Poemata selecta – Ausgewählte Gedichte (1579–1614) 9783110288247, 9783110290165

Founded in 1576, the University of Helmstedt was a brilliant center of late German humanism, a period that has been larg

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German Pages 833 [834] Year 2012

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Table of contents :
Vorwort
Einleitung
1. Vita Heinrich Meiboms
2. Forschungsbericht
3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms
3.1. Handschriftliche Überlieferung
3.2. Centonen
3.3. Horaz-Parodien
3.4. Gelegenheitslyrik
3.5. Annalistische Herrscherbeschreibung und -panegyrik in Epigrammserien
3.6. Epigramm-Serien zu großen Mannern in Vergangenheit und Gegenwart
3.7. Geistliche Lyrik
3.8. Zwei Fehlzuschreibungen: ›Ad somnum‹ und ›Ultimus hic liber est‹
4. Heinrich Meiboms Stammbuch
A. Vergil-Centonen
I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum Iohannis Olearii et Annae Heshusiae (1579)
II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei (1580/1597)
III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succinctae (1589)
B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull
I. Parodiarum Horatianarum liber primus (1588)
II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae (1580)
III. Parodia ad Catulli Faselum (1596)
C. Vermischtes
I. Sylvarum libri duo (1588)
II. Schediasmatum manipulus (1596)
III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae (1597)
IV. Anacreon Latinus (1600)
V. Guelfus redivivus (1614)
D. Geistliche Gedichte
I. Pia et necessaria mortis imminentis consideratio (1589/1602)
II. Memoriae Martini Lutheri (1595)
III. Labores Christi (1597)
IV. Flores verni (1604)
V. Flores serotini sive autumnales (1604)
E. Anhang
I. Poetologische Selbstzeugnisse Heinrich Meiboms
1. Widmung und Vortragsankündigung zu dem Vergil-Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595)
2. Widmung der ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596)
II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt zum Sommersemester 1597
III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625
IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms
1. Johann Thomas Cludius: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Sophie Meiboms, geb. Bökel (1625)
2. [Johann Thomas Cludius]: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Heinrich Meiboms (1625)
V. Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt (1583–1589)
1. Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, die Berufung Heinrich Meiboms und andere noch ungeklärte Fragen betreffend, an Herzog Julius vom 19. Marz 1583
2. Zweites Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, Heinrich Meiboms Berufung betreffend, an Herzog Julius vom 11. Juli 1583
3. Schreiben Heinrich Meiboms mit der Bitte um angemessene Besoldung an Herzog Julius vom 31. Juli 1583
4. Bestallungsurkunde vom 6. August 1583
5. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 6. August 1583
6. Schreiben Heinrich Meiboms wegen einer Besoldungserhöhung an Herzog Julius vom 8. September 1587
7. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 18. Marz 1589
VI. Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom: Deutsche Übersetzung der ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ von Heinrich Meibom (1686)
Editionsbericht
1. Zur Auswahl der Texte
2. Grundsätze der Textredaktion
3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate
Kommentar
Vorbemerkung
A. Vergil-Centonen
B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull
C. Vermischtes
D. Geistliche Gedichte
E. Anhang
Abkürzungen für die in dieser Edition enthaltenen Werke
Literaturverzeichnis
Register
1. Gedichtanfänge
2. Index nominum
3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar
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Poemata selecta – Ausgewählte Gedichte (1579–1614)
 9783110288247, 9783110290165

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Frühe Neuzeit Band 174

Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Martin Mulsow und Friedrich Vollhardt

Heinrich Meibom d.Ä.

Poemata selecta – Ausgewählte Gedichte (1579–1614) Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Lothar Mundt

De Gruyter

Frontispiz: Jean Jacques Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars. Frankfurt a. M. 1598, S. 118 (Exemplar der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 8 MS 10213:3) – Erläuterung der Subscriptio s.u., S. XXXII, Anm. 24.

ISBN 978-3-11-028824-7 e-ISBN 978-3-11-029016-5 ISSN 0934-5531 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2012 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gesamtherstellung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI 1. Vita Heinrich Meiboms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI 2. Forschungsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX 3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVIII 3.1. Handschriftliche Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . XXXIX 3.2. Centonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLIV 3.3. Horaz-Parodien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LVIII 3.4. Gelegenheitslyrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LXVI 3.5. Annalistische Herrscherbeschreibung und -panegyrik in Epigrammserien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LXXII 3.6. Epigramm-Serien zu großen Männern in Vergangenheit und Gegenwart. . . . . . . . . . . . . . . . LXXIII 3.7. Geistliche Lyrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LXXVII 3.8. Zwei Fehlzuschreibungen: ›Ad somnum‹ und ›Ultimus hic liber est‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LXXXIII 4. Heinrich Meiboms Stammbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . XCIII

A. Vergil-Centonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 Cento Vergilianus in honorem nuptiarum Iohannis Olearii et Annae Heshusiae (1579) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei (1580/1597) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succinctae (1589) . . . . . . 27 I.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 I. Parodiarum Horatianarum liber primus (1588) . . . . . . . . . . . . 55 II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae (1580) . . . . . . . . 145 III. Parodia ad Catulli Faselum (1596) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

Inhalt

VI

C. Vermischtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 I. II. III. IV. V.

Sylvarum libri duo (1588) . . . . . . . . . . . . . . . . Schediasmatum manipulus (1596) . . . . . . . . . . . Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae (1597) Anacreon Latinus (1600) . . . . . . . . . . . . . . . . . Guelfus redivivus (1614) . . . . . . . . . . . . . . . . .

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163 227 247 267 297

D. Geistliche Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 I. II. III. IV. V.

Pia et necessaria mortis imminentis consideratio (1589/1602) Memoriae Martini Lutheri (1595) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Labores Christi (1597) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flores verni (1604). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flores serotini sive autumnales (1604) . . . . . . . . . . . . . . . . .

337 345 357 371 395

E. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 I.

II. III. IV.

V.

Poetologische Selbstzeugnisse Heinrich Meiboms. . . . . . . . . 1. Widmung und Vortragsankündigung zu dem VergilCento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595) 2. Widmung der ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt zum Sommersemester 1597 . . . . . . . . Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625 . . . Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Johann Thomas Cludius: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Sophie Meiboms, geb. Bökel (1625) . . . 2. [Johann Thomas Cludius]: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Heinrich Meiboms (1625). . . . . . . Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt (1583–1589) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, die Berufung Heinrich Meiboms und andere noch ungeklärte Fragen betreffend, an Herzog Julius vom 19. März 1583 . . . . . . . . . . . . . . 2. Zweites Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, Heinrich Meiboms Berufung betreffend, an Herzog Julius vom 11. Juli 1583 3. Schreiben Heinrich Meiboms mit der Bitte um angemessene Besoldung an Herzog Julius vom 31. Juli 1583 . . . 4. Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 . . . . . . . . . . .

428 428 432 438 442 452 452 460 474

474

475 476 477

Inhalt

VII 5.

Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Schreiben Heinrich Meiboms wegen einer Besoldungserhöhung an Herzog Julius vom 8. September 1587 . . . 7. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 18. März 1589 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom: Deutsche Übersetzung der ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ von Heinrich Meibom (1686) . . . . . . . . . . . . .

. 479 . 479 . 482

. 485

Editionsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489 1. Zur Auswahl der Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489 2. Grundsätze der Textredaktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491 3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492

Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Vergil-Centonen . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull . C. Vermischtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Geistliche Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . E. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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515 516 537 565 635 657

Abkürzungen für die in dieser Edition enthaltenen Werke . . . . . 677 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713 1. Gedichtanfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713 2. Index nominum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 721 3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729

Vorwort Mit dieser Auswahledition wird zum erstenmal das lyrische Werk eines Autors in seiner ganzen Breite vorgestellt und literaturwissenschaftlich gewürdigt, der an der Universität Helmstedt seit dem Jahr ihrer Gründung (1576) studiert hatte, später für mehr als vier Jahrzehnte, von 1583 bis zu seinem Tode 1625, an diesem glanzvollen Zentrum des deutschen Späthumanismus, dem ›Athen der Welfen‹, die Professur für Poesie und Geschichte bekleidete und dank der überaus zahlreichen Publikationen, mit denen er in seinen beiden Fächern hervortrat, als Dichter wie als Historiker zu seiner Zeit einen hervorragenden Ruf genoß – als Dichter zudem im Juli 1590 auf ungewöhnliche Weise ausgezeichnet dadurch, daß ihn Kaiser Rudolf II. persönlich am Prager Hof mit dem Lorbeer krönte. Heinrich Meibom wurde zum Ahnherrn einer Gelehrtendynastie, deren Vertreter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts Helmstedter Professuren für Medizin und für Poesie und Geschichte, zeitweise alle drei in Personalunion, innehatten, von seinem Sohn, dem Mediziner Johann Heinrich Meibom (1590–1655), über seinen Enkel, den Mediziner und Polyhistor Heinrich Meibom d. J. (1638–1700), bis zu dessen Söhnen Hermann Dietrich (1671–1742) und Brandanus Meibom (1678–1740). Der literarhistorischen, medizin- und universitätsgeschichtlichen Forschung böte sich in diesem Zusammenhang, vor allem dank der günstigen Quellenlage zur Familiengeschichte, ein ergiebiges Betätigungsfeld – wobei vordringliches Desiderat eine vollständige editorische Erschließung des umfangreichen Briefwechsels innerhalb des Meibom-Nachlasses an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (Niedersächsischen Landesbibliothek) Hannover wäre. Daß vorliegende Ausgabe zustande kam, ist der Initiative eines Nachfahren Heinrich Meiboms, des Seniors der 1755 in den Reichsadelsstand erhobenen Familie von Meibom, Herrn Hans-Dieter von Meibom (Dreieich-Buchschlag), zu verdanken. Herr von Meibom hat mich, unter Vermittlung von Herrn Prof. Dr. Wilhelm Kühlmann (Heidelberg), im Frühjahr 2009 mit der Anfertigung dieser Edition beauftragt und meine Arbeit sowie alle dazu notwendigen Sachaufwendungen finanziert, einschließlich der Kosten für die Transkription und elektronische Erfassung der zu edierenden Texte, die von Frau Marei Kölling (Berlin), nebst der Ermittlung aller in den Centonen verarbeiteten Vergil-Verse, sachgerecht und sorgfältig ausgeführt wurde. Freundliche Beratung und Unterstützung, die vor allem bei

X

Vorwort

Beginn meiner Arbeiten sehr hilfreich waren, wurden mir in Gesprächen mit Frau Dr. Mathilde von Meibom, geb. Gerbl (München), zuteil, die sich als Altphilologin schon lange Jahre vor mir im Rahmen von familiengeschichtlichen Studien mit der Lyrik Heinrich Meiboms beschäftigt hatte. Für das Konzept dieser Edition gab es keinerlei bindende oder die Freiheit literaturwissenschaftlicher Entscheidungen einschränkende Vorgaben. Die Familie von Meibom hat mir bei der Auswahl der Texte und der Entwicklung der editionsphilologischen Verfahrensweisen in jeder Hinsicht freie Hand gelassen. Es kam allein darauf an, in einer dem aktuellen Stand der Literaturwissenschaft und der neulateinischen Philologie gerecht werdenden Ausgabe der an solchen Studien interessierten wissenschaftlichen Öffentlichkeit ein möglichst umfassendes und zuverlässiges Bild von dem Lyriker Heinrich Meibom zu vermitteln. Ich hoffe, daß ich die in diese Richtung gehenden Erwartungen nicht enttäuscht habe und das hiermit erschlossene gänzlich neue Stoffgebiet aus einem bedeutsamen, durchaus weiterer Erhellung bedürftigen Segment der Epoche des deutschen Späthumanismus von der neulateinischen Philologie nutzbringend angenommen wird. Bei der unerläßlichen Durchsicht der einschlägigen Teile des MeibomNachlasses an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover war mir Frau Anke Hölzer als zuständige Bibliothekarin der dortigen Handschriften-Abteilung auf ungewöhnlich entgegenkommende Weise behilflich, und zwar nicht nur in den Bibliotheksräumen selbst, sondern auch durch Vorwegübermittlung zahlreicher sachdienlicher Informationen, die mir viele sonst unvermeidliche zeitraubende Umwege erspart haben. Hierfür sei ihr herzlich gedankt. Frau Dr. Ingrid Henze (Helmstedt), Herrn Dr. Peter Zeeberg (Kopenhagen), Herrn Dr. Jens Bruning (HAB Wolfenbüttel) und Herrn Johannes Amann-Bubenik (Waidhofen a. d. Ybbs / Österreich), nicht zuletzt auch meinem Sohn Felix Mundt (HU Berlin), habe ich für freundliche Unterstützung bei der Klärung von Einzelfragen zu danken, den Herausgebern der Reihe ›Frühe Neuzeit‹, insbesondere Herrn Prof. Dr. Wilhelm Kühlmann, für die Aufnahme dieses Titels in die laufende Programmplanung. – In aller Regel sind Publikationen zur neulateinischen Philologie wegen ihrer äußerst begrenzten Vermarktungschancen ohne einen Druckkostenzuschuß verlegerisch nicht realisierbar. Bei vorliegender Edition verhielt es sich nicht anders. Den zu ihrer Drucklegung notwendigen Betrag hat, neben den schon erwähnten Kosten der Manuskriptherstellung, Herr Hans-Dieter von Meibom übernommen, wofür ich ihm ebenso danken möchte wie für die faire und freundliche Haltung, mit der er meine Arbeiten von Anfang bis Ende begleitet hat. Berlin-Marienfelde, im Januar 2012

Lothar Mundt

Einleitung1 1. Vita Heinrich Meiboms2 Heinrich Meibom wurde am 4. Dezember 1555 im Flecken Alverdissen, nahe Lemgo, in der Grafschaft Lippe, geboren. Sein Vater war der dortige Pfarrer Martin Meibom, der, aus Osnabrück gebürtig, vor Übernahme des Pfarramtes in Alverdissen Konrektor am Lemgoer Gymnasium zur Zeit des  1

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Bei Verweisen auf Werke Heinrich Meiboms, die in dieser Ausgabe enthalten sind, werden die in der Liste auf S. 677 aufgeführten Abkürzungen verwendet. Die wichtigsten Quellen zu seiner Biographie sind die beiden ihm und seiner kurz vor ihm verstorbenen Ehefrau gewidmeten Nachrufe der Universität Helmstedt: Iohannes Thomas Cludius, Programma in funere honoratissimae et lectissimae matronae Sophiae Bokeliae, coniugis clarissimi viri Henrici Meibomii, Historici et Poetae celeberrimi, in Academia Iulia P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625 (s. u., S. 452–461); [ders.], Programma in funere clarissimi et excellentissimi viri Henrici Meibomii, Poetae et Historici celeberrimi et in Acad. Iulia Professoris primarii P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625 (s. u., S. 460–473); ferner der bereits zu seinen Lebzeiten erschienene Artikel in dem biographischen Sammelwerk von Jean Jacques Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars. Frankfurt a. M. 1598, S. 118–123 (hier auf S. 118 das bekannte Porträt, das unserer Ausgabe als Frontispiz beigegeben ist). Familiengeschichtliche Informationen finden sich auch in dem Nachruf auf Heinrich Meibom d. J.: [Johannes Werlhof], Programma in funere viri doctrina, fama, meritis illustris, Domini Henrici Meibomii, Medicinae practicae, Historiarum et Poëseos Professoris Publici et Archiatri Guelphici, anno seculari MDCC sub exordium d. XXVI. m. Martii pie ac placide defuncti, P. P. Helmstedt 1700, Bl. A2v–A4r. – Die erste größere biographische Darstellung lieferte Johann Georg Leuckfeld in Gestalt einer Beigabe zu seiner Ausgabe von Meiboms Chronik des Klosters Marienborn: Johann Georg Leuckfeld, Kurtze Historische Nachricht von dem Leben und Schrifften M. Henrici Meibomii […]. In: ders. (Hrsg.), M. Heinrich Meybaums, Sen. Der Julius-Universität zu Helmstedt lange Jahre gewesenen Profess. Publ. Ordin. Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Born […] So aus Allerhand alten Monumenten […] von ihm verfertiget worden […]. Magdeburg, Leipzig 1720, S. 1–16. – Am Anfang der modernen Meibom-Biographik steht der ausgezeichnete Artikel von Paul Zimmermann in seiner Ausgabe der Helmstedter Matrikel (er wurde grundlegend für alle später erschienenen Darstellungen in biographischen Nachschlagewerken): Album Academiae Helmstadiensis. Bearb. von Paul Zimmermann. Bd. 1: Album Academiae Juliae. Abt. 1: Studenten, Professoren etc. der Universität Helmstedt von 1574–1636. […]. Hannover 1926 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen 9), S. 428 f. Vgl. auch Otto Herding, Heinrich Meibom (1555–1625) und Reiner Reineccius (1541–1595). Eine Studie zur Historiographie in Westfalen und Niedersachsen. In: Westfälische Forschungen 18 (1965), S. 5–22; NDB 16 (1990), S. 629–631 (Peter Johanek); Sabine Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (1576–1810). Helmstedt 2004 (= Veröffentli-

XII

Einleitung

Rektorats (1541–1552) von Johannes Tilenius gewesen war.3 Seine Mutter Anna, geb. Dreyer, war eine Tochter des Theologen Johannes Dreyer, der als Superintendent in Minden wirkte. Im Frühjahr 1556, als er gerade fünfzehn Wochen alt war, verstarben binnen zweier Tage seine Eltern an der Pest, die damals die Region heimgesucht hatte. Heinrich Meibom kam ebenso wie sein etwas älterer Bruder Justus bzw. Jobst4 in die Obhut von Angehörigen oder guten Freunden der Familie. Er verbrachte seine Kindheit und die ersten Schuljahre in Lemgo, das er stets als seinen Herkunftsund Heimatort bezeichnete.5 Als er das Lemgoer Gymnasium besuchte, stand dies unter der Leitung von Bernhard Copius.6 Später wechselte er

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chungen der Kreismuseen Helmstedt 7), S. 153 f.; BBL (2006), S. 485–487 (M. Flotho); John L. Flood, Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A bio-bibliographical handbook. Vol. 3. Berlin, New York 2006, S. 1280–1292. – Reichhaltige Informationen über Heinrich Meibom, seinen Vater und seine Nachfahren finden sich in der erweiterten Fassung (1996) der von Viktor von Meibom 1881 zusammengestellten, seinerzeit nur handschriftlich verbreiteten Familiengeschichte: Nachrichten über die Familie von Meibom. Zusammengestellt von Viktor von Meibom (1881). Ergänzt und fortgeführt von Hans von Meibom (1938) u. Hans-Peter von Meibom (1996). Es handelt sich bei dieser letzten Fassung um einen Computerausdruck (Exemplar im Besitz der Leibniz-Bibliothek Hannover); Informationen über Martin Meibom und Heinrich Meibom d. Ä. hier S. 12a–28 (leider mit vielen Abschreibfehlern, besonders bei den bibliographischen Hinweisen). Vgl. Lothar Weiß, Schüler des Bernhard Copius. In: Friedrich Bratvogel (Hrsg.), Bernhard Copius und das Lemgoer Gymnasium. Göttingen 2011, S. 71–101, hier S. 89. Er wurde nach einem Studium in Helmstedt (immatrikuliert am 2. Mai 1577 – s. Album Academiae Helmstadiensis, Bd. 1 [wie Anm, 2], S. 13, Nr. 15) Pastor in Golzwarden, nördlich von Brake, an der Unterweser (im Oldenburgischen). Im Februar 1615 wurde er dort von seinem eigenen Knecht umgebracht; die Hintergründe und näheren Umstände der Bluttat liegen im Dunkeln. S. dazu Heinrich Meiboms Briefwechsel mit dem Oldenburgischen Rat Hermann Velstein (Leibniz-Bibliothek Hannover, MS XLII 1905, Bl. 2–45), dazu die erläuternden Beiblätter von Karl-Heinz Kausch. Vgl. z. B. das Huldigungsgedicht ›Senatui Populoque Lemgoviensi‹, das er der Festschrift auf seine Dichterkrönung voranstellte und das mit den folgenden Versen beginnt: »Accipe Caesariam, carissima patria, laurum, Quam peperit virtus ingeniumque mihi. Hanc Aris depono tuis. Tibi debeo, si quis In commune meâ fructus ab arte fluit. Tu mihi nascenti lumen vitale dedisti, In te sunt studii semina iacta mei.« [»Empfange, liebste Heimatstadt, den kaiserlichen Lorbeer, den mir Tugend und Begabung verschafft haben. Diesen lege ich auf deinen Altären nieder. Dir bin ich es schuldig, wenn von meiner Kunst irgendein Gewinn dem gemeinen Nutzen zufließt. Du hast mir bei meiner Geburt das Licht des Lebens gegeben, bei dir wurden die Samen meines wissenschaftlichen Strebens gelegt.«] Laurea poetica ab invictissimo et potentissimo Imperatore, Caesare Rudolpho II., Aug. Germanico, P. P. pio, felici, Henrico Meibomio Lemgoviensi, in Iulia academiâ professori publico, virtutis ergô clementissimè donata et amicorum clarissimorum carissimorumque scriptis celebrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591, S. 4. Vgl. Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars (wie Anm. 2), S. 119: »Initia pietatis

1. Vita Heinrich Meiboms

XIII

an das Gymnasium in Minden. 1573 begab er sich nach Braunschweig, wo er im Hause des berühmten Theologen Martin Chemnitz (Chemnitius)7 lebte, als Privatlehrer von dessen beiden Söhnen Martin und Paul. Auf Anraten seines Mentors Chemnitz ließ er sich am 17. Oktober 1576 zusammen mit seinen beiden Zöglingen an der in diesem Jahr von dem Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg gegründeten Universität Helmstedt immatrikulieren.8 Vier Jahre später, am 15. Dezember 1580, wurde er hier unter dem Dekanat des Mathematikers Magnus Pegel (Pegelius) zum Magister promoviert.9 Aus diesem Anlaß erschien im selben Jahr eine kleine

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et literarum didicit in Schola patriâ sub praeceptore Bernhardo Copio […].« [»Die Anfänge der Frömmigkeit und der Wissenschaft erlernte er in der Schule seiner Heimatstadt unter der Anleitung seines Lehrers Bernhard Copius (…).«] Bernhard Copius (1525–1581) leitete die Schule von Ostern 1559 bis Ostern 1566. Später wirkte er als Professor in Marburg. Zu seiner Biographie s. Lothar Weiß, Bernhard Copius (1525– 1581). In: Bratvogel (Hrsg.), Bernhard Copius (wie Anm. 3), S. 43–69. Martin Chemnitz (geb. 9. 11. 1522 Treuenbrietzen, gest. 8. 4. 1586 Braunschweig) studierte 1543 in Frankfurt a. O. und 1545 in Wittenberg an der Artistenfakultät. 1547 ging er nach Königsberg und erwarb dort an der gerade gegründeten Universität den Magistergrad (mit dem amtierenden ersten Rektor der Universität, Georg Sabinus, war er entfernt verwandt). 1550 berief ihn Herzog Albrecht in das Amt eines Bibliothekars der Königsberger Schloßbibliothek. Neben dieser Beschäftigung betrieb Chemnitz in den folgenden Jahren unter Anleitung Melanchthons theologische Studien. Als er wegen des Osiandrischen Streits 1553 seinen Bibliothekarsposten aufgegeben hatte, kehrte er an die Universität Wittenberg zurück, hörte bei Melanchthon und las selbst über dessen ›Loci theologici‹. Schon ein Jahr später berief ihn der Braunschweiger Superintendent Joachim Mörlin, mit dem er von Königsberg her bekannt war, zu seinem Koadjutor. Als Mörlin 1567 sein Amt aufgab, um Bischof von Samland zu werden, wurde Chemnitz sein Nachfolger; auf Wunsch des Braunschweiger Rates erwarb er 1568 in Rostock den theologischen Doktorgrad. In seinem Amt, das er bis 1584 ausübte, entwickelte sich Chemnitz trotz seiner früheren Nähe zu Melanchthon zu einem führenden Vertreter der lutherischen Orthodoxie, der kryptokalvinistische Tendenzen hart bekämpfte. An der Einführung der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg war er ebenso beteiligt wie an der Gründung der Universität Helmstedt und der Entwicklung der Konkordienformel. Als Kontroverstheologe setzte er sich mit der Theologie des Jesuitenordens und den Ergebnissen des Tridentinischen Konzils kritisch auseinander. – Zur ersten Information: ADB 4 (1876), S. 116–118 (Brecher); NDB 3 (1957), S. 201 f. (Ernst Wolf); Theologische Realenzyklopädie. Bd. 7. Berlin, New York 1981, S. 714–721 (Theodor Mahlmann); Der zweite Martin der Lutherischen Kirche. Festschrift zum 400. Todestag von Martin Chemnitz. Hrsg.: Ev.-luth. Stadtkirchenverband und Propstei Braunschweig (Redaktion W. A. Jünke). Braunschweig 1986; BBL (2006), S. 140 f. (Inge Mager). Album Academiae Helmstadiensis, Bd. 1 (wie Anm. 2), S. 10, Nr. 44 (H. Meibom) u. Nr. 41/42 (die Brüder Chemnitz). – Unglaubwürdig sowohl aus Gründen der Chronologie wie im Hinblick auf Meiboms bedrängte materielle Situation ist die sicher auf einem Mißverständnis beruhende Mitteilung Boissards (Iconum virorum illustrium III. pars [wie Anm. 2], S. 119), er habe vor seiner Immatrikulation in Helmstedt schon mehrere andere Universitäten besucht: »ex huius [sc. Martini Chemnitii sen.] consilio perlustratis nonnullis Academiis Helmstadii substitit« [»auf dessen (d. h. Martin Chemnitz’ d. Ä.) Rat hin besuchte er einige Universitäten und ließ sich dann in Helmstedt nieder«]. Album Academiae Helmstadiensis, Bd. 1 (wie Anm. 2), S. 29, Nr. 3.

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Gratulationsschrift10 mit Gedichten zweier Lemgoer Landsleute: des Helmstedter Medizin-Professors Hermann Neuwaldt11 und eines gewissen, mir sonst nicht bekannten Arnoldus Grothusius12. Schon ein Jahr zuvor, 1579, war Meibom mit seiner ersten selbständig erschienenen Publikation, einem Vergil-Cento auf die Hochzeit von Johannes Olearius und Anna Heshusen13, als Dichter hervorgetreten. Der Beginn seiner dichterischen Produktion ist jedoch sehr viel früher, und zwar noch vor seiner Immatrikulation in Helmstedt, anzusetzen. Schon 1575 nämlich, also in seiner Braunschweiger Zeit, steuerte er ein ›Epigramma ad lectorem‹ in zehn Distichen zu einer ›Oratio pro diligenter excolendis artium studiis‹ von Johannes Zanger aus Braunschweig bei.14 Meiboms in den Jahren 1579–1582 erschienene poetische Werke, vor allem die drei Vergil-Centonen aus dieser Zeit15, und der gute Ruf, den er sich damit in Helmstedt erworben hatte16, bewog die Universität, ihn Herzog Julius für die Besetzung des seit dem Weggang des Pancratius Krüger17 10

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Carmina gratulatoria in honorem doctissimi et ornatissimi iuvenis, D. Hinrici Meibomii Lemgoviensis, cum in inclyta Academia Iulia, quae est Helmstadii, gradu Magisterii ornaretur à clarissimo et spectabili viro, D. M. Magno Pegelio Mathematum professore et Collegii Philosophici Decano, scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580. Über ihn s. u., S. 519 f. Er hatte sich schon 1578 mit zwei griechischen Zitaten (aus Herodot und Menander) in Meiboms Stammbuch eingetragen, »in perpetuam amicitiae memoriam« (Bl. 128v). Heinrich Meibom, Cento Vergilianus in honorem nuptiarum reverendi et clarissimi viri D. Iohannis Olearii Wesaliensis, sacrae Theologiae Doctoris et Professoris in illustri Academia Iulia, et castissimae virginis Annae Heshusiae, Tilemani V. C. filiae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1579. – Textedition s. u., S. 3–11. Ioannes Zangerus, Oratio pro diligenter excolendis artium studiis. [Wolfenbüttel: Conrad Horn] 1575, Bl. Av. – Weitere unselbständig erschienene Poetica Meiboms aus der Zeit vor 1579 sind mir nicht begegnet. Ich vermute aber stark, im Hinblick auf seine große Produktivität, daß sich bei ausgedehnteren bibliographischen Nachforschungen, als sie im Rahmen vorliegender Edition möglich waren, noch einiges ans Licht kommen könnte, vor allem im Bereich des Helmstedter akademischen Gelegenheitsschrifttums. Außer dem schon in Anm. 13 genannten sind dies: Cento Virgilianus de ministerio et decollatione Iohannis Baptistae praecursoris Domini. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580; Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israëlitae et Goliathi Philistaei. Ad reverendum et amplissimum virum, Dominum Casparum Schosgium Abbatem Mariaethalensem, Patronum et Mecoenatem colendum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580 (Edition des letztgenannten s. u., S. 13–25). In dem zweiten Erinnerungsschreiben der Universität Helmstedt an Herzog Julius, Meiboms Bestallung betreffend (Text s. u., Anhang, S. 475 f.), wurde er ausdrücklich dafür gelobt, daß »er den Virgilium also eben imitiret, das jederman, so der Sachen verstandt hatt, sagen muß, es sei nicht baldt einer gefunden wordenn, der des Virgilii Schlag also, wie er thue, gehalten« (Anhang, S. 476). Pancratius Krüger (1546–1614) war der erste Professor für Poesie in Helmstedt seit Gründung der Universität. Über ihn s. Ingrid Henze, Der Lehrstuhl für Poesie an der Universität Helmstedt bis zum Tode Heinrich Meiboms d. Ält. († 1625). Eine Untersuchung zur Rezeption antiker Dichtung im lutherischen Späthumanismus. Hildes-

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(1581) vakant gebliebenen Lehrstuhls für Poesie zu empfehlen.18 Der Herzog bekundete grundsätzliche Zustimmung, ließ sich aber bis zu einer endgültigen Entscheidung mehrere Monate Zeit, so daß Meibom, der sich in einer prekären finanziellen Situation befand, schon in Erwägung zog, Helmstedt zu verlassen und eine ihm in Westfalen zu günstigen Konditionen angebotene ›kirchliche Funktion‹ (›ecclesiastica functio‹19), wohl ein Pfarramt20, anzunehmen. Erst nach dem zweiten Erinnerungsschreiben der Universität, in dem Meibom nun auch als Kandidat für die Übernahme einer zweiten Professur, nämlich der für Geschichte, in Erscheinung tritt, und einem Bittbrief Meiboms an den Herzog vom 31. Juli 158321 erfolgte mit Urkunde vom 6. August 158322 die Bestallung Meiboms als Professor »poeseos vnd Historiae Latinae«23 zu einer jährlichen Besoldung von 150 Münzgulden (zehn weniger, als Meibom sich in seinem Bittbrief als Minimum erbeten hatte), mit der Möglichkeit für beide Seiten, das Dienstverhältnis zum Ende eines jeden Halbjahres aufzukündigen. Die Hinzunahme der Professur für Geschichte, von der im ersten Erinnerungsschreiben der Universität vom 19. März 1583 noch nicht die Rede gewesen war, erklärt sich daraus, daß der Historiker, über den die Universität schon seit 1582 verfügte, Reiner Reineccius24 nämlich, von der Lehre

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heim, Zürich, New York 1990 (= Beiträge zur Altertumswissenschaft 9), S. 73–77; Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (wie Anm. 2), S. 137. – Er hatte sich am 28. Juni 1577 mit einem Plautus-Zitat (Pseud. 685 f.) in Meiboms Stammbuch (Bl. 43r) eingetragen. Der Vorgang ist bei uns im Anhang (S. 474–476) dokumentiert durch zwei Erinnerungsschreiben der Universität an Herzog Julius vom 19. März und 11. Juli 1583. So im ersten Erinnerungsschreiben der Universität an Herzog Julius vom 19. März 1583 (s. u., Anhang, S. 474, Z. 21). Lt. Boissard hatte Meibom in Helmstedt auch an der Theologischen Fakultät, bei Tilemann Heshusen, Timotheus Kirchner und Daniel Hofmann, studiert: Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars (wie Anm. 2), S. 119 f. Die beiden Texte s. u., Anhang, S. 475–477. Text s. u., Anhang, S. 477–479. Ebd., S. 477, Z. 4 f. Reiner Reineccius (eigtl. Reineke, geb. 15. 5. 1541 Steinheim, Kreis Höxter, gest. 16. 4. 1595 Helmstedt) entstammte einer Steinheimer Ratsfamilie. Noch vor Vollendung seines neunten Lebensjahres wurde er auf die Lateinschule in Lemgo geschickt, wo Martin Meibom, Heinrich Meiboms Vater, sein Lehrer war. Nach Ablauf von drei Jahren besuchte er die Schule in Hannover; mit seinem dortigen Lehrer Johannes Glandorp wechselte er an die Schule in Goslar. Nach dem Ende seiner Schulzeit, für die ihm Glandorp als Goslarer Rektor ein sehr günstiges Zeugnis ausstellte (datiert vom 24. 9. 1559), begann Reineccius 1560 ein Studium in Marburg. 1562 wechselte er an die Universität Wittenberg, wo er 1565, nach einem Zwischenaufenthalt als Erzieher in Goldberg/Schlesien, den Magistergrad erlangte. Noch in Wittenberg übernahm er 1566 die Aufgabe eines Hofmeisters für die Söhne des Johann Christoph von Bernstein, die er neun Jahre lang wahrnahm. Mit seinen Zöglingen besuchte er zu Studienaufenthalten die Universitäten Jena und Leipzig. 1578 wurde er auf die Professur für Geschichte an der Universität Frankfurt a. O. berufen, die er aber wegen längerer Krankheit erst 1580 übernehmen konnte. Da Reineccius allein seinen histori-

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freigestellt war, um für die Neufassung seines großen weltgeschichtlichen Werkes, des ›Syntagma‹ (zu Ehren von Herzog Julius und seiner Universität unter dem neuen Haupttitel ›Historia Iulia‹) freie Hand zu haben. Meibom hatte also, nach heutigen Begriffen, eine reine Lehrprofessur für Geschichte inne, während die ›Forschung‹ gewissermaßen Sache seines Kolschen Studien leben und sich nicht dazu verstehen wollte, auch lehrend tätig zu werden, kam es bald zu Konflikten mit der Universitätsleitung, die ihn bewogen, 1582 eine Geschichtsprofessur an der Universität Helmstedt anzunehmen. Herzog Julius war bereit gewesen, ihm alle Lehraufgaben unter bestimmten Bedingungen zu erlassen. Eine davon besagte, daß Reineccius sein großes Geschichtswerk, das 1574–1580 in Basel in vier Bänden erschienene ›Syntagma de familiis, quae in monarchiis tribus prioribus rerum petitae sunt‹ (eine Geschichte der besagten drei Weltreiche auf genealogischer Basis) in Helmstedt fortführen sollte. Von der erweiterten Neufassung dieses Werkes, nunmehr zu Ehren des Herzogs und der Universität mit dem Haupttitel ›Historia Iulia‹, erschienen zu Lebzeiten des Autors zwei Bände (1594 und 1595); ein dritter wurde 1597, zwei Jahre nach seinem Tode, aus dem Nachlaß von Heinrich Meibom herausgegeben. Von dem vierten Band, der, als Abschluß des Gesamtwerkes, die vierte und letzte Epoche der Weltgeschichte seit Beginn der römischen Weltherrschaft behandeln sollte, hatte der Autor nur Vorarbeiten hinterlassen, die nie gedruckt wurden. – Einer anderen Auflage des Herzogs Julius gemäß sollte Reineccius auch, gewissermaßen als Ausgleich für den Erlaß der Lehrtätigkeit, eine Anleitung zum Studium der Geschichtswissenschaft verfassen; dieser Auflage kam er nach mit der schon 1583 in Helmstedt erschienenen ›Methodus legendi cognoscendique historiam tam sacram quam profanam‹. – Reineccius war in erster Ehe (1574–1584) mit Anna Vadina, eigtl. Reichbacher (s. u., S. 194 f., S I 28, u. Kommentar hierzu S. 584 f.), in zweiter Ehe (seit 1585) mit Elisabeth Rhode verheiratet. – Einige Monate vor seinem Tode verfaßte er eine kleine Autobiographie (›Narratio de vita R. Reineccii‹), die Heinrich Meibom in dem von ihm herausgegebenen Band 3 der ›Historia Iulia‹ abdruckte (ich benutzte den Nachdruck in: Opuscula varia de Westphalia eiusque doctis aliquot viris. Edita et notis illustrata à Iohanne Goes Westphalo. Helmstedt 1668, S. 224–226; auf S. 226 f. als Anhang das Zeugnis von Johannes Glandorp). – Einen Eindruck von der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Heinrich Meibom in den Jahren 1583–1593 bieten die dreißig Briefe von Reineccius an Meibom im Meibom-Briefnachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover: MS XLII 1899, Bl. 1–33 (hierzu instruktive Beiblätter von Karl-Heinz Kausch). – Reineccius war wie Meibom ein Günstling des großen humanistischen Mäzens Heinrich Rantzau (s. u., Anm. 41). Auf dessen Anregung gab er 1587 in Helmstedt die Weltchronik des Albert von Stade nach einem Manuskript aus Rantzaus Besitz heraus. – Zu R.s Biographie: ADB 28 (1889), S. 17–19 (P. Zimmermann); Zimmermann, Album, Bd. 1, Abt. 1 (wie Anm. 2), S. 426 f.; Otto Herding, Heinrich Meibom (1555–1625) und Reiner Reineccius (1541–1595) (wie Anm. 2); Josef Menze, Reiner Reineccius Steinhemius. In: Mitteilungen des Kulturausschusses der Stadt Steinheim, Heft 2, Herbst 1968, S. 2–13; Johannes Waldhoff, Reiner Reineccius. Der Steinheimer (1541–1595). Ausstellung zum 400. Todestag im Rathaussaal 24. April bis 5. Mai 1995. Steinheim 1995 (= Mitteilungen des Kulturausschusses der Stadt Steinheim, Heft 55, 1. Halbjahr 1995); Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (wie Anm. 2), S. 185 f.; BBL (2006), S. 579 f. (P. Aufgebauer). – Zu den Beziehungen zu Rantzau: Peter Zeeberg, Heinrich Rantzau (1526–98) and his humanist collaborators. The examples of Reiner Reineccius and Georg Ludwig Froben. In: Germania latina, Latinitas teutonica. Politik, Wissenschaft, humanistische Kultur vom späten Mittelalter bis in unsere Zeit. Hrsg. von Eckhard Keßler u. Heinrich C. Kuhn. Bd. 1 München 2003 (= Humanistische Bibliothek I,54), S. 539–552; ders., Heinrich Rantzau. A bibliography. Kopenhagen 2004, passim.

1. Vita Heinrich Meiboms

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legen (und Freundes) Reineccius war; mit dem Tode des Reineccius im Jahre 1595 hatte sich diese Unterscheidung allerdings erledigt. Zwei Jahre nach seiner Berufung auf die beiden Helmstedter Professuren, im Oktober 1585, heiratete Meibom in Wolfenbüttel Sophie Bökel (geb. 21. 10. 1566 Oldenburg, gest. 19. 5. 1625 Helmstedt)25, Tochter von David Bökel bzw. Böckel26 (Leibchirurg von Herzog Julius)27 aus dessen erster Ehe mit Elisabeth Grapendorf28. Anläßlich ihrer Hochzeit erschienen zwei Drucke mit Gratulationsgedichten von Freunden und Kollegen: ›Gratulatoria aliquot carmina‹29 und ›Epithalamia‹30. Aus der Ehe gingen zehn Kinder, drei Töchter und sieben Söhne, hervor, von denen nur drei Söhne die Eltern überlebten31: Johann Heinrich Meibom (geb. 27. 8. 1590 Helm25

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Sophie Bökel hatte eine Vorgängerin in einem Mädchen, dem Meibom in vier Gedichten seiner ›Schediasmata‹ (SM 20–23, s. u., S. 238–241) unter dem (fiktiven?) Namen Marilla (als Latinisierung von Mareile?) ein Denkmal gesetzt hat. Diese Marilla, anscheinend Meiboms erste Liebe, starb kurz vor der schon in Aussicht genommenen Hochzeit. Ich verwende die Schreibung Bökel, da ich wegen der lateinischen Namensform Bocelius vermute, daß das ö lang gesprochen wurde. David Bökel (geb. 1534 Antwerpen, gest. 23. 10. 1614 Wolfenbüttel) war ein Bruder von Johannes Bökel, Leibarzt von Herzog Julius und Medizinprofessor in Helmstedt. Beider Vater war der Maler Cornelius Bökel, der aus Glaubensgründen seine niederländische Heimat 1546 verlassen und sich nach einem Zwischenaufenthalt in Wittenberg in Hamburg niedergelassen hatte. Zur Biographie David Bökels s. außer den Mitteilungen in dem Nachruf auf Sophie Bökel (bei uns im Anhang, S. 454–457): KarlEgbert Schultze, David Böckel (1534–1614), ein herzogl. wolfenb. Leibchirurg, und seine Nachkommen. In: Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 3 (1951), S. 47–54. Sie entstammte einer Hamburger Familie und starb am 27. 7. 1578 in Helmstedt. Gratulatoria aliquot carmina. Honori nuptiarum clarissimi viri, poetae praestantissimi Dn. M. Henrici Meibomii, Historiarum et Poëseos in illustri Schola Iulia PP. etc. sponsi, et lectissimae virginis Sophiae Bokeliae etc. sponsae, dedicata ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585. – Als Verfasser waren beteiligt: Hermann Neuwaldt (s. u., S. 519 f.), Joachim Münsinger von Frundeck (s. u., S. 572 f.), Prudentius Thalaeus (s. u., S. 524), John Jonston (ein Schotte, der damals in Helmstedt studierte), David Vasmarus, eigtl. Vasmer (Mediziner in Helmstedt) und Caspar Arnoldi (Mediziner ebd.; s. u., S. LX, Anm. 97). Epithalamia in nuptias clarissimi et ornatissimi viri, Dn. M. Henrici Meibomii Lemgoviensis, in illustri Iulia Academia, quae est Helmaestadii, Poëseos et Histor. Professoris celeberrimi, et lectissimae virginis Sophiae Bokeliae, Davidis Bokelii, viri honorati, filiae, à clarissimis et carissimis amicis decantata. In Archigymnasio Iulio, mense Octobri. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585. – Auch hier beteiligte sich wieder Hermann Neuwaldt (s. u., S. 519 f.), des weiteren: Basilius Sat(t)ler (s. u., S. 578), Johannes Bökel (der Bruder von Meiboms Schwiegervater – s. o., Anm. 27), Heinrich Boëthius (s. u., S. 578), Stephan Schrader (Helmstedter Ratsschreiber) und Martin Chemnitz jun. Dem Schluß des zweiten Buches der ›Sylvae‹ fügte Meibom eine kleine Gedenkschrift zum Tode seines Erstgeborenen, Heinrich Joachim Meibom, im Jahre 1587 an, bestehend aus einem Prosanachruf von dem damaligen Vizerektor Tilemann Heshusen und zwei Epicedien von Caspar Arnoldi und Johannes Bernsdorphius: Memoriae Henrici Ioachimi Meibomii filioli Henrici Meibomii Poetices et Historiarum Professoris. In: Parodiarum Horatianarum libri duo ad Nicolaum Caasam, magnum regni Daniae Cancellarium. Item Sylvarum libri duo. Helmstedt: Iacobus Lucius 1588, Sylvae, S. 55–63.

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stedt, gest. 16. 5. 1655 Lübeck)32, David Meibom (getauft 13. 7. 1592)33 und Justus Heinrich Meibom (getauft 18. 10. 1597)34. Mit dem ihm bei seiner Bestallung 1583 zugemessenen Gehalt nahm Meibom unter den Professoren der Philosophischen Fakultät, deren Besoldung ohnehin überall hinter der von Angehörigen der oberen Fakultäten, vor allem der Theologen und Juristen, von Ausnahmen abgesehen, beträchtlich zurückstand, den vorletzten Platz ein; nur Johannes Sigfrid, ao. Professor für Physik, Mathematik und Anatomie, verdiente noch weniger.35 Vier Jahre nach seiner Berufung, am 8. September 1587, richtete Meibom, nachdem eine entsprechende Eingabe der Universität erfolglos geblieben war, an Herzog Julius einen eindringlich formulierten Brief36, in dem er seinem Dienstherrn die Notlage schilderte, in die er, der nunmehr eine Familie zu versorgen hatte, inzwischen geraten sei, weil eine anfänglich einmal in Aussicht gestellte Gehaltsaufbesserung unterblieben war. Unter Hinweis auf sein großes Engagement in der Lehre, seine rege Publikationstätigkeit und sein gutes Renommee in der Fachwelt appellierte er an den Herzog, ihn alsbald mit einem Gehalt auszustatten, mit dem er in der Lage sei, ein standesgemäßes Leben zu führen. Um dem Herzog die Entscheidung zu erleichtern, bot er an, seinem Kollegen Reineccius die vorgesehene deutsche Übersetzung der einzelnen Bände seiner ›Historia Iulia‹ abnehmen zu wollen, damit es mit der eigentlichen Arbeit an dem Werk schneller vorangehe. Er werde auch sonst seinen Arbeitseinsatz so steigern, daß eine ihm gewährte Gehaltszulage ohne weiteres wieder eingebracht werde. Nach diesem Schreiben vergingen noch gut anderthalb Jahre, bis der Herzog tatsächlich eine Besoldungserhöhung in die Wege leitete, und zwar im Rahmen einer auf den 18. März 1589 datierten neuen Bestallungsurkunde.37 Mit dieser erhielt Meibom eine Zusage für eine feste Anstellung auf zehn Jahre, nach deren Ablauf der Arbeitsvertrag für beide Seiten mit 32

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1619 in Basel zum Dr. med. promoviert, wurde er im selben Jahr in Helmstedt o. Professor der Physiologie. Seit 1629 praktizierte er als Stadtarzt in Lübeck. Über ihn s. Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (wie Anm. 2), S. 157 (mit Hinweisen auf weitere Literatur). Sein Sohn war der berühmte Helmstedter Mediziner und Polyhistor Heinrich Meibom d. J. (1638–1700). Er wurde Superintendent in Halle a. d. Weser. Er wurde Kaufmann in Hildesheim. Vgl. dazu die die Gehaltsstruktur der Jahre 1582 und 1584 wiedergebende tabellarische Übersicht bei Peter Baumgart, Zur wirtschaftlichen Situation der deutschen Universitätsprofessoren am Ausgang des 16. Jahrhunderts. Das Beispiel Helmstedt. In: ders., Universitäten im konfessionellen Zeitalter. Gesammelte Beiträge. Münster 2006 (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 149), S. 273–295, hier S. 280 f. – Interessante Informationen über die finanzielle Ausstattung der Helmstedter Professsorenschaft im allgemeinen finden sich bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 84–87. Text s. u., Anhang, S. 479–482. Text s. u., Anhang, S. 482–484.

1. Vita Heinrich Meiboms

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halbjähriger Frist aufkündbar sein sollte. Ausdrücklich wurde Meiboms Angebot, des Reineccius Werk ins Deutsche zu übersetzen, als zusätzliche Dienstpflicht festgeschrieben. Das Jahresgehalt wurde auf 120 Taler festgesetzt, was eine Erhöhung um knapp 50 % bedeutete, da die 150 Münzgulden des Anfangsgehaltes einem Wert von 83,3 Talern entsprachen.38 Meibom mußte sich auch verpflichten, für sich und seine Familie in Helmstedt ein Haus zu erwerben oder bauen zu lassen. Im Jahre 1596 war dies noch nicht geschehen, denn in einem Gedicht des damals als Anhang der ›Novae parodiae‹ erschienenen ›Schediasmatum manipulus‹ beklagt Meibom, daß Gott ihm seinen Wunsch, über ein geeignetes Haus zu verfügen, noch nicht erfüllt habe.39 Einige Jahre später muß sein Wunsch in Erfüllung gegangen sein, denn als der spätere Theologe Georg Calixt (1586–1656) 1603 in Helmstedt sein Studium an der Philosophischen Fakultät begann, hatte er sein erstes Quartier im Hause Heinrich Meiboms, bei dem er Vorlesungen über Geschichte hörte.40 Meiboms Vermögensverhältnisse müssen sich seit 1589 kontinuierlich verbessert haben. Gleichwohl beklagte er sich bei seinem Mäzen Heinrich Rantzau41 noch im September dieses Jahres, also nach der Erhöhung seines 38

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Das Wertverhältnis von Münzgulden zu Talern läßt sich errechnen anhand einer Besoldungsliste für Helmstedter Professoren aus dem Jahre 1615, in der die Besoldungshöhe jeweils sowohl in Talern wie in Münzgulden ausgewiesen ist (Niedersächs. Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21,4178). Mir liegt hiervon eine Fotokopie vor, die mir Frau Dr. Ingrid Henze (Helmstedt) freundlicherweise übersandt hat. Die Zahl von 83,3 Talern als Äquivalent für 150 Münzgulden ergibt sich auch aus der Übersicht von Münzwerten bei Thomas Dehesselles, Policey, Handel und Kredit im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel in der Frühen Neuzeit. Frankfurt a. M. 1999 (= Studien zu Policey und Policeywissenschaft), S. 219. S. u., S. 236 f. (SM 15). Vgl. Ernst Ludwig Theodor Henke, Georg Calixtus und seine Zeit. Bd. 1. Halle 1853, S. 106 f. Heinrich Rantzau, geb. 11. 3. 1526 Steinburg bei Itzehoe, gest. 31. 12. 1598 Breitenburg, studierte 1538–1545 in Wittenberg Jurisprudenz. 1548–1553 hielt er sich als Begleiter des Herzogs Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf am Hofe Kaiser Karls V. auf. 1556 ernannte ihn König Christian III. von Dänemark zum Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein; dieses Amt hatte er bis zu seiner Abberufung kurz vor seinem Tode (1598) inne. Rantzau war ein vielseitig gebildeter und interessierter humanistischer Gelehrter, der, in Kontakt mit vielen europäischen Humanisten, nicht nur selbst auf diversen Fachgebieten (z. B. Astrologie, Kriegskunst, Medizin, Chronologie) publizierte (s. das Verzeichnis seiner Schriften in der unten genannten Bibliographie von Zeeberg, S. 179–229: Nr. 167–236), sondern seine bedeutenden Finanzmittel auch zur Förderung gelehrter Vorhaben anderer Humanisten einsetzte. Zu den von ihm mäzenatisch geförderten Autoren gehörte neben Heinrich Meibom u. a. auch Reiner Reineccius (s. o., Anm. 24). Auf seinem Schloß Breitenburg hatte Rantzau eine über 6000 Bände umfassende Bibliothek aufgebaut; sie wurde im Dreißigjährigen Krieg 1627 von Wallenstein requiriert, zum Teil nach Prag verbracht, zum Teil verkauft. – Zur ersten Information über Rantzau s. Dieter Lohmeier, Heinrich Rantzau. Humanismus und Renaissance in Schleswig-Holstein. Heide 2000 (= Kleine Schleswig-Holstein-Bücher 50), und den Artikel von Wolfgang Harms in: Killy2 9 (2010),

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Gehaltes, über die unzureichende finanzielle Ausstattung seiner Stelle und den Mangel an ›patroni‹ in der Helmstedter Region, die diesen ausgleichen könnten: »Neque patronos alit nostra tellus, quae res me hoc loco aliquando migrare coget. Stipendium habeo 83 Joachimicorum, quo enutrire me non possum. Mirabiliter tamen Deus Opt. mihi providit hactenus et patronos ignotos et longè dissitos conciliavit, inter quos Rantzovius mihi numeratur loco non postremo.«42 [»Unser Landstrich läßt auch keine Schirmherren gedeihen – ein Umstand, der mich eines Tages zwingen wird, aus diesem Ort abzuwandern. Ich habe ein Gehalt von 83 Talern, mit dem ich meinen Unterhalt nicht bestreiten kann. Auf wundersame Weise aber hat Gott in seiner großen Güte bislang für mich gesorgt und mir das Wohlwollen fremder und weit entfernter Schirmherren verschafft, unter welchen Rantzau für mich nicht den letzten Rang einnimmt.«]

Abgesehen davon, daß sich Meibom hier, mit dem Hinweis auf einen nicht mehr aktuellen Besoldungsstand, ärmer gemacht hat, als er tatsächlich war: gerade die zusätzlichen Einnahmen in Gestalt mäzenatischer Zuwendungen, in der Regel veranlaßt durch geschickt und weitsichtig gewählte Dedikationsadressen vor allem seiner historischen Publikationen, bildeten im Laufe der Zeit eine Einnahmequelle von ganz beachtlichem Umfang.43 Mit der

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S. 424 f.; für unsere Zusammenhänge ist aus der Rantzau-Literatur besonders Folgendes von Bedeutung: Peter Zeeberg, Heinrich Rantzau. A bibliography. Kopenhagen 2004; ders., The literary patronage of Heinrich Rantzau (1526–1598). In: Acta Conventus Neo-Latini Bariensis. Proceedings of the Ninth International Congress of NeoLatin Studies, Bari 29 August to 3 September 1994. General editor: Rhoda Schnur. Tempe, Arizona 1998 (= Medieval and renaissance texts and studies 184), S. 591–598; ders., Heinrich Rantzau (1526–1598), a literary Maecenas between Denmark and Germany. In: Reformation and Latin literature in Northern Europe. Ed. by Inger Ekrem, Minna Skafte Jensen, and Egil Kraggerud. Oslo, Stockholm, Kopenhagen 1996, S. 138–150; ders., Heinrich Rantzau (1526–98) and his humanist collaborators (wie Anm. 24); Walther Ludwig, Der Humanist Heinrich Rantzau und die deutschen Humanisten. In: ders., Miscella Neolatina. Ausgewählte Aufsätze 1989–2003. Edenda curavit Astrid Steiner-Weber. Bd. 3. Hildesheim, Zürich, New York 2005 (= Noctes Neolatinae 2,3), S. 361–394. Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv Schleswig, Abt. 127.21, Hss. Nr. 293 = Kopiebuch Rantzau, S. 662–666 (Brief Meiboms an Ranzau vom 29. 9. 1589), hier S. 663. Ich verdanke die Kenntnis dieses Briefes Herrn Dr. Peter Zeeberg (Kopenhagen). Er hat mir freundlicherweise Fotokopien des Briefwechsels Meibom / Rantzau aus seinem Materialfundus zur Verfügung gestellt. Vgl. auch Friedrich Bertheau, Aus dem Briefwechsel Heinrich Rantzaus von 1570 bis 1594. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 22 (1892), S. 239–283, hier S. 245. Vgl. hierzu die Beiblätter von Karl-Heinz Kausch zu der Städtekorrespondenz MS XLII 1858 im Meibom-Nachlaß der Leibniz-Bibliothek Hannover: mit Hinweisen auf einzelne Städte, denen Meibom historische Publikationen dediziert hatte und die sich dafür mit noblen Geldgeschenken bedankten. – Aus MS XLII 1863, Bl. 2/3, ist zu entnehmen, daß Meibom für sein 1612 erschienenes Buch über die Irminsul vom Hildesheimer Domkapitel 20 Taler erhielt. – Für seine Ausgabe von Chroniken zur Geschichte der Grafen von Schaumburg verehrte ihm Graf Ernst von Schaumburg 100 Taler nebst einem goldenen Kunstobjekt (»effigies aurea«) – nach dem Hinweis bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 86, Anm. 1.

1. Vita Heinrich Meiboms

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zunehmenden Festigung seiner Position innerhalb der Universitätshierarchie, hauptsächlich dank des großen Renommees, das er sich in der Gelehrtenwelt weit über Helmstedt hinaus durch seine rege Publikationstätigkeit erworben hatte, stiegen auch seine Dienstbezüge. Diese beliefen sich 1615 auf 200 Taler jährlich.44 1591 hatte ihm Herzog Heinrich Julius als Gegengabe für Parentalien auf seinen 1589 verstorbenen Vater, Herzog Julius, eine dauerhafte zusätzliche Naturalleistung gewährt: einen Wispel Roggen pro Jahr.45 1597 war Meiboms Vermögen schon derart angewachsen, daß er seiner Heimatstadt Lemgo ein Darlehen von 500 Talern zu 5 % Zinsen gewähren konnte; die Ablösung erfolgte erst gegenüber seinen Nachfahren im Laufe des 18. Jahrhunderts.46 1612 lieh er dem Kloster St. Ludgeri in Helmstedt einen Geldbetrag in gleicher Höhe (sein Enkel Heinrich Meibom d. J. bezog noch 1680 Zinsen daraus).47 1624 quittierte Meibom Zinseinnahmen von 50 Talern für ein dem Weinamt zu Hildesheim gewährtes Darlehen von 1000 Talern.48 Einen Höhepunkt seiner Dichterlaufbahn erlebte Meibom mit seiner von Kaiser Rudolf II. am Prager Hof am 9. Juli 1590 persönlich vollzogenen Krönung zum Poeta laureatus. Diese erfolgte, dem auf diesen Tag datierten Diplom49 zufolge, in Anerkennung seiner im Jahr zuvor publizierten Centonen-Dichtung zum Lobe der zehn habsburgischen Könige und Kaiser.50 Das für das Renommee der noch jungen Universität nicht unwichtige Ereignis wurde im darauffolgenden Jahr ausgiebig gewürdigt mit der beim Helmstedter Universitätsdrucker hergestellten Festschrift ›Laurea poetica‹51, an der sich David Chytraeus, einst Spiritus rector bei der Abfassung der Universitätsstatuten, Johannes Caselius und Reiner Reineccius mit Prosabeiträgen52 und etliche andere Persönlichkeiten aus dem Umfeld Mei44 45

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Nach der schon in Anm. 38 angeführten Besoldungsliste. Nach dem Hinweis bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 86, Anm. 2. – Meibom würdigte den Vorgang mit einem Gedicht in den ›Schediasmata‹: SM 2 (s. u., S. 228 f.). Vgl. Weiß, Schüler des Bernhard Copius (wie Anm. 3), S. 92; Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 86, Anm. 7. Nach Henze, ebd. Nach ebd. Abgedruckt in der schon in Anm. 5 genannten Festschrift ›Laurea poetica‹ (1591), S. 5–8. Hiernach bei Flood, Poets laureate, vol. 3 (wie Anm. 2), S. 1281 f. Heinrich Meibom, Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succinctae Vergiliano carmine contextae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589 (Text s. u., S. 27–47). S. o., Anm. 5. Laurea poetica (wie Anm. 5), S. 9–16 (Chytraeus), 19–26 (Caselius), 31–34 (Reineccius). Chytraeus verbindet seinen Glückwunsch an Meibom mit einem Lobpreis der ruhmreichen humanistischen Traditionen von dessen westfälischer Heimat, von den Anfängen bei Alexander Hegius und Rudolf von Langen bis zu Johannes Bocer (1558–1565 Chytraeus’ Kollege an der Universität Rostock).

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Einleitung

boms und der Universität mit Lobgedichten beteiligten, unter letzteren auch der damals noch zum Dichterkreis um Rudolf II. in Prag gehörende Salomon Frenzel von Fridenthal53. Es besteht kein Zweifel, daß die Prager Dichterkrönung von Meiboms Landesherrn Heinrich Julius zum Ruhme seiner Helmstedter Akademie diplomatisch in die Wege geleitet oder wenigstens massiv unterstützt worden war.54 Chytraeus und Reineccius weisen in ihren Festschriftbeiträgen ausdrücklich auf das finanzielle Engagement des Herzogs in dieser Angelegenheit hin, der für alle Unkosten aufgekommen sei. Chytraeus bezieht sich speziell auf die Gebührenforderungen der kaiserlichen Kanzleischreiber, die Meibom sonst selbst hätte befriedigen müssen.55 Reineccius schreibt, der Vorgang des kaiserlichen Ehrerweises sei abgelaufen »illustrissimo et clementissimo magistratu nostro non modo comprobante, verum etiam propitio et munifico respectu negocium adiuvante«56 (»nicht nur mit Billigung unserer durchlauchtigsten und gnädigsten Obrigkeit, sondern auch mit deren Unterstützung der Angelegenheit durch freundliche und freigebige Berücksichtigung«). Aufschlußreich für die Bewertung der Sache aus der Sicht der Universitätsleitung ist die folgende Bemerkung am Schluß einer Verlautbarung des Prorektors, die im Anhang zu Meiboms 1590 erschienenen ›Parentalia‹ zum ersten Todestag von Herzog Julius abgedruckt ist: »Ideò verò libentius indicto actui intererunt Scholastici, quod D. Maximilianus II. Augustus etc. nomen huic Academiae à Fundatore indidit et Iuliam appellavit, hoc est, immortalem memoriam condidit illustriss. Principis Iulii etc., Successor autem Caesareae Maiestatis ipsius Rudolphus II. Augustus etc. hoc anno Poëtam nostrum Meibomium laurea donavit, ut coronatus esset praeco laudum D. Iulii et ornamenta Academiae nostrae etiam mortuis primis patronis, Imperatore nimirum, qui eam con53

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Frenzels Gedicht ebd., S. 41, überschrieben: ›Epigramma de lauro Henrici Meibomii V. CL.‹. Weiteres zu seiner Person s. u., S. XXIII, Anm. 60. Ähnlich wie andere Poetae laureati vor ihm, z. B. Frischlin, wird auch Meibom durchaus eigenes Engagement zur Erlangung dieser Ehre aufgewandt und nicht bescheiden auf sie gewartet haben. Gerade 1589, im Erscheinungsjahr der mit der kaiserlichen Laurea gewürdigten Centonen auf die habsburgischen Könige und Kaiser, schrieb er nämlich an Heinrich Rantzau (in dem oben, S. XX, schon zitierten Brief vom 29. 9. 1589), daß er vorgehabt habe, sich mit Rantzaus Unterstützung um eine Dichterkrönung durch den Dänenkönig Friedrich II. zu bemühen, daß aber dessen Tod (1588) diese Pläne vereitelt habe: »Sperabam mihi aliquando Rantzovii promotione laurum regiam, et coeperam conscribere Panegyricum de laudibus Friderici Regis, sed insperatus obitus spem meam elisit et telam rupit.« [»Ich machte mir Hoffnung, eines Tages mit Rantzaus Förderung königlichen Lorbeer zu erlangen, und hatte begonnen, einen Panegyricus zum Lobe König Friedrichs zu verfassen, doch sein unerwarteter Tod hat meine Hoffnung zunichte gemacht und das Gewebe zerrissen.«] (Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv Schleswig, Abt. 127.21, Hss. Nr. 293 = Kopiebuch Rantzau, S. 663). Vgl. hierzu Zeeberg, The literary patronage of Heinrich Rantzau (wie Anm. 41), S. 594; ders., Heinrich Rantzau (1526–1598), a literary Maecenas (wie Anm. 41), S. 147. Laurea poetica (wie Anm. 5), S. 9. Ebd., S. 31.

1. Vita Heinrich Meiboms

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firmavit et privilegiis munivit, et Duce, qui eam erexit, autoritate Imperatoria augescerent.«57 [»Die Universitätsmitglieder werden aber dem öffentlich bekannt gegebenen Actus um so lieber beiwohnen, als der vergöttlichte Maximilian II. Augustus usw. dieser Universität den Namen ihres Gründers verliehen und sie Julius-Universität geheißen, d. h. den unsterblichen Ruhm des durchlauchtigsten Fürsten Julius usw. begründet, der Nachfolger Seiner Kaiserlichen Majestät aber, Rudolf II. Augustus usw., in diesem Jahr unseren Dichter Meibom mit dem Lorbeer beschenkt hat, damit gekrönt sei der Herold des Ruhms des vergöttlichten Julius und die Ehrenstellung unserer Universität auch nach dem Tode ihrer ersten Schirmherren, nämlich des Kaisers, der sie bestätigt und mit Privilegien ausgerüstet, und des Herzogs, der sie errichtet hat, durch die kaiserliche Autorität Zuwachs gewönne.«]

1592 erhielt Meibom von Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar, in dessen Eigenschaft als Administrator des Kurfürstentums Sachsen, einen Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Wittenberg.58 Durch Intervention des Helmstedter Juristen und damaligen braunschweigisch-lüneburgischen Vizekanzlers Johannes Jagemann, seines langjährigen akademischen Förderers und Fürsprechers59, ließ er sich zum Bleiben bewegen und wurde für seine Treue von Herzog Heinrich Julius mit einer Gehaltszulage belohnt. Ein Jahr später war Meiboms Dienststellung kurzfristig bedroht durch den von Herzog Heinrich Julius unternommenen Versuch, den ihm am Kaiserhof in Prag empfohlenen Poeta laureatus Salomon Frenzel von Fridenthal60 mit der Helmstedter Poetik-Professur zu betrauen.61 Die Universität machte dagegen Bedenken geltend, da Frenzel keinen ihn für eine 57

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Prorector et Senatus Academiae Iuliae, omnibus suae Iurisdictioni subiectis S. – In: Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi ac Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci, secundùm facta in illustri academia Iulia ab Henrico Meibomio, Poeta Laureato et acad. Iuliae professore publico. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590, Bl. C2v–C4v, hier Bl. C4r–C4v. Vgl. hierzu Meiboms Widmung seiner ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596) an die Söhne Johannes Jagemanns (s. u., Anhang, S. 436 f.) und den Nachruf der Universität zum Tode Meiboms (s. u., ebd., S. 472 f.). Vgl. die Huldigungsgedichte SM 3–5 u. 8 (bei uns S. 228–233). In SM 5, V. 4 hebt Meibom hervor, daß es Jagemann zu verdanken sei, wenn seine Gedichte beim Landesherrn (damals Herzog Heinrich Julius) Zuspruch gefunden hätten (»Per te nostra potens carmina Guelfus amat«). Frenzel (geb. 1561 Breslau, gest. 18. 6. 1605 Riga) hatte seit dem Sommersemester 1582 in Heidelberg studiert und war dort im Dezember desselben Jahres zum Baccalaureus promoviert worden (den Magistergrad hat er nie erworben). Am 4. Mai 1584 hatte ihn ebendort der Pfalzgraf Hartmann von Eppingen zum Poeta laureatus gekrönt (Bestätigung der Krönung 1589 durch Kaiser Rudolf II.). Am 19. November 1584 ließ sich Frenzel in Tübingen immatrikulieren. 1593–1599 war er Professor der Ethik in Helmstedt, danach bis zu seinem Tode Schulinspektor in Riga. Über ihn s. Zimmermann, Album, Bd. 1, Abt. 1 (wie Anm. 2), S. 434; Die Matrikeln der Universität Tübingen. Hrsg. von Heinrich Hermelink. Bd. 1. Stuttgart 1906, S. 630, Nr. 27; Flood, Poets laureate (wie Anm. 2), vol. 2 (2006), S. 599–602; BBL (2006), S. 230 f. (D. Helling). Ich folge hier im wesentlichen der quellenmäßig gut fundierten Darstellung des Vorgangs bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 81 f.

XXIV

Einleitung

Professur erst qualifizierenden Magistergrad besaß und der Helmstedter Lehrstuhl für Poesie ja auch schon mit Heinrich Meibom auf längerfristiger vertraglicher Grundlage besetzt war. Der Herzog setzte aber durch, daß Frenzel statt dessen die Professur für Ethik eingeräumt wurde; Andreas Gruphenius, der diese innehatte, übernahm dafür den gerade vakanten Lehrstuhl für Griechisch. In den Folgejahren bis zu Frenzels Weggang 1599 kam es zu Kompetenzstreitigkeiten auf institutioneller und persönlicher Ebene, die sich teils an Rangansprüchen Frenzels innerhalb der Fakultätshierarchie entzündeten, teils aber auch an seinem Anspruch, auch auf poetischem Gebiet lehrend tätig zu werden (rechtlich begründbar durch sein Diplom als Poeta laureatus).62 Hiermit trat er natürlich in Konkurrenz zu Meibom, der sich dadurch nicht nur als zuständiger Fachgelehrter, sondern auch als Poet herausgefordert fühlen konnte.63 Im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover gibt es unter den Helmstedter Universitätsakten eine ausführliche Beschwerdeschrift Frenzels (›Libellus iniuriarum‹)64, in der dieser diverse Injurien darlegte, die ihm seiner Meinung nach von Meibom und anderen Fakultätskollegen angetan worden seien.65 Meibom wird dort von Frenzel die folgende Bemerkung über dessen Kompetenz als Dichter zugeschrieben: »Man weis ja woll, Ihr dörffet Euch ja auf eure Poësin nicht verlassen, den die taug doch nichts. Saget mir doch, wen Ihr imitiret. Ich kann durchaus keine jmitation sehen, es ist doch nichts mit euren Versibus. Ich imitire den Virgilium vnd Horatium.«66 62

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Diese Vorgänge hat Henze, anknüpfend an Hinweise bei Herding, Heinrich Meibom (wie Anm. 2), S. 18, erstmals im Zusammenhang dargestellt, allerdings ohne vollständige Ausschöpfung der offenbar reichlich vorhandenen Aktenbestände: Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 82–84 u. 100–105. Wie sie selbst S. 82 einräumt, steht eine gründliche Untersuchung noch aus, die die »verschiedene[n] Parteiungen und vielschichtige[n] Ursachen« des Streits erst sichtbar machen könnte. Was aber nicht ausschloß, daß Meibom Frenzel als neuen Helmstedter Kollegen mit zwei Gedichten überaus freundlich willkommen hieß: (1) CL. V. Salomoni Frencelio Helmaestadium ad Professuram eunti; (2) Salomon Frencelius. Celso ore fulminans [Anagramm]. In: Salomon Frenzel, De triplici patria oratio. Habita in Academiâ Iulia. Accesserunt clarorum virorum epistolae etc. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. K2r–K2v. Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21,4237. Herding schreibt Frenzel (ohne Quellenhinweis) die folgende Bemerkung über Meibom zu: »Wan man seine Poemata ansehe, wirdt man befinden, das es damit sei als eine schöne jungfer und wenig tugenden. Wan man verba wegnehme, so sei keine res vorhanden.« (Herding, Heinrich Meibom [wie Anm. 2], S. 17 f. ). Ich habe dieses Zitat nicht verifizieren können; auch Henze kommt darauf in ihrem Buch nicht zurück. Es dürfte sich um eine Fehlzuschreibung handeln, denn abgesehen davon, daß diese Kritik auf Meiboms niemals inhaltsleere poetische Produktion gar nicht paßt, ist es im Hinblick auf den uns bekannten Ablauf der Streitereien äußerst unwahrscheinlich, daß sich Frenzel in seiner bedrängten Situation zu einer so aggressiven Äußerung hätte hinreißen lassen. Ebd., Bl. 62r. Henze (Der Lehrstuhl für Poesie [wie Anm. 17], S. 104 f.) bewertet diese Äußerung, die unter dem Einfluß von Alkohol gefallen sein soll, als wichtiges Zeugnis für Meiboms Poesieverständnis. Weiteres hierzu s. u., S. XXXIV–XXXVII.

1. Vita Heinrich Meiboms

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Ein ähnliches Konkurrenzverhältnis hätte sich schon einige Jahre früher zu einem prominenteren Dichterkollegen ergeben können: zu Nicodemus Frischlin nämlich, der sich im Frühjahr 1589, noch zu Lebzeiten des Herzogs Julius, als damaliger Rektor der Martinsschule in Braunschweig um eine Professur in Helmstedt beworben hatte.67 Trotz offenbar vorhandenen Wohlwollens des Anfang Mai verstorbenen Herzogs wie auch seines Nachfolgers Heinrich Julius68 war Frischlin gegen den heftigen und einhelligen Widerstand der Universität (Prorektor war damals Meibom) nicht durchzusetzen, vor allem wegen seiner berüchtigten Streitlust, bestimmter moralischer Vorbehalte gegen seinen Lebenswandel und seiner scharfen Kritik an den damals in Helmstedt nach Vorschrift der Statuten (§ 220)69 in Gebrauch befindlichen lateinischen Grammatiken von Philipp Melanchthon und Thomas Linacre. Im Verlaufe seiner 42jährigen ununterbrochenen Tätigkeit im Dienste der Universität Helmstedt bekleidete Meibom viermal das Amt des Prorektors und zwölfmal das des Dekans der Philosophischen Fakultät.70 Als Dekan verantwortete er die Magisterpromotion von 120 Kandidaten.71 Die Inhalte seiner öffentlich angekündigten Lehrveranstaltungen sind in 14 aus der Zeit seines Wirkens in Helmstedt überlieferten Vorlesungsverzeichnissen dokumentiert.72 Auffällig ist, daß von Meibom nur in vier Verzeichnissen (zwischen 1587 und 1597) neben Vorlesungen zu historischen Themen auch solche zu seiner Poesie-Professur angeboten werden, und zwar allesamt zu Horaz: zu den Carmina, nebst Anleitungen zu deren Parodie (WS 1587/88), zu den zwei Büchern der Epistulae (WS 1594/95 u. 1595/96) und zur Ars poetica (SS 1597).73 Diese Praxis stand eigentlich im Widerspruch zu den Verpflichtungen, die Meibom in seinen beiden Bestallungsurkunden eingegangen war, nämlich wöchentlich mindestens an sechs 67

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Die in der Frischlin-Forschung bis dahin nicht bekannten Vorgänge um diese Bewerbung hat erstmals Henze anhand der Helmstedter Aktenbestände geschildert: Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 78–81. Ihm widmete Frischlin den ersten Teil seiner in Helmstedt erschienenen griechischen Grammatik: Nicodemus Frischlin, Grammaticae Graecae cum Latina verè congruentis pars prima […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589. Der Herzog verehrte ihm dafür 20 Taler. Die Statuten der Universität Helmstedt. Bearb. von Peter Baumgart u. Ernst Pitz. Göttingen 1963 (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 15), S. 127. Nach Zimmermann, Album, Bd. 1, Abt. 1 (wie Anm. 2), S. 428. Nach der Angabe im Nachruf der Universität zum Tode Meiboms (s. u., Anhang, S. 472 f.). Alle Meibom betreffenden Einträge sind unten im Anhang, S. 442–451, zusammengestellt. Vgl. die Synopse zu den philologisch-poetischen Lehrveranstaltungen in Helmstedt 1581–1625 bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 90 f. In ihrer Liste fehlen von den mir vorliegenden Verzeichnissen die folgenden vier: zu WS 1595/96, WS 1604/05, WS 1613/14 und zu SS 1620.

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Einleitung

Tagen eine Lektion zu halten, und zwar im Wechsel jeweils eine zu seinen beiden Fächern. Daß sie nachsichtig toleriert wurde, erklärt Henze74 sicher zutreffend u. a. mit Meiboms anerkennenswerter poetischer Produktivität und den allgemein bekannten Belastungen, die sich aus seinen mit dem Poesie-Lehrstuhl selbstverständlich verknüpften Aufgaben als Universitätsdichter bei den diversen Anlässen, die sich aus dem öffentlichen akademischen Leben75, auch im Verhältnis zum Welfenhaus76, ergaben. 74 75

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Ebd., S. 92. Bei Festlichkeiten ebenso wie bei den einen festen Bestandteil des akademischen Lehrbetriebes bildenden öffentlichen Deklamationen und Rezitationen, die in den Vorlesungsverzeichnissen unter der Überschrift ›Exercitia publica‹ angekündigt werden. So heißt es z. B. im ›Ordo studiorum‹ zum WS 1594/95, Bl. A3v: »Poemata à duobus praestantissimis et laureatis Poetis M. Henrico Meibomio et Salomone Frencelio exercendae studiosae iuventutis gratia saepius publice recitantur.« [»Gedichte werden von den beiden herausragenden gekrönten Dichtern, Magister Heinrich Meibom und Salomon Frenzel, zur Übung der studierenden Jugend recht häufig öffentlich vorgetragen.«] Im ›Catalogus praelectionum et exercitationum‹ zum WS 1595/96, Bl. A6r: »Declamationes soluta et ligata Oratione tam in festivitatibus anni praecipuis quàm in solennitatibus Academicis ab utroque Poetarum M. Henrico Meibomio et Salomone Frencelio itemque ab aliis, quibus in iisdem Collegii festis partes dicendi imponi et quandoque sua ratione permitti solent, publicè recitantur.« [»Deklamationen in ungebundener und gebundener Rede werden sowohl zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres als auch bei akademischen Festlichkeiten von den beiden Dichtern, Magister Heinrich Meibom und Salomon Frenzel, desgleichen auch von anderen, denen bei den gleichen Festen der Akademie Redeaufgaben üblicherweise auferlegt, zuweilen auch nach eigenem Ermessen zugestanden werden, öffentlich vorgetragen.«] Nach dem Ausscheiden Frenzels hatte Meibom die Aufgaben des Universitätsdichters (›poeta ordinarius‹) allein wahrzunehmen. Vgl. z. B. den ›Ordo studiorum‹ zum SS 1599, Bl. A4v: »[…] poemata quoque, in diversis Academicis solennitatibus, à poeta ordinario publicè recitantur.« [»(…) zu den unterschiedlichen akademischen Festlichkeiten werden auch Gedichte von dem Poeta ordinarius öffentlich vorgetragen.«] Ebenso im ›Ordo studiorum‹ zum WS 1603/04, Bl. A4v; im ›Ordo lectionum‹ zum WS 1613/14, Bl. A4r, aber mit dem Zusatz »et aliis« hinter »Poëta odinario«. In § 358 des Abschnitts ›De poetica‹ der Helmstedter Statuten wird ausdrücklich verlangt, daß der Inhaber der Professur für Poesie die Geschichte der Herzöge von Braunschweig von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart in einem auserlesenen und gewichtigen Poem verherrlichen solle: »Inprimis vero […] duces Brunsvicenses ac vicinos carmine eleganti et gravi a prima familiae origine usque ad nostram aetatem deducto celebrari a poeta nostro optamus […].« (Die Statuten [wie Anm. 69], S. 159). Meibom kam dieser Aufforderung 1581 und 1585 nach mit den folgenden beiden Werken, jeweils einer Folge von Epigrammen über die einzelnen Vertreter des Geschlechts: Heinrich Meibom, Catalogus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, qui diversis in locis Episcopatibus praefuere. Helmstedt: Iacobus Lucius 1581; ders., Genealogia illustrissimae et potentissimae domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, continua patrum serie, supra mille et ducentos annos, è nobilissimo Actiorum Romanorum sanguine repetita. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585 (Nachdruck ebd. 1597). Meiboms Vorgänger Pancratius Krüger hatte 1577 schon ein ähnliches Werk veröffentlicht: Pancratius Krüger, Genealogia Illustrissimae Domus Ducum Brunsvic. et Lunaeburg. Continua Patrum Serie, supra septintos [!] annos, e regio Langobardorum sanguine, repetita, ad Illustrissimos Principes ac Dominos, D. Iulium Ducem eius familiae clarissimum, et D. Ernestum Ludovicum Ducem Pomeraniae, huius generum. o. O.: o. Dr. 1577.

1. Vita Heinrich Meiboms

XXVII

Natürlich könnte Meibom Vorlesungen über Poesie auch im Rahmen von privaten Lehrveranstaltungen, wie sie ihm in den beiden Bestallungsurkunden nahegelegt wurden77, gehalten haben. Quellen, die dies belegen könnten, scheint es aber nicht zu geben.78 Zu den Disputationen, die Meibom in den mehr als vierzig Jahren seiner akademischen Tätigkeit regelmäßig (in jedem Vierteljahr wenigstens eine) abhalten mußte79, sind keinerlei Thesendrucke überliefert. Solche waren für seine beiden Fächer in Helmstedt offenbar noch nicht üblich, im Unterschied zu anderen Disziplinen der Philosophischen Fakultät, wie etwa Ethik, Rhetorik oder Physik, für die Thesendrucke vorliegen (allerdings auch erst seit dem frühen 17. Jahrhundert).80 Heinrich Meibom, der sich lebenslang einer guten Gesundheit erfreut hatte und noch im September 1624, wie er an Martin Chemnitz d. J. schrieb, über volle Arbeitskraft verfügte und unermüdet neue historische Publikationen plante81, starb nach kurzer Krankheit am 20. September 1625, im noch 77 78

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S. u., Anhang, S. 478, Z. 27 f.; 483, Z. 38 f. Vgl. auch den Hinweis bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 17), S. 89, Anm. 8. S. u., Anhang, S. 478, Z. 22 f.; 483, Z. 33–35. Ich verweise hier beispielhaft auf vier Thesendrucke zu diesen Fächern aus den Jahren 1603–1606, in denen jeweils eine poetische Beigabe Meiboms ›Ad respondentem‹ enthalten ist (auf den von mir im folgenden angegebenen Blättern): Disputatio quinta de iusticia, excerpta è quinto lib. Ethic. Arist. ad Nicom., cuius theses auspicante Deo Ter O. M. sub praesidio Nicolai Andreae Granii in illustri Acad. Iulia pro viribus tuebitur Iulius Schafnerus Wulfferb. XIII. Calendar. Decembr. Horâ et loco solitis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603, Bl. Av; Disputationum ethicarum quinta, de virtutibus in specie, cuius theses auspice omnipotente Deo, praeside M. Alberto Westphalo Peinensi, doctissimorum collegarum censurae et amicae collationi subiicit in illustris. Iulii Iulia Huldericus Ludeken Hildesian. 27. Calend. Septemb. Hora et loco solitis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av; Disputationum rhetoricarum quarta, de actione, elocutione et dispositione, in qua Christo duce, praeside M. Nicolao Andreae Granio Sueco, in alma Iulii Iulia ad diem 14. Aug. respondebit Nicolaus Dercenius Haringensis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av; Disputationum physicarum sexta, de elementis eorumque qualitatibus, ad cuius theses auspiciis summae Trinitatis, praesidente M. Alberto Westphalo Peinense, in illustri Academia Iulia mense Novembri respondere conabitur Iohannes Schierholtz Osterodensis. Hora et loco consuetis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1606, Bl. Av. »Mihi sub initium Decembris undeseptuagesimum annum clausuro, per Dei omnipotentis gratiam et animi et corporis vires sunt commodissimae. Nihil adhuc de ingenii vigore decessit, neque valetudo in aliquo laborat. Nihil igitur remitto de studio benemerendi de patriâ, ac subinde aliquid de eius antiquitatibus extrudo. […] Hisce diebus tomum Historicorum Saxonicorum absolvi et editioni paravi, continentem auctores quatuordecim et in his 10. hactenus ineditos, quibus multa aspersi facientia ad historiam patriam illustrandam. Prodibunt, ut spero, proximis nundinis vernis. Multa alia habeo sub manibus texens, retexens, prout videtur consultum.« [»Dank der Gnade Gottes, des Allmächtigen, verfüge ich, der ich Anfang Dezember mein 69. Lebensjahr vollenden werde, über ganz ungeschmälerte Kräfte von Geist und Körper. Meine geistige Spannkraft hat in keiner Weise nachgelassen, und auch meine Gesundheit ist in

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nicht ganz vollendeten 70. Lebensjahr, vier Monate nach seiner Frau Sophie, die am 19. Mai 1625 einem schweren Lungenleiden (soweit aus den Schilderungen im Nachruf der Universität zu ersehen) erlegen war. 35 Jahre später würdigte der Helmstedter Polyhistor Hermann Conring (1606–1681) Persönlichkeit und Lebensleistung Heinrich Meiboms, den er als Student selbst noch kennengelernt hatte, in einem auf den 25. Oktober 1660 datierten Brief an dessen Enkel Heinrich Meibom d. J.82 mit den folgenden wohlabgewogenen, zweifellos zu der Meinung der gelehrten Welt seiner Tage nicht im Widerspruch stehenden Worten: »Magno diffusoque ingenio erat, quem nomine refers, Avus tuus, Praestantissime Meibomi, et iudicio acri ac limato. Valebat enim cum pangendi carminis, Heroici praesertim, ubere quadam et prompta facilitate, tum peritia antiquitatis Germanicae insigni, Saxonicarum rerum et quidem cumprimis viciniae omnis planè incomparabili. Simul in communi vita erat commodus, iucundus, nemini non acceptus, adhoc domus suae curator diligens. Talem sanè illum deprehendi in hac Iulia iam ante quadraginta propemodum annos et ego, cum ille iam admodum senex esset, ego autem vix ephebus. Eius vim poëticam verò et historicam, quae posteritati reliquit scripta complura omne in aevum commendant, quamvis sola illa, quae ipsemet in vulgus publicavit, spectemus nec in doctrinae testimonium ea, quae nondum lucem videre, adferantur.«83 [»Dein Großvater, dessen Namen du trägst, trefflichster Meibom, war von großer und vielseitiger Begabung und von scharfem und ausgefeiltem Urteil. Er verfügte nämlich ebenso über eine gewissermaßen ergiebige und schnell zu Gebote stehende Leichtigkeit im Abfassen von Dichtung, vornehmlich im epischen Metrum, wie über eine unerhörte Kenntnis der Quellen des deutschen Altertums und eine schlechthin unvergleichliche Kenntnis der Geschichte Sachsens, und zwar insbesondere der ganzen Region in seiner Nachbarschaft. Zugleich war er im alltäglichen Leben umgänglich, angenehm, bei jedermann gern gesehen, zudem ein gewissenhaft wirtschaftender Haushalter. Als einen solchen Mann habe auch ich ihn wahrhaftig vor nun schon fast vierzig Jahren an dieser Julius-Universität erlebt, als er schon schlechthin ein alter Mann war, ich aber kaum ein Jüngling. Für seine Leistungskraft als Dichter und

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jeder Hinsicht intakt. Ich lasse also in keiner Weise nach in meinem Bemühen, mich um das Vaterland verdient zu machen, und bringe immer wieder einmal etwas über seine alte Geschichte heraus. (…) In diesen Tagen habe ich den Band mit den sächsischen Geschichtsschreibern fertiggestellt und für die Veröffentlichung aufbereitet. Er enthält vierzehn Autoren, darunter zehn noch unedierte, denen ich vieles hinzugefügt habe, was zur Erhellung der vaterländischen Geschichte beiträgt. Sie werden, wie ich hoffe, zur nächsten Frühjahrsmesse erscheinen. Ich habe noch vieles andere in Arbeit, Texte abfassend und wieder umgestaltend, wie es gerade ratsam erscheint.«] (Brief an Martin Chemnnitz jun. vom 9. Sept. 1624: Meibom-Nachlaß, Leibniz-Bibliothek Hannover, MS XLII, 1875, Bl. 80–81, hier Bl. 80v–81r.) Er findet sich unter den Vorstücken zu Heinrich Meiboms d. J. erster Edition historischer Schriften seines Großvaters: Heinrich Meibom, Opuscula historica varia res Germanicas concernentia. Partim antehac, nunc autem multo auctiora, partim numquam et è manuscripto primum edita ab Henrico Meibomio nepote. […]. Helmstedt 1660, Bl. (:) (:) 2r–):( ):( ):( 3v. – Heinrich Meibom d. J. druckte ihn nochmals ab am Anfang des ersten Bandes der großen Edition von 1688: Rerum Germanicarum tomi III. […]. Omnia recensuit et edidit Henricus Meibomius Junior. […]. Helmstedt 1688, tom. I, Bl. br–b2v. Meibom, Opuscula historica varia (wie Anm. 82), Bl. (:) (:) 2r.

2. Forschungsbericht

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Historiker aber sind auf immerdar ein rühmendes Zeugnis die zahlreichen Schriften, die er der Nachwelt hinterlassen hat, auch wenn wir nur jene in Betracht ziehen, die er selbst veröffentlicht hat, und diejenigen, die noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben, als Zeugnisse seiner Gelehrsamkeit übergangen werden.«]

2. Forschungsbericht Bemühungen um eine editorische Erfassung des von Heinrich Meibom hinterlassenen umfangreichen, zum Teil noch ungedruckten literarischen Werkes begannen bereits im 17. Jahrhundert: mit der Ausgabe der Chronik des Klosters Marienthal bei Helmstedt (›Chronicon Marienthalense‹) aus dem handschriftlichen Nachlaß im Jahre 1651 durch Christoph Schrader.1 1660 gab dann Heinrich Meibom d. J. ›Opuscula historica varia‹2 seines Großvaters heraus (womit er einen schon von seinem Vater, Johann Heinrich Meibom, verfolgten Plan3 realisierte), fünf Jahre später (1665) dessen geistliche Gedichte (›Poemata sacra‹)4, zusammengestellt nach mehreren Druckausgaben, nach weiteren vier Jahren (1669) die Chronik des Klosters Berge bei Magdeburg (›Chronicon Bergense‹)5. 1688 folgte schließlich seine monumentale dreibändige Folioausgabe der historischen Werke: ›Rerum Germanicarum tomi III‹.6 Das Interesse der Meibom-Forschung der folgenden Jahrhunderte, soweit es sich in weiteren Editionen niederschlug, konzentrierte sich bis in unsere Tage ausschließlich auf die Klosterchroniken: insgesamt neun, von denen acht heute gedruckt vorliegen7 (zu Meiboms Leb 1

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Heinrich Meibom, Chronicon Marienthalense. Opus posthumum. [Hrsg.: Christoph Schrader]. Helmstedt 1651. Heinrich Meibom, Opuscula historica varia res Germanicas concernentia. Partim antehac, nunc autem multo auctiora, partim numquam et è manuscripto primum edita ab Henrico Meibomio nepote. […]. Helmstedt 1660. S. u., S. XL f. Heinrich Meibom, Poemata sacra. Collecta et edita ab Henrico Meibomio nepote. Helmstedt 1665. Heinrich Meibom, Chronicon Bergense. [Hrsg.: Heinrich Meibom d. J.]. Helmstedt 1669. Rerum Germanicarum tomi III. […]. Omnia recensuit et edidit Henricus Meibomius Junior. […]. Helmstedt 1688, enthaltend: I. Historicos Germanicos ab H. Meibomio Seniore primum editos et illustratos, nunc auctiores; II. Historicos Germanicos ab Henrico Meibomio Juniore è MStis nunc primum editos et illustratos; III. Dissertationes historicas varii argumenti utriusque Meibomii. S. die Liste bei Klaus Nass (Hrsg.), Die Chroniken des Klosters Königslutter. Braunschweig 2001 (= Quellen u. Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte 37), S. 66 f. Die neunte, noch ungedruckte Chronik ist die des Klosters Ammensleben, Leibniz-Bibliothek Hannover , MS XIX 1121,1 (Nass, ebd., S. 67; Eduard Bodemann, Die Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Hannover 1867, S. 225). Vgl. auch Gottfried Zimmermann, Die acht Klosterchroniken des Helmstedter Historikers Heinrich Meibom. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 74 (1976), S. 53–63. Zimmermann kam auf die Zahl von nur

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zeiten sind nur zwei im Druck erschienen: die Chronik des Zisterzienserklosters Riddagshausen bei Braunschweig 1605, in erweiterter Auflage 16208, und die des Kanonikerstifts Walbeck an der Aller 16199). 1720 und 1723 gab Johann Georg Leuckfeld die Chroniken der AugustinerChorfrauenstifter Marienborn10 und Marienberg11 heraus (beide wie die Walbeckische in deutscher Sprache, alle anderen Klosterchroniken, mit Ausnahme der von Königslutter, sind auf lateinisch verfaßt). Die Ausgabe der Marienborner Chronik ist von besonderer Bedeutung dadurch, daß sie die erste ausführliche Lebensbeschreibung Meiboms enthält.12 Carl Friedrich Dingelstädt und Caspar Abel veranstalteten 1749 eine erweiterte Neuausgabe der Walbeckischen Chronik13; Christian Niemeyer edierte 1836, nach einer Abschrift, die Chronik des Augustiner-Chorherrenstifts St. Laurentius bei Schöningen.14 Die jüngste Edition einer Meibomschen Kloster-

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acht Klosterchroniken, weil er die des Stifts Walbeck (s. u., Anm. 9) nicht mitrechnete – wohl weil diese nur eine Zugabe zu der Geschichte der Grafen von Walbeck ist. Heinrich Meibom, Chronicon Riddagshusense […]. Helmstedt 1605. – Editio altera, priore auctior, emendatior, copiosior. […]. Helmstedt 1620. – Hierzu: Gottfried Zimmermann, Chronicon Riddagshusense. Heinrich Meiboms Riddagshäuser Klosterchronik 1145–1620. In: Braunschweigisches Jahrbuch 56 (1975), S. 7–26. Heinrich Meibom, Walbekische Chronica/ Das ist/ Warhafftiger vnd wolgegründeter Bericht/ von dem alten Hochadelichen Geschlecht der wolgebornen Grafen zu Walbeck im Holtzlande am Allerstrom: Item von anfenglicher Stifft. vnd Erbawung der DomKirchen daselbst […]. Helmstedt 1619 (zwei Druckvarianten, in VD 17 verzeichnet unter Nr. 23:252159T und Nr. 23:238375F). M. Heinrich Meybaums, Sen. Der Julius-Universität zu Helmstedt lange Jahre gewesenen Profess. Publ. Ordin. Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Born […] So aus Allerhand alten Monumenten […] von ihm verfertiget worden, Welches aber ietzo zuerst Aus dem hinterlassenen Mscript, nebst beygefügten Leben des seel. Autoris […] mittheilet Johann Georg Leuckfeld. Magdeburg, Leipzig 1720. M. Heinrich Meybaums, Sen. Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Berg vor Helmstedt. […]. Aus allerhand gedruckten und ungedruckten Chronicen, alten Siegeln und Brieffen vormahls von ihm zusammen getragen. Anitzo aber aus dessen Manuscript zuerst, nebst dienlichen Noten und Zusätzen, vermehret mitgetheilet. Nebst einer kurtzen Nachricht von dem ehemahligen Serviten-Closter Himmel-Garten und der Kirchen zu Rode bey Nordhausen. Zusammen getragen und mit einigen Diplomatibus erleutert von Johann Georg Leuckfeld. Halberstadt, Leipzig 1723. M. Heinrich Meybaums […] Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Born (wie Anm. 10), S. 1–16. Heinrich Meibom, Walbeckische Chronike, das ist […] Bericht von dem uhralten und vornehmen Geschlechte der Grafen zu Walbeck an der Aller […] imgleichen von dem Dom-Stifte daselbst, dessen anfänglicher Stift- und Erbauung, jetziger Beschaffenheit […], zusammengetragen und 1619 zum erstenmahl in den Druck gegeben, nun aber von […] Carl Friederich Dingelstädt über die Hälfte verm. u. verb., auch noch überdem mit einigen Noten und genealog. Stamm-Tafeln, auch Documenten versehen worden von Caspar Abeln. Helmstedt 1749. Chronicon monasterii S. Laurentii ante oppidum Scheningen und J. G. Leuckfeld’s kurze historische Nachricht von dem ehemaligen Augustiner-Kloster S. Laurentii bei Schöningen. Hrsg. von Christian Niemeyer. In: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 2 (1836), S. 423–449, hier S. 424–436.

2. Forschungsbericht

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chronik, die des Stifts Königslutter (in deutscher Sprache), nach handschriftlicher Überlieferung, legte 2001 Klaus Nass vor.15 – Übersetzungen zweier lateinischer Chroniken (der Klöster Riddagshausen und Marienthal) gab 1983 und 1988 Gottfried Zimmermann heraus16, dem die Forschung auch zwei instruktive Aufsätze zum Thema zu verdanken hat17, leider gekürzt und ohne Beigabe der Originaltexte, aber mit ausführlichen Einleitungen und vielen nützlichen Erläuterungen. Das große lyrische Werk Meiboms hat seit Heinrich Meiboms d. J. Ausgabe der ›Poemata sacra‹ keinen Editor mehr gefunden; die noch zu Lebzeiten des Autors (1612) erschienene kleine Auswahl in den ›Delitiae poetarum Germanorum‹18 (hauptsächlich Gedichte aus den ›Sylvae‹) kann in dieser Hinsicht außer Betracht bleiben. Eine modernen Ansprüchen genügende umfassende Biographie Meiboms, die sich außer den diversen autobiographischen Hinweisen in dem gedruckten Teil seines Gesamtwerkes selbstverständlich auch den handschriftlichen Nachlaß an der Niedersächisischen Landesbibliothek (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek) Hannover und den Aktenbestand des Niedersächsischen Staatsarchivs (Hannover und Wolfenbüttel) zur Geschichte der Universität Helmstedt zunutze zu machen hätte, steht noch aus. Gegenüber dem soliden biographischen Abriß von Paul Zimmermann19 bieten weder der Artikel in der NDB20 noch die aphoristischen, nicht durchweg zuverlässigen Bemerkungen Otto Herdings in seinem Aufsatz über Meibom und Reineccius21 einen nennenswerten Fort-

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Heinrich Meibom, Chronica des Stiffts Königs Lutter. In: Klaus Nass (Hrsg.), Die Chroniken des Klosters Königslutter (wie Anm. 7), S. 66–109. Heinrich Meibom, Chronicon Riddagshusense. […] Chronik des Klosters Riddagshausen 1145–1620. Eingel., übers. u. erläut. von Gottfried Zimmermann. Braunschweig 1983 (= Braunschweiger Werkstücke A 19); ders., Chronicon Marienthalense. […] Chronik des Klosters Marienthal 1138–1629. Eingel., übers. u. erläut. von Gottfried Zimmermann. Mariental 1988. Gottfried Zimmermann, Chronicon Riddagshusense (wie Anm. 8); ders., Die acht Klosterchroniken des Helmstedter Historikers Heinrich Meibom (wie Anm. 7). Delitiae poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. Pars IV. Collectore A. F. G. G. Frankfurt a. M.: excudebat Nicolaus Hoffmannus, sumptibus Iacobi Fischeri 1612, S. 310–321. Album Academiae Helmstadiensis. Bearb. von Paul Zimmermann. Bd. 1: Album Academiae Juliae. Abt. 1: Studenten, Professoren etc. der Universität Helmstedt von 1574–1636. […]. Hannover 1926 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen 9), S. 428 f. NDB 16 (1990), S. 629–631 (Peter Johanek). Otto Herding, Heinrich Meibom (1555–1625) und Reiner Reineccius (1541–1595). Eine Studie zur Historiographie in Westfalen und Niedersachsen. In: Westfälische Forschungen 18 (1965), S. 5–22. – Herding meint (ebd., S. 18) aus einer Bemerkung Heinrich Meiboms d. J. im Widmungsbrief zu seiner Ausgabe der ›Poemata sacra‹ (wie Anm. 4), Bl. ):( 5v, eine Gehässigkeit gegen den von Heinrich Meibom d. Ä. zweifellos hoch geschätzten Paul Schede Melissus herauslesen zu können. Tatsächlich

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Einleitung

schritt.22 Für die ältere Literatur ist außer der Biographie Leuckfelds23 auf die einschlägigen Artikel in den Nachschlagewerken von Boissard24 (als schon zu Lebzeiten Meiboms erschienene Biographie von besonderem Wert), Lotichius25, Freher26 und Clarmundus27 zu verweisen. – Der Meibom-Artikel John L. Floods in seinem Lexikon der Poetae laureati28 ist besonders wichtig wegen des Nachdrucks des kaiserlichen Diploms und weiterer mit der Dichterkrönung zusammenhängender Informationen; die dem biographischen Abriß folgende, sowohl historische als auch poetische Werke umfassende Werkbibliographie, ohne eigene Kenntnisse aus zweiter Hand zusammengestellt, ist sehr reichhaltig, weist aber neben redaktionellen Mängeln, die u. a. zu Mehrfachverzeichnungen derselben Titel geführt haben, auch diverse Fehler und Ungenauigkeiten auf. Christoph Schrader hatte seiner 1651 erschienenen Ausgabe des ›Chronicon Marienthalense‹ eine Aufstellung der Editionen (»Opera aliorum«) und eigenen Werke (»Opera propria«) Meiboms beigegeben29, mit einer Unterteilung beider Listen in bereits im Druck erschienene Werke und ungedruckt gebliebene bzw. noch herauszugebende (»edenda«). Diese unvollständigen30 Listen, die Heinrich Meibom d. J. 1660 in seiner Ausgabe der ›Opuscula historica‹ unverändert nachdruckte31, blieb für über 300 Jahre die einzige Bibliographie der Werke Meiboms neben den ebenso lücken-

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ist hier aber die Rede von dem antiken Dichter und Grammatiker Melissus (im Kontext eines Sueton-Zitats!). Vgl. auch oben, S. XXIV, Anm. 65. Gleiches gilt für den Artikel von M. Flotho in: BBL (2006), S. 485–487. Gänzlich überholt ist der ohnehin sehr knappe Artikel in ADB 21 (1885), S. 187 (Viktor von Meibom). S. o., Anm. 10. Jean Jacques Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars. Frankfurt a. M. 1598, S. 118–123, mit dem bekannten, vorliegender Edition als Frontispiz beigegebenen Porträt, in dessen epigrammatischer Unterschrift erklärt wird, daß die Universität Helmstedt ihrem Dichter Meibom ebensoviel schulde wie die Leucorea, d. h. die Universität Wittenberg, ihrem Maior, d. h. Johannes Maior (1533–1600). Zur ersten Information über Maior, der in Wittenberg den Lehrstuhl für Poesie innehatte, s. Heinz Scheible, Johannes Major. In: Killy2 7 (2010), S. 630–632. J[ohannes] P[etrus] Lotichius, Bibliothecae poeticae pars tertia, in qua Germaniae et Belgii poetae celebriores, atque inter eos non-nulli h. t. superstites, singulis tetrastichis singuli recensentur: unà additis (velut in compendio) eorundem vitis, natalibus et emortualibus. Frankfurt a. M. 1626, S. 173–175. Paul Freher, Theatrum virorum eruditione clarorum tomus posterior, in quo vitae et scripta medicorum et philosophorum […] repraesentantur. Nürnberg 1688, S. 1517 f. Adolphus Clarmundus [eigtl. Johann Christoph Rüdiger], Vitae clarissimorum in re literaria virorum. Das ist: Lebens-Beschreibung etlicher hauptgelehrten Männer, so von der Literatur profess gemacht. […]. Der dritte Theil, zwantzig in sich haltend. […]. Wittenberg 1705, Nr. VII, S. 65–70. John L. Flood, Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A bio-bibliographical handbook. Vol. 3. Berlin, New York 2006, S. 1280–1292. H. Meibom, Chronicon Marienthalense (wie Anm. 1), Bl. ):( ):( r-):( ):( 2v. Dies auf jeden Fall für den Bereich der Poetica, der nur sehr dürftig repräsentiert ist. H. Meibom, Opuscula historica varia (wie Anm. 2), Bl. ):(4v-(:)(:)v.

2. Forschungsbericht

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haften Werkverzeichnissen bei Jöcher32 und Adelung-Rotermund33 und in Viktor von Meiboms ›Nachrichten über die Familie von Meibom‹34. Goedeke verzeichnete Heinrich Meibom zwar in seiner Bibliographie der neulateinischen deutschen Dichter, nannte von seinen Werken aber nur die kleine Auswahl in den ›Delitiae poetarum Germanorum‹ und die postume Ausgabe der ›Poemata sacra‹.35 Dieser Zustand änderte sich 1990 mit der in diesem Jahr erschienenen Göttinger Dissertation von Ingrid Henze36 für den die lateinische Poesie betreffenden Teil des Meibomschen Gesamtwerkes auf sehr erfreuliche Weise. In dem ihrer Dissertation beigegebenen »Werkverzeichnis Meibom: Poetica«37, das 77 Einträge umfaßt, verzeichnet sie die kompletten einschlägigen Bestände der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, der SUB Göttingen, der Stadtbibliothek Braunschweig und der Ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, und zwar nicht nur selbständig erschienene Schriften, sondern auch (allerdings nur, soweit katalogmäßig erfaßt) Beiträge Meiboms zu Sammelwerken. Ausgeschlossen blieben Widmungsgedichte zu eigenen Prosaschriften und Gedichtbeiträge in Veröffentlichungen anderer Autoren. Was die selbständigen Publikationen Meiboms betrifft, so besitzt Henzes Verzeichnis einen hohen Grad an Vollständigkeit und Zuverlässigkeit. Ich habe bei eigenen Ermittlungen nur wenige von ihr nicht erfaßte Drucke ausfindig machen können (Rarissima an verschiedenen von ihr nicht einbezogenen Bibliotheken). Mittlerweile ist ein großer Teil der bei Henze aufgeführten Titel in den Datenbanken VD 16 und VD 17 erfaßt; von etlichen Werken liegen auch schon im Internet frei zugängliche Digitalaufnahmen vor (hauptsächlich aus den Beständen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der ULB Halle/S.). Dennoch werden systematisch angelegte gedruckte Verzeichnisse wie das von Henze38 als Arbeits32

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Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon […]. Dritter Theil. Leipzig 1751, Sp. 358 f. Jöcher/Adelung, Bd. 4 (1813/1961), Sp. 1197–1199. Viktor von Meibom, Nachrichten über die Familie von Meibom. [Leipzig 1881] (Hs., fotografisch vervielfältigt: SUB Göttingen; HAB Wolfenbüttel). – Erweiterte Fassung: Nachrichten über die Familie von Meibom. Zusammengestellt von Viktor von Meibom 1881. Ergänzt und fortgeführt von Hans von Meibom 1938, Hans-Peter von Meibom 1996. O. O. 1996 (Computerausdruck: Leibniz-Bibliothek Hannover). Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. 2., ganz neu bearb. Aufl. Bd. 2. Dresden 1886, S. 114 f., Nr. 209. Ingrid Henze, Der Lehrstuhl für Poesie an der Universität Helmstedt bis zum Tode Heinrich Meiboms d. Ält. († 1625). Eine Untersuchung zur Rezeption antiker Dichtung im lutherischen Späthumanismus. Hildesheim, Zürich, New York 1990 (= Beiträge zur Altertumswissenschaft 9). Ebd., S. 208–215. Es ist jetzt allerdings, abgesehen von den Standortnachweisen, überholt durch das vorliegender Publikation auf S. 679–687 beigegebene erweiterte Verzeichnis.

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grundlage für Literaturwissenschaftler ihren Wert behalten; für mich war ihre Bibliographie eine unentbehrliche Orientierungsgrundlage bei der Konzeption vorliegender Auswahledition. Ein Desiderat bleibt aber nach wie vor eine auf das irgend erreichbare Maß an Vollständigkeit angelegte systematische Erfassung der unselbständig erschienenen Dichtungen. Angesichts der langen Lebenszeit Meiboms und seiner phänomenalen Produktivität ist mit einer sehr hohen Zahl solcher Einzeltexte zu rechnen; die von Henze und mir39 beigebrachten Titel repräsentieren gewiß nur einen Teil dessen, was sich bei zielgerichteter systematischer Suche finden ließe. Ingrid Henzes Buch, eine auf gründlicher und sorgfältiger Auswertung des vorhandenen Archivmaterials beruhende Geschichte des Helmstedter Lehrstuhls für Poesie bis zum Tode Heinrich Meiboms40, ist zugleich die erste41 und bislang einzige42 literaturwissenschaftliche Arbeit über diesen Autor. Allerdings zeichnet Henze von ihm ein seiner historischen Stellung innerhalb der neulateinischen deutschen Literatur kaum gerecht werdendes, deutlich von Voreingenommenheit bestimmtes Negativbild. Aufgrund einer schwach fundierten Bezugnahme auf vereinzelte Elemente in den Aktenstücken zu dem oben (S. XXIV) schon erwähnten Streit zwischen Frenzel und Meibom, der eigentlich, veranlaßt offenbar durch nicht legitimierte Rangansprüche Frenzels, die ganze Philosophische Fakultät berührt hatte 39 40

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S. u., S. 683–687. Eine »Untersuchung zur Rezeption antiker Dichtung im lutherischen Späthumanismus«, wie sie der Untertitel ankündigt (s. o., Anm. 36), wird nur in sehr eingeschränktem Umfang geboten, eigentlich nur in den Analysen dreier Werke Meiboms (einer Horaz-Parodie, eines Vergil-Centos und des Epithalamiums aus dem ›Anacreon Latinus‹) im Kapitel D: »Dichtungspraxis am Beispiel Meibom« (S. 122–130, 136–146 u. 147–163). Abgesehen von den knappen Bemerkungen Schäfers zu Meiboms Horaz-Parodien: Eckart Schäfer, Deutscher Horaz. Conrad Celtis, Georg Fabricius, Paul Melissus, Jacob Balde. Die Nachwirkung des Horaz in der Neulateinischen Dichtung Deutschlands. Wiesbaden 1976, S. 98–100. Abgesehen von drei seither erschienenen Aufsätzen, in denen Schriften Meiboms innerhalb einer bestimmten Thematik mitberücksichtigt werden, nämlich: Johannes AmannBubenik, Centonendichtung als Habsburg-Panegyrik. In: Humanistica Lovaniensia 48 (1999), S. 235–250; ders., Kaiserserien und Habsburgergenealogien – eine poetische Gattung. In: Tradita et inventa. Beiträge zur Rezeption der Antike. Hrsg. von Manuel Baumbach. Heidelberg 2000 (= Bibliothek der Klassischen Altertumswissenschaften, N. F., 2. Reihe, 106), S. 73–89; Walther Ludwig, Der Humanist Heinrich Rantzau und die deutschen Humanisten. In: Humanismus im Norden. Frühneuzeitliche Rezeption antiker Kultur und Literatur an Nord- und Ostsee. Hrsg. von Thomas Haye. Amsterdam, Atlanta 2000 (= Chloe 32), S. 1–41; Nachdruck (revidiert) in: ders., Miscella Neolatina. Ausgewählte Aufsätze 1989–2003. Edenda curavit Astrid Steiner-Weber. Bd. 3. Hildesheim, Zürich, New York 2005 (= Noctes Neolatinae 2,3), S. 361–394. – Wäre das Gedicht ›Ad somnum‹ tatsächlich ein Werk Heinrich Meiboms (hierzu s. u., S. LXXXV– XC), müßte hier auch auf die darauf bezüglichen Passagen in folgendem Werk verwiesen werden: Bettina Windau, Somnus. Neulateinische Dichtung an und über den Schlaf. Studien zur Motivik, Texte, Übersetzung, Kommentar. Trier 1998 (= Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 34), S. 106 f., 210 u. 291 f.

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und noch einer gründlichen Untersuchung bedürfte43, glaubt sie in Meibom nur einen »grammatikbeflissenen Schuldichter«44 sehen zu können. Grundlage dieser Etikettierung ist einzig ein Aktenstück, in dem Meibom Fehler in der Prosodie aufzählt, die er in Gedichten Frenzels gefunden hatte (auch hiergegen hatte sich Frenzel in seinem ›Libellus iniruriarum‹ zur Wehr gesetzt).45 Von Grammatik bzw. Grammatikfehlern ist hier jedoch nirgends die Rede; der Begriff wird von Henze eigens eingeführt mit der Begründung, daß die Prosodie »Teilgebiet der Grammatik«46 sei. Er dient ihr nämlich als Brücke zur Besprechung eines Geleitbriefes von Nicodemus Frischlin zu Frenzels schon 1585 in Straßburg erschienenen ›Poemata sacra‹47 (Frenzel war damals vorübergehend mit Frischlins Schwester Martha verlobt). Frischlin spricht in diesem Brief, einem für sein Dichtungsverständnis sehr wichtigen Dokument, von zwei zu seiner Zeit bestehenden, einander zuwiderlaufenden Auffassungen von Funktion und Aufgaben eines Poeten. Die einen, hauptsächlich Theologen, sähen dessen Aufgabe beschränkt auf die Fähigkeit, formal einwandfreie Gedichte zu schreiben und an den Schulen Grammatik und Prosodie zu lehren; andere verträten die Meinung (es ist auch die Frischlins), daß es auch auf Inhalte ankomme: daß der Dichter auch ein guter Historiker, Philosoph und Rhetor sein müsse und vor allem die Aufgabe habe, ebenso wie ein Moralphilosoph oder Kanzelredner menschliche Verfehlungen zu rügen und anzuprangern. Auf diesen Aspekt geht Frischlin besonders ausführlich ein und verweist auf verschiedene Autoren der Frühzeit des deutschen Humanismus, die sich kritisch bzw. satirisch mit Fehlern und Lastern ihrer Zeitgenossen auseinandergesetzt und auf diese Art auch Stellung zu den theologischen Kontoversen der Zeit bezogen hätten, wie Erasmus von Rotterdam, Sebastian Brant, Thomas Murner, Euricius Cordus oder Ulrich von Hutten. Vordergründig war Frischlins Brief dazu bestimmt, Frenzel gegen Angriffe von Theologen wegen der in seinen Gedichten behandelten geistlichen Themen in Schutz zu nehmen.48 Tatsächlich sprach hier Frischlin aber weithin pro domo, im Hinblick auf eigene mißliche Erfahrungen, vor allem natürlich im Zusammenhang mit seiner ›Oratio de vita rustica‹. 43 44 45 46 47

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Vgl. die oben, S. XXIV, Anm. 62, zitierte Bemerkung Henzes. Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 36), S. 104. Vgl. ebd., S. 100. Ebd. Salomon Frenzel, Poemata sacra et nova, quibus primum redemptionis nostrae opus, succincta serie integra, usque ad ministerium Christi conscriptum est, libris quinque distincta, quorum priores quatuor de partu Virginis, quintus de nomine Iesu. […] Cum praefatione Nicodemi Frischlini […]. Straßburg: Antonius Bertramus 1585, Bl. )( 5r– *3v. – Frischlins Geleitbrief wurde nachgedruckt in: Nicodemus Frischlin, Methodus declamandi (posthuma) […]. Cui praetereà annexa sunt eiusdem [sc. Nic. Frischlini] epistolae et praefationes […]. In eloquentiae studiosorum gratiam cuncta edita. Straßburg: typis Iohannis Caroli 1606, S. 148–156. Vgl. den Schluß des Briefes: Frenzel, Poemeta sacra (wie Anm. 47), Bl. *3r–*3v.

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Einleitung

Ausgehend von diesen Gedankengängen kommt Henze nun, unter Hinweis auf Meiboms mündlich geäußerten Vorwurf an Frenzel, daß man bei ihm keine Imitatio finde49, und einer sehr engen, fast gewaltsamen Auslegung von Meiboms pädagogischem Plädoyer für eine Imitatio guter klassischer Autoren in seiner an die Helmstedter Studenten gerichteten Einladung zu der Rezitation seines ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595)50 zu folgendem Ergebnis: »So scheint poesis weder in der Kritik an Frenzel noch in Meiboms positiven Äußerungen zur Dichtungstechnik an anderen Kriterien gemessen zu werden als an der Vermeidung von vitia in der Prosodie, an richtiger Anwendung der Metrik und einer zur Phrasenübernahme verkümmerten imitatio der Musterautoren Vergil und Horaz. Bemerkenswert groß wird damit der Abstand vom poeta-Bild Frischlins. Möchte Meibom nur für sich und seinesgleichen, also den grammatikbeflissenen Schuldichter, den Titel poeta reserviert wissen, so hatte Frischlin gerade diese Erscheinung angeprangert und als grammaticus entlarvt, für den poeta seiner Vorstellung aber andere, gesellschaftspolitische Aufgaben gesehen.«51

Henze nimmt hier, um eine bestimmte Argumentationsrichtung aufrecht erhalten zu können, eine grobe Verzeichnung vor. Frischlin spricht in jenem Geleitbrief nirgendwo von zwei Dichtertypen, sondern von zwei verschiedenen Auffassungen vom Dichterberuf, von denen er diejenige, die dem Dichter die Zuständigkeit für Fragen der Religion und Morallehre absprechen will, schärftens ablehnt. Gewiß sind Meibom und Frischlin nach Naturell, Temperament, Persönlichkeitsstruktur und poetischen Interessen und Talenten kaum vergleichbar, jedoch gibt es zwischen beiden, nimmt man nur die in vorliegender Auswahledition enthaltenen Werke, einschließlich der Centonen und Parodien in den Blick, keine Differenz hinsichtlich der Kompetenzansprüche des Dichters auf den genannten Themenfeldern. Zudem wird Frischlin mit der Feststellung, er habe für die Dichtkunst »gesellschaftspolitische Aufgaben« postuliert52, ein Grad von Modernität zugeschrieben, der mit der historischen Wirklichkeit wenig zu tun hat. Insofern ist auch Henzes Versuch, die abweisende Haltung Meiboms und der Universität Helmstedt gegenüber den Bewerbungen Frischlins und Frenzels als Feindschaft gegenüber allen ›neuen‹ Tendenzen in der Poesie zu interpretieren53, einigermaßen abwegig. Gerade was die Hochschätzung eines durchaus sehr eng verstandenen Grundsatzes der Imitatio klassischer Autoren im universitären Unterricht betrifft, gibt es zwischen Frischlin und Meibom keine Differenzen. Hier wäre natürlich vor allem an Frischlins Dramen 49 50 51 52

53

S. o., S. XXIV. Bei uns unten, S. 430–433. Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 36), S. 104. An anderer Stelle spricht Henze von »Frischlins Vorstellung vom gesellschaftskritischen Auftrag des poeta« (ebd., S. 102). Vgl. ebd., S. 84.

2. Forschungsbericht

XXXVII

›Dido‹ (1581)54 und ›Venus‹ (1585)55 zu erinnern, die, aus seiner Lehrpraxis an der Tübinger Artistenfakultät hervorgegangen, weithin aus Montagen von Versstücken aus dem vierten (›Dido‹) und ersten (›Venus‹) Buch von Vergils Aeneis bestehen.56 Im Widmungsbrief zur ›Venus‹ liest man einen Satz, der genauso auch aus Meiboms Feder stammen könnte: »Iam enim de verbis, eorumque imitatione duntaxat aliquid hoc loco praefari constituimus. Nam in hac re omnis virtus oratoris perfecti consistit, vt aptè possit, verba & Phrasin veterum auctorum imitari: & quasi consimilia quaedam opera antiquis operibus efformare.« – »An dieser Stelle möchte ich jetzt nämlich nur ein paar Bemerkungen zu den Worten und ihrer Nachahmung vorwegschicken. Denn darin besteht die ganze Leistung eines vollkommenen Redners, daß er Worte und Stil der alten Autoren angemessen nachahmen und Werke schaffen kann, die den antiken Werken sozusagen ähnlich sind.«57

Die Voreingenommenheit Henzes gegenüber der Dichterpersönlichkeit Meiboms, die in immer neu variierten abwertenden Bemerkungen58 zum Ausdruck kommt, scheint, abgesehen von den angedeuteten Schwächen ihrer Quelleninterpretation, auch verursacht zu sein durch ein grundsätzliches Unverständnis der historischen Besonderheit und Funktion neulateinischer Dichtung, wie sie z. B. aus den folgenden beiden Bewertungen spricht: »Krüger [Meiboms Vorgänger auf dem Poesie-Lehrstuhl – L. M.] und noch entschiedener Meibom ergriffen nicht die Gelegenheit, die Begrenzung ihrer Tätigkeit auf ihr Schulamt hinter sich zu lassen und Ruhm auch anders als mit der in ihren Kreisen geübten und anerkannten Dichtung zu erwerben. […] Angesichts des Gegenbeispiels Frischlin kommt man nicht umhin, aus dem Verhalten der beiden Helmstedter Schulpoeten auch einen Rückschluß zu ziehen auf die Begrenztheit ihres dichterischen ingenium.«59

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55 56

57 58

59

Nicodemus Frischlin, Hildegardis Magna. Dido. Venus. Helvetiogermani. Historischkritische Edition. Übersetzung. Kommentar. Hrsg., übers. u. komment. von Nicola Kaminski. Bd. 1. Bern, Berlin, Frankfurt a. M. 1995, S. 243–301. Ebd., S. 303–369. Wegen dieser beiden Dramen hat Delepierre auch Frischlin (mit einer Textprobe aus der ›Venus‹) in seine Übersicht über die Geschichte der Centonenliteratur aufgenommen: Octave Delepierre, Tableau de la littérature du centon, chez les anciens et chez les modernes. Bd. 1. London 1874, S. 225–230. Frischlin, Hildegardis Magna (wie Anm. 54), S. 306 f. Man hat zuweilen den Eindruck, daß sie geradezu nach belastenden Faktoren gesucht hat, z. B. bei dem weit hergeholten Vorwurf, Meibom habe sich, indem er mit der Konzeption seiner ersten Centonen-Edition (›Virgilio-Centones auctorum notae optimae‹, 1597) Anregungen aus den ›Parodiae morales‹ von Henricus Stephanus aufgriff (Näheres hierzu s. u., S. XLVII–LII), »einer plagiatähnlichen Benutzung dieses Buches« schuldig gemacht (Henze, Der Lehrstuhl für Poesie [wie Anm. 36], S. 120, Anm. 1; ähnlich auch S. 131: »Damit beging er Buchimitation in großem Stil […]«). Vgl. die Korrektur dieser nicht haltbaren Kritik bei Amann-Bubenik, Centonendichtung als Habsburg-Panegyrik (wie Anm. 42), S. 239, Anm. 45. Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 36), S. 113.

XXXVIII

Einleitung

»Doch läßt sich aus dieser Interessenverlagerung60 auch etwas ablesen über die Natur der poesis, die Meibom vertrat. Ihr fehlt jenes irrationale Element, das die zeitgenössische Dichtungstheorie berücksichtigt, indem sie Dichtung auch eine Sache der göttlichen Inspiration, des Musenpriestertums oder des Weinrausches sein läßt. Einem solchermaßen besessenen und getriebenen Dichter dürfte es keineswegs freigestanden haben, über Beginn und Ende seines Tuns selbst zu entscheiden. Meibom hat die Enge seines Dichtungsverständnisses nicht als Mangel empfunden. Er bekannte sich sogar ausdrücklich zur mühseligen und arbeitsreichen Entstehung gelehrter Dichtung.«61

Derlei erinnert stark an Vorbehalte früherer Philologen-Generationen gegenüber neulateinischer Dichtung schlechthin. Daß Henzes Vorwürfe in diesem Sinne nicht nur auf die Person Meiboms zielen, offenbart schon die folgende distanzierende bzw. entschuldigende Bemerkung in der Einleitung zu ihrem Buch: »Die Arbeit enthält sich jeden Versuches einer literarästhetischen Wertung. Die Rezeptionsgeschichte humanistischer Schuldichtung hat generell und auch für die Gedichte Heinrich Meiboms ein eindeutiges Urteil vorgegeben. Davon unberührt bleibt jedoch, daß es aus anderen Gründen lohnend sein kann, Dichtung dieser Art wie jedes andere historische Phänomen auch zum Gegenstand kritischer Untersuchung zu machen.«62

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms Mit der Reihenfolge, in der ich die vier von Heinrich Meibom hauptsächlich kultivierten Gattungen und Darstellungsformen neulateinischer Poesie vorstelle, folge ich einer biographischen Vorgabe. Während Vergil-Centonen und Horaz-Parodien die erste Periode, geistliche Lyrik die Spätzeit seines dichterischen Schaffens dominierten, erstreckte sich die eng mit seiner akademischen, wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit verknüpfte, auch der bei humanistischen Autoren üblichen Pflege eines Netzwerkes vielfältiger persönlicher Beziehungen gewidmete Produktion von Gelegenheitsdichtung über den gesamten Zeitraum seiner literarischen Aktivität, die nach heutigem bibliographischen Wissensstand spätestens 1575 ihren Anfang nahm. Eine klare Abgrenzung der Kasuallyrik von den in den beiden voraufgehenden Abschnitten beschriebenen Gattungen ist nicht möglich, denn Meibom hat die Techniken des Centos und der Parodie auch für jene nutzbar gemacht.

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62

Gemeint ist eine von Henze vermutete Abschwächung von Meiboms poetischen Interessen zugunsten der Geschichtsschreibung in den Jahren nach 1600. Ebd., S. 117. Der letzte Satz des Zitats zielt auf eine Bemerkung Meiboms in dem Widmungsbrief zu seinem ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (bei uns S. 428, Z. 6–8): »Neque probo illos, qui versus suos vomunt, non pariunt. Mihi sanè hic lusus non sine labore, qui magis ex recensione quàm primo conceptu oritur.« Ebd., S. 4.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XXXIX

Da es neben der umfangreichen gedruckten auch eine begrenzte handschriftliche Überlieferung Meibomscher Lyrik gibt und diese zweckmäßigerweise im Zusammenhang dargestellt werden sollte, habe ich meiner Übersicht einen Abschnitt zu diesem Stoffgebiet vorangestellt.

3.1.

Handschriftliche Überlieferung

Der gesamte handschriftliche Nachlaß Heinrich Meiboms befindet sich seit 1742/43 an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (Niedersächsischen Landesbibliothek) Hannover; er ist Teil des die vier Generationen der Meibomschen Gelehrtendynastie1 einschließenden Nachlasses an Druckwerken, Handschriften und Korrespondenzen, den die Familie zwei Jahre nach dem Tode des Mediziners Brandanus Meibom (1740) zur Versteigerung anbot2 und der komplett von der damaligen Königlichen Bibliothek zu Hannover, der Vorgängerin der heutigen Leibniz-Bibliothek, übernommen wurde.3 Im Zuge einer Neubestimmung der Aufgabenbereiche der kurhannoverschen Bibliotheken wurde der ganze medizinische Teil des MeibomNachlasses 1782 an die Universitätsbibliothek Göttingen abgegeben. Alle in den Bereich der Geschichte, Philologie und sonstigen Geisteswissenschaften fallenden Teile des Nachlasses sowie der gesamte Briefwechsel4 blieben in Hannover. Im Verhältnis zu der großen Zahl historischer Werke im handschriftlichen Nachlaß Heinrich Meiboms d. Ä. bilden die poetischen Werke nur eine kleine Gruppe.5 Es sind, in der Reihenfolge der Signaturen, die folgenden:  1

 2

 3

 4

 5

Von Heinrich Meibom über seinen Sohn Johann Heinrich Meibom (1590–1655) und seinen Enkel Heinrich Meibom d. J. (1638–1700) bis zu Brandanus Meibom (1678– 1740). In zwei gedruckten Auktionskatalogen, die der Helmstedter Professor Frobese (Frobesius) zusammengestellt hatte: Io. Nicolaus Frobesius, Bibliotheca Meibomiana, hoc est Henrici Meibomii, Medici ac Polyhistoris quondam Helmst. praestantissimi, supellex libraria […] secundum disciplinas et doctrinas exactissime disposita ann. MDCCXLII. d. IV. Junii et sqq. publicae auctionis ritu divendenda. Accedit de recte ordinanda bibliotheca prolusio philosophica. Cum indice auctorum alphabetico. Helmstedt 1742; ders., Bibliothecae Meibomianae pars posterior seu Designatio manuscriptorum variorum historicorum inprimis ac medicorum a Meibomiis partim collectorum partim confectorum. Helmstedt 1743. Beschreibung der Geschichte und der Inhalte des Nachlasses bei Karl-Heinz Weimann, Der Nachlaß Meibom in Hannover und Göttingen. In: Medizingeschichte in unserer Zeit. Festgabe für Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart 1971, S. 171–188. Ein nicht zum Nachlaß gehörender Teil des Meibom-Briefwechsels befindet sich heute im Besitz der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Vgl. Weimann, ebd., S. 172. Vgl. die alphabetische Aufstellung im Register des Bodemannschen Katalogs: Eduard Bodemann, Die Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Hannover 1867, S. 645 f.

Einleitung

XL

MS IV 526: Henrici Meibomii V. CL. Carmina adoptiva. – 59 Bll. 4°. MS IV 530: Henrici Meibomii sen. Parodiae Horatianae aliaque carmina. – 195 Bll. 8°. MS IV 597: Henrici Meibomii sen. Orationes ligatae. – 83 Bll. 4°. MS IX 660: Epitaphia et Subscriptiones tumulorum hinc inde collecta à manu H. Meibomii sen. – 12 Bll. 8°.

Die folgenden Beschreibungen dieser vier Handschriften sind nach der Reihenfolge ihrer sachlichen Relevanz für die Zusammenhänge vorliegender Edition geordnet. 3.1.1. MS IV 530: Henrici Meibomii sen. Parodiae Horatianae aliaque carmina Diese Handschrift bietet in den ersten fünf ihrer insgesamt sechs Stücke eine von Johann Heinrich Meibom zusammengestellte, nach Gattungen geordnete Sammlung von Gedichten seines Vaters (Bl. 1–189). Das sechste Stück (Bl. 190–195) enthält lose Seiten eines Druckes (Schleswig 1639) mit einem Trauergedicht Johann Heinrich Meiboms (Bl. 190–193) zum Tode der Herzogin Augusta von Schleswig-Holstein-Gottorf (1580–1639), gefolgt von zwei losen Blättern aus einem nicht identifizierbaren Druck mit den Blattsignaturen A2 und A3 (Bl. 194/195). An bereits im Druck erschienenen Texten Heinrich Meiboms in den Stücken 1–5 wurden hin und wieder Änderungen vorgenommen. Ob diese auf Korrekturexemplare im Nachlaß des Verfassers zurückgehen oder von Johann Heinrich Meibom nach Gutdünken vorgenommen wurden, ist nach der gegenwärtigen Informationslage nicht zu entscheiden. Im folgenden gebe ich eine Übersicht über die Inhalte dieser Stücke 1–5: 1. Stück (Bl. 1–58) Dieser umfangreichste Teil der Handschrift hat den Charakter einer sorgfältig durchgestalteten Satzvorlage. Der Text der Titelseite (Bl. 1r) lautet: »HENRICI MEIBOMII | Poëtae et Historici | Guelfii | PARODIAE HORATIA- | NAE: collectae et editae | à | IOANNE HENRICO, HENR. | F. MEIBOMIO.«

Auf zwei sich dem Titel anschließende leere Blätter (Bl. 2/3) folgt ein nicht datiertes Vorwort an den Leser, überschrieben »LECTORI BENIVOLO S. D. IOAN. HENRICUS MEIBOMIUS« (Bl. 4–7). An dessen Anfang (Bl. 4r) äußert sich Johann Heinrich Meibom über die Absichten seiner Ausgabe wie folgt: »Parodiarum Horatianarum Parentis mei, amice Lector, quaedam ab ipso iam olim editae fuere, quaedam inter τοῦ μακαρίτου λειπόμενα caetera hactenus delituere. Eas, dum Opuscula ipsius Historica et Poëmata digero et recenseo, in unum collectas, et quasi in antecessum, in publicum prodire volui, quod iuventuti prae caeteris eas usui futuras mihi persuaserim. Et sunt alioquin penes me literae eruditorum virorum, in scholis docentium, qui, ut id facerem, me non una vice solicitarunt: tum ut ipsimet,

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XLI

ita scribunt, haberent modum, quo sibi in scholis commissos ad imitationem Poëtarum quasi manu ducerent, tum ut iuventuti non deessent exempla, quae sequerentur.« [»Von den Horaz-Parodien meines Vaters, freundlicher Leser, wurden etliche von ihm selbst schon dereinst herausgegeben, etliche waren unter den sonstigen Hinterlassenschaften des Verstorbenen bisher verborgen. Als ich seine kleineren historischen Werke und seine Gedichte ordnete und kritisch durchsah, wollte ich jene Parodien in einer in sich geschlossenen Sammlung, gleichsam im voraus, veröffentlichen, weil ich überzeugt war, daß sie der Jugend vor allen anderen Gedichten von Nutzen sein würden. Im übrigen verfüge ich auch über Briefe gelehrter Männer, die als Schullehrer tätig sind und mich nicht nur einmal dazu ermuntert haben, so vorzugehen, zum einen, damit sie selbst (so schreiben sie) über ein Verfahren verfügten, mit dem sie die ihnen in den Schulen anvertrauten Zöglinge zur Nachahmung der Dichter gleichsam anleiten könnten, zum anderen, damit es der Jugend nicht an Vorbildern fehle, denen sie sich anschließen könnte.«]

Johann Heinrich Meibom verfolgte also den Plan einer Ausgabe der kleineren historischen Schriften (realisiert erst von seinem Sohn Heinrich)6 und der Gedichte seines Vaters.7 Die Gedichte sollten offensichtlich in Teilen nach und nach herausgebracht werden, und zwar zuerst (»in antecessum«) die Horaz-Parodien. Dies geht auch sehr deutlich aus dem folgenden Satz am Schluß des Vorwortes (Bl. 7v) hervor: »Tu salve, Lector, et hisce, quae nunc damus, fruere: brevique parentis mei Poëmata varii generis, magisque elaborata exspecta.« [»Du, Leser, gehab dich wohl und ziehe Nutzen aus dem, was wir dir jetzt bieten, und sieh kurzfristig Gedichten meines Vaters in verschiedenen Gattungen und in stärkerer Durcharbeitung entgegen.«] Der Editionsteil, dem auf Bl. 7v zwei an Heinrich Meibom adressierte Gedichte von Janus Gruter8 und Friedrich Taubmann zum Lobe seiner Horaz-Parodien vorangestellt sind, umfaßt alle 49 von Heinrich Meibom verfaßten und in seinen drei Sammelausgaben gedruckten Horaz-Parodien, geordnet nach der Systematik der parodierten Vorlagen: Bl. 8r–48r: Parodien auf Oden der Bücher 1–4 der Carmina (Buch 1: Bl. 8r–24v; Buch 2: Bl. 24v–35r; Buch 3: Bl. 35v–40r; Buch 4: Bl. 40v–48r). Bl. 48v–52r: Parodien zu Gedichten des Buches der Epoden.

Gemäß einer Ankündigung Johann Heinrich Meiboms am Schluß seines Vorwortes (Bl. 7r)9 sind als Anhang noch Parodien auf Carmina Catulls  6  7

 8

 9

S. o., S. XXIX, Anm. 2. Dieser dachte schon 1597 an eine Ausgabe seiner gesammelten poetischen Werke. Die seiner ersten Centonen-Edition in diesem Jahr (›Virgilio-Centones auctorum notae optimae‹) beigegebene Zusammenstellung seiner eigenen Centonen (s. u., S. LIV– LVI) sollte dazu den Anfang bilden, wie Meibom in der Widmung zu seiner zweiten Centonen-Edition (›Centonum Virgilianorum tomus alter‹, 1600) an Marcus Welser schrieb (die Stelle zitiert unten, S. LIV, Anm. 66). Dieses ist entnommen (mit veränderter Überschrift) aus: Heinrich Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae. Helmstedt 1589, Bl. A2v. »Subieci etiam Parodias aliquot Catullianas, et quaedem alia, quae in fine videbis.« [»Ich habe auch ein paar Catull-Parodien angefügt und einiges andere, was du am Schluß sehen wirst.«]

XLII

Einleitung

(Bl. 52v–55r) und Paraphrasen zu vier Horaz-Oden (Bl. 55v–58r) beigegeben; die letzten beiden Paraphrasen sind allerdings nicht von Heinrich Meibom, sondern vom Editor selbst. Die Parodien Heinrich Meiboms stehen stets auf den linken Seiten der Handschrift; auf den rechten Seiten sind ihnen die parodierten Vorlagen gegenübergestellt. Nur die Horaz-Paraphrasen am Schluß stehen für sich allein. Nach der Ankündigung des Vorwortes dürfte es völlig sicher sein, daß die nun vorzustellenden Stücke 2–5 der Handschrift diejenigen »Poëmata varii generis« sind, die Johann Heinrich Meibom dem Leser als Nachlieferungen zu den Horaz-Parodien in Aussicht stellt. 2. Stück (Bl. 59r–88v) Dieses Stück enthält unter der Überschrift ›Henrici Meibomii Poemata Lyrica‹ Abschriften von 25 Gelegenheitsgedichten, zumindest zum Teil, wenn nicht alle, nach gedruckten Vorlagen.10 Auf Bl. 72r–72v ist ein Ausschnitt aus zwei Seiten eines gedruckten Werkes, auf Bl. 73r ein weiteres Stück einer Druckseite eingeklebt, alles eingefügt in den sonst handschriftlich wiedergegebenen Text. 3. Stück (Bl. 91r–115r) Es besteht aus zwei Teilen: (1) Precationes solennes (Bl. 91r–104v): Elf poetische Gebete zu diversen akademischen Promotionen, z. T. handschriftlich, größtenteils aber zusammengeklebte Ausschnitte aus Druckwerken. (2) Intimationes publicae (Bl. 104v–115r): Sechs poetische Bekanntmachungen zu christlichen Feiertagen, auch diese teils handschriftlich, teils in der Form von aufgeklebten Ausschnitten aus Drucken. 4. Stück (Bl. 116r–165v) Dieses Stück bietet unter vielem handschriftlich anderen zum großen Teil ein aus den Drucken zusammengeklebtes Sammelsurium aus den ›Sylvae‹ und dem ›Schediasmatum manipulus‹ (aber alles in veränderter Reihenfolge). 5. Stück (Bl. 166r–189r) Dieses Stück enthält Anacreontica (Bl. 166r–183v) und Anagrammata (Bl. 184r–189r). – Die Abteilung der Anagrammata (alles Abschriften) ent10

Ich fand zwei Texte aus den ›Sylvae‹: S I 18 (als Nr. II auf Bl. 61r–62r) und S I 25 (als Nr. III auf Bl. 62r–62v) und einen aus ›Memoriae Martini Lutheri‹: MML 2 (als Nr. IV auf Bl. 63r–63v).

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XLIII

hält z. T. einschlägige Texte aus den ›Sylvae‹. – Die umfangreichere Abteilung der Anacreontica besteht aus den folgenden sieben Texten: (1) Nuptiis Henrici Alberti Mynsingeri à Frundeck et Catharinae à Crosigk (Bl. 166r–170v): das Epithalamium aus dem ›Anacreon Latinus‹11 auf den Blättern A3r–A8r des Druckes von 1600, mit handschriftlicher Korrektur einzelner Verse auf Bl. A6r u. A6v. (2) Genethliacon Ioachimi Mynsingeri […] (Bl. 171r–176v): der zweite Teil des ›Anacreon Latinus‹12; Bl. 171r–175v sind Bl. B2r–B6v des Druckes von 1600, der restliche Textteil ist eine Abschrift, mit nachträglicher Korrektur zweier Verse gegenüber der Druckversion. (3) Nuptiis Henrici Iulii von Geitersheim et Elisabethae von der Lippe; Initium: »Si Martii tumultus Immane detonantes« (Bl. 177r–178v) – Abschrift. (4) Nuptiis Iulii Borcholdii et Magdalenae ab Uslar; Initium: »Ad leniter fluentes Gosae albicantes undas« (Bl. 178v–180r) – Abschrift. (5) Nuptiis Georgii Helmoldi ICti et Hedwigis ab Uslar; Initium: »Ergo meas Camoenas, Inscitulas Camoenas« (Bl. 180r–181r) – Überschrift handschriftlich, der Text selbst aus Druckseiten zusammengeklebt. (6) Nuptiis Nicolai Thesmari Secretarii Guelfici et Annae ab Hoja; Initium: »Secretiora regum Negocia, et supremas« (Bl. 181v–182v) – Überschrift handschriftlich, der Text selbst aus Druckseiten zusammengeklebt. (7) Genethliacon Hildebrandi Giseleri Rhumani, Consiliarii Guelfici, filiolo Friderico Udalrico serando; Initium: »Ruhmane mysta Iuris Recentis et vetusti« (Bl. 182v–183v) – Überschrift handschriftlich, der Text selbst aus Druckseiten zusammengeklebt; letzter Vers durchgestrichen und handschriftlich durch Neufassung ersetzt. 3.1.2. MS IV 597: Henrici Meibomii sen. Orationes ligatae Dies ist eine Sammlung von mehr als zehn sicherlich zu akademischen Anlässen geschriebenen und rezitierten Reden in Versform, entstanden, soweit datiert, zwischen 1588 und 1616; die erste ist überschrieben: »Oratio recitata in prima mea promotione 1588«. Weiter hinten gibt es eine Rede »Obitus Rudolfi«, zum Tode Kaiser Rudolfs II. (1612). Am Ende befinden sich einige wohl nicht zu den ›Orationes‹ gehörende Zettel mit einzelnen Gedichten, des weiteren ein Gedicht Johann Heinrich Meiboms zum 65. Geburtstag seines Vaters.

11 12

S. u., S. 268–281. S. u., S. 280–293.

XLIV

Einleitung

3.1.3. MS IX 660: Epitaphia et Subscriptiones tumulorum hinc inde collecta à manu H. Meibomii sen. Wie der Titel sagt, handelt es sich um eine von Heinrich Meibom zusammengestellte Sammlung von Grabsprüchen (nichts von ihm selbst verfaßt!), größtenteils eigenhändig abgeschrieben; auch einige gedruckte Epitaphien sind eingefügt. 3.1.4. MS IV 526: Henrici Meibomii V. CL. Carmina adoptiva Dies ist eine offenbar von Heinrich Meibom selbst zusammengestellte Sammlung von diversen Gedichten verschiedener Autoren, verfaßt zu seinen Ehren bzw. zu seinem Lobe: großenteils Beigaben zu seinen Werken, daneben Beileidsgedichte zum Tode seiner Kinder, Gratulationen zu seinen verschiedenen Rektoraten an der Julius-Universität, in metrischer Form abgefaßte Briefe an ihn. Die Texte sind teils von Heinrich Meibom selbst abgeschrieben, teils aus herausgeschnittenen Druckseiten zusammengeklebt. – Am Schluß (Bl. 56r–59v) ist die Handschrift eines ›Lessus funebris‹ zum Tode Heinrich Meiboms angefügt, verfaßt von einem »Johanne Stegmano Seesâ-Brunswigia Saxone«.

3.2. Centonen Die literarische Darstellungsform des Centos13, eines ›Flickgedichts‹, wie der Name sagt, das aus Textstücken zusammengesetzt ist, die einem oder 13

Einzige Gesamtdarstellung der Cento-Literatur von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert ist immer noch das alte Werk von Octave Delepierre, Tableau de la littérature du centon, chez les anciens et chez les modernes. 2 Bde. London 1874–1875. – Eine nicht immer zuverlässige knappe Übersicht bietet der Artikel über den Cento von F. Kunzmann und C. Hoch in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von Gert Ueding. Bd. 2. Tübingen 1994, Sp. 148–156. – Zur lateinischen Centoliteratur der Spätantike: Scott McGill, Virgil recomposed. The mythological and secular centos in antiquity. Oxford 2005 (= American Classical Studies 48); Marcus Beck, Cento. In: Lexikon der antiken christlichen Literatur (32002), S. 143 f. – Einen wichtigen ersten Ansatz zur Begriffs- und Funktionsklärung des Centos aus der Sicht der modernen Literaturwissenschaft lieferten Theodor Verweyen u. Gunther Witting, Der Cento. Eine Form der Intertextualität von der Zitatmontage zur Parodie. In: Euphorion 87 (1993), S. 1–27; vgl. auch den Artikel der beiden Autoren über den Cento in: Reallexikon der Deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. von Klaus Weimar u. a. Bd. 1. Berlin, New York 1997, S. 293 f. – Weiterführende Überlegungen zur Begriffsgeschichte und Gattungstypologie in der Einleitung des dem volkssprachigen italienischen Cento gewidmeten Buches von Christoph Hoch, Apollo Centonarius. Studien und Texte zur Centodichtung der italienischen Renaissance. Tübingen 1997 (= Romanica et Comparatistica 26), S. 1–16; über Hoch hinausführend: Reinhold F. Glei, Vergil am Zeug flicken. Centonische Schreibstrategien und die Centones ex Virgilio des Lelio Capilupi. In: ›Parodia‹ und Parodie. Aspekte intertextuellen Schreibens in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Reinhold F. Glei u. Robert Seidel. Tübingen 2006 (= Frühe Neuzeit 120), S. 287–320. – Zur nichtvergilischen lateini-

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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mehreren Werken eines fremden Autors entlehnt wurden, entstand in der Spätantike; die ältesten Zeugnisse, griechische wie lateinische, stammen aus dem 2. Jahrhundert (die lateinischen sind größtenteils innerhalb der ›Anthologia Latina‹ überliefert). Griechische Centonendichter benutzten als Quellautor Homer; den lateinischen Autoren der Spätantike diente das Werk Vergils als Vorlage. Die lateinische Centonendichtung, die uns hier allein zu interessieren hat, erlebte ihren Höhepunkt im 4. Jahrhundert mit zwei ungefähr gleichzeitig, etwa zwischen 360 und 375, entstandenen Werken, dem ›Cento nuptialis‹ des Ausonius (ca. 310 – ca. 393)14 und dem ›Cento Virgilianus‹ der Römerin Faltonia Betitia Proba (geb. ca. 320).15 Das Werk des Ausonius, entstanden im Auftrag des Kaisers Valentinian, ist die Beschreibung einer Hochzeit, die mit einer obszönen, inhaltlich ziemlich groben, in der Anwendung der Centotechnik aber sehr raffinierten Schilderung der ›imminutio‹ (Entjungferung) der Braut endet. Vergilverse bzw. Teile daraus werden so miteinander montiert, daß ihr im ursprünglichen Kontext völlig harmloser Sinn innerhalb des vorgegebenen neuen Zusammenhangs auf dem Wege der Metaphorisierung16 zwangsläufig zu ei-

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schen Centodichtung des 16. Jahrhunderts: Reinhold F. Glei, Aufstand gegen den Textsinn. Zum Lucan-Cento des Pierre Chrétien (1588). In: Christine Walde (Hrsg.), Lucans Bellum civile. Studien zum Spektrum seiner Rezeption von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. Trier 2009 (= BAC – Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 78), S. 221–254; ders., Lucilius Horatianus. Die Luciliusausgabe des Franciscus Dousa (1597) und die Centones Luciliani. In: Ianus Dousa. Neulateinischer Dichter und Klassischer Philologe. Hrsg. von Eckard Lefèvre u. Eckart Schäfer. Tübingen 2009 (= NeoLatina 17), S. 341–358. Ich benutzte die folgende Ausgabe: Decimus Magnus Ausonius, Opuscula. Edidit Sextus Prete. Leipzig 1978 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), S. 159–169. Seit kurzem ist auch eine deutsche Übersetzung des Werkes verfügbar: Decimus Magnus Ausonius, Sämtliche Werke. Bd. 2: Trierer Werke. Hrsg., übers. u. komment. von Paul Dräger. Trier 2011, S. 125–141 (Text) u. 441–463 (Kommentar). – Vgl. Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Hrsg. von Reinhart Herzog u. Peter Lebrecht Schmidt. Bd. 5. München 1989, S. 295 f.; eingehende Analyse bei Sabine Horstmann, Das Epithalamium in der lateinischen Literatur der Spätantike. München, Leipzig 2004 (= Beiträge zur Altertumskunde 197), S. 291–301. Textedition: Faltonia Betitia Proba, Cento. Recensuit et commentario critico instruxit Carolus Schenkl. Accedunt tres centones a poetis Christianis compositi. In: Poetae Christiani minores. Pars I. Wien, Prag, Leipzig 1888 (= Corpus Scriptorum Christianorum Latinorum 16,1), S. 511–639; mit englischer Übersetzung in: Elizabeth A. Clark and Diane F. Hatch, The golden bough, the oaken cross. The Vergilian Cento of Faltonia Betitia Proba. Chico, CAL. 1981 (= American Academy of Religion: Texts and Translations Series 5), S. 11–95. – Vgl. Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 5 (wie Anm. 14), § 562; Reinhart Herzog, Die Bibelepik der lateinischen Spätantike. Formgeschichte einer erbaulichen Gattung. Bd. 1. München 1975 (= Theorie und Geschichte der Literatur und der Schönen Künste 37); R. P. H. Green, Proba’s Cento. Its date, purpose, and reception. In: Classical Quarterly 45 (1995), S. 551–563; ders., Proba’s introduction to her Cento. In: Classical Quarterly 47 (1997), S. 548–559. Vgl. die instruktive Analyse eines Textbeispiels bei Glei, Aufstand gegen den Textsinn (wie Anm. 13), S. 224 f.

XLVI

Einleitung

nem obszön-erotischen Aussageinhalt hin verschoben wird. In dem an seinen Freund Axius Paulus adressierten Widmungsbrief zum ›Cento nuptialis‹ hat Ausonius gleich Hinweise bzw. Vorschriften für die technische Ausgestaltung eines Centos geliefert. Danach dürfen Halbverse, abgetrennt an den Stellen, an denen beim Hexameter Zäsuren erlaubt sind, oder auch anderthalb Verse, kombiniert mit einem Halbvers, verwendet werden. Zwei aufeinanderfolgende vollständige Vergilverse zu entlehnen, sei geschmacklos (»ineptum«), die geschlossene Übernahme gar von dreien barer Unsinn (»merae nugae«).17 Die Komposition müsse so angelegt sein, daß sich aus dem ursprünglichen Sinn der Einzelelemente ein in sich zusammenhängender neuer Sinn ergebe, daß das Adoptierte als verwandt erscheine, daß Fremdes nicht als solches erkennbar sei, nichts gewaltsam herbeigezogen scheine, keine Redundanz entstehe und der Textfluß nicht durch Brüche gestört werde.18 Der Cento der Proba, frommes christliches Gegenstück zu dem frivolen Werk des Ausonius, ist eine Darstellung der menschlichen Heilsgeschichte in einer Folge von Episoden aus dem Alten und dem Neuen Testament: von der Schöpfungsgeschichte bis zur Flucht der Juden aus Ägypten, von der Fleischwerdung Jesu Christi bis zur Auferstehung. Im 16. Jahrhundert erlebte die lateinische Centonendichtung eine erstaunlich intensive, wenn auch nur kurze und auf eine geringe Zahl von Autoren beschränkte erneute Blütezeit. Hauptrepräsentanten dieser literarischen Mode waren der Italiener Laelius Capilupus (eigtl. Lelio Capilupi, 1497–1560)19 und der Deutsche Heinrich Meibom20. Eine entscheidende 17

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Ausonius, Cento nuptiale, Widmung an Axius Paulus 25–28. Allerdings hat sich Ausonius selbst nicht streng an seine Vorschriften gehalten. Zumindest zwei aufeinanderfolgende vollständige Vergil-Verse finden sich bei ihm sehr wohl, wenn auch nur selten. Vgl. die Belegstellen bei Horstmann, Das Epithalamium (wie Anm. 14), S. 291, Anm. 788. Ausonius, ebd. 43–46: »Hoc ergo centonis opusculum […] tractatur, pari modo sensus diversi ut congruant, adoptiva quae sunt, ut cognata videantur, aliena ne interluceant: arcessita ne vim redarguant, densa ne supra modum protuberent, hiulca ne pateant.« Er stand sein Leben lang in den Diensten der Fürstenfamilie Gonzaga in Mantua; zu seiner Biographie s. Dizionario biografico degli Italiani. Vol. 18. Rom 1975, S. 542 f. (C. Mutini). Seine 19 Vergilcentonen sind in dieser von seinem Neffen herausgegebenen, auch dessen eigene Gedichte und Centonen sowie Gedichte von drei Brüdern des Laelius enthaltenden Sammlung abgedruckt: Capiluporum Carmina. Rom 1590. – Zur Publikationsgeschichte der Einzeltexte vgl. G. Hugo Tucker, Mantua’s »Second Virgil«. Du Bellay, Montaigne and the curious fortune of Lelio Capilupi’s Centones ex Virgilio (Romae, 1555). In: Ut granum sinapis. Essays on Neo-Latin literature in honour of Jozef Ijsewijn. Ed. by Gilbert Tournoy and Dirk Sacré. Leuven 1997 (= Supplementa humanistica Lovaniensia 12), S. 264–291; Übersicht über die Inhalte der Centonen und die mit ihnen verfolgten unterschiedlichen Intentionen: Glei, Vergil am Zeug flicken (wie Anm. 13), S. 294–301. Zu seiner Centonendichtung vgl. Ingrid Henze, Der Lehrstuhl für Poesie an der Universität Helmstedt bis zum Tode Heinrich Meiboms d. Ält. († 1625). Eine Untersuchung zur Rezeption antiker Dichtung im lutherischen Späthumanismus. Hildesheim,

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XLVII

Rolle als Vermittler und Anreger spielte für Meibom der französische Philologe und Verleger Henricus Stephanus (Henri Estienne) d. J. (1528–1598) mit dem zweiten Teil seiner in Genf 1575 erschienenen ›Parodiae morales‹.21 In diesem zweiten, separat paginierten Teil, betitelt ›Centonum veterum et parodiarum utriusque linguae exempla‹, bespricht Stephanus, im Anschluß an eine Praefatio mit Erörterungen über den Unterschied von Cento und Parodie und über den Cento-Begriff bei Griechen und Lateinern, zunächst griechische Centonen und dann die drei Hauptvertreter der lateinischen Centonenliteratur: Ausonius, Proba und Laelius Capilupus (von letzterem die Mönchssatire ›De vita monachorum‹, deren Text Stephanus im Anhang zu der Besprechung mitteilt22). Dank der von Meibom in zwei Bänden 1597 und 1600 vorgelegten Sammlung lateinischer Centonendichtung, der ›Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium‹23 und des ›Centonum Virgilianorum tomus alter‹24, vor allem aber dank der dem ersten Band beigegebenen Materialien, Vorbemerkungen und Scholien, verfügen wir über eine ergiebige Dokumentation, die uns zuverlässig darüber belehrt, was unser Autor von der Geschichte des Centos wußte und in welchem Umfang er mit der zeitgenössischen poetologischen Diskussion zu diesem Stoffgebiet vertraut war. Mir scheint es daher sinnvoll und angebracht, den Inhalt der beiden Bände zu skizzieren, bevor ich auf Meiboms eigene Centonenproduktion zu sprechen komme und den Versuch einer Einordnung im Rahmen der vorliegenden Ansätze zu einer poetologischen Funktionsbestimmung unternehme. Dem ersten Band seiner Centonensammlung hat Meibom unter der Überschrift ›De centonibus et eorum lege‹ (›Von den Centonen und ihrer regelgerechten Abfassung‹) auf ca. zweieinhalb Druckseiten fünf theoretische Texte zum Cento von zwei antiken und drei frühneuzeitlichen Autoren

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Zürich, New York 1990 (= Beiträge zur Altertumswissenschaft 9), S. 136–146 (»Meiboms Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistae«); Johannes Amann-Bubenik, Centonendichtung als Habsburg-Panegyrik. In: Humanistica Lovaniensia 48 (1999), S. 235–250. Henricus Stephanus, Parodiae morales H. Stephani, in poetarum vet. sententias celebriores, totidem versibus Gr. ab eo redditas. […]. Centonum veterum et parodiarum utriusque linguae exempla. [Genf]: Henricus Stephanus 1575. Ebd., Tl. 2, S. 104–118. Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium: Probae Falconiae Hortinae, D. Magni Ausonii Burdigal., Laelii Capilupi Mantuani, Iulii Capilupi Mantuani. Post omnes aeditiones Italicas, Gallicas et Germanicas denuò accuratè recogniti et notis illustrati operâ et studio Henrici Meibomii Westphali. Accesserunt eiusdem Meibomii Centones aliquot uno libro comprehensi. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597. Centonum Virgilianorum tomus alter, continens Capiluporum Italorum centones: Laelii quidem omnes, Iulii eos, qui in priore tomo non extant. His subiunctus est Sauli Merceri Augustani Vergilius Proteus. Omnia nunc primùm in Germania excusa studio et operâ Henrici Meibomii Westphali. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600.

XLVIII

Einleitung

(Ausonius und Isidor; Erasmus von Rotterdam, Julius Caesar Scaliger und Lilius Gregorius Gyraldus) zusammengestellt.25 Bei dem Text von Ausonius handelt es sich um die oben von mir skizzierten Anweisungen zur Technik der Kombination von Vergil-Versen aus dem Widmungsbrief zum ›Cento nuptialis‹. Isidor wird mit der kurzen Erklärung des Begriffs Cento in den Etymologiae (1,39,25) zitiert, Erasmus mit einer etwas ausführlicheren Erläuterung in den Adagia.26 Von Scaliger druckt Meibom das dem Cento gewidmete 43. Kapitel des ersten Buches seiner Poetik ab.27 Dieser nur aus ein paar Zeilen bestehende, auf das Kapitel zur Parodie folgende Text ist auch seinem gedanklichen Gehalt nach ziemlich dürftig. Unter Verweis auf die beiden klassischen Centonen des Ausonius und der Proba hebt Scaliger lediglich die Nähe des Centos zur Parodie (wegen der Ableitung eines neuen Sinns von dem ursprünglichen Sinn der Vorlage) und zur Rhapsodie hervor. In dem Text von Gyraldus, entnommen dem ersten Dialog seiner ›Historiae poetarum tam Graecorum quam Latinorum dialogi decem‹28, werden hauptsächlich verschiedene Ansätze einer etymologischen Erklärung des Wortes Cento aus der älteren Literatur diskutiert. Sonst vermerkt Gyraldus nur noch, daß es Autoren gebe, die die Ursprünge dieses literarischen »genus« bei christlichen Dichtern sähen; aus Mangel an zuverlässigen Informationen könne er hierzu aber nicht Stellung nehmen. Es ist etwas verwunderlich, daß Meibom hier nicht noch einen einschlägigen Auszug aus den ihm bestens bekannten ›Parodiae morales‹ von Henricus Stephanus untergebracht hat, zumal auf der letzten Seite dieser Zusammenstellung noch genügend Platz gewesen wäre. Er zitiert aus diesem Werk aber an verschiedenen späteren Stellen seiner Edition.29 Auf die kleine Sammlung theoretischer Äußerungen zum Cento folgt, abgetrennt durch eine dazwischengeschaltete Serie von neun Lobgedichten ebenso vieler Autoren30, ›In Centones Virgilianos Henrici Meibomii Poetae Caesarii‹, ein Vorwort ›Ad lectorem‹, in dem die Autoren, die als Cento-Dichter hervorgetreten sind, aufgezählt werden. Ich teile den Text dieses aufschlußreichen Vorwortes hier in voller Länge mit; notwendige 25 26

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Virgilio-Centones auctorum notae optimae (wie Anm. 23), Bl. A2v–A3v. Adagium II,4,58 (Farcire centones): Desiderius Erasmus, Opera omnia emendatiora et auctiora. Recogn. Joannes Clericus. Tom. 2. Leiden 1703, Reprint Hildesheim 1961, Sp. 542. Iulius Caesar Scaliger, Poetices libri septem. – Sieben Bücher über die Dichtkunst. Hrsg. von Luc Deitz u. Gregor Vogt-Spira. Bd. 1. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994, S. 378 f. Lilius Gregorius Gyraldus, Historiae poetarum tam Graecorum quam Latinorum dialogi decem, quibus scripta et vitae eorum sic exprimuntur, ut ea perdiscere cupientibus minimum iam laboris esse queat. […]. Basel: o.Dr. 1545, S. 106–108. Vgl. Virgilio-Centones auctorum notae optimae (wie Anm. 23), Bl. A2r, E4v u. Gv. Darunter, um nur die bekanntesten zu nennen, Nicolaus Reusner (Bl. A4r) und Friedrich Taubmann (Bl. A5v).

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XLIX

Erläuterungen gebe ich in Fußnoten zu meiner sich anschließenden Übersetzung. »De Centone eiusque legibus ex probatis scriptoribus supra quaedam à nobis adducta sunt. Restat eorum, qui Centones scripserunt, nomenclationem attexamus. Inventor primus artificii latet. Christianis originem adscriptam meminit Gyraldus, ita tamen, ut certi nihil statuat. Praeter Probae Centones sacros et Ausonii epithalamion à veteribus in hoc genere reliquum nihil. Memoratur tamen Eudocia, cuius Homero-centones etiamnum extant. Memoratur Pomponius quidam ab Isidoro lib. Orig. 1. cap. 38. laudatus. Valentinianus quoque Imp. huiusmodi versibus lusisse ab Ausonio perhibetur. Nostrâ memoriâ Laelius Capilupus Centonibus scribendis inclaruit, et ita inclaruit, ut omnes, tam priores quàm posteriores, post se reliquerit. Existimo etiam eundem ex illis, quos duos Gyraldus nominat, alterum esse. Ottonis Gryphii laborem nemo bonus improbârit; itaque nostrâ mentione indicandus erat. Plateanus nimium sibi sumsit, in hac classe vix collocandus. Henrici Alberti Mynsingeri à Frondeck primitias aliquando vidimus, legimus et probavimus. Quem nisi à Musis graviora abstraxissent negotia, laudem in hoc stadio meruisset. De nostris conatibus nihil dicemus, lectori iudicium permittentes, quem admonendum putamus, poëmatia haec à nobis diversis temporibus exarata, et quidem pleraque in ipsâ adolescentiâ. Plura autem, quam quae nunc exeunt, exstare nolumus certo quodam consilio. Sufficient paucula illa iuventuti, ut imitari nos velit bonosque auctores in succum et sanguinem redigere conetur. Satis etiam erunt famae retinendae, quam non amplis voluminibus, sed vel exiguo opusculo acquisitam semel produxisse contentus ero, atque hoc exemplo Persii Poetae, eadem die qua ego nati, qui, cum posteritati paucula reliquerit, saepius in uno libro memoratur ›Quam levis in totâ Marsus Amazonide‹. Tu, lector benevole, vale et conatibus nostris aequum animum ostende. Ex Museo.«31 [»Über den Cento und seine Regeln haben wir oben einige Abschnitte aus bewährten Schriftstellern angeführt. Es steht nur noch aus, daß wir eine Liste der Namen derer, die Centonen geschrieben haben, hinzufügen. Wer dieses Kunstgebilde ursprünglich ersonnen hat, liegt im Verborgenen. Gyraldus weist darauf hin, daß sein Ursprung christlichen Autoren zugeschrieben worden sei, doch ohne hierüber zuverlässige Informationen zu liefern.32 Außer den geistlichen Centonen der Proba und dem Epithalamium von Ausonius ist aus dem Altertum in dieser Gattung nichts überliefert. Genannt wird jedoch Eudocia, deren Homer-Centonen noch heute vorhanden sind.33 Genannt wird ein gewisser Pomponius34, der von Isidor in Buch I, Kap. 38 seiner 31 32

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Ebd., Bl. A6v. In seiner Parodie auf Horaz, Carm. 1,32 (s. u., PH 11, S. 92) gibt Meibom zu verstehen, daß er selbst Proba für die Erfinderin des Centos hält. Eudocia, Tochter eines athenischen Rhetors, von 421 bis zu ihrer Scheidung 443 Ehefrau des oströmischen Kaisers Theodosius II., gest. 460 in Jerusalem, verfaßte neben anderen griechischen Dichtungen auch Homer-Centonen zum Leben Jesu Christi. Vgl. Lexikon der antiken christlichen Literatur (32002), S. 236 (G. Röwerkamp). – Textausgabe: Eudociae Augustae, Procli Lycii, Claudiani carminum Graecorum reliquiae. Accedunt Blemyomachiae fragmenta. Recensuit Arthur Ludwich. Leipzig 1897, S. 11– 114, hier S. 79–114. Unter diesem Autornamen ist eine geistliche Ekloge in der Form eines Vergil-Centos (›Versus ad gratiam domini‹) überliefert. Vgl. Lexikon der antiken christlichen Literatur (32002), S. 586 (B. Windau). – Textausgaben: Poetae Christiani minores. Pars I. Wien, Prag, Leipzig 1888 (= Corpus Scriptorum Christianorum Latinorum 16,1), S. 609–615 (rec. C. Schenkl); Anthologia Latina sive Poesis Latinae supplementum. Pars prior: Carmina in codicibus scripta. Rec. Alexander Riese. Fasciculus II. Editio altera denuo recognita. Leipzig 1906, S. 189–193 (719a).

L

Einleitung ›Origines‹35 gelobt wird. Ausonius teilt mit, daß auch Kaiser Valentinian sich mit dieser Art von Versen spielerisch beschäftigt habe.36 In unserer Zeit hat Laelius Capilupus mit dem Verfassen von Centonen Ruhm erworben, und zwar in solch einem Ausmaß, daß er alle anderen Centonenverfasser, sowohl frühere als auch spätere, in den Schatten gestellt hat. Ich glaube auch, daß dieser der eine der beiden ist, von denen Gyraldus spricht.37 Kein redlicher Mensch wird die Leistung des Otto Gryphius38 in Frage stellen können; deshalb mußte er in unserer Übersicht genannt werden. Plateanus39 hat sich zuviel vorgenommen und ist Autoren dieses Ranges schwerlich an die Seite zu stellen. Die Erstlinge des Heinrich Albert Münsinger von Frundeck40 habe ich früher einmal gesehen, gelesen und für gut befunden. Wenn ihn nicht besonders schwerwiegende Geschäfte von den Musen abgezogen hätten, hätte er auch auf diesem Kampfplatz Lob erworben. Über meine eigenen Versuche werde ich nichts

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Isidorus Hispalensis, Etymologiae sive Origines 1,39,26. In dem Widmungsbrief an Axius Paulus 10–12. Nämlich in diesem Satz, der unmittelbar auf den Schluß des von Meibom gebotenen Auszugs folgt: »Vivit et amicus hodie unus et alter, qui centonas conficit.« [»Heute lebt auch der eine und andere Freund von mir, der Centonen verfertigt.«] (Gyraldus, Historia poetarum [wie Anm. 28], S. 108.) Otto Gryphius (geb. 1561 St. Goar, gest. 1612 Tübingen), Rektor am Gymnasium Poeticum in Regensburg (vgl. Zedler, Universal-Lexicon, Bd. 11 [1735], Sp. 1161 f.), schrieb eine Serie von Vergil-Centonen zum Leben Jesu Christi: Otto Gryphius, Virgiliocentones continentes vitam salvatoris nostri, Domini Iesu Christi, concinnati opera et studio M. Othonis Gryphii Goarini, Catti, Gymnasii Poëtici S. P. Q. Ratisponensis Rectoris. Regensburg: Andreas Burgerus 1593. – Zu Meiboms Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ steuerte er 1595 einen Vergil-Cento bei, mit dem er zwei von ihm selbst ersonnene metrische Anagramme zum Namen Heinrich Meiboms explizierte: Otto Gryphius, Henricus Meibomius Lemgoviensis per Senarium iambicum et Trochaicum trimetrum catalecticum ἀναγραμματιζόμενος. […]. Explicatio versibus Virgilianis contexta. In: Heinrich Meibom, Classicum adversus Turcas Musulmanos, execranda impietate et inaudita crudelitate in Ecclesiam filii Dei grassantes, versu Vergiliano decantatum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595, Bl. C3v–C4r. Sonst ist mir von ihm noch ein späterer Hochzeitscento bekannt: Otto Gryphius, Centone Virgiliano […] Dn. Sigismundo Theoph. Richio, Consiliario Brandeburgico, et Annae Mariae Holbecciae, Virgini pudicissimae, Sponsis lectissimis, 24. Aprilis in Electorali Amberga combinandis, gratulatur Otho Gryphius, Goarinus, Cattus Renanus, Gymnasii Ratispon. Rector. O. O.: o.Dr. 1604. – Im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover befinden sich zwei Briefe von ihm an Heinrich Meibom (datiert Regensburg, 31. Januar und 13. Mai 1595): MS XLII, 1884, Bl. 64–65. Johannes Plateanus, ein aus Autun stammender, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tätiger Franzose (vgl. Zedler, Universal-Lexicon, Bd. 28 [1741], Sp. 684), gab 1576 in Paris den Cento der Proba heraus, mit einem Anhang ›Orationes‹ (›Gebete‹) in der Form von Vergil-Centonen. Ich benutzte den Nachdruck Köln 1592: Joannes Plateanus, Virgiliocentones. In: Virgilio Centones Probae Falconiae […]. Per Ioannem Plateanum Augustodunensem Heduum eiusdem opusculum […] in gratiam studiosae iuventutis editum, in quo continentur orationes, quae verè Christianorum eloquium sapiunt, alioqui merè Virgilianae. Köln: Johannes Gymnicus 1592, Bl. 20r–26v. Auf die Hochzeit dieses Sohnes von Joachim Münsinger von Frundeck (Näheres über ihn s. u., S. 572 f.) schrieb Meibom seinen ›Anacreon Latinus‹ (s. u., S. 267–293). Ich konnte von ihm nur diese eine Cento-Dichtung (zum Tode Tilemann Heshusens) ausfindig machen: Heinrich Albert Münsinger von Frundeck, Idyllion Virgilianum in obitum reverendiss. et clariss. viri D. Tilemanni Heshusii, Theologorum facile Principis et Professoris in celeberrima Academia Helmstediana. In: Johannes Olearius, Parentalia […] Tilemanni Heshusii […]. Halle/S.: Achatius Liscanus 1589, Bl. G2r–G3r.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LI

sagen und das Urteil dem Leser überlassen. Ich glaube, ihn darauf hinweisen zu müssen, daß diese Dichtungen von mir zu verschiedenen Zeiten verfertigt wurden, und zwar die meisten gerade in meinen jungen Jahren. Daß aber über die jetzt erscheinenden hinaus noch weitere entstehen, will ich nicht, geleitet von einer bestimmten wohlbegründeten Überlegung. Jene sehr wenigen Texte werden für die Jugend ausreichend sein, daß in ihr der Wunsch entsteht, mich nachzuahmen, und daß sie versucht, die guten Autoren in Fleisch und Blut aufzunehmen. Sie werden auch genügen, mir einen guten Ruf zu sichern. Ich werde zufrieden sein, wenn ich diesen ein für allemal unter Beweis gestellt habe, erworben nicht mit umfänglichen Bänden, sondern mit einem nur schmalen Werklein, und dies nach dem Beispiel des mit mir an demselben Tage geborenen Dichters Persius, der, obwohl er der Nachwelt nur sehr wenig hinterlassen hat, mit seinem einen Buch öfter erwähnt wird ›als der seichte Marsus mit seiner ganzen Amazonis‹41. Du, geneigter Leser, lebe wohl und begegne meinen Versuchen mit Nachsicht. – Aus meiner Studierstube.«]

Es folgen nun, in dieser Reihenfolge und jeweils mit eigener Titelseite, der ›Cento Virgilianus‹ der Proba42, der ›Cento nuptialis‹ von Ausonius43, die Mönchssatire ›De vita monachorum‹ von Laelius Capilupus44, sechs ›Centones Virgiliani‹ von dessen Neffen Julius45, sodann eine Zusammenstellung von Meiboms eigenen Centonen46 (auf diese werde ich weiter unten gesondert eingehen). Die Texte der Proba, des Ausonius und des Laelius Capilupus wurden kritisch durchgesehen. Im Falle der Proba wurden frühere Editionen von fünf Herausgebern verglichen; die Recensio des Centos von Laelius Capilupus erfolgte »Post aeditiones Italicas, Gallicas et Germanicas«47. Allen Texten mit Ausnahme derer von Julius Capilupus sind ›testimonia‹ und ›iudicia‹ verschiedener Autoren vorangestellt. Auf die Texte folgen erläuternde oder kritische Scholien Meiboms. Ausonius blieb aber unkommentiert, wegen der schon vorliegenden Bemühungen hervorragender Gelehrter in dieser Sache, wie Meibom in einem ›Ad lectorem‹ überschriebenen Schlußwort zu Ausonius48 mitteilt, mit dem er vornehmlich seine Bedenken gegenüber diesem Autor zu erkennen geben wollte. Dessen Cento hält er nämlich wegen seines jugendgefährdenden Inhalts für eigentlich nicht pu41

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Zitat Martial 4,29,7–8: »Saepius in libro numeratur Persius uno | quam levis in tota Marsus Amazonide.« M. Val. Martialis, Epigrammata. Recogn. brevique adnotatione critica instruxit W. M. Lindsay. Editio altera. Oxford 1962 (= Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxoniensis). – Domitius Marsus, Dichter der ausgusteischen Zeit, verfaßte u. a. (hauptsächlich Epigrammen) auch ein heute verlorenes Epos ›Amazonis‹. Virgilio-Centones auctorum notae optimae (wie Anm. 23), Bl. Ar–E3v (inkl. Scholien Meiboms). Ebd., Bl. E4r–F4v. Ebd., Bl. Gr–Iv (inkl. Scholien Meiboms). Dem Text selbst schließt sich auf Bl. H4v ein auf der Titelseite nicht erwähnter kurzer panegyrischer Cento auf Francesco Gonzaga an (›In effigiem Francisci Gonzagae Mantuanae Principis‹). Ebd., Bl. I2r–L4v (inkl. Scholien Meiboms). Ebd., Bl. Mr–T3r. Ebd., Bl. Gr. Ebd., Bl. F4v.

LII

Einleitung

blikationswürdig und entgegen anders lautenden Quellen für kein Werk eines Christen.49 Der Text sei nun aber schon in jedermanns Händen, und vor allem könne man ohne ihn nicht leicht verstehen, was ein Cento sei und was seine Regeln: »Neque absque eo intellectu facile, quid Cento sit, quae eius leges.«50 Andererseits erlaube es auch der Anstand nicht, den Dichter einfach ›zu kastrieren‹: »Castrare autem Poëtam, hoc est, particulam eius omittere, honestè non potuimus. Transiliet igitur lector ista, quae pietati officiunt, et caetera, sanè lepida, elegantia amplectetur: tam enim Cento totus est elaboratus quam pars illa inverecunda. «51 [»Den Dichter aber zu kastrieren, d. h. ein Stücklein von ihm wegzulassen, verbot uns der Anstand. Der Leser sollte also besagte Stellen, die der Frömmigkeit zuwiderlaufen, überspringen und sich alles übrige, das durchaus anmutig und geschmackvoll ist, zu eigen machen. Der Cento als ganzer ist nämlich so fein ausgearbeitet wie jener Teil schamlos.«]

Diese Centonenedition Meiboms, mag ihr Konzept auch (wie vermutlich das Interesse des jungen Meibom an Centonendichtung schlechthin) von den ›Parodiae morales‹ des Henricus Stephanus angeregt sein52, ist ohne Zweifel eine eigenständige Leistung zeitgenössischer kritischer Philologie53 und keinesfalls in die Nähe eines Plagiats an Stephanus zu rücken, wie es Henze etwas leichtfertig getan hat.54 Die zweite Centonen-Sammlung, die Meibom drei Jahre später (1600) herausbrachte55, ist in ihrem Hauptteil ein Nachdruck von Centonen des Laelius und Julius Capilupus aus der 1590 in Rom erschienenen Sammelausgabe der ›Capiluporum Carmina‹56. Während Meibom von Laelius alle neunzehn Texte aufnahm, überging er bei Julius die sechs (von insgesamt 32), die er schon in der ersten Centonen-Sammlung abgedruckt hatte. Wie aus dem Widmungsbrief an den Augsburger Ratsherrn Marcus Welser (Velserus)57 hervorgeht, kannte er zur Zeit des Erscheinens jener ersten Samm49

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Vgl. auch ebd., Bl. L4r: »Ausonium Ethnicum fuisse suprà diximus.« [»Oben sagten wir, daß Ausonius ein Heide gewesen sei.«] Ebd., Bl. F4v. Ebd. Vgl. Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 20), S. 131. Vgl. hierzu die textkritischen Erörterungen Meiboms in den Scholien zur Proba und zu Julius Capilupus: Virgilio-Centones auctorum notae optimae (wie Anm. 23), Bl. E3r– E3v u. L4v. S. o., S. XXXVII, Anm. 58. Centonum Virgilianorum tomus alter (wie Anm. 24). S. o., Anm. 19. Marcus Welser (1558–1614) entstammte der bekannten Augsburger Patrizierfamilie. Neben der Leitung seines Handelsunternehmens und der Wahrnehmung herausgehobener Funktionen im Dienste seiner Vaterstadt war Welser auch, als hochgebildeter späthumanistischer Gelehrter, im Briefkontakt mit vielen großen Geistern des europäischen Späthumanismus, schriftstellerisch (vor allem als Historiker, aber auch als

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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lung nur die Centonen der beiden Capilupi, die er darin abgedruckt hatte. In der festen Überzeugung, daß es von beiden noch mehr geben müsse, habe er intensiv danach gesucht, aber absolut nichts ausfindig machen können.58 Nach dem Erscheinen seiner ersten Centonen-Sammlung habe ihn aber sein Freund Jakob Monavius59 darauf aufmerksam gemacht, daß die Gedichte der Capilupi 1590 in Rom in einer einbändigen Ausgabe gedruckt worden seien. Alle seine Bemühungen, dieses Buch in die Hände zu bekommen, seien aber vergeblich gewesen. Darauf habe er wieder Kontakt mit Monavius aufgenommen, und dieser habe ihm eine von einem Sekretär gefertigte Abschrift des ganzen Buches zukommen lassen. Diese Abschrift legte Meibom also seiner neuen Ausgabe der Centonen der beiden Capilupi zugrunde, mit einem gewissen Bedauern allerdings, weil er den Verdacht hegte, daß Julius Capilupus die Texte seines Onkels nicht zu deren Vorteil bearbeitet habe; ganz besonders verdroß ihn die entschärfende Umarbeitung des satirischen Centos über das Mönchsleben, der auch einen neuen Titel erhalten hatte (›De aetate aurea et ferrea‹).60 Im Anhang fügte Meibom eine

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Dichter) tätig. Ähnlich wie Heinrich Rantzau nutzte er sein großes Vermögen mäzenatisch zur Förderung von Editionsvorhaben. Biographischer Abriß bei Alois Schmid, Die Korrespondenz zwischen P. Matthäus Rader SJ und Marcus Welser. In: Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem Krieg. Hrsg. von Gernot Michael Müller. Berlin, New York 2010 (= Frühe Neuzeit 144), S. 421–442, hier S. 422–434 (reiche Literaturhinweise S. 421 f., Anm. 1); zur ersten Information s. auch Killy2 12 (2011), S. 284 f. (Bernd Roeck / Red.). – Zu den Parallelen zwischen Welser und Rantzau vgl. R. J. W. Evans, Rantzau and Welser. Aspects of later German humanism. In: History of European Ideas 5 (1984), S. 257–272. Dies hatte er schon in einer Schlußbemerkung zu seiner ersten Sammlung kundgetan (Virgilio-Centones auctorum notae optimae [wie Anm. 23], Bl. L4v).: »An praeter hos, à nobis nunc aeditos, alios etiam scripserint Centones Capilupi, etiamsi diligenter perquisiverim, indagare nullus potui. Quae itaque habui, depromsi, nihil dubitans, studiosae iuventuti, quae opt. quosque auctores, ab ineunte aetate, contrà atque vulgus facit, legere et imitari debet, rem me fecisse longè gratissimam.« [»Ob die Capilupi außer den von uns jetzt herausgegebenen Centonen auch noch andere geschrieben haben, konnte ich trotz sorgfältiger Nachforschung absolut nicht herausbekommen. Ich habe daher das, was ich besaß, zum besten gegeben, in der absolut sicheren Überzeugung, der studierenden Jugend, die gerade die besten Autoren von Kindesbeinen an, ganz anders, als es die breite Masse tut, lesen und nachahmen soll, den denkbar größten Gefallen getan zu haben.«] Er war als Rat des Herzogs von Liegnitz-Brieg in Breslau ansässig; weitere Hinweise zu seiner Biographie s. u., Kommentar, S. 568, zu S I 2 (Epigramm auf ein Anagramm zum Namen des Monavius). Meibom schrieb dazu an Welser (Centonum Virgilianorum tomus alter [wie Anm. 24], Bl. )(2v): »Qua autem aviditate oblatos percurrerim, explicare non possum. Hoc maximoperè dolui, non genuinos me habere foetus Laelii, sed à Iulio praepostera cura emendatos et interpolatos. Magnam sibi sumpsisse eum licentiam testis est Cento de Monachis omnium lepidissimus et ingeniosissimus, quem truncatum mutatumque de Aetate aurea et ferrea inscripsit.« [»Mit welcher Begierde ich aber die mir dargebotenen Centonen durchlaufen habe, läßt sich gar nicht erklären. Doch bereitete dies mir große Betrübnis, daß ich nicht die echten Sprößlinge des Laelius in der Hand hielt,

LIV

Einleitung

von Marcus Welser, dem Widmungsempfänger, unter dem anagrammatischen Pseudonym Saulus Mercerus verfaßte Sammlung von Vergil-Centonen, betitelt ›Virgilius Proteus‹61, hinzu, die ihm, wie aus dem Widmungsbrief hervorgeht, im Auftrag Welsers von Konrad Rittershausen62 zugesandt worden war. Die Sammlung enthält merkwürdigerweise eine Centonenfolge ›Caesares‹63 auf die habsburgischen Könige und Kaiser bis auf Rudolf II., von ähnlicher Machart wie das Werk, mit dem Meibom den Dichterlorbeer erlangt hatte: auf einen Einleitungscento ›Caesares Austriaci‹ folgen panegyrische Centonen von je fünf Versen auf die einzelnen Monarchen. Einige Jahre später fand Meibom noch einen weiteren Nachahmer in dem Tschechen Johannes Czernovicenus.64 Die beiden Centonen-Sammlungen von 1597 und 1600 bildeten den Schlußpunkt von Meiboms publizistischer Beschäftigung mit dieser literarischen Darstellungsform. Mit der Zusammenstellung eigener Cento-Produktionen am Schluß der ersten Sammlung65, gedacht als erster Teil einer damals von Meibom ins Auge gefaßten Ausgabe seiner gesammelten poetischen Werke66, legte er die Summe seines poetischen Schaffens auf diesem

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sondern die von Julius mit unangebrachter Fürsorge gereinigten und entstellten. Daß er sich dabei große Freiheit herausgenommen hat, bezeugt der Cento von den Mönchen, von allen der anmutigste und geistvollste, den er verstümmelt und umgeändert und mit der Überschrift ›Vom goldenen und eisernen Zeitalter‹ versehen hat.«] Vgl. dazu die Hinweise von Glei, Vergil am Zeug flicken (wie Anm. 13), S. 300 f. Centonum Virgilianorum tomus alter (wie Anm. 24), Bl. Tr–X4r. – Nachdruck in: Marcus Welser, Opera historica et philologica, sacra et profana. […]. Accurante Christophoro Arnoldo. Nürnberg 1682, S. 887–906. Über ihn s. u., Kommentar, S. 651. Centonum Virgilianorum tomus alter (wie Anm. 24), Bl. T2r–T3r. Hierzu s. u., Kommentar, S. 523. Henrici Meibomii, Poëtae Caesarii, Centones Virgiliani: Plerique anteà seorsim aediti, nunc recogniti denuò et uno volumine comprehensi. In: Virgilio-Centones auctorum notae optimae (wie Anm. 23), Bl. Mr–T3r. Dies ist einem Passus in Meiboms Widmung an Marcus Welser in seiner zweiten Centonen-Sammlung, Centonum Virgilianorum tomus alter (wie Anm. 24), Bl. )(2r, zu entnehmen: »Ante triennium, vir illustris, cum propter magistratum, quem in Iulia Academia gerebam, ordinariis laboribus vacare non possem et nihilominus iuventuti nostrae prodesse cuperem, de operibus meis poëticis recensendis edendisque cogitare coepi. Hortabantur amici, ut id facerem, neque deerant aliae causae nonnullae, quibus magis impellerer et inflammarer. Initium autem feci à Centonibus Virgilianis, tum quòd primi ingenii mei fetus essent, tum quòd minus laboris requirere viderentur.« [»Vor drei Jahren, erlauchter Herr, als ich wegen der Rektoratsfunktion, die ich an der Julius-Universität ausübte, keine Zeit für meine eigentlichen Arbeiten hatte, trotzdem aber unserer Jugend nützlich sein wollte, begann ich über eine kritische Sichtung und Herausgabe meiner poetischen Werke nachzudenken. Freunde ermunterten mich, dies zu tun, und es fehlte auch nicht an weiteren Gründen, die mich noch stärker dazu antrieben und anreizten. Begonnen habe ich aber mit den Vergil-Centonen, zum einen, weil sie die ersten Sprößlinge meines Geistes waren, zum anderen, weil sie weniger Arbeit zu erfordern schienen.«]

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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Felde vor, mit der es nach der Mitteilung in dem Vorwort ›Ad lectorem‹ nun sein Bewenden haben sollte. Tatsächlich ist nach 1597, jedenfalls soweit der aktuelle Stand der bibliographischen Erfassung von Meiboms poetischem Gesamtwerk diese Feststellung zuläßt, kein Cento aus seiner Feder mehr erschienen. Da Meibom in die Sammlung fast alle Centonen aufgenommen hat, die er bis dahin geschrieben hatte67, und die ausgelassenen dem Gesamtbild keine neuen Facetten hinzufügen, eignet sie sich ohne weiteres für eine zusammenfassende Beschreibung und Beurteilung von Meiboms Centonenwerk – eine Aufgabe, die dadurch erleichtert wird, daß der Autor schon eine übersichtliche Einteilung der Texte vorgenommen hat. Die Textmenge wurde zunächst in anlaßbezogene (Casualia) und unabhängig von irgendwelchen äußeren Anlässen entstandene Centonen aufgeteilt, wobei die letztgenannte Textgruppe, nach Druckjahren der Erstausgaben geordnet, den Anfang bildet: 1. Monomachia Davidis et Goliathi (1580) – Bl. M2v–N2r; 2. Ministerium et decollatio Ioannis Baptistae (1580) – Bl. N2v–O2r; 3. Imperatorum ac Caesarum Romanorum […] descriptiones (1589) – Bl. O2v–P3v; 4. Classicum adversus Turcas Musulmanos (1595) – Bl. P4r–Rv; 5. Precatio ad Filium Dei Iesum Christum, contra Turcas (1595, erschienen als Beigabe zu Nr. 4) – Bl. R2r–R2v. Es folgen, in drei Untergruppen unterteilt, die anlaßbezogenen Texte: drei Begrüßungen zweier Fürsten (6,9) und eines Grafen (8), dazwischen ein Epicedium für den in Frankreich ermordeten Friedrich Rantzau68, einen Sohn des schleswig-holsteinischen Statthalters Heinrich Rantzau (7); zwei Epithalamien (10,11), das erste auf ein adliges, das zweite auf ein bürgerliches Paar; schließlich drei mit akademischen Ereignissen in Zusammenhang stehende Texte (12–14): zwei Propemptica (12,13) und eine Gratulation zu einer Magisterpromotion (14): 6. Ad illustriss. principem, Guilielmum, Hassiae Lantgravium, Helmaestadium academiae Iuliae hospitium ingredientem – Bl. R3r–R3v; 7. Cento funebris in obitum Friderici Ranzovii, Henrici proRegis Danici F. in Galliis à sicariis occisi – Bl. R3v–R4v; 67

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Es fehlen nur sein Erstling aus dem Jahre 1579, das Epithalamium für Johannes Olearius und Anna Heshusen (s. u., S. 3–11), und der Cento ›In effigiem Martini Lutheri‹ (s. u., S. 352 f.) aus ›Memoriae Martini Lutheri‹ (1595). Es könnte aber durchaus auch noch anderes fehlen, da sich mit Sicherheit nicht alles erhalten hat, was Meibom hat drucken lassen; besonders von den Einblattdrucken wird so manches verloren sein. Letzteres dürfte bei diversen Kasualtexten in Meiboms Sammlung eigener Centonen der Fall sein, von denen sich z.Zt. keine früheren Druckausgaben nachweisen lassen. S. u., S. 545 (Kommentar zu PH 5).

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Einleitung

8. Ad illustrem et generosum Comitem Schauenburgicum, Dn. Ernestum, Helmaestadium studiorum gratia ingressum – Bl. R4v–Sr; 9. In effigiem reverendissimi et illustrissimi principis, Henrici-Iulii, Episc. Halberst., Ducis Bruns. et Lunaeb. (umgearbeitete Fassung eines Textes aus den ›Sylvae‹: S I 29; s. u., S. 194–197) – Bl. Sr–Sv; 10. Cento nuptialis Thomae a Knesebeck et Emerentiae ab Alvensleben, novis sponsis, dicatus – Bl. Sv–S3r; 11. Cento Virgilianus honori nuptiarum M. Henrici Garberi et Margaritae Wolders – Bl. S3r–S4v; 12. Propempticon ad nobilissimum et consultissimum virum Dn. Iohannem à Benekendorff in Wardien etc. ex illustri Iulia academiâ discedentem – Bl. S4v–Tr; 13. Eidyllion Virgilianum ad ornatissimum iuvenem, Georgium à Fechta, Hamburg., in patriam ex Iuliâ abeuntem – Bl. Tr–Tv; 14. Cento gratulatorius ad doctissimum iuvenem Georgium Vietorem, Hassum, in acad. Iulia supremâ Philosophiae laureâ ornatum – Bl. T2r– T2v. Den Abschluß des Ganzen bildet eine Cento-Nachdichtung des 128. Psalms: 15. Psalmus CXXIIX – Bl. T3r. Der größte Teil der Meibomschen Centonenproduktion entfällt also auf die Kasualdichtung in ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Die nicht anlaßgebundenen Texte, abgesehen vom ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹, das als politische Dichtung in der Tradition der Türkenliteratur69 auch im Kontext des Gesamtwerkes Meiboms eine Sonderstellung einnimmt, verteilen sich auf Bibeldichtung im Gefolge der Proba, Panegyrik70 und geistliche Lyrik. Reinhold F. Glei hat 2006 anläßlich einer Untersuchung der Centonen von Laelius Capilupus ein ebenso überzeugendes wie praktikables Schema einer funktionsbezogenen Einteilung der überlieferten Centonenliteratur entwikkelt71, in Fortführung der ersten Arbeiten neuerer Literaturwissenschaft zu

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Berühmtester Vorgänger von Meiboms Exhortatio war Ulrich von Hutten mit seiner 1518, anläßlich des Reichstags von Augsburg, erschienenen Prosarede an die deutschen Fürsten: ›Ad principes Germanos, ut bellum Turcis ingerant, exhortatoria‹ (Ulrich von Hutten, Opera quae reperiri potuerunt omnia. Ed. Eduardus Böcking. Bd. 5. Leipzig 1861, S. 97–136). Hierzu zählt neben den Centonen-Epigrammen auf die habsburgischen Könige und Kaiser auch der von Meibom bei der Zusammenstellung seiner gesammelten Centonen übergangene Cento zu Ehren Luthers (s. o., Anm. 67). Glei, Vergil am Zeug flicken (wie Anm. 13), S. 293 f.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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einer poetologischen Erfassung des Centos durch Verweyen/Witting72 und Hoch73. Glei unterscheidet bei dem Cento, als einer literarischen Schreibweise oder Darstellungsform, die sich in verschiedenen Gattungen realisieren läßt, zwischen einer intratextuellen und einer extratextuellen Verfahrensweise und bei jeder dieser beiden wiederum zwischen einer konstruktiven und einer destruktiven ›Textverarbeitungsstrategie‹. Auf diese Weise kommt er zu vier Realisierungsformen des Centos: zu Pastiche und Parodie als der konstruktiven und destruktiven Variante intratextueller und zu Kontrafaktur und Satire als der konstruktiven und destruktiven Variante extratextueller Verfahrensweise – wobei auch das Auftreten von Mischformen vorausgesetzt werden müsse, die »ja in der literarischen Wirklichkeit eher die Regel«74 seien. Bei einer Anwendung seines Schemas auf die neunzehn Centonen von Laelius Capilupus konnte Glei feststellen, daß sich hier Beispiele für alle vier von ihm postulierten Einteilungskategorien oder Grundmuster finden ließen. Eine solche Vielseitigkeit weist die Centonenproduktion Meiboms nicht auf. Durchmustert man seine Texte nach dem von Glei entwickelten Schema, so wird man keinen einzigen finden, der nicht der hier alles dominierenden Kategorie der Kontrafaktur zuzuordnen wäre. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend im Hinblick auf die pädagogische Intention, im Sinne einer strengen Anleitung zur Klassikerimitation, die Meibom im akademischen Unterricht verfolgte und die er ebenso mit seinen Vergil-Centonen zu fördern suchte75 wie mit seinen Horaz-Parodien, von denen im nächsten Abschnitt gehandelt werden soll. Hierin lag Meibom auf einer Linie mit dem Jesuiten Jakob Pontanus, der in Kapitel 9 des 1. Buches seiner zuerst 1594 in Ingolstadt erschienenen ›Poeticae institutiones‹ (›De exercitatione et modo scribendi, item genera quaedam exercitationis poeticae‹) die Beschäftigung der Schüler mit Cento und Parodie folgendermaßen begründete: »Postremo videntur mihi centonum et parodiarum exercitationes fore perutiles, quibus id assequimur, ut optimos versus optimorum poetarum, propter studiosam et sollicitam lectionem, quae ad eas perquam necessaria est, penitus inbibamus illique mentibus altissime defixi perpetuo inhaereant.«76 [»Schließlich scheinen mir Übungen mit Centonen und Parodien von großem Nutzen zu sein. Durch sie erreichen wir, daß wir die besten Verse der besten Dichter wegen der intensiven und konzentrierten Lektüre, die für besagte Übungen unbedingt notwendig ist, gänzlich in uns einsaugen und sie, unserem Geist tief eingeprägt, dort für immer Wurzel fassen.«] 72 73 74 75

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Verweyen/Witting, Der Cento (wie Anm. 13). Hoch, Apollo Centonarius (wie Anm. 13), S. 15 f. Glei, Vergil am Zeug flicken (wie Anm. 13), S. 293. Vgl. hierzu neben dem in Anm. 58 beigebrachten Zitat den mit »Sufficient paucula illa« beginnenden Satz in dem oben, S. XLIX, zitierten Vorwort ›Ad lectorem‹. Iacobus Pontanus SJ, Poeticarum institutionum libri tres. Eiusdem tyrocinium poeticum. Ingolstadt: David Sartorius 1594, S. 28.

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Einleitung

3.3. Horaz-Parodien77 Mit seinen im Jahre 1588 erschienenen ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹78, denen bis 1596 noch zwei weitere Publikationen dieser Art79 folgen sollten, ist Heinrich Meibom in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen als der erste neulateinische Lyriker, der eine ganze Sammlung von Horaz-Parodien80 veröffentlicht hat. Meibom war allerdings nicht der erste deutsche Verfasser einer Horaz-Parodie. Diese Ehre gebührt Paul Schede Melissus, der zwar erst 1595, innerhalb der ›Meletemata‹81, seine gesammelten Horaz-Parodien veröffentlicht, aber schon in den späten 70er Jahren derartige Texte verfaßt hat.82 Rüdiger Niehls Annahme, daß Schede mit der einen oder anderen in den späten 70er Jahren der literarischen Welt bekannt gewordenen Horaz-Parodie die entscheidenden Impulse für eine Rezeption dieses literarischen Genres in Deutschland gegeben habe und seine erst 1595 erschienenen ›Meletemata‹ »die Keimzelle für die deutsche Parodia-Dichtung darstellen«83, wohingegen den beiden sieben und sechs Jahre früher erschienenen Sammlungen Mei77

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An der im europäischen Späthumanismus kultivierten literarischen Mode der CatullParodie hatte Meibom nur begrenzt Anteil. Hierzu habe ich im Kommentarteil (s. u., S. 561–564) schon alles Nötige ausgeführt. Seine Terenz-Parodie auf das Erscheinen der Formula Concordiae 1580 (s. u., S. 145–153), eigentlich eher Cento als Parodie (s. auch hierzu den Kommentar, S. 559 f.), ist innerhalb seines Gesamtwerkes und wohl auch innerhalb der Literatur der neulateinischen Parodie singulär. Heinrich Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo ad Nicolaum Caasam, magnum regni Daniae Cancellarium. Item Sylvarum libri duo. Helmstedt: Iacobus Lucius 1588. Heinrich Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae. Helmstedt: o.Dr. 1589; ders., Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas. Accessere nonnulla alia schediasmata eiusdem auctoris. Helmstedt: Iacobus Lucius 1596. Diesen Zweig der neulateinischen Lyrik hat erstmals Eckart Schäfer, allerdings nur kursorisch, untersucht: Eckart Schäfer, Deutscher Horaz. Conrad Celtis, Georg Fabricius, Paul Melissus, Jacob Balde. Die Nachwirkung des Horaz in der Neulateinischen Dichtung Deutschlands. Wiesbaden 1976, S. 92–101. Seither ist zum Thema nur eine einzige weiterführende Arbeit erschienen: Rüdiger Niehl, Parodia Horatiana – Parodiebegriff und Parodiedichtung im Deutschland des 17. Jahrhunderts. In: ›Parodia‹ und Parodie. Aspekte intertextuellen Schreibens in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Reinhold F. Glei u. Robert Seidel. Tübingen 2006 (= Frühe Neuzeit 120), S. 11–45. Vgl. auch Robert Seidel, ›Parodie‹ in der Frühen Neuzeit. Überlegungen zu Verbreitung und Funktion eines intertextuellen Phänomens zwischen Humanismus und Aufklärung. In: Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 27 (2003), S. 112– 134, hier S. 114 f.; Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (wie Anm. 20), S. 119–130 (mit Analyse von Meiboms Parodie auf Horaz, Carm. 3,12, in den ›Novae parodiae‹). Paul Schede Melissus, Meletematum piorum libri 8. Paraeneticorum 2. Parodiarum 2. Psalmi aliquot. Frankfurt a. M.: Hieronymus Commelinus 1595. Die dahingehende Vermutung Schäfers (Deutscher Horaz [wie Anm. 80], S. 96) konnte Niehl (Parodia Horatiana [wie Anm. 80], S. 12) bestätigen durch die Entdeckung einer Parodie Schedes auf Horaz, Carm. 3,25 in: Nathan Chytraeus, Poematum praeter sacra omnium libri septendecim. Rostock: Stephanus Myliander 1579, Bl. 333r–333v (› Melos parodicon ex Horat. ode XXV. lib. III. Ad Nathanem Chytraeum Mencingium‹). Niehl, Parodia Horatiana (wie Anm. 80), S. 14.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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boms »eine solche Ausstrahlungskraft […] schwerlich zuzutrauen« sei, weil dessen Horaz-Parodien »oft schulmäßig und etwas gequält« wirkten84, beruht offensichtlich auf einem Vorurteil. Dieses wurde dadurch begünstigt, daß Niehl als Materialgrundlage für seine sonst recht nützliche und aufschlußreiche Untersuchung fast ausschließlich die in der Internet-Datenbank CAMENA dokumentierten Texte verwendet hat85 und Meibom dort als Lyriker nur mit der kleinen Auswahl seiner Gedichte in den ›Delitiae poetarum Germanorum‹86 vertreten ist, unter denen sich ganze zwei von seinen insgesamt 49 Horaz-Parodien befinden: die eine (›Ad simplicitatem‹) auf Carm. 4,387, die andere (›Davidis ad Saulem [!] verba cum Goliatho pugnaturi‹) auf 1,2288. Es sieht ganz so aus, als ob Niehl nur diese beiden Texte von Meibom kannte. Aber wie dem auch sei: die von ihm aufgeworfene Frage, ob eher Schede oder eher Meibom die bis weit ins 17. Jahrhundert hineinreichende lebhafte deutsche Produktion von Horaz-Parodien in Schwung gebracht habe, relativiert sich ohnehin bis zur Bedeutungslosigkeit dadurch, daß Meibom in seine erste einschlägige Publikation, die ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ von 1588, neben eigenen Parodien auch solche von fremden Autoren, darunter in Buch 2 auch eine von Schede auf Carm. 4,3 (›Ad spiritum sanctum‹)89, aufgenommen hat. In Buch 1 dieses Werkes stehen 22 eigenen 5 fremde, in Buch 2 8 eigenen 11 fremde Texte gegenüber, so daß Meiboms Veröffentlichung auch als Dokumentation zeitgenössischer Horaz-Parodistik gelesen werden konnte. Neben Schede sind folgende Autoren mit Horaz-Parodien vertreten (in der Reihenfolge ihres Auftretens in der Sammlung): Ianus Lernutius90,

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Ebd., S. 12. Mit seiner durch kein Textbeispiel begründeten und für mich nicht nachvollziehbaren Wertung spielt Niehl den weltläufigen Kosmopoliten Schede Melissus gegen den dem Universitätsbetrieb verbundenen Meibom aus – anscheinend ohne zu bedenken, daß Meibom, verglichen mit der Ausnahmeerscheinung Schedes, eigentlich die Normalität einer humanistischen Dichterexistenz in Deutschland repräsentierte. Vgl. ebd., S. 22, Anm. 27, und S. 5 der Einleitung von Reinhold F. Glei u. Robert Seidel zu dem Sammelband, der Niehls Beitrag enthält. Delitiae poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. Pars IV. Collectore A. F. G. G. Frankfurt a. M.: excudebat Nicolaus Hoffmannus, sumptibus Iacobi Fischeri 1612, S. 310–321. Ebd., S. 319 f., nach Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 51 f. – Nur diese hat Niehl in seine Untersuchung einbezogen; sie ist aufgeführt in seiner Übersicht über die Parodien zu Horaz, Carm. 4,3: Niehl, Parodia Horatiana (wie Anm. 80), S. 35. Er verzeichnet zwar die drei Parodien-Bände Meiboms in seiner Liste deutscher Verfasser von Horaz-Parodien im 16./17. Jahrhundert (S. 13), läßt sie aber sonst unbeachtet, was z. B. auch zu der inakzeptablen Konsequenz führt, daß in dem Schaubild »besonders reger Parodieautoren« (S. 14) und ihrer Wirkungsstätten auf S. 15 sowohl Meibom als auch Helmstedt fehlen. Ebd., S. 320 f., nach Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 9 f. (bei uns PH 7, s. u., S. 82–84). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 46 f. Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 14–16 (›Ad bonam valetudinem‹, auf Carm. 1,35; bei uns PH 13, S. 96–100), 32–34 (zwei Parodien auf

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Einleitung

Franciscus Hildensaemus (Hildesheim)91, Petrus Monavius (Monau)92, Nathan Chytraeus93, Matthaeus Wackerus94, Lambertus Pithopoeus95 und Nicolaus Reusner96. Auch in seine beiden Folgepublikationen mit Horaz-Parodien hat Meibom Texte von fremden Autoren aufgenommen, wenn auch in geringerem Umfang: in die ›Parodiarum Horatianarum reliquiae‹ (1589) zwei von Caspar Arnoldi97 und in die ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596) zwei von Martin Chemnitius (Chemnitz) jun.98

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Carm. 2,19/20, ohne Überschrift; bei uns PH 26/27, S. 136–142) u. 48 f. (›Ad vitam‹, auf Carm. 4,3). – Zu Lernutius s. u., Kommentar, S. 549 f. Ebd., S. 25 f. (›Ad Persium, ut ab amoribus desinat‹, auf Carm. 2,9; bei uns PH 21, S. 122–124), 28 f. (›In Arcadem Poëtam‹, auf Carm 2,13; bei uns PH 23, S. 128–130), 38 (›In nebulonem‹, auf Carm. 3,12) u. 41 f. (›In Harpalum‹, auf Carm. 3,23). – Zu Hildensaemus s. u., Kommentar, S. 554. Ebd., S. 43 f. (›Ad Deum omnipotentem‹, auf Carm. 4,3). – Petrus Monavius, eigtl. Monau (geb. 9. 4. 1551 Breslau, gest. 12. 5. 1588 Prag), Dr. med., Leibarzt Kaiser Rudolfs II., war ein jüngerer Bruder von Jakob Monavius; s. ADB 22 (1885), S. 163 (Schimmelpfennig). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 44 f. (›Ad Iesum Christum‹, auf Carm. 4,3) u. 55–57 (zwei Parodien auf Epod. 6/7, ohne Überschrift). – Zur ersten Information über Nathan Chytraeus s. Killy2 2 (2008), S. 430 f. (Hermann Wiegand). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 47 f. (›Ad religionem‹, auf Carm. 4,3). – Matthaeus Wackerus, eigtl. Johann Matthäus Wacker, seit 1594, nach seiner Erhebung in den Adelsstand, mit dem Namenszusatz von Wackenfels (geb. März 1550 Konstanz, gest. 7. 9. 1619 Wien), Dr. iur., war Diplomat in schlesisch-österreichischen Diensten; s. ADB 40 (1896), S. 448 f. (Grünhagen). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 49 f. (›Ad Iesum Christum‹, auf Carm. 4,3). – Zur ersten Information über Pithopoeus s. Killy2 9 (2010), S. 250 f. (Wilhelm Kühlmann). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 52–54 (›Ad illustrissimum principem Fridericum Holsatiae ducem, Votum patriae‹, auf Carm. 4,5). – Zu Reusner s. u., Kommentar, S. 533 f. Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. A8r–B2r (›In arborem Henrici Meibomii poetae et historici clarissimi‹, auf Carm. 2,13) u. B7v–B8r (›Ad D. Aesculapium‹, auf Carm. 4,3). – Der aus Haldensleben (Neuhaldensleben) bei Magdeburg gebürtige Caspar Arnoldi (Geburtsdatum unbekannt, gest. 12. 1. 1600 Helmstedt) studierte zur Zeit dieser Veröffentlichung in Helmstedt Medizin; 1594 wurde er dort, gleich nach der Promotion zum Dr. med., Professor der Physiologie. Zur ersten Information s. Sabine Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (1576–1810). Helmstedt 2004 (= Veröffentlichungen der Kreismuseen Helmstedt 7), S. 13 f. – Im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover befindet sich eine Handschrift mit von ihm verfaßten Horaz-Parodien: ›Casparis Arnoldii Hallenslebii, Philosophiae et Medicinae Doctoris et Professoris Parodiae Horatianae‹ (MS IV 519, Bl. 33–44; am Ende, Bl. 43r–44r, auch noch zwei ›Parodiae Catullianae‹). Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. B3v–B4r (›Ad bonam valetudinem‹, auf Carm. 1,35) u. Cr (ohne Überschrift, auf Carm. 3,12). – Martin Chemnitz jun. (geb. 15. 10. 1561 Braunschweig, gest. 26. 8. 1627 Schleswig), Sohn des bekannten gleichnamigen Braunschweiger Theologen, war Dr. iur., Professor in Rostock und Diplomat in Diensten der Herzöge von Pommern und von Holstein-Gottorp. Über ihn: ADB 4 (1876), S. 118 (Steffenhagen); Margarete Staude, Einige bedeutsame Nachkommen der Familie Chemnitz. In: Der zweite Martin der Lutherischen Kirche. Festschrift zum

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXI

Obwohl Meibom also schon mit der Anlage seines ersten Parodien-Buches selbst den Beweis lieferte, daß er Vorgänger und Teilhaber in diesem literarischen Genre hatte, nahm er doch für sich in Anspruch, mit dieser Publikation etwas Neues, ein »paradigma novum«, in die Welt gebracht zu haben. In dem an den dänischen Reichskanzler Nicolaus Kaas adressierten Widmungsgedicht99 heißt es nämlich, im Anschluß an ein Lob des Horaz und einen Dank an den Himmel, daß er dessen Werk, im Unterschied zu vielem anderen aus der Antike, das für immer verloren sei, der Nachwelt erhalten habe: »Talia dicta dedi manibusque volumina versans Fingere conatus sum paradigma novum: Scilicet ut Flaccum pubes imitamine vatem Redderet ignota dexteritate suum.« [»So sprach ich, und die Bücher in meinen Händen hin und her wendend habe ich versucht, ein neues Muster zu ersinnen: damit nämlich die jungen Leute den Dichter Horaz durch Nachahmung mit einer ihnen noch ungeläufigen Gewandtheit zu dem ihrigen machten.«]

Eine noch entschiedenere Aussage mit dieser Tendenz enthalten die letzten beiden Verse eines ›Lectori benivolo‹ überschriebenen Gedichts am Schluß der ein Jahr später (1589) erschienenen Nachlese ›Parodiarum Horatianarum reliquiae‹, mit dem Meibom auf eine hier vorgenommene Neuerung hinweist: daß nämlich, anders als bei dem ersten Buch, den Parodien die parodierten Horaz-Oden beigegeben worden seien: »Admoniti nostris Flacci coniunximus odis Carmina, quod factum non fuit ante mihi. Nunc placet, et poterit magis elucescere, cura Materies fuerit qua nova lecta mihi, Qua ratione lyram Venusini tangere vatis Ausa sit et iussam carpere Musa viam. Qui legis haec, operae iustas non abnue laudes: Praesecuit glaciem hoc aequore nemo mihi.«100 [»Auf entsprechende Aufforderung hin haben wir unseren Oden die Gedichte des Flaccus hinzugefügt – was ich zuvor nicht getan hatte. Jetzt beliebt es mir so, und es wird die Sorgfalt deutlicher sichtbar werden können, mit der ich einen neuen Stoff ausgesucht habe, auf welche Art und Weise meine Muse es gewagt hat, nach der Leier des Dichters aus Venusia zu greifen und den ihr anbefohlenen Weg zu durchmessen. Du, der du dies liest: verweigere der Arbeit nicht das ihr gebührende Lob! Vor mir hat das Eis auf diesem Meer noch niemand durchschnitten.«]

99 100

400. Todestag von Martin Chemnitz. Hrsg.: Ev.-luth. Stadtkirchenverband und Propstei Braunschweig (Redaktion W. A. Jünke). Braunschweig 1986, S. 328–352, hier S. 329 f. S. u., S. 56 f. Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. B8r. – Man wird für den letzten Vers als Parallele auf das bekannte Selbstlob des Horaz (Carm. 3,30,13 f.; Epist. 1,19,21 f.) verweisen dürfen.

LXII

Einleitung

Seinem ersten Parodien-Buch hat Meibom, ohne irgendeine erläuternde Begründung oder eigene Zutat, das 46. Kapitel des ersten Buches der Scaligerschen Poetik, mit dem die Parodie in die frühneuzeitliche Dichtungslehre eingeführt wurde, in voller Länge vorausgeschickt101 – erstaunlicherweise, da die Definition, die Scaliger gleich zu Anfang seines Kapitels liefert, mit der parodistischen Praxis Meiboms kaum verträglich ist: »Quemadmodum Satyra ex Tragoedia, Mimus è Comoedia, sic Parodia de Rhapsodia nata est. Quum enim Rhapsodi intermitterent recitationem, lusus gratia prodibant, qui ad animi remissionem omnia illa priora inverterent. Hos idcircò παραδούς nominarunt, quia praeter rem seriam propositam alia ridicula subinferrent. Est igitur Parodia Rhapsodia inversa mutatis vocibus ad ridicula sensum trahens.«102 [»Wie die Satire aus der Tragödie und der Mimus aus der Komödie, so ist die Parodie aus der Rhapsodie hervorgegangen. Wenn nämlich die Rhapsoden ihren Vortrag unterbrachen, traten spaßeshalber Künstler auf, die zur Entspannung alles Vorausgegangene auf den Kopf stellten. Diese nannte man deshalb Paröden, weil sie neben dem ernsthaft Vorgetragenen andere, lächerliche Dinge einbrachten. Die Parodie ist demnach eine umgekehrte Rhapsodie, die durch eine veränderte Ausdrucksweise den Sinn ins Lächerliche zieht.«]103

Scaliger legt sich mit dieser Definition also auf eine Komik erzeugende Art von parodistischem Schreiben fest. Meiboms Praxis der Horaz-Parodie hingegen ist wie die aller seiner Zeitgenossen und Nachfolger, die auf diesem Gebiet neulateinischer Lyrik tätig waren, eindeutig den von Scaliger abweichenden theoretischen Vorgaben des Henricus Stephanus verpflichtet, die in dessen ›Parodiae morales‹ (1575)104 niedergelegt sind, und zwar nicht in dem so betitelten ersten Teil dieses Buches, einer Sammlung von Abwandlungsserien auf diverse Sentenzen, sondern in dem extra paginierten zweiten Teil: ›Centonum veterum et parodiarum utriusque linguae exempla‹, von dem auch Meiboms Interesse an Vergil-Centonen angeregt worden war. Die verstreuten Bemerkungen in des Stephanus Besprechungen antiker griechischer und lateinischer Beispieltexte laufen auf ein Verständnis von Parodie hinaus, das dem heutigen Begriff der Kontrafaktur105 entspricht.106 101 102 103

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106

S. u., S. 58–60. Zit. nach dem Abdruck bei Meibom. Übersetzung nach Scaliger, Poetices libri septem. – Sieben Bücher über die Dichtkunst, Bd. 1 (wie Anm. 27), S. 371. S. o., Anm. 21. Vgl. Theodor Verweyen / Gunther Witting, Kontrafaktur. In: Reallexikon der Deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. von Klaus Weimar u. a. Bd. 2. Berlin, New York 2000, S. 337–340. Ich erspare mir eine dies begründende Darlegung im einzelnen, da ich nur wiederholen könnte, was hierzu schon in den Arbeiten von Schäfer, Schmitz und Robert zu lesen ist: Schäfer, Deutscher Horaz (wie Anm. 80), S. 93–95; Thomas Schmitz, Die Parodie antiker Autoren in der neulateinischen Literatur Frankreichs und der Niederlande (XVI. Jahrhundert). In: Antike und Abendland 39 (1993), S. 73–88, hier S. 75–79; Jörg Robert, Nachschrift und Gegengesang. Parodie und parodia in der Poetik der Frühen Neuzeit. In: ›Parodia‹ und Parodie (wie Anm. 80), S. 51–55.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXIII

Die aus diesen Bemerkungen und der Praxis neulateinischer Horaz-Parodisten wie Meibom abzuleitenden Regeln für die Verfertigung solcher Kontrafakturen sind mit Niehl wie folgt zu fassen: »Ein Gedicht wird als Ganzes bearbeitet, unter Beibehaltung des Metrums und der Zahl und Anordnung der Verse. – Das Thema wird verändert. – Möglichst viele sinntragende Wörter werden ersetzt, Klang und Syntax aber so weit wie möglich erhalten. – Die gedankliche Struktur der so erstellten Parodie soll organisch, also nicht durch das Verfahren erzwungen wirken.«107

Es scheint so, als habe Meibom die Dissonanz zwischen dem ParodienKapitel Scaligers und seiner eigenen Position nach dem Erscheinen seines Buches selbst als störend empfunden und mit dem folgenden Zitat aus einem Cicero-Kommentar des Adrian Turnebus108, das er als Motto seiner Parodien-Nachlese von 1589 voranstellte, überdecken wollen: »Παρῳδία est, cum versum paullulum immutamus aut ad versus poëtae nobilis similitudinem versus condimus.«109 [»Von Parodie spricht man, wenn wir einen Vers ein wenig verändern oder Verse verfassen, die den Versen eines berühmten Dichters ähnlich sind.«]

Die Stoffe und Themen, die Meibom in seinen Horaz-Parodien, gewöhnlich in kontrastiver Analogie zur gewählten Vorlage, abhandelt, sind von großer Vielfalt. Man findet hier: – Geistliches und Religiöses110, – Konfessionspolemik111, 107 108 109

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Niehl, Parodia Horatiana (wie Anm. 80), S. 12. Adrian Turnebus, eigtl. Adrien Turnèbe (1512–1565), war ein französischer Philologe. Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. Av. – Schäfer (Deutscher Horaz [wie Anm. 80], S. 94, Anm. 140) weist als Fundort dieser Definition nach: Adrianus Turnebus, Opera, Bd. 3. Straßburg 1600, zu Cicero, De oratore 2,64,257. Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 2 f.: Ad filiam Sion. Queritur Iehova Idolum sibi praeferri (Carm. 1,13) = PH 1 (s. u., S. 66–68); 4–6: Vitae emendatio. Ad Iesum Christum (Carm. 1,16) = PH 3 (s. u., S. 72–74); 8: Hortatur virgines et pueros ad canendas Filii Dei nascentis laudes (Carm. 1,21) = PH 6 (s. u., S. 80–82); 9 f.: Verba sunt Davidis cum Goliatho Philisteo Gigante pugnaturi ad Saulum Iudaeorum regem (Carm. 1,22) = PH 7 (s. u., S. 82–84); 17 f.: Deum non victimis, sed animi integritate colendum esse (Carm. 1,38) = PH 15 (s. u., S. 104); 20 f.: Ad Paullum Chemnitium, Martini filium, vituperans in Theologo pusillanimitatem, et extollens constantiam (Carm. 2,2) = PH 17 (s. u., S. 110–112); 24 f.: In Christum redemptorem (Carm. 2,8) = PH 20 (s. u., S. 118–120); 26 f.: Ad Danielem Hoffmannum Theologum, Christo fidentibus non metuendum esse (Carm. 2,11) = PH 22 (s. u., S. 124–126); 30–32: Ohne Überschrift, Initium: ›Christum in beatis mystica sedibus‹ (Carm. 2,19) = PH 25 (s. u., S. 132–136). – Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. B5r–B7r: Ad Martinum Lutherum (Carm. 4,14); Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. B6r–B7r: Ad Israelem (Carm. 3,9); C4r–C5r: Lutheri laudes (Carm. 4,15). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 12: In Ioannem Eccium scorti Babylonici satellitem (Carm. 1,29) = PH 10 (s. u., S. 90); 16 f.: Ad sodales, ob manifestatum Antichristi Romani regnum Deo supplicandum esse (Carm. 1,37)

LXIV

– – – – – – – –

Einleitung

Betrachtungen und Ermahnungen zu Ethik und Moral112, Zeitklage113, Herrscherlob114, Historica115, Poetica116, Freundschaftsgedichte117, Casualia118, Academica119.

Alles das aber ist, ebenso wie Meiboms Centonen-Dichtung, bezogen auf das pädagogische Ziel der Erziehung zur Klassiker-Imitatio.120

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= PH 14 (s. u., S. 100–102). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. Br: Ad Papam (Carm. 1,25); C6r: In Malleum Iesuitam (Epod. 4). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 13 f.: Vitae morumque correctio (Carm. 1,34) = PH 12 (s. u., S. 94). – Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. B2r–B3r: Ad coniugium (Carm. 4,3). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. B8r: Ad Canuleium (Carm. 3,12); B8v: Ohne Überschrift, Initium: »Comedonum est neque sacris dare tempus« (Carm. 3,12); C3r: Ad helluonem (Carm. 4,10). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 29 f.: In saeculi nostri dissidia (Carm. 2,15) = PH 24 (s. u., S. 130–132). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. B5r–B6r: Ad Phoebum (Carm. 2,19); C2r: Ad Barbariem (Carm. 4,3). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 10: Ad Musam, de Iulio Brunsvicens. Duce (Carm. 1,26) = PH 8 (s. u., S. 84–86). – Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. B3r–B5r: Ad Henricum Iulium (Carm. 4,5). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. A8r: Ad Iuliam Academiam de fundatoris obitu (Carm. 1,24). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 3 f.: Ad Reinerum Reineccium polyhistorem, continens Danubii vaticinium de bello sacro, Duce Godefrido Bulionio suscepto (Carm. 1,15) = PH 2 (s. u., S. 68–72); 18–20: Ad Petrum Gnodalium scriptorem historiae belli rustici in Germania excitati (Carm. 2,1) = PH 16 (s. u., S. 106– 110). Ebd., S. 12 f.: Centonem Vergilianum alloquitur, eumque laudans à Proba Falconia inventum scribit (Carm. 1,32) = PH 11 (s. u., S. 92); 21 f.: Ad nobilissimum virum Caium Ranzovium monens studium poeseos et exercitium carminis scribendi non esse omittendum (Carm. 2,4) = PH 18 (s. u., S. 112–116); 22–24: Ad Publ. Virgilium Maronem. Aeneidos et Odarum Horatii Flacci laus (Carm. 2,6) = PH 19 (s. u., S. 116–118). Ebd., S. 7 f.: Ad Henricum Ranzovium Vicarium Regium etc. mittens ei centonem Virgilianum in obitum Friderici Ranzovii scriptum (Carm. 1,20) = PH 5 (s. u., S. 78– 80). – Meibom, Parodiarum Horatianarum reliquiae (wie Anm. 79), Bl. A5r–A6r: Ad amicum quendam gubernationi Scholae praeficiendum (Carm. 1,3); A7r–A8r: Ad Casparum Arnoldi (Carm. 2,7). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. A7r: Ad Iacobum Monavium (Carm. 1,5). Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. B2r–B3r: Ad Venerem (Carm. 1,35; Epithalamium für Jakob Monavius); C7r: In Ioannem Caselium (Epod. 10; Propempticum). Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 6 f.: Ad nympham Iuliam (Carm. 1,17) = PH 4 (s. u., S. 76–78). – Meibom, Novae parodiae (wie Anm. 79), Bl. C8r–Dr: Ad Collegas (Epod. 13). Vgl. neben dem oben (S. LXI) zitierten Passus aus dem Widmungsgedicht an Nicolaus Kaas auch die an die Söhne des Kanzlers Johannes Jagemann adressierte Widmung zu den ›Novae parodiae‹ (s. u., Anhang, S. 432–437).

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXV

Abschließend muß noch auf eine Sonderform der kontrafaktorischen Parodie hingewiesen werden, der Heinrich Meibom ebenfalls, wenn auch in nur geringem Umfang, Tribut gezollt hat: die Paraphrase, als Transformation eines klassischen Gedichts (hier: einer Horaz-Ode) in ein anderes Metrum. Die beiden von ihm bekannten Paraphrasen, auf Horaz, Carm. 1,1 und 2,12, beide in elegischem Maß, hat er als Anhang seinem ersten Buch mit Horaz-Parodien beigegeben.121 Texte dieser Spielart humanistischer Lyrik, die in der Forschung bisher kaum Beachtung gefunden hat122, finden sich auch bei Schede123. Dem Jesuiten Jakob Pontanus gilt die Anfertigung solcher Texte als eine der von ihm für Schüler und Studenten empfohlenen Vorübungen für eine eigenständige poetische Produktion.124 Nicodemus Frischlins aus dem akademischen Unterricht in Tübingen erwachsene Paraphrasen zu Vergil, Horaz und Persius, postum gesammelt herausgegeben125, gehören nicht in diesen speziellen Zusammenhang. Sie sind im Falle Vergils Ergebnisse eines ganz anderen Transformationsverfahrens, nämlich der Umformung des Textes eines Autors nach Stil und Sprachgebrauch anderer Autoren, und sämtlich in Prosa verfaßt.

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Paraphrases in tres odas Q. Horatii Flacci: Una Iohannis Maioris Ioachimi, duae Henrici Meibomii Lemgoviensis. In: Meibom, Parodiarum Horatianarum libri duo (wie Anm. 78), S. 59–64; die beiden Paraphrasen Meiboms: S. 60–63, die Paraphrase Maiors (s. o., S. XXXII, Anm. 24), auf Carm. 2,14: S. 63 f. Vgl. die knappen Hinweise bei Schäfer, Deutscher Horaz (wie Anm. 80), S. 94 f., Anm. 143, und Jozef Ijsewijn u. Dirk Sacré, Companion to Neo-Latin studies. Bd. 2. Leuven 1998 (= Supplementa humanistica Lovaniensia XIV), S. 109 f. S. ebd., S. 96, Anm. 152, den Hinweis auf einschlägige Texte in dessen ›Meletemata‹ (s. o., Anm. 81). Pontanus, Poeticarum institutionum libri tres (wie Anm. 76), S. 27, Nr. V: »Unum genus carminis apud auctorem aliquem inventum, numeris mutatis ad aliud redigamus, hexametrum ad elegiacum, Phaleucium ad Sapphicum, et caetera eodem modo.« [»Eine bestimmte Gedichtart, die wir bei irgendeinem Verfasser gefunden haben, könnten wir mittels einer Veränderung des Metrums in eine andere überführen: ein Gedicht in Hexametern in eine Elegie, eines aus Hendekasyllaben in eines in sapphischem Versmaß – usw. nach ebendiesem Verfahren.«] Nicodemus Frischlin, Operum […] Pars paraphrastica, qua continentur: P. Virgilii Maronis Bucolica, ex Plauto et Terentio; Georgica, ex Catone, Varrone, Columella et Plinio; Aeneidos libri duo priores, ex Livio, Caesare et Cicerone. Q. item Horatii Flacci Venusini Epistolarum libri duo, tùm A. Persii Flacci Volaterrani Satyrae sex. Erudita et eleganti maximeque perspicua Paraphrasi, quae lectoribus vice commentarii esse poterit, luculenter exposita et enucleata. Liber non tàm Scholis quàm Academiis longè utilissimus. Frankfurt a. M.: typis et sumptibus Iohannis Spiessii et Haeredum Romani Beati 1602.

LXVI

Einleitung

3.4. Gelegenheitslyrik Den größten Teil der umfangreichen Produktion Heinrich Meiboms auf dem Gebiet der neulateinischen Gelegenheitslyrik126, die, soweit heute 126

Vgl. die knappe Übersicht über deren diverse Spielarten, nebst Nachweis der bis dahin erschienenen Forschungsliteratur, bei Ijsewijn / Sacré, Companion to Neo-Latin studies, Bd. 2 (wie Anm. 122), S. 100–103. – Nützliche Auswahlbibliographie von Martin Klöker in: Göttin Gelegenheit. Das Personalschrifttums-Projekt der Forschungsstelle ›Literatur der Frühen Neuzeit‹ der Universität Osnabrück. Hrsg. […] unter redaktioneller Bearbeitung von Stefan Anders u. Martin Klöker. Osnabrück 2000 (= Kleine Schriften des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit 3), S. 209–232. – Für die neulateinische Gelegenheitslyrik im welfischen Herrschaftsbereich des 16. Jahrhunderts vgl. die Übersicht von Thomas Haye, Lateinisches Welfenland. Eine literaturgeschichtliche Topographie zur gelehrten Dichtung in den welfischen Fürstentümern des 16. Jahrhunderts. In: Niedersächsisches Jahrbuch 77 (2005), S. 151–166 (mit Hinweisen auf die wichtigste Forschungsliteratur). – Im folgenden gebe ich ausgewählte Literaturhinweise zu den wichtigsten bzw. besonders breit überlieferten Spielarten der neulateinischen Gelegenheitslyrik (Epithalamium, Epicedium, Propempticon, Herrscherpanegyrik): Epithalamium: Virginia Tufte, The poetry of marriage. The epithalamium in Europe and its development in England. Los Angeles 1970 (= University of Southern California Studies in Comparative Literature 2) – ohne Berücksichtigung der in Deutschland entstandenen Hochzeitsdichtung; Pernille Harsting, From Melanchthonism to mannerism. The development of the Neo-Latin wedding poem in 16th century Denmark. In: Humanismus im Norden. Frühneuzeitliche Rezeption antiker Kultur und Literatur an Nord- und Ostsee. Hrsg. von Thomas Haye. Amsterdam 2000 (= Chloe 32), S. 289–318. – Epicedium: Elisabeth Springer, Studien zur humanistischen Epicediendichtung. Diss. masch. Wien 1955; Tübinger Epicedien zum Tod des Reformators Johannes Brenz (1570). Hrsg. von Wulf Segebrecht. Kommentiert von Juliane Fuchs und Veronika Marschall. Frankfurt a. M., Berlin, Bern 1999 (= Helicon 24); HansHenrik Krummacher, Das barocke Epicedium. Rhetorische Tradition und deutsche Gelegenheitsdichtung im 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 18 (1974), S. 89–147; Wulf Segebrecht, Steh, Leser, still! Prolegomena zu einer situationsbezogenen Poetik der Lyrik, entwickelt am Beispiel von poetischen Grabschriften und Grabschriftenvorschlägen in Leichencarmina des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 52 (1978), S. 430–468; Fidel Rädle, Lateinische Trauergedichte (Epicedia) im Überlieferungszusammenhang von Leichenpredigten. In: Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften. Hrsg. von Rudolf Lenz. Bd. 4. Stuttgart 2004, S. 237–267. – Propempticon: Pernille Harsting, Latin valedictory poems of the 16th century. In: A history of Nordic Neo-Latin literature. Ed. by Minna Skafte Jensen. Odense 1995, S. 203–218; Kristi Viiding, Die Dichtung neulateinischer Propemptika an der Academia Gustaviana (Dorpatensis) in den Jahren 1632–1656. Diss. Tartu 2002 (= Dissertationes Studiorum Graecorum et Latinorum Universitatis Tartuensis 1); Walther Ludwig, Das Studium der holsteinischen Prinzen in Straßburg (1583/84) und Nicolaus Reusners Abschiedsgedichte. In: ders., Miscella Neolatina. Ausgewählte Aufsätze 1989–2003. Edenda curavit Astrid Steiner-Weber. Bd. 2. Hildesheim, Zürich, New York 2004 (= Noctes Neolatinae 2,2), S. 293–332. – Herrscherpanegyrik: Eine umfassende systematische Darstellung gibt es für diese Spielart humanistischer Gelegenheitsdichtung ebenso wenig wie für die drei vorgenannten. Vgl. aber die folgende umfangreiche Untersuchung zu einschlägigen Texten aus der Mark Brandenburg: Ursula Greiff, Dichter und Herrscher in lateinischen Gedichten aus der Mark Brandenburg (16. und 17. Jahrhundert). Hildesheim 2006 (= Spolia Berolinensia 26).

