Paul Ludwig Troost (1878-1934) 9783205792345, 9783205788652


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Paul Ludwig Troost (1878-1934)
 9783205792345, 9783205788652

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Hitlers Architekten. Historisch-kritische Monografien zur Regimearchitektur im Nationalsozialismus, herausgegeben von Winfried Nerdinger und Raphael Rosenberg, Band 1

Timo Nüßlein

P A U L L U D W I G T R O O S T (1878 – 1934)

2012 böhlau verlag wien . köln . weimar

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein, die Ludwig-Sievers-Stiftung und den Zukunftsfonds der Republik Österreich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Paul Ludwig Troost: Südlicher »Ehrentempel« und »Verwaltungsbau«, München (© Bildarchiv Foto Marburg, fm1554069. Foto: Helga Schmidt-Glassner) © 2012 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien Köln ­Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung: f i n i dr s.r.o., 737 01 Český Těšín Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the Czech Republic ISBN 978-3-205-78865-2

EINFÜHRUNG DER HERAUSGEBER

Für Historiker zählen Biografien der Akteure oder »Täter« zu den aufschlussreichsten Mitteln der Er­for­ schung und Darstellung des Nationalsozia­lis­mus. Die sogenannte Täterforschung1 ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem unverzichtbaren Werkzeug historischer Analysen geworden. Zu den Biografien über Adolf Hitler – von Alan Bullock (1952) über Joachim Fest (1973) bis zu Ian Kershaw (1998; 2000) – kamen Untersuchungen über Himmler, Goebbels, Heydrich, Best und vielen anderen, die zu den wichtigsten Grundlagen der Fachdiskussion zählen. Demgegenüber ist der Forschungsstand in der Kunstgeschichte defizitär. Kritische Monografien der im nationalsozialistischen Deutschland führenden Künstler sind lange Zeit ausgeblieben, obwohl die systematische Analyse von Leben und Werk traditionell den Ausgangspunkt für kunsthistorische Studien bildet. Diese Verzögerung ist nicht zufällig, denn sie beruht auf einem methodischen Spezifikum der Disziplin Kunstgeschichte: Studien über Künstler gründen viel mehr als jene über Politiker und Feldherren auf Bewunderung und Empathie. Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen identifizieren sich mit ihren Helden und sind kaum bereit, sich auf »negative« Persönlichkeiten einzulassen. Die in der Geschichtswissenschaft erfolgreich erprobten Modelle der Biografien negativer Helden gibt es in der Kunstgeschichte kaum. Monografien schlechter Künstler werden nicht geschrieben, Bücher über Leben und Werk von Verbrechern in der Kunstwelt gemieden. Deswegen sind historisch-kritische Monografien zu den unter dem nationalsozialistischen Regime erfolgreichsten Architekten, Malern und Bildhauern sehr lange ausgeblieben. Um bei der Architektur zu bleiben: Solche Monografien erscheinen erst seit Ende der 1980er Jahre, einem halben

Jahrhundert nach dem Ende des »Dritten Reichs«. Bearbeitet wurden bislang Paul Schultze-Naumburg (Borrmann 1989), Clemens Klotz (Leser 1991), Wilhelm Kreis (Kreis 1994), Emil Fahrenkamp (Heuter 2002), Paul Schmitthenner (Schmitthenner 2003), Ernst Sagebiel (Dittrich 2005), Paul Bonatz (Bonatz 2010), Otto Reitter (Peyrer-Heimstätt 2011), Otto Strohmayr (Holzschuh 2011), Wilhelm Wichtendahl (2011) und Konstanty Gutschow (Necker 2012). Bezeichnend ist dabei, dass sich der Forschungsstand in umgekehrter Richtung als das sonst in der Kunstgeschichte üblich ist, entwickelt hat: von der Peripherie zum Zentrum, von den weniger bekannten zu den Architekten, die man als Schrittmacher bezeichnen kann, was in diesem Fall auch heißt, von den weniger zu den mehr kompromittierten. Die prominentesten Architekten des Nationalsozialismus, diejenigen, die zum engsten Umkreis Hitlers gehörten und die architektonische Schauseite des Regimes geplant, teils auch schon verwirklicht haben, wurden ausgespart. Auch dies ist bezeichnend, denn »Alltagsarchitekten« des Nationalsozialismus konnten leichter mit anderen Architekturentwicklungen verknüpft und bewertet werden, als diejenigen Baumeister, die sich im Zentrum der Macht bewegten und damit direkt die Ziele und die Ideologie Hitlers umsetzen halfen. Die Reihe Hitlers Architekten: Historisch-kritische Monografien zur Regimearchitektur im Nationalsozialismus hat sich zum Ziel gesetzt, diese Lücke zu füllen. Die ersten Bände untersuchen die Lebensläufe und die Werke jener Architekten, die häufige Unterredungen mit dem Diktator pflegten, und die teilweise im Wochenrhythmus für Stunden mit ihm zusammenkamen. Sie waren mit den Planungen beauftragt, denen der »Führer« höchste Priorität einräumte, und denen er noch mitten im Krieg manchmal größere Aufmerksamkeit als militärischen Handlungen widmete. Adolf Hitler (1889–1945) hatte ein außerordentlich großes Interesse an Architektur. In Mein Kampf schreibt er rückblickend auf das Jahr 1907 über den ersten Besuch in Wien, wo er sich an der Kunstaka-

1 Longerich 2007.

einführung der herausgeber | v

demie bewirbt: »Ich fuhr hin, um die Gemäldegalerie des Hofmuseums zu studieren, hatte aber fast nur Augen für das Museum selber. Ich lief die Tage vom frühen Morgen bis in die späte Nacht von einer Sehenswürdigkeit zur anderen, allein es waren immer nur Bauten, die mich in erster Linie fesselten. Stundenlang konnte ich so vor der Oper stehen, stundenlang das Parlament bewundern; die ganze Ringstraße wirkte auf mich wie ein Wunder aus Tausendundeiner Nacht.«2 Die Begeisterung für Architektur kaschiert zweifellos auch die Niederlage, die Hitler als Maler einstecken musste. Durchaus glaubwürdig erscheint in diesem Kontext deshalb auch seine auf diese Zeit gemünzte, später getätigte Aussage, nach der Absage an der Akademie Baumeister werden zu wollen.3 Da er ohne Abitur kein Studium antreten kann, versucht er sich autodidaktisch auszubilden und verdient eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt als Aquarell-Maler von Veduten, vermutlich sogar als Bauzeichner.4 Seine Neigung zur Architektur kann er von 1930 bis mitten in die Kriegsjahre konkret und monumental entfalten, da der Parteiführer und Diktator nun als Bauherr tätig wird. Eine Möglichkeit, die er mit größter Hingabe wahrnimmt. Seine persönliche und direkte Einflussnahme auf das Bauwesen übersteigt dabei die bekannten Beispiele anderer architekturbegeisterter Herrscher wie Papst Alexander VII. (1599–1667) oder Ludwig I. von Bayern (1786–1868). Wie aber gestaltete sich das Verhältnis des Diktators zu seinen Architekten? Was wurde von wem geplant, wann und zu welchem Zweck, mit welchen Vorgaben, auf welche Weise? Was davon wurde wie gebaut? Die Reihe Hitlers Architekten versucht, diese Fragen zu beantworten. Die einzelnen Bände beruhen auf der Analyse umfangreicher Quellenbestände – Pläne und Schriftstücke, die mehrheitlich noch nicht untersucht wurden. Die Reihe beginnt folgerichtig mit einer Monografie über Paul Ludwig Troost (1878–1934), der erste, der im Dienste des Bauherren Hitlers stand und der im engen Austausch mit ihm die Münchner

Ursprungsbauten der NS-Architektur entworfen hat. Die prägende Bedeutung von Troost für die NS-Architektur wird sowohl in der Regime-Propaganda wie auch in der Forschung stets betont. Sein Leben und große Teile seines Werkes waren aber kaum bekannt. Timo Nüßlein hat erstmals den Nachlass des Künstlers umfassend ausgewertet. Er hat die umfangreichen Bestände geordnet und analysiert sowie Einsicht in Konvolute genommen, die sich in Privatbesitz befinden. So ist es ihm beispielsweise gelungen, die Tagebücher von Paul Ludwig und seiner Frau Gerdy Troost, deren einzelne Bände an verschiedenen Standorten liegen, einsehen zu können. Der Verfasser hat auf dieser Grundlage erstmals ein Werkverzeichnis von Paul Ludwig Troost und seinem Atelier zusammengetragen. Eine einzige Zahl macht deutlich, wie sehr sich damit unser Kenntnisstand erweitert: Unter den 134 Bauten und Inneneinrichtungen (ausgenommen jene, die posthum aus dem Atelier stammen), die aufgelistet werden, waren bislang weniger als 10 der Forschung bekannt. Timo Nüßlein liefert die Quellen, um die Anfänge der nationalsozialistischen Architektur zu verstehen, und gibt selber eine präzise Analyse der Vorgänge. Er zeigt, wie es dazu kam, dass im Herbst 1930 Hitler den Kontakt zu Troost sucht. Er kann plausibel machen, dass keiner der beiden Männer zu diesem Zeitpunkt eine genaue Vorstellung von dem hatte, was sie in den folgenden Jahren planen würden. Die Entscheidung für einen (reduzierten) Klassizismus fällt in Gesprächen zwischen Auftraggeber und Architekt und lässt sich sehr genau auf Januar / Februar 1932 datieren (Abb. 75–81). Diese Entwicklung bleibt der Öffentlichkeit bis zum Frühjahr 1933 verborgen. Noch im Jahr 1932 tritt die NSDAP in ihrem Parteiorgan Völkischer Beobachter und mit dem erfolgreichen Propagandisten Paul Schultze-Naumburg für eine völkische Architekturvorstellung ein, die sich am Heimatstil orientiert. Erst nach der »Machtergreifung« werden Troosts Pläne umgesetzt und zum Maßstab aller späteren NS-Repräsentationsbauten. Die Wahl des reduzierten Klas-

2 Hitler 1943, 18. 3 Siehe Hitlers Aussagen in einem Brief vom 29.11.1921 (Ma-

ser 1973, 117f.) und den Bericht seines Jugendfreundes August Kubizek (Kubizek 1953, 217).

vi | einführung der herausgeber

sizismus folgt dem damaligen internationalen Usus für staatliche Repräsentation. Dieser Stil war wie kein anderer geeignet, Hitlers lang gehegte Bewunderung großer und monumentaler Architektur zu verwirklichen. Der deutsche Diktator hat das politische Potential dieses Stils von Anfang an klar erkannt und gezielter darauf zurückgegriffen, als etwa Mussolini oder Stalin. Timo Nüßlein macht darüber hinaus deutlich, dass diese stilistische Entscheidung auch in der gemeinsamen Bewunderung wurzelt, die Hitler und Troost für das klassizistische München Ludwigs I. und Leo von Klenzes pflegen. Troost war im Herbst 1930, als Hitler den Kontakt zu ihm sucht, 52 Jahre alt. Als er im Januar 1934 stirbt, wird er auf Anordnung des Diktators, in dessen Dienst er die drei letzten Jahre seines Leben gestanden hatte, mit einem Staatsbegräbnis geehrt. Die Werke dieser Jahre nehmen verständlicherweise einen breiten Raum ein. Das Buch untersucht aber auch den vorangegangenen Werdegang Troosts. Dabei wird bekannt, dass er nur drei Semester lang Architektur studiert und zwar einige Häuser entworfen hatte, im Wesentlichen jedoch ein Innenarchitekt war, einer der damals gefragtesten Spezialisten für die Ausstattung luxuriöser Dampfer und vornehmer Villen. Stilistisch betrachtet ist er ein Eklektiker, der je nach Funktion des Raumes und Wunsch der Auftraggeber sich aus einer breiten Palette von Vorbildern bedient. Troost ist allerdings kein traditioneller Historist. Wie viele andere im zweiten und dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eignet er sich die Vorbilder an, indem er alle Dekorationsmuster, Linien und Volumen auf einfache geometrische Grundformen reduziert und diese mit mathematischer Logik einsetzt. Seine Handschrift erwächst aus der Konsequenz, mit der er diese Formlogik verfolgt. Eine durchaus »moderne« Logik, die beispielsweise gegen die vitruvianische Tradition zu einer rein symmetrischen Gestaltung von Basen und Kapitellen führt. Die Entwürfe für Hitler, besonders die Verwaltungsbauten am Königsplatz, sind ein Höhepunkt dieser Formlogik, die

das Prinzip des Rasters bis in jede Fensterrahmung hinein konsequent durchdekliniert. Diese strenge Formlogik ist ein Charakteristikum der Bauten, die Troost im Auftrag Hitlers entworfen hat. Sie war offensichtlich das Anliegen des Architekten, da man sie soweit ersichtlich in der späteren Architektur des Nationalsozialismus, selbst da, wo explizite Bezüge zu den Troostschen Vorbildern gesucht werden, nicht wiederfindet. Die Reihe Hitlers Architekten basiert auf einem gemeinsamen Forschungsprojekt der beiden Herausgeber, die in Heidelberg und München jeweils zwei Doktoranden betreuten, die vier Architekten – ­Troost, Speer, Giesler und Fick – bearbeiteten. Jene Baumeister standen Hitler besonders nahe, da sie stärker als andere Zugang zu ihm erhielten, im persönlichen Austausch dessen architektonische Vorstellungen aufnehmen und umsetzen konnten und schließlich auch mit großen Aufträgen versehen wurden. Die Arbeit von Michael Früchtel über Hermann Giesler wurde als erste fertiggestellt und vorab 2008 in einem Dissertationsverlag publiziert. Sie soll zu gegebener Zeit noch in die Reihe einbezogen werden, die mit vorliegenden Band über Paul Ludwig Troost eröffnet und mit Bänden über Leben und Werk von Albert Speer (Sebastian Tesch) und Roderich Fick (Lioba Schmitt-Imkamp) fortgesetzt wird. Speer (1905–1981) ist als historische Person vielfach beschrieben worden, sein Werdegang als Architekt blieb jedoch bis heute unerforscht. Nach Troosts Tod stand er in Hitlers Gunst am höchsten und wurde mit den wichtigsten Projekten des Reiches betraut. Hitler hatte aber auch eine große Wertschätzung für den älteren Architekten Fick (1886–1955). Dieser war mit der Gesamtplanung der Bauten am Obersalzberg und mit dem Umbau von Linz beauftragt, bevor diese Aufgaben, neben den Planungen für München, von Giesler (1898–1987) übernommen wurden. Das mit der Buchreihe gleichnamige Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2007 finanziert. Ihr und den anonymen

4 Siehe Pozzetto 1983, 16 u. 30.

einführung der herausgeber | vii

Gutachtern sowie den Autoren, unseren Doktoranden, die sich mehrere Jahre lang mit großem Engagement diesem Projekt gewidmet haben, danken wir sehr herzlich. Winfried Nerdinger und Raphael Rosenberg, München und Wien, Juli 2012

viii | einführung der herausgeber

I N H A LT

Einführung der Herausgeber . . . . . . .   V

Das »Braune Haus« . . . . . . . . . . . . . . .  82 Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigsplatz. . .

 87

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  1

»Haus der Deutschen Kunst« . . . . . . . . . .

121

Forschungsstand.. . . . . . . . . . . . . . . . .  1

Weitere Bauentwürfe und Interieurs.. . . . . . 129

Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  2

Zum Neoklassizismus von Troosts Bauten.. . . 134

Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . .  3

Kulturpolitisches Engagement . . . . . . . . . 144

Leben und Werk bis 1930 . . . . . . . . . .  5

Rezeption Troosts im Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . 159

Jugend und Ausbildung. . . . . . . . . . . . . .  5

Frühwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

»[…] der Lehrmeister unserer Zeit Professor Troost« – Zu Troosts Leitbildfunktion nach 1934. . . . . . . . . . . 160

Arbeiten ab 1906/07.. . . . . . . . . . . . . . . 27

Tatsächliche Nachwirkung . . . . . . . . . . . 162

Tätigkeit für die Vereinigten Werkstätten . . . . . 34

Das Erbe Troosts  : Atelier Troost . . . . . . . . 169

Tätigkeit für den Norddeutschen Lloyd.. . . . . 35

Gerdy Troost . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

Erster Weltkrieg. . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Leonhard Gall. . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Selbstständiger Architekt in München . . . . . . 10

Nachkriegszeit.. . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Die Zwanziger Jahre.. . . . . . . . . . . . . . . 48

Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

191

Architektonisches Werk 1920–1926. . . . . . . . 52 Dampfer Europa.. . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Werkverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . 192

Exkurs  : »Dampferstil«.. . . . . . . . . . . . . . 63

Paul Ludwig Troost . . . . . . . . . . . . . . . 192 Atelier Troost . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

Tätigkeit für Hitler und die ­N ationalsozialisten . . . . . . . . . . . . . 66

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255

Troost und Hitler . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Exkurs  : Nichtberücksichtigung anderer Architekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Exkurs : Troost als Maler und Zeichner . . . . . . 80

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Mitarbeiter Paul Ludwig Troosts (1903–1934) . 256 Mitarbeiter des Atelier Troost (1934–1945). . .

257

einführung der herausgeber | ix inhalt | ix

Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Literatur.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

261

Personenregister . . . . . . . . . . . . . .

291

Farbtafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

x | inhalt

EINLEITUNG

Reich« erscheint es überraschend, dass sein Werk eher punktuell, seine Biografie – was gerade im Vergleich zu Albert Speer auffällt – überhaupt nicht erforscht wurde.

Wenngleich seine Bauten zu den bekanntesten baulichen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus zählen, so ist Paul Ludwig Troost heute nur einer For s c h u ng s s ta n d überschaubaren Öffentlichkeit bekannt. Die Eckpunkte seiner Biografie sind schnell aufgezählt  : In Eine Gesamtdarstellung von Leben und Werk Elberfeld geboren, zieht Troost im Jahr 1900 nach ­ Troosts existiert bislang nicht. Sein architektoniMünchen, wo er vorwiegend Wohnhäuser und In- sches Werk bis 1914 wurde in der Magisterarbeit neneinrichtungen entwirft. 1911/12 wird er künst- des Autors untersucht (Nüßlein 2005), während lerischer Mitarbeiter bei der Einrichtungsfirma Ver- unter Troosts Arbeiten dieser Zeit lediglich die einigte Werkstätten für Kunst im Handwerk (VW) Villa  ­Becker (Hoh-Slodczyk 1985, 74f.; Ottenbaund bei der Reederei Norddeutscher Lloyd (NDL), cher 2003) und die Einrichtung für Schloss Cecilifür die er in den 1920er-Jahren zahlreiche Passa- enhof (Zajonz 1998) Gegenstand näherer Betrachgierschiffe ausstattet. Im Herbst 1930 macht Troost tung gewesen sind. Troosts Arbeiten der 1920er-Jahre wurden zumeist die Bekanntschaft Hitlers, der ihn in der Folge mit dem Entwurf von Bauten und Inneneinrichtungen nur in Überblicksdarstellungen behandelt. Einzelne Interieurs haben etwa Catharina Berents und Michabetraut. Im Januar 1934 stirbt Troost, woraufhin sein Ate- ela Braesel in ihren Studien über das deutsche Art lier von seiner Witwe Gerdy Troost weitergeführt Déco (Berents 1997) sowie über das Wiederauflewird. Seine bevorzugte Stellung bei Hitler erben Al- ben von Rokoko-Formen (Braesel 2007) in einem bert Speer und Hermann Giesler, die in der zwei- gesamtdeutschen Kontext verortet. Die Einrichtung ten Hälfte der 1930er-Jahre zu den einflussreichsten des Dampfers Europa ist Gegenstand der DissertaMännern im deutschen Bauwesen aufsteigen. Eine tion Patrick Utermanns, deren wissenschaftlicher Ebene darunter können weitere Architekten wie Wert aufgrund des Fehlens von Abbildungen und Paul Baumgarten, Roderich Fick, Clemens Klotz, irreführender Schlussfolgerungen jedoch begrenzt Wilhelm Kreis und Ernst Sagebiel vor dem Hinter- ist (Utermann 1988). Hilfreicher dagegen ist die Argrund des stetig anwachsenden Bauverlangens Hit- beit Matthias Trennheusers über deutsche Dampferlers ebenfalls zahlreiche staatliche Aufträge erlangen. interieurs zwischen 1880 und 1940, in der Troosts Mit ihren Bauten, Baumodellen, Entwürfen und Schiffsausstattungen in einen historischen Kontext Inneneinrichtungen prägen jene Baumeister die ar- eingebettet und analysiert werden (Trennheuser chitektonische Schauseite des Nationalsozialismus 2004  ; 2010). Troosts Tätigkeit für die Nationalsozialisten bis heute. Was sie dabei eint, ist, dass sie sich auf schreiben Eva von Seckendorff sowie Andreas Troost berufen und an seinen Bauten und Interieurs be­­­ für Hitler orientieren. Erzwungen wird jene mehr Heusler (Seckendorff 1994  ; Heusler 2009), wobei oder weniger freiwillige Selbstanpassung der Archi- Heuslers Darstellung sich jedoch weitgehend in der tekten durch das NS-Regime, das durch seine von Rezitation verbreiteter Stereotypen über Troost erHitler ausgehende Baupolitik und seine Propaganda schöpft. Von den Bauprojekten nach 1930 werden für eine schnelle Ausbreitung und Durchsetzung das »Haus der Deutschen Kunst« und das Parteider Gestaltungsprinzipien Troosts bei repräsentati- zentrum am Königsplatz im Grunde in sämtlichen ven Bauaufgaben sorgt. Angesichts Troosts grundle- kunsthistorischen Studien zur Architektur im Natigender Bedeutung für die Architektur im »Dritten onalsozialismus erwähnt, wobei Karl Arndt das Ver-

Forschungsstand | 1

dienst gebührt, sie erstmals unter formalästhetischen zwei Aufsätzen analysiert Arndt seinen historischen Aspekten untersucht zu haben (Arndt 1970a). Die Entstehungskontext und seine formale Gestaltung Münchner Bauprojekte Troosts werden von Hans- (Arndt 1981  ; 1998), während Rolf Rüdiger Maschke Peter Rasp und Andrea Bärnreuther in ihren Ge- die seiner Errichtung vorausgehenden Planungen samtdarstellungen der Bauplanungen in München im Alten Botanischen Garten beschreibt (Maschke während des Nationalsozialismus vorgestellt (Rasp 1989). Die erste Baumonografie hat schließlich Sa1981   ; Bärnreuther 1993), während das »Braune bine Brantl vorgelegt (Brantl 2007). Haus« Gegenstand der Monografie Andreas HeusDa bis heute keine fundierte Untersuchung der lers ist, in der Troosts Innenräume jedoch nur am Innenarchitektur im Nationalsozialismus existiert, Rande thematisiert werden (Heusler 2008). Zu ver- sind auch die 1930 bis 1945 geschaffenen Einrichnachlässigen ist schließlich die Arbeit Hartmut May- tungen von Troost und dem Atelier Troost nicht aufers, die über einer Zusammenfassung der Literatur gearbeitet. Den bislang einzigen Versuch hat Sonja hinaus wenig Neues bietet (Mayer 2007). Günther unternommen, wobei sich ihre PublikatiDie bis heute umfassendste wissenschaftliche Auf- onen auf die Interieurs aus der Produktion der VW arbeitung hat das Parteizentrum am Königsplatz er- fokussieren und aufgrund sachlicher Mängel sowie fahren, dessen Planungsgeschichte in der Magister- fehlerhafter Schlussfolgerungen nur eingeschränkt arbeit von Bernhard Schäfer und – zusammen mit zu gebrauchen sind (Günther 1979  ; 1992). Troosts posthume Leitbildfunktion für die Archizahlreichen weiteren Aspekten – im Sammelband »Bürokratie und Kult« dargestellt ist (Schäfer 1994  ; tektur im Nationalsozialismus hat Arndt in einem Bürokratie und Kult 1995  ; s. a. Grammbitter/Lauter- Aufsatz beschrieben (Arndt 1995), die Tätigkeit des bach 2009). In seiner Studie über die Planungen am Atelier Troost Sabine Brantl in ihrer erwähnten MoKönigsplatz seit Leo von Klenze verortet Klaus-Anton nografie. Als Vertrauter Hitlers ist Gerdy Troost ein Altenbuchner Troosts Umbaukonzept in einem histo- Kapitel in dem eher populärwissenschaftlichen Buch rischen Planungskontext, wobei er Kontinuitäten und Martha Schads gewidmet (Schad 2009). Zwei BauBrüche aufzeigt (Altenbuchner 2001). Wenig Neues ten Galls, der Kanzleibau des »Braunen Hauses« und bietet demgegenüber die eher populärwissenschaft- das »Haus der Deutschen Architektur«, werden in liche Königsplatz-Monografie von Peter Köpf (Köpf den erwähnten Studien von Hans-Peter Rasp und 2005). Einen historischen Abriss des »Führerbaus« so- Andrea Bärnreuther vorgestellt. wie der zuvor an gleicher Stelle befindlichen Bauten gibt Alexander Krause (Krause 2005). Zuletzt wurden die »Ehrentempel« von Arndt unter formalästheti- Qu e l l e n schen und typologischen Gesichtspunkten untersucht (Arndt 1968  ; 1970  ; 1989). Für die vorliegende Publikation wurde der archivierte Neben dem Parteizentrum ist auch das »Haus Nachlass Troosts erstmals vollständig ausgewertet, der Deutschen Kunst« wiederholt Gegenstand wis- der heute in der Bayerischen Staatsbibliothek, dem senschaftlicher Auseinandersetzung gewesen   : In Bayerischen Hauptstaatsarchiv und in kleineren Be-

1 Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein großer Teil des Nachlasses – vor allem privates Schriftgut und Originalpläne – auf dem Gelände der Staatlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg in München eingelagert, wo später Soldaten der US Army verschiedene Dokumente und Pläne entwendet haben. 1959 hat Gerdy Troost die verbleibenden Unterlagen wieder an sich genommen (PB KirchheimTeck,

2 | Einleitung

TGT 1959) und seit den 1980er-Jahren einen Großteil davon an die Bayerische Staatsbibliothek verkauft. Die verbleibenden Materialien wurden nach ihrem Tod überwiegend an Privatpersonen veräußert. Ein anderer Nachlassteil, vor allem Lichtpausen der nationalsozialistischen Bauprojekte und Geschäftskorrespondenz, wurde im »Braunen Haus« untergebracht, bei dessen Zerstörung 1945 jene Unterlagen

ständen in der Library of Congress/Washington DC sowie im Wolfsonian Museum/Miami Beach (USA) aufbewahrt wird.1 Daneben wurden bislang unbekannte, in Privatbesitz befindliche Unterlagen herangezogen, darunter ein heute in Nordamerika befindliches Konvolut von 51  Entwürfen zu Bauprojekten Troosts und Leonhard Galls von 1931 bis 1944, die in der Forschung bislang unbekannt waren. Der wichtigste Neufund sind die Tage- und Notizbücher Paul Ludwig und Gerdy Troosts, die sich heute in Privatbesitz und in der Bayerischen Staatsbibliothek befinden, wo sie für die wissenschaftliche Nutzung gesperrt sind, vom Autor aber dennoch eingesehen werden konnten. Von den Tagebüchern, die einst die Jahre 1900 bis 1933 umfasst haben, sind die Jahrgänge 1901, 1906/07, 1913–1921, 1924–1930 sowie 1933 vollständig oder in größeren Teilen erhalten, außerdem zahlreiche weitere Fragmente  ; von Troosts Notizbüchern die Jahre 1900/01, 1904/05, 1912/13, 1917–1923, 1926–1930 und 1933. Ob die fehlenden Bände vernichtet wurden oder sich noch in Privatbesitz befinden, ist ungewiss. Vollständig erhalten sind die Tagebücher Gerdy Troosts, die 1934 beginnen und in den 1990er-Jahren enden. Abgesehen von den Bänden 1957 bis 1959 wurden sie jedoch außen vor gelassen, da die für diese Arbeit relevanten Jahrgänge 1934–1945 wegen eines Wasserschadens unlesbar sind und die anderen Nachkriegsbände eine zeitintensive Transkription nicht rechtfertigten. Angesichts der Materialfülle der Tagebücher stellt sich die Frage nach ihrem Quellenwert  : Der Charakter von Troosts Aufzeichnungen ist sowohl selbstreflexiv als auch ereignisbezogen, da er zum einen regelmäßig seine Begegnungen mit anderen Personen oder Erlebnisse wie ein Chronist des eigenen

Lebens festhält, zum anderen auch seine Gedanken niederlegt. Die Angaben Troosts zu seiner Biografie, seinen Aufträgen oder seinem Umfeld können gewiss Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen. Anders zu bewerten sind persönliche Gedanken oder subjektive Aussagen Troosts, die stets vor ihrem historischen Hintergrund und auch im Hinblick auf die Absicht, die der Architekt möglicherweise damit verfolgte, zu beurteilen sind. Zwei Indizien lassen vermuten, dass Troost seine Tagebücher, zu welcher Zeit und in welcher Form auch immer, der Nachwelt zugänglich machen wollte  : erstens, dass sein Freund Armin Lehr offenbar darin lesen durfte,2 und zweitens, dass Gerdy Troost die Aufzeichnungen ihres Mannes durchgesehen und, wie das Notizbuch von 1933 am deutlichsten zeigt, manche – vermutlich allzu private oder kompromittierende – Einträge entfernt hat. Möglicherweise sind auf ihre Zensur auch die Lücken im Gesamtbestand zurückzuführen. Trotz alledem liefern die Tagebücher weit über Troosts Biografie hinaus wichtige Informationen zu Künstlern und Architekten aus seinem Umkreis sowie zu den VW und dem NDL. Wünschenswert erscheint daher ihre Edition in der Zukunft.

vermutlich ebenfalls vernichtet wurden; außerdem im »Führerbau«, von wo jene Materialien 1945/46 nach Washington DC überführt und den Beständen der Library of Congress einverleibt wurden. 1969 wurde der Großteil davon nach Deutschland zurückgeführt und zwischen der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufgeteilt.

2 Als einziger Zeitgenosse berichtet Lehr von Troosts Tage­ büchern: »Was gesprochen, getan, ersonnen und geschafft wurde, darüber führte Paul Ludwig ein Tagebuch, das aber Unberufenen unzugänglich war und im Schreibtisch verschlossen blieb. Viele hohe und schöne Gedanken sind darinnen niedergelegt […]« (Lehr 1937).

Au f b au de r A r be i t Die Darstellung ist in drei Teile gegliedert  : Der erste Teil beinhaltet Troosts Leben und Werk bis 1930, was seine Ausbildung, seine Tätigkeit als selbstständiger Architekt und seine Zusammenarbeit mit den VW und dem NDL umfasst. Der zweite Teil ist seiner Zusammenarbeit mit Hitler gewidmet, wobei unter anderem die Gründe diskutiert werden, weshalb Hit-

Aufbau der Arbeit | 3

lers Wahl gerade auf Troost fiel. Gewissermaßen die Kehrseite der monopolartigen Bevorzugung Troosts ist um 1933/34 die Nichtberücksichtigung anderer Architekten, die aufgrund ihres Werkes oder ihres kulturpolitischen Engagements für eine Führungsrolle im Architekturbetrieb des »Dritten Reichs« auf den ersten Blick prädestinierter als Troost erscheinen. Ihr Schicksal wird in einem anschließenden Exkurs umrissen. Ein weiterer Exkurs stellt das malerische und zeichnerische Werk Troosts vor, das parallel zu seiner Arbeit für die Nationalsozialisten entstanden ist. Im Anschluss werden seine wichtigsten Bauprojekte – das »Braune Haus«, das Parteizentrum am Königsplatz und das »Haus der Deutschen Kunst« untersucht, worauf ein Überblick über die weiteren Bauprojekte und Inneneinrichtungen Troosts folgt. Auf dieser Grundlage werden schließlich die gestalterischen Charakteristika seiner Bauten für die Nationalsozialisten beschrieben und ihre Position im internationalen Neoklassizismus der 1920er/30erJahre diskutiert. Das Kapitel schließt mit einer Darstellung des kulturpolitischen Engagements Troosts für die Nationalsozialisten. Gegenstand des dritten Teils ist die Rezeption der Bauten und Interieurs Troosts im Nationalsozia­ lismus. Erörtert wird hierbei zunächst die Leitbildfunktion, die Troost nach 1934 von Hitler und der NS-Presse zugestanden wird, bevor seine tatsächliche Nachwirkung auf die Architektur und Innen­ architektur des »Dritten Reiches« in einigen Beobachtungen umrissen wird. Als künstlerischem Erbverwalter Troosts kommt dem Atelier Troost hierbei ein besonderes Augenmerk zu. Nach der Fertigstellung von Troosts Parteibauten im Jahr 1937 arbeiteten die beiden Leiter des Atelier Troost, Gerdy Troost und Leonhard Gall, weitgehend unabhängig voneinander. Leben und Werk beider wird abschließend in zwei Unterkapiteln beleuchtet.

4 | Einleitung

LEBEN UND WERK BIS 1930

J ug e n d u n d Ausbi l du ng Paul Ludwig Troost wird am 17.  August 1878 in Elberfeld geboren. Seine Eltern sind der Buchbinder Gottfried Ernst (1845–1879) und Hulda ­Troost (1847–1910, geb. Windrath), Hausfrau.3 ­Troost hat einen Bruder Walter (1877–  ?), der später in Düsseldorf als Prokurist in der Industrie tätig ist. Elberfeld, wo sich Troosts Vorfahren seit dem 16. Jahrhundert nachweisen lassen, ist im späten 19. Jahrhundert ein Zentrum der rheinischen Textil- und Stahlindustrie und zählt etwa 100.000–120.000 Einwohner.4 Wie spätere Aussagen Troosts vermuten lassen, haben die intellektuelle Enge und auch das protestantische Milieu, in dem er aufwuchs, keine emotionale Verbundenheit zu seiner Heimatstadt und seinem Elternhaus in ihm aufkommen lassen.5 Bezeichnenderweise bleibt der Kontakt zu seiner Familie, nachdem er 1896 von zu Hause auszieht, auf das Nötigste 1  Paul Ludwig Troost, um 1908/10 beschränkt. Nach der Volksschule besucht Troost ab 1887 das städtische Realgymnasium. Bereits in dieser Zeit soll 1916) und Heinrich Metzendorf (1866–1923), wo er »starke künstlerische Neigungen«6 entwickelt und er sich mit Peter Birkenholz (1876–1961) anfreunAbendkurse in der städtischen Handwerker- und det. Möglicherweise arbeitet er in Elberfeld noch in Kunstgewerbeschule Elberfeld besucht haben. Sein anderen Privatateliers mit.8 Zum Wintersemester Interesse für Architektur soll bei Besuchen im auf- 1896/97 nimmt Troost ein Architekturstudium an wendig eingerichteten Haus seiner beiden Onkel in der Technischen Hochschule Darmstadt auf, wo zu Elberfeld geweckt worden sein.7 1894 beginnt Troost jener Zeit Karl Hofmann, Friedrich Pützer und Geeine Lehre im Baubüro von Georg Haude (um 1864– org Wickop Architektur lehren. In Darmstadt freun3 BSB, Ana 325.B.[Familie Troost – Zeitungsausschnitte]. Troosts Großeltern mütterlicherseits sind Anna Maria und Johann Abraham Windrath, Färbereibesitzer, väterlicherseits Johanna Charlotte und Peter Ludwig Troost, Buchbinder (BayHStA, NL Troost 18: Walter Troost an GT, 9.11., 15.11.1939). 4 In der Elberfelder Altstadt bewohnen die Troosts das Haus Schwanenstr. 5 (BSB, Ana 325.B.[Stadt-Anzeiger Wuppertal 15.8.1938]). 1929 geht Elberfeld in der neuen Stadt Wuppertal auf.

5 Vgl. Troosts Tagebuchnotiz von 1901: »Meine Erinnerungen an Elberfeld sind nicht schön. Cultus u. […] Christentum verdarben mir die Jugend. Jene Gesetze verachten lernen ist die geistige Arbeit unseres Alters.« (PB/KirchheimTeck, TPLT 22.8.1901). 6 BSB, Ana 325.B.[Stadt-Anzeiger Wuppertal, 15.8.1938]. 7 BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984)]. 8 Vgl. BSB, Ana 325.B.[Stadt-Anzeiger Wuppertal 15.8.1938]; Meyer-Kahrweg 2003, 174.

Jugend und Ausbildung | 5

2 Karl Hofmann: Empfangsgebäude des Hauptbahnhof Worms, 1901–1904

det er sich mit seinen Kommilitonen August Biebricher (1878–1932), August Buxbaum (1876–1960) und Wilhelm Härter (?–  ?) an und ist auch weiterhin mit Peter Birkenholz zusammen, der offenbar gleichzeitig an die TH wechselt.9 Ohne einen Abschluss zu machen, beendet Troost, vermutlich aus finanziellen Gründen, im März 1898 sein Studium nach drei Semestern.10 Nachdem Troost bereits seit Ende 1897 zusammen mit Buxbaum im Privatatelier Karl Hofmanns (1856–1933) mitarbeitet, intensiviert er nun seine Tätigkeit dort. Sein Aufgabengebiet dürfte hier vor allem praktische Tätigkeiten, etwa die planerische Ausarbeitung und organisatorische Durchführung von Bauprojekten, umfasst haben. Ob er bereits selbstständig Entwürfe ausarbeiten kann, ist unsicher. Der mit ihm zu dieser Zeit bekannte Hanns Fischer erwähnt später vier Wohn- und Geschäftshäuser in   9 Fischer 1940, 2. – Buxbaum steht ab 1904 im Dienst der Stadt Darmstadt, wird dort 1909 Stadtbaurat, 1918 Bürgermeister und Baudezernent. Nach seiner Pensionierung 1930 ist er als freier Architekt tätig (Stadtlexikon Darmstadt 2006, 123). Biebricher nimmt 1905 einen Lehrauftrag für Architektur und Raumkunst an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Krefeld an, wo er bis an sein Lebensende tätig ist (Fannei 1995). Über Härter ist nichts bekannt. 10 BSB, Ana 325.B.; TUDA, 101 Kassenbücher Nr. 7f. [Hochschulmitschriften]. Eine Prüfungsakte, die üblicherweise bei

6 | Leben und Werk bis 1930

Darmstadt, die Troost und Buxbaum relativ eigenständig entworfen haben sollen.11 Allerdings finden sich hierfür keine Belege, und auch Troost selbst beansprucht die Bauten nie als eigene Werke. Daneben arbeiten Troost und Buxbaum noch in Herborn bei Hofmanns Bruder Ludwig Hofmann (1862–1933), der sich auf den Kirchenbau spezialisiert hat,12 sowie – erneut – bei Heinrich Metzendorf in Bensheim, wo auch Birkenholz beschäftigt ist.13 Die genaue Chronologie und Dauer von ­Troosts Mitarbeit in den verschiedenen Ateliers ist mangels weiterer Quellen unsicher, wie auch von seiner Tätigkeit dort nichts überliefert ist. Von Buxbaum stammt lediglich der Hinweis, dass er und Troost bei Ludwig Hofmann gemeinsam an ihrem »ersten Wettbewerb«14, vermutlich jenem zum Oberwaldhaus (WV 5), teilgenommen haben. Wie spätere Äußerungen15 vermuten lassen, hat Hofmann, der von 1886 bis 1897 als Stadtbaurat für die neoromanische Überformung der Nibelungenstadt Worms verantwortlich ist (Abb. 2), Troost in seiner Darmstädter Zeit am stärksten geprägt. Seinen Lehrer schildert Troost später als einen »mittelalterlichen Charakter, der im Gegensatz zu der Vorliebe, in italienischer Architektur zu machen, seine Schüler dadurch hinwies, in die Gewölbe romanischer Kirchen zu flüchten und dabei die edle Schönheit dieses Stils kennen zu lernen.«16 Troosts erste Entwürfe belegen den Einfluss von Hofmann und seinen anderen Arbeitgebern (Abb.  3). Wie deren Bauten sind sie einem traditionsbezogenen Heimatstil zuzurechnen und durch zusammengesetzte Grundrisse, niedrige Vorbauten, Ecktürmchen und mehrgliedrige Dächer charakterider Anmeldung zur Diplomvor- bzw. ‑hauptprüfung angelegt wird, fehlt für Troost (Freundl. Mitteilung von Andreas Göller/TUDA, 11.5.2007). 11 Fischer 1940, 2f. – Gemeint sind die Häuser Kirchstr. 17 (Haus Elgert), Nicolaiweg 14 und das Doppelwohnhaus Nicolaiweg 4/6. Da Fischer seinen Bericht im »Dritten Reich« verfasst, ist anzunehmen, dass er Troosts Anteil besonders herausstellt. In der Literatur werden die genannten Bauten stets Hofmann zugeschrieben (Reuter 1993).

siert. Über den Sockeln sind die Außenwände zum Teil mit Sichtmauerwerk verkleidet und meist ungegliedert  ; Fensterachsen werden nur selten ausgebildet. Vereinzelt greift Troost historische Bauformen auf, etwa gotische Fenstertypen oder Dekor- und Giebelformen der deutschen Renaissance. Dass sich Troost in jungen Jahren an seinen Professoren und Vorgesetzten orientiert, ist nicht ungewöhnlich, sondern bei den meisten Architekten zu Beginn ihrer Laufbahn ähnlich. Am 15. 4. 1899 bricht Troost zusammen mit Birkenholz zu einer Wanderung durch Italien auf, »um seine Anschauung und sein Urteil zu bereichern« und »unauslöschliche Eindrücke [zu] sammeln von der unvergänglichen großen Architektur und Kunst Italiens.«17 Ihre Studienreise führt sie über Lugano und Como nach Verona, Padua, Venedig, Chioggia, Bologna, Florenz, Siena, Rom bis nach Neapel, wo sie sich schließlich in Richtung Genua einschiffen und von dort mit dem Zug nach München zurückkehren. Wie ihre Route zeigt, besuchen die beiden jungen Architekten vor allem Stationen, die zum Pflichtprogramm der neuzeitlichen Grand Tour und der Bildungsreisenden des 19.  Jahrhunderts gehören.18 Vermutlich haben sich beide hiervon inspirieren lassen, worauf etwa die romantische Konnotation ihrer Reise hindeutet, da beide zu Fuß unterwegs sind und, zweifellos aus finanziellen 3  Studienentwurf eines Wohnhauses, 10. 9. 1897 (WV 2) Gründen, in einfachen Herbergen absteigen. Am meisten beeindruckt Troost nach eigenem Bekunden die griechisch-römische Kunst und Architektur, Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Herbst die »ihm die Erkenntnis in die Grundlagen der An- 1899 lässt sich Troost zunächst in Elberfeld nieder, tike, die ihn sein ganzes Leben begleiteten«19, ver- was darauf hindeutet, dass er zunächst keiner geremittelt haben soll. gelten Beschäftigung nachgeht. Danach verbringt er 12 BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: August Buxbaum an GT, 22.1.1934. 13 Metzendorf 1994, 15; Meyer-Kahrweg 2003, 174 Anm. 1687. 14 BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: August Buxbaum an GT, 22.1.1934. 15 Später erwähnt Troost die »künstlerischen Prinzipien unseres Lehrers H[ofmann], die wir beim Scheiden aus Darmstadt zu den unsrigen machten […]« (PB/KirchheimTeck, TPLT [Juli?] 1901).

16 BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984)]. 17 Ebd.; hieraus auch die Informationen zur Italienreise. 18 Vgl. Pieper 2008. 19 BSB, Ana 325.B.[Früh-Biogr. Notizen: Hs. Stichwortzettel von GT, o. D. (um 1934/1940)]. – Ähnlich, aber im Duktus der NS-Zeit, berichtet Hanns Fischer: Troost »kam von dort als ein anderer zurück. Denn im Anblick der steinernen Zeugen einer heroischen Vergangenheit hatte er den Ewigkeitswert der bildenden Kunst erkannt« (Fischer 1940, 4).

Jugend und Ausbildung | 7

einige Zeit in Wiesbaden, wobei nicht bekannt ist, ob dies aus beruflichen oder privaten Gründen geschieht.20 Birkenholz dagegen findet eine Anstellung bei Martin Dülfer (1859–1942) in München. Da sein früherer Vorgesetzter Heinrich Metzendorf ihn aber bald wieder als Mitarbeiter einstellen möchte, bittet er Dülfer um seine vorzeitige Freigabe. Als Ersatzmann schlägt Birkenholz seinen Freund Troost vor, der schließlich im März 1900 seine Stelle übernimmt. Auf diese Weise gelangt Troost in eines der zu jener Zeit innovativsten und meistbeschäftigten Architekturbüros Bayerns, wenn nicht Deutschlands, dessen Leiter Dülfer um 1900 mit farbenfrohen und reich dekorierten Jugendstilbauten großes Aufsehen erregt. Angestellt sind hier neben Troost noch Carl Jäger als Bürochef, Max Langheinrich, August Nopper, Franz Rank, Heinrich Tessenow und Theodor Veil sowie später erneut Peter Birkenholz.21 Als Angestellter Dülfers ist Troost, vermutlich als Bauleiter, an der Einrichtung der »Insel«-Wohnung und des Bürogebäudes der Allgemeinen Zeitung beteiligt (Abb.  4, 5). Außerdem wirkt er am Umbau des Hotels Terminus in München mit.22 Ob er hierbei eigenständige Entwürfe liefert, ist nicht bekannt. Bedeutend für Troosts weiteren beruflichen Weg ist seine Mitarbeit an der »Insel«-Wohnung. Nachdem der Verleger Alfred Walter Heymel seinen Cousin, den Schriftsteller und Architekten Rudolf Alexander Schröder (1878–1962), mit dem Entwurf der Inneneinrichtung beauftragt, zieht dieser mangels praktischen architektonischen Wissens Martin Dülfer, später noch Heinrich Vogeler hinzu.23 Als Angestellter Dülfers wirkt Troost bis Ende des Jahres 1900 an der Neueinrichtung mit, wobei er Schröders Vorgaben zeichnerisch und konstruktiv ausarbeitet und die

Ausführung in den Ausstattungsfirmen kontrolliert.24 Außerdem besorgt er mit Schröder Bilder, Plastiken und kunsthandwerkliche Objekte im Münchner Kunsthandel. Nach ihrer Fertigstellung erregt die Einrichtung allgemein große Aufmerksamkeit und dürfte Troost, der namentlich in der – sehr positiven – Publikation durch Julius Meier-Graefe25 in der »Dekorativen Kunst« erwähnt wird, in München und darüber hinaus bekannt gemacht haben. Im Umfeld der »Insel«Wohnung knüpft Troost zudem wichtige Kontakte, die ihn zum Teil zeitlebens begleiten. Zu nennen ist hier vor allem Schröder, mit dem er bis Anfang der 1930er-Jahre in regelmäßigem Kontakt steht und der zugleich derjenige zeitgenössische Architekt ist, den Troost am meisten bewundert, vor allem dessen vielseitige künstlerische Persönlichkeit und Lebensart  : »Wir [Gerdy Troost und er] waren abends zum Essen bei R. A. Schröder, wie immer von seiner Atmosphäre beeindruckt. Dabei ganz unsentimental geistreich, klug wird er wohl glänzend fertig mit den Realitäten des Lebens. Der gedeckte Tisch von höchster Kultiviertheit.«26 Daneben erhält Troost im Umfeld der »Insel«Wohnung Folgeaufträge, etwa von Heymels Freund Felix vom Rath sowie von Hugo (1863–1941) und Elsa Bruckmann (1865–1946), in deren Verlag die »Dekorative Kunst« erscheint (WV  18, 20).27 Die Bruckmanns lernt Troost am 4. 2. 1901 kennen, als er mit ihnen die geplante Veröffentlichung der »Insel«-­ Wohnung bespricht.28 Wie sehr das Verlegerehepaar ihn schätzt, zeigt die kurze Zeit später einsetzende, regelmäßige Publikation seiner Arbeiten in den verlagseigenen Kunstzeitschriften, neben der »Dekorativen Kunst« etwa die »Deutsche Kunst und Dekoration«.

20 BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf von PLT, 3.10.1901]. 21 Ebd., [Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984)]; Klein 1993, 8f. 22 Zur »Insel«-Wohnung s. BSB, Ana 325.B.[NPLT 1900]; Meier-Graefe 1901; Schröder 1935, 953–955; 1939, 12f.; 1941, 980f.; Pauli 1936, 215–217; Heiderich 1977, 11–13, 111–114; Vogeler 1989, 74f.; Heyden 1994, 86–91; Ziffer 1997, 98f.; Eggers 1998. Zur Allgemeinen Zeitung s. BSB, Ana 325.B.[NPLT 1901]; zum Hotel Terminus s. BSB, Ana

325.B.[Früh-Biogr. Notizen: Hs. Werkübersicht, o. D.]; Terminus 1903; ThB 33, 427f.; Prinzregentenzeit 1988, 197f. – Dass die Einrichtung des Hotels Terminus »weitgehend« von Troost stammt (s. Klein 1993, 13), ist unwahrscheinlich. 23 Von Vogeler stammen die Entwürfe für Metallobjekte, z. B. Bestecke, und der Blumendekor (Schröder 1935, 955f.; Heiderich 1977, 111; Vogeler 1989, 74f.). 24 BSB, Ana 325.B.[NPLT 1900]; vgl. Schröder 1935, 953f.; 1941, 980f.

8 | Leben und Werk bis 1930

4 Rudolf Alexander Schröder/Heinrich Vogeler: »Insel«Wohnung – Speisezimmer, 1899–1901

5  Martin Dülfer: Allgemeine Zeitung, München, 1900/01

Darüber hinaus ergreift der Verlag im Jahr 1905/06 für Troost Partei, als er mit Dülfer in einen Urheberrechtsstreit um die Villa Becker gerät (s. Abb. 6, 7).29 Gleichwohl scheint der ­ persönliche Kontakt eher sporadisch geblieben zu sein, zumal Troost bei den abendlichen Gesellschaften Elsa Bruckmanns nur sehr selten anwesend ist.30 Schließlich lernt Troost im Kontext der »Insel«-Wohnung auch viele Münchner Einrichtungsfirmen kennen, mit denen er später zusammenarbeitet  : die Vereinigten Werkstätten, die Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher, die Möbel­

manufaktur Oskar Matthes sowie die Kunsthandlung Bernheimer und die Staatliche Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Am 21. 3. 190131 tritt Troost aus Dülfers Atelier aus, um sich selbstständig zu machen. In der Folge beteiligt er sich an Wettbewerben und entwirft Interieurs (Farbtaf.  1). Im Frühjahr verbringt er mehrere Wochen bei seinem Studienfreund Biebricher in Gießen, bevor er im Sommer nach München zurückkehrt.32 Daneben unternimmt Troost in dieser Zeit Besichtigungstouren durch Deutschland und hält sich auch

25 Meier-Graefe 1901; hierzu s. Martynkewicz 2009, 85–87. 26 BSB, Ana 325.B.[TPLT 6.2.1928]. 27 Zur Verbindung Heymel, vom Rath und den Bruckmanns s. Schröder 1935, 958; Pauli 1936, 215; Schröder 1941, 232, 977; Borchardt/Heymel/Schröder 1978, 97, 250; Martynkewicz 2009, 14f., 63. 28 PB/KirchheimTeck, TPLT 4.2.1901. 29 Hintergrund der Auseinandersetzung ist die alleinige Nennung Troosts in der Veröffentlichung als Architekt, wodurch

Dülfer, bei dem Troost zu Beginn der Planungen noch angestellt ist, sein Urheberrecht verletzt sieht (s. Habich 1905– 1906; zum Urheberstreit s. Nüßlein 2005, 21–26). 30 In Troosts Aufzeichnungen sind nur zwei Besuche bei Bruckmanns festgehalten (PB/KirchheimTeck, TPLT 31.1., 18.2.1911). 31 BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984)]. 32 PB/KirchheimTeck, TPLT 1901.

Jugend und Ausbildung | 9

kurzfristig wieder in Elberfeld auf.33 Wie seine Reisen und seine häufigen Umzüge in München34 belegen, ist Troosts Leben nach seinem Weggang von Dülfer von einer gewissen Rast- und Orientierungslosigkeit gekennzeichnet, was vor allem dem Fehlen von Bauaufträgen geschuldet sein dürfte. Einer geregelten Arbeit scheint Troost in dieser Zeit nicht nachzugehen. Von seinem Privatleben ist lediglich eine nicht näher bekannte Freundin »R.« überliefert, die ihn auf seinen Reisen begleitet.35 Ansonsten verkehrt er in München, wo er schnell heimisch wird und seine Zeit für kunsthistorische Studien sowie, meist mit Birkenholz und Jäger, für Theater- und Opernbesuche nutzt. Am 1. 10. 1901 tritt Troost ein freiwilliges Dienstjahr im Grenadierregiment 116 des XVIII.  Armeekorps von Hessen-Nassau in Gießen an. Bereits nach zwei Wochen wird er wegen eines Herzfehlers ins Lazarett verlegt und am 14. 11. 1901 wegen Dienstuntauglichkeit aus dem Militärdienst entlassen. ­Troost bleibt zunächst bei Biebricher in Gießen und kehrt Anfang März 1902 zu Dülfer zurück, wo er nun möglicherweise Bürochef wird.36 Etwa seit Mai 1902 arbeitet Troost an Entwürfen für die Villa Becker, während deren Projektierung er im Juni 1903 aus Dülfers Büro austritt und sich, im Alter von fast 25 Jahren, selbstständig macht.37 Eine Rolle hierbei spielt womöglich ein Verleumdungsstreit mit Dülfer, von dem Troost Ende 1903 berichtet, ohne die Hintergründe anzuführen.38

33 BSB, Ana 325.B.[TPLT 1901]; PB/KirchheimTeck, TPLT 1901. 34 Seit dem 11.3.1900 ist Troost in der Veterinärstr. 4/II polizeilich gemeldet, seit dem 16.3.1900 in der Kaulbachstr. 52/II, seit dem 20.4.1900 in der Schellingstr. 80/IV, seit dem 22.5.1901 in der Ainmillerstr. 32/I und von 25.6. bis 16.9.1901 in der Adelheidstr. 5/III. Nach seiner Rückkehr aus Gießen ist ­Troost seit dem 10.3.1902 zunächst in der Heßstr. 90/I gemeldet, seit dem 21.5.1903 schließlich in der Nymphenburger Str. 35/IV (StadtA M, Polizeimeldebogen Nr. 449522 – PLT). 35 BSB, Ana 325.B.[TPLT 1901; Hs. Lebenslauf Troosts von GT, o. D. (um 1980–1984)]. 36 Lehr 1937. – Durch Biebricher lernt Troost Armin Lehr

10 | Leben und Werk bis 1930

Se l b s t s tä n dig e r A rc h i t e k t i n M ü nc h e n Im Mai 1903 richtet sich Troost im vierten Stock des Hauses Nymphenburgerstr.  35 eine Wohnung mit Atelier ein, die er bis Februar 1912, als er ins Parterre von Haus Kaulbachstr.  10 zieht, behält.39 Über Struktur, Personal oder Arbeitsaufteilung von ­Troosts Atelier ist nur wenig bekannt. Nach Lage der Quellen dürfte die Zahl seiner Angestellten – auftragsabhängig – zwischen drei und fünf gelegen haben (s. Liste seiner Mitarbeiter, S. 256f.). Ein Grund für die vergleichsweise geringe Zahl ist, dass ihm bei größeren Inneneinrichtungen Zeichner oder Innenarchitekten von den Möbelmanufakturen zur Verfügung gestellt werden, die für die Dauer des jeweiligen Auftrags in seinem Atelier mitarbeiten. Daneben lassen mehrere Aussagen Troosts darauf schließen, dass es ihm ein Bedürfnis war, nach Möglichkeit alleine und ohne Angestellte zu arbeiten.40 Bezeichnenderweise pflegt Troost mit seinen Mitarbeitern kaum privaten Kontakt. Als die Villa Becker 1905 fertiggestellt wird, ist sie der erste nach Troosts Entwürfen errichtete Bau (Abb. 6, 7). Aufgrund ihres Anspruchs und ihrer aufwendigen Ausführung ist sie neben der »Insel«-Wohnung zweifellos diejenige Arbeit, die Troosts Reputation in den ersten Jahren als selbstständiger Architekt am stärksten fördert. Daneben versucht Troost, wie bei jungen Architekten üblich, sich durch Wettbewerbsteilnahmen einen Namen zu machen. Etwa drei Viertel (13 von 17) seiner Beteiligungen an Konkurrenzen datieren vor 1908. In der Tat gelingt kennen, dessen Bericht die wichtigste Quelle zu Troosts Zeit in Gießen ist. Weitere Quellen hierzu sind: BSB, Ana 325.B.[TPLT 1901; Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984); Hs. Lebenslauf von PLT, 3.10.1901; Hs. Liste über die Verteilung der Armeekorps-Kompanien in Deutschland, 7.10.1901]. Dass Troost Bürochef bei Dülfer wird: ThB 33, 427. 37 Habich 1906. 38 Vgl. Troosts Notiz: »Trotz wiederholter Aufforderung, die Angelegenheit gerichtl. auszutragen, hat er [Dülfer] das Gerücht weiter verbreitet. Dülfer sagt, daß er die Worte [unleserlich] meinend gesagt habe, dagegen hat er bei allen Ausschußmitgl. dieses Wort gebraucht und [unleserlich] mich von der Liste

6  Villa Becker – Hauptfassade, München, 1902–1905 (WV 15)

es ihm zumeist, vordere Platzierungen zu belegen, da er bei acht seiner siebzehn nachweisbaren Beteiligungen einen der ersten drei Preise gewinnt und außerdem noch vier Ankäufe erlangen kann. Sein pres-

tigeträchtigster Erfolg ist sicherlich der zweite Platz im Wettbewerb zum Deutschen Museum (Abb. 8). Gleichwohl wird kein einziger seiner preisgekrön­ ten Entwürfe realisiert. Überhaupt bleibt ­ Troost

zu streichen. Ich wollte nicht erst Mitglied werden, sondern war es bereits, aus Rache wollte mich Dülfer ausgeschlossen wissen. Nachzuweisen: böswillige Verleumdung u. 1.) das ein [unlesbar] nicht stattgefunden hat. 2.) daß D[ülfer] dies wußte.« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 15.12.1903]). Wahrscheinlich handelt es sich bei der erwähnten Mitgliedschaft um jene in der »Münchener Vereinigung für angewandte Kunst«. Im Oktober 1904 notiert Troost schließlich: »Streitigkeiten mit Dülfer scheinen beigelegt.« (PB/KirchheimTeck, TPLT Oktober 1904). 39 PB/KirchheimTeck, TPLT 24.2.1912; StadtA M, Polizeimeldebogen Nr. 449522 – PLT. 40 Vgl. seine Äußerungen: »[…] viel über eine praktische ein-

fache Umordnung [im Atelier] nachgedacht, die ich schriftl. festlegen und unbedingt durchführen muß, zumal ich in Zukunft möglichst alleine, ohne Angestellten, arbeiten will« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 6.3.1920]). »Allein, ohne Angestellte, hatte ich einen guten Arbeitstag. Vielleicht ist es möglich, bei praktischer Disponierung, auf die Dauer so auszukommen« (ebd., [TPLT 1.4.1920]). »Alles Glück liegt für mich aber in einem befriedigenden künstlerischen Schaffen, wozu aber Ruhe u. immer wieder Ruhe gehört. Ich beneide oft [Alfred] Hagel um seine Freiheit u. Ruhe u. sollte suchen, mir ähnliche ungestörte Arbeitsmöglichkeit zu schaffen« (ebd., [TPLT 26.10.1920]).

Selbstständiger Architekt in München | 11

7  Villa Becker – Gartenseite, München, 1902–1905 (WV 15)

8  Paul Ludwig Troost und Carl Jäger: Wettbewerbsentwurf zum Deutschen Museum, München, 1906 (WV 25)

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die Errichtung größerer Bauwerke vor 1930 ver- Durch seine privaten Aufträge und seine Ausstelsagt. Gerade einmal zehn Bauten, vorwiegend lungsbeteiligungen kann sich Troost im Bereich der Wohnhäuser, kann er realisieren  ; hinzu kommen gehobenen Einrichtungskunst in nur wenigen Jahein Hausumbau, eine Fassadenneugestaltung und ren soweit profilieren, dass 1909 die VW und 1911 drei Grabmäler. Dass es ihm nicht gelingt, große der NDL auf ihn aufmerksam werden und ihn bald und dauerhafte Architekturen zu errichten, scheint darauf als künstlerischen Mitarbeiter verpflichten ­Troost mit zunehmendem Alter deprimiert zu ha- (s. S. 34–43). ben, wie er 1925 anlässlich eines Besuchs in Venedig durchblicken lässt  : »Gestern gegen Abend am Markusplatz ernstere Gedanken, dachte zurück Persönlichkeit an die Zeit vor 25  Jahren, als ich mit Birkenholz hier war u. unter primitiven Verhältnissen  : wieviel Troosts Persönlichkeit kennzeichnet vor allem ein Wille u. Hoffnung für zukünftiges Schaffen  ! U. wie Wesenszug, der sich bereits an seinem Wunsch, mögrelativ wenig Wertvolles zustande gekommen ist  ! lichst alleine zu arbeiten, gezeigt hat  : eine Distan­ Wieviel Jahre hab ich noch zu leben  ! Wenig Jahre, ziertheit gegenüber Personen außerhalb seines um nachwirken zu können.«41 Freundeskreises und, damit einhergehend, eine öfTroosts Haupttätigkeitsfeld wird stattdessen die fentliche Zurückhaltung. Grundsätzlich ist Troost Innenarchitektur, in der er sich frühzeitig auf ein eine gewisse »Häuslichkeit«42 zu eigen, weshalb er konservatives Luxussegment spezialisiert. Für seine etwa die Teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen fast ausschließlich dem Unternehmertum entstam- so weit wie möglich meidet und gemütliche Abende menden Auftraggeber entwirft er aristokratisch im vertrauten Kreis vorzieht. Sein Freund Ernst Haianmutende Interieurs, die ein traditionsbewusstes ger (1874–1952) berichtet hierüber  : »Gutes Essen Repräsentationsbedürfnis befriedigen und zugleich und alten Rheinwein schätzte er sehr, und nach getaein bildungsbürgerliches Standesbewusstsein zum ner Arbeit und gutem Essen widmete er sich der unAusdruck bringen sollen. Anzuführen sind hierbei entbehrlichen Brasil-Zigarre. Er war ein gemütlicher vor allem die Einrichtungen von Haus Chilling- und dankbarer Gast, besonders wenn er ungestört worth (I, 1906–1909, WV  28, s. Abb.  30), Haus mit ein oder zwei Menschen zusammen war. […] Vogdt (1909–1911, WV  36) und Haus Heineken Seine Lebensauffassung war durchaus materialistisch. (1913–1915, WV 64, s. Abb. 33). Daneben beteiligt […] Er hatte mehr die Eigenschaften eines Industrisich Troost regelmäßig an wichtigen Ausstellungen  : ellen trotz aller Künstlerschaft.«43 etwa an der »Ausstellung für angewandte Kunst« in Nach seiner eigenen Einschätzung ist Troost zuMünchen 1905, der Ausstellung »München 1908«, dem ein Mangel an Herzlichkeit und Verbindlichkeit der »Münchener Ausstellung für angewandte Kunst« zu eigen, der es ihm schwer macht, anderen Menin Paris 1910, den Weltausstellungen in Brüssel 1910 schen nahezukommen.44 Persönliche Auseinanderund Gent 1913, der Bayerische Gewerbeschau 1912 setzungen veranlassen ihn oft, über sich und sein bein München und der Werkbund-Ausstellung 1914 rufliches Schaffen zu reflektieren, was gelegentlich in Selbstaufrufen zu Einsamkeit und intensiver Arbeit in Köln (WV 31, 37, 40, 46, 59, 62). 41 BSB, Ana 325.B.[TPLT 15.10.1925]. Ernst Haiger befindet über Troost, dass »Bauen […] seine ganze Sehnsucht« gewesen sei (Haiger 1948, 52). 42 Haiger 1948, 52. 43 Ebd., 75. 44 Vgl. Troosts Äußerungen: »Ich bin grenzenlos traurig über mich selbst, daß es mir garnicht gegeben ist, wertvollen Men-

schen, die ich schätze, wirklich herzlich nahe zu treten« (PB/ KirchheimTeck, PLT an Maria Nachtigal, 9.10.1907). »Ich muß leidlich anständig zu Ende kommen u. sorgen, daß ich Niemand Unrecht tue, nicht in Gedanken u. nicht in der Tat. Das wirklich herzlich warme Empfinden zu den Menschen fehlt mir ja leider« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 4.12.1924]).

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mündet  : »Das fröhliche Bejahen des Lebens sollte aber nicht von Stimmungen abhängen, dieses glückliche Gefühl soll tief im Menschen wurzeln & ihm in allen Lebenslagen den Stützpunkt geben. Ich hab es nicht, oder ich glaube es nicht zu haben & vergrübeln läßt es sich nicht. Ich habe oft recht schwermütige Stunden, ich werde nie glücklich und zufrieden sein. Dies liegt in meiner Natur & ich bin deshalb oft sehr traurig über mich & ich fühle klar, daß mein Heil nur in der Arbeit liegt. Trotzdem habe ich eine brennende Sehnsucht nach heiterem Lebensgenuß und – wieder – das Sehnen nach heiliger Ruhe und Einsamkeit. Diese Wanderlust weit fort vom Trubel der Menschen in die große Stille der Berge und den großen Zusammenklängen lauschen.«45 In der selbst gewählten Zurückgezogenheit glaubt Troost den Schlüssel zu einem produktiven, künstlerischen Schaffen zu finden  : »Die Einsamkeit giebt mir viel, denn es ist so süß, sich selbst zu hören – und dies traumhafte Nachdenken und Sinnen, das allmählich eintretende Gefühl innerer Klarheit ist für mich von so großem Wert, für meine Arbeit und für mein Leben.«46 Für seine künstlerische Tätigkeit verspricht er sich von der Einsamkeit »innere Klarheit« bzw. »innere Harmonie« und »innere Läuterung«.47 Wie seine Äußerungen nahelegen, verfolgt Troost privat und beruflich das Ideal der vita contemplativa, also eines zurückgezogenen, ins Geistige und in die tägliche Arbeit vertieften Lebens. Unklar ist, ob er hierbei von einer bestimmten Geistesrich-

tung beeinflusst ist, etwa vom mönchischen Ideal der Benediktiner oder – was wahrscheinlicher ist – von Friedrich Nietzsche, dessen Werke er in jungen Jahren liest und dessen Ausführungen über die »Herkunft der vita contemplativa«48 er vermutlich kennt. Eine weitere Ursache für Troosts Rückzug in ein intensives, einsames Arbeiten ist in seinem mangelnden Selbstbewusstsein zu sehen. Wie seine Aufzeichnungen zeigen, fühlt er sich oft unsicher und verhält sich in der Öffentlichkeit deshalb passiv und gehemmt. Nach einer Sitzung, vermutlich des Münchner Bundes, Ende Mai 1920 zur Reform der Fachschulen notiert er  : »Ich selbst, obgleich ich hätte vermittelnd wirken können, sprach wiedermal nichts, war deshalb unzufrieden mit mir u. dachte, daß es überhaupt zwecklos ist für mich, derartigen Sitzungen, worin zu sprechen mir nicht liegt, beizuwohnen. Eine Mitwirkung u. hemmungslose Aussprache wäre mir nur im Kreise Gleichgesinnter möglich, (im Gefühl, daß der eigenen künstlerischen Arbeit Achtung entgegengebracht wird) in einer reinen Atmosphäre. Es ist gut, mir bald klar darüber zu werden, ob es nicht besser ist, mich zurückzuziehen und intensiv zu arbeiten.«49 Wie seine Feststellung, »nur im Kreise Gleichgesinnter« tätig werden zu können, nahelegt, ist Troost zur diskursiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen, künstlerischen Standpunkten nur bedingt fähig. Mitunter lässt er gegenüber Kollegen auch ein Unterlegenheitsgefühl erkennen, so etwa nach dem an Bruno Paul (1874–1968) verlore-

45 PB/KirchheimTeck, TPLT Juli 1901; s. a.: »Immer wieder muß ich mich zu einer ganz intensiven Ausnutzung meiner Zeit erwehren. Mir jede Störung u. nutzlose Geselligkeit fern zu halten suchen. Vor allem den Geist frisch halten durch regelmäßiges Leben. Bescheidenheit im Urteil! Temperament u. Frische bei der Arbeit!« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 9.12.1920]). 46 PB/KirchheimTeck, PLT an Maria Nachtigal, 1.9.1906. 47 Beispielhaft für Ersteres ist sein Tagebucheintrag vom März 1921: »Sonntag früh. Noch Ruhe u. Stille. Wie schön, wenn ich jetzt hier am Zeichenbrett zeichnen könnte! Stattdessen nur Gedanken darüber, wie ich vermeiden kann, daß meine Arbeitsmöglichkeit […] beschränkt wird. Immer sind es wieder andere Sachen, die die ruhige harmonische Arbeitsstimmung u. ‑Möglichkeit stören. Immer muß ich vor allem anderen Störungen der Arbeit u. innerer Harmonie zu vermeiden suchen« (BSB, Ana 325.B.[TPLT

20.3.1921]). Beispielhaft für Letzteres ist Troosts Reaktion auf den Ausgang des Wettbewerbs für ein Landtags- und Ministerialgebäude in Oldenburg, bei dem er immerhin einen Ankauf erreicht (Abb. 21): »Vielleicht ist aber diese Dusche ganz gut, sonst wäre ich vielleicht dem Größenwahn verfallen. Ich will lieber diesen Schlag zu meinem Besten werden lassen: für innere Läuterung; ich werde fleißiger sein & mir weniger einbilden« (PB/KirchheimTeck, TPLT 13.12.1908). So der Titel des 42. Kapitels von Nietzsches Werk »Morgenröte. Gedanken über die moralischen Vorurteile« (1881). BSB, Ana 325.B.[TPLT 26.5.1920]. PB/KirchheimTeck, TPLT 4.2.1912. Vgl. seine Notiz: »Musik mit Gött. Das 7te Trio ging miserabel, muß ganz energisch üben« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 6.10.1927]).

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nen Bauauftrag für Haus Leffmann (WV 47)  : »Es ist viel weniger der entgangene Auftrag, als das Gefühl, mich Bruno Paul gegenüber zurückgesetzt zu fühlen, das mich so angreift. Vielleicht hätte ich aber auch, wenn ich den Auftrag bekommen hätte, schwieriges Arbeiten gehabt, da die Frau L[effmann] […] von vornherein für Paul eingenommen war & dann wohl leicht zu Vergleichen geneigt gewesen wäre.«50 Seinen persönlichen Unzulänglichkeiten und sozialen Defiziten begegnet Troost mit verstärkter Zurückgezogenheit und umso größerem Ehrgeiz, mit dem er nicht nur seinen Beruf, sondern auch seine Hobbys betreibt.51 Hierbei gilt seine größte Leidenschaft der klassischen Musik, wobei Beethoven, Bruckner, Schumann, Wagner und insbesondere Brahms seine Favoriten sind. So besucht er nicht nur regelmäßig klassische Konzerte oder zeitgenössische Opern, sondern spielt auch Klavier und singt dazu.52 Daneben interessiert er sich für Literatur, hierbei vor allem für deutsche Klassiker, und allgemein für die bildenden Künste, was sich auch im Sammeln von Kleinkunst, Asiatika, Abgüssen bekannter Skulpturen und vor allem von Gemälden und Zeichnungen äußert.53 Im Gegensatz zu seiner protestantischen Erziehung bleibt Troost zur Kirche zeitlebens auf Distanz, wie er sich überhaupt nur wenig für Religion zu interessieren scheint. Die politischen Entwicklungen seiner Zeit verfolgt er aufmerksam, ohne aber in seinen Tagebüchern näher darüber zu reflektieren oder sich selbst politisch zu engagieren. Selbst be-

Wie bereits angeklungen ist, umgibt sich Troost mit einem vergleichsweise kleinen Kreis von Freunden und guten Bekannten. In jungen Jahren zählen hierzu seine Studienfreunde aus Elberfeld und Darmstadt, allen voran Peter Birkenholz, der ihn bis 1903 auf nahezu sämtlichen beruflichen Stationen begleitet. Nachdem beide sich selbstständig machen, scheint der Kontakt nachzulassen. Ähnlich verhält es sich bei August Buxbaum und Wilhelm Härter, mit denen der private Verkehr nach der gemeinsamen Darmstädter Zeit weitgehend ruht. Mit August Biebricher hält Troost dagegen bis Anfang der 1920er-Jahre Kontakt. In München freundet sich Troost bei Dülfer mit Carl Jäger an, um 1906 noch mit den Malern Hans Gött (1883–1974)54 und um 1910 mit Alfred Hagel (1885–1945),55 mit denen er sich – Hagel an der Violine, Gött am Cello, er selbst am Klavier – bis Ende der 1920er-Jahre regelmäßig zum Musizieren trifft. Darüber hinaus lässt Troost von ihnen oft Gemälde,

52 Das Klavierspielen sowie Grundkenntnisse auf Violine und Pauke soll sich Troost in seiner Jugend selbst beigebracht, zudem sich im Komponieren versucht haben (BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o.  D. (um 1980– 1984]). 53 Zu Troosts Sammlung zählen Werke von Gustav Freiherr von Bechtolsheim (Unbekanntes Motiv), Lovis Corinth (Blumenstück, 1916), Hans von Marées (Werke Porträt), Max Slevogt (Landschaft bei Traunstein) (BSB, Ana 325.B.[TPLT 1.12.1925]); außerdem von Hans von Hayek (»Die Straße von Lille«, »Flussdampfer an der Landungsbrücke«), Julius Hess (»Stillleben«), Johann Daniel Holz (»Am Zaun«), Walter Leistikow (»Garten am kleinen Wannsee«), Hans Meid (»Mondstimmung«, Radierung), Walter Püttner (»Heldensaal im Nationalmuseum«) (VWA, Empfangsbestätigung der VW, 12.3.1926). Die Gemälde sind nach der Plünderung von

Gerdy Troosts Wohnung 1945 verschollen oder werden später von ihr verkauft. 54 Gött studiert 1903/04 Architektur an der TH München, danach bis 1906 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste und 1907–1909 in Paris. Nach vierjährigem Kriegsdienst kehrt er nach München zurück, wo er sich 1919 der Neuen Secession anschließt und 1929 den Professorentitel erhält. 1944–1952 lehrt Gött hier an der Akademie (s. Raffalt/ Zinkand 2000). 55 Der gebürtige Wiener Hagel studiert an den Akademien in Wien und München und macht sich 1913 als Maler, Zeichner, Aquarellist und Buchillustrator selbstständig. Nach fast vierjährigem Fronteinsatz kehrt Hagel 1919 nach München zurück. 1930 übersiedelt er nach Wien, wo er sich 1938 nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten ins Privatleben zurückzieht.

deutende Ereignisse, wie die Inflation 1922/23 oder der New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929, finden in seinen Aufzeichnungen keinen Niederschlag. Generell ergibt sich aus den Quellen der Eindruck, dass Troost vor 1930 keiner bestimmten politischen Richtung zugeneigt ist.

Umfeld

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Aquarelle oder Gobelinentwürfe für seine Innenräume anfertigen, worüber hinaus Hagel für Troost auch die Idealansichten seiner Wettbewerbsentwürfe und Bauprojekte zeichnet (s. Abb.  151, 156). Mit Gött wird der Kontakt nach 1914 seltener, während die Freundschaft mit Hagel 1928, nach einer Auseinandersetzung um dessen Gobelinentwürfe für den Dampfer Europa, ein abruptes Ende findet.56 Um 1907/08 lernt Troost den Bildhauer und Zeichner Josef Wackerle (1880–1959) kennen, mit dem er viele Interessen teilt und der sein bester Freund wird.57 Daneben ist Wackerle auch derjenige Künstler, dessen Arbeiten – Skulpturen, Schnitzreliefs, Gemälde oder Porzellane – Troost in seinen Interieurs am stärksten einbindet. Nach der Fertigstellung der Europa kommt es bis 1933 zu keiner neuerlichen Kooperation, wenngleich beide weiterhin privaten Kontakt pflegen.58 Weitere Freunde Troosts sind Ernst Haiger59, den er Ende 1919 bei den VW kennenlernt, Eduard Thöny und Hans Barth, der in den 1920ern Direktor der Germaniawerft in Kiel ist, sowie ein nicht näher bekannter Major Ferber in München.60 Schwie-

rig gestalten sich Aussagen über Troosts Beziehung zu Frauen. In seinen Tagebüchern erwähnt er eine Reihe weiblicher Bekanntschaften, ohne dass daraus hervorgeht, ob es sich um platonische Freundschaften oder Liebesbeziehungen handelt. Einen besonderen Stellenwert hat für ihn die Grafikerin und Malerin Maria Nachtigal (1869–1958), die er um das Jahr 1900 kennenlernt und die für ihn eine Art Seelenverwandte ist.61 Außerhalb seines Freundeskreises begegnet ­Troost Architekten- und Künstlerkollegen zumeist mit höflicher Distanz, wie er auch das gesellschaftliche ­Leben der unterschiedlichen Künstlervereinigungen weitgehend meidet.62 Bezeichnend hierfür ist sein Fernbleiben vom Begräbnis Emanuel von Seidls Ende 1919, der jahrelang ein Fixpunkt im gesellschaftlichen Leben der Münchner Künstlerschaft und auch mit ihm bekannt gewesen war  : »Machte mir etwas Vorwürfe, daß ich mich nicht für die Feier interessiert habe, was vielleicht unangenehm bemerkt wurde, aber eigentlich meiner ehrlichen Stimmung entsprach. Im Grunde war, bin u. bleibe ich den Münchener Künstlerkreisen innerlich fremd.«63

56 BSB, Ana 325.B.[TPLT 23.8.1928]. 57 Wackerle wird an der Holzschnitzschule Partenkirchen, der Münchner Kunstgewerbeschule und der Akademie ausgebildet. Nach 1905 ist er einer der wichtigsten Entwerfer der Staatlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg. 1909 wird er Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums, 1917 an der Kunstgewerbeschule München und 1924 an der Akademie. 1930 wird Wackerle mit dem Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst sowie 1940 mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Nach seinem Ausscheiden aus der Akademie im Jahr 1950 zieht er sich nach Partenkirchen zurück (s. Wackerle 1960; 2009; Ziffer 1997; Eckstein 2005). 58 Dass Troost bei den Aufträgen der Nationalsozialisten stattdessen die Bildhauer Karl Romeis (1895–1960) und Kurt Schmid-Ehmen (1901–1968) heranzieht, liegt möglicherweise daran, dass beide, anders als Wackerle, auf die Arbeit mit Bronze spezialisiert sind (vgl. Bauer-Spandl 1998, 14f.). Nach Troosts Tod erhält Wackerle einzelne Aufträge von Gerdy Troost und Leonhard Gall. 59 In Mülheim a. d. Ruhr geboren, zieht Haiger (1874–1952) zum Studium nach München, wo er bereits in jungen Jahren erfolgreich an Wettbewerben und Ausstellungen teilnimmt. Um 1900 entwirft er mit Henry Helbig farbenprächtige Ju-

gendstilfassaden und arbeitet seit 1905 gelegentlich mit den VW zusammen. 1917 wird ihm der Professorentitel verliehen. In den 1920er-Jahren verlagert sich sein Schwerpunkt auf die Innenarchitektur. Nach 1933 erhält er dank seiner Verbindung zu Troost verschiedene staatliche Aufträge, etwa für das Neue Odeon in München. 1943 zieht er sich nach Wiesbaden zurück, wo er in der Folge kaum noch entwerfend tätig ist (Haiger 2010). 60 Vermutlich handelt es sich bei Letztgenanntem um den Vater des späteren NATO-Befehlshabers Ernst Ferber. 61 VWA, Hs. Vermerke GTs, o. D. [um 1983]. – Nachtigal ist Schülerin von Frithjof Smith, Christian Landenberger und Angelo Jank (ThB 25, 322). Über ihr künstlerisches Werk ist nichts bekannt. Beruflich scheint sie wenig erfolgreich zu sein, da ihr Troost seit den 1920ern monatlich einen geringen Geldbetrag überweist. Zudem übernimmt Nachtigal 1912 Troosts Wohnung in der Nymphenburger Straße. Nach ­Troosts Tod hält seine Witwe den Kontakt zu Nachtigal aufrecht. 62 In München lernt Troost nahezu alle namhaften Künstler und Architekten seiner Zeit persönlich kennen, darunter Theodor Fischer und Gabriel von Seidl, den er 1912 zusammen mit Hugo Bruckmann in Tölz besucht (PB/KirchheimTeck, TPLT 10.8.1912). Außerhalb Münchens macht er u. a. die

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Nur selten wird Troost Mitglied in Künstlervereini- unter der Leitung Hans Grässels eine Art Sammelgungen. Im April 1903 ist er etwa Gründungsmit- becken für jene Künstler ist, die mit der zunehmend glied der »Münchener Vereinigung für angewandte modernistischen Ausrichtung des Münchner BunKunst«, die eine charakteristische, gleichwohl be- des unzufrieden sind.67 Welche konkrete Zielsetzung deutsame Erscheinung der kunsthandwerklichen der »Verein« im Einzelnen verfolgt, ist nicht über­ Reformbewegung jener Zeit ist und das Ziel verfolgt, liefert. Wie es scheint, hat er nach Kriegsende rasch »die Tätigkeit auf dem Gebiete der angewandten an Bedeutung verloren.68 Daneben ist Troost noch Kunst in Form nicht allzu umfangreicher, ständig Mitglied in berufsständischen Vereinigungen  : 1916– wiederkehrender Ausstellungen zu zeigen und da- 1920 nachweislich im Münchner Architekten- und bei in erster Linie der modernen Auffassung derar- Ingenieurs-Verein, im Bayerischen Kunstgewerbetiger Aufgaben zum Ausdrucke zu verhelfen.«64 Die Verein und im Bund Deutscher Architekten (BDA) 1910 in »Münchner Bund« umbenannte Vereinigung sowie 1908–1928 im Deutschen Werkbund.69 existiert bis zu ihrer erzwungenen Selbstauflösung Anfang 1934 und gilt als einer der Vorläufer des Deutschen Werkbundes.65 In den regelmäßig statt- F rü h w e r k findenden Sitzungen scheint Troost nur selten anwesend zu sein, wie er sich abgesehen von seiner Teil- Wie seine ersten Einrichtungsentwürfe zeigen, hat nahme an der Ausstellung von 1905 (WV 21) und die »Insel«-Wohnung eine nachhaltige Wirkung auf am Arbeitsausschuss zur organisatorischen Vorberei- Troost (s. Abb. 4). Ihre als »modernes Milieu«70 getung der Deutschen Gewerbeschau 1922 ab Herbst feierte Einrichtung ist von Schröder in bewusstem Gegensatz zum floral-linearen Jugendstil und zum 1919 hier auch nicht weiter engagiert.66 Am 1. 3. 1917 wird Troost Mitglied des neu ge- akademischen Historismus gehalten worden und gründeten »Vereins für Künstlerische Fragen«, der heute als frühes Beispiel für einen sachlichen WohnBekanntschaft von Peter Behrens (1903), Max Slevogt (1923) und Emil Fahrenkamp (1927). Besonders von Behrens zeigt Troost sich angetan: »Heute Mittag besuchte ich Peter Behrens auf seinen Brief hin, den er mir schrieb. Er ist eine sehr vornehme, große Erscheinung« (ebd., TPLT 28.8.1903). Fahrenkamp empfindet er »nicht unsympatisch, etwas von seiner Art, in seinem sorglos freien Benehmen, wäre gut für mich« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 12.9.1927]). 63 PB/KirchheimTeck, TPLT 29.12.1919. 64 Ihr ursprüngliches Ziel, sich in München ein eigenes Ausstellungsgebäude nach Vorbild der Wiener Sezession zu schaffen, bleibt der Vereinigung versagt. Stattdessen werden ihr 1904 von Prinzregent Luitpold Ausstellungsräume im Studiengebäude des Bayerischen Nationalmuseums zur dauerhaften Nutzung überlassen (München 1905, 9f., 29– 31). – Viele der sich in der Vereinigung zusammenschließenden Künstler um Bruno Paul und Franz August Otto Krüger zählten bereits 1897 auch zu den Gründungsvätern der VW, die 1901 die »1. Ausstellung für Kunst im Handwerk« im Alten Nationalmuseum (heute: Staatliches Museum für Völkerkunde) veranstalteten. Nach Aussage Bruno Pauls soll, was nicht überprüfbar ist, auch Troost daran mitgewirkt haben (BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: Bruno Paul an GT, 23.1.1934).

65 Zum Münchner Bund s. Campbell 1978, 243–287; Arndt 1981, 498–512; Weißler 1990, 17–19. 66 Siehe PB/KirchheimTeck, TPLT 12.6.1919–22.3.1920. – Nicht zwangsläufig auf seine Mitgliedschaft im Münchner Bund zurückzuführen ist Troosts Bestellung zum sachverständigen Beirat in der Gruppe IIa (Möbelfabrikation) bei der Organisation der Bayerischen Gewerbeschau 1912 (Bayerische Gewerbeschau 1913, 18). 67 PB/KirchheimTeck, TPLT 5.3.1917. – Weitere Mitglieder sind Oswald Bieber, Julius Diez, Fritz Erler, Hans Grässel, Kurt Herterich, Eugen Hönig, Angelo Jank und Max Littmann (ebd., TPLT 21.2.1916). 68 Troost erwähnt die Vereinigung nach dem Ersten Weltkrieg kaum noch, zum letzten Mal im März 1920 (ebd., TPLT 22.3.1920). 69 BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911–1922; Kassa-Buch Juli 1914 – Januar 1917; WBA B, Mitgliederverzeichnis 1908–1928. – Möglicherweise verlässt Troost den Werkbund wegen der 1927 errichteten Weißenhofsiedlung, wegen der auch Paul Bonatz, Paul Schmitthenner und Paul Schultze-Naumburg austreten. 70 So der Titel der Veröffentlichung Meier-Graefes (Meier-­ Graefe 1901).

Frühwerk | 17

dunklen Furnierhölzer gekennzeichnet ist. Ein weiteres Vorbild sind Interieurs des Klassizismus, was sich etwa in der Profilierung von Gesimsen, der geometrischen Gliederung von Böden, Wänden und Decken, der Gestaltung einzelner Stuhlmodelle sowie der Verwendung von Girlandendekor und einzelnen Ornamentformen, wie einem vom »Laufenden Hund« abgeleitetem Zierband, zeigt. Zuletzt belegen die handwerklich-schlichte Ausführung einzelner Möbel und der stilisierte Pflanzen- und Blumendekor den Einfluss des englischen Arts-andCrafts-Movements. Ähnliche Charakteristika kennzeichnen auch ­Troosts Speisezimmer-Entwurf von März/April 1901 (Farbtaf. 1), der aber anders als die »Insel-Wohnung« keine historischen Bezüge mehr aufweist. Insbesondere das Mobiliar ist von einer bemerkenswerten Sachlichkeit, die zu diesem frühen Zeitpunkt in Deutschland noch selten ist und mit Blick auf die weitere Entwicklung der Architektur als modern bezeichnet werden kann. Troosts nachfolgende Raumschöpfungen bleiben der »Insel«-Wohnung grundsätzlich verpflichtet, weisen aber eine stärkere 9 Speisezimmer für »Ausstellung für angewandte Kunst«, Geometrisierung auf, vor allem in der OberflächenMünchen, 1905 (WV 21) gliederung, der Konstruktion der Möbel und im Dekor (Abb. 9, Farbtaf. 2). Vermutlich ist Troost hierbei von den Glasgower stil in Deutschland anerkannt.71 Vorbildhaft für ihre Innengestaltung ist vor allem das Biedermeier, von Künstlern um Charles Rennie Mackintosh (1868– dem die ebenso auf Gemütlichkeit wie Eleganz ab- 1928) und den Wiener Architekten Josef Hoffmann zielende Grundhaltung, die ausgewogenen Farbhar- (1870–1956), Koloman Moser (1868–1918), Jomonien sowie die reduzierte Ausstattung inspiriert seph Maria Olbrich (1867–1908) und Otto Wagner sind, ebenso das Mobiliar, das durch geschlossene (1841–1918) beeinflusst worden. Deren Arbeiten Umrisse, eine rechtwinklige Konstruktion sowie zeigen um 1900/01 eine starke Tendenz zur geometglatte und ungegliederte Oberflächen der zumeist rischen Flächengliederung und zur Verwendung von 71 Siehe Schröder 1939, 291f.; Heyden 1997, 118. 72 Ottomeyer/Ziffer 1993, 14–16. 73 Nach seinem Besuch der Darmstädter Ausstellung »Ein Dokument deutscher Kunst« notiert Troost: »Mein erster Eindruck war: Jahrmarkt, dann scheint mir die ganze Anlage verfehlt. Das Terrain ist vergewaltigt. Und unter dem Eindruck des Gewaltsamen steht alles. Die äußeren Farben tuen furchtbar wehe. Unruhe, Unruhe wohin man blickt. Von den Gebäuden gefällt mir nur das Ernst-Ludwig-Haus […] und das Haus des Bildhauers Habichs. Das erstere paßt aber abso-

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lut nicht ins Terrain. Man hat den Eindruck, als ob das reiche Wissen (Materialverwertung) und der Ideenreichtum gezeigt werden soll. Während man dies doch beim Künstler voraussetzt, um dann auf diesem Grund das Schöne hervorzubringen. Ich habe in Bensheim [im Büro Heinrich Metzendorfs] gesehen, daß Birkenholz sehr unter dem Eindruck der Darmstaedter steht und ich bedauere, daß Künstler diesen Ausdruck persönlicher Laune werden für Stil nehmen, oder gar darin irgendetwas von Bedeutung erblicken. Auf das Wesentliche in der guten modernen Architektur ist das Publikum

11 Josef Hoffmann  : Haus Henneberg – Halle, Wien, 1900/01 10 Charles Rennie Mackintosh  : School of Art – Bibliothek, Glasgow, 1896–1899

Quadraten oder Rechtecken zur Ornamentierung von Räumen und Möbeln (Abb.  10, 11). Die von Wien und Glasgow ausgehenden, auf geometrische Ordnung und ornamentale Reduktion abzielenden Bestrebungen finden in Deutschland durch Kunstzeitschriften wie der »Dekorativen Kunst« und »The Studio«, die Veröffentlichungen des Verlegers Alexander Koch sowie durch Ausstellungen ein großes Publikum und sind auf diesem Weg zweifellos auch Troost bekannt geworden. Anders, genauer ohne die Kenntnis von Mackintosh, wären etwa die von ihm entworfenen, mehrgliedrigen Deckenleuchter mit quadratischen Metallschirmen oder die hohen Rückenlehnen einiger Stuhlmodelle kaum vorstellbar

(vgl. Abb. 9 und 10). Von vielen Architekten, zumal in München, werden die Neuerungen aus Wien und Glasgow in bewusstem Kontrast zu dem um 1900 in Europa verbreiteten floral-linearen Jugendstil mit seinen geschwungenen, unsymmetrischen Dekorationsmustern und seinem mitunter farbfreudigen Kolorit aufgegriffen.72 Höchstwahrscheinlich gilt dies auch für Troost, der bei einer Besichtigung der Darmstädter Künstlerkolonie von 1901 den künstlerischen Individualismus der gezeigten Häuser und Einrichtungen als »Ausdruck persönlicher Laune«73 ablehnt. Eine gewisse Ausnahme unter den frühen Interieurs Troosts stellt jenes der Villa Becker dar, das eine stärkere Anlehnung an klassizistische Bau- und

lange vor Darmstadt hingewiesen worden, das was Darmstadt für sich in Anspruch nehmen kann, ist unwesentliche Laune« (PB/KirchheimTeck, PLT an Unbekannt – Abschrift, o. D. [1901]). Troosts Ablehnung der Moderne klingt erneut in seinen Äußerungen zur »Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung« in Dresden 1906 durch: »Es ist eine unglaubliche Menge Sachen da, Zimmer u. kunstgewerbl. Arbeiten. Doch schließlich ist alles ein großer Wirrwarr, ein Rasen in Formen u. Motiven, zwecklos, unverstanden. Menschen mit

klaren Köpfen, Lebensart und Lebenskunst kann man nur sehr selten hinter den Entwürfen vermuten. All diesen Arbeiten, deren Schöpfer nun schon berühmt werden, stehe ich innerlich ganz fremd gegenüber; ich habe oft das Gefühl, als ob diese Menschen das Allerheiligste unserer schönen Kunst besudeln (entweihen?). Dabei kann man sie nicht übersehen, da sie sich am meisten aufdrängen. […] Hinter der Moderne ahnt man keinen Menschen mehr« (ebd., TPLT 26.8.1906). Da der Großteil der in Dresden präsentierten Interieurs wieder eine stärkere Bezugnahme auf historische Kunstepochen



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12  Villa Becker – Vestibül, München, 1902–1905 (WV 15)

Ornamentformen aufweist (Abb. 12, 13). Ihre reiche Ausschmückung mit Terrakottaeinlagen, Bronzeplastiken und Reliefs, die zumeist figürliche Motive aus der ägyptischen und römischen Antike zeigen, unterscheidet sie von Troosts sonstigen Interieurs dieser Zeit merklich. Höchstwahrscheinlich ist der starke Antikenbezug auf den Bauherren Benno Becker zurückzuführen, der hierin zweifellos die Villa Stuck (1897/98) in München zum Vorbild nahm. Deutlicher als bei den Interieurs zeigt sich ­Troosts Rekurs auf antike Bauformen bei seinen Bauentwür­ fen für private Auftraggeber. Anzunehmen ist, dass hierbei seine Italienreise von 1899 nicht ohne Einzeigt, zielt Troosts Kritik vermutlich auf Künstler wie Henry van der Velde oder Bernhard Pankok ab, die in Dresden zum

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fluss auf ihn gewesen ist. Vor allem die Außengestaltung der Villa Becker – und hier insbesondere die Hauptfassade (Abb. 6) – ist in einer reduzierten neoklassizistischen Formensprache gehalten, die vermutlich ebenfalls entscheidende Anregungen von der Villa Stuck empfangen hat. Die anderen frühen Bauten Troosts kennzeichnet gleichfalls eine neoklassizistische Gestaltungsweise  : So etwa das Familiengrabmal Becker, bei dem die klassizistischen Elemente allerdings zugunsten einer blockhaften Reduktion zurückgedrängt sind, und das Haus Georgenstr.  3 (Abb.  14, 15)  ; zum Teil ebenfalls noch die Häuser Schwicheldt und Chillingworth (I), die letzten Mal in größerem Rahmen Arbeiten zeigen, die dem Jugendstil zugerechnet werden können.

13  Villa Becker – Musiksalon, München, 1902–1905 (WV 15)

aber bereits barocke Gestaltungselemente aufweisen (Abb.  16). Kennzeichnend ist für diese Bauten die symmetrische Gliederung der Fassaden, deren Reliefierung durch Vor- und Rücksprünge, die formale Reduktion der Bauglieder, rechtwinklige Profilierungen, etwa von Gesimsen oder Fensteröffnungen, sowie ein »klassisch« weißer Anstrich. Allgemein sind die bis 1905 errichteten Bauten Troosts somit dem reduzierten Neoklassizismus zuzurechnen, der seit Beginn des 20.  Jahrhunderts in vielen Ländern für repräsentative Bauvorhaben geläufig ist. Namhafte Vertreter dieser Richtung sind in Deutschland Peter Behrens (1868–1940), Wilhelm Kreis (1873–1955) (Abb. 17, 18) oder Max Littmann (1862–1931). In auffälligem Kontrast zu den Interieurs und Privatbauten stehen Troosts Wettbewerbsentwürfe, die

in einem orts- und funktionsgebundenen Eklek­ tizismus gehalten sind. Während der Entwurf für die Stadtparkhalle in Remscheid noch eine Troosts früheren Studienentwürfen vergleichbare Gestaltung aufweist und dem Heimatstil zuzurechnen ist (Abb. 19), sind die Entwürfe für das Rathaus in Freising (Abb.  20) und die Landeshypothekenbank in Darmstadt in neobarocken Formen gehalten, jener für das Deutsche Museum zum Teil in bayerischen Barockformen (Abb. 8). Der Eklektizismus von Troosts Wettbewerbsentwürfen ist auf ein Denkmuster zurückzuführen, das sich im 18.  Jahrhundert herausbildet und in der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhundert unter Architekten und Bauherren weit verbreitet ist. Ihm zufolge sind Bauten in demjenigen Stil zu errichten, der für

Frühwerk | 21

14  Familiengrabmal Becker, Berlin, 1901/02 (WV 14)

15  Haus Georgenstr. 3, München, 1905/06 (WV 20)

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16  Haus Chillingworth (I), Nürnberg, 1906–1909 (WV 28)

17  Peter Behrens  : Deutsche Botschaft, St. Petersburg, 1911/12

Frühwerk | 23

18 Wilhelm Kreis  : Kunstmuseum für die »Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibes­übungen« (GeSoLei), Düsseldorf, 1924–1926

19 Wettbewerbsentwurf für die Stadtparkhalle Remscheid, 1900/01 (WV 6)

20  Wettbewerbsentwurf für ein Rathaus in Freising, 1903 (WV 17)

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21  Wettbewerbsentwurf für ein Landtags- und Ministerialgebäude, Oldenburg, 1908 (WV 32)

ihre Funktion gemeinhin als typisch oder charakte- Wilhelm Kreis den Funktionalitäts- und Sachlichristisch erachtet wird  : also Kirchen im Stil der Gotik keitsbestrebungen der Zeit öffnen und moderne Eleoder Romanik, Banken und Bürgerhäuser in Renais- mente verarbeiten.75 Nicht so Troost, dessen Wettsance- und Adelspalais- oder Theater in Barockfor- bewerbsentwurf von 1927 für ein Rathaus in der men.74 Dass die funktions- und traditionsbedingte Deutsch-Ordens-Stadt Marienburg in gotisierenden Differenzierung der Stile auch über die Jahrhundert- Formen gehalten ist – zu einem Zeitpunkt, als die wende hinaus noch üblich ist, zeigen bis 1914 vor Moderne längst ihren Siegeszug durch Deutschland allem Bauwettbewerbe, in denen Architekten ihre angetreten hatte (Abb. 22). Deutlich zeigt sich daran Entwürfe in der Regel dem vorgesehenen Zweck Troosts Ablehnung, gewiss auch sein Unverständnis und Ort anpassen, auch wenn sie sonst eine andere gegenüber den modernen Entwicklungen in der ArFormensprache bevorzugen. Insofern sind auch die chitektur. in dieser Zeit entstandenen Wettbewerbsentwürfe Als junger Künstler hingegen zeigt sich Troost Troosts im Rahmen dessen zu sehen, was bis dahin durchaus offen gegenüber den Neuerungen seiner allgemein üblich ist (Abb.  21). Unterschiedlich ist Zeit, da er, wenngleich er den künstlerischen Ausdie Situation nach dem Ersten Weltkrieg, als sich druck des Jugendstils ablehnt, wie viele Architekten viele, bis dahin eher konservative Architekten wie seiner Generation dennoch von dessen zum Teil auf

74 Hammerschmidt 1985, 47–115, v. a. 95f.; Philipp 1997. Die theoretische Unterscheidung zwischen gleichwertigen, für bestimmte Bauaufgaben geeigneten Stilen geht auf Christian Ludwig Stieglitz zurück, der in »Beiträge zur Geschichte der Ausbildung der Baukunst (1834)« den griechischen, byzantinischen bzw. Rundbogenstil und den Altdeutschen bzw.

Spitzbogenstil nennt. Hinzu kommt als Mischform aus allen dreien der »italienische Stil«, der nach Stieglitz vor allem für Wohnhäuser und öffentliche Gebäude geeignet ist (Hammerschmidt 1985, 60; Kruft 1995, 333). 75 Vgl. von Kreis die Bauten der GeSoLei (Abb. 18) oder das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden (1927–1930).

Frühwerk | 25

22  Wettbewerbsentwurf für ein Rathaus, Marienburg in Westpreußen, 1927 (WV 112)

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das englische Arts-and-Crafts-Movement zurückgehenden Errungenschaften geprägt wird. Wie die Jugendstilkünstler greift er ausschließlich auf hochwertige Materialien zurück, verwendet diese materialgerecht und legt bei der Ausführung großen Wert auf handwerkliche Qualität. Nach dem Leitbild des Jugendstils, die Kunst durch eine einheitliche künstlerische Gestaltung von Raum, Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen wieder in das tägliche Leben einzubeziehen, entwirft Troost alle Gegenstände seiner Interieurs selbst, angefangen vom Mobiliar über Stoffe bis hin zu Blumenkübeln und Schreib- 23  Unbek. Architekt  : Haus in der Bahnhofstraße, zeugen. ­ isenach, Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert E Insgesamt weist bereits Troosts Frühwerk zwei Charakteristika auf, die für sein Architekturverständnis wesentlich sind und im Grunde auch alle nachfolgenden Arbeiten kennzeichnen  : erstens das Aufbauen auf der abendländischen Bautradition, was sich abgesehen vom erwähnten Speisezimmer in allen seinen Arbeiten zeigt  ; zweitens das Streben nach Klarheit und Regelhaftigkeit im Entwurf, das sich in der symmetrischen Gliederung von Böden, Wände und Decken sowie, bis 1905, von Möbeln und Einrichtungsgegenständen äußert. Jenseits dieser beiden Konstanten besitzt Troost keine festen, gestalteri- 24  Haus Hasenclever, bei Solingen, 1912 (WV 48) schen Prinzipien, sondern zeigt vielmehr eine große Anpassungsbereitschaft gegenüber seinen Bauherren oder der jeweiligen Bauaufgabe, was ihn im Grunde 1750 und 1830 typisch sind. Dies gilt für den geebenfalls als modernen Historisten ausweist. schlossenen Grundriss, die regelmäßige Gliederung der Außenwände durch Fensterachsen und, bisweilen farblich abgesetzt, Pilaster bzw. Lisenen  ; weiterhin für die grünen Klappläden, die Mansarddächer A r be i t e n a b 1906/07 sowie den Dekor im Form von Schmuckvasen oder Ab 1906/07 zeigen Troosts Privatbauten und Interi- Festons (Abb. 23–26).76 Daneben entwirft Troost mit dem Haus Böninger eurs einen stärkeren Bezug zu historischen Bau- und Dekorationsformen und weisen, wie bereits ange- (I) und dem Erweiterungsbau des Gutes Ringhofen klungen ist, erstmals auch barocke Schmuckfor- (Abb.  27, 28) auch zwei walmgedeckte Putzbauten, men auf. Seit dem Haus Chillingworth (I, Abb. 16) die nahezu ohne historische Stilzitate auskommen. kennzeichnet den Großteil seiner Wohnbauten eine Ihre unprätentiöse Gestaltung ist ebenfalls an der anGestaltung mit klassizistischen und barocken Ele- onymen Wohnarchitektur des späten 18. und frühen menten, wie sie für die Alltagsarchitektur zwischen 19. Jahrhunderts orientiert, als deren Musterbeispiel

76 Vgl. Heyden 1994, 163–167, 173f.

Arbeiten ab 1906/07 | 27

25  Haus Kupelwieser, München, 1912/13 (WV 49)

26 Haus ­Wiedmann, München, 1916/17 (WV 69)

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27  Haus Böninger (I), München, 1909–1911 (WV 35)

28 Erweiterungsbau für Gut Ring­ hofen, Mühlberg in Thüringen, 1913 (WV 60)

Arbeiten ab 1906/07 | 29

29 Unbek. Architekt  : Goethes Gartenhaus, Weimar, um 1700

30 Haus Chillingworth (I) – Damensalon, 1906–1909 (WV 28)

zu Troosts Zeit Goethes Weimarer Gartenhaus – irrtümlicherweise77 – angesehen wird (Abb. 29). Mit der Rückbesinnung auf die Baukunst der Goethezeit zeigt sich Troost der »Um 1800«-Bewegung zugetan, die nach 1900 unter den deutschen Architekten großen Zulauf hat. Gemeinsames ideelles Ziel ist der Anschluss an die Goethezeit, wovon man sich nicht nur eine architektonisch-kunsthandwerkliche, sondern auch eine geistig-kulturelle und moralische Erneuerung der Gesellschaft erhofft. Zugrunde liegt jenen Bestrebungen die Vorstellung, dass nach den Befreiungskriegen, also nach 1815, die letzte historische Bauepoche geendet habe bzw. die Baukunst in ihrer organischen Entwicklung durch die Industrialisierung im frühen 19. Jahrhun-

derts unterbrochen worden sei und sich danach im eklektizistischen Rezitieren historischer Stilformeln erschöpft habe. Auch den Jugendstil hält man für einen Irrweg, da er sich primär über das definiert, was gemeinhin als letzte Blüte eines Stils angesehen wird, nämlich das Ornament. Wesentlichen Einfluss bei der Verbreitung solcher Gedanken hat eine Gruppe kulturpädagogisch und publizistisch tätiger Architekten, allen voran Paul Schultze-Naumburg, dessen populäre »Kulturarbeiten« (9 Bde., 1901–1917) auch von Troost gelesen werden.78 Zu nennen ist ferner Paul Mebes, dessen zweibändiges, sprichwörtlich gewordenes Tafelwerk »Um 1800« (1908) mehrfach aufgelegt wird, und Friedrich Ostendorf, von dessen architekturtheoretischen »Sechs Bücher[n] vom

77 Das Haus wurde vermutlich um 1700 errichtet (Hirschfell 2005, 21–23).

78 Zumindest ist dies für 1917 belegt (PB/KirchheimTeck, TPLT 3.6.1917).

30 | Leben und Werk bis 1930

31  Damenzimmer auf der Ausstellung »München 1908«, 1908 (WV 31)

Bauen« (1913–1923) nur drei Bände veröffentlicht Auffällig ist aber in Troosts Fall die zwischen 1907 und 1911/12 zu konstatierende, stilistische Annähe­rung werden.79 Ähnliches wie für seine Bauentwürfe gilt für seiner Arbeiten an die von Peter Birkenholz, Bruno Troosts Interieurs ab 1907, die verstärkt an histo- Paul, Rudolf Alexander Schröder und Theodor Veil.80 rischen Bau- und Ornamentformen, vor allem des Die Möbel der fünf Architekten sind in diesem ZeitBarock und des Louis-Seize, orientiert sind. Geo- raum mehr oder minder deutlich am Barock orienmetrische Flächengliederungen und Dekore wer- tiert und sehen sich zum Teil zum Verwechseln ähnden dagegen zunehmend seltener und verschwin- lich. Charakterisiert werden sie durch die plastische den bald ganz (Abb.  30–33). Außer bei Troost Bearbeitung der Oberflächen (s. Abb. 31, 32) und die lässt sich eine Wiederaufnahme historischer Bau- Negation ihrer Tektonik durch die fast skulpturale formen in dieser Zeit bei den meisten deutschen Durchbildung der konstruktiven Teile, etwa in der Ausformung von Möbelbeinen als Voluten und FüllArchitekten feststellen. 79 Daneben erscheint eine Reihe weiterer Schriften, die aber, wie Eduard Stahls »Architektur von 1750–1850« (1903), eine ge-

ringere Verbreitung erfahren. 80 Heiderich 1977, 26f.; Ottomeyer/Ziffer 1993, 14.

Arbeiten ab 1906/07 | 31

32  Gesellschaftssalon auf der Weltausstellung Brüssel, 1910 (WV 37)

hörner. Eingebunden sind häufig auch Schnitzreliefs, eurs ab 1907 im Allgemeinen gedeckte Farbstimmunbevorzugt von Josef Wackerle, die figurale und florale gen, üppige Teppiche, Wandbespannungen mit floral Motive, vor allem Rosen, darstellen. Überhaupt wird gemusterten oder gestreiften Stoffen und schwere Rosendekor von den Architekten bei ihren Innen- Kristallleuchter. Konventionell ist die Einteilung der räumen als eine Art Leitornament bei Stuckaturen, Wände in Sockel‑, Haupt- und Frieszone, ebenso ihre Schnitzereien, Teppichen, Stoffbezügen und Porzel- Gliederung durch Lisenen bzw. Pilaster oder unterlanen verwendet, weshalb für die so charakterisier- schiedlich breite Paneele. Von Vorbildern aus Barock ten Arbeiten jener Architekten gelegentlich der – in- und Louis-Seize sind häufig die Möbel abgeleitet, die haltlich ungenaue – Begriff des »Rosenkavalierstils« durch geschwungene Umrisse, Parketterien, figürliche verwendet worden ist, nach der gleichnamigen, 1911 oder florale Intarsien, üppige Polsterungen sowie ovale oder geschnitzte Rückenlehnen charakterisiert sind. uraufgeführten Oper von Richard Strauss.81 Von diesen zeitlich befristeten Parallelen zu anderen Ein weiterer Unterschied von Troosts Raumschöp­ Architekten abgesehen, kennzeichnen Troosts Interi- fungen ab 1907 zu den vorangegangenen ist die Dif81 Ottomeyer/Ziffer 1993, 19.

32 | Leben und Werk bis 1930

33  Haus Heineken – Halle, Bremen, 1914/15 (WV 64)

ferenzierung der einzelnen Raumtypen nach dem ihnen zugemessenen Charakter. Arbeits‑, Rauch- und Herrenzimmer gelten als »männlich«, weshalb sie in dunklen Tönen im »Altdeutschen Stil«, der deutschen Renaissance eingerichtet werden, Damen‑, Schlaf- und Toilettenzimmer sowie Salons dagegen als »feminin«, sodass sie folglich hell und leicht, in Biedermeier- oder Rokokoformen gestaltet werden (vgl. Abb.  31, 33).82 Hallen und Gesellschaftssalons werden als vorwiegende Aufenthaltsräume am reichsten ausgestattet. In der Unterscheidung nach Charakterstilen, die viele seiner Zeitgenossen teilen, zeigt sich Troost dem Eklektizismus des 19. Jahrhun-

derts verpflichtet, der, wie gesehen, auch seine Wettbewerbsentwürfe kennzeichnet. Den Dekor seiner Einrichtungen entwirft Troost, abgesehen von den Schnitzereien Wackerles, selbst, wobei er, wie andere Architekten im 20. Jahrhundert auch, die historischen Vorbilder frei ableitet, formal reduziert, abstrahiert oder, vor allem die floralen Ornamente, stilisiert. Mit der reicheren dekorativen Ausgestaltung der Interieurs geht eine stärkere Einbindung von Kunstwerken – Gemälden, Zeichnungen, Gobelins, Plastiken, Stuckaturen und Porzellanen – einher. Charakteristisch ist dabei das Nebeneinander von Alt und Neu (vgl. Abb. 33). Die älteren Kunstwerke be-

82 Vgl. Heyden 1994, 139f.

Arbeiten ab 1906/07 | 33

sorgt Troost meist im Münchner Kunsthandel, wäh- Da sich die Herstellung luxuriöser Einzelstücke zurend er die neu zu schaffenden bei Künstlern in Auf- nehmend als unprofitabel erweist,86 nehmen die VW trag gibt  : neben seinen bereits erwähnten Freunden ab 1906/07 eine umfassende Neuordnung vor. Zum Hagel, Gött und Wackerle vor allem bei den Malern 1. 1. 1907 erfolgt die Umwandlung in eine AktiengeFritz Erler, Julius Hess, Angelo Jank, Eduard Thöny sellschaft, im gleichen Jahr werden Niederlassungen und Emil Rudolf Weiß sowie den Bildhauern Georg und Zweigfabriken in Bremen und Berlin eröffnet.87 Römer und Karl Romeis. Auf die Gestaltung jener In München errichtet man 1906–1908 ein neues Werke nimmt Troost starken Einfluss, um sie seinen Werkstattgebäude in der Ridlerstraße und bezieht Räumen anzupassen, und fungiert darüber hinaus neue Verkaufs- und Ausstellungsräume am Odeonsals Mittelsmann, der die Künstlerhonorare bei seinen platz  1.88 1910 wird der Firmensitz nach Bremen verlegt, da man nach der Einrichtung der George Auftraggebern aushandelt. Washington 1908/09 weitere Aufträge des NDL erwartet.89 Mit den geschäftlichen Veränderungen geht die Tät igk e i t f ü r di e V e r e i n ig t e n Umstrukturierung von Entwurf und Produktion einW e r k s tät t e n her, da sich die VW fortan auf ein regelmäßig wechselndes Verkaufsprogramm konzentrieren und sich Vorgeschichte hierbei auf einen festen Stamm künstlerischer MitarNach ihrer Gründung 1898 in München entwickeln beiter beschränken  : Bruno Paul (Zeitpunkt des Versich die VW aufgrund der Mitarbeit innovativer Ar- tragsabschlusses unbek.), Rudolf Alexander Schröder chitekten wie Bruno Paul, Richard Riemerschmid oder (1910) und schließlich Troost (1911), spätestens um Bernhard Pankok und hoher Produktionsstandards 1920 noch Ernst Haiger.90 Wenngleich weiterhin bald zu einem der führenden Produzenten von Jugend- Entwürfe anderer Künstler ausgeführt werden, so stilmobiliar in Deutschland.83 Gleichwohl ist von den sind es diese vier Architekten, die den Katalog der inneren Strukturen und dem Führungspersonal der Manufaktur in den 1910er/20er-Jahren prägen. Wie Manufaktur fast nichts überliefert.84 Namentlich be- die Anstellung der um 1910 zum Teil recht ähnlich kannt ist Paul Paepcke, der in München seit 1901 tech- entwerfenden Paul, Schröder und ­Troost vermuten nischer Leiter und 1916–1945 Direktor ist  ; außerdem lässt, ist die Hinwendung zum Neo­historismus mögAlfred Stecker, der 1903 Paepcke in der technischen licherweise ebenfalls Bestandteil der Neuausrichtung Leitung folgt und 1919–1945 Vorstand ist.85 Als Di- gewesen. rektoren der Bremer Niederlassung lassen sich Johannes G. W. Schröder (1909–1914), der Bruder Rudolf Alexander Schröders, ein nicht näher bekannter Herr Anstellung Schroff (1914–1918) und Otto Flohr (1918–  ?) nachweisen. Über die Zahl der Zeichner, Handwerker und Troosts Anstellung ist somit vor dem Hintergrund anderer Mitarbeiter ist nichts überliefert. einer seit 1906 veränderten Firmenpolitik der VW 83 Zur Gründung der VW s. Günther 1971, 21–24; Dreesbach 1979; Ziffer 1990. 84 Der schriftliche Teil des Firmenarchivs wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört (Freundl. Mitteilung von Michaela Rammert-Götz/VWA). 85 Vereinigte Werkstätten 1957, o. P. 86 Ottomeyer/Ziffer 1993, 23. 87 Weitere Niederlassungen werden später in Bukarest, Darm-

34 | Leben und Werk bis 1930

stadt, Hamburg, Hannover, Köln, Nürnberg, und Stuttgart eröffnet. 88 Vereinigte Werkstätten 1911, 3. 89 1910 erzielen die VW mit 3.500.000 M den sechsfachen Umsatz von 1907 (Ottomeyer/Ziffer 1993, 23). 90 Vgl. Heiderich 1977, 23. Dass Haiger spätestens 1920 bei den VW unter Vertrag steht, legt eine Notiz Troosts nahe: »[…] daß ein Zusammenschluß der bei den V.W. beteilig-

zu sehen. Im September 1909 fragt der (namentlich nicht bekannte) Münchner Direktor der VW beim Architekten wegen einer Mitarbeit an, da dessen Möbeln »seiner Meinung nach die Zukunft gehöre«.91 Nach weiteren Verhandlungen gibt Troost Anfang 1911 seine Zustimmung  : »Auf dringende Bitte des Herrn Direktor Schröder, der nicht nach München kommen konnte, bin ich nach Bremen gefahren & bin nun entschlossen, den Vertrag zu unterschreiben, da die V.W. meine Wünsche erfüllt haben. Ob ich richtig gehandelt habe, kann nun erst die Zukunft beweisen. Ich bin ja gar nicht einverstanden mit dem öffentlichen Auftreten der V.W. & Bruno Paul hat hier in Hamburg ein Kaffee eingerichtet, das wirklich gemein ist [vermutlich Café Barkhof, 1910]. Ich finde auch, daß Schröder’s Arbeiten verflachen seit er bei den V.W. arbeitet, jedenfalls machen sie mir längst die Freude nicht mehr, wie früher. Vielleicht werde ich auch blasiert.«92 Troosts zum 1. 3. 1911 beginnender Vertrag ist wie der von Paul und Schröder zunächst auf fünf Jahre angelegt.93 In den ersten beiden Jahren erhält er ein Honorar von 20.000  M, danach 10.000  M. Hinzu kommt eine Provision von 10  Prozent des Nettofabrikationspreises der von ihm entworfenen Möbel und kunsthandwerklichen Objekte.94 Im Gegenzug erhalten die VW das alleinige Recht auf die gewerbliche Ausführung der Entwürfe, die Troost im Auftrag der Manufaktur ausarbeitet. Vereinbart wird ferner, dass Troost bei Ausstellungsbeteiligungen seine Möbel immer von den VW ausführen lassen muss und nur bei deren Desinteresse andere Einrichtungsfirmen heranziehen darf. Bei privaten Aufträgen dagegen steht ihm die Wahl der ausführenden Möbelfirma grundsätzlich frei, wenngleich die VW ihre bevorzugte Berücksichtigung erbitten. ten Künstler (Paul, Schröder, Haiger) erfolgt« (PB/KirchheimTeck, TPLT 16.3.1920). 91 PB/KirchheimTeck, TPLT 7.9.1909. 92 Ebd., TPLT 25.1.1911. 93 BSB, Ana 325.B.Vertrag PLT/VW, 1.3.1911; vgl. Heiderich 1977, 23. 94 Auf welche Summe sich Troosts jährliche Gesamteinnahmen bei den VW belaufen, ist nicht bekannt. Lediglich

Auf dieser vertraglichen Basis entwirft Troost ab 1911 für die Manufaktur, vor allem für deren Münchner Stammhaus, eine Vielzahl von Möbeln, Kleinkunstobjekten und anderen Einrichtungsgegenständen sowie Teppich- und Stoffmuster. Daneben lässt er nicht nur häufig Interieurs für private Auftraggeber von den VW ausführen, sondern vor allem die Schiffseinrichtungen, die er ab 1912 für den NDL entwirft.

Tät igk e i t f ü r de n Nor ddeu t s c h e n L l oy d Da Troosts Tätigkeit für den NDL im Kontext der allgemeinen Entwicklung von Innenarchitektur auf Schiffen zu sehen ist, wird ein historischer Überblick vorangestellt.

Geschichte der Architektur auf Schiffen Zwischen 1880 und 193995 sind die Passagierschiffe nicht nur die wichtigsten und meist auch einzigen Reisemittel zwischen den Kontinenten, sondern vor allem auch Statusobjekte, deren Bau, Jungfernreise und Geschwindigkeitsrekorde von der einheimischen Öffentlichkeit aufmerksam begleitet und als nationales Ereignis gefeiert werden. Die seit den Auswanderungswellen des 19.  Jahrhunderts wirtschaftlich bedeutendste Verbindung ist die Nordamerika-Route von Europa nach New York. Bis in die 1920er-Jahre dominieren auf dieser Strecke die englischen Schifffahrtsgesellschaften wie die White Star Line und Cunard Line sowie die deutschen Reedereien des NDL und der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Acfür das Jahr 1919 ist überliefert, dass er 42.500 M, darunter 32.500  M Provision, erhält (BSB, Ana 325.B.[TPLT 17.5.1920]). 95 Nach 1945 kommt kein regelmäßiger Liniendienst über den Atlantik mehr zustande, zudem wird in den 1960ern das Flugzeug zum wichtigsten Reisemittel.

Tätigkeit für den Norddeutschen Lloyd  | 35

tien-Gesellschaft (HAPAG). Zu dieser Gruppe stößt in Deutschland auf breite Kritik stößt, engagiert die vor dem Ersten Weltkrieg die französische Compa- HAPAG für die Johann Heinrich Burchard (1914/15, gnie Générale Transatlantique (CGT), danach noch 19.618  BRT) mit Karl Bertsch, Adelbert Niemeyer die italienische Italia-Reederei hinzu.96 und Richard Riemerschmid ebenfalls moderne ArDer technische Fortschritt, der Konkurrenzkampf chitekten. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrt man der Reedereien und das steigende Komfortbedürf- jedoch, abgesehen von den zum Teil expressionisnis der Passagiere sind ausschlaggebend dafür, dass tisch dekorierten Schiffen der Albert-Ballin-Klasse seit den 1880er-Jahren ein immer größerer Aufwand (1923–1927, ca. 20.000–21.000  BRT), wieder zu für die Innenausstattung der Ozeanriesen betrieben einem gemäßigten Historismus zurück.98 Wenngleich die Hinzuziehung moderner Archiwird. Nachdem diese im 19.  Jahrhundert in der Regel durch werfteigene Werkstätten eingerichtet tekten beim NDL und der HAPAG somit zunächst werden, engagiert der 1857 in Bremen gegründete nur Episode bleibt, so nehmen beide Reedereien in NDL als erste Reederei überhaupt mit Johann Ge- dieser Hinsicht bis Mitte der 1920 dennoch eine Vororg Poppe (1837–1915) einen Architekten für die reiterrolle ein. Konservativer sind etwa die auf den Ausstattung der Dampfer der Flüsse-Klasse (1881– Weltmeeren führenden britischen Reedereien, die, 1891, ca. 4.500–7.000 BRT). Bis einschließlich der wie die White Star Line und die Cunard Line, ihre Kronprinzessin Cecilie (1906/07, 19.360 BRT) stattet Dampfer bis in die 1930er-Jahre durchweg historisPoppe über 20  Jahre hinweg die wichtigsten Passa- tisch ausstatten lassen. Erstes modernes Schiff augierschiffe des NDL aus. Da aber seine prunkvollen, ßerhalb Deutschlands ist die Île de France (1926/27, historistischen Interieurs nach 1900 zunehmend alt- 42.050  BRT, CGT), die mit ihrer prachtvollen, im backen wirken, veranstaltet Generaldirektor Hein- Art Déco gehaltenen Einrichtung Maßstäbe setzt rich Wiegand für die Luxuszimmergruppen auf der und die Aufmerksamkeit ihrer Zeit auf sich zieht Kronprinzessin Cecilie einen Wettbewerb, den Joseph (Abb. 34). Zu vernachlässigen sind die übrigen NatiMaria Olbrich, Richard Riemerschmid und Bruno onen, deren Reedereien demgegenüber bis 1930 zuPaul für sich entscheiden. Ihre schließlich ausgeführ- meist nur kleinere Schiffe bauen und diese historisten Räume sind die ersten als modern zu bezeichnen- tisch einrichten lassen.99 Wie der knappe Überblick zeigt, lässt sich an Bord länderübergreifend ein im den Schiffseinrichtungen überhaupt.97 Der Hauptkonkurrent des NDL, die in Hamburg Vergleich zur Festlandsarchitektur größerer Konbeheimatete HAPAG, verpflichtet 1905 mit Charles servativismus feststellen. Moderne Entwicklungen Mewès einen Architekten, der sich zuvor mit der werden in der Schiffsarchitektur bis 1939 eher selten Ausstattung von Luxushotels einen Namen gemacht und wenn überhaupt, dann wie im Fall der Kronhat. Nachdem Mewès’ prunkvolle, historistische prinzessin Cecilie zeitversetzt aufgegriffen. Insofern Ausstattung der Vorzeigeschiffe Imperator (1912/13, spiegelt Troosts Anstellung beim NDL den Erwar52.117 BRT) und Vaterland (1913/14, 54.282 BRT) tungshorizont der Reederei und auch seine eigene 96 Zur Innenarchitektur auf den Passagierschiffen anderer Nationen s. Welleans 2006. 97 Unter den drei Architekten wird Paul bis 1909 mit weiteren Dampferausstattungen betraut: dem Rauchsalon der Derfflinger (1908, 9.060 BRT), dem Speisesaal und dem Gesellschaftssalon mit Vorplätzen auf der Prinz Friedrich Wilhelm (1908, 17.355 BRT) sowie drei Gesellschaftsräumen und einem Luxuszimmer auf der George Washington (1907/08, 25.570 BRT) (Trennheuser 2010, 62–80, 83–94). 98 Trennheuser 2010, 94–99, 103–104. – Neben der HAPAG ist die Hamburg-Südamerikanische-Dampfschiffahrts-AG

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die dritte Schifffahrtsgesellschaft in Deutschland, die mit Emil Rudolf Janda/Hamburg von 1911 bis 1922 einen Architekten beschäftigt (ebd., 100). 99 Selbst in den USA baut man bis in die 1940er-Jahre keine größeren Passagierschiffe und bereedert selbst die transatlantischen Linien mit kleinen und langsameren Dampfern. Außer deren technischer Unterlegenheit dürfte auch die auf nordamerikanischen Dampfern geltende Prohibition ein Grund gewesen sein, weshalb die Passagiere den europäischen Schiffen den Vorzug gaben (Freundl. Mitteilung von Matthias Trennheuser, 23.1.2008).

34  Île de France – Speisesaal 1. Kl., 1926/27

Reputation als konservativer Luxusarchitekt wider, die er sich bis dahin erarbeitet hat. Anstellung Historischer Hintergrund von Troosts Anstellung ist die sich verschlechternde Marktposition des NDL, 100 Die HAPAG stellt 1902–1909 acht moderne Nordatlantik-Dampfer in Dienst, der NDL zur gleichen Zeit dagegen nur zwei neue Schnelldampfer und erst 1908/09 drei neue Schiffe, von denen wiederum nur eines die bei der HAPAG seit 1905 bewährte lukrative dritte Klasse in Kabinen besitzt. 1910 kann die HAPAG 134.624 Passagiere auf 86 Reisen im Nordatlantik verzeichnen, während der NDL 101 Reisen für nur 118.568 Passagiere unternimmt. Zwar kann die Bremer Reederei in den folgenden Jahren wirtschaftlich aufholen, doch arbeitet die HAPAG weiterhin profitabler (Kludas 1988, 209). Gleichwohl erreicht

der seine jahrelange Führungsrolle bei Passagierzahlen und Gewinnen im Nordatlantik-Verkehr nach 1900 an die HAPAG verliert und wirtschaftlich hinter seinen Hauptkonkurrenten immer weiter zurückfällt.100 Als Nachteil erweist sich nun die traditionelle Firmenpolitik, kleine und schnelle Dampfer zu bauen, wohingegen die anderen Großreedereien imder NDL vor dem Ersten Weltkrieg seine bis dahin größte Ausdehnung: 200 Häfen in aller Welt werden regelmäßig angelaufen, man zählt 26.000 Beschäftigte, von denen 15.000 auf Schiffen arbeiten. Die gesamte Dampferflotte umfasst 116  Schiffe mit insg. 706.996  BRT, weitere 19 Dampfer mit insg. 201.000 BRT befinden sich Anfang 1914 im Bau. Dazu kommen noch 358 Schlepper, Flussdampfer, Barkassen, Leichter etc. mit insg. 71.713 BRT (Witthöft 1997, 68).

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mer größere und luxuriösere Schiffe in Fahrt bringen, freundschaftliches Verhältnis, wohingegen der Kondie sich als ungleich profitabler erweisen  : die White takt zu dessen Nachfolgern Carl Stimming (1921– Star Line die Olympic-Klasse (Olympic, 1910/11, Ti- 1931 Generaldirektor) und Ernst Glässel (stellvertretanic, 1911/12, und Britannic, 1914/15, jeweils ca. tender Generaldirektor ab 1926) auf das Berufliche 45.000–48.000 BRT), die HAPAG die seit 1910 in beschränkt bleibt. Troosts wichtigste Verbindungsbereits er- personen beim Lloyd sind daneben der technische Bau befindliche Imperator-Klasse – die ­ wähnten Imperator und Vaterland sowie die Bismarck Direktor Paul Biedermann und Max Walter, der bis (1920–1922, 56.551 BRT) – und die Cunard Line 1924 das schiffbautechnische Büro leitet. Im Allgedie Aquitania (1913/14, 45.647  BRT).101 Um Bo- meinen bringt die Führung des NDL Troost eine den gutzumachen, modernisiert der NDL 1910/11 große Wertschätzung entgegen, was sich nicht nur seine Flotte und beschließt 1912 den Bau zweier in der wiederholten Verlängerung seines Vertrages, 33.000  BRT großer Schiffe  : der Columbus (I) und sondern ebenso in einer Reihe von Privataufträgen der später ebenfalls Columbus (II) benannten Hin- zeigt (WV 64, 72, 75, 86, 96, 100). denburg (WV 55, 66).102 Troosts erste Aufgaben beim NDL sind die NeuIm Hinblick auf die Ausstattung der beiden Neu- einrichtung der Firmenniederlassungen in Paris und bauten entscheidet sich der NDL für die Anstellung Berlin (WV 50, 56) und die künstlerische Beratung eines Architekten, wobei sein Augenmerk auf Troost bei der Innenausstattung der in Bau befindlichen fällt. Bindeglied sind höchstwahrscheinlich die VW, Dampfer der ersten Sierra-Klasse.106 Um mit den mit denen der Lloyd bereits seit 1906, der Einrich- Anforderungen und Bedürfnissen der Passagiere vertung der George Washington, zusammenarbeitet.103 traut zu werden und die architektonischen GewohnNachdem der NDL seit Anfang 1912 mit Troost über heiten des gehobenen Reisepublikums in Nordameein Zusammengehen verhandelt, erfolgt der Ver- rika und England zu studieren, unternimmt Troost tragsabschluss am 22. 4. 1912.104 Seine Anstellung auf Geheiß des NDL vom 24. 8. bis 30. 9. 1912 eine als »künstlerischer Beirat« ist, beginnend mit dem 1. Schiffsreise nach New York und London.107 In bei6. 1912, zunächst auf drei Jahre befristet, danach aber den Städten macht er touristische Besichtigungstouimmer um die gleiche Zeitspanne verlängerbar. Tro- ren, besucht Museen und nimmt die Einrichtungen osts jährliche Bezüge sind mit mindestens 50.000 M großer Luxushotels in Augenschein  : in New York festgeschrieben, bestehend aus einem fixen Gehalt etwa das Waldorff Astoria, das Vanderbilt und das von 10.000  M und einem Honorar in Höhe von Plaza Hotel, in London das Ritz.108 Daneben stu10  Prozent der Ausführungskosten seiner Entwürfe, diert er um 1912/13 die Interieurs der in Bremen, Hamburg, Wilhelmshaven, Stettin und Danzig vor das aber immer mindestens 40.000 M beträgt.105 Troosts Anstellung erfolgt unter Philipp Heineken Anker liegenden Passagierschiffe oder lernt diese bei (1860–1947), der 1909–1920 Generaldirektor des weiteren Reisen kennen  : darunter die Kronprinzessin NDL ist und danach Präsident der Reederei wird. Cecilie, die Cap Finisterre (1911, 14.503 BRT, HamMit Heineken pflegt Troost ein vertrautes, beinahe burg-Süd), die Lapland (1908, 17.540  BRT, Red 101 Allerdings besitzt der NDL vor 1913 mit der George Washington das größte Schiff der deutschen Handelsflotte. 102 Kludas 1988, 210, 217–223; 1989, 12, 21; 1991, 150. 103 Zudem ist der Generaldirektor des NDL, Heinrich Wiegand, zu dieser Zeit auch Aufsichtsrat der VW (Trennheuser 2010, 83–85). 104 Vgl. BSB, Ana 325.B.Vertrag PLT/NDL 23.4.1912; PB/ KirchheimTeck, PLT an Maria Nachtigal, 10.4.1912; TPLT 22.4.1912.

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105 Troosts Honorar sinkt auf 7,5 Prozent, wenn die Ausführungskosten 400.000 M übersteigen oder auf gar 5 Prozent für Entwürfe, die der NDL ablehnt. 106 Lloyd-Jahrbuch 1912/13, 229. 107 Die Hinfahrt macht er mit der George Washington, die Rückreise mit der Mauretania (1906/07, 31.550 BRT, Cunard Line). Quellen zur Amerikareise: BSB, Ana 325.B.[Korres­ pondenz mit Maria Nachtigal, 1912]; PB/KirchheimTeck, TPLT 1912. In London weilt Troost vom 16. bis 29.9.1912.

35  Columbus (I) – Halle 1. Kl., 1912–1914, 1919–1922 (WV 55)

Star Line) sowie die bereits erwähnten Olympic und Imperator.109 Seinen Notizen zufolge interessieren ­Troost vor allem die Farbstimmung und die Grundrisslösung der verschiedenen Raumtypen. Unter allen besichtigten Schiffen hält er die Mauretania für das beste Passagierschiff im Nordatlantik, ihre historistische Inneneinrichtung, wie auch die meisten anderen Dampferinterieurs, jedoch für »Kitsch«110.

Im Oktober 1912 bezieht Troost in Bremen eine Zweitwohnung mit Atelier in der Georgstr.  55.111 Gleichzeitig beginnt er mit der Entwurfsarbeit für sein erstes Schiff, die Columbus  (I), die er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 weitgehend abschließen kann (Abb.  35). Seit 1915 befasst er sich außerdem mit den Einrichtungen der München (I, WV 67) und der Columbus (II, WV 66),

Im folgenden Jahr unternimmt er möglicherweise eine zweite Amerikareise, da er notiert: »[Am] 17. Juli fahre ich mit der Olympic […] nach New York« (PB/KirchheimTeck, TPLT 13.6.1913). 108 Von den historischen Innenräumen der von Troost besichtigten Hotels sind nur wenige Aufnahmen, vor allem in Form von Ansichtskarten, bekannt. Soweit ermittelbar, sind sie zumeist prachtvoll in Formen der französischen Renaissance (Plaza Hotel und Vanderbilt) oder des Louis-Seize

und Directoire ausgeführt. 109 PB/KirchheimTeck, TPLT 1912/13. 110 Ebd., TPLT 15.9.1912. 111 Ebd., TPLT 20.10.1912. Im Juni 1913 bezieht er ein weiteres Büro im Verwaltungsgebäude des NDL (ebd., 25.5.1913).

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wobei er Letztere aber größtenteils erst nach dem Krieg entwirft.

Der Entwurf einer Schiffseinrichtung beginnt für Troost mit der Überarbeitung der von der Werft und der Technischen Abteilung des NDL konzipierten Decksgrundrisse (Abb.  36). Welche Veränderungen er im Einzelnen dabei vornimmt, geht aus den Quellen nicht hervor. Nachdem die Grundrisse und alle wichtigen konstruktiven Fragen geklärt sind, macht sich Troost an den Entwurf der Gesellschaftsräume. Parallel werden die von ihm, der Werft und der Reederei konzipierten Probekabinen 1. und 2. Kl. fertiggestellt und auf ihre Tauglichkeit geprüft, bevor sie in Produktion gegeben werden. Wiederholt kommt es mit dem NDL zu Konflikten, die sich am Gegensatz zwischen den ökonomischen Erwägungen der Reederei und Troosts künstlerischen Ansprüchen entzünden. So kritisiert er oftmals die aus seiner Sicht zu knapp kalkulierten Abgabetermine für seine Entwürfe, wohingegen ihm der NDL mitunter eine unorganisierte Arbeitsweise und unnötige Detailversessenheit vorhält. Einen Eindruck von diesem Interessenskonflikt vermittelt Ende 1928 ein Schreiben Paul Biedermanns an Troost bezüglich des Dampfers Europa  : »Ich muß Ihnen mit aller Klarheit und Bestimmtheit sagen, daß der Arbeitsfortschritt, wie er in den letzten Monaten bei Ihren künstlerischen Ausstattungsarbeiten gewesen ist, unmöglich so weiter gehen kann, da es sonst gänzlich ausgeschlossen ist, daß die Arbeiten rechtzeitig fertig werden. Es sind noch so unendlich viele Sachen zu vergeben, ja es fehlen noch verschiedene Räume gänzlich, namentlich die beiden Kinderzimmer, daß ich Ihre Ruhe einfach nicht begreife. Gewiß ich weiß, daß Sie Ihre Zeit voll ausnutzen und von morgens bis abends

arbeiten  ; was ich aber beanstanden muß, ist Ihre offenbar unrichtige Zeitdisposition, und Sie werden unter keinen Umständen mit Ihren Arbeiten fertig, wenn Sie so weiterdisponieren, wie bisher, und die Katastrophe ist nicht auszudenken, wenn das Schiff etwa nicht rechtzeitig fertig werden sollte, weil die künstlerischen Ausstattungsarbeiten im Rückstande sind  ! […] Sie müssen in künstlerischer Hinsicht jetzt unbedingt 5 gerade sein lassen  ; es ist jetzt weniger wichtig, ob dieses oder jenes Ornament künstlerisch vollkommen ist oder nicht […]. Mit dem ewigen Hin- und Herschicken von Modellen und Proben geht eine ungeheure wertvolle Zeit verloren. Ich bin selbst überzeugt, daß alles sich viel schneller erledigen läßt, wenn Sie einmal sich auf die Bahn setzen, zu den verschiedenen in Frage kommenden Werken, Arbeitsstellen usw. hinfahren und Ihre Entscheidung treffen, damit die Leute arbeiten können. Meiner Ansicht nach kommen Sie damit schneller weiter, als wenn Sie sich zentnerschwere Marmorbeleuchtungskörper von Hamburg nach München und wieder zurück schicken lassen. Ihr Büro muß mal allein arbeiten können […].«112 Letztlich scheinen beide Parteien bei ihren Auseinandersetzungen stets einen Kompromiss gefunden zu haben, um eine weitere Eskalation zu vermeiden und die termingerechte Ablieferung der Schiffe nicht zu gefährden. Nach der Genehmigung der Entwürfe erfolgen die Ausschreibung der Einrichtungsarbeiten und die Auftragsvergabe an die Manufakturen. Hierbei bevorzugt Troost Ausstattungsfirmen, die in München oder Bremen ansässig sind, mit dem NDL oder ihm selbst schon früher zusammengearbeitet haben und bereits über einige Erfahrung mit Schiffsausstattungen verfügen. Dazu zählen neben den VW die Firmen J. H. Schäfer/Bremen (seit 1886 für den NDL tätig), Heinrich Pallenberg/Köln (seit der Kronprinzessin Cecilie 1906), und Carl Friese/Kiel (seit der ersten Sierra-Klasse von 1912/13).113 Andere Betriebe, die wie die Deutschen Holzkunstwerkstätten/Bremen

112 BayHStA, NL Troost 14: Paul Biedermann an PLT, 20.12. 1928. Troosts Antwortschreiben ist nicht erhalten. 113 Trennheuser 2010, 64f., 86 Anm. 250, 99. – In der Be-

rücksichtigung der Bremer Manufakturen folgt Troost einer langjährigen Tradition des NDL (ebd., 13f.). Andere Reedereien lassen ihre Schiffe zumeist von Firmen einrichten,

Zusammenarbeit mit Reederei, Manufakturen und Künstlern

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36  Europa – Grundriss der oberen Decks, 1926–1930 (WV 110)

oder die Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/München keine Erfahrung mit Schiffsausstattungen besitzen, erhalten von ihm erst in den 1920ern Aufträge. Auch bei den Einrichtungsobjekten greift Troost auf einen festen Stamm von Manufakturen zurück, darunter etwa die Kunstmetallwerkstätten Eugen Ehrenböck, Wilhelm & Co./München (Wand- und Deckenleuchter), Gustav Panhorst/Bremen-Hemelingen (Polsterarbeiten) und die Gebrüder Schoeller/ Düren (Teppiche). Die Vorteile, die Troost und die ausführenden Betriebe aus der langjährigen Kooperation ziehen, liegen auf der Hand  : Während die Manufakturen mit seinen architektonischen Vorstellungen und Anforderungen zunehmend vertrauter werden, kann er umgekehrt die technischen und handwerklichen Möglichkeiten der Firmen immer besser einschätzen die am Ort der ausführenden Werft ansässig sind. So lässt etwa die HAPAG im 19. Jahrhundert ihre Schiffe zum Teil in England bauen und ausstatten.

und dadurch die bestmögliche Umsetzung seiner Entwürfe gewährleisten. Für die beteiligten Firmen dürften seine Aufträge eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung gehabt haben. Erhalten haben sich etwa von der Firma J.  H. Schäfer/Bremen die Rechnungsbücher der Jahre 1913–1922 und 1924, aus denen hervorgeht, dass Troosts Schiffseinrichtungen in der Regel bis zu 10 Prozent vom Gesamtumsatz ausmachen, Anfang der 1920er-Jahre, als mehrere Dampfer gleichzeitig von ihm eingerichtet werden, sogar bis zu 50 Prozent.114 Parallel zur Ausschreibung der Einrichtungs­ arbeiten vergibt Troost die Aufträge für Kunstwerke, wobei er in ähnlicher Weise ihm bekannte Maler und Bildhauer aus München bevorzugt. Zwischen ihnen und dem NDL fungiert er als Mittelsmann, der die Modelle und Vorskizzen der Künstler zur 114 Vgl. StaatsA HB, 7,2022-I.

Tätigkeit für den Norddeutschen Lloyd  | 41

Begutachtung nach Bremen schickt und später Nach Ende der Einbauarbeiten nimmt er schließlich auch die Ausführung aufmerksam begleitet. Um die Räume ab und leitet auch deren fotografische die einzelnen Kunstwerke auf den vorgesehenen Dokumentation. Standort abzustimmen, stellt Troost mit den beteiligten Künstlern häufig gemeinsame, konzeptuelle Überlegungen an, veranlasst Korrekturen oder Besonderheiten der Schiffsarchitektur sogar die Ausarbeitung neuer Entwürfe. An die Kunstwerke selbst stellt Troost höchste Ansprüche  : In formaler Hinsicht unterscheidet sich die Innen­ »Ich suche für die Dampfer des Lloyd, so weit es architektur auf Schiffen nicht wesentlich von der möglich ist, solche Kunstwerke zu beschaffen, die Festlandsarchitektur.118 Im Grunde lassen sich Aussicht auf dauernde Wertschätzung und interna- lediglich drei Unterschiede ausmachen, die sich tionale Geltung haben. […] Darüber, daß meine aus den besonderen Bedingungen an Bord erkünstlerischen Mitarbeiter das Ansehen der deut- geben  : Erstens zeigt sich eine Bevorzugung von schen Kunst im Ausland schädigen könnten, ma- ­widerstandsfähigen und haltbaren Materialien, da che ich mir wirklich nicht die geringste Sorge. Ich vor allem die Gesell­schaftsräume einer intensiven bin überzeugt, daß kein Dampfer aller Nationen so Nutzung und die Außenbereiche der salzigen Seegute Kunstwerke als eigenständigem Werk auf dem luft und Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Verwendet Ozean spazieren führt, als beispielsweise der jetzt werden deshalb für die Verkleidung von Wänden sogenannte ›Homeric‹ [=  Columbus  (I)].«115 Die Holzvertäfelungen in Schleiflack anstelle von Stoffverwendeten Kunstwerke sind in der Regel Neu- bespannungen oder Fußbodenbeläge aus Gummi schöpfungen, für die der NDL erhebliche Geld- statt etwa aus Velour. Der zweite Unterschied ist in den gewaltigen Budsummen – 500.000 RM im Falle der Europa116 – bereitstellt. Trotz des enormen finanziellen Aufwands gets des NDL zu sehen, der für die Einrichtung seiund anders als Troost im zitierten Schreiben hofft, ner Schiffe ungleich größere Mittel zur Verfügung scheint jedoch keinem dieser Kunstwerke eine grö- hat als eine Privatperson. Dementsprechend weisen ßere Aufmerksamkeit zuteilgeworden zu sein. Der vor allem die Gesellschaftsräume erster Klasse eine Grund dafür dürfte sein, dass ihnen an Bord eine im Vergleich auch zu gehobenen Festlandsinterieurs vornehmlich dekorative Funktion zukam, da sie zu- größere Prachtentfaltung auf, zumal sie als bevormeist mit einem heiter-unbeschwerten Sujet oder zugter Aufenthaltsort des wohlhabenden ReisepubMotiv auf den Schiffsnamen oder den Zweck eines likums einen angemessenen, festlichen Rahmen abRaumes anspielen sollten.117 geben sollten. Zur Kontrolle der Montage der Einrichtung reist Als dritter und für den Entwurf bedeutendster Troost gelegentlich in den Norden, um gegebenen- Unterschied sind die konstruktiv bedingten Unfalls nachträglich Veränderungen zu veranlassen. ebenheiten der Raumschale anzuführen, in die die 115 BayHStA, NL Troost 13: PLT an Max Walter, o. D. [nach dem 7.8.1922]. 116 BSB, Ana 325.B.[TPLT 2.7.1928]. 117 Mit Blick auf das internationale Reisepublikum verlangt der NDL unverfängliche, gefällige Sujets. Als Troost beispielsweise Max Slevogt mit einem Porträt von Jacob Gould Schurmann, des Taufpaten der Europa, beauftragen möchte, lehnt der NDL Slevogt als zu modern ab (BayHStA, NL Troost 14: PLT an NDL, 1.10.1928; Ernst Glässel an PLT, 26.9.1928).

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118 Paul 1914. – Anders als in der Literatur bisweilen behauptet (u. a. Günther 1992, 14, 90; Martynkewicz 2009, 90), musste das Schiffsmobiliar im Hinblick auf seine Standfestigkeit bei Seegang keineswegs besonders massiv gebaut werden. Vielmehr wurden sämtliche bewegbaren Möbel wie Sessel, Stühle und Buffets am Boden durch Kabel fixiert, die in Publikationen in der Regel retuschiert sind (vgl. Abb. 41). Eine allzu schwere Bauweise wäre auch unpraktisch gewesen, da die Gesellschaftsräume üblicherweise für den abendlichen Tanz umgeräumt wurden. Andere Möbel

37 Beispiel für die Berücksichtigung der Bucht im Entwurf: Europa – Vorraum zum Rauchsalon 1. Kl., 1926–1930 (WV 110)

Einrichtung eingebaut wird. Gemeint sind damit der Columbus (I) Decksprung und Bucht berücksichtigt, Decksprung, das bogenförmige Abfallen der Decks was zweifellos ein Ergebnis seiner intensiven Vorbezwischen Bug und Heck zur Schiffsmitte hin, und reitung auf die Tätigkeit beim NDL ist. die Bucht, die das konvexe Ansteigen der Decks von Backbord nach Steuerbord bezeichnet (Abb.  37). Bemerkenswerterweise nehmen alle vor Troost im E r s t e r W e lt k r i e g Schiffbau tätigen Architekten – Paul, Riemerschmid oder Olbrich – in ihren ersten Entwürfen auf Deck- Im Juni 1913 lernt Troost Kronprinzessin Cecilie sprung und Bucht keine Rücksicht, sondern ne- Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin (1886–1954) gieren sie durch waagrechte Raumlinien, etwa von in Danzig kennen, wo die Monarchin seine EinrichSockel­zonen, Profilen oder Gesimsen. Hierin zeigt tungsentwürfe für den Dampfer Columbus (I) in Ausich ihre Herkunft von der Festlandsarchitektur. genschein nimmt. Anders als ihr Gemahl, Kronprinz Erst bei späteren Einrichtungen nehmen sie auf den Friedrich Wilhelm von Preußen (1882–1951), zeigt Schiffskörper Bezug und lassen die Horizontalen ih- Cecilie großes Interesse am zeitgenössischen Kunstrer Entwürfe den Raumlinien folgen.119 Anders da- gewerbe und kümmert sich auch um die Einrichtung gegen Troost, der bereits in seinen Entwürfen für die ihres neuen Landhauses.120 Da ihr Troosts Entwürfe wie Tische und Standleuchter wurden hingegen von vornherein am Boden angeschraubt, während bestimmte Möbeltypen wie Schränke oder Vitrinen an Bord nie freistehend, sondern ausschließlich als Einbaumöbel vorkommen. Ein weiteres Missverständnis besteht in der Annahme, dass eine flache Gliederung der Wände und hierbei das Vermeiden von scharfen Kanten ein Charakteristikum der Schiffsarchitektur sei. Das Gegenteil belegen die bis Mitte der 1920erJahre in Fahrt gekommenen Passagierschiffe, von denen der überwiegende Teil mit geradezu reliefhaften Wandglie-

derungen und reichem historistischem Dekor eingerichtet wurde. 119 Trennheuser 2004, 198, 202–204. 120 Vgl. PB/KirchheimTeck, TPLT 1913–1918; s. a. ­Zajonz 1998, 22–24. – Bei den Besprechungen Cecilies und ­Troosts ist der Kronprinz nur zweimal anwesend (PB/KirchheimTeck, TPLT 17.12.1913, 22.9.1915).

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sehr gefallen, stellt sie noch im gleichen Monat Erkundungen über die Preise seiner Möbel an.121 Hintergrund ihrer Bemühungen ist die anstehende Einrichtung von Schloss Cecilienhof, der 1914–1917 von Paul Schultze-Naumburg (1869–1949) errichteten neuen Residenz des deutschen Kronprinzenpaares. Bevor es aber zur Zusammenarbeit kommt, bricht Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg aus, den ­Troost, mitgerissen von der allgemeinen Kriegseuphorie, in München erlebt  : »Der ›Columbus‹ [I] sollte am 21.  Sept. [1914] die Probefahrt machen. Nun sind alle schönen Hoffnungen zunichte geworden   : Wir haben den Krieg mit Rußland u. Frankreich (vielleicht wird auch England gegen uns mobilisieren). Ich habe tiefergreifende Eindrücke gehabt. Welch wunderbare Wirkung hatten unsere patriotischen Lieder. ›Es braust ein Ruf wie Donnerhall‹ […] und ›Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt‹. Abends hat England an Deutschland den Krieg erklärt. Schmach für England  !  !«122 Nachdem Troost im ersten Kriegsjahr vor allem mit dem erwähnten Lloyd-Dampfer sowie Haus Heineken beschäftigt ist, erhält er schließlich im Juli 1915 den Einrichtungsauftrag für die Privatgemächer der Kronprinzessin.123 Die übrigen Räume werden von den Saalecker Werkstätten Schultze-Naumburgs ausgestattet. Während ihrer Zusammenarbeit begegnen sich die Kronprinzessin und Troost mit großem Respekt, wie etwa Ende August 1915 eine Besprechung in Sopot/Zoppot zeigt  : »Die Kronprinzessin empfing mich allein in einem geschmackvollen Wohnraum mit hellen Stuckwänden u. Möbeln mit verschieden gemusterten Leinenbezügen. Sie war sehr liebenswürdig, führte mich auf die Terrasse u. zeigte mir die herrliche Aussicht auf die Danziger Bucht. Ihr niedlicher kleiner Hund machte sich inzwischen das Vergnügen, ihre neueste Fotografie

(mit ihrem jüngsten Kind) auf dem Boden umher zu schleifen. Inzwischen hatte der Diener meine Entwürfe ausgepackt, Stoffe u. Holzmuster, die wir dann besprachen. Besonders gefielen der Kronprinzessin die Entwürfe für die beiden Gastzimmer, weshalb sie mich wohl auch bat, Entwürfe für das eigene eheliche Schlafzimmer u. für das Toilettezimmer des Kronprinzen zu machen. Später rief sie noch die Gräfin Wedel, die auch Verständniß für meine Sachen hatte.«124 Schwieriger hingegen scheint sich Troosts Verhältnis zu Schultze-Naumburg zu gestalten, da beide zwar einen kollegialen Umgang pflegen, aber gleichzeitig eine unterschwellige Konkurrenz zueinander empfinden. Im Oktober 1915 etwa hat Troost »den Eindruck, daß Sch.-N. mir dabei [d. h. hinsichtlich der veranschlagten Ausgaben für Cecilies Privaträume] Schwierigkeiten macht« und »gegen mich intrigiert.«125 Schon bald hegt er offenes Misstrauen gegenüber Schultze-Naumburg und auch Hofmarschall Bismarck-Bohlen, die er beide verdächtigt, seine Freistellung vom Militärdienst zu torpedieren  : »[…] die Tage in gedrückter Stimmung, da ich nicht ersehen konnte, ob das vom Hofmarschall BismarckBohlen eingereichte Gesuch um meine weitere Zurückstellung abgelehnt war. Dies erfuhr ich erst am Dienstag den 2. Nov. vom Oberstleutnant v. Nagel beim Generalkommando, ohne weitere Begründung. Ich hatte aber Gelegenheit einen Blick auf das Gesuch zu werfen u. zu erkennen, daß dieses derartig abgefaßt war, daß es nicht genehmigt werden konnte. Meine Vermutung bestätigte sich damit, daß Graf. B[ismarck-Bohlen] (befreundet mit Schultze-N. u. deshalb absichtlich) das Gesuch derartig abgefaßt hatte, damit durch meine Einberufung meine Tätigkeit für die Kronprinzessin erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht werde.«126 Inwieweit Troosts Verdacht einen realen Hintergrund hat und er umgekehrt selbst gegen Schultze-Naumburg Intrigen

121 PB/KirchheimTeck, TPLT 11.6., 25.6.1913. 122 Ebd., TPLT 4.8.1914. Unmittelbar vor Kriegsausbruch notiert Troost: »Am Samstag Abend war eine begeisterte Kriegsstimmung im friedlichen München, von der mein

empfängliches Gemüt nicht ganz unbeeindruckt blieb« (ebd., TPLT 28.7.1914). 123 Ebd., TPLT 11.7.1915. 124 Ebd., TPLT 29.8.1915.

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38 Schloss Cecilienhof – Kronprinzliches Schlafzimmer (Teppich und Wandbespannung erneuert, Bett und Sitzmöbel nicht von Troost), Potsdam, 1915–1917 (WV 68)

spinnt, ist nicht bekannt. Allerdings scheint sich ihr Verhältnis nach der Fertigstellung von Cecilienhof wieder entspannt zu haben, da weitere Nachrichten über Differenzen ausbleiben. Im August 1917 werden die Bauarbeiten abgeschlossen,127 die fertigen Räume bekommt Troost am 27. 11. 1917 zu Gesicht  : »Am Dienstag den 27ten nachmittags 6 Uhr war ich in Cecilienhof in Potsdam. Die Kronprinzessin hatte meinen Besuch gewünscht, um mir nun die bewohnten Räume zu zeigen. Sie war sehr liebenswürdig u. anerkennend u. schenkte mir eine Krawattennadel mit ihren Initialen zur Erinnerung. Ich benahm mich wieder

ziemlich blöd.«128 Wenngleich die Einrichtung der kronprinzlichen Privaträume einen Höhepunkt in seinem bisherigen Schaffen darstellt und und möglicherweise sogar Folgeaufträge des Kaiserhauses nach sich gezogen hätte, vermag Troost kein Kapital daraus zu schlagen  : Der Erste Weltkrieg und das Ende der Monarchie in Deutschland haben zur Folge, dass der Neubau von Cecilienhof kaum publiziert wird und auch Troosts Räume in der Öffentlichkeit keinerlei Beachtung finden.129 Während des Krieges aber erweist sich die ­Arbeit an Cecilienhof für Troost als Glücksfall   : Unter Verweis auf seine unentbehrliche Tätigkeit für das

125 126 127 128

129 In den wenigen Publikationen wird Troost nicht erwähnt, seine Räume nicht abgebildet.

Beide Zitate: ebd., TPLT 2.10., 13.10.1915. Ebd., TPLT 31.10.1915. Ebd., TPLT 11.8.1917. Ebd., TPLT 29.11.1917.

Erster Weltkrieg | 45

deutsche Kaiserhaus kann er wiederholt Zurückstel- schiffen beteiligt ist. Ende des Jahres kehrt er nach lungen vom Militärdienst erwirken – der erste Einbe- München zurück, wo er am 7. 1. 1918 anlässlich rufungsbescheid datiert auf den 21. 8. 1915130 – und des Geburtstags von König Ludwig III. von Bayern bleibt letztlich vom Fronteinsatz verschont. Dane- zum »Kgl. bayerischen Professor« ernannt wird, was ben veranlasst Troost auch den NDL, Freistellungs- ­Troost »hier in M[ünchen] nicht erwartet«135 hat. gesuche für sich einzureichen, insbesondere nach der Im Frühjahr 1918 fühlt Schultze-Naumburg bei Fertigstellung von Schloss Cecilienhof. Verwiesen ihm vor, ob er sich eine Übernahme der Leitung der wird in den Schreiben stets auf »die hohe Bedeutung, Kunstgewerbeschule Breslau vorstellen könne, wofür welche die sofortige Wiederaufnahme des Schif- er ihm seine Unterstützung zusichert. Nach einiger fahrtsverkehrs nach dem Krieg haben wird, [… die] Bedenkzeit antwortet Troost, »daß ich von einer evtl. zum weiteren Ausbau dieser Schiffe noch während Übernahme der Leitung der Breslauer Kunstgewerbeschule absehen möchte. Ich liebe zu sehr meine des Krieges« nötigt.131 Gleichwohl belasten Troost der allzeit drohende freie künstlerische Betätigung und München. AußerFrontdienst, der ungewisse Ausgang der Freistellungs­ dem müsste ich mit der Annahme dieser Stelle wohl verfahren und die allgemeinen Mangelerscheinun- meine bisherige mir sehr lieb gewordene Tätigkeit gen des Kriegsalltags physisch wie auch psychisch für den Norddeutschen Lloyd aufgeben. Das möchte sehr und führen dazu, dass bei ihm im September ich, wie Sie begreifen werden, keinesfalls.«136 Das Ende des Krieges im November 1918 ver1917 eine »vollständige nervöse und körperliche Erschöpfung, […] hartnäckige Verdauungsstörungen folgt Troost wie viele Deutsche mit großer Erleich[…] mit einer hochgradigen Abmagerung infolge terung, aber gleichzeitig auch bangem Blick auf die von Unterernährung«132 diagnostiziert wird. Auf die Zukunft Deutschlands  : »Seit dem 15ten [November von seinem Arzt empfohlene Kur begibt er sich den- 1918] wieder zu Hause und dem Schicksal recht am noch nicht. Das Kriegsgeschehen verfolgt Troost mit Herzen dankbar. Möcht ich’s bleiben und immer zunehmender Resignation, nachdem er bereits Mitte eingedenk sein, was ich in den 4 Kriegsjahren emp1916 eine »tiefe Sehnsucht nach Frieden«133 empfin- funden u. innerlich erlebt habe. – Die Verhältnisse det. Mit wachsender Skepsis steht er der politischen in Deutschland sind nun allerdings alles andere als Führung des Reiches gegenüber, deren Friedensbe- gut und mit großer Sorge müssen wir deren weiterer mühungen er immer weniger Glauben schenkt.134 Entwicklung entgegensehen. Der Krieg nahm ein für Am 1. 10. 1917 nimmt er eine Anstellung bei Deutschland katastrophales Ende und es musste ein der Germania-Werft in Kiel an. Wenngleich über Waffenstillstand unter unsäglich schweren Bedinseine Tätigkeit dort nichts überliefert ist, so ist zu gungen eingegangen werden […].«137 vermuten, dass er an der Ausstattung von Kriegs130 PB/KirchheimTeck, TPLT 21.8.1915. Weitere Einberufungsbescheide erhält Troost danach im Abstand von zwei bis drei Monaten. 131 BSB, Ana 325.B.Freistellungsgesuche: NDL an Kgl. Bayer. Ministerium des Kgl. Hauses und des Aeussern, 29.2.1916. 132 PB/KirchheimTeck, TPLT 7.9.1917. 133 Ebd., TPLT 12.8.1916. 134 Troost im Juli 1917: »Der neue Reichskanzler Dr. Michaelis hat heute zum ersten Mal im Reichstag gesprochen, ich habe nicht mehr den Eindruck, daß uns die Rede dem Frieden näher bringt, die Friedensresolution des Reichstages wurde angenommen. Scheidemann sprach ausgezeichnet, er ist der Einzige, der die hohlen Phrasen meidet u. ehrliche,

46 | Leben und Werk bis 1930

offene Worte findet« (ebd., TPLT 19.7.1917). 135 Ebd., TPLT 7.1.1918. Gleichzeitig werden u. a. Oswald Bieber, Ernst Haiger und Carl Jäger zu Professoren ernannt. 136 DLA, NL Schultze-Naumburg: PLT an Schultze-Naumburg, 16.5.1918; s. a. Zajonz 1998, 91. – Die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau ist zur Zeit ihres Bestehens (1911–1932) eine der wichtigsten Institutionen ihrer Art in Deutschland. Direktor ist bis 1916 Hans Poelzig, den Max Wislicenus als Interimsdirektor bis 1918 vertritt. Für seine Nachfolge sind neben Troost noch Heinrich Tessenow, Walter Gropius, Bruno Taut und Theodor von Gosen im Gespräch, bevor schließlich August Endell berufen wird (vgl. Hölscher 2003, 195–201).

N ac h k r i e g sz e i t Die revolutionären Ereignisse bei Kriegsende bekommt Troost unmittelbar vor Ort mit  : Am 5. 11. 1918 kann er wegen des Matrosenaufstandes, der zum Fanal für den politischen Umsturz in Deutschland wird, nicht nach Kiel einreisen. Als er tags darauf nach Hamburg fährt, brechen auch hier Unruhen aus, woraufhin er nach Kiel zurückkehrt und am 7. schließlich in die Stadt gelangt. Den Waffenstillstand am 9. 11. 1918 erlebt Troost in Bremen, wo am nächsten Tag die Räterepublik ausgerufen wird. Am 14. 11. kehrt er nach München zurück, wo er in der Folge die von Gewaltausbrüchen begleiteten Umwälzungen, insbesondere in der Zeit der Räterepublik im April/Mai 1919, aus nächster Nähe miterlebt.138 Troosts Aufzeichnungen lassen dabei vermuten, dass er den revolutionären Entwicklungen eher skeptisch gegenübersteht.139 Eine politische Radikalisierung ist bei ihm in dieser Zeit nicht auszumachen. Gegenüber der gemäßigten Linken lässt er eine gewisse Sympathie erkennen, während er die kommunistischen Regime wegen der chaotischen Zustände und Generalstreiks ablehnt. Das Ende der Monarchie scheint Troost gleichmütig hinzunehmen, wohingegen er die Bestimmungen des Versailler Vertrags, wie viele seiner Zeitgenossen, als »nur von Haß u. rücksichtloser Härte diktiert« und »ohne Spur von einem Geist der Versöhnung« verurteilt.140 Die veränderte politische Situation führt auch im Bereich von Kunst und Kultur zu gravierenden Umwälzungen. Im Dezember 1918 wird in München 137 PB/KirchheimTeck, TPLT 24.11.1918. 138 Vgl. ebd., TPLT 1918/19. 139 Im April 1919 besucht Troost eine Rede des Führers der Münchner KPD, Max Levien: »Nachmittags gegen 5 Uhr hörte ich Levien vom Balkon des Wittelsbacher Palais’ sprechen. Geschickter Redner, doch nur die Massen zum Haß erregend, zum Terror u. zum Kampf mit den Waffen. Gedanken an den Kriegsausbruch 1914, als König Ludwig an der gleichen Stelle zu den Massen sprach, die ihm damals zujubelten u. dann in den unglücklichen Krieg u. zur Schlachtbank geführt wurden. Jetzt ganz ähnlich, nur mit anderen Schlagworten« (ebd., TPLT 14.4.1919). 140 Ebd., TPLT 8.5.1919.

ein »Rat der bildenden Künstler Münchens« zur Vertretung der Interessen der lokalen Künstlerschaft ins Leben gerufen.141 Dem bald 2.000–3.000  Mitglieder zählenden Künstlerrat tritt Troost Anfang 1919 bei, gewinnt aber von ihm schon bald, ohne seine Gründe zu benennen, einen »kläglichen«142 Eindruck davon. Den Sitzungen wohnt er mit Interesse bei, bleibt ansonsten aber passiv. Nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik im Mai 1919 wird der Künstlerrat dem Kultusministerium der neuen Koalitionsregierung beigeordnet, um an der Anpassung des Kulturbetriebs an die neuen Verhältnisse mitzuwirken.143 Aktiver ist Troost im »Elfer-Ausschuss«, der unter dem Vorsitz Fritz Erlers innerhalb des Künstlerrats gebildet wird und als kunst- und kulturpolitisches Beratungsorgan des Kultusministeriums fungiert.144 Zu den Aufgaben des »Elfer-Ausschusses« zählen Personal- und Ausstellungsfragen, die Prüfung staatlicher Bauvorhaben, die Reform der Kunstgewerbeschulen, die Verteilung staatlicher Subventionen sowie die Mitwirkung an der Außendarstellung der neuen Regierung in offiziellen Drucksachen wie etwa Briefmarken.145 An all diesen Aktivitäten nimmt Troost nicht nur teil, sondern bespricht sich auch regelmäßig privat mit den anderen Mitgliedern, wobei ihn Kunsterziehungsfragen am stärksten zu interessieren scheinen.146 Gleichwohl zieht er sich Ende 1920, als er die Arbeit an den beiden Columbus-Dampfern wieder aufnimmt, aus »ElferAusschuss« und Künstlerrat zurück.147

141 Zu den knapp 20 Gründungsmitgliedern zählen Benno Becker, Theodor Fischer, Adolf von Hildebrand, Eugen Hönig und Richard Riemerschmid. 142 PB/KirchheimTeck, TPLT 17.1.1919. 143 Zu Künstlerrat und »Elfer-Ausschuss« s. Hendschel 1946, 40–44. 144 Mitglieder sind u. a. Benno Becker, Oswald Bieber, Friedrich Hellmuth Ehmke, [Hermann?] Esswein, Hans Grässel, Hugo von Habermann, Eugen Hönig und Richard Riemerschmid. 145 Vgl. Hendschel 1946, 43f. 146 Vgl. BSB, Ana 325.B.[TPLT 1920–1923]; PB/KirchheimTeck, TPLT 1919/20. 147 Im April 1922 wird der »Elfer-Ausschuss« als ständiger »Bei-

Nachkriegszeit | 47

39  Columbus (II) – Halle 1. Kl., 1915–1924 (WV 66)

Di e Z wa nz ig e r Ja h r e

dar, da sie weder in Deutschland noch in England Beachtung finden.148 Anders dagegen die im ­April In den Zwanziger Jahren ist Troost bedingt durch 1924 in Dienst genommene Columbus  (II), die sein Engagement bei den VW und dem NDL fast der Lloyd aufgrund des Columbus-Abkommens ausschließlich innenarchitektonisch tätig. Da der vom 5. 8. 1921 behalten kann und der als bis daNDL nach Kriegsende den Großteil seiner Flotte, hin größtem deutschen Passagierschiff der Nacheinschließlich der Columbus  (I) und der Mün- kriegszeit und Symbol für den Wiederaufschwung chen  (I), als Reparationsleistung an Großbritan- Deutschlands eine enorme Aufmerksamkeit zuteil nien ausliefern muss, stellen seine ersten beiden wird (Abb. 39, Farbtaf. 3).149 Schiffseinrichtungen für Troost einen Misserfolg

rat für bildende Kunst« dem Kultusministerium inkorporiert. Zu Künstlerrat und »Elfer-Ausschuss« s. Hendschel 1946, 40–44. 148 In Großbritannien können beide Schiffe nicht als Zeugnis der eigenen Leistungsfähigkeit gefeiert werden, da sie im Land des Kriegsgegners gebaut worden sind; ebenso wenig

48 | Leben und Werk bis 1930

in Deutschland, da ihre Ausstattung im Hinblick auf ihre spätere Ablieferung vereinfacht wird und beide nach ihrer Fertigstellung unter britischer Flagge in See stechen. 149 Die Schichau-Werft, welche die Columbus (I) baut, ist in Danzig beheimatet, das seit 1920 als unabhängiger Staat vom Deutschen Reich getrennt und somit von der im Ver-

40  Sierra Ventana – Rauchsalon 1. Kl., 1921–1924 (WV 83)

Nachdem er vom Deutschen Reich eine Entschädi- Zusammenarbeit – für den NDL in Fahrt kommt gung von 140,8 Mio. Goldmark für die Zwangsent- (WV 89). Weitere Interieurs entwirft Troost für die eignung seiner Schiffe im Krieg zugesprochen be- vier Dampfer der Sierra-Klasse (Abb. 40), die wie ihr kommt, beschließt der NDL 1921 den Bau 30 neuer Schwesterschiff Köln eingerichtete Crefeld (1921/22, Dampfer, mit denen er die früheren Liniendienste WV  89), die sechs Schiffe der Weser-Klasse (1922– wieder einrichten will.150 Von den in der Folge in 1924, WV  92), die Schwesterschiffe München  (II) Bau gegebenen Passagierschiffen stattet Troost die und Stuttgart (Farbtaf.  4, 5) sowie für die Berlin, wichtigsten und größten aus. Den Anfang macht die dem letzten Schiff des Wiederaufbauprogramms Köln, die im März 1922 das erste von ihm eingerich- (Abb.  41). Die zahlreichen Einrichtungen machen tete Schiff ist, das – fast zehn Jahre nach Beginn der Troost in den 1920er-Jahren zu dem mit Abstand sailler Vertrag verfügten Auslieferung der deutschen Handelsflotte nicht betroffen ist. Angesichts dieser Konstellation vereinbart Großbritannien mit dem NDL im ColumbusAbkommen, dass der Lloyd die zügige Fertigstellung der Columbus (I) gewährleistet, wofür er im Gegenzug sechs Schiffe seiner Vorkriegsflotte einschließlich der ebenfalls bei

Schichau in Bau befindlichen Columbus (II) behalten darf (Kludas 1991, 150). 150 Witthöft 1997, 75.

Die Zwanziger Jahre | 49

meistbeschäftigten Schiffsarchitekten Deutschlands. künstlerischer Beratung einzukaufen  ; drittens an MesFür ihn selbst erweist sich die Arbeit für den NDL sen und Ausstellungen erst nach Rücksprache mit den als äußerst lukrativ, da er alleine für die Columbus (I) Hauskünstlern teilzunehmen und viertens auf binetwa 200.000  M Honoraren erhält.151 Nachdem dende Kostenvoranschläge oder Verkaufsprogramme, Troost Anfang 1914 ein Gesamtvermögen von ca. vermutlich aufgrund der Inflation und aus Gründen 66.000  M besitzt, dürfte er dank der Aufträge des der künstlerischen Freiheit, zu verzichten. Inwieweit NDL Anfang der 1930er-Jahre annähernd Vermö- die einzelnen Reformvorhaben in der Folge umgesetzt gensmillionär gewesen sein.152 werden, ist aufgrund der schlechten Quellenlage nicht Sehr einträglich dürfte in den 1920er-Jahren auch zu ermitteln. Da aber alle drei Künstler weiterhin für seine Tätigkeit für die VW gewesen sein, wo Troost die VW tätig sind, scheint man zumindest einen für wegen der Schiffseinrichtungen nun zum dominieren- beide Seiten zufriedenstellenden Kompromiss gefunden Künstler wird.153 So prägt er mit seinen Entwür- den zu haben. Mitte der 1920er-Jahre scheint sich Troosts Verfen nicht nur das Verkaufsprogramm, sondern nimmt auch auf die strategische Ausrichtung der Manufaktur hältnis zu den VW jedoch allmählich abzukühlen, Einfluss. 1920/21 ist er etwa Wortführer in der zwi- da er sich zunehmend abfällig über die Manufaktur schen den Hauskünstlern – neben Troost Haiger, Paul äußert, deren Geschäftsleitung etwa als »traurige u. und Schröder – und der Geschäftsführung der VW gänzlich kunstfremde Gesellschaft, die dazu noch geführten Auseinandersetzung um die Grundsatzfrage, nicht mal gute Kaufleute sind«156 kritisiert. Der welcher von beiden Seiten künftig die künstlerische Hintergrund seiner Distanzierung ist vermutlich Hoheit über die Erzeugnisse der Manufaktur zukom- in der nach dem Ersten Weltkrieg noch stärker auf men solle.154 Nach zähen Verhandlungen kommt man Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Politik der Manuam 10. 11. 1920 zu dem Schluss, dass »die Erreichung faktur zu sehen, die seinen künstlerischen Ansprüeines hohen künstlerischen Niveaus«155 die wichtigste chen zuwiderläuft.157 Dennoch setzen beide Seiten Voraussetzung für eine neuerliche wirtschaftliche ihre Zusammenarbeit bis zur Europa fort. Blüte der VW sei. Erforderlich ist hierfür nach AnVor allem aufgrund seiner Tätigkeit für die VW sicht der Künstler ein »wirklich in jedem Zweige der und den NDL ist Troost in den 1920er-Jahren in Herstellung und des Verkaufs […] einheitlicher künst- Deutschland als Luxusarchitekt gemeinhin bekannt lerischer Wille«. An Einzelmaßnahmen verlangen die und geschätzt, wie die Aufträge oder MitarbeitsanArchitekten, erstens Stoffe, Tapeten etc. in einer neu fragen bekannter Unternehmen wie der Daimlerzu schaffenden Spezialabteilung nach eigenen Entwür- Benz AG, der Sarotti AG, der Deutschen Bank, des fen produzieren zu lassen  ; zweitens Einrichtungsob- Bankhauses Merck Finck & Co. oder der Deutschen jekte, die man nicht selbst herstellen kann, nur unter Reichsbahn belegen (WV  81, 84, 106, 109). Bau151 Bis Oktober 1921 überweist der NDL insg. 126.536,94 M an Troost, nach Fertigstellung des Schiffs 1922 weitere 72.293 M (BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911–1922). 152 Ebd., [TPLT 11.4.1920]. Da Gerdy Troost das Vermögen ihres Mannes für das Jahr 1933 auf ca. 900.000 RM beziffert (StaatsA M, SpKa K 1844: GT an Camille Sachs/Bayer. Ministerium für Sonderaufgaben, 15.5.1950) und Troost 1931/32 kaum Einnahmen hat, dürfte es 1930 noch beträchtlich höher gewesen sein. – Dass Schiffseinrichtungen als interessante, vor allem aber als einträgliche Bauaufgabe bekannt waren, lassen die Anfragen beim NDL nach künstlerischer Mitarbeit vermuten, so 1925 von Wolfgang von

50 | Leben und Werk bis 1930

Wersin und 1926 von Hans Scharoun, dem damaligen Leiter der Architekturklasse an der Kunstakademie in Breslau (PB/München, Tagebuch Herthe von Wersin, 22.10.1925; BayHStA, NL Troost 13: Heinrich W. Müller an Paul Biedermann, 12.4.1926). Die Antwort des NDL fällt gegenüber derartigen Anfragen stets negativ aus, sodass etwa Wersins Frau feststellt: »[…] aussichtslos, alles in Händen von Troost« (PB/München, Tagebuch Herthe von Wersin, 22.10.1925). 153 Bruno Paul und Rudolf Alexander Schröder scheinen nach 1914 seltener für die VW zu arbeiten (vgl. Heiderich 1977, 23; Ziffer 1992, 102). 154 Siehe PB/KirchheimTeck, TPLT 16.3.1920; Haiger 1948, 51.

41  Berlin – Halle 1. Kl., 1925 (WV 103)

aufträge erhält Troost dagegen kaum noch, wie er sich auch nur noch selten an Wettbewerben beteiligt. Lediglich drei Wohnhäuser kann er in den 1920ern realisieren (WV 93, 96, 102). Wichtigstes privates Ereignis ist für Troost die Hochzeit mit Gerhardine Andresen (Biografie s. S.  174–183). Der 45-jährige Architekt und die 26 Jahre jüngere Gerdy lernen sich 1923158 kennen, als Troost bei der Ausstattung der Sierra-Dampfer

erstmals mit den Deutschen Holzkunstwerkstätten zusammenarbeitet, die von Gerdys Vater Johannes Andresen geleitet werden. Bereits am 5. 8. 1925 heiraten beide in München, wozu möglicherweise äußere Umstände oder auch ein gewisser Druck seitens Johannes Andresens beigetragen haben.159 Verbindendes Element ihrer Beziehung ist ihr gemeinsames Interesse an Architektur und Kunst sowie ihre Übereinstimmung in künstlerischen Dingen, wovon

155 BSB, Ana 325.B.[Besprechung (…) am 20.  Dezember 1920, Niederschrift 21.12.1920]. Hieraus auch das folgende Zitat. 156 Ebd., [TPLT 15.11.1925]. 157 Weitere Streitpunkte sind zu hohe Preisforderungen der VW für Troosts Möbel, geschäftliche und personelle Angelegenheiten sowie – natürlich! – die Berechnung von ­Troosts Provisionen (s. ebd., [TPLT 1920–1929]; PB/KirchheimTeck, TPLT 1919/20). 158 PB/Berchtesgaden: GT an Hermann Giesler, o. D. [nach 1945]. 159 BSB, Ana 325.B.[TPLT 8.8.1925]. Zu den äußeren Umständen vgl. einen Tagebucheintrag Troosts, dessen Hin-

tergrund unklar ist: »Wir [vermutlich er und GT] kamen gestern Abend nach der Rückkehr v. Garmisch auf das Verhalten der Holzkunstwerkstätten (meiner) bezügl. der Rückzahlung meiner Auslagen für die Jakobihalle zu sprechen, weil mich dies Verhalten befremdet u. verstimmt, und eine Nichtachtung darin liegt. Später habe ich noch darüber u. über die etwas korrupten Bremer Verhältnisse nachgedacht und will sagen, daß ich mich nicht dahinein ziehen lasse. Deshalb muß auch die Situation G’s [Gerdys] zu mir u. hier in München geklärt werden« (Ebd., [TPLT 12.1.1925]).

Die Zwanziger Jahre | 51

Gerdy Troost berichtet  : »Wir hatten keine Kinder, nein, aber waren trotzdem wirkliche Lebenskameraden. Wir lebten so stark u. bewußt miteinander im Reich der Architektur, der Kunst u. der Musik. Und wiederum miteinander für eine höhere Idee, der in den letzten Jahren unser ganzes Leben galt. Unser Tag war gemeinsam von früh bis spät, fing morgens 6 Uhr mit dem Zeichenstift u. Block beim Frühstück an u. endete abends mit kunstpolitischen Debatten. Es gab wohl kaum einen Gedanken des Meinigen, den ich nicht mit ihm geteilt hatte.«160 Einig sind sich beide auch in ihrer Ablehnung der Moderne, die sich bei Troost in den 1920er-Jahren vor allem gegen das Wirken des Deutschen Werkbundes richtet. Für einen Irrtum hält er, wie andere konservative Architekten, insbesondere das Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, das der Werkbund im Hinblick auf eine zweckmäßige, materialgerechte und sachliche Produktgestaltung auf der Grundlage der neuesten technischen Entwicklungen propagiert. Der jenen Bestrebungen zugrunde liegende gesellschaftlich-soziale Aspekt scheint Troost dabei völlig fremd geblieben zu sein. Bezeichnenderweise gibt es keinen Hinweis, dass er sich etwa mit dem sozialen Wohnungsbau, einem zentralen Anliegen der Weimarer Republik, oder ökonomisch-rationellen Produktionsverfahren im Bereich der Architektur näher auseinandergesetzt bzw. ihnen überhaupt Aufmerksamkeit geschenkt hat. Auch das 1919 gegründete Bauhaus oder Architekten wie Mies van der Rohe, Walter Gropius und Robert Vorhoelzer erwähnt er in seinen Aufzeichnungen vor 1933 mit keinem Wort. Den Erfolg der Moderne in der Architektur verfolgt er mit einer gewissen Ohnmacht, weshalb er bereits 1920 die Gründung eines Anti-Werkbundes in Erwägung zieht  : »Nachdenken über die Möglichkeit eines intensiven Zusammenwirkens sympatischer Architekten, Maler u. Bildhauer

Deutschlands gegen die Maulaufreiser im Werkbund u. den unsympatischen Werkbundgeist.«161 Um 1924162 zieht Troost die Konsequenzen aus seiner Unzufriedenheit und tritt aus dem Münchner Bund, der sich nach dem Ersten Weltkrieg eng an den Werkbund anlehnt, aus. Während andere konservative Architekten wie Bonatz, Schmitthenner und Schultze-Naumburg in den 1920ern in Reden und Schriften das Neue Bauen angreifen und nach dem Bau der Weißenhof-Siedlung 1927 in ihre Polemik mitunter auch rassistische Untertöne einflechten,163 hält sich Troost von den öffentlichen Diskussionen fern. Ebenso wenig sucht er, anders als seine Äußerung von 1920 erwarten lässt, die Nähe zu konservativen Architektenvereinigungen wie dem 1928 gegründeten »Block«.164 Wie es scheint, ist Troosts Auseinandersetzung mit der Moderne vornehmlich persönlicher und intellektueller Natur, da er in seinen Tagebüchern wiederholt deutsche Geistesgrößen zitiert, deren Stellungnahmen zur Kunst oder Architektur für ihn programmatischen Charakter zu haben scheinen und offenbar der Selbstvergewisserung dienen.165 Ebenfalls wie zur Selbstbestätigung bringt Troost wiederholt sein eigenes Architekturideal zu Papier  : »Meine Architektur soll edel u. rein sein, auf Rafiniertheiten [sic  !] der Mode verzichten, auch auf die Gefahr nicht geistreich zu sein. Geistreich zu sein oder zu scheinen ist nicht mein Wunsch, aber Reichtum des Geistes u. Empfindens zu erlangen und den Segen dieses Reichtums geben zu können.«166 Was Troost damit meint, zeigen seine Arbeiten dieser Zeit.

160 Folgendes Zitat s. ebd., Zum Tod PLTs: GT an Jessy ­Schroeder/USA, 11.12.1934. 161 Ebd., [TPLT 20.12.1920]. 162 Vgl. die Notiz Herthe von Wersins: »Wolf [vermutlich ­Jacob Georg Wolf ] […] hat Besuch von Troost, der dem M. B. [Münchner Bund] kündigt« (PB/München, Tagebuch Her-

the von Wersin, 16.6.1924). 163 Schultze-Naumburg 1928. 164 Mitglieder im »Block« sind German Bestelmeyer, Erich Blunck, Paul Bonatz, Albert Geßner, Werner Hegemann, Hans Hertlein, Hans Poelzig, Paul Schmitthenner, Paul Schultze-Naumburg, Fritz Schumacher, Franz Seeck, Karl

52 | Leben und Werk bis 1930

A rc h i t e k t on is c h e s W e r k 1920 –1926 Troosts Interieurs der frühen 1920er-Jahre unterscheiden sich in formaler Hinsicht nicht wesent-

42 Ausstellungsraum der Porzellanmanufakturen Berlin, Nymphenburg und Meißen auf der »Deutschen Gewerbeschau München«, 1921/22 (WV 88)

lich von früheren Einrichtungen, da sie weiterhin dem Neohistorismus verpflichtet und zumeist an Bau- und Ornamentformen der deutschen Renaissance, des Louis-Seize und des Klassizismus orientiert sind. Zurückgenommen ist dagegen die der Antike entlehnte Ornamentik, während barocke Elemente kaum noch zu finden sind. Auch ­Troosts Möbel sind weiterhin von historischen Vorbildern abgeleitet und besitzen etwa geschwungene Umrisse sowie Intarsien, wobei auf eine plastische Bearbeitung der Oberflächen zugunsten einer

stärkeren Wirkung der Materialien verzichtet wird (Farbtaf. 6). Neben den genannten Epochenstilen greift ­Troost ab 1922 auch Dekorationsformen der Régence auf. Die so gestalteten Räume kennzeichnet eine gedämpfte, helle Farbigkeit, Wandgliederungen durch flache Stuckprofile, bandelwerkartige Linienmuster und eine entsprechende Ornamentik. Die zuvor rechteckigen Umrisse von Türen, Fenstern oder Paneelen sind nun häufig an den Ecken gebrochen (Abb. 42).

Siebrecht, Georg Steinmetz, Heinz Stoffregen und Karl Willy Straub (zum »Block« a. Voigt 2003, 69–72). 165 Beispielsweise zitiert er einen Brief Johann Peter Eckermanns an Goethe: »Die Form ist etwas durch tausendjährige Bestrebungen der vorzüglichsten Meister Gebildetes, das sich jeder Nachkommende nicht schnell genug zu Eigen

machen kann. Ein höchst törichter Wahn übelverstandener Originalität würde es sein, wenn da jeder wieder auf eigenem Wege herumsuchen u. herum tappen wollte, um das zu finden, was schon in großer Vollkommenheit vorhanden ist« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 12.4.1929]). 166 Ebd., [TPLT (25?).1.1925].

Architektonisches Werk 1920–1926 | 53

43  Jakobihalle – Weinstube, Bremen, 1924/25 (WV 98)

54 | Leben und Werk bis 1930

44  Weinrestaurant im Hauptbahnhof Nürnberg, 1925 (WV 104)

Architektonisches Werk 1920–1926 | 55

Die verfeinerte Gestaltung jener Räume kündigt bereits jenes Neorokoko an, das Mitte der 1920erJahre einzelne Interieurs von Troost auszeichnet  : die Jakobihalle in Bremen (Abb. 43), das Café Arkadia (WV 101) in München und das Weinrestaurant im Hauptbahnhof Nürnberg (Abb.  44). Festlich und heiter erscheinen jene Räume, die eine helle, pastöse Farbigkeit, flache Wandgliederungen durch lackierte Paneele von unterschiedlicher Breite und vor allem ein am Rokoko orientierter Dekor auszeichnen. Häufig zu finden sind dabei exotische Motive, Trinkszenen, Darstellungen mit Bezug zum Weinanbau oder auch Chinoiserien. Die stets auf den Zweck eines Raumes bezogenen Szenen zeigen oft kleine Figurengruppen in staffageartigen, ausschnitthaft wiedergegebenen Fantasiearchitekturen oder Landschaften.167 Die weitere Ornamentik umfasst C- und S-förmig geschwungene Leisten, Blumen- oder Apfelgebinde, Harlekinfiguren und Theatermasken  ; des Weiteren eckig gebrochene Linienarrangements, etwa in Form von stilisiertem Astwerk, und frei in die Fläche gesetzte, kurze Mäander. Aufgrund der expressionistischen »Zackigkeit« jener Dekorformen hat Michaela Braesel168 die so gestalteten Einrichtungen als »expressionistisches Rokoko« bezeichnet. Jenes Neorokoko findet in den 1920er-Jahren vor allem unter Münchner Künstlern regen Zuspruch und wird bevorzugt für anspruchsvolle Unterhaltungsstätten wie Theater, Restaurants oder Casinos verwendet. Neben Max Wiederanders gilt Troost als einer der maßgeblichen Architekten dieser Richtung.169 Bleiben zuletzt Troosts Bauentwürfe der 1920erJahre. Ihre Gestaltung unterscheidet sich nicht

Nach Abschluss seines Wiederaufbauprogramms 1925 fusioniert der NDL mit der Roland-Linie, der Hamburg-Bremer Afrika-Linie und der Dampfschiffs-Reederei Horn AG. Auch die HAPAG vergrößert sich in dieser Zeit, da sie 1926 mit den DeutschAustral und Kosmos-Linien zusammengeht, die ihrerseits zuvor mit den Stinnes-Linien verschmolzen sind. Wirtschaftlich und strukturell gewinnt die HAPAG dadurch einen deutlichen Vorsprung, dem der NDL noch im gleichen Jahr mit Kapitalerhöhungen von über 60 Mio. RM begegnet, um seine Flotte weiter auszubauen.170 So wird am 14. 12. 1926 der Neubau zweier 50.000 BRT großer Schiffe, der Europa und der Bremen, beschlossen, die in technischer und funktioneller Hinsicht Maßstäbe auf den Weltmeeren setzen sollen. Da die Inneneinrichtung ebenfalls auf dem modernsten Stand sein soll, schickt der Lloyd ­Troost auf eine weitere Amerikareise, um zu studieren, »was zur Zeit in der nordatlantischen Großschiffahrt an modernen Einrichtungen in allen Fahrgastklassen geboten wurde, zum andern […] die Lebensgewohnheiten der Nordamerikaner in ihren eigenen Hotels, Apartmenthäusern usw. Die Amerikaner stellen ja

167 Inspirierend wirkten möglicherweise die Chinoiserien-Vorlagen Jean-Baptiste Pillements (1728–1808) (Berents 1997, 18–25). 168 Braesel 2002, 189. 169 Siehe ebd., 182–188. 170 Thiel 2004, 71. 171 Biedermann/Hein 1930, 662; s. a. Trennheuser 2004, 254. 172 BSB, Ana 325.B.[TPLT 8.6.1926]. Anlass dieser Äußerung ist eine Reise, die Troost und Biedermann Anfang Juni 1926 von Paris nach Lissabon, über Vigo nach Cherbourg und schließlich über Paris zurück nach München führt. Ob ihr

Zweck ebenfalls das Studium neuer Schiffs- und Hoteleinrichtungen ist, was zu vermuten ist, geht aus Troosts Aufzeichnungen nicht hervor (Ebd., [TPLT 3.6.–11.6.1926]). 173 Beispielsweise hält er die Einrichtung der Conte Biancamano für »indiskutabel«, die der Paris für »künstlerisch u. sachlich das schlechteste u. blödsinnigste, was auf großen Dampfern gemacht worden ist« (Ebd., [TPLT 22.7.1926]). 174 Ebd., [TPLT 26.7., 4.8.1926]. – Daneben besichtigt ­Troost die France (1911/12, 23.769  BRT), die Paris (1920/21, 34.569 BRT) und die Comte de Grace (1924, 17.759 BRT, alle CGT), die Samaria (1921/22, 20.277 BRT, Cunard

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signifikant von früheren Arbeiten, weshalb seine Wettbewerbsentwürfe weiterhin ein funktions- und ortsgebundener Eklektizismus auszeichnet und seine Wohnbauten an der Architektur »Um 1800« orientiert sind.

Da m pf e r Europa

erfahrungsgemäß den Hauptanteil der Reisenden Beifall finden einzig die Interieurs des Mayflower erster Klasse, die gerade für einen Schnelldampfer Hotels (Eröffnung 1925) in Washington und der das wirtschaftliche Rückgrat bildet. Die eigenen Er- Scythia (1920/21, 20.277  BRT, Cunard Line), die fahrungen in dem Nachkriegsreiseverkehr, wie auch großzügig angelegten Vorplätze und Treppenhäuser das Studium fremder neuer Schiffe zeigten in allen der Resolute (1913/14, 20.000  BRT, von der HAKlassen der im nordatlantischen Verkehr beschäftig- PAG gebaut, nun United States Lines) und die über ten größeren Schiffe ein außerordentliches Anwach- eine Mittelachse verbundenen Gesellschaftsräume ­ APAG gesen der Ansprüche an Komfort, was für die neu zu 1.  Kl. der Majestic (Ex-Bismarck, von H erbauenden Schnelldampfer die Schaffung entspre- baut, nun White Star Line).174 Da die von ihm bechender neuzeitlicher Einrichtungen erforderlich sichtigten Innenräume in der Regel ebenfalls eine historisierende Formensprache aufweisen, ist unmachte.«171 Nachdem Troost, der derartige Studienreisen klar, welche Wirkung sie auf Troosts Einrichtungsfür »stumpfsinnig«172 hält, die Abreise mehrfach entwürfe für die Europa haben. hinauszögert, schifft er sich schließlich zusammen Großen Einfluss auf die Überlegungen des NDL mit Gattin Gerdy und Paul Biedermann am 2. 7. dürfte dagegen die bereits erwähnte Île de France ge1926 in Neapel mit der Conte Biancamano (1925, habt haben, die am 22. 6. 1927 für die CGT in Fahrt 23.562  BRT, Lloyd Sabaudo) nach New York ein. kommt (Abb. 34).175 Beim NDL verfolgt man ihre In Nordamerika macht er Ausflüge nach Phila- Indienstnahme und das positive Echo, das das Schiff delphia, Atlantic City, Washington DC und Chi- in der Weltpresse und beim Reisepublikum findet, cago, zu den Fordwerken in Detroit und zu den naturgemäß mit größter Aufmerksamkeit. So unterNiagarafällen, wo er vor Ort jeweils die neuesten nehmen unter anderem Biedermann und die Frau Apartement Houses und Grand Hotels besichtigt. des stellvertretenden Direktors Glässel Ende 1927 Daneben nimmt er die Einrichtungen der Passa- mit der Île de France Reisen, nach denen sie Troost gierschiffe in Augenschein, die in New York gerade ihre Eindrücke schildern.176 Troost selbst hat das vor Anker liegen. Auf der Columbus  (II) kehrt er Schiff vermutlich nicht persönlich in Augenschein schließlich nach Bremerhaven zurück, wo er am 19. genommen, kennt seine Einrichtung aber zweifellos 8. 1926 ankommt. Wie auf seiner ersten Amerika- aus Publikationen.177 Anders als in der Vergangenheit möchte der NDL reise von 1912 gilt Troosts Hauptaugenmerk den Grundrisslösungen, den verwendeten Materialien seine beiden Neubauten nicht mit der gleichen Einund ihrer Verarbeitung, der Möbeldisposition so- richtung ausstatten lassen, weshalb er Troost nur die wie der technischen Ausstattung der Räume. Die ar- Europa überträgt und für die Bremen Mitte 1927 chitektonische Gestaltung beurteilt er hingegen in einen Wettbewerb ausschreibt.178 Aus diesem geht ­ neingeschränkten Ende des Jahres Fritz August Breuhaus de Groot der Regel ablehnend.173 Seinen u

Line), die Volendam (1921/22, 15.450 BRT, Holland-America Line), die Gripsholm (1924, 17.993 BRT, Svenska-Amerika-Linien) sowie die Seidlitz (Neueinrichtung 1921/22, 7.942 BRT, NDL) Weitere von Troost besuchte Hotels sind das Palmer House (Eröffnung 1926/27) und das BismarckHotel (1926) in Chicago, The Ambassador (1919) in Atlantic City und das Shelton Hotel (1924) in New York. Außerdem schaut er sich in New York die Geschäftsgebäude der Cunard Line und der White Star Line an (Ebd., [TPLT 1926]; [Amerikareise 1926. Notizen über Dampfer u. Hotels]).

175 Seckendorff 1994, 584; Trennheuser 2010, 106. 176 BSB, Ana 325.B.[NPLT 20.10.1927, TPLT 5.1.1928]. – Details hierüber hat Troost nicht notiert. 177 Auch Bruno Paul reist mit der Île de France nach Nordamerika und nimmt ihre moderne Einrichtung zum Anlass, um auf die Rückständigkeit deutscher Schiffsinterieurs hinzuweisen (Paul 1928; s. Trennheuser 2010, 105f.). 178 Überlegungen, außer Troost noch andere Architekten heranzuziehen, lassen sich beim NDL seit dem Spätsommer 1926 nachweisen (BSB, Ana 325.B.Korrespondenz NDL: Paul Biedermann an PLT, 2.9.1926).

Dampfer Europa | 57

45  Europa – Erster Entwurf für Ballsaal 1. Kl., 1927 (WV 110)

(1883–1960) als Sieger hervor.179 Die nach ihm plat- muß u. um auch möglichst etwas anderes zu machen, zierten Rudolf Alexander Schröder und Bruno Paul wäre mir eine Besichtigung der Konkurrenzarbeiwerden mit einzelnen Räumen betraut, außerdem ten natürlich sehr wertvoll und ich hoffe, daß ich noch Heinrich Rosskotten und Karl Wach. Nach sie durch B[iedermann] zu sehen kriege. Bei meiner seinen Aufzeichnungen nimmt Troost die Einbezie- besonderen Begabung, alles recht schwarz zu sehen, hung weiterer Architekten eher gleichmütig hin und denke ich auch an die Möglichkeit, daß meine Entsieht darin auch keine Gefährdung seiner Position würfe nicht so zusagen könnten, wie einige für D. beim NDL.180 Seine Hauptsorge scheint vielmehr ›Bremen‹. Mit allen Konsequenzen. Immerhin fühle zu sein, dass seine eigenen Entwürfe für die Europa ich mich aber zunächst etwas entlastet, denn ich nicht in der gleichen Weise gefallen könnten wie die hatte den Eindruck, daß Gl[ässel] mir nicht ungünsWettbewerbsbeiträge von Breuhaus, Schröder und tig gesinnt ist […].«181 Dass er die Entwürfe für die Paul  : »Um zu taxieren, wie weit ich mich anstrengen Bremen tatsächlich zu Gesicht kriegt, ist anzuneh179 Über den Wettbewerb existieren keine Quellen, weshalb auch der Zeitpunkt der Ausschreibung sowie der Einsendeschluss unbekannt sind (vgl. u. a. Thiel 2004, 126f.). 180 Vgl. BSB, Ana 325.B.[TPLT 1927–1929]. 181 Ebd., [PLT an GT, o. D. (vermutlich Herbst 1927)]. 182 Ebd., [Vereinbarung zwischen PLT und Ernst G ­ lässel,

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19.2.1927]. – Der auf den 1.1.1927 rückdatierte Kontrakt ersetzt Troosts alten Honorarvertrag. Wie die hohen Produktionskosten von J.  H. Schäfer & Co. von 1.071.776,05 M für die Europa vermuten lassen (StaatsA HB, 7,2022-I/1930 [Rescontobuch], Bl. 200f.), für die er nach dem alten Vertrag über 80.000 RM Honorar erhal-

46  Europa – Halle 1. Kl. (Aufnahme  : Rudolf Stickelmann), 1928–1930 (WV 110)

men. Inwieweit sie Einfluss auf seine eigenen Pla- offenbar nicht zufriedengibt, fertigt Troost ab Januar nungen haben, ist aber kaum nachzuvollziehen. 1928 neue Entwürfe, die nur noch wenige AnlehnunIm Februar 1927 unterzeichnet Troost für die Eu- gen an historische Bau- und Ornamentformen zeiropa einen Werkvertrag, der ihm ein fixes Honorar gen und schließlich auch zur Ausführung bestimmt von 200.000 RM garantiert.182 Von Juni bis Oktober werden (Abb. 46, 47). Charakteristisch ist nun eine 1927183 arbeitet er die ersten Entwürfe für die Gesell- starke Glättung, Straffung und Geometrisierung der schaftsräume und die Kammern 1. Kl. aus, die noch einzelnen Formen und die im Vergleich zu früheren deutliche Parallelen, vor allem in der reichen Orna- Interieurs dunklere Farbstimmung der Räume, zum mentik, mit seinen vorangegangenen Einrichtungen Teil in Terra- und Rottönen (Farbtaf. 7). Die Wände aufweisen (Abb. 45). Da man sich beim Lloyd damit sind nun in der Regel flach und lediglich durch Futen hätte, hat sich Troost durch die Neuregelung von 1927 finanziell verschlechtert. – Die Gesamtkosten für die Innenausstattung der Europa sind nicht überliefert, dürften aber, wie die Kostenaufstellung von J. H. Schäfer & Co. vermuten lässt, im Vergleich zu früheren Schiffseinrichtungen immens gewesen sein.

183 Siehe BSB, Ana 325.B.[TPLT 1927]. Die Entwürfe werden Ende 1927 in der Bremer Kunsthalle ausgestellt (Ebd., [TPLT 19.10., 17.11.1927]).

Dampfer Europa | 59

47  Europa – Sonnendeckrestaurant, 1928–1930 (WV 110)

gen oder schmale Profilleisten gegliedert. Stärker als trischen Formen – Quadrat, Rechteck, Kreis, Kugel zuvor sind die Materialien in die Raumgestaltung oder Kegel – sind die Wand- und Deckenleuchter dekorativ mit einbezogen, bei Wandvertäfelungen entwickelt, deren Lichtschalen – erstmals bei Troost – etwa unterschiedlich gemaserte Hölzer zu aufwendi- aus Onyx-Marmor gefertigt sind (Abb. 48). Geometgen Furnierbildern zusammengesetzt.184 Das Mobi- risiert ist auch der Dekor, den Troost durchweg über liar, vor allem die Sitzmöbel, ist zum Teil von älteren einem quadratischen Raster entwirft. In größerem Modellen Troosts abgeleitet, meist aber voluminöser. Umfang als bei früheren Schiffseinrichtungen inteZudem weist es eine begradigte Konstruktion auf, da griert ­Troost Kunstwerke in die Gesellschaftsräume die Schwünge von Arm- und Rückenlehnen sowie – auch der zweiten Klasse – und verwendet erstmals Möbelbeinen deutlich abgemildert sind. Aus geome- auch Mosaiken, Gobelins und Großbronzen. 184 Die von Utermann für die Europa angeführten Charakteristika, etwa »konstruktive Ausgewogenheit«, die Wandgliederung durch »Rasterbildung« oder sein »Proportionssystem«, gelten auch für alle anderen Interieurs Troosts und überzeugen nicht (vgl. Utermann 1988, 109–115). 185 Zur Bremen s. Schmidle 2006, 94–100; Trennheuser 2010,

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108–110. 186 Thiel 2004, 103; vgl. Schmelzkopf 1985, 113f. – 1933 geht das Blaue Band an die Rex (1931/32, 51.062 BRT, ItaliaReederei). 187 Kludas 1992, 84. – Zur technischen Innovativität beider Schwesterschiffe s. Kludas 1996, 40–45, 71–77.

In all diesen Gestaltungsmerkmalen spiegelt die Innengestaltung der Europa den Einfluss des nordamerikanischen und französischen Art Décos wider, der durch die Île de France Eingang in die Schiffsarchitektur gefunden hat. Auch die Gestaltung verschiedener Ausstattungsobjekte, etwa der fächerartigen Wand- und Deckenleuchter in der Bibliothek oder der Kandelaber mit den kelchartigen Lichtkörpern in der Halle 1. Kl., ist ohne das Vorbild des Art Déco nicht denkbar. Gleichzeitig finden sich auf der Europa weiterhin Rückgriffe auf historische Bauformen, etwa Säulen und Pilaster in der Halle 1. Kl., die den Hauptunterschied gegenüber der Bremen185 ausmachen (Abb.  49). Wenngleich Troost hierbei mangelnde Konsequenz bei der neuesten künstlerischen Entwicklungen vorgehalten werden kann, so ist zu beachten, dass ein großer Teil der dem Art Déco zuzurechnenden Interieurs in jener Zeit, selbst auf der namensgebenden »Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes« von 1925 in Paris, ebenfalls historische Anleihen, vor allem beim Klassizismus, aufweist. Die Stapelläufe der Bremen und Europa am 15./16. 8. 1928 sind in Deutschland ein großes Medien- 48 Europa – Entwurf für Wandleuchter im Sonnendeckrestaurant, 1928–1930 (WV 110) spektakel. Schon wegen ihrer Größe – die Bremen ist der dritt‑, die Europa der fünftgrößte Ozeanliner jener Zeit – werden beide stärker als andere deutsche nes Brandes am 26. 3. 1929 im Ausrüstungskai der Schiffe der Zwanziger Jahre als nationale Prestigeob- Werft ein halbes Jahr später in Fahrt kommt und die jekte wahrgenommen und als Zeugen des Wieder- moderne Einrichtung der Bremen die größere Aufaufstiegs gefeiert. Als beide Schnelldampfer auf ihren merksamkeit auf sich zieht. Auch beim NDL bringt Jungfernfahrten nacheinander am 16. 7. 1929 (Bre- man dem nach der Heimatstadt benannten Schiff men) und am 19. 3. 1930 (Europa) das Blaue Band größere Sympathie entgegen als der bei Blohm & für die schnellste Überfahrt durch den Nordatlan- Voss, der Hamburger Hauswerft der HAPAG, getik gewinnen, feiert die gesamte Nation.186 Zudem bauten Europa.188 Wenngleich sich Ende der 1920er in Teilen der entwickeln sich beide aufgrund ihrer Modernität zu Publikumsmagneten.187 In der öffentlichen Wahr- Vorstandschaft des NDL eine gewisse Unzufriedennehmung steht die Europa allerdings stets etwas im heit mit seinen Arbeiten feststellen lässt189 und die Schatten ihres Schwesterschiffs, da sie aufgrund ei- Hinzuziehung anderer Architekten für die Bremen es 188 Kludas 1989, 87. 189 Vgl. ein Schreiben Max Walters an Troost: »Nachdem die Entscheidung über die Entwürfe für die künstlerische Ausstattung der 2 Schnelldampfer, wie ich höre, gefallen ist, hat man mir vor einigen Tagen nahe gelegt, sie auch einmal anzusehen, was ich auch ganz allein und unbeeinflußt von

irgend einer Seite getan habe. Dabei habe ich zu meiner Genugtuung feststellen müssen, daß man doch sehr unrecht daran getan hat, daß man Ihre edle Kunst durch Vertreter der modernen Kunstrichtung verdrängen wollte. Ihre Entwürfe haben mir sehr gut gefallen, und ich bin überzeugt, daß ihre Ausführung vorurteilslos und kunstverständig prü-

Dampfer Europa | 61

49  Fritz August Breuhaus de Groot: Bremen – Halle 1. Kl., 1927–1929

fende Menschen veranlassen wird einzusehen, daß wir recht daran getan haben, Ihrer Kunst bisher in solcher Weise treu geblieben zu sein. Wie ich zu meiner Freude gehört habe, hat Herr Biedermann in der Sitzung des Kunstausschußes sehr warm und geschickt für Sie gesprochen« (BSB, Ana 325.B.[Max Walter an PLT, 22.12.1927]). 190 Im Nordatlantik sinkt die Zahl der Reisenden zwischen 1929 und 1933 um 56 Prozent. Auch der NDL verzeichnet 1932 gegenüber 1930 einen Rückgang der Passagiereinnahmen um 45 Prozent und der Frachteinnahmen um 38 Prozent (Witthöft 1997, 92f.). Der Verzicht des NDL auf weitere Schiffsneubauten erscheint insofern gerechtfertigt, als 1930/31 ca. 20  Prozent der Gesamttonnage der Welthandelsflotte, in Deutschland sogar 25,5 Prozent (1932: 31 Prozent) aufgelegt sind, d. h. im Hafen auftragslos vor Anker liegen (Thiel 2004, 188–192). Die schlechte wirtschaftliche Lage veranlasst den NDL und die HAPAG

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im März 1930 zum Abschluss des sogenannten Unions-Vertrags, in dem beide vereinbaren, ihre gesamte wirtschaftliche Tätigkeit unter Beibehaltung ihrer Eigenständigkeit in den nächsten 50 Jahren unter einheitlichen Gesichtspunkten auszurichten (Witthöft 1997, 89). BSB, Ana 325.B.Korrespondenz PLT: PLT an Walter­­Troost, 21.1.1932. Trennheuser 2010, 114f. Ein systematischer Nachweis des »Dampferstil«-Begriffs in der Literatur konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden, sondern wäre Gegenstand einer eigenen Untersuchung. Durchgesehen wurde aber ein großer Teil der zeitgenössischen und neueren Schiffsliteratur, wobei Vollständigkeit nicht beansprucht werden kann. Neubaur: »Für das Prinzip der Salonausstattungen sind die Ideen Poppes bis zur neuesten Zeit allein massgebend gewesen und haben, wie unzweifelhaft anerkannt werden muss,

auch vermuten lässt, so gibt es in den Quellen keinen E x k u r s  : »Da m pf e r s t i l« Hinweis, dass Troost nach der Europa durch einen moderneren Architekten – zu denken wäre nach dem Abschließend soll der im Zusammenhang mit Erfolg der Bremen vor allem an Breuhaus – ersetzt ­Troosts Einrichtungen der 1920er- und 30er-Jahre werden sollte. Dass ­Troost nach der Europa keine wei- häufig verwendete Begriff des »Dampferstils« hinterteren Aufträge vom NDL mehr erhält, liegt vielmehr fragt werden, der nie lexikalisch definiert, sondern an der Ende 1929 ausbrechenden Weltwirtschafts- ausschließlich subjektiv zur allgemeinen Umschreikrise, die die Reederei in wirtschaftliche Bedrängnis bung eines Raumeindrucks verwendet wird.193 In bringt und bis auf Weiteres keine größeren Neubau- der Literatur findet sich der Terminus vermutlich ten zulässt.190 Noch 1932 rechnet Troost nicht mit erstmals 1907 in der Festschrift zum 50-jährigen neuen Aufträgen vom NDL  : »Der Lloyd baut zur Zeit Jubiläum des NDL von Paul Neubaur194, der damit keine Dampfer und meiner Beurteilung nach wird allgemein die Schiffsinterieurs von Poppe zusamwohl noch viel Zeit dahin gehen, bis in Bremen wie- menfasst, ohne diese aber näher zu charakterisieren. der an einen grösseren Neubau, der die Mitwirkung In den 1920er-Jahren scheint der Begriff allmählich von Architekten erfordert, gedacht werden wird.«191 Eingang in die Kunstpublizistik zu finden, wobei er Erst 1935, also ein Jahr nach ­Troosts Tod, zieht der wie bei Neubaur personalisiert, also im Sinne einer NDL wieder Architekten für die Innenausstattung persönlichen Handschrift des jeweiligen Architekhinzu, als er die Ostasienschnelldampfer Potsdam, ten verwendet wird.195 Nicht nachweisen lässt sich Gneisenau und Scharnhorst (ca. 17.500–18.300 BRT) der Begriff, soweit ermittelt werden konnte, im Navon Troosts ehemaligem Mitarbeiter Woldemar tionalsozialismus. Ein Grund dafür mag sein, dass Brinkmann und Max Wittmaack einrichten lässt.192 die NS-Propaganda Troosts Interieurs der frühen Als seine Zusammenarbeit mit dem NDL 1930 ihr 1930er-Jahre als etwas Neues darzustellen versucht, vorläufiges Ende findet, ist ­Troost fast 18  Jahre für um das »Kunstwollen« des Regimes herauszusteldie Reederei tätig gewesen. Abgesehen von Poppe hat len. Bezeichnenderweise werden auch die vielfachen sich bis dahin kein Archi­tekt länger und vermutlich Parallelen jener Einrichtungen zur Europa nicht erauch intensiver mit Schiffsausstattungen beschäftigt wähnt (vgl. S. 86f., 131–134, 166–169). als er. Bemerkenswert erscheint daher, dass der Terminus nach dem Zweiten Weltkrieg offenbar erstmals von Albert Speer196 in seinen 1969 veröffentlich[…] einen eigenen spezifischen Dampferstil geschaffen. […] Dem Poppeschen Dampferstil sind in neuerer Zeit mannigfaltige Vorwürfe gemacht worden« (Neubaur 1907, 300f.). 195 So z. B. von Robert Kain: »[…] Troosts Dampferstil aber wurzelt bewußt im alten Formenkreis. […] Der Dampferstil Paul Ludwig Troosts ist weder Renaissance noch Rokoko; und doch liegt eine Erinnerung an beides in seiner Formenwelt« (Kain 1924, 157f.). – Im englischsprachigen Raum lässt sich kein dem »Dampferstil« adäquater Begriff nachweisen. Durchgesehen wurden die wichtigsten Periodika »The Motorship«, »The Shipbuilder« und »Shipbuilding and Shipping Record« sowie Veröffentlichungen in »The Studio« oder neuere Publikationen zum Thema (Gibbons 1990; Welleans 2006). Vielmehr ist es hier üblich, Schiffseinrichtungen von den vorbildhaften historischen Epochen abzuleiten, wie Louis-Seize, Queen Anne Style etc. (vgl. Gibson-Martin 1932). Mit dem heute allgemein ge-

bräuchlichen Begriff »Steamer Style« bzw. »Steamship Style« werden hingegen Einrichtungsgegenstände oder Möbel bezeichnet, deren Design mit dem Leben auf hoher See assoziiert wird, wie etwa die von den Sonnendecks bekannten Holzliegestühle. Ähnliches gilt für den Terminus »Yachting Style«, mit dem heute Lifestyle-Produkte, vor allem Mode, etikettiert werden. Daneben existiert noch der Begriff »Streamline Moderne« (im französischsprachigen Raum »Style Paquebot«), der auf das moderne, stromlinienförmige Design des Schiffskörpers gemünzt ist und das Vorkommen von aus dem Schiffsbau stammenden Elementen, wie Bullaugen oder schornsteinartige Aufbauten, in der Festlandsarchitektur bezeichnet. 196 Vgl. Speers Ausführungen zur Einrichtung von Goebbels’ Propagandaministerium 1933: »Nach einigen Monaten erteilte er [Goebbels] den Vereinigten Werkstätten in München den Auftrag, die Räume noch einmal im ›Dampferstil‘

Exkurs  : »Dampferstil« | 63

ten »Erinnerungen« wieder aufgegriffen wird, um die von Troost vorgeprägten, von der NS-Führung bevorzugten Interieurs zu beschreiben. In dem von Speer verwendeten Kontext findet der »Dampferstil« in den späten 1970er-Jahren Eingang in die Forschungsliteratur.197 Eine erste Definition des Begriffs unternimmt 1992 Sonja Günther198, die von der Einrichtung der Europa, obwohl diese im Werk Troosts singulär ist, einen allgemeingültigen Stilbegriff abzuleiten versucht. Die von ihr angeführten Charakteristika – »das Glänzende, Chromblitzende«, »Wand- und Deckengliederung der glatten Putzflächen durch einfache Profilierungen aus dem Klassizismus« – überzeugen nicht, da sie einen Großteil der Innenarchitektur des Art Déco auszeichnen.199 Dagegen übersieht Günther das wichtigste Merkmal von Architektur auf Schiffen, nämlich die konstruktiv bedingte Unebenheit des Schiffskörpers in Form von Decksprung und Bucht. Wenig hilfreich ist auch Utermanns200 Dissertation über die Europa, da sie deren Rezeption im »Dritten Reich« nicht thematisiert und auch die Frage nach dem »Dampferstil« ausklammert. Anders dagegen zuletzt Matthias ­Trennheuser,201 demzufolge es einen »Dampferstil« als allgemein verbreiteten Einrichtungsstil nicht gegeben hat. Da in formaler Hinsicht keine nennenswerten Unterschiede zu Festlandsarchitekturen bestehen, kann nach Trennheuser grundsätzlich nur dort von »Dampferstil« die Rede sein, wo die Innenarchitektur auf den unregelmäßigen Schiffsraum Bezug nimmt und dadurch deutlich macht, dass man sich auf See befindet. Gleichwohl ist ein übergeordneter Stilbegriff verfehlt, da die Schiffsarchitekten – zum Beispiel Paul, Breuhaus oder Troost – zu unterschiedlichen formalen Lösungen kommen. Wenn überhaupt, dann ist der Begriff ausschließlich personalisiert zu verwenden, um zu umschreiben, wie der jeweilige Architekt seine Entwürfe gegenüber seinen

Einrichtungen auf dem Festland verändert und dem Schiffsraum einpasst. Trennheuser folgt damit der bis in die 1920er-Jahre üblichen Verwendung des »Dampferstils«, hält aber nicht die Handschrift des Architekten, sondern die konstruktiv bedingte Anpassung an den Schiffskörper für das entscheidende Kriterium. Ob die Verwendung eines individualisierten Stilbegriffs hilfreich ist, bleibt jedoch fraglich. So liegen etwa bei Riemerschmid, Paul und Schröder sehr große Zeiträume zwischen ihren jeweiligen Schiffseinrichtungen, die zudem meist nur wenige Räume umfassen und außerdem eine unterschiedliche formale Gestaltung aufweisen. Für Breuhaus bleibt die Bremen die einzige größere Schiffsausstattung. Eine Subsummierung der Schiffsinterieurs eines bestimmten Architekten unter einen gesonderten, vom übrigen Werk getrennten Stilbegriff erscheint somit kaum möglich. Dies gilt auch für Troost, dessen vorangehende Schiffsausstattungen sich von der der Europa merklich unterscheiden. Zwar hat diese, wie noch gezeigt wird (s. S. 86f., 131–134, 166–169), einen enormen Einfluss auf die Innenarchitektur im Nationalsozialismus, doch ist es irreführend, ihre singuläre Einrichtung als »Dampferstil« zu verallgemeinern: Zum einen weist ihre Einrichtung, abgesehen von der Berücksichtigung von Decksprung und Bucht, keinerlei Merkmale auf, durch die sie sich per se von Festlandsarchitekturen unterscheidet. Das bedeutet, dass die Wandvertäfelungen, das Mobiliar oder andere Ausstattungsstücke genauso gut für Interieurs auf dem Festland hätten entworfen sein können. Zum anderen sind überdimensionierte Möbel oder großflächige Wandverkleidungen aus Marmor, die viele Interieurs im Nationalsozialismus charakterisieren, auf Schiffen nicht zu finden. Der architektonische Ausdruck dieser monumentalen Interieurs der späten 1930er-Jahre ist ein gänzlich anderer als

zu möblieren« (Speer 1970, 39f.). Oder allgemein: »Denn bei [Rudolf ] Hess sah Hitler ein in heftigen roten Tönen gehaltenes Treppenhaus und eine Einrichtung, die bedeutend zurückhaltender und einfacher war als der von ihm und den Spitzen des Reiches bevorzugte Dampferstil« (ebd., 152).

197 Beispielhaft hierfür: Nerdinger 1979; Schönberger 1981, 120; Dietsche/Schwendemann 2003, 146f.; Arnold 2005, 54; Grammbitter/Lauterbach 2009, 42; Heusler 2009, 44. 198 Günther 1992, 90, hier die beiden folgenden Zitate.

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der der festlich gestimmten Schiffsräume. Für eine Beurteilung der Innenarchitektur im Nationalsozialismus empfiehlt es sich somit, jeglichen Stilbegriff zu vermeiden und stattdessen Parallelen sowie Unterschiede herauszuarbeiten, um die Nachwirkung der Europa bemessen zu können.

199 Abgesehen davon gibt es auf Schiffen keine verputzten Wand­flächen. 200 Utermann 1988, v. a. 109–115. 201 Trennheuser 2004, 259–261; 2010, 110f.

Exkurs  : »Dampferstil« | 65

TÄTIGKEIT FÜR HITLER UND DIE N AT I O N A L S O Z I A L I S T E N

Als Troost nach Fertigstellung der Europa abgesehen von der Einrichtung des Kreuzers Leipzig (WV 116) keine neuen Aufträge erhält, widmet er sich im Spätsommer 1930 der Malerei. Ende September macht er die Bekanntschaft Hitlers, der ihn mit dem Umbau des Palais Barlow zur Parteizentrale »Braunes Haus« betraut. Die Begegnung mit dem Parteiführer bedeutet für Troosts Tätigkeit als Architekt einen Bruch, da er fortan fast ausschließlich für die Nationalsozialisten arbeitet. Er selbst wird schnell ein treuer Gefolgsmann Hitlers, dessen »Bewegung« er auch finanziell unterstützt, indem er für seine Arbeit am »Braunen Haus« und später am »Hitlerhaus«, der Parteizentrale der Nürn- 50  Selbstporträt, um 1932 (WV XXII) berger Nationalsozialisten, auf Honorare verzichtet (WV 117, 119).202 Auch die Wahlerfolge der ­NSDAP ben hat  : außer den Umbau des »Braunen Hauses« verfolgt er mit großer Begeisterung, insbesondere noch das Rückgebäude sowie das Parteigebäude in die Ereignisse am 30. 1. 1933  : »Gegen 1  Uhr […] der Arcisstraße in München (S. 82–105). Die Pladie Nachricht, daß Hitler Reichskanzler ist. Weiter nungen für den Nachfolgebau des abgebrannten arbeiten unmöglich. Nachm[ittags] mit G[erdy] ge- Glaspalastes beginnt Troost 1932 dagegen vermutfeiert.«203 Gleichwohl engagiert sich Troost vor 1933 lich aus eigener Initiative (s. S. 121–129). Wie seine nicht aktiv für die Nationalsozialisten und lehnt Tage- und Notizbücher belegen, besprechen sich Mitte 1931 auch den ihm angetragenen Vorsitz im Troost und Hitler ab Herbst 1930 regelmäßig im neugegründeten »Kampfbund deutscher Architekten Abstand von ein bis zwei Wochen (Abb.  51). Ähnund Ingenieure« (KdAI) ab (s. S. 149). lich intensiv scheint ihr Kontakt Ende 1931/Anfang Auch Hitler schätzt Troost sehr und vertraut ihm 1932 während der Projektierung des Parteigebäudes sämtliche wichtige Bauprojekte an, die er zu verge- zu sein. Im weiteren Jahresverlauf von 1932 treffen 202 »Die Entwürfe für die Einrichtung [des ›Braunen Hauses‘] hat Professor Troost als Spende übernommen« (Heß 1987, 408f.: Brief Rudolf Heß’, 10.3.1931). Auch seine Mitarbeit am »Hitlerhaus« soll »vollkommen unentgeldlich« erfolgt sein (StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 168: Die Geschichte des Hitlerhauses, o. D.). Ob Troost auch bei späteren Aufträgen, etwa für den Parteibau in der Arcisstraße, auf ein Honorar verzichtet, ist nicht bekannt. 203 BSB, Ana 325.B.[TPLT 30.1.1933]. 204 Hierzu zählen die Reichspräsidentenwahlen am 13.3. und

10.4., die Landtagswahlen u. a. in Bayern und Preußen am 24.4. sowie die Reichstagswahl am 31.7.1932. 205 Belegte Treffen: 25.1., 5.2., 25.2., 12.3., 18.3., 27.3., 12.4., 13.4., 19.4., 29.4., 13.5., 20.5., 6.6., 9.6., 11.6., 20.6., 24.6., 26.6., 20.7., 13.8., 18.8., 21.8., 25.8., 26.8., 28.8., 4.9., 7.9., 10.9., 11.9., 16.9., 19.9., 24.9., 6.10.1933 (BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933). – Weitere Zusammenkünfte sind anzunehmen, da in Troosts Notiz- und Tagebüchern an insgesamt 50 Tagen keine Einträge gemacht oder diese von Gerdy Troost nach-

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sich beide vermutlich seltener, da Hitler von Wahlkampfreisen und politischen Verhandlungen in Anspruch genommen ist und zudem keine neuen Bauprojekte anstehen.204 Dies ändert sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933, nach der sich Troost und Hitler – bis Mitte Oktober sind 33  Besprechungen belegt205 – fast wöchentlich treffen. Erstmals lässt sich nun auch ein privater Verkehr zwischen beiden nachweisen, da Troost den Diktator etwa bei Theater­besuchen begleitet oder ihn zu nächtlichen Gesprächsrunden in dessen Wohnung 51  Hitler und Troost im Atelier, um 1932 besucht.206 Wie der enge Kontakt beider zeigt, ist Troosts Stellung als Hitlers bevorzugter Architekt nach Januar 1933 unangefochten. Dies erfahren auch halter Franz Ritter von Epp (1868–1946) und der die Elektrowerkstätten Wurm & Ruppel, die Ende bayerische Kultusminister Hans Schemm (1891– Juli 1933 im »Braunen Haus« ihre Mitarbeit anbieten 1935) gehen ihn regelmäßig wegen seines Urteils an, und dort zu hören bekommen, dass Troost »als Ar- wodurch Troost einen erheblichen Einfluss auf die chitekt für alle in Betracht kommenden Neubauten Kulturpolitik in Bayern gewinnt (S. 144–158). der N.S.D.A.P.«207 vorgesehen sei. Zahlreiche weitere Im Herbst 1933 verschlechtert sich Troosts GeAufträge für Bauten oder Inneneinrichtungen von sundheitszustand rapide  : Am 23. Oktober, nur eine Hitler selbst oder anderen führenden Nationalsozia- Woche nach der Grundsteinlegung des »Hauses der listen belegen dies ebenfalls (S. 129–134). Aufgrund Deutschen Kunst«, wird er mit akuter Atemnot und seiner herausgehobenen Stellung ist Troost 1933 eine Herzproblemen ins Krankenhaus rechts der Isar eingefragte Person in architektonischen, künstlerischen gewiesen.209 Nachdem er am 5. Dezember zunächst oder allgemein kulturellen Angelegenheiten. Belegt entlassen wird, muss sich Troost Anfang Januar 1934 sind etwa Atelierbesuche von Joseph Goebbels, Ru- wegen einer Lungen- und Rippenfellentzündung erdolf Hess, Robert Ley, Ernst Röhm und Alfred Ro- neut in ärztliche Behandlung begeben. Ob er wähsenberg, wobei der Anlass nur selten überliefert ist.208 rend seiner Klinikaufenthalte weiterhin architektoTroosts Aktionsfeld ist in erster Linie Bayern, wo nisch tätig sein kann, ist unklar. Zumindest während er für die neuen Machthaber zu einem wichtigen seines ersten Aufenthalts ist es ihm erlaubt, bis zu Ansprechpartner wird. Vor allem die Gauleiter von acht Stunden täglich zu arbeiten, wobei fraglich Oberbayern und Franken, Adolf Wagner (1890– ist, inwieweit sein Gesundheitszustand dies letzt1944) und Julius Streicher (1885–1946), Reichstatt- lich zulässt.210 Eigenhändige Entwürfe entstehen träglich entfernt wurden. Während seines Krankenhausaufenthalts macht Troost offenbar keine Aufzeichnungen. Besprechungen mit Hitler sind in dieser Zeit nicht belegt. 206 Siehe BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]. Nicht zuletzt aufgrund der starken Fragmentierung der Tagebücher 1931/32 fehlen Belege für einen privaten Verkehr in dieser Zeit. 207 HistA HdK, HdDK 2: Wurm & Ruppel/Techn. Büro und elektro-mechan. Werkstätte an PLT, 31.7.1933. 208 Siehe BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933.

209 BSB, Ana 325.B.[TPLT 17.10.–20.10., 5.12.1933]; Zum Tod PLTs: Arnold Engelhard/Chefarzt der Medizinischen Abteilung des Krankenhauses r. d. Isar an GT, 3.2.1934. 210 Troosts Leidensgeschichte nach: BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: Arnold Engelhard an GT, 3.2.1934; GT an Jessy Schroeder/USA, 11.12.1934 – Abschrift. – Parallel befindet sich Troost vom 20.10.1933 bis 9.1.1934 in augenärztlicher Behandlung bei Karl Wessely in der Universitäts-Augenklinik München, da er zu diesem Zeitpunkt schwer weitsichtig ist und sich die Sehkraft seines linken Auges zunehmend

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während seiner Krankenhausaufenthalte vermutlich nicht mehr.211 Am 21. 1. 1934 erliegt Troost seiner Erkran­kung.

T ro o s t u n d H i t l e r Vor dem ersten Aufeinandertreffen nimmt Troost von Hitler und den Nationalsozialisten, soweit aus den Quellen ersichtlich, kaum Notiz.212 Der erste Hinweis für eine Annäherung stammt von Anfang 1930, als Troost den Völkischen Beobachter – unklar, ob einmalig oder dauerhaft – liest.213 Möglicherweise fängt er wie viele Deutsche erst nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 an, sich mit den rechten Versprechungen näher zu befassen. Zum 1. 8. 1930, also knapp zwei Monate vor seiner Begegnung mit Hitler, tritt Troost als Mitglied Nr.  291.704 der ­NSDAP bei.214 Dies erscheint durchaus bemerkenswert, da sich bis dahin außer der Lektüre des Völkischen Beobachters keinerlei Belege für eine Hinwendung zum Nationalsozialismus finden und Troost selbst, was zu erwarten wäre, seinen Parteieintritt in seinen Aufzeichnungen nicht erwähnt. Nicht auszuschließen

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verschlechtert (s. BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: Korrespondenz zum Krankenhausaufenthalt Troosts). Eine von Hitler behauptete »Tabakvergiftung« ist ebenso wenig der Grund für Troosts Tod wie ein von Friedelind Wagner unterstellter Selbstmord (Wagner 1997, 242; Picker 2003, 175 [11.3.1942]). Dass Troost vor seinem Tod noch einen Schlaganfall erleidet (Wolf 1934), geht aus den Quellen nicht hervor. Die in dieser Zeit entstandenen Entwürfe zum »Haus der Deutschen Ärzte« werden vermutlich von Mitarbeitern ausgearbeitet (WV 131). Im Krankenhaus wird Troost von Eugen Hönig und Julius Streicher besucht (Troost 1934; zu Hönig s. S. 157f.), höchstwahrscheinlich aber nicht von Hitler, der sich aber über den Gesundheitszustand seines Architekten regelmäßig unterrichten lässt (BayHStA, StK 7450: Hanns Gundermann/Hauptmann a. D. an Hitler, 26.10.1933 – Abschrift). Sein lapidarer Kommentar »Hitleraffaire« zu Hitlers Erhebung im November 1923 ist die einzige Erwähnung der Nationalsozialisten in seinen Aufzeichnungen vor 1930 (BSB, Ana 325.B.[NPLT 9.11.1923]). Ebd., [LoC.664: Kaufbeleg, 14.2.1930]. Grammbitter 1995, 63 Anm. 20. – Am 1.5.1933 tritt auch

ist eine Rückdatierung seines Mitgliedsausweises, zumal der mit ihm bekannte Architekt Karl Johann Fischer 1933 in einem Schreiben behauptet, dass Troost noch »lange nach dem Bauauftrag des Braunen Hauses [d. h. Ende September 1930] nicht mal Mitglied der Partei war.«215 Auch Gerdy Troost gibt später an, dass ihr Mann und sie 1932 der NSDAP beigetreten seien.216

Kennenlernen und Verhältnis Bereits in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre wird Hitler auf Troost aufmerksam. Hintergrund dessen ist die im Vergleich zu früher repräsentativere, »bürgerlichere« Lebensführung, die sich Hitler nach seiner Haftentlassung Ende 1924 zu eigen macht.217 So beginnt er nun, seine Privatwohnung mit einem gewissen Anspruch einzurichten, wobei ihm Elsa Bruckmann zur Hand geht und Troosts innenarchitektonische Arbeiten empfiehlt.218 Welche Möbel Hitler schließlich im Einzelnen erwirbt, ist unklar  : Gerdy Troost zufolge soll er 1926 einen Schreibtisch aus Troosts Privatbesitz erstanden haben, der wegen

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Troosts Bruder Walter als Nr. 3.478.577 der NSDAP bei (BArch, BDC-Ortsgruppenkartei: MFOK X0038). BSB, Ana 325.B.Haus der deutschen Kunst: Karl Johann Fischer an Alfred Rosenberg, 31.3.1933 – Abschrift. PB/Berchtesgaden, Ms. Bericht GTs über die Zusammenarbeit mit Hitler, o. D. [um 1946/47]. Hanfstaengl 1970, 230f. Schaub 2005, 158. – 1925 stellt Elsa Bruckmann ausrangierte Möbel für die neue Parteizentrale in der Schellingstraße 50 zur Verfügung. Als Hitler 1929 in die von Hugo Bruckmann vermittelte Wohnung am Prinzregentenplatz zieht, ist es abermals Elsa, die ihm bei der Ausstattung der neuen Wohnung hilft (Käfer 2010, 59). – Außer von den Bruckmanns wird Troost noch von anderen großbürgerlichen Förderern Hitlers geschätzt: Für die Pianofortefabrik Bechstein (BSB, Ana 325.B.[TPLT 15.2., 14.4.1927]), deren Mitinhaberin Helene Bechstein in den 1920ern zu Hitlers wichtigsten Gönnern gehört (Schad 2009, 11–54), entwirft er 1927 etwa einen Flügel und dürfte, nachdem er bereits zuvor fast ausschließlich Bechstein-Flügel für seine Einrichtungen verwendet, spätestens zu diesem Zeitpunkt die Bechsteins persönlich kennengelernt haben. 1928 möchte Jakob Werlin, Direktor der Münchner Daimler-

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der Neueinrichtung von dessen Wohnung bei den VW zwischengelagert wurde (WV 97).219 Ernst Haiger berichtet gar von einem Arbeitszimmer, das die Bruckmanns Hitler geschenkt haben sollen.220 Nach Aussage von Julius Schaub und Armand Dehlinger wiederum soll Hitler 1929 bei den VW mehrere Möbel von Troost für seine Wohnung am Prinzregentenplatz gekauft haben.221 Wenngleich die Berichte mangels weiterer Quellen nicht zu verifizieren sind, so kann als sicher gelten, dass Hitler bereits vor 1930 Troosts Möbel schätzt und einige davon erwirbt. Er selbst gibt später an, dass er Troosts »Arbeiten, besonders seine Raumschöpfungen der Ozeandampfer seit langen Jahren [d.  h. vor September 1930] mit begeisterter Anteilnahme verfolge und sich von seiner künstlerischen Sprache als Synthese von Zweckmässigkeit und Schönheit von allen Architekten Deutschlands am meisten angezogen fühle.«222 Über die Kontaktaufnahme Hitlers, der am 21. 9. 1930 Elsa Bruckmann bei Troost wegen eines Treffens anfragen lässt,223 berichtet Ernst Haiger  : »Eines Tages gab mir Troost telefonisch Nachricht, dass Hugo Bruckmann […] ihn mit Hitler zusammenbringen wolle. […] Troost schien keineswegs erfreut.

Die Zusammenkunft erfolgte und letzten Endes war Troost doch froh, eine Anzahl großer Aufträge zu bekommen, die ja allgemein bekannt sind.«224 Drei Tage später kommt es zur ersten Begegnung beider in Bruckmanns Wohnung am Karolinenplatz,225 worüber Gerdy Troost berichtet  : »Hitler äusserte bei diesem Besuch den Wunsch, dass Prof. P. L. Troost die Umgestaltung des Palais Barlow übernehmen möge. […] Diese zwischen Prof. P. L. Troost und Hitler geführte Unterredung bewegte sich ausschliesslich auf architektonischem Gebiet und hinterließ bei Prof. Troost […] im Hinblick auf die weitgespannten Bauabsichten Hitlers einen sehr starken Eindruck. So kam es zur Zusammenarbeit.«226 Dass Troost, und ebenso seine Frau, von Anfang an von Hitler tief beeindruckt ist, belegt auch ein Schreiben Gerdy Troosts von November 1930  : »[…] eines Tages, so vor 2  Monaten erschien Hitler und bat Paulus, da er schon seit Jahren ein begeisterter Verehrer seiner Kunst sei, ihm dieses alte Palais [Barlow] innen und aussen für seine Partei umzubauen. Entgegen dem unsympathischen Geschrei und der Aufmachung von aussen her, ist Hitler gegenüber Paulus und also menschlich ein ganz famoser, gebil-

Benz-Vertretung und seit 1923 Berater Hitlers in Autoangelegenheiten, Troost als künstlerischen Berater für die Ausstattung von Automobilen verpflichten, was dieser aber aus Zeitgründen ablehnt (BSB, Ana 325.B.[TPLT 11.4., 6.6.–8.6.1928]). – Außer durch sein Umfeld dürften Hitler Troosts Arbeiten auch von den Schauräumen der VW am Odeonsplatz, an denen er regelmäßig vorbeigefahren ist, und durch Publikationen bekannt geworden sein. Hans Severus Ziegler erwähnt etwa einen »bildschönen großen Tisch« Troosts, den Hitler bei den VW gesehen haben soll (Ziegler 1964, 188). Nach eigener Aussage soll Hitler die »Dekorative Kunst«, in der Troosts Arbeiten regelmäßig publiziert werden, »mit großem Interesse gelesen« haben (Picker 2003, 184 [23.3.1942]). 219 PB/Berchtesgaden, GT an Hermann Giesler, o. D. [nach 1945]; Arndt 1981, 444 Anm. 2; Utermann 1988, 121. – Um welchen Schreibtisch es sich handelt, geht aus den Quellen nicht hervor. Merkwürdig erscheint allerdings, dass Hitler ein Möbel kaufen möchte, das zuvor bereits in Gebrauch war, obwohl er es sich bei den VW hätte nachfertigen lassen können. 220 Haiger 1948, 74. 221 Dehlinger 1950, 21 (Dehlingers Quelle ist Leonhard Gall);

Schaub 2005, 158. – Gerdy Troost erwähnt außerdem eine intarsierte Kommode, die Hitler »lange vor 1933« gekauft hat und die er später im Salon der Alten Reichskanzlei aufstellt, sowie Möbel der Europa, die er nacheinander erwirbt (Seckendorff 1995, 119). Offen bleibt aber, ob Hitler diese Möbel vor oder, was für die Stücke der 1930 in Dienst gestellten Europa anzunehmen ist, nach der Begegnung mit Troost kauft. Die erwähnte Kommode geht auf einen Entwurf von 1915 für Schloss Cecilienhof zurück (s. Abb. 38, rechte Seite). PB/Berchtesgaden, GT an Hermann Giesler, o. D. [nach 1945]. BSB, Ana 325.B.[NPLT 21.9.1930]. Haiger 1948, 74. BSB, Ana 325.B.[NPLT 24.9.1930]. Am gleichen Abend lernt Troost auch Ritter von Epp kennen. VWA, Verteidigungsschrift von Rechtsanwalt Curt Frh. von Stackelberg für GT vor der Spruchkammer Traunstein, 27.10.1947. – Ähnliches berichtet Gerdy Troost später auch gegenüber Utermann und Schad (Utermann 1988, 122; Schad 2009, 151) sowie außer ihr noch Hans Severus Ziegler (Ziegler 1964, 189).

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deter, bescheidener Kerl. Direkt rührend. Und mit soviel Gefühl und Fingerspitzen für Architektur – Paulus sagt, dass er in seinem Leben noch kaum einem solchen Menschen begegnet sei  ! Hier in München ist er [Hitler] natürlich der Held. Trotzdem ich von seiner Politik und Anschauung nicht sehr berührt bin, da ich zuerst und vor allem Mensch und immer wieder Mensch und dann erst ein Deutscher bin, d. h. also Pazifist und das ist also conträr seiner Lehre  ! Aber das Arbeiten mit ihm gibt viel Freude, weil er architektonisch ein feinnerviger Mensch ist – und so begeistert von Paulus ist.«227 In der Tat bringt bringt Hitler Troost eine große Verehrung entgegen, wodurch sich der Architekt, wie Gerdy Troosts Ausführungen belegen, sehr geschmeichelt fühlt. Mehr noch scheint Troost von Hitlers Anerkennung, von der er stets »ganz gerührt«228 und »innerlich ergriffen«229 ist, geradezu emotional abhängig zu sein, da er gegenüber dem Parteiführer ein bedingungsloses Pflichtgefühl erkennen lässt, das sich von seiner Beziehung zu früheren Auftraggebern auffällig unterscheidet.230 ­Troost zeigt hierbei ein für viele seiner Zeitgenossen typisches Verhaltensmuster, die ihre gesamte Energie und Leistungsfähigkeit mobilisieren, um »dem Führer entgegenzuarbeiten«.231 Neben Hitlers Persönlichkeit und seinem Charisma sind es, wie im Schreiben angeklungen ist, vor allem seine architektonische Vorstellungen, die ­Troost begeistern. Nach Aussage Gerdy Troosts treten beide gerade aus diesem Grund der NSDAP bei,

»da wir durch die Kenntnis von Adolf Hitlers grossen baulichen Plänen und seiner Absicht, die Architektur aus den Fesseln einer nur-technoiden Funktion zu lösen und sie wieder der ihr gebührenden Würde künstlerische Ausdrucksform zu sein zuzuführen, die Erwartung in uns trugen, dass nach der in den letzten Jahrzehnten durch Missverständnis entstandenen Vorrangstellung der Maschine und Technik und damit der materiellen Kräfte nun eine neue Zeit kommen werde, in der wieder die geistigen die Führung übernehmen und die Kunst, insbesondere die Baukunst wieder eine Blüte erleben wird.«232 Dass Hitler gegenüber Troost seine weitreichenden architektonischen Bauvorhaben frühzeitig darlegt und ihm große Planungen in Aussicht stellt, lässt neben Zeitzeugenberichten233 vor allem eine bemerkenswerte Tagebuchnotiz Troosts im März 1931 vermuten  : »Es ist höchste Zeit, daß ich meine Zusammenarbeit mit den V.W. abschließe u. sofern ich noch weiter innenarchitektonisch arbeite, bessere Menschen beglücke.«234 Hintergrund dieser Äußerung ist ein Streit mit den VW, infolgedessen Troost seine Tätigkeit als Innenarchitekt infrage stellt. Dass er dies tut, lässt darauf schließen, dass Hitler ihm frühzeitig genau das versprochen hat, was ihm bis dahin verwehrt blieb und wonach er sich sein Leben lang sehnt  : die Errichtung von Großbauten. Mehr als alles andere dürfte diese Aussicht Troost an Hitler gebunden und ihn instrumentalisierbar gemacht haben. Daneben verbindet beide Männer vor allem ihre Ablehnung der Moderne.235 Wie gezeigt, empfin-

227 PB/KirchheimTeck, GT an Maria Luise Andresen, 25.11.1930. 228 BSB, Ana 325.B.[TPLT 18.3.1933]. 229 Ebd., [TPLT o. D. (vermutl. Anfang 1932)]. 230 Vgl. Troosts Wunsch vom März 1931 im Hinblick auf die Arbeit am »Braunen Haus«: »Hoffentl. enttäusche ich ihn nicht« (ebd., [TPLT 17.3.1931]). Oder im Mai 1933: »Ich habe eine große Freude, H[itler] drückt mir beim Abschied besonders herzlich die Hand u. ich gelobe mir zum Gelingen d. Aufgaben, alles zu leisten, was in meinen Kräften steht« (Ebd., [TPLT 20.5.1933]). Mit früheren privaten Klienten pflegt Troost, soweit es aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, einen rein beruflichen, aufs Architektonische beschränkten Kontakt mit etwa drei bis fünf Besprechungen.