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXVII

schon bibliographisch zu überblicken, über fast fünf Jahrzehnte (von 1575 bis 1623) reicht, bilden die folgenden vier Textgruppen127: – Epithalamien128; – Trauergedichte (Epicedien, Epitaphien, Parentalia, Nachrufe)129; 127

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Für die Epithalamien und Trauergedichte weise ich im folgenden nur selbständig erschienene Publikationen nach; für die zahlreichen unselbständig erschienenen sei auf den Abschnitt 1.1.3. des Literaturverzeichnisses (S. 683–687) verwiesen. Sonst sind hier wie bei den Titelangaben zu anderen Spielarten der Gelegenheitslyrik im Anschluß an die Titelnachweise die einschlägigen Texte aus den beiden Büchern der ›Sylvae‹ (S I/II) und dem ›Schediasmatum manipulus‹ (SM) nachgewiesen, nach der von mir in vorliegender Edition eingeführten Zählung. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum reverendi et clarissimi viri D. Iohannis Olearii Wesaliensis, sacrae Theologiae Doctoris et Professoris in illustri Academia Iulia, et castissimae virginis Annae Heshusiae, Tilemani V. C. filiae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1579 (in unserer Edition S. 3–11). – Vota nuptialia consecrata nobilissimis sponsis, Iohanni Sigismundo a Bernstein et Catharinae a Northausen, a M. Reinero Reineccio […] et M. Henrico Meibomio […]. Wittenberg: Matthaeus Welacus 1584 (in unserer Edition S. 204–213 = S II 3). – CL. V. Ieremiae Richelmo ICto. et Elisabethae Burcholten, ICti. filiae, Novis Sponsis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. – Elegiae tres nuptiis Henrici Iulii, Atestino-Guelfi, et Elisabethae Cimbricae consecratae. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. – Magnifico et clarissimo viro, Martino Biermanno, Academiae Iuliae Prorectori, et Sophiae=Heidwigi Bokeliae, novis sponsis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. – Thalassio honori […] Henrici Alberti Mynsingeri à Frondeck […] et […] Catharinae, […] Adolphi à Crosick, […], Filiae. In: Anacreon Latinus, Henrico Alberto Mynsingero à Frondeck, Domino in Ahlsleben et Bonnekenbeck, eiusque primogenito Ioachimo consecratus. Recusus Helmaestadii typis Iacobi Lucii. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600, Bl. A2v–A8r (in unserer Edition S. 268–281). – Honori nuptiarum Henrici-Iulii Witersheim et Elisabethae von der Lippe Schöningae IIX. Kal. Octobr. celebratarum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1609. – Nuptiis secundis viri reverendi et amplissimi, Dn. Petri Windruvii, Abbatis Riddagshusani, et lectissimae foeminae, Annae vom Horn, Dn. Gerhardi, Abbatis Regiae Lothariae piae memoriae, relictae viduae, gratulantur Meibomii Pater et Filius. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612. – Honori nuptiarum viri clariss. Ioannis Peparini, ICti, et virginis lectissimae Hagnae Iven. XVI. Maii, anno M D C XIII. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613. – Thalassio historicus nuptiis auspicatissimis reverendiss. illustrissimique principis, Dn. Christiani-Guilhelmi, archiepiscopae [!] Magdeburgensis ac primatus Germanici Administratoris, Marchionis Brandenburgici, et generosissimae heroidis Dorotheae, Henrici-Iulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Bruns. et Lunaeb., filiae, humilimè consecratus […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. – – S II 3.13; SM 6. Epitaphium reverendi et amplissimi viri D. Iacobi Pasmani, Coenobii Imperialis Divi Ludgeri Praepositi, piè defuncti. Helmstedt: Iacobus Lucius 1586 (in unserer Edition S. 200 f. = S II 1). – Eidyllion Vergilianum in obitum noblissimi et fortissimi viri Friderici Ranzovii, Henrici f. […]. o. O.: o.Dr. o. J. [1587]. – Exequiae illustrissimae et generosissimae Principi, Dn. Dorotheae Saxonicae, reverendi et illustrissimi Principis Henrici Iulii […] coniugi piè defunctae, factae in illustri Iulia Academia à M. Henrico Meibomio, Acad. eiusdem Professore. Cum adiecta ad eundem Henricum Iulium Princ. etc. epistola consolatoria Reineri Reineccii. Helmstedt: Iacobus Lucius 1587. – Elegia in obitum […] Ioachimi Mynsingeri à Frundeck […]. Helmstedt: Iacobus Lucuius 1588 (in unserer Edition S. 174–177 = S I 16). – Exequiae honori et memoriae divi Iulii, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgii etc. factae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589. – Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi ac Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci, secundùm facta in illustri academia Iulia

LXVIII

Einleitung

– Lob- und Freundschaftsgedichte auf Zeitgenossen, die sich als Gelehrte, Diplomaten, Mäzene oder durch bestimmte kulturelle Leistungen verdient gemacht haben130.

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ab Henrico Meibomio, Poeta Laureato et acad. Iuliae professore publico. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. – Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi et Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci. Tertiùm facta. In illustri academia IULIA […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591. – Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi et Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci. Quartùm facta. In illustri academia IULIA […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592. – Epicedion in obitum reverendi et amplissimi viri, Dn. Casparis Schosgaei, Abbatis Mariavallensis dignissimi, qui 3. Decembris, Anno M. D.XCII, in Christo pie obiit, cùm Monasterio triginta octo annos summa cum laude praefuisset […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592. – Oratio de Hartvico Smidensteto, Philosopho et Oratore celeberrimo, academiae IULIAE Professore, Lunaeburgae in patria suorumque complexu pridie Kal. Sextil. Anno 1595. demortui, in Iulia academia habita […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. – Epicedion nobilissimae lectissimaeque matronae, Elissae à Schulenburg, coniugis […] Dn. Ludolphi ab Alvenschleben, Ioachimi F., Domini in Erxleben et Calbe etc. Quae Erxlebiae anno aetatis suae 27., matrimonii 10., die Iulii 18. Anno Christi 1600. piè in Christo obdormivit. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600. – Memoriae incomparabilis Herois Henrici-Iulii, Antistitis Halberstadensis, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis, lessus academicus. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613. – Exequiae honori et memoriae […] Dn. Petri Windruvii, illustris et antiqui coenobii Riddagshusani abbatis dignissimi, in illustri Iuliâ academiâ die Concordiae et Constantiae (qui Windruvii natalis) solenniter peractae ab Henrico Meibomio, Poëta et Historico. Addita sunt et alia diversorum auctorum scripta funebria. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. – – S I 16.17.21.32; S II 1.11.12.21. In crucem et diadema, insignia Reineri Reineccii, Historici Cl. / Ad eundem. In: Reiner Reineck (Hrsg.), Chronicon Hierosolymitanum, id est, De bello sacro historia, exposita libris XII et nunc primùm in lucem edita [= Albert von Aachen, Historia Ierosolimitana]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. (c)v u. (c)2r (in unserer Edition S. 186–189 u. 220 f. = S I 22 u. S II 14). – Panegyricus in laudem […] Domini Ioachimi Mynsingeri a Frundeck Iurisconsulti […]. In: Ioachimus Mynsingerus a Frundeck, Poemata. De consilio et voluntate auctoris novo ordine digesta et emendatius aedita. Opera et studio M. Henrici Meibomii […]. Accessit eiusdem Meibomii Panegyricus de Mynsingero, quo familiae primordia et res gestae adeoque vita Ioachimi Mynsingeri breviter delibantur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585, Bl. br–d4v (häufig nachgedruckt; s. Literaturverzeichnis, S. 680). – Tulichius seu De curriculo vitae Hermanni Tulichii Steinhemii, Philosophi, Historici et Poetae praestantissimi, Poemation ad Senatum populumque Steinhemium. Helmstedt: Iacobus Lucius 1586. – Carmen […] ad authorem. In: Hermann Neuwaldt, Quaestio de origine caloris nativi in mixtis, proposita in Academia Iulia a M. Iodoco Stoltenio Rintelensi, cum ei sub Decanatu […] M. Erhardi Hoffmanni, una cum aliis […] adolescentibus, Magisterii gradus decerneretur, discussa ab Hermanno Neuwalt Med. D. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. E4r (in unserer Edition S. 188 f. = S I 23). – Insignia Mynsingerorum a Frundeck, Ducatus Brunsvicensis Archicamerariorum. In: Ioachimus Mynsingerus a Frundeck, Singularium observationum Iudicii Imp. Camerae Centuriae VI. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. Av. – [Zwei Lobgedichte auf R. Reineccius]. In: Reinerus Reineccius, Historia Iulia, sive Syntagma heroicum. Pars prima. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. b4v–b5r (ohne Überschrift) u. c2r (Anagramm auf den Namen Reinerus Reineccius). – In scriptum logicum clarissimi viri Caroli Bumanni, Gymnasiarchae Brunsvicensis. In: Carolus Bumannus, Hypomnemata logica, ex summis philosophis, Graecis et Latinis […], mirificè totam artem dialecticam illustrantia,

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXIX

Daneben findet man Herrscherpanegyrik131, Genethliaca (in geringer Zahl)132, Propemptica133, Begrüßungen134, Gratulationen zu akademischen Promotionen135 oder zur Übernahme eines Amtes136, Precationes, vorge-

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plurimum profutura tam docentibus quàm discentibus […]. Quibus accessit dialecticae artis repetitio, in gratiam studiosae iuventutis instituta. Frankfurt a. M.: Andreae Wecheli heredes […] 1597, S. 6. – [Lobgedicht auf Tobias Paurmeister]. In: Panegyres clariss. Germaniae poetarum de virtute et honoribus […] Tobiae Paurmeisteri […], congestae et editae à Daniele Saxone M. Ecclesiae cathedralis Halberstad. Pastoris. Leipzig: impensis Voegelianis 1597, Bl. G3r–G4r. – Fortuna Mynsingerorum. In: Anacreon Latinus (wie Anm. 128), Bl. B7v–B8r (in unserer Edition S. 292–295). – – S I 2.3.9.12–14.22–27; S II 4.14.16.17; SM 3.4.5.7.8. S I 1.4.5.11.15.29.31; SM 1.2. Genethliacon nobilissimi et bellissimi infantis Ioachimi Mynsingeri à Frondeck II […]. In: Anacreon Latinus (wie Anm. 128), Bl. Br–B7r (in unserer Edition S. 280–293). – [Glückwunsch zur Geburt eines Kindes]. In: Genethlius ingenui pusilli Antonii Augusti, […] Dn. Alberti Jungckheri I. U. D. Canonici Brunswicensis […] filioli, ipsis Calendis Ianuarii anno 1604. Amfurti nati. Celebratus ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604, Bl. Av. – [Geburtstagsglückwunsch für Andreas Cludius]. In: Genethliaca honori […] Andreae Cludii in Elbingrodt, I. U. D., potentissimi Brunsvicensium Ducis Consiliarii et in illustri Acad. Iulia […] Antecessoris celeberrimi, cum anno aetatis suae quinquagesimo VII. Id. Novemb. diem suum natalem […] solenniter celebraret. Scripta et oblata ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av. [Propemptikon für Magnus Pegelius]. In: ΠΡΟΠΕΜΠΤΙΚΑ in honorem […] D. M. Magni Pegelii, in Illustri Iulia Academia Mathematum Professoris publici, Helmstadio discedentis et ad aulam Illustrissimi Principis ac Domini D. Iulii Ducis Brunsvicensium et Lunaeburgensium proficiscentis. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1581, Bl. A2r–A2v. – Parodia ad M. Iohannem Wegnerum Susatum abeuntem. Ex Horatio lib. 1. Ode 3. In: Ευχαι Προπεμπτικαι in abitum […] M. Ioannis Wegneri Oldenburgensis ex illustri Academia Iulia, quae est Helmstadii, Susatum ad capessendam functionem Prorectoris Anno 1582. 4. Iduum Martii proficiscentis. Scriptae ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. Av–A2r. – CL. V. Salomoni Frencelio Helmaestadium ad Professuram eunti. In: Salomon Frenzel, De triplici patria oratio. Habita in Academiâ Iulia. Accesserunt clarorum virorum epistolae etc. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. K2r–K2v. – [Propemptikon für Stephan Lakenmacher]. In: Virum eruditae doctrinae virtutumque pulcriorum Dominum Stephanum Lakenmacherum Halberstadensem, Sac. LL. Studiosissm. ex academiâ Iuliâ in Ienensem abeuntem votis prosequuntur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595, Bl. A2r–A2v. S I 18; S II 2. Carmen gratulatorium ad reverendos, clarissimos viros, pietate, eruditione doctrinae, sapientiâ et virtute praestantes, Henricum Boethium […], M. Laurentium Scheurle […], M. Henricum Papaeburgerum […], M. Iohannem Pandocheum […], M. Casparum Pfafradium […], M. Gotfridum Sluterum […]: Quibus XXX. die Maii Anno M. D.IIC. summa in Theologiâ dignitas ab amplissimo Collegio Theologorum academiae Iuliae solenni ritu attributa est, Promotore Daniele Hofmanno, Doctore Theologo, professore primario. Helmstedt: Iacobus Lucius 1598. – Consultissimis viris, Ioanni Alberto Mollino, Megapolensi, et M. Friderico Titelio, Lipsensi, de Docturâ, M. Eleasaro Knefelio, Francobergensi, et Henrico Ioh. F. Petreo, Herdesiano, de Licentiâ in utroque iure gratulabar Henricus Meibomius, Poëta et Historicus. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603. – Amplissimis, clarissimis consultissimisque viris, Dn. Erico Clacio et Dn. Iulio Reichardo, potentissimi Brunsvicensium et Lunaeburgensium Ducis in aulâ Wolfenbutelensi Consiliariis, supremam in utroque iure lauream adeptis gratulantur Meibomii [= Henricus et Iohannes Henricus Meibomius]. IV. Eid. Ianuar. Helmstedt: Iacobus Lucius 1611. – [Glückwunschgedicht für zwei juristische Doktorpromotio-

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tragen zu öffentlichen Anlässen137, und Würdigungen aktueller kirchenpolitischer Ereignisse138. Einen großen Teil der bis 1588 bzw. 1596 veröffentlichten Casualia hat Meibom in den in diesen Jahren erschienenen ›Sylvae‹ (1588) und ›Schediasmata‹ (1596) gesammelt herausgegeben, untermischt mit Gedichten anderer Art, z. B. Denksprüchen und Betrachtungen139, Invektiven gegen die katholische Kirche140, schlechte Dichter141 oder sonstige ihm mißliebige Zeitgenossen142, geistlichen143 und zeitkritischen144 Texten, auch einer bemerkenswerten kleinen Serie von Gedichten autobiographischen Inhalts und lyrischen Selbstbetrachtungen145.

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nen]. In: Carmina gratulatoria in honorem […] D. Ioannis Beckmanni, Sprockhoveldensis, et D. Iodoci Gogrevii Bilveldiensis, cùm eis à […] Dethardo Horstio, I. U. D. et in illustri academia Iulia professore, insignia Doctoratus in utroque iure publicè conferrentur, 5. Iulii Anno 1582. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius [1582], Bl. A2r–A4r. – Epigramma. In: Gratulationes Amicorum […] ad Ianum Arnoldi Scheningensem, laurea philosophica in illustri Iulia, IX. Maii anni M. D.XIC. Decano spectabili, M. Hardewico Smidenstedt […] ornatum, testandi amoris et honoris scriptae. Helmstedt: typis Lucianis [1589], Bl. Av. – [Glückwunsch an Johannes Wortmann und Aeneas Pott zu beider Promotion zum Dr. iur. utr.]. In: Honori clarissimorum duorum virorum, Dn. Ioannis Wortmanni et Dn. Aeneae Pott, cùm supremus in utroque Iure gradus in acad. Iulia iis publicè tribueretur, gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1611, Bl. Av. [Glückwunschgedicht für Hartwig Smidenstedt zur Übernahme des Prorektorats]. In: Carmina gratulatoria in magistratum […] D. M. Hartvici Smidenstedii Lunaeburgensis, Philosophi et Oratoris disertissimi, Iuliae Academiae Prorectoris magnifici. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. Av–A3r. – [Glückwunschgedicht für Sebastian Treschow zum Antritt des Bürgermeisteramtes in Hildesheim]. In: Clarissimo, consultissimo amplissimoque viro, Dn. Sebastiano Treschovio, I. U. D. et Consiliario Guelfio, de consulari dignitate in republicâ Hildesiensi nuper auspicatò ei tributâ gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612, Bl. A2r–A2v. Precatio: Ad Deum Optimum Maximum, ab egregiae indolis et magnae spei puero, Frid. Ulrico Bokelio, Wilhelmi ICti filio, in nova Musarum aede recitata. In: ΠΑΝΗΓΥΡΙΣΜΟΣ sive INAUGURATIO splendidissimi novi Musarum Theatri, in illustri Academia Helmstadii […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613, Bl. D2r–D2v. – – S I 19.20. Zur Publikation der Konkordienformel: Παρῳδία Terentiana de Formula Concordiae, recens in publicum emissa. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580 (in unserer Edition S. 145–153). – Zur Einführung der Reformation im Halberstädter Domstift 1591 unter Herzog Heinrich Julius: Poemation de pia maximeque necessaria Templi Cathedralis Ecclesiarumque collegiatarum in dioecesi Halberstadensi Reformatione, quae, Deo optimo maximo faciente, auspiciis religiosissimi antistitis et illustrissimi principis, HENRICI IULII, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis, feliciter instituta est. Anno post Christum natum 1591. mense Septembri. Helmstedt: Iacobus Lucius [1591]. S I 6.8.10; S II 6.10; SM 26. SM 11.12 S I 7; S II 5. S II 8.9; SM 31. S II 15; SM 13.14. S II 7.18.19. SM 15–25.27.30; vgl. auch FS 36.36a.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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Bei den Lobgedichten auf Zeitgenossen verwendete Meibom gern das Anagramm146, das sich auch bei anderen neulateinischen Autoren neben ihm großer Beliebtheit erfreute147: Aus den Buchstaben des Namens der zu lobenden Person wird ein Satz oder wenigstens eine in grammatischem Zusammenhang stehende Gruppe von Wörtern gebildet, deren Bezug zu jener Person in einem sich anschließenden Epigramm in lobender Absicht expliziert wird.148 Auch das Spiel mit dem nicht anagrammatisch veränderten Namen wird gern praktiziert.149 Motivisch wird gern an das Wappen150 oder die Devise151 oder auch ein (fiktives oder tatsächlich vorhandenes) Porträt (›in effigiem […]‹)152 angeknüpft. Die meisten Gelegenheitsgedichte sind im Versmaß der Elegie abgefaßt, einige in Odenform. Gelegentlich griff Meibom auch auf die Schreibweise des Vergil-Centos zurück153, bei Epithalamien auch auf Metrum und Stil 146

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Es fehlt eine systematische Darstellung seiner Verwendung in der neulateinischen Literatur. Vgl. die Übersichtsdarstellung von Thomas Brunnschweiler, Magie, Manie, Manier. Versuch über die Geschichte des Anagramms. In: Die Welt hinter den Wörtern. Zur Geschichte und Gegenwart des Anagramms. Hrsg. von Max Christian Graeff. Alpnach 2004, S. 17–86. Durch besondere Produktivität in diesem Genre zeichnete sich Nicolaus Reusner aus, in dessen gesammelten Werken ganze sieben Bücher mit Namensanagrammen enthalten sind: Nicolaus Reusner, Operum […] Pars quarta, continens Anagrammatum libros IX., quorum prioribus VII. de nominibus Imperatorum, Regum, Principum, Comitum, Baronum, Equitum aliorumque literis et armis clarorum virorum, posterioribus duobus de nomine ipsius Auctoris variorum et diversorum leguntur Epigrammata. Jena: Tobias Steinmann 1594. S I 1.2.9.26; S II 4; SM 4; zur handschriftlichen Überlieferung s. o., S. XLII f. – Meiboms erster Biograph hat ihm ein ganzes Buch mit anagrammatischen Dichtungen zugeschrieben: Jean Jacques Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars […]. Frankfurt a. M.: Haeredes Theodori de Bry 1598, S. 121: »Anagrammatismorum unus [sc. liber]« (in der sich der Kurzbiographie anschließenden Auswahlliste von Meiboms Veröffentlichungen). Eine solche Publikation ist bibliographisch nicht nachzuweisen; es existieren sonst auch keine Anhaltspunkte dafür, daß es sie einmal gegeben hat. Höchstwahrschweinlich handelt es sich um eine Verwechslung mit dem im selben Jahr gedruckten ›Henrici Meibomii, Poetae Caesarii, Anagrammatum adoptivorum libellus‹, einer Sammlung von Lobepigrammen zu anagrammatischen Umformungen des Namens Heinrich Meiboms von verschiedenen Autoren, ohne einen einzigen Text aus seiner Feder, erschienen als Beigabe zu: Ioannes Sleidanus, Orationes duae, una ad Carolum quintum Caesarem, altera ad Germaniae Principes omnes ac ordines Imperii. Cum praefatione auctoris, quae paucis argumentum explicat. Anno M. D. XLIIII. Argentinae excusae apud Cratonem Mylium. Et nunc denuò publicae utilitatis gratia editae ex bibliotheca M. Matthiae Bergii, studio et opera Conradi Rittershusii Brunsvic. I. U. D. Helmstedt: Haeredes Iacobi Lucii 1598, Bl. P7r–Q8r. So in S I 3 u. S II 16. Vgl. S I 5.14.22; S II 16. Vgl. S I 4.31; SM 3. Vgl. S I 11.13.29. Neben S I 29 und dem Epithalamium für Johannes Olearius und Anna Heshusen (bei uns S. 3–11) vgl. das Epicedium für einen Sohn Heinrich Rantzaus: Eidyllion Vergilianum in obitum noblissimi et fortissimi viri Friderici Ranzovii, Henrici f. […]. o. O.: o. Dr. o. J. [1587].

Einleitung

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der anakreontischen Lyrik154 (hierzu s. die Hinweise im Kommentarteil, S. 622–625).

3.5.

Annalistische Herrscherbeschreibung und -panegyrik in Epigrammserien

In diese Kategorie gehören die folgenden zwischen 1581 und 1609 erschienenen Werke, mit denen Meibom drei deutsche Herrscherdynastien verherrlicht hat: die Welfen (in den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg), die Habsburger und das Haus Brandenburg-Hohenzollern: (1) Catalogus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, qui diversis in locis Episcopatibus praefuere (1581). (2) Genealogia Illustrissimae et Potentissimae Domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, continua patrum serie, supra mille et ducentos annos, è nobilissimo Actiorum Romanorum sanguine repetita (1585, Neuauflage 1597). (3) Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves er succinctae Vergiliano carmine contextae (1589). (4) Elogia sex Archiepiscoporum, qui ex una eademque familia ZollerioBrandeburgica oriundi continuâ serie Dioecesin Magdeburgensem Germaniae primatum totis penè centum annis […] feliciter gubernarunt. […] (1609). Der unter (3) genannte Titel ist Teil unserer Edition und bedarf hier keiner Erörterung, da im Kommentar (S. 522 f.) hierzu schon alles Nötige gesagt ist. Die Titel (1) und (2) bewegen sich im Rahmen der einem Professor für Poesie in Helmstedt auferlegten Verpflichtung, die Familiengeschichte der Herzöge von Braunschweig in einem poetischen Werk darzustellen und zu verherrlichen.155 Während in dem ersten dieser Werke, erschienen, gleichsam als Vorleistung, bereits zwei Jahre vor Meiboms Berufung, nur diejenigen Herzöge von Braunschweig und Lüneburg aufgeführt werden, die ein Bischofsamt innehatten (jeder mit einem Epigramm von drei elegischen Distichen), werden in dem zweiten alle Angehörigen der Familie Welf / Este von den Anfängen der Este, beginnend mit »Caius Actius, Anno Christi 360.«156, über Welf IV., mit dem, nach dem Aussterben der Welfen im

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Thalassio honori […] Henrici Alberti Mynsingeri à Frondeck […] et […] Catharinae, […] Adolphi à Crosick […], Filiae (wie Anm. 128; in unserer Edition S. 268–281); weitere fünf Texte dieser Art in handschriftlicher Überlieferung (s. o., S. XLIII). S. o., S. XXVI, Anm. 76. Genealogia Illustrissimae et Potentissimae Domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, continua patrum serie, supra mille et ducentos annos, è nobilissimo Actiorum Romanorum sanguine repetita. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585, Bl. A3r.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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Mannesstamm, die Jüngere Linie des nunmehr mit den Este verschmolzenen Welfenhauses beginnt, bis zu Heinrich Julius, dem Sohn und Nachfolger des regierenden Herzogs Julius, gewürdigt, jeder wiederum mit einem Epigramm von drei elegischen Distichen. Das kleine Schriftchen Nr. (4) enthält auf nur vier Blättern Lobgedichte auf die sechs Angehörigen des Hauses Brandenburg-Hohenzollern, die in ununterbrochener Folge Erzbischöfe von Magdeburg waren, von Albrecht IV. (1513–1545), der zugleich Erzbischof von Mainz war, bis zu dem lutherischen Administrator Christian Wilhelm (1598–1631). Vorläufer Meiboms in dieser Art von dynastisch-annalistisch ausgerichtetem Herrscherlob, das innerhalb der neulateinischen Philologie, soweit ich sehe, noch keine systematische Darstellung erfahren hat, waren Johannes Bocer (1526–1565)157, dieser mit vergleichbaren Einzelporträts der Herzöge von Mecklenburg158 und der Könige von Dänemark sowie der Herzöge von Holstein und der Grafen von Schaumburg159, und der Däne Johannes Georgius Sadolinus (1528/29 – ca. 1600)160, dieser mit Epigrammen über die dänischen Könige161.

3.6.

Epigramm-Serien zu großen Männern in Vergangenheit und Gegenwart

Von der im vorigen Abschnitt vorgestellten Textgruppe unterscheiden sich die hier zu besprechenden Werke Meiboms hauptsächlich darin, daß sie Personenkreise zum Gegenstand epigrammatischer Beschreibungen machen, die nicht durch dynastische Verwandtschaftsverhältnisse definiert sind. Es geht um die beiden folgenden Werke, denen die von Meibom geplanten ›Heroes Saxonici‹162, wären sie im Druck erschienen oder im Nachlaß handschriftlich überliefert, hätten beigesellt werden müssen: – Agalmata163, Deo incarnato et Virtuti imperiosae consecrata (1597). – Heroes (1604). 157

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Zu seinem Leben und Werk s. die Einleitung zu: Johannes Bocer, Sämtliche Eklogen. Mit einer Einführung in Leben und Gesamtwerk des Verfassers hrsg., übers. u. komment. von Lothar Mundt. Tübingen 1999 (= Frühe Neuzeit 46), S. XI–LXII. Johannes Bocer, De origine et rebus gestis ducum Megapolensium libri tres. Leipzig: Valentinus Papa 1556. Johannes Bocer, Carminum de origine et rebus gestis regum Daniae et ducum Holsatiae comitumque Schowenburgensium libri quinque. Leipzig: Georg Hantzsch 1557. Über ihn s. den Artikel bei John L. Flood, Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A bio-bibliographical handbook. Vol. 4. Berlin, New York 2006, S. 1791–1793. Johannes Georgius Sadolinus, De regibus Daniae epigrammaton liber unus, qui Regum Danicorum chorus inscribitur. […]. Kopenhagen: Benedictus 1569. S. u., S. 639, Kommentar zu MML 3. Zur Wahl dieses Titels, der hier hier soviel wie ›Bildwerke‹ bedeutet, wurde Meibom vermutlich durch ein kleines Werk von Nicolaus Reusner angeregt: Nicolaus Reusner, Agalmata: XII. Anni temporum. Item disticha in icones VII. Artium liberalium. IV.

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Einleitung

Die beiden Hauptteile der ›Agalmata‹, die ›Heroes Erxlebiani‹ (in unserer Edition S. 247–265) und die ›Heroes Bezendorfiani‹164, waren, wie aus dem Widmungsbrief an Joachim Werner von Alvensleben zu ersehen, Auftragsarbeiten für die Familien von Alvensleben und von der Schulenburg, dazu bestimmt, den Darstellungen großer Männer der Weltgeschichte in den Bildersälen der Schlösser Erxleben (Landkreis Börde) und Beetzendorf (Altmark) als Unterschriften zu dienen.165 Die Auswahl der historischen (im Falle des Schlosses Erxleben auch mythischen) Gestalten, die Meibom mit Epigrammen bedacht hat, waren also in beiden Serien von den Auftraggebern vorgegeben. Die Zahl der »Heroes« beträgt für das Alvenslebensche Schloß Erxleben 37, nebst anhangsweise beigefügten »Heroides« (Semiramis und Judith), für das Schulenburgische Schloß Beetzendorf 20. Die Epigrammtexte, jeder aus zwei elegischen Distichen bestehend, sind durchweg in der Ich-Form geschrieben, also den betreffenden Gestalten als Selbstaussagen in den Mund gelegt. Während Meibom auf diese Weise für Schloß Erxleben Gestalten des Alten Testaments (Josua, Jephtha, Simson, David, Judas Makkabäus, Judith), des antiken Mythos (Herkules, Hektor, Achilles, Romulus), Herrscher der vier Weltreiche und Nebenfiguren wie z. B. Hannibal und den ägyptischen König Ptolemaeus II. Philadelphus, deutsche Fürsten und Kaiser bis zu Karl V. charakterisieren mußte166, konnte er sich beim Schloß Beetzendorf auf deutsche Kaiser und Landesfürsten (von Karl dem Großen bis zu Landgraf Philipp von Hessen) beschränken. Diesen beiden Hauptteilen der ›Agalmata‹ hat Meibom zwei weitere Epigrammserien hinzugefügt: die einleitenden, in das Konzept des Buches

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Artium maiorum. IX. Musarum. III. Gratiarum. VII. Virtutum. VII. Planetarum. In: ders., Aureolorum emblematum liber singularis, Thobiae Stimmeri iconibus affabrè effictis exornatus. […]. Straßburg: Bernhard Jobin 1587 (ohne Blatt- oder Seitenzählung). Heinrich Meibom, Agalmata, Deo incarnato et Virtuti imperiosae consecrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597, Bl. D3r–E2r. Ein ähnliches Werk hatte Meiboms Mäzen Heinrich Rantzau (s. o., S. XIX f., Anm. 41) bei dem Hamburger Schulmann und Dichter (Poeta laureatus) Henning Conradinus (1538–1590) in Auftrag gegeben: eine Zusammenstellung epigrammatischer Bildunterschriften, die, großenteils von ihm selbst verfaßt, für Gemälde oder sonstige bildliche Darstellungen großer historischer Persönlichkeiten auf seinem Schloß Breitenburg bestimmt waren. Das Werk erschien 1581 in Antwerpen: Henningus Conradinus Gambrivius, Epigrammmatum historicus liber, continens Encomia Heroum, Imperatorum et Ducum, superioribus et nostro seculo, virtute bellica maximè illustrium, quos in arce sua Bredenberga depingi et versibus partim à seipso compositis, partim hinc inde collectis ornari curavit Henricus Ranzovius. […]. Antwerpen: Christophorus Plantinus 1581. – Vgl. Peter Zeeberg, Heinrich Rantzau. A bibliography. Kopenhagen 2004, S. 51, 55 u. 91 f. (Nr. 35); Dieter Lohmeier, Heinrich Rantzau. Humanismus und Renaissance in Schleswig-Holstein. Heide 2000 (= Kleine Schleswig-Holstein-Bücher 50), S. 67–70 u. 98–101. Zu Einzelheiten s. meinen Kommentar, S. 609–621.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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nicht so recht passenden ›Labores Christi‹ (in unserer Edition S. 357–369), 18 Epigramme von jeweils drei elegischen Distichen, die einzelne Stationen des Lebens Jesu Christi beschreiben, von Mariae Verkündigung bis zur Auferstehung, und die das Buch abschließenden, sich besser in dessen Anlage fügenden ›Heroes Musei Meibomiani‹167, worunter man sich Unterschriften zu tatsächlich vorhandenen oder nur vorgestellten Porträtholzschnitten oder -stichen, z. T. vielleicht auch Gemälden, in Meiboms Arbeitszimmer vorzustellen hat: zehn Epigramme (ebenso angelegt wie die zu den Bildersälen von Erxleben und Beetzendorf) zu drei Königen (Kaiser Rudolf II., König Christian III. von Dänemark und König Stephan von Polen) und sieben deutschen Landesfürsten, vorwiegend Herzögen von Braunschweig und Lüneburg. Die sieben Jahre später (1604) erschienenen, dem Großhändler, Bergbauunternehmer, Bankier und Wiener Ratsherrn Lazarus Henckel von Donnersmarck (1551–1624)168 zugeeigneten ›Heroes‹ sind ähnlich angelegt wie die welthistorischen Teile der ›Agalmata‹. Auf einen Einleitungsteil, in dem sich die »Quatuor primi Monarchae«169, also die Begründer der vier Weltreiche (Ninus, Cyrus, Alexander der Große und Caesar), vorstellen, folgen ca. 45 weitere Epigramme (meist in zwei elegischen Distichen), in denen sich Kaiser, Könige, sonstige Potentaten und adlige Herren der europäischen und außereuropäischen Weltgeschichte bis zur Gegenwart des Verfassers in bunter Folge selbst charakterisieren, darunter auch der Prophet Mohammed als »Rex Sarazenorum«170, »Chingiscam Rex Tartarorum«171 und exotische Herrscherfiguren wie Muleasses, König von Tunis, und Attabaliba, König von Peru.172 Mit seinen ›Agalmata‹ und seinen ›Heroes‹ hat Meibom Anteil an der epigrammatischen Viri-illustres-Literatur173, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verstärkt in Mode kam174: Sammelwerken, in denen be167 168 169

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Meibom, Agalmata (wie Anm. 164), Bl. E2v–E3v. Über ihn s. NDB 8 (1969), S. 517 f. (Günther Probszt). Heinrich Meibom, Heroes. Ad Lazarum Henkl, in Donnersmarckt, Senatorem Viennensem, virum nobilissimum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604, Bl. A2v. Ebd., Bl. A4v. Ebd., Bl. A5v. Ebd., Bl. A7r. Vgl. hierzu Pierre Laurens, L’épigramme latine et le thème des hommes illustres au seizième siècle: »Icones« et »Imagines«. In: Influence de la Grèce et de Rome sur l’occident moderne. Actes du Colloque des 14, 15, 19 Décembre 1975 (Paris E. N. S., Tours), édités par R. Chevallier. Paris 1977 (= Ceasarodunum 12 bis, Numéro spécial), S. 123–132, mit einem Abbildungsanhang auf 8 nicht paginierten Seiten. Ein frühes Beispiel sind die Epigramme auf große Männer und Frauen der Antike (auch aus dem Mythos) von Marcus Antonius Casanova (ca. 1475–1527), abgedruckt in: Delitiae CC. Italorum poetarum, huius superiorisque aevi illustrium. [Pars I]. Collectore Ranutio Ghero [= Ianus Gruterus]. [Frankfurt a. M.]: Ionas Rosa 1608, S. 705– 715.

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Einleitung

rühmte Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart, in bunter Mischung oder in standes- oder berufsbezogener Auswahl, oft mit der Beigabe von Porträts (zunächst in Holzschnitten, später in Kupferstichen)175 und biographisch informierenden Prosatexten, in knappen Epigrammen vorgestellt werden. Die Titel solcher Werke sind meist ›Elogia‹176, ›Heroes‹177 und ›Icones‹ bzw. ›Imagines‹178. Die Ursprünge dieses Literaturzweiges liegen in der Antike: bei Varro (116–27 v.Chr.) und seinem Zeitgenossen Titus Pomponius Atticus (109– 32 v.Chr.). Varro schuf ein großes, 39 v.Chr. erschienenes Porträtwerk, die verlorenen ›Hebdomades vel de imaginibus‹, die 700 Porträts berühmter 175

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Speziell zu den mit Porträts ausgestatteten Werken vgl. Milan Pelc, Illustrium imagines. Das Porträtbuch der Renaissance. Leiden, Boston, Köln 2002 (= Studies in medieval and reformation thought 88); Andreas Wartmann, Drei Porträtwerke aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Graphische Porträts in Büchern des 15. bis 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Peter Berghaus. Wiesbaden 1995 (= Wolfenbütteler Forschungen 63), S. 43–60. Unter diesem Titel erschien der Biographien-Zyklus von Paulus Iovius, eigtl. Paolo Giovio (1483–1552), in vier Foliobänden mit Poträtholzschnitten von Tobias Stimmer: Elogia virorum bellica virtute illustrium, septem libris. Basel: Peter Perna 1575; Elogia virorum literis illustrium. Ebd. 1577; Vitae illustrium virorum tomis duobus. Ebd. 1578; Vitarum illustrium aliquot virorum tomus II. Ebd. 1577. – Diese Titelangaben nach Wartmann, Drei Porträtwerke (wie Anm. 175), S. 45, Anm. 7. Außer Meiboms eigenem Werk vgl. Iulius Caesar Scaliger, Heroes. Lyon: Seb. Gryphius 1539. – Nachdruck in: ders., Poemata omnia in duas partes divisa […]. Pars 1. [Heidelberg]: In Bibliopolo Commeliano 1600, S. 286–315; dazu auch eine Serie ›Heroinae‹ ebd., S. 334–359. – Eine ähnliche Folge von Epigrammen unter dem Titel ›Heroes‹, die allerdings ungedruckt blieb, verfaßte der Genfer Reformator Theodor Beza, eigtl. Théodore de Bèze (1519–1605), aus dem Manuskript herausgegeben in einem Zeitschriftenbeitrag von F. Aubert, J. Boussard u. H. Meylan, Un premier recueil de poésies latines de Théodore de Bèze. In: Bibliothèque d’humanisme et renaissance 15 (1953), S. 164–191 u. 257–294, hier S. 259–263. – Vgl. auch den Zyklus von Epigrammen auf Personen der Bibel und der Weltgeschichte (ohne Überschrift) innerhalb der Auswahl von Gedichten Georg Rems (s. u., Kommentar, S. 650 f.) in: Delitiae poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. Pars V. Collectore A. F. G. G. Frankfurt a. M.: excudebat Nicolaus Hoffmannus, sumptibus Iacobi Fischeri 1612, S. 551–553. Das bis heute berühmteste so betitelte Werk ist das folgende von Nicolaus Reusner, ausgestattet mit Porträtholzschnitten von Tobias Stimmer: Icones sive Imagines virorum literis illustrium […]. Additis eorundem elogiis diversorum auctorum. Recensente Nicolao Reusnero IC. […]. Straßburg: Bernhard Jobin 1587; Reprint mit Begleittext und Namensregister mit biographischen Angaben von Manfred Lemmer. Leipzig 1973. S. dazu Wartmann, Drei Porträtwerke (wie Anm. 175), S. 48–50. Vgl. auch Nicolaus Reusner, Icones sive Imagines Imperatorum, Regum, Principum, Electorum et Ducum Saxoniae, unà cum eorundem elogiis Nicolai Reusneri. Jena: Tobias Steinmann, Henning Groß 1597; Jean-Jacques Boissard, Disticha in iconas diversorum principum, Caesarum, philosophorum et aliorum illustrium hominum, tam antiqui quàm hodierni temporis. Quibus singulorum res gestae breviter continentur. Metz: Abraham Faber 1587; ders., Icones Virorum illustrium. 4 Tle. Frankfurt a. M.: Theodor de Bry 1597–1599. Zu letztgenanntem Werk s. Wartmann, Drei Porträtwerke (wie Anm. 175), S. 50–53.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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Persönlichkeiten enthielten, eingeteilt nach Tätigkeits- bzw. Berufsgruppen, jeweils nach Römern und Nichtrömern getrennt, jedes Porträt versehen mit einer Erläuterung in Prosa und einem metrischen Elogium.179 Pomponius Atticus verfaßte unter dem Titel ›Imagines‹ Verstexte für Abbildungen berühmter Persönlichkeiten (ebenfalls verloren).180 Rein literarische Ausläufer solcher Produktionen waren in der Spätantike die ›Carmina de viris inlustribus‹181 eines unbekannten Verfassers und des Ausonius ›De Caesaribus‹182 und ›Epitaphia heroum, qui bello Troico interfuerunt‹183.

3.7. Geistliche Lyrik Die von Heinrich Meibom verfaßte religiöse Lyrik läßt sich von ihrer Thematik her in drei Gruppen aufteilen: (1) Bibeldichtung, repräsentiert durch die in die Anfänge Meibomscher Poesie zurückreichenden Vergil-Centonen über den Zweikampf Davids und Goliaths184 und die Enthauptung Johannes des Täufers185 (beide 1580). (2) Poetische Stellungnahmen zu kirchenpolitischen Themen, repräsentiert durch das Bekenntnis zum orthodoxen Luthertum mit der Terenz-Parodie auf das Erscheinen der Konkordienformel (1580)186 und durch den Lobpreis der Einführung der Reformation im Domstift zu Halberstadt (1591)187. (3) Geistliche Lyrik im engeren Sinne (als poetischer Ausdruck christlicher Glaubensgewißheit), zu der die folgenden Publikationen zu zählen sind:

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Vgl. die eingehende Beschreibung in: RE, Supplementbd. VI (1935), Sp. 1227–1229 (Hellfried Dahlmann). Vgl. RE, Supplementbd. VIII (1956), Sp. 503–526 (R. Feger), hier Sp. 522 f. Poetae Latini minores. Recensuit et emendavit Aemilius Baehrens. Vol. V. Leipzig 1883, Nr. 81, S. 396–401. Ausonius, Opuscula, ed. Prete (wie Anm. 14), S. 205–211. Ebd., S. 56–69. Cento Virgilianus. De monomachia Davidis Israëlitae et Goliathi Philistaei. Ad reverendum et amplissimum virum, Dominum Casparum Schosgium Abbatem Mariaethalensem, Patronum et Mecoenatem colendum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580 (Text, nach der erweiterten Fassung in den ›Vergilio-Centones‹ [1597], Bl. M2v–N2r, s. u., S. 13–25). Cento Virgilianus. De ministerio et decollatione Iohannis Baptistae praecursoris Domini. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580. Παρῳδία Terentiana de Formula Concordiae, recens in publicum emissa. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580 (in unserer Edition S. 145–153). Poemation de pia maximeque necessaria Templi Cathedralis Ecclesiarumque collegiatarum in dioecesi Halberstadensi Reformatione, quae, Deo optimo maximo faciente, auspiciis religiosissimi antistitis et illustrissimi principis, HENRICI IULII, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis, feliciter instituta est. Anno post Christum natum 1591. mense Septembri. Helmstedt: Iacobus Lucius [1591].

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Einleitung

– Pia hominis moribundi oratio, heroico carmine expressa (1589) – Text (nach dem veränderten Nachdruck in: Piarum meditationum silvula, 1602) s. u., S. 337–343. – Concio Sanctissimi Prophetae Esaiae Imaginem Reipublicae ad interitum ruentis luculenter expingens, heroico carmine reddita (1595). – Memoriae Martini Lutheri, Prophetae Germanici, viri incomparabilis (1595) – Text s. u., S. 345–355. – Labores Christi. In: Agalmata (1597) – Text s. u., S. 357–369. – Lamentatio ad crucem Christi, expressa ad imitationem Poëmatii eiusdem tituli, cuius auctor Iacobus Sannazarius Poëta CL. (1598). – Piarum meditationum silvula (1602). – Flores verni (1604) – Text s. u., S. 371–391. – Flores serotini (1604) – Text s. u., S. 395–425. Nur die zuletzt genannte Abteilung Meibomscher religiöser Dichtung soll Gegenstand der im folgenden gebotenen skizzenhaften, nur die wichtigsten Bestandteile und Gestaltungsformen hervorhebenden Übersicht sein. Sie bildete den Schwerpunkt seines lyrischen Alterswerkes. Heinrich Meibom d. J. bemerkte hierzu im Widmungsbrief zu seiner Ausgabe der ›Poemata sacra‹ seines Großvaters: »Plurima Principum nostrorum memoriae, multa amicorum honori carmina consecravit: in sacris autem potissimum senex sibi placuit. Dicam ipsius potius verbis quam meis. Ita enim in Epistola praefixa Epigrammatibus Cygnaeis Christophori Swanmanni JCti et Syndici Buxtehudani: Carmina Tua Cygnaea et edita et edendorum partem accepi. Placuere omnia, et hortor, ut luci committantur. Poterit haec legere iuventus, poterit mandare memoriae non sine amplo fructu. Amo omnia, quae pietatem sapiunt, suntque in medio mei labores ad eundem scopum collimantes. Oblectent se alii facetiis et lusibus poëticis; mihi senescenti nihli aliud in votis magis, quàm ea agere, quae et Dei gloriam et iuventutis in pietate profectum augere possint. Et quî aliter? Ad id facti sumus; hic Rhodus etc.«188 [»Sehr viele Gedichte hat (mein Großvater) dem Gedächtnis unserer Fürsten, viele der Ehre seiner Freunde geweiht. Im Alter jedoch gefiel er sich hauptsächlich im Verfassen geistlicher Gedichte. Ich möchte dies lieber mit seinen eigenen als mit meinen Worten zum Ausdruck bringen. Folgendermaßen äußerte er sich nämlich in einem Brief, der den ›Epigrammata Cygnaea‹ des Juristen und Buxtehuder Syndicus Christoph Schwanemann vorangestellt wurde: Deine schon herausgegebenen Schwanengesänge sowie den Teil, der noch herausgegeben werden soll, habe ich erhalten. Alle haben mir gefallen, und ich fordere dich auf, sie ans Licht zu geben. Die Jugend wird sie nicht ohne reichen Gewinn lesen und auswendig lernen können. Ich liebe alles, 188

Heinrich Meibom, Poemata sacra. Collecta et edita ab Henrico Meibomio nepote. Helmstedt: Henning Müller 1665, Bl. ):( 5r-):(5v. – Der Titel des Buches von Christoph Schwanemann, aus dem Heinrich Meibom d. J. zitiert, lautet: Christoph Schwanemann, Christiados libri duo. Primus exhibet Doctrinas et Res principales Festorum solennium. Secundus Monosticha sacra, illustriores sanctorum Patrum sententias exprimentia. Frankfurt a. M.: typis Erasmi Kempfferi, impensis Iohannis Berneri 1618; der Brief Heinrich Meiboms d. Ä. an den Verfasser, datiert vom 26. April 1616, steht auf S. 141.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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was nach Frömmigkeit schmeckt, und meine Arbeiten sind gegenwärtig auf dasselbe Ziel ausgerichtet. Mögen andere sich an poetischen Späßen und Spielereien ergötzen! Ich, der ich auf dem Weg ins Greisenalter bin, habe keinen größeren Wunsch, als mich mit Dingen zu beschäftigen, die den Ruhm Gottes und den Fortschritt der Jugend in der Frömmigkeit zu vergrößern in der Lage sind. Und wie könnte es auch anders sein? Hierzu sind wir geschaffen, hier ist Rhodus. Usw.«]

Als Meibom dies an Schwanemann schrieb (1616), war sein lyrisches Gesamtwerk nahezu abgeschlossen. Seine letzten beiden selbständig erschienenen poetischen Schriften, ein Nachruf auf Petrus Windruvius189 und ein Epithalamium für Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg190, lagen schon ein Jahr zurück. Für die neun Jahre bis zu seinem Tode ist, nach heutigem bibliographischen Kennntisstand, nur noch ein Hochzeitsglückwunsch für Heinrich Julius Osterwaldt in einer Sammelpublikation des Jahres 1623 nachweisbar.191 Wer sich heute mit neulateinischer geistlicher Lyrik beschäftigt, wird in der Forschungsliteratur für sein Vorhaben kaum Anregungen, Hypothesen oder Ergebnisse finden, an die sich anknüpfen ließe. »Geistliche Gedichte, sacra poemata, sind Stiefkinder unserer Literaturwissenschaft, für die im allgemeinen andere Themen interessanter sind.«192 Mit diesem Satz beginnt die Einleitung eines 2001 erschienenen Akademiebeitrags, der seinerseits eine große Ausnahme hinsichtlich dieser heute immer noch gültigen Sachverhaltsbeschreibung darstellt: Walther Ludwigs ›Christliche Dichtung des 16. Jahrhunderts‹ betitelte Untersuchung der ›Poemata sacra‹ von Georg Fabricius. Es bedürfte vieler solcher gehaltvoller Arbeiten über ähnlich ergiebige Publikationen geistlicher Dichtung des 16. Jahrhunderts, um Beschreibungskategorien und Begrifflichkeiten zu gewinnen, die eine präzise und sachgerechte Erfassung der Gattungs- und Themenvielfalt dieser umfangreichen Abteilung neulateinischer Lyrik gewährleisten. Die im folgen-

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Exequiae honori et memoriae […] Dn. Petri Windruvii, illustris et antiqui coenobii Riddagshusani abbatis dignissimi, in illustri Iuliâ academiâ die Concordiae et Constantiae (qui Windruvii natalis) solenniter peractae ab Henrico Meibomio, Poëta et Historico. Addita sunt et alia diversorum auctorum scripta funebria. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. Thalassio historicus nuptiis auspicatissimis reverendiss. illustrissimique principis, Dn. Christiani-Guilhelmi, archiepiscopae [!] Magdeburgensis ac primatus Germanici administratoris, marchionis Brandenburgici, et generosissimae heroidis Dorotheae, HenriciIulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Bruns. et Lunaeb., filiae, humilimè consecratus […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. Clarissimo Viro, Dn. Henrico Iulio Osterwaldt, I. U. Candidato et Iudicii provincialis in aulâ Guelphicâ Adsessori, et lectissimae Virgini Annae Hampiae, […] Christophori Hampii, Consulis Helmstadiensis, Filiae, Sponsis gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1623, Bl. Av. Walther Ludwig, Christliche Dichtung des 16. Jahrhunderts. Die Poemata sacra des Georg Fabricius. Göttingen 2001 (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. I. Philologisch-historische Klasse. Jg. 2001, Nr. 4), S. 276.

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Einleitung

den zusammengestellten Beobachtungen an Heinrich Meiboms geistlicher Lyrik können hierzu nur einen bescheidenen Beitrag liefern. Am Anfang der geistlichen Dichtung Meiboms steht die 1589 erschienene ›Pia hominis moribundi oratio‹: Ausdruck freudiger Zuversicht des fest im Glauben an Christi Erlösungswerk verwurzelten Christen, den Tod einst als einen Tag großen Glücks zu erleben – als Erlösung von allen Mühseligkeiten und Bedrängnissen des irdischen Daseins und Eingang in ein ewiges Leben in der Herrlichkeit des Reiches Gottes. – Es folgten sechs Jahre später (1595) die ›Concio Sanctissimi Prophetae Esaiae Imaginem Reipublicae ad interitum ruentis luculenter expingens‹, eine Hexameter-Paraphrase des 3. Kapitels des Buches Jesaja, der Prophezeiung des Strafgerichts Gottes für die Sünden des Volkes, vornehmlich der Putzsucht der Frauen, und die ›Gedenkschrift für Martin Luther‹ (›Memoriae Martini Lutheri‹), bestehend aus fünf Gedichten, darunter eine Horaz-Parodie und ein Vergil-Cento, zum Ruhme Luthers, der hier vor allem als unerschrockener Kämpfer gegen das Papsttum gefeiert wird.193 – Diese drei Schriften der Jahre 1589–1595 nahm Meibom in seine umfangreichste Publikation geistlicher Lyrik, die ›Piarum meditationum silvula‹, auf. Während er die Gedenkschrift für Luther, da in das Konzept des Buches offenbar nicht so recht passend, mit eigener Titelseite und neuer Bewidmung, in den Anhang verbannte194, stellte er die Jesaja-Paraphrase und die ›Pia hominis moribundi oratio‹ ganz an den Anfang195. Diesen schließen sich drei längere Texte an, teils wie jene beiden vorangehenden in Hexametern, teils in elegischem Maß: eine, wie die Überschrift ausweist, auf eine Predigt des heiligen Augustinus zur Zeit der Belagerung seines Bischofssitzes Hippo Regius durch die Vandalen Bezug nehmende Betrachtung über die Hartnäckigkeit der menschlichen Sündhaftigkeit, die sich weder durch göttliche Strafen beugen noch durch göttliche Milde und Nachsicht zum Besseren wenden läßt und letztlich nur auf ganz unverdiente göttliche Gnade hoffen kann196; eine Elegie auf die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 unter Kaiser Vespasian (ausgeführt durch dessen Sohn Titus): Abdruck einer poetischen Mahnrede, die Meibom irgendwann einmal als Dekan vor den Studenten der Philo193

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Vgl. hierzu das diese Tendenz sehr deutlich unterstreichende Widmungsgedicht an Theophilus Richius, das Meibom dem Nachdruck am Schluß der ›Piarum meditationum silvula‹ beigegeben hat: Heinrich Meibom, Piarum meditationum silvula. Ad Theophilum Richium, consiliarium Palatinum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1602, Bl. 20v–21r. Ebd., Bl. 20r–24r. Ebd., Bl. 2v–6r u. 6r–8r (der zweite Text hier überarbeitet und mit veränderter Überschrift: ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹). Ebd., Bl. 8v–9r (›Oratio S. Aurelii Augustini in obsessione ab exercitu Vandalorum Hipponis urbis Africae episcopatus sui‹). Die Vandalen eroberten und plünderten Hippo Regius 431 nach dreijähriger Belagerung, in deren Verlauf Augustinus 430 starb. Meiboms Quelle habe ich nicht ermittelt.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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sophischen Fakultät gehalten hat, um ihnen am Beispiel Jerusalems, das nicht auf Christi Mahnungen habe hören wollen, die bösen Folgen einer Abkehr vom rechten Glauben und von Gottes Geboten vor Augen zu führen197; schließlich eine mit scharfen Angriffen auf das Papsttum gewürzte Verteidigung der Priesterehe, geschrieben anläßlich der Verheiratung einer Tochter des Helmstedter Theologen Daniel Hofmann mit einem Pfarrer198. – Was dann noch auf 16 Druckseiten folgt, sind epigrammatische Texte, die größtenteils theologische Betrachtungen (meist an Bibelstellen anknüpfend), allegorische Deutungen von Bibelstellen oder Morallehren und Mahnungen enthalten. Ich gebe im folgenden ein paar Beispiele für die genannten Textgruppen: »Christus Hierosolymam ingreditur. Matth. 21. Primores proceresque silent, plebs credula regem Excipit atque hilari iubila voce canit. Quae sordent mundo, tibi sunt gratissima. Plebem Et pueros inter da mihi, Christe, locum!«199 [»Christus zieht in Jerusalem ein. Mat. 21,9–10. Die führenden Männer und die Vornehmsten schweigen. Das arglose Volk empfängt den König und läßt mit fröhlicher Stimme Freudenrufe erschallen. Was der Welt als gering gilt, ist dir am liebsten: Gib mir, Christus, einen Platz inmitten des Volkes und der Kinder!«] »Allegoria columnae nubis et ignis. Exod. 13. Gratia baptismi per nubem ostenditur udam, Flaminis ignescens dona columna notat.«200 [»Allegorie der Wolken- und Feuersäule. 2. Mos. 13,21. Mit der feuchten Wolke wird auf die Gnade der Taufe verwiesen; die brennende Säule bezeichnet die Gaben des Heiligen Geistes.«] »Christi adventus triplex. Bis veni in mundum: corpus semel indui et oris Cottidie doceo vos sacra verba mei. Mox reducem, sed longè alium, cernetis. Ô ille Felix, quem vigilem invenero et impavidum!«201 [»Christi dreifache Ankunft. Zweimal bin ich in die Welt gekommen: Einmal habe ich einen Leib angenommen, und alle Tage lehre ich euch die heiligen Worte meines Mundes. Bald werdet ihr mich

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Ebd., Bl. 9r–10r (›Hierosolyma excisa à Vespasiano Imperatáoreñ‹). Der Hinweis auf das Dekanatsamt im vorletzten Vers, Bl. 10r. Ebd., Bl. 10v–11v (›Coniugium sacerdotum liberrimum‹). Der Hinweis auf Hofmann im drittletzten Vers, Bl. 11v. Ebd., Bl. 17r. Ebd., Bl. 16r. Ebd., Bl. 17v.

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Einleitung

zurückkehren sehen, doch als einen weitaus anderen. O, glücklich der, den ich wachend und unerschrocken vorfinden werde!«] »Vita humana. Pars prima vitae penè nescia est sui. Involvitur curis media quam-pluribus. Tristi senecta degravatur ultima. Quid hîc labore, quid dolore liberum?«202 [»Das menschliche Leben. Der erste Teil des Lebens ist seiner selbst nahezu unbewußt. Der mittlere ist von nicht wenigen Sorgen umfangen. Der letzte wird niedergedrückt vom trüben Greisenalter. Was ist hier frei von Mühe, was von Schmerz?«] »Abrahamus celat coniugem mandatum de filio mactando. Coniugis evictus precibus ne parcere nato Cogatur, iussum pectore claudit Abras. Haud thalami sociae credas temere omnia! Multis Caussa mali coniunx imperiosa fuit.«203 [»Abraham verheimlicht vor seiner Frau die Anweisung zur Opferung seines Sohnes. Um sich nicht von Bitten seiner Frau erweichen zu lassen und so gezwungen zu sein, den Sohn zu verschonen, verschließt Abraham den Befehl in seiner Brust. Vertraue der Gefährtin deines Lagers nicht blindlings alles an! Vielen war die Herrschsucht ihrer Ehefrauen Ursache von Unheil.«]

Aus solcherart gedanklich konzentrierten und zugespitzten epigrammatischen Texten bestehen auch die letzten beiden geistlichen Publikationen Meiboms, die ›Flores verni‹ und die ›Flores serotini‹ des Jahres 1604 mit ihren Paraphrasen und Auslegungen von Bibelstellen, theologischen Meditationen zu diversen Aspekten des christlichen Glaubens, bekenntnishaften Selbstbetrachtungen und -ermahnungen eines gottergebenen Christen, Morallehren und Ratschlägen zur Lebensklugheit. Beispiele erübrigen sich hier, da beide Werke Teile unserer Edition sind (s. u., S. 371– 425). Die Vorliebe des Verfassers für diese Darstellungsform, die, ungeachtet mancher eher erbaulichen Elemente, Zeugnis für eine intellektualistisch geprägte Glaubenshaltung ist, kommt auch in den ›Labores Christi‹ (Teil der ›Agalmata‹, 1597) zum Ausdruck: einer ebenfalls Teil unserer Edition (s. u., S. 357–369) bildenden Abfolge von 18 beschreibenden und auslegenden Epigrammen von jeweils drei Distichen zu einzelnen Stationen des Lebens und Wirkens Jesu Christi von der Verkündigung Mariens bis zur Auferstehung. Eine Sonderstellung nicht nur innerhalb der geistlichen Dichtung Meiboms, sondern auch innerhalb seines Gesamtwerkes, nimmt die hier an letzter Stelle zu besprechende, 1598 erschienene ›Lamentatio ad crucem Chri202 203

Ebd., Bl. 18v. Ebd.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

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sti‹204 ein, und zwar nicht aus thematischen oder formalen Gründen, sondern weil es sich um die Nachdichtung (nicht Parodie!) eines Werkes des italienischen Humanisten Jacopo Sannazaro (1458–1530) handelt.205 Der Inhalt des 118 Hexameter umfassenden Gedichts Sannazaros ist folgender (ich zitiere die präzise Inhaltsangabe aus einem Aufsatz von Stefanie Grewe): »Der Schöpfer, auf den die Menschen durch die Betrachtung der Schöpfung (1–6) verwiesen werden, der Gesetzgeber der Weltordnung, dieser Schöpfer (hunc 9) ist tot, er hängt durchbohrt am Kreuz (9–16, 40–55, 80–83). Die Natur, die einzelnen Elemente (Himmel, Erde, Sonne, Mond, Unterwelt und Meer) bemerken und beklagen den Verlust ihres Lenkers (16–39). Die Menschen dagegen reagieren nicht (56–61), obwohl der Schöpfer-Gott den grausamen und schmerzlichen Tod aus Liebe zu ihnen erlitten hat, um sie zu erlösen und ihnen den Weg ins Paradies zu eröffnen (62–69). Sannazaro fordert sie auf, endlich den alten Glauben und die Sünde hinter sich zu lassen, umzukehren und sich Gott zuzuwenden (70–79, 104–109), um nach dem jüngsten Gericht nicht bestraft (87–103), sondern im Himmel belohnt zu werden (110–118).«206

Meiboms Bearbeitung hat rein amplifizierenden Charakter. Er hält sich streng an das vorgegebene inhaltliche bzw. gedankliche Gerüst, weitet die einzelnen Elemente aber durch eine aufschwellende Neufassung, durchaus auch mit gelegentlicher Übernahme sprachlicher und syntaktischer Vorgaben, so aus, daß aus den 118 Versen der Vorlage bei ihm 215 werden.

3.8.

Zwei Fehlzuschreibungen: ›Ad somnum‹ und ›Ultimus hic liber est‹

Der Jurist Viktor von Meibom (1821–1892) bemerkte in seinen ›Nachrichten über die Familie von Meibom‹ (1881), einem familiengeschichtlichen Abriß, zu den Gedichten Heinrich Meiboms d. Ä., daß diese »zu ihrer Zeit vielen Beifall« gefunden hätten, »für den heutigen Geschmack« hingegen »größtenteils ungenießbar« seien.207 Von diesem negativen Urteil208, einem 204

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Heinrich Meibom, Lamentatio ad crucem Christi, expressa ad imitationem Poëmatii eiusdem tituli, cuius auctor Iacobus Sannazarius Poëta CL. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1598. Kritische Edition des Textes bei Carlo Vecce, Maiora numina. La prima poesia religiosa e la Lamentatio di Sannazaro. In: Studi e problemi di critica testuale 43 (1991), S. 49–94, hier S. 83–86. Vgl. auch Stefanie Grewe, Sannazaros De morte Christi Domini ad mortales Lamentatio im Spiegel christlicher Literatur des Mittelalters. In: Sannazaro und die Augusteische Dichtung. Hrsg. von Eckart Schäfer. Tübingen 2006 (= NeoLatina 10), S. 177–191. Ebd., S. 178. Viktor von Meibom, Nachrichten über die Familie von Meibom. [Leipzig 1881] (Hs., fotografisch vervielfältigt, Expl. HAB Wolfenbüttel), S. 11. Ähnlich liest man es auch bei Friedrich Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie auf der Universität Helmstedt. Braunschweig 1895, Reprint Amsterdam 1970, S. 38: »Dem Geschmacke der Gegenwart freilich vermögen die Meibomschen Carmina nicht mehr zu entsprechen, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß das eine oder andere darunter ein besseres Loos als einen Platz im Halbdunkel der Bibliotheken verdient hätte.«

LXXXIV

Einleitung

Reflex der grundsätzlich ablehnenden Haltung des gebildeten deutschen Bürgertums der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch der deutschen Literaturwissenschaft, gegenüber der neulateinischen Literatur209, wollte er indessen einige Gedichte ausgenommen wissen, »welche durch zarte Empfindungen und feinen Formensinn noch heute ansprechen«210. Hiervon führt er, ohne Quellenangabe, die folgenden beiden als Beispiele an211, das erste, überschrieben »Vorwort«, mit eigener (metrischer) Übersetzung, das zweite, überschrieben »An den Schlaf«, in der Übersetzung von Eduard Mörike.212 »Ultimus hic liber est librorum forte meorum; Instat enim vitae iam prope meta meae. Hoc opus est operum supremum forte meorum; Sentio enim gelidam non procul esse necem. Ergo trado manum. Mortalia cuncta, valete; Sint mea in aeterno nomina scripta libro.« [»Dieses Buch ist vielleicht das letzte von meinen Büchern, denn das Ende meines Lebens ist schon nah. Dieses Werk ist vielleicht das letzte von meinen Werken, denn ich fühle, daß der eisige Tod nicht mehr fern ist. Also gebe ich mich geschlagen. All ihr sterblichen Dinge, lebt wohl! Mein Name möge verzeichnet sein im Buche der Ewigkeit.«] »Somne levis, quamquam certissima mortis imago, consortem cupio te tamen esse tori. Alma quies, optata, veni; nam sic sine vita vivere quam suave est, sic sine morte mori.« [»Sanfter Schlaf, obwohl du das vollkommenste Abbild des Todes bist, begehre ich dich doch zum Gefährten meines Lagers. Erquickende Ruhe, erwünschte, komm! Denn wie süß ist es, zu leben so ohne Leben, zu sterben so ohne Tod!«]

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Dafür gab es hauptsächlich diese zwei Gründe: eine deutschnationale Betrachtungsweise der Literaturgeschichte, der die gesamte lateinische Bildungstradition nur als ein Hemmnis in der Entwicklung einer ›eigentlich‹ deutschen Nationalliteratur galt, und eine historisch gänzlich unangemessene Übertragung der als allein für gültig gehaltenen Kategorien der Genie- und Erlebnisästhetik der Goethe-Zeit auf frühneuzeitliche Dichtung. S. hierzu die ausgezeichnete, für ihre Thematik schon kanonisch gewordene Untersuchung von Günther Hess, Deutsche Literaturgeschichte und neulateinische Literatur. Aspekte eine gestörten Rezeption. In: Acta Conventus Neo-Latini Amstelodamensis. Proceedings of the Second International Congress of Neo-Latin Studies Amsterdam 19–24 August 1973. Ed. by P. Tuynman [u. a.]. München 1979 (= Humanistische Bibliothek I,26), S. 493–538. Vgl. auch Wilhelm Kühlmann, Nationalliteratur und Latinität. Zum Problem der Zweisprachigkeit in der frühneuzeitlichen Literaturbewegung Deutschlands. In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des I. Internationalen Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber. Tübingen 1989 (= Frühe Neuzeit 1), S. 164–206, hier S. 170–173. V. von Meibom, Nachrichten (wie Anm. 207), S. 11. Ebd. Ich gebe hier zu beiden Texten eine eigene Prosaübersetzung. Viktor von Meiboms Übersetzung des ersten Gedichts s. u., S. XC f., Mörikes Übersetzung des zweiten s. u., S. LXXXV.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXXXV

Viktor von Meibom befand sich hiermit in einem schweren Irrtum. Von diesen beiden feinen Epigrammen ist weder das eine noch das andere ein Werk Heinrich Meiboms d. Ä. Ich werde dies in den beiden folgenden Abschnitten näher ausführen, wobei ich mit dem verwickelteren Fall, dem Gedicht ›An den Schlaf‹ (›Ad somnum‹), beginne. 3.8.1. Ad somnum213 Einem größeren Leserkreis ist dieses Epigramm, wahrlich ein Kleinod der neulateinischen Lyrik, durch die im Frühjahr 1838 entstandene Übersetzung von Eduard Mörike bekannt geworden: »An den Schlaf Somne levis! quanquam certissima mortis imago, Consortem cupio te tamen esse tori. Alma quies, optata, veni! nam sic sine vita Vivere, quam suave est, sic sine morte mori! Meibom Schlaf! süßer Schlaf! obwohl dem Tod wie du nichts gleicht, Auf diesem Lager doch willkommen heiß ich dich! Denn ohne Leben so, wie lieblich lebt es sich! So weit vom Sterben, ach, wie stirbt es sich so leicht.«214

Mörike verdankte die Kenntnis des lateinischen Originals der Lektüre des 1794 erschienenen ersten Bandes von Georg Christoph Lichtenbergs ›Ausführlicher Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche‹. Lichtenberg zitiert die Verse dort im Zusammenhang seiner Besprechung von Hogarths satirischem Stich ›A midnight modern conversation‹ (bei ihm: ›Die Punschge213

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Die wichtigste Arbeit zu diesem Thema, der ich fast alle der in diesem Abschnitt verarbeiteten Informationen verdanke, ist immer noch der alte, von Johannes Bolte aus dem Nachlaß zusammengestellte Aufsatz von Reinhold Köhler, ein Kabinettstück positivistischer deutscher Philologie der feinsten Sorte: Reinhold Köhler, Mörikes Gedicht an den Schlaf und seine Vorläufer. In: ders., Kleinere Schriften. Bd. 3: Zur neueren Litteraturgeschichte, Volkskunde und Wortforschung. Hrsg. von Johannes Bolte. Berlin 1900, S. 203–212. – In jüngster Zeit hat sich Bettina Windau (ohne Kenntnis der Arbeit Köhlers) in einer Bochumer Dissertation ausführlich mit dem Thema befaßt: Bettina Windau, Somnus. Neulateinische Dichtung an und über den Schlaf. Studien zur Motivik, Texte, Übersetzung, Kommentar. Trier 1998 (= Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 34), S. 106 f., 210 u. 291 f. Vgl. aber auch Leif Ludwig Albertsen, Neue Anmerkungen über das Epigramm vor und bei Mörike. Eindeutigkeit versus Mehrdeutigkeit. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 241 (2004), S. 18–31, hier S. 26–29; Matthias Richter, Schlafes Bruder. Spuren einer Metapher in der Theologie- und Geistesgeschichte, insbesondere im 16. bis 18. Jahrhundert. In: Passion, Affekt und Leidenschaft in der Frühen Neuzeit. Bd. 1. Hrsg. von Johann Anselm Steiger. Wiesbaden 2005 (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 43), S. 423–446, hier S. 442. Eduard Mörike, Sämtliche Werke. Auf Grund der Originaldrucke hrsg. von Herbert G. Göpfert. 3., revid. u. erweit. Aufl. München 1964, S. 125.

LXXXVI

Einleitung

sellschaft‹).215 Ganz am linken Rande dieser Darstellung einer Versammlung von Herren der besseren Gesellschaft, die sich, um einen großen runden Tisch gruppiert, offenbar schon allzu reichlich aus einer auf ebendiesem Tisch, im Zentrum des Bildes, stehenden Punsch-Schüssel bedient haben, ist ein Herr abgebildet, der auf seinem schräg gegen die Wand hinter ihm abgekippten Stuhl eingeschlafen ist. Zu diesem Schläfer bemerkt Lichtenberg, nachdem er an seinem Beispiel das Glück des alles Schlechte und Gefahrbringende der Welt vergessen machenden Schlafes gepriesen hat: »Es ist mir unmöglich die herrlichen Verse Meiboms nicht über diesen Glücklichen auszusprechen, mit denen ich mich so oft eingewiegt habe. Schläft auch der Leser dabei ein; wohlan! Dieses Mal wenigstens würde der Schlaf des Lesers den Schriftsteller ehren. Die Damen werden es sich von jemanden vor dem Einschlafen übersetzen lassen. Somne levis, (quanquam certissima mortis imago); Consortem cupio te tamen esse tori: Alma quies optata veni, nam sic sine vita Vivere quam suave est, sic sine morte mori.«216

Da Lichtenberg den Vornamen des Verfassers nicht nennt (der Name Meibom kommt in seinen sämtlichen Werken und Briefen nur hier vor217), muß offen bleiben, ob er an Heinrich Meibom d. Ä. oder dessen gleichnamigen Enkel, den Mediziner und Polyhistor, der, seit 1663 in Helmstedt Professor für Medizin, 1678 auch den Lehrstuhl für Poesie und Geschichte übertragen bekam, gedacht hat (ein anderer, späterer Angehöriger der Gelehrtendynastie Meibom wird hier mit Fug ausgeschlossen werden können). In der Literaturwissenschaft wurden sowohl der Großvater wie der Enkel als Verfasser in Betracht gezogen, ohne Berufung auf irgendwelche Gründe, die die Entscheidung für diesen oder jenen plausibel gemacht hätten.218 In der Lichtenberg- und Mörike-Forschung gibt es eine Präferenz für den Enkel, wohl aus keinem anderen Grund, als weil dieser in neuerer Zeit bekannter war als der Großvater.219 215

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Georg Christoph Lichtenberg, Ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, mit verkleinerten, aber vollständigen Kopien derselben von E. Riepenhausen. [Bd. 1]. Göttingen 1794, S. 115 f. Ich zitiere nach der heute maßgebenden Werkausgabe: Georg Christoph Lichtenberg, Schriften und Briefe. Hrsg. von Wolfgang Promies. Bd. 3. 3. Aufl. Frankfurt a. M. 1994, S. 697. Entsprechender Hinweis ebd.: Kommentar zu Band 3. 3. Aufl. Frankfurt a. M. 1994, S. 341. Von den in Anm. 213 aufgeführten Autoren ziehen Köhler, Windau und Richter nur die Verfasserschaft Heinrich Meiboms d. Ä. in Betracht, Albertsen hingegen nur die Heinrich Meiboms d. J. Für die Lichtenberg-Forschung vgl. Lichtenberg, Schriften und Briefe, hrsg. von W. Promies: Kommentar zu Band 3 (wie Anm. 216), S. 340 f. – Für die Mörike-Forschung: Mörike, Sämtl. Werke, hrsg. von H. G. Göpfert (wie Anm. 214), S. 1451; Helga Unger, Mörike-Kommentar zu sämtlichen Werken. München 1970, S. 92.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXXXVII

Was Heinrich Meibom d. Ä. angeht, so ist das hier in Rede stehende Epigramm in keinem seiner im Druck erschienenen lyrischen Werke und auch nicht im handschriftlichen Nachlaß in Hannover nachweisbar.220 Auch eine intensive Suche in den einschlägigen Teilen des handschriftlichen Nachlasses Heinrich Meiboms d. J. in Hannover221 blieb ergebnislos – ebenso eine Anfrage bei der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, die über einige wenige Handschriften und Korrespondenzen Heinrich Meiboms d. J. verfügt, die nicht Bestandteil des Nachlasses waren. Eine Handschrift mit von ihm zusammengestellten Kollektaneen zu einer (geplanten?) Abhandlung ›De somno‹, unter der Abteilung ›Medica‹ im zweiten Teil des Auktionskatalogs (1743) des Meibom-Nachlasses verzeichnet222, entzog sich einer Überprüfung, da sie zu einer Gruppe von Manuskripten des Nachlasses gehört, die seinerzeit an die Königliche Bibliothek Hannover, Vorgängerin der heutigen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, aus unbekannten Gründen nicht ausgeliefert wurden223, obwohl diese den gesamten Nachlaß ersteigert hatte. Alle Bemühungen von meiner Seite, den Verbleib dieser Handschrift, die vielleicht das Epigramm ›Ad somnum‹ nebst Informationen über seine Herkunft enthält, aufzuspüren, waren vergeblich. Bis heute ist also schlechthin unerklärbar, wie Lichtenberg dazu gekommen ist, das Epigramm mit dem Namen Meibom in Verbindung zu bringen. Allerdings ist das Zitat bei Lichtenberg nicht das älteste gedruckte Zeugnis für die Existenz unseres Textes. Das älteste liegt zwanzig Jahre zurück und weist auf England als Ursprungsort: nämlich der erste Band der von Edward Popham 1774–1776 herausgegebenen ›Selecta poemata Anglorum 220

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Vgl. auch die entsprechenden Hinweise schon bei Köhler, Mörikes Gedicht an den Schlaf (wie Anm. 213), S. 209, und bei Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie (wie Anm. 208), S. 38, Anm. 1. – Dennoch wird Heinrich Meibom d. Ä. bis in die jüngste Zeit als Autor des von Mörike übersetzten Epigramms ausgegeben. So bei Otto Herding, Heinrich Meibom (1555–1625) und Reiner Reineccius (1541–1595). Eine Studie zur Historiographie in Westfalen und Niedersachsen. In: Westfälische Forschungen 18 (1965), S. 5–22, hier S. 6; ebenso bei M. Flotho in seinem biographischen Artikel in: BBL (2006), S. 485–487, hier S. 486, und bei Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (wie Anm. 97), S. 154. Ich habe an der Leibniz-Bibliothek alle Handschriften eingesehen, bei denen die Mutmaßung gerechtfertigt schien, daß sie das fragliche Epigramm enthalten könnten (Druckwerke mit gesammelten Gedichten Heinrich Meiboms d. J. gibt es nicht!). Es sind die folgenden: MS IV 527 (Carmina), IV 528 (Epigrammata Latina), IV 529 (Fragmenta à Latinis antiquioribus potisssimum poëtis collecta), IV 531 (Varia poetica), IV 610 (Collectanea et excerpta philologica), IV 612 (Varia litteraria et philologica) und XLII, 1929 (Variae observationes etc.). Nicolaus Frobesius, Bibliothecae Meibomianae pars posterior seu Designatio manuscriptorum variorum historicorum inprimis ac medicorum a Meibomiis partim collectorum partim confectorum. Helmstedt 1743, S. 51, Nr. 298: »H. Meibom. collecta & positiones ad dissert. de somno.« In dem Exemplar des in Anm. 222 genannten Katalogs, das sich im Besitz der LeibnizBibliothek befindet, sind diese Manuskripte am Rand angekreuzt.

LXXXVIII

Einleitung

Latina‹, in dem das Gedicht, unter der Überschrift ›In somnum‹, in der von Lichtenberg überlieferten Fassung als Werk eines Anonymus abgedruckt ist.224 In der 1779 erschienenen zweiten Auflage seiner Sammlung bot Popham, unter derselben Überschrift, eine nicht zum Besseren veränderte Version des Textes: »Somne levis, quanquam certissima mortis imago, Consortem lecti te cupio esse mei: Grata venito quies; nam vitae sic sine curis Vivere quàm suave est, sic sine morte mori!«225

Englische Zeitgenossen mutmaßten, daß der Dichter und Literarhistoriker Thomas Warton (1728–1790) der Autor gewesen sei; es hieß, das Epigramm sei als Inschrift für eine Statue des Somnus im Garten des Gelehrten James Harris (1709–1780) in Salisbury bestimmt gewesen. Der Herausgeber von Wartons ›Poetical works‹, Richard Mant, erklärte indessen in einem sich dem Gedicht anschließenden Kommentar ausdrücklich, daß er sich für die Authentizität des Textes nicht verbürgen könne und für seine Person an der Autorschaft Wartons zweifle.226 Neben Warton wurde auch der schottische Dichter und Gelehrte George Buchanan (1506–1582) für den Verfasser unseres Textes ausgegeben227; auch hier fehlt es an konkreten Hinweisen für die Stichhaltigkeit der Zuschreibung.228 Eine kurze Anzeige der ersten Auflage von Pophams ›Selecta poemata‹ im Jahrgang 1774 der ›Gothaischen gelehrten Zeitungen‹, in der als Leseprobe gerade das anonyme Epigramm an den Schlaf mitgeteilt wurde229, hatte eine bemerkenswerte Konsequenz: Im nächsten Jahrgang der Zeit224

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Selecta poemata Anglorum Latina, seu sparsim edita, seu hactenus inedita, accurante Edvardo Popham. Vol. 1. Bath 1774, S. 195. Selecta poemata Anglorum Latina, accurante Edvardo Popham. Editio secunda emendatior. London 1779, S. 57. Thomas Warton, The poetical works. Fifth edition, corrected and enlarged. […]. Together with memoirs of his life and writings, and notes, critical and explanatory. By Richard Mant. Vol. 2. Oxford 1802, S. 258. Der Text weicht in den Versen 1 und 3 von der Lichtenbergschen Fassung ab. Vers 1 lautet hier: »Somne veni, et quanquam certissima mortis imago es«; Vers 3: »Huc ades, haud abiture cito: nam sic sine vita«. Vgl. den Hinweis bei Köhler, Mörikes Gedicht an den Schlaf (wie Anm. 213), S. 210. Nur der Kuriosität halber sei auf eine abstruse Zuschreibung hingewiesen, die Leo M. Kaiser in seiner Anthologie amerikanischer lateinischer Lyrik vorgenommen hat. Da er den ihm bis dahin anscheinend unbekannten Text in Bd. 1 (1805), S. 196, des an der Harvard University erschienenen Periodikums ›Literary Miscellany‹ gefunden hatte, meinte er, der Autor des von ihm auch auf 1805 datierten Textes sei »likely a Harvard student or alumnus«: Early American Latin verse 1625–1825. An anthology. Ed. with an introduction and notes by Leo M. Kaiser. Chicago, IL 1984, S. 203 u. 287 (der Text auf S. 202, überschrieben »Lines for a statue of Somnus«, weitgehend mit der Fassung in Wartons ›Poetical works‹, ed. Mant [wie Anm. 226], übereinstimmend). Gothaische gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1774, 84. Stück, S. 672.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

LXXXIX

schrift erschienen gleich acht Übersetzungen von ebensovielen (nicht namentlich genannten, mit Initialen bezeichneten) Autoren, die sich schon lange vor Mörike für den Text begeistert hatten.230 Als Ergebnis unserer Übersicht über die Problemlage ist festzuhalten, daß eine Autorschaft des älteren Heinrich Meibom ausgeschlossen werden muß, die des jüngeren als ganz unwahrscheinlich gelten kann und der wahre Autor sicher ein Engländer war. Die Reaktion der Leser der ›Gothaischen gelehrten Zeitungen‹ deutet klar darauf hin, daß das mit Enthusiasmus aufgenommene Gedicht bis 1774 in Deutschland unbekannt gewesen sein muß. Ebenso wie Köhler seinen gehaltvollen Aufsatz231 schließe auch ich meine Übersicht mit einem Hinweis auf ein Distichon ›De amore‹ von Paul Schede Melissus (1539–1602), dessen Pointe eine frappierende Ähnlichkeit mit der des Schlaf-Gedichts aufweist. »Nil amor est aliud, si nescis, quàm sine vita Vivere, nil aliud quàm sine morte mori.«232 [»Du mußt wissen: Liebe ist nichts anderes als zu leben ohne Leben, nichts anderes als zu sterben ohne Tod.«]

Es ist vorstellbar, daß das Epigramm Schedes, der, anders als die meisten anderen, dem Schul- bzw. Universitätsleben verhafteten deutschen Neulateiner, ein internationales Publikum hatte233, einem unbekannt gebliebenen englischen Gelehrten oder Dichter zur Kenntnis gekommen war und ihn zu der Umformung zu dem unsterblich gewordenen Gedicht über den Schlaf inspiriert hatte. Eine Anregung hierzu könnte ihm ein zweistrophiges Madrigal eines ebenfalls unbekannten Autors geboten haben, das sowohl von John Dowland (1562–1626) wie von Robert Johnson (ca. 1582–1633) als Lautenstück vertont worden ist und somit bezeugen kann, wie verbreitet der Gedanke einer Verwandtschaft von Schlaf und Tod in der elisabethanischen Zeit gewesen sein muß.234 In Dowlands ›First Booke of Songs or Ayres‹ (1597) lautet der Text (hier Nr. 20) wie folgt: 230

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Gothaische gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1775, 66. Stück, S. 543 f. – Alle diese Texte sind abgedruckt bei Köhler, Mörikes Gedicht an den Schlaf und seine Vorläufer (wie Anm. 213), S. 206 f. (mit Hinweisen auf die Autorschaft einzelner Übersetzungen auf S. 207 f.). Im folgenden (S. 208 f.) teilt Köhler noch weitere deutsche Übersetzungen vor Mörike mit. Ebd., S. 211 f. Paul Schede Melissus, Schediasmata poetica, secundo edita multo auctiora. Paris: Sittard 1586, S. 164. Vgl. Eckart Schäfer, Paul Melissus (Schede). In: Deutsche Dichter der Frühen Neuzeit (1450–1600). Ihr Leben und Werk. Hrsg. von Stephan Füssel. Berlin 1993, S. 545– 560, hier S. 552. Auf die motivische Verwandtschaft des von Mörike übersetzten Pseudo-Meibomschen Epigramms mit dem von Dowland und Johnson vertonten Madrigal wurde schon an-

Einleitung

XC »Come heauy sleepe the image of true death; And close vp these my weary weeping eies: Whose spring of tears doth stop my vitall breath, And tears my hart with sorrows sigh swoln cries: Com and posses my tired thoughts worne soule, That liuing dies till thou on me be stoule. Come shadow of my end, and shape of rest, Allied to death, child to this black fac’t night: Come thou and charme these rebels in my breast, Whose waking fancies doe my mind affright. O come sweet sleepe; come or I die for euer: Come ere my last sleepe comes, or come neuer.«235

Das »levis« des ersten Verses des lateinischen Textes in der von Lichtenberg überlieferten Fassung liest sich wie eine Replik auf das »heauy« des ersten Verses des englischen Madrigals236, während »certissima mortis imago« dem englischen »image of true death« entspricht, ebenso wie »sine morte mori« im Schlußvers dem englischen »That liuing dies« im letzten Vers der ersten Strophe des Madrigals. 3.8.2. Ultimus hic liber est Ich habe oben (S. LXXXIV) den von Viktor von Meibom zitierten Text mit meiner eigenen Übersetzung schon mitgeteilt, gebe ihn aber hier, um dem Leser den zu diskutierenden Sachverhalt präsent zu machen, noch einmal, diesmal zusammen mit der Übersetzung Viktor von Meiboms und der von ihm gewählten Überschrift: »Vorwort Ultimus hic liber est librorum forte meorum; Instat enim vitae iam prope meta meae. Hoc opus est operum supremum forte meorum; Sentio enim gelidam non procul esse necem. Ergo trado manum. Mortalia cuncta, valete; Sint mea in aeterno nomina scripta libro. Dies Buch ist vielleicht von meinen Büchern das letzte; denn des Lebens Ziel nahet für mich jetzt heran.

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dernorts aufmerksam gemacht, nämlich von Heinz Katschnig, »Denn selbst die Träume sind ein Traum«. Zur Beziehung zwischen Leben, Wirklichkeit, Traum, Psychose, Schlaf und Tod. In: Schlafen und Träumen. Hrsg. von Heinz Katschnig u. Gerda M. Saletu-Zyhlarz. Wien 2004, S. 9–19, hier S. 12. Zit. nach: Christian Kelnberger, Text und Musik bei John Dowland. Eine Untersuchung zu den Vokalkompositionen des bedeutendsten Lautenvirtuosen der englischen Renaissance. Passau 1999, S. 240 (mit deutscher Übersetzung auf S. 241); zu Dowlands und Johnsons Vertonung s. ebd., S. 167–169. Die Ersetzung von »levis« durch »veni« in der von Mant gebotenen Fassung in seiner Ausgabe der ›Poetical works‹ von Warton (s. o., Anm. 226) wäre dann zu verstehen als Höherbewertung des »Come« der englischen Vorlage gegenüber dem Epitheton »heauy«.

3. Übersicht über das poetische Gesamtwerk Heinrich Meiboms

XCI

Dieses Gedicht ist vielleicht von meinen Gedichten das letzte: denn ich fühle, des Tods eisige Hand ist mir nah. Drum ergebe ich mich; ich nehme vom Sterblichen Abschied. Möge mein Name dereinst stehn in dem ewigen Buch.«237

Durch die Überschrift »Vorwort« und die freie Übersetzung von »Hoc opus« und »operum […] meorum« in Vers 3 mit »Dieses Gedicht« und »von meinen Gedichten« gibt der Übersetzer zu verstehen, daß er das Epigramm für eine einleitende Beigabe zu einer der letzten Publikationen Heinrich Meiboms d. Ä. gehalten hat. Jedoch findet es sich weder in dessen gedruckten Werken noch im handschriftlichen Nachlaß. Es ist aber bezeugt in dem Heinrich Meibom d. J. gewidmeten Artikel in Zedlers UniversalLexicon238. Dort heißt es, im Anschluß an die Feststellung, daß dessen nur zum Teil veröffentlichte Gedichte »als vollkommen wohlgerathene Proben der alten Lateinischen Dichtkunst angesehen und bewundert werden«: »Zu einer solchen Poetischen Probe kan das von ihm auf seine Commentationem de Adfinitatibus Augustis Domus Brunsuico-Luneburgicae verfertigte Sinn-Gedichte dienen, welches nach seinem Tode unter seinen Papieren gefunden worden, und dieses Inhalts ist: [Es folgt nun das besagte Epigramm mit dem Druckfehler metu in Vers 2.]«239

In dem Nachlaß Heinrich Meiboms d. J. an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover ist kein Manuskript mit diesem Text nachweisbar, auch nicht in dem außerhalb des Nachlasses überlieferten Bestand der Handschriften-Abteilung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel – was aber den Wahrheitsgehalt der Mitteilung in dem Zedler-Artikel keineswegs in Frage stellen muß. Der Zettel, auf dem das Gedicht stand, wird verlorengegangen sein. Daß Viktor von Meibom das Gedicht Heinrich Meibom d. Ä. und nicht dessen Enkel zugeschrieben hat, kann nur Folge eines schlichten Irrtums bei der Zusammenstellung und Zuordnung des familiengeschichtlichen Quellenmaterials gewesen sein, das er für seine ›Nachrichten über die Familie von Meibom‹ verwendet hat. Mit dieser Richtigstellung können wir es aber noch nicht bewenden lassen. Tatsächlich handelt es sich nämlich nicht um ein originäres Werk Heinrich Meiboms d. J., sondern um eine im wesentlichen nur die Verse 1 und 6 tangierende Bearbeitung eines Epigramms, das Heinrich Rantzau 237 238

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V. von Meibom, Nachrichten (wie Anm. 207), S. 11. Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste […]. Bd. 20. Leipzig 1739, Sp. 280–282. Ebd., Sp. 280. – Das genannte Werk erschien 1699, ein Jahr vor dem Tode des Verfassers. Der Titel lautet vollständig: Henricus Meibomius, Commentatio historica de Serenissimae Domus Brunsvic. Lynaeb. adfinitatibus Augustis. In memoriam Augusti coniugii Josephi Rom. Regis Semp. Aug. cum Wilhelmina Amalia Princ. Brunsvic. Lynaeb. Rom. nunc Regina. Helmstedt: Wolfgangus Hammius [1699].

XCII

Einleitung

(1526–1598), guter Bekannter und Mäzen Heinrich Meiboms d. Ä.240, verfaßt hatte anläßlich der Beendigung der Bauarbeiten im Jahre 1595 an dem von ihm in Auftrag gegebenen Renaissance-Neubau des Schlosses auf Gut Rantzau (zwischen Plön und Lütjenburg), das er sich als Altersruhesitz ausersehen hatte.241 Das Epigramm findet sich in Buch 1 der von Rantzau 1597, ein Jahr vor seinem Tode, abgeschlossenen und im Manuskript hinterlassenen lateinischen Beschreibung der Landesteile, Städte, Ortschaften, Inseln und Flüsse Schleswig-Holsteins.242 Es steht hier am Schluß der Beschreibung des Schlosses Rantzau und hat folgenden Wortlaut (die beigegebene Übersetzung ist von mir): »Epigramma in Arcem Ranzow Haec domus est domuum forsan postrema mearum. Instat enim vitae jam prope meta meae. Hoc opus est operum postremum forte meorum. Sentio enim gelidam non procul esse necem. Quare trado manum. Mortalia cuncta, valete! Mi domus in celso est aedificanda polo.«243 [»Epigramm auf Schloß Rantzau Dieses Haus ist vielleicht das letzte von meinen Häusern, denn das Ende meines Lebens ist schon nah. Dieses Werk ist vielleicht das letzte von meinen Werken, denn ich fühle, daß der eisige Tod nicht mehr fern ist. Also gebe ich mich geschlagen. All ihr sterblichen Dinge, lebt wohl! Ich muß mir ein Haus im hohen Himmel errichten.«]

Wie Heinrich Meibom d. J. von dem Gedicht Rantzaus in dessen erst 1739 im Druck erschienener Beschreibung Schleswig-Holsteins Kenntnis erlangt hat, läßt sich nur vermuten. Wahrscheinlich fand er es in Aufzeichnungen seines Großvaters, der in den 27 Jahren, die er nach dem Tode Rantzaus (1598) noch zu leben hatte, durchaus Gelegenheit gefunden haben kann,

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S. o., S. XIX, Anm. 41. S. dazu Silke Hunzinger, Der Traum von Arkadien – die Baugeschichte des Gutes Rantzau. In: Heinrich Rantzau (1526–1598). Königlicher Statthalter in Schleswig und Holstein. Ein Humanist beschreibt sein Land. Eine Ausstellung im Landesarchiv Schleswig-Holstein 1999. Katalog, bearb. von Marion Bejschowetz-Iserhoht u. a. Schleswig 1999 (= Veröffentlichungen des Schleswig-Holsteinischen Landesarchivs 64), S. 61–67. Der Originaltitel lautet: Cimbricae Chersonesi eiusdemque partium, urbium, insularum et fluminum nec non Cimbrorum originis, nominis, fortitudinis, fidelitatis rerumque gestarum quatuor libris comprehensa descriptio nova. – Erstmals gedruckt in: Monumenta inedita rerum Germanicarum, praecipue Cimbricarum et Megapolensium, […]. E codicibus manuscriptis, membranis et chartis authenticis erui studuit notulasque adiecit et cum praefatione instruxit Ernestus Joachimus de Westphalen […]. Tomus I. Leipzig 1739, S. 3–166. – Neuausgabe mit deutscher Übersetzung von Hans Braunschweig (Buch 4 unvollständig) in: Heinrich Rantzau (1526–1598). Königlicher Statthalter in Schleswig und Holstein (wie Anm. 241), S. 95–161 u. 197–301; dazu Einführung des Herausgebers und Übersetzers ebd., S. 9–15. Zit. nach ebd., S. 122.

4. Heinrich Meiboms Stammbuch

XCIII

das hinterlassene Manuskript seines Patrons und Förderers einzusehen und sich daraus Notizen zu machen.

4. Heinrich Meiboms Stammbuch Zwar verlasse ich mit dem Thema dieses Abschnitts den der vorliegenden Veröffentlichung gesetzten stofflichen Rahmen. Da ich aber Meiboms Stammbuch1, in Gestalt einer gut lesbaren Fotokopie, laufend für personengeschichtliche Ermittlungen im Zusammenhang meiner Kommentierungsarbeiten herangezogen habe, mit ihm also gut vertraut bin, die Stammbuchforschung sich jedoch, abgesehen von knappen Hinweisen2, mit dieser Quelle noch nicht beschäftigt hat, glaubte ich die Gelegenheit nutzen zu sollen, meine Beobachtungen in einigen knappen Notizen der interessierten Leserschaft mitzuteilen. Einer an sich wünschenswerten vollständigen Beschreibung und Dokumentation in der Art, wie sie in der sich erfreulich entwickelnden Stammbuchforschung3 schon für vergleichbare Quellen des 16. Jahrhunderts vorliegt4, soll damit nicht vorgegriffen werden.  1

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Es ist im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, unter der Signatur: Mscr. Dresd. k. 292; kurz beschrieben in: Ludwig Schmidt, Katalog der Handschriften der Sächsischen Landesbibliothek (vormals Kgl. Öff. Bibliothek) zu Dresden. Bd. 4. Leipzig 1923, S. 152, Nr. 292; im Internet als Digitalisat frei zugänglich über http://digital.slub-dresden.de/id306704269. Vgl. Wolfgang Klose, Corpus Alborum Amicorum – CAAC. Beschreibendes Verzeichnis der Stammbücher des 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1988 (= Hiersemanns Bibliographische Handbücher 8), S. 86; Der Freundschaft Denkmal. Stammbücher und Poesiealben aus fünf Jahrhunderten. Eine Ausstellung im Buchmuseum der SLUB 25. Februar bis 27. Juni 1998. Hrsg. von Jürgen Hering. Dresden 1998, S. 15 (unter Nr. 2.3 kurze Erläuterung zu dem Eintrag des Grafen Ernst von Schaumburg vom 22. 11. 1584 auf Bl. 59v–60r in Meiboms Stammbuch); Walther Ludwig, Joachim Münsinger von Frundeck im Album amicorum des David Ulrich. In: ders., Miscella Neolatina. Ausgewählte Aufsätze 1989–2003. Edenda curavit Astrid Steiner-Weber. Bd. 2. Hildesheim, Zürich, New York 2004 (= Noctes Neolatinae 2,2), S. 337–348, hier S. 348, Anm. 33; RAA – Repertorium Alborum Amicorum. Internationales Verzeichnis von Stammbüchern und Stammbuchfragmenten in öffentlichen und privaten Sammlungen (Internet-Portal, eingerichtet und laufend aktualisiert von Werner Wilhelm Schnabel, Universität Erlangen-Nürnberg). Grundlegend: Klose, Corpus Alborum Amicorum (wie Anm. 2); Werner Wilhelm Schnabel, Das Stammbuch. Konstitution und Geschichte einer textsortenbezogenen Sammelform bis ins erste Drittel des 18. Jahrhunderts. Tübingen 2003 (= Frühe Neuzeit 78). Vgl. Wittenberger Gelehrtenstammbuch. Das Stammbuch von Abraham und David Ulrich. Benutzt von 1549–1577 sowie 1580–1623. Hrsg. durch das Historische Museum Berlin. Bearb. von Wolfgang Klose. Halle 1999; Christiane Schwarz, Studien zur Stammbuchpraxis der Frühen Neuzeit. Gestaltung und Nutzung des Album amicorum am Beispiel eines Hofbeamten und Dichters, eines Politikers und eines Goldschmieds (etwa 1550 bis 1650). Frankfurt a. M., Berlin, Bern 2002 (= Mikrokosmos 66); Gilbert Heß, Literatur im Lebenszusammenhang. Text- und Bedeutungskonstituierung im

XCIV

Einleitung

Das Stammbuch umfaßt 262 Blätter (viele davon unbeschrieben), eingebunden in einen gepreßten Pergamenteinband mit Fürstenbildnis, Wappen und der Jahreszahl 1575. Die Einträge beginnen im Jahre 1575, zu einer Zeit also, als Meibom noch im Hause von Martin Chemnitz in Braunschweig wohnte, und enden 1584, ein Jahr nach seiner Berufung auf die Helmstedter Professur für Poesie und Geschichte. Die Recto-Seite von Blatt 1 des drei Blätter (1r–3r) in Anspruch nehmenden Eröffnungsteils trägt die Überschrift »M. Henricus Meibom ex Saxonibus Westvalus.« Darunter steht das folgende Distichon: »Cultricem veri terram, justique tenacem, Nomine vis uno dicere? WESTPHALáIA.ñ«5 [»Du willst ein Land, das die Wahrheit verehrt und eisern an der Redlichkeit festhält, mit einem Namen bezeichnen? WESTFALEN!«]

Es folgt, als letzter Textteil auf dieser Seite, dieses auf den 24. Mai 1575 datierte Prosastück: »Schola est amicorum seminarium et illae verae diuturnaeque amicitiae censentur, quae in gymnasiis literatorum parantur: Anno Domini náostriñ M. D. LXXV 9 Kld Junij. In aedib. Chemnitij« [»Die Schule ist eine Pflanzstätte von Freunden, und zu den wahren und dauerhaften Freundschaften werden jene gezählt, die in den Bildungsstätten für Gelehrte geschlossen werden. Im Jahre unseres Herrn 1575 am 24. Mai. Im Hause Chemnitz.«]

Die Überschrift auf dieser Seite ist anscheinend von anderer Hand als die zweifellos von Meibom selbst geschriebenen beiden Textteile. Sie kann erst

 5

Stammbuch Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Lüneburg (1579–1666). Frankfurt a. M., Berlin, Bern 2002 (= Mikrokosmos 67); Walther Ludwig, Das Stammbuch als Bestandteil humanistischer Kultur. Das Album des Heinrich Carlhack Hermeling (1587–1592). Göttingen 2006 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Philolog.-Histor. Klasse. 3. Folge, Bd. 274); ders., Bremen – Zerbst – Wittenberg. Das philippistische Stammbuch des Martinus Zelius (1589–1596) und die antilutheranischen Invektiven des Gregor Bersmann. In: ders., Supplementa Neolatina. Ausgewählte Aufsätze 2003–2008. Edenda curavit Astrid Steiner-Weber. Hildesheim, Zürich, New York 2008 (= Noctes Neolatinae 10), S. 643–709; ders., Beispiele interkonfessioneller Toleranz im 16.–18. Jahrhundert. Zwei humanistische Stammbücher und die christlichen Konfessionen. Hildesheim, Zürich, New York 2010 (= Noctes Neolatinae 14). Vgl. das ähnlich gebaute Distichon zum Lobe Heinrich Rantzaus in den ›Sylvae‹ (S II 17, bei uns S. 224).

4. Heinrich Meiboms Stammbuch

XCV

später hinzugefügt worden sein, da Meiboms Namen schon der Magistertitel vorangestellt ist, den er erst am 15. Dezember 1580 verliehen bekam. Mit dem Eingangsdistichon wird ein Thema angeschlagen, dem der gesamte, anscheinend ebenfalls von Meibom selbst geschriebene Eröffnungsteil bis Blatt 3r gewidmet ist: das Lob der Westfalen und der alten Sachsen, mit Zitaten aus Texten von Martin Luther, dem hl. Bonifacius, Erasmus von Rotterdam, Felix Fidler, Petrus Lotichius Secundus, David Chytraeus und Sidonius Apollinaris. Auf Blatt 3v ist ein kleiner Zettel mit einer eigenhändigen Unterschrift des damals regierenden Herzogs Julius von Braunschweig und Lüneburg aufgeklebt. Die gegenüberliegende Seite ist in den oberen zwei Dritteln gefüllt mit einer auf 1578 datierten eigenhändigen Eintragung von dessen damals vierzehnjährigem Sohn Heinrich Julius. Sie hat folgenden Wortlaut: »1578. E. P. E. J. Ad Rempublicam benè ac feliciter gubernandam nihil est aptius, quàm diligi: nec quicquam alienius, quàm metui. Malus enim custos diuturnitatis est metus: Benevolentia verò fidelis est vel ad perpetuitatem. Henricus Julius, Postulatus Episcopus Halberst. Dux Brun et Lunaeb. manu sua s.« [»1578. E. P. E. J. Um einen Staat gut und erfolgreich zu regieren, ist nichts zweckmäßiger, als geliebt zu werden, und nichts abträglicher, als gefürchtet zu werden. Furcht ist nämlich ein übler Beschirmer langen Überdauerns, Wohlwollen hingegen ein getreuer, sogar für alle Ewigkeit. Heinrich Julius, Postulierter Bischof von Halberstadt, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, hat dies eigenhändig geschrieben.«]

Im unteren Drittel, durch einen Horizontalstrich abgetrennt, hat sich ein Bruder von Heinrich Julius, Philipp Sigismund, wie folgt eingetragen: »D. G. W. N. M. Philippus Sigismundus. D. B. E. L.«

Auf der Rückseite (Bl. 4v) steht wieder ein eigenhändiger Eintrag Heinrich Meiboms, ein Gedicht auf sein Wappen. Bei der abschließenden Datierung fehlt die Jahresangabe; der Tag ist der 24. Mai, wieder nach dem römischen Kalender bezeichnet als »9 Kld Junij«. Dies und der Schriftzug dieser Datierung lassen darauf schließen, daß dieser Eintrag am selben Tag geschrieben wurde wie der mit demselben Tagesdatum versehene auf Blatt 1r. Das Gedicht lautet wie folgt: »In insignia Meibomiorum Hi mihi sunt clypei, sunt haec insignia, cernis Dulcis ut in viridi floreat arbor agro. Illa dedit nomen generi, quae frigore pulso

XCVI

Einleitung

Arbor odorifero florida vere viret. Christe fac auspiciis ut floreat illa secundis, Inque tuo possit luxuriare sinu. 9 Kld Junij. Ssmp. [= Scripsi manu propria] « [»Auf das Wappen der Familie Meibom. Dies ist mein Schild, dies mein Wappen! Du siehst, daß auf einem grünen Feld ein lieblicher Baum in Blüte steht. Dieser hat meinem Geschlecht seinen Namen gegeben: ein Baum, der nach Vertreibung des Frostes im Düfte bringenden Frühling voll erblüht. Christus, mach, daß dieser Baum unter günstigen Vorzeichen blüht und sich in deinem Schoß zu üppiger Fülle entfalten kann! Am 24. Mai habe ich dies mit eigener Hand geschrieben.«]

Der Anfang des Gedichts deutet darauf hin, daß es als Begleittext einer Abbildung des Familienwappens6 gedacht war. Dies wurde entweder nie ausgeführt oder schon zu einem frühen Zeitpunkt aus der Handschrift entfernt. Auf der Recto-Seite des nächsten Blattes (5r) findet sich der früheste Fremdeintrag, geschrieben von Meiboms Hausherrn und Förderer Martin Chemnitz am 1. Juni 1575. Zwischen Blatt 5 und dem auf der Recto-Seite unbeschriebenen Blatt 6 ist ein Brief Melanchthons vom 23. Oktober [1539] an Mauricius Hausmann in Torgau eingeheftet. Weitaus die meisten Eintragungen wurden naturgemäß in Helmstedt vorgenommen. An zweiter Stelle steht Braunschweig; einige wenige Eintragungen sind aus Torgau, Riddagshausen, Hannover und Schöningen (Schloß) datiert, vereinzelt begegnen Lemgo, Hameln und Wittenberg. Was die gesellschaftliche Stellung der Einträger betrifft, so verteilen sich alle diejenigen, die sich durch akademische Würden oder fürstlichen oder adligen Stand auszeichnen, ungefähr auf die ersten 150 Blätter. An fürstlichen Einträgern gibt es drei, nämlich die drei Söhne von Herzog Julius: außer den oben schon genannten (Heinrich Julius und Philipp Sigismund) auch seinen jüngsten Sohn Joachim Karl, der auf Blatt 6v den nicht datierten Spruch »Pietas ad omnia utilis« [»Frömmigkeit ist für alles von Nutzen«] beigesteuert hat. An adligen Einträgern zähle ich vier: Es sind Graf Ernst von Schaumburg7, der sich in Helmstedt am 22. November 1584 auf  6

 7

Nach der Beschreibung muß es damals anders ausgesehen haben als dasjenige, das in den beiden Gratulationsschriften zu Meiboms Hochzeit (s. o., S. XVII, Anm. 29 u. 30) abgebildet ist (jeweils auf Bl. Av) und noch heute von der Familie von Meibom geführt wird. Der Schild ist hier in vier Fächer geteilt; in den Fächern 1 und 4 ist ein Schwan (als Sinnbild des Dichters), in den Fächern 2 und 3 ein aus einem Stamm hervorwachsender Baum abgebildet. Vgl. die Abbildung des Wappens in: Walter v. Hueck, Adelslexikon. Bd. 8. Limburg a. d. Lahn 1997 (= Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 113 der Gesamtreihe), S. 396. Er kam als Student nach Helmstedt und ist zusammen mit seinem Mentor Hermann Vastelabus unter dem 18. Oktober 1584 in der Matrikel verzeichnet (s. u., Kommentar zu S II 20, S. 598). Vastelabus trug sich am selben Tag wie sein gräflicher Schützling in Meiboms Stammbuch ein, aber sehr weit hinten (Bl. 190r).

4. Heinrich Meiboms Stammbuch

XCVII

Blatt 60r mit einem Zitat aus Ciceros De officiis (1,6,19), »Virtutis laus omnis in actione consistit« [»Der ganze Ruhm der Tugend besteht im Handeln«], und auf der Seite links gegenüber (Bl. 59v) mit einer prächtigen, die ganze Seite füllenden Abbildung seines Wappens eingetragen hat, sowie Joachim Münsinger von Frundeck (Bl. 75r) und seine Söhne Heinrich Albert (Bl. 123r) und Sigismund Julius (Bl. 124r). Die meisten akademischen Würdenträger sind natürlich Professoren der Universität Helmstedt: Daniel Hofmann (Bl. 11v), Johannes Olearius (Bl. 12v), Hermann Niger (Bl. 19r), Tilemann Heshusen (Bl. 34r), Johannes Bökel (Bl. 38r), Hermann Neuwaldt (Bl. 38v), Pancratius Krüger (Bl. 43r), Basilius Satler (Bl. 44r), Hartwig Smidenstedt (Bl. 49r), Johannes Debelius (Bl. 51r), Heinrich Boëthius (Bl. 52r), Magnus Pegelius (Bl. 80r), Johannes Borcholten (Bl. 86r). Andreas Cludius (Bl. 98r), Dethard Horst (Bl. 111r), Johannes Sötefleisch (Bl. 115r), Reiner Reineccius (Bl. 125r) und Erhard Hofmann (Bl. 134r). Unter den auswärtigen akademischen Größen ragen die Theologen David Chytraeus (undatierter Eintrag auf Bl. 27r) und Nicolaus Selneccer (Bl. 30r, mit Datum Torgau, 3. Juni 1576) heraus.

A. Vergil-Centonen

I. CENTO VERGILIANUS IN HONOREM NUPTIARUM REVERENDI ET CLARISSIMI VIRI D. IOHANNIS OLEARII WESALIENSIS, SACRAE Theologiae Doctoris et Professoris in illustri Academia Iulia, et castissimae virginis ANNAE HESHUSIAE, Tilemani Váiriñ Cálarissimiñ filiae. –––––––––––––– I. VERGILISCHER CENTO ZU EHREN DER HOCHZEIT DES EHRWÜRDIGEN UND HOCHANSEHNLICHEN HERRN JOHANNES OLEARIUS AUS WESEL, Doktors der heiligen Theologie und Professors an der berühmten Julius-Universität, und der züchtigsten Jungfrau ANNA HESHUSEN, Tochter des hochansehnlichen Herrn Tilemann Heshusen.

A. Vergil-Centonen

4

CHORUS MUSARUM. APOLLO.

5

Nymphae, noster amor, paullo maiora canamus, Carminibus patriis. Sat erit tua dicere facta, O praestans animi iuvenis, cui mentem animumque Delius inspirat vates aperitque futura. Nemo ex hoc numero mihi non donatus abibit: Quique pii vates et Phoebo digna locuti, Inventas et qui vitam excoluere per artes, Omnibus hic erit unus honos de more vetusto.

Ecl. 7,21 / Ecl. 4,1 Geo. 2,394 / Ecl. 4,54 Aen. 12,19 / Aen. 6,11 Aen. 6,12 Aen. 5,305 Aen. 6,662 Aen. 6, 663 Aen. 5,308 / Aen. 11,142

CALLIOPE. Invocatio Divini auxilii.

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Omnipotens genitor, cui vincla iugalia curae, Huc ades et nostro praesens succurre labori! Quin natam egregio genero dignisque hymenaeis Des, pater omnipotens, castum ut servare cubile Coniugis et possit parvos educere natos. Nos tua progenies, coeli quibus annuis arcem: Aspice nos tantum, et precibus si flecteris ullis, áA2rñ Da deinde auxilium, pater, atque haec omnia firma!

Aen. 10,668 / Aen. 4,59 Ecl. 7,9; 9,39.43 / Aen. 9,404 Aen. 11,355 Aen. 11,356; 4,25 / Aen. 8,412 Aen. 8,413 Aen. 1,250 Aen. 2,690 / Aen. 2,689 Aen. 2,691

CLIO. Gratulatio ad Sponsum.

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O praestans animi iuvenis, Tritonia Pallas Quem docuit multaque insignem reddidit arte: Aggredere ó magnos, aderit iam tempus, honores. Tu decus omne tuis, tantarum gloria rerum, Flos veterum virtusque virûm, tibi ducitur uxor Candidior cygnis, hedera formosior alba, Iam matura viro, iam plenis nubilis annis. Intemerata fides et nescia fallere vita, Gratior et pulcro veniens é corpore virtus Coniunxere tibi, cuncti se scire fatentur, Insignem pietate virum, cui maxima rerum Verborumque fides, quo non praestantior alter.

Aen. 12,19 / Aen. 5,704 Aen. 5,705 Ecl. 4,48 Ecl. 5,34 / Aen. 4,232.272 Aen. 8,500 / Ecl. 8,29 Ecl. 7,38 Aen. 7,53 Aen. 2,143 / Geo. 2,467 Aen. 5,344 Aen. 8,133 / Aen. 11,344 Aen. 1,10 / Aen. 9,279 Aen. 9,280 / Aen. 6,164

I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum I. Olearii et A. Heshusiae

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CHOR DER MUSEN. APOLLO. Nymphen, ihr meine Liebe, ein wenig Größeres wollen wir singen, mit den Liedern der Väter. Es wird genügen, deine Taten zu preisen, o Jüngling von herausragendem Geist, dem der delische Weissagegott Verstand und Geist einhaucht und die Zukunft eröffnet. Keiner aus dieser Versammlung wird mir ohne Geschenk von hinnen gehen: die frommen Dichter, die gesprochen haben, was des Phoebus würdig ist, und die, welche das Leben durch die Erfindung der Künste bereichert haben. Diese eine Ehrung wird allen zuteil werden nach altem Brauch.

CALLIOPE. Anrufung göttlichen Beistands. Allmächtiger Schöpfer, der du für das Band der Ehe sorgst, sei zu Stelle und unterstütze uns hilfreich bei unserer Arbeit! Gib doch die Tochter dem trefflichen Schwiegersohn zu würdiger Ehe, allmächtiger Vater, damit sie das Lager des Gatten in Reinheit bewahren und die kleinen Kinder erziehen kann. Wir, deine Nachkommen, denen du die Burg des Himmels verheißt: sieh uns nur an, und wenn du dich durch irgendwelche Gebete rühren läßt, so hilf uns nun, Vater, und bekräftige alles dies!

CLIO. Glückwunsch an den Bräutigam. O Jüngling von herausragendem Geist, den die tritonische Pallas gelehrt und den sie ausgezeichnet hat durch eine Vielzahl von Künsten, o tritt nun deine großen Ehren an – es wird schon an der Zeit sein. Du ganzer Stolz der Deinen, Ruhm so herrlicher Dinge, Blüte und Kraft der Männer der alten Zeit, dir wird eine Gattin zugeführt, weißer als Schwäne, schöner als hell schimmernder Efeu, schon reif für den Mann und schon volljährig für die Ehe. Unverletzte Treue, ein Leben ohne Trug und eine noch holdere Tugend, die aus einem schönen Körper hervortritt, haben dir – alle gestehen, es zu wissen – einen Mann von ausgezeichneter Frömmigkeit verbunden, der im Handeln und Reden größte Zuverlässigkeit besitzt und den kein anderer überragt.

A. Vergil-Centonen

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THALIA. Gratulatio ad Sponsam.

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O virgo, ó famae merito pars maxima nostrae, Aen. 6,104; 11,536 / Geo. 2,40 O digno coniuncta viro, sic fata Deum rex Ecl. 8,32 / Aen. 3,375 Sortitur volvitque vices. Tibi lilia plenis Aen. 3,376 / Ecl. 2,45 Ecce ferunt nymphae calathis. Tibi munera nostra áA2vñ Ecl. 2,46 / Ecl. 2,44 Praeferimus manibus, perfectis ordine rebus. Aen. 7,237 / Aen. 3,548 Tu modo posce Deos, id rebus defuit unum. Aen. 4,50 / Aen. 12,643 Quo res cunque cadunt: unum et commune periclum, Aen. 2,709 Una salus ambobus erit. Timor omnis abesto! Aen. 2,710 / Aen. 11,14

EUTERPE. Ad D. Heshusium.

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Fortunate senex, tu nunc eris alter ab illo, Ecl. 1,46.51 / Ecl. 5,49 Unus qui nobis, magno turbante tumultu, Luth. Aen. 6,846 / Aen. 6,857 Daedalus ipse dolos inconcessosque hymenaeos Aen. 6,29 / Aen. 1,651 Regis Romani, cum semiviro comitatu, Aen. 6,810 / Aen. 4,215 Nudavit coecumque domus scelus omne retexit. Aen. 1,356 Illum non fasces populi, non purpura regum Geo. 2,495 Flexit et infidos agitans discordia fratres. Geo. 2,496 Aetnaeos fratres, coelo capita alta ferentes, Aen. 3,678 Degeneres animos, nil magnae laudis egentes, Aen. 4,13 / Aen. 5,751 Solus hic inflexit, victor dare terga coëgit. Aen. 4,22 / Geo. 4,85 Heu pietas, heu prisca fides, et vivida virtus! Aen. 6,878 / Aen. 5,754; 11,386 Multaque praeterea, laudis succensus amore, Aen. 6,285; 11,78 / Aen. 7,496 Eripuit nobis variarum monstra ferarum. Aen. 6,342 / Aen. 6,285 Perge modo et, quá te ducit via, dirige gressum! Aen. 1,401 Nec calamis solum aequipares, sed voce magistrum. Ecl. 5,48 Dum iuga montis aper, fluvios dum piscis amabit, áA3rñ Ecl. 5,76 Semper honos nomenque tuum laudesque manebunt. Ecl. 5,78; Aen. 1,609

ERATO. Psalmus 128.

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Felix, qui potuit per tot discrimina rerum Nomen virtutis et sancta oracula Divum Certa sequi magnisque agitat sub legibus aevum. Cara Deûm soboles, quantos patiere labores, Noctem addens operi; sed non sine numine divum

Geo. 2,490 / Aen. 1,204 Aen. 12,226 / Aen. 8,131 Aen. 2,350 / Geo. 4,154 Ecl. 4,49 / Aen. 7,421 Aen. 8,411 / Aen. 2,777; 6,368

I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum I. Olearii et A. Heshusiae

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THALIA. Glückwunsch an die Braut. O Jungfrau, o aus gutem Grund größter Teil unseres Ruhms, o Braut, einem würdigen Manne verbunden: so fügt der König der Götter das Geschick, und so bestimmt er die Wechselfälle des Lebens. Siehe, dir bringen Nymphen Lilien in vollen Körben. Unsere Geschenke bringen wir dir in unseren Händen dar, nachdem die Dinge der Ordnung nach vollbracht worden sind. Rufe du nun die Götter an – dieses eine fehlte noch bei der Sache. Wie auch immer die Dinge ausgehen: beiden wird die gleiche Gefahr, das gleiche Heil gemeinsam sein. Alle Furcht sei fern!

EUTERPE. An Herrn Heshusen. Glücklicher Alter, du wirst jetzt dem Rang nach der Zweite sein nach jenem Manne, der uns als einziger, im Wirrwarr großen Aufruhrs, selbst ein Daedalus, die Tücken und die unerlaubte Ehe des römischen Königs, mit seinem Gefolge von halben Männern, offenlegte und das verborgene Verbrechen des Hauses zur Gänze aufdeckte. Ihn beugten nicht die Rutenbündel des Volkes, nicht der Purpur der Könige, nicht die Zwietracht, die treulose Brüder aufhetzte. Jene Brüder vom Aetna, die die Häupter hoch zum Himmel emporrecken, unedle Geister, die keines großen Ruhms bedürfen, hat dieser Mann allein gebeugt und als Sieger zur Flucht gezwungen. Ach Frömmigkeit, ach alter Glaube und regsame Mannhaftigkeit! Außerdem hielt er, entflammt von der Liebe zum Ruhm, fern von uns viele ungeheuerliche Ausgeburten unterschiedlicher wilder Tiere. Fahre nur fort und lenke den Schritt dorthin, wohin der Weg dich führt! Nicht nur mit dem Schreibrohr, sondern auch im mündlichen Vortrag kommst du deinem Lehrmeister gleich. Solange der Eber die Höhen der Berge, der Fisch die Flüsse lieben wird, werden dir Ehre, Name und Ruhm für immer bleiben.

ERATO. Psalm 128. Glücklich der, welcher in so vielen Gefahren dem Namen der Tugend und den zuverlässigen heiligen Aussprüchen der Götter zu folgen vermochte und seine Lebenszeit unter großen Gesetzen verbringt. Teurer Sproß der Götter, wie große Mühen wirst du erdulden, die Nacht hinzunehmend zur Arbeit; doch nicht ohne das Walten der Götter wird die allergerechteste

A. Vergil-Centonen

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Fundet humo facilem victum iustissima tellus. Interea longum cantu solata laborem Arguto coniunx percurrit pectine telas, Felix prole virum, dulces circum oscula nati. Hic pietatis honos. Superi regnator olympi Insignem pietate virum iustissimus unus Prosequitur venia et verbis compellat amicis. Felix, ó nimium felix, ingentia cernes Moenia, casuras et nullis ignibus arces. Aspera tum positis mitescent saecula bellis, Et nati natorum et qui nascentur ab illis Accipient requiem pugnae rebusque salutem.

Geo. 2,460 Geo. 1,293 Geo. 1,294 Aen. 6,784 / Geo. 2,523 Aen. 1,253 / Aen. 2,779 Aen. 1,10 / Aen. 2,426; 7,536 Aen. 11,107 / Aen. 2,372 Aen. 4,657 / Aen. 1,365 Aen. 8,375 Aen. 1, 291 Aen. 3,98 Aen. 5,309 / Aen. 12,241

POLYMNIA. áA3vñ Nocumenta Veneris inconcessae.

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Nec pater omnipotens Troiam nec fata vetabant Stare decemque alios Priamum superesse per annos. Caussa mali tanti Veneris monumenta nefandae. Eruit illa Argos Agamemnoniasque Mycenas Multaque praeterea disiectis oppida muris. Debilitat vires animi mutatque vigorem. Sed non ulla magis vires industria firmat, Quam Venerem et coeci stimulos avertere amoris. Dum faciles animi iuvenum, dum mobilis aetas, In furias ignemque ruunt, miserabile visu. Horresco referens, miseris tam dira cupido, Haud mora, festinant gremiis abducere pactas, Ausi omnes immane nefas ausoque potiti. Hic thalamum invasit natae vetitosque hymenaeos. Olim tempus erit perfecto temporis orbe, Cum domus et proles subito defecerit omnis, Insuper his subeunt morbi, nova causa malorum, Et metus et malesuada fames et turpis egestas.

Aen. 8,398 Aen. 8,399 Aen. 11,480; 6,93 / Aen. 6,26 Aen. 6,838 Aen. 11,78; 6,285 / Aen. 8,355 Aen. 9,611 Geo. 3,209 Geo. 3,210 Geo. 3,165 Geo. 3,244 / Aen. 1,111 Aen. 2,204 / Aen. 6,721 Aen. 6,177; 7,156 / Aen. 10,79 Aen. 6,624 Aen. 6,623 Aen. 10,503 / Aen. 6,745 Aen. 1,284 / Geo. 4,281 Aen. 9,274 / Geo. 3,67 / Aen. 11,361 Aen. 6,276

MELPOMENE. Dehortatio à Libidine.

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His animadversis, primaevo flore iuventus, áA4rñ Effuge per superos priscae vestigia fraudis! Magna lues commissa tibi est, heu, perdita, nescis

Geo. 2,259; 3,123 / Aen. 7,162 Aen. 11,825 / Aen. 2,141 / Ecl. 4,31 Geo. 4,454 / Aen. 4,541

I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum I. Olearii et A. Heshusiae

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Erde aus dem Boden leicht zu gewinnende Nahrung hervorbringen. Unterdessen fährt die Gattin, sich die lange Arbeit durch Singen erleichternd, mit dem rauschenden Kamm durch das Gewebe, gesegnet mit tüchtigem männlichen Nachwuchs, bei ihren Küssen die süßen Kinder. Dies ist der Lohn der Frömmigkeit. Der Herrscher des hohen Himmels, der eine, allergerechteste, erweist dem Mann, der sich durch Frömmigkeit auszeichnet, Gnade und treibt ihn an mit freundlichen Worten. Glücklicher, o Überglücklicher, du wirst die gewaltigen Mauern sehen und die Burgen, die von keinem Feuer dahinfallen werden. Dann werden die Kriege aufhören und die rauhe Zeit wird milde werden, und die Söhne der Söhne und die, welche von ihnen entstammen, werden Ruhe vom Kampf erfahren und Heil für ihre Lebenswelt.

POLYMNIA. Schädliche Wirkungen unerlaubter Liebe. Weder der allmächtige Vater noch das Schicksal verboten es, daß Troja bestehen blieb und Priamus noch weitere zehn Jahre lebte. Ursache so großen Leides war ein Mahnmal ruchloser Liebe. Diese zerstörte Argos und Agamemnons Mykene und außerdem noch viele Städte nach Zertrümmerung ihrer Mauern. Sie schwächt die Kräfte des Geistes und verändert die Spannkraft. Doch kein Fleiß stärkt die Kräfte mehr, als wenn man die Wollust und den Stachel blinder Begierde fernhält. Solange der Sinn der jungen Leute fügsam, solange ihr Alter lenksam ist, stürzen sie sich in glühende Liebeswut – ein kläglicher Anblick! Mich schaudert, während ich davon rede, so unheilvolle Begierde erfaßt die Armen, ohne Verzug eilen sie los und entreißen Verlobte dem Schoß der Familie, wagen alle ungeheuren Frevel und genießen ihr Wagnis. Dieser drang in das Schlafgemach seiner Tochter ein und vollzog den verbotenen Verkehr. Dereinst, wenn der Kreis der Zeit vollendet ist, wird die Zeit kommen, da das Haus und die ganze Nachkommenschaft plötzlich in Verfall geraten werden, obendrein Krankheiten sich einstellen, eine neue Ursache von Leiden, Furcht, zu Üblem ratender Hunger und schimpfliche Armut.

MELPOMENE. Abmahnung von der Wollust. Wurde dies beachtet, junge Mannschaft in der ersten Blüte deines Lebens, so fliehe, bei den Himmlischen, die Spuren des Frevels der Urzeit. Ein großes Unheil hast du angerichtet, ach, Verlorene, du kennst und bemerkst

A. Vergil-Centonen

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Nec, quae circumstent te deinde, pericula cernis. Infelix, quae tanta animum dementia cepit? Nulli fas casto sacrata resolvere iura, Relligione patrum multos servata per annos. Sed quid ego haec autem nequicquam ingrata revolvo? Insanire libet quoniam tibi, triste manebit Supplicium, votisque Deos venerabere seris.

Aen. 4,561 Aen. 5,465 Aen. 6,563 / Aen. 2,157 Aen. 2,715 Aen. 2,101 Ecl. 3,36 / Aen. 7,596 Aen. 7,597

TERPSICHORE. Ad Sponsum et Sponsam.

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Vivite felices, ò terque quaterque beati, Egregii forma, nec multum discrepat aetas. Vobis parta quies, nullum maris aequor arandum. Haec domus, haec patria est, requies ea certa laborum. Quicquid voti optastis, adest, nec vestra feretur Fama levis tantique abolescet gratia facti. Durate et vosmet rebus servate secundis!

Aen. 3,493 / Aen. 1,94 Aen. 10,435 / Aen. 10,434 Aen. 3,495 Aen. 7,122 / Aen. 8,46; 3,393 Aen. 10,279 / Aen. 7,231 Aen. 7,232 Aen. 1,207

URANIE. áA4vñ Ad Convivas.

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Quod superest, laeti bene gestis corpora rebus Procurate, viri! Nobis haec ocia fecit Iupiter omnipotens et tu, Saturnia Iuno. Nocte super media iuvat indulgere choraeis, Teutonico ritu, et dextrae coniungere dextram. Quare agite, ó iuvenes, et corda oblita laborum Cingite fronde comas et pocula porgite dextris! Invitat genialis hyems curasque resolvit.

Aen. 9,157 Aen. 9, 158 / Ecl. 1,6 Aen. 2,68 u. ö. / 12,178 / 9,802 u. ö. Aen. 9,61 / Aen. 9,615 Aen. 7,741 / Aen. 8,164 Aen. 8,273 / Aen. 4,528; 9,225 Aen. 8,274 Geo. 1,302

CONCLUSIO. Haec sat erit, Divae, vestrum cecinisse poëtam.

FINIS.

Ecl. 10,70

I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum I. Olearii et A. Heshusiae

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nicht die Gefahren, die dich demnächst umlauern. Heillose, welch großer Wahnsinn hat deinen Geist ergriffen? Keinem Reinen ist es erlaubt, geheiligte Satzungen zu verletzen, die viele Jahre hindurch der fromme Sinn der Väter bewahrt hat. Doch wozu komme ich zwecklos zurück auf diese unerfreulichen Dinge? Da es dir beliebt, vernunftlos zu handeln, steht dir eine schlimme Strafe bevor, und zu spät wirst du mit Gelübden die Götter verehren.

TERPSICHORE. An Bräutigam und Braut. Lebt glücklich, o dreifach und vierfach Gesegnete, von herrlicher Gestalt und fast gleichen Alters! Ihr habt euch Ruhe erworben, kein Meer müßt ihr durchpflügen. Dies ist euer Haus, dies eure Heimat, dies ein sicherer Ruheort nach der Arbeit. Was immer ihr erfleht und gewünscht habt, ist da, euer Ruhm wird sich nicht nur geringfügig verbreiten, und der Dank für eine so große Tat wird nicht vergehen. Harrt aus und bewahrt euch für glückliche Zeiten!

URANIA. An die Gäste. Für den Rest des Tages, Männer, freut euch über den guten Verlauf der Dinge und pflegt eure Leiber! Diese Muße hat uns bereitet der allmächtige Jupiter und du, Juno, Tochter Saturns. Es macht Spaß, sich über die Mitternacht hinaus Tänzen hinzugeben, nach deutschem Brauch, und sich die Hände zu reichen. Auf denn, o Jünglinge, laßt eure Herzen die Arbeit vergessen, kränzt mit Laub euer Haar, streckt mit der Rechten die Becher vor! Der fröhliche Winter bittet zu Gast und löst die Sorgen.

BESCHLUSS. Hiermit, Göttinnen, wird euer Dichter genug gesungen haben.

ENDE.

II. CENTO VIRGILIANUS. De Monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei. –––––––––––––– II. VERGILISCHER CENTO über den Zweikampf des Israeliten David und des Philisters Goliath.

A. Vergil-Centonen

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ELEGIA HERMANNI NEUWALDT, MEDICINAE DOCTORIS, in Monomachiam Davidis et Goliathi scriptam ab Henricho Meibomio Lemgoviensi.

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Turnus ab Aenea quo nam sit Marte domatus, Describis numeris hoc, Maro docte, tuis. Ut David validum prostraverit arduus hostem, Hoc, Henrice, tuum nunc docet arte melos. Dic mihi nunc: uter est, cui laudis palma feretur, Aut memorat grandi quis potiora stylo? Aeneam ille canit, cuius sub imagine viva Fortia depingit principis acta viri, Consilio ac armis qui pressam restituit rem Et pugna tumidas vertit ab hoste minas. Tu memoranda refers Davidis facta, Philistam Cuius stravit humo rustica funda trucem. Sic stetit Israel superum virtute, nec uni Fas erat immensum hoc tollere gentis onus. Si sacra sunt igitur longè anteferenda prophanis Et miranda DEI prodere facta decet, Tu scriptis doctum superas, Henrice, Maronem, Et tua plus verae carmina laudis habent. Sed quia Virgilii didicisti providus uti Carminibus, menti dum facis apta tuae, Acquiris duplicem duplici tibi nomine laudem Ob res diversas, verba eademque simul.

Distichon ad Henr. Meibomium eiusdem authoris. Sint Mecoenates et erunt, Henrice, Marones, Et Maro Lippiaci tu potes esse soli. áA2rñ

MONOMACHIA DAVIDIS ET GOLIATHI. Egregium formâ iuvenem, quo iustior alter Nec pietate fuit nec bello maior et armis, Dicite Pierides: duros ut mille labores, Ante annos animumque gerens curamque virilem,

Aen. 6,861; 12,275 / Aen. 1,544 Aen. 1,545 Ecl. 8,63 / Aen. 8,291 Aen. 9,311

II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis et Goliathi

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ELEGIE VON DR. MED. HERMANN NEUWALDT auf den von Heinrich Meibom aus Lemgo verfaßten ›Zweikampf Davids und Goliaths‹. Wie Turnus von Aeneas im Kampf gebändigt wurde, das beschreibst du, gelehrter Maro, in deinen Versen. Wie David hochaufgereckt einen starken Feind zu Boden streckte, das, Heinrich, lehrt jetzt kunstvoll dein Gesang. Sag mir jetzt: Welcher von beiden ist es, dem die Ruhmespalme dargebracht werden wird, oder wer hat in erhabenem Stil Wichtigeres zu erzählen? Jener besingt den Aeneas, unter dessen lebendigem Bild er die tapferen Taten eines Fürsten darstellt, der mit Klugheit und Waffengewalt den in Bedrängnis geratenen Staat wiederherstellt und die aufgeblasenen Drohungen des Feindes in einer Schlacht vereitelt. Du erzählst von den denkwürdigen Taten Davids, dessen ländliche Schleuder den grimmigen Philister auf den Erdboden niederstreckte. So behauptete sich Israel durch die übermenschliche Kraft der Himmlischen, und nicht einem Einzelnen war es erlaubt, diese unermeßliche Last von dem Volk zu nehmen. Wenn also Heiliges Profanem bei weitem vorzuziehen ist und es sich gehört, von den bewundernswerten Taten Gottes zu künden, dann übertriffst du, Heinrich, mit deiner Schrift den gelehrten Maro, und dein Lied besitzt mehr an wahrhaft Lobwürdigem. Doch weil du vorausschauend gelernt hast, dir die Dichtungen Vergils zunutze zu machen, indem du sie deinem Geist anbequemtest, erwirbst du dir unter einem zweifachen Namen zweifaches Lob: wegen des abweichenden Themas und des zugleich identischen Wortlauts.

Distichon desselben Verfassers für Heinrich Meibom. Es mag Mäzene und es wird, Heinrich, Dichter wie Maro geben, und du kannst der Maro des Lippischen Landes sein.

DER ZWEIKAMPF DAVIDS UND GOLIATHS. Kündet von einem außergewöhnlich schönen jungen Mann, der in seiner Frömmigkeit gerecht und in Krieg und Waffentaten fähig war wie kein zweiter, ihr Musen: wie er zahllose harte Mühen, in jungen Jahren schon Mut und Umsicht eines Mannes an den Tag legend, ertragen hat, entschlos-

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Pertulerit, fidens animi atque in utrumque paratus: Ulcisci patriam seu certae occumbere morti. Gens effrena virûm, tot iam labentibus annis, Agmen agens equitum et florentes aere catervas, Illustres animas antiquae ab origine gentis Magnanimosque duces et lamentabile regnum (Horrendum dictu) latâ ditione tenebat Et magis atque magis pubem et miserabile vulgus Moenibus in patriis longâ sic morte necabat. Caussa mali tanti priscae vestigia fraudis: Effigies sacrae Divûm coelataque in auro Numina magna Deûm simulacraque luce carentum Antiquâ ex cedro multos servata per annos. Non aliam ob culpam voluit rex magnus Olympi Ingruere infensos hostes multosque suorum Digna indigna pati et dominis parere superbis. Continuò auditae voces, vagitus et ingens, Lamentis gemituque et foemineo ululatu Tecta fremunt, resonant latè plangoribus aedes. Ipsae iam matres, pueri innuptaeque puellae Suppliciter tristes et tunsae pectora palmis Orantes veniam templum clamore petebant. Audiit omnipotens, rerum cui summa potestas, Solamenque mali claro demittit Olympo. áM3vñ Conveniunt, quibus aut odium crudele Tyranni Aut metus acer erat. Redit in praecordia virtus. Omnibus idem animus, quoniam data copia pugnae, Et conferre manum et sceleratam exscindere gentem, Signaque ferre iuvat sonitusque audire tubarum. Nec longum in medio tempus, cum tempore capto Hostis adest campique armis sublimibus ardent. Primus ibi ante omnes campo sese arduus infert Bellator magnoque virum se murmure tollit, Nec visu facilis nec dictu affabilis ulli, Ostenditque humeros latos alternaque iactat Brachia protendens et verberat ictibus auras, Monstrum horrendum, ingens. Genus huic [materna superbum Nobilitas dabat, incertum de patre ferebat. Is primam ante aciem spe multum captus inani Ibat et ingenti sese clamore ferebat: »Immemores socii, quae vos fortuna quietos Sollicitat suadetque ignota lacessere bella?

A. Vergil-Centonen Aen. 8,293 / Aen. 2,61 Aen. 2,576 / Aen. 2,62 Geo. 3,382 / Aen. 2,14 Aen. 7,804; 11,433 Aen. 6,758 / Aen. 1,642 Geo. 4,4 / Aen. 2,4 Aen. 4,454; 8,565 / Aen. 7,737; 8,647 Aen. 2,299 / Aen. 2,798 Aen. 11,882 / Aen. 8,488 Aen. 6,93; 11,480 / Ecl. 4,31 Aen. 3,148 / Aen. 1,640 Aen. 2,623 / Geo. 4,472 Aen. 7,178 / Aen. 2,715 Geo. 2,380 / Aen. 5,533 Aen. 11,899 / Aen. 9,725 Aen. 12,811 / Aen. 12,236 Aen. 6,426 Aen. 4,667 Aen. 4,668 / Aen. 12,607 Aen. 5,767 / Geo. 4,476 Aen. 1,481 Aen. 1,519 Aen. 4,220 / Aen. 10,100 Aen. 3,661 / Aen. 4,268 Aen. 1,361 Aen. 1,362 / Aen. 2,367 Aen. 3,60 / Aen. 9,720 Aen. 9,690 / Aen. 9,137 Aen. 7,628 Aen. 9,395 / Aen. 11,783 Aen. 9,38 / Aen. 11,602 Aen. 2,40 / Aen. 9,53; Geo. 2,145 Aen. 11,553 / Aen. 5,369 Aen. 3,621 Aen. 5,376 Aen. 5,377

Aen. 4,181 / Aen. 11,340 Aen. 11,341 Aen. 9,595 / Aen. 11,49 Geo. 4,365 / Aen. 9,597 Aen. 3,617 / Aen. 11,253 Aen. 11,254

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senen Mutes und zu beidem gerüstet: das Vaterland zu rächen oder eines sicheren Todes zu sterben. Ein zügelloses Männergeschlecht, das einen Reiterzug und von Erz blinkende Scharen ins Feld führte, hielt im Laufe schon so vieler Jahre erlauchte Geister vom Ursprung des alten Geschlechts, hochherzige Fürsten und ein beklagenswertes Reich (schrecklich zu sagen!) in einer langwährenden drückenden Botmäßigkeit und tötete so mehr und mehr die junge Mannschaft und das elende Volk in den heimatlichen Mauern durch einen langen Tod. Die Ursache so großen Unheils waren Spuren der früheren Bosheit: geheiligte Götterbilder, in Gold getriebene große Gottheiten, Abbilder derer, die des Lichtes entbehren, aus altem Zedernholz, aufbewahrt über viele Jahre hinweg. Wegen keiner anderen Schuld wollte der große König des Himmels, daß erbitterte Feinde einfielen und viele der Seinigen Angemessenes und Unangemessenes erlitten und stolzen Herren gehorchten. Sogleich hörte man Stimmen und starkes Greinen; Wehklagen, Stöhnen und Heulen der Frauen erfüllte die Häuser, weithin erschollen die Gebäude von Trauergeschrei. Schon strebten selbst die Mütter, Knaben und unverheirateten jungen Frauen demütig, voller Trauer, die Brust mit den Händen schlagend und um Gnade bittend unter Geschrei dem Tempel zu. Dies hörte der Allmächtige, der die höchste Macht in der ganzen Welt innehat, und sandte Trost für das Unheil vom leuchtenden Himmel. Es kamen die zusammen, welche von schonungslosem Haß auf den Tyrannen oder von heftiger Furcht vor ihm erfüllt waren. Männliche Tapferkeit kehrte in die Herzen zurück. Alle beseelte der gleiche Mut, da sich Gelegenheit zur Schlacht bot, zum Nahkampf und zur Vernichtung des verbrecherischen Volkes. Voller Freude trugen sie die Feldzeichen und hörten sie den Klang der Trompeten. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis der Feind zum rechten Zeitpunkt zur Stelle war und die Gefilde von hochragenden Waffen blitzten. Dort stürzte sich als erster vor allen anderen hoch zu Roß ein Krieger ins Feld und richtete sich empor unter lautem Geschrei der Männer, von schwer erträglichem Anblick und keiner Rede zugänglich, stellte seine breiten Schultern zur Schau, streckte im Wechsel die Arme nach vorn und schlug mit Hieben die Lüfte, ein entsetzliches riesiges Ungeheuer. Seine glänzende Abstammung hatte ihm der Adel der Mutter verschafft; vom Vater teilte er nur Unsicheres mit. Dieser schritt, stark von eitler Hoffnung betört, vor der ersten Schlachtreihe einher und spielte sich auf mit gewaltig laut tönender Rede. »Gedankenlose Kameraden, welches Geschick schreckt euch aus eurer Ruhe auf und rät euch, einen Krieg gegen einen unbekannten Gegner zu führen?

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Quò ferrum, quidve hac geritis tela irrita dextra? Tantane vos generis tenuit fiducia vestri? Bella viri pacemque gerant, queis bella gerenda. Vobis picta croco et fulgenti murice vestis, Desidiae cordi, solemnes ducere pompas Ad delubra iuvat caesosque videre iuvencos. Maturate fugam regique haec dicite vestro! Quos ultra muros et quae iam moenia habetis? Ventum ad supremum est, totamque à sedibus urbem, Ni frenum accipere et victi parere fatentur, Eruam et aequa solo fumantia culmina ponam.« Tantum effatus, et in verbo vestigia torsit. Ardet apex capiti, cristisque à vertice flamma Funditur, et vastos umbo vomit aureus ignes. Talia iactantem dictis ac dira canentem áM4rñ Obstupuere animis, nec quisquam ex agmine tanto Audet adire virum et stricto concurrere ferro. Diverso interea miscentur moenia luctu, Flent moesti mussantque patres, et vulgus inermum Invalidique senes puerique parentibus orbi Dirum exsecrantur bellum, nec iam amplius armis, Sed votis precibusque iubent exposcere pacem. Postera iamque dies primo surgebat Eoo; Contemptorque Deûm furiis accensus et irâ Turbidus ingreditur campo, quàm magnus Orion, Excisurum urbes minitans, et saucius instat. At rex sollicitus, quando ipsum horrebat adire, Spem vultu simulat, premit altum corde dolorem. Hinc qui fortè velint caput obiectare periclis, Invitat preciis animos, et praemia ponit: Coniugiumque domumque, argenti aurique talenta. Has inter voces, media inter talia verba, Ora PUER primâ signans intonsa iuventâ, Haud vatum ignarus venturique inscius aevi, Ausus et afflictis melius confidere rebus, Regem adit et regi memorat nomenque genusque, Quidve petat, quidve ipse ferat discrimine tanto: »Rex, genus egregium, scis ipse et scire fateris: Numina nulla premunt, mortali urgemur ab hoste. Solve metum! Feret haec aliquam tibi fama salutem. Neu belli terrere minis! Timor omnis et irae Concessere Dei, vires animumque ministrat. Me sine prima manu tentare pericula belli!

A. Vergil-Centonen Aen. 11,735 Aen. 1,132 Aen. 7,444 Aen. 9,614 Aen. 9,615 / Geo. 3,22 Geo. 3,23 Aen. 1,137 Aen. 9,782 Aen. 12,803 / Aen. 2,611 Aen. 12,568 Aen. 12,569 Aen. 6,547 Aen. 10,270 Aen. 10,271 Aen. 9,621 Aen. 8,530; 9,123 / Aen. 5,378 Aen. 5,379 / Aen. 10,715 Aen. 2,298 Aen. 11,454 / 12,131 Aen. 12,132 / Aen. 11,216 Aen. 11,217 / Aen. 3,260 Aen. 3,261 Aen. 3,588 Aen. 8,7 / Aen. 12,946 Aen. 10,763 Aen. 12,762 Aen. 7,81 / Aen. 11,636 Aen. 1,209 Aen. 5,291 / Aen. 2,751 Aen. 5,292 Aen. 2,579 / Aen. 5,112 Aen. 12,318 Aen. 9,181 Aen. 8,627 Aen. 1,452 Aen. 10,149 Aen. 10,150 / Aen. 3,629 Aen. 7,213 / Aen. 12,794 Aen. 10,375 Aen. 9,90; 1,463 Aen. 8,40 Aen. 8,41 / Aen. 9,764 Aen. 11,505

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Wozu tragt ihr das Schwert, wozu nutzlose Speere in dieser Rechten? Hat euch so großes Vertrauen auf eure Abstammung erfaßt? Krieg und Frieden sollen Sache der Männer sein, die den Krieg führen müssen. Ihr liebt Gewänder, die mit Safran und leuchtendem Purpur bestickt sind, ihr liebt das Nichtstun, habt Gefallen an festlichen Zügen zu den Tempeln, seht gern die gefällten Jungstiere. Flieht schleunigst und sagt dies eurem König! Welche Mauern oder welche Festung habt ihr darüber hinaus noch? Der äußerste Punkt ist erreicht, und ich werde die ganze Stadt aus ihren Grundmauern reißen und die rauchenden Firste dem Erdboden gleichmachen, wenn die Einwohner nicht erklären, daß sie unseren Zaum annehmen und als Besiegte gehorchen.« Soviel sprach er, und mitten im Wort wandte er seine Schritte. Die Helmspitze auf seinem Haupt glühte, vom Helmbusch ging eine Flamme aus, und der goldene Schildbuckel versprühte weithin Feuer. Ob solcher prahlerischen Reden und schrecklichen Ankündigungen standen sie bestürzt da, und niemand aus der großen Truppe wagte es, sich dem Mann zu nähern und mit gezogenem Schwert in den Kampf mit ihm einzutreten. Unterdessen ertönte von überallher Klagegeschrei in der Stadt. Kummervoll weinten und führten verzagte Reden die Väter; das unbewaffnete Volk, kraftlose Greise und ihrer Väter beraubte Kinder verfluchten den gräßlichen Krieg und gaben das Geheiß, nicht mehr mit Waffen, sondern mit Gelübden und Gebeten den Frieden zu erflehen. Schon stieg der nächste Tag herauf mit dem ersten Morgenrot. Der Götterverächter, von Wut und Zorn entflammt, schritt stürmisch ins Feld, wie der große Orion, mit der Drohung, die Stadt zu zerstören, und trotz einer Verwundung drängte er weiter voran. Der König aber, da er sich scheute, ihn anzugreifen, täuschte in seiner Besorgnis mit seinem Gesichtsausdruck Hoffnung vor und verbarg seinen Schmerz tief im Herzen. Darauf lud er diejenigen, die vielleicht ihr Leben den Gefahren aussetzen wollten, durch Zusage von Belohnungen ein und setzte Preise aus: eine Ehefrau und ein Haus, Talente von Silber und Gold. Während dieser Rede und inmitten solcher Worte trat ein Knabe, dessen ungeschorene Wangen seine Jugendlichkeit anzeigten und der, wohl vertraut mit den Propheten und in Kenntnis des kommenden Zeitalters, in der verzweifelten Lage auf Besserung zu vertrauen wagte, vor den König und nannte dem König seinen Namen und seine Abkunft, sein Verlangen und sein Angebot in so großer Gefahr: »König, Sohn eines erhabenen Geschlechts, du weißt es selbst und gestehst, es zu wissen: Keine göttlichen Mächte setzen uns zu, bedrängt werden wir von einem sterblichen Feind. Banne die Furcht! Dieser Ruhm wird dir noch irgendwie das Heil bringen. Laß dich nicht schrecken durch die Drohungen des Krieges! Alle Furcht und der Zorn Gottes sind gewichen; er verleiht Kräfte und Kampfesmut. Laß mich mit meiner Hand die ersten Gefahren des Krieges erproben! Mu-

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Ibo animis contrà, cùm primùm crastina coelo Puniceis invecta rotis Aurora rubebit. Ne dubita, neve haec nostris spectentur ab annis. Maior agit Deus atque opera ad maiora remittit. Si vacat annales nostrorum audire laborum, Summe pater, quae sit poteris cognoscere virtus áM4vñ Et mihi quae fuerint iuvenili in corpore vires. Nam memini, medios cum sol accenderat aestus, Devexo fulvum descendere monte leonem, Aut herbâ captum viridi, aut armenta secutum Balantumque greges. Ille asper et improbus irâ Gaudet hians immane, comasque arrexit et haeret. Congredior, poenasque inimico à sanguine sumo. Procubuit moriens et humum semel ore momordit. Tum mihi prima genas vestibat flore iuventa. Nunc quoque mens eadem perstat mihi; pelle timores! Mox hîc cum spoliis ingenti caede peractâ Affore cernetis, nec me labor iste gravabit. Vincit amor patriae laudumque immensa cupido.« Haec ubi dicta dedit, solio REX infit ab alto: »Quo moriture ruis, maioraque viribus audes? O formose puer, non defensoribus istis Tempus eget. Solum te in tanta pericula mittam? Et matri miserae tanti sim caussa doloris? Cede Deo! Fracti bello fatisque repulsi Supplicia et scelerum poenas expendimus omnes. Desine iam tandem! Cum durâ praelia gente Invictisque viris gerimus; fiducia cessit Vulnera dirigere et venientes pellere terrâ.« Ille sub haec: »Caussas nequicquam nectis inanes, Nec mea iam mutata loco sententia cedit. Fata viam invenient, mihi ius concurrere soli. Ecce iterum stimulat divûm pater atque hominum rex. Praecipitate moras: mihi iussa capessere fas est.« Atque huic responsum paucis ita reddidit heros: »O praestans animi! Quae te tam laeta tulerunt Saecula? qui tanti talem genuere parentes? Tu decus omne tuis. Si quid praesentius audes, áNrñ Perge, decet. Forsan miseros meliora sequentur. Quo res cunque cadent, unum et commune periclum, Una salus ambobus erit. Timor omnis abesto! Iungemus dextras, ducis et tu concipe curam. I decus, i nostrum, melioribus utere fatis!

A. Vergil-Centonen Aen. 11,438 / Aen. 12,76 Aen. 12,77 Aen. 3,316 / Aen. 9,235 Aen. 12,429 Aen. 1,373 Aen. 5,535 / Ecl. 4,27 Aen. 5,475 Aen. 8,157 / Geo. 4,401 Aen. 8,280 / Aen. 4,159 Ecl. 6,59 Geo. 1,272 / Aen. 9,62 Aen. 10,726 Aen. 12,13 / Aen. 11,720 Aen. 11,418 Aen. 8,160 Aen. 5,812 Aen. 9,242 Aen. 9,243 / Aen. 2,708 Aen. 6,823 Aen. 10,633 u.ö. / Aen. 11,301 Aen. 10,811 Ecl. 2,17 / Aen. 2,521 Aen. 2,522 / Aen. 9,200 Aen. 9,216 Aen. 5,467 / Aen. 2,13 Aen. 11,258 Aen. 12,800 / Aen. 11,48 Aen. 11,306 / Aen. 10,276 Aen. 10,140 / Aen. 10,277 Aen. 5,394 / Aen. 9,219 Aen. 9,220 Aen. 10,113 / Aen. 12,315 Aen. 4,576 / Aen. 10,2.743 Aen. 8,443 / Aen. 1,77 Aen. 6,672 Aen. 12,19 / Aen. 1,605 Aen. 1,606 Ecl. 5,34 / Aen. 12,152 Aen. 12,153 Aen. 2,709 Aen. 2,710 / Aen. 11,14 Aen. 3,83 / Aen. 11,519 Aen. 6,546

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tig werde ich dem Feind entgegentreten, sobald morgen am Himmel Aurora, auf ihrem purpurnen Wagen fahrend, rot erstrahlen wird. Zweifle nicht und denke bei dem, was ich vorhabe, nicht an mein Alter! Ein höheres Wesen, ein Gott ist am Werke und sendet mich zurück zu größeren Taten. Wenn du Zeit hast, die Geschichte unserer Leiden anzuhören, höchster Vater, so vermagst du zu erkennen, was Tapferkeit ist und über welche Körperkräfte ich in meiner Jugend verfügt habe. Denn ich erinnere mich, daß, als die Sonne die Glut des Mittags entzündet hatte, ein gelber Löwe den abschüssigen Berg hinabstieg, verführt vom grünen Gras oder auf der Spur des Großviehs und der blökenden Herden. Jener Löwe, grimmig und maßlos in seinem Zorn, reißt voller Lust seinen riesigen Rachen auf, sträubt seine Mähne und beißt sich fest. Ich stelle mich dem Kampf und nehme am Feind blutige Rache. Sterbend sank er hin und biß ein für allemal in die Erde. Damals bedeckte mir der erste Bartflaum die Wangen. Meine Entschlossenheit ist immer noch dieselbe: laß alle Furcht fahren! Bald werdet ihr [mich], nach der Vollendung des furchtbaren Gemetzels, mit Beute hier erscheinen sehen, und diese Arbeit wird mir keine Last sein. Es siegt die Liebe zum Vaterland und das unbändige Verlangen nach Ruhm.« Sobald er dies gesagt hatte, sprach der König vom hohen Thron: »Wohin eilst du, Todgeweihter? Wagst du mehr, als deine Kräfte erlauben? O schöner Knabe, die gegenwärtige Zeit bedarf keiner solchen Verteidiger! Soll ich dich allein so großer Gefahr aussetzen und deiner armen Mutter zur Ursache so furchtbaren Schmerzes werden? Weiche vor Gott zurück! Gebrochen vom Krieg und verstoßen vom Schicksal erleiden wir alle erdenklichen Qualen und Strafen für unsere Verbrechen. Laß jetzt endlich ab! Wir führen Krieg gegen ein hartes Volk und unbesiegbare Helden. Geschwunden ist die Zuversicht, Wunden austeilen und die Ankömmlinge aus dem Land vertreiben zu können.« Jener versetzte darauf: »Umsonst reihst du haltlose Gründe aneinander; mein Entschluß ist unverändert und wird nicht aufgegeben. Das Schicksal wird einen Weg finden; ich allein besitze das Recht, zu kämpfen. Siehe, der Vater der Götter und König der Menschen spornt uns wieder an! Laßt keine Zeit mit Zaudern verstreichen! Mir ist es auferlegt, Befehle auszuführen.« Ihm gab der Held in wenigen Worten diese Antwort: »O du mutiger Mann! Welch glückliches Zeitalter hat dich der Welt geschenkt? Welche großartigen Eltern haben solch einen Sohn gezeugt? Du bist der ganze Stolz der Deinen. Wenn du etwas Wirksameres wagen willst, nun wohlan, es ist so recht! Vielleicht wird sich für uns Arme daraus Besseres ergeben. Wie die Sache auch ausgehen wird: ein und dieselbe Gefahr ist uns allen gemeinsam, ein und dasselbe Heil wird uns beiden zuteil werden. Alle Furcht sei fern! Wir werden uns die Hände reichen. Übernimm du auch die Führung! Geh, unser ganzer Stolz, geh, erfreue dich eines besseren Schicksals!

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Aude atque adversum fidens fer pectus in hostem, Et monstrum infelix, genus insuperabile bello Pronum sterne solo portisque effunde sub altis! Spondeo digna tuis ingentibus omnia coeptis.« Tertia lux gelidam coelo dimoverat umbram, Exoritur clamorque virûm clangorque tubarum. Ecce furens animis muris iterum imminet hostis Barbarus, atque ingens mediâ consistit arenâ, Irritatque viros telis et voce lacessit. Agnovit iuvenis gradientem et dira frementem, Suspiciens coelum et superos sic voce profatur: »Omnipotens genitor, magni regnator Olympi, Namque aliud quid sit, quod iam implorare queamus? Respice res bello varias, miserere tuorum! Ecce iterum scelere ante alios immanior omnes Hostis adest, cunctosque putans excedere pugnâ Clamorem immensum tollit. Iubet ocyus omnes Iussa aliena pati et portas praebere patentes. Non ulli est animus stricto concurrere ferro. Da, pater, hoc nostris aboleri dedecus armis! Cernat semineci sibi me rapere arma cruenta, Victoremque ferant omnes, populusque patresque.« At iuveni oranti fatis ingressus iniquis Contemptor Divûm infestâ subit obvius hastâ, Huc illuc volvens oculos, totumque pererrat Luminibus tacitis, verbisque haec insuper addit: »Heu miserande puer rerumque oblite tuarum, Quis furor iste novus? quae te fortuna fatigat Infelix? quae tanta animum dementia cepit? áNvñ Non hoc ista sibi tempus spectacula poscit. Nunquam animam talem dextrâ hac, quae [maxima semper, Amittes, habitet tecum et sit pectore in isto. Caetera parce, puer, bello monitisque sinistris!« Hic iuvenis primam ante aciem implacabilis ardet. Tum sic effatur: »Non me tua fervida terrent Dicta, ferox! Nostro dirimatur sanguine bellum. Huc periture veni! Nunc belli finis et aevi His dabitur terris. Funus crudele videbis. Te super aetherias errare licentiùs auras Haud pater ille velit, rerum cui summa potestas.« Ille autem impavidus partes cunctatur in omnes, Dentibus infrendens, totoque ardentis ab ore Scintillae absistunt, oculis micat acribus ignis.

A. Vergil-Centonen Aen. 11,370 Aen. 2,245 / Aen. 4,40 Aen. 11,485 Aen. 9,296 Aen. 11,210 Aen. 2,313 Aen. 8,228 / Aen. 10,26 Ecl. 1,71 / Aen. 5,423 Aen. 10,644 Aen. 9,16 / Aen. 10,572 Aen. 12,196 / Aen. 11,784 Aen. 10,668 / Aen. 10,437 Aen. 10,19 Aen. 12,43 / Aen. 12,653 Aen. 4,576 / Aen. 1,347 Aen. 9,38 / Aen. 5,380 Aen. 3,672 / Aen. 5,828 Aen. 10,866 / Aen. 9,693 Aen. 10,715 Aen. 11,789 Aen. 10,462 Aen. 10,463 / Aen. 9,192 Aen. 7,446 / Aen. 3,17 Aen. 7,648 / Aen. 10,877 Aen. 4,363 Aen. 4,364 / Aen. 11,107 Aen. 6,882 / Aen. 4,267 Aen. 5, 670 / Aen. 6,533 Aen. 5,465 Aen. 6,37

Aen. 11,408 / Aen. 7,217 Aen. 11,409 Aen. 9,656 / Aen. 10,110 Aen. 7,531 / Aen. 12,3 Aen. 9,295 / Aen. 12,894 Aen. 12,895 / Aen. 12,79 Aen. 11,856 / Aen. 10,582 Aen. 10,583 / Aen. 11,53 Aen. 7,557 Aen. 7, 558 / Aen. 10,100 Aen. 10,717 Aen. 3,664 u.ö. / Aen. 12,101 Aen. 12,102

II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis et Goliathi

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Wage es und stelle dich vertrauensvoll dem Kampf Mann gegen Mann! Wirf das unselige Ungeheuer, das im Krieg unbesiegbare Geschlecht kopfüber zu Boden und strecke es hin unter den hohen Toren! Ich verspreche dir allen Lohn, der dein gewaltiges Unterfangen verdient.« Zum drittenmal hatte das Morgenlicht den frostigen Schatten der Nacht vom Himmel verscheucht, da erhob sich Geschrei von Männern und der Schall von Trompeten. Siehe, da bedrängte der vor Wut rasende barbarische Feind erneut die Mauern und stellte sich gewaltig in der Mitte des Kampfplatzes auf, reizte die Männer mit Geschossen und forderte sie mit Worten heraus. Der junge Mann erkannte den, der da wutschnaubwend daherkam, und zum Firmament blickend betete er mit folgenden Worten zu den Himmlischen: »Allmächtiger Schöpfer, Lenker des hohen Himmels – denn was gibt es sonst, das wir noch anflehen könnten? Blicke auf die Wechselfälle des Krieges, erbarme dich über die Deinen! Siehe, der Feind ist wieder da, der im Verbrechen schrecklicher ist als alle anderen, und in dem Glauben, alle würden den Kampf aufgeben, erhebt er ein ungeheures Geschrei. Er befiehlt, daß alle sogleich fremde Befehle dulden und die Tore offen darbieten. Keiner hat den Mut, mit gezogenem Schwert anzugreifen. Gib, Vater, daß diese Schmach durch unsere Waffen getilgt wird! Halbtot schon soll er noch merken, wie ich ihm die blutigen Waffen entreiße, und alle sollen den Sieger verkünden: das Volk und die Väter.« Doch dem betenden jungen Mann schritt der Verächter der Götter, antretend im Zeichen eines ungnädigen Schicksals, mit feindseligem Speer entgegen, und die Augen hierhin und dorthin rollend musterte er ihn von oben bis unten schweigenden Blicks und fügte noch diese Worte hinzu: »Ach, bejammernswerter Knabe, der du vergessen hast, über welche Mittel du verfügst! Was ist das für eine unerhörte Raserei? Welches unselige Schicksal treibt dich? Welch große Verrücktheit hat deinen Geist erfaßt? Dieser Augenblick verlangt nicht nach derlei Schauspielen! Niemals wirst du ein solches Leben von dieser Hand, die immer die mächtigste war, verlieren: es wohne in dir und bleibe in dieser Brust. Von nun an, Knabe, halte dich aus dem Krieg heraus und nimm Abstand von trügerischen Weissagungen!« Hier nun loderte der vor der ersten Schlachtreihe stehende junge Mann unversöhnlich auf in heißem Grimm. Dann sagte er dies: »Deine wütenden Worte, Grausamer, schrecken mich nicht. Der Krieg soll beigelegt werden mit unserem Blut. Komm hierher, um zu sterben! Jetzt wird dem Krieg und deinem Leben ein Ende gesetzt in diesem Land. Einen grausamen Tod wirst du erleben. Daß du allzu dreist die luftigen Regionen durchirrst, will jener Vater nicht, der die höchste Macht über die ganze Welt besitzt.« Jener aber, furchtlos, blickte zögernd nach allen Seiten, mit den Zähnen knirschend. Vom ganzen Antlitz des vor Zorn Glühenden sprühten Funken,

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Tum quassans caput haec effudit pectore dicta: »Quid domini facient, audent cum talia fures? Quin age, si quid habes, si tantum pectore robur Concipis et si adeò dotalis regia cordi est, Aut si fama movet, possit quid vivida virtus, Experiare licet. Nil me fatalia terrent. Nec mortem horremus, nec divûm parcimus ulli.« Haec ubi dicta dedit, validâ vi corripit hastam Praecipitatque moras omnes quassatque trementem Laetitiâ exultans, horrendumque intonat armis. Tum verò exarsit iuveni dolor ossibus ingens. Dat gemitum rumpitque has imo pectore voces: »Verte omnes tete in facies et contrahe, quicquid Sive animis sive arte vales: dabis, improbe, poenas. Alitibus linquêre feris, non te optima mater Condet humi, patriove onerabit membra sepulcro. Obscoenique canes importunaeque volucres áN2rñ Diripient faciem invisam atque immania membra Semihominis.« Fatus medium procedit in aequor. Discessere omnes medii spaciumque dedere. Inde ter adductâ circum caput egit habenâ Stridentem fundam et gemina inter tempora frontem Disiicit, et sparso latè rigat arva cruore. Fit sonus, ingenti concussa est pondere tellus. Hîc IUVENIS iam victor ovans lapsumque [superstans Talia voce refert: »Nostrasne evadere demens Sperasti te posse manus? Ea praemia, qui me Ferro ausi tentare, ferunt. Sic moenia condunt.« Hoc dicens, ferrum adverso sub pectore condit Fervidus, ast illi solvuntur frigore membra, Vitaque cum gemitu fugit indignata sub umbras.

A. Vergil-Centonen Aen. 7,292 Ecl. 3,16 Ecl. 3,52 / Aen. 11,368 Aen. 11,369 Aen. 11,368 / Aen. 11,386 Aen. 11,387 / Aen. 9,133 Aen. 10,880 Aen. 12,81 u.ö. / Aen. 12,93 Aen. 12,699 / Aen. 12,94 Aen. 12,700 Aen. 5,172 Aen. 11,377 Aen. 12,891 Aen. 12, 892 / Aen. 4,386 Aen. 10,559 / Aen. 10,557 Aen. 10,558 Geo. 1,470 Aen. 4,593 / Aen. 9,734 Aen. 8,194 / Aen. 10,451 Aen. 12,696 Aen. 9,587 Aen. 9,586 / Aen. 9,750 Aen. 12,308 Aen. 9,752

Aen. 5,331 / Aen. 10,540 Aen. 1,94.208 / Aen. 9,560 Aen. 9,561 / Aen. 12,360 Aen. 12,361 Aen. 12,950 Aen. 12,951 Aen. 11,831; Aen. 12,952

II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis et Goliathi

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in den flammenden Augen blitzte Feuer. Das Haupt schüttelnd ließ er sodann die folgenden Worte seiner Brust entströmen: »Was werden die Herren tun, wenn schon Diebe sich solches herausnehmen? Nun los, ans Werk denn, falls du etwas zu bieten hast! Falls du so große Kraft in der Brust trägst und dir das Königsschloß als Mitgift so sehr am Herzen liegt oder falls Ruhm dich antreibt, so darfst du erproben, was lebendige Tatkraft vermag. Göttliche Schicksalssprüche schrecken mich nicht. Mir graust nicht vor dem Tod, und ich frage nach keinem der Götter.« Sobald er dies gesagt hatte, ergriff er mit mächtiger Kraft eine Lanze, beseitigte schnellstens alle Hemmnisse, schüttelte die erbebende Lanze, jubelnd vor Freude, und ließ die Waffen schauerlich klirren. Da aber entbrannte dem jungen Mann ungeheurer Schmerz im Mark. Er stöhnte auf und stieß aus tiefster Brust diese Worte hervor: »Verwandle dich in alle Gestalten und nimm alles zusammen, was du durch Mut oder Geschick vermagst: du wirst büßen, Bösewicht! Raubvögeln wirst du überlassen, keine gütige Mutter wird dich begraben oder deine Glieder mit dem Grabmal der Väter beschweren. Unheilvolle Hunde und verderbenbringende Vögel werden die verhaßte Gestalt und die ungeheuren Glieder eines Halbmenschen zerreißen.« Nach diesen Worten begab er sich mitten aufs Schlachtfeld. Alle, die in der Mitte standen, entfernten sich und gaben Raum frei. Darauf schwang er die schwirrende Schleuder dreimal mit gestrafftem Riemen um den Kopf und spaltete zwischen den beiden Schläfen die Stirn [des Gegners] und benetzte die Gefilde mit weithin verspritztem Blut. Es gab ein Dröhnen, und die Erde erbebte von der ungeheuren Last. Da sprach der junge Mann, schon als Sieger jubelnd und auf dem Gestürzten stehend, folgendes: »Hast du Wahnsinniger gehofft, unseren Händen entgehen zu können? Das ist der Lohn derer, die mich mit dem Schwert anzugreifen gewagt haben! So gründen sie ihre Stadt.« Mit diesen Worten stieß er [seinem Gegner] wütend das Schwert von vorn tief in die Brust. Diesem aber lösten sich die Glieder in der Todeskälte, und aufstöhnend floh sein Leben unmutsvoll hinab zu den Schatten.

III. IMPERATORUM AC CAESARUM ROMANORUM EX FAMILIA AUSTRIACA ORIUNDORUM descriptiones breves et succinctae Vergiliano carmine contextae. –––––––––––––– III. Kurze und knapp gefaßte, aus Versen Vergils gewobene Beschreibungen DER RÖMISCHEN KAISER UND KÖNIGE AUS DEM HAUSE ÖSTERREICH.

A. Vergil-Centonen

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EPIGRAMMA de Henrico Meibomio.

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Vergilii ex auro confecerat arte catenam Centonum insignis carmine Meibomius. Tantae fama rei Manes ubi vènit ad imos, AUSONIUS, »Quis Homo Me Quoque vicit?« ait. Audiit hoc risitque Maro divinus et inquit: »Tantum est Iudicii robur in ingenio.« Salomon Frenzelius in Fridenthal, Poëta Caesarius, Pragae die Nicolai fáecitñ. Anno nostro M. D. XXCIIX. áA2vñ

ΕΙΔΥΛΛΙΟN VERGILIANUM de Henrico Meibomio Lemgoviensi.

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Exiit ad coelum ramis felicibus ARBOS VERE novo, seris factura nepotibus umbram, IULIA quâ Saxo incolitur fundata vetusto. Ipsa ingens Arbos, animo gratissima nostro, Cùm nix alta iacet, glaciem cùm flumina trudunt, Huc illuc gemmas et frondes explicat omnes, Inque dies avidum surgens caput altius effert. O felix una ante alias, cui talia curae! Te nemus omne canet. Ah, ne te frigora laedant Servantem ripas rapidive potentia solis. Ni frustra augurium vani docuere parentes, Populeas inter frondes lucosque sonanteis Semper honos nomenque tuum laudesque manebunt.

Geo. 2,81 Geo. 1,43 / Geo. 2,58 Geo.2,163 / Aen. 8,478 Geo. 2,131 / Aen. 12,142 Geo. 1, 310 Aen. 4,363 / Geo. 2,335 Geo. 3,553 Aen. 3,321 / Geo. 4,113 Ecl. 6,11 / Ecl. 10,48 Geo. 4,459 / Geo. 1,92 Aen. 1,392 Aen. 10,190 / Ecl. 10,58 Ecl. 5,78; Aen. 1,609

Prudentius Talaeus Lemouix. áA3rñ

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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EPIGRAMM über Heinrich Meibom. Meibom, ein ausgezeichneter Könner in der Centonendichtung, hatte aus Vergilischem Gold kunstvoll eine Kette gefertigt. Als der Ruhm dieser großen Leistung zu den Seelen der Verstorbenen in der Unterwelt gelangte, sagte Ausonius: »Welcher Mensch hat auch mich besiegt?« Der göttliche Maro hörte dies, lächelte und sagte: »So groß ist die Urteilskraft in einem fähigen Kopf!« Verfaßt von Salomon Frenzel in Friedenthal, Kaiserlichem Dichter, zu Prag am Nikolaustag unseres Jahres 1588.

VERGILISCHES IDYLL über Heinrich Meibom aus Lemgo. Mit fruchtbaren Ästen stieg zum Himmel empor im jungen Frühling ein Baum, der den späten Enkeln Schatten spenden wird, dort, wo die auf einem alten Felsen gegründete Julius-Universität ihren Sitz hat. Der gewaltige, unserem Herzen sehr behagende Baum selbst entfaltet hierhin und dorthin seine Knospen und sein ganzes Laubwerk, reckt sich und streckt sein Haupt von Tag zu Tag weiter in die Höhe, wenn der Schnee hoch liegt und die Flüsse Eis führen. O einzig glücklicher vor allen anderen Bäumen, dem solches am Herzen liegt! Jeder Wald wird dich besingen. Während du das Ufer hütest, soll dich, ach, kein Frost und nicht die Gewalt der sengenden Sonne versehren. Wenn die Eltern nicht völlig umsonst die Weissagekunst gelehrt haben, werden inmitten des Laubes der Pappeln und der rauschenden Haine deine Ehre, dein Name und Ruhm alle Zeiten überdauern. Prudentius Talaeus Lemouix.

A. Vergil-Centonen

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INVICTISSIMO POTENTISSIMOQUE Principi ac Domino, Domino RUDOLPHO Eius nominis secundo, Romanorum Imperatori, semper Augusto, ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae etc. Regi, Archiduci Austriae, Duci Burgundiae, Brabantiae etc. Comiti Tirolis etc. Domino suo clementissimo. Sáalutemñ Dáicitñ.

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Diis genite et geniture Deos, Rex optime regum, Quem primi colimus cithara fidibusque canoris Inter sacra Deûm meritosque novamus honores. Ad te confugio, et supplex tua numina posco, Ni refugis tenuesque piget cognoscere curas. Respice ad haec, manuum tibi quae monumenta [mearum Largior. Hîc quae sit poteris cognoscere virtus, Magnanimosque Duces antiquae ab origine gentis, Unde genus ducis Tyrio conspectus in ostro, Fataque fortunasque virûm moresque manusque Invenies. Sunt hîc etiam sua praemia laudi, Et bene apud memores veteris stat gratia facti. Immortalis ego, si quâ fors adiuvat ausum, Experiar sensus, Romanorumque triumfos áA3vñ Aggrediar. Tentanda via est, qua me quoque possim Tollere humo, victorque, virûm volitare per ora. Teque adeo decus hoc aevi, te, maxime Caesar, Dicam equidem sanctos ausus recludere fonteis. Hic amor, hoc studium, iuvat indulgere labori. At tu, magne pater, spes et solatia nostri, Da deinde auxilium et propius res adspice nostras! Hanc sine me spem ferre tui, nec vestra feretur Fama levis tantique abolescet gratia facti. Dum memor ipse mei, dum spiritus hos reget artus, Semper honore meo, semper celebrabere donis.

Aen. 9,642 / Aen. 11,294.353 Aen. 11,786 / Aen. 6,120 Geo. 4,521 / Aen. 8,189 Aen. 1,666 Geo. 1,177

Aen. 7,454 / Aen. 3,486 Aen. 6,640 / Ecl. 4,27 Geo. 4,4 / Aen. 1,642 Aen. 5,801 / Geo. 3,17 Aen. 6,683 Ecl. 2,73 / Aen. 1,461 Aen. 4,539 Aen. 12,882 / Aen. 10,458 Ecl. 8,67 / Aen. 8,626 Ecl. 8,103 / Geo. 3,8 Geo. 3,9 Ecl. 4,11 / Geo. 2,170 Aen. 11,348 / Geo. 2,175 Aen. 11,739 / Aen. 2,776; 6,135 Aen. 9,495 / Aen. 8,514 Aen. 2,691 / Aen. 1,526 Aen. 9,291 / Aen. 7,231 Aen. 7,232 Aen. 4,336 Aen. 8,76

Sáacraeñ Caesáareaeñ Máaiestatisñ Váestraeñ subiectissimus Henricus Meibomius, academiae IULIAE professor. áA4rñ

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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DEM UNBESIEGLICHSTEN, GROSSMÄCHTIGEN Fürsten und Herrn, Herrn RUDOLF, dem Zweiten dieses Namens, Römischem Kaiser, allzeit Mehrer des Reichs, König von Deutschland, Ungarn, Böhmen usw., Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Brabant usw., Grafen von Tirol usw., seinem allergnädigsten Herrn, sagt der Verfasser seinen Gruß. Göttersohn und Vater künftiger Götter, bester König der Könige, den vor allen anderen wir verehren auf den wohltönenden Saiten der Kithara beim heiligen Dienst an den Göttern und dem wir aufs neue die verdienten Ehrungen darbringen! Bei dir suche ich Zuflucht und flehe demütig zu deinem göttlichen Walten, falls du dich nicht entziehst und es dir nicht Verdruß bereitet, unerhebliche Sorgen zur Kenntnis zu nehmen. Widme deine Aufmerksamkeit diesem hier, das ich dir schenke zur Erinnerung an meiner Hände Arbeit. Hier wirst du erkennen können, was Mannhaftigkeit ist, du wirst hier finden hochherzige Fürsten seit dem Ursprung des alten Stammes, von dem du, prangend in tyrischem Purpur, dein Geschlecht herleitest, du wirst finden Bestimmung und Schicksal der Helden, ihre Wesensart und ihr Handeln. Auch hier erhält die ruhmvolle Tat ihren Lohn, und bei denen, die dankbar sind, bleibt die Erinnerung an eine frühere Wohltat bestehen. Falls etwa das Schicksal mein Wagnis unterstützt, werde ich mich wie ein Unsterblicher fühlen, werde ich Triumphe der Römer angreifen. Ich muß eine Bahn suchen, auf der auch ich mich aus dem Staub erheben und als Sieger bei den Menschen von Mund zu Mund fliegen kann. Dich, große Zierde unseres Zeitalters, dich, herrlicher Kaiser, werde ich fürwahr besingen und kühn die heiligen Quellen erschließen. Dies liebe ich, hiernach strebe ich, es macht Freude, sich dieser Arbeit zu unterziehen. Du aber, großer Vater, unser Hoffen und unser Trost, gewähre uns nun deine Hilfe und betrachte unsere Lage näher! Laß mich dies von dir hoffen – und kein geringer Ruhm wird über dich verbreitet, und der Dank für eine so große Tat wird nicht vergehen. Solange ich mir meiner bewußt bin, solange Geist diese Glieder regieren wird, wirst du stets von mir mit Ehrung, stets mit Gaben gefeiert werden. Eurer heiligen kaiserlichen Majestät untertänigster Heinrich Meibom, an der Julius-Universität Professor.

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A. Vergil-Centonen

FAMILIA ARCHIDUCUM AUSTRIAE, EX QUA IMPERATORES DECEM PRODIERUNT.

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

FAMILIE DER ERZHERZÖGE VON ÖSTERREICH, AUS DER DIE ZEHN KAISER HERVORGEGANGEN SIND.

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A. Vergil-Centonen

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SYLLABUS Romanorum Imperatorum familiae Austriacae. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Rudolphus Albertus Fridericus Pulcer. Albertus Fridericus Maximilianus Carolus Ferdinandus Maximilianus Rudolphus

1. 1. 2. 3. 1. 5. 1. 2. 2. áBrñ

1. Ad invictissimos pervetustae familiae Austriacae Caesares Augustos, Romanáorumñ Imperatores.

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Magnanimi Heroës nati melioribus annis, Flos veterum virtusque virum, quos aequus amavit Iupiter atque ardens evexit ad aethera virtus: Sit mihi fas audita loqui, sit numine vestro Fortia facta patrum, magnum et memorabile nomen Pandere, quoque modo Divûm pater atque hominum rex Illustreis animas, genus intractabile bello, Extulerit, tardis ingens ubi flexibus errat Inter opima virûm fluvio Tiberinus amoeno. Non ego cuncta meis amplecti versibus opto, Nec mihi fas, sed summa sequar fastigia rerum. Bellaque iam fama totum vulgata per orbem Praetereo atque aliis post me memoranda relinquo.

Aen. 6,649 Aen. 8,500 / Aen. 6,129 Aen. 6,130 Aen. 6,266 Aen. 1,641 / Aen. 4,94 Geo. 4,284 / Aen. 10,743 Aen. 6,758 / Aen. 1,339 Aen. 4,119 / Geo. 3,14 Aen. 2,782 / Aen. 7,30 Geo. 2,42 Aen. 9,208 / Aen. 1,342 Aen. 1,457 Geo. 4,148

Hen. Meibomius. áBvñ

2. RUDOLPHUS HABSBURGIUS, ALBERTI COMITIS FáILIUSñ ROMANáORUMñ IMPERATOR. O decus, ô famae meritò pars maxima nostrae, Cui genus à proavis ingens magnumque paternae Nomen erat virtutis, et ipse acerrimus armis.

Geo. 2,40 Aen. 12,225 Aen. 12,226

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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VERZEICHNIS der Römischen Kaiser aus dem Hause Österreich. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Rudolf I. Albrecht I. Friedrich der Schöne. Albrecht II. Friedrich III. Maximilian I. Karl V. Ferdinand I. Maximilian II. Rudolf II.

1. An die unbesieglichsten durchlauchtigsten Fürsten aus dem uralten Hause Österreich, Römische Kaiser. Großherzige Heroen, geboren in besseren Zeiten, Blüte und Kraft der alten Helden, denen Jupiter gnädig geneigt war und die ihre glühende Tatkraft zum Himmel emporhob: Es sei mir erlaubt, Gehörtes zu berichten, mit eurer Einwilligung kundzutun die Heldentaten der Väter und ihren großen und denkwürdigen Namen, kundzutun, wie der Vater der Götter und Beherrscher der Menschen edle Seelen, ein im Krieg unbeugsames Geschlecht, emporgeführt hat dort, wo in trägen Windungen inmitten eines Reichtums an Helden der gewaltige Tiber mit lieblichem Strom umherirrt. Ich will nicht alles mit meinen Versen umfassen (es ist mir auch nicht erlaubt), sondern werde nur die Hauptpunkte verfolgen. Und die Kriege, deren Kunde sich schon über den ganzen Erdkreis verbreitet hat, übergehe ich und überlasse es anderen nach mir, über sie zu berichten.

Heinrich Meibom.

2. RUDOLF VON HABSBURG, SOHN DES GRAFEN ALBRECHT, RÖMISCHER KAISER. O Zier, o unseres Ruhms verdientermaßen größter Teil, der du aus einer schon von den Ahnen her ganz außergewöhnlichen Familie stammst, einen Vater hast, der sich mit seiner Tapferkeit einen großen Namen gemacht

A. Vergil-Centonen

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A te principium tantarum in munere laudum. Tu decus omne tuis, monitu imperioque Deorum Missus in Imperium magnum sedesque paratas Et primus sceptris. Liceat tua dicere facta Donaque ferre viro, nec me labor iste gravabit. Felix prole virûm, virtutem extendere factis Ausus et angustis hunc addere rebus honorem. Quid memorem densos acie atque horrentibus hastis Aetneos fratres, quos dat tua dextera letho? Quinetiam Regem regisque insigne gerentem, Hostem magnanimum, gradientem et dira frementem Virtute exsuperas: iacet ingens litore truncus Avulsumque humeris caput et sine nomine corpus. Tantae molis erat primos attollere fasceis Et sellam regni trabeamque insignia nostri. áB2rñ

Ecl. 8,11 / Aen. 8,273 Ecl. 5,34 / Aen. 4,282 Aen. 6,812 / Aen. 1,557 Aen. 11,238 / Ecl. 8,8 Aen. 7,155 / Aen. 2,708 Aen. 6,784 / Aen. 6,806 Aen. 1,452 / Geo. 3,290 Aen. 6,123.601 / Aen. 10,178 Aen. 3,678 / Aen. 11,172 Geo. 2,269 / Aen. 12,289 Aen. 10,771 / Aen. 10,572 Aen. 12,20 / Aen. 2,557 Aen. 2,558 Aen. 1,33 / Aen. 7,173 Aen. 11,334

3. ALBERTUS PRIMUS ROMANORUM IMPERATOR.

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Proximus ingreditur, nudo cui vertice nuda Caesaries, nudique humeri, nec vulnera terrent. Ille operum custos, dum fata Deusque sinebant, Iura dabat legesque viris. Scit triste Minervae Sydus et Euboicae cautes Rhenusque bicornis, Turbidus et torquens flaventes Ister arenas. Nescia mens hominum fati sortisque futurae! Iam senior longa placidas in pace regebat Cognatas urbes olim populosque propinquos, Caniciemque sibi et longos promiserat annos. Tum Consanguineus crimenque caputque malorum, Pulsus ob invidiam solio sceptrisque paternis, Fas omne abrumpit; regem regumque parentem Excipit incautum et patrias obtruncat ad aras. Egregiam verò laudem et spolia ampla refertis, Immemores socii nil magnae laudis egentes. Tuque prior, scelere ante alios immanior omnes Contemptorque Deûm, si quid pia numina possunt, Per varios casus, per mille sequentia tela, Iam pridem invisus superis, dabis, improbe, [poenas. áB2vñ

Aen. 5,543 / Aen. 11,642 Aen. 11,643 Geo. 4,215 / Aen. 4,651 Aen. 1,507 / Aen. 11,259 Aen. 11,260 / Aen. 8,727 Geo. 3,350 Aen. 10,501 Aen. 7,46 Aen. 3,502 Aen. 10,549 Aen. 6,278 / Aen. 12,600 Aen. 10,852 Aen. 3,55 / Aen. 6,765 Aen. 3,332 Aen. 4,93 Aen. 3,617 / Aen. 5,751 Aen. 6,834 / Aen. 1,347 Aen. 8,7 / Aen. 4,382 Aen. 1,204 / Aen. 6,110

Aen. 2,647 / Aen. 4,386

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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hatte, und selbst ein feuriger Kämpfer bist! Mit dir wurde der Anfang gemacht in der Leistung so großer rühmlicher Taten. Du, der ganze Stolz der Deinen, wurdest nach Mahnung und Befehl der Götter in das große Reich gesandt, auf den bereiteten Thron, als erster in der Herrschaft. Es mag [mir] erlaubt sein, von deinen Taten zu künden und dir, dem Helden, Gaben darzubringen, und diese Mühe wird mir keine Last sein. Mit Heldensöhnen gesegnet hast du es unternommen, durch Taten deine Kraft zu entfalten und beschränkten Verhältnissen diesen Ruhm zu verschaffen. Wozu soll ich die Brüder vom Ätna, in dichtgedrängten Reihen und mit emporstarrenden Speeren, erwähnen, die deine Hand in den Tod geschickt hat? Ja sogar einen König im Schmuck seiner königlichen Würdenzeichen, einen mutigen Feind, der wutschnaubend daherkam, hast du mit deiner Kampfkraft überwunden: Der gewaltige Rumpf liegt am Ufer, der Kopf abgetrennt von den Schultern, ein namenloser Leichnam. So große Anstrengungen waren nötig, zum erstenmal die Rutenbündel zu erhöhen sowie den Thron und den Königsmantel, die Insignien unserer Herrschaft.

3. ALBRECHT I., RÖMISCHER KAISER. Als nächster tritt der die Herrschaft an, dem vom entblößten Scheitel das schmucklose Haar fällt – nackt sind seine Schultern, und Wunden schrekken ihn nicht. Jener gab als Hüter der Werke, solange das Schicksal und Gott es erlaubten, den Männern Rechtssatzungen und Gesetze. Es wissen davon das düstere Gestirn Minervas, die Klippen von Euböa, der in zwei Mündungsarme sich teilende Rhein und die trübe, gelben Sand aufwirbelnde Donau. Nichts weiß der Geist der Menschen vom Schicksal und von künftiger Fügung! Schon in höherem Alter stehend regierte er in einer langen Friedenszeit einst unsere verwandten Städte und die benachbarten Völker und hatte sich graues Haar und hohes Alter versprochen. Da bricht ein Verwandter, Verbrecher und Quell allen Unheils, der, weil er Mißgunst gegen sich erzeugt hatte, von Thron und Herrschaft der Vorfahren vertrieben worden war, alle göttlichen Gebote. Den arglosen König und Vater von Königen überfällt er und erschlägt ihn bei den heimatlichen Felsen. Wahrhaft ausgezeichneten Ruhm und reiche Beute tragt ihr davon, pflichtvergessene Kumpane, die ihr auf großen Ruhm keinen Wert legt! Und als erster wirst du, im Verbrechen unmenschlicher als alle anderen und Verächter der Götter, wenn die gerechten Götter etwas auszurichten vermögen, durch mannigfaltige Mißgeschicke, durch einen Hagel von tausend Geschossen, Ruchloser, schon längst den Göttern verhaßt, deine Strafe erleiden.

A. Vergil-Centonen

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4. FRIDERICUS PULCER, ALBERTI FáILIUSñ ROMANORUM IMPERATOR.

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Ille, vides, pura iuvenis qui nititur hasta, Insignis facie quondam, dum vita manebat: Hei mihi, qualis erat, quantum, quantum instar in ipso! Fortuna omnipotens et inexorabile fatum Imperiis egere suis tot adire labores, Iussa aliena pati et dominis parere superbis. Caussa mali tanti sceptrumque sacerque tiaras, Invidia infelix laudumque immensa cupido. Ille quidem magnorum haud unquam indignus avorum, Tristis ubi infausto committitur omine pugna, Multa virûm volitans dat fortia corpora letho. Fata obstant. Quacunque viam virtute petivit, Successum Dea dira negat. Semel agmine verso, Nequicquam trepidat, nequicquam cingitur armis. Quisque suos patimur manes! Sic fata Deûm rex Sortitur volvitque viceis, is vertitur ordo. Heu, nihil invitis fas quemquam fidere Divis! áB3rñ

Aen. 6,760 Aen. 9,583 / Aen. 5,724 Aen. 2,274 / Aen. 6,865 Aen. 8,334 / Geo. 2,491 Aen. 6,463 / Aen. 1,10 Aen. 10,866 / Aen. 12,236 Aen. 6,93 / Aen. 7,247 Geo. 3,37 / Aen. 6,823 Aen. 12,234 / Aen. 12,649 Aen. 11,589 Aen. 12,328 Aen. 4,440 / Aen. 12,913 Aen. 12,914 / Aen. 11,412 Aen. 12,403 / Aen. 11,536 Aen. 6,743 / Aen. 3,375 Aen. 3,376 Aen. 2,402

5. ALBERTUS SECUNDUS ROMANORUM IMPERATOR.

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Proximus hic, longo sed proximus intervallo, Emicat, et ventis et fulminis ocyor alis Egregiusque animi fortunatusque laborum Iampridem resides populos desuetaque bello Agmina in arma vocat subitò ferrumque retractat Indicitque forum et patribus dat iura vocatis. Gens illi triplex et bello lecta iuventus: Omnibus idem animus tentare pericula belli Et conferre manum sonitusque audire tubarum. Quid labor aut benefacta iuvant? Fortissimus Heros, Multa movens animo famae venientis amore, Occidit infelix rerumque reliquit habenas. Hic labor extremus, longarum haec meta viarum. Exstinctum nymfae, studium quibus arva tueri, Flebant ac cineri ingrato suprema ferebant. Illum etiam lauri, etiam flevere myricae. áB3vñ

Aen. 5,320 Aen. 9,736 / Aen. 5,319 Aen. 11,417 / Aen. 11,416 Aen. 1,722 / Aen. 7,693 Aen. 7,694 Aen. 5,758 Aen. 10,202 / Aen. 8,606 Aen. 3,60 / Aen. 11,505 Aen. 9,690 / Aen. 7,628 Geo. 3,525 / Aen. 6,169 Aen. 3,34 / Aen. 6,889 Aen. 12,641 / Aen. 7,600 Aen. 3,714 Ecl. 5,20 / Geo. 1,21 Aen. 6,213 Ecl. 10,13

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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4. FRIEDRICH DER SCHÖNE, SOHN ALBRECHTS, RÖMISCHER KAISER. Der junge Mann dort, siehst du, der sich auf eine Ehrenlanze stützt, von auffallender Gestalt einst, als er am Leben war: Weh mir, welch ein Mann war er damals, welch eine imposante Erscheinung! Das allmächtige Glück und das unerbittliche Schicksal trieben ihn mit ihrer Gewalt dazu, so viele Mühen auf sich zu nehmen, fremde Weisungen zu ertragen und hochfahrenden Herren zu gehorchen. Die Ursache so großen Übels waren das Zepter und die heilige Tiara, unselige Mißgunst und unmäßiges Verlangen nach Ruhm. Zwar beförderte jener Mann, stets seiner großen Ahnen würdig, als unter ungünstigen Vorzeichen eine unglückliche Schlacht stattfand, dahinfliegend viele tapfere Männer in den Tod. Das Schicksal stellte sich entgegen. Welchen Weg er auch mannhaft einschlug: die grausige Göttin verwehrte den Erfolg. Nachdem sein Heer einmal geschlagen war, übte er sich vergeblich in unruhiger Betriebsamkeit, gürtete er sich vergeblich mit den Waffen. Ein jeder von uns ist im Jenseits dem ausgesetzt, was ihm zusteht. So fügt der Vater der Götter das Geschick, und so bestimmt er die Wechselfälle des Lebens; so ist der Lauf des Schicksals. Ach, niemand darf auf die Götter vertrauen, wenn sie nicht wollen!

5. ALBRECHT II., RÖMISCHER KAISER. Als nächster, jedoch nach einer langen Zwischenzeit, tritt dieser auf den Plan, und schneller als der Wind und der geflügelte Blitz, von auserlesenem Geist und gesegnet in seinen Unternehmungen, ruft er die längst schon träge gewordenen Völker und die des Krieges entwöhnten Truppen plötzlich zu den Waffen und ergreift aufs neue das Schwert, legt die Gerichtssitzungen fest und erteilt den einberufenen Vätern Rechtssatzungen. Er verfügt über drei Stämme und eine für den Krieg ausgewählte Mannschaft. Alle haben die gleiche Einstellung: die Gefahren des Krieges zu erproben, in einen Nahkampf einzutreten und den Schall der Kriegstrompeten zu hören. Was nützen Mühe und gute Taten? Der tapferste Held, der in seinem Geiste vieles erwogen hatte aus Liebe zu künftigem Ruhm, fällt unselig dahin und verliert die Zügel des Staates aus der Hand. Dies war die letzte Mühsal, dies das Ziel langer Wege. Die Nymphen, die mit Eifer die Fluren beschützen, weinten um den Verstorbenen und erwiesen seiner Asche, die dies nicht mit Dank vergelten konnte, die letzte Ehre. Ihn beweinten auch Lorbeerbäume, auch Tamarisken.

A. Vergil-Centonen

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6. FRIDERICUS III. ERNESTI FáILIUSñ ROMANORUM IMPERATOR.

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Qualis gemma micans, fulvum quae dividit aurum, Aut collo decus aut capiti, mirabile visu: Talis erat nulli veterum virtute secundus, Praeterea fama multis memoratus in oris, Dum paci medium se offert longeque recusat Arva aliena iugo premere atque avertere praedas, Sternere caede viros et moenia cingere flammis. Heu pietas, heu prisca fides et vivida virtus! Dum bello saevit toto Mars impius orbe, Vicinae et ruptis inter se legibus urbes Arma ferunt, squallent abductis arva colonis. Hos inter motus manet imperterritus ille Et bello audacis populi vexatus et armis, Spem vultu simulat, premit altum corde dolorem. Sed pater omnipotens superis concessit ab oris Auxilium, requiem pugnae rebusque salutem. áB4rñ

Aen. 10,134 Aen. 10,135/ Aen. 12,252 Aen. 1,503 / Aen. 11,441 Ecl. 2,40 / Aen. 7,564 Aen. 7,536 / Aen. 5,406 Aen. 10,78 Aen. 10,119 / Aen. 9,160 Aen. 6,878 / Aen. 5,754 Aen. 8,374 / Geo. 1,511 Geo. 1,510 Geo. 1,511 / Geo. 1,507 Aen. 11,225 / Aen. 10,770 Aen. 4,615 Aen. 1,209 Aen. 1,60 / Aen. 2,91 Aen. 8,201 / Aen. 12,241

7. MAXIMILIANUS PRIMUS ROMANáORUMñ IMPERATOR.

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Quis procul ille autem ramis insignis olivae Omnia longaevo similis? Tu MAXIMUS ille es, Unus qui nobis cunctando restituis rem. Audiit et si quem tellus extrema refuso Submovet Oceano et si quem extenta plagarum Quattuor in medio dirimit plaga solis iniqui. Salve, vera Iovis proles, quas dicere grates Quasve referre parem? Tua terris didita fama Altius ingreditur viresque acquirit eundo. Scilicet et tempus veniet, volventibus annis, Cum genus omne tuum, genus insuperabile bello Et patiens operum, super et Garamantas et Indos Proferet imperium, qua sol utrumque recurrens Adspicit Oceanum. Tantae est victoria curae! Tantus amor laudum! Sua cuique exorsa laborem Fortunamque ferent. Rex Iupiter omnibus idem. Et dubitamus adhuc virtutem extendere factis? áB4vñ

Aen. 6,808 Aen. 9,650 / Aen. 6,845 Aen. 6,846 Aen. 9,630 / Aen. 7,225 Aen. 7,226 Aen. 7,227 Aen. 8,301 / Aen. 11,508 Aen. 11,509 / Aen. 8,132 Geo. 3,76 / Aen. 4,175 Geo. 1,493 / Aen. 1,234 Aen. 5,737 / Aen. 4,40 Geo. 2,472 / Aen. 6,794 Aen. 6,795 / Aen. 7,100 Aen. 7,101 / Geo. 3,112 Geo. 3,112 / Aen. 10,111 Aen. 10,112 Aen. 6,806 / Aen. 10,468

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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6. FRIEDRICH III., SOHN ERNSTS, RÖMISCHER KAISER. Wie ein blinkender Edelstein, der in gelb schimmerndes Gold gefaßt ist, als Schmuck für Hals oder Haupt (ein erstaunlicher Anblick!), so war der Mann, der keinem der früheren [Kaiser] an [Herrscher-]Tugend nachstand und überdies in vielen Gegenden berühmt und Redestoff für die Leute war, während er sich als Mittler für den Frieden anbot und es entschieden ablehnte, fremdes Land unters Joch zu zwingen und Beutegut wegzuschleppen, Männer hinzumorden und Mauern in Flammen zu hüllen. O Pflichtbewußtsein, o Treue der alten Zeit und regsame Kraft! Während auf dem ganzen Erdkreis der ruchlose Mars mit Krieg wütet, benachbarte Städte die untereinander geschlossenen Verträge brechen und Waffen führen, liegen nach Vertreibung der Bauern die Felder verödet. Mitten in diesen Wirren verharrt jener Mann unerschrocken, und von dem Krieg und den Waffen eines kühnen Volkes heimgesucht, täuscht er mit seiner Mimik Hoffnung vor und verbirgt den Schmerz tief im Herzen. Doch der allmächtige Vater gewährte vom Himmelreich herab Hilfe, Ruhe nach dem Kampf und Wohlergehen für den Staat.

7. MAXIMILIAN I., RÖMISCHER KAISER. Wer ist aber jener Mann in der Ferne, auffallend durch Olivenzweige, in allem einem Hochbetagten ähnlich? Du bist jener berühmte Maximus, der als einziger durch Zögern den Staat für uns wiederherstellt. Das hat vernommen sowohl der, den der äußerste Rand der Erde, wo der Ozean strömt, als auch der, den die Zone der feindseligen Sonne abtrennt, die sich in der Mitte der vier anderen Zonen erstreckt. Sei gegrüßt, wahrer Sohn Jupiters, wie könnte ich dir danken in Wort und Tat? Dein über die Erde verbreiteter Ruhm schreitet stolz einher, und im Fortschreiten gewinnt er an Kraft. Es wird nämlich die Zeit kommen, im Laufe der Jahre, da dein ganzes Geschlecht, ein im Krieg unüberwindliches und in der Arbeit ausdauerndes Geschlecht, seine Herrschaft über die Garamanten und Inder hinaus ausdehnen wird – wo die Sonne bei ihrem Lauf den einen Ozean wie den anderen erblickt. So groß ist die Begierde nach Sieg! So groß die Liebe zum Ruhm! Sein eigenes Beginnen wird jedem Leid und Glück bringen. König Jupiter ist für alle der gleiche. Und da zögern wir noch, die männliche Kraft durch Taten zu entfalten?

A. Vergil-Centonen

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8. CAROLUS QUINTUS ROMANORUM IMPERATOR.

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Hic rem Romanam magno turbante tumultu Rettulit in melius. Poenos Gallumque rebellem Fulminis in morem victor dare terga coëgit Ausus quinetiam fontem superare Timavi Illyricosque sinus atque altae moenia Romae. Arduus agmen agens Tiberini ad fluminis undam, Dardaniam luctu concussit funditus urbem. Regnatorem Asiae, conantem plurima frustra, Solus hic inflexit: cuncti se scire fatentur. Multaque praeterea, laudis succensus amore, Eripuit nobis variarum monstra ferarum. Vicit amor patriae laudumque immensa cupido. Summe Pater, nam te voluit rex magnus Olympi Cogere concilium pacique imponere morem, Iustitiaque dedit gentes frenare superbas. Noster eris, nomenque tuum laudesque manebunt, Dum iuga montis aper, fluvios dum piscis amabit; Nec gens ulla tuos aequè celebrabit honores. áCrñ

Aen. 6,857 Aen. 11,426 / Aen. 6,858 Aen. 11,616 / Geo. 4,85 Aen. 2,768 / Aen. 1,244 Aen. 1,243 / Aen. 1,7 Aen. 8,683 / Aen. 10,833 Aen. 8,120 / Aen. 12,594 Aen. 2,557 / Aen. 9,398 Aen. 4,22 / Aen. 11,344 Aen. 6,285 / Aen. 7,496 Aen. 6,342 / Aen. 6,285 Aen. 6,823 Aen. 5,533 Aen. 11,304 / Aen. 6,852 Aen. 1,523 Aen. 2,149 / Aen. 1,609 Ecl. 5,76 Aen. 12,840

9. FERDINANDUS PRIMUS ROMANORáUMñ IMPERATOR.

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Nec tu carminibus nostris indictus abibis, Princeps ante omneis pietate insignis et armis. Nam quid dissimulo, aut quae me ad maiora reservo? Iustitiaene prius mirer belline laborum? Quid memorem spolia illa tuis pendentia tectis Teutonico ritu pugnataque in ordine bella, Iamdudum fama totum vulgata per orbem? Fortunate senex, quoniam est oblata facultas, Ipse tibi ad tua templa feram solemnia dona Laetitia exsultans, quoties humentibus umbris Nox operit terras, quoties astra ignea surgunt. Mox tamen ardenteis accingar dicere pugnas Et duo rapta manu diversa ex hoste tropaea Bisque triumfatas utroque ab litore genteis. Hic pietatis honos, monumentum ac pignus amoris.áCvñ

Aen. 7,733 Aen. 5,833 / Aen. 6,403 Aen. 4,368 Aen. 11,126 Aen. 6,123.601 / Aen. 5,393 Aen. 7,741 / Aen. 8,629 Aen. 5,27 / Aen. 1,457 Ecl. 1,46.51 / Geo. 4,437 Aen. 9,626 Aen. 12,700 / Aen. 4,351 Aen. 4,352 Geo. 3,46 Geo. 3,32 Geo. 3,33 Aen. 1,253 / Aen. 5,572

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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8. KARL V., RÖMISCHER KAISER. Dieser Kaiser hat die Geschicke Roms im Wirrwarr großen Aufruhrs zum Besseren gewendet. Die Punier und den aufsässigen Gallier zwang er wie der Blitz siegreich, die Flucht zu ergreifen, ja er hat sogar gewagt, das Quellgebiet des Timavus, den illyrischen Golf und die Mauern des hochaufragenden Roms zu überwinden. Hoch aufgerichtet das Heer an den Wassern des Flusses Tiber befehligend stürzte er die Stadt der Trojaner in Trauer und erschütterte sie in ihren Grundfesten. Den Beherrscher Asiens, der vieles vergeblich gewagt hat, hat er allein gebeugt – alle geben zu, es zu wissen. Außerdem hielt er, entflammt von der Liebe zum Ruhm, fern von uns viele ungeheuerliche Ausgeburten unterschiedlicher wilder Tiere. Gesiegt hat die Liebe zum Vaterland und das ungeheure Verlangen nach Ruhm. Höchster Vater, der große König des Himmels wollte ja, daß du den Reichstag einberufst und dem Frieden eine Rechtsordnung gibst. Und er hat dir erlaubt, hochmütige Völker durch Gerechtigkeit zu zügeln. Du wirst der unsere sein, und dein Name und Ruhm werden überdauern, solange der Eber die Höhen der Berge, der Fisch die Flüsse lieben wird, und kein einziges Volk wird deinen Ruhm gleichermaßen feiern.

9. FERDINAND I., RÖMISCHER KAISER. Auch du wirst nicht unbesungen von unserem Lied von hinnen gehen, Fürst, vor allen anderen ausgezeichnet durch Pflichttreue und Waffengewalt – denn warum sollte ich mich verstellen oder für welche größeren Dinge sollte ich mich aufsparen? Soll ich mehr deine Gerechtigkeit oder deine Leistungen im Krieg bewundern? Wozu soll ich jene Beutestücke erwähnen, die in deinem Hause hängen nach deutschem Brauch, und die der Reihe nach durchgefochtenen Kriege, deren Kunde sich längst schon über den ganzen Erdkreis verbreitet hat? Glücklicher Alter, da sich nun die Gelegenheit bietet, will ich selbst dir zu deinem Tempel feierliche Opfergaben bringen, jubelnd vor Freude, sooft die Nacht die Erde mit feuchten Schatten bedeckt, sooft die feurigen Sterne aufgehen. Bald aber will ich mich gürten, heiße Kämpfe zu besingen und die zwei verschiedenen dem Feind entrissenen Trophäen und die Völker, über die zweimal an beiden Gestaden triumphiert wurde. Dies ist ein Loblied aus frommer Verehrung, ein Denkmal und Unterpfand der Liebe.

A. Vergil-Centonen

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10. MAXIMILIANUS SECUNDUS, FERDINANDI FáILIUSñ ROMANáORUMñ IMPERATOR.

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Ut senior letho canentia lumina solvit, Flos veterum virtusque virûm, tum MAXIMUS heros Os humerosque Deo similis, Tritonia Pallas Quem docuit multaque insignem reddidit arte, Extulit os sacrum et regnis successit avitis. Quae quibus anteferam? Divini signa decoris Ardenteisque notate oculos: qui spiritus illi, Qui vultus vocisque sonus, quantum instar in ipso! Salve, sancte parens! Quae te tam laeta tulerunt Saecula? qui tanti talem genuere parentes? Intemerata fides et nescia fallere vita, Gratior et pulcro veniens è corpore virtus Coniunxere tibi, cuncti se scire fatentur, Romanos rerum dominos gentemque togatam, Et populum latè regem belloque superbum. áC2rñ

Aen. 10,418 Aen. 8,500 / Aen. 6,192 Aen. 1,589 / Aen. 5,704 Aen. 5,705 Aen. 8,591 / Geo. 3,228 Aen. 4,371 / Aen. 5,647 Aen. 5,648 Aen. 5,649 / Aen. 6,865 Aen. 5,80 / Aen. 1,605 Aen. 6,793 / Aen. 1,606 Aen. 2,143 / Geo. 2,467 Aen. 5,344 Aen. 8,133 / Aen. 11,344 Aen. 1,282 Aen. 1,21

11. RUDOLPHUS SECUNDUS, MAXIMILIANI FáILIUSñ ROMANáORUMñ IMPERATOR.

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O quem te memorem, genus alto à sanguine Divum? Sola in te suprema salus. Tu, cuius et annis Et generi fatum indulget, quem numina poscunt, Sis bonus ô felixque tuis! In te ora Latini, In te oculos referunt iam nunc et Caspia regna Extremique hominum Morini Maeoticaque unda Indomitique Daae. Rerum cui summa potestas, Roma colit viridique advelat tempora lauro. Utere sorte tua et susceptum perfice munus! Neu belli terrere minis! Timor omnis et irae Concessere Deûm. Superi regnator Olympi Insignem pietate virum iustissimus unus Defendit, sortemque animo miseratus iniquam Improvisus adest viresque animumque ministrat. Fata viam invenient. Possit quid vivida virtus, Experiare licet, ducis et tu concipe curam. Hae tibi erunt artes: et pacis dicere leges Auxilioque levare viros vimque addere victis. áC2vñ

Aen. 1,327 / Aen. 5,45 Aen. 12,653 / Aen. 8,511 Aen. 8,512 Ecl. 5,65 / Aen. 12,656 Aen. 12,657 / Aen. 6,798 Aen. 8,727 / Geo. 3,349 Aen. 8,728 / Aen. 10,100 Aen. 7,603 / Aen. 5,246 Aen. 12,932 / Aen. 6,629 Aen. 8,40 Aen. 8,41 / Aen. 2,779 Aen. 1,10 / Aen. 2,426 Aen. 10,709 / Aen. 6,332 Aen. 9,49 / Aen. 9,764 Aen. 10,113 / Aen. 11,386 Aen. 11,387 / Aen. 11,519 Aen. 6,852 / Aen. 12,112 Aen. 2,452

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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10. MAXIMILIAN II., SOHN FERDINANDS, RÖMISCHER KAISER. Als der Alte sterbend die erbleichenden Augen geschlossen hatte, Blüte und Kraft der Männer der alten Zeit, da erhob sein heiliges Antlitz und trat die Nachfolge an im angestammten Reich der Held Maximus, dessen Antlitz und Schultern einem Gotte gleich waren und den die tritonische Pallas gelehrt und ausgezeichnet hat durch eine Vielzahl von Künsten. Was gibt es, dem ich dies vorziehen könnte? Beachtet die Zeichen göttlichen Glanzes, die blitzenden Augen – über welchen Geist, welche Gesichtszüge, welch eine klangvolle Stimme er verfügt, wie imposant seine ganze Erscheinung ist! Heil dir, ehrwürdiger Vater! Welch glückliches Zeitalter hat dich hervorgebracht? Welche bedeutenden Eltern haben einen solchen Sohn gezeugt? Unverletzte Treue, ein Leben ohne Trug und eine noch holdere Tugend, die aus einem schönen Körper hervortritt, haben dir – alle gestehen, es zu wissen – die Römer, die Herren der Welt, das Geschlecht in der Toga, und ein Volk, das weithin herrscht und stolz ist im Krieg, verbunden.

11. RUDOLF II., SOHN MAXIMILIANS, RÖMISCHER KAISER. O, wie soll ich dich nennen, Sproß aus dem erhabenen Geschlecht der Götter? Allein bei dir liegt das höchste Heil. Bringe du, dessen Alter und Herkunft das Schicksal begünstigt, den Gott fordert, den Deinen Glück und Segen! Auf dich richten die Latiner ihre Gesichter, auf dich ihre Augen schon jetzt auch die kaspischen Reiche, die Moriner am Ende der Welt, der Maeotische See und die ungezähmten Daher. Rom, das die Welt beherrscht, verehrt deine Schläfen und bekränzt sie mit frischem Lorbeer. Nutze dein Glück und vollende das übernommene Amt! Laß dich nicht schrecken durch die Drohungen des Krieges! Jede Furcht und der Zorn der Götter sind gewichen. Der Herrscher des hohen Himmels, der eine Allergerechteste, beschützt den durch seine Pflichttreue ausgezeichneten Mann, und sich im Herzen erbarmend angesichts der Härte des Schicksals, ist er unversehens zur Stelle und verleiht ihm Kräfte und Mut. Das Schicksal wird seinen Weg finden. Was lebendige Tatkraft vermag, darfst du erfahren, übernimm du auch die Führung. Dies werden deine Verfahrensweisen sein: die Grundsätze des Friedens mitzuteilen, die Männer durch Beistand zu unterstützen und den Besiegten neue Kraft zu geben.

A. Vergil-Centonen

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12. Epigramma de Imperatore Rudolpho II.

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Turcica sub primo crevit fortuna Rudolpho, Ausa per Europae litora ferre pedem. Caussa mali tanti praeceps discordia regum Et sceleris nostri multiplicata lues. Parcite dissidiis, reges, resipiscite, cives, Et facies longè pulcrior orbis erit. Proteret imperium Turcae damnataque sacra, Qui nunc Romulidûm sceptra Rudolphus habet. Omen habet casus, quia dicitur ille Secundus: Marte fero et miti pace secundus erit. áC3rñ

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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12. Epigramm auf Kaiser Rudolf II. Unter Rudolf I. wuchs die Machtstellung der Türken, und sie wagten es, durch die Gestade Europas zu ziehen. Die Ursache so großen Übels lag in der unbedachten Uneinigkeit der Könige und in der vermehrten Pest unserer Ruchlosigkeit. Gebt eure Zwietracht auf, Könige, und kommt wieder zur Einsicht, Bürger, und der Anblick des Weltkreises wird weitaus schöner sein. Die Herrschaft und die verdammten Heiligtümer des Türken wird vernichten Rudolf, der jetzt die Herrschaft über die Nachfahren des Romulus innehat. Dieser Umstand hat insofern eine Vorbedeutung, als er ›Secundus‹ (›der Zweite‹) genannt wird: durch Härte des Krieges und Milde des Friedens wird er erfolgreich (›secundus‹) sein.

A. Vergil-Centonen

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Nicolai Reusneri Leorini In Caesares Austriacos epigrammata.

1. RUDOLPHUS HABSBURGIUS, Imperator. Quàm bene labentis suscepi pondera regni! Testantur patriae me pia facta patrem. Tyrigetae, Suevi, Boii sociique Boëmi Edomiti, vires edidicere meas.

2. ALBERTUS I. Imper. Boiariae Mogique Duces fortesque Boëmi Marte triumphati succubuere meo. Terror eram Gallis, regnis concedit Adolphus. Impius hinc saevo me necat ense nepos.

3. FRIDERICUS PULCER. Corpore pulcer eram, sed divitis indole mentis Pulcrior: imperii, heu, invidiosus honos! Pro quo mox bellum Boio cum principe gessi, Qui me devicto splendida sceptra tulit. áC3vñ

4. ALBERTUS II. Imperium virtus, duo dos uxoria regna Contulit. Implevi laudibus omne latus. Sauromatas domui temerantes sacra. Tomitas Oppugnaturum praevenit atra dies.

5. FRIDERICUS III. Quantùm bella solent securae cedere paci, Tantùm Caesaribus maior in orbe fui. Quid? quod et in belli mihi se victoria castris Praestitit et capiti laurea serta dedit.

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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Nicolaus Reusner aus Löwenberg: Epigramme auf die österreichischen Kaiser.

1. RUDOLF VON HABSBURG, Kaiser Wie gut habe ich die Last des wankenden Reiches getragen! Meine pflichttreuen Taten bezeugen, daß ich der Vater des Vaterlandes war. Die Thüringer, Schwaben, Bayern und die [mit letzteren] verbündeten Böhmen wurden gebändigt und lernten meine Stärke kennen.

2. ALBRECHT I., Kaiser Die Fürsten von Bayern und vom Main und die tapferen Böhmen unterlagen, völlig besiegt, meiner Streitmacht. Ein Schrecken war ich den Franzosen. Adolf verschwand von der Herrschaft. Darauf tötete mich mein ruchloser Neffe mit dem grausamen Schwert.

3. FRIEDRICH DER SCHÖNE. Ich war schönen Leibes, schöner jedoch durch den angeborenen Reichtum meines Geistes: ein, ach, Neid erregender Ehrentitel meiner Herrschaft! Für ihn führte ich alsbald Krieg mit dem Fürsten von Bayern, der, nachdem er mich völlig besiegt hatte, glanzvoll das Zepter führte.

4. ALBRECHT II. Meine Vorzüge verschafften mir die Macht im Reich, die Mitgift meiner Frau zwei Herrschaften. Die ganze Welt erfüllte ich mit meinem Ruhm. Ich zähmte die Heiligtümer schändenden Polen. Als ich mich anschickte, die Tomiten [d. h. hier: die Türken] zu bekämpfen, kam mir der Tod zuvor.

5. FRIEDRICH III. In dem Maße, wie der Krieg hinter der Sicherheit des Friedens zurückzustehen pflegt, war ich auch den Kaisern auf dem Erdkreis an Größe überlegen. Ja noch mehr: auch im Kriegslager zeigte sich mir der Sieg und setzte meinem Haupt den Lorbeerkranz auf.

A. Vergil-Centonen

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6. MAXIMILIANUS I. Maximus et pacis studiis et maximus armis Egregiis factis nomina digna gero. Quis Venetos, Gallum, Turcas fortesque Sicambros, Pannonas, Helvetios me domuisse neget?

7. CAROLUS V. Carolus immenso maior virtutibus orbe Laudibus implevi sidera celsa meis. Non iidem nobis aliisque fuere triumphi: In magno pectus robore mite fuit. áC4rñ

8. FERDINANDUS I. Sanctus eram Caesar, nec me moderatior unquam Imperii magnas protulit alter opes. Pax mihi prae bello placuit: placidissima semper Principis ingenium pax sapientis habet.

9. MAXIMILIANUS II. Maximus imperiis, regnandi maximus arte, Quam mihi maiores, gloria maior ero. Ingenio, pietate, fide (sic Caesare dignum est) Per patris et patrui me iuvat ire decus.

10. RUDOLPHUS II. Exaequabo patris (faveant modo numina) laudes, Inque meas dotes ingeniosus ero.

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca …

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6. MAXIMILIAN I. Als der Größte im Streben nach Frieden und als der Größte durch Waffengewalt führe ich einen meiner außerordentlichen Taten würdigen Namen. Wer wollte bestreiten, daß ich die Venezianer, den Franzosen, die Türken, die tapferen Sugambrer, die Ungarn und die Schweizer gebändigt habe?

7. KARL V. Ich, Karl, durch meiner Verdienste größer als der unermeßliche Erdkreis, habe die Sterne hoch droben mit meinem Ruhm erfüllt. Meine Siege waren nicht dieselben wie bei anderen [Königen]: Bei all meiner großen Stärke hatte ich ein mildes Herz.

8. FERDINAND I. Ich war ein gottgefälliger Kaiser, und maßvoller als ich hat kein anderer die große Macht des Reiches vorangebracht. Mehr als der Krieg sagte mir der Friede zu: Stets beherrscht der Friede mit seiner ganzen Geruhsamkeit den Geist eines weisen Fürsten.

9. MAXIMILIAN II. Der Größte in den Reichen, der Größte in der Kunst des Herrschens, werde ich eine größere Zierde sein als meine Vorfahren. Mit Vergnügen schließe ich mich nach Geist, Pflichttreue und Glauben, wie es eines Kaisers würdig ist, dem Glanz meines Vaters und meines Oheims an.

10. RUDOLF II. Ich werde dem Ruhm meines Vaters gleichkommen, wenn die Götter nur Gunst gewähren. Und meine guten Eigenschaften werde ich erfinderisch nutzen.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

I. PARODIARUM HORATIANARUM LIBER PRIMUS. –––––––––––––– I. DER HORAZ-PARODIEN ERSTES BUCH.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Die Vorstücke des Gesamtwerkes der ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ NOBILISSIMO, GENERE, SAPIENTIA, DIGNITATE et auctoritate viro, Dn. Nicolao Caasae, Domino in Torup, potentissimi regni Daniae cancellario magnifico, domino suo observandissimo Sáalutemñ.

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Sexta recedentem sequitur vindemia libram Bisque ter à Phoebi Scorpius igne calet, Ex quo Nympha suum me appellat Iulia vatem Imponens humeris pondera dura meis. Temporis hoc spacium geminata professio nobis Abstulit, alternâ detinuitque vice, Dum iuvat historiae sanctos aperire recessus Et vatum obscuros enucleare locos. Inprimis nostras numerosus Horatius aures Mulsit inauditae calliditate lyrae. Vidimus argutos in amoeno carmine sensus, Dicendi varium conspicuumque genus. O quoties superis grates ego cernuus egi, Auspicio quorum, Flacce, superstes agis! Multa Poëtarum nobis monumenta vetustas Abstulit: illa habeat, dummodò vita tibi. áA2vñ Talia dicta dedi manibusque volumina versans Fingere conatus sum paradigma novum: Scilicet ut Flaccum pubes imitamine vatem Redderet ignota dexteritate suum. Aequior arrisit nostro fortuna labori, Et levis in iustum pagina crevit opus. Quicquid id est operae, tibi, CASA diserte, sacramus. Iudice me tali munere dignus eris. Sive genus spectem vel cultas Palladis artes, Magnus es et Pylii Nestoris instar habes. Da veniam, temerè si compellaris! Honorem, Dum potero, vigilans amplificabo tuum. Dáignitatiñ et Magnificentiae Táuaeñ deditissáimusñ Henricus Meibomius, in Iulia Academia Poetices et historiarum professor. áA3rñ

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Die Vorstücke des Gesamtwerkes der ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ DEM NACH GESCHLECHT, WEISHEIT, WÜRDIGKEIT und Ansehen hochedlen Herrn Nicolaus Kaas, Herrn in Torup, glanzvollem Kanzler des großmächtigen Reiches Dänemark, seinem hochzuverehrenden Herrn, sagt der Verfasser seinen Gruß! Die sechste Weinlese folgt auf die auslaufende Waage, und sechsmal glüht der Skorpion von dem Feuer der Sonne, seit die Nymphe Julia mich ihren Dichter nennt und meinen Schultern eine drückende Last auferlegte. Ein doppeltes Lehrfach hat mir diese Zeitspanne geraubt und mich im Wechsel beschäftigt, indem ich mich daran erfreute, die heiligen Gemächer der Geschichte aufzuschließen und dunkle Stellen der Dichter gründlich zu erhellen. Vor allem hat der rhythmenreiche Horaz mit der Klugheit seiner beispiellosen Lyra meine Ohren bezaubert. In seiner anmutigen Dichtung habe ich tiefe Gedanken und eine vielseitige und hervorragende Vortragsart entdeckt. O, wie oft habe ich mit tiefer Verneigung den himmlischen Mächten gedankt, deren Walten dich, Flaccus, hat überleben lassen. Die Länge der Zeit hat uns viele Werke von Dichtern entzogen – mag sie diese behalten, solange nur dir das Leben bleibt! So sprach ich, und die Bücher in meinen Händen hin und her wendend habe ich versucht, ein neues Muster zu ersinnen: damit nämlich die jungen Leute den Dichter Horaz durch Nachahmung mit einer ihnen noch ungeläufigen Gewandtheit zu dem ihrigen machten. Ein sehr wohlwollendes Geschick war meiner Arbeit günstig, und die bescheidene Buchseite wuchs sich zu einem vollständigen Werke aus. Was für eine Arbeit es auch immer ist: ich weihe sie dir, beredter Kaas! Nach meinem Urteil wirst du solcher Gabe würdig sein. Ob ich deine Abkunft ins Auge fasse oder die fein durchgebildeten Künste der Pallas: Du bist ein großer Mann und ein Ebenbild des Pyliers Nestor. Verzeih mir, wenn ich so ohne weiteres meine Rede an dich richte! Solange ich kann, werde ich deinen Ruhm unermüdet preisen.

Deiner Würdigkeit und Hochherzigkeit sehr ergebener Heinrich Meibom, an der Julius-Universität Professor der Poesie und Geschichte.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

DE PARODIA EIUSQUE ORIGINE sic scribit Iulius Caesar Scaliger libro 1. poetices, cap. 42.1

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Quemadmodum Satyra ex Tragoedia, Mimus è Comoedia, sic Parodia de Rhapsodia nata est. Quum enim Rhapsodi intermitterent recitationem, lusus gratia prodibant, qui ad animi remissionem omnia illa priora inverterent. Hos idcircò παρῳδούς nominarunt, quia praeter rem seriam propositam alia ridicula subinferrent. Est igitur Parodia Rhapsodia inversa mutatis vocibus ad ridicula sensum trahens. Erat enim, velut Epirrhema aut Parabasis, quasi auctarium actus, ut sit παρὰ τὴν γνησίαν ᾠδήν et προῦργον ipsa πάρεργος. Sic AlexáA3vñander Aetolus et sensit et scripsit: ἔγραφε δ᾿ ἠρεῦς ὧν παρ᾿ ῾Ομηρείων ἀγλαΐην ἔπεων.

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Suidas autem more suo, id est, trivialiter (ut aiunt) interpretatur. »Parodia«, inquit, »cum ex Tragoedia exit cantus in comoediam.« At hoc expressit certo verbo Plautus in Pseudulo: »ut paratragoediat carnifex.« Matron Poeta Graecus multa millia Homericorum versuum ad culinam et macellum invertit iusto poemate. Euboeus quoque Parius quatuor aedidit libros Parodiarum, qui floruit sub Philippo. Primus autem Hegemon apud Athenienses certavit hoc genere carminis et vicit tum aliis, tum eo, quod vocavit Gigantomachiam. Aristoteles Hegemonem Thasium primum Parodias scripsisse prodidit. Alii Hipponactem inventorem autumant, cuius reliquias, quas inveni, apponam: Μοῦσά μοι εὐρυμέδοντ᾿ ᾄδοις τὴν ποντοχάρυβδιν, τὴν ἐγγαστριμάχαιραν ὅ τ᾿ ἐσθίει οὐ κατὰ κόσμον. áA4rñ ῎Εννεφ᾿, ὅπως ψηφῖδι κακῇ κακὸν οἷτον ὄληται βουλῇ δημοσίῃ παρὰ θῖν᾿ ἁλὸς ἀτρυγέτοιο.

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Ubi vides, quemadmodum Homerica omnia ad hostis insectationem detorta, sicut et illa Euboei in pugna balneorum: Βάλλον δ᾿ ἀλλήλους χαλκήρεσιν ἐγχείῃσι. Qui et pari filo atque arte designavit tonsorem convitia figulo facientem propter uxorem: Μηδὲ σὺ τόνδ᾿ ἀγαθός περ ἐὼν ἀποαίρεο κούρην, μηδὲ σύ, Πηλεΐδη.

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Ich verzichte bei diesem Text auf die Beigabe einer Übersetzung. Zur Begründung s. Kommentar, S. 539 f.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Quia perpauci sunt, qui hosce agnoscant sales, accipias interpretationem. Nam κούρη apud Homerum pro Briseide posita est, at hîc tonsorem describit. Et Πηλεΐδη Homero Achilles est, at hic figulus παρὰ τὸν πηλόν. Sic etiam, ex Ulissea, Cratinus in Eunoedis, quae, quia nimis multa sunt, non descripsi. Talem fecimus olim nos inter sodales nostros Carnalium diebus ex divinitate Maroniana: áA4vñ Praela merumque cano, Cretae quod nectar ab oris Italiam cyathis profugum potoria venit Littora. Et quae sequuntur. Similis est et illa Virgilii inverso Catulli epigrammate contra Aufidium Bassum: Sabinus ille, quem videtis, hospites, Ait fuisse Mulio celerrimus, et cetera.

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Catullianum enim illud: Phasellus ille, quem videtis, hospites, Ait fuisse navium celerrimus.

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Cuius aemulatione nostrum quoque exstat, tanto difficilius, quòd neque Catulli ἐκμαγεῖον neque Virgilii deprompta mihi ponere licuit, sed alia longe diversa, quae tamen ad rem facerent, quaerenda: Boletus ille, qui necavit hospites, Ait fuisse carnifex sacerrimus. Neque ullius furentis impetum manus Nequisse praeterire: sive sicula Opus foret necare sive linteo. Et hoc negat minacior Druentiae Negare ripa vel pigrè tumens Arar áA5rñ Vel urbs negotiosa vel lutosa vel Petita liberalis aula principis, Ubi iste fur Doletus antea fuit Rapaxque leno. Nam Genabio in iugo Silente nocte sibilum aedidit suis. Tolosa dives et superba Fuxia, Tibi haec fuisse et esse perditissima Ait Boletus impia ex origine. Tuo stetisse dicit in statumine, Tuum excacasse clamat ille carcerem. Et inde tot per insequentium manus Se hero abdidisse, laeva sive dextera Fugaret aura, sive utrumque carnifex

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Simul se inanis ac dedisset in pedem. Neque ulla vota carceralibus diis Sibi esse facta, quum veniret ad mare Tolosa ab usque, nam nihil putat Deos. Sed haec prius fuere. Nunc recondita Bibit quietè seque devovet tibi, Megaerae Alastor et Megaera Alastoris. Fuisse autem Parodiam in honore apud Siculos, coniici potest ex eiusdem Alexandri Aetoli elegiaco eodem: áA5vñ

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τοῖα Συρακοσίοισιν ἔχων χάριν· ὃς δὲ Βοιωτοῦ ἔκλυεν, Εὐβοίῳ τέρπεται οὐκ ὀλίγον. Personae in Parodiis amantes foeminae aut temulenteae. Item Ganeones, qui bona sua abligurierunt. Patres eorundem nepotum et Gurgitum Alcumistarum imposturae. Lusus in malos poëtas ex persona cauponis aut pistoris. Irrisio mali medici ex recitatione podagrici. Omne genus Bacelorum et Bauciarum et Batalorum, quos Galli Badinos, Itali Balullos vocant. Introducuntur hi cum magistris, qui praeeunt aut praelegunt versum aliquem serium: at illi detorquent ridiculè ad cuiuspiam ignominiam. Haec Scaliger. áA6rñ

AD HINRICUM MEIBOMIUM POETAM.

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Nuper aromaticos subsistens inter odores, Quos nemus et vatum turba sacrata fovet, Ecce tuos etiam, Meibomi docte poëta, Ex reliquo volui carpere melle cibos. Hîc miratus ego laticesque crocumque thymumque Ingenii vidi luxuriantis opes. Hei mihi, quam iuvenum numero bene cinctus Apollo, Quàm tua iactabat labra manumque Deus. O iubar, o secli decus indelebile nostri Et flos laudato conspiciende loco! Fallor? an ipsa meae de te praesagia mentis Ominis indicium commodioris habent? Nam tibi si florens tardè processerit aetas, Vatibus ingenium iudiciumque dabis. M. Hartvicus Smidestetus Oratoriae professor in Acad. Iulia. áA6vñ

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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AN DEN DICHTER HEINRICH MEIBOM. Als ich neulich inmitten der würzigen Düfte verweilte, die der Hain und die geheiligte Schar der Dichter in sich birgt, siehe, da wollte ich, gelehrter Dichter Meibom, auch deine Speisen aus der übrigen Honigmenge genießen. Hierbei erlebte ich, voller Bewunderung für den Wein, für den Safran und Thymian, den Reichtum deines üppigen Talents. Weh mir, wie pries der von einer Jünglingsschar gehörig umringte Apollo, wie pries der Gott deine Lippen und deine Hand! O strahlendes Licht, o unvergängliche Zierde unseres Zeitalters und Blume, zu erblicken an einem gepriesenen Ort! Täusche ich mich oder besitzt, was ich von dir ahne, das Kennzeichen eines sehr treffenden Omens? Denn falls dir die Blüte deines Alters nur langsam verrinnt, wirst du Dichtern Talent und Urteilskraft schenken.

Magister Hartwig Smidenstedt, Professor der Redekunst an der Julius-Universität.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

VIRO ET POETAE CLARISSIMO HENRICO MEIBOMIO. Horatii quis non numeros amet, Dulci lyra quos concinit artifex? Quis Pindari non carmen optet, Ipsa Thalia quod huic ministrat? 5

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Horatius Romae quod erat, fuit In Graecia quod Pindarus inclita, Nobis idem nunc est polito Carmine MEIBOMIUS celebris. Horatius sed, Pindarus atque erit, Sanctae colentur quàm Aonides diu. Ergo legentur culta semper Carmine MEIBOMII celebris. M. Christophorus Caesar, Scholae Hallensis Rector. áA7rñ

EIDYLLION DE HENRICO MEIBOMIO.

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Arbor in Elmano fontem prope consita luco, Nomen odoriferi nobile veris habens, Sacra verecundae cur dicitur esse Dianae? Vota pavimentis cur, Ericina, tuis? Sic ego, sic croceo vultum perfusa rubore Rettulit alternis Iulias alma modis: »Saepius hac lassis Diana sub arbore membris Dormit et in molli gramine fessa cubat. Saepius hac pharetram suspendit et arma Cupido, Ducit ad hanc agiles Idalis alma choros. Hinc frutices teneris protrudit amantibáusñ aptos, Sertaque belligeris gignit honora comis.« Salve, grata tuis dulcissima frondibus arbos! Tu decus aeterni nobile veris eris. P. T. L. áA7vñ

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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FÜR DEN HOCHANSEHNLICHEN MANN UND DICHTER HEINRICH MEIBOM. Wer liebte nicht die Verse des Horaz, die er meisterlich auf seiner süßen Lyra hat erklingen lassen? Wen verlangte es nicht nach einem Lied von Pindar, das Thalia selbst diesem eingibt?

Was Horaz in Rom war, was in dem weithin berühmten Griechenland Pindar war, das ist für uns heute der für seine kultivierte Dichtung gefeierte Meibom.

Horaz aber und Pindar werden sein, solange die heiligen Musen verehrt werden. Also werden immer gelesen die feinen Texte des für seine Dichtung gefeierten Meibom.

Magister Christoph Caesar, Rektor der Schule zu Halle.

IDYLL ÜBER HEINRICH MEIBOM. In dem Hain des Elm wurde nahe bei einer Quelle ein Baum gepflanzt, der den edlen Namen des Wohlgerüche bringenden Frühlings hat. Warum sagt man von ihm, er sei der sittsamen Diana heilig? Warum, er sei, Venus, deinem Estrich geweiht? So fragte ich, und so vermeldete, das Antlitz übergossen von safranfarbiger Röte, die segenspendende Juliade in wechselndem (elegischem) Versmaß: »Sehr oft schläft unter diesem Baum Diana mit matten Gliedern und ruht erschöpft im weichen Gras. Sehr oft hängt Cupido an ihm seinen Köcher und seine Waffen auf, und die segenspendende Venus führt bei ihm wendige tanzende Scharen an. Deshalb läßt er Sträucher hervorsprießen, die für zärtliche Liebende geeignet sind, und erzeugt ansehnliche Kränze für das Haar von Kriegern.« Sei gegrüßt, du freundlichster, wegen deines Laubwerks dankbar aufgenommener Baum! Du wirst die edle Zier eines ewigen Frühlings sein.

P. T. L.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Váiroñ CLáarissimoñ HENRICO MEIBOMIO Academiae Iuliae professori.

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Optime vir, salve, vates clarissime, salve, Pieridum, salve, fida columna chori! Dulcia quàm fuerint tua carmina scribere conor, Bolschenii scriptis carmina iuncta mei. Conanti in varias fertur mens didita partes, Nec veniunt numeris verba sat apta meis. Fallor? an aërias venientem lucis in oras Te fovit placido Musa verenda sinu? Fallor? an et promens iam nunc sua munera confert, Quae residet labiis blanda Camoena tuis? Sis felix, iuvenum pergas depromere turbae, Suggerit ingenio quae pia Musa tuo! Sis felix, dulces academia Iulia frondes, MEIBOMI, florens sentiat usque tuos, Dum superûm, superis tibimet plaudentibus, auris Perpetuâ tandem fronde beatus agas. Henricus Decimator.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Für den hochansehnlichen HEINRICH MEIBOM, Professor an der Julius-Universität. Bester Mann, sei gegrüßt, hochangesehener Dichter, sei gegrüßt! Sei gegrüßt, du verläßliche Säule der Musenschar! Ich versuche, Gedichte zu schreiben, die so lieblich sind wie die deinen: Gedichte, die mit Schriften meines Bolschenius vereinigt sind. Wie ich es versuche, breitet sich mein Geist in verschiedene Richtungen aus, und es stellen sich keine Worte ein, die sich meinen Versen hinreichend fügen. Täusche ich mich, oder hat dich, als du in die luftigen Gefilde des Lichtes der Welt eintratest, die verehrungswürdige Muse an ihrem sanften Busen gehegt? Täusche ich mich, oder läßt sich auch eben jetzt die reizende Kamene, die auf deinen Lippen wohnt, vernehmen und bringt so ihre Gaben dar? Heil dir! Fahre fort, für die Schar der jungen Leute hervorzuholen, was die liebevolle Muse deinem Geist eingibt! Heil dir! Die Julius-Universität erlebe blühend immerfort deine lieblichen Blätter, Meibom, bis du, in der Oberwelt der Himmlischen, unter deren Beifall, endlich in immerwährendem Laubwerk ein seliges Leben führst.

Heinrich Decimator.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Die Horaz-Parodien des ersten Buches der ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ áPARODIAE AD PRIMUM LIBRUM CARMINUM Q. HORATII FLACCI.ñ 1. AD ODEN XIII. AD FILIAM SION. Queritur Iehova Idolum sibi praeferri. Cum tu, Filia, Veiovis Errores dubios, impia Veiovis Laudas orgia, vae, meum Fervens difficili bile tumet iecur. 5

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Tunc nec gratia nec favor Antiquus remanet, humor et in genas Sensim labitur, indicans, Quàm Zelo penitus torquear igneo. Uror, seu tibi pristinos Turparunt habitus pestiferae dolo Sectae, sive cohors furens Invexit teneris dogma novum Scholis. Non, si me satis audias, Credas perpetuos propria subdolè Dantes somnia, quae Satan Multa parte sui criminis inficit. Felices ter et amplius, Quos sincera tenet regula nec novis Impulsus ceremoniis Sensus haeretico dogmate fluctuat. á3ñ

[Zu der 13. Ode. An die Tochter Zion. Jehova klagt, daß ihm ein Götzenbild vorgezogen werde. Wenn du, Tochter, des Veiovis zweifelhafte Irrlehren, des Veiovis ruchlose Mysterien preist, wehe, dann schwillt meine Leber, glühend vor giftiger Galle.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Die parodierten Horaz-Oden aus dem ersten Buch der Carmina, nach der Ausgabe von Wilhelm Xylander (1575)

1. Horaz, Carm. 1,13. Ad Lydiam amicam suam. Cùm tu, Lydia, Telephi Cervicem roseam, cerea Telephi Laudas bracchia, vae meum Fervens difficili bile tumet iecur. 5

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Tunc nec mens mihi nec color Certa sede manet, humor et in genas Furtim labitur, arguens, Quàm lentis penitus macerer ignibus. Uror, seu tibi candidos Turparunt humeros inmodicae mero Rixae, sive puer furens Impressit memorem dente labris notam. Non, si me satis audias, Speres perpetuum dulcia barbarè Laedentem oscula, quae Venus Quinta parte sui nectaris imbuit. Felices ter et amplius, Quos irrupta tenet copula nec malis Divulsus querimoniis Suprema citiùs solvet amor die.

[An Lydia, seine Geliebte. Wenn du, Lydia, des Telephus rosigen Nacken, des Telephus wachsweiße Arme preist – wehe, dann schwillt meine Leber, glühend vor giftiger Galle.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Dann bleibt nichts mehr übrig von der Gnade, von der alten Gewogenheit, und allmählich rinnt Naß auf die Wangen, das anzeigt, wie sehr ich tief drinnen gequält werde von brennender Eifersucht. Ich flamme auf: sei es, daß verderbenbringende Sekten dir mit Tücke dein vormaliges Erscheinungsbild verunstaltet haben, sei es, daß eine wütende Rotte in die jungen Schulen eine neue Lehre eingeführt hat. Wenn du recht auf mich hörst, kannst du nicht glauben, daß die dauerhaft treu sind, die dir hinterlistig ihre eigenen Träume auftischen, welche Satan mit einem großen Teil seines Frevels vergiftet. Dreifach und mehr glückselig die, welche die unverdorbene Richtschnur bindet und deren Denken nicht, über den Anreiz neuer Zeremonien, durch eine ketzerische Lehre ins Wanken gerät.]

2. AD ODEN XV. Ad Reinerum Reineccium polyhistorem, continens Danubii vaticinium de bello sacro, Duce Godefrido Bulionio suscepto. Princeps cum traheret per freta navibus Germanis populum Belgicus hospitem, Insueto celeres obruit ocio Nymphas, ut caneret fera 5

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ISTER fata: »Malâ carpis avi viam, Quam multo impediet Graecia milite, Coniurata manus tollere Gallicas Et civeis Alemanniae. Eheu, quanta malos, quanta premet bonos Clades! Quanta moves funera patriae Genti! Iam clypeos Turcus et aereos Currus et frameas parat. Nequicquam rutilae praesidio crucis Signas colluviem, sparsaque literis Per genteis varias agmina convocas. Nequicquam lateri graves Enses et calami spicula quernei Aptas et resides dulcibus excitas á4ñ Promissis. Tamen heu praecipiti celer Mersus funere corrues.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Dann behalten mir weder Besinnung noch Farbe Bestand, und auf die Wangen rinnt verstohlen Naß, das anzeigt, wie ich tief drinnen verzehrt werde von schwelenden Feuern. Ich flamme auf: sei es, daß (Liebes-)Kämpfe, unmäßig gesteigert durch Wein, dir die weißen Schultern unansehnlich gemacht haben, sei es, daß der Knabe in seiner (Liebes-)Wut deinen Lippen ein Gedächtnismal eingedrückt hat. Wenn du recht auf mich hörst, kannst du nicht darauf hoffen, daß dauerhaft treu ist der, welcher barbarisch die süßen Lippen verletzt, die Venus mit dem fünften Teil ihres Nektars benetzt hat. Dreifach und mehr glückselig die, welche eine unzertrennliche Fessel bindet und welche die Liebe nicht, durch böse Streitigkeiten zerrissen, eher voneinander löst als am Ende ihrer Tage.]

2. Horaz, Carm. 1,15. Nerei vaticinium de ruina Troiae.

Pastor cùm traheret per freta navibus Idaeis Helenen perfidus hospitam, Ingrato celereis obruit ocio Ventos, ut caneret fera 5

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Nereus fata: »Mala ducis avi domum, Quam multo repetet Graecia milite Coniurata tuas rumpere nuptias Et regnum Priami vetus. Eheu, quantus equis, quantus adest viris Sudor, quanta moves funera Dardanae Genti! Iam galeam Pallas et aegida Currusque et rabiem parat. Nequicquam Veneris praesidio ferox Pectes caesariem grataque feminis Imbelli cithara carmina divides, Nequicquam thalamo graveis Hastas et calami spicula Gnosii Vitabis strepitumque et celerem sequi Aiacem. Tamen heu serus adulteros Crines pulvere collines.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Non Sansadoniam, perniciem tuae Gentis, non tumidum Corbana respicis? Urgent intrepidi te Babylonius Brodanque et Solyman sciens 25

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Belli, sive opus est moenia cingere, Certus consilii. Turcopolos quoque Nosces. Ecce furit te reperire atrox Soldanus potior suis. Quem tu mille dolis insidias viris Tendentem effugies vix legionibus, Primorum aspiciens funera principum. Non hoc pollicitus tuis. Iracunda diem proferet advenis Matronisque piis barbara natio. Post certas hyemes Turca tyrannicus Invadet Solymae domos.«

[Zu der 15. Ode. An Reiner Reineccius, den Polyhistor, enthaltend die Weissagung der Donau zu dem von Herzog Gottfried von Bouillon unternommenen Heiligen Krieg. Als der niederländische Fürst auf deutschen Schiffen das fremde Volk mit sich durch die Fluten führte, erlegte den schnellen Nymphen ungewohnte Muße auf Ister (die Donau), um grausiges Geschick zu weissagen: »Unter bösen Vorzeichen durchziehst du einen Weg, den Griechenland, das sich verschworen hat, die französischen Mannschaften und die Bürger Alemanniens zu vernichten, mit vielen Soldaten behindern wird. Wehe, welch gewaltiges Unheil wird die Bösen, wird die Guten heimsuchen! Welche gewaltigen Leichenberge verursachst du dem Volk deiner Heimat! Schon rüstet sich der Türke mit Schilden, erzenen Wagen und Speeren. Vergebens versiehst du einen bunt gemischten Haufen zum Schutz mit dem Zeichen des rötlichen Kreuzes, und vergebens rufst du mit Briefen Truppen zusammen, die über verschiedene Völkerschaften verstreut sind. Vergebens rüstest du deine Hüfte mit einem starken Schwert und mit eichenen Pfeilen, und vergebens reizt du die Trägen mit süßen Versprechungen. Trotz alledem wirst du, wehe, geschwind zugrunde gehen, in einem jähen Tode versinkend.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Non Laërtiaden, exitium tuae Gentis, non Pylium Nestora respicis? Urgent impavidi te Salaminius Teucerque et Sthenelus sciens 25

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Pugnae, sive opus est imperitare equis, Non auriga piger. Merionen quoque Nosces. Ecce furit te reperire atrox Tydeides melior patre: Quem tu, cervus uti vallis in altera Visum parte lupum graminis inmemor, Sublimi fugies mollis anhelitu, Non hoc pollicitus tuae. Iracunda diem proferet Ilio Matronisque Phrygum classis Achilleï: Post certas hiemes uret Achaicus Ignis Iliacas domos.«

[Des Nereus Weissagung zum Untergang Trojas.

Als der Hirte auf Schiffen vom Ida über das Meer hin treulos seine Gastgeberin Helena entführte, erlegte den schnellen Winden unwillkommene Muße auf Nereus, um grausiges Geschick zu weissagen. »Unter bösen Vorzeichen führst du heim sie, die Griechenland zurückfordern wird mit dem Einsatz vieler Soldaten – Griechenland, das sich verschworen hat, deine Ehe und das alte Reich des Priamus zu zerbrechen. Wehe! Wieviel Schweiß erwartet die Pferde, wieviel die Männer! Wieviel Sterben bringst du dem trojanischen Volk! Schon rüstet Pallas sich mit Helm, Aegis, Wagen und Wut. Vergebens wirst du dir unter dem Schutz der Venus stolz das Haar kämmen und Frauen willkommene Lieder zur unkriegerischen Kithara vortragen. Vergebens wirst du im Schlafgemach den wuchtigen Speeren und den Spitzen der Pfeile aus Knossos, dem Kriegslärm und dem schnellen Verfolger Ajax ausweichen. Spät zwar, ach, doch irgendwann wirst du deine verbuhlten Locken im Staub beschmutzen.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Hast du nicht Sansadonias, das Verderben deines Volkes, nicht den aufgeblasenen Corban vor Augen? Furchtlos bedrängen dich der Babylonier Brodan und Soliman, der kundig ist des Krieges oder, wenn es nötig ist, Städte einzuschließen, sicheren Rat weiß. Du wirst auch die Turkopolen kennenlernen. Siehe, es wütet unbändig, dich zu finden, der Sultan, der vorzüglicher ist als seine [Verbündeten]. Ihm, der durch seine Männer den Legionen tückisch zahllose Hinterhalte legt, wirst du kaum entkommen, den Tod der vornehmsten Fürsten mitansehend. Nicht dies hattest du den Deinen versprochen! Das zu hitzigem Zorn geneigte Volk der Barbaren wird den Tag [des Verhängnisses] für die Fremdlinge und die frommen Frauen hinauszögern. Doch nach einer festgelegten Zahl von Wintern wird der tyrannische Türke in die Häuser von Jerusalem einfallen.«]

3. AD ODEN XVI. Vitae Emendatio. AD IESUM CHRISTUM. O Patre miti nate benignior, Quo pervicaces cumque voles modo á5ñ Plectes reatus: sive bello Sive fame libet insolenti. 5

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Non Agrigentum, non rabie premit Cives subactos advena Cantaber, Non tortor aequè, non repertos Sic Phalaris cruciat nocenteis Ut mens profani conscia criminis, Quod nulla delet vis neque regulae Rigor severae nec bonorum Plausibiles operum catervae. Constat beatum iustitiae decus Primi parentis crimine perditum Adami et humano nefandam Spurcitiem peperisse cordi. Culpae Manassen exitio gravi Dedére, et amplis gentibus ultimae Fuere causae, cur perirent Funditus eriperetque iustis

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Hast du nicht den Laertes-Sohn, den Untergang deines Volkes, nicht den Pylier Nestor vor Augen? Furchtlos bedrängen dich Teuker aus Salamis, auch Sthenelus, der kundig ist des Kampfes oder, wenn es nötig ist, Pferden zu gebieten, kein träger Wagenlenker. Auch Meriones wirst du kennenlernen. Siehe, es wütet unbändig, dich zu finden, der Sohn des Tydeus, tapferer noch als der Vater. Vor ihm wirst du wie der Hirsch, der auf der anderen Seite des Tales den Wolf sieht und das Gras vergißt, mit keuchendem Atem weichlich fliehen. Nicht dies hattest du deiner Geliebten versprochen! Der Groll der Truppe Achills wird den Tag [des Verhängnisses] für Ilion und für die Frauen der Phryger hinauszögern. Doch nach einer festgelegten Zahl von Wintern wird achäisches Feuer Ilions Häuser niederbrennen.«]

3. Horaz, Carm. 1,16. Palinodia ad Tyndaridem amicam, qua culpam scriptorum in ipsam iamborum, in iram confert. O matre pulcra filia pulcrior, Quem criminosis cunque voles modum Pones iambis, sive flamma Sive mari libet Adriano. 5

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Non Dindymene, non adytis quatit Mentem sacerdotum incola Pythius, Non Liber aequè, non acuta Sic geminant Corybantes aera, Tristes ut irae, quas neque Noricus Deterret ensis nec mare naufragum Nec saevus ignis nec tremendo Iuppiter ipse ruens tumultu. Fertur Prometheus addere principi Limo coactus particulam undique Desectam et insani leonis Vim stomacho apposuisse nostro. Irae Thyesten exitio gravi Stravere et altis urbibus ultimae Stetere causae, cur perirent Funditus imprimeretque muris

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

74 Agros colonis transfuga barbarus. Averte poenas! Me quoque pectoris Decepit in molli iuventa Error et in scelerum lacunas 25

Misit furentem. Nunc ego providis Mutare curo noxia, dum mihi á6ñ Fias revertenti benignus Auxiliis animumque reddas.

[Zu der 16. Ode. Verbesserung des Lebens. An Jesus Christus. O eines milden Vaters gütigerer Sohn! Wie immer du auch magst, wirst du die hartnäckigen Sünden bestrafen: sei es mit Krieg, sei es mit unmäßigem Hunger, ganz nach deinem Belieben. So sehr bedrängt nicht Agrigent, nicht die von seiner Wildheit niedergebeugten Bürger der Ankömmling aus Kantabrien, nicht ebenso quält der Folterknecht, nicht Phalaris die ertappten Übeltäter wie der Geist, der sich eines ruchlosen Verbrechens bewußt ist, das keine Macht austilgt, nicht die Härte des strengen Gesetzes, nicht die Beifall verdienenden Mengen guter Werke. Es steht fest, daß der selige Glanz der Gerechtigkeit durch die Sünde Adams, des ersten Vaters, verloren gegangen ist und [diese Schuld] im menschlichen Herzen gottlosen Unflat hat entstehen lassen. Schuldhafte Taten führten Manasse in schlimmes Verderben, und für mächtige Völker waren sie der letzte Grund, daß sie völlig untergegangen sind und daß ein barbarischer Überläufer gerechten Pflanzern die Äcker raubte. Wende die Strafen ab! Auch mich hat in zartem Jugendalter Verblendung getrogen und mich in die Abgründe der Frevel geschickt in meiner Raserei. Jetzt möchte ich schuldhaftes Tun durch Vorsorge ersetzen, bis du mir bei meiner Umkehr mit Hilfe gütig begegnest und mir dein Herz wieder schenkst.]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Hostile aratrum exercitus insolens. Compesce mentem! Me quoque pectoris Tentavit in dulci iuventa Fervor et in celeres iambos 25

Misit furentem. Nunc ego mitibus Mutare quaero tristia, dum mihi Fias recantatis amica Opprobriis animumque reddas.

[Widerruf an seine Geliebte Tyndaris, in dem er seinem Zorn die Schuld daran gibt, daß er gegen sie Jamben geschrieben hat. O einer schönen Mutter schönere Tochter! Du wirst meinen verunglimpfenden Jamben das Ende setzen, das dir in den Sinn kommt: sei es mit der Flamme, sei es in dem Adriatischen Meer – ganz nach deinem Belieben. Nicht erschüttert so sehr die Göttin vom Dindymos, nicht im Allerheiligsten der Pythische Gott den Geist der Priester, nicht Liber, nicht so lassen Korybanten den verdoppelten Klang ihrer Becken scharf ertönen, wie finsterer Zorn, den weder ein norisches Schwert abschreckt noch das Schiffe zerbrechende Meer noch wütendes Feuer noch Jupiter selbst, wenn er niederfährt mit furchtbarem Donnerkrachen. Man sagt, daß Prometheus dem Urschlamm zwangsweise ein von überallher abgeschnittenes Teilchen hinzugefügt und unserem Magen die Wildheit des rasenden Löwen eingepflanzt habe. Zorn hat Thyestes in schlimmes Verderben gestürzt, und für hochragende Städte war er der letzte Grund, daß sie völlig untergegangen sind und daß ihren Mauern ein hochmütiges Heer den feindlichen Pflug aufgedrückt hat. Bezähme deinen Eifer! Auch mich hat in süßer Jugend die Glut des Herzens erfaßt und in rasche Jamben mich gehetzt in meiner Raserei. Jetzt möchte ich die Herbheit mit Mildem vertauschen, bis du mir, nachdem ich die Schmähreden widerufen habe, eine Freundin wirst und mir dein Herz wieder schenkst.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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4. AD ODEN XVII. Ad nympham Iuliam. Felix cluentem saepe Pelasgiam Mutat LYCEO hoc Phoebus et efferos Defendit insultus Camoenis Usque piis tremulosque ronchos. 5

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Impunè tutum per nemus aureos Fingunt sonores metraque Daedalae Virtutis ancillae fideles, Nec Bavios metuunt olenteis Nec imperitos pulpita Zoilos, Utcunque dulci, IULIA, barbito Colles et Elmanae virentis Robora personuere celsa. Dii me salutant, Diis strepitus mei Et Musa cordi est. Hinc tibi gratia Fragrabit ad plenum benigno Oris honorum operosa cornu. Hic in remota sede Poëticas Tractabis artes, et fide Delia á7ñ Dices propagatos ab uno Saxonicos proceres Guëlfo. Hic irreperti pocula nectaris Duces sub alno, nec Rhodopeïus Cum Maevio nectet sacerdos Iurgia, nec metues Thrasonem

25

Despecta dirum, ne sale futili Intemperantes ingeminet iocos Et laedat insontem profanis Morsibus immeritamque sannis.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

4. Horaz, Carm. 1,17. Ad Tyndaridem. Velox amoenum saepe Lucretilem Mutat Lycaeo Faunus et igneam Defendit aestatem capellis Usque meis pluviosque ventos. 5

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Impunè tutum per nemus arbutos Quaerunt latentis et thyma deviae Olentis uxores mariti Nec virideis metuunt colubros Nec Martiales haedilia lupos, Utcunque dulci, Tyndari, fistula Valles et Usticae cubantis Laevia personuere saxa. Dii me tuentur, diis pietas mea Et musa cordi est. Hinc tibi copia Manabit ad plenum benigno Ruris honorum opulenta cornu. Hîc in reducta valle Caniculae Vitabis aestus et fide Teia Dices laborantes in uno Penelopen vitreamque Circen. Hîc innocentis pocula Lesbii Duces sub umbra, nec Semeleius Cum Marte confundet Thyoneus Proelia, nec metues protervum

25

Suspecta Cyrum, ne malè dispari Incontinentes iniiciat manus Et scindat haerentem coronam Crinibus immeritamque vestem.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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[Zu der 17. Ode. An die Nymphe Julia. Glücklich vertauscht Phoebus oft seine pelasgische Schutzbefohlene mit dieser Schule und wehrt stets die rohen Verhöhnungen und zitternmachenden Nörgeleien von den frommen Musen ab. Gefahrlos ersinnen im sicheren Hain goldene Klänge und Verse die getreuen Mägde künstlerischen Talentes, und es fürchten sich vor keinen stinkenden Dichtern wie Bavius, auch nicht vor inkompetenten Kritikastern die Katheder, sobald nur, Julia, von süßem Lied die Hügel und die hohen Eichen des grünenden Elm widerhallen. Die Götter grüßen mich, den Göttern liegen meine Klänge und mein Lied am Herzen. Hier wird dir Gunst in Fülle duften aus reichem Horn, tatkräftig bedacht auf die Gaben der Sprache. Hier, an abgeschiedener Stätte, wirst du dich mit der Dichtkunst befassen, und auf der Lyra aus Delos wirst du besingen das aus dem einen Welf hervorgegangene sächsische Adelsgeschlecht. Hier wirst du Becher unentdeckten Nektars schlürfen unter der Erle. Der thrakische Priester wird nicht mit Maevius Streit anfangen, und du wirst dich nicht geringgeschätzt sehen und dich nicht fürchten vor dem entsetzlichen Thraso, daß er, läppischen Geistes, ungebührliche Späße verdoppelt und dich ohne Verschulden und unverdient kränkt mit schändlichen Sticheleien und Grimassen.]

5. AD ODEN XX. AD HENRICUM RANZOVIUM Vicarium Regium etc. mittens ei centonem Virgilianum in obitum Friderici Ranzovii scriptum. Grande cognosces modicae poëma Paginae, Mantûs quod ego ipse plectro Conditum scripsi, fera mors necasset Cum tibi natum, 5

Magne RANZOVI pater, et virentes Albidos ripae, simul et sonoros Funderet questus Borealis orae Silva palustris. á8ñ

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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[An Tyndaris. Geschwind vertauscht Faunus oft den lieblichen Lucretilis mit dem Lycaeus und wehrt von meinen Ziegen häufig die Gluthitze des Sommers und regenhaltige Winde ab. Gefahrlos suchen über den sicheren Hain hin nach verborgenen Meerkirschenbäumen und Thymian abseits umherschweifend die Weibchen eines stinkenden Gatten, und es fürchten sich nicht vor den grünlichen Schlangen noch vor den dem Mars heilgen Wölfen die Zicklein, sobald nur, Tyndaris, von der süßen Flöte die Täler und glatten Felsen des leicht ansteigenden Ustica widerhallen. Die Götter schützen mich, den Göttern liegen meine Frömmigkeit und mein Lied am Herzen. Hier wird dir Fülle strömen im Überfluß, reich an ländlichen Gaben aus üppig spendendem Horn. Hier, in dem abgelegenen Tal, wirst du der Hitze des Hundssterns entgehen und auf der Lyra aus Teos die besingen, welche sich sorgen um Einen: Penelope und die schillernde Kirke. Hier wirst du im Schatten Becher harmlosen lesbischen Weins schlürfen, Semeles Sohn Thyoneus wird nicht zusammen mit Mars Kämpfe erregen, und du wirst dich nicht fürchten vor dem ungestümen Cyrus, argwöhnend, daß er sich mit seinen unbeherrschten Händen an einer erheblich Unterlegenen vergreift und den auf den Haaren sitzenden Kranz und das schuldlose Gewand zerreißt.]

5. Horaz, Carm. 1,20. Ad Maecenatem.

Vile potabis modicis Sabinum Cantharis, Graeca quod ego ipse testa Conditum levi, datus in theatro Cum tibi plausus, 5

Care Maecenas eques, ut paterni Fluminis ripae, simul et iocosa Redderet laudes tibi Vaticani Montis imago.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Pharmacum fessae lacrimis abundans Tu dabis menti. Mea nec vetustas Sera delebit neque fastuosus Carmina livor.

[Zu der 20. Ode. An Heinrich Rantzau, den königlichen Statthalter usw., als er ihm einen zum Tode Friedrich Rantzaus geschriebenen Vergil-Cento schickte. Du wirst ein großes Gedicht auf einem schlichten Blatt kennenlernen, das ich selbst geschrieben habe auf der Grundlage der Dichtung Mantuas, als der grausame Tod dir deinen Sohn gemordet hatte, großer Vater Rantzau, und die grünenden Ufer der Elbe, zugleich auch der sumpfige Wald der nördlichen Region durchdringende Wehklagen erschallen ließen. Von Tränen überströmt wirst du deinem ermatteten Geist ein Arzneimittel verabfolgen. Meine Gedichte wird weder die späte Nachwelt zerstören noch schnöde Mißgunst.]

6. AD ODEN XXI. Hortatur virgines et pueros ad canendas Filii Dei nascentis laudes. IEHOVAM tenerae dicite virgines, Infantem, pueri, dicite Iesulum Natalesque supremo Festos aligerum choro. 5

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Vos mitem ingenio et perpete gratia, Quae nobis adimit crimen et exsules Coelo donat aperto, Si fiducia permanet. Vos cunas totidem tollite laudibus Nascentemque, mares, principis Ephratam Insignemque pudore Matrem coelite virginem. Hic infans acies, hic miseram famem Pestemque à populo et Gymnasii grege in Turcas atque Maranos Vestra motus aget prece. á9ñ

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Caecubum et praelo domitam Caleno Tu bibes uvam: mea nec Falernae Temperant vites neque Formiani Pocula colles.

[An Maecenas.

Anspruchslosen Sabinerwein wirst du trinken aus schlichten Humpen, den ich selbst in griechischem Krug abgefüllt und verpicht habe, als dir im Theater dermaßen Beifall gespendet wurde, teurer Ritter Maecenas, daß die Ufer des heimatlichen Flusses und zugleich das fröhliche Echo des Vatikanischen Hügels deines Lobes Widerhall ertönen ließen. Du magst Caecuberwein und die in der Kelter von Cales gepreßte Traube trinken: in meinen Pokalen sind nicht beigemischt falernische Reben und die Hügel von Formiae.]

6. Horaz, Carm. 1,21. In Dianam et Apollinem. Dianam tenerae dicite virgines, Intonsum, pueri, dicite Cynthium Latonamque supremo Dilectam penitus Iovi. 5

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Vos laetam fluviis et nemorum coma, Quaecunque aut gelido prominet Algido, Nigris aut Erymanthi Sylvis aut viridis Cragi, Vos Tempe totidem tollite laudibus Natalemque, mares, Delon Apollinis Insignemque pharetra Fraternaque humerum lyra. Hic bellum lacrimosum, hic miseram famem Pestemque à populo et principe Caesare in Persas atque Britannos Vestra motus aget prece.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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[Zu der 21. Ode. Er ermuntert Jungfrauen und Knaben, der Geburt des Gottessohnes Lobgesänge darzubringen. Den Herrn besingt, ihr zarten Jungfrauen, das Jesuskindlein besingt, ihr Knaben, und das Geburtstagsfest für den himmlischen Chor der Engel! Ihr preist den, der sanft ist in seinem Geist und und in seiner fortdauernden Gnade, welche die Sünde von uns nimmt und die Vertriebenen mit dem geöffneten Himmel beschenkt, falls feste Zuversicht ohne Wanken verharrt. Ihr, junge Männer, preist mit ebenso vielen Lobgesängen die Wiege, den Beginn Bethlehems im Zeichen des Herrn und die durch ihre Keuschheit ausgezeichnete Jungfrau, die von Gott Mutter wurde. Dieses Kind wird den Krieg, dieses Kind wird das Elend des Hungers und der Seuche vom Volk und von den Angehörigen der Schule weg auf die Türken und Maranen wenden, bewegt durch euer Gebet.]

7. AD ODEN XXII. Verba sunt Davidis cum Goliatho Philisteo Gigante pugnaturi ad Saulum Iudaeorum regem. Integer vitae Dominoque fidens Non eget regis clypeo nec ense Nec venenatis gravidâ sagittis, SAULE, pharetra: 5

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Sive pugnaces ruit in PHILISTAS, Sive securos BABYLONIS urget Incolas vel quae loca vorticosus Tigris inundat. Namque me fulvae catulus leaenae, Dum greges pasco teneros et hymnum Barbito curis meditor solutis, Fugit inermem, Quale portentum neque bellicosa HEVILA in sylvis alit impeditis, Terra nec Iudae generat leonum Horrida nutrix.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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[Auf Diana und Apollo. Diana besingt, ihr zarten Jungfrauen, den lockigen Gott vom Kynthos besingt, ihr Knaben, und Latona, innigst geliebt vom höchsten Gott Jupiter. Preist sie, die sich erfreut an Flüssen und dem Haar der Haine, das emporragt vom eisigen Algidus oder von den schwarzen Wäldern des Erymanthus oder den grünen des Gragus. Ihr aber, ihr Jünglinge, preist mit ebenso vielen Lobgesängen Tempe und Delos, den Geburtsort Apollos, und seine Schulter, geziert mit dem Köcher und mit des Bruders Lyra. Er wird den tränenreichen Krieg, er wird das Elend des Hungers und der Seuche vom Volk und vom Princeps Caesar weg auf die Perser und Britannier wenden, bewegt durch euer Gebet.]

7. Horaz, Carm. 1,22. Ad Aristium.

Integer vitae scelerisque purus Non eget Mauri iaculis nec arcu Nec venenatis gravida sagittis, Fusce, pharetra, 5

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Sive per Syrtis iter aestuosas Sive facturus per inhospitalem Caucasum vel quae loca fabulosus Lambit Hydaspes. Namque me sylva lupus in Sabina, Dum meam canto Lalagen et ultra Terminum curis vagor expeditus, Fugit inermem, Quale portentum neque militaris Daunia latis alit aesculetis Nec Iubae tellus generat, leonum Arida nutrix.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Mitte me latis ubi castra campis Turpis ENACI soboles locavit: Quod solum bello petulans et igni Barbarus haurit. á10ñ Mitte in occursum nimium propinqui Hostis et caedes minitantis atras: Tetra clamantem feriam Cyclopem, Tetra rudentem.

[Zu der 22. Ode. Es sind die Worte Davids zu Saul, dem König der Juden, als er sich anschickte, mit Goliath, dem riesenhaften Philister, zu kämpfen. Wer unbescholten lebt und auf den Herrn vertraut, der bedarf nicht des Schildes noch des Schwertes des Königs und auch keines Köchers, Saul, gefüllt mit vergifteten Pfeilen: ob er gegen die streitbaren Philister anrennt, ob er die furchtlosen Einwohner Babylons bedrängt oder die Orte, welche der strudelreiche Tigris überschwemmt. Denn vor mir, dem Unbewaffneten, ist das Junge der gelben Löwin geflohen, als ich die Herden von Jungtieren weidete und, frei von Sorgen, auf der Laute einen Lobgesang auf Gott einübte, ein Ungeheuer, wie es weder das kriegerische Hevila nährt in schwer zugänglichen Wäldern, noch wie die Erde Judas es zeugt, die entsetzliche Amme von Löwen. Schicke mich dahin, wo auf den weiten Gefilden die ungeschlachte Nachkommenschaft Enaks Lager errichtet hat: in den Landstrich, den der freche Barbar mit Krieg und Feuer bis zur Erschöpfung schwächt. Schicke mich gegen den allzu nahen und ein schlimmes Gemetzel androhenden Feind! Den gräßlich schreienden und gräßlich brüllenden Zyklopen werde ich töten!]

8. AD ODEN XXVI. Ad Musam, de IULIO Brunsvicens. Duce. Curis solutus tristitiam et metus Tradam protervis in mare Balthicum Portare ventis: quis ad Istrum Rex Schyticae metuatur orae,

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Pone me pigris ubi nulla campis Arbor aestiva recreatur aura, Quod latus mundi nebulae malusque Iuppiter urget, Pone sub curru nimium propinqui Solis, in terra domibus negata: Dulce ridentem Lalagen amabo, Dulce loquentem.

[An Aristius. Wer unbescholten lebt und von Frevel unbefleckt ist, der bedarf keiner Speere des Mauren, keines Bogens und auch keines Köchers, Fuscus, gefüllt mit vergifteten Pfeilen: ob er seinen Weg durch die glutheißen Syrten, ob er ihn durch den ungastlichen Kaukasus nehmen will oder zu jenen Orten, die der sagenreiche Hydaspes bespült. Denn vor mir, dem Unbewaffneten, ist der Wolf im Sabinerwald geflohen, als ich meine Lalage besang und sorgenfrei über die Grenze hinaus streifte: ein Ungeheuer, wie es weder das kriegerische Land des Daunus nährt in seinen weiten Eichenwäldern, noch wie die Erde Jubas es zeugt, der Löwen ausgetrocknete Amme. Versetze mich dorthin, wo auf unbebauten Fluren kein Baum sich erquickt an Sommerluft, in jene Weltregion, die Nebel und schlechtes Wetter heimsuchen, versetze mich unter den Wagen der allzu nahen Sonne, in das Land, das unbewohnbar ist: Lalage werde ich lieben mit ihrem süßen Lachen, ihrer süßen Rede.]

8. Horaz, Carm. 1,26. Ad Musam. Musis amicus tristiciam et metus Tradam protervis in mare Creticum Portare ventis, quis sub Arcto Rex gelidae metuatur orae,

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Quid Rhoxolanos terreat, unicè Securus. O quae montibus aeditis Gaudes, sonoros conde versus, Conde patri patriae triumphum, ELMANA suavis. Nil sine te mei Possunt canores. Hunc fidibus novis, Hunc Lesbio cantare plectro, Meque meosque decet sodales.

[Zu der 26. Ode. An die Muse: Über den Herzog Julius von Braunschweig. Von Sorgen frei will ich es den ungestümen Winden überlassen, Verdruß und Furcht in die Ostsee zu tragen. Wer an der Donau als König des Skythenlandes gefürchtet wird, was die Rhoxolaner erschreckt – darum bin ich ganz unbesorgt. O du, die du dich an hochragenden Bergen erfreust, schaffe klingende Verse, schaffe einen Triumph-Gesang für den Vater des Vaterlandes, liebliche Muse des Elm! Ohne dich vermögen meine Gesänge nichts. Ihn zu besingen mit neuen Saiten, ihn mit lesbischem Lied, ziemt sich für mich und meine Gefährten.]

9. AD ODEN XXVII. In turpissimum Musices abusum. Natis in usum laetitiae modis Pravum est abuti. Pellite barbarum á11ñ Morem, verecundasque Musas Ingenuis adhibete rebus. 5

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Cultu et modestis spurcities sonis Immane quantum discrepat! Optimam Servate legem, Christiani, Et numeros retinete castos. Vultis venustos me quoque fingere Labris canores? Concinat artifex, Natus supremi quae parentis Vulnera, quos tulerit labores.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus 5

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Quid Tiridatem terreat, unicè Securus. Ô quae fontibus integris Gaudes, apricos necte flores, Necte meo Lamiae coronam, Pimplea dulcis. Nil sine te mei Possunt honores. Hunc fidibus novis, Hunc Lesbio sacrare plectro Teque tuasque decet sorores.

[An die Muse. Den Musen Freund, will ich es den ungestümen Winden überlassen, Verdruß und Furcht ins Meer von Kreta zu tragen. Wer unter dem Sternbild des Bären als König eines eisigen Landstrichs gefürchtet wird, was Tiridates erschreckt – darum bin ich ganz unbesorgt. O du, die du dich an reinen Quellen erfreust, binde die sonnenliebenden Blumen, binde meinem Lamia einen Kranz, süße Muse aus Pimpla! Ohne dich vermögen meine Lobpreisungen nichts. Ihn zu verherrlichen mit neuen Saiten, ihn mit lesbischem Lied, ziemt sich für dich und deine Schwestern.]

9. Horaz, Carm. 1,27. Ad sodales. Natis in usum laeticiae scyphis Pugnare, Thracum est: tollite barbarum Morem verecundumque Bacchum Sanguineis prohibete rixis. 5

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Vino et lucernis Medus acinaces Immane quantum discrepat! Impium Lenite clamorem, sodales, Et cubito remanete presso. Vultis severi me quoque sumere Partem Falerni? Dicat Opuntiae Frater Megillae, quo beatus Vulnere, qua pereat sagitta.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Obstat voluptas? Non alia canam Mercede. Quod tu cunque facis melos: Non erubescendis nitescit Dotibus, ingenuoque semper Amore dignum est. Quicquid habes, age Deprome fidis auribus. O boni Quantum favoris spondet aevi Iudicium melius futuri! Quae lingua, quis te carpere dentibus Momus nefandis, quis poterit nepos? Vix elevatum te maligno Zoilus adgredietur ore. á12ñ

[Zu der 27. Ode. Auf den schändlichsten Mißbrauch der Musenkunst. Unrecht ist es, Melodien, die zum Nutzen der Fröhlichkeit bestimmt sind, zu mißbrauchen. Vertreibt diese barbarische Sitte und zieht die züchtigen Musen für edle Dinge heran! Welch ein schreckliches Mißverhältnis besteht zwischen der Unflätigkeit und der Kultur und sittsamen Klängen! Bewahrt die vortrefflichste Regel, ihr Christen, und behaltet die Keuschheit der Verse bei! Ihr wollt, daß auch ich meinen Lippen anmutige Gesänge erschaffe? Der Meister der Kunst preise im Lied die Wunden, die Nöte, die der Sohn des höchsten Vaters ertragen hat. Dem steht die Lust entgegen? Um keinen anderen Preis werde ich singen. Welches Lied auch immer du erschaffst: durch Gaben, deren man sich nicht zu schämen hat, gewinnt es Glanz und ist es stets edler Liebe wert. Was immer du hast: wohlan, hole es hervor für getreue Ohren! O welch großes Maß an wohlmeinendem Beifall verheißt das bessere Urteil der künftigen Zeit! Welche böse Zunge, welcher Momus, welcher Enkel wird dich zerrupfen können mit ruchlosen Zähnen? Zoilus wird dich kaum herabsetzen und angreifen können mit bösartiger Rede.]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Cessat voluntas? Non alia bibam Mercede. Quae te cunque domat Venus, Non erubescendis adurit Ignibus, ingenuoque semper Amore peccas. Quicquid habes, age Depone tutis auribus. Ah miser, Quanta laboras in Charybdi, Digne puer meliore flamma! Quae saga, quis te solvere Thessalis Magus venenis, quis poterit deus? Vix illigatum te triformi Pegasus expediet Chimaera.

[An die Zechgenossen. Thrakerart ist es, mit Bechern, die zum Nutzen der Fröhlichkeit bestimmt sind, zu kämpfen. Beseitigt diese barbarische Sitte und bewahrt den schüchternen Bacchus vor blutigen Streitereien! Welch ein schreckliches Mißverhältnis besteht zwischen einem medischen Dolch und dem Wein und den Lichtern! Dämpft den gottlosen Lärm, Kameraden, und bleibt ruhig liegen, den Ellenbogen ins Polster gedrückt! Ihr wollt, daß auch ich einen Teil nehme von dem herben Falerner? Dann berichte der Bruder der Opuntierin Megylla, an welcher Wunde, an welchem Pfeilschuß er glückselig zugrunde geht! Es fehlt der Wille? Um keinen anderen Preis werde ich trinken! Wie auch immer Venus dich unterwirft: sie brennt niemanden mit Feuern, deren man sich zu schämen hätte, und stets ist es eine edle Liebe, mit der du aus der Bahn gerätst. Was immer du hast, wohlan, vertraue es zuverlässigen Ohren! Ach, du Armer, mit welch übermächtiger Charybdis hast du dich zu plagen, Knabe, einer besseren Flamme wert! Welche Hexe, welcher Zauberer mittels thessalischen Gifts, welcher Gott wird dich erlösen können? Kaum wird dich, eingeschnürt von der dreigestaltigen Chimaera, Pegasus befreien können.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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10. AD ODEN XXIX. In Ioannem Eccium scorti Babylonici satellitem. Ecci, profanis nunc operum insides Cartis et omnem materiam paras Non ante deductam Antichristi Patribus horribilesque coelo 5

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Moves tumultus. Quae tibi pinguium Merces sacerdotum infula serviet? Ager quis ad Tibrim labores Herculeos tibi pensitabit, Bacchi colonis mille ferens cados Aestate miti? Quis neget improbis Cor obsideri vi potentis Daemonis et subigi dolosè? Cum tu Papatus dogma nefarii, Scholasticorum et pontificum libros Praeferre decretis Iehovae, Pollicitus meliora, tendis.

[Zu der 29. Ode. Auf Johannes Eck, den Spießgesellen der babylonischen Hure. Eck, du sitzt jetzt über gottlosen Buchseiten und machst dich an jeden Gegenstand, der von den Vätern des Antichrist nie zuvor ausgesponnen wurde, und du entfachst gegen den Himmel entsetzlichen Aufruhr. Welche Mitra fetter Priester wird dir als Belohnung dienen? Welches Landgut am Tiber wird dir deine Herkulesarbeiten vergüten, welches Landgut, das den Weinbauern in einem milden Sommer tausend Krüge einbringt? Wer wollte leugnen, daß das Herz eines Schurken belagert und trugvoll geknechtet wird durch die Gewalt eines mächtigen Dämons, da du doch geneigt bist, der Lehre des ruchlosen Papsttums und den Büchern von Scholastikern und Bischöfen den Vorzug zu geben vor den Verfügungen des Herrn? Besseres hattest du versprochen!]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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10. Horaz, Carm. 1,29. Ad Iccium. Icci, beatis nunc Arabum invides Gazis et acrem militiam paras Non antè devictis Sabaeae Regibus horribilique Medo 5

10

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Nectis catenas? Quae tibi virginum Sponso necato barbara serviet, Puer quis ex aula capillis Ad cyathum statuetur unctis Doctus sagittas tendere Sericas Arcu paterno? Quis neget arduis Pronos relabi posse rivos Montibus et Tiberim reverti, Cùm tu coemptos undique nobileis Libros Panaetî, Socraticam et domum Mutare loricis Iberis, Pollicitus meliora, tendis?

[An Iccius. Iccius, jetzt neidest du den Arabern ihre reichen Schätze und rüstest zu einem grimmigen Feldzug gegen die nie zuvor besiegten Sabäerkönige? Für den schrecklichen Meder schmiedest du Ketten? Welche Barbarenjungfrau wird dir nach ihres Bräutigams Tode dienen? Welcher Hofpage mit gesalbtem Haar wird dir als Mundschenk aufwarten, geschult, serische Pfeile abzuschießen vom väterlichen Bogen? Wer wollte jetzt noch bestreiten, daß die abwärts eilenden Flüsse zurückzufließen vermögen, hinauf auf die steilen Berge, und daß der Tiber umkehren kann, da du nunmehr darangehst, die von überallher zusammengekauften Bücher des berühmten Panaetius und die sokratische Schule einzutauschen gegen iberische Rüstungen? Besseres hattest du versprochen!]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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11. AD ODEN XXXII. Centonem Vergilianum alloquitur, eumque laudans à Proba Falconia inventum scribit. á13ñ Poscimus, si quid vacui sub alno Lusimus tecum, quod et hanc per urbem Serpat et plures, age dic, Maronis CENTO, Poëma, 5

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Romulae primum modulate nymphae, Quae sciens lanae, tamen ad lucernam, Sive versaret teretem micanti Pollice fusum, Pindarum et Sappho Variumque et ipsis Proximum Musis Catulum legebat Et Macrum verbis gravibus gravique Voce canorum. O decus vatum et cathedris Scholarum Gratus excultis honor, o dolorum Suave lenimen, mihi cumque salve Rite precanti.

[Zu der 32. Ode. Er richtet seine Rede an den Vergil-Cento, und indem er ihn lobt, schreibt er, daß er von Proba Falconia erfunden worden sei. Ich bitte: wenn ich in Zeiten der Muße unter der Erle spielerisch etwas verfertigt habe mit dir, das sich in dieser Stadt und noch weiteren ausbreitet – wohlan denn, singe ein Lied, Vergil-Cento, zuerst gedichtet von einer römischen Jungfrau, die, kundig im Wollespinnen, dennoch bei der Lampe oder wenn sie mit beweglichem Daumen die länglichrunde Spindel drehte, Pindar, Sappho, Varius, den den Musen selbst sehr nahestehenden Catull und den durch seine gewichtigen Worte und seine gewichtige Sprache wohltönenden Macer las. O Zier der Dichter und willkommene Auszeichnung für die wohlausgestatteten Katheder der Schulen, o süßes Linderungsmittel für Schmerzen, sei mir willkommen, wann immer ich dich anrufe auf rechte Art!]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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11. Horaz, Carm. 1,32. Ad barbitum suum.

Poscimus, si quid vacui sub umbra Lusimus tecum, quod et hunc in annum Vivat et plures, age dic Latinum, Barbite, carmen, 5

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15

Lesbio primùm modulate civi, Qui ferox bello tamen inter arma, Sive iactatam religârat udo Litore navim, Liberum et Musas Veneremque et illi Semper haerentem puerum canebat Et Lycum nigris oculis nigroque Crine decorum. O decus Phoebi et dapibus supremi Grata testudo Iovis, o laborum Dulce lenimen mihi cunque salve Ritè vocanti.

[An seine Lyra. Ich bitte: wenn ich in Zeiten der Muße im Schatten auf dir etwas gespielt habe, das bis zu diesem Jahr und länger noch lebt – wohlan, singe ein lateinisches Lied, Lyra, zuerst gespielt von einem lesbischen Bürger, der, tapfer im Krieg, dennoch unter den Waffen oder wenn er das [vom Sturm] durchgeschüttelte Schiff am nassen Strand festgebunden hatte, Bacchus, die Musen und Venus und den ihr stets an der Seite bleibenden Knaben und auch Lycus, den Anmutigen mit schwarzen Augen und schwarzem Haar, besang. O Zierde des Phoebus, du bei den Mählern des höchsten Jupiter willkommene Leier, o süßer Trost in Leiden, sei mir willkommen, wann immer ich dich anrufe auf rechte Art!]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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12. AD ODEN XXXIV. Vitae morumque correctio. Parcus librorum cultor et infrequens, Incontinenti dum petulantiae Addictus erro, nunc retrorsus Ferre gradum atque iterare cursus á14ñ 5

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15

Cogor relictos. Namque sagittifer Cyrrhae cacumen nobilis incolens, Plaerumque nomen literatis Conciliat memoremque famam, Quam Rhenus algens et iuga Caucasi, Quam Thrax et invisae accola Balthidos Pugnax Pyrenaeusque finis Commemorent. Valet ima summis Aequare, et abiectum ars levat inclita Ditans egenos. Hinc decus insciis Apollo cum luctu sonoro Eripit et favet eruditis.

[Zu der 34. Ode. Verbesserung des Lebens und der Sitten. Sparsam nur und selten war ich ein Freund der Bücher, solange ich, schrankenloser Leichtfertigkeit ergeben, irre ging. Nun muß ich den Schritt zurückwenden und die Strecke wiederholen, die ich schon hinter mich gelassen hatte. Denn der pfeiltragende edle Bewohner des Gipfels von Kirrha verschafft den Gelehrten meist einen bekannten Namen und anhaltenden Ruhm, dessen sich der kalte Rhein und die Höhen des Kaukasus, dessen sich der Thraker, der streitbare Anwohner der feindseligen Ostsee und das Grenzgebiet der Pyrenäen entsinnen können. Ruhmreiche Kunst vermag Niedrigstes Höchstem anzugleichen, läßt den niedrig Geborenen aufsteigen und macht die Armen reich. Daher entzieht Apollo den Unwissenden, begleitet von Trauergeschrei, jeden Glanz und ist den Gebildeten wohlgesinnt.]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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12. Horaz, Carm. 1,34. Palinodia. Parcus Deorum cultor et infrequens, Insanientis dum sapientiae Consultus erro, nunc retrorsum Vela dare atque iterare cursus 5

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Cogor relictos. Namque Diespiter Igni corusco nubila dividens Plerunque, per purum tonanteis Egit equos volucremque currum, Quo bruta tellus et vaga flumina, Quo Styx et invisi horrida Taenari Sedes Atlanteusque finis Concutitur. Valet ima summis Mutare et insignem attenuat Deus Obscura promens: hinc apicem rapax Fortuna cum stridore acuto Sustulit, hic posuisse gaudet.

[Widerruf. Sparsam nur und selten ehrte ich die Götter, solange ich als Kenner einer unsinnigen Weisheit irre ging. Nun muß ich die Segel rückwärts wenden und die Strecke wiederholen, die ich schon hinter mich gelassen hatte. Denn Jupiter, der meist mit dem flammenden Blitz die Wolken zerteilt, hat durch den heiteren Himmel die donnernden Pferde getrieben und den geflügelten Wagen, vor dem die schwere Erde und die schweifenden Flüsse, vor dem der Styx und des verhaßten Taenarus entsetzliche Stätte und des Atlas Grenze erbeben. Macht hat, Niedrigstes mit Höchstem zu vertauschen, der Gott; den Herausragenden erniedrigt er, und im Dunkel Verborgenes holt er hervor. Dort hat Fortuna räuberisch die Krone mit scharfem Flügelschwirren weggeholt, hier sie mit Freuden aufgesetzt.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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13. AD ODEN XXXV. Ad bonam valetudinem. O diva, dites quae colis insulas, Praesens salubri temperie genus Curare nostrum, spemque praesens Ludere praecipitem Charontis: 5

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Te veste molli umbrata genas vocat Ferox iuventus, te senii unicum Levamen aegri, quos senecta Vi tacita attenuavit aetas. Te cunctae amicant sollicitae sibi Suisque gentes, quaque oriens diem á15ñ Illustrat orbis, quaque pronus Mergitur Hesperium sub aequor, Formidolosa ne lue tabeat Mortale seclum, neu populos frequens Emissus Orco lictor orci Vastet atrox spolietque luce. Te mater ambit laeta Lubentia Chorosque cantusque et Charites manu Ductans amica, nec voluptas Candida abest validumque Robur. Te Liber et stirps Uraniae aureus Sectatur Hymen nec latus abnegat, Quocunque sub coelo caducam Iapeti sobolem alma visis.

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At tussis impura, at mala febrium Cohors facessit; diffugiunt pede Tremente morbi, morsque fundo Exsulat interiore Averni. Serva cubantem LIPSIUM et ultimam Extende metam. Neu patere abditae Antiquitatis occupatum In studio ante diem fuisse.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

13. Horaz, Carm. 1,35. Ad Fortunam. O Diva, gratum quae regis Antium, Praesens vel imo tollere de gradu Mortale corpus vel superbos Vertere funeribus triumphos: 5

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Te pauper ambit solicita prece Ruris colonus, te dominam aequoris Quicunque Bithyna lacessit Carpathium pelagus carina; Te Dacus asper, te profugi Scythae Urbesque gentesque et Latium ferox Regumque matres barbarorum et Purpurei metuunt tyranni, Iniurioso ne pede proruas Stantem columnam neu populus frequens Ad arma, cessanteis ad arma Concitet imperiumque frangat. Te semper anteit saeva Necessitas, Clavos trabaleis et cuneos manu Gestans ahena, nec severus Uncus abest liquidumque plumbum. Te Spes et albo rara Fides colit Velata panno nec comitem abnegat, Utcunque mutata potenteis Veste domos inimica linquis.

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At vulgus infidum et meretrix retro Periura cedit, diffugiunt cadis Cum faece siccatis amici Ferre iugum pariter dolosi. Serves iturum Caesarem in ultimos Orbis Britannos et iuvenum recens Examen Eois timendum Partibus Oceanoque rubro.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Heu, impiorum et nequitiae pudet Avûmque. Quid non barbara polluit á16ñ Aetas? Quid intactum nepotes Vidimus? Unde stilum magister Inscitia effrons continuit? Cui Pepercit auctori? Hoc utinam caput Orbi supersit: ille priscis Restituet decus omne Musis. Ianus Lernutius.

[Zu der 35. Ode. An die gute Gesundheit. O Göttin, die du die reichen Inseln bewohnst, rasch zur Stelle, unser Geschlecht durch zuträgliches rechtes Maß zu heilen, rasch zur Stelle, der übereilten Hoffnung Charons ein Schnippchen zu schlagen: dich ruft, die Wangen umschattet von einem zarten Schleier, die unbändige Jugend an, dich, als das einzige Linderungsmittel, rufen kranke Greise an, die das hohe Alter mit still wirkender Gewalt geschwächt hat. Deine Freundschaft suchen alle Völker zu gewinnen, die um sich und die Ihrigen besorgt sind: dort, wo die aufgehende (Sonnen-)Scheibe den Tag erleuchtet, und dort, wo sie sich zum Untergang neigt und ins Abendmeer eintaucht, daß nicht schwinde dahin das Menschengeschlecht durch eine grausige Seuche, nicht verheere unbarmherzig und beraube des Lebens in häufiger Folge die Völker der aus der Unterwelt entsandte Liktor des Todes. Dich umwirbt die heitere Mutter Lubentia, an freundlicher Hand mit sich führend tanzende und singende Scharen und die Charitinnen, und es fehlt auch nicht die frohe sinnliche Lust und kernige Stärke. Dich suchen eifrig zu erlangen Liber und Hymen, der goldene Sprößling Uranias, und gehen dir nicht von der Seite, unter welchem Himmel auch immer du segenspendend des Japetus hinfällige Nachkommenschaft erblickst. Doch es packt sich fort der schändliche Husten, es packt sich fort die üble Rotte der Fieberanfälle, zitternden Fußes fliehen die Krankheiten in alle Richtungen, und der Tod vegetiert als Verbannter im tieferen Grunde der Unterwelt. Erhalte den krank zu Bette liegenden LIPSIUS und schiebe das Ende seines Lebens hinaus, und laß nicht zu, daß es um den Mann, der mit dem Studium des entrückten Altertums beschäftigt ist, vor der Zeit geschehen ist!

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Eheu, cicatricum et sceleris pudet Fratrumque. Quid nos dura refugimus Aetas? Quid intactum nefasti Liquimus? Unde manum iuventus Metu deorum continuit? Quibus Pepercit aris? Ô utinam nova Incude diffingas retusum in Massagetas Arabasque ferrum.

[An Fortuna. O Göttin, die du dein geliebtes Antium regierst, rasch zur Stelle, um den Sterblichen von der untersten Stufe zu erheben oder stolze Triumphe in Leichenzüge zu verkehren: an dich wendet sich mit sorgenvoller Bitte der arme Landbauer, an dich als Herrin des Meeres jeder, der mit bithynischem Kiel das karpathische Meer herausfordert. Dich fürchten der rauhe Daker, dich flüchtige Skythen, Städte und Völker, auch das kampflustige Latium, Mütter barbarischer Könige und in Purpur gewandete Tyrannen, daß du mit gewalttätigem Fuß umstürzt die aufragende Säule oder eine Volksmenge »Zu den Waffen! Die Säumigen zu den Waffen!« ruft und die Herrschaft zerbricht. Dir geht stets voraus die strenge Notwendigkeit, Balkennägel und Keile in der ehernen Hand haltend, und es fehlt nicht die harte Klammer noch das flüssige Blei. Dich verehrt die Hoffnung und die seltene Treue, gehüllt in weißes Gewand, und sie verweigern dir nicht die Gefolgschaft, wann immer du, in verändertem Gewand, die Häuser der Mächtigen feindselig verläßt. Doch der treulose Pöbel und die eidbrüchige Hure kehren den Rücken, es entfliehen, nachdem sie die Krüge mitsamt der Hefe geleert haben, die Freunde, trugvoll sich weigernd, das Joch gemeinsam zu tragen. Erhalte Caesar, der sich anschickt, zu den Britanniern am Ende der Welt zu ziehen, und die frische Truppe der jungen Männer, ein Schrecken den östlichen Gebieten und dem Roten Meer.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Wehe, man muß sich schämen über die Gottlosigkeit und Nichtsnutzigkeit der Ahnen. Was hat das Zeitalter der Barbarei nicht besudelt? Was haben wir, die Enkel, unversehrt vorgefunden? Wovon hat seinen Schreibstift der Lehrer, dreist durch Unwissenheit, ferngehalten? Welchen Autor hat er verschont? Daß doch der Welt dieses Haupt erhalten bleiben möge! Dieser Mann wird den Musen der alten Zeit alle Würde wiedergeben. Janus Lernutius.]

14. AD ODEN XXXVII. Ad sodales, ob manifestatum Antichristi Romani regnum Deo supplicandum esse. Nunc est canendum, nunc prece supplici Pulsandus aether, nunc melioribus Formare mores institutis Tempus erat reprobos, sodales. 5

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Antehac nefas ostendere gaudium Sonante plectro, dum BABYLONICA Pellex inauditos tumultus, Funus et innocuis parabat Incestuoso cum grege pinguium Episcoporum, quidlibet impotens Audere successuque fausto Ebria. Sed minuit furorem á17ñ Afflata verbi fulmine regia, Mentemque lymphatam petulantiâ Redegit in veros timores CHRISTUS, ab Italia minantem Nutu repellens (noctis avem velut Longaeva cornix aut catulum leo Praedator in campis flagrantis Armeniae), daret ut gehennae Fatale scortum, quae Sodomiticis Polluta noxis nec scelus insolens Expavit ullum nec severâ Lege truces moderavit iras.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Wehe – wir müssen uns schämen über die Narben und den Frevel an unseren Brüdern. Wovor sind wir, ein hartes Geschlecht, zurückgescheut? Was haben wir Frevler unangetastet gelassen? Wovon hat die Jugend ihre Hand aus Furcht vor den Göttern zurückgehalten? Welche Altäre hat sie geschont? O daß du doch auf neuem Amboß das stumpfe Schwert umschmiedetest gegen Massageten und Araber!]

14. Horaz, Carm. 1,37. Ad sodaleis, ob Actiacam Augusti victoriam genio indulgendum esse. Nunc est bibendum, nunc pede libero Pulsanda tellus, nunc Saliaribus Ornare pulvinar deorum Tempus erat dapibus, sodales. 5

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Antehac nefas depromere Caecubum Cellis avitis, dum Capitolio Regina dementeis ruinas, Funus et imperio parabat Contaminato cum grege turpium Morbo virorum, quidlibet impotens Sperare fortunaque dulci Ebria. Sed minuit furorem Vix una sospes navis ab ignibus Mentemque lymphatam Mareotico Redegit in veros timores Caesar, ab Italia volantem Remis adurgens, accipiter velut Molleis columbas aut leporem citus Venator in campis nivalis Aemoniae, daret ut catenis Fatale monstrum, quae generosiùs Perire quaerens nec muliebriter Expavit ensem nec latenteis Classe cita reparavit oras,

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Ausa et Monarchas visere supplices Fronte impudicâ turpis, et integras Domare gentes, ut protervis Luxuriem stabiliret armis, Incontinenti tigride saevior, Summis dynastis scilicet abnegans Privata defungi molesto Non humilis meretrix labore.

[Zu der 37. Ode. An die Gefährten: daß man zu Gott flehen müsse wegen der deutlich sichtbar gewordenen Herrschaft des römischen Antichrist. Jetzt heißt es singen, jetzt mit demütigem Gebet an den Himmel klopfen, jetzt war es Zeit, Gefährten, die schlechten Sitten durch bessere Einrichtungen in gehörige Form zu bringen. Zuvor war es Frevel, Freude zu zeigen mit dem Klang der Laute, solange die babylonische Buhlerin unerhörten Aufruhr und unschuldigen Menschen den Tod bereitete zusammen mit dem blutschänderischen Schwarm fetter Bischöfe, zügellos alles und jedes wagend, trunken vom glücklichen Erfolg. Doch dämpfte es ihre Raserei, daß der Palast vom Blitz des Wortes getroffen wurde und daß Christus ihren von Übermut wahnsinnigen Geist in wirkliche Ängste versetzte, indem er die Drohende von Italien mit einem Wink vertrieb (wie den Vogel der Nacht die langlebige Krähe oder wie das Hündchen der Löwe, der in den Gefilden des heißen Armeniens nach Beute jagt), um der Hölle zu überantworten die verderbenbringende Hure, die besudelt war von sodomitischen Übeltaten und in ihrer Frechheit vor keinem Verbrechen zurückschrak und auch nicht durch die Strenge des Gesetzes ihren wilden Zorn in die Schranken weisen ließ. Die Schandbare besaß die Dreistigkeit, auf demütig bittende Könige mt unverschämter Miene zu blicken und unbescholtene Völker zu unterjochen, um mit dreister Waffengewalt ihr Genußleben aufrechtzuerhalten, indem sie, grausamer noch als ein raubgieriger Tiger, als nichtfürstliche Person es nämlich den höchsten Fürsten verwehrte, von belastender Arbeit frei zu sein – sie, keine niedere Hure!]

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Ausa et iacentem visere regiam Vultu sereno, fortis et asperas Tractare serpenteis, ut atrum Corpore combiberet venenum, Deliberata morte ferocior: Saevis Liburnis scilicet invidens Privata deduci superbo Non humilis mulier triumpho.

[An die Gefährten: ob des Sieges des Augustus bei Actium solle man es sich wohl sein lassen. Jetzt heißt es trinken, jetzt mit freiem Fuß die Erde stampfen, jetzt war es Zeit, Gefährten, die Götterpolster zu schmücken mit einem Festmahl nach Art der Salier. Zuvor war es Frevel, Caecuberwein aus uralten Kellern hervorzuholen, solange noch die Königin dem Kapitol wahnwitzige Zerstörung und dem Reich den Untergang zu bereiten suchte, zusammen mit dem befleckten Schwarm perverser entstellter ›Männer‹, zügellos alles und jedes erhoffend, trunken vom süßen Glück. Doch dämpfte es ihre Raserei, daß kaum ein Schiff den Flammen unversehrt entkam und daß Caesar ihren von mareotischem Wein berauschten Sinn in wirkliche Ängste versetzte, indem er sie, als sie von Italien davonflog, mit Rudern verfolgte wie der Habicht die zarten Tauben oder wie den Hasen der schnelle Jäger in den Gefilden des schneebedeckten Haemonien, um in Ketten zu legen das verderbenbringende Ungeheuer. Doch sie, edler zu sterben trachtend, entsetzte sich nicht nach Art der Frauen vor dem Schwert noch suchte sie mit schneller Flotte verborgene Gestade auf. Sie wagte es, auf ihre darniederliegende Königsstadt mit heiterer Miene zu blicken, und war so tapfer, zu den wilden Schlangen zu greifen, um mit ihrem Leib tödliches Gift zu trinken, beherzter noch, nachdem sie ihren Tod beschlossen hatte: Sie gönnte es ja den grausamen liburnischen Schiffen nicht, sie, nun nicht Königin mehr, zu stolzem Triumph hinwegzuführen – sie, keine niedere Frau!]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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15. AD ODEN XXXVIII. Deum non victimis, sed animi integritate colendum esse. á18ñ Victimas odit DEUS immolatas, Displicent thuris cineres Sabaei, Mitte sectari, quibus erigantur Cultibus arae. 5

Credulo cordi nihil allabores Unicè mandat. Neque te cruentum Reiicit durus neque me reatus Mille fatentem.

[Zu der 38. Ode. Gott ist nicht mit Opfern, sondern mit der Reinheit des Herzens zu verehren. Gott haßt die Darbringung von Opfern, ihm mißfällt die Asche arabischen Weihrauchs. Laß ab, eifrig danach zu suchen, zu welchen Arten der Verehrung Altäre errichtet werden könnten! Daß du einem gläubigen Herzen nichts weiter hinzuzutun dich mühst – einzig dies gebietet er. Weder verwirft er hartherzig dich, auch wenn du blutbefleckt bist, noch mich, auch wenn ich gestehe, mich tausendfach schuldig gemacht zu haben.]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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15. Horaz, Carm. 1,38. Ad puerum. Persicos odi, puer, apparatus, Displicent nexae philyra coronae, Mitte sectari, rosa quo locorum Sera moretur. 5

Simplici myrto nihil allabores Sedulus curo. Neque te ministrum Dedecet myrtus neque me sub arcta Vite bibentem.

[An seinen Knaben. Ich hasse, Knabe, persischen Luxus, nicht gefallen mir mit Lindenbast gebundene Kränze. Laß ab, eifrig danach zu suchen, an welchem Ort sich noch eine späte Rose findet! Mir liegt nichts daran, daß du dich anstrengst, der einfachen Myrte beflissen noch etwas hinzuzukünsteln. Dich als Mundschenk ziert die Myrte nicht schlecht, auch mich nicht, wenn ich unter dem dichten Weinlaub trinke.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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PARODIAE AD SECUNDUM LIBRUM CARMINUM Q. HORATII FLACCI. 16. AD ODEN PRIMAM. Ad Petrum Gnodalium scriptorem historiae belli rustici in Germania excitati. Motum ex Luthero vindice rusticum Bellique caussas et vitia et modos Ludumque Fortunae graveisque Vindicias procerum et respersa 5

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Non expiato compita sanguine, Doctrinae et artis plenum opus aureae, á19ñ Tractas, et ostendis futuro Mille modis documenta seclo. Paullùm molesti sarcina ponderis Desit colonis: mox, ubi senserint Onus levari, quae iubebis, Officiosius exequentur. Neglecta mystis illa Suëvicis Tulere nostris damna penatibus, Ut tu diserto copiosus Historicus calamo notasti. Iam feminarum questibus anxiis Perstringis aureis, iam pueri gemunt, Iam fulgor armorum paventes Terret et exanimat puellas. Audire nostros iam videor Duces Ferro rebelles tollere providos Omnesque Germanos in armis Praeter agri miseros colonos.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Die parodierten Horaz-Oden aus dem zweiten Buch der Carmina nach der Ausgabe von Wilhelm Xylander (1575)

16. Horaz, Carm. 2,1. Ad C. Asinium Pollionem. Motum ex Metello consule civicum Bellique causas et vitia et modos Ludumque Fortunae graveisque Principum amicicias et arma 5

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Nondum expiatis uncta cruoribus, Periculosae plenum opus aleae, Tractas, et incedis per igneis Suppositos cineri doloso. Paulùm severae Musa tragoediae Desit theatris: mox, ubi publicas Res ordinâris, grande munus Cecropio repetes cothurno, Insigne moestis praesidium reis Et consulenti, Pollio, curiae, Cui laurus aeternos honores Dalmatico peperit triumpho. Iam nunc minaci murmure cornuum Perstringis aureis, iam litui strepunt, Iam fulgor armorum fugaceis Terret equos equitumque vultus. Audire magnos iam videor duces Non indecoro pulvere sordidos Et cuncta terrarum subacta Praeter atrocem animum Catonis.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Praesul vel Abbas quisquis iniquior Vulgo tributum durius irrogans Hos excitarat Marte laevo Principibus mala comminantes. Quis non cruento sanguine pinguior Campus sepulcris impia praelia á20ñ Testatur auditumque Turcis Teutonici strepitum tumultus? Quis pagus? aut quae moenia lugubris Ignara belli? Quae iuga copiae Non polluerunt militares? Quae caret ara cruore fuso? Sed ne remissis, Musa, decens iocis Threnos Prophetae Ieremiae canas; Sub pergula mecum virenti Quaere modos leviore plectro!

[Zu der 1. Ode. An Petrus Gnodalius, den Verfasser der Geschichte des in Deutschland entfesselten Bauernkrieges. Den Bauernaufstand in der Zeit des Befreiers Luther, die Gründe des Krieges, seine Greuel und die Arten seines Verlaufs, das Spiel Fortunas, die drückenden Rechtsansprüche der Adligen, die mit ungesühntem Blut bespritzten Kreuzwege beschreibst du: ein Werk voller Gelehrsamkeit und goldener Kunst; und du führst auf tausenderlei Art einem künftigen Zeitalter warnende Beispiele vor Augen. Ein wenig nur mag die Bürde einer drückenden Last von den Bauern genommen sein. Bald, sowie sie gemerkt haben, daß die Belastung geringer wird, werden sie dienstfertiger ausführen, was man sie heißen wird. Daß dies von den schwäbischen Priestern nicht recht beachtet wurde, hat unseren Häusern Schaden zugefügt, wie du mit wohlgesetzter Feder als gehaltvoller Historiker vermerkt hast. Bald erschütterst du die Ohren mit den angstvollen Klagen der Frauen, bald ächzen die Knaben, bald schreckt das Blitzen der Waffen die verängstigten Mädchen und raubt ihnen die Besinnung. Schon meine ich unsere Feldherren zu hören, wie sie vorsorglich die Aufständischen mit dem Schwert vernichten und wie alle Deutschen in Waffen sind außer den armen Ackerbauern.

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Iuno et deorum quisquis amicior Afris inulta cesserat impotens Tellure, victorum nepotes Rettulit inferias Iugurthae. Quis non Latino sanguine pinguior Campus sepulcris impia proelia Testatur auditumque Medis Hesperiae sonitum ruinae? Qui gurges aut quae flumina lugubris Ignara belli? Quod mare Dauniae Non decoloravere caedes? Quae caret ora cruore nostro? Sed ne relictis, Musa, procax iocis Ceae retractes munera naeniae; Mecum Dionaeo sub antro Quaere modos leviore plectro.

[An C. Asinius Pollio. Den Zwist unter den Bürgern, der einsetzte unter dem Konsul Metellus, die Gründe des Krieges, seine Greuel und die Arten seines Verlaufs, das Spiel Fortunas, die schlimmen Bündnisse der führenden Männer und die Waffen, besudelt mit noch ungesühntem Blut, beschreibst du: ein Werk, voll von unwägbaren Gefahren, und schreitest über Feuer, das sich unter trügerischer Asche verbirgt. Für kurze Zeit mag die Muse der ernsten Tragödie den Theatern fern sein: Bald, wenn du die Belange des Staates geordnet hast, wirst du dein erhabenes Amt auf dem kekropischen Kothurn wiederaufnehmen, beispielloser Beschützer der armen Beklagten und auch, Pollio, der beratenden Kurie, dem im Dalmatinischen Triumph der Lorbeer ewigen Ruhm einbrachte. Schon jetzt erschütterst du die Ohren mit dem drohenden Tönen der Hörner, schon schmettern die Trompeten, schon schreckt das Blitzen der Waffen die scheuenden Pferde und das Antlitz der Reiter. Schon meine ich die großen Feldherren zu hören, von ehrenvollem Staub beschmutzt, und wie alles auf der Erde unterjocht ist außer der unbeugsamen Seele Catos.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Jeder beliebige Bischof oder Abt hatte, indem er sehr unbillig dem Volk eine härtere Abgabe auferlegte, diese Bauern gereizt, die den Fürsten durch einen unseligen Krieg Böses androhten. Welches mit vergossenem Blut gedüngte Gefilde bezeugt nicht mit Gräbern die ruchlosen Kämpfe und das selbst bei den Türken vernommene Getöse des deutschen Aufruhrs? Welches Dorf oder welche Stadt hat nicht mit dem unheilvollen Krieg Bekanntschaft gemacht? Welches Ackerland haben Militärtruppen nicht verunreinigt, welcher Altar kennt kein vergossenes Blut? Doch gib nicht, Muse, aus Schicklichkeit die Scherze völlig auf, um [nur] die Klagelieder des Propheten Jeremias zu singen! Sinne mit mir unter dem grünenden Laubdach auf Lieder mit leichterem Plektrum!]

17. AD ODEN SECUNDAM. Ad Paullum Chemnitium, Martini filium, vituperans in Theologo pusillanimitatem, et extollens constantiam. Nullus Eliae valor est, severis Obrutae vinclis inimice linguae Paulle Chemniti, nisi concitato Fulminet ore. 5

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Vivet extentis Elisaeus annis, Notus in fraudes animi calentis. Illum aget curru metuente sisti Gloria vivax. á21ñ Tutius vives scelus exsecrando Impium, quàm si manifesta fuco Simplici pingas et ubique vulgi Voce proberis. Pergit intactus scelerum minister Nec malum tollit, nisi fronte laetâ Obvies sonti lacerante scindens Ulcera ferro. Intimum regi tetrico Micheam Dissidens aulae numero Prophetarum eximit Flatus, populumque falsis Dedocet uti

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Juno und wer sonst von den Göttern den Afrikanern freundlicher gesinnt war, war machtlos, ungerächt aus dem Lande gewichen; die Enkel der Sieger brachte sie als Totenopfer dem Jugurtha dar. Welches mit Latinerblut gedüngte Gefilde bezeugt nicht mit Gräbern die ruchlosen Kämpfe und das selbst bei den Medern vernommene Krachen von Hesperiens Zusammenbruch? Welche Fluten oder welche Flüsse haben nicht mit dem unheilvollen Krieg Bekanntschaft gemacht? Welches Meer haben die Gemetzel von Daunia nicht verfärbt? Welches Gestade kennt nicht unser Blut? Doch gib deine Scherze, Muse, nicht mutwillig auf und erneuere nicht wieder die Totengaben des Klageliedes aus Keos! Sinne mit mir in Diones Grotte auf Lieder mit leichterem Plektrum!]

17. Horaz, Carm. 2,2. Ad C. Crispum Sallustium.

Nullus argento color est, avaris Abditae terris inimice lamnae Crispe Sallusti, nisi temperato Splendeat usu. 5

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Vivet extento Proculeius aevo Notus in fratres animi paterni; Illum aget pinna metuente solvi Fama superstes. Latiùs regnes avidum domando Spiritum, quàm si Libyam remotis Gadibus iungas et uterque Poenus Serviat uni. Crescit indulgens sibi dirus hydrops Nec sitim pellit, nisi causa morbi Fugerit venis et aquosus albo Corpore languor. Redditum Cyri solio Phraaten Dissidens plebi numero beatorum Eximit Virtus populumque falsis Dedocet uti

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

112 Vocibus, nomen titulosque mystae Deferens uni propriamque laurum, Quisquis irascens animo inquieto Crimina taxat.

[Zu der 2. Ode. An Paul Chemnitius, den Sohn von Martin Chemnitius. Der Verfasser tadelt den Kleinmut bei einem Theologen und preist die Standhaftigkeit. Ein Elias besitzt keine Geltung, Paul Chemnitius, du Feind einer in strenge Fesseln eingezwängten Rede, wenn er nicht blitzt und donnert in leidenschaftlicher Sprache. Leben wird über weithin sich erstreckende Jahre Elisa, berühmt für seinen glühenden Zorn gegen Freveltaten. Ihn wird auf unaufhaltsamem Wagen dahinfahren lassen lebenskräftiger Ruhm. Besser wirst du dein Überleben sichern, wenn du ein gottloses Verbrechen verfluchst, als wenn du, was offensichtlich ist, mit schlichter Schminke übermalst und überall von der Stimme des Volkes mit Beifall bedacht wirst. Unversehrt setzt der Helfershelfer von Verbrechen seinen Weg fort und beseitigt Böses nicht, wenn du nicht mit heiterer Miene dem Missetäter entgegentrittst und mit dem zertrennenden Stahl die Geschwüre aufschneidest. Anderen Sinnes als der Hof nimmt der Heilige Geist Micha, den engsten Berater des finsteren Königs, aus der Schar der Propheten heraus und lehrt das Volk, nicht länger falsche Bezeichnungen zu benutzen. Namen und Ehrentitel eines Mystes überträgt er einzig demjenigen, nebst dem allein ihm zustehenden Lorbeer, der, zürnend in seinem unruhigen Geiste, Verbrechen tadelt.]

18. AD ODEN QUARTAM. Ad nobilissimum virum Caium Ranzovium monens studium poeseos et exercitium carminis scribendi non esse omittendum. Ne tibi Musae sit amor pudori, CAIE RANZOVI. Prius eruditos á22ñ Movit Heroas facie venustâ Dia Poësis.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Vocibus, regnum et diadema tutum Deferens uni propriamque laurum, Quisquis ingentes oculo irretorto Spectat acervos.

[An C. Crispus Sallustius. Keinen Glanz besitzt das Silber, o Feind des im geizigen Erdreich verborgenen Metalles, Crispus Sallustius, wenn es nicht bei maßvoller Nutzung schimmert. Leben wird Proculeius bis in ferne Zeiten, berühmt für sein väterliches Herz gegenüber den Brüdern. Ihn wird auf nicht erschlaffender Schwinge dahintragen überdauernder Nachruhm. Weiter kann deine Herrschaft reichen, wenn du dein gieriges Herz bezwingst, als wenn du Libyen mit dem entfernten Gades verbändest und beide Puniervölker einem einzigen Herrscher unterworfen wären. Die schlimme Wassersucht nimmt zu, wenn sie mit sich selbst nachsichtig ist, und sie vertreibt nicht den Durst, wenn nicht die Ursache der Krankheit aus den Adern und die aufgeschwemmte Schlaffheit aus dem bleichen Leibe entwichen ist. Obwohl Phraates auf dem Thron des Kyros wieder eingesetzt worden ist, entfernt die Tugend, anderen Sinnes als die breite Menge, ihn aus der Zahl der Glücklichen und lehrt das Volk, nicht länger falsche Bezeichnungen zu benutzen. Königsherrschaft und eine ungefährdete Krone überträgt sie einzig demjenigen, nebst dem allein ihm zustehenden Lorbeer, der mit gleichgültigem Auge auf gewaltige Haufen von Schätzen schaut.]

18. Horaz, Carm. 2,4. Ad Xanthiam Phoceum.

Ne sit ancillae tibi amor pudori, Xanthia Phoceu. Priùs insolentem Serva Briseis niveo colore Movit Achillem,

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Movit Augustum patriae parentem Vena facundi sapiens Maronis. Lusit Arpinas medio in triumpho Carmina Rhetor, Callidae postquàm patuere fraudes Civium pravorum et abire iussus Patriae tutam Catilina pacem Reddidit exsul. Nescias, an te titulis poëtae Musa Parnassi decoret sub umbris: Inclitum certè genus et beatos Spondet honores. Crede non illam tibi cum protervâ Plebe temnendam, quasi despicata Credulos lactet nimium sinistris Spebus alumnos. Commoda et fructum propriasque doteis Integer laudo: fuge suspicari, Cuius in verbis mala fraus latere Credita nusquam.

[Zu der 4. Ode. An den hochedlen Herrn Kai Rantzau, mit dem Hinweis, daß das Studium der Poesie und die Beschäftigung mit dem Schreiben von Gedichten nicht hintangesetzt werden dürften. Die Liebe zur Muse sei dir kein Grund, dich zu schämen, Kai Rantzau! Früher schon hat die göttliche Poesie mit ihrem lieblichen Antlitz gebildete Heroen beeindruckt. Augustus, den Vater des Vaterlandes, beeindruckte die weisheitsvolle poetische Ader des redegewandten Maro. Der Rhetor aus Arpinum schrieb mitten im Triumph zum Zeitvertreib Gedichte, nachdem die gerissenen Intrigen schlimmer Bürger zutage lagen und Catilina, geheißen, außer Landes zu gehen, mit seiner Verbannung dem Vaterland sicheren Frieden zurückgab. Du kannst nicht wissen, ob die Muse dich im Schatten des Parnaß mit dem Ehrennamen des Dichters schmückt. Sie verheißt zuverlässig einen ruhmreichen Stand und herrliche Ehren.

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Movit Aiacem Telamone natum Forma captivae dominum Tecmessae, Arsit Atreides medio in triumpho Virgine rapta, Barbarae postquam cecidere turmae Thessalo victore et ademtus Hector Tradidit fessis leviora tolli Pergama Graiis. Nescias, an te generum beati Phyllidis flavae decorent parentes; Regium certè genus et penateis Moeret iniquos. Crede non illam tibi de scelesta Plebe delectam neque sic fidelem, Sic lucro aversam potuisse nasci Matre pudenda. Brachia et vultum teretesque suras Integer laudo, fuge suspicari, Cuius octavum trepidavit aetas Claudere lustrum.

[An Xanthias aus Phokis.

Die Liebe zu einer Magd sei dir kein Grund, dich zu schämen, Xanthias aus Phokis! Früher schon hat die Sklavin Briseis mit ihrer schneeweißen Farbe den stolzen Achilles eregt. Den Ajax, Sohn des Telamon, ihren Herrn, erregte die Schönheit seiner Gefangenen Tekmessa. Der Atride entbrannte mitten im Triumph für die geraubte Jungfrau, nachdem die Barbarentruppen gefallen waren durch den thessalischen Sieger und Hektor, hingerafft, den Griechen Pergamon überlassen hatte, das so für die Erschöpften leichter zu vernichten war. Du kannst nicht wissen, ob nicht vielleicht reiche Eltern der blonden Phyllis dir, als dem Schwiegersohn, Ehre machen. Sie beklagt gewiß ihr königliches Geschlecht und die Ungnade der Penaten.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Glaub nur, du darfst jene nicht im Bunde mit der unverschämten breiten Masse verschmähen, so als ködere sie, ein Gegenstand der Verachtung, ihre leichtgläubigen Zöglinge mit übertrieben günstigen Hoffnungen. Ihre Vorzüge, ihren Nutzen und ihre ganz besonderen Gaben lobe ich uneigennützig. Sei ohne Argwohn bei einem, von dem man nirgendwo geglaubt hat, daß sich in seinen Worten übler Trug verberge.]

19. AD ODEN VI. á23ñ Ad Publ. Virgilium Maronem. Aeneidos et Odarum Horatii Flacci laus. Virgili, campos aditure mecum et Avii informem nemoris recessum et Vitreos fontes, ubi grata semper Sibilat aura. 5

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Factum opus cura tibi diligenti Sit meae dives precium iuventae, Sit scopus constans studii et laborum Ingeniique. Unde si durae prohibent Camoenae, Molle Dircaei aggrediar Poëtae Carmen et tentabo fides sonoras Vatis Horatii. Ille cycnorum mihi praeter omnes Unicus ridet, quia non Achivis Vatibus cedit celebremque tentat Vincere Romam. Res habet multas, propriisque vestis Cuncta lemniscis, ut ubique comptus Artis et venae facilis potentem Arguat usum. á24ñ Ille me clemens fovet et beatis Instruit iussis. Ab eo reversus Debita crines decorabor herba Auspice Phoebo.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Glaub nur: du hast sie nicht aus gesetzlosem Pöbel erwählt – und glaub nur, daß sie, so treu, so dem Gewinn abgeneigt, wie sie ist, nicht von einer anrüchigen Mutter abstammen könnte! Arme, Antlitz und die glatten Waden lobe ich ganz ohne Hintergedanken. Sei ohne Argwohn bei einem, dessen Lebensalter eilte, das achte Lustrum zu beschließen.]

19. Horaz, Carm. 2,6. Ad Septimium. Septimi, Gades aditure mecum et Cantabrum indoctum iuga ferre nostra et Barbaras Syrteis, ubi Maura semper Aestuat unda. 5

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Tibur Argeo positum colono Sit meae sedes utinam senectae, Sit modus lasso maris et viarum Militiaeque. Unde si Parcae prohibent iniquae, Dulce pellitis ovibus Galesi Flumen et regnata petam Laconi Rura Phalantho. Ille terrarum mihi praeter omneis Angulus ridet, ubi non Hymetto Mella decedunt viridique certat Bacca Venafro, Ver ubi longum tepidasque praebet Iuppiter brumas et amicus Aulon Fertili Baccho minimum Falernis Invidet uvis. Ille te mecum locus et beatae Postulant arces. Ibi tu calentem Debita sparges lacryma favillam Vatis amici.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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[Zu der 6. Ode. An Publius Vergilius Maro. Lob der Aeneis und der Oden des Horatius Flaccus. Vergil, in die Felder willst du mit mir ziehen, in die wüste Zurückgezogenheit eines abgelegenen Hains und zu den kristallklaren Quellen, wo stets ein angenehmes Lüftchen säuselt. Das von dir mit gründlicher Sorgfalt geschaffene Werk soll der reiche Schatz meiner Jugend sein, das beständige Ziel meines Strebens, meiner Mühen und meines Scharfsinns. Falls die Musen mich von dort hartherzig fernhalten, werde ich die sanfte Dichtung des Poeten aus Theben aufsuchen und mich der klangvollen Leier des Dichters Horaz zuwenden. Jener einzigartige Dichter gefällt mir vor allen anderen, weil er nicht hinter den griechischen Dichtern zurücksteht und das gefeierte Rom in den Schatten zu stellen sucht. Er verfügt über einen reichen Besitz, und sein Gewand ist ganz mit unvergänglichen Ehrenbändern besetzt, so daß es überall deutlich kundtut den Schmuck der Kunst und die überlegene Anwendung eines leicht zu Gebote stehenden poetischen Talents. Jener erquickt mich gnädig und unterrichtet mich mit segensreichen Anweisungen. Nach der Rückkehr von ihm wird mein Haar unter der Aufsicht Apollos geschmückt werden mit geziemendem Grün.]

20. AD ODEN IIX. In Christum redemptorem. Ulla si mortis tibi saevientis Poena, Rex regum, nocuisset umquam, Mente si fluxa fieres vel alto Mollior ore, 5

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Cederem. Sed tu, simul obtulisti Regium caedi caput, enitescis Pulcrior multò populique prodis Publica cura. Expedit furvae proceres Gehennae Vincere et toto furibunda Noctis Monstra cum inferno rutilaque pestes Luce carentes.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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[An Septimius. Septimius, nach Gades willst du mit mir reisen und zu dem Kantabrer, der nicht gelernt hat, unser Joch zu tragen, und zu den barbarischen Syrten, wo ständig die maurische Flut aufbrandet. Das vom argivischen Siedler gegründete Tibur wünsche ich mir als Sitz meines Alters, es sei das Ziel mir, der müde ist vom Meer, von den Straßen und vom Kriegsdienst. Falls die Parzen mich von dort ungnädig fernhalten, möchte ich den für die Decken tragenden Schafe anziehenden Fluß Galaesus aufsuchen und die Gefilde, die von dem Lakonier Phalanthos beherrscht werden. Jener Winkel der Erde lacht mir vor allen anderen, dort, wo der Honig nicht hinter dem vom Hymettus zurücksteht und wo die Olive mit dem grünen Venafrum um den Vorrang streitet, wo der Frühling lang ist und Jupiter milde Winter gewährt und wo Aulon, dem segenspendenden Bacchus zugetan, die Falernertrauben um nichts beneidet. Jener Ort und die glückseligen Burgen verlangen nach dir in der Gemeinschaft mit mir. Dort wirst du die glimmende Asche deines Freundes, des Dichters, mit der gebührenden Träne benetzen.]

20. Horaz, Carm. 2,8. In Barinen meretricem. Ulla si iuris tibi peierati Poena, Barine, nocuisset unquam, Dente si nigro fieres vel uno Turpior ungui, 5

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Crederem: sed tu simul obligasti Perfidum votis caput, enitescis Pulcrior multò iuvenumque prodis Publica cura. Expedit matris cineres opertos Fallere et toto taciturna noctis Signa cum coelo gelidaque divos Morte carenteis.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Gaudet hoc, inquam, pater ipse, gaudent Alites casti, chorus et piorum, Semper argutos meditans amica Voce canores. á25ñ Adde, quòd plebes tibi credit omnis, Servitus crescit nova, nec priores Redditi iussis domini resistunt Saepe minati. Te suis matres precibus fatigant, Te senes casti, miseramque nati Nuper in lucem, tua ne relinquat Aura rogantes.

[Zu der 8. Ode. Auf den Erlöser Christus. Wenn dir die Strafe des wütenden Todes, König der Könige, jemals geschadet hätte, wenn du schwankenden Geistes geworden wärst oder zaghafter angesichts seiner stolzen Miene, dann würde ich mich zurückziehen. Doch sobald du dein königliches Haupt dem Mordanschlag dargeboten hast, erstrahlst du um vieles schöner noch, und du trittst hervor als Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit des Volkes. Dir gelingt es, die Oberhäupter der schwarzen Hölle zu besiegen und die wutschnaubenden Ungeheuer der Nacht mitsamt der ganzen Unterwelt und die Unholde, die des goldenen Lichts entbehren. Es freut sich darüber, sage ich, der Vater selbst, es freuen sich die keuschen Engel und der Chor der Frommen, der ständig darauf sinnt, mit freundlicher Stimme klangreiche Gesänge erschallen zu lassen. Und was noch mehr ist: Das ganze Volk glaubt an dich, neue Dienerschaft wächst dir heran, und die Älteren widersetzen sich nicht den Geboten des wiedergeschenkten Herrn, so oft sie auch damit gedroht haben. Dich bestürmen mit ihren Gebeten die Mütter, dich die frommen Greise und die Kinder, die unlängst das jammervolle Licht der Welt erblickt haben: daß dein Hauch sie bei ihren Bitten nicht verlassen möge.]

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Ridet hoc, inquam, Venus ipsa, rident Simplices Nymphae, ferus et Cupido Semper ardenteis acuens sagittas Cote cruenta. Adde, quòd pubes tibi crescit omnis, Servitus crescit nova nec priores Impiae tectum dominae relinquunt Saepe minati. Te suis matres metuunt iuvencis, Te senes parci miseraeque nuper Virgines nuptae, tua ne retardet Aura maritos.

[Auf die Hure Barine. Wenn dir die Strafe für einen gebrochenen Eid, Barine, jemals geschadet, wenn ein schwarzer Zahn oder ein einziger Fingernagel dich verunzierte, dann wollte ich dir trauen. Doch sobald du dein treuloses Haupt durch Gelübde gebunden hast, verstärkt sich der Glanz deiner Schönheit um vieles, und du trittst hervor als Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit der Jünglinge. Dir gelingt es, die begrabene Asche deiner Mutter zu täuschen und die schweigenden Gestirne der Nacht am ganzen Himmel und die Götter, die frei sind vom eisigen Tode. Es lacht darob, sage ich, Venus selbst, es lachen die arglosen Nymphen und der wilde Cupido, der ständig die glühenden Pfeile auf blutigem Schleifstein schärft. Und was noch mehr ist: die ganze Jugend, eine neue Dienerschaft wächst dir heran, und die Älteren verlassen nicht das Haus der treubrüchigen Herrin, so oft sie auch damit gedroht haben. Dich fürchten die Mütter für ihre Söhne, dich geizige alte Männer und auch die armen kürzlich vermählten Jungfrauen, daß dein Hauch ihre Gatten aufhalten könnte.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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21. AD ODEN IX. Ad Persium, ut ab amoribus desinat. Non semper Iris nubibus implicat Terras, per agros, aut mare Gallicum Turbant inoffensi Triones Usque, nec Italicis in oris, 5

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Amice Persi, flat Zephyrus dies Blandus per omnes, aut nebulonibus Querceta Sylvani laborant, Qua timidi spoliantur auro. Tu semper ardes delicias tuas Mixen puellam, nec tibi Lucifer Ignes ademit molliores Nec Venerem Hesperus impotentem. á26ñ At non ter ardens Philla Cupidinem Ludebat omnes molliculum salax Annos, nec errantem noverca Hippolitum aut Dryades puellae Arsere semper. Desine vestium Tandem venustarum, et potius leves Fingamus auriti triumphos Anseris et Polypum madentem Runcumque vatem sedibus additum Nostris, venenum gignere viperas, Intraque cancellos Poëtas Exiguis latitare clatris. Franciscus Hildensaemus.

[Zu der 9. Ode. An Persius, daß er von seiner Verliebtheit lassen solle. Nicht ständig hüllt Iris mit Wolken die Erde ein, über die Äcker hin; nicht setzen unaufhörlich die Sternbilder der Bären die Straße von Dover in Aufruhr, und in den Gefilden Italiens,

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21. Horaz, Carm. 2,9. Ad Valgium. Non semper imbres nubibus hispidos Manant in agros aut mare Caspium Vexant inaequales procellae Usque nec Armeniis in oris, 5

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Amice Valgi, stat glacies iners Menseis per omneis aut Aquilonibus Querceta Gargani laborant Et foliis viduantur orni: Tu semper urges flebilibus modis Mysten ademtum, nec tibi vespero Surgente decedunt amores Nec rapidum fugiente solem. At non ter aevo functus amabilem Ploravit omneis Antilochum senex Annos, nec inpubem parentes Troilon aut Phrygiae sorores Flevêre semper. Desine mollium Tandem querelarum, et potiùs nova Cantemus Augusti trophaea Caesaris et rigidum Niphatem Medumque flumen gentibus additum Victis minores volvere vortices Intraque praescriptum Gelonos Exiguis equitare campis.

[An Valgius. Nicht strömt ständig Regen aus den Wolken auf die struppigen Äcker, nicht immerzu peitschen die unbeständigen Winde das Kaspische Meer, und in Armeniens Gefilden,

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Freund Persius, weht der schmeichelnde Zephyr nicht alle Tage, und des Silvanus Eichenhaine haben nicht alle Tage unter Taugenichtsen zu leiden dort, wo Furchtsame ihres Goldes beraubt werden. Du aber bist ständig von heißer Liebe entbrannt zu deiner Wonne, dem Mädchen Mixe, und nicht hat der Morgenstern dir deine hingebungsvolle Glut geraubt noch der Abendstern deine leidenschaftliche Liebe. Doch die von überaus heißer Liebe zu dem zärtlichen Cupido glühende Philla hat nicht alle Jahre geil vertändelt. Und die Stiefmutter oder die Dryaden haben nach dem umherschweifenden Hippolytus nicht stets gebrannt. Laß endlich ab von den reizenden Kleidern! Laß uns lieber etwas fabulieren von den leichten Triumphen der aufmerksamen Gans und vom triefenden Polyp und von dem Dichter Runcus, unseren Wohnsitzen beigesellt – , davon, daß Schlangen Gift erzeugen, und davon, daß Dichter sich verbergen innerhalb von Einzäunungen mit schmalem Gitterwerk. Franz Hildesheim.]

22. AD ODEN XI. Ad Danielem Hoffmannum Theologum, Christo fidentibus non metuendum esse. Quid Cinglianus mobilis et Papa, HOFMANE praestans, cogitet, Alpibus á27ñ Divisus obiectis, remittas Quaerere, nec trepides aperta 5

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Verum fateri voce. Perit citò Rerum supellex, et decor, impetu Urgente vivacis senectae Cunctaque comminuentis alta. Non splendor idem permanet impiis Semper, neque uno sors facilis nitet Vultu. Quid infestis paventes Exsiliis animi tremiscunt? Cur non in aedis limine supplices Domove nostra fundimus ad Deum Preces et infectos reatu Corrigimus pietate sensus

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Freund Valgius, steht nicht alle Monate hindurch starrer Frost, nicht immer haben die Eichen des Garganus unter den Nordwinden zu leiden und werden von diesen die Bergeschen ihres Laubes beraubt. Du aber beklagst ständig in traurigen Weisen den dahingerafften Mystes; deine Liebe läßt nicht nach, wenn der Abendstern heraufsteigt, noch wenn er vor der sengenden Sonne flieht. Doch hat der Greis, der drei Menschenalter gelebt hat, nicht alle die Jahre den liebenswürdigen Antilochus bejammert, noch haben den noch nicht erwachsenen Troilus die Eltern und die phrygischen Schwestern unablässig beweint. Laß endlich ab von den weichlichen Klagen! Laß uns lieber die neuen Trophäen des Caesar Augustus und den eisesstarren Niphates besingen und den medischen Fluß, wie er, besiegten Völkern beigesellt, bescheidenere Wirbel wälzt, und von den Gelonen, wie sie innerhalb vorgeschriebener Grenzen auf knapp bemessenen Gefilden reiten.]

22. Horaz, Carm. 2,11. Ad Quinctium Hirpinum. Quid bellicosus Cantaber et Scythes, Hirpine Quincti, cogitet Adria Divisus obiecto, remittas Quaerere, nec trepides in usum 5

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Poscentis aevi pauca. Fugit retrò Levis iuventas et decor, arida Pellente lascivos amores Canicie facilemque somnum. Non semper idem floribus est honos Vernis, neque uno Luna rubens nitet Vultu: quid aeternis minorem Consiliis animum fatigas? Cur non sub alta vel platano vel hac Pinu iacentes sic temere et rosa Canos odorati capillos, Dum licet, Assyriaque nardo

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Iuvante Christo? Spiritus amovet Curas edaces. Quis mihi protinus Proponit exemplum vetusti Temporis ex veterum libellis? Quis deviâ custodit ab orbita Palantem? Olympo Spiritus aliger Descendat et contra malignos Christicolas tueatur hostes. á28ñ

[Zu der 11. Ode. An Daniel Hoffmann: Daß diejenigen, die auf Christus vertrauen, nichts zu befürchten haben. Worauf der bewegliche Anhänger Zwinglis und der Papst, durch die eine Barriere bildenden Alpen von uns getrennt, sinnen mögen – laß ab, vortrefflicher Hoffmann, danach zu forschen, und scheue dich nicht, in unverhohlener Rede die Wahrheit zu bekennen! Schnell vergehen gegenständliche Habe und schöne Gestalt unter dem drängenden Ansturm eines alles Hohe untergrabenden langen Greisenalters. Den Gottlosen bleibt ihre Pracht nicht unverändert ständig erhalten, und ihnen erstrahlt das Schicksal nicht willfährig mit nur einem Antlitz. Weshalb erzittern die Geister in Angst vor einem unsicheren Exil? Warum lassen wir nicht in den vier Wänden der Kirche oder in unserem Haus demütig Gebete an Gott verströmen und bringen unser durch Schuld vergiftetes Denken durch Frömmigkeit wieder in Ordnung mit Christi Hilfe? Ein hoher Geist hält die nagenden Sorgen fern. Wer gibt mir sogleich ein Beispiel der alten Zeit an die Hand, aus den Büchern der Alten? Wer behütet den, der von einem abgelegenen Pfad abirrt? Vom Himmel möge ein geflügelter Geist herabsteigen und die Christusverehrer gegen die bösen Feinde beschützen!]

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Potamus uncti? Dissipat Euius Curas edaceis. Quis puer ocyùs Restinguet ardentis Falerni Pocula praetereunte lympha? Quis devium scortum eliciet domo Lyden? Eburna dic age cum lyra Maturet, incomtam Lacaenae More comam religata nodo.

[An Quinctius Hirpinus. Worauf der kriegerische Kantabrer und der durch die eine Barriere bildende Adria von uns getrennte Skythe sinnen mögen – laß ab, Hirpinus Quinctius, danach zu forschen, und zittre nicht um das Wenige, das das Leben zu seinem Unterhalt fordert! Die glatte Jugend und ihr Liebreiz flieht davon, und das vertrocknete graue Alter vertreibt die Liebeslust und den leichten Schlaf. Nicht immer blühen die Blumen im Frühling in gleicher Pracht, und der rötliche Mond strahlt nicht mit nur einem Antlitz. Warum plagst du deinen Geist, der doch Überlegungen nicht gewachsen ist, die auf die endlose Zukunft zielen? Warum lagern wir uns nicht einfach so unter der hohen Platane oder dieser Pinie und trinken, solange es geht, mit assyrischer Narde gesalbt und das graue Haar von Rosenduft umweht? Euhius vertreibt die nagenden Sorgen. Welcher Knabe wird rasch die Becher des glühenden Falerners mit vorüberfließendem Wasser löschen? Wer wird Lyde, das abseits wohnende Liebchen, hervorholen aus ihrem Haus? Sag ihr schnell: mit der elfenbeinernen Lyra soll sie herbeieilen, das Haar nach spartanischer Sitte ungekämmt und zum Knoten gebunden.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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23. AD ODEN XIII. In Arcadem Poëtam.2 Illa et nefasto te peperit die, Quaecunque furtim, et monstrigero sinu Eminxit, Arcas, in bonorum Perniciem, opprobriumque mundi. 5

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Illam et sororis crediderim suae Rupisse matricem, et genitalia Subasse nocturno furore Daemonis. Illa pudenda GalliCa, et quicquid usquam subrigitur nefas Tentavit, alvo quae genuit sua Te triste monstrum, te furentem In Prytani caput innocentis. Cui quisque fidat, nusquam homini satis Notum est in oris, rustica nobilem Pubes perhorrescit, neque extra Rura timet peregrina damna. Exsul triremes et celerem manum Civis, tyrannos civis et aulicum Virus, at improvisa vulgi Vis feriit, ferietque multos. Quam vana stultae tela proterviae Ac dedolatum vidimus Arcadem? á29ñ Librosque tortores malorum, et Socraticis calamis potentem

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Unum Latinis de melioribus Te te canentem lenius hostico Lysippe filo, dira Brontis Dira plani mala, dira furum. Te namque nervo tanta Platonico Miramur omnes pangere: sed magis Lites et exutos Cethegos Sollicito legit ore laesus.  2

Diese Parodie von Hildensaemus (Hildesheim) mußte unübersetzt bleiben. Zur Begründung s. Kommentar, S. 556.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

23. Horaz, Carm. 2,13. In arborem. Ille et nefasto te posuit die, Quicunque primùm, et sacrilega manu Produxit, arbos, in nepotum Perniciem opprobriumque pagi; 5

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Illum et parentis crediderim sui Fregisse cervicem et penetralia Sparsisse nocturno cruore Hospitis; ille venena Colchica et quicquid usquam concipitur nefas Tractavit, agro qui statuit meo Te, triste lignum, te caducum In domini caput inmerentis. Quid quisque vitet, nunquam homini satis Cautum est in horas. Navita Bosporum Poenus perhorrescit neque ultrà Caeca timet aliunde fata, Miles sagittas et celerem fugam Parthi, catenas Parthus et Italum Robur: sed inprovisa lethi Vis rapuit rapietque gentis. Quàm paenè furvae regna Proserpinae Et iudicantem vidimus Aeacum Sedesque discretas piorum et Aeoliis fidibus querentem

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Sappho puellis de popularibus, Et te sonantem pleniùs aureo, Alcaee, plectro dura navis, Dura fugae mala, dura belli. Utrunque sacro digna silentio Mirantur umbrae dicere, sed magis Pugnas et exactos tyrannos Densum humeris bibit aure vulgus.

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Quid mirum? ubi illis fulminibus stupens Eructat atros helluo Saxipes Ronchos, et infamis retorti Nicteridae cruciantur ungues? Quin et Pyracmon et Steropis nepos Tristi malorum concutitur sono: Nec audet Hipponax Achivas, Aut Latias lacerare Musas. Franciscus Hildensaemus.

24. AD ODEN XV. In saeculi nostri dissidia. Iam parva votis tempora tetricae Lites relinquent, undique latius á30ñ Excita visetur nefando Rixa modo, dubiusque terror 5

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Invadet urbes. Tum mala iurgia Clamorque et omnis copia scommatum Locum in cathedris occupabit Materia meliore dignis, Tum spreta dirum mutua caritas Vitabit orbem. Non ita Spiritus Praescriptum et aeterni Iehovae Auspiciis veterumque norma: Praeclarus illis ardor erat piae Consensionis. Nulla fideliter Ictum simultas inquieta Ausa fuit violare foedus. Nec deviantem spernere oviculam Leges sinebant, mentibus anxiis Parci iubentes et piorum Corda sacro recreare verbo.

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Quid mirum, ubi illis carminibus stupens Demittit atras bellua centiceps Aureis et intorti capillis Eumenidum recreantur angues? Quin et Prometheus et Pelopis parens Dulci laborem decipitur sono Nec curat Orion leones Aut timidos agitare lyncas.

24. Horaz, Carm. 2,15. In sui saeculi luxum. Iam pauca aratro iugera regiae Moles relinquent, undique latiùs Extenta visentur Lucrino Stagna lacu, platanusque coelebs 5

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Evincet ulmos. Tum violaria et Myrtus et omnis copia narium Spargent olivetis odorem Fertilibus domino priori, Tum spissa ramis laurea fervidos Excludet ictus. Non ita Romuli Praescriptum et intonsi Catonis Auspiciis veterumque norma: Privatus illis census erat brevis, Commune magnum; nulla decempedis Metata privatis opacam Porticus excipiebat Arcton. Nec fortuitum spernere cespitem Leges sinebant, oppida publico Sumtu iubentes et deorum Templa novo decorare saxo.

131

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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[Zu der 15. Ode. Auf die Zwietracht unseres Zeitalters. Bald werden finstere Streitereien nur noch wenig Zeit für Gebete übrig lassen. Überall wird weit und breit zu sehen sein ein auf ruchlose Weise entfachter Hader, und bedenkliches Schrecknis wird in die Städte einziehen. Dann werden üble Zänkereien und Geschrei und die ganze Fülle von Sticheleien Raum greifen bei den Lehrstühlen, die besserer Aufgaben würdig wären. Dann wird die wechselseitige Nächstenliebe der Verachtung anheimfallen und die schreckliche Welt meiden. So ist nicht die Vorschrift des Heiligen Geistes, dies entspricht nicht dem Oberbefehl des ewigen Herrn und nicht der Regel der Alten. In hohem Ansehen stand bei ihnen das heiße Verlangen nach liebevoller Harmonie. Keine ruhelose Feindseligkeit hat es gewagt, den getreulich geschlossenen Bund zu verletzen. Und ein vom Wege abirrendes Schäfchen zu verachten, erlaubten die Gesetze nicht, die aber befahlen, ängstliche Gemüter zu schonen und die Herzen der Frommen mit dem heiligen Wort zu erquicken.]

25. AD ODEN XIX. Christum in beatis mystica sedibus Vidi docentem, credite posteri, á31ñ Umbrasque discentes et aures Spirituum aligerorum acutas. 5

10

15

Ohe, recenti mens trepidat metu, Plenoque flatus pectore turbidum Bacchatur. Ohe, perge, Iesu, Perge meos stimulare sensus! Fas innocentes est mihi Apostolos Coetusque blandos, vocis et uberes Sonare nimbos atque linguis Sparsa novis iterare iussa. Fas et protervae crimen hypocrisis Palàm retectum sensaque devia Monstrata, doctorum stupente Ingenium geniumque turba.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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[Auf den unmäßigen Aufwand seines Zeitalters. Bald werden die königlichen Riesenbauten dem Pflug nur noch wenige Joche Landes übriglassen, überall werden sich unseren Augen Teiche darbieten, die sich weiter ausdehhnen als der Lucrinersee, und die unvermählte Platane wird die Ulmen verdrängen. Dann werden Veilchenbeete und Myrten und die ganze Fülle wohlriechender Blumen ihren Duft über die Olivenhaine verbreiten, die ihrem früheren Herrn Frucht brachten. Dann wird der dichtgezweigte Lorbeer die Angriffe der Gluthitze fernhalten. Dies war nicht die Vorschrift des Romulus und nicht die Regel der Alten unter der Leitung des unfrisierten Cato. Privateigentum war bei ihnen karg, Gemeingut groß. Keine von einer Zehnfuß-Meßrute ausgemessene Halle hielt bei Privatleuten den kühlen Nordwind auf. Und ein naturgegebenes Rasenstück zu verachten, erlaubten die Gesetze nicht, die aber befahlen, die Städte und auch die Tempel der Götter auf Staatskosten mit frisch gebrochenem Stein zu zieren.]

25. Horaz, Carm. 2,19. In Bacchum. Bacchum in remotis carmina rupibus Vidi docentem, credite posteri, Nymphasque discenteis et aureis Capripedum Satyrorum acutas. 5

10

15

Euoe, recenti mens trepidat metu Plenoque Bacchi pectore turbidùm Laetatur. Euoe, parce Liber, Parce gravi metuende thyrso. Fas pervicaceis est mihi Thyadas Vinique fontem, lactis et uberes Cantare rivos atque truncis Lapsa cavis iterare mella, Fas et beatae coniugis additum Stellis honorem tectaque Penthei Disiecta non leni ruina, Thracis et exitium Lycurgi.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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20

Tu parcis hosti, tu regis inscios, Tu separatis abditus in iugis Cibum ministras liberalem Mille viris totidemque nuptis. Tu, cum parentes fraudibus improbis Primos gehennae falleret arbiter, Noxam remisisti et libenter Supplicium grave pertulisti.

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30

Quamquam Iehovae filius et Deo Aequalis ipsi, non sat idoneus á32ñ Letho videbaris; sed idem Mortis eras mediusque pacis. Te vidit acri Cerberus inquies Ira tumentem, carcere liberans Manes, et abscedentis beatos Ore pedes Stygio momordit.

[Zu der 19. Ode. Christus habe ich gesehen, wie er in den Wohnsitzen der Seligen Geheimnisvolles lehrte – glaubt es, ihr Nachgeborenen! Gesehen habe ich auch die lernenden Schatten und die gespitzten Ohren der geflügelten Geister. Ohe! Das Herz bebt noch von eben erst empfundener Furcht und jauchzt aufgeregt, die Brust erfüllt vom Heiligen Geist. Ohe! Fahre fort, Jesus, fahre fort, meine Gedanken anzutreiben! Ich darf nun die unschuldigen Apostel, die freundlichen Versammlungen und die stimmreichen Schwärme besingen und die mit neuen Zungen verbreiteten Gebote wiederholen. Ich darf auch singen von dem öffentlich aufgedeckten Frevel dreister Heuchelei, von der Offenlegung abseitiger Gedanken – wobei die Schar der Gelehrten über [Christi] Geist und Genius staunte. Du schonst den Feind, du lenkst die Unkundigen. Du bietest, auf fernen Höhen verborgen, reiche Speise dar für zahllose Männer und ebenso viele Gattinnen. Obwohl der Gebieter der Hölle die ersten Eltern mit ruchloser Tücke zu einem Fehltritt verleitet hat, hast du die Schuld erlassen und gern die schwere Strafe auf dich genommen.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

20

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Tu flectis amneis, tu mare barbarum, Tu separatis uvidus in iugis Nodo coerces viperino Bistonidum sine fraude crineis. Tu, cum parentis regna per arduum Cohors Gigantum scanderet impia, Rhoecum retorsisti leonis Unguibus horribilique mala.

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Quanquam choreis aptior et iocis Ludoque dictus non sat idoneus Pugnae ferebaris; sed idem Pacis eras mediusque belli. Te vidit insons Cerberus aureo Cornu decorum leniter atterens Caudam et recedentis trilingui Ore pedes tetigitque crura.

[Auf Bacchus. Bacchus habe ich gesehen, wie er auf entlegenen Felsen Lieder lehrte – glaubt es, ihr Nachgeborenen! Gesehen habe ich auch die lernenden Nymphen und die gespitzten Ohren der bocksfüßigen Satyrn. Euoe! Das Herz bebt noch von eben erst empfundener Furcht und jubelt aufgeregt, die Brust erfüllt von Bacchus. Euhoe! Verschone mich, Liber, verschone mich, du Furchterregender mit dem unüberwindlichen Thyrsusstab! Ich darf nun die ausdauernden Thyiaden, die Quelle des Weins, die milchreichen Flüsse besingen und immer aufs neue sagen, wie der Honig aus hohlen Baumstämmen tropft. Nun darf ich singen, wie die Zier deiner beseligten Gattin den Gestirnen beigesellt wurde, wie die Häuser des Pentheus zertrümmert wurden in heftigem Einsturz, auch von dem Untergang des Thrakers Lykurg. Du lenkst die Flüsse, du das Meer der Barbaren, du bindest auf entfernten Höhen, trunken vom Wein, mit dem Knoten aus Schlangen das Haar der Thrakerinnen, ohne daß diese dadurch verletzt würden. Als die ruchlose Rotte der Giganten das Reich deines Vaters in der Höhe erstieg, hast du Rhoecus zurückgeschlagen mit den Pranken und dem schrecklichen Maul des Löwen.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Obgleich Sohn des Herrn und Gott selbst gleich, schienst du nicht hinreichend geeignet für den Tod. Doch als derselbe hast du dich erwiesen im Tode wie mitten im Frieden. Dich hat beunruhigt Zerberus gesehen, wie du, glühend von heftigem Zorn, die Seelen der Verstorbenen aus dem Kerker befreitest, und als du zurückgingst, hat er deine seligen Füße mit höllischem Maul gebissen.]

26. Alia parodia ad eandem. Amorem ocellis flammeolis herae Vidi insidentem, credite posteri, Fratresque circum ludibundos Cum pharetra volitare et arcu. 5

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Eheu, pavore cor trepido salit, Mensque icta amoris numine devium Lymphatur. Eheu, parce telis, Parce gravi, puer acer, igne. Fas inquieta sit mihi gaudia Curasque dulces, cuspidis et tuae Votiva vulnera atque amicum Arte lyrae celebrare amarum, Fas et parentis regna Amathusidos Porrecta latè dicere partaque á33ñ Tropea de Titane et astus Mulciberis malè pertinaces. Tu vim leonum, tu tigridum domas Ceteque et uros, perque acies truci Dextra Gradivum fulminantem Mitem animum placidumque reddis. Tu post Gigantum terrigenam manum Fusam fugatam tela Diespitri Irata tollis. Tu relicta Coniuge sidereisque regnis

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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Man sagte allerdings von dir, da du im Rufe stehst, eher für Reigentänze, Scherze und Spiel zu taugen, du seist nicht hinreichend geeignet zum Kampf. Doch als derselbe hast du dich erwiesen im Frieden wie mitten im Kriege. Zerberus sah dich, ohne dich zu verletzen, im Schmuck deines goldenen Horns. Er schmiegte sanft seinen Schwanz an dich, und als du zurückgingst, hat er deine Füße und Beine mit seinem dreizüngigen Maule berührt.]

26. Horaz, Carm. 2,19. In Bacchum. Bacchum in remotis carmina rupibus Vidi docentem, credite posteri, Nymphasque discenteis et aureis Capripedum Satyrorum acutas. 5

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Euoe, recenti mens trepidat metu Plenoque Bacchi pectore turbidùm Laetatur. Euoe, parce Liber, Parce gravi metuende thyrso. Fas pervicaceis est mihi Thyadas Vinique fontem, lactis et uberes Cantare rivos atque truncis Lapsa cavis iterare mella, Fas et beatae coniugis additum Stellis honorem tectaque Penthei Disiecta non leni ruina, Thracis et exitium Lycurgi. Tu flectis amneis, tu mare barbarum, Tu separatis uvidus in iugis Nodo coerces viperino Bistonidum sine fraude crineis. Tu, cum parentis regna per arduum Cohors Gigantum scanderet impia, Rhoecum retorsisti leonis Unguibus horribilique mala.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Quandoque tauro dissimilem sui Abdis vel auro. Iam gelidis cygnum Uris sub undis, iam salacem Destruis in Satyrum aut in hircum. Te bruta tellus, te maris aequora Coelumque et invisi horrida Tartari Sedes veretur, te veretur Ipsa Hecate patruusque Pluto. Ianus Lernutius.

[Eine andere Parodie auf dieselbe Ode. Ich sah Amor in den flammenden Augen der Herrin sitzen – glaubt es, ihr Nachgeborenen! Und ich sah die Kurzweil treibenden Brüder umherfliegen mit Köcher und Bogen. Ach, das Herz springt mir von bebender Furcht, und der Geist, getroffen von der göttlichen Gewalt der Liebe, gerät vor Wahnsinn außer sich. Ach, wilder Knabe, halte deine Pfeile zurück, halte zurück dein schlimmes Feuer! Es sei mir erlaubt, die ruhelosen Freuden, die süßen Sorgen, die erwünschten Wunden von deinem Geschoß und den bitteren Freund mit der Kunst der Lyra zu feiern. Erlaubt sei es mir auch, von der weit sich erstreckenden Herrschaft deiner Mutter, der Amathusierin (Venus), zu sprechen, von dem von Titan (dem Sonnengott) erworbenen Siegeszeichen Vulkans und von seiner überaus hartnäckigen List. Du zähmst die Gewalt von Löwen, du die von Tigern, du zähmst Wale und Auerochsen, und aus dem über die Schlachtreihen hin mit grimmiger Rechten Blitze schleudernden Mars machst du eine sanfte und friedsame Seele. Als die erdgeborene Rotte der Giganten niedergestreckt und vertrieben ist, hebst du die zornigen Geschosse Jupiters auf. Als er seine Gattin und sein himmlisches Reich verlassen hat, machst du ihn zuweilen sich selbst unähnlich und verbirgst ihn in einem Stier oder in Gold. Bald läßt du ihn (in Liebe) erbrennen bei eiskalten Wogen als einen Schwan, bald zerstörst du ihn, indem du aus ihm einen geilen Satyr oder Ziegenbock machst. Dich verehrt die lastende Erde, dich verehren das Meer und der Himmel und das schreckliche Reich der verhaßten Unterwelt, dich verehrt selbst Hekate und ihr Oheim Pluto. Janus Lernutius.]

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Quanquam choreis aptior et iocis Ludoque dictus non sat idoneus Pugnae ferebaris; sed idem Pacis eras mediusque belli. Te vidit insons Cerberus aureo Cornu decorum leniter atterens Caudam et recedentis trilingui Ore pedes tetigitque crura.

[Auf Bacchus. Bacchus habe ich gesehen, wie er auf entlegenen Felsen Lieder lehrte – glaubt es, ihr Nachgeborenen! Gesehen habe ich auch die lernenden Nymphen und die gespitzten Ohren der bocksfüßigen Satyrn. Euoe! Das Herz bebt noch von eben erst empfundener Furcht und jubelt aufgeregt, die Brust erfüllt von Bacchus. Euhoe! Verschone mich, Liber, verschone mich, du Furchterregender mit dem unüberwindlichen Thyrsusstab! Ich darf nun die ausdauernden Thyiaden, die Quelle des Weins, die milchreichen Flüsse besingen und immer aufs neue sagen, wie der Honig aus hohlen Baumstämmen tropft. Nun darf ich singen, wie die Zier deiner beseligten Gattin den Gestirnen beigesellt wurde, wie die Häuser des Pentheus zertrümmert wurden in heftigem Einsturz, auch von dem Untergang des Thrakers Lykurg. Du lenkst die Flüsse, du das Meer der Babaren, du bindest auf entfernten Höhen, trunken vom Wein, mit dem Knoten aus Schlangen das Haar der Thrakerinnen, ohne daß diese dadurch verletzt würden. Als die ruchlose Rotte der Giganten das Reich deines Vaters in der Höhe erstieg, hast du Rhoecus zurückgeschlagen mit den Pranken und dem schrecklichen Maul des Löwen. Man sagte allerdings von dir, da du im Rufe stehst, eher für Reigentänze, Scherze und Spiel zu taugen, du seist nicht hinreichend geeignet zum Kampf. Doch als derselbe hast du dich erwiesen im Frieden wie mitten im Kriege. Zerberus sah dich, ohne dich zu verletzen, im Schmuck deines goldenen Horns. Er schmiegte sanft seinen Schwanz an dich, und als du zurückgingst, hat er deine Füße und Beine mit seinem dreizüngigen Maule berührt.]

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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27. AD ODEN XX.

Non insolenti nec dubia ferar Via uniformis per superum igneas Amator arces, atque nexu Corporis ante obitum exsolutus á34ñ 5

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Terrena spernam. Nil capiet mei De parte sacra Persephones nocens Tagaxque Parca, stamen occet, Ut lubet, è tribus una nostrum. Iam iam repulsâ nocte animi, vigor Conturbat intus atque hominem procul Exturbat aegrum concitoque Pectus obit agitatque motu. Iam mens inerti carcere libera Supra maligni tramitis obices Curru Cupidinis levata Evehitur per inane magnum, Interque coeli septa Quiritium Et Gratiarum virgineum chorum, Qua Cyprius movetur orbis Ipsius in gremio Diones, Laetatur omni laetitia, et Deae Agnoscit expressam effigiem suae Ardetque miraturque et in se Linquitur illecebra decoris.

25

Frustrà latebris, Lux, penetralium Peploque gaudes. Nusquam oculis abes Invisa nostris. Mitte peplum, Mitte supervacuas latebras. Ianus Lernutius.

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

27. Horaz, Carm. 2,20. Ad Maecenatem. Non usitata nec tenui ferar Pinna biformis per liquidum aethera Vates neque in terris morabor Longiùs invidiaque maior 5

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Urbis relinquam. Non ego, pauperum Sanguis parentum, non ego, quem vocas, Dilecte Maecenas, obibo Nec Stygia cohibebor unda. Iam iam residunt cruribus asperae Pelles et album mutor in alitem Supernè nascunturque laeves Per digitos humerosque plumae. Iam Daedaleo ocyor Icaro Visam gementis litora Bospori Syrteisque Gaetulas canorus Ales Hyperboreosque campos; Me Colchus et qui dissimulat metum Marsae cohortis Dacus et ultimi Noscent Geloni, me peritus Discet Iber Rhodanique potor. Absint inani funere naeniae Luctusque turpes et querimoniae. Compesce clamorem ac sepulcri Mitte supervacuos honores.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

[Zu der 20. Ode. Auf keiner ungewöhnlichen und unsicheren Bahn werde ich, als Liebender, einfach gestaltet durch die feurige Festung des Himmels fliegen, und schon vor dem Tode gelöst von der Fessel des Körpers werde ich die irdischen Dinge verschmähen. Nichts von mir wird zu fassen bekommen die schadenstiftende und langfingrige Parze aus der verwünschten Region der Persephone. Meinen Faden soll, wie’s beliebt, eine von den dreien zerreißen. Alsbald, nachdem die Nacht des Geistes vertrieben ist, bringt Lebenskraft den Menschen innerlich in Aufruhr und treibt den Leidenden hinaus, in weite Ferne, und zieht zum Herzen und treibt es an mit erregter Leidenschaft. Schon fährt der Geist, befreit aus fruchtloser Einkerkerung, durch den Wagen Cupidos hinweggehoben über die Hindernisse eines schlimmen Weges, hinaus durch den großen Luftraum, und innerhalb der Schranken des Himmels der Quiriten und des jungfräulichen Reigens der Grazien, da, wo sich die Scheibe der Venus bewegt, im Schoße Diones selbst, erfreut er sich an der ganzen Erfreulichkeit des Anblicks und erkennt das Bild seiner Göttin in ausgeprägter Deutlichkeit, steht in Flammen, ist erfüllt von Bewunderung und in sich selbst versenkt durch den Reiz der Schönheit. Vergebens, mein Licht, erfreust du dich an dem Versteck in inneren Gemächern und an einem Obergewand! Nirgends entziehst du dich, ungesehen, meinen Augen. Verzichte auf das Obergewand, verzichte auf das unnütze Versteck! Janus Lernutius]

I. Parodiarum Horatianarum liber primus

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[An Maecenas. Von keiner gewöhnlichen, keiner schwachen Schwinge werde ich, der Dichter, zweigestaltig, durch den klaren Äther getragen. Auf Erden will ich nicht länger verweilen. Erhaben über den Neid will ich die Städte hinter mir lassen. Nicht werde ich, armer Eltern Kind, nicht werde ich, den du rufst, geliebter Maecenas, sterben, nicht bezwungen sein von stygischer Woge. Sieh, schon legt sich um meine Beine rauhe Haut, und oberwärts verwandle ich mich in einen weißen Vogel, und über Finger und Schultern wachsen glatte Federn. Schon will ich, schneller als Ikarus, des Daedalus Sohn, die Gestade des brüllenden Bosporus besuchen, als singender Vogel die gaetulischen Syrten und die hyperboreischen Gefilde. Kennen wird mich der Kolchier und der Daker, der seine Furcht vor den Marserkohorten verleugnet, und die Gelonen am Ende der Welt, und mich wird studieren der Kunstkenner in Spanien und der, welcher aus der Rhone trinkt.

Fernbleiben sollen meinem leeren Grab die Leichengesänge, unpassendes Trauern und Klagen! Unterdrücke Klagegeschrei und unterlasse an meinem Grabe überflüssige Ehrung!]

II. ΠΑΡΩΔΙΑ TERENTIANA de FORMULA CONCORDIAE, RECENS IN PUBLICUM EMISSA. –––––––––––––– II. TERENZ-PARODIE auf die KÜRZLICH VERÖFFENTLICHTE KONKORDIENFORMEL.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

REVERENDIS, AMPLISSIMIS ET DOCTISSIMIS VIRIS, DOMINO IACOBO PASMANO, PRAEPOSITO Coenobii Imperialis D. Luderi, et DOMINO MELCHIORI REICHARDS PRAEPOSITO Monasterii D. Virginis ad muros Helmstadienses, Dominis ac Patronis debita observantia colendis.

5

Qui pacis et Concordiae negotium, Pium, salutare, inclytum, Fideliter iuvistis, optimi viri, Ecclesiam suscipite nunc De pertinacia querentem pluribus, Et hostium protervia, Simulque agentem summo gratias DEO, Pro reddita CONCORDIA. Hinrichus Meibomius Lemgoviensis. áA2rñ

ECCLESIA IESU CHRISTI.

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Profecto quanto magis magisque cogito, Nimirum dabit olim nobis magnum malum Invisa hominibus et DEO discordia. Ita me ab ea video astutè labefactarier. Vix, indulgentia DEI, laboribus Studioque maxumo piorum aliquot virûm (Qui sanis universis et probis placent, Quorum opera hactenus, in ocio, in negotio, Suo quisque tempore usus est, sine superbia) Doctrinae scripta purioris FORMULA Erat, reiecti et plurimi novi libri, Ignobiles, profani, futiles libri; Animique mutuis vulneribus saucii Placati rursus atque vincti firmiter. Mox aliud intervenit vitium et calamitas, Ut neque videri neque cognosci potuerit: Nam plurimi, potentiorum principum áA2vñ Favore abusi, nobile hoc negotium (Clamore summo et labore maxumo

Eun. 507 Eun. 508

Eun. 509

Ad. 19 Ad. 20 Ad. 21

Hec. 2 Hec. 3

Heaut. 40

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae

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DEN EHRWÜRDIGEN, HOCHANGESEHENEN UND HOCHGELEHRTEN HERREN, HERRN JAKOB PASMAN, PROPST des Reichsklosters St. Ludgeri, und HERRN MELCHIOR REICHARDS, PROPST des Klosters der Heiligen Jungfrau bei den Mauern von Helmstedt, seinen mit der geschuldeten Hochachtung zu verehrenden Herren und Beschützern. Ihr besten Männer, die ihr die fromme, heilsame, rühmliche Sache des Friedens und der Eintracht getreulich vorangebracht habt: wendet euch nun der Kirche zu, die sich weitläufig über die Hartnäckigkeit und Frechheit ihrer Feinde beklagt und zugleich dem höchsten GOTT Dank sagt für die wiedergegebene EINTRACHT. Heinrich Meibom aus Lemgo.

DIE KIRCHE JESU CHRISTI. Wahrlich, je mehr ich nachdenke, um so klarer wird mir, daß die den Menschen und GOTT verhaßte Zwietracht mir einst großes Leid bringen wird. Auf diese Weise will sie mich offenbar listig zugrunde richten. Kaum war, dank der Gnade GOTTES und der Bemühungen und des größten Einsatzes etlicher frommer Männer, die bei allen vernünftigen und rechtschaffenen Menschen Gefallen finden und deren Arbeit bislang ein jeder in Amtsgeschäften oder in der Muße zu gegebener Zeit ohne Stolz genutzt hat, die FORMEL einer reineren Lehre geschrieben, da wurden auch die meisten neuen Bücher verworfen, als unbedeutende, gottlose, nichtige Bücher, und diejenigen Geister, die verletzt waren durch gegenseitig zugefügte Wunden, waren wieder versöhnt und fest miteinander verknüpft. Alsbald stellte sich ein anderer Mißstand und ein Unheil ein, so daß [sie] nicht gesehen und erkannt werden konnte. Sehr viele nämlich, die Gunst sehr mächtiger Fürsten mißbrauchend, verfluchen und verjagen diese edle Unternehmung (mit lautestem Geschrei und größtem Kraftaufwand Krawall

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Tumultuantes) exsecrantur, exigunt Ad. 91 Et unà dicunt omnes indignissimè, Dolo malo haec fieri omnia, et certé brevi Eun. 515 Propter me orbi aliquid esse eventurum mali. Eun. 999 En, unquam cuiquam contumeliosius Phorm. 348 Audistis factam iniuriam, quàm est haec mihi? Phorm. 349 Nihil est in orbe tam bonum, tam commodum, Phorm. 696 Quin malè narrando possit depravarier. Phorm. 697 Nunc quam rem vitio dent, quaeso animadvortite! Andr. 8 Id nosmet indicare placabilius est: Phorm. 961 Quòd impiis erroribus, simpliciter et Probè muniti, ianuas occludimus, Quòd imperitos abstinere noxiis Iubemus scriptis hactenus saepe editis. Ad. 17 Id illi maleficium vehemens existimant, At ego putarem esse omnia humani ingenii Andr. 113 Mansuetique animi officia et conatus pios. Andr. 114 Prodest iuventae temporis nostri haereses Et schismatum patronos noscere impios, Eun. 933 Mature ut dum cognorit, perpetuò oderit. Qui dum foris sunt, nihil videtur mundius Eun. 934 Nec magis compositum quidquam nec magis elegans: áA3rñ Eun. 935 In corde vero impietas turpis insidet, Calumniisque iuncta haeret blasphemia. Eun. 940 Nosse omnia haec salus est iunioribus. Iniurium est autem ulcisci adversarios? Hec. 72 Aut qua via captant nos, eadem et ipsos capi? Hec. 73 Habeo bonorum exemplum, quo exemplo mihi Heaut. 20 Licere id facere, quod illi fecerunt, puto. Heaut. 21 Quòd si lupos furentes non taxaverim, Ovina pelle detracta et fuco levi, Heaut. 481 Quantam fenestram ad nequitiam patefecerim? Quàm multa iniusta ac prava fient moribus? Heaut. 839 Nam deteriores omnes sumus licentia, Heaut. 483 Homine inquieto et nunquam quidquam iniustius, Ad. 98 Qui, nisi quod ipse fecit, nihil rectum putat. Ad. 99 Audebit quilibet nefanda proloqui, Vix saeculis audita nostris scribere. Heaut. 484 Quodcunque inciderit in mentem, volent, neque id Putabunt, pravom an rectum, quod faciunt, siet. Heaut. 485 Sic indies erit aliud ex alio malum. Eun. 987 Quare aequom est vos cognoscere atque ignoscere, Eun. 42 Quae veteres factitarunt, si faciunt novi. Eun. 43

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae

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machend) und sagen allesamt höchst empört, dies alles geschehe mit schlimmer Arglist, und bestimmt werde meinetwegen der Welt etwas Schlimmes zustoßen. Habt ihr wohl jemals gehört, daß jemandem auf schmählichere Weise Unrecht getan wurde als jetzt mir? Nichts auf der Welt ist so gut, so sachgerecht, daß es durch eine verkehrte Darstellung nicht entstellt werden könnte. Erkennt nun bitte, was sie als Fehler anrechnen (wenn ich selbst es anzeige, trägt es eher zur Besänftigung bei): Daß wir, schlicht und zuverlässig verschanzt, gottlosen Irrlehren die Tore verschließen, daß wir Unkundigen anbefehlen, sich von bisher häufig veröffentlichten schädlichen Schriften fernzuhalten. Dies halten jene für einen starken Frevel. Ich aber möchte glauben, es handle sich durchweg um Maßnahmen der Menschlichkeit und Gutherzigkeit und um fromme Unternehmungen.

Für die Jugend ist es nützlich, die Ketzereien unserer Zeit und die ruchlosen Schirmherren von Glaubensspaltungen kennenzulernen, damit sie sie frühzeitig erkennt und auf ewig haßt. Solange sie außer Hause sind, scheint nichts adretter, nichts schicklicher, nichts eleganter. In ihren Herzen aber sitzt schändliche Gottlosigkeit, steckt Lästerung, verbunden mit Verleumdungen. Dies alles zu wissen, ist heilsam für die jungen Leute.

Ist es aber Unrecht, sich an seinen Feinden zu rächen, und Unrecht, sie auf dieselbe Art zu packen wie sie uns? Ich habe Beispiele von guten Menschen, nach deren Vorbild mir, wie ich glaube, erlaubt ist, zu tun, was jene getan haben. Wenn ich rasende Wölfe nicht tadelte, nachdem ich ihnen den Schafspelz und die dürftige Tarnung abgezogen habe, ein wie großes Fenster zur Verderbnis würde ich dann öffnen? Wieviel Unrechtes und Verkehrtes wird durch Gewohnheit geschehen? Durch Freizügigkeit werden wir nämlich alle schlechter, und niemals ist etwas ungerechter als ein unruhiger Mensch, der nur das für richtig hält, was er selbst getan hat. Jeder Beliebige wird sich herausnehmen, Gottloses zu verkünden und zu schreiben, was unser Zeitalter kaum je gehört hat. Was auch immer ihnen in den Sinn kommt, werden sie tun wollen, ohne zu bedenken, ob, was sie tun, verkehrt oder richtig ist. So wird Tag für Tag ein Übel aus dem anderen erwachsen. Deshalb solltet ihr Bescheid wissen und verzeihen, wenn die Jungen tun, was die Alten gewohnheitsmäßig getan haben.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

Sed prodiit tandem CONCORDIAE liber, Politus, elegans, incorruptus liber, Dei favore, munificentia DUCUM, Sioniam reducat ut pacem mihi. áA3vñ Qui pacis ergo quaeritis solidae decus Et puritatem restitutam denuo: Favete, adeste aequo animo, et rem cognoscite, Ut pernoscatis, ecquid spei sit reliquum, Ne plus iniquûm quàm aequûm possit oratio. Nam quód rumores distulerunt malevoli, Multos contaminasse libros, dum paro Unum recentem, id esse factum pernego. Doctrina coelitus per filium Dei Allata, concionibus Propheticis Repetita denuo, cruore Martyrum Et Apostolorum confirmata, hac FORMULA Iteratur, inculcatur et reducitur. Quapropter nitar, faciam, experiar, denique Animam relinquam potius, quàm illam deseram. At vos, quibus hic noster minus placet liber, Quos veritatis satias cepit iam diu: Quam vos facillimè agitis, quam estis maxumé Potentes, clari, perspicaces, nobiles, Tam maxumè vos aequo animo aequa noscere Oportet, si vos vultis perhiberi probos. Non, si quid displicet forsan, liberrimè Aliam rem ex alia cogitare, et omnia in Peiorem partem, et agere inter vos clanculum: Non conventurum sic inter nos arbitror. áA4rñ Sed gratias ago tibi, omnipotens DEUS, Ingenteis, quòd tot inter advorsariûm Fraudes, minas, tumultus, insidias, dolos Potente dextera me liberas, tegis Et hoc misero senescentis mundi statu Relinquis integrum mihi fidei iubar. Fac nunc, ut grata sint tibi, quae facio, omnia, Ne me circumventam iniquè iniqui inrideant.

Andr. 24 Andr. 25 Heaut. 27 Heaut. 16 Heaut. 17 Heaut. 18

Ad. 497 Ad. 498

Ad. 501 Ad. 502 Ad. 503 Ad. 504

Eun. 631 Eun. 632 / Heaut. 472 Hec. 659

Eun. 396 Hec. 54

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae

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Doch ist endlich das Buch von der KONKORDIE erschienen, ein feines, elegantes, unverdorbenes Buch, dank der Gnade Gottes und der Freigebigkeit der FÜRSTEN, um mir den Frieden Zions wiederzubringen. Ihr, die ihr also nach der Zier unerschütterlichen Friedens verlangt und nach der Wiederherstellung der alten Reinheit: seid still, verharrt ohne Voreingenommenheit und macht euch kundig, damit ihr erkennt, was an Hoffnung übrig ist, damit die Äußerungen unbillig Urteilender nicht mehr ausrichten als die der Gerechten. Denn was die böswilligen Gerüchte betrifft, die verbreiteten, ich hätte viele Bücher entehrt, indem ich das eine neue auf den Weg brachte, so bestreite ich ganz entschieden, daß dies den Tatsachen entspricht. Die durch Gottes Sohn vom Himmel gebrachte, in prophetischen Predigten aufs neue wiederholte und durch das Blut der Märtyrer und Apostel bekräftigte Lehre wird durch diese FORMEL erneuert, eingeschärft und wieder eingeführt. Deshalb werde ich mich plagen, tätig sein, vor Gericht ziehen, ja sogar lieber mein Leben dahingeben, als sie im Stich zu lassen.

Ihr aber, denen dieses unser Buch nicht gefällt, die schon lange Überdruß an der Wahrheit überkommen hat: je bequemer euer Leben ist, je mehr Macht, Ansehen, Einsicht ihr besitzt, je edler euer Stand ist, um so größer ist eure Verpflichtung, aus rechtlicher Gesinnung heraus zu erkennen, was recht ist, wenn ihr als rechtschaffene Leute gelten wollt. Solltet ihr, für den Fall, daß euch etwas vielleicht mißfällt, hemmungslos auf diesen und jenen Gedanken verfallen, alles zum Schlechteren hin auslegen und euch heimlich miteinander verschwören, dann wird es, glaube ich, keine Verständigung zwischen uns geben. Doch dir, allmächtiger Gott, danke ich unendlich, daß du mich inmitten der Bosheiten, Drohungen, Krawalle, Hinterlisten und Tücken so vieler Widersacher mit deiner mächtigen Hand befreist und beschützt und mir in diesem elenden Zustand der alternden Welt den Glanz des Glaubens unversehrt erhältst. Mach jetzt, daß alles, was ich tue, dir willkommen ist, daß die Ungerechten mich nicht in eine Falle locken und mich unbillig verlachen.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

DE FORMULA CONCORDIAE die Petri et Pauli Apostolorum publicata. Dum lux sacra PETRO celebratur et annua PAULO, In lucem pacis nobile prodit opus. Omen habet casus: libro traduntur in illo, Quae docuit scriptis ille vel ille suis. Hinrichus Meibomius Lemgoviensis.

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae

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DIE KONKORDIENFORMEL, veröffentlicht am Tag der Apostel Petrus und Paulus. Während der jährlich wiederkehrende Feiertag für Petrus und Paulus begangen wird, tritt ein edles Werk des Friedens an den Tag. Dem Vorgang wohnt ein gutes Omen inne: In jenem Buch wird überliefert, was dieser und was jener in seinen Schriften gelehrt hat. Heinrich Meibom aus Lemgo.

III. PARODIA AD CATULLI FASELUM. –––––––––––––– III. PARODIE AUF CATULLS ›FASELUS‹.

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

PARODIA AD CATULLI FASELUM.

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Lupercus iste, quem videtis hospites, Ait fuisse Christianus integer, Neque ullius probi innocentiae viri Nequisse praenitere, sive moribus Opus foret placere, sive dogmate. Et hoc negat Visurgis algidi liquens Negare flumen accolasque Saxones, Ocramve coerulum editumve Bructerum, Calegiam, trucemve Balthicum sinum, Ubi iste, pòst Lupercus, antea fuit Ephebus indolis bonae et datus scholis Fide optima sacris DEI institutus est. Palustris Innera atque Gosa spumifer, Tibi haec fuisse et esse cognitissima, Ait Lupercus. Ultima ex origine Tuis stetisse dicit in sacrariis, áD2rñ Tuo litasse ritè victimas DEO. Et inde turpiter Lycaoni Italo Manum locasse, furta sive somnia Forent tuenda, sive utrisque subdolo Prior colore sarcienda dignitas. Neque ulla vota filio DEI amplius Sibi esse facta, cum relinqueret pios Sequens Latina Tibridis piacula. Sed haec prius fuere. Nunc apostata Vacat timore, seque devovet tibi, Tyranne Daemon et tyranne Daemonis. [Jener Lupercus da, den ihr, ihr Fremden, vor euch seht, sagt, er sei ein makelloser Christ gewesen, und keines rechtschaffenen Mannes Unbescholtenheit habe die seine überstrahlen können, ob es nun nötig gewesen wäre, mit sittlichem Verhalten oder mit einer Lehrmeinung Beifall zu erlangen. Und er versichert, daß der klare Strom der kalten Weser dies nicht bestreite, auch nicht deren sächsische Anwohner, nicht die schwarzblaue Oker, nicht der hochragende Brocken, nicht Wittenberg und die wilde Ostsee, wo jener Mann, der spätere Lupercus, früher einmal ein Jüngling von guten Anlagen war, in die Schule geschickt und aufs gewissenhafteste in der heiligen Gotteslehre unterrichtet wurde. Sumpfige Innerste und schaumtragende Gose, dir sei dies wohlbekannt gewesen und sei es noch, sagt Lupercus. Seinem letzten Ursprung nach, sagt er, habe er in deinen Gotteshäusern gestanden und deinem Gott nach rechtem Brauch Opfer dargebracht. Und danach

III. Parodia ad Catulli Faselum

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C. VALERII CATULLI FASELUS.

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Faselus ille, quem videtis hospites, Ait fuisse navium celerrimus, Neque ullius natantis impetum trabis Nequisse praeterire, sive palmulis Opus foret volare, sive linteo. Et hoc negat minacis Adriatici Negare litus, insulasve Cycladas, Rhodumve nobilem, horridamve Thraciam Propontida, trucemve Ponticum sinum, Ubi iste, pòst Faselus, antea fuit Comata silva: nam Cytorio in iugo Loquente saepe sibilum edidit coma. Amastri Pontica et Cytore buxifer, Tibi haec fuisse et esse cognitissima, Ait Faselus. Ultima ex origine Tuo stetisse dicit in cacumine, áDvñ Tuo imbuisse palmulas in aequore Et inde tot per impotentia freta Herum tulisse, laeva sive dextera Vocaret aura, sive utrumque Iupiter Simul secundus incidisset in pedem. Neque ulla vota litoralibus diis Sibi esse facta, cum veniret à mare Novissimo hunc adusque limpidum lacum. Sed haec prius fuere. Nunc recondita Senet quiete, seque dedicat tibi, Gemelle Castor et gemelle Castoris. [Jenes Boot, das ihr, ihr Fremden, vor euch seht, sagt, es sei das schnellste aller Schiffe gewesen, und keines schwimmenden Balkens Schwung habe es überholen können, ob es nun mit Rudern oder mit Segeln dahinzufliegen galt. Und es versichert, daß das Gestade der (gefahr)drohenden Adria dies nicht bestreite, auch nicht die Inseln der Kykladen, nicht das berühmte Rhodos, nicht die entsetzliche thrakische Propontis, nicht des Pontus rauhe Bucht, wo dieses, das spätere Boot, einst ein Laubwald war, denn auf dem Bergkamm des Kytoros habe es oft gesäuselt in der Rede seines Laubs. Pontisches Amastris, buchsbaumtragender Kytoros, dir sei dies wohlbekannt gewesen und sei es noch, sagt das Boot. Seinem letzten Ursprung nach habe es, so sagt es, auf deinem Gipfel gestanden und die Ruder in dein Meer getaucht und von dort seinen Herrn durch so viele wilde Fluten getragen, ob der Wind nun von links oder von rechts rief oder ob Jupiter,

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

habe er schmählich seine Hand verdingt bei dem italienischen Lykaon, ob es nun Diebstähle oder Hirngespinste zu verteidigen oder beiden mit trügerischer Farbe die frühere Ehrbarkeit wiederherzustellen galt. Und fortan habe er an den Sohn Gottes keine Gebete mehr gerichtet, als er den Frommen den Rücken kehrte und sich dem latinischen sündhaften Treiben des Tibers anschloß. Doch das war früher. Jetzt ist er ein Apostat, bar jeder frommen Scheu, und weiht sich dir, gebietender Böser Geist, und dir, Gebieter des Bösen Geistes!]

III. Parodia ad Catulli Faselum

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günstig gesinnt, sich auf beide Segel, [in sie blasend], niedergesenkt hatte. Und niemals habe es den Göttern an den Gestaden irgendwelche Gelübde dargebracht, als es vom hintersten Meer bis zu diesem klaren See gelangte. Doch das war früher. Jetzt altert es in stiller Abgeschiedenheit und weiht sich dir, Zwilling Castor, und dir, Castors Zwilling.]

C. Vermischtes

I. SYLVARUM LIBRI DUO. –––––––––––––– I. POETISCHE WÄLDER IN ZWEI BÜCHERN.

C. Vermischtes

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LEVINO ET IOHANNI à SCHULENBURGK Fratribus germanis et SIGISMUNDO OTHMANO VRATISLAVIENSI, Adolescentibus generis splendore et eruditionis laude praestantibus, Virtutis et magnificentiae paternae haeredibus laudatissimis, HENRICUS MEIBOMIUS LEMGOVIENSIS, Academiae Iuliae professor, hosce SYLVARUM LIBROS Musarum fautoribus DD. á3ñ

SYLVARUM LIBER PRIMUS. 1. Anagramma in nomen Henrici Iulii Episcopi Halberstadáiensisñ. HENRICUS IULIUS. VIS HERCULIS UNI. Quid teneri solidos miraris corporis artus, Seu pedes arma gerit, seu sedet altus equo? Mascula belligeri VIS contigit HERCULIS UNI, Maius et humano robore robur habet.

2. Anagramma in nomen Iacobi Monavii, Váiriñ CLáarissimiñ. IACOBUS MONAVIUS. IOVA BONUS AMICUS. IOVA BONUS fidusque malis in rebus AMICUS, Is faciet, Monavi, quae facienda putas.

I. Sylvarum libri duo

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Den leiblichen Brüdern LEVIN und JOHANNES VON DER SCHULENBURG und SIGISMUND OTHMAN AUS BRESLAU, jungen Männern, die sich auf herausragende Weise auszeichnen durch den Glanz ihres Geschlechts und ihre rühmliche Gelehrsamkeit, löblichsten Erben väterlicher Tugend und Hochherzigkeit, widmet und weiht als Förderern der Musen diese BÜCHER POETISCHER WÄLDER HEINRICH MEIBOM AUS LEMGO, Professor an der Julius-Universität.

DER POETISCHEN WÄLDER ERSTES BUCH. 1. Anagramm auf den Namen von Heinrich Julius, Bischof von Halberstadt. Heinrich Julius. Die Kraft des Herkules besitzt dieser eine. Weshalb wunderst du dich, daß sein jugendlicher Körper kernige Glieder besitzt, sei es, daß er zu Fuß seine Waffen führt, sei es, daß er hoch zu Pferde sitzt? Die männliche Kraft eines streitbaren Herkules ist ihm allein zuteil geworden, und er besitzt Stärke, die größer ist als menschliche Stärke.

2. Anagramm auf den Namen des hochangesehenen Jakob Monavius. Jakob Monavius. Der Herrgott ist ein guter Freund. Der Herrgott ist im Unglück ein guter und treuer Freund. Er wird tun, Monavius, was du für notwendig hältst.

C. Vermischtes

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3. Allusio ad nomen Hermanni Tulichii Westvali, Váiriñ CLáarissimiñ.

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Tulichio nomen facundi Tullius oris Indidit aut notus carmine Dulichius. á4ñ Ingenio solers et voce disertus uterque. Eloquio praestans non minus ille fuit. Vicit utrumque tamen pietatis imagine, cuius Tullius ignarus Dulichiusque fuit.

4. Symbolum Henrici Iulii Episcopi Halberstadensis, Dáucisñ Bárunsvicensisñ et Láuneburgensisñ. PRO PATRIA CONSUMOR. Pro regione meâ pro relligione laborans Census et sensus attenuabo meos.

5. De Leone domus Brunsvicensis.

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Gentis Atestinae custos, Leo, maxime, famam Quae poterunt laudes amplificare tuam? Relligio tua cura fuit, tibi serviit Albis Quique sub imperio flumina Rhenus habet. Te sacer aetherii Iovis ales et inclita Roma Imperii voluit sceptra tenere sui. Quàm latè populosa patet Germania, quantum Extendit fines Itala terra suos Quaque meat Rhodanus, qua Vistula, Iberus et Ister, Prospera virtutis perstrepit aura tuae. Imbelles avium coetus, qui gutture fingunt Dulce melos, escis hospitioque foves. á5ñ Sic tumidos arces, timidis sic parcis, ut exors Curia sit curae, sit casa cassa metu. Sis felix salvusque tuis! De stemmate Iudae Exsiliens tibi sit duxque comesque Leo.

6. Ex Senecae Epistola 87. Scipio Romanae civis fuit utilis urbi, Nec minus huic cano profuit ore Cato.

I. Sylvarum libri duo

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3. Anspielung auf den Namen des hochangesehenen Hermann Tulichius aus Westfalen. Dem Tulichius hat seinen Namen der redemächtige Tullius [Cicero] gegeben oder der durch die Dichtung berühmte Dulichier [Odysseus]. Beide waren beweglichen Geistes und gewandt in der Rede. Nicht geringere Beredsamkeit hat jener [Tulichius] besessen. Beide aber hat er übertroffen durch das Erscheinungsbild der Frömmigkeit, die Tullius und dem Dulichier fremd war.

4. Die Devise von Heinrich Julius, Bischof von Halberstadt, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. FÜR MEIN VATERLAND VERZEHRE ICH MICH. Durch die Tätigkeit für mein Land und für den Glauben werde ich meinen Besitz und meine Denkkraft stark in Anspruch nehmen.

5. Über den Löwen des Hauses Braunschweig. Löwe, größter Wächter des Geschlechts der Este, welche Lobgesänge werden deinen Ruhm noch vergrößern können? Deine Sorge galt der Religion, dir dienten die Elbe und der über die Flüsse herrschende Rhein. Der heilige Vogel des himmlischen Jupiter und das ruhmreiche Rom wollten, daß du das Zepter ihres Reiches führtest. So weit sich das volkreiche Deutschland erstreckt, so weit Italien sich ausdehnt, wo die Rhône, wo die Weichsel, der Ebro und die Donau fließen, erschallt das günstige Echo deiner Tugend. Die friedsamen Scharen der Vögel, die mit ihrer Kehle süßen Sang gestalten, unterhältst du mit Futter und Beherbergung. Die Hochfahrenden hältst du so fern, die Zaghaften schonst du so, daß der Hof der Sorge ledig, die Hütte frei von Furcht ist. Sei den Deinen Glück und Heil! Der aus dem Stamm Juda entspringende Löwe sei dir Führer und Gefährte.

6. Aus Senecas 87. Brief. Scipio war ein für die Stadt Rom nützlicher Bürger. Von nicht geringerem Nutzen war ihr Cato mit seiner altehrwürdigen Beredsamkeit. Solange sie

C. Vermischtes

168 Dum licuit, bellum pugnax indixit uterque: Moribus hic pravis, hostibus ille malis.

7. Ad Ianum Sedulium antiquitatis admiratorem.

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Ut tua te clarum mirentur secula vatem Quodque facis, cupida mente poëma legant, Desita conquiris flagrante vocabula nixu, Ennius et quicquid Pacuviusque vomunt. Horrida stipatur priscis oratio verbis, Et veter in torto carmine squalor inest. Sic nostros reris superatos esse poëtas, Mollia qui facili carmina lege canunt. Da veniam: vincunt ipsi tua carmina, quantum Pulcra senescentem femina vincit anum. á6ñ

8. Dictum D. Bernhardi. Religio peperit divitias, et filia devoravit matrem.

Relligio censum peperit, sed filia matri Caussa suae lethi perniciosa fuit.

9. Anagrammatismus in nomen Bartoli Richii Iurisconsáultiñ. BARTOLUS RICHIUS. CHRISTO VIR ALBUS. Dum moror in terris, me sordida crimina turpant, Cum CHRISTO in coeli sede VIR ALBUS ero.

10. Furor fit laesa saepius patientia. Laesa nimis celeres patientia colligit iras, Fitque furor multis exagitata malis.

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konnten, sagten beide kampfeslustig den Krieg an: dieser den verderbten Sitten, jener den bösen Feinden.

7. An Janus Sedulius, den Bewunderer der alten Zeit. Damit dein Zeitalter dich als glanzvollen Dichter bewundert und begierigen Geistes das Gedicht liest, das du verfertigst, suchst du mit heißem Drang außer Gebrauch gekommene Vokabeln zusammen und alles, was Ennius und Pacuvius auch immer von sich geben. Deine ungeschlachte Sprache ist vollgestopft mit altertümlichen Wörtern, und in deinem verschrobenen Gedicht steckt die Rauheit der alten Zeit. Du meinst, auf diese Weise seien unsere Dichter übertroffen worden, die sanft fließende Lieder singen, die mit leichter Hand gemacht sind. Mit Verlaub: gerade diese übertreffen deine Gedichte so, wie eine hübsche Frau eine alternde Vettel übertrifft!

8. Ausspruch des hl. Bernhard. Die Religion hat den Reichtum geboren, und die Tochter hat ihre Mutter verschlungen. Die Religion hat den Besitz geboren, doch die Tochter war für die Mutter verhängnisvolle Ursache ihres Todes.

9. Anagramm auf den Namen des Rechtsgelehrten Bartolus Richius. Bartolus Richius. Durch Christus ein reiner Mann.

Solange ich auf Erden weile, besudelt mich der Schmutz von Verfehlungen. In der Gemeinschaft Christi im Wohnsitz des Himmels werde ich ein reiner Mann sein.

10. Wut entsteht aus einer sehr oft überforderten Duldsamkeit. Allzusehr überforderte Duldsamkeit entwickelt hitzigen Zorn, und sie wird zur Wut, wenn sie durch viele Mißhelligkeiten gereizt wurde.

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11. In effigiem illustrissimi principis Iulii Ducis Brunásvicensisñ et Lunáeburgensisñ.

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Qualis erat princeps gentis Iosaphatus Hebreae, Ille Deo meritis proximus, orbis amor, Talis Atestina prognatus origine Guelfus: Ambiguum coelo dignior, anne solo. á7ñ Hoc duce Relligio sacris infecta Latinis Eluit invectum purificata nefas. Adspice caniciem frontisque decentis honorem: Ingenii facies arguit alta decus.

12. Ad Magnificum et nobilissimum virum Dn. Ioannem Wolffgangum Freymonium, Romanáorumñ Imperáatorisñ à consiliis.

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Magne vir, invicti quem Caesaris aula potentem Consilio et fandi dexteritate vehit: Si vacat et gravium moles onerosa laborum Exigui spacium temporis ire sinit, Accipe paucarum tibi debita munera laudum, Quique sit hoc animus pectore, disce libens. Nobile iampridem spaciosum penè per orbem Nominis emicuit sidus et aura tui. Pulpita doctrinam celebrant, fora mentis acumen. Curia consilii vim sapientis amat. Haec tibi conciliant proceres mundique monarcham, Hinc memorat nomen Musicus ordo tuum. Me quoque, si pateris, cultos iuvat inter olores Indicio mentis prodere signa meae. á8ñ Summus es et meritò statione locatus in illa, Publica res oculum teque vocare potest. Musa Patrociniis orbata fidelibus audet, Sospite te certam spem reparare sibi. Quod fera bella silent, pax laeta perambulat urbes, Est studii atque operae pars preciosa tuae. Felix imperium te praestite. Vive Camoenis, Magne vir, et patriae vive vigeque tuae! Dum mihi vita comes, dum sanguis in artubus illis, Praeco tuae laudis officiosus ero.

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11. Auf das Bildnis des durchlauchtigsten Fürsten Julius, Herzogs von Braunschweig und Lüneburg. So wie Josaphat, der Fürst des Hebräerstammes, jener berühmte Mann, der durch seine Verdienste Gott sehr nahe war und den die Welt liebte, so auch der Welfe aus dem Geschlecht der Este: Es ist ungewiß, ob er eher des Himmels oder der Erde würdig ist. Unter seiner Führung wusch die vom römischen Kult befleckte Religion die importierte Gottlosigkeit ab und wurde rein. Betrachte sein graues Haar und die Schönheit der wohlgebildeten Stirn! Sein erhabenes Antlitz zeugt von der Herrlichkeit seines Geistes.

12. An den hochansehnlichen und berühmten Herrn Johann Wolfgang Freymonius, kaiserlichen Rat. Großer Mann, welchem der Hof des unbesieglichen Kaisers wegen seiner Geisteskraft und seiner rednerischen Fähigkeiten Förderung zuteil werden läßt: wenn du gerade etwas Muße hast und die drückende Last deiner wichtigen Geschäfte dir eine geringe Spanne Zeit läßt, so empfange die dir geschuldeten Gaben weniger Lobesworte und nimm bereitwillig zur Kenntnis, von welcher Gesinnung dieses Herz erfüllt ist. Schon seit langem sind das edle Gestirn und der Lichtglanz deines Namens fast in der ganzen weiten Welt erstrahlt. Die Katheder rühmen deine Gelehrsamkeit, die Gerichte deinen Scharfsinn. Der Hof schätzt die Kraft deines weisen Rates. All dies verschafft dir die Gewogenheit hoher Würdenträger und des Herrn der Welt. Darum kündet der Stand der Dichter von deinem Namen. Auch mir gefällt es, wenn du erlaubst, unter den gebildeten Schwänen mit einer klaren Aussage den Beweis meiner Denkweise zu liefern. Du stehst ganz oben, und verdientermaßen bist du an diese Stelle gesetzt worden, und der Staat könnte dich als sein Auge bezeichnen. Die ihrer verläßlichen Beschützer beraubte Muse wagt es, solange du wohlbehalten bist, für sich aufs neue sichere Hoffnung zu fassen. Daß die grausamen Kriege schweigen, daß heiterer Friede die Städte durchwandelt, ist ein kostbarer Teil deines Strebens und Mühens. Glücklich das Reich, dem du vorstehst! Lebe für die Musen, großer Mann, und lebe und blühe für dein Vaterland! Solange Leben in mir ist, solange Blut in diesen Gliedern fließt, werde ich der dienstwillige Herold deines Ruhmes sein.

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13. In effigiem nobilissimi viri Ioachimi Mynsingeri à Frundeck Iurisconsulti celeberráimiñ.

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Gallia quem iactat, quem suspicit Itala tellus, Ingenio cuius Teutonis ora cluet, Aspice Mynsigerum: non illo Scaevola maior Iudicio, aut fandi munere Sulpitius. Dotibus his pietas accedit: ita omnia in uno, Quae decorant alios, singula iuncta nitent. Christe, sacerdotis sancto qui nomine gaudes, Iustitiae mystas quaeso tuere bonos. á9ñ

14. In insignia Ioachimi Mynsingeri Iurisconsulti. Accipitri frustrà tenduntur retia: cauta Aucupis occultos effugit arte dolos. Quem levat ingenium laudataque fama per auras, Frustra livor iners figere tentat humi.

15. ELEGIA ad reverendissimum et illustrissimum Principem ac Dominum, Dn. Henricum Iulium, Episcopum Halberstadensem, Ducem Brunsvicensem et Luneburgensem etc. Acadáemiaeñ Iuliae Rectorem et Cancellarium magnificentissimum Archigymnasium suum Helmaestadii invisentem.

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Omen habet casus: Benedicti luce sacrata Pacifer et verè Dux benedictus adest, Qualis ab aërii scopulosa rupe Sionis In niveo Salomon splendidus ibat equo, Sancta Panomphaei subiturus fana IEHOVAE, Iuncta sacerdotum queis Synagoga fuit, á10ñ In qua Mosaicae sinuosa volumina legis Pontificum sonuit relligiosa cohors. Regis erat munus, Templis impendere curam Et templis iunctas aere fovere Scholas: Nempe ministerio ne praeficienda deessent Agmina, sacrorum neu quateretur honos.

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13. Auf das Bildnis des hochedlen Herrn Joachim Münsinger von Frundeck, des gefeierten Rechtsgelehrten. Wende deinen Blick Münsinger zu, den Frankreich rühmt, den Italien verehrt, für dessen geistigen Rang Deutschland gepriesen wird! Scaevola war in der Urteilskraft, Sulpicius in der Beredsamkeit nicht größer als dieser Mann. Zu diesen Gaben tritt Frömmigkeit hinzu. Dergestalt glänzen an diesem einen alle Einzelzüge, welche andere Männer zieren, miteinander vereint. Christus, der du an dem heiligen Namen des Priesters Freude hast, beschütze bitte die trefflichen Mysten der Gerechtigkeit!

14. Auf das Wappen des Rechtsgelehrten Joachim Münsinger. Vergebens werden dem Habicht Netze ausgelegt: mit umsichtigem Geschick entzieht er sich den verborgenen Tücken des Vogelstellers. Denjenigen, den seine Geisteskraft und sein gefeierter Ruhm in die Lüfte erheben, sucht unfähige Mißgunst vergebens an den Erdboden zu fesseln.

15. ELEGIE, an den hochehrwürdigen und durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Heinrich Julius, Bischof von Halberstadt, Herzog von Braunschweig und Lüneburg usw., erhabensten Rektor und Kanzler der Julius-Universität, als er seine Hochschule zu Helmstedt besuchte. Das Ereignis steht unter einem Vorzeichen: am heiligen Tag Benedikts ist der friedenbringende und wahrhaft gesegnete Herzog zur Stelle, so wie Salomon auf schneeweißem Pferd prächtig von der klippenreichen Felswand des luftigen Sion kam, um den heiligen Tempel Jehovas, des Urhebers aller Orakel, zu besuchen, den Tempel, mit dem die Synagoge der Priester verbunden war, in der die fromme Gemeinschaft der Oberpriester die weitläufigen Bücher des mosaischen Gesetzes vortrug. Es war die Pflicht des Königs, für die Tempel zu sorgen und die mit den Tempeln verbundenen Schulen mit Geldern zu unterhalten: damit nämlich kein Mangel entstand an führendem Dienstpersonal oder das Ansehen der Heiligtü-

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Expectatus ades, te vota precesque requirunt, Publica res opera consiliantis eget. Te decor, ô princeps, Solomoni regius aequat: Par utriusque aetas, par utriusque labor. Exere virtutes animi mentemque paternam: Auspiciis noster militat ordo tuis. Grata coruscantis facies nitidissima Phoebi, Frigora cum brumae discutit, arva fovet, Gratius at nobis, Rectoris cernere vultum, Praesidio cuius, quod sumus, omne sumus. Pace quod in medio fruimur discrimine, clades Proxima quòd nostra cessat ab aede, tuum est. Si qua pios viciat serpens contagio coetus, Errorum medica semina tolle manu. Purus et immunis scelerum sit labe, necesse est, Quisquis ab innupta Pallade nomen habet. Inprimis meritos tua munificentia quosque Sublevet: egregium praemia calcar habent. á11ñ Deme oleum lychno, lucemque negabit eunti: Deme ministranti praemia, segnis erit. Vult labor accendi precio, ditataque virtus Crescit et obnitens non nisi magna parat. Numen habes, princeps, iam morem imitare Deorum, Nosque tuae radiis fac bonitatis ali. Inclita sic nobis Solymorum pulpita cedent, Vincet et Actaeas IULIA nostra domos.

16. ELEGIA in obitum magnifici et nobilissimi viri Dn. Ioachimi Mynsingeri à Frundeck, Iuris consulti celeberrimi, Ducatus Brunsvicensis Camerarii haereditarii et Comitis Palatini etc.

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Sic, ubi nube cava strepuere tonitrua, pastor In sua palantes septa reducit oves. Ingeminant elementa minas, coelumque solumque Venturi facies terret iniqua mali. á12ñ Te Deus his miserans exemptum cladibus aufert, MYNSIGER, et regni dat tibi iura sui. Haec bonitas nobis non intellecta dolorem Gignit et in laeta sorte pavere facit.

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mer keinen Abbruch litt. Deine Ankunft wurde erwartet, Wünsche und Gebete verlangen nach dir, der Staat bedarf des Waltens eines Ratgebers. Deine stattliche königliche Erscheinung, o Fürst, macht dich Salomon gleich; gleich ist euer beider Alter, gleich euer beider Mühen. Offenbare die Kräfte deines Geistes und deine väterliche Sinnesart: unter deinem Oberbefehl leistet unser Stand Kriegsdienst. Willkommen ist das in hellstem Glanz erstrahlende Antlitz der blinkenden Sonne, wenn sie den Frost des Winters vertreibt und die Gefilde erquickt. Willkommener aber ist uns, das Antlitz des Rektors zu sehen, durch dessen Schutz wir alles sind, was wir sind. Daß wir mitten in einer gefahrvollen Lage den Frieden genießen, daß das aus nächster Nähe drohende Unheil an unserem Haus vorbeigeht, ist dein Verdienst. Sollte etwa der Drache durch Ansteckung die frommen Gemeinden verderben, so entferne mit heilender Hand die Samen der Irrlehren. Rein und frei von dem Makel von Freveln muß jeder sein, der seinen Namen von der ehelosen Pallas hat. Insbesondere möge deine Freigebigkeit alle verdienten Männer unterstützen: Belohnungen sind ein ausgezeichneter Ansporn! Nimm der Leuchte das Öl: sie wird dem Wandelnden das Licht verweigern. Nimm dem Diener den Lohn: er wird träge sein. Arbeit will durch Entlohnung angefeuert werden; wenn Tüchtigkeit Gewinn gemacht hat, steigert sie sich und unternimmt die größten Anstrengungen, um nur Bedeutendes zu leisten. Du besitzt die Majestät von Göttern, Fürst, nun folge auch ihrem Verhalten und lasse uns gedeihen durch die Strahlen deiner Güte. So werden die weltberühmten Katheder Jerusalems hinter uns zurückstehen, und unsere Julius-Akademie wird die Schulen von Athen überflügeln.

16. ELEGIE auf den Tod des angesehenen und hochedlen Herrn Joachim Münsinger von Frundeck, des vielgerühmten Rechtsgelehrten, herzoglich-braunschweigischen Erbkämmerers, Pfalzgrafen usw. Gerade so führt der Hirte die umherschweifenden Schafe in ihre Gehege zurück, sobald aus der umhüllenden Wolke Donner gekracht hat. Die Elemente verdoppeln ihre Drohungen, der mißliche Anblick kommenden Unheils schreckt Himmel und Erde. Barmherzig entzieht Gott dich diesen Plagen, nimmt dich hinweg, Münsinger, und gewährt dir die Gerechtsame seines Reiches. Diese Güte verursacht uns, weil wir sie nicht verstehen, Schmerz und läßt uns angstvoll erbeben angesichts eines heiteren Loses.

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O laeves animis! Cur diffidentia mentes Occupat? À superis quod venit, omne bonum est. Clauserit hoc licet orbe diem, redivivus inibit Gaudia sidereae prodigiosa domus. Illic despiciet, quas hactenus extulit, aulas: »Nil praeter curas«, inquiet, »orbis habet. Pondera sustinui graviora cacumine Tauri, Omnia lassavit membra laboris onus. Nunc requie fruar et, quid sit bene vivere, discam. Nil, quod vita queat dicier, orbis habet. Emorimur nati, et finis dependet ab ortu, Nulla dies letho, nulla dolore vacat. Terra, vale, sentina mali, domus hospita luctus: Aetherius civem me Paradisus habet.« Talia Mynsigerus coeli novus incola dicet. Interea in lacrymas nos tamen ire iuvat? Sancta recordemur meritorum pondera, sospes Nostra quibus iuvit commoda, pressit onus. Incolumis columen regni fuit utile, praestans Consiliis, operâ, relligione, fide. á13ñ Europae famam collegit in urbibus, arte Caesaribus gratus principibusque fuit. Haec immortalem terris fecere, beatum In coelo faciet mors tua, Nate Dei. Vive solo coeloque, vir ô dignissime vita! Splendor ubique tibi perpetualis erit.

17. EIDYLLION de lauro arefacta et uva in eius locum feliciter substituta, scriptum in obitum Ioannis Lorberii abbatis Riddageshusani piae memoriae. Ad reverendum et amplissimum virum Dn. Petrum Windruvium, designatum Coenobii Ridageshusensis Abbatem. Nobilis augusta florebat LAURUS in aede, Quae vetus à RIDACHO praeside nomen habet: á14ñ Laurus Atestino multum dilecta Leoni, Cuius honorifico tuta favore fuit.

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O ihr Unreifen im Geist! Weshalb beherrscht Mißtrauen euer Denken? Alles, was von den Himmlischen kommt, ist gut! Mag er auch in dieser Welt seine Tage beschlossen haben, so wird er doch, zu neuem Leben erweckt, in die übernatürlichen Wonnen des himmlischen Wohnsitzes eingehen. Dort wird er auf die Paläste, die er bisher gepriesen hat, herabsehen; er wird sagen: »Auf der Welt gibt es nur Sorgen. Ich habe Lasten getragen, die schwerer sind als der Gipfel des Taurus; die Bürde der Arbeit hat alle meine Glieder ermattet. Jetzt werde ich die Ruhe genießen und erfahren, was es bedeutet, gut zu leben. Die Welt besitzt nichts, was Leben genannt werden könnte. Mit der Geburt schon gehen wir in den Tod, und das Ende ergibt sich aus dem Ursprung; kein Tag ist frei vom Tode, keiner frei von Schmerz. Lebwohl, Erde, du Abschaum von Schlechtigkeit, du Herberge der Trauer! Das himmlische Paradies hat mich als seinen Bürger.« Solches wird Münsinger als neuer Himmelsbewohner sagen. Wir aber gefallen uns gleichwohl darin, uns den Tränen hinzugeben? Gedenken wir des ehrwürdigen Gewichts der Verdienste, mit denen er, noch unversehrt, unser Wohl befördert, unsere Bürde vermindert hat! Zu seinen Lebzeiten war er eine nützliche Säule des Reiches, herausragend durch seine besonnene Klugheit, sein tätiges Wirken, seine Gewissenhaftigkeit, seine Treue. Den Ruhm Europas versammelte er in den Städten, durch sein Geschick war er Kaisern und Fürsten willkommen. Dies hat ihn auf Erden unsterblich gemacht; dein Tod, Sohn Gottes, wird ihn selig machen im Himmel. Lebe auf Erden und im Himmel, o du des Lebens würdigster Mann! Überall wirst du in allgemein anerkanntem Glanz dastehen.

17. IDYLL vom vertrockneten Lorbeer und der an seiner Stelle glücklich eingesetzten Weintraube, verfaßt zum Tode des Johannes Lorberius, Abts von Riddagshausen seligen Angedenkens. An den hochwürdigen und hochgeehrten Herrn Peter Windruvius, designierten Abt des Klosters Riddagshausen. Der edle Lorbeer blühte in dem ehrwürdigen Haus, das seinen alten Namen von dem Vorsteher Ridachus hat: ein Lorbeer, der von dem welfischen Löwen sehr geschätzt wurde und dank dessen ehrenvoller Gunst er in Si-

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Illa caput tollens vitreas ad fluminis undas Delitium campi luxuriantis erat. Hospitia exsulibus praebebat idonea Musis, Multaque per ramos nidificabat avis. Indicium Pacis non iurgia cruda serebat, Una sed innocuae cura quietis erat. Hinc neque commoti metuebat fulmina coeli, Nec Boreâ amisit flabra movente comas, Sed devota Deo, sacras crepitante per aras Thure, coronavit frondis honore lares. O decus! ô vitâ dignissima perpete laurus! O quantum meriti pondus et aura tui! Invidit fortuna tamen, laurumque venustam Cana repentino frigore laesit hyems. Decussit graciles vis grandinis improba Baccas, Ussit odoratas saeva pruina comas. Sic caput affectum posuit radice revulsâ Et subiit gelidam fertilis arbor humum. Iamque gemit Phoebus, lacrymantur Naiades udae, Tristis in acciso termite moeret avis. Sed Deus aspexit viduatam molliter aedem Factaque clementi damna favore levat, á15ñ Inque locum raptae succedit idonea Lauri Uva, decus campi nobile, vitis honos. Utilis Uva Deo, nam succos gignit amoenos, Quos pia sub templi fornice turba litat. Utilis imprimis mortalibus Uva, dolore Quos levat, et medicam tristibáusñ addit opem. Quàm bene prospiciunt nostris clementia rebus Fata, secuturis obveniuntque malis! Gratia, Christe, tibi! Tu vitis vera racemos Protege, tu vespas pelle, repelle capros. Sacra sit excubiis fac Vinea cincta malique Immunes iussum continuemus opus, Ut post defunctos dura in statione labores Contingat merito pax reparata tuo. á16ñ

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cherheit war. Jener Lorbeer, der sein Haupt an den kristallklaren Wassern des Flusses erhob, war die Wonne des über die Maßen fruchtbaren Gefildes. Vertriebenen Musen bot er geeignete Unterkünfte, und in seinen Zweigen nisteten viele Vögel. Als Wahrzeichen des Friedens säte er keine rohen Zänkereien aus, sondern seine einzige Sorge galt der ungetrübten Ruhe. Daher fürchtete er weder die Blitze eines erregten Himmels, noch büßte er seine Blätter ein, wenn der Nordwind blies, sondern gottergeben bekränzte er das Haus mit der Pracht seines Laubes, während auf den heiligen Altären der Weihrauch knisterte. O du herrliche Zier, o du ewigen Lebens würdigster Lorbeer! O wie groß sind das Gewicht und der Glanz deines Verdienstes! Jedoch war das Glück mißgünstig, und der eisgraue Winter versehrte den anmutigen Lorbeer durch plötzlichen Frost. Die unmäßige Gewalt des Hagels schlug die feinen Beeren herab, grausamer Reif versengte die duftenden Blätter. So senkte der fruchtbare Baum seine angegriffene Krone auf den Erdboden, als seine Wurzel ausgerissen worden war, und ihn bedeckte eisiges Erdreich. Jetzt seufzt Phoebus, die feuchten Najaden lassen ihre Tränen rinnen, und auf einem abgehauenen Zweig grämt sich traurig ein Vogel. Doch Gott erbarmte sich freundlich des verwaisten Hauses und minderte den eingetretenen Verlust durch gnädige Gunst. Und an die Stelle des geraubten Lorbeers trat als geeignete Nachfolgerin die Traube, edle Zier des Gefildes, Pracht des Weinstocks. Die Weintraube ist Gott von Nutzen, denn sie erzeugt den lieblichen Saft, den die fromme Gemeinde unter dem Gewölbe der Kirche als Opfer darbringt. Den Sterblichen ist die Weintraube ganz besonders von Nutzen: sie lindert ihnen den Schmerz und bringt den Betrübten heilsame Hilfe. Wie gut sorgt doch ein gnädiges Geschick für unsere Angelegenheiten und wie gut begegnet es den Mißständen, die sich gerade einstellen wollen! Dank dir, Christus! Beschütze du, als der wahre Weinstock, die Beeren, vertreibe du die Wespen, halte die Ziegenböcke fern! Mach, daß der heilige Weingarten von Wachen umgeben ist und wir unbeschadet unser anbefohlenes Werk fortsetzen können, damit, nachdem die Mühen in einem bedrückenden Quartier ausgestanden sind, [uns] der durch dein Verdienst wiederhergestellte Friede zuteil wird.

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18. MELOS ad illustres et generosos Comites ac Dominos, Dn. Ernestum et Dn. Martinum Comites Regensteinenses et Blanckenburgios etc. Helmaestadium, Acadáemiaeñ Iuliae hospitium, studiorum gratia ingredientes. Quis nostra priscis tempora saeculis Praeferre nolit? Plus vice simplici Actus avorum Martialeis Egregiis superamus ausis. 5

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Illi trahebant bella, ferociter Desaevientes, nec iuga montium, Crudi sequutos castra Martis, Nec pelagi vada territabant. Testis Britannus dives et accola Tumultuosi martius Adriae, Testis Palaestinae feracis Hospes et occiduos ad aestus á17ñ Ruthenus Arcto sub Boreëtide: Quae lata mundi climata terruit Germana pubes. Nos Minervae, Nos Themidi iuvat innocenter Servire castae. Barbaries fugâ Abscessit ultra littus Atlanticum, Cultuque verboque elegantes Hesperiae decus aemulamur. Musas Dynastae suspiciunt pii Sumptuque largo comiter adiuvant, Nec principum nati Ducumve Pieridum cathedras abhorrent.

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Nunc Hippocrenes vitrea limpidae Fluenta potant, nunc Aganippidos Undae liquores, et palato Ambrosiam sitiente quaerunt.

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18. LIED an die erlauchten und edlen Grafen und Herren, Herrn Ernst und Herrn Martin, Grafen von Regenstein und Blankenburg usw., als sie in Helmstedt, der Heimstatt der Julius-Universität, eintrafen, um zu studieren. Wer wollte unserer Zeit nicht vor den früheren Jahrhunderten den Vorzug geben? Mehr als einmal übertreffen wir die Kriegstaten unserer Vorfahren durch außerordentliche Unternehmungen. Jene zogen Kriege unbändig tobend in die Länge, und weder Gebirgsketten noch die Wasser des Meeres schreckten sie ab, unter dem rohen Mars zu dienen. Zeuge dafür ist der reiche Britannier und der kriegerische Anwohner des unruhigen Adriatischen Meeres, Zeuge ist der Einwohner des fruchtbaren Palästina und der Ruthene an der Brandung im Westen, unter dem [Großen und Kleinen] Bären des Nordens. Diese sich weit erstreckenden Gegenden der Erde hat die deutsche Mannschaft in Schrecken versetzt. Wir aber haben Freude daran, in aller Unschuld der keuschen Minerva und der keuschen Themis zu dienen. Die Barbarei hat die Flucht ergriffen und sich auf die andere Seite des Atlantiks zurückgezogen. Fein gebildet und sprachlich kultiviert eifern wir der Ehrenstellung Italiens nach. Fromme Herrscher verehren die Musen und unterstützen sie freundlich mit reichen Mitteln, und auch die Söhne von Fürsten und Herzögen hegen keinen Widerwillen gegen die Katheder der Musen. Bald trinken sie die kristallenen Ströme der klaren Hippokrene, bald das Naß aus der Quelle Aganippe und verlangen, wenn

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Sic vos, Ephoebi sanguine principum Orti vetusto, quos Comites habet Cherusca tellus, queis coloni Hercyniae dominantur orae, Vos ardor idem suscitat et piae Laudis cupido, pulpita IULIAE Scholae sequutos hinc Camoenis, Hinc studiis iuvat immorari. á18ñ O ter beatos, quos ita lauriger Apollo finxit! Pergite patrias Aequare dotes ac avitis Progenitoribus antidire.

19. PRECATIO ad filium Dei, recitata à puero Tilemano Heshusio, cum in illustri Academia Iulia clarissimi et ornatissimi viri, Basilius Satler Pastor Helmaestadiensis, Doctor Theologiae, Melchior Cruschius Physicus Hildesiensis, Doctor Medicinae, et Henricus Boethius Licentiatus Theologiae, renunciarentur. 21. April. Anno 1586.

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Christe, sacerdotis qui nomen amabile gestas Et cadis aeterno victima grata patri, Qui medicas adhibere manus ad vulnera gaudes, Ulcus et immundae consolidare luis: á19ñ Respice nos hac luce potens et nominis huius Exere praesenti munia fausta die, Qua benè promeritis statuuntur praemia, sumit Qua titulos virtus ingeniosa suos Et duo Theologi medico comitante, paratu Solenni, cathedrae debita iura petunt. Tu patris interpres aeternae iussa salutis Ausus es humano voce aperire gregi. Eloquium largire illis, qui sacra professi Mille ferunt plebi commoda, mille Scholae. Da medico, medicas ut gnaviter excolat artes, Multus et optatam sentiat aeger opem. Mutua cum medicis exercent foedera mystae: Aegrotos opifex curat uterque suos.

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ihr Gaumen dürstet, Ambrosia. Ebenso erregt euch, ihr Jünglinge, entsprossen aus dem alten Geschlecht von Fürsten, die das Gebiet der Cherusker als Grafen über sich hat und von denen die Bauern des herkynischen Waldgebirges beherrscht werden, der gleiche Feuereifer und die gleiche Begierde nach tugendhaftem Ruhm, und deshalb beliebt es euch, indem ihr die Katheder der Julius-Universität aufgesucht habt, bei den Musen und den Studien zu verweilen. O ihr dreimal Glücklichen, welche der mit Lorbeer bekränzte Apollo so geformt hat! Fahrt fort in dem Bestreben, den trefflichen Eigenschaften eures Vaters gleichzukommen und die Ahnherren eures Stammes zu übertreffen!

19. GEBET zu dem Sohn Gottes, vorgetragen von dem Knaben Tilemann Heshusius, als an der berühmten Julius-Universität die hochansehnlichen und hochgeehrten Herren Basilius Satler, Pfarrer in Helmstedt, Melchior Krusch, Arzt in Hildesheim, und Heinrich Boëthius öffentlich zum Doktor der Theologie, zum Doktor der Medizin und zum Lizentiaten der Theologie erklärt wurden am 21. April 1586. Christus, der du den liebenswerten Namen eines Priesters führst und als dem ewigen Vater willkommenes Opfer dahinsinkst, du, der du Freude daran hast, deine heilenden Hände auf Wunden zu legen und das Geschwür der unreinen Seuche einzudämmen, blicke heute machtvoll auf uns und offenbare die glückbringenden Leistungen dieses Namens am gegenwärtigen Tage, an dem wohlverdienten Männern Belohnungen zubestimmt werden, an dem kunsterfahrene Tüchtigkeit ihre Ehrentitel in Empfang nimmt und an dem zwei Theologen in Begleitung eines Mediziners in feierlichem Aufzug die ihnen zustehenden Rechte des Lehrstuhls einfordern. Als Dolmetsch deines Vaters hast du es gewagt, die Gebote des ewigen Heils mit menschlicher Stimme der Gemeinde zu eröffnen. Spende Beredsamkeit großzügig jenen, die Religion lehren und unschätzbaren Nutzen dem einfachen Volk, unschätzbaren Nutzen auch der Schule stiften. Sorge dafür, daß der Arzt seine heilenden Künste regsam ausübt und viele Kranke die erwünschte Hilfe zu spüren bekommen! Die Pfarrer stehen in tätigem wechselseitigen Bündnis mit den Ärzten: Jeder Vertreter der beiden Künste behandelt seine speziellen Kranken. Jeder der beiden verfügt über seine

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Ambobus medicina sua est, succosque prementes Foeta per hortorum prata viasque volant. Hic legit illustres Paradysi nobilis herbas, Miscet et aetherio gramina nata polo. Ille creaturas lustrat viresque prehendit, Colligit et nostro germina nata solo. Te duce, felices operum, sua munia tangant: Hi curent animam, corpus at ille levet. á20ñ

20. PRECATIO AD DEUM Optáimumñ Maxáimumñ, recitata â puero Martino Lantz, cum in illustri Academia Iulia Clarissimis et Consultissimis Viris D. Heinrico Rudloff et D. M. Laurentio Cratoni summus in utroque Iure gradus decerneretur. Anno 1586. 12. Iulii.

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Iuste Deus, scelerum vindex, fons unice iuris, Iusticiaeque vigil custos, tu legibus orbem Immensum constare iubes, tu enormia punis Crimina et armatum vis maiestate tribunal. Da, pater, ut mundi languentis anhela senectus Arbitrium monitusque tuos observet, iniquis Obstet et aequali moderamine transigat aevum. Barbaries passim graditur, caecoque furore Proruit in vetitum, legumque repagula frangit. Sit procul à sacris vesania coetibus ista, Sancte Deus, iussusque tuos et iura secuti Ducamus placidae tranquilla silentia vitae. Suffice Doctores, qui iusto examine legum á21ñ Facta hominum vocesque probent, qui iniuria iura Legibus emendent, per quos subsellia discant Litibus insanis pacem praeferre quietam. Hos etiam media positos testudine templi Insignes virtute viros vi flaminis unge, Ingeniique novas vires, nova robora confer Iudicii memoresque animos, ut verba minasque Iudicis aeterni perpendant utque salubri Consilio praesint aulis urbesque gubernent. Nos quoque conformes fac vivere legibus, ordo Ne sacer infractus titubet, fatalia donec Iudicia adveniens exerceat arbiter orbis.

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besondere Medizin; beide durcheilen die fruchtbaren Wiesen der Gärten und die Wege und pressen Säfte aus. Dieser sammelt die herrlichen Kräuter des edlen Paradieses und mischt Gräser, die unter dem Himmel der oberen Welt entstanden sind. Jener durchwandert die Hervorbringungen der geschaffenen Welt, erfaßt ihre wirkenden Kräfte und sammelt Pflanzen, die unserem Boden entsprossen sind. Unter deiner Führung mögen beide, erfolgreich in ihrem Handwerk, ihren Pflichten nachkommen. Diese mögen die Seele heilen, jener aber dem Leib aufhelfen!

20. GEBET ZU GOTT, dem besten und größten, vorgetragen von dem Knaben Martin Lantz, als an der erlauchten Julius-Universität den hochansehnlichen und höchst rechtskundigen Herren, Herrn Heinrich Rudloff und Herrn Magister Lorenz Crato, der höchste akademische Grad in den beiden Rechten verliehen wurde am 12. Juli 1586. Gerechter Gott, Rächer der Missetaten, einziger Quell des Rechts, wachsamer Hüter der Gerechtigkeit! Nach deinem Geheiß gründet sich die unermeßliche Welt auf Gesetzen, du bestrafst ungeheure Verbrechen und willst, daß das Gericht mit erhabener Würde ausgestattet ist. Sorge dafür, Vater, daß das keuchende Greisentum der erschlaffenden Welt deinen Richtspruch und deine Ermahnungen befolgt, der Ungerechtigkeit widersteht und seine Zeit unter einer sich gleichbleibenden Leitung vollendet. Überall kommt die Barbarei daher, stürzt sich mit blinder Wut auf Verbotenes und sprengt die Riegel des Gesetzes. Dieser Wahnsinn, heiliger Gott, bleibe fern den Gemeinschaften der Geistlichen, und in Befolgung deiner Gebote und Satzungen wollen wir ein friedsames Leben in stiller Ruhe verbringen. Lasse Doktoren nachwachsen, die vermöge gehöriger Prüfung der Gesetze fähig sind, die Taten und Worte der Menschen zu beurteilen, ungerechte Rechtssatzungen durch Gesetze zu verbessern, und von denen die Prozeßbeteiligten lernen können, Ruhe und Frieden unvernünftigen Streitigkeiten vorzuziehen. Salbe auch diese mitten im Innenraum der Kirche aufgestellten Männer von herausragender Tüchtigkeit aus priesterlicher Machtvollkommenheit, verleihe ihnen neue Geisteskräfte, neue Stärke des Urteils und eine bedachtsame Einstellung, damit sie die Worte und die Drohungen des ewigen Richters sorgfältig erwägen, mit tauglichem Rat den Höfen vorstehen und die Städte regieren. Laß auch uns in Übereinstimmung mit den Gesetzen leben, damit die heilige Ordnung nicht untergraben wird und ins Wanken gerät, bis der Weltenrichter bei seiner Ankunft die vom Verhängnis bestimmten Urteile vollzieht.

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21. EPITAPHIUM bonae spei et magnae indolis pueri, Iohannis Thomae Iagemanni, Iohannis Iagemanni Iurisconsulti et in Acadáemiañ Iulia Antecessoris dignissimi, filii, 3. Octob. anno Christi 1585. piè defuncti.

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Qui poterat fessum lusu recreare parentem Et lepidâ molles voce ciere iocos, á22ñ Dura laboriferae minuens qui taedia matri, Lenimen miseri suave doloris erat: Occidit, heu, primae vernans in limine vitae, Ingenii praestans nobilitate puer. Occidit et letho spes intercepit opimas, Quas senior tacitâ mente fovebat avus. Heu, celeres annos fugitivaque tempora vitae! Momento citius mors inopina venit. Ut rosa florescens, ut aprici flosculus horti, Ut levis exiguo tempore bulla perit: Sic nati morimur, sperataque gaudia nobis Eripit humanis mors inimica bonis. Sed bene! Qui lethum domuit, qui funera nostra Vulneribus voluit sanctificare suis: Ille suis pueros ulnis amplexus amicâ Innocuos ad se voce venire iubet. Huius erat puer ablutus baptismatis unda, Huius in extremo mortis agone fuit. Ergo redemptoris placidis requiescit in ulnis, Gaudet et aetheria civis in arce novus. Tanta quis invideat tibi gaudia? Vive malorum Expers, aeternum vive, beate puer! á23ñ

22. In crucem et diadema, insignia Reineri Reineccii.

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Iudicio pollens calamoque Reneccius acer, Nobilis aeternae conditor historiae, Cur gerit in clypeo diadema crucemque rubentem? Ecquis in hoc signo sensus utroque latet? Sic ego. Sic numeris totum cantata per orbem IULIA quaerenti dicere visa fuit: »Ut reor, et nisi me mea fallit opinio, signa A Constantino Caesare sumpta gerit.

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21. GRABSCHRIFT für Johann Thomas Jagemann, einen hoffnungsvollen, hochbegabten Knaben, Sohn des Rechtsgelehrten und hochverdienten Professors der Jurisprudenz an der Julius-Universität Johannes Jagemann, der am 3. Oktober des Jahres Christi 1585 selig entschlafen ist. Er, der seinen Vater, wenn er müde war, durch Spielen ermuntern und mit allerliebster Stimme rührende Späße zum besten zu geben vermochte, er, der die starken Beschwerden seiner von Arbeit überhäuften Mutter erleichterte und ein süßes Linderungsmittel ihrer schlimmen Schmerzen war: er, ach, ist dahingesunken in der Frühlingsblüte seines noch ganz jungen Lebens – ein Knabe, der herausragte durch den Adel seiner geistigen Anlage. Er ist dahingesunken und hat mit seinem Tode herrlichen Hoffnungen ein Ende gesetzt, die sein bejahrter Großvater im stillen gehegt hat. Ach, wie schnell eilen die Jahre dahin und wie flüchtig ist die Zeit unseres Lebens! Blitzschnell kommt der unvermutete Tod. Wie eine blühende Rose, wie ein Blümchen des sonnenbeschienenen Gartens, wie eine flüchtige Wasserblase in kürzester Zeit vergeht, so sterben wir, gerade geboren, und ein den menschlichen Gütern feindlicher Tod entreißt uns die erhofften Freuden. Doch er tut wohl daran! Der, welcher den Tod gebändigt hat, welcher unser Verderben durch seine Wunden heiligen wollte, der hat die unschuldigen Kinder in seine Arme geschlossen und heißt sie mit freundlicher Stimme, zu ihm zu kommen. Ihm gehörte der Knabe an, als er durch das Wasser der Taufe gereinigt wurde, ihm gehörte er an, als er im letzten Todeskampf lag. Also ruht er in den sanften Armen des Erlösers und vergnügt sich in der Himmelsburg als deren neuer Bürger. Wer sollte dir so großes Vergnügen mißgönnen? Lebe befreit von allen Leiden, lebe, seliger Knabe, in Ewigkeit!

22. Auf Kreuz und Krone, das Wappen von Reiner Reineccius. Warum führt Reineccius, ein Mann von starker Urteilskraft und scharfer Feder, berühmter Verfasser eines unsterblichen historischen Werkes, in seinem Schild eine Krone und ein rotes Kreuz? Ist in diesen beiden Zeichen wohl irgendein Sinn verborgen? So fragte ich, und so schien die auf der ganzen Welt in Versen besungene Julius-Universität zu mir zu sprechen: »Wie ich glaube und wenn mich meine Meinung nicht täuscht, hat er die Zeichen, die er führt, von Kaiser Konstantin übernommen. Dieser hat sich

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Primus is imposuit capiti diadema, suosque Armis appictas iussit habere cruces, Nempe quod ostento monitus, formidine presso In sola didicit spem superesse cruce. Sub cruce suave Deo servit diadema, sub illa Quisque sua felix in statione manet. Adde, quod Heroas et regum facta recensens Signa pii regis convenienter habet. Dumque sub hoc cumulo curarum et mole laborat, Perpetuam sentit mens operosa crucem; Eluctata tamen palmae viridantis ad instar, Promissum sensus ad diadema levat. á24ñ Sub cruce qui tolerat, quae fata Deusque ministrant, Laude coronato vertice dignus erit.«

23. In Hermanni Neuwaldi de Origine caloris nativi in mixtis tractatum.

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Omnia, quae laxa mundi compage tenentur, Semina nativi dia caloris habent: Semina continuos tacitè peragentia motus Subiecti varia pro ratione sui. Unde sed illabens res derivatur in ipsas? Unde trahit vires principiumque calor? (Non dubium est, sed fit dubium: quia tempore nostro Qui velit inventis cedere, rarus erit. Detraxisse fidem tritis, nova condere texta, Non leve praeclarae dicitur artis opus.) Nil coeleste sapit neque Sole cietur ab ipso, Parte sed hac nascens inferiore latet. Scilicet implexu coëunt elementa tenaci, Corpus et aërium consociata creant, Cui calor et lentus mediocriter insidet humor, Quod levis occulta Spiritus ambit ope. á25ñ Rebus id implicitum genitalia semina rerum Adiuvat, et nullo tempore cessat agens. Nutrit, alit, vegetat, morbos fugat, inde seipsum Decursu aetatis praecipitante necat. Haec veterum concors sententia nititur usu Et, licet in dubium saepe vocata, manet. Quam quia facundo defendis et asseris ore, Inter honoratos conspiciere viros.

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als erster eine Krone aufs Haupt gesetzt und seine [Soldaten] angewiesen, Kreuze, aufgemalt auf ihre Waffen, bei sich zu führen, und zwar deshalb, weil er, ermahnt durch ein Wunderzeichen, erfahren hatte, daß in der heftigen Angst, die ihn bedrängte, allein noch im Kreuz Hoffnung übrig blieb. Unter dem Kreuz dient die sanfte Krone Gott, unter ihm verbleibt jeder glücklich an seinem Platz. Hinzu kommt, daß er [= Reineccius], indem er die Taten von Heroen und Königen durchmustert, entsprechend über die Abzeichen eines frommen Königs verfügt. Und solange ein tätiger Geist sich unter dieser Menge und Schwere von Aufgaben abmüht, empfindet er unablässig das Kreuz. Wenn er sich aber herausgewunden hat, ganz wie eine grünende Palme, erhebt er seine Gedanken zu der versprochenen Krone. Wer unter dem Kreuz erduldet, was das Schicksal und Gott bringen, wird verdient haben, daß sein Haupt mit Ruhm bekrönt wird.«

23. Auf Hermann Neuwaldts Abhandlung über den Ursprung der natürlichen Wärme in vermischten Substanzen. Alles, was in dem weiträumigen Gefüge der Welt enthalten ist, besitzt himmlische Grundstoffe einer natürlichen Wärme: Grundstoffe, die im stillen ununterbrochene Bewegungen in Gang halten, gemäß der unterschiedlichen Art ihres Gegenstandes. Woher aber entspringt die in die Dinge selbst hinüberfließende Wärme, woher bezieht sie ihre Kräfte und ihren Ursprung? (Dies ist zwar nicht zweifelhaft, wird aber dazu gemacht, weil es in unserer Zeit nur sehr wenige Menschen geben wird, die sich Erkenntnissen fügen wollen. Altgewohntes in Frage zu stellen und Neuartiges auszuspinnen, das sei, so sagt man, keine geringe Aufgabe einer glanzvollen Kunst!) Sie riecht nicht nach dem Himmel und wird auch nicht von der Sonne selbst erregt, sondern ist bei ihrer Entstehung in dieser niederen Region verborgen. Die Elemente gehen nämlich miteinander feste Verflechtungen ein und erschaffen bei ihrer Vereinigung einen luftigen Körper, dem Wärme und eine Flüssigkeit von mäßiger Zähigkeit innewohnen und den ein flüchtiger Lufthauch umweht und auf verborgene Weise unterstützt. Dieser in die Dinge verflochtene Körper wirkt förderlich ein auf die zeugenden Samen der Dinge und stellt zu keiner Zeit seine Tätigkeit ein. Er nährt, unterhält, belebt, vertreibt Krankheiten und tötet sich darauf selbst, wenn der Lauf des Lebens sich dem Ende zuneigt. Dieser einhellige Gedanke der Alten stützt sich auf Erfahrung und behält seine Gültigkeit, auch wenn er oft in Zweifel gezogen worden ist. Weil du ihn mit Eloquenz verteidigst und bekräftigst, wirst du unter hochrangigen Persönlichkeiten Aufsehen erregen.

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24. Apophthegma Philippi Macedonis ad Alexandrum Magnum Fáiliumñ. Expositum à Dione Chrysostomo Oratione secunda de regno, epigrammate nunc expressum. Ad Henricum Ranzovium, virum incomparabilem.

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Quàm bene, Ranzovi titulis celeberrime dignis, Officio vates historicosque foves! Sic tibi suggessit rerum experientia prudens, Semina naturae sic docuere tuae. Curat utrosque Deus, genioque benigniter auctos Coelite vim superûm participare facit. á26ñ Illud Amyntiades rex noverat inclytus, illud Gaudet Alexandro notificare suo, Atque ait: »Ô Macedûm spes unica, nominis haeres, Effigies vultus ingeniique mei: Historicos vatesque sacros offendere noli! Tuta patrociniis turba sit illa tuis. Praepes utrisque manus, calamoque sequace papyrum, Saecula quae volvant posteriora, linunt. Fas illis, quaecunque placent, inscribere cartis. Arbitrio laudant vituperantque suo.« Talibus ille suum monuit. Tu temporis huius Sydus idem claros nobilitate doces. Historicosque foves argutaque pectora vatum. Testis Iber, Gallus, Sarmata, Teuto, Ligur.

25. Melos ad Ioachimum ab Alvensleben conditorem Bibliothecae Erxlebianae. Quales susurros dives inaudiit Hospes Canopi, cum Mareotidis Lagaeus Heros ad fluentum Mille libros, monumenta mille 5

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Sumptu profundo congereret seni Morem benigne Philosopho gerens! á27ñ Theatra quantos sustulerunt Attica Cecropiique plausus, Cum Pergameni nisibus aemulis Arsere reges lectaque pluribus Latum per orbem gaza regnis Magnificos subiit penates!

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24. Ausspruch Philipps von Makedonien gegenüber seinem Sohn Alexander dem Großen, ausgelegt von Dio Chrysostomus in seiner zweiten Rede über die Königsherrschaft, jetzt in einem Epigramm abgehandelt. An Heinrich Rantzau, einen unvergleichlichen Mann. Wie trefflich, Rantzau, mit würdigen Ehrentiteln gefeierter Mann, förderst du mit Liebesdiensten die Dichter und die Geschichtsschreiber! Dies hat dir deine kluge Lebenserfahrung eingegeben, dies hat auch der Kern deines Naturells dich gelehrt. Für beide sorgt Gott und läßt sie, die er durch himmlische Inspiration gütig hat erstarken lassen, an der Kraft der Himmlischen teilhaben. Dies wußte der berühmte königliche Abkömmling des Amyntas, dies teilte er gern seinem Sohn Alexander mit. Und er sagte: »O du einzige Hoffnung der Makedonen, Erbe meines Namens und Abbild meines Atlitzes und meines Geistes! Beleidige ja nicht die Geschichtsschreiber und die heiligen Dichter! Deren Schar genieße in Sicherheit deinen Schutz. Beide haben eine schnelle Hand und bedecken das gefügige Papier mit ihrem Schreibrohr mit Worten, welche spätere Jahrhunderte studieren können. Es ist ihnen erlaubt, auf die Blätter zu schreiben, was immer ihnen beliebt; nach eigenem Gutdünken loben und tadeln sie.« Auf solche Art ermahnte jener seinen Sohn. Du, Gestirn unserer Zeit, lehrst die durch ihren Adel erlauchten Männer das Gleiche. Du unterstützt die Geschichtsschreiber und die sinnreichen Herzen der Dichter. Zeugen dessen sind der Spanier, der Franzose, der Pole, der Deutsche und der Ligurer.

25. Lied an Joachim von Alvensleben, den Gründer der Bibliothek von Schloß Erxleben. Welches Stimmengewirr vernahm der reiche Gastfreund in Unterägypten, als der heldenhafte Sohn des Lagus am Mareotischen See zahllose Bücher, zahllose Schriftdenkmäler mit unermeßlichen Kosten aufhäufte und damit dem greisen Philosophen gütig willfahrte! Welche Beifallsstürme erhoben sich auf den Schauplätzen Attikas und bei den Athenern, als die Könige von Pergamon in leidenschaftlichem Wetteifer heftige Anstrengungen unternahmen und der in vielen Reichen über die weite Welt hin zusammengetragene Schatz in die prächtigen Häuser einzog! Die Dichter ersannen

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Vates sonoris carmina tibiis Finxere laeti, personuit modis Obscura plebes, et canores Edidicere agiles Napaeae. Iam post tot annos vivit et undique Rumore grato fama perambulat, Nec consenescet, donec orbis Impavidam ferient ruinae. Haud te minori IULIA barbito Dicet iuventus et citharae sciens ELMANA virgo praedicabit Facta tuae, IOACHIME, gentis

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ALVONIS haeres Saxonici potens. Nec fama seris postgenitis minor Notescet. Euge, sic equestri Progenie decuit creatum: Inaestimandis undique sumptibus Libros coëmptos Pieridum choro á28ñ Donare thesauroque cives Egregio memores beare. Qui rore puro Castaliae lavit Crines solutos, pollice Lesbium Poëma tinget delicato Delius et Pataraeus Apollo. Me, si qua nostris gratia tibiis, Iuvabit inter indigenas cygnos Sancire carmen tam benigno Agminis Aonii patrono.

26. Anagrammatismus in Reinerum Reineccium. REINERUS REINECCIUS. CRESCE NERVIS UNI REI. Quale nec Argolici potuerunt condere cives Nec suboles urbis, Romule, prisca tuae:

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fröhlich Lieder zu klangvollen Flöten, das niedere Volk ließ Weisen erschallen, und die rührigen Napäen lernten Melodien auswendig. Die Kunde hiervon ist noch nach so vielen Jahren lebendig, wandert umher unter dankbarem Beifall und wird nicht altern, bis die Trümmer der Welt die Unerschrockene erschlagen werden. Mit keinem bescheideneren Gesang wird die Jugend der Julius-Universität dich erheben, und die Jungfrau vom Elm, die mit Geschick auf der Kithara spielt, wird von den Taten deines Stammes künden, Joachim, mächtiger Erbe des Sachsen Alvo! Und zu den späten Nachgeborenen wird kein geringerer Nachruhm dringen. Wunderbar! So geziemte es sich für einen Sproß aus ritterlichem Geschlecht: mit unschätzbaren Kosten Bücher von überallher zusammenzukaufen und dem Chor der Musen darzubringen und die erkenntlichen Bürger mit einem auserlesenen Schatz zu beglücken. Der Delier und Patareer Apollo, der sein aufgelöstes Haar im reinen Wasser der kastalischen Quelle gewaschen hat, wird [dieses] alkäische Gedicht mit seinem feinen Daumen benetzen. Falls mein Flötenspiel Anmut besitzt, wird er mir dabei helfen, mein Gedicht für einen so gütigen Beschützer der Musenschar im Kreise der einheimischen Schwäne unverbrüchlich zu machen.

26. Anagramm auf Reiner Reineccius. Reiner Reineccius. Wachse an Kräften, zugunsten einer einzigen Sache. Ein Werk, wie es die Bürger Griechenlands und auch die antike Nachkommenschaft deiner Stadt, Romulus, nicht zu erschaffen vermochten, ein sol-

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Tale laborat opus terra Germanide cretus, Iudicio ambiguum maior an ingenio, Regna sub aspectum ponens regumque labores Usque per innumeros exspaciatus avos. Iamque renascuntur veteris monumenta Philisti, Quaeque olim in lucem Pollio scripta dedit. Apparent memores Romana per atria cerae Et numeri pubis, Teuto vetuste, tuae. á29ñ Dii faciant, operis tanti venerabilis auctor, Ut tibi sit robur corpore, mente vigor. Una tibi res haec est credita, firmior UNI NERVIS ac vegeto robore CRESCE REI. Dumque sacri vivent Heroës, notus Eois Principibus vives, notus et occiduis.

27. In organa Mariaevallensia à Casparo Schosgio Abbate recens extructa.

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Qui sua seque Deo Casparus devovet Abbas, Organa construxit sumptibus ista novis, Ut, pia se nostrae dum iungit Musica voci, Mulceat aeternum laus geminata patrem. Cedite, qui templis evertitis organa: rectè Humana colitur voce manuque Deus.

28. Epitaphium Annae Vadinae coniugis Reineri Reineccii. Fortunae iactata vadis, nunc libera tandem Vadit ad aeternas Anna Vadina domos. Ultima constitues quando vadimonia mundo, Christe, sit in tuto res maneatque vado. á30ñ

29. In effigiem Henrici Iulii Episcopi Halberstadensis, Ducis Bárunsvicensisñ et Láuneburgensisñ. Cento ex Virgilio. Sic oculos, sic ille manus, sic ora ferebat Princeps ante omnes famâ super aethera notus, Nomine avum referens, animo manibusque parentem:

Aen. 3,490 Aen. 5,833 / Aen. 1,379 Aen. 12,348

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ches erarbeitet ein Mann, der aus deutschem Boden entsprossen ist und bei dem in Zweifel steht, ob seine Urteilskraft größer ist oder sein geistiges Gestaltungsvermögen, indem er Königreiche und die Leistungen von Königen vor Augen führt und dabei stets auf unzählige Ahnen ausgreift. Jetzt werden die Denkmäler des alten Philistos wieder erstehen und die Schriften, die einst Pollio veröffentlicht hat. Zum Vorschein kommen die wächsernen Gedenkbilder in den römischen Atrien und die Reihen deiner Mannen, alter Teuto! Mögen es die Götter geben, verehrungswürdiger Autor eines so bedeutenden Werkes, daß es dir nicht an körperlicher Leistungsfähigkeit und geistiger Spannkraft fehlt! Diese eine Sache ist dir anvertraut. Wachse zugunsten dieser einen Sache, so daß du zunimmst an Kräften und vitaler Rüstigkeit! Solange ehrwürdige Helden leben werden, solange wird dein Ruhm bei den Fürsten im Osten und Westen leben.

27. Auf die Orgel von Marienthal, die der Abt Kaspar Schosgius kürzlich gebaut hat. Der Abt Kaspar, der das Seinige und sich selbst Gott anheimgibt, hat mit ungewöhnlichen Kosten diese Orgel errichtet, damit, während eine fromme Musik sich mit unserer Stimme verbindet, doppelter Lobgesang den ewigen Vater erfreut. Fort mit euch, die ihr die Orgeln aus den Kirchen entfernt! Es ist ganz in der Ordnung, daß Gott verehrt wird mit menschlicher Stimme und Hand!

28. Grabschrift für Anna Vadina, Ehegattin von Reiner Reineccius. Hin- und hergeworfen von den Fluten des Glücks schreitet Anna Vadina, jetzt endlich frei, zu den Häusern der Ewigkeit. Wenn du der Welt den letzten Gerichtstermin festsetzt, Christus, möge [ihre] Sache in sicherem Gewässer sein und bleiben!

29. Auf das Bildnis von Heinrich Julius, Bischof von Halberstadt, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Cento nach Vergil. So waren die Augen, so die Hände, so der Mund des Fürsten, der, vor allen anderen, im Himmel bekannt ist. Er führt den Namen seines Großvaters, nach Mut und Tapferkeit gleicht er seinem Vater. Sein Geschlecht, altertüm-

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Cui genus à proavis ingens de gente vetusta. Aen. 12,225 / Aen. 10,388; 9,284 Unus, qui nobis laudis succensus amore Aen. 6,846 / Aen. 7,496 Proferet imperium per tot discrimina rerum Aen. 6,795 / Aen. 1,204 Pacatumque reget patriis virtutibus orbem. Ecl. 4,17 Ille operum custos nobis hec otia fecit, Geo. 4,215 / Ecl. 1,6 Ille regit dictis animos et pectora mulcet. Aen. 1,153 Ipsis precipuos ductoribus addit honores, Aen. 5,249 Inventas et qui vitam excoluere per artes, Aen. 6,663 Muneribus cumulat magnis et praemia ponit. Aen. 5,532 / Aen. 5,292 Fortunate puer, quae te tam laeta tulerunt Ecl. 5,49 / Aen. 1,605 Secula, qui tanti talem genuere parentes? Aen. 1,606 O decus, o famae meritò pars maxima nostrae! Geo. 2,40 Quae quibus anteferam? Tu servantissimus aequi Aen. 4,371 / Aen. 2,427 Egregiusque animi, tua terris didita fama. Aen. 11,417 / Aen. 8,132 Quae sint, quae fuerint, quae post ventura trahantur, á31ñ Geo. 4,393 Magnanimosque Duces pugnataque in ordine bella Geo. 4,4 / Aen. 8,629 Fataque fortunasque virum moresque manusque Aen. 6,683 Enumerare vales. Tantae est victoria curae, Aen. 4,334 / Geo. 3,112 Tantus amor laudum, cuncti se scire fatentur. Geo. 3,112 / Aen. 11,344 O mihi tam longè maneat pars ultima vitae, Ecl. 4,53 Spiritus et quantum sat erit tua dicere facta, Ecl. 4,54 Noctes atque dies! Si quid mea carmina possunt, Aen. 6,127 / Aen. 9,446 Semper honore meo, semper celebrabere donis. Aen. 8,76

30. De formula concordiae die Petri et Paulli Apostolorum publicata anno Christi 1580. Dum lux sacra Petro celebratur et annua Paullo, In lucem pacis nobile prodit opus. Omen inest facto: libro traduntur in illo, Quae docuit scriptis ille vel ille suis.

31. Symbolum Iulii Ducis Brunsávicensisñ et Lunaeburgáensisñ. á32ñ ALIIS INSERVIENDO CONSUMOR. Mite mihi ingenium natura creavit, et iras Mens pia vulnifico cautius angue fugit. Blandus inexpleto cives complexus amore, Quicquid ago, facilis more parentis ago.

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lichen Ursprungs, ist von den Vorfahren her außerordentlich bedeutsam. Er ist der einzige, der, von der Liebe zum Ruhm entflammt, für uns die Herrschaft in so vielen Fährnissen ausweiten und einen Erdkreis regieren wird, der durch die väterlichen Heldentaten befriedet ist. Er, als Hüter der Arbeiten, hat uns diese Muße gewährt, er lenkt mit seinen Worten die Geister und besänftigt die Herzen. Den führenden Persönlichkeiten läßt er besondere Ehrungen zuteil werden, und diejenigen, welche das Leben durch Ersinnen von Künsten bereichert haben, überhäuft er mit großen Geschenken und setzt ihnen Preise aus. Glücklicher Knabe, welches gesegnete Zeitalter hat dich hervorgebracht? Welche bedeutenden Eltern haben einen solchen Mann gezeugt? O Zier, o verdientermaßen größter Teil unseres Ruhms! Was könnte ich höher schätzen als dies? Du bist der größte Bewahrer der Gerechtigkeit und von herausragendem Mut; dein Ruhm hat sich über die Erde verbreitet. Was ist, was war, was die Zukunft heraufführt, hochherzige Fürsten, die [von ihnen] der Reihe nach durchgekämpften Kriege, Bestimmung und Schicksal der Helden, ihre Eigenarten und ihre Taten vermagst du aufzuzählen. So groß ist deine Begierde nach Sieg, so groß deine Liebe zum Ruhm! Alle gestehen, dies zu wissen. O, möge mir der letzte Teil meines Lebens solange andauern und soviel Lebenskraft bleiben, wie ausreichend sein wird, deine Taten Tag und Nacht zu preisen. Falls meine Lieder etwas vermögen, wirst du stets mit meiner Ehrbezeugung, stets mit Gaben gefeiert werden.

30. Die Konkordienformel, veröffentlicht am Tage der Apostel Petrus und Paulus im Jahre Christi 1580. Während der jährlich wiederkehrende Feiertag für Petrus und Paulus begangen wird, tritt ein edles Werk des Friedens an den Tag. Dem Vorgang wohnt ein gutes Omen inne: In jenem Buch wird überliefert, was dieser und was jener in seinen Schriften gelehrt hat.

31. Die Devise des Herzogs Julius von Braunschweig und Lüneburg. IM DIENST AN ANDEREN VERZEHRE ICH MICH.

Die Natur hat mir eine Anlage zur Sanftmut gegeben, und mein väterlicher Geist hütet sich vor dem Zorn sorgsamer als vor einer Wunden verursachenden Schlange. Die Bürger hingebungsvoll mit unersättlicher Liebe umfangend tue ich alles, was ich auch tue, entgegenkommend wie ein Vater.

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Dumque bonis alios impensius adiuvo nostris, Consumo partas indubitanter opes.

32. Epitaphium Erici Iunioris Ducis Brunsvicensis et Luneburgáensisñ.

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Natus Atestinae de sanguine gentis Ericus Hac moriens posuit nobile corpus humo. Iustitia cives moderans et pace propinquos Gratus erat populo Dux populusque Duci. Quae proavis eius ortus dedit, Itala tellus Hospitium vivo praebuit et tumulum. á33ñ

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Und während ich andere mit meinen Gütern auf sehr kostspielige Weise unterstütze, verzehre ich ohne Zweifel meinen erworbenen Reichtum.

32. Grabschrift für Erich den Jüngeren, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Geboren als Abkömmling der Familie Este hat Erich, als er starb, seinen edlen Leib auf diesem Boden gebettet. Mit Gerechtigkeit seine Bürger lenkend und mit einer friedlichen Herrschaft seine Nachbarn in Schranken haltend, war der Herzog beim Volk beliebt und das Volk beim Herzog. Italien, das seine Ahnen hervorbrachte, bot ihm gastliche Aufnahme zu Lebzeiten und das Grab.

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SYLVARUM LIBER SECUNDUS.

1. EPITAPHIUM reverendi et amplissimi viri D. Iacobi Pasmani, Coenobii imperialis divi Ludgeri Praepositi, piè defuncti.

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In quo sedulitas pietasque innoxia fulsit, Cuius in egregio pectore candor erat, Mortuus exigua Pasmannus conditur urna. Gaudia cum Christo spiritus alma capit. Ah, quantum amisit tristis respublica pignus, Aedibus illata est quanta ruina sacris! Ille Deo plenus fucoque remotus ab omni, Sincerae cultor relligionis erat. Oderat ambiguos in aperto dogmate sensus Et vacuam meritis officiisque fidem. á34ñ Coelibis amplexus vitae genus, omnia cautè Scandala vitabat castus et omne nefas. De pietate frequens sermo, de crimine nullus; Iura querebatur saepe favore regi. Adde, quod oeconomus solers sua munia rectè Egit et impositum continuavit opus. Sed mala perpendens fatalia vimque cruentam, Exitium nobis quae minitantur atrox, Annorum satur et fidei praeclarus abire Maluit et superas hospes adire domos. Vota Deum tetigere: iacet, corpusque sepulcro Conditur, in coeli spiritus arce latet. Euge, serve bone, in minimis tua cura probata est. Ingredere in Domini gaudia vera tui!

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DER POETISCHEN WÄLDER ZWEITES BUCH.

1. GRABSCHRIFT für den ehrwürdigen und hochangesehenen Herrn Dr. Jakob Pasman, selig entschlafenen Propst der Reichsabtei St. Ludgeri. Pasman, an dem Arbeitsamkeit und arglose Frömmigkeit glanzvoll in Erscheinung traten und dessen ungewöhnliches Herz von Lauterkeit erfüllt war, ist tot und wird in einem kleinen Grab beigesetzt. Seine Seele erlangt in der Gemeinschaft mit Christus segensreiche Freuden. Ach, welch ein bedeutendes Unterpfand hat der trauernde Staat verloren, welch großes Unglück hat das heilige Haus erlitten! Jener Mann, erfüllt von Gott und fern aller Verstellung, war ein Verehrer des wahren Glaubens. Er haßte Zweideutigkeiten in einer unverstellten Glaubenslehre und einen Glauben, der leer ist an Verdiensten und Leistungen. Er hatte die Lebensform der Ehelosigkeit erwählt, und keusch mied er sorgsam allen Anstoß und jede Sünde. Häufig handelte seine Rede von Frömmigkeit, von Verbrechen nie. Er klagte oft darüber, daß das Recht nach Gunst gehandhabt werde. Hinzu kommt, daß er ein geschickter Wirtschafter war, seinen Pflichten korrekt nachkam und das ihm auferlegte Amt fortführte. Jedoch in Erwägung des schicksalhaft verhängten Unheils und der blutigen Gewalt, die uns ein schreckliches Ende androhen, gesättigt an Lebensjahren und hochberühmt für seine Rechtschaffenheit, zog er es vor, wegzugehen und als Gast die Wohnsitze des Himmels aufzusuchen. Seine Wünsche fanden bei Gott Gehör: Er liegt darnieder, sein Leib wird in der Grabstätte beigesetzt, und seine Seele ist geborgen in der Burg des Himmels. Bravo, du guter Diener, selbst in den kleinsten Dingen hat sich dein Sorgen bewährt! Tritt ein in die wahren Freuden deines Herrn!

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2. EIDYLLION ad illustrissimos et potentissimos Principes ac Dominos, á35ñ Dn. Iohannem Casimirum, Comitem Palatinum Rheni, Ducem Bavariae etc. Electoratus Administratorem et Tutorem, et Dn. Iulium Ducem Brunsvicensem et Lunaeburgensem etc., Patres Patriae, Helmaestadium Academiae Iuliae hospitium ingredientes.

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En gemini coëunt nostra de gente Leones: Alter Marte potens, alter honore togae. Ille genus repetit Boiorum è stirpe vetusta, Fama Palatinae deliciosa domus, Hic veteres Guelfos atque Itala nomina iactat, Nunc bene Saxonicis ingenerata locis. á36ñ Cultor uterque Dei libertatisque patronus Publica sollicitâ commoda quaerit ope. Ille sciens belli turmas moderatur equestres, Proque suis ardens induit arma focis: Gallica iam victor pernicibus ocyor Euris, Proxima iam Rheni fluminis arva premit. Undique fulmineis comes est Victoria castris, Et patrios ornant parta trophaea lares. Pacifer hic enses condit, pacataque praebens Ocia pro patriae damna salute facit. Iam legum tabulas labefactaque iura reformat, Iam templis operam reddit opemque Scholis. Undique gemmatis comitatur gloria pennis, Et patrios ornat pinguis oliva lares. Vivite, Semidei! Vobis Germania debet, Marte quod est alibi prospera, pace domi. Vivite! Nec deerunt iustis sua praemia factis: Vivida fama solo, gloria vera polo. á37ñ

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2. IDYLL. An die durchlauchtigsten und mächtigsten Fürsten und Herren, Herrn Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern usw., Administrator und Tutor des Kurfürstentums, und Herrn Julius, Herzog von Braunschweig und Lüneburg usw., Väter des Vaterlandes, als sie in Helmstedt, der Heimstatt der Julius-Universität, eintrafen. Siehe, es treffen zwei Löwen aus unserem Volk zusammen, der eine mächtig durch Krieg, der andere durch die Ehre bügerlichen Friedens. Jener, herrlicher Ruhm des pfälzischen Hauses, leitet sein Geschlecht her von dem alten Stamm der Boier; dieser rühmt sich der alten Welfen und des italienischen Geschlechtsnamens, der jetzt in sächsischen Regionen gut eingewurzelt ist. Beide sind Verehrer Gottes und Schirmherren der Freiheit, beide streben mit ruhelosem Einsatz nach dem Wohl des Staates. Jener befehligt als ein Kenner des Krieges Reitertruppen und legt, voll feurigen Eifers für sein Besitztum, Waffen an. Bald besetzt er, geschwinder als der schnelle Ostwind, siegreich französische, bald ganz dicht am Rhein gelegene Gebiete. Überall begleitet die Siegesgöttin seinen alles wie der Blitz zerschmetternden Heereszug, und die erworbenen Siegeszeichen schmükken sein Vaterhaus. Dieser, ein Friedensbringer, läßt die Schwerter stecken, bietet Ruhe und Frieden und erleidet Einbußen zum Wohle des Vaterlandes. Bald stellt er die Gesetzestafeln und das in Verfall geratene Recht wieder her, bald bemüht er sich um die Kirchen und gewährt Hilfe den Schulen. Überall begleitet ihn der Ruhm auf edelsteingeschmückten Schwingen, und sein Vaterhaus schmückt ein üppiger Ölbaum. Lebt herrlich und in Freuden, ihr Halbgötter! Deutschland hat es euch zu verdanken, daß es anderwärts beglückt ist durch Krieg, zu Hause durch Frieden. Lebt herrlich und in Freuden! Den rechtschaffenen Taten wird es auch nicht an gebührenden Belohnungen fehlen: lebhaftem Ruhm auf Erden, wahrem Lobpreis im Himmel.

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3. HONORI NUPTIARUM Iohannis Sigismundi à Bernstein in Berenclauss, nobilitate equestri, virtute, doctrina linguarumque cognitione ornatissáimiñ Sponsi, et lectissimae virginis Catharinae, Dn. Iohannis à Northausen in Collembey, viri et Iureconsulti nobilissimi Fáiliaeñ Sponsae, Quae celebrabantur M. VIIIbr. D. VI. M. D. XXCIV., EPITHALAMION. Solennitati quid melius novae Concinniusve huic convenient, precor, Integritatis quàm venustum Et fidei specimen iugalis 5

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Referre versu? Graecia futilis Mendace iactet multa loquentia, Nos vera veris explicata Proferimus monumenta libris. Hoc nôrit Afer, nôrit Iberiae Hospes calentis quique Ararim bibit Ac orbe divisi Britanni Pannoniaeque flagella Turcae. á38ñ Romana quondam sceptra Alemanicus Princeps habebat, sanguine Suevico Prognatus. Illum Longobarda Stirpe satus veteri lacessens Guelfus frequenti strage coëgerat Tentare vires, robur et imperii. Ibant comatae Francicorum Nobilium subitò catervae, Fortes Batâvi, Vangiones truces Et cum Sicambro Tyrigetae feri, Saxo inquietus, Boiohemae Nec minus incola durus orae.

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Vidit furentes Caesaris impetus Ducesque belli cedere nescios Guelfus, nec incerto experiri Rem voluit valuitque Marte.

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3. EPITHALAMION ZU EHREN DER HOCHZEIT des Johann Sigismund von Bernstein in Bärenklause, eines durch ritterlichen Adel, Tugend, Bildung und Sprachenkenntnis hochansehnlichen Mannes, als des Bräutigams, und der trefflichsten Jungfrau Katharina, Tochter des Johannes von Northausen in Kollenbey, eines hochberühmten Mannes und Rechtsgelehrten, als der Braut, welche gefeiert wurde am 6. Oktober 1584. Was, bitte, wird zu dieser neuen Festlichkeit besser und harmonischer passen, als von einem reizvollen Musterbild ehelicher Uneigennützigkeit und Treue in Versform zu erzählen? Das eitle Griechenland mag mit lügenhafter Redefertigkeit vieles zur Sprache bringen – wir geben wahre Denkmäler, herausgezogen aus wahrhaftigen Büchern, zum besten. Dies soll der Afrikaner wissen, der Bewohner des heißen Spaniens, der, welcher das Wasser der Saône trinkt, wissen sollen es auch die vom Erdenrund abgetrennten Britannier und die Türken, die Geißel Ungarns. Die Herrschaft über das Römische Reich hatte einst ein alemannischer, schwäbischem Geschlecht entstammender Fürst inne. Ihn forderte ein aus dem alten Langobardenstamm entsprossener Welfe heraus und zwang ihn, indem er ihm häufige Niederlagen zufügte, die Kraft und Stärke des Reiches zu erproben. Sogleich machten sich die langhaarigen Scharen der fränkischen Adligen auf den Weg, die tapferen Niederländer, die rauhen Wangionen, zusammen mit dem Sugambrer die wilden Thüringer, der unruhige Sachse, desgleichen der unbeugsame Einwohner Böhmens. Der Welfe hatte die wütenden Angriffe des Kaisers und die unerbittliche Standhaftigkeit der militärischen Anführer vor Augen und wollte und konnte es nicht auf einen Krieg mit ungewissem Ausgang ankommen lassen. Eingeschlossen in den Mauern

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Inclusus arcis moenibus editae, Frustra allaborat flectere Caesarem, Donec fame tetra coactus Imperio sua subiugavit Regis superbo, lege Tuisconae Qui gentis omnes dedere masculos Neci iubebat, liberatis Matribus et teneris puellis. á39ñ Antiquitatis more probabili Vis dura parcit foemineis bonis, Et quicquid asportare possunt, Eripiunt celeri ruinae. Denunciata morte viris, pavor Concussit aulam, luctus et infrequens: Fratrem soror lugebat, uxor Fata viri properanda flebat.

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Coniunx vocatis Guelfica matribus Secura curae constitit in foro, »Infructuosis«, et, »querelis Figite quaeso modum sodales«, Inquit, »molestae nil querimoniae Prosunt, molestis parcite fletibus! Urgente sortis pravitate Foemineos aperite sensus! Sagax acutis ingenium viris Et perspicaces pectoris impetus, Sed foeminarum cogitato Mille modis superantur astu. Auferre quicquid corpore possumus, Largitur aequi gratia Caesaris. Incogitata nos repentè Sarcinula scapulas gravemus! á40ñ Gestet maritum quaeque humeris suum, O suave pondus grataque sarcina! Iniuriosis sic soluti Compedibus fugient periclum.

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einer hochragenden Burg bemühte er sich vergeblich, den Kaiser zu erweichen, bis er, gezwungen durch schlimme Hungersnot, seine Sache der stolzen Macht des Königs unterwarf, der, nach dem Gesetz des deutschen Volkes, befahl, daß alle, die männlichen Geschlechts waren, den Tod erleiden, Mütter und kleine Kinder aber freigelassen werden sollten. Nach der anerkennenswerten Sitte des Altertums verschont die harte Gewalt die Besitztümer der Frauen, und alles, was sie wegtragen können, entziehen sie [damit] dem schnellen Untergang. Als den Männern der Tod angekündigt worden war, erschütterte Entsetzen und ungewöhnliche Trauer den Hof. Die Schwester trauerte um den Bruder, die Gattin beweinte den kurz bevorstehenden Tod ihres Mannes. Die Ehefrau des Welfen rief die Mütter zusammen, stellte sich gänzlich unbekümmert auf dem Marktplatz hin und sagte: »Setzt doch bitte dem fruchtlosen Wehgeschrei ein Ende, Kameradinnen! Lästige Klagen sind zu nichts nütze. Laßt ab von eurem lästigen Weinen! Stellt angesichts der Bedrängnisse unseres schlimmen Geschicks eure weiblichen Verstandeskräfte unter Beweis! Gescheite Männer verfügen über einen scharfen Verstand und weitsichtige Geisteskraft, doch zielgerichtete weibliche Schläue überflügelt sie tausendfach. Dank der Gnade des billig denkenden Kaisers ist uns verstattet, alles mitzunehmen, was unser Körper tragen kann. Beschweren wir unsere Achseln unversehens mit einer Last, an die bisher nicht gedacht wurde! Jede von uns trage ihren Ehemann auf den Schultern! O süße Last und willkommene Bürde! Auf diese Weise werden sie, frei von ungerechten Fesseln, der Gefahr entrinnen. Falls der

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Ni concitata Tygride saevior Aeris rigentes pectore laminas Caesar recondit, callidarum Consilium grave praedicabit. Miles repostas diripiens opes Gemmis fruatur degener Indicis Aurique gazis: illa parvi Sospitibus facimus maritis.« Nec plura: prudens consilium anxiis Curas ademit. Quaelibet ocyus Cervice sustollens maritum Per medias graditur cohortes. Excita castris evolat undique Pubes et agmen nobile conspicit. At rex inaudita stupescens Concilium novitate cogit Guelfumque vinclis liberat aeneis, Perduellionis praeterea reos. Sed matribus gazas et aurum Restituit miserans ademptum. á41ñ

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Auris sonores ut cava Musicos Libenter haurit, lumina splendido ut Colore pascuntur, stupentes Sic homines movet alta Virtus. Hoc norit Indus, norit Achaiae Telluris hospes quique Boristhenis Potat fluentum proximusque Thracibus indomitis Polonus. Haec, Sponse clara nobilis à domo, Tibi tuaeque condere Iulius Apollo suasit, movit alta Nobilitas utriusque stirpis. Germana virtus haec fuit hactenus, Non impotenti frena libidini Laxare, sed vitam regendo Innocuos simulare mores.

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Kaiser nicht gerade, grimmiger als ein gereizter Tiger, unbiegsames Erz in der Brust trägt, wird er den ›schwerwiegenden‹ Beschluß der gewitzten Frauen rühmen. Mag der gewöhnliche Soldat Schatzkammern plündern und sich an indischen Edelsteinen und Goldschätzen erfreuen: wir achten derlei gering, wenn nur unsere Männer in Sicherheit sind!« Weiterer Worte bedurfte es nicht. Der kluge Rat benahm den angsterfüllten Frauen ihre Sorgen. Jede lud sich schnellstens ihren Ehemann auf den Nacken und schritt mitten durch die Truppen. Von überallher eilten die Mannschaften aufgestört aus dem Lager herbei und beschauten den edlen Zug. Der König aber, verblüfft über ein Geschehen von so unerhörter Neuigkeit, berief eine Versammlung ein, befreite den Welfen von seinen ehernen Ketten, darüber hinaus auch die des Hochverrats Angeklagten. Den Müttern aber gab er mitleidsvoll die Schätze und das geraubte Gold zurück. Wie das gehöhlte Ohr mit Vergnügen die Klänge von Musik in sich aufnimmt, wie die Augen sich an prächtigen Farben erlaben, so wird die staunende Menschheit von hoher Tugend gerührt. Dies soll der Inder wissen, dies der Bewohner Griechenlands, der, welcher das Wasser des Dnjepr trinkt, und der Pole, der den ungezähmten Thrakern sehr dicht benachbart ist. Dies, edler Bräutigam aus erlauchtem Hause, für dich und deine Braut zu verfassen, hat mir der Julische Apollo eingegeben, und es hat mich dazu bewogen der hohe Adel von eurer beider Familien. Deutsche Tugend bestand bis heute darin, nicht maßloser Wollust die Zügel schießen zu lassen, sondern das Leben im Griff zu haben und ein Abbild unsträflichen Wandels zu liefern. So wie der Herr

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Coelestis aurae vis peramabilis In innocenti pectore considet. Quam torquet aestus, quae calore Immodico furiata flagrat, á42ñ Mentem relinquens despicit. Ergo ne Sit conditori dissimilis suo Natura. Ne dispar sit ipsi Archetypo, vigili laboret Nisu. Cor aestum si patitur gravem Et vis medullas sauciat ignea, Quaerat levamen praeparatum Et nimios reprimat calores Consortis usu legitimo suae. O quanta vitae est gratia quantaque Huius voluptas, dum sub una Carne caro geminata vivit, Dum complicato spiritus halitu Labris inerrat suave calentibus Et mentis affectu latebras Interius simili figurat!