231 Zu diesem Phänomen s. Kershaw 2002, 663–744. 232 PB/Berchtesgaden, Ms. Bericht GTs über die Zusammenarbeit mit Hitler, o. D. [um 1946/47]. 233 Hitlers Chefadjutant Julius Schaub: »Ich erinnere mich, daß H. [Hitler] an diesem Abend [des Kennenlernens am 24.9.1930] während der Unterhaltung zu Troost sagte: Wenn ich einmal an die Macht komme, dann sollen Sie mein Baumeister werden. Ich habe große Pläne vor und ich glaube, daß sie der einzige sind, der dieser Aufgabe gerecht werden wird. Dieses Wort hat er nach 1933 gehalten« (Schaub 2005, 158; ähnlich Ziegler 1964, 67). 234 BSB, Ana 325.B.[TPLT 16.3.1931]. – In der Tat scheint Troost ab 1931/32 bei den VW nicht mehr vertraglich gebunden zu sein, da er nun verstärkt andere Möbelmanu-

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det Troost seit jeher ein tiefsitzendes Unbehagen weit ersichtlich, einen normalen Umgang mit Juden gegenüber Erneuerungsbestrebungen in Kunst und pflegen.237 Wenngleich sich beide nach 1933 vereinArchitektur (vgl. S. 19f., 52). Unter Hitlers Einfluss zelt für rassisch verfolgte Personen oder Künstler aus radikalisiert er sich weiter, da seine Kritik nun eine ei- ihrem Umfeld einsetzen,238 so nehmen sie jenseits gentümlich nationalsozialistische Färbung annimmt, dieser sie selbst berührenden Schicksale die nationaldie sich in der rassistisch-politischen Diskriminie- sozialistische Judenverfolgung billigend in Kauf. rung der Avantgarde als »bolschewistisch« bzw. »jüdisch« ausdrückt (s. S. 146–148). Inwieweit Troost daneben auch die politischen Ziele Hitlers, dessen Hitlers Gründe für die Wahl Troosts expansive Absichten oder gar seine rassistische Weltanschauung teilt, lässt sich aus den Quellen nicht Dass Hitler im Herbst 1930 den Kontakt zu dem hinreichend ermitteln. Wie aber das erwähnte Sch- öffentlichkeitsscheuen Troost sucht und ihm, der reiben Gerdy Troosts von November 1930 nahelegt, bis dahin nur ein gutes Dutzend Bauten, zumeist müssen sie und ihr Mann von Hitlers politischem Wohnhäuser, errichten kann, kurz darauf den EntProgramm frühzeitig genaue Kenntnis gehabt haben. wurf von repräsentativen Großbauten anvertraut, Hierbei dürften Troost unter Hitlers Zielen, wie des- überrascht auf den ersten Blick. Wie beschrieben, sen Äußerungen in der Nachkriegszeit um 1919/20 legt Hitler seit Mitte der 1920er-Jahre Wert auf eine vermuten lassen (vgl. S. 46f.), vor allem die Revision gewisse Wohnkultur, wobei zweifellos bereits auch des Versailler Vertrages und die Bekämpfung des politische Erwägungen eine Rolle spielen  : Indem er Kommunismus in Deutschland angesprochen ha- seine Wohnung nach großbürgerlichen Gepflogenben. Den Rassenwahn der National­sozialisten schei- heiten einrichtet und hierfür die exklusiven Möbel nen er und seine Frau nur bedingt geteilt zu haben. des in den gehobenen Gesellschaftskreisen gefragVor der Begegnung mit Hitler scheint Troost, wie ten Troost erwirbt, kann er sich gegenüber seinem 1910 seine Auseinandersetzung mit Paul Brann, dem Umfeld sowie hochrangigen Gästen aus Politik und Leiter des Münchner Marionettentheaters (WV 38), Industrie kultiviert und seriös geben. Genau jener um ausstehende Honorarzahlungen zeigt, zumindest Aspekt dürfte schließlich 1930 ebenfalls ausschlagRessentiments gepflegt zu haben, die zu jener Zeit gebend gewesen sein, weshalb er Troost mit der reals »konventioneller Antisemitismus«236 in weiten präsentativen Einrichtung des »Braunen Hauses« beTeilen der deutschen Gesellschaft verbreitet sind. auftragt. Demgegenüber spielen Troosts Fähigkeiten Abgesehen davon finden sich keine grundsätzlich ab- als Baumeister für ihn zunächst eine untergeordnete lehnenden Äußerungen der beiden Troosts, die, so- Rolle.239 Man geht somit nicht fehl, Hitlers gestiefakturen, etwa Franz Lickleder, Rasso Mayer und Richard Zipfel/München heranzieht, mit denen er bis dahin noch nie zusammengearbeitet hat. Womöglich ist hierbei für seine nationalsozialistischen Auftraggeber relevant, dass jene Handwerksbetriebe – wie anzunehmen ist – kostengünstiger sind als die Luxuseinrichter VW und Pössenbacher. Denkbar wäre auch, dass ihre Eigentümer Parteimitglieder sind, die bevorzugt mit Aufträgen bedacht werden sollten. 235 Hierzu u. a. Arndt 1981, 457. 236 Haffner 2009, 264. – Vgl. Troosts Kommentar: »Mit Brann hatte ich einen heftigen Krach. Nicht nur, daß ich […] die Hälfte meines Honorars einbüße, ich kann noch etwa 7500 M. draufzahlen, die ich ausgelegt habe. Jude –

Jude: erst [Moritz] Ballin, nun Brann« (PB/KirchheimTeck, TPLT 25.8.1910). 237 Beispielsweise ist unter Troosts Auftraggebern neben Brann auch Benno Becker jüdischen Glaubens (s. WV 14, 15). 238 Als dem Augenarzt ihres Mannes, Karl Wessely, der wegen seiner jüdischen Vorfahren seit 1930 Ziel nationalsozialistischer Anfeindungen ist, Ende 1935 Berufsverbot erteilt werden soll, setzt Gerdy Troost bei Hitler durch, dass er zumindest seine Privatpraxis weiter betreiben darf (VWA, Rechtfertigungsschrift GTs für die Spruchkammer I/München, o. D. [1947]; s. a. Friedel 2008, 23–33). 239 Von Hitler ist keine einzige Aussage zu Troosts Bauten oder Wettbewerbsentwürfen vor 1930 bekannt. Lediglich Speer berichtet, dass Hitler ihm gegenüber behauptet haben soll,

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gene architektonische Ansprüche, die sich zunächst im Erwerb von Luxusmöbeln Troosts und schließlich in dessen Beauftragung mit der Einrichtung des »Braunen Hauses« äußern, auch im Kontext des Legalitätskurses zu sehen, den er nach seiner Haftentlassung auf politischer Ebene verfolgt. Nach den Berichten von Gerdy Troost und Hans Severus Ziegler240 schätzt Hitler vor allem Troosts Schiffsinterieurs, insbesondere jenes der Europa, die er 1934 in Bremerhaven besichtigt.241 Von ihrer Einrichtung ist Hitler dermaßen angetan, dass er nicht nur viele Möbel – Neuanfertigungen der VW – erwirbt, sondern später auch beabsichtigt, die Halle 1.  Kl. nachbauen zu lassen (WV  157). Hitlers persönliche Präferenz ist auch der wesentliche Grund, weshalb die Europa nicht nur auf die Einrichtung des »Braunen Hauses«, sondern später auch allgemein auf die gehobene Innenarchitektur im »Dritten Reich« einen enormen Einfluss hat (vgl. S. 86f., 131–134, 166–169). Dass Hitler die von Troost ausgestatteten großen Raumfolgen auf den Lloyddampfern begeistern, ist durchaus nachvollziehbar  : Auf über 100  m Länge aneinandergereiht, sind die Gesellschaftsräume in ihrer Ausstattung und Gestaltung bis ins Detail auf ihren jeweiligen Zweck hin abgestimmt, um bei den Reisenden eine feierliche, gemütliche oder unbeschwerte Stimmung hervorzurufen  ; ebenso um vergessen zu lassen, dass man sich auf hoher See befindet. Angesichts seiner

eigenen, aufs Beeindrucken und Imponieren abzielenden Bauabsichten ist zu vermuten, dass gerade dieser Aspekt, also der kulissenhafte Charakter der Dampferinterieurs, Hitler besonders angesprochen hat und ihm Ähnliches für seine eigenen Bauten vorgeschwebt ist. Zudem haben die Luxusliner gerade nach dem Ersten Weltkrieg eine Zweckbestimmung gehabt, die derjenigen nicht unähnlich ist, die Hitler mit seinen ersten Großbauten verfolgt  : dem Ausland und dem eigenen Volk die ungebrochene Leistungsfähigkeit Deutschlands vor Augen zu führen. Ein weiterer mit den Schiffsausstattungen zusammenhängender Vorteil für Hitler ist Troosts langjährige Kenntnis des Münchner Kunsthandwerks und seine Kontakte zu den vor Ort ansässigen Manufakturen und Künstlern. Da es um 1930 in Hitlers Umfeld wohl niemanden gab, der in Münchens Kunstgewerbeszene annähernd so vernetzt ist wie Troost, liegt es auf der Hand, dass sich der Parteiführer dessen gewachsene und weitreichende Verbindungen zunutze macht. Bereits beim Umbau des »Braunen Hauses« werden etwa die VW, die Kunstmetall-Werkstätten Eugen Ehrenböck und Karl Romeis herangezogen, die allesamt zuvor auch auf der Europa tätig sind.242 Später kommen noch zahlreiche weitere Firmen hinzu, mit denen Troost bereits in den Zwanziger Jahren zusammengearbeitet hat. Daneben kann Hitler seinem Architekten auch kunsthandwerkliche Kleinaufträge und Erledigun-

sich Troosts Bauten, d. h. offenbar dessen Münchner Villen, angesehen zu haben (Speer 1970, 55). Unklar bleibt dabei, ob dies, falls es zutrifft, vor oder nach der Begegnung mit Troost geschah. 240 VWA, Verteidigungsschrift von Rechtsanwalt Curt Frh. v. Stackelberg für GT vor der Spruchkammer Traunstein, 27.10.1947; Ziegler 1964, 188; s. a. Utermann 1988, 122; Schad 2009, 151. 241 Hansen 1988; Peters 1995, 29. 242 Von weiteren Firmen, die sowohl an der Europa als auch dem »Braunen Haus« beteiligt sind, ist auszugehen. Die Münchner Gobelin-Manufaktur, die Ende der 1920er-Jahre mit Troost an der Europa zusammengearbeitet hat, wird erst ab 1934 mit Staatsaufträgen bedacht (Prölß-Kammerer 2000, 170, 194, 197f.). – Erstaunlicherweise werden die von Gerdy Troosts Vater geleiteten Deutschen Holzkunstwerk-

stätten ab 1930 weder von Troost noch später im »Dritten Reich« berücksichtigt. Ein Grund dafür mag ihr Leiter Johannes Andresen gewesen sein, der 1933 aus nicht näher bekannten Gründen vorübergehend in »Schutzhaft« kommt (PB/KirchheimTeck, NPLT 16.9.1933). Da von den Holzkunstwerkstätten nach 1930, soweit ersichtlich, keine Arbeiten mehr bekannt sind, ist nicht auszuschließen, dass sie im Nationalsozialismus zerschlagen werden. 243 BSB, Ana 325.B.[TPLT 12.12., 19.12.1930]; PB/KirchheimTeck, NPLT 18.4., 23.4., 28.4.1933. – Otto Gahr ist Inhaber eines Juweliergeschäfts in der Maximilianstraße und eines der ersten Mitglieder der NSDAP. Nach seinem Tod 1932 wird sein Geschäft von seiner Frau Karolina weitergeführt (s. München Raumbild 1937; Schild/Meyer 1993, 9–14). Soweit aus den Quellen ersichtlich, lässt ­Troost zum ersten Mal 1930 Entwürfe bei Gahr ausführen.

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gen anvertrauen. So lässt er Troost bereits im Dezember 1930 bei der Firma Joseph Ludwig Kellner einen Teppich für sein Esszimmer aussuchen und ein Geschenkalbum für Mussolini bei Goldschmiedemeister Otto Gahr fertigen. Später besorgt Troost für ihn noch Blumen, Bilder sowie eine Geschenkmappe für Reichspräsident Paul von Hindenburg.243 Jene Präsente für Hindenburg und Mussolini stehen am Beginn der aufwendigen und luxuriösen Ehrengeschenke, mit denen Hitler insbesondere seit Mitte der 1930er-Jahre in- und ausländische Politiker auszeichnet (s. S. 179–181). Dass Hitler Troost Ende 1931 mit dem Entwurf des ersten nationalsozialistischen Repräsentationsbaus betraut, hat seinen Grund sicherlich darin, dass er bis dahin hinreichend Vertrauen in dessen Fähigkeiten gefasst hat und beide offenbar nah beeinander liegende Gestaltungsvorstellungen haben. Ähnlich, wie er den Innenarchitekten Troost Großbauten entwerfen lässt, ist Hitler auch später verfahren, als er den in der Außenpolitik wenig erfahrenen ehemaligen Whisky-Vertreter Ribbentrop zum Außenminister oder den Architekten Speer zum Rüstungsminister ernennt. Im Fall von Troost ist zudem zu beachten, dass die Realisierung der Bauvorhaben Hitlers vor 1933 keineswegs sicher ist und deshalb keinem derartigen Zeitdruck unterliegt wie später, als das NS-Regime seine Herrschaft möglichst schnell durch Neubauten manifestieren

will. Vielmehr kann Hitler 1931/32 zunächst einmal abwarten, was Troost zu Papier bringt. Als ihn das Ergebnis schließlich überzeugt, liegt es für ihn nahe, Troost mit weiteren Bauaufträgen zu betrauen und keinen anderen Architekten heranzuziehen. Hinzu kommt, dass Troost zunächst nur wenige Bauprojekte – das Rückgebäude des »Braunen Hauses«, den Parteibau und das »Haus der Deutschen Kunst« – bearbeitet. Bei diesen in ihrem Umfang überschaubaren Projekten sind andere Qualitäten gefragt als nach 1933, als das immer größer werdende Bauverlangen des Diktators organisationsbegabte Baumanager wie Albert Speer oder Hermann Gies­ ler nach oben kommen lässt. Bei der Einrichtung des »Braunen Hauses« und den ersten Parteibauten, mit denen Hitler an die Öffentlichkeit treten will, ist die detailversessene, akribische Arbeitsweise Troosts dagegen zweifellos von größerem Vorteil  ; ebenso sein Ehrgeiz, Projekte möglichst eigenhändig und ohne Mitarbeiter in allen Einzelheiten durchzuplanen. Dass Troost im Umkehrschluss kein Organisationstalent besitzt, wie ihm wiederholt vorgeworfen wird,244 hat auf die wenigen, bis 1933 meist nur auf dem Papier existierenden Projekte keine Auswirkung. Ein weiterer Aspekt, der für Troost spricht, ist seine leichte Erreichbarkeit in München, wo sein Atelier in der Theresienstraße 148, das er Ende 1929 bezieht,245 nur einen guten Kilometer vom »Braunen Haus« entfernt liegt. Da Troost zudem ab 1930

244 So etwa 1928/29 seitens des NDL (s. S. 40) und von Hans Gött, der seinem langjährigen Freund nicht nur »Unentschlossenheit« und »Feigheit«, sondern vor allem ein »absolut mangelndes Organisationstalent« attestiert. Gött kommt zu dem Schluss: »Als Auftraggeber ist er unangenehm. Wenn er nicht so ein netter Kerl wäre und eine so nette Frau hätte, würde ich ihm gern einmal die Pinsel hinwerfen« (Hans Gött an seine Frau Else, 18.8.1928, in: Raffalt/ Zinkand 2000, 32). Im Herbst 1933 kritisiert auch Eugen Hönig Troost (s. S. 157f.): »Wenn mir dabei vergleichsweise die mangelnde Organisation seines eigenen Büros vorschwebte, so möchte ich dazu nur bemerken, dass ich diese meine Besorgnis, er versuche mit unzulänglichen Hilfskräften die grosse Arbeit [das ›Haus der Deutschen Kunst‘] zu bewältigen, ihn selbst gegenüber bei meinem ersten Besuch im Krankenhaus rechts der Isar zum Ausdruck brachte. Ich

sagte ihm damals wörtlich: ›Sie müssen sich unbedingt mit tüchtigen Hilfskräften versehen, die Sie entlasten, sonst richten Sie sich zugrunde. Er antwortete mir damals: ›Solche Leute finde man nicht‘, worauf ich ihm erwiderte, das sei in einer Zeit, in der auch tüchtige Leute arbeitslos wären, eine Kleinigkeit« (BArch, OPG-Akten 3400, J0049: Eugen Hönig an Oberstes Parteigericht, 13.2.1934). 245 In der Theresienstraße bezieht Troost das Atelier Nr. 5. Im gleichen Gebäude besitzen 1929–1938 noch weitere Künstler Ateliers, darunter die Maler Lothar Bechstein, Conrad Hommel, der Albert Speers Onkel ist, Ferdinand Liebermann und Leo Samberger sowie die Bildhauer Karl Baur und Hans Stangel (vgl. StadtA M, Adressbücher 1929– 1938).

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keine anderen Aufträge erhält und somit nahezu ex- als er selbst. Vor allem im Bereich der Architektur  : klusiv für Hitler arbeiten kann, ist er für den Partei- Während Hitler in jungen Jahren über das hobbymäführer praktisch zu jeder Zeit verfügbar und in der ßige Skizzieren von Großbauten, zumeist für Linz, Tat sein »Leibarchitekt«. Angesichts der zahlreichen nicht hinauskommt, hat sich Troost weitgehend auTermine und Wahlkampfreisen Hitlers in den frü- todidaktisch zum Architekten ausgebildet, als der er hen 1930ern sind derartige praktische Aspekte nicht zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens seit fast 30 Jahzu unterschätzen. Die räumliche Nähe und die Aus- ren selbstständig tätig ist. Auf dem Feld der Malerei schließlichkeit, mit der Troost für ihn arbeitet, ha- schafft es Hitler in seiner Wiener Zeit gerade mal ben für Hitler den persönlichen Nutzen, dass er dem zu einem mittelmäßigen Aquarellisten von StadtanArchitekten regelmäßig »über die Schulter« schauen sichten, während Troost, nachdem er im Spätsomund den Planungsprozess von der ersten Skizze bis mer 1930 mit dem Malen beginnt, von Beginn an zu den abschließenden Arbeiten am Bau unmittelbar ein beachtliches Talent zeigt (s. S. 80–82). Da die verfolgen kann. Die große Zahl von Baubesprechun- Malerei bis März 1933 neben der Arbeit für die Natigen (vgl. S. 66f. Anm. 205, S. 83 Anm. 297) sowie die onalsozialisten Troosts Hauptbeschäftigung ist, kann Berichte von Zeitzeugen, denen zufolge Troost Hit- Hitler dies nicht verborgen geblieben sein.248 Ähnlilers architektonisches Verständnis bewundert hat,246 ches wie für die Malerei gilt für die Musik  : Während legen dabei nahe, dass ihn der Architekt bereitwillig Hitler als schwärmerischer Verehrer vor allem der am Planungsprozess teilhaben lässt.247 Vorstellbar ist Werke Richard Wagners zeitlebens in der Rolle des daher, dass Hitler, wie sein selbstsicheres Auftreten passiven Zuhörers verbleibt und ein entsprechend gegenüber anderen Architekten ab 1933/34 vermu- seinen Vorlieben eher selektives Musikwissen besitzt, ten lässt, sein bis dahin vornehmlich aus der Lek- verfügt Troost aufgrund seiner langjährigen Beschäftüre gespeistes, theoretisches Architekturwissen bei tigung mit klassischer Musik (s. S. 10, 15) über un­Troost durch praktische Aspekte erweitert. gleich umfangreichere, zumal praktische Kenntnisse. Zuletzt dürften für Hitler noch persönliche Dass sich Troost dabei seine vielseitigen künstleriGründe eine Rolle gespielt haben, dass er Troost zu schen Fähigkeiten weitgehend autodidaktisch angeseinem Architekten macht. Zweifellos haben beide eignet hat und sich, abgesehen von den StudienseMänner in ihren Gesprächen frühzeitig bemerkt, dass mestern in Darmstadt, zeitlebens vom akademischen sie ihre größten Interessen – neben der Architektur Lehrbetrieb fernhält, hat gewiss Hitlers zusätzliche die bildenden Künste und die Musik – teilen. Sicher- Anerkennung hervorgerufen – gerade angesichts lich ist Hitler auch nicht entgangen, dass Troost in seiner tiefen Abneigung gegen den akademischen allen diesen Bereichen eine größere Befähigung zeigt Betrieb, seit er selbst in jungen Jahren keine Auf246 Unter anderem Heilmeyer 1937, 35; Kiener 1937b, 21; Speer 1970, 53, 55; Schroeder 1985, 219; Picker 2003, 204. 247 Ähnliches geben auch Kurt Lüdecke und Hans Severus Ziegler an (Lüdecke 1938, 518; Ziegler 1964, 67, 186). – Wie Troost waren auch Speer und Giesler von Hitlers architektonischem Verständnis beeindruckt (Speer 1970, 157; Giesler 1977, 135; s. a. Schroeder 1985, 219). 248 Hitler soll sogar zwei Gemälde von Troost besessen haben (Backes 1988, 93). Dass sich beide frühzeitig über ihre Beschäftigung mit der Malerei unterhalten, lässt eine Notiz Troosts vom Dezember 1930 vermuten, als er ein Aquarell Hitlers von der Münchner Asamkirche – gewiss nicht zufällig – in einem Schaufenster sieht und für »ausgezeichnet« befindet (BSB, Ana 325.B.[NPLT 12.12.1930]).

249 Hitlers Abneigung gegen den akademischen Betrieb wird von seinen Biografen durchweg bestätigt. Von ihm selbst ist etwa Folgendes überliefert: »Er sei überhaupt kein Freund der Akademien; denn die Professoren, die an ihnen tätig seien, seien entweder Künstler, die sich im freien Lebenskampf nicht durchsetzen können, oder es seien zwar Künstler von Format, die aber nur höchstens zwei Stunden ihres Tages für die Akademiearbeit opfern könnten oder die Akademiearbeit als reine Altersbeschäftigung ansähen« (Picker 2003, 206 [27.3.1942]; vgl. hierzu Schwarz 2009, 58–61. 250 Vgl. Schwarz 2009, 83, 88f. 251 Monologe 2000, 198 [13./14.1.1942]. – Auch in der NSPresse wird wiederholt berichtet, dass Hitler Troost für genial befindet (u. a. Heilmeyer 1937, 35).

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nahme als Maler an der Wiener Akademie gefunden hat.249 Anzunehmen ist, dass Troost mit seiner nichtakademischen Ausbildung, seiner zurückgezogenen Lebensweise und seiner vielseitigen künstlerischen Betätigung Hitlers Vorstellung eines Künstlergenies nahegekommen ist oder gar entsprochen hat.250 In der Tat deuten einzelne Äußerungen Hitlers darauf hin, dass er den Architekten für ein von seiner Umgebung verkanntes Genie hält   : »Das ist das Bitterste, in einer Umgebung leben zu müssen, die für das, was man schafft oder schaffen könnte, kein Verständnis hat  ! Wenn ich an Schiller denke oder daran, daß ein Mozart in ein Massengrab geworfen wurde, von dem man nicht einmal weiß, wo es liegt  ! Es ist schmachvoll  ! Wäre ich nicht dagewesen, ich glaube, dem ­Troost wäre es auch so gegangen. Der Mann hat in der Baukunst einen Wandel herbeigeführt von Grund auf. Vielleicht wenige Jahre noch und er wäre weggestorben, ohne daß von seiner Begabung irgendwer auch nur eine Vorstellung gehabt hätte. Er war schon ganz vergrämt, verbittert und mit dem Leben verfallen, als ich auf ihn gestoßen bin.«251 Aus ähnlichen Gründen, wie sie für Troost anzunehmen sind, soll daneben auch Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) Hitlers Vorstellung eines »wirklichen« Künstlers entsprochen haben.252 Möglicherweise erkannte Hitler auch Parallelen zwischen Troost und Richard Wagner, dem erst, nachdem er in Ludwig II. einen Förderer fand, die gebührende Anerkennung zuteil wurde.253 Auch Hitler verstand sich als Mäzen, der »seinem« Künstler Troost überhaupt erst zum

Durchbruch verhalf. Dies legen neben dem vorangegangenen Zitat noch weitere Aussagen von ihm sowie Zeitzeugenberichte nahe, nach denen Hitler ab 1934 den Architekten als seine »Entdeckung« beansprucht hat.254 Da nach Hitlers Auffassung nur ein Genie die Genialität eines anderen erkennt, bestätigt die »Entdeckung« Troosts einmal mehr sein Selbstbild als »genialer« Künstlerpolitiker.255 Bezeichnenderweise werden beide Topoi – der des verkannten Genies Troost und der seiner »Entdeckung« durch Hitler – ab 1934 fester Bestandteil des Troost-Mythos als »Erstem Baumeister des Dritten Reiches« (s. S. 160–162).256 Zuletzt scheinen Hitler und Troost ein ähnliches Kunstverständnis geteilt zu haben, das darin besteht, den verehrten Künstler und dessen Werk aus der irdischen Alltagstrivialität in eine göttliche Sphäre zu heben, um ihrer grenzenlosen Bewunderung Ausdruck zu verleihen.257 Mit ihrer Kunstreligiosität hängen Hitler und Troost einer Anschauung an, die als Gegenbewegung zur Säkularisierung seit der Frühromantik in Deutschland verbreitet ist.258 Bei Hitler trägt insbesondere die Verehrung Wagners kunstreligiöse Züge, wie seine eigenen Aussagen oder Zeitzeugenberichte belegen.259 Von Troost sind mehrere dementsprechende Äußerungen überliefert  : »Das Beethoven-Bild hat noch nie so wunderbar gewirkt, es hängt jetzt ganz allein auf der grauen Wand und gibt meinem Zimmer mit Michelangelos Nacht eine heilige Ruhe. Daß Beethoven, Michelangelo, auch Wagner Menschen waren – es ist doch unendlich wertvoll für uns. Dies Bewußtsein hält uns, läßt

252 Schwarz 2009, 82–84. 253 Ebd., 69f. 254 Der ehemalige Reichspressechef Otto Dietrich meint etwa: »Hitler sah Professor Troost […] als das große von ihm entdeckte Baugenie unserer Zeit an« (Dietrich 1955, 175). 255 Vgl. Schwarz 2009, v. a. 51–94. 256 Vgl. Hans Arthur Thies im Völkischen Beobachter: »Eines Tages, im Jahre 1930, ruft ihn der Führer. Das Barlow-Palais an der Briennerstraße soll zum Braunen Haus gestaltet werden, und Paul Ludwig Troost, der Abseitige, über seine Zeit Hinausgewachsene, der Gegenschaffer bisher: er wird nun zum Mitschaffer. Zwei Ideen haben sich gefunden; man hört das Flügelrauschen einer transzendenten Begegnung. Das ganze Leben des Baumeisters, sein Schaffen nicht

minder als sein Abstehen, ist bewußt und unbewußt eine einzige Vorbereitung auf diesen Augenblick gewesen« (Thies 1944). 257 Zu Hitlers Geniebegriff s. Schwarz 2009, v. a. 89–94. 258 Zum Ursprung des Konzepts der Kunstreligion um 1800 und dessen Entwicklung s. Heinkel 2004; Auerochs 2006; Kunstreligion 2011. 259 Hierzu s. Schwarz 2009, v. a. 89–94. – Im Grunde ist auch noch die Bezeichnung der »Gottbegnadeten-Liste«, mittels derer ab 1939 »unersetzliche« Künstler vom Kriegsdienst befreit wurden (s. Thomae 1978, 463), als Ausdruck von Hitlers kunstreligiöser Anschauung anzusehen.

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uns den Glauben an die Menschheit nicht verlieren. Die heiligen Offenbarungen tiefgefühlter, wahrer Kunst, die diese uns sehnsuchtsvoll Suchenden gaben, sind doch ein Lebensinhalt geworden, den uns die Religion in unserer Kirche nicht geben konnte. Das ist das herrliche Gefühl, daß wir Menschen so erhaben Göttliches in uns tragen.«260 Festzuhalten bleibt somit, dass beide Männer ihre wichtigsten privaten Interessen – Kunst, Architektur und Musik – teilen, Troost aber in allen diesen Bereichen eine größere Befähigung als Hitler zeigt und von diesem möglicherweise als Genie, zumindest aber als »wirklicher« Künstler bewundert wird. Die künstlerischen Anschauungen beider scheinen dabei so weit übereingestimmt zu haben, dass Zeitgenossen die enge Verbindung zwischen ihnen hervorheben und sogar »eine wesensverwandte Freundschaft«436 festzustellen meinen.

Kehrseite der Bevorzugung Troosts durch Hitler ist ab Januar 1933 das Zurückdrängen oder Übergehen anderer etablierter, konservativer Architekten, die sich aufgrund ihres künstlerischen Werkes oder ihres Engagements für den Nationalsozialismus berechtigte Hoffnungen auf staatliche Bauaufträge oder allgemein auf eine führende Rolle im »Dritten Reich« machen konnten.

An erster Stelle ist Paul Schultze-Naumburg anzuführen, der vor 1933 zahlreiche, der nationalsozialistischen Rasseideologie nahestehende Schriften publiziert und 1928 den »Block« als gegen die Moderne gerichtete Architektenvereinigung ins Leben ruft. Im folgenden Jahr wird er Mitglied in dem von Al­ fred Rosenberg geleiteten »Kampfbund für deutsche Kultur« (KfdK), wo er als leidenschaftlicher Redner bald zum »Zugpferd Nr.  1«261 avanciert. 1930 wird Schultze-Naumburg künstlerischer Berater des neuen nationalsozialistischen Innen- und Bildungsministers Wilhelm Frick in Thüringen, der ihn zudem mit der Leitung der Staatlichen Hochschule für Baukunst, Bildende Künste und Handwerk in Weimar betraut. In dieser Funktion geht er radikal gegen das Erbe des hier bis 1925 beheimateten Bauhauses vor, indem er Museen »säubert« und weitreichende Umstrukturierungen am Lehrkörper der Hochschule vornimmt. Im folgenden Jahr wird er Gründungsmitglied des KdAI und zieht 1932 als Abgeordneter der NSDAP in den Reichstag ein, wo er Sachverständiger für Baukunst und bildende Kunst wird.262 Obwohl Schultze-Naumburg und Hitler sich bereits seit 1924 kennen, entwickelt sich kein engerer Kontakt zwischen beiden. Wie es scheint, schätzt ihn der Parteiführer vor allem als Kunstpädagogen und Publizisten, nicht aber als Architekten, da er ihn weder zu architektonischen Beratungen hinzuzieht noch ihm Bauaufträge erteilt (Abb.  52).263 Mehr noch, gerät Schultze-Naumburg mit seinem kulturpolitischen Kurs seit Beginn der 1930er-Jahre

260 PB/KirchheimTeck, TPLT 12.10.1907. 261 Borrmann 1989, 184. 262 Zu Schultze-Naumburgs kulturpolitischem Engagement vor 1933 s. Borrmann 1989, 191–195; Rosenberg 2010, 4–9. 263 Borrmann 1989, 198f. – Hoch einzuschätzen ist hierbei abermals die Rolle des Verlegerehepaares Bruckmann, bei dem Schultze-Naumburg häufig zu Gast ist, aber auch hier ausschließlich als Kunstpädagoge geschätzt wird. Zumindest ist nicht bekannt, dass die Bruckmanns Möbel von Schultze-Naumburg besessen oder ihm Bauaufträge erteilt hätten. 264 Vgl. die Aufzeichnungen von Goebbels, der SchultzeNaumburg Anfang 1931 noch als »etwas senil, aber guten Willens« beschreibt und meint: »Könnte etwas härter sein.

Na, aber auch so noch gut genug« (Goebbels 11.1.1931). Als ihn kurz darauf der Kunstkritiker Paul Fechter über die Verhältnisse an der von Schultze-Naumburg geleitete Weimarer Kunsthochschule unterrichtet, notiert er: »Reaktion? Wohl etwas! Aufpassen!« (Goebbels 14.3.1931). Bei einem Treffen im März 1932 ist ihm Schultze-Naumburg schließlich sogar »widerlich« (Goebbels 27.3.1932). Am 2.4.1932 begegnen sich beide schließlich zum vorerst letzten Mal (Goebbels 3.4.1932). 1933 schließlich gibt sich Goebbels gegenüber Schultze-Naumburg ausnahmslos ablehnend: »Der Faschismus ist modern und volksverbunden. Da sollen wir lernen. Vor allem die Schulze-Naumburgs [sic!]« (Goebbels 4.6.1933). »Gestern: beim Chef. Schulze N., [Max von] Schillings u. a. Beratung gegen Kunstbolschewismus.

E x k u r s  : N ic h t be rüc k sic h t igu ng a n de r e r A rc h i t e k t e n

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in einen immer stärkeren Gegensatz zu den Kreisen um Joseph Goebbels (1897–1945), der ihn anfangs sehr schätzt, zunehmend aber als völkischen Reaktionär verachtet.264 Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verliert Schultze-Naumburg weiter an Einfluss, bis schließlich die Gründung der Reichskulturkammer im November 1933 seine endgültige Niederlage – und die des Kampfbundes – gegenüber Goebbels besiegelt.265 Auch als Architekt kommt Schultze-Naumburg im »Dritten Reich« kaum noch zum Zuge, vor allem nachdem Hitler im Herbst 1934 seinen biedermeierlichen Vorentwurf für das Gauforum Weimar verwirft.266 Im Jahr darauf erfolgt ein weiterer Zu- 52 Paul Schultze-Naumburg  : Wohnhaus, Naumburg, sammenstoß, als der Diktator, aufgestachelt durch 1925 die an der betreffenden Besichtigung ebenfalls teilnehmende Gerdy Troost, das von ihm umgebaute Wahlaufruf der »Deutschen Geisteswelt für den Nürnberger Opernhaus scharf kritisiert.267 Im An- Nationalsozialismus« und beginnt im gleichen Jahr, schluss verfügt Hitler, dass sich Schultze-Naumburg Vorträge im KfdK zu halten. Nach Hitlers Machtdie Bauleitung mit der Troost-Witwe zu teilen hat, übernahme tritt er der NSDAP bei und forciert die woraufhin dieser sich der drohenden Kompromit- Errichtung der als Gegenstück zur modernen Weitierung durch seinen Rücktritt entzieht.268 Sein ßenhof-Siedlung verstandenen, seit 1927/28 projekKontakt zu Hitler und zur Führung der NSDAP tierten Kochenhof-Siedlung in Stuttgart. Vor allem bricht danach weitestgehend ab.269 aber versucht er sich bis 1934 durch eine Reihe von Unterschiedlich gestaltet sich das Schicksal der Publikationen zu profilieren, in denen er den Verfall Protagonisten der Stuttgarter Schule, Paul Bonatz der Baukunst während der letzten 100 Jahre ebenso (1877–1956) und Paul Schmitthenner (1884–1972), anprangert wie eine aus seiner Sicht falsch verstandie in den 1920er-Jahren zu den meistbeschäftigten dene Sachlichkeit.271 Gleichzeitig plädiert er für eine und einflussreichsten Architekten Deutschlands heimatbezogene, traditionsverbundene Architektur, zählen (Abb.  53).270 Schmitthenner unterzeichnet womit er sich in Widerspruch zu der von Hitler für 1932 neben anderen Hochschulprofessoren einen staatliche Bauten verordneten neoklassizistischen

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Der Angriff hat daneben gehauen. Aber man darf auch nicht Reaktionären das Feld lassen« (Goebbels 14.6.1933). Borrmann 1989, 198f. Speer 1970, 77; Giesler 1977, 121; Wolf 1999, 82. Dehlinger 1950, 58f.; Günther 1969, 90; Wagner 1997, 242f.; s. a. Borrmann 1989, 208f. – Eine weiter in die Vergangenheit zurückreichende Antipathie zwischen Gerdy Troost und Schultze-Naumburg lässt dessen bissiger Kommentar zur Übernahme der Atelierleitung durch die TroostWitwe Anfang 1934 vermuten: »Ich würde mich doch nicht von der Witwe eines Chirurgen am Blinddarm operieren lassen« (Günther 1969, 90). Die Umgestaltung führt daraufhin Walter Brugmann vom Städt. Hochbauamt unter der Beratung Gerdy Troosts und

Leonhard Galls zu Ende (Dehlinger 1950, 59; Koch 1995, 91). 269 Dehlinger 1950, 58; Speer 1970, 77; Giesler 1977, 121; s. a. Borrmann 1989, 198–200 und Loos 1999, 54–57. – Bezeichnend für Schultze-Naumburgs Stellung im »Dritten Reich« ist ein Artikel anlässlich seines 70. Geburtstags, in dem ausschließlich seine kulturpolitische Vorkämpferrolle gewürdigt wird, seine Tätigkeit nach 1933 dagegen mit keinem Wort und nur mit einer einzigen Abbildung, nämlich des NS-Kreishauses in Parchim, Erwähnung findet (Scholz 1939). 270 Zu Bonatz’ Tätigkeit 1933–1945 s. Nicolai 1997; Voigt 2010, 26–34; zu Schmitthenner s. Voigt 2003, 73–93. 271 Dazu zählen: Schmitthenner 1934–1934b.

Exkurs  : Nichtberücksichtigung anderer Architekten | 77

53  Paul Bonatz/Friedrich Eugen Scholer  : Landtags- und Ministerialgebäude, Oldenburg, 1908–1914

Linie stellt. Überdies lässt sich Schmitthenner zu und mit ihm Bonatz und Theodor Fischer, erneut Äußerungen hinreißen, die nur als Kritik an Hit- in Ungnade, als die drei Architekten Hitler ein neler selbst und an seinen bevorzugten Architekten gatives Gutachten über Troosts Königsplatz-Planunverstanden werden konnten.272 Im April 1934 zieht gen zukommen lassen, das dieser jäh verwirft.274 In sich Schmitthenner den unmittelbaren Unmut Hit- der Konsequenz hieraus erhält Schmitthenner bis lers zu, als dieser seinen Entwurf zum deutschen Pa- 1939 keine öffentlichen Aufträge mehr, wenngleich villon für die Brüsseler Weltausstellung des folgen- er weiterhin an Wettbewerben teilnehmen und als den Jahres ablehnt.273 Im Juni fällt Schmitthenner, Hochschullehrer tätig sein darf.275 Glimpflicher 272 Schmitthenner: »Die Führung auf dem Gebiete des Bauens gehört darum in die Hände jener Baumeister, die aufrecht den Kampf gegen das Internationale, Undeutsche und Untüchtige geführt, ihre Gesinnung und ihr Können aber durch Taten bewiesen haben« (Schmitthenner 1934, 38). »Es läge nahe, nun die Frage zu stellen: Wie sieht Baukunst im neuen Reich aus? Diese Frage ist so mäßig wie verfrüht, und wir überlassen die Antwort den kleinen Propheten« (ebd., 20). 273 Voigt 2003, 80. Der Entwurf ist nicht erhalten (Voigt 2003a, 154f.). 274 Thomae 1978, 254; Voigt 2003, 83–85; Frank 2010, 123f.  – Erneute Kritik von Bonatz an Hitlers Bauten ist aus dem

Jahr 1941 überliefert, als er die »Ehrentempel« als architektonische »Belanglosigkeiten« kritisiert und Troosts Parteibauten am Königsplatz aufgrund ihrer Rückversetzung vom Platz für städtebaulich verfehlt hält. Gleichwohl hält er ihre Architektur selbst für »immer noch mit Abstand das Beste, was das dritte Reich gebaut hat« (zitiert aus: Nicolai 1997, 102). Auch Schmitthenner gibt sich später durchaus beeindruckt »von dem mit ›absoluter Klarheit‘ dargestellten Bauwillen des autoritären Bauherrn« am Königsplatz (Voigt 2003, 83f.). 275 Vgl. Voigt 2003a. – 1939 gerät Schmitthenner erneut in die Kritik, als er die Maßstabslosigkeit der nationalsozialisti-

78 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

kommt Bonatz davon, der dank der Fürsprache Gerdy ­Troosts ab 1935 als Berater des Generalinspekteurs für den deutschen Straßenbau, Fritz Todt, beim Autobahnbau hinzugezogen wird und später auch wieder öffentliche Bauten planen kann.276 Neben den Architekten der Stuttgarter Schule kommt auch Wilhelm Kreis nach 1933 zunächst nicht zum Zug, obwohl dessen Monumentalbauten der 1920er-Jahre Hitlers Vorstellungen recht nahe gekommen sein dürften (Abb.  18).277 Kreis tritt zwar im Oktober 1933 der NSDAP bei, muss aber im gleichen Jahr seine Stellung im Bauausschuss des Völkerbundes und den Vorsitz im BDA aufgeben, wo er mit dem Amt des Ehrenpräsidenten abgefun- 54 German Bestelmeyer  : Gustav-Adolf-Kirche, Nürnberg, den wird. Auch bei öffentlichen Bauaufträgen wird 1928 Kreis zunächst nicht berücksichtigt. Seine Situation bessert sich erst 1936, als er nach Fürsprache Gerdy ist, wird er nach 1933 bei staatlichen Bauaufträgen Troosts zum Wettbewerb für das Luftgaukommando zunächst ebenfalls kaum berücksichtigt.280 Größere Dresden zugelassen und von Hitler schließlich auch Aufträge, etwa für das Luftgaukommando in Münmit der Ausführung betraut wird.278 In der Folge chen (1935/36), erhält er erst Mitte der 1930er-Jahre erhält er zahlreiche weitere Bauaufträge und wird wieder, wenngleich sein Wirkungsfeld weitestgehend 1940 »Generalbaurat für die Gestaltung der Krieger- auf Bayern beschränkt bleibt. denkmäler«. Ende der 1930er-Jahre ist Kreis wieder Wie der Überblick zeigt, sind es vor allem zwei einer der anerkanntesten Architekten Deutschlands, Gründe, weshalb ein Architekt im Nationalsoziader von staatlicher Seite für sein Schaffen mehrfach lismus in den ersten Jahren kaum oder überhaupt nicht zum Zug kommt  : erstens aufgrund seines begeehrt wird.279 Ähnlich wie ihm ergeht es German Bestelmeyer ruflichen Erfolgs in der als »Systemzeit« geschmäh(1874–1942), der seit 1924 Präsident der Bayeri- ten Weimarer Republik und zweitens aufgrund schen Akademie der Bildenden Künste ist und in seiner fehlenden Anpassungsbereitschaft gegenüber den späten 1920er-Jahren durch Mitgliedschaften im Hitlers architektonischem Kurs.281 Ein drittes, eher KfdK sowie im »Block« Stellung gegen die Moderne persönliches Ausschlusskriterium dürfte für Hitler bezieht. Nachdem Bestelmeyer in den 1920ern einer gewesen sein, dass die angeführten Architekten seit der meistbeschäftigten Architekten Süddeutschlands vielen Jahren als Hochschullehrer tätig waren bzw. schen Bauplanungen kritisiert (Schmitthenner 1943; Voigt 2003, 83–86). Ob sein neuerlicher Affront, abgesehen von einer Gegendarstellung von Speers Mitarbeiter Friedrich Tamms, weitere Konsequenzen nach sich gezogen hat, ist nicht bekannt. 276 Speer 1970, 94. Bonatz’ Hinzuziehung zum Straßen- und Brückenbau reklamieren Giesler, Speer und Alwin Seifert jeweils für sich (Speer 1970, 63f.; Giesler 1977, 302; May 2010, 107). – Bereits 1933 gerät Bonatz infolge in der Schweiz getätigter kritischer Äußerungen über Hitler vorübergehend ins Visier des NS-Regimes und wird von der Gestapo verhört (Voigt 2010, 26).

277 Neben den Bauten der GeSoLei sind hierbei vor allem Kreis’ archaisch-monumentale Denkmalsentwürfe und das Deutsche Hygiene-Museum anzuführen. 278 Nerdinger 1994, 25. 279 Zu Kreis’ Tätigkeit im Nationalsozialismus s. Schäbitz 1992; Kreis 1994. 280 Ein weiterer Grund mag gewesen sein, dass Bestelmeyer bis dahin vorwiegend im Kirchenbau tätig war (vgl. Koch 2001, 142). Zu Bestelmeyers Wirken im »Dritten Reich«: ebd., 130–146. 281 Nerdinger 1994, 25f.

Exkurs  : Nichtberücksichtigung anderer Architekten | 79

sind.282 Abgesehen von seiner biografisch bedingten legenheit, sich der Malerei zu widmen, auf die er bis Abneigung gegen den Akademiebetrieb dürften sol- März 1933 einen erheblichen Teil seiner Zeit verche altgedienten, erfahrenen Baumeister, die zudem wendet.285 In jenen zweieinhalb Jahren fertigt Troost vor 1933 ihre architektonischen Vorstellungen im zahlreiche Gemälde und Zeichnungen zu StudienHochschuldienst, in Reden sowie in Publikationen zwecken, aus künstlerischem Interesse und sicherverbreiteten, für Hitler ungleich unbequemer er- lich auch zum Zeitvertreib. Gleichwohl zeigt Troost schienen sein als der stille, anpassungsbereite Troost. einen enormen Ehrgeiz  : »Meine Beschäftigung mit Bezeichnenderweise sind es nach dessen Tod eben- Malerei hat nur die innere Berechtigung und kann falls nicht etablierte und leicht beeinflussbare, zu- ich vor mir nur verantworten, wenn sie mit dem mal junge Architekten wie Speer oder Giesler, mit grössten Ernst geschieht. Sehe ich, dass ich über den denen der Diktator am engsten zusammenarbeitet. Dilettantismus nicht hinauskomme, so muss ich sie Zu beachten ist ferner, dass Hitler für seinen ersten aufgeben.«286 Mit Blick auf seine eigenen Gemälde Auftrag, den Umbau des »Braunen Hauses«, keinen studiert er in den Münchner Museen und mittels Baumeister, sondern ­einen gestandenen Innenarchi- Publikationen vor allem Maler des 19. Jahrhunderts tekten benötigt. Als solcher ist Troost in Hitlers groß- wie Cézanne, Delacroix, Feuerbach, Goya, Manet bürgerlichem Münchner Umfeld sehr geschätzt und oder van Gogh. Gelegentlich bittet er auch seine überdies durch seine Tätigkeit für die VW und den Malerfreunde Lothar Bechstein oder Hans Gött um NDL ungleich stärker profiliert als die genannten ihr fachmännliches Urteil.287 Der Gesamtumfang Architekten. Folglich wendet sich der Parteiführer von Troosts malerischem Œuvre liegt im Dunkeln. 1930 an ihn und betraut ihn später auch mit seinen Nachweisen lassen sich 24  Gemälde, 3  Aquarelle ersten Repräsentationsbauten. Andere Architekten, und 16  Zeichnungen (s. Werkverzeichnis, S. 240– wie das Gros der angeführten Baumeister, kommen 242). Da weitere Arbeiten in Troosts Tage- und Noerst ab Mitte der 1930er-Jahre stärker zum Zug, als tizbüchern erwähnt werden, dürfte das Gesamtwerk das ausufernde Bauverlangen Hitlers auf mehreren etwa 30 bis 40  Gemälde und vermutlich sehr viel mehr Zeichnungen umfasst haben. Der Großteil daSchultern zu verteilen ist. von ist heute allerdings verloren oder in unbekanntem Privatbesitz.288 E x k u r s : T ro os t a l s M a l e r u n d Z e ic h n e r Troosts bevorzugtes Sujet sind Porträts oder Studien von Frauen, die, wie Frieda Thiersch oder Bereits in den 1920er-Jahren malt Troost bei Aus- seine Gemahlin, aus seinem privaten Umfeld komflügen gelegentlich Stillleben oder Aquarelle nach men oder höchstwahrscheinlich bezahlte Modelle der Natur.283 Ende 1927 richtet er sich in seiner sind (Abb.  55, 56).289 Die Dargestellten stehen Wohnung ein Malzimmer ein, kann es während der oder sitzen vor einem meist monochromen HinterArbeit an der Europa aber kaum nutzen.284 Erst im grund und sind im Brustbild, Halb- oder DreivierSpätsommer 1930 findet er mangels Aufträgen Ge- telporträt wiedergegeben. Wie ihre in die Bildmitte 282 Schultze-Naumburg erhält 1901 einen Lehrauftrag an der Weimarer Kunstschule und ist 1930–1932 Leiter der Staatlichen Hochschulen für Baukunst, bildende Kunst und Handwerk in Weimar. Bonatz und Schmitthenner lehren 1908–1943 bzw. 1918–1945 an der TH Stuttgart. Fischer unterrichtet hier 1901–1908, danach bis 1928 an der TH München. 1902–1908 ist Kreis Professor für Raumkunst an der Kunstgewerbeschule in Dresden, anschließend in Düsseldorf Direktor der Kunstgewerbeschule und

ab 1920 Professor an der Kunstakademie. 1926 wechselt er nach Dresden, wo er zunächst an der Kunstakademie und später bis 1941 an der Staatlichen Hochschule für Wekkunst lehrt. Bestelmeyer unterrichtet 1910–1922 an der TH und der Akademie in Dresden, seit 1919 parallel an der TH Berlin-Charlottenburg und schließlich seit 1922 an der TH München. 283 Nachweis: BSB, Ana 325.B.[TPLT 20.5., 21.5.1920, 22.8. 1925, 1.10.1926].

80 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

55 Frieda Thiersch, 1932 (WV VI)

56 Junge Frau mit Wein und Zigarette, 1930–1933 (WV XXV)

gerückten, unterschiedliche Emotionen ausdrückenden Physiognomien nahelegen, ist es ein zentrales Anliegen Troosts, menschliche Gefühle und Stimmungen einzufangen. Vermutlich aus diesem Grund und um die Feinheit der Haut wiederzugeben, vor allem bei Inkarnaten, bevorzugt er eine weiche Pinselführung. Bei den zumeist in Draufsicht dargestellten Stillleben, die Arrangements aus Obst, Tonkrügen oder Karaffen auf gedeckten Holztischen zeigen, bemüht sich Troost um eine realistische Wiedergabe und eine plastische Modellierung der Objekte (Abb. 57).

Entsprechend der Oberflächenbeschaffenheit des jeweiligen Gegenstands ist sein Pinselduktus unterschiedlich stark aufgelockert, zugleich aber immer, wie der fleckenartige, parallel gesetzte Farbauftrag zeigt, auf Regelmäßigkeit und Ordnung bedacht (Abb.  58). Troosts Vorbild scheint hierfür Paul Cézanne zu sein, vor allem dessen zwischen 1880 und 1895 geschaffene Früchtestillleben, mit denen seine eigenen Arbeiten eine deutliche Ähnlichkeit aufweisen. Wenngleich seine Gemälde weder technisch noch motivisch innovativ sind, so ist die mitunter leben-

284 Ebd., [TPLT 15.10.1927]. 285 Die letzte nachweisbare Malsitzung findet am 16.3.1933 statt (PB/KirchheimTeck, NPLT 16.3.1933). Dass das Ausbleiben von Aufträgen der Grund für Troosts Beschäftigung mit der Malerei ist, berichtet auch Haiger (Haiger 1948, 74). 286 VWA, TPLT 10.5.1931 – Kopie. 287 BSB, Ana 325.B.[NPLT 3.10.1930; TPLT 22.10.1931]. 288 Vgl. Ebd., [NPLT 1930; TPLT 1930–1933]; PB/Kirch-

heimTeck, NPLT 1933. – Einen Teil der Gemälde behält Gerdy Troost zur Ausschmückung ihrer Wohnung in der Himmelreichstraße (WV 136). Nach 1945 bleiben jene Werke in ihrem Besitz und werden offenbar erst nach ihrem Tod 2003 in die USA verkauft (Freundl. Mitteilung von Privat/Berchtesgaden). 289 Zumindest lassen sich die namentlich bekannten Modelle (z. B. »Frl. Federmann«, »Frl. Schanno«) nicht in Troosts privatem Umfeld nachweisen.

Exkurs : Troost als Maler und Zeichner | 81

57  Stillleben mit Brot und Wein, 1931 (WV IV)

58  Stillleben mit Kirschen und Pfirsichen, 1931 (WV V)

dige Darstellung angesichts Troosts fehlender malerischer Ausbildung dennoch bemerkenswert. Gleichwohl verraten einzelne, schiefe Physiognomien bei den Porträts seine fehlende Übung. Eine Zuordnung seiner Arbeiten in eine bestimmte Stilepoche fällt schwer  : Während seine Sujets, vor allem die zum Teil recht freizügigen Frauenporträts, durchaus den Vorstellungen seiner Zeit entsprechen, scheint die für die Neue Sachlichkeit eher untypische offene Faktur von den deutschen und französischen Malern des 19. und 20. Jahrhunderts inspiriert zu sein, etwa den von ihm bewunderten Delacroix und Courbet oder den Impressionisten Lovis Corinth und Max Slevogt.290

Der repräsentative Umbau des Palais Barlow (1828– 1830, Jean-Baptiste Métivier) zur Parteizentrale der NSDAP, dem später so bezeichneten »Braunen

Haus«, ist das erste größere Bauvorhaben der Nationalsozialisten und markiert zugleich den Beginn der Zusammenarbeit Troosts und Hitlers (Abb. 59). Ausschlaggebend für den Erwerb sind zum einen praktische Gründe, da sich der Parteiapparat seit Mitte der 1920er rapide vergrößert und in den bisherigen Räumen in der Schellingstr.  50 immer schlechter Platz findet  ;291 zum anderen das gestiegene Repräsentationsbedürfnis Hitlers angesichts der – zunächst regionalen – Wahlerfolge der NSDAP seit Ende 1920er-Jahre. Am 26. 5. 1930 erwirbt die NSDAP das Palais für 805.864 RM von der Familie Barlow, worauf der Umbau durch die langjährigen Parteimitglieder Otto Schiedermaier und Hans Zöberlein beginnt.292 Der erste reichsweite Wahlerfolg vom 14. 9. 1930, bei dem die NSDAP mit 18,5 Prozent zweitstärkste Kraft in Deutschland wird, dürfte für Hitler schließlich den Ausschlag gegeben haben, mit Troost einen namhaften Innenarchitekten heranzuziehen. Dies legt zumindest die nur eine Woche später am 21. 9. erfolgte Kontaktaufnahme nahe.293

290 Außerdem begeistert sich Troost seinen Aufzeichnungen zufolge für deutsche Historienmaler wie Wilhelm von Kaulbach und Carl von Piloty sowie für Hans Thoma und Anselm Feuerbach. 291 Nach Fritz Maier-Hartmann wird der Beschluss für den Erwerb einer größeren Parteizentrale gefasst, nachdem die Mitgliederzahl 250.000 überschritten hatte (vgl. MaierHartmann 1942, 23).

292 Grammbitter 1995, 61f. – Zu Vorgeschichte, Kauf und Finanzierung des Hauses s. Heusler 2008, 25–139. 293 BSB, Ana 325.B.[NPLT 21.9.1930]. 294 Hitler 1931, 2. 295 Hitler in »Mein Kampf«: »Die geopolitische Bedeutung eines zentralen Mittelpunktes einer Bewegung kann dabei nicht überschätzt werden. Nur das Vorhandensein eines solchen, mit dem magischen Zauber eines Mekka oder Rom

Da s »Br au n e H aus«

82 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

59 »Braunes Haus«, München, nach 1935 (WV 117)

An die neue Parteizentrale hat Hitler hohe Erwartungen  : So soll »das neue Haus unserer Bewegung […] als Dokument unserer Gesinnung, wenn auch im kleinsten Umfange, ein Spiegelbild unseres künstlerischen Wollens sein«294 und der eigenen Partei ein architektonisch-geografisches Zentrum werden, das nach Hitlers Auffassung jede politische oder religiöse Bewegung besitzen müsse.295 Zuletzt soll der Bau »ein Museum von Erinnerungen an die Kämpfe unserer Bewegung im ganzen Reiche sein«, weshalb

in der Vorhalle unter anderem Bronzetafeln mit den Namen der vom politischen Gegner getöteten Parteimitglieder angebracht werden sollen.296 Nach ihrem Kennenlernen bei den Bruckmanns besprechen sich Troost und Hitler wegen des Umbaus erstmals am 30. 9. 1930 und dann neun weitere Male bis Jahresende.297 Die Vielzahl der Treffen belegt Hitlers große Anteilnahme, die auch von Zeitzeugen bestätigt wird.298 Dass der Parteiführer aber sogar eigenhändige Entwürfe für die Einrichtung anfertigt, wie

umgebenen Ortes kann auf die Dauer einer Bewegung die Kraft schenken, die in der inneren Einheit und der Anerkennung einer diese Einheit repräsentierenden Spitze begründet liegt« (Hitler 1943, 381). 296 Nicht realisiert wird dagegen ein anderes Vorhaben Hitlers, demzufolge alle Gaue »bestimmte Wahrzeichen« für das »Braune Haus« spenden sollten, »um dadurch die Unzertrennlichkeit unserer Kampfgenossen zu dokumentieren«

(Hitler 1931, 2). 297 Treffen im Jahr 1930: 24.9., 30.9., 3.10., 10.10., 21.10., 24.10., 24.11., 10.12., 29.12., 31.12.1930 (BSB, Ana 325.B.[NPLT 1930]). 298 Ende Februar 1931 notiert Goebbels: »Chef: sein ganzes Denken: das Parteiheim. Jetzt in dieser Zeit. Gefällt mir nicht« (Goebbels 26.2.1931). Hans Frank erinnert sich später: »Auf das Braune Haus waren wir alle höchst stolz, allen

Das »Braune Haus« | 83

die NS-Propaganda und Zeitgenossen299 behaupten, Wenngleich die Beschränkung höchstwahrscheingeht aus den Quellen nicht hervor.300 Im Gegenteil lich finanzielle Ursachen hat, so erscheint es denscheint er ausschließlich verbale Vorgaben zu machen, noch bemerkenswert, dass ausschließlich jene Bedie im Rahmen dessen gelegen haben dürften, was für reiche von Troost neu gestaltet werden, in denen einen Bauherren üblich ist. Darauf deutet auch hin, der größte Publikumsverkehr herrscht  : also »Fahdass Troost, wie zumindest für 1930 zu belegen ist, nenhalle«, »Standartensaal« und »Senatorensaal« seine Entwurfsskizzen stets nach den Besprechungen (Abb. 60, Farbtaf. 9, 10). Die Fokussierung auf diese ausarbeitet.301 Am 1. 3. 1931 wird das Gebäude in Räumlichkeiten spiegelt Hitlers Intention wider, Betrieb genommen. Da der Großteil der Pläne Troosts das »künstlerische Wollen« seiner »Bewegung« nach erst danach entsteht, scheinen zu diesem Zeitpunkt außen darstellen zu wollen. Die drei genannten Räume haben regelmäßige, lediglich die Büros fertiggestellt zu sein, die repräsenzum Teil symmetrische Wandgliederungen durch tativen Räume dagegen erst im Laufe des Jahres.302 Vollständig werden nach Troosts Entwürfen nur Wandpfeiler und ‑vertiefungen bzw. durch Horidas zur »Fahnenhalle« umgewidmete Vestibül sowie zontalfugen. Einheitlich ist jeweils die Behandlung im Obergeschoss der zum »Standartensaal« aufge- der Wände  : Während »Fahnenhalle« und »Senatowertete Vorplatz und der als »Senatorensaal«303 be- rensaal« vollständig mit Marmor oder Holzpaneelen zeichnete Versammlungssaal eingerichtet  ; außerdem verkleidet sind, sind die Wände des »Standartensaals« Treppenhäuser und Flure. Alle übrigen Räume, d. h. weiß getüncht. Ausgestattet sind alle Räume mit die Büros, die Kartothek, das Kasino im Keller und Objekten, die sich auf die Geschichte der NSDAP selbst Hitlers Arbeitszimmer304, werden dagegen le- beziehen oder nationalsozialistische Symbole sind  : diglich renoviert und nur zum Teil mit Möbeln und die »Fahnenhalle« mit älteren Fahnen und StandarEinrichtungsgegenständen von Troost bestückt, die ten der NSDAP sowie der einstigen Freikorps, dazu zudem überwiegend ältere Entwürfe sind (Farb- mit einer Bronzebüste Bismarcks  ;307 der »Standartaf.  8). Die höheren Büros305 werden größtenteils tensaal« mit Bronzetafeln, auf denen die Namen der mit Möbeln aus dem 19.  Jahrhundert ausgestattet, beim »Hitlerputsch« von 1923 Getöteten verzeichdie möglicherweise aus dem Altbestand des Palais net sind,308 und einer Dietrich-Eckart-Büste  ; der Barlow stammen. Für die Kartothek sowie die mitt- »Senatorensaal« schließlich mit einem Mosaik, auf leren und niederen Büros verwendet man hingegen dem unter einem Hoheitsadler Ereignisse aus der fast ausschließlich einfaches Zweckmobiliar unbe- Parteihistorie aufgelistet sind.309 Dekorativ eingebunden ist in allen Räumen das Hakenkreuz, das kannter Provenienz.306 voran Hitler. Immer wieder baute er innen daran weiter, verschönerte, verbesserte, zeichnete Entwürfe für Bronzetürflügel und Lampen und beriet mit seinem Architekten Professor Paul Troost unentwegt weitere Pläne« (Frank 1955, 85). 299 Dresler 1937, 14, 16; München 1937, 63, 65; Görlitz/ Quint 1952, 286; Frank 1955, 85; Hoffmann 1974, 156. 300 In Troosts Nachlass sind keine Skizzen erhalten, die Hitler zugeschrieben werden könnten, wie sich auch sonst keinerlei Hinweise darauf finden. Auch Armand Dehlinger, verneint, dass Hitler Skizzen angefertigt habe (Dehlinger 1950, 22). 301 Dies geht aus der Chronologie der Treffen und aus Troosts Entwürfen hervor. Protokolle der Besprechungen werden offenbar nicht angefertigt, auch später nicht. Der Grund dafür dürfte sein, dass es sich, anders als später bei den

Großplanungen von Speer und Giesler, um Bauprojekte von eher überschaubarem Ausmaß handelt. 302 Vgl. Heß 1987, 408f. [10.3.1931]. – Ca. 60 Prozent aller datierten Pläne Troosts, die wiederum etwa zwei Drittel des Gesamtplanbestandes zum »Braunen Haus« ausmachen, sind nach dem 1.3.1931 entstanden (vgl. BSB, Ana 325.A.V.2.). Ende 1931 sind folgende Räume fertig eingerichtet: Hitlers Arbeitszimmer, Kasino, »Senatorensaal«, »Fahnenhalle«, Treppenhaus mit Vorhalle, Kanzlei der Rechtsabteilung, Kartei, Parteiarchiv, Arbeitsräume der Obersten SA-Führung, Hausdruckerei, Pack- und Versandraum für Flugblätter und der Konferenzsaal für die Reichsleitung (IB 12.12.1931, 1129–1133). 303 Die Bezeichnung leitet sich von dem Parteisenat ab, dessen Konstituierung Hitler Anfang der 1930er-Jahre vorübergehend erwogen haben soll, um duch ihn die Einhaltung des

84 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

60  »Braunes Haus« – »Fahnenhalle«, München, 1930­–1932 (WV 117)

Parteiprogramms zu sichern und die Wahl seines Nachfolgers vorzunehmen (Wagener 1978, 412–415; s. a. Picker 2003, 241 [31.3.1942]). 304 Unter allen Räumen des »Braunen Hauses« ist Hitlers Arbeitszimmer am umfangreichsten mit Kunstwerken ausgestattet, darunter mit einer Mussolini-Büste, einem Porträt Friedrichs des Großen und einem Gemälde (Angriff des Regiments List in Flandern 1914) von Adolf Reich, München (Dresler 1933, 13; Maier-Hartmann 1942, 27; Görlitz/ Quint 1952, 286; s. a. Schwarz 2009, 117–120). 305 Hinzuzuzählen sind im Parterre das Arbeitszimmer von Parteischatzmeister Schwarz und der Sitzungsraum des Obersten Parteigerichts, im ersten Obergeschoss die Arbeitszimmer von Goebbels, Hess, Hierl, Hitler, Röhm und Strasser. 306 Mit dem Anbau der Kartothek und dem Ausbau des Dachgeschosses hat Troost nach Lage der Quellen nichts zu tun,

ebenso wenig mit der Einrichtung des Dietrich-Eckart-Stüberls im Untergeschoss. 307 Die Büste wird auf Anweisung Hitlers nachträglich aufgestellt (Maier-Hartmann 1942, 24). 308 Lesbar ist nur die rechte Tafel: »AM 9.  NOV. 1923 FIELEN VOR DER FELDHERRNHALLE SOWIE IM HOFE DES EHEMALIGEN KRIEGSMINISTERIUMS Z. MUENCHEN FOLGENDE MAENNER IM TREUEN GLAUBEN AN DIE WIEDERAUFSTEHUNG IHRES VOLKES: K.  LAFORcE K.  NEUBAUER CLAUS PAPE V.D.  PFORDTEN J.  RICKMERS M.E. V.  SCHEUBNER RICHTER L.  V.  STRANSKY WILH. WOLF«. Die Bronzetafeln sollten möglicherweise ursprünglich außen angebracht werden (vgl. ebd.). 309 Der Wortlaut ist: »5. JANUAR 1919 GRUENDUNG 24. FEBRUAR 1920 PROGRAMM

Das »Braune Haus« | 85

zumeist geometrisch abstrahiert auf Zimmerdecken, Teppichen oder Fenstern zu finden ist. Vorbildhaft für die geometrische Ornamentik dürfte die Europa gewesen sein, deren Einfluss weit darüber hinausreicht und sich vor allem im »Senatorensaal« zeigt, der zahlreiche Parallelen zur Halle 1. Kl. aufweist (vgl. Abb. 46, Farbtaf. 7, 10)  : Beide Räume haben in Rot- und Rosatönen gehaltene, geometrisch gemusterte Teppiche und Wandvertäfelungen aus senkrecht gestreiften, hellen Bändern und dazwischenliegenden dunklen Paneelen (Abb.  61). Zudem sind sie mit Wandmosaiken und geometrisch gemusterten Flachdecken ausgestattet. Sehr ähnlich sind auch die Wandleuchter mit Onyxschalen. Zweifellos gehen die Parallelen auf Hitler zurück, der wie geschildert die Einrichtung der Europa bewundert (s. S. 72) und dessen größtes Interesse beim Umbau

des »Braunen Hauses« nach Troosts Aufzeichnungen dem »Senatorensaal« gilt.310 Dass beide Räume trotz ihrer gestalterischen Parallelen einen völlig unterschiedlichen Eindruck hervorrufen, liegt zunächst an ihrer unterschiedlichen Größe  : Während die Halle 1.  Kl. mit ihren ca. 39  x 18 m Grundfläche und ihrer Einteilung in Schiffe sehr weitläufig erscheint, ist der 15  x  12  m große »Senatorensaal« deutlich kleiner, wodurch die dunkle Holzvertäfelung stärker zur Geltung kommt. Darüber hinaus sind in der Schiffshalle Sitzgruppen im ganzen Raum verteilt, während im »Senatorensaal« Sitzbänke mit 72  Plätzen chorgestühlartig vor die Wände gerückt sind. Schließlich besitzt die Halle 1.  Kl. weitflächig durchfensterte Längsseiten, während der »Senatorensaal« nur einseitig durch drei Fenster sowie indirekt durch Wandschalen beleuchtet wird. Alle drei Unterschiede verleihen dem »Senatorensaal« eine feierliche, pseudosakrale Erscheinung, in der sich zweifellos Hitlers Absicht widerspiegelt, seine »Bewegung« mittels Architektur kultisch zu inszenieren. In dieser Hinsicht steht der »Senatorensaal« am Beginn einer Vielzahl von Bauprojekten und Inneneinrichtungen, die später im »Dritten Reich« den gleichen Zweck verfolgen. Daneben zeigt sich der Einfluss der Europa auch in der »Fahnenhalle« und dem »Standartensaal«, wo die Wandleuchter große Ähnlichkeit mit Modellen des Lloyd-Dampfers aufweisen.311 Bestimmt wird die Gestaltung beider Räume aber vor allem durch einen strengen Neoklassizismus, der durch den Rückgriff auf antike Bauformen, deren formale Reduktion sowie durch rechtwinklige Profilierungen charakterisiert wird. Ausschließlich auf »Fahnenhalle« und »Standartensaal« sind folglich die im »Dritten Reich« angestimmten Lobeshymnen zu beziehen, die die Einrichtung der Parteizentrale als »Beginn unserer neuen Bauepoche«312 feiern. Da der hier in die

8. NOVEMBER 1923 ERHEBUNG 27. FEBRUAR 1925 nEUERSTEHUNG 4. AUGUST 1929 NUERNBERG 14. SEPTEMBER 1930 REICHSTAG« 310 Der »Senatorensaal« ist der erste Raum, für den Hitler bei

Troost Entwürfe in Auftrag gibt. Kurz vor seiner Fertigstellung zeigt sich der Parteiführer begeistert: »Hitler fand die Stimmung sehr gut u. erwartet viel von der Wirkung des Saales« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 17.3.1931]. 311 In der »Fahnenhalle« sind die Leuchter mit ihren kugelför-

61  Europa – Sitzecke in Halle 1. Kl., 1928–1930 (WV 110)

86 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

62  Königsplatz (oben links  : »Braunes Haus« mit Rückgebäude), München, um 1932

wieder fallen. Stattdessen beabsichtigt er eine weitere Expansion seiner Partei in der Maxvorstadt, wovon er Troost im März 1931 in Kenntnis setzt  : »Er will noch zwei angrenzende Grundstücke erwerben, um seine Organisation weiter auszubauen.«314 Nicht bekannt ist allerdings, ob Hitler die bestehenden Wohnhäuser nutzen will oder bereits die Errichtung Pa r t e i z e n t ru m de r NSDA P a m ­K ön ig spl at z neuer Bauten im Auge hat. Weitere Grundstücksankäufe werden jedoch aus Bereits Mitte 1930 erwägt Hitler die Errichtung ei- finanziellen Gründen oder aufgrund der Verweiner »Kongreßhalle der Partei« auf dem Grundstück gerungshaltung der Eigentümer zunächst vereitelt. des »Braunen Hauses«,313 worüber aber nichts Ge- Stattdessen betraut Hitler im Juni 1931 Troost mit naueres bekannt ist. Vermutlich wegen der baupo- dem Entwurf eines Bürogebäudes, das im nordöstlizeilichen Vorschriften, die einen größeren Neubau lichen Teil des Grundstücks des »Braunen Hauses« an dieser Stelle nicht erlauben, lässt er die Idee bald einen bestehenden Bau ersetzen soll. Das VorhaRepräsentationsarchitektur des Nationalsozialismus eingeführte Neoklassizismus auch alle weiteren Arbeiten Troosts kennzeichnet, ist er Gegenstand einer gesonderten Betrachtung (s. S. 134–144).

migen Lichtkörpern und den langen Schäften mit denjenigen des Vestibüls 1. Kl. der Europa nicht nur nahezu identisch, sondern – in der Eingangshalle – auch am selben Ort angebracht. 312 Speer 1942, 4.

313 IB 1930, 354f. 314 BSB, Ana 325.B.[TPLT 18.3.1931].

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 87

63  Östliches Rückgebäude des »Braunen Hauses«, München, 1931 (WV 118)

64  Entwurf für zwei Rückgebäude des »Braunen Hauses« mit Denkmal, 1931 (WV 118)

88 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

ben ruft sofort den Widerstand der Nachbarn und Eingabepläne aus, die aber wegen Überschreitung des bayerischen Innenministers Karl Stützel hervor, der baupolizeilich vorgeschriebenen Abmessungen die befürchten, dass der Neubau eine Kaserne oder keine Genehmigung erhalten.320 Zudem soll, wie ein Reichsführerschule werden solle.315 Hitler begegnet weiterer in dieser Zeit entstandener Entwurf zeigt, dem im August mit einem Schreiben ans Innen- zwischen beiden Rückgebäuden ein Denkmal erministerium, während Troost bei Fritz Gablonsky richtet werden in Form einer Stele mit Inschrift und (1876–1971), dem Referenten für Baupolizei und Hoheitsadler, die auf einer Brüstungsmauer aufsitzt Hochbauplanung der Obersten Baubehörde im Bay- und von Sitzbänken flankiert wird (Abb. 64). Wem erischen Innenministerium, vorspricht.316 mit dem Monument gedacht werden sollte, ist nicht Genehmigt werden schließlich Troosts Pläne von überliefert. In der Folge wird das Projekt des westliAugust 1931 für einen 40 x 10  m großen, walmge- chen Rückgebäudes und des Denkmals nicht weiter deckten Putzbau, dessen hofseitige Hauptfassade in verfolgt, da die NSDAP in der Zwischenzeit den ErAchsen gegliedert ist (Abb. 63).317 Eingelassen sind werb zusätzlicher Grundstücke forciert. auf den äußeren Achsen Hakenkreuzreliefs und in der Mitte eine nicht identifizierbare, männliche Büste. Nach Vollendung des Gebäudes 1932, kom- Vorprojekte für einen Parteibau in der Arcisstraße men darin die Hilfskasse der NSDAP und der NSÄrztebund unter.318 Seit Ende Dezember 1931 beschäftigt sich Troost, Daneben werden im Juli 1931 Überlegungen zweifellos im Auftrag Hitlers, mit dem Entwurf eines fassbar, ein zweites, äußerlich identisches Rück- »Verwaltungsbaus der NSDAP« bzw. eines »Parteihaugebäude auf dem nordwestlichen Grundstücksteil ses«, das den expandierenden Parteiapparat aufnehzu errichten, das die Reichszeugmeisterei und die men soll. Vorgesehen ist der Neubau auf den NachbarReichsleitung der NS-Jugendorganisationen auf- grundstücken des »Braunen Hauses« in der Arcisstraße, nehmen soll.319 Im Auftrag von Parteischatzmeister nördlich der Einmündung der Brienner Straße. Hier Schwarz arbeitet Troost Ende Oktober 1931 hierfür kann die NSDAP bis März 1932, wie von Hitler im 315 Insbesondere Gerhard Freiherr von Pölnitz, Nachbar in der Brienner Str. 44, protestiert vehement, auch da er selbst kurz zuvor auf seinem Grundstück ein zweites Wohnhaus bzw. ein Café errichten wollte, was aber nicht genehmigt wurde (s. BayHStA, OBB-Akten 12735; StadtA M, LBK 1623). Was Pölnitz und später auch Heusler übersehen (vgl. Heusler 2008, 148–151), ist, dass es sich in seinem, d. h. Pölnitz’ Fall tatsächlich um Neubauten ohne Vorgänger handelte, auf dem Grundstück des »Braunen Hauses« dagegen bestehende Bauten ersetzt werden sollten: Beide Fälle waren entsprechend der Münchner Bauordnung somit völlig unterschiedlich zu bewerten. Anders als Heusler angibt, hat Stützels Widerstand vornehmlich baupolizeiliche Gründe. Dass er wegen seiner politischen Gegnerschaft den Neubau grundsätzlich verhindern wollte (s. Heusler 2008, 149f.), geht so aus den Quellen nicht hervor. Im Gegenteil wird bereits im August 1931 von staatlicher Seite eine Baugenehmigung in Aussicht gestellt (BayHStA, OBB-Akten 12735: [Wohl LBK] an Regierung von Obb./Kammer des Innern, August 1931). Als die Entwürfe schließlich der Bauordnung entsprechen, werden sie auch umgehend genehmigt. 316 BayHStA, OBB-Akten 12735: Hitler an Karl ­Stützel,

7.8.1931; Fritz Gablonsky an Regierung von Obb., 20.8. 1931. – Gablonsky ist seit 1907 beim bayer. Staat und seit 1923 in der Obersten Baubehörde beschäftigt. 1928 wird er zum Oberregierungsrat ernannt (Forstner 2002, 100f.). 317 Bereits am 25.6.1931 werden Eingabepläne von Troost eingereicht, die dem ausgeführten Bau recht ähnlich sind, wegen des unzulässigen zweiten Obergeschosses und anderer baupolizeilicher Irregularitäten aber nicht genehmigt werden (s. StadtA M, LBK 1623). 318 BayHStA, OBB-Akten 12735: Karl Stützel an Regierung von Obb./Kammer des Innern, 9.10.1931; StadtA M, LBK 1623. – Mitte 1933 bezieht der Stab von Rudolf Hess das Gebäude. 319 BayHStA, OBB-Akten 12735: Gerhard Freiherr und Helene Freifrau v. Pölnitz an die Regierung von Obb./Kammer des Innern, 27.7.1931; StadtA M, LBK 1623: ­Philipp Bouhler und Franz Xaver Schwarz/Reichsleitung der ­NSDAP an LBK, 4.12.1931. 320 BSB, Ana 325.B.[TPLT 26.10.1931]; StadtA M, LBK 1623: Städt. Hochbauamt an LBK, o.  D. – Abschrift, 24.12.1931.

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 89

Jahr zuvor beabsichtigt, mit der Brienner Str. 44 und der Arcisstr. 20 zwei Grundstücke erwerben, wohingegen der bereits 1932 angestrebte Kauf der Grundstücke Arcisstr. 22 und 24 erst 1933 gelingt.321

Für den Neubau arbeitet Troost bis Februar 1932 zehn Vorprojekte aus, die er chronologisch durchnummeriert.323 In den ersten neun Vorprojekten sind die Bauten immer symmetrisch auf das östliche Rückgebäude des »Braunen Hauses« bezogen, was die Entwicklung des Parteibauprojekts aus dem zuvor geplanten westlichen Rückgebäude anzeigt. Vorgesehen für eine Überbauung der Grundstücke Arcisstr.  20 und 22, haben die ersten fünf Vorprojekte aus mehreren Flügeln bestehende, Hoder A-förmige bzw. als abgewinkeltes U angelegte

Grundrisse, wobei sich zur Arcisstraße hin immer ein Vorhof öffnet (Abb.  65–68). Mit Ausnahme des zweiten Entwurfs sind die ersten fünf sowie alle weiteren Vorprojekte hinter die Straßenflucht zurückgesetzt, um ihre Wirkung gegenüber ihrem Umfeld zu steigern. Am 11. 1. 1932 erfährt Troost durch Josef Heldmann324, dass die Eigentümer von Arcisstr.  22, die Familie Hussel, nicht verkaufen wollen  : »Heldmann sagte mir gestern, daß Dr.  Hussel endgültig abgelehnt habe, sein Haus u. Grundstück an der Arcisstraße zu verkaufen. Er (u. seine 2  Schwestern) seien in dem Hause geboren u. sie wollten bis zum Lebensende auch darin bleiben. Also ist wohl die bisherige Arbeit am Arcisprojekt umsonst.« Als Folge davon beschäftigt sich Troost nun »mit dem kleineren Projekt, welches des Hussel’sche Grundstück nicht in Anspruch nimmt.«325 An dessen Stelle ist in den daraufhin ausgearbeiteten Vorprojekten 6 und 7 das Eckgrundstück Brienner Str. 44 einbezogen, das die NSDAP in der Zwischenzeit offenbar erwerben kann (Abb.  69–71). Beide Vorprojekte beschreiben einen verkleinerten, längsrechteckigen Bau, dessen westliche Schmalseite zugleich Hauptfassade an der Arcisstraße ist. Zum siebten Vorprojekt gehört außerdem ein Entwurf, in dem der Bau einen Lichthof mit Treppenläufen und offenen Umgängen sowie einen größeren Saal aufnimmt, der zum Teil in

321 BSB, Ana 325.B.[TPLT 1932]. – Dass Gerhard von Pölnitz, der Mitte 1931 noch heftig gegen die Errichtung des Rückgebäudes des »Braunen Hauses« ankämpft, nur wenige Monate später als erster Anwohner des »Braunen Hauses« sein Grundstück an die NSDAP veräußert, ist eine Ironie der Geschichte. Da im Oktober 1931 die Baugenehmigung für das östliche Rückgebäude erteilt wird und gleichzeitig neue Eingabepläne für das westliche eingereicht werden, hat beides möglicherweise für Pölnitz den Anlass zum Verkauf gegeben. 322 BArch, NS 1/854: Aufstellung der […] parteieigenen Grundstücke in München, 2.12.1938; StaatsA M, AGBände: Max-Vorstadt; Grundbuchamt München, Grundbuchakten: Max-Vorstadt. 323 Die Nummern stehen auf den entsprechenden Plänen immer oben rechts (s. Abb. 65, 67, 69, 73, 76). 324 Heldmann (1886–?) ist zu jener Zeit Oberster Bauleiter der

NSDAP und Beauftragter von Parteischatzmeister Schwarz für sämtliche Bauangelegenheiten (Grammbitter 1995, 71). Während des Umbaus des »Braunen Hauses« wirft ­Troost ihm »unvernünftiges Drängen zum Schaden d. Arbeit […], lediglich um b. H[itler] Eindruck zu machen« vor (BSB, Ana 325.B.[TPLT 11.12.1930]). Auch danach bleibt ihr Verhältnis angespannt, weshalbt ihn Troost bei künftigen Bauprojekten, letztlich erfolglos, loswerden möchte: »H[eldmann] ist ein so übler Charakter u. Intrigant u. außerdem in der sachlichen Bauführung für mich so wenig geeignet u. unzulänglich, daß ich versuchen muß, ihn für meine Arbeiten unschädlich zu machen. Eine Besprechung mit [Franz Xaver] Schwarz am 31. Vormittag zeigte allerdings, daß dies sehr schwierig sein wird« (Ebd., [TPLT 30.3.1932]). 325 Beide Zitate: Ebd., [TPLT 12.1.1932]. – Zur Familie Hussel s. Grammbitter 1995, 67 Anm. 45.

A rcisstr asse

Grundstückserwerbungen der NSDAP am Königsplatz 322 Arcisstr. 26  

Juli

1933

Arcisstr. 24  

April

1933

Arcisstr. 22  

April

1933

Arcisstr. 20  

März

1932

Brienner Str. 44  

Januar

1932

Br ienner Str asse Brienner Str. 16  

Juni

1933

Arcisstr. 14  

Aug.

1933

Arcisstr. 12  

Aug.

1933

Arcisstr. 10  

Juli

1933

Arcisstr. 8  

Sept.

1933

90 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

65 Vorprojekt 1 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss (oben rechts: »Braunes Haus«, links daneben d ­ essen Rückgebäude), München, Dezember 1931 (WV 120)

66 Vorprojekt 1 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 14. 1. 1932 (WV 120)

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 91

67  Vorprojekt 3 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, 6. 1. 1932 (WV 120)

68  Vorprojekt 3 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 6. 1. 1932 (WV 120)

92 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

70  Vorprojekt 7 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, Januar 1932 (WV 120)

69 Vorprojekt 7 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, 16. 1. 1932 (WV 120)

e­iner apsidialen Mauerausbuchtung untergebracht ist (Abb. 71). Beide Elemente werden in allen nachfolgenden Entwürfen beibehalten und später in Form der doppelten Treppenhallen und der »Großen Halle« im »Führerbau« realisiert.

71 Vorprojekt 7 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, Januar 1932 (WV 120)

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 93

72  Zu Vorprojekt 6 gehöriger Entwurf für die Errichtung mehrerer Parteibauten in der Arcisstraße, München, Januar 1932 (WV 120)

Zu Vorprojekt  6 gehört daneben ein Entwurf, in dem neben dem in die Tiefe gestreckten Parteibau zwei zusätzliche querrechteckige, von der Straßenflucht zurückgesetzte Neubauten auf den Grundstü-

cken Brienner Str. 16 und 44 skizziert sind  ; in deren östlicher Wandflucht zudem zwei vermutlich für Denkmäler bestimmte Sockel (Abb.  72).326 Bemerkenswert ist der Entwurf, da er Elemente – Doppe-

94 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

73  Vorprojekt 8 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, 17. 1. 1932 (WV 120)

lung von Parteibauten, Verschmelzung von Straßenund Platzraum – vorwegnimmt, die Troost erst im Mai 1933 wieder aufgreift, als der Königsplatz in die Planung einbezogen wird (s. S. 106–113). In den Vorprojekten 8 und 9 vom 17./18. 1. 1932 wendet sich Troost wieder den beiden Grundstücken Arcisstr. 20 und 22 zu, obgleich der Erwerb von letzterem zuvor gescheitert ist (Abb.  73, 74). Die in beiden Entwürfen beschriebenen Bauten unterscheiden sich in ihrem Standort und ihren Abmessungen von den ersten fünf Vorprojekten nur unwesentlich. Während das achte Vorprojekt eine Vierflügelanlage

mit offenem Innenhof beschreibt, zeigt Nummer neun einen rechteckigen Baukörper mit erstmals zwei Lichthöfen. In ihrer architektonischen Gestaltung sind sich die ersten neun Vorprojekte recht ähnlich  : Vorgesehen sind immer dreigeschossige walmgedeckte Putzbauten, über deren niedrigen Sockeln die Hauptfassade durch Fensterachsen gegliedert ist. Vorangestellt sind häufig Fahnenmasten. Im ersten Vorprojekt ist der Mitteltrakt für Arkaden geöffnet, die von Lisenen eingefasst werden. Ansonsten sind die Erdgeschossfenster oft rundbogig ausgeschnit-

326 Wegen der Zurücksetzung hinter die Straßenflucht kann es sich nicht um Anbauten der klassizistischen Eckhäuser handeln. – Nach einem Besuch bei Troost am 4.2.1932 erwähnt Goebbels »Neubauten am Braunen Haus« (Goebbels

5.2.1932), was vermuten lässt, dass er entweder genau diesen Entwurf zu Gesicht bekommt oder durch die Vielzahl der Vorprojekte durcheinander gerät.

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 95

74  Vorprojekt 8 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, Januar 1932 (WV 120)

ten und mit rechteckigen Rahmen gefasst, während die übrigen Fenster meist direkt ins Mauerwerk gelassen sind. Der dekorativen Ausschmückung dienen aufgesockelte Skulpturengruppen neben dem Haupteingang sowie Hoheitsadler in der Mitte des zweiten Obergeschosses. Die Mittelachsen der Seitenflügel dagegen sind häufig durch »Führerbalkone« akzentuiert. Während die Bauten der ersten vier Vorprojekte eine ähnlich zurückhaltende Gestaltung wie das Rückgebäude des »Braunen Hauses« aufweisen, haben sie seit dem fünften Vorprojekt eine reichere Architektur, da Erd- und Obergeschoss durch Gurtgesimse geschieden und die Fenster oftmals von zusätzlichen Rahmen eingefasst werden. Bemerkenswert ist ein zum 7. Vorprojekt gehörender Aufriss, in dem das Mauerwerk im Obergeschoss für eine Loggia mit kannelierten Pfeilern geöffnet ist (Abb. 75). Jene Pfeilerform mit blockhaft reduzierten Basen und

Kapitellen, die später noch viele weitere Entwürfe ­Troosts auszeichnet, ist hier erstmals zu finden.327 Gegenüber den ersten neun Vorprojekten zeigt das zehnte Vorprojekt, das Troost seit Anfang Februar 1932 bearbeitet, eine gesteigerte Anspruchshaltung  : Beschrieben wird ein erheblich vergrößerter Monumentalbau, der nicht mehr axial auf das Rückgebäude des »Braunen Hauses« ausgerichtet ist, dafür aber das Grundstück Arcisstr. 24 erstmals einbezieht (Abb. 76, 77). Von den später realisierten Parteibauten nimmt der Entwurf den rechteckigen Grundriss und die doppelten Lichthöfe vorweg, außerdem den dazwischen gelegten, großen Saal, der ein halbkreisförmiges Auditorium mit weiteren Sitzplätzen an der Stirnseite aufweist und, wie die Lichthöfe, von einem Oberlicht überfangen wird.328 Noch unausgereift wirkt dagegen der rückwärtige Anbau mit einem weiteren, kleineren Saal. Der HauptfassadenAufriss zeigt einen zweigeschossigen Bau mit Attika,

327 Kannelierte Pfeiler sind bereits in der römischen Antike bekannt und im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Deutschland weit verbreitet (Scobie 1990, 60). Troost verwendet ähnliche Pfeiler zuvor im Wettbewerbsentwurf für Oldenburg (1908, Abb. 21), im Repräsentationsraum der Bayerischen Gewerbeschau (1911/12), bei Haus Hasenclever

(1912, Abb. 24) sowie in Bibliothek und Rauchsalon 1. Kl. der ersten Columbus (1912–1914, 1919–1922). 328 In einem vermutlich später entstandenen Grundriss ist die Zahl der Sitzplätze im Auditorium mit 564, an der Stirnseite mit 81 angegeben (BSB, Ana 325.A.V.9.44).

96 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

75  Vorprojekt 7 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, Januar 1932 (WV 120)

76  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, 5. 2. 1932 (WV 120)

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 97

77  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 8. 2. 1932 (WV 120)

der über dem abgestuften Hauptgesims mit einem Flachdach abschließt. Über dem Stufensockel wird der Bau horizontal durch Gurtgesimse gegliedert, vertikal durch 23  Achsen mit rahmenlos ins Mauerwerk eingeschnittenen Rechteckfenstern. Hauptakzent der Hauptfassade ist ein dreizehnachsiger Risalit mit kannelierten Säulen oder Pfeilern.329 Ausgehend vom zehnten Vorprojekt arbeitet ­Troost eine Reihe weiterer Entwürfe aus  : Während die Grundrisse bis auf den weggelassenen rückwärtigen Anbau nahezu identisch sind, weisen die Aufrisse unterschiedliche Lösungen auf. Gemein sind ihnen eine im Vergleich zu vorher reichere Durchbildung der Bauglieder sowie eine Zunahme von gliedernden Elementen wie Lisenen, Horizontalfugen und Gesimsen, die nun ihrerseits meist mehrfach abgestuft sind. Zudem sind in vielen Entwürfen Bauinschriften über dem Hauptgesims skizziert, die ebenfalls den gestiegenen architektonischen Anspruch anzeigen. Zu einem Grundriss vom 11. 2. 1932 gehört der Aufriss einer in 21 Achsen gegliederten Fassade mit Mittelrisalit und rechteckigen sowie quadratischen

Fenstern. Ein weiterer Entwurf vom 14. 2. 1932 beschreibt einen zweigeschossigen Bau auf hohem Sockel, der zwischen Lisenen ebenfalls in 21  Achsen mit Rundbogenfenstern gegliedert ist (Abb. 78). Dem Mittelrisalit ist eine doppelläufige Treppenanlage mit Terrasse vorgelagert, die sich nahezu über die halbe Breite der Hauptfassade erstreckt. Über das Hauptgesims ragt im Zentrum ein turmartiger Mittelteil hinaus, der mit dem riesigen Hoheitsadler und der Dachbalustrade wie eine auftrumpfende, architektonische Geste wirkt. Ähnlich ist der Entwurf vom 17./18. 2. 1932, der allerdings rechteckige Fenster ohne Lisenen und einen nochmals erhöhten Mittelteil hat (Abb. 79, 80). Ein weiterer Aufriss vom 25. 2. 1932 besitzt von Gesimsen eingefasste Fenster und einen niedrigeren, dafür verbreiterten Mittelteil (Abb. 81). Zudem werden die Eingänge von zwei aufgesockelten Kolossalpfeiler oder -Säulen mit Hoheitsadlern eingerahmt. Wie sich somit zeigt, nehmen Grundriss und Raumdisposition der ausgeführten Parteibauten seit dem siebten Vorprojekt von Mitte Januar 1932 all-

329 Bei einem alternativen Entwurf ist der Risalit nur im Obergeschoss für eine Loggia geöffnet (LoC, Lot 3984; PB/USA).

98 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

78  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 14. 2. 1932 (WV 120)

79  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, 17. 2. 1932 (WV 120)

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 99

80  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 18. 2. 1932 (WV 120)

81  Vorprojekt 10 für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, 25. 2. 1932 (WV 120)

mählich Gestalt an, bis schließlich im zehnten Vor- tung der konservativen Münchner Architektur der projekt und den nachfolgenden Entwürfen wesentli- 1920er-Jahre verwandt (Abb.  82). Wie jene Bauten che Elemente der Ausführung vereint zu finden sind. hat das Rückgebäude einen geschlossenen Grundriss, eine regelmäßige Fassadengliederung durch Fensterachsen und rahmenlos ins Mauerwerk geschnittene Einflüsse Rechteckfenster. Für den repräsentativeren Parteibau in der Arcis­ Troosts erster Bau für die Nationalsozialisten, das straße sucht Troost dagegen einen Mittelweg zwiRückgebäude des »Braunen Hauses«, zeigt sich mit schen der konservativen Zwanziger-Jahre-Archiseiner schlichten, zaghaft historisierenden Gestal- tektur und den klassizistischen Bauten Ludwigs  I.

100 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

82  Oswald Bieber  : Evangelisch-Lutherisches Landes­ kirchenamt, München, 1928/29

83  Leo von Klenze  : Alte Pinakothek – Südfassade, ­München, 1822–1836, 1952–1957 Wiederaufbau durch Hans Döllgast

(1786–1868).330 Dies zeigen bereits die ersten neun Vorprojekte, vor allem aber das zehnte Vorprojekt und die dazugehörigen Entwürfe, bei denen die Bezugnahme zum Klassizismus noch ausgeprägter ist. Troosts Vorbilder hierbei sind vermutlich allesamt in München zu suchen  : Allgemein dürfte bei seinen Entwürfen der erhöhte Mittelteil und die hinter das Hauptgesims zurückgesetzte Attikaverkleidung der Glasdächer von Klenzes Münchner Bauten inspiriert sein.331 Als Vorbild hat im Besonderen höchstwahrscheinlich die Alte Pinakothek gewirkt, von der

das Motiv der in rechteckige Rahmen eingepassten Rundbogenfenster abgeleitet sein dürfte (Abb.  83). Dieses Motiv zeichnet nicht nur die ersten neun Vorprojekte aus, sondern charakterisiert später, wenngleich dann formal reduziert und stärker profiliert, auch die ausgeführten Bauten. Ebenfalls von der Alten Pinakothek dürfte der Aufriss vom 14. 2. 1932 inspiriert sein (s. Abb. 78), der einen hohen Sockel mit Eingängen aufweist, die von einer rahmenden Architektur, hier mit Balkonen, eingefasst werden  ; des Weiteren auch zwei Geschosse mit Rundbogen-

330 Dies meint auch Tegethoff, dem nur ein Teil der Vorentwürfe bekannt ist (Tegethoff 1995, 13). – Dass sich Troost beim Parteibau in der Tat an anderen Bauten orientiert, belegt seine Tagebuchnotiz von Anfang 1932: »Am heil. drei

Königstag früh mit Gall einige Bauten (Facaden u. Größen) studiert zum Vergleich mit dem Projekt« (BSB, Ana 325.B.[TPLT 8.1.1932]). 331 Tegethoff 1995, 14.

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 101

84  Leo von Klenze  : Königsbau der Residenz – Ausführungsentwurf, München, 1826

fenstern zwischen Lisenen332 und ein mächtiges Abschlussgesims. Noch deutlicher zeigt sich der Einfluss von Klenzes Museumsbau, um dies vorwegzunehmen, im Ausführungsentwurf von 1933 (s. Abb. 91)  : Die Fenster von Erd- und Obergeschoss sitzen nun ebenfalls direkt auf dem Sockel bzw. Gurtgesims auf und haben rechteckige Rahmen, während das darüber liegende Attikageschoss, wie das der Nordfassade der Pinakothek, für kleine Rechteckfenster geöffnet ist. Der erwähnte Entwurf vom 14. 2. 1932 zeigt daneben auch Verwandtschaft mit dem Königsbau der Münchner Residenz (1823–1835), da er ebenfalls 21  Achsen und einen erhöhten Mittelteil aufweist, der bei Troost allerdings nicht durchfenstert ist (Abb.  84), außerdem Rundbogenfenster, die im Obergeschoss des Königsbaus und im erhöhten Mit-

telteil von Troosts Entwurf ebenfalls von Pilastern gerahmt werden. Der Glyptothek ist vermutlich der stereobatartige Stufenunterbau, der einige der zu Vorprojekt 10 gehörenden Entwürfe auszeichnet, nachempfunden (Abb. 85). Ob die Grundrisse der ersten neun Vorprojekte bestimmten Vorbildern folgen, ist nicht auszumachen. Die seit dem zehnten Vorprojekt gültige Konzeption mit einem geschlossenen rechteckigen Grundriss, zwei überdachten Binnenhöfen und einem mittleren Quertrakt folgt dagegen einem Schema, das seit dem späten 19.  Jahrhundert für Verwaltungsgebäude gebräuchlich ist. Während dort aber das Treppenhaus zumeist im Mittelteil untergebracht ist, befindet sich hier bei Troost der zentrale Saal, während die Treppen in die Lichthöfe gelegt sind.333

332 Allerdings sind bei der Alten Pinakothek nur die Fenster im Obergeschoss von Pilastern eingefasst. 333 Grammbitter 1995, 74f. 334 BSB, Ana 325.B.[TPLT 8.1.1932].

335 Ebd., [TPLT o. D. (Ende März/Anfang April 1932)]. 336 Nach Troosts Aufzeichnungen stehen zumindest – unbekannt, aus welcher Quelle – Gelder für den Erwerb des Grundstücks Arcisstr. 22 zur Verfügung: »Man [d. h. aufsei-

102 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

85  Leo von Klenze  : Glyptothek, München, 1816–­1830

Hitlers Involvierung Hitlers Anteilnahme an den Planungen ist in den Tagebüchern von Goebbels und Troost festgehalten. Am 2. 1. 1932 erfährt Troost von Parteischatzmeister Schwarz, dass einer seiner Entwürfe dem Parteiführer »sehr gefallen habe«334. Ende März/Anfang April 1932 besprechen sich er und Hitler »über die Möglichkeit der Finanzierung des Baus an der Arcisstraße. Das war gegen 12  Uhr am Abend oben in seinen Räumen. H[itler] war überarbeitet u. in ernster Stimmung. Wir verabschiedeten uns innerlich ergriffen.«335 Einzelheiten zur Finanzierung hat Troost nicht vermerkt.336 Den letzten Hinweis für Hitlers Beschäftigung mit dem Bauprojekt im Jahr 1932 gibt Troost Ende April  : »Ich hatte kaum mit dem Malen angefangen, als Schaub Hitlers Besuch ten der NSDAP] will alles tun, um die Ausführung des Projekts zu ermöglichen. Die Mittel zum Ankauf der Grundstücke sind da, jedoch wollen die Hussel’s Arcisstr. zunächst nicht verkaufen« (Ebd., [TPLT 9.1.1932]).

anmeldete. Er kam mit sehr guter Stimmung und Freude über seinen großen Erfolg bei den Landtagswahlen. Er saß wieder eine zeitlang vor meinem Entwurf u. sprach zwischendurch von seinen politischen Plänen. Am Abend fuhr H[itler] nach Berlin, um die Regierungsfragen zu besprechen. Ich habe mich über seinen Besuch u. sein Interesse am Projekt trotz der politisch bewegten Zeit sehr gefreut.«337 Inwieweit Hitler Einfluss auf die Gestaltung von Troosts Entwürfen nimmt, geht aus den Quellen nicht direkt hervor. Der einzige, eher allgemein gehaltene Hinweis stammt vom 9. 1. 1932, als Troost »einige Wünsche [Hitlers], den Grundriß betreffend«338 erwähnt. Wenngleich Genaueres hierüber nicht bekannt ist, so ist anzunehmen, dass die sich seit dem siebten Vorprojekt konkretisierende Raumkonfiguration, vor allem die Anlage eines großen 337 Ebd., [TPLT 27.4.1932]. 338 Ebd., [TPLT 9.1.1932].

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86  Vorprojekt für einen Parteibau in der Arcisstraße – Aufriss, München, April 1933 (WV 120)

Versammlungssaals, auf Hitler zurückgeht. Höchst- dem leicht beeindruckbaren Goebbels lediglich eiwahrscheinlich gibt er auch den Anstoß für die Mo- nige Lichtpausen von Troosts Entwürfen zeigt, die numentalisierung im zehnten Vorprojekt und den er als »seine« Pläne in dem Sinn ausgibt, als sie in dazugehörigen Entwürfen, da vor allem die turmar- seinem Auftrag entstanden sind.341 Bemerkenswert erscheint, dass neben Hitler und tig überhöhten Mittelteile oder die vor die Fassade gestellten Kolossalsäulen ohne sein Einwirken kaum manchen Spitzenfunktionären der NSDAP mit Fritz vorstellbar sind. Hierauf deutet auch Goebbels’ Ta- Gablonsky auch eine führende Persönlichkeit der gebucheintrag, der am 27. 3. 1932 bei ­Troost höchst- Obersten Baubehörde frühzeitig in die Planungen wahrscheinlich die Entwürfe zum zehnten Vorpro- eingeweiht ist und ihnen, wie Troost am 9. 1. 1932 jekt zu Gesicht bekommen hat  : »Wir fahren zu Prof. festhält, äußert wohlwollend gegenübersteht  : »GesTrost [sic  !] ins Atelier. Neubau im Entwurf. Fabel- tern Vormittag bei Gablonsky  : Er ist von dem Prohaft. Klassische Wirkung. Hitlers Werk. Er ist in der jekt sehr eingenommen u. will alle Unterstützung Baukunst ein wahrer Künstler.«339 geben. […] Nachmittag (also gestern) bei Schwarz Wenngleich Hitlers Einfluss auf die zunehmende (wo auch Bou[h]ler) die Projektduplikate gebracht, Monumentalisierung der Entwürfe kaum zu bezwei- über meine Besprechung Gablonsky berichtet. […] feln ist, so existieren keine Belege, dass er eigene Man will alles tun, um die Ausführung des Projekts Entwurfsskizzen hierzu angefertigt hat. Einem Miss- zu ermöglichen.«342 Inwieweit Troost das Neubauprojekt nach Februar verständnis sitzt vermutlich Goebbels auf, der am 4.  2.  1932 nach einem Treffen mit Hitler in Mün- 1932 weiter bearbeitet, ist mangels Quellen unbechen notiert  : »Im Café Heck gelacht und geplaudert. kannt. Ebenso fehlen Nachrichten über BemühunHitler zeigt seine neuen Entwürfe für Parteihausneu- gen der NSDAP um weitere Grundstückserwerbe. bau. Er hat Ideen.«340 Anzunehmen ist, dass Hitler Möglicherweise geben die Anfang 1932 fehlgeschla­

339 Goebbels 27.3.1932. 340 Goebbels 4.2.1932. 341 Gelegentlich übergibt Troost Lichtpausen seiner Entwürfe

an Parteischatzmeister Schwarz zur Vorlage bei Hitler (s. nachfolgendes Zitat). 342 BSB, Ana 325.B.[TPLT 9.1.1932].

104 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

87  Vorprojekt für einen Parteibau in der Arcisstraße – Grundriss, München, April 1933 (WV 120)

genen Verhandlungen zum Kauf der Grundstücke Das Vorprojekt vom April 1933 Arcisstr.  22 und 24 für Hitler den Ausschlag, das Projekt bis zum Machtgewinn, der spätestens seit Die erste Nachricht zur Wiederaufnahme der Planunden Reichstagswahlen Ende Juli 1932 realistisch er- gen stammt vom 12. 4. 1933, als Troost von Hitler scheinen musste, zurückzustellen. In diese Richtung erfährt  : »Letztes Grundstück gekauft.«344 Gemünzt deutet zumindest, dass im Mai 1932 die in Besitz ist die Aussage auf die Grundstücke Arcisstr. 22 oder der ­NSDAP befindlichen Grundstücke – »Braunes 24, die die NSDAP im April erwirbt  ; Arcisstr.  26 Hauses«, Brienner Str. 44, Arcisstr. 20 – durch eine folgt im Juli 1933. Inwieweit bei den Grundstückseinheitliche Einfriedung nach Entwürfen Troosts zu- käufen Druck auf die Eigentümer ausgeübt wird, was sammengefasst werden sollten.343 angesichts der für 1932 belegten Verweigerungshaltung der Familie Hussel anzunehmen ist, ist nicht bekannt.345 Vermutlich erst nach dem 12. 4. 1933

343 StadtA M, LBK 1622: Eingabepläne zur Erneuerung der Einfriedung, eingegangen am 11.5.1932. Ob die Einfriedung nach der Baugenehmigung am 8.10.1932 tatsächlich

errichtet wird, ist ungewiss. 344 PB/KirchheimTeck, NPLT 12.4.1933. 345 Vgl. Grammbitter 1995, 66–69 Anm. 44–47.

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 105

arbeitet Troost neue Entwürfe aus, die auf dem zehnten Vorprojekt basieren und am 25. 4. bei der Lokalbaukommission eingereicht werden (Abb.  86). Der Grundriss ist ähnlich wie zuvor konzipiert, wobei im Erdgeschoss nun eine große Vorhalle und eine riesige Kartothek untergebracht sind, die der nach dem 30. 1. 1933 springflutartig anwachsenden Zahl von Parteibeitritten geschuldet ist.346 Die Hauptfassade wird durch die leitmotivartig verwendeten Rundbogenfenster charakterisiert, die mit abgestuften, rechteckigen Rahmen ins Mauerwerk eingetieft sind (Abb.  87). Die Eingänge sind aus der Mittelachse nach außen verlegt, wo sie von Skulpturen347 flankiert und von Altanen mit dorisierenden Säulen gesäumt werden.348 Abgesehen von den später wieder fortgelassenen Skulpturen ist die Außengestaltung identisch mit den ausgeführten Bauten.

Am 29. 4. 1933 besprechen sich Troost und Hitler über ein »Parteihaus Karthotek [sic  !], Grundstücksvergrößerung.«349 Während mit »Parteihaus Karthotek« das kurz zuvor eingereichte Vorprojekt gemeint ist, bezieht sich »Grundstücksvergrößerung« höchstwahrscheinlich auf eine Ausweitung der Bauplanungen zum »Haus der Deutschen Kunst« (s. S. 121–129), da Troost tags darauf notiert  : »Seelische u. gesundheitl. Depression, H’s [Hitlers] Gedanken  : zu Park Bebauung Engl. Garten, Hofgar-

ten. Hoffentl. kommts dazu nicht.«350 Genaueres berichtet Hans Severus Ziegler  : »Hitler wollte aber ein großes Forum mit dem Haus der Kunst, einem Museum für Zeitgeschichte und einem Reichsstatthalterbau schaffen, das sich tief in den ›Englischen Garten‹ hinein erstreckte.«351 Nachdem Hitler Mitte März 1933 den Südrand des Englischen Gartens als Bauplatz für das »Haus der Deutschen Kunst« festgelegt hat, beabsichtigt er Ende April, an gleicher Stelle eine von Bauten eingefasste Aufmarschfläche schaffen. Skizziert ist sein Bauvorhaben in einem Stadtplan Münchens, wo ein rechteckiger Platz von drei Bauten – nach Ziegler das »Haus der Deutschen Kunst«, ein Museum für Zeitgeschichte und ein Palais für den Reichsstatthalter – umsäumt und von der Prinzregentenstraße durch eine seitlich offene Mauer geschieden ist (Farbtaf. 11). Am 20. Mai lässt Hitler sein Vorhaben gegenüber Troost fallen  : »H[itler] kommt nicht mehr auf die Idee (Platzanlage, Kunsthalle, Statthalter-Palais zusammen zu legen) zurück. So bin ich von einer Centnerlast befreit. Ich habe eine große Freude, H[itler] drückt mir beim Abschied besonders herzlich die Hand u. ich gelobe mir zum Gelingen d. Aufgaben, alles zu leisten, was in meinem Kräften steht.«352 Wie diese Äußerung sowie jene vom 30. April zeigen, steht Troost dem Vorhaben Hitlers ablehnend gegenüber. Nach Zieglers Bericht ist »Troosts Hauptargument, daß der ›Englische Garten‹ als ein Kleinod der Münchener unter allen Umständen unangetastet bleiben müsse«.353 Dass er aber deshalb sogar mit der Nieder-

346 Am 19.4.1933 verhängt die NSDAP eine Aufnahmesperre, um der Flut der vielfach aus reinem Opportunismus in die Partei eintretenden Neumitglieder Einhalt zu gebieten. – Reichlich übertrieben erscheint die Meldung im Völkischen Beobachter vom 22./23.4.1933, dass sich das neue Parteigebäude, »ein gewaltiges Parteihaus«, an der Arcisstraße von der Brienner Straße nach Norden bis an die Gabelsbergerstraße erstreckt (s. Monumentalbaupläne 1933). 347 Die Skulpturensockel sind das entscheidende Kriterium für die Zuweisung des undatierten Aufrisses zum Grundriss vom April 1933. 348 Möglicherweise sind die Altanen von einem Projekt Richard Berndls für ein Nuntiaturgebäude (1918) auf dem Grundstück Arcisstraße 20 inspiriert, das Troost aus den Bauak-

ten gekannt haben dürfte (StadtA M, LBK 741; Abb. s. Grammbitter 1995, 70 Abb. 62). PB/KirchheimTeck, NPLT 29.4.1933. Ebd., NPLT 30.4.1933. Ziegler 1964, 189. BSB, Ana 325.B.[TPLT 20.5.1933]. Ziegler 1964, 190. – Die von Ziegler überlieferte Argumentation Troosts ist insofern glaubwürdig, als Troost selbst als Anwohner des Englischen Gartens (in der Kaulbachstraße) von dem Bauvorhaben unmittelbar betroffen gewesen wäre. Ebd., 189f., hier auch das folgende Zitat. – Im April/Mai 1933 ist für Troost die Errichtung repräsentativer Großbauten, also das, wonach er sich sein Leben lang sehnt, realistischer als je zuvor. Zudem verheißen ihm die politischen

Parteiforum im Englischen Garten

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106 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

legung des Bauauftrags droht, wie Ziegler354 weiter ausführt, erscheint indes kaum glaubhaft. Ebenso wenig lassen sich »wochenlange schwere Auseinandersetzungen« zwischen ihm und Hitler feststellen. Ob nun Troosts Widerstand oder andere Gründe355 dafür ausschlaggebend sind, favorisiert Hitler bald einen anderen Standort für seine Platzanlage. Am 13. Mai, ihrem einzigen Treffen zwischen 30. April und 20. Mai, diskutiert er mit Troost erstmals eine »Gestaltung am Königsplatz«356, nachdem ihre vorherigen Besprechungen ausschließlich das »Verwaltungsgebäude der N.S.D.A.P. an der Arcisstraße«357 oder das »Arcisprojekt«358 zum Gegenstand haben. Die auffällige begriffliche Unterscheidung Troosts legt nahe, dass nun erstmals der Königsplatz in die Planungen einbezogen wird. Bemerkenswerterweise ist bei dem Treffen am 13. Mai auch SA-Chef Ernst Röhm anwesend, mit dem ­ Troost sonst keinerlei Kontakt hat und der womöglich als »Experte« für Aufmärsche im Hinblick auf die geplante Umgestaltung des Königsplatzes hinzugezogen wird.359

Ausweitung der Planungen im Mai 1933 Etwa gleichzeitig mit der Verlagerung von Hitlers Forumsplänen auf den Königsplatz lassen sich in einem kurz nach dem 15. 5. 1933 verfassten Schreiben360 des bayerischen Innenministeriums erstmals konkrete Überlegungen bezüglich der Errichtung eines zweiten Parteigebäudes fassen. Wiedergegeben

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Verhältnisse und Hitlers Wertschätzung glänzende Perspektiven. Dass er wegen der »Rettung« des Englischen Gartens die Gunst Hitlers und damit seine berufliche Zukunft aufs Spiel setzt, ist kaum vorstellbar. Arndt vermutet, dass eine politisch motivierte Zurückhaltung Hitler zur Aufgabe seiner Forumsidee bewogen hat (Arndt 1981, 468). Ob das stattdessen realisierte Bauensemble am Königsplatz und dessen Umgestaltung als Zeichen einer größeren Zurückhaltung Hitlers gedeutet werden kann, sei dahingestellt. PB/KirchheimTeck, NPLT 13.5.1933. BSB, Ana 325.B.[TPLT 8.1.1932]. Ebd., [TPLT 12.1.1932]. Angesichts Hitlers Forumsidee für den Englischen Garten

sind im Folgenden die wichtigsten Passagen, die vom Autor im Hinblick auf die anschließende Diskussion durchnummeriert wurden  : [1] »Eine Erinnerung gemäss §  86 M.B.O. [Münchner Bauordnung] hinsichtlich der benachbarten Staatsgebäude am Königsplatz ist gegen die Bauführung nach den Plänen des Prof. P. L. Troost vom April 1933 […] nicht veranlasst. Die Genehmigung gemäß § 83 M.B.O. wird erst nach Abschluß der baupolizeilichen Behandlung der Pläne erteilt werden. […] Es wird sich empfehlen, die nach § 83 Abs.  II M.B.O. erforderliche Genehmigung des St. M. d. Innern [Bayerisches Staatsministerium des Innern] auch in dem vorliegenden Falle wie bisher erst nach Abschluß des baupolizeilichen Verfahrens zu erteilen, zumal verschiedene Befreiungen von den Vorschriften der M.B.O. bezw. der Staffelbauordnung erforderlich sein werden (Überschreitung der Frontlänge und der Vordergebäudezone, Anordnung von Lichthöfen u.s.w.). Es kann aber, wie dies auch bei dem Neubau der evangel. Landeskirche an der Arcisstrasse Nr. 13 geschehen ist, […] die Genehmigung nach § 83 M.B.O. schon jetzt in Aussicht gestellt werden, da Bedenken gegen den Bau in schönheitlicher Beziehung nicht bestehen. […] [2] Der Neubau wird also bei der geplanten Höhe und seiner grossen Massenentwicklung in der Umgebung stark zur Geltung kommen, was insbesondere mit Rücksicht auf den Königsplatz von Bedeutung ist. In städtebaulicher Beziehung muss deshalb der Neubau vor allem hinsichtlich seiner Auswirkung scheinen die Berichte von Ziegler und Adolf Dresler, des Hauptamtsleiters der Reichspressestelle der NSDAP, denen zufolge Hitler und Troost bereits vor 1933 die Umgestaltung des Königsplatzes beraten haben (Dresler 1937, 10; Ziegler 1964, 189), nicht zuzutreffen. 360 BSB, Ana 325.B.[Verwaltungsgebäude des Nationalsozialistischen Dt. Arbeitervereins, München 1933: Bescheid des Bayer. Innenministeriums an die Regierung von Obb., Kammer des Innern, Mai 1933 – Abschrift, gezeichnet: »G.« (Gablonsky?)]. Der Bescheid wurde außerdem ans Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und an Troost zur Kenntnisnahme weitergereicht.

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auf den Königsplatz beurteilt werden  ; er muss in das Bild des Platzes miteinbezogen werden und zwar als beherrschender Abschluss gegen Osten, da der Bau infolge seiner Massenentwicklung auch hinter den Baugruppen, die heute den Platz gegen Osten nach der Arcisstrasse abschliessen, stark in die Erscheinung treten wird. Das bedingt, um das bestehende schöne Gleichgewicht des Platzes nicht zu stören, dass als Gegenstück zu dem geplanten Neubau auch auf dem südlichen Eckplatz Brienner-Arcisstrasse eine gleichwertige Baumasse als Ergänzung des Abschlusses erscheint. Dem hat der Architekt, Prof. Troost, bei der Projektierung des vorliegenden Neubaues insoferne auch bereits Rechnung getragen, als er auf dem zu den Ministerialakten gegebenen Lageplan vom 15. 5. 33 einen analogen Baukörper an der südlichen Ecke  – Brienner-Arcisstrasse eingezeichnet hat. Nach den mit Prof. Troost geführten Verhandlungen ist beabsichtigt, an der südlichen Ecke, Brienner-Arcisstrasse als Gegenstück zu dem vorliegenden Bau einen weiteren Neubau als Verwaltungs- oder Museumsgebäude zu errichten und zwar möglichst gleichzeitig mit dem vorliegenden Bau. [3] Mit der Errichtung dieser beiden dominierenden Baukörper müssten die 2 schönen alten Eckhäuser Brienner-Arcisstrasse fallen  ; so bedauerlich das wegen des feinen Masstabes dieser Bauten gerade in Bezug auf den Königsplatz ist, neben den überragenden neuen Baukörpern, die ziemlich nahe an die fraglichen alten Eckbauten heranrücken, würde ihre Wirkung und städtebauliche Bestimmung hinfällig  ; außerdem sind die fraglichen Häuser in ihrem baulichen Zustand veraltet und in ihrer Einteilung für heutige Zwecke nicht mehr gut verwendbar. Dass ferner die Bauten an der Arcisstraße, insbesondere bezüglich der unschönen Verblendziegelbauten im südlichen Teil, den Neubauten weichen müssten, ist nur zu begrüßen.

[4] Nach den mit Prof. Troost geführten Verhandlungen wird nun ein Übersichtsmodell 1   : 200 der gesamten Umgebung des geplanten Neubaues unter Einschluss des Königsplatzes und des Karolinenplatzes angefertigt werden. Wenn auch auf Grund dieses Modelles sich noch Änderungen in der Stellung und Abmessung der geplanten Neubauten ergeben können, dürfte doch, wie in dem vorstehenden Entschl.Entwurf vorgesehen, die grundsätzliche Zustimmung schon jetzt erteilt werden können, zumal etwa auf Grund des Modelles noch erforderliche Bedingungen bei der Genehmigung nach § 83 II M.B.O. ausgesprochen werden könnten. Sollte die gleichzeitige Errichtung und analoge Gestaltung des südlichen Baukörpers nicht gesichert werden können und die Entscheidung ohne Rücksicht hierauf getroffen werden müssen, wäre an Hand des Modelles noch zu prüfen, ob der nach den vorliegenden Plänen in Frage stehende Bau nicht besser noch so weit gegen Norden abgerückt werden sollte, dass die mächtige Baumasse von dem benachbarten Eckhaus an der Briennerstrasse und von der Achse des Königsplatzes den gleichen Abstand erhält, wie in [sic  !] die bestehende südliche Häusergruppe hat. Der Neubau käme dadurch mit seiner Südfront etwa in die Flucht der Glyptothek, er könnte durch mächtige Baumgruppen von seiner näheren Umgebung losgelöst und einer stärkeren Einwirkung auf den Königsplatz entzogen werden. Eine derartige Verschiebung des Neubaus gegen Norden unter Beibehaltung seiner jetzigen Abmessungen wäre allerdings nur möglich, wenn auch das Anwesen Arcisstrasse Nr. 26 noch in den Bauplatz einbezogen wird.«

361 Die in Aussicht gestellte Baugenehmigung genügt den Nationalsozialisten, um kurz darauf im nördlichen Teil der Arcisstraße mit dem Abbruch der bestehenden Häuser zu beginnen (Grammbitter 1995, 67 Anm. 45). 362 Dass die Errichtung von zwei analogen Baukörpern primär städtebauliche Gründe hat und auf Troost zurückgeht, behauptet später auch dessen Witwe: »Da die Errichtung eines

grösseren Baues an dieser Stelle eine einseitige Verschiebung und Störung des Gleichgewichtes der Platzanlage gebracht hätte, machte Troost den Vorschlag zugleich die Planung der anderen Seite Briennerstrasse mit einzubeziehen. […] Hitler war über diese Vorstellung hocherfreut und versuchte die nächstliegenden Komplexe zu bekommen« (PB/Berchtesgaden: GT an Hermann Giesler, o. D. [nach 1945]).