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Ne cogitatis dissideant suis Nec discrepantes inveniant vias, Aequo ferantur sed tenaces Calle, gradu spacientur aequo, Quos arcta lecto copula glutinat, Amoris apta compede vinciens. Voluptuosum nil magis, nil Egregium mage, nil venustum. á43ñ Si quid ministrat sors inamabile (Ut mista dulci mutat acerbitas Vitae tenorem), partiuntur Duriciem tetricasque curas.

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und Schöpfer aller Dinge ein keuscher Geist ist, so heißt er uns nachdrücklich, uns einem unbescholtenen Leben, ohne unerlaubten Fehltritt, zu weihen. Die überaus liebenswerte Kraft des himmlischen Geistes wird sich in einem unschuldigen Busen einnisten. Ein Herz, dem die Hitze der Leidenschaft zusetzt, das von maßloser Liebesglut rasend lodert, überläßt sie sich selbst und verschmäht sie. Also verliere niemandes Wesensart die Ähnlichkeit mit ihrem Schöpfer; mit wacher Energie sei sie darum bemüht, ihrem Urbild selbst nicht ungleich zu sein. Wenn das Herz heißer Glut ausgesetzt ist und die Gewalt der Hitze das Mark versehrt, dann greife es nach dem bereitgehaltenen Linderungsmittel und bekämpfe die allzu starken Gluten durch den rechtmäßigen Verkehr mit seiner Gefährtin. O welch große Annehmlichkeit bietet das Leben, welch große Lust, wenn zwei Fleischeswesen in einem Fleisch leben, wenn sich der Hauch [des Atems] vereint und die Seele auf den lieblich glühenden Lippen umherschweift und im Innern die verborgene Region des Herzens durch ähnliches Empfinden prägt! [Zwei Menschen], die eine enge Beziehung ans Bett leimt, sie bindend mit der gehörigen Fessel der Liebe, sollen in ihrem Denken nicht uneins sein, nicht auf abweichende Wege gelangen, sondern sich beharrlich auf der gleichen Straße bewegen, in gleichem Schritt einhergehen. Es gibt nichts, was vergnüglicher, nichts, was vortrefflicher, nichts, was köstlicher wäre. Falls das Schicksal mit etwas Unerfreulichem aufwartet (so wie die dem Süßen beigemischte Bitterkeit den Gang des Lebens verändert), teilen sie miteinander die Härte der Lage und die finsteren Sorgen. Wenn ein freund-

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Fortuna coeptus si bona sospitat, Usura parti commoda gaudii Non priva, sed communis aequis Legibus obveniens utrique. O ter beatos, quos ita vivere Sancto coegit foedere castitas! Haec Musa vobis vota reddens, Ut decet et licuit, precatur.

4. Anagrammatismus in Hartvicum Smidestetum Rhetorem eminentissimum, Iulii Lycei Professorem. HARTVICUS SMIDESTETUS DISERTUS HIC EST UT MUSA.

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Sunt homines tumidi, quos lingua volubilis oris Mirandos vulgo conspicuosque facit. Illi ubi conscendunt cava pulpita, Stentora voce Et gestu mimos exsuperare queunt. á44ñ Mobilis incultas plebs undique subrigit aures, Attoniti monstro stantque paventque viri. Nos, quibus egregia pectus mollitur ab arte, In quibus ingenii iudiciique vigor, Scimus inornatas lepidis secernere linguas, Scimus ab inculto culta notare stylo. Miratique alios, cum sis mirabilis ipse, Inclita Saxonici fax Smidestete soli, Inter honoratos Borealis Rhetoras orae Voce tibi palmam conveniente damus. Namque tonans promptae feris omnia verbere linguae, Fulmineoque graves spargis ab ore sonos. Rursus ubi accensae compescis murmura plebis, Dulcior est oris gratia melle tui. Quae movet, accendit, rapit, instruit, excitat, urget, Insedit linguae Suada medulla tuae. Talis erat Xenophon, qui nectare suavior omni, Dictus ab Inachiis Attica Musa fuit. Esse tuo has dotes in pectore, nominis aptè Indicio nobis est anagramma tui. Mollius argutae nihil est dulcedine Musae: Illa tuo tacitè nomine clausa latet. á45ñ

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liches Glück ein begonnenes Unternehmen mit gutem Erfolg bedenkt, so ist der angenehme Genuß der errungenen Freude kein vereinzelter, sondern fällt nach gerechter Ordnung beiden gemeinsam zu. O dreimal glücklich sind diejenigen, welche die Keuschheit zu solch einem Leben in heiligem Bund vereint hat! Dies wünscht euch, damit ein Gelübde erfüllend, die Muse, wie es sich gehört und wie es erlaubt war.

4. Anagramm auf Hartwig Smidenstedt, den hervorragenden Rhetor, Professor an der Julius-Universität. Hartwig Smidenstedt. Dieser ist beredt wie die Muse. Es gibt aufgeblasene Menschen, deren Zungenfertigkeit sie bei der breiten Masse zu Objekten bewundernder Aufmerksamkeit macht. Sobald diese das gehöhlte Katheder besteigen, vermögen sie mit ihrer Stimme Stentor und mit ihrer Gestik Schauspieler zu übertreffen. Überall spitzt das leicht beeinflußbare gemeine Volk die ungebildeten Ohren, und mächtig ergriffen von der Wundergestalt stehen Männer da und empfinden Furcht. Wir aber, deren Verstand durch eine auserlesene Kunst geschmeidig gemacht wird, die über Spannkraft des Geistes und des Urteilsvermögens verfügen, wir verstehen schmucklose Sprache von gefälliger zu sondern, wir verstehen Kultiviertes von ungehobelter Ausdrucksweise zu unterscheiden. Wir, die wir andere bewundert haben, obgleich gerade du bewundernswert bist, Smidenstedt, ruhmreiche Leuchte Sachsens, verleihen in einhelliger Stimmabgabe unter den in Ehre und Ansehen stehenden Rhetoren des Nordens dir die Siegespalme. Denn donnernd zerschlägst du alles mit einem Hieb deiner einsatzbereiten Zunge, und wuchtige Worte schleuderst du aus deinem alles zerschmetternden Munde. Andererseits wiederum ist die Gefälligkeit deiner Rede süßer als Honig, wenn du das Murren des aufgebrachten Volkes zügelst. Die Suada, die bewegt, entflammt, hinreißt, unterweist, erregt, bedrängt, hat sich auf deiner Zunge, als deren Kern, niedergelassen. Ein solcher Redner war Xenophon, der, süßer als jeder Nektar, von den Griechen die attische Muse genannt wurde. Daß in deinem Geist diese Gaben vorhanden sind, dafür gilt uns das Anagramm deines Namens als schlüssiger Beweis. Nichts ist einschmeichelnder als die Süße der sinnreichen Muse: diese ist in deinem Namen ingeheim eingeschlossen und verborgen.

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Quodque sonat nomen, ne deserat omen, abundè Musarum eloquiis aemulus arte facis. Perge ornare Scholam Christo duce! Iugiter artis Gloria durabit prodigiosa tuae. Audiet et si quis te orantem Rhetora, dicet: »Suavis et UT pollens MUSA DISERTUS HIC EST.«

5. PARODIA CATULLIANA: In Poetastrum.

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Salve, nec facili poëta vena, Nec molli sale, nec bonis repertis, Nec cultis numeris, nec arte scita, Nec sanè nimis elegante lingua, Maevio similis Maroniano! Ten provincia censet esse vatem? Tuis carmina nostra comparantur? O seclum insipiens et imperitum!

6. In organa Musica. Organa, quae variis feriunt concentibus auras, Artificum dextrâ mota volante sonant. á46ñ Sic, ubi nostra sacer tetigit praecordia flatus, Vox sonet, aeternum glorificetque Deum.

7. De nostro saeculo. Debita praeripiunt apibus nutrimina fuci, Quodque meretur equus gramen, asellus edit. Quid mirum, si cuncta lues nova polluit? Ista, Quae bona sunt, pecudes commaculare solent.

8. In Pamphagum. Cum niger in foeda crinis tibi nare frutescat, Emunctae non es, Pamphage, naris homo.

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Und daß das Omen dem nicht abtrünnig wird, was der Name erschallen läßt, dafür sorgst du übergenug durch die Kunst, in deinem Streben, es der Beredsamkeit der Musen gleich zu tun. Sei unter der Führung Christi weiterhin eine Zierde der Schule! Der ungeheure Ruhm deiner Kunst wird für immer fortdauern. Und wer dich, den Rhetor, wird reden hören, der wird sagen: »Dieser Mann ist beredt wie die liebliche und wirkungsmächtige Muse.«

5. CATULL-PARODIE: Auf einen Dichterling. Heil dir, Dichter von nicht gerade glücklicher Anlage, nicht gerade geschmeidigem Witz und guter Erfindung, nicht gerade kultiviertem Vers und klugem Können, nicht gerade von übermäßig feiner Sprache, ähnlich dem Maevius bei Vergil! Die Provinz hält dich für einen Dichter? Meine Gedichte werden mit deinen verglichen? O unverständiges und unerfahrenes Jahrhundert!

6. Auf die Orgel. Die Orgel, die mit mannigfachen harmonischen Klängen auf die Lüfte trifft, erklingt, indem sie von kunstfertigen Spielern mit fliegender Hand in Gang gesetzt wird. Ebenso erklinge, sobald der Heilige Geist unser Herz berührt hat, unsere Stimme und rühme den ewigen Gott!

7. Über unser Zeitalter. Die Nahrung, die für die Bienen bestimmt ist, schnappen die Drohnen weg, und das Grünfutter, das das Pferd verdient, frißt der Esel. Was Wunder, wenn eine neuartige Jauche alles besudelt! Gerade das, was gut ist, pflegen Ochsen zu verdrecken.

8. Auf Pamphagus. Mag dir auch schwarzes Haar in deiner garstigen Nase sprießen, so bist du doch, Pamphagus, kein Mann mit feinem Riecher.

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9. PARODIA CATULLIANA: Ad Philelphum. Quid est, Philelphe, quod moramur emori? Rubra in cathedra collocatur Maevius, Gerit tiaram fastuosus Euclio. Quid est, Philelphe, quod moramur emori?

10. In Musicam et Poeticen.

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Daedala laurigerae si Musica iuncta Poësi Dulce quod artifici lege laborat opus, á47ñ Ecquis in arcanis non intima gaudia fibris Sentit et affectu fervidiore calet? Scilicet haec veteris quaedam est scintillula flammae Enthea et amissae lucis imago minor. Tunc, ubi nostra nova fulgebunt corpora dote Et vacuum laevo crimine pectus erit, In nobis fiet vis haec illustrior, expers Musica labis erit, pura Poësis erit, Utraque grata Deo. Numeris modulamina finget Suavis in ore sonor, dulcis in aure canor. Interea quicunque aliquid sibi vendicat harum Artium, ad usuram transferat omne bonam.

11. EPITAPHIUM Heidwigis filiolae D. Iohannis Borcholten in Academia Iulia Antecessoris etc.

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Hic iacet, ante diem lactantis ab ubere rapta, Borcholtûm veteri nata puella domo Et docet interitu, quàm mundi gloria fallax, Obvia quàm multis vita sit ipsa malis. á48ñ In mundo sperare nefas: conamina nostrae Rara voluntati convenienter agunt. Debita quae nobis est patria vindice Christo, Certa magis spondet, praestat amica magis. Veram igitur patriam, vitae pertaesa nocentis, Heidwigis Christi vulnere sospes adit. Vita ibi nobilior iam pro languente reposta est, Omnis ubi gemitus, luctus et omnis abest.

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9. CATULL-PARODIE: An Philelphus. Was, Philelphus, hält uns noch vom Sterben zurück? Auf das rote Katheder wird Maevius gesetzt, die Tiara trägt der blasierte Euclio. Was, Philelphus, hält uns noch vom Sterben zurück?

10. Auf die Musik und die Poesie. Wenn die kunstreiche Musik in Verbindung mit der lorbeertragenden Poesie nach den Regeln der Kunst irgendein liebliches Werk erschafft, wer empfände dann wohl nicht in seinen geheimsten Fasern tiefste Wonnen und erglühte nicht von einer ganz heißen Gefühlsaufwallung? Dies ist nämlich gewissermaßen ein Fünklein der alten begeisternden Flamme und verkleinertes Abbild des verlorenen Lichts. Dann, wenn unsere Leiber von der neuen Gabe erstrahlen werden und das Herz frei sein wird von verderblicher Sünde, wird diese Kraft in uns lichtvoller, die Musik frei von Makel, die Poesie rein und beide Gott willkommen sein. Dann wird ein süßer Ton im Mund, ein sanfter Gesang im Ohr nach dem Taktmaß melodische Klänge erzeugen. Wer auch immer sich in der Zwischenzeit etwas von diesen Künsten zu eigen macht, möge alles einer guten Nutzung zuführen!

11. GRABSCHRIFT für Hedwig, Töchterlein von Dr. Johannes Borcholten, an der Julius-Universität Professor der Jurisprudenz usw. Hier liegt, vor der Zeit, weggerissen von der Brust der Säugenden, das im alten Haus der Familie Borcholten geborene Mädchen und lehrt durch seinen Tod, wie trügerisch der Ruhm der Welt ist und wie vielen Übeln das Leben selbst ausgesetzt ist. In der Welt ist nichts zu erhoffen. Selten entsprechen Unternehmungen dem, was wir gewollt haben. Das Vaterland, das uns durch den Retter Christus bestimmt ist, verheißt Zuverlässigeres, bietet Freundlicheres. Abgestoßen von einem Schaden bringenden Leben begibt sich Hedwig also, wohlbehalten dank Christi Leiden, in ihr wahres Vaterland. Hier, wo es keinerlei Seufzen, keinerlei Trauer gibt, ist jetzt ihr Leben in edlerer Form, als Ersatz für das sieche, wiederhergestellt worden. In

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Iamque novos habitus renovato in corpore gestans Laude creatorem praedicat usque suum Grataturque sibi durae formidinis exors, Tuta quod in miti gaudia pace videt. Illa revolventes animis in funere luctu Et finem lachrymis imposuisse decet. Speramus requiem. Si contigit illa, dolere Nemo, sed optato debet honore frui.

12. EPITAPHIUM Dorotheae filiolae D. Iohannis Borcholten in Academia Iulia Antecessoris etc. á49ñ

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Hoc tumulo, Theodora, iaces, hîc corporis artus Parvaque defunctae condidit ossa pater. Quam citò mortales spe deturbamur avitâ! Quàm vehit ambiguas lubrica vita vices! Nil aetas, nil forma iuvat: discrimine nullo Demetit humanum trux Libitina genus. Illa quidem matri spes magna, et magna parenti, Donum erat aeterni nomine reque Dei. Qui dederat data surripuit: bona collocat usu, Mancipio nulli dat tamen ista Deus. Arbitrium Domini patienter ferre necesse est, Omnia nam nutu versat agitque suo. Fataque criminibus debentur talia nostris, Quae nisi mors nobis demere nemo potest. Ingeminant elementa minas, surguntque tumultus, Maius et ostendunt astra timore malum. Felices autem, qui per compendia vitae Gaudia perpetuae deliciosa petunt. Pone modum lacrymis, genitor moestissime, vivit Filia, inauditis perfruiturque bonis. á50ñ

13. Clarissáimoñ Doctori Medico Iacobo Horstio, sponso. Docte Machaonias Horsti curare per artes, Quis tibi propitios non videt esse Deos? Non solúm medicas Phoebus tibi contulit artes, Dat sociam thalamo pronuba Iuno tuo.

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neuen Kleidern an einem erneuerten Leib lobpreist sie jetzt fortwährend ihren Schöpfer. Frei von bedrückender Angst beglückwünscht sie sich, daß sie in sanftem Frieden gefahrlose Freuden erlebt. Diese sollte man sich geistig vergegenwärtigen und darum der Trauer und den Tränen bei der Leichenfeier ein Ende setzen. Wir hoffen auf Ruhe. Wenn diese eingetreten ist, soll sich niemand betrüben, sondern sich an der erwünschten Ehrung erfreuen.

12. GRABSCHRIFT für Dorothea, Töchterlein von Dr. Johannes Borcholten, an der Julius-Universität Professor der Jurisprudenz usw. In diesem Grab liegst du, Theodora, hier hat der Vater die Glieder und die kleinen Gebeine des Körpers der Verstorbenen beigesetzt. Wie schnell werden wir Sterblichen der angestammten Hoffnung beraubt! Wie zweifelhafte Wechselfälle des Schicksals bringt das unsichere Leben mit sich! Nichts nützt das Alter, nichts die schöne Gestalt! Ohne Unterschied mäht die grimmige Libitina das Menschengeschlecht ab. Jenes Mädchen war allerdings eine große Hoffnung ihrer Mutter und eine große ihres Vaters; eine Gabe des ewigen Gottes war sie ihrem Namen nach und tatsächlich. Gott, der die Gabe gegeben hatte, hat sie entzogen. Güter stellt Gott zum Gebrauch zur Verfügung, doch niemandem überläßt er sie als Eigentum. Den Richterspruch Gottes muß man geduldig ertragen, denn nach seinem Willen bewegt er alles im Wechsel und treibt es an. Ein solches Schicksal haben wir durch unsere Sünden verschuldet; nichts als der Tod kann uns davon befreien. Die Elemente verdoppeln ihre Drohungen, Aufruhr erhebt sich, und die Gestirne zeigen ein Unglück an, das größer ist als befürchtet. Glücklich jedoch die, welche über eine Abkürzung ihres Lebensweges die köstlichen Wonnen des ewigen Lebens anstreben! Setze deinen Tränen ein Ende, betrübtester Vater! Deine Tochter lebt und erfreut sich an unerhörten Gütern.

13. Für den hochansehnlichen Dr. med. Jakob Horstius als Bräutigam. In der Heilkunst gelehrter Horstius, wer erkennte nicht, daß dir die Götter gewogen sind? Nicht nur, daß Apollo dir die Kunst der Medizin vermittelt hat: Juno Pronuba schenkt dir eine Gefährtin für dein Bett. Die sizilische

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Sicania egregios oculis Venus afflat honores Et membris robur dat iuvenile tuis. Ingenium Pallas fingit Iove nata, Lyaeus Pocula dat sapidi non inamoena meri. Flava Ceres dat farra, nigras Sol discutit umbras, Ne pluviae coelo praecipitentur aquae. Mercurius fatum dispensat et, alite fausta Connubium ut praesens perficiatur, agit. Monstra domat Cereris gener impia, quotquot honestis Insidias tendunt nocte dieque toris. Ista tuis rebus cupiunt benè numina; foedus Istis auspicibus sanctius esse solet. Dignus at hoc fato es: virtus tranquilla meretur Ocia, et in curas mens operosa bonas. Utere nunc et sorte tua et bona publica quaere! Si quis amor laudis, serviat ille scholae. Sic erit, ut Divum stabilem mereare favorem, Ut tibi sint coepti foedera fausta tori. á51ñ Sic erit, invidiam ut superes, quae rodere summos Suevit, at abiectos degeneresque fugit.

14. Ad Reinerum Reineccium.

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Gemmiferam meruit gestare Poëta coronam Rudi laborans explicare carmine FROTHONIS laudes et nomen HIARNUS, avaro Quâ bellicosa cingitur Dania mari. Sylvius Aeneas, quòd regum conderet acta, Urbem Quirini fertilisque pontifex Imperium Italiae tenuit. Tibi mille priorum Regum Ducumque facta praepotentium Gesta recensenti seriemque genusque nepotum, Quae digna reges largientur praemia? Fide Deo studiisque tuis: insuave laborum Onus sequaces mitigabunt gloriae. Quicquid id: inventis ab te dum saepius utor Et plura spero, verba dico talia: »Cedite, Romani scriptores, cedite, Graii, Nil maius illo nascitur Syntagmate.« á52ñ

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Venus haucht deinen Augen auserlesene Anmut an und verleiht deinen Gliedern jugendliche Kraft. Den Geist bildet [dir] Jupiters Tochter Pallas, Bacchus gibt sehr reizvolle Becher wohlschmeckenden Weines. Die blonde Ceres gibt Getreide, Sol vertreibt dunkle Schatten, damit keine Regengüsse vom Himmel stürzen. Merkur ordnet dein Schicksal und sorgt dafür, daß die gegenwärtige Heirat unter einem guten Vorzeichen zustande kommt. Der Ceres Schwiegersohn hält alle gottlosen Ungeheuer in Zaum, die Tag und Nacht bemüht sind, einem ehrbaren Eheleben mit heimtückischen Anschlägen zuzusetzen. Diese Gottheiten wollen, daß es um deine Angelegenheiten gut bestellt ist. Unter diesen Vorzeichen pflegt eine Verbindung besonders unverletzlich zu sein. Du bist aber auch dieses Loses würdig. Deine Tugend wie auch dein mit guten Heilbehandlungen intensiv beschäftigter Geist verdienen stille Muße. Nutze nun dein Glück und trachte nach öffentlichem Wohl! Falls du den Ruhm liebst, so diene dieser der Universität. So wird es sich fügen, daß du auf Dauer göttliche Gunst verdienst, daß dir der begonnene Ehebund Glück bringen wird. So wird es sich fügen, daß du die Mißgunst besiegst, die die höchstrangigen Persönlichkeiten herabzusetzen pflegt, gewöhnliche und unwürdige aber flieht.

14. An Reiner Reineccius. Der Dichter Hiarnus, der dort, wo das unersättliche Meer das kriegerische Dänemark umgürtet, sich abmühte, Ruhm und Preis des Frotho in einem kunstlosen Gedicht kundzutun, hat sich damit das Verdienst erworben, die edelsteingeschmückte Krone zu tragen. Weil Aeneas Silvius eine Geschichte von Königen verfaßt hat, herrschte er als Papst über Rom und das fruchtbare Italien. Welch reichen Lohn werden die Könige dir gewähren, der du die Taten unzähliger mächtiger Könige und Fürsten der alten Zeit und die Geschlechterreihe ihrer Enkel durchmustert und beschrieben hast? Vertraue auf Gott und deine Studien: die verdrießliche Last der Arbeit werden die schnell darauf folgenden Ehrungen lindern. Was immer es sei: während ich ziemlich oft das nutze, was du entdeckt hast, und auf Weiteres hoffe, sage ich dies: »Gebt euch geschlagen, ihr römischen, gebt euch geschlagen, ihr griechischen Autoren! Nichts entsteht, was bedeutender wäre als jenes berühmte Syntagma.«

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15. PARODIA CATULLIANA: Ad infantem Iesum.

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Infantis sumus in fide Puellae et pueri integri. Infantem pueri integri Puellaeque canamus! O Iesu puer, optimi Diva progenies patris, Quem mater prope fiscinas Deposivit agrestes, Mortis ut domitor fores Infernaeque voraginis Daemonumque frementium Criminumque malorum. Tu spes unica perditis, Fractis anchora mentibus, Tu potens mediator et Nostrae caussa salutis. Tu mores patris induens Omnium gemitus vides. Sacra Gymnasii piis Tecta coetibus ornas. Sis quocunque tuis opus Clemens tempore, Teutonumque á53ñ Antiquam, ut solitus, bona Sospites ope gentem.

16. Allusio ad nomen et insignia Arnoldi de Reyger.

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Ardea nomen habet, quod semper ad ardua tendat Et reliquas penna praepete vincat aves. Hanc patrio gestas clypeo, Reygere, docesque, Quis scopus ac studii meta sit una tui: Nempe per oppositas ad summa cacumina rupes Scandere, ubi virtus imperiosa sedet. Dii tibi sint praesto, vincas discrimina rerum: In magnis labor est amplus et amplus honor.

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15. CATULL-PARODIE: An das Jesus-Kind. Wir reinen Knaben und Mädchen stehen unter der Obhut des Kindes. Besingen wir reinen Knaben und Mädchen das Kind! O Jesus-Knabe, göttlicher Sproß des besten Vaters, den seine Mutter in der Nachbarschaft von ländlichen Körben geboren hat, auf daß du Bezwinger würdest des Todes, des Höllenschlundes, der murrenden bösen Geister und der schlimmen Sünden. Du bist einzige Hoffnung den Verlorenen, Anker den ermatteten Geistern, du bist ein mächtiger Mittler und Ursache unseres Heils. Du nimmst die Rolle eines Vaters an und siehst das Leid aller Menschen. Das ehrwürdige Schulhaus stattest du mit frommen Scharen aus. Sei gnädig, wann immer die Deinen es nötig haben, und erhalte das alte Volk der Deutschen, wie du es gewöhnlich tatest, in gedeihlichem Schutz.

16. Anspielung auf Namen und Wappen des Arnold von Reyger. Der Reiher hat seinen [lateinischen] Namen daher, daß er stets in steile Höhen strebt und die übrigen Vögel mit seinen flugschnellen Flügeln übertrifft. Diesen führst du in deinem väterlichen Wappen, Reyger, und gibst damit zu verstehen, was der Endzweck und das einzige Ziel deines Strebens ist: nämlich über die sich dir entgegenstellenden Felsen die höchsten Gipfel zu erklimmen, wo die herrscherliche Tüchtigkeit sitzt. Die Götter mögen dir beistehen, damit du die gegebenen Fährnisse überwindest. Bei bedeutenden Leistungen ist der Aufwand an Arbeit gewaltig, gewaltig auch die Ehre.

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17. De Henrico Ranzovio. Historicum, vatem, medicum iurisque peritum Nomine vis uno dicere? Ranzovius.

18. Distichon. Sors premit atra bonos, sacrisque dicata Camoenis Agmina pro libitu turba fatigat iners.

19. Aliud. Sors favet aequa malis, turpique sepulta veterno Agmina plebs omnis devenerata colit. á54ñ

20. Ad M. Hermannum Vastelabum.

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Quicquid agis, fidenter agas, et nitere tantùm, Officii parteis ut tueare tui. Degeneres aliena parant. Sapit aptius ille, Intra fortunam qui cupit esse suam. Nec tibi successus aberunt, licèt acria linguae Tela venenatae sint metuenda bonis. Omnibus hoc vitium sciolis, aliena cavillo Carpere et innocuos exagitare probris. Crede mihi: sua qui curat, benè vivit, et extra Praescriptam debet tendere nemo viam.

21. Epitaphium Volquini Grovii civis Hoxariensis. Artificem cuius norat Germania dextram, Hac sua Volquinus membra locavit humo. Nomina Victoris retinebat in omine, vicit Arte viros, precibus fata necemque fide.

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17. Über Heinrich Rantzau. Du willst einen Historiker, einen Dichter, einen Arzt und einen Rechtsgelehrten mit einem Namen bezeichnen? Rantzau!

18. Distichon. Ein böses Geschick setzt den guten Menschen zu, und eine unfähige Rotte sucht nach Belieben die den heiligen Musen ergebenen Scharen heim.

19. Ein anderes. Ein freundliches Geschick begünstigt die Bösen, und das ganze Volk verehrt anbetend die Scharen, die sich in schmähliche Untätigkeit vergraben haben.

20. An Magister Hermann Vastelabus. Was immer du betreibst, das betreibe beherzt, und sei nur darauf bedacht, die Aufgabenbereiche deines Amtes wahrzunehmen! Menschen mit niederer Gesinnung verschaffen sich fremde Güter. Bessere Einsicht besitzt der, welcher innerhalb der Grenzen seines Standes verbleiben will. An Erfolgen wird es dir nicht fehlen, wenn auch die Guten die scharfen Pfeile einer giftigen Zunge zu fürchten haben. Alle Halbgebildeten haben den Fehler, daß sie fremde Leistungen durch Spott herabsetzen und Unschuldige mit Schmähungen heimsuchen. Glaube mir: wer sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, führt ein gutes Leben, und niemand soll von dem [ihm] vorgeschriebenen Weg abweichen.

21. Grabschrift für Volquinus Grovius, einen Bürger von Höxter. In dieses Erdreich bettete Volquinus, dessen kunstreiche Hand Deutschland kannte, seine Glieder. Den Namen eines Siegers bewahrte er sich in einem [guten] Vorzeichen: die Menschen besiegte er mit seiner Kunst, das Schicksal durch Gebete, den Tod durch den Glauben.

II. SCHEDIASMATUM MANIPULUS. –––––––––––––– II. EINE HANDVOLL STEGREIFGEDICHTE.

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1. Ad Fridericum Ulricum, Ducem Brunsvicensáemñ et Lunaebáurgensemñ, cùm ei Sleidanum de 4 Monarcháiisñ offerret.

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Mollicula versas dum prima crepundia dextra, Hunc etiam, princeps optime, sume librum. Sic tuus aequales genitor cum degeret annos, Aureolis fixit basia saepè libris. Consuetudo habitum peperit: nunc carius illi Doctrina et rerum cognitione nihil. Profluit è libris sapientia. In his tamen ille, Quem tibi nunc mitto, haud ultimus auctor erit. Ut me fovit avi pietas magnique parentis, Dulce senescenti sic mihi numen eris.

2. De frumento annuo sibi ab Ilustrissáimoñ Principe Henáricoñ Iuláioñ clementer assignato.

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Vergilio panes magni dabat arbiter orbis, Annua Guelfiades dat mihi farra pater. áD3vñ Gratus ero reddamque vicem. Ut te, maxime Caesar, Vergilii aeterno carmine Musa canit, Sic ego fatidicae saturatus nectare Mantûs Guelfiacos magna voce sonabo Duces.

3. Symbolum Ioannis Iagemanni. Invia virtuti nulla est via.

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Obiice Caucaseas rupes gelidamque Pyrenem Et iuga, quae canus vertice tollit Atlas, Scyllaeam rabiem et glacialis frigora Ponti Et Syrtes, calida quas videt Afer humo. Adde adamantaeo firmatos obice postes, Adde Semiramia moenia structa manu: Impatiens VIRTUS non ista obstacula tantum, Sed Fatum et Parcarum horrida fila domat.

II. Schediasmatum manipulus

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1. An Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, als er ihm das Werk von Sleidanus über die vier Monarchien übergab. Nimm, bester Fürst, während du mit zarter Hand dein erstes Spielzeug hin und her wendest, auch dieses Buch entgegen. Als dein Vater in gleichem Alter war, heftete er oft Küsse auf vortreffliche Bücher. Die Gewohnheit wurde zur Ursache einer persönlichen Eigenheit: heute ist ihm nichts lieber als Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Kenntnis. Aus Büchern fließt Weisheit. Hierin aber wird der Verfasser, den ich dir jetzt schicke, nicht den letzten Rang einnehmen. So wie mich die Güte deines Großvaters und deines bedeutenden Vaters unterstützt hat, wirst du mir, wenn ich alt werde, ein freundlicher Schutzgott sein.

2. Über die jährliche Getreidezuteilung, die ihm vom durchlauchtigsten Fürsten Heinrich Julius gnädiglich zubestimmt wurde. Der Gebieter des großen Erdkreises gab Vergil Brot; mir gibt der Vater des Welfenhauses jährlich Getreide. Ich werde dankbar sein und mich erkenntlich erweisen. Wie dich, größter Kaiser, die Muse Vergils in einer Dichtung von ewiger Dauer besingt, so werde ich, gesättigt vom Nektar der weissagenden Manto, mit lauter Stimme die welfischen Herzöge in meinem Liede preisen.

3. Die Devise Johannes Jagemanns. Der Tüchtigkeit ist kein Weg ungangbar. Stelle kaukasische Felswände, die eisigen Pyrenäen und die Berghöhen, die der aschgraue Atlas auf seinem Nacken trägt, in den Weg, den Ingrimm der Scylla und den Frost des eisigen Pontus, auch die Syrten, die der Afrikaner von seinem heißen Land aus erblickt, füge hinzu Tore, die mit stahlharten Riegeln gesichert sind, füge hinzu Mauern, die errichtet wurden von babylonischer Hand: Tüchtigkeit, die nichts duldend hinnimmt, bezwingt nicht nur diese Hindernisse, sondern auch das Schicksal und die schrecklichen Fäden der Parzen.

C. Vermischtes

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4. Anagramma in nomen Ioannis Iagemanni. IOANNES IAGEMAN. SANE INGENIA AMO.

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Vidi ego, quos opibus fortuna bearat opimis, Divitiis pessum saepius isse suis. áD4rñ Vidi etiam titulis magnis et honoribus auctos Nominibus sensim degenerasse novis. Nullum illis studium templorum aut cura Scholarum. Unus erat mundo posse placere labor. Ipse mihi largitur opes, largitur honores, Corporis atque animi dat bona multa Deus. Nec tamen inflatus curam depono piorum, Qui templis operam gymnasiisque locant. Ingenio fretus per devia et invia cessi, Ingenia hinc sanè non simulanter amo. Dehinc ut prosim aliis, mihi tu prodesse memento, Et bonitas faciat me tua, Christe, bonum.

5. Ad Ioannem Iagemannum.

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Quod fuit Andino facundus Pollio vati, Hoc etiam Musis es, Iagemanne, meis. Virgilio ille sacram patefecit Caesaris aulam, Per te nostra potens carmina Guelfus amat. Ergo Maroneo ceu vivit Pollio versu, Carminibus vives sic, Iagemanne, meis. áD4vñ

6. Nuptiis nobilissimi viri, Arnoldi de Reyger.

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Quae bigamum te iura sinunt? Tibi pronuba Natam Coniugii SOPHIEN lege Minerva dedit. Coelituum testis chorus adfuit omnis et obses Sanciit hoc ipsum foedus Apollo ratum. Nunc SOPHIE nubit tibi Saxonis, aemula nymphis, Quas mare, quas tellus, quas Iovis aula videt. Sicne sacerdoti legum fas vertere leges Fixaque ad arbitrium iura vocare suum? »Non ego vim iuri facio«, inquis, »et omnis ab uno Est SOPHIE et solùm profluit inde Deo.

II. Schediasmatum manipulus

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4. Anagramm auf den Namen Johannes Jagemanns. Johannes Jagemann. In der Tat liebe ich Begabungen.

Ich habe erlebt, daß Menschen, die das Glück mit üppigen Gütern beschenkt hat, sehr oft durch ihren Reichtum zugrunde gegangen sind. Ich habe auch erlebt, daß Menschen, die durch große Titel und Ehrungen in hohe Stellungen gebracht wurden, durch neue [Ehren]-Namen allmählich aus der Art geschlagen sind. Diese haben sich in keiner Weise für Kirchen interessiert oder um Schulen gesorgt. Sie waren einzig darum bemüht, der Welt gefallen zu können. In reicher Fülle spendet mir Wohlstand, spendet mir Ehren Gott selbst, und er schenkt mir viele Vorzüge an Körper und Geist. Dennoch überhebe ich mich darum nicht und entschlage mich nicht der Sorge um die Frommen, die für Kirchen und Gymnasien Mühe aufwenden. Gestützt auf meine Begabung habe ich ungebahnte und ungangbare Wege durchschritten; deshalb liebe ich in der Tat ehrlichen Herzens Begabungen. Damit ich also anderen nützen kann, denke du daran, Christus, mir zu nützen, und deine Güte mache mich gut.

5. An Johannes Jagemann. Was der redegewandte Pollio für den Dichter aus Andes war, das bist auch du, Jagemann, für meine Musen. Jener hat für Vergil den heiligen Hof des Kaisers geöffnet: durch dich schätzt der mächtige Welfe meine Gedichte. Wie also Pollio durch den Vergilischen Vers überdauert, so wirst du, Jagemann, überdauern durch meine Gedichte.

6. Auf die Hochzeit des hochedlen Herrn Arnold von Reyger. Nach welchen Rechten ist dir eine zweifache Ehe erlaubt? Minerva hat dir als Ehestifterin ihre Tochter Sophia (›Weisheit‹) nach dem Eherecht gegeben. Der ganze Chor der Himmlischen war als Zeuge anwesend, und Apollo hat als Bürge die rechtliche Gültigkeit ebendieses Bundes bestätigt. Jetzt aber heiratet dich die Sächsin Sophia, die mit den Nymphen wetteifert, welche das Meer, welche die Erde, welche der Hof Jupiters erblickt. Ist es dem Gesetzespriester erlaubt, so die Gesetze zu verdrehen und das unveränderliche Recht vor seinen Richtstuhl zu laden? Du sagst: »Ich tue dem Recht keine Gewalt an! Jede Sophia ist von dem einen Gott und kommt

C. Vermischtes

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Ille duas iunxit nymphas mihi, ut altera consors Sit thalami, rectrix altera sit calami. Utar utraque piè atque ambas reverenter habebo: Non erit illa minus cara nec ista magis.« Felicem ô, cui iuncta favent, quae singula ditant. O tantùm hoc adamas foedus et aera ligent! áD5rñ

7. Marco Gerstenbergero, Cancellario Saxonico, viro summo. »Magnanimos Thraseas inculpatosque Catones Nostra etiam«, dixi, »secula, Marce, ferunt.« Dixi et dicta probo: vel Momo iudice nobis Tu Thraseas animo, moribus, ore Cato.

8. Ioanni Iagemanno, in novam aeditionem Antonii de Petrucia Iurisconsulti.

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Penè situ oppressus socordis crimine secli, Attamen aeterno dignus honore liber Auspice te rumpit prohibentia vincula gressum Et per rostra novus perque Lycea volat. Pondera materiae spectans operosa iuventus Exigua libri de brevitate stupet Inque sinu gestat, neque tam considerat ipsum, Qui caret ornatu splendidiore, stylum Quàm rerum momenta, sedent quae in paupere cultu, Ignea ut in conchis gemma latere solet. Civica parta tibi, IAGEMANE, corona: benignè Servata est civi munere vita tuo. áD5vñ

9. Eidyllion de tribus Germaniae Martinis: Luthero, Bucero et Chemnitio.

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Excussura iugum veteris Germania Romae Imperiumque avidi prodigiale Papae, Tres peperit foecunda viros, quibus omine quodam Martia ab invicto nomina Marte dedit. Primus ad Harciniae natus confinia silvae, Thesbitae suppar mente Lutherus erat.

II. Schediasmatum manipulus

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folglich allein von ihm her. Dieser hat mich mit zwei Mädchen vermählt: damit die eine Mitgenossin meines Bettes, die andere Leiterin meiner Feder sei. Mit beiden werde ich liebevollen Umgang haben, und beide werde ich mit Ehrerbietung behandeln. Jene wird mir nicht weniger, diese nicht mehr lieb sein.« O glücklich der, dem in der Verbindung zugute kommt, was schon als Einzelelement bereichert! O möge dieser Bund doch nur von Stahl und Erz zusammengehalten werden!

7. Für den sächsischen Kanzler Markus Gerstenberger, einen Mann von höchstem Rang. »Auch unser Zeitalter, Markus«, sagte ich, »bringt hochherzige Männer wie Thrasea und untadlige Catonen hervor.« So sagte ich, und ich beweise den Ausspruch: Selbst nach dem Urteil eines Momus bist du dem Geiste nach ein Thrasea, nach deinem Verhalten und deiner Rede ein Cato.

8. Für Johannes Jagemann, zu der neuen Ausgabe des Rechtsgelehrten Antonius de Petrucia. Das Buch, das beinahe vermodert wäre durch die Schuld eines gedankenlosen Zeitalters, das jedoch ewiger Ehre würdig ist, zerbricht unter deinen Auspizien die Fesseln, die seinen Lauf behindern, und durchfliegt erneuert die Rednertribünen und die Schulen. Die [wissenschaftlich] tätige Jugend staunt im Hinblick auf das Gewicht des Stoffes über die bescheidene Knappheit des Buches. Sie hält es lieb und wert und beachtet nicht so sehr den Stil, der glanzvollerer Ausschmückung entbehrt, als vielmehr die hohe Bedeutung der Gegenstände, die so in dem ärmlichen Gewand stekken, wie sich die blinkende Perle in der Muschel zu verbergen pflegt. Du hast dir die Bürgerkrone erworben, Jagemann: einem Bürger ist durch deine Gabe gütig das Leben gerettet worden.

9. Idyll von den drei Martinen Deutschlands: Luther, Bucer und Chemnitz. Als Germania sich anschickte, das Joch des alten Rom und die monströse Herrschaft des habgierigen Papstes abzuschütteln, gebar sie in ihrer Fruchtbarkeit drei Männer, denen sie aufgrund eines gewissen Omens ›martialische‹ Namen, nach dem unbesieglichen Mars, gab. Der erste, geboren an der Grenze des Harzes, ein naher Geistesverwandter des Thesbiters, war

C. Vermischtes

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Alter ad Alsaticum Bucerus prosatus Ellum Inferior nulli voce styloque fuit. Tertius ingenii dives, sermone disertus, Chemnitius civis, Marchica Briza, tuus. Hi patriae admonitu Romae periuria et artes Magno animo scriptis exposuere suis. Frustra, Roma, tuum iactas Babylonica Martem: Martinis nocuit Mars nihil ille piis. Marte atque arte illi insignes tua fulmina et arma, Fana simulque novos edomuere deos.

10. C. Iulius Caesar.

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Perdere debueram: servavi, ut perdere possent. Posteritas, diris vocibus adde fidem. Attilium Poenus, laceravit Parthia Crassos, Varus ab Harminii milite caesus obit. Extra urbem atque orbem Romanum barbaraque inter Arma peregrina succubuere manu: áD6rñ Ante Deûm vultus interque sacraria pacis Fraude propinquorum victima mactor ego.

11. Harpyae. Harpyae Strophadas quondam tenuere, sed illis Nunc Romae et media nidus in Italia.

12. Iesuitae. Innocuum armato Christum qui prodidit hosti, Illius et socius discipulusque fuit. Ut prodant iterum, quem dudum odere, Luperci Se socios Iesu discipulosque vocant.

13. Ad Magos Christum quaerentes. Scimus: Hebraeorum contemnitis orgia. Numquid Vestra Palaestinam natio pressit humum? Cur igitur patria extorres ad moenia Bethles Itis et externi quaeritis ora Ducis?

II. Schediasmatum manipulus

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Luther. Der zweite, Bucer, entsprossen an der elsässischen Ill, stand in Wort und Schrift hinter keinem zurück. Der dritte, von reicher Begabung, gewandter Rede, war Chemnitz, dein Bürger, märkisches Treuenbrietzen. Diese Männer haben, ermahnt von ihrem Vaterland, mit großem Mut die Meineide und Ränke Roms in ihren Schriften dargelegt. Vergebens, babylonisches Rom, rühmst du deinen Mars: jener Mars hat den frommen Martinen nicht geschadet. Ausgezeichnet durch Kampfkraft und Kunstverstand haben diese Männer deine Blitze, deine Waffen, Heidentempel und zugleich auch deine neuen Götter bezwungen.

10. C. Iulius Caesar. Vernichten hätte ich [sie] müssen – ich verschonte [sie], damit sie [mich] vernichten konnten. Vertraue, Nachwelt, diesen schrecklichen Worten. Den Attilius zerfleischte der Punier, Parthien die Crassi. Varus wurde erschlagen von einem Krieger des Arminius. Außerhalb der Stadt und der römischen Welt, inmitten einer barbarischen Streitmacht, fielen sie von ausländischer Hand. Vor dem Angesicht der Götter, im Heiligtum des Friedens werde ich meinerseits als Opfer hingemetzelt, infolge der Tücke mir nahestehender Männer.

11. Die Harpyien. Die Harpyien bewohnten einst die Strophaden, doch heute haben sie ihr Nest in Rom und mitten in Italien.

12. Die Jesuiten. Derjenige, welcher den schuldlosen Christus seinem bewaffneten Feind verriet, war sein Gefährte und Schüler. Um aufs neue den zu verraten, den sie schon lange hassen, nennen sich die Priester des Lupercus Gefährten und Schüler Jesu.

13. An die Magier, die Christus suchen. Ich weiß: ihr verachtet die Mysterien der Hebräer. Hat euer Volk denn nicht palästinensischen Boden bekämpft? Warum also begebt ihr euch, als Landesflüchtige, zu den Mauern von Bethlehem und sucht das Antlitz eines

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Pergite! Lux prima et lucis primordia tantùm Sunt data. Si sapitis, iam pudet esse Magos. Fax melior, maior sapientia prostat. Adite! Claussa licet dudum ianua, laxa patet. Rex sedet expectans alias, quibus imperet, urbes; Pectora cognatae cognita gentis habet. Vagit, eget, sitit atque famet. Properate! Repulsa haec Caussa boni vobis, caussa salutis erit. Primitiae alterius primae vos estis ovilis. Ite citi, et nobis hanc aperite viam. áD6vñ

14. Christus à Iudaeis contemtus.

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Despicitur Christus, quia pauper inopsque. Monarcha Quaeritur imperio divitiisque potens. Fit voto satis: Aeneades Titus advenit. Ille Sceptra ferox secum divitiasque trahit, Sed parat exscidium. Vitam dare, Christe, volebas: Dic, uter utilior rebus, Hebraee, tuis?

15. Votum ad Christum.

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Nil superest mihi, quod desit quodque anxius optem, Parva nisi et nostris usibus apta domus. Hanc pie si dederis, dederis, pater, omnia. Tantùm Fiat in hoc etiam, quod tibi cunque placet. Si visum est, certosque lares et tecta negare, Sponte voluntati pareo, Christe, tuae. Exul eras propriisque vagus sine sedibus hospes: Sit nihilo melior sors mea sorte tua.

16. De seipso.

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Immoror immoriorque libris. Quid sudor et algor, Quid dedit in multam nox vigilata diem? Famae aliquid partum est, aliquid mihi cessit honorum. Non paucos condit Bibliotheca libros. At bona, quae nobis morientibus occupet heres, Hei mihi, quàm parca colligo, condo manu!

II. Schediasmatum manipulus

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auswärtigen Fürsten? Setzt euren Weg fort! Erschienen ist erst das allererste Licht, sind erst die Anfänge des Lichts. Wenn ihr weise seid, schämt ihr euch schon, Magier zu sein. Eine bessere Leuchte, eine größere Weisheit bietet sich an. Geht herzu! Mag die Tür auch vor langer Zeit geschlossen worden sein: sie ist unverriegelt und steht offen. Der König harrt und erwartet andere Städte, über die er herrschen will; er kennt die Herzen des [ihm] verwandten Volkes. Er zieht umher, leidet Mangel, dürstet und hungert. Eilt! Diese Verstoßung wird für euch Ursache des Glücks, Ursache des Heils sein. Ihr seid die ersten Erstlinge eines zweiten Schafstalls. Geht schnell und eröffnet uns diesen Weg!

14. Christus, von den Juden verachtet. Christus wird mißachtet, weil er arm und mittellos ist. Man verlangt nach einem König, der mächtig ist durch Herrschaftsgewalt und durch Reichtum. Dem Wunsch wird Genüge getan. Der Römer Titus kommt herbei. Dieser schleppt auftrumpfend Zepter und Reichtum mit sich fort, doch er bereitet den Untergang; du, Christus, wolltest das Leben geben. Sag, Hebräer, welcher von beiden wäre deinen Interessen dienlicher gewesen?

15. Wunsch an Christus. Es gibt sonst nichts mehr, was mir fehlte und was ich mir sorgenvoll wünschte als ein kleines und unseren Zwecken dienliches Haus. Solltest du dieses gütig gewähren, wirst du [damit] alles gewährt haben, Vater. Doch soll auch hierin nur geschehen, was immer dir gefällt. Wenn es dir richtig erscheint, mir eine feste Bleibe und Behausung zu versagen, so füge ich mich aus eigener Einsicht deinem Willen, Christus. Du warst ein Verbannter und ein umherziehender Fremdling ohne eigenen Wohnsitz. Mein Geschick soll um nichts besser sein als dein Geschick.

16. Über sich selbst. Ich lebe und sterbe über Büchern. Was hat der Schweiß, was die Kälte, was die bis weit in den Tag hinein durchwachte Nacht gebracht? Etwas Ruhm habe ich erworben, etwas Ehre ist mir zuteil geworden. Meine Bibliothek birgt nicht wenige Bücher. Doch Vermögenswerte, die mein Erbe bei meinem Tode in Besitz nehmen könnte: ach, in wie karger Hand versammle und berge ich sie!

C. Vermischtes

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17. De suis carminibus. Molle mihi genus est dicendi, grandia vito Verba, nec ex ima surgere conor humo. Da veniam, lector, naturam expellere durum est: Expingunt animum carmina nostra meum. áD7rñ

18. De sua Bibliotheca.

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Tercentum penè Historicos totidemque Poetas Nostra habet in pluteis bibliotheca suis. Quos ego dum intueor submissoque ore saluto, Me totidem aetherios credo videre Deos. Sacrum ô concilium! Nunquam non inde recedo Quà vitam integrior, quà calamum melior.

19. Votum de mensa. Da sapidos mihi, mensa, iocos, da fercula pauca, Sed bona, da simplex et sine faece merum. Principium à votis, in iisdem terminus esto! Sic puto convivas hospes habebo deos.

20. De Marilla.

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Prima animum nobis iuvenili strinxit amore Unica vicinae nata Marilla domus. Moribus apta meis teneroque futura Poëtae Uxor, at in fatis, ne frueremur, erat. Abstulit ante diem mors invidiosa Marillam, Tunc, ubi coniugii spes data firma sacri. Fata negant, quod amor, quod mens spondere videtur. Rarò, heu, cum fatis foedera sancit amor!

21. De eadem. Illa Marilla fuit, quae me mihi blandula primùm Surripuit ignotoque obruit inde rudem.

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17. Über seine Gedichte. Der Stil meiner Rede ist gesetzt, erhabene Worte meide ich, und ich versuche nicht, mich von der Sohle des Erdreichs zu erheben. Habe Nachsicht, Leser! Es ist eine mißliche Sache, die Natur zu vertreiben: meine Gedichte malen meinen Geist!

18. Über seine Bibliothek. Fast dreihundert Historiker und ebenso viele Dichter hat meine Bibliothek in ihren Regalen. Während ich diese betrachte und mit leiser Stimme begrüße, glaube ich ebenso viele himmlische Götter zu sehen. O heilige Versammlung! Niemals verlasse ich dich, ohne daß sowohl mein Leben reiner als auch meine Feder besser wäre.

19. Wunsch bezüglich des Tisches. Gib mir, Tisch, kluge Scherze, gib wenige, doch gute Gerichte, gib einfachen und hefelosen Wein! Sei bei den Wünschen der Anfang und das Ende: so glaube ich, daß ich, als der Gastgeber, Götter zu Tischgenossen haben werde.

20. Über Marilla. Marilla, einzige Tochter der Nachbarsfamilie, war die erste, die mein Herz mit jugendlicher Liebe versehrte. Sie paßte zu meiner Lebensart, als zukünftige Frau eines zärtlichen Dichters, doch das Schicksal wollte nicht, daß wir unser Genüge fanden. Vor der Zeit nahm der mißgünstige Tod Marilla hinweg, gerade als sichere Hoffnung auf den heiligen Ehebund gegeben war. Das Schicksal verwehrt, was die Liebe, was das Herz zu geloben scheint. Ach, selten nur besiegelt die Liebe ein Bündnis mit dem Schicksal!

21. Über dieselbe. Marilla war jenes Mädchen, das mich scheichlerisch zuerst mir selbst entzog und dann mich Unerfahrenen mit [noch] fremdartigem [Empfinden] eindeckte. Marilla war jenes Mädchen, dem ich mit Freuden Küsse gab

C. Vermischtes

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Illa Marilla fuit, cui basia figere, primùm Dicere cui libuit: »Tu mihi sola places.« Illa Marilla fuit, quae me demortua amaris, Heu, tristem aerumnis obruit et lacrymis! áD7vñ

22. De eadem.

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Non ego, sic visum superis, sic utile nobis, Spectavi funus, casta Marilla, tuum. Ah, quo animo humentes oculos, duo sidera quondam, Pallentesque olim lactea membra, genas Aspexissem amens! Quod te moriente mihi cor, Quae potuit vitae spes superare meae? Audivi, non spectavi tua funera. Tumbae Structorem superi me voluere brevis. Pareo, quando aliter mihi non fas: urna parata est. O utinam haec posset una tenere duos!

23. De eadem.

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Errat in Elysiis pudibunda Marilla rosetis Et vatum castos lustrat anhela choros, Si forte inveniat, quem viva medullitus arsit. Sed frustra, in vivis ille superstes agit. Da veniam, mihi dulce caput, me cepit amore Nympha novo et flamma praedominante regit. Tunc, ubi ad vestros deducet Morta penates, Aspicies animi pristina signa mei. Qui fuerint ignes, quîs pectora nostra calebant, Nescio: divinos nemo fuisse neget.

24. De Gellia.

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Illa inclinatis turgescens Gellia mammis, Cui moriens largas Tucca reliquit opes, Me sibi vult lecti consortem seque Poetas Et colere et vati nubere velle refert. áD8rñ Gellia, laudo animum neve illum fortè remutes, Oro: sed à nostro spes tibi nulla toro.

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und zuerst sagte: »Du bist die einzige, die mir gefällt.« Marilla war jenes Mädchen, das mich, als sie gestorben war, in meiner Trauer, ach, mit bitteren Leiden und Tränen eindeckte.

22. Über dieselbe. Ich meinerseits habe deiner Beisetzung nicht beigewohnt, keusche Marilla – so schien es den Himmlischen richtig, so war es zuträglich für mich. Ach, mit welchen Empfindungen hätte ich, ganz von Sinnen, die feuchten Augen, einst zwei Sterne, die bleichen Wangen, die einst milchweißen Glieder betrachtet! Welcher Mut konnte mir, angesichts deines Todes, welche Hoffnung für mein Leben noch übrig bleiben? Ich habe von deiner Beisetzung gehört, nicht ihr beigewohnt. Die Himmlischen wollten, daß ich der Erbauer deines kleinen Grabes sei. Ich füge mich, denn anderes ist mir nicht erlaubt: die Grube ist bereitet. O wenn diese eine doch zwei in sich aufnehmen könnte!

23. Über dieselbe. Marilla irrt verschämt in den elysischen Rosengärten umher und durchwandert atemlos die reinen Chöre der Dichter, ob sie vielleicht den fände, den sie, als sie noch lebte, aus tiefstem Herzen heiß liebte. Doch vergebens: er ist noch nicht tot und bewegt sich unter den Lebenden. Verzeih mir, süßes Haupt, mich hat ein Mädchen mit neuer Liebe gefangen und regiert mich mit alles beherrschender Leidenschaft. Dann aber, sobald Morta [mich] zu deiner Wohnung geleiten wird, wirst du der früheren Zeichen meines Herzens ansichtig werden. Welche Feuer es waren, von denen unsere Herzen glühten, weiß ich nicht. Niemand kann bestreiten, daß es göttliche waren.

24. Über Gellia. Die bekannte, von sich senkenden Brüsten strotzende Gellia, der Tucca bei seinem Tode ein üppiges Vermögen hinterlassen hat, will mich zu ihrem Bettgenossen. Sie verehre die Poeten und wolle einen Dichter heiraten, sagt sie. Gellia, ich lobe deine Gesinnung und wünsche auch nicht, daß du sie etwa wieder änderst. Doch von meinem Bett erwächst dir keine Hoffnung!

C. Vermischtes

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25. De seipso.

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Re modica vivo, spem magnam nutrio, at illi Non satis ingentes totius orbis opes. Coelo inhiat soli. Quod dum mihi destinat, opto Rem modicam et nimiis libera regna bonis. Si quid neglectum hîc, foecunda resarciet illic Copia. Spes, nunquam defice, dives ero.

26. Curae et preces. Cura preces gignit, precibus sed cura fugatur. En soboles matri quam malè grata suae!

27. De seipso. Nobilitant aliquem si carmina, iam mihi pridem Parta est victuro carmine nobilitas.

28. In Sinonem. Quòd mihi Caesariam tribuit Rhamnusia laurum, Abiicit inflatoque elevat ore Sinon. Elevet abiiciatque Sinon. Non contigit illi Nec dabitur tantae nobilitatis honor.

29. De bello Hungarico praesenti.

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Carolus Hesperiam cum coniunxisset utramque Cum populis regni, Tuisco vetuste, tui Fernandusque potens terras moderaret Eoas Atque ita vis regis magna utriusque foret, Nulla fuit nostrae victoria partis in hostem Nec timuit iunctas Turca superbus opes. áD8vñ Expugnata fuit regalis Buda, Viennam Bis valida pressit obsidione Getes. Nunc, dum sceptra tenet, heu quantum attrita! Rudolfus Nec sociam Hesperio ducit ab orbe manum,

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25. Über sich selbst. Ich lebe von mäßigem Vermögen. Ich nähre große Hoffnung, doch dieser reicht nicht der gewaltige Reichtum der ganzen Welt. Sie lechzt allein nach dem Himmel. Während sie mir diesen zubestimmt, wünsche ich [mir] ein mäßiges Vermögen und ein Reich, das frei ist von maßlosen Gütern. Falls hier etwas versäumt wurde, wird reiche Fülle [es] dort ersetzen. Hoffnung, lasse nie nach! Ich werde reich sein.

26. Sorgen und Gebete. Sorge gebiert Gebete, durch Gebete aber wird die Sorge vertrieben. Sieh nur, wie undankbar der Nachwuchs gegen seine Mutter ist!

27. Über sich selbst. Falls Gedichte jemanden adeln, hätte ich mir schon längst den Adel erworben dank einer Dichtung, die lebendig bleiben wird.

28. Auf Sinon. Daß mir die Rhamnusierin den kaiserlichen Lorbeer zugesprochen hat, setzt Sinon mit aufgeblasener Rede herab und verkleinert es. Soll doch Sinon verkleinern und soll er herabsetzen! Ihm ist die Ehre einer so bedeutenden Adelswürde nicht zuteil geworden, und sie wird ihm auch nicht gewährt werden.

29. Auf den gegenwärtigen ungarischen Krieg. Als Karl beide Hesperien mit den Völkern deines Reiches, alter Tuisco, vereinigte und Ferdinand machtvoll die östlichen Länder lenkte und so die Gewalt beider Könige groß war, gab es unsererseits keinen Sieg über den Feind, und der hochmütige Türke fürchtete nicht die vereinigte Macht. Erobert wurde das königliche Buda, Wien bedrängte der Gete zweimal mit einer massiven Belagerung. Jetzt, da Rudolf das, ach wie so sehr lädierte Zepter führt und keine verbündete Streitmacht von Hesperien aus führt,

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Vincitur et raptis spoliatur perfidus agris Turca lacessito praedominante Iova. Vincere non armis hominum et sua regna tueri Vult Deus: infirmis tam grave mandat opus. Si qua venit nostris victoria sive triumphus, Provenit à solo, non aliunde, Deo.

30. Ad seipsum.

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Quid, cor molle, paves? Quid, occellule, rore madescis? Quaere creatorem, mens onerata, tuum! Ille sedet coelo et rerum moderatur habenas, Maiestate Deus, tegmine carnis Homo. Dumque locum elegit sibi celsior omnibus altum, Certiùs aerumnas et tua fata videt. Novit, amat, cernit te. Qui regit omnia, qui te Carne refert, duplici nomine tutor erit.

31. In Burdonem. Quid faciles numeros, quid verba iacentia carpis? Non alio possum, nec libet, ore loqui.

FINIS.

II. Schediasmatum manipulus

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wird der ungläubige Türke durch die [von ihm] herausgeforderte überlegene Macht Jehovas besiegt, und die geraubten Gebiete werden ihm entzogen. Gott will nicht, daß sein Reich durch menschliche Waffen siegt und gesichert wird: ein so gewichtiges Werk befiehlt er den Schwachen an. Falls etwa den Unsrigen ein Sieg oder Triumph zuteil wird, kommt er allein von Gott, nicht anderswoher!

30. An sich selbst. Warum ängstigst du dich, empfindsames Herz, warum, Äuglein, bist du feucht von Tränen? Wende dich an deinen Schöpfer, beladene Seele! Dieser hat seinen Sitz im Himmel, hat die Leitung der Welt, nach seiner Majestät Gott, nach seiner fleischlichen Hülle Mensch. Da er sich, an Erhabenheit allen überlegen, einen hohen Ort erwählt hat, sieht er ganz gewiß deine Nöte und Mißgeschicke. Er kennt, liebt und sieht dich. Er, der alles regiert, der durch das Fleisch dein Ebenbild ist, er wird in zweifacher Hinsicht dein Beschützer sein.

31. Auf Burdo. Warum bekrittelst du die Leichtigkeit der Verse, die allgemein verfügbaren Worte? In einer anderen Sprache kann und will ich nicht reden!

ENDE.

III. HEROES ERXLEBIANI / HEROIDES ERXLEBIANAE. –––––––––––––– III. ERXLEBISCHE HELDEN UND HELDINNEN.

C. Vermischtes

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EPIGRAMMA.

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Verna dies Maii virides ex arbore frundes Elicit et vario flore coronat humum. Verna dies Maii viridi super arbore blandum Instaurare facit te, Philomela, melos. Verna dies Maii viridi super arbore fœtus Edere vocales te, Philomela, videt. Quàm bene, Maibomi, Phoebi iustissima cura, Arboris et Maii nomen et omen habes! Hoc etenim Maio laetis te frundibus arbor Induis et Clario flore recingis humum. Dulcia Pegaseis cantas Epigrammata labris, Qualiter argutos dat Philomela sonos. Edis et in lucem sub verni tempora Maii Hos melicos, fœtus ut Philomela, libros. Vive, vire, flore, Maibomi, Iulidos astrum, Tercentum Maios arboreosque dies! Edeque sic plures, epigrammata culta, libellos, Qui vatum, volucrum ceu Philomela, decus! Bernhardus Praetorius, Poëta Coronatus, faciebáatñ. áC2rñ

1. Ninus primus Assyriorum monarcha. Si mirare manus, uxoria pectora ride! Rex animo et factis conspiciendus eram. Indulsi fatuis male-sanus amoribus, astuque Uxoris vitam perdidi et imperium.

2. Iosua Nuni fáiliusñ, Iudaeorum dynasta. Nil est, quod nequeat Dominus. Diffidere noli! Qui dubitat, sponso munere iure caret. Inconcussa mihi vitam fiducia texit. Per iuga deserti incredula turba iacet.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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EPIGRAMM. Der Frühlingstag des Mai lockt aus dem Baum grüne Blätter hervor und bekränzt das Erdreich mit mannigfaltigen Blumen. Der Frühlingstag des Mai läßt dich, Nachtigall, auf dem grünen Baum dein schmeichelndes Lied aufs neue anstimmen. Der Frühlingstag des Mai erlebt, wie du, Nachtigall, auf dem Baum deine stimmreichen Jungen zur Welt bringst. Auf wie treffliche Weise, Maibom, mit allerbestem Grund des Phoebus Liebling, verfügst du über Namen und Bedeutung von Baum und Mai! In diesem Mai nämlich kleidest du dich als Baum in üppiges Blattwerk und gürtest aufs neue das Erdreich mit apollinischem Blumenschmuck. Süße Epigramme singst du mit pegaseischer Lippe – so wie die Nachtigall ihre klangreiche Stimme erschallen läßt. Und du bringst zur Zeit des Frühlingsmonats Mai diese Bücher mit Liedern ans Licht der Welt, so wie die Nachtigall ihre Jungen. Lebe, grüne und blühe, Maibom, du Stern der JuliusUniversität, dreihundert Maien- und Baum-Tage! Und gib auf diese Weise noch weitere Bücher, mit feinen Epigrammen, heraus, die eine Zierde der Dichter sind, so wie die Nachtigall die der Vögel. Verfaßt von Bernhard Praetorius, gekröntem Dichter.

1. Ninus, erster Alleinherrscher der Assyrer. Falls du Tapferkeit bewunderst, so verlache ein sich der Frau unterordnendes Herz! Nach Geist und Taten war ich ein ansehnlicher König. Ganz von Sinnen habe ich mich einer törichten Liebe hingegeben, und durch die List meiner Frau verlor ich Leben und Herrschaft.

2. Josua, Sohn Nuns, Oberherr der Juden. Es gibt nichts, was der Herr nicht vermöchte. Mißtraue nicht! Wer zweifelt, geht des verheißenen Geschenks zu Recht verlustig. Unerschütterlich festes Vertrauen hat mir das Leben bewahrt. Die ungläubige Rotte liegt zu Boden gestreckt über die Anhöhen der Wüste hin.

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3. Iephtes Hebraeorum dux. E patrio livor me depulit invidus agro. Pro exsilio virtus sceptra gerenda dedit. Una satis magno victoria consititit: hosti Eripui imperium Marte, mihi sobolem.

4. Hercules Amphitryonis Thebani fáiliusñ. Igneus ex oculis solitus prorumpere fulgor Roboris in me index prodigialis erit. Centauros, Lapithas, Thraces, Lacedaemonas, Afros Vincere qui potuit, num minor ille Deo? áC2vñ

5. Hector Priami Troianáorumñ regis fáiliusñ. Dum vixi, mecum vixerunt Pergama: caesum Ad Stygios eadem sunt comitata lacus. Parcite, Myrmidones, Priamo insultare cadenti: Opprimet Argolicos Troia Roma patres.

6. Achilles Pelei Phthiae regis fáiliusñ. Non ea vita brevis, quam perpes fama coronat. Vivere si obscurus debeo, malo mori. Maeonios cantus et divi plectra Maronis Si potes è mundo tollere, nocte premar.

7. Simson Hebraeoráumñ iudex. Robur inauditum, validae miracula dextrae Fataque victrici deproperata manu Desine mirari. Christi bellantis imago Eventura novis praelia signo typis.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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3. Jephtha, Anführer der Hebräer. Mißgunst und Neid vertrieben mich aus der Heimat. Meine Tapferkeit verschaffte mir statt des Exils die Führung der Herrschaft. Ein einziger Sieg kostete mich einen ziemlich hohen Preis. Dem Feind entriß ich durch Krieg die Herrschaft, mir mein Kind.

4. Herkules, Sohn des Thebaners Amphitryon. Der feurige Glanz, der aus meinen Augen zu blitzen pflegt, wird ein Anzeichen für die mir innewohnende ungeheure Stärke sein. Sollte derjenige, der Kentauren, Lapithen, Thraker, Spartaner und Afrikaner zu besiegen vermochte, geringer sein als ein Gott?

5. Hektor, Sohn des trojanischen Königs Priamus. Solange ich lebte, lebte Pergamon mit mir. Als ich erschlagen war, begleitete es mich auch zu den Wassern des Styx. Hütet euch, Myrmidonen, den Fall des Priamus zu verhöhnen! Das Troja Rom wird die griechischen Oberhäupter zu Boden werfen.

6. Achilles, Sohn des Peleus, des Königs von Phthia. Nicht ist kurz ein Leben, das immerwährender Ruhm bekränzt. Wenn ich unberühmt leben soll, will ich lieber sterben. Wenn du die homerischen Gesänge und die Gedichte des göttlichen Maro aus der Welt schaffen kannst, werde ich vom Dunkel der Nacht bedeckt sein.

7. Simson, Richter der Hebräer. Hör auf, dich zu verwundern über meine unerhörte Stärke, das Wunder meiner kraftvollen Rechten und den von einer siegreichen Hand schnell herbeigeführten Tod! Als ein Abbild des kämpfenden Christus zeige ich an die in neuen Erscheinungsformen heraufkommenden Gefechte.

C. Vermischtes

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8. David Hebraeorum rex. Marte potens atque arte simul, quâ sceptra gerebam, Tinnula non puduit plectra tenere manu. Sanctus eram, Dominoque animum vitamque probavi, Sum tamen in foedum, heu, lapsus adulterium. áC3rñ

9. Romulus primus Romáanorumñ rex. Quàm faustis avibus posui fundamina Romae! In quantas isthaec ardua crevit opes! Auctores iactare Deos quid profuit? Arsit Ilion: aeternùm Roma superba manet.

10. Nabuchodonosor Assyrioráumñ monarcha. Disce meo exemplo nullo turgescere fastu: Invisum coelo nil magis orbis habet. Tradiderant sceptrum mihi fata, superbia demit: Momento ex solio trudor in exsilium.

11. Cyrus primus Persarum monarcha. Nondum natus eram, cùm me praesaga Iehovae Vox ad praeclarum sustulit officium. Accinxi me operi, et post mille pericula rerum Iudaeis templum restitui et patriam.

12. Xerxes Persarum monarcha. Quis magis inflatus? Quis me ambitiosior orbis Imperium tumido est ausus adire animo? Spes tamen immodicas agitantem mente, Deorum Ira gravis dirum mersit in exitium. áC3vñ

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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8. David, König der Hebräer. Im Kriege mächtig und zugleich in der Kunst, schämte ich mich nicht, in der Hand, mit der ich das Zepter führte, auch die klingende Laute zu halten. Ich war heilig und habe mit meiner Sinnesart und meinem Leben bei Gott Beifall gefunden. Doch ach, ich habe mich vergangen mit einem häßlichen Ehebruch!

9. Romulus, erster römischer König. Unter wie glückverheißenden Vorzeichen habe ich die Fundamente Roms gelegt! Zu welch großer Machtstellung ist es hoch emporgewachsen! Was hat es genützt, sich göttlicher Erbauer zu rühmen? Ilion ging in Flammen auf – das stolze Rom wird in Ewigkeit überdauern.

10. Nebukadnezar, Alleinherrscher der Assyrer. Laß dir mein Beispiel eine Lehre sein, keinen aufgeblasenen schnöden Stolz an den Tag zu legen! Nichts auf der Welt ist dem Himmel mehr verhaßt. Das Schicksal hatte mir das Zepter übergeben, der Hochmut nimmt es mir weg. Binnen eines Augenblicks werde ich vom Thron und in die Verbannung verstoßen.

11. Cyrus, erster Alleinherrscher der Perser. Ich war noch nicht geboren, als die weissagende Stimme Jehovas mich zu einem herrlichen Amt erhob. Ich schritt ans Werk, und nach zahllosen Fährnissen stellte ich für die Juden Tempel und Vaterland wieder her.

12. Xerxes, Alleinherrscher der Perser. Wer war aufgeblasener? Wer hat ehrgeiziger als ich überheblichen Sinnes gewagt, die Weltherrschaft zu erlangen? Da ich aber in meinem Geist maßlose Hoffnungen hegte, stürzte mich der gewaltige Zorn der Götter in schreckliches Verderben.

C. Vermischtes

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13. Alexander Máagnusñ Graecoráumñ monarcha. Assimilant Pardo me Biblia: largiter ille Vina bibens positis implicitur laqueis. Sobrius officium feci, vino obrutus haesi: Ebrietas laudes polluit una meas.

14. Pyrrhus Epirotarum rex. Da mihi Romanos, et non credenda videbis: Aeacidae mundi serviet omne latus. Verè urbi Mavors pater isti, Martia cunctis Pectora. Quem vincunt, victor is esse potest.

15. Ptolemaeus Philadelphus ráexñ Aegypti. Aurum alii et gemmas comportent undique reges: Divitiae libri delitiaeque meae. Rideat haec stultus. Regni ut sapientia custos, Sic rex doctrinae tutor et hospes erit.

16. Hannibal Poenus. Dat fasces adimitque Deus. Fortuna Quirites Extulit: incassum patria in arma rui. Quod potui, feci: vidi urbis moenia et hortos. Ferre pedem ulteriùs fata Deusque negant. áC4rñ

17. Iudas Macchabaeus Iudaeoráumñ princeps. Desolata iacent Solymorum moenia, templum Corruit, exuvias barbarus hostis habet. Quid faciam? Servire pudet. Praesumite bellum, Isacidae! Oppressis dux ero. Caussa Dei est.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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13. Alexander der Große, Alleinherrscher der Griechen. Die Bibel stellt mich unter dem Bild eines Leoparden dar: wenn dieser reichlich Wein getrunken hat, verfängt er sich in den ausgelegten Schlingen. Nüchtern habe ich meines Amtes gewaltet; vollgetrunken mit Wein verfiel ich in Untätigkeit. Einzig Trunkenheit hat meinen Ruhm befleckt.

14. Pyrrhus, König der Einwohner von Epirus. Gib mir die Römer, und du wirst Unglaubliches zu sehen bekommen. Dem Aeakiden werden alle Teile der Welt dienen. In der Tat ist Mars der Vater dieser Stadt; allen (Römern) ist das Herz erfüllt von kriegerischem Geist. Wer von diesem erfaßt ist, der wird siegreich sein können.

15. Ptolemaeus Philadelphus, König von Ägypten. Andere Könige tragen von überallher Gold und Edelsteine zusammen. Mein Reichtum und meine Kleinodien sind Bücher. Der Dumme mag dies verlachen. Wie die Weisheit die Hüterin der Königsherrschaft ist, so wird der König der Beschützer und Gastgeber der Gelehrsamkeit sein.

16. Der Punier Hannibal. Gott gibt und nimmt die Herrschaft. Fortuna hat die Römer erhöht. Zwecklos habe ich mich auf die väterlichen Waffen gestürzt. Was in meiner Macht stand, habe ich getan. Ich habe die Mauern und Gärten Roms gesehen. Meinen Fuß weiter zu setzen, versagen mir das Schicksal und Gott.

17. Judas Makkabäus, Fürst der Juden. Verödet liegen die Mauern Jerusalems darnieder, der Tempel stürzt ein. Der barbarische Feind verfügt über die uns abgenommenen Waffen. Was sollte ich tun? Knecht zu sein, ist für mich eine Schande. Wagt den Krieg, ihr Kinder Isaaks! Den Unterdrückten werde ich ein Anführer sein. Es geht um die Sache Gottes!

C. Vermischtes

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18. Scipio Aemilianus Africanus. Aemula Dardaniae Carthago Punica Romae Auspiciis capta est atque cremata meis. Quid labor aut benefacta iuvant? Patria impia vitam, Ipsi quam dederam, noluit esse mihi.

19. Cn. Pompeius Magnus. Iure vocor Magnus: quis enim maiora peregit? Penè meo spacium subfuit omne iugo. Profuerunt misero ista nihil. Vili abditus urnâ, Gloria quàm mundi sit fugitiva, probo.

20. Iulius Caesar Romáanorumñ Impáeratorñ. Non odio patriae, sed ab hoste ut tutior essem, Imperium invasi, livida Roma, tuum. Pone modum invidiae et generum compesce furentem, Nec melior Romae Caesare civis erit. áC4vñ

21. Augustus Caesar Romáanorumñ Imperatáorñ. Quem mihi vel cui me liceat conferre? Quis umquam Aut fuit aut claro nomine maior erit? Vici hostes armis, fundavi legibus urbes. Imperium Romae, non mihi Roma dedit.

22. Harminius Cheruscorum rex. Trade aquilas, Romane ferox, atque incipe vinci, Incipe Teutonico subdere colla iugo. Barbara quae nunc est, totum gens opprimet orbem. Ex tyrocinio disce futura meo.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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18. Scipio Aemilianus Africanus. Das punische Karthago, Rivalin des dardanischen Roms, wurde unter meinem Oberbefehl erobert und eingeäschert. Was nützen Anstrengungen oder Wohltaten? Gewissenlos mißgönnte das Vaterland mir das Leben, das ich ihm selbst gegeben hatte.

19. Gnaeus Pompejus Magnus. Zu Recht nennt man mich ›der Große‹. Wer hat denn Größeres vollbracht? Fast jeder Platz (der Erde) stand unter meinem Joch. Dies hat mir Armem nichts genützt. Verborgen in einer schäbigen Urne bezeuge ich, wie flüchtig der Ruhm der Welt ist.

20. Julius Caesar, Römischer Kaiser. Nicht aus Haß auf das Vaterland, sondern um vor dem Feind sicherer zu sein, habe ich deine Staatsgewalt, mißgünstiges Rom, an mich gerissen. Setze deinem Unwillen eine Grenze und halte meinen rasenden Schwiegersohn im Zaum – und es wird keinen besseren Bürger Roms geben als Caesar.

21. Augustus Caesar, Römischer Kaiser. Wen dürfte man mit mir oder mit wem dürfte man mich vergleichen? Wen hat es jemals gegeben und wen wird es jemals geben, der über einen herrlicheren Ruhm verfügte? Mit Waffengewalt habe ich die Feinde besiegt, mit Gesetzen den Städten feste Dauer gegeben. Die Herrschaft habe ich Rom, nicht Rom diese mir verliehen.

22. Arminius, König der Cherusker. Händige die Adler aus, kriegslüsterner Römer, und beginne, Niederlagen zu erleiden! Beginne damit, den Hals unter deutsches Joch zu beugen! Das Volk, das jetzt eines von Barbaren ist, wird den ganzen Erdkreis überwältigen. Aus meinem ersten Auftreten entnimm, was in Zukunft sein wird!

C. Vermischtes

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23. Fl. Vespasianus Romáanorumñ Imperáatorñ. Exciderat regno gens Iulia. Detulit aequa Sors mihi, qui miles fortis et acer eram. Nil pudeat te Roma mei: clementia blandi Pectoris infamem texit avaritiam.

24. Titus Vespasianus Romáanorumñ Imperáatorñ. Graecorum annales, Romanos excute fastos: Quî similem nostris moribus invenies? Vita brevis nimiùm, data fama aeterna. Sed illi, Qui sapit, hanc iusto praetulerit titulo. áDrñ

25. Constantinus Máagnusñ Romáanorumñ Imperáatorñ. Creverat ad summum aeternae Res publica Romae, Impia sed Christi nominis hostis erat. Quod deerat, didicit me consiliante. Removi Idola, et Christo templa scholasque dedi.

26. Theodosius Máagnusñ Romáanorumñ Imperatáorñ. Aspice, quas fixi leges, quae praelia gessi. Dispeream, nisi te iudice magnus ero. Qui me animo miti, qui mansuetudine vincat, Vix aliquem saeclis omnibus invenies.

27. Fl. Iustinianus Romáanorumñ Imperáatorñ. Vandalicas acies et Gotthica robora fregi: Hoc multùm debes nomine, Roma, mihi. Sanctius adiunxi meritum potiusque triumphis: Quod certis regeris legibus, omne meum est.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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23. Flavius Vespasianus, Römischer Kaiser. Das Julische Geschlecht war der Herrschaft verlustig gegangen. Das Schicksal übertrug sie wohlwollend mir, der ich ein tapferer und energischer Soldat war. Schäme dich meiner, Rom, in keiner Weise: die Milde meines leutseligen Herzens hat meine berüchtigte Geldgier überdeckt.

24. Titus Vespasianus, Römischer Kaiser. Durchsuche die Annalen der Griechen, die römischen Kalender! Wie wirst du jemanden finden, der meinem lauteren Wandel ähnlich wäre? Mir wurde ein allzu kurzes Leben und ewiger Ruhm zuteil. Doch wer weise ist, wird diesen jenem aus triftigem Grund vorziehen.

25. Konstantin der Große, Römischer Kaiser. Der Staat des ewigen Rom hatte sich bis zu seiner höchsten Stufe emporgeschwungen, doch er war ruchloser Feind des Namens Christi. Das, was [ihm] fehlte, lernte er durch meinen Rat. Ich habe die Götzenbilder entfernt und Christus Kirchen und Schulen geschenkt.

26. Theodosius der Große, Römischer Kaiser. Sieh dir an, welche Gesetze ich öffentlich angeschlagen und welche Kriege ich geführt habe. Ich will des Todes sein, wenn ich nach deinem Urteil nicht ›groß‹ sein werde. Kaum wirst du in allen Jahrhunderten jemanden finden, der mich an Milde und an Sanftmut übertreffen könnte.

27. Flavius Justinianus, Römischer Kaiser. Die Schlachtreihen der Vandalen und die Kriegsmacht der Goten habe ich gebrochen. Um dessentwillen stehst du, Rom, tief in meiner Schuld. Ich habe noch ein Verdienst hinzugefügt, das gottgefälliger und wichtiger ist als Triumphe: daß du von feststehenden Gesetzen geleitet wirst, ist gänzlich mein Verdienst.

C. Vermischtes

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28. Carolus Máagnusñ Germanus Romáanorumñ Imperáatorñ. Saxo liber erat, sed prisca idola colebat. Servitium victo victor ego imposui. Libertas ut iniqua prior, sic utile porrò Servitium: didicit me duce nosse Deum. áDvñ

29. Widechindus rex Saxonum. In me tota suas effudit Gallia vires, Cui socias iunxit trux Alemannus opes. Sustinui molem belli palmamque tulissem: Quae vicit pietas Caesaris una fuit.

30. Otto Máagnusñ Saxo Romáanorumñ Impáeratorñ. Vici hostes animumque meum. Victoria maior, Dic, utra? Iam Magni nomine iure vocor. Nil mihi priscorum ostendas encomia regum: Maior ego Aeacidis, fortior Aeneadis.

31. Godefridus Bulionius rex Hierosoláymorumñ. Hostem ego quaesivi mediis Orientis in oris Exsul pro Christi nomine bella gerens. Turca fatigatis nunc proximus imminet Hunnis, Aemulus et nostri, dic, quis in arma ruit?

32. Lotharius Saxo Romáanorumñ Impáeratorñ. Iustiniane, tuos mecum partire triumphos: Non minor à nobis legibus ortus honor. Mole laborantes ad normam artemque reduxti: Cura mihi exstinctas vivificare fuit. áD2rñ

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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28. Karl der Große, ein Deutscher als Römischer Kaiser. Der Sachse war frei, doch er verehrte die alten Götzenbilder. Siegreich habe ich dem Besiegten Knechtschaft auferlegt. So wie seine frühere Freiheit nachteilig war, so ist andererseits seine Knechtschaft nützlich. Unter meiner Führung hat er gelernt, Gott zu kennen.

29.Widukind, König der Sachsen. Das ganze Frankreich sandte seine Streitkräfte gegen mich aus; mit ihm verband der wilde Alemanne seine verbündeten Truppen. Ich habe die schwere Last des Krieges ausgehalten und hätte die Palme davongetragen. Einzig die Frömmigkeit des Kaisers war es, die gesiegt hat.

30. Der Sachse Otto der Große, Römischer Kaiser. Ich habe die Feinde und meinen Stolz besiegt. Sag: welcher Sieg war der größere von beiden? Jetzt nennt man mich zu Recht ›den Großen‹. Halte mir nicht die Lobsprüche auf Könige früherer Zeiten entgegen! Ich bin größer als die Abkömmlinge des Aeacus und stärker als die des Aeneas.

31. Gottfried von Bouillon, König von Jerusalem. Mitten im Orient suchte ich den Feind, außerhalb der Heimat Kriege führend für den Namen Christi. Nachdem die Hunnen aufgerieben sind, bedroht uns jetzt in nächster Nähe der Türke: und wer, sag, eifert mir nach und stürzt zu den Waffen?

32. Lothar von Sachsen, Römischer Kaiser. Justinian, teile deine Triumphe mit mir: Aus Gesetzen ist mir kein geringerer Ruhm erwachsen. Du hast sie, die unter ihrer großen Masse zu leiden hatten, in eine Ordnung und ein System gebracht. Mir oblag die Sorge, die [schon] erloschenen Gesetze [wieder] zu beleben.

C. Vermischtes

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33. Fridericus Barbarossa Romáanorumñ Impáeratorñ. Consiliis armisque potens utroque volebam Imperio priscum restituisse decus. Obstitit insano fastosus Papa furore: Ille domi nobis obfuit, ille foris.

34. Rudolphus Habspurgius Romáanorumñ Impáeratorñ. Pontificum furiis intestinoque tumultu Maiestas nostri fluxerat Imperii. Pondera suscepi regni labentis, et illud Asserui extremo fortis ab interitu.

35. Carolus IV. Romáanorumñ Impáeratorñ. Nomina sunt regnis fatalia: primus adauxit Imperium Carolus: quartus ego imminui. Turpe studere suis et publica vertere fundo: Aeternùm famae res nocet ista meae.

36. Maximilianus I. Romáanorumñ Impáeratorñ. Tollere humo atque animum maioribus adiice rebus, Austria: ad Oceanum me duce regna tenes. Magnum illud, fateor: sed erunt meliora nepoti, Sub cuius titulis Vesper et Ortus agent. áD2vñ

37. Carolus V. Romáanorumñ Impáeratorñ. Pontificem domui summum Gallumque ferocem; Iusta mihi belli causa in utrumque fuit. Oppugnans patriam victor vincebar, et illîc Terminus, ah, nostrae prosperitatis erat.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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33. Friedrich Barbarossa, Römischer Kaiser. Mächtig durch kluge Entschlüsse und durch Waffen wollte ich durch beides dem Reich seine alte Zierde wiederherstellen. Der Papst widersetzte sich schnöde mit unsinnigem Wüten. Er behinderte mich zu Hause und auswärts.

34. Rudolf von Habsburg, Römischer Kaiser. Die Majestät unseres Reiches hatte sich verloren durch das Wüten der Päpste und Aufruhr im Innern. Ich habe die Last des wankenden Reiches auf mich genommen, und kraftvoll habe ich es vor dem endgültigen Untergang bewahrt.

35. Karl IV., Römischer Kaiser. Namen sind für Königreiche schicksalhaft: Der erste Karl hat das Reich vergrößert, ich, der vierte, habe es verkleinert. Schändlich ist es, seine eigenen Interessen zu verfolgen und die Angelegenheiten des Staates zugrunde zu richten. Dieser Umstand wird meinem Ruf auf ewig schaden.

36. Maximilian I., Römischer Kaiser. Entferne dich von den Niederungen, Österreich, und richte deinen Geist auf Größeres! Unter meiner Führung wirst du die Herrschaft bis zum Ozean besitzen. Ich gebe zu: dies ist etwas Großes. Doch über Besseres wird mein Enkel verfügen. Unter seinem Namen werden die Regionen des Unter- und Aufgangs der Sonne stehen.

37. Karl V., Römischer Kaiser. Den Papst habe ich gebändigt und den übermütigen Franzosen. Gegen beide hatte ich einen gerechten Grund zum Kriege. Als ich das Vaterland angriff, wurde ich, der Sieger, besiegt. Ach, hierin lag das Ende meines Glücks!

C. Vermischtes

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HEROIDES ERXLEBIANAE. 1. Semiramis Nini Assyrioráumñ regáisñ uxor. Qui nitet in vultu, non est in pectore candor. Ne nimium blandis crede, marite, sonis. Egredior sexum et rerum fastigia quaero. Ut regnes, nostras disce cavere preces.

2. Iuditha Rubenitis vidua Bethuliensáisñ. Parce venenato convicia fundere rictu! Ius coeli et terrae, cui maledicis, habet. En mox femineâ mactaberis hostia dextrâ: Ludibrio fastus sic premet ille tuos.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae

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ERXLEBISCHE HELDINNEN. 1. Semiramis, Gattin des assyrischen Königs Ninus. Die Lauterkeit, die aus meinen Gesichtszügen strahlt, ist nicht in meinem Herzen. Vertraue nicht allzusehr, Gatte, schmeichlerischen Worten! Ich überschreite die Grenzen meines Geschlechts und strebe nach der Spitze des Staates. Lerne, dich vor meinen Bitten in acht zu nehmen, damit du die Herrschaft behältst.

2. Die Rubeniterin Judith, Witwe in Bethulia. Hüte dich, deinem aufgesperrten Mund giftige Lästerreden entströmen zu lassen! Was du verfluchst, hat das Recht des Himmels und der Erde auf seiner Seite. Siehe, alsbald wirst du von der Hand einer Frau als Opfer abgeschlachtet werden. So wird jener (der Himmel) deinen Hochmut dir zum Hohne niederschlagen.

IV. ANACREON LATINUS HENRICO ALBERTO MYNSINGERO à Frondeck, Domino in Ahlsleben et Bonnekenbeck eiusque primogenito IOACHIMO consecratus. –––––––––––––– IV. LATEINISCHER ANAKREON, HEINRICH ALBERT MÜNSINGER von Frundeck, Herrn in Ahlsleben und Bonnekenbeck, und seinem Erstgeborenen JOACHIM zugeeignet.

C. Vermischtes

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THALASSIO honori Nobilissimi et strenui viri, HENRICI ALBERTI MYNSINGERI à Frondeck, Ducatus Brunsvicensis Camerarii hereditarii, Domini in Ahlsleben et Bonnekenbeck, et Nobilissimae lectissimaeque virginis CATHARINAE, Nobilissimi, strenui et praestantissimi viri Adolphi à Crosick, Dn. in Geßnitz et Schandersleben, Filiae, dicatus ab HENRICO MEIBOMIO, Poëta Caesario. áA3rñ

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Quid, Phoebe, vellis aurem, Iocose, blande Phoebe? Quid igne pectus acri, Galeata virgo, flammas? Non est opus monere aut Rogare vel iubere, Quod faxo perlubenter. Vix puberem senescens Me Mynsiger solebat Pium vocare vatem, Nec desinebat umquam, Meos probare mores, Meos amare fetus, Meas iuvare Musas. Demortui parentis Naturam adaemulati Sunt Filii, et Poëtae Meibomii patroni Voluere nominari. áA3vñ Age Musa, sume laurum, Quâ te beavit olim Romanus Imperator, Nec solus Imperator, Sed Phoebus et Minerva. Facunda solve linguam,

IV. Anacreon Latinus

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HOCHZEITSGESANG zu Ehren des hochedlen und tatkräftigen Mannes HEINRICH ALBERT MÜNSINGER von Frundeck, Erbkämmerers des Herzogtums Braunschweig, Herrn in Ahlsleben und Bonnekenbeck, und der hochedlen und vortrefflichsten Jungfrau KATHARINA, Tochter des hochedlen, tatkräftigen und herausragenden Mannes Adolf von Krosigk, Herrn in Geßnitz und Schandersleben, dargebracht von HEINRICH MEIBOM, kaiserlichem Dichter. Warum zupfst du mich am Ohr, scherzender, schmeichelnder Phoebus? Warum entflammst du meine Brust mit heftigem Feuer, behelmte Jungfrau? Es bedarf nicht des Mahnens, Bittens oder Befehlens bei einer Sache, die ich mit großem Vergnügen unternehme.

Als ich noch kaum erwachsen war, pflegte mich der alternde Münsinger einen frommen Dichter zu nennen. Und er hörte nie auf, meine Lebensweise zu billigen, meine [Geistes-]Kinder zu lieben und meine Musen zu unterstützen.

Die Söhne haben der Wesensart ihres verstorbenen Vaters nachgeeifert und wollten Schutzherren des Dichters Meibom genannt werden.

Auf, Muse, nimm den Lorbeer, mit dem dich einst der Römische Kaiser, doch nicht allein der Kaiser, sondern auch Phoebus und Minerva beglückt haben! Löse redegewandt die Zunge, laß in reicher Fülle Gesänge erschal-

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Fecunda prome cantus: Sed non Maronianos Nec Appuli lyristae. Non hi placent nec illi. Anacreonta blandum, Senem protervum et udum Licenter aemulare. In nuptiis iocosis Conviviisque laetis Lasciviore versu Licebit absque culpâ, Festiviore lusu Licebit absque damno Paulisper evagari. Nil hispidum Catonem Moramur aut Solonem Nec tetricum Platonem, Qui bile plenus atrâ áA4rñ Senioque mentis exsul Innoxios Poëtas Urbe exulare iussit. Sed ille, sive nolit Velitve, confiteri Cogetur, ista sacra Constare lege tali, Aliter nec expediri. O mollicella Cypri, O Cypri mollicella, Et tu, salax puelle, Sagittifer puelle, Qui flammulis peruris Deos Deasque coeli, Deos Deasque terrae, Deos Deasque Ponti: Adeste et este quaeso Praesentis huius actus Et praesides benigni Et praestites amici Et obsides beati. Ligate coniugandos, Iugate colligandos, Et dicite: »Ista vincla áA4vñ Adamante fortiora

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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len, doch keine Vergilischen und keine des Lautenspielers aus Apulien: weder diese noch jene sagen mir zu. Eifere frischweg dem gefälligen Anakreon nach, dem schamlosen, trunkenen Greis!

Bei lustigen Hochzeiten und fröhlichen Gastmählern wird es erlaubt sein, mit etwas freierem Vers in aller Unschuld, wird es erlaubt sein, mit etwas vergnüglicherem Scherz, der niemandem schadet, ein Weilchen auszuschweifen.

Wir scheren uns nicht um den rauhen Cato oder Solon, nicht um den finsteren Plato, der, voll schwarzer Galle, aus Altersschwäche seines Verstandes beraubt, die unschuldigen Dichter aus der Stadt zu verbannen befahl. Doch ob er will oder nicht: er wird gezwungen sein zuzugeben, daß diese heilige Handlung auf solch einem Grundsatz beruht und anders nicht vollzogen wird.

O zarte Zyprerin, o Zyprerin, du zarte, und du, lüsterner Knabe, pfeiltragender Knabe, der du mit Flammen entzündest Götter und Göttinnen des Himmels, Götter und Göttinnen der Erde, Götter und Göttinnen des Meeres, seid zur Stelle und seid bitte gegenwärtiger Handlung gütige Vorsitzende, freundliche Beschützer und glückliche Bürgen. Verbindet die Heiratsleute, verheiratet das zu verbindende Paar und sagt: »Diese Bande, stärker

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Ferroque firmiora Auroque puriora Mulsoque dulciora Vinoque suaviora Per mille lustra durent.« Ut iuncta vitis ulmo Per termites amicos Ramusculosque dulces Lasciviens oberrat Et delicatiores Longèque mitiores Multoque gratiores Fert uvulas colono, Sic brachiis mariti Amantis ac amati, Urentis ac perusti Nova implicata coniunx Gignat subinde natos Pulcerrimasque natas, Simillimos parenti, Simillimasque matri. Quantùm profunda Balthe Recessit à Canopo áA5rñ Quantùmque distat Hermus A rupibus Pyrenes, Tantùm omnis error, omnis Suspîcio et dolores, Discordiae atque lites Curaeque lacrymaeque Absint ab hisce taedis, Castis piisque taedis Concordibusque taedis. Vos Gratiae venustae Lubentiaeque suaves Faventiaeque munes, Thalamo accubate Sponsae! Nec sit modus susurris Nec mutuis cachinnis Leporibusque festis Salibusque blandicellis, Det Flora odora flores: Cytisos, crocos, amellos, Violas, ligustra, calthas,

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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als Stahl, fester als Eisen, reiner als Gold, süßer als Met, lieblicher als Wein, sollen für zahllose Jahre dauern!«

Wie die der Ulme durch freundliche Zweige und liebevolle Ästchen verbundene Weinrebe ungezügelt umherschweift und dem Winzer feinere, weitaus mildere und viel angenehmere Trauben bringt,

so soll die von den Armen des liebenden und geliebten, entflammenden und entflammten Ehemannes umschlungene neue Gattin schnell nacheinander Söhne und schönste Töchter gebären, jene sehr ähnlich dem Vater, diese sehr ähnlich der Mutter.

Soweit die tiefe Ostsee von Ägypten abliegt und soweit der Hermus von den Felsen der Pyrenäen entfernt ist, so fern mögen sein alle Verirrung, aller Argwohn, Schmerzen, Zwistigkeiten, Zänkereien, Sorgen und Tränen von dieser Ehe, von dieser keuschen und frommen Ehe, von dieser einträchtigen Ehe. Ihr, anmutige Grazien, reizende Göttinnen der Liebe, gefällige Göttinnen der Lust, lagert euch im Schlafgemach der Braut! Kein Ende sei dem Geflüster, dem Lachen auf beiden Seiten, fröhlichen Späßen, kosend-schmeichelnden Scherzen.

Die duftende Flora spende Blumen: Geißklee, Krokusse, Sternblumen, Veilchen, Liguster, Ringelblumen, Tausenguldenkraut und Amomum. Tisch

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Centaurium atque amomum. Abaci thorique myrrham Opobalsamumque spirent. Fluant Falerna pictis áA5vñ Et Chia vina mensis Thasiumque Creticumque Et Massicum et Sabinum, Ut invidere possint Velintque, qui Deorum Convivia frequentant. Sed quis susurrus ille? Quis clamor implet aures? Adest Hymen. Abite, Parens uterque! Abite, Vos hospites! Abite, Iuvenesque virginesque! Quid, ô, quid ingemiscis, Pudibunda, casta virgo? Quid extimescis illum? Cui nuper assidebas Frequenter et iocantis Facetias facetas Precesque deprecantes Libenter audiebas, Pudenter ambiebas. Non hostis est, sed hospes. Nec rem minis nec irâ Aget, sed, ut fruatur, áA6rñ Quod ardet et cupiscit Manuque iam prehendit, Non desinet rogare, Non desinet precari, Subinde basiare Iterumque suaviari Et penè lacrymari, Donec, Premâ iuvante Subigoque Cinxiâque, Quod ardet et cupiscit, Fruatur, ac triumphet. Da te libens lubensque, Formosa! Da roganti, Quod abnegare non est. Non invocare matrem

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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und Bett sollen nach Myrrhe und Balsam duften. Für die geschmückte Speisetafel sollen Falernerwein und Wein von Chios fließen, auch Wein von Thasos und Kreta, auch massischer und sabinischer, so daß neidisch sein könnten und wollten die, welche häufig Gastmähler von Göttern besuchen.

Doch was ist das für ein Gesumm? Welch ein Geschrei erfüllt die Ohren? Hymen ist da! Entfernt euch, beide Eltern! Entfernt euch, ihr Gäste! Entfernt euch, junge Männer und Jungfrauen!

Warum, o warum seufzest du auf, schamhafte, keusche Jungfrau? Warum fürchtest du dich vor ihm, an dessen Seite du neulich häufig saßest, dessen witzige Einfälle, wenn er scherzte, und dessen flehentliche Bitten du gern hörtest und schüchtern suchtest?

Er ist kein Feind, sondern Gast. Und er wird seine Sache nicht mit Drohungen und nicht im Zorn betreiben, sondern um zu genießen, wonach er brennt und was er begehrt und was er schon mit Händen greift, wird er nicht aufhören zu bitten, nicht aufhören zu flehen, immer wieder zu küssen und nochmals zu kosen und fast zu weinen, bis er, dank der Hilfe von Prema, Subigus und Cinxia, triumphierend genießt, was er heiß ersehnt und begehrt.

Gib dich gern und willig hin, du Schöne! Gewähre seinen Bitten, was nicht abzulehnen ist! Nach Mutter oder Vater wirst du nicht rufen können:

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Licebit aut parentem: Uterque dormit altùm. »Sed unius diei Moram«, inquies, »rogabo.« Quid unius diei, Volatilis diei, Moram rogasse prodest? At unius diei Moram nec impetrabis. áA6vñ Da te libens et ultrò, Formosa! Sic marito Placebis, et calentem Novo ustulabis igni, Ut omnibus relictis, Tam matre quàm sorore Sodalibusque cunctis Pluteisque pulpitisque Librisque cartulisque Et acribus caballis Frenisque ephippiisque Lupis et antilenis, Venabulis plagisque, Tibi adhaerescat uni, In te calescat unâ, In te liquescat unâ, Liquescat et calescat Amore sempiterno, Calescat et liquescat Fervore sempiterno. Adesto, sponse, adesto Instructus ad duellum! Est incruenta pugna, Sed et nec incruenta. áA7rñ Accinge te labori! Fecundus Hortus ille Requirit hortulanum. Iucunda Navis illa Vult remigem inquietum. Genialis ille Saltus Indaginem meretur. Esto hortulanus acer, Remex laboriosus, Venator esto gnavus,

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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beide schlafen tief. »Doch um einen Tag Aufschub werde ich bitten«, wirst du sagen. Was nützt es, um Aufschub für einen Tag, einen flüchtigen Tag zu bitten? Doch du wirst keinen Tag Aufschub erlangen. Gib dich gern und aus freien Stücken hin, du Schöne! So wirst du deinem Mann gefallen und den Glühenden mit neuem Feuer entflammen, so daß er, alles andere zurücklassend – Mutter wie Schwester, alle Gefährten, Pulte und Katheder, Bücher und Papiere, hitzige Pferde, Zaumzeug und Schabracken, Brechzaum und Brustriemen, Jagdspieße und Netze – einzig dir anhängt, einzig nach dir glüht, einzig nach dir zerfließt, zerfließt und erglüht in ewiger Liebe, erglüht und zerfließt in ewiger Leidenschaft.

Sei zur Stelle, Bräutigam, sei zur Stelle, gerüstet zum Kampf! Es ist ein unblutiger Kampf – und doch auch ein nicht unblutiger. Rüste dich zum Werke! Jener fruchtbare Garten verlangt einen Gärtner. Jenes angenehme Schiff will einen nicht ruhenden Ruderknecht, jenes hochzeitliche Waldstück verdient eine Erforschung.

Sei ein eifriger Gärtner, ein arbeitsamer Ruderknecht, ein rühriger Jäger, damit man nicht von dir sagt, du habest dich um das, worum du heftig

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Ut ne, quod ambiebas Flagranter et rogabas, Curasse negligenter Dicare et oscitanter. Faveto, Virginensis, Favete, coniugales Dii Deaeque cunctae! Si lacrymatur illa, Si deprecatur illa Et obsecrat rogatque, Per serta, per corollas, Per fila, per quasillos, Per sacra perque Divos, Ne parce lacrymanti, áA7vñ Ne parce deprecanti, Nil crede pollicenti. Arma expedi, expedi arma: Non Martis aut Minervae. Quae mollicella Cypris, Quae flammeus Cupido Usurpat, arma sume Viriliterque vibra. O nox voluptuosa! O nox adoriosa! Dum cuncta conquiescunt Pariterque consilescunt Nec ventuli susurrant Nec ranulae coaxant Oviculaeve balant Aviculaeve cantant Caniculaeve latrant, Insomnis esto, sponse, Insomnis esto, sponsa! Favete, nuptiales Dii Deaeque cunctae! Quid lucidos iugales, Matuta, iungis axi? Quiesce, donec ignes áA8rñ Abscondat albicantes Apollinis gemella. Nox ista mille votis Suspiriisque mille Optata et advocata

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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warbst und batest, nur nachlässig und schläfrig gekümmert. Schenke deine Gunst, Virginensis! Schenkt eure Gunst, Hochzeitsgötter und -göttinnen alle!

Wenn jene Jungfrau weint, wenn sie um Gnade nachsucht, fleht und bittet, bei dem Blumengewinde, bei dem Kranz, bei den Wollfäden, bei den Wollkörbchen, bei den Heiligtümern und bei den Göttern: verschone die Weinende nicht, schone nicht die um Gnade Flehende, glaube nicht ihren Versprechungen!

Mache die Waffen kampfbereit, kampfbereit mache die Waffen – nicht die des Mars oder der Minerva. Greife zu den Waffen, die die zarte Zyprerin, die der feurige Cupido gebrauchen, und schwinge sie mannhaft!

O lustvolle Nacht, o Nacht des ruhmvollen Kampfpreises! Während alles ruht und gleichermaßen schweigt, kein Windchen säuselt, kein Fröschlein quakt, kein Schäfchen blökt, kein Vöglein singt, kein Hündchen bellt, sei schlaflos, Bräutigam, sei schlaflos, Braut!

Schenkt eure Gunst, Hochzeitsgötter und -göttinnen alle! Warum, Matuta, führst du das lichtvolle Gespann zum Himmel? Halte Ruhe, bis die Zwillingsschwester Apollos ihr weißliches Licht verschwinden läßt. Diese mit tausend Wünschen, tausend Seufzern ersehnte und herbeigerufene Nacht soll länger dauern und später vergehen.

C. Vermischtes

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Diutius moretur Et tardiùs recedat. Vos coniuges novelli Hominum Deûmque cura, Sic computate noctes, Sic computate menses, Ut, antequam gemellos Lucis relinquat auctor, Puellus aut puella Vel (quod decebit annos Istos) et haec et ille Vagire inaudiatur. FINIS. áA8v / Brñ

GENETHLIACON nobilissimi et bellissimi infantis IOACHIMI MYNSINGERI à Frondeck II, HENRICI ALBERTI FILII, IOACHIMI IURISCONSULTI et Comitis Palatini Nepotis, Iosephi Iurisconsulti pronepotis, Iohannis equitis aurati et consiliarii Augustalis abnepotis, Nati IIX. Februarii anno M. D. C áBv / B2rñ

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Hoc est, quod ominabar Praesagus et volebam, Immò nec ominabar Tantùm, sed albicantes Matuta sive vultus Ostenderet, silentes Seu Vesperugo terras Contaminaret umbris, Indesinente voce, Coeli solique regem Precabar et rogabam: Ut nempe Mynsigerus, Quem Phoebus et Minerva Suum vocant alumnum,

IV. Anacreon Latinus

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Ihr neuen Eheleute, Lieblinge von Menschen und Göttern, berechnet so die Nächte, berechnet so die Monate, daß man, bevor der Urheber des Lichts die Zwillinge verläßt, einen Jungen oder ein Mädchen oder auch (was zu jener Jahreszeit gut passen wird) sowohl das eine wie das andere schreien hört. ENDE.

GLÜCKWUNSCHGEDICHT ZUR GEBURT des hochedlen und allerliebsten Kindleins JOACHIM MÜNSINGER von Frundeck II, Sohnes von HEINRICH ALBERT, Enkels des Rechtsgelehrten und Pfalzgrafen JOACHIM, Urenkels des Rechtsgelehrten Joseph, Ururenkels des Eques auratus und kaiserlichen Rates Johannes [Münsinger von Frundeck], geboren am 8. Februar des Jahres 1600. Das ist es, was ich vorauswissend weissagte und wollte, oder vielmehr: ich weissagte es nicht nur, sondern ich bat und ersuchte den König Himmels und der Erde in unaufhörlicher Rede, sei es, daß Matuta ihr weißliches Antlitz zeigte, sei es, daß der Abendstern die stille Erde mit Schatten bestrich: daß nämlich Münsinger, den Phoebus und Minerva ihren Zögling

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Quem Gratiae triformes Libethridesque castae Suum vocant patronum Nutriciumque munem Euergetamque largum, Haud Cilnio minorem: áB2vñ Ut ille Mynsigerus, Novus et recens maritus, Sed non reses maritus, Vidente matre canâ, Gaudente matre canâ, Fructum tori iugalis Castique pignus ignis, Aut masculum aut puellam, Vel fortè et hanc et illum, In coniugis lacertis Sinuque vagientem Audiret et papillas, Eburneas papillas, Argenteas papillas Videret ambientem, Rideret attrahentem. O rumor expetitus! O gratiosa fama! Desiderata fama! Iam Pegasi volucris Tergo sedere vellem Aut Daedali sagacis Volare praepes alis, Ut interesse possem áB3rñ Convivio, quod auctus Haerede Mynsigerus, Compatribus rogatis, Affinibus vocatis Amiculisque caris, Profusus et benignus Curavit apparari. Ibi hospes intuerer Tot ora gratulantûm; Canaeque vota matris Et verba fausta socrûs Socerique gestientis Audirem et aemularer.

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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nennen, den die Dreifaltigkeit der Grazien und die keuschen Musen ihren Schutzherrn, ihren dienstfertigen Ernährer und großzügigen, hinter einem Maecenas nicht zurückstehenden Wohltäter nennen, daß jener Münsinger, neuerdings und seit kurzem Ehemann, doch kein [als solcher] untätiger Ehemann, unter den Augen seiner ergrauten Mutter, zur Freude seiner ergrauten Mutter eine Frucht des Ehebettes und ein Unterpfand keuschen Liebesfeuers, einen Jungen oder ein Mädchen oder vielleicht auch das eine sowohl wie das andere in den Armen und auf dem Schoß seiner Gattin schreien hören und lächelnd zusehen möge, wie es nach den Brüsten, den elfenbeinweißen Brüsten, den silberweißen Brüsten sucht und sie an sich zieht.

O erwünschtes Gerücht, o angenehme Kunde, ersehnte Kunde!

Jetzt würde ich gern auf dem Rücken des geflügelten Pegasus sitzen oder auf Flügeln des scharfsinnigen Daedalus schnell dahinfliegen, um teilnehmen zu können an dem Gastmahl, das der um einen Erben bereicherte Münsinger für seine herbeigebetenen Gevattern, seine herbeigerufenen Verwandten und seine lieben Freunde aufwendig und freigebig bereiten ließ.

Hier würde ich als Gast die Gesichter so vieler Gratulanten sehen, ich würde die Segenswünsche der ergrauten Mutter, die glücklichen Worte der Schwiegermutter und des sich freuenden Schwiegervaters hören und es ihnen nachtun.

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Convivio soluto, Latenter è proprinquo Vel eminûs notarem, Quâ voce quoque gestu, Quo more Mynsigerus Pusillulum puellum, Puellulum pusillum In cunulis iacentem Et dulce vagientem Nunc allevaret ulnis, Sed antè basiatum, áB3vñ Nunc admoveret ori, Sed antè basiatum, Dehinc traderet maritae, Sed antè basiatum: Nec non facetus illam Et hanc rogaret, utrum Puellus ore matrem Referret aut parentem. Haec intuens cachinno Vix abstinere possem. Verùm recordor eius Et messis et diei, Quâ non minore curâ Negotiis iisdem Et lusibus vacarem, Quâ non minore pompâ Hanc fabulam actitarem. Sed macte Mynsigere, Fecunde Mynsigere, Probate Mynsigere! Quod hos decebat annos, Quod hos decebat artus, Quod hunc decebat ignem, Fideliter peractum áB4rñ Feliciterque factum est. Ex hoc magis placebis Matrique socruique, Ex hoc magis te amabit Recte irrigata coniunx, Imbuta ritè coniunx. Ex hoc et ipse costam Et fertilem et feracem

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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Nach Aufhebung der Tafel würde ich heimlich aus der Nähe oder aus der Ferne beobachten, mit welchen Worten, mit welcher Gestik, auf welche Art und Weise Münsinger seinen winzigkleinen Knaben, sein kleines Knäblein, das in der Wiege liegt und süß greint, bald mit den Armen emporhöbe (doch nicht ohne ihn vorher zu küssen), bald an sein Gesicht heranführte (doch nicht ohne ihn vorher zu küsssen) und hierauf seiner Gattin reichte (doch nicht ohne ihn vorher zu küssen) und wie er an diese oder jene Dame die launige Frage richten würde, ob der Knabe mehr der Mutter oder dem Vater ähnlich sehe.

Dies anschauend würde ich mich eines schallenden Lachens kaum enthalten können. Doch ich entsinne mich jenes Erntetages, an dem ich mich mit nicht geringerer Hingabe den gleichen Beschäftigungen und Schäkereien widmete, an dem ich mit nicht geringerem Gepränge in diesem Schauspiel auftrat.

Doch Glück auf, Münsinger, fruchtbarer Münsinger, bewährter Münsinger! Was sich für dieses Alter gehörte, was sich für diese Glieder gehörte, was sich für dieses Liebesfeuer gehörte, ist getreulich vollbracht und glücklich getan.

Aufgrund dessen wirst du deiner Mutter und Schwiegermutter noch mehr gefallen. Aufgrund dessen wird deine ordentlich bewässerte Gattin, deine gehörig benetzte Gattin dich noch mehr lieben. Aufgrund dessen wirst du auch deinerseits deine fruchtbare und ergiebige ›Rippe‹ häufiger bewässern

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Frequentius rigabis Ardentiusque amabis. Quin saepius rigando Impensiusque amando Et robur ampliari Et membra recreari Et sanguinem innovari Fateberis rogatus, Fatebere haud rogatus. Sed quaeso, Mynsigere, Dic quaeso, Mynsigere, Aperte Mynsigere, Sincere Mynsigere: Quid osculationes, Vel mille sive plures, Quid basiationes, áB4vñ Vel mille sive plures, Quid suaviationes, Vel mille sive plures, Utrique commodassent? Utrique profuissent? Utrique contulissent? Si pignus hoc abesset Amoris aestuosi, Si fructus hic deesset Laboris inquieti, Si foenus hoc abesset Ardoris incitati. Quod quercus absque glande, Quod flumen absque pisce, Quod vitis absque botris, Quod fundus absque spicis, Quod campus absque flore, Quod mundus absque sole: Hoc absque prole lectus, Tristis gemensque lectus: Hoc absque prole coniunx, Sterilis resesque coniunx. Si quercus illa sordet, Si flumen illud horret, áB5rñ Si vitis illa torpet, Si fundus ille languet, Si campus ille moeret,

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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und heißer lieben. Gefragt oder ungefragt wirst du eingestehen, daß durch häufigeres Bewässern und heftigeres Lieben die Körperkraft vergrößert und die Glieder erquickt werden und das Blut erfrischt wird.

Doch bitte, Münsinger, sag bitte, Münsinger, offenherziger Münsinger, aufrichtiger Münsinger: Was hätten Küsse, tausend oder mehr, was hätten Kosereien, tausend oder mehr, was hätten Schmusereien, tausend oder mehr, euch beiden gegeben, euch beiden genützt, euch beiden gebracht, wenn es dieses Unterpfand heißer Liebe nicht gäbe, wenn diese Frucht unermüdlicher Arbeit fehlte, wenn es diesen Zins aus erregter Liebesglut nicht gäbe?

Was eine Eiche ohne Eicheln, was ein Fluß ohne Fische, was eine Rebe ohne Beeren, ein Acker ohne Ähren, eine Wiese ohne Blumen, was eine Welt ohne Sonne: das ist ein Bett ohne Kinder, ein Bett voller Trauer und Seufzen, das ist ein Ehepaar ohne Kinder, ein unfruchtbares, unbeschäftigtes Ehepaar.

Wenn jene Eiche verkümmert, wenn jener Fluß froststarr, wenn jene Rebe ohne Leben, wenn jener Acker matt ist, wenn jene Wiese trauert,

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Si mundus ille terret, Nec gratus ille lectus Utcunque mollicellus, Nec uxor illa grata, Utcunque liberalis Vultu sit, ore suavis. Sed macte Mynsigere, Probate Mynsigere, Amate Mynsigere! Quod bellicosus Albis, Quod Sala tauriformis, Quod Elmus atque Boda Ardenter expetebant Deumque postulabant, Evenit auspicatò, Processit auguratò. Vos pronubi parentes, Puerperae parentes, Nepotulum osculati Generoque gratulati, Haec cogitate mecum, áB5vñ Haec dicitote mecum: »Agellus iste noster, Felix agellus iste Solertem et expeditum Sortitus est colonum. Non ille feriari Volet vel ociari, Sed usque et usque gnavus Progignet annuatim Puellulum aut puellam, Vel fors et hanc et illum: Ut nempè lacrymosas Generisque sanguinisque Accretione multâ, Accessione largâ Resarciat ruinas.« Nec fertilis maritum Frustrabitur puella, Assuescet huic labori, Durescet huic dolori, Succrescet huic agoni. Sic quà semel cucurrit, Facilè redibit unda.

C. Vermischtes

IV. Anacreon Latinus

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wenn jene Welt abschreckt, dann ist jenes Bett, wie weich auch immer, ohne Reiz, dann ist ohne Reiz jene Frau, so edel auch ihre Züge sein mögen, so lieblich auch ihr Gesicht.

Doch Glück auf, Münsinger, bewährter Münsinger, geliebter Münsinger! Was die kriegerische Elbe, was der stierförmige Saalefluß, was der Elm und die Bode heiß ersehnten und von Gott forderten, ist unter günstigen Auspizien geschehen und nach Anstellung der Augurien erfolgt.

Ihr ehestiftenden Eltern, Eltern der Wöchnerin, wenn ihr euer Enkelchen küßt, eurem Schwiegersohn gratuliert, dann denkt mit mir gemeinsam, dann sprecht mit mir gemeinsam dies: »Dieser unser kleiner Acker, dieser glückliche Acker hat einen geschickten und einsatzbereiten Pflanzer bekommen. Dieser wird nicht feiern oder müßig gehen wollen, sondern wird, regsam in einem fort, Jahr für Jahr einen Jungen oder ein Mädchen, vielleicht auch sowohl das eine wie das andere, erzeugen, um so nämlich den jammervollen Niedergang des Geschlechts und Geblüts [der Münsinger] durch reichliche Zunahme und üppigen Zuwachs wieder auszugleichen.«

Die fruchtbare junge Frau wird ihren Gatten nicht enttäuschen, wird sich an dieses Mühen gewöhnen und sich für diesen Schmerz stählen, wachsen für diesen Kampf. So wird das Wasser leicht dahin zurückfließen, wo es einmal seinen Ausgang genommen hat.

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Gaudete, Mynsigeri áB6rñ Manes et umbra felix! Si IULIUM virenti Mors interemit aevo Centumque spem nepotum, Pronepotum et abnepotum Dolenter, heu! dolenter Unâ recîdit horâ: Pro Iulio gemello Simulque pro seipso Superstes unus heres, Virtutis omnis heres Persolvet et rependet, Quod hic et ille debet. Macte ô marite gnave, áNuncñ impiger marite! Apparet hora veris, Genialis hora veris, Genitalis hora veris. Cessere solis igni Nivesque grandinesque. De turre glotorantes Ciconias notavi. Hirundo derelictos Revertit ad penates. áB6vñ Clausi impotente brumâ Laxant sinus agelli, Dum plausitant palumbes, Fritinniunt cicadae, Gallinulae fritillant Accipitresque pipant Et nidulis in arctis Solerter ova condunt. Dum prodit herba sulcis Gemmasque palmes edit Frondesque gignit arbos, Non feriare quicquam, Operose Mynsigere, Non ociare quicquam, Studiose Mynsigere! Ad tempus impeditam Retexe ritè telam! Quâ parte desiisti,

C. Vermischtes

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Freue dich, abgeschiedene Seele und glücklicher Schatten Münsingers! Wenn der Tod Julius in blühendem Alter hingerafft und [damit] die Hoffnung auf hundert Enkel, Urenkel und Ururenkel schmerzlich, ach, schmerzlich in einer einzigen Stunde abgeschnitten hat, dann wird für seinen Zwillingsbruder Julius und zugleich für sich selbst der einzige überlebende Erbe, Erbe aller Tugend, ableisten und erstatten, was dieser und jener schuldig ist.

Glück auf, o rühriger Ehemann, jetzt, rastloser Ehemann, kommt die Zeit des Frühlings heran, des heiteren Frühlings, des befruchtenden Frühlings. Schnee und Hagel sind der Glut der Sonne gewichen. Ich habe Störche beobachtet, die vom Turm herab klappern. Die Schwalbe kehrt in ihre verlassene Wohnung zurück. Die Äcker, die vom wilden Winterfrost verschlossen waren, öffnen ihren Schoß, während die Ringeltauben mit den Flügeln klatschen, die Grillen zirpen, die Hühnchen gackern, die Habichte piepen und geschickt Eier in ihren engen Nestern bergen.

Während das Getreide aus den Furchen hervorwächst, der Weinstock Knospen treibt und der Baum Blätter wachsen läßt, feiere keineswegs, tätiger Münsinger, gehe keineswegs müßig, emsiger Münsinger! Nimm zur rechten Zeit das unterbrochene Gewebe gehörig wieder auf! Da, wo du

C. Vermischtes

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Ordire rursus illam, Ut, antequam Leonis Fervens revisat astrum Sol aureus, tumescat Foecundus ille fundus, Genialis ille fundus, áB7rñ Ut hoc et insequenti Progignat uber anno Perliberale pignus Amoris aestuosi, Perliberale munus Ardoris aeviterni. At tu, puelle belle, Puelle pumilille, Tibi hoc precabor unum, Quod instar omnium unum est: Sis patris aemulator, Quem nemo sanus odit, Sis matris aemulator, Quam quisque rectus ornat. Si Marte vis vel arte Clarere et esse magnus, Exempla avi ministrant Maternus et paternus: Hic artis, ille Martis. Alterutrum memento Referre patriamque Adiectione magnâ Locupletare famam. áB7vñ

Fortuna Mynsingerorum.

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Helvetios inter primos habuere penates Mynsigeri antiquâ nobilitate sati. Expulit insontes rabidae vis improba gentis Abiiciens motâ seditione iugum. Hospitium profugis concessit Suevia, Nicri Wirtembergiacam quà lavit amnis humum. Inde recedentes excepit Saxonis ora, Fortunae exulibus caussa futura novae. Mynsigerûm radiis nobis nova gloria luxit, Publicaque haud uno est augmine fulta salus.

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aufgehört hast, beginne wieder von neuem, so daß, bevor noch die goldene Sonne das heiße Sternbild des Löwen besucht, jener fruchtbare Acker, jener eheliche Acker anschwillt, so daß er ergiebig in diesem und dem folgenden Jahr ein überaus edles Unterpfand heißer Liebe, eine überaus edle Gabe ewiger heißer Liebe gebiert.

Du aber, allerliebster Knabe, du winzigkleiner Zwerg, dir wünsche ich dieses eine, das für sich allein alles andere einschließt: Eifere deinem Vater nach, den kein vernünftiger Mensch haßt! Eifere deiner Mutter nach, die jeder anständige Mensch ehrt! Wenn du in der Kriegskunst oder in einer zivilen Kunst glänzen oder bedeutend sein willst, so bieten dir Beispiele deine Großväter mütterlicher- und väterlicherseits: dieser für die zivile Kunst, jener für die des Krieges. Sinne darauf, das Abbild eines der beiden zu werden und den väterlichen Ruhm durch eine bedeutende Zugabe zu erhöhen!

Das Glück der Münsinger. Die aus altem Adel entsprossenen Münsinger waren anfangs bei den Schweizern zu Hause. Unschuldig wurden sie vertrieben durch die frevelhafte Gewalt eines tobenden Volkes, das im Gefolge eines Aufstandes sein Joch abwarf. Den Flüchtlingen gewährte Schwaben Gastfreundschaft dort, wo die Strömung des Neckars württembergisches Erdreich netzt. Als sie von dort fortzogen, empfing sie Sachsen, für die Vertriebenen Grundlage neuen Glücks. Durch den Glanz der Münsinger erstrahlte uns neuer Ruhm, und das öffentliche Wohl stützte sich auf nicht nur einen Zuwachs. Wir

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Reddimus precium virtute et nomine dignum, Nec bona, quantumvis summa, dedisse piget. Crescite virtutum cumulo, et crescetis honore: Haec sint aeternis foedera scripta notis. áB8rñ Fallor, an haec requie melior fuga? Fallor, an illud Exilium quovis maius honore fuit? Henricus Meibomius, Poëta et Historicus, fáecitñ.

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entrichten einen Lohn, der ihrer Tugend und ihrem Namen angemessen ist, und es reut uns nicht, Güter gegeben zu haben, so übergroß sie immer sein mögen. Wachst durch eine Häufung von Tugenden, und ihr werdet wachsen an Ehre. Diese Verbindung sei durch Schriftzeichen von ewiger Dauer befestigt. Täusche ich mich oder war nicht diese Flucht besser als ungestörte Ruhe? Täusche ich mich oder war nicht jenes Exil bedeutender als jede beliebige Ehrung? Heinrich Meibom, Dichter und Historiker, hat dies verfaßt.

V. GUELFUS REDIVIVUS. –––––––––––––– V. DER DEM LEBEN WIEDERGEWONNENE WELF.

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GUELFUS REDIVIVUS sive HISTORIA DE GUELFO, huius nominis sexto, BAIOARIAE, HETRURIAE etc. Principe, à CONRADO III. IMP. AUG. in arce Weinspergâ obsesso Coniugisque suae IDAE, Godefridi Comitis CALBENSIS Filiae, vafro sed honesto consilio ex praesenti mortis periculo erepto, carmine heroico expressa nuptiisque augustissáimisñ auspicatissáimisñ FRIDERICI-HULDERICI, Guelfii, et ANNAE-SOPHIAE, Brandeburgiae, subiectissimè, demisissimè consecrata ab HENRICO MEIBOMIO, Poëta et Historico.

IOANNES BODINUS Andegavensis Gallus prooemio in Methodum Historicam.

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Laurentius Medices (is qui litterarum parens usurpatur) sine ullis medicamentis (quanquam historia salutare est medicamentum) à morbo convaluisse dicitur ex eius historiae narratione, quae fertur de Conrado III. Imp., qui, cùm Guelfum Bavariae Ducem obsidione diuturnâ fregisset nec ullis conditionibus à propositâ susceptâque urbis eversione deduceretur, ad extremum victus nobilium foeminarum precibus permisit, ut inviolatae abirent, eâ lege, ut nihil ex urbe, nisi quod humeris possent, exportarent. Tum illae, confidentiâ maiore dicam an pietate? Ducem ipsum, maritos, liberos, parentes ab humeris suspensos gestare coeperunt. Ex quo Imperator tantam voluptatem cepit, ut effusis prae gaudio lacrymis non modò feritatem et

V. Guelfus redivivus

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DER DEM LEBEN WIEDERGEWONNENE WELF oder GESCHICHTE VON WELF, dem sechsten dieses Namens, Fürsten VON BAYERN, DER TOSKANA usw., der, von KAISER KONRAD III. in der Burg Weinsberg belagert und von seiner Ehefrau IDA, Tochter Gottfrieds, des Grafen von CALW, vermittels eines verschmitzten, aber ehrenhaften Ratschlusses aus aktueller Todesgefahr errettet wurde. In einer epischen Dichtung dargestellt und der erhabensten und glücklichsten Vermählung des Welfen FRIEDRICH ULRICH und der Brandenburgerin ANNA SOPHIE untertänigst und demütigst geweiht von HEINRICH MEIBOM, Dichter und Historiker.

Joannes Bodinus, ein Franzose aus Angers, in der Einleitung seines Werkes zur Methodik der Geschichte. Lorenzo de Medici (der, welchen man den Vater der Wissenschaft nennt) soll ohne jede Arznei (obwohl die Geschichte eine heilsame Arznei ist) von einer Krankheit genesen sein durch die Erzählung einer Geschichte, die von Kaiser Konrad III. berichtet wird. Als dieser den Herzog Welf von Bayern durch eine langandauernde Belagerung bezwungen hatte und unter keinen Umständen von der vorgesehenen und schon begonnenen Zerstörung der Stadt abgebracht werden konnte, erlaubte er zuletzt, besiegt durch die Bitten adliger Frauen, daß diese unversehrt abziehen könnten unter der Bedingung, daß sie aus der Stadt nur das herausschaffen dürften, was sie auf ihren Schultern tragen könnten. Da begannen jene Frauen, ich weiß nicht, ob eher aus Zuversicht oder aus Liebe, den Herzog selbst und ihre Ehemänner, Kinder und Eltern huckepack mit sich zu nehmen. Dies bereitete dem Kaiser so großes Vergnügen, daß er, Freudentränen vergießend, nicht

C. Vermischtes

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iracundiam ex animo penitus deposuerit, verum etiam urbi pepercerit et amicitiam cum hoste omnium acerrimo contraxerit. áA2rñ

SERENISSIMO PRINCIPI AC DOMINO, FRIDERICO-HULDERICO, DUCI BRUNSVIGIO, et Illustrissimae Heroinae, ANNAE-SOPHIAE, BRANDENBURGIAE, sponsis, felicissimis, de auspicato matrimonio gratulans hoc domesticum Germanicae virtutis et fidei exemplum reverenter offert humilimus minister HENRICUS MEIBOMIUS, Poëta et Historicus. áA2vñ

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Exemplum fidei muliebris et horrida iussa Consiliis elusa vafris mortisque propinquae Faucibus ereptos proceres, mirante Senatu Imperii, iuvat in medium producere et aevo Sistere praesenti. Toties largita Poëtae Eloquium numerosque tuo, nunc IULIA venam Diva move cantusque praei, quos comminus Albis, Eminus algentis discant vaga flumina Rheni Danubiusque celer. Series pulcerrima, longae Ambages, sed summa rei fastigia carpam. Postquam res hominum instabiles et sceptra reliquit Regnator Boiûm HENRICUS, quem fama Superbum Nominat, exstincti terras invasit ad Alpem Danubiumque potens Guelfus, quòd crederet arva Deberi fraterna sibi nec legibus ullis Externo regnanda Duci. Sed noverat idem Caesaris implacidum pectus sparsosque minaci Invidiâ mores, cui Guelfos crescere durum Suspectumque nimis. Vocat ergo binominis Istri (Plurima pollicitus) Siculumque in foedera regem. His opibus fidens praereptas protinus urbes Aggreditur dedique iubet. Pars territa paret

V. Guelfus redivivus

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nur seinen Grimm und Zorn vollständig aus seinem Herzen entfernte, sondern auch die Stadt verschonte und mit dem erbittertsten unter allen seinen Feinden Freundschaft schloß.

DEM DURCHLAUCHTIGSTEN FÜRSTEN UND HERRN FRIEDRICH ULRICH, HERZOG VON BRAUNSCHWEIG, und der erlauchtesten Heldin ANNA SOPHIE VON BRANDENBURG, den Verlobten und vom Glück reich Gesegneten, bringt als Glückwunsch zur bevorstehenden Hochzeit dieses der Familiengeschichte angehörende Beispiel deutscher Tugend und Treue ehrerbietig dar als untertänigster Diener HEINRICH MEIBOM, Dichter und Historiker. Es beliebt mir, ein Beispiel weiblicher Treue, einen durch verschmitzten Ratschluß vereitelten Befehl und die Rettung hoher Herrschaftem aus dem Rachen des nahe bevorstehenden Todes zur Verwunderung des Rates des Reiches öffentlich darzustellen und dem gegenwärtigen Zeitalter vorzuführen. Göttliche Julia, die du so oft schon deinem Dichter Beredsamkeit und Verse gewährt hast, entflamme jetzt meinen Geist und sag mir Gesänge vor, die ganz in der Nähe die Elbe, in der Ferne die unsteten Fluten des kalten Rheins und die reißende Donau kennenlernen sollen. Die Abfolge der Ereignisse ist sehr reizvoll, es gibt lange Nebenwege, doch ich werde nur die Hauptpunkte der Geschichte herausgreifen. Nachdem Heinrich, der Regent der Bayern, den die Geschichte ›den Stolzen‹ nennt, die unsichere Welt der Menschen und die Herrschaft hinter sich gelassen hatte, zog der mächtige Welf in des Verstorbenen Land an den Alpen und an der Donau, weil er glaubte, daß das brüderliche Territorium ihm zustehe und unter keiner Bedingung von einem auswärtigen Herzog regiert werden dürfe. Doch er kannte auch das unsanfte Herz und den drohend-mißgünstigen Charakter des Kaisers, dem eine Machtsteigerung der Welfen allzu gefährlich und verdächtig schien. Er zog also, unter größten Versprechungen, den König der zweinamigen Donau und den König von Sizilien in ein Bündnis. Im Vertrauen auf diesen Beistand zog er ungehend gegen [ihm] geraubte Städte zu Felde und befahl ihre Übergabe. Ein Teil [dieser Städte] fügte

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Ante tubam, pars bella pati pro Caesare et acri Austriaden (huic Caesario data munere tellus áA3rñ Norica parebat) statuunt Mavorte tueri. Praevaluit Guelfus, quem pectoris arduus alti Spiritus et robur membrorum armabat in hostem. Adiecere animos diversis partibus orbis Subsidio missae gentes. Quibus omnibus impar, Quae malè quaesierat, LEOPOLDUS, regna reliquit Contentus celerasse fugam vitâque reverti Incolumi. Ut sparsa est inopini fama tumultus, Infremuit Caesar. Visa est iniuria toti Illata Imperio et maiestas crimine laesa Sacra novo. Coëunt summo cum principe regni Culmina, mitrati proceres aliique Dynastae, Quos alit innumeros latis Germania campis. Res erat in medio, nec quemquam facta latebant Effera, manantes civili sanguine campi Exustaeque domus inconsuetaeque rapinae Omnibus ante oculos. Scelus exitiale vocabant: Vi factum, fieri potuit quod iure; protervi Exemplum fastus poenâ graviore domandum. Oderat audacem procerum pars maxima Guelfum, Impatiens, quemquam reliquis praecellere et esse, Quem metuant omnes. Cum sit, quo nomine flagret Invidiâ, livor maiores suscitat iras Facta infecta canens. Iam tùm tristissima Guelfis Omina difficilesque vices lacrymosaque fata Cudebant Parcae. Docuit pòst exitus ingens. Ille quidem exsilio fratris casuque sinistro áA3vñ Cautior offensos regni mollire Quirites Atque ipsum placare caput rationibus aequis Enixè studuit, sed qui praevenerat astu Aemulus, obtinuit caussam ferturque Senatus Iudicio auxiliis dignus. Tum sceptra iubetur Norica Boiorumque solum dimittere Guelfus. Ni faciat, bellum exspectet. Nil territus ille, »Caussa bona est«, inquit, »tantùm aequius ante tribunal Conveniar, non iura reum legesve relinquent.

C. Vermischtes

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sich erschrocken, noch bevor es zu Kriegshandlungen gekommen war. Ein anderer Teil entschloß sich, den Krieg zugunsten des Kaisers in Kauf zu nehmen und den Österreicher (ihm unterstand das ihm vom Kaiser übergebene Territorium Bayerns) mit harten Kämpfen zu verteidigen. Welf, den stolzer Sinn eines hohen Geistes und körperliche Kraft gegen den Feind wappneten, war in der Übermacht. Die aus verschiedenen Teilen des Erdkreises zur Unterstützung gesandten Völkerschaften steigerten noch sein Selbstvertrauen. Leopold war all dem nicht gewachsen, ließ die Herrschaften, die er sich unrechtmäßig zu verschaffen gesucht hatte, im Stich und begnügte sich damit, beschleunigt die Flucht anzutreten und sich bei Erhalt seines Lebens zurückzuziehen. Als das Gerücht von dem unvermuteten Kriegslärm sich verbreitete, ergrimmte der Kaiser. Nach seiner Auffassung war dem ganzen Reich eine Unbill zugefügt und die heilige Majestät durch ein unerhörtes Verbrechen verletzt worden. Mit dem obersten Herrscher trafen die Spitzen des Reiches zusammen: gekrönte Fürsten und andere Machthaber, deren Deutschland in seinen weiträumigen Gebieten viele ernährt. Der Sachverhalt lag klar zutage, und niemandem waren die rohen Taten verborgen; die von Bürgerblut überströmten Felder, die niedergebrannten Häuser und die ungewohnten Räubereien standen allen vor Augen. Man sprach von einem unheilvollen Verbrechen; es sei etwas mit Gewalt unternommen worden, was auch auf dem Wege des Rechts hätte getan werden können. Das Beispiel dreisten Hochmuts sei durch eine sehr schwere Bestrafung zu bändigen. Der größte Teil der Fürsten haßte den kühnen Welf, nicht bereit, hinzunehmen, daß es jemanden gab, der alle anderen in den Schatten stellte und den alle fürchteten. Da dem so war und der Neid ebendeswegen in seiner Mißgunst loderte, erregte er größeren Zorn, indem er als geschehen verkündete, was gar nicht geschehen war. Schon damals bereiteten die Parzen den Welfen höchst unglückliche Vorzeichen, mißliche Wechselfälle und jammervolle Verhängnisse. Dies bestätigte später ihr ungeheurer Untergang. Jener bemühte sich zwar angelegentlich, zu großer Vorsicht geneigt wegen der Verbannung und des unheilvollen Sturzes seines Bruders, die gekränkten Herren des Reiches zu besänftigen und das Oberhaupt selbst mit Argumenten von Recht und Billigkeit zu versöhnen. Doch sein Widersacher, der [ihm] mit einer List zuvorgekommen war, setzte sich durch und wurde nach dem Urteil des Rates als unterstützungswürdig bewertet. Daraufhin erging an Welf der Befehl, seine Herrschaft über Bayern und das bayerische Territorium aufzugeben. Wenn er dies nicht täte, solle er sich auf Krieg gefaßt machen. Völlig unerschrocken sagte jener: »Ich vertrete eine gute Sache. Wenn es ganz gerecht zugehen soll, kann ich nur vor einem Gericht belangt werden. Recht und Gesetz werden den Angeklagten

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An valeant, dubito. Tuus, ô carissime nobis Ante oculos, germane, rogus. Scio acerba meorum Circumstare odia et non inferiora parari Damna mihi, at nunquam sine sanguine nostra relinquam, Nec meus impune spolio ditabitur hostis. Sunt et opes nobis et belli gnara iuventus. Addent se socios, Siculis qui praesidet oris Undarum terraeque potens, quique imperat Hunnis, Ambo animis magni reges. Percellet utrumque In caput hoc insons vibrati fulminis ictus. Nec solum fortuna premet. Tua numina testor, Arbiter omnipotens rerum, suprema potestas, Invitum patriis inducere finibus hostem Externum bellique nefas. Vis improba sontem Fecit et indignè rapti violentia iuris.« Haec ubi dicta dedit, confestim mandat adesse Signiferos bellique Duces. Lustraverat antè Ingentes equitum cuneos peditumque phalanges, áA4rñ Roboraque et vires norat. Discrimine tanto Non satis esse putat: viduantur civibus urbes, Agricolis pagi, et nova cogitur undique pubes. Tum quoque Trinacriae regnator et armifer Hunnus, Foederis admoniti, socio dignentur adesse Consiliis fidâque manu, quem iure rogantem Secum agier, violens iniuria perdere quaerat. Diditur extemplo Germanas fama per urbes, Armari Guelfum et vicinos poscere reges Ingens auxilium. Quem si fortuna sequatur, Ulturum fratris mortem regnique coronam Ereptam Suevis alii iura omnia contra Marte tributurum. Maior formido periclis Imperat arma viris bellique inflammat amore. Ipse suas primus reficit cogitque cohortes Arbiter Imperii, miseri post fata Superbi Indignamque necem sumtis elatior armis Plusque ferox nimio. Huic comitem sese impiger addit Austriades LEOPOLDUS agens in praelia turmas Danubii à ripis Oenoque tumente profectas. Quem sequitur Mysus Francusque valentior illo Et gravis Helvetius Frisiique paludibus udi

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nicht im Stich lassen. Ob sie sich durchsetzen können, da habe ich Zweifel. Dein Grab, o liebster Bruder, steht mir vor Augen. Ich weiß, welch bitterer Haß auf meine Angelegenheiten mich umgibt und daß man mir keinen unerheblichen Schaden zufügen will, doch werde ich niemals, was uns gehört, ohne Blutvergießen preisgeben, und mein Feind wird sich nicht ungestraft mit geraubtem Gut bereichern. Ich verfüge über Machtmittel und eine kriegserfahrene Jugend. Als Bundesgenossen werden sich anschließen der Herr über Sizilien, mächtig zu Wasser und zu Lande, und der Herrscher über die Hunnen, beide Könige von großer Entschlossenheit. Beide wird der Schlag des auf dieses unschuldige Haupt geschleuderten Blitzes zum Handeln bewegen. Dem Druck des Glücks werde ich nicht allein ausgesetzt sein. Ich bekenne bei deinem göttlichen Walten, allmächtiger Herr der Welt, höchste Macht, daß ich gegen meinen Willen den äußeren Feind und den Greuel des Krieges in mein Vaterland ziehe. Unmäßige Gewalt und die Heftigkeit, mit der man mich schmachvoll meines Rechtsanspruchs beraubt hat, haben mich schuldig werden lassen.« Sobald er diese Worte gesprochen hatte, befahl er sogleich die Bannerträger und die militärischen Anführer zu sich. Zuvor hatte er die gewaltigen Reiterabteilungen und die Einheiten der Fußsoldaten inspiziert. So waren ihm Kampfstärke und -kraft bekannt. In einer so sehr gefährlichen Lage schienen sie ihm nicht ausreichend: die Städte wurden ihrer Bürger beraubt, die Dörfer ihrer Bauern, und von überallher wurde eine neue Mannschaft zusammengezogen. Sodann wurden auch der Herrscher Siziliens und der kriegerische Hunne an das Bündnis erinnert: sie möchten geruhen, mit Rat und treuer Handreichung ihrem Bundesgenossen zur Seite zu stehen, den gewalttätiges Unrecht zu vernichten suche, während er selbst darum bitte, daß mit ihm nach Recht und Gesetz prozessiert werde. Sogleich verbreitete sich in den deutschen Städten das Gerücht, daß Welf aufrüste und von den benachbarten Königen gewaltige Hilfeleistung fordere. Wenn das Glück ihm hold sei, werde er den Tod seines Bruders rächen, wider alles Recht die Krone des Reiches den Schwaben entreißen und aufgrund seines militärischen Erfolges einem anderen verleihen. Die wegen der Gefahrenlage angewachsene Furcht befahl den Männern an, sich unter Waffen zu begeben, und entflammte sie mit Kriegslust. Der Gebieter des Reiches selbst brachte als erster seine Truppen auf volle Stärke und zog sie zusammen. Nach dem traurigen Schicksal und der schändlichen Ermordung des armen ›Stolzen‹ war er aufgrund der erlangten militärischen Macht noch höher gestiegen und überaus kampflustig geworden. Diesem schloß sich als Waffengefährte unverdrossen an der Österreicher Leopold, der Truppen in die Schlacht trieb, die von den Ufern der Donau und dem schwellenden Inn aufgebrochen waren. Ihm folgte der Meißner, der diesem an Stärke überlegene Franke, der tüchtige Schweizer, die von Sümpfen feuchten Friesen, die Völkerschaften, die das Wasser der

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Quique Amesin Rhenumque bibunt genuinaque proles Cattorum Batavi. Solus, seu pacis amore, Seu partes Guelfi amplexus, tranquillus ab armis Abstinuit Saxo nec Caesaris impulit iras. Si tibi mens inferre Getis lacrymabile bellum áA4vñ Euxinique truces longaeque Propontidis undas Armatâ transire manu, ne barbarus urbi Ulterius Solymae atque Eois imperet oris, Quid differs hoc, Caesar, iter? Duc agmen in hostes, Nondum cognato respersum sanguine, nondum Expertum civile nefas. Pars maxima sacri Ante tubam belli patriis occumbet in agris Per te facta nocens, si non incendia sistas Aequus et insonti properes ignoscere Guelfo. Parce aliquid labis surgenti aspergere famae Invidiâque onerare caput. Vis nulla coërcet Scriptorum calamos. Quò ducunt gesta, sequuntur Legibus adstricti. Non ignorabitur unquam, Quicquid ages hodie. Seros adstare nepotes Crede tibi cunctisque oculos intendere factis. Tempus erat, quo flaventes vindemitor uvas Intuitus vacuis disponit dolia cellis Praelaque cum labris renovat, ne frigora Bacchum Improvisa necent et spes intercidat anni. Iamque locum miles confluxerat omnis in unum Imperii vexilla sequens Guelfumque paratus Cogere ad obsequium vel regno expellere avito. At Caesar satis esse ratus, quod conferat illi, Nec quid cunctandum ulteriùs: »Nisi perdere certum est Fortunam, properemus«, ait. »Non ensibus hostis Pugnabit tantùm fortive nocentia dextrâ Spicula et infestas torquebit strenuus hastas: áBrñ Mille dolos addet, partes se vertere in omnes Callidus et vulpem rigido sociare leoni. Haud ignota loquor. Non fulminis ocyor ignis Fertur in umbrosos saltus et, robora quassans Obvia, terribili replet nemora alta ruinâ.« Dixerat. Illi uno respondent ore paratos: »Quid nectis, generose, moras? Da Pannona, Caesar, Da Siculos hostes: nec nos mare dividet illis Danubiusve rapax. Praeeuntia signa sequemur, Vel moveas ultra Gangen et inhospita rura

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Ems und des Rheins trinken, und die Bataver [Niederländer], die natürlichen Nachkommen der Chatten. Einzig der Sachse, sei es aus Friedensliebe, sei es aus Sympathie für die Sache Welfs, blieb ruhig, hielt sich dem Waffengang fern und befeuerte auch nicht den Zorn des Kaisers. Wenn du die Absicht hast, gegen die Geten einen tränenbringenden Krieg zu führen und die grimmigen Wogen des Schwarzen Meeres und der langen Propontis [= Marmarameer] mit einer Streitmacht zu überqueren, damit der Barbar nicht länger über Jerusalem und das Morgenland gebietet, warum, Caesar, schiebst du diesen Zug auf? Führe ein Heer gegen die Feinde, das noch nicht besprengt ist von dem Blut von Verwandten, das noch keinen Bürgerkrieg erlebt hat. Der größte Teil wird noch vor Beginn des heiligen Krieges auf heimatlichen Gefilden fallen, durch dich zu Missetätern gemacht, wenn du nicht gerechterweise den Brand zum Stehen bringst und dich beeilst, dem unschuldigen Welf zu verzeihen. Hüte dich davor, deinen aufkeimenden Ruhm mit irgendeinem Makel zu bespritzen und dein Haupt mit Mißgunst zu beladen! Keine Gewalt zwingt die Schreibrohre der Schriftsteller: Den Gesetzen verpflichtet verfolgen sie, wohin Kriegshandlungen führen. Niemals wird in Vergessenheit geraten, was du heute betreiben wirst. Glaub’ es: die späten Enkel werden an deiner Seite stehen und ihre Blicke auf alle [deine] Taten richten! Es war die Zeit, da der Winzer, nachdem er die gelblichen Beeren gesehen hat, die Fässer auf die leeren Keller verteilt und die Kelter und die Kufen in Ordnung bringt, damit nicht unvorhergesehener Frost den Wein vernichtet und die Hoffnung des Jahres zugrunde geht. Und schon war die ganze Armee, der Fahne des Reiches folgend, an einem Ort zusammengeströmt, entschlossen, Welf zum Gehorsam zu zwingen oder aus seiner angestammten Herrschaft zu vertreiben. Der Kaiser aber, in der Meinung, daß ausreichend sei, was er gegen jenen zusammengezogen hatte, und nicht länger gezögert werden dürfe, sagte: »Falls es nicht schon feststeht, daß wir unser Glück verscherzen, sollten wir uns sputen. Der Feind wird nicht nur mit Schwertern kämpfen oder mit starker Hand schadenstiftende Spieße und gefährliche Speere tatkräftig schleudern: er wird tausenderlei Tücken dazugeben, gewitzigt darin, nach allen Seiten hin beweglich zu sein und dem grausamen Löwen den Fuchs beizugesellen. Ich weiß, wovon ich rede! Nicht schneller fährt das Feuer des Blitzes in die schattigen Waldtäler und erfüllt, die Steineichen, die ihm preisgegeben sind, zerschmetternd, die hochgewachsenen Gehölze mit schrecklicher Zerstörung.« So waren seine Worte. Jene antworteten einhellig, sie seien zum Kampf gerüstet. »Warum, edler Herr, zögerst du? Überlaß uns den Ungarn, Kaiser, überlaß uns die sizilischen Feinde: Das Meer oder die reißende Donau werden uns nicht von ihnen fernhalten. Wir werden den voranziehenden Bannern folgen, selbst dann, wenn du sie über den Ganges und die unwirt-

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Ferventis Libyae. Guelfum vicisse laborum Primitiae sunto. Sperabitur acrior hostis Invenietque viros.« Non falsâ mente locutos Persuasere truces vultus collisaque parmis Gesa cavis. Nusquam et nunquam victoria utrinque Maiori quaesita fide. Furit acer in armis Exspectatque manus hostiles Guelfus. At illum, Si queat, incautum damni et nil tale timentem Perdere nil dubitat Caesar. Prò dira cupido Vindictae regnique sitis! Prò nescia corda, Quantum bella nefas! Qui leges pacis honestas Diceret et nimias monitis compesceret iras Cognatasque manus excussis iungeret armis, Defuit, heu, patriae! Quos mites esse iubebat Sanctiùs officium crudoque resistere Marti, Degeneres pugnare volunt stimulisque fatigant Iam pridem infensos paci ingratosque salutis. áBvñ Damnum ingens utrinque datum est. Nec rustica tantum Tecta putresve arsere casae: vagus abstulit ignis Oppida firmatasque altis in montibus arces. Sacrilegas sensere manus delubra, nec aris Tuta fides, miseroque satis fugisse colono, Caetera praedo tulit. Quid plusquàm immania monstra Obscoenae Veneris raptasque ad stupra puellas Ante annos viresque loquar? quid probra senectae Illata et laesos non uno crimine canos? Scilicet hic belli fructus vindictaque culpae, Cui secura quies et pax innoxia sordent. Marte quater pleno pugnatum fertur, utrinque Ancipiti palmâ. Finem dedit ultima virtus Indignata moras suspensaque praemia tanti Ponderis et curae. Quae Tigrim iunxit Ibero, Nilum, Rhene, tibi, domitrix terraeque marisque Alituum regina fugam celerare coëgit Multùm indignantem Guelfum, quem pectore forti Hostibus, haud tergo notum, loca quaerere tuta Tunc demum stupuere Duces, pavidumque secuti Commisere suam muris valloque salutem.

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lichen Gefilde des heißen Libyens hinaus vorrücken läßt. Der Sieg über Welf soll das erste Ziel unserer Mühen sein. Man wird einen sehr energischen Feind zu gewärtigen haben. Der aber wird auf ganze Männer treffen!« Daß ihre Rede nicht unaufrichtig war, bezeugten ihre grimmigen Mienen und die an die gewölbten Schilde geschlagenen Speere. Nirgends und niemals sonst wurde ein Sieg von beiden Seiten mit größerer Zuversicht erstrebt. Welf stand in leidenschaftlicher Kampfeswut unter Waffen und erwartete die feindlichen Truppen. Der Kaiser aber hatte keine Bedenken, ihn, sofern möglich, in einer Situation zu schlagen, in der er sich sicher fühlte und nichts dergleichen befürchtete. O grauenvolle Rachsucht, Gier nach Herrschaft! O welch ein Unwissen, ein wie großer Frevel Kriege sind! Ach, dem Vaterland fehlte jemand, der ehrenvolle Friedensbedingungen festgesetzt, durch Ermahnungen übertriebenen Zorn niedergehalten und die blutsverwandten Truppen entwaffnet und zusammengeführt hätte. Diejenigen, denen ihre Amtspflicht hoch und heilig anbefahl, friedfertig zu sein und dem rohen Krieg zu widerstehen, waren aus der Art geschlagen und wollten kämpfen und stachelten unablässig Menschen an, denen der Friede schon längst verhaßt war und die undankbar waren gegenüber dem Zustand des Wohlergehens. Beide Seiten fügten einander gewaltigen Schaden zu. Es brannten nicht nur Bauernhäuser oder morsche Hütten; das sich ausbreitende Feuer zerstörte [auch] Städte und befestigte Burgen hoch auf den Bergen. Gotteshäuser bekamen kirchenräuberische Hände zu spüren, und auch die Altäre waren ohne sicheren Schutz. Dem armen Landmann blieb nur noch die Flucht; das Übrige trugen Plünderer davon. Wozu sollte ich auch noch die mehr als furchtbaren Ungeheuerlichkeiten schmutziger geschlechtlicher Exzesse erwähnen, die zur Vergewaltigung geraubten unreifen und unentwickelten Mädchen? Wozu die dem Greisenalter angetanen Schändungen und die Hochbetagten, die von nicht nur einem einzigen Verbrechen versehrt wurden? Dies ist ja die Frucht des Krieges und die Strafe für ein schuldhaftes Verhalten, dem Ruhe und Sicherheit und ein gefahrloser Friede verächtliche Dinge sind. Der Überlieferung nach wurden vier Schlachten mit vollem Einsatz der Kriegsmacht geschlagen, wobei für beide Seiten der Sieg unentschieden blieb. Ein Ende bereitete die höchste Tapferkeit, die entrüstet war über die Verzögerungen und darüber, daß die Zuweisung eines Ehrenpreises von so großem Gewicht und so großem Interesse unentschieden blieb. Der König der Vögel, der den Tigris mit dem Ebro, den Nil mit dir, Rhein, verbunden hat, der Bezähmer von Land und Meer, zwang den hierüber sehr unwilligen Welf zu beschleunigter Flucht. Damals erst hatten die Truppenführer [Welfs] Grund, erstaunt zu sein, daß dieser Mann, der den Feinden nur von seiner tapferen Brust, durchaus nicht von seinem Rücken her bekannt war, sich nach sicheren Orten umsah, und indem sie dem Furchtsamen folgten, vertrauten sie ihr Heil Mauern und Schanzwehren an.

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Urbs antiqua iacet vitrei prope flumina Nicri Thebanae Semeles nato sacra. Plurima circum Vineta et patulae valles rivique sonantes. Winspergum dixere patres, quòd copia vini Multa solo. Tenuis primùm et sine nomine vicus, Paullatim melior coëuntis ab agmine vulgi, áB2rñ Donec fossa duplex murorumque edita moles Circumducta loco faciem dedit urbis et orae Praesidium toti. Huc iam pridem Guelfia coniunx, Ancipitis belli metuens casusque sinistri, Et matronarum numerus confluxerat ingens. Clade minor geminâ profligatusque recepit Huc quoque se Guelfus stipatus parte clientum, Quorum virtuti fortuna pepercerat aequa. Degener et magnos non aequature parentes, Quid latebris quaeris? Campo te crede patenti Fortior à damnis, sparsasque recollige vires, Fortunamque iterum bellique pericula tenta! In te fata tui generis tristisque ruinae Principium infelix. Tecum vincitque iacetque Nondum luce fruens. Serus tua sentiat arma Auxiliumque nepos, quem vel donare salute Vel privare potes. Si palmam liqueris hosti, In vos surget atrox longorum tela malorum. Victus erat Guelfus fususque exercitus omnis. Non tamen abstinuit Caesar domitumque putavit, Cui vita incolumis bellique cupido novandi Multorumque favor. Placuit confidere sorti Successusque urgere suos nec parcere ferro Nec flammis, donec captivo vincula collo Induat aut animam diffundat in arma rebellis. Spargitur interea rumor per castra, fugatum Guelfiaden magnâ procerum cum parte subisse áB2vñ Moenia Weinspergi, desperatoque Gradivo Credere se muris atque illic velle superbi Victoris spectare vias quidque audeat ultrà. Nec mora, per latos iterantur classica campos, Impavidaeque manus belli suprema sinistri Conficere atque urbem premere obsidione iubentur. Quos ubi Caesar ovans ardere in praelia vidit, Talibus affatur: »Meliori fidere caussae

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Nahe beim Strom des glasklaren Neckars liegt eine alte, dem Sohn der thebanischen Semele heilige Stadt. In ihrer Umgebung gibt es sehr viele Weinberge, weite Täler und rauschende Bäche. Die Vorväter nannten sie Weinsberg, weil der Boden eine große Menge Weins hervorbrachte. Anfangs war es ein dürftiges, namenloses Dorf. Allmählich besserte sich sein Zustand durch den Zustrom hier zusammenkommenden Volkes, bis schließlich ein doppelter Graben und der massige Bau von hohen, umlaufenden Mauern dem Ort das Gesicht einer Stadt und der ganzen Gegend Schutz verliehen. Hier hatten sich schon längst, in Furcht vor dem gefahrvollen Krieg und dem Unheil einer Niederlage, Welfs Ehefrau und eine gewaltige Anzahl von verheirateten Frauen zusammengefunden. Durch zwei Niederlagen besiegt und geschlagen zog sich auch Welf hierher zurück, umgeben von einem Teil seiner Lehnsmannen, deren Tüchtigkeit ein gerechtes [Kriegs-]Glück verschont hatte. Aus der Art geschlagener und deinen großen Vorfahren nicht gewachsener Mann, was versprichst du dir von Verstecken? Vertraue dich, gestärkt nach deinen Verlusten, dem offenen Feld an, sammle die verstreuten Truppen wieder und versuche noch einmal das Glück und die Risiken des Krieges! Bei dir liegen das Schicksal und der unglückselige Beginn des schlimmen Untergangs deines Geschlechts. Mit dir siegt und liegt darnieder die noch ungeborene Nachkommenschaft. Der späte Enkel, den du des Glückes teilhaftig werden lassen oder auch berauben kannst, soll deine Waffen und deine Hilfe spüren! Wenn du dem Feind die Siegespalme überläßt, wird sich gegen euch ein gräßliches Gewebe langer Übelstände erheben! Welf war besiegt und das ganze Heer geschlagen. Der Kaiser aber hielt nicht inne und meinte, daß noch nicht gebändigt sei der Mann, dessen Leben unversehrt, der begierig war, den Krieg von neuem zu beginnen, und der sich der Gunst vieler erfreute. Er beschloß, dem Schicksal zu vertrauen, sein erfolgreiches Unternehmen energisch weiter zu betreiben und weder Schwert noch Feuer ruhen zu lassen, bis er jenen gefangen genommen und seinem Hals Fesseln angelegt oder das Leben des Widerspenstigen sich auf die Rüstung verströmt hätte. Unterdessen verbreitete sich im Lager das Gerücht, daß der Welfe vertrieben worden sei und sich mit einem großen Teil der Vornehmsten hinter die Stadtmauern Weinsbergs begeben habe; an seinem Kriegsglück verzweifelnd vertraue er sich den Mauern an und wolle dort beobachten, welche Wege der hochmütige Sieger einschlagen und was er fernerhin wagen würde. Und ohne Verzug erscholl auf dem weiten Blachfeld zu wiederholten Malen die Kriegstrompete, und an die unerschrockenen Truppen erging der Befehl, ein Ende des unseligen Krieges herbeizuführen und die Stadt durch eine Belagerung in Bedrängnis zu bringen. Als der Kaiser frohlokkend feststellte, wie sie auf die Schlacht brannten, redete er zu ihnen wie

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Et sontem transire reum vitamque pacisci Ausi pro patriâ et regni nutantis honore, O verè Germana manus, victoria nobis Parta quidem, sed vivit adhuc, quem vicimus, hostis. Plus metuo factis superet. Non ille vacabit A scelerum motu, media inter claustra, nocendi Vindictaeque avidus. Quae nobis inferat, arma Quaeret et inveniet. Si salvos esse penates, Si patriam vultis, totas effundite vires! Extremum ferri superest opus. Exsulet hostis Extractus latebris nostroque fugetur ab orbe, Aut patriis, turpi pacem quibus abstulit ausu, Immoriatur agris, et cui se credidit exspes Ante necem domini videat procumbere molem.« Dixerat, et pronae facilè assensere cohortes Elatasque altè quoscunque invadere muros Aut celsas iubeat in planum effundere turres Promisere manus. Dum comminus ista geruntur Victorisque truces animos bellique novandi áB3rñ Consilium praeceps promptasque ad dira phalanges Guelfo fama refert, curis urgetur acerbis. Spem dare non modicum poterant, quae provida dudum Sancierat natura loco quaeque improbus annis Pluribus addiderat munimina fortia sudor. Parva Ceres vacuumque penu densataque moestâ Turba fugâ fregere animos, quòd acerbior ipsâ Morte timenda fames morborumque agmen in arctis Moenibus horrificum. Matrum numerosa caterva Impubisque manus tantis collecta periclis Excutit, heu! lacrymas. Temerè et discrimine nullo Poenitet admissos. Illi, quod rebus egenis Restat, adoratos satagunt inflectere Divos Supplicibus votis delubraque thure vaporant. Robur, opes, animos speculatus in agmine Guelfus Diffisusque sibi mittit, qui Caesaris iras Leniat exorans veniam: praestare paratum, Quod leges et iura velint, modò gentis honorem Non minuat; bellum Austriaco movisse coactum;

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folgt: »Ihr, die ihr gewagt habt, der besseren Sache zu vertrauen, den schuldbeladenen Angeklagten unbeachtet zu lassen und für das Vaterland und die Ehre des wankenden Reiches euer Leben hinzugeben, o wahrhaft deutsche Krieger, wir haben zwar den Sieg errungen, doch der Feind, den wir besiegt haben, lebt noch. Ich fürchte, daß noch mehr zu tun übrig bleibt. Inmitten seiner Befestigung wird er sich seines verbrecherischen Antriebs nicht enthalten, begierig, Schaden zuzufügen und Rache zu üben. Er wird nach Waffen suchen, um sie gegen uns zu richten, und er wird sie finden. Wenn ihr wollt, daß eure Häuser, daß die Heimat unversehrt bleiben, so wendet alle eure Kräfte auf! Ein letztes Werk des Schwertes ist noch übrig. Wenn der Feind aus seinem Versteck hervorgezogen worden ist, wird er ein Verbannter sein und soll aus unserem Land vertrieben werden, oder er soll in den heimatlichen Gefilden, denen er mit einer schändlichen Unternehmung den Frieden geraubt hat, sterben, und er soll das Mauerwerk, dem er sich ohne Hoffnung anvertraut hat, noch vor dem Tode seines Herrn dahinfallen sehen.« So hatte er gesprochen, und die ihm gewogenen Truppen stimmten ohne weiteres zu und gelobten mit hoch erhobenen Händen, ihm diese zu reichen, falls er Befehl gäbe, alle beliebigen Mauern zu durchbrechen und die hohen Türme dem Erdboden gleich zu machen. Während dies in der Nähe vor sich ging und das Gerücht Welf von der grimmigen Haltung des Siegers und dem hitzigen Beschluß zur Wiederaufnahme des Krieges und von den zu schrecklichen Taten bereitstehenden Truppen berichtete, bedrängten ihn schmerzliche Sorgen. Eine nicht nur mäßige Hoffnung konnten die Gegebenheiten bieten, welche die vorsorgende Natur seit langem schon durch die Lage des Ortes festgelegt hatte, und die starken Befestigungen, die unmäßiger Schweiß in mehreren Jahren hinzugefügt hatte. Die geringe Getreidemenge, die Leere im Speisevorrat und die durch die traurige Flucht gehäufte Volksmenge brachen seinen Mut, weil eine Hungersnot zu befürchten war, die bitterer sein würde als selbst der Tod, sowie eine entsetzliche Reihe von Krankheiten innerhalb der engen Mauern. Die große Anzahl der Mütter und die unter so großen Gefahren versammelte Schar von Kindern nötigten ihm, ach, Tränen ab. Es reute ihn, daß er sie unbesonnen und unterschiedslos hineingelassen hatte. Jene taten, was noch übrig bleibt in einer hilflosen Lage: sie befleißigten sich, zu den Himmlischen zu beten und sie mit demütigen Gelübden zu erweichen, und erfüllten die Kirchen mit dem Dampf von Weihrauch. Kraft, Leistungsfähigkeit und Kampfmoral des Heereszuges sich vor Augen führend und an seiner Lage verzweifelnd schickte Welf einen Gesandten, der den Kaiser um Gnade anflehen und seinen Zorn besänftigen sollte: Er sei bereit, zu leisten, was Recht und Gesetz verlangten, sofern er nur die Ehre seines Geschlechts dadurch nicht minderte. Er sei gezwungen gewe-

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Armatâ pulsum dextrâ, qui primus ad arma Prosiliens leges vetitis praevenerit ausis. Haud aliam motûs caussam. Satis esse cruoris Innocui fusum desolatosque penates, Non nisi cognatae, dictu lacrymabile, gentis. Cogitet hoc victor, Divisque simillimus ipsis Dum queat, esse velit. Postquam haec legatus ad aures Caesaris et procerum, quo par erat ore, tulisset áB3vñ Nulli operae parcens, ut belli tolleret aestum, Fortunas servaret hero, durissima contrà Pectora et aversos meruit cognoscere vultus. Cui demum sic Caesar ait: »Si foedera rupta Maiorum sancita fide servataque longùm, Si fusus sine more cruor stratique penates Procubuere solo, respondeat efferus auctor, Non ego, qui cupidus belli praecidere caussam Ius utrique dedi maturus et aequa poposci, Haud placitura tamen. Ferri prior usus ad arma Nunc rapit invitum et contemtum avertere cogit. Tu verò refer ista tuo responsa tyranno: Quid pacem tam serò petit, postquam omnis in armis Patria et aeratae circumstant moenia turmae? Tum decuit, cum bella videns inopina parari Ponere tela manu et iuri parere monebam. Nunc veniam sperare nefas. Imò accipe porrò: Nemo ex hoc numero, quos secum perfidus illic Guelfus habet scelerum socios caussasque tumultus, Impunitus erit. Leto morientur eodem, Quos furor infelix eadem pertraxit ad arma. Foemineo tantum sexu (nihil iste nec ausus Nec potuit) parcam. Nunquam generosior ira Saevit in imbelles. Quin hoc quoque muneris addam: Tollere, quae gaudent humerisque imponere possunt, Sive aurum gemmasque velint, auferre licebit. Ulteriùs tentare veto.« Sic fatus in arcem áB4rñ Oppositam strictum vibrabat fortiter ensem. Stabat in excelsâ murorum parte, supremum Responsum opperiens susceptaque nuncia, Guelfus. Quem procul ut vidit rediens legatus ad urbem, »Viximus«, exclamat. »Non te tua plurima virtus,

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sen, gegen den Österreicher Krieg zu beginnen: mit bewaffneter Hand sei der vertrieben worden, der als erster zu den Waffen gegriffen und mit einem unerlaubten Vorgehen das Gesetz gebrochen habe. Einen anderen Grund für den Aufstand gebe es nicht. Es sei genug unschuldiges Blut vergossen worden, und es seien genug Wohnhäuser verödet, und beides auch noch, jammervoll zu sagen, bei einem blutsverwandten Volk. Der Sieger solle dies bedenken, und solange er in der Lage sei, es Heiligen möglichst gleich zu tun, solle er dies auch wollen. Nachdem der Gesandte dies dem Kaiser und den Spitzen des Adels in angemessener Rede zu Gehör gebracht hatte, keine Mühe scheuend, die Kriegslust abzutöten und seinem Herrn Hab und Gut zu erhalten, konnte er [nur] zur Kennntnis nehmen, daß im Gegenteil die Herzen äußerst verhärtet und die Mienen feindselig waren. Der Kaiser sprach nun zu ihm wie folgt: »Wenn Bündnisse, die durch Gelöbnis der Vorfahren unverbrüchlich bestätigt und lange Zeit eingehalten worden sind, gebrochen wurden, gesetzwidrig Blut vergossen wurde, in Trümmer gelegte Wohnhäuser auf den Erdboden gestürzt sind, dann soll der rohe Urheber [all dessen] sich dafür verantworten, nicht ich, der ich, willens, den Kriegsgrund zu kappen, beiden Seiten frühzeitig einen Rechtsspruch erteilt habe. Ich habe verlangt, was recht und billig war, aber nicht auf Zustimmung stieß. Eine voraufgehende Anwendung des Schwertes reißt mich jetzt wider Willen dazu hin, zu den Waffen zu stürzen, und zwingt mich, die Mißachtung zurechtzuweisen. Du aber überbringe deinem Fürsten diese Antwort: Weshalb fordert er so spät Frieden, nachdem das ganze Vaterland unter Waffen steht und erzgepanzerte Truppen die Stadtmauer umlagern? Dies wäre damals angebracht gewesen, als ich, feststellend, daß unvermutet ein Krieg vorbereitet wurde, dazu ermahnte, die Waffen niederzulegen und sich dem Recht zu fügen. Jetzt auf Gnade zu hoffen, ist aussichtslos. Im Gegenteil, höre auch dies noch: Niemand aus der Zahl derer, die der treulose Welf dort als Gefährten seiner Verbrechen und Miturheber des Aufruhrs bei sich hat, wird ungestraft davonkommen; des gleichen Todes werden die sterben, welche unseliges Wüten zu den gleichen Waffen gezogen hat. Allein das weibliche Geschlecht (dieses hat sich nichts herausgenommen und konnte es auch nicht) werde ich verschonen. Niemals tobt sich ein Zorn von edlerer Art gegen Wehrlose aus. Ja ich will auch noch diese Gunst hinzufügen: Es wird ihnen erlaubt sein, wegzuschaffen, was ihnen beliebt und was sie auf ihren Schultern tragen können, ob sie nun Gold oder Juwelen mitnehmen wollen. Ein darüber hinausgehendes Unterfangen verbiete ich.« Als er so gesprochen hatte, zog er sein Schwert und schwang es kraftvoll gegen die gegenüberliegende Burg. Auf dem emporragenden Teil der Stadtmauer stand Welf in Erwartung der endgültigen Antwort und der erhaltenen Nachricht. Als ihn der zur Stadt zurückkehrende Gesandte von weitem sah, rief er: »Mit uns ist’s aus! Weder deine große Tugend noch die königlichen Urahnen noch der

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Non atavi reges et utroque in sanguine Caesar Tutum, Guelfe, dabit, nec quae tibi patria debet. Mors iurata viris est omnibus. Ipse furentem Testatumque truces oculis flammantibus iras Semianimis vidi regem.« Compescuit heros Plura locuturum portisque admisit apertis. Tum demum exposuit visa atque audita, furorem Victoris tristesque minas mortemque paratam Obsessis. His addit opes et robur in armis, Quod Siculos Hunnosque premat, quod terreat orbem Mole suâ, si fortè velint incessere bellis. Spes vitae nuribus solis concessa siletur Ad tempus, tantumque patet tibi, Guelfia coniunx IDA, potens animo linguaeque imponere frenum. Vix ea legatus trepido vulgaverat ore Nuncia, continuò gemitus clamorque per urbem Auditi. Pars Augusto se dedere suadet, Pars negat et, letum si non avertere possit, Saltem aliquà differre cupit. Non nemo furorem Guelfiadae incusat tacitè, qui seque suosque Imprudens stolido regni maioris amore Perdiderit. Dubium nunc esse, an vivere possit áB4vñ Aut regnare domi, nil formidasse quietum Contentumque suis. Non ignorare susurros Istos, Guelfe, potes, sed dissimulare necesse est. Interea lento descendens agmine campos Occupat ingentes exercitus. Hîc sua Caesar Castra locat pinnasque nigrâ Iovis alite signat. Illic Austriacus figit tentoria, cui se Haud impar iungit Suevus vexillifer olim Imperii lectus, quo nunc quoque iure superbit. Francus idem Mysusque facit Boiûmque phalanges. Arctatur longinquus ager, nec sufficit hosti Ostentare minas. Non est opus, inclite Caesar, Tantorum impensis operum, non robore tali. Iam suus est hostis misero intra moenia Guelfo, Hostis atrox obscoena fames, quae praevia secum Mille trahet morbos et inevitabile letum. Moenia iam bifido vallaverat undique gyro Caesar, et undantes numeroso milite campi Horrebant latè, glomerataque pulvere nubes Immundo piceam tollebat ad aethera molem.

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Kaiser in beiden Geschlechtern noch das, was dir das Vaterland schuldet, wird dir, Welf, Sicherheit verschaffen. Allen Männern wurde der Tod geschworen. Ich selbst habe, schon halb entseelt, den wütenden und seinen wilden Zorn durch seine flammenden Augen bekundenden König gesehen.« Der Held brachte den Mann, der noch mehr sagen wollte, zum Schweigen und ließ ihn ein, nachdem das Tor geöffnet worden war. Da erst berichtete er, was er gesehen und gehört hatte: von der Wut des Siegers, den schlimmen Drohungen und dem den Belagerten zugedachten Tod. Darüber hinaus sprach er auch von der militärischen Macht und Stärke, die die Sizilier und Hunnen niederzuhalten und durch ihre Wucht den Erdkreis in Schrecken zu versetzen vermöchte, falls sie etwa mit kriegerischen Maßnahmen vorgehen wollten. Die allein den verheirateten Frauen zugestandene Hoffnung auf Leben wurde vorerst verschwiegen. Nur dir, Ida, Gattin des Welfen, imstande, ihrem Herzen und ihrer Zunge Zügel anzulegen, war sie offenbar. Kaum hatte der Gesandte diese Botschaft mit ängstlicher Miene öffentlich kundgetan, da hörte man über die Stadt hin sogleich Gejammer und Geschrei. Die einen rieten dazu, sich dem Kaiser zu ergeben, die anderen lehnten dies ab und wollten den Tod, wenn sie ihn schon nicht abwenden könnten, wenigstens auf irgendeine Art aufschieben. Manch einer beklagte insgeheim die Raserei des Welfen, der unklug sich und die Seinen aus törichtem Verlangen nach einer Vergrößerung seiner Herrschaft zugrundegerichtet habe. Jetzt sei es zweifelhaft, ob er zu Hause leben und herrschen könne. Hätte er Ruhe bewahrt und sich mit seinem Besitz begnügt, hätte er nichts zu befürchten gehabt. Du konntest über dieses Gemunkel nicht in Unwissenheit sein, Welf, doch verhehlen mußtest du es. Inzwischen besetzte das Heer, in langsamem Zuge herabsteigend, ungeheure Flächen. Hier errichtete der Kaiser sein Lager und kennzeichnete die Zinnen mit dem schwarzen Vogel Jupiters. Dort schlug der Österreicher seine Zelte auf; ihm schloß sich der ihm ebenbürtige Schwabe an, der einst zum Fahnenträger des Reiches erwählt wurde, worauf er auch jetzt zu Recht stolz war. Das gleiche taten der Franke, der Meißner und die Scharen der Bayern. Das langgestreckte Feld war gedrängt voll, und es reichte nicht aus, dem Feind vor Augen zu führen, was ihm drohte. Es bedarf nicht, ruhmreicher Kaiser, des Aufwands so großer Zurüstungen und solch einer Streitmacht! Der arme Welf hat seinen Feind schon in den Mauern, einen schrecklichen Feind in Gestalt gräßlichen Hungers, der in seinem Gefolge tausenderlei Krankheiten und den unvermeidlichen Tod nach sich ziehen wird. Schon hatte der Kaiser die Mauern überall mit einem zweigeteilten Kreis eingeschlossen, die von zahlreichen Soldaten überströmenden Gefilde starrten weithin [von Zelten und Kriegsgerät], und eine zusammengeballte Wolke von unsauberem Staub trug eine pechschwarze Last zum Himmel empor.

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Continuò bello signum dat rauca cruentum Buccina et alterno percussum verbere ahenum. Non ita perrupto declives aggere campos Obruit et lato stagnans sese aequore pandit Passa moras longùm frenataque molibus unda, Ut volat hostiles ad fossas quicquid in armis Guelfiaden contra. Tellus vicina profundo áCrñ Ingeritur factura viam, quâ insistere vallo, Quâ liceat conferre manum. Nec talia passi Longiùs obsessi: telorum grandine multâ Incessunt turbantque viros. Par ardor utrinque, Sed non aequa manus.Vincit, quae dimicat extra, Moeniaque accedit superato proxima vallo. Tum verò furiata cohors incumbere muris Certatim et socio partiri Marte laborem. Pars aditus quaerunt subter fundamina opacos, Nequicquam: solidâ tellus vetat invia caute. Aeratas alii tentant perfringere portas Grandiaque impulsu convellere saxa frequenti Protecti clypeis, quos telis desuper urgent Et facibus cives. Dum comminus ista geruntur, Eminus attollit vastos ballista molares Inque domos turresque iacit. Mox impete eodem Fulminat adductis vibrata phalarica nervis Excidio multis, quos hîc ferit horrida moles, Illic disiectaeque trabes avulsaque saxa. Undique consurgens ferit aurea sydera clamor. Quattuor iste furor soles duravit, utrinque Non epulis somnove dato. Vix poscitur unda Flammatae properata siti. Pro fortia corda In commune nefas promtasque ad crimina dextras! Desierat Mavors affligere bellicus urbem Indulgens spacium curandis utile laesis, Sed non atra fames. Absumtis omnibus escis áCvñ In pecudum vocat illa cibos et gramine crudo Furfuribusque nigris ieiunos pascere ventres Imperat. Hoc monitus Caesar, »Non ampliùs armis«, Clamat, »opus! Servate vias, ne deserat urbem Colluvies damnata neci. Fugére secures

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Sogleich gaben das dumpf tönende Signalhorn und der im Wechsel geschlagene Kessel das blutige Zeichen zum Kampf. Mit solcher Gewalt überflutet das Wasser, wenn der Damm gebrochen ist, nicht das abfallende Gelände und breitet sich, alles überflutend, auf einer weiten Fläche aus, nachdem es lange Zeit Hemmnisse erduldet hat und durch Deiche gebändigt worden ist, wie alles, was Waffen trug im Kampf gegen den Welfen, zu den feindlichen Gräben stürmte. Erdreich aus dem Umfeld wurde in die Tiefe geschüttet, um so einen Weg herzustellen, von dem aus man gegen die Wallanlagen vorgehen und ins Gefecht eintreten konnte. Die Belagerten nahmen solches nicht sehr lange tatenlos hin. Mit einem dichten Hagel von Geschossen griffen sie die Männer an und brachten sie so in Unordnung. Auf beiden Seiten wurde mit gleicher Leidenschaft gekämpft, doch die Kampfstärke der Mannschaften war nicht die gleiche. Es siegte die Mannschaft, die draußen kämpfte, und nachdem der Wall überwunden war, näherte sie sich den nächstgelegenen Mauern. Da aber ging das Heer wetteifernd in wütendem Einsatz gegen die Mauern vor und teilte in gemeinsamem Kampf die Arbeit auf. Eine Gruppe suchte einen lichtlosen Zugang unterhalb der Grundmauern herzustellen, doch vergeblich: das Erdreich erwies sich als unbegehbar und verhinderte den Zugang durch einen undurchdringlichen Felsen. Andere versuchten die erzbeschlagenen Tore zu zerschmettern und, geschützt durch ihre Schilde, große Steine mit häufig wiederholten Rammstößen herauszubrechen. Diesen setzten die Bürger von oben her mit Geschossen und Fackeln zu. Während diese Kämpfe in nächster Nähe abliefen, hob in der Ferne eine Wurfmaschine ungeheuer große Mühlsteine empor und schleuderte sie auf Häuser und Türme. Alsbald wetterstrahlte mit gleicher Wucht ein von gespannten Sehnen geschleuderter Brandspeer: zum Verderben für viele, die hier von einem entsetzlichen massigen Brocken, dort von auseinandergesprengten Balken und losgerissenen Steinen erschlagen wurden. Das auf allen Seiten sich erhebende Geschrei drang bis an die goldenen Sterne. Vier Tage lang dauerte dieses Wüten, wobei keiner der beiden Parteien Essen oder Schlaf vergönnt war. Kaum wurde nach schnell herbeigeschafftem Wasser für den brennenden Durst verlangt. Ach, welch tapfere Herzen waren [hier] auf gemeinschaftlichen Frevel aus, wie umstandslos waren die Fäuste zu Verbrechen bereit! Der kriegerische Mars hatte aufgehört, die Stadt heimzusuchen, und ihr eine zur Versorgung der Verwundeten nützliche Zeitspanne zugestanden. Nicht nachgelassen hatte aber der unheilvolle Hunger. Als alle Lebensmitel aufgebraucht waren, rief er zum Verzehr von Viehfutter auf und hieß sie die leeren Bäuche mit rohem Gras und schwärzlicher Kleie nähren. Als der Kaiser hierauf aufmerksam gemacht worden war, rief er: »Es bedarf nicht länger der Waffen! Bewacht die Wege, damit die zum Tode verurteilte Menge nicht die Stadt verläßt! Dem Untergang geweiht sind sie vor den

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Victoris letique genus non turpe caduci: Obscoenâ iam tabe cadant vivique tenacem Paullatim membris videant inserpere mortem.« Luna quater niveos absconderat aurea vultus Atque iterum pleno toties effulserat orbe, Ex quo Winspergum miles vallaverat armis. Iamque infelicis vitae pertaesus et aegram Amplius impatiens sortem spectare suorum, Guelfiades unum hoc animo volvebat, amatae Parceret uxori vitamque relinqueret illi Et quicquid miseris nuribus donaverat hostis. Ergo, qui vacuam sexus utriusque per urbem Restabat, populum primi sub lumine solis Mandat adire forum atque illic audire supremum Consilium vocesque Ducis. Vix ista satelles Attonitae trepidus per vicos sparserat urbis, Nec mora, conveniunt matresque virique puellaeque Et iuvenes canique senes, miserabile vulgus, Si tremulos spectes gressus, si pallida longâ Ora fame exesasque genas intectaque solâ Ossa cute et nullo suffultas sanguine venas. Quos ubi consertos, quid polliceatur egenis, áC2rñ Exspectare videt, lacrymis ita fatur obortis: »O quondam non cara minus quàm dedita nobis, Nunc aequè miseranda cohors, ubi nulla salutis Spes superat captis et possidet omnia victor. Heu, fuimus, cives! Letumque aut inferet ensis Hosticus aut violenta fames. Ad utramque paratum Invenient me fata necem, nec degener ibo Ad patres segnisve meos. Exempla secutis Nostra sit idem animus, nec cassis lumine clarum Nomen et invidiâ deerit cessante sepulcrum. Ista tamen nostri solatia discite casus: Caetera difficilis et parvi criminis ultor Immodicus Caesar clemens hoc annuit unum Foemineo sexu: vivant et dote fruantur, Quantum humeris auferre valent. Agnoscite nondum Omninò transisse DEOS oblitaque nostri Numina. Parte iras aliquâ si mitigat ille, In nobis minuatur amor, patiamur abire,

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Beilen des Siegers und einer nicht schimpflichen Todesart geflohen. Jetzt sollen sie durch ekelhafte Auszehrung dahinfallen und bei lebendigem Leibe mit ansehen, wie der hartnäckige Tod sich nach und nach in ihre Glieder schleicht.« Viermal hatte der goldene Mond sein schneeweißes Antlitz verborgen und war ebensooft wieder in voller Scheibe erstrahlt, seitdem die Armee Weinsberg mit Waffengewalt umzingelt hatte. Schon des unglücklichen Lebens überdrüssig und nicht imstande, weiterhin das schmerzliche Geschick der Seinen mitanzusehen, kreiste das Denken des Welfen nur um dieses eine: daß der Feind seine geliebte Gattin verschonen und ihr das Leben und alles, was er den armen Frauen gewährt hatte, lassen würde. Also gebot er der Bevölkerung beiderlei Geschlechts, die in der leeren Stadt übrig geblieben war, bei Tagesanbruch zum Markt zu kommen und dort den letzten Beschluß und die Weisungen ihres Fürsten anzuhören. Kaum hatte der Trabant dies eilends in den Gassen der bestürzten Stadt verbreitet, da kamen, ohne zu säumen, Ehefrauen, Männer, Mädchen, Jünglinge, ergraute Greise: eine bejammernswerte Volksmenge, wenn man in Betracht zieht den unsicheren Gang, die von der langen Hungersnot bleichen Gesichter, die abgezehrten Wangen, die nur noch mit Haut bedeckten Knochen und die von keinem Blut gestärkten Adern. Als er die Versammelten sah, die dem entgegenharrten, was er ihnen in ihrer Bedürftigkeit verheißen würde, sprach er unter hervorbrechenden Tränen wie folgt: »O Bürgerschar, uns einst nicht weniger lieb als untertan, jetzt gleichermaßen beklagenswert, wo den Gefangenen keine Hoffnung auf Rettung mehr bleibt und der Sieger alles besetzt hält! Ach, Bürger, um uns ist’s geschehen! Entweder das Schwert des Feindes oder heftiger Hunger wird uns den Tod bringen. Das Schicksal wird mich zu beiden Todesarten bereit finden, und nicht unwürdig meiner Herkunft oder untätig werde ich zu meinen Vätern gehen. Diejenigen, die unserem Beispiel folgen, mögen ebenso denken, und denen, welchen man das Leben geraubt hat, wird es nicht an glanzvollem Ruhm und einem von Mißgunst unberührten Grabmal ermangeln. Erfahrt aber diesen Trost in unserem Untergang: Der Kaiser, sonst ein schwer zugänglicher Mann und maßloser Rächer auch eines geringen Vergehens, hat dem weiblichen Geschlecht dieses eine gnädig zugestanden: Sie können am Leben bleiben und sich ihres Heiratsgutes erfreuen, soweit sie es auf ihren Schultern davontragen können. Gebt zu, daß die Götter uns noch nicht ganz uns selbst überlassen und die himmlischen Mächte uns noch nicht ganz vergessen haben! Falls jener in irgendeiner Hinsicht seinen Zorn abmildert, soll die Liebe in uns geringer werden, und wir wollen den Weggang dessen erdulden, was nur mit Schaden zu-

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Quod retinere nocet. Mentem ne fortè remutet, Ite, nurus, spoliate domos et ponite tergo Spem sibi quaeque suam! Diro servabitur hosti, Quod reliquum, aut flammis.« Dicturum plura cadentes Impediunt lacrymae, et vocem dolor intercludit. Non mihi si vatum sublimes triga cothurnos Commodet, Argolicis labentia Pergama flammis Qui canit, Emathiosve ausus decurrere campos, Aut qui fraternas acies incestaque regna áC2vñ Intonat, expediam versu suspiria, planctus Et lacrymas urbis post verba novissima Guelfi. Si malè defensas penetrent victricia portas Agmina et immanis vicos se fundat in omnes, Ore manuque avidâ minitans incendia miles, Haud alio fuerint vultu populusque patresque Semianimesque nurus. Stant omnes corde gelato Deiectique oculis nec laxant vocibus ora. Fortior una viris et moestis matribus isthaec, Incertum, seu sponte suâ seu iussa, locuta est: »Vidimus irati furias flammataque regis Pectora: cognatas viduavit civibus urbes, Desolavit agros, inclusi moenibus altis Exspectant suprema viri, penuria rerum Emaciat cunctos. Nec tantis ille movetur Suppliciis, animi calidos ut mitiget aestus. Et libeat nobis illi committere vitam? Tradere, quod carum est? Non, si vel Tartara iuret Vel superos, credam sincerâ mente locutum. Quaerit opes avidus sine caede et sanguine nostras Permetuens, igni ne desperata iuventus Eripiat manibus foedis victoris iniqui. Nec dubitem oblitum superûmque suique furenter Ad scelerum quaevis portenta vocare puellas Ingenuasque nurus. Hosti ne credite, cives!« Foemina, quis metuat? populum commoverat omnem Voce brevi. Gravido quae pectore plura tenebat, áC3rñ Intercepit iners strepitus et murmura matrum. Ire negant hostique viris adstare relictis, Quem qualem inveniant, dubium. Commune sepulcrum Tam diram properare famem quàm Caesaris enses.

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rückzuhalten wäre. Damit jener nicht etwa seine Meinung wieder ändert, macht euch auf den Weg, ihr Frauen: plündert die Häuser, und jede von euch nehme den Gegenstand ihres Hoffens auf den Rücken. Was übrig ist, wird dem Feind oder den Flammen verbleiben.« Als er sich anschickte, noch mehr zu sagen, hinderten ihn daran die Tränen, und der Schmerz benahm ihm die Stimme. Wenn mir das Dreigespann der Dichter den erhabenen Kothurn liehe – der Dichter, der das durch griechische Flammen dahinsinkende Troja besungen hat; der, welcher gewagt hat, die pharsalischen Gefilde zu durchlaufen; oder der, welcher die Bruderkämpfe und die ruchlose Herrschaft mit Donnerstimme besingt –, könnte ich doch nicht die Seufzer, die Klagen und Tränen der Stadt nach den letzten Worten Welfs in Verse fassen. Wenn die siegreichen Truppen die schlecht verteidigten Tore durchbrochen und die schrecklichen Soldaten sich in alle Straßenzüge ergossen hätten, mit Mund und gieriger Hand Feuersbrünste androhend, hätten die Mienen des Volkes, der Väter und der halbentseelten Frauen nicht anders ausgesehen. Alle standen da, erstarrt in eisigem Schrecken, mit gesenktem Blick, und brachten kein Wort über die Lippen. Da sprach eine Frau, die allein tapferer war als die Männer und die betrübten Frauen, folgendes (ob aus eigenem Antrieb oder auf Anweisung, ist ungewiß): »Wir haben die Raserei und das entflammte Herz des erzürnten Königs erlebt: er hat stammesverwandte Städte ihrer Bürger beraubt, Felder verwüstet; die in den hohen Mauern eingeschlossenen Männer erwartet der Tod; der Mangel läßt alle vom Fleische fallen. Und auch so schwere Strafen können jenen nicht bewegen, die hitzige Leidenschaft seines Zorns abzumildern. Und ihm sollte es belieben, uns das Leben zu schenken? Uns zu überlassen, was uns teuer ist? Auch wenn er beim Tartarus schwüre oder bei den Himmlischen, würde ich nicht glauben, daß er aufrichtigen Herzens gesprochen hat. Habgierig will er unseren Reichtum ohne Mord und Blutvergießen, in der starken Furcht, daß die verzweifelte Jugend ihn den scheußlichen Händen des unbilligen Siegers zugunsten des Feuers entreißt. Und ich kann nicht zweifeln, daß er in seiner Raserei, die Götter und sich selbst vergessend, Mädchen und Frauen von edlem Geblüt zu allen möglichen ungeheuerlichen Verbrechen auffordern wird. Bürger, glaubt nicht dem Feind!« Die Frau – wer hätte das befürchtet? – hatte das ganze Volk mit ihrer bündigen Rede beeindruckt. Was sie darüber hinaus noch in ihrem vollen Herzen trug, unterbrach unbedarftes Gelärme und Gemurmel der Frauen. Sie lehnten es ab, zu gehen und sich unter Zurücklassung ihrer Männer dem Feinde zu stellen, von dem nicht sicher sei, in welcher Stimmung sie ihn antreffen würden. Die schreckliche Hungersnot führe mit ebensolcher Schnelligkeit zum gemeinsamen Begräbnis wie die Schwerter des Kaisers.

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Non tulit ulterius motos saevire tumultus Sola animi compos et adhuc interrita coniunx Guelfia. »Sauromatas«, inquit, »positosque rigenti Sub Boreâ Dacos et diri nominis Hunnos Haud pudeat temerare fidem. Germania constans Promissique tenax per totum spargitur orbem. Parcite de mundi domino sentire sinistrè Et sanctum infamare caput. Nil illius arma Demoror aut casus nostros. Quòd vita relicta est, Quòd bona, contemnam? Magno mercetur utrumque, Si qua sapit. Permitte tuae, permitte maritae, Quod norim, haud unquam vel verbo laese procaci, Ut tibi me servem, patriam te sospite donem. I, dromo, et augusti placidas ad Caesaris aures Haec mea dicta refer pectus motura sacratum: ›Cras, ubi se Titan ostendet candidus orbi, Me tibi, magne parens, cum coetu supplice sistam Concessis onerata bonis.‹« Quae dixerat antè, Nunc iterum firmat Caesar: »Dignissima nostrâ Et veniâ et vitâ, pollutos linque penates Et castris te crede meis, cognata virago! Fer tecum, quae ferre potes solatia luctus Exigua ingentis, dominam sua praeda sequetur. áC3vñ Nec plura.« Obsessae reddens se nuncius urbi Pacta manere refert. Properent fulcire salutem, Fortunam variare moris animosque potentum. Tum demum, tacitâ pridem quod mente premebat Confusae factura palam sermonibus urbi, Guelfia sic orsa est: »Animo carissime nostro Pone metum coniunx, curas secludite, cives! Monstravit Fortuna viam, quae liberet urbem Milite, vos leto, quae nostrum spargat in orbem Nomen et extremos mundi deducat ad ignes. Dat vitam miseris, quantumque auferre valemus, Indulget Caesar. Satis, ô, si novimus uti. Haud ego congestae rapiam mihi pondera massae, Non maris Eoi lectas in litore gemmas, Non ebur aut Tyrio fulgentes murice vestes. Tu spolium, tu praeda mihi, te prona recurvis Tollam humeris, coniunx, soboles gestabitur ulnis. Has ego victori exuvias interrita magno Ante sacros sistam vultus, ignoscet utrique,

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Die Gemahlin des Welfen, die als einzige im Vollbesitz ihrer Sinne und bis jetzt unerschrocken war, ertrug nicht länger das Wüten des angefachten Aufruhrs. Sie sagte: »Sollen doch die Sarmaten und die im froststarrenden Norden angesiedelten Dänen und die in schrecklichem Rufe stehenden Hunnen ohne Scham gegen Treu und Glauben freveln! Deutschland steht über den ganzen Erdkreis hin in dem Ruf, zuverlässig zu sein und an einem Versprechen festzuhalten. Hütet euch, von dem Herrn der Welt schlecht zu denken und das heilige Haupt in Verruf zu bringen! Ich halte seine Waffen oder unseren Untergang nicht auf. Soll ich geringschätzen, daß mir das Leben, daß mir mein Besitz verstattet wurde? Wer irgend bei Verstand ist, sollte beides [auch] zu einem hohen Preis erhandeln. Erlaube deiner Frau, erlaube deiner Gattin, [lieber Mann], den ich meines Wissens nie, nicht einmal durch ein freches Wort, gekränkt habe, daß ich mich dir bewahre und die Heimat aufgebe, während du unversehrt bleibst. Geh, Läufer, und verkünde vor den freundlichen Ohren des erhabenen Kaisers diese meine Worte, die sein geheiligtes Herz rühren werden: ›Morgen, sobald sich die glänzende Sonne dem Erdkreis zeigen wird, werde ich mich bei dir, großer Vater, zusammen mit einer demutsvollen Schar einfinden, beladen mit den zugestandenen Gütern.‹« Der Kaiser bestätigte jetzt aufs neue, was er zuvor gesagt hatte: »Du mit mir verwandte, meiner Gnade und des Lebens würdigste Heldin, verlasse dein entehrtes Haus und vertraue dich meinem Lager an! Trage bei dir, was du zu tragen vermagst, als geringen Trost in gewaltigem Unheil. Der Herrin wird ihre Beute folgen. Weiteres nicht.« Der in die belagerte Stadt zurückkehrende Bote berichtete, daß die Vereinbarung weiter bestehen bleibe. Sie sollten sich beeilen, ihre Rettung endgültig zu machen. Das Glück verändere Verhalten und Einstellung der Mächtigen. Da erst hob die Welfin folgendermaßen an, um das, was sie schon lange still im Herzen verborgen hatte, der verstörten Stadt durch die Rede bekannt zu geben: »Mein von Herzen geliebtester Mann, lege deine Furcht ab, ihr Bürger, entschlagt euch der Sorgen! Das Schicksal hat einen Weg aufgezeigt, der die Stadt von dem Heer, euch vom Tode befreien kann, einen Weg, der unseren Namen über den Erdkreis verbreiten und zu den entferntesten Feuern der Welt tragen kann. Der Kaiser schenkt uns Elenden das Leben und erlaubt uns, wegzutragen, soviel wir können. O, das reicht, sofern wir davon Gebrauch zu machen verstehen! Ich meinerseits werde mir nicht die Lasten einer aufgehäuften Masse erraffen, nicht die am Gestade des morgenländischen Meeres aufgelesenen Perlen, nicht Elfenbein oder von tyrischem Purpur schimmernde Gewänder. Du, mein Mann, bist mein Raub, du meine Beute, dich werde ich, nach vorn geneigt, auf meine zurückgebogenen Schultern nehmen; unser Nachwuchs wird von den Armen getragen werden. Dieses Rüstzeug werde ich unerschrocken bei dem großen Sieger, vor seinem heiligen Antlitz, abstellen, und er wird uns bei-

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Ne dubita! Haud unquam memini tam numinis aequi, Tam prope me superos. Vestigia nostra sequentur Intrepidè matres omnes pariterque puellae Haud alio quàm nos oneratae pondere terga. Securos promitto abitus tutosque receptus.« Haec effata palam cunctorum lumina solvit In lacrymas. Vox una foro: »Tam digna marito Principe quàm veteris praelustri sanguine Calbae, áC4rñ O praestans animi mulier! Tibi mentem animumque Inspirat pater omnipotens, patriaeque ruenti Subsidio mittit. Tu numine freta secundo I, quò fata vocant, et nos rape in omnia tecum!« Postera vix primâ stringebat lampade terras Orta dies, adsunt properè matresque virique, Eventumque rei dubiae cognoscere gaudent. Nec mora, Caesareis quae stabat proxima castris Ferro tota rigens et vectibus obsita centum Porta relaxatur. Motis magno impete valvis Strident aera, tremit tellus, fragor intonat altè. Edidit hinc turri signum speculator ab altâ. Quod simul auditum, castris effusa iuventus Obsedit numerosa viam, nec defuit ipse Caesar, et aurati proceres, spectare volentes Foemineum erumpens latebris moerentibus agmen Parva ferens secum periturae fragmina sortis. Ilicet exclamat generosâ Guelfia voce: »Quae cumulet nostram vel dissipet hora salutem, Venit, amica cohors, tentanda est alea casus Ancipitis dubiusque favor. Laudabimur illic, Si videant posito properari ad pacta timore. Ergo age, cervici, coniunx, imponere nostrae, Ipsa subibo humeris, nec erit res ista pudori. Inveniet laudem pietas. Vos ordine matres Ite alacres mecum praedasque ostendite vestras.« Haec effata oneri succedit cernua caro áC4vñ Exemploque praeit. Sequitur pulcerrima turba, In quibus haec ulnis sobolem, tergo illa maritum Confectumve annis aut longâ tabe parentem Sustinet. Ad caros credas properare penates, Haud Ducis offensi vultus inimicaque castra.

C. Vermischtes

V. Guelfus redivivus

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den verzeihen, sei ohne Zweifel! Ich kann mich nicht besinnen, daß Gott jemals so gerecht, daß die Himmlischen mir so nahe waren. Meinen Fußtapfen werden alle Frauen, ebenso die Mädchen unverzagt folgen, die Rükken beladen mit keiner anderen Last als ich. Ich verspreche einen gefahrlosen Abzug und einen sicheren Rückmarsch.« Als sie dies öffentlich dargelegt hatte, rührte sie die Augen aller zu Tränen. Auf dem Marktplatz war man nur einer Meinung: »O hochgesinnte Frau! Du bist deines fürstlichen Gemahls ebenso würdig wie des hochangesehenen Geschlechts des alten Calw. Der allmächtige Vater gibt dir Verstand und Mut ein, er schickt dich als Beistand für das dahinsinkende Vaterland. Gehe du, gestützt auf einen gnädigen Gott, dorthin, wohin das Geschick dich ruft, und ziehe uns mit dir auf allen Wegen!« Der folgende Tag hatte mit seinem ersten Licht kaum die Lande gestreift, da waren Ehefrauen und Männer eilends zur Stelle und freuten sich darauf, den Ausgang des unsicheren Unternehmens zu erfahren. Und ohne Verzug wurde das dem kaiserlichen Lager am nächsten befindliche, ganz von Eisen starrende, mit hundert Riegeln besetzte Tor geöffnet. Durch die Heftigkeit, mit der die Torflügel in Bewegung gesetzt wurden, klirrte das Metall, erbebte die Erde, erscholl lautes Krachen. Hierauf gab der Ausspäher vom hohen Turm herab das Signal. Sobald dieses vernommen worden war, belagerte die junge Mannschaft, die aus dem Lager geströmt war, in großer Zahl den Weg, und selbst der Kaiser fehlte nicht, ebensowenig die goldgeschmückten Herren des Adels, die sich den Zug der Frauen ansehen wollten, der aus seinem trauervollen Zufluchtsort hervorbrechen und kleine Bruchstücke einer dem Untergang geweihten Lebensform bei sich tragen würde. Alsbald ließ sich die Welfin mit lauter Stimme in edelmütiger Rede so vernehmen: »Meine Freundinnen, die Stunde ist gekommen, die unser Heil vergrößern oder zertrümmern wird. Das Risiko und die unsichere Gunst der [sich uns bietenden] zwiespältigen Gelegenheit müssen wir auf uns nehmen. Man wird uns dort loben, wenn man sieht, wie wir uns ohne Furcht beeilen, der Verabredung nachzukommen. Auf denn, lieber Mann, setze dich auf meinen Nacken! Ich werde meine Schultern selbst hinunterschieben, und dies wird kein Grund sein, sich zu schämen. Unsere liebevolle Haltung wird Lob finden. Ihr Ehefrauen, seid guter Dinge, geht in Reih und Glied mit mir und zeigt eure Beutestücke!« Nach diesen Worten beugte sie sich vornüber, nahm die geliebte Last auf sich und ging so mit ihrem Beispiel voran. Die höchst rühmliche Schar [von Frauen] folgte ihr: unter ihnen trug diese auf den Armen ein Kind, jene auf dem Rücken ihren Ehemann oder ihren durch hohes Alter oder lange Auszehrung geschwächten Vater. Man hätte glauben können, sie eilten zu ihren lieben heimatlichen Wohnungen, nicht vor das Angesicht und zu dem feindseligen Heerlager eines aufgebrachten Feldherrn.

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Obstupuit dulci laetatus imagine pompae Caesar et obtutu tacito stetit. Exprimit udas Connubialis amor lacrymas auditaque nusquam Prodigiosa fides. Habitas indigniùs aequo Iam pudet, et vellet nihil esse severiùs actum Succursumque fami. Nunquam vertigine tantâ Nunc venit in terras, terris nunc eripit undas Oceanus fluctuve ferit septemplice portum Aulidis Euboicoque mari confinia rura Mobilis Euripus, quantùm variantur in horas Inque dies humanarum sublimia rerum. Gloria, robur, opes atque invidiosa potestas Demutant dominos nec longum in sede morantur, Quam fortuna dedit. Caesar dum talia secum Exigit et magni exemplum memorabile Guelfi Fataque fortunasque putat, mitescere totus Incipit et placido moliri pectore pacem Immotamque fidem. Sed non pervertere mentem Caesaris abstinuit livor. Linguam ille veneno Suffusus, »Dolus«, inquit, »adest. Postquam omnia frustra Tentavit, solitas properat veterator ad artes Imperii fulmen sensu elusurus inani. áDrñ Et scelus hoc impune ferat, nec poena sequatur? Utere iure tuo, Romani maxime rector Nominis, iniussoque oneratas pondere matres Argue sacrilegae fraudis scapulisque rebelles Detrahe et immiti damnatos plecte securi! Hac placeat mercede vafri pellacia Guelfi.« Pronior at veniae multoque remissior heros Irascens monstro tales dedit ore loquelas: »Et me fata velint aliquâ clarescere laude, Quam tamen aversér? Pudeat tot regibus ortum Natali regnasse solo famaeque parandae Ignorare modum. Vivacibus insita cartis Haec eat ad multos pietas, nec desinat unquam Guelfia laudari coniunx. Ut parcere possim Et vitam donare reis diademate salvo, Repperit illa modum. Letum prohibere marito Dum studet, aeternùm largitur vivere nobis.« Dixit, et accelerans trepidum se vertit ad agmen, Intentosque oculos per singula corpora volvens Vertice nudato verbis ita fatur amicis:

C. Vermischtes

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Der Kaiser war verblüfft und erheitert von dem lieblichen Anblick dieses Aufzugs und stand da, mit stierem Blick. Die eheliche Liebe und die noch nirgendwo vernommene ungeheuerliche Treue nötigten ihm feuchte Tränen ab. Jetzt schämte er sich, daß er die Frauen unwürdiger behandelt hatte, als billig gewesen wäre, und wünschte, daß nicht mit so großer Strenge verfahren worden wäre und man der Hungersnot abgeholfen hätte. Niemals ist der Ozean so sehr wechselhaft (bald überschwemmt er das Land, bald zieht er seine Wasser vom Land zurück), niemals der unbeständige Euripos, der mit siebenfacher Flut an den Hafen von Aulis und die dem euböischen Meer benachbarten Gefilde schlägt, wie die hehren Pläne der Menschen sich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag verändern. Ruhm, Stärke, Reichtum und beneidete Macht wechseln ihre Herren und verweilen nicht lange an dem Platz, den das Glück zugewiesen hat. Indem der Kaiser solches bei sich erwog und sich das denkwürdige mahnende Beispiel des großen Welfen und dessen Los und Schicksal vor Augen führte, begann er gänzlich milde gestimmt zu werden und in seinem sanften Herzen auf Frieden und unerschütterliche Treue hinzuarbeiten. Doch die Mißgunst enthielt sich nicht, den Sinn des Kaisers in die Gegenrichtung zu lenken. Sie sagte, die Zunge mit Gift unterlaufen: »Hier liegt Heimtücke vor! Nachdem er alles vergeblich versucht hat, greift der alte Fuchs eilends zu den gewohnten Ränken und geht darauf aus, dem Wetterstrahl des Reiches mittels einer nichtigen Auslegung zu entgehen. Und diesen Frevel soll er ungeahndet begangen haben? Und es sollte keine Bestrafung folgen? Mache von deiner Herrschaftsgewalt Gebrauch, größter Lenker des Römertums, und erkläre die mit einer nicht anbefohlenen Last beladenen Ehefrauen eines verruchten Betruges für schuldig, reiße die Aufrührer von ihren Schultern, verurteile sie und strafe sie mit dem grausamen Schwert! Laß es dir gefallen, die Ränke des durchtriebenen Welfen mit diesem Lohn zu bedenken!« Doch der stärker der Gnade zugeneigte und um vieles milder gestimmte Held erzürnte über das Scheusal und ließ seinem Munde diese Rede entströmen: »Das Schicksal wolle es geben, daß auch ich von irgendeinem Ruhm erstrahle! Gleichwohl sollte ich diesen verschmähen? Ein Herrscher, der ein Sproß so vieler Könige ist, sollte sich schämen, das Land seiner Geburt zu regieren und dabei unwissend über die Art und Weise zu sein, wie er sich Ruhm erwirbt. Diese liebevolle Gesinnung soll auf dauerhaften Blättern vielen Menschen zur Kenntnis gelangen, und das Lob der welfischen Gattin soll nie enden. Diese Frau hat die Art und Weise ersonnen, durch die ich die Angeklagten schonen und ihnen bei Erhalt ihrer Krone das Leben schenken kann. Während sie bemüht ist, den Tod ihres Mannes zu verhindern, spendet sie uns ewiges Überdauern.« So sprach er und wandte sich beschleunigt dem ängstlichen Zuge zu, und seinen gespannten Blick über die einzelnen Leiber schweifen lassend sprach er barhäuptig die folgenden freundlichen Worte:

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»State, piae matres, et amico pondere lassos Exonerate artus! Pietatis amore remitto Ius iramque meam. Didici mortalia cautus Metiri dubiasque vices. Fortissime primùm Vive meo iussu, et maiorum, Guelfe, tuorum Sceptra tene! Vivant etiam tua castra secuti, Quo sint cunque loco, patrimoniaque integra servent. áDvñ Regis opus ditare suos, non perdere cives: Hac placeam famâ. Si quid Mars ultor ademit, Gratia restituet. Quin ne malus ingruat error Consopita novâ renovans incendia flammâ, Sancio praeteritis aeterna oblivia rebus. Unanimes redeant in pristina foedera dextrae, Quodque iubet pietas, nostro quod nomine dignum, Contra hostes armis, in nos pugnemus amore. Iamque adeo hac mecum in castris convivia luce Laeti agite! Ad vestram pransum cras ibimus urbem. Ipse ministrabo Bacchum atque obsonia mensis. Scilicet hoc omnis tollatur pignore rancor.« Ultima moverunt animos et pectora verba, Nec deerant lacrymae nec vota: »Quod utile sydus, Quae te fausta dies, mundi dignissime rector, Tam similem superis ingrato protulit orbi? Tarda sit illa dies et nostris serior annis, Quae tibi pro fragili paret immortalia regno Sceptra fatiscentemque aeterno mutet honore!« Hei, quantum est, victo sapiens si obvenerit hostis, Haud stupidus stolidusve! Truces hic asperat iras Semper et humanum rabido sitit ore cruorem. Mitior ille animum frenans miserescere mavult Quàm saevire odiis; palmam putat esse supremam, Si pudor illaesus, si non violetur honestas, Patria si metuat pinguescere sanguine tellus. Nulla dies unquam roseo iucundior ortu áD2rñ Illuxit tibi, flave Nicer. Quaecunque vagantur In ripis luduntque tuo sub gurgite nymphae, Non audita priùs tanti spectacula facti Personuere modis plausuque excepta secundo Ad vada divisi retulerunt extima Rheni. Qui rerum dominus post fractas Tybridis undas Et Byzantini prostrata cadavera regni, Nominis aeterni facinus nulloque madentem

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»Bleibt stehen, liebevolle Frauen, und entlastet die von der freundlichen Bürde ermatteten Glieder! Aus Sympathie für eure liebevolle Gesinnung gebe ich meinen Rechtsanspruch und meinen Zorn auf. Ich habe gelernt, die sterblichen Dinge und die unsicheren Wechselfälle des Schicksals mit Vorsicht zu beurteilen. An erster Stelle behalte du, tapferster Mann, auf mein Geheiß dein Leben, und führe das Zepter deiner Vorfahren, Welf! Leben sollen auch die, welche sich deinem Kriegszug angeschlossen haben, wo immer sie sich befinden, und ihr väterliches Erbgut ungeschmälert behalten. Die Aufgabe eines Königs ist es, seine Bürger zu bereichern, nicht, sie zu ruinieren. Mit diesem Ruf möchte ich [den Menschen] gefallen. Sollte der Rächer Mars etwas geraubt haben, wird die Gnade es wiedererstatten. Ja damit kein böser Wahn hereinbricht, der den eingeschläferten Brand mit neuer Flamme wieder aufleben läßt, verordne ich unverbrüchlich, daß das Vergangene auf ewig vergessen sein soll. Einträchtig sollen die Hände zu ihrem alten Bündnis zurückkehren, und was die Vaterlandsliebe gebietet und was unseres Namens würdig ist, wollen wir gegen die Feinde mit Waffen, unter uns mit Liebe ausfechten. Und begeht jetzt, an diesem Tage, auch noch zusammen mit mir im Lager fröhlich ein Gastmahl! Morgen werde ich zum Speisen in eure Stadt kommen. Für die Tafeln werde ich selbst Wein und Fischspeisen bereitstellen. Durch dieses Unterpfand soll nämlich der alte Groll gänzlich beseitigt werden.« Die letzten Worte rührten die Gemüter und die Herzen, und Tränen und [gute] Wünsche blieben nicht aus. »Welches nützliche Gestirn, welcher Glückstag hat dich, würdigster Lenker der Welt, als solch ein Ebenbild der Himmlischen für den undankbaren Erdkreis hervorgebracht? Spät erst soll jener Tag kommen, später als unser Lebensende, der dir anstelle der zerbrechlichen Herrschaft ein unvergängliches Zepter erwerben und den sich erschöpfenden Ruhm gegen einen ewigen eintauschen kann.« Ach, wie großartig ist es, wenn dem Besiegten ein weiser Feind zuteil wird und kein dummer oder brutaler! Dieser verschärft ständig seinen grimmigen Zorn und dürstet wilden Maules nach Menschenblut. Jener aber ist gelinder, zügelt seinen Zorn und will lieber barmherzig sein, als sich haßerfüllt auszutoben; er hält es für den größten Sieg, wenn das Rechtsempfinden unversehrt bleibt und der Anstand nicht verletzt wird, wenn der Heimatboden sich scheut, fett zu werden von Blut. Niemals, gelblicher Neckar, hat dir das Tageslicht bei seinem rosenfarbenen Aufgang angenehmer geleuchtet! Alle Nymphen, die an deinen Ufern herumstreifen und sich in deiner Tiefe die Zeit vertreiben, besangen das zuvor nie erhörte Schauspiel einer so herrlichen Tat und berichteten dieses mit freudigem Beifall aufgenommene Schauspiel an die äußersten Arme des verzweigten Rheins. Dieser hat, als Herr des Reiches, nach der Bezwingung des Tibers und der Zertrümmerung der byzantinischen Herrschaft die Kunde von der ewig ruhmwürdigen Tat, von dem von keinerlei

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Sanguine et ingenio partum, non Marte, triumphum Germanamque fidem longinquas misit in oras. I nunc et Minyas, Lacedaemon inclyta, matres Carceris ex rigidi, mutatis vestibus, antro Damnatos morti refer emisisse maritos. Scilicet hae tenebris et opacae munere noctis Defensae vigilum potuerunt fallere vultus. Luce palàm sanctum facinus matrona peregit Guelfia et irato fidens sese obtulit hosti, Qualis erat, nec fraude oculos delusit inertes. Impleat haec fastos pietas vatesque fatiget Haud unâ cantata chely. Germana virago Dicatur Phrygii laudes aequasse tyranni, Dum patrem rapido longaevum hic eripit igni, Illa viro vitam redimit civesque decenti Instruit exemplo, socii quàm prodiga lecti Debeat esse fides. Virtuti praemia Musae Dum sua persolvent, dum Castalis unda Poëtas Imbuet et magnos regumque ducumque labores áD2vñ Eripiet bustis, vivet cum Caesare miti Fraude piâ absumtam patriae reparare salutem Ingeniosa cohors, meritaeque oblivia famae Nulla perhorrescet. Nullas maiore loquetur Ore nurus totum discurrens fama per orbem.

Philippus Melanthon Oratione de Guelfo, Duce Bavariae. Si quis ipsam PIETATEM pingere vellet, quam aliam eius imaginem apud animum concipere posset aptiorem, quàm si matronam liberos et coniugem per media hostium arma, ex captâ urbe efferentem pingeret? Ita Aeneam suum Virgilius confectum senio parentem ex incensâ urbe in humeris exportantem fingit, cùm hunc haud dubiè summum pietatis gradum ei tribuere vellet.

FINIS.

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Blut triefenden, durch Geistesstärke, nicht durch Krieg errungenen Triumph, von deutscher Treue hinaus in weit entfernte Gebiete gesandt. Geh nun, vielgerühmtes Sparta, und berichte davon, daß die Frauen der Minyer durch Kleidertausch ihre zum Tode verurteilten Männer aus dem Verlies des harten Kerkers befreit hätten! Diese nämlich vermochten, gedeckt von der Finsternis und dem Geschenk einer dunklen Nacht, die Blikke der Wächter zu täuschen. Die Gattin des Welfen aber vollbrachte ihre heilige Tat in aller Offenheit bei Tage und bot sich dem erzürnten Feinde entschlossen so dar, wie sie war, und narrte nicht untüchtige Augen mit Betrug. Diese Gattenliebe möge den Festkalender füllen, die Dichter nicht ruhen lassen und auf nicht nur einer Lyra besungen werden! Man möge verkünden, daß die deutsche Heldin dem Ruhm des phrygischen Fürsten gleichgekommen sei, indem dieser seinen hochbetagten Vater dem rasenden Feuer entrissen, jene aber ihrem Mann das Leben wiedererworben und die Bürger mit einem anmutigen Beispiel gelehrt hat, wie rückhaltlos eheliche Treue sein soll. Solange die Musen der Tugend ihren Lohn gewähren werden, solange kastalisches Naß die Dichter benetzen und die großen Taten von Königen und Heerführern den Gräbern entreißen wird, solange wird zusammen mit dem milden Kaiser die [Frauen-]Schar leben, die es erfindungsreich verstanden hat, das eingebüßte Wohl des Vaterlandes durch frommen Betrug wiederherzustellen, und nicht befürchten muß, daß ihr verdienter Ruhm dem Vergessen anheimfällt. Die den ganzen Erdkreis durcheilende Fama wird von keinen Frauen mit stärkerer Rede künden.

Philipp Melanchthon in seiner Rede über Welf, Herzog von Bayern. Falls jemand die [Verwandten-]Liebe selbst malen wollte, welches besser geeignete Bild, das sie darstellte, könnte er in seinem Geist entwerfen, als wenn er die Ehefrau malte, die ihre Kinder und ihren Mann mitten durch die Streitmacht der Feinde aus der eroberten Stadt herausträgt? So stellt Vergil seinen Aeneas dar, wie er seinen altersschwachen Vater auf den Schultern aus der brennenden Stadt trägt, da er ihm ohne Zweifel den höchsten Rang in der [Sohnes-]Liebe zuerkennen wollte.

ENDE.

D. Geistliche Gedichte

I. PIA ET NECESSARIA MORTIS IMMINENTIS CONSIDERATIO. –––––––––––––– I. FROMME UND NOTWENDIGE BETRACHTUNG DES BEVORSTEHENDEN TODES.

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Sic ego quotidie de lecto surgo precando: Ut mens ad mortem sit duce laeta Deo.

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Munde immunde, vale! Iam me fastidia tangunt. Quando erit illa dies, qua teque tuosque relinquam? á6vñ Qua, crepitus strepitusque tuos iramque minasque Nullius pensi reputans, conclave paratum Ingrediar claudamque fores impune quiescens? Cerno oculis noscoque diem. Tu fausta volenti Advenies et grata mihi. Ne differ amicos Accessus! Meditata mihi sunt omnia pridem. Omnia disposui atque animo mecum antè peregi. Nulla mora est: thalamo componam membra supremo Immemor instantis fati, tendensque supinas Ad coelum cum voce manus sic ore profabor: »Nunc, quod sit felix, quod faustum, extrema propinquat Hora mihi, finemque viae vitaeque caducae Sentio. Nunc lethum constanti robore fultus Opperiar, curis lassus fractusque labore Hospitio excedam fragili, gaudensque relinquam Pauperis hoc tugurî vestitum gramine culmen. Nunc Patriae fines et dulcia cominus arva Intueor. Salvete, sacri cum limine postes! Hi nostri abscessus expectatique Triumphi. Ultimus hic congressus erit, quo cautior hostis Eludam insidias meditataque vincula fallam. Iam mihi libertas dabitur, iam missio cedet Emerito, navis portus mea tangit apertos. Nunc nova me coelo venientem Aurora salutat, á7rñ Iustitiae solem quae non procul arguit esse. Gaude, Anima ô mea, sed iam non mea, tradita Christo, Sanguineo cuius perfusa cruore rubescis. Laetare in Domino, nova gaudia concipe mente! Egredere è Sodoma neque retro lumina torque! Littus adi atque animosa vado te crede sonanti! Alveus hic rubri maris est calcandus, ut intres Promissam in patriam, sedes ubi fata quietas Ostendent terramque et lacte et melle fluentem. Tu coelo nata es coeloque redempta. Flagrantes Coelo tolle oculos, onerosaque pondera carnis Abiice! Thariades gremium tibi pandit amicum. Desuper en coelum magno se pandit hiatu, Aeternasque domos reserat. Nunc auspice Christo,

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Mit diesem Gebet stehe ich jeden Tag von meinem Bett auf, damit mein Geist unter der Führung Gottes den Tod mit Heiterkeit erwartet. Welt, unreine Welt, lebe wohl! Schon erfaßt mich Ekel. Wann wird jener Tag sein, an dem ich dich und die Deinen verlasse? An dem ich, deinen Krach und Lärm, deinen Zorn und deine Drohungen für gleichgültig erachtend, in das bereitete Gemach eintreten, die Türen schließen und gefahrlos ruhen kann? Ich habe den Tag vor Augen und erkenne ihn. Als ersehnter und willkommener Glückstag wirst du zu mir kommen. Verzögere nicht dein freundliches Erscheinen! Ich habe alles längst überdacht, habe alles geregelt und zuvor schon im Geiste alles mit mir ins Reine gebracht. Es gibt keinen Aufschub. Ich werde meine Glieder auf mein letztes Ruhelager betten, unbesorgt um den bevorstehenden Tod, und die Hände betend zum Himmel gestreckt, werde ich Folgendes sagen: »Jetzt (es bringe mir Glück und Segen!) naht mir die letzte Stunde, und ich fühle das Ende des Weges und des vergänglichen Lebens. Jetzt will ich, auf eine unerschütterliche Kraft gestützt, den Tod erwarten, von Sorgen ermattet und entkräftet von Arbeit, die zerbrechliche Herberge verlassen und mit Freuden diesem strohgedeckten First der ärmlichen Hütte den Rükken kehren. Jetzt erblicke ich das Gebiet des Vaterlandes und in nächster Nähe seine lieblichen Gefilde. Sei gegrüßt, heilige Tür, mitsamt der Schwelle! Dies ist mein Weggang, dies mein erwarteter Triumph. Dies wird der letzte Kampf sein, in dem ich, gut gesichert, des Feindes Heimtükke vereiteln und seine vorbereiteten Fesseln unwirksam machen werde. Nun wird mir die Freiheit gegeben, nun der Ausgediente verabschiedet werden. Mein Schiff fährt in den offenen Hafen ein. Jetzt begrüßt vom Himmel her meine Ankunft eine neue Morgenröte, die deutlich kundtut, daß die Sonne der Gerechtigkeit nicht fern ist. Freue dich, o meine Seele! Doch bist du nicht mehr die meine, sondern Christus anheimgegeben, von dessen Blut du überströmt und rot gefärbt bist. Sei fröhlich im Herrn, empfinde neue Freuden! Geh aus Sodom heraus und wende die Augen nicht zurück! Geh ans Gestade und vertraue dich beherzt den rauschenden Wassern an! Du mußt hier den Graben des Roten Meeres beschreiten, um in das verheißene Vaterland zu gelangen, wo die göttliche Schickung dir stille Wohnsitze und ein von Milch und Honig fließendes Land zeigen wird. Du bist vom Himmel geboren, vom Himmel losgekauft. Erhebe flammende Blicke zum Himmel und wirf das lastende Gewicht des Fleisches ab! Der Sohn Tharahs öffnet dir seinen freundlichen Schoß. Von oben her, siehe, öffnet sich der Himmel sperrangelweit und gibt die Häuser der Ewigkeit frei. Unter der Leitung Christi, mit dem du gewa-

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Cum quo lota sacri purgata es Fluminis undâ, Sideris in numerum et coelo succede patenti. Difficilis si tardat agon, si finis amarus, Perfer et obdura! Momentum restat agenti, Speque Deus citius te vinclis eximet illis. Debita maturè praestat sua solvere, pensum Conficere, infecti quàm ferre diutius aevi Invidiam tristesque minas fastumque superbum. Non letho occumbes, sed victrix mortis adibis Viva Deum, laudesque eius narrabis et actus. á7vñ Vos verò, ô fragiles perituri corporis artus, Mole graves Animae, quae vos mandante Iehova Prima tulit tellus, eadem compage solutâ Accipiet reduces. Primaevam exquirite matrem! Tollere, Corpus iners, gelidique cubile sepulcri Ingredere, ut ius est, levis indignatio donec Transeat. Haec squallens fragilis corruptio massae Absterget commune malum. Committeris arvo Flebiliter, sed tempus erit, cum clarius auras Aspicies faciemque Dei sine fine videbis. Qui de carne tua carnem sibi sumpsit, ab osse Ossa tuo, qui membra sibi tua glutinat arctè, Eliciet te rursus humo, licet omne per auras Dispersum nullâ videaris sede morari. Qui vermescentem putribus revocavit ab urnis Lazaron, is vivum ac vegetum te proferet orbi. Tormina si miseros invadunt acriter artus, Aequo animo tolera! Iam laeta Redemptio praestò est. Interea, Mors dira, manu tua spicula iacta! Solve, quod, ut solvi posset, natura creavit. Non mihi pestis eris, sed ab atra peste levamen. Claudam oculos in morte libens, ut perfruar olim Luminis usura coelestis et aethera cernam. Tu modò, Nate Dei, vitaeque necisque creator, á8rñ Si, qua parte mihi dignatus adesse, tulisti Suppetias, nunc mitis ades, nunc porrige dextram, Nunc vultus ostende tuos! Fiducia solum Te rebus petit accisis. Angustior exit Spiritus et voces sitibundo denegat ori. Rex meus, ô, Fraterque meus, qui pendulus altâ In cruce difficiles obitus expertus es ipse, Ne qua mihi Inferni morituro damna nocerent, Affer opem, tua verba meo nunc insere cordi,

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schen und gereinigt worden bist durch das Wasser des heiligen Flusses, steige jetzt hinauf zu den Gestirnen und zum offenen Himmel. Wenn der [Todes-]Kampf schwer ist und eine Verzögerung bewirkt, wenn dein Ende bitter ist, halte durch und sei hart! [Dein] Sachwalter braucht nur noch einen Augenblick, und schneller als erhofft wird Gott dich aus jenen Fesseln erlösen. Es ist besser, vor der Zeit seine Schuld abzutragen und sein Lebenswerk zu vollenden, als länger noch die Mißgunst, die üblen Drohungen und die überhebliche Verachtung einer verderbten Zeitlichkeit zu ertragen. Du wirst nicht dem Tode verfallen, sondern als Siegerin über den Tod lebendig vor Gott treten und von seinem Ruhm und seinen Taten künden. Euch aber, o ihr hinfälligen Glieder des dem Untergang geweihten Leibes, mit eurer Schwere eine Last der Seele, wird dasselbe Erdreich des Anfangs, das euch auf Geheiß Gottes hervorgebracht hat, nach der Auflösung des Organismus als Heimkehrer empfangen. Begebt euch zu eurer Mutter der ersten Zeit! Mach dich auf, du nutzloser Leib, und tritt ein in das Schlafgemach des kalten Grabes, wie es Vorschrift ist, bis der leichte Zorn vorübergeht. Dieser schmutzige Verfall einer vergänglichen Masse wird die allen gemeinsame Drangsal hinwegnehmen. Du wirst der Erde unter Tränen übergeben, doch die Zeit wird kommen, wo du in großer Klarheit den Himmel erblicken und das Angesicht Gottes ohne Ende sehen wirst. Derjenige, der sich Fleisch von deinem Fleisch, Gebein von deinem Gebein erwählt, der deine Glieder eng mit sich verleimt, wird dich wieder aus dem Erdreich herausholen, auch wenn du, gänzlich in die Lüfte verstreut, dich an keinem Orte zu befinden scheinst. Derjenige, der dem schon zur Beute der Würmer gewordenen Lazarus aus der Fäulnis des Grabes zurückgerufen hat, wird dich frisch und lebendig ans Licht der Welt bringen. Sollte heftiger Schmerz deine armen Glieder befallen, so ertrage ihn mit Gleichmut! Die freudenbringende Erlösung ist schon ganz nah. Unterdessen, grausiger Tod, verschieße deine Pfeile! Löse, was die Natur als löslich erschaffen hat! Du wirst mir keine Pest sein, sondern ein Linderungsmittel gegen die unheilvolle Pest. Gern werde ich die Augen im Tode schließen, um mich einst am Genuß des himmlischen Lichts zu erlaben und die heitere Höhe zu schauen. Du, Sohn Gottes, Schöpfer von Leben und Tod, wenn du mir Hilfe gebracht hast damit, daß du mich deiner Anwesenheit gewürdigt hast, sei jetzt mit deiner Sanftmut zur Stelle, strecke jetzt deine Rechte aus, zeige jetzt dein Antlitz! Nachdem meine Sache verloren ist, verlangt feste Zuversicht allein nach dir. Der Atem geht kurz und verweigert dem dürstenden Mund die Stimme. Mein König, o mein Bruder, der du, am hohen Kreuze hängend, selbst einen schweren Tod erlitten hast, damit mir, wenn ich sterbe, keine Strafen der Hölle ein Leid zufügen, bringe Hilfe, säe jetzt deine Worte meinem Herzen ein, damit der Glaube nicht erschüttert wird und ins

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Ne titubet concussa fides. Anima aegra per auras Avolet et Tempe Paradisi visat amoeni. Inveniar placuisse Deo, quem carmine iugi Vivorum in regione canam. Certamen anhelum Confeci cursusque meos. Nunc serta prehendam. Eia age, pande tuos rictus, balaena, madentem Expue nunc Ionam! Vale, onus mortale! Recepit Me Patria, ô coeli praelustris Regia, salve! Hic mihi certa Domus nullis obnoxia damnis. Hic mihi vera Salus nulli subiecta ruinae.«

D. Geistliche Gedichte

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Wanken gerät. Meine beklommene Seele fliege durch die Lüfte davon und besuche das Tal Tempe des lieblichen Paradieses. Möge Gott an mir Gefallen gefunden haben, den ich im Gefilde der Lebendigen mit einem nie endenden Gesang preisen will. Ich habe meinen keuchenden Kampf und meinen Lauf vollendet. Nun werde ich den Kranz erlangen. Wohlan denn, auf nun, Walfisch, öffne deinen Rachen und speie jetzt den triefenden Jonas aus! Lebe wohl, sterbliche Last! Das Vaterland hat mich aufgenommen, o, herrlicher Königspalast des Himmels, sei gegrüßt! Hier habe ich eine sichere Wohnung, die keinen Schäden ausgesetzt ist. Hier ist mein wahres Heil, das keinem Verfall unterworfen ist.«

II. MEMORIAE MARTINI LUTHERI, Prophetae Germanici, viri incomparabilis. –––––––––––––– II. ZUM GEDENKEN AN MARTIN LUTHER, den deutschen Propheten und unvergleichlichen Mann.

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NOBILISSIMO ET PRAESTANTISSIMO VIRO, DN. GEBHARDO A MEINDORF, DN. ANDREAE, Pientissimi et sapientissimi Herois, FILIO, DN. CONRADI, Fortissimi bellatoris, NEPOTI, Litterarum et litteratorum Patrono benignissimo, D D. Henricus Meibomius. áA2rñ

1. Parodia ad Oden XV. libri IV. Horatii Flacci: LUTHERI LAUDES. Phoebus volentem grandia me loqui, Regumque stirpes, admonuit, lyra, Ne ponderi cervicem iniquo Subiicerem. Tua, sancte, virtus, 5

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LUTHERE, abusus sustulit impios Et verba summi restituit Iovae, Purgata larvarum malignis Sordibus, et vacuos pudore Cultus Maosim pressit, et obiicem Firmum impianti cuncta libidini Impegit, excussitque labem, Et veteres renovavit aras, Per quas Iehovae gloria et integri Crevere coetus, purior et fides Invecta delubris ab ortu Solis ad Hesperium cubile.

II. Memoriae Martini Lutheri

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DEM HOCHEDLEN UND HERAUSRAGENDEN HERRN GEBHARD VON MEINDORF, SOHN DES HERRN ANDREAS VON MEINDORF, des rechtschaffensten und weisesten Helden, ENKEL DES HERRN KONRAD VON MEINDORF, des tapfersten Kriegsmannes, dem gütigsten Schutzherrn der Gelehrsamkeit und der Gelehrten, widmet diese Schrift Heinrich Meibom.

1. Parodie auf die 15. Ode des 4. Buches der Oden von Horatius Flaccus: LOB LUTHERS. Als ich von erhabenen Dingen singen wollte und von Königsgeschlechtern, da ermahnte mich Phoebus auf seiner Leier, daß ich meinem Nacken keine unmäßig große Last aufbürden solle. Deine Stärke, heiliger

Luther, hat gottlose Mißbräuche beseitigt und die Worte des höchsten Gottes wiederhergestellt, gereinigt von dem schlimmen Dreck böser Geister, und er hat die schamlosen

Bräuche der [Papst-]Kirchen unterdrückt, hat der alles befleckenden Wollust einen festen Riegel vorgeschoben, Schimpf und Schande vertrieben und die alten Altäre wiederhergestellt,

durch die der Ruhm des Herrgotts und die unverdorbenen Gemeinden gewachsen sind, und es wurde ein reinerer Glaube eingeführt in den Kirchen vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem abendländischen Schlafgemach.

D. Geistliche Gedichte

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Sarto LUTHERI deposito, Scholas Non inquinabit degener haeresis, Non schisma, quod committit aulas Et socias inimicat urbes. áA2vñ Non qui Dagonem Romuleum colunt, Sincera stinguent dogmata, non Iber, Non Moscus immanesve Turcae, Non Satanae rabies furentis.

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Nosque et profestis lucibus et sacris, Coelestis inter laudis adoreas, Cum liberis castisque nuptis, Rite prius scelere expiati, Stratum potentis voce DEI Papam Tonsosque ventres et Lemurum gregem Damnabimus nec gloriosi Immemores erimus LUTHERI.

2. Melos de Martino Luthero, tertio Elia. Frontem LUTHERI vindicis arduam Et fulminanteis intrepidè manus Orisque facundi beatum Nectar, et ambrosios lepores 5

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Non flava tantùm Tuisconis horridi Pubes et Arcto sub Boreëtide Quaecunque gens Rheni fluenta Aut gelidas bibit Albis undas áA3rñ Mirata multis obstupuit modis: Acres Britanni, Sarmata discolor, Hispanus ardens, Celta mollis, Pannonici Geta potor Istri Et qui feraces Italiae colunt Felicis agros, flexanimam sacri Vocem Prophetae detonantis Auribus attonitis biberunt.

II. Memoriae Martini Lutheri

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Nachdem Luthers Reformwerk unter Dach und Fach ist, wird keine abartige Ketzerei die Schulen verunreinigen und kein Schisma, das die Höfe aufeinanderhetzt und verbündete Städte entzweit.

Die unverdorbenen Lehren werden nicht ausgelöscht werden von denen, die den römischen Dagon verehren, nicht vom Spanier, nicht vom Russen oder von den entsetzlichen Türken, nicht von dem Wüten des rasenden Satan. Wir aber werden an Werktagen wie an Feiertagen, inmitten von Preis und Ruhm der Herrlichkeit des Himmels, zusammen mit den Kindern und den keuschen Ehefrauen, auf rechte Art zuvor von der Sünde gereinigt,

den durch die Stimme des mächtigen Gottes niedergestreckten Papst, die geschorenen Diener des Bauches und die Rotte der Nachtgeister verdammen und gern des ruhmreichen Luther gedenken.

2. Lied von Martin Luther, dem dritten Elias. Die hohe Stirn des Befreiers Luther, seine unerschrocken Blitze schleudernden Hände, den reichen Nektar und die ambrosische Anmut seines beredten Mundes

haben nicht nur den blonden Stamm des rauhen Tuisco und jedwedes Volk, das unter dem Bären des Nordens die Ströme des Rheins und die eisigen Wogen der Elbe trinkt,

in vielfältige Verwunderung und Erstaunen versetzt: [auch] die grimmigen Britannier, der buntfarbige Sarmate, der heiße Spanier, der weichliche Kelte, der Gete, der aus der pannonischen Donau trinkt,

und die, welche die fruchtbaren Äcker des glücklichen Italien bebauen, haben die zu Herzen gehende Rede des heiligen donnernden Propheten mit begeisterten Ohren eingesogen.

D. Geistliche Gedichte

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Ille ipse sedis Curio Romulae (Quondam verendum terrigenis caput, Dum coeca nostris imperabant Nubila) Teutonici lacertos Roburque Eliae territus horruit; Multaque regni parte minor sui, Ad arma formidata quondam Brutaque fulmina decucurrit.

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Nil purpurati profuit ordinis Antiqua virtus: saevior Africi Stridente flabro cuncta rupit Vivida vis animusque magni Ingens LUTHERI. Caesaris impetum Depraeliantis quid referam? Tulit Infractus illum, nec minantes Cominus extimuit tetrarchas, Senile donec composuit levi Corpus sepulchro serior omnibus, Quos sensit hostes. Nunc quiescit In gremio patris Abrahami: Mundi sed omnes permeat angulos Secura lethi fama, nec Italo Virtus LUTHERI parcit hosti Vindicias iterare felix. áA3vñ

3. Ex libro primo Heroum Saxonicorum Henrici Meibomii: De Martino Luthero.

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Alter eram Samson, Alcides alter: utrique Par animo et factis, funere dissimilis. Tarpeium stravi calamo, non ense, Leonem; Materiam laudi praebuit ille meae. Acrior orta mihi semel in certamina misso Pugna dedit nobis commoda, damna Papae. Victor ad extremum quassavi fana Dagonis: Ex illo est pietas integra, Roma minor.

II. Memoriae Martini Lutheri

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Sogar jener berühmte Vorsteher des römischen Stuhls (einstmals für die Erdenkinder ein ehrwürdiges Haupt, solange finsteres Gewölk unser Land beherrschte) erschrak und entsetzte sich vor dem starken Arm

und der Kraft des deuschen Elias. Und obwohl von geringerer Macht als ein großer Teil seines Reiches, eilte er zu seinen einst gefürchteten Waffen und zu seinen vernunftlosen Blitzen.

Nichts nutzte die alte Stärke der in Purpur gewandeten Kaste. Ungestümer als das brausende Wehen des afrikanischen Sturms zerbrach alles die lebensvolle Kraft und der gewaltige Zorn

des großen Luther. Was soll ich den Angriff des mit Macht ankämpfenden Kaisers erwähnen? Er ertrug ihn ungebeugt, und er fürchtete nicht Regenten, die ihn von Angesicht zu Angesicht bedrohten,

bis er seinen bejahrten Leib in sein nicht drückendes Grab niederlegte, später als alle, deren Feindschaft er erfahren hatte. Nun ruht er im Schoße des Vaters Abraham.

Doch sein Ruhm durchwandert unsterblich alle Winkel der Welt, und die Kraft Luthers schont nicht den italienischen Feind, erfolgreich darin, einen Rechtsanspruch wiederholt zu erheben.

3. Aus dem ersten Buch der ›Sächsischen Helden‹ von Heinrich Meibom: Martin Luther. Ich war ein zweiter Samson, ein zweiter Herkules: beiden gleich an Mut und Taten, unähnlich aber im Tode. Mit dem Schreibstift, nicht mit dem Schwert habe ich den tarpejischen Löwen niedergestreckt; dieser bot mir den Stoff zu meinem Ruhm. Der ziemlich hitzige Kampf, der sich ergab, als ich einmal ins Gefecht geschickt wurde, brachte mir Vorteile, Schäden für den Papst. Siegreich zerschlug ich am Ende die heidnischen Tempel Dagons. Aufgrund dessen ist die Frömmigkeit ungeschmälert, Rom dagegen verkürzt.

D. Geistliche Gedichte

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4. In effigiem Martini Lutheri. Cento ex Virgilio.

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Sic oculos, sic ille manus, sic ora ferebat Interpres Divûm: fama super aethera notus. Unus qui nobis, dum fata Deusque sinebant, Mille nocendi artes inconcessosque hymenaeos Impressumque nefas et non tolerabile numen Regis Romani, cum semiviro comitatu, áA4rñ Nudavit, coecumque domus scelus omne retexit. Illum non fasces populi, non purpura regum Flexit et infidos agitans discordia cives. Aetnaeos fratres, coelo capita alta ferenteis, Nil mortale sonans, victor dare terga coëgit. Multaquae praeterea, per tot discrimina rerum, Eripuit nobis variarum monstra ferarum. Salve, sancte parens! Postquam te fata tulerunt, Iustitia excedens terris vestigia torsit, Et scissa gaudens vadit discordia palla.

Aen. 3,490 Aen. 4,378 / Aen. 1,379 Aen. 6,846 / Aen. 4,651 Aen. 7,338 / Aen. 1,651 Aen. 10,497 / Aen. 5,768 Aen. 6,810 / Aen. 4,215 Aen. 1,356 Geo. 2,495 Geo. 2,496 / Ecl. 1,71 Aen. 3,678 Aen. 6,50 / Geo. 4,85 Aen. 6,285 / Aen. 1,204 Aen. 6,342 /Aen. 6,285 Aen. 5,80 / Ecl. 5,34 Geo. 2,474 / Aen. 3,669 Aen. 8,702

5. In diem emortualem Divi Lutheri Elegidion.

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Annua lux rediit, qua te, divine Luthere, Emeritum in coelos mors inopina tulit, Qua CONCORDIA, qua CONSTANTIA ab orbe fugata est Et violens sacra mansit in aede furor. Infelix fuit illa dies, quae prima malorum Caussa, secuturae et cladis origo fuit. Tu decus orbis eras. Te nulla superstite nobis Haeresis aut error permetuendus erat. Tu Monachos ipsumque Papam lemurumque cohortes Stravisti calami fulmine vique tui. áA4vñ Quae sibi perdomitum pridem subiecerat orbem, Expugnata armis est Synagoga tuis. Pestis eras vivus, moriens mors atra Bahalis. Qui negat id, cassum lumine pectus habet. Cuncta revelasti damnati opprobria scorti; Vindice te poenas suppliciumque tulit. Nullaque iam restat sceleratae eversio Romae, Advena nec Latias hauriet ignis opes.

II. Memoriae Martini Lutheri

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4. Auf das Bildnis Luthers. Cento nach Vergil. So waren die Augen, so die Hände, so der Mund des Deuters der göttlichen Mächte. Sein Name ist im Himmel bekannt. Er hat uns als einziger, solange das Schicksal und Gott es erlaubten, die tausenderlei Kunstgriffe, Unheil zu stiften, die unerlaubten Ehen, den ausgeprägten Greuel und die unerträgliche gottähnliche Macht des römischen Königs, mitsamt seinem Gefolge von halben Männern, enthüllt und das ganze finstere Verbrechen seines Hauses aufgedeckt. Ihn beugten nicht die Rutenbündel des Volkes, nicht der Purpur der Könige und nicht die Zwietracht, die treulose Bürger antreibt. Siegreich zwang er die Brüder vom Ätna, die ihre Häupter hoch zum Himel reckten, mit einer Rede, die nichts Sterbliches enthielt, die Flucht zu ergreifen. Außerdem hielt er fern von uns, unter so vielen Gefahren, viele ungeheuerliche Ausgeburten unterschiedlicher wilder Tiere. Heil dir, ehrwürdiger Vater! Nachdem das Schicksal dich uns entrissen hatte, wendete die Gerechtigkeit ihre Schritte und verließ die Erde. Und frohgemut schreitet im zerrissenen Mantel die Zwietracht einher.

5. Kleine Elegie auf den Sterbetag des göttlichen Luther. Der Tag des Jahres ist herangekommen, an dem dich, göttlicher Luther, als du alt und verbraucht warst, ein unvermuteter Tod in den Himmel trug. Durch ihn ist die EINTRACHT, durch ihn die BESTÄNDIGKEIT aus der Welt vertrieben worden, und gewaltsames Wüten hat sich in der heiligen Kirche festgesetzt. Es war jener unselige Tag, der die erste Ursache der Übelstände und der Ursprung des Unheils war, das sich anschließen sollte. Du warst die Zierde der Welt. Solange du lebtest, hatten wir keine Ketzerei, keine Verirrung sonderlich zu fürchten. Du hast die Mönche, den Papst selbst und die Rotten der Nachtgeister mit dem Blitz und der Gewalt deines Schreibrohrs niedergestreckt. Die Bande, die ehemals den Weltkreis gänzlich bezwungen und ihn sich unterworfen hatte, wurde mit deinen Waffen besiegt. Lebend warst du die Pest, sterbend der finstere Tod Baals. Wer dies leugnet, dessen Herz ist des Lichtes beraubt. Alle Schandtaten der verdammten Hure hast du aufgedeckt; dank deiner rächenden Tat hat sie ihre Todesstrafe erhalten. Keine Zerstörung des verbrecherischen Roms steht jetzt noch an, und kein fremdländischer Feuerbrand wird den Reichtum

D. Geistliche Gedichte

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Cumque parente suo Capitolia prisca tenebit Tybridis ad gelidas Itala Bacchis aquas, Degener extremos donec ruat orbis in ignes, Induat et priscum machina tota chaos. Desinite horrendos fatui praedicere casus Somniaque invito gignere cassa Deo. Occidit immani Babylon postrema ruina, Quae neque par, nedum maior, in orbe fuit. Si quid ei restat nostro indelebile seclo, Exuret piceis flammeus Orcus aquis.

FINIS.

II. Memoriae Martini Lutheri

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Latiums verzehren. Zusammen mit ihrem Vater wird die italienische Bacchis das alte Kapitol an den eisigen Wassern des Tibers besetzt halten, bis der entartete Erdkreis im Feuer des Jüngsten Tages zusammenstürzen und der ganze Weltenbau in die frühere Leere und Finsternis zurückfallen wird. Laßt ab, ihr Narren, schreckliche Ereignisse vorauszusagen und gegen den Willen Gottes eitle Phantastereien in die Welt zu setzen! Das letzte Babylon geht in ungeheurer Zerstörung unter; eine gleichartige, geschweige denn eine größere hat es auf der Welt nicht gegeben. Falls ihm etwas übrig bleibt, das für unser Zeitalter nicht zerstörbar ist, wird die flammende Hölle es in einem See von Pech verbrennen.

ENDE.

III. LABORES CHRISTI. –––––––––––––– III. DIE TATEN CHRISTI.

D. Geistliche Gedichte

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IDYLLION AD CLARISSIMUM VIRUM DN. M. HENRICUM MEIBOMIUM P. L. et Historiarum in Academiâ Iuliâ Professorem dignissimum, Dominum suum et amicum colendum.

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ARBOR ab herbicomo nomen fert nobile MAIO. Haec in Parnasso sustulit alta caput, Et gemat avulsae virides ne frondis honores, Laureus est ramis, Caesare dante, viror. Socratis huic arbos similis fuit. Illa sub umbris Discipulos fovit, cùm Canis ussit humum. Haec tamen haud umbras tantùm, sed habere suarum Virtutum fructus semper opima sinit. Suavibus è foliis gratos emittit odores, Praebet et alituum castra sonora choris. Semper avis sub fronde latens pia carmina fingit, Et novat inflexi gutturis arte melos. Hospita Cecropiis avibus sua stemmata fecit, Totaque Pierio melle repleta fuit. Crabrones ramis corvosque virentibus arcet; Pascit aves foliis, nectare pascit apes. Hac utinam possit meus esse sub arbore cygnus! O mihi si fructus offerat illa suos! Cùm sit in argutas volucres tàm prodiga frondis Ac in apes mellis, nostra fugetur avis? Sis in aves et apes foliisque favisque benigna, Stabis in aeternos fronde virente dies. Ioannes Hoffmannus Husanus, Poëta, Ludi SaraePontani collega fáecitñ. áB2rñ

1. Annunciatio Mariae.

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A superis legatus adest. Surge, optima virgo, Nunciaque aeterni percipe verba DEI! Quid partus mirare novos? quid nomina matris? Nota priùs patribus res fuit ista tuis. Sic placuit Iovae. Tu, tanto illustris honore, Iudicio felix posteritatis eris.

III. Labores Christi

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IDYLLION FÜR DEN HOCHANSEHNLICHEN HERRN HEINRICH MEIBOM, gekrönten Dichter und würdigsten Professor der Geschichte an der Julius-Universität, seinen verehrungswürdigen Herrn und Freund. Der BAUM hat seinen edlen Namen von dem grünbeschopften MAI. Dieser Baum hat, hochgewachsen, im Parnaß sein Haupt erhoben, und damit er nicht klagt über den Verlust der grünen Pracht seines Laubes, ist das Grün an seinen Zweigen, dank der Gabe des Kaisers, das des Lorbeers. Sokrates hatte einen Baum, der diesem ähnlich war. Jener Baum erquickte mit seinem Schatten die Schüler, wenn der Hundsstern das Erdreich ausdörrte. Dieser aber läßt es zu, daß man nicht nur Schatten [von ihm] hat, sondern stets auch eine Ausbeute der Frucht seiner Tugenden. Er läßt seinen lieblichen Blättern angenehme Düfte entströmen und bietet den Scharen der Vögel ein klangreiches Lager. Stets ersinnt ein Vogel, unter dem Laub verborgen, zärtliche Lieder und formt einen neuen Gesang mit der Kunst seiner gekrümmten Kehle. Gastfreundlich hat er den athenischen Vögeln seine Kränze bereitet, und er war gänzlich erfüllt vom Honig der Musen. Hornissen und Raben hält er von seinen grünenden Zweigen fern. Er nährt mit Blättern die Vögel, mit Nektar nährt er die Bienen. Wenn doch mein Schwan unter diesem Baum sein könnte! O, wenn er mir seine Früchte darböte! Da er doch gegen die zwitschernden Vögel so verschwenderisch ist mit Laub und gegen die Bienen mit Honig, sollte da mein Vogel verjagt werden? Sei gütig gegen Vögel und Bienen mit Blättern und Honig – du wirst in Ewigkeit alle Tage in grünendem Laub stehen! Verfaßt von Johannes Hoffmann aus Neuhausen, Dichter, Kollege an der Schule von Saarbrücken.

1. Die Verkündigung Mariens. Der Gesandte des Himmels ist da. Steh auf, beste Jungfrau, und vernimm die Botschaft des ewigen Gottes! Weshalb wunderst du dich über eine neuartige Geburt? Weshalb über den Namen einer Mutter? Deinen Vorvätern war diese Sache längst schon bekannt. So hat es dem Herrn gefallen. Berühmt durch eine so große Ehre, wirst du im Urteil der Nachwelt gesegnet sein.

D. Geistliche Gedichte

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2. Nativitas Christi.

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Nascitur hîc regum rex maximus. Aspice lectum Stragulaque et lacerae pendula tecta domus! Nulla hîc gemma nitet, nullum aurum, serica nulla: Omnia sunt foeno sordida, plena fimo. Discite, mortales, quid vana superbia mundi Ante Deum, quid sit splendor opesque: nihil.

3. Circumcisio.

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Non abolere cupit, sed vult implere, quod olim Sanciit aeterni vox veneranda patris. Ergo infans rigido subdit praeputia cultro Et sacram innocuo sanguine tingit humum. Primitiae hae tantum gustusque doloris acerbi. Postera quem gignent saecula, maior erit. áB2vñ

4. Epiphania.

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Quem cognata domi gens negligit, ecce remoto Fatidici invisunt ex Oriente Magi. Stella viam monstrat. Dux gentibus illa, negatas Hactenus ut deinceps experiantur opes. Infelix Iudaea, quid hîc improvida stertis? Vilis ut hospes erat, mox tuus hostis erit.

5. Christus duodecim annorum.

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Quid tibi fabriles putor amandatus ad artes, O genitrix? Maior credita cura mihi. Obscurata iacent coelestis verba parentis, Error et in sacrâ plurimus aede furit. Expurgabo nefas et lapsa in pristina vertam: Principium hîc tanti cernitis officii.

III. Labores Christi

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2. Die Geburt Christi. Hier wird der größte König der Könige geboren! Betrachte das Bett, seine Decken und das herunterhängende Dach des baufälligen Hauses! Hier glänzt kein Edelstein, kein Gold, keine Seide. Alles ist unsauber vom Heu, voll von Mist. Erfahrt, Sterbliche, was die eitle Hoffart, was der Glanz und der Reichtum der Welt vor Gott sind: ein Nichts!

3. Die Beschneidung. Er begehrt nicht abzuschaffen, sondern will erfüllen das, was einst das verehrungswürdige Wort des Vaters unverbrüchlich verbürgt hat. Also gibt der Säugling seine Vorhaut dem harten Messer preis und benetzt die heilige Erde mit seinem unschuldigen Blut. Dies ist nur das Vorspiel und der Vorgeschmack eines scharfen Schmerzes. Der, den eine spätere Generation erzeugen wird, wird stärker sein.

4. Epiphanie. Siehe, ihn, den seine Stammesverwandten zu Hause keiner Beachtung für wert halten, besuchen die weissagenden Magier aus dem fernen Morgenland! Der Stern weist den Weg. Er ist den Heiden ein Führer, damit sie späterhin den [ihnen] bis dahin versagten Reichtum kennenlernen. Unseliges Judäa, warum schnarchst du hier sorglos? Wie er ein verachteter Gast war, wird er alsbald dein Feind sein.

5. Christus als Zwölfjähriger. Warum glaubst du, daß ich losgeschickt worden sei, um Handwerkskünste zu treiben, o Mutter? Eine größere Aufgabe wurde mir anvertraut! Unbeachtet liegen im Dunkel die Worte des himmlischen Vaters, und im heiligen Tempel herrscht die Raserei zahlloser Irrlehren. Ich werde den Frevel auskehren und, was verfallen ist, in seinen früheren Zustand zurückführen. Hier seht ihr den Anfang der großen Aufgabe.

D. Geistliche Gedichte

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6. Nuptiae Canenses.

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Quod pater instituit, cohonestat munere Natus. Hinc sua coniugio gloria, splendor, honos. Fidite, si qui illo viventes ordine, curas, Et gravis aerumnae flebile fertis onus. Christus adest Sponsis, et adest cum munere. Tantum hîc Nemo illi tempus ponat opisque modum. áB3rñ

7. Baptismus Christi.

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Hic se Trina Monas expressâ in imagine sistit. Discite, mortales, noscere ritè Deum! Vox Patris auditur, se Filius abluit amni, Huic sacer amborum Spiritus ardor adest. Hoc duce vita Deo, venit hoc baptismate coelum. Extra hoc atque illum vivere nemo potest.

8. De quinque panibus et duobus piscibus.

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Postquam animi curata fames, sua pabula corpus Accipit. Id curae semper utrumque Deo. Sit prior auditus verbi, mox copia rerum Adfluet et dulci plena canistra cibo. Tollite, si qua iacent, vitae quibus indiget usus! Non minimum pietas cauta perire sinit.

9. Lazarus redivivus.

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Depositum Mors redde vorax: nil iuris habebis. Fas sepelire tibi, perdere membra nefas. Ecce putrescentes attollit Lazarus artus, Carceris et rumpit vincula dura tui. Tempus erit, tumulata solo cùm corpora surgent Vitaque comminuet vivida mortis opus. áB3vñ

III. Labores Christi

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6. Die Hochzeit von Kana. Was der Vater eingesetzt hat, verherrlicht der Sohn mit seiner Gabe. Daher bezieht die Ehe ihren Ruhm, Glanz und Ehre. Falls ihr etwa in diesem Stande lebt und Sorgen und die jammervolle Last schlimmer Drangsal zu tragen habt, habet Vertrauen! Christus steht den Eheleuten zur Seite und ist mit seiner Gabe zur Stelle. Nur kann ihm hierbei niemand die Zeit und die Art der Hilfe vorschreiben.

7. Die Taufe Christi. Hier tritt die Dreieinigkeit in Erscheinung, in einem ausdrucksvollen Bild. Lernt, Sterbliche, Gott recht zu erkennen! Man hört die Stimme des Vaters, der Sohn wird getauft im Fluß. Diesem steht der Heilige Geist als beider Liebesglut zur Seite. Unter dessen Führung kommt von Gott das Leben, mittels der Taufe der Himmel. Außerhalb von diesem und jenem vermag niemand zu leben.

8. Von den fünf Broten und zwei Fischen. Nachdem der Hunger des Geistes gestillt ist, empfängt der Leib seine Nahrung. Beides lag Gott schon immer am Herzen. An erster Stelle stehe das Anhören des Wortes. Alsbald werden große Mengen sich einstellen und Körbe, gefüllt mit süßer Speise. Sollte etwas unbenutzt daliegen, das zum Lebensunterhalt nötig ist, so hebt es auf! Mit Bedacht läßt die Frömmigkeit auch nicht das Geringste umkommen.

9. Die Auferweckung des Lazarus. Gib das Hinterlegte zurück, gefräßiger Tod! Du wirst keinen Rechtsanspruch daran besitzen. Es ist dir erlaubt, die Glieder beizusetzen, nicht aber erlaubt, sie zuschanden zu machen. Siehe, Lazarus hebt seine verwesenden Gelenke empor und zerbricht die harten Fesseln deines Kerkers. Es wird die Zeit kommen, da die beigesetzten Leiber sich aus dem Erdreich erheben werden und das Leben in seiner lebendigen Regsamkeit das Werk des Todes zerschlagen wird.

D. Geistliche Gedichte

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10. Christus in oliveto orans.

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Quid trepidas exspes? divine, quid angeris, heros? Quae premit afflictum sarcina dura caput? »Ecce ego torcular pedibus premo solus et insto. Inde meo vestis tota cruore rubet. Ecce bibo calicem ardentis plenum igne gehennae Et plenum horribili mortis amaricie.«

11. Christus sistitur consistorio.

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Vincla tenent Christum, captivus sistitur Hannae, Nec satis hoc: Caiphae ducitur inde domum. Crimen abest factis. Ne desit, testis iniquus Peierat. Hîc furiis concio mota novis. Ludibrii genus omne adhibent: pulsatur et udis Excipit infandùm livida sputa genis.

12. Christus sistitur Pilato.

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Concilio damnante reus tibi, Romule Ponti, Traditur. Indemnem tu bonus esse cupis. Cur animum mutas? Rex est, quem concio patrum Damnat. Is aeternùm regia sceptra tenet. Si non opprobrii satis aerumnaeque dolentis, Herodi illusum mitte, et amicus eris. áB4rñ

13. Christus flagellatus.

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Lex vetat Ausonium virgis concîdere civem: Hîc Dominum coeli virga cruenta quatit. O scelus, ô nusquam terrarum audita tyrannis! Siccine in immeritum sumere lora decet? Nil agitur, Romane! Flagris et sanguine viso Asperius plebes sanguinolenta fremet.

III. Labores Christi

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10. Christus im Olivenhain, betend. Warum bebst du, verlassen von aller Hoffnung, warum ängstigst du dich, göttlicher Held? Welch harte Bürde bedrückt dein entmutigtes Haupt? »Siehe, ich trete allein die Kelter mit den Füßen und tue dies unablässig; daher ist das Gewand gänzlich rot von meinem Blut. Siehe, ich trinke den Kelch, der gefüllt ist mit dem Feuer der brennenden Hölle und gefüllt mit der entsetzlichen Bitternis des Todes.«

11. Christus wird vor den Rat gebracht. Fesseln schließen Christus ein. Als Gefangener wird er vor Hannas gebracht. Und damit nicht genug: er wird darauf zum Hause des Kaiphas geführt. Seine Taten sind frei von Schuld. Damit es nicht an einer fehle, macht ein unrechter Zeuge eine falsche Aussage. Hierauf verfällt die Ratsversammlung in unerhörte Raserei. Sie wenden jede Art von Verhöhnung an: er wird geschlagen, und – abscheulich! – seine feuchten Wangen werden bespuckt mit grünlichem Auswurf.

12. Christus wird vor Pilatus gebracht. Von der verdammenden Versammlung wird der Angeklagte dir, Römer Pontius, überstellt. Als redlicher Mann willst du, daß ihm kein Leid geschieht. Warum änderst du deine Meinung? Der, den der Rat der Väter verurteilt, ist ein König. Er hält auf ewig das Zepter der Königsherrschaft in Händen. Wenn er noch nicht genug Schmach und Drangsal erlitten haben sollte, so laß deinen Mutwillen an ihm aus und schicke ihn dem Herodes – und du wirst [dessen] Freund sein.

13. Der gegeißelte Christus. Das Gesetz verbietet es, einen römischen Bürger mit Ruten zu zerhauen. Hier zerschlägt eine blutige Rute den Herrn des Himmels. O Verbrechen, o nirgendwo auf der Welt erhörte Tyrannei! Ist es recht, gegen einen Schuldlosen dermaßen die Geißeln zu gebrauchen? Es hilft nichts, Römer! Beim Anblick der Peitschen und des Blutes wird das blutrünstige Volk nur noch brutaler toben.

D. Geistliche Gedichte

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14. Christus coronatus.

5

Efferus adiungit poenae ludibria miles, Purpureâ mutans pallia trita togâ. Tempora rhamnus obit, sceptrum est fluvialis arundo, Et facies pugnis caeditur et colaphis. Ecce: quid hîc homini simile est? Membra omnia tabo Squallida. Quid dicar? Non homo, vermis inops.

15. Christus crucifixus.

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In ligno moritur, qui vitam contulit orbi. In quo iustitiae fons scatet, ille sitit. Ite, animae tristes, et ab illo haurite levamen: Per mala traductus omnia, vestra sciet. Brachia distendit, labra commovet, oscula pronus Amplexumque offert. Dum licet, ite citi! áB4vñ

16. Christi sepultura.

5

Hic coniuratis laceratus ab hostibus agnus Obscuro miserùm conditur in tumulo. Ludibrium mundi, Satanae pila, victima Mortis, Aut nullo aut raro commiserante, fuit. Nunc iacet et parvâ recreat sua membra quiete, Ad Stygis infernas mox abiturus aquas.

17. Christus resurgens.

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Hoc erat in fatis: post tot convicia risusque Et flagra et lentae tormina saeva necis Victor ades rupto inferno Satanâque subacto. Ex hoc vis Mortis languida, legis iners. Quàm benè te domuere suis cruciatibus hostes: Dum miser et stratus crederis, ultor ades!

III. Labores Christi

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14. Der gekrönte Christus. Der verrohte Soldat verbindet mit der Strafe noch seinen Mutwillen und vertauscht das abgenutzte Obergewand [Christi] mit einer purpurnen Toga. Die Schläfen umgibt ein Dornenkranz. Das Zepter ist ein Schilfrohr, und das Antlitz wird mit Fäusten und Backenstreichen geschlagen. Siehe, was ist hier noch einem Menschen ähnlich? Alle Glieder starren von Blut. Wie soll man mich heißen? Nicht einen Menschen, sondern einen ohnmächtigen Wurm!

15. Der gekreuzigte Christus. Am Holze stirbt der, welcher der Welt das Leben gebracht hat. Der, bei dem der Quell der Gerechtigkeit hervorsprudelt, dieser dürstet. Geht, ihr traurigen Seelen, und schöpft aus ihm Linderung! Er, der durch alle Leiden getrieben wurde, wird die eurigen kennen. Er breitet die Arme aus, bewegt die Lippen, bietet freundlich Kuß und Umarmung. Solange es euch verstattet ist, geht rasch!

16. Christi Beisetzung. Hier wird das von seinen verschworenen Feinden hingemetzelte Lamm elendiglich unter einem unbeachteten Grabhügel beigesetzt. Es war das Gespött der Welt, ein Spielball Satans und das Schlachtopfer des Todes, und niemand oder kaum jemand war da, der Mitleid hatte. Jetzt liegt es da und läßt seine Glieder sich erholen in einer kurzen Rast, um alsbald fortzugehen zu den höllischen Wassern des Styx.

17. Der auferstehende Christus. So stand es im Buche des Schicksals: Nach so vielen Beschimpfungen, Verspottungen, Geißelhieben und grausamen Qualen eines langen Sterbens stehst du als Sieger da, nachdem die Hölle zerbrochen und Satan bezwungen ist. Aus diesem Grund ist die Kraft des Todes erschlafft, die des Gesetzes unwirksam. Wie trefflich haben dich die Feinde mit ihren Martern bezähmt! Während man dich für elend und zu Boden geworfen hält, stehst du da als Rächer.

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18. Christus triumphans.

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Bellatum satis: est victoria parta. Triumphum Nunc age et hostilem duc super astra manum. Aligerae sint iuxta acies animaeque piorum: Sic reducem magno convenit esse patri. Omnia ad effectum iam sunt deducta. Per orbem Buccina dehinc verbi personet acta tui.

III. Labores Christi

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18. Der triumphierende Christus. Genug des Kämpfens – der Sieg ist errungen! Halte nun deinen Triumph und schreite über den Sternen an der Spitze der Schar deiner Feinde! In der Nähe sollen sein die geflügelten Heerscharen und die Seelen der Frommen. So gebührt es sich für den, der zu seinem großen Vater zurückkehrt. Alles ist schon zur Vollendung gebracht. Von nun an soll über die ganze Welt hin das Signalhorn deines Wortes in lautem Schall von dem Vollbrachten künden.

IV. FLORES VERNI. Ad FRANCISCUM LANGERUM, Silesium, Iurisconsáultumñ. –––––––––––––– IV. FRÜHLINGSBLUMEN. Gewidmet FRANZ LANGER aus Schlesien, einem Rechtsgelehrten.

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Clarissimo consultissimoque viro, FRANCISCO LANGERO Iáurisñ Uátriusqueñ Dáoctoriñ et amplissimi Senatus Vratislaviensis Scabinographo, amico meo veteri.

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Ver redit atque unâ flores, quos Daedala tellus Ornatu passim versicolore parit. Et mea non etiam se in flores induat Arbos Verna, creatori gratificata suo? Absit, ut ignavo torpescat frigore et expers Florum inopes tantùm suescat amare comas. Accipe proventus horni, LANGERE, maniplum: Cui donum hoc mitti debuit, unus eras. Fortè venustatis minus hîc vernique coloris? Non nego: nectareus sarciet illud odor. Qui geniale fragrans, Epicuri de grege porcis Quàm minimè gratus, tàm tibi suavis erit. Henricus Meibomius Poëta et Historicus in acadáemiañ Iulia. áA2rñ

1. »Regem non habemus nisi Caesarem.« Iohann. 19.

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Hei mihi, quàm vox haec nimium est immanis et atrox! Hîc tua libertas omnis, Hebraee, perit. Iam tibi servitium video dominosque paratos, Sub quibus urbs, templum relligioque cadat. Iam tepido video stagnantes sanguine campos, Classica iam mixtis audio pulsa tubis. Heu, tantine fuit Dominum mutasse priorem? Iuratam toties et temerare fidem?

2. »Pacem meam do vobis.« Iohan. 14. Pace tuos donas, Iesu mitissime, at illi Nil minùs ac pacis saecula tuta vident. En ut sanguinei expediant tormenta tyranni! En ut carnificum sudet anhela cohors!

IV. Flores verni

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An den hochansehnlichen und im Rechtswesen bestens unterrichteten Herrn FRANZ LANGER, Doktor beider Rechte und Schöffenschreiber des ehrwürdigen Rates von Breslau, meinen alten Freund. Der Frühling kehrt zurück und mit ihm die Blumen, die die kunstreiche Erde überall mit buntfarbiger Zier hervorbringt. Und da sollte mein Frühlingsbaum sich nicht in Blüten kleiden, um seinem Schöpfer zu gefallen? Ferne sei es, daß er vor träge machender Kälte erstarrt und, der Blüten entbehrend, sich daran gewöhnt, nur armselige Blätter zu lieben! Empfange, Langer, einen Strauß von der Ernte dieses Jahres. Du warst der einzige, dem diese Gabe geschickt werden mußte. Vielleicht fehlt es hier etwas an Anmut und frühlingshafter Farbenpracht? Ich leugne es nicht – der Wohlgeruch des Nektars wird dafür entschädigen. So zuwider den Schweinen aus der Herde Epikurs dieser festliche Duft auch sein mag, gerade so süß wird er für dich sein. Heinrich Meibom Dichter und Historiker an der Julius-Universität.

1. »Wir haben keinen König als den Kaiser.« Joh. 19,15. O weh, wie über alle Maßen entsetzlich und grauenhaft ist dieser Ausspruch! Hiermit, Hebräer, geht deine ganze Freiheit zugrunde. Ich sehe schon, wie dir Knechtschaft und Herren erstehen, unter denen Stadt, Tempel und Kultus dahinsinken. Ich sehe die Felder schon überschwemmt von lauwarmem Blut, ich höre schon das Schmettern von Kriegstrompeten, untermischt mit dem Tönen von Tuben. Wehe, hat es sich gelohnt, den früheren Herrn zu wechseln und den so oft beschworenen Glauben zu entweihen?

2. »Meinen Frieden gebe ich euch.« Joh. 14,27. Du beschenkst die Deinen mit Frieden, sanftester Jesus, doch diese haben nichts weniger vor Augen als sichere Zeiten des Friedens. Sieh nur, wie blutige Tyrannen Folterungen vollziehen! Sieh nur, wie eine ganze Schar

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Ad vitam quae sunt aliis elementa tributa, Ad poenam servis, cerne, coacta tuis. Quae properata venit, mors hîc est gratia. Tortor Est aliquis, plagis qui nova membra velit. Dasne igitur pacem? Pax est, mitissime Iesu, Vera ea, quam solus, qui tibi credit, habet. áA2vñ Ille nec irati formidat fulmina coeli, Nec Stygias horret tristis et aeger aquas. In mediis requiem cruciatibus invenit, optans Per flagra, per mortem proximus esse tibi. O pacem solidam! ô propriam! Fremat orbis et Orcus: Hac ego me ante homines tutor et ante Deum.

3. Latro conversus studet fratrem convertere.

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Ergo etiam insano frenos laxare furori Dulce tibi? Et vecors stolidae convicia plebis Ingeminare audes? Cum te vicina merentem Fata vocent eademque gravet censura, sed aequae Consona iustitiae. Iam-pridem debita nobis Ista fuit merces, usque huc dilata benigni Numinis arbitrio. Voluit nihil iste nec ausus, Quod violare homines superosve offendere possit. Immò insons patitur plus-quam crudelia, nostras Iussus obire vices: ne, quod nunc corpora vexat, Supplicium Stygios animas devolvat in ignes. Quin age et extemplo veniam deposce! Praeibo Voce tibi et linguâ; quid credam corde, fatebor.

4. Idem secum et ad Christum.

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Et feci et merui non enarranda. Quis Orcus Flagitiis et quae crux satis aequa meis? áA3rñ Supplicii partem quòd possum hîc solvere, quantùm Gaudeo! Si veniat mors duplicata, feram. Pars gravior superest, quam constat saepe remitti. Si minus, aeterna morte luenda venit. Hîc, hîc auxiliis opus est, mitissime Iesu, Nec patitur longam res celeranda moram. Pauca loquar, tibi grata tamen: cùm veneris illuc, Quò properas, nostri sis, pie Christe, memor.

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von Henkern sich atemlos abmüht! Erkenne, daß Gegenstände, die anderen zu ihrem Lebensunterhalt zugeteilt wurden, bei deinen Dienern zur Strafe eingetrieben worden sind! Der Tod, der schnell kommt, ist in diesem Fall eine Gnade. Es gibt stets irgendeinen Folterknecht, der neue Gliedmaßen für seine Schläge haben will. Gibst du also Frieden? Wahrer Friede, sanftester Jesus, ist der, den allein derjenige, der an dich glaubt, besitzt. Dieser fürchtet nicht die Blitze des erzürnten Himmels, und er erschaudert nicht beklommen und kummervoll vor den Wassern des Styx. Inmitten von Martern findet er Ruhe, in dem Wunsch, dir durch Geißelung, durch den Tod möglichst nahe zu sein. O wahrhafter, o unvergänglicher Friede! Sollen Erdkreis und Hölle toben! Mit diesem Frieden sichere ich mich vor den Menschen und vor Gott.

3. Der bekehrte Räuber bemüht sich, seinen Bruder zu bekehren. Also macht es dir auch Spaß, deinem unsinnigen Wüten die Zügel schießen zu lassen? Und du wagst aberwitzig, die Schmähungen des törichten Volkes zu wiederholen, obgleich dich verdientermaßen ein ähnliches Schicksal ruft, dasselbe Urteil belastet – doch eines, das mit der unparteiischen Gerechtigkeit harmoniert? Schon längst war dies der uns gebührende Lohn – aufgeschoben bislang nur nach dem Willen einer gütigen Gottheit. Dieser hier hat nichts gewollt, sich nichts herausgenommen, was Menschen verletzen oder die Himmlischen kränken könnte. Vielmehr leidet er schuldlos mehr als grausame Qualen, da er geheißen wurde, unsere Angelegenheiten zu besorgen: damit die Strafe, die jetzt die Leiber heimsucht, nicht die Seelen in stygisches Feuer stürzt. Auf denn, bitte sogleich eindringlich um Gnade! Ich werde dir mit Wort und Rede vorangehen und bekennen, was ich von Herzen glaube.

4. Derselbe redet mit sich und zu Christus. Unbeschreibliches habe ich getan und verschuldet. Welcher Orkus und welches Kreuz ist meinen Verbrechen hinreichend angemessen? Wie froh bin ich, daß ich einen Teil der Strafe hier ableisten kann! Wenn der Tod zweifach kommen sollte, will ich ihn ertragen. Ein gewichtigerer Teil [der Strafe] bleibt noch übrig, der bekanntlich oft erlassen wird; wenn aber nicht, so tritt er in Kraft und ist mit dem ewigem Tode abzubüßen. Hier, ja hier ist Hilfe nötig, sanftester Jesus, und die eilige Sache verträgt keinen langen Aufschub. Nur Weniges, doch dir Willkommenes will ich sagen: Wenn du dahin kommst, wohin du eilst, so gedenke unser, freundlicher Christus.

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5. »Dedi dilectam animam meam in manum inimicorum eius.« Ieremiae 12. Quae mihi delitium, quae vitâ carior ipsâ, Pro quâ sustinui, patre volente, mori, Dulcem animam manibus commisi hostilibus. Eheu, Ut rubet! Ut salsis tota madet lacrymis!

6. Filius prodigus. Lucae 15.

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Culpa tua est. Alios ne incusa, prodige, porcos Quòd miser agrestes hactenus inter agis. Anxius exspectat genitor te canus, et huius Aerumnae minimè nescius esse potest. Frigus et esuriem pecora inter inertia ferre Quid iuvat? Est hominis, vivere more hominum. áA3vñ »Multiplices lapsus et crimina mille recordor, Iratique patris horreo fulmen«, ais? Desine sollicitae formidinis! Obvius ultrò Occurret reduci, dummodò adesse velis. Hei, quantum est labi! Quantum est consurgere lapsu! Tunc demum à casu gratia grata Dei.

7. D. Basilius. »Tantum velis et prae-occurret.« Quid pendes animi? Quid inepte moraris et horres? Tam citus haud venies, quin citò praeveniat.

8. Cura et preces. Gignit cura preces, iterumque fugatur ab illis: Ut cupiant, uno his non licet esse loco!

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5. »Ich habe meine geliebte Seele in die Hand ihrer Feinde gegeben.« Jer. 12,7. Sie, die mir eine Lust, die mir lieber als selbst das Leben war, für die ich, nach dem Willen des Vaters, den Tod auf mich genommen habe, die süße Seele habe ich feindlichen Händen überlassen. Ach, wie rot sie ist, wie so ganz von salzigen Tränen durchnäßt!

6. Der verlorene Sohn. Luk. 15. Die Schuld liegt bei dir. Beklage dich nicht bei anderen, Prasser, daß du bislang armselig unter Landschweinen lebst! Dein grauhaariger Vater erwartet dich sorgenvoll, und diese Notlage kann ihm schwerlich verborgen sein. Was nützt es, Frost und Hunger inmitten des unvernünftigen Viehs zu ertragen? Es steht dem Menschen an, nach der Art der Menschen zu leben. Du sagst: »Ich denke an meine vielfältigen Fehltritte und tausend Verbrechen, und es graust mich vor dem Blitzstrahl des erzürnten Vaters«? Entschlage dich sorgenvoller Furcht! Er wird dir, wenn du zurückkehrst, freiwillig entgegeneilen, sofern du nur zu Hause sein willst! Wehe, wieviel steht bei einem Ausgleiten auf dem Spiel! Wieviel aber bringt es, vom Ausgleiten sich zu erheben! Erst dann, wenn man gestürzt ist, wird Gottes Gnade dankbar aufgenommen.

7. Der heilige Basilius. »Du mußt nur wollen – und er wird dir zuvorkommend entgegeneilen.« Warum bist du unentschlossen im Geist? Was säumst du zwecklos und ängstigst dich? So schnell wirst du nicht kommen, wie er dir zuvorkommt.

8. Sorge und Gebete. Sorge erzeugt Gebete und wird ihrerseits von diesen vertrieben. Auch wenn sie es wollen: zusammen an einem Ort zu sein, ist ihnen (Sorge und Gebet) nicht erlaubt.

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9. Latro in cruce.

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Credo equidem, nec vana fides, te, Christe, monarcham, Utcunque hîc exsul miser et rerum omnium inanis Infames inter medius moriare latrones. Tu modò funestis his cladibus eluctatus, Quem socium opprobrii vidisti et mortis acerbae, Respice me et regno miserans ne exclude futuro. áA4rñ

10. Responsum Christi. Quem regem credis, regem experiere. Videbis Gaudia regni hodie prodigiosa mei.

11. Lothus incestum committens. Genesis 19.

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Vos, quibus ebrietas non est in labe, sed usu, Audite illius perniciale nefas. Decipit haec Lothum, quem turpis Sodoma frustra Conata est viciis commaculare suis. Ebrius, infandum! is flammis muliebribus ardet, Sobrius à piceâ qui face tutus erat.

12. Ut potiar, patiar.

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Passus Abel mortem, exsilium est perpessus Elias, Baptistes diram passus et ipse necem. Immo auctor vitae vitâ est expulsus, et illud Exemplo firmum sanciit esse suo: Nempe quòd astrifero nemo potietur olympo, Ni prius infelix hîc patiatur onus. Ergo pati certum est et cum patiente potiri. Praemia dat sudor plurima, nulla sopor. áA4vñ

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9. Der Räuber am Kreuz. Ich glaube allerdings, und das ist kein leerer Wahn, daß du, Christus, König bist, magst du hier auch als armseliger Verbannter allen Besitzes ledig mitten unter verrufenen Räubern sterben. Wenn du dich erst aus dieser tödlichen Niederlage emporgearbeitet haben wirst, so denke an mich, den du als Gefährten des dir angetanen Schimpfs und deines bitteren Todes erlebt hast, und schließe mich erbarmungsvoll nicht aus deinem künftigen Königreich aus!

10. Die Antwort Christi. Den, an dessen Königtum du glaubst, wirst du als König erleben. Heute noch wirst du die wunderbaren Wonnen meines Reiches erblicken.

11. Lot, als er Blutschande beging. 1. Mos. 19,30–38. Ihr, bei denen Trunkenheit nicht ein bloßer Fehltritt, sondern schon Gewohnheit ist, hört von einem verderblichen Greuel, den sie bewirkt hat! Sie war es, die Lot verblendet hat: Lot, den das schändliche Sodom vergeblich mit seinen Lastern zu beflecken versucht hat. Wie abscheulich: als er trunken war, ließ er sich von weiblicher Begierde entflammen, er, der in nüchternem Zustand vor dem Pechfeuer sicher war.

12. Um zu gewinnen, will ich leiden. Abel hat den Tod erlitten, Elias die Verbannung erduldet, selbst der Täufer wurde Opfer eines grauenvollen Mordes. Ja sogar der Schöpfer des Lebens wurde aus dem Leben vertrieben und hat durch sein Beispiel dies unverbrüchlich bestätigt: daß nämlich niemand den gestirnten Himmel gewinnen wird, wenn er nicht zuvor hienieden die Last des Unheils erlitten hat. Also steht fest, daß man leiden muß und nur zusammen mit dem Leidenden [das Himmelreich] gewinnen wird. Anstrengung bringt größten Lohn, Trägheit überhaupt keinen.

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13. »Mane nobiscum, quoniam vergit ad vesperam.« Lucae 24. Lux fugit, et tenebrae coeli per inania gliscunt, Ancipites secum vespera fertque metus. Ne lateri ah nostro te, Christe, abiunge! Malorum Quo gravior moles, hoc minus auxilii.

14. Peccati turpitudo. Pone, mea haud videant homines peccata nec ultor Ista velit poenâ plectere Iova truci: Nil tamen admittam sceleris, turpissima quippe Res est, atque odio perpete digna, nefas.

15. Aliò migrandum nec inde emigrandum. Quid mediter volvamque animo, nisi id unicum et unum, Nempe quòd hîc parvi temporis hospes ero? Quodque ita vivendum, sedem ut bene transeam ad illam, Ex quâ nulli unquam fata redire dabunt. áA5rñ

16. Fastidium mundi.

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Quid mihi pollicear, Deus ô iustissime, fraudes Cum videam et vafros praevaluisse dolos? Nec mens tecta mihi est, alios nec fallere novi, Simplicitas vitae normaque duxque meae. Fac finem mundi aut ex illo me eripe! Non est, Ut meliora petam, quem graviora manent.

17. Scopus vitae. Lis mihi cum nullo est, cum nemine rixa; quietus Officii perago munia parva mei. Si laedor, sileo; si laudor, mussito; nec me Sors potis est timidum reddere vel tumidum.

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13. »Bleibe bei uns, denn es will Abend werden.« Luk. 24,29. Das Tageslicht schwindet, über die Luft des Himmels hin breitet sich Dunkelheit aus, und der Abend bringt mißliche Gefahren mit sich. Ah, Christus, weiche nicht von unserer Seite! Je schwerer die Last der Übel, um so spärlicher die Hilfe.

14. Die Schmach der Sünde. Nimm einmal an, daß die Menschen meine Sünden nicht sähen und der Herr als Rächer diese nicht mit einer harten Strafe ahnden wollte: dennoch wollte ich mir kein Verbrechen erlauben, denn eine äußerst schmachvolle und ewigen Hasses würdige Sache ist der Frevel.

15. Wir müssen anderswohin reisen, und eine Ausreise von dort ist nicht möglich. Was sollte ich bedenken und in meinem Geiste bewegen, wenn nicht einzig und allein dies: daß ich nämlich hier nur für kurze Zeit Gast sein werde und so leben muß, daß ich gut in jenen Wohnsitz hinübergelange, von dem das Schicksal niemandem jemals die Rückkehr erlauben wird.

16. Ekel vor der Welt. Was kann ich mir versprechen, o gerechtester Gott, wenn ich sehe, daß Trug und verschmitzte Arglist die Oberhand haben? Ich verberge meine Gesinnung nicht und verstehe mich nicht darauf, andere zu täuschen. Aufrichtigkeit ist Richtschnur und Führerin meines Lebens. Mache der Welt ein Ende oder entreiße mich ihr! Es ist nicht so, daß ich Besseres erstrebte – da mich doch nur Bedrückenderes erwartet.

17. Ziel des Lebens. Mit keinem habe ich Streit, mit niemandem Zank. Friedsam erledige ich die bescheidenen Aufgaben meines Dienstes. Wenn man mich kränkt, schweige ich; wenn man mich lobt, halte ich mich zurück; und das Schicksal ist nicht imstande, mich furchtsam oder aufgeblasen zu machen. Was ich ge-

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Quod didici, est aliquid; quod restat, grandius illo. Hîc etiam pietas me vetat esse pigrum. Quid sim, quid possim, magni non aestimo. Tantùm Clementem norim te, Iova, meque malum.

18. »Domine, si velis, potes me mundare.« Matthaei 8.

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Non dubito, an possis, siquidem potes omnia. Tantùm Hoc dubito, auxilium ferre-ne, Christe, velis. áA5vñ Nec planè hoc dubito. Vidi, quae feceris illis, Quos eadem mecum sordida culpa gravat. Num tibi sit placitum, num sit mihi id utile: solum hoc Ambigo, et hinc totum, Christe, relinquo tibi. Sive iuves hilarem iubeasve recedere moestum, Non minus in morbo et morte manebo tuus.

19. »Ego sum.« Iohan. 18. et Lucae 24.

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Dum sociis Iudae Christus se interritus offert, Ad terram praeceps impia turba ruit. Idem discipulis dum se testatur adesse, Continuò redeunt gaudia, moeror abit. Aspice discrimen! Christi solet enthea semper Vox animare pios, exanimare malos.

20. Puer procurator peni. Iohan. 6.

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En quantum hîc agmen! Quam grande! Nec ullus in isto, Cui reliqua exigui mica pusilla cibi. Venerunt vacui, matresque virique. Puellus Unus adest; aliquid attulit ille dapis. Dividitur cunctis puerilis portio, et inde, Quod sibi sufficiat, sumere quisque potest. Mirum est, sed verum! Quo nunc quoque vescimur, omne E puerorum arctis accipimus manibus. áA6rñ

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lernt habe, kann sich sehen lassen; was daran noch fehlt, ist von größerem Umfang als jenes. In diesem Punkt verbietet mir auch das Pflichtgefühl, faul zu sein. Was ich bin, was ich kann, schätze ich nicht hoch ein. Ich kann nur wissen, daß du gnädig bist, Herr, und ich ein Sünder.

18. »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.« Mat. 8,2. Ich zweifle nicht, daß du es kannst, da du ja alles kannst. Nur daran zweifle ich: ob du Hilfe bringen willst, Christus. Auch dies bezweifle ich nicht gänzlich. Ich habe gesehen, was du an jenen getan hast, die mit mir dieselbe schmähliche Schuld belastet. Einzig darin bin ich mir unsicher: ob es dir genehm, ob es mir nützlich ist, und deshalb überlasse ich alles, Christus, dir. Ob du mich fröhlich machst, indem du mir hilfst, oder ob du mich traurig von hinnen gehen heißt: um nichts weniger werde ich der Deinige bleiben in Krankheit und Tod.

19. »Ich bin’s.« Joh. 18,6 u. Luk. 24,39. Als Jesus den Begleitern des Judas unerschrocken gegenübertritt, stürzt die gottlose Rotte zu Boden. Als er seinen Jüngern bezeugt, daß er anwesend sei, kehrt die Freude sogleich zurück, und die Trauer verschwindet. Beachte den Unterschied! Christi begeisternde Stimme pflegt stets die Gottesfürchtigen zu erquicken, die Bösen zu entkräften.

20. Der Knabe als Speisenverwalter. Joh. 6,1–13. Siehe, welch ein großer, ein wie gewaltiger Menschenstrom versammelt sich hier – und nicht einer ist darunter, der noch ein winziges Bröckchen einer geringfügigen Speise übrig hätte. Mit leeren Händen sind sie gekommen, Mütter wie Männer; ein einziges Knäblein ist da, das hat etwas Speise mitgebracht. Die Knabenportion wird auf alle verteilt, und jeder kann davon nehmen, was ihn ausreichend sättigt. Wundersam ist das, aber wahr! Auch heute noch erhalten wir alles, womit wir uns nähren, aus kleinen Knabenhänden.

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21. Christo moriente scinduntur petrae. Saxea finduntur Christo moriente sepulcra, Corpora nec tellus clausa tenere potest. Quando triumphator iudexque redibit Olympo, Num velit aut possit, quid dubitatis? idem.

22. Iacob ad Pharaonem regem. »Dies peregrinationis meae etc.« áGenesisñ 47.

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Laeta papyriferi devectus ad oppida Nili Iam piger atque annis obsitus Isacides De spacio vitae rege à Pharaone rogatur. Cui sic compositis vocibus usus ait: »Vita mihi, si vita tamen dici illa meretur (Nam peregrinantis more modoque vagor), Perbrevis, exsiliique acta est lacrymabilis instar. Centum annos hodiè lustraque sena traho. Hei, paucique malique dies! qui longa meorum Saecula non possunt aequiparare patrum.« Quàm bene, sancte senex! Non hîc habitacula nobis Certa, sed ad paucos scena locata dies. Seriùs hic, citiùs latebris educitur ille. Dum manet, haud expers vivit uterque mali. In coelo patria est: ibi conversatio nostra, Iugis et aeterni plena futura boni. Felix, qui doctus mortalia spernere, mentem Huc agit et cupido quaeritat hanc animo. áA6vñ

23. Pia ambitio. I. ad Thessalonicens. 4.

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Si qua est ambitio, non est laudanda. Profanus Hac sibi, quod Christi debuit esse, rapit. Et tamen ambitio est, quae relligiosa decensque: Propria quae semper, nunquam aliena facit Dumque agit hoc, pacem et tranquilla silentia quaerit, Quae mutare nequit, promta parata pati. Quis sis, quo dici merearis nomine, disce hinc! Cacula, quâ pruris, degener ambitio est.

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21. Als Christus stirbt, zerbersten die Felsen. Als Christus stirbt, spalten sich die steinernen Gräber, und die Erde kann die eingeschlossenen Leichname nicht halten. Warum zweifelt ihr, ob er, wenn er als Triumphator und Richter vom Himmel zurückkehren wird, dasselbe wollte oder vermöchte?

22. Jakob zu Pharao, dem König: »Die Zeit meiner Wallfahrt usw.« á1. Mos.ñ 47,9. Als der Sohn Isaaks zu den blühenden Städten des papyrustragenden Nils gereist war, müde schon und hochbetagt, wurde er von Pharao, dem König, nach seinem Alter befragt. In wohlgesetzter Rede sagte er diesem folgendes: »Mein Leben, wenn es denn verdient, Leben genannt zu werden (denn ich ziehe in der Art und Weise eines Pilgers umher), ist sehr kurz und wurde verbracht wie in jammervoller Verbannung. Heute zähle ich 130 Jahre. Ach, es sind nur wenige und schlimme Tage: den langen Jahrhunderten meiner Väter lassen sie sich nicht vergleichen.« Wie gut geredet, heiliger Greis! Wir haben hier keine sicheren Wohnsitze, sondern nur für wenige Tage haben wir den Schauplatz gemietet. Dieser wird später, jener rascher seiner Zufluchtsstätte entzogen. Keiner von beiden lebt, solange er bleibt, frei von Leiden. Unsere Heimat ist im Himmel, hier ist unser Aufenthalt, der erfüllt sein wird von immerwährendem, ewigem Wohlergehen. Glücklich, wer gelernt hat, das Sterbliche zu verachten, wer sein Denken energisch auf jenen Aufenthalt richtet und begierigen Geistes nach ihm hinstrebt.

23. Frommer Ehrgeiz. 1. Thess. 4. Wenn es irgendwo Ehrgeiz gibt, ist er nicht zu loben. Der Gottlose beraubt sich durch ihn dessen, was Christus geschuldet gewesen wäre. Und doch gibt es einen Ehrgeiz, der gottesfürchtig und schicklich ist: das ist der, welcher stets das Eigene, niemals Fremdes besorgt und, solange er dies betreibt, nach Frieden und ungetrübter Stille strebt, diese auch nicht zugunsten eines anderen Zustandes aufgeben kann und sogleich willens und bereit ist, geduldig Entbehrungen zu ertragen. Lerne hieraus, wer du bist und mit welchem Namen du bezeichnet zu werden verdienst! Der Ehrgeiz, von dem es dich juckt, ist ein unedler Troßknecht.

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24. Niobe Ovidiana. Metamorph. 6.

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Dicebar felix et fortunata, nec ulli Sors magis ad nutus officiosa fuit. Coniugium optatum, proles pulcerrima, rerum Copia, amicorum relligiosa fides, Eheu! me tumidam et nimium fecere protervam. Oblita aeterni sum furiosa Dei. Nunc saxum rigeo, et meritò hoc. Durissima namque Non homines timui laedere, non superos. áA7rñ

25. Spes alia et alibi. Si, nisi praesentis quae gaudet amoribus aevi, Spes mihi nulla foret, spes mihi nulla foret.

26. Ultio divina. 2. Regum 17. Nunquam à flagitiis divellitur ultio: sontes Ad poenas Nemesis irrequieta vocat. Ecce manus saevi fugiens qui evaserat hostis, Numinis ultricem non fugit ille manum.

27. »Audivi vocem tuam et timui.« Genesis 3.

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Hei mihi, qualis eram! qui te exspectare solebam Absque metu et notas audire et reddere voces Exoptabam avidè. Quantùm mutatus ab illo Horreo nunc strepitumque pedum vocemque tremisco. In fremitum conversus amor. Quo Patre fruebar, Nunc hostem metuo, et quò te vehementiùs odi, Hoc me odio dignum maiori credere cogor. áA7vñ

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24. Die Ovidische Niobe. Metamorphosen 6. Man nannte mich glücklich und gesegnet, und niemandes Wünschen war das Schicksal dienstbereiter entgegengekommen. Doch ach! Meine erfreuliche Ehe, meine sehr schönen Kinder, mein großes Vermögen und die zuverlässige Treue meiner Freunde machten mich aufgeblasen und allzu überheblich. In meinem Wahnsinn habe ich nicht des ewigen Gottes gedacht. Jetzt bin ich zu Stein erstarrt, und dies zu Recht, denn mit äußerster Härte habe ich mich nicht gescheut, Menschen, mich nicht gescheut, Götter zu kränken.

25. Eine andere und anderwärts gerichtete Hoffnung. Wenn ich keine Hoffnung hätte als die, welche Vergnügen findet an den Gelüsten der gegenwärtigen Zeit, dann hätte ich keine Hoffnung.

26. Göttliche Rache. 2. Kön. 17. Niemals läßt sich die Rache von Schandtaten trennen: rastlos lädt Nemesis die Schuldigen zur Bestrafung vor. Siehe: der, welcher den Händen des grimmigen Feindes durch Flucht entronnen war, entgeht nicht der rächenden Hand der Gottheit.

27. »Ich hörte deine Stimme und fürchtete mich.« 1. Mos. 3,10. Weh mir! Wie gut ging es mir, als ich dich ohne Furcht zu erwarten pflegte und begierig wünschte, die vertrauten Worte zu hören und zu erwidern. Wie sehr hat sich mein Zustand im Vergleich zu jenem verändert! Jetzt packt mich Entsetzen, und vor dem Geräusch deiner Schritte und vor deiner Stimme erzittere ich. Liebe hat sich in Murren verwandelt. Den, der mir als Vater eine Freude war, fürchte ich jetzt als Feind, und ich bin zu glauben gezwungen, daß ich, je heftiger ich dich hasse, um so größeren Haß verdient habe.

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28. Abrahamus, Isaacum mactaturus, ad Deum. Gen. 22.

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Cum norim unigenae, Deus ô, te parcere gnato Nolle, sed ad diram poscere velle necem, Parcere cur cupiam huic nostro? Meliorne petenda Sit mihi conditio quàm tua, magne parens? Immò si ille tuus non occidatur, in orbe Qui mortis fugiat spicula, nullus erit. Ne parcas igitur, sed nos imitare! Libenter Ut tibi macto meum, sic mihi caede tuum.

29. Pharao à Deo debellatus.

5

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Quanti te faciat coeli moderator et orbis, Quàm minimi fastus aestimat ille tuos, Disce hîc, impie rex! Rabidos non ille leones, Non avidas tigres terribilesve lupos, Sed culices muscasque et amantes flumina ranas Arva iubet regni depopulare tui. At quàm te exagitant miserè illi et duriter hostes! Quàm nihil auxilii hîc consiliique tibi est! Quid si ille aligerûm immittat tibi coelitùs agmen Fulminave expediat vindicis atra manus? Disce timere Deum, de te sentire modestè! Et muscâ et vili vilior es culice. áA8rñ

30. Iobi 10. »Licet haec celes in corde tuo, tamen scio, quòd horum memineris.« Ut celes, ut dissimules cupiasque videri, Qui nihil aerumnis afficiare meis: Nil dubito quicquam tamen et minimè ambigo, cordis Arcano teneas quin mea cuncta sinu.

IV. Flores verni

389

28. Abrahams Rede zu Gott, als er daranging, Isaak zu schlachten. 1. Mos. 22. Da ich weiß, o Gott, daß du deinen eingeborenen Sohn nicht schonen, sondern zum schrecklichen Tode fordern willst, warum sollte ich diesen meinen Sohn schonen wollen? Könnte ich mir ein besseres Los erbitten als das deine, großer Vater? Denn in der Tat: wenn dein berühmter Sohn nicht getötet wird, dann wird es auf der Welt niemanden geben, der den Pfeilen des Todes entrinnt. Also schone nicht, sondern tu es mir nach! So gern ich dir meinen Sohn schlachte, ganz so opfere du mir den deinen!

29. Pharao von Gott gänzlich bezwungen. Wieviel der Lenker von Himmel und Erde von dir hält, wie äußerst gering er deinen Stolz bewertet, erfahre hier, ruchloser König! Keine reißenden Löwen, keine beutegierigen Tiger oder schrecklichen Wölfe heißt er, die Gefilde deines Reiches zu verheeren, sondern Mücken, Fliegen und die das Wasser liebenden Frösche. Aber wie elendiglich und unbarmherzig plagen dich diese Feinde! Wie so gar keine Hilfe und so gar kein Rat stehen dir hierbei zu Gebote! Was wäre wohl, wenn jener dir vom Himmel herab Heerscharen von Engeln auf den Hals schickte oder wenn die unheildrohende Hand des Rächers Blitze schleuderte? Lerne, Gott zu fürchten, über dich selbst bescheiden zu urteilen. Du bist verächtlicher als eine Fliege und eine verächtliche Mücke.

30. Hiob 10,13. »Auch wenn du dies in deinem Herzen verbirgst,so weiß ich doch, daß du solches sehr wohl weißt.« Magst du es auch verbergen, dir nichts anmerken lassen und den Eindruck erwecken wollen, daß meine Drangsal dich ungerührt läßt: ich habe dennoch überhaupt keinen Zweifel und bin mir völlig sicher, daß du in der geheimen Tiefe deines Herzens alles, was mich angeht, erfaßt.

D. Geistliche Gedichte

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31. Iustificatio maior creatione. Magna creatio res, sed iustificatio maior. Illa potentis opus, haec miserantis erat. –––––––––––––– I. Corinth. á10,31.ñ Omnia in gloriam Dei facite.

Zusatztexte im Nachdruck innerhalb der ›Poemata sacra‹ (1665)3 0. Lazarus et dives epulo.

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Divitis infami rapitur mendicus ab aula, Lazarus, inque sinus fertur, Abrame, tuos. A cyathis Epulo dapibusque abstractus opimis, Sulphureum inferni mittitur in barathrum. Infelix Stygiis hic ardet in ignibus; ille Ocia securae plena quietis agit. Pascitur ambrosia, qui nuper pauper inopsque; Pocula siccabat qui prius uda, sitit. Heu rerum vertigo repens! Quid prosit utrique, Discite ab exemplo, dives inopsque, dato.

31b. Mater Domini.

5

Miraculosa cerne mecum hic omnia! Effoeta foetum gestat alvo faemina; Intacta virgo mater audit filii; Clusus parentis ventre subsilit puer. Quis hic potentem non videt Dei manum, Miraculosa dum fatetur omnia?  3

Es wurden nur Zusatztexte aufgenommen, die nicht schon in anderen in vorliegender Auswahledition erfaßten Werken Meiboms enthalten sind. Die Zählung der Ergänzungstexte erfolgt so, daß ihre Stellung innerhalb der Sammlung erkennbar wird: durch Angabe der Zahl des in der Erstausgabe unmittelbar vorangehenden Textes und Hinzufügung eines Kleinbuchstabens (a, b, c usw.). Mit der Ziffer 0 ist ein der Nr. 1 der Erstausgabe vorangehendes Gedicht gekennzeichnet.

IV. Flores verni

391

31. Die Rechtfertigung ist etwas Größeres als die Schöpfung. Eine große Sache ist die Schöpfung, doch eine größere die Rechtfertigung. Jene war das Werk eines Mächtigen, diese das eines Barmherzigen. –––––––––––––– 1. Kor. 10,31. Alles tut zur Ehre Gottes.

Zusatztexte im Nachdruck innerhalb der ›Poemata sacra‹ (1665) 0. Lazarus und der reiche Schlemmer. Der Bettler Lazarus wird von dem berüchtigten Palast des Reichen fortgeschafft und in deinen Schoß getragen, Abraham. Der Schlemmer, den Bechern und üppigen Speisen entrissen, wird in den schwefligen Schlund der Hölle gebracht. Dieser brennt unselig in stygischen Flammen; jener genießt die ungetrübte Beschaulichkeit gefahrlosen Friedens. Mit Ambrosia wird genährt, der kürzlich noch arm und mittellos war; derjenige, der vorher nasse Becher trocken machte, leidet Durst. O weh, welch eine unerwartete Wendung der Dinge! Du Reicher und du Mittelloser, lernt aus diesem Beispiel, was für euch beide zuträglich ist!

31b. Die Mutter des Herrn. Betrachte mit mir alle diese Wunderdinge hier! Eine unfruchtbare Frau trägt ein Kind im Leib. Eine unberührte Jungfrau wird Mutter eines Sohnes genannt. Ein im Bauch seiner Mutter eingeschlossener Knabe hüpft in die Höhe. Wer gewahrt hier nicht die mächtige Hand Gottes, indem er bekennt, daß alle diese Dinge Wunder sind?

D. Geistliche Gedichte

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31c. Precatio quotidiana.

5

Da, summe rerum conditor, Ut mane mecum cogitem, Praestare tota quid die Negotiosus debeam. Da rursus idem, vesperi Ut cogitem, quid fecerim, An plus boni vel plus mali, Lapsusque deprecer meos.

IV. Flores verni

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31c. Tägliches Gebet. Gib, höchster Schöpfer der Welt, daß ich des Morgens bei mir bedenke, was ich den ganzen Tag in meinen Geschäften leisten muß. Gib umgekehrt ebenso, daß ich am Abend überdenke, was ich getan habe, ob mehr Gutes oder mehr Böses, und daß ich für meine Verfehlungen Abbitte tue.

V. FLORES SEROTINI sive AUTUMNALES. Ad GEORGIUM REMUM AUGUSTANUM et CONRADUM RITTERSHUSIUM BRUNSVICENSEM, Iurisconsultos Noricos. ––––––––––––––

KONRAD

V. SPÄTE oder HERBSTLICHE BLUMEN, gewidmet GEORG REM AUS AUGSBURG und RITTERSHAUSEN AUS BRAUNSCHWEIG, Rechtsgelehrten in Nürnberg.

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D. Geistliche Gedichte

Amplissimis, clarissimis consultissimisque viris, GEORGIO REMO, PATRICIO Augustano, Assessori et consiliario Norico, et CONRADO RITTERSHUSIO, Antecessori Altorfiano, Sáalutemñ Dáicitñ HENRICUS MEIBOMIUS.

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Flores meos vernos, nec admodum multos neque fortè satis bellos, misi Vratislaviam Elysiorum ad amicum veterem Franciscum Langerum. Serotinos sive Autumnales, non multò plures, vobis in Noricum mittere placuit. Caussam rogatis? Scio et ex tuis ad communes amicos literis didici, Reme nobilissime, quod hoc genus exercitii ames meque propter illud. Hunc amorem erga me tuum magnifacio meritò et, ut retinere possim, operam dabo. Tibi, clarissime Rittershusi, multum debeo. InscripsiáA2vñsti mihi nuper duas orationes Iohannis Sleidani, ab homine sapiente et diserto sapienter et disertè scriptas, quas penè exstinctas ab interitu vindicasti. Neque isto contentus, recens appendici Assis Prophetici nomen meum praefigere voluisti: utrumque nullo meo merito, summa verò tuâ cum laude. Adeò enim non oblivisceris veterum amicorum, ut eos ornare non desinas. Accipite ergo, viri praestantissimi, hilari fronte, manu benevola exiguum hoc munus Poëticum. In quo si sermonis elegantia et numerorum venustas non usque adeò fragrat, vestigia tamen religiosae pietatis, opinor, impressa invenietis. Valete. Helmaestadii, natali Iuliae nostrae, qui est 15. Octobr. an. 1604. áA3rñ

V. Flores serotini sive autumnales

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Die hochgeehrten, hochangesehenen, im Rechtswesen bestens unterrichteten Herren GEORG REM, Patrizier aus Augsburg, Beisitzer und Rat in Nürnberg, und KONRAD RITTERSHAUSEN, Professor der Jurisprudenz in Altdorf, grüßt HEINRICH MEIBOM. Meine Frühlingsblumen, nicht gar so viele und vielleicht auch nicht recht hübsche, habe ich nach Breslau in Schlesien, an meinen alten Freund Franz Langer, geschickt. Die späten oder herbstlichen Blumen, nicht viel mehr an der Zahl, glaubte ich zu euch, nach Nürnberg, schicken zu sollen. Ihr fragt nach dem Grund? Ich weiß und habe aus deinen Briefen an gemeinsame Freunde erfahren, edelster Rem, daß du diese Art von Beschäftigung liebst und mich ihrethalben. Diese deine Liebe zu mir schätze ich mit gutem Grund sehr hoch und werde bemüht sein, sie mir zu erhalten. Dir, hochangesehener Rittershausen, schulde ich vieles. Du hast mir kürzlich zwei Reden von Johannes Sleidanus zugeeignet, von dem klugen und beredten Mann klug und beredt geschrieben: zwei Reden, die beinahe verloren gegangen wären und die du vor dem Untergang gerettet hast. Und hiermit noch nicht zufrieden, hast du unlängst meinen Namen dem Anhang des ›As propheticus‹ voranstellen wollen, beides ganz ohne mein Verdienst, jedoch zu deinem höchsten Ruhm. In so starkem Maße nämlich behältst du deine alten Freunde in Erinnerung, daß du nicht davon abläßt, sie auszuzeichnen. Nehmt also, trefflichste Männer, mit heiterer Miene, mit wohlwollender Hand diese bescheidene poetische Gabe entgegen. Mag darin auch die Feinheit der Rede und die Anmut der Verse nicht durchweg einen gar so angenehmen Duft verströmen, so werdet ihr doch, meine ich, ausgeprägte Merkmale gottesfürchtiger Frömmigkeit darin finden. Lebt wohl! Helmstedt, am Geburtstag unserer Julius-Universität, nämlich am 15. Oktober 1604.

D. Geistliche Gedichte

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IN HENRICI MEIBOMII, HISTORICI ET POETAE IN Academia IULIA praestantissáimiñ FLORES SEROTINOS.

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Sic te GUELPHIADES potens, Sic aulae proceres, lucida sidera Musarumque cohors amet, Elmi frondiferum iam nemus incolens. MEIBOMI, tibi creditas Doctae mentis opes reddere pergito! Ceu foecunda fuit tua Arbos hoc spacio, floribus, annuo, Bis ramos varians suos, Nil cedens biferis Italiae citris Pestanisque rosariis, Postquam nuper odoraverat humidum Vernis aëra flosculis, Autumnorum etiam munera fructuum áA3vñ Iam serotina praebuit, Aurum quae superant et precio, favos Et dulcedine Hymettios. Fausto sidere feliceque dextera, O Arbuscula nobilis, Elmani sapiens conditor hortuli Fundo te posuit suo, Insigni patriae non sine gloria Nec magno sine commodo. Ah, nunquam noceat terribilis tuae Caurus frondis honoribus, Sed te continuo vere Favonius Afflatu foveat suo, Dum translata soli finibus et poli Laetis consita tempesi Vernes, perpetuos et vigeas dies. Daniel Sachsius M. Ecclesiae Martinianae Halberstadiensis pastor. áA4rñ

V. Flores serotini sive autumnales

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AUF HEINRICH MEIBOMS, des herausragenden HISTORIKERS UND DICHTERS an der JULIUS-Universität, SPÄTE BLUMEN. So sollen dich lieben der mächtige Welfensproß, so die Adligen am Hofe, die leuchtenden Sterne und die Schar der Musen, die schon den belaubten Hain des Elm bewohnt! Meibom, fahre fort, den dir anvertrauten Reichtum deines gelehrten Geistes zurückzugeben! So wie dein Baum fruchtbar war und über den Zeitraum dieses Jahres hin seine Zweige zweimal mit Blüten bunt färbte, dabei in nichts zurückstehend hinter den zweimal tragenden Zitronenbäumen Italiens und den Rosengärten von Paestum, so hat er, nachdem er unlängst die feuchte Luft mit dem Wohlgeruch von Frühlingsblüten erfüllt hatte, jetzt auch die späten Gaben herbstlicher Früchte dargeboten, die an Wert das Gold übertreffen und an Süßigkeit die Honigwaben vom Hymettos. Unter einem guten Stern und mit glücklicher Hand, o edles Bäumchen, hat dich der weise Schöpfer des Helmstedtischen Gärtchens in seinen Boden gesetzt, zum unerhörten Ruhm und zum großen Nutzen des Vaterlandes. Ah, niemals soll der schreckliche Nordwestwind der Pracht deines Laubwerks schaden, sondern der Zephyr dich in ewigem Frühling mit seinem Säuseln erquicken, bis du, versetzt aus dem Erdreich und eingepflanzt in das heitere Waldtal des Himmels, Frühling machst und für alle Ewigkeit in Blüte stehst. Magister Daniel Sachse, Pfarrer an der Martinikirche zu Halberstadt.

D. Geistliche Gedichte

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1. Precatio Ecclesiae. »Ne abiicias me in senectute meâ.« Psalmo 71.

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Et veniet mihi iamque instat damnosa senectus, Eheu, multiplicis foeta futura mali! Tunc animi robur, tunc corporis omne fatiscet, Tunc erit et sensus consiliumque procul. Ah, ne illo, omnipotens, me desere tempore nec me Proiice, sed dextrâ duc, rege, flecte tuâ.

2. Responsum Filii DEI. Esaia 46.

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Morbos et tetricae novi aerumnosa senectae Pondera. Iam pridem haec sunt meditata mihi. Ipse ego, ne dubites, ad canos usque trementes Pervigil astabo nocte dieque tibi. Ipse manu fessam collabentemque levabo, Atque, ubi opus, praesens auxiliator ero.

3. Vera laus. áA4vñ Lauder ab infami? Vera haec infamia! Laudem hanc Protinùs ac patiar, me feret ille suum. Displicuisse malis et eorum ferre cavillos: Si quae grata mihi laus fuit, illa fuit.

4. »Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum.«

5

Quod furiosa negas, hoc exterus asserit auctor. Quem, Solyme, occidis, rex erat ille tuus. Te scelus invidiae excoecat ferale. Sed iste, Scribere quod res est, fasque piumque putat. Aspicite, Hebraei, Grai fortesque Latini, Ut regem Solyme tractet iniqua suum.

V. Flores serotini sive autumnales

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1. Gebet der Kirche. »Verwirf mich nicht in meinem Alter!« Ps. 71,9. Das mißliche Greisenalter, das, ach, angefüllt sein wird mit vielfältigem Übel, wird auch mich ereilen und steht mir schon nahe bevor. Dann wird alle Kraft des Geistes, dann alle Kraft des Körpers erschlaffen; dann werden auch Urteilsvermögen und Klugheit fern sein. Ah, laß mich, Allmächtiger, in dieser Zeit nicht im Stich, verwirf mich nicht, sondern führe, leite und lenke mich mit deiner Rechten!

2. Antwort des Sohnes Gottes. Jes. 46,4. Ich kenne die Gebrechen und die mühevollen Lasten des düsteren Greisenalters. Schon lange habe ich an sie gedacht. Zweifle nicht! Ich selbst werde stets wachsam Tag und Nacht bei dir stehen, bis du alt und grau und zittrig bist. Ich selbst werde dich mit meiner Hand aufrichten, wenn du erschöpft bist und hinsinkst, und ich werde, sobald es nötig ist, als Helfer zur Stelle sein.

3. Wahres Lob. Sollte ich von einem mit Schande Beladenen gelobt werden? Das wäre wirklich Schande! Sobald ich dieses Lob dulde, wird er mich als seinen Kumpan ausgeben. Den Schlechten zu mißfallen und ihr Gespött zu ertragen: wenn irgendein Lob mir willkommen war, dann war es dies!

4. »Jesus von Nazareth, König der Juden.« Was du wütend verneinst, das bekräftigt der ausländische Verfasser. Der, den du, Jerusalem, tötest, dieser war dein König. Dich macht die todbringende Bosheit der Mißgunst blind. Dieser Mann aber hält es für pflichtgemäß und rechtschaffen, das zu schreiben, was Tatsache ist. Seht es euch an, ihr Hebräer, Griechen und tapferen Römer, wie das gehässige Jerusalem seinen König behandelt!

D. Geistliche Gedichte

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5. Lignum fatale.

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Turpe crucis lignum, mors est turpissima in illo, Et tamen hac regem mactat Apella suum: Tantùm ideo, ut prodat rabiem dirumque furorem. Quid faciat, nescit, res tamen omen habet. In ligno lapsus, in ligno erectio, et inde Debuit esse salus, perditio unde fuit.

6. »Nequaquam moriemini.« Genes. 3. áA5rñ Improbe, ubi nunc est? quod dicere non dubitabas: »Nequaquam vobis mors metuenda venit.« Ecce omnes morimur iuvenesque senesque, nec ulla Res quemquam à tristi liberat interitu.

7. Ninive resipiscens.

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Urbs iacet Eois et dives et inclyta terris, Regis opus monumenque Nini, qui foedere rupto, Quod DEUS et melior dederat Natura, subactis Gentibus, Imperii formam stabilivit iniqui. Illa opibus tumefacta suis et pondere regni, Ibat in omne nefas et, quae suvertere fundo Sceptra solent, laxis scelera admittebat habenis. Vidit et ingemuit superi regnator Olympi, Defecisse modum culpis lateque vagatum Perniciale malum lapsumque à vertice in artus Omnia mirificè populari membra venenum. Quid faceret? Meritas plus quam iustissimus ultor Exigeret poenas? Facilè hoc. Iamque omnis in armis Regia coelestis: piceos seu spargere nimbos Mens foret et sontes flammis subvertere muros, Seu mallet punire vadis fundoque levatum Eufratem trepidis undantem inmittere tectis. Vindictam tardabat amor, et gratia, tempus Si daret exiguum nec vis festina noceret, Spondebat, quae vellet agi: pro turpibus ausis áA5vñ Obsequium supplex odiumque furoris iniqui. Victa Dei mens est, cui tam miserescere promtum,

V. Flores serotini sive autumnales

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5. Das schicksalhafte Holz. Schmählich ist das Holz des Kreuzes. An ihm zu sterben, ist der schmählichste Tod. Und dennoch mordet an ihm der Jude seinen König hin: nur deshalb, um seine Tobsucht und gräßliche Raserei zu offenbaren. Er weiß nicht, was er tut, doch hat das Geschehen seine Vorbedeutung. Am Holz vollzog sich der Sturz, am Holz die Aufrichtung, und das Heil mußte von daher kommen, woher das Verderben kam.

6. »Mitnichten werdet ihr sterben.« Mos. 3,4. Du ruchlose [Schlange], was ist denn nun mit dem, was zu verkünden du nicht zögertest: »Mitnichten wird euch der furchtbare Tod ereilen.« Siehe, alle sterben wir, Junge und Alte, und nichts rettet irgend jemanden vor dem herben Untergang.

7. Das sich besinnende Ninive. Im Morgenland liegt eine reiche und berühmte Stadt, Schöpfung und Denkmal des Königs Ninus, der nach dem Bruch des Bündnisses, das Gott und eine bessere Denkungsart möglich gemacht hatten, und nach der Unterwerfung von Völkern die Form einer ungerechten Herrschaft befestigte. Jene Stadt, aufgeblasen von Hochmut wegen ihres Reichtums und des Gewichts ihrer Machtstellung, verfiel jedem Frevel, ließ die Zügel schleifen und erlaubte alle Verbrechen, die eine Herrschaft von Grund auf zu zerstören pflegen. Der Herrscher des hohen Himmels sah unter Seufzen, daß die Sünden kein Maß hatten, daß verderbenbringende Schlechtigkeit sich weit ausgedehnt hatte und das Gift vom Scheitel bis in die Glieder geflossen war und auf außerordentliche Weise alle Körperteile verwüstete. Was hätte er tun sollen? Sollte der allergerechteste Rächer Strafen verhängen, die mehr als verdient waren? Das war ein Leichtes! Und schon stand der ganze Himmelspalast unter Waffen: sei es, daß Gott vorhätte, Regen von Pech zu versprühen und die sündigen Mauern durch Flammen zu zerstören, sei es, daß er lieber mit Wasserfluten würde strafen und den vom Grund her angestiegenen Eufrat in die von ängstlicher Unruhe erfüllten Häuser würde strömen lassen wollen. Die Liebe zögerte die Strafe hinaus; und die Gnade gelobte, daß, falls er nur ein wenig Zeit gewähren und kein Schaden durch eilig ausgeübte Gewalt entstehen würde, alles nach seinem Willen geschehen werde: daß an die Stelle von schändlichen Unternehmungen demütiger Gehorsam und Widerwille gegen maßlose Raserei treten würden. Gottes

D. Geistliche Gedichte

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Quàm saevire aliis. Animatus flamine Vates Mittitur, instantes coelo qui nunciet iras Decretumque diem Superis, quo dives in atros Subsidat cineres terrave absorpta patente Intereat Ninive. Fatis postquam ille resolvit Ora, fidem invénit: nec enim facundia dictis Aut gravitas animo deerat. Rex ocyus ipse, Ut vocem audivit clamantis et horrida verba, Obstupuit gemuitque vicem tam gentis et urbis, Quàm stirpis propriae. Nam vatem vera locutum Quis dubitet? Scelerum hoc moles pervincit et ira Indubitata Dei, totas exscindere gentes Saepius et sontes solita exstirpare tyrannos. Ergo, quae superat spes una, resedit in illo, Unde metus poenae: quem crimen laeserat effrons, Hunc placare iuvat. Primus velamina princeps Serica et ardenti perfusas murice vestes Exuit. Hunc aulae proceres regnique sequuntur Lumina. Mox totam plebes diffusa per urbem In gemitus lacrymasque ruunt. Non vina iacentes, Non epulae afficiunt, quin ipsa armenta gregesque Inclusi stabulis sine pastu degere iussi. His animadversis, quae pridem exarserat ingens Ira soluta Dei est. Subiit miseratio mentem, Et veniam meruêre preces: cum rege Monarcha áA6rñ Ipsa caput regni studiisque asperrima belli Incolumis multos Ninive duravit in annos.

8. Solve, quod debes. Quae debes, aliena puta, nec reddere differ! Non minus his alii, quam tibi forsan opus. Sic tibi ne prosis, ut cuiquam damna creentur. Et sua qui solvit debita, nutrit opes.

V. Flores serotini sive autumnales

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Zorn wurde besiegt; ihm ist das Erbarmen ebenso leicht bei der Hand wie anderen das Wüten. Ein vom Heiligen Geist beseelter Prophet wird losgeschickt, um zu verkünden, daß vom Himmel Zorn drohe, daß die Himmlischen einen Tag festgesetzt hätten, an dem das reiche Ninive in brandgeschwärzte Trümmer fallen oder seinen Untergang dadurch erleben würde, daß sich die Erde öffnete und es verschlänge. Nachdem dieser den Mund zur Verkündung des göttlichen Spruches geöffnet hatte, fand er Glauben: fehlte es doch seiner Botschaft nicht an rednerischer Kunst und seinem Geist nicht an gewichtigem Ernst. Selbst der König, als er die Stimme des lautstarken Redners und seine entsetzlichen Worte vernahm, verfiel sogleich in Bestürzung und seufzte über das Los seines Volkes, seiner Stadt und seines eigenen Geschlechts. Denn wer sollte zweifeln, daß der Prophet die Wahrheit gesprochen hatte? Dies erzwang die schwere Last der Verbrechen und der unbezweifelbare Zorn Gottes, der sehr oft ganze Völker auszutilgen und schuldbeladene Tyrannen auszurotten pflegte. Also wandte sich die einzige noch verbliebene Hoffnung jenem zu, von dem die Furcht vor Strafe ihren Ausgang nahm. Versöhnen möchte man gern den, welchen der schamlose Frevel beleidigt hatte. Als erster legte der Fürst seine seidenen Gewänder und die mit leuchtendem Purpur getränkten Kleider ab. Ihm folgten die Adligen bei Hofe und die Leuchten des Reiches. Alsbald brach das einfache Volk, das sich über die ganze Stadt verstreut hatte, in Wehklagen und Tränen aus. Weder für Wein noch für Speisen hatten die Darniederliegenden Sinn. Ja sogar den Herden von Großvieh und Kleinvieh wurde auferlegt, eingeschlossen in Ställen ohne Futter auszuharren. Als Gott dessen gewahr geworden war, legte sich sein Zorn, der kurz zuvor noch mächtig entbrannt war; Erbarmen überkam seinen Geist, und die Gebete hatten Gnade erworben. Zusammen mit dem König, ihrem Herrscher, überdauerte Ninive selbst, als Haupt des Reiches und sehr rauh durch das Kriegshandwerk, unversehrt viele Jahre.

8. Bezahle, was du schuldig bist. Was du schuldig bist, betrachte als fremdes Gut, und zögere die Rückgabe nicht hinaus. Einem anderen ist es vielleicht nicht weniger vonnöten als dir. Verschaffe dir nicht Nutzen dadurch, daß du irgend jemandem Schaden erzeugst. Auch wer seine Schulden bezahlt, vermehrt seinen Wohlstand.

D. Geistliche Gedichte

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9. »Ecce ego mitto vos sicut oves in medio luporum.« Matth. 10.

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Non ego vos opibus, nec honori destino: regni Conditio non est imperiosa mei. Qualis grex ovium, quem circumfusa luporum Dilaniant miseris agmina cruda modis, Tales vos mundo. Nulla est iniuria, nulla, Parcere quae vobis, carnificina, velit. Nec tamen illa malo! Quo plaga nocentior ista, Hoc vestri coetus gloria maior erit. Nempe quod expansae solet esse putatio viti, Coetibus hoc isthaec est laniena meis.

10. »Mea hora nondum venit.« Ioannis 2. áA6vñ

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Et quis me melius defectum novit egentis? Et quis ad auxilium promtior esse solet? Parce tamen tempus mihi praefinire modumque! Hic etiam matris cura molesta mihi. Cui nihil est absens, cui sunt praesentia cuncta, Num tempestivam non ferat aequus opem? Non mea dum venit, veniet tamen hora. Priusquam Sponsi egeant, sapidum fons dabit iste merum.

11. »Poenitet me fecisse hominem.« Gen. 6.

5

Quid potui, quod non feci? Cùm pulveris esses Massa, hominem feci et mentem animumque dedi. Adieci imperium terraeque marisque, subessent Ut tibi ceu regi cuncta creata suo: Quid mihi pro tantâ pietate reponitur? Haud est, Qui cupiat iussis moriger esse meis. Quod feci, infectum mallem. Proh poenitet huius Consilii! Ô nunquam conditus esset homo!

V. Flores serotini sive autumnales

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9. »Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.« Mat. 10,16. Ich bestimme euch nicht zu Reichtum und Ehre. Mein Reich ist nicht auf Herrschaft angelegt. Wie eine Herde von Schafen, die von grausamen Scharen von Wölfen umzingelt und elendiglich zerfleischt werden, gerade so überlasse ich euch der Welt. Es gibt keine Gewalttätigkeit, keine Marter, die euch würde schonen wollen. Doch wird euch dies nicht zum Nachteil ausschlagen. Je verderblicher diese Heimsuchung sein wird, desto größer wird der Ruhm eurer Gemeinschaft sein. Diese Zerfleischung ist für meine Gemeinden nämlich nichts anderes, als die Beschneidung für die ausgewachsene Weinrebe zu sein pflegt.

10. »Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Joh. 2,4. Wer kennte besser als ich den Mangel des Bedürftigen? Und wer pflegt eher zur Stelle zu sein, um zu helfen? Sieh aber davon ab, mir die Zeit und die Art und Weise vorzuschreiben! In diesem Punkt ist mir auch die Sorge meiner Mutter lästig. Sollte der, für den nichts abwesend, dem alles gegenwärtig ist, nicht freundlich zeitige Hilfe leisten? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Sie wird aber kommen. Noch bevor die Brautleute ihn brauchen, wird diese Quelle wohlschmeckenden Wein spenden.

11. »Es reut mich, daß ich den Menschen gemacht habe.« 1. Mos. 6,7. Was von dem, das in meiner Macht stand, hätte ich nicht vollbracht? Obgleich du [nur] ein Klumpen Staub warst, habe ich [daraus] den Menschen gemacht und ihm Geist und Seele gegeben. Ich habe die Herrschaft über Land und Meer hinzugetan, damit dir alles Erschaffene untertan sei wie einem König. Wie wird mir so große Liebe vergolten? Da ist niemand, der meinen Weisungen gehorsam sein wollte. Mir wäre lieber, daß ungetan geblieben wäre, was ich getan habe. Ach, mich reut dieser Ratschluß! O wäre doch der Mensch nie geschaffen worden!

D. Geistliche Gedichte

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12. Haemorrhousa. Marc. 5.

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Si mea, Christe, fides salvam me reddidit et fons Sanguinis arcanâ sistitur huius ope, áA7rñ Quid tua vestis agit? Quae ni mihi tacta fuisset, Prorsus ab hac nondum libera peste forem. Vis ea, quam sentis tibi decessisse, salutem Attulit, et tactus profuit iste mihi. Quam quia defectae spes et fiducia suasit, Iam tuus haud potuit tardior esse favor. O facilem meritis! Quid si non ipsa rogassem, Auxilium nunquid sponte daturus eras?

13. Iustitia Christi.

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Si mihi pro meritis reddantur praemia vitae, Quae satis in poenas Styx Acheronve foret? Sic animus putet, sic vita putrescit, ut haud sit Turpior immundae sordida vitta nurus. At qui me ex nihilo fecit, pars orbis ut essem, Qui primo eversum crimine restituit, Qui tot nequitiis, tam multâ labe pudendo Nunc etiam patriam spondet amanter opem: Ille sonus nostra IESUS praedulcis in aure, Quod nulli est hominum fas dare, spontè dabit. Iustitiam ille suam, Lex nostram ubi saeva requirit, Offeret. Hoc pacto pro nece vita mihi.

14. Simplicitas. Simplicitas laus est, et fraus simulatio. Dignum Ingenio quod sit delige quisque tuo. áA7vñ

15. »Novem autem ubi sunt?« Lucae 17. Ergo decem sanas, tantumque revertitur unus, Qui gratum et memorem se tibi, Christe, probet?

V. Flores serotini sive autumnales

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12. Die blutflüssige Frau. Mark. 5,25–34. Wenn mein Glaube, Christus, mich geheilt hat und die Quelle des Blutes durch dessen geheime Hilfe gehemmt wird, was bewirkt dann dein Gewand? Wenn ich dieses nicht berührt hätte, wäre ich durchaus noch nicht von dieser Seuche befreit. Jene Kraft, die du fühlst, nachdem sie von dir ausgegangen ist, hat die Heilung gebracht, und diese Berührung hat mir genützt. Weil Hoffnung und festes Vertrauen mich in meinem Gebrechen von dieser Kraft überzeugt haben, konnte deine Gunst nun gar nicht länger säumen. O wie leicht bist du bereit, Wohltaten zu spenden! Wie, wenn ich nicht selbst darum gebeten hätte? Dann hättest du deine Hilfe doch wohl nicht von dir aus gewährt?

13. Die Gerechtigkeit Christi. Falls mir der Lohn für mein Leben nach meinen Verdiensten zuteil würde: welcher Styx oder Acheron würde dann zur Bestrafung ausreichen? So sehr stinkt meine Seele, so sehr ist mein Leben in Fäulnis begriffen, daß die schmutzige Kopfbinde einer unsauberen jungen Frau nicht garstiger ist. Doch der, welcher mich aus dem Nichts gemacht hat, damit ich ein Teil der Welt sei, der, welcher mir nach dem Sturz durch den ersten Sündenfall wieder aufgeholfen hat, der, welcher dem, der durch so viele nichtswürdige Handlungen, durch so viele sündhafte Gebrechen Schande auf sich geladen hat, auch jetzt noch liebevoll väterliche Hilfe verheißt: eben der, Jesus, dieser überaus liebliche Klang in unserem Ohr, wird freiwillig geben, was zu geben keinem Menschen verstattet ist. Dieser wird seine Gerechtigkeit dort anbieten, wo das grausame Gesetz die unsere verlangt. Auf diese Weise wird mir statt des Todes das Leben.

14. Aufrichtigkeit. Aufrichtigkeit ist lobenswert, Verstellung Betrug. Wähle ein jeder von euch aus, was seiner Geisteshaltung angemessen ist!

15. »Wo sind aber die neun?« Luk. 17,17. Also heilst du zehn, und nur einer macht kehrt, um sich dir, Christus, dankbar und erkenntlich zu erweisen? Und doch ist dieser nicht von deinem

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Nec tamen ille tua de gente, sed exterus, hostis Nominis et ritus, gens recutita, tui, Nempe Samarites. Ah, queis versatur in ore, Quam rarò his pietas seria corde sedet! Quando opus auxilio, te, Christe, sequuntur et orant. Adiuti fugiunt numinis ora tui. Quid iuvat informem membris expellere lepram Et scabie interiùs sordidiore premi?

16. »Tristis est anima mea usque ad mortem.« Matth. 26.

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Tristis es, et meritò. Quis enim non horreat illam, Quae cum ignominiâ sit subeunda, necem? At tua quae mors est, quae sors, mitissime IESU! Hîc Satanae rabies, mortis et ira coit. Accedit patrii fulmen coeleste furoris, Cuius ab attactu terra polusque liquent. Si non alterius naturae robore fulto, Maior in hoc ipso vis tibi agone foret, áA8rñ Iam confecta caro flammis cessisset Averni: Non oneris tanti scilicet illa capax. Esse homo et esse Deus Salvator debuit. Inde Qui modò tristis eras, mox redivivus ovas.

17. Consideratio passionis Filii Dei Iesu Christi.

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Excute somnum oculis iustasque expergita curas Suscipe, mens mea, et hunc, quem sisto, lumine acuto Contemplare virum. Non illum Cous Apelles Pinxerit aut Phidias melius, quàm Flaminis almi Ante oculos doctâ descriptus ponitur arte. Intentis, age, cerne oculis, quae forma, quis illi Sit color atque habitus! Incedit imagine Regis Celsior, at servo tractatur acerbius omni. Incingit Diadema comas, sed rhamnus in illo Plurimus, hamatis perrumpens tempora spinis, Diffundit roseum per eburnea colla cruorem. Induitur cocco rutilanti et murice, verùm Plus ignominiae quàm ornatûs inde resultat.

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Volk, sondern ein Ausländer, ein Feind deines Namens und deines religiösen Brauchs, du Volk der Beschnittenen! Er ist nämlich ein Samariter. Ach, wie selten tragen diejenigen ernsthafte Frömmigkeit in ihrem Herzen, die sie im Munde führen! Wenn Hilfe nötig ist, folgen sie dir, Christus, und bitten dich. Sobald ihnen geholfen wurde, fliehen sie das Antlitz deiner Göttlichkeit. Was nützt es, den häßlichen Aussatz von den Gliedmaßen zu vertreiben und innerlich von noch garstigerer Räude befallen zu sein?

16. »Meine Seele ist betrübt bis an den Tod.« Mat. 26,38. Du bist betrübt, und das zu Recht. Wer entsetzte sich denn nicht vor einem Tod, den man unter Schimpf und Schande auf sich nehmen muß? Doch was für einen Tod, was für ein Schicksal erleidest du, mildester Jesus! Hier treffen die Raserei Satans und der Zorn des Todes zusammen. Hinzu kommt der Blitz der väterlichen Wut, von dessen Berührung Erde und Himmel sich erhellen. Wenn du nicht, auf die Kraft einer zweiten Natur gestützt, in eben diesem Kampf eine größere Stärke besäßest, wäre das schon getötete Fleisch den Flammen der Hölle erlegen, denn einer so großen Last hätte es nicht standhalten können. Der Heiland mußte Mensch und Gott zugleich sein. Daher hältst du, der du eben noch betrübt warst, in kurzem als Auferstandener deinen Siegeszug.

17. Betrachtung des Leidens des Sohnes Gottes Jesu Christi. Vertreibe den Schlaf aus den Augen, werde munter und nimm die berechtigten Sorgen auf dich, meine Seele, und betrachte scharfen Auges den Mann, den ich hier hinstelle. Ihn könnte weder der Koer Apelles noch Phidias besser malen, als er, dargestellt von der geschickten Kunst des Heiligen Geistes, vor Augen gestellt wird. Wohlan denn, fasse aufmerksamen Blickes seine Gestalt, seine Gesichtsfarbe und seine äußere Erscheinung ins Auge. Er schreitet erhabener einher als das Ebenbild eines Königs, doch wird er mit größerer Härte behandelt als jeder Sklave. Eine Krone umschließt das Haar, doch die zahllosen Dornen an ihr, welche die Schläfen mit angelförmigen Stacheln durchbohren, lassen rosenfarbenes Blut über den elfenbeinweißen Hals sich verströmen. Er ist gewandet in schimmernden Scharlach und Purpur, doch daraus erwächst mehr Schmach als Zierde.

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Nec Sceptrum manibus defit, sed vapulat illo Saeviter, ut quassis increscant tubera malis. Qui Solio impositum submisso poplite adorent Et regem inclament, videas hîc denique: at eheu, Illi idem alternîs derisi sputa verendis áA8vñ Iniiciunt oculis et verbere labra fatigant. Aspice spectaclum, mea mens, tàm triste! Quis illo Despectus magis aut maiori pondere pressus? Subditur ecce cruci, dorsoque infame gravato Tollit onus. Sitiens pro vivi fluminis undâ Fel myrrhamque bibit. Tormentis omnibus haustus Et lethum opperiens pro diris hostibus orat. Quis novus ille hospes nostro sese intulit orbi? Unde illi hoc robur? Plusquam crudelia passus Obticuit tamen, atque irae vocique pepercit. Non questus, non ille minas maledictaque fudit Adversus genus immundum rapidosque molossos. Et quasi nulla foret sibi facta iniuria, supplex Exorat veniam sceleri, sanctoque parenti Carnifices saevos prece conciliare laborat. Quid mansuetius hoc? Quid quaeso benignius unquam Intuita es, mea mens? Si demta sindone nudum Inspicis, apparent laceratis artubus udae Vibices lentusque cruor. Manus utraque clavis Fissa rubet. Geminas fissum latus evomit undas. Hinc atque hinc pendent duo (terrae pondera) poenis Mactandi paribus, Nemesi ulciscente, latrones. Quos inter medius, ceu pessimus, eminet ille. Flete perennè, oculi, salsoque madescite rore! Igne liquesce, anima, atque illi te ostende flagrantem, Qui patiens adeò atque adeo mansuetus atroces Sustinet aerumnas: atque hoc, ut lapsa resurgas, áBrñ Mortua vivescas et deplorata triumphes.

18. Victor victus.

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Vicisti semel et vicisti fraude dolosâ Illum, quem noras callidus esse hominem. Qui par esse Deo nisi praesumsisset, ab astu Securus vixet secula multa tuo. Qui te iterum vicit prostratumque exuit armis, Ille Dei soboles atque homo verus erat.

V. Flores serotini sive autumnales

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Auch ein Zepter fehlt nicht den Händen, aber er wird mit ihm heftig geprügelt, so daß auf den geschlagenen Wangen Beulen wachsen. Hier kannst du sodann welche sehen, die ihn, den man auf einen Thron gesetzt hat, mit gebeugtem Knie anbeten und als ihren König anrufen. Doch ach! Eben jene verspotten ihn und spucken ihm abwechselnd in seine ehrwürdigen Augen und setzen seinen Lippen mit Schlägen zu. Betrachte das so traurige Schauspiel, meine Seele! Wer wurde mehr verachtet oder mit größerer Last beladen als er? Siehe, man schiebt ihn unter das Kreuz, belädt ihm den Rükken, und er trägt die schimpfliche Last davon. Als ihn dürstet, trinkt er statt Wassers aus fließendem Strom Essig und Myrrhe. Von allen Martern zermürbt und des Todes gewärtig, betet er für seine gräßlichen Feinde. Welch ein ungewöhnlicher Gast hat sich mit jenem Manne in unsere Welt begeben? Woher hat er diese Kraft? Mehr als grausame Qualen hat er erlitten. Dennoch hat er Schweigen bewahrt und Zorn und Stimme im Zaum gehalten. Er hat keine Klagen, keine Drohungen, keine Flüche gegen das unreine Geschlecht und die reißenden Molosserhunde ausgestoßen. Und gleichsam als sei ihm überhaupt kein Unrecht geschehen, erfleht er demütig Vergebung für das Verbrechen und bemüht sich, seinen heiligen Vater durch das Gebet den grausamen Henkern geneigt zu machen. Was ist sanftmütiger als dies? Was, bitte, meine Seele, hast du jemals beobachtet, das freundlicher wäre? Wenn du ihn nach Wegnahme des Nesselgewandes nackt erblickst, erscheinen auf den zerfleischten Gliedern feuchte Striemen und klebriges Blut. Beide Hände, durchbohrt von Nägeln, sind rot. Die eingestochene Seite läßt zwei Ströme herausfließen. Zu beiden Seiten hängen zwei Räuber (der Erde eine Last), die, dank der Rache der Gerechtigkeit, durch gleiche Strafen hingerichtet werden sollen. In deren Mitte ragt jener Mann auf, als sei er der schlimmste Übeltäter. Weint alle Zeit, ihr Augen, und werdet ganz feucht vom salzigen Naß! Schmilz von Feuer, Seele, und zeige dich in Glut ihm, der so geduldig und so sanftmütig furchtbare Drangsal auf sich nimmt – und das, damit du dich von deinem Sturz wieder erhebst, im Tode zum Leben erwachst und, obwohl beweint, triumphierst.

18. Der besiegte Sieger. Du hast einmal gesiegt, und du hast mit heimtückischem Betrug den besiegt, von dem du bei deiner Schläue wußtest, daß es der Mensch sei. Hätte der nicht erwartet, Gott gleich zu sein, hätte er, sicher vor deiner Hinterlist, viele Jahrhunderte lang gelebt. Der, welcher wiederum dich besiegt, niedergeworfen und entwaffnet hat, jener war Gottes Sohn und wahrer Mensch.

D. Geistliche Gedichte

414 Ergo vi vicit patriâ duxitque triumphum. At miserum palmae te piget atque pudet.

19. Christus mihi omnia.

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Quo magis atque magis mundi me involvo procellis, Hoc magis atque magis te, Christe benigne, relinquo. Verùm ubi te laeva seductus mente reliqui, A me ipso videor quoque longiùs esse regressus. Illecebrae hinc mundi quatiunt me atque impete quassum Ferali excutiunt. Excussus prorsus amorem Excutio, sed me non segnius excutit ille. Tu merus et sincerus Amor, dulcissime IESU. Ignis inardescens divini iugis amoris Ex patrio temet, mirum, deduxit Olympo Ad genus infelix vitae durosque labores, áBvñ Cùm pro me morerere bonus, quò demta rediret Vita mihi et culpis deperdita regna paterent. Ite, facessite cuncta, apage omne, quod uspiam amicum est Iucundumque mihi. Praeter Iesum omnia nil sunt. Ipse est omnia, et absque illo nihili omnia pendo.

20. »Iesu Fili David, miserere mei.« Lucae 18.

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Corporeis oculis video nihil: improba labes Clausit eos. Cordis lumine cerno aliquid. Invida, quid prohibes, plebes, clamare? Recedet Nil de demenso, quod dabit ille, tuo. Qui sileam miser atque hoc tanto cardine rerum Abstineam? Hic iubeat, nec mora, mutus ero.

21. Pecunia pecudum est. A pecude, ut perhibent, est dicta pecunia. Quisquis Totus in hac, meritò dicitur esse pecus.

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Also hat er mit der väterlichen Gewalt gesiegt und triumphiert. Dich Elenden aber verdrießt und ärgert der Sieg.

19. Christus ist mir alles. Je mehr und immer mehr ich mich in die Stürme der Welt verstricke, um so mehr und immer mehr lasse ich dich, freundlicher Christus, im Stich. Aber sobald ich dich, von Torheit verführt, im Stich gelassen habe, scheine ich mich auch von mir selbst sehr weit zurückgezogen zu haben. Daher versetzen mich die Verlockungen der Welt in Unruhe und jagen mich in meiner Unruhe in wildem Ansturm davon. Davongejagt jage ich die Liebe gänzlich davon; diese jedoch, nicht weniger geschwind, jagt mich fort. Du, süßester Jesus, bist die reine und unverdorbene Liebe. Das immerfort brennende Feuer der göttlichen Liebe hat dich, o Wunder, aus dem väterlichen Himmel fortgezogen zu einer unglücklichen Lebensform und zu harten Mühen, da du in deiner Güte für mich gestorben bist, damit ich das mir entzogene Leben wiedergewönne und mir das schuldhaft verlorene Reich offenstünde. Es entschwinde, es packe sich, es mache sich fort alles, was mich irgendwo freundlich anmutet und mir angenehm ist. Außer Jesus ist alles nichts. Er selbst ist alles, und ohne ihn halte ich alles für nichts.

20. »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Luk. 18,38. Mit den leiblichen Augen sehe ich nichts. Ein schlimmes Unheil hat sie verschlossen. Mit dem Auge des Herzens nehme ich etwas wahr. Mißgünstiges Volk, warum verbietest du mir, zu schreien? Von deiner Ration, die er dir gewähren wird, wird nichts verlorengehen. Wie könnte ich Armer schweigen und mich von diesem großen Angelpunkt der Welt fernhalten? Sollte er mir Schweigen auferlegen, werde ich sogleich stumm sein.

21. ›Pecunia‹ ist Sache von ›pecus‹. Wie man sagt, leitet sich ›pecunia‹ (›Geld‹) von ›pecus‹ (›Vieh‹) her. Wer sich jenem mit Leib und Seele ergibt, wird zu Recht ›Vieh‹ genannt.

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22. Mors optanda, non timenda. Exsilium coeli est haec vita miserrima. Ab illâ Nos vocat ad superos patria vera lares. áB2rñ Ergo optare pium est haec solvi vincula posse: Liber ut esse queam, qui modò servio inops.

23. Vidua, pupillus, hospes.

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Est accepta Deo vidua, est pupillus et hospes: Haec liberorum sacra sint tibi loco. Immo etiam soboli malis aliquanta deesse, Ut sit, quod erogare munificus queas. Sive peregrino aut viduae aut aetate minori: Quantum dabis, tantum redibit illico. Cuncta Deus reddit. Quin, quod das alteri, idipsum Habes, sed illud, quod tenes, deest tibi.

24. Lis, spes, miseria. Lis spem progenerat, litem spes anxia nutrit, Finis comesque harum sed infelicitas.

25. Tege infortunia. Si tibi sors aliquid facit invidiosa sinistri, Esse dies et si forte noverca volet, Providus et prudens tege singula, ne qua voluptas Hostibus exsurgat certior inde tuis.

26. Quod scriptum est, scriptum est. áB2vñ

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Nil temerè scripsi, rex ille est vester, Apellae, Quem, licet invitus, hei mihi! trado neci. Ex hoc caussa tibi est belli iustissima, Caesar: Classica diversis haec lege scripta notis. Si tibi latrones ius perdere, perde rebelles, Perfidiâ quorum rex malè caesus obit.

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22. Der Tod ist zu wünschen, nicht zu fürchten. Dieses allerelendeste Leben ist das Exil des Himmels. Aus jenem ruft uns unser wahres Vaterland heim zu den himmlischen Wohnungen. Also ist es fromm, wünschen zu können, daß diese Fesseln gelöst werden: damit ich frei sein kann, der ich jetzt ohnmächtig diene.

23. Witwe, Waise, Fremdling. Willkommen ist Gott die Witwe, ist die Waise und der Fremdling. Dies sei dir etwas Heiliges, wie deine Kinder. Ja es soll dir sogar lieber sein, daß deinem Nachwuchs etwas abgeht, damit etwas da ist, das du mildtätig verausgaben kannst. Wieviel du einem Fremden, einer Witwe oder einem jungen Menschen geben wirst, soviel wird dir sogleich als Ertrag zufließen. Gott vergütet alles. Ja du besitzt sogar gerade das, was du einem anderen gibst. Das, was du behältst, das fehlt dir.

24. Streit, Hoffnung, Elend. Streit erzeugt Hoffnung; bängliches Hoffen nährt den Streit. Das Ende und der Begleiter dieser beiden aber ist Unglücklichsein.

25. Verbirg dein Ungemach. Falls ein migünstiges Geschick dir irgendein Unglück bereitet und falls etwa die Zeit es mit dir stiefmütterlich meint, so halte vorsichtig und klug die Einzelheiten verborgen, damit daraus deinen Feinden nicht etwa mit ziemlicher Sicherheit Vergnügen erwächst.

26. Was geschrieben steht, das steht geschrieben. Ich habe nichts von ungefähr geschrieben. Jener Mann ist euer König, ihr Juden, den ich, obgleich wider Willen (weh mir!), dem Tod anheimgebe. Hieraus erwächst dir der allergerechteste Kriegsgrund, Kaiser! Lies diese hochrangige Kennzeichnung, geschrieben in verschiedenen Schriftzeichen! Wenn du das Recht hast, Banditen zu vernichten, so vernichte die Widersetzlichen, durch deren Treulosigkeit ihr König auf üble Weise hingemordet wird.

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27. Dives epulo. Luc. 16.

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En quo splendidior vestitu nemo repertus, Is Stygium nudus mittitur in barathrum; Qui sibi se soli natum factumque putabat, Alterius modicam poscit egenus opem; Quique mero dulci noctuque diuque madebat, Exiguam in mediis ignibus orat aquam. Discite vestitu, dites, moderatius uti, Et natos etiam credite vos aliis. Parcite vino animum sic enervare liquente, Ut ventri immersus nesciat ille Deum. Vita brevis, fluxus terreni splendor honoris: Aeternum est, quicquid postuma vita feret.

28. Vitae longioris bona. Longior hoc vitae praestat tibi portio: plura Ut videas, facias sustineasque mala. áB3rñ

29. Solatium. Multum est, impietas mea quod scelarata meretur, Sed Christi pietas quod praestat, maius id illo. Nemo iniustitiâ, fateor, me et crimine maior, Sed nec iustitiâ quisquam illo coelite maior.

30. Opes inopes.

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Si tibi divitiae atque ex istis gloria, crede Ex flammâ fumum ardente micare tibi. Quam levis infusae si extinxerit impetus undae: Iam nihil hîc lucis nilque caloris erit. Talia sunt, fatui quae iactant stemmata, tales, Momine quas uno sors mala perdit, opes.

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27. Der reiche Schlemmer. Luk. 16,19–31. Sieh da: derjenige, der alle mit der Pracht seiner Kleidung übertroffen hat, wird nackt in den Schlund der Hölle geschickt. Derjenige, der meinte, daß er allein für sich geboren und geschaffen sei, fordert hilfsbedürftig von seinem Nächsten geringfügige Unterstützung. Und derjenige, der Tag und Nacht trunken war von süßem Wein, bittet inmitten der Flammen um ein klein wenig Wasser. Lernt, ihr Reichen, bei eurer Kleidung maßvoller zu verfahren, und überzeugt euch davon, daß ihr auch für andere geboren seid! Hört auf, euren Geist mit Strömen von Wein so zu schwächen, daß er, im Bauch versenkt, von Gott nichts weiß. Das Leben ist kurz, der Glanz irdischen Ruhms wandelbar. Ewig ist alles, was das Leben nach dem Tode bringen wird.

28. Die Güter eines längeren Lebens. Das bietet dir eine verlängerte Spanne des Lebens: daß du mehr Schlechtes siehst, tust und erleidest.

29. Trost. Groß ist die Strafe, die meine frevelhafte Gottlosigkeit verdient, größer als dies aber ist, was die Barmherzigkeit Christi leistet. Niemand, ich gestehe es, ist größer als ich im unrechten Tun und im Verbrechen, doch ist auch niemand größer in der Gerechtigkeit als jener himmlische Herr.

30. Armseligkeit des Reichtums. Wenn du über Reichtum verfügst und daraus Ruhm beziehst, so sei überzeugt, daß dir aus der brennenden Flamme nur Rauch entgegenschlägt. Wenn ein leichter Schwall darüber geschütteten Wassers diese ausgelöscht hat, wird alsbald hier kein Licht und keine Wärme mehr sein. Solcherart sind die Ahnenreihen, mit denen Narren sich brüsten, solcherart der Reichtum, den ein böses Geschick mit einem einzigen Stoß vernichtet.

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31. Remissa severitas. Utere suppliciis, ac si patiaris et ipse. Peccare est hominis, parcere posse Dei. Plurima qui miserans differt mala, providus idem Auctor inexhausti multiplicisque boni.

32. Querela, Ieremiae cap. 5. áB3vñ

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Quis putet aut credat, nisi res hoc ipso loquatur? En in gente meâ, triste et lacrymabile dictu, Invenias agmen, pietas cui seria nulla: Qui laqueos ponunt aliis et fallere gaudent, Qualis aves pedicis et visco decipit auceps. Fraudibus astutis illorum tecta redundant, Ut caveae volucrum densata foramina pandunt. Hinc illis census atque imperiosa potestas, Corporis hinc habitus pulcer tranquillaque vita. Artibus utuntur pravis, et subdola cudunt Consilia alterius damno. Non iura nec aequum Respiciunt; non pupillus, non pauper ab illis Suppetias, ut poscat, habet. Sibi vivere sueti Nequaquam miserûm voces lamentaque curant. Atque haec, impunè et nullo perhibente, superbas Inter opes, epulas inter multosque clientes. Haec ego collustrans oculis vigilantibus, irae Parcere et ultrices possim suspendere poenas? Non ita. Vindictam mea mens de gente profanâ, Aversata dolos implexaque crimina, sumet. Dira loci facies; regio est teterrima tota. Falsa docent vates atque imperiosa sacrorum Turba ministrorum dominari gaudet in arcto Munere. Quis finis vitae quisve exitus huius? áB4rñ

33. »Vulpes foveas habent, et volucres coeli nidos etc.« Lucae 9. Non avibus nidi, non desunt vulpibus antra, Conditur et noto bestia quaeque loco.

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31. Gemilderte Strenge. Wende Strafen so an, als erlittest du sie selbst! Sündigen ist dem Menschen zueigen, Schonenkönnen Gott. Wer aus Erbarmen den größten Teil empfindlicher Strafmaßnahmen aufhebt, ist auch seinerseits vorsorgender Urheber von unerschöpflichem und vielfältigem Guten.

32. Klage: Jer. 5,26–31. Wer sollte es vermuten oder glauben, wenn nicht die Sache eben davon spräche? Siehe, du kannst in meinem Volk, traurig und jammervoll zu sagen, eine ganze Kolonne finden, die keine ernsthafte Frömmigkeit besitzt, Menschen, die anderen Fallstricke auslegen und Freude am Betrug haben, so wie der Vogelfänger Vögel mit Schlingen und Leim hintergeht. Ihre Häuser quellen über von verschlagenen Tücken, wie die Vogelkäfige in dichter Fülle Löcher haben. Daher besitzen sie Reichtum und herrscherliche Gewalt. Daher sind sie von schöner Leibesgestalt und haben ein ruhiges Leben. Sie wenden böse Schliche an und schmieden heimtückische Pläne zum Schaden ihres Nächsten. Sie beachten weder Recht noch Billigkeit. Keine Waise, kein Armer bekommt von ihnen Unterstützung, wie er auch fordern mag. Gewohnt, sich selbst zu leben, kümmern sie sich auf keine Weise um die Rufe und Wehklagen der Elenden. Und dies auch noch ungestraft und ohne daß irgend jemand dagegen einschritte, inmitten von prächtigem Reichtum, inmitten von Gastmählern und vielen Gefolgsleuten. Könnte ich, indem ich dies mit wachsamen Augen betrachte, meinen Zorn zügeln und rächende Strafen zurückhalten? Nein! Meine Seele wird die bösartigen Betrügereien und ineinander greifenden Verbrechen zurückweisen und sich an diesem ruchlosen Volk zu rächen beginnen. Grauenhaft ist der Anblick des Ortes; das ganze Land ist überaus garstig. Die Propheten lehren Falsches, und die herrische Schar der Gottesdiener hat Freude daran, in ihrem eingeschränkten Amt Tyrannei zu üben. Wie wird dieses Leben enden oder ausgehen?

33. »Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester usw.« Luk. 9,58. Den Vögeln fehlt es nicht an Nestern, den Füchsen nicht an Höhlen, und jedes reißende Tier lagert sich an seinem vertrauten Ort. Der Herr der Welt

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Nulla teges rerum Domino, quo fessa recondat Membra, nec afflictum quae levat umbra caput. O mihi tam felix fueris, dulcissime IESU, Ut tibi sit nostro hoc pectore grata domus!

34. Abrahamus tentatus. Gen. 22.

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Durius haud aliquid poteras imponere. Cordis Dimidium ergo iubes sacrificare mei? Qui renuam? qui me excusem? Parebo. Sed heus tu: Quis, magis hoc casu quod vereatur, habet? Me soboles moveat? Tua te promissio, Iova: Hic nunquam similis non potes esse tui. Quid sim facturus, cupis explorare? Sed ipse Quid velis aut possis, non minus experiar. In spe, spem contra, certum est mihi credere: quicquid Accidat, indemnem me tua dicta volent. áB4vñ

35. »Mundus gaudebit, vos flebitis.«

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Quid magis indignum? Mundi pars maxima gaudet: Illis laetitiam vina Venusque creant. Pars minor, at Christo carissima, pressa laborat: Hic labor et luctus, denique mors misera. Este viri fortes oneris sub mole gementes: Qui premit, aeternus non erit ille dolor. Flebilis excipiet peccantûm gaudia luctus, Vos manet aeterna texta corona manu.

36. Mea fortuna.

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Una dies orbum me fecit utroque parente: Heu nimium nostris rebus iniqua dies! Tum nondum quintae mihi luxerat orbita Lunae, Solus et in mediâ peste relictus eram, Cum fugerent alii nec adesset cura parentum Semper apud foetus irrequieta suos.

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hat keine Decke, unter der er die müden Glieder bergen könnte, und keinen stillen Ort, der sein betrübtes Haupt erquickte. O könntest du mir doch dieses Glück bereiten, süßester Jesus, daß dir das Haus in diesem meinem Herzen willkommen ist!

34. Die Versuchung Abrahams. 1. Mos. 22. Etwas Härteres hättest du mir nicht auferlegen können. Heißest du mich also, die Hälfte meines Herzens zu opfern? Wie könnte ich es verweigern, wie mich entziehen? Ich werde gehorchen. Doch höre du: Wer hätte etwas, das ihm mehr Anlaß zur Furcht gäbe als dieses Ereignis? Sollte mich mein Sohn rühren? Dich deine Verheißung, Herr! Hierin kannst du dir niemals widersprechen. Willst du erforschen, was ich tun werde? Doch ich kann ebensogut erfahren, was du selbst willst oder kannst. In der Hoffnung, gegen alle Hoffnung bin ich fest entschlossen, zu glauben, daß, was auch immer geschehen mag, deine Worte mir keinen Verlust werden zufügen wollen.

35. »Die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet weinen.« Was könnte ungerechter sein? Der größte Teil der Menschheit ist fröhlich: Wein und Liebe schaffen ihnen Freude. Der kleinere, doch Christus liebste Teil ist bedrängt von Sorgen. Hier ist Mühe und Trauer, schließlich ein elender Tod. Seid tapfer, ihr Männer, die ihr ächzt unter der Schwere der Last! Das Leid, das euch drückt, wird nicht ewig sein. Tränenvolle Trauer wird die Freuden der Sünder in Empfang nehmen – euch erwartet die von der Hand der Ewigkeit geflochtene Krone.

36. Mein Schicksal. Ein einziger Tag hat mich zum Waisenkind gemacht, von beiden Eltern her. Ach, das war ein meinem Geschick allzu feindseliger Tag! Damals hatte mir die Kreisbahn des Mondes noch nicht zum fünften Mal geleuchtet, und ich war in der Pest allein zurückgeblieben, da die anderen flohen und keine bei ihrem Nachwuchs stets rastlose elterliche Sorge da war. Du, allein und

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Tu mihi, tu praestò solusque unusque fuisti, Christe, tuâ vixi fotus et altus ope. Fortunam in terris infans expertus acerbam Eiusdem pueros conditionis amas.

FINIS.

Zusatztexte im Nachdruck innerhalb der ›Poemata sacra‹ (1665)4 0. ECCLESIA semper sub CRUCE.

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Quae Christi titulis signari Ecclesia gaudet, Se nunquam immunem noverit esse crucis. Scilicet hoc prima factum est ab origine mundi, Ut premat insontes sors inimica pios. Adspice nascentis felicia secula mundi; Hic cadit innocuo funere mersus Abel. Quae non exagitat mansuetum iniuria Noham? Ille tamen constans in statione manet. Caetera praeteriens, in Christum lumina fige: An non continuis subfuit ille malis? Nascentem exilium, puerum labor improbus urget, Maturum laedunt, laedere si qua valent. Omnibus exhaustus morti damnatur acerbae, Et miser infami in stipite fixus obit. Si fuit haec Domini in mundo fortuna, quid ausit Mollia servus iners poscere fata sibi?

36a. De Seipso. Credam me Domino securus opumque locique, Quis sim quisve habear, primus an imus, idem est.  4

Es sind auch hier nur Zusatztexte aufgenommen, die nicht schon in anderen in vorliegender Auswahledition erfaßten Werken Meiboms enthalten sind. Die Zählung der Ergänzungstexte erfolgt wiederum so, daß ihre Stellung innerhalb der Sammlung erkennbar wird: durch Angabe der Zahl des in der Erstausgabe unmittelbar vorangehenden Textes und Hinzufügung eines Kleinbuchstabens (a, b, c usw.). Mit der Ziffer 0 ist ein der Nr. 1 der Erstausgabe vorangehendes Gedicht gekennzeichnet.

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einzig du, Christus, warst zur Stelle. Gehegt und genährt durch deine Hilfe, habe ich überlebt. Da du als kleines Kind auf Erden selbst ein bitteres Los erfahren hast, liebst du Knaben, die in der gleichen Lage sind.

ENDE.

Zusatztexte im Nachdruck innerhalb der ›Poemata sacra‹ (1665) 0. Die Kirche ist immer unter dem Kreuz. Die Kirche, die sich freut, mit dem Ehrennamen Christi bezeichnet zu werden, soll wissen, daß sie nie des Kreuzes ledig ist. Es hat sich nämlich seit Erschaffung der Welt dies ereignet, daß ein feindseliges Geschick die schuldlosen Frommen heimsucht. Betrachte die glücklichen Jahrhunderte der entstehenden Menschheit: Hier fällt Abel dahin, untergegangen in einem unverschuldeten Tod. Welches Unrecht regt nicht den sanftmütigen Noah auf! Der bleibt aber beständig an seinem Standort. Übergehe das Weitere und hefte deine Blicke auf Christus! War er nicht unaufhörlichen Übeln unterworfen? Am Beginn seines Lebens bedrückt ihn das Exil, als Knaben unmäßige Arbeit. Als Erwachsenen kränken ihn alle, die zu Kränkungen nur irgendwie in der Lage sind. Von allem erschöpft, wird er zum bitteren Tode verurteilt, und elendiglich stirbt er, genagelt an den schimpflichen Stamm. Wenn dies das Schicksal des Herrn in der Welt war, wie könnte dann ein einfältiger Diener es wagen, für sich ein sanftes Geschick zu verlangen?

36a. Über sich selbst. Ich will mich dem Herrn anvertrauen, unbekümmert um meinen Besitz und Rang. Wer ich bin oder als wer ich angesehen werde, ob als der Erste oder der Niederste, das bleibt sich gleich.

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I. Poetologische Selbstzeugnisse Heinrich Meiboms

1. Widmung und Vortragsankündigung zu dem Vergil-Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595) Quelle: Heinrich Meibom: Classicum adversus Turcas Musulmanos, execranda impietate et inaudita crudelitate in Ecclesiam filii Dei grassantes, versu Vergiliano decantatum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595 (HAB Wolfenbüttel: H: 959 Helmst. Dr. [4]), Bl. A2r– A3v.

Widmungsbrief MAGNIFICO ET NOBILI viro, DN. TOBIAE PAURMEISTER, SACRI PALATII COMITI, ANTISTITIS Halberstadensis etc. Cancellario, patrono observando.

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Ante dies non ita multos, Domine, Orationem habui de motibus Turcicis, funestis illis et admodum periculosis. Placuit ea, ut intelligo, non paucis: iis tamen praecipuè, qui Poësin omnem non ex inani verborum strepitu, sed ex rerum ponderibus et orationis elegantia, numeri denique venustate metiuntur. Hortati sunt nonnulli, ut publici iuris facerem: in quo non ita facilè morem gessi. Scio enim, quid huic seculo debeam, quid mihi ipsi. Neque probo illos, qui versus suos vomunt, non pariunt. Mihi sanè hic lusus non sine labore, qui magis ex recensione quàm primo conceptu oritur. Nec irascor, si qui de meis censuram sibi sumunt et in nostra inquirunt: immò hoc volo, impero. Cuius enim dementiae? in libero theatro spectatorum iudiciis succensere eaque ad suam voluntatem adstringere velle. Aliquid tamen vendicare mihi possem, nisi natura et adsuefactio ab ambitione arrogantiaque1 tam longè me abduxissent, quàm abest versificator à Poëta. Hinc fit, ut parcior sim in fetibus nostris publicandis, quos quia mori mecum nolim, Horatii mandatu et Cinnae exemplo, domi detineo et subindè ad limam

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1. Widmung und Vortragsankündigung zu dem Vergil-Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595)

Widmungsbrief AN DEN HOCHHERZIGEN UND EDLEN Mann, HERRN TOBIAS PAURMEISTER, PFALZGRAFEN, DOMHERRN von Halberstadt usw., Kanzler, hochzuverehrenden Schutzherrn. Vor nicht gar so vielen Tagen, verehrter Herr, habe ich eine Rede gehalten über jene unheilvollen und höchst gefährlichen türkischen Wirren. Sie hat, wie ich sehe, nicht wenigen gefallen, vornehmlich aber denen, welche die ganze Poesie nicht nach eitlem Wortgeklingel, sondern nach dem Gewicht der Gegenstände, der Feinheit des Ausdrucks und schließlich der Anmut der Versgestaltung beurteilen. Einige haben mich ermuntert, sie öffentlich zugänglich zu machen. Dieser Ermunterung bin ich nicht so ohne weiteres nachgekommen. Ich weiß nämlich, was ich diesem Zeitalter schuldig bin und was mir selbst. Und ich kann denen keinen Beifall zollen, die ihre Verse erbrechen, nicht gebären. Für mich allerdings ist dieses Spiel mit einiger Mühe verbunden, die eher aus der kritischen Musterung als aus dem ersten Gedanken erwächst. Ich werde auch nicht zornig, wenn sich jemand herausnimmt, meine Arbeiten der Kritik zu unterwerfen und sie zu überprüfen. Im Gegenteil: ich will es, ich befehle es an. Was wäre es denn auch für eine Verrücktheit, über die Urteile der Zuschauer im offenen Theater erzürnt zu sein und sie an seine eigene Auffassung binden zu wollen? Etwas hätte ich dennoch für mich in Anspruch nehmen können, wenn meine Natur und Gewohnheit mich von Ehrgeiz und Anmaßung nicht so weit entfernt gehalten hätten, wie es der Verseschmied vom Dichter ist. Das ist der Grund, weshalb ich mit der Veröffentlichung meiner Sprößlinge sehr zurückhaltend bin. Weil ich nicht möchte, daß sie mit mir sterben, behalte ich sie nach der Weisung des Horaz und dem Beispiel Cinnas bei mir zu

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revoco. In praesenti tamen, ut amicis gratificer et iuventuti áA2vñ prosim, hoc σχεδίασμα emitto tibique, Domine, dico, consecro. Scio me abs te amari, scio magnifieri mea studia, Poëtica inquam et Historica, quae, Dei beneficio, in loco non obscuro, ipse, ut mihi persuadeo, non obscurus, in annum tertium-decimum tracto et ita tracto, ut hîc amorem, alibi mei desiderium excitarim. Tuum erit, Domine, huic fetui arridere et MEIBOMIUM tuum, semel in amicitiam admissum, ulteriori patrocinio non dedignari. Quod, opinor, abs te facilè impetrabit Virgilius, qui in conspectum tuum admissus non ignavè, non oscitanter, non ineptè, sed magno spiritu sonantibusque numeris et vibrantibus sententiis hoc CLASSICUM decantabit. Filius DEI, cui deservio hactenus, me sibi conservet. Idem faxit, ne ab eo cursu, quem felicissimè iam-diu tenui, temerè deflectam neve eos morer, qui haec studia aut virulento odio prosequuntur aut praepostero sui amore in contemptum adducunt. Vale, vir nobilis et prudentissime. Dabam in IULIA, 15. Kalend. Septembr. Anno χριστογονίας M. D. VC. Táuaeñ Magnifáicentiaeñ et Excelláentiaeñ2 addictissáimusñ.3 Henr. Meibomius, Poëta Caesarius, illustris Iuliae professor publicus. áA3rñ

Vortragsankündigung ILLUSTRIS IULIAE ACADEMIAE CIVIBUS. Sáalutemñ Pálurimamñ Dáicoñ.4 Quod de Imitatione nuper ad vos dixi, idem nunc repeto: in bonis Poetis hoc ago, ut ipsis sim quàm simillimus. Eius rei, ut proximè δεῖγμα quoddam exhibui, ita nunc aliud addo, vestro fortasse iudicio priori et nupero isto operosius, meo nequaquam. Adolescens etiam-num hoc modo ludere  2  3  4

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Hause und unterwerfe sie zu wiederholten Malen der Feile. Für den Augenblick aber lasse ich, um Freunden gefällig zu sein und der Jugend zu nützen, diesen Entwurf hinausgehen und widme und weihe ihn dir, verehrter Herr. Ich weiß mich von dir geschätzt, weiß, daß du auf meine Arbeiten, ich meine die poetischen und historischen, große Stücke hältst. Diese betreibe ich dank der Gnade Gottes an einem berühmten Ort, selbst, wie ich mir schmeichle, nicht unberühmt, schon dreizehn Jahre lang, und ich betreibe sie so, daß ich hier Zuneigung und anderswo Verlangen nach mir erweckt habe. An dir, verehrter Herr, wird es sein, diesem Sprößling deine Gunst zu schenken und deinen Meibom, nachdem du ihm einmal deine Freundschaft gewährt hast, auch weiterhin deiner Beschirmung für würdig zu erachten. Dies, meine ich, wird Vergil von dir leicht erlangen, der, nachdem ihm erlaubt ist, sich deinen Blicken zu zeigen, nicht energielos, nicht schläfrig, nicht auf läppische Art, sondern mit großem Enthusiasmus, klingenden Versen und funkelnden Sentenzen diese ›Kriegstrompete‹ wird erschallen lassen. Gottes Sohn, dem ich bis heute treu ergeben bin, möge mich sich erhalten. Derselbe sorge auch dafür, daß ich von der Bahn, die ich mit bestem Erfolg schon lange eingehalten habe, nicht unbesonnen abweiche oder mir etwas aus denen mache, die diese Arbeiten entweder mit heftigem Haß verfolgen oder aus falscher Eigenliebe der Verachtung zuführen. Lebe wohl, edler und klügster Herr. Gegeben an der Julius-Universität, am 18. August des Jahres Christi 1595. Deiner Hochherzigkeit und Vortrefflichkeit ganz ergebener Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, Öffentlicher Professor an der berühmten Julius-Universität.

Vortragsankündigung DIE BÜRGER DER BERÜHMTEN JULIUS-UNIVERSITÄT grüße ich vielmals. Was ich euch kürzlich hinsichtlich der Nachahmung gesagt habe, dasselbe wiederhole ich jetzt: Bei guten Dichtern lege ich es darauf an, ihnen möglichst ähnlich zu sein. Wie ich kürzlich hierfür ein Beispiel beigebracht habe, so füge ich jetzt ein anderes hinzu, das nach eurer Meinung vielleicht mit mehr Mühe verbunden ist als jenes frühere und erst vor kurzem beigebrachte – nach meiner Meinung keineswegs. Als ich noch ein Heranwachsender war, konnte ich mir auf diese Weise die Zeit vertreiben und

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poteram et solebam frequentiùs. Etenim studiorum hoc curriculum ingressus duos ex Latinis Poetas eligebam, quos, non tam meo quam aliorum iudicio, familiam ducere cognoveram: VERGILIUM dico et HORATIUM. In illis legendis ut et explicandis exprimendisque credo à me factum operae-precium. Erit autem carmen illud, quod à me nunc exspectabitis, de motibus TURCICIS, quantum quantum est, depromptum ex VERGILIO secundum CENáA3vñTONUM leges. In eo concinnando, ut materiae inservire coactus sum, ita numerum, qui, Scaligero teste, Poeseos ANIMA, non neglexi: quod qui faciunt, ut plaerique, nae illi magis versificatores quàm Poetae dici merentur. Recitationi qui interesse volunt, cras hora IX. in maiori auditorio conveniant. O. V. P. P. Helmaestadii, pridie Kalend. Sextil. anno M.D.VC. Henricus Meibomius, Poëta et Philohistor.

2. Widmung der ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596) Quelle: Heinrich Meibom: Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1596 (Sächsische Landesbibliothek, Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden: Lit. Rom. A. 1450.c, misc. 2), Bl. A3v-A6r.

Magnifici, nobilis et consultissimi viri, IOHANNIS JAGEMANNI, in Hardegsen et Göttingen, Ducis Brunsvicensis Cancellarii, filiis, IULIO ET IOHANNI ERNESTO, optimae indolis et praeclarae spei pueris, Sáalutemñ Pálurimamñ Dáicoñ.5 Quanti Horatium una cum Virgilio et fecerim antea atque etiamnum faciam, nemini potest esse obscurum. Legi utrumque diligenter adolescens; iuvenis, Deo et Euergeta nostro ita volentibus, in hac Iulia publicè interpretatus sum.  5

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pflegte dies sehr oft zu tun. Nachdem ich nämlich diesen Studiengang beschritten hatte, wählte ich von den lateinischen Autoren zwei Dichter aus, von denen ich, nicht so sehr nach meiner wie nach anderer Einsicht, erkannt hatte, daß sie den ersten Rang einnehmen. Ich spreche von Vergil und Horaz. Indem ich sie las wie auch erklärte und nachbildete, habe ich, wie ich glaube, etwas getan, was der Mühe wert war. Jenes Gedicht über die türkischen Wirren, das ihr jetzt von mir erwartet, wird aber in seiner vollen Länge aus Vergil entlehnt sein, nach den Regeln der Centonendichtung. So wie ich bei seiner Abfassung gezwungen war, dem Stoff dienstbar zu sein, so habe ich auch das Versmaß, nach dem Zeugnis Scaligers die Seele der Poesie, nicht vernachlässigt. Wer dies tut – so wie die meisten! –, der verdient fürwahr eher Verseschmied als Dichter genannt zu werden. Diejenigen, welche der Rezitation beiwohnen wollen, sollen morgen um 9 Uhr im größeren Hörsaal zusammenkommen. – In bester Absicht öffentlich kundgetan zu Helmstedt, den 31. Juli 1595. Heinrich Meibom, Dichter und Freund der Geschichte.

2. Widmung der ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596)

Den Söhnen des hochherzigen, edlen und im Rechtswesen bestens unterrichteten HERRN JOHANNES JAGEMANN in Hardegsen und Göttingen, Kanzlers des Herzogs von Braunschweig, JULIUS UND JOHANN ERNST, Knaben von bester Begabung und glänzender Hoffnung, sage ich viele Grüße. Wie hoch ich Horaz und mit ihm Vergil früher geschätzt habe und immer noch schätze, kann niemandem verborgen sein. Beide habe ich als Heranwachsender sorgfältig gelesen, als junger Mann nach Gottes und unseres Wohltäters Willen an dieser Julius-Universität öffentlich ausgelegt. Die Lie-

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Amorem, áA4rñ quo erga illos Augustaei saeculi Duumviros flagrabam ardenter, instillare aliis studui pro virili, neque fortuna me deseruit. Audire me iuventus diligenter, quaeque ad imitationem ingeniosè excogitare videbar, arripere avidè atque exosculari. Quae res meditationum quarundam evulgationem suasit, existimanti fore istas pluribus usui: quod mox expertus sum. Literae penes me sunt literatorum hominum, qui hoc ductu adiutos sese suaeque fidei commissos, me praeeunte, melius quàm antea in Poëtarum illorum impenitralia divertisse ingenuè confitentur. Quo nomine mihi gaudeo; scholae gratulor, quam meo loco à nupera ista Poësi ad venerandae antiquitatis admirationem devocare conatus sum et conabor, quàm possum diu. Etsi verò non ignoro, alios, paucos tamen, felicius fortè ac facilius in hoc stadio decurrere, quibus id libenter largior: meis tamen lucubrationibus, uti locum fuisse vidi, ita futurum non diffido. Sim ego, áA4vñ quorundam iudicio, Megarensis, sint meae opellae cantiones Caricae, sint lecti Soterichi aut Calabri hospitis xenia: nihil moror. Placeátño6 bonis, quod in laude boni ponunt omnes. Magis in hoc regno mihi arridet ἀρχὴ σκυρία, quam amplector lubens, quàm ut ἁμαξιαῖα aut loquar aut Oromedonte tendam altiùs. Utinam multi mecum in eodem sensu! Quibus corrigendis cum non sufficiam, missos eos faciam vosque, optimi pueri, compellabo. Vestri erit officii, non, anicularum more, quemvis unctum lapidem adorare, ut est in proverbio, et quosvis scriptores legere ac imitari, sed optimos tantùm, hoc est vetustissimos, qui Latinè eleganter locuti sunt. Nocuit maioribus nostris, et forte nocebit posteris discriminis neglectus, nisi nos, quibus id incumbit, obsistamus et monentibus mos geratur. Inde enim seges ista Poëtarum, in quorum scriptis longis et verbosis Mantuanae Venusinaeque elegantiae vestigium nullum. Vobis, áA5rñ pueri ingenui, sunt praeceptores, viri optimi et doctissimi, qui mecum faciunt, idem monent: illis obsequimini, neque existimate studia haec, ad quae pellicere vos contendo, vobis indigna. Laborant apud multos contemptu, non nego, saeculi tamen vitio, non suo. Studiis

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be, in der ich gegen jene Duumvirn des Augusteischen Zeitalters heftig entbrannt war, bemühte ich mich nach Kräften anderen einzuflößen, und das Glück hat mich nicht verlassen. Die Jugend hörte mir aufmerksam zu, und was ich zur Nachahmung erfinderisch zu ersinnen schien, das griff sie begierig auf und lobte es über die Maßen. Dieser Sachverhalt bewog mich zur Veröffentlichung bestimmter Vorübungen, da ich der Meinung war, daß diese mehr Menschen von Nutzen sein würden. Ebendies hat sich mir alsbald bestätigt. Ich verfüge über Briefe von gelehrten Männern, die freimütig bekennnen, daß sie selbst sowie die ihrer Obhut Anvertrauten, unterstützt von dieser Anleitung, unter meiner Führung besser als vorher Zugang zu den unzugänglichen Gemächern jener Dichter erlangt hätten. Hierüber freue ich mich. Der Schule gratuliere ich, die ich von meiner Stelle aus von jener fragwürdigen neuartigen Poesie zugunsten einer Bewunderung des ehrwürdigen Altertums wegzulocken versucht habe und versuchen werde, solange ich kann. Wenn mir aber auch wohl bewußt ist, daß andere, jedoch wenige, denen ich dies gern einräume, vielleicht erfolgreicher und mit größerer Leichtigkeit auf dieser Rennbahn hinablaufen, so habe ich doch keinen Zweifel daran, daß meinen nächtlichen Studien, so wie sie nach meiner Erfahrung bisher Raum gehabt haben, dieser ihnen auch künftig noch bleiben wird. Mag ich auch, nach mancher Leute Urteil, ein Megarenser sein, mögen meine Arbeiten karische Gesänge, mögen sie Betten eines Sotericus, mögen sie Geschenke eines kalabrischen Wirtes sein: mich kümmert das nicht! Den Guten soll gefallen, was alle Guten für lobenswert erachten. In diesem Reich behagt mir mehr die Oberherrschaft über ein Skyros, die ich gern annehme, als daß ich entweder große Wagenladungen daherredete oder höher hinaus wollte als Oromedon. Wenn doch viele mit mir ebenso dächten! Da ich nicht imstande bin, sie auf den rechten Weg zu bringen, werde ich sie laufen lassen und meine Rede an euch, beste Knaben, richten. Es wird eure Aufgabe sein, nicht, wie es im Sprichwort heißt, nach der Art alter Weiber jeden beliebigen gesalbten Stein anzubeten und beliebige Schriftsteller zu lesen und nachzuahmen, sondern nur die besten, d. h. die ältesten, die ein geschmackvolles Latein gesprochen haben. Die Nachlässigkeit im Unterscheiden hat unseren Vorfahren geschadet und wird vielleicht unseren Nachkommen schaden, wenn nicht wir, denen dies obliegt, Widerstand leisten und unseren Mahnungen entsprochen wird. Daher rührt nämlich diese berüchtigte Dichtersaat, in deren langen und wortreichen Schriften keine Spur von mantuanischer oder venusinischer Feinheit zu finden ist. Ihr, edle Knaben, besitzt Lehrer, ganz vortreffliche, hochgelehrte Männer, die mit mir an einem Strang ziehen und das Gleiche anmahnen. Diesen Männern leistet Folge! Und glaubt nicht, daß diese Studien, für die ich euch mit aller Macht gewinnen will, eurer unwürdig seien. Zugegeben: sie leiden bei vielen Menschen unter Verachtung, doch dies durch Verschulden des Zeitalters, nicht ihr eigenes! Den gewichtigeren Studien aber, zu

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autem gravioribus, ad quae vos consilium deducet, fortuna abripiet, mirum quantum addant splendoris. Probatione hic nulla opus, res est in medio, luce meridiana clarior. Parens vester, vir nobilis et sapiens, cum dignitatem artium harum probè intelligat, fovere eas non desistit: id quod ego iam annis quindecim experior. Penè adolescentem, una cum Mynsingero, Heshusio, Borcholdo aliisque huius Iuliae semonibus, amabat mirificè; data deinde occasione Musas meas apud Germaniae principum facilè principem, Divum Iulium, luculenter dilaudabat: quod promotionis et fortunarum mearum initium. Ante quadriennium, cum ViáA5vñtaebergam ad historiarum professionem accitum me intelligeret, permanendi hîc auctor fuit, multa de coniunctione nostra meisque studiis graviter et amicè locutus: quorum memoriam nulla unquam dies ex hoc pectore emovebit. Tanti viri auctoritatem, ut et naturae meae ductum, secutus, artibus hisce immoror et fortè immoriar. Honorum ambitum et divitiarum aucupia, quibus sustinendis impar hic animus, aliis relinquo. Ista in praesenti, pueri elegantes, ad vos perscribere simulque Parodias quasdam domi meae aliquandiu asservatas et nunc typis expressas, grati scilicet erga parentem vestrum animi indicium et amoris erga vos mei testimonium, transmittere visum fuit. Rem vobis dignam facietis, si, hoc munusculo benevolè accepto, cohortationes adspersas in animos demiseritis et vestigiis parentis vestri inhaerere meque vobis benè cupientem redamare inceperitis. De quo cum dubius non áA6rñ sim, finem scribendi faciam, vos discendi nunquam. Maximinum verò Imperatorem imitati, quo maiores eritis, eò plus laborabitis. Valete. Ex Iulia Idibus Iunii. Anno 1596. Henricus Meibomius, Poeta Caesarius, in Iulia acadáemiañ7 Historiarum et Poetices professor publicus.

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denen der Beschluß euch hinwegführen und das Schicksal euch von hinnen befördern wird, können sie einen ganz erstaunlichen Glanz hinzufügen. Eines Beweises bedarf es hier nicht, die Sache liegt zutage, heller als das mittägliche Licht. Da euer Vater, ein edler und weiser Mann, das rechte Verständnis für die Würde dieser Künste besitzt, hört er nicht auf, ihnen seine Gunst zuzuwenden – was ich meinerseits schon seit fünfzehn Jahren erlebe. Ebenso wie Münsinger, Heshusius, Borcholten und andere Götter dieser Julius-Universität erwies er mir, der ich gerade einmal ein heranwachsender junger Mensch war, eine außerordentliche Zuneigung. Als sich dann die Gelegenheit ergab, lobte er meine Musen bei dem vergöttlichten Julius, unstreitig dem Fürsten der Fürsten Deutschlands, nachdrücklich in jeder Hinsicht – was der Anfang meiner Beförderung und meines Lebensglücks war. Vor vier Jahren, als er erfuhr, daß ich nach Wittenberg, auf die Professur für Geschichte, berufen wurde, war er die treibende Kraft, daß ich hier geblieben bin, indem er viel über unsere Beziehung und eindringlich und freundschaftlich von meinen Arbeiten sprach. Die Erinnerung daran wird kein Tag jemals aus diesem Herzen tilgen. Indem ich der Autorität des großen Mannes wie auch dem Zug meiner Natur gefolgt bin, verweile ich bei diesen Künsten und werde vielleicht über ihnen sterben. Das Buhlen um Ehrentitel und die Jagd nach Reichtum, dessen Belastungen dieses mein Naturell nicht gewachsen ist, überlasse ich anderen. Mir schien es gut, euch, feine Knaben, für den Augenblick dies ausführlich zu schreiben und euch zugleich etliche Parodien, die bei mir zu Hause eine Zeitlang verwahrt waren und jetzt gedruckt wurden, zu übersenden, als Beweis nämlich meiner dankbaren Gesinnung gegenüber eurem Vater und als Zeugnis meiner Zuneigung euch gegenüber. Ihr werdet etwas eurer Würdiges tun, wenn ihr nach freundlicher Entgegennahme dieses kleinen Geschenks euch die nebenbei hinzugefügten Ermunterungen zu Herzen nehmt und euch anschickt, den Spuren eures Vaters ohne Wanken zu folgen und mich, der ich euch sehr zugetan bin, mit Gegenliebe zu bedenken. Da ich hieran keinen Zweifel habe, werde ich mein Schreiben beenden – ihr aber niemals das Lernen. In der Tat werdet ihr, den Kaiser Maximin nachahmend, je älter ihr werdet, um so mehr arbeiten. Lebt wohl! – Aus der Julius-Universität, am 13. Juni 1596. Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, an der Julius-Universität Öffentlicher Professor der Geschichte und Poesie.

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II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt zum Sommersemester 1597 Quelle: Catalogus praelectionum, quae hoc tempore in illustri Iulia academia, quae est Helmaestadii Saxonum, publicè proponuntur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597 (HAB Wolfenbüttel: A: 202.14 Theol. [10] ), Bl. Av-A2r.

Prorector Academiae Iuliae Henricus Meibomius, Poeta Caesarius, Historiarum et Poeseos professor.

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Et voluere benè mereri de genere mortalium prisci heroës, nec melius potuere nec praeclarius, quàm quod pace, passim gentium constituta, condidêre academias, quae universitates deinceps appellatae fuerunt, quòd nulla esset liberalis doctrina ad expoliendos animos et colendos humanos coetus necessaria, quae ibi non dextrè explicaretur. Sunt enim officinae sive fontes virtutis et veritatis, et salutis omnium tùm privatim, tùm publicè. Etenim haec ex illis ita maximam partem pendet, ut, si quibus omnium caeterarum rerum copia sit, illarum autem penuria, eos esse in perpetuum miseros necesse sit: quod plaerisque gentibus barbaris usu venisse et hodie usu venire compertum habemus. A Carolo magno in hunc diem eius curae multa exempla et illustria Germania quoque edidit. Novissimè autem omnium academiam Iuliam condidit Illustrissimus dux Iulius, et eius curae partem vivens dedit, et decedens omnem reliquit filio duci Henrico Iulio, quam ut regiè gerat, uberrimè à nobis alibi praedicabitur. Nec enim laboribus nec sumptui parcit, ut hoc divinum opus minimè vulgarem in modum perficiatur, et hoc acrius, quòd ipse, omni liberali doctrina ab incunabulis expolitus, sapientiae studia intelligit et ea non solum ut potens et magnificus, sed etiam ut princeps sapiens bono consilio dirigit. Quo magis nos professores, quibus ille iuventutem bonis moribus et omni genere disciplinarum erudiendos credidit, ad huius naucleri et gubernatoris Argûs Iuliae voluntatem comparare debemus neque quidquam omittere, quod cuiusque nostrûm offiáA2rñcii esse intelligatur: quin id ipsum sedulo singuli agimus. Primum enim procuramus, ut, quantum fieri potest, ea disciplina in iuven-

II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis SS 1597

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II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt zum Sommersemester 1597

Der Prorektor der Julius-Universität Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, Professor der Geschichte und Poesie. Die Heroen der alten Zeit wollten sich auch als Wohltäter um das menschliche Geschlecht verdient machen, und das konnten sie auf keine bessere und vortrefflichere Art als dadurch, daß sie, nachdem überall auf der Welt der Friede hergestellt war, Akademien gründeten, die später Universitäten genannt wurden, weil es keine zur Verfeinerung der Geister und zur Kultivierung der menschlichen Gemeinschaften notwendige edle Wissenschaft gab, die dort nicht gewandt erläutert wurde. Sie sind nämlich Werkstätten oder Quellen der Tugend und der Wahrheit, auch des Wohlergehens aller Menschen sowohl im privaten wie im öffentlichen Leben. Dieses hängt nämlich zum größten Teil von jenen ab, so daß, wenn irgendwelche Menschen alle übrigen Dinge in Hülle und Fülle besitzen, an jenen aber Mangel leiden, diese sich notwendigerweise für alle Zeit in einem elenden Zustand befinden – was, wie wir zuverlässig wissen, bei den meisten barbarischen Völkern tatsächlich der Fall war und auch heute der Fall ist. Von Karl dem Großen bis zum heutigen Tage hat auch Deutschland viele glanzvolle Beispiele dieser Fürsorge gegeben. Zu allerletzt aber hat der durchlauchtigste Herzog Julius die Julius-Universität gegründet und einen Teil dieser Mühewaltung zu seinen Lebzeiten geleistet und, als er verschied, seinem Sohn Herzog Heinrich Julius zur Gänze hinterlassen. Wie königlich dieser sich ihr widmet, wird von uns andernorts aufs weitläufigste dargelegt werden. Er sparte nämlich weder Mühe noch Kosten, um dieses göttliche Werk auf eine ganz und gar nicht gewöhnliche Art und Weise zu vollenden, und dies um so energischer, als er selbst, von der Wiege an in jeder edlen Wissenschaft fein ausgebildet, mit dem Streben nach Weisheit vertraut ist und diesem nicht nur als mächtiger und hochherziger, sondern auch als weiser Fürst mit reiflicher Überlegung seine Richtung gibt. Um so mehr müssen wir Professoren, denen er die Jugend zur Unterweisung in den guten Sitten und jeder Art von Wissenschaft anvertraut hat, nach dem Willen dieses Schiffsherrn und Steuermanns der Julischen Argo alles aufbieten und nichts auslassen, was als die Pflicht eines jeden von uns verstanden werden kann. Tatsächlich betreibt ebendies jeder einzelne von uns mit aller Kraft. Zuerst nämlich tragen wir dafür Sorge, daß, soweit es nur möglich ist, diejenige

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tute nostra floreat, quae cultoribus litterarum convenit. In qua re quantum proficiamus, res loquitur. Conamur certè, ut modestiae omnes studeant et hac comite sive duce ad caeteras virtutes et earum principem pietatem accedant. Ac plaerique nobis in hoc dicto audientes sunt, in academica tamen libertate, cuius ea tamen conditio est, ut à virtute declinare neminem patiatur. Alterum est, qua gratia coetus scholastici potissimum celebrari existimantur, de omni genere doctrinarum, quas tùm publicè tùm privatim tradi oportet. Provisum, ut verae perfectaeqe sint et inter se consentientes, deinde ut accommodatae omne genus auditoribus: quarum publicas esse lectissimas convenit. Quo in genere lectiones huius anni non ostentamus, sed ostendimus in hac tabula, quae quisque nostrûm publicè doceat. Id enim nos facere leges iubent, non solum, ut nostri auditores, quid exspectent, noverint, sed et longinqui videant, operae preciumne facturi sint, si ad academiam Iuliam aut ipsi veniant, quorum is est profectus, aut suos mittant bonis moribus et multiplici vera doctrina imbuendos. Helmaestadii. M. D. IIIC.

II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis SS 1597

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Zucht bei unserer Jugend in Blüte steht, die sich für Verehrer der Wissenschaft gehört. Wie weit wir hierin vorankommen, geht aus der Sache selbst hervor. Wenigstens wirken wir darauf hin, daß alle nach Sittsamkeit streben und unter deren Geleit oder Führung sich den übrigen Tugenden und deren Oberhaupt, der Frömmigkeit, annähern. Und so leisten die meisten uns hierin aufs Wort Folge, doch in akademischer Freiheit, deren Bedingung jedoch die ist, daß sie niemandem erlaubt, von der Tugend abzuweichen. Unsere zweite Sorge gilt jeder Art von Wissenschaften, die bald öffentlich, bald privat gelehrt werden müssen – weswegen nach allgemeinem Dafürhalten schulische Gemeinschaften hauptsächlich gerühmt werden. Es sind Vorkehrungen getroffen worden, daß alle Lehrinhalte wahr und vollkommen sind und miteinander harmonieren, ferner daß diese, welcher Art auch immer, den Hörern angepaßt sind. Es versteht sich, daß diejenigen Lehrinhalte, die öffentlich dargeboten werden, die vorzüglichsten sein müssen. Die diesjährigen Vorlesungen von dieser Art stellen wir nicht prahlerisch zur Schau, sondern wir geben in diesem Verzeichnis bekannt, was jeder von uns öffentlich lehrt. Dies zu tun, schreiben uns nämlich die Gesetze vor – nicht nur, damit unsere Hörer wissen, was sie zu gewärtigen haben, sondern auch, damit Auswärtige sehen, ob sie etwas der Mühe Verlohnendes tun werden, wenn sie zur Julius-Universität entweder selbst kommen und daraus einen Vorteil ziehen oder ihre Angehörigen schicken, damit sie mit guten Sitten und vielseitiger wahrer Gelehrsamkeit vertraut gemacht werden. – Helmstedt, 1597.

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III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–16258

WS 1587/88 Quelle: Ordo lectionum in Academia Iulia, quae est Helmstadii, Anno 1587. à festo Michaelis. – Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Bl. 2r-6r, hier Bl. 4v-5r.

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M. Henricus Meibomius, Poës. et Historiarum professor, post denuò absolutam Iohannis Sleidani universalis historiae epitomen ad particulares se á5rñ accinget, et hac hyeme prioribus tribus diebus Sexti Rufi historiae Romanae compendium Lucio Iulio Floro praemittet, et deinde Florum abs se illustratum et accessione aliqua locupletatum praeleget. Posterioribus diebus in poëtica professione Horatii carminum libros, opus admirabile et varium, explicabit, utque iuventus ad imitationem Poëtae deducatur et in succum et sanguinem, quod dici solet, authorem convertat, parodias conficiet et argumenta conficiendarum suppeditabit.

WS 1594/95 Quelle: Ordo studiorum et lectionum, in Academia Iulia, quae est Helmstadii, renovatus et publice propositus initio semestris hiemalis Anno 1594. à die festo Michaëlis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. A3r.

Henricus Meibomius, M. et P. L., Epistolas Horatii Flacci explicabit. Addet etiam explicationem luculentissimam de origine Sarracenorum, ex quibus Mahumetus Antichristus, deque vita huius profana et doctrina abominabili, denique de Turcarum Musulmanorum origine, incrementis et imperio hora 12.

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Für die im Druck erschienenen Vorlesungsverzeichnisse wurden, soweit in den Quellenvermerken nichts anderes angegeben ist, Exemplare aus den Beständen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel herangezogen.

III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625

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III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625

WS 1587/88

Magister Heinrich Meibom, Professor für Poesie und Geschichte, wird sich, nachdem er die Epitome der Universalgeschichte des Johannes Sleidanus nochmals zuende gebracht hat, den Teilgebieten zuwenden und in diesem Winter an den ersten drei (Wochen-)Tagen dem Lucius Iulius Florus den Abriß der römischen Geschichte des Sextus Rufus vorausschicken und sodann über den von ihm erläuterten und mit einer bestimmten Zugabe angereicherten Florus lesen. – An den späteren (Wochen-)Tagen wird er, in seinem Lehrfach Poesie, die Odenbücher des Horaz, ein bewundernswertes und vielseitiges Werk, erklären und, damit die Jugend an die Nachahmung des Dichters herangeführt wird und den Autor, wie man zu sagen pflegt, in Fleisch und Blut aufnimmt, Parodien verfertigen und Themen zu deren Verfertigung an die Hand geben.

WS 1594/95

Heinrich Meibom, Magister und gekrönter Dichter, wird die Episteln des Horaz erläutern. Er wird auch eine reichhaltige Erläuterung des Ursprungs der Sarazenen, aus denen der Antichrist Mohammed hervorgegangen ist, hinzufügen, auch eine Erläuterung seines gottlosen Lebens und seiner abscheulichen Lehre, schließlich auch des Ursprungs, des Anwachsens und der Herrschaft der muslimischen Türken. Um 12 Uhr.

E. Anhang

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WS 1595/96 Quelle: Catalogus praelectionum et exercitationum, quae hoc tempore in inclyta Academia Iulia, quae est Helmstadii, publicè proponuntur et tractantur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595, Bl. A5r.

M. Henricus Meibomius, P. Caesarius, absoluta historia Sarraceno-Turcica, Germanicorum Impp. res gestas explicabit. Absolvet etiam secundum librum Epistolarum Q. Horatii Flacci. Utrunque fiet hora 12.

SS 1597 Quelle: Catalogus praelectionum, quae hoc tempore in illustri Iulia academia, quae est Helmaestadii Saxonum, publicè proponuntur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597, Bl. A4rA4v.

Henricus Meibomius, Poeta Caesarius, enarrabit aráA4vñtem Poeticam Horatii Flacci. Cumque ad historiam Germanicam se accingat, initium facturus est a Cornelii Taciti Germania, in qua patriae nostrae ultimae antiquitates ab homine Romano luculenter proponuntur.

SS 1599 Quelle: Ordo studiorum et lectionum in Academia Iulia, quae est Helmaestadii, renovatus et publicè propositus, initio semestris Aestivalis anno 1599. à die festo Paschatis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1599 (Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Druck Bl. 39–42), Bl. A4r.

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Henricus Meibomius, Poeta Caesarius, historiam universalem, secundum quatuor Monarchiarum seriem, succinctè explicabit, utque progredi eò possit citius, quatuor ordinarios dies huic lectioni tribuet. Die Mercurii et Sabbathi, in gratiam Iuventutis, eruditae pietatis studiosae, synodorum Oecumenicarum historias ex puriori Antiquitate collectas proponet.

III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625

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WS 1595/96

Magister Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird nach Abschluß der sarazenisch-türkischen Geschichte die Geschichte der deutschen Kaiser erläutern. Er wird auch das zweite Buch der Episteln des Horaz abschließend behandeln. Beides wird um 12 Uhr stattfinden.

SS 1597

Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird die ›Ars poetica‹ des Horaz interpretieren. Und da er sich der deutschen Geschichte zuwendet, wird er den Anfang machen mit der ›Germania‹ des Cornelius Tacitus, in der die entferntesten Altertümer unseres Vaterlandes von einem Römer vortrefflich geschildert werden.

SS 1599

Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird die Weltgeschichte, nach der Abfolge der vier Monarchien, in aller Kürze erläutern und, um zügiger voranschreiten zu können, die vier regulären Tage dieser Vorlesung widmen. Am Mittwoch und Sonnabend wird er, der auf gelehrte Frömmigkeit bedachten Jugend zuliebe, die aus besonders lauteren Quellen des Altertums zusammengetragene Geschichte der allgemeinen Konzilien vortragen.

E. Anhang

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WS 1600/01 Quelle: Catalogus lectionum futuri semestris in Acad. Iulia. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600, Bl. A4r–A4v.

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M. Henricus Meibomius, Poëta Caesarius, diebus ordinariis quatuor, methodum legendi cognoscendique historiam utramque, sacram et profanam, in usum tyronum succinctis quaestionibus proponet. Die verò Mercurii et Saturni, absoluta iam Synodorum historia, ut eruditae pietaáA4vñtis studiosos novo beneficio afficiat, Chronologiam Biblicam, res praecipuas in Ecclesia Dei, ab orbe condito usque ad mortem Iesu Christi gestas, ad certa tempora revocantem, accurata brevitate explicabit. Utetur hora 12.

WS 1602/03 Quelle: Catalogus lectionum, quae in illustri Iulia Helmstadii Saxonum, futuro semestri hyemali, publicè à Dn. Professoribus proponentur et habebuntur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1602 (Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4162, Bl. 1–4), Bl. A4r.

Henricus Meibomius, Poëta Caesarius, absoluta methodo legendi historiam utramque, quod brevi fiet, universalem ab orbe condito usque ad haec tempora historiam proponet, secuturus seriem quatuor monarchiarum, tàm in rebus Ecclesiae quàm Reipublicae. Hora 12.

WS 1603/04 Quelle: Ordo studiorum et lectionum in Academia Iulia, quae est Helmaestadii Saxonum, renovatus et publicè propositus, initio semestris hyemalis, Anno1603. à Laurentio Scheurl S.Th.D. et professore ac pro tempore ViceRectore. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603 (Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4162, Bl. 9– 12), Bl. A4r.

Henricus Meibomius, Poëta Caesarius, Historiam universalem, quam nuper incepit, continuabit. Utetur hora 12.

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WS 1600/01

Magister Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird an den vier regulären Tagen die Methodik der historischen Forschung und Erkenntnis in beiden Teilen der Geschichte, der kirchlichen und weltlichen, in kurzgefaßten Hauptpunkten für Anfänger vortragen. Am Mittwoch und Sonnabend jedoch wird er, nachdem die Konzilsgeschichte jetzt abgeschlossen ist, um den auf gelehrte Frömmigkeit bedachten Studenten eine neue Wohltat angedeihen zu lassen, die biblische Chronologie, eine an einem festen Zeitschema orientierte Rekapitulation der wichtigsten Ereignisse in der Kirche Gottes von der Erschaffung der Welt bis zum Tode Jesu Christi, in sorgfältig ausgearbeiteter Kurzfassung erläutern. Er wird die Vorlesungen um 12 Uhr halten.

WS 1602/03

Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird, nach dem kurzfristig zu erwartenden Abschluß der Vorlesung über die Methodik der Erforschung der kirchlichen und weltlichen Geschichte, die Weltgeschichte von der Erschaffung der Welt bis zur Gegenwart vortragen, wobei er sich an der Abfolge der vier Monarchien orientieren wird, sowohl in der Kirchen- wie in der Staatengeschichte – um 12 Uhr.

WS 1603/04

Heinrich Meibom, Kaiserlicher Dichter, wird die Darstellung der Weltgeschichte, die er kürzlich begonnen hat, fortsetzen. Er wird die Vorlesung um 12 Uhr halten.

E. Anhang

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WS 1604/05 Quelle: Catalogus lectionum futuri semestris in Academia Iulia. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604, Bl. A4r.

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M. Henricus Meibomius hoc semestri explicabit secundum librum Sleidani de quatuor summis Imperiis. In eo praeter historiam Romanae Monarchiae, et florentis et collabentis, cumprimis res in Ecclesia DEI gestas, hoc est, haereses in gremio ecclesiae natas et eis opposita concilia, item primordia regni Pontificii aliaque huc pertinentia, summa fide et diligentia pertractabit. Utetur hora 12.

WS 1613/14 Quelle: Ordo lectionum ac studiorum, quae in Academia Iulia Helmstadii Saxonum hoc tempore tractantur et futuro semestri hyemali publicè proponentur, renovatus et propositus a Ioanne Sigfrido, Philos. et Medic. Doct. ac professore, p. t. Academiae ProRectore. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613, Bl. A3v.

M. Henricus Meibomius, Poëta et Historicus, Methodum legendi cognoscendique historiam Ecclesiasticam hoc semestri ad finem perducet, horâ XII.

SS 1620 Quelle: Catalogus lectionum futuri semestris in Academia Iulia. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1620, Bl. A3v.

Henricus Meibomius, Collegii Sapientiae Senior, aureum Ioannis Sleidani de quatuor summis Imperiis librum, in quo nucleus omnis historiae ecclesiasticae et profanae eleganti sermone proponitur, denuo explicabit.

SS 1623 Quelle: Catalogus lectionum, quas Academiae Iuliae Professores hactenus proponunt et deinceps continuabunt. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1623 (Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Druck Bl. 45–48), Bl. A4r.

Henricus Meibomius, acad. Iuliae Senior et Professor, Impp. Germanicorum Historiam cum ineunte hoc novo anno incoabit atque ea, quae ex gen-

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WS 1604/05

Magister Heinrich Meibom wird in diesem Semester das zweite Buch des Sleidanus über die vier Weltreiche erläutern. Hierbei wird er außer der Geschichte der römischen Monarchie, in der Zeit ihrer Blüte und ihres Verfalls, hauptsächlich die in der Kirche Gottes vorgefallenen Ereignisse, d. h. die im Schoße der Kirche entstandenen Ketzereien und die zu ihrer Bekämpfung abgehaltenen Konzilien, desgleichen die Anfänge der Papstherrschaft und anderes Hierhergehörige mit größter (Quellen-)Treue und Sorgfalt eingehend abhandeln. Er wird die Vorlesung um 12 Uhr halten.

WS 1613/14

Magister Heinrich Meibom, Dichter und Historiker, wird die Methodik der Erforschung und des Erkenntnisgewinns in der Kirchengeschichte in diesem Semester abschließend behandeln, um 12 Uhr.

SS 1620

Heinrich Meibom, Senior des Kollegiums der Weisheit, wird das goldene Buch des Johannes Sleidanus über die vier Weltreiche, in dem der Kern der gesamten kirchlichen und weltlichen Geschichte in geschmackvoller Rede dargeboten wird, aufs neue erläutern.

SS 1623

Heinrich Meibom, Senior und Professor der Julius-Universität, wird mit Anbruch dieses neuen Jahres mit der Geschichte der deutschen Kaiser be-

E. Anhang

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tis nostrae scriptoribus editis et ineditis ánonñ9 mediocri diligentia observavit, cum studiosa iuventute communicabit.

WS 1624/25 Quelle: Catalogus lectionum Facultatis Philosophicae propositarum a festo Michaelis usque ad Natalem Domini anno MDCXXIV. – Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Bl. 20–21, hier Bl. 20r.

Henricus Meibomius Senior diu a doctis desideratos rerum Germanicarum scriptores praelo apparavit unumque tomum Francofurtum Wechelianis heredibus excudendum transmisit. Hoc in loco, Deo iuvante, Augustorum gentis nostrae historiam antehac promissam iuventuti proponet.

SS 1625 Quelle: Catalogus lectionum, quas Academiae Iuliae Professores hactenus proponunt et deinceps continuabunt. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625 (Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4162, Bl. 13–16), Bl. a3v.

Henricus Meibomius Impp. Germanicorum res gestas Compendio enucleabit.

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Von mir (L. M.) sinngemäß ergänzt.

III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625

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ginnen und das, was er in den (schon) edierten und (noch) nicht edierten Geschichtsschreibern unseres Volkes bei Anwendung nicht unerheblicher Sorgfalt entdeckt hat, der studierenden Jugend mitteilen.

WS 1624/25

Der Senior Heinrich Meibom hat die von den Gelehrten lange erwarteten ›Deutschen Geschichtsschreiber‹ für den Druck aufbereitet und einen Band nach Frankfurt geschickt, der bei den Wechelschen Erben gedruckt werden soll. Hiesigen Ortes wird er, mit Gottes Hilfe, die vordem versprochene Geschichte der Kaiser unseres Volkes der Jugend vortragen.

SS 1625

Heinrich Meibom wird die Geschichte der deutschen Kaiser in einem kurzen Abriß erläutern.

E. Anhang

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IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms

1. Johann Thomas Cludius: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Sophie Meiboms, geb. Bökel (1625) Quelle: Programma in funere honoratissimae et lectissimae matronae Sophiae Bokeliae, coniugis clarissimi viri Henrici Meibomii, Historici et Poetae celeberrimi, in Academia Iulia P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625 (HAB Wolfenbüttel: H: 1196 Helmst. Dr. [29]).

Prorector Academiae Iuliae Iohannes Thomas Cludius Iáurisñ Uátriusqueñ Dáoctorñ10 et Professor ordinarius, Civibus Academicis Sáalutemñ Dáicitñ.11

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De generis humani fragilitate et miseriis nolumus nunc conqueri; nec inter mala mortem numerabimus, qui eam malorum finem et exordium verae beataeque vitae esse novimus. Probro certè et dedecori nobis fuerit, quibus divini verbi iubar tam luculentum adluxit, si minùs praesenti aut constanti animo hîc simus, quàm fuisse deprehendimus multos, luce, quâ nos fruimur, penitus destitutos. Nempe persuasi sumus et constat nobis certò, quod ne quidem illi suspicari potuerunt, ad vocem Redemtoris nostri Iesu Christi è terrâ et monumentis in vitam, sed multò meliorem, reditura, quaecumque hodie in sinu magnae matris deponimus. Sicut igitur ad deliquia solis et lunae, qui caussas ignorant, stupent, olim etiam tinnitu cymbalorum subvenire satagebant, periti rerum motuumque coelestium nihil metuunt: sciunt enim utrique sideri mox suum rediturum iubar et splendorem: ita nos divinarum promissionum áA2vñ gnari et spe resurrectionis aeternaeque vitae suffulti in deliquio nostrorum, quod mortem vocant, luctum et immodicum dolorem transcribamus iis, qui versantur in ignorantiâ et spem non habent. Neque quemquam tamen omnes à se adfectus segregare sive, quod idem

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I. V. D. Druck 1625 S. D. Druck 1625

IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms

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IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms

1. Johann Thomas Cludius: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Sophie Meiboms, geb. Bökel (1625)

Der Prorektor der Julius-Universität Johann Thomas Cludius, Doktor beider Rechte und Ordentlicher Professor, sagt den akademischen Bürgern seinen Gruß. Über die Gebrechlichkeit und die Nöte des Menschengeschlechts wollen wir jetzt nicht klagen. Wir werden den Tod auch nicht unter die Übel zählen, da wir wissen, daß er das Ende der Übel und der Anfang des wahren und seligen Lebens ist. Es würde uns, denen das strahlende Licht des göttlichen Wortes so hell geleuchtet hat, zur Schande und Unehre gereichen, wenn wir hierin eines weniger gefaßten und unerschütterlichen Geistes wären, als, wie wir wissen, viele von denen waren, die des Lichts, dessen wir uns erfreuen, gänzlich entraten haben. Wir sind nämlich davon überzeugt und halten es für ausgemacht, daß jene nicht einmal mutmaßen konnten, daß bei der Stimme unseres Erlösers Jesus Christus aus der Erde und den Grabstätten alles ins Leben, doch in ein viel besseres, zurückkehren wird, was immer wir heute im Schoß der großen Mutter niederlegen. So wie also bei den Verfinsterungen von Sonne und Mond Menschen, die die Ursachen nicht kennen, bestürzt sind, sich früher auch befleißigten, mit dem Schall von Becken Abhilfe zu schaffen, diejenigen aber, die sich mit den Himmelskörpern und ihren Bewegungen auskennen, gar keine Furcht haben, da sie ja wissen, daß beide Gestirne in Kürze ihr strahlendes Licht und ihren Glanz wiedergewinnen werden: ebenso können wir, in Kenntnis der göttlichen Verheißungen und gestützt auf die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben, Trauer und maßlosen Schmerz bei der Verfinsterung unserer Angehörigen, die man Tod nennt, denjenigen überlassen, die in der Unwissenheit wandeln und keine Hoffnung haben. Dennoch befehlen wir niemandem an, alle Gefühlsregungen von sich zu tun oder, was das

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fuerit, hominem exuere iubemus, sed praeponderare saltem volumus constantiam et pietatem, tantamque elucere, quanta deceat Christianos sacra oracula edoctos et promtitudinem DEO parendi professos. DEUS enim quùm velit, quis refragetur? Idem, quum nihil in hac vitâ mancupio nobis dederit, sed usu omnia, si repetat, quae sua sunt, quis ringatur aut indignetur? praesertim, quum quaecumque ad exiguum tempus adimit, et tristi quidem, sed brevi, dissidio avellit, se restituturum nobis, novâque et numquam dissolvendâ societate coniuncturum promittat. Nulli autem dubitamus, quin eiusmodi sint meditationes, haec solatia et is animus Clarissimis viris, HENRICO MEIBOMIO , Historico et Poëtae celeberrimo, eiusque filio IOHANNI- HENRICO , Doctori et Professori Medico, Collegis nostris carissimis, qui hodie uno eodemque funere, ille coniugem amantissimam, iste matrem desideratissimam, uterque, quod in terris preciosissimum habere videri poterant, efferent. Fuit illa SOPHIA BOKELIA , nata Oldenburgi, XII KL. Novembr. anno superioris seculi LXVI, patre Davide Bokelio, de quo mox uberior nobis sermo erit; matre Elisabethâ Grapentorfiâ, quae ex honestissimâ familiâ Hamburgi oriunda, quum aetate tenerâ parentes amisisset, tutorem habuit Paulum Grothen, urbis Consulem, insignibus in patriam meritis suorum adfectus ita promeritum, ut ne hodie quidem viri memoriam deponant nec nisi honoáA3rñrificè et mixtis laudi gratiis usurpent. Sed ad patrem Davidem Bokelium revertamur. Addixerat ille mentem et studia sua Medicinae, eique praecipuè parti, quae manuum operâ perficitur et hinc Chirurgiae nomen sortitur. Eam ut ex ipsis principiis, quae cum reliquâ medicinâ communia habet, addisceret et, quae didicisset, usu atque experientiâ confirmaret, in Galliam et academiam medicis studiis celeberrimam, quae Monte-Pessulo est, sese contulerat, tantò futurus in arte suâ praestantior, quantò ab opinionibus vulgi remotior, quod tonsoribus chirurgiae munia defert et salutem suam saepè non maiore felicitate quâm prudentiâ committit. Domum reversus excellenti artis peritiâ et medendi solertiâ famam et existimationem sibi facilè conciliavit, vocatus in aulam ab Illustri Oldenburgensium Comite Antonio, ubi uxore, de quâ diximus, ductâ filiam ge-

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Gleiche wäre, sich seines Menschseins zu entledigen, sondern wir wollen, daß Gefaßtheit und Frömmigkeit wenigstens überwiegen und so deutlich hervorstrahlen, wie es sich geziemt für Christen, die in den heiligen Weissagungen gründlich unterwiesen sind und sich dazu bekannt haben, Gott bereitwillig zu gehorchen. Wenn Gott etwas will, wer könnte ihm da widerstreben? Und da er uns auch in diesem Leben nichts als Eigentum, sondern alles nur zum Nießbrauch überlassen hat, wer wollte da grollen oder sich empören, wenn er das, was sein ist, zurückfordert? Zumal er ja verspricht, daß er uns alles, was er uns für eine geringe Zeit wegnimmt und zu einer zwar traurigen, aber doch nur kurzen Trennung entreißt, wiedererstatten und in einer neuen und niemals auflösbaren Gemeinschaft mit uns verbinden werde. Wir zweifeln nun aber überhaupt nicht, daß von solcherlei Überlegungen, diesen Trostgründen und einer derartigen Auffassung sich leiten lassen die hochansehnlichen Herren Heinrich Meibom, berühmtester Historiker und Dichter, und sein Sohn Johann Heinrich, Doktor und Professor der Medizin, unsere hochgeschätzten Kollegen, die heute mit ein und demselben Leichenbegängnis zu Grabe tragen werden: jener seine innigstgeliebte Gattin, dieser seine teuerste Mutter, beide das, was sie auf Erden offenbar als ihr Kostbarstes besitzen konnten. Jene Gattin und Mutter war Sophie Bökel, geboren in Oldenburg am 21. Oktober im Jahre 66 des vorigen Jahrhunderts. Ihr Vater war David Bökel, von dem wir gleich noch ausführlicher sprechen werden, ihre Mutter die aus einer sehr ehrbaren Hamburger Familie stammende Elisabeth Grapendorf, die, da sie in zartem Alter ihre Eltern verloren hatte, unter der Vormundschaft Pawel Grotes, des Bürgermeisters der Stadt, aufwuchs, der durch seine ausgezeichneten Verdienste um seine Heimatstadt sich in dem Maße die Liebe seiner Mitbürger erworben hatte, daß sie sogar heute noch das Andenken dieses Mannes bewahren und es nur mit Verehrung und unter Lobesworten, mit denen sich Dankbarkeit verbindet, zur Sprache bringen. Doch wir wollen auf ihren Vater David Bökel zurückkommen. Dieser hatte sein Interesse und seine Studien der Medizin gewidmet, und zwar vornehmlich dem Teil der Medizin, der durch Handarbeit zuwege gebracht wird und den man deshalb Chirurgie nennt. Um sich diesen von eben den Grundlagen her, die er mit der übrigen Medizin gemeinsam hat, lernend anzueignen und das, was er gelernt hatte, durch Anwendung und Erfahrung zu festigen, begab er sich nach Frankreich, an die durch das Studienfach Medizin hochberühmte Universität Montpellier. So schickte er sich an, inskünftig in seiner Kunst eine Stellung zu erlangen, die ebenso herausragend wie von den Meinungen des Volkes entfernt war, das die Aufgaben der Chirurgie den Barbieren überträgt und diesen seine Gesundheit oft mit nicht mehr Glück als Klugheit anvertraut. Nach Hause zurückgekehrt erwarb er sich durch seine ausgezeichnete praktische Kunsterfahrung und sein Geschick im Heilen mit Leichtigkeit Ruhm und Hochachtung. Von dem erlauchten Grafen Anton

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nuit, quam Comitis coniunx, Illustrissima Princeps SOPHIA , Magni, Saxoniae, Angrivariae et Westphaliae Ducis filia, è sacro fonte suscepit et de suo nomine adpellavit. Inde, quum magis magisque quotidiè inclaresceret, à Principe ad omnia summa nato, academiae huius conditore magnificentissimo, Divo IULIO , Wolferbitum evocatus est, ut Protochirurgum ageret et Principis firmiore valetudine dignissimi curam haberet. Illius enim infantiam tristis casus exceperat, crure dextro per nutricis negligentiam ita adflicto, ut perfectè sanari et in integrum restitui numquam potuerit. Per eam occasionem in hanc quoque urbem et academiam venit Bokelius, et adscriptus inter cives academiae anatomen, quae chirurgiae magis quàm ulli alteri medicinae parti propria esse videtur, publicè administravit, instituturus in caeteris ad chirurgiam facientibus studiosam iuáA3vñventutem, nisi eum fata et Principis necessitates in aulam revocassent. Interea filia illa primogenita SOPHIA , quam Oldenburgi natam fuisse paullò antè diximus, nuptum data est Clarissimo Viro, HENRICO MEIBOMIO , Collegae nostro, cum quo coniunctissimè et suavissimè vixit ipsos XL annos, paucis mensibus exceptis, coniugio non solùm diuturno, sed etiam felice et foecundo. Mater enim facta est filiarum trium et filiorum septem. Filias omnes et filios quatuor in coelestem patriam à summo patre et rerum omnium moderatore evocatos praemisit. Quos superstites habuit filios tres, vidit, quales pia mater optare poterat, Iohannem-Henricum Medicinae Doctorem et Professorem clarissimum; M. Davidem, Halae propè Visurgim Superintendentem vigilantissimum; Iustum Henricum, Hildesiae civem et mercatorem integerrimum. Et, quae felicitatis maternae haut exigua portio censenda fuerit, vidit horum omnium coniugia12 auspicatissima, et pro tribus filiabus, quas diem suum obiisse memoravimus, totidem nurus, quae filiarum locum et adfectus supplerent, numeravit. E duobus etiam, ne quid deesset, nepotes vidit, visura propediem plures, et defunctorum filiorum numerum nepotibus facilè aequatura, nisi optimam matronam à mali mundi consortio segregare et tempestatibus, quae imminere videntur, eripere visum fuisset ei, à cuius nutu

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IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms

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von Oldenburg wurde er in den Hofdienst berufen. Dort heiratete er die Frau, von der wir oben gesprochen haben, und zeugte eine Tochter, die die Gemahlin des Grafen, die durchlauchtigste Fürstin Sophie, Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen, Engern und Westfalen, aus der Taufe hob und nach ihrem Namen nannte. Als in der Folgezeit sein Ruhm täglich mehr und mehr zunahm, wurde er von dem zu allen Höchstleistungen geborenen Fürsten, dem hochsinnigen Gründer dieser Universität, dem vergöttlichten Julius, nach Wolfenbüttel berufen, um das Amt eines Ersten Chirurgen auszuüben und den Fürsten, der unbedingt eine stabilere Gesundheit verdient gehabt hätte, ärztlich zu behandeln. Unmittelbar nach dessen früher Kindheit war es nämlich zu einem unglücklichen Sturz gekommen, und durch eine Nachlässigkeit der Amme war sein rechter Unterschenkel so übel zugerichtet, daß er niemals vollständig geheilt und vollkommen wiederhergestellt werden konnte. Bei dieser Gelegenheit kam Bökel auch in diese Stadt und an diese Universität, und als eingeschriebenes Mitglied der akademischen Bürgerschaft leitete er öffentlich die Anatomie, die der Chirurgie mehr als irgendeinem anderen Teilbereich der Medizin ihrem Wesen nach zugehörig zu sein scheint. Er hätte seinen Absichten entsprechend inskünftig die studentische Jugend in den übrigen für die Chirurgie nützlichen Fächern unterrichtet, wenn das Schicksal und der zwingende Bedarf des Fürsten ihn nicht an den Hof zurückgerufen hätten. In der Zwischenzeit wurde jene erstgeborene Tochter Sophie, von der wir kurz zuvor sagten, daß sie in Oldenburg zur Welt gekommen sei, mit dem hochansehnlichen Herrn Heinrich Meibom, unserem Kollegen, verheiratet. Mit ihm lebte sie in innigster Vertrautheit und aufs behaglichste genau 40 Jahre, abgesehen von einigen wenigen Monaten, in einer nicht nur langjährigen, sondern auch glücklichen und fruchtbaren Ehe zusammen. Sie wurde nämlich Mutter von drei Töchtern und sieben Söhnen. Alle Töchter und vier Söhne, die vom höchsten Vater und Lenker aller Dinge abberufen wurden, schickte sie in die himmlische Heimat voraus. Die drei Söhne, die ihr am Leben blieben, erlebte sie in Verhältnissen, wie sie sich eine liebevolle Mutter nur wünschen konnte: Johann Heinrich als Doktor und hochansehnlichen Professor der Medizin, Magister David als unermüdlich tätigen Superintendenten in Halle, nahe der Weser, Justus Heinrich als Bürger und redlichen Kaufmann in Hildesheim. Und, was als ein nicht geringer Bestandteil mütterlichen Glücks bezeichnet werden könnte: sie erlebte diese drei in gesegnetsten Ehen, und für die drei Töchter, die, wie wir oben berichtet haben, verstorben waren, zählte sie ebenso viele Schwiegertöchter, welche die Stelle der Töchter vertraten und deren Liebe ersetzten. Und damit ja nichts fehlte, bekam sie von zwei Schwiegertöchtern auch Enkel zu Gesicht. Sie hätte in nächster Zeit noch weitere erlebt und die Zahl der verblichenen Söhne mit Enkeln leicht ausgleichen können, wenn es demjenigen, von dessen Willen alles abhängt, nicht richtig erschienen

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pendent omnia. Valetudine certè ab aliquot annis imbecilliore fuit. Ante septennium enim, quum ruptâ in pulmonibus venâ sanguinem copiosè exspueret, etiamsi à Medicis recenti malo ex artis praescripto obviam iretur, caveri tamen non potuit, ne in malum aliud, quod sputum sanguinis consequi ferè solet, incideret. Phthisi13 igitur ab eo tempore correpta saepè áA4rñ purulenta exspuit, corpore sensim emaciato, donec tandem ante XIV septimanas, tussi magis quàm pridem infestâ, et invalescente indies calore hectico, lecto coepit14 adfigi, augente malum febre tertianâ, primo decubitus decendio hecticae coniunctâ. Ista verò corpus aliàs tenerum ita adfecerunt et debilitarunt, ut viribus omnibus paullatim exhaustis, instar lucernae, cui oleum subtrahitur, tandem defecerit et placidè exspirans animam in manus creatoris et redemtoris sui, cui eam ad extremum usque halitum precibus et gemitibus ardentissimè commendabat, consignaverit. Factum id est nudius sextus, nempe XIV KL . Iunias, post vespertinam decimam. Pietatem et virtutes matronae huius multis possemus praedicare, nisi supervacuum foret, et de ipsâ iure optimo usurparetur15, quod historia sacra de Ruthâ pronunciat: »Novit unusquisque intra portas urbis meae, mulierem te esse virtutis.« Sanè quicquid in matronâ commendat et requirit sapientissimus mortalium Salomon, in hac potuit inveniri, neque, ut saepè assolet, fictum aut fucatum, sed verum et sincerum. Pietate in Deum fuit tantâ, ut Dei verbo et sacramentis nihil prius aut carius umquam habuerit. Amore, officiis et observantiâ animum mariti ita sibi devinxerat, ut ille tali coniuge sese beatum haut iniuriâ existimaret et nunc eò doleat iustiùs, quò se fideliore sociâ privatum animadvertit: quem tamen dolorem moderatum fore et optamus et, ut Ipsum eiusque pietatem et constantiam novimus, nobis promittimus. Quâ sollicitudine et industriâ liberos educarit et à teneris unguiculis virtuti adsuefecerit atque adeò innutrierit, res loquitur ipsa. Quem illi adfectum in ambos parentes hactenus partiti sunt, nunc totum in unicum superstitem patrem conferent eiusque senium ex voluntate et discipliáA4vñnâ matris, pietate et caritate duplicatâ sublevabunt. Rem familiarem solerter administravit, ita eius servandae studiosa et parca, ut à sordibus tamen abesset nec

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wäre, die beste Frau und Mutter aus der Gemeinschaft der bösen Welt zu entfernen und den Unwettern, die zu drohen scheinen, zu entziehen. Seit etlichen Jahren war sie zweifellos in ziemlich schlechtem Gesundheitszustand. Vor sieben Jahren nämlich, als sie nach dem Riß einer Lungenvene reichlich Blut ausspie, konnte, obwohl die Ärzte dem aktuellen Leiden nach den Regeln der Kunst entgegentraten, doch nicht verhindert werden, daß sie in ein anderes Leiden verfiel, das auf das Blutspeien in der Regel zu folgen pflegt. Seit dieser Zeit war sie also von der Schwindsucht befallen und hatte oft eitrigen Auswurf, wobei ihr Körper allmählich abmagerte, bis sie schließlich vor 14 Wochen, als der Husten schlimmer war als sonst und die hektische Hitze täglich zunahm, anfing, bettlägerig zu werden. Ihr Leiden verschlimmerte sich durch ein Tertianfieber, das in den ersten zehn Tagen der Bettlägerigkeit mit dem hektischen verbunden war. Alles dies aber schwächte und entkräftete ihren ohnehin zarten Körper dermaßen, daß sie, als alle Kräfte nach und nach erschöpft waren, ganz wie bei einer Lampe, der das Öl entzogen wird, schließlich dahinschwand und friedlich entschlummernd ihre Seele den Händen ihres Schöpfers und Erlösers anvertraute, dem sie diese bis zum letzten Atemzug mit Gebeten und Seufzern in heißester Hingabe anempfohlen hatte. Dies geschah vor sechs Tagen, nämlich am 19. Mai [1625], nach 10 Uhr abends. Die Frömmigkeit und die Tugenden dieser Ehefrau könnten wir mit vielen Worten preisen, wenn es nicht überflüssig wäre, und man könnte völlig zu Recht auf sie anwenden, was die heilige Geschichte von Ruth vermeldet: »Ein jeglicher innerhalb der Tore meiner Stadt weiß, daß du eine tugendhafte Frau bist.« In der Tat konnte man alles das, was der Weiseste aller Sterblichen, Salomon, bei einer Ehefrau empfiehlt und verlangt, an ihr finden, und zwar nicht, wie es oft der Fall zu sein pflegt, als Vorspiegelung oder Verstellung, sondern wirklich und wahrhaftig. Sie war von so großer Ergebenheit gegen Gott, daß ihr niemals irgend etwas lieber und teurer war als Gottes Wort und die Sakramente. Durch Liebe, Pflichttreue und Aufmerksamkeit hatte sie das Herz ihres Ehemannes so an sich gefesselt, daß dieser sich mit einer solchen Frau nicht zu Unrecht gesegnet schätzte und jetzt mit um so mehr Recht Schmerz empfindet, als er sich einer überaus treuen Gefährtin beraubt sieht. Daß dieser Schmerz sich aber in maßvollen Grenzen hält, das wünschen wir, und dessen sind wir uns auch sicher, so wie wir ihn und seine Frömmigkeit und Standhaftigkeit kennen. Mit welcher Sorgfalt und Tüchtigkeit sie ihre Kinder erzogen und von klein auf an tugendhaftes Verhalten gewöhnt, ja sie sogar dafür genährt hat, ist durch die Tatsachen offenbar. Die Liebe, die jene bisher auf beide Eltern verteilt haben, werden sie nun gänzlich auf den allein noch lebenden Vater übertragen und dessen Greisenalter aus freiem Willen und entsprechend der mütterlichen Erziehung mit verdoppelter Zuwendung und Liebe unterstützen. Den Haushalt hat sie geschickt besorgt; und dessen Aufrechterhaltung hat sie mit Eifer

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beneficentiae et communicationis, quibus victimis Deus delectatur, umquam oblivisceretur. Ornatus eius non erat externus in cincinnis et auro et margaritis, sed occultus ille cordis homo, qui situs est ἐν τῳ ἀφθάρτῳ τοῦ πραέoς καὶ ἡσυχίου πνεύματος, ὅ ἐστιν ἐνώπιον τοῦ θεοῦ πολυτελές, situs, inquam, in patientiâ, modestiâ, castitate et totius vitae sanctimoniâ, sine quâ nemo videbit Dominum. Ipsam nunc videre et frui atque adeo meliore sui parte non modò vivere, sed beatam esse, certi sumus omninò; nec tam praeclaram felicitatem et quietem querelis turbabimus. Quod leges mortalitatis residuum fecêre, hodiernâ primâ ritibus Christianis eo in loco deponetur, unde magno illo die Domini resurget. Quicunque nostri iuris estis, frequentes aderitis et funus deducetis, ut qui humanitatis studia profitemini, eius quoque munia obeatis et condolentiâ atque officio vestro luctum, quem adfectus mariti et liberorum penitus excludi non patiuntur, ex parte minuatis. Quod vestrâ sponte facturi eratis, à nobis admoniti eò promtiùs facietis; et dum aliis exsequias itis, sortis propriae memores, miseris praesertim hisce et turbulentis temporibus, vos ipsos et salutem vestram, academiam patriamque universam Deo fideliter et seriò commendabitis. Valete. P. P. in acad. Iuliâ. M D CXXV. IX. KL . Iun.

2. [Johann Thomas Cludius]: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Heinrich Meiboms (1625) Quelle: Programma in funere clarissimi et excellentissimi viri, Henrici Meibomii, Poetae et Historici celeberrimi et in Acad. Iulia Professoris primarii. P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625 (HAB Wolfenbüttel: H: 133 Helmst. Dr. [3]).

Senatus Academiae Iuliae Civibus suis Sáalutemñ Dáicitñ.16 Quum, quae temporum est calamitas, superioribus diebus ex hoc loco saepiùs vos alloquuti miseriarum humanae vitae commonefecerimus, nihil om16

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und Sparsamkeit derart betrieben, daß sie sich dennoch von schmutzigem Geiz fernhielt und niemals Wohltätigkeit und Teilhabenlassen – Opfergaben, an denen Gott seine Freude hat – aus den Augen verlor. Ihr Schmuck war kein äußerlicher, bestehend aus Haarlocken, Gold und Perlen, sondern es war jener verborgene Mensch des Herzens, der da wohnt in der Unvergänglichkeit eines stillen und maßvollen Geistes, welcher reich ist vor dem Angesicht Gottes – der wohnt, sage ich, in Geduld, Mäßigkeit, Keuschheit und in der gottgefälligen Ausrichtung des ganzen Lebens, ohne die niemand den Herrn schauen wird. Daß sie selbst jetzt schaut und genießt, ja sogar mit dem besseren Teil ihrer selbst nicht nur lebt, sondern glücklich ist, dessen sind wir uns völlig sicher, und wir werden eine so herrliche Glückseligkeit und Ruhe nicht durch Klagen stören. Was die Gesetze der Sterblichkeit übrig gelassen haben, wird heute um 1 Uhr nach christlichem Brauch an dem Ort abgelegt werden, von dem es an jenem großen Tag des Herrn wieder auferstehen wird. Ihr alle, die ihr unter unserer Botmäßigkeit steht, werdet zahlreich zur Stelle sein und dem Leichnam das Geleit geben, so daß ihr, die ihr euch zu den Studia humanitatis bekennt, auch den Pflichten der Humanität nachkommt und mit eurer Beileidsbezeugung und eurem Ehrendienst die Trauer, deren gänzliche Ausschließung die Empfindungen des Ehemannes und der Kinder nicht erlauben, teilweise mindert. Was ihr schon aus eigenem Antrieb tun wolltet, werdet ihr nun, von uns ermahnt, um so zügiger tun, und indem ihr für andere zum Begräbnis geht, werdet ihr, des eigenen Loses eingedenk, insbesondere in diesen jammervollen und sturmbewegten Zeitläuften, euch selbst und euer Heil, die Universität und das gesamte Vaterland getreulich und ernstlich Gott empfehlen. Lebt wohl! – Öffentlich kundgetan an der Julius-Universität, am 24. Mai 1625.

2. [Johann Thomas Cludius]: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Heinrich Meiboms (1625)

Der Senat der Julius-Universität sagt seinen Bürgern seinen Gruß. Da wir schon in den vergangenen Tagen von dieser Stelle aus des öfteren zu euch über die unglücklichen Zeitläufte gesprochen und an den jammervollen Zustand des menschlichen Lebens erinnert haben, scheint es durch-

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nino opus esse videtur, ut de iisdem denuò verba faciamus. Si lamentari et conqueri velis, abundè adeo suppetit materia, ut, à quo incipias, in quo desinas, dubium relictura sit tam foecunda publicorum malorum seges. Si animos movere, ut praesentibus periculis territi opem divinam implorent et de emendatione vitae cogitent, pro verbis et argumentis erit res ipsa et tot quotidiana exempla, quae qui obdurato corde ad se nihil pertinere existimet, lapis est et lapide durior. Quare verò vos hodie denuò adloquamur, neminem vestrûm putamus ignorare. Cuius enim vita minimè omnium fuit obscura, eius obitus diu non potuit latere. Nudius quartus desiit esse inter mortales Clarissimus et Excellentissimus Vir, HENRICUS MEIBOMIUS, Poëta et Historicus, Collega noster carissimus, quem uti vivum amavimus et coluimus, ita vitâ functum non possumus non desiderare, ereptum nobis lugere et elogio, quod ipse meritus est et nos ei debemus, condecorare. Quamquam ille sibi vivus monumentum posuit perennius, quàm ut exscindi possit aut ex animis eruditorum, qui dotes et virtutes viri semper suspexerunt, deleri. Nos tamen vobis, studiosi iuvenes, exemplum ob oculos ponere debemus, quod non sine magno fructu intueamini et in áA2rñ quo, si animum adverteritis (advertere autem omnino debetis) illustria divinae providentiae et benignitatis argumenta quantumque virtus et industria valeant, perspiciatis. Editus est in hanc lucem MEIBOMIUS noster anno superioris seculi quinquagesimo quincto, pridie Nonas Decembres, patre Viro reverendo et erudito, Martino Meibomio, Alverdissensi in comitatu Lippiaco prope Lemgoviam pastore, matre foeminâ lectissimâ Annâ Dreierâ, filiâ Reverendi et Clarissimi viri, Iohannis Dreieri S. Theologiae Doctoris et in civitate Mindensi Superintendentis. Avum paternum habuit Eberhardum Meibomium, proavum Hermannum, cives Osnabrugenses temporibus istis honoratos et spectatos. Natum scaeva excepit fortuna, tantillae aetati parcere nescia, calamitasque tanta, quâ nulla potuisset obvenire dirior. Quum enim pestilens lues, qualis nos quoque et hanc urbem hodie iusto Dei iudicio adfligit, iis in locis saeviret, infans XV septimanarum utrumque parentem contagio correptum amisit, et casu quidem tam subito et miserabili, ut inter huius et illius obitum vix interessent horae XXIV. De vitâ vel certè

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aus nicht notwendig, daß wir zu der gleichen Thematik erneut das Wort ergreifen. Wenn man jammern und klagen möchte, ist Stoff dazu dermaßen reichlich vorhanden, daß die so fruchtbare Saat öffentlicher Unglücksfälle wird Unsicherheit hinterlassen können, wo man anfangen und wo man aufhören soll. Wenn man die Geister dazu bewegen möchte, aus Erschrekken über die gegenwärtigen Gefahren göttliche Hilfe zu erflehen und über die Verbesserung des Lebens nachzudenken, so werden die Sache selbst und so viele tagtägliche Beispiele alles Reden und Begründen ersetzen können. Wer hartherzig meinen kann, daß diese Beispiele ihn nichts angingen, ist ein Stein und härter noch als Stein. Weshalb wir aber heute aufs neue zu euch reden, ist, wie wir glauben, niemandem von euch unbekannt. Wessen Leben nämlich am wenigsten im Dunkeln lag, dessen Tod konnte nicht lange verborgen bleiben. Vorvorgestern hat aufgehört, unter den Sterblichen zu sein, der hochansehnliche und ganz vortreffliche Herr Heinrich Meibom, Dichter und Historiker, unser hochgeschätzter Kollege. Wie wir ihn, als er noch lebte, geliebt und verehrt haben, so können wir nun, da er verstorben ist, gar nicht anders, als ihn zu vermissen, zu trauern, daß er uns entrissen wurde, und ihn mit einer Lobrede, die er selbst verdient hat und die wir ihm schulden, nachdrücklich auszuzeichnen. Zwar hat er sich selbst schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt, das zu dauerhaft ist, als daß es zerstört oder aus dem Gedächtnis der Gelehrten, die die Geistesgaben und Verdienste des Mannes stets bewundert haben, getilgt werden könnte. Dennoch müssen wir euch, junge Studenten, ein Beispiel vor Augen führen, das ihr nicht ohne großen Gewinn betrachten und an dem ihr, wenn ihr eure Aufmerksamkeit darauf richtet (was ihr aber auf jeden Fall tun müßt), lichtvolle Beweise für die göttliche Vorsehung und Güte und den großen Wert von Tüchtigkeit und Fleiß erkennen könnt. Das Licht dieser Welt erblickte unser Meibom im 55. Jahre des vergangenen Jahrhunderts, am 4. Dezember. Sein Vater war der ehrwürdige und gelehrte Herr Martin Meibom, Pastor in Alverdissen in der Grafschaft Lippe, nahe Lemgo, seine Mutter die trefflichste Frau Anna Dreier, Tochter des ehrwürdigen und hochansehnlichen Herrn Johannes Dreier, Doktor der heiligen Theologie und Superintendent in der Stadt Minden. Sein Großvater väterlicherseits war Eberhard, sein Urgroßvater Hermann Meibom, zu ihrer Zeit geehrte und angesehene Bürger von Osnabrück. Nach seiner Geburt empfing ihn ein trauriges, zur Schonung eines so zarten Alters untaugliches Geschick und ein Unheil, das so schlimm war, daß ihm kein grausameres hätte begegnen können. Als nämlich eine Pestseuche von der Art, wie sie heute auch uns und diese Stadt nach gerechtem Urteil Gottes heimsucht, in jener Gegend wütete, verlor er als Säugling von fünfzehn Wochen beide Eltern, die sich angesteckt hatten, und zwar durch einen so plötzlichen und beklagenswerten Todesfall, daß zwischen dem Hinscheiden des einen und des anderen Elternteils kaum 24 Stunden lagen. Um das Leben oder wenigstens

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fortunis infantis actum videri potuisset, nisi Deus in coelis, qui se parentem et columen orphanorum in verbis suis17 non semel professus est, uti semper fidem servat constantissimè, ita hîc quoque promissis18 stetisset suis. Excitavit enim, qui infantis curam sedulò haberent et rem à parentibus relictam tutorio nomine diligenter administrarent, viros probos et solertes; qui quum in puero animum minimè degenerem et ingenium vegetum deprehendissent, nihil sibi prius duxerunt, quàm ne staret per ipsos, quò minùs parentis et avi materni vestigia ille sequeretur. Lemgoviae itaque prima litterarum iecit fundamenta, eâ felicitate, ut iam tum ex eo puero, qui vir posteà futurus esset, facilis coniectura caperetur. Lemgoviâ transiit Mindam. Mindâ Brunsvigam, ubi eo tempore sub egregiis praeceptoribus rectè et praeclarè informabatur adolescentia, se contulit anno salutis MDLXXIII. áA2vñ Quum autem ingenium eius prae aequalibus eluceret probitasque et modestia perspectae essent ipseque id ageret, ut optimis quibusque et per quos proficiendi certa spes esset, innotesceret, factum est non absque providentiâ numinis, ut vir magnus et Theologus numquam sine honoris praefatione nominandus Martinus Chemnitius adolescentem dignum iudicaret, quem in aedes et familiaritatem suam reciperet filiisque suis, magnae spei pueris, ad pietatem, virtutem et litteras pleno gradu properaturis, ducem praeficeret. Ex iis atque adeo ex disciplinâ Meibomii nostri nunc etiam superest parenti suo ὁμώνυμος Martinus Chemnitius, Illustrissimorum Principum, pridem Philippi II., Pomeraniae, hodie Friderici, Holsatiae Ducis Cancellarius. Convictus et familiaritas Chemnitii, quâ per quadriennium Meibomio frui contigit, magnum ei fuit cùm incitamentum tum adiumentum ad pietatem, virtutem et veram eruditionem; quod ipse postea lubens agnovit et grato animo praedicare numquam desiit. Neque enim conversatio cum tanto viro, quantus erat Chemnitius, aliud esse potuit quàm perpetua commentatio piè vivendi et rectè sentiendi. Quum autem Princeps magnanimitate, prudentiâ et magnificentiâ nemini priscorum Regum secundus DIVUS IULIUS academiam à suo nomine dictam in hac urbe fundasset (id autem factum fuit anno aerae Christianae MDLXXVI) in eam, consilio praesertim et impulsu Chemnitii, cuius sententiam aliorum iudiciis meritò praeferebat, sequente anno sub Pro-Rectore Iohanne Borcholdo, Iurisconsulto eximio,

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das Lebensglück des Säuglings hätte es offenbar geschehen sein können, wenn Gott im Himmel, der in seinen Worten nicht nur einmal bekannt hat, Vater und Stützsäule der Waisen zu sein, so wie er stets äußerst zuverlässig die Treue hält, nicht auch hier zu seinen Versprechungen gestanden hätte. Er regte nämlich rechtschaffene und geschickte Männer dazu an, nach allen Kräften für den Säugling zu sorgen und das von den Eltern hinterlassene Vermögen als Vormünder gewissenhaft zu verwalten. Als diese an dem Knaben eine keineswegs unedle Anlage und einen lebhaften Geist bemerkt hatten, erachteten sie es als ihre vorrangige Aufgabe, unbedingt alles dafür zu tun, daß jener Knabe in die Fußtapfen seines Vaters und seines Großvaters mütterlicherseits träte. Daher erwarb er sich in Lemgo die Anfangsgründe des Wissens, und dies mit so glücklichem Erfolg, daß damals schon von dem Knaben her unschwer vermutet wurde, was für ein Mann er später einmal werden würde. Von Lemgo wechselte er nach Minden. Von Minden begab er sich im Jahre des Heils 1573 nach Braunschweig, wo zu dieser Zeit die Jugend von vorzüglichen Lehrern ordentlich und vortrefflich unterrichtet wurde. Da aber seine Begabung vor seinen Altersgenossen hervorstach und seine Rechtschaffenheit und Bescheidenheit bestens bekannt waren und er selbst dafür sorgte, daß er gerade den vorzüglichsten Persönlichkeiten bekannt wurde, aus deren Unterstützung sich ein Fortkommen zuverlässig erhoffen ließ, ergab es sich nicht ohne Einwirken göttlicher Vorsehung, daß der bedeutende Mann und stets nur mit Hochachtung zu nennende Theologe Martin Chemnitius den jungen Mann für würdig erachtete, ihn in sein Haus und seine Familie aufzunehmen und bei seinen Söhnen, hoffnungsvollen Knaben, die im Geschwindschritt auf die Erlangung von Frömmigkeit, Tüchtigkeit und wissenschaftlicher Bildung zueilten, als Studienleiter einzusetzen. Aus deren Kreis oder besser: aus der Schule unseres Meibom ist jetzt noch am Leben der seinem Vater gleichnamige Martin Chemnitius, Kanzler durchlauchtigster Fürsten, ehemals Philipps II., Herzogs von Pommern, heute Friedrichs, Herzogs von Holstein. Die Hausgemeinschaft und der vertrauliche Umgang mit Chemnitius, den Meibom vier Jahre lang genießen durfte, war für ihn sowohl großer Ansporn als auch große Hilfe bei der Erlangung von Frömmigkeit, Tüchtigkeit und wahrer Bildung – was er selbst später gern anerkannt und dankbaren Herzens zu rühmen niemals aufgehört hat. Der Umgang mit einem so bedeutenden Manne wie Chemnitius konnte ja auch nichts anderes sein als eine fortgesetzte Vorbereitung auf pflichtgemäße Lebensführung und rechte Gesinnung. Als aber der vergöttlichte Julius, ein Fürst, der hinter keinem der älteren Könige an Hochherzigkeit, Klugheit und edelster Gesinnung zurückstand, die nach ihm benannte Universität in dieser Stadt gegründet hatte (dies aber geschah im Jahre Christi 1576), begab sich unser Meibom im darauf folgenden Jahre, unter dem Prorektorat des ausgezeichneten Juristen Johannes Borcholten, dorthin, vornehmlich auf Anraten und Anre-

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Meibomius noster commigravit. Venit unà frater, quem sicut habuit unicum, ita unicè semper dilexit, ut studia sua ab eo segregata habere nollet, Iustus Meibomius, natu paullò maior; qui quum sacris litteris animum addixisset et in iis profectus fecisset egregios, evocatus in comitatum Oldenburgicum Goldeswerdae ministerio ecclesiastico cum laude suâ et fructu auditorum, quos docendos susceperat, functus est. Noster veáA3rñrò humanioribus, quas vocant, litteris et amoenioribus illis studiis praecipuè capi eaque felicitate tantâ, quippe ad quae naturâ factus esset, tractare, ut, quum optimos quosque ex antiquitate auctores, et in iis praecipuè Poëtas, legeret, non tam discere, quàm, quod Plato voluit, reminisci videretur. Quos autem diurnâ nocturnâque manu volveret, tamquam perfectos et omnibus numeris absolutos artifices sibi sequendum ratus, ad eorum imitationem carmen pangebat elegans, succi plenum et quod uno verbo Romanum rectè dixeris, in quo, ut res posceret, nec gravitatem meritò desiderares nec suavitatem. Amoeniori Poëtices gratâ et minimè indecente copulâ iungebat severius studium, nempe Historiae, quae, quemadmodum loquitur summus non dictionis modò, sed morum quoque et vitae artifex Tullius, »testis est temporum, lux veritatis, vita memoriae, magistra vitae, nuncia vetustatis«. Sanè quicumque suam historiae vel illustrandae vel condendae operam impendit, rem praestat humano generi utilem, imò, nisi palpare in tenebris et rerum ante nostram memoriam gestarum ignari semper pueri esse malimus, necessariam. Divus itaque IULIUS, academiae conditor idemque ingeniorum acerrimus censor, quum de eruditione et studiis Meibomii inaudiisset et academiam hanc suam undequaque ornatissimam esse percuperet, utramque Poëtices et Historiarum professionem ei demandandam iudicavit, quem in utraque tam probè versatum, Spartam, quae concrederetur, egregiè ornaturum esse multis evidentibus argumentis et peritorum testimonio comperisset. Provinciam itaque, quam diximus, tradi illi fecit anno aerae nostrae MDXXCIII, postridie Nonas Sextiles, summum in Philosophiâ gradum iam ante triennium consequuto, sub praeside Collegii viro Clarissimo, Magno Pegelio, Mathematum Professore celeberrimo. Biennio post susceptam

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gung des Chemnitius, dessen Meinung er zu Recht vor den Urteilen anderer den Vorzug gab. Zusammen mit ihm kam sein etwas älterer Bruder Justus Meibom, den er, so wie er sein einziger Bruder war, stets auch auf so außerordentliche Weise liebte, daß er seine Studien nicht von ihm getrennt betreiben wollte. Da dieser eine Neigung zur geistlichen Wissenschaft gefaßt und hierin ausgezeichnete Fortschritte gemacht hatte, wurde er in die Grafschaft Oldenburg berufen und war dort in Golzwarden im Kirchendienst tätig, zu seinem eigenen Ruhm und zum Nutzen der Zuhörer, deren Unterweisung er übernommen hatte. Unseren Mann jedoch nahmen vornehmlich die sogenannten Humaniora und jene berühmten anmutigeren Studien gefangen, und diese handhabte er mit einem so großen Erfolg (allerdings war er für sie von Natur aus geschaffen), daß er, da er gerade die besten Autoren des Altertums und unter ihnen vornehmlich die Dichter las, nicht so sehr zu lernen als vielmehr, gemäß der Auffassung Platos, sich zu erinnern schien. Diese hätte er Tag und Nacht studieren können, und da er der Meinung war, daß er sich ihnen, als vollendeten und in jeder Hinsicht vollkommenen Künstlern, anschließen müsse, verfaßte er, um sie nachzuahmen, eine feine, vollsaftige, mit einem Wort treffend als römisch zu bezeichnende Dichtung, bei der man zu Recht weder die von der Sache geforderte Erhabenheit noch Lieblichkeit vermissen konnte. Mit dem sehr reizvollen Studium der Poesie verknüpfte er, durch ein angenehmes und gar nicht unpassendes Band, ein ernsteres, nämlich das der Geschichte, die, wie Cicero, der größte Sachverständige nicht nur in der Rede, sondern auch in den Sitten und in der Lebensführung, sagt, »Zeugin der Zeitläufte, Licht der Wahrheit, lebendige Erinnerung, Lehrmeisterin des Lebens, Künderin der alten Zeit« ist. In der Tat leistet jeder, der seine Arbeitskraft auf die Erhellung oder Darstellung der Geschichte verwendet, der Menschheit einen nützlichen Dienst, ja vielmehr einen notwendigen, wenn wir es nicht vorziehen, daß die Knaben im Finstern herumtappen und für immer unwissend sind in den Ereignissen, die sich vor unserer Zeit abgespielt haben. Weil nun der vergöttlichte Julius, Gründer der Universität und zugleich äußerst scharfsichtiger Beurteiler von Begabungen, von der Gelehrsamkeit und den wissenschaftlichen Bestrebungen Meiboms gehört hatte und es sein großer Wunsch war, diese seine Universität von überallher bestens ausgestattet zu sehen, beschloß er also, beide Fächer, Poesie und Geschichte, dem anzuvertrauen, von dem er anhand vieler untrüglicher Belege und des Zeugnisses von Sachverständigen in Erfahrung gebracht hatte, daß er, der in beiden so tüchtig bewandert war, das ihm anvertraute Sparta ganz vorzüglich voranbringen werde. Er ließ ihm daher den Aufgabenbereich, von dem wir gesprochen haben, im Jahre 1583 unserer Zeitrechnung, am 6. August, übertragen, nachdem er schon drei Jahre vorher, unter dem Dekanat des hochansehnlichen Herrn Magnus Pegelius, hochberühmten Professors der Mathematik, den höchsten Grad in der Philosophie erlangt hatte.

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professionem, quum et aetas et rei familiaris constituendae necessitas de contrahendo coniugio aurem vellerent, uxorem duxit lectissimam et áA3vñ pudicissimam virginem, SOPHIAM, Clarissimi et experientissimi viri, Davidis Bokelii, Medici et Protochirurgi Guelphici filiam, cum quâ ipsos XL annos tranquillè et suaviter exegit. Nos de illo coniugio felice, concorde et foecundo, rarique admodum exempli, et de virtutibus honoratissimae illius matronae ante quadrimestre, quum in eius obitu ex hoc loco vos alloqueremur, ea diximus, quae nunc non ducimus esse repetenda. Monuimus decem liberorum factos fuisse parentes, filiarum trium et filiorum septem, quos in aeternam vitam praemiserint ferè omnes, praeter filios tres, paucos quidem è numero tanto, sed quorum virtus et praestantia iacturam, si ita loqui fas est, facilè compenset et caeterorum, quos ad se Deus vocaverat, desiderium in animis parentum si non exstinxerit, leniverit tamen et mitigaverit. Neque enim ex illâ domo et disciplinâ alii poterant19 prodire. Maximum natu nemo vestrûm potest aut debet ignorare; quem quòd non modò Academia nostra Medicinae Doctorem et Professorem, sed hodie etiam Prorectorem habeat, absque dubio in animo parentis optimi tantum potuit, ut qui liberos omnes florentes et hunc praecipuè in honoribus non modicis videret, mortem sibi minimè acerbam aut immaturam iudicaverit. Magnificum et Clarissimum virum, Dn. IOANNEM-HENRICUM MEIBOMIUM dicimus, cui, quum difficillimis hisce temporibus onus administrandae reipáublicaeñ20 nostrae academicae sustineat et intra quadrimestre dulcissimam matrem extulerit, suavissimos duos filiolos sepelierit et hodie patri carissimo iusta faciat, meritò omnes constantiam et animi robur comprecamur. Proximus ab hoc Reverendus, praestans et eruditus vir, M. David, Halae ad Visurgim pastor et Superintendens vigilantissimus. Minimus natu Iustus, civis Hildesiensis, vir integerrimus, quem quicumque noverunt, amant, quum ipse vicissim omnibus benè velit et multos officiis sibi devinciat. Ab obitu fidelissimae et dilectissimae coniugis numquam rectè habuit Meibomius noster, qui aliàs, si quisquam, áA4rñ firmâ hactenus usus erat valetudine. Tantum potuit desiderium uxoris, cum quâ XL vixerat annos, ut sine eâ se vivere non posse persuasissimum haberet. Neque semel à nobis, Collegis suis, auditus est dicere, se coniugi haut diu fore superstitem. Et nos certè poteramus regerere:

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Zwei Jahre nach der Übernahme dieses Amtes, als sowohl sein Alter wie die Notwendigkeit der Begründung eines Hausstandes ihn gemahnten, eine Ehe zu schließen, heiratete er die trefflichste und sittsamste Jungfrau Sophie, Tochter des hochansehnlichen und hocherfahrenen Herrn David Bökel, Arztes und Oberwundarztes am Welfenhof, mit der er genau 40 Jahre ruhig und angenehm verbrachte. Von dieser glücklichen, einträchtigen und fruchtbaren Ehe, einer Ehe von höchst seltener Musterhaftigkeit, und von den Tugenden jener hochgeehrten Ehefrau haben wir vor einem Vierteljahr, als wir bei ihrem Tode von dieser Stelle aus zu euch sprachen, das gesagt, was, wie wir meinen, jetzt nicht wiederholt werden muß. Wir haben daran erinnert, daß sie Eltern von zehn Kindern geworden sind, drei Töchtern und sieben Söhnen, die sie fast alle ins ewige Leben vorausgeschickt haben, abgesehen von drei Söhnen, wenigen zwar nach der Größe der Gesamtzahl, doch solchen, deren Tüchtigkeit und Vortrefflichkeit den Verlust, wenn man so sagen darf, leicht ersetzen kann und die Sehnsucht in den Herzen der Eltern nach den übrigen Kindern, die Gott zu sich gerufen hatte, wenn schon nicht ausgelöscht, so doch gelindert und gemildert hat. Andere Söhne konnten ja aus diesem Hause und dieser Erziehung nicht hervorgehen. Der älteste kann oder darf niemandem von euch unbekannt sein. Da ihn unsere Universität nicht nur als Doktor und Professor der Medizin, sondern heute auch als Prorektor besitzt, galt er im Herzen seines besten Vaters zweifellos soviel, daß dieser, da er alle seine Kinder in blühenden Verhältnissen und besonders jenen in nicht nur mäßigen Ehren glänzen sah, seinen Tod als ganz und gar nicht bitter oder unzeitig beurteilte. Wir sprechen von dem glanzvollen und hochansehnlichen Herrn Johann Heinrich Meibom, dem wir alle, da er in diesen schwierigsten Zeitläuften die Last der Verwaltung unseres akademischen Gemeinwesens zu tragen hat und innerhalb eines Vierteljahres seine liebreichste Mutter zu Grabe getragen, zwei süßeste Söhnchen beigesetzt hat und heute seinem liebsten Vater die Leichenfeier ausrichtet, mit Fug und Recht Standhaftigkeit und Seelenstärke wünschen. Der nächste Sohn nach diesem ist der ehrwürdige, vortreffliche und gelehrte Herr Magister David [Meibom], unermüdet tätiger Pastor und Superintendent in Halle an der Weser. Der Jüngstgeborene ist Justus [Meibom], Bürger von Hildesheim, ein ganz unbescholtener Mann, den alle, die ihn kennen, gern haben, da er selbst seinerseits allen wohlwill und viele durch Gefälligkeiten an sich bindet. Seit dem Tode seiner treuesten und geliebtesten Frau ging es unserem Meibom, der sich sonst, wie nur jemand, bis dahin einer stabilen Gesundheit erfreut hatte, niemals gut. So sehr bewegte ihn die Sehnsucht nach seiner Frau, mit der er 40 Jahre gelebt hatte, daß er felsenfest davon überzeugt war, ohne sie nicht leben zu können. Und nicht nur einmal haben wir, seine Kollegen, ihn sagen hören, daß er seine Frau bestimmt nicht lange überleben werde. Und wir hätten ihm gewiß erwidern können:

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Quum itaque senio accederet moeror et moerori febris, intra dies XVI, quibus decubuit, absumtus est, atque adeo nudius quartus, XII videlicet KL. Octobr. inter II et III pomeridianas, animam Deo creatori Christoque Servatori lubens alacerque reddidit. Decessit septuagesimo aetatis anno, climacterico et quem Deus ipse humanae vitae terminum praestituit. Non dicamus mortuum, quem depositis mortalitatis exuviis immortalitatem acquisivisse certò scimus. Quare enim mortuus habeatur, qui annorum satur et mortalis conditionis pertaesus ad veram et mortis expertem vitam transiit? qui vivit in liberis, quos fortunatis coniugii potitos, felices et florentes vidit et in suam vicem orbi reliquit? qui vivit in scriptis, quae cedro digna nec unius generis in usum rei publicae et litterariae pridem evulgavit? Quod itaque carminum suorum fiduciâ de se scripserat Ennius, haut iniuriâ huic quoque nostro adcommodetur: Nemo me lacrymis decoret, neque funera fletu Faxit. Quur? Volito vivus21 per ora virûm.

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Quum enim provinciam poëticae et historicae professionis, ut anteà exposuimus, adiisset, utramque non lectionibus modò, quarum fructus ad paucos redundaret, sed scriptis, quae passim locorum plurimis prodesse possent, ornandam censuit. Edidit itaque in utroque genere non pauca, quae leget, si quae futura est, posteritas, et viri labores grato animo agnoscet, iudiciumque et candorem probabit et praedicabit. In historiis enim sive conscribendis sive illustrandis historiae leges servabat accuratè, per quas nec quid falsi dicere germaáA4vñnus historicus audet nec quid veri non audet. Quum itaque semetipsum studio et industriâ quotidie vinceret, nihil mirum si magis magisque in dies22 inclaresceret et amicitia eius à multis magnique nominis viris certatim expeteretur. Alius hunc scrupulum ad ipsum deferre, alius istum, alius hanc controversiam historicam iudicii eius facere, alius aliam:

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»Deine Liebe vergeht nicht, wenn der Abendstern heraufsteigt, nicht, wenn er vor der sengenden Sonne flieht.«

Als daher zum hohen Alter Trauer hinzutrat und zur Trauer Fieber, schwand er innerhalb der 16 Tage, an denen er krank darniederlag, dahin, oder vielmehr: vorvorgestern, nämlich am 20. September, zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags, gab er Gott, seinem Schöpfer, und Christus, seinem Heiland, gern und mit freudigem Eifer seine Seele zurück. Er verschied im 70. Jahre seines Alters, in dem Stufenjahr, das Gott selbst als Schlußpunkt des menschlichen Lebens bestimmt hat. Wir können den nicht tot nennen, von dem wir zuverlässig wissen, daß er, nach Ablegung des Kleides der Sterblichkeit, die Unsterblichkeit gewonnen hat. Warum nämlich sollte der als tot gelten, der, satt an Jahren und des Loses der Sterblichkeit überdrüssig, zu dem wahren und vom Tod unberührten Leben hinübergegangen ist? Der in seinen Kindern lebt, die er die Segnungen der Ehe hat erlangen sehen, die er glücklich und in ihrer Blüte erlebt und dem Erdkreis als seine Stellvertreter hinterlassen hat? Der in seinen Schriften lebt, die die Unsterblichkeit verdient haben und die er, in vielerlei Gattungen, zum Nutzen des Staates und der Wissenschaft einst veröffentlicht hat? Daher kann das, was Ennius in sicherem Vertrauen auf seine Gedichte über sich geschrieben hat, völlig zu Recht auch auf diesen unseren Autor angewandt werden: »Niemand zeichne mich mit Tränen aus, niemand bestatte mich unter Weinen! Warum? Lebendig fliege ich von Mund zu Mund.« Da er nämlich, wie wir oben ausgeführt haben, das Aufgabengebiet des poetischen und des historischen Faches übernommen hatte, hielt er dafür, daß beide nicht nur durch Vorlesungen, deren Nutzen nur wenigen zufließe, sondern [auch] durch Schriften, die überall sehr vielen von Nutzen sein könnten, gefördert werden müßten. Er gab also in beiden Gattungen nicht Weniges heraus, das die Nachwelt, wenn es eine geben sollte, lesen wird. Und sie wird die Leistungen des Mannes dankbaren Herzens anerkennen, seine Urteilsfähigkeit und Klarheit mit Beifall bedenken und rühmen. Bei der Darstellung wie bei der Erläuterung von historischen Vorgängen hielt er sorgfältig die Regeln der Geschichtsschreibung ein, denen zufolge der wahre Historiker nicht wagt, Falsches zu sagen, und auch den Mut hat, auszusprechen, was wahr ist. Da er sich somit durch Strebsamkeit und Fleiß täglich selbst übertraf, war es nicht verwunderlich, daß seine Berühmtheit von Tag zu Tag mehr und mehr zunahm und viele, auch Männer mit großem Namen, um die Wette seine Freundschaft zu erlangen suchten. Der eine wollte ihm dieses Bedenken, ein anderer jenes vortragen, der eine diese historische Streitfrage, ein anderer eine andere seiner Entscheidung

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quibus ille comiter respondere et pro suâ peritiâ nec parum felice industriâ satis facere. Neque verò Principibus viris aut incognitus fuit aut ingratus. Anno MDXCII ab Administratore Electoratus Saxonici Illustrissimo Friderico Wilhelmo in academiam Witebergensem honorificè evocabatur. Caeterùm serenissimus HENRICUS IULIUS, heros, cuius nomen et memoriam sine veneratione numquam usurpabimus, virum, cuius virtutem et eruditionem perspectam haberet, ex academiâ sua dimittere noluit, sed opimiore stipendio, ut maneret, invitatu23 dignum iudicavit, quem favore et beneficiis prosequeretur intimisque saepè consiliis adhiberet. Imperator ipse inter magnos meritò numerandus, Rudolphus II., quum de Caesaribus ex Austriâ familiâ oriundis elaboratum et elegans carmen noster edidisset, auctorem lauru donandum censuit; quo honoris genere post renata studia primus Germanorum Cunradus Celtes adfectus fuisse scribitur. Academicum magistratum gessit quater, academicae dignitatis studiosissimus et vindex semper acerrimus. Decanatu facultatis Philosophicae functus est duodecies, et gradum Magisterii optimarumque artium supremum CXX viris, dignitatem eam iudicio Collegii promeritis, contulit. Superest, cives academici, iuvenes pietati, virtuti et sapientiae dediti, ut qui quum inter mortales ageret, tam bene meritus est de multis et vicissim à multis dilectus et cultus, ei quoque vos supremum honorem et humanitatis officium praestetis corporisque exuvias, praeclarae animae non ita pridem domicilium, ad locum, unde serius aut citius, uti Deo fuerit visum, certo tamen certius ad tubam Archangeli vocemque Domini nostri Iesu Christi, resurgent, frequentes deducatis. Fecissetis id etiam absque monitu nostro, quem tamen accedere voluimus, ut, quanti virum hunc, Collegam (heu quondam!) nostrum, aestimemus et quibus honoribus dignum iudicemus, certiores essetis. Valete. P. P. in acad. Iuliâ. M D CXXV. IX KL. Octobr.

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anheimgeben. All diesen antwortete er entgegenkommend und tat ihnen nach Maßgabe seiner Sachkenntnis und seines höchst fruchtbaren Fleißes Genüge. Aber auch Fürsten war er nicht unbekannt oder unwillkommen. Im Jahre 1592 erhielt er von dem Administrator des sächsischen Kurfürstentums, dem erlauchtesten Friedrich Wilhelm, einen ehrenvollen Ruf an die Universität Wittenberg. Der durchlauchtigste Heinrich Julius nun aber, ein Heros, dessen Namen und Angedenken wir stets nur mit größter Ehrfurcht erwähnen werden, wollte den Mann, dessen Tüchtigkeit und Gelehrsamkeit ihm bestens bekannt waren, nicht aus seiner Universität entlassen, sondern hielt ihn für würdig, ihn durch ein ansehnlicheres Gehalt zum Bleiben zu bewegen. Er bedachte ihn mit seiner Gunst und mit Wohltaten und zog ihn oft zu vertraulichen Beratungen hinzu. Als unser Mann eine sorgfältig ausgearbeitete, feine Dichtung über die Kaiser aus dem Hause Österreich veröffentlicht hatte, hielt Kaiser Rudolf II., der selbst unter die Großen [seines Geschlechts] zu zählen ist, es für richtig, ihrem Verfasser den [Dichter-] Lorbeer zu verleihen. Der schriftlichen Überlieferung nach war Konrad Celtis der erste Deutsche, der nach der Wiedergeburt der Wissenschaft mit dieser Art der Auszeichnung bedacht worden ist. Viermal hatte er die Universitätsleitung inne, eifrigst bedacht auf die akademische Würde und stets deren tatkräftigster Beschützer. Zwölfmal versah er das Amt des Dekans der Philosophischen Fakultät, und den Magistergrad, den höchsten bei den besten Künsten, verlieh er 120 Männern, die nach dem Urteil des Kollegiums diese Würde verdient hatten. Es bleibt nur noch übrig, akademische Bürger und der Frömmigkeit, Tüchtigkeit und Weisheit beflissene Jünglinge, daß ihr dem Manne, der, als er sich noch unter den Sterblichen bewegte, sich um viele so wohl verdient gemacht hat und seinerseits von vielen geliebt und verehrt wurde – daß ihr auch ihm die letzte Ehre und den Dienst der Menschlichkeit erweist und die leibliche Hülle, unlängst erst Wohnung einer herrlichen Seele, in großer Zahl zu dem Ort geleitet, von dem sie später oder früher, nach Gottes Belieben, jedoch ganz ohne jeden Zweifel bei der Trompete des Erzengels und der Stimme unseres Herrn Jesus Christus auferstehen wird. Ihr hättet dies auch ohne unsere Ermahnung getan. Diese wollten wir gleichwohl noch hinzutun, damit euch ganz deutlich wird, wie hoch wir diesen Mann, unseren (ach, ehemaligen!) Kollegen, schätzen und welcher Ehrungen wir ihn für würdig halten. Lebt wohl! – Öffentlich kundgetan an der Julius-Universität, am 23. September 1625.