Zu 1  : Abgefasst wurde das Schreiben in der Obersten Baubehörde von oder unter Gablonsky, der wie gezeigt seit Mitte 1931 Kenntnis von den nationalsozialisti-

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schen Bauvorhaben hat und sie unterstützt. Dass das Troost kurz darauf an gleicher Stelle »Gedenkhallen«. Zu 4  : Wie der Wortlaut des Schreibens nahelegt, Innenministerium bereits im Mai seine Baugenehmigung des Vorprojekts von April 1933 in Aussicht stellt, wird Mitte Mai ein Übersichtsmodell im Maßstab erscheint daher wenig verwunderlich.361 Zudem erwe- 1 : 200 zur städtebaulichen Prüfung der beiden Neucken der wohlwollende Duktus des Schreibens und bauten in Auftrag gegeben. Für den Fall, dass die der Verweis auf den Präzedenzfall des Landeskirchen- Errichtung des südlichen Baus nicht gelingt, soll amts (Abb. 82) den Eindruck, als wäre die Befreiung der andere nach Vorschlag des Innenministeriums von den Bauvorschriften – für ein Vorhaben, das tat- soweit nach Norden verschoben werden, dass er der sächlich einen massiven Eingriff in seine Umgebung Einwirkung auf den Königsplatz entzogen wird. Da darstellt  ! – ein routinemäßiger Vorgang. die NSDAP aber bis August 1933 sämtliche erforZu 2  : Glaubt man dem Wortlaut des Bescheids, derlichen Grundstücke erwerben kann, ist dieser dann bewertet das Innenministerium den Parteibau Punkt letztlich hinfällig.364 Das im Schreiben erwähnte Modell ist bis zum vornehmlich nach städtebaulichen Gesichtspunkten. Um das optische Gleichgewicht des Königsplatzes 24.  6.  1933 fertiggestellt, da Troost an diesem Tag nicht zu stören, befürwortet man, wie von Troost notiert  : »Vorm[ittag] Hitlers Besuch  : Modelle Köbereits 1932 angedacht (s. S. 94f.), die Errichtung nigsplatz.«365 Die Erwähnung mehrerer »Modelle« zweier gleichwertiger Bauten als neuen Ostab- hat vermutlich den Grund, dass Troost zu diesem schluss.362 In dem Lageplan vom 15. 5. 1933 – dies Zeitpunkt neben dem Übersichtsmodell mindesist auch der Terminus post quem des Schreibens – tens ein weiteres Teilmodell der Parteibauten besitzt, hat Troost deshalb zwei analoge Baukörper an der nämlich ein »Modell Treppenhaus Arcisstr.«366, das Arcisstraße eingezeichnet, von denen der südliche ihm am 18. 5. 1933 ausgeliefert wird. MöglicherVerwaltungs- oder Museumszwecken dienen soll. weise begründet sich der Plural auch damit, dass das Letzteres ist ein weiterer Beleg für die Verlagerung Königsplatz-Modell aus mehreren Teilen zusammenvon Hitlers Forumsplänen vom Englischen Gar- gesetzt ist.367 Die Fertigstellung des Übersichtsmoten auf den Königsplatz, dessen Umgestaltung im dells vor dem 24. Juni erklärt schließlich auch, waSchrei­ben aber noch nicht erwähnt wird. rum das Ende April eingereichte Vorprojekt erst am Zu 3  : Nach Ansicht des Innenministeriums 22. 7. 1933 von der Lokalbaukommission endgültig bedingt die Errichtung zweier Neubauten den Ab- genehmigt wird – wie im Schreiben angegeben also bruch der klassizistischen Eckhäuser Brienner Str. 16 erst nach der städtebaulichen Prüfung des Modells. und 44. Der hierfür als Grund angeführte, schlechte Zustand beider Häuser erscheint indes wenig glaubwürdig, da das Haus Brienner Str. 16 bis April 1933 Das Übersichtsmodell vom Mai/Juni 1933 vollständig renoviert wurde.363 Ähnliches gilt für das zweite Argument, die Nähe zu den Neubauten Das Übersichtsmodell vom Mai/Juni 1933 ist und der damit einhergehende Verlust ihrer städte- höchstwahrscheinlich mit jenem Modell idenbaulichen Funktion  : Wenngleich im Schreiben noch tisch, das im November 1935 veröffentlicht wird keine Ersatzbebauung vorgesehen ist, so projektiert (Abb. 88).368 Drei Gründe sprechen dafür  : erstens, 363 Vgl. Grammbitter 1995, 69 Anm. 47. 364 Der nach Norden verschobene Bau ist offenbar in dem Lageplan von April/Mai 1933 skizziert (Farbtaf. 11). 365 PB/KirchheimTeck, NPLT 24.6.1933. 366 Ebd., NPLT 18.5.1933. – Vermutlich ist das Treppenhausmodell identisch mit jenem, das bei Zöberlein 1934, 592 publiziert ist und entlang der geöffneten Nordwand

der südlichen Treppenhalle den Blick ins Innere ermöglicht. 367 Dies ist zumindest beim zweiten Gesamtmodell der Fall (s. Abb. 96; s. a. Troosts Bauten 1934, 209 Abb. 12, 211 Abb. 17; Zöberlein 1934, 593 unten; außerdem: BSB, Ana 325.A.VII.6.4; VWA, Fotomappe zu Parteibauten). 368 Da Goebbels nach seinem Atelierbesuch am 6.6.1933 nur

Parteizentrum der NSDAP am K ­ önigspl atz | 109

dass es, wie vom Innenministerium gewünscht, ser Brienner Str.  16 und 44 ins Bauprogramm aufauch die Umgebung des Karolinenplatzes darstellt  ; genommen werden. Wenngleich die einzelnen Bauzweitens die Tatsache, dass es nicht für die Öffent- ten in der Folge zum Teil weitere gestalterische oder lichkeit bestimmt ist, worauf neben der späten Pu- funktionelle Veränderungen erfahren, so enthält das blikation auch das Foto selbst hindeutet, in dem Modell bereits alle wesentlichen Elemente der spätenicht das Modell, sondern Troost in den Mittel- ren Umgestaltung. punkt gerückt ist  ; und drittens gibt es zu Lebzeiten Ob die Umgestaltung des Königsplatzes, der seit Troosts keinen Grund für den Bau eines weiteren dem 19.  Jahrhundert vor allem vom konservativen Modells. Bürgertum, in den 1920er-Jahren von rechten VerIn dem Modell vom Mai/Juni 1933 ist die ein- bänden und der NSDAP für Veranstaltungen genutzt geebnete und offenbar gepflasterte Platzfläche von wird,370 bestimmten historischen Vorbildern folgt, Einfriedungsmauern eingefasst, die im Westen bis ist nicht bekannt. Troost selbst gibt in einem Interan die Propyläen (1854–1862, Leo von Klenze) view, das am 15. 10. 1933 veröffentlicht wird, eine herangeführt sind. Im Osten sind die Mauern da- rassemäßige Begründung seiner Planung  : »Professor gegen für ein breites Entree geöffnet und an ihren Troost bemerkte jedoch, es steckte dahinter etwas Enden durch Aufbauten akzentuiert, zudem stehen viel Allgemeineres, und zeigte mir in einem Werke hier Fahnenmasten an den Platzecken. Abgesehen über altgermanische Vorzeit das Bild einer Siedlung, von den weggelassenen Baumreihen im Osten, wo auf dem durch Gehöfte begrenzt, bereits ein rechtder Platz zu den Parteibauten hin geöffnet ist, sind eckig umschlossener, größerer Platz zu sehen war. die umliegenden Grünanlagen nicht angetastet.369 Wir kamen mit einem vergleichenden Seitenblick Ebenso ist der Abbruch der an die Parteibauten an- auf die altgermanische Wagenburg und ähnliches grenzenden Wohnhäuser Arcisstr.  8 und 26 noch zu dem Schlusse, daß sich diese Formen bei den nicht vorgesehen. Zwischen den Parteibauten neh- arischen Völkern wohl allgemein aus Wehrmaßnahmen zwei Pfeilerhallen mit quadratischen Grundris- men heraus entwickelt hätten.«371 Offenbar glaubt sen Standort und Abmessungen der früheren Eck- der Architekt der NS-Ideologie das Wort reden zu häuser auf. Ihre auf einem Sockel stehenden Pfeiler müssen, lässt er doch bis dahin keinerlei Interesse tragen ein geschlossenes Dach mit Eckakroterien, an der germanischen Vorzeit erkennen. Bezeichnendie offenbar eine Konzession an die klassizistischen derweise wird seine abenteuerliche Herleitung von Königsplatz-Bauten sein sollen. Ob den Pfeilerhal- der nationalsozialistischen Propaganda nicht wieder len über ihre städtebauliche Funktion als Vermittler aufgegriffen. Verwiesen wird später stattdessen ausschließlich zwischen Straßen- und Platzraum hinaus bereits ein bestimmter Zweck zugedacht ist, ist ungewiss. Aus auf die vermeintliche Unfertigkeit des Königsplatder Datierung des Modells zwischen dem 15. 5. und zes und auf dessen Schöpfer Leo von Klenze, dessen 24. 6. 1933 ergibt sich somit, dass in dieser Zeit der Werk durch Troost und Hitler erst vollendet worden endgültige Entschluss zur Umgestaltung des Königs- sei.372 Gleichwohl ist davon auszugehen, dass desplatzes selbst und zur Errichtung zweier äußerlich sen Planungen nicht als Vorbild gedient haben. In gleichartiger Parteigebäude sowie von Pfeilerhallen zwei Projekten von 1815 und 1819/20 sah Klenze gefasst wird, die als Ersatzbebauung für die Eckhäu- eine Umbauung des Platzes mit Wohngebäuden vor, ein einzelnes »Parteihaus« erwähnt (Goebbels 6.6.1933), ist Troost das Modell zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht ausgeliefert worden. – Lehmbruch, dem viele Quellen unbekannt waren, datiert das Modell fälschlicherweise zwischen August 1933 und Januar 1934 (Lehmbruch 1995, 28f.).

369 Diese Baumreihen, die den Königsplatz von den umliegenden Bauten trennen, existieren bereits 1932 (vgl. Abb. 62 und Grammbitter 1995, 68 Abb. 58) und sind nicht erst, wie Lehmbruch annimmt, ins zweite Gesamtmodell von Anfang 1934 integriert worden (s. Lehmbruch 1995, 30).

110 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

88  Erstes Königsplatz-Modell, München, Mai/Juni 1933 (WV 129)

ebenso in einem Entwurf von 1822, in dem der Platz Wenig wahrscheinlich ist auch, dass sich Troost an an der Ostseite zudem durch zwei rechteckige Bau- den Projekten orientiert, die nach der Errichtung körper von der Arcisstraße geschieden ist (Abb. 89). der Propyläen im Jahr 1862 ausgearbeitet werden, Ob Troost dieser Entwurf bekannt ist, erscheint um den für unfertig erachteten Königsplatz zu vollfraglich.373 Eine gewisse Ähnlichkeit besteht nur mit enden  : Zu nennen sind hierbei die Entwürfe von dem zu Vorprojekt 6 gehörigen Entwurf (Abb. 72), Josef Bühlmann (1869), Max von Heckel (1883), in dem die beiden Parteibauten wie bei Klenze zwi- Carl Jäger (1916), Otho Orlando Kurz (1924) und schen die Baufluchten von Glyptothek und Staatli- Hermann Sörgel (1925), in denen stets eine erweicher Antikensammlung (1838–1845, Georg Fried- terte Randbebauung mit Gebäuden, Säulengängen rich Ziebland) gestellt, jedoch hinter die Arcisstraße und Denkmälern vorgesehen ist, zum Teil auch die Aufstellung von Monumenten oder Brunnen zurückgesetzt sind. 370 Lehmbruch 1995, 36. Eine Auflistung der Veranstaltungen bei: Kastner 1995, 336; Richardi 1995, 270–276. 371 Hofmann 1933; s. Lehmbruch 1995, 28. 372 Siehe u. a. Lotz 1938, 265. 373 Gerdy Troost behauptet später, dass ihr Mann ohne Kennt-

nis der Entwürfe Klenzes bei seiner Planung »völlig intuitiv vorgegangen« sei (PB/Berchtesgaden: GT an Hermann Gies­ler, o. D. [nach 1945]).

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90 Otho Orlando Kurz  : Entwurf für einen »Vaterländischen Heldenplatz«, München, 1924

89 Leo von Klenze  : Entwurf für eine Bebauung des Königsplatzes, München, 1822

in der Platzmitte.374 Für Massenveranstaltungen ist indes keiner der Umgestaltungsvorschläge vorrangig gedacht, da die Platzfläche zwar durchweg nivelliert, aber nie von Mauern umfriedet ist. Eine partielle Pflasterung besitzt nur Kurz’ Entwurf eines »Vaterländischen Heldenplatzes«, der zudem eine erstaunliche ikonografische Parallele zu Troost aufweist  : 16 Sarkophage, ebenso viele wie später in den »Ehrentempeln« unterkommen, sind seitlich der Museumsbauten in Vierergruppen aufgereiht, wo sie als Kenotaphe die Kriegstoten Deutschlands symbolisieren sollen (Abb. 90).375 Während bei Kurz somit das Totengedenken im Mittelpunkt steht und der Platz dementsprechend weiheartig umgestaltet ist, gelten Troosts Planungen primär der Schaffung eines großen, geschlossenen Versammlungsplatzes. Der Aspekt des Totengedenkens kommt in seinen Planungen, wie im Folgenden gezeigt wird, erst später hinzu. Aus diesem Grund ist somit davon auszugehen, dass das Pro-

jekt von Kurz auf seine ersten Planungen keinen Einfluss hat. Zuletzt weist keines der nach 1869 entstandenen Projekte einen vergleichbaren Ostabschluss mit einem abgestuften Übergang von der Brienner Straße zum Königsplatz auf. Stattdessen wird die Ostseite immer von Baumreihen, Säulengängen oder schmalen Galerien mit abschließenden Pavillons eingefasst, die sich westlich der Arcisstraße befinden. Eine Bebauung östlich davon ist dagegen in keinem Projekt vorgesehen. Ihr erstmaliges Vorkommen bei Troost zeigt somit die kontinuierliche Entwicklung der Gesamtplanung ausgehend vom nördlichen Parteigebäude an, was der entscheidende Unterschied zu jenen früheren Entwürfen ist, die von vornherein und ausschließlich dem Platz gelten. Insgesamt ist somit festzuhalten, dass sich die wesentlichen Charakteristika von Troosts Planung – der Ostabschluss durch Zwillingsbauten und Pfeilerhallen östlich der Arcisstraße, der Verzicht auf eine

374 Hierzu s. Lehmbruch 1995, 33–37; Altenbuchner 2001. 375 Lehmbruch 1995, 35; Altenbuchner 2001, 88f.

376 BayHStA, NSDAP-Baupläne 1353, 7107f. (11.8.1933).

112 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

91  »Führerbau«, München, 1931–1937 (WV 120)

Randbebauung und die vollständige Pflasterung und Einfriedung der Platzfläche – in keinem der Umgestaltungsentwürfe vor 1933 finden. Die genannten Merkmale sind vielmehr Ergebnis der neuartigen Zweckbestimmung des Königsplatzes als Aufmarschfläche sowie der Tatsache geschuldet, dass sich eine übergeordnete Gesamtplanung für das Areal erst allmählich entwickelt.

Erst nach der Baugenehmigung am 22. 7. 1933 scheint sich Troost wieder intensiver mit den Planungen am Königsplatz zu beschäftigen, da seine

nächsten bekannten Entwürfe auf den August 1933 datieren. Darin wird der nördliche Bau erstmals als »Führerbau«376 bezeichnet. Im Oktober 1933 fertigt er die Ausführungspläne beider Parteibauten an, von denen der südliche nun die Kartothek aufnimmt (Abb.  91, 92).377 Im nördlichen »Führerbau« dagegen ist der Kongresssaal – in Abbildung 92 durch die »Große Halle« ersetzt – nun erstmals näher ausgearbeitet  : In dem zweigeschossigen Oberlichtsaal sind Sitzgruppen vor der Stirnwand platziert, die gegenüber dem abgesenkten Fußboden und den unteren Sitzreihen des halbrunden Auditoriums bühnenartig erhöht sind.378 Die Wände besitzen eine von Horizontalfugen unterteilte Steinverkleidung und sind darüber im Osten durch Pilaster gegliedert, während

377 StadtA M, LBK 727, 11591. 378 BayHStA, NSDAP-Baupläne 1528, 6251; StaatsA M,

Planslg. Rolle 62; StadtA M, LBK 11501; Abb. s. Seckendorff 1995, 137 Abb. 158.

Weitere Planung bis zu Troosts Tod

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92  »Führerbau« (oben) und »Verwaltungsbau« (unten) – Grundriss des ersten Obergeschoss, München, Belegung um 1937/38 (WV 120, 121)

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sie im westlichen Teil mit Gobelins mit »Darstellungen der Geschichte der Bewegung«379 geschmückt werden sollten. Inwieweit sich Troost bis zu seinem Tod weiter mit der Umgestaltung des Königsplatzes beschäftigt, ist nicht bekannt. Ausgearbeitet werden von ihm die Pfeilerhallen, die aus städtebaulichen Gründen offenbar eher kurzfristig ins Bauprogramm aufgenommen werden. Zumindest lässt hierauf ihr Standort, das weitgehende Fehlen von Skizzen sowie ihre formale Gestaltung schließen, die eher Bezug auf die klassizistischen Königsplatz-Bauten als auf die Parteibauten zu nehmen scheint. Auf wen ihre Anlage zurückzuführen ist, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Ihre Integration ins Bauprogramm im Mai/Juni 1933 und ihr Fehlen in Hitlers vorangegangenen Forums­ plänen im Englischen Garten verweisen auf Troost, der folglich auch für ihre Gestaltung verantwortlich sein dürfte.380 Ihre spätere Zweckbestimmung als Gedenk- und Begräbnisstätte der Toten des »Hitlerputsches« dürfte hingegen auf Hitler zurückgehen.381 Zu beachten ist hierbei, dass Hitler bereits im März 1933 ein Denkmal für die »Märtyrer« von 1923 in der Feldherrnhalle bei Troost in Auftrag gibt (Abb. 109) und somit im Grunde kein Bedarf für ein zweites Monument mit gleicher Bestimmung besteht. Wie es somit scheint, reift der Gedanke für eine weitere 379 Weiersmüller 1935, 435. – Daneben existieren drei aquarellierte Wandansichten von September 1936, die möglicherweise Entwürfe für Wandmalereien in der »Großen Halle« sind. Der auf den Ansichten wiedergegebene Raum besitzt große Ähnlichkeit mit dem Kongresssaal, unterscheidet sich aber durch die Position der Eingänge, die höher liegenden Sitzreihen des Auditoriums und schließlich die vergoldete Kassettendecke. Dass die Entwürfe einen anderen Versammlungssaal zeigen, ist wegen ihrer Stempelung durch das Atelier Troost unwahrscheinlich. Die von einem unbekannten Künstler entworfenen Wandmalereien zeigen im Zentrum der Stirnwand den Heiligen Michael in mittelalterlicher Rüstung, der sich mit seinem Schwert auf einen thronartigen Sockel mit Inschrift (»Was ich bin und was ich habe verdanke ich dir mein Vaterland«) stützt. Seitlich streben auf ihn zwei Huldigungszüge vor blauem Grund zu, links die von Pallas Athene angeführte deutsche Wissenschaft und Kunst, rechts Landwirtschaft, Handel und Industrie (Hermann Historica 1998, 160–163, Farbtaf. XIVf.; 1998a, 77).

93  Entwurf für die »Ehrentempel«, München, 1933 (WV 130)

Die Gestaltung des Kongresssaals wird später vorbildhaft für die seit 1933 von Ludwig und Franz Ruff geplante Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, die aufgrund der parallelen Planung bis Ende 1936 allerdings nicht als Nachfolger des Kongresssaals anzusehen ist. Verantwortlich dafür ist vermutlich Hitler, wie ein Schrei­ ben von Franz Ruff nahelegt: »Der Führer hat kürzlich den Wunsch ausgesprochen, das Podium im Sitzungssaal des Kongressbaues solle ebenso ausgestaltet werden wie im Führerbau in München« (BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1934–1936: Franz Ruff an GT, 8.7.1935; s. a. Tesch 2005, 15–21). 380 In der NS-Presse wird Hitler dagegen ein maßgeblicher Anteil an der äußeren Gestaltung zugeschrieben; etwa von Dresler, demzufolge die »Ehrentempel« von Troost »in getreuer Ausführung der Wünsche und Pläne des Führers entworfen« wurden (Dresler 1937, 20). 381 Dies lässt auch Gerdy Troosts Bericht vermuten: »Im Osten wollte Troost, dass gemäß der ursprünglichen Fassung

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94  Aufriss der Parteibauten am Königsplatz, München, 11. 9. 1933

Gedenkstätte in ihm erst, nachdem Troost die Pfei- Jene zaghaften, klassizistischen Reminiszenzen fehlerhallen ins Modell aufgenommen hat. len schließlich im nächsten Aufriss vom 11. 9. 1933, Die frühesten bekannten Entwürfe von August der alle an der Ostseite des Königsplatzes gelegenen 1933 zeigen einen Grundriss-Ausschnitt der nördli- Bauten zeigt (Abb. 94). Darin haben die Pfeilerhalchen Pfeilerhalle, auf deren Sockelunterbau zu jeder len bereits weitestgehend ihr endgültiges Aussehen. Seite Doppelreihen mit je sechs Pfeilern – die an den Einzige Ausnahme sind in der Mitte der Sockel die Ecken doppelt gezählt – fußen.382 Vermutlich aus der niedrigen Podeste, in die, wie im April 1934 ein Zeigleichen Zeit stammt eine undatierte Skizze, in der tungsartikel verkündet, Bronzetafeln mit den Nadie einzelnen Bauglieder noch recht »klassizistisch« men von Personen eingelassen werden sollten, »die gestaltet sind (Abb.  93)  : So etwa die sich nach au- sich um die Bewegung und den Staat verdient geßen »dorisch« verbreiternden, gleichartigen Basen macht haben.«383 Eine Ehrung der Toten von 1923 und Kapitelle oder das ausgekehlte Hauptgesims, das ist offenbar noch nicht vorgesehen. Im Spätsommer mit kannelurenartigen Rillen geschmückt ist. Darü- gibt Troost ein erstes, bildlich nicht bekanntes Mober hat Troost ursprünglich ein niedriges Walmdach dell der Pfeilerhallen in Auftrag, das er Hitler am 24. 9. 1933 zeigt. Ihre hierbei von ihm notierte Beskizziert, das er später wieder wegradiert hat. mit dem leichten Abschluss, auch künftig die gelockerte Weiterführung und Verbindung durch die Briennerstrasse mit dem Karolinenplatz gewahrt blieb. Deshalb setzte er hier […] die beiden kleinen offenen Pfeilerhallen, die er für die von Hitler gewünschte Gedenkstätte der Toten des 9. November 1923 entworfen hatte, die sog. Ehrentempel« (PB/Berchtesgaden: GT an Hermann Giesler, o. D. [nach 1945]). 382 BayHStA, NSDAP-Baupläne 1353, 7107f. 383 Troosts Bauten 1934, 212; s. a. Lehmbruch 1995, 38. 384 BSB, Ana 325.B.[TPLT 24.9.1933]. In den Plänen und in der NS-Presse finden sich weitere Bezeichnungen: Im Januar 1934 werden sie als »Säulenhallen« (Dresler 1934) und »Ehren-Halle« bezeichnet (BayHStA, NSDAP-Baupläne 4601), im März 1934 als »Tempel« (ebd., NSDAP-Baupläne 1352;

StadtA M, LBK 19303; s. Lehmbruch 1995, 38). – Gerdy Troost gibt später an, dass ihr Mann zunächst »bloße Erinnerungsmale« favorisiert hätte (Arndt 1995, 151). 385 Arndt 1968, 397; 1970, 53; Nerdinger 1994, 24; Grammbitter 1995, 74. – Beispiele für offene Pfeiler- oder Säulenhallen sind die Grabstätten von Martin Gropius und Heinrich Strack in Berlin (1863), von Wagner in Wien (vor 1895, Otto Wagner) und von Taut in Berlin (1921, Max Taut) sowie die Denkmäler in Evère bei Brüssel (1916), auf dem Alten Friedhof in Offenbach a. M. (1917), im Burggarten Salzwedel (um 1925) und auf dem Tönsberg bei Oerlinghausen (1930) (Scharff 1984, 294; Bartetzko 2004, 125). Beispiele für nationale Gedenkstätten sind das in Bad Berka geplante Reichsehrenmal (1930, Wilhelm Kreis) und das Heldendenkmal in Wien (1933/34, Rudolf Wondracek).

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zeichnung als »Gedächtnishallen am Königsplatz«384 ist der früheste, gleichwohl noch unspezifische Hinweis auf die erwähnte Nutzung als nationalsozialistische Gedenkstätten. Über die weitere Planung der Pfeilerhallen bis zu Troosts Tod ist nichts bekannt. Mit den offenen, freistehenden Pfeilerhallen zitiert Troost einen Bautyp, der im deutschsprachigen Raum seit dem 19.  Jahrhundert in der Friedhofsarchitektur verbreitet und nach 1918 auch für Kriegs­ ehrenmäler und nationale Gedenkstätten geläufig ist.385 Angesichts der ähnlichen, wenngleich erst später nachweisbaren Zweckbestimmung von Troosts Bauten als »Gedächtnishallen« erscheint es denkbar, dass dieser Rekurs ganz bewusst erfolgt. Eine weitere 95 Adolph von Vagedes  : Ratinger Tor, Düsseldorf, 1811– 1815 Inspirationsquelle könnten daneben Wachhäuser gewesen sein, die im frühen 19.  Jahrhundert in doppelter Ausführung an der Einmündung von Straßen in Plätzen errichtet wurden. Hierauf verweist auch Bauelemente von historischen Vorbildern übernomdie später alternativ gebrauchte Bezeichnung der men oder abgeleitet sind (s. S. 100–103, 123f.). »Ehrentempel« als »Ewige Wache«. Als Beispiel führt Arndt386 das Ratinger Tor an, dessen tempelartige Ausblick  : Entwicklung der Planung bis 1937 Wachhäuser als Cella mit dreiseitig umlaufenden, dorischen Säulen gestaltet sind (Abb.  95). Wenn- Die weitere planerische Entwicklung nach ­Troosts gleich mangels Quellen letztlich offenbleiben muss, Tod ist im zweiten Gesamtmodell festgehalten, ob Troost bei der Konzeption der Pfeilerhallen ei- mit dem die Planungen am Königsplatz im März/ nem bestimmten Vorbild folgt, so ist anzunehmen, April 1934 der Öffentlichkeit vorgestellt werden dass er den Bautyp kennt und Bezug darauf nimmt. (Abb. 96).387 Erkennbar ist nun die Pflasterung des Dies lassen jedenfalls die anderen Parteibauten in Königsplatzes mit quadratischen Platten. Die Einder Arcisstraße und auch das »Haus der Deutschen friedungsmauern schließen auf beiden Seiten mit Kunst« vermuten, bei denen zumindest einzelne Sockeln ab, auf denen Liegefiguren platziert sind.388 386 Siehe Arndt 1970, 59 Abb. 3; ihm folgt Lehmbruch 1995, 38. – Eine verblüffende Ähnlichkeit haben die »Gedächtnishallen« daneben mit den von Pirro Ligorio im Jahr 1559 entworfenen Eingangspavillons des Vogelhauses von Marcus Terentius Varro (s. Rasp 1981, 223 Abb. 175). Da ­Troosts erster Entwurf vom Mai/Juni 1933 ein geschlossenes Dach und doppelte Stützenreihen aufweist und es fraglich ist, ob der Architekt den Entwurf des Italieners überhaupt kennt, scheinen die Parallelen auf einem Zufall zu beruhen. 387 Troosts Bauten 1934, 205; s. a. Lehmbruch 1995, 29–31. – Ein drittes Königsplatz-Modell wird Ende 1937/Anfang 1938 für die am 22.1.1938 eröffnete erste »Deutsche Architektur- und Kunsthandwerksausstellung« gebaut, das auf der Nachfolgeausstellung Ende 1938/Anfang 1939, nun um ein neues Teilmodell mit dem Kanzleibau des »Braunen

Hauses« ergänzt, erneut gezeigt wird (s. Abb. 142). Eine Vordatierung dieses Modells ins Jahr 1935, wie von Lehmbruch aufgrund des Fehlens der Laternen im Modell erwogen (Lehmbruch 1995, 31f.), ist aber auszuschließen, da allgemein in Architekturmodellen im »Dritten Reich« höchst selten Straßenbeleuchtungen eingefügt wurden. Da auf vorherigen Ausstellungen, wie etwa der Pariser Weltausstellung 1937, kein Königsplatz-Modell gezeigt wird, ist auch in dieser Hinsicht eine frühere Entstehung auszuschließen. 388 Wie es scheint, wurden die im Vorprojekt vom April 1933 geplanten Skulpturengruppen vom Parteibau an die Zugänge des Platzes verlegt, nachdem der Königsplatz in die Gesamtplanung einbezogen wird. Im November 1936 schreibt die Gauleitung München-Oberbayern einen Wettbewerb für ein Skulpturenprogramm aus, nach dem es aber,

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96  Zweites Königsplatz-Modell, März/April 1934 (WV 129)

Im Osten stehen die Fahnenmasten nun innerhalb der Einfriedung und nehmen mit ihrer Bekrönung durch Hoheitsadler die Ausführung vorweg.389 Die an die Parteibauten angrenzenden Wohnbauten sind nun entfernt, wobei das Fernheizwerk, das erst ab Mai 1934 in den Plänen nachweisbar ist und später südlich des »Verwaltungsbaus« errichtet wird, ebenfalls noch fehlt. In den Monaten nach der Veröffentlichung des Modells erfahren die Planungen für den Königsplatz

bis zu dessen Vollendung im November 1935 weitere Veränderungen  : So werden an die Innenseiten der Einfriedungsmauern noch steinerne Sitzbänke herangebaut und die davorliegende Platzfläche erhöht, während dahinter beiderseits der Museumsbauten Rasenstreifen zur Aufstellung von Tribünen ausgespart werden (vgl. Abb. 97).390 Zuletzt werden noch die Fahnenmasten nach innen in die Mittelachse zwischen »Ehrentempeln« und Parteibauten gerückt.

nicht zuletzt aufgrund des nachlassenden Interesses Hitlers, zu keiner Ausführung kommt (Lehmbruch 1995, 40). 389 Da keine Bilder bekannt sind, welche die Anbringung von Fahnen an den Masten belegen, scheint ihr Zweck vorwiegend darin bestanden zu haben, einen vertikalen Akzent zu setzen und die Aneignung des Königsplatzes durch die Nationalsozialisten anzuzeigen. Möglicherweise sind ihre Aufstellung und

Gestaltung von den Masten inspiriert, die seit 1888 vor der Feldherrnhalle stehen und ebenfalls figürliche Abschlüsse – das Münchner Kindl und den Bayerischen Löwen – haben. 390 Im Widerspruch zu Lehmbruch (Lehmbruch 1995, 30) wird der Baumbestand bei den Museumsbauten keineswegs ausgedünnt, sondern im Gegenteil durch Neupflanzungen ergänzt (vgl. Abb. 62, 98).

118 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

97  Südlicher »Ehrentempel«, München, 1933–1935 (WV 130)

Die bedeutendste Veränderung des Jahres 1934 betrifft allerdings die seit April 1934391 so bezeichneten »Ehrentempel«  : Nachdem sie zunächst als Gedenkhallen für verdiente Persönlichkeiten geplant sind, erhalten sie nun ihre finale Zweckbestimmung als Begräbnisstätten der Toten von 1923. Ablesbar ist diese vergleichsweise spät vorgenommene Konzept­ änderung erstmals in den Ausführungsplänen vom November 1934, in denen der Sockel in der Mitte eingetieft ist, um hier jeweils acht Sarkophage auf-

zunehmen (Abb. 97).392 Die Idee zur kultischen Inszenierung der »Blutzeugen« durch ihre öffentliche Präsentation in den »Ehrentempeln« stammt zweifellos von Hitler, der seine Beweggründe hierfür am 8. 11. 1935 im Bürgerbräukeller darlegt  : »Nachdem aber sie [die Toten von 1923] dieses Reich nicht mehr erleben und nicht mehr sehen durften, werden wir dafür sorgen, daß dieses Reich sie sehen wird. Und deshalb habe ich sie in keine Gruft gelegt und in kein Gewölbe verbannt. Nein, so wie sie damals

391 StadtA M, LBK 19303: Aktennotiz, 24.4.1934; Wolf 1934a. 392 Lehmbruch 1995, 38. – Darüber hinaus erfahren die »Ehrentempel« 1934/35 weitere, eher kleinere Veränderungen: Seit April 1934 ist die Aufstellung von vier großen Kandelabern in den Ecken der Pfeilerreihen vorgesehen. Zudem zählt die innere Rreihe in den Entwürfen von August

1934 nur noch vier Eckpfeiler (Grammbitter 1995, 71), die in den Plänen vom November 1934 schließlich ganz fehlen. In einem 1935 publizierten Modell ist der abgesenkte Bereich außerdem von Eisengeländern eingefasst, die aber nicht realisiert werden (Weiersmüller 1935, 439).

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98  Der umgebaute Königsplatz, München, um 1939/40 (WV 129)

mit offener Brust marschierten, so sollen sie jetzt in Wind und Wetter, bei Sturm und Schnee unter Gottes freiem Himmel liegen, immer als Mahnzeichen für die deutsche Nation. Und für uns sind sie nicht tot. Diese Tempel sind keine Grüfte, sondern eine ewige Wache. Hier stehen sie für Deutschland und

wachen für unser Volk. Hier liegen sie als treue Zeugen unserer Bewegung.«393 Zum Zeitpunkt von Hitlers Rede sind die Bauarbeiten an den »Ehrentempeln« und am Königsplatz gerade abgeschlossen. Die feierliche Überführung der »Blutzeugen« erfolgt tags darauf. Als einer der

393 VB, Norddt. Ausg., 10.11.1935, zitiert nach: Arndt 1970, 49. – Möglicherweise wurde Hitler bei der am Königsplatz vollzogenen Verbindung von Parteiverwaltung und Totenkult, wie in vielem anderen auch, von den italienischen Faschisten inspiriert, bei denen ein »Sacrario« fester Bestandteil der »Casa del Fascio« ist (vgl. Bärnreuther 1993, 91). 394 Arndt 1989, 73–75; Behrenbeck 1996, 374–383. Die al-

ternative Bezeichnung der »Ehrentempel« als »Ewige Wache« sollte nach Presseanweisungen vom 5.4.1938 und 23.6.1939 singulär bleiben (Thomae 1978, 142). 395 Nach Alfred Rosenberg soll Hitler die Doppelung der Bauten kritisiert und eine Umgestaltung für die Zukunft erwogen haben: »Adolf Hitler sagte mir später selbst, daß nach Entwicklung mehrerer Jahre manches anders hätte gemacht

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»Höhepunkte« des nationalsozialistischen Festtagskalenders wird die mit liturgischen Elementen versetzte Gedenkfeier zum »Hitlerputsch« sich bis 1944 am 9.  November jährlich wiederholt. In ihrem Kontext zeigt die durch den Troost’schen Umbau erfolgte Bedeutungsverschiebung der einzelnen Bestandteile des Bauensembles am Königsplatz   : Während die »Ehrentempel« als Begräbnisstätten der »Parteimärtyrer« fortan eine zentrale Stellung im nationalsozialistischen Parteikult innehaben,394 dient der neugestaltete Königsplatz nurmehr als Aufmarschfläche sowie als Vorplatz der nationalsozialistischen Kult- bzw. Verwaltungsbauten. Ähnlich verlieren auch die klassizistischen Bauten Ludwigs I. durch die Nivellierung und Pflasterung der Platzfläche ihre städtebauliche Wirkung, was sie zur reinen Kulisse der nationalsozialistischen Selbstdarstellung degradiert. Als Ende September 1937 der »Führerbau« eingeweiht wird, ist das von Troost geplante Parteizentrum, abgesehen von den noch andauernden Einrichtungsarbeiten in den Parteibauten, weitestgehend fertiggestellt (Abb.  98). Dass Hitler die Planungen am Königsplatz auch danach nicht als abgeschlossen betrachtet, belegt neben Zeitzeugenberichten395 zwei Jahre später seine Idee, Gruftanlagen hinter den »Ehrentempeln« zu errichten (S. 188–190).

99 Adolf Abel  : Vorprojekt für ein Kunstausstellungsgebäude im Alten Botanischen Garten, München, 1931/32

Städtebau an die TU München gewechselt ist, vom bayerischen Kultusministerium mit der Ausarbeitung eines Vorprojekts betraut. Gefertigt wird davon schließlich auch ein Modell, das vom 9. Mai bis Mitte Juni 1932 ausgestellt wird (Abb. 99). Da Abels Beauftragung unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf heftige Kritik stößt, wird mit Beschluss vom 10. März am 31. 7. 1932 ein Wettbewerb ausgeschrieben.397 Einsendeschluss ist der 15. 11. 1932, bis zu dem über »H aus de r Deu t s c h e n K u ns t« 500  Beiträge eingereicht werden. Anstatt einen der Nachdem der Glaspalast (1853/54, August von Voit) prämierten Entwürfe ausführen zu lassen, beauftragt im Alten Botanischen Garten in der Nacht des 6. 6. das Kultusministerium im Dezember 1932 Abel mit 1931 abgebrannt ist, setzen kurz darauf Bemühungen der weiteren Ausarbeitung seines Projekts.398 Nach ein, an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten.396 der Machtübernahme der Nationalsozialisten in BayIm November 1931 wird Adolf Abel (1882–1968), ern im März 1933 überträgt Hitler schließlich Troost der im Jahr zuvor als Professor für Baukunst und die Planung des neuen Kunstausstellungsgebäudes. werden können. Auch bedauerte er, daß der gleiche Stein verwandt worden wäre wie bei den Propyläen (dort hatten sich dauernd dunkle Streifen in graugewordenem Material gebildet)« (Rosenberg 1996, 336). 396 Zur Geschichte des Glaspalastes s. Roth 1971; Brantl 2007, 13–22. 397 Maschke 1989, 129f.

398 Arndt 1981, 465; Brantl 2007, 23–28. Zum Wettbewerb und Abels Vorprojekt s. Nerdinger 1979c; 1979e. – 32 Beiträge kommen in die engere Auswahl, unter denen Clemens Böhm und Eduard Feldpausch aus Augsburg den ersten Platz erreichen. Den Vorsitz der Jury hat Theodor Fischer inne (Arndt 1981, 464).

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100  Skizze für ein Kunstausstellungsgebäude, München, 28. 5. 1932 (WV 122) 101  Skizze für ein Kunstausstellungsgebäude, München, ca. Juni-Mitte November 1932 (WV 122)

Troost selbst beschäftigt sich bereits seit Mai 1932 einer landwirtschaftl. oder Industrie Ausstellung diemit der Frage des Glaspalast-Nachfolgers. Ob er zu nen, aber nicht der Kunst. Katastrophal ist die Andiesem Zeitpunkt schon Kenntnis von dem geplan- ordnung der Oberlichter und die Absicht, den Bau ten Wettbewerb hat, ist nicht bekannt. Den Anstoß, in Beton auszuführen, die als besonders lobenswert eigene Entwürfe auszuarbeiten, gibt offenbar Abels bezeichnete Idee, den Hauptausstellungsraum auch Vorprojekt, das er während dessen Ausstellung be- als Konzertsaal zu benutzen ist absolut zu verwerfen. sichtigt und heftig kritisiert  : »Die Art der äußeren Wenn’s auch vergebliche Arbeit ist, so möchte ich Gestaltung ist so, wie ich es erwartet habe  : nüchtern, doch einen Gegenentwurf ausarbeiten.«399 kleinlich im Detail u. ohne einen großen baukünstDer Entwurf, den Troost danach anfertigt, hat lerischen Gedanken u. ohne Seele. Der Bau könnte ebenfalls einen T-förmigen Grundriss und nimmt in [durchgestrichen  : ebenso gut für oder] besser irgend- der Mitte Restaurant, Ehrenhalle und auch den von 399 BSB, Ana 325.B.[TPLT o. D. (Juni 1932)]. In seiner Rede zur Einweihung des »Hauses der Deutschen Kunst« 1937 verwendet Hitler erstaunlich ähnliche Worte zur Verhöh-

nung von Abels Projekt : »Ein sehr schwer zu definierendes Objekt. Ein Gebäude, das ebensogut eine sächsische Zwirnfabrik wie die Markthalle einer mittleren Stadt, oder

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102  Karl Friedrich Schinkel: Altes Museum, Berlin, 1825–1828

ihm kritisierten Konzertsaal auf (Abb. 100). Seitlich schließen offene Oberlichtsäle mit Stützenreihen an, die offenbar eine Reminiszenz an den Glaspalast sind. Der Hauptfassade ist eine Kolonnade mit schlichten Pfeilern oder Säulen vorangestellt, die die Zufahrt überfängt. Die ungegliederten Außenwände werden von Wandstreifen abgeschlossen, die von Gesimsen eingefasst sind. Über den mittleren Räumen ist der Bau erhöht und an den Ecken mit Aufmauerungen akzentuiert. Vermutlich kurz darauf arbeitet Troost eine weitere Skizze aus, in der die vorgelagerte Stützenreihe von Zungenmauern eingefasst und die Freitreppe von Reiterstandbildern flankiert wird (Abb.  101). Die Außenwände sind nun durch Horizontalfugen gegliedert, der abschließende Mauerstreifen ist verunter Umständen auch ein Bahnhof, ebensogut allerdings auch ein Schwimmbad hätte sein können« (Zitat aus: Arndt 1981, 476; hierzu s. Nerdinger 1994a, 16).

einheitlicht und verbreitert, während die Dachaufbauten nach außen gerückt sind. Mehrere Parallelen lassen vermuten, dass sich Troost bei seinen Gegenentwürfen am Alten Museum in Berlin orientiert, von dem er vor allem das Motiv der vorgelagerten Kolonnade übernimmt (Abb. 102).400 Ebenso dürften auch die vorgelagerte Freitreppe mit Skulpturen, der Wandabschluss und auch die Eckaufbauten – beim Alten Museum  : Akroterien – Schinkel nachempfunden sein. In der Grundrissgestaltung dagegen lassen sich in den beiden Skizzen wie auch in seinen späteren Entwürfen keine Gemeinsamkeiten feststellen. Neben dem Berliner Museumsbau haben möglicherweise in München noch die Glyptothek und die Staatliche Antikensammlung als Vorbilder gewirkt, da der 400 Auf die Vorbildhaftigkeit des Alten Museums hat bereits Arndt hingewiesen (Arndt 1981, 460f., 470f.).

»Haus der Deutschen Kunst« | 123

Einen dritten Entwurf arbeitet Troost für den Wettbewerb von 1932 aus, reicht ihn aber nicht ein, weil er die Konkurrenz – wie andere Architekten auch – für »nicht ernst u. aufrichtig gemeint« und für »eine unwürdige Sache«401 hält, da die Beauftragung Abels bereits festzustehen scheint (Abb.  103). Während die äußere Gestaltung der zweiten Skizze recht ähnlich ist, ist die Raumdisposition im Inneren weiter überarbeitet  : Parallel zur Hauptfassade verlaufende Gänge verbinden nun das Vestibül mit den Verwaltungsräumen, während zu beiden Seiten der Ehrenhalle große Ausstellungssäle von einem Kranz von kleineren Räumen umgeben sind. Gemäß den Ausschreibungsvorgaben entwirft Troost auch die umliegenden Grünanlagen. Inwieweit Hitler bereits 1932 an Troosts Planungen teilhat, ist aufgrund der schlechten Überlieferung ungewiss. Da er und Troost aber in der besser dokumentierten Zeit bis April 1932 sowie ab Januar 1933 in regelmäßigem Kontakt stehen, ist davon auszugehen, dass Hitler seinen Architekten auch in den dazwischen liegenden Monaten besucht und dessen Entwürfe kennt. Troosts Beauftragung im März 1933 wäre ansonsten kaum plausibel. Allerdings legen Troosts erwähnte Kritik an Abel und Hitlers eigene Ausführungen nahe,402 dass sich der Architekt im Jahr 1932 zunächst aus rein persönlichem Interesse 103  Wettbewerbsentwurf für ein Kunstausstellungsgeund ohne Auftrag des Parteiführers mit Entwürfen bäude, München, 15. 11. 1932 (WV 122) für das Kunstausstellungsgebäude befasst. Greifbar wird Hitlers Beteiligung erstmals am 17./ anstelle des Konzertsaals in die zweite Skizze aufge- 18. 3. 1933 anlässlich eines Treffens mit Troost und nommene »Hof für Plastik« von ihnen inspiriert zu Adolf Wagner  : »Besprechung der Kunsthallen-Angelegenheit. Auch H[itler] ist nach wie vor gegen das sein scheint. 401 BSB, Ana 325.B.[TPLT 14.11.1932]. – Dass Troost, wie von der NS-Propaganda kolportiert, aufgrund selbst geglaubter Chancenlosigkeit auf die Einsendung des Entwurfs verzichtet, scheint angesichts dieser Äußerung nicht ganz zutreffend zu sein. Gleichwohl konnte er, nachdem er durch Abels Vorprojekt einen Eindruck von den staatlichen Bauabsichten bekommen hatte, sicherlich davon ausgehen, dass er mit seinem Entwurf eher geringe Erfolgsaussichten haben würde. Mit Blick auf den Ausgang des Wettbewerbs vermutet dies auch Arndt (s. Arndt 1998, 75). 402 Hitler: »Als ich mich an den bereits die Parteibauten bearbeitenden Professor Ludwig Troost wendete, mit der Bitte,

ein Kunstausstellungsgebäude auf diesem Platz [im Englischen Garten] zu errichten, da hatte dieser seltene Mann eine Anzahl großgedachter Skizzen bereits ausgeführt für ein solches Gebäude – entsprechend den damaligen Ausschreibungen – auf dem Gelände des Alten Botanischen Gartens« (Hitler 1937, 55–58). – Nicht zutreffen dürfte daher Gerdy Troosts spätere Behauptung, dass ihr Mann »Entwürfe für das ›Haus der Kunst‹ […] auf Wunsch des Führers im Laufe des Jahres 1932« ausgearbeitet habe (BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: GT an Jessy Schroeder/USA, 11.12.1934). 403 BSB, Ana 325.B.[TPLT 18.3.1933].

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104  Skizze zum »Haus der Deutschen Kunst«, München, 22. 3. 1933 (WV 122)

Abel’sche Projekt u. gegen den vorgesehenen alten Platz. Wir müssen also einen anderen suchen. Mir scheint mein ursprüngl. Gedanke, die Kunsthalle gegenüber d. alten Pynakothek [sic  !] zu bauen, zunächst am besten.«403 Als neuen Standort favorisiert Troost folglich das Gelände der Türkenkaserne, das er am nächsten Morgen vor Ort begutachtet.404 Möglicherweise sucht er gezielt die Nähe zu den Kunstmu-

seen Ludwigs I., um seinen Ausstellungsbau in deren Tradition zu verankern. Am 20./21. 3. 1933 bestimmt Hitler den ­Süd­rand des Englischen Gartens als neuen Bauplatz, ­wo­raufhin Troost neue Pläne für ein »Kunsthalle[n]Pro­jekt Prin[zregentenstraße]«405 ausarbeitet (Abb. 104). In dem insgesamt vierten Entwurf sind die rückwärtigen Flügelanbauten aus Rücksicht auf

404 Die Türkenkaserne wird seit 1920 von der Bayer. Landespolizei genutzt und ist Anfang der 1930er-Jahre keineswegs zum Abbruch vorgesehen. An gleicher Stelle befindet sich heute die Pinakothek der Moderne. – Noch am selben Nachmittag stellt Troost anhand eines Stadtplans weitere Überlegungen zur Bauplatzfrage an (PB/KirchheimTeck, NPLT 19.3.1933). Möglicherweise verwendet er dabei den gleichen Planausschnitt, in den auch das Parteiforum im Englischen Garten skizziert wurde. Rot eingefärbt sind darin neben dem Gelände der Türkenkaserne und dem Südrand des Englischen Gartens auch der Leopoldpark sowie der Bereich um den ehemaligen kgl. Marstall (s. Farb-

taf. 11). Denkbar wäre, dass es sich hierbei um die von Troost und Hitler diskutierten Standorte des Kunstausstellungsgebäudes handelt. 405 PB/KirchheimTeck, NPLT 1933: Vermerk am Rand der Eintragungen zum 19.3.–25.3.1933. – Bezüglich des Standorts gibt Troost an, dass »die Wahl dieses Platzes […] der Initiative des Führers zu verdanken« ist (Troost 1933a, 1; s. a. Arndt 1981, 466; Rasp 1981, 28). Der ansonsten gut informierte Hans Severus Ziegler nennt fälschlicherweise Troost als Verantwortlichen der Standortwahl (Ziegler 1964, 189). – Bereits Georg von Dillis schlug als kgl. Zentralgemäldegaleriedirektor im Jahr 1823 vor, die Alte Pinakothek

»Haus der Deutschen Kunst« | 125

105  Skizze zum »Haus der Deutschen Kunst«, München, 26. 3. 1933 (WV 122)

das abschüssige Gelände des Parks zugunsten eines geschlossenen Baukörpers weggelassen. Grund- und Aufriss zeigen eine große Ähnlichkeit mit dem ausgeführten Bau, wenngleich die Kolonnade an der Hauptfassade noch von geschlossenen Zungenmauern eingefasst wird. Seitlich sind Baumreihen an die Kolonnade herangeführt, wodurch offenbar die Einwirkung des Monumentalbaus auf den Straßenraum abgemildert werden sollte. Die rückwärtige Kolonnade ist um einen schmalen Mittelrisalit geführt. Auf beiden Längsseiten sind Skulpturen zwischen die Säulen gestellt – vorne Standfiguren406, hinten eine Art Löwenkämpfer (auf Abb. 104 noch nicht

skizziert) – und Inschriften am Architrav angebracht. Im Inneren sind beiderseits der Ehrenhalle mehrere kleine Ausstellungsräume vorgesehen. Am 26. und 27.  März arbeitet Troost eine Variante »Kunstbau Engl. Garten  II«407 aus, in der die Kolonnaden Säulen zwischen Eckpfeilern aufweisen (Abb.  105). Beiderseits der Ehrenhalle sind nun große dreischiffige Ausstellungssäle vorgesehen. Die abermalige Änderung der Raumaufteilung verrät Troosts Unsicherheit bezüglich der Grundrissgestaltung, da er in jedem seiner fünf Entwürfe bis dahin zu unterschiedlichen Lösungen kommt. Auf der Grundlage des fünften Entwurfs

am Südrand des Englischen Gartens zu errichten (Arndt 1981, 466f.; Putz 2006, 65f.). 406 Die Skulpturen sollten Malerei, Architektur, B ­ ildhauerei und Kunsthandwerk personifizieren (Rasp 1981, 224

Anm. 110). 407 PB/KirchheimTeck, NPLT 26.3.1933. 408 Ebd., NPLT 10.5.1933. 409 Arndt 1981, 470f.

126 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

106  Modell des »Hauses der Deutschen Kunst«, München, März–Mai 1933 (WV 122)

wird schließlich bis 10. 5. 1933 ein erstes Modell gefertigt (Abb. 106).408 Troosts Entwürfe vom März 1933 zeigen eine im Vergleich zu den Skizzen und dem Wettbewerbsbeitrag von 1932 gesteigerte Anspruchshaltung.409 Während Letztere vergleichsweise schlicht gehalten sind, weisen die Entwürfe für den Englischen Garten eine reichere und stärker an historische Bauformen angelehnte Gestaltung auf, was sich etwa in der Verwendung von dorisierenden Säulen statt Pfeilern äußert. Die Fenster werden nun von Stürzen überfangen, während für die dekorative Ausgestaltung Bauinschriften und zusätzliche Skulpturen vorgesehen sind. Adlerreliefs über den Haupteingängen machen erstmals deutlich, dass der Bau unter dem Hakenkreuz errichtet wird. Höchstwahrscheinlich ist die reichere architektonische Gestaltung auf Hitler zurückzuführen, der im März 1933 das Projekt des Ausstellungsbaus zur Chefsache erklärt und fortan als Bauherr auftritt.410 Am 27.  März legt Troost seine neuen Entwürfe Hitler, Schemm und Wagner vor, in den folgenden Tagen außerdem noch Eugen Hönig, Fritz Gablonsky und Rudolf Esterer, dem leitenden Architekten der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen in Bayern.411 Wie geschildert, beabsichtigt Hitler Ende April/Anfang Mai 1933, ein größeres Partei-

forum im Englischen Garten zu errichten, von dem das neue Ausstellungsgebäude ein Teil sein sollte (s. S. 106f.). An dem Vorhaben zeigt sich erstmals die für Hitlers charakteristische Verquickung von Kunst und Politik, die nicht nur sein Selbstbild bestimmt, sondern hier, und auch später am Königsplatz, ihren architektonischen Ausdruck im Nebeneinander von Staats- und Kulturbauten findet. Zudem lassen seine Forumspläne vermuten, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt beabsichtigt, im Glaspalastnachfolgebau dezidiert nationalsozialistische Kunst zu zeigen. Am 20. Mai besucht Hitler mit »Bankgäste[n]«412 Troosts Atelier, die offenbar für die Finanzierung gewonnen werden sollten. Ebenfalls anwesend ist Adolf Wagner, der in der Folge die treibende Kraft bei der Realisierung des Ausstellungsgebäudes ist. Am 31.  Mai lädt er neben Troost Vertreter der Finanz- und Geschäftswelt ins Innenministerium ­ ein, wo die Finanzierung des Baus durch Spenden beschlossen wird.413 Zu diesem Zweck finden am 7. und 19. Juni weitere Sitzungen in der Münchner Rück statt, anlässlich letzterer bezeichnet Troost den Neubau erstmals als »Haus f. Deutsche Kunst«.414 Am 15.  Juli wird schließlich die Anstalt »Haus der deutschen Kunst (Neuer Glaspalast)« gegründet, die unter Wagners Leitung und ausgestattet mit einem

410 411 412 413

414 PB/KirchheimTeck, NPLT 7.6., 19.6.1933.

Vgl. ebd., 474. PB/KirchheimTeck, NPLT 26.3.–5.4.1933. Ebd., NPLT 20.5.1933. Ebd., NPLT 31.5.1933; Brantl 2007, 57.

»Haus der Deutschen Kunst« | 127

107  »Haus der Deutschen Kunst«, München, 1932–1937 (WV 122)

108  »Haus der Deutschen Kunst« – Erdgeschossgrundriss, 1938 in »Die Kunst im Dritten Reich« veröffentlicht (WV 122)

128 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

Spendenkapital von 5  Mio.  RM die Finanzierung und Organisation des Bauvorhabens, später auch die Durchführung von Ausstellungen besorgen soll.415 Ein Teil der erforderlichen Gelder wird von der Stadt München und dem Land Bayern bereitgestellt, außerdem von »Grundsteinspendern« aus der Wirtschaft, die je 100.000 RM stiften.416 Im September arbeitet Troost die der Ausführung zugrunde liegenden Entwürfe aus, womit die Planung ihren vorläufigen Abschluss findet (Abb. 107, 108).417 Nach der Grundsteinlegung am 15.  10. 1933 werden keine nennenswerten Änderungen an Grund- und Aufriss mehr vorgenommen. Die Innenausstattung wird erst nach Troosts Tod von seinem Atelier entworfen.

W e i t e r e B au e n t w ü r f e u n d I n t e r i eu r s Neben den angeführten Bauprojekten für Hitler erhält Troost ab Mitte des Jahres 1931 auch von anderen hochrangigen Nationalsozialisten Aufträge. Den Anfang macht Julius Streicher, der ihn mit dem Umbau des »Hitlerhauses«, der Parteizentrale der fränkischen NSDAP in Nürnberg, sowie Ende 1932 109 Ehrenmal für die Gefallenen des »Hitlerputsches« in der Feldherrnhalle, München, 1933, Aufnahme um mit der Neuausstattung dreier Räume in seiner Pri1934–1937 (WV 124) vatwohnung betraut (WV  119, 123). 1933 richtet Troost für Adolf Wagner und Ritter von Epp deren Dienstwohnungen ein und projektiert für Letzteren Feldherrnhalle (Abb.  109), für die Einrichtung der darüber hinaus ein »Reichsstatthalterpalais«. Zudem Kanzlerwohnung in der Alten Reichskanzlei, für ein entwirft er für die Nationalsozialisten im oberbay- Wohnhaus Hitlers im Kanzlergarten sowie für die erischen Seefeld einen »Hitlerbrunnen« und baut Neugestaltung des Alten Botanischen Gartens in für den späteren Reichsärzteführer Gerhard Wag- München (WV 132–134).418 Zu all diesen Arbeiten von 1933 ist festzustellen, ner das »Haus der Deutschen Ärzte« in Berlin um dass sie sich in formaler Hinsicht kaum von seinen (WV 125–128, 131). »Hauptwerken« – der Einrichtung des »Braunen Auch von Hitler erhält Troost nach der »Machtergreifung« weitere Aufträge   : für ein Ehrenmal Hauses«, dem Parteizentrum am Königsplatz und der Gefallenen des »Hitlerputsches« 1923 in der dem »Haus der Deutschen Kunst« – unterscheiden 415 Im Vorstand sitzen neben Troost vorwiegend Spitzenfunktionäre deutscher Unternehmen (Auflistung s. Brantl 2007, 58). 416 Von den am Bau beteiligten Industriegruppen werden zudem Sachspenden, vor allem Baumaterialien, zur Verfügung gestellt (Heilmeyer 1937a, 17). Zur Finanzierung des Baus s. Hecker 1998; Brantl 2007, 56–68.

417 HistA HdK, HdDK P 1/1-1, 2, 4. 418 Anders als seit Hildegard Brenner in der Literatur wiederholt zu finden ist (Brenner 1963, 121; Teut 1967, 180; Petsch 1976, 91; Thies 1976, 89; Koch 1995, 23; Weihsmann 1998, 722), hat Troost keine Vorentwürfe für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg angefertigt.

Weitere Bauent wür fe und Interieurs | 129

110  Entwurf für ein »Reichsstatthalterpalais« – Aufriss, München 1933 (WV 128)

111  Entwurf für ein Wohnhaus Hitlers – Aufriss, Berlin, 5. 10. 1933 (WV 133)

130 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

112  Entwurf für ein Wohnhaus Hitlers – Grundriss, Berlin, 1933 (WV 133)

und ebenfalls in einem reduzierten Neoklassizismus gehalten sind. Ebenso bleiben bestimmte gestalterische Elemente, wie die Symmetrie in Grund- und Aufriss, die Achsengliederung der Fassaden, die Verwendung kannelierter Pfeiler sowie profilierter Fensterrahmen nach wie vor gültig (Abb. 110–112). Schwieriger zu beurteilen sind Troosts Inneneinrichtungen von 1933, da von einem Teil von ihnen keine Innenaufnahmen und kaum Zeichnungen erhalten sind, während beim besser dokumentierten Teil nur wenige Möbel und Einrichtungsgegenstände als Neuentwürfe zu identifizieren sind. Zur ersten Gruppe zählen das »Hitlerhaus«, Streichers Privatwohnung sowie die Dienstwohnungen Wagners und Epps. Soweit ersichtlich, sind die Wände jener Interieurs über niedrigen Fußleisten in der Regel verputzt oder mit Stoffbespannungen versehen. Fußböden, Fußleisten und auch Türrahmen sind aus Marmor oder Holz gearbeitet, während das Mobiliar zumeist mit Nussbaum oder Mahagoni furniert

und aus Typen der Europa entwickelt ist. Ebenfalls auf Modelle des Lloyd-Dampfers gehen die Wandleuchter mit Marmorschalen zurück, die bereits im »Senatorensaal« des »Braunen Hauses« Verwendung fanden (s. Farbtaf. 10). Dass jene Interieurs im Allgemeinen weniger aufwendig ausgestattet werden als die Vorzeigeräume des »Braunen Hauses«, hat vermutlich finanzielle Gründe. Denkbar wäre auch, dass es in Hitlers Intention lag, die Münchner Reichszentrale der N ­ SDAP nicht von regionalen Parteihäusern übertreffen zu lassen. Zu den besser dokumentierten Einrichtungen zählen die Kanzlerwohnung und das »Haus der Deutschen Ärzte«, die beide nach Troosts Tod von seinem Atelier vollendet werden (Abb. 113). Bei diesen Arbeiten besteht jedoch das Problem, dass eine Unterscheidung, welche Räume und Einrichtungsgegenstände noch von Troost selbst oder später von seinem Atelier entworfen wurden, in vielen Fällen, in denen eine Datierung fehlt, kaum möglich ist.

Weitere Bauent wür fe und Interieurs | 131

113  »Haus der Deutschen Ärzte« – Sitzungszimmer, Berlin, 1933/34 (WV 131)

Auffällig ist aber, dass stärker als bei den Interieurs der ersten Gruppe auf Mobiliar der Europa zurückgegriffen wird. Insbesondere in der Kanzlerwohnung sind nahezu alle Räume mit Einrichtungsgegenständen – Möbel, Lampen oder Teppichen – des LloydDampfers bestückt. Ein Grund dafür mag in Troosts vorzeitigem Ableben zu sehen sein, das Hitler möglicherweise dazu veranlasst hat, jene Räume durch ältere Modelle seines Architekten vervollständigen zu lassen, anstatt das Atelier Troost mit Neuentwürfen zu betrauen. Wie es scheint, hat der Diktator offenbar erst gegen Ende des Jahres 1934 so weit Vertrauen in die entwerferischen Fähigkeiten des Atelier Troost gewonnen, dass er es mit neuen Einrichtungen beauftragt (s. S. 171–173).

Neuentwürfe Troosts für die Kanzlerwohnung sind der Schreibtisch in der Bibliothek und der Konferenztisch419 im Kabinettssitzungssaal, die beide durch eine monumental-massive Konstruktion und rechtwinklige Profilierungen charakterisiert sind. Anders dagegen der Schreibtisch in Hitlers offiziellem Arbeitszimmer, der mit seinem kontrastierenden Furnier und seinen geschwungenen Beinen an ältere Modelle Troosts aus den 1920er-Jahren erinnert (Abb. 114). Der einzige, vollständig noch von Troost entworfene Raum ist das Speisezimmer, dessen reduzierte, neoklassizistische Gestaltung große Ähnlichkeit mit den Vorzeigeräumen des »Braunen Hauses«, insbesondere mit »Fahnenhalle« und »Standartensaal«, aufweist (Abb. 115). Gleichwohl besteht

419 Abb. s. Speer 1942, 6.

132 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

114  Alte Reichskanzlei – Offizielles Arbeitszimmer Hitlers, Berlin, 1933/34 (WV 132)

115  Alte Reichskanzlei – Speisesaal, Berlin, 1933/34 (WV 132)

Weitere Bauent wür fe und Interieurs | 133

auch seine Einrichtung vorwiegend aus Stücken der Europa.

Kennzeichnend für den Neoklassizismus der Bauten und Einrichtungen Troosts ist die formale Reduktion der Bauglieder, weshalb etwa Basen und Kapitelle von Säulen und Pfeilern in der Regel als profilierte, viereckige Platten, Gesimse als rechtwinklig abgestufte Mauervorsprünge ausgebildet sind. Wie bereits im Kapitel über Troosts Frühwerk festgestellt wurde (s. S. 21), ist die formale Reduktion ein wesentliches Merkmal des internationalen Neoklassizismus im 20.  Jahrhundert. Was Troosts Arbeiten aber gegenüber den Bauten anderer Architekten auszuzeichnen scheint (und durch eine nähere Untersuchung des internationalen Neoklassizismus zu verifizieren wäre),420 ist die mit der formalen Reduktion einhergehende erhöhte Formlogik. Diese äußert sich in der strengen Spiegelsymmetrie, die Grund- und Aufriss seiner Bauten für Hitler charakterisiert, sowie in der gleichmäßigen Wiederholung von Baugliedern über alle Fassaden hinweg. Letztere findet ihren konsequentesten, die Gesamterscheinung prägendsten Ausdruck bei »Führer-« und »Verwaltungsbau«, wo sämtliche Außenseiten mit den gleichen, in eckige Rahmen gestellten Rundbogenfenstern »tapeziert« sind. Soweit ersichtlich, ist ihre – abgesehen von Altanen und Balkonen – auf allen Seiten völlig identische Fassadengestaltung in der Architektur des »Dritten Reiches« singulär. Zuletzt zeigt sich die erhöhte Formlogik Troosts auch bei der Gestaltung der einzelnen Bauglieder. Exemplarisch hierfür sind die bereits

erwähnten Pfeiler und Säulen, deren Kapitelle und Basen bei Troosts Bauten für Hitler immer identisch ausgebildet, gewissermaßen gespiegelt sind. Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich der Innenarchitektur sind seine Möbel und Einrichtungsgegenstände wie Wandleuchter, die seit der Europa – also bereits vor seiner Begegnung mit Hitler  ! – konsequent aus geometrischen Grundformen – Kubus, Kreis oder Dreieck – entwickelt sind (s. Abb. 48). Die in der formalen Reduktion und der erhöhten Formlogik evident werdende, geometrische Vorliebe Troosts äußert sich schließlich auch im dritten Charakteristikum seiner Bauten für die Nationalsozialisten, dem ihrem Entwurf zugrundeliegenden Rasterschema. Vorgegeben ist dieses durch das Karomuster des Zeichenpapiers, aus dem Troost den gesamten Grundriss, die Säulenabstände und auch den Aufriss entwickelt (vgl. Abb. 93, 100, 104, 105). In der Ausführung messen die einzelnen Module bei den Bauten am Königsplatz 4 x 4 m, beim »Haus der Deutschen Kunst« 5 x 5 m (Abb. 116).421 In der Verwendung einer solchen Rastermethodik folgt Troost Jean-Nicolas-Louis Durand, der in seinem Werk »Précis des leçons d’architecture« (2  Bde., 1802/05) erstmals ein rationales Anleitungsverfahren für Bauentwürfe entwickelt hat.422 Aus dem Geist der Französischen Revolution heraus propagiert Durand eine egalitäre Architektur, die nur dem Prinzip der Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit verpflichtet ist, weshalb er Grundriss, Aufriss und Schnitt konsequent aus dem Quadrat entwickelt. Sein Entwurfssystem basiert nicht mehr auf dem menschlichen Maß, d.  h. dem Säulendurchmesser, der seit Vitruv die abendländische Baukunst bestimmt, sondern auf mathematischen Konstanten, im Grundriss etwa auf dem Abstand zwischen den Säulenmittelpunkten. Sein modulares Proportionssystem legt Durand sämtlichen Bauaufgaben und allen Elementen der Architektur zugrunde. In

420 Bis heute existiert keine wissenschaftliche Untersuchung des internationalen Neoklassizismus im 20. Jahrhundert. Erschienen sind lediglich einzelne unkritische Bildbände oder Aufsätze, in denen Bauten verschiedener Länder aufgrund formalästhetischer Parallelen unter einen einheitlichen Stil-

begriff subsummiert, nicht jedoch bezüglich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht werden (s. Borsi 1986; Larsson 1995; Cohen 2007; einen Überblick über die Literatur zum Thema gibt Nerdinger 2004b). 421 Bemerkenswerterweise entwirft Leonhard Gall später seine

Z u m N e ok l a s si z i s m us von T ro os t s B au t e n Der Neoklassizismus bei Troost

134 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

116  »Ehrentempel« – Grundriss und Schnitt, München, 1938 in »Die Kunst im Dritten Reich« veröffentlicht (WV 130)

Deutschland übernehmen etwa Schinkel, erstmals im Jahre 1800 bei einem Museumsprojekt, und Klenze, seit der Glyptothek, seine Rastermethodik.423 Vermutlich ist Troost Durands Modulsystem durch deren Bauten vermittelt worden, da sich dergleichen bei seinen Entwürfen vor 1931 nicht findet und er sich bei dem Parteibauprojekt vor allem an Klenzes Bauten orientiert (s. S. 87–103). Bemerkenswerterweise wird die Rastermethodik, soweit ersichtlich, später von anderen Architekten des Nationalsozialismus nicht mehr oder kaum noch aufgegriffen. Zusammenfassend ergibt sich somit, dass Troosts Bauten für Hitler mit ihrer reduzierten neoklassizisBauten auf dem gleichen Rasterschema wie die jeweils in der Nähe befindlichen Bauten Troosts, weshalb der Kanzleibau ebenfalls aus einem 4 x 4 m, das »Haus der Deutschen Architektur« aus einem 5 x 5 m großen Modul entwickelt ist (WV 147f.).

tischen Formensprache ein wesentliches Merkmal des internationalen Klassizismus teilen, sich aber von jenen Bauten ebenso wie von der später geplanten Repräsentationsarchitektur des Nationalsozialismus durch ihre erhöhte Formlogik und die Verwendung eines Rasterschemas unterscheiden.

Stilwahl Dass Troost und Hitler bei einigen Innenräumen und vor allem ihren Bauprojekten eine neoklassizistische Gestaltung wählen, dürfte vor allem drei 422 Siehe auch Tegethoff 1995, 14; allgemein zu Durands Architekturtheorie s. Freigang 2003. 423 Schönemann 1984, 79; Nerdinger 2000, 11f.

Zum Neokl assizismus von Troosts Bauten | 135

Gründe haben  : erstens das städtebauliche Umfeld, da sich das »Braune Haus«, das zudem selbst ein spätklassizistisches Palais ist, und die Parteibauten in der im frühen 19.  Jahrhundert geplanten Maxvorstadt in unmittelbarer Nähe zum klassizistischen Königsplatz und seinen Museumsbauten befinden. Im Hinblick auf die städtebauliche Einbindung der Bauten Troosts in ihr Umfeld erscheint die Verwendung klassizistischer Formen durchaus naheliegend. Der zweite Grund ist in der gemeinsamen, wenn auch unterschiedlich begründeten Bewunderung beider Männer für die ludowizianischen Bauplanungen in München zu sehen. Troosts Begeisterung für »die feine Zeit Ludwig[s] I.« ist mehrfach überliefert, ebenso sein Bekenntnis  : »Ich liebe München ­wegen der Kunst dieser Zeit.«424 Beeindruckt zeigt er sich insbesondere von der Ludwigstraße (Abb.  117)   : »Nur wenige Straßen Münchens üben eine solche Wirkung auf mich aus, wie grade diese. Ich halte sie in gewissem Sinne für eine große künstlerische Idee, die tadellos gezeichnet auf dunkle kleine Effekte verzichtet, und dieses Verzichten giebt ihr das große Kunstmaß.«425 Hitler verleiht seiner Bewunderung der Bauplanungen des Bayernkönigs vermutlich erstmals 1924/25 in »Mein Kampf« Ausdruck  : »Alle unsere Städte zehren vom Ruhme und den Schätzen der Vergangenheit. Man nehme aus dem jetzigen München doch einmal alles weg, was unter Ludwig I. geschaffen wurde, und man wird mit Entsetzen sehen, wie armselig der Zuwachs seit dieser Zeit an bedeutenden künstlerischen Schöpfungen ist.«426 Auch er schätzt die Ludwigstraße als großgedachten städtebaulichen Wurf, wie er 1938 in einer Rede durchblicken lässt  : »Glauben Sie, daß jemals eine Ludwigstraße entstanden wäre, wenn man es damals den Münchener Bürgern und den sonstigen Institu-

tionen der Stadt freigestellt hätte, zu bauen, wie sie wollten  ?  ! Große Baulösungen sind immer nur durch eine einheitliche Planung entstanden, und so soll es auch heute wieder werden.«427 Als dritter Grund ist das historistische Denkmuster anzuführen, dem Troost (s. S. 21–27, 31–34) und, wie dessen Kritik an Abels Vorprojekt von 1937 zeigt (s. S. 122f. Anm. 399), auch Hitler verpflichtet ist. Wie viele seiner Kollegen betrachtet Troost den Klassizismus, aufgrund seines Ursprungs in der griechischen Antike und seiner Zeitlosigkeit, als denjenigen Stil, der für Kultur‑, Bildungs- oder staatliche Verwaltungsbauten am geeignetsten ist. Dementsprechend wählt er beispielsweise für das Münchner Marionettentheater (Abb.  147) und das »Haus der Deutschen Kunst« die Form eines »Kunsttempels« (s.  Abb. 107, 108) oder gestaltet den Repräsentationsraum auf der Bayerischen Gewerbeschau als pompejanisches Atrium (WV  46). Inwieweit dagegen Hitler bereits vor 1930 konkrete Vorstellungen bezüglich der Gestaltung von staatlichen Bauten, insbesondere seiner eigenen nach einem künftigen Machtgewinn, entwickelt hat, ist unklar. In der Forschungsliteratur wird dies, den Zeitzeugenberichten428 hierin folgend, zumeist verneint und stattdessen auf Troost verwiesen, der Hitler überhaupt erst zum Neoklassizismus gebracht habe und somit auch für die Stilwahl verantwortlich gewesen sei. Unmittelbare Quellen wie Besprechungsprotokolle, die diese Zuschreibung stützen oder widerlegen können, existieren nicht.429 Annähern kann man sich der Urheberfrage aber, indem man Hitlers architekturbezogene Aussagen vor seiner Begegnung mit Troost sowie die diesbezügliche Überlieferung von Zeitzeugen auf seine baulichen Vorstellungen und stilistischen Präferenzen hin untersucht.

424 PB/KirchheimTeck, TPLT 12.12.1912. 425 Ebd., TPLT [Juli?] 1901. Hierzu Gerdy Troost: »München, als Stadt, wurde ihm rasch zur Heimat. Er liebte es, besonders in der Dämmerung, die feine graue Stimmung, sowohl der alten engeren Stadtviertel, wie der freien, großen Straßenzüge aus König Ludwig I. Zeiten auf sich wirken zu

lassen. Neben Schinkel schätzte er Klenze immer als einen der größten Baumeister« (BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf PLTs von GT, o. D. (um 1980–1984)]). 426 Hitler 1943, 289f. 427 Domarus I, 2, 865. – Auch Giesler gibt an, dass Hitler ihm gegenüber immer wieder Ludwig I. und dessen städtebauli-

136 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

117  Johann Baptist Kuhn  : Blick in die südliche Ludwigsstraße, München, 1849

Hierbei zeigt sich, dass Hitler auf seinen früheren Lebensstationen – und später in München – vor allem große Bauten bewundert  : in Linz etwa das in Neurenaissance-Formen gehaltene Landesmuseum und das klassizistische Stadttheater, in Wien die in unterschiedlichen Stilen errichteten Bauten der Ringstraße.430 Auch innerhalb der antiken Architektur, die ihm zeitlebens als Referenzebene für seine eigenen Bauvorhaben dient, richtet sich Hitlers Aufmerksamkeit ausschließlich auf öffentliche Großbauten, die nach seiner persönlichen Lesart für

»die Ewigkeit bestimmt schienen, weil sich in ihnen nicht der Reichtum eines einzelnen Besitzers, sondern die Größe und Bedeutung der Allgemeinheit widerspiegeln sollte. […] Wenn man die Größenverhältnisse der antiken Staatsbauten mit den gleichzeitigen Wohnhäusern vergleicht, so wird man erst die überragende Wucht und Gewalt dieser Betonung des Grundsatzes, den Werken der Öffentlichkeit die erste Stelle zuzuweisen, verstehen.«431 Aussagen Hitlers, die Rückschlüsse auf die Bevorzugung eines bestimmten Stils erlauben, sind für die Zeit

che Leistungen gelobt habe (Giesler 1977, 243, 260). 428 Unter anderem Dehlinger 1950, 21; Speer 1970, 54f.; 1982, 167, 260; ihnen folgt etwa Arndt 1981, 474f. Auch in der NS-Presse ist vereinzelt zu lesen, dass Troost »auch stilistisch Hitlers neoklassizistische Intentionen befruchtete« (München 1937, 22).

429 Hitlers Architekturskizzen können hierbei nicht als Quelle dienen, da ihre Datierung vor 1930 ausschließlich durch Zeitzeugen wie Albert Speer überliefert ist (s. Price 1983). 430 Unter anderem Hitler 1943, 18; Kubizek 1953, 205–208. 431 Hitler 1943, 290; vgl. hierzu Demandt 2002.

Zum Neokl assizismus von Troosts Bauten | 137

vor 1930 nicht bekannt.432 Auch Zeitzeugen berichten steigerte Außenwirkung abzielen  : beispielsweise im hierüber nichts. Wie die ausbleibende Überlieferung »Monumentalitätssprung« des zehnten Vorprojekts und insbesondere das Beispiel Wiens nahelegen, spielt für den Parteibau oder auch in der ab März 1933 der Baustil für Hitler bei seiner Beschäftigung mit Ar- reicheren Gestaltung des Kunstausstellungsgebäudes. chitektur, zumindest bis 1930, nur eine untergeord- Ebenso dürfte auch die quasi-sakrale Gestaltung des nete Rolle. Hierin unterscheidet sich seine Architek- »Senatorensaals« im »Braunen Haus« und die Bestatturauffassung grundlegend von derjenigen Troosts, der, tung der beim »Putsch« Getöteten in den »Ehrenwie das Beispiel der Ludwigstraße zeigt, großzügige tempeln« auf Hitler zurückzuführen sein. Bauplanungen ebenfalls zu schätzen weiß, sie aber gerade auch nach künstlerischen Gesichtspunkten beurteilt. Noch deutlicher zeigt sich ihr unterschiedliches Internationaler Vergleich Architekturverständnis bei ihren Besuchen in Florenz  : Während Troost 1927 ausschließlich den harmonisch- Wie bereits angeklungen, ist der reduzierte Neoklasruhigen Gesamteindruck der von ihm besichtigten sizismus nicht auf Troosts Bauplanungen für Hitler Sakral- und Palastbauten lobt und Details der Gestal- beschränkt, sondern als Repräsentationsstil in der tung in seinem Notizbuch festhält,433 soll sich Hitler ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts weit verbreitet. bei seiner Visite im Jahr 1938 an »dem ungeheuren Die Staatsform, gleich ob Demokratie westlicher PräEindruck, den vor allem die florentinische Renais- gung oder autokratisches System, spielt hierbei keine sance, ihr imperialer Festungsstil, auf ihn gemacht Rolle. In den USA ist es seit der Zeit der Unabhänhabe[n]« berauscht haben.434 gigkeitserklärung 1776 üblich, Regierungsgebäude Insgesamt zeigt die Überlieferung somit, dass Hit- klassizistisch zu gestalten. Hierin spiegelt sich das ler vor 1930 an der Architektur vor allem eine zentra­ Selbstverständnis der USA als erste moderne Demolisierte Bauplanung, die stadtbildprägende Domi- kratie wider, die sich an ihrem politischen Vorbild nanz von Monumentalbauten und, im Kontext der schlechthin, der attischen Demokratie, orientiert Antike, deren Ewigkeitswert sowie deren Bedeutung und folglich in »griechischen« Formen baut. Im für die Allgemeinheit schätzt.435 Eine bestimmte äu- späten 19. und frühen 20.  Jahrhundert ist der akaßere Gestaltung oder andere, den Entwurf von Bau- demische Klassizismus als Repräsentationsstil, nicht ten betreffende Kategorien wie Grundrissdisposition zuletzt durch das landesweite Wirken der einflussreiund Proportion spielen für ihn dagegen keine Rolle, chen Büros von Paul Philippe Cret, John Russell Pope, zumindest sind von ihm keine diesbezüglichen Äu- McKim, Mead and White, so geläufig, dass er auch ßerungen überliefert.436 Angesichts dessen ist zu für nichtstaatliche Repräsentationsbauten verwendet vermuten, dass Troosts Anteil an der Wahl des Neo- wird. In den 1920er-Jahren lässt sich schließlich eine klassizismus denjenigen Hitlers tatsächlich überwo- allmähliche Loslösung von der Beaux-Arts-Tradition gen hat.437 Das Einwirken des Parteiführers dürfte feststellen, da klassizistische Bauten, wie seit Beginn dagegen überall dort durchscheinen, wo plötzliche des 20. Jahrhunderts in Europa, nun ebenfalls häufig Veränderungen in Troosts Entwürfen auf eine ge- formal reduziert sind (Abb. 118).438 432 Dass Hitler in »Mein Kampf« Theophil Hansens neoklassizistisches Parlamentsgebäude in Wien als »hellenisches Wunderwerk auf deutschem Boden« preist (Hitler 1943, 83), besagt nichts über eine mögliche Vorliebe zum Klassizismus. 433 BSB, Ana 325.B.[TPLT 30.3.1927]. 434 Speer 1982, 166. 435 Ähnlich berichtet sein Jugendfreund August Kubizek, dass

Hitler vor allem von der Größe der Bauten der Wiener Ringstraße angezogen worden sei (Kubizek 1953, 223). 436 Speers Polemik, dass Hitlers Architekturwelt in Linz und Wien »Bogengänge, Kuppeln, Geschwungenes, Repräsentation, nie ohne ein Element von Eleganz, kurz: das Barocke« (Speer 1982, 166f.) bzw. ein »schwülstiger Neobarock« (Speer 1970, 55) gewesen sei, dient vor allem der nachträglichen Selbstdistanzierung von Hitler.

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118  Paul Philippe Cret  : Marriner S. Eccles Federal Reserve Board Building, Washington DC, 1935–1937 119  Léon Azéma/Louis-Hippolyte Boileau/Jacques Carlu  : Palais de Chaillot – Westlicher Pavillon, Paris, 1933– 1937

Außer in den USA ist der reduzierte Neoklassizismus zu dieser Zeit auch in anderen demokratischen Staaten, insbesondere in Frankreich, Großbritannien und Skandinavien, verbreitet (Abb.  119), ebenso aber auch in Diktaturen wie Italien oder Russland, von denen noch die Rede sein wird.439 Gleichwohl ist der 437 Inwieweit der Neoklassizismus von Troosts Bauten für Hitler von zeitgenössischen, kulturphilosophischen Schriften inspiriert wurde, kann nur spekuliert werden. Einer der bekanntesten Publizisten jener Zeit ist Arthur Moeller van den Bruck, dessen Werke Anfang der 1930er einem breiten Publikum bekannt sind und mehrfach aufgelegt werden (Schlüter 2010, 374–387). In »Der preußische Stil« (München 1916; Neuaufl. 1922, 1931, 1953) rühmt Moeller van den

Bruck den schlichten, aufs Tektonische reduzierten Stil von Friedrich Gilly (1772–1800), den er über Schinkel stellt, als vollendeten Ausdruck preußischer Klassizität und moderner Sachlichkeit (zu Moeller van den Brucks Äußerungen zur Architektur s. Schlüter 2010, 232–261). 438 Siehe Craig 1978. 439 Ebenso im Spanien Francos, wo seit Ende der 1930er staatliche Bauten, etwa das Valle de los Caídos (1940–1959)

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Neoklassizismus in den 1920er-/30er-Jahren kein allgemeingültiger Zeit- oder Epochenstil, da in den genannten Ländern parallel auch einflussreiche moderne Strömungen existieren und die Entwicklung in vielen anderen Ländern, wie den Beneluxstaaten, der Tschechoslowakei und Ungarn, unterschiedlich verläuft.440 Dennoch zeigt seine Verbreitung, dass zu jener Zeit – unabhängig von nationalen Traditionen oder politischen und kulturellen Hintergründen – ähnliche Ansichten darüber bestehen, wie Anspruch und Würde eines Gebäudes am besten auszudrücken sind. Dies spiegelt vor allem der 1927 ausgeschriebene Wettbewerb zum Völkerbundpalast in Genf wider, bei dem sowohl ein Großteil der ca. 400 Beiträge als auch der letztlich ausgeführte Bau eine reduzierte klassizistische Formensprache aufweisen (Abb. 120).441 Dass Troost und Hitler bei ihren Bauprojekten absichtlich einer populären Zeitströmung folgen, ist sicherlich auszuschließen. Wie die gestalterischen Parallelen zur Architektur des frühen 19.  Jahrhunderts, insbesondere zu den Bauten Klenzes und Schinkels, vielmehr nahelegen (s. S. 100–103, 123f.), beabsichtigen sie, bei ihren Planungen einen Bezug zur deutschen Bautradition herstellen.442 Dass dies bewusst geschieht, legen verschiedene Äußerungen Hitlers nahe, etwa am 3. 1. 1923 in Nürnberg  : »Alle große Kunst muss eine nationale Kunst sein, d.  h. auch die Baukunst. Auch die Griechen konnten ihre Tempel nicht anders bauen als wie im griechischen Geiste, also ebenfalls national.«443 Der propagandistische Nutzen, den Hitler aus dem Anschluss an den deutschen Klassizismus zieht, ist offensichtlich  : Wie

im Bereich der Politik – erinnert sei an den »Tag von Potsdam« am 21. 3. 1933 –, so kann er sich auch in der Architektur als Bewahrer nationaler Traditionen in Szene setzen. Jener Aspekt mag ihm umso bedeutender erschienen sein, als sich während der Weimarer Republik, was Hitler ohne Zweifel genau registriert hat, keine charakteristische Staatsarchitektur herausbilden konnte.444 Bezeichnenderweise wird in den Anfangsjahren des NS-Regimes gerade dieser Aspekt von der Propaganda als Topos systematisch verbreitet und etwa über den Königsplatz behauptet, dass er durch den Umbau Troosts im Sinne Klenzes überhaupt erst vollendet worden sei (s. S. 110f.). Wie die im Nationalsozialismus erfolgte Instrumentalisierung der Architektur deutlich macht, ist eine rein auf formalen Kriterien beruhende Beurteilung der Bauten Troosts ebenso wenig möglich wie ihre Zuordnung in den internationalen Neoklassizismus des 20. Jahrhunderts. Zu berücksichtigen ist zum einen der jeweilige nationalhistorische Kontext, in dem Bauten in den verschiedenen Ländern geplant werden, zum anderen die ihnen zugedachte Funktion.445 Grundsätzlich zeigt sich hierbei, dass die Architektur im »Dritten Reich«, anders als in anderen Ländern, nicht allein den Staat zu repräsentieren hatte, sondern vom Regime vor allem als Herrschaftsinstrument verstanden wurde, was bereits die zeitgenössische Propaganda unverhohlen eingeräumt hat  : »Die neue deutsche Baukunst war von Anbeginn an ein Teil der deutschen Revolution. Mit ihr gelangte sie zum Sieg. […] Seit den frühen deutschen Domen entstehen zum erstenmal wieder Gemeinschaftsbauten, die völlig von jeder Zweckbe-

oder die Bauten von Luis Gutiérrez Soto, in einem reduzierten Neoklassizismus errichtet werden. 440 Nerdinger 2004b, 122f. 441 Siehe auch Rosenberg 2010. 442 Darauf hat die Forschung wiederholt verwiesen: Schäche 1979; Koch 1995a; Nerdinger 2004b, 127. – Da seinen Bauten der menschliche Maßstab und die vitruvianische Proportionierung aus dem Säulenradius fehlt, ist die in der NS-Presse vielfach zu findende Behauptung einer Orientierung Troosts an der Antike ins Reich der Fabel zu verweisen. Zudem sind die von ihm verwendeten Rundbogenfenster zumindest in der griechischen Antike unbekannt. Die im

»Dritten Reich« programmatisch verbreitete Verbindung von Germanen- und Griechentum, die auf Klenze zurückgeht (Buttlar 1999, 313–315; 2007), wurde von den führenden Architekten des Nationalsozialismus verinnerlicht, so von Troost selbst: »Klassizismus – das ist ein veralteter Begriff, einer falschen Gedanklichkeit entwachsen, nämlich der heutigen verstandesgemäßen, mechanistischen Einordnungssucht. Die Bauten der Griechen sind uns Deutschen blutsmäßig nahe und verwandt; sie entstammen der gleichen rassemäßigen Wurzel. Wenn wir nach dem Süden reisen, so sollten wir nicht dem Fremdländischen, sondern den Spuren eigenen Blutes nachgehen!« (Breuer 1937, 346).

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120  Carlo Broggi/Julien Flegenheimer/Camille Lefèvre/Henri-Paul Nénot/Joseph Vago: Palais de Nations, Genf, 1929–1936

stimmung des Alltags losgelöst sind, Selbstdarstel- 1933, erstens – durch ihre Größe – das Selbstwertgelung der ureigensten Kulturkräfte eines erwachten, fühl des deutschen Volkes zu heben und zweitens – rassebewussten Volkes, Stein gewordene Verkörpe- durch ihre neoklassizistische Gestaltung – politische rung eines Glaubens. In diesen Bauten formt der sowie ideologische Inhalte allgemein verständlich zu Führer das Ebenbild der edelsten Wesenszüge der vermitteln.447 Ein weiterer, im Zitat bereits angeklungener Undeutschen Gemeinschaft.«446 Wie derartige Verlautbarungen und weitere Aussagen Hitlers belegen, terschied zur Staatsarchitektur anderer Nationen beabsichtigte die Architektur des NS-Staates von besteht darin, dass die Bauten des NS-Regimes Anfang an, also seit der Machtübernahme im Januar nach dem Willen ihrer Urheber frei von alltäglicher Ebenso von Gerdy Troost: »Eine Formgebung aus dem Geist der Antike – doch nicht Hellenismus, sondern Kraft und Mass der Frühzeit. Für unsere gegenwärtigen Aufgaben erschien ihm [Troost] die Formenwelt des Klassizismus – so sehr er Schinkel verehrte – mit ihrer feineren, leichteren Aesthetik, ihrer eleganten Repräsentation nicht geeignet. Er wollte aus dem Geist des Schlichten, Herben der Frühe schaffen. Also nicht einen Neo-Klassizismus, sondern eine Neo-Klassik wollte mein Mann mit seinen Bauten« (PB/ Berchtesgaden: GT an Hermann Giesler, o.  D. [nach 1945]). Auch Speer bezeichnet später noch seine Nürnberger Bauten als »neoklassisch« (Speer 1970, 75f.).

443 Hitler 1980, 779. 444 Zwar bestand bei staatlichen Projekten zwischen 1919 und 1932 die Referenzebene des »Preußischen«, gleichwohl wiesen die Bauten, die zudem vielfach über die Papierform nicht hinauskamen, unterschiedliche Stil- und Ausdrucksformen auf (Welzbacher 2006, 271–278). 445 Nerdinger 2004b, 122f. 446 Bauen 1938, 10. 447 Tegethoff 1995, 12.

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121  Hermann Giesler  : »Hohe Schule der NSDAP«, bei Arlaching am Chiemsee, 1938–1944 122  Ercole Fischetti: Casa del Mutilato, Catania, 1939

Zweckbestimmung sein, d. h. um ihrer selbst willen, dass es in ähnlichem Maße Bauprojekte angestoßen, gewissermaßen als höchste kulturelle Äußerung des die Planungen in den Ateliers der Architekten kontNationalsozialismus, errichtet werden sollten. Fak- rolliert und selbst in Detailfragen eingegriffen hätte. tisch trifft diese von Hitler und der NS-Propaganda Höchstwahrscheinlich ist Hitler, selbst im Vergleich kolportierte Behauptung für nur wenige Bauten zu, mit anderen Diktaturen, auch der einzige Potentat etwa für die »Große Halle« in Berlin oder die Reichs- seiner Zeit, der sich lange vor seiner Kanzlerschaft, parteitagsbauten in Nürnberg. Die meisten anderen im Grunde bereits mit dem Parteibauprojekt von projektierten Großbauten hingegen, etwa die Partei- 1931/32, auf einen bestimmten Stil festlegt. bauten Troosts oder selbst Görings ReichsmarschallVöllig anders liegen die Dinge dagegen in Italien, amt (Abb.  130), haben oder hätten durchaus eine wo nach der faschistischen Machtübernahme im alltägliche Zweckbestimmung als Verwaltungs- oder Jahr 1922 die Rationalisten um Guiseppe Terragni Kulturbauten erhalten. Allerdings lässt sich in der und die in der Tradition eines akademischen Eklekzweiten Hälfte der 1930er-Jahre die Tendenz be- tizismus ausgebildeten Novecentisten um Marcello obachten, dass, vor allem von Hitler selbst, gewal- Piacentini lange Zeit nebeneinander tätig sind, wenn tige Bauprojekte in Planung gegeben werden, deren auch in gegenseitiger Ablehnung.449 Mussolini bleibt spätere Nutzung kaum durchdacht ist oder für die in diesem Konflikt eher passiv, wie er auch keiner vorher keine Bedarfspläne ausgearbeitet wurden. Ein Richtung zum Durchbruch verhilft. Dass die Novebekanntes Beispiel hierfür ist die »Hohe Schule der centisten letztlich die Oberhand gewinnen können NSDAP« (Abb.  121).448 Ein vergleichbares Bauen und in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre zunehum des Bauens willen, das losgelöst von realen Be- mend den öffentlichen Architekturbetrieb dominiedürfnissen und ökonomischer Ratio ist, findet sich ren, liegt vor allem im Selbstverständnis des faschisin anderen Ländern kaum, am ehesten noch in den tischen Regimes begründet, das sich als Nachfolger 1930er-Jahren im Russland Stalins. des römischen Weltreiches betrachtet und folglich Eine weitere Eigentümlichkeit der Verhältnisse in an dessen Baukunst anknüpfen möchte.450 WennDeutschland ist die Rolle Hitlers, der sich ungleich gleich die Architektur in Italien somit ebenfalls in eiintensiver mit Architektur beschäftigt als andere nem nationalen Traditionszusammenhang steht und politische Führer und Regierungschefs seiner Zeit. auch eine legitimierende Funktion hat, so zeigt insVon keinem anderen Staatsoberhaupt ist bekannt, besondere Mussolinis Zurückhaltung, dass sie dort 448 Vgl. Früchtel 2008, 138–144.

449 Zur Architektur im Faschismus s. Estermann-Juchler 1982.

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123  Wladimir Alexejewitsch Schtschuko: Lenin-Bibliothek, Moskau, 1928–1940

in weitaus geringerem Maße als Mittel der Politik verstanden wird als in Deutschland und als solches folglich erst spät instrumentalisiert wird. Ähnlich wie der »Duce« hält sich auch Josef Stalin, nachdem er 1922 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei wird, in architektonischen Angelegenheiten lange zurück. In den Anfangsjahren seiner Regierung existieren moderne und konservative Strömungen nebeneinander, darunter die Rationalisten der Gruppe ASNOVA (Assoziation neuer Architekten), die Konstruktivisten, die in der Gruppe OSA (Vereinigung moderner Architekten) zusammengefasst sind, und schließlich die Neoklassizisten, die eine »proletarische« Klassik,

also eine zeitlos aufgefasste Architektur propagieren. Die vierte Gruppe stellen jene Architekten dar, die durch die Verarbeitung unterschiedlichster Einflüsse einen »nationalen Stil« für Sowjetrussland schaffen wollen und sich 1929 zur Gruppe Vopra (Allrussische Vereinigung proletarischer Architekten) zusammenschließen.451 Nachdem die politische Führung im Wettstreit der konkurrierenden Gruppierungen lange Zeit passiv bleibt, fördert sie Ende der 1920er-/ Anfang der 1930er-Jahre erstmals eine bestimmte Richtung, indem sie bei staatlichen Bauaufträgen den Neoklassizisten den Vorzug gibt. Die endgültige Entscheidung bringt schließlich der Sieg Boris Jofans im Wettbewerb für den Sowjet-

450 Ebd., 108–173.

451 Nerdinger 2004.

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palast in Moskau (1930–1934), der den Durchbruch lien erst vergleichsweise spät, etwa zehn Jahre nach für die Vertreter des nationalen Stils bedeutet.452 Stalins Machtübernahme, erkannt und instrumentaWesentlich verantwortlich hierfür ist Stalin, der den lisiert. Ausgang des Wettbewerbs entscheidend beeinflusst. Wie der knappe Überblick somit zeigt, kann die Offenbar ist Stalin erst durch den Wettbewerb die Repräsentationsarchitektur im Nationalsozialismus Bedeutung von Architektur für sein Regime vollends mit den neoklassizistischen Bauten anderer Länder bewusst geworden, da er in der Folge wiederholt in unter formalen Gesichtspunkten zwar verglichen, die staatliche Baupolitik eingreift und ein ehrgeiziges jedoch aufgrund ihrer dezidiert politisch-ideoloBauprogramm, vor allem für Moskau, anstößt. Zu- gischen Funktion und der besonderen Rolle Hitdem forciert er ab 1937 die Ausschaltung der Ratio- lers nicht dem internationalen Neoklassizismus der nalisten und Konstruktivisten aus dem öffentlichen 1920er-/ 1930er-Jahre zugerechnet werden. Architekturbetrieb.453 Wenngleich seine Rolle hierbei unter den Machthabern jener Zeit vermutlich noch am ehesten mit derjenigen Hitlers zu verglei- K u lt u r p ol i t is c h e s E ng ag e m e n t chen ist, so unterscheidet sich Stalin vom »Führer« darin, dass er lediglich den allgemeingültigen Kurs Nach der Machtübernahme der NSDAP in Bayern vorgibt, nicht aber unmittelbar, durch eigene Skiz- am 9. 3. 1933 rückt Troost als Hitlers bevorzugter zen oder verbale Vorgaben, auf die Gestaltung von Architekt in den Mittelpunkt der kulturpolitischen Bauten einwirkt. Das sich hierin widerspiegelnde, Geschehnisse und wird ein wichtiger Ansprechpartgeringere und am ehesten als »pragmatisch« zu cha- ner der neuen Regierung.454 Auch über die Grenrakterisierende Interesse Stalins an Architektur und zen Bayerns hinaus ist Troost im sich formierenden sein spätes Einwirken auf die staatliche Baupolitik nationalsozialistischen Kulturbetrieb, in dem 1933 zeigt somit, dass die Architektur in Sowjetrussland unterschiedlichste Verbände, Gruppen und Einzelnicht von vornherein als Mittel der Politik verstan- personen um Einfluss ringen, eine gesuchte Autoriden wurde. Als solches wird sie ähnlich wie in Ita- tät, die von Privatleuten, Künstlern oder Politikern

452 Zur stalinistischen Architektur s. Kawtaradse/Tarchanow 1992. 453 Ebd., 10; Nerdinger 2004, 62f. 454 Hitlers Kanzlerschaft am 30.1.1933 bringt für Troosts Alltag zunächst keine erkennbaren Veränderungen (vgl. BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933). 455 Siehe BSB, Ana 325.B.(passim). Zur kulturpolitischen Situation in Deutschland anno 1933 s. Brenner 1963, 35f. 456 Nachdem Schemm im September 1933 Troost die Entwürfe zum »Haus der deutschen Erziehung« vorlegt, führt er im Oktober Reissinger bei ihm ein (PB/KirchheimTeck, NPLT 24.9, 25.9., 3.10., 4.10.1933). Offenbar verwendet sich Troost für Reissinger, da dieser schließlich den Auftrag erhält und später mit weiteren Bauprojekten in Bayreuth betraut wird. 457 Belegt sind 1933 zwei Besuche Ruffs bei Troost (ebd., NPLT 23.4., 13.8.1933), deren Anlass höchstwahrscheinlich das Projekt der Kongresshalle in Nürnberg ist (vgl. Tesch 2005, 15–18, 109–112). Zumindest sind von Ruff keine anderen Bauvorhaben aus dieser Zeit bekannt, die eine Rücksprache mit Troost notwendig erscheinen lassen. Nach Ruffs Tod

458

459 460 461

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1934 führt dessen Sohn Franz (1906–1979) seine Planungen fort und erhält weitere Bauaufträge. Besuche von Klotz bei Troost: PB/KirchheimTeck, NPLT 18.8., 22.9.1933. – Nicht zufällig weist Klotz’ Entwurf von 1934 eine ähnliche Kolonnade auf wie das »Haus der Deutschen Kunst« (s. Leser 1991, Abb. 295). Im Auftrag der DAF bearbeitet Klotz das Projekt bis 1942, ohne dass es zur Ausführung kommt (ebd., 478f.). BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: Clemens Klotz an GT, 22.1.1934. Ebd., Korrespondenz 1934–1936: Clemens Klotz an GT, 7.8., 9.8.1934. Der Grund dafür dürfte sein, dass Hitler bei seinen Besuchen im Atelier Troost ohne Zeitverlust auch Klotz’ Planungen einsehen kann (Leser 1991, 159f.). 1936 spricht sie sich für Klotz’ Entwurf zur Einmündung der Aufmarschstraße zum Luitpoldhain in Nürnberg aus, 1938 für jenen zur »Hohen Schule der N ­ SDAP« am Chiemsee, beide Male jedoch erfolglos (BSB, Ana 325.B.Korres­ pondenz 1934–1936: Clemens Klotz an GT, 13.5.1936; s. a. Leser 1991, 250–255; Rosenberg 1996, 337).

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um Unterstützung oder Fürsprache bei Hitler ange- wäre.«460 1935 eröffnet Klotz auf Hitlers Veranlasgangen wird.455 Nachdem sich Troost bis dahin von sung ein Zweitbüro in München, das bezeichnenöffentlichen Diskussionen im Bereich von Kunst derweise im gleichen Gebäude wie das Atelier Troost und Kultur fernhält und auch als Mitglied im KdAI untergebracht ist.461 Auch in der Folge geht Klotz passiv bleibt (s. S. 149), geben ihm die veränderten Gerdy Troost regelmäßig um Unterstützung an, die politischen Verhältnisse den Rückenwind, den er be- sich in der Tat noch weiterhin für ihn einsetzt.462 Wenngleich sich Architektenkollegen, Künstler nötigt, um sich erstmals in seinem Leben intensiv und Politiker aus ganz Deutschland an ihn wenden, kulturpolitisch zu engagieren. Beispielsweise berät und unterstützt er Architek- so ist Troosts unmittelbares Wirkungsfeld als Kulturten wie Hans Reissinger (1890–1927)456 oder Lud- politiker weitestgehend auf München und, mit Abwig Ruff (1878–1934)457 bei Bauprojekten, die für strichen, auf Bayern beschränkt. In diesem lokalen diese zum Ausgangspunkt für eine steile Karriere im Rahmen ist er eine Größe, die bei baulichen, künst»Dritten Reich« werden. Besonders gut dokumen- lerischen und allgemein kulturellen Angelegenheiten tiert ist der Fall von Clemens Klotz (1886–1969), der nicht übergangen werden kann. Insbesondere Adolf ­Troost im Spätsommer 1933 um Unterstützung für Wagner, Franz Ritter von Epp, und Hans Schemm sein Projekt eines »Hauses der Deutschen Arbeit« in suchen seinen Rat und übertragen ihm Aufgaben, Köln-Deutz ersucht458 – offenbar erfolgreich, da sich welche die künstlerische Repräsentation der natioKlotz später für Troosts Hilfe bedankt459 und nach nalsozialistischen Machthaber betreffen (s. S. 144– dessen Tod in seiner Witwe Gerdy eine weitere Förde- 155).463 Auch auf das staatliche Bauwesen in Bayern rin hat. Mitte 1934 schickt ihr Klotz seine Entwürfe kann Troost Einfluss nehmen. Fritz Gablonsky, der für die Ordensburgen Vogelsang und Crössinsee so- aufgrund seiner früheren Unterstützung von Hitlers wie das Modell zum »Haus der Deutschen Arbeit«, Bauvorhaben im Jahr 1933 zum Leiter der Obersten »um in einem Ihrer Räume aufgestellt zu werden, da Baubehörde befördert wird, konsultiert ihn regeldie Möglichkeit einer Besichtigung durch den Füh- mäßig bei kommunalen oder staatlichen Bauprojekrer in Ihrem Atelier viel eher [als in Berlin] gegeben ten.464 Dass der bis dahin als Baumeister kaum in

463 Neben den weiter unten ausgeführten Tätigkeiten besorgt Troost im Auftrag Wagners auch die feierliche Dekorierung des Bayer. Landtags in München zur Sitzung am 29.4.1933, anlässlich der Verabschiedung des »Gesetzes zur Behebung der Not des bayerischen Volkes und Staates« (s. PB/ KirchheimTeck, NPLT 24.4.–27.4.1933). Für Schemm begutachtet er im Mai 1933 das Leopold-Palais in der Leopoldstraße, wo der Kultusminister im ersten Stock seine Dienstwohnung nehmen möchte. Da Troosts Urteil negativ ausfällt, behält Schemm schließlich seine Räume in der Salvatorstraße (BSB, Ana 325.B.[Palais Prinz Leopold in München, 1933]). 464 Belegt sind Treffen am 29.3., 30.3., 22.4., 25.4., 17.5., 9.6., 26.6., 17.7., 31.8., 25.9.1933 (BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933). – Zwei der von Gablonsky und Troost besprochenen Projekte sind das Postdienstgebäude in Nürnberg (s. S. 154) und der Stadionneubau an der Prinzregentenstraße in München (ebd., NPLT 25.4., 17.7.1933). Des Weiteren haben sich im NL Troost einzelne handschriftliche Mitteilungen Gablonskys erhalten: »Sehr geehrter Herr Troost! Ich bitte, wenn Sie in

den nächsten Tagen einmal ins Ministerium kommen sollten, noch 2 Sachen kurz zu besprechen: 1. Erweiterungsbau Giro Bank Ecke Türken- Briennerstr. 2. Neubau Mantelgeschäft Rieger Sonnenstr. neben der prot. Kirche. […] Bitte um gelegentl. Besuch oder Anruf. Besten Gruß Gablonsky« (BSB, Ana 325.B.[Fritz Gablonsky an PLT, o. D.]). Troosts Urteil zu den verschiedenen Projekten ist nicht überliefert. Ebenso wenig finden sich in den Quellen Hinweise, dass er und Gablonsky bereits 1933 eine städtebauliche Gesamtkonzeption für München entwickelt hätten (vgl. Rasp 1981, 35). Zwischen Troost und Fritz Beblo, ist Leiter des Städt. Hochbauamtes München, ist nur ein einziges Treffen belegt (BSB, Ana 325.B.[TPLT 27.9.1933]). Eine Gesamtplanung ist erst ab Frühjahr 1934 nachweisbar, als Hitler in der Obersten Baubehörde ein gesondertes Entwurfsbüro einrichten lässt und mit dessen Leitung Gablonsky betraut (Rasp 1981, 35; Bärnreuther 1993, 110f.; s. a. Forstner 2002, 100–102).

Kulturpolitisches Engagement | 145

Erscheinung getretene Troost nun Einfluss auf staat- Persönlichkeiten beteiligt ist, ist unbekannt. Kaum liche Bauvorhaben nehmen kann, ist bezeichnend rekonstruierbar ist allgemein Troosts Verstrickung für die politischen Verhältnisse des Jahres 1933. Im in die Verbrechen des NS-Regimes, zumal kein einHinblick auf die Bau- und Kulturpolitik in Bayern ziger Fall bekannt ist, in dem eine Person auf sein scheint daher das Diktum Hans Götts vom »Kunst- Betreiben hin verhaftet wird oder gar physische Gediktator Troost«465 durchaus zuzutreffen. walt erleidet. Dass er und seine Frau aber im Bereich Troosts Engagement für die Nationalsozialisten von Kunst und Kultur nicht nur die antimodernisbeinhaltet daneben auch die Ausschaltung von miss- tische Haltung Hitlers teilen, sondern ihm auch in liebigen Künstlern und ihre Entfernung aus öffentli- seinem kompromisslosen, radikalen Säuberungschen Ämtern. Seine wichtigste Bezugspersonen hier- eifer in nichts nachstehen, belegt ein Schreiben an bei sind neben Wagner und Schemm der Münchner Goebbels als Leiter der Reichskulturkammer vom Bildhauer Karl Lösche (?–  ?)466, der Regierungsbau­ 10. 1. 1934.468 Sein Anlass ist die Wiedereröffnung meister Karl Johann Fischer (?–  ?), der ab März 1933 der Neuen Abteilung in der Berliner Nationalgalerie BDA-Landesvorsitzender in Bayern und seit Ende durch den neuen Direktor Eberhard Hanfstaengl.469 August 1933 Vorstandsmitglied des Deutschen Zwar hat Hanfstaengl die am heftigsten angefeindeWerkbundes ist  ; außerdem der Architekt und KfdK- ten Bilder, zumal von ausländischen Künstlern, aus Funktionär Carl Christoph Lörcher (1884–1966)467, der Neuen Abteilung verbannt, »gemäßigtere« Werke der im Juni Vorsitzender des gleichgeschalteten aber weiterhin dort hängen lassen. Angesichts dessen Werk­­bundes und am 11. 11. 1933 BDA-Präsident gibt sich nicht nur die gleichgeschaltete Presse, sonwird. Alle drei sind fanatische, langjährige National- dern auch das Ehepaar Troost empört  : »Infolge der Erkrankung hat mein Mann mich sozialisten, die nach der »Gleichschaltung« Bayerns im März 1933 mit skrupellosem Ehrgeiz Karriere beauftragt, Ihnen zu schreiben, da er sich veranlasst machen oder alte Rechnungen begleichen wollen. sieht, angesichts der täglich grösser werdenden GeHierbei suchen sie, da sie sich erst jetzt in seinem fahr der Linksrichtung für die Verwirklichung des Umfeld nachweisen lassen, gezielt die Nähe zu Hit- künstlerischen Willens unseres Führers und damit für die Seele des Nationalsozialismus Ihnen perlers Lieblingsarchitekten. Die Fälle, in denen Troost zusammen mit den sönlich in offenen Worten die wahre Lage auf dem dreien die Ausschaltung von missliebigen Personen Gebiet unserer derzeitigen Kunstpolitik zu schildern. betreibt, sind nachfolgend dargestellt (s. S. 155– Zu der Verzweiflung und Verbitterung in der Künst158). Ob er darüber hinaus noch am Sturz weiterer lerschaft kommt nun auch schon das Enttäuschtsein 465 Tagebuch Hans Gött, Juli 1933, zitiert aus: Raffalt/Zinkand 2000, 33. 466 Lösche ist seit 1929 in der NSDAP, außerdem SA-Mitglied und Blutordensträger. Von 1933 bis 1945 ist er Professor an der Kunstgewerbeschule in München und seit 1937 Beauftragter für Bildende Kunst im Innenministerium (Breuer 1937, 145–147; Götz 1990, 258f.; Heine 2004, 284f.). 467 Zu Lörcher s. Teut 1967, 86f.; Deutscher Werkbund 2007, 354. 468 BSB, Ana 325.B.[LoC.665: PLT/GT an Goebbels, 10.1.1934]. Unklar ist, ob das Schreiben auch abgesandt wurde. 469 Zuvor war Hanfstaengl (seit 1925) Direktor der Städt. Kunstsammlungen in München. 470 Beide Troosts beziehen sich auf die »Kulturrede« vom 1.9.1933 auf dem Reichsparteitag in Nürnberg, in der Hit-

ler erklärt: »Die nationalsozialistische Bewegung und Staatsführung darf auch auf kulturellem Gebiet nicht dulden, daß Nichtskönner oder Gaukler plötzlich ihre Fahne wechseln und so, als ob nichts gewesen wäre, in den neuen Staat einziehen, um dort auf dem Gebiete der Kunst und Kulturpolitik abermals das große Wort zu führen. […] Aber das eine wissen wir, daß unter keinen Umständen die Repräsentanten des Verfalls, der hinter uns liegt, plötzlich Fahnenträger der Zukunft sein dürfen. Entweder waren die Ausgeburten ihrer damaligen Produktion ein wirklich inneres Erleben, dann gehören sie als Gefahr für den gesunden Sinn unseres Volkes in ärztliche Verwahrung, oder es war dies nur eine Spekulation, dann gehören sie wegen Betruges in eine dafür geeignete Anstalt. Auf keinen Fall wollen wir den kulturellen Ausdruck unseres Reiches von diesen Elementen verfälschen lassen; denn das ist unser Staat und nicht der ihre«

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und Irrewerden der kunstempfänglichen Kreise des Volkes, selbstverständlich nicht am Willen des Führers, aber an den Institutionen, die bestimmt sind, den Willen des Führers auf künstlerischem Gebiet auszuführen. Das letzte und deutlichste Zeichen, wohin der Weg gehen soll und wer die treibende Kraft ist, gibt die wiedereröffnete Berliner Nationalgalerie. Die gesamte Linke ›Nolde und Genossen‹ die vom Juden gemachten Grössen der Revolution  19 und des Weimarer Staates, die mit ihrer seelischen, geistigen und weltanschaulichen Einstellung bekanntlich die erbittertsten Feinde Hitlers und des Nationalsozialismus sind, sind dort vertreten  ! Das ist nicht nur ein vollkommenes Missverständnis, sondern eine offene Desavouierung, ja ein Verrat am Willen des Führers. Wie Dr. Hanfstängl als Nationalsozialist für die Zusammensetzung dieser Ausstellung, d.  h. für diese Kapitulation vor den Novembermächten eintreten kann, ist uns (!  !  !) völlig unverständlich. Des Führers Stellungnahme gegenüber diesen ›Repräsentanten des Verfalls‹ ist ganz eindeutig und klar, insbesondere durch seine zielsetzende und wegweisende Nürnberger Rede.470 Prägungen wie ›Stümper und Charlatane‹ ›Ausgeburten kranker Gehirne‹ – ›ärztliche Verwahrung‹ oder ›Anstalt wegen Betruges‹ können nicht deutlicher sein. Vor einiger Zeit hat in einer Unterhaltung über dieses Thema in unserem Atelier der Führer gesagt  : ›Die Galeriedirektoren, die noch ein Stück von diesen Dreckskerlen ankaufen, haften mir mit ihrem persönlichen Vermögen

dafür, oder ich lasse sie einsperren.‹471 In welchem Verhältnis steht nun dazu die an sich ja undiskutable Ansicht, nach der unfreiwilligen Umstellung dieser Charlatane und durch Ausmerzung ihres Neger- Fratzen- und Sensationsgeschmiers – jetzt ihre zahmeren Bilder anzuerkennen  ? Der Nationalsozialismus lehrt uns nicht Zahlen und Statistiken, Beschlüsse und Massnahmen, Verfallserscheinungen und Auswirkungen – sondern die Ursache, deren Träger und Schöpfer zu bekämpfen. Auf das Reich der Kunst übertragen heisst das genau so wenig Konzessionen und Kompromisse zu machen, wie in der Politik und nach des Führers Weisung genau so unerbittlich zu sein und ›nie davor zurückzuschrecken, aus unserer Gemeinschaft zu entfernen, was nicht seinem inneren Wesen nach zu ihr gehört.‹ 14  Jahre hat der Nationalsozialismus mit fanatischer Überzeugung dem Volk die Künstler des Novembersystems als das geistige Produkt einer Verfallszeit bezeichnet, als das Gift des Juden, als das mit der impotenten Armut ihrer öden Ismen, ihrer billigen Sensationen und ihrer erbärmlichen ethischen Gesinnung verabscheuungswürdige Gegenteil der Sehnsucht unserer eigenen Seele – um heute im Staate Adolf Hitlers genau diese gleichen Elemente auf ›völkisch‹ frisieren zu lassen und auf einmal als deutsche Künstler dem Volk wieder vorzusetzen. […] Wirklich es ist ein Verrat an dem heiligen Ernst unseres Führers, und eine Schande für jeden Nationalsozialisten. Und deswegen auch zugleich Befehl und Verpflich-

(Hitler 2004, 52). – Beide Troosts hören die Rede vor Ort in Nürnberg (PB/KirchheimTeck, NPLT 1.9.1933). 471 Das Zitat entstammt der Mitschrift eines Atelierbesuchs Hitlers Anfang Dezember 1933, die vermutlich für den im Krankenhaus befindlichen Troost angefertigt wurde: »Nolde, das Schwein! Ich habe letzthin Einem von diesen Kerlen gesagt: Wir werden in den kommenden Jahren 1,2 Milliarden ausgeben für Bauten und Kunst und ich sorge dafür, dass Sie davon auch nicht für einen Deut, nicht für einen Pfennig Aufträge bekommen. Ich streite mich mit diesen Burschen nicht mehr herum. Sie sind mir ja viel zu schafkopfisch in ihrer Dummheit, sich einzubilden, mich, meinen Willen und meine Ideale, für die ich 14 Jahre gekämpft habe, heute umbiegen zu können. Oder mich eines anderen belehren zu können. Unserem Reich geben wir unseren Stempel und nicht den ihren. Wir haben heut die Macht

und das Geld und sie bekommen nicht einen Auftrag von mir. Wir werden ja sehen, wer den längeren Atem hat. Und die Gallerie-Direktoren werden allesamt angewiesen, nicht ein Stück von dem Dreck mehr anzukaufen. Sie haben mir mit ihrem persönlichen Vermögen dafür zu haften oder ich lasse sie einsperren. (Auf die Frage nach den Hochschullehrern des vergangenen Systems und ihrer immer noch erfolgenden Einwirkung auf unsere Jugend:) Die Hochschullehrer werden wir einer nach dem Anderen absägen. (Bezüglich Vorhölzer) müssen Sie Heß sprechen und ihn aufklären. (Nochmals:) Nolde, das Schwein. Ja was sind sie denn sonst, diese Dreckskerle. Was er malt, sind doch immer Misthaufen.« (BSB, Ana 325.B.[LoC.665: Abschrift über Bemerkungen des Führers im Atelier Troost, 4.12.1933]).

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tung gegen diese Grössen von Gestern und gegen die ung und Taten zu vergessen, um ebenso eifrig wie wahre treibende Kraft im Hintergrund, den jüdischen früher auch heute mitzuwirken. Theodor Fischer der Kunsthandel und seiner Sorge um den Kurswert sei- bewährte Vorkämpfer und Gönner der Linken hat ner Ware mit allem Fanatismus für die Wahrheit und sich auch heute zur äusseren Umschaltung bereit für die Idee des Führers zu kämpfen. […] erklärt und widmet seine alte Anschauung in neuer Es müsste also nun in diesem Falle der wichtigs- Färbung und neuen Vorträgen dem nat. soz. Staat. ten und repräsentativsten Ausstellung Deutschlands Walter Schmitt [sic  !], Reichspost, auch einer der Dr.  Hanfstängl zur Verantwortung gezogen bezw. Linken, dessen Verschandelung Nürnbergs durch über die künstlerischen Ziele des Führers und des seine Hochhausbarbarei im letzten Moment durch Nationalsozialismus ›aufgeklärt‹ werden. Was das die Revolution und den nationalsozialistischen Staat gesamte Kunstleben anbetrifft, so muss dringend verhindert wurde, ist vom gleichen Staat, statt mit mit aller Schärfe durchgegriffen werden, sonst wird Schimpf und Schande ob seiner Unzulänglichkeit unsere Jugend weiterhin von diesen Elementen ver- davongejagt zu werden, zum Professor an der Techgiftet und das Wort des Volkes, dass jeder Jude zwar nische Hochschule Breslau befördert worden. […] Da nun leider die Erkrankung meinen Mann hinaus der Politik heraus, aber durch die Hintertüre der Kultur schon wieder drinnen ist, zur bitteren dert, seine ganze Aktivität für diese aufgeworfenen Wahrheit. […] Erst vorgestern, als wir nochmals auf Fragen einzusetzen, er aber aus Liebe zum Führer die Verfallsrichtung zu sprechen kamen, nannte der und zur Kunst nicht abwartend dieser neuerlichen Führer sie wieder Mode und Stümperei und dass das Gefahr des Juden zusehen will, wird er 1–2 Herfür ihn keine revolutionäre Kunst, sondern reaktio- ren aus der hiesigen Künstlerschaft bitten, als seine näre Kunst des 2.  Reiches sei und dass diese Kerle Vertreter in Berlin zu fungieren. Eine grosse Freude Sachlichkeit mit Hässlichkeit verwechseln und mit ist es ihm, in Herrn Architekt Speer einen gleichPhrasen ihre Unfähigkeit übertünchen. Er werde sie gesinnten Künstler und einen für die Anschauung in aller Ruhe genau so zerschlagen, wie er seine poli- des Führers sich unbeirrbar einsetzenden Kämpfer zu wissen. Mein Mann bittet mit diesem Schreiben tischen Gegner zerschlagen habe. […] In der Architektenschaft sind ebenfalls solche nun Sie, sehr verehrter Herr Dr. Goebbels, Ihre so Verwandlungskünstler und man erlebt sonderbare aufrichtig bewunderte Persönlichkeit und Ihre ganze Überraschungen, wie einige Beispiele zeigen. Lud- Energie und Stosskraft einsetzen zu wollen, dass der wig Mies (van der Rohe) eifrigster Förderer des Wille und der Weg unseres Führers auch im Reich Stahlmöbels als ›letzter Ausdruck unserer Wohnkul- der Kunst gewahrt bleibt und gerade geführt wird.« Wie das Schreiben zeigt, fordern beide Troosts tur‹ und spiritus rector des Symbols der Baukunst von Gestern, der ob ihrer absurden Unsachlichkeit im Einklang mit Hitler scharfe Konsequenzen für und Scheusslichkeit sattsam bekannten Stuttgarter Museumsdirektoren, die weiterhin moderne Werke Weissenhof-Siedlung. Er hat plötzlich sein Herz ent- ausstellen. Im Falle Hanfstaengls letztlich erfolglos, deckt und ist gewillt, seine bisherige Weltanschau- da dieser sich bis 1937 als Direktor der Nationalgale472 Nachdem sich Hanfstaengl gegenüber dem Präsidenten der Reichskammer der Bildenden Künste, Adolf Ziegler, weigert, Werke aus der Neuen Abteilung für die DiffamierungsAusstellung »Entartete Kunst« zu entfernen, wird er am 26.7.1937 beurlaubt und am 1.10.1939 in den Ruhestand versetzt (Grabowski 1998; Zweite 1998, 261–264; Martynkewicz 2009, 488–490). 473 Der KfdK geht am 19.12.1928 aus der von Rosenberg geleiteten »Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche

Kultur« hervor, der spätere NS-Größen wie Philipp Bouhler, Heinrich Himmler, Gregor Strasser oder Franz Xaver Schwarz angehören. Bis Januar 1933 wächst die Zahl seiner Mitglieder auf etwa 6.000 (Gimmel 1999, 10–120). – Über die Aktivitäten des KdAI, dem auch Bestelmeyer, Hönig, Schmitthenner und Schultze-Naumburg angehören, ist nur wenig bekannt (vgl. Ludwig 1974, 90f.; Gimmel 1999, 63–68). 474 BSB, Ana 325.B.[TPLT o. D. (wohl um August 1931)].