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V. Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt (1583–1589)

1. Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, die Berufung Heinrich Meiboms und andere noch ungeklärte Fragen betreffend, an Herzog Julius vom 19. März 1583 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 1r–2r.

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Durchleuchtiger hochgeborner Furst, E. F. G. seindt vnsere vnderthenige vnd gehorsame dienste zuuor. Gnediger Herr, E. F. G. konnen wir jn vnderthenigkeit nicht verhalten, das ahn dieselbe wir vnlangster zeit etzlicher sachen halben, daran dieser E. F. G. JuliusVniuersitet zum hochsten gelegen, als nemblich von wegen der Jurisdiction jn ehesachen vber die Studenten vnd membra Academiae, deren sich E. F. G. Geistlich Consistorium anmassen thut, desgleichen vmb Continuation vnd ausfurung dero jm Collegio alhie angefangenen vnd hochnotigen gepeir vnd dan von wegen annehmung vnd bestellung etzlicher noch manglenden Professorn jn vnderthenigkeit geschrieben, aber biß anhero vnbeantwortet daruff geblieben. Ob nun wol E. F. G. wir mit vnserm vielfeltigen vnd vnstummigen schreiben gern jn vnderthenigkeit verschonen vnd diese vnd andere E. F. G. JuliusVniuersitet sachen zu E. F. G. guten gelegenheit pillich stellen solten, So erfodert doch die hohe Nodt, das E. F. G. wir in vnderthenigkeit daran erjnneren mussen. Furnemblich aber konnen wir bei dem á1vñ punct von bestellung etzlicher noch manglender Professorn nicht vmbgang haben, E. F. G. vnderthenig zuberichten, das der Man, welchen E. F. G. wir fur einen Professorem Poëseos vnderthenig vorgeschlagen, M. Meibom, alldieweil es sich mit seiner bestallung so lange verweilet vnd ehr daran fast desperiret, vorhabens ist, sich von hinnen zubegeben vnd jn Westphalen, da ehr zu hause horet, eine Ecclesiasticam functionem, die jhme sehr gudt offeriret wirdt, anzunehmen. Nun ist ehr in Poësi ein solcher hurtiger vnd geschickter man, desgleichen E. F. G. nicht baldt oder leichtlich bekommen werden, es wirdt auch mit jhme vf pillichen vnterhalt wol zu handlen sein, vnd ist ermelte Professio jn dieser E. F. G. JuliusVniuersitet, sintemal dieselbe sieder M. Pancratij Krugers abzug vaciret vnd ledich gestanden, zum hochsten notig, kan auch ohn der Jugendt vnd der Schuelen grosse verseumnis vnd mercklichen schaden nicht lenger vnbestellet gelaßen werden. Darumb, do man ermeltes M. Meiboms habhafft werden wil, nun darzu gethan á2rñ vnd mit jhme gehandelt werden muß, sunsten wirdt ehr dauon ziehen vnd hernach nicht zuerlangen sein. Damit nun E. F. G. JuliusVniuersitet eines

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solchen Mannes, der von tag zu tag in Eruditione zunehmen vnd ohn allen zweiffel ein furtrefflicher Poët werden wirdt, nicht beraubt, sondern desselben habhafft werden muge, So gelanget ahn E. F. G. vnsere vnderthenige, gantz fleissige bitte, Sie wollen die gnedige anordnung thun, das mit ermelten M. Meibom vnseumblich gehandelt vnd ehr jn bestallung gebracht werde, auch die andere oben erwendte puncten sich gnedich angelegen sein lassen vnd denselben furderlichst abehelffen. Das gereicht zu dieser E. F. G. JuliusVniuersitet rhum vnd besten, vnd wir seindts jn vnderthenigkeit zuuerdienen schuldich vnd geflissen. Datum jn E. F. G. Stadt Helmstedt den 19ten Martii anno 83. E. F. G. Vnderthenige vnd gehorsame ViceRector vnd Professores derselbigen JuliusVniuersitet daselbst.

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2. Zweites Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, Heinrich Meiboms Berufung betreffend, an Herzog Julius vom 11. Juli 1583 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 8r–9r.

Durchlauchtiger Hochgeborner Furst, E. f. g. seindt vnsere vnderthenige gehorsame dienste zuuor. Gnediger Herr, E. f. g. werden sich in gnaden zuerjnnern wissen, das dieselbe vf vnser mehrmahliges vndertheniges ansuchen M. Henricj Meibaums halben entlich gewilligt, jhn vor einen Professorem Poeseos et Latinarum historiarum gnediglich zubestellen, vns auch jm verschienen Aprili, da jhm eine gute Conditio Ecclesiastica vorgestandenn, gnediglich beuohlen, das wir jhn nicht von hinnen lassenn, Sondern jhm anzeigen soltenn, das er alhie verharren vndt E. f. g. gnedigen resolution vndt handelung einer Bestallung halben furderlich erwarten solte. Nun ist der gute Man auf solchen E. f. g. gnedigen Beuehl bishero vffgehalten vndt hatt der vertrösteten handelung seiner Bestallung halbenn mit grossem vnstadten vndt verlangen erwartet. Dieweil jhm aber der verzug in die lenge zu groß vndt viel werden will vndt Er sich nicht lenger also aufhalten lassen will, Sintemal er anders wo gar woll ankommen vndt vnterhalt kriegen kan vndt es dan vmb diesen Man also gewandt ist, das E. f. g. seinesgleichen in poësi sonst mit grossem vnkosten sobaldt nicht erlangen werden vndt er dieser E. f. g. Julius Vniuersitet noch ein Nutzer vndt Ruhmlicher á8vñ

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Man werden könte, Sintemall er den Virgilium also eben imitiret, das jederman, so der Sachen verstandt hatt, sagen muß, es sei nicht baldt einer gefunden wordenn, der des Virgilii Schlag also, wie er thue, gehalten, die poëmata jhm auch gar nicht schwer oder saur, wie vielen andern geschicht, ankommen, So haben wir vnserer E. f. g. vndt derselben JuliusVniuersitet geleisteter Pflicht halben nicht vnterlassen mugen, E. f. g. dieses Mannes zustandts vndt furtreflicher geschicklicheit in illa arte, Neben welcher er auch den locum latini historicj, darzu man sonst einen sonderlichen bestellen muste, vertretten kann, nochmals jn vnderthenigkeit zuerjnnern; Ermahnen vndt Bitten zum demutigsten, E. f. g. wollen diese schöne occasion, die beide professiones zubestellen, nicht aus den handen noch den Man von hinnen lassen, Sondern sich mit jhme einer Bestallung vndt ehrlichen Vnterhalts ohn fernern vfhalt gnediglich vergleichenn. Sonsten ist es jhme vnmuglich, lenger alhie sich zuerhaltenn vndt ohne dienst zupleibenn. Wie dan wir jhn auch nicht lenger aufzuhaltenn wissenn. E. F. G. wollen dieser Jhrer Julius Vniuersitet zunehmen á9rñ vndt vfwachs nach, wie Sie von anfang gethan, gnediglich angelegen sein lassen. Das seindt vmb E. f. g. wir in aller vnderthenigkeit zuuordienen schuldig vndt geflissenn. In E. f. g. Stadt Helmstedt am 11. Julij anno p. 83. E. F. G. Vnderthenige vndt Gehorsame

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ViceRector vndt Professores derselben Julius Vniuersitet doselbst. Daniel Hofman D. ſſst.

3. Schreiben Heinrich Meiboms mit der Bitte um angemessene Besoldung an Herzog Julius vom 31. Juli 1583 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 12r–12v.

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Weil Furstliche Durchlauchtigkeit, auff fleißiges der Herrn Profeßoren ansuchen, meine geringfugige Personen vor einen publicum Profeßoren zwbestellen nicht abgeneigt, als bitt ich unterdenigklich, I. F. G. wollen bedencken vorstehende lanckwirige vnnd beschwerliche thewrung, sonderlich des Orttes, da mir als eim frembden alles auf das thewrest zwgeschlagen

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wird. Nachmals wollen I. F. G. erwegen die nottwendigen vielfeltigen vnkosten, so zw geburlicher außrichtung meiner befolenen vnnd auferlegten profession, in bewerbung vmb allerhand scribenten auszwspenden sein. Furs dritte, weil ich auch in hoffnung dieser bestallung, aus anhalten Senatus Academici, nachmals auch auß Furstlichem befehl, so 22. Martii datirt, eine raume zeitt mich alda bei der Vniuersitet aufgehalten habe, wollen I. F. G. solliches erkennen vnnd ámichñ24 mitt einer zimlichen besoldung versorgen. Gott weiß, do ich gleich, was zw bedencken sein magk, keines furober schreite, sonder aufs fleißigste ermeße, auch I. F. G. nicht gerne beschwerlich sein25, mir auch so viel immer muglich vnnd treglich, willig vnnd gern abbrechen wolte, befinde ich doch auß vntrieglicher erfarung, das ich26 vnter hundert vnd sechzig gulden muntz keinerlei weise oder wege mich bei dieser Profeßion erhalten kan, hoffe derowegen, Furstliche Durchleuchtigkeit werde ermelte Summen nicht ansehen, sondern dieselbe á12vñ zw Gottes Ehren, I. F. G. Rhum vnnd Lob, der Vniuersitet besten, Furstlich vnnd Veterlich, alle iar erlegen. Meine Persone betreffend, wil ich dermaßen iegen I. F. G., auáchñ27 die Vniuersitet28 mich zw verhalten wißen, das sie, ob Gott will, mitt mir29 woll zufrieden sein sollen. Datum HeinrichStadt bei der Loblichen alten Vestung Wolffenbuttel, den 31. tag Julij, anno Lxxxiij. E. F. G. Vnterdeniger M. Hinricus Meibom

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4. Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 13r–15v.

Von Gotts gnaden, Wir Julius Hertzog zu Braunschweig vnd Luneburgk p. thun kundt vnd bekennen hiemit in krafft dieses briefs, das wir den wolgelarten vnsern lieben getrewen M. Henricum Meybaum von Lemgaw auß der Graffschafft von der Lippe, vor vnsern professorn poeseos vnd Historiae Latinae oder was wir vnd vnsere Vniuersitet jhme sonsten nach seiner Person vnd Profession, auch vnser Schulen gelegenheit auflegen werden, besteldt vnd angenommen haben. Thun das, annehmen30 vnd bestellen jhne 24 25 26 27 28 29 30

Fehlt Hs. Dahinter durchgestr. wolte Dahinter durchgestr. an ch fehlt, da rechter Rand beschnitten. Dahinter durchgestr. dermaßen Über d. Zeile ergänzt. annhemen Hs.

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dafur hiemit vnd in crafft dieses briefs, dergestaldt, das vns vnd vnsern Erben, auch vnser Julius Vniuersitet ehr getrew vnd holt sein, vnser vnd der Schulen bestes wissen, thun vnd schaffen, schaden, arges vnd nachteil aber verhüeten, warnen, kehren vnd abwenden nach bestem seinem á13vñ verstande vnd hochstem eusserstem vermüegen, sich wesentlich zu Helmstedt bey vnser Vniuersitet daselbst enthalten vnd in poeseos vnnd Historiae Latinae professione oder was jhme sonsten mit Rath vnsers Senatus academici daselbst am füglichsten, auch mit mehrem nutz der Studirenden jugent31 vnser Vniuersitet zu rhumb aufgetragen vnd befohlen werden kan, getreülich vnd fleissig publicé profitiren vnd teglichs eine vnd also zum weinigsten wochentlich Sechs Lectiones, zu zeiten vnd stunden, wie vnser Vniuersitet jhme die des vor- oder nachmittags verordnen werden, doch also, das ehr nicht teglichs vnd Continue einerley, Sondern per uices in poetis et Historicis latinis oder was jhme sonsten von dem Senatu Academico á14rñ auferlegt wirdet, veste thun, darzu offter vnd zum weinigsten alle viertheill jars ein mahl in seiner profession publice declamiren vnd disputiren, darneben auch vnd zu mehrem exercitio und besserung seiner selbst vnd dan der gemeinen burß zu gutem, materiam carminis den discentibus furgeben, die jhme furgezeigte Carmina wie auch andere scripta nachsehen vnnd corrigiren oder auch sonsten etwas priuatim vmb eine billiche gebüer zulesen fur sich nehmen vnd es allenthalben also machen vnd anstellen, das es jhme vnd vnser Schulen löblich, der Jugent furtreglich vnd erbawlich, auch bey vns, seinen Collegis, der gemeinen burß vnd sonsten menniglich vnuerweislich sey, Jnsonderheit sich in lehren, disputiren, schreiben vnnd sonsten á14vñ Gottes wordt vnd vnser ausgangnen Christlichen Kirchenordnung, welche32 ehr mit eigen handen jn gewönlicher form zuunterschreiben kein bedenckens haben wirdet, auch darbeneben den Statutis Scholasticis, souiell die seine person vnd profession betreffen, gemeß verhalten, dem Senatui Academico gebürlicher á!ñ gehorsamb leisten, sich mit seinen Collegis freundlich vertragen vnd woll begehen, auch keine gezenck anrichten vnd sonsten alles vnd jedes thun soll vnnd will, waß einem getrewen professorn vnd anderm fleissigen vfrechten diener zu thun geburth, auch rümblich woll anstehet, jnmassen vns ehr auf diß alles vrthetliche Pflicht vnd aide gethan, auch seinenn Reuersbrieff gegeben hatt. Darentgegen vnd zu ergetzligkeit á15rñ solches seines dienstes zusagen vnnd versprechen wir jhme zu seiner gantzjährigen besoldung einhundert vnd funftzig gulden Muntz vnser hiegen wehrung, 20 Mariengroschen vor jeden gulden zu rechnen, halb, als funfvndSiebentzig gulden, auf weinachten nehest vnd die ander helffte auff die darauf folgende pfingsten. Do wir jhne M. Henricum Meybaum aber bey dieser profession vnd bestallung nicht lenger haben oder vns vnd vnser Vniuersitet ehr derge31 32

Gebess. aus jungent Dahinter durchgestr. bucher

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staldt ferner nit33 dienen wolte, soll beiden theilen alle halbe jahr frey- vnnd beuorstehen, diese bestallung aufzukundigen, alles getreülich vnd vngefehrlich. Zur vhrkundt haben wir diesen brieff mit eigenen handen vnterschrieben vnnd vnser Furstlich CammerSecret á15vñ wissentlich darauf drucken lassen. Bescheen vnd geben HeinrichsStadt bey vnserm hofflager am 6ten Augustj anno p. 83.

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5. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 21r–22v.

Jch Henricus Meybaum Bekenne hiemit offentlich in crafft dieses brieffes, das der durchleuchtiger hochgeborner furst vnd her, her Julius Hertzogk zu Braunschweig vnd Luneburg p., Mein gnediger furst vnd herr, mich vor einen professoren jn S. f. g. Julius vniuersitet gnedig bestalt vnd angenommen nach laut vnd inhalt S. f. g. mir gegebenen bestallung, weliche von wortten zu worttenn also lautet:

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[Es folgt der volle Wortlaut der Bestallungsurkunde.] Demnach vnd hierauf gelobe vnd verspreche ich obgemelter Henricus Meybaum bey meinen wahren wortten in gutten trewen vnd glauben solcher bestallung in allen ihren articulen vnd puncten nachzulebenn, dieselbe auch stette, vest vnd vnuerbruchlich woll zu halten, dessen zu vrkundt ich diesen Reuers mit eigen handen vnderschriben vnd meinen gewonlichen pitzschafft vnderdrucket. Beschen vnd geben wie oben. M. Henricus Meibom Lemgoviensis m. pp. s.

6. Schreiben Heinrich Meiboms wegen einer Besoldungserhöhung an Herzog Julius vom 8. September 1587 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 46r–48r.

Durchleuchtiger Hochgeborner Furst. E. F. G. sind meine vnterdenige, gehorsame vnnd schuldige dienste stettes beuor. Gnediger Herr, es hatt 33

Über d. Zeile ergänzt.

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E. F. G. löbliche JuliusVniuersitet zw Helmstett, auch die facultas philosophica daselbst, fur wenig tagen an E. F. G. vnterdenig meinenthalben geschrieben vnnd flehelich gebetten, E. F. G. wolten, ihnen zw rhum vnnd ehren, der Vniuersitet zum besten, mir zw trost vnnd ergetzung meiner tragenden muhe vnnd obligendes amptes, welches ich vber vier jar hero nicht ohne geringen meinen schaden gehabt, mir meine besoldung verbeßern vnnd notturftiglich versorgen. Es ist aber solche vnterdenige interceßion damals vnfruchtbarlich abgangen vnnd mir kein bescheidt worden. Wan nun, gnediger Furst vnnd Herr, bey mir die höchste noth verhanden vnnd ich keines weges mehr oder lenger ohne E. F. G. gnedige zwlage mich zw erhalten weiß, als werde ich gedrungen, nach einmhal mitt meinem eignen schreiben vnnd wehmutigen klagen E. F. g. vnterdenig zu besuchen, vngezweiffleter vnnd getroster Hoffnung, ich werde damitt bei E. F. g. etwas erhalten vnnd ausrichten konnen. Jch bin, Gnediger furst vnnd Herr, nun vber zehen jar E. G. JuliusVniuersitet membrum gewesen, weiß auch, Gott lob, derselben aufgang, zwname, gelegenheit vnd zwstand, wormitt derselben kan vnd mag gedienet werden, was auch gleichsfals derselben vnfrommen schaffen muchte. Hab derowegen immer nicht bose lust getragen, alhier mich zwsetzen vnnd zw verharren, á46vñ Gott vnnd E. F. g. zwdienen vnnd bey der Jugend frucht zw schaffen, der vrsache halber ich viele gelegenheit, so mir an etlichen vnterscheiden ortten vorgestanden, hab fahren laßen vnnd mich hier auffgehalten. Ob nun woll darauff fur vier Jaren ich fur einen Profeßorem bestellet vnnd zwm stipendio anderhalb hundert gulden muntz bekommen, So haben sich doch E. f. G. gnedig erkleret, do mein fleiß vnnd geschikklicheit gespuret wurden, wolt E. F. g. mich ferner in gnaden wißen zw bedencken. Hieruber ich getroste hoffnung geschöpfet vnnd die zeithero auch ander forderung, so mir anderswo widderfahren muchten, hindan gesetzet vnnd mitler weil, ohne rhum zw sagen, das meine gethan, meines lesendes abgewartet, publica scripta in beiden meinen professionibus laßen an das licht kommen, welche auch beide alten vnnd iungen leuten wolgefallen, wie solches in der thatt zw erweisen ist. Meine gedruckte wercke sind durch Gottes segen in der eil abgangen, ich hab meine auditores behalten, auch trefflicher leutt in Germania zeuchniß erworben, mache mir auch keinen zweiffel, die Academia, deren solches alles bewust, werde mir, auch meae fidei, diligentiae et vitae, ein geburlich testimonium geben haben. All dieweil ich nun nach eußerstem vermugen das meine gethan vnnd also auf E. F. g. gantz gnedige vertrostung mein vertrawen gesetzet, hoffe ich getrost, dieselbe werden mich itzund nicht feilen laßen. Es sein E. F. g. von Gott dem á47rñ almächtigen bey ihrer Regierung mitt landt vnnd leutten Reichlich gesegnet, haben bey Kirchenn vnnd Schulen ein großes gethan, dem Vaterland veterlich vorgestanden, die Herschaften vermehret, das einkommen verbeßert, gericht vnnd gerechtigkeit geschutzet, auch friede erhalten vnnd hiermit viele aus E. F. G. hochlöblichen

V. Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt

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vorfahren vbertroffen. Solches will mitt nichten verschwiegen sein, sondern muß vnnd soll in ewigkeit, die-weil die welt stehet, gerhumet werden. Das mußen nun die Poëten vnnd Historici thuen vnnd soll, leßet mir Gott der alwaltige das leben, zw seiner zeitt nach der gebur vnnd auf das fleißigste von mir carminibus beschrieben werden. Es ist auch E. F. g. woll bewust, das bey großen Fursten vnnd Potentaten, ie vnnd alle wege34, neben anderen gelarten, die Poëten in großem ansehend gewesen, vnnd haben mechtige fursten vnnd herrn lobliche thaten gethan, so sind sie von den Poëten beschrieben, hatt also ein theyl des andern nicht entraten konnen. Vnnd fellet mir hier ein, das Anaxagoras zw dem Pericli sagte, do er von ihme nicht nicht wol versorget ward: Wen er wolte, das die ampel leuchten solte, so muchte er auch Öl zw gießen. Jch werde auch nicht alleine in Poëtica vnd Historica professione der Schulen dienen konnen, sondern verhoffe auch sonsten an diesem Ortte das gemeine beste zw fordern, vnnd sonderlich dieweil M. Reinero Reineccio35 von E. F. gn. die weitleuftige vnnd treffliche erbeit seines Syntagmatis zw verfertigen á47vñ auferlegt vnnd daßelbige opus beide in Lateinischer vnnd Deutscher Sprache außgehen soll, er aber, M. Reineccius, wegen der weitleufftigkeit der Erbeit vnnd großer muhe, der Deutschen version ohne hinderung des gantzen wercks nicht abwarten kan. Damitt also zwgleich beides werck ans licht kommen möge, als hatt er mitt mir auf dis wege gehandelt, der version mich zw vnterwinden. Hierzw will ich mich auch gerne36 gebrauchen laßen, im fall ich von E. F. g. gnedig muchte bedacht werden. Dieses vnnd dergleichen, so ich bei der Vniuersitet gethan vnnd ferner zw thunde bemechtiget vnnd willig bin, wollen E. F. g. gnedig in acht nemmen vnnd mir zw ergetzung vnnd ferner ermunterung mitt einem erlichen vnnd gnugem Stipendio, dauon ich mich meinem Stande nach erhlich erhalten muge, versorgen. Jch will daßelbige bei der Jugendt mitt fleißiger erbeit woll vnnd vberflußig wider einbringen. Bis anhero in dieser großen thewrung vnnd beschwerung habe ich mitt kummer vnnd nott mich mitt weib, kind vnnd gesinde behulffen, meine armutt vnnd brautschatz anzugreiffen, vnnd mitt hungerigem mhal vertzeret vnnd also mitt sorgen vnnd bangen mich gemartert, aber wie ein solches leben feine ingenia in der blutt drucke vnnd sonderlich den Poëtis, welche von Natur lustig, freudich vnnd frißlich sein mußen, widerig, ist E. F. ág.ñ37 seher woll bekant. E. F. g. als ein Hochverstendiger, milder Furst wollen38 diese meine wehmutige klegliche bitte gnedig ansehen, mich mitt geburlicher á48rñ notturft versorgen vnnd also vrsache geben bei dieser loblichen Vniuersitet viel guttes zw schaffen. Hieran thuen E. F. gn. löblich 34 35 36 37 38

Gebess. aus wegen Gebess. aus Reinerus Reineccius Dahinter durchgestr. zw Fehlt Hs. Über d. Zeile ergänzt.

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vnnd woll, vnnd wird der liebe Gott E. F. gn. widerumb Segenen, vnnd ich will nach Eußerstem Hochstem meinem vermögen solches wider zw erstatten vnnd einzubringen mich befleißigen. Gott von Himmel wolle ewre F. gn. an leib vnnd Seel segnen immerdar. Datum Helmstadt in der JuliusVniuersitet den 8. Septembris39 Anno 1587. E. F. gnaden gehorsamer vnnd vnterdeniger diener

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M. Heinricus Meibomius Professor daselbst.

7. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 18. März 1589 Quelle: Hs., Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, Hauptstaatsarchiv, Cal. Br. 21,3989, Bl. 72r–74v.

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Jch Henricus Meybom Thue kundt vnd bekenne hiemit offentlich, das der durchleuchtige hochgeborne furst vnd herr, herr Julius hertzog zu Braunschweig vnnd Luneburg p., Mein gnediger furst vnnd herr, mich jtzo von waren wiederumb in J. f. g. Julius Vniuersitet zu Helmstedt vor einen professorn Poëseos vnd Historiae latinae vff zehen Jahrlang bestellet vnnd angenommen hatt laut der mir daruber gegebenen bestallung, die von wortten zu wortten hernach folget: Von Gottes gnaden Wir Julius hertzog zu Braunschweig vnnd Luneburg p. Thun kundt vnd bekennen vor vns vnd vnsre Erben hiemit in Crafft dieses brieffs, das wir den wolgelarten vnsern lieben getrewen M. Henricum Meibom von Lemgaw aus der Graffschaft Lippe jtzo von newen fur vnsern professorn Poëseos vnd Historiae latinae, das er auch vnsers Historicj M. Reineri Reineccii furhabendes Opus, Historia Julia Jntituliret, aus dem Latein zu gutt rein Teutzsch vbersetzen soll oder was wir oder vnser Vniuersitet jhme sonsten nach seiner Persone vnd Profession, auch vnser Schulen gelegenheit á72vñ aufgeben werden, vf zehen Jahr lang, von Ostern negstkunfftig anzufangen biß wieder auff Ostern, wen man, wilt Gott, 99tes schreiben wirdt, bestaldt vnd angenommen haben. Thun das, annehmen

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Tages- u. Monatsangabe geändert: die Ziffer durch Überschreiben; Monatsname auf Rasur neu geschrieben.

V. Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt

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vnd bestellen ihn dafur hiemit vnd in Crafft dieses brieffes derogestaldt, das vns vnd vnsern Erben, auch áunserñ40 Julius Vniuersitet er getrew vnd holdt sein, Vnser vnd der Schulen bestes wissen, thun vnd schaffen, Schaden, arges vnd nachtheil aber verhueten, warnen, kehren vnd abwenden nach bestem seinem verstande vnd hochstem eussersten vermugen, sich auch wesentlich zu Helmstedt bey vnser Vniuersitet doselbst enthalten vnd in poëseos vnd Historiae latinae professione oder was im sonsten mit Rath vnsers Senatus Academicj doselbst am fugligsten, auch mit mehrem nutz der studierenden Jugent, vnser Vniuersitet zu ruhm, aufgetragen vnd befohlen werden kan, getreulich vnd fleissig publicè profitiren vnd teglichs eine vnd also zum wenigsten wochentlich sechs lectiones zun zeiten vnd stunden, wie vnser Vniuersitet jhme die des vor- oder nachmittags verordnen werden, á73rñ doch also, das er nicht täglichs vnd Continuè einerley, sondern per vices in Poëtis et Historicis Latinis oder was ihme sonsten vom Senatu Academico aufferlegt wirdet, lese, darzu offter vnnd zum wenigsten alle viertel Jahrs ein mahl in seiner profession publicè declamiren vnd disputiren, darneben auch vnnd zu mehrem Exercitio vnd besserung seiner selbst vnd dan der gemeinen burse zue guetem materiam carminis den discentibus furgeben, die ihme furgezeigte carmina wie auch andere Scripta nachsehen vnnd corrigieren oder auch sonsten etwas privatim vmb eine billige gebuhr zu lesen fur sich nemen, wie auch darneben die versionem germanicam der oberwenten Historiae Juliae vnd was von Jahren zu Jahren durch M. Reineccium darin lateinisch verfertigt wirdet, zu werck richten vnd es allenthalben also machen vnd anstellen, das es ihme vnd vnser Schulen loblich, der Jugent furtreglich vnd Ehrbarlich, auch bej vns, seinen Collegis, der gemeinen bursse vnd sonsten menniglich vnuerweißlich sej, Jnsonderheit sich in á73vñ lehren, disputiren, schreiben vnnd sonsten Gottes wortt vnnd vnsrer außgangenen Christlichenn KirchenOrdnung, welche er mit eigen handen in gewonlicher form albereit vnderschrieben hatt, auch darneben den statutis Scholasticis, soviel sein Person vnd Profession betreffen, gemeß verhalten, dem Senatuj Academico geburlichen gehorsamb leisten, sich mit seinen Collegis freundlich vertragen vnnd wol begehen, auch kein gezenck anrichten vnd sonsten alles vnd Jedes thun soll vnd wil, was einem getrewen professorj vndt andernn vleissigenn, auffrichtigen dienern zu thun geburet, auch rumblich vnd wol anstehet, Jnmassen vns er auff dieß alles vrthetliche Pflicht vnnd aide gethan, auch seinen Reuerßbrieff gegeben hatt. Darentgegen vnd zu ergetzligkeit solches seines dienstes zusagen vnnd versprechen wir ihme zu seiner gantzJehrigen besoldung ein hundert vnnd zwantzig thaler, an thalern oder gueter gangbahrer Muntz, halb vf negstkommende Pfingsten vnd die ander helffte vf die darnach folgende Weihenachten. Es hatt aber gemelter M. Meiá74rñbaum vns hier40

Fehlt Hs.

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gegen zugesagt, das er in vnser Stadt Helmstadt nach seiner gelegenheit vnnd selbst beiwohnung ein Eigen Erblich wonhauß bawen oder von andern an sich keuffen vnd bringen wil. Vurbehalten wir vns beiderseits hiemit austrucklich beuor, do wir ihne nach verfliessung solcher versprochenen zehen dienst Jahr vor vnsern Professorn Poëseos vnd Historiae latinae lenger nicht behalten noch vns er alß ferner dienen wolte, das vns sowol als ihme vnd ihme sowol als vns frej seyn soll, diese bestallung ein halb Jahr zuuor vff- vnd loß zukundigen, alles getrewlich vnd vngeferlich. Zur Vrkundt haben wir diesen brieff mit eigen handen vnderschrieben vnd vnsern furstlichen Cammer Secret versiegeln lassen. Beschehen vnd geben JuliusFriedenstadt bey der Heinrichstadt zum Gottslager am 18. Martii anno p. 89. Demnach gerede vnd gelobe ich bei meinen ehren, trewen, á74vñ wahren wortten vnd guetem glauben, alle das Jenige, was mir diese meine bestallung aufferlegt vnd einbindet, stedt, veste, vnuerbruchlich wol zuhalten, Jnmassen ich des gewonlich Pflicht vnd aide gethan vnd hieruber meinen Reuerß gegeben habe vnd des zu mehrer vrkundt den mit eigen handen vnderschrieben vnd meinen gewonlichen Petschafft versiegelt. Beschehn vnd geben. M. Henricus Meibomius m. pp. subscripsit.

VI. ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ deutsch (1686)

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VI. Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom: Deutsche Übersetzung der ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ von Heinrich Meibom (1686) Quelle: [Heinrich Meibom d. Ä.]: Pia et necessaria mortis imminentis consideratio. Carmine Latino et Germanico expressa. [Hrsg.: Daniel Heinrich u. Hermann Dietrich Meibom]. Helmstedt: Georg-Wolfgangus Hammius 1686 (Leibniz-Bibliothek Hannover: BuKap. 1009 [4]), Bl. B2v–B4v.

Gottseelige und nothwendige Betrachtung des herannahenden Todes.

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Fahr hin verstellte Welt: itzt eckelt meiner Seele Vor deiner Eitelkeit. Wenn komt doch einst der Tag/ Da ich dich/ und was dein; in meines Grabes-Höle Dein dreuen/ und was mehr/ das ich kaum nennen mag/ Vor jene Friedensburg gewünschet werde meiden/ Und kommen durch den Tod zur längst-verlangten Ruh? Ich kenn’ und seh den Tag/ der mich mit Tausend Freuden Wird krönen/ und mein Häupt den Sternen führen zu. áB3rñ Verzeuch nicht/ wehrter Tag/ ich warte mit verlangen/ Ich bin vorlängst bereit/ es ist bestellt mein Hauß/ Die Hände stehn empor/ den Himmel zu umfangen/ Der Mund bricht Glaubens-voll in diese Worte aus: So komt nun glücklich her die letzte Zeit und Stunde/ Des wandels Ziel/ daß End des Lebens komt herbey/ Wollan! mein Glaube steht auff Felsen-festem Grunde/ Und zeiget/ das mein Muht im sterben frölich sey. Nun will ich/ der ich hier des tages Last getragen/ Dem Gasthoff dieser Welt bald geben gute Nacht/ Und meiner Seelen Last/ deß Leibes/ mich entschlagen: Ich seh mein Vaterland/ das mich so freudig macht/ Glück zu! du heil’ger Ort/ und ihr geschmückte Schwellen. Das Siechenbett bringt mich zum Sieges-Tempel hin Nach diesem letzsten Kampff/ wo durch ich werde fellen Des Feindes Macht und List; der Tod ist mein Gewinn. Itzt werd ich franck und frey/ und aller Dienst’ erlassen/ Mein Schiff läufft woll vergnügt im Glückes-Hafen ein: Ich seh die Morgenröht und kan itzt Hoffnung fassen/ Daß der Gerechten Sonn’ und Tag nicht ferne sein. Freu/ meine Seele/ dich: doch bistu nicht mehr meine/ Weil du erkauffet bist durch JEsus theures Blut;

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Freu/ Seele/ freue dich/ die Seeligkeit ist deine/ Geh auß aus Sodoma/ das41 nichts denn42 böses thut; Doch schaue nicht zurück. Sieh’stu hier Flut und Wellen Der blutgefärbten See? Sey unverzagt/ mein Geist áB3vñ Diß ist der Weg/ dadurch du kommest zu den Quellen/ Aus welchen dort ein Meer von Milch und Honig fleust. Du bist vom Himmel her/ zum Himmel außerkohren/ So schau den Himmel nun/ mit hellen Augen/ an: Wirff hin der Seelen-Last/ den Leib/ der neugebohren Dich künfftig nimmermehr/ wie itzt/ beschweren kan. Der Himmel thut sich auff/ das43 Hauß da Engel wohnen/ Und Abram öffnet dir die Wollust-reiche Schoß. Du bist gantz wolgeschmückt/ dein Haupt trägt Sieges-Kronen Das Blut und Wasser/ so aus Christus Seiten floß Macht dich von Sünden rein. Geh ein zu seinen Freuden/ Und sey ein heller Stern vor seiner Gottheit Thron. Laß dich den schweren Kampff/ das zeitlich-kurtze Leiden Nicht irren/ weil er selbst dein Sieg und grosser Lohn. Es ist ein Augenblick/ so wirstu von den Plagen Des Leibes sein befreit/ ists denn nicht besser/ bald Die Schuld der Sterblichkeit dem Tode abzutragen/ Als lange sein gequält hier/ wo kein Aufenthalt Dir44 gut und daurhafft ist; wo Mißgunst nur regieret? Du stirbest/ Seele/ nicht; der Tod ist dir ein Pfad/ Dadurch du lebendig zum Himmel wirst geführet/ Zu loben den/ der dich ihm gleich erschaffen hat. Du aber/ schwacher Leib/ und ihr/ ermüd’te Glieder Der Seelen schwere Last/ geht eurem Ursprung nach áB4rñ Und legt euch in die Schoß der Erden sanffte nieder/ Biß euch/ zu seiner Zeit/ der HErr wird machen wach. Verberget euch/ biß sich der kleine Zorn wird legen: Die algemeine Schuld erfordert diß von euch/ Doch nur auff kurtze Zeit; dann werdet ihr im Segen Gott und den Engeln sein/ an Glück und Wolstand gleich. Der/ so von eurem Fleisch die Menschheit angenommen/ Und schon den Lazarus aus seiner Gruft erweckt/ Wird auch/ zu seiner Zeit/ zu eurem Grabe kommen/ Und weltzen ab den Stein/ der nur was sterblich/ deckt. 41 42 43 44

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Hält gleich die Welt davor; ihr seid nicht mehr verhanden/ Und könnet nimmermehr vereinigt auferstehn/ So werdet ihr dennoch gewiß mit diesen banden/ Von Fleisch und Haut verknüpft/ den HErrn der HErren sehn. Indessen/ süsser Tod/ komm/ löse was gebunden/ Was Erd und irrdisch ist: du bist mir keine Pest; Vielmehr ein Gegengift/ und Pflaster meiner Wunden: Der45 Himmel öffnet sich/ wenn meine Augen fest. Und du/ O Gottes Sohn/ mein Bruder/ Fürst des Lebens Erscheine freundlich mir/ und reiche deine Hand Dem/46 der sich dir vertraut/ und nie gehofft vergebens. Vergeht die Sprache mir; so sind dir doch bekant áB4vñ Die Reden ohn gelaut. Du bist am Kreutz gestorben/ Damit ich weder Tod/ noch hölle scheuen soll: Dein’ Angst im Tod’ hat mir die Freudigkeit erworben/ Daß mit verdruß ich leb’ und frölich sterb’ und woll. Komm/ Helfer/ komm und laß dein Wort in meinem Hertzen Des Glaubens Grundfest sein/ so wird die Seele dort/ Die dir gefällig ist/ entbunden aller Schmertzen Im schönen Paradieß/ der Außerwehlten Ort/ Und da du selber wohn’st/ ein stetes Loblied machen. Ich habe woll gekämpft/ und meinen Lauf volbracht/ Die Kron ist da. Thu auf/ O Walfisch/ deinen Rachen/ Wirff deinen Jonas aus ans Land. Leib/ gute Nacht! Mich nimt der Himmel an/ als seine Braut und Erben. O Königliche Stadt! O Elysæer Feld! O sich’res Hauß! wo selbst kein Jammer/ kein Verderben Wird ewig ewig sein. Fahr hin verstellte Welt!

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der Druck 1686 dem/ Druck 1686

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Editionsbericht 1. Zur Auswahl der Texte Leitendes Prinzip für die Zusammenstellung der Texte in vorliegender Edition war die Absicht, dem Leser eine Auswahl aus dem umfangreichen poetischen Werk Heinrich Meiboms anzubieten, in der die Gattungen und Spielarten neulateinischer Poesie, die der Autor kultiviert hat, möglichst repräsentativ erfaßt sind. Den Anfang (A/B) bilden zwei Gattungen, die auch den Beginn des poetischen Schaffens Meiboms bestimmt haben: Vergil-Centonen und Parodien. Für den Centonen-Teil (A) wurden Texte ausgewählt, die drei Anwendungsbereiche dieser literarischen Technik repräsentieren: Gelegenheitsdichtung (A.I), Bibeldichtung (A.II) und dynastisches Herrscherlob in annalistisch gereihten Einzelporträts (A.III). Den wichtigsten Teil der Textgruppe B bildet das erste Buch der ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ aus dem Jahre 1588 (B.I). Diese Publikation von Horaz-Parodien verdiente im Hinblick auf die Geschichte der Gattung unbedingten Vorrang vor den späteren einschlägigen Publikationen Meiboms, den ›Parodiarum Horatianarum reliquiae‹ (1589) und den ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596), da sie die erste im Druck erschienene derartige Sammlung ist. Eine Beschränkung auf das erste Buch war aus Raumgründen geboten, ließe sich hinsichtlich der Konzeption dieser Auswahledition aber auch insofern sachlich begründen, als der Anteil von Fremdtexten im zweiten Buch der ›Parodiae Horatianae‹ (mit elf von insgesamt neunzehn) den der eigenen Beiträge Meiboms übersteigt. – Den beiden Parodien zu Terenz und Catull kommt innerhalb des Gesamtwerkes Meiboms nur periphere Bedeutung zu. Für Terenz gilt dies auch in größeren literarhistorischen Zusammenhängen; mit der Parodie von Catulls Carmen 4 (Phasellus ille) lieferte Meibom eine Variante bereits vorliegender parodistischer Umformungen dieses Textes durch andere Autoren. Der Textteil C vermittelt einen Einblick in diverse Formen neulateinischer Poesie aus dem Gesamtwerk Meiboms: Gelegenheitsdichtung (C.I/II), versammelt in den beiden Büchern der ›Sylvae‹, z. T. auch in den vermischten Gedichten der ›Schediasmata‹ (hier auch eine bemerkenswerte Sequenz von Gedichten autobiographischen Inhalts), eine Folge von epigrammatischen Helden- und Herrscherporträts aus antikem Mythos, Bibel und Welt-

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Editionsbericht

geschichte (C.III), zwei Kasualgedichte (Epithalamium und Genethliacon) im Stile des Anakreon (C.IV) und ein Kleinepos über die Geschichte der Weiber von Weinsberg (C.V). Am Schluß unserer Auswahl steht ein Abschnitt mit geistlicher Lyrik (D), die den Schwerpunkt des poetischen Spätwerkes Meiboms bildet. Innerhalb der Abschnitte A, C und D sind die Texte in zeitlicher Folge geordnet. Bei dem der Meibomschen Parodienproduktion gewidmeten Teil B bin ich von diesem Prinzip abgewichen, da es mir im Hinblick auf das Gesamtwerk und den literarhistorischen Kontext sinnvoller schien, diesen Editionsteil mit den Horaz-Parodien als mit der zwar früheren, aber in beiderlei Hinsicht peripheren Terenz-Parodie zu eröffnen. Bei allen aufgenommenen Texten, Textsequenzen oder -sammlungen werden grundsätzlich die dazugehörigen Paratexte und auch alle von Meibom aufgenommenen Fremdtexte mitgeliefert. Wegen der besonderen literarhistorischen Bedeutung von Meiboms erster Sammlung von Horaz-Parodien lasse ich dem von mir ausgewählten ersten Buch (B.I) sämtliche Vorstücke des Gesamtwerkes vorausgehen. Der stets beibehaltene Grundsatz, alle ausgewählten Textzyklen und -sammlungen geschlossen darzubieten, bringt es mit sich, daß es Überschneidungen zwischen den für die vier Kapitel gewählten Einteilungskategorien gibt. So finden sich in den ›Sylvae‹ (C.I) drei Catull-Parodien (S II 5;9;15), die auch im Parodien-Abschnitt (B) ihren Platz hätten finden können. Der Abschnitt A hätte sich auch um die Vergil-Centonen auf Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg (in den ›Sylvae‹: S I 29) und auf Luther (in dem Zyklus ›Memoriae Martini Lutheri‹ [D.II]: MML 4) als weitere Spielarten Meibomscher Centonen-Dichtung erweitern lassen. Der relativ umfangreiche Anhang bietet neben den zwei am Anfang stehenden Selbstzeugnissen Meiboms zu seiner poetischen Produktion (in ihrer Art Raritäten innerhalb des Gesamtwerkes des auf diesem Gebiet sehr zurückhaltenden Dichters) vor allem Dokumente zu seinem akademischen Wirken und zu seiner Biographie allgemein, für die die beiden Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode der Eheleute Sophie und Heinrich Meibom, verfaßt von Johann Thomas Cludius, sowohl der Sache wie der literarischen Qualität nach herausragende Zeugnisse sind. Die Aktenstücke zur Bestallung Meiboms an der Universität Helmstedt (1583, erneuert 1589), allesamt Erstdrucke, sollen einen kleinen Einblick in die materiellen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen der Existenz eines Professors an einer Philosophischen Fakultät in der Epoche des deutschen Späthumanismus vermitteln.

2. Grundsätze der Textredaktion

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2. Grundsätze der Textredaktion Bei der editorischen Darbietung der Texte folge ich den gleichen Verfahrensweisen, die ich schon bei früheren Editionen neulateinischer Werke angewandt habe. Die Interpunktion wird durchweg modernisiert, die Graphie der Vorlagen hingegen beibehalten, mit Ausnahme der heute weithin üblichen formalen Glättungen: – Auflösung aller Abbreviaturen und Ligaturen; – durchweg Großschreibung bei Eigennamen und ihren Ableitungen, bei Satzbeginn (nach dem Punkt) sowie (den Originaldrucken entsprechend) bei Versbeginn; sonst Kleinschreibung, abgesehen von einigen Fällen, in denen Meibom ein sonst eigentlich klein zu schreibendes Wort offensichtlich zum Zweck der Hervorhebung bewußt groß geschrieben hat; – j/J durch i/I ersetzt; – u/v-Schreibung differenziert nach der Lautung; – ß durch ss ersetzt. Alle Akzente, soweit nicht offensichtlich fehlerhaft, werden übernommen. Innerhalb der Gedichtzyklen und -sammlungen Meiboms enthaltene Gedichte werden vom Herausgeber durchnumeriert, soweit nicht schon vom Verfasser selbst eine solche Zählung vorgenommen wurde. Letzteres ist aber selten und trifft nur für die folgenden in vorliegender Edition berücksichtigten Zyklen zu: ›Heroes Erxlebiani‹ (C.III) und ›Labores Christi‹ (D. III). Mit Ausnahme der hinzugefügten Gedichtnummern stehen alle Zusätze des Herausgebers, z. B. Ergänzungen abgekürzter Wörter oder Angaben von Blatt- oder Seitenwenden, in spitzen Klammern. In den verwendeten alten Drucken gibt es bei Oden keine Abstände zwischen den Strophen. Diese wurden vom Herausgeber nach heutigem Brauch eingefügt. Direkte Reden und Zitate werden in Anführungszeichen gesetzt. Die Textgestaltung der lateinischen Texte des Anhangs entspricht der des eigentlichen Editionsteils. Der Abdruck der Aktenstücke aus dem Hauptstaatsarchiv Hannover zur Bestallung Meiboms an der Universität Helmstedt erfolgt in diplomatischer Wiedergabe, mit folgenden Einschränkungen: – generell Großschreibung bei Eigennamen und bei Satzbeginn (nach dem Punkt); – Modernisierung der Interpunktion; – Hinzufügung von Punkten bei Abkürzungen (also z. B. »I. F. G.« statt (»I F G«).

Editionsbericht

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Hervorhebungen lateinischer Wörter in der Handschrift durch lateinische Schrift werden bei uns durch Kursivsatz wiedergegeben. Die Wiedergabe der deutschen Übersetzung von Meiboms ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ durch seine beiden Urenkel (Anhang, Nr. VI) erfolgt, abgesehen von Druckfehlerverbesserungen, getreu der Vorlage.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate Vorbemerkung In den von unserer Edition erfaßten Ausgaben von Gedichten Heinrich Meiboms sind viele Texte enthalten, die früher schon einmal gedruckt worden sind, z. B. in Gelegenheitsdrucken mehrerer Verfasser. Dies gilt vor allem für die beiden Bücher der ›Sylvae‹, die ja vor allem Gelegenheitsgedichte enthalten. Eine systematische Suche nach Erstdrucken war nicht möglich; falls mir aber solche bei einzelnen Texten im Verlauf meiner die Textauswahl und die Erarbeitung des Kommentars begleitenden bibliographischen Ermittlungen bekannt geworden sind, weise ich in den Kommentaren der betreffenden Gedichte darauf hin, ggf. mit Nachweis von abweichenden Lesarten.

A. Vergil-Centonen I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum […] Iohannis Olearii […] et Annae Heshusiae Einziger Überlieferungsträger ist der folgende Druck: CENTO VERGILIANVS | IN HONOREM NV= | PTIARVM REVERENDI | ET CLARISSIMI VIRI D. IOHAN= | NIS OLEARII VVESALIENSIS, SACRAE | Theologiæ Doctoris, & Professoris in illustri | Academia Iulia: & castissimæ virginis | ANNÆ HESHVSIÆ, | Tilemani V. C. | filiæ: | Scriptus ab | HINRICHO MEIBOMIO | Lemgoviensi. | [Ziervignette] | HELMSTADII | EXCVDEBAT JACOBVS LVCIVS. | Anno M. D.LXXIX. 4°. 4 Bll. (A–A4). Exemplar: HAB Wolfenbüttel: H: 121 Helmst. Dr. (9). Ebenso wie allen anderen seiner frühen Vergil-Centonen der Jahre 1579/80 hat Meibom auch diesem Text keine Nachweise für die darin verarbeiteten Vergil-Verse beigegeben. Dies geschah erst später, in den 1589 erschienenen Centonen auf die habsburgischen Könige und Kaiser (bei uns Text III).

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

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Die Nachweise in unserer Edition des Hochzeitsgedichts für Johannes Olearius und Anna Heshusen sind also Beiwerk des Herausgebers. Sie stehen, in kleinerer Type, rechts neben jedem Vers – wobei die Verweise auf Teilverse aus Vergil durch einen Schrägstrich voneinander abgetrennt werden. Bei den Versen oder Versteilen, für die es in Vergils Werken Mehrfachbelege gibt, werden grundsätzlich alle Vergil-Stellen angeführt. Eingriffe: Titel: Váiriñ Cálarissimiñ] V. C. Druck 1579 93 cepit] coepit Druck 1579

II. Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei Dieser Cento ist in einem Druck des Jahres 1580 (A) und als stark überarbeiteter und erweiterter Nachdruck innerhalb von Meiboms 1597 erschienener erster Anthologie von Vergil-Centonen (B) überliefert. Grundlage unserer Edition ist die Neufassung in B. A: HINRICHI MEIBOMII | LEMGOVIENSIS | CENTO VIRGILIANVS. | De Monomachia Davidis Israëlitæ, | & Goliathi Philistæi. | AD REVERENDVM | ET AMPLISSIMVM VIRVM, DO= | minum | CASPARVM SCHOSGIVM Abba= | tem Mariæthalensem, Patronum & | Mecœnatem colendum. | [Ziervignette] | HELMSTADII | Excudebat Iacobus Lucius. Anno | M. D. LXXX. 4°. 4 Bll. (A–A4). Exemplar: HAB Wolfenbüttel: M: QuN 150.1 (6). B:

[Zierleiste] | VIRGILIO–CENTONES | auctorum | notæ optimæ, antiquorum & | recentium | PROBAE FALCONIAE HORTINAE: | D. MAGNI AVSONII, BVRDIGAL: | LAELII CAPILVPI MANTVANI: | IVLII CAPILVPI MANTVANI: | Post omnes æditiones Italicas, Gallicas & Germa- | nicas denuò accuratè recogniti & no- | tis illustrati | operâ & studio | Henrici Meibomii VVestphali. | Accesserunt eiusdem Meibomij Centones aliquot | vno libro comprehensi. | [Ziervignette] | HELMAESTADII | Excudebat Iacobus Lucius, Anno | M. D. XCVII. 4°. 81 Bll. (Vorstücke: A–A6; Hauptteil: A–T3). – Die Monomachia auf Bl. M2v–N2r). Exemplar: HAB Wolfenbüttel: A: 125.18 Quod. (1).

In A sind dem Text der ›Monomachia‹ auf Bl. Av zwei Lobgedichte von Hermann Neuwaldt vorangestellt. Das erste dieser beiden Gedichte (›Elegia […] in Monomachiam Davidis et Goliathi […]‹) entfiel beim Nachdruck, das zweite (›Distichon ad Henr. Meibomium‹) wurde übernommen, aber nicht diesem Einzeltext zugeordnet, sondern dem mit einem eigenen Titel-

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Editionsbericht

blatt ausgestatteten Abschnitt mit eigenen Centonen Meiboms (Bl. Mr–T3v) vorangestellt (hier auf Bl. Mv). – Obwohl meine Edition auf Druck B fußt, habe ich die beiden einleitenden Lobgedichte Hermann Neuwaldts aus dem Erstdruck übernommen. Für den Nachdruck in B hat Meibom die in A noch fehlenden Nachweise für die verarbeiteten Vergil-Verse hinzugefügt. Die Nachweise für den ersten Teil eines Verses stehen dort vor diesem Vers, die für den zweiten Teil an dessen Ende; wurde ein Vergil-Vers komplett übernommen, so steht der Nachweis vor dem Vers. Die Nachweise sind durch Vertikalstriche auf der linken und rechten Seite von den Versen abgetrennt. Sie bestehen aus dem abgekürzten Titel eines der drei ausgewerteten Werke Vergils (Aen.; Geor.; Ecl.) und der Angabe des betreffenden Buches der Aeneis und der Georgica bzw. der betreffenden Ekloge in arabischen Ziffern. Verszahlen werden nie angegeben, da sie auch in den meisten Vergil-Ausgaben des 16. Jahrhunderts nicht vorhanden sind (die Verszählung wurde erst von Christoph Plantin mit der 1572 in seiner Antwerpener Druckerei erschienenen Vergil-Ausgabe eingeführt1). Die in unserer Edition überall vermerkten Verszahlen sind also stillschweigende Ergänzungen des Herausgebers in Anlehnung an moderne Vergil-Ausgaben. Darüber hinaus habe ich auch hier immer dann, wenn ein Versteil bei Vergil mehrfach belegt ist, die Angaben Meiboms entsprechend erweitert. Eingriffe 16 magna] magnà B 27 Aen. 10] Aen. 3. B 29 aut] fehlt B aut A 31 Omnibus] Omnibns B Omnibus A 34 Aen. 11] Aen. 12. B 39 Aen. 5] Aen. 6. Aen. 5. B 52 caesosque] coesosque B caesosque A 60 Aen. 10] Aen. 11. Aen. 10. B 62 Aen. 8 Aen. 9] fehlt B 78 Aen. 12] Aen. 11. Aen. 12. B 110 Aen. 10] Aen. 2. Aen. 10. B 122 Aen. 10] Aen. 11. B 136 coeptis] ccptis B 153 Aen. 10] Aen. 1. B 159 Aen. 6] Ecl. 6. B 161 cepit] coepit B cepit A Aen. 5] Aen. 4. Aen. 5. B 163 Aen. 7] Aen. 8. B  1

Vgl. Werner Suerbaum, Handbuch der illustrierten Vergil-Ausgaben 1502–1840. Geschichte, Typologie, Zyklen und kommentierter Katalog der Holzschnitte und Kupferstiche zur Aeneis in alten Drucken. Mit besonderer Berücksichtigung der Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek München und ihrer Digitalisate von Bildern zu Werken des P. Vergilius Maro. Hildesheim, Zürich, New York 2008 (= Bibliographien zur Klassischen Philologie 3), S. 275, zu VP 1566A.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

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Varianten 8 florentes] florenteis A 9 Illustres] Illustreis A 11 latâ] longa A tenebat] premebat A 15–20 Statt dessen in A: Effigiesque sacrae Divûm, populumque patresque Aen. 3,148 / 4,682 His mersere malis, nec spes opis ulla dabatur. Aen. 6,512 / 2,803 37 fehlt A 38 visu] visus A 39–41 Statt dessen in A: Contemtorque Deûm, genus huic materna superbum Aen. 8,7 / 11,340 51 solemnes] solennes A 58–60 Statt dessen in A: Talia dicta dabat, gressumque in castra ferebat. Aen. 5,852; 9,431 / 11,99 65–66 fehlt A 70 fehlt A 72 urbes] urbem A 77 fehlt A 80 fehlt A 90 Ibo animis contrà] Stat conferre manum Aen. 12,678 A 92–105 fehlt A 112–114 Solum … Deo!] fehlt A 117–118 fiducia … terrâ.] spes pascis inanes. Aen. 10,627 A 121–123 Statt dessen in A: Fata viam invenient, sua cuique exorsa laborem Aen. 10,113 / 10,111 Fortunamque ferent, mihi iussa capessere fas est: Aen. 10,112 / 1,77 Maior agit DEUS atque opera ad maiora remittit. Aen. 12,429 125–127 O praestans … tuis.] O praestans animi iuvenis, quas dicere grates, | Quasve referre parem? Aen. 12,19 / 11,508 | Aen. 11,509 A 129 cadent] cadunt A 130 fehlt A 133–136 Statt dessen in A: Spondeo digna tuis ingentia praemia factis, Aen. 9,296 Si modò, quod memoras factum fortuna sequatur. Aen. 4,109 139–141 Statt dessen in A: Ecce furens animis aderat, nec plura moratus Aen. 8,228 / 5,381 Clamorem immensum tollit, iubet ocius omnes Aen. 3,672 / 5,828 Iussa aliena pati, et dominis parere superbis. Aen. 10,866 / 12,236 143 profatur] precatur A 144 magni] summi A 146–154 Statt dessen in A: Respice res bello varias, iterum imminet hostis Aen. 12,43 / 10,26 More furens torrentis aquae, vel turbinis atri, Aen. 10,604 / 10,603 Nos tua progenies coeli quibus annuis arcem, Aen. 1,250 Aspice nos hoc tantum, et si pietate meremur, Aen. 2,690 Da pater hoc nostris aboleri dedecus armis. Aen. 11,789 156 Contemptor] Contemtor A 163 semper] quondam A 166–167 Hic … effatur] Substitit infremuitque ferox, nec plura moratus | Talia voce refert Aen. 10,711 / 5,381 | Aen. 1,94.208 A 170–171 Dazwischen in A: Parcarumque dies et vis inimica propinquat: Aen. 12,150 179 cordi] curae A

Editionsbericht

496 180 Aut si fama movet] Iam iam nulla mora est Aen. 2,701 A 187 rumpitque] erumpitque A 190–194 Statt dessen in A: Incipe, si qua animo virtus, et consere dextram Aen. 9,741 Aut spoliis ego iam raptis laudabor opimis, Aen. 10,449 Aut letho insigni, nullo discrimine habebo: Aen. 10,450 / 10,108 Tolle minas, fatus medium procedit in aequor: Aen. 10,451 198 arva] arma A 203 ferunt] ferent A nach 206 FINIS. A

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succinctae Diese Centonendichtung, für die Meibom von Kaiser Rudolf II. mit dem Dichterlorbeer ausgezeichnet wurde, ist in einem Druck des Jahres 1589 (A) und als Nachdruck (B) innerhalb von Meiboms erster Anthologie von Vergil-Centonen (1597) überliefert. Editionsgrundlage ist der Erstdruck: A: IMPERATORVM | AC | CAESARVM | ROMANORVM EX FA- | MILIA AVSTRIACA | ORIVNDORVM | Descriptiones breues & succinctæ | Vergiliano carmine contextæ: | Autore | HENRICO MEIBOMIO LEMGO- | viensi, acad. Iuliæ professore. | [Ziervignette] | HELMAESTADII | Excudebat Iacobus Lucius, Anno | [Trennungsstrich] | M D LXXXIX. 4°. 12 Bll. (A–C). Exemplar: Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin: Sb 1300. In unserer Ausgabe wird dieser Druck vollständig wiedergegeben, mit allen Beigaben: den einleitenden Lobgedichten von Salomon Frenzel (Bl. A2r) und Prudentius Talaeus (Bl. A2v), Meiboms Widmungsgedicht an Kaiser Rudolf II. (Bl. A3r–A3v), dem Stammbaum, der den Charakteristiken der zehn habsburgischen Könige und Kaiser vorausgeht (Bl. A4r), dem ›Epigramma de Imperatore Rudolpho II.‹, das dem Cento auf Rudolf II. folgt (Bl. C2v), und den zehn Epigrammen Nicolaus Reusners auf die zehn habsburgischen Monarchen, entnommen einem 1572 erschienenen Sammelwerk (Weiteres dazu s. u. Kommentar, S. 534), mit denen das Buch beschlossen wird (Bl. C3r–C4r). Für den Nachdruck in: B:

Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597 (vollständigen Titel s. o., S. 493), Bl. O2v–P3v,

wurden alle diese Beigaben, mit Ausnahme der Widmung an Rudolf II. und des Lobgedichts von Prudentius Talaeus, das nun ganz am Anfang steht, fortgelassen.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

497

Im Unterschied zu seinen frühen Centonen-Dichtungen hat Meibom schon im Erstdruck alle Verse mit Quellennachweisen, auch hier ohne Versangaben, ausgestattet. Die Nachweise für den ersten Teil eines Verses stehen vor diesem Vers, die für den zweiten Teil an dessen Ende; wurde ein Vergil-Vers komplett übernommen, so wird der Nachweis vom Anfang am Ende wiederholt (im B–Druck entfällt diese Wiederholung). Die Gestaltung der Nachweise in der Edition entspricht dem von mir schon oben (S. 493 u. 494) beschriebenen Verfahren. Eingriffe – Vorstücke S. Frenzel, Epigramma: Unterschr.: fáecitñ] f. A Widmung an Rudolf II.: Überschr.: Sáalutemñ Dáicitñ] S. D. A 17 Ecl. 4] Ecl. 10. A 19 Aen. 6] vom Hrsg. ergänzt 24 hos] hoc A hos B Unterschr.: Sáacraeñ Caesáareaeñ Máaiestatisñ Váestraeñ] S. Caes. M. V. A

Eingriffe – Centonen 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8,

Überschr.: Romanáorumñ] Roman. A Überschr.: FáILIUSñ ROMANáORUMñ] F. ROMAN: 15 Aen. 4] AEn. 1. A Überschr.: FáILIUSñ] F. A 13 Aen. 11] AEn. 1. A Überschr.: FáILIUSñ] F. A 7 Aen. 10] AEn. 9. A Überschr.: ROMANáORUM ñ] ROMAN: A 3 Aen. 11] AEn. 1. A Aen 11 B 6 agmen] agmens A Aen. 8] AEn. 7. A Aen. 10] AEn. 12. A 7 Aen. 12] AEn. 10. A 10 Aen. 7] AEn. 6. A 9, Überschr.: ROMANORáUM ñ] ROMANOR. A 10 Aen. 4] AEn. 1. A 11 Aen. 4] AEn. 1. A 10, Überschr.: FáILIUSñ ROMANáORUMñ] F. ROMAN. A 13 Aen. 11] AEn. 5. A 11, Überschr.: FáILIUSñ ROMANáORUMñ] F. ROMAN: A 6 Aen. 8] AEn. 9. A 7 Aen. 8] AEn. 9. A 14 Aen. 9 / Aen. 9] AEn. 11. / AEn. 9. A

Eingriffe – Reusner, Epigr. 5, 3 belli] bello A 10, 1 faveant] faveunt A

Varianten P. Talaeus, ΕΙΔΥΛΛΙΟΝ: 12 sonanteis] sonantes B 1, Überschr.: pervetustae] fehlt B Roman. Imperatores] fehlt B 7 Illustreis] Illustres B 12 fama] famae B (Druckfehler, im Verzeichnis der Emendanda, Bl. T3v, korrigiert) 2, 17 fasceis] fasces B 4, 16 viceis] vices B 9, 12 ardenteis] ardentes B 14 genteis] gentes B 10, 7 Ardenteisque] Ardentesque B 10 Aen. 1] fehlt B

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B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull I. Parodiarum Horatianarum liber primus Editionsgrundlage ist der einzige Druck (1588): HENRICI MEI= | BOMII LEMGOVI= | ENSIS E SAXONIBVS | VVestuali | PARODIARVM HO- | ratianarum | LIBRI DVO | ad | NICOLAVM CAASAM | Magnum regni Daniæ Can- | cellarium. | ITEM SYLVARVM | LIBRI DVO. | [Ziervignette] | HELMAESTADII | [Trennungsstrich] | Excudebat Iacobus Lucius Anno 1588. 8°. 8 Bll. (A–A8r), 64 S.: Parodiarum Horatianarum libri duo; mit separater Paginierung, 63 S.: Sylvarum libri duo / Memoriae Henrici Ioachimi Meibomii filioli. Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A 120675. Der Band ist aufgebaut wie folgt: Bl. Ar: Titel Bl. Av: leer Vorstücke: Bl. A2r–A2v: Widmung an Nicolaus Caasa (Kaas) Bl. A3r–A5v: J. C. Scaliger, Poetik, Buch I, Kap. 42 Bl. A6r–A7v: Vier Lobgedichte auf Heinrich Meibom von vier Verfassern Bl. A8r: Zwei Erratalisten (die eine für die Horaz-Parodien, die andere für die Sylvae) Horaz-Parodien: S. 1–34: Parodiarum Horatianarum liber primus S. 35–58: Parodiarum Horatianarum liber secundus S. 59–64: Paraphrases in tres odas Q. Horatii Flacci: Una Iohannis Maioris Ioachimi, duae Henrici Meibomii Lemgoviensis Sylvae: S. 1: Titel S. 2: Widmung an Levin und Johannes von der Schulenburg und Sigismund Othman S. 3–32: Sylvarum liber primus S. 33–54: Sylvarum liber secundus S. 55–63: Memoriae Henrici Ioachimi Meibomii filioli Henrici Meibomii Poetices et Historiarum Professoris (auf den Tod eines Söhnchens Heinrich Meiboms: ein Nachruf in Prosa von Tileman Heshusen in seiner Eigenschaft als Vizerektor, datiert vom 28. 5. 1587, und zwei Epicedien von Caspar Arnoldi und Johannes Bernsdorphius).

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

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Davon sind in dieser Abteilung unserer Auswahl-Edition erfaßt: – sämtliche Vorstücke des Gesamtwerkes, – alle Horaz-Parodien des ersten Buches. Die den Parodien Meiboms in Paralleldruck gegenübergestellten HorazOden sind der folgenden zeitgenössischen Ausgabe entnommen (zur Begründung für diese Auswahl s. den Kommentar, S. 537 f.): Q. Horatius Flaccus: Poëmata. Secundum optimas quasque editiones accuratissimè castigata. Editio haec argumentis singulorum poëmatum certis, tum annotationibus copiosis ac fidelibus locoque iusti commentarii futuris et inventario rerum verborumque locupletissimo instructa est à Guilielmo Xylandro Augustano. Heidelberg: Ioannes Maier 1575 – Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin: Wg 8015 R.

Nur an den folgenden beiden Stellen der Carmina bin ich dieser Ausgabe nicht gefolgt, da Meibom offensichtlich, wie aus den dazugehörigen Parodien zu ersehen, anderen Lesarten gefolgt ist. Diese fanden sich in den von mir vergleichsweise beigezogenen Ausgaben von Henricus Stephanus (ca. 1577) und Georg Fabricius (1578): 1,13,6: manet] manent Xylander manet Fabricius, Stephanus 1,29,16: tendis] temnis Xylander tendis Fabricius, Stephanus

Der Druckfehler »opproprium« statt »opprobrium« in 2,13,4 wurde verbessert. Bei Abweichungen des Zeilenfalls der Horaz-Oden in Xylanders Ausgabe von dem der Meibomschen Parodien habe ich eine Vereinheitlichung zugunsten der Parodien vorgenommen. Eingriffe – Vorstücke Widmung: Unterschr.: Dáignitatiñ] D. Táuaeñ deditissáimusñ] T. deditiss. Scaliger: 4 παρῳδούς] παροδους 21 Μοῦσά] μῦσα εὐρυμέδοντ’] εὐρεμέδοντ’ 27 Βάλλον δ’] Βάλλο τ’ ἐγχείῃσι] ἐγχείοισι 31 σύ] σὺ Πηλεΐδη] πηλείδη 34 Πηλεΐδη] πηλείδη 48 neque] ne 60 Doletus] Boletus 63 Fuxia] Euxia 77 Megaerae] Megaere 80 ὃς δὲ Βοιωτοῦ] ὃι δὲ βοιωτοὺς P .T L., Eidyllion: 11 amantibáusñ] amantib. H. Decimator, V. CL. H. Meibomio: Überschr.: Váiroñ CLáarissimoñ] V. CL.

Eingriffe – Horaz-Parodien 1,16 sui] fehlt, ergänzt nach Errata 2, Überschr.: vaticinium] vaticinum 4 Nymphas] Nymfas (verbess. nach Errata)

Editionsbericht

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8, 6 montibus] fontibus (verbess. nach Errata) 13, 21 Liber] liber (verbess. nach Erstdruck: Lernutius, Carmina.1579) 14, 13 fulmine] fulmina (verbess. nach Errata) 22, 6 supellex] suppellex (verbess. nach Errata) 8 alta] atra (verbess. nach Errata) 25,21 parentes] parentis (verbess. nach Errata) 26 idoneus] idonens 27, 15 Cupidinis] cupidinis (verbess. nach Errata) 25 Lux] lux (verbess. nach Erstdruck: Lernutius, Carmina.1579)

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae Das Werk ist einzig in folgendem Druck überliefert: ΠΑΡΩΔΙΑ TERENTIANA | De | FORMVLA CONCOR= | DIÆ, RECENS IN PVBLI= | CVM EMISSA, | Scripta ab | HINRICHO MEIBOMIO | LEMGOVIENSI. | [Ziervignette] | HELMSTADII | EXCVDEBAT IACOBVS LVCIVS | Anno M. D. LXXX. 4°. 4 Bll. (A–A4). Exemplar: HAB Wolfenbüttel: M: QuN 150.1 (10). Der Originaltext enthält keine Nachweise für die entlehnten bzw. parodierten Terenz-Verse. Für die vorliegende Edition wurden diese von uns hinzugefügt, nach demselben Verfahren wie die Nachweise bei den VergilCentonen. Das abschließende Epigramm wurde, leicht verändert, in die ›Sylvae‹ (1588) aufgenommen (bei uns dort S I 30 – s. auch Kommentar). Eingriffe 70 ecquid] & quid 71 iniquûm] iniquùm 93 advorsariûm] advorsariùm

III. Parodia ad Catulli Faselum Diese Parodie auf ein berühmtes Catull-Gedicht (Carmen 4) ließ Meibom im Anhang zu seiner dritten, 1596 erschienenen Sammlung mit Horaz-Parodien abdrucken, zusammen mit der in Paralleldruck beigegebenen Vorlage: HENRICI MEI= | BOMII, POETAE | CAESARII, | Nouæ Parodiæ | ad odas quasdam Horatianas. | Accessere nonnulla alia schediasmata | eiusdem auctoris. | [Ziervignette] | Horatius lib. 1. Epist. | Epist. 19. | ———— iuuat immemorata ferentem | Ingenuis oculisque legi manibusque teneri. | HELMAESTADII | Excudebat Iacobus Lucius, Anno M. D.XCVI. 8°. 32 Bll. (A–D). Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden: Lit. Rom. A. 1450.c, misc. 2.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

501

Der Catull-Text steht hier auf den Blättern C8v und Dv, die Parodie rechts gegenüber auf Dr und D2r. Eingriffe – Parodie 8 Ocramve] Ocramuè 13 atque] atquæ 26 seque] séque

Eingriffe – Catull-Text Überschr.: CATULLI] CATVLII 8 Rhodumve] Rhodumuè horridamve] horridamuè 9 trucemve] trucemuè 13 Cytore] Cytori

C. Vermischtes I. Sylvarum libri duo Die zwei Bücher von Heinrich Meiboms ›Sylvae‹ erschienen als Beigabe zu dem oben (S. 498) schon nach seinen Bestandteilen ausführlich beschriebenen Band ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ (Helmstedt 1588). Sie haben dort eine eigene Paginierung (S. 1–54) und eine eigene Titelseite (S. 1): HENRICI MEI= | BOMI LEMGOVI= | ENSIS | SYLVARVM LIBRI | DVO. | [Ziervignette] | HELMAESTADII Eingriffe – Sylvae I 1, Überschr.: Halberstadáiensisñ] Halberstad. 2, Überschr.: Váiriñ CLáarissimiñ] V. CL. 3, Überschr.: Váiriñ CLáarissimiñ] V. CL. 4, Überschr.: Dáucisñ Bárunsvicensisñ et Láuneburgensisñ] D. B. & L. 9, Überschr.: Iurisconsáultiñ] Iuriscons. 11, Überschr.: Brunásvicensisñ et Lunáeburgensisñ] Brun: & Lun: 12, Überschr.: Romanáorumñ Imperáatorisñ] Roman. Imper. 13 quoque] quo 13, Überschr.: celeberráimiñ] celeberr. 8 Iustitiae] Institiae 14, Überschr.: insignia] insigna 15, Überschr.: Acadáemiaeñ] Acad. 17, 32 tristibáusñ] tristib. 18, Überschr.: Acadáemiaeñ] Acad. 23 Ducumve] Ducumuè 20, Überschr.: Optáimumñ Maxáimumñ] Opt. Max. 21, Überschr.: Acadáemiañ] Acad. 23, 22 saepe] sepe 24, Überschr.: Apophthegma] Apophtegma Fáiliumñ] F. 3 experientia] expertentia 26, 4 Iudicio] Iudicium 27, Überschr.: Schosgio] Schasgio 28, 1 Fortunae] Fortuna (verbess. nach Erstdruck 1584 – s. Kommentar)

Editionsbericht

502

29, Überschr.: Bárunsvicensisñ et Láuneburgensisñ] B. & L. 1–26 Alle Nachweise für Vergil-Verse sind Ergänzungen des Hrsg.s 10 precipuos] precipuis 22 laudum] landum 31, Überschr.: Brunsávicensisñ et Lunaeburgáensisñ] Bruns: & Lunaeburg. 32, Überschr.: Luneburgáensisñ] Luneburg.

Eingriffe – Sylvae II 2, 11 iam] tam 3, Überschr.: ornatissáimiñ] ornatiss. Fáiliaeñ] F. 9 Hoc] Hos (vgl. V. 89) 70 Gemmis] Gemnis 132 Egregium] Eregium 4, 28 facis] fatis 7, 3 Ista] istae 8, 1 foeda] faeda 13, Überschr.: Clarissáimoñ] Clariss. 18, 1 Sors] Sos

II. Schediasmatum manipulus Auch diese Sammlung von lyrischem Allerlei erschien als Beigabe zu einem Band mit Horaz-Parodien: Meiboms ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (Helmstedt 1596); der Titel ist oben, S. 500, schon beschrieben. Sie findet sich dort ganz am Schluß, auf den Blättern D2v– D8v, mit eigener Titelseite (Bl. D2v): HENRICI MEI= | BOMII, POETAE | Cæsarij, | SCHEDIASMATVM | MANIPVLVS. | [Ziervignette] | In | IVLIA ACADEMIA. Eingriffe 1, Überschr.: Brunsvicensáemñ et Lunaebáurgensemñ] Brunsuicens. & Lunaeb. cháiisñ] Monarch. 2, Überschr.: Illustrissáimoñ] Illustriss. Henáricoñ Iuláioñ] Hen. Iul 24, 5 neve] néve 6 spes] opes

Monar-

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae Diese beiden Epigramm-Zyklen sind zwei von insgesamt fünf, die in dem folgenden, 1597 erschienenen Band versammelt sind: [Zierleiste] | HENRICI MEIBOMII | AGALMA- | TA, | DEO INCARNATO ET VIRTV- | ti imperiosæ | CONSECRATA. | [Ziervignette] | HELMAESTADII | Excudebat Iacobus Lucius, Anno | M. D. XCVII. 4°. 19 Bll. (A–E3). Exemplar: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Art. lib. IX, 20 (1). Da ich für die Abteilung der geistlichen Gedichte in vorliegender Edition noch einen weiteren Zyklus aus diesem Band (›Labores Christi‹) entnom-

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

503

men habe, gebe ich hier gleich einen Überblick über seinen gesamten Inhalt: Bl. Ar: Titelseite Bl. Av: leer Bl. A2r–A3v: Prosawidmung an Joachim Werner von Alvensleben Bl. A4r–A4v: Zwei Lobgedichte von Christoph Caesar auf Heinrich Meibom, jedes auf ein Anagramm von dessen Namen: ›Anagrammatismus […] Dn. M. Henrici Meibomii […]‹ Bl. Br–B4v: Labores Christi (18 Epigramme, vorangestellt auf Bl. Bv ein Lobgedicht auf den Verfasser von Ioannes Hoffmannus: ›Idyllion ad […] Dn. M. Henricum Meibomium […]‹ Bl. Cr–D2v: Heroes Erxlebiani (37 Epigramme auf große Männer der Weltgeschichte, bis auf Karl V., vorangestellt auf Bl. Cv ein Lobgedicht, ›Epigramma‹, auf den Verfasser von Bernhard Praetorius) Bl. D2v: Heroides Erxlebianae (zwei Epigramme auf Semiramis und Judith) Bl. D3r–E2r: Heroes Bezendorfiani (20 Epigramme auf große deutsche Herrschergestalten, von Karl dem Großen bis auf Landgraf Philipp von Hessen, vorangestellt auf Bl. D3v ein Grußgedicht an den Verfasser von Martin Praetorius) Bl. E2v–E3v: Heroes Musei Meibomiani (10 Epigramme auf zeitgenössische Könige und Fürsten des In- und Auslands). Die Epigramme in jedem dieser fünf Zyklen sind vom Autor mit arabischen Ziffern durchnumeriert. Eingriffe – Heroes Erxlebiani Bernhard Praetorius, Epigramma: Unterschr.: faciebáatñ] facieb. 2, Überschr.: fáiliusñ] F. 3, 3 Una] Vua 4, Überschr.: fáiliusñ] F. 5, Überschr.: Troianáorumñ] TROIAN. fáiliusñ] F. 6, Überschr.: fáiliusñ] F. 7, Überschr.: Hebraeoráumñ] HEBRAEOR. 9, Überschr.: Romáanorumñ] ROM. 10, Überschr.: Assyrioráumñ] ASSYRIOR. 13, Überschr.: Máagnusñ Graecoráumñ] M. GRAECOR. 15, Überschr.: ráexñ] R. 17, Überschr.: Iudaeoráumñ] IUDAEOR. 20, Überschr.: Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. IMP. 21, Überschr.: Romáanorumñ Imperatáorñ] ROM. IMPERAT. 23, Überschr.: Romáanorumñ Imperáatorñ] ROM. IMPER. 24, Überschr.: Romáanorumñ Imperáatorñ] ROM. IMPER. 25, Überschr.: Máagnusñ Romáanorumñ Imperáatorñ] M. ROM. IMPER. 26, Überschr.: Máagnusñ Romáanorumñ Imperatáorñ] M. ROM. IMPERAT. 27, Überschr.: Romáanorumñ Imperáatorñ] ROM. IMPER. 28, Überschr.: Máagnusñ] M. Romáanorumñ Imperáatorñ] ROM. IMPER. 30, Überschr.: Máagnusñ] M. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. IMP.

Editionsbericht

504 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37,

Überschr.: Überschr.: Überschr.: Überschr.: Überschr.: Überschr.: Überschr.:

Hierosoláymorumñ] HIEROSOL. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM. Romáanorumñ Impáeratorñ] ROM.

IMP. IMP. IMP. IMP. IMP. IMP.

Eingriffe – Heroides Erxlebianae 1, Überschr.: Assyrioráumñ regáisñ] ASSYRIOR. REG. 2, Überschr.: Bethuliensáisñ] BETHULIENS.

IV. Anacreon Latinus Vorlage unserer Edition eines ›Thalassio‹ auf die Hochzeit Heinrich Albert Münsingers mit Katharina von Crosigk (1598), eines ›Genethliacon‹ auf ihren Erstgeborenen und eines abschließenden Lobgedichts auf die Familie Münsinger (›Fortuna Mynsingerorum‹) ist der folgende Druck des Jahres 1600: [Zierleiste] | HENRICI MEIBOMII, | Lemgouiensis, | Poëtæ Cæsarij et Professoris Iulij, | ANACREON | LATINVS, | HENRICO ALBERTO | MYNSINGERO, à Fronde¿/ | Domino in Ahl#leben | & Bonnekenbe¿/ | eiusque primogenito | IOACHIMO | consecratus. | [Ziervignette] | Recusus | HELMAESTADII typis Iacobi Lucij. | [Trennungsstrich] | 1600. 8°. 16 Bll. (A–B). Exemplar: HAB Wolfenbüttel: H: P 1566. 8° Helmst. (6). Der Vermerk »Recusus« (›nachgedruckt‹) vor der Angabe des Druckortes ließ sich bibliographisch nicht aufklären. Ein älterer Druck – anzunehmen ohnehin nur für das Epithalamium, denn der im Titel genannte Joachim Münsinger wurde erst im Erscheinungsjahr dieses Druckes, am 8. Februar, geboren – ist nicht nachweisbar. Vielleicht handelt es sich bei jenem Vermerk um eine Mystifikation, mit der der Drucker oder auch die Helmstedter Zensurbehörde die Verantwortung für die etwas freien erotischen Passagen des ›Thalassio‹ von sich abschieben wollte. Dem Werk ist auf Bl. A2r ein Stammbaum der Familie Münsinger beigegeben, beginnend bei Johannes Münsinger, dem Großvater Joachim Münsingers d. Ä. (Überschrift: »Pars Genealogiae Mynsingerorum à Frondeck«). Hierauf glaubte ich in meiner sonst alle Bestandteile des Druckes vollständig wiedergebenden Edition verzichten zu können. Einen Reprint des ersten Teiles, des ›Thalassio‹, bietet Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (1990), S. 187–199.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

505

Eingriffe – Thalassio 48 Velitve] Velituè 88 Simillimos] Simillimas

Eingriffe – Genethliacon 203 áNuncñ] Non 249 Sis] Si

Eingriffe – Fortuna Mynsingerorum 10 Publicaque] Publicáque Unterschr.: fáecitñ] f.

V. Guelfus redivivus Meiboms Kleinepos über die Weiber von Weinsberg erschien 1614 zu Ehren der Hochzeit seines Landesherrn, des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, mit der brandenburgischen Prinzessin Anna Sophia: GVELFVS REDIVIVVS | siue | HISTORIA DE GVELFO, | huius nominis sexto, | BAIOARIAE, HETRVRIAE | &c. Principe, | à | CONRADO III. IMP. AVG. | in arce VVeinspergâ obsesso, | Coniugisque suæ IDAE, Godefridi Comitis | CALBENSIS | Filiæ | vafro sed honesto consilio, | ex præsenti mortis periculo erepto, | carmine heroico expressa, | nuptijsque augustiss: auspicatiss: | FRIDERICI– HVLDERICI, | Guelfij, | & | ANNAE–SOPHIAE, | Brandeburgiæ, | subiectißimè, demisißimè consecrata | ab | HENRICO MEIBOMIO , | Poëta & Historico. | HELMÆSTADII, | Ex officina typographica Iacobi Lucij, | [Trennungsstrich] | Anno M. D. C. XIV. 4°. 14 Bll. (A–D2). Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: A 1946/1218 (9). In unserer Edition wird der Druck vollständig wiedergegeben, mit dem einleitenden Zitat aus Jean Bodins ›Methodus historica‹ (Bl. Av) und dem abschließenden Zitat aus einer Melanchthon zugeschriebenen Wittenberger Declamatio (Bl. D2v). Eingriffe Titel: augustissáimisñ auspicatissáimisñ] augustiss: auspicatiss: 131 fortive] fortiuè 151 dubitat] dubitet 159 Iam pridem] Iampridem 189 iam pridem] iampridem 297 susceptaque] suspectaque

Editionsbericht

506 349 362 378 410 421 428 487 612 619 640

quâ] quà comminus] comninus ampliùs] ampliûs segnisve] segnisué retinere] retinerè Emathiosve] Emathiosuè tacitâ] tacità hic] hîc Quaecunque] quecunque eripit] erigit

D. Geistliche Gedichte I. Pia et necessaria mortis imminentis consideratio Von diesem kleinen Werk sind vier Textzeugen überliefert: zwei zu Lebzeiten Meiboms, 1589 (A) und 1602 (B), erschienene Drucke und zwei postume Nachdrucke aus den Jahren 1665 (C) und 1686 (D). Zuerst erschien das Werk als Einzeldruck (A): A: [Titel von vier Zierleisten eingefaßt] PIA | HOMINIS MO- | RIBVNDI ORATIO, HE= | ROICO CARMINE EX- | PRESSA: | autore | M. Henrico Meibomio, acad. Iuliæ | professore publico. | Syracides cap. 7. | MEMORARE NOVISSIMA TVA ET IN | æternum non peccabis. | Paulus ad Philippenses cap. 1. | Cupio dissolui & esse cum Christo. [Ziervignette] | HELMAESTADII | Excudebat Iacobus Lucius, Anno | M. D. LXXXIX. 4°. 4 Bll. Exemplar: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 4 Art. lib. IX,20 (8). Dem Text (Bl. A2r–A3v) geht auf Bl. Av eine Widmungsadresse an Franz Mützeltin, Braunschweigisch-Lüneburgischen Kanzler, voraus. Die letzte Seite (Bl. A4r) ist gefüllt mit zwei Zitaten aus Werken von Cyprian von Karthago (Exhortatio ad mortem) und Seneca (Ad Marciam de consolatione). Eine leicht überarbeitete und ergänzte Fassung (B) nahm Meibom in seine ›Piarum meditationum silvula‹ (Helmstedt 1602) auf: B:

[Zierleiste] | HENRICI MEIBOMII | LEMGOVIENSIS, | Piarum meditationum | Siluula, | Ad | THEOPHILVM RICHIVM, | consiliarium Palatinum. | [Ziervignette] | HELMAESTADII , | Ex officina Iacobi Lucij. | [Trennungsstrich] | Anno 1602. 8°. 24 gez. Bll. – Der Text hier auf Bl. 6r–8r. Exemplar: Staatliche Bibliothek Regensburg: 999/Lat.rec.87.

Diese Fassung liegt unserer Edition zugrunde.

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

507

In Heinrich Meiboms d. J. Ausgabe der ›Poemata sacra‹ seines Großvaters (Helmstedt 1665): C:

HENRICI MEIBOMII | Poëtæ & Historici Guelfici | POEMATA | SACRA | Collecta & edita | Ab | HENRICO MEIBOMIO | Nepote. | [Ziervignette] | HELMESTADII, | Typis & sumptibus HENNINGI MULLERI | [Trennungsstrich] | Anno M DC LXV. 8°. 6 Bll. (Titel u. Widmung an Brandanus Daetrius, Schwiegervater des Herausgebers), 95 S. Exemplar: HAB Wolfenbüttel: H: 701 Helmst. Dr.

findet sich der Text innerhalb des Nachdrucks der ›Silvula‹ in der dort überlieferten Fassung auf S. 18–21 (C), mit einer kleinen, wohl vom Herausgeber als Emendation gemeinten Änderung in V. 41 (»Flaminis« statt »Fluminis«). Ein letztes Mal erschien der Text, wiederum als Einzeldruck, 1686 in einer Ausgabe von Heinrich Meiboms d. J. Söhnen Daniel Heinrich und Hermann Dietrich (D), veranstaltet zu Ehren des 79. Geburtstages ihres Großvaters Brandanus Daetrius (Näheres hierzu s. im Kommentar, S. 673): D: PIA | ET | NECESSARIA | MORTIS | IMMINENTIS | CONSIDERATIO. | Carmine Latino & Germanico | expressa. | [Ziervignette] | HELMSTAD I, | Typis GEORG -WOLFGANGI HAMMII | Acad. Typogr. | [Trennungsstrich] | Anno M DC LXXXVI. 4°. 8 Bll. (A–B). Exemplar (Rarissimum!): Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (Niedersächs. Landesbibliothek) Hannover: Bu-Kap. 1009 (4). Der lateinische Text steht hier, im Anschluß an ein Widmungsschreiben an Brandanus Daetrius, auf Bl. A4v–B2v, gefolgt von einer deutschen Übersetzung Bl. B2v–B4v (bei uns im Anhang, S. 485–487). Vorlage war offensichtlich (worauf die Übernahme der Änderung in V. 41 hindeutet) der Druck C; allerdings wurden die beiden der Überschrift in der überarbeiteten Fassung hinzugefügten Verse (»Sic ego quotidie […] sit duce laeta Deo.«) weggelassen. Es fehlt auch ein kleines Textstück V. 76 f.: »nunc porrige […] ostende tuos« (dies wohl ein Druckversehen). Eingriffe 20 limine] limina B limine ACD 40 auspice] aspice B auspice ACD

Varianten des A–Drucks Überschr.: Sic ego … laeta Deo.] fehlt A 16 fractusque] fessusque A 57 squallens] praeceps A

Editionsbericht

508

58 Absterget commune malum] Lene mali purgamen erit A 61 ab] et A 65–66 vermescentem … is] vermescenti Lazaro sua pristina membra | Restituit, A 84 Ne] Nec A 93 fehlt A

II. Memoriae Martini Lutheri Diese Lobschrift auf Martin Luther erschien, mit einer Widmungsadresse an Gebhard von Meindorf, zuerst 1595 als Einzeldruck (A): A: [Zierleiste] | MEMORIÆ | MARTINI LVTHERI, | Prophetæ Germanici, | viri incomparabi- | lis: | Henricus Meibomius, Poëta Cæsarius, & | in Julia professor f. | [Ziervignette] | Psalmo 112. v. 7. | In memoria æterna erit iustus. | HELMAESTADII | Excudebat Jacobus Lucius, Anno | M. D. VC. 4°. 4 Bll. Exemplar: HAB Wolfenbüttel: H: 1206 Helmst. Dr. (18). Sieben Jahre später erfolgte ein Nachdruck (B) innerhalb von Meiboms erster Sammlung geistlicher Gedichte, der ›Piarum meditationum silvula‹ (Helmstedt 1602; vollständigen Titel s. o., S. 506). Der Gedichtfolge (Bl. 20r–24r) ist hier eine eigene, vom Wortlaut des Erstdrucks abweichende Titelseite (Bl. 20r) vorangestellt: B:

[Zierleiste] | Memoriæ | MARTINI LVTHERI, | Prophetæ Germanici, | Viri sanctißimi, religionisque instau- | ratoris fidelißimi. | [Ziervignette] | HENRICVS MEIBOMIVS | f. | Anno 1602.

Die Widmungsadresse des Erstdrucks wurde ersetzt durch ein Grußgedicht für den pfälzischen Rat Theophilus Richius (Bl. 20v–21r), dem auch der ganze Band gewidmet ist. Der Wortlaut der fünf Gedichte blieb unverändert. Das erste Gedicht des Zyklus (›Lutheri laudes‹) hatte Meibom auch in seine 1596 erschienene Sammlung ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (vollständigen Titel s. o., S. 500) aufgenommen. Es steht hier auf Bl. C4r–C5r, mit einer Änderung in V. 1: »parantem« statt »volentem«. Heinrich Meibom d. J. hat in seiner Ausgabe der ›Poemata sacra‹ seines Großvaters (Helmstedt 1665; vollständigen Titel s. o., S. 507), der auch einen Nachdruck der › Piarum meditationum silvula‹ enthält, den Zyklus ›Memoriae Martini Lutheri‹ mit Ausnahme des letzten Gedichts, ›In diem emortualem Divi Lutheri Elegidion‹ (hier S. 53 f.), weggelassen. Grundlage unserer Edition ist der Erstdruck (A). Eingriffe 4: Ergänzung der Verszahlen bei den Vergil-Nachweisen

14 sancte] sanctè A sancte B

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

509

III. Labores Christi Dieser Gedichtzyklus ist dem oben (S. 502) schon beschriebenen Band ›Agalmata‹ (Helmstedt 1597) entnommen. Er steht dort, als erster von fünf Zyklen, auf Bl. Br–B4v, eingeleitet von einem Lobgedicht (›Idyllion‹) auf Meibom von Johannes Hoffmann (Bl. Bv). Die 18 Texte sind vom Verfasser mit arabischen Ziffern durchgezählt. Heinrich Meibom d. J. druckte den Zyklus, ohne das Lobgedicht Hoffmanns, in seiner Ausgabe der ›Poemata sacra‹ (Helmstedt 1665; vollständigen Titel s. o., S. 507) nach (hier S. 1–7). Eingriffe J. Hoffmann, Idyllion: Unterschr.: fáecitñ] F. 3, 5 gustusque] gustuque Erstdruck gustusque Nachdruck

Varianten 3, Überschr.: Circumcisio] fehlt Nachdruck 12, 4 Damnat. Is] Damnat, et Nachdruck

IV. Flores verni Der Erstdruck (A) dieser Franz Langer gewidmeten Sammlung geistlicher Gedichte erschien 1604: [Zierleiste] | HENRICI MEIBOMII, | Poëtæ & Historici, | FLORES VERNI, | Ad | FRANCISCVM LANGERVM, | Silesium, Iuriscons. | [Ziervignette] | HELMAESTADII , | Ex officina typographica Iacobi Lucij. | [Trennungsstrich] | Anno 1604. 8°. 8 Bll. Exemplar: Staatliche Bibliothek Regensburg 999 / Lat. rec. 87 (13). Ein auch das Widmungsgedicht für Franz Langer einschließender Nachdruck (B) erfolgte innerhalb der von Heinrich Meibom d. J. herausgegebenen ›Poemata sacra‹ (Helmstedt 1665; vollständigen Titel s. o., S. 507), S. 55–71. Der Textbestand wurde hier um sechs Gedichte erweitert, das abschließende Zitat aus dem Korintherbrief hingegen weggelassen. Ob der Herausgeber hiermit nach eigenem Belieben gehandelt oder entsprechende Planungen seines Großvaters für eine Neuauflage (möglicherweise notiert in einem Handexemplar des Erstdrucks) umgesetzt hat, ist nicht festzustellen. Drei der neu hinzugekommenen Gedichte wurden früheren Sammlungen (den ›Sylvae‹ [S] und dem ›Schediasmatum manipulus‹ [SM]) entnommen. In der folgenden Liste erfolgt die Zählung der Ergänzungstexte so, daß ihre Stellung innerhalb der Gedichte des Erstdrucks erkennbar wird: durch Angabe der Nummer des in der Erstausgabe unmittel-

Editionsbericht

510

bar vorangehenden Textes und Hinzufügung eines Kleinbuchstabens (a, b, c usw.). Mit der Ziffer 0 ist ein der Nr. 1 der Erstausgabe vorangehendes Gedicht gekennzeichnet. Hinter der Gedichtüberschrift ist in Klammern die Seitenzahl in den ›Poemata sacra‹ angegeben. Bei den aus früheren LyrikAusgaben stammenden Gedichten folgt, nach einem Gleichheitszeichen, die Angabe der Fundstelle. 0. Lazarus et dives epulo (S. 57) 8a. Aliter (S. 61) = SM 26 15a. Officii ratio (S. 63) = S II 20 31a. De Seipso (S. 70) = SM 25 31b. Mater Domini (S. 70) 31c. Precatio quotidiana (S. 71). Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, teile ich am Schluß meiner Edition der Erstausgabe der ›Flores verni‹ nur die drei Gedichte mit, die nicht schon in den beiden früheren Lyrik-Bänden enthalten sind. Eingriffe Widmung an F. Langer: Überschr.: Iáurisñ Uátriusqueñ Dáoctoriñ] I. V. D. A 11 fragrans] fragans AB Unterschr.: acadáemiañ] acad. A 2, 16 Deum] Dei A Deum B 22, Überschr.: áGenesisñ] Exodi AB 13 hic] hîc AB 28, 3 Meliorne] meliórne AB nach 31: I. Corinth. á10,31.ñ] I. Corinth. 3. A

Varianten Widmung an F. Langer: Unterschr.: Poëta … Iulia] fehlt B 12, 1 exsilium … Elias] letho cecidere Prophetae B 18, 1 an] fehlt B

V. Flores serotini sive autumnales Der Erstdruck (A) dieser Fortsetzung der ›Flores verni‹, mit einer Widmung an Georg Rem und Konrad Rittershausen und einem sich dieser anschließenden Lobgedicht des Halberstädter Pfarrers Daniel Sachse (›In Henrici Meibomii […] Flores serotinos‹), erschien ebenfalls 1604: [Zierleiste] | HENRICI MEIBOMII, | Poëtæ & Historici, | FLORES SEROTINI, | Siue | AVTVMNALES, | Ad | GEORGIVM REMVM Augu- | stanum, | & | CONRADVM RITTERSHV- | SIVM Brunsuicensem, | Iurisconsultos Noricos | [Ziervignette] | HELMAESTADII , | Typis IACOBI LVCII , | [Trennungsstrich] | Anno 1604. 8°. 12 Bll. (A–B4). Exemplar: Staatliche Bibliothek Regensburg 999 / Lat. rec. 87 (14).

3. Beschreibung der verwendeten Drucke und textkritische Apparate

511

Heinrich Meibom d. J. nahm auch dieses Werk in seine Ausgabe der ›Poemata sacra‹ auf. Es steht dort, mitsamt der Widmung, aber ohne das Lobgedicht Sachses, ganz am Schluß der Sammlung, S. 73–95 (B). Auch hier hat der Herausgeber Zusatztexte eingefügt, nämlich die folgenden drei Gedichte: 0. Ecclesia semper sub Cruce (S. 76) 28a. Furor fit laesa saepius patientia (S. 91) = S I 10 36a. De Seipso (S. 95). Mit Ausnahme des zweiten, schon in den ›Sylvae‹ enthaltenen Gedichts teile ich diese Textergänzungen am Schluß meiner Edition der Erstausgabe mit. Eingriffe Widmung: Überschr.: Sáalutemñ Dáicitñ] S. D. AB D. Sachse, In H. Meibomii Flores serotinos: Überschr.: praestantissáimiñ] praestantiss. A 7, 11 mirificè] mirificò AB 10, 7 veniet] voniet A veniet B 11, 2 animumque] animumquè AB 12, Überschr.: Haemorrhousa] Haemorrousa A Haemorrhousa B 17, 20 spectaclum] spectaculum A spectaclum B (verbess. wg. des Metrums) 37 utraque] utroque A utraque B 19, 7 Excutio] Excutior AB 27, 12 feret] foret A 32, 24 quisve] quisuè A quisvè B

Varianten Widmung: Überschr.: Amplissimis … viris] fehlt B Altorfiano] Altorfino B desinas] nunquam desinas B 13–14 munus Poëticum] Poëticum munus B 19, 16 nihili] nihil B 27, 12 feret] dabit B

12 non

E. Anhang Für diese Zugabe zu unserer Edition erübrigen sich präzise Beschreibungen der verwendeten Vorlagen. Quellenvermerke sind den einzelnen Textstükken vorangestellt. Notwendige textkritische Eingriffe werden an Ort und Stelle in Fußnoten kenntlich gemacht.

Kommentar

Vorbemerkung Die Lemmata im Erklärungsteil sind bezogen auf die von mir den Texten hinzugefügte Vers- bzw. Zeilenzählung. Drei Punkte innerhalb des Lemmas zeigen an, daß das gesamte Textstück Gegenstand der Erläuterung ist; stehen die drei Punkte in Spitzklammern, so bezieht sich die Erläuterung nur auf die Wörter vor und nach diesem Zeichen. Die hier nur verkürzt wiedergegebenen Literaturangaben sind vollständig in dem sich anschließenden Literaturverzeichnis zu finden. Der Name Heinrich Meiboms wird mit der Abkürzung M. wiedergegeben. Für die in dieser Ausgabe enthaltenen Werke werden die unten, S. 677, aufgeführten Abkürzungen verwendet.

A. Vergil-Centonen Zur literarhistorischen Einordnung von M.s Vergil-Centonen s. die Ausführungen in der Einleitung, S. XLIV–LVII. Für die Kommentierung der Centonen gelten zwei Einschränkungen: 1. Lesarten-Differenzen zwischen den von M. verwendeten Vergil-Ausgaben und modernen Textredaktionen werden nicht kenntlich gemacht. 2. Die Inhalte der adaptierten Vergil-Verse bleiben unbeachtet, abgesehen natürlich von solchen Fällen, in denen eine Erläuterung zur Erhellung des von M. hergestellten neuen Aussagekontexts notwendig war. Zu den in diesem Teil unserer Ausgabe abgedruckten Texten vgl. auch die vereinzelten Vergil-Centonen S I 29 u. MML 4.

I. Cento Vergilianus in honorem nuptiarum […] Iohannis Olearii […] et […] Annae Heshusiae Johannes Olearius (eigtl. Coppermann, die lateinische Namensform nach dem Beruf des Vaters, der Ölschläger war), geb. 17. 9. 1546 Wesel, gest. 26. 1. 1623 Halle/S., Dr. theol., Schüler von Tilemann Heshusen (1527– 1588), war nach theologischen Studien in Marburg und Jena 1574–1577 Rektor am Gymnasium in Königsberg; 1577 wurde er Professor der hebräischen Sprache an der dortigen Universität. Als Heshusen im selben Jahr aufgrund theologischer Streitigkeiten seine Professur in Königsberg verlor, folgte ihm Olearius nach Helmstedt; dort erhielt Heshusen die erste Professur der Theologie, und Olearius wurde Professor für Theologie und hebräische Sprache. Am 12. Oktober 1579 erwarb Olearius in Helmstedt den theologischen Doktorgrad; am selben Tag heiratete er Anna Heshusen (gest. 10. 4. 1600), Tochter seines Lehrers, Fördereres und nunmehrigen Kollegen. 1581 ging Olearius nach Halle/S. und wirkte dort bis zu seinem Tode als Pfarrer an der Marienkirche und als Superintendent. Daneben unterrichtete er Hebräisch am Gymnasium in Halle und leitete ein von ihm gegründetes Seminar für die nachuniversitäre Ausbildung junger Theologen. Nach dem Tode Anna Heshusens, mit der er sieben Kinder hatte, heiratete er Sibylla Nicander, Tochter von Nicolaus Nicander, Oberpfarrer an St. Ulrich in Halle. Olearius war wie sein erster Schwiegervater Tile-

A. Vergil-Centonen

517

mann Heshusen ein bedeutender Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Er war Stammvater der Gelehrtenfamilie Olearius. – An der Festschrift zu M.s Dichterkrönung beteiligte sich Olearius mit einem lateinischen Glückwunschgedicht, datiert Halle/S. 28. 11. 1590 (Laurea poetica [1591], S. 16– 18); in der Unterschrift nennt er M. ›affinis carissimus‹ (›liebster Gevatter‹), d. h., er war mit M. entfernt verwandt oder verschwägert. – Unter dem Datum des 1. November 1579 hatte er sich in M.s Stammbuch eingetragen (Bl. 12v). – Lit.: ADB 24 (1887), S. 278 f. (Opel); Zimmermann, Album (1926), S. 374; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 170 f. (mit Porträt); Friedrich, J. Olearius (2004); BBL (2006), S. 538 (J. Diestelmann); Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 6 (2007), S. 376. In der Anordnung der neun Musen, die, aufgefordert von ihrem Anführer Apollo, mit neun Gesängen von unterschiedlicher Länge die Hochzeit von Johannes Olearius und Anna Heshusen feiern, ist keine Systematik zu erkennen, abgesehen vielleicht davon, daß Calliope wohl deshalb ein Ehrenplatz am Anfang eingeräumt wurde, weil sie unter den Musen als die angesehenste und wichtigste galt (vgl. Hesiod, Theogonie 79; Platon, Phaidros 259 d), und Urania das Schlußwort als Vertreterin des ›Himmlischen‹ erhielt. Sicher ist es kein Zufall, daß genau im Zentrum der Musengesänge, nämlich an fünfter Stelle, die von Erato vorgetragene Paraphrase des 128. Psalms (Segen über dem Hausstand des Frommen) steht. – Ein Zusammenhang der Inhalte der Gesänge der einzelnen Musen mit den ihnen gewöhnlich zugeschriebenen Zuständigkeitsbereichen ist nicht feststellbar. – Die Anregung für diese Art der Komposition seines Epithalamiums holte sich M. offenbar aus einer im selben Jahr in Helmstedt im Druck erschienenen Festdichtung des damaligen Helmstedter Professors für Poesie Pancratius Krüger (s. o., Einleitung, S. XIV f., Anm. 17), die aus Anlaß der Feierlichkeiten zur Eröffnung der Universität im Oktober 1576 geschrieben und bei einem Festmahl vor Herzog Julius von entsprechend kostümierten Studenten unter Musikbegleitung rezitiert worden war: ›Religio, Iusticia et Musae Iuliae cum Apolline ad Illustrissimum Principem et Dominum D. Iulium, Ducem Brunovic. et Luneburg. […] missae‹: einer Abfolge von Gesängen zum Lobe des Universitätsgründers und seines Hauses, nacheinander vorgetragen von den Allegorien der Religio und der Iustitia sowie von Apollo und den neun Musen, abgedruckt drei Jahre später, illustriert mit Holzschnitten des Universitätsdruckers Jakob Lucius, in einer Dokumentation der Eröffnungsfeierlichkeiten: Historica narratio de introductione Universitatis Iuliae et promulgatione privilegiorum, quibus ea […] publico adhibito ritu confirmata atque consecrata est (1579), Bl. Ii2r–Nn3r. Vgl. Husung, Die neun Musen des Zeichners und Formschneiders Jacob Lucius von 1579 (1941). Die Musen treten bei Krüger in genau derselben Reihenfolge auf wie später bei M.

518

Kommentar

1 Nymphae] Die Musen. 4 Delius á…ñ vates] Apollo selbst, dessen Geburtsort Delos ist (in V. 6 mit seinem Beinamen Phoebus = ›der Strahlende‹). 17–18 Tritonia … arte] So auch in dem Cento auf Kaiser Maximilian II. (C–ICR 10,3 f.). – Tritonia] Ein Beiname der Weisheitsgöttin Pallas Athene bzw. Minerva, dessen Herkunft und Bedeutung bis heute ungeklärt ist. 21 Flos … virûm] Dieser Teilvers auch, zum Lobe habsburgischer Kaiser, C–ICR 1,2; 10,2. 24–26 Auch diese Verse finden sich in dem Cento auf Kaiser Maximilian II. (C–ICR 10,11–13). 27 Insignem … virum] Nämlich Tilemann Heshusen als Schwiegervater (von Euterpe in den Versen 37–53 als zweiter Luther gefeiert). 38 Unus] Nämlich Luther (s. Marginalie). 39–49 inconcessosque hymenaeos … monstra ferarum] Diese Verse finden sich großenteils wieder in MML 4 (auf ein Bildnis Luthers). 39 Daedalus] Der legendäre Künstler und Baumeister, der für König Minos in Kreta das Labyrinth baute, in dem das Ungeheuer Minotaurus eingeschlossen wurde. Später riet er Ariadne, des Minos Tochter, ihrem Geliebten Theseus einen roten Faden in die Hand zu geben, damit er nach Tötung des Minotaurus wieder aus dem Labyrinth herausfand. Auf diesen Teil der Daedalus-Sage wird hier mit der Verwendung des Teilverses Aen. 6,29 Bezug genommen. 40 Regis Romani] Der Papst. – semiviro comitatu] Gemeint ist Homosexualität in der römischen Geistlichkeit. 42 fasces] Eigtl. die Rutenbündel, die in Rom die Liktoren als Abzeichen der Strafgewalt des Staates trugen. Hier als Umschreibung für die Amtsgewalt städtischer Obrigkeiten. 43 infidos … fratres] Vermutlich Anspielung auf die Bauernkriege. 44 Aetnaeos fratres] Bei Vergil die Kyklopen, die nach seiner Auffassung ihren Sitz im Aetna hatten. Hier offenbar polemische Bezeichnung für die kirchlichen Würdenträger und theologischen Gegner, die Luther aus seinem Wirkungsbereich vertrieb. Vgl. C–ICR 2,12. 48–49 Multaque … ferarum] Dieses Verspaar später auch in dem Cento auf Karl V. (C–ICR 8,10 f.). 52–53 Diese beiden Verse, in umgekehrter Reihenfolge und mit leichter Abweichung, ebenfalls in C–ICR 8,16 f. 54–70 Dieser der Muse Erato in den Mund gelegte Cento ist eine Paraphrase des genannten Psalms 128, der den »Segen des Frommen im Hausstande« preist. Um die Zusammenhänge sichtbar zu machen, teile ich hier den Text aus einer neueren Version der Luther-Bibel mit: »1. Ein Lied im höhern Chor. Wohl dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht!

A. Vergil-Centonen

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2. Du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast es gut. 3. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock drinnen in deinem Hause, deine Kinder wie Ölzweige um deinen Tisch her. 4. Siehe, also wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet. 5. Der Herr wird dich segnen aus Zion, daß du sehest das Glück Jerusalems dein Leben lang 6. und sehest deiner Kinder Kinder. Friede über Israel!« 73 Veneris monumenta nefandae] Anspielung auf den Raub Helenas durch Paris, der zum Untergang Trojas führte. 74 Eruit illa … Mycenas] Mythologisch und historisch nicht passende Beispiele für die zerstörerische Wirkung amoralischer Liebesverhältnisse. Bei Vergil ist der Vers zu verstehen als Vorausdeutung auf die Beherrschung Griechenlands durch die Römer (am Beispiel von Argos bzw. der Argolis, einer Landschaft auf dem Peloponnes, und Mykene, der Residenz Agamemnons). Hier auch nicht »Eruit illa«, sondern »Eruet ille«! 84 Hic … hymenaeos] Bei Vergil ein namentlich ungenannter Frevler, der im Tartarus seine Sünden abzubüßen hat. vor 89 Dehortatio à Libidine] Während im vorigen Abschnitt vor Liebesverhältnissen gewarnt wird, mit denen gegen Gesetze verstoßen wird, soll es hier um anscheinend um die Gefahren ungehemmten Auslebens sexueller Begierden im allgemeinen gehen. 103–104 nec vestra … gratia facti] Ebenso auch V. 22 f. des Widmungsgedichts für Rudolf II. in C–ICR (S. 30).

II. Cento Virgilianus de Monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei (erweiterte Fassung 1597) Hermann Neuwaldt: Elegia in Monomachiam Davidis et Goliathi (Beigabe zur Erstfassung 1580) Hermann Neuwaldt, geb. ca. 1550 Lemgo, gest. 1611 Stadthagen, Dr. med., studierte seit 1568 in Wittenberg Medizin. 1578 wurde er auf eine MedizinProfessur an der Universität Helmstedt berufen. Da er mit seinem Gehalt unzufrieden war und seine Erhöhungsforderungen abschlägig beschieden wurden, verließ er Helmstdedt 1586 und arbeitete als Arzt in der Altmark. In den 90er Jahren war er Stadtarzt in Hildesheim und Bremen. 1598 wurde er Leibarzt des Grafen Johann von Oldenburg. 1608 trat er in die Dienste des Grafen Ernst III. von Holstein-Schaumburg, wirkte an der Etablierung des Gymnasiums Stadthagen mit und lehrte dort von 1610 bis zu seinem Tode Physik. Sein wichtigstes Werk ist eine gegen Wilhelm Adolf Scribonius gerichtete Widerlegung der Hexenwasserprobe, bei der man eine der Hexerei verdächtige Frau nackt, Hände und Füße dicht zusammengebun-

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den, ins Wasser warf, um Aufschluß über ihre Schuld oder Unschuld zu gewinnen: Ging sie unter, galt sie als unschuldig; schwamm sie oben, sah man ihr Bündnis mit dem Teufel als erwiesen an. Diese ›Exegesis purgationis sive examinis sagarum super aquam frigidam proiectarum‹ erschien 1584 in Helmstedt, mit einem die Sache Neuwaldts engagiert unterstützenden Geleitgedicht M·s, einem Aufruf ›Ad pios magistratus‹ (Bl. Av; abgedruckt bei Kauertz, Wissenschaft u. Hexenglaube [2001], S. 217, Anm. 724). Noch im selben Jahr war eine vom Verfasser selbst erbetene deutsche Übersetzung M·s erschienen: ›Von erforschung/ prob und erkentnis der Zauberinnen durchs kalte Wasser‹ (Helmstedt 1584). – Zu einer zwei Jahre früher, 1582, in Helmstedt erschienenen Schrift Neuwaldts, ›Quaestio de origine caloris nativi in mixtis‹, hatte M. ebenfalls ein Geleitgedicht beigesteuert, das später im 1. Buch der ›Sylvae‹ nachgedruckt wurde (Näheres zu diesem Thema in meinem Kommentar zu S I 23). – Neuwaldt beteiligte sich seinerseits, abgesehen von den beiden poetischen Beigaben zu M·s Cento über den Kampf zwischen David und Goliath, an der Gratulationsschrift zu M·s Magisterpromotion i. J. 1580 mit einem Glückwunschgedicht (Carmina gratulatoria in honorem […] D. Hinrici Meibomii […]. Helmstedt 1580, Bl. A2r–A3r) und fünf Jahre später an den beiden Gratulationsschriften zu M·s Hochzeit mit einem Gedicht auf die jeweils abgebildeten Familienwappen der beiden Brautleute, mit denen die beiden Schriften eröffnet wurden: Gratulatoria aliquot carmina […]. Helmstedt 1585, Bl. Av; Epithalamia in nuptias […]. Helmstedt 1585, Bl. Av (hier auch noch auf Bl. A3r–A4v ein weiteres Gedicht von Neuwaldt: eine Ode mit der Überschrift ›Aliud‹). – Unter dem Datum des 21. Januar 1579 hatte sich Neuwaldt in M·s Stammbuch eingetragen (Bl. 38v). – Lit.: Triebs, Die medizinische Fakultät der Universität Helmstedt (1995), S. 60 f.; Kauertz, Wissenschaft u. Hexenglaube (2001), S. 166–186 u. 220–222; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 166 f.; BBL (2006), S. 522 f. (C. Kauertz). 1 Turnus] König der Rutuler, der große Gegenspieler des Aeneas, von diesem im Zweikampf getötet (Vergil, Aen. 12,887–952). 7–8 cuius sub imagine … viri] Dies entspricht der verbreiteten humanistischen Deutung der Aeneas-Gestalt. Ähnliches findet sich z. B. bei Johannes Bocer; s. L. Mundt, Johannes Bocers Ankündigungen von Aeneis-Vorlesungen an der Universität Rostock (2001), S. 104 f., 111 u. 117.

Hermann Neuwaldt: Distichon ad Henr. Meibomium (zweite Beigabe zur Erstfassung 1580) 2 Lippiaci á…ñ soli] M·s Geburtsort Alverdissen (bei Lemgo) lag in der Grafschaft Lippe.

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Monomachia Davidis et Goliathi Stoffliche Vorlage von M·s Cento ist das 17. Kapitel des 1. Buches Samuel: Die Israeliten, regiert von König Saul, werden von einem Heer des ihnen feindlich gesinnten Volkes der Philister bedroht. Unter deren Kriegern tritt Goliath, ein schwer gerüsteter und bewaffneter Riese, hervor und fordert das israelische Heer öffentlich auf, ihm einen Kämpfer für einen Zweikampf zu schicken, durch den der Krieg ein für allemal entschieden werden soll. Der Knabe David, jüngster Sohn des in Bethlehem ansässigen Isai, der König Saul schon als Harfenspieler gedient hat, um dessen böse Stimmungen zu vertreiben, und zu dessen Waffenträger ernannt worden war, hört die Rede Goliaths, als er seine Brüder besucht, die mit Saul in den Krieg gezogen waren. Er erfährt auch, daß der König angesichts der verzweifelten Lage versprochen hat, demjenigen, der Goliath besiegen werde, seine Tochter zu vermählen und ihn sehr reich zu machen. Entschlossen, die seinem Volk drohende Schande der Knechtschaft abzuwenden, begibt er sich zu König Saul und erbietet sich, gegen Goliath zu kämpfen. Sauls Bedenken hinsichtlich seiner Jugend und Unerfahrenheit begegnet David mit dem Argument, daß er schon einen Löwen und einen Bären erlegt habe, als diese die Herde seines Vaters, die er hütete, bedroht hätten. Saul ist nun einverstanden und stattet David mit seinem Panzer, seinem Helm und seinem Schwert aus. David legt diese ihm ungewohnte Ausrüstung aber wieder ab und begibt sich in seiner vertrauten Hirtenkleidung, mit einem Stab, einer Schleuder und fünf Steinen in seiner Hirtentasche zu dem Zweikampf mit Goliath. Als dieser ihn kommen sieht, verhöhnt er ihn und kündigt ihm seinen baldigen Tod an. David seinerseits verkündet, daß er im Namen des Gottes Israels antrete und dieser dafür sorgen werde, daß Goliath und mit ihm das Heer der Philister noch an diesem Tage vernichtet würden. Als sein Gegner nun auf ihn zugeht, legt David einen Stein in die Schleuder und trifft Goliath in die Stirn. Dieser stürzt sogleich tot zu Boden. Vor Entsetzen über den unerwarteten Tod seines stärksten Kriegers ergreift das ganze Heer der Philister die Flucht, wird aber von den Israeliten verfolgt und gänzlich aufgerieben. Eine ausführliche Interpretation des Textes, vor allem im Hinblick auf die Verarbeitung von Elementen und Motiven von Zweikampfdarstellungen im antiken Epos, bietet Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (1990), S. 136– 146. – Vgl. die Bearbeitung eines Teils dieses Stoffes (Rede Davids zu Saul) in der Horaz-Parodie PH 7. 7 Gens effrena virûm] Die Philister. 14 Caussa mali … fraudis] Anspielung auf den Ungehorsam Sauls gegen die ihm von Samuel übermittelten Gebote Gottes nach seinem Sieg über die Amalekiter (1. Sam. 15).

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15–17 Ausmalung von 1. Sam. 15,23: Vorwurf Samuels an Saul, daß Ungehorsam gegen Gott gleichbedeutend sei mit Götzendienst. 29 Tyranni] Goliath, als Anführer der Philister. 36–37 Primus … Bellator] Goliath. 71 Orion] In der antiken Mythologie ein riesenhafter Jäger. 73 rex] Saul. 75–77 Hinc qui fortè … talenta] Vgl. 1. Sam. 17,25. 79 PUER] David. 84–108 »Rex … cupido.«] Vgl. 1. Sam. 17,32.34–37. 110–118 »Quo, moriture … terrâ«] Vgl. ebd., V. 33. 196–199 Inde ter … tellus] Vgl. ebd., V. 49. 204–205 ferrum … Fervidus] Vgl. ebd., V. 51.

III. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succintae Vergiliano carmine contextae Mit seiner Serie von Lobgedichten über die zehn römisch-deutschen Könige und Kaiser aus dem Hause Habsburg seit Rudolf I. setzt M. zwei Traditionslinien fort, die sich beide auf den spätrömischen Dichter Decimus Magnus Ausonius (ca. 310–393) zurückführen lassen: in formaler Hinsicht (ebenso wie bei M·s sonstigen Centonen) auf dessen ›Cento nuptialis‹, in inhaltlicher Hinsicht auf dessen Epigrammserie über die einzelnen römischen Kaiser, zunächst über die ersten zwölf, von Caesar bis Domitian, über die Sueton in seinen Kaiserviten handelt (›De XII Caesaribus per Suetonium Tranquillum scriptis‹), dann fortgeführt über Domitian hinaus bis zu Antoninus Heliogabalus. Dieses Werk des Ausonius wurde Vorbild für eine eigene Gattung neulateinischer ›Kaiserserien‹ innerhalb der neulateinischen deutschen Literatur des 16. Jh.s.1 Zu den Autoren, die Beiträge hierzu geliefert haben, gehören Johannes Cuspinianus (1473–1525), Caspar Ursinus Velius (1493–  1

Vgl. diese beiden für unser Thema grundlegenden Aufsätze: Johannes Amann-Bubenik, Kaiserserien und Habsburgergenealogien – eine poetische Gattung. In: Tradita et inventa. Beiträge zur Rezeption der Antike. Hrsg. von Manuel Baumbach. Heidelberg 2000 (= Bibliothek der Klassischen Altertumswissenschaften, N. F., 2. Reihe, 106), S. 73–89; ders., Centonendichtung als Habsburg-Panegyrik. In: Humanistica Lovaniensia 48 (1999), S. 235–250. – Von demselben Verfasser wird demnächst in der Schriftenreihe ›Singularia Vindobonensia‹ die Dissertation ›Poetische Habsburger-Genealogien‹ erscheinen. Die Dissertation sowie die genannten beiden Aufsätze sind aus einem am Institut für Klassische Philologie der Universität Wien laufenden Forschungsprojekt ›Poetische Habsburg-Panegyrik in lateinischer Sprache‹ (Leitung: Franz Römer u. Elisabeth Klecker) hervorgegangen. Vgl. Franz Römer / Elisabeth Klecker, Poetische Habsburg-Panegyrik in lateinischer Sprache. Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek als Grundlage eines Forschungsprojekts. In: BiblosSchriften 43 (1994), H. 3/4, S. 183–198.

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1539), Jakob Micyllus (1503–1558), Georg Sabinus (1508–1560) und Nicolaus Reusner (1545–1602). Innerhalb dieser Gattung bildete sich eine Gruppe von Werken heraus, die speziell dem Lobpreis von Vertretern des Hauses Habsburg gewidmet sind. Hierher gehören z. B. die ›Carmina Caesarum, Regum et Archiducum aliquot ex familia Austriaca natales et obitus numeris indicantia‹ (o. O. 1571) des wenig bekannten Josephus a Pinu (gebürtig aus Auerbach im Vogtland), Nicolaus Reusners ›In Caesares Austriacos epigrammata‹, die M. seinem eigenen Werk als Anhang beigegeben hat (s. o., S. 48–51), oder auch Nicodemus Frischlins (1547–1590) ›Panegyrici tres de laudibus DD. Maxaemyliani II. et Rodolphi II. Maxaemyliani F. Romanorum Impp.‹ (Tübingen 1577; hierfür erhielt Frischlin im selben Jahr von Rudolf II. den Dichterlorbeer). Mit seinem Buch über die habsburgischen Könige und Kaiser reihte sich M. also in eine schon vorhandene Traditionslinie poetischer Habsburgpanegyrik ein, die neben den genannten seriellen Würdigungen auch epische Werke, wie z. B. Joachim Münsingers ›Austrias‹ (Basel 1540) oder Lobschriften auf einzelne habsburgische Monarchen2, vor allem auf Karl V.3, einschließt. Die Besonderheit des Werkes von M. besteht allein in seiner Wahl des Vergil-Centos als Darstellungsform. Für sein Werk nahm M. 1590 in Prag von Kaiser Rudolf II. den Dichterlorbeer entgegen. – Er fand zwei Nachahmer: in dem Augsburger Marcus Welser, dessen jeweils aus fünf Versen bestehende Vergil-Centonen auf die zehn habsburgischen Monarchen Bestandteil einer ›Virgilius Proteus‹ betitelten Sammlung sind, die M. als Anhang zu seiner zweiten Sammeledition von Vergil-Centonen (Centonum Virgilianorum tomus alter [1600]) herausgab (s. dazu Einleitung, S. IV), ferner in dem Tschechen Johannes Czernovicenus (1569–1633), der 1605 in Prag ein entsprechendes Werk herausbrachte, mit der Beigabe eines Gedichts auf seinen Vorgänger M.4 Zu M·s Centonen liefere ich kurzgefaßte Biographien der einzelnen Könige und Kaiser. Im Falle Maximilians I. und Karls V. glaubte ich darauf verzichten zu können, da die Epoche, die diese beiden Kaiser geprägt haben, den Kennern der neulateinischen deutschen Literatur, die mit vorliegender Edition angesprochen werden, hinreichend vertraut sein dürfte.  2  3

 4

Vgl. die Zusammenstellung ebd., S. 194, Anm. 59. Vgl. Hermann Wiegand, Das Bild Kaiser Karls V. in der neulateinischen Dichtung Deutschlands. In: Acta Conventus Neo-Latini Bonnensis. Proceedings of the Twelfth International Congress of Neo-Latin Studies. Bonn 3–9 August 2003. General editor: Rhoda Schnur. Tempe, AZ 2006 (= Medieval and Renaissance Texts and Studies 315), S. 121–143. Johannes Czernovicenus, Decas augustissimorum ex amplissima florentissimaque Archiducum Austriae familia Imperatorum breviter Virgiliano carmine contexta […]. Prag: typis Schumanianis 1605; das Gedicht auf M., seinerseits ein Vergil-Cento von 34 Versen, auf Bl. Kr–K2r. Die Habsburger-Centonen von Czernovicenus (Bl. Br–C2v) sind mit zwanzig und mehr Versen wesentlich ausladender als die von M. oder Welser. – Hierzu: Amann-Bubenik, Centonendichtung als Habsburg-Panegyrik (wie Anm. 1), S. 240, 246–248, passim.

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Salomon Frenzel von Fridenthal: Epigramma de Henrico Meibomio Zu demVerfasser dieses Lobgedichts s. o., Einleitung, S. XXIII f. (Kurzbiographie Anm. 60).

Prudentius Talaeus: ʼΕιδύλλιον Vergilianum de Henrico Meibomio Lemgoviensi Über Prudentius Talaeus (Thalaeus), der im Umfeld M·s als Beiträger zu verschiedenen Helmstedter Druckwerken nachweisbar ist, ließ sich nicht das geringste biographische Datum ermitteln. Der Namenszusatz »Lemouix«, in der Unterschrift seines Gratulationsgedichts zu M·s Hochzeit (Gratulatoria aliquot carmina [1585], Bl. A2v–A3r) erweitert zu »Lemouix Celta«, deutet darauf hin, daß er Franzose war und aus dem Limousin stammte. Sein eigentlicher, französischer Name dürfte Talon gewesen sein. Vermutlich hatte er sich in den achtziger Jahren studienhalber in Helmstedt aufgehalten; einen Matrikeleíntrag gibt es aber nicht. Er muß auch ebenso wie M. die Würde eines Poeta laureatus erworben haben, denn in dem als Anhang zu J. Sleidanus, Orationes duae, ed. C. Rittershusius (Helmstedt 1598), gedruckten ›Henrici Meibomii Poetae Caesarii Anagrammatum adoptivorum libellus‹ unterschrieb er zwei Gedichte auf Namensanagramme M·s (Bl. Q4r–Q4v) mit »Prudentius Talaeus Lemouix, Poëta L.« (Bl. Q4v). In dem Lexikon von Flood, Poets laureate (2006), ist er aber nicht verzeichnet. Talaeus ist sicher auch Verfasser des mit den Initialen P. T. L. unterschriebenen Lobgedichts in M·s ›Parodiae Horatianae‹ (s. o., S. 62 f.). 3 Saxo á…ñ fundata vetusto] Diese Umschreibung für den Gründungsort der Universität Helmstedt ist sicher ohne irgendeinen konkreten topographischen Bezug.

Widmung an Kaiser Rudolf II. Als M. seine Vergil-Centonen auf die zehn habsburgischen Könige und Kaiser veröffentlichte (1589), war Rudolf II. (1552–1612), der ihm dafür ein Jahr später den Dichterlorbeer verlieh, seit dreizehn Jahren römischer Kaiser. Am spanischen Hof erzogen, wurde Rudolf 1572 König von Ungarn, 1575 König von Böhmen; 1576, nach dem Tode seines Vaters, Maximilians II., folgte er diesem auf den Kaiserthron. 1583 verlegte er seine Residenz von Wien nach Prag und lebte dort im Kreise von Dichtern, Künstlern, Alchemisten und namhaften Gelehrten wie Tycho Brahe und Johannes Kepler ganz seinen Interessen für Kunst, Wissenschaft und Okkultismus, als Mäzen wie als Sammler. Rudolfs Weigerung, sich zu verheiraten und für die Erbfolge zu sorgen, seine Vernachlässigung der Regie-

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rungsgeschäfte und Verhaltensweisen, die auf psychische und geistige Störungen hindeuten konnten, führten zu immer stärkeren Differenzen mit seinem Bruder Matthias, dem berühmten ›Bruderzwist im Hause Habsburg‹. Matthias machte dem Kaiser nach und nach alle Zuständigkeiten streitig. Er schloß 1606 eigenmächtig Frieden mit Sultan Mohammed III. 1608 zwang er Rudolf, auf seine Herrschaft in Ungarn, Österreich und Mähren zu verzichten. 1611 mußte Rudolf seinem Bruder auch noch Böhmen überlassen. Als er ein Jahr später starb, verfügte er nur noch über den Kaisertitel. – Vgl. C–ICR 11. 1 Diis … Deos] Bei Vergil redet so der Gott Apollo vom Himmel herab des Aeneas Sohn Ascanius an. Hier huldigende Reminiszenz an die den Habsburgern nachgesagte, ihre Kaiserherrschaft gewissermaßen zusätzlich (ergänzend zu der mittelalterlichen Theorie der Translatio imperii) legitimierende Abkunft von den Trojanern (zu dieser Abstammungstheorie s. die Hinweise bei Amann-Bubenik, Centonendichtung [1999], S. 241, Anm. 53; ders., Kaiserserien u. Habsburgergenealogien [2000], S. 77, Anm. 15). Vgl. auch C–ICR 1. 9 Tyrio á…ñ ostro] Die phönizische Handelsstadt Tyros war berühmt für ihren Purpur. 22–23 nec vestra … gratia facti] Dieser Vergil-Passus schon verwendet in C–OH 103 f. (zum Lob der Brautleute).

C–ICR 1 Für dieses Einleitungsgedicht sei dem Leser die subtile Analyse von Amann-Bubenik, Centonendichtung (1999), S. 241–246, empfohlen. Der Verfasser legt nicht nur aufschlußreiche inhaltliche Zusammenhänge zwischen den zitierten Vergil-Versen und M·s eigenen Aussageabsichten dar, sondern verweist auch auf Anklänge an des Ausonius ›Cento nuptialis‹ und den Cento der Proba. Aus Amann-Bubeniks Untersuchung der Vergil-Bezüge geht hervor, daß es M. darauf ankam, die Ursprünge des habsburgischen Kaiserhauses wie die der antiken römischen Kaiser auf die trojanischen Gründer Roms zurückzuführen (besonders deutlich in den Versen 6– 9). 2 Flos … virum] Dieser Teilvers auch C–ICR 10,2 (als Lob Kaiser Maximilians II.) und C–OH 21 (zum Lobe des Johannes Olearius).

C–ICR 2 Rudolf I. (1218–1291), Graf von Habsburg, Sohn Albrechts IV., des Weisen (gest. 1239), wurde 1273 von den Kurfürsten zum römisch-deutschen König gewählt. Mit ihm endete die kaiserlose Zeit des Interregnums nach dem

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Tod König Konrads IV. (1254). Seine Bemühungen, die Ordnung im Reich wiederherzustellen und entfremdetes Reichsgut wieder zurückzugewinnen, stießen auf den Widerstand König Ottokars II. (1233–1278), der während des Interregnums ein großböhmisches Reich aufgebaut hatte, das neben seinen Stammlanden Böhmen und Mähren auch das nach dem Aussterben der Babenberger (1246) unter Reichsverwaltung gestellte Österreich sowie die Steiermark, Kärnten und Krain umfaßte. Ottokar II. hatte die deutsche Königskrone für sich selbst beansprucht und verweigerte Rudolf die Huldigung. Nachdem ein Reichstag zu Nürnberg Rudolf ermächtigt hatte, die seit 1245 erledigten Reichslehen einzuziehen, und über Ottokar die Reichsacht verhängt hatte, weil er eine zweimalige Vorladung vor den Reichstag mißachtet hatte, zog Rudolf mit einem Heer bis vor Wien. Ottokar verzichtete daraufhin im Wiener Frieden 1276 auf Österreich, Steiermark und Kärnten. Als er zwei Jahre später den Versuch unternahm, diese Länder zurückzugewinnen, schlug ihn Rudolf im Bündnis mit König Wladislaw IV. von Ungarn 1278 bei Dürnkrut auf dem Marchfeld vernichtend. Mit diesem Sieg begann die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges andauernde Herrschaft des Hauses Habsburg über den Donauraum. – Vgl. HE 34. 2–3 magnumque … virtutis] Rudolfs I. Vater Albrecht IV., der Weise (gest. 1239), siegte 1228 im dagsburgischen Erbschaftsstreit als Feldhauptmann der Stadt und des Bischofs von Straßburg bei Blodelsheim über die Grafen von Pfirt. 12 Aetnaeos fratres] Bei Vergil die Kyklopen, da sie ihren Sitz im Aetna haben sollen. Hier sicher nur Umschreibung für irgendwelche militärischen Gegner Rudolfs I. Vgl. C–OH 44. 13–14 Regem … magnanimum] König Ottokar II. 17 fasceis] Eigtl. die Rutenbündel, die in Rom die Liktoren trugen; hier als Sinnbild politischer Herrschaft.

C–ICR 3 Albrecht I. (1255–1308), Sohn Rudolfs I., dem durch den Vertrag von Rheinfelden (1283) die Herrschaft über Österreich und die Steiermark zugefallen war, wurde entgegen den Plänen seines Vaters nach dessen Tod (1291) nicht zum König gewählt, da die Kurfürsten die starke Hausmacht der Habsburger fürchteten. An seiner Stelle wählten sie 1292 den Grafen Adolf von Nassau. Als dieser mit dem Aufbau einer eigenen Hausmacht begann, indem er die Mark Meißen als erledigtes Reichslehen an sich zog und die Landgrafschaft Thüringen käuflich erwarb, kam es zu einer gegen ihn gerichteten Koalition von Österreich, Böhmen und dem Erzbistum Mainz, und ein nach Mainz einberufener Fürstentag beschloß 1298 die Absetzung Adolfs und wählte Albrecht zum König. Nach der Schlacht bei

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Göllheim im selben Jahr, in der Albrecht über Adolf von Nassau siegte und dieser den Tod fand, erfolgte im August 1298 in Aachen seine Krönung. In den ersten Jahren seiner Herrschaft war Albrecht damit beschäftigt, die Machtstellung der rheinischen Kurfürsten zu brechen. Deren Unterwerfung erfolgte durch Feldzüge in den Jahren 1301–1302. Im Verlaufe seiner Bemühungen, Böhmen nach dem Tode des letzten Przemysliden, Wenzels III. (1306), seiner Hausmacht einzuverleiben und die Ansprüche des Reiches auf Thüringen und Meißen zu sichern, wurde er von seinem Neffen Johann (Parricida), einem Sohn seines Bruders Rudolf, erstochen. Motiv Johanns waren Ansprüche auf Beteiligung an der habsburgischen Hausmacht, die Albrecht zurückgewiesen hatte. Diese Ansprüche fußten auf dem Vertrag von Rheinfelden, demzufolge Albrechts Bruder von der Erbfolge in Österreich und Steiermark ausgeschlossen worden war, aber mit einem anderen Territorium oder einem Geldbetrag abgefunden werden sollte (was aber nie geschehen war). 4–5 triste Minervae … cautes] »Minervae sydus« meint bei Vergil den schweren Seesturm, mit dem Minerva das Schiff des Griechen Aiax auf der Heimfahrt von Troja am Vorgebirge von Euböa kentern ließ. Aiax, Sohn des Oileus, kam dabei zu Tode, zur Strafe dafür, daß er mit der Statue der Minerva in deren Tempel unachtsam umgegangen war, als er Cassandra raubte, die sich an Minervas Altar geflüchtet hatte. Irgendein sachlicher Zusammenhang mit der Geschichte Albrechts I. ist hier natürlich nicht gegeben. 14 patrias obtruncat ad aras] Bei Vergil tötet Orest den Pyrrhus, der ihm seine Braut Hermione entführt hat, ›am Altar seines Vaters‹. Versteht man dieses Textstück wörtlich so wie bei Vergil, ergibt sich keine Analogie zu dem Verbrechen an Albrecht I. Dieser wurde von seinem Neffen auf dem Wege zur Habichtsburg, zu einer Versammlung der Reichsfürsten, bei Brugg an der Aare (im heutigen Schweizer Kanton Aarau), erdolcht. Ich habe deshalb bei der Übersetzung von ›arae‹ auf die Bedeutung ›Felsen‹ zurückgegriffen; so ergab sich ein annehmbarer Sinn, da Albrecht in Rheinfelden, ebenfalls im Kanton Aarau, geboren wurde. In Erwägung zu ziehen ist natürlich auch ein von M. vielleicht beabsichtigtes Wortspiel ara / Aare.

C–ICR 4 Friedrich der Schöne (1289–1330), Sohn Albrechts I., wurde von dem 1308 gewählten König Heinrich VII. (aus dem Hause Luxemburg) gemeinsam mit seinem Bruder Leopold mit Österreich, Steiermark, Krain und der Windischen Mark belehnt, nachdem er förmlich seinem Anspruch auf die Krone entsagt hatte. Als Heinrich VII. 1313 starb, erneuerte Friedrich diesen Anspruch, und ein Teil des Kurfürstenkollegiums wählte ihn am

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19. Oktober 1314 zum König, ein anderer Teil einen Tag später als Gegenkönig den Wittelsbacher Ludwig IV. Die jahrelangen Streitigkeiten zwischen beiden Königen wurden 1322 in der Schlacht bei Mühldorf am Inn zugunsten Ludwigs entschieden. Friedrich wurde gefangengenommen und von Ludwig auf der Burg Trausnitz bei Landshut inhaftiert. Als Friedrich nach drei Jahren Ludwig als König anerkannte, ließ dieser ihn frei unter der Bedingung, daß seine Brüder sich seiner Entscheidung anschlössen. Da sein Bruder Leopold, energischer Gegner Ludwigs, sich weigerte, kehrte Friedrich unter Einhaltung eines Versprechens in die Gefangenschaft zurück. Ludwig schenkte ihm daraufhin endgültig die Freiheit und schloß mit ihm einen Vertrag, nach dem beide gemeinsam als römische Könige amtieren wollten. Nach dem Tode seines Bruders Leopold (1326) zog sich Friedrich in seine österreichischen Erblande zurück und spielte in der Reichspolitik kaum noch eine Rolle. 7 tiaras] Eigtl. Kopfbedeckung orientalischer Herrscher, bei Vergil in dem adaptierten Vers neben dem Zepter das Herrschaftsabzeichen des trojanischen Königs Priamus. Hier wohl soviel wie ›Krone‹ – vielleicht aber auch Anspielung auf die päpstliche Tiara (weil der Papst gleichermaßen Friedrich wie seinem Gegenkönig die Anerkennung verweigert hatte).

C–ICR 5 Albrecht II. (1397–1439), Herzog von Österreich, wurde nach dem Tode seines Schwiegervaters Sigmund (1437), des letzten Kaisers aus dem Hause Luxemburg, am 18. März 1438 vom Kurfürstenkollegium in Frankfurt a. M. einstimmig zum römisch-deutschen König gewählt. Gemäß den Erbansprüchen seiner Ehefrau Elisabeth und einer luxemburgisch-habsburgischen Erbeinigung erlangte er im selben Jahr auch die Krone von Ungarn (die von Böhmen hatte er schon 1437 erlangt). In Böhmen hatte er sich schon bald der hussitisch-tschechischen Opposition und eines Einfalls des polnischen Heeres zu erwehren (die Hussiten hatten die böhmische Krone einem Bruder des polnischen Königs angeboten). Auf einem Kriegszug gegen die Türken, die 1439 in Siebenbürgen eingefallen waren, starb Albrecht am 27. Oktober 1439, nur gut anderthalb Jahre nach seiner Wahl zum König, in der Nähe von Gran an der Ruhr. 7 Gens illi triplex] Gemeint sind Albrechts drei Königreiche: Deutsches Reich, Ungarn, Böhmen.

C–ICR 6 Friedrich III. (1415–1493), Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von Österreich, wurde nach dem Tode Albrechts II. am 2. Februar 1440 zum rö-

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misch-deutschen König gewählt und am 17. Juni 1442 in Aachen gekrönt. 1452 krönte ihn Papst Nikolaus V. in Rom zum Kaiser (es war die letzte Kaiserkrönung, die in Rom stattfand). In seiner langen, über fünfzig Jahre andauernden Herrschaft kümmerte er sich nur wenig um die Belange des Reiches. Die böhmische Krone verlor er an Georg Podiebrad, die ungarische an Matthias Corvinus, der 1485 Wien eroberte und bis zu seinem Tode (1490) besetzt hielt. Immer auf Erhalt und Ausbau des Hauses Habsburg bedacht, in dem er eine künftige Weltmacht sah, gewann er durch die Verbindung seines Sohnes Maximilian mit Karls des Kühnen Tochter Maria von Burgund seinem Hause Burgund hinzu. 5–14 Dum paci … dolorem] Anscheinend zu verstehen als Lob für die abwartende und berechnende, Widerständen ausweichende und Risiken scheuende Politik Kaiser Friedrichs III.

C–ICR 7 Aus der Regierungszeit Kaiser Maximilians I. (1459–1519), der 1486, noch zu Lebzeiten seines Vaters, zum König gewählt und 1508 vom Papst als Kaiser anerkannt wurde, hebt M. gleich zu Anfang zwei Leistungen als besonders rühmenswert hervor: – mit dem Hinweis auf die Olivenzweige in V. 1 (bei Vergil Kennzeichen des Numa Pompilius, des zweiten Königs Roms) die Verkündung des Ewigen Landfriedens auf dem Wormser Reichstag 1495; – mit dem Vergleich mit Q. Fabius Maximus, dem großen römischen Gegenspieler Hannibals im Zweiten Punischen Krieg, der wegen seiner hinhaltenden Kampfführung den Beinamen Cunctator (›der Zauderer‹) erhielt, in V. 3 die Rückeroberung der habsburgischen Erblande (Niederösterreich, Steiermark, Kärnten) nach dem Tode des ungarischen Königs Matthias Corvinus (1490), der seit 1485 Wien besetzt gehalten hatte. Die Verse 10–14 sind eine Vorausdeutung auf die sich aus der spanischen Doppelhochzeit (1496/97), der Verheiratung von Maximilians Kindern, Philipp dem Schönen und Margarete, mit den Kindern des spanischen Königspaares, Johanna und Johann von Kastilien-Aragonien, im 16. Jh. ergebende Weltmachtstellung Habsburgs in einem Reich, ›in dem die Sonne nicht untergeht‹. Auf diesen berühmten, auf Spanien unter König Philipp II. gemünzten Spruch wird mit V. 13 f. (»qua sol … Oceanum«) angespielt. – Vgl. HE 36. 2 Omnia longaevo similis] Meint bei Vergil den Gott Apollo, der dem Ascanius in der Gestalt des alten Butes erscheint, der Waffenträger des Anchises, dann Begleiter des Ascanius war. M. will mit der Übernahme

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dieses Halbverses anscheinend zum Ausdruck bringen, daß der Kaiser schon in jungen Jahren die Weisheit des Alters besessen habe. 7 Salve, vera Iovis proles] Bei Vergil Anrufung des Herkules, den Jupiter in Gestalt des Amphitryon mit dessen Ehefrau Alkmene gezeugt hatte. Ob Maximilian hiermit als zweiter Herkules oder einfach nur als ›Göttersohn‹ gerühmt wird, ist nicht auszumachen. Vgl. Anm. zu S I 1. 12–13 super … imperium] Dies sagt Anchises in der Rede, in der er seinem Sohn Aeneas dessen Nachfolger vorstellt (Aen. 6,756–886), von Augustus. – Garamantas] Ein Volksstamm in Libyen. 16 Rex Iupiter omnibus idem] D. h., dem Walten Gottes kann sich niemand entziehen.

C–ICR 8 Karl V. (1500–1558), seit 1516 als Karl I. König von Spanien, wurde 1519 zum römisch-deutschen König gewählt und 1530 in Bologna durch den Papst zum Kaiser gekrönt. 1556 dankte Karl V. ab; die deutsche Kaiserkrone ging an seinen Bruder Ferdinand I., das Königreich Spanien und die Niederlande an seinen Sohn Philipp II. – Auf Einzelheiten seiner Regierungszeit, die M. rühmend hervorhebt, weise ich innerhalb des Zeilenkommentars hin. – Vgl. HE 37. 1 rem Romanam] Hier das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. 2 Poenos] Hier soviel wie Afrikaner: Anspielung auf den Feldzug Karls V. gegen die Seeräuberstaaten in Nordafrika (Eroberung von Tunis 1535). – Gallumque rebellem] Der französische König Franz I., den Karl 1525 in der Schlacht von Pavia besiegte und gefangennahm. 4–5 fontem … sinus] Unspezifische geographische Anspielung auf militärische Schauplätze in Norditalien in den Auseinandersetzungen Karls V. mit Franz I. – Timavi] Der Timavus ist ein Fluß in Venetien, zwischen Aquileja und Triest. – Illyricosque sinus] Der nördliche Teil des Adriatischen Meeres. 5–7 altae moenia Romae … funditus urbem] Die Erstürmung und Brandschatzung Roms durch kaiserliche Landsknechte im Mai 1527 (›Sacco di Roma‹). 7 Dardaniam á…ñ urbem] Rom, als Gründung der Trojaner (Dardanus war der Ahnherr des Trojaner-Fürsten Aeneas). 8–9 Regnatorem Asiae … inflexit] Mit dem ›Beherrscher Asiens‹ (bei Vergil der trojanische König Priamus) kann hier nur der türkische Sultan Süleyman I. (Regierungszeit 1520–1566) gemeint sein, gegen den Karl V. allerdings keine dauerhaften Erfolge zu erzielen vermochte. 1532 zwang er die Türken, die in Ungarn eingefallen waren, an der Spitze eines großen

A. Vergil-Centonen

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Heeres zum Rückzug, jedoch ohne einen Sieg errungen zu haben. Ein 1538 geplanter großer Feldzug gegen die Türken kam nicht zustande. 10–11 Multaque … ferarum] Diese beiden Verse auch in dem Epithalamium C–OH 48 f., hier zum Lobe Luthers! – variarum monstra ferarum] Bei Vergil Ungeheuer, denen Aeneas bei seinem Gang durch die Unterwelt begegnet. An welche Maßnahmen Karls V. M. mit der Adaptation dieses Versstücks dachte, läßt sich nicht feststellen. 14 Cogere … morem] Vermutlich Anspielung auf den Augsburger Religionsfrieden, der auf dem Reichstag von Augsburg im September 1555 unter dem Vorsitz Ferdinands I., gegen den Widerstand Karls V., zustande kam. 16–17 nomenque … amabit] Ebenso, in umgekehrter Reihenfolge, zum Lobe Tilemann Heshusens im Epithalamium C–OH 52 f.

C–ICR 9 Ferdinand I. (1503–1564), Karls V. Bruder, kam durch die habsburgischen Teilungsverträge von Worms (1521) und Brüssel (1522) in den Besitz von Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, der österreichischen Vorlande und Württembergs. Als Ludwig II., König von Böhmen und Ungarn, Bruder seiner Ehefrau Anna, 1526 in der Schlacht von Mohács gegen die Türken fiel, bewarb sich Ferdinand mit Erfolg um die Krone in beiden Ländern (1527 Krönung in Prag und Stuhlweißenburg). Nach der Kaiserkrönung Karls V. (1530) wurde Ferdinand 1531 zum römisch-deutschen König gewählt. Anders als sein Bruder, den er bei dessen Abwesenheit im Deutschen Reich zu vertreten hatte, war er zu Kompromissen in den Konfessionsstreitigkeiten bereit, bis hin zum Zugeständnis von Priesterehe und Laienkelch. Der Augsburger Religionsfriede, der das gleichberechtigte Nebeneinander von protestantischen und katholischen Reichsständen festschrieb, war 1555 unter seinem Vorsitz zustande gekommen. Zwei Jahre nach der Abdankung seines Bruders wurde Ferdinand 1558 in Frankfurt a. M. zum Kaiser gekrönt. M. befand sich, wie sein an sachlichem Inhalt sehr armer Text zeigt, in einer gewissen Verlegenheit bei der Suche nach besonders lobwürdigen Taten des Kaisers. Das Lob der Gerechtigkeit (›iustitia‹) in V. 4 wird seinem auf Ausgleich bedachten Wirken gerecht. Daß er sich aber durch Kriegstaten besonders hervorgetan habe (V. 4 u. 6), findet in den geschichtlichen Tatsachen keine Bestätigung. Wohl hatte er Anteil an den Erfolgen des Schmalkaldischen Krieges, aber doch nur als Begleiter und Unterstützer seines kaiserlichen Bruders. Bei seinen kriegerischen Unternehmungen gegen die Türken in den Jahren 1537–1542 war er völlig erfolglos geblieben (vgl. Alfred Kohler, Ferdinand I. 1503–1564. Fürst, König, Kaiser. München 2003, S. 217).

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Mit dem ziemlich dunklen Hinweis auf ›Beutestücke‹, die im Hause Ferdinands ›nach deutschem Brauch‹ aufgehängt seien (V. 5 f.), spielt M. vielleicht auf die Sammlertätigkeit Ferdinands an, insbesondere wohl auf seine Sammlung alter Harnische (vgl. Kohler, a. a. O., S. 123). Mit den ›zwei Trophäen‹ (V. 13) scheinen die Kronen von Ungarn und Böhmen gemeint zu sein.

C–ICR 10 Maximilian II. (1527–1576) wurde schon zu Lebzeiten seines Vaters, Ferdinands I., 1562 zum böhmischen und römisch-deutschen König gekrönt und erlangte ein Jahr später auch die ungarische Krone. Beim Tode seines Vaters (1564) folgte er diesem in der Kaiserwürde. Von Jugend an dem protestantischen Glauben zugeneigt, war er im Reich auf den Ausgleich der konfessionellen Gegensätze bedacht und betrieb in seinen Erblanden eine Politik der Toleranz – wobei ihm aber die notwendige Rücksichtnahme auf übergeordnete dynastische Interessen des Hauses Habsburg, vor allem im Hinblick auf Spanien, enge Grenzen setzte. – Maximilian II. war ein hochgebildeter, an den Wissenschaften, besonders den Naturwissenschaften, interessierter Fürst. An seinem Hof in Wien versammelte er ausgezeichnete Gelehrte aus ganz Europa (vgl. die Hinweise bei Mühlberger, Bildung und Wissenschaft [1992], S. 212–217). Der Hinweis auf des Kaisers hohen Bildungsstand (V. 3 f.) ist das einzige historisch-biographisch konkretisierbare Element in M·s Lobgedicht. Alles andere hätte sich auch von einem beliebigen anderen Kaiser sagen lassen, wurde z. T. auch schon für den Cento auf die Hochzeit von Johannes Olearius (C–OH) verwendet. 2 Flos … virûm] Dieser Teilvers auch C–ICR 1,2 (als Sammelbezeichnung für die habsburgischen Kaiser) und C–OH 21 (zum Lobe des Johannes Olearius). 3–4 Tritonia Pallas … arte] Ebenso C–OH 17 f. (zum Lobe desselben). 11–13 Diese drei Verse ebenfalls schon in C–OH 24–26 (zum Lobe desselben). 14 gentemque togatam] Soviel wie ›Römer‹ (die hier natürlich nur metaphorisch zu verstehende antike Toga als typisches Kleidungsstück des römischen Bürgers).

C–ICR 11 M.s Gedicht auf Kaiser Rudolf II. (zu seiner Biographie s. o., S. 524 f., zu dem Widmungsgedicht) ist an historisch verifizierbarem sachlichen Gehalt

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noch ärmer als die beiden vorangehenden Kaiser-Centonen. Es handelt sich um Herrscherpanegyrik vielseitig verwendbarer Art. 5 Caspia regna] Bei Vergil nicht näher bezeichnete Gebiete am Kaspischen Meer, deren Machthaber, nach der Voraussage des Anchises, eines Tages in Erwartung der Herrschaft des Kaisers Augustus erbeben würden. Vgl. »Daae« V. 7. 6 Morini] Keltischer Volksstamm in Nordfrankreich, an der Straße von Calais. – Maeoticaque unda] Der Maeotische See, heute Asowsches Meer, Inbegriff einer ganz abgelegenen Region. 7 Daae] Skythisches Nomadenvolk an der Ostküste des Kaspischen Meeres. 10 belli á…ñ minis] Bei M. Anspielung auf die immer drohenden Türkenkriege (vgl. das folgende ›Epigramma‹).

C–ICR 12 Mit diesem abschließenden Epigramm kommt M. unter dem Aspekt der stets aktuellen Türkengefahr auf den Anfang der habsburgischen Königsherrschaft im Deutschen Reich unter Rudolfs II. Namensvetter zurück und schließt so Anfang und Ende seines Zyklus auf sehr geschickte und geistvolle Weise zusammen. Seit dem von Kaiser Maximilian II. abgeschlossenen Frieden von Adrianopel (1568) bestand bis 1592 ein Waffenstillstand zwischen den Osmanen und dem Deutschen Reich, für dessen Aufrechterhaltung der Kaiser jährlich eine Tributleistung an den Sultan zu entrichten hatte. 1593 flammte der Krieg mit den Türken wieder auf; 1606 wurde er durch den 20jährigen Waffenstillstand von Zsitva-Torok beendet, den Matthias im Namen Rudolfs II. abschloß. 1 Turcica … Rudolpho] Mit der Herrschaft Sultan Osmans I. (1288– 1326), deren Anfänge in die letzten Jahre Rudolfs I. (gest. 1291) hineinreichten, begann der Aufstieg des Osmanischen Reiches. 4 sceleris … lues] D. h., die Übergriffe der Türken sind auch als göttliche Strafe für die Sündhaftigkeit der Christen zu bewerten. 9–10 Secundus á…ñ secundus] Die Pointe beruht auf einem Spiel mit den beiden Bedeutungen von ›secundus‹: ›zweiter‹ und ›glückhaft‹ / ›erfolgreich‹.

Nicolaus Reusner: In Caesares Austriacos epigrammata Nicolaus Reusner (geb. 2. 2. 1545 Löwenberg / Schlesien, gest. 12. 4. 1602 Jena), Jurist, lateinischer Dichter, Kompilator und Polyhistor, studierte

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nach seiner Schulzeit in Goldberg und Breslau (Elisabeth-Gymnasium) in Wittenberg und Leipzig. 1572 wurde er Rektor des Gymnasiums in Lauingen/Donau. Nach seiner Promotion zum Dr. iur. in Basel 1583 übernahm er eine juristische Professur in Straßburg; 1589 wurde er auf den Lehrstuhl für Jurisprudenz in Jena berufen, den er bis zu seinem Tode innehatte. Von Kaiser Rudolf II. erhielt er am 1. November 1576 die Würde eines Poeta laureatus; 1594 erfolgte die Ernennung zum Comes Palatinus. Als Gelehrter und Kompilator auf vielen Wissensgebieten, aber auch als neulateinischer Dichter hinterließ Reusner eine große Zahl von Publikationen. Die zehn Epigramme Reusners entnahm M. einer 1572 in Leipzig erschienenen Sammlung, in der sie Teil einer Epigrammserie zu 28 Habsburgern sind (unter der Gesamtüberschrift: »Nicolai Reusneri Leorini in Caesares et Exarchos Austriacos Epigrammata«).5 Über die Kontakte M·s zu Reusner ist nichts Näheres bekannt. Im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover finden sich zwei Briefe Reusners an M. aus den neunziger Jahren (MS XLII, 1898, Bl. 8–9). – Lit.: ADB 28 (1889), S. 299–303 (Eisenhart); Killy2 9 (2010), S. 574 f. (Hermann Wiegand); Flood, Poets laureate, vol. 3 (2006), S. 1656–1670 (mit falscher Angabe des Geburtsortes: Lemberg statt Löwenberg). Zu den einzelnen habsburgischen Königen und Kaisern s. o. die Hinweise zu den entsprechenden Texten M. s.

REU 1 3 Tyrigetae, Suevi, Boii] Vermutlich Anspielung auf die Landfriedenseinungen, die Rudolf I. 1278 für Thüringen, 1281 für Franken, die Rheinlande, Bayern und Schwaben durchsetzte. – sociique Boëmi] Herzog Heinrich von Niederbayern war anfänglich mit Ottokar von Böhmen verbündet, schlug sich aber, als Rudolf I. gegen Wien zog (1276), auf dessen Seite.

REU 2 1 Boiariae Mogique Duces] Zwei der rheinischen Kurfürsten, die Albrecht I. 1301 und 1302 unterwarf: der Pfalzgraf bei Rhein (zugleich Herzog von Bayern) Rudolf I. und Gerhard, Erzbischof von Mainz. – Boëmi] Nach dem Tode des letzten Przemysliden, des böhmischen Königs Wenzel III. (1306), beanspruchte Albrecht Böhmen als erledigtes Reichslehen für  5

Imperatorum ac Caesarum Romanorum a C. Iulio Caesare usque ad Maximilianum II. Austriacum breves et illustres descriptiones Nicolao Reusnero et Georgio Sabino auctt. Praeterea Ausonii, Micylli, Ursini in eosdem Caesares brevia et rotunda carmina. Leipzig: Andreas Schneider 1572, S. 207–212. – Diese Publikation habe ich nicht selbst eingesehen. Ich verdanke die Information über die Fundstelle der Reusnerschen Epigramme Herrn Johannes Amann-Bubenik.

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seinen Sohn Rudolf. Dieser wurde mit Zustimmung der böhmischen Stände (unter dem militärischen Druck des Kaisers, der in Böhmen einmarschiert war) böhmischer König, starb aber schon ein Jahr später (1307) – worauf die Stände entgegen bestehenden Vereinbarungen nicht einen seiner Brüder wählten, sondern den Herzog Heinrich von Kärnten, so daß Böhmen für das Haus Habsburg vorerst verloren war. Ein von Albrecht kurz vor seinem Tode unternommener Feldzug nach Böhmen blieb erfolglos. Insofern ist Reusners Lobspruch hinsichtlich der Böhmen nur die halbe Wahrheit. 3 Adolphus] Adolf von Nassau, der von den Kurfürsten vor Albrecht 1292 zum römisch-deutschen König gewählt, 1298 abgesetzt und im selben Jahr von Albrecht in der Schlacht von Göllheim besiegt worden war.

REU 3 3 Boio á…ñ principe] König Ludwig IV., der Bayer, Gegenkönig Friedrichs des Schönen.

REU 4 1 duo … regna] Durch seine Frau Elisabeth, Tochter Kaiser Sigmunds, hatte Albrecht II. Erbansprüche auf Ungarn und Böhmen.

REU 5 3–4 in belli … Praestitit] Wohl Anspielung auf die Rückgewinnung Österreichs 1490 durch Friedrichs III. Sohn Maximilian I. nach dem Tod des Matthias Corvinus. Vgl. Ovid, Tristia 2,169 f.: »Sic adsueta tuis semper Victoria castris / Nunc quoque se praestet […]«

REU 6 3–4 Quis … neget?] Eine größtenteils substanzlose und die historischen Tatsachen geradezu auf den Kopf stellende Lobhudelei. – Venetos] Der Venezianische Krieg (1508–1516) verlief ohne nachhaltigen Erfolg für den Kaiser. – Gallum] Das gleiche gilt für seine kriegerischen Auseinandersetzungen mit den französischen Königen. – Turcas] Ein von Maximilian ständig geplanter Feldzug gegen die Türken kam in seiner Regierungszeit nie zustande. – Sicambros] Umschreibung für das Herzogtum Geldern, einstiges Siedlungsgebiet des germanischen Stammes der Sigambrer bzw. Sugambrer (vgl. Cochlaeus, Brevis Germaniae descriptio [1512], ed. Langosch [1960], S. 66 f.). Es gelang Maximilian I. nicht, die Herrschaft über Geldern zu erlangen, auf das er wegen seiner Heirat mit Maria von Burgund Erbansprüche erhob. Herzog Karl von Geldern konnte die Unabhän-

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gigkeit seines Herzogtums bis zu seinem Tode (1538) behaupten. – Pannonas] Hiermit spielt Reusner auf zwei Erfolge der Politik Maximilians an: die Vertreibung der Ungarn aus den österreichischen Erblanden nach dem Tode des Matthias Corvinus (1490) und die Sicherung der habsburgischen Erbfolge in Ungarn durch die mit Wladislaw II., König von Ungarn, vereinbarte Doppelverlobung der beiden Kinder Wladislaws mit Enkeln Maximilians (1515). – Helvetios] Maximilian erlitt im Schwäbischen Krieg 1499 eine schwere Niederlage gegen die Eidgenossen, mit der Folge, daß die Schweiz faktisch aus dem Reichsverband ausschied.

REU 9 4

patris] Kaiser Ferdinand I. – patrui] Kaiser Karl V.

REU 10 1

patris] Kaiser Maximilian II.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull I. Parodiarum Horatianarum liber primus Unter den drei Veröffentlichungen M·s mit Horaz-Parodien konnte für die Aufnahme in vorliegende Auswahledition die erste, also die ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ (1588), absolute Priorität beanspruchen, da sie die früheste Sammelpublikation von Horaz-Parodien darstellt. Die Beschränkung auf das erste Buch erklärt sich nicht nur aus dem Zwang zur räumlichen Begrenzung; sie läßt sich auch so begründen, daß das zweite Buch überwiegend Parodien anderer Autoren enthält. Ungeachtet der Beschränkung auf das erste Buch hielt ich es doch angesichts der literarhistorischen Bedeutung der Publikation für geboten, dem Leser auch die das Gesamtwerk einleitenden Vorstücke (Paratexte), einschließlich des Parodien-Kapitels aus der Poetik von Scaliger, anzubieten. Anders als in seinen späteren einschlägigen Publikationen, also den ›Parodiarum Horatianarum reliquiae‹ (1589) und den ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596), hat M. in dieser seiner ersten Sammlung mit Horaz-Parodien die Vorlagen nicht mitgeteilt. In dem an den ›wohlmeinenden Leser‹ (›lector benivolus‹) gerichteten Schlußgedicht (Bl. B8r) der ›Parodiarum […] reliquiae‹ äußert er sich dazu wie folgt: »Admoniti nostris Flacci coniunximus odis Carmina, quod factum non fuit ante mihi. Nunc placet, et poterit magis elucescere, cura Materies fuerit qua nova lecta mihi, Qua ratione lyram Venusini tangere vatis Ausa sit et iussam carpere Musa viam.« [»Auf entsprechende Aufforderung hin haben wir unseren Oden die Gedichte des Flaccus hinzugefügt – was ich zuvor nicht getan hatte. Jetzt beliebt es mir so, und es wird die Sorgfalt deutlicher sichtbar werden können, mit der ich einen neuen Stoff ausgesucht habe, auf welche Art und Weise meine Muse es gewagt hat, nach der Leier des Dichters aus Venusia zu greifen und den ihr anbefohlenen Weg zu durchmessen.«]

Es versteht sich, daß bei einer Edition von M·s erster Sammlung von Horaz-Parodien auf die Beigabe der Vorlagen nicht verzichtet werden durfte – womit sich aber sogleich die Frage stellte, auf welche der zeitgenössischen Horaz-Ausgaben dabei zurückzugreifen wäre. Um einen Anhaltspunkt für eine nicht ganz willkürliche Entscheidung zu gewinnen, habe ich die fol-

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genden drei zeitgenössischen Editionen, bei denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestand, daß M. sie benutzt haben könnte, mit der Redaktion der Horaz-Beigaben in den ›Parodiarum […] reliquiae‹ und den ›Novae parodiae‹ verglichen: – Q. Horatius Flaccus: Poëmata. Secundum optimas quasque editiones accuratissimè castigata. Editio haec argumentis singulorum poëmatum certis, tum annotationibus copiosis ac fidelibus locoque iusti commentarii futuris et inventario rerum verborumque locupletissimo instructa est à Guilielmo Xylandro Augustano. Heidelberg: Ioannes Maier 1575. – Q. Horatius Flaccus: Poemata, novis scholiis et argumentis ab Henrico Stephano illustrata. [Genf ca. 1577]. – Q. Horatius Flaccus: Poemata. Illustrata argumentis et castigationibus Georgii Fabricii Chemnicensis. Cum indice adagiorum. Leipzig: Johannes Steinman 1578. Dabei ergab sich folgendes: Den Horaz-Texten der ›Novae parodiae‹ könnte die Edition von Stephanus zugrunde gelegen haben; bei denen der ›Parodiarum […] reliquiae‹ hingegen sprach vieles dafür, daß die Edition Xylanders benutzt wurde. Wegen der zeitlichen Nähe der letztgenannten Sammlung zu den ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ (sie erschien schon ein Jahr später) habe ich mich dazu entschlossen, den von mir hinzugefügten Horaz-Texten die Redaktion Xylanders zugrunde zu legen – ohne mich allerdings sklavisch an sie zu halten, wenn nach dem Wortlaut einer Parodie offensichtlich war, daß M. sich an einer bestimmten Stelle Xylander nicht angeschlossen hatte (zu den betreffenden, nicht zahlreichen Stellen s. meinen Editionsbericht, S. 499) – wie ja ohnehin nicht auszuschließen ist, daß M. mehrere Horaz-Ausgaben zum Vergleich zur Verfügung hatte und bei umstrittenen Lesungen seiner eigenen philologischen Überzeugung gefolgt ist, so wie später auch seine erste Centonen-Sammlung Ergebnis eigener textkritischer Bemühungen in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Editionen war (s. Einleitung, S. LI f.). Zur Stellung der M·schen Horaz-Parodien (vgl. innerhalb dieser Edition auch den Text MML 1) innerhalb der frühneuzeitlichen Geschichte dieser literarischen Gattung s. meine Ausführungen in der Einleitung, S. LVIII– LXV. – Bei den Horaz-Texten beschränke ich mich im folgenden auf knappe Inhaltsangaben, um das Verfahren der parodistischen Umarbeitung durch M. zu verdeutlichen. Für alles übrige sei auf die vorhandene Kommentarliteratur zu Horaz verwiesen. Um eine möglichst leichte und augenfällige Vergleichbarkeit der M·schen Parodien mit den parodierten Vorlagen zu gewährleisten, biete ich beide in Paralleldruck, ebenso die Übersetzungen, die hier, in eckige Klammern eingeschlossen, jeweils unter den dazugehörigen Originaltexten stehen.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Die Vorstücke des Gesamtwerkes der ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ Widmungsgedicht Widmungsempfänger ist Nicolaus Kaas (1534–1594), dänischer Reichskanzler unter den Königen Friedrich II. und Christian IV.6 Mit einem Schreiben an seinen Mäzen Heinrich Rantzau (s. Einleitung, S. XIX f., Anm. 41), datiert Helmstedt, 29. 9. 1589, hatte M. vor Erscheinen der ›Parodiae Horatianae‹ dessen Meinung über die Zweckmäßigkeit einer solchen Widmung erbeten.7 Am 1. 2. 1590 schickte er Rantzau dann ein Exemplar des gerade erschienenen Werkes, einschließlich der beigegebenen ›Sylvae‹, mit der Bitte, es an den dänischen Kanzler weiterzuleiten und seinen Verfasser diesem freundlich zu empfehlen.8 Diese beiden Briefe sind, ungeachtet der poetisch verklausulierten Datumsangabe in den ersten vier Versen des Gedichts an Kaas, ein eindeutiger Hinweis darauf, daß die zwei Bücher der ›Parodiae Horatianae‹ nebst den angehängten ›Sylvae‹ nicht 1588, wie auf der Titelseite angegeben, sondern erst gegen Ende des Jahres 1589, vielleicht auch erst Anfang 1590 erschienen sein können. 1–4 Sexta … meis] Die Urkunde über M·s Berufung an die Universität Helmstedt ist auf den 6. 8. 1583 datiert. Somit wurden diese Verse im Herbst 1588, unter dem Sternzeichen des auf die Waage folgenden Skorpions (24.10.–22.11.), geschrieben bzw. auf dieses Datum hin konzipiert. 9 nostras … aures] = Ovid, Trist. 4,10,49. 25 cultas Palladis artes] Hier als Umschreibung für einen hohen Bildungsstand auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Schulung (Kaas hatte seit 1554 in Wittenberg, Frankfurt a. O. und Löwen studiert). 26 Pylii Nestoris] Nestor, König von Pylos, war einer der griechischen Feldherren, die gegen Troja zogen, damals schon ein alter Mann, berühmt für seine Weisheit und Beredsamkeit.

Iulius Caesar Scaliger: De parodia (Poetik I,42) Ich habe dieses Kapitel aus der Poetik von Scaliger, das M. in voller Länge seinen Horaz-Parodien vorangestellt hat, unübersetzt und unkommentiert gelassen, da für den interessierten Leser eine gute deutsche Übersetzung, mit Erläuterungen und Zitatnachweisen, in Band 1 (1994) von Luc Deitz’ Ausgabe der Scaligerschen Poetik, S. 370–379, leicht greifbar ist. Bei der  6

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S. den Artikel von H. F. Rørdam in: Dansk biografisk lexikon. Bd. 9. Kopenhagen 1895, S. 65–71. Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv, Schleswig: Abt. 127.21, Hss.-Nr. 293 (Kopiebuch Rantzau), S. 662–666, hier S. 664 f. Ebd., S. 688–691, hier S. 688 f.

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Redaktion der griechischen Zitate habe ich mich dankbar an den von Deitz gebotenen verbesserten Versionen orientiert. Sonst folgt die Textgestaltung den für meine Edition insgesamt geltenden Grundsätzen. – Hinsichtlich des Verhältnisses der hier von Scaliger geäußerten Gedanken zu M·s parodistischer Praxis s. meine Hinweise in der Einleitung, S. LXII f.

Hartwig Smidenstedt: Ad Hinricum Meibomium poetam Hartwig Smidenstedt (auch Smidestedt oder Schmidenstedt), geb. 17. 4. 1539 Lüneburg, gest. 31. 7. 1595 ebendort, hatte 1555–1563 in Rostock und Wittenberg studiert (Abschluß 1563 mit dem Magistergrad in Wittenberg). 1568 wurde er von Herzog Albrecht von Preußen auf die Professur für Beredsamkeit an der Universität Königsberg berufen. In gleicher Funktion lehrte er seit 1579 an der Universität Helmstedt bis zu seinem plötzlichen Tode bei einem Verwandtenbesuch in Lüneburg. M. hielt ihm in Helmstedt am 12. November 1595 eine Gedächtnisrede in lateinischen Versen, die noch im selben Jahr im Druck erschien (Oratio de Hartvico Smidensteto. Helmstedt 1595). – Eintrag in M·s Stammbuch, Bl. 49r, vom 1. Januar 1584. – Vgl. S II 4. – Lit.: ADB 31 (1890), S. 700 f. (P. Zimmermann); Zimmermann, Album, S. 425 f.; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 222 f.; BBL (2006), S. 656 (J. Wiesner).

Christoph Caesar: Viro et poetae clarissimo Henrico Meibomio Christoph Caesar, geb. 24. 4. 1540 Eylau (Preußen), gest. 16. 8. 1604 Halle/ S., studierte seit 1558 in Wittenberg, wurde dort zum Magister promoviert und kehrte 1561 in seine Heimatstadt zurück. Dort war er drei Jahre lang Schulrektor. 1564 ging er als Schulmeister zweier Herren von Creutz nach Leipzig und hielt auch Vorlesungen an der dortigen Universität. 1572 übernahm er das Konrektorat des lutherischen Gymnasiums in Halle; seit 1583 war er dort Rektor. Von ihm sind diverse Druckschriften überliefert: eine lateinische Grammatik, Schulprogramme und Gelegenheitsdichtungen (einiges davon Online zugänglich über die Digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek). – Zwei weitere Lobgedichte Caesars auf M. finden sich in M·s ›Agalmata‹ (1597), Bl. A4r–A4v. – Zu einer Trauerschrift zum Tode von Caesars gleichnamigem Sohn (1599) steuerte M. ein sehr schönes Epitaphium bei: Ad […] M. Christophorum Caesarem […] lugentem obitum Filii (1599), Bl. A3v–A4r. – Briefe Caesars an M. im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover: MS XLII, 1875, Bl. 20–39. – Lit.: ADB 3 (1876), S. 686 (Eckstein).

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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P. T. L.: Eidyllion de Henrico Meibomio Die Initialen des Verfassernamens sind sicher aufzulösen zu: Prudentius Talaeus Lemouix (s. o., S. 524, zu dessen Beitrag zu C–ICR). 1 Elmano á…ñ luco] Hier sicher = Helmstedt, wegen angenommener etymologischer Verwandtschaft mit dem Namen des Elms, des Höhenzuges zwischen Helmstedt und Wolfenbüttel. Vgl. M., De origine Helmestadii. In: ders., Opuscula historica varia (1660), S. 539. 4 pavimentis cur, Ericina, tuis] Ericina (= Erycina) ist Beiname der Venus, nach ihrem Tempel auf dem Berg Eryx in Sizilien (vgl. Horaz, Carm. 1,2,33); ›pavimenta‹ wohl zu verstehen als pars pro toto für ›Tempel‹. 6 Iulias] Allegorie der Julius-Universität Helmstedt. 10 Idalis] Venus, von Idalium, Vorgebirge und Stadt auf Zypern mit einem Tempel und heiligen Hain dieser Göttin.

Heinrich Decimator: Váiroñ CLáarissimoñ Henrico Meibomio Über den Verfasser, geb. ca. 1544 Gifhorn, gest. nach 1615, ist nur wenig bekannt. Er war Theologe und soll als Pfarrer in Mühlhausen tätig gewesen sein. Decimator ist auch als Dichter hervorgetreten und besaß die Würde eines Poeta laureatus; Zeitpunkt und nähere Umstände der Dichterkrönung sind nicht bekannt. An seinen ›Poematum libri IV‹ (Leipzig 1596) ist auch M., mit einem Lobgedicht auf den Verfasser (S. 182), beteiligt. Eine kleine Auswahl aus seiner Lyrik findet sich in den Delitiae poetarum Germanorum, Bd. 2 (1612), S. 1080–1082. – Lit.: ADB 4 (1876), S. 791 (Bruhns); Flood, Poets laureate, vol. 2 (2006), S. 432–435. 4 Bolschenii …mei] Heinrich Bolschenius, Dr. iur., zum Poeta laureatus gekrönt von Heinrich Pantaleon am 2. März 1586. Über sein Leben und seine Beziehungen zu Decimator ist nichts Näheres bekannt. Seine Publikationen, soweit bibliographisch erfaßt, erschienen zwischen 1574 und 1600. – Lit.: Flood, Poets laureate, vol. 1 (2006), S. 217 f.

Die Horaz-Parodien PH 1 Horaz, Carm. 1,13, heftige Klage eines Eifersüchtigen gegenüber der von ihm geliebten Lydia, verbunden mit einer Warnung vor der Treulosigkeit ihres Liebhabers, formt M. um zu Vorwürfen Jehovas an die ›Tochter Zion‹, d. h. Jerusalem, das sich einer religiösen Irrlehre hingegeben habe. Als Urheber dieser Irrlehre nennt M. Veiovis, einen altrömischen Gott, der als

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Kommentar

Rachegott mit dem unterweltlichen Jupiter, auch mit Apollo identifiziert wurde. Sein Tempel stand auf dem Kapitol. Es liegt nahe, daß Veiovis als Allegorie auf das Papsttum zu verstehen ist und die ›Tochter Zion‹ als die Christenheit, die vor dem Auftreten Luthers der Papstkirche anhing. Nicht auszuschließen ist allerdings, daß M. an Sektierer gedacht hat, die die reine Lehre des Evangeliums (nach lutherischem Verständnis) in Zweifel zogen.

PH 2 Horaz, Carm. 1,15 ist eine Prophezeiung des Meergottes Nereus an Paris, als dieser gerade des Menelaos Ehefrau Helena auf seinem Schiff nach Troja entführt. Nereus verkündet Paris, daß er mit seiner Untat eine starke griechische Militärmacht herausfordere und diese ihm und seiner Vaterstadt den Untergang bereiten werde. Zeitgeschichtlicher Hintergrund für die Wahl dieses Themas war vermutlich der Kriegszug Octavians, des späteren Augustus, gegen Antonius und Kleopatra, deren Schicksal in dem der beiden mythischen Ehebrecher gespiegelt werden sollte. In M·s Reiner Reineccius (s. Einleitung, S. XV f., Anm. 24) gewidmeter Parodie verkündet der Flußgott der Donau dem Anführer des Ersten Kreuzzugs (1096–1099), Gottfried von Bouillon (um 1060–1100), Herzog von Niederlothringen, der mit seinem Heer donauabwärts zog, welche militärischen Widerstände ihn erwarten. Die Schlußstrophe mündet in einen Ausblick auf den erneuten Verlust des 1099 von den Kreuzfahrern eroberten Jerusalem knapp hundert Jahre später (1187 Eroberung durch Sultan Saladin). – Vgl. HE 31. M.s Text erschien zuerst 1584 als Beigabe zu des Reineccius Editio princeps der Geschichte des Ersten Kreuzzugs von Albert von Aachen (verfaßt in der ersten Hälfte des 12. Jh.s)9: Chronicon Hierosolymitanum. Helmstedt 1584, Appendix, Bl. h3r–h3v. Die Überschrift lautet dort: »Danubii vaticinium de expeditione Hierosolym. Parodia ex Horat. lib. I. Ode XV.« Der Text blieb unverändert bis auf eine Überarbeitung von V. 33; dieser lautete in der Erstfassung: »Irritata diem militiae feret advenis«. M.s Anspielungen auf historische Sachverhalte und Personen aus dem Ersten Kreuzzug fußen zweifellos auf dem von Reineccius edierten Text. Ich benutzte für die Kommentierung die in Anm. 9 genannte Ausgabe von Susan B. Edgington.  9

Der Name des Autors war Reineccius noch unbekannt. Dieser wurde erstmals genannt in der Neuausgabe des Textes durch Jacques Bongars in Bd. 1 von dessen ›Gesta Dei per Francos‹ (2 Bde. Hanau 1611). Vgl. die Hinweise zur Überlieferungs- und Editionsgeschichte in der Einleitung zu der kritischen Ausgabe von S. B. Edgington: Albert of Aachen, Historia Ierosolimitana. – History of the Journey to Jerusalem. Ed. and transl. by Susan B. Edgington. Oxford 2007 (= Oxford medieval texts), S. xxxvii–liv (»Manuscripts«) u. lv-lvii (»Editions«).

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1–2 Princeps á…ñ Belgicus] Gottfried von Bouillon, als Herzog von Niederlothringen. 6 multo impediet Graecia milite] Anspielung auf die Probleme beim Durchzug durch byzantinisches Reichsgebiet. Gottfrieds Weigerung, dem byzantinischen Kaiser Alexios den Lehnseid zu leisten, führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen er von den kaiserlichen Truppen geschlagen wurde. Nachdem er daraufhin den Lehnseid abgelegt hatte, durfte er mit seinem Heer weiterziehen. Vgl. Runciman, Geschichte der Kruzzüge, Bd. 1 (1957), S. 144–148. 8 civeis Alemanniae] Alemanni sind bei Albert von Aachen Schwaben. Vgl. z. B. Hist. Ierosol. I,23 (ed. Edgington, S. 44 f.), III,1 (S. 138 f.) u. IV,47 (S. 322 f.). Es fragt sich, weshalb M. gerade diese Volksgruppe innerhalb des Kreufahrerheeres gegenüber den Franzosen hervorhebt. 21 Sansadoniam] Er war ein Sohn des Königs von Antiochia, das 1098 von den Kreuzfahrern erobert wurde. 22 tumidum Corbana] Corban bzw. Corbahan ist = Karbugha, Fürst von Mossul, Oberkommandierender im Heer des türkischen Sultans. Er wurde in der Schlacht um Antiochia von den christlichen Truppen besiegt (Hist. Ierosol. IV,53; ed. Edgington, S. 330–333). Mit dem Epitheton ›tumidus‹ nimmt M. Bezug auf »Corbahan superbus« bei Albert (Hist. Ierosol. IV,7; ed. Edgington, S. 258 f.). 23 Babylonius] D. h. der König von Ägypten. 24 Brodanque] = Ridwan ibn Tutush, König von Aleppo 1095–1113. – Solyman] Suleyman, der türkische Sultan. 26 Turcopolos] Die Turkopolen waren Hilfskavallerietruppen des byzantinischen Kaisers, deren Mitglieder, wie es hieß, von türkischen Vätern und christlichen Müttern abstammten (vgl. Hist. Ierosol., ed. Edgington, S. 44, Anm. 55). Albert von Aachen beschreibt sie als bösartig und treulos und als Christen nur dem Namen, nicht ihren Taten nach (Hist. Ieresol. V,3; VIII,32).

PH 3 In M·s Vorlage, Horaz, Carm. 1,16, bittet der Sprecher ein Mädchen, seine frühere Geliebte, die er mit Schmähversen gekränkt und gegen sich aufgebracht hat, von ihrem Zorn abzulassen und ihm wieder ihre Gunst zu schenken. Er verspricht, seine Attacken einzustellen und sich nur noch sanftmütig zu erzeigen. – M·s Parodie ist die Rede eines Christen, der in Zerknirschung über seine Sünden, ohne Hoffnung auf das Gesetz und die Wirkung guter Taten (V. 10–12), einzig auf seinen Glauben an Jesus Christus gestützt, diesen um Beistand bittet.

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Kommentar

5–6 Non Agrigentum … Cantaber] Über eine Unterwerfung der Stadt Agrigent (im Altertum Akragas), einer griechischen Gründung im Südwesten Siziliens, durch Kantabrer, eine Völkerschaft in Nordspanien, ist nichts bekannt. Vermutlich liegt eine Verwechslung mit den Karthagern vor, die Agrigent 406 und 255 v.Chr. eroberten. 8 Phalaris] Der Tyrann von Agrigent (6. Jh. v.Chr.), der durch seine legendäre Grausamkeit berüchtigt ist. Er soll seine Feinde in einem hohlen ehernen Stier, der glühend gemacht wurde, zu Tode gepeinigt haben. 17–18 Culpae Manassen … Dedére] Manasse, König von Juda 697–642 v.Chr., stellte den Götzendienst wieder her und ließ die Propheten, die sich dem widersetzten, blutig verfolgen. Lt. 2. Chr. 33,11–16 gab Gott Juda zur Strafe der Eroberung durch die Assyrer preis, und Manasse wurde gefangengenommen und nach Babylon verbracht. In der Gefangenschaft soll er sich eines Besseren besonnen haben. Darauf habe Gott ihn wieder nach Jerusalem zurückkehren lassen, wo er den Götzendienst wieder abschaffte.

PH 4 Horaz, Carm. 1,17 ist eine Schilderung der Vorzüge des Landgutes des Dichters im Sabinerland, verbunden mit einer Einladung an das Mädchen Tyndaris, ihn dort zu besuchen. – Tyndaris wird bei M. zur ›Nymphe Julia‹, Allegorie auf die Pflege der Poesie an der Helmstedter Academia Iulia, das Sabinergut des Horaz zur Wirkungsstätte des Poesie-Professors und Dichters M. an ebendieser Universität. 1 cluentem á…ñ Pelasgiam] Vermutlich die Dichterin Sappho, deren Heimatort Lesbos war, denn ›Pelasgus‹ kann die Griechen allgemein, speziell aber auch die Lesbier bezeichnen (vgl. Ovid, Her. 15,217: »Pelasgida Sappho«). 2 Phoebus] Beiname Apollos, der hier als Schirmherr der Musen angesprochen ist. Hinsichtlich Sapphos vgl. Ovid, Her. 15,181–184. Daß Apollo Helmstedt oft aufsucht, soll natürlich besagen, daß es eine authentische Heimstatt klassischer antiker Bildung sei. 7 ancillae] Die Musen. 8 Bavios á…ñ olenteis] Bavius war ein schlechter Dichter zur Zeit Vergils, ebenso wie der unten, V. 23, genannte Maevius. Durch ihrer beider Nennung bei Vergil, Ecl. 3,90, sind sie als poetische Nichtskönner sprichwörtlich geworden. Zu dem Epitheton »olenteis« vgl. Horaz, Epod. 10,2: »olentem Mevium«. 9 Zoilos] ›Krittler‹ bzw. ›Kritikaster‹, nach Zoilus, einem antiken Grammatiker, der die Dichtungen Homers auf bornierte Weise herabsetzte. Vgl. PH 9,24. 11 Elmanae] ›Elmana‹ ist hier: der Elm (Höhenzug zwischen Helmstedt und Wolfenbüttel). Vgl. PH 8,9, wo »Elmana« = ›Muse des Elm‹.

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16 cornu] ›Füllhorn‹, das unter die Sterne versetzte Horn der Ziege Amalthea als Sinnbild des Überflusses. 18 Delia] Soviel wie ›apollinisch‹ oder ›von Apollo inspiriert‹ (die Insel Delos war sein Geburtsort). 19–20 uno á…ñ Guëlfo] Graf Welf I. (gest. vor 825), der Ahnherr des Welfengeschlechts. 22–23 Rhodopeïus á…ñ sacerdos] Der ›thrakische Priester‹ (von Rhodope, einem Gebirge in Thrakien) ist der Sänger Orpheus (vgl. Vergil, Aen. 6,645: »Threicius á…ñ sacerdos«). 23–24 Cum Maevio nectet á…ñ Iurgia] Wieso ein Orpheus mit einem Maevius (s. o. zu V. 8) Streit anfangen sollte, ist nicht ersichtlich. Vermutlich versteckte, nicht mehr aufzuhellende Bezugnahme auf bestimmte Helmstedter Zeitgenossen. 24 Thrasonem] Inbegriff eines prahlerischen, ruhmredigen Soldaten, nach dem ›Eunuchus‹ des Terenz. Hier sicherlich eine Spitze auf einen zeitgenössischen Militär in Helmstedt, der auf die Dichter nicht gut zu sprechen war.

PH 5 Horaz teilt Maecenas in seinem Carmen 1,20 mit, daß er ihm bei einem Besuch auf seinem Landgut nur schlichten Sabinerwein vorsetzen werde. Diese Ode formt M. zu einem Begleitschreiben um, mit dem er seinem Maecenas, Heinrich Rantzau (s. Einleitung, S. XIX f., Anm. 41), ein Vergil-Cento zum Tode seines Sohnes Friedrich schickt. Friedrich Rantzau, geb. 31. 10. 1537 (vgl. die biographische Notiz in: Genealogia Ranzoviana [1587], Bl. Ev), war 1587 in Frankreich ermordet worden. M.s Cento erschien 1587 oder 1588 auf einem Einblattdruck in Folioformat (o. O., o.Dr., o. J.), von dem bisher nur ein einziges Exemplar, im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, nachgewiesen ist (verzeichnet, mit Hinweisen auf drei Nachdrucke 1588 und 1590, bei Zeeberg, Heinrich Rantzau [2004], S. 164, Nr. 143: Eidyllion Vergilianum in obitum […] Friderici Ranzovii, Henrici f. […]). M. nahm den Text auch in den ersten Band seiner Sammlung von Vergil-Centonen auf: Virgilio-Centones auctorum notae optimae (1597), Bl. R3v–R4v. 2 Mantûs á…ñ plectro] Anspielung auf Vergils Geburtsort Andes bei Mantua (benannt nach der Nymphe Manto, deren Sohn Ocnus die Stadt erbaut haben soll). Vgl. SM 2,5.

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PH 6 Horaz fordert im Carmen 1,21 Mädchen und Knaben auf, das göttliche Geschwisterpaar Diana und Apollo und deren Mutter Latona zu besingen, auch Delos, den Geburtsort Apollos, zu preisen, damit der Gott Krieg, Hungersnot und Seuchen von den Römern und ihrem Princeps fernhalte und auf die Perser und Briten wende. – Bei M. wird daraus eine Aufforderung zum weihnachtlichen Preis des Jesuskindes. 10 Ephratam] Ephrata ist anderer Name für Bethlehem. 15 Maranos] Maranen bzw. Marranen sind spanische und portugiesische Juden, die sich taufen ließen, insgeheim aber ihrem alten Glauben treu blieben und ihn auch praktizierten.

PH 7 Thema von Horaz, Carm. 1,22 ist die Vorstellung, daß ein Mensch, der untadelig lebt und sich von Frevel frei hält, nirgendwo auf der Welt, auch in den ungastlichsten Regionen, etwas zu fürchten habe. Als Beweis führt Horaz an, daß in einem Wald im Sabinerland ein Ungeheuer von einem Wolf vor ihm geflohen sei, als er dort unbewaffnet Lalage, seine Liebste, besungen habe. Dieser letzte Aspekt vor allem wird M. auf den Gedanken gebracht haben, die Ode mit der Rede zu parodieren, mit der der junge David den König Saul zu überzeugen suchte, daß er der richtige Mann sei, den Philister Goliath niederzuringen (1. Sam. 17,34–40). David weist nämlich darauf hin, daß er einen Löwen und einen Bären getötet habe, um die Schafherde zu schützen, die er für seinen Vater hütete. – Zum Thema vgl. C-DG (s. o., S. 13–25). 10–11 hymnum Barbito] König Saul schätzte des jungen Psalmisten Saitenspiel und ließ sich von ihm zur Linderung seiner Schwermut vorspielen (1. Sam. 16,23). 14 HEVILA] Im Alten Testament Name für mehrere Landschaften; hier nicht zuordenbar. 18 ENACI soboles] Ein Riesengeschlecht, Nachkommen des Riesen Enak in Hebron, die sich bei den Philistern niedergelassen haben sollen und zu denen auch Goliath gehörte (Jos. 11,22; 1. Sam. 17,4).

PH 8 Horaz’ Aufforderung an die Muse in Carm. 1,26, seinen Freund Aelius Lamia zu preisen, wendet M. in seiner Parodie dieser Ode auf Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528–1589), den Gründer der Uni-

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versität Helmstedt. An die Stelle der Muse aus Pimpla tritt bei M. die Muse des Elm. 4 Schyticae á…ñ orae] Der Name der antiken Skythen steht hier für irgendein beliebiges fremdartiges Volk am Unterlauf der Donau. 5 Rhoxolanos] In der Antike ein skythischer Stamm in Osteuropa. 9 ELMANA] Anders als in PH 4,11, wo das Wort den Elm selbst bezeichnet, ist es hier offenbar adjektivisch zu verstehen, als ›Muse des Elm‹. 11 Lesbio á…ñ plectro] Anspielung auf Alkaios und Sappho, des Horaz Vorbilder, die beide aus Lesbos stammten.

PH 9 In den ersten beiden Strophen der horazischen Vorlage, Carm. 1,27, ermahnt der Dichter Zechgenossen eines nächtlichen Trinkgelages, Ruhe zu bewahren und keinen blutigen Streit anzufangen. In den Strophen 3 und 4 fordert er einen der Anwesenden auf, den Namen seiner Liebsten zu nennen. Als dieser den Namen nach einigem Zögern genannt hat, äußert der Dichter Bedauern über die wenig Gutes verheißende Wahl, die jener getroffen habe. – M. macht aus der Vorlage eine Ermahnung an die Dichter, unzüchtige Inhalte zu meiden und vorrangig Stoffe aus dem Leben Jesu Christi zu bearbeiten. 11 Natus supremi á…ñ parentis] Jesus Christus. 22 Momus] In der griechischen Mythologie Gott des Spottes und des Tadels. Bei den Dichtern der Frühen Neuzeit Sinnbild eines übelwollenden Tadlers und Kritikasters, ebenso wie Zoilus (V. 24). 24 Zoilus] S. o. zu PH 4,9.

PH 10 In Carm. 1,29 äußert Horaz Verwunderung gegenüber einem Iccius, daß dieser sich, obwohl gerade noch mit Philosophie beschäftigt, entschlossen habe, an einem Kriegszug gegen die Araber, in der Hoffnung auf reiche Beute, teilzunehmen (ein solcher fand statt 26/25 v.Chr. unter der Leitung des Aelius Gallus, Statthalters von Ägypten). – Offenbar war es der Name des Adressaten, der M. dazu inspirierte, die Vorlage zu einer Invektive gegen den prominenten Luther-Gegner Johannes Eck (1486–1543) umzuformen. Mit seiner Polemik knüpft M. an Mutmaßungen der Zeitgenossen an, daß Eck sich in seinen theologischen Verlautbarungen im Hinblick auf seine guten Beziehungen zu Jakob Fugger (1459–1525) von persönlichen Gewinninteressen habe leiten lassen. In Stellungnahmen zu wirtschaftsethischen Fragen hatte sich Eck nämlich schon früh für eine Lockerung des kanonischen Verbotes des Zinsnehmens ausgesprochen und sich damit

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Kommentar

dem Verdacht ausgesetzt, theologischer Handlanger des Großkapitals seiner Zeit, vornehmlich des Hauses Fugger in Augsburg, zu sein (vgl. Iserloh, Johannes Eck [1981], S. 22). Schon in der 1520 unter Pseudonym erschienenen Satire ›Eccius dedolatus‹, deren Verfasser höchstwahrscheinlich Willibald Pirckheimer (1470–1530) war, wurde hierauf Bezug genommen (vgl. Pirckheimer, Eccius dedolatus [1983], S. 14 f., 48 f., 58 f.). vor 1 scorti Babylonici] Die ›babylonische Hure‹ (nach Offbg. 14,8), im Sprachgebrauch Luthers die römische Kirche. Vgl. PH 14,6–7.20–21; MML 5,15.

PH 11 Horaz ruft in Carm. 1,32 die Lyra an, ihm ein Lied einzugeben, so wie dem Lesbier Alkaios, der auch unter widrigen Umständen, die Krieg und Schifffahrt mit sich brachten, den Wein, die Musen und die Liebe besungen habe. – M. richtet seinerseits seine Rede an den Vergil-Cento, jene Gattung lateinischer Dichtung, die er in den Anfangsjahren seiner poetischen Produktion vornehmlich kultiviert hatte. vor 1 à Proba Falconia inventum] Die Römerin Faltonia (!) Betitia Proba (geb. ca. 320) schrieb wahrscheinlich in den 60er Jahren des 4. Jh.s einen christlichen Vergil-Cento in ca. 700 Versen: einen Abriß der Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zum Erlösungswerk Christi anhand biblischer Vorgaben des Alten und Neuen Testaments. Die Feststellung, daß sie die Gattung des Vergil-Centos erfunden habe, ist nach heutigem Wissensstand nicht haltbar. Abgesehen davon, daß der ›Cento nuptialis‹ ihres Zeitgenossen Ausonius ungefähr gleichzeitig, vermutlich in den 60er Jahren des 4. Jh.s, entstanden ist, verfaßte schon um 200 n.Chr. Hosidius Geta eine ganz aus Vergil-Versen zusammengesetzte Tragödie ›Medea‹ (überliefert in der Anthologia Latina). – Lit.: S. o., Einleitung, S. XLV, Anm. 15. 7–8 Sive … fusum] Nach Ovid, Met. 6,22: »sive levi teretem versabat pollice fusum«. 9–11 Pindarum … Macrum] Natürlich eine rein fiktive Liste der Autoren, von denen M. annahm, daß eine gebildete Römerin sie gelesen haben müßte. – Variumque] Lucius Varius Rufus, Dichter der augusteischen Zeit, befreundet mit Vergil und Horaz. Von seinem Werk sind nur Fragmente überliefert. – Catulum] = Catullum; die ungewöhnliche Schreibweise hier zweifellos mit Rücksicht auf das Versmaß, das in der zweiten Silbe eine Kürze verlangt. – Macrum] Hier könnten zwei Dichter des 1. Jh·s v. Chr. gemeint sein, die oft miteinander verwechselt wurden: Aemilius Macer oder Licinius Macer Calvus. Von beider Werk haben sich nur Fragmente erhalten.

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PH 12 Horaz, Carm. 1,34 ist die Darstellung eines Bekehrungsvorgangs. Das Erlebnis eines Donnerschlags aus heiterem Himmel, der für ihn das alle Naturgesetze durchbrechende Wirken Jupiters unter Beweis stellte, hat den Dichter bewogen, sich von der Philosophie Epikurs, der er bis dahin angehangen hatte, abzuwenden. – Bei M. wird daraus die Entscheidung eines Menschen, der sein Leben oberflächlich und leichtfertig verbracht hat, dieses nunmehr der Buchgelehrsamkeit zu widmen, mit der Aussicht, von dem hierfür zuständigen Gott Apollo, der in M·s Parodie an die Stelle Jupiters getreten ist, mit glänzendem Ruhm und Wohlstand belohnt zu werden. 5–6 sagittifer … incolens] Apollo. – Cyrrhae cacumen] Der Parnassus, der Apollo und den Musen heilige Berg, an dem die Stadt Delphi (mit dem berühmten Apollo-Orakel) lag; Kirrha war die Hafenstadt von Delphi. 10 invisae á…ñ Balthidos] Balthis ist als Name für die Ostsee in der neulateinischen Literatur verbreitet. Das sachlich hier schwer erklärbare Epitheton ›invisa‹ (›feindselig‹ oder ›verhaßt‹) wurde wohl ohne besondere Aussageabsicht aus der Vorlage übernommen.

PH 13 An dieser Stelle präsentiert M. eine Horaz-Parodie des niederländischen Dichters Janus Lernutius (geb. 15. 11. 1545 Brügge, gest. 29. 9. 1619 ebendort). Lernutius, der zum Freundeskreis von Janus Dousa und Justus Lipsius gehörte, studierte in Gent, Antwerpen und Löwen. Nach Aufenthalten in Frankreich und Italien kehrte er 1574 in seine Vaterstadt zurück, wurde dort 1576 Ratsmitglied und nahm daneben noch andere Funktionen in städtischen Diensten wahr. Auf einer Reise wurde er 1587 von Soldaten der englischen Garnison in Ostende gefangengenommen, anschließend nach England gebracht und dort bis 1592 in Gefangenschaft gehalten. Bei deren Beendigung kehrte er wieder nach Brügge zurück. – 1579 hatte Lernutius in Antwerpen unter dem Titel ›Carmina‹ eine Sammlung seiner Gedichte veröffentlicht, für die er 1581 von Kaiser Rudolf II. geadelt wurde. Die Horaz-Parodie ›Ad bonam valetudinem‹, geschrieben im ersten Halbjahr 1577 aus Anlaß einer Erkrankung von Justus Lipsius (vgl. V. 29), der sich dafür am 13. Juni 1577 brieflich bei Lernutius bedankte10, entnahm M. dieser Sammlung (dort auf S. 55 f.). Unter den Parodien zum zweiten Oden-Buch des Horaz nahm M. noch zwei weitere Texte von Lernutius auf (bei uns PH 26/27); ein weiterer (Parodie auf Horaz, Carm. 4,3) findet sich in dem in unserer Edition nicht berücksichtigten Buch II von M·s ›Par10

Iustus Lipsius, Epistolae. Pars I: 1564–1583. Cura A. Gerlo. […]. Brüssel 1978, S. 187–189, hier S. 188.

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odiarum Horatianarum libri duo‹ (hier S. 48 f.). – Lit.: Biographie nationale, Bd. 11. Brüssel 1890–1891, Sp. 631–638 (L. Roersch); Combruggen, Janus Lernutius (1955); ders., Lernutiana (1959); Justus Lipsius (1547–1606), een geleerde en zijn Europese netwerk (2006), S. 44–51; Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands, Bd. III,1 (1933), S. 230–239. In Carm. 1,35 ruft Horaz die Göttin Fortuna an, daß sie die i. J. 26 v.Chr. geplanten Heerfahrten der Römer gegen die Britannier und die Araber beschützen möge. – Lernutius macht daraus einen Appell an die als Göttin personifizierte ›gute Gesundheit‹, doch bald den erkrankten Justus Lipsius wieder genesen zu lassen. 1 dites á…ñ insulas] Soviel wie ›insulae Fortunatae‹: ›Inseln der Seligen‹ (Elysium). 4 Charontis] Charon ist der Fährmann, der die Seelen der Verstorbenen gegen ein Entgelt über den Unterweltfluß übersetzt. 5 veste molli umbrata genas] Vgl. Statius, Thebais 7,244 f.: »defenditur atra veste genas«; Silvae 3,4,79: »umbratusque genas«. 12 Hesperium á…ñ aequor] Der Atlantik. 15 lictor] Bei den alten Römern ein Beamter, der dem Magistrat die Fasces (Rutenbündel) mit dem Beil vorantrug und an Personen, die der Magistrat verurteilt hatte, die Strafe des Auspeitschens mit den Ruten vollzog. 17 Lubentia] = Libentia, bei den Römern Personifikation der Fröhlichkeit und des Vergnügens. 21 Liber] Bei den Römern der Weingott, identifiziert mit Bacchus. 21–22 stirps Uraniae á…ñ Hymen] Der Hochzeitsgott, Sohn der Muse Urania (vgl. Catull 61,2). 24 Iapeti] Hier nicht der Gigant Iapetus, sondern der biblische Japhet, ein Sohn Noahs, der, nach 1. Mos. 10,2 ff., Stammvater der europäischen und nordasiatischen Völker war. 30–31 abditae Antiquitatis occupatum] Anspielung auf des Lipsius Studien zu Literatur und Kultur der römischen Antike. 34–35 barbara á…ñ Aetas] Das Mittelalter. 36 magister] Der mittelalterliche Gelehrtenstand, der über keine klassische Bildung verfügte und die Zeugnisse des Altertums, sofern er sich überhaupt mit ihnen befaßte, nur verdarb.

PH 14 Horaz, Carm. 1,37 ist ein Fest- und Freudengesang auf den Tod Kleopatras im August 30 v.Chr., der den Sieg Octavians, des späteren Augustus, in Ägypten vollkommen machte. – Bei M. wird die ägyptische Königin, das »fatale monstrum« (›todbringende Ungeheuer‹) in der Sicht des Horaz (V. 21), zur babylonischen Hure, d. h. zur Personifikation der katholischen

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Kirche nach lutherischem Verständnis. Die Überschrift, mit der dazu aufgefordert wird, Gott um Hilfe gegen das Reich des Antichrist, d. h. hier des Papstes, anzurufen, scheint nicht recht zur Ode selbst zu passen, in der ja eigentlich die vom Papst repräsentierte Herrschaft der ›baylonischen Hure‹ sogar in Italien (vgl. V. 16 f.) als bereits erledigt erklärt wird. 6–7 BABYLONICA Pellex] S. o. zu PH 10,vor 1. 13 verbi] Das von Luther wieder zur Geltung gebrachte Wort Gottes, mit dem die Herrschaft Christi über die Kirche wiederhergestellt wurde (V. 14– 17). 30–32 Summis dynastis … molesto á…ñ labore] Soll wohl heißen, daß sie (die römische Kirche) die weltlichen Fürsten zwang, auch unter belastenden Umständen für sie tätig zu sein.

PH 15 Aus des Horaz Bekenntnis zu einsamem Weingenuß in festlichem, jedoch schlichtem Schmuck im Schatten des Weinlaubs (Carm. 1,38) wird bei M. ein Aufruf im Sinne der Lehre Luthers, die Verehrung Gottes nicht mit äußerlichen Zurüstungen bewerkstelligen zu wollen, sondern ganz auf die Wirkung des Glaubens aus reinem Herzen auch bei größter Sündenlast zu vertrauen.

PH 16 Die erste Ode des zweiten Buches von Horaz’ Carmina ist an C. Asinius Pollio (76 v.Chr. – 5 n.Chr.), einen römischen Politiker, Historiker und Dichter, adressiert. Thema ist das Entstehen der ›Historiae‹ des Asinius, einer Geschichte der Bürgerkriege der Jahre 60–42 v.Chr., von der sich nur Fragmente erhalten haben. – M. widmet seine Parodie einem Historiker seiner Zeit: Petrus Gnodalius, Verfasser einer Geschichte des Bauernkrieges (›Seditio repentina vulgi, praecipuè rusticorum, anno M. D.XXV. […] exorta‹), die 1570 in Basel erschienen war (deutsche Übersetzung, ›Der Peürisch und Protestirende Krieg‹, ebd. 1573). Über die Person des Gnodalius ist nichts bekannt. 13 Neglecta … Suëvicis] Diese etwas dunkle Andeutung scheint auf den Aufstand der Bauern gegen den Fürstabt von Kempten zu zielen, den Gnodalius (Seditio repentina, S. 13 ff.) als zweites Beispiel für seine Auffassung anführt, daß nicht etwa die Lehre Luthers, wie altgläubige Autoren behaupteten, den Anstoß für den Bauernkrieg gegeben habe, sondern vielmehr die unmäßige Bedrückung der Bauern durch ihre Herrschaften: »Et immoderatam subditorum oppressionem quidem motus Rusticani potius causam

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Kommentar

quam Evangelii praedicationem fuisse, quilibet aequus rerum aestimator facilè vel inde intelligit, quod […]« (S. 12).

PH 17 Horaz preist in Carm. 2,2 zwei Zeitgenossen für ihre keinerlei Habsucht verratende Haltung: C. Sallustius Crispus (Großneffe und Adoptivsohn des Historikers) schätze das Silber nur als maßvoll angewandtes Material für Gebrauchsgegenstände, nicht als Bestandteil eines geizig vergrabenen Schatzes; C. Proculeius (er gehörte zum Freundeskreis des Augustus) habe seinen Reichtum großzügig mit seinen Brüdern geteilt. Lobt Horaz Großzügigkeit und Freisein von Habsucht an Privatpersonen, so preist M. in seiner Parodie standhaften Freimut und schonungslose Offenheit eines Geistlichen im Anprangern und Verdammen sündhaften Verhaltens. Sein Adressat ist einer der beiden Söhne des Theologen Martin Chemnitz bzw. Chemnitius (über ihn s. Einleitung, S. XIII, Anm. 7), die er von 1573 an als Hauslehrer in Braunschweig unterrichtet hatte. Paul Chemnitz (geb. 18. 5. 1566 Braunschweig, gest. 1614 ebendort) war Domherr und Stiftsbibliothekar des Stiftes St. Blasien in Braunschweig. Über eine Tätigkeit als Kanzelprediger, mit der er, nach diesem Gedicht zu urteilen, auch hervorgetreten sein muß, war nichts in Erfahrung zu bringen (vgl. Staude, Einige bedeutsame Nachkommen der Familie Chemnitz [1986], S. 333). 1 Eliae] Elias, der große israelitische Prophet des frühen 9. Jh.s v.Chr., bekämpfte energisch, in Opposition zu König Ahab und dessen Frau Isebel, den Kult des Gottes Baal. 5 Elisaeus] Elisa, der Schüler und Nachfolger des Elias. 17 Micheam] Der Prophet Micha, der, als Ahab, der König von Israel, ihn und andere Propheten fragte, ob es ratsam sei, gegen die Syrer in den Krieg zu ziehen, als einziger abriet, mit dem Hinweis, daß ihm (Micha) durch göttliche Eingebung bekannt sei, daß aus den Propheten, die zugeraten hätten, ein falscher Geist gesprochen habe. Ahab mißachtete Michas Warnung vor einer Niederlage, ließ ihn gefangensetzen und unternahm den Feldzug gegen die Syrer, bei dem er den Tod fand (1. Kön. 22,1–40; 2. Chr. 18,1–34). 19–21 falsis á…ñ uti Vocibus] Nämlich jemand fälschlich als Propheten oder Mann Gottes zu bezeichnen, der keiner ist.

PH 18 Horaz erklärt in Carm. 2,4 einem Xanthias, der eine Sklavin liebt, daß es keinen Grund gebe, sich dessen zu schämen, und begründet dies mit einigen Beispielen aus der Mythologie. Jene Sklavin stamme ja auch aus einem

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vornehmen Geschlecht. Zudem sei sie von so ansprechendem Äußeren, daß sie auch für Horaz selbst von Interesse sein könnte, wenn er noch jung genug wäre. Aus der Sklavin wird bei M. die Poesie. Sich der Liebe zu dieser nicht zu schämen, ermahnt er Kai Rantzau, einen Sohn seines Mäzens Heinrich Rantzau (s. Einleitung, S. XIX f., Anm. 41). Kai Rantzau, geb. 9. 8. 1562, war zu dieser Zeit Propst (»praepositus nec non Canonicus«) in Hamburg (Genealogia Ranzoviana [1587], Bl. E2r). 5–6 Movit Augustum … Maronis] Augustus nahm an den Dichtungen Vergils lebhaften Anteil und ließ sich vom Dichter aus ihnen vorlesen. 7–8 Lusit … Rhetor] Cicero (er ist aus Arpinum gebürtig) hat auch Gedichte geschrieben, von denen aber nur Fragmente überliefert sind. – medio in triumpho] D. h., als er über den Verschwörer Catilina gesiegt hatte (s. nächste Strophe). 9–12 Callidae … exsul] Cicero hatte 63 v.Chr. die Pläne Catilinas zu einem gewaltsamen Umsturz aufgedeckt und ihn gezwungen, außer Landes zu gehen. 14 Parnassi á…ñ sub umbris] Parnassus ist ein Apollo und den Musen heiliger Berg; an ihm liegen Delphi und der kastalische Quell.

PH 19 Horaz gibt einem Freund namens Septimius in Carm. 2,6 zu verstehen, daß es ihn nicht in ferne Länder ziehe, sondern daß er sich als Alterssitz Tibur (bei Rom) wünsche oder auch, falls das Schicksal ihm dies nicht gönne, die mit Fruchtbarkeit und einem milden Klima gesegnete Gegend um Tarent. – M·s Parodie entfernt sich hier sehr weit von der gedanklichen und sprachlichen Struktur der Vorlage; diese bildet gewissermaßen nur einen punktuell genutzten Raster für einen sich ihr nur schlecht fügenden Stoff: ein Lob der von M. vor allen anderen verehrten Dichtern Vergil und Horaz. 10 Dircaei á…ñ Poëtae] Der dirkäische (= thebanische) Dichter ist Pindar (nach Horaz, Carm. 4,2,25). 23 herba] D. h. mit dem Dichterlorbeer.

PH 20 Die mit zweifelhaften Lobsprüchen begründete Absage an die Treueschwüre einer Hetäre in des Horaz Carm. 2,8 formt M. zu einer Huldigung an Jesus Christus um.

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PH 21 Verfasser dieser wie auch der übernächsten (PH 23) Horaz-Parodie ist Dr. med Franz Hildesheim, lat. Hildensaemus (geb. 12. 10. 1551 Küstrin, gest. 1614 Berlin), Arzt, Historiker und Dichter. Hildesheim studierte in Frankfurt a. O., Wittenberg und Leipzig und war nach dem Erwerb des Magistergrads für zwei Jahre Schulrektor in Küstrin. 1574–1580 studierte er Medizin in Wien und an italienischen Universitäten. Nach einem Aufenthalt in Straßburg und Reisen nach Paris und London wurde er 1584 Professor primarius für Medizin in Königsberg und ein Jahr später Leibarzt des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode auch bei dessen Nachfolgern Joachim Friedrich und Johann Sigismund inne. – Lit.: ADB 12 (1880), S. 410 f. (H. Breßlau; W. Scherer); Beck / Henning (Hrsg.), Brandenburg. Biograph. Lexikon (2002), S. 179 f. (Rolf Winau). M. fand diese Horaz-Parodie Hildesheims wie auch die als übernächster Text (PH 23) folgende in dessen 1586 in Berlin erschienener Sammlung von Jugendgedichten: Franciscus Hildensaemus, Neanica. Ubi: Musae exules. Manipulus carminum. Lacrymae. Aves Cypriae. Religio tragoedia. Der Text steht hier, mit anderem Strophenschema, in der Abteilung ›Manipulus carminum‹, auf Bl. G3r–G3v, unter der Überschrift »Ad Persium, ut ab amoribus desinat. Parodia. Horat. lib. II. Ode IX.«, mit einer Abweichung in V. 3 gegenüber dem Abdruck M·s (s. hierzu den Zeilenkommentar). Zwei weitere Horaz-Parodien Hildesheims finden sich in dem in unserer Edition nicht berücksichtigten Buch 2 von M·s ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ (hier S. 38 u. 41 f.). Des Horaz Ermahnungen an C. Valgius Rufus, sich nicht allzu sehr der Trauer über den Tod seines Freundes Mystes hinzugeben (Carm. 2,9) münzt Hildesheim um zu Vorwürfen an einen gewissen Persius, daß er zu rückhaltlos ein Mädchen namens Mixe liebe. 1 Iris] Göttin des Regenbogens. 3 Triones] Der Originaldruck 1586 hat dafür die Lesart »Tritones«. M·s Abänderung zu »Triones« erfolgte offensichtlich bewußt, mit Rücksicht auf das Metrum des dritten Verses der alkäischen Strophe, in die »Tritones« wegen der Länge der ersten Silbe an dieser Stelle nicht hineinpaßt. Inhaltlich ergeben beide Lesarten einen akzeptablen Sinn. Tritonen sind Meergötter, die mit dem Getön ihrer Muschelhörner das Meer beruhigen, aber auch in Wallung versetzen können (zu letzterem vgl. Ovid, Amores 2,11,27). Unter »Triones« versteht man die nördlichen Sternbilder des Großen und Kleinen Bären, die hier als Verursacher von schlechtem Wetter angesprochen sein könnten.

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7 Sylvani] Silvanus ist der römische Gott des Waldes. 10 Mixen] Zu Herkunft und Bedeutung dieses Mädchennamens, gewählt sicher wegen der Klangähnlichkeit mit dem Mystes der Vorlage, ließ sich nichts ermitteln. 13 Philla] In der antiken Mythologie ist von einer Philla, die den Liebesgott Cupido bzw. Amor geliebt haben soll, nichts bekannt. 15–16 errantem noverca Hippolitum] Phaedra, die Gattin des Theseus, verliebte sich in ihren Stiefsohn Hippolytus, der mit Vorliebe als Jäger in den Wäldern umherschweifte. 16 Dryades puellae] Hildesheim dachte hier sicher an Seneca, Hippolytus 782–784. 19–20 auriti triumphos Anseris] Anspielung auf die Gänse, die einst mit ihrem Geschrei in Rom das Kapitol gerettet haben. 20 Polypum madentem] Rätselhafte Anspielung, vielleicht auf Ovid, Met. 4,366 ff. oder Halieut. 31 ff.? 21 Runcumque vatem] Runcus ist offenbar Latinisierung des deutschen Wortes ›Runks‹, das einen groben, ungehobelten, flegelhaften Menschen bezeichnet (s. DWb 14,1521). Offenbar Invektive gegen irgendeinen zeitgenössischen Dichter, den der Verfasser geringschätzt. 23–24 Intraque cancellos … clatris] Kaum mehr zu erhellende Anspielung auf irgendeinen zeitgeschichtlichen Sachverhalt (Dichter, die im Gefängnis saßen?).

PH 22 Der Adressat dieser Parodie, Daniel Hofmann bzw. Hoffmann (geb. 1538 Halle, gest. Oktober oder November 1611 Wolfenbüttel), hatte an der Universität Helmstedt seit ihrer Gründung eine Professur für Ethik und Dialektik inne. 1578 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1579 Kirchenrat und erhielt 1588, nach dem Tode Tilemann Heshusens, dessen Lehrstuhl als Professor primarius der Theologie. Ab 1597 wurde er mit der Veröffentlichung von Kampfschriften, die sich gegen die seiner Meinung nach in Helmstedt dominierende und die Stellung der Theologie untergrabende aristotelische Metaphysik richteten, zum Urheber des nach ihm benannten ›Hofmannschen Streits‹. Hofmann unterlag aber und wurde 1601 vom Herzog entlassen, nachdem er zum Widerruf und zur Abbitte an den Kanzler Jagemann und an Johannes Caselius, den führenden Humanisten der Universität, gegen den sich seine Polemik hauptsächlich gerichtet hatte, verurteilt worden war. 1603 durfte er, in materielle Not geraten, an die Universität zurückkehren, fand aber kaum noch Anklang bei der Studentenschaft und zog sich nach einigen Jahren wegen einer Erkrankung nach Wolfenbüttel zurück. – Unter dem Datum 20. März 1579 hat sich Hofmann in M·s Stammbuch (Bl. 11v) eingetragen. – Lit.: ADB 12 (1880), S. 628 f. (Heppe);

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Kommentar

NDB 9 (1972), S. 404 (Franz Lau); Zimmermann, Album, S. 374 f.; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 118 f.; Friedrich, Die Grenzen der Vernunft (2004); ders., Zwischen ›Späthumanismus‹ und ›Standeskultur‹ (2001). Horaz ermahnt in Carm. 2,11 einen gewissen Quinctius Hirpinus, sich durch Befürchtungen eines vielleicht von entfernten Völkern geplanten Krieges nicht um den Genuß der angenehmen Seiten des ohnehin schnell vergehenden Lebens bringen zu lassen. – M. fordert den (lutherischen) Christen dazu auf, Anfeindungen von Seiten der Zwinglianer oder des Papstes mit Gelassenheit zu begegnen und in Frömmigkeit auf Christi Beistand zu vertrauen. 1 Cinglianus mobilis] Ob hiermit ein bestimmter Zeitgenosse angesprochen wurde, ließ sich nicht klären. – Papa] Papst zur Zeit der Veröffentlichung der ›Parodiarum libri duo‹ war Sixtus V. (1585–1590). 7 vivacis senectae] = Silius Italicus, Punica 6,587.

PH 23 Vorlage auch dieser Horaz-Parodie Hildesheims (s. o. zu PH 21) war dessen Gedichtsammlung ›Neanica‹ (1586). Sie steht hier, ebenfalls in der Abteilung ›Manipulus carminum‹, auf Bl. G2r–G2v, unter der Überschrift »In Arcadem. Parodia. Horat. lib. 2. carm. 13.« (mit anderem Strophenschema). Textliche Abweichungen des Nachdrucks sind nicht zu verzeichnen. – Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschlossen, diese wüste Polemik Franz Hildesheims gegen einen ihm mißliebigen Dichter unübersetzt und unkommentiert stehen zu lassen. Nicht nur, daß der aktuelle Bezug dieser Parodie auf Horaz, Carm 2,13 (Betrachtungen des Lyrikers aus Anlaß gerade glücklich überstandener Todesgefahr) gänzlich unbekannt ist: das Gedicht enthält viele Passagen und Anspielungen, die nur den eingeweihten Zeitgenossen voll verständlich sein konnten und den heutigen Übersetzer vor die mißliche Aufgabe stellen, dem Leser etwas sinnfällig machen zu müssen, was sich ihm selbst nicht erschlossen hat.

PH 24 Des Horaz Carm. 2,15 ist eine Klage über die Verdrängung landwirtschaftlich genutzter Flächen durch ökonomisch unnütze, nur dem Luxus dienende private Gartenanlagen und über die sich darin aussprechende Mißachtung der Grundsätze der Alten, für die eine ästhetisch ansprechende Gestaltung von Gemeingut wie öffentlicher Profanbauten und Göttertempel wichtiger war als der damals ohnehin auf schlichte Formen beschränkte Privatbesitz. Klagt Horaz über das Vordringen des privaten Luxus, so M. über das Überhandnehmen von Zank und Hader in seiner Zeit, damit zweifellos auf die konfessionellen Gegensätze anspielend.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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PH 25 Horaz berichtet in Carm. 2,19, daß er den Gott Bacchus in einer fernen Felsgegend gesehen habe, wie er Nymphen und Satyrn seine Lieder lehrte, und dadurch selbst zu bacchischem Gesang inspiriert worden sei. Bei M. wird Bacchus zu Christus, der ihn zu religiösen Gesängen begeistert. In seinen ›Novae parodiae‹ (1596), Bl. B4v–B6r (Ad Phoebum), hat er dieselbe Vorlage nochmals parodiert. – Eine Parodie dieser Horaz-Ode, in der ebenso wie in vorliegendem Text Bacchus durch Christus ersetzt wird, schrieb schon ca. 50 Jahre früher der Franzose Jean Salmon Macrin; der 1540 im Druck erschienene Text wird zitiert bei Schmitz, Die Parodie antiker Autoren (1993), S. 79 f. 3 Umbrasque] Die Seelen der in den Himmel aufgenommenen Verstorbenen. 10–12 Coetusque … iussa] Vgl. Apg. 2,1–4. 13–14 crimen … retectum] Vgl. Mat. 15,7–9. 29 Cerberus] Der Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, als Sinnbild des Teufels. 31–32 beatos … momordit] Vgl. 1. Mos. 3,15.

PH 26 Auch diese Parodie von Lernutius (s. o. zu PH 13) – wie PH 25 auf Horaz, Carm. 2,19 – entnahm M. dessen 1579 in Antwerpen erschienenen ›Carmina‹; sie steht dort auf S. 13 f., als »Carm. XVII.« in der Abteilung »Ocelli«, wie hier ohne Überschrift, mit einer Abweichung in V. 17: »tigrides« statt »tigridum«. 3 Fratresque á…ñ ludibundos] Amoretten: kleine Knaben mit Pfeil, Bogen und Köcher, die gewissermaßen Vervielfältigungen des Gottes Amor darstellen. 13 parentis á…ñ Amathusidos] Venus hier mit dem Beinamen der ›Amathusierin‹, nach Amathus, einer Stadt an der Südküste von Zypern, wo es einen berühmten Aphrodite-Tempel gab. 14–16 partaque Tropea … pertinaces] ›Trophäe‹ bzw. ›Siegeszeichen‹ in ironischem Sinne: Es handelt sich nämlich um eine Schande seines Hauses, den Ehebruch seiner Gattin Venus mit Mars, der dem Schmiedegott Vulkan (hier unter seinem Beinamen ›der Schmelzer‹) von dem Sonnengott Helios (hier unter dem Namen seines Geschlechts, der Titanen) gemeldet worden war. Um sich zu rächen, fertigte Vulkan Fesseln, fein wie Spinnweben, und brachte sie auf seinem Ehebett unsichtbar an. Als Venus und Mars sich bei seiner (diesmal nur vorgetäuschten) Abwesenheit wieder einmal auf dem Bett zum Liebesspiel niederlegten, schlossen sich die Fesseln so fest um sie

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zusammen, daß sie kein Glied rühren konnten. Vulkan lief nun herzu und rief die Götter an, auch ihrerseits herbeizukommen und sich von der Schandtat seiner Ehefrau zu überzeugen. Die männlichen Götter kamen nun in Vulkans Wohnung (die weiblichen hatte Scham zurückgehalten) und brachen bei dem Anblick, der sich ihnen bot, in das sprichwörtlich gewordene Homerische Gelächter aus. Die Geschichte findet sich bei Homer, Od. 8,266–327. 18 Ceteque] Seltener Plural von ›cetus‹. Vgl. Vergil, Aen. 5,822: »immania cete«. 19 Gradivum] ›Gradivus‹ (›der Voranschreitende‹) ist Beiname des Mars. 21–22 Gigantum … fugatam] Die Giganten (›Söhne der Erde‹), Riesen mit Schlangenfüßen, wollten den Olymp erobern und Jupiter verjagen, wurden von diesem aber mit Blitzen getötet. 22–23 tela … tollis] Das ›Aufheben‹ der von Jupiter (hier unter der Namensform Diespiter) gegen die Giganten geschleuderten Blitze durch Amor bzw. Cupido ist hier wohl nur allegorisch zu verstehen. 25 tauro] Anspielung auf den Stier, als der Jupiter sich der Europa näherte. 26 auro] Anspielung auf den Goldregen, als der sich Jupiter zu der in einem oben offenen Turm eingesperrten Danae herabließ. 26 cygnum] Anspielung auf Jupiters Liebschaft mit Leda, bei der er die Gestalt eines Schwans angenommen hatte. 28 Satyrum] Antiope hatte sich Jupiter als Satyr gefügig gemacht. 29 bruta tellus] = Horaz, Carm. 1,34,9. 32 Hecate patriusque Pluto] Nach einer Sagenversion war Hekate, eine gespenstische unterweltliche Göttin, die Tochter von Jupiter und Ceres. Da Pluto Jupiters Bruder ist, wäre er danach also ihr Onkel väterlicherseits.

PH 27 Diese Buch 1 der ›Parodiae Horatianae‹ abschließende Parodie auf Horaz, Carm. 2,20 entnahm M. wiederum den ›Carmina‹ (1579) des Lernutius (s. o. zu PH 13). Sie findet sich dort auf S. 34 f. als »Carm. XLII.« der Abteilung »Ocelli«, wie hier ohne Überschrift. Der Originaldruck enthält zwei Druckfehler, die von M. verbessert wurden: 6 Persephones] Persephone 24 Linquitur] Liquitur

In der an Maecenas gerichteten Ode beschreibt Horaz seine Erwartung ewigen Überdauerns und weltweiter Ausdehnung seines Sängerruhms nach seinem Tode – im Bilde des singenden, die fernsten Gefilde im Fluge erreichenden Schwans, in den er sich verwandelt sieht. – Lernutius greift das Motiv einer über die Grenzen des Irdischen in himmlische Sphären

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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vordringenden Erhebung auf und überträgt es von der Macht des Sängerruhms auf die der Liebe. 2 uniformis] Korrespondiert dem »biformis« bei Horaz; bei Lernutius aber bezogen auf die Zweiheit von Leib und Seele, aus der sich die Seele gelöst hat, um nun allein, in ihrer eigenen Gestalt (in diesem Sinne »uniformis«) durch den Himmel zu fliegen. 6 Persephones] Persephone (lat. Proserpina) war, als Gattin Plutos, die Herrin der Unterwelt. 7–8 Parca … nostrum] Mit der Verwendung des sehr seltenen Verbs ›occare‹ in V. 7 wird auf einen bekannten Vers aus der Anthologia Latina (792,2R) angespielt, in dem die Funktion der drei Parzen, der Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden spinnen und abschneiden, beschrieben wird: »Clotho colum baiulat, Lachesis trahit, Atropos occat.« – »Klotho hält den Rocken, Lachesis zieht den Faden, Atropos schneidet ihn ab.« 17 coeli septa Quiritium] Gemeint ist die Region des Planeten Mars. ›Quirites‹ (gewöhnlich: ›die Römer‹) ist hier als Ableitung von Quirinus zu verstehen, dem Namen, der Romulus, dem sagenhaften Gründer und ersten König Roms, nach seiner Auffahrt in den Himmel beigelegt wurde. Romulus aber war ein Sohn des Mars, so daß ›Quirites‹ hier soviel wie ›Abkömmlinge des Marssohns‹ bedeutet. 18 Gratiarum] Die Grazien, Göttinnen der Anmut, hier als Begleiterinnen oder Gespielinnen der Venus. 19 Cyprius] Zu verbinden mit ›Cypris‹ bzw. ›Cypria‹, ›die Zyprerin‹ = Venus, weil Zypern eine Hauptstätte ihres Kultes war. 20 Diones] Dione ist anderer Name der Venus. 25 Lux] Hier als Kosewort, soviel wie etwa ›mein Leben‹ oder ›mein Augapfel‹.

II. Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae Mit dieser Dichtung, einer seiner frühesten, feierte M. im Namen der ›Kirche Jesu Christi‹, die er als Sprecherin einführt, das Erscheinen der Konkordienformel, der letzten Bekenntnisschrift der evangelisch-lutherischen Kirche, mit der, nach langjährigen Verhandlungen, die nach dem Tode Luthers aufgetretenen Lehrstreitigkeiten zwischen orthodoxen Lutheranern und Philippisten ausgeräumt werden sollten. An der Abfassung des Textes war M·s früher Förderer Martin Chemnitz (s. Einleitung, S. XIII) neben dem Tübinger Theologen Jakob Andreä (1528–1590) maßgeblich beteiligt. Die Konkordienformel erschien, als Bestandteil der im ›Konkordienbuch‹ versammelten Bekenntnisschriften, am 25. Juni 1580, zum 50. Jahrestag der Augsburgischen Konfession, in Dresden (VD 16: K 1992). In dem der ›Parodia Terentiana‹ angehängten kleinen Gedicht setzt M. das Erschei-

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nungsdatum vier Tage später an, indem er es auf den Tag Peter und Paul (29. Juni) datiert. Sollte M. damit nicht einfach ein Irrtum unterlaufen sein, so meinte er vielleicht den Tag des Jahres 1580, von dem an das Konkordienbuch im Helmstedter Buchhandel angeboten wurde. Die Wahl von Terenz-Komödien als Vorlage für einen parodierenden Text ist äußerst ungewöhnlich. Innerhalb von M·s poetischem Gesamtwerk, soweit bislang bibliographisch erschlossen, ist keine weitere Terenzparodie nachweisbar. Mir ist auch kein anderer neulateinischer Autor bekannt, der sich auf diesem Feld betätigt hätte. Parodiert werden von M. einzelne Verse oder Verspartien (maximal vier aufeinanderfolgende Verse) aus allen sechs Komödien des Terenz. Etliche Verse sind gänzlich unverändert übernommen. Nur an einer einzigen Stelle (V. 90) werden nach Art der Centonendichtung zwei Teilverse aus Terenz miteinander kombiniert. Von den 99 Versen des Werkleins sind 56, verändert oder wörtlich, aus Terenz übernommen; die übrigen sind Eigenschöpfungen des Verfassers.

Widmungsgedicht Das im Versmaß Horazischer Epoden (Wechsel von jambischem Trimeter und jambischem Dimeter) abgefaßte Widmungsgedicht ist an Würdenträger zweier Klöster adressiert. – Die Reichsabtei St. Ludgeri in Helmstedt, ein Benediktinerkloster, das auch nach der Einführung der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, als nur dem deutschen König und Kaiser unterstehende Einrichtung, auf der Grundlage des alten Glaubens bestehen blieb, stand in enger Verbindung mit der Reichsabtei Werden a. d. Ruhr. Beide Klöster wurden von dem in Werden amtierenden Abt geführt. Jakob Pasman (Passmann), gebürtig aus Xanten, wurde von Werden nach Helmstedt entsandt und ist hier als Propst seit 1568 nachweisbar. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode am 5. Oktober 1586 inne. Der Abt Heinrich Duden räumte ihm weitreichende Freiheiten in der Gestaltung des kirchlichen und klösterlichen Lebens ein, nachdem Pasman ihm mitgeteilt hatte, daß das Kloster innerhalb seines protestantischen Umfeldes nur schwer nach katholischen Grundsätzen zu führen sei. Persönlich war Pasman der Reformation zugeneigt. Dies läßt auch M·s in den ›Sylvae‹ (S II 1) abgedruckter Nachruf auf Pasman erkennen (vgl. hier V. 7–10 u. 13), der unter anderen Voraussetzungen schwerlich geschrieben worden wäre. – Zu Pasman s. Stüwer, Die Reichsabtei Werden (1980), S. 448 f. Zur Person von Melchior Reichards, nach M·s Angaben Propst des 1568 evangelisch gewordenen Zisterzienserklosters Marienthal bei Helmstedt, war nichts in Erfahrung zu bringen. Dem Abt des Klosters, Caspar Schosgius (Schosgen), hatte M. im selben Jahr 1580 seinen Vergil-Cento auf den Kampf zwischen David und Goliath gewidmet.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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Parodia Terentiana de Formula concordiae 17–23 Nam plurimi … eventurum mali] M. denkt hier zweifellos an den Widerstand der Reformierten, gegen die sich die Konkordienformel hauptsächlich richtete. Einflußreichster Gegner der sich mit den Arbeiten an der Konkordienformel verbindenden konfessionellen Abgrenzungen war unter den Reichsfürsten der Pfalzgraf Johann Casimir, der 1577 einen Konvent der reformierten Kirchen von Frankreich, England, Polen, Ungarn und der Kurpfalz einberief, auf dem eine Aktion beschlossen wurde, »die die Verurteilung der Reformierten durch die Konkordienformel verhindern sollte« (Koch, Konkordienformel [1990], S. 480). Dieses Vorhaben blieb erfolglos. Allerdings hat die Konkordienformel keineswegs in allen der Augsburgischen Konfession zugehörigen Regionen des Reiches Zustimmung erfahren; die Kirchen von Hessen, Zweibrücken, Anhalt, Pommern, Holstein und zwanzig Reichsstädte verweigerten ihre Zustimmung. 66 Sioniam á…ñ pacem] Vgl. Ps. 122,7.