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rie halten kann.472 Ein härteres Vorgehen verlangen beide auch gegenüber den Künstlern der Moderne, im Bereich der Architektur insbesondere gegenüber »Verwandlungskünstlern« wie Mies van der Rohe, Theodor Fischer oder auch Walther Schmidt. Um die Übereinstimmung ihrer Ansichten mit denjenigen Hitlers zu unterstreichen, verweisen beide auf dessen »Kulturrede« in Nürnberg. Dass sich insbesondere Troost nicht mit derartigen Protestschreiben begnügt, sondern sich durch sein eigenes Handeln für die Durchsetzung von Hitlers kulturpolitischem Kurs einsetzt, zeigt seine Agitation des Jahres 1933 und im Grunde ebenso seine Passivität im KdAI.

»Kampfbund der deutschen Architekten und Ingenieure« Im August 1931 wird Troost Gründungsmitglied des als Unterorganisation des KfdK ins Leben gerufenen KdAI, der eine Art Sammelbecken von konservativen, antimodernistisch und völkisch gesinnten Architekten, Ingenieuren, Volkswirten und Physikern ist und 1932 etwa 2.000  Mitglieder zählt.473 Zwei wesentliche Ziele der unter ihrem Vorsitzenden Gottfried Feder stark antikapitalistisch ausgerichteten Vereinigung sind der Kampf gegen das Neue Bauen und die Überwindung der Kommerzialisierung des Bauwesens. Wie eine Notiz Troosts belegt, ist anstelle Feders zunächst er für die Leitung vorgesehen  : »Anschließend noch im ›Kampfbund‹ betr. der Leitung des ›Kampfbundes der Architekten‹, wofür man mich haben möchte. Da die Verhältnisse der N.S.D.A.P. gegenüber nicht geklärt sind, habe ich noch nicht Wenngleich Troost hier den KfdK erwähnt, so existieren keine Quellen, die seine Mitgliedschaft dort belegen würden. Unbekannt ist auch, ob Troost, wie seine Notiz vermuten lässt, eine der über 20 Veranstaltungen besucht, die der KfdK zwischen Februar 1929 und Februar 1932 in München veranstaltet (vgl. Bollmus 1970, 27–54; Ludwig 1974, 90–96; Gimmel 1999, 328; Piper 2010). 475 Zum Verhältnis des KfdK zur NSDAP s. Bollmus 1970, 27–38; Gimmel 1999, 72–75.

zugesagt.«474 Offenbar ist Troost der Übernahme der Leitung nicht abgeneigt, möchte aber zuvor das Verhältnis der neuen Vereinigung zu Hitlers Partei geklärt wissen. Hintergrund seines Zögerns dürfte sein, dass KfdK und KdAI keinen offiziellen, parteiamtlichen Status besitzen, auch später nicht erlangen können, und ihre Existenz von Teilen der NSDAP infrage gestellt wird.475 Grund dafür ist das Programm des KdAI, das in vielen Punkten, etwa der Forderung nach einer Reagrarisierung und Dezentralisierung der deutschen Wirtschaft, Hitlers Kurs diametral entgegensteht.476 Zweifellos entscheidet sich Troost vor allem deshalb gegen den Vorsitz, um in keinen Gegensatz zu Hitler zu geraten und dadurch dessen Gunst zu gefährden. Als normales Mitglied scheint Troost im KdAI eher passiv geblieben zu sein, was ihm später Karl Johann Fischer vorwirft  : »Prof. Troost hat sich durch die Art und Weise, wie er die Kollegen und den K.D.A.I. schneidet und lange nach dem Bauauftrag des Braunen Hauses nicht mal Mitglied der Partei war, keine Freunde erworben. Auch die Mitarbeit am K.D.A.I. hat er s.zt. kurz nach Gründung und nach mehrfacher Bitte, die wir an ihn richteten, abgelehnt. Das hat uns alle sehr verschnupft […].«477 Troosts Zurückhaltung erscheint nachvollziehbar, da ihm seine unabhängige, unangefochtene Stellung als Hitlers bevorzugter Architekt einen weitaus größeren Einfluss gesichert hat, als er als Mitglied im KdAI gehabt hätte. Seine Entscheidung erweist sich nachträglich als umso richtiger, als der KfdK, und mit ihm der KdAI, nach dem Januar 1933 stark an Bedeutung verliert und im Juni 1934 schließlich der »NS-Kulturgemeinde« der »Deutschen Arbeitsfront« (DAF) einverleibt wird.478 476 Gimmel 1999, 67. 477 BSB, Ana 325.B.Haus der deutschen Kunst München: Karl Johann Fischer an Alfred Rosenberg, 31.3.1933 – Abschrift. – Nach dem Schreiben, das Troost von Karl Lösche zugespielt bekommt, muss Fischer beim Architekten Abbitte leisten und schlägt sich in der Folge auf dessen Seite. 478 Gimmel 1999, 10–120.

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»Staatliche Kunstausstellung München 1933« Im Auftrag Hans Schemms organisiert Troost ab April 1933 die »Staatliche Kunstausstellung München 1933«, die nach der Intention des Kultusministers ein »erstes großes Bekenntnis des neuen Deutschland zur bildenden Kunst« und die »erste große Kunstausstellung des neuen Deutschland«479 werden sollte (Abb. 124). Die Kunstschau steht in der Nachfolge der Jahresausstellungen der Münchner Künstlervereinigungen, die 1933 von der Organisation aber ausgeschlossen sind.480 Diese überträgt Schemm stattdessen am 18. 4. 1933 an Troost, der zu diesem Zweck einen »Verein Allgemeine Ausstellung der Münchener Künstlerschaft e.  V.« ins Leben ruft und Conrad Hommel mit dem Vorsitz betraut.481 Nach Troosts Intention soll die Ausstellung »nach reinen Qualitäts-Gesichtspunkten zusammengestellt werden, bei welcher die Trennung der Künstlerschaft in verschiedene Organisationen nicht mehr Rechnung getragen wird. Es ist deshalb eine überparteiliche Jury vom Herrn Kultusminister ernannt worden, die unbeeinflusst von Modeströmungen und kleinlichen Partei-Gesichtspunkten und uneigennützig die eingesandten Werke beurteilen wird.«482 Die von Troost erwähnte und von ihm geleitete »Superjury«483 ist in drei Fachkommissionen unterteilt  : Der Sektion Malerei gehören Josef Achmann, Lothar Bechstein, Ludwig Bolgiano, Hans Gött, Ernst Haider, Josef Hengge, Julius Hess, Eugen Hönig, Richard Klein, Oskar Martin-Amorbach, Paul Rosner und Adolf Schinnerer an  ; der Abtei-

lung Bildhauerei Bernhard Bleeker, Hermann Hahn, Hanns Markus Heinlein, Karl Killer und Richard Knecht  ; für das Kunstgewerbe sind Else Jaskolla und Fritz Schmidt zuständig.484 Wie die Auflistung zeigt, bestellt Troost überwiegend ältere Künstler, von denen einige – Achmann, Hommel und Hönig – bereits zuvor an der Organisation der Münchner Kunstausstellungen beteiligt waren, während andere wiederum – etwa Bechstein, Gött und Hess – mit ihm gut bekannt oder befreundet sind. Nach einer Idee Troosts wird die Ausstellung zweigeteilt, um die Präsentation räumlich aufzulockern  : Ein Teil ist wie zuvor im Bibliotheksbau des Deutschen Museums untergebracht, der andere erstmals in der Neuen Pinakothek. Als Einsendeschluss für die Kunstwerke wird der 15. 5. 1933 festgesetzt. Am 12. 7. 1933 wird die Ausstellung schließlich in Anwesenheit von Troost, Fiehler, Esser, Frank und Epp feierlich eröffnet.485 In seiner Rede referiert Schemm über den Zusammenhang von Kunst und Staat im »neuen Deutschland«  : »Staat und Kunst gehören zusammen. Somit ist Kunst nicht die Angelegenheit der Verwaltung allein, sondern Kunst und Kultur gehören zu den Lebenselementen des Staates. Sie sind, recht gesehen, die letzte Entfaltung eines gesunden Staatswesens überhaupt. […] Es ist daher ein Ding der Selbstverständlichkeit, daß nur ein gesunder Staat wirkliche Kunst hervorbringen kann. Der Beweis dafür darf in der Ausstellung erblickt werden […]. So glauben wir, daß diese Ausstellung nunmehr zum ersten Male wieder nach dem großen Umbruch in politischer, weltanschaulicher und staatsgestaltender Hinsicht fast am Ende einer zweitausendjährigen

479 VB, Süddt. Ausg., 14.7.1933. – Die möglicherweise früheste nationalsozialistische Kunstausstellung ist die »I. Wanderausstellung rein deutscher Kunst«, die Ende April 1933 auf Burg Dankwarderode eröffnet wird (s. Brenner 1963, 37–39; Lüttichau 1998, 85f.). – Von der Forschung wurde die »Staatliche Kunstausstellung München 1933« trotz ihres offiziellen Charakters bislang weitgehend ignoriert. Eingehender, als es an dieser Stelle möglich ist, wären etwa die Auswahl der Bilder, die Präsentation und der Einfluss auf die »Großen Deutschen Kunstausstellungen« 1937–1944 zu untersuchen. 480 Bis 1932 wird die Münchner Kunstausstellung von der

Münchner Künstlergenossenschaft, den Juryfreien, dem Bund Luitpoldgruppe sowie der Secession und der Neuen Secession organisiert. 481 Bei der Gründungssitzung des »Ausstellungs-Vereins« sind u. a. auch Bestelmeyer, Klein und Lösche anwesend. Weitere Mitglieder sind neben ihnen noch Lothar Bechstein, die Bildhauer Fritz Schmidt und Hanns Markus Heinlein sowie der Kunsthistoriker Hans Kiener (PB/KirchheimTeck, NPLT 18.4.1933; Steinlein 1933). 482 BSB, Ana 325.B.[Einladung für Mitarbeit im Verein, 21.4.1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 21.4.1933. – Geplant sind auch staatliche Ankäufe (BSB, Ana

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Geschichte steht. Aber zugleich wieder auf der ersten Stufe eines neuen Zeitabschnittes.«486 Die ausgestellten Werke stammen überwiegend von bayerischen, zumeist Münchner Künstlern, die bereits früher auf den Münchner Kunstausstellungen vertreten waren und eher zur zweiten oder dritten Garnitur der deutschen Künstlerschaft zählen, darunter etwa Ludwig Bolgiano, Eugen Croissant, Franz Doll, Paul Förtsch, Wilhelm Löwith, Otto MillerDiflo, Walther Püttner, Karl Roth, Rudolf Sieck und Beppo Steinmetz, die mit mehreren Werken vertreten sind.487 Die Gemälde zeigen noch eine größere stilistische Vielfalt, als später auf den »Großen Deutschen Kunstausstellungen« zu sehen ist  : Der überwiegende Teil ist in einem ländlichen Realismus in der Art Wilhelm Leibls oder Wilhelm Trübners gehalten, während andere Werke der Neuen Sachlichkeit oder dem Spätimpressionismus zuzurechnen sind. Konventionell sind zumeist die Sujets, die sich in deutschen Landschaften, Alltags- und Genreszenen, Porträts, Veduten, Stillleben oder antiken Motiven erschöpfen. Präsentiert werden auch Werke des jüdischen Malers Benno Becker, dem ersten Auftraggeber Troosts (WV 14, 15), und des Expressionisten Karl Caspar, dessen Bilder vier Jahre später in der Femeausstellung »Entartete Kunst« erneut gezeigt 124  Frontcover des Katalogs der »Staatlichen Kunstausstellung München 1933« werden. Die Ausstellung dauert bis Mitte Oktober 1933. Über die Resonanz des Publikums oder von offizi- dass fast ausschließlich ältere, vor 1933 entstandene eller Seite ist wenig bekannt. Wie es aber scheint, Werke eingesandt werden, die keinen inhaltlichen kann die Ausstellung die hochgespannten Erwar- Bezug zum neuen Regime aufweisen.488 Zudem fehlt tungen Schemms nur bedingt erfüllen. Insbesondere der Ausstellung offenbar die Unterstützung Hitlers, der knapp bemessene Einsendeschluss hat zur Folge, der in die Vorauswahl der Bilder nicht eingebunden 325.B.[Kunstausstellung 1933: PLT an Josef Wackerle, 16.8.1933]). 483 Troosts Stellvertreter ist Lösche, ab Mai 1933 Hommel (BSB, Ana 325.B.[Kunstausstellung 1933: PLT an Rudolf Bosselt/Reichsverband Bildender Künstler Deutschlands, 28.5.1933]). 484 Ebd., [Rundschreiben Schemms an die Jurymitglieder, 20.4.1933]. Weitere Mitglieder sind Julius Diez, Angelo Jank, Hans Lichtenberger, Max Unold, Hermann Urban und Hubert Wilm. 485 Am gleichen Tag wird in der Münchner Residenz eine Jubiläumsschau zum 50. Todestag Richard Wagners eröffnet.

Wie ihre Gleichzeitigkeit vermuten lässt, sollte mit beiden Ausstellungen offenbar ein erstes, programmatisches Zeichen im Hinblick auf den zukünftigen kulturpolitischen Kurs der Nationalsozialisten gesetzt werden. 486 PB/KirchheimTeck, NPLT 11.7., 12.7.1933; Schemms Rede s. Kunstausstellung 1933a. 487 Neben den drei Sektionen gibt es auch eine Architekturabteilung, in der Fotografien von Bauten Oswald Biebers, Bruno Biehlers, Hans Döllgasts, Roderich Ficks und Ernst Haigers gezeigt werden. 488 Im Katalog sind lediglich zwei Hitlerbüsten von Hedwig Maria Ley und Ferdinand Liebermann, zwei Hitlerporträts

Kulturpolitisches Engagement | 151

ist und auch der Eröffnung fernbleibt. Im Gegenteil ist ein anderer, traditionsgebundener – sicherlich kritisiert Hitler später sogar die auf Troost zurückge- nicht weniger künstlerisch. Das Gesamtniveau aber hende Zweiteilung der Ausstellung, da sie eine vo- der Ausstellung ist ein ausgezeichnetes.«491 Dass die rübergehende Teilräumung der Neuen Pinakothek Ausstellung offenbar tatsächlich als Fehlschlag gewertet wurde, zeigt im folgenden Jahr der Rückzug erforderlich machte.489 Auch das Urteil der Presse ist, vor allem im Hin- des Kultusministeriums aus der Organisation, die blick auf Troosts Leistung als Organisator und Juror, nun wieder den Münchner Künstlervereinigungen eher durchwachsen  : »Prof. P. L. Troost […] hat sich übertragen wird.492 Zudem wird für die Ausstellung ehrlich bemüht, die Verantwortlichkeit gegenüber von 1934 ein deutlich geringerer Aufwand betrieder künstlerischen Leistung mit den heutigen For- ben, wie auch, nach Hitlers Kritik, die Zweiteilung derungen in Einklang zu bringen. Vielleicht – fast wieder aufgehoben wird.493 ein wenig allzu ängstlich. Schade. Schade auch, daß einige der begabtesten Jungen sich aus unbegreiflichen Gründen der Ausstellung ferngehalten Weitere Tätigkeiten haben. Sie hätten das Gesicht der Ausstellung be»Deutscher Künstlerbund 1933« reichert. Wir bedauern ferner, daß mancher Aussteller in seiner Wirkungsmöglichkeit beschnitten Neben der Organisation der »Staatlichen Kunstauswurde – wenigstens scheint es so – und daß Aus- stellung 1933« liefert Troost durch seine Mitgliedwärtige, besonders solche aus dem Norden nicht schaft im »Deutschen Künstlerbund 1933« noch ein hinzugezogen wurden. So ist es München allein, weiteres öffentliches Bekenntnis zum antimodernisdas sich präsentiert.«490 Wenngleich sich der Au- tischen Kurs der Nationalsozialisten ab. Initiator der tor Bruno Kroll am Ende zu einem positiven Fazit am 3. 4. 1933 gegründeten Vereinigung ist vermutgenötigt sieht, so kann er seine Enttäuschung über lich Troosts Vertrauter Karl Lösche, der damit einen das künstlerische Niveau nicht verbergen   : »Der Gegenpol zum Reichsverband der Bildenden Künste künstlerische Tatbestand reißt weder zu staunen- schaffen wollte.494 Unter der Leitung German Beder Bewunderung, weniger aber noch zu Protest stelmeyers zählt der »Künstlerbund« 32  Mitglieder, hin – er ist wenig revolutionär. Aber schließlich ist von denen die meisten mit Troost gut bekannt sind, München nicht Berlin. Und der Lebensrhythmus während zehn von ihnen auch in der Jury der »Staatder neuerwachten süddeutschen Kunstmetropole lichen Kunstausstellung« sitzen.495

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von Karl Bauer und Carl Horn sowie ein Porträt Röhms von Berta Kaiser verzeichnet (Kunstausstellung 1933). BSB, Ana 325.B.[Kunstausstellung 1933: Ernst Buchner/ Generaldirektor der Bayer. Staatsgemäldesammlungen an Bayer. Kultusministerium, 9.8.1934]. Kroll 1933, 360–362. Ebd., 355. Der »Ausstellungsleitung e. V.« von 1934 gehören unter dem Vorsitz Walter von Ruckteschells u. a. Achmann, Bleeker, Hommel und Unold an. Wieder beteiligt an der Organisation sind die Münchner Künstlergenossenschaft, die Secession und die Neue Secession (Hofmann 1934). Ab 1934 finden die Münchner Kunstausstellungen ausschließlich in der Neuen Pinakothek, ab 1938 im Maximilianeum statt. BSB, Ana 325.B.[Albert Reich an Unbekannt, 22.6.1933 – Abschrift].

495 Ebd., [Kunstausstellung 1933: Rundschreiben Hans Schemms an die Mitglieder der Superjury, 20.4.1933]; PB/ KirchheimTeck, NPLT 3.4.1933. – Mitglieder sind u. a.: Oswald Bieber, Bernhard Bleeker, Eugen Ehrenböck, Roderich Fick, Hanns Markus Heinlein, Julius Hess, Friedrich Heubner, Conrad Hommel, Carl Jäger, Angelo Jank, Else Jaskolla, Hans Kiener, Karl Killer, Richard Klein, Richard Knecht, Karl Lösche, Ludwig Ruff und Josef Wackerle (s. die Unterzeichner des Aufrufs in: MNN 14.6.1933). 496 MNN 14.6.1933; s. a. Arndt 1981, 457f. 497 Dresler 1934. – Zum »Tag der deutschen Kunst 1933« und zum Festzug s. Schweizer 2006; 2007, 61–109; Huber 2009, 55–57; zur Grundsteinlegung s. Brantl 2007, 69–74. 498 Treffen Troosts mit Wackerle, die die Grundsteinlegung oder den Festzug zum Gegenstand haben, finden statt am: 14.8., 17.8., 24.8., 31.8., 6.9., 8.9., 11.9., 18.9., 26.9., 28.9., 5.10., 7.10.1933; mit Hommel: 17.8., 24.8., 16.9.,

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In einem öffentlichen Aufruf vom 14. 6. 1933 Werbemitteln) bespricht.498 Inwieweit er dabei eigene wenden sich die unterzeichnenden Mitglieder ge- Gestaltungsideen einbringt, geht aber weder aus seinen gen »formzersetzende Persönlichkeiten, wie Nolde, Aufzeichnungen noch aus anderen Quellen hervor.499 Schmidt-Rottluff, Klee, Mies van der Rohe« sowie gegen »Leute, die die künstlerischen Schrittmacher Münchner Stadtrat sowie der zersetzenden kommunistischen Revolution gewesen sind [und] nun sich dem deutschen Volk als Am 26. 4. 1933 wird Troost Mitglied der NSDAPdie Vertreter seiner eigentlichen Kunst präsentieren Fraktion im Münchner Stadtrat, wo er die neue wollen.«496 Über weitere Aktionen des »Künstler- nationalsozialistische Stadtverwaltung in künstleribundes« ist nichts bekannt. Wie es scheint, verliert er schen und kulturellen Angelegenheiten berät. Zunach dem Aufruf bald an Stoßkraft und dürfte spätes- dem wird er am 1. Juni noch in den »Musikbeirat« tens nach Erlass des Reichskulturkammergesetzes am aufgenommen, am 20. Juni in die »Abordnung zum 22. 9. 1933 aufgelöst worden sein. Kuratorium des Vereins Ausstellungspark« sowie in den »Beirat für die städtischen Kunstsammlungen«.500 Ein weiterer Grund für ­Troosts Aufnahme Grundsteinlegung »Haus der Deutschen Kunst«/ in den Stadtrat dürfte seine Bindegliedfunktion zu »Tag der Deutschen Kunst« Hitler gewesen sein, der auf diese Weise möglicherNeben der »Staatlichen Kunstausstellung« ist Troost weise für kommunale Bauvorhaben gewonnen werauch am zweiten wichtigen Kunstereignis Münchens den sollte.501 An den vierzehntägig stattfindenden des Jahres 1933 »in führender Weise«497 beteiligt  : der Stadtratssitzungen nimmt Troost zumeist teil, bleibt Grundsteinlegung des »Hauses der Deutschen Kunst« den Protokollen zufolge aber im Hintergrund.502 am 15. 10. 1933 und dem gleichzeitig stattfindenden Die von Verhaftungen begleitete »Gleichschaltung« »Tag der Deutschen Kunst«. Während der Vorberei- des Stadtrats bis Juli 1933 findet in Troosts Auftungen von August bis Oktober 1933 scheint Troost zeichnungen keinen Niederschlag, lediglich die gedie künstlerische Oberaufsicht über das Doppeler- waltsame Vertreibung der SPD-Stadträte am 9. Mai eignis auszuüben, da er sich regelmäßig mit Conrad kommentiert er lapidar mit »Hinausw[urf ] d[er] Hommel und Josef Wackerle (Festzug), Georg Buch- Sozis.«503 Am 24. 8. 1933 tritt Troosts wegen »Ausner (Aufstellung von Tribünen, Straßendekoration) lastung durch Arbeit« aus dem Stadtrat aus, nicht sowie Fritz Erler und Richard Klein (Gestaltung von ohne seinen ehemaligen Kollegen vorher zu versi18.9., 22.9., 25.9. 26.9., 28.9., 5.10., 7.10.1933 (BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933). Daneben kümmert sich Troost mit dem Grafiker Eduard Ege um die Gestaltung der Grundstein-Urkunde und mit Hans Kiener um die Veröffentlichung in den MNN sowie die Festschrift. Neben seinen eigenen Aufzeichnungen hat sich auch eine Reihe von Fotografien erhalten, die Troost und Wackerle bei der Besichtigung der beim Umzug mitgeführten Wagen und Staffagen zeigen (s. LoC, Lot 3073). 499 Troosts einziger nachweisbarer Entwurf entsteht für den Grundsteinhammer (s. BSB, Ana 325.B.[TPLT September– Oktober 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT August–Oktober 1933), der später bei der Grundsteinlegung in Hitlers Hand zerbricht. Die Gebrüder Wandinger, welche die Ausführung des Hammers besorgten, werden daraufhin eines Anschlags bezichtigt und mit Verhaftung bedroht. Wenngleich sich die Vorwürfe letztlich als haltlos erweisen, so

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erhält die Firma Wandinger bis 1937, als sie von GT für Staatsaufträge herangezogen wird (s. S. 179–181), keine größeren Aufträge mehr (StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung von Franz Wandinger, 3.11.1949; s. a. Schaub 2005, 160–162). StadtA M, Ratsprotokolle, Nr. 706/1: Sitzungsprotokolle vom 1.6., 20.6.1933. Daneben ist Troosts Aufnahme in den Stadtrat möglicherweise als Honorierung seiner Arbeit während der »Kampfzeit« zu verstehen. Die Mitgliedschaft galt als besondere Auszeichnung für »Alte Kämpfer«, weshalb sich etwa Mitte des Jahres 1933 unter den 40 nationalsozialistischen Stadträten 16 »Blutordens«-Träger, 21 Träger des Goldenen Parteiabzeichens und 22 Träger des Goldenen Parteiabzeichens befinden (Hanko 2002, 204). Vgl. StadtA M, Ratsprotokolle, Nr. 706/1. PB/KirchheimTeck, TPLT 9.5.1933.

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chern, »jederzeit mit Rat und Tat beizustehen, soweit es ihm möglich ist.«504

zunehmen, in den Troost am 15. 11. 1933 berufen wird.507

Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München

Preisrichtertätigkeit

Im Juli 1933 wird Troost Aufsichtsrat der von Guido Harbers geleiteten Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG München, die zu dieser Zeit die bevorzugte Wohnungsbaugesellschaft der Stadtverwaltung Münchens ist. Seine Aufnahme erfolgt vor dem Hintergrund des personellen Austauschs des Aufsichtsrats, der nun mit linientreuen Männern wie Friedrich Döhlemann, Leonhard Moll, Franz Xaver Schwarz und Hans Zöberlein besetzt wird.505 Über Troosts Wirken hier ist nichts bekannt.

Gleiches ist für seine Mitgliedschaft im Präsidialrat der Reichskammer der Bildenden Künste an-

Um der von Hitler vorgegebenen architektonischen Linie Geltung zu verschaffen, tritt Troost wiederholt als Juror bei Bauwettbewerben in Erscheinung. Bereits im Januar/Februar 1933 suchen ihn Bankdirektor Päpke und Hitlers Adjutant Wilhelm Brückner wegen des Wettbewerbs zum Erweiterungsbau der Reichsbank in Berlin auf.508 Vermutlich spricht sich Troost hierbei für den Entwurf von Reichsbankbaudirektor Heinrich Wolff aus, der kurz darauf von Hitler zum Sieger erklärt wird und auch den Bauauftrag erhält. Seinen Einfluss kann Troost auch im Wettbewerb für die Fassadengestaltung des Postdienstgebäudes in Nürnberg (März–Juni 1933, 147  Beiträge) geltend machen, in dem er für Max Kälberers Entwurf votiert, der schließlich auch bis 1935 realisiert wird.509 Weniger bekannt ist über sein Wirken im Wettbewerb für eine Reichsführerschule in München-Grünwald (Oktober–Dezember 1933, 683  Beiträge). Lediglich Albert Speer510 behauptet später, dass Troost seinen Entwurf gelobt habe. Gleichwohl kommt es zu keinem Neubau.511 Im Dunkeln liegt auch Troosts Tätigkeit als Juror im Wettbewerb für die Hans-Schemm-Schule in München-Neuharlaching (November/Dezember 1933, 177 Beiträge), aus dem der Entwurf Heinrich

504 StadtA M, Ratsprotokolle, Nr. 706/1: Sitzungsprotokoll vom 24.8.1933. 505 Haerendel 1999, 299–301. 506 BSB, Ana 325.B.[Adolf Wagner an PLT, 17.11.1933; Einladung zur Sitzung des Baukunstausschusses am 4.1.1934, 12.1.1934]; Drepper 1990, 116f. – Dass Troost im Baukunstausschuss zum Oberaufseher aller nationalsozialistischen Bauvorhaben in Deutschland wird (s. Seckendorff 1994, 580; Köpf 2005, 89), ist nicht zutreffend. 507 BSB, Ana 325.B.[Berufungsurkunde, 15.11.1933 – Kopie]; StadtA M, Polizeimeldebögen: PLT; ZB 1933, 553. 508 PB/KirchheimTeck, NPLT 27.1., 3.2.1933. – Der Inhalt der Besprechungen mit Päpcke und Brückner ist nicht überliefert. Auffallend sind aber die gestalterischen Parallelen von Wolffs Entwurf zu den Parteibauten Troosts (s. Nerdinger 2004a, 98). Zum Neubau der Reichsbank s. Schäche

1991, 158–170; Nerdinger 2004a, 91–98. 509 Koch 1995, 17. – Die entscheidenden Besprechungen zwischen Kälberer, Gablonsky und dem Münchner Oberbaurat Karl Erdmannsdorffer finden im Juni in Troosts Atelier statt (BSB, Ana 325.B.[Postneubau am Bahnhofsplatz Nürnberg 1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 30.3., 9.6.1933). 510 Speer 1970, 51f. 511 Rasp 1981, 30; Bauen 1993, 122f.; Nerdinger 2004a, 98f. Weitere Preisrichter sind u. a. Karl Johann Fischer, Ernst Röhm und Franz-Xaver Schwarz. 512 Weitere Jurymitglieder sind u. a. Fritz Beblo, German Bestelmeyer und Hermann Leitenstorfer (Bauen 1993, 130). 513 Zu Vorhoelzers Schicksal im »Dritten Reich« s. Arndt 1981, 485–497; Drepper 1990, 112–125. 514 BSB, Ana 325.B.[Karl Johann Fischer an PLT, 3.5.1933]. Anlass des Schreibens ist die Beteiligung Schmidts an der

Baukunstausschuss der Obersten Baubehörde Im Dunkeln liegt auch Troosts Mitgliedschaft im Baukunstausschuss der Obersten Baubehörde, in den er im November 1933, ebenfalls infolge eines Personalaustauschs, aufgenommen wird.506 ­Aufgrund seiner Erkrankung und seines baldigen Todes dürften seine Wirkungsmöglichkeiten hier sehr begrenzt gewesen sein. Reichskammer der Bildenden Künste

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Rettigs siegreich hervorgeht und bis 1940 realisiert wird.512

Ausschaltung missliebiger Personen Robert Vorhoelzer Als Hauptexponenten der funktionalistisch bauen­ den Bayerischen Postbauschule sind Robert Vorhoelzer (1884–1954) und Walther Schmidt (1899–1993) frühzeitig Ziel nationalsozialistischer Anfeindungen.513 So auch von Karl August Fischer und Karl Lösche, die Anfang Mai 1933 Troost um Unterstützung bitten  : »Vorhölzer’sche und Walter Schmidt’sche Postbauten sind wirklich keine Empfehlung für uns. Wollen Sie mich bitte, sehr verehrter Herr Professor in meinen jahrelangen Bestrebungen, alle unsauberen Elemente aus unseren Reihen fernzuhalten, unterstützen und bei den Stellen, die derartig unüberlegte Schritte taten, aufklärend wirken.«514 Während über Troosts Vorgehen gegen Schmidt nichts bekannt ist und dieser weiterhin als Architekt tätig sein kann, setzt er sich im Falle Vorhoelzers bei Schemm und Epp, aber auch bei Hitler für dessen Suspendierung als Architektur-Professor an der TH München ein.515 Als Vorhoelzer schließlich Ende Oktober 1933 beurlaubt wird, kürt man Roderich Fick, der wiederum Troost als Hauptverantwortlichen für seine Nominierung bezeichnet, zu dessen Nachfolger.516 Sonderausstellung des Deutschen Werkbundes auf der fünften Triennale in Venedig (s. a. Drepper 1990, 114f.). 515 Briefe Troosts, aus denen Einzelheiten seiner Agitation gegen Vorhoelzer hervorgehen, sind nicht erhalten. Die Antwortschreiben seiner Adressaten (v. a. Schemm, Karl Johann Fischer und Epp) belegen aber durchweg, dass ­Troost scharf Stellung gegen Vorhoelzer bezogen haben muss (s. BSB, Ana 325.B.[Korrespondenz zu Vorhoelzer, 1933]). – Schmidt ist bis 1936 für die Deutsche Reichspost in München, danach bis 1945 im Reichspostministerium in Berlin tätig (s. Klotz 2008). 516 Vgl. PB/Herrsching: Korrespondenz Roderich Ficks mit Heinrich Zierl/Schweinfurt, 1933 (Freundl. Mitteilung von Lioba Schmitt-Imkamp); Drepper 1990, 116f. 517 BSB, Ana 325.B.[Hans Schemm an Rudolf Hess, 22.11. 1933].

In der Folge hetzt Troost weiterhin gegen Vorhoelzer, woraufhin im November 1933 eine erneute Untersuchung von Schemm eingeleitet wird  : »Die Angelegenheit Vorhoelzer, in welcher ich zur Zeit um Benehmen mit dem Herrn Reichsstatthalter bereits eine neuerliche Prüfung und Untersuchung eingeleitet habe, hat ihren Hauptgrund in den bekannten Postbauten und in der Einstellung des Herrn Professors Troost, der ebenfalls Herrn Professor Vorhoelzer negativ beurteilte […].«517 Troosts Motive sind nicht ganz klar. Möglicherweise befürchtet er, dass Vorhoelzer seine Rückkehr an die TH forcieren könne, für die sich zwischenzeitlich auch Rudolf Hess einsetzt. Da Troost aber Hitler auf seiner Seite hat und auf dessen Wunsch Hess über Vorhoelzer »aufklärt«, bleibt jener beurlaubt. Am 1. 8. 1935 wird er schließlich in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.518 Karl Knappe Daneben ist Troost noch an der Absetzung eines weiteren TH-Professors beteiligt   : des Bildhauers Karl Knappe (1884–1970).519 Der Grund dürfte für ihn gewesen sein, dass Knappe in den 1920er-Jahren mit Vorhoelzer zusammenarbeitet und sein Werk ebenfalls der Moderne zuzurechnen ist. Nachdem Schemm ihn um eine Stellungnahme bittet, zeigt Troost dem Kultusminister am 7. 7. 1933 Fotos von Knappes Arbeiten und empfiehlt, den Bildhauer umgehend von der TH zu entfernen.520 Zur glei518 Ebd., [LoC.665: Abschrift über Bemerkungen des Führers im Atelier Troost, 4.12.1933]; Arndt 1981, 496. – Entgegen der sonstigen Überlieferung soll sich Hitler bei Hess positiv über Vorhoelzer geäußert haben (s. Drepper 1990, 118). – Nach einer Gastprofessur in Istanbul 1939–1941 ist Vorhoelzer ab 1942 bei der Wehrmacht, bevor er 1945 nach München zurückkehrt (Drepper 1990, 122–125). 519 Knappe studiert 1904–1909 an der Kunstgewerbeschule München, wo er abgesehen von Aufenthalten in Dresden und Berlin 1909–1911 zeitlebens ansässig ist. Seit 1930 hat er an der TH München eine Professur für Plastik inne (Deutsche Bildhauer 1992, 221). 520 PB/KirchheimTeck, NPLT 7.7.1933.

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chen Zeit werden Troost eine Unterschriftensammlung von TH-Studenten für Knappe sowie ein Brief zugespielt, in dem sich Leopold Freiherr von Proff zu Irnich und Kurt Bauer im Namen der Fachschaften der Zeichenlehrer und Architekten an der TH ebenfalls für dessen Verbleib aussprechen.521 Unbeeindruckt davon fordert Troost nach weiteren Unterredungen mit Hitler und Lösche im Spätsommer von Schemm aufs Neue die Ausschaltung Knappes  : »Der Zustand kann nicht länger fortbestehen, daß an einem so wichtigen staatlichen Erziehungsinstitut […] Kräfte weiter wirken und vom Staat bezahlt werden, die weder weltanschaulich, noch künstlerisch je auf unserer Seite standen und auch jetzt noch nicht stehen. Im Gegenteil  : der ernste Wille unseres Führers, eine gesunde und verinnerlichte Kunst als Ausdruck der Seele unseres Volkes wieder zu erwecken und ihr den Weg zu bereiten, wird durch die zersetzenden Bestrebungen einiger Persönlichkeiten, zu denen auch Professor Knappe gehört, desavouiert, zum größten Schaden für unsere Jugend, die völlig verwirrt wird und den gesunden jugendlichen Instinkt durch falsche Lehren zu verlieren droht. Nach Rücksprache mit unserem Führer kann es nicht allein mit der Entlassung Professor Knappe’s sein Bewenden haben und ich darf mir erlauben, in der Angelegenheit der weiteren Säuberung der Technischen Hochschule noch persönlich mit Ihnen Fühlung zu nehmen.«522 Letztlich ist Troosts Agitation nur zum Teil erfolgreich, da Knappe zwar noch 1933 – der genaue Zeitpunkt ist unbekannt – vom Lehrdienst entbunden wird, aber weiterhin künstlerisch tätig sein darf.523 521 BSB, Ana 325.B.[Unterschriftenslg. der TH-Studenten, 26.5.1933; Leopold von Proff zu Irnich/Kurt Bauer an Unbekannt, 6.7.1933. 522 Ebd., [PLT an Hans Schemm, 26.9.1933]; PB/KirchheimTeck, NPLT 23.9.1933. 523 Zu Knappes Entlassung s. Götz 1990, 258–260. Nach 1945 erhält Knappe wieder Aufträge und wird mit zahlreichen Ehrungen bedacht (Knappe 1973, 6; Knappe 1975, 8–10; Rikus/Knappe 2000, 84–86). 524 Czerny studiert an den Akademien in Karlsruhe und München, wo er später als freier Maler tätig ist. 1933–1945 lehrt er an der Akademie in Karlsruhe und kehrt nach einem Auf-

Siegfried Czerny Eine zentrale Rolle spielt Troost auch bei der Ausschaltung des Malers Siegfried Czerny (1889–1979)524, der in dieser Zeit Landesvorsitzender des Reichsverbandes Bildender Künstler in Bayern und Leiter der Fachgruppe für Malerei im KfdK ist. Den Anlass liefert ihm Kritik Czernys an der Organisation der »Staatlichen Kunstausstellung«, aufgrund derer Troost am 28. Mai scharfe Konsequenzen fordert   : »Jedenfalls bitte ich aber Folgendes zu veranlassen  : 1.  dass Herr Czerny den Vorsitz im Reichsverband niederlegt, 2. gleichfalls den Vorsitz in der Fachgruppe für Malerei im Kampfbund und 3. dass ihm verboten wird, sich in kunstpolitische Fragen, sei es durch Stellungnahme in der Presse, oder durch Auftreten in öffentlichen Versammlungen, oder durch Erlasse privater Rundschreiben, einzumischen. Czerny ist durchaus keine Persönlichkeit von der künstlerischen Bedeutung, die ihn berechtigt, das künstlerische Leben Münchens irgendwie zu beeinflussen.«525 Dass Schemm Czerny bereits kurz zuvor vom Landesvorsitz des Reichsverbandes entbunden hat,526 ist Troost zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht zugetragen worden. Welche weiteren Folgen Troosts Einschreiten hat, ist nicht bekannt. Czerny jedenfalls entzieht sich noch 1933 möglichen Repressalien durch seine Übersiedlung nach Karlsruhe, wo er fortan die maltechnische Abteilung der Akademie leitet. Richard Hendschel Schwieriger zu fassen ist Troosts Rolle bei der Absetzung Richard Hendschels (1868–1946) als Kulturenthalt in Tübingen 1953 nach München zurück (Breuer 1937, 193–195; Wehlte 1964; Roth 1969; Saur 23, 304). 525 BSB, Ana 325.B.[PLT an Gauleitung München-Oberbayern, 28.5.1933]. 526 Neben Czerny werden auch die Maler Hans Flüggen, Emil Müller-Ewald, Hermann Urban, der Bildhauer Hans Schwegerle und der Publizist Carl Fell aus dem Vorstand entlassen und durch Hanns Markus Heinlein, Conrad Hommel, Julius Sailer, Theo Scharf und Kurt Schmid-Ehmen ersetzt (BSB, Ana 325.B.[Hans Schemm an Siegfried Czerny, 22.5.1933]). 527 Zu Hendschels eigener Darstellung seiner Entlassung s.

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referent im bayerischen Kultusministerium.527 Mit henner favorisiert. Nachdem Fischer dies zugetragen Hendschel, der das Kulturreferat seit 1915 leitet und wird, wendet er sich gemeinsam mit Lörcher im Devon der Münchner Künstlerschaft weithin geschätzt zember 1933 an Alfred Rosenberg und Karl Hanke, wird, ist Troost seit vielen Jahren bekannt. Für eine den persönlichen Referenten von Reichskulturkamgegenseitige Antipathie beider Männer finden sich merpräsident Goebbels.533 An Troost treten sie ebenkeine Indizien, zumal sich beide noch im Mai 1933 falls heran und berichten ihm, dass Hönig bei der über den Neubau des »Hauses der Deutschen Kunst« Eröffnung der Reichskulturkammer in Berlin am 15. besprechen.528 Wie es scheint, wird Troost erst von 11. 1933 – einen Monat zuvor  ! – behauptet habe, Lösche angestachelt, der ihm am 15. Mai einen Zei- »dass Prof. Troost für ihn stimmte, den Ausschlag tungsartikel des Malers Albert Reich zeigt, in dem der gab und seine Ernennung zum Präsidenten der Kulturreferent als »Protektor« der »Bolschewisierung« Reichskammer der bildenden Künste durchgesetzt verunglimpft wird. Noch am gleichen Abend bespricht habe.« Mehr noch  : »Prof. Troost sei ganz unfähig, Troost mit Schemm einen »Ersatz Hendschel«529. Da Kammerpräsident zu werden, darum weil er ja nicht Hendschel kurz darauf am 30. Mai beurlaubt und am einmal sein eigenes Büro organisieren könne, indem 1. 7. 1933 in den einstweiligen Ruhestand versetzt er glaube mit zwei Technikern den Millionenbau wird, hat sich Troost höchstwahrscheinlich gegen ihn des Kunsthauses [das ›Haus der Deutschen Kunst‹] ausgesprochen. Sein Nachfolger wird bezeichnender- durchführen zu können. Er habe ein Bild völliger orweise Troosts Günstling Karl Lösche.530 ganisatorischer Unfähigkeit von Troost und sei der Meinung, dass man Troost zu einer solchen Sache überhaupt nicht gebrauchen könne.«534 Eugen Hönig Ohne Hönig persönlich zur Rede zu stellen, Ende 1933 strengt Troost vor dem Obersten Partei­ schickt Troost eine Gegendarstellung an Hanke, dass gericht der NSDAP ein Untersuchungsverfahren er Hönigs Berufung als Reichskammerpräsident keigegen Eugen Hönig (1873–1945) an, wozu eine In- neswegs unterstützt habe. Da er durch dessen vertrige von Fischer und Lörcher den Auslöser gibt.531 meintliche Kritik seine Reputation beschädigt sieht, Sein hartes Vorgehen ist durchaus erstaunlich, da er fordert er umgehende Konsequenzen  : »Ich persönselbst mit Hönig, der am 23. 3. 1933 Vorsitzender lich halte einen Mann, der mit so unlauteren Mitteln des BDA und am 1. 11. 1933 Präsident der Reichs- arbeitet, in einer Führerstellung im nat. soz. Staat kammer der Bildenden Künste wird, seit Jahren ei- für unmöglich […]. Ein grosser Kreis bedeutender Künstler findet auch aus künstlerischen Gründen nen kollegialen Kontakt pflegt.532 Ausgangspunkt sind Fischers Ambitionen auf den die Persönlichkeit Hönig’s als Präsident der ReichsPosten eines Fachschaftsleiters in der Reichskammer kammer der bildenden Künste nicht tragbar und es der Bildenden Künste, wofür Hönig aber Schmitt- werden Vorschläge über eine Änderung des PräsidiHendschel 1946, 91–104. 528 Ebd., 95f. 529 PB/KirchheimTeck, NPLT 15.5.1933. 530 BayHStA, Mk 43329: Hans Schemm an Rudolf Hess, 22.11.1933. – Hendschels Vertreter ab Juni 1933 ist zunächst sein ehemaliger Assistent Karl August Fischer. 531 Zur Auseinandersetzung von Troost und Hönig s. a. Dahm 2004, 96–98. 532 Noch 1933 treffen sich beide regelmäßig zu Besprechungen (s. PB/KirchheimTeck, NPLT 28.3., 15.4, 20.4., 16.5., 13.6., 24.8. und 6.9.1933). Noch als Präsident der Reichskammer, d. h. ab Herbst 1933, soll Hönig nach eigener

Aussage Troost über die Entwicklungen in Berlin unterrichtet haben (BArch, OPG-Akten 3400, J0049: Eugen Hönig an Oberstes Parteigericht, 13.2.1934). 533 BArch, OPG-Akten 3400, J0049: Carl Christoph Lörcher an Karl Johann Fischer, 12.12.1933. Das Schreiben an ­Troost ist nicht erhalten, in Auszügen aber wiedergegeben in: ebd., PLT an Karl Hanke, 19.12.1933. 534 Ebd., Abschlussbericht des Obersten Parteigerichts an Reichsministerium für Propaganda und Volksaufklärung, 20.3.1934. – In den Quellen findet sich kein Hinweis, dass Troost die Leitung der Reichskammer der Bildenden Künste selbst angestrebt hätte.

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alausschusses in Vorlage gebracht. Inzwischen bitte ich dringend, die Ausführung irgendwelcher Entschlüsse, die von Hönig kommen, zu verhindern.«535 In einer daraufhin verfassten Stellungnahme widerspricht Hönig den gegen ihn vorgebrachten Vorwür­ fen, erneuert aber seine Auffassung, dass Troost die »erforderliche organisatorische Eignung«536 fehle. Troost, der sich nun vollends herausgefordert fühlt, beantragt tags darauf sofort ein Parteiausschlussverfahren gegen Hönig. Seinen Vorstoß nutzen die zwischenzeitlich in Deckung gegangenen Fischer und Lörcher sowie der Münchner Maler Hans Best, dessen Motive unklar sind, um neue Anschuldigungen gegen Hönig vorzubringen.537 Im März 1934 endet die Untersuchung schließlich mit der Abweisung sämtlicher Anklagepunkte und der vollständigen Rehabilitierung Hönigs. Wie das Parteigericht in seinem Abschlussbericht zutreffend vermutet, ist Troost einseitig informiert gewesen.538 Auch nach Ende des Verfahrens setzen Fischer, Lörcher und Best unter Mithilfe Gerdy Troosts ihre Agitation gegen Hönig, gleichwohl erfolglos, fort.539

535 Ebd., PLT an Karl Hanke, 19.12.1933. 536 Ebd., Karl Hanke an PLT, 9.1.1934. 537 Ebd., PLT an NSDAP, Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss, 10.1.1934. 538 Ebd., Abschlussbericht des Obersten Parteigerichts, ­20.3.1934. 539 Vgl. die Korrespondenz von 1934 in: BArch, OPG-Akten 3400, J0049; s. a. Dahm 2004, 96. – Hönig bleibt bis 1936 Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste. Sein Nachfolger wird Adolf Ziegler. 540 PB/München, Tagebuch Herthe von Wersin, 24.1.1934. 541 Speer 1970, 55, 62. 542 Beispielsweise notiert Goebbels, der Speer zuvor u. a. mit

dem Umbau des Leopold-Palais in Berlin beauftragt hat und dessen Stellung als Architekt daher gut einschätzen kann, nach Troosts Tod: »Mittags beim Führer. Prof. Troost †. Unersetzlicher Verlust. Führer ganz niedergeschlagen. Keiner kann an seine Stelle treten. Tragik des Schaffenden, der, am Ziel, stirbt« (Goebbels 22.1.1934). 543 BSB, Ana 325.B.[TPLT 19.9.1933]. 544 Ebd., [LoC.665: PLT/GT an Joseph Goebbels, 10.1.1934]. Die Quellen widerlegen Gerdy Troosts Behauptung, dass ihr Mann und Speer sich nicht gekannt haben (vgl. Schmidt 1982, 55; Arndt 1995, 151 Anm. 18). Den einzigen Hinweis, dass Speer Troost in München besucht, liefert ein Aktenvermerk von Ende November 1933, d. h. als Troost

158 | Tätigkeit für Hitler und die Nationalsozialisten

REZEPTION TROOSTS IM N AT I O N A L S O Z I A L I S M U S

Als Troost am 21. Januar 1934 stirbt, ist zunächst offen, wer in seine inoffizielle Position als Hitlers Lieblingsarchitekt nachrücken kann. Stellvertretend für viele Architekten und Künstler fragt Herthe von Wersin, die Frau Wolfgang von Wersins, in ihrem Tagebuch  : »Wer wird nun Hitler’s Baumeister werden  ? – diese Frage geht reihum bei den Künstlern.«540 Anders als Albert Speer541 später behauptet, lässt sich kein Nachfolgeautomatismus ausmachen, demzufolge er als neuer »Architekt Nr. 1« nach Troosts Tod feststeht.542 Die Quellen ergeben ein anderes Bild  : Speer und Troost haben sich vermutlich am 19. 9. 1933 anlässlich des Umbaus der Reichskanzlei kennengelernt, da Letzterer an jenem Tag notiert  : »Um 3 bin ich in d. Reichskanzlei, v. 3–4 mit H[itler] evtl. Umbau od. Neubau Möglichkeiten besprochen. Danach mit einem Berliner Baumeister Besprechung für Kostenberechnung«543. Da Speer höchstwahrscheinlich der Bauleiter des Umbaus ist und von ihm auch der zweite Kostenvoranschlag von November 1933 stammt (WV  132), ist mit jenem »Berliner Baumeister« wohl tatsächlich er gemeint. In der Folge scheinen sich beide so weit kennengelernt zu haben, dass Troost Speer im Januar 1934 gegenüber Goebbels als »einen gleichgesinnten Künstler und einen für die Anschauung des Führers sich unbeirrgerade im Krankenhaus liegt: »Herr Arch. Speer hat die Sache für Herrn Arch. Trost [sic!] heute mitgenommen« (BArch, R 43 I/1531: Handschriftl. Vermerk, 24.11.1933). Daneben berichtet Speer im zweiten Entwurf seiner »Erinnerungen« von Besuchen bei seinem Onkel Conrad Hommel, dessen Atelier im gleichen Gebäude wie jenes von Troost in der Theresienstr. 148 untergebracht ist (BArch, N 1340/330: Albert Speer: 2. Manuskript zum V. Kapitel der »Erinnerungen«, 14f.). Dass Speer aber, wie er selbst behauptet, von Hitler »immer öfter« (Speer 1970, 52) zu dessen Besuchen bei Troost mitgenommen wird, erscheint angesichts Troosts Erkrankung Mitte Oktober 1933 unglaubwürdig.

bar einsetzenden Kämpfer«544 lobt (gesamtes Zitat s. S. 146–148). Speers Erwähnung, die der einzige eindeutige Quellenbeleg für die Bekanntschaft beider Architekten ist, zeigt, dass Troost seinen jungen Kollegen vor allem als fanatischen Streiter für Hitlers (kulturpolitische) Ziele schätzt – ein bislang kaum beachteter Aspekt von Speers Biografie. Äußerungen Troosts über seine Fähig­keiten als Architekt sind dagegen nicht bekannt. Angesichts des positiven Eindrucks, den Troost von Speer hat, ist anzunehmen, dass er sich auch bei Hitler für ihn verwendet. Neben Speer scheint 1934 auch der bereits erwähnte Ludwig Ruff ein Kandidat für die Nachfolge Troosts zu sein, wie im Juni eine Notiz von Goebbels nahelegt  : »Mittags Führer. Hallenbau-Entwurf von Prof. Ruff für Nürnberg. Ganz grandios. Vielleicht der Nachfolger für Prof. Troost. Der Führer ganz ergriffen davon.«545 Neben der Nürnberger Kongresshalle, dem ersten Kolossalbau des NS-Regimes, wird Ruff von Hitler im Juli noch mit dem prestigeträchtigen Entwurf des Deutschen Pavillons für die Weltausstellung 1935 in Brüssel betraut.546 Im August 1934 wird Ruffs Aufstieg jedoch durch seinen Tod abrupt beendet. Vermutlich erst danach, etwa im Spätsommer/Herbst 1934,547 wird Speer mit der Gesamtplanung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg betraut, die sein erster Großauftrag ist. Erst jetzt zeichnet sich ab, dass er eine führende Position im deutschen Bauwesen erreichen kann. In der Folge erhält er von Hitler weitere Bauaufträge und wird von ihm auch zu architektonischen Beratungen herangezogen. Anfang 1937 findet Speers Aufstieg 545 Goebbels 3.6.1934. 546 Am 17.11.1934 entscheidet sich das Deutsche Reich wegen Devisenmangel gegen eine Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel, weshalb Ruffs Entwurf letztlich nicht ausgeführt wird (Sigel 2000, 128). 547 Noch im Juni 1934 äußert Hitler Zweifel darüber, ob Speer für die Gesamtplanung des Reichsparteitagsgeländes geeignet sei (BArch, R 43 II/1181: Besprechungsprotokoll, 28.6.1934). Speers früheste bekannte Entwurfsskizzen stammen von Oktober 1934 (Dietzfelbinger/Liedtke 2004, 31). – Ausführlich zu Speers Aufstieg: Tesch 2011, 77–149.

Rezeption Troosts im Nationalsozialismus | 159

zu Hitlers bevorzugtem Architekten schließlich einen gewissen Abschluss durch seine Ernennung zum »Generalbauinspektor für die Neugestaltung der Reichshauptstadt« Berlin. Ein wesentlicher Grund für Speers erstaunlichen Werdegang ist neben seinem vielzitierten Organisationstalent vor allem seine bedingungslose Anpassungsbereitschaft an Hitlers Geschmack. Ablesbar ist dies bereits an seinen ersten Entwürfen für Nürnberg, bei denen er sich den strengen Neoklassizismus Troost’scher Prägung zu eigen macht. Speer ist dabei das prominenteste Beispiel zahlreicher Architekten, die um 1933/34 auf Troosts Linie einschwenken, um Hitler zu gefallen und dadurch Bauaufträge zu erhalten. Wesentlich gefördert wird diese Entwicklung durch die auf Hitlers Person ausgerichteten politischen Verhältnisse und die staatliche Propaganda, die Troosts Bauten nach dessen Tod im Jahr 1934 programmatisch zu Leitbildern erklärt.

Den Anfang der medialen Verbreitung von Troosts Arbeiten markiert um 1931/32 die Publikation der Innenräume des »Braunen Hauses« in der NS-Presse und in Postkartenserien. Nicht veröffentlicht werden dagegen zunächst Troosts Vorentwürfe für das »Haus der Deutschen Kunst« und das Parteigebäude in der Arcisstraße, was sicherlich mit ihrer unsicheren Realisierbarkeit zu erklären ist. Troost selbst wird in den wenigen architekturbezogenen Artikeln vor 1933 nur am Rande erwähnt, eine propagandistische Überhöhung seiner Person oder der Innen-

einrichtung des »Braunen Hauses« lässt sich nicht feststellen. Dies ändert sich nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933, als seine Bauten vielfach publiziert und als Zeugen des »Aufbauwillens« sowie des »Kunstwollens« des neuen Regimes gefeiert werden. Beide Topoi werden nach ­Troosts Tod allmählich durch die programmatische Heraus­ hebung seiner Bauten und Einrichtungen für die Nationalsozialisten als Inkunabeln einer »Neuen Deutschen Baukunst«549 ersetzt. In einer ideologi­schen Instrumentalisierung der Antike wird beispiels­weise das »Haus der Deutschen Kunst« zum »Tempel deutscher Kunst«550 erhoben, während der umgestaltete Königsplatz zur »Acropolis Germaniae«551 und zum »Symbol der nationalsozialistischen Weltanschauung, ihrer Größe, ihres Kampfes und ihres Sieges«552 stilisiert wird. Ähnlich werden die angrenzenden Parteibauten als »Ausdruck und Sinnbild nationalsozialistischer Weltanschauung«553 gefeiert und selbst die Brienner Straße zur »Straße der Bewegung« und »nationale[n] Via triumphalis«554 umgedeutet. Mehrfach publiziert werden nach Troosts Tod auch seine zwischen 1928 und 1934 entstandenen Interieurs, vor allem der Europa und des »Braunen Hauses«. Daneben werden seine Möbel, selbst ältere Modelle, auf Ausstellungen, wie den »Deutschen Architektur- und Kunsthandwerksausstellungen« 1938/39 in München, gezeigt. Als »Erstem Baumeister des Dritten Reiches« – so Troosts inoffizielle Titulierung, durch die seine Stellung als „Begründer“ der nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur angezeigt werden sollte (s. Scholz 1936) – wird Troost selbst erstmals eine größere Aufmerksamkeit zuteil, als er am 24. 1. 1934 mit einem von Hitler angeordneten Staatsbegräbnis auf dem

548 Hitler am 22.1.1938 in seiner Eröffnungsrede zur ersten »Deutschen Architektur- und Kunsthandwerksausstellung« (Domarus I, 2, 779). 549 So lautet der Titel eines 1940 von Albert Speer herausgegebenen Architekturbandes (Baukunst 1940). Im Grunde wird in allen Architekturpublikationen im »Dritten Reich« auf die Vorbildhaftigkeit von Troosts Bauten hingewiesen (s. Bauen 1938; Bauten 1938; Rittich 1938; German Ar-

chitecture 1940; Maier-Hartmann 1942). Daneben sind in der Reihe »Bauten der Bewegung« auch ein Sonderband über Troosts Leben und Werk sowie eine Troost-Monografie von Hans Kiener geplant, die aber wegen des Krieges nicht mehr erscheinen (Bauten 1938, 3; Utermann 1988, 151; Arndt 1995, 147 Anm. 1). 550 Troost 1933; Heilmeyer 1937a, 15; Hitler 1937, 58. 551 Heilmeyer 1935, 141. – Um den so erhofften, weihevollen

»[…] de r L e h r m e i s t e r u nse r e r Z e i t Prof e s s or T ro os t« 5 4 8 – Z u T ro os t s L e i t bi l df u n k t ion n ac h 1934

160 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

125  Beisetzung Troosts auf dem Nordfriedhof München (im Hintergrund v. l.: Gerdy Troost, Walter Troost, Julius ­Streicher, Hitler), 24. 1. 1934

Münchner Nordfriedhof beigesetzt wird (Abb.  125). Die pathetische Totenfeier markiert den Beginn einer ideologischen oder bisweilen auch mythischen Überhöhung seiner Person, infolge derer ­Troost aufgrund seiner Tätigkeit für Hitler als »Kämpfer, Soldat, wie wir alle Soldaten sind in unserem heiligen Kampf«555 verklärt wird. Auch seine Biografie wird ideologisch umgedeutet und beispielsweise der niederländische Maler Cornelius Troost (1696–1756)  – eine Propa-

gandalüge – als sein Vorfahr, von dem er das künstlerische Genius geerbt habe, angeführt.556 Ebenso wird behauptet, dass Troost auf seiner Italienreise »die Synthese von deutschem Empfinden mit artverwandtem hellenischem Geist«557 erfahren habe. Im Kontext seines vor 1930 geschaffenen Werks wird Troost als Künstler gepriesen, der in der »Verfallszeit« in tiefer Erkenntnis der »wahren« Baukunst sich selbst treu geblieben ist  : »Wenige Architekten wußten in der nun

Charakter des Platzes zu verstärken, wird 1935 per Erlass der Verkehr ausgeschlossen, ebenso vom Bereich um die »Ehrentempel« und die Parteibauten, die deshalb nur über die beiden äußeren Eingänge betreten werden konnten (Steinlein 1934, 130; Lehmbruch 1995, 24 Anm. 40; 32f.). 552 Rittich 1938, 32. 553 Heilmeyer 1938a, 296. 554 Beide Bezeichnungen aus: Heilmeyer 1935, 138.

555 Bei der Feier sind neben Hitler zahlreiche weitere Parteigrößen anwesend, darunter Hess, Himmler, Streicher und Wagner, sowie Formationen von SA und SS und Abordnungen aus Stadtverwaltung und Künstlerschaft (Trumm 1934). 556 Breuer 1937, 346; Heilmeyer 1937, 35; 1938c, 5. 557 Heilmeyer 1937, 38.

»[…] der Lehrmeister unserer Zeit Professor Troost« | 161

hinterfragen, wie hoch der Einfluss von Troosts Bauten und Interieurs auf die Architektur im »Dritten Reich« tatsächlich gewesen ist.

glücklich beendeten Baustilkrise ihr Selbständigkeit so zu wahren, […] Wenige widerstanden der Verlockung, sich auch in der sogenannten sachlichen Bauweise […] zu probieren  ; Professor Troost blieb fest. Er pflegte, sich immer treubleibend, eine Bauweise, die sich wohl den neuzeitlichen Bedürfnissen und Anforderungen anpaßte, aber den völkischen Boden nie verließ  ; auf dieser Basis fußend, entwickelte er sich weiter und bildete sich selbst feste Grundsätze, an denen er unverrückbar festhielt, unbekümmert darum, ob er wohl bei den Verfechtern der international verwässerten Richtung Anerkennung finden würde.«558 Über die programmatische Überhöhung seiner Person hinaus werden Troost posthum Ehrungen zuteil, durch die seine Bedeutung für die Architektur im »Dritten Reich« systematisch herausgestellt werden sollte.559 Soweit ersichtlich, ist er der einzige zeitgenössische Künstler, nach dem im Nationalsozialismus Straßen benannt werden   : In München etwa im Oktober 1934 die Galeriestraße, was aber von Hitler, der stattdessen den zwischen der Alten Pinakothek und der Gabelsbergerstraße gelegenen Platz favorisiert, nach kurzem wieder rückgängig macht wird  ;560 außerdem 1939 in Schwerin die heutige Friedrichstraße.561 Daneben wird Troost am 7. 9. 1937 der »Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft« verliehen, der die höchste Auszeichnung des NS-Regimes im Bereich von Kunst und Wissenschaft ist.562 Zu seinem zehnten Todestag findet 1944 ein offizieller Gedenkakt im »Führerbau« statt, dem zahlreiche hochrangige Parteifunktionäre und Künstler beiwohnen und der von einer Vielzahl retrospektiver Artikel in Organen wie der »Kunst im Deutschen Reich« begleitet wird.563 Angesichts ihrer vom NS-Regime propagierten Leitbildfunktion ist zu

Bei der Untersuchung der Rezeption von Troosts Bauten ist nach formalen und typologischen Gesichtspunkten zu unterscheiden  : In letztgenannter Hinsicht scheint seine Nachwirkung, um dies vorwegzunehmen, eher begrenzt zu sein. Der Umbau des Königsplatzes etwa ist zwar das erste städtebauliche Großprojekt der Nationalsozialisten, hat aber auf die 1934 vielerorts einsetzende Planung von innerstädtischen Aufmarsch- und Verwaltungszentren keinen direkten Einfluss. Zum einen weisen jene sogenannten Gauforen mit Gauhaus, Glockenturm und Versammlungshalle unterschiedliche Einzelbauten auf, zum anderen entbehren sie der strengen Symmetrie mit doppelten, äußerlich identischen Gebäuden (Abb. 126). Ebenso wenig scheint bei späteren Gauforumsplanungen ein vergleichbares Nebeneinander von Verwaltungs‑, Kult- und Kunstbauten vorgesehen zu sein. Wenngleich Troosts Gesamtkonzept somit nicht direkt rezipiert wird, so hat der Umbau des Königsplatzes doch zweifellos regionalen und lokalen NS-Funktionären den Impuls gegeben, ebenfalls Aufmarschplätze mit Verwaltungs- und Versammlungsgebäuden in Planung zu geben.564 Ähnliches wie für den Königsplatz gilt für die »Ehrentempel«, deren Bauform als offene Pfeilerhalle offenbar nur im Kriegerehrenmal (1935–1937, Hermann Senf ) in Frankfurt-Höchst wieder aufgegriffen wird.565 Zwar gibt Hermann Giesler566 an, sich beim

558 Steinlein 1933. 559 Troosts einzige Ehrung zu Lebzeiten ist am 14.10.1933 seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste in München (StadtA M, Polizeimeldebogen Nr. 449522 – PLT). 560 StadtA M, Ratsitzungsprotokolle, 20.11.1934. – 1944 möchte der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler eine »Paul-Ludwig-Troost-Medaille« stiften, mit der jährlich ein herausragender Architekt geehrt werden soll. Hitler lehnt

den Vorschlag mit der Begründung ab, dass nach seinem Tod niemand eine Vergabe an würdige Anwärter garantieren könne (BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: »Thies«/Städt. Kulturamt München an Martin Bormann – Durchschrift für GT, 12.1.1944; Large 2003, 425f.). 561 Schweriner Straßennamen 2005, 50. 562 Nationalpreis 1938. – Nachdem der inhaftierte Carl von Ossietzky im Juni 1936 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommt, verfügt Hitler, dass Deutsche den Nobelpreis

Tat s äc h l ic h e N ac h w i r k u ng

162 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

Sockel des »Denkmals der Bewegung« in München (ab 1937) an den »Ehrentempeln« orientiert zu haben, doch lässt sich dies an seinen Entwürfen nicht ablesen. Inwieweit das »Haus der Deutschen Kunst« als Bautyp rezipiert wird, ist unklar, da später zwar viele Repräsentationsbauten Kolonnaden aufweisen, diese dann aber nur selten vor die Fassade gelegt sind. Zu beachten ist auch, dass das Kolonnaden-Motiv seit der Antike in der abendländischen Architektur so gebräuchlich ist, dass seine Verwendung im »Dritten Reich« nicht ausschließlich auf Troost zurückgeführt werden kann. Während die typologische Rezeption von Troosts Bauten somit eher gering ist, ist ihr Einfluss auf die 126  Hermann Giesler  : Gauforum Weimar, ab 1935 formale Gestaltung der Repräsentationsarchitektur im Nationalsozialismus umso größer. Grundsätzlich übernommen werden etwa die Symmetrie in Grund- Schwächer ist der Einfluss Troosts dagegen bei Bauund Aufriss, die reduzierte neoklassizistische For- projekten auf regionaler oder lokaler Ebene, wo zwar mensprache, die rechtwinkligen Profilierungen sowie ebenfalls Gestaltungselemente seiner Bauten aufgedie dekorative Einbindung von NS-Symbolen.567 griffen werden, jedoch zumeist deutlich zurückgeAm umfangreichsten und ausgeprägtesten finden sich nommen sind. Grund dafür sind vor allem die gejene Gestaltungselemente bei staatlichen und partei- ringeren finanziellen Mittel. Daneben dürfte diese lichen Verwaltungs‑, Kultur- und Versammlungsbau- Unterordnung auch im Zusammenhang mit der für ten auf Gau- oder Reichsebene. Exemplarisch hierfür den Nationalsozialismus charakteristischen, straffen sind die Bauten Albert Speers auf dem Reichspar- Hierarchisierung von Staat und Gesellschaft zu seteitagsgelände  : etwa die umgebaute L ­uitpoldhalle hen sein, die ihren Ausdruck gerade in der Archi(1935), die Zeppelintribüne (Abb.  127) und das tektur als einem der geeignetsten Distinktionsmittel Märzfeld (ab 1938)  ; außerdem von Speer der Deut- finden sollte. Im Siedlungs- und Industriebau lässt sche Pavillon in Paris (1936/37) und das Staatsatelier sich hingegen kein unmittelbarer Einfluss Troosts für Josef Thorak in Baldham (1938–1941). Weitere feststellen.569 Um 1937 zeigt sich im Bereich der »hochrangiBeispiele sind die Bauten von Ludwig und Franz Ruff, allen voran die Kongresshalle (ab 1934) und gen« Repräsentationsarchitektur eine verstärkte Redas Nürnberger Gauhaus (Abb. 128), bei denen die zeption historischer Bauformen und eine allgemein Eingangsportiken und Fensterformen den Parteibau- reichere Gestaltung, die höchstwahrscheinlich zwei Ursachen hat  :570 Erstens werden 1937 auf Initiative ten am Königsplatz nachempfunden sind.568 künftig nicht mehr annehmen dürfen. Als Ersatz stiftet er am 30.1.1937 den Nationalpreis, der jährlich vergeben wird und mit 100.000 RM dotiert ist. Stellvertretend für ihren verstorbenen Gatten nimmt Gerdy Troost die Auszeichnung Anfang 1938 in Berlin entgegen. Weitere Preisträger von 1937 sind Alfred Rosenberg, Wilhelm Filchner sowie Ferdinand Sauerbruch und August Bier, die sich einen Preis teilen. 563 BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: »Gedächtnisstunde Prof. Troost« am 21.1.1944 im »Führerbau« – Teilnehmerliste.

564 565 566 567 568 569 570

Wolf 1999, 14f. Weihsmann 1998, 433. Giesler 1977, 295. Siehe Arndt 1995, 154–156. Vgl. Tesch 2005, 73–76. Reichhardt/Schäche 1998, 27; vgl. Bauen 1993. Bis heute existiert keine fundierte Untersuchung des Stilwandels um 1937.

Tatsächliche Nachwirkung | 163

127  Albert Speer  : Zeppelintribüne, Nürnberg, 1935­–1937 128  Ludwig und Franz Ruff  : Gauhaus, Nürnberg, 1935–1937 129  Albert Speer  : Neue Reichskanzlei, Berlin, 1936–1939

164 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

130  Albert Speer  : Reichsmarschallamt – Modell, Berlin, ab 1940

Hitlers umfassende Maßnahmen zur Neugestaltung deutscher Städte eingeleitet, womit das staatliche Bauvolumen erheblich vergrößert wird. Den Anfang macht am 30.  Januar die bereits erwähnte Ernennung Albert Speers zum »Generalbauinspektor« für Berlin, als welcher er Hitler direkt unterstellt ist. Am 4. Oktober wird schließlich das »Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte« erlassen, das die repräsentative Umgestaltung der »Führerstädte« Berlin, Linz, München, Nürnberg und Hamburg vorsieht. Später kommen noch zahlreiche weitere »Neugestaltungsstädte« hinzu, deren Planung ebenfalls von Hitler abhängig ist.571 Die zweite Ursache ist im gestiegenen Repräsentationsbedürfnis Hitlers zu se-

hen, das sich aus dem militärischen Wiedererstarken und den außenpolitischen Erfolgen Deutschlands speist.572 Den beschriebenen Stilwandel zeigen exempla­ risch die Bauprojekte Speers, wie etwa die Neue Reichskanzlei, bei der nur noch einzelne Partien, unter anderem die Eingangsbereiche mit den kannelierten Pfeilern, mit Troosts Münchner Bauten in direktem Zusammenhang zu bringen sind (Abb. 129). Ähnliches gilt für Speers Monumentalbauten an der Berliner Nordsüdachse, etwa den »Führerpalast« (ab 1938) oder das Reichsmarschallamt (Abb. 130), oder auch für die geplanten Neubauten der »Führerstädte«, beispielsweise in München, Augsburg (ab

571 »Neugestaltungsstädte« sind Augsburg, Bayreuth, Bremen, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt (Oder), Graz, Hannover, Innsbruck, Köln, Königsberg i. Pr., Memel, Münster, Oldenburg, Posen, Saarbrücken, Salzburg, Salzgitter/ Stadt-der-Hermann-Göring-Werke, Wolfsburg/Stadt des KdF-Wagens, Stettin, Waldbröl, Weimar, Würzburg und Wuppertal (s. Backes 1988, 117–181). Hitler wirkt oft über

seinen Mittelsmann Speer kontrollierend auf die Planungen ein, wie zuletzt Ingrid Holzschuh am Beispiel Salzburgs aufgezeigt hat (Holzschuh 2011, 70–82; zur Mittlerrolle Speers s. Tesch 2011, 236–242). 572 Thies 1976, 104; Arndt 1995, 155; Reichhardt/Schäche 1998, 37–39.

Tatsächliche Nachwirkung | 165

131  Ludwig Moshamer  : Japanische Botschaft, Berlin, 1938–1942

132  Fritz Gablonsky  : Zentralministerium der Landes­ regierung – Ausschnitt von Südfassade, München, 1938–1940

1938, jeweils Hermann Giesler) oder Linz (ab 1939, Roderich Fick und Giesler), wenngleich diese in ihren Dimensionen und ihrem Formenreichtum den Großbauten der Reichshauptstadt in der Regel untergeordnet sind. Nur noch wenige, nach 1937 in Planung gegebene Bauten zeigen eine stärkere Anlehnung an ­Troost, darunter etwa das Deutsche Haus auf der Internationalen Wasserbauausstellung in Lüttich (1939, Emil Fahrenkamp) oder die Japanische Botschaft in Berlin (Abb. 131). Allgemein gültig bleiben aber weiterhin bestimmte Charakteristika von Troosts Bauten wie die strikte Symmetrie, die hartkantige Durchbildung der Bauglieder sowie die »signalhaft, wie Leitmotive«573 verwendeten kannelierten Pfeiler, die etwa bei den Eckpylonen von Speers »Großer Halle« in Berlin (ab 1937) oder den zu festlichen Anlässen in Berlin aufgestellten Adlerpfeilern Benno

von Arents (um 1938)574 zitiert werden. Ein weiteres Beispiel für die Übernahme einzelner Motive ist das Zentralministerium in München, bei dem Portiken und Fensterformen von Troosts Königsplatzbauten übernommen, zugleich aber – bezeichnend für ihre Planung nach 1937 – reicher durchgebildet sind (Abb. 132) Anders als im Hochbau lässt sich im Bereich der gehobenen Innenarchitektur sowohl eine formale als auch eine typologische Rezeption von Troost Interieurs der Jahre 1928 bis 1934 feststellen. Zu beachten ist allerdings, dass bestimmte, allgemeine Merkmale der repräsentativen Interieurs des »Dritten Reichs« seit der Neuzeit oder gar seit der Antike geläufig und nicht zwangsläufig auf Troost zurückzuführen sind  : beispielsweise die geometrische Rasterung von Fußböden, die dreizonige Gliederung von Wänden oder auch das symmetrische Arrangement der Möbel. Ab-

573 Arndt 1995, 155.

574 Abb. s. Bauten 1938, 138f.

166 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

133  Albert Speer/Cäsar Pinnau  : Neue Reichskanzlei – Speisesaal, Berlin, 1936–1939

gesehen davon dürften andere Gestaltungselemente dagegen unmittelbar mit Troost in Verbindung zu bringen sein, wie etwa die Ausschmückung von Räumen mit Gobelins, Gemälden, Kunstobjekten und Bildmosaiken, ebenso die Farbstimmung in Terra‑, Rot- und Goldtönen, die bereits die Halle 1. Kl. der Europa, den »Senatorensaal« des »Braunen Hauses« und später noch zahlreiche weitere Repräsentationsräume im Nationalsozialismus charakterisieren (Farbtaf.  12, vgl. Farbtaf.  7–10, 13, 14). Parallelen zeigen sich auch bei den verwendeten Materialien, insbesondere von Marmor. Wenngleich dessen Verwendung für Innenräume seit der Antike üblich ist, so scheinen Troosts Einrichtungen der 1920er- und 30er-Jahre die im Nationalsozialismus typischen Verwendungsgebiete unmittelbar ­vorwegzunehmen  : etwa für Lambris, Fußleisten, Türrahmen, Tischlampen und Schreibzeuge oder für Tisch- und Deckplat-

ten sowie Lichtschalen von Leuchtern (vgl. Farbtaf. 8). Bei den für Wandvertäfelungen und Möbeln verwendeten Hölzern gibt man im Nationalsozialismus dagegen einheimischen Sorten, allen voran Nussbaum, den Vorzug, wohingegen Troost zumeist kostspielige Tropenhölzer wie Mahagoni oder Palisander verwendet. Ausschlaggebend sind dafür höchstwahrscheinlich finanzielle Gründe, vermutlich aber auch ideologische Erwägungen. Troosts Einfluss zeigt sich schließlich vor allem in der Gestaltung von Möbeln, die im »Dritten Reich« ebenfalls häufig geometrische Oberflächengliederungen durch Quadrate, Rechtecke und Parketterien oder auch Intarsien aufweisen. Darüber hinaus lassen sich vielfach auch typologische Parallelen feststellen, da einzelne Möbel und Einrichtungsgegenstände offenkundig aus Modellen der Europa entwickelt sind und zum Teil sogar in den gleichen

Tatsächliche Nachwirkung | 167

134  Ernst Sagebiel  : Haus der Flieger – Wandelhalle, Berlin, 1937/38

Räumen  – etwa in Speise- oder Rauchzimmern – Weitere Beispiele für die typologische Rezeption sind verwendet werden. Beispielhaft hierfür ist ein mit die für die Europa entworfenen, aus dunklen HolzRohrgeflecht ausgespannter Armlehnstuhl aus der teilen konstruierten, an den Außenseiten häufig mit Halle 1. Kl. des Lloyd-Dampfers (Abb. 46), der vom Rohrgeflecht ausgespannten Sessel und Sofamodelle, Atelier Troost mehrfach für Speisesäle verwendet575 die in sehr ähnlicher Ausführung in zahlreichen Inund von Hitler offenbar sehr geschätzt wird. Ge- terieurs des »Dritten Reiches« zu finden sind  ; außerwiss kein Zufall ist daher die große Ähnlichkeit der dem die Wandleuchter mit offenen Marmorschalen, Stühle aus dem Speisesaal der Neuen Reichskanzlei, die vielfach übernommen werden. Wie das Beispiel der Armlehnstühle für den Speiwenngleich diese höhere und begradigte Rückenlehnen, gemusterte Stoffbezüge und abgewinkelte, sesaal der Neuen Reichskanzlei zeigt, erfahren die vermutlich von anderen Stuhlmodellen Troosts ent- »Urformen« Troosts ab 1934 spezifische Veränderunlehnte Armlehnen besitzen (Abb. 133  ; vgl. Abb. 40, gen, an denen sich allgemeine Charakteristika des 41, Farbtaf. 5). repräsentativen Möbels im »Dritten Reich« ablesen 575 So etwa für die Speisesäle der Alten Reichskanzlei, des »Führerbaus«, der Kaulbachvilla und des Prinz-Carl-Palais (WV 120, 132, 145f.).

168 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

135  Friedrich Hetzelt  : Italienische Botschaft – Arbeitszimmer des Botschafters, Berlin, 1938–1942

lassen  : die Tendenz zur Monumentalisierung, die massive und standfeste Konstruktion, der dekorative Reichtum sowie bestimmte gestalterische Mittel, die auf eine herrschaftliche Erscheinung abzielen. Letztere zeigen sich bei Stühlen etwa in der Verwendung angenieteter Lederbezüge sowie in der Verlängerung der Armlehnen über deren Stützen und der seitlichen Zargen der Rückenlehnen, was in der Summe eine thronartige Erscheinung zur Folge hat (Abb.  134, 135). In all diesen Elementen unterscheidet sich ein großer Teil der im Nationalsozialismus entstandenen Möbel von denjenigen Troosts merklich, wenngleich wie geschildert bestimmte Gestaltungselemente wie die geometrischen Oberflächengliederungen oder die Verwendung von Intarsien weiterhin gültig bleiben.

Da s E r be T ro o s t s  : At e l i e r T ro o s t Zum Zeitpunkt von Troosts Tod haben die Arbeiten an den Münchner Parteibauten und am »Haus der Deutschen Kunst« gerade erst begonnen. Zudem ist der Großteil der Werkpläne und Detailentwürfe noch nicht ausgearbeitet und auch die Raumdisposition in vielen Punkten noch ungeklärt. Entwürfe für die Inneneinrichtungen fehlen noch ganz, wie auch die Neueinrichtung der Kanzlerwohnung in Berlin noch nicht abgeschlossen ist. Kurzum  : Hitlers wichtigste, mitten in der Realisierung befindliche Bauvorhaben müssen fortan ohne ihren hauptverantwortlichen Planer auskommen. In dieser Situation entscheidet sich der Diktator, die Ausführung jener Projekte keinen anderen Architekten zu übertragen, sondern bei Troosts Atelier zu belassen. Dessen Lei-

Das Erbe Troosts  : Atelier Troost  | 169

tung trägt er im Februar 1934 der gerade 29  Jahre alten Gerdy Troost an, die einige Monate später darüber berichtet  : »Auf Wunsch des Führers werden die gesammten [sic  !] Bauten von Paulus hier vom ›Atelier Troost‹ – ich habe dem Atelier diese Bezeichnung gegeben u. die Leitung übernommen  – durchgeführt. Das klingt für den Außenstehenden vielleicht zunächst erstaunlich, ist aber für den Eingeweihten absolut selbstverständlich. Denn es kann niemand so tief in Paul Ludwig Troost’s Sprache u. Seele u. in den Geist seines Schaffens eingefühlt sein, wie seine Mitarbeiter und ich. Wir fühlen, denken u. arbeiten ganz in seinem Geist, während jeder andere Architekt naturgemäß sich wohl anpassen, aber doch seine eigene Sprache sprechen wird.«576 Dass Troosts Aufträge nach seinem Tod durch sein Büro zu Ende gebracht werden, ist angesichts vertraglicher Verpflichtungen und laufender Planungsprozesse nicht ungewöhnlich. Gleichwohl erscheint der Vorgang dennoch erstaunlich, da Troosts Atelier zum Zeitpunkt seines Todes nicht mehr als vier bis sechs Mitarbeiter gezählt haben dürfte und bis dahin weder Gerdy Troost noch Leonhard Gall jemals in einer leitenden Funktion tätig waren. Angesichts dessen scheint in der Tat ausschlaggebend gewesen zu sein, dass beide, wie von der Troost-Witwe angegeben, mit Troosts Architekturvorstellungen vertraut, in die laufenden Planungen eingearbeitet und zuletzt auch seit Herbst 1930 mit Hitler bekannt sind. Demgegenüber scheint die Hinzuziehung eines externen Architekten für den Diktator, der bis dahin zudem nur mit Troost enger zusammengearbeitet hat, die schlechtere Option gewesen zu sein.577 Wie ihr erwähntes Schreiben und eine Notiz von Goebbels578 nahelegen, hat sich Gerdy Troost von Anfang an als Erbe ihres Mannes verstanden und höchstwahrscheinlich auch bei Hitler dafür gewor-

ben, die Bauausführung bei Troosts Atelier zu belassen. Neben dem Ideal, im Geiste ihres Mannes weiterzuwirken, dürften sie hierzu vor allem handfeste finanzielle Interessen bewogen haben. Als Atelierleiterin ist Gerdy Troost für die Geschäftsführung verantwortlich, was den regelmäßigen Austausch mit Hitler, die Korrespondenz mit Parteidienststellen und Betrieben sowie die bürokratische Abwicklung der Aufträge beinhaltet. Da sie nach eigenem Bekunden579 mit dem praktischen Teil der Arbeit nicht hinreichend vertraut ist, setzt sie Leonhard Gall, den dienstältesten Mitarbeiter ihres Mannes, als Bürochef ein (Abb. 136). Als solcher kümmert sich Gall fortan um bautechnische Fragen, die Einrichtung der Baustellen, die Durchführung der Bauarbeiten und den Innenausbau. Zudem ist Gall für den Entwurf von Möbeln und Einrichtungsgegenständen zuständig, während sich Gerdy Troost bei den Inneneinrichtungen um die Farbstimmung der Räume, die Ausstattung mit Kunstwerken, Vorhängen, Teppichen und Wandbespannungen sowie um die Wahl der Materialien kümmert.580 Darüber hinaus ist über Organisation und Struktur des Atelier Troost nur wenig bekannt. Gall beziffert die Zahl der Festangestellten im Jahr 1934 auf zehn, 1938 auf fünfzehn, 1943 auf elf und 1945 auf neun.581 Jene Zahlen spiegeln trotz möglicher Ungenauigkeiten das eher überschaubare Auftragsvolumen des Atelier Troost und auch seinen Charakter als Privatbüro wider, worin es sich von den behördenähnlichen Baustäben eines Albert Speer, Hermann Giesler oder Herbert Rimpl grundlegend unterscheidet. Das Gros der Mitarbeiter wird vermutlich erst im Frühjahr 1934582 im Hinblick auf die Königsplatz-Bauten und das »Haus der Deutschen Kunst« angestellt, nach deren Vollendung im Jahr 1937 ein Teil von ihnen wieder ausscheidet. Par-

576 BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: GT an Jessy Schroeder/ USA – Abschrift, 11.12.1934. – Gerdy Troosts Version bestätigt Schaub (Schaub 2005, 162). 577 Dass Hitler zunächst selbst die Übernahme der Atelierleitung erwogen hat, wie Speer behauptet (Speer 1970, 63), erscheint wenig wahrscheinlich. 578 Goebbels: »Beim Führer Frau Prof. Troost. Sie redet zuviel

und will der Erbe ihres Mannes sein« (Goebbels 24.3.1934). 579 StaatsA M, SpKa 1844: Urschrift der Hauptkammer, 2.3.1950. 580 Sachs 1937, 30; Heilmeyer 1938, 407; 1938a, 296; Kiener 1942, 77; s. a. Seckendorff 1995, 120. 581 StaatsA M, Spka K 482: Meldebogen LGs, 22.4.1946. – Sekretärin Therese Lang gibt die Zahl der Angestellten bei

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136  Gerdy Troost (Mitte) und Leonhard Gall (2. v. l.) beim Richtfest des »Hauses der Deutschen Kunst«, München, 29. 6. 1935

teizugehörigkeit zur NSDAP scheint, wie in anderen namhaften Baubüros der Zeit,583 keine Bedingung für die Mitarbeit im Atelier Troost gewesen zu sein, da lediglich für etwa ein Fünftel der Angestellten (6 von 28) eine Mitgliedschaft belegt ist. Wie bereits angeklungen ist, erfolgt die Gründung des Atelier Troost ausschließlich im Hinblick auf die Vollendung der begonnenen Bauten und Einrichtungen ­Troosts. Neue Aufträge sind zunächst nicht vor-

gesehen, ebenso wenig die Ausführung der Inneneinrichtung von Troosts Bauten, für die sich Hitler selbst die Wahl des Architekten vorbehält  : »Bezüglich der Innenausstattung wird auf Wunsch des Führers, des Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler, folgendes vereinbart  : Der Führer entscheidet endgültig, ob und auf welche Weise für die Innenausstattung ein anderer Architekt gewonnen werden soll.«584 Offenbar fasst Hitler im Laufe des Jahres 1934 aber so sehr Vertrauen

Kriegsende dagegen mit elf an (ebd., Eidesst. Erklärung Therese Langs, 6.12.1945). 582 In den Quellen gibt es keinerlei Hinweise, dass Troost noch zu Lebzeiten sein Atelier vergrößert hätte. Dahin weist auch Hönigs Kritik von Ende 1933 (s. S. 157f.). 583 So etwa beim Münchner »Generalbaurat« Hermann Giesler (Früchtel 2008, 159f.) und beim »Reichsbaurat« von Linz,

Roderich Fick (Freundl. Mitteilung von Lioba SchmittImkamp, 1.6.2010). Gleiches gibt später auch Speer für die Generalbauinspektion in Berlin an (Speer 1978, 303). 584 VWA, Bauvertrag für die Parteibauten am Königsplatz zwischen NSDAP und GT, 20.6.1934. Die gleiche Bestimmung enthält auch der Bauvertrag zum »Haus der Deutschen Kunst« (VWA, Bauvertrag für das »Haus der

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137  »Haus der Deutschen Kunst« – Restaurant, ­München, 1936/37 (WV 122) 138  Empfangsgebäude der Reichskanzlei – Empfangssaal, Berlin, 1935/36 (WV 140)

in die Fähigkeiten des Atelier Troost als Innenausstatter, dass er ihm ab dem folgenden Jahr sämtliche seiner Einrichtungsaufträge, auch für die Parteibauten, überträgt  : für »Führerbau« (Farbtaf.  13) und »Verwaltungsbau« (WV  121), das »Haus der Deutschen Kunst« (Abb. 137), seine Münchner Wohnung

(WV  139), das Empfangsgebäude der Reichskanzlei (Abb. 138) und das Prinz-Carl-Palais (Abb. 139). Seine monopolartige, gewiss auch programmatisch zu verstehende Beauftragung zwischen 1935 und 1937 machen das Atelier Troost geradewegs zum »Chefausstatter« Hitlers.585 In dieser ­Position

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139  Prinz-Carl-Palais – Empfangshalle, München, 1936/37 (WV 145)

hat das Büro im Bereich der repräsentativen Innenarchitektur eine zentrale Stellung inne, durch die es auf andere Architekten zweifellos stilbildend wirken kann. So spiegeln etwa alle vom Atelier Troost ausgestatteten Räume immer auch Hitlers Präferenz wider, da sie sich durch eine umfangreiche Verwendung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen auszeichnen, die noch auf Troost zurückgehen. Auch die Neuentwürfe sind häufig von dessen Modellen abgeleitet wie auch die Raumgestaltung an sich – bezüglich Farbstimmung, Disposition der Möbel und Ausstattung mit Kunstwerken – an des-

sen Interieurs der späten 1920er-/frühen 1930erJahre orientiert ist. Abgesehen von der vielfältigen Rezeption Troost, die den Anspruch des Atelier Troost, dessen Erbverwalter zu sein, widerspiegelt, weisen seine Interieurs im Grunde die gleichen Merkmale auf, die bereits im Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung des Möbels im »Dritten Reich« beschrieben wurden (s. S. 166–169). Bei den Innenausstattungen werden vom Atelier Troost Betriebe und Manufakturen bevorzugt, die, wie die Staatliche Porzellanmanufaktur Nymphenburg, die Hofmöbel­fabrik Anton Pössenbacher oder die VW,

Deutschen Kunst« zwischen »Haus der Deutschen Kunst – Anstalt des öffentlichen Rechts« und GT, 17.4.1934 – Abschrift). Noch Ende 1934 ist ungeklärt, wer mit der Einrichtung von Troosts Bauten betraut wird (s. BSB, Ana 325.B.[LoC.627: GT an J. Cantakuzene, 17.10.1934]).

585 Nach 1937 erhalten zunehmend auch andere Innenarchitekten wie Woldemar Brinkmann, Heinrich Michaelis oder Cäsar Pinnau Aufträge von Hitler.

Das Erbe Troosts  : Atelier Troost  | 173

früher regelmäßig mit Troost zusammengearbeitet G e r dy T ro o s t haben.586 Neben den angeführten Inneneinrichtungen be- Nach der Übernahme der Atelierleitung entwickelt sorgt das Atelier Troost auch Festdekorationen in sich zwischen Gerdy Troost und Hitler schnell ein enMünchen, etwa 1935 für das Richtfest des »Hauses ges Vertrauensverhältnis, sodass der Diktator sie bald der Deutschen Kunst« oder 1937 für den Staatsbe- schon abseits der gemeinsamen Bauplanungen zu such Mussolinis,587 oder auch kleine Ausstattungsar- künstlerischen Beratungen in ihrem Atelier aufsucht beiten, wie den Entwurf von Vitrinen für die erste (Abb.  140). Der regelmäßige Kontakt mit Hitler »Deutsche Architektur- und Kunsthandwerksausstel- verleihen Gerdy Troost eine »Führer«-unmittelbare lung« von 1938.588 Ebenso obliegt dem Atelier Troost Stellung, die sie zu einer der einflussreichsten Persönab Juli 1938 in Person von Hans Kugler und Hans lichkeiten im nationalsozialistischen Kulturbetrieb Reger die Verwaltung des im »Führerbau« verwahr- werden lässt. Dass sie in der Forschung bislang nur ten Bilderdepots für Hitlers Kunstmuseum in Linz.589 selten beachtet wurde, dürfte vor allem an ihrer zuNach der Fertigstellung der Bauten Troosts im Jahr meist nicht öffentlichen Tätigkeit im »Dritten Reich« 1937 wird die bisherige Arbeitsgemeinschaft de facto und an ihrer Zurückgezogenheit nach 1945 liegen. In zweigeteilt  : Während sich Gerdy Troost, zumeist in beidem unterscheidet sie sich von den anderen »KulHitlers Auftrag, fortan um die Produktion von Ver- turfrauen« des Nationalsozialismus, Leni Riefenstahl leihungsurkunden, Kleinkunstobjekten und weiteren und Winifred Wagner, denen später gerade deshalb kunsthandwerklichen Arbeiten kümmert, wird Gall eine größere Aufmerksamkeit zuteilwurde. mit dem Entwurf weiterer Bauten betraut (S. 179– 181, 183–186). In der Folge arbeiten beide weitgehend unabhängig voneinander. Die offizielle Aufspal- Biografie tung der Bürogemeinschaft erfolgt zum 1. 1. 1939, als Gerdy Troost sämtliche Angestellten an Gall überträgt Sophie Gerhardine Wilhelmine Andresen wird am und für sich selbst nur eine Schreibkraft behält.590 3.  3.  1904 in Stuttgart geboren. Ihre Eltern sind JoWenngleich sie im offiziellen Schriftverkehr oder in hannes Adolf Gerhard Andresen, Architekt und DiPublikationen nun als »Prof. Gerdy Troost« und als rektor der Deutschen Holzkunstwerkstätten in Bre»Professor Leonhard Gall – Architekt« auftreten, so men, und Maria Luise Andresen, geb. Müller. Sie hat führen beide die Bezeichnung »Atelier Troost« paral- einen jüngeren Bruder, Friedel (*1909), der 1935 bei lel weiter.591 Nachdem ihr Atelier im April/Mai 1944 einem Motorradunfall ums Leben kommt (s. WV durch Bomben zerstört wird, erhalten beide neue Bü- 141).593 Von 1910 bis 1920 besucht sie die Höhere ros im »Führerbau«.592 Die Befreiung Münchens am Mädchenschule in Düsseldorf und arbeitet danach in 30. 4. 1945 durch die Amerikaner besiegelt schließ- unbekannter Funktion bei den Holzkunstwerkstätten lich das Ende des Atelier Troost. ihres Vaters mit. Eine reguläre Ausbildung absolviert 586 Aufgrund ihrer langjährigen Verbindung zu Troost und der Präferenz Hitlers erhalten die VW im Nationalsozialismus zahlreiche staatliche Aufträge, die sie im Bereich des gehobenen Interieurs zum führenden Betrieb machen. In der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre veranlassen der wirtschaftliche Erfolg und ihre ungebrochene Beliebtheit bei den Spitzen des »Dritten Reichs« die VW zum Ausbau von Produktion und Vertrieb: 1936 wird in Bremen ein neues Verkaufshaus am Wall gekauft und 1938–1940 in München ein neues Verwaltungs- und Verkaufsgebäude von Robert

Seitz an der Ecke Brienner Straße/Amiraplatz errichtet (Vereinigte Werkstätten 1957, o. P.). Um näher am Machtzentrum der Partei zu sein, wird 1939 auch die Geschäftsführung hierher verlegt. Nach Kriegsbeginn gehen die Aufträge stark zurück. Die weitere Geschichte der VW bis zu ihrer Auflösung 1991 ist unbekannt. 587 BSB, Ana 325.B.[LoC.622: GT an August von Finck, 5.7.1935; LoC.607]. 588 Ebd., [LoC.622: Organigramm der »Deutschen Architekturund Kunsthandwerksausstellung«, 6.10.1937].

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140 Gerdy Troost und Hitler auf der Baustelle des »Hauses der Deutschen Kunst« (außerdem im Bild  : links Albert Speer und Karl Fiehler, rechts von Gerdy Troost Julius Schaub im Hintergrund, – von Hitler verdeckt – Leonhard Gall und – abgewandt – Ernst Hanfstaengl), München, um 1935

sie nicht.594 1923 lernt sie Paul Ludwig Troost kennen, zu dem sie im folgenden Jahr nach München zieht. 1925 heiraten beide (s. S. 51). In München besucht Gerdy ­ Troost kunsthistorische und philosophische

Vorlesungen an der Universität, unternimmt Touren nach Frankreich, Österreich sowie Italien und begleitet ihren Mann auf Dienstreisen.595 Daneben kümmert sie sich um die Organisation seines Ateliers und

589 Ebd., Finanzielles AT/GT: s. div. Selbstkostenaufstellungen und Schreiben an die Reichskanzlei/Berlin. 590 StaatsA M, Spka K 1844: Wilhelm Corsten/Wirtschaftsberater und vereidigter Sachverständiger an den Vorsitzenden der Spruchkammer Traunstein, 27.5.1947. 591 Eine Systematik ist hierbei nicht auszumachen. Zu Gall s. u. a. Heilmeyer 1939a; Kiener 1942; zu Gerdy ­Troost u. a. Nationalpreis 1938; Kiener 1942a. 592 BSB, Ana 325.B.[LoC.648: LG an Adalbert Metzing/Fa. Zeidler & Wimmel Berlin, 6.6.1944].

593 Ebd., [LoC.626: Korrespondenz 1937–1939: GT an Eugen Kiechl, 4.7.1935]. 594 Bei ihrem Parteibeitritt 1932 gibt sie keinen Beruf an, während sie sich 1949/50 in ihrem Entnazifizierungsverfahren als »Raumausstatterin« bezeichnet (BArch, NSDAP-Ortsgruppenkartei: MFOK X0038; S­ taatsA M, Spka K 1844). 595 StaatsA M, Spka K 1844: Fragebogen des Military Government of Germany, ausgefüllt von GT am 25.9.1946; Sitzungsprotokolle der Hauptkammer, 30.3., 5.4.1949, 23.2.1950.

Gerdy Troost | 175

bespricht mit ihm seine Gestaltungsideen.596 Ende 1930 macht sie die Bekanntschaft Hitlers, in dem sie frühzeitig »eine geniale Persönlichkeit«597 zu erkennen meint. Als glühende Anhängerin tritt sie am 1. 8. 1932 als Mitglied Nr.  1.274.722 der NSDAP bei.598 Inwieweit sie bereits zu Lebzeiten ihres Mannes eine eigen­ständige Beziehung mit dem Parteiführer pflegt, kann nur vermutet werden. Jedenfalls scheint Hitler in dieser Zeit soweit Vertrauen zu ihr zu fassen, dass er ihr im Februar 1934 die Atelierleitung anträgt. Von Zeitgenossen wird Gerdy Troost als »sehr intelligente, natürliche und temperamentvolle Frau«599 geschildert. Im »Dritten Reich« lebt sie eher zurückgezogen, wobei sie gesellschaftliche Verpflichtungen weitgehend meidet und nur bei den »Großen Deutschen Kunstausstellungen« in München als »Paradefrau«600 des Regimes öffentlich in Erscheinung tritt. Im August 1934 bezieht sie in München eine neue Wohnung und erwirbt im gleichen Jahr ein Seegrundstück am Chiemsee, das sie landwirtschaftlich und als Refugium nutzt. Ein weiteres Grundstück

besitzt sie zwischen 1936 und 1939 am Starnberger See (WV 136, 138, 150).601 Ihrem Mann bleibt Gerdy Troost zeitlebens in tiefer Bewunderung verbunden, weshalb sie sich als Atelierleiterin dafür einsetzt, dass seine Bauten »ganz in seinem Geist«602 vollendet werden. Um das Gedenken an ihn zu fördern, verschenkt sie aufwendig gearbeitete Fotomappen seiner Arbeiten und nimmt regen Einfluss auf die Publikation seines Werks.603 Neben der Ausführung der Bauten ihres Mannes und den Inneneinrichtungen wird Gerdy Troost, vor allem von Hitler, noch mit weiteren kunsthandwerklichen Arbeiten betraut und von führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur vielfach um ihren künstlerischen Rat gefragt. Ihre verschiedenen Tätigkeiten erweisen sich für sie als sehr lukrativ. Sie selbst beziffert ihre jährlichen Einnahmen zwischen 1934 und 1939 auf 75.000  RM, nach 1940 auf 45.000 RM, jedoch dürften die realen Beträge deutlich darüber gelegen haben.604 Während sie für die staatlichen Inneneinrichtungen das übli-

596 Sie selbst erklärt später, »mit Ihrem Gatten, sogar Sonntags, die Farbbestimmungen vorgenommen« zu haben (BSB, Ana 325.B.Stoffe u. Leder für Wandverkleidungen […]: Adolf Toenges/Möbelstoff-Weberei an Emil Moeglin/ München, 24.3.1937. Bei Haus Jäger bespricht Troost mit ihr »Raumstimmungsfragen« (Ebd., [TPLT 1.11.1925]; s. WV 102). 597 StaatsA M, Spka K 1844: Sitzungsprotokoll der Hauptkammer München-Stadt, 30.3., 5.4.1949; s. a. Schaub 2005, 158; Ziegler 1964, 63. – Beim ersten Zusammentreffen ihres Mannes mit Hitler am 24.9.1930 ist Gerdy Troost höchstwahrscheinlich nicht dabei (vgl. Schad 2009, 151f.). 598 BArch, NSDAP-Ortsgruppenkartei: MFOK X0038. 599 Schroeder 1985, 177; außerdem: Haiger 1948, 76; Junge 2004, 115f. 600 Monologe 2000, 235 [26.1.1942]. Bei den »Großen Deutschen Kunstausstellungen« begleitet sie Hitler, ab 1940 Goebbels bei den Eröffnungsrundgängen und erhält bei den Festzügen zum »Tag der Deutschen Kunst« 1937–1939 als einzige Frau einen Platz auf der Ehrentribüne. – Als weitere »Paradefrauen« bezeichnet Hitler Leni Riefenstahl, die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink und Winifred Wagner; vgl. a. Goebbels 27.4.1944. – Zu Gerdy Troosts öffentlicher Zurückhaltung s. StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung Caroline Corstens, 24.10.1947; Schaub 2005, 159. 601 Siehe BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1934–1936.

602 BSB, Ana 325.B.Zum Tod PLTs: GT an Jessy Schroeder/ USA – Abschrift, 11.12.1934. 603 Vgl. BSB, Ana 325.B.(passim). – Von den leinengebundenen Mappen Frieda Thierschs haben sich fünf Exemplare erhalten (AM TUM, troo/2/1; BSB, Ana 325.A.VII.6; A.VII.6a; VWA und ZI, jeweils ohne Inv.-Nr.). 604 StaatsA M, SpKa Karton 1844: Arbeitsblatt des Kreises Traunstein zur Personaldatenerfassung, 6.5.1946. – Beispielsweise erhält sie allein für ihre Mitwirkung an der Einrichtung des Prinz-Carl-Palais und des Arbeitszimmers von Adolf Wagner in der Kaulbachvilla insgesamt 149.407,17 RM Honorar (ebd., GT an Fritz Gablonsky, 29.4.1938; s. WV 145f.). 605 BArch, R 43 II/1242: Schaub an Hans Heinrich Lammers/Chef der Reichskanzlei, 18.1.1940; BSB, Ana 325.B.[LoC.670: GT an Speer, 28.11.1934]; StaatsA M, Spka K 1844: Urteilsbegründung durch Hauptkammer München, 2.3.1950. 606 Vgl. BArch, R 43 II/1242; BSB, Ana 325.B.(passim). Die Dotation von 1940 ist als »Sonderhonorar für geleistete künstlerische Arbeiten (Anfertigung von Entwürfen für die Bauten in der Hauptstadt der Bewegung)«, die Zahlungen von 1942 und 1943 allgemein als »Dotation für Planungen« deklariert. Während die erste Zahlung möglicherweise noch als nachträgliche Entlohnung für innenarchitektonische Arbeiten verstanden werden kann, so handelt es sich bei den folgenden um persönliche Geldgeschenke Hitlers,

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che Architektenhonorar bezieht, verzichtet sie, wie zuvor ihr Mann (s. S. 66), bei den Aufträgen Hitlers für die Kanzlerwohnung, seine Münchner Privatwohnung und den Berghof auf eine Vergütung.605 Gewissermaßen als Ersatz lässt ihr Hitler in den Jahren 1940, 1942 und 1943 steuerfreie Sonderhonorare von je 100.000 RM zukommen.606 Daneben werden Gerdy Troost eine Reihe von Ehrungen zuteil  : 1937 werden ihr der Professoren-Titel und die silberne Ehrenmedaille der Bayerischen Akademie der Bildenden Künste verliehen,607 1943 zudem das Goldene Parteiabzeichen, das sie von Hitler dankbar als »heiligstes Zeichen«608 entgegennimmt. Als überzeugte Nationalsozialistin tritt Gerdy ­Troost im »Dritten Reich« zahlreichen parteilichen oder parteinahen Vereinigungen bei.609 1939 scheidet sie aus der evangelischen Kirche aus und bezeichnet sich stattdessen als »gottgläubig«.610 Ambivalent ist ihre Haltung zum Judentum, da sie privat durchaus Kontakt zu »jüdisch versippten« Personen pflegt und sie vereinzelt vor Repressalien schützt. Beispiels-

weise soll sie 1938 erreicht haben, dass der Komponist Arthur Piechler weiterhin am Augsburger Konservatorium tätig sein kann.611 Außerdem soll sie sich während des »Dritten Reiches« wiederholt für die Porzellanmanufaktur Nymphenburg eingesetzt haben, etwa deren Pächter, die als »Vierteljuden« diffamierten Gebrüder Bäuml, vor der Deportation und den Betrieb selbst vor der Zerschlagung geschützt haben.612 Dass Gerdy Troost abgesehen von diesen Einzelfällen den antisemitischen Kurs der Nationalsozialisten ansonsten mitträgt, belegt der Fall der Wallachbetriebe, des zu jener Zeit führenden Münchner Unternehmens für Volkskunst und Tracht, dessen »Arisierung« im Jahre 1938 sie maßgeblich unterstützt haben soll.613 Des Weiteren zeigt dies auch ihre Rolle bei den Bilderkäufen für das von Hitler in Linz geplante Kunstmuseum, wo sie neben Heinrich Hoffmann, Hitlers Leibfotograf, und dem Kunsthändler Karl Haberstock einer der maßgeblichen Einkäufer ist und über 70  Gemälde im Münchner Kunsthan-

da Gerdy Troost für ihre Tätigkeit in dieser Zeit, die Herstellung von Urkunden und Ehrengeschenken, reguläre Honorare bezieht und ansonsten keine größeren Aufträge hat. Derartige Dotationen sind im »Dritten Reich« ein verbreitetes Mittel, um die Eliten der Gesellschaft zu korrumpieren und an den Staat zu binden. Andere Architekten und Künstler, die von Hitler auf diese Weise begünstigt werden, sind Paul Baumgarten, Arno Breker, Albert Speer und der Filmregisseur Karl Ritter (Ueberschär/Vogel 1999, v. a. 71–82, 93–96, 111–123). Gerdy Troost gibt später an, dass die Zahlungen für ein »Archiv Paul Ludwig Troost« bestimmt gewesen seien, das zu einem Archiv für Zeitgeschichte ausgebaut werden sollte (StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung Therese Langs, 30.5.1949; Urschrift der Hauptkammer, 2.3.1950). 607 BayHStA, Mk 40901: Bayer. Kultusministerium an Direktion der Akademie der Bildenden Künste/München, 22.6.1937. 608 BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1943: GT an Hitler, 31.1.1943. 609 1933 tritt sie der NS-Volkswohlfahrt und der NS-Frauenschaft bei; 1936 dem Deutschen Luftsport-Verband, der NS-Kriegsopferversorgung – Fachabteilung Bund erblindeter Krieger; 1939 schließlich dem Wissenschaftlichen Rat für die Gesundheitsführung des deutschen Volkes, der Kameradschaft der Künstler München und dem Richard Wagner-Verband Deutscher Frauen (ebd., [LoC.607, 635, 642];

StaatsA M, Spka K 1844: Fragebogen des Military Government of Germany, ausgefüllt von GT am 25.9.1946). StaatsA M, Spka K 1844: Notizen aus der Vernehmung GTs, 21.1.1947. – »Gottgläubigkeit« bezeichnet im Nationalsozialismus eine Form von religiösem Bekenntnis, das am 26.11.1936 vom Reichsinnenministerium eingeführt wird als »amtliche Bezeichnung für diejenigen, die sich zur artgemäßen Sittlichkeit und Frömmigkeit bekennen, ohne konfessionell-kirchlich gebunden zu sein, anderseits aber Religions- und Glaubenslosigkeit verwerfen« (Philosophisches Wörterbuch, Bd. 12, 1943, 206, zitiert nach: SchmitzBerning 1998, 282). StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung Otto Jochums, 8.12.1946; s. a. Piechler 1976, 30f.; Schad 2009, 168.  – Piech­ler muss schließlich dennoch 1941 zurücktreten. VWA, Rechtfertigungsschrift von Rechtsanwalt Curt Freiherr v. Stackelberg für GT – ungültiger Entwurf, o.  D. [1947]; Ziffer 1997, 339f. – Als Gegenleistung für Gerdy Troosts Unterstützung und die von ihr während des »Dritten Reichs« vermittelten Aufträge verstecken die Gebrüder Bäuml vor Kriegsende den Nachlass ihres Mannes auf dem Gelände der Porzellanmanufaktur (s. S. 2 Anm. 1). Zudem lassen ihr die Bäumls nach 1945 Honorare für »künstlerische Beratung« und private Geldgeschenke zukommen (s. PB/KirchheimTeck, TGT 1957–1959). Selig 2004, 806–809.

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del erworben haben soll, von denen ein großer Teil liefert sind zumindest mehrere Fälle, in denen sich zuvor aus jüdischem Besitz beschlagnahmt wurde.614 Gerdy Troost bei Hitler durchsetzen kann  : 1933 Wenngleich hierzu keine Einzelheiten in den Quel- soll sie sich erfolgreich für den Weiterbestand des len überliefert sind, so muss sie zweifellos Kenntnis »Simplicissimus« eingesetzt und die Verstaatlichung der Münchner Gobelin-Manufaktur abgewendet havon der Herkunft dieser Werke gehabt haben.615 Ihre prominente Stellung im »Dritten Reich« ver- ben,619 1942 Karl Elmendorff als Leiter der Dresddankt Gerdy Troost ausschließlich der Wertschät- ner Staatsoper durchgesetzt und 1943 das Verbot der zung Hitlers, der sie bis 1939 »fast allwöchentlich«616 Frankfurter Zeitung angestoßen haben.620 Dank ihrer »Führer«-nahen Stellung wird Gerdy im Atelier aufsucht. Nach Kriegsbeginn werden Treffen beider deutlich seltener. Über die Besprechungen Troost von Künstlern, Architekten oder Privatpermit Hitler berichtet Gerdy Troost  : »[…] er kam ins sonen vielfach um Hilfe oder Fürsprache bei HitAtelier, um Fragen der Bauten zu besprechen und ler angegangen. Selbst hochrangige Politiker wie legte auf mein künstlerisches Urteil im allgemeinen der bayerische Ministerpräsident Ludwig Siebert Wert. Jedenfalls sagte er es. […] Hitler hat mich auch oder der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler in künstlerischen Fragen über Film und Theater zu wenden sich an sie, damit sie Hitler deren AnlieRate gezogen, in Bezug auf moderne Bildnerkunst gen vorträgt.621 Im Bereich der Architektur haben hat Hoffmann einen weit stärkeren Einfluß ausgeübt, sich nahezu alle bekannten Architekten des Natioals ich. Meine Beratung erstreckte sich generell auf nalsozialismus, mit Ausnahme von Hermann Giesden kulturellen Sektor und war nicht auf Film oder ler, Herbert Rimpl und Ernst Sagebiel, früher oder Theater beschränkt. […] In vielen Fällen ist es mir später an sie (oder ihren Mann) gewendet. Beispielgelungen, speziell auf dem Gebiete der Architektur, haft hierfür sind neben dem bereits erwähnten CleHitler von meiner Auffassung zu überzeugen, in vie- mens Klotz (S. 144f.) Ernst Haiger und Woldemar Brinkmann, die ihre langjährige Verbindung zum len Fällen jedoch nicht.«617 Wenngleich Zeitzeugen618 unisono ihren Einfluss Hause Troost nutzen, um Aufträge zu erhalten.622 auf Hitler bestätigen, so ist ein abschließendes Ur- Selbst Albert Speer sucht in der Zeit seines Aufstiegs teil hierüber mangels Quellen kaum möglich. Über- 1934/35 den Kontakt zu ihr.623 Zwei weitere, bereits 614 Löhr 2005, 56, 117, 129. 615 Im NL Troost sind nur wenige Bildankäufe von ihr dokumentiert: Im Antiquitätengeschäft Karoline Anny Langs lässt Hitler durch Gerdy Troost 1943 mehrere Kunstwerke kaufen, über die sonst nichts bekannt ist, sowie in der Galerie Ernst Arnold vier Gemälde von Emil Lugo (»Blick von der Lorettohöhe bei Freiburg im Breisgau«, 1885, 36.000 RM), Friedrich Voltz (»Kuh mit Jungtier im Stall«, 1848, 9.000 RM sowie »An der Amper« ca. 1875, 8.000 RM) und Ludwig Voltz (»Ereignis im Dorfe«, 1848, 16.000  RM) (BSB, Ana 325.B.[LoC.644: GT an Julius Schaub, 19.4.1943; Rechnung der Galerie Arnold, 12.4.1943]). Des Weiteren erwirbt Gerdy Troost bei Arnold Gemälde von Franz von Lenbach (»Mädchenbildnis mit weißem Kopftuch«), Carl Spitzweg (»Flötenkonzert«) und Fritz von Uhde (»Heimkehr von der Arbeit«) (Löhr 2005, 129). 616 StaatsA M, Spka K 1844: Urschrift der Hauptkammer, 2.3.1950. – Auch Nicolaus von Below berichtet, dass Hitlers Tage in München stets »mit einem Besuch im Atelier von Frau Troost« begonnen haben (Below 1980, 83).

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617 StaatsA M, Spka K 1844: Notizen aus der Vernehmung GTs, 21.1.1947. 618 Zum Beispiel Haiger 1948, 76; Ziegler 1964, 202; Speer 1970, 63; Linge 1980, 109; Schroeder 1985, 144; Schaub 2005, 162; Misch 2008, 161. 619 StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärungen von Eduard Thöny, 8.12.1946, und Julius Diezel/Münchner GobelinManufaktur, 12.1.1948. 620 BArch, N 1340/290: Karl Elmendorff an GT, 29.8.1942.  – Nachdem sich Gerdy Troost Anfang Mai 1943 über einen Artikel zu Dietrich Eckart heftig beschwert, ordnet Hitler die Auflösung der Frankfurter Zeitung an. Obwohl Goebbels zunächst erfolgreich Widerstand dagegen leisten kann, hat eine weitere Intervention der Troost-Witwe das endgültige Verbot zur Folge, das schließlich am 31.8.1943 in Kraft tritt (Goebbels 7.5.1943; Dietrich 1955, 202f.; Hassel 1988, 595f. Anm. 104; s. a. Gillessen 1986, 478; Noelle 2002). 621 Sieberts Anliegen geht aus seinem Schreiben nicht eindeutig hervor (BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1934–1936: Ludwig Siebert an GT, 18.4.1935). Fiehler bittet sie, seine

erwähnte Fälle sind Paul Bonatz und Wilhelm Kreis, zeigt Gerdy Troost nach 1945 ein starkes Interesse die ihre ersten größeren Aufträge im Nationalsozia- an der Anthroposophie, die für sie offenbar eine Art lismus der Fürsprache der Troost-Witwe verdanken Ersatz für ihren Glauben an Hitler ist.629 1959 zieht sie nach Übersee am Chiemsee, 1966/67 schließlich (s. S. 79). Zum letzten Mal sieht Gerdy Troost Hitler nach Bad Reichenhall-Marzoll. Hier stirbt sie hochim Herbst 1944 im »Führerhauptquartier Wolfs- betagt am 30. 1. 2003. schanze«.624 Im April 1945 flüchtet sie in ihre Hütte am Chiemsee, wo sie sich fortan der Landwirtschaft und Gärtnerei widmet.625 Nach Kriegsende wird sie Tätigkeit im »Dritten Reich« unter Hausarrest gestellt und verliert den Großteil Kunsthandwerkliche Arbeiten und ihres Vermögens.626 In ihrem EntnazifizierungsverVerleihungsurkunden fahren wird sie aufgrund ihrer Beziehung zu Hitler und den als Nutznießerschaft bewerteten Sonder- In der Nachfolge ihres Mannes wird Gerdy Troost ab honoraren zunächst als »Haupttäter« eingestuft, April 1934 von Hitler und anderen führenden Nakommt aber schließlich im Urteil von März 1950 als tionalsozialisten mit privaten Erledigungen betraut, »Minderbelastete« mit einer Bewährungsstrafe von wozu etwa Bestellungen von Hausrat oder die Prozwei Jahren davon.627 Zudem wird ihr Professoren- duktion von Gebrauchs- oder Kleinkunstobjekten Titel entzogen und ihr untersagt, sich politisch, pu- zählen (Abb. 141). 1937 übernimmt sie auf eigenen blizistisch oder unternehmerisch zu betätigen.628 Be- Wunsch die Herstellung der höherrangigen Verleiruflich kann Gerdy Troost nicht wieder Fuß fassen. hungsurkunden des Deutschen Reiches einschließSeit Mitte der 1950er-Jahre versucht sie sich wieder lich der dazugehörigen Aufbewahrungsmappen und als innenarchitektonische Beraterin, erhält aber, so- ‑kassetten, was bis Kriegsende den Schwerpunkt ihweit ersichtlich, nur selten Aufträge. Ihre aus dem rer Tätigkeit darstellt.630 Ihre wichtigsten MitarbeiNationalsozialismus stammenden Verbindungen ter sind die Buchbinderin Frieda Thiersch (Abb. 55), pflegt sie nur zum Teil weiter, wie sie auch mit ihren Leiterin der »Werkstatt für Handeinbände«  ; die Graehemaligen Mitarbeitern kaum Kontakt hält. Privat fikerin Franziska Kobell, die für die typografische Denkschrift zum Ausbau der Deutschen Meisterschule für Mode an Hitler zu übermitteln. Am 2.12.1940 vermerkt Gerdy Troost schließlich: »Heute mit Führer gesprochen – abgelehnt, da eine Modeakademie Wien vorbehalten werden müsse« (Ebd., [LoC.610: Karl Fiehler an GT, 1.10.1940; darauf auch GTs handschriftlicher Vermerk]). 622 Ebd., Korrespondenz 1934–1936: GT/Ernst Haiger. – Mitte 1934 erkundigt sich Hitler nach Gerdy Troosts Urteil zu Brinkmann, worauf sie antwortet: »Im Hinblick auf eigene architektonische Begabung ist nach dem Urteil meines Mannes Herr Brinkmann als guter Durchschnittsinnenarchitekt, aber nicht als selbständige Persönlichkeit oder Künstler anzusprechen« (ebd., GT an Wilhelm Brückner, 14.6.1934). 623 Siehe ebd., Korrespondenz GT/Albert Speer. 624 Dorthin reist sie auf Wunsch Hitlers, der seine Blondi von ihrem Schäferhund Harras decken lassen will (Junge 2004, 153). 625 StaatsA M, Spka K 1844: 4.  Polizeirevier München an Hauptkammer München, 23.4.1948.

626 Schad 2009, 178f. – Von den 800.000 RM, die sie vor Kriegsende besitzt, verbleiben ihr nach eigener Aussage infolge von »Ausbombung, Plünderung, Beschlagnahmung und Abwertung« noch 25.400 RM (StaatsA M, Spka K 1844: GT an Camille Sachs/Bayerisches Ministerium für Sonderaufgaben, 15.5.1950). 627 Strafmildernd wirkt sich aus, dass Gerdy Troost nach Kriegsende materielle Nachteile erlitten hat, sich im »Dritten Reich« vereinzelt für politisch Verfolgte eingesetzt hat und dass sie glaubhaft vermitteln kann, dass Hitlers Sonderhonorare für ein Troost-Archiv vorgesehen gewesen seien (StaatsA M, Spka K 1844: Urschrift der Hauptkammer, 2.3.1950; s. S. 176f. Anm. 606)). 628 Ebd., Urschrift der Hauptkammer, 2.3.1950; Hauptkammer München an Finanzamt Traunstein, 14.8.1950. 629 Siehe PB/KirchheimTeck, TGT 1957–1959. 630 BSB, Ana 325.B.Ehrenurkunden und Ehrengeschenke : GT an Willy Wiegand, 8.8.1940. Ausführlich zur Urkundenproduktion unter Gerdy Troost s. Nüßlein 2011.