De Formula concordiae die Petri et Pauli Apostolorum publicata Das Epigramm wurde von M. in die ›Sylvae‹ aufgenommen (dort S I 30), nit einer kleinen Änderung in V. 3: »habet casus« wurde durch »inest facto« ersetzt. Der Überschrift wurde die Datumsangabe »anno Christi 1580« hinzugefügt.

III. Parodia ad Catulli Faselum Catulls im Versmaß des jambischen Trimeter purus abgefaßtes Carmen 4 auf den Werdegang eines Schiffes, das nun ausgedient hat und an einem abgeschiedenen Uferstück eines Sees allmählich verfällt, war schon im Altertum Objekt parodistischer Nachahmung: mit dem pseudovergilischen ›Sabinus ille, quem videtis, hospites‹ der Appendix Vergiliana (hier Catalepton 10). Unter den neulateinischen Autoren des 16. Jahrhunderts entwickelte sich ein auffälliges, in der Phase des Späthumanismus immer reger werdendes Interesse an einer parodistischen Bearbeitung dieses Catull- Textes. Die, soweit heute bekannt, frühesten Produkte dieser Art lieferten die Italiener Giorgio Anselmi (gest. 1528)11 und Pierio Valeriano (1477–1558)12. 11

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In P. Virgilii opera (Libellus ille, quem videtis, hospites). – Erstdruck in: Giorgio Anselmi, Epigrammaton libri septem. Parma 1526. Vgl. Julia Haig Gaisser, Catullus and his renaissance readers. Oxford 1993, S. 266–269 (mit Zitat und Übersetzung des Textes S. 266 f.) u. 397, Anm. 36. Venator ille, quem videtis, Naides. – Erstdruck in: Pierii Valeriani Hexametri Odae et et Epigrammata. Venedig 1550, Bl. 65v–66v. Vgl. Gaisser, Catullus and his renaissance readers (wie Anm. 11), S. 399, Anm. 49.

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In dem der Parodie gewidmeten Kapitel seiner Poetik lieferte Scaliger 1561 ein Beispiel für diese Gattung mit einer ebendiesen Catull-Text parodierenden Polemik gegen seinen literarischen Gegner Etienne Dolet (s. o., S. 59 f.). 1579 brachten die beiden miteinander befreundeten Niederländer Victor Giselinus (1539–1591)13 und Janus Lernutius (s. o. zu PH 13) unter dem Pseudonym Sixtus Octavianus eine ›Phaselus Catulli‹ betitelte Sammlung von Parodien zu Catulls Carmen 4 heraus.14 Sie enthält insgesamt 11 Parodien verschiedener Autoren, darunter, neben den Herausgebern selbst, Iulius Caesar Scaliger und Paul Schede Melissus; einige davon hatte schon Henricus Stephanus in seinen ›Parodiae morales‹ (1575) abgedruckt.15 Es folgen philologische Anmerkungen zu einigen Texten, sodann noch Parodien zu Catull 57 (Pulcre convenit inprobis cinaedis) und 3 (Lugete, o Veneres Cupidinesque) und zu Horaz, Carm. 3,9 (Ad Lydiam) und 1,35 (Ad Fortunam). Eingeleitet wird das Buch mit zwei theoretischen Texten über die Parodie von Iulius Caesar Scaliger16 und Henricus Stephanus17. Ein unbekannter Herausgeber ließ 1593 in Lyon eine um einige Texte erweiterte Neuausgabe des ›Phaselus Catulli‹ erscheinen.18 Als M. 1596 seine Parodie auf Catull 4 im Anhang seiner ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ herausgab, war dieses Feld also schon 13

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Zu seiner Biographie s. Nationaal Biografisch Woordenboek. Bd. 11. Brüssel 1985, Sp. 278–284; Julia Haig Gaisser, Catullus. In: Catalogus translationum et commentariorum. Medieval and renaissance Latin translations and commentaries. Annotated lists and guides. Vol. 7. Editor in chief: Virginia Brown; associate editors: Paul Oskar Kristeller and F. Edward Cranz. Washington, DC 1992, S. 197–292, hier S. 281 f. Phaselus Catulli et ad eam, quotquot exstant, parodiae. Cum annotationibus doctissimorum virorum. Accesserunt alia quaedam eiusdem generis, edita à Sixto Octaviano. York: Ioannes Marcantius 1579. Der Name des Druckers ist wahrscheinlich ebenfalls ein Pseudonym, da ein solcher in York nicht nachweisbar ist. Ausführliche Beschreibung des Druckes bei Henri van Combruggen, Lernutiana. Brüssel 1959 (=Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België. Klasse der Letteren 21.1959, Nr. 3), S. 4–11; vgl. auch Gaisser, Catullus and his renaissance readers (wie Anm. 11), S. 280–283. Henricus Stephanus, Parodiae morales H. Stephani, in poetarum vet. sententias celebriores, totidem versibus Gr. ab eo redditas. […]. Centonum veterum et parodiarum utriusque linguae exempla. [Genf]: Henricus Stephanus 1575, Tl. 2, S. 171. – S. dazu auch die Liste bei Gaisser, Catullus and his renaissance readers (wie Anm. 11), S. 397 f., Anm. 36, in der die schon bei Stephanus gedruckten Texte durch Sternchen gekennzeichnet sind. Auszug aus dem einschlägigen Kapitel seiner Poetik. Auszug aus einem Text in: Henricus Stephanus (Hrsg.), Homeri et Hesiodi certamen, nunc primum luce donatum. Matronis et aliorum parodiae, ex Homeri versibus parva immutatione lepidè detortis consutae […]. [Genf:] Henricus Stephanus 1573, S. 71–76. Phaselus Catulli et ad eam quotquot exstant parodiae, cum annotationibus doctissimorum virorum. Accesserunt, praeter alia eiusdem generis, quae Sixtus Octavianus edidit, Claudii Verderii Lusus, De artificio epigrammatis disquisitio, et Epigrammata quaedam partim ex Graeco translata. Lyon: apud Thomam Soubron, excudebat Stephanus Servain 1593.

B. Parodien auf Horaz, Terenz und Catull

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reichlich beackert worden. Das Interesse, anhand des berühmten Catull-Gedichts parodistische Kreativität zu entfalten, war aber damit unter den späthumanistischen Autoren noch lange nicht erschöpft, denn 17 Jahre nach M·s Tod gab der bekannte schlesische Jurist, Historiograph und neulateinische Dichter Nicolaus Henel (1582–1656)19 nochmals eine ParodienSammlung ›Phaselus Catulli‹20 heraus, die mit der ersten, von Giselinus und Lernutius veranstalteten allerdings nicht mehr viel gemein hatte. Aus dieser wurden nur einige Parodien auf Catull 4 entnommen, unter Wegfall aller Beigaben, und der Textbestand wurde auf insgesamt 50 Parodien erweitert. Viele der zahlreichen neu hinzugekommenen Texte stammen von schlesischen Autoren; Andreas Senftleben (1602–1642)21 steuerte einen Anhang mit ›Notae philologicae‹ bei. M.s Parodie auf Catull 4 ist die polemische Lebensbeschreibung eines evangelischen Geistlichen, der seinem Glauben untreu geworden und in die Dienste der Papstkirche getreten ist. Die Identität dieses Geistlichen ließ sich nicht ermitteln; es handelt sich aber gewiß um jemanden, der in Niedersachsen beheimatet war, entweder in Braunschweig oder in Wolfenbüttel (durch beide Städte fließt die in V. 8 genannte Oker). Dieser Jemand hat in Wittenberg und wahrscheinlich (Hinweis auf die Ostsee in V. 9) in Rostock Theologie studiert. In Hildesheim (es liegt an dem in V. 13 genannten Fluß Innerste22) und in Goslar (es liegt an der ebd. genannten Gose) hat er offenbar als Pfarrer gewirkt, bevor er sich dem katholischen Glauben anschloß. Ob die Hinweise auf Italien (V. 18), Latium (V. 24) und den Tiber (ebd.) auch einen Wechsel des Wohnsitzes dieses Renegaten andeuten sollen oder nur als Hinweise auf das administrative und geistliche Zentrum des Katholizismus zu verstehen sind, muß offen bleiben. – Vgl. hierzu M·s Polemik ›In Malleum Iesuitam‹ in den ›Novae parodiae‹ (1596), Bl. C6r (Parodie auf Horaz, Epod. 4). Diese richtet sich zweifellos gegen den Jesuiten-Pater Johannes Hammer (geb. 1547 Goslar, gest. 1606 Hildesheim)23, der, 1566 in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, in Würzburg Theologie studiert hatte und am Jesuitenkolleg in Heiligenstadt tätig war, bis er 1591 als Rektor an das Collegium in Hildesheim berufen wurde. Da der in der Catull19 20

21 22

23

Vgl. Killy2 5 (2009), S. 260 f. (Klaus Garber). Phaselus Catulli et ad eundem Parodiarum à diversis auctoribus scriptarum decades quinque. Quibus accesserunt in eum ipsum Phaselum Notae philologicae Andreae Senftlebii. Ex bibliothecâ Nicolai Henelii ICti. Leipzig: typis Gregorii Ritzschens, impensis verò Johannis Lischkii 1642. Vgl. ADB 34 (1892), S. 30 f. (Markgraf). Vgl. die Hinweise auf diesen Fluß in M.s Gratulationsgedicht für den Hildesheimer Bürgermeister Sebastian Treschow: Clarissimo, consultissimo amplissimoque viro, Dn. Sebastiano Treschovio, I. U. D. et Consiliario Guelfio, de consulari dignitate in republicâ Hildesiensi nuper auspicatò ei tributâ gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612, Bl. A2r–A2v. Vgl. Paul Bahlmann, Herm. Josema’s (i. e. Joh. Hammer’s) Praedicanten-Latein. In: Centralblatt für Bibliothekswesen 10 (1893), S. 271–275.

564

Kommentar

Parodie angegriffene katholische Pfarrer nach M..s Angaben in Goslar und Hildesheim tätig war, liegt die Vermutung nahe, daß er in irgendeiner Beziehung zu dem Hildesheimer Jesuiten-Rektor Hammer stand. Der Text des Catull-Gedichts, den ich M·s Parodie gegenübergestellt habe (die Übersetzungen stehen wie in dem Abschnitt mit den Horaz-Parodien jeweils darunter), folgt dem Abdruck in M·s ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹, wo er ebenfalls in Paralleldruck beigegeben ist. Obwohl die Redaktion M·s keinerlei textkritische Probleme aufwirft, habe ich seinen Text vorsorglich mit drei zeitgenössischen Catull-Ausgaben verglichen: denen von Antonius Muretus (1562), Achilles Statius (1566) und Joseph Scaliger (1577). Daraus ergab sich nur eine einzige für unseren Zusammenhang brauchbare Beobachtung. Von den drei Herausgebern hat nur einer, Muretus nämlich, die von M. gewählte Schreibung ›faselus‹ (bei Statius und Scaliger: ›phasellus‹). ›Faselus‹ ist nicht das einzige Catull-Gedicht, das M. parodiert hat; vgl. S II 5;9;15. 1 Lupercus] M. gab dem Abtrünnigen den Namen des Gottes, dem im alten Rom das Fest der Luperkalien geweiht war. Der Name hängt etymologisch mit ›lupus‹ (›Wolf‹) zusammen – und allein auf diesen einen Aspekt dürfte es M. angekommen sein: Dieser wohlerzogene und gut ausgebildete Theologe war von Anfang an ein ›Wolf im Schafspelz‹. Als »Luperci« bezeichnet M. auch die Jesuiten in SM 12,3. 18 Lycaoni Italo] Der Papst wird hier mit dem Namen des mythischen arkadischen Königs Lykaon belegt, der Menschenopfer darbrachte und von Jupiter in einen Wolf verwandelt wurde (Ovid, Met. 1,209–239). 27 Tyranne … Daemonis] Ebenfalls der Papst, als Verkörperung und Werkzeug des Teufels.

C. Vermischtes I. Sylvarum libri Zum Titel Unter ›Silvae‹ bzw. ›Sylvae‹ (meist in dieser Schreibung bei neulateinischen Autoren) versteht man seit der Antike eine bunte Sammlung von Gedichten, die ihre Entstehung verschiedenen Anlässen oder Gelegenheiten verdanken. Das große Urmuster aller solcher Gedichtsammlungen sind die aus fünf Büchern bestehenden ›Silvae‹ des römischen Dichters P. Papinius Statius (1. Jh n.Chr.). ›Silva‹ ist hier (wie griech. ὕλη) nicht als ›Wald‹ im landläufigen Sinne, sondern als ›Holz‹, im übertragenen Sinne von ›flüchtig bearbeitetes Material‹, zu verstehen. Von zentraler Bedeutung für das Verständnis des Begriffs ist die folgende Stelle (10,3,17) in den ›Institutiones oratoriae‹ Quintilians: »Diversum est huic eorum vitium, qui primo decurrere per materiam stilo quam velocissimo volunt et sequentes calorem atque impetum ex tempore scribunt: hanc silvam vocant. Repetunt deinde et componunt quae effuderant.« »Entgegengesetzt ist der Fehler, den diejenigen machen, die zunächst alles, was das Thema enthält, mit dem Schreibstift so schnell wie möglich durcheilen wollen und der Wärme und dem Schwung des Augenblicks folgend schreiben. Das so Gewonnene nennen sie ihren Rohstoff. Sie nehmen dies dann wieder vor und bringen ihren Erguß in Ordnung.«24

Auf die im Begriff ›silva‹ mitschwingende Bedeutung des Ungeordneten, bunt Zusammengewürfelten zielt die Polemik des Aulus Gellius (2. Jh. n. Chr.) in der Vorrede (Praef. 5–6) zu seinen ›Noctes Atticae‹ gegen Schriftsteller, die allerlei ungeordnetes Material unter dem Titel ›Silva‹ anböten: »Nam quia variam et miscellam et quasi confusaneam doctrinam conquisiverant, eo titulos quoque ad eam sententiam exquisitissimos indiderunt. Namque alii ›Musarum‹ inscripserunt, alii ›Silvarum‹ […]«25 24

25

M. Fabius Quintilianus, Institutionis oratoriae libri XII. – Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Hrsg. u. übers. von Helmut Rahn. 2. Tl. 2., durchges. Aufl. Darmstadt 1988 (= Texte zur Forschung 3), S. 502–505. Aulus Gellius, Noctes Atticae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit P. K. Marshall. Vol. 1. Oxford 1991 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis), S. 1 f.

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Kommentar

[»Denn weil sie sich einen mannigfaltigen, bunt gemischten und gleichsam untereinandergemengten Wissensstoff zusammengesucht hatten, setzten sie auch in diesem Sinne besonders gesuchte Überschriften dazu. Einige gaben ihren Werken nämlich den Titel ›Musen‹, andere ›Wälder‹ (…)«]

In dem kleinen, der Gattung ›Sylvae‹ gewidmeten Abschnitt, mit dem Scaliger in seiner Poetik (1561) die Besprechung einzelner Spielarten der Gelegenheitspoesie einleitet (lib. 3, cap. 99), werden diese beiden Aspekte des Begriffs zusammengeführt: »Poematia ergo quaedam, ut docet Quintilianus, subito excussa calore sylvas nominarunt veteres vel a multiplici materia vel a frequentia rerum inculcatarum vel ab ipsis rudimentis; rudia namque poemata et sane effusa postea castigabant.« »Bestimmte kleinere Gedichte also, die aus einer unvermuteten Erhitzung des Gemüts hervorgegangen waren, wurden, wie Quintilian lehrt, von den Alten Silven (sylvae) genannt – entweder nach der Vielfalt der Stoffe oder nach der Mege der Dinge, die man in sie hineinstopfte, oder nach ihren ungefügen Ursprüngen: Die formlosen Gedichte, die tatsächlich einen spontanen Erguß darstellten, wurden nämlich erst später verbessert.«26

Dem schließt sich 1624 Martin Opitz in der bekannten Stelle im fünften Kapitel seines ›Buches von der Deutschen Poeterey‹ an, in der er auch die für die deutsche Literatur der Frühen Neuzeit maßgebliche Übersetzung von ›sylvae‹ mit ›Wälder‹ eingeführt hat: »Sylven oder wälder sind nicht allein nur solche carmina/ die auß geschwinder anregung vnnd hitze ohne arbeit von der hand weg gemacht werden/ von denen Quintilianus im dritten Capitel des zehenden buches saget: Diuersum est huic eorum vitium, qui primùm decurrere per materiam stylo quàm velocissimo volunt, & sequentes calorem atque impetum ex tempore scribunt: Hoc syluam vocant; vnd wie an den schönen syluis die Statius geschrieben zue sehen ist/ welche er in der Epistel für dem ersten buche nennet libellos qui subito calore & quadam festinandi voluptate ipsi fluxerant: sondern/ wie jhr name selber anzeiget/ der vom gleichniß eines Waldes/ in dem vieler art vnd sorten Bäwme zue finden sindt/ genommen ist/ sie begreiffen auch allerley geistliche und weltliche getichte/ als da sind Hochzeit- vnd Geburtlieder/ Glückwündtschungen nach außgestandener kranckheit/ item auff reisen/ oder auff die zuerückkunft von denselben/ vnd dergleichen.«27

Entsprechend ließ Opitz in den Ausgaben seiner lyrischen Werke vermischte Gedichte der geschilderten Art seit 1625 unter der Überschrift ›Poetische Wälder‹ erscheinen.28 Barockdichter wie Paul Fleming (1609– 1640) oder Christian Gryphius (1649–1706) haben diesen Sprachgebrauch bei der Betitelung eigener Lyrik-Sammlungen übernommen und befestigt. 26

27

28

Iulius Caesar Scaliger, Poetices libri septem . – Sieben Bücher über die Dichtkunst. Bd. 3. Hrsg., übers., eingel. u. erläut. von Luc Deitz. Stuttgart – Bad Cannstatt 1995, S. 62 f. Martin Opitz, Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Studienausgabe. Hrsg. von Herbert Jaumann. Stuttgart 2002 (= Universal-Bibliothek 18214), S. 32 f. Vgl. Martin Opitz, Weltliche Poemata. 1644. Zweiter Teil. Hrsg. Von Erich Trunz. Tübingen 1975 (= Deutsche Neudrucke, Reihe Barock 3), S. 5*.

C. Vermischtes

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Wenn ich den Titel der Meibomschen ›Sylvae‹ in meiner Übersetzung nicht mit dem neutralen ›Silven‹29, sondern mit ›Poetische Wälder‹ wiedergegeben habe, so liegt darin natürlich ein gewisser Anachronismus – allerdings ein nur sehr gemäßigter, da M. noch am Leben war, als Opitz seine epochemachende Programmschrift veröffentlichte und diese ihrerseits in ebender späthumanistischen Geisteswelt wurzelt, aus der die Werke M·s hervorgegangen sind. Bestimmte Prinzipien bei der Anordnung der Gedichte (etwa nach Gattungen, Themen oder nach der Entstehungszeit) sind weder im ersten noch im zweiten Buch von M·s ›Sylvae‹ auszumachen. Beide Bücher bieten ein vom Autor zweifellos so gewolltes bunt gemischtes Allerlei. Sicher nicht wenige der in den beiden Büchern der ›Sylvae‹ versammelten Gedichte sind bereits früher an verstreuten Stellen erschienen. Soweit ich frühere Drucke habe ausfindig machen können, sind sie bei den einzelnen Gedichten vermerkt.

Widmung Die Brüder Levin und Johannes von der Schulenburg, Angehörige eines in der Altmark (Burg Beetzendorf) beheimateten Adelsgeschlechts, Söhne des Werner von der Schulenburg (1541–1581), wurden am 7. Dezember 1586 in Helmstedt immatrikuliert (Zimmermann, Album, S. 62, Nr. 7/8). Hier nicht weiter interessierende Daten zum weiteren Werdegang von Levin (1571–1614) und Johannes (1572–1611) findet man bei Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der Schulenburg. Bd. 2. Salzwedel 1847, S. 227–230 (Nr. 99) u. 236 (Nr. 103). Über die Person des dritten Widmungsempfängers, Sigismund Othman aus Breslau, der in der Helmstedter Matrikel nicht verzeichnet ist, war nicht das Geringste in Erfahrung zu bringen. Das »DD.« am Ende der Widmungsadresse ist Abkürzung der üblichen Widmungsformel ›Dat (Donat) Dedicat‹.

Liber I. S I1 Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg (geb. 15. 10. 1564 Schloß Hessen bei Wolfenbüttel, gest. 20. 7. 1613 Prag) trug seit 1566 den Titel eines Postulierten Bischofs von Halberstadt. 1589, ein Jahr nach der Drucklegung von M·s ›Sylvae‹, trat er die Nachfolge seines am 3. Mai 29

So der Übersetzer der Scaligerschen Poetik: wie Anm. 26, S. 63.

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Kommentar

1589 verstorbenen Vaters Julius an. – Der Vergleich des Herzogs mit Herkules (vgl. auch C–ICR 7,7) erinnert an die Herrscherpanegyrik französischer Humanisten, die den in der Frühen Neuzeit (in Anlehnung an Lukians ›Herakles‹) aufgekommenen Mythos eines ›Hercules Gallicus‹ auf die französischen Könige anwendeten (s. hierzu meine Ausgabe von Lemnius, Bucolica [1996], S. 199 f.). Merkmal dieses französischen Herkules ist die unwiderstehliche Macht seiner Beredsamkeit, nicht körperliche Kraft und Gewandtheit, die M. in seinem Anagramm zum Lobe des Herzogs einzig hervorhebt. – Weitere Gedichte auf Heinrich Julius: S I 4; 29.

S I2 Jakob Monavius, eigtl. von Monau, Angehöriger eines schlesischen Adelsgeschlechts (geb. 4. 2. oder 6. 12. 1546 Breslau, gest. 6. 10. 1603 ebenda), Jurist, hatte seit 1562 dreizehn Jahre an den Universitäten Leipzig, Frankfurt a. O., Wittenberg, Heidelberg, Tübingen, Jena, Padua und Genf studiert. 1575 kehrte er als überzeugter Calvinist nach Breslau zurück und lebte dort als Privatgelehrter, bis er 1590 Rat des Herzogs von LiegnitzBrieg wurde – wobei er jedoch seinen Wohnsitz in Breslau beibehielt. Er genoß in der gelehrten Welt seiner Zeit, mit der er durch einen ausgedehntenen Briefwechsel in Verbindung stand, hohes Ansehen, obwohl er kaum etwas publiziert hatte. – 1595 beteiligte sich M. an einer Gedichtsammlung zu Ehren des Monavius bzw. seiner Devise (»Ipse faciet«) mit drei Beiträgen, darunter zwei Horaz-Parodien: Symbolum Iacobi Monawi, IPSE FACIET (1595), S. 13, 377 f. u. 379 f. – Eine Horaz-Parodie ›Ad Iacobum Monavium‹ (nach Carm. 1,5) nahm M. in seine ›Novae parodiae‹ (1596) auf (Bl. A7r). – Als M. mit der Konzeption seiner zweiten, 1600 erschienenen Sammlung von Vergil-Centonen (›Centonum Virgilianorum tomus alter‹) beschäftigt war, unterstützte ihn Monavius durch die Beschaffung der Centonen der Capilupi (s. o., Einleitung, S. LIII). – Lit.: Adam, Vitae Germanorum iureconsultorum (1620), S. 389–391; ADB 22 (1885), S. 162 f. (Schimmelpfennig); Pusch, Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter, Bd. 3 (1988), S. 96 f. 1 IOVA] Offenbar als Kontraktion von Jehova bzw. Abwandlung von Jahwe, den im Deutschen üblichen Wiedergabeformen des vierbuchstabigen hebräischen Gottesnamens, in Anlehnung an Iovis = Iuppiter (vgl. SM 29,12; MML 1,6; LC 1,5).

C. Vermischtes

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S I3 Hermann Tulichius, eigtl. Tulken oder Tulike, als humanistischer Latinist von Luther und Melanchthon hochgeschätzter Universitätslehrer und Schulmann, wie Reiner Reineccius, mit dem er entfernt verwandt war, im westfälischen Steinheim (Kreis Höxter) 1486 geboren, besuchte in seiner Jugend u. a. die Domschule in Münster, an der Johannes Murmellius lehrte. 1508 begann er ein Studium in Wittenberg, ab 1512 studierte er in Leipzig und wirkte dort auch als Korrektor in der Druckerei von Michael Lotther. Ca. 1519/20 kehrte Tulichius wieder an die Universität Wittenberg zurück, wurde dort 1520 zum Magister promoviert und erhielt 1522 eine Professur an der Artistenfakultät. 1525 übernahm er zusammen mit Johannes Agricola die Leitung der in Eisleben neu gegründeten Lateinschule, kehrte aber schon nach ein paar Monaten wieder auf seine Wittenberger Professur zurück. 1532 wurde er auf Betreiben von Urbanus Rhegius erster lutherischer Rektor an der Johannisschule in Lüneburg. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode am 28. Juli 1540 inne. Publizistisch hat sich Tulichius vor allem durch Ausgaben antiker und neuerer lateinischer Autoren hervorgetan (darunter auch die Verslehre ›De ratione faciendorum versuum‹ seines Lehrers Murmellius). – M. beschrieb sein Leben (nicht durchweg zuverlässig) in einem Gedicht: Tulichius seu De curriculo vitae Hermanni Tulichii Steinhemii, Philosophi, Historici et Poetae praestantissimi, Poemation ad Senatum populumque Steinhemium. Helmstedt 1586; ich benutzte den Nachdruck bei Johannes Goes (Hrsg.), Opuscula varia de Westphalia (1668), S. 75–86. – Lit.: ADB 38 (1894), S. 777–781 (Friedrich Koldewey); Menze, H. Tulichius (1978); Bautz, Bd. 17 (2000), Sp. 1393–1397 (Stephan Waldhoff). Grundlage des Epigramms ist einWortspiel mit dem Namen des Tulichius, der sowohl mit Tullius, dem Nomen gentile Ciceros, als auch mit Dulichius, einem Beinamen des Odysseus (nach der südöstlich von Ithaka gelegenen Insel Dulichium, die zu seinem Reich gehörte) in Verbindung gebracht wird. Diesen beiden für ihre kluge Beredsamkeit berühmten Gestalten des Altertums kann Tulichius an die Seite gestellt werden. Überlegen ist er ihnen allerdings durch sein frommes Christentum, das jenen noch fremd war.

S I4 Die Devise des Herzogs Heinrich Julius (s. o. zu S I 1) ähnelte stark der seines Vaters (»Aliis inserviendo consumor«), die M. in S I 31 würdigt. Ein längeres Gedicht M·s zum selben Thema (›Reverendissimi […] Principis Henrici-Iulii […] symbolum, Pro patria consumor‹) findet sich in der von ihm herausgegebenen Sammlung von Nachrufen auf Herzog Heinrich Ju-

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Kommentar

lius: Orationes, epicedia et programmata […] (1614), Bl. A4r. – Zur Thematik vgl. v. Rohr, Initialen, Sinnsprüche u. Dekor als Mittel fürstl. Selbstdarstellung (1989).

S I5 Das Gedicht erschien vorher (zuerst?) in M·s ›Genealogia […] domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium‹, Helmstedt 1585, Bl. C2r, hier unter der Überschrift ›De leone, illustrissimorum Ducum Brunsvicens. et Lunaeburgens. etc. insigni‹ (im Text keinerlei Abweichungen), mit Abbildung des welfischen Wappens auf der gegenüberliegenden (linken) Seite. 1 Gentis Atestinae] Als das Welfengeschlecht, das hier unter seinem Wappentier gepriesen wird, in seiner älteren Linie 1055 mit Welf III. im Mannesstamm ausgestorben war, wurde es in der jüngeren Linie (Welf-Este) fortgeführt durch Welf IV., den Sohn von Welfs III. Schwester Kunigunde aus ihrer Ehe mit dem Markgrafen Azzo II. aus dem oberitalienischen Adelsgeschlecht der Este. 10 aura] Hier = ›Echo‹ (vgl. Properz 1,20,50). 15–16 de stemmate Iudae á…ñ Leo] Jesus Christus, nach Offb. 5,5.

S I6 M.s Epigramm ist angeregt durch eine Bemerkung in Senecas Briefen an Lucilius (87,9), in der der ältere Cato (M. Porcius Cato, 234–149 v.Chr.) mit dem Feldherrn P. Cornelius Scipio Africanus maior (um 235–183 v. Chr.) insofern verglichen wird, als beide zum Wohle des Staates gewirkt hätten: jener als Censor (Sittenrichter), dieser als Militär im Kampf gegen die Feinde Roms (202 v.Chr. Sieg über Hannibal bei Zama und damit Beendigung des Zweiten Punischen Krieges): »alter enim cum hostibus nostris bellum, alter cum moribus gessit« (»der eine führte nämlich mit unseren Feinden Krieg, der andere mit unseren Sitten«).

S I7 Von Janus Sedulius, den M. wegen seiner Orientierung an einer uneleganten archaischen Latinität (Ennius, Pacuvius) kritisiert, ist nur bekannt, daß er zusammen mit seinem Bruder Caspar Sedulius am 2. März 1576 in Wien von Kaiser Maximilian II. zum Dichter gekrönt wurde (s. Flood, Poets laureate, vol. 4 [2006], S. 1932 f.). Für welche poetische Produktion den beiden diese Ehre zuteil wurde, ist nicht überliefert. Ob es sich um die folgende Publikation handelt (es ist die einzige, die ich unter ihrem Namen ausfindig machen konnte), muß offen bleiben: Iani et Casparis Seduliorum

C. Vermischtes

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fratrum, beneficio Maximiliani Imperatoris Poetarum laureatorum, Paedeiae libri duo. Köln: Hermann Ossenbrügge 1579 (VD 16: ZV 14306). Vgl. die auch an einen schlechten Dichter gerichtete Catull-Parodie S II 5. 4 Ennius] Bedeutender Dichter der römischen Frühzeit (239–169 v.Chr.). Sein Hauptwerk ist das Epos ›Annales‹, eine Darstellung der römischen Geschichte von der Ankunft des Aeneas in Italien bis zur Gegenwart, die von Vergils Aeneis verdrängt wurde. Hiervon wie von von seinen zahlreichen sonstigen Werken sind nur Fragmente überliefert. – Pacuvius] Der Dramatiker M. Pacuvius (220 – ca. 130 v.Chr.) war ein Neffe des Ennius. Von seinen Werken sind ebenfalls nur Fragmente bekannt. 6 veter] Hier in ironischer Absicht bewußt verwendete archaische Form von ›vetus‹.

S I8 Der in der Frühen Neuzeit viel zitierte Spruch, der auf die Verweltlichung und Geldgier der (vorreformatorischen) Kirche abzielt, wurde dem hl. Bernhard von Clairvaux zugeschrieben, ist in dessen Werken aber nicht nachweisbar. Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon 3,1655; Burton Stevenson, Book of quotations, classical and modern. London [1958], S. 1692, Nr. 11. – Nicolaus Reusner druckte M·s kleines Gedicht in seiner Sammlung ›Aenigmatographia‹ (1599) nach; es steht hier im separat paginierten zweiten Teil, S. 162.

S I9 Bartolus Richius (Reiche / Reich), geb. um 1520 Holzminden, gest. 15. 3. 1589 Braunschweig, Dr. iur., stand seit 1558 als Rat in den Diensten der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Unter dem Datum des 21. Februar (»pridie cathedrae Petri apostoli«) 1578 trug er sich in M·s Stammbuch ein (Bl. 11r). – Lit.: BBL (2006), S. 576 f. (C. Lippelt).

S I 11 Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg (geb. 29. 6. 1528 Wolfenbüttel, gest. 3. 5. 1589 ebd.) regierte das Herzogtum seit dem Tode seines Vaters, Heinrichs d. J. (1568). Gleich nach der Übernahme der Regentschaft begann er mit der Einführung der Reformation in seinen Territorien. 1571 gründete er das Paedagogium illustre in Gandersheim, das 1574 nach Helmstedt verlegt und dort zur Universität ausgebaut wurde (deren Gründung erfolgte 1576).

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Kommentar

1 Iosaphatus] Josaphat, König von Juda (9. Jh. v.Chr., seine Herrschaft wird beschrieben 2. Chr. 17–20); er hielt als frommer Fürst die Gebote Gottes, beseitigte den Götzendienst und stellte den wahren Gottesdienst wieder her (2. Chr. 17,3–6; 19,3–4). Hierin ist ihm Herzog Julius mit der Abschaffung der römischen Glaubensform und der Einführung der Reformation, wie M. in V. 5 f. darlegt, gefolgt. 3 Atestina prognatus origine] S. o. zu S I 5,1.

S I 12 Johann Wolfgang Freymonius, eigtl. Freimann (geb. 14. 3. 1546 Ingolstadt, gest. 10. 11. 1610 Schloß Randeck bei Kelheim), in Ingolstadt 1571 zum Dr. iur. promoviert, war 1576–1581 österreichischer Beisitzer am Reichskammergericht in Speyer. 1581 wurde er Reichshofrat, 1586 erhielt er die Würde eines kaiserlicher Pfalzgrafen. 1588 wurde er zum Mitglied des kaiserlichen geheimen Rates, 1594 zum Reichsvizekanzler ernannt. Aus dem letztgenannten Amt auf eigenen Wunsch 1597 entlassen, zog er sich als Privatmann auf das von ihm im Vorjahr erworbene Schloß Randeck bei Kelheim zurück. – Lit.: ADB 7 (1878), S. 372 (Stintzing); 8 (1878), S. 795 f. (v. Oefele).

S I 13 Joachim Münsinger (lat. Mynsinger / Mynsingerus) von Frundeck (geb. 13. 8. 1514 Stuttgart, gest. 8. 5. 1588 Schloß Großen-Alsleben) war Sohn eines hohen Verwaltungsbeamten (1528 Vizekanzler, 1533 Kanzler) in dem seit 1520 österreichisch regierten Württemberg. Der Familienname ist wahrscheinlich von dem Ort Münsingen auf der Schwäbischen Alb herzuleiten. Der Namenszusatz von Frundeck (nach der gleichnamigen Burg über dem Neckar nahe Rottenburg) findet sich zuerst 1537 bei Joachims älterem Bruder Johann, bei ihm selbst zuerst 1540; ob er auf eine tatsächlich adlige Herkunft der Familie hindeutet oder diese nur prätendiert war, ist ungeklärt. Nach dem Besuch der Stuttgarter Lateinschule studierte Münsinger ab 1527 etwa drei Jahre an der Universität Dôle; von 1531 an studierte er Jurisprudenz in Padua und Tübingen. Als 1534 Herzog Ulrich die Herrschaft über Württemberg wieder übernahm, ging Münsingers Familie außer Landes, da sie als treue Parteigängerin der Österreicher die Rache des Herzogs zu fürchten hatte. Münsinger ließ sich in diesem Jahr in Freiburg/ Br. immatrikulieren und wurde dort 1536 Doktor beider Rechte. Im selben Jahr berief man ihn auf den Freiburger Lehrstuhl für die Institutionen; 1543 erhielt er die Professur für den Codex, 1544 die für kanonisches Recht. 1548 ernannte ihn Kaiser Karl V. zum Beisitzer für den Oberrheinischen Kreis am Reichskammergericht in Speyer. Nach achtjähriger Tätigkeit in

C. Vermischtes

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dieser Funktion wurde Münsinger 1556 unter Herzog Heinrich d. J. Kanzler des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. In diesem Amt schuf er eine Hofgerichtsordnung und reformierte das Steuerwesen und die Staatsverwaltung des Landes. Für seine Verdienste zeichnete ihn der Herzog 1565 mit dem braunschweigischen Erbkämmereramt aus. – Als nach dem Tode Herzog Heinrichs d. J. (1568) dessen Sohn und Nachfolger Julius sogleich die Reformation in sein Herzogtum einführte, übernahm Münsinger loyal die Aufgabe der administrativen Umsetzung und beteiligte sich auch an der Ausarbeitung der braunschweigischen Kirchenordnung durch Jakob Andreä und Martin Chemnitz, obwohl er, bis dahin katholischen Glaubens, sich nie förmlich zum Protestantismus bekannte. Im Jahr 1573 legte Münsinger sein Kanzleramt nieder, stand seinem Landesherrn aber weiterhin als Berater zur Verfügung, vor allem bei der von diesem in die Wege geleiteten Gründung der Universität Helmstedt. – Mit seiner Edition von Rechtssprüchen des Reichskammergerichts, ›Singularium observationum Iudicii Imperialis Camerae (uti vocant) Centuriae quatuor‹ (zuerst 1563, in der 1584 auf sechs Zenturien erweiterten Fassung häufig nachgedruckt), wurde Münsinger zum Begründer der kameralistischen Jurisprudenz. – Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Jurist, Diplomat und Verwaltungsfachmann ist Münsinger auch als vielseitiger neulateinischer Dichter hervorgetreten. Seine gesammelten poetischen Werke gab M. noch zu seinen Lebzeiten heraus: Ioachimus Mynsingerus a Frundeck, Poemata […]. Helmstedt 1585; der Ausgabe hat er unter der Überschrift »Panegyricus in laudem […] Domini Ioachimi Mynsingeri à Frundeck […]« eine von ihm selbst verfaßte umfangreiche Darstellung der Geschichte der Familie Münsinger und der Vita Joachims in Hexametern beigegeben (Bl. br–d4v), nachgedruckt in verschiedenen Ausgaben von Münsingers ›Singularium observationum Centuriae VI‹ (von mir eingesehen die Ausgaben Helmstedt 1584, 1594 u. 1599). – Unter dem Datum des 9. Januar 1584 trug sich Münsinger in M·s Stammbuch ein (Bl. 75r). – Lit.: Schumann, Joachim Mynsinger von Frundeck (1983); Ludwig, Joachim Münsinger und der Humanismus in Stuttgart (1993/2005); ders., Vom Jordan zur Donau. Die Rezeption Sannazaros durch Joachim Münsinger von Frundeck (1993/2005); ders., Joachim Münsinger von Frundeck im Album amicorum des David Ulrich (2002/ 2004); Bar / Dopffel, Deutsches Internationales Privatrecht (1995), S. 49– 51; Zippelius, Ein Juristenleben im 16. Jahrhundert (1999). – Porträtabbildungen: Schumann, a. a. O., S. 10, 164, 192. Vgl. auch S I 14; 16 und das Gedicht ›Fortuna Mynsingerorum‹ am Schluß des ›Anacreon Latinus‹ (S. 292–295). 3 Mynsigerum] M. hat die Namensform hier mit Rücksicht auf das Metrum geändert, da in der zweiten Silbe eine Kürze gefordert war (ebenso S I 16,6.23 und durchweg im AL). – Scaevola] Q. Mucius Scaevola, bedeu-

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Kommentar

tender römischer Jurist und Staatsmann des 2./1. Jh.s v. Chr. (ermordet 82 v.Chr.). 4 Sulpitius] Servius Sulpicius Rufus (gest. 43 v.Chr.), römischer Jurist und Gerichtsredner. 7 sacerdotis … nomine gaudes] Vgl. S I 19,1.

S I 14 Das Wappen Münsingers (s. o. zu I 13), zwei auf einer Stange sitzende, einander anblickende Falken, ist abgebildet bei Schumann, Joachim Mynsinger von Frundeck (1983), S. 61, nach einem Foto der Rückseite des Titelblatts von Münsingers ›Responsorum iuris sive Consiliorum decades decem‹ (Basel 1576). Unterhalb des Wappens hat Münsinger dort zwei früher schon entstandene Gedichte auf sein Wappen abdrucken lassen, mit der Überschrift »In Ioach. Mynsingeri à Frundeck insignia«. Das erste ist von Marcus Tatius Alpinus (ca. 1509–1562), einem aus Graubünden stammenden neulateinischen Dichter und Juristen, der als Beisitzer am Reichskammergericht in Speyer (1550–1559) sein Kollege war, das zweite von Johannes Schosser (1534–1585). Der Text von Schosser ist enthalten innerhalb der Abteilung ›Insignia‹ seiner ›Poëmatum libri XI‹ (1585), Bl. O7r (»In duos accipitres Ioachimi Mynsingeri à Frundeck, Iurisconsulti«).

S I 15 Herzog Heinrich Julius (s. o. zu S I 1) war von seinem Vater bei der Gründung der Universität Helmstedt 1576 als deren erster Rektor eingesetzt worden und behielt dieses Amt gemäß den Universitätsstatuten auch als regierender Herzog bei, so wie es dann auch alle seine Nachfolger innehatten (die laufenden Geschäfte erledigte der aus der Professorenschaft gewählte und vom Herzog bestätigte Prorektor). Neben dem Rektorat nahm Heinrich Julius auch das Amt des Kanzlers wahr. Während in S I 1 die Körperkräfte des Herzogs, in S I 4 sein rückhaltloser Einsatz für Vaterland und Religion gepriesen wurden, rühmt M. ihn hier als zweiten Salomo, der mit Weisheit für die Bildungseinrichtungen seines Landes Sorge trägt und deren Bedienstete angemessen entlohnt – ein für M. selbst zur Zeit der Drucklegung der ›Sylvae‹ (1588) noch höchst aktuelles Thema (vgl. die flehentliche Bitte um Gehaltsaufbesserung an Herzog Julius in seinem Brief vom 8. 9. 1587, bei uns im Anhang, S. 479–482). 1 Benedicti luce] Der Tag des hl. Benedikt von Nursia ist der 21. März. 5 Panomphaei] Der Beiname Jupiters hier auf den alttestamentarischen Gott angewandt.

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25 serpens] Der Teufel, der Irrlehren (»Errorum […] semina«, V. 26) zu verbreiten sucht. 28 ab innupta Pallade nomen] D. h., wer sich, als Jünger der jungfräulichen Göttin Pallas, zur Wissenschaft bekennt. 31–32 Deme oleum … segnis erit] Vgl. den erwähnten Brief an Herzog Julius im Anhang, S. 481, Z. 54–57.

S I 16 Münsinger (s. o. zu S I 13) starb am 8. Mai 1588. M·s Elegie auf seinen Tod erschien, parallel zu dem Abdruck in den ›Sylvae‹, im selben Jahr in Helmstedt als Einblattdruck; das einzige nachweisbare Exemplar (beschädigt) befindet sich im Besitz der SUB Hamburg (Handschriftenabteilung). 1 nube cava] = Vergil, Aen. 1,516; 5,810; 10,636; 11,593. 6 MYNSIGER] Zur Namensform (ebenso V. 23) s. o. zu S I 13,3. 9 laeves] = leˉ ves, ›Bartlose‹, hier im Sinne von ›unreif‹. 15 Tauri] Hoher Gebirgszug in Kleinasien. 28 relligione, fide] Vgl. Cicero, Pro rege Deiotaro oratio 16: »fide et religione vitae«.

S I 17 Die Gattungsangabe in der Überschrift, mit der sich M. in die Tradition der von Theokrit begründeten Idyllendichtung stellt (vgl. dazu auch S II 2 u. SM 9), erklärt sich aus der ländlichen Szenerie, die für die allegorische Darstellung des Übergangs der Abtswürde des 1145 gegründeten Zisterzienserklosters Riddagshausen bei Braunschweig von dem 1586 verstorbenen Johannes Lorber an Peter Wiendruwe vermittels einer naheliegenden Deutung der Familiennamen beider Würdenträger aufgebaut wird. – Johannes Lorber war Abt seit 1557; in seine Zeit fiel die Reformation des Klosters, die nach dem Regierungsantritt des Herzogs Julius (1568) unausweichlich geworden war; am 28. August dieses Jahres wurde im Kloster die letzte katholische Messe gehalten. Als Lorber am 23. Oktober 1586 im Alter von 60 Jahren starb, wurde der Prior Peter Wiendruwe sein Nachfolger, der die Abtswürde ebenfalls fast 30 Jahre lang, bis zu seinem Tode (am 24. Oktober 1614 im Alter von 63 Jahren), innehatte. Wiendruwe hat M. zu seiner Chronik des Klosters angeregt, die 1605 in erster, 1620 in zweiter Auflage erschien. – 1612 gratulierten M. und sein Sohn Johann Heinrich Wiendruwe mit zwei Gedichten zu seiner zweiten Eheschließung mit Anna vom Horn (Nuptiis secundis […] Dn. Petri Windruvii. 1612). Am 18. Februar (Wiendruwes Geburtstag) 1615 veranstaltete die Universität Helmstedt für ihn eine von M. geleitete Trauerfeier, dokumentiert in M·s ›Exe-

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quiae honori et memoriae […] Dn. Petri Windruvii‹, 1615. – Lit.: Meibom, Chronik des Klosters Riddagshausen, übers. von G. Zimmermann (1983), S. 64–69 (über J. Lorber), 69–76 (über P. Wiendruwe); Pfeifer, Das Kloster Riddagshausen (1896). 2 vetus à RIDACHO praeside nomen] Wie M. später in seiner Chronik schreiben wird, hat das Kloster seinen Namen von Riddag von Wenden, der seinem Bruder Ludolf von Wenden, dem eigentlichen Gründer, das Gut Husen zur Verfügung gestellt habe, auf dem das Kloster errichtet wurde (Meibom, Chronik des Klosters Riddagshausen, übers. von G. Zimmermann [1983], S. 17 f.). 3 Atestino á…ñ Leoni] Umschreibung für das Welfenhaus (s. o. zu I 5,1), hier speziell für Herzog Julius. 5 ad fluminis undas] Das Klostergelände liegt an der Wabe, einem Flüßchen, das im Elm entspringt und in Braunschweig in die Schunter mündet. 7 Hospitia … idonea Musis] Damit ist sicher die von Lorber gegründete Klosterschule gemeint. 8 Multaque á…ñ avis] Vgl. Ovid, Amores 3,5,4. 11 neque … fulmina coeli] Anpielung auf einen antiken Aberglauben. Man meinte, daß der Lorbeerbaum gegen Blitzschlag gefeit sei, und benutzte deshalb Lorbeerzweige als Schutzmittel gegen Blitze; Kaiser Tiberius trug zu diesem Zweck bei Gewitter stets einen Lorbeerkranz. Dieser Aberglaube hängt damit zusammen, daß der Lorbeer wie dem Gott Apollo so auch Jupiter heilig war, von dem Blitze auf die Erde geschleudert wurden, wenn er erzürnt war. 23 gemit Phoebus] Als der Anführer der Musen, die nun einen treuen Beschützer verloren haben. – Naiades] Flußnymphen. 35 Tu vitis vera] Nach Joh. 15,1.5.

S I 18 Die beiden Brüder, die Grafen Ernst II. und Martin von Regenstein und Blankenburg (geb. 21. 10. 1568 u. 7. 9. 1570), die mit dieser alkäischen Ode von M. als Studenten in Helmstedt begrüßt werden, wurden am 8. März 1586 immatrikuliert. Beide starben sehr früh: Ernst II. 1594 und Martin 1597. Martin hinterließ aus seiner Ehe mit Dorothea von Solms einen Sohn Johann Ernst, mit dessen Tod im Jahre 1599 das Geschlecht der Grafen von Regenstein-Blankenburg ausstarb und die Grafschaft als erledigtes Lehen des Bistums von Halberstadt von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg, der zugleich Postulierter Bischof von Halberstadt war, eingezogen wurde. – Lit.: Steinhoff, Geschichte d. Grafschaft Blankenburg (1891), S. 137; Zimmermann, Album (1926), S. 57, Nr. 124/ 125.

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2 Plus vice simplici] = Horaz, Carm. 4,14,13. 9 Testis Britannus] Wegen der Eroberung Britanniens durch die Angelsachsen im 5. Jh. 9–10 accola … Adriae] Der Italiener – Anspielung auf die Gründung des Ostgotenreiches unter Theoderich oder auch auf die Kämpfe der deutschen Kaiser in Italien. 12–13 occiduos ad aestus Ruthenus … Boreëtide] In der Antike bildeten die Ruthenen eine keltische Völkerschaft in Südgallien, mit der Hauptstadt Segodunum (heute Rodez, Département Aveyron). Dazu passen allerdings M·s geographische Angaben überhaupt nicht. In der Frühen Neuzeit bezeichnete der Name mehrere Völker, besonders in Osteuropa (vgl. Cochlaeus, Brevis Germaniae descriptio, ed. Langosch [1960], S. 123 f.), das aber hier auch nicht in Frage kommt. M. dürfte Flandern gemeint haben (vgl. dazu den Hinweis im Zedler 32 [1742], Sp. 2038 s. v. ›Ruthenia‹). 15 Minervae] Als Göttin der Wissenschaft und Gelehrsamkeit. 16 Themidi] Themis ist Göttin der Gerechtigkeit und als solche für die Jurisprudenz zuständig. 18 ultra littus Atlanticum] D. h., Barbarentum findet sich nur noch bei den Ureinwohnern Amerikas. 20 Hesperiae] Meint hier, gemäß dem Sprachgebrauch Vergils, sicher Italien, wo sich die studia humanitatis zuerst entwickelt hatten. 25 Hippocrenes] Hippokrene (Roßquelle) ist eine Quelle am Berg Helikon, die das Musenpferd Pegasus mit seinen Hufen geschlagen haben soll. 26 Aganippidos] Aganippe ist auch eine den Musen heilige Quelle am Helikon. 28 Ambrosiam] Ambrosia ist hier = Nectar (Göttertrank). 30–32 quos Comites habet … orae] Das Gebiet der Grafen von Regenstein und Blankenburg lag im nordöstlichen Harzvorland. M. übertreibt mit seiner Beschreibung also beträchtlich. 31 Cherusca tellus] Der germanische Stamm der Cherusker saß zwischen der mittleren Weser und der Elbe. 32 Hercyniae á…ñ orae] Das Herkynische Waldgebirge: in der Antike die übergreifende Bezeichnung für die Mittelgebirgskette nördlich der Donau vom Rhein bis zu den Karpaten. 38 Apollo] Als Gott der Wissenschaften.

S I 19 Der Rezitator dieses Segenswunsches zu einer Helmstedter Promotionsfeier war ein Student, Sohn des gleichnamigen berühmten Theologen der Universität, immatrikuliert am 29. April 1581 (Zimmermann, Album, S. 31, Nr. 1). Lt. Zimmermann, ebd., S. 58, verteilten sich die Doktorpromotionen der von M. genannten Kandidaten auf zwei Tage. An dem von M. angege-

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benen 21. April 1586 wurde der aus dem schlesischen Jauer stammende und in Hildesheim als Arzt praktizierende Melchior Cruschius (Krusch) zum Dr. med. promoviert (zu seiner Person vgl. auch Triebs, Die Medizin. Fakultät [1995], S. 120, Nr. 1). Die Promotionsfeier für die Theologen Basilius Satler und Heinrich Boëthius hatte zehn Tage früher, am 11. April 1586, stattgefunden. Ägidius Basilius Sat(t)ler (geb. 15. 9. 1549 Neuenstadt am Kocher, Ldkr. Heilbronn, gest. 9. 11. 1624 Wolfenbüttel) war, als er 1586 in Helmstedt zum Dr. theol. promoviert wurde, im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg schon ein berühmter und einflußreicher Theologe und Kirchenmann orthodox-lutherischer Observanz und hatte in Helmstedt sowohl an der Philosophischen wie an der Theologischen Fakultät als Professor gelehrt. Satler war 1572 – nach einem Studium in Tübingen – von Herzog Julius als Pfarrer an die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel berufen worden. 1574 wurde er Konsistorialrat, 1576 Generalsuperintendent in Helmstedt. 1586 ging er wieder nach Wolfenbüttel, wo er die Ämter des Oberhofpredigers, des Generalsuperintendenten und, ab 1589, auch das Amt des Präsidenten des Konsistoriums innehatte. – Satler gehörte zu den Beiträgern zu den ›Epithalamia in nuptias […] Henrici Meibomii‹ (1585); sein Gedicht steht hier auf Bl. A2r. – Auf das Jahr 1578 ist ein Eintrag Satlers in M·s Stammbuch (Bl. 44r) datiert. – Lit.: ADB 30 (1890), S. 408 f. (Paul Zimmermann); Zimmerman, Album (1926), S. 371 f.; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 200 f.; BBL (2006), S. 609 f. (F.-W. Müller). Wie Satler hatte auch Heinrich Boëthius (geb. 1551 Klein Steimke, heute Ortsteil von Königslutter, gest. 5. 5. 1622 Helmstedt), als er 1586 zum Lizenziaten der Theologie promoviert wurde (die Doktorpromotion erfolgte erst 1598), bereits als Professor in Helmstedt gelehrt. Nach dem Besuch der Marienthaler Klosterschule und einem Studium in Helmstedt war er 1578 zum Magister promoviert und 1581 auf die Helmstedter Professur für griechische und hebräische Sprache, 1584 auf die vierte Professur für Theologie berufen worden. 1587 ernannte ihn Herzog Julius zum Generalsuperintendenten in Helmstedt und ersten Pfarrer an der Stephanikirche. 1591 verließ Boëthius Helmstedt und übernahm in Pattensen die Generalsuperintendantur für Calenberg. 1593 kehrte er wieder zurück und nahm seine Lehrtätigkeit als Theologie-Professor an der Universität wieder auf. In diesem Amt wirkte er bis zu seinem Tode. Auch Boëthius hatte sich mit einem Gedicht an einer der beiden Sammelschriften zu M·s Hochzeit beteiligt: Epithalamia in nuptias […] Henrici Meibomii (1585), Bl. A4v–Br; M. seinerseits widmete ihm und fünf weiteren Theologen ein ›Carmen gratulatorium‹ (1598) zur Doktorpromotion am 30. Mai 1598. In M·s Stammbuch findet sich ein Eintrag von Boëthius auf Bl. 52r, datiert vom 28. Oktober 1581. – Lit.: Zimmermann, Album (1926), S. 375 f.; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 28 f.; BBL (2006), S. 93 (J. Schmid).

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1 sacerdotis qui nomen … gestas] Vgl. I 13,7. 4 consolidare] Wohl so zu verstehen, daß das durch ein Geschwür aufgeweichte bzw. zerfallene Gewebe wieder normale Festigkeit gewinnt.

S I 20 Diesen nach S I 19 zweiten Segenswunsch zu einer Doktorpromotion, hier einer juristischen, trug Martin Lantz vor, ein aus Hamburg stammender Student, der am 8. September 1580 immatrikuliert worden war (Zimmermann, Album, S. 28, Nr. 110). Nach den Angaben bei Zimmermann, Album, S. 62, stammte Heinrich Rudlef (bei M. mit der Namensform Rudloff) aus Thüringen; Lorenz Crato kam aus Leipzig und war vor seiner Promotion zeitweilig als Kanzler am Hofe in Marburg tätig gewesen. 17 media positos testudine templi] Promotionsfeiern fanden im 16. und 17. Jh. in der Helmstedter Stephanikirche statt.

S I 21 Vater des im Kindesalter verstorbenen Johann Thomas Jagemann war der Helmstedter Professor der Jurisprudenz Johannes Jagemann (geb. 26./ 27. 11. 1552 Heiligenstadt/Eichsfeld, gest. 7. 1. 1604 Rittergut Wernrode). Jagemann, der in Marburg, Straßburg, Paris und Bourges studiert hatte und 1577 in Basel zum Dr. iur. promoviert worden war, wurde 1579 an die Universität Helmstedt berufen. 1585 wurde er Vizekanzler, 1588 (im Jahr der Drucklegung von M·s ›Sylvae‹) Kanzler des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und Direktor der Ratsstube. Durch seine Sympathie für die vornehmlich von Johannes Caselius repräsentierte Richtung des Helmstedter Humanismus zog er sich die Feindschaft der orthodoxen Lutheraner zu. Seine langwierigen scharfen Auseinandersetzungen mit dem Adel, demgegenüber Jagemann das Prinzip der absoluten Herrschergewalt seines Landesherrn durchzusetzen suchte, führten 1603 zu seiner Entlassung durch Herzog Heinrich Julius, da dieser die Unterstützung des Adels in seinem Kampf gegen die Stadt Braunschweig brauchte. Jagemann hatte 1588 für seine Verdienste die Lehngüter Hardegsen und Göttingen übertragen bekommen und war 1590 in den Reichsadelsstand erhoben worden. Er war verheiratet mit Juliane Steckel (gest. 1612), Tochter eines Einbecker Kaufmanns. – Briefe Jagemanns an M. im Meibom-Nachlaß, Leibniz-Bibliothek Hannover: MS XLII, 1888, Bl. 4–11. – Weitere Gedichte auf Jagemann: SM 3–5;8. Vgl. auch die Widmung der ›Novae parodiae‹ (1596) an seine Söhne Julius und Johann Ernst Jagemann (bei uns im Anhang, S. 432–437). – Lit.: ADB 13 (1881), S. 643 (v. Jagemann); Zimmermann, Album (1926), S. 391–393; NDB 10 (1974), S. 296 (Christof Römer); Ahrens, Lehrkräfte (2004), S. 125; BBL (2006), S. 373 f. (C. Lippelt).

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8 avus] Der hier sicher gemeinte Großvater väterlicherseits war Johannes Jagemann, Amtmann in Heiligenstadt.

S I 22 Zum Adressaten s. o., Einleitung, S. XV f., Anm. 24. Vgl. S I 26;28; S II 14; PH 2. – Das Gedicht erschien (zusammen mit S II 14) zuerst 1584 als Beigabe zu des Reineccius Ausgabe (Editio princeps) der Geschichte des Ersten Kreuzzugs von Albert von Aachen (s. o. zu PH 2): Chronicon Hierosolymitanum (1584), Bl. (c)v. Dort folgt in der Überschrift auf »Reineccii« der Zusatz: »Historici Cl.«. Sonst gibt es noch zwei Abweichungen in V. 15: Heroas et regum] Heroës et regia. 1 Reneccius] M. hat den Diphthong der ersten Namenssilbe aus metrischen Gründen in ein e umgewandelt, da an dieser Stelle eine Kürze gefordert war. 8 Constantino Caesare] Kaiser Konstantin I., der Große (um 280 – 337, Kaiser 306–337), der nach seinem Sieg über den Gegenkaiser Maxentius an der Milvischen Brücke (312) im Römischen Reich das Christentum als Staatsreligion einführte. Vgl. HE 25. 9 Primus … diadema] Kaiser Konstantin hat das Diadem (eine weiße Stirnbinde) als Abzeichen der Kaiserwürde auf Dauer eingeführt (vgl. Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus 41,14). 9–12 suosque … cruce] Vor der Entscheidungsschlacht gegen Maxentius soll Konstantin in einer Traumvision am Himmel die Erscheinung eines Kreuzes gesehen haben, mit der Inschrift ›In hoc signo vinces‹ (›In diesem Zeichen wirst du siegen‹). Daraufhin ließ er auf den Schilden seiner Soldaten die ersten beiden Buchstaben des Namens Christi, im Griechischen Chi und Rho (Χ und Ρ), aufmalen. 20 Promissum á…ñ diadema] Die ›Krone des Lebens‹ (Offb. 2,10).

S I 23 Zur Biographie des Mediziners Hermann Neuwaldt s. o., S. 519 f. meinen Kommentar zu seinem Geleitgedicht zu M·s Vergil-Cento auf den Kampf Davids mit Goliath. Vorliegender Text erschien zuerst als Beigabe zu Neuwaldts Abhandlung über den Ursprung der natürlichen Wärme in vermischten Substanzen: Quaestio de origine caloris nativi in mixtis, proposita in Academia Iulia a M. Iodoco Stoltenio Rintelensi, cum ei sub Decanatu […] M. Erhardi Hoffmanni, una cum aliis […] adolescentibus, Magisterii gradus decerneretur, discussa ab Hermanno Neuwalt Med. D. […]. Helmstedt 1582. Der Druck ist, wie der Titel erkennen läßt, aus einer Festveranstaltung anläßlich einer Magisterpromotion hervorgegangen. Einer der gerade

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frisch promovierten Kandidaten, ein Jodocus Stoltenius, erhielt die Gelegenheit, eine ›Quaestio‹ mit eingehender Begründung vorzutragen (abgedruckt Bl. Br–B3r), auf die dann Neuwaldt mit einer ausführlichen ›Responsio‹ (Bl. B3v–Ev) antwortete. Auf den Vortrag Neuwaldts folgte noch eine von ihm als Praeses geleitete Disputation zum selben Thema, deren Thesen, verteidigt von seinem Schüler Johannes Sigfrid, auf Bl. E2r–E3v abgedruckt werden. Darauf folgt, als letzter Teil des Druckes, M·s Gedicht, hier überschrieben: »Carmen M. Henrici Meibomii Lemgoviensis ad authorem« (Bl. E4r). M. faßt in seinem Gedicht in knapper Form den Grundgedanken von Neuwaldts Abhandlung zusammen: daß die irdischen (belebten oder unbelebten) Objekten innewohnende Wärme keineswegs himmlischen Ursprungs sei, wie einige neuere Autoren behauptet hätten (u. a. Paracelsus und seine Anhänger, die Neuwaldt scharf kritisiert), sondern aus dem Zusammenspiel der Elemente hervorgehe, somit ihren Ursprung in den irdischen Gegebenheiten habe. In den ersten vier Versen stellt M. anscheinend die These vor, die von Neuwaldt angefochten und widerlegt wird. Der Nachdruck in den ›Sylvae‹ weist keine textlichen Veränderungen gegenüber dem Erstdruck auf.

S I 24 In dem Passus der zweiten Rede des Dio Chrysostomus (Dion Cocceianus von Prusa, Philosoph und Schriftsteller des 1./2. Jh.s n.Chr.) über die Königsherrschaft (De regno 2,13), der Thema dieses Epigramms ist, rät Philipp von Makedonien seinem Sohn Alexander (später ›der Große‹), daß kein Herrscher gute Dichter und tüchtige Geschichtsschreiber kränken dürfe, da sie über ihn schreiben könnten, was ihnen beliebte. Vgl. GR 116–120. Zum Widmungsadressaten Heinrich Rantzau s. o., Einleitung, S. XIX f., Anm. 41. Das Gedicht erschien schon in der Ausgabe 1587 der mehrmals aufgelegten ›Genealogia Ranzoviana‹ von Reiner Reineccius, Bl. Iv–I2r. Der Widmung an Rantzau fehlt hier der Zusatz »virum incomparabilem«. Auf V. 20 folgen noch zwei in den ›Sylvae‹ fortgelassene Verse: »Macte animi vir summe: canent tua facta Poëtae Certatim, et calamis acribus Historici.« 7 Amyntiades] König Philipp von Makedonien, der Vater Alexanders des Großen, hier als ›der Amyntiade‹ nach seinem Vater, Amyntas III. 20 Ligur] Die Ligurer sind eine Völkerschaft Italiens; hier wohl stellvertretend für dieses selbst.

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S I 25 Joachim I. von Alvensleben (geb. 7. 4. 1514 Hundisburg, gest. 12. 2. 1588 Alvensleben), dem diese alkäische Ode gewidmet ist, war im 16. Jh. einer der bedeutendsten Vertreter seines Geschlechts, wegen seines hohen Bildungsstandes mit dem Beinamen ›miraculum Saxoniae‹ geehrt. Nach seinem Studium in Wittenberg (1534–1538) und anschließender Peregrinatio academica nach Italien und Frankreich trat er als Hofrat in die Dienste des Kardinals und Erzbischofs von Mainz Albrecht von Brandenburg. 1546 gab er dieses Amt wegen seiner Hinwendung zur Reformation auf. Später wirkte er als Rat in den Diensten des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und des Herzogs Julius von Braunschweig-Lüneburg und widmete sich der Verwaltung und dem Ausbau seiner Besitzungen. Nachdem ihm 1554 durch Erbteilung ein Teil der Burg Erxleben zugefallen war, begründete er dort die Bibliothek, die M. in diesem Gedicht rühmt und die sich bis heute erhalten hat (als Dauerleihgabe der Familie von Alvensleben im Umfang von ca. 12.500 Titeln 1975 übernommen von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel). – Lit.: NDB 1 (1953), S. 233 (Udo v. Alvensleben); Wohlbrück, Geschichtl. Nachrichten, Bd. 2 (1819), S. 416–463, Nr. 103; Bock, Heimatkunde des Kreises Neuhaldensleben (1920), S. 195 f.; Alvensleben-Wittenmoor, Alvenslebensche Burgen und Landsitze (21991), S. 14– 17; Handbuch d. hist. Buchbestände Deutschlands, Bd. 2,2: Niedersachsen (1998), S. 236, Nr. 2.114. 1–2 dives á…ñ Hospes] Der athenische Staatsmann und Philosoph Demetrios von Phaleron (4./3. Jh. v.Chr.), der, als er aus Athen vertrieben worden war, zunächst nach Theben, sodann nach Alexandria ging, wo er dem ägyptischen König Ptolemaeus I. zu der Gründung der weltberühmten Bibliothek von Alexandria geraten und ihn dabei unterstützt haben soll. 2 Canopi] Die Stadt Canopus an der westlichen Nilmündung, hier metonymisch für Unterägypten. 2–3 Mareotidis á…ñ fluentum] Der Mareotische See, unweit von Alexandria. 3 Lagaeus Heros] Der ägyptische König Ptolemaeus I. (ca. 367/366 – ca. 279/278 v.Chr.), der Begründer der Bibliothek von Alexandria. 5–6 seni á…ñ Philosopho] Demetrios von Phaleron (s. o. zu V. 1–2). 9–10 Cum Pergameni … Arsere reges] Anspielung auf die von den ersten Attalidenherrschern Attalos I. und Eumenes I. (241–159 v.Chr.) begründete berühmte Bibliothek von Pergamon. 14–15 personuit modis Obscura plebes] Vgl. Tacitus, Ann. 16,4,4. 16 Napaeae] Die Nymphen der Waldtäler. 23 ELMANA virgo] Allegorie der Universität Helmstedt, wobei der Name der Stadt, etymologisch nicht zutreffend, mit dem Höhenzug Elm zwischen

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Helmstedt und Wolfenbüttel in Verbindung gebracht wird. Vgl. M., De origine Helmestadii. In: ders., Opuscula historica varia (1660), S. 539. Einen etymologischen Zusammenhang von Elm und Helmstedt setzt wohl auch Prudentius Talaeus in V. 1 seines ›Eidyllion de Henrico Meibomio‹ in den Vorstücken zu den ›Parodiae Horatianae‹ (s. o., S. 62) voraus, ebenso Daniel Sachsius in V. 20 seines den ›Flores serotini‹ vorgeschalteten Lobgedichts (s. o., S. 398). Vgl. GR 6–7: »IULIA á…ñ Diva«. 25 ALVONIS á…ñ Saxonici] Namensgeber des Geschlechts von Alvensleben ist der Sage nach ein Sachse namens Alvo, der im 6. Jh. zusammen mit seinem Bruder Bardo den König Theoderich von Austrasien in seinem Kampf gegen die Thüringer unterstützt hatte. Vgl. C. Edinus, Historica descriptio (1581), Bl. Er–E3r. 33 Castaliae] Die Apollo und den Musen heilige Quelle am Parnassus. 34 Lesbium] Hier soviel wie alkäisch, da Lesbos der Geburtsort des Dichters Alkaios war. 36 Delius et Pataraeus] Delos war eine Hauptstätte der Apollo-Verehrung; in Patara, an der Südspitze Lykiens, gab es ein berühmtes ApolloOrakel. 38 cygnos] Metonymisch für ›Dichter‹ (der Schwan, bekannt für seinen legendären Sterbegesang, war dem Apollo heilig).

S I 26 Zum Adressaten s. o., Einleitung, S. XV f., Anm. 24. 7 veteris monumenta Philisti] Gemeint sind die ›Sikelika‹ (Geschichte Siziliens) des griechischen Historikers Philistos von Syrakus (gest. 356 v. Chr.). Dieses verlorene, nur in Fragmenten erhaltene Werk wird also durch die ausgreifende Forschungstätigkeit des Reineccius gewissermaßen neu erstehen bzw. ersetzt werden, ebenso wie das im folgenden genannte Geschichtswerk von Asinius Pollio. 8 Quaeque … Pollio scripta dedit] Der römische Politiker und Schriftsteller Asinius Pollio (76 v.Chr. – 5 n.Chr.) verfaßte eine Geschichte der römischen Bürgerkriege der Jahre 60–42 v.Chr. (›Historiae‹), von der auch nur Fragmente überliefert sind. 9 per atria cerae] Die wächsernen Ahnenbilder, die im Atrium des römischen Hauses aufgestellt waren (vgl. Ovid, Fasti 1,591). 10 Teuto] Sagenhafter Stammvater und Namenspatron der Deutschen; dasselbe wie Tuisco (s. u. zu S II 3,33). Vgl. Zedler 42 (1744), Sp. 1658– 1661.

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S I 27 Caspar Schosgius (eigtl. Schosgen) war 1564–1592 Abt des Zisterzienserklosters Marienthal bei Helmstedt. Mit der Einführung der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg im Jahre des Regierungsantritts von Herzog Julius (1568) war dieses Kloster wie alle anderen, die der landesherrlichen Gewalt unterworfen waren, evangelisch-lutherisch geworden mit der Verpflichtung, in seinen Gebäuden eine Schule einzurichten. Vgl. M.s Schilderung des Werdegangs von Caspar Schosgen in seiner Chronik des Klosters: in der deutschen Ausgabe von G. Zimmermann (1988), S. 79–82. Die Amtszeit Schosgens war auch für die Geschichte der Universität Helmstedt von Bedeutung. Der Abt stellte nämlich 1574 Herzog Julius den Gebäudekomplex des ›Grauen Hofes‹ (Stadthofes) in Helmstedt, der im Besitz des Klosters war, für die geplante Universität zur Verfügung; auf dem Gelände dieses ›Grauen Hofes‹ wurde u. a. das Juleum, das noch heute vorhandene Hauptgebäude der Universität, errichtet. – Vgl. den Hinweis auf den Neubau einer Orgel für die Klosterkirche Marienthal in M·s Chronik des Klosters: in der deutschen Ausgabe G. Zimmermanns (1988), S. 82; die Verse M·s sind als Inschrift für diese Orgel geschrieben worden (s. Henze, Die Inschriften der Stadt Helmstedt [2005], S. 154, Anm. 4). – Zum Thema vgl. S II 6; 10 und die von Henze a. a. O., S. 154, zitierte Orgelinschrift M·s für die Stephanikirche in Helmstedt. – M. widmete Schosgius 1580 seinen Vergil-Cento ›De Monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei‹. 5 qui templis evertitis organa] Anspielung auf die Reformierten, die zeitweise das Orgelspiel aus der Kirche verbannt sehen wollten, da es nur vom wesentlichen Kern des Gottesdienstes ablenke.

S I 28 Anna Vadina, eine Tochter des aus Salzburg stammenden, am 6. 11. 1550 in Wittenberg promovierten Dr. med. Paul Vadinus (eigtl. Reichbacher, Stadtphysikus in Bautzen), hatte Reineccius (s. o., Einleitung, S. XV f.) 1574 in Wittenberg geheiratet. Anläßlich ihres Todes am 26. 1. 1584 erschien eine Trauerschrift (Threni epitaphii in funus et memoriam […] Annae Vadinae […]. Helmstedt 1584), an der sich auch M. mit zwei Gedichten beteiligte: einem langen ›Epicedion‹ (Bl. A4v–B2v) und vorliegendem, sich dort unter der Überschrift ›Aliud‹ direkt anschließendem Vierzeiler (Bl. B2v), der auf Wortspielen mit dem Namen der Verstorbenen (Vadina – vadum – vadere – vadimonium) beruht. Der Wortlaut des Vierzeilers blieb beim Nachdruck unverändert. – Lit. (zu Vadinus): CR 10 (1842), Sp. 803–806, Nr. 45; Georg Müller, Ein Brief Melanchthons an den Rat der Stadt Bautzen. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 10 (1889), S. 149 f. (Dankschreiben Melanchthons vom 3. 4. 1551 an den Rat der Stadt Bautzen für die Anstellung

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des von ihm empfohlenen Paul Vadinus als Stadtarzt); Melanchthons Briefwechsel. Bd. 6: Regesten 5708–6690 (1550–1552). Bearb. von Heinz Scheible u. Walter Thüringer. Stuttgart-Bad Cannstatt 1988, S. 104, Nr. 5930; S. 146, Nr. 6042.

S I 29 Zum Adressaten s. o. zu S I 1. – Eine stark umgearbeitete Fassung dieses Centos hat M. in seine erste Centonen-Sammlung aufgenommen: VirgilioCentones auctorum notae optimae (1597), Bl. Sr–Sv. Ein Gedicht M·s zum selben Thema (›In effigiem Henrici Iulii, principis opt. max.‹) findet sich in der von M. herausgegebenen Sammlung von Nachrufen auf Herzog Heinrich Julius: Orationes, epicedia et programmata (1614), Bl. A3r–A3v. 1–2

Ähnlich der Anfang des Vergil-Centos auf Luther (MML 4,1–2).

S I 30 Das Gedicht erschien zuerst 1580 als Beigabe zu M·s Terenz-Parodie auf das Erscheinen der Konkordienformel (s. o., S. 152 f.). In V. 3 wurde gegenüber der Erstfassung eine kleine Veränderung vorgenommen. Statt »inest facto« hieß es dort »habet casus«.

S I 31 Diese Devise war die dritte, die sich der damals noch regierende Herzog Julius (s. o. zu S I 11) zugelegt hatte; vgl. S I 4 u. v. Rohr, Initialen, Sinnsprüche u. Dekor als Mittel fürstl. Selbstdarstellung (1989). 3

inexpleto á…ñ amore] = Statius, Thebais 7,703.

S I 32 Der Verstorbene ist Erich II., Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Regent des Fürstentums Calenberg-Göttingen (geb. 10. 8. 1528 Hann. Münden, gest. 2. 11. 1584 Pavia). Von seiner Mutter protestantisch erzogen, trat er 1548 dem katholischen Glauben bei und hielt sich seitdem fast ständig im Ausland (Spanien, Niederlande, Lothringen, Italien) auf, wegen finanzieller Probleme verschiedenen Herren als Söldnerführer dienend. Nach seinem Tode fiel Calenberg-Göttingen an Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg. – Lit.: NDB 4 (1959), S. 584 f. (Klaus Friedland); Steinmann, Die Grabstätten der Fürsten des Welfenhauses (1885), S. 204–208. 1

Atestinae de sanguine gentis] S. o. zu S I 5,1.

586

Kommentar

2 Hac á …ñ humo] D. h. in der Lombardei, der Heimat des Geschlechts der Este, das seit Welf IV. (11. Jh.) mit dem Welfenhaus verbunden war.

Liber II. S II 1 Dieser Nachruf auf den am 5. Oktober 1586 verstorbenen Jakob Pasman (s. o., S. 560) erschien im Todesjahr als Einblattdruck in Helmstedt (hier mit einer Abweichung in V. 2: egregio] innocuo). 19 fidei praeclarus] = Tacitus, Ann. 4,34,3. 21 Vota deum tetigere] Vgl. Ovid, Met. 4,164: »Vota tamen tetigere deos«.

S II 2 Was der politische Hintergrund für das Treffen des Pfalzgrafen bei Rhein mit Herzog Julius und ihren hier gefeierten gemeinsamen Besuch der Universität Helmstedt war, vermag ich nicht zu sagen. – Johann Casimir, geb. 7. 3. 1543 Simmern, gest. 6. 1. 1592 Heidelberg), Pfalzgraf bei Rhein, seit 1576 Landesherr von Pfalz-Lautern, seit 1583 als Administrator Regent der Kurpfalz, war ein energischer Verfechter der reformierten Glaubenslehre. 1567 und 1576 kam er in den französischen Religionskriegen den Hugenotten mit deutschen Truppen zu Hilfe; 1578 kämpfte er in den Niederlanden gegen die Spanier; im Kölner Krieg intervenierte er 1582/83 zugunsten des Kurfürsten und Erzbischofs Gebhard Truchseß von Waldburg, der sich vom Katholizismus losgesagt hatte und in seinem Herrschaftsbereich Glaubensfreiheit, auch gegenüber den Reformierten, gewährleistete. – M. stellt in seinem Gedicht den Kriegsmann Johann Casimir dem Friedensfürsten Julius gegenüber. Wenn er auch beiden zubilligt, gleichermaßen zum Segen des Vaterlandes zu wirken, so dürfte doch klar sein, wem hier die Sympathie des humanistischen Gelehrten gehörte. Über die Differenzen der beiden Fürsten in Glaubensfragen (Herzog Julius war entschiedener Lutheraner) geht M. dezent hinweg, indem er in V. 7 feststellt, daß jeder der beiden ein »Cultor […] Dei« (›Gottesverehrer‹) sei. – Lit.: ADB 14 (1881), S. 307–314 (Bezold); NDB 10 (1974), S. 510–513 (Volker Press). Die Überschrift »Eidyllion« ist, anders als in S I 17 (vgl. auch SM 9), in keiner Weise vom Inhalt her zu deuten, sondern besagt hier wohl nichts weiter als ›Kleines Gedicht‹. 1 gemini … Leones] Wie das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hatte auch die Pfalz den Löwen als Wappentier.

C. Vermischtes

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3 Boiorum] ›Boii‹ hier natürlich: Bayern (die Pfalzgrafen bei Rhein waren Wittelsbacher). 5 Itala nomina] Anspielung auf das mit dem Welfenhaus verbundene Geschlecht Este (s. o. zu S I 5,1).

S II 3 Der sächsische Adlige Johann Siegmund von Bernstein (geb. 25. 10. 1555 Borthen, gest. 31. 3. 1591 Bärenklause, heute Ortsteil der sächsischen Gemeinde Kreischa, südlich von Dresden) war ein Sohn des in Borthen am 2. 1. 1580 verstorbenen Johann Christoph von Bernstein, bei dem Reiner Reineccius (s. Einleitung, S. XV f.) als Privatlehrer tätig gewesen war (er hatte zu dessen Tode eine Trauerrede veröffentlicht, die auch einen Abriß der Familiengeschichte enthält: Oratio destinata funeri nobilissimi […] viri, Iohannis Christophori à Bernstein […]. Leipzig 1581). Nach Studien an den Universitäten Wittenberg, Leipzig, Jena, Frankfurt a. O. und Marburg in den Jahren 1561–1580 heiratete Johann Siegmund von Bernstein am 6. Oktober 1584 in Kollenbey, einem Dorf zwischen Halle/S. und und Merseburg, heute Ortsteil von Schkopau, Katharina von Northausen, Tochter des Dr. iur. Johannes von Northausen (thüringisch-sächsisches Adelsgeschlecht), Herrn auf Kollenbey. Nach Katharinas frühem Tode (6. 2. 1586) ging er ein Jahr später, am 14. Februar 1587, eine zweite Ehe mit Anna von Bernstein ein. Beide Ehen blieben kinderlos. – Lit.: Carlowitz-Maxen / Minckwitz, Beiträge (1858), S. 168 f.; Kneschke, Adels-Lexicon, Bd. 6 (1865), S. 526 f. (S. 527 fälschlich »Collenberg« statt ›Collenbey‹ bzw. ›Kollenbey‹). M.s Epithalamium erschien zuerst in einer Gemeinschaftspublikation mit Reineccius, zu der dieser aber nur einen Widmungsbrief an den Bräutigam beisteuerte: Reineccius / Meibomius: Vota nuptialia […]. Wittenberg 1584, Bl. A3r–A6r. Der Erstdruck weicht, abgesehen von eindeutigen Druckfehlern hier oder im Nachdruck, nur an einer Stelle von der Version der ›Sylvae‹ ab: mit der Lesung »Hoc« statt »Haec« in V. 143. Das Thema der treuen Weiber von Weinsberg, das M. hier in einer alkäischen Ode abhandelt, hat er, anläßlich einer anderen Hochzeit, im Jahre 1614 noch einmal aufgegriffen und zu einem kleinen Epos von 650 Hexametern, dem ›Guelfus redivivus‹ (s. o., S. 297–333), ausgeweitet. Die folgenden stoffgeschichtlichen Hinweise werden daher im Hinblick auch auf diesen Text geboten. Vgl. auch die Anspielung auf die Thematik im Zusammenhang mit einem Lob guter Ehefrauen in dem Beitrag von Stephan Schrader in einer der beiden Epithalamien-Sammlungen, die 1585 zu M·s eigener Hochzeit erschienen: Epithalamia in nuptias […] Henrici Meibomii […]. Helmstedt 1585, Bl. Bv–B3r, hier Bl. B2r.

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Kommentar

Politischer Hintergrund der Geschichte der Weiber von Weinsberg ist der mit der Wahl des Staufers Konrad III. (1093–1152) zum römisch-deutschen König (1138) sich anbahnende Konflikt zwischen Staufern und Welfen um die Vormachtstellung im Reich. Gleich nach seiner Wahl hatte Konrad den Welfen Heinrich den Stolzen (ca. 1108–1139), Herzog von Sachsen und Bayern, aufgefordert, eines seiner beiden Herzogtümer, und zwar Sachsen, abzugeben, da er die Vereinigung zweier Herzogtümer in einer Hand für nicht statthaft hielt. Als Heinrich der Stolze sich weigerte, wurde über ihn die Reichacht verhängt und Sachsen Albrecht dem Bären übertragen. Im Mai 1139 entzog Konrad Heinrich dem Stolzen auch noch das Herzogtum Bayern und übertrug es seinem Halbbruder, dem Babenberger Leopold IV. von Österreich. Heinrich vermochte sich zwar militärisch in Sachsen zu behaupten und Albrecht den Bären in die Flucht zu schlagen. Bevor er aber auch in Bayern zur Behauptung seiner Herrschaft tätig werden konnte, starb er im Oktober 1139 eines plötzlichen Todes. Die Ansprüche des Welfenhauses auf Bayern vertrat nunmehr Heinrichs Bruder Welf VI. (1115– 1191) im Namen von Heinrichs erst zehnjährigem Sohn, Heinrich dem Löwen. Welf besiegte im August 1140 Leopold IV. bei Valley an der Mangfall. Daraufhin wandte sich Konrad gegen die schwäbischen Besitzungen der Welfen und begann eine Belagerung der Burg Weinsberg nahe Heilbronn. Das Heer, das Welf zum Entsatz heranführte (er befand sich also nicht in der belagerten Burg oder Stadt!), erlitt am 21. Dezember 1140 eine Niederlage, und die Besatzung der Burg mußte sich ergeben – wobei den darunter befindlichen Frauen erlaubt wurde, ihre Habe, soweit sie sie tragen könnten, mitzunehmen, und diese die ihnen gewährte Gunst sehr eigenwillig auslegten: indem sie nämlich ihre Männer auf den Schultern aus der Burg trugen und sie so vor Gefangenschaft oder Tod retteten, da der Kaiser dieser Auslegung seines Gunsterweises nicht widersprach. Trotz seiner Niederlage führte Welf den Kampf gegen König Konrad III. weiter. 1142 kam auf dem Reichstag zu Frankfurt eine Versöhnung zwischen Konrad und Heinrich dem Löwen zustande: letzterer verzichtete auf Bayern und erhielt dafür das Herzogtum Sachsen zurück. Welf VI. erkannte den Verzicht auf Bayern jedoch nicht an und ging weiter gegen Konrad vor, finanziell unterstützt von König Roger von Sizilien und dem ungarischen König Geisa II. Nach dem unglücklichen Ausgang des Zweiten Kreuzzuges (1147–1149), an dem sich König Konrad III. ebenso wie Welf VI. beteiligt hatten, flammte der Kampf zwischen beiden wieder auf. In der Schlacht bei Flochberg (nahe Nördlingen) wurde Welf von Konrads Sohn Heinrich besiegt und zum Frieden gezwungen. Der Kampf der Welfen wurde nun von seinem Neffen Heinrich dem Löwen weitergeführt, der nun seinerseits wieder Ansprüche auf das Herzogtum Bayern erhob. Über die hier allein interessierenden Vorgänge bei der Eroberung Weinsbergs im Dezember 1140 berichtet nur eine einzige mittelalterliche Quelle:

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die von einem Anonymus, einem Kölner Domherrn, 1197 geschriebene und 1202 um zwei Berichte für die Jahre 1198/99 ergänzte Kölner Königschronik (Chronica regia Coloniensis).30 Die einschlägige Textstelle lautet wie folgt: »Anno domini 1140. Rex urbem Welponis ducis Baioariorum Winesberg dictam obsedit et in deditionem accepit, matronis ac ceteris feminis ibi repertis hac regali liberalitate licentia concessa, ut quaeque humeris valerent deportarent. Quae tam fidei maritorum quam sospitati ceterorum consulentes, obmissa suppellectili descendebant viros humeris portantes. Duce vero Friderico ne talia fierent contradicente, rex favens subdolositati feminarum dixit, regium verbum non decere immutare.«31 [»Im Jahre des Herrn 1140. Der König belagerte eine Burg mit dem Namen Weinsberg des Herzogs Welf von Bayern und erwirkte ihre Übergabe, nachdem er den Ehefrauen und den übrigen Frauen, die sich dort befanden, aus königlichem Edelmut erlaubt hatte, alles fortzuschaffen, was sie auf ihren Schultern tragen könnten. Die Frauen, ebenso bedacht auf die Treue zu ihren Ehemännern wie auf das Wohlergehen aller anderen, ließen ihren Hausrat stehen und liegen und stiegen herab, die Männer auf ihren Schultern tragend. Als aber Herzog Friedrich (von Schwaben) seinen Widerspruch gegen ein solches Vorgehen einlegte, sagte der König, voller Sympathie für die List der Frauen, daß es sich nicht zieme, an einem königlichen Ausspruch etwas zu verändern.«]

Die Frage, ob dieser Bericht der Kölner Königschronik als historisch zuverlässig bewertet werden könne oder ob es sich nur um eine hübsche Sage handle, ist in der älteren deutschen Geschichtswissenschaft breit diskutiert worden.32 Angesichts der schmalen Quellenlage läßt sich die Sache zwar nicht entscheiden; nach vorherrschender Meinung ist dem Bericht Glaubwürdigkeit aber nicht abzusprechen. Die literarische Rezeption des Stoffes33, in der der historische Kern der Episode einige Ausschmückungen erfahren sollte, begann mit Johannes Trithemius (1462–1516), der die Geschichte an zwei Stellen erzählt: in der Chronik des Klosters Hirsau und in den Hirsauer Annalen. Der Bericht in der Hirsauer Chronik ist ganz knapp gehalten, gibt, in enger sprachlicher Anlehnung an die Quelle, nur die Aussage der Kölner Königschronik wie30 31

32

33

S. hierzu den Artikel von Franz-Josef Schmale in: VL 1 (1978), Sp. 1255 f. Chronica regia Coloniensis (Annales maximi Coloniensis). Cum continuationibus in Monasterio S. Pantaleonis scriptis aliisque historiae Coloniensis monumentis. […]. Rec. Georgius Waitz. Hannover 1880 (= Monumenta Germaniae historica: Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum […] recusi 18), Reprint 1978, S. 77. S. den Überblick bei Uwe Israel, Von Fakten und Fiktionen in der Historie. Das neuzeitliche Leben der »Weiber von Weinsberg«. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 (2004), S. 589–607, hier S. 600–605; eine Liste der einschlägigen Literatur in: Burg und Stadt Weinsberg. Quellen und Zeugnisse ihrer Geschichte im Mittelalter. Dokumentation einer Ausstellung im Stauferjahr 1977. Hrsg. von der Stadt Weinsberg. Weinsberg 1977, S. 135 f. Auch hierzu s. Israel, Von Fakten u. Fiktionen (wie Anm. 32), passim; ferner: Rosemarie Wildermuth, »Zweimal ist kein Traum zu träumen.« Die Weiber von Weinsberg und die Weibertreu. Marbach 1990 (= Marbacher Magazin 53, Sonderheft).

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Kommentar

der.34 Eine ausführlichere Darstellung bot Trithemius in den Hirsauer Annalen35: »[…] Duce Welffone divinâ praeordinante providentiâ devicto, Rex Conradus castrum ipsius Ducis et oppidum Wynsperg obsidione vallavit et tandem sub ea conditione in deditionem accepit, sub qua Reges consueverunt inimicis capitalibus, quos potenter suo subdiderint Imperio, vitam cum rebus aufferre. Nam praeter infantes et pueros, quidquid sexus erat in hominibus virilis, aut morti aut captivitati fuit obnoxium. Mulieribus duntaxat et pueris liber permittebatur egressus: ita tamen, quòd nihil secum deferrent. Quae consilio inter se habito Regis clementiam prostratae in terram rogabant, ne vacuae pellerentur ab oppido, sed liceret unicuique de suis propriis secum deferre, quantum humeris deportare potuerint. Et annuit Rex. At illae, contemptâ suppellectili rebusque universis animo virili contemptis, maritum suum unaquaeque dorso imponens suo extra oppidum per medium castrorum deportabat. Fratre autem Regis Duce Suevorum Friderico suadente, ne talia permitterentur, Caesar respondit: ›Non decet Regis immutare sermonem.‹ Delectatus industriâ mulierum Conradus, singulis res suas cum viris indulsit.«36 [»Nachdem Herzog Welf dank der vorausbestimmenden Macht der göttlichen Vorsehung völlig besiegt worden war, belagerte König Konrad die Burg und Stadt Weinsberg ebendieses Herzogs und bewirkte schließlich deren Übergabe unter einer Bedingung, die Könige von jeher bei Hauptfeinden, die sie machtvoll ihrer Herrschaft unterworfen haben, zur Geltung zu bringen gewohnt sind: ihnen nämlich mit ihrem Besitz auch das Leben zu nehmen. Denn außer Säuglingen und Knaben war alles, was unter den Menschen männlichen Geschlechts war, dem Tode oder der Gefangenschaft verfallen. Allein Frauen und Kindern wurde freier Abzug erlaubt: so jedoch, daß sie nichts mit sich nehmen durften. Nachdem die Frauen untereinander Rat gehalten hatten, flehten sie den König, auf dem Erdboden hingestreckt, um die Gnade an, daß man sie nicht mit völlig leeren Händen aus der Stadt vertreiben möge, sondern daß es jeder von ihnen erlaubt sein solle, von ihrem Eigentum soviel, wie sie auf den Schultern zu tragen vermöchte, mitzunehmen. Dem stimmte der König zu. Jene aber, männlichen Geistes ihren Hausrat und gesamten Besitz geringschätzend, nahmen allesamt ihre Männer auf den Rükken und trugen sie fort, aus der Stadt hinaus mitten durch das Lager (des Königs). Als aber des Königs Bruder, Herzog Friedrich von Schwaben, dazu riet, derlei nicht zu erlauben, antwortete der König: ›Es ziemt sich nicht, an dem Spruch eines Königs etwas zu ändern.‹ Erfreut über die Tüchtigkeit der Frauen, gestand Konrad einer jeden ihren Besitz mitsamt ihrem Manne zu.«]

Die Darstellung bei Trithemius (anscheinend in der Version der Hirsauer Annalen) war, wie der abschließende Vermerk »haec abbas Spanhamensis« (»soweit der Abt von Sponheim«, d. h. Trithemius) eindeutig belegt, die Quelle für den kurzen Bericht in der 1516 in Tübingen erschienenen Weltchronik von Johannes Nauclerus (1425–1510)37, die Melanchthon als Kor34

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Johannes Trithemius, Opera historica, [hrsg. von Marquard Freher]. Pars 2. Frankfurt a. M. 1601, Reprint Frankfurt a. M. 1966, S. 129. Zum erstenmal 1690 vollständig herausgegeben in der in der folgenden Anmerkung zitierten Ausgabe. Johannes Trithemius, Annalium Hirsaugiensium Tomus I. […]. St. Gallen 1690, S. 408 f. Johannes Nauclerus, Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium chronici commentarii […]. Bd. 2. Tübingen: Thomas Anshelm 1516, Bl. CLXXXIIr.

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rektor in der Druckerei von Thomas Anshelm zu betreuen hatte. Gut zwanzig Jahre später lieferte Melanchthon mit einer von Vitus Winshemius (Veit Winsheim, eigtl. Oertel) niedergeschriebenen und 1539 in Wittenberg publizierten akademischen Rede über Welf und die Belagerung von Weinsberg38 die wichtigste und für die spätere Rezeption wirkungsmächtigste Version der Geschichte von den treuen Frauen. Diese Rede war, für die Schilderung der Ereignisse unmittelbar um Weinsberg jedenfalls, M·s Quelle, wie aus vielen Einzelheiten zu ersehen ist (von zentraler Bedeutung sind hier zwei historisch nicht beglaubigte Elemente: die Anwesenheit Welfs in der belagerten Stadt und – vor allem! – die führende Rolle seiner Frau für die Entwicklung und Umsetzung des listigen Planes der Weinsberger Frauen). Mit dem Zitat einer Kernstelle aus der Rede Melanchthons bzw. Winsheims am Schluß seines ›Guelfus redivivus‹ (s. o., S. 332 f.) hat M. ausdrücklich auf seine Quelle verwiesen. Zweifellos hat M. aber auch andere Darstellungen in der zeitgenössischen historischen Literatur seiner Zeit39 gekannt und genutzt (z. B. für die breite Darstellung der Vorgeschichte im ›Guelfus redivivus‹). 10 quique Ararim bibit] D. h. der Franzose (Arar oder Araris = Saône). 13–15 Alemannicus Princeps … Prognatus] Der Stauferkönig Konrad III. 15–16 Longobarda Stirpe satus] Durch die Verbindung der Welfen mit der Adelsfamilie der Este, die langobardischen Ursprungs war, in der jüngeren Linie des Welfenhauses (s. o. zu S I 5,1). 21 Vangiones] Die Wangionen waren ein germanischer Volksstamm, der in der Gegend um Worms ansässig war. Hier soviel wie ›Krieger aus Worms‹. 22 Sicambro] Die Sugambrer waren Germanen am rechten Rheinufer, zwischen Lippe und Sieg; hier natürlich nur als Umschreibung für die Krieger, die aus der entsprechenden Gegend des Reiches kamen. 29 arcis moenibus editae] D. h. in der Burg Weinsberg. 33 Tuisconae] Von Tuisco, der nach Auffassung der Humanisten Stammvater und Namenspatron der Deutschen war (vgl. Bocer, Sämtl. Eklogen, hrsg. von L. Mundt [1999], S. 144 f.). Der Name geht zurück auf Tacitus, Germania 2, wo Tuisco als Gott der Germanen angeführt wird. Vgl. SM 29,2; MML 2,5. 91–92 proximusque Thracibus … Polonus] Das Gebiet des antiken Thrakien (Südosten der Balkanhalbinsel) gehörte zu M·s Zeit zum Osmanischen 38

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Philipp Melanchthon / Veit Winsheim, Declamatio […], in qua recitatur historia, quomodo Guelfus Dux Bavariae liberatus sit periculo in obsidione Winspergensi, coniugis suae honestissimo et tamen vafro consilio. In: CR 11 (1843), Sp. 466–478. Z. B. den von Melanchthons Schwiegersohn Kaspar Peucer bearbeiteten dritten Band der Chronik von Johannes Carion: Tertia pars Chronici Carionis, a Casparo Peucero expositi et aucti. Frankfurt a. M.: Fabritius 1581 (die Weinsberg-Geschichte hier S. 737 f.).

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Kommentar

Reich. Der Süden des Königreichs Polen grenzte im 16. Jh. an Gebiete, die von den Osmanen beherrscht wurden (Siebenbürgen, Moldau, Bessarabien). 94–95 Iulius Apollo] Es fragt sich, ob hier Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg als Auftraggeber dieses Epithalamiums angesprochen wird (in diesem Falle wäre die Verbindung mit Apollo als dem Gott der Künste und Wissenschaften eine Huldigung an den Herzog als Universitätsgründer) oder ob Apollo als Allegorie des zu wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen anregenden Geistes der Universität zu verstehen ist (in diesem Falle wäre »Iulius« so wie in ›Academia Iulia‹ bloßer Hinweis auf den Universitätsgründer). Ich halte die zweitgenannte Deutung für die akzeptablere (vgl. dazu die Anrufung der »Iulia […] diva« in GR 6 f.).

S II 4 Zu Smidenstedt s. o., S. 540 meine Hinweise zu seinem Grußgedicht in M·s ›Parodiae Horatianae‹. 3 Stentora] Stentor war ein griechischer Kämpfer vor Troja, der, wie Homer (Ilias 5,785 f.) berichtet, so laut schreien konnte wie 50 Männer zusammen. 20 Suada medulla] Suada ist die Göttin der Überredung. Zu dieser Junktur vgl. Ennius, Reliquiae, ed. Vahlen, Annalium fragmenta, lib. 9, 308. 21–22 Xenophon … Attica Musa fuit] Vielseitiger griechischer Schriftsteller des 4. Jh.s v.Chr., der von den Römern ebenso wie später in Renaissance und Humanismus hochgeschätzt wurde. Den ehrenden Beinamen ›Attische Muse‹ erhielt er wegen der Anmut seines Stils (Diogenes Laertius 2,57).

S II 5 Vorlage war Catulls Carmen 43 (Versmaß: Phalaeceus), ein Schmähgedicht auf die Geliebte Mamurras, eines Günstlings Caesars, der in dessen Kriegszügen in Gallien große Reichtümer angehäuft hatte und von Catull in den Carmina 29 u. 57 als Schlemmer und Wüstling attackiert wird. Ich zitiere den Text nach der Edition von Muretus (Venedig 1562, Bl. 59v): »Salve nec minimo puella naso Nec bello pede nec nigris ocellis Nec longis digitis nec ore sicco Nec sane nimis elegante lingua, Decoctoris amica Formiani. Ten’ provincia narrat esse bellam? Tecum Lesbia nostra comparatur? O saeclum insipiens et infacetum!«

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[»Sei gegrüßt, Mädchen mit nicht gerade der kleinsten Nase, mit nicht hübschem Fuß, nicht dunklen Augen, nicht länglichen Fingern, mit nicht trockenem Mund und nicht allzu feiner Sprache, du Geliebte des Verschwenders aus Formiae! Dich nennt die Provinz eine Schönheit? Mit dir wird meine Lesbia verglichen? O du törichtes, geschmackloses Jahrhundert!«]

Vgl. die anderen Catull-Parodien M·s: S II 9;15 u. PC, nebst den Hinweisen S. 561–564. Zum Thema vgl. S I 7. 5 Maevio] Maevius war ein schlechter Dichter zur Zeit Vergils, durch seine Nennung in dessen Ekloge 3,90 geradezu Sinnbild eines solchen (vgl. S II 9,2).

S II 6 Zum Thema vgl. S I 27; II 10.

S II 8 Pamphagus bedeutet ›Allesfresser‹ oder auch ›Vielfraß‹. Auf wen dieses Epigramm zielt, war nicht zu ermitteln.

S II 9 Eine Parodie auf Catulls Carmen 52 (Versmaß: Iambischer Trimeter), das ich wiederum nach der Edition von Muretus (Venedig 1562, Bl. 67v) zitiere: »Quid est, Catulle, quod moraris emori? Sella in curuli Struma Nonius sedet, Per consulatum peierat Vatinius. Quid est, Catulle, quod moraris emori?« [»Was ist, Catull? Was hält dich noch ab vom Sterben? Auf dem kurulischen Stuhl sitzt der Dickhals Nonius. Beim Konsulat schwört falsch Vatinius. Was ist, Catull? Was hält dich noch ab vom Sterben?«]

Während Catull mit seinem Epigramm in der Form eines Selbstgesprächs seinen Abscheu über zwei ihm verhaßte Politiker, Günstlinge Caesars, kundtut, nimmt M. mit seinem an ein fiktives Gegenüber, dem er den Namen des berühmten italienischen Satirikers Franciscus Philelphus (Francesco Filelfo, 1398–1481) gibt, offenbar die römische Kurie aufs Korn. Der Euclio, der die Tiara trägt, ist sicher der zur Zeit der Drucklegung von M·s ›Sylvae‹ amtierende Papst Sixtus V. (1585–1590), der im Laufe seines Pontifikats durch finanzielle Sanierung der Kurie und Eintreibung von Steuern einen riesigen Gold- und Silberschatz in der Engelsburg anhäufte. Ebendeshalb gab ihm M. den Namen der Hauptfigur in Plautus’ ›Aulularia‹, eines alten Geizhalses, der einen Topf voll Gold besitzt, den er aber versteckt hält

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und sorgsam hütet, ständig in Angst, er könnte ihm gestohlen werden. Der Maevius in V. 2 (der Name ist sprichwörtlich für einen schlechten Dichter – s. o. zu S II 5,5) dürfte eine Persönlichkeit sein, die damals eine wichtige Funktion im Kardinalskollegium innehatte. – Vgl. die anderen Catull-Parodien M·s: S II 5; 15 u. PC, nebst den Hinweisen S. 561–564.

S II 10 Zum Thema vgl. S I 27; II 6. 5–6 scintillula … imago minor] Anspielung auf das Pfingstwunder (Apg. 2,3–4).

S II 11 Johannes Borcholten (Borcholt), geb. 5. 4. 1535 Lüneburg, gest. 9. 10. 1593 Helmstedt, bedeutender Jurist seiner Zeit, wurde nach einem Studium in Wittenberg (1553–1555) und einer zehnjährigen Studienreise durch Frankreich 1566 oder 1567 in Basel zum Dr. iur. promoviert. 1566 wurde er Stadtsyndikus in Rostock und Professor für die Institutionen an der dortigen Universität. 1576 berief ihn Herzog Julius als ersten ordentlichen Professor der Rechte an die neugegründete Universität Helmstedt. Neben seiner Professur nahm Borcholten auch andere wichtige Aufgaben für Herzog Julius und seinen Nachfolger wahr. Zu seinem Tode schrieb ihm M. einen Nachruf ›Memoriae Ioannis Borcholti Iurisconsulti clarissimi‹, abgedruckt in: Joannes Caselius, Επιτάφιος Ioanni Borcholdo […]. Helmstedt 1594, Bl. D3r. – In M·s Stammbuch findet sich auf Bl. 86r ein Eintrag Borcholtens vom 29. Juli 1582. – Vgl. S II 12. – Lit.: Ahrens, Lehrkräfte (2004), S. 30 f.

S II 12 Zu Borcholten s. o. zu S II 11. 3 spe deturbamur] Vgl. Cicero, Epistulae ad familiares 5,7,1. 6 Libitina] Bei den Römern die Göttin der Leichenbegängnisse. 8 Donum erat … Dei] Der Name Dorothea (griech.) bedeutet ›Gottesgabe‹.

S II 13 Adressat des Gedichts ist der Helmstedter Medizin-Professor (seit 1584) Jakob Horst (geb. 1. 5. 1537 Torgau, gest. 21. 5. 1600 Helmstedt). Anlaß ist die Hochzeit mit seiner zweiten Frau, Regina Zoch, Tochter des Salinen-

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direktors Dr. Moritz Zoch in Halle, am 17. September 1587. – Lit.: Triebs, Die Medizin. Fakultät (1995), S. 54 f.; Ahrens, Lehrkräfte (2004), S. 123. 1 Machaonias á…ñ artes] Nach Machaon, Sohn des Äskulap, Arzt in Homers Ilias. 4 pronuba Iuno] Juno als Ehegöttin, die die Braut begleitet. 5 Sicania] Mit diesem Eptheton der Venus wird offenbar angespielt auf deren berühmtes Heiligtum auf dem Berg Eryx im Nordwesten Siziliens. Vgl. V. 4 in dem ›Eidyllion de Henrico Meibomio‹ von Prudentius Talaeus (oben S. 62). – Venus afflat honores] = Tibull 2,4,57. 6 robur á…ñ iuvenile] Horst war immerhin schon ein Mann von fünfzig Jahren. 7 Pallas á…ñ Iove nata] Die dem Haupt Jupiters entsprungene Göttin der Weisheit. – Lyaeus] Der ›Sorgenlöser‹, Beiname des Bacchus. 9 Ceres] Die Göttin des Getreides. 11 Mercurius fatum dispensat] Merkur gilt (entspr. dem griechischen Hermes) gewöhnlich als der Gott der Kaufleute, Händler und Diebe. Hier aber scheint M. eher an den auf den ägyptischen Gott Thot zurückgehenden Hermes Trismegistos als universell ordnende und wirkende Macht gedacht zu haben. 13 Cereris gener] Schwiegersohn der Ceres (als Ehemann ihrer Tochter Proserpina) ist Pluto, der Beherrscher der Unterwelt und aller in ihr hausenden Ungeheuer.

S II 14 Zum Adressaten s. o., Einleitung, S. XV f., Anm. 24. – Das Gedicht, bestehend aus Zweizeilern von daktylischem Hexameter und jambischem Trimeter, erschien, zusammen mit S I 22, zuerst 1584 als Beigabe zu des Reineccius Editio princeps der Geschichte des Ersten Kreuzzugs von Albert von Aachen (s. o. zu PH 2): Chronicon Hierosolymitanum (1584), Bl. (c)2r. Die Überschrift lautet dort: »Ad eundem«. Bis auf eine kleine Abweichung in V. 13 (»ab« statt »à«) blieb der Text unverändert. 1–3 Gemmiferam … HIARNUS] Der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus (12./13. Jh.) berichtet in seiner Dänischen Geschichte (Gesta Danorum 6,1,1–2), daß die alten Dänen nach dem Tode ihres Königs Frotho einen gewissen Hiarnus nur deshalb zum König gemacht hätten, weil er in der Lage war, für den verstorbenen König eine Grabschrift von vier Versen zu verfertigen. 3–4 avaro á…ñ mari] = Horaz, Carm. 3,29,61. 5–6 Sylvius Aeneas … pontifex] Daß der humanistische Kirchenmann, Historiker und Dichter Aeneas Silvius Piccolomini (1405–1464), als Papst Pius II. (1458–1464), wegen historischer Werke über die Taten von Köni-

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Kommentar

gen zum Papst gewählt worden sei, ist natürlich eine poetische Fiktion; zu denken wäre hier an seine Geschichte Friedrichs III. (›Historia rerum Friderici III. Imperatoris‹) und seine Geschichte Böhmens (›Historia Bohemica‹). Vgl. VL 7 (1989), Sp. 634–669, hier 656–658 (F. J. Worstbrock). 6 Urbem Quirini] Rom (Romulus, der sagenhafte erste König Roms, wurde nach seinem Tode, als er unter die Götter aufgenommen war, unter dem Namen Quirinus verehrt). 16 Syntagmate] Des Reineccius 1574–1580 in Basel erschienenes dreibändiges Geschichtswerk ›Syntagma de familiis, quae in monarchiis tribus prioribus rerum potitae sunt‹ (genealogische Darstellungen der Herrscherhäuser in den ersten drei Monarchien).

S II 15 Vorlage dieser Parodie ist Catulls Carmen 34, ein von einem Knaben- und Mädchenchor gesungener Hymnus an die Göttin Diana (hier nach der Edition von Muretus, Venedig 1562, Bl. 49r–49v):

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»Dianae sumus in fide Puellae et pueri integri: Dianam pueri integri Puellaeque canamus. O Latonia, maximi Magna progenies Iovis, Quam mater prope Deliam Deposivit olivam, Montium domina ut fores Silvarumque virentium Saltuumque reconditorum Amniumque sonantum. Tu Lucina dolentibus Iuno dicta puerperis, Tu potens Trivia et notho es Dicta lumine Luna. Tu cursu, dea, menstruo Metiens iter annuum Rustica agricolae bonis Tecta frugibus exples. Sis quocunque tibi placet Sancta nomine, Romulique. Antiquam, ut solita es, bona Sospites ope gentem.« [»Die wir in Dianas Obhut sind, reine Mädchen und Knaben, Diana wollen wir besingen, wir reinen Knaben und Mädchen! O Tochter der Latona, großer Sproß des größten Jupiter: deine Mutter hat dich auf Delos, nahe dem Ölbaum, geboren, damit du Herrin der Berge, der grünenden Wälder, verborgenen Waldschluchten und der rauschenden Ströme würdest.

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Den Gebärenden, die in den Wehen liegen, heißt du Juno Lucina; du giltst auch als die machtvolle Trivia (= Hekate) und als die von fremdem Licht erstrahlende Luna. In monatlichem Lauf, Göttin, durchmißt du den Weg des Jahres und füllst das ländliche Haus des Ackermanns mit trefflichen Früchten. Welcher Name dir auch beliebt: unter jedem sei uns heilig, und behüte, wie du es zu tun pflegtest, mit segensreicher Stärke den alten Stamm des Romulus!«]

Die Stropheneinteilung der Vorlage (6 Strophen zu 4 Versen: drei Glykoneen und einem Pherekrateus) wird von M. nicht beachtet. – Vgl. die anderen Catull-Parodien M·s: S II 5;9 u. PC, nebst den Hinweisen S. 561–564.

S II 16 Arnold von Reyger, Erbherr von Gladbeck (geb. 17. 1. 1559 Almen/Niederlande, gest. 1627 Berlin), floh zu Anfang der achtziger Jahre des 16. Jh.s aus seiner niederländischen Heimat und fand Aufnahme in Helmstedt bei Joachim Münsinger von Frundeck (s. o. zu S I 13). In der Helmstedter Matrikel ist er eingetragen unter dem 6. Juni 1582 als »Arnoldus [de] Reiger, Almeno Monasteriensis Nob.« (Zimmermann, Album, S. 36, Nr. 45). 1593 wurde er in Jena zum Dr. iur. promoviert und nahm dort auch eine Professur wahr. 1594 heiratete er Sophie von Wintzingerode; an der aus diesem Anlaß erschienenen kleinen Gelegenheitsschrift beteiligte sich M. mit einem Hochzeitsgedicht, das 1596 in dem ›Schediasmatum manipulus‹ (s. SM 6) wieder abgedruckt wurde. Seit 1596 diente Reyger den Kurfürsten Joachim Friedrich und Johann Sigismund von Brandenburg in verschiedenen Funktionen. 1598 wurde er Kammergerichtsrat, 1620 Vizekanzler; dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode. Neben diversen eigenen juristischen Schriften gab er die Werke seines Wohltäters Münsinger nach dessen Tode mit Anmerkungen und Ergänzungen heraus, z. B.: ›Apotelesma, hoc est corpus perfectum scholiorum ad Institutiones Iustinianeas pertinentium‹ (zuerst 1589) und ›Singularium observationum Imperialis Camerae centuriae VI‹ (zuerst 1591). – Sein von M. bedichtetes Wappen – ein Reiher, der etwas in der rechten Kralle hält – findet sich, mit der Umschrift »Vigilantibus iura subveniunt« (»Den Wachsamen kommt das Recht zu Hilfe«), auf dem Titelblatt seines ›Thesaurus iuris‹ (Leipzig 1604; Nachdruck ebd. 1605). – Briefe von ihm an M. im Meibom-Nachlaß, Hannover, LeibnizBibliothek (MS XLII,1899, Bl. 34–93). – Lit.: ADB 28 (1889), S. 349 f. (Ernst Landsberg); Victor Herold, Das Cöllnische Konsistorium im 16. Jahrhundert. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 53 (1941), S. 1–42, hier S. 29.

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Kommentar

S II 17 Zu Heinrich Rantzau s. o., Einleitung, S. XIX f., Anm. 41. Das Distichon ähnelt sehr einem solchen zum Lobe Westfalens, das im Eröffnungsteil (Bl. 1r) von M·s Stammbuch steht (s. o., Einleitung, S. XCIV).

S II 20 Hermann Vastelabus, auch Fasteleben oder Vastelabend (geb. ca. 1549 Lemgo, gest. Rinteln 17. 4. 1622) ließ sich am 6. Mai 1572 in Wittenberg als »Hermannus Fasteleben Lemgouienásisñ« immatrikulieren (Album Academiae Vitebergensis. Ältere Reihe, Bd. 2, S. 214a,15). Nach seiner Magisterpromotion war er Lehrer in Möllenbeck (Kreis Schaumburg), dann Erzieher bzw. Hofmeister des Grafen Ernst III. von Holstein-Schaumburg (1569–1622) am Hof von Stadthagen. 1584 begleitete er den jungen Grafen zu seinem Studium an die Universität Helmstedt; beide sind unter dem 18. Oktober 1584 in der Matrikel verzeichnet (Zimmermann, Album, S. 47, Nr. 145 [Graf Ernst] u. 147 [Vastelabus]). Vastelabus und sein Schützling trugen sich mit Datum vom 22. November 1584 in M·s Stammbuch ein: Vastelabus auf Bl. 190r, Graf Ernst auf Bl. 60r, mit einer aufwendigen ganzseitigen Abbildung des gräflichen Wappens auf der gegenüberliegenden Seite (Bl. 59v). 1593 kehrte Vastelabus nach Lemgo zurück und wurde dort Konrektor an der Lateinschule. Nebenher war er dort in der Druckerei der Erben von Konrad Grothe tätig; in den Jahren von 1601– 1610 ist er als eigenständig arbeitender Drucker in Lemgo nachweisbar. 1610 wurde Vastelabus an das Gymnasium illustre in Stadthagen berufen, das im selben Jahr von Graf Ernst III. gegründet worden war; neben seiner Lehrtätigkeit als Professor der Rede- und Dichtkunst fungierte er auch hier als Drucker: in seiner Funktion als Leiter der dem Gymnasium angegliederten Offizin. Als 1621 aus dem Gymnasium Stadthagen die Universität Rinteln hervorging, übernahm er dort die Professur mit der gleichen Fächerkombination. – Lit.: Friedrich Wilhelm Strieder, Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Bd. 16. Hrsg. von Ludwig Wachler. Marburg 1812, S. 280 f.; Reske, Buchdrucker (2007), S. 548 u. 854.

S II 21 Über den Verstorbenen und seine Beziehungen zu M. war nichts zu ermitteln. Sicher handelt es sich um einen Nachkommen oder Verwandten des Volquinus (deutsch: Folkwin) Grovende(n), der in der Zeit zwischen 1506 und 1523 mehrmals Bürgermeister von Höxter war. Vgl. Karl Thiele, Chro-

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nik der Stadt Höxter nach gedruckten und ungedruckten Quellen. Höxter 1928, S. 159 f. 3 Nomina Victoris] Unklar. Sollte damit auf den Vornamen angespielt werden, wäre dies der Etymologie nach unberechtigt, denn Folkwin bedeutet ›Volksfreund‹.

II. Schediasmatum manipulus Wer mit der Geschichte der neulateinischen deutschen Lyrik vertraut ist, wird bei dem Titelstichwort ›Schediasmata‹ für diese kleine Sammlung von lyrischem Allerlei sogleich an die ›Schediasmata poetica‹ von Paul Schede Melissus (1539–1602) denken (zuerst Frankfurt a. M. 1574; in zweiter, erweiterter Ausgabe Paris 1586). Lyrische Sammelwerke mit dieser Titelbezeichnung, die bei Schede zugleich Spiel mit dem eigenen Namen ist, scheint es vor dem Erscheinen von dessen ›Schediasmata poetica‹ nur selten gegeben zu haben. Jedenfalls fand ich bei der Durchsicht der Datenbank VD 16 unter dem Stichwort ›Schediasmata‹ nur zwei ältere Werke, deren lyrische Inhalte so genannt werden: – Prima Aelbingensis [= Elbingensis] scholae foetura: Silva carminum sive schediasmata scholasticae iuventutis, apud Elbingenseis, tumultuariè congesta. [Hrsg.: Gulielmus Gnaphaeus]. Danzig 1541 (VD 16: ZV 19825). – Caspar Bruschius: In divorum Caroli V. […] Imperatoris […] et Ferdinandi regis […] fratrum honorem et laudem Schediasmata quaedam fatidica. Carmine elegiaco scripta. [Augsburg] 1548 (VD 16: B 8771). Allerdings sind für die Jahre 1586–1596 auffällig viele Kasualdrucke zu Hochzeiten mit dem Titel ›Schediasmata nuptialia‹ nachweisbar, mit den Erscheinungsorten Helmstedt (überwiegend), Leipzig und Wittenberg. Ich gebe hier die VD 16–Nummern für diese Casualia, aufgeteilt nach den drei Druckorten. Helmstedt: S 2441–2445, ZV 13815–13816; Leipzig: B 1818; Wittenberg: ZV 13817. Zu M·s Verwendung des Wortes vgl. auch die Widmung des Vergil-Centos ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595) an Tobias Paurmeister (bei uns im Anhang, S. 430, Z. 17). Die Mengenangabe ›Manipulus‹ bei Lyriksammlungen ist im 16. Jh. sehr selten. Auffällig ist, daß sie sich bei einer 1586 in Berlin erschienenen Lyriksammlung (›Manipulus carminum‹; VD 16: H 3663) von Franciscus Hildensaemus (Hildesheim) findet, von dem M. Horaz-Parodien in seine ›Parodiarum Horatianarum libri duo‹ (1588) aufgenommen hat (s. o. zu PH 21).

600

Kommentar

SM 1 Adressat des Gedichts ist der am 5. 4. 1591 geborene Sohn des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg, beim Erscheinen der ›Schediasmata‹ also noch ein kleines Kind. Des Sleidanus berühmtes Werk über die vier Monarchien hat ihm M. zweifellos in seiner eigenen, 1586 erschienenen Ausgabe überreicht (Iohannes Sleidanus, De quatuor summis imperiis libri tres. Helmstedt 1586). Friedrich Ulrich wurde 1613 Nachfolger seines in diesem Jahr verstorbenen Vaters. In den 21 Jahren seiner Regentschaft (er starb am 21. 8. 1634) erwies er sich als der schwächste und unfähigste Vertreter seines Hauses. Er hinterließ ein wirtschaftlich und politisch ruiniertes, durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstetes Land. Da er kinderlos war, erlosch mit ihm die Mittlere Linie der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. – Aus Anlaß der Hochzeit Friedrich Ulrichs mit Anna Sophie von Brandenburg im Jahre 1614 (die Ehe verlief sehr unglücklich) schrieb M. sein Kleinepos ›Guelfus redivivus‹ (Weiteres s. u., S. 628 f., in dem Kommentar hierzu). – Lit.: ADB 7 (1878), S. 501–505 (Spehr); NDB 5 (1961), S. 501 f. (Albert Brauch); BBL (2006), S. 234 f. (H.-R. Jarck).

SM 2 Es war an den deutschen Universitäten der Frühen Neuzeit keine Seltenheit, daß das jährliche Salär der Professoren durch bestimmte Sonderleistungen des Landesherrn, z. B. Mietzuschüsse oder (wie in vorliegendem Fall) Naturallieferungen, aufgebessert wurde. Hier dürfte es sich um den Wispel Roggen handeln, den M. 1591 von Herzog Heinrich Julius bewilligt bekam (s. o., Einleitung, S. XXI). 1 arbiter orbis] Kaiser Augustus. 5 Mantûs] Gen. von Manto, einer weissagenden italischen Nymphe, deren Sohn Ocnus die Stadt Mantua erbaut und nach seiner Mutter benannt haben soll (in ihrer Nähe befindet sich Vergils Geburtsort Andes). Vgl. PH 5,2.

SM 3 Zu Johannes Jagemann, dem auch die beiden folgenden Gedichte gewidmet sind, s. o. zu S I 21. – Die Devise Jagemanns stammt aus Ovids Metamorphosen (14,113). 2 iuga … Atlas] Die Höhen des Atlas-Gebirges, in das der Hirte Atlas von Perseus mittels des Medusenhauptes verwandelt worden war zur Strafe dafür, daß er ihm eine Beherbergung versagt hatte. Nach einer bekannteren

C. Vermischtes

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Sagenversion, die hier aber auszuschließen ist, war Atlas einer der Titanen, die Krieg gegen Jupiter geführt hatten, und mußte zur Strafe den Himmel auf seinen Schultern tragen. 3 Scyllaeam rabiem] Die Skylla, ein für die Schiffahrt gefährlicher Felsen in der Meerenge von Messina, gegenüber dem Strudel Charybdis (beide in der Sage gewöhnlich personifiziert als weibliche Ungeheuer). – Ponti] Kleinasiatische Landschaft am Schwarzen Meer. 4 Syrtes] Die zwei von den antiken Seefahrern gefürchteten Sandbänke vor der nordafrikanischen Küste. 6 Semiramia á…ñ manu] ›Semiramius‹ hier = ›babylonisch‹, nach der legendären babylonischen Königin Semiramis (vgl. Herodot 1,184). 8 Parcarum] Die Parzen, drei Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden anspinnen, fortführen und abschneiden.

SM 4 Zu Johannes Jagemann s. o. zu S I 21.

SM 5 Zu Johannes Jagemann s. o. zu S I 21. 1 Andino á…ñ vati] Vergil, nach seinem Geburtsort Andes bei Mantua. – Pollio] Asinius Pollio, Politiker und Schriftsteller zur Zeit des Augustus; Förderer Vergils und anderer Dichter. Vergil widmete ihm die 4. Ekloge seiner Bucolica. 4 Guelfus] Der Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

SM 6 Zu Arnold von Reyger s. o. zu S II 16. – Der Erstdruck dieses Epithalamiums auf Reygers Hochzeit mit Sophie von Wintzingerode (auf der Burg Beetzendorf der Familie von der Schulenburg [s. o., S. LXXIV u. 567] in der Altmark am 15. Sept. 1594) erschien in einer aus diesem Anlaß herausgegebenen kleinen Gelegenheitsschrift : Epithalamia sacra nobilissimo coniugum pari D. Arnoldo de Reyger, […] et Sophiae à Wintzingeroda, […], nuptias XVII. Kal. Octobr. anno MDXCIV. Bezendorfii Schulenburg. celebrantibus […]. Jena: Tobias Steinman [1594], Bl. A3r. M·s Gedicht steht hier unter der Überschrift: »Henrici Meibomii, Poetae Caesarii, Acad. Iuliae Helmst. Prof. P.«, darunter ein Bibel-Zitat: »Syrac. c. 1. πᾶσα ΣOΦIΑ παρὰ κυρίου« (Jes. Sir. 1,1: »Alle Weisheit kommt vom Herrn«). Im Text selbst gibt es folgende Abweichungen: 12 rectrix] praeses 14 illa á…ñ ista] ista á…ñ illa.

Kommentar

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Ein thematisch sehr ähnliches, auf gleiche Weise mit dem Vornamen der Braut spielendes Gedicht hat Prudentius Talaeus (über ihn s. o., S. 524, zu seinem Lobgedicht auf M. im Eröffnungsteil von C–ICR) zu den ›Gratulatoria aliquot carmina‹ (Helmstedt 1585, Bl. A2v–A3r) zu M·s Hochzeit mit Sophie Bökel beigesteuert. 2

Minerva] Als Göttin der Weisheit.

SM 7 Markus Gerstenberger (auch Gerstenberg) d.Ä. (geb. 14. 3. 1553 Buttstädt / Thüringen, gest. 22. 8. 1613 Dresden) erwarb 1576 nach einem Studium in Jena den juristischen Doktorgrad und wurde gleich danach Kanzler des Grafen von Hohnstein-Klettenberg. 1588 trat er als Kanzler in die Dienste des Herzogs Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar; als nach dessen Tode das Herzogtum geteilt wurde, nahm er dieselbe Funktion in Sachsen-Altenburg wahr. 1609/10 wurde er in Dresden kursächsischer Hofrat. Gerstenberger genoß als fähiger und gewandter Staatsmann großes Ansehen und wurde auch von Kaiser Rudolf II. für diplomatische Geschäfte herangezogen; das ihm 1594 angebotene Amt eines Reichsvizekanzlers lehnte er allerdings ab. Dank großzügigster Gunsterweise Herzog Friedrich Wilhelms I. war Gerstenberger in dessen Diensten zu einem ungemein vermögenden Mann geworden. – Lit.: Ersch/Gruber, Sect. 1, Tl. 62 (1856), S. 84–90 (B. Röse). 1 Thraseas] D. h. aufrechte Männer wie P. Clodius Thrasea Paetus, der aus seiner Ablehnung des Regiments Kaiser Neros, insbesondere nach dessen Muttermord, keinen Hehl machte, von Nero 66 n.Chr. wegen angeblichen Hochverrats angeklagt und verurteilt wurde und daraufhin Selbstmord beging. – Catones] ›Männer wie Cato‹ – womit hier ebenso wie in V. 4 der ältere Cato, der Censor M. Porcius Cato (234–149 v.Chr.), gemeint ist, der, Inbegriff altrömischer Sittenstrenge, als Politiker wie als Schriftsteller und Redner tätig war. 3 Momo] Momus ist die Personifikation der Tadelsucht, Inbegriff des Kritikasters.

SM 8 Der Erstdruck dieses Gedichts erschien, mit einer Widmungsadresse an Johannes Jagemann (s. o. zu S I 21), in dem Neudruck eines Werkes des französischen Juristen Antonius de Petrucia: Tractatus de viribus iuramenti (Helmstedt 1587, Bl. Av). Abweichende Lesungen des Erstdrucks: 3 gressu (Druckfehler); 7 nec; 10 Sub paleis gemmae ceu latitare solent.

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Den letzten beiden Versen des Gedichts ist zu entnehmen, daß Jagemann in irgendeiner Form die Veröffentlichung dieser anscheinend in Vergessenheit geratenen, zuerst 1511 in Lyon, dann 1522 und 1535 in Toulouse gedruckten Schrift von Antonius de Petrucia (eigtl. Antoine de Peyrusse), Professor der Jurisprudenz an der Universität Cahors / Südwestfrankreich (vgl. Patrick Arabeyre u. a., Dictionnaire historique des juristes français. XIIe–XXe siècle. Paris 2007, S. 621), veranlaßt oder unterstützt hat, obgleich auf dem Titelblatt weder er selbst noch sonst jemand als Herausgeber genannt wird und auch sein Name außerhalb des Widmungsgedichts in dem ganzen Band nicht vorkommt. 11 Civica á..ñ corona] Die Bürgerkrone: ein Kranz, der im alten Rom als Auszeichnung für die Rettung eines römischen Bürgers verliehen wurde.

SM 9 Wie bei S II 2 stellt sich auch hier die Frage, was M. bewogen haben mag, dieses Huldigungsgedicht auf Martin Luther, den elsässischen Reformator Martin Bucer (1491–1551) und den Braunschweigischen Theologen Martin Chemnitz (1522–1586; Näheres über ihn s. o., Einleitung, S. XIII, Anm. 7) als Idyll zu bezeichnen. Vermutlich war hier die bildhaft-allegorisierende Ausgangssituation der Verse 1–4 maßgebend: Die Mutter Deutschland gebiert drei Söhne von kämpferischem Naturell, die sie von der Fremdherrschaft des römischen Stuhls befreien. 5 Harciniae á…ñ silvae] Meint hier den Harz, als Abwandlung von ›Hercynia silva‹ (s. o. zu S I 18,32), dem Herkynischen Waldgebirge, dessen Teil der Harz ist (vgl. Zedler 12 [1735], Sp. 664). Luthers Geburtsort Eisleben liegt im östlichen Vorland des Harzes. 6 Thesbitae] Der Prophet Elias, nach seinem Heimatort Tisbe. 7 ad Alsaticum á…ñ Ellum] Schlettstadt (frz. Sélestat) im Elsaß, der Geburtsort Bucers, liegt an der Ill. 10 Marchica Briza] Treuenbrietzen, in der Mark Brandenburg, südwestlich von Berlin, der Geburtsort von Martin Chemnitz. 13 Roma á…ñ Babylonica] ›Babylonisch‹ nach Offb. 14,8; 18,2 ff. als Inbegriff alles Sündhaften und Verworfenen.

SM 10 M. hat dieses Gedicht auf Caesar (vgl. auch HE 20) in einer späteren Publikation noch einmal abdrucken lassen: H. Meibom, Heroes. Helmstedt 1604, Bl. A3r, mit einer Abweichung in V. 8: mactor] caedor.

Kommentar

604

1 servavi, ut perdere possent] Zielt auf die Caesar-Mörder M. Iunius Brutus und C. Cassius Longinus, die im römischen Bürgerkrieg auf des Pompeius Seite standen, sich aber nach dessen Niederlage bei Pharsalos (48 v.Chr.) mit Caesar versöhnten. 3 Attilium Poenus] M. Atilius Regulus, römischer Feldherr im Ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.), wurde von den Karthagern gefangengenommen und zu Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch oder einen Friedensschluß nach Rom geschickt. Entgegen den Erwartungen der Karthager, denen er hatte versprechen müssen, beim Scheitern der Unterhandlungen wieder zurückzukehren, riet er seinen Landsleuten, fest zu bleiben und auf keine Bedingung der Feinde einzugehen. Als er unter Einhaltung seines Versprechens wieder nach Karthago zurückgekehrt war, wurde er dort zu Tode gemartert. – Parthia Crassos] Der Triumvir M. Licinius Crassus Dives (›der Reiche‹) und sein Sohn P. Licinius Crassus fielen 53 v. Chr. im Kampf gegen die Parther. 4 Varus] Der römische Feldherr P. Quinctilius Varus, der 9 v.Chr. in der bekannten, für die von ihm geführten Legionen vernichtenden Schlacht im Teutoburger Wald verwundet wurde und Selbstmord beging. 7 Ante Deûm vultus … pacis] Caesar wurde in der Curia Pompeii, einer Säulenhalle in dem von Pompeius erbauten und nach ihm benannten Theater, vor einer Statue des Pompeius, also nicht vor Bildwerken, die Götter darstellten, niedergestochen. Das Theater selbst enthielt allerdings Tempel und Kultstätten für verschiedene Gottheiten: Venus Victrix, Honos, Virtus, Felicitas (vgl. L. Richardson jr., A new topographical dictionary of ancient Rome. Baltimore, London 1992, Artikel ›Theatrum Pompeii‹, S. 383–385, hier S. 384).

SM 11 Die Harpyien sind im antiken Mythos vogelartige raubende Ungeheuer mit Frauenköpfen. Sie sollen sich auf den Strophaden, zwei Inseln im Ionischen Meer, aufgehalten haben (vgl. Vergil, Aen. 3,210–212). Hier verwendet M. sie natürlich als Sinnbild für das ihm verhaßte Papsttum.

SM 12 3

Luperci] S. o., S. 564, zu V. 1 der ›Parodia ad Catulli Faselum‹.

SM 13 Biblisches Zeugnis für den Besuch der (drei) Magier bzw. Weisen oder auch Könige aus dem Morgenland an der Krippe in Bethlehem ist Mat.

C. Vermischtes

605

2,1–12. – Vgl. LC 4. – Nachdruck des Gedichts in M·s ›Piarum meditationum silvula‹ (1602), Bl. 14r, mit einer Änderung in V. 2: pressit] ridet. 2 Vestra á…ñ natio] Bei den frühchristlichen Autoren werden verschiedene Heimatregionen für die drei Weisen vermutet, u. a. Persien und Arabien. Vgl. dazu Hugo Kehrer, Die Heiligen Drei Könige in Literatur und Kunst. Bd. 1. Leipzig 1908, S. 22. – pressit humum] = Ovid, Am. 3, 5, 16 (Sinn hier aber anders – deshalb wohl der Austausch des Verbs beim Nachdruck). 11 Repulsa haec] D. h. die Zurückweisung, die Christus von der Welt erfahren hat. 13 alterius á…ñ ovilis] Gemäß der bukolischen Szenerie der Weihnachtsgeschichte als Bild für den von Jesus Christus begründeten Neuen Bund.

SM 14 Zum Thema vgl. FV 1; FS 4;26. – Nachdruck des Gedichts in M·s ›Piarum meditationum silvula‹ (1602), Bl. 15v, mit einer Änderung in der Überschrift: contemtus] spretus. 3 Titus] Jerusalem wurde 70 n.Chr. im Jüdischen Krieg von römischen Truppen unter Führung des Titus, Sohns Kaiser Vespasians, selbst Kaiser 79–81, belagert, erobert und zerstört.

SM 15 1–2

Nil superest mihi … apta domus] S. o., Einleitung, S. XIX.

SM 17 3 naturam expellere durum est] Anspielung auf die bekannte Sentenz bei Horaz, Ep. 1,10,24: »Naturam expelles furca, tamen usque recurret.« Vgl. Otto, Die Sprichwörter der Römer (1890), S. 238 f.

SM 20 Es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, zumal angesichts des Umfeldes sehr persönlich gefärbter Texte (SM 15–19; 25; 27; 30; 31), daß dieses Gedicht und die drei folgenden einen autobiographischen Hintergrund haben, d. h., daß M. mit ihnen einem früh verstorbenen geliebten Mädchen, das seine Frau hätte werden sollen (vgl. SM 20,3 f.), ein Denkmal gesetzt hat. Ob auch der Name Marilla (wohl vom deutschen Mareile, mundartl. Koseform von Marie) authentisch ist, steht dahin. Vgl. die Verwendung eines ähnlichen Namens (Marile) in den Eklogen 5–7 von Joachim Camerarius (in meiner Edition S. 34–61).

Kommentar

606 1 3

strinxit amore] = Celtis, Amores 2,5,76. tenero á…ñ Poëtae] = Catull 35,1

SM 21 4

Tu mihi sola places] = Ovid, Ars amat. 1,42; Properz 2,7,19.

SM 23 1 Elysiis á…ñ rosetis] D. h. in den lieblichen Gefilden des Elysiums, des Wohnsitzes der Seligen im Totenreich. 7 Morta] Eine der Parzen, der drei Göttinnen, die den Lebensfaden spinnen und abschneiden.

SM 24 Der Name Gellia ist zweifellos aus Martial entlehnt, bei dem eine Dame namens Gellia Gegenstand mehrerer satirischer Epigramme ist (vgl. vor allem 3,55; 4,20; 5,17.29). 2 Tucca] Vgl. Martial 9,75, wo unter diesem Namen ein reicher Römer wegen teils ungeeigneter, teils protziger Bauten verspottet wird.

SM 25 4 regna] ›Reich‹ hier im Sinne von privater Lebenssphäre (vgl. Vergil, Ecl. 1,69; Georg. 1,124; 3,476).

SM 26 Auf ein Sprichwort: »Cura precum mater, matrem sua filia pellit« (»Sorge ist die Mutter der Gebete; die Tochter vertreibt die Mutter«); in dieser Form in: Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii ac recentioris aevi, Tl. 1 (1982), S. 518, Nr. 36030. – Ähnlich FV 8. – Eine andere Variante dieser Weisheit steuerte der Lemgoer Christian Perander unter dem Datum März 1583 zu M·s Stammbuch (Bl. 223r) bei: »Et curis ad preces impellor et precibus curas depello« (»Sorgen treiben mich zu Gebeten, und mit Gebeten vertreibe ich die Sorgen«), mit der Überschrift »Apophtegma eiusdem [i. e. Ph. Melanchthonis]«. Ebendieser Spruch wurde nämlich von Joachim Camerarius in seiner Melanchthon-Vita Melanchthon zugeschrieben; vgl. Martin H. Jung, Frömmigkeit und Theologie bei Philipp Melanchthon. Tübingen 1998 (= Beiträge zur historischen Theologie 102), S. 169.

C. Vermischtes

607

SM 27 Zum Thema vgl. S II 14,1–4.

SM 28 Sinon ist bei Vergil, Aen. 2,57–198, ein sehr geschickter Spion, den die Griechen, als sie zum Schein von Troja abzogen, zurückgelassen hatten und der die Trojaner auftragsgemäß überredete, das hölzerne Pferd in die Stadt zu ziehen – womit ihr Untergang besiegelt war. M. belegt mit diesem Namen offenbar einen heimtückischen literarischen Feind, der ihn wegen des Dichterlorbeers beneidete und dessen Bedeutung herabzusetzen suchte. 1 Rhamnusia] Beiname der Nemesis, Götin der Gerechtigkeit, nach einem griechischen Ort, an dem sie einen Tempel hatte.

SM 29 M. nimmt mit diesem Gedicht Bezug auf den ›Langen Türkenkrieg‹ Kaiser Rudolfs II., der 1593 begonnen hatte und bis 1606 andauern sollte, hier wohl speziell (vgl. V. 11 f.) auf die Rückeroberung der seit 1543 von den Türken gehaltenen ungarischen Stadt und Festung Gran (Esztergom) durch das von dem Grafen Karl von Mansfeld geführte kaiserliche Heer im August und September 1595, also etwa ein Jahr vor Erscheinen der ›Schediasmata‹. 1 Carolus] Kaiser Karl V. – Hesperiam á..ñ utramque] ›Hesperia‹ ist das ›Abendland‹, ›beide Hesperien‹: Italien und Spanien. 2 Tuisco] Der sagenhafte Stammvater und Namenspatron der Deutschen (s. o. zu S II 3,33). 3 Fernandusque] König Ferdinand I., dem von seinem Bruder Karl V. 1521 die österreichischen Erblande und die Stellvertretung im Reich übertragen worden waren. Als Karl V. 1556 zurücktrat, wurde er deutscher Kaiser. 7 Buda] Die am westlichen Ufer der Donau gelegene Teilstadt des heutigen Budapest war 1541 von den Türken erobert worden, Pest, auf dem östlichen Ufer, schon 1526. 7–8 Viennam … Getes] Wien wurde 1529 von den Türken erfolglos belagert; ein zweiter Vorstoß 1532 konnte schon im Vorfeld abgewehrt werden. – Getes] Die Geten waren im Altertum ein thrakischer Volksstamm, der zu beiden Seiten der Donau, nördlich des Balkans, ansässig war Hier ist »Getes« zweifellos soviel wie ›der Türke‹ (vgl. GR 105). 12 praedominante] Vgl. die Belege für dieses unklassische Verb bei Hoven, Lexique de la prose latine (22006), S. 425. – Iova] S. o. zu S I 2,1.

608

Kommentar

SM 31 ›Burdo‹, hier anscheinend in polemischer Absicht als Eigenname eines literarischen Gegners verwendet, bedeutet ›Maulesel‹. 1

verba iacentia] Vgl. Cicero, De oratore 3,177.

III. Heroes Erxlebiani / Heroides Erxlebianae Diese beiden Zyklen aus dem 1597 erschienenen Band ›Agalmata‹ (= ›Bildwerke‹) haben ihren Namen von dem Schloß Erxleben (Landkreis Börde / Sachsen-Anhalt). Die in ihnen enthaltenen Epigramme, mit denen große Gestalten der Weltgeschichte sich selbst vorstellen, waren für einen von dem damaligen Schloßherrn Ludolf XIII. von Alvensleben (1555– 1610), einem Sohn Joachims I. von Alvensleben (s. o. zu S I 25), geschaffenen neuen Saal bestimmt, nämlich als Unterschriften für Bildwerke, mit denen Ludolf diesen Saal hatte ausschmücken lassen. Die Abfassung der Bildunterschriften hatte der Schloßherr bei M. (gegen Honorar) in Auftrag gegeben, wie aus dessen an den damals erst sechsjährigen Sohn Ludolfs, Joachim Werner I. (1591–1639), gerichtetem Widmungsbrief zu den ›Agalmata‹ (Bl. A2r–A3v) hervorgeht. – Einen ähnlich angelegten Zyklus ließ M. 1604 unter dem Titel ›Heroes‹ erscheinen (zum literaturgeschichtlichen Hintergrund dieser Art von Epigrammzyklen s. o., Einleitung, S. LXXIII– LXXVII).

Grußgedicht von Bernhard Praetorius Der Verfasser dieser Huldigung an M., in der wie bei vielen vergleichbaren Produkten mit dessen für solche Zwecke sehr dankbarem Familiennamen gespielt wird, zu seiner Zeit ein bekannter Mann, der mit großen Gelehrten, darunter Janus Gruter, Korrespondenzen unterhielt, war Jurist und Poeta laureatus (gekrönt 1589 von Paul Schede Melissus in dessen Eigenschaft als Comes Palatinus). Geboren im Mai 1567 in Jesberg (Schwalm-EderKreis / Hessen), studierte Praetorius (eigtl. Schultheiß) u. a. in Jena, Heidelberg, Tübingen und Wittenberg. 1597–1599 unternahm er, finanziell unterstützt durch den Landgrafen Moritz von Hessen, eine Bildungsreise durch Italien und Frankreich. Danach wurde er Syndikus in Nürnberg; 1604 übernahm er daneben das Amt des Aufsehers der öffentlichen Stadtbibliothek. Diese beiden Ämter hatte er bis zu seinem Tode am 14. 11. 1616 in Nürnberg inne, mit einer Unterbrechung im Jahre 1608, als er noch einmal nach Italien reiste, in der Funktion eines Hofmeisters des Barons Christoph von Rödern. – Praetorius war ein guter Bekannter von Arnold von Reyger (s. o. zu S II 16); er beteiligte sich mit zwei Gedichten an den oben zu SM 6

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genannten ›Epithalamia sacra‹ (1594) zu dessen Hochzeit (Bl. A3v–A4v). Auf dem Titelblatt des von mir benutzten Exemplars dieser Hochzeitsschrift (HAB Wolfenbüttel: A: 49 Poet. 20) findet sich eine hsl. Widmung Reygers für Praetorius. – Eine umfangreiche Sammlung seiner Gedichte ist in den ›Delitiae poetarum Germanorum‹ abgedruckt: Pars 5 (1612), S. 245 [recte 345]–442. – Ein Brief von ihm an M. im Meibom-Nachlaß, Leibniz-Bibliothek Hannover: MS XLII, 1895, Bl. 12. – Lit.: Georg Andreas Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon. Tl. 3. Nürnberg, Altdorf 1757, S. 231–234; Flood, Poets laureate, vol. 3 (2006), S. 1592–1596; Andreas Tacke, Die Gemälde des 17. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum. Bestandskatalog. Mainz 1995, S. 345 f., Nr. 198 (S. 346, Abb. 276: Hüftporträt eines unbekannten Malers). 1 frundes] Archaisch für ›frondes‹ (ebenso V. 9). 10 Clario] Nach der Stadt Klaros in Ionien, die für ihren Apollo-Tempel und ihr Orakel berühmt war. 11 Pegaseis] ›Pegaseus‹ soviel wie ›von den Musen inspiriert‹ (nach dem Musenpferd Pegasus, das mit seinem Hufschlag die Musenquelle Hippokrene hervorgerufen hatte).

Heroes Erxlebiani HE 1 Ninus, der sagenhafte Begründer des assyrischen Reiches, soll, nach Berichten einiger antiker Autoren, von seiner Ehefrau Semiramis von der Herrschaft verstoßen und danach ermordet worden sein. Dieser Sagenversion zufolge war Semiramis eine Hetäre von großer Schönheit, in die sich Ninus verliebt hatte. Nachdem er ihr in seiner Verliebtheit auf ihren Wunsch hin für ein paar Tage die Herrschaft in seinem Reich übertragen hatte, nutzte sie die Gelegenheit, unterstützt von führenden Persönlichkeiten, Ninus zu entmachten und nach seiner Ermordung die Regierung selbst zu führen. Vgl. Diodor 2,20,3–5; Aelianus, Varia historia 7,1; Plutarch, Moralia: De amore 753 D/E. – Das Thema wird, aus der Sicht der Semiramis, noch einmal aufgegriffen in HI 1.

HE 2 Josua, Sohn Nuns, wurde nach Moses’ Tod dessen Nachfolger. Er führte die Israeliten trockenen Fußes über den Jordan, besiegte als ihr Heerführer die Kanaanäer und machte große Landgewinne. Seine Taten sind beschrieben im Buch Josua des Alten Testaments.

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1–2 Nil est … iure caret] Vgl. die von Josua getreulich befolgten Anweisungen Gottes Jos. 1,5–9.

HE 3 Jephtha, ein israelitischer Held aus der Zeit der Richter, hatte die militärische Führung im Kampf gegen die Ammoniter übernommen und Gott gelobt, daß er, wenn er siegen und seinem Volk den Frieden bringen würde, dasjenige als Brandopfer darbringen werde, was ihm bei seiner Rückkehr aus seiner Haustür entgegenkommen werde. Als er tatsächlich gesiegt hatte, kam ihm zu Hause zuerst seine Tochter, sein einziges Kind, entgegen. Nach einem Aufschub von zwei Monaten, um den die Tochter ihn gebeten hatte, wurde das Opfer vollzogen. Die Geschichte steht im 11. Buch der Richter. 1 E patrio … agro] Jephtha war von seinem Vater Gilead außerehelich gezeugt worden und wurde deshalb von seinen Halbbrüdern als Hurenkind aus seinem Vaterhaus vertrieben und von der Erbschaft ausgeschlossen. Er floh daraufhin aus seiner Heimat und ließ sich im Lande Tob nieder (Richt. 11,1–3).

HE 4 Herkules war nur in juristischem Sinne der Sohn des Thebaners Amphitryo. Sein wirklicher Vater war Jupiter, der seine Mutter Alkmene in der Gestalt ihres Ehemannes aufgesucht hatte. 3 Centauros … Afros] Anspielung auf einige der zahllosen Heldentaten des Herkules. – Centauros] Herkules hat mehrere Kentauren (Mischwesen aus Pferd und Mensch) getötet; der bekannteste von diesen ist Nessus, der Deianira, der Frau des Herkules, Gewalt antun wollte. – Lapithas] Gegen diesen mythischen Volksstamm in Thessalien führte Herkules erfolgreich Krieg im Auftrag des Aegimius, Königs der Dorienser, dessen Land von den Lapithen überfallen worden war. – Thraces] Anspielung auf eine der zwölf Arbeiten des Herkules: die Entführung der fleischfressenden Pferde des thrakischen Königs Diomedes. – Lacedaemonas] Gemeint ist der Kampf des Herkules gegen Hippokoon, der zusammen mit seinen zwölf Söhnen seine beiden Brüder Icarius und Tyndareus aus Lakedaemon (= Sparta) vertrieben hatte. Herkules besiegte ihn und setzte Tyndareus wieder in die Herrschaft ein. – Afros] Bei seinen Zügen durch Nordafrika bestand Herkules viele Kämpfe. Am bekanntesten ist sein Sieg über den Riesen Antaeus.

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HE 5 Hektor, Sohn des trojanischen Königs Priamus, stärkster Kämpfer auf der Seite der Trojaner, wurde von Achilles im Zweikampf getötet. 3 Myrmidones] Die Völkerschaft, über die Achilles herrschte. 4 Troia Roma] Nach dem römischen Nationalmythos, dem Vergil mit seiner Aeneis die kanonische Form verliehen hatte, war Rom durch den Trojaner Aeneas, der in Latium das Fundament des Römischen Reiches gelegt hatte, zum zweiten, erneuerten Troja geworden. Dieses hatte sich als Weltmacht auch ganz Griechenland unterworfen.

HE 6 Achilles, der größte griechische Held vor Troja, war ein Sohn des Peleus, Königs in der thessalischen Stadt Phthia, und der Göttin Thetis. Er wurde von Paris, mit Hilfe des Gottes Apollo, am Skäischen Tor durch einen Pfeilschuß getötet. 3 Maeonios cantus] Die Ilias, mit der Homer den Taten des Achilles ein Denkmal gesetzt hatte (›Maeonius‹ = ›lydisch‹ bzw. ›homerisch‹, da zwei der Städte, die in der Antike als Geburtsorte Homers ausgegeben wurden, Kolophon und Smyrna, in Lydien lagen). – divi plectra Maronis] Das Epos Vergils, mit dem auch Aeneas unsterblicher Ruhm zuteil geworden war.

HE 7 Simson, der mit übermenschlichen Kräften begabte Held der israelitischen Frühzeit (seine Geschichte wird erzählt im Buch der Richter 13–16), geriet durch eine List in die Hände seiner Feinde, der Philister. Seine Frau Delila hatte sich von diesen bestechen lassen und Simson, während er schlief, seine Haare abgeschnitten, in denen seine ganze Kraft begründet war, und ihn den Philistern ausgeliefert, die ihn in Fesseln schlugen, blendeten und in einer Tretmühle arbeiten ließen. Als die Philister ein großes Fest feierten, ließen sie ihn holen, um sich von ihm vorspielen zu lassen. Bei seinem Spiel stand Simson zwischen den zwei tragenden Säulen des Hauses, in dessen Räumen und auf dessen Dach sich mehrere tausend Philister befanden. Da inzwischen sein Haar wieder nachgewachsen und mit ihm seine alte Kraft zurückgekehrt war, vermochte er die beiden Säulen, die das Haus stützten, so von der Stelle zu rücken, daß das Haus zusammenstürzte und alle, die sich in und auf ihm befanden, unter sich begrub. Auch Simson selbst kam dabei zu Tode. 3 Christi bellantis imago] Parallelen im Lebensgang Simsons, z. B. die Ankündigung seiner Geburt durch einen Engel (Richt. 13,3–5), wurden

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Kommentar

schon im Mittelalter für allegorische Darstellungen des Wirkens Christi genutzt. In MML 3,1 vergleicht M. Luther mit Simson.

HE 8 2 Tinnula … manu] Anspielung auf David als Verfasser des Psalters. 4 in foedum … adulterium] Der Ehebruch Davids mit Bathseba, der Ehefrau des Uria (2. Sam. 11).

HE 9 Romulus erbaute der Sage nach zusammen mit seinem Zwillingsbruder Remus die Stadt Rom und war ihr erster König. 3 Auctores iactare Deos] Die Stadtmauern Trojas (hier unter seinem homerischen Namen Ilion) sollen zur Zeit des sagenhaften Königs Laomedon von den Göttern Neptun und Apollo erbaut worden sein.

HE 10 Nebukadnezar war ein bedeutender König (605–562 v.Chr.) des neubabylonischen Reiches, in dem das der Assyrer kurz vor seinem Herrschaftsantritt aufgegangen war – weshalb ›assyrisch‹ und ›babylonisch‹ in der Frühen Neuzeit oft synonym gebraucht werden. Nebukadnezar eroberte und zerstörte 587/586 v.Chr. Jerusalem und führte das jüdische Volk ins Exil (babylonische Gefangenschaft). Der Hinweis auf sein böses Ende als Strafe für herrscherlichen Hochmut hat mit dem historischen Nebukadnezar nichts zu tun, sondern nimmt Bezug auf die legendenhafte Darstellung im Buch Daniel 4,16–34, wo der König im Traum seine tatsächlich, aber nur vorübergehend erfolgte Entmachtung und Verstoßung und sein klägliches Leben unter Tieren voraussieht.

HE 11 Kyros II., der Große, der Begründer des Persischen Weltreiches (Regierungszeit 559–529 v.Chr.), gestattete ein Jahr nach seiner Eroberung Babylons (539) den dort festgehaltenen Juden die Rückkehr in ihr Vaterland und den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem (Esra 1–3; 2. Chr. 36,22–23; Jes. 44,24.28; 45). Vgl. RE, Suppl. IV (1924), Sp. 1151 f.

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HE 12 Xerxes I., persischer König 484–465 v.Chr., erlebte bei seinem Versuch, das Persische Reich auf Griechenland auszudehnen, mit seiner Flotte und seinem Landheer die bekannten historischen Niederlagen bei Salamis (480) und Platää (479), womit der welthistorisch bedeutende erste Teil der Perserkriege beendet war. In den verbleibenden vierzehn Jahren seiner Herrschaft widmete sich Xerxes hauptsächlich dem Ausbau seiner Residenz Persepolis. 465 wurde er bei einer Palastrevolte von seinem Minister Artabanos ermordet.

HE 13 1 Assimilant Pardo me Biblia] Nach der berühmten Traumvision des Propheten Daniel (Dan. 7) von den vier Tieren (einem Löwen, einem Bären, einem Leoparden und einer nicht näher bezeichneten, besonders grausamen Bestie), die die vier Reiche bedeuten sollen, die über die Erde kommen würden (Dan.7,17). In der christlichen Auslegung dieser Vision wurden die Tiere auf die historische Abfolge des babylonisch-assyrischen, persischen, griechischen und römischen Weltreiches gedeutet, so daß in dem dritten Tier, dem Leoparden, das griechische Weltreich unter Alexander dem Großen repräsentiert ist. Vgl. dazu Marsch, Biblische Prophetie (1972), S. 27 f. u.ö. 1–2 largiter ille … laqueis] M. bringt die bekannte Trunksucht Alexanders des Großen mit Berichten antiker Autoren über den Leoparden in Zusammenhang: dieser liebe den Wein und sei immerzu durstig (s. RE XVIII,3 [1949], Sp. 763 s. v. ›Panther‹), so daß man ihn leicht fangen könne, wenn man sich diese Schwächen zunutze mache.

HE 14 Pyrrhus I. (319–272 v. Chr.), König von Epirus, versuchte im Kampf gegen die Römer, das griechische Weltreich Alexanders des Großen wiederherzustellen, scheiterte aber, obwohl er die Römer in zwei Schlachten (280 u. 279) bezwungen hatte, allerdings nur unter sehr hohen eigenen Verlusten (daher der Ausdruck ›Pyrrhus-Sieg‹). M. nimmt in seinem Epigramm Bezug auf ein Gespräch des Pyrrhus mit seinem Berater Kineas vor der ersten Schlacht gegen die Römer, von dem Plutarch in seiner Pyrrhus-Biographie (14) berichtet. In diesem Gespräch äußert Pyrrhus die Ansicht, daß ihm, wenn erst einmal Rom und ganz Italien in seiner Hand seien, keine griechische Macht mehr widerstehen könne und dann auch die Eroberung Siziliens und Nordafrikas möglich sei – womit die Grundlagen für ein alles beherrschendes Weltreich geschaffen seien. Erasmus hat diesen Ausspruch

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in seine Apophthegmata-Sammlung aufgenommen: Erasmus, Opera omnia, tom. 4 (1703), Sp. 241 f., Nr. XXIV. 2 Aeacidae] Pyrrhus war ein Nachfahre des Aeacus, des sagenhaften Königs von Aegina. Vgl. HE 30,4.

HE 15 Ptolemaeus II. Philadelphus, Sohn Ptolemaeus’ I. Soter, des Begründers der Ptolemäerdynastie in Ägypten, regierte von 283/282 bis 246 v.Chr. Er ließ die großen Bestände der von seinem Vater gegründeten berühmten Bibliothek von Alexandria (vgl. S I 25,3–6) durch den Dichter Kallimachos katalogisieren. Auch sonst war er neben seiner erfolgreichen politischen Wirksamkeit, die zu einer Festigung und Erweiterung des Reiches führte, ein Förderer von Wissenschaft und Kunst.

HE 16 Hannibal (247/246–183 v.Chr.), der große Feldherr der Karthager im Zweiten Punischen Krieg (218–201 v.Chr.), besiegte die Römer nach seinem Zug über die Alpen in vier Schlachten (218, 217 und 216 v.Chr.): am Ticinus, an der Trebia, am Trasimenischen See und bei Cannae. Es gelang ihm aber in den folgenden 13 Jahren, in denen er mit seinem Heer in Mittel- und Unteritalien umherzog, nicht, aus seinen überwältigenden militärischen Erfolgen langfristigen politischen Nutzen zu ziehen. Nie unternahm er einen ernsthaften Versuch, Rom zu erobern (s. u. zu V. 3). Im Jahre 203 zur Verteidigung Karthagos in die Heimat zurückberufen, wurde er 202 bei Zama von P. Cornelius Scipio Africanus geschlagen. 2 patria in arma rui] Anspielung auf den Schwur, den Hannibal als Knabe vor seinem Vater Hamilkar Barkas geleistet haben soll: den Römern auf ewig feind zu sein (Livius 21,1,4; Polybius 3,11). 3 vidi urbis moenia et hortos] Während der Belagerung Capuas durch die Römer 211 v.Chr. hatte Hannibal einen Scheinangriff auf Rom unternommen, in der Hoffnung, dadurch die Römer zur Aufgabe der Belagerung Capuas verleiten zu können. Die Aktion hatte aber nicht den gewünschten Erfolg und mußte abgebrochen werden. Das 40 Stadien vor Rom errichtete Lager wurde aufgelöst. Der berühmte, von Cicero überlieferte Schreckensruf »Hannibal ad portas!« geht auf dieses Ereignis zurück.

HE 17 Judas Makkabäus war ein jüdischer Patriot und Freiheitskämpfer, der seit 167/166 v.Chr. den nach ihm benannten Makkabäeraufstand gegen die das

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Fundament des jüdischen Glaubens bedrohende Herrschaft des Syrerkönigs Antiochus IV. Epiphanes anführte. 165 eroberte er Jerusalem und stellte im Tempel den von Antiochus untersagten Jahwe-Kult wieder her. 160 fiel er im Kampf gegen eine syrische Übermacht. Seine Taten werden in den beiden apokryphen Makkabäerbüchern (1. Makk. 3–9; 2. Makk. 8–15) geschildert.

HE 18 P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus (185/184–129 v.Chr.) entschied mit der Eroberung und Zerstörung der Stadt Karthago i. J. 146 v.Chr., die auch das Ende des Karthagischen Reiches bedeutete, den Dritten Punischen Krieg (149–146 v.Chr.). Mit V. 3 f. nimmt M. Bezug auf Vermutungen der Zeitgenossen, daß Scipios überraschender Tod i. J. 129 kein natürlicher gewesen sei, sondern von Anhängern der Gracchischen Landreformen, die er, obwohl Schwager des Tib. Sempronius Gracchus, heftig bekämpft hatte, herbeigeführt worden sei. Die Sache ist nach der widersprüchlichen Quellenlage nicht zu entscheiden (s. dazu die eingehende Darstellung in RE IV,1 [1900], Sp. 1458–1460); M. scheint aber von der Richtigkeit der Mordthese überzeugt gewesen zu sein. 1 Dardaniae] Anspielung auf die mythischen trojanischen Anfänge Roms: Dardanus war der Stammvater der Trojaner, also auch des Aeneas.

HE 19 Cn. Pompeius Magnus (106–48 v.Chr.), der große Gegenspieler Caesars im römischen Bürgerkrieg, wurde 48 v.Chr. von Caesar bei Pharsalos besiegt. Er suchte in Ägypten Zuflucht, wurde aber bei seiner Ankunft vor der Küste auf Weisung der Ratgeber des Königs Ptolemaeus XIII. ermordet. 2 Penè … iugo] Meint die großen militärischen und außenpolitischen Erfolge des Pompeius: u. a. Unterwerfung Spaniens nach dem Tode des Sertorius (72), Befreiung des Mittelmeers von den Seeräubern binnen drei Monaten (67), Sieg über Mithridates VI., König von Pontus (66), Eingliederung Syriens als Provinz ins Römische Reich (64), Annexion Judäas und Eroberung Jerusalems (63). 3 Vili abditus urnâ] Der Leichnam des Pompeius wurde in Ägypten verbrannt, die Asche dort auch zunächst in einem Grab beigesetzt, später aber an seine Frau Cornelia übersandt, die sie auf dem Landgut des Pompeius in den Albaner Bergen beisetzte (Plutarch, Pompeius 80).

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Kommentar

HE 20 M. läßt hier Iulius Caesar seinen Einmarsch in Rom bei Überschreiten des Rubico, des Grenzflusses zwischen Italien und Gallia Cisalpina, am 7. Januar 49 v.Chr., mit dem der römische Bürgerkrieg begann, mit dem Argument der Selbstverteidigung begründen – aus der Sicht Caesars ganz plausibel, denn die von seinem früheren Verbündeten, nunmehrigen Rivalen Pompeius unterstützte Optimatenpartei betrieb seine Abberufung aus der Provinz Gallien, um ihn in Rom gerichtlich zu belangen, und hatte am 7. Januar 49 einen Senatsbeschluß erwirkt, der Caesar auferlegte, sein Heer bis zu einem bestimmten Termin zu entlassen, und Pompeius mit diktatorischen Vollmachten ausstattete – womit Caesar seinen politischen Gegnern hilflos ausgeliefert gewesen wäre. – Vgl. SM 10. 1 hoste] Pompeius und die den Senat beherrschende Optimatenpartei. 3 generum] Caesar hatte, als er mit Crassus und Pompeius im Bunde war, im April 59 v.Chr. seine Tochter Iulia mit Pompeius verheiratet. Iulia war aber schon 54 verstorben.

HE 21 3 fundavi legibus urbes] Vgl. Vergil, Aen. 6,810 f.: »primam qui legibus urbem fundabit«. Zur Sache vgl. Sueton, De vita Caesarum: Augustus 47.

HE 22 Der Cheruskerfürst Arminius (19 v.Chr.–19 n.Chr.), in Rom zum Offizier ausgebildet und im Besitz des römischen Bürgerrechts, organisierte einen Aufstand der Germanenfürsten, als der römische Legat Quinctilius Varus daranging, in Germanien römisches Recht und römisches Steuerwesen einzuführen. Varus wurde mit seinem Heer (3 Legionen, 3 Alen und 6 Kohorten) 9 n.Chr. in einen Hinterhalt im Teutoburger Wald gelockt, in dem alle römischen Soldaten niedergemetzelt wurden. 1 aquilas] Die Feldzeichen der einzelnen Legionen (ein goldener Adler auf einer Stange), die bei der Varusschlacht den Germanen in die Hände fielen. 3 totum gens opprimet orbem] Hinweis auf die Übernahme und Weiterführung der römischen Staatsgewalt und deren Herrschaftsanspruch durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation gemäß der mittelalterlichen Theorie der Translatio imperii.

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HE 23 Nachdem das julisch-claudische Kaiserhaus (V. 1: »gens Iulia«) mit Neros Tod (68) ausgestorben war, regierten zunächst drei Übergangskaiser (Galba, Otho und Vitellius). Nach der Ermordung des Vitellius im Dezember 69 wurde Vespasian aus der Familie der Flavier Kaiser: Titus Flavius Vespasianus (Regierungszeit bis zu seinem Tode i. J. 79). Nach den Bürgerkriegswirren in der Zeit nach Neros Tod festigte Vespasian den Prinzipat und stellte die Ordnung im Reiche wieder her, auch mit Hilfe einer strengen Finanz- und Steuerpolitik, die ihm schon bei den Zeitgenossen den Vorwurf der Habgier eintrug (vgl. Sueton, De vita Caesarum: Vespasianus 16). Besonders berüchtigt war seine Erhebung einer Steuer auf den Urin in den öffentlichen Bedürfnisanstalten, dessen sich die Gerber bis dahin für ihre Arbeit kostenlos bedient hatten – Ursprung des bekannten Spruches ›Pecunia non olet‹ (›Geld stinkt nicht‹), nach Sueton, ebd. 23,3.

HE 24 Kaiser Titus (39–81), der Sohn Vespasians, regierte wegen seines frühen Todes nur zwei Jahre (79–81). Er ist in die Geschichte eingegangen als ungewöhnlich milder, gütiger und menschenfreundlicher Herrscher (vgl. Sueton, De vita Caesarum: Titus 8–9). M·s Epigramm scheint angeregt von folgendem Satz bei Sueton, ebd. 10,1: »Inter haec morte praeventus est maiore hominum damno quam suo.« (»Mitten bei diesen Regierungsgeschäften kam ihm der Tod zuvor, mehr zum Schaden der Menschen als zu seinem eigenen.«)

HE 25 Konstantin I., der Große, römischer Kaiser 306–337, führte nach seinem Sieg über den Gegenkaiser Maxentius 312 in der Schlacht an der Milvischen Brücke im Römischen Reich das Christentum als Staatsreligion ein. – Vgl. S I 22,8–12.

HE 26 Theodosius I., der Große (347–395), war römischer Kaiser 379–395. Seine Titulierung als ›der Große‹ verdankt er vor allem seiner Kirchenpolitik: dem Kampf zur Erhaltung der Einheit der Kirche gegen häretische Bestrebungen innerhalb des Christentums, der seinen Ausdruck fand in der Fixierung des noch heute für die Christenheit gültigen Glaubensbekenntnisses von Nikäa (381) und in dem scharfen Vorgehen gegen die Heiden (Verbot des Besuches von heidnischen Tempeln und der Abhaltung von Opfern

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391, im folgenden Jahr Verbot heidnischer Götterkulte schlechthin). M. sieht seine Bedeutung allerdings, wie aus V. 1 f. zu entnehmen, in seiner Tätigkeit als Gesetzgeber und Militär. 1 quas fixi leges] Die Gesetzgebung Theodosius’ d. Gr. ist dokumentiert in dem von dem oströmischen Kaiser Theodosius II. (Regierungszeit 408– 450) in Auftrag gegebenen und nach ihm benannten Codex Theodosianus (438), in dem alle nach 312 ergangenen Gesetze erfaßt sind. – quae praelia gessi] Thoedosius kämpfte als junger Mann unter dem Kommando seines Vaters Flavius Theodosius in Britannien und gegen die Alamannen; 374 besiegte er die Sarmaten. 3 animo miti á…ñ mansuetudine] In der fälschlich unter dem Namen des römischen Historikers Aurelius Victor verbreiteten ›Epitome de Caesaribus‹ (48,9) wird die große Milde des Kaisers gerühmt.

HE 27 Der Ruhm des römischen Kaisers Justinian I. (Regierungszeit 527–565) beruht bis heute vor allem auf der von ihm veranlaßten systematischen Zusammenfassung der römischen Gesetzesüberlieferung im Corpus iuris civilis, bestehend aus dem Codex Iustinianus, den Digesten bzw. Pandekten, den Institutionen und den Novellen. Hierauf spielt M. mit »certis á…ñ legibus« in V. 4 an. Vgl. HE 32. 1 Vandalicas acies] Justinians Feldherr Belisar vernichtete durch seinen Sieg über König Gelimer 533 das Reich der Vandalen in Nordafrika. – Gotthica robora] Anspielung auf die Eroberung des Ostgotenreiches in Italien 551 durch Justinians Feldherrn Narses.

HE 28 Thema sind natürlich die Sachsenkriege Karls des Großen, die 772 mit der Zerstörung der Irminsul, eines Heiligtums der heidnischen Sachsen, begannen und erst 804 mit der völligen Unterwerfung aller noch Widerstand leistenden sächsischen Gebiete endeten. Mit der Unterwerfung der Sachsen war eine Zwangschristianisierung druch Massentaufen verbunden.

HE 29 Widukind, seit 778 der Führer der Sachsenaufstände gegen die fränkische Herrschaft und die Christianisierungsmaßnahmen unter Karl dem Großen, gab 785 angesichts der militärischen Übermacht seines Gegners den Kampf auf und ließ sich in Attigny an der Aisne taufen, wobei Karl selbst sein Taufpate war. Von diesem Zeitpunkt an verlieren sich seine Spuren.

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1–2 effudit Gallia … opes] Es ist unklar, auf welches historische Ereignis M. hiermit abzielt. Vermutlich handelt es sich um eine diffuse Anspielung auf den Raubzug, den die Sachsen 778 im Rheinland unternommen hatten. Karl der Große sandte damals, bei der Rückkehr von einem Feldzug in Spanien, u. a. alemannische Kämpfer gegen sie aus.

HE 30 M. scheint mit seinem Lob Kaiser Ottos I., des Großen (Regierungszeit 936–973), in V. 1 (»Vici hostes animumque meum«) auf die in den Quellen gerühmte Milde und Großmut des Kaisers gegenüber besiegten Feinden anzuspielen. Vgl. die Hinweise bei Johannes Laudage, Otto der Große (912–973). Eine Biographie. Darmstadt 2001, S. 14–23. 4 Aeacidis] Meint die Abkömmlinge des sagenhaften Königs Aeacus von Aegina; zu ihnen gehörten Peleus und sein Sohn Achilles; der König Pyrrhus von Epirus (s. o. zu HE 14) führte sein Geschlecht auf Aeacus zurück. – Aeneadis] Die Römer, als Nachfahren des Aeneas.

HE 31 Gottfried von Bouillon (um 1060–1100), Herzog von Niederlothringen, führte den Ersten Kreuzzug an, der 1096 begann. Nach der Eroberung Jerusalems 1099 wurde er zum König von Jerusalem gewählt, nahm aber nur den Titel ›Beschützer des Heiligen Grabes‹ an. – Vgl. PH 2. 3 fatigatis á…ñ Hunnis] Anspielung auf die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (in Gallien, westlich von Troyes), wo die Hunnen unter ihrem König Attila von einem römischen Heer unter Führung des Feldherrn Aetius im Bunde mit den Westgoten 451 geschlagen und vertrieben worden waren.

HE 32 Kaiser Lothar III. von Supplinburg bzw. von Sachsen (Regierungszeit 1125–1137) soll 1137, bei seinem zweiten Italienzug, auf eine Handschrift des damals angeblich völlig in Vergessenheit geratenen Corpus iuris civilis Kaiser Justinians (s. o. zu HE 27) aufmerksam geworden sein und dessen Anwendung als Reichsgesetz in Italien und Deutschland befohlen und den Bologneser Rechtsgelehrten Irnerius angehalten haben, darüber Vorlesungen zu halten. Diese sog. ›Lotharische Legende‹ war unter Gelehrten des 16. Jh.s weit verbreitet. Vgl. z. B. Melanchthon/Peucer, Chronicon Carionis, Pars tertia (1581), S. 692–694; Melanchthon, De Irnerio et Bartolo iurisconsultis oratio. In: CR 11 (1843), Sp. 350–356, hier Sp. 352; ders., Oratio de

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dignitate legum. In: CR 12 (1844), Sp. 19–27, hier Sp. 23 f. Ihre Haltlosigkeit wurde im 17. Jh. durch den Helmstedter Polyhistor Hermann Conring (1606– 1681) in seinem Werk ›De origine iuris Germanici commentarius historicus‹ (Helmstedt 1643) bewiesen (vgl. Jori, Hermann Conring [2006], S. 75 u. 176–198).

HE 33 Mit diesem Epigramm nimmt M. Bezug auf einen Kernpunkt der Politik Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (um 1125–1190, 1152–1190 deutscher König, Kaiserkrönung 1155): die Wiederherstellung der Reichsgewalt in Deutschland wie in Italien, im Sinne des weströmischen christlichen Kaisertums, dessen Erben die deutschen Könige und Kaiser nach der mittelalterlichen Theorie der Translatio imperii waren. 3 Papa] Hier im Sinne von ›Papsttum‹ als Institution. Von den in Kaiser Friedrichs I. Herschaftszeit amtierenden Päpsten betrieben besonders Alexander III. (1159–1181) und Urban III. (1185–1187) eine gegen die kasierlichen Bestrebungen in Italien gerichtete Politik.

HE 34 Der erste Habsburger auf dem deutschen Königsthron, Rudolf I. (1218– 1291, König seit 1273), stand bei Antritt seiner Herrschaft vor der Aufgabe, die durch die Zeit des Interregnums (1254–1273) zerrüttete Ordnung des Reiches wiederherzustellen und die Rückgabe entfremdeten Reichsgutes zu betreiben. Mit dem Ausdruck ›Wüten der Päpste‹ (»Pontificum furiis«, V. 1) zielt M. auf Gregor IX. und Innozenz IV., die die Politk Kaiser Friedrichs II. (Regierungszeit 1212–1250) erbittert bekämpft hatten. – Vgl. auch den Rudolf I. gewidmeten Vergil-Cento C–ICR 2.

HE 35 Die scharfe Kritik M·s an dem Luxemburger Karl IV. (1316–1378), seit 1347 deutscher König, seit 1355 Kaiser, richtet sich gegen ein Prinzip, das dieser Kaiser unablässig verfolgt hat: seine Hausmacht laufend mit kluger Diplomatie zu mehren, dabei aber Reichsinteressen gegenüber auswärtigen Mächten und dem Papst nur noch insoweit wahrzunehmen, als sie problemlos durchzusetzen waren. Der Vorwurf, Karl IV. habe das Reichsgebiet verkleinert, zielt sicher hauptsächlich auf seine Preisgabe Burgunds an Frankreich. Er ließ sich zwar 1365 in Arles zum König von Burgund krönen, ernannte aber den französischen Thronfolger 1378 zum Reichsvikar, so daß dadurch Burgund in französische Hände kam (damit wollte er

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die Zustimmung Frankreichs für Pläne mit seinem Sohn Sigmund erkaufen: dieser sollte König von Polen werden). 3 publica vertere fundo] Vgl. Vergil, Aen. 10,88: »fluxas Phrygiae res vertere fundo«.

HE 36 Der Habsburger Maximilian I. (1459–1519) war deutscher König seit 1486, Kaiser seit 1508. Vgl. auch den ihm gewidmeten Vergil-Cento C–ICR 7. 2 ad Oceanum … tenes] Nämlich dadurch, daß die Krone Spaniens nach dem Tode Ferdinands des Katholischen durch die Heirat von dessen Tochter Johanna der Wahnsinnigen mit Maximilians Sohn Philipp dem Schönen (1478–1506) 1516 Maximilians Enkel Karl, dem späteren Kaiser Karl V., zufiel. 3 nepoti] Karl V. (s. zu HE 37).

HE 37 Karl V. (1500–1558) war deutscher König und Kaiser 1519–1556. – Vgl. C–ICR 8. 1 Pontificem domui] Papst Clemens VII. hatte Karls V. Herrschaft über Italien nach dessen Sieg über Frankreich (Friede von Cambrai 1529) anerkannt und ihn 1530 in Bologna zum Kaiser gekrönt. – Gallum ferocem] Der franösische König Franz I., der Karls V. Anspruch auf Italien mit Waffengewalt anfocht, wurde 1525 bei Pavia geschlagen und gefangengenommen und mußte im Frieden von Madrid (1526) auf Italien verzichten. Nach seiner Freilassung unternahm er erneut Kriegszüge nach Italien, diesmal im Bündnis mit Papst Clemens VII., wurde aber 1528 wiederum besiegt und mußte in dem schon erwähnten Frieden von Cambrai Karls V. Herrschaft in Italien anerkennen. 3 Oppugnans … victor vincebar] Karl hatte zwar 1547 im Schmalkaldischen Krieg über die führenden protestantischen Reichsfürsten gesiegt, erlitt aber gegen die Streitmacht der von dem Protestanten Moritz von Sachsen angeführten Fürstenverschwörung 1552 eine Niederlage. Deren Folgen führten, wie in V. 4 angedeutet, zu seiner Abdankung 1556.

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Kommentar

Heroides Erxlebianae HI 1 Das gleiche Thema wie in HE 1 (s. hierzu).

HI 2 Die Legende von Judith, einer frommen und schönen Witwe in Bethulia, einer geographisch nicht verifizierbaren Stadt in der Nähe von Jerusalem, wird in dem nach ihr benannten apokryphen Buch des Alten Testaments erzählt. Als Holofernes, ein Feldherr des assyrischen Königs Nebukadnezar (s. o. zu HE 10) Bethulia belagert, beschließt Judith, ihre Stadt mit einer List zu retten. Sie begibt sich zu dem Zelt des Holofernes, schmeichelt sich bei ihm ein, läßt sich von ihm, der von ihrer Schönheit entzückt ist, zu einem Gelage zu zweit einladen und schlägt ihm, als er betrunken auf seinem Lager eingeschlafen ist, mit seinem eigenen Schwert den Kopf ab. vor 1 Rubenitis] Nach der Vulgata-Version des Buches Judith (8,1) war Ruben Judiths Ahnherr. 1 convicia fundere] Vgl. Jud. 6,2.

IV. Anacreon Latinus Dieses Werk besteht aus zwei Teilen: einem ›Thalassio‹ betitelten Gedicht auf die Hochzeit Heinrich Albert Münsingers von Frundeck (1564–1613), Braunschweigischen Erbkämmerers und kursächsischen Stiftshauptmanns in Quedlinburg, eines Sohnes Joachim Münsingers (s. o. zu S I 13), mit Katharina von Krosigk am 27. August 1598 und einem Genethliacon auf die Geburt (1600) des aus dieser Ehe hervorgegangenen ältesten Sohnes, Joachim Münsingers d. J., mit dessen Tod 1637 die Familie Münsinger in männlicher Linie ausstarb. – Heinrich Albert Münsinger hatte sich schon als Vierzehn- oder Fünfzehnjähriger, mit Datum vom 11. Januar 1579, in M·s Stammbuch eingetragen (Bl. 123r), auf dem nächsten Blatt (124r), aber erst zwei Jahre später, unter dem 2. Januar 1581, auch sein 1596 verstorbener Bruder Sigismund Julius, dessen nachgelassene Gedichte M. 1602 herausgab. – M. lobt Heinrich Albert Münsinger in dem Vorwort ›Ad lectorem‹ seiner ersten Centonen-Sammlung (1597) als Verfasser brauchbarer Vergil-Centonen (s. o., Einleitung, S. XLIX f.). Mit dem ›Anacreon Latinus‹ leistete M. einen gewichtigen Beitrag zur anakreontischen lateinischen Poesie des deutschen Späthumanismus. Die

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Geschichte der neulateinischen Anakreontik40 beginnt, abgesehen von früheren Versuchen italienischer Humanisten, mit einer Publikation des französischen Philologen und Buchdruckers Henricus Stephanus (Henri Estienne): der 1554 erschienenen Editio princeps der ›Anakreonteen‹41: Nachahmungen von Gedichten des griechischen Dichters Anakreon (6. Jh. v.Chr.) aus hellenistischer und byzantinischer Zeit, die man damals aber noch für authentisch hielt und die das bis heute vertraute, sehr einseitige Bild dieses Autors geprägt haben – als das eines Sängers des Weins, der Liebe und einer auf Sinnenfreude und Genuß ausgerichteten Lebensgestaltung. Vorbild für die neulateinischen Autoren, die Dichtungen im Stil dieser anakreontischen Oden verfaßten, waren die von Stephanus der Edition beigegebenen lateinischen Übersetzungen in strophisch ungegliederten katalektischen jambischen Dimetern, wie sie auch M. hier verwendet. Zu den deutschen Neulateinern, die vor M. Anacreontica geschrieben haben, gehören Johannes Aurpach (1531–1582)42, Michael Haslob (1540–1585)43, Paul Schede Melissus (1539–1602)44 und Friedrich Taubmann (1565– 1613). Der letztgenannte hat M. anscheinend in doppelter Hinsicht als Vor40

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Wichtige Orientierungsdaten in größeren Zusammenhängen zu dieser wenig erforschten Gattung findet man nach wie vor einzig in dem Standardwerk von Herbert Zeman, Die deutsche anakreontische Dichtung. Ein Versuch zur Erfassung ihrer ästhetischen und literarhistorischen Erscheinungsformen im 18. Jahrhundert. Stuttgart 1972 (= Germanistische Abhandlungen 38), S. 16–32 (»Die neulateinische anakreontische Literatur«). – Ferner von Bedeutung: Wilhelm Kühlmann, »Amor liberalis«. Ästhetischer Lebensentwurf und Christianisierung der neulateinischen Anakreontik in der Ära des europäischen Späthumanismus. In: Das Ende der Renaissance. Europäische Kultur um 1600. Hrsg. von August Buck u. Tibor Klaniczay. Wiesbaden 1987 (= Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung 6), S. 165–186; auch in: ders., Vom Humanismus zur Spätaufklärung. Ästhetische und kulturgeschichtliche Dimensionen der frühneuzeitlichen Lyrik und Verspublizistik in Deutschland. Hrsg. von Joachim Telle u. a. Tübingen 2006, S. 354–375; ders., Anakreonteen. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. von Klaus Weimar. Bd. 1. Berlin, New York 1997, S. 75 f.; Herbert Zeman, Die Entfaltung der deutschen anakreontischen Dichtung des 17. Jahrhunderts an den Universitäten und ihre Wirkung im städtischen Lebensbereich. In: Stadt – Schule – Universität – Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel. Hrsg. von Albrecht Schöne. München 1976, S. 396–409; Michael Baumann, Die Anakreonteen in englischen Übersetzungen. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte der anakreontischen Sammlung. Heidelberg 1974 (= Studien zum Fortwirken der Antike 7). ΑNΑKPΕONTOΣ Tηίου μέλη. Anacreontis Teii Odae, ab Henrico Stephano luce et Latinitate nunc primùm donatae. Paris: Henricus Stephanus 1554. Johannes Aurpach, Anacreonticorum odae […]. München: Adam Berg 1570. – Auswahl daraus in: Kühlmann u. a. (Hrsg.), Humanistische Lyrik (1997), S. 653–677. – Vgl. Zeman, Die deutsche anakreontische Dichtung (wie Anm. 40), S. 23–25. Michael Haslob, Hortus vernus sive Carminum in Academia Francofordiana verno tempore scriptorum liber unus. Frankfurt a. d. O. 1572. – Vgl. Zeman, Die deutsche anakreontische Dichtung (wie Anm. 40), S. 26–29. Vgl. hierzu die Hinweise ebd., S. 29 u. 321, Anm. 57.

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bild und Anreger gedient: mit dem Titel ›Anacreon Latinus‹, den Taubmann einer Abteilung von Gedichten in seiner 1597, drei Jahre vor M·s Werk, erschienenen ›Melodaesia‹ gegeben hatte45, wie – vor allem – mit dem hierin enthaltenen Epithalamium zur Hochzeit von Paul Schede Melissus und Aemilia Jordan (1593)46. M.s ›Anacreon Latinus‹ ist ebenso wie das Epithalamium Taubmanns geradezu ein Musterbeispiel für den exzessiv-virtuosen Gebrauch von Techniken sprachlichen Spiels und anmutiger Künstelei mit Formen und Klängen und rhetorischen Figuren, wie er kennzeichnend ist für die Blütezeit der neulateinischen Anakreontik. Neben üppigen, von Assonanzen zusammengehaltenen syndetischen und asyndetischen Reihungen, syntaktischen Parallelismen, variierenden Wiederholungen (z. B. Genethl. 26 f. »Fructum tori iugalis Castique pignus ignis« als Umschreibung für ›Kind‹), Wort- und Synonymenhäufungen (z. B. Genethl. 114/116/118 »osculationes« / »basiationes« / »suaviationes« für ›Küsse‹) hat M. eine besondere Vorliebe für Paronomasien und Parechesen, z. B.: »Ligate coniugandos, Iugate colligandos.« (Thal. 65 f. – mit Chiasmus auf etymologischer Ebene) »Fritinniunt cicadae, Gallinulae fritillant.« (Genethl. 216 f. – mit syntaktischem und klanglichem Chiasmus)

Nach Taubmann und M. haben viele Autoren, die lateinische Epithalamien zu schreiben hatten, sich des anakreontischen Stils bedient. ›Anacreon Latinus‹ wurde geradezu ein Standardtitel für Epithalamien dieser Art47; noch M·s Enkel, Heinrich Meibom d. J., veröffentlichte 1659 in Helmstedt einen 45

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Friedrich Taubmann, Melodaesia sive Epulum Musaeum. In quo, praeter recèns apparatas, lautiores iterùm apponuntur quamplurimae de fugitivis olim Columbis poeticis. […]. Leipzig: Michael Lantzenberger 1597, S. 123–142. Friedrich Taubmann, Columbae nuptiales, captae ad Albim, Gratiarum auspicio, Veneris aucupio, sponsisque feliciss. Paullo Melisso et Aemiliae Iordanae […] dicatae. In: Ebd., S. 128–142. In VD 17 (Stand Anfang November 2010) fand ich acht zwischen 1610 und 1659 unter diesem Titel erschienene Hochzeitsschriften; ich nenne im folgenden die Autoren nebst Erscheinungsort und -jahr und der VD–17–Nummer: Christoph Herold, o. O. 1610 (23:293700S); Timotheus Polus, Straßburg 1628 (3:614343F); Johann Bohem, Halle/ S. 1629 (125:006093Q); Johann Nester, Leipzig 1633 (125:027823Y); Andreas Heinrich Bucholtz, Rinteln 1639 (23:632727T); Anonymus, o. O. 1643 (125:024007K); Aegidius Gutbier, Hamburg 1651 (547:696887Z); Heinrich Meibom d. J., Helmstedt 1659 (1:089167V – s. die nächste Anm.!). – Sicher ist noch mit einer gewissen Zahl von nicht selbständig erschienenen Epithalamien mit solcher Überschrift zu rechnen, wie z. B. dem der Hochzeit eines Petrus Jugerdus gewidmeten ›Anacreon Latinus‹, der im zweiten Teil der gesammelten Gedichte von Matthaeus Zuber (1570–1623), ›Poematum pars prima, pars altera‹ (Frankfurt 1627), enthalten ist; ich verweise hierfür auf die Textprobe bei Karl Otto Conrady, Lateinische Dichtungstradition und deutsche Lyrik des 17. Jahrhunderts. Bonn 1962 (= Bonner Arbeiten zur deutschen Literatur 4), S. 367.

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›Anacreon Latinus‹48 zur Hochzeit einer Tochter von Hermann Conring. M. selbst hat es bei diesem einen Ausflug in die Anakreontik nicht bewenden lassen; die Handschrift MS IV 530 im Meibom-Nachlaß an der der LeibnizBibliothek Hannover enthält noch fünf weitere Anacreontica: vier Epithalamien und ein Genethliacon (s. o., Einleitung, S. XLIII). Ingrid Henze hat M·s ›Thalassio‹ eine eingehende Analyse gewidmet (Der Lehrstuhl für Poesie [1990], S. 147–163). Sie weist neben typisch anakreontischen Motiven Anleihen bei Catull und bei Ausonius (Cento nuptialis) nach und macht auf diesen Passus in einem Epithalamium des Johannes Secundus49 aufmerksam, der M. bei den Versen 214–219 des ›Thalassio‹ als Muster gedient haben könnte: »Tunc arma expedienda, tunc ad arma Et Venus vocat et vocat Cupido, Tunc in vulnera grata proruendum. Huc, illuc agilis feratur hasta, Quam crebro furibunda verset ictu Non Martis soror, ast amica Martis Semper laeta novo cruore Cypris. Nec quies lateri laborioso Detur […].«50

Thalassio (AL–T) 1 Phoebe] Phoebus Apollo, hier als Patron der Dichter. 4 Galeata virgo] Minerva (vgl. V. 24). 8–9 senescens á…ñ Mynsiger] Joachim Münsinger, Heinrich Alberts Vater. Auch hier (vgl. Anm. zu S I 13,3) wurde durchweg im Namen das zweite n zur Erzielung einer Silbenkürze weggelassen. 22 Romanus Imperator] Kaiser Rudolf II. i. J. 1590. 28 Appuli lyristae] Horaz, dessen Geburtsort Venusia in Apulien lag. 40 Catonem] Der ältere Cato (Censorius, 234–149 v.Chr.) hier wie üblich als Inbegriff eines strengen Sittenwächters. 41 Solonem] Der athenische Gesetzgeber (7./6. Jh. v.Chr.). 42–46 Platonem … exulare iussit] Platon, Politeia 3,398a.

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Heinrich Meibom d. J., Anacreon Latinus Iunoni Iugae, Veneri Cinxiae diisque nuptialibus omnibus sacer, quem viro incomparabili Hermanno Conringio […], cum viro amplissimo et consultissimo Antonio Pauli […] lectissimam pudicissimamque virginem Catharinam Galateam filiam dilectissimam desponsasset solemnitatesque nuptiales celebraret, […] offerebat Henricus Meibomius Lubecensis. Helmstedt: Henning Müller 1659. Joannes Secundus, Opera. Nunc primum in lucem edita. Facsimile of the edition Utrecht 1541. Nieuwkoop 1969 (= Monumenta Humanistica Belgica 4), Bl. Rr–R4r. Ebd., Bl. R3v.

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Kommentar

43 bile plenus atrâ] ›schwarzgallig‹ (= ›melancholisch‹), im Sinne der in der frühneuzeitlichen Medizin maßgebenden antiken Säftelehre Voraussetzung für eine finstere Gemütsstimmung. 44 mentis exsul] Vgl. Ovid, Met. 9,409: »exsul mentisque«. 47–51 Sed ille … expediri] Nach dem Schlußsatz des Nachwortes (Epistola ad Paulum) von Ausonius zu seinem ›Cento nuptialis‹: »Etenim fabula de nuptiis est et, velit nolit, aliter haec sacra non constant.« (Ausonius, Opuscula, ed. Prete, S. 169, Z. 24 f.). 50 lege tali] D. h. nach dem in V. 33–39 dargelegten Grundsatz, daß den Dichtern, wenn es um Hochzeiten gehe, gewisse Überschreitungen strenger Moralvorschriften erlaubt seien. 52 Cypri] Beiname der Venus, da auf Zypern das Zentrum des Aphroditekults war (vgl. V. 216). 54 salax puelle] Amor bzw. Cupido (vgl. V. 217). 74–87 Ut iuncta vitis … natas] Vgl. Catull 61,106–109; 62,49–58. 90 Balthe] Lese ich als Personifikation von ›Balthicum mare‹ (vgl. PH 12, 10), ohne jedoch einen Parallelbeleg beibringen zu können. 92 Hermus] Fluß in Lydien. 102 Lubentiaeque] Lubentia = Libentia: Allegorie des sinnlichen Vergnügens, hier in der Mehrzahl wie die Grazien als Personal im Gefolge der Venus. 103 Faventiaeque] Faventia ist Allegorie der jemandem entgegengebrachten Gunst, hier in der gleichen Funktion wie Lubentia in V. 102. 109 Flora] Die römische Göttin der Blumen und Blüten. 117 Thasiumque] Wein von der Insel Thasos im Ägäischen Meer. 118 Massicum] Wein vom Massicus, einem Berg zwischen Latium und Kampanien. – Sabinum] Wein aus dem Sabinerland, zwischen Latium und Umbrien. 124 Hymen] Der Hochzeitsgott. 147–148 Premâ á…ñ Subigoque] Prema und Subigus sind eine Göttin und ein Gott, die dem Bräutigam bei der Ausführung des Liebesakts in der Hochzeitsnacht behilflich sind, indem sie die Braut dazu bringen, sich seinem Verlangen widerstandslos zu unterwerfen. Die Namen sind abgeleitet von den hier natürlich in einem sehr drastischen erotischen Sinne zu verstehenden Verben ›premere‹ und ›subigere‹. 148 Cinxiâque] Cinxia (von ›cingere‹ = ›gürten‹) ist Beiname Junos in ihrer Funktion als Ehegöttin, hier im Hinblick auf das dem Bräutigam in der Hochzeitsnacht obliegende Lösen des Knotens, mit dem der Gürtel, den die Braut trug, zusammengehalten wurde. 202 Virginensis] Römische Göttin, die ebenfalls für das Lösen des Brautgürtels zuständig ist. 216 Cypris] Venus (s. o. zu V. 52). 234 Matuta] Die römische Göttin der Morgenhelle (vgl. AL–G 5).

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237 Apollinis gemella] Diana, hier als Mondgöttin. 247–248 antequam gemellos … auctor] D. h., noch bevor die Sonne das Sternbild der Zwillinge, ihr ›Haus‹ in der Zeit vom 21. Mai bis 21. Juni, verläßt, um in das des Krebses zu wechseln. Vgl. AL–G 232–234.

Genethliacon (AL–G) 5 Matuta] S. o. zu AL–T 234. 12 Mynsigerus] Zur Namensform s. o. zu AL–T 9. 16 Libethridesque] Beiname der Musen, von Libethrus, einer ihnen heiligen Quellgrotte in Thessalien. 20 Cilnio] Cilnius ist hier = Maecenas, nach dem Geschlecht, aus dem sein Vater stammte. 42–43 Daedali … alis] Anspielung auf die Flügel, die der kunstreiche mythische Werkmeister für sich und seinen Sohn Ikarus anfertigte. 153–155 Albis … Boda] Vermutlich Umschreibungen für die Wohnsitze von Angehörigen und guten Freunden der Eheleute Münsinger – wobei der Elm, ein nicht weit von Helmstedt entfernter Höhenzug, M. selbst sowie andere Angehörige der Universität bezeichnen dürfte. 153 bellicosus Albis] Vielleicht im Hinblick auf die Entscheidungsschlacht bei Mühlberg/Elbe, mit der der Schmalkaldische Krieg zugunsten Kaiser Karls V. beendet wurde. Vielleicht aber auch Anspielung auf den Charakter der Elbe als germanischer Grenzfluß, den die Römer (lt. Strabo 7,2,4) nie überschritten haben (vgl. Cochlaeus, Brevis Germaniae descriptio, ed. Langosch [1960], S. 70 f.). 154 tauriformis] In der Antike wurden die Flußgötter mit Stierhörnern dargestellt (vgl. Horaz, Carm. 4,14,25). Die Zuordnung dieses Epithetetons zur Saale ist anscheinend ohne sachliche Bedeutung. 188–189 Mynsigeri … umbra felix] Der schon verstorbene Großvater des Kindes, Joachim Münsinger d.Ä. 190 IULIUM] Sigismund Julius Münsinger, der am 16. 10. 1596 verstorbene Zwillingsbruder (vgl. V. 196) von Heinrich Albert. Seine Gedichte gab M. zwei Jahre später heraus: Sigismundi Iulii Mynsingeri à Frundeck […] Iuvenilia sive Libri poematum […]. Helmstedt 1602. 209–210 Nach Anthologia Latina 762,29R: »Glottorat immenso maerens ciconia rostro«. Ich verdanke die Kenntnis der Vorlage für dieses Verspaar und für die Verse 215, 216 u. 218 einem Hinweis bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie, S. 130, Anm. 4. 213 impotente brumâ] Vgl. Martial 1,49,19. 215 plausitant palumbes] Nach Anthologia Latina 762,21R: »Plausitat arborea clamans de fronde palumbes«. 216 Fritinniunt cicadae] Nach ebd. 762,35R: »et rauca cicada fritinit«.

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217 fritillant] Ein Verb ›fritillare‹ ist in der antiken Latinität nicht nachzuweisen. In der Bedeutung ›zwitschern‹ verzeichnet bei Hoven, Lexique de la prose latine (22006), S. 223 (nach einem Beleg bei Justus Lipsius). 218 Accipitresque pipant] = Anthologia Latina 762,24R. 232–234 antequam Leonis … Sol aureus] D. h. noch vor dem 23. Juli, mit dem das Tierkreiszeichen des Löwen beginnt. Vgl. AL–T 247 f.

Fortuna Mynsingerorum 1–4 Helvetios inter … seditione iugum] Nach der Familiengeschichte der Münsinger soll die Familie aus dem Dorf Münsingen bei Bern stammen und von dort als treue Anhängerin des Hauses Habsburg nach der Schlacht bei Sempach (1386), in der Herzog Leopold III. von Österreich von den Eidgenossen besiegt wurde, vertrieben worden sein und in Württemberg Zuflucht gesucht haben. Dies ist aber eine Erfindung, mit der die Münsinger, als sie 1534 als Bedienstete der Habsburger vor Herzog Ulrich von Württemberg, der sein Herzogtum damals wieder in Besitz nahm, in österreichisches Gebiet fliehen mußten, in einer verdoppelnden Rückprojektion dieses Ereignisses in die Geschichte ihre altbewährte Treue zu den Österreichern unterstreichen bzw. unter Beweis stellen wollten. Tatsächlich geht der Name der Familie auf das Dorf Münsingen auf der Schwäbischen Alb zurück. S. hierzu die eingehenden Darlegungen von W. Ludwig, Joachim Münsinger von Frundeck im Album amicorum des David Ulrich. In: ders., Miscella Neolatina, Bd. 2 (2004), S. 337–348, hier S. 338–340. Zu den weiteren familiengeschichtlichen Angaben in M·s Gedicht s. o. zu S I 13.

V. Guelfus redivivus Anlaß für die Abfassung dieses Kleinepos über die Geschichte von den treuen Frauen von Weinsberg, einen Stoff, den M. schon einmal für ein Epithalamium (S II 3; s. o. die stoffgeschichtliche Einführung hierzu) verwendet hatte, war die Hochzeit des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg (s. o. zu SM 1) mit der brandenburgischen Prinzessin Anna Sophie (geb. 18. 3. 1598 Berlin, gest. 19. 12. 1659 ebenda), Tochter des Kurfürsten von Brandenburg Johann Sigismund, die am 4. September 1614 in Wolfenbüttel gefeiert wurde. Die Ehe des Paares verlief sehr unglücklich. Nachdem 1623 eine Liebesbeziehung Anna Sophies zu dem Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg publik geworden und diese daraufhin an den Berliner Hof geflüchtet war, leitete Friedrich Ulrich ein Scheidungsverfahren ein, mit dem er jedoch keinen Erfolg hatte. 1628 wurde Anna Sophie aufgrund eines kaiserlichen Mandats das bis dahin als Witwensitz genutzte Amt und Schloß Schöningen (Landkreis Helmstedt)

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mit eigenem Hofstaat zugewiesen. In Schöningen wirkte sie als Wohltäterin durch Gründung eines Gymnasiums (1638) und Hilfen beim Wiederaufbau der 1644 durch einen Großbrand verheerten Stadt. Von 1656 an lebte Anna Sophie bis zu ihrem Tode wieder in Berlin. – Lit.: BBL (2006), S. 44 f. (Jill Bepler). Das Zitat, das dem ›Guelfus redivivus‹ vorangeht, stammt aus dem Prooemium zu einem Werk zur Methodik der Geschichtswissenschaft des berühmten französischen Juristen und Staatstheoretikers Jean Bodin (1529/ 30–1596): ›Methodus ad facilem historiarum cognitionem‹ (Paris 1566), in der von mir benutzten Reprint-Ausgabe (1967) des Nachdrucks Amsterdam 1650, S. 4 f. Das Zitat am Schluß ist einer von altersher Melanchthon zugeschriebenen akademischen Rede entnommen, die 1539 in Wittenberg unter dem Namen seines Schülers Vitus Vinsemius (Veit Winsheim, eigtl. Oertel) erschienen ist: ›Declamatio […], in qua recitatur historia, quomodo Guelfus Dux Bavariae liberatus sit periculo in obsidione Winspergensi, coniugis suae honestissimo et tamen vafro consilio‹ (CR 11 [1843], Sp. 466–478, das Zitat Sp. 475). Die hier vorgenommene Bewertung der Handlungsweise von Welfs Ehefrau hat M. in den Titel seines eigenen Werkes übernommen: »Coniugisque suae […] vafro sed honesto consilio«. 6–7 IULIA á…ñ Diva] Die Julius-Universität im Bilde einer den Dichter inspirierenden Muse. Vgl. S I 25,23: »ELMANA virgo«. 10 sed … carpam] Vgl. Vergil, Aen. 1,342: »sed summa sequar fastigia rerum«. 11–13 Postquam … Nominat] Heinrich der Stolze, der Bruder Welfs VI., Herzog von Sachsen und Bayern, starb am 20. 10. 1139 in Quedlinburg, nachdem König Konrad III. ihm seine beiden Herzogtümer aberkannt und über ihn die Reichsacht verhängt hatte. Die Plötzlichkeit seines Todes ließ bei den Zeitgenossen die Vermutung aufkommen, daß er vergiftet worden sei (vgl. hierzu V. 51, 89 u. 94 f.). 19–20 binominis Istri á…ñ regem] Der ungarische König Béla II. (Regierungszeit 1131–1141). Vgl. V. 68, 82 u. 309. – binominis Istri] = Ovid, Ex Ponto 1,8,11. Die beiden Namen der Donau, Danubius und Ister (Hister), bei den Dichtern unterschiedslos gebraucht, bezeichnen eigentlich zweierlei: Danubius den Oberlauf, Ister bzw. Hister den Unterlauf des Stromes. 20 Siculumque á…ñ regem] König Roger II. von Sizilien (Regierungszeit 1130–1154). Vgl. V. 67, 82 u. 309. 23 Ante tubam] = Vergil, Aen. 11,424 (vgl. V. 112). 24 Austriaden] Markgraf Leopold IV. von Österreich, dem König Konrad III. 1139 das Herzogtum Bayern übertragen hatte (vgl. V. 30, 97 u. 328). 50 Parcae] Die Parzen, drei Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden anspinnen, fortführen und abschneiden.

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51 fratris] Heinrichs des Stolzen. 52 Quirites] Im alten Rom Bezeichnung für Römer, die das volle Bürgerrecht besaßen (nach Quirinus, dem Namen des Romulus, als er nach seinem Tode unter die Götter erhoben worden war). Hier, wohl nach mittellateinischer Tradition, im Sinne von ›Oberhäupter‹ oder ›führende Herren‹ (vgl. Du Cange 6,617a). 62–63 Scio … odia] = Vergil, Aen. 10,904 f. 67 Siculis qui praesidet oris] König Roger II. (vgl. V. 20, 82 u. 309). 68 quique imperat Hunnis] König Béla II. von Ungarn (vgl. V. 19 f., 82 u. 309). 74 bellique nefas] Vgl. Lukan 2,507: »nefas belli«. 80 viduantur civibus urbes] Vgl. Vergil, Aen. 8,571: »tam multis viduasset civibus urbem« (vgl. V. 441). 82 Trinacriae regnator] König Roger II. (vgl. V. 20, 67 u. 309). Trinacria ist ein alter Name von Sizilien. – armifer Hunnus] König Béla II. von Ungarn (vgl. V. 19 f., 68 u. 309). 105–109 Si tibi mens … Caesar, iter?] Vorausdeutung auf den sechs Jahre später, 1146, von König Konrad III. auf Betreiben Bernhards von Clairvaux gefaßten Beschluß, am Zweiten Kreuzzug (1147–1149) teilzunehmen. An diesem Kreuzzug, der ein unglückliches Ende nahm, beteiligte sich auch Welf VI. 105 inferre … bellum] Nach Vergil, Aen. 7,604: »Getis inferre manu lacrimabile bellum«. – Getis] Die Geten hier sicher ebenso wie in SM 29,8 (s. hierzu) Synonym für die Türken. 106 Propontidis] Propontis ist der antike Name des Marmarameers. 111 civile nefas] = Lukan 4,172; 7,432. 112 Ante tubam] = Vergil, Aen. 11,424 (vgl. V. 23). 116–120 Vis nulla … intendere factis] Vgl. zu dieser typisch humanistischen Hochschätzung der Historiker und Dichter als Garanten und Richtungsweiser für den Nachruhm von Herrschern V. 643–649 und das ebendiesen Gedanken thematisierende Epigramm S I 24. 148 acer in armis] = Vergil, Aen. 12,938. 159 ingratosque salutis] Nach Vergil, Aen. 10,666: »ingratusque salutis«. 174–175 Quae Tigrim … Rhene, tibi] Umschreibung der Ost-West-Ausdehnung des alten Römischen Reiches. 176 Alituum regina] Sc. aquila, der Adler, hier als Wappentier des Deutschen Reiches (als Erben des Römischen im Sinne der mittelalterlichen Theorie der Translatio imperii) und zugleich als Sinnbild der gegen den Welfen in Gang gesetzten Reichsgewalt. 181 Urbs antiqua iacet] Nach Vergil, Aen. 1,12: »Urbs antiqua fuit«. – vitrei á…ñ Nicri] Vgl. V. 619, wo der Neckar ›flavus‹ ist.

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182 Thebanae Semeles nato] D. h. dem Weingott Bacchus, der ein Sohn Jupiters und Semeles, der Tochter des Kadmos, des Erbauers und Königs von Theben, war. 211 animam diffundat in arma] Nach Vergil, Aen. 10,908: »animam diffundit in arma«. 214 Gradivo] Gradivus ist ein Beiname des Kriegsgottes Mars. 222 vitamque pacisci] = Vergil, Aen. 5,230. 236–239 assensere … manus] Nach Lukan, Bellum civile 1,386–388: »His cunctae simul assensere cohortes | Elatasque alte, quaecumque ad bella vocaret, | Promisere manus.« 252–253 quod rebus egenis Restat] Nach Vergil, Aen. 10,367: »unum quod rebus restat egenis«. 273 sine more] = Vergil, Aen. 5,694; 7,377; 8,635. 277 Haud placitura] = Vergil, Aen. 12,76. – Ferri prior usus] Vgl. Lukrez 5,1287. 279 refer … tyranno] Vgl. Vergil, Aen. 12,75 f. 294 Ulteriùs tentare veto] = Vergil, Aen. 12,806. 300 utroque in sanguine Caesar] Vgl. Statius, Achill. 1,899: »utroque a sanguine divos«. – In der Sache scheint M. hier ein Lapsus unterlaufen zu sein, denn erst 1209, also fast 70 Jahre nach der Belagerung Weinsbergs, wurde mit Otto IV. (König 1198–1218), einem Sohn Heinrichs des Löwen, ein Welfe zum ersten und einzigen Mal deutscher Kaiser (»utroque in sanguine« meint die Verbindung des jüngeren Welfenhauses mit dem Geschlecht Este; s. o. zu S I 5,1). 309 Siculos] Vgl. V. 20, 67 u. 82. – Hunnos] D. h. die Ungarn (vgl. V. 19 f., 68 u. 82). 310 incessere bellis] Vgl. Statius, Silvae 1,4,76. 313 IDA] Die Ehefrau Welfs VI., Tochter des Grafen von Calw (vgl. V. 510), hieß eigentlich Uta. 314 trepido á…ñ ore] = Ovid, Met. 5,231. 327 Iovis alite] Der Vogel Jupiters ist der Adler (hier als Reichswappen). 328 Austriacus] Markgraf Leopold IV. (vgl. V. 24, 30 u. 97). 329–330 Suevus vexillifer … lectus] Das Amt des Reichsbannerträgers, eines der Erzämter des Heiligen Römischen Reiches, hatten von altersher die Herzöge von Württemberg inne. 336 obscoena fames] Vgl. Vergil, Aen. 3,367. 343 ahenum] Ein Bronzekessel, der als Lärminstrument benutzt wird. 368 ferit aurea sydera clamor] = Vergil, Aen. 2,488. 373 Mavors] Anderer Name des Mars. 403 lacrymis ita fatur obortis] Nach Vergil, Aen. 3,492: »lacrimis adfabar obortis«. 416 sexu] Ungewöhnlicher Dat. Sg. (vgl. Kühner, Ausführl. Grammatik [21912], S. 395 f.).

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Kommentar

420 minuatur amor] Nämlich die Liebe der Männer zu ihren Ehefrauen. 427–428 Argolicis … Qui canit] Vergil, im zweiten Buch der Aeneis. 428 Emathiosve … campos] Gemeint ist Lukan mit seinem Epos ›Bellum civile‹ (›Pharsalia‹), in dem der Kampf zwischen Caesar und Pompeius geschildert wird, der mit des letzteren Niederlage bei Pharsalos endet. Pharsalos ist eine Stadt in Thessalien, das bei den Dichtern auch Emathia heißt; deshalb hier, nach Lukan 1,1, ›Emathii campi‹ für die Gegend um Pharsalos. 429–430 qui fraternas acies … Intonat] Der römische Epiker Statius mit seiner ›Thebais‹, die vom Bruderzwist der Ödipus-Söhne Eteokles und Polyneikes und dem durch ihn ausgelösten Zug der Sieben gegen Theben handelt. 436 Stant á…ñ corde gelato] Nach Lukan 7,339: »stat corde gelato«. 441 viduavit … urbes] S. o. zu V. 80. 450 Permetuens] Im antiken Latein nur belegt als falsche Lesart für »praemetuens« bei Vergil, Aen. 2,573. 463 Sauromatas] Sarmaten, im Altertum ein Nomaden- und Reitervolk in der südrussischen Steppe. 474 dromo] ›Läufer‹, im alten Sinne von ›Bote‹. 490 Pone … cives!] Nach Vergil, Aen. 1,562: »Solvite corde metum, Teucri, secludite curas.« 498 Tyrio á…ñ murice] = Vergil, Aen. 4,262. – fulgentes murice vestes] Nach ebd. 9,614: »fulgenti murice vestis«. 510 praelustri sanguine Calbae] Ida bzw. Uta war eine geborene Gräfin von Calw. 515–516 Postera … dies] Nach Vergil, Aen. 7,148 f.: »Postera cum prima lustrabat lampade terras | orta dies […].« 533–534 Ergo age … pudori] Eine Abwandlung der Worte, mit denen Aeneas seinen alten Vater Anchises auf die Schultern nimmt, um ihn aus dem brennenden Troja zu tragen (Vergil, Aen. 2,707 f.): »Ergo age, care pater, cervici imponere nostrae; | ipse subibo umeris, nec me labor iste gravabit.« 537 oneri succedit á…ñ caro] Vgl. Vergil, Aen. 2,723 u. 11,550. 540–541 Confectumve … Sustinet] Nach Vergil, Aen. 4,599: »quem subiisse umeris confectum aetate parentem«. 543–544 Obstupuit … stetit] Nach Vergil, Aen. 12,665 f.: »Obstipuit varia confusus imagine rerum | Turnus et obtutu tacito stetit.« 550–551 portum Aulidis] Hafenstadt in Boeotien, am Euripus, der Meerenge zwischen Boeotien und Euboea. 556–557 dum talia secum Exigit] = Ovid, Met. 10,586 f. 561–562 Linguam … Suffusus] Nach der Schilderung der Invidia bei Ovid, Met. 2,777: »lingua est suffusa veneno«.

C. Vermischtes

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564 sensu elusurus inani] Vgl. Vergil, Aen. 12,755: »morsuque elusus inani«. 570 Hac placeat … Guelfi] Die Konstruktion ist unvollständig; es fehlt ein von »placeat« abhängiger Infinitiv (in meiner Übersetzung sinngemäß ergänzt). 572 tales … loquelas] Vgl. Vergil, Aen. 5,842: »funditque has ore loquelas«. 581 aeternùm … nobis] Indem sie ihm Gelegenheit zu einem edlen Verhalten gibt, das seinen Ruhm in der Welt über seine irdische Existenz hinaus überdauern läßt. 583 Intentosque oculos á…ñ volvens] Vgl. Vergil, Aen. 7,251. 606 mundi dignissime rector] Vgl. Martial 7,7,5: »summe mundi rector«. 608 Tarda … annis] Nach Ovid, Met. 15,868: »Tarda sit illa dies et nostro serior aevo« (an Augustus gerichtet). 619 flave Nicer] In V. 181 ist der Neckar glasklar. 624–628 Qui rerum dominus … misit in oras] Ein sonderbare Feststellung. Demnach wäre der edle Sieg der Frauen von Weinsberg erst nach dem Untergang von Byzanz (1453) und nach Luthers Reformation (»post fractas Tybridis undas«) der Welt bekannt geworden, also doch wohl durch die Darstellung Melanchthons, die M. als Quelle gedient hat. 629–631 I nunc et á…ñ refer] Für den Verseingang »I nunc« gibt es in der antiken lateinischen Lyrik viele Beispiele. Zur Verbindung mit »refer« vgl. Ovid, Epist. ex Ponto 1,3,61 f.; Her. 17,57 f. – Minyas … maritos] Nach einer Anekdote bei Herodot 4,145 f. (vgl. auch Valerius Maximus 4,6,ext.3): Der Volksstamm der Minyer war aus seinen Wohnsitzen vertrieben worden und hatte bei den Spartanern um Hilfe nachgesucht. Diese nahmen die Minyer bei sich auf und gewährten ihnen alle Bürgerrechte. Als sie aber versuchten, die Macht im Staate an sich zu reißen, warfen die Spartaner alle Männer der Minyer ins Gefängnis, um sie in Kürze hinrichten zu lassen. Diese gelangten aber durch eine List ihrer Ehefrauen wieder in Freiheit. Die Frauen verschafften sich nämlich in der Nacht, in der die Hinrichtung vollzogen werden sollte, Zugang zu dem Gefängnis mit der Begründung, von ihren Männern Abschied nehmen zu wollen. Dort tauschten sie mit den Männern die Kleider, und diese verließen statt ihrer unerkannt das Gefängnis. Ein Vergleich der Frauen von Weinsberg mit den Ehefrauen der Minyer findet sich auch in der Melanchthon zugeschriebenen Rede, aus der M. am Schluß seines Werkes eine Kernstelle zitiert (CR 11 [1843], Sp. 474 f.). 632–633 tenebris … Defensae] Nach Vergil, Aen. 8,658: »defensi tenebris et dono noctis opacae«. 639–640 Phrygii… tyranni … igni] Der Trojaner Aeneas, hier (nach Vergil, Aen. 12,75) als ›Phrygius (= Troianus) tyrannus‹, trug seinen alten Vater Anchises auf den Schultern aus dem brennenden Troja.

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Kommentar

644–649 dum Castalis … perhorrescet] Vgl. V. 116–120 u. Anm. hierzu. – Castalis unda] Die den Musen heilige Quelle am Parnaß.

D. Geistliche Gedichte I. Pia et necessaria mortis imminentis consideratio Es scheint so, als habe sich dieser Text in der Familie Meibom besonderer Wertschätzung erfreut, denn 1686 veröffentlichten M·s Urenkel Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom (Söhne Heinrich Meiboms d. J.) eine Einzelausgabe mit beigefügter deutscher Übersetzung; diese meinte ich ebenfalls mitteilen zu sollen (s. Anhang, S. 485–487, u. Kommentar dazu, S. 673–675). 11–12 tendensque … manus] Nach Vergil, Aen. 3,176 f.: »tendoque supinas Ad caelum cum voce manus«. 18 Pauperis … culmen] Nach Vergil, Ecl. 1,68: »pauperis et tuguri congestum caespite culmen«. 22 hostis] D. h. des Teufels. 31 Sodoma] Die von Gott wegen ihrer Sünden mit Feuer und Schwefel vernichtete Stadt (1. Mos. 19,13.24–25). – neque retro lumina torque] Also nicht wie Lots Frau, die zur Salzsäure erstarrte, als sie auf das zerstörte Sodom zurückblickte (1. Mos. 19,26). 33–34 Alveus hic rubri maris … Promissam in patriam] Das Rote Meer, das die Israeliten bei ihrer Flucht vor den Truppen des Pharao dank Gottes Hilfe trockenen Fußes durchschritten, um in das Gelobte Land zu kommen, hier natürlich nur metaphorisch gebraucht für den Übergang der vom Körper befreiten Seele in das himmlische Vaterland. 35 terramque … fluentem] 2. Mos. 3,8. 38 Thariades] Abraham, als Sohn Tharahs (1. Mos. 11,26–27). Die Vorstellung, daß Abraham die Seelen der Verstorbenen in seinen Schoß aufnimmt, geht zurück auf das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus Luk. 16,22. 42 Sideris … succede] Nach Vergil, Georg. 4,226 f.: »volare Sideris in numerum atque alto succedere caelo.« 44 Perfer et obdura!] = Ovid, Amores 3,11,7. 53 compage solutâ] Vgl. Cicero, Cato maior de senectute 77: »Nam dum sumus inclusi in his compagibus corporis […].« 56 levis indignatio] Der nicht so schwerwiegende Zorn Gottes über die läßlichen Sünden.

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Kommentar

65–66 Qui vermescentem … Lazaron] Joh. 11,17–44. 78–79 angustior … Spiritus] Vgl. Cicero, De oratore 1,261. 85 Tempe] Das anmutige Tal des antiken Thessalien als Bild für die Schönheit des Paradieses. 89–90 Eia age … Ionam!] Vgl. Jona 2,11.

II. Memoriae Martini Lutheri Widmung Der Adressat, Gebhard von Meindorf, eigtl. Meyendorff, ist Angehöriger eines im Magdeburgischen ansässigen Adelsgeschlechts. Sein Vater Andreas von Meyendorff (1522–1583) war Gutsherr in Ummendorf (heute Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt), seine Mutter Emerentia eine Schwester Joachims von Alvensleben (s. o. zu S I 25). Wohnsitz der Familie war die heute noch erhaltene Burg Ummendorf (Renaissanceschloß). Gebhard ließ sich zusammen mit seinem Bruder Konrad am 12. November 1574 in Helmstedt immatrikulieren (Zimmermann, Album, S. 5, Nr. 5 u. 6: »Conradus / Gebhardus à Meyendorff fratres«); vermutlich kannte M. ihn von seiner eigenen Studienzeit her. – Lit.: Kneschke, Adels-Lexicon, Bd. 6 (1865), S. 275; Bock, Heimatkunde des Kreises Neuhaldensleben (1867), S. 196; Danneil, Geschichte des magdeburgischen Bauernstandes (1898), S. 247. Das »D D.« am Schluß der Widmung ist Abkürzung für die übliche Formel »Donat (Dat), Dedicat«.

MML 1 M.s Vorlage, Horaz, Carm. 4,15 (alkäische Ode), ist ein Lobgedicht auf Kaiser Augustus als Friedensbringer und -bewahrer nach außen und innen und Erhalter der römischen Machtstellung gegenüber den Feinden des Reiches. Ich zitiere den Text in der Redaktion M·s nach den ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596), Bl. C3v–C4v, wo er einem Nachdruck vorliegenden Lobgedichts auf Luther in Paralleldruck beigegeben ist (falsches »signi« in V. 6 von mir verbessert): Phoebus volentem praelia me loqui, Victas et urbes, increpuit, lyra: Ne parva Tyrrhenum per aequor Vela darem. Tua, Caesar, aetas 5

Fruges et agris rettulit uberes Et signa nostro restituit Iovi Derepta Parthorum superbis Postibus et vacuum duellis

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Ianum Quirini clausit et ordinem Rectum evaganti fraena licentiae Iniecit emovitque culpas Et veteres revocavit artes,

Per quas Latinum nomen et Italae Crevere vires famaque et imperii 15 Porrecta maiestas ad ortum Solis ab Hesperio cubili. Custode rerum Caesare non furor Civilis aut vis eximet ocium, Non ira, quae procudit enses 20 Et miseras inimicat urbes. Non qui profundum Danubium bibunt, Edicta rumpent Iulia, non Getae, Non Seres infidive Persae, Non Tanain prope flumen orti. 25

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Nosque et profestis lucibus et sacris Inter iocosi munera Liberi Cum prole matronisque nostris Rite deos prius adprecati, Virtute functos more patrum duces Lydis remisto carmine tibiis Troiamque et Anschisen et almae Progeniem Veneris canemus. [Als ich Schlachten und besiegte Städte besingen wollte, rührte Phoebus die Leier und warnte mich davor, meine kleinen Segel zu setzen zur Fahrt durch das Tyrrhenische Meer. Dein Zeitalter, Caesar, hat den Feldern reiche Frucht wiedergebracht und die Feldzeichen, entrissen den stolzen Pfosten der Parther, unserem Jupiter wiedergegeben. Es hat den aller Kriege entledigten Janustempel des Quirinus geschlossen, hat der Recht und Ordnung überschreitenden Freizügigkeit Zügel angelegt, Schuld getilgt und alte Fähigkeiten wiederbelebt, durch die der Name Latiums, die Kräfte und der Ruhm Italiens gewachsen sind und die Majestät des Reiches sich von dem abendländischen Schlafgemach der Sonne bis zu ihrem Aufgang ausgebreitet hat. Wenn Caesar über die Welt wacht, dann wird nicht Wüten der Bürger oder Gewalt die Ruhe beseitigen und nicht der Zorn, der Schwerter schmiedet und unglückliche Städte entzweit. Die, welche aus der tiefen Donau trinken, werden nicht die julischen Verfügungen brechen, nicht die Geten, nicht die Serer oder die treulosen Perser, nicht die, welche am Tanaisflusse geboren wurden. Wir aber wollen an Werktagen wie an Feiertagen bei den Gaben des fröhlichen Bacchus mit unseren Kindern und Frauen zunächst auf rechte Art die Götter anflehen und dann die Führer, die Tapferkeit bewiesen haben nach Art der Väter, besingen im Lied, das von lydischer Flöte begleitet wird, und besingen Troja, Anchises und den Sproß der holden Venus.]

Eine weitere Horaz-Parodie auf Martin Luther (›Ad Martinum Lutherum‹, nach Horaz, Carm. 4,14) findet sich in M·s ›Parodiarum Horatianarum reliquiae‹ (1589), Bl. B5r–B7r.

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Kommentar

1 Phoebus] Phoebus Apollo, hier als Gott der Dichtkunst. 3 ponderi á…ñ iniquo] Vgl. Vergil, Georg. 1,164: »iniquo pondere«. 6 Iovae] = Iehovae (s. o. zu S I 2,1); vgl. V. 13. 9 Maosim] Nach Dan. 11,38; der Vers lautet in der Vulgata: »Deum autem Maozim in loco suo venerabitur, et Deum, quem ignoraverunt patres eius, colet auro et argento et lapide pretioso rebusque pretiosis.« Luther übersetzt so: »Aber an des stat wird er seinen Gott Maosim ehren, Denn er wird einen Gott, dauon seine Veter nichts gewust haben, ehren mit Gold, Silber, Edelstein und Kleinoten.« (WA – Deutsche Bibel, Bd. 11, 2. Hälfte [1960], S. 179). Die Rede ist von dem syrischen König Antiochus IV. Epiphanes, der die jüdische Religion beseitigen wollte (s. o. zu HE 17) und in dem Luther ein Vorbild des Antichrist sieht. »Gott Maosim« bedeutet wörtlich ›Gott der Festungen‹, und so wird der Daniel-Vers in modernen BibelÜbersetzungen auch wiedergegeben. Obwohl Luther die Bedeutung des hebräischen Wortes bewußt war (s. a. a. O. die Randglosse e zu Dan. 11,39), läßt er es, als sei es ein Eigenname, unübersetzt. In seiner Vorrede zum Propheten Daniel (ebd., S. 71–78) erklärt er die Stelle als Vorausdeutung auf prunkvolle Ausstattungen in Kirchen, Stiftern und Klöstern des Papsttums und die in ihnen ablaufenden Riten, insbesondere die Messe, deren deutsche Bezeichnung sich von dem hebräischen ›Maosim‹ herleite. Hierauf bezieht sich M. eindeutig, so daß ich es für legitim hielt, hier nicht wortwörtlich zu übersetzen, sondern den gemeinten Sinn wiederzugeben. 21 Dagonem Romuleum] Polemische Bezeichnung des Papstes. Dagon ist im Alten Testament der Gott der Philister (1. Sam. 5; Richt. 16,23). Vgl. MML 3,7. 30 Tonsosque ventres] Die Mönchen (zu »ventres« vgl. Tit. 1,12). – Lemurum gregem] Vgl. MML 5,9.

MML 2 Alkäische Ode. vor 1 tertio Elia] Der ›zweite Elias‹ ist (nach Mat. 11,13–14; 17,10–13) Johannes der Täufer, als der letzte Prophet vor dem Erscheinen Christi. Luther wurde schon zu seinen Lebzeiten von seinen Anhängern als der ›dritte Elias‹ gefeiert, unter Rückgriff auf den Propheten Maleachi, der vorausgesagt hatte, daß Gott vor Anbruch des Jüngsten Gerichts den Propheten Elias schicken werde (Mal. 3,23). Vgl. dazu Pohlig, Zwischen Gelehrsamkeit u. konfessioneller Identitätsstiftung (2007), S. 103–105. 5 Tuisconis] S. o. zu S II 3,33. 6 Arcto á…ñ Boreëtide] Das Sternbild des Großen oder des Kleinen Bären als Sinnbild des Nordens.

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10 Sarmata discolor] Unter Sarmaten versteht man in der Frühen Neuzeit gewöhnlich die Polen; »discolor« wohl im Hinblick auf polnische Volkstrachten, die M. bekannt waren. 12 Geta] ›Gete‹ (s. o. zu SM 29,7–8) meint hier offensichtlich den Ungarn. 40 Vindicias] Ein Rechtsbegriff (›Rechtsanspruch‹ / ›Eigentumsherausgabeanspruch‹), der hier nur metaphorisch gebraucht wird – in welcher konkreten Bedeutung, ist nicht ganz klar.

MML 3 Das Buch über berühmte sächsische Persönlichkeiten, dem dieses Epigramm lt. Überschrift entnommen sein soll, ist unter den im Druck erschienenen Schriften M·s nicht nachzuweisen, auch nicht im handschriftlichen Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover. Ein ähnlicher Quellenhinweis findet sich auch in M·s Vorbemerkung zu seinem Epigramm auf den niedersächsischen Reformator Antonius Corvinus (1501–1553), das er seinem ›Chronicon Riddagshusense‹ (2. Aufl. Helmstedt 1620, S. 97 f., hier S. 97) beigegeben hat. Paul Tschackert zitiert es in seiner Ausgabe des Briefwechsels von Corvinus (1900), S. 298, Nr. 355, mit der Bemerkung: »Über die ›Heroes Saxonici‹ habe ich mich bisher auf Bibliotheken und bei Gelehrten vergeblich erkundigt.« Vermutlich handelte es sich um eine Folge von epigrammatischen Charakteristiken in der Art von M·s ›Heroes‹, ›Agalmata‹ oder der ›Genealogia […] Domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium‹. 1 Samson] S. o. zu HE 7. – Alcides] Herkules, hier als ›der Alkide‹, nach seinem Großvater Alkeus. 2 funere dissimilis] Samson kam zu Tode, als er das Haus, in dem die Philister feierten, zum Einsturz brachte. Herkules ließ sich auf einem Scheiterhaufen verbrennen, weil er die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte, die ihm das mit dem Blut des Kentauren Nessus getränkte Hemd (ein als Liebesmittel gemeintes Geschenk seiner Frau Deianira) bereitete. 3 Tarpeium á…ñ Leonem] Papst Leo X. (1513–1521), mit Anspielung auf den von Herkules erlegten nemëischen Löwen (»Tarpeium« = ›Romanum‹, nach dem tarpejischen bzw. kapitolinischen Berg). 7 Dagonis] S. o. zu MML 1,21.

MML 4 Für diesen Text hat M. auf die Luther betreffenden Passagen in dem »EUTERPE« überschriebenen Cento auf Tilemann Heshusen in dem Zyklus auf die Hochzeit von Johannes Olearius mit Anna Heshusen (C–OH 38–49) zurückgegriffen.

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Kommentar

1–2 Ähnlich V. 1 f. des Vergil-Centos auf ein Bildnis des Herzogs Heinrich Julius (S I 29). 6 Regis Romani] Der Papst. – semiviro comitatu] Gemeint ist Homosexualität in der römischen Geistlichkeit. 8 fasces] Eigtl. die Rutenbündel, die in Rom die Liktoren als Abzeichen der Strafgewalt des Staates trugen. Hier als Umschreibung für die Amtsgewalt städtischer Obrigkeiten. 9 infidos … cives] Vermutlich Anspielung auf die Bauernkriege. 10 Aetnaeos fratres] = Vergil, Aen. 3,678: Die Kyklopen, die nach Vergils Auffassung ihren Sitz im Aetna hatten. Hier offenbar polemische Bezeichnung für die kirchlichen Würdenträger und theologischen Gegner, die Luther aus seinem Wirkungsbereich vertrieb. 12–13 Multaque … ferarum] Dieses Verspaar fast wörtlich auch in dem Cento auf Karl V. (C–ICR 8,10 f.). 16 discordia] Anspielung auf die Lehrstreitigkeiten unter den Nachfolgern Luthers (vgl. MML 5,3 f.)

MML 5 3–4 Qua CONCORDIA … furor] Vgl. MML 4,14–16. 6 cladis] Anspielung auf die Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg? 9 lemurumque cohortes] Vgl. MML 1,30. 12 Synagoga] Hier nicht etwa im Sinne von ›Judenheit‹, sondern in der griechischen Grundbedeutung (›Versammlung‹), mit negativer Färbung, also ›Rotte‹, ›Bande‹ oder dgl. (vgl. Sleumer, Kirchenlatein. Wörterbuch, S. 763 s. v.). 13 Bahalis] = Baalis. Der Baal (Götze) des Alten Testaments ist hier natürlich der Papst. 15 scorti] Die ›babylonische Hure‹ (s. o. zu PH 10, vor 1). Vgl. V. 20: »Itala Bacchis«. 17–22 Nullaque iam restat … tota chaos] M. ist also der Meinung, daß die Herrschaft des Papstes in Italien bis zum Jüngsten Tage bestehen bleiben werde (dieser stand allerdings nach der Auffassung des Zeitalters nahe bevor). 20 Itala Bacchis] Bacchis heißen zwei Schwestern, die beide Hetären sind, in Plautus’ Komödie ›Bacchides‹. »Itala Bacchis« hier also soviel wie ›römische Hure‹ = ›römische Kirche‹ (vgl. V. 15).

D. Geistliche Gedichte

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III. Labores Christi Lobgedicht von Johannes Hoffmann Über den Verfasser war nicht viel mehr zu ermitteln, als er selbst am Schluß seines Gedichtes mitteilt: daß er nämlich Lehrer am Gymnasium von Saarbrücken war. Daß er dort schon 1593 beschäftigt war und sein Geburtsort Neuhausen (deshalb »Husanus«), heute Stadtteil von Worms, ist, geht hervor aus einer Notiz bei Albert Ruppersberg, Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. 2. Tl. 2. Aufl. Saarbrücken 1910 (Reprint St. Ingbert 1979), S. 36. In besagtem Jahr verfaßte er zum Tode des Grafen Albrecht von Nassau-Saarbrücken (1537–1593) ein lateinisches Epicedium. Vermutlich geht seine Bekanntschaft mit M. auf ein Studium in Helmstedt zurück; in der Matrikel ist er allerdings nicht verzeichnet. In den Beiblättern von Karl-Heinz Kausch zu dem Teil des Meibom-Briefwechsels an der Leibniz-Bibliothek Hannover (MS XLII, 1885), in dem Briefe von Hoffmann an M. enthalten sind (Bl. 27–33), finden sich einige verstreute biographische Hinweise zu Hoffmann, die ich nicht verifizieren konnte (der dort vorgenommene Bezug von »Husanus« auf Husum als Geburtsort dürfte aber nicht haltbar sein). 1 herbicomo] Dieses im antiken Latein unbekannte Adjektiv ist als poetisches Epitheton des Monats Mai belegt bei M. Weinrich, Aerarium poeticum (71677), S. 724b. Vermutlich Analogiebildung zu griech. ἱππόκομος (›roßhaarig‹). 5 Socratis á…ñ arbos] Vgl. Platon, Phaidros 229a/b u. 230b (Sokrates setzt sich mit Phaidros in den Schatten einer Platane am Fluß Ilissos). 6 Canis] Der Hundsstern (Sirius), dessen Frühaufgang im Sommer in Griechenland und Rom in die Zeit der größten Sommerhitze fiel (daher auch der Ausdruck ›Hundstage‹). 13 Cecropiis avibus] Den Eulen, als Sinnbildern der Weisheit, da sie der Göttin Pallas Athene heilig waren. 17 cygnus] Der dem Gott Apoll heilige und für seinen Sterbegesang berühmte Schwan hier als Sinnbild des Dichters und der Dichtkunst.