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Gestaltung und Beschriftung der Urkunden zuständig ist  ;631 sowie die Goldschmiede und Bildhauerei Gebrüder Franz und Hermann Wandinger, die sämtliche Metall- und Vergoldungsarbeiten ausführt. Daneben sind an der Produktion auch zahlreiche Fachbetriebe und Rohstofflieferanten beteiligt. Von den militärischen Urkunden werden unter Gerdy Troosts Regie ausschließlich die höherrangigen, handgeschriebenen oder gezeichneten Urkunden mit den dazugehörenden Ledermappen und Kassetten gefertigt (in Klammer  : Datum der Stiftung und Zahl der Verleihungen, soweit be: das Großkreuz des Deutschen Adlerkannt632)   ordens, mit und ohne Schwerter (1. 5. 1937), das

Großkreuz des Deutschen Adlerordens in Gold, mit und ohne Schwerter (29. 4. 1939), das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (1. 9. 1939, 7.175), das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub (3. 5. 1940, 845), das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern (21. 6. 1941, 148), das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (15. 7. 1941, 27), das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (29. 12. 1944, 1) und das Deutsche Kreuz in Gold mit Brillanten (keine Stiftung, 50).633 Hinzu kommen weitere handgeschriebene Urkunden, die als Sonderanfertigungen für hochrangige Persönlichkeiten oder für bestimmte Anlässe als Einzelstück oder in geringer Auflage hergestellt werden.634 Davon zu unterscheiden sind die niederrangigen Urkunden, vor allem parteiliche Ernennungsurkunden,635 die unter Gerdy Troost lediglich entworfen, wegen der hohen Stückzahlen aber in der Reichsdruckerei Berlin produziert werden. Die Urkunden entwerfen Gerdy Troost und Franziska Kobell zumeist gemeinsam, wobei sie auch immer Vorgaben von Hitler, der in den Entstehungsprozess stets involviert ist, berücksichtigen. Nach seiner Vorstellung erhalten die Urkunden eine dem militärischen Kontext entsprechende Gestaltung  : »Dem Charakter des Soldatischen wie der geschichtlichen Bedeutung des kriegerischen

631 Thiersch ist die Tochter des Architekten Friedrich von Thiersch. Bis zu seinem Zerwürfnis mit Kobell im April/ Mai 1940 ist auch der Typograf Willy Wiegand, der Mitbegründer und spätere Leiter der Bremer Presse, am Entwurf der Urkunden beteiligt. 632 Verleihungszahlen nach Scherzer 2007; jene zum Deutschen Adlerorden sind nicht bekannt. 633 Die Ausführung in Gold mit Brillanten sollte zwischen Ritterkreuz und Eichenlaub rangieren (BSB, Ana 325.B.Ehrenurkunden und Ehrengeschenke: Heinrich Doehle an GT, 18.9.1941). Die Präsidialkanzlei gibt im November 1941 bei Gerdy Troost 50 Urkunden mit Mappen in Auftrag (ebd., Heinrich Doehle an GT, 26.11.1941), die tatsächlich gefertigt, aber nicht verliehen wurden, da es zu keiner Stiftung kommt (Freundl. Mitteilung von Klaus Patzwall, 4.7.2011). 634 Hierzu zählen etwa die Urkunden zum Deutschen Natio-

nalpreis, zur Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus des Deutschen Museums (alle 1937) sowie zum »Tag der Deutschen Kunst« (1938). Darüber hinaus begutachtet Gerdy Troost auf Wunsch der Präsidialkanzlei auch Musterurkunden, die von anderen Stellen entworfen wurden. 635 Hierzu zählen die Urkunden für Beamtenernennungen, zum Goldenen Parteiabzeichen der NSDAP (beide 1937); zum Deutschen Kreuz in Silber und Gold, für die Ernennung von Reichs‑, Gau- und stellvertretenden Gauleitern sowie Gauamts- und Kreisleitern; das Gedenkblatt für die Angehörigen gefallener Soldaten (1941); ferner eine nicht näher bekannte Ernennungsurkunde für die SS (1943). 636 Kiener 1942a, 248. 637 Freundl. Hinweis von Andreas Thies/KirchheimTeck. 638 Weitere Jurymitglieder sind der Vorsitzende der Münchner Secession, Conrad Hommel, Hans Gött als Vertreter der Neuen Secession, der »Reichsbeauftragte für die künstleri-

141 Schatulle für Fritz-Todt-Ring (Anfertigung für ­Albert Speer), 1943

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Geschehens in diesem Weltkampf kann nur eine Nichtberücksichtigung anderer sein Unverständnis in kraftvoller Würde geformte Urkunde und eine hervorruft.639 In Konsequenz hieraus tritt Gerdy in strenger Einfachheit und Klarheit gehaltene ge- Troost aus der Jury zurück, wo sie durch Heinrich zeichnete Antiqua lapidaren Ausdruck verleihen.«636 Hoffmann ersetzt wird.640 Weitere Folgen hat der Kennzeichnend sind demnach eine strenge, symme- Eklat für sie aber nicht  : »Diese Geschichte war datrische Gestaltung, die Ausschmückung mit geome- mals, als die Büste Bruckners in der Walhalla aufgetrischen Dekoren, vor allem Hakenkreuzmäandern, stellt wurde, kam Hitler wieder zu mir, das dürfte und die Verwendung kostbarer Materialien (Farb- 14 Tage später gewesen sein. Er war liebenswürdig taf. 15). Wenngleich eine aufwendige und kostbare und freundlich wie immer und tat als wäre nichts Verarbeitung für hochrangige militärische Verlei- gewesen. Ich erklärte ihm aber sofort, dass ich die hungsdokumente seit dem 18. Jahrhundert üblich Angelegenheit noch nicht überwunden hätte, und ist, so nehmen die unter Gerdy Troost produzierten legte ihm meinen Standpunkt neuerdings dar. Er Urkunden in dieser Hinsicht dennoch eine Spit- setzte seinerseits seine Ansicht auseinander und erzenposition in der Geschichte dieser Auszeichnung klärte schliesslich, es würde sich mit der Zeit schon herausstellen, wessen Ansicht die Richtige wäre.«641 ein.637 Hitlers Einlenken mutet angesichts seiner sonstigen Unnachgiebigkeit bei Widersetzlichkeiten erstaunDie Ausstellungen im »Haus der Deutschen Kunst« lich an, dürfte in Anbetracht seiner Wertschätzung Von 1937 bis 1944 hat Gerdy Troost eine führende Gerdy Troosts aber durchaus nicht übertrieben sein. Rolle bei der Auswahl der Gemälde inne, die bei Bezeichnenderweise ist sie bereits 1938 wieder an den »Großen Deutschen Kunstausstellungen« im der Vorauswahl der Kunstwerke beteiligt, wenn»Haus der Deutschen Kunst« gezeigt werden. 1937 gleich Hoffmann nun untergeordnet.642 Wie groß ist sie Mitglied der von Adolf Ziegler geleiteten Jury, ihr Einfluss auf die Bilderauswahl letztlich ist, lässt wo sie – gewissermaßen als prima inter pares – die sich mangels Quellen nicht ermitteln. Sie selbst Verantwortung für die Vorauswahl der Werke inne- gibt später an, einen »bestimmenden Einfluss auf hat.638 Bei der gemeinsamen Vorbesichtigung am die Auswahl der Bilder«643 gehabt zu haben. 5. Juni kommt es zwischen ihr und Hitler zu einem Außer bei den »Großen Deutschen Kunstausstelheftigen Zusammenstoß, da dem Diktator einige der lungen« ist Gerdy Troost noch Mitglied der beiden ausgewählten Werke zu modern sind, während die Jurys, die die Vorauswahl der Architekturmodelle sche Formgebung«, Hans Herbert »Mjölnir« Schweitzer, der Maler Rudolf Hermann Eisenmenger sowie die Bildhauer Karl Albiker, Arno Breker und Josef Wackerle (Brantl 2007, 82f.). – Bereits 1934 wird Gerdy Troost anstelle ihres Mannes in den Vorstandsrat der Anstalt »Haus der deutschen Kunst (Neuer Glaspalast)« aufgenommen (Münchner Zeitung 26.6.1934). 639 Zuletzt: Brantl 2007, 83f. – Zur »Großen Deutschen Kunstausstellung« allgemein s. ebd., 81–88. – Die Münchner Maler Thomas Baumgartner, Constantin Gerhardinger und Ferdinand Staeger intervenieren bereits im Vorfeld über Mittelsmänner bei Hitler gegen ihre Nichtberücksichtigung (BSB, Ana 325.B.[LoC.622: »Der Führer juriert«, 1937 – Abschrift]). Unterstützung erhalten sie dabei von Goebbels: »Ein Bild von Staeger ist abgelehnt worden, das ich selbst vor ein paar Tagen gekauft habe. Aber nun greift der Führer ein. Das ist recht so. Ich knöpfe mir nachher Ziegler vor. Er ist

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ganz niedergeschmettert. Ich richte ihn am Schluß noch ein bißchen wieder auf« (Goebbels 5.6.1937). Letztlich werden von Baumgartner fünf, von Gerhardinger vier und von Staeger drei Gemälde ausgestellt, wobei nicht bekannt ist, ob sich darunter die von der Jury ursprünglich ausgesonderten Werke befinden. Vgl. Gerdy Troosts Bericht in: Toland 1977, 550 und Schad 2009, 159–161. StaatsA M, Spka K 1844: Notizen aus der Vernehmung GTs, 21.1.1947. Brantl 2007, 84. – Ein weiterer Zusammenstoß ereignet sich im Jahr 1939 – von Hoffmann fälschlicherweise auf 1941 datiert – wegen Paul Mathias Paduas Gemälde »Leda mit dem Schwan«, bleibt aber ebenfalls ohne erkennbare Folgen (Hoffmann 1974, 145f ). StaatsA M, Spka K 1844: Notizen aus der Vernehmung GTs, 21.1.1947. Speer gibt später an, dass Gerdy Troost »eine Art

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und Möbel für die beiden »Deutschen Architektur- Publizistische Tätigkeit und Kunsthandwerksausstellungen« 1938/39 besorgen.644 Wenngleich über ihr Wirken hier nichts 1934 plant Gerdy Troost die Veröffentlichung der näheres bekannt ist, so ist auf ihren Einfluss sicher- Anthologie »Künder und Wegbereiter der nationallich die verstärkte Präsentation älterer Möbel und sozialistischen Weltanschauung«649, die der philosoEinrichtungsgegenstände von Troost zurückzufüh- phisch-historischen Legitimierung des NS-Regimes dienen sollte. Zu diesem Zweck trägt sie zahlreiche ren. Äußerungen von deutschen Geistesgrößen, aber auch von führenden Nationalsozialisten zusammen, die Bavaria-Filmkunst GmbH sich auf die Themen »deutsche Nation«, »DeutschIm Februar 1938 wird Gerdy Troost von Adolf Wag- tum« und »Bedeutung des Willens« sowie die »Frage ner in den »Kunstausschuss« der neugegründeten der Rasse« und die »Fremdheit des Juden« beziehen. Bavaria-Filmkunst GmbH aufgenommen, der als Weshalb das Ende 1933 fertiggestellte Manuskript Zensurgremium Filme vor der Veröffentlichung be- nicht veröffentlicht wird, ist unbekannt. gutachtet.645 Ende 1939 wird sie als künstlerische 1938 und 1943 gibt sie im Gauverlag Bayreuth Beraterin noch in den Aufsichtsrat der Gesellschaft zwei Bücher »Das Bauen im Neuen Reich« heraus.650 gewählt.646 Ausschlaggebend für beide Berufungen Insbesondere der erste Band ist ein beachtlicher Erdürfte ihre Stellung bei Hitler gewesen sein, der da- folg, da er bis 1943 fünf Mal aufgelegt wird und mit durch möglicherweise für die Anliegen der Bavaria 49.000 Exemplaren das neben »Neue Deutsche Baugewonnen werden sollte.647 Den Sitzungen beider kunst« (herausgegeben von Speer) meistgedruckte Gremien wohnt sie regelmäßig bei, bleibt aber den Architekturbuch im Nationalsozialismus sein dürfte. Protokollen zufolge eher im Hintergrund. Der ein- Zwei weitere, für 1944 geplante Bände  – »III.  Inzige Fall, bei dem sie sich den Quellen zufolge stärker nenarchitektur – Gesamtraumgestaltung« sowie für die Bavaria engagiert, ist die Errichtung neuer »IV. Einrichtung – Einzelne Bauelemente der InnenFilmstudios in München.648 architektur«651 – werden kriegsbedingt nicht mehr veröffentlicht. Konzept, Texte und Bildauswahl Kunstrichterin« für München gewesen sei (Speer 1970, 63), was vor allem auf die »Großen Deutschen Kunstausstellungen« gemünzt sein dürfte. 644 Weitere Mitglieder der Architektur-Jury sind Gall und Speer, der Kunstgewerbe-Jury Richard Klein, Ferdinand Spiegel und Robert Poeverlein (BSB Ana 325.B.[LoC.622: Organigramm für den Aufbau der »Deutschen Architekturund Kunsthandwerksausstellung«, 6.10.1937]). – Die erste Ausstellung dauert vom 22.1. bis 18.4.1938, die zweite vom 10.12.1938 bis 10.4.1939. 645 Für ihre Beratertätigkeit erhält Gerdy Troost halbjährlich ein geringes vierstelliges Honorar (BSB, Ana 325.B.Übersicht über GTs Privatkonto, 1.7.1943– 1.3.1945). – Ihre Berufung wird von Goebbels missbilligt: »Bavaria neu gegründet. Wagner hat leider Frau Prof. Troost in den Kunstausschuß genommen. Aber die soll sich da die Zähne ausbeißen. Sonst ist alles gut« (Goebbels 17.2.1938). Dass das Verhältnis von Gerdy Troost und Goebbels auch sonst nicht unbedingt von gegenseitiger Sympathie geprägt ist, belegen dessen Aufzeichnungen: »Mittags Führer. Debatte über Auto-Union […] Frau Troost macht spitze

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Bemerkungen. Wie immer. Ich mag sie nicht« (Goebbels 21.1.1936). »Bei [Adolf ] Wagner zum Tee. Mit [Franz Xaver] Schwarz und [Ludwig] Siebert verhandelt. Aktuelle Fragen, vor allem der Deutschen Akademie, über die wir absolut einig werden. Frau Troost ist eine kluge Frau, aber etwas Blaustrumpf« (Goebbels 21.11.1940). Anlässlich der Vorbesichtigung zur Großen Deutschen Kunstausstellung 1943: »Frau Trost [sic!] drängt sich in der altbekannten Weise wieder vor; aber sie macht es diesmal mit etwas mehr Scharm [sic!]. Trotzdem bleibe ich ihr gegenüber kühl bis ans Herz hinan« (Goebbels 27.6.1943). Gerdy Troost wiederum gibt nach 1945 an, im Propagandaminister einen Widersacher gehabt zu haben, da dieser im Bereich von Kunst und Kultur Berliner, sie dagegen Münchner Interessen verfolgt habe (­ StaatsA M, Spka K 1844: Notizen aus der Vernehmung GTs am 21.1.1947). 646 BSB, Ana 325.B.[LoC.621: AT an Rosa Kurz, 24.2.1938; Sitzungsprotokoll, 14.12.1939]. 647 Darauf deuten die Ausführungen Helmut Keils hin, des ehemaligen Geschäftsführers der Bavaria-Filmkunst: »Ich entsinne mich mehrfacher Vorfälle, in denen wir Kenntnis

stam­men von Kurt Trampler, wobei Gerdy Troost seine Manuskripte redigiert und auch in allen anderen Fragen das letzte Urteil innehat.652 Der erste Band, der den Charakter einer publizistischen Untermauerung der NS-Ideologie im Bereich der Architektur hat, liefert einen Querschnitt durch das nationalsozialistische Bauen. Erwartungsgemäß stehen Troosts Bauten am Anfang und sind mit dreizehn Abbildungen am häufigsten vertreten. Der zweite Band ist der Architektur im Krieg gewidmet, weshalb ausschließlich Rüstungs- und Industriebauten, Denkmalentwürfe von Wilhelm Kreis sowie mehrere Erziehungs- und Wohnbauten gezeigt werden.

L e on h a r d G a l l Biografie und Werk Als Sohn des Sattlergehilfen Leonhard Gall und dessen Frau Therese Gall, geb. Rackl, wird Leonhard Gall, der katholischen Konfession angehörig, am 24. 8. 1884 in München geboren. Nach der Schulzeit besucht er die Münchner Baugewerkschule und arbeitet nebenher als Bautechniker bei Peter Birkenholz sowie im Architekturbüro von Eugen Hönig von Intrigen und lügenhaften Verdrehungen erhielten, aus denen Nachteile für die Gesellschaft konstruiert werden sollten und gegen die wir uns nicht anders zu wehren vermochten, als dadurch, dass wir Frau Troost baten, durch ein energisches Eingreifen eine Änderung herbeizuführen. Dies gilt auch insbesondere von der gesamten lügenhaften Filmpolitik von Dr. Goebbels, welche Frau Troost von Grund auf zuwider war. Sie hat sich stets weit über das übliche Mass hinaus mit voller Energie für Recht und Sauberkeit eingesetzt und die Gesellschaft oft vor schädigenden Massnahmen bewahrt oder solche wieder rückgängig gemacht.« (StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung Helmut Keils, 29.3.1949). 648 Siehe BSB, Ana 325.B.[LoC.621: Protokoll über die Besichtigung des Gesamtausbau-Modells von München mit Hitler und Giesler am 11.5.1939]; vgl. auch Goebbels 22.6.1938; Schad 2009, 169f. – Die am 11.5.1939 von Hitler genehmigten Neubauten am Geiselgasteig sollten nach Entwürfen Theo Lechners und (?) Schroeters ausgeführt werden (Rasp 1981, 205). 649 BSB, Ana 325.B.[LoC.666: Zwei Manuskripte »Künder

und Karl Söldner. 1908 beendet er seine Ausbildung mit einem Stipendium für eine Italienreise.653 Nach seiner Rückkehr tritt Gall am 1. 7. 1908 in Troosts Atelier ein, wo er abgesehen von kurzen Unterbrechungen bis 1945 tätig ist. Für Troost ist Gall eine Art Faktotum, den er zu jeder Art von Arbeiten einsetzt. Privaten Kontakt pflegen beide Männer indessen kaum miteinander. 1922 heiratet Gall Franziska Katharina Rischbeck (1891–1933). Nach der Fertigstellung der Europa im Frühjahr 1930 ist er beschäftigungslos, weshalb er, wie er später einräumt, über die Aufträge Hitlers ab Herbst 1930 sehr erleichtert ist. Sie sollen ihm auch den Anlass gegeben haben, am 1. 8. 1932 als Mitglied Nr. 1.274.897 der ­NSDAP beizutreten.654 Nach Troosts Tod wird Gall im Februar 1934 Bürochef des Atelier Troost, als der er für die praktische Ausführung der Münchner Parteibauten verantwortlich ist. Daneben entwirft er 1935/36 mit dem Empfangsgebäude der Reichskanzlei seinen ersten eigenständigen Bau (Abb. 138). Hitler schätzt Gall als Architekt, bringt ihm nach Lage der Quellen aber keine vergleichbare Verehrung wie den beiden ­Troosts entgegen und zieht ihn ebenso wenig zu künstlerischen Beratungen heran. Dafür überträgt er ihm nach der Fertigstellung der Parteibauten 1937 und Wegbereiter der nationalsozialistischen Weltanschauung«]. 650 Bauen 1938; 1943; s. a. Steinkamp 2010. 651 BSB, Ana 325.B.[Verlagsvertrag u. dgl. zu GT: Verlagsvertrag mit Gauverlag Bayreuth GmbH, 22.6.1944]. 652 BayHStA, NL Troost 16: Kurt Trampler an GT, 4.1.1938; ebd., NL Troost 32: Kurt Trampler an GT, 23.6.1938. 653 StadtA M, Bürgermeister und Rat Nr. 1558: Personalakt LG 1938–1944; Lehr 1937; Heilmeyer 1938b, 85f. – Möglicherweise besucht Gall noch weitere Fachschulen (vgl. VB 2.10.1935). 654 StaatsA M, Spka K 482: Ms. Exposé LGs, Mai 1947; StadtA M, Bürgermeister und Rat Nr. 1558: Fragebogen über die Mitgliedschaft und Tätigkeit von Beamten, 25.4.1938. – Daneben tritt Gall 1936 der NS-Volkswohlfahrt sowie zu einem unbekannten Zeitpunkt der NS-Kriegsopferversorgung und den »Freunden der Deutschen Akademie« bei (StaatsA M, Spka K 482: Meldebogen, 22.4.1946; StadtA M, Bürgermeister und Rat Nr. 1558: Fragebogen über die Mitgliedschaft und Tätigkeit von Beamten, 25.4.1938).

Leonhard Gall | 183

142 Kanzleibau des »Braunen Hauses« (im Vordergrund die Alte Pinakothek mit den geplanten Flügelanbauten, im Hintergrund der Karolinenplatz und die Parteibauten am Königsplatz), München, ab 1937 (WV 147)

weitere Bauprojekte, unter anderem den Kanzlei­bau des »Braunen Hauses« (Abb.  142), das »Haus der Deutschen Architektur« (Farbtaf.  16), eine Doppelgruft hinter den »Ehrentempeln« (S. 188–190) und die Bibliothek in Linz (Abb. 143). In formaler Hinsicht spiegeln Galls Bauentwürfe den nach 1937 schwindenden Einfluss der Bauten Troosts wider, mit denen sie im Grunde nur noch das Rasterschema des Grundrisses, die symmetrische Fassadengliederung und die rechtwinklige Profilierung von Baugliedern gemein haben. Ansonsten weisen sie mit der verstärkten Orientierung an historischen Bauformen und ihrer reicheren Gestaltung die gleichen Charakteristika auf, die seit dieser Zeit die Repräsentationsarchitektur des Nationalsozialismus allgemein kennzeichnen (s. S. 163–166). Aus diesem Grund lassen seine Bauprojekte keine eigenständige Handschrift Galls erkennen, sondern sind stattdessen jener in den späten 1930er-Jahren

in Deutschland vielerorts geplanten, gewissermaßen »anonymen« Einheitsarchitektur zuzurechnen, die aus dem immer gleichen, fest umrissenen Formenrepertoire mit Pfeilern, Bögen oder Kranzgesimsen komponiert ist. Ähnliches wie für seine Bauten gilt für Galls Raum­­ entwürfe ab 1937, etwa für das Münchner Rathaus (WV 152), den Kanzleibau und die Bibliothek in Linz (Abb. 144, 145). Jene Interieurs weisen kaum noch Gemeinsamkeiten mit Troosts Arbeiten auf, sondern zeigen ebenfalls eine starke Orientierung an historischen Bauformen und eine deutliche Tendenz zur Monumentalisierung der Einzelformen. Auch Galls Möbel kennzeichnet zumeist eine massivschwere Konstruktion, die Blockhaftigkeit einzelner Teile, das Nebeneinander rechtwinkliger und abgerundeter Profilierungen sowie geometrische Oberflächengliederungen. Die vergrößerten Dimensionen und Details der Verarbeitung, wie etwa die Nietenrei-

184 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

143  Bibliothek, Linz, ab 1940 (WV 156)

hen der thronartig gestalteten Lederstühle, verleihen ihnen oft ein herbes, beinahe archaisches Gepräge. Insgesamt lassen weder Galls Möbelentwürfe noch seine Raumentwürfe einen individuellen, künstleri-

schen Ausdruck erkennen, sondern sind vielmehr typische Beispiele jener marmorstarrenden, herrschaftlichen Innenarchitektur, die Ende der 1930er-Jahre massenhaft im Deutschen Reich geplant wird.

Leonhard Gall | 185

144  Kanzleibau des »Braunen Hauses« – Marmorsaal, München, um 1941/42 (WV 147)

145  Bibliothek – Lesesaal, Linz, 21. 10. 1942 (WV 156)

Während der Ausführung der von Troost entworfe- Medium Troosts der Öffentlichkeit präsentiert, das nen Repräsentationsbauten rückt Gall erstmals in »durch die jahrelange Zusammenarbeit […] in das den Blick der NS-Presse, die ihn aber nicht als ei- Wesen und Werk jenes Mannes hinein gewachsen«655 genständigen Architekten, sondern ausschließlich als sei. Die wenigen Berichte über ihn zeichnen in ih-

186 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

rer zeittypischen Klischeehaftigkeit das Bild eines und das Kriegsverdienstkreuz 2.  Kl. ohne Schwerzuverlässigen und bescheidenen Arbeiters, belegen ter verliehen.665 Zudem lässt ihm der Diktator andamit aber ungewollt die Farblosigkeit seiner Per- lässlich seines 60.  Geburtstags im Jahre 1944 eine sönlichkeit.656 Galls unauffälliges Wesen dürfte auch steuerfreie Dotation von 50.000 RM zukommen.666 ein wesentlicher Grund sein, weshalb ihm frühzeitig Hitlers Gratifikation und seine stattlichen Architekzahlreiche Ämter und Aufgaben angetragen werden  : tenhonorare lassen Galls Vermögen, nachdem er ei1935 wird er Stadtrat in München und Mitglied des genen Angaben zufolge 1932 fast mittellos ist, bis Senats der Reichskulturkammer,657 1936 Treuhänder 1945 auf etwa 189.000 RM anwachsen.667 Trotz seiner zahlreichen Ämter, Ehrungen und der vom Propagandaministerium gestifteten Spende »Künstlerdank«658 und Juror im Wettbewerb zur Er- seiner prestigeträchtigen Bauaufträge steht Gall im weiterung des Sparkassengebäudes in München,659 Vergleich zu anderen Vorzeigearchitekten des Natio1937 Ehrenmitglied der Akademien in München nalsozialismus in der zweiten Reihe. Wie es scheint, und Berlin sowie Mitglied im Ehrenausschuss der fehlen ihm die für das Erreichen einer exponierten Anstalt des »Hauses der Deutschen Kunst« und Stellung erforderliche Durchsetzungsfähigkeit und außerdem im Kunstbeirat der städtischen Galerie auch der Aufstiegswille eines Speer oder Giesler. München,660 schließlich noch Juror im Wettbewerb Vielmehr scheint Gall, der bis zu seinem 50. Lebensfür das Dienstgebäude des Landesfinanzamts in jahr Angestellter Troosts gewesen ist, eine gewisse München661 sowie 1941 Vizepräsident der Reichs- »Mitarbeiter-Mentalität« zu eigen zu sein, die ihn kulturkammer662 und Präsidialrat der Reichskammer von einem selbstständigen Agieren absehen lässt. Im der Bildenden Künste.663 Einzelheiten über Galls Münchner Kontext hat dies zur Folge, dass andere Engagement sind kaum überliefert, weshalb auch Architekten wie Alker, Fick, Gablonsky oder Giesler, unklar bleibt, inwieweit er in den jeweiligen Ämtern die viel später als er in Hitlers Blickfeld auftauchen, die nationalsozialistische Kulturpolitik aktiv mitge- bei großen Stadtplanungen den Vorzug erhalten und staltet.664 Die Quellen erwecken aber den Eindruck, ihn an realem Einfluss bald überflügeln. dass sich Gall mit der Rolle des braven, regimetreuen 1939 überantwortet ihm Gerdy Troost die Leitung Funktionärs begnügt, der Entscheidungen von oben des Atelier Troost und den Großteil der Mitarbeiter. abnickt, ansonsten passiv bleibt. Als einer von 28 »unersetzlichen Künstlern« auf der Für seine unterschiedlichen Tätigkeiten wird Gall »Gottbegnadeten-Liste« bleibt Gall vom Kriegseinvon Hitler wiederholt geehrt  : Am 26. 6. 1935 wird er satz verschont.668 Im November 1940 wird er vom zum Professor ernannt, 1943 werden ihm das »Gol- Münchner »Generalbaurat« Hermann Giesler als dene Parteiabzeichen für künstlerische Tätigkeit« »Vertrauensarchitekt« benannt.669 Während des Krie655 Denkl 1944; s. a. Seckendorff 1995, 120. 656 Vgl. Lehr 1937; Heilmeyer 1938b, 85f.; vgl. Speers Charakteristik von Gall als »biederer einfacher Münchener« (Speer 1970, 63). 657 StaatsA M, Spka K 482: Eidesst. Erklärung Hermann Leitenstorfers, 31.1.1946; StadtA M, Karteikarte LG; Bärnreuther 1993, 118f.; Dahm 2004, 102. 658 Thomae 1978, 463. 659 Rasp 1981, 42, 225 Anm. 161. 660 HistA HdK 19: Jahresbericht 1936; Thomae 1978, 463. 661 BArch, PK C0381: Richter/Präsident des Landesfinanzamts München an GT, 23.3.1937. 662 StaatsA M, Spka K 482: Meldebogen, 22.4.1946; Ms. Exposé LGs, Mai 1947.

663 Thomae 1978, 463. 664 Nach eigener Aussage soll er das Amt als Reichskultursenator nur nominell ausgeübt haben und den jährlich stattfindenden Senatssitzungen ferngeblieben sein (StaatsA M, Spka K 482: Ms. Exposé LGs, Mai 1947). 665 BSB, Ana 325.B.[LoC.648: LG an Karl Lederer/Kreisleiter Freising, 6.2.1943; Hans Hinkel/Reichskulturkammer an LG, 9.11.1943]. 666 BArch, R43 II/1092: Albert Bormann/Adjutantur Hitlers an an Hans Heinrich Lammers, 21.8.1944; Ueberschär/Vogel 1999, 118. 667 StaatsA M, Spka K 482: Meldebogen, 22.4.1946. 668 Thomae 1978, 463. 669 Bärnreuther 1993, 119.

Leonhard Gall | 187

ges führt Gall die Planung seiner Bauprojekte fort und kümmert sich daneben in Hitlers Auftrag um die Beseitigung von Kriegsschäden an den Bauten Troosts. Seit Dezember 1943 leitet er den Einbau eines Fernsprechbunkers im Keller des Kanzleibaus des »Braunen Hauses«, wofür er über 100 »Ostarbeiter« anfordert (WV  147). Aus unbekannten Gründen werden zwei von ihnen erschossen, Galls Rolle bleibt dabei im Dunkeln.670 Infolge des Kriegsausgangs verliert Gall den Großteil seines Vermögens. Ende 1945 werden seine Wohnung beschlagnahmt und er selbst mit Berufsverbot belegt, woraufhin er sich als Hilfsarchitekt bei Peter Birkenholz verdingt.671 In seinem Entnazifizierungsverfahren als »Mitläufer« eingestuft, erhält Gall eine seiner Finanznot geschuldete niedrige Geldstrafe von 500 DM. Im Januar 1949 macht er sich wieder selbstständig und beschäftigt sich mit Möbelentwürfen.672 Größere Aufträge erhält er nicht mehr. Am 20. 1. 1952 stirbt Gall im Alter von 67 Jahren.

Zwei Jahre nach der Einweihung der Parteibauten erfährt der von den Nationalsozialisten am Königsplatz betriebene Totenkult eine bemerkenswerte Erweiterung. Ausgangspunkt ist das Attentat Georg Elsers am 8. 11. 1939 im Münchner Bürgerbräukeller, bei dem sieben Parteimitglieder und eine Zivilperson ums Leben kommen, Hitler aber durch

Zufall überlebt.673 Kurz nachdem die Getöteten auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt werden, äußert Hitler die Idee, die Toten in einer gemeinsamen Grablege zwischen dem nördlichen »Ehrentempel« und dem »Braunen Haus« unterzubringen. Mit deren Entwurf betraut er Gall.674 Wie seine Standortwahl nahelegt, wollte Hitler den Toten des Bürgerbräu-Attentats durch ihre Nähe zu den ersten »Parteimärtyrern« in den »Ehrentempeln« offenbar eine über ihren Status als »Blutzeugen der Bewegung«675 hinausreichende Bedeutung zugestehen. Gemäß Hitlers Vorstellung »eine[r] unter Terrain befindliche[n] Gruft für mehrere Särge«676 entwirft Gall eine axial auf den nördlichen »Ehrentempel« bezogene Anlage, bestehend aus einer unterirdischen Gruft und einem über dem Erdboden liegenden Denkmal (Abb.  146). Letzteres ist in die ebenfalls neu geplante Grundstückseinfriedung des »Braunen Hauses« eingelassen und öffnet sich zwischen Wandpfeilern für eine Nische, in die eine aufgesockelte Standfigur gestellt ist. Abgeschlossen wird die Architektur über einem mächtigen Abschlussgesims durch einen Hoheitsadler. Der umliegende Bodenbereich ist mit quadratischen Platten belegt. Seitlich führen zwei Treppen in die 8,4  x  10,7  m große Gruft hinab, an deren Längsseiten je vier Sarkophage gestellt sind.677 Erhellt wird der Raum durch Wandschalen, die für eine quasi-sakrale Atmosphäre sorgen sollten. Kriegsbedingt wird das Projekt zunächst nicht weiter verfolgt und erst nach dem Tod Adolf Wagners am 12. 4. 1944 wieder aufgegriffen, als Hitler

670 BSB, Ana 325.B.[LoC.662: LG an Hermann Giesler, 22.12.1943; Aufstellung des Baustellenpersonals, 18.8.1944]. 671 StaatsA Mü, Spka K 482: Ms. Exposé LGs, Mai 1947. 672 Ebd., Sitzungsprotokoll der Spruchkammer München II, 21.12.1948; Otto Paepcke/Rechtsanwalt LGs an Hauptspruchkammer München, 4.3.1949. 673 Die Getöteten sind Michael Wilhelm Kaiser, Emil Kasberger, Franz Lutz, Leonhardt Reindl, Eugen Schachta, Michael Schmeidl, Wilhelm Weber und die Aushilfskellnerin Maria Henle. 674 Ende Dezember 1939 fragt Gauleiter Wagner bei Gall an, ob bereits Entwürfe fertig sind. In seinem Antwortschreiben verneint Gall dies, da er darüber noch mit Gerdy ­Troost und Hitler sprechen möchte (BSB, Ana

325.B.Korrespondenz 1939/40: Max Köglmaier/Stellv. des Bayer. Innenministers an LG, 30.12.1939; LG an Köglmaier, 2.1.1940). 675 Siehe »Ehrenliste der Blutopfer der Bewegung«, in: Ich kämpfe 1943, 44f. 676 BSB, Ana 325.B.[LoC.648; Korrespondenz 1942/43: LG an Paul Giesler/Gauleiter von München-Oberbayern, 9.5.1944]. – Der Wortlaut des Schreibens legt nahe, dass Hitler Gall erst 1944 seine Baugedanken mitgeteilt hat. Allerdings stammt der beschriebene Entwurf unzweifelhaft aus der ersten Planungsphase. Möglicherweise bezieht sich Gall auf ein Gespräch mit Hitler, das bereits länger zurückliegt, vielleicht schon 1940 stattgefunden hat. 677 Demnach sollte neben den sieben Parteigenossen die beim

Gruftanlagen hinter den »Ehrentempeln«

188 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

146 Nördliche Gruftanlage – Erdgeschossgrundriss und Schnitt (links der nördliche »Ehrentempel«), München, 1939/44 (WV 155)

Leonhard Gall | 189

anordnet, den verstorbenen Gauleiter in einer Gruft hinter dem nördlichen »Ehrentempel« zu bestatten.678 Mit dem Entwurf betraut er erneut Gall, der zudem berichtet  : »Auf der Seite beim ›Verwaltungsbau‹ soll ebenfalls die gleiche Anlage geschaffen werden und zwar für die Gefallenen des Bürgerbräukellers.«679 Nach Hitlers Intention sollten östlich der »Ehrentempel« folglich zwei identische Gruftanlagen geschaffen werden, wobei Wagner in der nördlichen, die Toten von 1939 in der südlichen beigesetzt werden sollten. Dass Letztere nun neben den »Verwaltungsbau« gerückt sind, ist vermutlich als bewusste Unterordnung unter den beim »Führerbau« bestatteten Gauleiter zu verstehen. Welche Personen – beide Gruftanlagen sind für jeweils acht Särge vorgesehen – sonst noch in Wagners Grablege bestattet werden sollten, ist unbekannt. Denkbar wären weitere »Blutzeugen«, die auch den Großteil der in den »Ehrentempeln« und der südlichen Gruftanlage bestatteten Personen ausmachen, oder auch Wagners Nachfolger in seinem Parteiamt als Gauleiter von München-Oberbayern. Wie auch immer kommt es aufgrund des Kriegsausgangs zu keiner Ausführung. Von Bedeutung ist das Projekt der Doppelgruft­ anlage insbesondere insofern, als es belegt, dass am Königsplatz mittelfristig nicht mehr nur die Toten von 1923, sondern ebenso die beim BürgerbräuAttentat ums Leben gekommenen Parteigenossen sowie Adolf Wagner und weitere Nationalsozialisten geehrt werden sollten. Die heterogene, im Grunde beliebige Ansammlung von »Parteimärtyrern« hätte bei einer Realisierung der Gruftanlagen den Verlust der inneren Stringenz des Totenkults am Königsplatz zur Folge gehabt  : Während die beim »Hitlerputsch« und im Bürgerbräukeller Getöteten noch gemein ha-

ben, dass sie anstelle Hitlers eines gewaltsamen Todes gestorben sind, erscheint die Bestattung des von einem Schlaganfall dahingerafften Wagner neben diesen beiden Gruppen inhaltlich kaum begründbar.680 Am ehesten lässt sich dies wohl noch damit erklären, dass Hitler ihn dadurch für seinen jahrelangen Einsatz als führender Nationalsozialist in Bayern ehren wollte. Bemerkenswert sind die unterirdischen Gruftanlagen auch im Kontext der zitierten Rede Hitlers vom 8. 11. 1935, in der er sich gegen die Unterbringung der Toten von 1923 in einer Gruft ausspricht (s. S.  119f.). Warum Hitler jene Personen in den »Ehrentempeln« zur Schau stellen, die BürgerbräuToten und Wagner aber dem Blick entziehen möchte, ist unklar. Eine mögliche Antwort liefert die Architektur der Gruftanlagen, die nach dem Vorbild mittelalterlicher Krypten mit zwei Treppen und einem breiten Mittelgang offenkundig auf den reibungslosen Durchgang größerer Besucherströme ausgelegt ist. Möglicherweise sollte mit den Gruftanlagen eine Art nationalsozialistischer Wallfahrt begründet werden. Darauf weist zumindest die Heterogenität der in den Grüften bestatteten Personengruppen, die keine einheitliche Totenfeier, ähnlich jener für die »Blutzeugen« von 1923, zugelassen hätte, zumal die Geehrten in den Grüften für das aufmarschierende Trauervolk auf dem Königsplatz nicht sichtbar gewesen wären. Insgesamt zeigt das Projekt der Gruftanlagen somit, dass sich das Parteizentrum am Königsplatz nach dem Willen Hitlers noch stärker zum Zentrum eines nationalsozialistischen Parteikults entwickeln sollte.

Attentat ums Leben gekommene Aushilfskellnerin Maria Henle ebenfalls in der Gruft unterkommen. 678 Am 17.4.1944 wird Wagner an gleicher Stelle zunächst in einem schlichten, von Betonbalken abgedichteten Erdgrab mit Erdhügel beigesetzt (VB 18.4.1944). 679 BSB, Ana 325.B.[LoC.648; Korrespondenz 1942/43: LG an Franz Xaver Schwarz, 5.5.1944]. 680 Wie die Toten von 1923 war Wagner ein »Alter Kämpfer«. Diesen Status hatten offenbar aber nur fünf der im Bür-

gerbräukeller getöteten Personen (Kaiser, Kasberger, Lutz, Reindl, Schmeidl; vgl. Ich kämpfe 1943). Hinzu kommt, dass der Tod der »Blutzeugen« von 1923 noch mit einem zentralen Ereignis der Parteigeschichte verknüpft werden konnte, wohingegen dieser elementare Aspekt bei den »Märtyrern« von 1939, die eher zufällig nach einer Rede Hitlers in einem Bierkeller getötet wurden, jedoch fehlt.

190 | Rezeption Troosts im Nationalsozialismus

RESÜMEE

Paul Ludwig Troost gehört zu einer Generation von Architekten, die im ausgehenden 19.  Jahrhundert ausgebildet wird und im 20. Jahrhundert nach einer zeitgemäßen Architektur strebt. Wenngleich alle ein grundsätzlich ähnliches Ziel verfolgen, so sind die dabei eingeschlagenen Wege gegensätzlich  : Während innovative, aufgeschlossene Architekten wie Walter Gropius, Mies van der Rohe oder Bruno Taut den Bruch mit der Vergangenheit wagen und eine funktionale, sachliche Architektur propagieren, orientieren sich andere Architekten weiterhin an traditionellen Bauformen und versuchen, diese in einer zeitgemäßen Form ins 20.  Jahrhundert zu überführen. Zu dieser Gruppe konservativer Architekten, die in Deutschland bis 1945 gegenüber den Modernisierern klar in der Überzahl sind, zählt auch Troost. Wie gezeigt wurde, kann Troost bis 1930 nur wenige Wohnhäuser errichten und ist ansonsten ausschließlich innenarchitektonisch tätig. Seine privaten Auftraggeber entstammen überwiegend dem gehobenen Bürger- und Unternehmertum. Für jene vermögenden Kreise entwirft Troost aufwendig gearbeitete, an aristokratischen Wohnformen des späten 18. und frühen 19.  Jahrhunderts orientierte Interieurs, die auf einen bildungsbürgerlichen Erwartungshorizont zugeschnitten sind. Gewissermaßen als Kehrseite seiner Spezialisierung auf ein konservatives Luxussegment verliert Troost ab 1906 zunehmend den Anschluss an die Modernisierungsbestrebungen seiner Zeit. Wichtige zeitgenössische Fragen der Architektur, wie der soziale Wohnungsbau oder die industrielle Fertigung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen, scheinen ihn nicht zu interessieren. 1930 macht Troost die Bekanntschaft Hitlers, für den er in der Folge Bauten und Interieurs entwirft, die den ideologisch-politischen Zweck verfolgen, den Nationalsozialismus architektonisch darzustellen und vor 1933 salonfähig zu machen. Abgesehen von ihrer kunsthistorischen Bedeutung spiegeln

­ roosts Bauplanungen ab Herbst 1930 vor allem T auch das Erstarken des Nationalsozialismus wider. Nach Hitlers Machtübernahme wird Troost als dessen Lieblingsarchitekt zu einer zentralen Figur im Baugeschehen Deutschlands, deren Urteil vor allem in Bayern Gewicht hat. Großen Einfluss hat auch die Gestaltung der Bauten und Interieurs Troosts, deren strenger Neoklassizismus für die weitere Repräsentationsarchitektur im Nationalsozialismus, zumindest bis 1937/38, verbindlich wird. Entscheidend dafür ist die von Hitler ausgehende, von staatlicher Seite forcierte Durchsetzung von Troosts Gestaltungsprinzipien. Als Teil dieser architektonischen Programmatik wird Troost nach seinem Tod zum Geistesvater einer »Neuen Deutschen ­Baukunst« erklärt, was seinen Ausdruck in der Formel »Erster Baumeister des Dritten Reiches« findet. Wenngleich es, wie die vorliegende Arbeit ­gezeigt hat, unzulässig ist, Troosts Wirken als Architekt auf seine Arbeit für die Nationalsozialisten zu beschränken, so sind jene drei Jahre und drei Monate dennoch diejenige Schaffensperiode, die seinen historischen und kunsthistorischen Stellenwert am stärksten begründet. Ohne Hitler wäre Troost ein unauffälliger Luxusarchitekt geblieben. Durch den Einbruch des Nationalsozialismus aber ist er unzweifelhaft zu demjenigen Architekten geworden, der neben Albert Speer und Hermann Giesler die Architektur während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte am stärksten geprägt hat. Heute zählen Troosts Bauten – das »Haus der Deutschen Kunst«, der ehemalige »Führer‑« und »Verwaltungsbau« sowie die Sockel der »Ehrentempel« – zu den bekanntesten und, als einstige Vorzeigeobjekte Hitlers, auch zu den problematischsten architektonischen Hinterlassenschaften des NS-Regimes. Als bauliche Relikte und historische Schauplätze sind sie erstrangige Anschauungsobjekte für die Absichten, die das NS-Regime mit Architektur verfolgte  : sich selbst und seine Ideologie durch jene Bauten darzustellen und zu legitimieren. Dass dies gelang, daran hatte Troost als Hitlers Architekt und Dekorateur der Diktatur einen entscheidenden Anteil.

Resümee | 191

WERKVERZEICHNIS

2 Studienentwurf eines Wohnhauses

Das Werkverzeichnis umfasst alle Bauten, Bauentwürfe, Inneneinrichtungen und Raumentwürfe von Paul Ludwig Troost und dem Atelier Troost, soweit sie eindeutig zugewiesen werden können  ; außerdem  – durch römische Ziffern abgegrenzt – das malerische und zeichnerische Werk Troosts.681 Ausgeklammert sind hingegen Interieurs, die Troost ursprünglich für das Verkaufsprogramm der VW entworfen hat. Ebenso wurde auf eine Auflistung von Möbeln, Teppichen, Stoffmustern oder Leuchtern verzichtet, die Gegenstand eines gesonderten innenarchitektonischen Katalogs wären. Die angegebene Datierung der Objekte bezeichnet immer den Zeitraum, in dem sich Troost bzw. das Atelier Troost nachweislich mit einem Projekt beschäftigt haben. Bei der Literatur sind nur jene Titel angeführt, die für die Kenntnis des jeweiligen Objekts Relevanz besitzen. Weggelassen wurden daher zeitgenössische Publikationen, in denen ein Bau oder ein Interieur lediglich erwähnt oder abgebildet ist, die aber, wie ein Großteil der NS-Presse, keinen darüber hinausgehenden Quellenwert besitzen. Projekte, die von Troost begonnen und nach seinem Tod vom Atelier Troost vollendet werden, sind aus Gründen der Übersichtlichkeit bei Troost angeführt (s. WV 120– 122, 129–132).

3 Studienentwurf eines Doppelhauses für W. Hoch, Worms

Pau l Lu dw ig T ro os t Bauten und Einrichtungen 1 Studienentwurf eines Mietshauses März 1897. Nicht realisiert. Quelle  : BSB, Ana 325.A.II.25.1.

681 Außen vor gelassen wurde der in Quellen und Literatur unbekannte »Wettbewerb Wertheim-Bau« von 1906, in dem Troost den 1. Preis gewonnen haben soll (s. Pechmann, o. J.,

192 | Werkver zeichnis

September 1897. Nicht realisiert (Abb. 3). Quelle  : BSB, Ana 325.A.II.25.4.

Juli 1898. Nicht realisiert. Quelle  : BSB, Ana 325.A.II.25.2.

4 Studienentwurf einer Evangelischen ­D orfkirche mit Pfarrhaus 1898. Nicht realisiert. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.25.20f.

5 Wettbewerb Oberwaldhaus, Darmstadt 1898–1899. 1. Preis. Nicht realisiert. Entwurf  : PLT und August Buxbaum. Wettbewerb  : Teilnehmerzahl unbek. Realisiert wird 1901/02 der Entwurf von Franz Frenay und Johann Kling/Hochbauamt Darmstadt. Quelle  : BSB, Ana 325.A.II.25.17. Literatur  : Fischer 1940  ; Stadtlexikon Darmstadt 2006, 681.

Warum der siegreiche Gemeinschaftsentwurf nicht ausgeführt wird, ist unbekannt.682 6 Wettbewerb Stadtparkhalle, ­R emscheid 1900 – Januar 1901. Im Stadtpark, am Johann-PeterAms-Weg. Ankauf. Nicht realisiert (Abb. 19). Wettbewerb  : 84 Teilnehmer. Statt einem der Beiträge wird 1901/02 ein Entwurf des Stadtbauamts Remscheid ausgeführt. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.25.5–13. Literatur  : Stadtparkhalle Remscheid 1902.

Troosts Entwurf »Alla tedesca« ist, wie in der Ausschreibung gefordert, an regionalen Bauformen orientiert.

o. P.; Utermann 1988, 124), und ein ebenso unbekanntes Umbauprojekt für das Städt. Leihamt II in München von 1928/29 (s. Stolzing-Cerny 1934).

7 Arbeitszimmer für Leopold Georg Strube, Bremen März 1901. Richtweg 13a. Verbleib unbek. PLT und Rudolf Alexander Schröder. Entwurf  : Auftraggeber  : Leopold Georg Strube, Arzt. Ausführung  : Fa. Oskar Matthes/München. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.21, 23f.; B.[NPLT 1901]  ; DekK 5 (DK 6), 1901/02, 144f.

8 Speisezimmer für Wettbewerb des Kunstsalons Keller & Reiner, Berlin Ca. März–April 1901. 1. Preis. Nicht realisiert (Farbtaf. 1). Wettbewerb  : 72 Beiträge. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.22  ; B.[Hs. Lebenslauf, 3. 10. 1901]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1901. Literatur  : Speisezimmer 1902.

9 Wettbewerb K aiser-Friedrich-Halle, Mönchengladbach April–Juli 1901. Hohenzollernstraße 15. Platzierung unbek. Nicht realisiert. Wettbewerb  : 56 Beiträge. Ausgeführt wird 1901–1903 der Entwurf von Friedrich Wilhelm Werz und Paul Huber/Wiesbaden. Quellen  : BSB, Ana 325.B.[NPLT 1901]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1901.

Troosts Beitrag ist unbekannt. 10 Wettbewerb Bahnhofsumgestaltung, Giessen

B.[NPLT 1901]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1901.

Über den Wettbewerb und Troosts Entwurf ist nichts bekannt. 11 Wettbewerb Realvollanstalt, ­B remen September–Dezember 1901. Hermann-Böse-Str. 1–9. Kein Preis. Nicht realisiert. Wettbewerb  : 80 Beiträge. Realisiert wird der heute als Hermann-Böse-Gymnasium bekannte Bau 1902–1906 von Ferdinand Köhler, Paul Kranz und Otto Gröffel/Berlin. Quellen  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1901]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1901  ; StaatsA HB, 4, 36-V.11.1.I. Literatur  : Realvollanstalt Bremen 1903  ; Gramatzki 1980.

Troosts Beitrag ist unbekannt. 12 Unbek. Wettbewerb, Darmstadt 1901. 2. Preis. Quelle  : BSB, Ana 325.B.[Hs. Lebenslauf, 3. 10. 1901].

13 Unbek. Wettbewerb, Königsberg in Ostpreussen (K aliningr ad/RUS) 1901. Platzierung unbek. BSB, Ana 325.B.[NPLT 1901]. Quellen  :

Oktober–November 1901. Platzierung unbek. Nicht realisiert. Entwurf  : PLT und August Biebricher/Krefeld. Wettbewerb  : Teilnehmerzahl unbek. Der heutige Bahnhof wird 1904–1911 von Ludwig Hofmann errichtet. Quellen  : BSB, Ana 325.B.[Früh-Biogr. Notizen  : Hs. Werkübersicht, 20. 10. 1901]  ;

14 Familiengr abmal Becker, Berlin

682 Ein Grund mögen die Baukosten gewesen sein, da der mit 60.000 M in der ersten Bauphase veranschlagte Entwurf



1901/02. Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee – Sektor E2. Erhalten (Abb. 14). Auftraggeber  : Benno Becker, Maler. Bauleiter  : Max Ravoth/Berlin. Künstler  : Josef Flossmann/München  : Entwurf der Steinreliefs  ; Carl Schilling/Berlin  : Steinmetzarbeiten. von der Jury als zu kostenintensiv abgelehnt wurde (Fischer 1940, 3).

Paul Ludwig Troost | 193

Literatur  :

DBZ 1903, 637f., 655  ; Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 1906, 27 Taf. 39  ; Klein 1993, 16.

Wenngleich unter Dülfers Namen publiziert, ist das Grabmal aus formalen Gründen Troost zuzuschreiben.683 15 Villa Becker, München Mai 1902 – März 1905. Maria-Theresia-Str. 26. Nur Einfriedung z. T. erhalten (Abb. 6, 7, 12, 13). Auftraggeber  : Benno Becker, Maler. Baugen.: 15. 5. 1903. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Bauleiter  : PLT. Einrichtung  : Verm. Hofmöbelfabrik Moritz Ballin und Fa. Oskar Matthes/München. Künstler  : Josef Flossmann/München  : Skulpturenschmuck. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6395  ; BSB, Ana 325.A.II.23.1–187  ; A.VII.1.1–5, 49–54  ; LBK, Bauakt 172008  ; PB/KirchheimTeck, NPLT 1904/05  ; StaatsA M, WB Ia 313. Literatur  : Habich 1905  ; 1906  ; Reis 1935, 125f  ; Hoh-Slodczyk 1985, 74f.; Ottenbacher 2003  ; Nüßlein 2005, 21–32, 66–80.

Als Angestellter Dülfers übernimmt Troost die Planungen und setzt sie im Juni 1903 als selbstständiger Architekt fort. Alle erhaltenen Entwürfe stammen von Troost, wobei unbekannt ist, ob ihnen ältere Skizzen Dülfers zugrunde liegen.685 Beckers Familie bewohnt das Haus bis Ende 1938, als sie es unter Druck an die NSDAP verkaufen muss, die es vom Atelier Troost zu einem Gästehaus umbauen lässt (WV  151). Da der Umbau über die Herausnahme der alten Einbauten nicht hinauskommt, befinden sich die Innenräume nach Kriegsende in einem ruinösen Zustand. Lediglich das einstige Atelier kann als städtischer Konzertsaal genutzt werden. 1950 wird das Haus an die Familie Beckers zurückerstattet, dessen Tochter es seit 1957 selbst bewohnt und ab 1960 an verschiedene Firmen vermietet. Nach seinem Verkauf wird das Haus 1969 abgebrochen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt.686 16 Schlafzimmer für Wertheim-Ausstellung »Moderne Wohnr äume«, Berlin 1902. Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz. Verbleib unbek. Literatur  : Osborn 1902  ; Poppenberg 1908, 3  ; Heyden 1994, 98  ; Habel 2009, 289–291.

17 Wettbewerb Rathaus, Freising Mitte Oktober 1903. 3. Platz. Nicht realisiert (Abb. 20). Wettbewerb  : 35 Teilnehmer. Realisiert wird 1904/05 der Beitrag Günther Blumentritts/München. Literatur  : Freising 1903  ; Rathaus-Neubau 1903  ; Lübbeke 1987, 5f.

Die äußere Gestaltung dürfte von der in unmittelbarer Nähe befindlichen Villa Stuck beeinflusst sein, deren Hauptfassade ebenfalls einen vorgelagerten Altan, eine Attika und vier Dachplastiken aufweist. Ein ideelles Vorbild sind für den Bauherren und Toskana-Lieb- Der Entwurf »Stadtbild« ist der barocken Umgebung haber Benno Becker daneben vermutlich italienische der Freisinger Altstadt angepasst. Landhäuser und Villen gewesen.684 Troosts Inneneinrichtung, die mindestens 19  Räume in Erd- und 18 Vier R äume für Hugo Bruckmann, ­München Obergeschoss umfasst, scheint gleichfalls an der Villa Stuck orientiert zu sein, da die Räume vielfach mit an- April–August 1904. Nymphenburger Str. 86/II. Verbleib tikisierenden Terrakottaeinlagen, Plastiken oder Reliefs unbek. dekoriert sind. Auf Entwürfe Troosts gehen auch die Auftraggeber  : Hugo Bruckmann, Verleger. Quelle  : PB/KirchheimTeck, NPLT 1904. Einfriedung und die Gartenanlagen zurück. 683 Klein 1993, 138, 140 Anm. 12. 684 ThB 3, 145; Ottenbacher 2003, 22–37.

194 | Werkver zeichnis

685 Dülfers NL wurde im Krieg größtenteils zerstört (Klein 1993, 5).

Die Einrichtung umfasst Arbeitszimmer, Halle, Treppenhaus und Garderobe.

Troost entworfenen Gartenanlagen und ein Gartenhäuschen von 1908.

19 Wettbewerb Verwaltungsgebäude der Hessischen Landeshypothekenbank, Darmstadt

21 Speisezimmer für »Ausstellung für ­a ngewandte Kunst«, München

Oktober 1904 – Januar 1905. Paulusplatz 1. Ankauf. Nicht realisiert. Entwurf  : PLT und Peter Birkenholz/München. Wettbewerb  : 106 Teilnehmer. Ausgeführt wird bis 1907 der siegreiche Entwurf Paul Meißners/ Darmstadt. Literatur  : Hypothekenbank 1905.

April–Mai 1905. Studiengebäude des Bayerischen Nationalmuseums. Verbleib unbek. (Abb. 9). Ausführung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München. Quelle  : AM TUM, troo/1/1. Literatur  : Bredt 1905  ; Gmelin 1905  ; Halm 1905  ; München 1905  ; Ziffer 1997, 132f.

22 Herrenzimmer für Wertheim-Ausstellung »Moderne Wohnr äume«, Berlin

Der Entwurf »Gezeichnetes gevierteltes Quadrat« 1905. Leipziger Platz. Verbleib unbek. beschreibt eine Dreiflügelanlage, deren Hauptfas- Literatur  : Högg 1905  ; Stoeving 1905  ; Poppenberg 1908, 3  ; Habel 2009, 289–291. sade zwischen rustizierten Lisenen in Achsen gegliedert und mit barocken Dekorelementen geschmückt ist. Die davorliegende Platzfläche ist abgesenkt und Das Herrenzimmer wird 1908 auf der dritten Wertheim-Ausstellung erneut gezeigt. mit einem Obelisken akzentuiert. 20 Umbau und Einrichtung von Haus Georgenstr. 3, München

23 Schlafzimmer für Ausstellung der Möbelmanufaktur A. S. Ball, Berlin

Januar 1905 – Oktober 1906. Georgenstr. 3. Bau erhalten, Einrichtungsentwürfe nicht realisiert (Abb. 15, Farbtaf. 2). Auftraggeber  : Felix vom Rath, Komponist. Baugen.: 1. 4. 1905. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Bauleiter  : PLT. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.2.1–157  ; A.VII.1.6–10  ; LBK, Bauakt 57655, 57657  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1906  ; StadtA M, LBK 3144. Literatur  : MB 1906, 156f., Farbtaf. 33–36  ; 1907, 35–38, 48  ; Nüßlein 2005, 80–89.

1905. Potsdamer Straße. Verbleib unbek. Ausführung  : Fa. A. S. Ball/Berlin. Literatur  : Poppenberg 1905  ; DKuD 1905, 18f  ; Swarzenski 1905.

Für das neobarocke Reihenhaus von 1885/86 sieht Troost eine neoklassizistische Außengestaltung vor. Seine Einrichtungsentwürfe kommen nach dem Tode vom Raths im August 1905 nicht mehr zur Ausführung. Realisiert werden hingegen die von

24 Wettbewerb Sa al- und Konzertbau, Mülhausen (Mulhouse) März–August 1906. Zwischen Salvatorplatz und Salvatorpark. 2. Preis. Nicht realisiert. Wettbewerb  : 137 Teilnehmer. Ein Neubau unterbleibt. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.19.3.1–5  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1906. Literatur  : DBZ 1906, 82, 418  ; ZB 1906, 394  ; Saalbau Mülhausen 1907  ; 1907a  ; Nüßlein 2005, 90f.

Vom Entwurf »Programmusik« (sic  !) sind nur vereinzelte Grund­risse und Schnitte erhalten.

686 LBK, Bauakt 172008.

Paul Ludwig Troost | 195

25 Wettbewerb Deutsches Museum, ­München Ca. März–September 1906. Museumsinsel in der Isar. 2. Preis. Nicht realisiert (Abb. 8). PLT und Carl Jäger/München. Entwurf  : Wettbewerb  : 31 Teilnehmer. Realisiert wird 1906–1925 ein Entwurf Gabriel von Seidls/München. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.19.2.1–8  ; A.VII.1.11–16  ; DMA, VA 3980  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1906. Literatur  : DBZ 1906, 146, 390, 546, 590  ; ZB 1906, 143, 155, 553, 614  ; Deutsches Museum 1906–1906b  ; 1907  ; Hammerschmidt 1985, 520f.; Prinzregentenzeit 1988, 181f.; Pilsak 1989  ; Nüßlein 2005, 91–96.

Literatur  :

Nr. 299  : 303 2/9/10  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1906  ; StadtA SN, Abt. MD/BA, Kat. 3000  ; MG 764  ; Grundbuch Bl. 3497. Kasten 1995, 80  ; Rehberg-Credé/Krüger 2004, 55  ; Nüßlein 2005, 97–101.

Neben dem Wohnhaus entwirft Troost das Stallgebäude und die Gartenanlagen. 1916/17 nimmt er noch einen Treppeneinbau vor. 1925 wird das Haus zum Sanatorium umgebaut, 1938 von der Gestapo erworben. Nach 1945 kommen unter anderem eine Kinderklinik und ein Rehabilitationszentrum in der heute sogenannten Villa Hammerstein unter, die seit 1994 leer steht. 28 Haus Chillingworth (I), Nürnberg

Grund für die geringe Beteiligung am Wettbewerb November 1906 – Oktober 1909. Liebigstr. 3. Bau erhalist ein Vorprojekt Gabriel von Seidls, das den Aus- ten, Verbleib der Einrichtung unbek. (Abb. 16, 30). schreibungsunterlagen zur Veranschaulichung beige- Auftraggeber  : Rudolf Chillingworth, Metallfabrikant. 5. 12. 1906. fügt ist und von vielen als Vorentscheidung des Bau- Baugen.: auftrags angesehen wird. In der Tat wird später eine Bauleiter  : Adolf Kröck/Nürnberg. überarbeitete Fassung von Seidls Vorentwurf aus- Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München. Fritz Erler  : Gemälde (Porträt Frau Chilgeführt. Troost Beitrag »Deutsches Museum« über- Künstler  : lingworth) im Herrenzimmer  ; Georg nimmt von Seidl die Zweiteilung des Baukomplexes Römer  : Kaminreliefs im Frühstückszimin ein Bibliotheks- und Museumsgebäude, in weiten mer  ; Rudolf Sieck  : Gemälde (GartengeTeilen auch die Raumdisposition sowie einzelne gesellschaft) im Frühstückszimmer  ; Josef stalterische Elemente. 26 Vorprojekt einer Villa, Pforzheim Oktober 1906. Nicht realisiert. BSB, Ana 325.B.[Früh-Biogr. Notizen  : Hs. Quellen  : Werkübersicht, o. D.]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1906.

Quellen  :

Wackerle/München  : Schnitzereien, Porzellankamin und Kaminböcke (Entwurf PLT) im Salon. BayHStA, NSDAP-Baupläne 6394  ; BNB, Bauakt  ; BSB, Ana 325.A.II.3.1–4, 105– 108  ; A.VII.1.22f., 55–57  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1907/08. Wolf 1910  ; Ziffer 1997, 132f., 214f  ; 1997a, 385f.; Nüßlein 2005, 101–104.

27 Haus Schwicheldt, Schwerin

Literatur  :

November 1906 – August 1907. Weinbergstr. 1. Als Ruine erhalten. Auftraggeber  : Marie Gräfin von Schwicheldt, Oberhofmeisterin der Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin. Bauleiter  : Verm. Hofmaurermeister Franz Nieske/ Schwerin. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.4.1–116  ; A.VII.1.17–21  ; HistM Schw, Plakatslg.

Die Außengestaltung ist dem Haus Schwicheldt (WV 27) sehr ähnlich. Von Troost stammen außerdem die Inneneinrichtung, die mindestens elf Wohnräume umfasst, die Gartenanlagen sowie die Einfriedung. 1921 verkauft Chillingworth das Haus, das danach vornehmlich gewerblich genutzt wird. 1985/86 erfolgt eine umfassende Renovierung.

196 | Werkver zeichnis

29 Damenzimmer für WohnungskunstAusstellung, Köln 1907. Ausstellungsgebäude der Flora AG im Botanischen Garten. Verbleib unbek. Ausführung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München. Literatur  : Flora 1907, 48  ; Schulze 1908  ; Wohnung 1908, 108f.

Der Entwurf »Staatswappen« beschreibt eine regelmäßig in Achsen gegliederte Dreiflügelanlage, deren Haupteingänge durch Portiken oder Altane akzentuiert sind. 33 Neugestaltungsentwurf für Bahnhofsvorplatz, Krefeld

1907/08. Josephspitalstr. 11. Nicht erhalten. Künstler  : Adolf Münzer/München  : Malereien. Literatur  : MNN 14. 1. 1908.

Mai 1909. Nicht realisiert. PLT und August Biebricher/Krefeld. Entwurf  : Quellen  : BSB, Ana 325.B.[Früh-Biogr. Notizen  : Hs. Werkübersicht, o. D.]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1909.

31 Fünf Räume für Ausstellung »München 1908«, München

Der Entwurf, den die Architekten in der Hoffnung auf einen Bauauftrag ausarbeiten, ist unbekannt.

30 Festausstattung für Volkstheater,

Ca. Januar–Juni 1908. Im Bavariapark (früher  : Ausstellungspark). Verbleib unbek. (Abb. 31). Ausführung  : J. Fleischauers Söhne/Nürnberg  : Damenzimmer. Künstler  : Josef Wackerle/München  : Schnitzereien im Damenzimmer. Quellen  : AM TUM, troo/1/1  ; BSB, Ana 325.A.VII.1.58–62  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1908. Literatur  : Gmelin 1908  ; Michel 1908, 44  ; 1908a, 148–154  ; München 1908, 34f.; 1908a, 31  ; Prinzregentenzeit 1988, 114f.

34 Bebauungsentwürfe für drei Grundstücke, München Juni 1909. Flüggenstr. 2, Lachnerstr. 1, Nördliche Auffahrtsallee Nr. 4. Nicht realisiert. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.1–3, 11. Literatur  : Nüßlein 2005, 107–110.

35 Haus Böninger (I), München

32 Wettbewerb Landtags- und Ministerial­g ebäude, Oldenburg

August 1909 – Dezember 1911. Oberföhringer Str. 24. Einfriedung z. T. erhalten (Abb. 27). Auftraggeber  : Robert Böninger, Maler. Baugen.: 30. 7. 1910. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Bauleiter  : LG. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.5.1–180  ; A.II.19.1.9f.; A.VII.1.26–36  ; LBK, Bauakt 109413  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1909–1911  ; StadtA M, LBK 4558, 14913. Literatur  : Kiener 1937, 48  ; Nüßlein 2005, 110–116.

Juni–November 1908. Theodor-Tantzen-Platz 8. Ankauf. Nicht realisiert (Abb. 21). Wettbewerb  : 172 Teilnehmer. Realisiert wird 1914– 1917 der siegreiche Entwurf von Paul Bonatz und Eugen Scholer/Stuttgart. BSB, Ana 325.A.II.19.4.1–8  ; A.VII.1.24f.; Quellen  : DBZ 1908, 336, 343f., 704. Literatur  : Ministerialgebäude 1909  ; Aschenbeck 2005  ; Nüßlein 2005, 104–106.

Neben dem Haus entwirft Troost das Ateliergebäude, das er bereits 1914 für Böninger umbaut. Dem ausgeführten Bau sind vier Vorprojekte vorausgegangen, von denen die ersten beiden ein herrschaftliches, neobarockes Stadtpalais an der Ismaningerstraße beschreiben. Das dritte Vorprojekt gilt einem – vermutlich aus finanziellen Gründen – deutlich verkleinerten Bau mit Riffelputz, Lisenengliederung und

Troost entwirft ein Damen- und ein Speisezimmer, das jenem von Haus Chillingworth (I, WV 28) sehr ähnlich ist, sowie die Ausstellungsräume für Bronzen und Plastik, Grafische Kunst (Halle I) und Buchhandel (Halle III).

Paul Ludwig Troost | 197

Mansarddach, während das vierte der Ausführung bereits recht ähnlich ist. Nach Böningers Auszug 1924 bleibt das Haus in Privatbesitz, bis es an eine Wohnungsbaugesellschaft verkauft und 1970 durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt wird. 36 Wohnung Vogdt, Berlin Oktober 1909 – 1911. Bismarckstr. 10. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Arthur Vogdt, Architekt. Künstler  : Ulrich Nitschke/Stuttgart  : Deckenmalereien  ; Josef Wackerle/München  : Schnitzereien, Entwurf der meisten Supraporten und Wandbilder. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.23.36  ; A.VII.1.71  ; LAB, B Rep. 207 Nr. 62, 1649–1652  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1909–1911. Literatur  : Osborn 1911.

Auftraggeber  : Paul Brann, Puppenspieler und Schriftsteller. Baugen.: 29. 3. 1910. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Künstler  : Julius Diez  : Proszenium  ; Josef Wackerle/ München  : Blumenmedaillons im Auditorium, Puttoreliefs im Foyer. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.23.16  ; A.VII.1.64–70  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1910/11  ; StadtA M, LBK 9779/35  ; Ausstellungen und Messen, Nr. 1058  ; Forsch-2700–2705. München 1910  ; Wolf 1912  ; Dering 1984, Literatur  : 69.

Neben dem 32,4 x 14,5  m großen, neoklassizistischen Putzbau entwirft Troost auch die Einrichtung des Foyers und des Auditoriums. Brann verkauft das Theater 1935 für 20.000 M an die Stadt, die es 1938 Die ebenso prachtvolle wie aufwendige Einrichtung den Münchner Kammerspielen als Requisitenlager umfasst mindestens acht Wohnräume. Das Wohn- überlässt. Im Zweiten Weltkrieg wird das Gebäude haus wird 1958 abgebrochen. ausgebombt, die Ruine 1954 abgetragen.

37 Gesellschaftssalon für Weltausstellung, Brüssel

39 Landhaus Klein, Münsing-Holzhausen am Starnberger See

Januar–April 1910. Halle für Raumkunst und Kunstgewerke. Mobiliar heute z. T. im Münchner Stadtmuseum (Abb. 32). Ausführung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München. Künstler  : Josef Wackerle/München  : Schnitzereien. Quellen  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1909/10. Literatur  : Breuer 1910, 363–368  ; Brüssel 1910, 122f.; 1910a, 131  ; 1910b, 26, 33  ; Wolf 1910a, 542–544, 554  ; Heiderich 1977, 26–29  ; Ottomeyer/Ziffer 1993, 92f.

März 1910 – August 1911. Seeleitn 35. Erhalten. Auftraggeber  : Elisabeth Klein, Zahnarztwitwe. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Bauleiter  : (?) Endres/Troosts Atelier. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.6.1–19, 36  ; B.Architek­tur­büro PLT  : Briefkopierbuch 1910– 1912  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1910/11. Literatur  : Schober 1998, 408f., 522  ; Nüßlein 2005, 116–120.

Der Gesellschaftssalon, der auch vom belgischen Königspaar gelobt wird, gewinnt eine Silbermedaille, die Hofmöbelfabrik Ballin einen Grand Prix.687

Der zwischen Ecklisenen in Achsen gegliederte Bau wird von einem hohen Walmdach abgeschlossen. Nach dem Auszug Elise Kleins 1919 erfolgen mehrere Umbauten.688

38 Marionettentheater Münchner Künstler, München

40 Bibliothek für »Münchener Ausstellung für angewandte Kunst«, Paris

Januar–Mai 1910. Bavariapark. Nicht erhalten (Abb. 147).

Mai–September 1910. Im Grand Palais. Verbleib unbek.

687 PB/KirchheimTeck, TPLT 25.4.1910; Brüssel 1910, 123.

198 | Werkver zeichnis

147  Marionettentheater Münchner Künstler, München, Aufnahme 1939 (WV 38)

Ausführung  : Fa. Georg Schöttle/München. Künstler  : Fritz Erler  : Zwei Gemälde (Romantische Szenen)  ; Theodor Georgii/München und Ulfert Jansen/Stuttgart  : Bronzebüsten (der Maler Köppen, Wilke, Satzmann)  ; Georg Römer/München  : Bronzen auf Kamin. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.3.25–31  ; A.VII.1.63  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1910. Literatur  : Schmidt 1910, 614–619  ; Treusch 1910  ; Ostini 1911, 122f.; Pechmann 1911  ; Riezler 1911, 109–112.

41 Unbek. Einrichtung für E. VogelbachK aiser, Lörr ach Ca. August 1910 – Februar 1912. Verbleib unbek. Auftraggeber  : E. Vogelbach-Kaiser. Ausführung  : Fa. Georg Schöttle  ; Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/München.

Quellen  :

BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; PB/KirchheimTeck, Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

42 Haus Fischek, Teplitz (Teplice/CZ) November 1910. Nicht realisiert. Auftraggeber  : Heinrich Fischek, Direktor der Zuckerraffinerie AG Schönpriesen. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.19.1.1– 3  ; PB/KirchheimTeck, Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

Die Außenseiten des 35,7 x 18  m großen, viergeschossigen Palais sind durch Achsen und Lisenen gegliedert. Warum das Projekt nicht realisiert wird, ist unbekannt.

688 Schober 1998, 522 Anm. 41.

Paul Ludwig Troost | 199

Baugen.: 14. 2. 1911. Bauarbeiten  : Verm. Friedrich Schiller & Co. GmbH/ Berlin. BSB, Ana 325.A.II.6.20–35  ; LAB, B Quellen  : Rep. 207 Nr. 1649–1652  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1910. Literatur  : Nüßlein 2005, 119–122.

Bereits 1913 verkauft Vogdt das Haus. Nach schweren Kriegsbeschädigungen wird es 1949 zu einer Privatschule umgebaut, 1958 schließlich abgerissen.689 44 Unbek. Einrichtung für Bankdirektor Gareis März 1911 – März 1913. Verbleib unbek. Auftraggeber  : (Heinrich  ?) Gareis, Bankdirektor. Quellen  : BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; PB/KirchheimTeck, Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

45 Unbek. Wohnr aum für Emil Burkhardt, Pforzheim Juli 1911 – Juni 1912. Wilferdingerstr. 30. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Emil Burkhardt, Bijouteriefabrikant. Quellen  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1911/12  ; Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

46 Zwei R äume für Bayerische Gewerbeschau, München

148 Fassadenentwurf für Wohnhaus Bismarckstr. 12, Berlin, 7. 3. 1911 (WV 43)

43 Fassadenentwurf für Wohnhaus Bismarckstr. 12, Berlin September 1910 – Oktober 1911. Bismarckstr. 12. Nicht erhalten (Abb. 148). Auftraggeber  : Arthur Vogdt, Architekt. 689 LAB, B Rep. 207 Nr. 1649–1652.

200 | Werkver zeichnis

November 1911 – März 1912. Bavariapark. Nicht erhalten. Ausführung  : VW  : Nymphenburger Raum. Künstler  : Hermann Bleeker und (?) Eberle  : Kassettenreliefs. Josef Flossmann  : Plastische Arbeiten. Hermann Hahn/München  : Bronzereiter, plastische Arbeiten im Repräsentationsraum. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.3.32–50  ; A.VII.1.72. Literatur  : Bayerische Gewerbeschau 1912, 87  ; 1913, 84  ; Mittenzwey 1912  ; Popp 1912  ; Stegmann 1912.

In Halle  III entwirft Troost den neoklassizistischen nicht realisiert wird. Kupelwieser bewohnt das Haus Repräsentationsraum und außerdem den neobaro- bis 1932/33. cken Ausstellungsraum der Staatlichen Porzellanma50 Einrichtung NDL-Office, Paris nufaktur Nymphenburg. 47 Haus Leffmann, Köln Januar 1912. Haydnstr. 13. Nicht realisiert. Auftraggeber  : Paul Leffmann, Gummiwarenfabrikant. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.22.1–6  ; A.II.19.1.5  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1912.

Troost erarbeitet acht Grundriss-Varianten. Aufrisse oder Einrichtungsentwürfe sind nicht bekannt. Im Februar 1912 erhält schließlich nicht er, sondern Bruno Paul den Bauauftrag.690 48 Haus Hasenclever, Solingen-Burg April–Mai 1912. Tal der Wupper bei Solingen-Burg. Nicht realisiert (Abb. 24). Auftraggeber  : Erich Hasenclever, Maler. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.3.10–24  ; A.II.23.73. Literatur  : Nüßlein 2005, 122–124.

Das eher kleine Landhaus ist außen mit Schindeln verkleidet. 49 Haus Kupelwieser, München April 1912 – Juli 1913. Pienzenauerstr. 17. Erhalten (Abb. 25). Auftraggeber  : Hans Kupelwieser, Zoologe. Baugen.: 15. 6. 1912. Bauarbeiten  : Fa. Liebergesell & Lehmann/München. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.7.1–55  ; A.VII.1.37–40  ; LBK, Bauakt 164586  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1912/13. Literatur  : Nüßlein 2005, 124–128.

Mai, Oktober 1912, April–Oktober 1913, Juli–August 1914. Verbleib unbek. Künstler  : Alfred Hagel  : Gemälde (Hermes, Europa, Amerika)  ; Josef Wackerle/München  : unbek. Holzskulptur. BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; Quellen  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1912/13  ; Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

51 Salon für H. K autz, Brüssel Juni 1912. Verbleib unbek. Auftraggeber  : H. Kautz. Ausführung  : VW. Quelle  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1912.

52 Unbek. Einrichtung für Baronin Oppen­h eimer, Wien Juni 1912 – Juni 1914. Verbleib unbek. Auftraggeber  : (Gabriele  ?) Baronin Oppenheimer, Unternehmergattin. Quellen  : BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1912  ; Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

53 Haus Ruttner, Lunz am See (A) Juni 1912. Verm. nicht realisiert. Auftraggeber  : Franz Ruttner, Limnologe. Quelle  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1912.

Von dem Projekt sind keine Entwürfe bekannt. 54 Fassadenentwurf für Hugo Bruckmann, München

Die Hauptfassade ist durch einen übergiebelten Mit- Juli 1912. Widenmayerstraße. Nicht realisiert (Abb. 149). telrisalit, die Gartenseite durch einen Altan mit ein- Auftraggeber  : Hugo Bruckmann, Verleger. BSB, Ana 325.A.II.19.1.6  ; PB/Kirchgestellten Muschelkalksäulen ausgezeichnet. 1928 Quellen  : ent­wirft Troost noch einen Garagenanbau, der aber heimTeck, TPLT 1912.

690 Hagspiel 1992 274f.; Paul 1992, 210, 297.

Paul Ludwig Troost | 201

149  Fassadenentwurf für Hugo Bruckmann (mitte), München, 18. 7. 1912 (WV 54)

Literatur  :

Nüßlein 2005, 128–130.

Über den Kontext, in dem der Entwurf entstanden ist, ist nichts bekannt. 55 Dampfer Columbus (I) Oktober 1912 – August 1914, 1919–1922. Verbleib der Einrichtung unbek. (Abb. 35). 33.526 BRT, 18–19 Kn, L ü. a.: 236,2 m, Daten  : B  : 25,39 m. Pass.: 536 1. Kl., 444 2. Kl., 678 3. Kl., 1.110 ZwD  ; Bes.: 750.691 Ausführung  : Schichau-Werft/Danzig (Baunr. 891). Geschichte  : Oktober 1912 – Juni 1913 erste Einrichtungsentwürfe,692 17. 12. 1913 Stapellauf, bis August 1914 Inneneinrichtung weitenteils fertiggestellt, danach kriegsbedingt Einstellung der Arbeiten, 1919 im Versailler Vertrag als Kriegsreparation für Großbritannien bestimmt, 1920/21 691 Kludas 1991, 150. 692 PB/KirchheimTeck, TPLT 28.10.1912, 11.6.1913.

202 | Werkver zeichnis

deshalb vereinfachte Inneneinrichtung,693 21. 1. 1922 Ablieferung als Homeric an White Star Line, 15. 2. 1922 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1936 Abwrackung in Inverkeithing (GB). Einrichtung  : Heinrich Pallenberg/Köln  : Rauchsalon 1. Kl., Laube  ; J. H. Schäfer & Co./Bremen  : Treppenhaus 1. Kl.; VW  : Bibliothek, Halle, Gesellschaftssalon, Speisesaal und Verbindungsgänge 1. Kl. Künstler  : (Georg  ?) Fuchs  : Gemälde (Jagdszene) in Verbindungsgängen und im Rauchsalon 1. Kl.; Alfred Hagel  : Gemälde in Halle (Vier Elemente) und Gesellschaftssalon 1. Kl. (Papageno und Papagena)  ; Josef Wackerle/München  : Reliefs (Ceres, Bacchus) in einem der Staatszimmer, Gemälde (Arkadische Landschaft) im Speisesaal 1. Kl., Skulptur (Flora) im Ge693 Ebd., TPLT 22.10.1919. In einem Schreiben erwähnt ­Troost ältere »Pläne, bei denen eine wesentlich reichere Ausführung vorgehen war, gegenüber den von mir umgearbei-

Quellen  :

Literatur  :

sellschaftssalon 1. Kl.; Emil Rudolf Weiß/ Berlin  : Gemälde (u. a. Christoph Columbus) in Halle 1. Kl. BSB, Ana 325.A.II.23.12  ; A.III.8.16  ; A.IV.2.1f., 50–117, 125–127, 133–158  ; A.VII.3.2.1–15  ; B.[TPLT 1912–1922]  ; DSM, Fotoslg.; PB/KirchheimTeck  ; TPLT 1912–1920. Columbus 1913  ; Lloyd-Jahrbuch 1913/14, 280–288, 314–326  ; Homeric 1922  ; Popp 1923, 18–21  ; Wolf 1923  ; Kludas 1991, 150f.; Thiel 2003, 235–239  ; Trennheuser 2004, v. a. 237–240.

Literatur  :

Gent 1913  ; Kunstgewerbe 1913.

60 Erweiterungsbau für Gut Ringhofen, Mühlberg in Thüringen Mai–September 1913. Im Gleichental bei Mühlberg. Nicht realisiert (Abb. 28). Auftraggeber  : Karl Freiherr von Müffling, Gutsbesitzer. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.31–36. Literatur  : Nüßlein 2005, 130–132.

Warum der Entwurf nicht realisiert wird, ist unbekannt.

61 Haus Chillingworth (II), München Troosts Einrichtung umfasst die Gesellschaftsräume Juni 1913. Maria-Theresia-Str. 30. Nicht realisiert. 1.  Kl. auf dem A-Deck  : Bibliothek, Halle, Verbin- Auftraggeber  : Rudolf Chillingworth, Metallfabrikant. BSB, Ana 325.A.II.3.5–9  ; A.II.23.60, 62. dungsgänge, Gesellschaftssalon, Rauchsalon und Quellen  : vermutlich auch die Laube  ; außerdem den auf dem Literatur  : Nüßlein 2005, 132f. D-Deck gelegenen Speisesaal, die Kabinen 1.  Kl. sowie die Staatszimmer im C-Deck.694 Ob Troost Die Außenseiten des herrschaftlichen, von einem auch die Gesellschaftsräume 2. Kl. entwirft, ist un- Mansarddach bekrönten Hauses sind durch Achsen bekannt. und Pilaster gegliedert. Eine Realisierung unterbleibt vermutlich aus finanziellen Gründen. 56 Einrichtung NDL-Office, Berlin 1912. Unter den Linden 77 (Hotel Adlon). Verbleib un62 Drei R äume für Werkbund-Ausstellung bek. 1914, Köln Quelle  :

PB/KirchheimTeck, TPLT 1912.

57 Gr abmal R. Bönninger, Bad Godesberg 1912. Ausführung ungewiss. Auftraggeber  : R. Bönninger. Quelle  : BSB, Ana 325.A.[Leere Planmappe].

58 Familiengr ab Troost, Elberfeld 1912. Ausführung ungewiss. Quelle  : BSB, Ana 325.A.[Leere Planmappe].

59 Salon für Weltausstellung, Gent Anfang 1913. Verbleib unbek. Ausführung  : VW. teten Plänen […]« (BSB, Ana 325.B.[PLT an Paul Biedermann, 5.8.1920]. 694 Geplant ist auf dem C-Deck zunächst ein Kaiserzimmer,

August 1913 – April 1914. Im Rheinpark. Verbleib unbek. Ausführung  : VW  : Vorraum, Speise- und Schlafzimmer. Künstler  : Georg Römer/München  : Gipsskulptur (Hippomenes) im Vorraum. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.23.51  ; A.III.8.30  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1913/14. Literatur  : Bremen-Oldenburg 1914, 9  ; Köln 1914, 174f., 177f., 182, 187f.; DekK 19 (DK 34), 1916, 82–88.

Im Bremisch-Oldenburger Haus entwirft Troost Vorraum, Schlaf- und Speisezimmer, das jenem in Haus Heineken sehr ähnlich ist (WV  64). Ausgedas nach 1918 ebenfalls als Staatszimmer genutzt wird (vgl. Columbus 1913). Entwürfe für das Kaiserzimmer sind nicht bekannt.

Paul Ludwig Troost | 203

stellt werden auch die Kabinen 1. und 2.  Kl. der Columbus (I).

66 Dampfer Columbus (II)

1913. Ausführung ungewiss. Quellen  : BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; PB/KirchheimTeck, Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

Juni 1915 – April 1924. Verbleib unbek. (Abb. 39, Farbtaf. 3). Daten  : 32.354 BRT, 19 Kn, L  : 236,2 m ü. a., B  : 25,33 m. Pass.: 477 1. Kl., 633 2. Kl., 642 3. Kl., Bes.: 527.695 Ausführung  : Schichau-Werft/Danzig (Baunr. 929). Geschichte  : 1914 Baubeginn als Hindenburg, ab August 1914 kriegsbedingte Einstellung der Arbeiten, Juni/Juli 1915 erste Besprechungen bezüglich der Inneneinrichtung, August/September 1916 erste Entwürfe, 1919 nach Auslieferung der ersten Columbus Umbenennung in Columbus, 1920 Wiederaufnahme der Bauarbeiten, 12. 8. 1922 Stapellauf, 1922–1924 Entwurf der meisten Innenräume, 22. 4. 1924 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1929 Umbau nach Bruch der Steuerbord-Propellerwelle, 19. 9. 1939 Selbstversenkung im Atlantik. Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München  : Kabinen 1. Kl.; Brauer & Wirth/Stuttgart  : Kabinen 1. Kl.; Heinrich Pallenberg/Köln  : Rauchsalon 1. Kl., Laube, Staatskabinen, Kabinen 1. Kl.; Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/München  : Kabinen 1. Kl.; J. H. Schäfer/Bremen  : Treppenhäuser und Vorplätze 1. und 2. Kl.; O. Steiniger & Co./Bremen-Hemelingen  : Gesellschaftsräume 2. Kl.; VW  : Halle, Bibliothek, Gesellschaftssalon, Verbindungsräume und Speisesaal 1. Kl. Künstler  : Hans Gött  : zwei Gemälde (Seestück, Arkadische Landschaft) im vorderen Speisesaal 2. Kl.; Alfred Hagel  : vier Aquarelle (Raucher, Flaneure, Stutzer, Zecher) in Verbindungsgängen 1. Kl., Supraporten (Musik, Malerei) in Bibliothek 1. Kl., Gemälde über Türen (Europa, Afrika, Asien, Amerika) im Rauchsalon 1. Kl., Zeich-

695 Kludas 1992, 26.

696 Kludas 1991, 152

63 »K ajütsbüro«, Berlin Oktober 1913 – Februar 1914. Ausführung ungewiss. Quellen  : BSB, Ana 325.B.Hauptbuch 1911–1922  ; PB/KirchheimTeck, Hs. Werkübersicht, o. D. (um 1914).

64 Wohnung Heineken, Bremen Dezember 1913, August 1914 – Juni 1915. Contrescarpe 136/137. Nicht erhalten (Abb. 33). Auftraggeber  : Philipp Heineken, Generaldirektor des NDL. Wilhelm Blanke/Bremen. Bauleiter  : Ausführung  : VW. Künstler  : Alfred Hagel  : Supraporten in der Halle, Kaminuhr im Empfangszimmer, Stuckreliefs (Jahreszeiten) und Gemälde (Ceres, Bacchus) im Speisezimmer, Reliefs (Tag und Nacht) im Schlafzimmer  ; Josef Wackerle/ München  : Tafelleuchter im Esszimmer. Quellen  : BAB, Bauakt Contrescarpe 1937  ; BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.8.1–3  ; A.II.16.109, 111–113  ; A.II.23.48  ; A.VII.1.73–75  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1913–1915. Literatur  : Wolf 1917.

Die Neueinrichtung umfasst mindestens acht Räume, in die vielfach älteres Mobiliar integriert wird. Ende 1913 lässt Heineken Troost zunächst ein Arbeitszimmer entwerfen, der Auftrag zur Ausstattung der gesamten Wohnung folgt im August 1914. Das Haus wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. 65 »K abine für Meereskunde«, Berlin

204 | Werkver zeichnis

Quellen  :

Literatur  :

nungen in Columbus- und WashingtonZimmer, Wandgemälde (Chinoiserien) im Gesellschaftssalon 2. Kl.; Julius Hess  : Gemälde (Blumen- und Obststillleben) im hinteren Speisesaal 2. Kl., zwei Gemälde (Blumenstillleben) im Damensalon 2. Kl.; Otto Albert Hirth  : vier Aquarelle im Rauchsalon 2. Kl.; Otto Ottler  : Zeichnungen in Columbus- und WashingtonZimmer  ; Wilhelm Schulz  : Zeichnung im Rauchsalon 2. Kl.; Eduard Thöny  : Gemälde (Jagdszene) im Spielzimmer 1. Kl., Zeichnung in Bar 1. Kl.; Josef Wackerle/München  : Bronzestatue (Christoph Columbus) im Vorraum der Halle 1. Kl., vier Holzreliefs (Weltteile) und Modelle zu Kandelabern sowie Kaminuhr-Putti in Halle 1. Kl., vier Statuen (Jahreszeiten) in Verbindungsgängen, Modelle für sechs Dichterbüsten (Dante, Goethe, Shakespeare, Seneca, Homer und Cicero) in Bibliothek 1. Kl., Bronzeskulpturen (Bacchus, Flora) im Spielzimmer 1. Kl., Modelle zu den vier figürlichen Kandelabern im Speisesaal 1. Kl., vergoldete Holzreliefs (vier Kontinente) im Rauchsalon 2. Kl.; Emil Rudolf Weiß/Berlin  : je zwei Wandgemälde (Gesellschaften beim Picknick) und Gemälde (Blumenstillleben) über den Eingängen zum Vorraum in Halle 1. Kl., Chinoiserie-Malereien in Laube  ; weitere unbek. Kunstwerke von Walter Geffcken, Angelo Jank und Erich Schilling/München. BSB, Ana 325.A.IV.2.17–42, 46, 49, 113-172  ; A.VII.3.8.1–67  ; B.[TPLT 1920–1923]  ; DSM, Fotoslg.; PB/KirchheimTeck, TPLT 1915–1920; StaatsA HB, 10, B-Al–929  . Lloyd-Jahrbuch 1922/23, 214–232  ; Columbus 1923  ; 1924  ; 1929  ; 1938  ; Arens

697 BSB, Ana 325.B.[PLT an Paul Biedermann, 28.8.1920;

1924  ; Biedermann 1924  ; Düsel 1924  ; Hardenberg 1924  ; Bremen/Europa/Columbus 1930  ; Utermann 1988, 96–103  ; Kludas 1992, 26f.; Berents 1997, 86–93  ; Prager 1998  ; Thiel 2004, 30–35, 50–52  ; Trennheuser 2004, v. a. 237–241.

Die Columbus  (II) besitzt nahezu dieselben Deckgrundrisse wie ihr Schwesterschiff. Einzige Ausnahmen sind das vordere Treppenhaus, das hier durch Zwischenwände von der Halle 1. Kl. abgetrennt ist, und der Gesellschaftssalon, der die Bibliothek ersetzt. Neben den Gesellschaftsräumen werden von Troost in der 1. Klasse auch alle Treppenhäuser, Vorplätze und Verbindungsgänge eingerichtet sowie die gleichen Räumlichkeiten in der zweiten Klasse auf den Promenadendecks, außerdem die drei Speisesäle 1. und 2. Kl. auf dem B-Deck, die Staatskabinen, Luxuskammern und die Kabinen 1. Kl. 67 Dampfer München (I) Ca. Juli 1915 – März 1923. Verbleib unbek. Daten  :

18.940 BRT, 16–17 Kn, L ü. a.: 187,3 m, B  : 21,94 m. Pass.: 229 1. Kl., 523 2. Kl., 690 3. Kl., Bes.: 400.696 Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 209). Geschichte  : 1914 Baubeginn, August 1914 kriegsbedingte Einstellung der Arbeiten, bis Ende 1915 Entwurf der meisten Gesellschafträume, 1919 im Versailler Vertrag als Reparation an Großbritannien bestimmt, 23. 3. 1920 Stapellauf, im gleichen Jahr Übertragung an die Royal Mail Line, ab August 1920 deshalb vereinfachte Inneneinrichtung,697 26. 3. 1923 Ablieferung als Ohio, 4. 4. 1923 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1927 als Albertic an White Star Line, 1934 Abwrackung in Osaka. Einrichtung  : u. a. J. H. Schäfer/Bremen, ansonsten unbek.

TPLT 1921/22].

Paul Ludwig Troost | 205

Künstler  :

Quellen  :

Literatur  :

Eduard Thöny  : unbek. Skizzen  ; Josef Wackerle/München  : Bildhauerarbeiten im Speisesaal 1. Kl. und Gesellschaftssalon, Kartons für Gobelins in unbek. Raum. BSB, Ana 325.A.II.23.86  ; A.IV.2.44, 48  ; A.IV.8.19, 22, 33f.; B.[TPLT 1920–1923]  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1915–1920. Royal Mail o. J.; Kludas 1991, 152.

In der ersten Klasse richtet Troost Gesellschaftshalle, Rauchsalon, Lese- und Schreibzimmer sowie Speisesaal ein. Ob noch weitere Räume hinzukommen, ist mangels Quellen nicht bekannt. 68 Sechs R äume in Schloss Cecilienhof, Potsdam Juni 1915 – August 1917. Im Neuen Garten. In Teilen erhalten (Abb. 38). Auftraggeber  : Kronprinzessin Cecilie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin Bauleiter  : Hofbaumeister Adolf & Hermann Bolle/ Potsdam. Ausführung  : VW. Künstler  : Josef Wackerle/München  : Schnitzereien. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.9.1– 181  ; A.II.22.7f.; A.II.23.50, 52, 55f., 77, 82, 87–92  ; A.III.8.19  ; B.Landhaus des deutschen Kronprinzen in Potsdam  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1913–1918. Literatur  : Straube 1918  ; Matthaei 1919  ; Günther 1985  ; Borrmann 1989, 75f.; Hassels 1996  ; Zajonz 1998  ; 2004  ; Althoff 2003  ; Berndt/ Kirschstein 2005.

Die Einrichtung umfasst das kronprinzliche Schlafzimmer, das Kabinett, das als Schiffskabine gestaltete Schreibkabinett sowie das Gästeappartement mit Vorraum, Wohn- und Schlafzimmer. Nicht ausgeführt werden Troosts Entwürfe für ein Badezimmer, einen Schreibtisch des Kronprinzen und den Kamin im Salon. 698 Zur Geschichte s. Zajonz 1998, 17–43; Berndt/Kirschstein 2005, 3–6, 22, 60–63.

206 | Werkver zeichnis

Am 9. 11. 1917 wird der 1,6  Mio.  M teure Bau durch Kaiser Wilhelm  II. eingeweiht (Planungsgeschichte s. S. 43–46). Nachdem das Kronprinzenpaar 1920 ausziehen muss, bewohnen seine beiden ältesten Söhne Wilhelm Friedrich und Louis Ferdinand das Haus. 1926 kehrt das Kronprinzenpaar infolge der Fürstenabfindung ins Haus zurück, wo es bis zu seiner Flucht im Februar 1945 wohnen bleibt. Am 2. 8. 1945 wird in Cecilienhof das »Potsdamer Abkommen« unterzeichnet, das die politische und geografische Neuordnung Deutschlands festlegt. Aus diesem Anlass wird in den 1950erJahren eine Gedenkstätte in den Privaträumen des Kronprinzenpaares eingerichtet, während der übrige Teil des Gebäudes Anfang der 1960er-Jahre zum Hotel umgebaut wird. Troosts Räume werden heute museal genutzt. Ein großer Teil ihrer einstigen Ausstattung ist, abgesehen von der weitgehend im Original erhaltenen Schiffskabine, nach 1945 verloren gegangen.698 69 Haus Wiedmann, München August 1916 – April 1917. Herzogpark. Nicht realisiert (Abb. 26). Auftraggeber  : Max W. Wiedmann, Generaldirektor der Bayerischen Motoren-Werke. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.4–19  ; A.II.19.1.4  ; A.II.23.59, 76, 81  ; A.VII.1.41f.; PB/KirchheimTeck, TPLT 1916/17.

Troost arbeitet zwei Entwurfsvarianten für ein herrschaftliches Wohnhaus aus, das letztlich aus finanziellen Gründen nicht ausgeführt wird. Stattdessen erwirbt Wiedmann ein Haus in der Kolbergerstraße, das er, kurz nachdem er Troost mit Einrichtungsentwürfen betraut, wieder verkauft. 70 Unbek. Einrichtung für Gottlieb Jäger, Mannheim September 1917 – Februar 1918. Hebelstr. 2. Verbleib unbek.

Auftraggeber  : Gottlieb Jäger, Direktor der Badischen AG für Rheinschiffahrt und Seetransport. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.16.106  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1917.

Von der Einrichtung sind nur wenige Pläne erhalten, weshalb ihr Umfang im Dunkeln bleibt. 71 Bibliothek für Ernst Zetzmann, Kiel

Auftraggeber  : Konsul Friedrich Bündgens. Ausführung  : Carl Friese Möbelfabrik/Kiel  : Herrenzimmer  ; J. H. Schäfer/Bremen  : Schlafzimmer. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1918/19. Literatur  : Hennigs 2003.

74 Unbek. Einrichtung für Clemens Crone, Coesfeld

Ca. Oktober 1917 – Februar 1918. Reventlowstr. 24. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Ernst Zetzmann, Direktor der Germaniawerft Kiel. BayHStA, NSDAP-Baupläne 11463  ; Quellen  : PB/KirchheimTeck, TPLT 1917/18.

Juli 1918 – April 1920, Januar 1921. Südwall 5. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Clemens Crone, Inhaber der A. Crone & Co. Buntweberei-Stoffdruckerei. Ausführung  : Verm. Fa. Georg Schöttle/München  ; VW. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.19.9.1–15  ; B.[TPLT 1920/21].

72 Wohnung Hincke, Bremen

Das Haus wird 1945 durch Bomben zerstört.

Februar 1918 – November 1920. Osterdeich 29. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Friedrich Heinrich Hincke, Bankdirektor und NDL-Aufsichtsrat. Ausführung  : Carl Friese Möbelfabrik/Kiel  : Herrenzimmer  ; J. H. Schäfer/Bremen  : Damen- und Herrenschlafzimmer, Treppenhaus, Flur und Garderobe  ; VW  : Esszimmer. Künstler  : Alfred Hagel  : Gemälde (Diana) im Musikzimmer  ; Josef Wackerle/München  : Reliefs in Vorhalle. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.23.96  ; StaatsA HB, 7,2022-I–III  ; Bauakt 4,125/1-7715  ; PB/KirchheimTeck, TPLT 1918–1920.

75 Speisezimmer für Heinrich Wilhelm Schackow, Bremen September 1918 – März 1920. Kurfürstenallee 19. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Heinrich Wilhelm Schackow, Direktor beim NDL. Einrichtung  : Fa. Georg Schöttle/München  ; VW. Künstler  : (Georg  ?) Fuchs  : Gemälde (Blumenstücke)  ; Josef Wackerle/München  : Spiegelschnitzerei. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.20.1f.; PB/KirchheimTeck, TPLT 1918–1920.

76 Neueinrichtung des Stifter-Sa als in der Neuen Pinakothek, München

Infolge Hinckes Umzugs nach Berlin wird die Ein- Mai 1919. Nicht erhalten. richtung nicht vollendet.699 Das bis dahin ausgelie- Auftraggeber  : Friedrich Dörnhöffer, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlung. ferte Mobiliar wird in die neue Wohnung überführt. Quelle  :

PB/KirchheimTeck, TPLT 1919.

73 Schlaf- und Herrenzimmer im Herrenhaus Tr alau, Tr avenbrück Mai 1918 – Oktober 1919. Gutsweg 5/7. Verbleib unbek. 699 BSB, Ana 325.B.[TPLT 2.11.1920].

Paul Ludwig Troost | 207

beln, Volutendekor und hohen Mitteltürmen nach dem Vorbild barocker Kirchenfassaden gestaltet sind. 78 Wettbewerb Lehrerseminar, Freising August–September 1920. Verm. am Domberg. 3. Preis, nicht realisiert (Abb. 151). Wettbewerb  : 46 Beiträge. Den Wettbewerb gewinnt Carl Jäger/München, ein Neubau unterbleibt aus unbek. Gründen. BayHStA, NL Troost 1  ; BSB, Ana Quellen  : 325.A.II.18.1–28  ; B.[TPLT 1920]. Literatur  : ZB 1920, 383, 590.

Der Entwurf »Dreiflügelstadt« beschreibt eine walmgedeckte Vierflügelanlage, deren schlichte, in Achsen gegliederte Außenseiten mit Fensterformen und Figurennischen aus dem oberbayerischen Spätbarock akzentuiert sind. Zum Entwurf gehören ein Dienstwohngebäude und Gartenanlagen. 79 Halle und Schlafzimmer für Emil Burkhardt, Pforzheim 150 Wettbewerbsentwurf für ein Technisches Rathaus – Westfassade, München, 1919 (WV 77)

77 Wettbewerb Technisches R athaus, München Mai–September 1919. Blumenstr. 28–28a, Unterer Anger 3–4. Ankauf, nicht realisiert (Abb. 150). Wettbewerb  : 84 Teilnehmer. 1924–1929 wird der prämierte Entwurf von Hermann Leitenstorfer/München realisiert. BSB, Ana 325.A.II.19.5.1–9  ; PB/KirchQuellen  : heimTeck, TPLT 1919  ; StadtA M, Bauamt-Hochbau 1120. Literatur  : ZB 1919, 348, 620  ; 1920, 23  ; Nerdinger 1979b.

Die Außenseiten sind regelmäßig in Achsen gegliedert. Die Haupteingänge befinden sich an der Südfassade in dreiachsigen Risaliten, die mit Sprenggie-

208 | Werkver zeichnis

November 1920 – November 1922. Wilferdingerstr. 30. Verm. zerstört. Auftraggeber  : Emil Burkhardt, Bijouteriefabrikant. Ausführung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  ; VW. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.10.1– 56  ; B.[TPLT 1921/22].

Das durch Heinrich Deichsel/Pforzheim umgebaute Haus wird 1945 zerstört. 80 Weltkriegsgedenktafeln am Verwaltungsgebäude des NDL, Bremen November 1920. Papenstr. 5–13. Ausführung ungewiss. Quelle  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1920].

81 Einrichtungsentwurf für SarottiA.G.-Niederlassung, München Februar–April 1921. Neuhauser Str. 3. Nicht realisiert. Künstler  : Alfred Hagel/München  : Entwürfe für figürliche Stuckaturen, Uhr und Wandbild. Quelle  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1921].

151  Wettbewerbsentwurf für ein Lehrerseminar (Zeichnung von Alfred Hagel), Freising, 1920 (WV 78)

flügelanlage, bestehend aus einem zweigeschossigen Hauptbau, kurzen Querflügeln auf der Eingangsseite und seitlich anschließenden, offenen Wandelhallen auf der Seeseite, der zudem eine Terrassenanlage 82 Wettbewerb Lustschloss Scharrer, vorgelagert ist. Nach dem Wettbewerbsende im Juni Bernried Um Mai 1921. Auf der Höhenrieder Anhöhe. Preis ge1921701 kommt es aus unbekannten Gründen zu keiwonnen. Nicht realisiert (Abb. 152). nem Neubau. Erst 1937–1939 lässt sich Wilhelmina Auftraggeber  : Eduard August Scharrer, Hopfenhändler, Busch von Michael Aicher/München das Schloss und Wilhelmina Busch. Höhenried erbauen, dem möglicherweise ein WettWettbewerb  : Teilnehmerzahl unbek. Neben Troost werbewerbsentwurf von 1921 zugrunde liegt. Darauf den noch die Entwürfe Oswald Biebers deuten verschiedene Elemente hin, die auch ­Troosts und Peter Danzers/München prämiert. Entwurf charakterisieren und vermuten lassen, dass Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.1.25–30  ; A.II.23.53, sie zu den Wettbewerbsbedingungen gezählt haben  : 68, 78f.; B.[NPLT 1921, TPLT 1921]. der dreiflügelige Grundriss, der zweigeschossige AufLiteratur  : Höhenried 2007. riss mit dem hohem Walmdach, die Gartenterrasse und die Wandelhallen. Da darüber hinaus weitere PaTroosts Entwurf beschreibt eine herrschaftliche Drei- rallelen zu Troost festzustellen sind, etwa der elfachDie Räume werden Ende der 1920er-Jahre von Carl Stahl-Urach/Berlin eingerichtet.700

700 Schmidle 2006, 42f.

701 BSB, Ana 325.B.[TPLT 7.6.1921].

Paul Ludwig Troost | 209

152  Wettbewerbsentwurf für Lustschloss Scharrer, Bernried, 1921 (WV 82)

sige Mitteltrakt mit den hervorgehobenen Mittelachsen, die Gestaltung von Fenstern und Türen sowie die neobarocke Formensprache, ist nicht auszuschließen, Ausführung  : Geschichte  : dass Aicher sich an dessen Entwurf orientiert hat. 83 Vier Dampfer der Sierra-Klasse August 1921 – Oktober 1924. Verbleib unbek. (Abb. 40). Sierra Nevada Daten  : 8.736 BRT, 13,5 Kn, L ü. a.: 133,96 m, B  : 17,29 m. Pass.: 104 1. Kl., 246 2. Kl., 416 3. Kl., Bes.: 210.702 Ausführung  : AG Vulcan/Stettin (Baunr. 666). Geschichte  : 2. 5. 1922 Stapellauf, 16. 9. 1922 Jungfernfahrt, danach Südamerika-Dienst, 1925 Umbau der Passagiereinrichtungen und Umbenennung in Madrid, 1935 Verkauf an die Reederei Hamburg-Süd/ Hamburg, bei Kriegsbeginn 1939/40 in Las Palmas (E) aufgelegt, seit 15. 2. 1941 Wohn- und Zielschiff der dt. Kriegsmarine, 9. 12. 1941 Versenkung vor Den Helder (NL). Sierra Ventana Daten  : 11.392 BRT, 14,5 Kn, L ü. a.: 155,7 m, 702 Kludas 1992, 17f.

210 | Werkver zeichnis

B  : 18,84 m. Pass.: 157 1. Kl., 936 3. Kl., Bes.: 300. Bremer Vulkan/Vegesack (Baunr. 610). 16. 5. 1923 Stapellauf, 8. 9. 1923 Jungfernfahrt, danach Südamerika-Dienst, 1926 Umbau der Passagiereinrichtungen, ab 1931 auf der Ozean-Linie von Hamburg nach Mexiko eingesetzt, 1935 Übergabe an Italien und Umbenennung in Sardegna, 1937 an Lloyd Triestino, seit Oktober 1940 ital. Truppentransporter, 29. 12. 1940 Versenkung vor Vlora (AL).

Sierra Cordoba Daten  : 11.469 BRT, 14,5 Kn, L ü. a.: 155,7 m, B  : 18,84 m. Pass.: 157 1. Kl., 936 3. Kl., Bes.: 300. Ausführung  : Bremer Vulkan/Vegesack (Baunr. 611). Geschichte  : 26. 9. 1923 Stapellauf, 26. 1. 1924 Jungfernfahrt, danach Südamerika-Dienst, ab 1927 Kreuzfahrten und Nordatlantik-Dienst, 1928 Umbau der Passagiereinrichtung, 1935 an DAF und Umbau zum Einklassenschiff, danach KdF-Reisen, seit März 1940 Wohnschiff der dt. Kriegsmarine in Kiel und Hamburg, ab Mai 1945 Wohnschiff der brit.

Marine, 1946 Brand, 1948 auf Schleppreise nach Schottland gesunken. Sierra Morena Daten  : 11.430 BRT, 14,5 Kn, L ü. a.: 155,7 m, B  : 18,84 m. Pass.: 157 1. Kl., 936 3. Kl., Bes.: 298. Ausführung  : Bremer Vulkan/Vegesack (Baunr. 612). Geschichte  : 3. 6. 1924 Stapellauf, 25. 10. 1924 Jungfernfahrt, danach Südamerika-Dienst, ab 1928 auch Kreuzfahrten, 1934 an DAF und Ausbau für 1.000 Passagiere, danach als Der Deutsche KdF-Reisen, seit 1940 Transport- und Wohnschiff der dt. Kriegsmarine, im Mai 1945 Versenkung, 1947 Hebung, danach als Asia im sowjetrussischen Dienst, 1970 Abwrackung. Einrichtung  : Deutsche Holzkunstwerkstätten  : Rauchsalon 1. und 3. Kl., Gesellschaftssalon 1. Kl. und Speisesaal 3. Kl., Laube, Damensalon 3. Kl.; J. H. Schäfer & Co./Bremen  : Treppenhäuser 1. und 3. Kl., Luxuskabinen  ; Steiniger & Co./Bremen-Hemelingen  : Wohn- und Schlafzimmer des Kapitän  ; VW  : Speisesaal 1. Kl., Kinderzimmer. Künstler  : Alfred Hagel  : Aquarelle im Gesellschaftssalon 1. Kl. der Sierra Morena, Gemälde im Speisesaal 1. Kl. der Sierra Ventana  ; Angelo Jank  : Gemälde (Picknick) im Speisesaal 1. Kl. der Sierra Morena  ; Hans Reinhold Lichtenberger  : Gemälde (Spanische Szenen) im Rauchsalon 1. Kl. der Sierra Morena  ; Max Schwarzer  : Aquarelle im Gesellschaftssalon 1. Kl. (stilisierte Landschaften) und im Speisesaal 1. Kl. (Diana, Venus, Ceres, Luna) der Sierra Morena  ; Josef Wackerle/München  : vier Supraportenreliefs (verm. Chinoiserien) im Gesellschaftssalon 1. Kl., vier Bronzefiguren im Rauchsalon 1. Kl., vier Reliefs seitlich der Emporenfenster sowie geschnitzte Ge703 Von den Sierra-Dampfern besitzt nur die Sierra Nevada eine zweite Klasse, bei der aber mangels Quellen unklar ist,

Quellen  :

Literatur  :

hänge unter Wandleuchtern im Speisesaal 1. Kl.; Emil Rudolf Weiß/Berlin  : Gemälde im Speisesaal 1. Kl. der Sierra Cordoba. BSB, Ana 325.A.IV.2.(passim)  ; A.IV.3.(passim)  ; A.IV.8.(passim)  ; A.VII.3.5.1–19  ; B.[TPLT 1922/23]  ; DSM, Fotoslg. Lloyd-Jahrbuch 1922/23, 237–243  ; 1924, 218–223 (Sierra Morena)  ; Südamerika 1924  ; 1924a  ; Sierra Cordoba 1934  ; Kludas 1992, 17–19  ; Thiel 2004, 46f.; Trennheuser 2004, v. a. 234–236.

Die Inneneinrichtung der Schwesternschiffe umfasst die Gesellschaftsräume 1.  Kl. auf Boots- und Promenadendeck, den Speisesaal 1.  Kl. im B-Deck sowie Luxuskabinen und Kabinen 1. Kl., in der wegen der fehlenden zweiten Klasse aufgewerteten dritten Klasse außerdem die Gesellschaftsräume im A-Deck und den Speisesaal im B-Deck.703 84 Entwurf für »Deutsche-Bank-Sa al« September 1921. Verm. nicht realisiert. Quelle  : BSB, Ana 325.B.[NPLT 1921].

85 Haus Papst, Garmisch Oktober–November 1921. Nicht realisiert. Auftraggeber  : Heinrich Papst, Bankoberinspektor. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.23.57, 69f.; B.[NPLT 1921].

Von den zwei Aufrissvarianten ist eine dem Heimatstil, die andere dem Neobarock verpflichtet. Eine Ausführung unterbleibt aus finanziellen Gründen. 86 Speisezimmer für Paul Biedermann, Bremen Oktober–Dezember 1921. Donandtstr. 14. Verbleib unbek. Ausführung  : J. H. Schäfer/Bremen. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim). ob sie von Troost eingerichtet wird.

Paul Ludwig Troost | 211

87 Einrichtung in Haus und Verwaltungsgebäude Scheufelen, Oberlenningen Dezember 1921, Januar–Dezember 1923. Adolf-Scheufelen-Straße 26. Verbleib unbek. Entwurf  : PLT (Privatarbeitsraum und Herrenschlafzimmer, Einzelmöbel)  ; Albert Eitel/ Stuttgart (Wohnhaus)  ; Ernst Haiger/München (Diele, Wohn- und Gartenzimmer)  ; Bruno Paul/Berlin (Speisezimmer). Auftraggeber  : Adolf oder Heinrich Scheufelen, Papierfabrik Scheufelen. Ausführung  : VW. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; B.[TPLT 1921]. May 1924. Literatur  :

89 Zwei Dampfer der Köln-Klasse 1921 – März 1922. Verbleib unbek. Köln Daten  :

9.265 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 150,36 m, B  : 18,51 m. Pass.: 270 2. Kl., 752 3. Kl., Bes.: 183.704 Ausführung  : Bremer Vulkan AG/Vegesack (Baunr. 591). Geschichte  : 12. 11. 1921 Stapellauf, 14. 3. 1922 Ablieferung, danach La Plata-Dienst, 1928 Umbau der Passagiereinrichtungen, danach Kanada-Dienst, 1934 Umbau zum Frachter, 27. 6. 1940 bei Gävle (S) gestrandet. Crefeld Daten  :

Im Verwaltungsgebäude richtet Troost den Privatarbeitsraum ein, im Wohnhaus das Herrenschlafzimmer. Zudem entwirft er Einzelmöbel für Diele, Garten- und Empfangszimmer sowie für weitere Ar- Ausführung  : beitsräume im Verwaltungsgebäude. Geschichte  :

88 Fünf R äume für »Deutsche Gewerbeschau München«, München Dezember 1921 – Juni 1922. Bavariapark (früher  : Ausstellungspark). Verbleib unbek. (Abb. 42). Ausführung  : VW  : Repräsentationsraum von NDL und HAPAG, Kabine 1. Kl. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.3.51–77  ; B.[TPLT 1920]. Burger 1922  ; Deutsche Gewerbeschau Literatur  : 1922, 30, 54, 171  ; Wolf 1922  ; Popp 1923  ; Nerdinger 1979; 1980; Ziffer 1997, 278f.; Moser 2010.

Künstler  : Quellen  : Literatur  :

9.573 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 150,87 m, B  : 18,55 m. Pass.: 282 2. Kl., 756 3. Kl., Bes.: 192. Flensburger Schiffsbau-Gesellschaft/Flensburg (Baunr. 360). 23. 12. 1921 Stapellauf, 25. 6. 1922 Ablieferung, danach La Plata-Dienst, 1928 Umbau der Passagiereinrichtungen, danach Kanada-Dienst, 1934 Umbau zum Frachter, 4. 4. 1941 Selbstversenkung. Alfred Hagel/München  : Gemälde (Frauenbildnis) im Treppenhaus. BSB, Ana 325.A.VII.3.4.1f.; DSM, Fotoslg. Köln/Crefeld 1922  ; Lloyd-Jahrbuch 1922/23, 242f.; Kludas 1992, 15f.; Thiel 2004, 20–24  ; Trennheuser 2004, 234.

Beide Schwesterschiffe besitzen nur eine zweite Klasse, in der Troost Speise‑, Rauch- und Damenzimmer einrichtet.

In Halle  I richtet Troost die zusammenhängenden Räume der Porzellanmanufakturen Berlin, Nymphenburg und Meißen ein, in Halle  VI, mit dem Hamburger Architekten Grasemann, den gemeinsa- 90 Musiksalon für Sigmund Gildemeister, Hamburg men Repräsentationsraum von NDL und HAPAG. Ausgestellt wird ferner eine Kabine 1.  Kl. der Co- 1921/22. Adalbertstr. 11/13. Ausführung ungewiss. Auftraggeber  : Sigmund Gildemeister, Kaufmann. lumbus (I). 704 Kludas 1992, 15.

212 | Werkver zeichnis

Quellen  : Literatur  :

BSB, Ana 325.A.I.3.11.15  ; A.I.3.12.48  ; StaatsA HB, 7,2022-I–III. Reiners 2004.

Geschichte  :

91 Haus Gebbert, Erlangen April–Mai 1922. Loewenichstr. 9. Nicht realisiert. Auftraggeber  : Marie Gebbert, Unternehmerwitwe. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.3.78–89.

Der Entwurf zeigt große Ähnlichkeit mit Haus Kupelwieser (s. Abb. 25). 92 Sechs Schiffe der Weser-Klasse Juni 1922 – Dezember 1924. Verbleib unbek. Weser Daten  :

9.450 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 142 2. Kl., 816 3. Kl., Bes.: 142.705 Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 323). Geschichte  : 7. 6. 1922 Stapellauf, 11.11.1922 Jungfernfahrt, danach La Plata-Dienst, 1931 in Bremen aufgelegt und 1933 abgewrackt.

Werra Daten  :

9.475 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 145 2. Kl., 818 3. Kl., Bes.: 150. Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 324). Geschichte  : 21. 9. 1922 Stapellauf, 3. 2. 1923 Jungfernfahrt, danach La Plata-Dienst, 1935 an Italien, ab 1936 als Calabria vom Lloyd Triestino bereedert, 10. 6. 1940 Beschlagnahmung in Kalkutta durch Großbritannien, 8. 12. 1940 Versenkung westlich von Irland. Saarbrücken Daten  : 9.429 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 98 2. Kl., 100 3. Kl., Bes.: 176. Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 325).

28. 6. 1923 Stapellauf, 10. 11. 1924 Jungfernfahrt, danach Ostasien-Dienst, 1935 an Italien, ab 1936 als Toscana vom Lloyd Triestino bereedert, 1943–1945 Nutzung durch die Alliierten, 1960 in Triest aufgelegt, 1962 Abwrackung in Genua.

Coblenz Daten  :

9.449 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 98 2. Kl., 100 3. Kl., Bes.: 176. Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 326). Geschichte  : 17. 8. 1923 Stapellauf, 2. 2. 1924 Jungfernfahrt, danach Ostasien-Dienst, 1935 als Sicilia an Italia-Reederei, 1936 an Lloyd Triestino, seit Februar 1941 Lazarettschiff der ital. Marine, 5. 4. 1943 Versenkung vor Neapel. Trier Daten  :

9.415 BRT, 12,5 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 98 2. Kl., 100 3. Kl., Bes.: 183. Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 327). Geschichte  : November 1923 Stapellauf, 3. 1. 1925 Jungfernfahrt, danach Ostasien-Dienst, 1936 an Türkei, als Erkin in türk. Marine, 1956 Abwrackung. Fulda Daten  :

9.492 BRT, Motorschiff, 14 Kn, L ü. a.: 146 m, B  : 17,57 m. Pass.: 89 2. Kl., 107 3. Kl., Bes.: 152. Ausführung  : AG Weser/Bremen (Baunr. 328). Geschichte  : 12. 8. 1924 Stapellauf, 14. 12. 1924 Jungfernfahrt, danach Ostasien-Dienst, 1935 Umbau der Passagiereinrichtung, 1940 an Japan, als Teikoku Maru von Teikoku Sempaku bereedert, 30. 12. 1944 Versenkung bei Cap Bolinao (RP).

705 Kludas 1992, 20–23.

Paul Ludwig Troost | 213

Bauleiter  : Quellen  :

Lorenz Schamper/München. BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.11.1– 32  ; A.VII.1.43  ; B.[TPLT 1922]  ; LBK, Bauakt 29798.

Die schlichten Außenseiten sind zwischen Ecklisenen lediglich auf den Längsseiten in Achsen gegliedert. Neben dem Wohnhaus entwirft Troost noch das Dienerhaus. 1944 durch Bomben stark beschädigt, wird das Haus 1947/48 nach den Originalplänen wiederhergestellt. 153  Haus Böninger (II), München, 1922–1924 (WV 93)

94 Zwei Dampfer der München-Klasse München (II)

Einrichtung  : Deutsche Holzkunstwerkstätten/Bremen  : Rauch- und Damensalon 2. Kl.; Carl Friese Möbelfabrik/Kiel  : Speisesaal 2. Kl. Künstler  : Eduard Thöny/München  : Zeichnungen (Sportszenen) in Rauchsalon 2. Kl.; Hans Thoma/Karlsruhe  : Zeichnungen im Damensalon 2. Kl. Quellen  : BSB, Ana 325.A.VII.3.3.1–5  ; B.[TPLT 1922/23]  ; DSM, Fotoslg. Literatur  : Lloyd-Jahrbuch 1922/23, 243–245  ; 1924, 217f., 225–230  ; Weser/Werra 1924, 243– 245  ; Coblenz 1924  ; Fulda 1925  ; Kludas 1989, 164–166  ; 1992, 20–23  ; Thiel 2004, 28–30, 55f.

1922 – Juni 1923. Verbleib unbek. (Farbtaf. 4, 5). Daten  : 13.325 BRT, 15,75 Kn, L ü. a.: 168 m, B  : 19,8 m. Pass.: 171 1. Kl., 350 2. Kl., 558 3. Kl., Bes.: 356.706 Ausführung  : AG Vulcan/Stettin (Baunr. 669). Geschichte  : 25. 11. 1922 Stapellauf, 21. 6. 1923 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1925/26 und 1930/31 Umbau der Passagiereinrichtungen, 1931 Umbenennung in General von Steuben, ab 1935 Kreuzfahrten, 1938 Umbenennung in Steuben, ab 1940 Wohnschiff der dt. Kriegsmarine, 1944 Verwundetentransporter, 1945 bei Evakuierung dt. Ostgebiete eingesetzt, 10. 2. 1945 Versenkung vor Stolpmünde (Ustka/PL).

In der zweiten Klasse – eine erste gibt es nicht – entwirft Troost den Damen- und Rauchsalon im Boots- Stuttgart deck, den Speisesaal im A-Deck sowie die Luxus- 1923 – Januar 1924. Verbleib unbek. Daten  : 13.367 BRT, 16 Kn, L ü. a.: 168 m, kammern.

Juli 1922 – Februar 1924. Scheinerstr. 5. Erhalten (Abb. 153). Auftraggeber  : Eugen Böninger, Jurist und Publizist. Baugen.: 26. 4. 1923.

B  : 19,8 m. Pass.: 171 1. Kl., 338 2. Kl., 596 3. Kl., Bes.: 316. Ausführung  : AG Vulcan/Stettin (Baunr. 670). Geschichte  : 31. 7. 1923 Stapellauf, 15. 1. 1924 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1928 Umbau der Passagiereinrichtungen,

706 Kludas 1992, 24 (auch für Stuttgart).

707 Raffalt/Zinkand 2000, 29.

93 Haus Böninger (II), München

214 | Werkver zeichnis

1933/34 Schulschiff in Bremerhaven, 1938 an DAF, danach KdF-Reisen, ab 1939 Lazarettschiff, 9. 10. 1943 Selbstversenkung in der Ostsee. Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München  : Speisesaal 1. Kl.; Deutsche Holzkunstwerkstätten/Bremen  : Luxuskammern, Speisesaal, Rauch- und Damensalon 2. Kl.; Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  : Rauch- und Gesellschaftssalon und Schreibzimmer 1. Kl. Hans Gött  : zwei Gemälde (Kopien nach Künstler  : Carl Rottmann) für unbek. Raum  ;707 Alfred Hagel  : Gemälde (Tegernseer Landschaft) im Speisesaal 1. Kl.; Eduard Thöny  : Wandgemälde (Parade bei der Feldherrnhalle) im Rauchsalon 1. Kl.; Josef Wackerle/München  : Kandelaber und Bronzen im Gesellschaftssalon 1. Kl., Türschnitzereien und Raucherfiguren im Rauchsalon 1. Kl., Bronzen (Neptun, Triton) im Schreibzimmer 1. Kl. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6402– 6405  ; BSB, Ana 325.A.IV.2.(passim)  ; A.IV.4.(passim)  ; A.IV.8.(passim)  ; A.VII.3.6.1–20  ; A.VII.3.7.1  ; B.[TPLT 1922/23]  ; DSM, Fotoslg. Literatur  : Lloyd-Jahrbuch 1922/23, 232–237  ; Arens 1923  ; München 1923–1923c  ; 1928  ; Kludas 1989, 108f.; 1992, 24f.; Thiel 2004, 35f., 41–45  ; Trennheuser 2004, v. a. 236f.

Troost entwirft sämtliche Gesellschaftsräume 1. und 2. Kl. zwischen B- und D-Deck sowie die Kabinen 1. Kl. 95 Yacht Nimet Allah 1923. Verbleib unbek. Daten  :

1.170 BRT, 15 Kn, L ü. a.: 70 m, B  : 9,6 m.

Auftraggeber  : Abbas Hilmi II., 1892–1914 Khedive von Ägypten. Ausführung  : Germaniawerft/Kiel. Geschichte  : 1934 an Baronesse Yvonne Cotnareanu/Le Havre verkauft, Umbenennung in Alphée, später frz. Marinedienst, 1942 Selbstversenkung vor Nordafrika, nach 1945 Bergung und weiterer Dienst.708 Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München. Literatur  : Nimet Allah 1924  ; Id 1926, 104–107.

Die Einrichtung umfasst Gesellschaftsraum, Salon, Spiel‑, Schreib- und Speisezimmer sowie die Schlafkabinen. 96 Haus Biedermann, Bremen März 1924 – Juni 1925. Donandtstr. 18. Erhalten. Auftraggeber  : Paul Biedermann, Techn. Direktor beim NDL. Baugen.: 27. 3. 1924. Bauleiter  : Hermann Schelb/Bremen. Einrichtung  : J. H. Schäfer/Bremen. Quellen  : BAB, Bauakt Donandtstr. 18  ; BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.15.1–151  ; B.[TPLT 1924/25]  ; StaatsA HB, 4,125/1– 1885  ; 7,2022-I & III.

Das zweigeschossige Wohnhaus hat zwischen Ecklisenen schmucklose Außenwände, der Abschluss erfolgt durch ein Walmdach. Von Troosts Innenräumen sind keine Fotos bekannt. Nach seiner starken Beschädigung im Krieg wird das Haus 1946 vereinfacht wiederaufgebaut. 97 Wohnung Paul Ludwig Troost, ­München April 1924 – September 1925. Kaulbachstr. 10. Verbleib unbek. (Abb. 154). Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.1.1–30  ; A.II.3.90–109  ; B.[TPLT 1924/25].

708 http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=12545. 20;wap2, 23.4.2011.

Paul Ludwig Troost | 215

Literatur  :

Kain 1925  ; Bayer-Münch 1930  ; Berents 1997, 71–74  ; Schwarzwälder 2003, 434.

In dem Weinlokal richtet Troost Vorraum, Weinstube, Jagdzimmer sowie die beiden Separatspeisezimmer, das Lloydzimmer und den Grünen Salon ein.709 Gebäude und Einrichtung werden 1944 durch Bomben zerstört, die Ruine 1960 abgetragen.710 99 Wohnung Andresen, Bremen

154 Wohnung Paul Ludwig Troost – Blick von Musikzimmer in Bibliothek, München, 1924/25 (WV 97)

Nach dem Einzug Gerdy Troosts nimmt Troost eine Neuordnung und partielle Neumöblierung seiner Sechszimmerwohnung vor. Die bewegliche Einrichtung wird von Gerdy Troost 1934 in Teilen in ihre neue Wohnung überführt (WV 136). 98 Einrichtung Jakobihalle, Bremen Juni 1924 – März 1925. Jakobikirchhof 8–17. Nicht erhalten (Abb. 43). Auftraggeber  : Marie Kalb, Eigentümerin. Ausführung  : Deutsche Holzkunstwerkstätten/Bremen. Künstler  : Alfred Hagel  : Gemälde (Ruhe auf der Jagd) im Jagdzimmer, zwei Aquarelle (Themen aus der »Fledermaus« von Johann Strauss) im Grünen Salon  ; Julius Hess  : zwei Stillleben im Grünen Salon  ; Wilhelm Schulz  : Landschaftsgemälde im Jagdzimmer  ; Eduard Thöny  : Gemälde (Jagdszenen) im Jagdzimmer  ; Josef Wackerle/München  : Bronzeskulptur (Flora) und Türschnitzereien im Lloydzimmer, Schnitzereien (Die Ernte, Die Kelter, Der Trunk, Bacchische Szene, In Vino Veritas) in Weinstube. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.14.1–22  ; A.VII.1.76–90  ; StaatsA HB, 4, 125/1– 4503, 1–5362. 709 Bayer-Münch 1930.

216 | Werkver zeichnis

Juni 1924 – November 1925. Contrescarpe 139. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Johannes Andresen, Leiter der Deutschen Holzkunstwerkstätten Bremen. Ausführung  : Verm. Deutsche Holzkunstwerkstätten/ Bremen. Künstler  : Alfred Hagel  : Gemälde (Mars und Venus) im Damenzimmer  ; Angelo Jank/München  : unbek. Bild. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.13.1– 20  ; A.II.23.30  ; B.[TPLT 1925].

Die nur von Entwürfen bekannte Einrichtung umfasst mindestens sieben Räume. Das Haus wird vermutlich im Krieg zerstört. 100 Vier R äume für Hermann Bultmann, Bremen September 1924 – April 1925, November 1926. Klugkiststr. 1a. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Hermann Bultmann, Stellvertretender Direktor beim NDL. Ausführung  : Verm. VW. Künstler  : Julius Hess/München  : Stillleben im Damenzimmer. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.12.1– 13  ; B.[TPLT 1924/25].

Die Neuausstattung umfasst Speise‑, Wohn‑, Damen- und Herrenzimmer.

710 Schwarzwälder 2003, 434.

101 Einrichtung Café Ark adia, München November 1924 – Dezember 1925. Prielmayerstr. 1. Verbleib unbek. Auftraggeber  : Oskar Stock, Eigentümer. Bauleiter  : Otto Marschall/München. Künstler  : Alfred Hagel/München  : Wandmalereien. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; B.[TPLT 1924/25]  ; StadtA M, LBK 14990.

1975 wird das Gebäude abgebrochen. 102 H aus Jäger, Mannheim Dezember 1924 – Dezember 1926. Philosophenplatz 4. Nicht erhalten (Abb. 155). Auftraggeber  : Gottlieb Jäger, Direktor der Badischen Aktiengesellschaft für Rheinschiffahrt und Seetransport. Bauleiter  : »Architekt Weiß«/Mannheim. Einrichtung  : VW/München. Künstler  : Hans Gött  : Supraporte  ; Hermann Gradl/ Landsberg am Lech  : Bildhauerarbeiten in Vorhalle und Musikzimmer  ; Alfred Hagel  : Wandbild im Musikzimmer  ; Julius Hess  : Gemälde  ; Josef Wackerle/München  : Bronzen (Musik, Poesie). BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.16.1– Quellen  : 116  ; A.II.23.41  ; A.VII.1.44–46, 101  ; B.Wohnhausbau für Reedereidirektor Jäger, 1926  ; [TPLT 1921, 1923–1927].

Das Haus zeichnet eine am Rokoko angelehnte Dekoration des Haupteingangs sowie von Tür- und Fenstergiebeln aus. Im Innern richtet Troost die Vorhalle, vermutlich auch das Speisezimmer ein und entwirft einzelne Möbel. Nicht ausgeführt werden die Entwürfe für das Musikzimmer. 1945 wird das Haus durch Bomben zerstört. 103 Dampfer Berlin Ca. Januar–September 1925. Verbleib unbek. (Abb. 41). Daten  : 15.286 BRT, 16,5 Kn, L ü. a.: 174 m,

155  Haus Jäger, Mannheim, 1924–1926 (WV 102)

B  : 21,08 m. Pass  : 313 1. Kl., 284 2. Kl., 511 3. Kl., Bes.: 326.711 Ausführung  : Bremer Vulkan/Vegesack (Baunr. 614). Geschichte  : 24. 3. 1925 Stapellauf, 26. 9. 1925 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, 1929 und 1932 Umbau der Passagiereinrichtungen, ab 1934 KdF-Reisen, 1938 in Bremerhaven aufgelegt, ab 1939 Lazarettschiff, ab 1944 Wohnschiff der dt. Kriegsmarine in Gotenhafen (Gdynia/PL), 31. 1. 1945 vor Swinemünde (Świnoujście/ PL) gesunken, 1948 Hebung durch die sowjetruss. Marine und Instandsetzung, ab 1957 als Admiral Nachimov Passagier- und Frachtschiff, 1986 Untergang nach Kollision vor Noworossijsk (RUS). Einrichtung  : Deutsche Holzkunstwerkstätten  : Speisesaal, Grill-Room, Kinderspeisezimmer, Kabinen 1. Kl., Turnhalle sowie Gesellschaftssalon, Rauchsalon und Speisesaal 2. Kl.; J. H. Schäfer & Co./Bremen  : Rauchsalon, Laube, Haupt- und Nebentreppenhäuser mit anschließenden Gängen, Laube mit Vorraum und Blumenverkaufsstand, Obersteward-Büro 1. Kl., Verkaufsstände in 1. und 2. Kl., Treppenhäuser 2. Kl.; VW  : Halle, Schreibzimmer, Biblio-

711 Kludas 1992, 26.

Paul Ludwig Troost | 217

Künstler  :

Quellen  :

Literatur  :

thek 1. Kl., Luxuskammern mit daneben liegenden Gängen. Alfred Hagel  : dekorative Wandmalereien (antikisierende Motive, griechische Dichter und Lyriker) in Bibliothek 1. Kl., zwei Gemälde (Kartenspieler, Raucher) im Rauchsalon 1. Kl.; Gemälde im Speisesaal 1. Kl.; Josef Wackerle/München  : sechs Skulpturen (u. a. Martin Behaim, Marco Polo, James Cook, Heinrich der Seefahrer) in Halle 1. Kl., Reliefschnitzereien im Speisesaal 1. Kl., zwei Bronzeputti im Gesellschaftssalon 2. Kl.; Emil Rudolf Weiß/ Berlin  : Zwei Gemälde (u. a. Sonntagsgesellschaft beim Landgang) in Halle 1. Kl. BSB, Ana 325.A.IV.2.(passim)  ; A.IV.5.1– 73  ; A.IV.8.(passim)  ; A.VII.3.6.21–41  ; B.[TPLT 1925]  ; DSM, Fotoslg.; StaatsA HB, 10, B-Al-930. Berlin 1925  ; 1925a  ; 1926  ; 1931  ; Kludas 1992, 26f.; Thiel 2004, 60–64  ; Trennheuser 2004, v. a. 241.

Quellen  :

Hagel/München  : Wandmalereien (Trinkszenen, Wein-Motive). BSB, Ana 325.A.II.21.1–6  ; A.II.23.85  ; A.VII.1.91–98  ; B.[TPLT 1925]  ; StadtA N, A 70 Nr. 8  : Chronik der Stadt Nürnberg, 641 [25. 12. 1925].

Anfang 1945 wird das Restaurant zusammen mit dem Bahnhofsgebäude durch Bomben zerstört. 105 Salon und Herrenzimmer für Hermann Christian Helms, Bremen August–Oktober 1925. Parkallee 101. Nur Herrenzimmer ausgeführt, Verbleib unbek. Auftraggeber  : Hermann Christian Helms, Direktor der Deutschen Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa. Ausführung  : Verm. VW. Quellen  : BSB, Ana 325.A.I.3.(passim)  ; A.II.19.8.1– 22  ; B.[TPLT 1925].

106 Einrichtungsentwurf für Passagierwaggons 1. und 2. Kl. der Deutschen Reichsbahn

Troost richtet die Gesellschaftsräume 1.  Kl. auf A- und B-Deck und die der 2.  Kl. im D-Deck ein, Oktober 1925 – Juni 1926. Nicht realisiert. außerdem die in E- und D-Deck untergebrachten Auftraggeber  : Dt. Reichsbahn. BSB, Ana 325.B.[TPLT 1925/26]. Speisesäle beider Klassen sowie das Kinderesszim- Quellen  : mer 1. Kl. und den Grill-Room 1. Kl., außerdem die Luxuskabinen und Kabinen 1. Kl., das Haupt- und Neben Troost liefert auch Bruno Paul Entwürfe, die Nebentreppenhaus 1. Kl., Wohn- und Schlafzimmer ebenfalls unbekannt sind.712 des Kapitäns im A-Deck sowie Barbier- und Damen107 Speise- und Damenzimmer in Villa frisiersalon 1. Kl. im D-Deck. Weyermann, Bamberg 104 Einrichtung Weinrestaur ant im Oktober 1925, Dezember 1926 – Februar 1927. Brennerstr. 17. Verbleib unbek. Hauptbahnhof, Nürnberg Mitte 1925 – Dezember 1925. Ehem. Fürstensalon im Hauptbahnhof. Verbleib unbek. (Abb. 44). Auftraggeber  : Karl Stölzle, Pächter und Hotelier in München. Ausführung  : VW. Künstler  : (Georg  ?) Fuchs  : Wandmalereien  ; Alfred

Auftraggeber  : (Anna Sabine  ?) Weyermann, Mälzereibesitzerin. Ausführung  : VW. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 11472  ; BSB, Ana 325.B.[TPLT 1925/26].

712 Vgl. Paul 1992.

713 BSB, Ana 325.B.[TPLT 21.9.1927].

218 | Werkver zeichnis

156  Speisesaalentwurf für Sanatorium St. Blasien (Zeichnung von Alfred Hagel), 1925–1927 (WV 108)

108 Speisesa alentwurf für Sanatorium, St. Blasien November 1925 – August 1927. Muchenländer Str. 4. Nicht realisiert (Abb. 156). Auftraggeber  : (Otto  ?) Pohlau, Sanatoriumsleitung. Künstler  : Alfred Hagel/München  : Skizze für Gemälde. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6397  ; BSB, Ana 325.A.I.3.16.64  ; A.II.17.1–12  ; A.II.23.75  ; A.VII.1.99f.; B.[TPLT 1925– 1927].

natoriums befindet sich heute die Lungenfachklinik St. Blasien. 109 Sitzungssa al im Bankhaus Merck Finck & Co., München Ca. August – September 1926. Pacellistr. 16. Erhalten. Auftraggeber  : August von Finck, Bankier. Ausführung  : VW. Künstler  : Hermann Gradl/Landsberg am Lech  : Ausführung von Wackerles Skulpturen  ; Josef Wackerle/München  : Allegorische Schnitzfiguren (Neptun, Merkur, Ceres, Vulkan). Quellen  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1926/27].

Der Speisesaal sollte mit Wandmalereien und üppigen Kristallleuchtern festlich ausgestattet werden. Nach Meinungsverschiedenheiten mit der Sanatori- 110 Turbinenschiff Europa umsverwaltung bezüglich des Grundrisses und der Dezember 1926 – April 1930. Einzelne Einrichtungsgevon ihm favorisierten Ausstattung mit Marmor sagt genstände erhalten (Abb. 36, 37, 45–48, 61, Farbtaf. 7). 49.746 BRT, 29 Kn, L ü. a.: 286 m, Troost den Auftrag im Herbst 1927 ab.713 Unbe- Daten  : B  : 31 m. Pass.: 807 1. Kl., 524 2. Kl., 306 kannt ist, ob der Anbau später von einem anderen Touristenkl., 605 3. Kl., Bes.: 990.714 Architekten realisiert wird. In den Gebäuden des Sa-

714 Kludas 1992, 84f.

Paul Ludwig Troost | 219

Entwurf  :

PLT  ; Klaus Hoffmann und Fridolin Mezger/Hamburg (Gesellschaftsräume der Touristenkl.). Ausführung  : Blohm & Voss/Hamburg (Baunr. 479). Geschichte  : 15. 8. 1928 Stapellauf, Oktober 1928 – Januar 1929 Baustopp wegen Streik, 26. 3. 1929 Brand während Bauarbeiten (die Gesellschaftsräume sind noch nicht montiert),715 19. 3. 1930 Jungfernfahrt, danach Nordatlantik-Dienst, ab Oktober 1939 Wohnschiff der dt. Kriegsmarine in Bremerhaven, 1942 Umbau zum Flugzeugträger geplant, ab 25. 8. 1945 Truppentransporter AP 177 der US-Army, 1946 an Frankreich, 8. 12. 1946 nach Kollision im Hafen von Le Havre gesunken, 1947– 1950 nach Hebung und Instandsetzung als Liberté von der CGT im NordatlantikDienst eingesetzt, 1961 in Le Havre aufgelegt, 1962 Abwrackung in La Spezia. Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Moritz Ballin/München  : Bibliothek, Damensalon 2. Kl.; Brauer & Wirth/Stuttgart  : Kinder- und Bedienstetenspeisezimmer  ; Deutsche Holzkunstwerkstätten/Bremen  : Sonnendeckrestaurant  ; Carl Friese Möbelfabrik/ Kiel  : Ladenstraße, Speisesaal 2. Kl., Treppenhäuser und Vorplätze 2. Kl.; Heinrich Pallenberg/Köln  : Rauchsalon 1. Kl., Halle 2. Kl.; Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/München  : Ballsaal, Rauchsalon 2. Kl.; J. H. Schäfer & Co./Bremen  : Treppenhäuser und Vorplätze 1. Kl. mit OCCVerkaufsraum  ; VW  : Halle und Speisesaal 1. Kl., Nymphenburg-Zimmer. Weitere Firmen  : Kunstmetall-Werkstätten Eugen Ehrenböck  : Leuchtkörper  ; Erzgießerei Ferdinand von Miller  : Guss von Wackerles »Europa mit dem Stier«  ; Münchner Gobelin-Manufaktur  : Ausführung der Gobelins von Hagel und Gött  ; Staatliche

715 Kludas 1989, 94; Thiel 2004, 115f.

220 | Werkver zeichnis

Künstler  :









Porzellanmanufaktur Nymphenburg  : Ausführung der Majoliken Walsers  ; Vereinigte Süddeutsche Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei/München  : Ausführung der Mosaiken Unolds und Götts  ; Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff/ Berlin  : Deckenmosaiken in Halle 1. Kl., Ausführung von Schwarzers Mosaiken im Speisesaal 1. Kl. sowie im SchurmannZimmer. Karl Anderson  : drei Deckenreliefs (Exotische Vögel) in Halle 2. Kl.; Lothar Bechstein  : mindestens drei Gemälde (Arkadische Idyllen) im Vorraum des Sonnendeckrestaurants  ; Fritz Claus  : zwei Büsten (Immanuel Kant, Ralph Waldo Emerson) in Bibliothek  ; Otto Dill/München  : zwei Gemälde (Hubertusjagd, Polospiel) im Rauchsalon 1. Kl.; Käthe von Dombrowski/New York  : Kohlezeichnungen (Reiter im roten Rock, Indianer zu Pferde, Polospieler, Cowboy auf bockendem Pferd) im Vorraum des Rauchsalons 1. Kl.; Fritz Erler  : zwei Porträts (Jacob Gould Schurmann/Botschafter der USA und Ines Glässel, Tochter des NDL-Generaldirektors Ernst Glässel) in der Ladenstraße  ; Hermann Geibel  : zwei Bronzegruppen (Tanz, Musik) in Halle 2. Kl.; Hans Gött/München  : Entwurf von vier Gobelins (Europa-Sage) im Speisesaal 1. Kl., Triptychon-Mosaiken (Galatea, Triton, Najade) im Schwimmbad  ; Hermann Gradl/Landsberg am Lech  : Modell zu Kandelaber in Halle 1. Kl.; Alfred Hagel  : Entwurf zu Gobelin (Flötenszene Taminos aus der »Zauberflöte«) im Ballsaal  ;

















Eugen Henke  : Wandbrunnen (Putten auf Delfin reitend) im Schwimmbad, acht Holzreliefs (Die vier Elemente) über Durchgängen im Speisesaal 2. Kl.; Julius Hess  : Landschaftsgemälde im Speisesaal 2. Kl.; Friedrich Heubner  : vier Gemälde (Motive aus Shakespeares »Sommernachtstraum«) im Vorraum des Ballsaals, 12 Farbglasfenster (Raucher-Motive) im Rauchsalon 2. Kl.; Otto Albert Hirth  : Gemälde (Romantische Landschaften und Architekturfantasien) und Supraporten (Jagd, Fischfang) in Laube 2. Kl.; Elisabeth Jäger  : Wandmalereien im Kinderspielzimmer 2. Kl.; Angelo Jank/München  : zwei Gemälde (Sauhatz, Falkenjagd) im Sonnendeckrestaurant  ; Ulfert Jansen/Stuttgart  : Büste (Walt Whitman) in Bibliothek  ; Adolf Keßler/Goldramstein  : Gemälde (Weinlese in der Pfalz, Vogesen bei Trifels) im Rauchsalon 2. Kl.; Karl Killer  : Bronzewappen von Bremen und New York über den Haupteingängen der Halle 1. Kl.; Georg Müller/München  : Büste (Goethe) in Bibliothek  ; Emil Orlik/Berlin  : Gemälde (Porträt Jacob Gould Schurmanns, Vedute Heidelbergs) im Schurmann-Zimmer  ; Karl Romeis  : Relief (Stierkampfszene) im Vorraum des Rauchsalons 1. Kl., sechs Bronzen (Mädchen mit Ähren, Knabe mit Reben, Pfauen, Fasanen, Vasen) im Speisesaal 1. Kl.; Max Schwarzer  : Mosaiken (vier Jahreszeiten  : Fische, Wild, Geflügel und Früchte) im Speisesaal 1. Kl., im Schurmann-Zimmer (Stillleben) und in Halle 2. Kl., zehn Wandbilder (»Ein Besuch im Reich der Tiere«) im Kinderspielzimmer, Intarsien











Quellen  :

Literatur  :

der Kommode im Damensalon 2. Kl.; Rudolf Sieck  : Zeichnungen (u. a. Neckarlandschaft) im Schurmann-Zimmer  ; Eduard Thöny  : zwei Gemälde (Bärenjagd, Hirschjagd) im Sonnendeckrestaurant  ; Max Unold  : vier Mosaiken (TageszeitenAllegorien  : Morgen, Mittag, Abend, Nacht) in Halle 1. Kl., acht Wandgemälde (Irrfahrten des Odysseus) im Speisesaal 2. Kl.; Josef Wackerle/München  : Reliefs (Tango, Karneval, Jazz, Walzer) in Ballsaal, Bronze (Europa mit dem Stier) und zwei Bronzereliefs (Wunder der Meere) im Vestibül 1. Kl.; Olly Waldschmidt/Stuttgart  : zwei Gemälde (Bremen, New York) im Empfangsraum 2. Kl.; Karl Walser/Zürich  : Majolikamalereien (Deutsche Landschaftsidyllen) im Nymphenburg-Zimmer. Emil Rudolf Weiß/Berlin  : Wandmalereien (Idylle von Mädchen, Jägern, Pferden und Ziegen) im Speisesaal 1. Kl.; BayHStA, NSDAP-Baupläne 6406–6409  ; BSB, Ana 325.A.III.1–7.(passim)  ; A.III.8.1f., 14f., 31–42  ; A.IV.1.1.1– 1.9.10  ; A.IV.2.3–16, 155–172  ; A.VII.3.1.1131  ; B.[TPLT 1926–1929]  ; B.[Korrespondenz zur künstlerischen Ausstattung des Dampfers Europa 1929/30]  ; DSM, Fotoslg.; StaatsA HB, 7,2022I/1930  ; 10, B-Al-932  ; StaatsA HH, 62101/72 Sign. 58 Bd. 20, Sign. 782 . Arens 1930  ; Bartschat 1930  ; Bremen/ Europa/Columbus 1930  ; Ehlers 1930  ; Europa 1930  ; 1930a  ; 1930b  ; 1931  ; 1936  ; Hoffmeister 1930  ; Raumkunst Europa 1930  ; Fischer 1939, 73f.; Rentzsch 1983  ; Utermann 1988  ; Kludas 1988a  ; 1992, 84f.; 1996, v. a. 47–70  ; Ziffer 1997, 314f.; Prölß-Kammerer 2000, 189–194  ; Thiel 2004, 164–174  ; Trennheuser 2004, v. a. 247–253.

Paul Ludwig Troost | 221

Troosts Tätigkeitsspektrum umfasst bei der Europa Königsberg 5.475 BRT, 32,1 Kn, L  : 174 m, B  : 15 m. die Ausarbeitung der – auch für das Schwesterschiff Daten  : Bes.: ca. 500–800.718 Bremen gültigen – Deckgrundrisse und die Einrichtung aller Räume der 1. und 2.  Kl. einschließlich Ausführung  : Marinewerft Wilhelmshaven (Baunr. 108). des Schwimmbads. Daneben wirkt er beratend an Geschichte  : 26. 3. 1927 Stapellauf, 17. 4. 1929 Indienststellung, 1937 im Spanischen Bürder Einrichtung des Fitnessraums und der als Tougerkrieg zur Küstenüberwachung eingeristenklasse aufgewerteten 3. Kl. mit. setzt, 1940 und 1944 gekentert und wieder Auf dem Hauptpromenadendeck sind die Gesellgehoben, nach Kriegsende Abwrackung in schaftsräume 1. Kl. durch eine Promenade in der Bergen (NOR). Mittelachse des Schiffes miteinander verbunden. An ihr wechseln sich die über die gesamte Decksbreite reichenden, meist zwei Decks hohen Gesellschafts- Karlsruhe 5.443 BRT, 32,1 Kn, L  : 174 m, B  : 15 m. räume immer mit eingeschossigen, schmaleren Zwi- Daten  : schenräumen ab  : Auf den Rauchsalon folgt der VorBes.: ca. 500–800. platz des vorderen Treppenhauses, auf die Halle die Ausführung  : Deutsche Werke/Kiel (Baunr. 207). Ladenstraße und auf die Bibliothek der Vorplatz des Geschichte  : 20. 8. 1927 Stapellauf, 6. 11. 1929 Indienststellung, 1930–1936 Schulschiff, hinteren Treppenhauses, an den zuletzt der Ballsaal 1937 im Spanischen Bürgerkrieg zur Küsanschließt (Planungsgeschichte s. S. 56–63). Für tenüberwachung eingesetzt, 1938/39 außer die Mittelpromenade werden die üblicherweise in Dienst gestellt, 1940 Versenkung im Skader Schiffsmitte befindlichen Abzugsschächte der gerrak. Maschinenräume geteilt und an den Außenwänden der Passagierdecks entlanggeführt, bevor sie sich unterhalb der Schornsteine wieder vereinen. Ob Köln 5.342 BRT, 32,5 Kn, L  : 174 m, B  : 15 m. die Idee dazu von Troost, dem NDL oder der Werft Daten  : Bes.: ca. 500–800. stammt, ist unklar. Die Anlage von Mittelachsen auf der Europa und der Bremen ist zumindest kei- Ausführung  : Marinewerft Wilhelmshaven (Baunr. 116). neswegs neu, sondern findet sich bereits vor 1914 Geschichte  : 23. 5. 1928 Stapellauf, 15. 1. 1930 Indienststellung, 1937 im Spanischen auf den ­HAPAG-Dampfern Vaterland und Bismarck, Bürgerkrieg zur Küstenüberwachung die ebenfalls bei Blohm & Voß gebaut wurden. Da eingesetzt, 1943/44 außer Dienst gestellt, Troost 1926 die Bismarck besichtigt und an ihr »die Abwrackung nach Kriegsende. guten Wirkungsmöglichkeiten durch Trennung der BSB, Ana 325.A.III.8.3–10  ; B.(passim)  ; Kesselschächte«716 lobt, könnte es durchaus sein, Quellen  : B.[TPLT 1926/27]. dass er der Initiator gewesen ist. Gleichwohl verwendet auch die HAPAG ab 1927 wieder Mittelachsen Literatur  : Koop/Schmolke 1994, v. a. 60–171. auf ihren Schiffen, wobei die genaue Chronologie, Troost entwirft die Offiziersmesse sowie die Wohnwelche Reederei früher damit anfängt, unklar ist.717 räume von Admiral, Kommandant und erstem Of111 Wohnr äume auf den Kreuzern der fizier. Die aus Blech gefertigten Einrichtungen sind Königsberg-Klasse schlicht, wobei beim Mobiliar offenbar zum Teil auf Februar–Dezember 1927. Verbleib unbek. ältere Modelle zurückgegriffen wird.719 Auftraggeber  : Dt. Reichsmarine. 716 BSB, Ana 325.B.[TPLT 4.8.1926]. 717 Trennheuser 2004, 261f.

222 | Werkver zeichnis

718 Koop/Schmolke 1994, 14f. 719 Holz ist bei der Ausstattung von Kriegsschiffen verboten

112 Wettbewerb R athaus, Marienburg in Westpreussen (Malbork/PL) März–Juni 1927. Zwischen Ziegelstraße, Stadtgraben und Nogat. Kein Preis. Nicht realisiert (Abb. 22). Wettbewerb  : 153 Teilnehmer. Sieger ist Wilhelm Jost/ Stuttgart, eine Ausführung unterbleibt letztlich. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.19.6.1–43  ; B.[TPLT 1927]. ZB 1927, 153, 341  ; Schmid 1927. Literatur  :

Die Gestaltung des Entwurfs »Dreiländerecke« nimmt Bezug auf die mittelalterliche Altstadt. 113 Entwurf für »Holzhäuser«, Lunz am See (A) Mai 1927 – Oktober 1928. Standort unbek. Ausführung ungewiss. Auftraggeber  : Hans Hohenwarter, Forstverwalter. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.7.29–51  ; B.Architekturbüro PLT  ; B.[TPLT 1927/28].

Vier Varianten eines Blockhauses, das offenbar als Forsthaus gedacht ist. 114 Neugestaltung der Verk aufsr äume der Sta atlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg, München Februar 1928 – Juni 1929. Odeonsplatz 1. Nicht erhalten. Auftraggeber  : Albert Bäuml, Direktor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Ausführung  : VW. Quellen  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1928/29]  ; SPMNA, (passim). Literatur  : Ziffer 1997, 278.

115 Umbau und Einrichtung von Haus Klasing, Bielefeld Ca. November 1929 – Ende 1931. Moltkestr. 3. Nicht realisiert. (BSB, Ana 325.B.[Marinewerft Wilhelmshaven an PLT, 30.9.1926]).

Auftraggeber  : August Klasing jun., Verleger. Quellen  : BSB, Ana 325.A.II.19.7.6–12  ; B.Umbau des Wohnhauses von Dr. August Klasing.

Für die äußere Umgestaltung schlägt Troost eine Purifizierung der neobarocken Fassaden vor. Zudem entwirft er einen nicht identifizierbaren Wohnraum. Umbau und Einrichtung werden aus finanziellen Gründen nicht realisiert. 116 K apitäns- und Admir alsr äume für Kreuzer Leipzig Ca. Juli 1930 – April 1931. Verbleib unbek. Daten  : 5.825 BRT, 32 Kn, L  : 177 m, B  : 16 m.720 Auftraggeber  : Dt. Reichsmarine. Ausführung  : Marinewerft Wilhelmshaven (Baunr. 117). Geschichte  : 18. 10. 1929 Stapellauf, 8. 10. 1931 Indienststellung, 1946 nach Dienstende bei Farsund (N) versenkt. Quellen  : BSB, Ana 325.A.IV.6.1–13  ; A.VII.3.9.1–5. Literatur  : Koop/Schmolke 1994, 172–244.

Die Einrichtung umfasst die auf der Kommandobrücke gelegenen Arbeits‑, Wohn-, und Schlafräume von Kapitän und Admiral. Das Mobiliar geht auf Entwürfe für Dampfer Europa zurück. 117 Umbau und Einrichtung »Br aunes Haus«, München Oktober 1930 – April 1932. Brienner Str. 45. Nicht erhalten (Abb. 59, 60, Farbtaf. 8–10). Entwurf  : PLT  ; Hans Zöberlein/München, der bis September 1930 und möglicherweise noch danach (für die nicht von Troost eingerichteten Räume) leitender Architekt ist. Auftraggeber  : Adolf Hitler. Baugen.: 12. 11. 1930 (Um- und Ausbau), 5. 3. 1931 (Neugestaltung der Eingangssituation). Bauarbeiten  : Baugeschäft Schiedermaier & Steigenberger/München. 720 Koop/Schmolke 1994, 17.

Paul Ludwig Troost | 223

Josef Heldmann/München. Bauleiter  : Einrichtung  : VW  : »Senatorensaal«, verm. weitere Räume. Wilhelm Pütz  : Mosaik im »SenatorenKünstler  : saal«  ; Karl Romeis/München  : Bronzetafeln und Adler-Standarte am Haupteingang, verm. Bronzetafeln im »Standartensaal«. Quellen  : BayHStA, MInn 81603  ; NSDAPBauakten 11614f.; NSDAP-Baupläne 4734–4743, 4924, 4965, 6410–6467, 7094–7097  ; BSB, Ana 325.A.V.2.; A.VI.67  ; A.VII.4.1f., 63  ; B.[NPLT 1930  ; TPLT 1930–1932]  ; StadtA M, LBK 1623  ; Pett1 0630–0642  ; PkStr 0227–0229. Literatur  : Dresler 1933  ; 1937, 13–17  ; Rose-Jena 1934  ; Maier-Hartmann 1942, 23–29  ; Wagener 1978, 184f., 412–415  ; Görlitz/ Quint 1952  ; Nerdinger 1979a  ; Grammbitter 1995, 61f.; 2009  ; Rau 1997, 73–75  ; Heusler 2008.

geschichte zu unterstreichen, bestimmt Hitler, dass die Bezeichnung »Braunes Haus« singulär bleiben soll. Die Parteizentrale wird zur Keimzelle für die Ausbreitung der NSDAP in der Maxvorstadt, wo in den 1940er-Jahren nahezu die gesamte Reichsleitung unterkommt. Am 7. 1. 1945 wird das »Braune Haus« durch Bombentreffer zerstört, seine Ruine 1951 abgetragen.722 An gleicher Stelle wird gegenwärtig ein NS-Dokumentationszentrum der Stadt München errichtet. 118 Rückgebäude des »Br aunen Hauses«, München Juni 1931 – April 1932. Brienner Str. 45. Nicht erhalten (Abb. 63, 64). Auftraggeber  : Adolf Hitler (?), Franz Xaver Schwarz. Baugen.: 19. 11. 1931. Bauleiter  : Josef Heldmann/München. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 4734–4736, 4741, 4743  ; OBB-Akten 12735  ; BSB, Ana 325.A.V.2.111, 115, 125–128, 246–248, 323f., 326  ; B.[TPLT 1931]  ; StadtA M, LBK 1622f. Literatur  : Grammbitter 1995, 62–64  ; Heusler 2008, 148–151.

Neben einigen Innenräumen und Ausstattungsobjekten (s. S. 82–87) entwirft Troost auch den neuen Eingangsbereich, für den der bis dahin abgezäunte Vorgarten zur Straße geöffnet und mit Platten belegt wird. Das Hauptportal wird von Adlerstandarten Nach 1945 wird der Bau abgebrochen. gerahmt und von einer Bronzetafel (»Deutschland erwache«) überfangen. Nachdem im März 1931 zu- 119 Umbau und Einrichtung von »Hitlerhaus«, Nürnberg nächst fast die gesamte Reichsleitung der NSDAP im »Braunen Haus« unterkommt, ziehen nach und Juli 1931 – Oktober 1932. Willy-Brandt-Platz 3. Nicht nach fast alle Abteilungen wieder aus, bis 1937 nur erhalten. noch ein Teil des Stabes von Rudolf Hess im Haus Auftraggeber  : Julius Streicher. verbleibt.721 Um seine zentrale Stellung in der Partei- Bauarbeiten  : Verm. Baugeschäft Peter Huber/Nürnberg. 721 Schäfer 1995, 92–94. – Im Frühjahr 1933 ist das »Braune Haus« Schauplatz von Gewaltexzessen gegen politische Oppositionelle (Heusler 2008, 162–167). 722 Heusler 2008, 178–180. 723 Auf den Mosaiktafeln steht: »1919 KÄMPFE IN MARXISTISCHEN REVOLUTIONSVERSAMMLUNGEN. 1920 ERSTE MASSENVERSAMMLUNG IM VELODROM. 1921–22 AUFKLÄRUNG DES FRANKENLANDES ÜBER DIE RAS SENFRAGE. 1923 ENTSCHEIDUNGSKAMPF IM VELODROM  – DEUTSCHER TAG – ERHEBUNG. 1924

224 | Werkver zeichnis

LUEPPERPROZESS – ERSTE STADTRATSWAHL. 1925 W I E D E R A U F R I C H T U N G « u n d »1 9 2 6 U N T E R D R Ü CKUNG UND GEFÄNGNISS. 1927 REICHSPARTEITAG. 1928 ZUSAMMENBRUCH DER OPPOSITION. 1929 REICHSPARTEITAG – RITUALMORDPROZESS. 1930 AUSBAU DER ORGANISATION – REICHSTAGSWAHL – HITLERHAUS. 1931 EROBERUNG DES LANDES – SIEG IM TALMUDPROZESS. 1932 LANDTAGSWAHL – VOLKSBEGEHREN – REICHSTAGSWAHL« (BayHStA, NSDAPBaupläne 11030).

Bauleiter  : Quellen  :

Literatur  :

Ernst Becker/Nürnberg, der bis zu Troosts Beauftragung zugleich leitender Architekt ist. BayHStA, NSDAP-Baupläne 10930– 11102  ; StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 109, 168  ; StadtA N, C 20/V, Bauakt 16734. Fischer 1969, 2–6.

30. 1. 1933. Die Gesamtkosten für Erwerb und Umbau betragen 302.168  RM.727 Nach der Fertigstellung beschließt die Reichsleitung der NSDAP die offizielle Bezeichnung des Hauses als »Hitlerhaus« und legt überdies fest, dass es künftig »nur ein ›Braunes Haus‹, im übrigen aber ›Hitlerhäuser‹ geben«728 solle. 1937 wird auf dem Nachbargrundstück Marienstr. 13 ein neues Gauhaus von Franz Ruff errichtet, das mit dem »Hitlerhaus«, in dem ein Teil der Gauleitung verbleibt, unterirdisch verbunden ist (Abb.  128).729 1948 bis 1974 kommt die Landeszentralbank Bayern im ehemaligen »Hitlerhaus« unter, danach wird es durch einen Neubau ersetzt.730

In dem 1875 errichteten, zur Parteizentrale der Gauleitung Frankens umgebauten Gebäude sind Streichers Arbeitszimmer und das Sitzungszimmer am aufwendigsten eingerichtet. Letzteres ist nach dem Vorbild des »Senatorensaals« (s. S. 84–87) mit zwei Mosaiktafeln ausgestattet, auf denen Daten aus der Geschichte der fränkischen NSDAP aufgelis- 120 »Führerbau«, München tet sind.723 Ebenfalls von Troost stammen der neue Dezember 1931 – September 1937. Arcisstr. 12. Bau Haupteingang, die Einfriedung und die Gartenan- erhalten, Mobiliar größtenteils verschollen (Abb. 65–81, 86, 87, 91, 92, Farbtaf. 13). lagen. PLT (Bau)  ; AT (Einrichtung)  ; Ernst HaiNach dem Wahlerfolg vom 14.  9.  1930 möchte Entwurf  : ger/München (Einrichtung von Kasino Julius Streicher, nach dem Vorbild des »Braunen und verm. Nebenzimmer). Hauses« in München, ein eigenes Parteigebäude erwerben, wofür er in Reden und Artikeln bei Par- Auftraggeber  : Adolf Hitler. 6. 4. 1934. teimitgliedern um Spenden wirbt.724 Im November Baugen.: 1930 wird schließlich unter dem Vorsitz Willy Lie- Bauarbeiten  : Hochtief AG. bels die »Genossenschaft e. V. Hitlerhaus Nürnberg« Bauleiter  : Josef Heldmann/NSDAP, Anton Bauer/ Hochtief AG und Ludwig Weiersmüller/ gegründet, die Finanzierung und Durchführung AT. besorgt und später Träger des Hauses wird.725 Am 27.  1.  1931 erwirbt die NSDAP das Haus von der Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  : Bar  ; Möbelfabrik Schildknecht/ Stadtsparkasse Coburg. Die Bauarbeiten beginnen Stuttgart  : Kasino  ; VW  : Arbeitszimmer vermutlich im April 1931, zwei oder drei Monate später wird ­ Troost von Streicher hinzugezogen.726 Hitlers, »Große Halle«, östliches Rauchzimmer und verm. alle Gesellschaftsräume Seine Entwürfe entstehen größtenteils zwischen Apim ersten Obergeschoss außer der Bar.731 ril und Oktober 1932. Ende 1932 ist der Umbau abKarl-Heinz Dallinger  : Wandmalereien in geschlossen, die offizielle Inbetriebnahme erfolgt am Künstler  : 724 StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 168: Bericht, November 1930; Der Stürmer, Nr. 48, November 1930. 725 StaatsA N, Rep.  503 Slg. Streicher Nr.  168: Satzung, 17.11.1930, beglaubigt am 9.12.1930. Weitere Unterzeichner neben Streicher und Liebel sind Hermann Busch, Richard Fruth, Georg Gradl, Josef Heinrichs, Hanns König und J. A. Müller. 726 Vgl. BayHStA, NSDAP-Baupläne 10953, 10968 (Juli 1931). 727 StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 168: Bericht, o. D.

728 729 730 731

Ebd., Die Geschichte des Hitlerhauses, o. D. Fischer 1969, 6. StadtA N, C 20/V Bauakt 16734. Wenngleich Eva von Seckendorff angesichts des Fehlens von Einrichtungsentwürfen und Abrechnungen im Archiv der VW auf eine geringe Beteiligung der Manufaktur an der Innenausstattung schließt (Seckendorff 1995, 120f. Anm. 14), so hat sich im genannten Archiv eine umfangreiche, heute aber unvollständige Fotomappe mit Abbildungen der Innenräume erhalten (VWA, Fotomappe »Führerbau«). Da

Paul Ludwig Troost | 225

Literatur  :

Dresler 1937, 21f.; Maier-Hartmann 1942, 30–35, 38–44  ; Architektur 1989, 142–145  ; Bauen 1993, 404  ; Bürokratie und Kult 1995  ; Livings 2003, 85–93  ; Krause 2005  ; Grammbitter/Lauterbach 2009, 29–37, 44–57  ; Schwarz 2009, 179–189 (Titel z. T. auch für »Verwaltungsbau« gültig).

Bar (Vier Jahreszeiten, unvollendet) und Kasino (Königsplatz-Motive)  ; Hanns Goebl/München  : Embleme (Schauspielkunst, Musik, Plastik, Malerei) im Kaminzimmer  ; Emil Hipp/Stuttgart  : Reliefs (Tag und Nacht, Genien) in der »Großen Halle«  ; Erich Mercker  : acht Gemälde (Marmor für die Reichskanzlei, Bau der Reichskanzlei, Linz – HermannGöring-Werke im Bau, Ostmark – Almtalbrücke der Reichsautobahn, Granitbrüche Flossenbürg, Märzfeld Nürnberg, Baustelle Reichskanzlei, Rohrbachbrücke Reichsautobahnen)  ; Hans Panzer  : Stuckreliefs (Allegorien von SA, HJ, BDM und DAF) im Speisesaal  ; Kurt Schmid-Ehmen/München  : Bronzeadler an der Hauptfassade  ; Adolf Ziegler/Berlin  : Gemälde (Die vier Elemente) im Kaminzimmer. AM TUM, troo/3  ; BArch, NS 6/482  ; R 43II/1062b  ; BayHStA, NSDAPBaupläne 1351–3005, 4909, 4985, 4991, 5015–5401, 5658–5659, 6204–6333, 6909–6916, 6927, 7653–7655  ; SpeerPläne 3043  ; BSB, Ana 325.A.V.9.1–57  ; A.Rolle 68  ; B.[Korrespondenz 1934– 1936  ; Korrespondenz GT 1937]  ; DAM, Inv.-Nr. 261-001, 1–47  ; Hochschule für Musik und Theater München, Planslg.; PB/USA  ; StaatsA M, NSDAP-Pläne Nr. 1  ; Planslg. Rolle 50–87  ; StadtA M, LBK 11591, 19303  ; Schenkung Pössenbacher 55/37f.; VWA, Fotomappe »Führerbau«.

Baubeschreibung Der ca. 85 x 45  m große, dreigeschossige Stahlbetonbau hat einen Sockel aus Muschelkalk und mit Kalksteinplatten732 verkleidete, gleichartig gestaltete Außenwände, die in 21 x 11 Achsen gegliedert sind. Die Fenster sitzen auf breiten Gurtgesimsen auf, wo sie über zwei Stufen ins Mauerwerk eingelassen sind und von Faschen eingefasst werden. Der Hauptfassade sind zwei Altane vorangestellt, die auf vier kannelierten Pfeilern mit gleichartigen Basen und Kapitellen ruhen und an der Unterseite grün-orange Mäandermosaiken aufnehmen. Die Mittelachsen aller Fassaden werden im ersten Obergeschoss durch Balkone akzentuiert. Die 1936/37 vom Atelier Troost entworfene Inneneinrichtung kennzeichnet sich durch die ausstattungsmäßige Differenzierung der Räume, wodurch parteiliche Hierarchien sichtbar gemacht werden.733 Um die Treppenhallen sind im Erdgeschoss Büros und im ersten Obergeschoss die wichtigsten Repräsentationsräume gelegt  : Hitlers Arbeitszimmer, die Büros seiner Adjutanten, Wandelhalle, zwei Rauchzimmer, Speisesaal, Kaminzimmer (auch   : Wohnhalle), Empfangszimmer und die für ca. 700  Personen ausgelegte »Große Halle« (Abb.  92).734 Im zweiten Obergeschoss sind ebenfalls Büros unter-

die VW üblicherweise ihre Raumausstattungen fotografisch dokumentierten, ist davon auszugehen, dass die abgebildeten Räume tatsächlich von ihnen eingerichtet wurden. In diese Richtung weisen auch eine Anzeige der Firma VW von 1937 (»Im Hause des Führers am Innenausbau hervorragend beteiligt«; s. Rühl 1937, 24) und die Bildunterschriften in zeitgenössischen Publikationen. Zudem liefern die VW nach 1937 immer wieder Möbel und Stoffe zur Ergänzung der Einrichtung (s. BSB, Ana 325.B.). Zu beachten ist auch, dass die VW bei allen anderen Einrichtungen des AT

bevorzugt herangezogen werden. Dass die Hofmöbelfabrik Pössenbacher eine »maßgebliche Rolle« bei der Einrichtung gespielt hat, wie Seckendorff mit Blick auf die Bestände im Münchner Stadtarchiv annimmt (vgl. Seckendorff 1995, 120f. Anm. 14), kann aus diesen nicht abgeleitet werden. Einzig die Bar kann Pössenbacher eindeutig zugeschrieben werden. 732 Um die Parteibauten und die »Ehrentempel« mit dem gleichen Stein wie die klassizistischen Bauten Ludwigs I. zu verkleiden, wurden die einst verwendeten, seit Jahrzehnten



Quellen  :

226 | Werkver zeichnis

gebracht, außerdem die Porträtgalerie und das Bilderdepot für das Linzer »Führermuseum«.735 Im Untergeschoss befinden sich das Kasino und weitere Speisezimmer, im Kellergeschoss Wirtschafts- und Lagerräume sowie ein Luftschutzraum für 400  Personen.736 Vorprojekte (s. S. 89–106) Vorprojekt 1 (BSB, Ana 325.A.V.9.53  ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.1–3, 11, 38, 47  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  : Kurz vor dem 29. 12. 1931, 14. 1. 1932  ; 15 x 13 Achsen  ; für Arcisstr.  20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. H-förmiger Grundriss mit erhöhtem Vorhof. Hauptfassade im Mitteltrakt für Arkaden geöffnet, die Seitenflügel im Parterre mit hohen Rundbogenfenstern. Vorprojekt  2 (BSB, Ana 325.A.V.9.40  ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.10, 13, 18, 19, 45, 46  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  : 29. 12. 1931, 3. 1. 1932, 15 x 13 Achsen  ; für Arcisstr.  20 und 22  ; in die Straßenflucht gerückt. H-förmiger Grundriss mit vorgeschobenem Mitteltrakt  ;737 in der Mitte drei Durchfahrten in den Hinterhof  ; am südlichen Flügel Verbindungsgang zum »Braunen Haus«. Mehrere ähnliche Varianten zur Hauptfassade  ; Erdgeschoss mit Rundbogen‑, Obergeschosse mit Rechteckfenstern  ; Akzentuierung durch Balkone. Vorprojekt 3 (BSB, Ana 325.A.V.9.36  ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.8  ; BayHStA, NSDAP-Baupläne 1471  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  : 30. 12. 1931, 6.  1.  1932  ; 13 x 12 Achsen  ; für Arcisstr.  20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Dreiflügelanlage mit erhöhtem Vorhof und Altan vor der mittleren Durchfahrt. Die wegen des Altans dazustillgelegten Steinbrüche bei Kelheim reaktiviert (Greiner 1935). 733 Erst 1938 werden das westliche Rauchzimmer, die Bar und die Büroräume des zweiten Obergeschosses entworfen. Ausführlich zur Einrichtung: Seckendorff 1995, 131–146. 734 Zur Ausstattung mit Gemälden s. Schwarz 2009, 179–189. Die »Große Halle« wird mit Gobelins ausgestattet, die der bayer. Herzog Albrecht V. (1528–1579) für Schloss Dachau herstellen ließ (Seckendorff 1995, 137). 735 Im März 1938 beauftragt Hitler Werner Peiner mit Gemäl-

gehörigen, jedoch immer in 15 Achsen gegliederten Aufrisse sind dem zweiten Vorprojekt ähnlich. Möglicherweise gehören sie zu einer 15 x 11 Achsen großen Grundriss-Variante, die einen H-förmigen, weit hinter die Straßenflucht zurückgesetzten Baukörper beschreibt (LoC, Lot 3984). Vorprojekt 4 (BSB, Ana 325.A.V.9.56  ; LoC, Lot 3984)  ; o.  D.; 13 x 12 Achsen  ; für Arcisstr.  20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Ähnlich Nr. 2, aber kleiner. Keine Aufrisse bekannt. Eine Variante von 15 x 12 Achsen (LoC, Lot 3984) besitzt einen verbreiterten, nach vorne geschobenen Mitteltrakt mit Portikus. Vorprojekt  5 (BSB, Ana 325.A.V.9.55   ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.16  ; LoC, Lot 3984)  : 18.  1.  1932  ; 15 x 14 Achsen  ; für Arcisstr.  20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. A-förmiger Grundriss mit erhöhtem Vorhof  ; Binnenhof mit Umgang   ; im Mitteltrakt größerer Saal von fünf Achsen Länge. Erd- und Obergeschoss mit Rundbogenfenstern und durch Gurtgesims getrennt. In der Mitte Eingang durch fünf Arkaden. Vorprojekt 6 (BSB, Ana 325.A.V.9.54; LoC, Lot 3984)  : o. D.; 5 x 13 Achsen  ; für Arcis­str. 20 und Brienner Str.  44  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Längsrechteckiger, von West nach Ost ausgerichteter Grundriss  ; mit Auffahrt von der Arcisstraße. Haupteingang von Portikus oder Altan gesäumt. Auf dem Grundstück Brienner Str. 44 ist eine direkt an der Straße gelegene Architektur mit quadratischem Unterbau skizziert, vermutlich ein Fahnenmast oder Freipfeiler. Keine Aufrisse bekannt. Zu Vorprojekt 6 zählt ein undatierter Lageplan (BSB, Ana 325.A.V.9.41  ; LoC, Lot 3984). den für die Porträtgalerie (BArch, R 4606/70: Aktennotiz, 4.3.1938). Daneben malt Wilhelm Otto Pitthan 1939– 1942 mindestens vier Porträts von »führenden Männern der Bewegung« (Hitler und die Deutschen 2010, 207). 736 Einen Privatbunker Hitlers im Kellergeschoss hat es nach Lage der Quellen nicht gegeben (vgl. Large 2003, 424). 737 Ein dazugehöriger Grundriss ist wie Vorprojekt 1 H-förmig (LoC, Lot 3984).

Paul Ludwig Troost | 227

Vorprojekt  7 (BSB, Ana 325.A.V.9.52  ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.5, 9, 48  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  : 15./16.  1.  1932  ; 9 x 18 Achsen  ; für Arcisstr.  20   ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Längsrechteckiger, von West nach Ost ausgerichteter Grundriss, mit zentralem Lichthof. Die Hauptfassade sehr ähnlich Vorprojekt 5. Zu 7 gehört eine Variante von 11 x 13 Achsen (BSB, Ana 325.A.V.9.5, 49  ; LoC, Lot 3984  ; PB/ USA), die statt des Lichthofs eine Treppenhalle mit Oberlicht und auf ihrer Ostseite einen apsidenartigen Saalanbau aufweist. Dazu gehört möglicherweise eine Aufrissvariante (LoC, Lot 3984  ; PB/USA), die allerdings sieben Eingangsarkaden zählt. Eine zweite Variante (LoC, Lot 3984  ; PB/USA) mit nur fünf Durchgängen besitzt einen siebenachsigen Mittelrisalit, eine dritte Variante (LoC, Lot 3984  ; PB/USA) weist statt der Rundbogenfenster rechteckige Fenster auf und ist im Obergeschoss zu einer Loggia geöffnet. Vorprojekt  8 (BSB, Ana 325.A.V.50  ; dazugehörige Pläne  : ebd., A.V.9.4  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  : 17./18. 1. 1932  ; 15 x 12 Achsen  ; für Arcisstr. 20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Vierflügelanlage um Innenhof mit Umgang  ; Mittelrisalite an Haupt- und Rückfassade. Aufriss wie Vorprojekte 5 und 7, d.  h. mit fünf Eingangsarkaden. In einer Grundriss-Variante (LoC, Lot 3984) hat der Bau an der Hauptfassade zwei Eckrisalite. Großer Saal im vorderen Mitteltrakt. Vorprojekt  9 (BSB, Ana 325.A.V.9.57  ; LoC, Lot 3984)  : o. D.; 15 x 11 Achsen; für Arcisstr. 20 und 22  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Rechteckiger Grundriss mit rückwärtigen Saalanbau und neunachsigem Portikus an der Hauptfassade  ; Treppenhaus zwischen Lichthöfen. Keine Aufrisse bekannt. Vorprojekt  10 (BSB, A.V.9.51  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA  ; dazugehörige Pläne  : LoC, Lot 3984  ; PB/ USA)  : 5.  2.–8. 2. 1932  ; 23 x 13 Achsen  ; für Ar-

cisstr. 20, 22 und 24  ; von der Straßenflucht zurückgesetzt. Ausgehend von Vorprojekt 10 fertigt Troost eine Reihe weiterer Entwürfe. Entwurf vom 11. 2. 1932 mit 21 x 11 Achsen (LoC, Lot 3984  ; PB/USA)  ; dazugehörig vermutlich ein sehr ähnlicher Aufriss mit 23 Achsen (PB/USA)  ; Aufriss vom 14. 2. 1932 mit 21 Achsen (BSB, Ana 325.A.V.9.17  ; Speer 1944, 4  ; vermutlich dazugehörige Grundrissskizze  : BSB, Ana 325.A.V.9.37)  ; Entwurf vom 17./18. 2. 1932 mit 21 x 11 Achsen (BSB, Ana 325.A.V.9.20, 44  ; LoC, Lot 3984  ; PB/USA  ; dazugehöriger Grundriss  : BSB, Ana 325.A.V.9.43)  ; Aufriss vom 25. 2. 1932 mit 21 Achsen (BSB, Ana 325.A.V.9.15  ; PB/USA)  ; Aufriss, o. D., mit 23 Achsen (PB/USA). Vorprojekt von April 1933 (BayHStA, NSDAPBaupläne 6927  ; BSB, Ana 325.A.V.9.14)  : ca. 12. 4.– 25.  4.  1933  ; 21 x 11 Achsen  ; von der Arcisstraße zurückgesetzt. Rechteckiger Grundriss mit zwei Altanen an der Hauptfassade. Innen mit großem Vestibül und Kartothek. Dazwischen zwei glasgedeckte Lichthöfe mit Treppenanlagen und Umgängen, die wie das Vestibül kassettiert sind. Hauptfassade mit Skulpturen neben den Eingängen und dorisierenden Säulen statt Pfeilern bei den Altanen, ansonsten identisch mit Ausführung.

738 Troosts Bauten 1934, 208 Abb. 7–9; s. a. Seckendorff 1995, 131. 739 Seckendorff 1995, 137f.; Schad 2009, 166f. 740 Entwürfe für den Empfangssaal: BayHStA, NSDAP-Baupläne 7653–7655; BSB, Ana 325.A.Rolle 68. Von der ge-

planten Umgestaltung des Kaminzimmers sind keine Entwürfe bekannt. 741 Grammbitter 1995, 73f. 742 Siehe Schäfer 1995, 101–106. 743 Schäfer 1995a.

228 | Werkver zeichnis

Planungs- und Baugeschichte ab Oktober 1933 Die im April 1934 veröffentlichten Grundrisse738, deren Raumdisposition noch auf Troost zurückgehen dürfte, enthalten noch immer den seit April 1933 geplanten Kartotheksaal im Erdgeschoss und mehrere »Arbeitsräume« im ersten Obergeschoss. Das endgültige Raumprogramm mit den hier später realisierten Repräsentationsräumen wird erst in der Folge entwickelt. Im Juni 1937 ordnet Hit-

ler mit Blick auf den Staatsbesuch Mussolinis am 121 »Verwaltungsbau«, München 25. 9. 1937 an, den Kongresssaal als Empfangssaal Dezember 1931 – Februar 1937. Katharina-von-Boraeinzurichten. Ergebnis der kurzfristigen Konzep- Str. 10. Bau und z. T. auch Mobiliar erhalten (Abb. s. tänderung ist schließlich ein ungemütlicher, leer »Führerbau«). PLT (Bau)  ; AT (Einrichtung der höheren wirkender Raum, der bezeichnenderweise nur sel- Entwurf  : Büros)  ; H. M. Friedmann (Einrichtung ten genutzt wird (s. Farbtaf. 13).739 Um 1939/40 ist der niederen Büros). zudem vorgesehen, das Speisezimmer in einen weiteren Empfangssaal mit neuen Durchgängen zum Auftraggeber  : Adolf Hitler. Verbindungsgang des Kanzleibaus umzuwandeln Bauarbeiten  : Hochtief AG. (WV 147). Neuer Speisesaal sollte das bisherige Ka- Bauleiter  : Josef Heldmann/NSDAP, Hans Niggl/ Hochtief AG und Heinrich Raufer/AT. minzimmer werden.740 Im August 1933 beginnen die Fundamentierungs- Einrichtung  : H. M. Friedmann  : Einrichtung der niederen Büros  ; VW  : Vor- und Arbeitszimmer arbeiten. Das in Anwesenheit Hitlers zelebrierte des Parteischatzmeisters, Arbeitszimmer Richtfest (auch des »Verwaltungsbaus«) findet am des Stabsleiters, Besprechungszimmer. 3. 11. 1935 statt, die Einweihung am 25. 9. 1937.741 Kurt Schmid-Ehmen/München  : Während in den Büros der Stab von Rudolf Hess Künstler  : Bronzeadler an Hauptfassade. (ab Mai 1941 Martin Bormanns Parteikanzlei) unBayHStA, NSDAP-Baupläne 1–1350, terkommt, werden die Repräsentationsräume des Quellen  : 4601–4730, 4907, 4984, 5005–5009, ersten Obergeschosses vorwiegend für Empfänge 5402–5657, 6334–6343, 6606, 6892– und Feiern genutzt.742 Wichtigstes Ereignis im 6908, 6917–7027  ; NSDAP-Bauakten »Führerbau« ist die Unterzeichnung des »Münch11636  ; DAM, Inv.-Nr. 261-001, 1–47  ; ner Abkommens« am 30. 9. 1938, das die ZerschlaLBK, Bauakt 176113  ; StaatsA M, NSgung der Tschechoslowakei zur Folge hat.743 1943 DAP-Pläne Nr. 5, 7, 9, 15  ; Planslg. Rolle werden große Teile des Mobiliars evakuiert, ebenso 3–43, 46–49  ; StadtA M, Schenkung PösHitlers Gemäldesammlung.744 Nach 1945 wird das senbacher 55/128-I & II. geringfügig beschädigte Gebäude als »Gallery  II« des »Central Art Collecting Point« vorübergehend Literatur  : Maier-Hartmann 1942, 45–48. Grammbitter/Lauterbach 2009, 29–37, 58–65 als Depot der von den Nationalsozialisten geraub(s. a. »Führerbau«). ten Kunstwerke genutzt. Zudem kommen zeitweise die Institute für Bayerische Geschichte und Rechtsgeschichte, das Amerika-Haus sowie die Bayerische Äußerlich ist der »Verwaltungsbau« mit dem »FühStaatsbibliothek im Haus unter. Seit 1957 ist im rerbau« identisch. Unterschiedlich ist hingegen die ehemaligen »Führerbau« die Hochschule für Musik Raumdisposition in den einzelnen Stockwerken, da untergebracht. Infolge der unterschiedlichen Nut- der »Verwaltungsbau«, anders als sein zur Repräsenzung werden die Innenräume nach 1945 wiederholt tation bestimmter Zwillingsbau, primär für administrative Zwecke ausgelegt ist und deshalb vor allem umgestaltet.745 Büros beherbergt. Dementsprechend ist auch die Innenausstattung im Vergleich zum »Führerbau« weni744 Vgl. BArch, NS 6/482. Lauterbach 1995, 161. Das Mobiliar der Repräsentationsräume wird nach Schloss Greifenberg in Oberbayern ausgelagert, das der höheren Büros und Sitzungszimmer nach Schloss Steinach bei Straubing (BayHStA, NSDAP-Baupläne 5010: Aufstellungen Hans

Kuglers, 17.8., 30.8.1943; Akten der Parteikanzlei – Regesten I/2, 1983, 959 Nr. 27497). 745 Zur Nutzung nach dem Krieg s. Lauterbach 1995, v.  a. 169–171; Grammbitter/Lauterbach 2009, 66–80.

Paul Ludwig Troost | 229

ger aufwendig, wobei die sehr ähnlich eingerichteten Bauarbeiten  : Philipp Holzmann AG (Fundamentierung, Marmorarbeiten), Fa. Leonhard Moll/ Arbeitszimmer des Stabsleiters und des ParteischatzMünchen (Rohbauarbeiten). meisters noch die repräsentativsten Räume sind.746 In den im März 1934 veröffentlichten Grund- Bauleiter  : (?) Heilmeier/AT, Wilhelm Hess/München, Heinrich Steinke/AT. rissen ist die später ausgeführte Raumdisposition einschließlich der im Erdgeschoss untergebrachten Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher  : Direktorenzimmer und Wandverkleidung zentralen Mitgliederkartei der NSDAP bereits weitvon Sitzungszimmer  ; Möbelwerkstätten gehend vorweggenommen.747 Im August und SepAlfred Sütterlin/München  : Mobiliar in tember 1936 arbeitet das Atelier Troost die Entwürfe Büros  ; VW  : Restaurant, Bar, Mobiliar in für die gehobenen Räume aus. Die einfachen Büros Präsidenten‑, Sitzungs- und Pächterzimwerden dagegen von der nicht näher bekannten Firma mer sowie in Fluren und Sälen. H. M. Friedmann eingerichtet, deren Entwürfe sich an jene des Atelier Troost aber deutlich anlehnen.748 Weitere Firmen  : Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Am 11. 2. 1937 wird der Bau an ParteischatzmeisHeinersdorff/Berlin  : Kassettenmosaiken in ter Franz Xaver Schwarz übergeben, dessen Amt bis Säulenvorhallen. 1945 hier verbleibt. Im nur wenig beschädigten GeKarlheinz Dallinger  : Wandgemälde in bäude kommen nach Kriegsende zunächst die »Gal- Künstler  : Bar (Deutsche Weinregionen und interlery I« des »Central Art Collecting Point«, später vernationale Herkunftsgebiete verschiedener schiedene Münchner Museen und Institute unter.749 Spirituosen) und Prunkfahnen  ; Hanns Das heute so bezeichnete »Haus der Kulturinstitute« Goebl  : Wappen im Bierstüberl  ; Hermann wird in den 1980er-Jahren umfassend renoviert, woKaspar  : Kassettenmosaiken der Säulenvorbei ein großer Teil der ursprünglichen Ausstattung hallen  ; Kurt Schmid-Ehmen  : Bronzeadler entfernt oder zerstört wird.750 122 »Haus der Deutschen Kunst«, ­München Mai 1932 – Juli 1937. Prinzregentenstr. 1. Bau erhalten, Verbleib der Einrichtung unbek. (Abb. 100, 101, 103–108, 137). Entwurf  : PLT (Bau)  ; AT (Einrichtung von Ausstellungsräumen, Büros und Restaurant)  ; Ernst Haiger/München (Einrichtung von Bar und Bierstüberl). Auftraggeber  : Planung im Mai 1932 ohne Auftrag begonnen, ab März 1933 Adolf Hitler. 746 Ausführlich zur Einrichtung: Seckendorff 1995, 121–131. 747 Siehe Grammbitter 1995, 83 Abb. 96f., 85 Abb. 100f., 87 Abb. 104f.; s. a. die im Mai 1934 publizierten Grundrisse und Schnitte (Troosts Bauten 1934, 210 Abb. 13–15). 748 Seckendorff 1995, 121. – Da Friedmanns Entwürfe zum Teil von Gall abgezeichnet sind, ist anzunehmen, dass das Atelier Troost auch über jene Räume die künstlerische Oberaufsicht ausübt (s. BayHStA, NSDAP-Baupläne 960– 978).

230 | Werkver zeichnis

Quellen  :

und Schrifttafeln über Eingängen, Künstlerwappen im Sitzungszimmer. Josef Wackerle/München  : Porträtrelief PLTs und Stiftertafel im Vestibül. BayHStA, MA 107468, MK 41262, 41266, 41269, 51532  ; NSDAP-Baupläne 5011–5013, 6605  ; OBB-Fotos 8138  ; Reichsstatthalter 165, 668, Stk 7468  ; BSB, Ana 325.A.V.13.1–3  ; A.VII.4.19–49  ; B.[LoC.622  ; TPLT 1932/33]  ; HistA HdK, HdDK P 1/1-1–11  ; HdDK 14, Jahresberichte 1933–1937  ; PB/KirchheimTeck,

749 Bis heute geblieben sind das Zentralinstitut für Kunstgeschichte, die Staatliche Graphische Sammlung, das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, die Institute für Ägyptologie und für Klassische Archäologie der LMU sowie die Verwaltungen der Staatlichen Antikensammlungen, der Glyptothek und des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst. – Zur Nachkriegsnutzung s. Lauterbach 1995, v. a. 157–168. 750 Lauterbach 1995, 171; Rosefeldt 1995, 223f.



Literatur  :

NPLT 1933  ; SPMNA, Personenakt GT; StaatsA M, Planslg. Rolle 189, 1985/86, 1991/92  ; StadtA M, LBK 7679  ; Schenkung Pössenbacher 55/64  . Heilmeyer 1937a  ; Hess 1937  ; Schoen 1937  ; 1937a  ; Nerdinger 1979e  ; Rasp 1981, 26–29  ; Arndt 1981  ; 1998  ; Bärnreuther 1993, 70–81  ; Bauen 1993, 350f.; Brantl 1997  ; 2007  ; Hecker 1998  ; Schlenker 2007, 27–74.

Der Grundriss ist als Rechteck mit abgewinkelten Ecken angelegt. Zum Englischen Garten hin weitet sich der Sockel zu einem Terrassenunterbau von 176 x 84  m aus, darüber misst der Baukörper 156 x 57 m. Charakterisiert wird der Bau durch die den Längsseiten vorangestellten Kolonnaden mit massiven Kalksteinsäulen und ‑pfeilern, die horizontalen Mauerfugen, die von Gesimsen eingefassten, abschließenden Mauerstreifen und die treppenartigen Aufmauerungen auf den Gebäudeecken. Abgeschlossen wird der mit Kalksteinplatten verkleidete Eisenskelettbau durch ein Flachdach mit Satteloberlichtern. Die Haupteingänge werden mittig von einem Hakenkreuzadler und seitlich von Bronzetafeln mit programmatischen Aussprüchen Hitlers überfangen.751 Im Innern besitzen alle Ausstellungsräume einschließlich des Vestibüls und der Flure Lambris und Türgewände aus gelbem Juramarmor, während die dreischiffige Ehrenhalle mit dunkelrotem Saalburger und Tegernseer Marmor ausgekleidet ist. Vollständig mit Holz vertäfelt ist dagegen das nördlich anschließende Restaurant. Im Obergeschoss, das nur an den Längsseiten ausgebildet wird, sind kabinettartige Räume für Malerei, Grafik und 751 Auf den Tafeln steht links: »KUNST IST EINE ERHABENE UND ZUM FANATISMUS VERPFLICHTENDE MISSION. ADOLF HITLER«, rechts: »KEIN VOLK LEBT LÄNGER ALS DIE DOKUMENTE SEINER KULTUR. 11. SEPT. 1935 ADOLF HITLER«. – Paul Ludwig und Gerdy Troost sollen zunächst ein Zitat aus Rosenbergs »Mythus des 20. Jahrhunderts« neben einem einzigen Ausspruch Hitlers favorisiert haben (Rosenberg 1996, 333). 752 HistA HdK, HdDK 19: Jahresbericht 1936; VB 19.4.1936.

Kleinkunst untergebracht, während sich im Kellergeschoss ein Luftschutzkeller, zwei Bilderdepots und die Haustechnik befinden. Dem ausgeführten Bau sind fünf Entwürfe vorangegangen (Planungsgeschichte s. S. 121–129)  : Skizze vom 28. 5. 1932 (BSB, Ana 325.A.VII.4.36  ; PB/ USA)  ; 2.  Skizze, zwischen 28.5. und 15.  11.  1932 (PB/USA)   ; Wettbewerbs-Entwurf, 15. 11. 1932 (BSB, Ana 325.A.VII.4.35  ; PB/USA  ; Zimmermann 1937, 25–27)   ; Entwurf vom 20.  3.–25.  3.  1933 (PB/USA  ; Zimmermann 1937, 28)  ; Entwurf vom 26./27. 3. 1933 (PB/USA  ; Zimmermann 1937, 28). Nach der feierlichen Grundsteinlegung am 15. 10. 1933 beginnen die Bauarbeiten Ende November 1933. Das Richtfest findet in Anwesenheit Hitlers am 29. 6. 1935 statt. Im April 1936 beginnt der Innenausbau durch das Atelier Troost.752 Nach Hitlers Wunsch, dass das Gebäude »auch in seiner technischen Einrichtung als moderne Kunsthalle vorbildlich für Europa werden«753 solle, wird das Gebäude mit den neuesten Heizungs- und Belichtungsanlagen sowie modernster Belüftungs- und Kommunikationstechnik ausgestattet. Die Gesamtkosten für den am 18. 7. 1937 eröffneten Neubau belaufen sich schließlich auf ca. 9  Mio.  RM.754 Bis 1944 finden hier jährlich die »Großen Deutschen Kunstausstellungen« sowie 1938/39 die beiden »Deutschen Architektur- und Kunsthandwerks-Ausstellungen« statt. Nach dem Krieg wird das nahezu unversehrte Gebäude wieder für Kunstausstellungen, vorwiegend von moderner Kunst, genutzt, bis 1955 außerdem als »Officers Club« der US-Army. Wichtigste bauliche Veränderung der Nachkriegszeit ist Anfang der 1970er-Jahre die Verkleinerung der Eingangstreppe infolge des Ausbaus der Prinzregentenstraße.755 Die Gestaltung von Ehrenhalle und Ausstellungssälen geht allgemein noch auf Troost zurück (s. Troost 1933a). 753 BSB, Ana 325.B.[LoC.622: AT an Fritz Gablonsky, 7.3.1935]. 754 Brantl 2007, 56; zur Eröffnungsfeier s. ebd., 74–80; Schweizer 2007, 110–186. 755 Zum Ausstellungsbetrieb 1937–1945 s. Brantl 2007, 81–88, 96–109; zur Nachkriegsgeschichte s. ebd., 113–123.

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123 Ess-, Arbeits- und Wohnzimmer für Julius Streicher, Nürnberg

sockel und einer 2,7 x 1,25  m großen, vergoldeten Bronzetafel mit Inschrift und Hoheitszeichen.758 ZuDezember 1932 – April 1933. Holzgartenstr. 1. Verbleib dem sind am Sockel der Feldherrnhalle drei Lorbeerunbek. kränze montiert, von denen der mittlere vor 1937 Auftraggeber  : Julius Streicher. durch eine Gedenktafel für die 1923 beim »Putsch« Ausführung  : Schreinermeister Franz Lickleder  : Mobigetöteten Polizisten ersetzt wird.759 liar  ; Fa. Rasso Mayer/München  : Mobiliar. Am 17./18. 3. 1933 legt Troost Hitler und Adolf Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 11103– Wagner die ersten Skizzen vor, die eine gewisse Ähn11108  ; BSB, Ana 325.B.[LoC.615]  ; lichkeit mit einem Denkmalsentwurf Troosts aus PB/KirchheimTeck, NPLT 1933  ; StaatsA der zweiten Jahreshälfte 1931 aufweisen (s. Abb. 64) N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 90, 109. und die Ausführung vorwegnehmen. Ende März übergibt Troost Schmid-Ehmen seine Zeichnungen Anlass der Neueinrichtung ist Hitlers Besuch bei zur Ausarbeitung.760 Nach seiner Einweihung am Streicher am 25.  2.  1933.756 1934/35 zieht der 9.  11.  1933 wird das Ehrenmal zu einem Fixpunkt selbsternannte »Frankenführer« ins Cramer-Klett- der kultischen Inszenierung des nationalsozialistiPalais um, an dessen Neueinrichtung 1937 das Ate- schen Parteimythos, etwa beim jährlichen Gedenklier Troost beratend mitwirkt.757 marsch zur Feldherrnhalle. Folglich wird es nach 1945 entfernt und eingeschmolzen. 124 Ehrenmal für die Gefallenen des 125 »Hitlerbrunnen«, Seefeld »Hitlerputsches« von 1923, München März–November 1933. Feldherrnhalle. Nicht erhalten (Abb. 109). Auftraggeber  : Adolf Hitler (?). Künstler  : Kurt Schmid-Ehmen/München  : Hoheitszeichen und Bronzeguss. Quellen  : BayHStA, OBB-KuPl 3094–3097  ; BSB, Ana 325.A.V.5.1–20  ; B.[TPLT 1933]  ; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933.

März–Juli 1933. Kreuzung von Seefelder und Herrschinger Straße. Rückwand z. T. erhalten. Auftraggeber  : Verm. Friedrich Wilhelm Christof Funk, Unternehmer. Bauleiter  : Josef Neumayer/München. Quellen  : PB/KirchheimTeck, NPLT 1933. Literatur  : Hitlerbrunnen 1933–1933b.

Das in der östlichen Arkade der Feldherrnhalle (1841–1844, Friedrich von Gärtner) aufgestellte Ehrenmal besteht aus einem getreppten Kalkstein-

Die Anlage besteht aus einem Brunnenbecken, das über einem Unterbau von zwei Sitzbänken eingefasst wird, und einer rückwärtigen Tuffsteinmauer mit eingelassener Bronzetafel.761 Die Finanzierung

756 StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 90: Streicher an PLT, 17.2.1933. 757 BSB, Ana 325.B.[LoC.615]; vgl. StaatsA N, Rep. 503 Slg. Streicher Nr. 90: Julius Streicher privat, o. D. (nach 1937). 758 Die Inschrift lautet auf der Vorderseite: N.S.D.A.P. AM 9.  NOV. 1923, FIELEN VOR DER FELDHERRNHALLE SOWIE IM HOF DES KRIEGSMINISTERIUMS FOLGENDE MÄNNER IM TREUEN GLAUBEN AN DIE WIEDERAUFSTEHUNG IHRES VOLKES: F-ALLFART – A-BAURIEDL – TH-CASELLA – W-EHRLICH – M-FAUST – A-HECHENBERGER – O-KÖRNER – K-KUHN – K-LAFORcE – KNEUBAUER – CL-v. PAPE – TH-v.d. PFORDTEN – JR I C K M E R S – M - E - v. S C H E U B N E R - R I C H T E R – L - v.

STRANSKY – W-WOLF Rückseite: UND IHR HABT DOCH GESIEGT! 759 Der genaue Zeitpunkt der Anbringung der Tafel ist nicht bekannt. Ihr Text lautet: UND VON DER LANDESPOLIZEI RUDOLF-SCHRAUT – FRIEDRICH-FINK – NIKOL-HOLLWEG – MAX-SCHOBERTH. 760 BSB, Ana 325.B.[TPLT 17.3., 18.3., 29.3.1933]. 761 Mit Inschrift: »Zur Erinnerung an den Wiederaufbau des Deutschen Reiches durch Adolf Hitler 1933«. Die drei Wasserläufe sollen »die Liebe zu Gott, Heimat und Vaterland« symbolisieren (Hitlerbrunnen 1933b; für die Literaturhinweise zum »Hitlerbrunnen« danke ich Uwe Strehlow/Gemeindearchiv Seefeld).

232 | Werkver zeichnis

durch Spenden organisiert der NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Freiherr von Lattdorf.762 Eingeweiht wird der Brunnen am 30. 7. 1933, nach 1945 größtenteils abgebrochen. 126 Dienstwohnung Wagner, München. April–Juli 1933. Von-der-Tann-Str. 16. Nicht erhalten. Auftraggeber  : Adolf Wagner. Ausführung  : Schreinermeister Franz Lickleder/München. Quellen  : BSB, Ana 325.B.[LoC.670].

Quellen  :

sowie im Empfangszimmer der Privatwohnung  ; Fa. Richard Zipfel/München  : Mobiliar in Empfangs- und Arbeitszimmer. BayHStA, Reichsstatthalter 142f., 147  ; BSB, Ana 325.A.V.7.1–26  ; B.Archi­ tekturbüro PLT  ; LBK, Bauakt 169283f.; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933.

Die Einrichtung des Reichsstatthalters umfasst Speise‑, Empfangs‑, Adjutanten- und Arbeitszimmer Epps, mehrere Büros und einen GesellschaftsWagners Dienstwohnung als Innenminister befin- raum.765 Hinzu kommt Epps privater Wohnbereich det sich im Flügelgebäude (1825/26, Jean Baptiste im zweiten Obergeschoss, der Fremden-, Speise- und Métivier) des Prinz-Carl-Palais, in dem Troost das Empfangszimmer sowie die Bibliothek umfasst. Bei Arbeitszimmer neu einrichtet und die Renovierung der Neuausstattung der Räume wird weitenteils auf der übrigen Räume besorgt.763 Nachdem das Flügel- bestehendes Mobiliar zurückgegriffen.766 Die Inbegebäude 1937 wegen der Verbreiterung der Von-der- triebnahme erfolgt im August 1933. In der Folgezeit Tann-Straße abgerissen wird, zieht Wagner in die lässt Epp weitere Räumlichkeiten in der näheren UmKaulbach-Villa um (WV 146).764 gebung anmieten und nutzt daneben auch Vestibül, Treppenhaus und den Feuerbachsaal der benachbar127 Dienstwohnung Epp, München ten Schack-Galerie für Empfänge.767 Von 1946 bis Mai–September 1933. Prinzregentenstr. 7/I & II. Nicht 1993 ist die Bayerische Staatskanzlei in dem Gebäude erhalten. untergebracht, danach verschiedene Institutionen. Auftraggeber  : Franz Ritter von Epp. Bauleiter  : Verm. Josef Allescher/Reichsbauamt München. Ausführung  : Fa. Rasso Mayer  : Speisezimmer  ; Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher  : einzelne Teppiche und Vorhänge  ; Fa. Georg Schöttle  : Speisezimmer im 2. Obergeschoss  ; VW  : Stoffe und Einzelmöbel in Empfangs‑, Fremden- und Speisezimmer 762 PB/KirchheimTeck, NPLT 1933; Hitlerbrunnen 1933– 1933b. 763 Als Bayer. Ministerpräsident besitzt Wagner bis 1937 noch eine weitere Dienstwohnung im Prinz-Carl-Palais. 764 Stinglwagner 1991, 30–38. 765 BSB, Ana 325.B.Architekturbüro PLT 2: Rechnung der Tapezierfirma Gantner/München an Rechnungsstelle des Herrn Reichsstatthalters, 17.10.1933. – Die Gesamtkosten des Umbaus betragen 68.444,66 RM (BayHStA, Reichsstatthalter 147: Hs. Kostenaufstellung, o. D.). 766 BSB, Ana 325.B.Architekturbüro PLT: Auflistung der vorgesehenen Möblierung, 22.5.1933; div. Abrechnungen; Listen »Vorhandene Möbel«, »Repräsentationsräume

128 »Reichsstatthalterpalais«, München April–Juli 1933. Prinzregentenstraße, zwischen Friedensengel und Maria-Theresia-Straße. Nicht realisiert (Abb. 110). Auftraggeber  : Franz Ritter von Epp. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.6.1–42  ; A.VI.138  ; PB/KirchheimTeck, NPLT 1933  ; PB/USA. Literatur  : Rasp 1981, 29. des Herrn Reichsstatthalters«, o. D. – Nach seiner Ernennung zum Reichsstatthalter am 10.4.1933 beauftragt Epp Troost mit der Einrichtung des Erdgeschosses des PrinzCarl-Palais als provisorische Dienststelle, wofür man auf Mobiliar der Münchner Residenz zurückgreift (PB/KirchheimTeck, NPLT 12.4.1933; Feuchtmayr 1966, 82). – In der Prinzregentenstraße beabsichtigt Epp zunächst die Neueinrichtung von insgesamt 21 Räumen, was aber aus Kostengründen – veranschlagt werden 158.700 RM – von staatlicher Seite abgelehnt wird (s. Korrespondenz in: BSB, Ana 325.B.Architekturbüro PLT). 767 Siehe Korrespondenz in: BayHStA, Reichsstatthalter 142; 143.

Paul Ludwig Troost | 233

Der zweigeschossige Bau hat einen T-förmigen Bauarbeiten  : Fa. Leonhard Moll/München. Kurt Schmid-Ehmen/München  : HoheitsGrundriss und misst etwa 46 x 54 m (Höhe ca. 17– Künstler  : zeichen auf Masten. 18 m). Im vorderen Querriegel sollten Büros und ReBayHStA, NSDAP-Baupläne 5007  ; präsentationsräume unterkommen, im rückwärtigen Quellen  : ­StaatsA M, Landbauamt 2397–2399. Teil Epps Dienstwohnung. Für die dreizehnachsige Hauptfassade fertigt Troost mindestens sechs Vari- Literatur  : Dresler 1937, 18–20  ; Nerdinger 1979d  ; Rasp 1981, 22–26  ; Bärnreuther 1993, 82– anten, deren Hauptcharakteristikum die erhöhten 94  ; Bauen 1993, 38f.; Schäfer 1994  ; LehmObergeschossfenster sind. bruch 1995, 17–45  ; Altenbuchner 2001  ; Bereits Mitte April 1933 bearbeitet er ein »ProGrammbitter/Lauterbach 2009, 6–28. jekt f. Epp Neubau Prinz-Carl-Palais«, zu dem er Epp am 19. 4. 1933 seine – heute verschollenen – Entwürfe zeigt.768 Vermutlich ist dieses Projekt im Die Umgestaltung beinhaltet die Nivellierung der Zusammenhang mit Hitlers Plänen von April/Mai Platzfläche sowie deren Pflasterung mit über 21.000 1933 zu sehen, unter Abbruch des alten Prinz-Carl- etwa einen Quadratmeter großen Granitplatten.775 Palais eine direkte Verbindung von der Prinzregen- Im Norden und Süden ist die 180 x 125 m messende tenstraße zur Neuen Oper im Hofgarten zu schaffen Steinfläche bis an die Flucht der Hauptfassaden der (s. Farbtaf.  11).769 Der Neubau sollte Troost und Glyptothek und des Kunstausstellungsgebäudes heZiegler770 zufolge als Teil eines Parteiforums im Eng- rangeführt, im Osten bis an die Arcisstraße und im lischen Gartens errichtet werden (s. S. 106f.). Mitte Westen bis an die Propyläen. Seitlich der klassizistiMai 1933771 wird ein neuer Standort am Friedensen- schen Bauten wird die Steinfläche von schulterhohen, gel ins Auge gefasst, für den Troost ab Juni Entwürfe mit Muschelkalk verkleideten Mauern umfriedet ausarbeitet.772 In zwei Lageplänen773 ist zudem die und gegen die begrünten Randbereiche abgeriegelt. Errichtung eines zweiten, gleichartigen Gebäudes Innen ist das Platzniveau vor der Einfriedung erhöht, nördlich der Prinzregentenstraße angedacht. Wa- zum Teil sind Sitzbänke an die Mauer herangebaut. rum der Bau letztlich nicht realisiert wird, ist unklar. Der neue Hauptzugang befindet sich im Osten, wo Wie es scheint, fehlt Epp die Unterstützung Hitlers, die Brienner Straße durch ihre stufenweise Verbreiteder sich mit dem Projekt nachweislich nicht befasst, rung zwischen den Parteibauten mit dem Platzraum möglicherweise darin sogar eine Konkurrenz zu sei- verschliffen wird. nen eigenen Bauvorhaben sieht.774 Die Bauarbeiten beginnen am 20.  3.  1935.776 Während des Umbaus werden auch die klassizisti129 Umgestaltung Königsplatz, München schen Bauten restauriert und die Grünflächen hinter Mitte Mai 1933 – November 1935. Nicht erhalten den Museen erneuert. Westlich der Museumsbauten (Abb. 88, 96, 98). werden zwei Funktionsgebäude von Karl Meitinger Entwurf  : PLT bis 21. 1. 1934, danach AT  ; Karl errichtet, in denen die technische Schaltzentrale und Meitinger/München  : Funktionsgebäude. Räume für Versammlungsleitung, Rundfunk und Auftraggeber  : Adolf Hitler. Presse untergebracht werden.777 Die Gesamtkosten

768 769 770 771

PB/KirchheimTeck, NPLT 16.4., 19.4.1933. BayHStA, NSDAP-Baupläne 7099. BSB, Ana 325.B.[TPLT 20.5.1933]; Ziegler 1964, 189. Am 17.5.1933 besichtigen Troost und Gablonsky das dortige Gelände (PB/KirchheimTeck, NPLT 17.5.1933). 772 Ebd., NPLT 25.6.–12.7.1933. Entwürfe für die Hauptfassade: BSB, Ana 325.A.V.6.19; A.VI.138; PB/USA; Speer

234 | Werkver zeichnis

1944, 7. 773 BSB, Ana 325.A.V.6.19, 23. 774 Rasps Vermutung, dass die Pläne nicht realisiert werden, weil sie durch die Bauvorhaben an der Von-der-TannStraße obsolet geworden waren, trifft aufgrund der zeitgleichen anderen Planungen Troosts für Epp und der späteren Ausbreitung von dessen Stab in der Prinzregentenstraße so-

der Umgestaltung betragen 2.161.700  RM, wovon das Land Bayern und die NSDAP je 500.000  RM übernehmen, die Stadt München den Rest.778 Die feierliche Einweihung erfolgt am 9.  11.  1935. Bis 1944 wird der 9. November als jährlicher »Gedenktag für die Bewegung« auf dem Königsplatz inszeniert, der daneben auch für Rekrutenvereidigungen genutzt wird.779 Nach 1945 werden die Einfassungsmauern abgebrochen, der Plattenbelag Ende der 1980er-Jahre entfernt. Erhalten geblieben sind das südliche Funktionsgebäude und die Lichtkörper der Laternen, die auf neue Schäfte, unter anderem in der Schönfeldstraße, montiert wurden. 130 »Ehrentempel«, München Mai/Juni 1933 – November 1935. Ecke Arcis-/Brienner Straße. Sockel erhalten (Abb. 93, 94, 97, 116). Entwurf  : PLT bis 21. 1. 1934, danach AT. Auftraggeber  : Adolf Hitler. Baugen.: Januar 1935. Bauarbeiten  : Hochtief AG. Bauleiter  : Josef Heldmann/München. Weitere Firmen  : Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff/Berlin  : Ausführung der Mosaiken. Künstler  : Hanns Goebl  : Guss der Bronzekandelaber  ; Hanns Markus Heinlein  : Guss der Eisensarkophage  ; Wilhelm Pütz/ München  : Mosaiken. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 1352f., 1436, 4501–4538, 4560–4570, 4604f., 7107f.; Mk 51530  ; OBB-Akten 12735  ; BSB, Ana 325.A.V.11.1  ; StaatsA M, ­NSDAP-Pläne Nr. 2  ; Planslg. Rolle 5, 45, 122–124  ; StadtA M, LBK 727, 19303.

mit nicht zu (s. Rasp 1981, 29). 775 Zu Klenzes Planungen für den Königsplatz s. Buttlar 1999, 132–139; Hildebrand 2000, 258–262. – Die angrenzenden Grünanlagen wurden von Friedrich Ludwig von Sckell und Carl August Sckell entworfen. 776 Weiersmüller 1935, 434; Dresler 1937, 19. Daneben wird auch der 15.3.1935 als Baubeginn genannt (ZB 1939, 430).

Literatur  :

Arndt 1968  ; 1970a  ; 1989, 73–81  ; Grammbitter 1995, 73f.; Lehmbruch 1995, 37–39  ; Behrenbeck 1996, 374– 383  ; Altenbuchner 2001, 87–90  ; Livings 2003, 94–104  ; Köpf 2005.

Die 22,4 x 22,4 m großen, ca. 11,5 m hohen Zwillingsbauten sind eine mit Muschelkalk (Sockel) und Kalkstein (Pfeiler und Dach) verkleidete Eisenbetonkonstruktion. Ihr Sockel ist in der Mitte über drei Stufen abgetieft, um je acht Eisensarkophage aufzunehmen. Außen fußen auf ihrer Plattform 6 x 6 – die Eckpfeiler sind doppelt gezählt – kannelierte Pfeiler, an den Ecken zudem 2,84 m hohe Bronzekandelaber. Über der Sockeleintiefung ist das Dach quadratisch geöffnet, die geschlossenen Unterseiten mit blauroten, zum Teil als Hakenkreuzmäander ausgebildeten Mosaiken geschmückt (Planungsgeschichte s. S. 109–121). Als erstrangige Kultbauten des NS-Regimes werden die »Ehrentempel«, nachdem in der Nachkriegszeit zunächst ihr Umbau angedacht ist, 1947 gesprengt. Die hier bestatteten Personen werden in ihren einstigen Grabstätten zurückgeführt, die Sarkophage und Kandelaber eingeschmolzen. Erhalten geblieben sind die Sockel, die im Laufe der Zeit übergrünt wurden und seit 2001 unter Denkmalund Naturschutz stehen.780 131 Einrichtung »Haus der Deutschen Ärzte«, Berlin August 1933 – Mai 1934. Axel-Springer-Str. 42. Bau verändert erhalten (Abb. 113). Entwurf  : PLT bis 21. 1. 1934, danach AT. Auftraggeber  : Gerhard Wagner. Bauleiter  : Hans Haedenkamp/München.

777 778 779 780

Lehmbruch 1995, 22. Ebd., 41–44. Paulsen 1934, 246. Zur Nachkriegsgeschichte der »Ehrentempel« s. Lauterbach 1995, v. a. 171–179; Grammbitter/Lauterbach 2009, 80– 86.

Paul Ludwig Troost | 235

Ausführung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  ; VW. Künstler  : Bruno Jacobs/Hartmannsberg in Obb.: Gemälde (Porträt Hitlers) im Sitzungssaal. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6130f.; BSB, Ana 325.A.V.10.1–133  ; A.VII.4.11–18  ; B.Korrespondenz 1934–1936  ; PB/ KirchheimTeck, NPLT 1933  ; StadtA M, Schenkung Pössenbacher 55/4  ; VWA, Fotomappe Ärztehaus.

weitere medizinische Ämter und Vereinigungen unter.785 Heute wird der Bau gewerblich genutzt. 132 Einrichtung Alte Reichsk anzlei, ­B erlin

Die Neuausstattung des Ärztehauses (1914/15, Hans Bernoulli/Louis Rinkel)781 umfasst im Erdgeschoss Pförtner- und Publikumsraum, im zweiten Obergeschoss die Garderobe und den Sitzungssaal, welcher der am aufwendigsten eingerichtete Raum ist  ; außerdem im Mansardgeschoss den Speisesaal, sämtliche Vorplätze und Treppenhäuser sowie den Buchladen und das Chefzimmer.782 Der Großteil der Räume wird mit neuen Fußböden, Lambris, Heizkörpern und Türrahmen aus Marmor oder Eichenholz ausgestattet und mit schlichtem Büromobiliar bestückt.783 Im Juni 1933 suchen der spätere Reichsärzteführer Gerhard Wagner und Hans Haedenkamp aus dem Baubüro des Hartmannbundes Troost erstmals wegen des Umbaus auf.784 Nach dessen Vollendung im Juni 1934 kommen im Haus die Geschäftsführung der Kassenärztlichen Vereinigung und später

Ca. August 1933 – Dezember 1934, März 1935 – Januar 1936. Wilhelmstr. 77/78. Verbleib unbek. (Abb. 114, 115). PLT bis 21. 1. 1934, danach AT. Entwurf  : Auftraggeber  : Adolf Hitler. Bauarbeiten  : Baugeschäft Höfchen & Peschke/Berlin u.a. Bauleiter  : Albert Speer/Berlin. Einrichtung  : VW. Künstler  : Kurt Schmid-Ehmen  : Kaminrelief im Rauchzimmer  ; Josef Wackerle/München  : Bronzefiguren (»Volk«, »Erde«)786 im Speisesaal. Quellen  : BArch, R 2/4507  ; R 43 I/1532, 1587  ; R 43 II/1–553  ; BayHStA, NSDAP-Baupläne 11109–11239, Speer-Pläne 3009  ; BSB, Ana 325.A.V.1.1–9, 11, 29–124, 152–159, 162, 164–173, 176f.; A.VII.4.3–10, 50, 65, 67  ; A.VII.5.1–47a  ; B.[LoC.670]  ; StadtA M, Schenkung Pössenbacher 55/108. Literatur  : Speer 1970, 42f., 132f.; Günther 1979, 27–46  ; 1992, 20–34  ; Below 1980, 26  ; Schönberger 1981, 22–27  ; Demps 1994, 207–214  ; Wagner 1997, 194f.; Wilderot-

781 Berliner Bezirkslexikon 2003, 199 (für den Literaturhinweis danke ich Gerhard Grosche/Bezirksmuseum FriedrichshainKreuzberg). 782 In die Stirnwände des Sitzungssaales sind ein Hitlerporträt und eine von Troost entworfene Bronzetafel eingelassen: »IM WELTKRIEG 1914–1918 GABEN 1851 DEUTSCHE ÄRZTE IHR LEBEN FÜR DEUTSCHLAND. DEUTSCHLAND M U S S L E B E N A U C H W E N N W I R S T E R B E N M Ü S S E N« (BSB, Ana 325.A.VII.4.14). Ebenfalls von Troost stammt die an der Hauptfassade angebrachte Bauinschrift »HAUS DER DEUTSCHEN ÄRZTE«. 783 Im Pförtnerraum ist eine Bronzetafel angebracht: »DEM GESTALTER DIESES HAUSES PROFESSOR PAUL LUDWIG TROOST IN DANKBARKEIT. DIE DEUTSCHE ÄRZTESCHAFT JUNI 1934« (ebd., A.V.10.119). 784 PB/KirchheimTeck, NPLT 3.6., 30.6.1933. 785 Siehe Hahn/Schwoch 2009, 94 Anm. 238.

786 Die Benennung erfolgt nach den zeitgenössischen Bildunterschriften im NL Troost (BSB, Ana 325.A.VII.5.23, 25). Abweichende Bezeichnungen liefern Friedelind Wagner (»Adam« und »Eva«; s. Wagner 1997, 193) und Heinrich Hoffmann (»Blut« und »Boden«; s. Hoffmann 1974, 169). 787 Vgl. dazu Hitlers eigene Ausführungen in: Hitler 1939, 279.  – Nicht belegt ist eine Mitarbeit Troosts oder des Atelier Troosts an den anderen Diensträumen, die zu dieser Zeit umgestaltet werden: dem Arbeitszimmer von Lammers, dem Grünen Salon und dem Pfeilersaal im Altbau (vgl. BArch, R 2/4507: Lammers an Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk/Reichsminister der Finanzen, 29.11.1933). – Der angeführte, 1934 neu eingerichtete Wintergarten ist von jenem zu unterscheiden, der 1935/36 an gleicher Stelle im Empfangsgebäude neu errichtet wird (WV 140). Sonja Günther beschreibt in ihrer Arbeit den alten Wintergarten, lokalisiert ihn aber irrtümlicherweise

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Die seit 1878 im ehemaligen Palais Schulenburg (1738/39) untergebrachte Reichskanzlei ist ein zweigeschossiger Dreiflügelbau, der 1928/29 durch einen südlichen Anbau von Wolf Jobst Siedler erweitert wird. Neu eingerichtet werden von Troost und dem Atelier Troost die Kanzlerwohnung im nördlichen Teil sowie einige Diensträume im südlichen Teil und im Erweiterungsbau. Bildlich bekannt sind davon folgende Räume  : Vorhalle mit Garderobe, Wohnhalle, Salon, Rauch- und Speisezimmer, Wintergarten im Erdgeschoss sowie Privatarbeitszimmer und Bibliothek im ersten Obergeschoss  ; von den Diensträumen der Kabinettsitzungssaal ebenda und Hitlers offizielles Arbeitszimmer im ersten Obergeschoss des Erweiterungsbaus, das erst Ende 1934/Anfang 1935 neu möbliert wird.787 Lediglich von Entwürfen oder Rechnungen bekannte, neu eingerichtete Räume sind  : Hitlers Schlafzimmer, SA-Küche, Empfangsraum, kleine Empfangshalle und mehrere Gästezimmer. 1935/36 werden für seine Adjutanten Brückner und Schaub Wohnräume direkt neben Hitlers Wohnung im Nordflügel eingerichtet, außerdem drei weitere Diensträume mit einem als »Bismarckzimmer« bezeichneten Sitzungsraum.788 In den angeführten Räumen werden zumeist neue Veloursböden verlegt, während die Wände über ei-

ner Fußleiste oder Lambris aus Marmor meist weiß gestrichen und mit älteren Gobelins, historischen Gemälden und Grafiken geschmückt sind.789 Die mitunter recht heterogen zusammengestellten Interieurs bestehen zum großen Teil aus älteren Möbeln und Einrichtungsgegenständen von Troost, vor allem des Dampfers Europa, zum geringeren Teilen aus Neuentwürfen und Objekten, die vermutlich aus dem Altbestand der Alten Reichskanzlei stammen. Zum Zeitpunkt von Hitlers Amtsantritt als Reichskanzler ist die Reichskanzlei von Paul von Hindenburg belegt, dessen eigener Dienstsitz in der Wilhelmstraße  73 seit Juli 1932 renoviert wird. Nach dem Auszug des Reichspräsidenten im Mai 1933 beauftragt Hitler Troost offenbar erst im August 1933 mit der Neueinrichtung.790 Alternativ erwägt Hitler im Herbst 1933 die Errichtung eines Wohnhauses im Garten der Reichskanzlei (WV 133). Für die Kanzlerwohnung wird zwischen September und November 1933 ein erster, heute verschollener Kostenvoranschlag, vermutlich von Troost, ausgearbeitet.791 Bis Januar 1935 werden für die Einrichtung 172.282,13  RM ausgegeben.792 Den Umbau seiner Wohnung soll Hitler aus seinem Privatvermögen bestritten haben, was für Gerdy Troost möglicherweise den Ausschlag gibt, hierfür kein Honorar zu verlangen, sondern nur für die vom Reich bezahlten Diensträume.793 Im Mai 1934 bezieht Hitler die Kanzlerwohnung, deren Ein-

im Empfangsgebäude (s. Günther 1992, 27). 788 BSB, Ana 325.B.[LoC.670]; Below 1980, 26. – Unklar ist, ob die Adjutantenräume nicht in Wirklichkeit für Eva Braun bestimmt waren, deren an Hitlers Wohnbereich angrenzende Privatzimmer Sonja Günther zufolge erst 1939 von Albert Speer eingerichtet worden sein sollen (Günther 1979, 28). Nicht auszuschließen ist, dass 1935/36 in den offiziellen Dokumenten, wie bei der gleichzeitig erfolgten Neueinrichtung von Eva Brauns Haus in München (s. WV 142), Tarnbezeichnungen verwendet werden. 789 Zur Ausstattung mit Gemälden s. Schwarz 2009, 133–154. 790 BSB, Ana 325.A.V.1.2, 9, 88, 154, 156f., 176; PB/KirchheimTeck, NPLT 13.8., 18.8., 25.–28.8.1933. – Auch Gerdy Troost berichtet von Hitlers Entschluss, »nach mancherlei Reflektionen im August die gesamte alte Bismarckwohnung umzubauen« (PB des Verfassers: GT an Unbekannt, 4.7.1992 – Kopie). – Nach Hans Franks Be-

richt soll Hitler bereits in der ersten Nacht als Reichskanzler eine Umgestaltung der Reichskanzlei erwogen haben (Frank 1955, 122). Vermutlich auf einer Verwechslung beruht ein von Dietmar Arnold – ohne Quellenangabe – erwähnter Umbauentwurf Speers vom 20.4.1933 (Arnold 2005, 145). 791 Da Speers Kostenvoranschlag vom 20.11.1933 der zweite insgesamt und der erste für die Diensträume ist, muss es einen ersten Kostenanschlag allein für die Kanzlerwohnung gegeben haben, der im angegebenen Zeitraum entstanden sein dürfte. Zu vermuten ist, dass jener von Troost stammt, da die geschäftliche Abwicklung der Kanzlerwohnung später durch das Atelier Troost erfolgt ist (vgl. BSB, Ana 325.B.[LoC.670]). 792 Ebd., Abrechnung der VW für 1934, 10.12.1934 – Kopie; Aufstellung der Zahlungen des AT, 29.1.1935. 793 Zur Übernahme der Kosten durch Hitler s. die Korrespondenz in: BArch, R 2/4507; BSB, Ana 325.B.[LoC.670: GT

ter 1998, 71–75, 294–301  ; Arnold 2005, 54–58  ; Schwarz 2009, 133–154.

Paul Ludwig Troost | 237

richtung er in den folgenden Jahren immer wieder kanzlei durch Bomben weitgehend zerstört. Ob die Einrichtung dabei vernichtet oder zuvor ausgelagert ergänzen und verändern lässt. Der erste Kostenvoranschlag für die Diensträume wird, ist nicht bekannt. vom 20. 11. 1933 stammt von Albert Speer, der nicht nur hier, sondern höchstwahrscheinlich auch bei der 133 Haus Hitler, Berlin Kanzlerwohnung Bauleiter ist.794 Der 256.515 RM September–Oktober 1933. Garten der Reichskanzlei. teure Umbau dieses Bereichs dauert vom 12. 12. Nicht realisiert (Abb. 111, 112). Auftraggeber  : Adolf Hitler. 1933 bis Anfang Januar 1934.795 Dass Hitler eigene Skizzen für die neuen Möbel Quellen  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1933]  ; PB des Verfassers  : TPLT 1933 – Kopien  ; PB/USA. zeichnet, wie Zeitzeugen796 vereinzelt angeben, ist auszuschließen, da sämtliche auf den Innenaufnahmen zu sehenden Möbel nachweislich von Troost und Anstelle des Umbaus der Kanzlerwohnung spielt dem Atelier Troost stammen oder ältere Modelle sind. Hitler im September 1933 mit dem Gedanken, Möglicherweise ist Troosts Tod der Grund, weshalb »dass vielleicht der Neubau eines kleinen Wohnhaudie Reichskanzlei überwiegend mit älteren Möbeln ses im Garten der Reichskanzlei die bessere Lösung und Einrichtungsgegenständen von ihm ausgestattet sein könne. Seine repräsentativen Verpflichtungen wird. Denkbar ist auch, dass Hitler Mobiliar aus sei- u. Empfänge sollten in den grossen Räumen der ner Münchner Wohnung in die Reichskanzlei über- Reichskanzlei stattfinden.«799 In seinem Auftrag arführen lässt, also jene Möbel von Troost, die er seit beitet Troost zwei Varianten eines repräsentativen Mitte der 1920er-Jahre für sich erwirbt (s. S. 68f.).797 Wohnhauses aus, das an die nördliche Einfriedung Nach der Fertigstellung der Neuen Reichskanzlei des Kanzlergartens angrenzt. Obwohl die Entim Jahr 1939 behält Hitler seine Räume in der Kanz- würfe Hitler gefallen, entscheidet er sich letztlich lerwohnung, wenngleich er während des Krieges nur gegen einen Neubau  : »Es folgten noch verschienoch selten in Berlin ist. Die meisten Dienststel- dene Überlegungen der beiden Männer an Ort len ziehen in Speers Neubau um, während in Sied- und Stelle – im Garten der Reichskanzlei wie in lers Erweiterungsbau nun die Präsidialkanzlei, die der Bismarckwohnung – über Vor- und Nachteile Oberste SA-Führung und Wachmannschaften un- dieser für Hitler u. seine Aufgaben als Kanzler weterkommen.798 Am 3. 2. 1945 wird die Alte Reichs- sentlichen Entscheidung. Dann endgültig seinem

an Albert Speer, 28.11.1934]. Hitler selbst behauptet dies ebenfalls (Hitler 1939, 279). 794 Als Bauleiter für die Diensträume ist Speer belegt. Für die Kanzlerwohnung ist kein Bauleiter überliefert, doch lässt die erhaltene Korrespondenz vermuten, dass Speer auch hier die Bauleitung innehat. – Bezeichnend für die Arbeitsteilung ist, dass für die Inneneinrichtung zumeist Münchner Firmen herangezogen werden, mit denen Troost bereits zusammengearbeitet hat, während mit den Renovierungsarbeiten vor allem Berliner Firmen betraut werden, die Speer von früheren Aufträgen gekannt haben dürfte. 795 BArch, R 2/4507: Lammers an Schwerin von Krosigk, 29.11.1933, 30.5.1934; R 43 I/1587, Bl. 11–37: Kostenanschlag Albert Speers, 20.11.1933. 796 Dietrich 1955, 248; Wagner 1997, 174f. 797 Dies vermutet auch Birgit Schwarz (Schwarz 2009, 107). – Speer etwa berichtet von einer Kommode im Salon, die

238 | Werkver zeichnis

Hitler lange vor seiner Bekanntschaft mit Troost erworben haben soll (Günther 1992, 22). Bei jener Kommode handelt es sich um ein Modell, das Troost 1915 für Schloss Cecilienhof entworfen hat (s. Abb. 38, rechts) und das Hitler in der Tat bereits zuvor besessen haben muss, da nach den Lieferlisten der VW kein einziges Möbel für den Salon neu bestellt wird (s. BSB, Ana 325.B.[LoC.670: Abrechnung der VW für 1934, 10.12.1934 – Kopie]). Ein weiteres Indiz ist die Neueinrichtung von Hitlers Münchner Privatwohnung unmittelbar im Anschluss an den Umbau der Reichskanzlei ab Januar 1935 (WV 139). Da auf den bekannten Innenaufnahmen der Wohnung fast ausschließlich Möbel des 19. Jahrhunderts und des Atelier Troosts von 1935/36 zu sehen sind, stellt sich die Frage, was mit der ursprünglichen Möblierung geschehen ist. Eine Erklärung hierfür wäre, dass jene Möbel zuvor in die Reichskanzlei überführt worden sind.

Der Neugestaltung des Alten Botanischen Gartens (1814, Ludwig von Sckell) durch Oswald Bieber und Josef Wackerle liegen Skizzen von Troost zugrunde,

die heute verschollen sind. Gemäß seinem aus schriftlichen Quellen800 bekannten Konzept sollten die Gartenanlagen axial auf den Alten Justizpalast (1890–1897, Friedrich von Thiersch) ausgerichtet und davor ein Brunnen mit großer Wasserfläche angelegt werden. Vorgesehen war zudem eine »symmetrische Bebauung mit kleineren Pavillons und Wasserspielen in der Mitte des Gartens«801, wobei erstere später als Café und Ausstellungsgebäude, letztere in Form einer großen Brunnenanlage realisiert werden. Bei seinem Entwurf soll sich Troost an seinem Wettbewerbsentwurf für den Glaspalast-Nachfolgebau von 1932 (Abb.  103) sowie an Abels Modell orientiert haben (Abb. 99), das er sich Ende 1933/Anfang 1934 ins Atelier bringen lässt.802 Inwieweit Abels Konzept Einfluss auf seine eigenen Planung hat, ist unklar, zumal bei diesem die Grünanlagen als Landschaftspark gestaltet sind. Nach dem Glaspalast-Brand 1931 wird das brachliegende Gelände zunächst unterschiedlich genutzt, etwa zum Eishockeytraining.803 Auf Hitlers Wunsch beginnt Troost mit den Neugestaltungsplanungen möglicherweise bereits im Sommer804, spätestens aber im Oktober 1933.805 Im April 1934 werden Wackerle und Bieber mit den Planungen betraut, vermutlich wegen ihrer Bekanntschaft mit Troost und ihrer früheren Beschäftigung mit dem Gelände.806 »Unter Beibehaltung der ursprünglichen

798 Demps 1994, 232. – Zu Hitlers Alltag in der Alten Reichskanzlei s. Speer 1970, 132f.; Below 1980, 26. 799 Dieses und das folgende Zitat aus: PB des Verfassers: GT an Unbekannt, 4.7.1992 – Kopie. 800 BayHStA, Mk 41266: Adolf Wagner an Karl August Fischer, 15.2.1935; Fell 1933. 801 Ein ähnliches Konzept soll etwa gleichzeitig auch Troosts Freund Haiger entwickelt haben (Fell 1933). Ob Troost es kennt, ist angesichts des spärlichen Kontaktes beider in dieser Zeit unklar. 802 Ebd.; BayHStA, Mk 41269: Bayer. Kultusministerium an PLT, 20.12.1933; LG an Bayer. Kultusministerium, 29.12.1933. 803 Siehe BayHStA, Mk 41266. 804 Fell 1933; Maschke 1989, 276 Anm. 1523. – Im Notizbuch ­Troosts findet sich kein Hinweis auf seine Beschäftigung mit dem Gelände zu dieser Zeit (vgl. PB/KirchheimTeck, NPLT 1933).

805 MNN 4.10.1933; BSB, Ana 325.B.[LoC.667: Rede zum Richtfest von Friedrich Döhlemann, 3.11.1935]. 806 Wackerle ist Anfang der 1920er-Jahre Preisrichter eines Ideenwettbewerbs zur Umgestaltung des Alten Botanischen Gartens und später Mitglied des Bauausschusses, der beim zweiten Vorentwurf Abels beratend mitwirkt (BayHStA, Mk  41266; Maschke 1989, 194–196). Bieber errichtet 1925 ein kleines Ausstellungsgebäude im Alten Botanischen Garten und plant im Juli 1933 den Umbau des dort befindlichen Inspektor-Wohngebäudes zu einem Café. Dazu arbeitet er eigene Umgestaltungsentwürfe für die Grünanlagen aus (BayHStA, Mk 41266: Bebauungspläne Oswald Biebers, Juli 1933). Gerdy Troost gibt später an, dass Bieber bereits zu Lebzeiten ihres Mannes an der Neugestaltung mitgearbeitet hat, wobei unklar ist, ob dies gemeinsam oder unabhängig von Troost geschieht. Bezüglich Wackerle behauptet sie, dass dieser erst auf ihre Empfehlung hin mit

historischen Bewusstsein und seiner Bewunderung für Bismarck […] nachkommend, entschloss sich Adolf Hitler in dessen Amtssitz, der Reichskanzlei zu bleiben und auf ein persönliches Wohnhaus zu verzichten – also den anfänglich geplanten Umbau zu verwirklichen.« 134 Neugestaltung Alter Botanischer Garten, München Ca. Oktober 1933 – Mai 1937. Erhalten. Entwurf  : PLT bis 21. 1. 1934, danach Oswald Bieber (Café und Ausstellungsgebäude) und Josef Wackerle/München (Neptunbrunnen und Reliefs am Ausstellungsgebäude). Auftraggeber  : Adolf Hitler. Bauarbeiten  : Oberste Baubehörde im Bayer. Innenministerium. Quellen  : BayHStA, MF 71465  ; Mk 41266  ; OBBAkten 12743, 12745  ; OBB-KuPl 3154– 3188. MNN 4. 10. 1933  ; Fell 1933  ; Literatur  : VB 25. 2. 1935  ; Kiener 1937a  ; Nerdinger 1979c  ; Rasp 1981, 40f.; Maschke 1989, 218–222  ; Bauen 1993, 353.

Paul Ludwig Troost | 239

Idee«807 Troosts lassen sie ein Modell bauen, das Hit- Gemälde und Grafik ler im Juli 1934 genehmigt.808 Am 23. 2. 1935 wird für Neugestaltung und Erhalt des Alten Botanischen I  Frieda Thiersch (Nr. 1) 812 Gartens ein Kuratorium unter dem Vorsitz Adolf Um September – Dezember 1930. Verm. Öl/Lw. VerWagners gegründet, die Bauarbeiten beginnen kurz bleib unbek. darauf.809 Die Höhe der Baukosten ist unbekannt.810 Quellen  : BSB, Ana 325.A.VII.7.1 (S-W-Foto)  ; B.[NPLT 1930]. Das Café wird am 22. 8. 1936 eröffnet, der Ausstellungspavillon und der Brunnen am 29. 5. 1937 eingeweiht. Im »Dritten Reich« als »Neuer Stadtpark« II Gerdy Troost (Nr. 1) bezeichnet, ist der Alte Botanische Garten bis auf Um Dezember 1930 – Januar 1931. Dat. & sign., verm. das im Krieg zerstörte, 1967/68 wiederaufgebaute Öl/Lw. Heute  : PB/USA. Quellen  : BSB, Ana 325.A.VII.7.6 (S-W-Foto)  ; B.[NPLT Parkcafé unverändert erhalten.811 1930  ; TPLT 1931]  ; Kiener 1937, 59.

III Stillleben mit Vase und Buch Um Oktober 1931. Dat. & sign., verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quellen  : BSB, Ana 325. A.VII.7.14  ; B.[TPLT 1931]  ; Kiener 1937, 61.

IV Stillleben mit Brot und Wein 1931. Dat. & sign., verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. (Abb. 57). Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.16 (S-W-Foto).

V  Stillleben mit Kirschen und Pfirsichen 1931. Dat. & sign., verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. (Abb. 58). Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.13 (S-W-Foto).

VI  Frieda Thiersch (Nr. 2) Um April 1932. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. (Abb. 55). Quellen  : BSB, Ana 325.A.VII.7.2 (S-W-Foto)  ; B.[TPLT 1932].

VII  Anni Beck 23. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117. dem Brunnen beauftragt wurde, nachdem Hitler zunächst Richard Klein favorisiert hat (Rasp 1981, 225 Anm. 158). 807 MNN, Stadt-Nachrichten und General-Anzeiger 25.2.1935. 808 BayHStA, OBB-Akten 12745: Fritz Gablonsky an Bayer. Kultusministerium, 4.4.1934; Mk 41266: Adolf Wagner an Ludwig Siebert, 21.7.1934; Maschke 1989, 220. 809 StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/9: Adolf Wagner an Karl Fiehler, 15.2.1935. – Dem Kuratorium gehören u. a. an: Stadtbaurat Fritz Beblo, Friedrich Döhlemann/Direktor der

240 | Werkver zeichnis

Bayer. Gemeindebank, Adolf Dresler, Karl Fiehler, August von Finck, Fritz Gablonsky, Wilhelm Kißkalt/Generaldirektor der Münchner Rück, Karl Artur Lange/Direktor der Münchner Löwenbräu, Franz Popp/Generaldirektor der Bayer. Motorenwerke und Franz Xaver Schwarz (VB 25.2.1935). 810 Erhalten hat sich lediglich ein Kostenvoranschlag vom Juli 1935, der ein Volumen von 1.030.000 RM vorsieht (HistA HdK, HdDK 57: Kostenanschlag, eingegangen am

VIII  Fr au mit Korb

XVII »Susanna« (Kopfstudie)

25. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117.

7. 1. 1933. Dat., Kohle/Papier, Blei/Karton, 31,8 x 23,2 cm. Heute  : BayHStA, NL Troost 1. Quelle  : PB/KirchheimTeck, NPLT 1933.