Labores Christi Da nicht alle Epigramme einer Erläuterung bedürfen, gebe ich zwecks Platzersparnis hier vorweg eine Übersicht über die Bibelstellen, auf die in den einzelnen Texten Bezug genommen wird: 1: Luk. 1,26–38; 2: Luk. 2,1–7; 3: Luk. 2,21; 4: Mat. 2,1–19; 5: Luk. 2,41–52; 6: Joh. 2,1–12; 7: Mat. 3,13–17; 8: Mat. 14,13–21; Mark. 6,32– 44; Joh. 6,1–13; 9: Joh. 11,1–45; 10: Luk. 22,39–46; 11: Mat. 26,47–68; Mark. 14,43–65; Joh. 18,1–14.28; 12: Mat. 27,1–26; Mark. 15,1–19; Luk.

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Kommentar

23,1–25; Joh. 18,28–40; 13: Mat. 27,26; Mark. 15,15; Joh. 19,1; 14: Mat. 27,28–30; Mark. 15,17–19; Joh. 19,2–3; 15: Mat. 27,31–38; Mark. 15,22– 27; Luk. 23,33; Joh. 19,16–22; 16: Mat. 27,57–66; Mark. 15,42–47; Luk. 23,50–55; Joh. 19,38–42; 17: Mat. 28,1–6; Mark. 16,1–6; Luk. 24,1–7; 18: Mat. 28,18–20; Mark. 16,19.

LC 1 4 Nota … tuis] Nämlich durch die Prophezeiung Jes. 7,14, zit. Mat, 1,23. 5 Iovae] = Iehovae (s. o. zu S I 2,1).

LC 4 Epiphania] Das Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar), traditionell verbunden mit dem Besuch der Drei Könige, denen sich Jesus Christus nach den Hirten als ersten offenbart hatte. Vgl. SM 13.

LC 5 Schon als Zwölfjähriger (Luk. 2,42) erregte Jesus durch seine klugen Fragen und Bemerkungen im Tempel, den er ohne Wissen seiner Eltern aufgesucht hatte, Erstaunen bei den Schriftgelehrten. Das Epigramm ist Paraphrase der Antwort Jesu auf die ungehaltene Frage seiner Mutter nach seinem Verbleib (Luk. 2,48). 1 fabriles á…ñ artes] D. h. das Zimmermannshandwerk seines Nährvaters Josef.

LC 6 1 munere] D. h. mit der Verwandlung von Wasser in Wein, an dem es den Brautleuten bei der Hochzeit von Kana gebrach.

LC 7 1 Trina Monas … imagine] Nach Mat. 3,18–19 erschien, als Jesus von Johannes getauft worden war, der Geist Gottes über ihm, und Gott sprach vom Himmel: »Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.«

LC 8 Das Wunder der Speisung der Fünftausend. Vgl. FV 20.

D. Geistliche Gedichte

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LC 10 Thema ist Jesu von Todesangst erfülltes Gebet am Ölberg, kurz vor seiner Gefangennahme. 3–4 Ecce ego torcular … rubet] Nach Jes. 63,3. 5–6 Ecce bibo calicem … mortis amaricie] Vgl. Mat. 26,39; Mark. 14,36; Luk. 22,42.

LC 11 3–4

testis iniquus Peierat] Mat. 26,60–61.

LC 12 6 Herodi … amicus eris] Nach Luk. 23,6–12 schickte Pilatus Jesus nach seiner Festnahme zu Herodes als seiner für den Fall zuständigen Obrigkeit. Herodes fragte Jesus nach diesem und jenem, erhielt aber keine Antwort. Nachdem die Hohenpriester und Schriftgelehrten Jesus vor Herodes angeklagt hatten und dieser ihn zusammen mit seinem Hofstaat verspottet hatte, wurde er wieder zu Pilatus zurückgeschickt. Darüber sollen Herodes und Pilatus, die bis dahin verfeindet gewesen seien, zu guten Freunden geworden sein.

LC 13 1 Lex vetat … civem] Nach einem von Cato d.Ä. eingebrachten Gesetz war es verboten, römische Bürger mit Ruten zu züchtigen. Vgl. Cicero, In Verrem 2,1,122.

LC 14 3 fluvialis arundo] = Vergil, Georg. 2,414. 5 Ecce … simile est?] Natürlich Anspielung auf das »Ecce homo« (Joh. 19,5) des Pilatus.

LC 15 2

ille sitit] Joh. 19,28.

LC 16 6 Stygis á…ñ aquas] Der Unterweltfluß, den nach antiker Auffassung die Seelen der Verstorbenen überqueren mußten, hier natürlich als Umschreibung für die christliche Hölle (vgl. FV 2,12; 3,11; Zusatztext 0,5; FS 27,2).

Kommentar

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LC 17 1

Hoc erat in fatis] Nach Ovid, Fasti 1,481: »Sic erat in fatis«.

IV. Flores verni Widmungsgedicht Der Adressat, Dr. iur. Franz Langer (geb. 26. 4. 1565 Neiße, gest. 22. 10. 1622 Breslau), war ein alter Bekannter M·s (s. den Widmungsbrief zu den ›Flores serotini‹, S. 396, Z. 2). Als Stipendiat des Breslauer Rates hatte er in Wittenberg, Helmstedt und Leipzig studiert. In der Helmstedter Matrikel ist er unter dem 27. Februar 1590 als »Franciscus Langer, Nyssaeus Silesius« (Zimmermann, Album, S. 80, Nr. 49a) verzeichnet; in Helmstedt erwarb er auch auf Wunsch des Breslauer Rates 1592 den Doktorgrad in beiden Rechten. 1597 übernahm ihn der Breslauer Rat als Schöffenschreiber (bei seinem Tode war er Oberschöffenschreiber); im selben Jahr heiratete er Katharina Gerlach, Witwe von Christoph Wiel und Tochter des Breslauer Ratsschreibers Joachim Gerlach. – Im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover sind Briefe von ihm an M. vorhanden (MS XLII, 1890, Bl. 14–24).- Lit.: Witzendorff-Rehdiger, Die Breslauer Stadtschreiber (1960), S. 24 f.; Pusch, Die Breslauer Rats- u. Stadtgeschlechter, Bd. 2 (1987), S. 18. 1 Daedala tellus] = Lukrez 1,7.228. 11 Epicuri de grege porcis] Nach Horaz, Epist. 1,4,16, redensartlich für Menschen, die ihr Leben nur auf Sinnengenuß abgestellt haben (eigtl. irrige, aber bis in die Neuzeit nachwirkende Deutung der Philosophie Epikurs).

FV 1 Die Überschrift ist Zitat der Antwort der Hohenpriester auf des Pilatus Frage, ob er Jesus Christus, ihren König, kreuzigen solle (Joh. 19,15). Bei dem Unheil, das der Sprecher des Gedichts, in der Haltung eines Propheten, als Folge der Uneinsichtigkeit der Hohenpriester heraufkommen sieht, handelt es sich um die Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Titus, den späteren Kaiser, i. J. 70 n.Chr. Zum Thema vgl. FS 4; 26; SM 14.

FV 2 Das Gedicht ist eine Auslegung von Joh. 14,27: »Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.«

D. Geistliche Gedichte

12

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Stygias á…ñ aquas] S. o. zu LC 16,6.

FV 3 Das Gedicht ist eine amplifizierende Variation der Worte, mit denen der eine der beiden zusammen mit Christus gekreuzigten ›Schächer‹ (Verbrecher) seinen Kumpan zurechtweist, der Jesus ähnlich wie die Kriegsknechte verhöhnt hatte mit den Worten: »Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns!« (Luk. 23,39–42). Vgl. FV 4; 9; 10. 11

Stygios á…ñ ignes] S. o. zu LC 16,6.

FV 4 Weiterführung des Themas von FV 3 mit Betrachtungen des reuigen und gläubigen Schächers über seine Sünden, deren verdiente Bestrafung mit dem ewigen Tode und die erahnte mögliche Gnade aufgrund des Bekenntnisses zu Christus, das ausgedrückt ist in der Bitte in V. 9 f. (nach Luk. 23,42: »Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.«). Eine Vertiefung dieses letzten Aspekts erfolgt in den Gedichten FV 9 u. 10.

FV 5 Der Ausspruch Jer. 12,7, in der Wiedergabe der Vulgata, wird hier auf die Passion Jesu bezogen. Der Vulgata-Text ist allerdings nicht korrekt; in der modernen Bearbeitung der Luther-Bibel lautet der Text vollständig: »Ich habe mein Haus verlassen müssen und mein Erbe meiden, und was meine Seele liebt, in der Feinde Hand geben.« Luthers Übersetzung entsprach noch der Vulgata-Version: »Darumb hab ich […] meine liebe Seele in der Feinde Hand geben.«

FV 6 Nach Luk. 15,11–32. 9–10

Obvius … velis] S. dazu die Erläuterungen zu FV 7.

FV 7 Das Zitat in der Überschrift ist lateinische Übersetzung eines Satzes in der fälschlich dem Kirchenvater Basilius von Caesarea (ca. 330–379) zugeschriebenen ›Homilia de poenitentia‹ (Migne, PG 31 [1857], Sp. 1475– 1488, hier Sp. 1480 f.): »Μόνον θέλησου, και αὐτὸς προαπαντᾷ.« Die lateinische Version ist zweifellos Melanchthons Auslegung des Gleichnisses

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Kommentar

vom Verlorenen Sohn in dessen ›Annotationes in Evangelia‹ (CR 14 [1847], Sp. 161–1220) entnommen, denn dort heißt es: »Basilius inquit de hoc ipso loco: Tantum velis, et Deus praeoccurrit.« (ebd., Sp. 311).

FV 8 Dasselbe Thema wurde, mit anderer Pointe, früher schon, in dem Distichon SM 26, behandelt. 2 Ut cupiant … loco!] Es fragt sich, warum Sorgen und Gebete, im Hinblick auf die Aussage von V. 1, jemals wünschen sollten, zusammen an einem Ort zu sein. Der Wortlaut von V. 2 erlaubt allerdings keine andere Sinngebung als die in meiner Übersetzung wiedergegebene.

FV 9 Paraphrasierende Auslegung von Luk. 23,42. Vgl. FV 3; 4; 10.

FV 10 Paraphrase zu Luk. 23,43. Vgl. FV 3; 4; 9.

FV 11 Durch zwei Engel wird Lot mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern aus der Stadt Sodom, die Gott wegen ihrer Sünden vernichten will, als einziger Gerechter herausgeführt und so mit seiner Familie gerettet. Als sich seine Frau entgegen der Weisung der Engel auf der Flucht nach der von Gott durch einen Regen von Feuer und Schwefel zerstörten Stadt umsieht, erstarrt sie zur Salzsäule. Da noch weitere Städte in der Umgebung zerstört worden waren, meinten Lots Töchter, daß nun für sie kein Mann mehr übrig sei außer ihrem Vater. Sie machten ihn betrunken, schliefen mit ihm und wurden von ihm schwanger. Ihre beiden Söhne wurden die Stammväter der Moabiter und Ammoniter (1. Mos. 19,30–38).

FV 12 Die Überschrift ist im 17. Jh. eine beliebte Devise (vermutlich nach Apuleius, Apol. 9,6). Walther Ludwig weist als vermutlich ältesten Beleg (in der Form »Patiar ut potiar«) den Stammbucheintrag eines Zerbster Studenten vom 12. Oktober 1591 nach: W. Ludwig, Bremen – Zerbst – Wittenberg. In: ders., Supplementa Neolatina (2008), S. 673 f. 1 exsilium … Elias] Als der Prophet Elias die Priester des Baal-Kultes getötet hatte, wurde er von Isebel, der Frau des Königs Ahab, die eine

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Anhängerin dieses Kultes war, bedroht und zur Flucht genötigt (1. Kön. 19,1–4). 2 Baptistes … necem] Johannes der Täufer wurde auf Betreiben der Herodias gefangengenommen und enthauptet, weil er ihre Liebesbeziehung zu ihrem Schwager, dem König Herodes Antipater, getadelt hatte (dieser hatte ihretwegen seine Frau verstoßen). Um ihr Ziel zu erreichen, hatte Herodias ihre Tochter Salome angestiftet, des Herodes Wunsch, sie tanzen zu sehen, nur unter der Bedingung nachzukommen, daß ihr das Haupt Johannes des Täufers auf einer Schale gereicht werde. Herodes hatte Salome zuvor eidlich versprochen, ihr jeden Wunsch erfüllen zu wollen (Mat. 14,1–12; Mark. 6,17–29). 7 cum patiente] D. h. mit dem Leidensmann Jesus Christus.

FV 13 Deutende Paraphrase der Aufforderung der zwei Jünger Jesu an den von ihnen noch unerkannten Auferstandenen, der sie auf dem Weg nach Emmaus begleitet und ihnen die Bedeutung des Todes Christi erläutert hatte (Luk. 24,29).

FV 18 Ausgangspunkt der Erörterungen über die Freiwilligkeit der Gnadenerweise Christi sind die nach dem Wortlaut der Vulgata zitierten Worte des Aussätzigen an Jesus, der ihn darauf mit einer Berührung seiner Hand heilt (Mat. 8,2–3).

FV 19 Die Stelle aus dem Johannes-Evangelium (Joh. 18,6) betrifft die Gefangennahme Jesu: Als sich Jesus den von Judas angeführten Schergen mit einem »Ich bin’s« zu erkennen gibt, weichen sie zurück und fallen zu Boden. In Luk. 24,39 erklärt der Auferstandene den Jüngern in Emmaus, daß er leibhaftig bei ihnen sei und kein Geist, vor dem sie erschrecken müßten: »Sehet meine Hände und meine Füße: ich bin’s selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.«

FV 20 Die Speisung der Fünftausend (Joh. 6,1–13). Vgl. LC 8. 7–8 omne … manibus] Soll wohl heißen: auch nur durch wundersame göttliche Fügung.

648

Kommentar

FV 21 Vgl. Mat. 27,52.

FV 22 Paraphrase, Auslegung und Applikation des Verses 1. Mos. 47,9: Jakobs Antwort auf die Frage Pharaos, wie alt er sei. Jakob war von seinem Sohn Joseph, der in den Diensten Pharaos stand, nach Ägypten eingeladen worden (1. Mos. 46–47).

FV 23 Auslegung von 1. Thess. 4,11: »und ringet danach, daß ihr stille seid und das Eure schaffet und arbeitet mit euren eigenen Händen, wie wir euch geboten haben«. Das Negativbeispiel einer falschen, aus Überheblichkeit nicht an dem eigenen Lebenskreis Genügen findenden ambitio wird im folgenden Gedicht am Schicksal der Niobe vorgeführt.

FV 24 Die Geschichte der Niobe erzählt Ovid, Met. 6,146–312: Niobe, eine angesehene, wohlhabende Ehefrau in Theben, stellt sich aus Hochmut wegen ihres Kinderreichtums (sie hat sieben Söhne und sieben Töchter) über die Göttin Latona, die nur zwei Kinder (Apollo und Diana) hatte, und vertreibt die Thebanerinnen von Latonas Altären, da diese wegen ihrer geringen Kinderzahl keiner Verehrung würdig sei. Latona beklagt sich darüber bei ihren Kindern, und Apollo und Diana erschießen nun zur Strafe nach und nach alle Söhne und Töchter Niobes, die daraufhin zu Stein erstarrt. – Das Schicksal Niobes ist offensichtlich gedacht als warnendes Exempel aus der heidnischen Sagenwelt zu den Gefahren einer falschen ambitio (FV 23).

FV 26 Im 17. Kapitel des 2. Buches der Könige werden die Eroberung des Nordreiches Israel unter seinem letzten König Hosea durch den assyrischen König Salmanasar (722 v.Chr.) und die Vertreibung der Israeliten ins Exil gedeutet als Strafe Gottes für ihren Abfall von seinen Geboten und ihre Hinwendung zum heidnischen Gottesdienst. 3 manus … hostis] Anspielung auf die Rettung der Juden nach ihrer Flucht aus Ägypten vor Pharao und seinen Truppen beim Durchzug durch das Rote Meer (vgl. 2. Kön. 17,7).

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FV 27 Deutende Paraphase der Antwort Adams auf Gottes Frage: »Wo bist du?« (1. Mos. 3,9–10): Durch den Sündenfall hat sich die ursprüngliche Liebe der ersten Menschen zu Gott in Furcht und Feindseligkeit verwandelt. 2 audire … voces] = Vergil, Aen. 1,409. 4 strepitumque … tremisco] Nach Vergil, Aen. 3,648: »sonitumque pedum vocemque tremesco«.

FV 28 Fiktive Rede Abrahams, mit der die von Gott verlangte Opferung seines einzigen Sohnes Isaak (1. Mos. 22,1–18) in Parallele gesetzt wird zur erwarteten Opferung des Gottessohnes, durch die die Menschheit vor dem sie wegen des Sündenfalls bedrohenden ewigen Tode gerettet werden wird. Vgl. FS 34.

FV 29 Betrifft die Plagen der Frösche, der Stechmücken und des Ungeziefers, die Gott (nach 2. Mos. 8) den Ägyptern sandte, um Pharao zu zwingen, die Juden frei zu geben und ziehen zu lassen.

FV 30 Aus den Klagen Hiobs, daß Gott ihn, sein Geschöpf, so sehr heimsuche (Hiob 10,13, zit. in der Fassung der Vulgata). In M·s Auslegung dieses Verses ist das »haec« (dasjenige, was Gott sich nicht anmerken lasse) im Sinne des vorausgehenden Verses 12 zu verstehen: »Leben und Wohltat hast du an mir getan, und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem.«

FV 31 Die Auffassung, daß die Rechtfertigung des Menschen durch das Opfer Christi etwas Bedeutenderes sei als die gesamte Schöpfung, findet sich bei Augustinus: In Iohannis Evangelium Tractatus 72,3 (Augustinus, In Iohannis Evangelium tractatus CXXIV, ed. R. Willems [1954], S. 508 f.; zu Joh. 14,12–14). Die bündige Formulierung in der Überschrift zu M·s Gedicht dürfte einer Stelle in des Albertus Magnus ›Summa de creaturis‹ (Tract. 1, quaest. 1, Art. 4, ad 1) verpflichtet sein, in der sich Albert mit jener Äußerung des Augustinus auseinandersetzt; dort heißt es u. a.: »justificatio enim major dicitur creatione quantum ad circumstantia justificationem quae non sunt essentialia justificationi […], sed creatio major est ju-

Kommentar

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stificatione quantum ad essentialia« (Albertus Magnus, Opera omnia, cura ac labore Steph. Caes. Aug. Brognet. Bd. 34. Paris 1895, S. 313).

Zusatztexte FV 0 Nach dem bekannten Gleichnis Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus (Luk. 16,19–31). Vgl. FS 27. 5

Stygiis á…ñ ignibus] S. o. zu LC 16,6.

FV 31b Biblischer Bezug dieses Gedichts in jambischen Trimetern ist Luk. 1,39– 56: der Besuch Marias (unmittelbar nach der Verkündung durch den Engel) bei Elisabeth, die ebenfalls schwanger war: mit Johannes dem Täufer. 2 Effoeta … faemina] Elisabeth war unfruchtbar und schon vorgerückten Alters, wurde aber noch schwanger nach dem Erscheinen des Engels Gabriel, der ihrem Mann Zacharias ankündigte, daß er Vater eines Sohnes werden würde, den er Johannes nennen solle (Luk. 1,5–25). 4 puer] Der ungeborene Johannes, der im Leibe seiner Mutter hüpfte, als Maria ins Haus kam und Elisabeth begrüßte: nämlich vor Freude, weil er die Nähe des Gottessohnes spürte (Luk. 1,41.44).

FV 31c Versmaß dieses Gebetes ist der akatalektische jambische Dimeter, den Horaz in den Epoden verwendet.

V. Flores serotini Widmungsbrief Georgius Remus, eigtl. Rem (geb. 4. 1. 1561 Augsburg, gest. 15. 8. 1625 Altdorf [?]), Jurist, war zur Zeit des Erscheinens der ›Flores serotini‹ Ratskonsulent in Nürnberg. Neben juristischen Werken (sein Hauptwerk ist ein Kommentar zum Strafrecht Kaiser Karls V.: ›Nemesis Karulina‹, zuerst Herborn 1594) veröffentlichte er auch neulateinische Lyrik (Auswahl in den Delitiae poetarum Germanorum, Pars 5 [1612], S. 546–561). – Briefe von ihm an M. im Meibom-Nachlaß an der Leibniz-Bibliothek Hannover:

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MS XLII, 1898, Bl. 27–44. – Lit.: Killy2 9 (2010), S. 550 f. (Wolfgang Harms). Conradus Rittershusius, eigtl. Rittershausen (geb. 25. 9. 1560 Braunschweig, gest. 26. 5. 1613 Altdorf), Jurist, hatte 1580–1584 in Helmstedt studiert, war dann an die Universität Altdorf gewechselt und nach ausgedehnten Studienreisen (1587–1591) 1591 in Basel zum Dr. iur. promoviert worden. Im selben Jahr erlangte er in Altdorf die Professur für die Institutionen; von 1598 bis zu seinem Tode nahm er die Professur für die Pandekten wahr. Neben seiner akademischen Tätigkeit amtierte er seit 1599 als Ratskonsulent in Nürnberg. Sein juristisches Hauptwerk ist das ›Ius Iustinianeum‹ (zuerst Straßburg 1615), eine umfassende Darstellung des Novellenrechts. – Briefe von ihm an M. im Meibom-Nachlaß an der LeibnizBibliothek Hannover: MS XLII, 1899, Bl. 94–117. – Lit.: ADB 28 (1889), S. 698–701 (Eisenhart); NDB 21 (2003), S. 670 f. (Thomas Duve); BBL (2006), S. 590 f. (W. Lent); Killy2 9 (2010), S. 676 f. (Herbert Jaumann). 2 Franciscum Langerum] S. o. zu dem Widmungsbrief der ›Flores verni‹ (S. 644). 7–8 Inscripsisti mihi … Sleidani] Rittershausen hatte seine Ausgabe zweier Reden des bekannten Historikers Johannes Sleidanus (1506–1556), dessen Werk ›De quatuor summis imperiis‹ M., um Quellennachweise ergänzt, herausgegeben hatte (zuerst Helmstedt 1586), M. gewidmet: Ioannis Sleidani Orationes duae, una ad Carolum Quintum Caesarem, altera ad Germaniae principes omnes ac ordines Imperii […]. Helmstedt 1598 (der Widmungsbrief Bl. A2r–A2v). Am Schluß hatte er darüber hinaus noch eine 10 Blätter starke Sammlung von Anagrammen verschiedener Autoren auf den Namen M·s (Bl. P7r–Q8r: Henrici Meibomii, Poetae Cesarii, Anagrammatum adoptivorum libellus) angefügt. 10–11 appendici Assis prophetici … voluisti] Es handelt sich um eine poetische lateinische Erklärung der zwölf kleinen Propheten, verfaßt bzw. herausgegeben teils von Rittershausen selbst, teils von dem französischen Historiker und Politiker Iacobus Augustus Thuanus, eigtl. Jacques Auguste de Thou (1553–1617), die im selben Jahr erschien wie die ›Flores serotini‹: As fatidicus, sive Duodecim prophetae minores […]. Amberg 1604 (zum Inhalt vgl. Thomas Hartwell Horne, A manual of biblical bibliography. London 1839, S. 292 f., Nr. 236). Rittershausen nahm hierin (S. 459–465) auch die bereits in einem Einzeldruck 1595 erschienene lateinische Paraphrase M·s von Jesaja, Kap. 3, auf, überschrieben: »Concio sanctissimi prophetae Essaiae cap. III. imaginem reipublicae ad interitum ruentis luculenter expingens paraphrasi poetica ab Henrico Meibomio Lemgoviense illustrata«. 16 natali Iuliae nostrae] Gründungstag der Universität war der 15. Oktober 1576.

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Kommentar

Lobgedicht von Daniel Sachsius Daniel Sachsius, eigtl. Sachse (geb. 22. 6. 1568 an unbekanntem Ort, gest. 22. 6. 1605 Halberstadt), war vor 1590 Rektor in Frankfurt a. O.; in diesem Jahr wurde er Rektor an der Martinschule in Halberstadt. Dieses Amt versah er bis 1595. Danach hatte er in Halberstadt verschiedene kirchliche Funktionen inne; zuletzt wirkte er als Pfarrer an der Kirche St. Martin. Er galt als Kryptokalvinist. – Lit.: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 7 (2008), S. 330. Metrum: Wechsel von Glyconeus und Asclepiadeus minor. 1 GUELPHIADES potens] M·s Landesherr, Herzog Heinrich Julius. 4 Elmi] Der Elm ist ein Höhenzug zwischen Helmstedt und Wolfenbüttel. 11 Pestanisque rosariis] Paestum (Poseidonia), griechische Kolonie an der Westküste Lukaniens, südlich von Neapel, war in der Antike berühmt für seine zweimal blühenden Rosen. 17 Hymettios] Von Hymettos, einem Berg in Attika, der reich an Bienenkräutern war. 20 Elmani á…ñ hortuli] Sachse scheint den Namen der Stadt Helmstedt mit dem Elm in Verbindung zu bringen (s. o. zu S I 25,23). 29 tempesi] von τέμπεα, nach dem lieblichen Tal Tempe in Thessalien.

FS 1 In der Überschrift Zitat von Ps. 71,9 (vgl. auch Ps. 71,18).

FS 2 Das Versprechen Gottes an Israel nach dem Sturz der babylonischen Götzen (Jes. 46,4) ist hier Jesus Christus in den Mund gelegt.

FS 4 Rechtfertigung der von Pilatus (V. 1: »exterus á…ñ auctor«) verfaßten Kreuzesinschrift (Joh. 19,19) gegenüber den Hohenpriestern in Jerusalem, die diese kritisierten (Joh. 19,21). Vgl. FS 26; FV 1; SM 14.

FS 6 Die Überschrift ist Zitat der lügnerischen Behauptung, mit der die Schlange Eva überredete, von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen (1. Mos. 3,4).

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FS 7 Nach Jona 3: Schilderung der heilsamen Wirkung der Bußpredigt des Propheten auf die in Sünden versunkene Stadt Ninive, Hauptstadt des Assyrerreiches. 2 Regis … Nini] Ninive hat seinen Namen von Ninus, dem sagenhaften Begründer des assyrischen Reiches (vgl. HE 1). 23–24 Vates Mittitur] Der Prophet Jona (Jona 1,2; 3,2). 27–28 Fatis … Ora] Nach Vergil, Georg. 4,452: »sic fatis ora resolvit«.

FS 9 Die Überschrift ist Zitat Mat. 10,16 nach dem Wortlaut der Vulgata.

FS 10 Die Überschrift ist Zitat Joh. 2,4, in Anlehnung an den Wortlaut der Vulgata: Die Antwort Jesu auf die besorgte Bemerkung seiner Mutter, daß die Brautleute der Hochzeit zu Kana (Joh. 2,1–12), zu der Jesus, seine Jünger und Maria eingeladen waren, keinen Wein hätten. Diese Antwort wird im Gedicht im Hinblick auf das Wunder zu Kana (Verwandlung von Wasser in Wein) theologisch erläutert.

FS 11 Paraphrase von 1. Mos. 6,7: Gottes Zorn über die Sündhaftigkeit der Menschen, die mit der Sintflut (1. Mos. 7) bestraft wurde.

FS 12 Betrachtungen der von Jesus geheilten blutflüssigen Frau (Mark. 5,25–34) im Hinblick auf die Kraft des Glaubens, anknüpfend am die Verse 30 (»Und Jesus fühlte alsbald an sich selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war«) und 34 (»Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht«).

FS 13 2 Styx Acheronve] Zwei Flüsse in der Unterwelt, hier natürlich als Umschreibung für die christliche Hölle (vgl. FS 16,9; 27,2; FV 2,12; 3,11; FV Zusatztext 0,5; LC 16,6).

Kommentar

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FS 15 Die Überschrift ist Zitat der Frage Jesu (Luk. 17,17) an den Samariter, der als einziger von den zehn Aussätzigen, die Jesus geheilt hatte, zu ihm gekommen war, um sich zu bedanken (Luk. 17,11–19). Von den Juden wurden die Samariter als kultisch unreines Mischvolk abgelehnt. Im LukasEvangelium werden gerade Vertreter dieses mißachteten Volkes als beispielhaft vorgeführt, hier im Hinblick auf Glaubensstärke, in Luk. 10,33– 37 (barmherziger Samariter) im Hinblick auf Mildtätigkeit.

FS 16 Die Überschrift ist Zitat der Worte Jesu in Gethsemane (Mat. 26,38) in der Fassung der Vulgata.

FS 17 3 Cous Apelles] Apelles, der bedeutendste Maler des Altertums (4. Jh. v. Chr.), war aus Kolophon gebürtig; ›Koer‹ wurde er genannt nach dem von ihm geschaffenen berühmten Gemälde der Venus Anadyomene im Äskulaptempel der Stadt Kos, auf der gleichnamigen griechischen Insel. 4 Phidias] Berühmter athenischer Bildhauer (5. Jh. v.Chr.). 23 vivi fluminis] Vgl. Vergil, Aen. 2,719: »flumine vivo«. 26 Quis novus … orbi?] Nach ebd. 4,10: »Quis novus hic nostris successit sedibus hospes!« 30 molossos] Christi bösartige Feinde hier unter dem Bild von Molossern, in der Antike großen Hirtenhunden, benannt nach dem gleichnamigen griechischen Volksstamm, der sie züchtete und einsetzte.

FS 18 1 Vicisti semel] Nämlich der Teufel, durch die Verführung der ersten Menschen zum Abfall von Gott. 4 vixet] = vixisset (vgl. Vergil, Aen. 11,118).

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laeva á…ñ mente] Vgl. Vergil, Ecl. 1,16: »si mens non laeva fuisset«.

FS 20 Die Überschrift ist Zitat Luk. 18,38 (Vulgata): Der Hilferuf eines am Wege sitzenden, unbeirrbar gläubigen blinden Bettlers an Jesus, der auf dem Weg

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nach Jerusalem vorüberkam, ihn nach seinen Wünschen befragte und von seiner Blindheit heilte (Luk. 18,35–43). 3 Invida á…ñ plebes] Leute, die Jesus vorangingen und dem blinden Bettler anbefahlen, mit seinem Geschrei aufzuhören.

FS 23 Nach 2. Mos. 22,20–21; Sach. 7,10. Metrum: Wechsel von daktylischem Hexameter und jambischem Senar. 5 aetate minori] Vgl. Ovid, Met. 7,499: »duos aetate minores«.

FS 26 Die Überschrift ist Abwandlung der Antwort des Pilatus (Joh. 19,22: »Quod scripsi, scripsi« – »Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben«) auf die Einwände der Hohenpriester gegen die von ihm verfaßte Kreuzesinschrift. Vgl. FS 4; FV 1; SM 14. 4 Classica … notis] Die Kreuzesinschrift, die lt. Joh. 19,22 in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache geschrieben war. 5 perde rebelles] Vorausdeutung auf die Eroberung und Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. durch den späteren Kaiser Titus (vgl. SM 14,3 f.).

FS 27 Mahnung an die Reichen im Anschluß an das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus (Luk. 16,19–31). Vgl. FV, Zusatztexte, 0.

FS 32 Poetische Paraphrase von Jer. 5,26–31.

FS 33 Die Überschrift ist Vulgata-Zitat Luk. 9,58. 6 nostro … domus] Vgl. Eph. 3,17.

FS 34 Zum Thema vgl. FV 28.

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Kommentar

FS 35 Die Überschrift ist leicht abgewandeltes Vulgata-Zitat Joh. 16,20.

FS 36 Zum biographischen Hintergrund s. o., Einleitung, S. XII.

Zusatztexte FS 0 7–8 Quae non … manet] D. h., Noah ließ sich inmitten der sündhaften Welt, die ihn umgab, nicht beirren, sondern blieb ein frommer und gerechter Mann, so daß er vor Gott Gnade fand (1. Mos. 6,5–11). 11 labor improbus] Vgl. Vergil, Georg. 1,145 f.

E. Anhang I. Poetologische Selbstzeugnisse Heinrich Meiboms 1. Widmung und Vortragsankündigung zu dem Vergil-Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹ (1595) Anlaß für M·s in die Form eines Vergil-Centos gekleideten leidenschaftlichen Aufruf an die Christenheit zur Bekämpfung der Türken war der ›Große Türkenkrieg‹, der 1593 ausgebrochen war, sich seit 1597 auf die Grenzfestungen konzentrierte und von Kaiser Rudolfs II. Bruder Matthias 1606, für beide Seiten im wesentlichen ergebnislos, mit dem zwanzigjährigen Waffenstillstand von Zsitva-Torok beendet wurde. – Ich habe den Widmungsbrief und die Vortragsankündigung zu diesem Werk, das M. am 1. August 1595 in einem Hörsaal der Universität Helmstedt öffentlich rezitiert hat, in den Anhang aufgenommen, weil beide Texte, ebenso wie die sich unter Nr. 2 anschließende Widmung zu den ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹, zu den seltenen Dokumenten gehören, in denen M. sich über poetologische Fragen und über die Ausrichtung seiner eigenen poetischen Arbeit äußert.

Widmungsbrief Der Adressat, Tobias Paurmeister (Baurmeister) bzw. Paurmeister (Baurmeister) von Kochstedt (geb. Anfang 1533 Kochstedt/Harz, gest. 17. 8. 1616 Halberstadt), hatte seit 1576 in Frankfurt a. O. studiert und nach Besuch mehrerer anderer Universitäten seine Studienzeit 1581 in Freiburg/Br. mit der Promotion zum Dr. iur. abgeschlossen. Im selben Jahr wurde er Syndikus in Halberstadt, später auch Domherr ebendort und Kanzleidirektor des Damenstifts in Quedlinburg. 1594 berief ihn Herzog Heinrich Julius, dem er schon in Halberstadt in dessen Eigenschaft als Fürstbischof als Berater gedient hatte, als Geheimen Rat und Kanzler nach Wolfenbüttel. Im Amt des Kanzlers war er, mit einer Unterbrechung 1603–1613, die er auch zur Abfassung seines Hauptwerkes ›De iurisdictione Imperii Romani libri duo‹ (zuerst Hanau 1608) nutzte, bis zu seinem Tode tätig. Nebenher hielt er Vorlesungen in Helmstedt. 1594 hatte ihn Kaiser Rudolf II. im Zusammenhang mit einer erfolgreich absolvierten Gesandtschaftsreise nach Wien

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Kommentar

zum Pfalzgrafen ernannt und in den erblichen Adelsstand (unter dem Namen Paurmeister von Kochstedt) erhoben. – Briefe von ihm an M. im Meibom-Nachlaß der Leibniz-Bibliothek Hannover: MS XLII, 1896, Bl. 21–34. – 1597 beteiligte sich M. an einer von Daniel Sachse herausgegebenen Sammlung von Lobgedichten deutscher Dichter auf Paurmeister: Panegyres clariss. Germaniae poetarum de virtute et honoribus […] Tobiae Paurmeisteri (1597), Bl. G3r–G4r. – Lit.: ADB 2 (1875), S. 181 f.; 25 (1887), S. 795 (Friedlaender); NDB 20 (2001), S. 139 f. (Martin Otto); BBL (2006), S. 551 f. (M. Flotho). 1 Orationem habui] Meint die Rezitation des Centos, zu der M. mit der nachfolgenden Ankündigung eingeladen hatte. 13 quàm abest versificator à Poëta] Vgl. die Unterscheidung poeta / versificator in Buch I, Kap. 2 von Scaligers Poetik (Scaliger, Poetices libri septem, Bd. 1 [1994], S. 72). Sie ist dort aber anders akzentuiert. Als versificatores bezeichnet Scaliger Autoren, die altüberlieferte Stoffe in Verse gebracht, als poetae aber solche, die mit Hilfe der Musen Neues ersonnen haben. 15 Horatii mandatu] Nach dem bekannten Ratschlag in der Ars poetica (Epist. ad Pisones) 388 f., daß der Dichter sein Werk vor der Veröffentlichung neun Jahre verschlossen bei sich behalten solle. – Cinnae exemplo] Der römische Dichter C. Helvius Cinna (1. Jh. v.Chr.) soll, nach dem Zeugnis seines Freundes Catull (95,1–2), an seinem Hauptwerk, dem Epyllion ›Smyrna‹, neun Jahre gearbeitet haben. 17 σχεδί ασμα] Zu dem Begriff s. o., S. 599, meine Kommentar-Vorbemerkung zu M·s ›Schediasmatum manipulus‹.

Vortragsankündigung Dieser kleine Text ist zweifellos zuerst als Aushang am ›Schwarzen Brett‹ der Universität Helmstedt bekannt gegeben worden, vermutlich im Zusammenhang mit der Vorlesung über türkische Geschichte, die M. zum Wintersemester 1594/95 (s. o., S. 442 f.) angekündigt hatte und die offenbar, nach der Bemerkung im Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1595/96 (s. o., S. 444 f.) zu urteilen, im Sommersemester 1595, für das kein Vorlesungsverzeichnis überliefert ist, weitergeführt worden war. 1 Quod … nuper ad vos dixi] Offenbar im Rahmen einer Lehrveranstaltung. 2–3 proximè δεῖ γμα quoddam exhibui] Entweder ein schon früher entstandener Vergil-Cento oder eine Horaz-Parodie, die M. in einer Lehrveranstaltung seinen Studenten präsentiert hatte, um ihnen daran seine Auffassung von der Aufgabe eines guten Dichters zu erläutern.

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12 Scaligero teste] In Buch 4, Kap. 7 seiner Poetik: »Numerus est anima poeseωs […].« (Scaliger, Poetices libri septem, Bd. 3 [1995], S. 332). 15 O. V. P. P.] Lese ich als Abkürzung für ›Optima voluntate publice publicatum‹.

2. Widmung der ›Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas‹ (1596) Die beiden Söhne des Braunschweigischen Kanzlers Johannes Jagemann (s. o. zu S I 21), denen M. seine ›Novae parodiae‹ widmete, waren damals seit vier Jahren Studenten an der Universität Helmstedt. Beide sind in der Matrikel unter dem 3. März 1592 verzeichnet (Zimmermann, Album, S. 95, Nr. 81 [Julius] u. 82 [Johann Ernst]). 3 Euergeta nostro] Gemeint ist Herzog Heinrich Julius, der seit der Gründung der Universität Helmstedt deren Rektorat innehatte. 7–8 meditationum quarundam evulgationem] Meint die Veröffentlichung seiner Vergil-Centonen und Horaz-Parodien. – evulgationem] Für dieses dem antiken Latein fremde Substantiv Beleg in der Bedeutung ›publicatio‹ bei Hoven, Lexique de la prose latine (22006), S. 198. 11 divertisse] ›divertere‹ in der unklassischen Bedeutung ›einkehren‹ belegt bei Kirschius, Cornu copiae (1970), Bd. 1, Sp. 941. 12 nupera ista Poësi] Abfällige Bezeichnung für neuere poetische Produktionen, die sich nach M·s Auffassung von den großen Musterautoren des Altertums zu weit entfernt haben (vgl. unten Z. 27–29). 17 Megarensis] D. h. ein ungebildeter Mensch. Die Einwohner von Megara, Hauptstadt der griechischen Landschaft Megaris, wurden von den übrigen Griechen als grobschlächtig und ungebildet verachtet (vgl. die Hinweise RE XV,1 [1931], Sp. 205). Entsprechende sprichwörtliche und redensartliche Wendungen aus der griechischen Literatur sind zusammengestellt bei Hermann Reinganum, De indole atque ingenio Megarensium libellus. Berlin 1825, S. 12–15. – Caricae] D. h. von unkultivierter, bäurischer Machart, wie man es im Altertum den Gesängen der Karer, Bewohner der Landschaft Karien im Südwesten Kleinasiens, nachsagte. Vgl. Erasmus, Adagium 1,8,79: »Carica Musa« (Opera omnia, tom. 2 [1703], Sp. 326 f.). Erasmus bemerkt dazu: »Quadrabit in Poetam aut Oratorem indoctum.« (ebd., Sp. 326). – lecti Soterichi] Redensartlich für etwas Grobes und Kunstloses, wie es im Altertum die Betten gewesen sein sollen, die ein gewisser Handwerker namens Sotericus angefertigt hatte. Die Redensart geht zurück auf Gellius, Noctes Atticae 12,2,11.12; von Erasmus verarbeitet im Adagium 4,4,41 (Opera omnia, tom. 2 [1703], Sp. 1034). 18 Calabri hospitis xenia] Redensartlich für wertlose Gaben, nach Horaz, Epist. 1,7,14–19, wo die Wohltaten, die Maecenas dem Dichter erwiesen hat, gerühmt werden über das Kontrastbild eines Wohltäters, der nur gibt,

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Kommentar

was ihn nichts kostet: eines Wirtes in Kalabrien, der seinem Gast, scheinbar großzügig, seine Birnen nur deshalb aufnötigt, weil er daran einen solchen Überfluß hat, daß er sie sonst an die Schweine verfüttern müßte. Vgl. Erasmus, Adagium 3,6,94 (Opera omnia, tom. 2 [1703], Sp. 867). 19 ἀρχὴ σκυρί α] = ›principatus Scyrius‹, soviel wie ›unbedeutende, schwache Herrschaft‹, nach der unbedeutenden Insel Skyros, östlich von Euboea. Vgl. Erasmus, Adagium 1,6,41 (Opera omnia, tom. 2 [1703], Sp. 239 f.). 20 Oromedonte á…ñ altiùs] Oromedon war einer der Giganten, die den Himmel erstürmen wollten (vgl. Properz 3,9,48). 23 unctum lapidem adorare] Eine Redensart dieses Inhalts kann ich nicht nachweisen. Der Ursprung liegt offensichtlich im Steinkult des antiken Griechenland; vgl. den Hinweis auf die Salbung von Steinen bei Martin P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion. Bd. 1. 3., durchges. u. erg. Aufl. München 1967 (= Handbuch der Altertumswissenschaft V,2,1), S. 203. Vgl. aber auch 1. Mos. 28,18. 27 seges ista Poëtarum] Vgl. oben Z. 12: »nupera ista Poësi«. 28 Mantuanae Venusinaeque elegantiae] D. h. von der Feinheit eines Vergil und Horaz (nach den Geburtsorten der beiden Dichter). 32–33 Studiis á…ñ gravioribus] D. h. zur Aufnahme eines Fachstudiums, vermutlich der Jurisprudenz, das den beiden Söhnen Jagemanns nach Absolvierung ihrer Studien an der Philosophischen Fakultät wohl nach dem Beschluß (»consilium«) ihres Vaters bevorstand. 37 Mynsingero] Joachim Münsinger von Frundeck (s. o. zu S I 13). 37–38 Heshusio] Tilemann Heshusen (1527–1588), führender Theologe an der Universität Helmstedt; s. Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 114–116. 38 Borcholdo] Johannes Borcholten (s. o. zu S II 11). 54–55 Maximinum á…ñ Imperatorem imitati] Die Historia Augusta (Iulius Capitolinus: Maximini duo 6,5) überliefert von dem römischen Kaiser Maximinus Thrax (235–238) den Ausspruch: »Ego vero, quo maior fuero, tanto plus laborabo.« (»Ich aber, je älter ich werde, um so mehr werde ich arbeiten.«)

II. Vorwort Heinrich Meiboms zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt zum Sommersemester 1597 Diesen kleinen Text, den M. in seiner Eigenschaft als Prorektor im Sommersemester 1597 schrieb, glaubte ich in den Anhang aufnehmen zu sollen nicht nur als Beispiel für eine amtliche Verlautbarung aus seiner Feder, sondern vor allem als Dokument seiner – mit den Statuten der Universität

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durchaus konform gehenden51 – Auffassung von den Zielen akademischer Erziehung und Wissensvermittlung. 3 universitates deinceps appellatae fuerunt] Der folgende quod-Satz deutet darauf hin, daß die in der Neuzeit üblich gewordene Umdeutung des mittellateinischen Begriffs ›universitas‹, der eigentlich die ›Gesamtheit‹ der in der Korporation der Hochschule vereinigten Lehrenden und Lernenden bezeichnete, im Sinne einer ›universitas litterarum‹ schon zu M·s Zeiten im Schwange war. 20 huius naucleri … Argûs Iuliae] Der Herzog, nach den Statuten der Universität als Landesherr zugleich Rektor der Universität, wird hier also mit Jason verglichen, der die Fahrt des Schiffes Argo nach Kolchis, zur Erlangung des Goldenen Vlieses, leitete.

III. Vorlesungsankündigungen Heinrich Meiboms 1587–1625 Für die in dieser Abteilung des Anhangs zusammengestellten Vorlesungsankündigungen M·s wurden sämtliche aus den über 40 Jahren seines Wirkens an der Academia Iulia überlieferten (gedruckten und ungedruckten) Vorlesungsverzeichnisse ausgewertet. Die Texte sind in Abschriften und Digitalaufnahmen der Drucke auch Online zugänglich über das Internetportal der Arbeitsgruppe ›Wissensproduktion an der Universität Helmstedt: Die Entwicklung der philosophischen Fakultät 1576–1810‹ der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (http://uni-helmstedt.hab.de).

WS 1587/88 2 Iohannis Sleidani … epitomen] Des Johannes Sleidanus berühmtes, vielgedrucktes Geschichtswerk über die vier Weltreiche, ›De quatuor summis imperiis‹ (zuerst Straßburg 1556), das M. immer wieder seinen historischen Lehrveranstaltungen zugrunde legte (vgl. SS 1599, WS 1602/03, WS 1604/05, SS 1620) und von dem er 1586 (Helmstedt: Iacobus Lucius) eine kommentierte Ausgabe veranstaltete. 3–4 Sexti Rufi … compendium] Gemeint ist ein dem Kaiser Valens gewidmeter Abriß der römischen Geschichte (›Breviarium rerum gestarum populi Romani‹) des römischen Historikers Rufius (?) Festus (4. Jh. n.Chr.), von M. kommentiert herausgegeben Helmstedt: Iacobus Lucius 1588.

51

Vgl. den Abschnitt II (De fine studiorum) in den Statuten der Philosophischen Fakultät: Die Statuten der Universität Helmstedt. Bearb. von Peter Baumgart u. Ernst Pitz. Göttingen 1963 (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 15), S. 119.

Kommentar

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4 Lucio Iulio Floro] Ein römischer Historiker des 2. Jh.s n.Chr., der eine kurzgefaßte Darstellung (›Epitome‹) der von den Römern von der Gründung der Stadt bis zu Kaiser Augustus geführten Kriege verfaßt hat. 4–5 Florum … locupletatum] Hier liegt in der Ankündigung offenbar eine Namensverwechslung vor, denn nicht Florus hat M. damals herausgegeben, sondern vielmehr Festus: ›Ad Valentinianum Augustum de Historia Romanorum libellus‹ (Helmstedt 1588). Die in der Ankündigung erwähnte Zugabe betrifft eine kleine Schrift (›De progenie Augusti‹), die damals dem Valerius Messalla Corvinus (römischer Politiker und Schriftsteller des 1. Jh·s v. Chr.) zugeschrieben wurde, tatsächlich aber erst im 15. Jh. entstanden ist.

WS 1594/95 2 Sarracenorum] Sarazenen hier im zeitüblichen weiteren Sinne: ›nichtchristliche Völker des Morgenlandes‹. 4 de Turcarum … imperio] Als poetisches Nebenprodukt dieser Vorlesung erschien 1595 M·s Vergil-Cento ›Classicum adversus Turcas Musulmanos‹, von ihm selbst am 1. August 1595 in einem Hörsaal der Universität öffentlich rezitiert (s. o. zu Anhang I,1).

SS 1599 1–2 secundum quatuor Monarchiarum seriem] Zweifellos in Anlehnung an das Werk des Johannes Sleidanus (s. o. zu WS 1587/88, Z. 2). 3 quatuor ordinarios dies] Die regulären Vorlesungstage (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag). Die übrigen Werktage, also Mittwoch und Sonnabend, waren für besondere universitäre Veranstaltungen reserviert.

WS 1600/01 1

diebus ordinariis quatuor] S. o. zu SS 1599, Z. 3.

WS 1602/03 3

secuturus … monarchiarum] S. o. zu SS 1599, Z. 1–2.

WS 1604/05 1–2

secundum … Imperiis] S. o. zu WS 1587/88, Z. 2.

E. Anhang

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WS 1613/14 1–2 Methodum … Ecclesiasticam] M. hatte seiner Vorlesung anscheinend das Methodenwerk von Reineccius zugrunde gelegt: Methodus legendi cognoscendique historiam tam sacram quam profanam. Helmstedt: Iacobus Lucius 1583.

SS 1620 1 Collegii Sapientiae Senior] ›Collegium Sapientiae‹ kann hier ebenso die Professorenschaft der Philosophischen Fakultät wie der gesamten Universität meinen. Auf dem Titelblatt von M·s ›Oratio de origine, dignitate et officio cancellariorum academicorum‹ (Helmstedt 1615) zu Ehren der Verleihung der Promotionsbefugnisse durch den Prokanzler an den amtierenden Dekan der Philosophischen Fakultät, Cornelius Martin, wird dieser als ›Facultatis Artium et Sapientiae Decanus‹ bezeichnet. Vgl. auch M·s Titulierung als ›Universitätsältester‹ (»acad. Iuliae Senior«) in der Ankündigung vom SS 1623. 1–2 aureum … librum] S. o. zu WS 1587/88, Z. 2.

WS 1624/25 1–3 rerum Germanicarum scriptores … transmisit] Es handelt sich um den zuerst 1600 erschienenen Band 1 der von Marquard Freher (1565– 1614) herausgegebenen dreibändigen Quellensammlung ›Germanicarum rerum scriptores varii‹ (Frankfurt a. M.: Erben Andreas Wechels 1600– 1611). Für die 1624 erschienene Neuauflage von Band 1 hatte M. offenbar den Textbestand durchgesehen. Die Neuauflage enthielt wieder wie schon die erste, genau an derselben Stelle (Bl. )(4v) und mit unverändertem Wortlaut, zwei dem Herausgeber gewidmete Gedichte, eines von dem 1624 schon verstorbenen Paul Schede Melissus und, im Anschluß an dieses, eines von M. Ich teile hier den Text des M·schen Gedichtes mit: In Scriptores Historiae Germanicae veteres, editos a Marquardo Frehero, viro nobiliss. et clariss. Quos tineae blattaeque diu rosere nocentes, Quos situs immundo pulvere pressit iners, Quos niger aeternis livor damnaverat umbris, Historiae auctores, Teutona terra, tuae, Illos dat luci patriae Lux magna FREHERUS, Non passus genti hoc lumen abesse suae. Quem potius laudem? an qui primus scripsit, an illum, Per quem, quae fuerant poenè sepulta, patent? Magnus uterque labor! Sua laus et gloria utrisque, Dum studia et pietas salva manebit, erit.

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Kommentar

Vive diu, ut vivant per te, quos vivere fas est, Communis patriae nate, FREHERE, bono.

IV. Nachrufe der Universität Helmstedt zum Tode Sophie und Heinrich Meiboms 1. Johann Thomas Cludius: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Sophie Meiboms, geb. Bökel (1625) Der Autor des Nachrufes, Johann Thomas Cludius (geb. 22. 11. 1585 Helmstedt, gest. 14. 12. 1642 ebenda), Dr. iur., Ordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät der Universität Helmstedt, bekleidete im Sommersemester 1625 das Amts des Prorektors. – Lit.: Zimmermann, Album (1926), S. 403; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 52. – Die von Cludius beigebrachten Daten zur familiären Herkunft Sophie Bökels können hier unkommentiert bleiben, da sie bereits in der Einleitung (S. XVII f.) im familiengeschichtlichen Zusammenhang dargestellt wurden. 9–11 Sicut igitur … satagebant] Ein im Altertum weitverbreiteter Brauch. Vgl. Tacitus, Ann. 1,28,1–2. 52 Divo IULIO ] Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg (s. o. zu S I 11). 76–77 et tempestatibus … videntur] Natürlich Anspielung auf den Dreißigjährigen Krieg, dessen Folgen Helmstedt noch in diesem Jahr 1625 in Gestalt von belastenden Truppeneinquartierungen zu spüren bekam. Hinzu kam eine schwere Pestepidemie (vgl. den Nachruf auf M. selbst, S. 462, Z. 31–32). Der Universitätsbetrieb mußte 1626/27 für zwei Semester eingestellt werden. 84–85 calore hectico] Ständig anhaltendes zehrendes Fieber bei Schwindsüchtigen (vgl. Zedler 12 [1735], Sp. 1051 ff.). 85 febre tertianâ] ›Dreitägiges Fieber‹: eines, das nicht durchgehend anhält, sondern auch einmal einen Tag aussetzt (vgl. Zedler 42 [1744], Sp. 1148 s. v. ›Tertiana‹). 90 consignaverit] ›consignare‹ hier in der unklassischen Bedeutung ›anvertrauen‹. So verzeichnet (nach einem Beleg bei Erasmus) bei Hoven, Lexique de la prose latine (22006), S. 125. 94–95 »Novit … virtutis.«] Buch Ruth 3,11. 95–96 quicquid in matronâ commendat … Salomon] Vgl. Spr. 31,10–31. 110–111 Ornatus … margaritis] Nach 1. Tim. 2,9. 111–112 occultus ille cordis homo … πολυτελές] 1. Petr. 3,4. 125 P. P.] Hier sicher Abkürzung für ›Publice publicatum‹; sonst gewöhnlich, vor Professorennamen, ›Professor publicus‹.

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2. [Johann Thomas Cludius]: Nachruf der Universität Helmstedt zum Tode Heinrich Meiboms (1625) Anders als bei dem Nachruf der Universität auf M·s Ehefrau wird bei dem auf ihn selbst der Name des Verfassers nicht genannt; genannt wird nur das Gremium, in dessen Namen er spricht: der Senat der Universität. Für mich besteht aufgrund der unverkennbaren stilistischen Verwandtschaft beider Texte (vgl. aber auch den deutlichen Hinweis Z. 103–106) kein Zweifel, daß der Jurist Johann Thomas Cludius der Verfasser auch dieses Nachrufs war, und zwar als Vertreter seines Nachfolgers im Amte des Prorektors. Dieses hatte im Wintersemester 1625/26 nämlich M·s Sohn Johann Heinrich (vgl. im Text Z. 118–120) inne, der als von diesem Trauerfall persönlich Betroffener die Abfassung eines solchen amtlichen Nachrufs, der zugleich ein Aufruf an die Universitätsmitglieder war (vgl. die Schlußzeilen 179–188) schlecht selbst übernehmen konnte. – Auch bei diesem Text lasse ich die biographischen und familiengeschichtlichen Daten unkommentiert und verweise hierfür auf meine Darstellung in der Einleitung, S. XI–XXVIII. 35–36 qui se parentem … professus est] Vgl. 2. Mos. 22,22; Ps. 10,14; 68,6. 55 Martinus Chemnitius] Martin Chemnitz d. J. (1561–1627), Dr. iur., einer der beiden Söhne des gleichnamigen Theologen, die M. 1573–1576 in Braunschweig als Privatlehrer unterrichtet hatte; über ihn s. ADB 4 (1876), S. 118 (Steffenhagen); BBL (2006), S. 141 (W. Hagena). 67 Iohanne Borcholdo] Johannes Borcholten (s. o. zu S II 11). 77 quod Plato voluit] Vgl. Platon, Phaidon 91e. 77–78 diurnâ nocturnâque manu] Vgl. Horaz, Ars poet. 269. 78–79 omnibus numeris absolutos] Vgl. Plinius, Epist. 9,38: »Legi enim librum omnibus numeris absolutum […]« 79–81 carmen … suavitatem] Vermutlich M·s erstes selbständig erschienenes poetisches Werk, der Vergil-Cento von 1579 auf die Hochzeit von Johannes Olearius und Anna Heshusen (Text s. o., S. 3–11). 80 succi plenum] = Terenz, Eunuchus 317. 93–94 Spartam … egregiè ornaturum esse] ›Sparta‹ hier im übertragenen Sinne von ›Amt‹ oder ›Aufgabenbereich‹: eine auf einen Euripides-Vers zurückgehende Redensart, die über das Adagium 2,5,1 des Erasmus (Opera omnia, tom. 2 [1703], Sp. 551–555) in die neulateinische Literatur des 16. Jh.s gelangt ist. Die Zusammenhänge sind eingehend dargelegt bei Ludwig, Erasmus u. die germanistische Lexikographie (2008), S. 781–789. 97–98 Magno Pegelio] Magnus Pegelius, eigtl. Pegel (1547–1615/18), war 1576–1581 in Helmstedt Professor für Mathematik; über ihn s. Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 175 f.

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Kommentar

121 duos filiolos] Innerhalb der vier Monate, die zwischen dem Tode seiner Mutter (19. 5. 1625) und dem seines Vaters (20. 9. 1625) lagen, starben Johann Heinrich Meibom zwei Söhnchen aus seiner Ehe mit Elisabeth Overberg (Oberberg): Johann Gerhard Meibom, sein Zweitgeborener, kurz nach seiner Geburt und Johann Heinrich Meibom, sein Erstgeborener, im Alter von anderthalb Jahren. Diesem letzteren (verstorben am 19. 8. 1625) widmete die Universität Helmstedt einen Nachruf: Programma in funere elegantissimi puelluli Ioan. Henrici Meibomii (1625). 133–135 Horaz, Carm. 2,9,10–12. 140 climacterico] Sc. anno: das Stufenjahr, nach antiken und frühneuzeitlichen Vorstellungen jedes siebente Jahr, das im Laufe eines Menschenlebens erreicht wird; es galt als besonders risikoreich und gefährlich, vor allem das 63. Lebensjahr, als ein Produkt aus 7 x 9. M. hatte bei seinem Tode also das 10. Stufenjahr erreicht. Boissard wies in seiner Biographie M·s darauf hin, daß das Jahr 1590, in dem er mit dem Dichterlorbeer ausgezeichnet wurde, für ihn ein Stufenjahr war (Boissard, Iconum virorum illustrium III. pars [1598], S. 120: »Sub annum Christi 1590, qui erat ei Climactericus […]«). M. stand damals im 35. Lebensjahr. – quem Deus … praestituit] Vgl. Ps. 90,10: »Unser Leben währet siebzig Jahre […].« 149–150 Ennius, Reliquiae, ed. Vahlen, Varia 17. – Zit. bei Cicero, Tusc. 1,34.117. 157–158 historiae leges … non audet] Nach Cicero, De oratore 2,62. 175 Cunradus Celtes] Konrad Celtis (1459–1508), der ›Erzhumanist‹ und bedeutendste Dichter des frühen deutschen Humanismus, war am 13. April 1487 in Nürnberg von Kaiser Friedrich III. als erster Deutscher mit dem Dichterlorbeer gekrönt worden. 184–185 ad tubam …Christi] Nach 1. Thess. 4,16.

V. Aktenstücke zur Bestallung Heinrich Meiboms an der Universität Helmstedt (1583–1589) 1. Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, die Berufung Heinrich Meiboms und andere noch ungeklärte Fragen betreffend, an Herzog Julius vom 19. März 1583 Vizerektor war damals (WS 1582/83) Hartwig Smidenstedt (s. o., S. 540, meine Hinweise zu seinem Grußgedicht in M·s ›Parodiae Horatianae‹). 1 E. F. G.] = ›Eure Fürstliche Gnaden‹. 3 verhalten] ›verschweigen‹. – ahn] ›an‹ (ebenso Z. 34). 6–7 deren sich … anmassen thut] ›die E. F. G. geistliches Konsistorium an sich gezogen hat‹.

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7–8 jm Collegio] D. h. an der Universität. 8 gepeir] = ›Gebühr‹ im Sinne von verlangter Zahlung, evtl. Immatrikulationsgebühren oder Kolleggelder betreffend. Zur Form vgl. im Deutschen Rechtswörterbuch (Onlinefassung) den Beleg (um 1580) s. v. ›niedersetzen‹: »es sollen sich unser landrichter und urthelsprecher befleissen, das si … sich der gepeir [nach] zu gericht nidersetzen.« 8–9 annehmung vnd bestellung] ›Aufnahme und Berufung‹. 11 vnstummigen] ›ungestümen‹, hier aber wohl im veralteten Sinne von ›beunruhigt‹ oder ›aufgeregt‹ (vgl. DWb 24,880 f.,5). 13 zu E. F. G. … stellen solten] ›rechtmäßigerweise E. F. G. hätten anheimstellen sollen, bei passender Gelegenheit darin tätig zu werden‹. 15–16 konnen wir á…ñ nicht vmbgang haben] ›können wir nicht umhin‹. 20–21 da ehr zu hause horet] ›wo er zu Hause ist‹ (»horet« = ›gehört‹; vgl. DWb 10,1811,6). 21 eine Ecclesiasticam functionem] Um was für ein kirchliches Amt es sich dabei gehandelt hat, ist nicht überliefert. Vgl. das sich hier anschließende zweite Erinnerungsschreiben (Anhang V,2), Z. 6. 24 es wirdt auch … wol zu handlen sein] ›wird man sich mit ihm hinsichtlich einer angemessenen Besoldung ohne weiteres einigen können‹ (vgl. Z. 30 u. 35 f.). 25–26 sieder] ›seit‹. 26 M. Pancratij Krugers] Pancratius Krüger (1546–1614), 1576, bei der Einweihung der Universität Helmstedt, zum Magister promoviert, war der erste Helmstedter Professor für Poesie; 1579 bekam er auch die Professur für Dialektik. 1581 verließ er Helmstedt und wurde Rektor der Stadtschule von Lübeck. Vgl. Henze, Der Lehrstuhl (1990), S. 73–77; Ahrens, Die Lehrkräfte (2004), S. 137. 26 vaciret vnd ledich gestanden] ›vakant ist und unbesetzt blieb‹. 30 mit jhme gehandelt werden muß] ›mit ihm eine Übereinkunft erzielt werden muß‹. 36 vnseumblich] ›ohne Säumen‹. 39–40 wir seindts … geflissen] ›wir sind verpflichtet und eifrig bemüht, dies in Untertänigkeit durch entsprechende Gegenleistungen zu vergelten‹.

2. Zweites Erinnerungsschreiben des Vizerektors und des Senats der Universität Helmstedt, Heinrich Meiboms Berufung betreffend, an Herzog Julius vom 11. Juli 1583 Vizerektor war damals (SS 1583) der Theologe Daniel Hofmann (s. o. zu PH 22), der diesen zweiten Brief auch unterschrieben hat. 5 6

Latinarum historiarum] D. h. für die lateinische Geschichtsschreibung. verschienen] ›vergangenen‹.

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Kommentar

6–7 jhm eine gute … vorgestandenn] ›er eine gute kirchliche Anstellung in Aussicht hatte‹ (s. o. zu Anhang V,1, Z. 21). 8–9 resolution vndt handelung] ›Entscheidung und Tätigwerden‹. 9 furderlich] ›zu seinem Vorteil‹. 11 der vertrösteten handelung] Von »hatt á…ñ erwartet« abhängiger Genitiv: ›des zugesagten Verfahrens‹. 12 vnstadten] = ›Unstatten‹ (vgl. DWb 24,1415 s. v.), hier etwa: ›Bedrängnis‹, ›Notlage‹. 15 vmb … ist] ›es mit diesem Mann diese Bewandtnis hat‹. 17 Nutzer] ›nutzbringender‹. 18 also eben] ›so treffend‹. 20 Schlag á…ñ gehalten] ›Takt eingehalten‹ (vgl. DWb 15,326,7). 24 zustandts] ›Beschaffenheit‹. 25 den locum latini historicj] ›die Stelle eines Professors für lateinische Geschichtsschreibung‹. 25–26 bestellen muste] ›berufen müßte‹. 28 zubestellen] ›zu besetzen‹. 29–30 sich mit jhme á…ñ vergleichenn] ›sich mit ihm einigen‹ (die Sache, über die man sich einigt, steht im Genitiv). – ehrlichen] ›geziemenden‹. – vfhalt] ›Verzug‹. 33 vfwachs] ›Wachstum‹. – nach] ›auch künftighin‹. 34–35 Das seindt … geflissenn] S. o. zu Anhang V,1, Z. 39–40. 43 ſſst.] = subscripsit.

3. Schreiben Heinrich Meiboms mit der Bitte um angemessene Besoldung an Herzog Julius vom 31. Juli 1583 2–3 zwbestellen] ›zu berufen‹. 3 I. F. G.] ›Ihro Fürstliche Gnaden‹. 4 vorstehende] ›bevorstehende‹. 5 des Orttes] ›an hiesigem Ort‹. – zwgeschlagen] ›verkauft‹. 8 in bewerbung … auszwspenden sein] ›bei der Anwerbung von allerlei Schreibkräften zu verauslagen sind‹. 9–10 aus anhalten Senatus Academici] ›wegen der Aufforderung des Akademischen Senats‹. Der Akademische Senat der Helmstedter Universität war die Versammlung aller Professoren, die regelmäßig vom Vizerektor zu Beratungszwecken einberufen werden mußte. 11 raume] ›geraume‹. 12 zimlichen] ›angemessenen‹. 13–14 do ich gleich … ermeße] ›obwohl ich nichts von dem, was immer in Betracht zu ziehen sein mag, übergehe, sondern mit allem Fleiß erwäge‹. 15 muglich vnnd treglich] ›möglich und tragbar‹.

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17 hundert vnd sechzig gulden muntz] 160 Münzgulden, hier als Jahresgehalt (vgl. Z. 21) zu verstehen, entsprachen 80 Goldgulden bzw. ca. 89 Talern (zu dieser Thematik s. Einleitung, S. XV u. XIX). 19 ermelte] ›die genannte‹. – nicht ansehen] D. h., es mit ihr nicht genau nehmen und sie großzügig akzeptieren. 21 erlegen] ›entrichten‹, ›zahlen‹. 22 iegen] ›gegen‹. 24 HeinrichStadt] Einer der drei Stadtteile (neben Juliusstadt und Auguststadt) des alten Wolfenbüttel (heute Zentrum der Altstadt). Der Name Wolfenbüttel war damals auf die befestigte Schloßanlage beschränkt.

4. Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 1 p.] Abkürzung für ›perge‹, soviel wie ›etc.‹. 5–6 nach á…ñ vnser Schulen gelegenheit auflegen] ›nach dem Bedarf unserer Universität auferlegen‹. 7 besteldt] ›berufen‹. 9 holt] ›treu ergeben‹, ›loyal‹. 12–13 sich wesentlich á…ñ enthalten] ›sich mit festem Wohnsitz aufhalten‹ (zu »wesentlich« vgl. DWb 29,595 f.,3). 17 publicé profitiren] ›öffentlich lehren‹. 20 Continue] ›andauernd‹. 20–21 per uices … latinis] ›abwechselnd in lateinischen Dichtern und Historikern‹. 22 veste thun] ›energisch tätig sein‹. 24–25 gemeinen burß] ›Studentenschaft allgemein‹ (»burß« = ›bursa‹, im Mittelalter gewöhnlich ein Wohnheim für Studenten); vgl. Z. 30. 25 materiam … furgeben] ›den Studenten einen Stoff für ein Gedicht vorgeben‹. 26 scripta] ›schriftliche Ausarbeitungen‹. 27–28 etwas … fur sich nehmen] ›sich ein Thema für eine Privatvorlesung gegen eine angemessenen Gebühr vornehmen‹. 29 löblich] ›rühmlich‹. – furtreglich vnd erbawlich] ›förderlich und ersprießlich‹. 30 gemeinen burß] S. o. zu Z. 24–25. – menniglich vnuerweislich] ›bei jedermann untadlig‹. 32 ausgangnen] ›veröffentlichten‹. 34 Statutis Scholasticis] ›Statuten der Universität‹. 37 woll begehen] ›in Eintracht zusammenleben‹. 39 vfrechten] ›integren‹. – rümblich] ›rühmlich‹. 39–40 jnmassen vns ehr … gethan] ›wie er sich denn auch uns gegenüber in rechtsverbindlicher Form zu all diesem eidlich verpflichtet hat‹ (›urtät-

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Kommentar

lich‹ ist ein alter Rechtsbegriff, der besagt, daß ein Vorgang tatsächlich und rechtsgültig abgelaufen ist). 40–41 Reuersbrieff] Bestätigungs- bzw. Verpflichtungsschreiben (s. Anhang V,5). 41 ergetzligkeit] ›Vergütung‹. 43 gulden Muntz] Münzgulden (s. o., Einleitung, S. XIX). – hiegen] ›hiesigen‹, ›einheimischen‹. 44 vor] ›auf‹. 45 weinachten nehest] ›nächstes Weihnachten‹. 49 beuorstehen] Dasselbe wie ›freistehen‹: ›unbenommen sein‹. Vgl. Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 2, Sp. 253 s. v. 49–50 getreülich vnd vngefehrlich] ›getreulich (aufrichtig) und ohne Hinterlist‹ (vgl. zu dieser in Kanzleischreiben üblichen Formel DWb 4,2075, e,α; 6,4526,β,1). 51 vnser Furstlich CammerSecret] ›das Geheimsiegel unserer Fürstlichen Kammer‹.

5. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 6. August 1583 4 S. f. g.] ›Seiner Fürstlichen Gnaden‹. 11–12 meinen gewonlichen pitzschafft vnderdrucket] ›unten mit dem gewöhnlich von mir verwendeten Petschaft gesiegelt‹. 12 Beschen vnd geben] ›Geschehen und gegeben‹. 14 m. pp. s.] = manu propria subscripsit.

6. Schreiben Heinrich Meiboms wegen einer Besoldungserhöhung an Herzog Julius vom 8. September 1587 1–2 sind á…ñ beuor] D. h.: ›entbiete ich gleich zu Anfang meines Schreibens‹. 3–5 löbliche JuliusVniuersitet … geschrieben] Vizerektor war damals (SS 1587) der Theologe Tilemann Heshusen, Dekan der Philosophischen Fakultät Simon Mencius. 4 fur] ›vor‹. 6 ergetzung] ›Vergütung‹. 7 tragenden] In heute nicht mehr möglichem passivischen Sinne (vgl. DWb 21,1117 f.,2), etwa: ›(von mir) zu ertragenden‹. – vber vier jar hero] ›seit mehr als vier Jahren‹. 8 schaden] ›Verlust‹. 9 notturftiglich versorgen] ›hinreichend ausstatten / ausgestalten‹. – interceßion] ›Fürsprache‹.

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11 verhanden] ›vorhanden‹. 13 nach] Hier = ›noch‹ (mitteldt. Nebenform). 14 zu besuchen] ›aufzusuchen‹. 14–15 vngezweiffleter] ›zweifelsfreier‹. 18 aufgang] ›Entstehung‹. – gelegenheit] ›aktuelle Verhältnisse, Gegebenheiten‹. 19–20 vnfrommen schaffen muchte] ›Schaden bereiten könnte‹. 20 nicht bose lust getragen] ›nicht übel Lust gehabt‹. 21 zwsetzen] ›niederzulassen‹. 23 so mir … vorgestanden] ›die sich mir an etlichen unterschiedlichen Orten geboten hat‹ (zu der speziellen Bedeutung von »vorgestanden« vgl. DWb 26,1661 f.,7). 25 zwm stipendio] ›als Lohn‹. 26–27 do … gespuret wurden] ›falls man an mir Fleiß und Talent wahrnehmen würde‹. 27 ferner] ›auch künftighin‹. 29 zeithero] ›seitdem‹. – forderung] = ›Förderung‹ (vgl. »fordern« Z. 59). Zweifellos dezente Anspielung auf Angebote anderer Universitäten, vielleicht aber auch Arbeitsaufträge von großzügigen Mäzenen. 31 meines lesendes abgewartet] ›meine Vorlesungen gehalten‹. 34 sind á…ñ in der eil abgangen] D. h., haben sich schnell verkauft. 34–35 hab meine auditores behalten] D. h., die Studenten wußten seine Lehre zu schätzen und sind immer wiedergekommen. 35 zeuchniß] Hier im prägnanten Sinne: ›positive Beurteilung‹. 37–38 meae fidei … testimonium] ›ein angemessenes Zeugnis über meine Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Lebensführung‹. 39 vertrostung] ›Zusage‹. 40–41 mich á…ñ nicht feilen laßen] ›mich nicht fehlgehen lassen‹, d. h. ›mein Vertrauen nicht enttäuschen‹. 41 sein] ›sind‹. 49 nach der gebur] ›wie es sich gebührt‹. 51 ie vnnd alle wege] ›immer und überall‹. 52 ansehend] ›Ansehen‹. 54 ein theyl … konnen] Der bekannte, das große Selbstbewußtsein der humanistischen Dichter begründende Gedanke, daß die großen Herren die von ihnen finanzierten Dichter unbedingt brauchten, da diese die Garanten ihres Nachruhms seien. 55 Anaxagoras zw dem Pericli] Nach Plutarch, Perikles 16: Der Philosoph Anaxagoras (5. Jh. v.Chr.) wollte sich, hochbetagt und in bedrückender Armut, durch Hunger töten. Als der athenische Staatsmann Perikles, sein früherer Schüler, davon hörte, eilte er zu ihm, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Daraufhin soll Anaxagoras jenen Ausspruch getan

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Kommentar

haben. Die Anekdote auch bei Erasmus, Apophthegmata, lib. 7, ›Anaxagoras Clazomenius‹, Nr. V (Erasmus, Opera omnia, tom.4 [1703], Sp. 331). – Vgl. S I 15,31. 57 muchte] ›möchte‹, ›sollte‹. 59 fordern] = ›fördern‹. 61 seines Syntagmatis] Des Reineccius großes Geschichtswerk (Basel 1574–1580), das später, in seiner erweiterten Fassung, der Universität Helmstedt und ihrem Gründer zu Ehren, den Titel ›Historia Iulia‹ trug. 63 Erbeit] ›Arbeit‹ (vgl. Z. 73). 64–65 Deutschen version … abwarten kan] ›sich der deutschen Übersetzung nicht widmen kann, ohne daß das ganze Werk ins Stocken gerät‹. 66–67 als hatt er … zw vnterwinden] ›so hat er sich mit mir auf das Verfahren geeinigt, daß ich mich der Übersetzung unterziehe‹. 68 muchte] ›möchte‹, ›sollte‹. 69 zu thunde bemechtiget] ›zu tun in der Lage‹. 70 in acht nemmen] ›in Betracht ziehen‹. – ergetzung] ›Vergütung‹. 71 ermunterung] ›Ansporn‹. – erlichen vnnd gnugem Stipendio] ›angemessenen und ausreichenden Lohn‹. 73 vberflußig] ›mehr als genug‹. 74 beschwerung] ›Belastung‹. 76 armutt] Hier: ›geringes Vermögen‹. – brautschatz] ›Heiratsgut‹, hier wohl die Mitgift der Ehefrau. – mitt hungerigem mhal] Soll wohl heißen: ›bei einer Mahlzeit, die den Hunger nicht stillen konnte‹. 78 in der blutt drucke] ›in ihrer Blüte niederdrückt‹. 79 frißlich] = ›freislich‹, hier etwa: ›guten Mutes‹. – widerig] ›abträglich‹. 81–82 mitt geburlicher notturft] ›mit dem mir zukommenden, unbedingt notwendigen Lebensunterhalt‹. – vrsache geben] ›die Voraussetzung dafür schaffen‹.

7. Revers Heinrich Meiboms zu der Bestallungsurkunde vom 18. März 1589 Die Urkunde über die zweite Bestallung M·s im Jahre 1589 ist, soweit mir bekannt, nur in der Form ihrer vollständigen Wiedergabe innerhalb des Revers M·s erhalten. – Da der Wortlaut sowohl des Revers als auch der Bestallungsurkunde selbst mit den entsprechenden Dokumenten des Jahres 1583 weithin identisch sind, gebe ich im folgenden nur Erläuterungen zu Textbestandteilen, die neu hinzugekommen sind, und verweise für alles übrige stillschweigend auf den schon zu jenen älteren Dokumenten gelieferten Kommentar.

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3–4 von waren] ›in Wahrheit‹, ›tatsächlich‹; wohl von dem alten Substantiv ›die Wahre‹ = ›die Wahrheit‹ (vgl. DWb 27,754 s. v.). 4 J. f. g.] ›Ihro Fürstlichen Gnaden‹. 9 vor] ›für‹. 13 furhabendes] ›vorgenommenes‹, ›in Arbeit befindliches‹. 26 am fugligsten] ›am zweckmäßigsten‹. 39–40 versionem germanicam] ›deutsche Übersetzung‹. 43 Ehrbarlich] Sicher Abschreibfehler für das sinnvollere »erbawlich« der ersten Bestallungsurkunde (S. 478, Z. 29). 57 gangbahrer Muntz] ›gängiger bzw. in Geltung befindlicher Münze‹. 59 gemelter] ›oben genannter‹. 60–61 nach seiner gelegenheit vnnd selbst beiwohnung] Etwa: ›nach seinem Bedarf und als Mitbewohner‹. 70 JuliusFriedenstadt] Die schon von Herzog Julius errichtete und nach seinem Tode ihm zu Ehren damals so genannte ›Neue Heinrichstadt‹ um den heutigen Holzmarkt in der Altstadt von Wolfenbüttel. – Gottslager] Die heutige Juliusstadt (östlicher Teil der Altstadt von Wolfenbüttel). 72 gerede] ›verspreche‹. 75 Jnmassen … gethan] ›wie ich denn auch hierin die übliche eidliche Zusage gegeben habe‹.

VI. Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom: Deutsche Übersetzung der ›Pia et necessaria mortis imminentis consideratio‹ von Heinrich Meibom (1686) Diese Übersetzung eines zuerst (1589) als Einzeldruck, dann in der Sammlung ›Piarum meditationum silvula‹ (1602), schließlich in der postumen Edition der ›Poemata sacra‹ M·s durch seinen Enkel Heinrich Meibom d. J. (1665) erschienenen Gedichts ist eine Gemeinschaftsarbeit von M·s Urenkeln Daniel Heinrich und Hermann Dietrich Meibom, Söhnen Heinrich Meiboms d. J., als Beigabe zu einem Nachdruck des lateinischen Originaltextes, den die beiden Brüder, der eine damals im 16., der andere im 15. Lebensjahr stehend, ihrem Großvater mütterlicherseits, dem Theologen Brandanus Daetrius (geb. 4. 6. 1607 Hamburg, gest. 22. 11. 1688 Wolfenbüttel)52, zu dessen 79. Geburtstag am 4. Juni 1686 mit einem wohlformulierten lateinischen Glückwunschschreiben gewidmet hatten. Daniel Heinrich (geb. 20. 10. 1670 Helmstedt) und Hermann Dietrich (geb. 9. 11. 1671 ebendort) verbrachten ihre Studienzeit (u. a. in Helmstedt, 52

Zur Biographie des Brandanus Daetrius, Dr. theol., seit 1662 Abt von Riddagshausen, Oberhofprediger und Konsistorialdirektor in Wolfenbüttel, Schwiegervater von Heinrich Meibom d. J., s. ADB 4 (1876), S. 766 f. (Spehr); NDB 3 (1957), S. 470 (Philipp Meyer); BBL (2006), S. 164 (C. N. Moore).

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Kommentar

Altdorf, Franeker/Niederlande und Paris) gemeinsam.53 Daniel Heinrich, der Medizin studiert hatte, wurde 1698 in Paris von einem Landsmann aus Lüneburg im Verlaufe eines Streits erstochen. Hermann Dietrich hatte Jurisprudenz studiert und erhielt 1701, als Nachfolger seines im Jahr 1700 verstorbenen Vaters, den Lehrstuhl für Geschichte und Poesie in Helmstedt. 1705 wurde er Konsistorialrat in Wolfenbüttel, später Regierungsbeamter in Blankenburg. Als er 1731 erblindete, zog er sich auf sein Rittergut in Thune (heute Stadtteil von Braunschweig) zurück. Er starb am 28. 7. 1742. 1 verstellte] ›trügerische‹ (vgl. V. 96). 3 in meines Grabes-Höle] ›in der Höhle meines Grabes‹; die Setzung eines Bindestrichs zwischen dem Genitivattribut und seinem Bezugswort ist eine nicht selten auftretende Eigenheit barocker Orthographie. 5 Vor jene Friedensburg] ›zugunsten jener Burg des Friedens‹. – gewünschet] Hier Adverb: ›ganz nach (meinem) Wunsch‹ (vgl. zu dieser heute nicht mehr möglichen Anwendung DWb 7,1795 f.). 8 Häupt] Im mitteldeutschen Sprachgebiet übliche umgelautete Singularform von ›Haupt‹. 9 Verzeuch nicht] ›Säume nicht‹. 10 vorlängst] ›schon seit langem‹. 14 Des wandels] D. h. des irdischen Wandels (Lebensganges); vgl. DWb 27,1539. 16 mein Muht] ›mein Sinn‹, ›meine Haltung‹. 23 fellen] = ›fällen‹, hier: ›niederschlagen‹, ›außer Kraft setzen‹. 24 Des Feindes] D. h. des Teufels. 32 Sodoma] Die von Gott wegen ihrer Sündhaftigkeit mit einem Regen von Feuer und Schwefel vernichtete Stadt (1. Mos. 19,24–25). 33 Doch schaue nicht zurück] Wie Lots Frau, die beim Anblick des zerstörten Sodom zur Salzsäure erstarrte (1. Mos. 19,26). 47–48 Laß dich … Nicht irren] ›Laß dich nicht beirren durch …‹. 58 geht eurem Ursprung nach] ›begebt euch an den Ort eures Ursprungs‹. 62 algemeine] ›allen Menschen gemeinsame‹. 65 die Menschheit] ›das Menschsein‹, ›Menschengestalt‹. 66 den Lazarus … erweckt] Joh. 11,17–44. 69 verhanden] = ›vorhanden‹. 70 vereinigt] D. h. in der Verbindung von Seele und (wiederhergestelltem) Leib, wie die nächsten beiden Verse erläutern. 53

Ausführliche Informationen über ihren Werdegang in dem Aufsatz von Karl-Heinz Kausch, Das Ende der Gelehrtendynastie Meibom in Helmstedt. In: Braunschweigisches Jahrbuch 75 (1994), S. 117–135; zu Hermann Dietrich Meibom s. auch Sabine Ahrens, Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (1576–1810). Helmstedt 2004 (= Veröffentlichungen der Kreismuseen Helmstedt 7), S. 156 f.

E. Anhang

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81 ohn gelaut] ›ohne Ton‹. 83 Freudigkeit] Hier im Sinne von ›Zuversicht‹ (ähnlich wie ›freidigkeit‹ = ›Kühnheit‹ bei Luther). Vgl. DWb 4,159 s. v. 84 woll] ›wohl‹. 87 dir gefällig ist] ›bei dir Gefallen findet‹. 90–91 Ich habe … Kron ist da] Nach 2. Tim. 4,7–8. 91–92 Thu auf … ans Land] Vgl. Jona 2,11. 94 Königliche Stadt] Das himmlische Jerusalem. – Elysæer Feld] Das Elysium, nach dem antiken Mythos der Wohnsitz der Seligen im Totenreich. 96 verstellte] S. o. zu V. 1.

Abkürzungen für die in dieser Edition enthaltenen Werke

AL-FM AL-G AL-T C-DG C-ICR C-ICR-W C-OH FS FS-W FV FV-W GR HE HI LC MIC MML PC PH PH-W PT PT-W REU SI S II SM

Fortuna Mynsingerorum – Gedichtbeigabe am Schluß von AL-G Anacreon Latinus – Genethliacon Anacreon Latinus – Thalassio Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei Imperatorum ac Caesarum Romanorum […] descriptiones breves […] Vergiliano carmine contextae Widmungsgedicht zu C-ICR Cento Vergilianus in honorem nuptiarum reverendi […] viri D. Iohannis Olearii […] et castissimae virginis Annae Heshusiae Flores serotini Widmungsbrief zu FS Flores verni Widmungsgedicht zu FV Guelfus redivivus Heroes Erxlebiani Heroides Erxlebianae Labores Christi Pia et necessaria mortis imminentis consideratio Memoriae Martini Lutheri Parodia ad Catulli Faselum Parodiae Horatianae Widmungsgedicht zu PH Parodia Terentiana de Formula concordiae Widmungsgedicht zu PT Nicolaus Reusner: In Caesares Austriacos epigrammata (Beigabe zu C-ICR) Sylvarum liber primus Sylvarum liber secundus Schediasmatum manipulus

Literaturverzeichnis Die mit * gekennzeichneten gedruckten Titel im Abschnitt I.1.1. sind solche, die im Werkverzeichnis zu Meiboms Poetica bei Henze, Der Lehrstuhl für Poesie (1990), S. 208–215, fehlen oder nicht präzise verifiziert wurden (letzteres betrifft nur sehr wenige Titel). Henzes Verzeichnis ist neben dem unseren weiterhin mit Nutzen zu verwenden wegen der Standortangaben zu allen nachgewiesenen Titeln. Ich nenne Standorte grundsätzlich nur bei Rarissima. Zur bibliographischen Situation s. o., Einleitung, S. XXXII– XXXIV.

I.

Quellen

1.

Werke von Heinrich Meibom d.Ä.

1.1.

Poetische Werke

1.1.1. Handschriften (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover) Parodiae Horatianae aliaque carmina (MS IV 530). Orationes ligatae (MS IV 597).

1.1.2. Selbständig erschienene Cento Vergilianus in honorem nuptiarum reverendi et clarissimi viri D. Iohannis Olearii Wesaliensis, sacrae Theologiae Doctoris et Professoris in illustri Academia Iulia, et castissimae virginis Annae Heshusiae, Tilemani V. C. filiae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1579. Cento Virgilianus. De ministerio et decollatione Iohannis Baptistae praecursoris Domini. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580. – Nachdruck in: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. N2v–O2r. Cento Virgilianus. De monomachia Davidis Israëlitae et Goliathi Philistaei. Ad reverendum et amplissimum virum, Dominum Casparum Schosgium Abbatem Mariaethalensem, Patronum et Mecoenatem colendum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580. – Nachdruck in: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. M2v–N2r. Παρῳδία Terentiana de Formula Concordiae, recens in publicum emissa. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580. Catalogus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, qui diversis in locis Episcopatibus praefuere. Helmstedt: Iacobus Lucius 1581. *Vota nuptialia consecrata nobilissimis sponsis, Iohanni Sigismundo a Bernstein et Catharinae a Northausen, a M. Reinero Reineccio […] et M. Henrico Meibomio […].

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Literaturverzeichnis

Wittenberg: Matthaeus Welacus 1584 [von Reineccius ist nur die Prosa-Vorrede an die Brautleute] (Halle/S., Bibl. d. Franckeschen Stiftungen). Genealogia Illustrissimae et Potentissimae Domus Ducum Brunsvicensium et Lunaeburgensium, continua patrum serie, supra mille et ducentos annos, è nobilissimo Actiorum Romanorum sanguine repetita. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585. – Neuauflage: Ebd. 1597. Panegyricus in laudem […] Domini Ioachimi Mynsingeri a Frundeck Iurisconsulti […]. In: Ioachimus Mynsingerus a Frundeck, Poemata (1585) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. br– d4v. – Nachdruck in: Sigismundus Iulius a Frundeck, Iuvenilia (1602) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. A4r–C4v. – Weiterer Nachdruck in: Ioachimus Mynsingerus a Frundeck, Singularium observationum Imper. Camerae centur. VI. Editio quinta. Ex recognitione Arnoldi de Reyger, prioribus castigatior et correctior […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. Ar–C2r. – Immer wieder abgedruckt in den zahlreichen, bis ans Ende des 17. Jahrhunderts reichenden Nachdrucken dieses Werkes. Epitaphium reverendi et amplissimi viri D. Iacobi Pasmani, Coenobii Imperialis Divi Ludgeri Praepositi, piè defuncti. Helmstedt: Iacobus Lucius 1586 (Einblattdruck: Göttingen, SUB). *Tulichius seu De curriculo vitae Hermanni Tulichii Steinhemii, Philosophi, Historici et Poetae praestantissimi, Poemation ad Senatum populumque Steinhemium. Helmstedt: Iacobus Lucius 1586 (VD16 M 1960; einziger bekannter Standort: Lüneburg, Ratsbücherei). – Nachdruck u. d. T.: De vita et obitu Hermanni Tulichii philosophi, poetae et historici carmen in: Johannes Goes (Hrsg.), Opuscula varia de Westphalia eiusque doctis aliquot viris. Edita et notis illustrata à Iohanne Goes Westphalo. Helmstedt: Henning Müller 1668, S. 75–86. *Eidyllion Vergilianum in obitum noblissimi et fortissimi viri Friderici Ranzovii, Henrici f. […]. o. O.: o. Dr. o. J. [1587] (Vergil-Cento, Einblattdruck, mit Standort Dresden, LB, verz. bei Zeeberg, H. Rantzau [2004], S. 164, Nr. 143). – Nachdruck in: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. R3v–R4v. Exequiae illustrissimae et generosissimae Principi, Dn. Dorotheae Saxonicae, reverendi et illustrissimi Principis Henrici Iulii […] coniugi piè defunctae, factae in illustri Iulia Academia à M. Henrico Meibomio, Acad. eiusdem Professore. Cum adiecta ad eundem Henricum Iulium Princ. etc. epistola consolatoria Reineri Reineccii. Helmstedt: Iacobus Lucius 1587. *Elegia in obitum […] Ioachimi Mynsingeri à Frundeck […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1588 (Einblattdruck; einziges bislang nachweisbares Expl. in Hamburg, SUB, beschädigt). Parodiarum Horatianarum libri duo ad Nicolaum Caasam, magnum regni Daniae Cancellarium. Item Sylvarum libri duo. Helmstedt: Iacobus Lucius 1588. Exequiae honori et memoriae divi Iulii, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgii etc. factae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589. Imperatorum ac Caesarum Romanorum ex familia Austriaca oriundorum descriptiones breves et succinctae Vergiliano carmine contextae. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589. – Nachdruck in: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. O2v–P3v. Pia hominis moribundi oratio, heroico carmine expressa […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1589. – Nachdruck u. d. T.: Pia et necessaria mortis imminentis consideratio in: Piarum meditationum silvula (1602), Bl. 6r–8r; Poemata sacra (1665), S. 18–21. – Zuletzt noch einmal selbständig hrsg. von zwei Urenkeln des Verfassers: Pia et necessaria mortis imminentis consideratio. Carmine Latino et Germanico expressa. [Hrsg. u. übers. von Daniel Heinrich u. Hermann Dietrich Meibom]. Helmstedt: Georg-Wolfgangus Hammius 1686. Parodiarum Horatianarum reliquiae. Helmstedt: o. Dr. 1589.

I. Quellen

681

CL. V. Ieremiae Richelmo ICto. et Elisabethae Burcholten, ICti. filiae, Novis Sponsis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590 (Einblattdruck). Elegiae tres nuptiis Henrici Iulii, Atestino-Guelfi, et Elisabethae Cimbricae consecratae. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. Magnifico et clarissimo viro, Martino Biermanno, Academiae Iuliae Prorectori, et Sophiae=Heidwigi Bokeliae, novis sponsis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590 (Einblattdruck). Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi ac Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci, secundùm facta in illustri academia Iulia ab Henrico Meibomio, Poeta Laureato et acad. Iuliae professore publico. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590. Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi et Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci. Tertiùm facta. In illustri academia IULIA […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591. Poemation de pia maximeque necessaria Templi Cathedralis Ecclesiarumque collegiatarum in dioecesi Halberstadensi Reformatione, quae, Deo optimo maximo faciente, auspiciis religiosissimi antistitis et illustrissimi principis, HENRICI IULII, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis, feliciter instituta est. Anno post Christum natum 1591. mense Septembri. Helmstedt: Iacobus Lucius [1591]. Parentalia illustrissimo ac potentissimo Principi et Domino, Dn. Iulio, Brunsvicensium et Lunaeburgens. duci. Quartùm facta. In illustri academia IULIA […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592. Epicedion in obitum reverendi et amplissimi viri, Dn. Casparis Schosgaei, Abbatis Mariaevallensis dignissimi, qui 3. Decembris, Anno M. D.XCII, in Christo pie obiit, cùm Monasterio triginta octo annos summa cum laude praefuisset […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592. Classicum adversus Turcas Musulmanos, execranda impietate et inaudita crudelitate in Ecclesiam filii Dei grassantes, versu Vergiliano decantatum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. – Nachdruck in: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. P4r–R2v. Concio Sanctissimi Prophetae ESAIAE Imaginem Reipublicae ad interitum ruentis luculenter expingens, heroico carmine reddita […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. – Nachdruck in: Piarum meditationum silvula (1602), Bl. 2v–6r; Conradus Rittershusius, As fatidicus, sive Duodecim prophetae minores Latina metaphrasi poetica expositi, partim à Iacobo Augusto Thuano […], partim à Cunrado Rittershusio […]. Amberg: Michael Forster 1604, S. 459–465; Poemata sacra (1665), S. 11–18. Memoriae Martini Lutheri, Prophetae Germanici, viri incomparabilis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. – Nachdruck in: Piarum meditationum silvula (1602), Bl. 20r–24r. Oratio de Hartvico Smidensteto, Philosopho et Oratore celeberrimo, academiae IULIAE Professore, Lunaeburgae in patria suorumque complexu pridie Kal. Sextil. Anno 1595. demortui, in Iulia academia habita […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. Novae parodiae ad odas quasdam Horatianas. Accessere nonnulla alia schediasmata eiusdem auctoris. Helmstedt: Iacobus Lucius 1596. Schediasmatum manipulus. In: Ebd., Bl. D2v–D8v. Centones Virgiliani. Plerique anteà seorsim aediti, nunc recogniti denuò et uno volumine comprehensi. In: Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. Mr–T3r. Agalmata, Deo incarnato et Virtuti imperiosae consecrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597. Honori nuptiarum Iohannis Cammanni, Iurisconsulti, et Annae Conerlingiae, Sponsorum novorum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597 (Einblattdruck; einzig bekanntes Expl. Braunschweig, Stadtbibl.). Oratio de Henrico Leone, Saxonum et Bavarorum Duce potenstissimo. Scripta et habita in Illustri IULIA academiâ ab Henrico Meibomio, Poeta Caesario, Professore et Decano collegii Philosophici, cum XXIV. honestis et eruditis viris publicum doctrinae et virtu-

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Literaturverzeichnis

tis auctoramentum, gradum videlicet MAGISTERII, impertiretur. Anno Christi 1593. 2. Octobris. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597. – Nachdruck in: Opuscula historica (1660) [s. u., 1.2. Historische Werke], S. 281–296; Rerum Germanicarum, tom. I (1688) [s. u., 1.2. Historische Werke], S. 456–464. Carmen gratulatorium ad reverendos, clarissimos viros, pietate, eruditione doctrinae, sapientiâ et virtute praestantes, Henricum Boethium […], M. Laurentium Scheurle […], M. Henricum Papaeburgerum […], M. Iohannem Pandocheum […], M. Casparum Pfafradium […], M. Gotfridum Sluterum […]: Quibus XXX. die Maii Anno M. D. IIC. summa in Theologiâ dignitas ab amplissimo Collegio Theologorum academiae Iuliae solenni ritu attributa est, Promotore Daniele Hofmanno, Doctore Theologo, professore primario. Helmstedt: Iacobus Lucius 1598. Lamentatio ad crucem Christi, expressa ad imitationem Poëmatii eiusdem tituli, cuius auctor Iacobus Sannazarius Poëta CL. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1598. – Nachdruck in: Poemata sacra (1665), S. 22–30. Anacreon Latinus, Henrico Alberto Mynsingero à Frondeck, Domino in Ahlsleben et Bonnekenbeck, eiusque primogenito Ioachimo consecratus. Recusus Helmaestadii typis Iacobi Lucii. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600. Epicedion nobilissimae lectissimaeque matronae, Elissae à Schulenburg, coniugis […] Dn. Ludolphi ab Alvenschleben, Ioachimi F., Domini in Erxleben et Calbe etc. Quae Erxlebiae anno aetatis suae 27., matrimonii 10., die Iulii 18. Anno Christi 1600. piè in Christo obdormivit. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600. *Piarum meditationum silvula. Ad Theophilum Richium, consiliarium Palatinum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1602. – Nachdruck in: Poemata sacra (1665), S. 8–54. Consultissimis viris, Ioanni Alberto Mollino, Megapolensi, et M. Friderico Titelio, Lipsensi, de Docturâ, M. Eleasaro Knefelio, Francobergensi, et Henrico Ioh. F. Petreo, Herdesiano, de Licentiâ in utroque iure gratulabar Henricus Meibomius, Poëta et Historicus. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603. Flores verni. Ad Franciscum Langerum, Silesium, Iuriscons. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604. Flores serotini sive autumnales. Ad Georgium Remum Augustanum et Conradum Rittershusium Brunsvicensem, Iurisconsultos Noricos. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604. Heroes. Ad Lazarum Henkl, in Donnersmarckt, Senatorem Viennensem, virum nobilissimum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604. Elogia sex Archiepiscoporum, qui ex una eademque familia Zollerio-Brandeburgica oriundi continuâ serie Dioecesin Magdeburgensem Germaniae primatum totis penè centum annis […] feliciter gubernarunt. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1609. Honori nuptiarum Henrici-Iulii Witersheim et Elisabethae von der Lippe Schöningae IIX. Kal. Octobr. celebratarum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1609. Amplissimis, clarissimis consultissimisque viris, Dn. Erico Clacio et Dn. Iulio Reichardo, potentissimi Brunsvicensium et Lunaeburgensium Ducis in aulâ Wolfenbutelensi Consiliariis, supremam in utroque iure lauream adeptis gratulantur Meibomii [= Henricus et Iohannes Henricus Meibomius]. IV. Eid. Ianuar. Helmstedt: Iacobus Lucius 1611 (nur zwei Gedichte: Bl. 1v das von Heinrich, Bl. 2r–2v das von Johann Heinrich Meibom). Nuptiis secundis viri reverendi et amplissimi, Dn. Petri Windruvii, Abbatis Riddagshusani, et lectissimae foeminae, Annae vom Horn, Dn. Gerhardi, Abbatis Regiae Lothariae piae memoriae, relictae viduae, gratulantur Meibomii Pater et Filius. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612 (nur zwei Gedichte: Bl. Av–A2r das von Heinrich, Bl. A2r–A2v das von Johann Heinrich Meibom). Clarissimo et amplissimo viro, Dn. Ioanni Wisselio, ICto., et lectissimae virgini, Elisabethae Parcoviae, Francisci Filiae, Sponsis lectissimis, gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613 (nur zwei Gedichte: eines von Heinrich Meibom, Bl. 1v–2r, das andere von Johann Heinrich Meibom, Bl. 2r–2v).

I. Quellen

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Honori nuptiarum viri clariss. Ioannis Peparini, ICti, et virginis lectissimae Hagnae Iven. XVI. Maii, anno M D C XIII. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613. Memoriae incomparabilis Herois Henrici-Iulii, Antistitis Halberstadensis, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis, lessus academicus. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613. – Nachdruck in: Orationes, epicedia et programmata memoriae ac honori incomparabilis Herois Dn. Henrici-Iulii (1614) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. Pv–Q3v. Guelfus redivivus sive Historia de Guelfo, huius nomine sexto, Baioariae, Hetruriae etc. Principe, à Conrado III. Imp. Aug. in arce Weinspergâ obsesso coniugisque suae Idae, Godefridi Comitis Calbensis filiae, vafro, sed honesto consilio ex praesenti mortis periculo erepto, carmine heroico expressa nuptiisque […] Friderici-Hulderici, Guelfii, et Annae-Sophiae, Brandeburgiae, subiectissimè, demisissimè consecrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1614. Exequiae honori et memoriae […] Dn. Petri Windruvii, illustris et antiqui coenobii Riddagshusani abbatis dignissimi, in illustri Iuliâ academiâ die Concordiae et Constantiae (qui Windruvii natalis) solenniter peractae ab Henrico Meibomio, Poëta et Historico. Addita sunt et alia diversorum auctorum scripta funebria. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. – Nachdruck in: Heinrich Meibom, Chronicon Riddagshusense […]. Editio altera. Helmstedt: Haeredes Iacobi Lucii, impensis Zachariae Rabe 1620, S. 144–162; Rerum Germanicarum, tom. III (1688) [s. u., 1.2. Historische Werke], S. 398–407. Thalassio historicus nuptiis auspicatissimis reverendiss. illustrissimique principis, Dn. Christiani-Guilhelmi, archiepiscopae [!] Magdeburgensis ac primatus Germanici administratoris, marchionis Brandenburgici, et generosissimae heroidis Dorotheae, HenriciIulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Bruns. et Lunaeb., filiae, humilimè consecratus […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. Poemata sacra. Collecta et edita ab Henrico Meibomio nepote. Helmstedt: Henning Müller 1665.

1.1.3. Unselbständig erschienene *Epigramma ad lectorem. In: Ioannes Zangerus, Oratio pro diligenter excolendis artium studiis. [Wolfenbüttel: Conrad Horn] 1575, Bl. Av. Cento Virgilianus [auf die Hochzeit von Heinrich Garber u. Margarete Wolder]. In: Epithalamia, in honorem nuptiarum […] Dn. M. Henrici Garberi, Pastoris Ecclesiae, quae est Neostadii, vigilantissimi, sponsi, et castissimae virginis Margarethae Wolders, […] Domini Georgii Wolderi, Camerarii Hannoverensis dignissimi, filiae, sponsae. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580, Bl. A4r–B2r. – Nachdruck in: VirgilioCentones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium (1597) [s. u., 1.5. Editionen], Bl. S3r–S4v. [Propemptikon für Magnus Pegelius]. In: ΠΡΟΠΕΜΠΤΙΚΑ in honorem […] D. M. Magni Pegelii, in Illustri Iulia Academia Mathematum Professoris publici, Helmstadio discedentis et ad aulam Illustrissimi Principis ac Domini D. Iulii Ducis Brunsvicensium et Lunaeburgensium proficiscentis. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1581, Bl. A2r–A2v. [Glückwunschgedicht für zwei juristische Doktorpromotionen]. In: Carmina gratulatoria in honorem […] D. Ioannis Beckmanni, Sprockhoveldensis, et D. Iodoci Gogrevii Bilveldiensis, cùm eis à […] Dethardo Horstio, I. U. D. et in illustri academia Iulia professore, insignia Doctoratus in utroque iure publicè conferrentur, 5. Iulii Anno 1582. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius [1582], Bl. A2r–A4r. [Glückwunschgedicht für Hartwig Smidenstedt zur Übernahme des Prorektorats]. In: Carmina gratulatoria in magistratum […] D. M. Hartvici Smidenstedii Lunaeburgensis, Philosophi et Oratoris disertissimi, Iuliae Academiae Prorectoris magnifici. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. Av–A3r. *Carmen M. Henrici Meibomii Lemgoviensis ad authorem. In: Hermann Neuwaldt, Quaestio de origine caloris nativi in mixtis, proposita in Academia Iulia a M. Iodoco Stoltenio Rintelensi, cum ei sub Decanatu […] M. Erhardi Hoffmanni, una cum aliis

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Literaturverzeichnis

[…] adolescentibus, Magisterii gradus decerneretur, discussa ab Hermanno Neuwalt Med. D. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. E4r. *Epicedion in obitum piae et honestae matronae, Catharinae, uxoris reverendi […] Ioannis Lorberen Abbatis coenobii Riddageshausensis dignissimi, scriptum à M. Henrico Meibomio Lemgoviensi. In: Basilius Satler, Auslegung der Histori von der Erklerung Christi/ Matth. 17. gepredigt zu Helmstadt/ den 27. Sontag nach Trinitatis/ Anno 1581. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. B2v–Cv (am Schluß, auf Bl. Cv, noch ein ›Epitaphium‹). Parodia ad M. Iohannem Wegnerum Susatum abeuntem. Ex Horatio lib. 1. Ode 3. In: Eucai Propemptikai in abitum […] M. Ioannis Wegneri Oldenburgensis ex illustri Academia Iulia, quae est Helmstadii, Susatum ad capessendam functionem Prorectoris Anno 1582. 4. Iduum Martii proficiscentis. Scriptae ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1582, Bl. Av–A2r. *Ad pios magistratus. In: Hermann Neuwaldt, Exegesis purgationis sive examinis sagarum super aquam frigidam proiectarum, in qua refutata opinione Guilhelmi Adolphi Scribonii de huius purgationis et aliarum similium origine, natura et veritate agitur. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. Av. Epicedion lectissimae et probatissimae foeminae, Annae Vadinae, Pauli, Doctoris Medici, filiae, uxoris clarissimi viri Reineri Reineccii, Germaniarum Historici primarii, Helmstadii in hospitio Iuliae Academiae mortuae / Aliud [epicedion Annae Vadinae]. In: Threni epitaphii in funus et memoriam honestiss. matronae, Annae Vadinae, uxoris Reineri Reineccii, Illustris. Duc. Brunovic. et Luneburg. etc. in Acad. Iulia Historici, quae terras reliquit m. Ianuarii d. XXVI. anno Christi nati M. D.XXCIV. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. A4v–B2v. *De leone, Illustriss. Ducum Brunsvicensium et Luneburg. etc. insigni. In: Reiner Reineccius (Hrsg.), Chronicon Hierosolymitanum, id est, De bello sacro historia, exposita libris XII et nunc primùm in lucem edita [= Albert von Aachen, Historia Ierosolimitana]. Pars prima. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. )(v. *In crucem et diadema, insignia Reineri Reineccii, Historici Cl. In: Ebd., Bl. (c)v. *Ad eundem [i. e. R. Reineccium]. In: Ebd., Bl. (c)2r. *Danubii vaticinium de expeditione Hierosolym. Parodia ex Horat. lib. I. Ode XV. In: Ebd., Appendix, Bl. h3r–h3v. *Insignia Mynsingerorum a Frundeck, Ducatus Brunsvicensis Archicamerariorum. In: Joachim Münsinger von Frundeck, Singularium observationum Iudicii Imp. Camerae Centuriae VI. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584, Bl. Av. *[Widmungsgedicht für Johannes Jagemann]. In: Antonius de Petrucia, Tractatus de viribus iuramenti […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1587, Bl. Av. *Apophthegma Philippi Macedonis ad Alexandrum Magnum filium. Expositum à Dione Chrysostomo Orat. 2. de regno, epigrammate nunc expressum. Ad Henricum Ranzovium. In: Genealogia Ranzoviana aedita anno Domini 1587. Cui nunc denuo additae sunt aliquot Ranzoviorum effigies ac imagines nonnullae […]. Helmstedt: Iacobus Lucius [1587], Bl. Iv–I2r. Epigramma. In: Gratulationes Amicorum […] ad Ianum Arnoldi Scheningensem, laurea philosophica in illustri Iulia, IX. Maii anni M. D.XIC. Decano spectabili, M. Hardewico Smidenstedt […] ornatum, testandi amoris et honoris scriptae. Helmstedt: typis Lucianis [1589], Bl. Av. *Elegia in obitum […] Tilemani Heshusii […]. In: Johannes Olearius, Parentalia […] Tilemanni Heshusii […]. Halle/S.: Achatius Liscanus 1589, Bl. Gr–Gv. *Epigramma. In: Schediasmata nuptialia, Auctori Hustetho, Conrectori Scholae Martinianae Brunsvicensis, et Annae Cubbelingiae. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590, Bl. Av. *Insignia Comitatus Lippiensis. In: Laurea poetica ab invictissimo et potentissimo Imperatore, Caesare Rudolpho II., Aug.. Germanico, P. P. pio, felici, Henrico Meibomio Lemgoviensi, in Iulia academiâ professori publico, virtutis ergô clementissimè donata

I. Quellen

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et amicorum clarissimorum carissimorumque scriptis celebrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591, S. 2. *Insignia urbis Lemgoviensis. In: Ebd., S. 3. *Senatui populoque Lemgoviensi. In: Ebd., S. 4. *Epigramma. In: Gaspar Arnoldi, Genethliacum. Opera M. Io. Arnoldi Fr. recens editum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591, Bl. Av. *Aliud [Epicedium]. In: Memoriae […] Dn. Echarti Lubbren, Patricii et Reipub. Hildesheimensis Consulis vigilantissimi, VII. Kal. Octobris, Anno Epochae Christianae M. D.XCI. piè et placidè ex hac vita in coelestem migrantis. Carmina, a viris clarissimis et aliis amicis scripta. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592, Bl. A3v–A4r. Melos. In: Epithalamia honori nuptiarum […] Dn. Iohannis Bodemeieri, Ducis Brunsvicensis Henrici Iulii Secretarii dignissimi, Sponsi, et lectissimae virginis Dorotheae vom Lahe, Sponsae, dicata ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1592, Bl. A2r–A3r. *CL. V. Salomoni Frencelio Helmaestadium ad Professuram eunti. In: Salomon Frenzel, De triplici patria oratio. Habita in Academiâ Iulia. Accesserunt clarorum virorum epistolae etc. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. K2r–K2v. *Salomon Frencelius. Celso ore fulminans [Anagramm]. In: Ebd., Bl. K2v. *[Epithalamium für Arnold von Reyger und Sophie von Wintzingerode]. In: Epithalamia sacra nobilissimo coniugum pari D. Arnoldo de Reyger, Eq. Thubanto, I. U. D. consultiss. inque illustri Acad. Ienensi Profess. Publ., et Sophiae à Wintzingeroda, virgini Sponsae lectissimae, nuptias XVII. Kal. Octobr. anno MDXCIV. Bezendorfii Schulenburg. celebrantibus. Scripta transmissa ab amicis. Jena: Tobias Steinman [1594], Bl. A3r. *[Zwei Lobgedichte auf R. Reineccius]. In: Reinerus Reineccius, Historia Iulia, sive Syntagma heroicum. Pars prima. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. b4v–b5r (ohne Überschrift) u. c2r (Anagramm auf den Namen Reinerus Reineccius). *Memoriae Ioannis Borcholdi ICti CLmi. In: Ioannes Caselius, ΕΠITΑΦIOΣ Ioanni Borcholdo IC. CLmo. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594, Bl. D3r. – Überarbeiteter und um zwei Epigramme (De eodem / Aliud) erweiterter Nachdruck in: Johannes Borcholten, Commentaria in illustrem et nobilem Pandectarum titulum de verborum obligationibus […], nunc primùm edita opera et studio Statii Borcholten Rostochiensis, filii auctoris. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius / Ludecke Brandes (Erben) 1595, Bl. )( )(r–)( )(v. – Auch in: ders., Commentaria in quattuor Institutionum Iustiniani imperatoris libros […]. Editio altera, priore emendatior. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius / Ludecke Brandes (Erben) 1595, Bl. )( )(r–)( )(v. *[Hochzeitsglückwunsch für Johannes Magius und Anna Neukirch]. In: Gratulationes amicorum. Honori nuptiarum clarissimi […] Domini M. Iohannis Magii Horneburgensis, ad Henricopolim scholastico imperio Praesidentis, sponsi, itemque castissimae […] Domini Melchioris Neofanii, Brunsvigae ad D. Petrum Pastoris vigilantissimi, filiae, sponsorum lectissimorum […] dicatae, consecratae. Wolfenbüttel: Conrad Horn 1595, Bl. Av. *Ex nominis anagrammatismo: IOVA BONUS AMICUS [Gedicht für Jakob Monavius]. In: Symbolum Iacobi Monawi, IPSE FACIET, variis variorum auctorum carminibus expressum et decoratum. Cum nonnullis appendicibus. Görlitz: Iohannes Rhamba 1595, S. 13. *Ad coniugium [Parodie auf Horaz, Carm. 4,3]. In: Ebd., S. 377 f. *Ad simplicitatem [Parodie auf Horaz, Carm. 4,3]. In: Ebd., S. 379 f. *[Propemptikon für Stephan Lakenmacher]. In: Virum eruditae doctrinae virtutumque pulcriorum Dominum Stephanum Lakenmacherum Halberstadensem, Sac. LL. Studiosissm. ex academiâ Iuliâ in Ienensem abeuntem votis prosequuntur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595, Bl. A2r–A2v. *Ad M. Henricum Decimatorem. In: Henricus Decimator, Poematum libri IIII. Nunc iterum […] ab innumeris mendis typographicis, quibus passim scatebant, accuratè vindicati et passim aucti. Leipzig: Abraham Lamberg 1596, S. 182.

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Literaturverzeichnis

*In scriptum logicum clarissimi viri Caroli Bumanni, Gymnasiarchae Brunsvicensis. In: Carolus Bumannus, Hypomnemata logica, ex summis philosophis, Graecis et Latinis […], mirificè totam artem dialecticam illustrantia, plurimum profutura tam docentibus quàm discentibus […]. Quibus accessit dialecticae artis repetitio, in gratiam studiosae iuventutis instituta. Frankfurt a. M.: Andreae Wecheli heredes […] 1597, S. 6. *[Lobgedicht auf Tobias Paurmeister]. In: Panegyres clariss. Germaniae poetarum de virtute et honoribus […] Tobiae Paurmeisteri […], congestae et editae à Daniele Saxone M. Ecclesiae cathedralis Halberstad. Pastore. Leipzig: impensis Voegelianis 1597, Bl. G3r–G4r. Epitaphium M. Christophori Caesaris secundi. Hospes et Viator colloquuntur. In: Ad CL. opt. et doctiss. V. M. Christophorum Caesarem, Scholae apud Salinas Saxon. Rectorem, lugentem obitum praematurum et pium filii ὁμωνύμου, excellentis ingenii magnaeque spei iuvenis, Παρηγορίαι ab amicis inclutae Iuliae Professoribus perscriptae. Helmstedt : Iacobus Lucius 1599, Bl. A3v–A4r. Memoriae Ludolphi à Gittelde viri nobiliss. et literatissimi. Ad Henricum à Gittelde, consiliarium Ducis Brunsvicensis digniss. In: Epicedia II. honori exsequiarum viri quà genus, quà doctrinam, quà virtutem nobilissimi Eq. Sax. etc. Ludolphi à Gittelde apud Brunswicenses piè defuncti et humati. Scripta ab amicis […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1599, Bl. A3v–A4v. *In Scriptores Historiae Germanicae veteres, editos a Marquardo Frehero, viro nobiliss. et clariss. In: Germanicarum rerum scriptores aliquot insignes, hactenus incogniti. Qui gesta sub Regibus et Imperatoribus Teutonicis, iam inde à Karolo M. usque ad Fridericum III. Imp. perpetua ferè serie, suis quique seculis, litteris mandatas [!] posteritati reliquerunt, tomus unus. Nunc primùm editus. Ex bibliotheca Marquardi Freheri, consiliarii Palatini […]. Frankfurt a. M.: Heredes Andreae Wecheli, Claudius Marnius, Ioannes Aubrius 1600 [= Bd. 1 der dreibändigen Ausgabe 1600–1611], Bl. )(4v. – Auch in der Neuauflage von Bd. 1, ebd. 1624, an derselben Stelle. *Ad respondentem. In: Disputatio quinta de iusticia, excerpta è quinto lib. Ethic. Arist. ad Nicom., cuius theses auspicante Deo Ter O. M. sub praesidio Nicolai Andreae Granii in illustri Acad. Iulia pro viribus tuebitur Iulius Schafnerus Wulfferb. XIII. Calendar. Decembr. Horâ et loco solitis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603, Bl. Av. *Honori Nuptiarum Erici Clacii, SS. LL. Candidati, et Margaritae Hortensiae. […]. – Beigabe zu: A[lbert] Clampius, Dn. Erico Clacio, Consiliario Brunsvigico, et Margaritae Hortensiae, Virgini lectissimae, Sponsis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603 – Meiboms Text auf der rechten Seite eines einseitig bedruckten Doppelblatts (links der Text von Clampius). *[Glückwunsch zur Geburt eines Kindes]. In: Genethlius ingenui pusilli Antonii Augusti, […] Dn. Alberti Jungckheri I. U. D. Canonici Brunswicensis […] filioli, ipsis Calendis Ianuarii anno 1604. Amfurti nati. Celebratus ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604, Bl. Av. [Geburtstagsglückwunsch für Andreas Cludius]. In: Genethliaca honori […] Andreae Cludii in Elbingrodt, I. U. D., potentissimi Brunsvicensium Ducis Consiliarii et in illustri Acad. Iulia […] Antecessoris celeberrimi, cum anno aetatis suae quinquagesimo VII. Id. Novemb. diem suum natalem […] solenniter celebraret. Scripta et oblata ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av. *Ad respondentem. In: Disputationum ethicarum quinta, de virtutibus in specie, cuius theses auspice omnipotente Deo, praeside M. Alberto Westphalo Peinensi, doctissimorum collegarum censurae et amicae collationi subiicit in illustris. Iulii Iulia Huldericus Ludeken Hildesian. 27. Calend. Septemb. Hora et loco solitis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av. *Ad respondentem. In: Disputationum rhetoricarum quarta, de actione, elocutione et dispositione, in qua Christo duce, praeside M. Nicolao Andreae Granio Sueco, in alma Iulii Iulia ad diem 14. Aug. respondebit Nicolaus Dercenius Haringensis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1605, Bl. Av.

I. Quellen

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*Ad respondentem. In: Disputationum physicarum sexta, de elementis eorumque qualitatibus, ad cuius theses auspiciis summae Trinitatis, praesidente M. Alberto Westphalo Peinense, in illustri Academia Iulia mense Novembri respondere conabitur Iohannes Schierholtz Osterodensis. Hora et loco consuetis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1606, Bl. Av. Aliud [Hochzeitsglückwunsch]. In: Humanissimo et integerrimo viro, Christiano Smalhusio, Archiepiscopalis Magdeb. Praefecturae quaestori, et lectissimae virgini, Mariae Dhusiae, Sponsis ornatiss. gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1609, Bl. 1v–2r. [Glückwunsch an Johannes Wortmann und Aeneas Pott zu beider Promotion zum Dr. iur. utr.]. In: Honori clarissimorum duorum virorum, Dn. Ioannis Wortmanni et Dn. Aeneae Pott, cùm supremus in utroque Iure gradus in acad. Iulia iis publicè tribueretur, gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1611, Bl. Av. *[Carmina selecta] Henrici Meibomii Wesphali [!]. In: Delitiae poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. Pars IV. Collectore A. F. G. G. Frankfurt a. M.: excudebat Nicolaus Hoffmannus, sumptibus Iacobi Fischeri 1612, S. 310–321. *[Glückwunschgedicht für Sebastian Treschow zum Antritt des Bürgermeisteramtes in Hildesheim]. In: Clarissimo, consultissimo amplissimoque viro, Dn. Sebastiano Treschovio, I. U. D. et Consiliario Guelfio, de consulari dignitate in republicâ Hildesiensi nuper auspicatò ei tributâ gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612, Bl. A2r– A2v. [Trostgedicht für Hildebrandus Giselerus Rhuman zum Tode seiner Frau]. In: Ioannes Caselius, Ad Hildebrandum Giselerum Rhuman etc., V. CL., Consolatio. ΠΑΡΑΜΥΘΙΑ ΗΡΩΑ Henrici Meibomii V. CL. Rudolphi Depholdii V. CL. Helmstedt: Iacobus Lucius 1612, Bl. B3r–B3v. Precatio: Ad Deum Optimum Maximum, ab egregiae indolis et magnae spei puero, Frid. Ulrico Bokelio, Wilhelmi ICti filio, in nova Musarum aede recitata. In: ΠΑΝΗΓΥΡΙΣΜΟΣ sive INAUGURATIO splendidissimi novi Musarum Theatri, in illustri Academia Helmstadii […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613, Bl. D2r–D2v. *[Widmungsgedicht an Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg]. In: Orationes, epicedia et programmata memoriae ac honori incomparabilis Herois Dn. Henrici-Iulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis etc., diversis in locis consecrata. […] Helmstedt: Iacobus Lucius 1614, Bl. A2r. *In effigiem Henrici Iulii, principis opt. max. In: Ebd., Bl. A3r–A3v. *Reverendissimi, illustrissimi et potentissimi Principis Henrici-Iulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis etc., symbolum: Pro patria consumor. In: Ebd., Bl. A4r. *Ad eundem [für Christoph Schwanemann]. In: Christoph Schwanemann, Christiados libri duo. Primus exhibet Doctrinas et Res principales Festorum solennium. Secundus Monosticha sacra, illustriores sanctorum Patrum sententias exprimentia. Frankfurt a. M.: typis Erasmi Kempfferi, impensis Iohannis Berneri 1618, S. 142 (einziges bekanntes Expl. Köln, UB). [Hochzeitsglückwunsch für Heinrich Julius Osterwaldt und Anna Hampe]. In: Clarissimo Viro, Dn. Henrico Iulio Osterwaldt, I. U. Candidato et Iudicii provincialis in aulâ Guelphicâ Adsessori, et lectissimae Virgini Annae Hampiae, […] Christophori Hampii, Consulis Helmstadiensis, Filiae, Sponsis gratulantur amici. Helmstedt: Iacobus Lucius 1623, Bl. Av.

1.2.

Historische Werke (postume Ausgaben u. moderne Editionen bzw. Übersetzungen)

Chronicon Marienthalense. Opus posthumum. [Hrsg.: Christoph Schrader]. Helmstedt 1651.

Literaturverzeichnis

688

Opuscula historica varia res Germanicas concernentia. Partim antehac, nunc autem multo auctiora, partim numquam et è manuscripto primum edita ab Henrico Meibomio nepote. […]. Helmstedt 1660. Chronicon Bergense [Hrsg.: Heinrich Meibom d. J.]. Helmstedt 1669. Rerum Germanicarum tomi III. […]. Omnia recensuit et edidit Henricus Meibomius Junior. […]. Helmstedt 1688. M. Heinrich Meybaums, Sen. Der Julius-Universität zu Helmstedt lange Jahre gewesenen Profess. Publ. Ordin. Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Born […] So aus Allerhand alten Monumenten […] von ihm verfertiget worden, Welches aber ietzo zuerst Aus dem hinterlassenen Mscript, nebst beygefügten Leben des seel. Autoris […] mittheilet Johann Georg Leuckfeld. Magdeburg, Leipzig 1720. M. Heinrich Meybaums, Sen. Chronicon des Jungfräulichen Closters Marien-Berg vor Helmstedt. […]. Aus allerhand gedruckten und ungedruckten Chronicen, alten Siegeln und Brieffen vormahls von ihm zusammen getragen. Anitzo aber aus dessen Manuscript zuerst, nebst dienlichen Noten und Zusätzen, vermehret mitgetheilet. Nebst einer kurtzen Nachricht von dem ehmahligen Serviten-Closter Himmel-Garten und der Kirchen zu Rode bey Nordhausen. Zusammen getragen und mit einigen Diplomatibus erleutert von Johann Georg Leuckfeld. Halberstadt, Leipzig 1723. Heinrich Meiboms des ältern Walbeckische Chronike, das ist […] Bericht von dem uhralten und vornehmen Geschlechte der Grafen zu Walbeck an der Aller […]; imgleichen von dem Dom-Stifte daselbst, dessen anfänglicher Stift- und Erbauung, jetziger Beschaffenheit […] zusammengetragen und 1619 zum erstenmahl in den Druck gegeben, nun aber von […] Carl Friederich Dingelstädt weit über die Hälfte vermehret und verbessert, auch noch überdem mit einigen Noten und Genealogischen Stamm-Tafeln, auch Documenten versehen worden von Caspar Abeln. Helmstedt 1749. Chronicon monasterii S. Laurentii ante oppidum Scheningen und J. G. Leuckfeld’s kurze historische Nachricht von dem ehemaligen Augustiner-Kloster S. Laurentii bei Schöningen, mitgetheilt von Christian Niemeyer. In: Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen 2 (1836), S. 423–449, hier S. 424–436. Chronicon Riddagshusense. Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Riddagshausen 1145–1620. Eingel., übers. u. erläut. von Gottfried Zimmermann. Braunschweig 1983 (= Braunschweiger Werkstücke A 19). Chronicon Marienthalense. Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Marienthal. 1138– 1629. Eingel., übers. u. erläut. von Gottfried Zimmermann. Mariental 1988. Chronica des Stiffts Königs Lutter. In: Klaus Nass (Hrsg.), Die Chroniken des Klosters Königslutter. Braunschweig 2001 (= Quellen u. Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte 37), S. 66–109.

1.3.

Akademische Reden

Oratio de praeeminentia Saxonum prae aliis (nicht datiert). – Hs. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover: MS XIII 778e. Oratio de origine, dignitate et officio cancellariorum academicorum, anno M.DC.XII. XVII. Kalend. Quintilis habita in illustri Iulia ab Henrico Meibomio, Poëtâ et Historico, cùm quintùm Procancellarius V. Cl.mo Cornelio Martino, Facultatis Artium et Sapientiae Decano, potestatem faceret tribuendi insignia Magisterii et Docturae Philosophicae XV. honestis et doctis viris. Helmstedt: Iacobus Lucius 1615. Programma in funere humanissimi doctissimique viri, M. Eberhardi Papii Gomerensis, P. P. Helmstedt: o. Dr. 1619.

I. Quellen

1.4.

689

Übersetzungen

Hermann Neuwaldt: Bericht Von erforschung/ prob vnd erkentnis der Zauberinnen durchs kalte Wasser/ Jn welchem Wilhelm Adolph Scribonii meinung wiederleget/ vnd von vrsprung/ natur vnd warheit dieser vnd anderer Purgation gehandelt wirdt. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584. Reinerus Reineccius: Chronica Von den Königen in Persia auß dem Stamme Artaxerxis Magusaei, welche mit höchster macht/ ruhm vnd ansehen geregieret CCCCXII. Jahr: Folgends aber von den Sarracenen geschwecht vngefehr CC. Jahr […]. Auß dem Lateinischen ins Deutsch versetzt/ durch M. Henricum Meibavm, der Julius Vniuersitet Professorem. Helmstedt: Iacobus Lucius 1590.

1.5.

Editionen und Sammlungen (ohne Ausgaben historischer Quellen)

Epitaphia et subscriptiones tumulorum hinc inde collecta à manu H. Meibomii sen. – Hs. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover: MS IX 660. Mynsingerus a Frundeck, Ioachimus: Poemata. De consilio et voluntate auctoris novo ordine digesta et emendatius aedita. Opera et studio M. Henrici Meibomii […]. Accessit eiusdem Meibomii Panegyricus de Mynsingero, quo familiae primordia et res gestae adeoque vita Ioachimi Mynsingeri breviter delibantur. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585. Sleidanus, Iohannes: De quatuor summis imperiis libri tres, in gratiam iuventutis confecti. Nunc denuo accuratè recogniti et ex veritate historica emendati ac locupletati, indicatis simul authorum locis, quibus Sleidanus usus est, et monstratis materiarum sedibus, opera et studio M. Henrici Meibomii Lemgoviensis […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1587 [1586]. – Editio secunda priore locupletior. Ebd. 1595. Festi Rufi, Viri Consularis, ad Valentinianum Augustum de Historia Romanorum libellus. Henricus Meibomius Iuliae Academiae Professor recensuit et notis illustravit. – Messalae Corvini, oratoris disertissimi, ad Octavianum Augustum de progenie sua libellus. Ex recensione Henrici Meibomii Lemgoviensis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1588. Virgilio-Centones auctorum notae optimae, antiquorum et recentium: Probae Falconiae Hortinae, D. Magni Ausonii Burdigal., Laelii Capilupi Mantuani, Iulii Capilupi Mantuani. Post omnes aeditiones Italicas, Gallicas et Germanicas denuò accuratè recogniti et notis illustrati operâ et studio Henrici Meibomii Westphali. Accesserunt eiusdem Meibomii Centones aliquot uno libro comprehensi. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597. Centonum Virgilianorum tomus alter, continens Capiluporum Italorum centones: Laelii quidem omnes, Iulii eos, qui in priore tomo non extant. His subiunctus est Sauli Merceri Augustani Vergilius Proteus. Omnia nunc primùm in Germania excusa studio et operâ Henrici Meibomii Westphali. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600. Mynsingerus a Frundeck, Sigismundus Iulius: Iuvenilia sive Libri poematum. Post immaturum auctoris obitum rogatu fratris eius collecta, digesta et in lucem edita ab Henrico Meibomio […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1602. Cordus, Euricius: Opera poetica quotquot exstant, antehac ab auctore, nunc verò, postquam diu à multis desiderata fuere, denuo luci data curâ Henrici Meibomii, Poëtae et Historici, qui et vitam Cordi praefixit. Helmstedt: Iacobus Lucius sumptibus Samuelis Bremi Bibliopolae 1614. – 2. Aufl. ebd. 1616. Orationes, epicedia et programmata memoriae ac honori incomparabilis Herois Dn. Henrici-Iulii, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Brunsvicensis et Lunaeburgensis etc., diversis in locis consecrata. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1614.

Literaturverzeichnis

690

2.

Lebenszeugnisse Heinrich Meiboms

2.1.

Briefwechsel

Meibom-Briefnachlaß an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover: MS XLII 1846–1906. Briefwechsel Heinrich Meibom / Heinrich Rantzau: Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv Schleswig: Abt. 127.21, Hss. Nr. 293 (Kopiebuch Rantzau).

2.2.

Gratulationsschrift zu seiner Magisterpromotion

Carmina gratulatoria in honorem doctissimi et ornatissimi iuvenis, D. Hinrici Meibomii Lemgoviensis, cum in inclyta Academia Iulia, quae est Helmstadii, gradu Magisterii ornaretur à clarissimo et spectabili viro, D. M. Magno Pegelio Mathematum professore et Collegii Philosophici Decano. Scripta ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1580.

2.3.

Gratulationsschriften zu seiner Hochzeit mit Sophie Bökel

Gratulatoria aliquot carmina. Honori nuptiarum clarissimi viri, poetae praestantissimi, Dn. M. Henrici Meibomii, Historiarum et Poëseos in illustri Schola Iulia PP. etc. Sponsi, et lectissimae virginis Sophiae Bokeliae etc. Sponsae dedicata ab amicis. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585. Epithalamia in nuptias clarissimi et ornatissimi viri, Dn. M. Henrici Meibomii Lemgoviensis, in illustri Iulia Academia, quae est Helmaestadii, Poëseos et Histor. Professoris celeberrimi, et lectissimae virginis Sophiae Bokeliae, Davidis Bokelii, viri honorati, filiae, à clarissimis et carissimis amicis decantata. In Archigymnasio Iulio, Mense Octobri. Helmstedt: Iacobus Lucius 1585.

2.4.

Gratulationsschrift zu seiner Dichterkrönung (mit Abdruck der Urkunde)

Laurea poetica ab invictissimo et potentissimo Imperatore, Caesare Rudolpho II., Aug. Germanico, P. P. pio, felici, Henrico Meibomio Lemgoviensi, in Iulia academiâ professori publico, virtutis ergô clementissimè donata et amicorum clarissimorum carissimorumque scriptis celebrata. Helmstedt: Iacobus Lucius 1591.

2.5.

Stammbuch (1575–1584)

Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden: Mscr.Dresd.k.292 (als Digitalisat frei zugänglich über http://digital.slub-dresden.de/id306704269).

2.6.

Gesammelte Lobgedichte von Zeitgenossen

Henrici Meibomii V. CL. Carmina adoptiva. – Hs. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover: MS IV 526. Henrici Meibomii, Poetae Caesarii, Anagrammatum adoptivorum libellus. In: Ioannes Sleidanus, Orationes duae, una ad Carolum quintum Caesarem, altera ad Germaniae Principes omnes ac ordines Imperii. Cum praefatione auctoris, quae paucis argumentum explicat. Anno M. D.XLIIII. Argentinae excusae apud Cratonem Mylium. Et nunc denuò publicae utilitatis gratia editae ex bibliotheca M. Matthiae Bergii, studio et opera

I. Quellen

691

Conradi Rittershusii Brunsvic. I. U. D. Helmstedt: Haeredes Iacobi Lucii 1598, Bl. P7r–Q8r (Anhang, mit eigener Titelseite).

2.7.

Personalakte Heinrich Meibom der Universität Helmstedt

Hs. Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21,3989. Hs. Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Wolfenbüttel: 3 Alt 14, Teil 3; 37 Alt 380; 37 Alt 2385.

2.8.

Vorlesungsverzeichnisse der Universität Helmstedt mit Einträgen Heinrich Meiboms (1587–1625), soweit überliefert

Ordo lectionum in Academia Iulia, quae est Helmstadii, anno 1587. à festo Michaelis [WS 1587/88]. Hs. Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Bl. 2r–6r. Ordo studiorum et lectionum in Academia Iulia, quae est Helmstadii, renovatus et publice propositus initio semestris hiemalis anno 1594. à die festo Michaëlis [WS 1594/95]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1594. Catalogus praelectionum et exercitationum, quae hoc tempore in inclyta Academia Iulia, quae est Helmstadii, publicè proponuntur et tractantur [WS 1595/96]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595. Catalogus praelectionum, quae hoc tempore in illustri Iulia academia, quae est Helmaestadii Saxonum, publicè proponuntur [SS 1597]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1597. Ordo studiorum et lectionum in Academia Iulia, quae est Helmaestadii, renovatus et publicè propositus, initio semestris aestivalis anno 1599. à die festo Paschatis [SS 1599]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1599. Catalogus lectionum futuri semestris in Acad. Iulia [WS 1600–1601]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1600. Catalogus lectionum, quae in illustri Iulia Helmstadii Saxonum, futuro semestri hyemali, publicè à Dn. Professoribus proponentur et habebuntur [WS 1602/03]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1602. Ordo studiorum et lectionum in Academia Iulia, quae est Helmaestadii Saxonum, renovatus et publicè propositus, initio semestris hyemalis anno 1603. à Laurentio Scheurl S.Th.D. et professore ac pro tempore ViceRectore. [WS 1603/04]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1603. Catalogus lectionum futuri semestris in Academia Iulia [WS 1604-1605]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1604. Ordo lectionum ac studiorum, quae in Academia Iulia Helmstadii Saxonum hoc tempore tractantur et futuro semestri hyemali publicè proponentur, renovatus et propositus a Ioanne Sigfrido, Philos. et Medic. Doct. ac professore, p. t. Academiae ProRectore [WS 1613/14]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1613. Catalogus lectionum futuri semestris in Academia Iulia [SS 1620]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1620. Catalogus lectionum, quas Academiae Iuliae Professores hactenus proponunt et deinceps continuabunt [SS 1623]. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1623. Catalogus lectionum Facultatis Philosophicae proposiratum à festo Michaelis usque ad Natalem Domini anno MDCXXIV [WS 1624/25]. Hs. Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4149, Bl. 20r–21v. Catalogus lectionum, quas Academiae Iuliae Professores hactenus proponunt et deinceps continuabunt [SS 1625]. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625.

Literaturverzeichnis

692 2.9.

Nachrufe auf Sophie und Heinrich Meibom und ihren Enkel Johann Heinrich Meibom

Cludius, Iohannes Thomas: Programma in funere honoratissimae et lectissimae matronae Sophiae Bokeliae, coniugis clarissimi viri Henrici Meibomii, Historici et Poetae celeberrimi, in Academia Iulia P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625. [Cludius, Iohannes Thomas]: Programma in funere clarissimi et excellentissimi viri Henrici Meibomii, Poetae et Historici celeberrimi et in Acad. Iulia Professoris primarii P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625. Programma in funere elegantissimi puelluli, Ioan. Henrici Meibomii, magnifici, clarissimi et excellentissimi Viri, Dn. Ioan. Henrici Meibomii Med. Doctoris et Professoris Ordinarii et academiae hodie Prorectoris, F[ilii]. P. P. Helmstedt: Heredes Iacobi Lucii 1625.

3. Sonstige Quellen Adam, Melchior: Vitae Germanorum iureconsultorum et politicorum, qui superiori seculo et quod excurrit floruerunt. […]. [Frankfurt a. M.]: Jonas Rosa Erben 1620. [Albert von Aachen]: Chronicon Hierosolymitanum [=Historia Ierosolimitana], id est, De bello sacro historia, exposita libris XII et nunc primùm in lucem edita opera et studio Reineri Reineccii Steinhemii. […]. Helmstedt: Iacobus Lucius 1584. Albert von Aachen: Historia Ierosolimitana. – History of the Journey to Jerusalem. Ed. and transl. by Susan B. Edgington. Oxford 2007 (= Oxford medieval texts). Album Academiae Vitebergensis. Ältere Reihe. Bd. 2: 1560–1602. Hrsg. von Otto Hartwig. Halle/S. 1894. – Reprint Aalen 1976. Anacreon: ΑNΑKPΕONTOΣ Tηίου μέλη. Anacreontis Teii Odae, ab Henrico Stephano luce et Latinitate nunc primùm donatae. Paris: Henricus Stephanus 1554. Anthologia Latina sive Poesis Latinae supplementum. Ediderunt Franciscus Buecheler et Alexander Riese. Pars prior: Carmina in codicibus scripta. Rec. Alexander Riese. Fasciculus I/II. Editio altera denuo recognita. Leipzig 1894–1906. Augustinus, Aurelius: In Iohannis Evangelium tractatus CXXIV. Post Maurinos tertium edendum curavit D. Radbodus Willems O. S. B. Turnhout 1954 (= Corpus Christianorum. Series Latina XXXVI: Aurelii Augustini Opera, Pars VIII). Aurelius Victor: Liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae. Subsequitur Epitome de Caesaribus. Recensuit F. Pichlmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae. Addenda et corrigenda collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1961 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Ausonius, Decimus Magnus: Opuscula. Edidit Sextus Prete. Leipzig 1978 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Ausonius, Decimus Magnus: Sämtliche Werke. Bd. 2: Trierer Werke. Hrsg., übers. u. komment. von Paul Dräger. Trier 2011. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Hrsg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930. 10. Aufl. Göttingen 1986. Bocer, Johannes: Sämtliche Eklogen. Mit einer Einführung in Leben und Gesamtwerk des Verfassers hrsg., übers. u. komment. von Lothar Mundt. Tübingen 1999 (= Frühe Neuzeit 46). Bodin, Jean: Methodus ad facilem historiarum cognitionem. Amsterdam 1650. – Reprint Aalen 1967. Boissard, Jean Jacques: Disticha in iconas diversorum principum, Caesarum, philosophorum et aliorum illustrium hominum, tam antiqui quàm hodierni temporis. Quibus singulorum res gestae breviter continentur. Metz: Abraham Faber 1587.

I. Quellen

693

Boissard, Jean Jacques: Iconum virorum illustrium III. pars […]. Frankfurt a. M.: Haeredes Theodori de Bry 1598. Camerarius, Joachim: Eclogae / Die Eklogen. Mit Übersetzung u. Kommentar hrsg. von Lothar Mundt unter Mitwirkung von Eckart Schäfer u. Christian Orth. Tübingen 2004 (= NeoLatina 6). Casanova, Marcus Antonius: [Epigramme auf große Gestalten der Antike]. In: Delitiae CC. Italorum poetarum, huius superiorisque aevi illustrium. [Pars I]. Collectore Ranutio Ghero [= Ianus Gruterus]. [Frankfurt a. M.]: Ionas Rosa 1608, S. 705–715. Catullus, C. Valerius: Catullus, Tibullus, Propertius, Cor. Galli fragmenta. Omnia ex vetust. exempl. multò, quàm anteà, emendatiora, additis annot. Antwerpen: Christophorus Plantinus 1560. Catullus, C. Valerius: Catullus, et in eum commentarius M. Antonii Mureti. Ab eodem correcti et scholiis illustrati Tibullus et Propertius. Venedig: Aldus 1562. Catullus, C. Valerius: Catullus cum commentario Achillis Statii Lusitani. Cum privilegio Senatus Veneti. Venedig: Manutius 1566. Catullus, C. Valerius: Catulli, Tibulli, Propertii nova editio. Iosephus Scaliger Iul. Caesaris f. recensuit. Eiusdem in eosdem castigationum liber. Ad CL. Puteanum Consiliarium Regium in suprema Curia Parisiensi. Paris: Mamertus Patissonius, Rob. Stephanus 1577. Catullus, C. Valerius: [Carmina]. Hrsg. u. erklärt von Wilhelm Kroll. 7. Aufl. Stuttgart 1989 (= Griechische und lateinische Schrftsteller. Ausgaben mit Anmerkungen). Catullus, C. Valerius: Phaselus – s. Phaselus Catulli. Celtis, Konrad: Quattuor libri Amorum secundum quattuor latera Germaniae. – Germania generalis. […] Edidit Felicitas Pindter. Leipzig 1934 (= Bibliotheca scriptorum medii recentisque aevorum. Saecula XV-XVI, 8). Clarmundus, Adolphus [eigtl. Johann Christoph Rüdiger]: Henricus Meibomius. In: ders., Vitae clarissimorum in re literaria virorum. Das ist: Lebens-Beschreibung etlicher hauptgelehrten Männer, so von der Literatur profess gemacht. […]. Der dritte Theil, zwantzig in sich haltend. […]. Wittenberg 1705, Nr. VII, S. 65–70. Cochlaeus, Johannes: Brevis Germaniae descriptio (1512), mit der Deutschlandkarte des Erhard Etzlaub von 1512. Hrsg., übers. u. komment. von Karl Langosch. Darmstadt 1960 (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit 1). Corvinus, Antonius: Briefwechsel. Nebst einigen Beilagen. Gesamm. u. hrsg. von Paul Tschackert. Hannover, Leipzig 1900 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 4). CR = Melanchthon, Philipp: Opera quae supersunt omnia. Ed. Carolus Gottlieb Bretschneider (vol. 16 sqq.: ed. Henricus Ernestus Bindseil). 28 Vol. Halle/S. (vol. 19 sqq.: Braunschweig) 1834-1860 (= Corpus Reformatorum). – Reprint New York, Frankfurt a. M. 1963. Czernovicenus, Johannes: Decas augustissimorum ex amplissima florentissimaque Archiducum Austriae familia Imperatorum breviter Virgiliano carmine contexta. Una cum descriptione domus Rosenbergicae nec non aliis quibusdam ad amicos scriptis. Prag: typis Schumanianis 1605. Delitiae poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. Pars I-VI. Collectore A. F. G. G. Frankfurt a. M.: excudebat Nicolaus Hoffmannus, sumptibus Iacobi Fischeri 1612. Eckius dedolatus – s. Pirckheimer, Willibald. Edinus, Cyriacus: Historica descriptio generosae et antiquae familiae ab Alvensleben […] tribus poëmatum libris. Magdeburg: Andreas Gehen 1581. Ennius, Q.: Ennianae poesis reliquiae. Iteratis curis recensuit Ioannes Vahlen. Leipzig 1928. Erasmus, Desiderius: Opera omnia emendatiora et auctiora. Recogn. Joannes Clericus. 10 tomi. Leiden 1703–1706. – Reprint Hildesheim 1961–1962. Estienne, Henri – s. Stephanus, Henricus.

694

Literaturverzeichnis

Formula concordiae – s. Konkordienformel. Freher, Paul: Henricus Meibomius. In: ders., Theatri virorum eruditione clarorum tomus posterior. […]. Nürnberg 1688, S. 1517 f. Frenzel, Salomon: Poemata sacra et nova, quibus primum redemptionis nostrae opus, succincta serie integra, usque ad ministerium Christi conscriptum est, libris quinque distincta, quorum priores quatuor de partu Virginis, quintus de nomine Iesu. […] Cum praefatione Nicodemi Frischlini […]. Straßburg: Antonius Bertramus 1585. Frenzel, Salomon: Libellus iniuriarum contra M. Hen. Meibomium principaliter. – Hs. Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover: Cal. Br. 21, Nr. 4237. Frischlin, Nicodemus: Panegyrici tres de laudibus DD. Maxaemyliani II. et Rodolphi II. Maxaemyliani F. Romanorum Impp. […]. Lectori: Habes in his libris decem Austriacorum Caesarum historiam tanta brevitate tantoque studio comprehensam, ut maiori vix possit. Tübingen: Alexander Hockius 1577. Frischlin, Nicodemus: Operum […] Pars paraphrastica, qua continentur: P. Virgilii Maronis Bucolica, ex Plauto et Terentio; Georgica, ex Catone, Varrone, Columella et Plinio; Aeneidos libri duo priores, ex Livio, Caesare et Cicerone. Q. item Horatii Flacci Venusini Epistolarum libri duo, tùm A. Persii Flacci Volaterrani Satyrae sex. Erudita et eleganti maximeque perspicua Paraphrasi, quae lectoribus vice commentarii esse poterit, luculenter exposita et enucleata. Liber non tàm scholis quàm academiis longè utilissimus. Frankfurt a. M.: typis et sumptibus Johannis Spiessii et Haeredum Romani Beati 1602. Frischlin, Nicodemus: Hildegardis Magna. Dido. Venus. Helvetiogermani. Historisch-kritische Edition. Übersetzung. Kommentar. Hrsg., übers. u. komment. von Nicola Kaminski. Bd. 1. Bern, Berlin, Frankfurt a. M. 1995. Frobesius, Io. Nicolaus: Bibliotheca Meibomiana, hoc est Henrici Meibomii, Medici ac Polyhistoris quondam Helmst. praestantissimi, supellex libraria […] secundum disciplinas et doctrinas exactissime disposita ann. MDCCXLII. d. IV. Junii et sqq. publicae auctionis ritu divendenda. Accedit de recte ordinanda bibliotheca prolusio philosophica. Cum indice auctorum alphabetico. Helmstedt 1742. Frobesius, Io. Nicolaus: Bibliothecae Meibomianae pars posterior seu Designatio manuscriptorum variorum historicorum inprimis ac medicorum a Meibomiis partim collectorum partim confectorum. Helmstedt 1743. Gellius, Aulus: Noctes Atticae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit P. K. Marshall. 2 Bde. Oxford 1991 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). Genealogia Ranzoviana aedita anno Domini 1587. Cui nunc denuo additae sunt aliquot Ranzoviorum effigies ac imagines nonnullae […]. Helmstedt: Iacobus Lucius [1587]. Giraldi, Giglio Gregorio – s. Gyraldus, Lilius Gregorius. Gnodalius, Petrus: Seditio repentina vulgi, praecipuè rusticorum, anno M. D.XXV. tempore verno per universam ferè Germaniam exorta […]. Basel: Officina Henricpetrina 1570. Goes, Johannes (Hrsg.): Opuscula varia de Westphalia eiusque doctis aliquot viris. Edita et notis illustrata à Iohanne Goes Westphalo. Helmstedt 1668. Gryphius, Otto: Virgiliocentones continentes vitam salvatoris nostri, Domini Iesu Christi, concinnati opera et studio M. Othonis Gryphii Goarini, Catti, Gymnasii Poëtici S. P. Q. Ratisponensis Rectoris. Regensburg: Andreas Burgerus 1593. Gryphius, Otto: Henricus Meibomius Lemgoviensis per Senarium iambicum et Trochaicum trimetrum catalecticum ἀναγραμματιζόμενος. […]. Explicatio versibus Virgilianis contexta. In: Heinrich Meibom, Classicum adversus Turcas Musulmanos, execranda impietate et inaudita crudelitate in Ecclesiam filii Dei grassantes, versu Vergiliano decantatum. Helmstedt: Iacobus Lucius 1595, Bl. C3v–C4r. Gryphius, Otto: Centone Virgiliano […] Dn. Sigismundo Theoph. Richio, Consiliario Brandeburgico, et Annae Mariae Holbecciae, Virgini pudicissimae, Sponsis lectissimis, 24. Aprilis in Electorali Amberga combinandis, gratulatur Otho Gryphius, Goarinus, Cattus Renanus, Gymnasii Ratispon. Rector. o. O.: o. Dr. 1604.

I. Quellen

695

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I. Quellen

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Saulus Mercerus ist anagrammatisches Pseudonym für Marcus Velserus.

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Register

1.

Gedichtanfänge und -überschriften

Hier sind nur Gedichte von Heinrich Meibom selbst erfaßt. Mit den Zahlen wird auf die Seiten verwiesen. A pecude, ut perhibent 414 A superis legatus adest 358 Abrahamus, Isaacum mactaturus, ad Deum 388 Abrahamus tentatus 422 Accipitri frustrà tenduntur retia 172 Achilles Pelei Phthiae regis filius 250 Ad Danielem Hoffmannum Theologum, Christo fidentibus non metuendum esse 124 Ad filiam Sion. Queritur Iehova Idolum sibi praeferri 66 Ad Fridericum Ulricum, Ducem Brunsvic. et Lunaeburg., cùm ei Sleidanum de 4 Monarchiis offerret 228 Ad Henricum Ranzovium Vicarium Regium etc. mittens ei centonem Virgilianum in obitum Friderici Ranzovii scriptum 78 Ad Ianum Sedulium antiquitatis admiratorem 168 Ad infantem Iesum 222 Ad invictissimos pervetustae familiae Austriacae Caesares Augustos 34 Ad Ioannem Iagemannum 230 Ad M. Hermannum Vastelabum 224 Ad Magnificum […] Dn. Ioannem Wolffgangum Freymonium 170 Ad Magos Christum quaerentes 234 Ad Musam, de Iulio Brunsvicens. Duce 84 Ad nobilissimum virum Caium Ranzovium monens studium poeseos et exercitium carminis scribendi non esse omittendum 122

Ad nympham Iuliam 76 Ad Paullum Chemnitium, Martini filium, vituperans in Theologo pusillanimitatem, et extollens constantiam 110 Ad Petrum Gnodalium scriptorem historiae belli rustici in Germania excitati 106 Ad Philelphum 216 Ad Publ. Virgilium Maronem. Aeneidos et Odarum Horatii Flacci laus 116 Ad Reinerum Reineccium 220 Ad Reinerum Reineccium polyhistorem, continens Danubii vaticinium de bello sacro, Duce Godefrido Bulionio suscepto 68 Ad seipsum 244 Ad sodales, ob manifestatum Antichristi Romani regnum Deo supplicandum esse 100 Aemula Dardaniae Carthago 256 Albertus I. Romanorum Imperator 36 Albertus II. Romanorum Imperator 38 Alexander Magnus Graecorum monarcha 254 Aliò migrandum nec inde emigrandum 380 Aliud [sc. Distichon] 224 Allusio ad nomen et insignia Arnoldi de Reyger 222 Allusio ad nomen Hermanni Tulichii Westvali 166 Alter eram Samson 350 Anacreon Latinus 267 Anagramma in nomen Henrici Iulii 164

714 Anagramma in nomen Iacobi Monavii 164 Anagramma in nomen Ioannis Iagemanni 230 Anagrammatismus in Hartvicum Smidestetum 212 Anagrammatismus in nomen Bartoli Richii 168 Anagrammatismus in Reinerum Reineccium 192 Annua lux rediit 352 Annunciatio Mariae 358 Apophthegma Philippi Macedonis ad Alexandrum Magnum Filium 190 Ardea nomen habet 222 Artificem cuius norat Germania 224 Aspice, quas fixi leges 258 Assimilant Pardo me Biblia 254 Audivi vocem tuam et timui 386 Augustus Caesar Romanorum Imperator 256 Aurum alii et gemmas 254 Baptismus Christi 362 Bellatum satis: est victoria 368 C. Iulius Caesar 234 Carolus IV. Romanorum Imperator 262 Carolus V. Romanorum Imperator 42, 262 Carolus Hesperiam cum coniunxisset 242 Carolus Magnus Germanus Romanorum Imperator 260 Cento Vergilianus in honorem nuptiarum Iohannis Olearii et Annae Heshusiae 3 Cento Virgilianus de monomachia Davidis Israelitae et Goliathi Philistaei 13 Centonem Vergilianum alloquitur, eumque laudans à Proba Falconia inventum scribit 92 Christe, sacerdotis qui nomen 182 Christi sepultura 366 Christo moriente scinduntur petrae 384 Christum in beatis mystica sedibus 132 Christus à Iudaeis contemtus 236 Christus coronatus 366 Christus crucifixus 366 Christus duodecim annorum 360 Christus flagellatus 364 Christus in oliveto orans 364 Christus mihi omnia 414 Christus resurgens 366 Christus sistitur consistorio 364 Christus sistitur Pilato 364

Register Christus triumphans 368 Circumcisio 360 Clarissimo Doctori Medico Iacobo Horstio, sponso 218 Clarissimo […] Francisco Langero I. U. D., Senatus Vratislaviensis Scabinographo, amico meo veteri 372 Cn. Pompeius Magnus 256 Concilio damnante reus tibi 364 Consideratio passionis Filii Dei Iesu Christi 410 Consiliis armisque potens 262 Constantinus Magnus Romanorum Imperator 258 Corporeis oculis video nihil 414 Credam me Domino securus 424 Credo equidem, nec vana 378 Creverat ad summum 258 Culpa tua est 376 Cum niger in foeda crinis 214 Cum norim unigenae 388 Cum tu, Filia, Veiovis 66 Cura et preces 376 Cura preces gignit 242 Curae et preces 242 Curis solutus tristitiam 84 Cyrus primus Persarum monarcha 252 D. Basilius: »Tantum velis et prae-occurret« 376 Da mihi Romanos 254 Da sapidos mihi, mensa, iocos 238 Da, summe rerum conditor 392 Daedala laurigerae si Musica 216 Dat fasces adimitque Deus 254 David Hebraeorum rex 252 De bello Hungarico praesenti 242 De eadem [sc. Marilla] 238, 240 De Formula concordiae die Petri et Pauli Apostolorum publicata 152, 196 De frumento annuo sibi ab Illustriss. Principe Henrico Iulio clementer assignato 228 De Gellia 240 De Henrico Ranzovio 224 De Leone domus Brunsvicensis 166 De Marilla 238 De Martino Luthero 350 De nostro saeculo 214 De quinque panibus et duobus piscibus 362 De seipso 236, 242, 424 De sua Bibliotheca 238 De suis carminibus 238

1. Gedichtanfänge und -überschriften

715

Debita praeripiunt apibus nutrimenta 214 Dedi dilectam animam meam in manum inimicorum eius 376 Depositum Mors redde vorax 362 Desolata iacent Solymorum moenia 254 Despicitur Christus, quia pauper 236 Deum non victimis, sed animi integritate colendum esse 104 Dicebar felix et fortunata 386 Dictum D. Bernhardi 168 Diis genite et geniture Deos 30 Disce meo exemplo 252 Distichon 224 Dives epulo 418 Divitis infami rapitur mendicus 390 Docte Machaonias Horsti 218 Domine, si velis, potes me mundare 382 Dum lux sacra Petro 152, 196 Dum moror in terris 168 Dum sociis Iudae Christus 382 Dum vixi, mecum vixerunt 250 Durius haud aliquid poteras 422

Epitaphium Erici Iunioris Ducis Brunsvic. et Luneburg. 198 Epitaphium Heidwigis filiolae D. Iohannis Borcholten 216 Epitaphium […] Iacobi Pasmani 200 Epitaphium […] Iohannis Thomae Iagemanni 186 Epitaphium Volquini Grovii civis Hoxariensis 224 Ergo decem sanas 408 Ergo etiam insano frenos 374 Errat in Elysiis pudibunda Marilla 240 Est accepta Deo vidua 416 Et feci et merui 374 Et quis me melius 406 Et veniet mihi 400 Ex Senecae Epistola 87. 166 Exciderat regno gens Iulia 258 Excussura iugum veteris Germania 232 Excute somnum oculis 410 Exemplum fidei muliebris 300 Exsilium coeli est 416

E patrio livor me 250 Ecce ego mitto vos sicut oves in medio luporum 406 Ecci, profanis nunc operum 90 Ecclesia semper sub Cruce 424 Efferus adiungit poenae ludibria 366 Ego sum 382 Egregium formâ iuvenem 14 Eidyllion ad […] Dn. Iohannem Casimirum, Comitem Palatinum Rheni […], et Dn.Iulium Ducem Brunsvic. et Lunaeburg. 202 Eidyllion de lauro arefacta et uva in eius locum feliciter substituta 176 Eidyllion de tribus Germaniae Martinis: Luthero, Bucero et Chemnitio 232 Elegia ad […] Henricum Iulium […] Ducem Brunsvic. et Luneburg. 172 Elegia in obitum […] Ioachimi Mynsingeri à Frundeck 174 En gemini coëunt 202 En quantum hîc agmen 382 En quo splendidior vestitu 418 Epigramma de Imperatore Rudolpho II. 46 Epiphania 360 Epitaphium Annae Vadinae coniugis Reineri Reineccii 194 Epitaphium Dorotheae filiolae D. Iohannis Borcholten 218

Fastidium mundi 380 Felix cluentem saepe Pelasgiam 76 Ferdinandus I. Romanorum Imperator 42 Filius prodigus 376 Fl. Iustinianus Romanorum Imperator 258 Fl. Vespasianus Romanorum Imperator 258 Fortuna Mynsingerorum 292 Fortunae iactata vadis 194 Fridericus III. […] Romanorum Imperator 40 Fridericus Barbarossa Romanorum Imperator 262 Fridericus Pulcer […] Romanorum Imperator 38 Frontem Lutheri vindicis arduam 348 Furor fit laesa saepius patientia 168 Gallia quem iactat 172 Gemmiferam meruit gestare Poëta 220 Genethliacon Ioachimi Mynsingeri à Frondeck II 280 Gentis Atestinae custos 166 Gignit cura preces 376 Godefridus Bulionius rex Hierosolymorum 260 Graecorum annales, Romanos excute 258 Grande cognosces modicae poëma 78 Guelfus redivivus 297

716 Haemorrhousa 408 Hannibal Poenus 254 Harminius Cheruscorum rex 256 Harpyae 234 Harpyae Strophadas quondam tenuere 234 Hector Priami Troianorum regis filius 250 Hei mihi, qualis eram 386 Hei mihi, quàm vox haec 372 Helvetios inter primos 292 Hercules Amphitryonis Thebani filius 250 Hic coniuratis laceratus 366 Hic iacet, ante diem 216 Hic rem Romanam magno 42 Hic se Trina Monas 362 Historicum, vatem, medicum 224 Hoc erat in fatis 366 Hoc est, quod ominabar 280 Hoc tumulo, Theodora, iaces 218 Honori nuptiarum Iohannis Sigismundi à Bernstein […] et lectissimae virginis Catharinae, Dn. Iohannis à Northausen […] Filiae 204 Hortatur virgines et pueros ad canendas Filii Dei nascentis laudes 80 Hostem ego quaesivi 260 Iacob ad Pharaonem regem 384 Iam parva votis tempora 130 Idem [sc. latro] secum et ad Christum 374 Iehovam tenerae dicite virgines 80 Iephtes Hebraeorum dux 250 Iesu Fili David, miserere mei 414 Iesuitae 234 Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum 400 Igneus ex oculis solitus 250 Illa inclinatis turgescens Gellia 240 Illa Marilla fuit 238 Ille, vides, pura iuvenis 38 Immoror immoriorque libris 236 Improbe, ubi nunc est 402 In Burdonem 244 In Christum redemptorem 118 In crucem et diadema, insignia Reineri Reineccii 186 In diem emortualem Divi Lutheri Elegidion 352 In effigiem Henrici Iulii […] Ducis Brunsvic. et Luneburg. 194 In effigiem […] Ioachimi Mynsingeri à Frundeck 172

Register In effigiem […] Iulii Ducis Brunsvic. et Luneburg. 170 In effigiem Martini Lutheri 352 In Hermanni Neuwaldi de Origine caloris nativi in mixtis tractatum 188 In insignia Ioachimi Mynsingeri 172 In Ioannem Eccium scorti Babylonici satellitem 90 In ligno moritur 366 In me tota suas 260 In Musicam et Poeticen 216 In organa Mariaevallensia à Casparo Schosgio Abbate recens extructa 194 In organa Musica 214 In Pamphagum 214 In Poetastrum 214 In quo sedulitas pietasque 200 In saeculi nostri dissidia 130 In Sinonem 242 In turpissimum Musices abusum 86 Infantis sumus in fide 222 Innocuum armato Christum 234 Integer vitae Dominoque fidens 82 Invictissimo potentissimoque Principi ac Domino Rudolpho, eius nominis secundo, Romanorum Imperatori 30 Ioanni Iagemanno, in novam aeditionem Antonii de Petrucia Iurisconsulti 232 Iosua Nuni filius, Iudaeorum dynasta 248 Iova bonus fidusque 164 Iudas Macchabaeus Iudaeorum princeps 254 Iudicio pollens calamoque 186 Iuditha Rubenitis vidua Bethuliensis 264 Iulius Caesar Romanorum Imperator 256 Iure vocor Magnus 256 Iuste Deus, scelerum vindex 184 Iustificatio maior creatione 390 Iustiniane, tuos mecum 260 Iustitia Christi 408 Laesa nimis celeres patientia 168 Laeta papyriferi devectus 384 Latro conversus studet fratrem convertere 374 Latro in cruce 378 Latro secum et ad Christum 374 Lauder ab infami 400 Lazarus et dives epulo 390 Lazarus redivivus 362 Lex vetat Ausonium virgis 364 Licet haec celes in corde tuo, tamen scio, quòd horum memineris 388 Lignum fatale 402

1. Gedichtanfänge und -überschriften Lis mihi cum nullo 380 Lis spem progenerat 416 Lis, spes, miseria 416 Longior hoc vitae praestat 418 Lotharius Saxo Romanorum Imperator 260 Lothus incestum committens 378 Lupercus iste, quem videtis 156 Lutheri laudes 346 Lux fugit, et tenebrae 380 Magna creatio res 390 Magnanimi Heroës nati 34 Magnanimos Thraseas inculpatosque 232 Magne vir, invicti querm 170 Mane nobiscum, quoniam vergit ad vesperam 380 Marco Gerstenbergero, Cancellario Saxonico 232 Marte potens atque arte 252 Mater Domini 390 Maximilianus I. Romanorum Imperator 40, 262 Maximilianus II. […] Romanorum Imperator 44 Mea fortuna 422 Mea hora nondum venit 406 Melos ad […] Dn. Ernestum et Dn. Martinum Comites Regensteinenses et Blanckenburgios 180 Melos ad Ioachimum ab Alvensleben conditorem Bibliothecae Erxlebianae 190 Melos de Martino Luthero, tertio Elia 348 Miraculosa cerne mecum 390 Mite mihi ingenium 196 Molle mihi genus est 238 Mollicula versas dum prima 228 Monomachia Davidis et Goliathi 14 Morbos et tetricae novi 400 Mors optanda, non timenda 416 Motum ex Luthero vindice 106 Multum est, impietas mea 418 Munde immunde, vale 338 Mundus gaudebit, vos flebitis 422 Nabuchodonosor Assyriorum monarcha 252 Nascitur hîc regum rex 360 Natis in usum laetitiae modis 86 Nativitas Christi 360 Natus Atestinae de sanguine 198 Ne tibi Musae sit 112

717 Nec tu carminibus nostris 42 Nequaquam moriemini 402 Nil est, quod nequeat 248 Nil superest mihi 236 Nil temerè scripsi 416 Ninive resipiscens 402 Ninus primus Assyriorum monarcha 248 Niobe Ovidiana 386 Nobilis augusta florebat laurus 176 Nobilissimo […] viro, Dn. Nicolao Caasae 56 Nobilitant aliquem si carmina 242 Nomina sunt regnis fatalia 262 Non abolere cupit 360 Non avibus nidi 420 Non dubito, an possis 382 Non ea vita brevis 250 Non ego, sic visum superis 240 Non ego vos opibus 406 Non odio patriae 256 Nondum natus eram 252 Novem autem ubi sunt? 408 Nullus Eliae valor est 110 Nunc est canendum 100 Nunquam à flagitiis divellitur 386 Nuptiae Canenses 362 Nuptiis […] Arnoldi de Reyger 230 Nymphae, noster amor 4 O decus, ô famae meritò 34 O Patre miti nate 72 O quem te memorem 44 Obiice Caucaseas rupes 228 Omen habet casus 172 Omnia, quae laxa mundi compage 188 Opes inopes 418 Organa, quae variis feriunt 214 Otto Magnus Saxo Romanorum Imperator 260 Pace tuos donas 372 Pacem meam do vobis 372 Parce venenato convicia 264 Parcus librorum cultor 94 Parodia ad Catulli Faselum 155 Parodia Catulliana: Ad infantem Iesum 222 Parodia Catulliana: Ad Philelphum 216 Parodia Catulliana: In Poetastrum 214 Παρῳδία Terentiana de Formula concordiae, recens in publicum emissa 145 Passus Abel mortem 378 Peccati turpitudo 380 Pecunia pecudum est 414

718 Penè situ oppressus 232 Perdere debueram: servavi 234 Pharao à Deo debellatus 388 Phoebus volentem grandia 346 Pia ambitio 384 Pia et necessaria mortis imminentis consideratio 337 Poenitet me fecisse hominem 406 Pone, mea haud videant 380 Pontificem domui summum 262 Pontificum furiis intestinoque 262 Poscimus, si quid vacui 92 Postquam animi curata fames 362 Precatio ad Deum Opt. Max., recitata â puero Martino Lantz 184 Precatio ad filium Dei, recitata à puero Tilemano Heshusio 182 Precatio Ecclesiae / Responsum Filii Dei 400 Precatio quotidiana 392 Prima animum nobis 238 Princeps cum traheret 68 Pro regione meâ 166 Profecto quanto magis 146 Proximus hic, longo sed 38 Proximus ingreditur, nudo cui 36 Ptolemaeus Philadelphus rex Aegypti 254 Puer procurator peni 382 Pyrrhus Epirotarum rex 254 Quae bigamum te iura 230 Quae Christi titulis signari 424 Quae debes, aliena puta 404 Quae mihi delitium 326 Quale nec Argolici 192 Quales susurros dives inaudiit 190 Qualis erat princeps 170 Qualis gemma micans 40 Quàm bene, Ranzovi 190 Quàm faustis avibus posui 252 Quanti te faciat coeli 388 Quem cognata domi gens 360 Quem mihi vel cui 256 Quem regem credis 378 Querela, Ieremiae cap. 5. 420 Qui nitet in vultu 264 Qui pacis et Concordiae 146 Qui poterat fessum 186 Qui sua seque Deo 194 Quicquid agis, fidenter agas 224 Quid Cinglianus mobilis 124 Quid, cor molle, paves 244 Quid est, Philelphe 216

Register Quid faciles numeros 244 Quid magis indignum 422 Quid mediter volvamque animo 380 Quid mihi pollicear 380 Quid pendes animi 376 Quid, Phoebe, vellis aurem 268 Quid potui, quod non feci 406 Quid teneri solidos miraris 164 Quid tibi fabriles putor 360 Quid trepidas exspes 364 Quis magis inflatus 252 Quis nostra priscis tempora 180 Quis procul ille autem 40 Quis putet aut credat 420 Quo magis atque magis 414 Quod fuit Andino 230 Quod furiosa negas 400 Quòd mihi Caesariam 242 Quod pater instituit 362 Quod scriptum est, scriptum est 416 Re modica vivo 242 Regem non habemus nisi Caesarem 342 Relligio censum peperit 168 Remissa severitas 420 Responsum Christi 378 Responsum Filii Dei 400 Reverendis […] viris, Domino Iacobo Pasmano […] et Domino Melchiori Reichards 146 Robur inauditum, validae 250 Romulus primus Romanorum rex 252 Rudolphus II. […] Romanorum Imperator 44 Rudolphus Habsburgius […] Romanorum Imperator 34 Rudolphus Habspurgius Romanorum Imperator 262 Salve, nec facili poëta 214 Saxea finduntur Christo moriente 384 Saxo liber erat 260 Scimus: Hebraeorum contemnitis orgia 234 Scipio Aemilianus Africanus 256 Scipio Romanae civis 166 Scopus vitae 380 Semiramis Nini Assyriorum regis uxor 264 Sexta recedentem sequitur vindemia 56 Si mea, Christe, fides 408 Si mihi pro meritis 408 Si mirare manus 248 Si, nisi praesentis 386

1. Gedichtanfänge und -überschriften Si qua est ambitio 384 Si tibi divitiae 418 Si tibi sors aliquid 416 Sic ego quotidie 338 Sic oculos, sic ille manus 194, 352 Sic, ubi nube cava 174 Simplicitas 408 Simplicitas laus est 408 Simson Hebraeorum iudex 250 Solatium 418 Solennitati quid melius novae 204 Solve, quod debes 404 Sors favet aequa malis 224 Sors premit atra bonos 224 Spes alia et alibi 386 Sunt homines tumidi 212 Symbolum Henrici Iulii […] Ducis Brunsvic. et Luneburg. 166 Symbolum Ioannis Iagemanni 228 Symbolum Iulii Ducis Brunsvic. et Lunaeburg. 196 Tege infortunia 416 Tercentum penè Historicos 238 Thalassio honori Henrici Alberti Mynsingeri à Frondeck et Catharinae à Crosick 268 Theodosius Magnus Romanorum Imperator 258 Titus Vespasianus Romanorum Imperator 258 Tollere humo atque animum 262 Trade aquilas, Romane ferox 256 Tristis es, et merito 410 Tristis est anima mea usque ad mortem 410 Tulichio nomen facundi 166 Turcica sub primo crevit 46

719 Turpe crucis lignum 402 Ulla si mortis tibi 118 Ultio divina 386 Una dies orbum me fecit 422 Urbs iacet Eois 402 Ut celes, ut dissimules 388 Ut potiar, patiar 378 Ut senior letho canentia 44 Ut tua te clarum 168 Utere suppliciis, ac si 420 Vandalicas acies et Gotthica 258 Ver redit atque unâ 372 Vera laus 400 Verba sunt Davidis cum Goliatho Philisteo Gigante pugnaturi ad Saulum Iudaeorum regem 82 Vergilio panes magni dabat 228 Vici hostes animumque meum 260 Vicisti semel et vicisti 412 Victimas odit Deus immolatas 104 Victor victus 412 Vidi ego, quos opibus 230 Vidua, pupillus, hospes 416 Vincla tenent Christum 364 Virgili, campos aditure mecum 116 Vitae emendatio. Ad Iesum Christum 72 Vitae longioris bona 418 Vitae morumque correctio 94 Vos, quibus ebrietas 378 Votum ad Christum 236 Votum de mensa 238 Vulpes foveas habent, et volucres coeli nidos etc. 420 Widechindus rex Saxonum 260 Xerxes Persarum monarcha 252

2.

Index nominum

In diesem Verzeichnis sind alle von Heinrich Meibom geschriebenen Texte der Abteilungen A-D der vorliegenden Edition erfaßt. Fremdtexte und alle Texte des Anhangs bleiben also unberücksichtigt. Als Sigel werden die auf Seite 677 zusammengestellten Abkürzungen für die in der Edition enthaltenen Schriften Meiboms verwendet. Mit der Ziffer 0 wird auf Überschriften oder Titel der einzelnen Gedichte verwiesen (zu der abweichenden Funktion dieser Ziffer bei den FV/FS-Zusatztexten s. o., S. 390 u. 424, Anm. 3 u. 4). Abel FV 12,1; FS-Zusatztexte 0,6. Abrahamus / Abramus MML 2,36; FV 28,0; FV-Zusatztexte 0,2; FS 34,0. Achaia tellus S II 3,89. Acheron FS 13,2. Achilles HE 6,0. Achivi vates PH 19,14. Adamus PH 3,15. Adria S I 18,10. Aeacides HE 14,2. – Aeacidae HE 30,4. Aegyptus HE 15,0. Aeneades SM 14,3. Aeneas Sylvius S II 14,5. Aetnaei / Aetnei fratres C-OH 44; C-ICR 2,12; MML 4,10. Afer S II 3,9; SM 3,4. – Afri HE 4,3. Africus MML 2,26. Agamemnoniae Mycenae C-OH 74. Aganippidis unda S I 18,26. Agrigentum PH 3,5. Albertus I. C-ICR 3,0; 4,0. Albertus II. C-ICR 5,0. Albertus Comes Habsburgius C-ICR 2,0. Albis PH 5,6; S I 5,3; AL-G 153; GR 7; MML 2,8. Alcides MML 3,1. Alemanicus princeps S II 3,13. Alemannia PH 2,8. Alemannus HE 29,2. Alexander Magnus S I 24,0.8; HE 13,0. Alpes PH 22,2; GR 13. Alsaticus Ellus SM 9,7. Alvensleben, Ioachimus ab S I 25,0.24. Alvo Saxonicus S I 25,25. Amesis GR 101. Amphitryon HE 4,0. Amyntiades S I 24,7. Anacreon AL-T 30. Andinus vates SM 5,1. Anna Sophia Brandeburgia GR 0. Antichristus PH 10,3; 14,0. Aonium agmen S I 40. Apella FS 5,2. – Apellae FS 26,1. Apelles FS 17,3.

Apollo C-OH vor 1; PH 12,15; S I 18,38; 25,36; S II 3,95; SM 6,4. Appulus lyrista AL-T 28. Arar (Araris) S II 3,10. Argolicae flammae GR 427. Argolici cives S I 26,1; – patres HE 5,4. Argos C-OH 74. Armenia PH 14,20. Arpinas rhetor PH 18,7. Asia C-ICR 8,8. Assyrii HE 1,0; 10,0; HI 1,0. Atestina gens S I 5,1; 32,1; – origo S I 11,3. Atestinus leo S I 17,3. Atlanticus littus S I 18,18. Atlas SM 3,2. Attica Musa S II 4,22; – theatra S I 25,8. Attilius (M. Atilius Regulus) SM 10,3. Augustus PH 18,5; HE 21,0. Aulis GR 551. Aurora C-DG 91; MIC 26. Ausonius civis LC 13,1. Austria HE 36,2. Austriacus GR 259, 328. Austriades GR 24, 97. Avernus FS 16,9. Babylon PH 7,6; MML 5,25. Babylonica pellex PH 14,6; – Roma SM 9,13. Babylonicum scortum PH 10,0. Babylonius PH 2,23. Bacchis MML 5,20. Bacchus PH 10,9; GR 123, 602. Bahal MML 5,13. Baioaria GR 0. Balthe AL-T 90. Balthicum mare PH 8,2. Balthicus sinus PC 9. Balthis PH 12,10. Baptistes (Johannes der Täufer) FV 12,2. Barbarossa HE 33,0. Basilius, St. FV 7,0.

722 Batavi S II 3,21; GR 102. Bavius PH 4,8. Belgicus princeps PH 2,2. Benedictus, St. S I 15,1. Bernhardus, St. S I 8,0. Bernstein, Sigismundus à S II 3,0. Bethle SM 13,3. Bethuliensis vidua HI 2,0. Boda AL-G 155. Boëthius, Henricus S I 19,0. Boii S II 2,3; GR 12, 57, 331. Boiohema ora S II 3,23. Borcholten, Dorothea / Theodora S II 12,0.1. Borcholten, Heidwig S II 11,0.10. Borcholten, Iohannes S II 11,0; 12,0. Boristhenes S II 3,90. Briza Marchica SM 9,10. Britannus S I 18,9. – Britanni S II 3,11; MML 2,10. Brodan PH 2,24. Bructerus PC 8. Brunsvicensis domus S I 5,0. Bucerus, Martinus SM 9,0.7. Buda SM 29,7. Burdo SM 31,0. Byzantinum regnum GR 625. Caasa / Casa, Nicolaus PH-W 0, 23. Caesar, C. Iulius SM 10,0; HE 20,0.4. Caiphas LC 11,2. Calba GR 510. Calegia PC 9. Calliope C-OH vor 9. Camoenae PH 4,3; 19,9; S I 12,21; 18,35; S II 18,1. Canenses nuptiae LC 6,0. Canopus S I 25,2; AL-T 91. Cantaber PH 3,6. Capitolia MML 5,19. Carolus IV. HE 35,0. Carolus V. C-ICR 8,0; HE 37,0. Carolus Magnus Germanus Imp. HE 28,0; 35,2. Carthago HE 18,1. Caspia regna C-ICR 11,5. Castalia S I 25,33. Castalis unda GR 644. Catilina PH 18,11. Cato (d.Ä.) S I 6,2; AL-T 40. – Catones SM 7,1.4. Catti GR 102. Catullus PH 11,10. Caucaseae rupes SM 3,1.

Register Caucasus PH 12,9. Cecropii S I 25,8. Celta MML 2,11. Centauri HE 4,3. Cerberus PH 25,29. Ceres S II 13,9.13. Chemnitius, Martinus PH 17,0; SM 9,0.10. Chemnitius, Paullus PH 17,0.3. Cherusca tellus S I 18,31. Cherusci HE 22,0. Chia vina AL-T 116. Christianus PC 2. – Christiani PH 9,7. Christus – s. Iesus Christus. Cilnius AL-G 20. Cinglianus PH 22,1. Cinxia AL-T 148. Cirrha – s. Cyrrha. Clio C-OH vor 17. Conradus III. GR 0. Constantinus Magnus S I 22,8; HE 25,0. Corban PH 2,22. Cous Apelles FS 17,3. Crassi (M. u. P. Licinius Crassus) SM 10,3. Crato, Laurentius S I 20,0. Creticum vinum AL-T 117. Crosick, Adolphus à AL-T 0. Crosick, Catharina à AL-T 0. Cruschius, Melchior S I 19,0. Cupido AL-T 217. Cyclops PH 7,24. Cypris AL-T 52, 53, 216. Cyrrha PH 12,6. Cyrus HE 11,0. Daae C-ICR 11,7. Daci GR 464. Daedalus C-OH 39; AL-G 42. Dagon MML 1,21; 3,7. Dania PH-W 0; S II 14,4. Danubius PH 2,0; GR 9, 14, 98, 141. Dardania Roma HE 18,1; – urbs C-ICR 8,7. David C-DG 0; PH 7,0; HE 8,0; FS 20,0. Delia fides PH 4,18. Delius C-OH 4. Delius Apollo S I 25,36. Dio Chrysostomus S I 24,0. Dircaeus poeta PH 19,10. Dulichius S I 3,2.6. Eccius, Ioannes PH 10,0.1. Elias PH 17,1; MML 2,21; FV 12,1.

2. Index nominum Elisaeus PH 17,5. Ellus SM 9,7. Elmana PH 4,11; 8,9. Elmana virgo S I 25,23. Elmus AL-G 155. Elysia roseta SM 2,1. Emathii campi GR 428. Enacus PH 7,18. Ennius S I 7,4. Ephrata PH 6,10. Epicurus FV-W 11. Epirotae HE 14,0. Erato C-OH vor 54. Ericus iun. (Herzog von Braunschweig u. Lüneburg) S I 32,0.1. Ernestus (Herzog Ernst der Eiserne von Österreich, Vater Kaiser Friedrichs III.) C-ICR 6,0. Ernestus Comes Regensteinensis et Blanckenburgius S I 18,0. Erxlebiana bibliotheca S I 25,0. Euboicae cautes C-ICR 3,5. Euboicum mare GR 551. Euclio S II 9,3. Eufrates FS 7,17. Euripus GR 552. Europa C-ICR 12,2; S I 16,29. Euterpe C-OH vor 37. Falerna vina AL-T 115. Faventiae AL-T 103. Ferdinandus / Fernandus I. C-ICR 9,0; 10,0; SM 29,3. Flaccus – s. Horatius Flaccus, Q. Flora AL-T 109. Fortuna C-ICR 4,4; PH 16,3; S II 3,137; HE 16,1; GR 491. Francici nobiles S II 3,19. Francus GR 99, 331. Freymonius, Wolffgangus S I 12,0. Fridericus III. C-ICR 6,0. Fridericus Barbarossa HE 33,0. Fridericus Huldericus – s. Fridericus Ulricus. Fridericus Pulcer C-ICR 4,0. Fridericus Ulricus / Huldericus (Herzog von Braunschweig u. Lüneburg) SM 1,0; GR 0. Frisii GR 100. Frotho S II 14,3. Gallia S I 13,1; HE 29,1. Gallica arva S II 2,11. Gallicae manus PH 2,7.

723 Gallus C-ICR 8,2; S I 24,20; HE 37,1. Ganges GR 142. Garamantes C-ICR 7,12. Gellia SM 24,0.1. Germana fides GR 628; – manus GR 224; – pubes S I 18,15; – virago GR 638; – virtus S II 3,97. Germanae urbes GR 86. Germania PH 16,0; S I 5,7; S II 2,21; 21,1; SM 9,1; GR 37,465. Germanis terra S I 26,3. Germanus HE 28,0. – Germani PH 16,23. Gerstenbergerus, Marcus SM 7,0.2. Geta MML 2,12. – Getes SM 29,8. – Getae GR 105. Gnodalius, Petrus PH 16,0. Godefridus Bulionius PH 2,0; HE 31,0. Godefridus Comes Calbensis GR 0. Goliath C-DG 0; PH 7,0. Gosa PC 13. Gotthica robora HE 27,1. Gradivus GR 214. Graeci HE 13,0; 24,1. Graecia PH 2,6; S II 3,5. Graii FS 4,5. Graii scriptores S II 14,15. Gratiae AL-T 101; AL-G 15. Grovius, Volquinus S II 21,0.2. Guelfi S II 2,5; GR 18,48. Guelfia GR 489, 528; – coniunx GR 189, 312, 463, 578; – matrona GR 635. Guelfiaci Duces SM 2,6. Guelfiades GR 213, 319, 348, 389. Guelfiades pater SM 2,2. Guelfica coniunx S II 3,45. Guelfus (Welf I.) PH 4,20. Guelfus (Welf VI.) S II 3,17.27.81; GR 0, 14, 26, 44, 57, 87, 103, 114, 126, 143, 149, 177, 193, 205, 242, 255, 286, 297, 301, 324, 335, 431, 557, 570, 589. Guelfus (Herzog Julius von Braunschweig u. Lüneburg) S I 11,3. Guelfus (Herzog Heinrich Julius von Braunschweig u. Lüneburg) SM 5,4. Hannas LC 11,1. Hannibal HE 16,0. Harcinia silva SM 9,5. Harminius SM 10,4; HE 22,0. Harpyae SM 11,0.1. Hebr(a)ea gens S I 11,1. Hebraeus SM 14,6; FV 1,2. – Hebraei SM 13,1; HE 3,0; 7,0; 8,0; FS 4,5.

724 Hector HE 5,0. Helmaestadium S I 15,0; S II 2,0. Helvetius GR 100. – Helvetii AL-FM 1. Henricus Iulius (Herzog von Braunschweig u. Lüneburg) S I 1,0; 4,0; 15,0; 29,0; SM 2,0. Henricus Superbus GR 12, 94. Herculei labores PH 10,8. Hercules S I 1,0.3; HE 4,0. Hercynia ora S I 18,32. Hermus AL-T 92. Herodes LC 12,6. Heshusia, Anna C-OH 0. Heshusius, Tilemanus C-OH 0. vor 37. Heshusius, Tilemanus iun. S I 19,0. Hesperia S I 18,20; SM 29,1. Hesperium cubile MML 1,16. Hesperius orbis SM 29,10. Hevila PH 7,14. Hiarnus S II 14,3. Hierosolyma HE 31,0. Hippocrene S I 18,25. Hispanus MML 2,11. Hof(f)man(n)us, Daniel PH 22,0.2. Horatius Flaccus, Q. PH-W 9, 14, 19; PH 19,0.12. Horstius, Iacobus S II 13,0.1. Hoxariensis civis S II 21,0. Hungaricum bellum SM 29,0. Hunnus GR 82. – Hunni HE 31,3; GR 68, 309, 464. Hymen AL-T 124. Iacob FV 22,0. Iagemannus, Iohannes S I 21,0; SM 3,0; 4,0; 5,0.2.6; 8,0.11. Iagemannus, Iohannes Thomas S I 21,0. Iber S I 24,20; MML 1,22. Iberia S II 3,9. Iberus S I 5,9; GR 174. Ida GR 0, 313. Iephtes HE 3,0. Ieremias PH 16,38; FS 32,0. Iehova (s. auch Iova) PH 6,1; 10,15; 25,25; S I 15,5; HE 11,1; MIC 52; MML 1,13. Iesuitae SM 12,0. Iesus Christus PH 3,0; 14,16; 20,0; 22,0.17; 25,1.7; S I 9,0.2; 13,7; 17,35; 19,1; 28,4; S II 1,4; 4,29; 11,7.10; 15,0.5; SM 4,14; 12,1.4; 13,0; 14,0.1.5; 15,0.6; HE 7,3; 25,2.4; 31,2; MIC 28,40; LC passim; FV 2,1.9; 4,0.7.10; 9,1; 10,0; 13,3; 18,2.6; 19,1.5; 21,0.1;

Register 23,2; FS 4,0; 12,1; 13,0.9; 15,2.7; 16,3; 17,0; 19,0.2.8.15; 20,0; 29,2; 33,5; 35,3; 36,8; FS-Zusatztexte 0,1.9. Ilion HE 9,4. Illyrici sinus C-ICR 8,5. Inachii S II 4,22. Indi C-ICR 7,12. Indicae gemmae S II 3,70. Indus S II 3,89. Innera PC 13. Iohannes Casimirus Comes Palatinus Rheni S II 2,0. Ionas MIC 90. Iosaphatus S I 11,1. Iosua HE 2,0. Iova (= Iehova) S I 2,0.1; SM 29,12; MML 1,6; LC 1,5; FV 14,2; FS 34,5. Isaac FV 28,0. Isacides FV 22,2. – Isacidae HE 17,4. Ister C-ICR 3,6; PH 2,5; 8,3; S I 5,9; GR 19; MML 2,12. Itala Bacchis MML 5,20; – nomina S II 2,5; – tellus S I 13,1; 32,5; – terra S I 5,8. Italia PH 14,16; S II 14,7; SM 11,2; MML 2,13. Italus Lycaon PC 18. Iuda PH 7,15; S I 5,15. Iudaea LC 4,5. Iudaei PH 7,0; SM 14,0; HE 2,0; 11,4; 17,0. Iudas Macchabaeus HE 17,0. Iuditha HI 2,0. Iulia Academia S I 15,0.38; 18,0.34; 19,0; 20,0; 21,0; 22,6; 25,21; S II 2,0; 11,0; – diva GR 6; – gens HE 23,0; – nympha PH-W 3; PH 4,0.10. Iulium Lyceum S II 4,0. Iulius (Herzog von Braunschweig u. Lüneburg) PH 8,0; S I 11,0; 31,0; S II 2,0. Iulius Apollo S II 3,94. Iuno C-OH 108; – Pronuba S II 13,4. Iupiter C-OH 108; C-ICR 1,3; 7,7.16; S I 5,5; S II 13,7; SM 6,6; GR 327. Iustinianus, Fl. HE 27,0; 32,1. Lacedaemon GR 629. – Lacedaemones HE 4,3. Lagaeus heros S I 25,3. Langerus, Franciscus FV-W 0,7; FS-W 2. Lantz, Martinus S I 20,0. Lapithae HE 4,3. Latiae opes MML 5,18.

2. Index nominum Latina piacula PC 24; – sacra S I 11,5. Latini C-ICR 11,4; FS 4,5. Lazarus MIC 66; LC 9,0.3; FV-Zusatztexte 0,0.2. Leo (Papst Leo X.) MML 3,3. Leopoldus (Markgraf Leopold IV. von Österreich) GR 30, 97. Lesbium plectrum PH 8,11; – poema S I 25,34. Libethrides AL-G 16. Libitina S II 12,6. Libya GR 143. Ligur S I 24,20. Longobarda stirps S II 3,15. Lorberius, Ioannes S I 17,0. Lotharius Saxo HE 32,0. Lothus FV 11,0.3. Lubentiae AL-T 102. Lupercus PC 1, 10, 15. – Luperci SM 12,3. Lutherus, Martinus C-OH 38; PH 16,1; SM 9,0.6; MML 1,0.5.17.32; 2,0.1.29.39; 3,0; 4,0; 5,0.1. Lyaeus S II 13,7. Lycaon PC 18. Macedones S I 24,9. Macer PH 11,11. Machaoniae artes S II 13,1. Maeonii cantus HE 6,3. Maeotica unda C-ICR 11,6. Maevius PH 4,23; S II 9,2; – Maronianus S II 5,5. Manasses PH 3,17. Manto PH 5,2; SM 2,5. Maosim MML 1,9. Marani PH 6,15. Marchica Briza SM 9,10. Mareotis S I 25,2. Maria LC 1,0. Mariaevallensia organa S I 27,0. Marilla SM 20,0.2.5; 21,1.3.5; 22,2; 23,1. Maro – s. Vergilius Maro, P. Maroneus versus SM 5,5. Maroniani cantus AL-T 27. Mars C-ICR 6,9; PH 16,27; S I 18,7; S II 2,2.22; 3,28; SM 9,4.13.14.15; AL-T 215; GR 157, 593. Martinus Comes Regensteinensis er Blanckenburgius S I 18,0. Massicum vinum AL-T 118. Matuta AL-T 234; AL-G 5. Mavors HE 14,3; GR 25, 373. Maximilianus I. C-ICR 7,0; HE 36,0.

725 Maximilianus II. C-ICR 10,0; 11,0. Maximus (Q. Fabius Maximus Cunctator) C-ICR 7,2. Meibomius, Henricus AL-T 18. Melpomene C-OH vor 89. Mercurius S II 13,11. Michea PH 17,17. Minerva C-ICR 3,4; S I 18,15; SM 6,2; AL-T 24, 215; AL-G 13. Minyae matres GR 629. Momus PH 9,22; SM 7,3. Monavius, Iacobus S I 2,0.2. Morini C-ICR 11,6. Morta SM 23,7. Mosaica lex S I 15,7. Moscus MML 1,23. Mycenae C-OH 74. Mynsigeri – s. Mynsingeri. Mynsigerus – s. Mynsingerus. Mynsingeri AL-FM 0, 2, 9. Mynsingerus à Frondeck, Henricus Albertus AL-T 0; AL-G 0, 12, 21, 46, 62, 86–88, 110–113, 150–152, 225, 227. Mynsingerus à Frondeck, Ioachimus (d.Ä.) S I 13,0.3; 14,0; 16,0.6.23; AL-T 9; AL-G 0, 188. Mynsingerus à Frondeck, Ioachimus (d. J.) AL-G 0. Mynsingerus à Frondeck, Iohannes AL-G 0. Mynsingerus à Frondeck, Iosephus AL-G 0. Mynsingerus à Frondeck, Sigismundus Iulius AL-G 190, 196. Myrmidones HE 5,3. Mysus GR 99, 331. Nabuchodonosar HE 10,0. Naiades S I 17,23. Napaeae S I 25,16. Nemesis FV 26,2; FS 17,40. Nestor PH-W 26. Neuwaldt, Hermannus S I 23,0. Nicer AL-FM 5; GR 181, 619. Nilus GR 175; FV 22,1. Ninive FS 7,0.27.49. Ninus HE 1,0; HI 1,0; FS 7,2. Niobe FV 24,0. Noha FS-Zusatztexte 0,7. Norica sceptra GR 57; – tellus GR 25. Noricum FS-W 3. Northausen, Catharina à S II 3,0. Northausen, Iohannes à S II 3,0. Nun HE 2,0.

Register

726 Oceanus C-ICR 7,5.14; HE 36,2; GR 550. Ocra PC 8. Oenus GR 98. Olearius, Iohannes C-OH 0. Orcus MML 5,28; FV 2,15; 4,1. Orion C-DG 71. Otto Magnus Saxo HE 30,0. Ovidiana Niobe FV 24,0. Pacuvius S I 7,4. Palaestina S I 18,11. Palaestina humus SM 13,2. Palatina domus S II 2,4. Pallas C-OH 17; C-ICR 10,3; PH-W 25; S I 15,28; S II 13,7. Pamphagus S II 8,0.2. Pannon GR 139. Pannonia S II 3,12. Pannonicus Ister MML 2,12. Parcae SM 3,8; GR 50. Parnassus PH 18,14. Parthia SM 10,3. Pasman(n)us, Iacobus PT-W 0; S II 1,0.3. Pataraeus Apollo S I 25,36. Paullus (Apostel) S I 30,0.1. Pegasus AL-G 40. Pelasgia cluens PH 4,1. Peleus HE 6,0. Pergama HE 5,1; GR 427. Pergameni reges S I 25,9. Persae HE 11,0; 12,0. Petrucia, Antonius de SM 8,0. Petrus (Apostel) S I 30,0.1. Phalaris PH 3,8. Phidias FS 17,4. Philelphus S II 9,0.1.4. Philippus Macedo S I 24,0. Philistae PH 7,5. Philisteus Gigas PH 7,0. Philistus S I 26,7. Phoebus C-OH 6; PH-W 2; PH 4,2; 19,24; S I 15,19; 17,23; S II 13,3; ALT 1, 2, 24; AL-G 13; MML 1,1. Phrygius tyrannus GR 639. Phthia HE 6,0. Pierides C-DG 3; S I 18,24; 25,30. Pilatus – s. Pontius Pilatus. Pindarus PH 11,9. Plato AL-T 42. Poenus SM 10,3; HE 16,0. – Poeni CICR 8,2. Pollio, Asinius S I 26,8; SM 5,1.5. Polonus S II 3,92.

Polymnia C-OH vor 71. Pompeius Magnus, Cn. HE 19,0. Pontius Pilatus LC 12,0.1. Pontus SM 3,3. Prema AL-T 147. Priamus C-OH 72; HE 5,0.3. Proba Falconia PH 11,0. Propontis GR 106. Ptolemaeus Philadelphus HE 15,0. Punica Carthago HE 18,1. Puniceae rotae C-DG 91. Pylius Nestor PH-W 26. Pyrenaeus finis PH 12,11. Pyrene SM 3,1; AL-T 93. Pyrrhus HE 14,0. Quirinus S II 14,6. Quirites HE 16,1; GR 52. Ranzovius, Caius PH 18,0.2. Ranzovius, Fridericus PH 5,0. Ranzovius, Henricus PH 5,0.5; S I 24,0.1; S II 17,0.2. Reichards, Melchior PT-W 0. Reineccius, Reinerus PH 2,0; S I 22,0.1; 26,0; 28,0; S II 14,0. Remus, Georgius FS-W 0, 4. Reyger, Arnoldus de S II 16,0.3; SM 6,0. Rhamnusia SM 28,1. Rhenus C-ICR 3,5; PH 12,9; S I 5,4; S II 2,12; GR 8, 101, 175, 623; MML 2,7. Rhodanus S I 5,9. Rhodopeïus sacerdos PH 4,22. Rhoxolani PH 8,5. Richius, Bartolus S I 9,0. Ridachus S I 17,2. Ridageshusense coenobium S I 17,0. Rittershusius, Conradus FS-W 0, 7. Roma C-ICR 8,5; 11,8; PH 19,16; S I 5,5; SM 9,1.11.13; 11,2; HE 5,4; 9,1.4; 18,1; 20,2.4; 21,4; 23,3; 25,1; 27,2; MML 3,8; 5,17. Romana atria S I 26,9; – res C-ICR 8,1; – sceptra S II 3,13; – urbs S I 6,1. Romani fasti HE 24,1; – scriptores S II 14,15. Romanum nomen GR 566. Romanus HE 22,1; LC 13,5. – Romani C-ICR-W 14; C-ICR 10,14; HE 9,0; 14,1. Romanus Antichristus PH 14,0; – orbis SM 10,5; – rex C-OH 40; MML 4,6. Romula nympha PH 11,5; – sedes MML 2,17.

2. Index nominum Romuleus Dagon MML 1,21. Romulides C-ICR 12,8. Romulus S I 26,2; HE 9,0. Romulus Pontius (Pilatus) LC 12,1. Rubenitis Iuditha HI 2,0. Rubrum mare MIC 33. Rudloff, Heinricus S I 20,0. Rudolfus – s. Rudolphus. Rudolphus II. C-ICR-W 0; C-ICR 11,0; 12,0.8; SM 29,9. Rudolphus Habsburgius / Habspurgius (Kaiser Rudolf I.) C-ICR 2,0; 12,1; HE 34,0. Ruthenus S I 18,13. Sabaeum thus PH 15,2. Sabinum vinum AL-T 118. Sala AL-G 154. Salomon / Solomon S I 15,4.15. Samarites FS 15,5. Samson / Simson HE 7,0; MML 3,1. Sansadonia PH 2,21. Sappho PH 11,9. Sarmata S I 24,20; MML 2,10. Satan PH 1,15; MML 1,24; LC 16,3; 17,3; FS 16,4. Satler, Basilius S I 19,0. Saturnia Iuno C-OH 108. Saulus (König von Israel) PH 7,0.4. Sauromatae GR 463. Saxo S II 3,23; HE 28,1; 30,0; 32,0; GR 104. – Saxones PC 7; HE 29,0. Saxonici heroes MML 3,0; – loci S II 2,6; – proceres PH 4,20. Saxonicum solum S II 4,12. Saxonicus S I 25,25. Saxonis ora AL-FM 7. Scaevola (Q. Mucius Scaevola) S I 13,3. Schosgius, Casparus S I 27,0.1. Schytica ora PH 8,4. Scipio (Scipio Africanus maior) S I 6,1. Scipio Aemilianus Africanus (Scipio Africanus minor) HE 18,0. Scorpius PH-W 2. Scyllaea rabies SM 3,3. Sedulius, Ianus S I 7,0. Semele GR 182. Semiramia manus SM 3,6. Semiramis HI 1,0. Seneca S I 6,0. Sicamber S II 3,22. Sicania Venus S II 13,5. Siculae orae GR 67. Siculi GR 309.

727 Siculi hostes GR 140. Siculus rex GR 20. Simson – s. Samson. Sinon SM 28,0.2.3. Sion PH 1,0; S I 15,3. Sleidanus, Ioannes SM 1,0; FS-W 8. Smidestetus, Hartvicus S II 4,0.12. Sodoma MIC 31; FV 11,3. Sodomiticae noxae PH 14,21. Sol S II 13,9. Solomon – s. Salomon. Solon AL-T 41. Solyma / Solyme PH 2,36; S I 15,37; HE 17,1; GR 108; FS 4,1.5. Solyman PH 2,24. Sophie Saxonis (Sophie von Wintzingerode) SM 6,5. Stentor S II 4,3. Strophades SM 11,1. Stygiae aquae FV 2,12. Stygii ignes FV 3,11; FV-Zusatztexte 0,5; – lacus HE 5,2. Stygium barathrum FS 27,2; – os PH 25,32. Styx LC 16,6; FS 13,2. Suada S II 4,20. Subigus AL-T 148. Suevi GR 90. Suevia AL-FM 5. Suevici mystae PH 16,13. Suevicus sanguis S II 3,14. Suevus GR 329. Sulpitius (Servius Sulpicius Rufus) S I 13,4. Syrtes SM 3,4. Tarpeius Leo (Papst Leo X.) MML 3,3. Tartara GR 447. Taurus S I 16,15. Tempe MIC 85. Terpsichore C-OH vor 99. Teuto S I 24,20; 26,10. – Teutones S II 15,22. Teutonicum iugum HE 22,2. Teutonicus Elias MML 2,20; – ritus COH 110; C-ICR 9,6; – tumultus PH 16,32. Teutonis ora S I 13,2. Thalia C-OH vor 29. Thariades MIC 38. Thasium vinum AL-T 117. Thebana Semele GR 182. Thebanus Amphitryon HE 4,0. Themis S I 18,16.

Register

728 Theodosius Magnus HE 26,0. Thesbita SM 9,6. Thraces S II 3,92; HE 4,3. Thrasea (P. Clodius Thrasea Paetus) SM 7,1.4. Thraso PH 4,24. Thrax PH 12,10. Tiberinum flumen C-ICR 8,6. Tiberinus C-ICR 1,9. Tibris / Tybris PH 10,7; PC 24; GR 624; MML 5,20. Tigris PH 7,8; GR 174. Timaevus C-ICR 8,4. Titan GR 476. Titus / Titus Vespasianus (Titus Flavius Vespasianus) SM 14,3; HE 24,0. Trinacria GR 82. Tritonia Pallas C-OH 17; C-ICR 10,3. Troia C-OH 71; HE 5,4. Tucca SM 24,2. Tuisco SM 29,2; MML 2,5. Tuiscona gens S II 3,33. Tulichius, Hermannus S I 3,0.1. Tullius (Cicero) S I 3,1.6. Turca C-ICR 12,7; PH 2,35; SM 29,6.12; HE 31,3. – Turcae PH 6,15; 16,31; S II 3,12; MML 1,23. Turcica fortuna C-ICR 12,1. Turcopoli PH 2,26. Turcus PH 2,11. Tybris – s. Tibris. Tyrigetae S II 3,22. Tyrium ostrum C-ICR-W 9. Tyrius murex GR 498.

Uranie C-OH vor 106. Vadina, Anna S I 28,0.2. Vandalicae acies HE 27,1. Vangiones S II 3,21. Varius (L. Varius Rufus) PH 11,9. Varus (P. Quinctilius Varus) SM 10,4. Vastelabus, Hermannus S II 20,0. Veiovis PH 1,1.2. Venus C-OH 73, 78; S II 13,5; GR 166; FS 35,2. Vergilius / Virgilius Maro, P. PH 11,3; 18,6; 19,0.1; SM 2,1.4; 5,3; HE 6,3. Vespasianus, Fl. HE 23,0. Vienna SM 29,7. Virginensis AL-T 202. Vistula S I 5,9. Visurgis PC 6. Vratislavia Elysiorum FS-W 2. Vratislaviensis Senatus FV-W 0. Weinsperg / Winsperg GR 184, 214, 386. Weinsperga arx GR 0. Westvalus S I 3,0. Widechindus HE 29,0. Windruvius, Petrus S I 17,0. Wirtembergiaca humus AL-FM 6. Xenophon S II 4,21. Xerxes HE 12,0. Zoilus PH 4,9; 9,24.

3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar

3.

729

Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar

Biblische Gestalten sind hier nicht verzeichnet; sie finden sich, soweit in Meiboms Texten genannt, im Index nominum. Soweit die Namen von Vergil und Horaz in den Wörtern ›Vergil-Centonen‹ und ›Horaz-Parodien‹ vorkommen, werden sie hier nicht berücksichtigt. Übergangen werden auch die Namen von Autoren der in den Fußnoten aufgeführten Quellen- und Forschungsliteratur sowie solcher, die im Kommentar nur im Zusammenhang mit dem Nachweis von Similien oder Zitaten innerhalb der edierten Texte genannt werden. Abel, Caspar XXX Actius (Este), Caius LXXII Adolf von Nassau, deutscher König 526 f., 535 Adolf, Herzog von Schleswig-HolsteinGottorf XIX Aetius 619 Agricola, Johannes 569 Albert von Aachen 542 f., 580, 595 Albert von Stade XVI Albertus Magnus 649 Albrecht I., deutscher König 526 f., 534 f. Albrecht II., deutscher König 528 Albrecht, Herzog von Preußen XIII, 540 Albrecht der Bär (= Albrecht I. von Brandenburg) 588 Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Erzbischof von Mainz u. Magdeburg LXXIII, 582 Albrecht, Graf von Nassau-Saarbrücken 641 Albrecht IV., der Weise, Graf von Habsburg 525 Alexander der Große LXXV, 581, 613 Alexander III., Papst 620 Alexios, Kaiser von Byzanz 543 Alkaios 547 f., 583 Alvensleben, von (Familie) LXXIV Alvensleben, Emerentia von (Ehefrau des Thomas von dem Knesebeck) LVI Alvensleben, Emerentia von (Ehefrau des Andreas von Meyendorff) 636 Alvensleben, Joachim I. von 582, 608, 636 Alvensleben, Joachim Werner I. von LXXIV, 608 Alvensleben, Ludolf XIII. von 608 Anakreon 623 Anaxagoras 671 Andreä, Jakob 559, 573 Anna von Böhmen u. Ungarn (Gemahlin Kaiser Ferdinands I.) 531

Anna Sophie von Brandenburg 600, 628 f. Anselmi, Giorgio 561 Anshelm, Thomas 591 Antiochus IV. Epiphanes, König von Syrien 615, 638 Antonius, Marcus 542 Antoninus Heliogabalus, Kaiser 522 Apelles 654 Apuleius 646 Arminius 616 Arnoldi, Caspar XVII, LX Asinius Pollio, C. 551, 583, 601 Atilius Regulus, M. 604 Attabaliba, König von Peru LXXV Attalos I., König von Pergamon 582 Attila 619 Augusta, Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf XL Augustinus LXXX, 649 Augustus, Kaiser 542, 550, 553, 600 f., 636, 662 Aurpach, Johannes 623 Ausonius XLV–LII, 522, 525, 548, 625 f. Axius Paulus XLVI, L Azzo II., Markgraf von Este 570 Basilius von Caesarea 645 Bavius 544 Béla II., König von Ungarn 629 f. Belisar 618 Benedikt von Nursia 574 Benekendorff, Johannes von LVI Bernhard von Clairvaux 571, 630 Bernsdorphius, Johannes XVII Bernstein, Anna von 587 Bernstein, Johann Christoph von 587 Bernstein, Johann Siegmund von XV, 587 Beza (eigtl. de Bèze), Theodor LXXVI Bocer, Johannes XXI, LXXIII, 520, 591 Bodin, Jean 629

730 Bökel (Böckel, Bokelius), David XVII Bökel (Böckel, Bokelius), Johannes XVII, XCVII Bökel (Böckel, Bokelia), verh. Meibom, Sophie XVII, XXVIII, 602, 664 Boëthius, Heinrich XVII, XCVII, 578 Boissard, Jean Jacques XXXII, LXXI, 666 Bolschenius, Heinrich 541 Bonifacius XCV Borcholdius, Julius XLIII Borcholten (Borcholt), Johannes XCVII, 594, 660, 665 Brahe, Tycho 524 Brant, Sebastian XXXV Brodan 543 Bruschius, Caspar 599 Brutus, M. Iunius 604 Bucer, Martin 603 Buchanan, George LXXXVIII Caasa: s. Kaas Caesar, C. Iulius LXXV, 522, 592 f., 603 f., 615 f., 632 Caesar, Christoph 540 Calixt, Georg XIX Camerarius, Joachim 606 Capilupus (eigtl. Capilupi), Julius LI– LIV, 568 Capilupus (eigtl. Capilupi), Laelius XLVI f., XLIX–LIII, LVI f., 568 Carion, Johannes 591 Casanova, Marcus Antonius LXXV Caselius, Johannes XXI, 555, 579 Cassius Longinus, C. 604 Catilina 553 Cato, M. Porcius (Censorius) 570, 602, 625, 643 Catull XLI, LVIII, 561–564, 592–594, 596, 604, 625, 658 Celtis, Konrad 666 Chemnitz (Chemnitius), Martin d. Ä. XIII, XCIV, XCVI, 552, 559, 573, 603 Chemnitz (Chemnitius), Martin d. J. XIII, XVII, XXVII, LX, 665 Chemnitz (Chemnitius), Paul XIII, 552 Chingiscam (= Dschingis Khan) LXXV Christian III., König von Dänemark XIX, LXXV Christian IV., König von Dänemark 539 Christian Wilhelm, Markgraf von Brandenburg LXXIII, LXXIX Chytraeus, David XXI f., XCV, XCVII Chytraeus, Nathan LX

Register Cicero LXIII, XCVII, 553, 569, 614, 643 Cinna, C. Helvius 658 Clarmundus, Adolphus (Ps.): s. Rüdiger, Johann Christoph Clemens VII., Papst 621 Cludius, Andreas XCVII Cludius, Johann Thomas 664 f. Cochlaeus, Johannes 535, 577, 627 Conradinus, Henning LXXIV Conring, Hermann XXVIII, 620, 625 Copius, Bernhard XII f. Corban (Corbahan): s. Karbugha Cordus, Euricius XXXV Cornelia (Ehefrau des Cn. Pompeius Magnus) 615 Corvinus, Antonius 639 Crassus, M. Licinius Dives 604, 616 Crassus, P. Licinius 604 Crato, Lorenz 579 Creutz, Herren von 540 Crosigk: s. Krosigk Cruschius (eigtl. Krusch), Melchior 578 Cuspinianus, Johannes 522 Cyrus: s. Kyros Czernovicenus, Johannes LIV, 523 Daetrius, Brandanus 673 Debelius, Johannes XCVII Decimator, Heinrich 541 Demetrios von Phaleron 582 Dingelstädt, Carl Friedrich XXX Dio Chrysostomus (Dion Cocceianus von Prusa) 581 Dolet, Etienne 652 Domitian, Kaiser 522 Dousa, Janus 549 Dowland, John LXXXIX Dreyer, verh. Meibom, Anna XII Dreyer, Johannes XII Dschingis Khan: s. Chingiscam Duden, Heinrich 560 Eck, Johannes 547 f. Elisabeth von Luxemburg (Gemahlin König Albrechts II.) 528, 535 Ennius 570 f. Epikur 549 Eppingen, Hartmann von XXIII Erasmus von Rotterdam XXXV, XLVIII, XCV, 613, 659 f., 664 f., 672 Erich II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg 585 Ernst der Eiserne, Herzog von Österreich 528

3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar Ernst III., Graf von Holstein-Schaumburg XX, LVI, XCIII, XCVI, 598 Ernst II., Graf von Regenstein u. Blankenburg 576 Estienne, Henri: s. Stephanus, Henricus Eudocia XLIX Eumenes I., König von Pergamon 582 Euripides 665 Fabius Maximus (Cunctator), Q. 529 Fabricius, Georg LXXIX, 538 Fasteleben: s. Vastelabus Fechta, Georg von LVI Ferdinand I., Kaiser 530–532, 607 Ferdinand der Katholische 621 Festus, Rufius (?) 661 f. Fidler, Felix XCV Filelfo: s. Philelphus Fleming, Paul 566 Florus, Lucius Iulius 662 Franz I., König von Frankreich 530, 621 Freher, Marquard 663 Freher, Paul XXXII Frenzel von Fridenthal, Salomon XXII– XXIV, XXVI, XXXIV–XXXVI, 524 Freymonius (eigtl. Freimann), Johann Wolfgang 572 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 620 Friedrich III., Kaiser 528 f., 535, 596, 666 Friedrich der Schöne, deutscher König 527 f., 535 Friedrich, Herzog von Schwaben 589 f. Friedrich II., König von Dänemark XXII, 539 Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg 600, 628 Friedrich Wilhelm I., Herzog von SachsenWeimar XXIII, 602 Frischlin, Martha XXXV Frischlin, Nicodemus XXII, XXV, XXXV–XXXVII, LXV, 523 Frobese (Frobesius), Johannes Nicolaus XXXIX Frotho, König von Dänemark 595 Fugger, Jakob 547 Galba, Kaiser 617 Gallus, Aelius 547 Garber, Heinrich LVI Geisa II., König von Ungarn 588 Geitersheim, Heinrich Julius von XLIII Gelimer, König der Vandalen 618 Gellius, Aulus 565, 659 Georg Podiebrad 529

731

Gerhard II., Erzbischof von Mainz 534 Gerlach, Joachim 644 Gerlach, Katharina 644 Gerstenberger (Gerstenberg), Markus d. Ä. 602 Giovio: s. Iovius Giselinus, Victor 562 f. Glandorp, Johannes XV f. Gnaphaeus, Gulielmus 599 Gnodalius, Petrus 551 Gonzaga (Fürstenfamilie in Mantua) XLVI Gonzaga, Francesco LI Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen 542 f., 619 Gracchus, P. Sempronius 615 Grapendorf, Elisabeth XVII Gregor IX., Papst 620 Grothe, Konrad 598 Grothusius, Arnoldus XIV Grovende(n), Volquinus (Folkwin) 598 Gruphenius, Andreas XXIV Gruter, Janus XLI, 608 Gryphius, Christian 566 Gryphius, Otto XLIX f. Gyraldus, Lilius Gregorius XLVIII–L Hamilkar Barkas 614 Hammer, Johannes 563 Hannibal LXXIV, 529, 570, 614 Harris, James LXXXVIII Haslob, Michael 623 Hausmann, Mauricius XCVI Hegius, Alexander XXI Heinrich, Sohn u. Mitkönig Konrads III. 588 Heinrich VII., deutscher König 527 Heinrich, Herzog von Kärnten 535 Heinrich, Herzog von Niederbayern 534 Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen u. Bayern 588, 631 Heinrich der Stolze, Herzog von Sachsen u. Bayern 588, 629 f. Heinrich d. J., Herzog von BraunschweigLüneburg 571, 573 Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg XXI–XXIII, LVI, LXXIII, XCV f., 567–569, 572, 574, 576, 579, 585, 600, 640, 652, 657, 659 Helmold, Georg XLIII Henckel von Donnersmarck, Lazarus LXXV Henel, Nicolaus 563 Herodot XIV, 633

Register

732 Heshusen, Anna XIV, LV, LXXI, 516 f., 639, 665 Heshusen, Tilemann XV, XVII, L, XCVII, 516–518, 531, 555, 639, 660, 670 Hesiod 517 Hiarnus, König von Dänemark 595 Hildensaemus: s. Hildesheim Hildesheim (Hildensaemus), Franz LX, 554, 556, 599 Hirpinus, Quinctius 556 Hoffmann, Johannes 641 Hofmann (Hoffmann), Daniel XV, XCVII, 555, 667 Hofmann, Erhard XCVII Hogarth, William LXXXV Hohnstein-Klettenberg, Graf von 602 Hoja, Anna von XLIII Homer XLV, XLIX, 558 Horaz XXV, XXXVI, XLII, LVIII–LXV, 537–559, 625, 636, 650, 658–660 Horn, Anna vom 575 Horst, Dethard XCVII Horst, Jakob 594 f. Hosidius Geta 548 Hutten, Ulrich von XXXV, LVI Iccius 547 Innozenz IV., Papst 620 Iovius (eigtl. Giovio), Paulus LXXVI Irnerius 619 Isidorus Hispalensis XLVIII f. Jagemann, Johannes d. Ä. 580 Jagemann, Johannes d. J. XXIII, LXIV, 555, 579, 600–604, 659 f. Jagemann, Johann Ernst 579 Jagemann, Johann Thomas 579 Jagemann, Julius 579 Joachim II., Kurfürst von Brandenburg 582 Joachim Friedrich, Kurfürst von Brandenburg 554, 597 Joachim Karl, Herzog von BraunschweigLüneburg XCVI Jöcher, Christian Gottlieb XXXIII Johann von Aragon 529 Johann, Graf von Oldenburg 519 Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein 561, 586 Johann Ernst, Graf von Regenstein u. Blankenburg 576 Johann Georg, Kurfürst von Brandenburg 554

Johann Parricida 527 Johann Sigismund, Kurfürst von Brandenburg 554, 597, 628 Johanna von Aragon-Kastilien (Johanna die Wahnsinnige) 529, 621 Johnson, Robert LXXXIX Jonston, John XVII Jordan, Aemilia 624 Judas Makkabäus LXXIV, 614 Julia (Tochter Caesars) 616 Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg XIII f., XVI–XVIII, XXI–XXIII, XXV, LXXIII, XCV f. , 517, 546, 568, 571–573, 575 f., 578, 582, 584–586, 592, 594, 664, 666–668, 670, 673 Julius Heinrich, Herzog von SachsenLauenburg 628 Justinian I., Kaiser 618 f. Kaas (Caasa), Nicolaus LXI, LXIV, 539 Kallimachos 614 Karbugha 543 Karl der Große LXXIV, 618 f. Karl IV., Kaiser 620 Karl V., Kaiser XIX, LXXIV, 518, 523, 530 f., 536, 572, 607, 621, 627, 640, 650 Karl der Kühne, Herzog von Burgund 529 Karl, Herzog von Geldern 535 Karl, Graf von Mansfeld 607 Kepler, Johannes 524 Kineas 613 Kirchner, Timotheus XV Kleopatra 542, 550 Knesebeck, Thomas von dem LVI Konrad III., deutscher König 588, 590 f., 629 Konrad IV., deutscher König 526 Konstantin I., der Große, Kaiser 580, 617 Krosigk, Katharina von XLIII, 622 Krüger, Pancratius XIV, XXVI, XXXVII, XCVII, 517, 667 Kunigunde von Altdorf (Schwester Welfs III., Gemahlin Azzos II.) 570 Kyros II., König von Persien LXXV, 612 Ladislaus: s. Wladislaw Lamia, Aelius 546 Langen, Rudolf von XXI Langer, Franz 579, 644 Lantz, Martin 579 Lemnius, Simon 568 Leo X., Papst 639

3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar Leopold I., Herzog von Österreich 527 f. Leopold III., Herzog von Österreich 628 Leopold IV., Markgraf von Österreich 588, 629, 631 Lernutius, Janus LIX, 549 f., 557–559, 562 f. Leuckfeld, Johann Georg XXX, XXXII Lichtenberg, Georg Christoph LXXXV– LXXXVIII Linacre, Thomas XXV Lippe, Elisabeth von der XLIII Lipsius, Justus 549 f. Lorber, Johannes 575 f. Lothar III. von Supplinburg, Kaiser 619 Lotichius, Johannes Petrus XXXII Lotichius Secundus, Petrus XCV Lotther (Lotter), Michael 569 Lucius, Jakob 517 Ludwig IV., Kaiser 528, 535 Ludwig II., König von Böhmen u. Ungarn 531 Lukan 632 Lukian 568 Luther, Martin LVI, LXXVIII, LXXX, XCV, 518, 542, 547, 551, 559, 603, 612, 633, 636–640, 645 Macer, Aemilius 548 Macer Calvus, Licinius 548 Macrin, Jean Salmon 557 Maecenas 545, 558, 627, 659 Maevius 544 f., 593 f. Maior, Johannes XXXII Mamurra 592 Mant, Richard LXXXVIII Margarete von Österreich (Tochter Kaiser Maximilians I.) 529 Maria von Burgund 529, 535 Marsus, Domitius XLIX, LI Martial 606 Martin, Graf von Regenstein u. Blankenburg 576 Martin, Cornelius 663 Matthias, Kaiser 525, 657 Matthias Corvinus 529, 535 f. Maxentius, Gegenkaiser Konstantins I. 580, 617 Maximilian I., Kaiser 523, 529 f., 535 f., 621 Maximilian II., Kaiser XXII f., 518, 524 f., 532 f., 536, 570 Maximinus Thrax, Kaiser 660 Meibom, Brandanus XXXIX Meibom, Daniel Heinrich 635, 673 f.

733

Meibom, David XVIII Meibom, Heinrich d. J. XVIII, XXI, XXVIII f., XXXI f., XLI, LXXXVI f., XCI, 624, 635, 673 Meibom, Heinrich Joachim XVII Meibom, Hermann Dietrich 635, 673 f. Meibom, Johann Heinrich XVII, XXIX, XL–XLIII, 575, 665 f. Meibom, Justus (Jobst) XII Meibom, Justus Heinrich XVIII Meibom, Martin XI, XV Meibom, Viktor von XXXIII, LXXXIII– LXXXV, XC f. Meindorf: s. Meyendorff Melanchthon, Philipp XIII, XXV, XCVI, 584, 590 f., 606, 619, 629, 633, 645 Melissus, C. XXXII Melissus, Paul Schede: s. Schede Melissus Menander XIV Mencius, Simon 670 Mercerus, Saulus (Ps.): s. Welser, Marcus Meyendorff, Andreas von 636 Meyendorff, Gebhard von 636 Meyendorff, Konrad von 636 Micyllus, Jakob 523 Mithridates VI., König von Pontus 615 Mörike, Eduard LXXXIV–LXXXVI, LXXXIX Mörlin, Joachim XIII Mohammed (der Prophet) LXXV Mohammed III., türkischer Sultan 525 Monavius (eigtl. von Monau), Jakob LIII, LX, 568 Monavius (eigtl. von Monau), Petrus LX Moritz von Sachsen, Herzog 621 Moritz, Landgraf von Hessen 608 Münsinger von Frundeck, Familie 622, 628 Münsinger von Frundeck, Heinrich Albert XLIII, XLIX f., XCVII, 622, 625, 627 Münsinger von Frundeck, Joachim d. Ä. XVII, L, XCVII, 523, 572–575, 597, 622, 625, 627, 660 Münsinger von Frundeck, Joachim d. J. XLIII, 622 Münsinger von Frundeck, Johann 572 Münsinger von Frundeck, Sigismund Julius XCVII, 622, 627 Muleasses, König von Tunis LXXV Muretus, Antonius 564, 592 f., 596 Murmellius, Johannes 569 Murner, Thomas XXXV Mynsinger(us): s. Münsinger

Register

734 Narses 618 Nauclerus, Johannes 590 Nebukadnezar, König von Babylon 612, 622 Nero, Kaiser 602, 617 Neuwaldt, Hermann XIV, XVII, XCVII, 519 f., 580 f. Nicander, Nicolaus 516 Nicander, Sibylla 516 Niger, Hermann XCVII Nikolaus V., Papst 529 Ninus LXXV, 609 Nonius 593 Northausen, Johannes von 587 Northausen, Katharina von 587 Octavian: s. Augustus Olearius (eigtl. Coppermann), Johannes XIV, LV, LXXI, XCVII, 516 f., 525, 532, 639, 665 Opitz, Martin 566 f. Osman I., türkischer Sultan 533 Osterwaldt, Heinrich Julius LXXIX Othman, Sigismund 567 Otho, Kaiser 617 Otto I., der Große, Kaiser 619 Otto IV., Kaiser 631 Ottokar II., König von Böhmen 526, 534 Overberg (Oberberg), verh. Meibom, Elisabeth 666 Pacuvius, M. 570 f. Pantaleon, Heinrich 541 Paracelsus 581 Pasman (Passmann), Jakob 560, 586 Paurmeister von Kochstedt, Tobias 657 Pegel (Pegelius), Magnus XIII, XCVII, 665 Perander, Christian 606 Perikles 671 Persius XLIX, LI, LXV Petrucia, Antonius de (eigtl. Antoine de Peyrusse) 602 f. Peucer, Caspar 591, 619 Pfirt, Grafen von 526 Phalaris 544 Phidias 654 Philelphus (eigtl. Filelfo), Franciscus 593 Philipp, König von Makedonien 581 Philipp II., König von Spanien 529 f. Philipp der Schöne (Sohn Kaiser Maximilians I.) 529, 621 Philipp, Landgraf von Hessen LXXIV

Philipp Sigismund, Herzog von Braunschweig-Lüneburg XCV f. Philistos von Syrakus 583 Piccolomini, Aeneas Silvius (Papst Pius II.) 595 Pindar 553 Pinu, Josephus a 523 Pirckheimer, Willibald 548 Pithopoeus, Lambertus LX Pius II. (Aeneas Silvius Piccolomini), Papst 595 Plateanus, Johannes XLIX f. Platon 517, 625, 641, 665 Plautus 593 Plutarch 613, 671 Pompeius Magnus, Cn. 604, 615 f., 632 Pomponius XLIX Pomponius Atticus, Titus LXXVI f. Pontanus, Jakob LVII, LXV Popham, Edward LXXXVII f. Praetorius (eigtl. Schultheiß), Bernhard 608 f. Proba, Faltonia Betitia XLV–XLIX, LII, LVI, 525, 548 Proculeius, C. 552 Ptolemaeus I. Soter, König von Ägypten 582, 614 Ptolemaeus II. Philadelphus, König von Ägypten LXXIV, 614 Ptolemaeus XIII., König von Ägypten 615 Pyrrhus I., König von Epirus 613 Quintilian 565 Rantzau, Friedrich LV, 545 Rantzau, Heinrich XVI, XIX, XXII, LIII, LV, LXXI, LXXIV, XCI f., 539, 545, 553, 581, 598 Rantzau, Kai 553 Regenstein u. Blankenburg, Grafen von 576 f. Reichards, Melchior 560 Reichbacher (Vadina), Anna XVI, 584 Reichbacher (Vadinus), Paul 584 Reineccius, Reiner XV–XIX, XXI f., XXXI, XCVII, 542, 569, 580 f., 583 f., 587, 595 f., 663, 672 Rem (Remus), Georg LXXVI, 650 Reusner, Nicolaus LX, LXXI, LXXIII, LXXVI, 523, 533–536, 571, 608 f. Reyger, Arnold von 597, 601 Rhegius, Urbanus 569 Rhode, Elisabeth XVI

3. Eigennamen historischer Personen in Einleitung und Kommentar Rhumanus, Fridericus Udalricus XLIII Rhumanus, Hildebrandus Giselerus XLIII Richius (eigtl. Reiche oder Reich), Bartolus 571 Richius, Theophilus LXXX Rittershausen (Rittershusius), Konrad LIV, 524, 651 Rödern, Baron Christoph von 608 Roger II., König von Sizilien 588, 629 f. Rudlef (Rudloff), Heinrich 579 Rudolf I. von Habsburg, deutscher König 522, 525 f., 533 f., 620 Rudolf II., Kaiser XXI–XXIII, XLIII. LIV, LXXV, 519, 523–525, 532–534, 549, 602, 607, 625, 657 Rudolf II., Herzog von Österreich 527 Rudolf III., Herzog von Österreich u. König von Böhmen 535 Rudolf I., Pfalzgraf bei Rhein u. Herzog von Bayern 534 Rüdiger, Johann Christoph XXXII Sabinus, Georg XIII, 523 Sachsius (eigtl. Sachse), Daniel 583, 652 Sadolinus, Johannes Georgius LXXIII Saladin, Sultan 542 Sallustius Crispus, C. 552 Salmanasar, assyrischer König 648 Sannazaro (Sannazarius), Jacopo LXXVIII, LXXXIII Sansadonia 543 Sappho 544, 547 Satler (Sattler), Ägidius Basilius XVII, XCVII, 578 Saxo Grammaticus 595 Scaliger, Joseph 564 Scaliger, Julius Caesar XLVIII, LXII f., 539 f., 562, 566, 658 Schede Melissus, Paul XXXI, LVIII f., LXXXIX, 562, 599, 608, 623 f., 663 Schosgius (eigtl. Schosgen), Caspar 560, 584 Schosser, Johannes 574 Schrader, Christoph XXIX, XXXII Schrader, Stephan XVII, 587 Schulenburg, von der (Familie) LXXIV, 601 Schulenburg, Johannes von der 567 Schulenburg, Levin von der 567 Schulenburg, Werner von der 567 Schwanemann (Swanemannus), Christoph LXXVIII f.

735

Scipio, P. Cornelius (Africanus maior) 570, 614 Scipio Aemilius, P. Cornelius (Africanus minor) 615 Scribonius, Wilhelm Adolf 519 Secundus, Johannes 625 Sedulius, Caspar 570 Sedulius, Janus 570 Selneccer, Nicolaus XCVII Semiramis 601, 609 Seneca (d. J.) 570 Senftleben, Andreas 563 Septimius (Freund des Horaz) 553 Sertorius, Q. 615 Sidonius Apollinaris XCV Sigfrid, Johannes XVIII, 581 Sigmund (Sigismund), Kaiser 528, 535, 621 Sixtus V., Papst 556, 593 Sixtus Octavianus (Ps.): s. Giselinus, Victor; Lernutius, Janus Sleidanus, Johannes 524, 600, 651, 661 f. Smidenstedt, Hartwig XCVII, 540, 592, 666 Sötefleisch, Johannes XCVII Solms, Dorothea von 576 Solon 625 Statius, Achilles 564 Statius, P. Papinius 565, 632 Steckel, Juliane 579 Stegman, Johannes XLIV Stephan, König von Polen LXXV Stephanus (eigtl. Estienne), Henricus (d. J.) XXXVII, XLVII f., LII, LXII, 538, 562, 623 Stimmer, Tobias LXXVI Stoltenius, Jodocus 581 Süleyman I., türkischer Sultan 530 Sueton XXXII, 522, 617 Sulpicius Rufus, Servius 574 Tacitus 591 Talaeus (Thalaeus, eigtl. Talon?), Prudentius XVII, 524, 541, 583, 595, 602 Tatius Alpinus, Marcus 574 Taubmann, Friedrich XLI, 623 f. Terenz LVIII, LXXVII, 559–561, 585 Thalaeus: s. Talaeus Theoderich, König der Ostgoten 577 Theoderich, König von Austrasien 583 Theodosius I., der Große, Kaiser 617 f. Theodosius II., oström. Kaiser XLIX, 618

Register

736 Theodosius, Flavius (Vater von Theodosius I.) 618 Theokrit 575 Thesmar, Nicolaus XLIII Thrasea Paetus, P. Clodius 602 Thuanus, Iacobus Augustus (eigtl. Jacques Auguste de Thou) 651 Tiberius, Kaiser 576 Tilenius, Johannes XII Titus, Kaiser LXXX, 605, 617, 655 Trithemius, Johannes 589 f. Truchseß von Waldburg, Gebhard 586 Tulichius (eigtl. Tulken oder Tulike), Hermann 569 Turnebus (eigtl. Turnèbe), Adrian LXIII Ulrich, Herzog von Württemberg 572, 628 Urban III., Papst 620 Uslar, Hedwig von XLIII Uslar, Magdalena von XLIII Uta, Gräfin von Calw (Ehefrau Welfs VI.) 631 f. Vadina / Vadinus: s. Reichbacher Valens, Kaiser 661 Valentinianus, Flavius, Kaiser XLV, XLIX f. Valeriano, Pierio 561 Valerius Maximus 633 Valerius Messalla Corvinus 662 Valgius Rufus, C. 554 Varius Rufus, Lucius 548 Varro LXXVI Varus, P. Quinctilius 604, 616 Vasmarus (eigtl. Vasmer), David XVII Vastelabus (eigtl. Fasteleben, auch Vastelabend), Hermann XCVI, 598 Vatinius 593 Velius, Caspar Ursinus 522 Velstein, Hermann XII

Vergil XXXVI f., XLV, LXV, 518–520, 525–529, 531, 533, 544 f., 548, 553, 571, 577, 593, 601, 607, 632, 660 Vespasian, Kaiser LXXX, 605, 617 Victor, Aurelius 618 Vietor, Georg LVI Vinsemius, auch Winshemius (Winsheim, eigtl. Oertel), Vitus 591, 629 Vitellius, Kaiser 617 Wacker(us), Johann Matthäus LX Wallenstein XIX Warton, Thomas LXXXVIII, XC Welf I. 545 Welf III. 570 Welf IV. LXXII, 570, 586 Welf VI. 588–591, 629–631 Welser (Velserus), Marcus XLI, LII–LIV, 523 Wenden, Ludolf von 576 Wenden, Riddag von 576 Wenzel III., König von Böhmen 527, 534 Widukind 618 Wiel, Christoph 644 Wiendruwe: s. Windruvius Wilhelm, Landgraf von Hessen LV Windruvius (eigtl. Wiendruwe), Petrus LXXIX, 575 Winshemius: s. Vinsemius Wintzingerode, Sophie von 597, 601 Wladislaw II., König von Ungarn 536 Wladislaw IV., König von Ungarn 526 Wolders, Margarita LVI Xenophon 592 Xerxes I., König von Persien 613 Xylander, Wilhelm 538 Zanger, Johannes XIV Zoch, Moritz 595 Zoch, Regina 594 Zoilus 544