IX  Junger Mann mit Schal 26. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117.

XVIII »Susanna« mit offenem Ha ar 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.23 (S-W-Foto).

X  Fr au auf Stuhl (verm. Anni Beck) 27. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton, 31,7 x 24,3 cm. Heute  : BayHStA, NL Troost 1.

XI  Bauernmädchen (verm. »Frl. ­F edermann«) 29. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Papier, 23,2 x 31,8 cm. Heute  : BayHStA, NL Troost 1. Quelle  : BSB, Ana 325.B.[TPLT 1932].

XIX »Susanna« (Brustbild) 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.7 (S-W-Foto).

X X »Susanna« (Brustbild) 1930–1933. Kohle/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

X XI »Susanna« (Kopfstudie) 1930–1933. Kohle/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

XII Fr au mit Kopftuch 30. 11. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117.

X XII Selbstportr ät 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. (Abb. 50). Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.4 (S-W-Foto).

XIII Sitzender Mann mit Hut 2. 12. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117.

X XIII Gerdy Troost (Nr. 2) 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.5 (S-W-Foto).

XIV Im Bett liegende Fr au 12. 12. 1932. Kohle/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

X XIV Junge Fr au mit Halstuch

XV »Susanna«

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.22 (S-W-Foto).

15. 12. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117.

XVI »Susanna« 16. 12. 1932. Dat. & sign., Blei/Karton. Heute  : LoC, Lot 3117. 19.7.1935). Davon sollten Staat und Stadt je 350.000 RM übernehmen, der Rest durch Spenden eingetrieben werden (BayHStA, Mk 41266: Adolf Wagner an Karl August Fischer/Bayer. Kultusministerium, 15.2.1935). Hitler selbst spendet für den Umbau 1.000 RM (VB 25.2.1935). Zudem stellt das Land Bayern den Baugrund zur Verfügung, während die Stadt später die Bewirtschaftung und Instandhaltung der Anlagen übernimmt (BayHStA, Mk 41266: Vereinbarung zwischen dem Bayer. Innenministerium und

X XV Junge Fr au mit Wein und Zigarette (verm. »Frl. Schanno«) 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. (Abb. 56). Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.17 (S-W-Foto). der Stadt München, 31.5.1935). Ausgenommen ist davon das Ausstellungsgebäude, das nach Hitlers Anordnung unter staatliche Hoheit kommt und für die Präsentation von »Bauschöpfungen des Führers« bestimmt ist (MNN, StadtNachrichten und General-Anzeiger 25.2.1935). 811 Maschke 1989, 222. 812 Ob Troost seinen Gemälden Titel gibt, ist nicht bekannt. Die hier verwendeten Bezeichnungen stammen vom Autor.

Paul Ludwig Troost | 241

X XVI Junge Fr au im Badekostüm (verm. »Frl. Schanno«) 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.18 (S-W-Foto).

Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.21 (S-W-Foto).

X X XV Sitzender weiblicher Akt 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : VWA, Fotomappe Himmelreichstr. 4 (S-W-Foto).

X XVII Weiblicher Halbakt mit Fruchtschale

X X XVI Stillleben mit Salat und Obst

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.8 (S-W-Foto).

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.15 (S-W-Foto).

X XVIII Weiblicher Halbakt auf verhülltem Stuhl

X X XVII Skizzenblatt mit weiblichem Akt und Fr auenkopf (verm. Frieda Thiersch)

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.9 (S-W-Foto).

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.3 (S-W-Foto).

X XIX Dame in Abendgarderobe 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.10 (S-W-Foto).

X X XVIII K ampanile vor Häusern 4. 10. (o. J.). Blei/Papier, 16,4 x 10,6 cm. Heute  : BayHStA, NL Troost 1.

X X X Weiblicher Akt vor Fenster 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.11 (S-W-Foto).

Auf Rückseite Karikatur eines korpulenten Mannes mit Hosenträgern und Glatze.

X X XI Brustbild einer Fr au

X X XIX Landschaft mit Kirche

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.12 (S-W-Foto).

1930–1933. Blei/Papier. 30,9 x 22,7 cm. Heute  : BayHStA, NL Troost 1.

X X XII Junge Fr au in Sommerkleid

X X X X Baum vor Landschaft

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.19 (S-W-Foto).

1930–1933. Wasserfarben/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

X X X XI Fr au in Sessel X X XIII Weiblicher Halbakt 1930–1933. Verm. Öl/Lw. Verbleib unbek. Quelle  : BSB, Ana 325.A.VII.7.20 (S-W-Foto).

1930–1933. Wasserfarben/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

X X X XII Fr au mit Mantel und Schal 1930–1933. Wasserfarben/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

X X XIV Weiblicher Halbakt mit Obst schale

X X X XIII Brustbild einer Fr au

1930–1933. Verm. Öl/Lw. Heute  : PB/USA.

1930–1933. Blei/Papier. Heute  : LoC, Lot 3117.

813 Vom 20. bis 24.8.1934 lässt Gerdy Troost Einrichtungsgegenstände in die neue Wohnung überführen (BSB, Ana 325.B.[LoC.669: Rechnung der Münchener Lagerhaus- & Transport-Gesellschaft M. B. H., 24.8.1934]). – Inwieweit der Einbau eines Luftschutzraums im Kellergeschoss im Januar/Februar 1934 durch den Eigentümer des Hauses,

Generalkonsul Friedrich Wilhelm Pflüger, im Zusammenhang mit Gerdy Troosts Einzug steht, ist unklar (vgl. LBK, Bauakt 75047). 814 BSB, Ana 325.B.[LoC.669: Polizeiliche Meldebescheinigung, 25.8.1934].

242 | Werkver zeichnis

At e l i e r T ro o s t

137 Fernheizwerk und Dienstgebäude, München

135 Gr abmal Paul Ludwig Troost, ­München

Mai 1934–1937. Katharina-von-Bora-Straße 6–8. Erhalten. Auftraggeber  : Adolf Hitler (?) oder Franz Xaver Schwarz. Baugen.: 15. 5. 1935. Bauleiter  : Josef Heldmann/München. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 3006–4479, 4748–4750, 4950, 4983, 4988, 6476– 6592, 7033–7077, 11492–11496  ; BSB, Ana 325.A.V.20.15  ; LBK, Bauakt 176105  ; StaatsA M, NSDAP-Pläne Nr. 11  ; Planslg. Rolle 44, 108–116. Literatur  : Dresler 1937, 23f.; Maier-Hartmann 1942, 53–56.

Februar–April 1934. Nordfriedhof. Erhalten. Auftraggeber  : Verm. GT. Künstler  : Josef Wackerle/München  : Hoheitszeichen. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.18.1–5  ; B.Zum Tod PLTs.

Das Grabmal besteht aus einem abgetreppten Unterbau und einer Kalksteinstele mit abgeschultertem Dreiecksgiebel. Die Grabinschrift und das nach 1945 entfernte Hoheitszeichen sind aus Bronze. 136 Wohnung Gerdy Troost, München März–August 1934. Himmelreichstr. 4/I. Verbleib unbek. Auftraggeber  : GT. Bauleiter  : Joseph Hock/München. Ausführung  : VW. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.19.1.1–35  ; LBK, Bauakt 75047  ; VWA, Fotomappe Himmelreichstr. 4.

Bei der Neueinrichtung werden überwiegend ältere Möbel und Einrichtungsgegenstände Troosts aus den 1920ern verwendet, die aus dessen Wohnung in der Kaulbachstraße stammen.813 Die wenigen Neuentwürfe sind weitgehend identisch mit Modellen, die gleichzeitig für die Alte Reichskanzlei entworfen werden (WV  132). Daneben wird der rückwärtige Haupteingang mit einem profilierten Marmorrahmen neu gefasst. Seit dem 25. 8. 1934 lebt Gerdy Troost in der Himmelreichstraße.814 Nach Kriegsende wird die Wohnung geplündert, wobei das Mobiliar sowie die Bibliothek und die Kunstsammlung Troosts in weiten Teilen verloren geht. Seit 1947 ist das Gebäude in Besitz des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamts. 815 Die mittlere Durchfahrt wird von einem männlichen Kopf mit Blitzdiadem überfangen, die seitlichen Durchfahrten von Kartuschen mit einem antikisierenden Öllämpchen einschließlich eines brennenden Holzstapels (links) und einem als Adler zu deutenden Vogel mit Steinen (rechts). Die ikonografische Bedeutung ist unklar.

Zum U-förmigen Komplex gehören das Fernheiz­ werk mit Kesselhaus, die Hauptverteilstation, das Treppenhausgebäude sowie das Dienstgebäude, dessen West- und Südflügel an Meiser- und Karlstraße liegen. In der Mitte des Westflügels öffnet sich die plastisch ausgeschmückte Durchfahrt815 in den Innenhof, in dem sich außerdem ein Gebäude für die Fahrbereitschaft befindet. Für die Innenausstattung besorgt das Atelier Troost lediglich Entwürfe für die Ausbauarbeiten, nicht aber für die Möblierung.816 Nachweisbar ist das Gebäude erstmals in einem Lageplan, der im Mai 1934 publiziert wird.817 Die Bauarbeiten dauern von Anfang 1935 bis Mitte 1937. Nach seiner Inbetriebnahme deckt das Fernheizwerk den gesamten Wärmebedarf der beiden Parteigebäude ab und sollte später auch den Kanzleibau versorgen.818 Untergebracht sind im Dienstgebäude neben der Poststelle, Telefonzentrale und dem Schalterraum für Licht- und Kraftverteilung in den Parteibauten unter anderem ein »Amt für Mitgliedschaftswesen« sowie von der Reichsleitung der NSDAP das Materialamt, 816 Möglicherweise stammt das Mobiliar von der Firma H. M. Friedmann (s. WV 121). 817 Troosts Bauten 1934, 207 Abb. 6. 818 Siehe Maier-Hartmann 1942, 53–56.

Atelier Troost | 243

der Amtsarzt und die Hausinspektion. Nach Kriegs- führt wird, ist unklar. Seit 1937 wird das Grundstück ende werden hier vorübergehend das Zentralinstitut landwirtschaftlich ausgebaut, spätestens 1941 gefür Kunstgeschichte und diverse Museen, darunter werblich von der »Gärtnerei Schützing« genutzt, die Prähistorische Staatssammlung, Münzsammlung und Gerdy Troosts Freundin Hanni Umlauf leitet.821 Von Theatermuseum, untergebracht. 1949 wird der Bau 1945 bis 1958 ist das Haus Gerdy Troosts Hauptan den Freistaat Bayern übertragen, der ihn 1954 an wohnsitz. Danach wird es verkauft und zu einem die Heizkraft AG verkauft. Während das technisch unbekannten Zeitpunkt abgebrochen.822 erneuerte Fernheizwerk noch heute seiner Funktion nachkommt, ist im ehemaligen Dienstgebäude die 139 Wohnung Hitler, München Zentrale Vergabestelle des bayerischen Landesamts Januar 1935 – Juli 1936. Prinzregentenplatz 16/II. Bibliothek und Wandverkleidungen z. T. erhalten. für Steuern beheimatet.819 138 Blockhaus für Gerdy Troost, ­S chützing am Chiemsee August–Dezember 1934, August 1936 – April 1937. Schützing Nr. 3. Nicht erhalten. Auftraggeber  : GT. Baugen.: 1. 10. 1936. Bauarbeiten  : Verm. Baugeschäft Engelbert Enzinger/ Chieming. Josef Schatz/AT. Bauleiter  : Einrichtung  : Bayerische Kunstmöbelfabrik Willy Franke/München. Quellen  : BayHStA, NL ­Troost 18 ; BSB, Ana 325.A.II.23.93  ; A.V.14.1–121  ; B.[LoC.650, 669] . ;;;;;;;,;vvvv

Auftraggeber  : Adolf Hitler. Baugen.: 9. 2. 1935. Umbau  : Baugeschäft Josef Schatz & Söhne/München. Josef Schatz/AT. Bauleiter  : Ausführung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  : Bibliothek und Wandverkleidung in »Raum 1 und 2« (nicht zuweisbar)  ; VW  : übrige Räume. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6132–6140, 8291–8404  ; BSB, Ana 325.B.[LoC.669]  ; LBK, Bauakt 169265  ; LMA/Chiddingly, Fotoslg. Prinzregentenstr. 16 – München  ; Polizeiinspektion 22/München-Bogenhausen, Dokumentenslg.; SPMNA, Personenakt GT  ; StadtA M, Bürgermeister und Rat 452/1  ; Schenkung Pössenbacher 55/56-II. Literatur  : Menzel-Ahr 2005, 201–205  ; Ort und Erinnerung 2006, 65  ; Pröse 2007  ; Schwarz 2009, 105–115.

Im Herbst 1934 erwirbt Gerdy Troost das 11.788 m² große Seegrundstück für 18.975 RM.820 Die ersten Entwürfe von 1934 sehen einen größeren Backsteinbau vor, erhalten aber keine Genehmigung. Realisiert werden stattdessen Pläne von 1936 für ein ca. 11 x 6  m messendes Blockhaus mit einem großen Die Neueinrichtung von Hitlers 397  m² großer Wohnzimmer, zu dessen rustikal-ländlicher Einrich- Privatwohnung umfasst sämtliche Wohnräume  : tung drei Varianten existieren. Welche davon ausge- Wohn- und Speisezimmer, die zum Prinzregenten819 LBK, Bauakt 176105. 820 BayHStA, NL Troost 18: Beschreibung zur Einheitsbewertung vom Finanzamt Traunstein. Abschrift o. D.; BSB, Ana 325.B.[LoC.650: GT an den Bürgermeister von Chieming, 27.5.1943]. 821 StaatsA M, Spka K 1844: Eidesst. Erklärung von Hanni Umlauf, 19.2.1950. 822 Ebd., Viertes Polizeirevier München an Hauptkammer München, 23.4.1948.

244 | Werkver zeichnis

823 Pröse 2007, 125f. – In seinem Schlafzimmer nächtigt Hitler standesgemäß auf einer »Germania«-Stahldrahtmatratze (BSB, Ana 325.B.[LoC.669: Rechnung der VW, 30.4.1935]). – Nicht umgestaltet werden die Zimmer des Dienstpersonals im Westteil, zumindest findet sich kein Hinweis darauf. 824 Im »Dritten Reich« durften die Räume aus Sicherheitsgründen nicht fotografiert werden (Schwarz 2009, 107).

platz gelegene Bibliothek, im rückwärtigen Teil 140 Empfangsgebäude der Alten Reichsdas zur Wohnhalle ausgebaute Vestibül, Hitlers k anzlei, Berlin Schlafzimmer mit Bad und Kofferraum sowie ein März 1935 – Mai 1936. Garten der Reichskanzlei. Nicht »Fremdenzimmer«, welches das ehemalige Zimmer erhalten (Abb. 138). LG (Bau)  ; AT (Einrichtung). Geli Raubals ist, das Hitler nach deren Suizid an- Entwurf  : geblich unbewohnt lässt.823 Wie die fertig einge- Auftraggeber  : Adolf Hitler. 29. 7. 1935. richteten Räume 1936 ausgesehen haben, lässt sich Baugen.: kaum sagen, da nur wenige Entwürfe erhalten sind Bauarbeiten  : Hochtief AG. und nahezu alle bekannten Innenaufnahmen nach Bauleiter  : Josef Schatz/AT. der Eroberung durch die US-Army im Frühjahr Einrichtung  : Vor allem VW  ; weiteres Mobiliar von Bonjer-Clubmöbel, Bayerische Kunstmö1945 angefertigt wurden.824 Auf jenen Aufnahmen belfabrik Willy Franke, Schreinermeister dürften sich die Möbel in den jeweiligen Räumen Franz Lickleder, Hofmöbelfabrik Anton ungefähr am ursprünglichen Ort befunden haben, Pössenbacher und Fa. Richard Zipfel/ wohingegen Einrichtungsgegenstände wie KleinMünchen. plastiken, Militaria oder Memorabilien für die Fotos Hanns Goebl/München  : Hoheitszeichen. zum Teil umarrangiert wurden.825 Zu dem hetero- Künstler  : BArch, R 2/4508  ; R 43 I/1533, 1609c  ; gen zusammengestellten Mobiliar gehören neben Quellen  : R 43 II/1042, 1078a  ; BayHStA, NSDAPden Neuentwürfen des Atelier Troost auch ältere Baupläne 11114–11239  ; BSB, Ana Modelle des späten 19. Jahrhunderts sowie einzelne 325.A.V.1.10, 12–28, 125, 127–151, 159– Möbel Troosts aus den 1920ern. 164, 167–175, 177  ; B.[LoC.628, 629]  ; Nachdem Hitler seit Oktober 1929 in der PrinzLAB, 02 Reg, Nr. 210140. regentenstraße zur Miete wohnt, erwirbt er das gesamte Wohnhaus am 27. 12. 1938.826 Bereits im Ja- Literatur  : Mayer 1937, 14f., 17  ; Hitler 1939a, 280  ; Wagner 1997, 205f.; Schönberger 1981, nuar 1933 bespricht er mit Troost die Umgestaltung 30–34  ; Demps 1994, 235  ; Arnold 2005, 59f. seiner Wohnräume, von der er zunächst absieht, »da er glaubt, daß er demnächst hauptsächlich in Berlin leben muß, da seine Ernennung zum Kanzler be- Das 55 x 32  m große Empfangsgebäude besitzt eivorstände.«827 Zur Neueinrichtung kommt es erst nen großen Empfangssaal und einen Wintergarten. zwei Jahre später. Die Gesamtkosten dafür belaufen Letzterer ist über einen Verbindungsgang an den sich auf ca. 200.000 RM.828 Am 1. 5. 1945 wird die Speisesaal der Alten Reichskanzlei angeschlossen, der Wohnung durch die US-Army besetzt. 1946 kommt Empfangssaal dagegen an den Küchentrakt sowie an im Haus das Landesamt für Vermögensverwaltung das Auswärtige Amt. Die Außengestaltung des Geund Wiedergutmachung unter, 1969 die Zentrale bäudes ist entsprechend seiner rückwärtigen Lage Bußgeldstelle des Polizeiverwaltungsamts und 1998 eher schlicht. Im Inneren wird der Empfangssaal schließlich die Münchner Polizeiinspektion 22.829 durch massive Säulen aus braunem, thüringischem 825 Menzel-Ahr 2005, 200. – Zur Ausstattung mit Gemälden s. Schwarz 2009, 105–115. 826 Möglicherweise wird das Wohnhaus bereits 1936 von der NSDAP erworben, bevor es auf Hitler überschrieben wird (vgl. Pröse 2007, 124, 127). – Zuvor wohnt Hitler in München vom 25.5.1913 bis 16.8.1914 in der Schleißheimer Str. 34/III und vom 1.5.1920 bis 5.10.1929 in der Thierschstr. 41. 827 BSB, Ana 325.B.[TPLT 25.1.1933].

828 Vom 21.3. bis 31.8.1935 sind Ausgaben von 119.669,21 RM verzeichnet (Ebd., [LoC.669: Aufstellung des AT über die geleisteten Zahlungen, 3.9.1935]). Für die Zeit danach sind keine weiteren Gesamtaufstellungen, sondern lediglich Einzelabrechnungen erhalten. 829 Polizeiinspektion 22/München, Dokumentenslg.: Eigentümer und Nutzer des Anwesens Prinzregentenplatz 16, o. D.

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Marmor in drei Schiffe geschieden.830 An die Wände sind zweiarmige Wandleuchter montiert, deren Gestaltung an antike Feldzeichen erinnert. Vom Wintergarten existieren keine Aufnahmen.831 Für die übrigen Räume entwirft das Atelier Troost weitere Gebrauchsmöbel. Unter dem Empfangssaal wird zudem ein Luftschutzkeller angelegt, der dem später angelegten »Führerbunker« als »Vorbunker« dient. Nachdem Hitler am 2. 8. 1934 das Amt des Reichspräsidenten vom verstorbenen Hindenburg übernimmt, beauftragt er Gall mit dem Entwurf eines Erweiterungsbaus einschließlich eines Empfangsraum für 200  Personen. Die Bauarbeiten beginnen im Frühjahr 1935, das Richtfest findet am 5.  Oktober statt. Während der Empfangssaal bis zum Neujahrsempfang des diplomatischen Korps im Januar 1936 fertiggestellt ist, dauern die Bauarbeiten in den übrigen Gebäudeteilen bis Juni/Juli 1936 an.832 Neben dem Erweiterungsbau besorgt das Atelier Troost noch den Umbau des Küchentrakts der Alten Reichskanzlei und die Erneuerung der Gartenanlagen und Gebäude im Wirtschaftshof.833 Über die weitere Nutzung des Empfangsgebäudes ist nichts überliefert. 1944/45 wird der Bau durch Bomben weitgehend zerstört, die Ruine nach dem Krieg abgetragen.

142 Wohnung Eva Br aun, München Juli 1935 – März 1936, September 1938. Delpstr. 12. Mobiliar z. T. erhalten. Auftraggeber  : Verm. Adolf Hitler. Ausführung  : VW. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 9053–9102  ; LBK, Bauakt 18150. Literatur  : Frank 1988, 102f.; Schaub 2005, 322.

1935 lässt Hitler, auf den zweifellos auch die Beauftragung des Atelier Troost zurückgeht, durch Heinrich Hoffmann das Haus für seine Geliebte kaufen. Nach der umfassenden Neueinrichtung, die 1938 ergänzt wird, ziehen Eva Braun und ihre Schwester Margarete im März 1936 ein.834 Den Krieg übersteht das Gebäude nahezu unversehrt. 143 Einrichtung Berghof, Obersalzberg

Das Grabmal ist eine rechteckige Stele auf einem Stufensockel.

November 1935 – Oktober 1936. Einrichtungsgegenstände z. T. in Privatbesitz (Farbtaf. 14). Auftraggeber  : Adolf Hitler. Umbau  : Alois Degano/Gmund am Tegernsee. Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München  ; VW  : Großes Arbeitszimmer. Künstler  : Arno Breker/Berlin  : Bronzebüste (Richard Wagner) in »Großer Halle«  ; Eugen Henke  : Bronzefigur (Kopftuchbindende) und ‑knäufe am Dielenschrank (Wehrmachtssoldat, BDM-Mädel, Hitlerjunge, SA-Mann) in »Großer Halle«  ; Sophie Storck/München  : Dekor des Kachelofens im Wohnzimmer. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 5984–6128  ; NSDAP-Bauakten 11604f., 11652  ; OBBKuPl 5441–5476  ; NL Troost 17  ; BSB,

830 Auf die Marmorsorte soll Hitler durch einen Briefbeschwerer aufmerksam geworden sein (s. Wagner 1997, 205). 831 Eine Rechnungsnotiz lässt vermuten, dass das Mobiliar des alten Wintergartens zum Teil wieder verwendet und ergänzt wird (s. BSB, Ana 325.B.[LoC.628: Rechnung der VW, 19.2.1936]). 832 Die Finanzierung erfolgt durch Mittel aus dem »Kulturfonds« von Rudolf Hess, der sich aus Spenden der Industrie speist (Arnold 2005, 59f.).

833 BArch, R2/4508: Lammers an Schwerin von Krosigk, 12.6.1936. 834 In der Korrespondenz und den Entwürfen wird die Einrichtung unter der Tarnbezeichnung »Adjutantenräume« geführt und Julius Schaub, Wilhelm Brückner sowie ein Dr. Friedmann als künftige Hausherren angegeben. Auf diese Weise sollte gegenüber den beteiligten Einrichtungsfirmen verschleiert werden, dass die Einrichtung für Hitlers Geliebte bestimmt war.

141 Gr abmal Friedel Andresen, Bremen Juni 1935. Standort unbek. Ausführung ungewiss. Auftraggeber  : Verm. GT. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.18.6f., 9–13  ; BayHStA, NSDAP-Baupläne 11476–11478.

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Literatur  :

Ana 325.A.V.4.1–137  ; B.Korrespondenz 1934–1936  ; StadtA M, Schenkung Pössenbacher 55/56-I, 55/60-I & II  ; VWA, Fotomappe Berghof. Günther 1979, 47–54  ; 1992, 35–44. Schwarz 2009, 122–128, 155–178.

Bauarbeiten  : Hochtief AG. Quellen  : BArch, R 43 II–1042a  ; BayHStA, NSDAP-Baupläne 11240–11260, 11405– 11415  ; BSB, Ana 325.B.[LoC 629].

Das zweigeschossige, 8 x 15  m große Wohnhaus für Wach- und Dienstpersonal ist ein schlichter Putzbau mit Mansarddach. Über seine Geschichte ist nichts bekannt.

Neu eingerichtet werden die 22,5 x 13 m messende »Große Halle«, Wohn- und Speisezimmer sowie der Wintergarten im Erdgeschoss   ; außerdem Hitlers 145 Einrichtung Prinz-Carl-Palais, privater Bereich im ersten Obergeschoss, zu dem ­ ünchen M Arbeits-, Wohn- und Schlafzimmer zählen, und ver- Herbst 1936 – September 1937. Königinstr. 1/Franzschiedene Gästezimmer, die eher zweckmäßig und in Josef-Strauß-Ring 5. Verbleib unbek. (Abb. 139). Auftraggeber  : Adolf Hitler. Teilen offenbar identisch ausgestattet werden.835 Seit 1923 weilt Hitler zu Besuchen im Haus Wa- Umbau  : Oberste Baubehörde im Bayer. Innenministerium. chenfeld, das er 1928 anmietet und am 26.6.1933 erwirbt. 1935 lässt er das Haus schließlich von Alois Bauarbeiten  : Fa. Leonhard Moll/München. Degano umfassend umbauen. Die Einweihung fin- Bauleiter  : M. Schönwetter/München. det im Juli 1936 statt. In der Folge kommt es zu wei- Einrichtung  : VW. BayHStA, Mk 50908–50910  ; Stk 7056  ; teren Umbauten oder Ergänzungen der Möblierung, Quellen  : OBB-Akten 12804, 17788/2  ; BSB, Ana zum Teil nach Entwürfen von Heinrich Michaelis.836 325.A.V.20.27–30  ; B.[LoC.606, 607  ; unbeBis 1945 ist der Berghof einer der bevorzugten Aufschriftete Mappe]  ; StaatsA M, Landbauamt enthaltsorte Hitlers, wo er auch Staatsgäste empfängt – Photo-Dokumentation Nr. 51f.; SPMNA, und die Regierungsgeschäfte führt. Nach seiner BePersonenakt GT  ; StadtA M, LBK 19325  ; schädigung durch Fliegerbomben am 25. 4. 1945 Schenkung Pössenbacher 55/101  ; VWA, stecken SS-Wachmannschaften das Gebäude vor Fotomappe Prinz-Carl-Palais. dem Eintreffen der US-Army in Brand. Die endgülLiteratur  : Mussolini 1937  ; Feuchtmayr 1966, 82– tige Sprengung der Ruine erfolgt am 20. 4. 1952. 144 Dienstwohngebäude der Reichs­ k anzlei, Berlin

90  ; Götz/Haller 1989, 81–86  ; Stinglwagner 1991, 85–108  ; Bauen 1993, 384.

Ca. Januar–September 1936. Garten der Reichskanzlei. Nicht erhalten. Entwurf  : LG (?). Baugen.: 26. 3. 1936.

Im neuen, westlichen Anbau des Prinz-Carl-Palais (1804–1806, Carl von Fischer) richtet das Atelier Troost im Erdgeschoss Empfangshalle, Herrenund Speisezimmer, im Obergeschoss die Gäste-

835 Beispielsweise wird ein Schlafsofa in vierfacher Ausfertigung für die Gästezimmer bestellt (BayHStA, NSDAP-Baupläne 6120). Eher schlicht ist auch Hitlers 8 x 5 m großes Schlafzimmer eingerichtet, das mit nur wenigen Möbeln bestückt ist. Zu seinem privaten Bereich gehören ein kleines Bad und ein Vorraum. Zur Ausstattung mit Gemälden s. Schwarz 2009, 122–128, 155–178. Die »Große Halle« ist zudem mit zwei Gobelins (»Bataille« über dem Plattenschrank und »Der Marsch« über der Sitzgruppe) ausgestattet, von denen

letztgenannter im Kern alt ist, während es sich beim anderen um die Nachwirkung eines älteren Modells handelt (vgl. BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1934–1936: Briefwechsel GT – Heinrich Kreisel/Bayer. Schlösser, Gärten und Seen). Hinter den vis-à-vis aufgehängten Gobelins sind eine Kabine mit einem Filmabspielgerät und eine Leinwand verborgen. 836 Vgl. StadtA M, Schenkung Pössenbacher 55/60-I & II.

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zimmer mit den getrennten Schlafzimmern sowie 17788/2  ; OBB-KuPl 3406–3445  ; OBBPhoto 7766  ; BSB, Ana 325.A.V.8.1–4  ; Damen- und Frühstückszimmer ein.837 Die spätB.[LoC.670]  ; SPMNA, Personenakt GT  ; klassizistischen Räume im Altbau werden hingegen StaatsA M, Spka K 1844. lediglich restauriert und durch einzelne, neue MöLiteratur  : Kaulbach-Villa 1988  ; 1989, 198–203. bel ergänzt. Der 700.000  RM838 teure Umbau zum »Gästehaus des Führers« erfolgt mit Blick auf den Staats- In der ehemaligen Villa Friedrich August von Kaulbesuch Mussolinis, der hier vom 25. bis 30. 9. 1937 bachs (1887–1889, Gabriel von Seidl) werden die absteigt. Abgesehen von einem weiteren Aufenthalt Empfangsräume im Erdgeschoss erweitert und neue Mussolinis im folgenden Jahr wird das Prinz-Carl- Wohnräume im Obergeschoss geschaffen. Von den Palais bis 1945 kaum genutzt.839 Das Mobiliar wird ursprünglichen Interieurs bleiben nur die Zimmwährend des Krieges nach Schloss Hirschberg bei erdecken erhalten, wohingegen Einbauten und Weilheim ausgelagert, wo es 1945 geplündert wird.840 Stuckaturen entfernt werden. Bei der Neueinrich1948 bis 1968 kommt im Palais die Bayerische Aka- tung werden zumeist ältere Möbel Troosts aus den demie der Schönen Künste unter, danach dient es 1920er-Jahren verwendet, zudem mehrere Gemälde dem Bayerischen Ministerpräsidenten zu Repräsen- der bayerischen Staatsgemäldesammlung.842 Bildlich bekannt sind von den neuen Räumen das Musik‑, tationszwecken.841 Empfangs- und Speisezimmer im Erdgeschoss sowie 146 Einrichtung K aulbach-Villa, M ­ ünchen das Arbeitszimmer Wagners im einstigen MalerateCa. Februar–Juli 1937. Kaulbachstr. 15. Verbleib unbek. lier im ersten Stock. AT (Einrichtung)  ; Baurat von Petz/ Entwurf  : Am 1. 2. 1937 erwirbt das Land Bayern vom Oberste Baubehörde im Bayer. Innenmi»Corpshausverein Bavaria e.  V.« die Kaulbachvilla nisterium (Galerie und Treppe im Arbeitsals Dienstsitz Adolf Wagners in seiner Doppelfunkzimmer Wagners). tion als Innen- und Kultusminister.843 Die KosAuftraggeber  : Adolf Wagner. ten für den bis Mai dauernden Umbau betragen Umbau  : Oberste Baubehörde im Bayer. Innenmi495.640,90  RM.844 Nach 1945 bezieht der amerinisterium. kanische Soldatensender AFN das Gebäude, 1988 Ausführung  : VW. das Historische Kolleg der Ludwig-MaximiliansKünstler  : Hermann Gradl/Landsberg am Lech und Universität. Bei der vorangegangenen GeneralsanieAnton Hiller  : Ausführung von Wackerles rung wird der Großteil der Einrichtung von 1937 Figuren  ; Hermann Kaspar  : Erneuerung entfernt.845

Quellen  :

der Wandmalereien in der Loggia  ; Josef Wackerle/München  : Trägerfiguren (Krieger, Schnitterin). BayHStA, MF 71486  ; OBB-Akten

837 Zu Ausstattung gehören Gemälde in der Empfangshalle von Claude Lorrain (»Hagar und Ismael in der Wüste«, 1668), Peter Paul Rubens (»Landschaft mit Regenbogen«, Werkstattwiederholung nach 1640; »Der Raub der Töchter des Leukippos«, um 1618); des Weiteren im Speisezimmer von Carl Blechen (»Blick auf Assisi«, um 1830), im Herrenzimmer von Johann Christian Reinhart (»Blick von der Villa Malta nach Süden«, 1829/35, »Die Erfindung der korinthischen Kapitells«, 1846) und im Schlafzimmer von Franz von Lenbach (»Hirtenknabe«, 1860).

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147 K anzleibau des »Br aunen Hauses«, München November 1937 – Dezember 1943. Gabelsbergerstraße, 838 BayHStA, OBB-Akten 12804: Fritz Gablonsky an Bayer. Finanzministerium, 28.8.1937. 839 Feuchtmayr 1966, 88f. – Für Mussolinis Besuch 1938 werden vier Räume zu drei Schlaf- und einem Adjutantenzimmer umgewandelt (Stinglwagner 1991, 91), woran das Atelier Troost offenbar nicht beteiligt ist (s. StadtA M, LBK 19325). 840 Vgl. Stinglwagner 1991, 93. 841 StaatsA M, Landbauamt – Photo-Dokumentation Nr. 51. 842 BayHStA, OBB-Photo 7766: Festschrift für Adolf Wagner, 1940, o. P.

Der für den Stab von Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess, später für die Parteikanzlei Martin Bormanns vorgesehene Bau misst 179 x 131 m, seine Maximalhöhe beträgt 27  m. Zusammengesetzt ist der Komplex aus  : 1.  dem viergeschossigen Hauptbau mit zwei niedrigeren Querriegeln, einem Luftschutzkeller für bis zu 3.000 Personen und zahlreichen Büros  ; 2.  dem südlich anschließenden Saalbau mit einer Gaststätte für 2.000 Personen846 und einem »Großen Saal«  ; 3.  dem Galerietrakt und dem Speisesaalbau, dessen für Staatsbankette vorgesehener Marmorsaal über einen Verbindungsgang an den »Führerbau« angeschlossen werden sollte  ; 4. dem zwischen Saalbau und westlichem Querriegel gelegenen Garderoben-

trakt mit einem Kasino für 400  Personen und weiteren Büros. Die Hauptfassade ist in der Mitte für hohe Loggiaarkaden geöffnet, von denen aus Kundgebungen stattfinden sollten. Hierauf verweist die geplante Ausstattung mit Anschlüssen für Scheinwerfer- und Lautsprecheranlagen und das unmittelbar daneben befindliche Arbeitszimmer von Rudolf Hess. Einrichtungsentwürfe fertigt Gall für den Marmorsaal sowie – heute größtenteils verloren – für Kasino, Restaurant, Angestelltenraum, Galerie und den »Großen Saal«.847 Im April/Mai 1933 lassen sich am Standort des Kanzleibaus erstmals Planungen nachweisen, nämlich für einen monumentalen Neubau mit Eckrisaliten (Farbtaf. 11).848 Vermutlich handelt es sich dabei um den in der Arcisstraße geplanten nördlichen Parteibau, der, falls sein südlicher Zwillingsbau nicht errichtet werden konnte, nach Norden verschoben werden sollte (s. S. 107–109). An gleicher Stelle ist schließlich in einer Denkschrift Adolf Wagners von Januar 1937 ein »Ämterhaus der Partei« vorgesehen, mit dessen Planung Gall am 28. 11. 1937 beginnt.849 In seinen ersten Entwürfen von Januar/Februar 1938 ist der Grundriss der Ausführung bereits sehr ähnlich, während die in vier Varianten ausgearbeitete Hauptfassade noch keine Loggiaarkaden aufweist und ansonsten regelmäßig in Fensterachsen gegliedert ist.850 Die zum Abbruch vorgesehenen Häuser an Gabelsberger‑, Arcis- und Barer Straße erwirbt die NSDAP bis Juli 1934.851 Im Herbst 1938 beginnen die Bauarbeiten, die Ende 1939 kriegsbedingt eingestellt und nach dem Sieg über Frankreich im Juli 1940 wiederaufgenommen werden.852 Als die Bauarbeiten Ende 1943 endgültig eingestellt werden, ist der Bau bis zur Oberkante

843 Ebd., MF 71486: Protokoll v. Schwarzmaier/Bayer. Kultusministerium, 5.1.1937. 844 Ebd., Niederschrift der Kosten von Erwerb und Umbau der Kaulbach-Villa, 30.3.1938. 845 Kaulbach-Villa 1988. 846 BayHStA, NSDAP-Baupläne 7623. 847 Ebd., NSDAP-Bauakten 11680: Liste der im »Führerbau« eingelagerten Pläne, 6.4.1943. 848 Vgl. Wolf 1934b. 849 BayHStA, NSDAP-Bauakten 11679: Plan- und Planrollen-

verzeichnis, 9.9.1942; StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/2: Adolf Wagner – Die städtebauliche Entwicklung Münchens. 850 BayHStA, NSDAP-Baupläne 7137f., 7141–7144, 7146, 7148, 7619, 7623, 7631; BSB, Ana 325.A.VI.97.1f. 851 BArch, NS 1/854: Aufstellung der von der Reichsleitung der NSDAP verwalteten parteieigenen Grundstücke in München, 2.12.1938. Unbekannt ist, inwieweit der Erwerb der Häuser, was anzunehmen ist, unter Druck zustande kommt. 852 BayHStA, NSDAP-Bauakten 11679: Plan- und Planrollenverzeichnis, 9.9.1942.

zw. Arcis- und Barer Straße. Nur z. T. realisiert, nicht erhalten (Abb. 142, 144). Entwurf  : LG. Auftraggeber  : Verm. Adolf Hitler. Bauarbeiten  : Hochtief AG. Einrichtung  : VW  : Fernsprechbunker. Quellen  : AM TUM, troo/4  ; BayHStA, NSDAPBauakten 11675–11684  ; NSDAPBaupläne 5660–5974, 6141–6203, 6607, 7098–8260  ; BSB, Ana 325.A.V.3.1–15  ; VI.1, 7, 11, 13, 22, 27–29, 32–34, 36f., 68, 71–90, 92–99, 101–107, 111, 120, 126  ; B.[LoC.625, 649, 660, 662]  ; LBK, Bauakt 51210  ; StaatsA M, NSDAP-Pläne Nr. 14  ; StadtA M, Generalbaurat 48, 304–360. Literatur  : Heilmeyer 1939a  ; KDR 1939, Folge 5, B, 225–227  ; Maier-Hartmann 1942, 49–51  ; Rasp 1981, 68f.; Bärnreuther 1993, 206– 211  ; Bauen 1993, 404.

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des Sockels aufgemauert.853 Von Dezember 1943 Wie das Gebäude letztlich aussehen sollte, ist unbis Anfang 1945 wird im westlichen Querriegel klar. Die Rekonstruktion der endgültigen Baugeein als »Nordburg« bezeichneter Fernsprechbunker staltung wird dadurch erschwert, dass kein einzieingebaut, vermutlich aber nicht mehr in Betrieb ger Aufriss der Hauptfassade bekannt ist und nur genommen.854 1946 geht die Bauruine an Bayern wenige Entwürfe aus der Zeit nach Februar 1942 über. 1965–1970 werden über den Fundamenten erhalten sind. Unterscheiden lassen sich drei PlaHochschulgebäude der TU München errichtet, die nungsphasen  : Februar–Juni 1938  : Initiiert wird der Neubau von 2006–2008 zusammen mit dem Bunker abgerissen wurden, um den Neubauten des Ägyptischen Mu- Hitler, der am 14. 2. 1938 gegenüber Adolf Wagner, seums und der Hochschule für Fernsehen und Film Karl Fiehler und Hermann Alker als Leiter der Sonderbaubehörde »Ausbau der Hauptstadt der BewePlatz zu machen.855 gung« ausführt, »daß dieser Bau keineswegs ähnlich 148 »Haus der Deutschen Architektur«, der einmaligen Schöpfung des Hauses der Deutschen München Kunst concipiert werden solle. Nach vorne müssen Ca. Juli 1938 – Februar 1944. Prinzregentenstraße, gegendie Masse [sic  !] so gewählt werden, daß das Haus der über dem Haus der Kunst. Nicht realisiert (Farbtaf. 16). Deutschen Kunst nicht gedrückt wird. Es genügt desEntwurf  : LG. halb auch eine Stufe. Die Gestaltung soll schlicht sein, Auftraggeber  : Adolf Hitler. Pfeiler, nur eine Kolonnade. Erst nach rückwärts soll Künstler  : Hanns Goebl/München  : Entwurf für Relider Bau dann aufstreben u. hinten eine ganz große efs (1941) und Akroterien (1942). Halle angefügt erhalten. Im Grundriss ist eine genaue Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6406f.; Symmetrie nicht erforderlich, weil ein großer Bau in MF 71467  ; OBB-KuPl 3269  ; BSB, seiner Gliederung gar nicht übersehen werden kann. Ana 325.A.V.17.1  ; A.VI.108, 138  ; […] Grundgedanke ist, kein dem Haus der DeutB.Korrespondenz 1939/40  ; B.[LoC.622, schen Kunst gleiches Bauwerk zu schaffen, weil eines 656, 658]  ; StadtA M, Bauamt-Hochbau das andere entwerten müßte. Deshalb kein Schema 897  ; Zwangsenteignung 242. in der Komposition festlegen  ! Der Stein u. die Farbe Literatur  : Rasp 1981, 65–67  ; Bärnreuther 1993, müssen jedoch gleich sein […].«856 Hitlers Vorgaben 215–217  ; Bauen 1993, 350–352  ; Haerenfinden sich nur zum Teil umgesetzt in einem Modell, del 2004, 118–122  ; Brantl 2007, 46f. das höchstwahrscheinlich von Alker stammt und vor dem 15.  6.  1938857 gefertigt wurde. Darin hat der 853 LBK, Bauakt 51210: Baugesuch von Denzel & Co. Hochbau GmbH, 17.9.1946. 854 BSB, Ana 325.B.[LoC.662: LG an Direktor Kahrs/Hochtief AG, 28.3.1944; Aufstellung des Baustellenpersonals, 18.8.1944; Aufstellung des AT, 6.1.1945]. 855 Bauen 1993, 404. 856 StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/7: Besprechungsmitschrift, 14.2.1938. – Die Architekturskizze Hitlers, die nach Speer das »Haus der Deutschen Architektur« zeigen soll (Abb. s. Price 1983, 243 Nr. 683), ist mit dem erhaltenen Planmaterial nicht in Einklang zu bringen und steht auch im Widerspruch zu Hitlers verbalen Vorgaben. Höchstwahrscheinlich zeigt sie das in Linz geplante Wehrmachtsmuseum, für das Hitler am 27.4.1942 eine weitere, sehr ähnliche Skizze zeichnet (Kopie: PB/Herrsching). 857 Terminus ante quem ist die Konzeptänderung durch Hit-

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ler am 15.6.1938, die die zweite Planungsphase einleitet. Das Modell wird am 26.7.1938 in Alkers Atelier fotografiert (AM TUM, Slg. Steinmetz PA 1539–1542). Zu dem Modell gehört ein 1938 in der Obersten Baubehörde angefertigter Grundriss, der eine weitreichende Neugestaltung des städtebaulichen Umfeldes erkennen lässt (BayHStA, OBB-KuPl 3269). Der Entwurf belegt auch, dass, wie bereits Rasp annimmt (Rasp 1981, 64), für das Areal am Hofgarten von mehreren Stellen parallele Planungen angestellt werden. 858 BSB, Ana 325.B.[LoC.622: Adolf Wagner an AT, 15.6.1938]. 859 StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/5: Vormerkung über den Vortrag beim Führer am 13.12.1938 im Innenministerium. 860 Da Bestelmeyer zu jener Zeit mit Gall befreundet ist, dürfte er dessen Planungen gekannt haben, zumal er selbst in un-

Bau einen rechteckigen Grundriss sowie eine Pfeiler- Wie beim »Haus der Deutschen Kunst«, so ist Adolf kolonnade an der Hauptfassade, statt der von Hitler Wagner auch beim »Haus der Deutschen Architekgeforderten rückwärtigen, großen Halle jedoch nur tur« die treibende Kraft bei der Realisierung. Weitere einen niedrigen Mittelrisalit. tatkräftige Förderer sind Oberbürgermeister Fiehler Juni 1938 – Februar 1941  : Am 15.  6.  1938 be- beim Erwerb des Baugrundes und der Bankier Austimmt Hitler, »einen ersten Entwurf«858 Troosts zum gust von Finck bei der Finanzierung. Ende 1938, »Haus der Deutschen Kunst«, d.  h. das Grundriss- also in der zweiten Planungsphase, werden Baukoskonzept der Entwürfe Troosts von 1932, den weiteren ten in Höhe von 12 Mio. veranschlagt, von denen Planungen zugrunde zu legen, die er am 13. 12. 1938 nach Hitlers und Wagners Intention je 1 Mio. RM Gall überträgt.859 Erhalten hat sich aus dieser Phase von Hitler persönlich, dem Reich, dem Land Bayern lediglich ein Lageplan German Bestelmeyers, der of- und der Stadt München sowie der DAF, der Restbefenbar Galls Planungen entspricht und den nach Hit- trag durch Spenden aus der Wirtschaft bereitgestellt lers Vorgaben veränderten Grundriss mit rückwärti- werden sollten.864 Im April 1939 soll Finck nach eigenen Angaben bereits 10–11 Mio. RM gesammelt gen Flügelbauten um zwei Innenhöfe zeigt.860 Februar 1941–1944  : Vermutlich im Februar 1941 haben.865 Nach Fiehlers und Wagners Idee sollen veranlasst Hitler eine erneute Vergrößerung des Baus die Bewohner der Abbruchhäuser in »entmietete« nach Süden.861 Im Innern des nunmehr 172 x 145 m Judenwohnungen umquartiert werden.866 Als Fiehmessenden Baus sind die großzügigen Oberlichtsäle ler Anfang 1939 berichtet, dass nur ein kleiner Teil symmetrisch angeordnet. Einrichtungsentwürfe sind der Abbruchmieter in den »arisierten« Wohnungen nicht bekannt. untergebracht werden kann, reagiert Hitler mit beInwieweit sich die äußere Gestaltung im Lauf der merkenswertem Gleichmut  : »Der Führer nahm das Zeit ändert, ist aufgrund des erwähnten Fehlens von zur Kenntnis und äusserte, dass sich dann wohl der Aufrissen nicht zu klären. Dargestellt ist der Bau aber Bau entsprechend hinauszögern werde.«867 Kriegsin zwei Gemälden Otto Albert Hirths von 1939/40862 bedingt werden die Abrissarbeiten am 2.  9.  1939 (Farbtaf.  16) und einem Modellfoto863, in denen eingestellt. Die für April 1939 geplante Grundvermutlich die zweite Planungsphase wiedergeben steinlegung wird mehrmals verschoben und entfällt ist  : In ihnen ist der Bau mit Werksteinen verkleidet schließlich ganz.868 und an der Hauptfassade zwischen Risaliten für eine Pfeilervorhalle geöffnet. Seitlich davon sind Reiterfiguren auf hohe Sockel gestellt. mittelbarer Nähe das Luftgaukommando und die Erweiterung des Armeemuseums projektiert. 861 Nach Armand Dehlinger, dessen Informant Gall ist, erfuhren die Planungen bei einer Besprechung am 23.2.1941 von Hitler »entscheidende Änderungen« (Dehlinger 1950, 111f.). Dass damit eine erneute Vergrößerung gemeint ist, belegt ein aus dem gleichen Jahr stammender Lageplan Hermann Gies­ lers, auf dem der erweiterte Bau wiedergegeben ist (s. Rasp 1981, 170 Abb. 144; Bärnreuther 1993, 214 Abb. 89). 862 Beide Fassungen unterscheiden sich in der Zahl der Staffagefiguren und in den Skulpturen auf den seitlichen Postamenten, die mal Reiterfiguren, mal Sphingen zeigen. Letztgenannte Version wird 1940 auf der »Großen Deutschen Kunstausstellung« gezeigt (Öl/Lw, 110 x 195 cm, Abb. s. Kunstausstellung 1940, Abb. 45). 863 Wolfsonian, Collection P. L. Troost.

864 BayHStA, MF 71486: Adolf Wagner an August von Finck, 16.12.1938; BSB, Ana 325.B.[LoC.622: Adolf Wagner an AT, 15.6.1938]. 865 BayHStA, MF  71486: Sitzungsprotokolle Ludwig Sieberts, Abdruck für Bayer. Finanzministerium, 11.7.1938, 18.4.1939. 866 StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/5: Vormerkung über den Vortrag beim Führer am 13.12.1938 im Innenministerium; s. Haerendel 1999, 400; 2004, 118–122. 867 StadtA M, Bauamt-Hochbau 897/5: Aktennotiz, 14.1.1939. 868 Ebd., Aktennotiz Guido Harbers’ zur Vorlage für Bürgermeister Karl Tempel, 8.8.1939. Zur geplanten Grundsteinlegung s. ebd., Aktennotiz, 21.4.1940; Hitler 1939a, 242; Domarus II, 1, 1219.

Atelier Troost | 251

149 Gr abmal Friedrich und Wilhelmine Mueller Ca. November/Dezember 1938. Standort unbek. Ausführung ungewiss. BSB, Ana 325.A.V.18.8. Quelle  :

Das Grab ist eine einfache Stele nach Vorbild des Andresen-Grabmals (WV 141). 150 Blockhaus für Gerdy Troost, Berg am Starnberger See November 1938 – Februar 1939. Standort unbek. Nicht realisiert. Auftraggeber  : GT. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.14.22f.; A.V.20.4  ; B.Korrespondenz 1934–1936.

Gerdy Troost veräußert das Grundstück vor Kriegsbeginn 1939 wieder.869 151 Umbau der Villa Becker zum »Gästehaus der NSDAP«, München April 1939 – Juni 1941, Oktober 1941 – Dezember 1944. Maria-Theresia-Str. 26. Nicht erhalten. Auftraggeber  : Martin Bormann. Bauleiter  : Verm. Hans Reger/AT. Bauarbeiten  : Baugeschäft Josef Schatz & Söhne/München. Einrichtung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München vorgesehen. BayHStA, NSDAP-Baupläne 10354– Quellen  : 10385  ; BSB, Ana 325.A.II.24.1–83  ; B.Korrespondenz 1939/40  ; B.[LoC.608, 670]  ; LBK, Bauakt 172008  ; StaatsA M, WB Ia 313. 869 StaatsA M, Spka K 1844: Sitzungsprotokoll der Hauptkammer München-Stadt, 30.3., 5.4.1949. 870 BSB, Ana 325.B.[LoC.608: Franz von Brentano/Immobilien an GT, 2.11.1938]; B.Korrespondenz 1939/40: Bestätigung LGs zur Wiederdienstbefreiung, 5.2.1940). Gerdy Troost gibt später an, dass Hitler ihr das umgebaute Haus schenken wollte (StaatsA M, WB Ia 313: Gerhart Rothe an Wiedergutmachungskammer beim Landgericht München, 31.3.1950).

252 | Werkver zeichnis

Als Vorzeigeobjekt von Troost rückt die Villa Becker frühzeitig in den Fokus Hitlers, der schließlich den Erwerb und Umbau durch Bormann veranlasst.870 Nachdem Becker, der jüdischen Glaubens ist, am 5. 9. 1938 verstirbt, setzen die Nationalsozialisten seine Familie unter Druck, sofort zu verkaufen oder die Zwangsenteignung hinzunehmen.871 Der Verkauf erfolgt schließlich Ende 1938 für 160.000  RM, d.  h. zu 50  Prozent des Schätzwertes.872 Vorgesehen ist beim Umbau die vollständige Neugliederung und Ausstattung der Innenräume sowie der Einbau einer unterirdischen Garage, wozu es aber nicht mehr kommt (zur weiteren Geschichte s. WV 15).873 152 Bürgermeisterr äume im Neuen ­R athaus, München März 1939 – Januar 1941. Marienplatz 8. Mobiliar z. T. im Münchner Stadtmuseum erhalten.874 Entwurf  : LG. Auftraggeber  : Karl Fiehler. Ausführung  : Hofmöbelfabrik Anton Pössenbacher/ München. Künstler  : Ferdinand Liebermann/München  : Bronzebüste (Sonnwend). Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6671–6831  ; BSB, Ana 325.A.V.20.13f.; B.[LoC.609]  ; SPMNA, Personenakt GT  ; StadtA M, Bauamt-Hochbau 408/2  ; Schenkung Pössenbacher 55/117. Literatur  : Kiener 1942  ; Ottomeyer/Ziffer 1993, 218f.; Huber 2006, 117.

Die Neueinrichtung umfasst Vor‑, Empfangs- und Arbeitszimmer von Oberbürgermeister Fiehler sowie 871 StaatsA M, WB Ia 313: Grundlage des Rückerstattungsanspruches, 13.10.1948. 872 Das von Troost entworfene Mobiliar wird im Sommer 1939 versteigert, während die in einem Lagerhaus untergebrachte Kunstsammlung Beckers bei Kriegsende zerstört oder entwendet wird (BSB, Ana 325.B.Korrespondenz 1939/40: Emma Marie Becker an LG, 21.11.1939; StaatsA M, WB Ia 313: Gerhart Rothe/Rechtsanwalt an Wiedergutmachungsbehörde Obb., 21.1.1949). 873 Siehe StaatsA M, WB Ia 313.

Vor‑, Arbeits- und Ruhezimmer von Bürgermeister Karl Tempel  ; außerdem drei nicht näher bezeichnete Räume.875 Nachdem Hitler 1936 eine zeitgemäße Umgestaltung der Sitzungssäle und höheren Büros fordert, berät sich Fiehler darüber mit Stadtbaurat Karl Meitinger, der aber von einer Veränderung der wertvollen neogotischen Innenausstattung abrät. Fiehler wendet sich daraufhin an Gall, der den Auftrag wegen Arbeitsauslastung aber erst Anfang 1939 annimmt.876 Die Gesamtkosten für die im Januar 1941 fertiggestellte Neueinrichtung betragen 360.000  RM. 1978 wird das Mobiliar größtenteils entfernt, ein Teil davon im Stadtmuseum magaziniert.877 153 Ausstellungsr äume der Vereinigten Werkstätten, München Mai 1939 – April 1940, September 1940 – Juli 1941. Amiraplatz 1/Brienner Str. 9. Mobiliar z. T. in Privatbesitz. Entwurf  : LG. Ausführung  : VW. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 11488– 11491  ; BSB, Ana 325.A.V.15.1–103.

Zu den von Gall entworfenen Schauräumen zählen ein Damen- und Herrenzimmer, ein mit älteren Modellen Troosts bestückter »Raum Professor Paul Ludwig Troost« und ein Speisezimmer. 154 Erweiterung Gebäude der Reichsorganisationsleitung, München September 1939. Barer Str. 15. Nicht realisiert. BayHStA, NSDAP-Baupläne 7268f. Quellen  :

874 StadtM M, Inv.-Nr. 1978/50–56, 64, 1979/24–25,5. 875 Möglicherweise handelt es sich dabei u. a. um den Vorsaal und die Kleiderablage im Standesamt  I (vgl. BSB, Ana 325.B.[LoC.609: Städt. Hochbauamt an LG, 9.6.1939]). 876 StadtA M, Bauamt-Hochbau 408/II: Wiedervorlage für die Referentenbesprechung, 7.12.1936; Städt. Kulturamt an Karl Fiehler, weitergereicht an Städt. Bauamt, 22.3.1937; Huber 2006, 117. 877 Ottomeyer/Ziffer 1993, 218. 878 In einem Lageplan vom 1.3.1944 steht die Bibliothek an

Nach Westen sollte der Bau um eine Achse, nach Süden um einen 14 m langen Flügel erweitert werden. 155 Doppelgruftanlage, München 1939, 1944. Brienner Straße, östlich der »Ehrentempel«. Nicht realisiert (Abb. 146). Entwurf  : LG. Auftraggeber  : Adolf Hitler. Quellen  : BSB, Ana 325.A.V.20.12  ; B.Korres­ pondenz 1939/40  ; B.[LoC.648]  ; PB/USA.

Beschreibung und Geschichte s. S. 188–190. 156 Bibliothek, Linz (A) Ca. 1940 – November 1943. Am »Kulturplatz«. Nicht realisiert (Abb. 143, 145). Entwurf  : LG. Auftraggeber  : Adolf Hitler. Quellen  : BArch, NS 6/381  ; NS 6/462  ; BSB, Ana 325.A.V.16.1  ; A.VI.34, 117, 121, 124, 126, 128f. Literatur  : Sarlay 1987, 119f.; Früchtel 2008, 317f.

Die Bibliothek bildet den nördlichen Abschluss878 der geplanten Kulturachse »Die Lauben«, wo sie zusammen mit dem »Führermuseum« im Westen und dem »Neuen Opernhaus« im Osten den »Kulturplatz« einfasst, der seit Februar 1939 Teil der Gesamtplanungen Roderich Ficks ist.879 Aus dieser Zeit dürfte eine Skizze Hitlers stammen, die die Hauptfassadengestaltung und den Grundriss von Galls Entwurf weitgehend vorwegnimmt.880 Der schließlich projektierte, 57 x 121  m große Bau ist an der Hauptfassade zwischen Eckrisaliten zu Rundbogenarkaden geöffnet, in die je zwei Büsten (insgesamt der Ostseite des »Kulturplatzes«. 879 PB/Herrsching: Besprechungsprotokoll Roderich Ficks mit Hitler, 5. 2. 1939. – Als »Reichsbaurat« wird Fick 1939 von Hitler mit dem Umbau von Linz betraut. Ende 1943 muss er die Planung der »Lauben« an Giesler abtreten (vgl. Früchtel 2008, 408–411 Dokument 14). 880 Die von Speer ins Frühjahr 1939 datierte Skizze ist abgebildet in: Price 1983, 245 Nr. 689.

Atelier Troost | 253

14) auf Postamente gestellt sind. In die Risalite sind 158 Atelier anbau für R affael Schustertriptychonartige Vorbauten mit Skulpturen eingeWoldan, Garmisch-Partenkirchen lassen, die, wie die Büsten, vermutlich deutschen Ca. Mai – August 1943. Am Herrgottschrofen 17. Nicht Geistesgrößen huldigen sollten. Im Inneren liegen realisiert. LG. die wichtigsten Räume im Hochparterre, darunter Entwurf  : der Große Lesesaal und der Vortragssaal mit über Auftraggeber  : Adolf Hitler (?) oder Raffael SchusterWoldan, Maler. 700 Plätzen, welche die einzigen Räume sind, für die Quellen  : BSB, Ana 325.A.12.1–8  ; B.[LoC.648]. Wandaufrisse ausgearbeitet werden. Nach Hitlers Intention sollte die Bibliothek ein »Sitz der Wissenschaft von der nationalsozialisti- Der zweigeschossige Bau hat einen L-förmigen schen Bewegung«, und ein »Behältnis der Wahrhei- Grundriss, schmucklose Außenwände und ein ten der Welt«881 werden und eine Million Bände Satteloberlicht.884 Angesichts seiner beachtlichen aufnehmen. 1941 werden deshalb der Bibliothekar Größe und der Tatsache, dass Hitler den Maler sehr Friedrich Wolffhardt und Friedrich von Hummel im schätzt und mit Gall den Neubau bespricht,885 ist Rahmen des »Sonderauftrages Linz« mit dem Auf- es denkbar, dass für Schuster-Woldan wie zuvor für bau von Buchbeständen beauftragt.882 Kriegsbedingt Arno Breker und Josef Thorak ein Staatsatelier erkommt es jedoch zu keinem Neubau. richtet werden sollte. 157 Neubau für Halle 1. Kl. der Europa Dezember 1942. Standort unbek. Nicht realisiert. Verm. LG. Entwurf  : Auftraggeber  : Verm. Adolf Hitler. Quellen  : BayHStA, NSDAP-Baupläne 6406f.; BSB, Ana 325.A.V.20.9–11.

159 Leuchttor für das Haus der Kunst, München 1949. Prinzregentenstr. 1. Nicht erhalten. Entwurf  : LG. Quellen  : HistA HdK, Dir 4/3. Literatur  : Brantl 2007, 41.

Der außen eher schlichte Bau besteht aus einem Mittelteil mit der Halle und zwei Querriegeln. Die vorgesehene Nutzung ist nicht bekannt. Aufgrund seiner Bewunderung der Halle 1. Kl. der Europa ist Hitler als Initiator des Projekts anzusehen. Wenngleich Gerdy Troost berichtet, dass der Diktator die Schiffshalle eigentlich ins »Haus der Deutschen Architektur« integrieren wollte,883 so lässt sich in dessen so weit erhaltenen Grundrissen kein entsprechender Raum ausmachen.

Für die »Große Münchner Kunstausstellung 1949« entstanden, erfolgt der Abbruch 1957.886

881 Oberösterreichisches Landesarchiv, Pol. Akten LAFR 5081: Besprechungsprotokoll August Eigrubers und Hitlers, 28.4.1942, zitiert aus: Sarlay 1987, 119f. 882 Wie eine 55-seitige, undatierte Denkschrift Wolffhardts über Charakter, Einrichtung und Gestaltung der Bibliothek vermuten lässt, geraten er und Gall wegen ihrer unterschiedlicher Bauvorstellungen während der Planung wiederholt aneinander (vgl. BArch, NS 6/462, Bl. 7–10, 18f.). 883 Gerdy Troost, zitiert aus: Seckendorff 1995, 145. An ande-

rer Stelle gibt sie hingegen an, dass die Halle im geplanten Museum für Zeitgeschichte in München nachgebaut sollte (VWA, Hs. Vermerke GT, o. D. [um 1983]). 884 Schuster-Woldans Wohnhaus ist ein 1896 von Martin Dülfer umgebautes Bauernhaus (Klein 1993, 116). 885 BSB, Ana 325.B.[LoC.648: LG an Schuster-Woldan, 30.8.1943]. Einzelheiten sind darin nicht erwähnt. 886 Brantl 2007, 41.

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DANK

Die vorliegende Arbeit wäre ohne die Unterstützung vieler Personen nicht zustande gekommen. Mein erster Dank gilt meinem Doktorvater Raphael Rosenberg, der den Anstoß für meine Dissertation über Paul Ludwig Troost gegeben und meine Forschungen zu jeder Zeit mit größtem Interesse und Engagement begleitet hat. Danken möchte ich auch Winfried Nerdinger, der das Zweitgutachten übernommen und mehrfach mit Hinweisen oder Anregungen weitergeholfen hat. Verpflichtet bin ich Eva Reinhold-Weisz vom Böhlau Verlag für ihr großes Interesse an der Publikation meiner Doktorarbeit. Einen herzlichen Handschlag gebe ich meinen Kollegen Michael Früchtel, Lioba Schmitt-Imkamp und Sebastian Tesch, die mir über den wissenschaftlichen Austausch hinaus zu Freunden geworden sind. Der Großteil meiner Recherchen fand in der Bayerischen Staatsbibliothek in München statt, wo mich Nino Nodia und Sigrid von Moisy von der Abteilung Handschriften und Alte Drucke mit seltener Geduld und Hilfsbereitschaft unterstützt haben. Ihnen gebührt mein Dank ebenso wie den Damen und Herren des Instituts für Buch- und Handschriftenrestaurierung und der Fotoabteilung. Im Zusammenhang mit dem Nachlass Troost in der Staatsbibliothek möchte ich daneben besonders Franz Andrelang/ München danken, der mir eine Sondergenehmigung zur Einsicht gesperrter Unterlagen erteilt hat. Andreas Thies/Kirchheim unter Teck, Matthias Trennheuser/Differten und Alfred Ziffer/München bin ich zu größtem Dank verpflichtet, da sie mir bereitwillig Materialien ihrer Privatsammlung zur Verfügung gestellt und mit ihrer Fachkenntnis vielfach weitergeholfen haben. Ebenso alphabetisch wie herzlich sei schließlich auch folgenden Personen gedankt: James W. Beattie/Baltimore (USA), Harald Berndt von Schloss Cecilienhof/Potsdam, Robert Brandner/Berchtesgaden, Wolfgang Burgmair vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie/München, Ulrike Grammbitter und

Iris Lauterbach vom Zentralinstitut für Kunst­ geschichte/München, Ernst Haiger/Berlin, Wolfgang Hermann von Hermann Historica/München, Bärbel Köhler und Sylvia Krauss vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv/München, Alexander Krause von der Hochschule für Musik und Theater, Michaela Rammert-Götz vom Archiv der Vereinigten Werkstätten/München, Richard Westwood-Brookes von Mullock’s Auctioneers/Church Stretton (ENG) sowie Michael Zajonz/Berlin. Nicht vergessen ist auch die Hilfe und Unterstützung der vielen Personen in Archiven, Bibliotheken und Instituten, die hier nicht angeführt sind.

Dank | 255

ANHANG

(?) Berthold. Nw  : 1919/20.887 (Otto  ?) Brehmer. Nw  : Jan. 1909.888 Vermutlich handelt es sich um Otto Brehmer, der später als Architekt in Hamburg tätig ist. Woldemar Brinkmann (1890–1959). Nw  : Nov. 1915 – Jan. 1923. Nach seiner Ausbildung zum Innenarchitekten an der Kunstgewerbeschule Hamburg wird er von Troost vor allem bei Schiffsausstattungen eingesetzt. 1923 wird er technischer Leiter der Deutschen Holzkunstwerkstätten in Bremen, als welcher er weiterhin eng mit Troost zusammenarbeitet. 1932 macht sich Brinkmann selbstständig. Im Nationalsozialismus erhält er zahlreiche Aufträge, etwa für die Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung 1937 in Paris, der KdF-Dampfer »Wilhelm Gustloff« (1937/38) und »Robert Ley« (1938/39) sowie für die Neue Oper in München (ab 1938). 1937 zum Professor ernannt, steht Brinkmann in der engeren Wahl für die Gesamtplanung der Neugestaltung Münchens, wo ihm schließlich Hermann Giesler vorgezogen wird. Über seine Tätigkeit nach 1945 ist nichts bekannt.889

Joh. Doll. Nw  : Okt. 1911 – Jan. 1917.890 (?) Endres. Nw  : 1910/11.891 Leonhard Gall. Nw  : Juli 1908 – Dez. 1915, Dez. 1918 – März 1920, Sept. 1921 – 1945 (Leben und Werk s. S. 183–190). Hans Gigl. Nw  : Nov. 1927, April 1929. Als Mitarbeiter der VW arbeitet Gigl erstmals 1915/16 mit Troost zusammen. Später als Innenarchitekt oder Bauzeichner angestellt.892 (?) Hallhuber. Nw  : Juni 1920. Volontär.893 (?) Heilmeier. Nw  : Sept. 1933. Bauleiter beim »Haus der Deutschen Kunst«.894 Therese Lang (1904–  ?). Nw  : 1922–1945. Sekretärin.895 Armin Lehr. Nw  : Okt. 1907, April 1928. Seit 1901 mit Troost bekannt, 1907 dessen Volontär. 1928 erneut als Mitarbeiter nachgewiesen.896 Henry Oeding. Nw  : Juli 1914 – März 1916, Februar 1919–1921, 1927(?). Vermutlich aus Hamburg. Der Zeitpunkt seines Ausscheidens bei ­Troost ist unklar.897 (?) Penzerl (?–1928). Nw  : Mai 1923 – Okt. 1928. Vermutlich technischer Zeichner.898 Hans Russwurm (1878– ?). Nw  : Nov. 1919 – Feb. 1927. Nach 1927 wechselt Russwurm als Innenarchitekt zu den VW, wo er weiterhin eng mit ­Troost zusammenarbeitet.899 Im »Dritten Reich« tritt er als »Chefarchitekt«900 der Manufaktur mit eigenen, gleichwohl an Troost angelehnten Arbeiten in Erscheinung, etwa für die deutsche Botschaft

887 BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Konto Deutsche Bank Filiale München, 1907–1920. 888 PB/KirchheimTeck, TPLT 31.1.1909. 889 Thomae 1978, 38; Rasp 1981, 107; Saur 14, 244. 890 BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911– 1922; Kassa-Buch Juli 1914 – Januar 1917. 891 Ebd., Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911–1922. 892 Ebd., [NPLT 1.11.–4.11.1927, TPLT 9.4.1929]; PB/KirchheimTeck, TPLT 8.1.1916. 893 BSB, Ana 325.B.[TPLT 23.6.1920]. 894 Ebd., [TPLT 30.9.1933]. 895 StaatsA M, SpKa K 1844: Eidesst. Erklärungen von Therese Lang, 6.12.1945, 25.4.1947. 896 BSB, Ana 325.B.[TPLT 1.4.1928]; PB/KirchheimTeck, TPLT 21.11.1907.

897 BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911– 1922; Kassa-Buch Juli 1914 – Januar 1917). Troost erwähnt Oeding letztmals am 15.11.1927, ohne dass daraus hervorgeht, dass dieser noch Mitarbeiter ist (Ebd., [TPLT 15.11.1927]). 898 Ebd., [NPLT 20.5.1923–30.10.1928]. 899 Ebd., Finanzielles PLT: Deutsche Bank, Filiale München, 1907–1920; [TPLT 6.12.1924, 4.6.1926, 3.2.1927]; PB/KirchheimTeck, TPLT 26.11.1919. 900 BSB, Ana 325.B.Korrespondenz AT: LG an Adolf Ziegler, 21.1.1943. 901 Ebd., Zum Tod PLTs: Thilo Schneider an GT, 23.1.1934; [LoC.627: Hildegard Schubert an GT, 24.6.1935]. 902 Ebd., [TPLT 12.10.1920]; Zum Tod PLTs: Carl Albrecht Schütte an GT, 23.1.1934. 903 Ebd., [LoC.610: Harald Schmahl an GT, 27.10.1940.

M i ta r be i t e r Pau l Lu dw ig T ro os t s (1903–1934)

256 | Anhang

in London (1936) oder die Neue Reichskanzlei Fr anz Flaschl. Nw  : 1934–1937. Vermutlich Bautechniker. (1938/39). Thilo Schneider. Zu einem unbekannten Zeit- Hans Hamann. Nw  : 1934(?)–1937. Aus München. Bauschreiber. punkt Troosts »Assistent«901. Carl Albrecht Schütte. Nw  : 1921/22. Volon- J. Hamann. Nw  : 1938. Aus München. Lotte Held. Nw  : 1939. Aus München. Kontoristär.902 Friedrich Siepermann (1891–1971). Nw  : 1919. tin. Ab 1922 selbstständiger Architekt in Elberfeld.903 Wilhelm Hess. Nw  : 1936–1938. Aus München. (Walter  ?) Weber. Nw  : Aug. 1913 – Juli 1914.904 K arl Kr amer. Nw  : 1937. Scheidet 1937 aus dem Rupert Georg Werzinger (1880–  ?). Nw  : Atelier Troost aus. 1929/30(?)–1944. Aus München. Arbeitet als In- Hans Kugler (1899–  ?). Nw  : 1934–1945. Aus München. Architekt und Baubuchhalter. Übernenarchitekt bei den VW seit 1912 mit Troost zunimmt 1937 die Registratur und Rechnungsprüsammen.905 (?) Wolf. Nw  : Aug. 1926, April 1927. Innenarchifung des Atelier Troost. Ab Januar 1943 Betreuung tekt oder Bauzeichner.906 der für das Linzer »Führermuseum« bestimmten Gemälde. 1945 Volkssturm.910 Albert Mack (1900–  ?). Nw  : 1934–1939. PBe Mitarbeiter des Atelier Troost (1934–1945) (Nr.)  : 1. 5. 1933 (3.210.689  ; zu unbekanntem Zeitpunkt Austritt, Wiedereintritt am 6. 4. 1936). Aus München. Architekt und Betriebsobmann der Julius Baur. Nw  : 1940. Architekt. Am 1. 4. 1940 einberufen.907 DAF. 1939 eingezogen.911 Ignaz Deschauer (1881–  ?). Nw  : 1935–1939. Julius Plengorth (1886–  ?). Nw  : 1936–1939. PBe (Nr.)  : 1.  5.  1933 (1.924.733).908 Aus MünPBe (Nr.)  : 1. 5. 1937 (5.950.838). Aus Mainz. Inchen. Innenarchitekt und Maler. In den 1920ernenarchitekt. In den 1920er-Jahren bei den DeutJahren »Hauskünstler« der Münchner Gobelinschen Holzkunstwerkstätten tätig.912 Friedrich Preussler. Nw   : 1938–1945. Aus Manufaktur.909 K arl Dusch. Nw  : 1934–1945. Aus München. ArMünchen. Architekt. chitekt. E. R äuber. Nw  : 1938–1939. Aus München. Architekt. Blasius Endres. Nw  : 1934–1939. PBe (Nr.)  : 1. 5. 1933 (3.207.980). Aus München. Architekt. – Zu Siepermann s. Mahlberg 2008, 294–296. 904 BSB, Ana 325.B.Finanzielles PLT: Haupt-Buch 1911– 1922; Kassa-Buch Juli 1914 – Januar 1917. 905 Ebd., [TPLT 27.9.1929; NPLT 28.7.1930]; StaatsA M, SpKa K 1844: Eidesst. Erklärung von Werzinger, 23.3.1949. 906 BSB, Ana 325.B.[TPLT 30.8.1926, 14.4.1927]. 907 Quellen, wenn nicht anders angegeben: Ebd., [LoC.630: Ms. Liste von Spendern an das Winterhilfswerk, März 1934; [LoC.622: Teilnehmerlisten des AT für den »Tag der Deutschen Kunst« 1938 und 1939 sowie für die Eröffnung der zweiten »Deutschen Architektur- und Kunsthandwerksausstellung« 1938]. – Zu Baur: Ebd., [LoC.648: Interimszeugnis Julius Baurs, ausgestellt von LG, 3.12.1943]. 908 Die Parteizugehörigkeit wurde anhand der Reichs- und der Ortsgruppenkartei im Bundesarchiv Berlin überprüft (BArch, NSDAP-Reichs- und Ortsgruppenkartei). Da

etwa 20 Prozent der Mitgliederkartei heute verloren sind, bedeutet die Nichtauffindung eines Mitgliedsausweises nicht zwangsläufig, dass ein Mitarbeiter nicht dennoch Parteimitglied gewesen ist. Beispielsweise ist Gall als solches belegt, wenngleich sein Mitgliedsausweis verloren ist. Entsprechend wird bei Personen, bei denen diese Unsicherheit besteht, auf jegliche Angaben verzichtet. 909 Prölß-Kammerer 2000, 182f. – Zu Deschauers Teppichen s. Wolf 1920. 910 BSB, Ana 325.B.Finanzielles AT/GT; [LoC.622: Hans Kugler an GT, 19.11.1936; LoC.625: Erfassungsliste der Volkssturmmänner für II. Aufgebot, 26.1.1945]. 911 Ebd., Korrespondenz 1938: GT an DAF – Fachabteilung »Freie Berufe« der Gauwaltung München-Oberbayern, 5.8.1938; Korrespondenz 1939/40: Albert Mack an LG, 18.12.1939.

Mitarbeiter des Atelier Troost (1934–1945) | 257

Heinrich R aufer. Nw  : 1938–1945. Aus München. Steinmetztechniker und Bauführer. : 1938–1945. Aus München. Hans R eger. Nw   Architekt. Ab Juli 1938 registriert Reger Hitlers Kunstsammlung im »Führerbau«.913 Unklar ist, ob er ausschließlich deshalb oder auch für eine architektonische Beschäftigung angestellt wird. Kurt Romahn. Nw  : 1938–1939. Aus München. Architekt. Heinz Rose. Nw  : 1938–1940. Aus München. Architekt. A. Rossgoderer. Nw  : 1936.914 Aus München. Architekt. Josef Schatz (1875–  ?). Nw  : 1934–1941. PBe (Nr.)  : 1. 5. 1937 (5.096.150). Aus München. Architekt und Inhaber eines Baugeschäfts. Hitler, der ihn sehr schätzt, ernennt ihn 1941 zum »unabkömmlichen« Bauleiter der »Führersiedlung« Linz und 1943 zum Baurat.915 (Ch. oder L.) Schnellinger. Nw  : 1938–1944(?). Vermutlich Sekretärin. (?) Schwarzmeier. Nw  : 1937.916 Hans Stangl. Nw  : 1939. Aus München. Architekt. Heinrich Steinke. Nw  : Juni 1934 – Juni 1935. Georg Thunn (1905–  ?). Nw  : 1934–1945. PBe  : 1.  9. 1932 (März–Mai 1933 vorübergehend ausgetreten). Aus München. Architekt. 1940 Kriegseinsatz in Finnland, 1945 Volkssturm.917 Walter Weber. Nw  : 1939–1945. Aus München. Architekt. Ludwig Weiersmüller (1895/97–  ?). Nw  : 1934– 1945. Aus München. Architekt und Baurat. Im Herbst 1939 vorübergehend eingezogen.918

912 Ebd., [NPLT 9.10.1922]. 913 Neben Reger ist Kurt Walter Hansen aus dem Stab Bormanns mit der administrativen Betreuung der Sammlung beschäftigt (s. Löhr 2005, v. a. 32, 61, 94–104). 914 BSB, Ana 325.B.[LoC.622: Kündigung, 8.4.1936]. 915 Akten der Parteikanzlei, Teil I/1: Regesten, 1983, 586 Nr. 15026: Martin Bormann an Lammers, 26.5.1941; Vermerk v. Lammers, 28.5.1941; PB/Herrsching: Eidesst. Er-

258 | Anhang

A bk ü r z u ng e n AM TUM

Architekturmuseum der TU München AT Atelier Troost B Breite BAB Bauordnungsamt Bremen BArch Bundesarchiv BayHStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv/München BDA Bund Deutscher Architekten BDM Bund Deutscher Mädel Bes. Besatzung BFM Bildarchiv Foto Marburg Bl. Blatt BNB Bauhof Nürnberg – Bauordnungsbehörde BRT Bruttoregistertonne BSB Bayerische Staatsbibliothek/München (Ana 325 = Nachlass Troost  ; LoC = Ex-Library of Congress  ; [eckige Klammer] = noch nicht inventarisiert  ; Stand  : Herbst 2011) CGT Compagnie Générale Transatlantique DAF Deutsche Arbeitsfront DAM Deutsches Architekturmuseum/ Frankfurt DBZ Deutsche Bauzeitung DekK Dekorative Kunst DK Die Kunst DKK Deutsche Konkurrenzen DKuD Deutsche Kunst und Dekoration DLA Deutsches Literaturarchiv/Marbach DMA Deutsches Museum – Archiv/München DSM Deutsches Schiffahrtsmuseum klärung Roderich Ficks, 9.9.1947. 916 BSB, Ana 325.B.[LoC.622: Kündigung, 13.8.1937]. 917 Ebd., [LoC.610: Georg Thunn an GT, 23.12.1940; LoC.625: Erfassungsliste der Volkssturmmänner für II. Aufgebot, 26.1.1945]. 918 Ebd., Korrespondenz 1939/40: Ludwig Weiersmüller an LG, 12.12.1939.

GeSoLei

Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen GT Gerdy Troost HAPAG Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft HistA HDK Historisches Archiv des Hauses der Kunst/München HistM SN Historisches Museum/Schwerin Hs. Handschriftlich Id Innendekoration Kat. Aukt. Auktionskatalog Kat. Ausst. Ausstellungskatalog KdAI Kampfbund der deutschen Architekten und Ingenieure KdF Kraft durch Freude KDR Die Kunst im Dritten (ab Sept. 1939  : Deutschen) Reich KfdK Kampfbund für deutsche Kultur Kl. Klasse Kn Knoten LAB Landesarchiv Berlin LBK Lokalbaukommission – Zentralregistratur/München LG Leonhard Gall LMA Lee Miller Archives & Roland Penrose Estate/Chiddingly (GB) LoC Library of Congress/Washington DC L ü. a. Länge über alles Lw Leinwand M Mark MB Moderne Bauformen MNN Münchner Neueste Nachrichten Ms. Maschinenschriftlich NDL Norddeutscher Lloyd NL Nachlass NPLT Notizbuch Paul Ludwig Troost Nw Nachweis o. D. ohne Datum o. J. ohne Jahr o. O. ohne Ort o. P. ohne Paginierung Pass. Passagiere PB Privatbesitz

PBe Parteibeitritt PLT Paul Ludwig Troost RM Reichsmark S. Seite s. siehe Saur Saur. Allgemeines Künstlerlexikon Slg. Sammlung SPMNA Staatliche Porzellanmanufaktur Nymphenburg – Archiv/München StaatsA HB Staatsarchiv Bremen StaatsA HH Staatsarchiv Hamburg StaatsA M Staatsarchiv München StaatsA N Staatsarchiv Nürnberg StadtA DA Stadtarchiv Darmstadt StadtA M Stadtarchiv München StadtA N Stadtarchiv Nürnberg StadtA SN Stadtarchiv Schwerin StadtM M Stadtmuseum München TGT Tagebuch Gerdy Troost ThB (Thieme-Becker) Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart TPLT Tagebuch Paul Ludwig Troost TUDA TU Darmstadt – Archiv VB Völkischer Beobachter (Münchener Ausgabe, andernfalls erwähnt) VW Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk VWA Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk – Archiv/München WBA B Werkbundarchiv/Berlin WV Werkverzeichnis Wolfsonian The Wolfsonian – Florida International University/Miami Beach ZB Zentralblatt der Bauverwaltung ZwD Zwischendeck

A bbi l du ng e n Bayerische Sta atsbibliothek/München  : 3 (Ana 325.A.II.25.4), 6 (Ana 325.A.VII.1.2), 7 (Ana 325.A.VII.1.4), 8 (Ana 325.A.VII.1.15), 12 (Ana 325.A.VII.1.51), 13 (Ana 325.A.VII.1.53), 15

Abbildungen | 259

(Ana 325.A.II.2.32), 16 (Ana 325.A.VII.1.23), 22 (Ana 325.A.II.19.6.35), 24 (Ana 325.A.II.3.14), 25 (Ana 325.A.VII.1.40), 26 (Ana 325.A.II.19.1.4), 27 (Ana 325.A.VII.1.34), 28 (Ana 325.A.II.23.58), 31 (Ana 325.A.VII.2.1), 33 (Ana 325.A.VII.1.75), 37 (Ana 325.A.IV.1.2.47), 39 (Ana 325.A.VII.3.8.9), 43 (Ana 325.A.VII.1.90), 44 (Ana 325.A.VII.1.98), 45 (Ana 325.A.IV.7.1), 47 (Ana 325.A.VII.3.1.55), 48 (Ana 325.A.IV.1.6.87), 50 (Ana 325.A.VII.7.4), 51 (hoff-49464), 55 (Ana 325.A.VII.7.2), 56 (Ana 325.A.VII.7.17), 57 (Ana 325.A.VII.7.16), 58 (Ana 325.A.VII.7.13b), 60 (Ana 325.A.VII.4.2), 63 (Ana 325.A.VII.6.16), 64 (Ana 325.A.V.2.111), 65 (Ana 325.A.V.9.53), 67 (Ana 325.A.V.9.36), 69 (Ana 325.A.V.9.52), 72 (Ana 325.A.V.9.41), 73 (Ana 325.A.V.9.50), 76 (Ana 325.A.V.9.51), 80 (Ana 325.A.V.9.20), 81 (Ana 325.A.V.9.15), 93 (Ana 325.A.V.11.1), 96 (Ana 325.A.VII.6.4), 98 (hoff-69504), 100 (Ana 325.A.VII.4.36), 106 (Ana 325.A.VII.4.33), 110 (Ana 325.A.VI.138), 113 (Ana 325.A.VII.4.14), 137 (hoff-15657), 143 (Ana 325.A.V.16.3), 144 (Ana 325.A.VI.101.3), 145 (Ana 325.A.V.16.2), 148 (Ana 325.A.II.6.20), 149 (Ana 325.A.II.19.1.6), 150 (Ana 325.A.II.19.5.2), 151 (Ana 325.A.II.18.26), 152 (Ana 325.A.II.1.25), Farbtaf. 1 (Ana 325.A.II.1.22), Farbtaf. 3 (Ana 325.A.IV.7.15), Farbtaf. 4 (Ana 325.A.IV.7.19), Farbtaf. 5 (Ana 325.A.IV.7.20). Fotogr afien des Verfassers  : 14, 17, 29, 38, 53, 82, 83, 85, 102, 118, 119, 122, 128, 132. Internet  : 120 (http  ://de.wikipedia.org/wiki/Palais_des_Nations), 123 ( http  ://de.wikipedia.org/wiki/Russische_ Staatsbibliothek). Libr ary of Congress/Washington DC  : 68, 70, 71, 74, 75, 77, 79 (Lot 3984), 88 (Lot 3073), 114, 115 (Lot 3940), 125 (Lot 3897), 136 (Lot 8624), 140 (Lot 8625), 154 (Lot 3073). Liter atur  : 2 (Reuter 1993, 256), 4 (Meier-­ Graefe 1901, 263), 5 (Nerdinger 1980, 43

260 | Anhang

Abb. 5), 9 (Bredt 1905, 505), 10 (Laganà 1988, 85 Abb. 126), 11 (Sekler 1982, 270 WV 54/V), 18 (Preiß 1994, 131), 19 (Remscheid 1902, 28), 20 (Freising 1903, 355), 21 (DKK 1909, 21), 23 (Mebes 1920, 63), 30 (Wolf 1910, 216), 32 (Brüssel 1910a, 63), 34 (Ollivier 2005, 18), 35 (DK 48, 1923, zw. 92 u. 93), 42 (Burger 1922, 256), 49 (Biedermann/Hein 1930, Taf. 7), 52 (Borrmann 1989, 177 Abb. 297), 54 (Binder 1942, 193), 62 (Hildebrand 2000, 259 Abb. 36.1), 66, 78 (Speer 1944, 4), 84 (Hildebrand 2000, 371 Abb. 91.3), 86 (Grammbitter 1995, 65 Abb. 55), 87 (Grammbitter 1995, 69 Abb. 61), 89 (Hildebrand 2000, 261 Abb. 36.5), 90 (Altenbuchner 2001, 122 Abb. 27), 91 (Bauen 1938, 13), 92 (oben  : KDR 1938, Folge 10, B, 34  ; unten  : ebd., 39  ; Raumbelegung vom Verfasser eingetragen), 95 (Arndt 1970, Abb. 3), 99 (Brantl 2007, 26), 103 (Zimmermann 1937, 25), 108 (KDR 1938, Folge 10, B, 42), 109 (München 1937, 62), 116 (KDR 1938, Folge 10, B, 33), 117 (Hildebrand 2000, 272 Abb. 43.2), 121 (Giesler 1977, zw. 144 u. 145), 124 (Kunstausstellung 1933), 126 (Baukunst 1940, 61), 127 (Lotz 1938, 265), 129 (Giesler 1939, 285), 130 (Speer 1995, 62), 131 (Oshima 1943, 22), 133 (Lotz 1939, 424), 134 (Reichsluftfahrtsministerium 1938, 170), 135 (Hetzelt 1941, 168), 138 (Schönberger 1981, 32 Abb. 8), 153 (Heilmeyer 1937, 39), 155 (Scholz 1944, 19), 156 (Scholz 1944, 15), Farbtaf. 2 (MB 1906, Taf. 36), Farbtaf. 6 (Wolf o. J., o. P.), Farbtaf. 12 (Lotz 1939, 410), Farbtaf. 13 (Heilmeyer 1938a, 301), Farbtaf. 15 (Kiener 1942a, 253), Farbtaf. 16 (Bruckmann 1993, 399 Abb. 536  ; Original  : Deutsches Historisches Museum, Gm 98/242). PB/KirchheimTeck  : 1. PB/USA (Fotografiert bei Mullock’s Auctioneers/ Church Stretton)  : 101, 104, 105, 111, 112, 141, 146. Postk arten (im Besitz des Verfassers)  : 41, 142, Farbtaf. 8–10, Farbtaf. 14.

Sonstige Archive  : 36 (DSM, VIII 1 I 120), 40 (DSM, 95-5), 46 (DSM, 95-5), 59 (BFM, fm75585), 61 (StaatsA HB, 10, B-AL-934 Bd. 2 Nr. 5), 94 (Wolfsonian, XX1992.96.248_001_12272011), 97 (BArch, Bild 183-S22310), 107 (BFM, fm75586), 139 (VWA, Fotomappe Prinz-Carl-Palais), 147 (StadtA M, Forsch-2703), Farbtaf. 7 (DSM, I-102105), Farbtaf. 11 (BayHStA, NSDAP-Baupläne 7099). Sollte es trotz sorgfältiger Recherchen nicht in allen Fällen gelungen sein, den Rechteinhaber einer in diesem Buch gedruckten Abbildung zu ermitteln, so bitten wir diesen, sich mit dem Verlag in Verbindung zu setzen. L i t e r at u r Akten der Parteikanzlei Akten der Parteikanzlei, Bd. 1–4, Hrsg.: Institut für Zeitgeschichte, München/Wien 1983–1992. Altenbuchner 2001 Altenbuchner, Klaus-Anton  : Der Königsplatz in München. Entwürfe von Leo von Klenze bis Paul Ludwig Troost, in  : Oberbayerisches Archiv 2001, 7–126.

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Literatur | 275

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276 | Anhang

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290 | Anhang

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PERSONENREGISTER

Aufgrund ihrer regelmäßigen Nennung im Text wurde auf eine Auflistung von Paul Ludwig und Gerdy Troost sowie Leonhard Gall und Hitler verzichtet. Abbas Hilmi II.  von Ägypten  215 Abel, Adolf  121 Abb. 99, 122, 124, 125, 136, 239 Achmann, Josef  150, 152 Aicher, Michael  209, 210 Albiker, Karl  181 Alexander VII., Papst  VI Alker, Hermann  187, 250 Allescher, Josef  233 Allfarth, Felix  232 Anderson, Karl  220 Andresen, Friedel  174, 246 Andresen, Johannes Adolf Gerhard  51, 72, 174, 216 Andresen, Maria Luise  174 Arent, Benno von  166 Arnold, Ernst  178 Azéma, Léon  139 Abb. 119 Bäuml, Albert  223 Bäuml, Alfred  177 Bäuml, Fritz  177 Bäuml, Kurt  177 Ballin, Moritz  71 Barth, Hans  16 Bauer, Anton  225 Bauer, Karl  152 Bauer, Kurt  156 Baumgarten, Paul  1, 177 Baumgartner, Thomas  181 Baur, Julius  257 Baur, Karl  73 Bauriedl, Andreas  232 Bayern, Albrecht V. von  227 Bayern, Ludwig I. von  VI, VII, 100, 121, 125, 136, 226 Bayern, Ludwig II. von  75 Bayern, Ludwig III. von  46, 47 Bayern, Prinzregent Luitpold von  17 Beblo, Fritz  145, 154, 240 Bechstein, Helene  68, 69

Bechstein, Lothar  73, 80, 150, 220 Bechtolsheim, Gustav Freiherr von  15 Beck, Anni  240 Becker, Benno  20, 47, 71, 151, 193, 194, 252 Becker, Ernst  225 Beethoven, Ludwig van  15, 75 Behaim, Martin  218 Behrens, Peter  16, 17, 21, 23 Abb. 17 Below, Nicolaus von  178 Berndl, Richard  106 Bernoulli, Hans  236 Berthold, (?)  256 Bertsch, Karl  36 Best, Hans  158 Best, Werner  V Bestelmeyer, German  52, 79 Abb. 54, 80, 148, 150, 152, 154, 250, 251 Bieber, Oswald  17, 46, 47, 101 Abb. 82, 151, 152, 209, 239 Biebricher, August  6, 9, 10, 15, 193, 197 Biedermann, Paul  38, 40, 56–58, 62, 211, 215 Biehler, Bruno  151 Bier, August  163 Birkenholz, Peter  5–8, 10, 13, 15, 18, 31, 183, 188, 195 Bismarck, Otto von  84, 239 Bismarck-Bohlen, Johannes Graf von  44 Blanke, Wilhelm  204 Blechen, Carl  248 Bleeker, Bernhard  150, 152 Bleeker, Hermann 200 Blumentritt, Günther  194 Blunck, Erich  52 Böhm, Clemens  121 Böninger, Eugen  214 Böninger, Robert  197 Bönninger, R.  203 Boileau, Louis-Hippolyte  139 Abb. 119 Bolgiano, Ludwig  150, 151 Bolle, Adolf  206 Bolle, Hermann  206 Bonatz, Paul  V, 17, 52, 77, 78 Abb. 53, 79, 80, 179, 197 Bormann, Martin  229, 249, 252, 258 Bouhler, Philipp  104, 148 Brahms, Johannes  15 Brann, Paul  71, 198 Braun, Eva  237, 246 Braun, Margarete  246 Brehmer, (Otto?)  256 Breker, Arno  177, 181, 246, 254

Personenregister | 291

Breuhaus de Groot, Fritz August  57, 58, 62 Abb. 49, 63, 64 Brinkmann, Woldemar  63, 173, 178, 179, 256 Broggi, Carlo  141 Abb. 120 Bruckmann, Elsa  8, 9, 68, 69, 76, 83 Bruckmann, Hugo  8, 9, 16, 68, 69, 76, 83, 194, 201, 202 Bruckner, Anton  15, 181 Brückner, Wilhelm  154, 237, 246 Brugmann, Walter  77 Buchner, Georg  153 Bühlmann, Josef  111 Bündgens, Friedrich  207 Bultmann, Hermann  216 Burkhardt, Emil  200, 208 Busch, Hermann  225 Busch, Wilhelmina  209 Buxbaum, August  6, 15, 192 Carlu, Jacques  139 Abb. 119 Casella, Theodor  232 Caspar, Karl  151 Cézanne, Paul  80, 81 Chillingworth, Rudolf  196, 203 Chillingworth, (?)  196 Cicero, Marcus Tullius  205 Claus, Fritz  220 Columbus, Christoph  203, 205 Cook, James  218 Corinth, Lovis  15, 82 Cotnareanu, Yvonne  215 Courbet, Gustave  82 Cret, Paul Philippe  138, 139 Abb. 118 Croissant, Eugen  151 Crone, Clemens  207 Czerny, Siegfried  156 Dallinger, Karl-Heinz  225, 230 Dante Alighieri  205 Danzer, Peter  209 Degano, Alois  246, 247 Dehlinger, Armand  69, 84, 251 Deichsel, Heinrich  208 Delacroix, Eugene  80, 82 Deschauer, Ignaz  257 Dietrich, Otto  75 Diez, Julius  17, 151, 198 Dill, Otto  220 Dillis, Georg von  125 Döhlemann, Friedrich  154, 240

292 | Personenregister

Döllgast, Hans  101 Abb. 83, 151 Dörnhöffer, Friedrich  207 Doll, Franz  151 Doll, Joh.  256 Dombrowski, Käthe von  220 Dresler, Adolf  107, 115, 240 Dülfer, Martin  8, 9 Abb. 5, 10, 11, 15, 194, 254 Durand, Jean-Nicolas-Louis  134, 135 Dusch, Karl  257 Eberle, (?)  200 Eckart, Dietrich  84, 178 Eckermann, Johann Peter  53 Ege, Eduard  153 Ehmke, Hellmuth  47 Ehrenböck, Eugen  152 Ehrlich, Wilhelm  232 Eisenmenger, Hermann  181 Eitel, Albert  212 Elmendorff, Karl  178 Elser, Georg  188 Emerson, Ralph Waldo  220 Endell, August  46 Endres, Blasius  257 Endres, (?)  198, 256 Epp, Franz Ritter von  67, 69, 129, 131, 145, 150, 155, 233, 234 Erdmannsdorfer, Karl  154 Erler, Fritz  17, 34, 47, 153, 196, 199, 220 Esser, Hermann  150 Esswein, (Hermann?)  47 Esterer, Rudolf  127 Fahrenkamp, Emil  V, 17, 166 Faust, Martin  232 Fechter, Paul  76 Feder, Gottfried  149 Federmann, (?)  81, 241 Feldpausch, Eduard  121 Fell, Carl  156 Ferber, (?)  16 Ferber, Ernst  16 Feuerbach, Anselm  80, 82 Fick, Roderich  VII, 1, 151, 152, 155, 166, 171, 187, 253 Fiehler, Karl  150, 162, 175 Abb. 140, 178, 179, 240, 250–253 Filchner, Wilhelm  163 Finck, August von  219, 240, 251 Fink, Friedrich  232 Fischek, Heinrich  199

Fischer, Carl von  247 Fischer, Hanns  6, 7 Fischer, Karl August  157 Fischer, Karl Johann  68, 146, 149, 154, 155, 157, 158 Fischer, Theodor  16, 47, 78, 80, 121, 148, 149 Fischetti, Ercole  142 Abb. 122 Flaschl, Franz  257 Flegenheimer, Julien  141 Abb. 120 Flohr, Otto  34 Flossmann, Josef  193, 194, 200 Flüggen, Hans  156 Förtsch, Paul  151 Franco, Francisco  139 Frank, Hans  83, 150, 237 Frenay, Franz  192 Frick, Wilhelm  76 Friedmann, (?)  246 Fruth, Richard  225 Fuchs, (Georg?)  202, 207, 218 Funk, Friedrich Wilhelm Christof  232 Gablonsky, Fritz  89, 104, 108, 127, 145, 154, 166 Abb. 132, 187, 234, 240 Gärtner, Friedrich von  232 Gahr, Karolina  72 Gahr, Otto  72, 73 Gall, Franziska Katharina  183 Gall, Leonhard sen.  183 Gall, Therese  183 Gareis, (Heinrich?)  200 Gebbert, Marie  213 Geffcken, Walter  205 Geibel, Hermann  220 Georgii, Theodor  199 Gerhardinger, Constantin  181 Geßner, Albert  52 Giesler, Hermann  VII, 1, 73, 74, 79, 80, 84, 136, 142 Abb. 121, 162, 163 Abb. 126, 166, 170, 171, 178, 187, 191, 251, 253, 256 Gigl, Hans  256 Gildemeister, Sigmund  212, 213 Gilly, Friedrich  139 Glässel, Ernst  38, 57, 58, 220 Glässel, Ines  220 Glässel, (?)  57 Goebbels, Joseph  V, 63, 67, 76, 77, 83, 85, 95, 103, 104, 109, 146, 148, 157–159, 170, 176, 178, 181–183 Goebl, Hanns  226, 230, 235, 245, 250

Goethe, Johann Wolfgang von  30, 53, 205, 211 Göring, Hermann  142 Gött, Hans  14–16, 34, 73, 80, 146, 150, 180, 204, 215, 217, 220 Gogh, Vincent van  80 Gosen, Theodor von  46 Goya, Francisco de  80 Gradl, Georg  225 Gradl, Hermann  217, 219, 220, 248 Grässel, Hans  17, 47 Grasemann, (?)  212 Gröffel, Otto  193 Gropius, Martin  116 Gropius, Walter  46, 52, 191 Gutschow, Konstanty  V Habermann, Hugo von  47 Haberstock, Karl  177 Habich, Ludwig  18 Haedenkamp, Hans  235, 236 Härter, Wilhelm  6, 15 Hagel, Alfred  11, 15, 16, 34, 201, 202, 204, 207, 208, 209 Abb. 151, 211, 212, 215–218, 219 Abb. 156, 220 Hahn, Hermann  150, 200 Haider, Ernst  150 Haiger, Ernst  13, 16, 34, 35, 46, 50, 69, 81, 151, 178, 212, 225, 230, 239 Hallhuber, (?)  256 Hamann, Hans  257 Hamann, J.  257 Hanfstaengl, Eberhard  146–148 Hanfstaengl, Ernst  175 Abb. 140 Hanke, Karl  157 Hansen, Kurt Walter  258 Hansen, Theophil  138 Harbers, Guido  154 Hasenclever, Erich  201 Haude, Georg  5 Hayek, Hans von  15 Hechenberger, Anton  232 Heckel, Max von  111 Hegemann, Walter  52 Heilmeier, (?)  230, 256 Heineken, Philipp  38, 204 Heinlein, Hanns Markus  150, 152, 156, 235 Heinrich der Seefahrer  218 Heinrichs, Josef  225 Helbig, Henry  16

Personenregister | 293

Held, Lotte  257 Heldmann, Josef  90, 224, 225, 229, 235, 243 Helms, Hermann Christian  218 Hendschel, Richard  156, 157 Hengge, Josef  150 Henke, Eugen  221, 246 Henle, Maria  188, 190 Herterich, Kurt  17 Hertlein, Hans  52 Hess, Julius  15, 34, 150, 152, 205, 216, 217, 221 Hess, Rudolf  15, 64, 67, 85, 89, 147, 155, 161, 224, 229, 246, 249 Hess, Wilhelm  230, 257 Hetzelt, Friedrich  169 Abb. 135 Heubner, Friedrich  152, 221 Heydrich, Reinhard  V Heymel, Alfred Walter  8, 9 Hierl, Konstantin  85 Hildebrand, Adolf von  47 Hiller, Anton  248 Himmler, Heinrich  V, 148, 161 Hincke, Friedrich Heinrich  207 Hindenburg, Paul von  73, 237, 246 Hipp, Emil  226 Hirth, Otto Albert  205, 221, 251, 314 Farbtaf. 16 Hoch, W.  192 Hock, Joseph  243 Hönig, Eugen  17, 47, 68, 73, 127, 148, 150, 157, 158, 171, 183 Hoffmann, Heinrich  177, 178, 181, 236, 246 Hoffmann, Josef  18, 19 Abb. 11 Hoffmann, Klaus  220 Hofmann, Karl  5, 6 Abb. 2, 7 Hofmann, Ludwig  6, 193 Hohenwarter, Hans  223 Hollweg, Nikolaus  232 Holz, Johann Daniel  15 Homer 205 Hommel, Conrad  73, 150–152, 156, 159, 180 Horn, Carl  152 Huber, Paul  193 Hummel, Friedrich von  254 Hussel (Familie)  90, 103, 105 Jacobs, Bruno  236 Jäger, Carl  8, 10, 12 Abb. 8, 15, 46, 111, 152, 196, 208 Jäger, Elisabeth  221 Jäger, Gottlieb  206, 207, 217 Janda, Emil Rudolf  36

294 | Personenregister

Jank, Angelo  16, 17, 34, 151, 152, 205, 211, 216, 221 Jansen, Ulfert  199, 221 Jaskolla, Else  150, 152 Jofan, Boris  143 Jost, Wilhelm  223 Kälberer, Max  154 Kaiser, Berta  152 Kaiser, Michael Wilhelm  188, 190 Kalb, Marie  216 Kant, Immanuel  220 Kasberger, Emil  188, 190 Kaspar, Hermann  230, 248 Kaulbach, Friedrich August von  248 Kaulbach, Wilhelm von  82 Kautz, H.  201 Keil, Helmut  182 Keßler, Adolf  221 Kiener, Hans  150, 152, 153, 160 Killer, Karl  150, 152, 221 Kißkalt, Wilhelm  240 Klasing, August jun.  223 Klee, Paul  153 Klein, Elisabeth  198 Klein, Richard  150, 152, 153, 182, 240 Klenze, Leo von  VII, 2, 101 Abb. 83, 102 Abb. 84, 103 Abb. 85, 110, 111, 112 Abb. 89, 135, 136, 140, 235 Kling, Johann  192 Klotz, Clemens  V, 1, 144, 145, 178 Knappe, Karl  155, 156 Knecht, Richard  150, 152 Kobell, Franziska  179, 180 Koch, Alexander  19 Köhler, Ferdinand  193 König, Hanns  225 Köppen, (Adolf Otto?)  199 Körner, Oskar  232 Kramer, Karl  257 Kranz, Paul  193 Kreis, Wilhelm  V, 1, 21, 24 Abb. 18, 25, 79, 80, 116, 179, 183 Kroll, Bruno  152 Krüger, Franz August Otto  17 Kubizek, August  VI, 138 Kugler, Hans  174, 257 Kuhn, Johann Baptist  137 Abb. 117 Kuhn, Karl  232 Kupelwieser, Hans  201 Kurz, Otho Orlando  111, 112 Abb. 90

Laforce, Karl  85, 232 Landenberger, Christian  16 Lang, Karoline Anny  178 Lang, Therese  170, 256 Lange, Karl Artur  240 Langheinrich, Max  8 Lattdorf, Karl Freiherr von  233 Lechner, Theo  183 Lefèvre, Camille  141 Abb. 120 Leffmann, Paul  201 Leffmann, (?)  15 Lehr, Armin  3, 10, 256 Leibl, Wilhelm  151 Leistikow, Walter  15 Leitenstorfer, Hermann  154, 208 Lenbach, Franz von  178, 248 Levien, Max  47 Ley, Hedwig Maria  151 Ley, Robert  67 Lichtenberger, Hans Reinhold  151, 211 Liebel, Willy  225 Liebermann, Ferdinand  73, 151, 252 Ligorio, Pirro  117 Littmann, Max  17, 21 Lörcher, Carl Christoph  146, 157, 158 Lösche, Karl  146, 149–152, 155–157 Löwith, Wilhelm  151 Lorrain, Claude  248 Lüdecke, Kurt  74 Lugo, Emil  178 Lutz, Franz  188, 190 Mack, Albert  257 Mackintosh, Charles Rennie  18, 19 Abb. 10 Maier-Hartmann, Fritz  82 Manet, Édouard  80 Marco Polo  218 Marées, Hans von  15 Marschall, Otto  217 Martin-Amorbach, Oskar  150 McKim, Charles Follen  138 Mead, William Rutherford  138 Mebes, Paul  30 Mecklenburg-Schwerin, Cecilie Herzogin zu  43–45, 206 Meid, Hans  15 Meier-Graefe, Julius  8, 17 Meißner, Paul  195 Meitinger, Karl  234, 253

Mercker, Erich  226 Métivier, Jean-Baptiste  82, 233 Metzendorf, Heinrich  5, 6, 8, 18 Mewès, Charles  36 Mezger, Fridolin  220 Michaelis, Georg  46 Michaelis, Heinrich  173, 247 Michelangelo Buonarroti  75 Mies van der Rohe, Ludwig  52, 148, 149, 153, 191 Miller-Diflo, Otto  151 Moeller van den Bruck, Arthur  139 Moll, Leonhard  154 Moser, Koloman  18 Moshamer, Ludwig  166 Abb. 131 Mozart, Wolfgang Amadeus  75 Müffling, Karl Freiherr von  203 Müller, Georg  221 Müller, J. A.  225 Mueller, Friedrich  252 Mueller, Wilhelmine  252 Müller-Ewald, Emil  156 Münzer, Adolf  197 Mussolini, Benito  VII, 73, 85, 142, 143, 174, 229, 248 Nachtigal, Maria  16 Nagel, (?) von  44 Nénot, Henri-Paul  141 Abb. 120 Neubauer, Kurt  85, 232 Neubaur, Paul  62, 63 Neumayer, Josef  232 Niemeyer, Adelbert  36 Nieske, Franz  196 Nietzsche, Friedrich  14 Niggl, Hans  229 Nitschke, Ulrich  198 Nolde, Emil  147, 153 Nopper, August  8 Oeding, Henry  256 Olbrich, Joseph Maria  18, 36, 43 Oppenheimer, (Gabriele?) Baronin  201 Orlik, Emil  221 Ossietzky, Carl von  162 Ostendorf, Friedrich  30 Ottler, Otto  205 Padua, Paul Mathias  181 Paepcke, Paul  34

Personenregister | 295

Päpcke, (?)  154 Pankok, Bernhard  20, 34 Panzer, Hans  226 Pape, Claus von  85, 232 Papst, Heinrich  211 Paul, Bruno  14, 15, 17, 31, 34–36, 43, 50, 57, 58, 64, 201, 212, 218 Peiner, Werner  227 Penzerl, (?)  256 Petz, (?) von  248 Pflüger, Friedrich Wilhelm  242 Pfordten, Theodor von der  85, 232 Piacentini, Marcello  142 Piechler, Arthur  177 Pillement, Jean-Baptiste  56 Piloty, Carl von  82 Pinnau, Cäsar  167 Abb. 133, 173, 310 Farbtaf. 12 Pitthan, Wilhelm Otto  227 Plengorth, Julius  257 Pölnitz, Gerhard Freiherr von  89, 90 Poelzig, Hans  46, 52 Poeverlein, Robert  182 Pohlau, (Otto?)  219 Pope, John Russell  138 Popp, Franz  240 Poppe, Johann Georg  36, 62, 63 Preußen, Friedrich II. von  85 Preußen, Louis Ferdinand von  206 Preußen, Wilhelm von  43, 44 Preußen, Wilhelm II. von  206 Preußen, Wilhelm Friedrich von  206 Preussler, Friedrich  257 Proff zu Irnich, Leopold Freiherr von  156 Püttner, Walther  15, 151 Pütz, Wilhelm  224, 235 Pützer, Friedrich  5 R. 10 Räuber, E.  257 Rank, Franz  8 Rath, Felix vom  8, 9, 195 Raubal, Angela  245 Raufer, Heinrich  229, 258 Ravoth, Max  193 Reger, Hans  174, 252, 258 Reich, Adolf  85 Reich, Albert  157 Reindl, Leonhardt  188, 190

296 | Personenregister

Reinhart, Johann Christian  248 Reissinger, Hans  144, 145 Reitter, Otto  V Rettig, Heinrich  155 Ribbentrop, Joachim von  73 Rickmers, Johan  85, 232 Riefenstahl, Leni  174, 176 Riemerschmid, Richard  34, 36, 43, 47, 64 Rimpl, Herbert  170, 178 Rinkel, Louis  236 Ritter, Karl  177 Röhm, Ernst  67, 85, 107, 152, 154 Römer, Georg  34, 196, 199, 203 Rohman, Kurt  258 Romeis, Karl  16, 34, 72, 221, 224 Rose, Heinz  258 Rosenberg, Alfred  67, 76, 120, 148, 157, 163, 231 Rosner, Paul  150 Rossgoderer, A.  258 Rosskotten, Heinrich  58 Roth, Karl  151 Rottmann, Carl  215 Rubens, Peter Paul  248 Ruckteschell, Walter von  152 Ruff, Franz  115, 144, 163, 164 Abb. 128, 225 Ruff, Ludwig  115, 144, 145, 152, 159, 163, 164 Abb. 128 Russwurm, Hans  256 Ruttner, Franz  201 Sagebiel, Ernst  V, 1, 168 Abb. 134, 178 Sailer, Julius  156 Samberger, Leo  73 Satzmann, (C.?)  199 Sauerbruch, Ferdinand  163 Schachta, Eugen  188 Schackow, Heinrich Wilhelm  207 Schamper, Lorenz  214 Schanno, (?)  81, 242 Scharf, Theo  156 Scharoun, Hans  50 Scharrer, Eduard August  209 Schatz, Josef  244, 245, 252, 258 Schaub, Julius  69, 70, 103, 170, 175 Abb. 140, 237, 246 Scheidemann, Philipp  46 Schelb, Hermann  215 Schemm, Hans  67, 127, 144–146, 150, 151, 155–157 Scheubner-Richter, Max Erwin von  85, 232 Scheufelen, Adolf  212

Scheufelen, Heinrich  212 Schiedermaier, Otto  82 Schiller, Friedrich  75 Schilling, Carl  193 Schilling, Erich  205 Schillings, Max von  76 Schinkel, Karl Friedrich  75, 123 Abb. 102, 135, 136, 139–141 Schinnerer, Adolf  150 Schmeidl, Michael  188, 190 Schmid-Ehmen, Kurt  16, 156, 226, 229, 230, 232, 234, 236 Schmidt, Fritz  150 Schmidt, Walther  148, 149, 154, 155 Schmidt-Rottluff, Karl  153 Schmitthenner, Paul  V, 17, 52, 77, 78, 80, 148, 157 Schneider, Thilo  257 Schnellinger, (Ch. oder L.)  258 Schoberth, Max  232 Schönwetter, M.  247 Scholer, Eugen  78 Abb. 53, 197 Scholtz-Klink, Gertrud  176 Schraut, Rudolf  232 Schröder, Johannes G. W.  34, 35 Schröder, Rudolf Alexander  8, 9 Abb. 4, 17, 31, 34, 35, 50, 58, 64, 193 Schroeter, (?)  183 Schroff, (?)  34 Schtschuko, Wladimir Alexejewitsch  143 Abb. 123 Schütte, Carl Albrecht  257 Schulz, Wilhelm  205, 216 Schultze-Naumburg, Paul  V, VI, 17, 30, 44, 46, 52, 76, 77 Abb. 52, 80, 148 Schumacher, Fritz  52 Schumann, Robert  15 Schurmann, Jacob Gould  42, 220, 221 Schuster-Woldan, Raffael  254 Schwarz, Franz Xaver  85, 89, 90, 103, 104, 148, 154, 182, 224, 230, 240, 243 Schwarzer, Max  211, 220, 221 Schwarzmeier, (?)  258 Schwegerle, Hans  156 Schweitzer, Hans Herbert „Mjölnir“  181 Schwicheldt, Marie Gräfin von  196 Sckell, Carl August von  235 Sckell, Friedrich Ludwig von  235, 239 Seeck, Franz  52 Seidl, Emanuel von  16 Seidl, Gabriel von  16, 196, 248 Seitz, Robert  174

Seneca, Lucius Annaeus  205 Senf, Hermann  162 Shakespeare, William  205, 221 Siebert, Ludwig  178, 182 Siebrecht, Karl  53 Sieck, Rudolf  151, 196, 221 Siedler, Wolf Jobst  237, 238 Siepermann, Friedrich  256, 257 Slevogt, Max  15, 16, 42, 82 Smith, Frithjof  16 Söldner, Karl  183 Sörgel, Hermann  111 Soto, Luis Gutiérrez  140 Speer, Albert  VII, 1, 63, 64, 71, 73, 74, 79, 80, 84, 137, 138, 141, 148, 154, 158–160, 163, 164 Abb. 127 & 129, 165 Abb. 130, 166, 167 Abb. 133, 170, 171, 175 Abb. 140, 177, 178, 180–182, 187, 191, 236–238, 250, 253, 310 Farbtaf. 12 Spiegel, Ferdinand  182 Spitzweg, Carl  178 Staeger, Ferdinand  181 Stahl, Eduard  31 Stahl-Urach, Carl  209 Stangel, Hans  73 Stangl, Hans  258 Stalin, Josef  VII, 142–144 Stecker, Alfred  34 Steinke, Heinrich  230, 258 Steinmetz, Beppo  151 Steinmetz, Georg  53 Stieglitz, Christian Ludwig  25 Stier, Max  305 Farbtaf. 7 Stimming, Carl  38 Stock, Oskar  217 Stölzle, Karl  218 Stoffregen, Heinz  53 Storck, Sophie  246 Strack, Heinrich  116 Stransky, Lorenz  85, 232 Strasser, Gregor  85, 148 Straub, Karl Willy  53 Strauss, Johann  216 Strauss, Richard  32 Streicher, Julius  67, 68, 129, 131, 161 Abb. 125, 224, 225, 232 Strohmayr, Otto  V Strube, Leopold Georg  193 Stützel, Karl  89 Tamms, Friedrich  79

Personenregister | 297

Taut, Bruno  46, 191 Taut, Max  116 Tempel, Karl  253 Terragni, Guiseppe  142 Tessenow, Heinrich  8, 46 Thiersch, Frieda  80, 81 Abb. 55, 176, 179, 180, 240, 242 Thiersch, Friedrich von  180, 239 Thies, Hans Arthur  75 Thöny, Eduard  16, 34, 205, 206, 214–216, 221 Thoma, Hans  82, 214 Thorak, Josef  163, 254 Thunn, Georg  258 Todt, Fritz  79 Trampler, Kurt  183 Troost, Cornelius  161 Troost, Gottfried Ernst  5 Troost, Hulda  5 Troost, Johanna Charlotte  5 Troost, Peter Ludwig  5 Troost, Walter  5, 68, 161 Abb. 125 Trübner, Wilhelm  151 Uhde, Fritz von  178 Umlauf, Hanni  244 Unold, Max  151, 152, 220, 221 Urban, Hermann  151, 156 Vagedes, Adolph von  117 Abb. 95 Vago, Joseph  141 Abb. 120 Varro, Marcus Terentius  117 Veil, Theodor  8, 31 Velde, van der Henry  20 Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio)  VII, 134, 140 Vogelbach-Kaiser, E.  199 Vogeler, Heinrich  8, 9 Abb. 4 Vogdt, Arthur  198, 200 Voit, August von  121 Voltz, Friedrich  178 Voltz, Ludwig  178 Vorhoelzer, Robert  52, 147, 154, 155 Wach, Karl  58 Wackerle, Josef  16, 32–34, 152, 153, 181, 196–198, 201, 202, 204–207, 211, 215–221, 230, 236, 239, 243, 248 Wagner, Adolf  67, 124, 127, 129, 131, 145, 146, 161, 176, 182, 188, 190, 232, 233, 240, 248–251 Wagner, Friedelind  68, 236 Wagner, Gerhard  129, 235, 236

298 | Personenregister

Wagner, Otto  18, 116 Wagner, Richard  15, 74, 75, 151, 246 Wagner, Winifred  174, 176 Waldschmidt, Olly  221 Walser, Karl  220, 221 Walter, Max  38, 61 Wandinger, Franz  153, 180 Wandinger, Hermann  153, 180 Weber, Walter  257, 258 Weber, Wilhelm  188 Wedel, Klara Pauline Gräfin von  44 Weiersmüller, Ludwig  225, 258 Weiß, Emil Rudolf  34, 203, 205, 211, 218, 221 Weiß, (?)  217 Werlin, Jakob  68 Wersin, Herthe von  50, 52, 159 Wersin, Wolfgang von  50, 159 Werz, Friedrich Wilhelm  193 Werzinger, Rupert Georg  257 Wessely, Karl  67, 71 Weyermann, (Anna Sabine?)  218 White, Stanford  138 Wichtendahl, Wilhelm  V Wickop, Georg  5 Wiederanders, Max  56 Wiedmann, Max W.  206 Wiegand, Heinrich  36, 38 Wiegand, Willy  180 Wilke, (Paul Ernst?)  199 Wilm, Hubert  151 Windrath, Anna Maria  5 Windrath, Johann Abraham  5 Wislicenus, Max  46 Wittmaack, Max  63 Wolf, Jacob Georg  52 Wolf, Wilhelm  85, 232 Wolf, (?)  257 Wolff, Heinrich  154 Wolffhardt, Friedrich  254 Wondracek, Rudolf  116 Zetzmann, Ernst  207 Ziebland, Georg Friedrich  111 Ziegler, Adolf  148, 158, 181, 226 Ziegler, Hans Severus  69, 72, 74, 106, 107, 125, 234 Zöberlein, Hans  82, 154, 223 (?), Susanna  241

Farbtaf. 1  Speisezimmer, 1901 (WV 8)

FA R B TA F E L N

farbtafeln | 299

Farbtaf. 2  Haus Georgenstr. 3 – Musiksalon, München, 1905/06 (WV 20)

300 | farbtafeln

Farbtaf. 3  Columbus (II) – Speisesaal 1. Kl., 1915–1924 (WV 66)

farbtafeln | 301

Farbtaf. 4  München (II) – Halle 1. Kl., 1922–1924 (WV 94)

302 | farbtafeln

Farbtaf. 5  München (II) – Rauchsalon 1. Kl., 1922–1924 (WV 94)

farbtafeln | 303

Farbtaf. 6  Ausstellungsräume der VW – Großer Empfangssalon, München, um 1924/26

304 | farbtafeln

Farbtaf. 7  Max Stier  : Europa – Halle 1. Kl., Tempera/Lw, 1937

farbtafeln | 305

Farbtaf. 8  »Braunes Haus« – Arbeitszimmer Hitlers, München, 1930–1932 (WV 117)

306 | farbtafeln

Farbtaf. 9  »Braunes Haus« – »Standartensaal«, München, 1930–1932 (WV 117)

farbtafeln | 307

Farbtaf. 10  »Braunes Haus« – »Senatorensaal«, München, 1930–1932 (WV 117)

308 | farbtafeln

Farbtaf. 11  Ausschnitt eines Stadtplans von München mit eingezeichneten Bauvorhaben Hitlers, April/Mai 1933

farbtafeln | 309

Farbtaf. 12  Albert Speer/Cäsar Pinnau  : Neue Reichskanzlei – Arbeitszimmer Hitlers, Berlin, 1936–1939

310 | farbtafeln

Farbtaf. 13  »Führerbau« – »Große Halle«, München, 1936/37 (WV 120)

farbtafeln | 311

Farbtaf. 14  Berghof – »Große Halle«, Obersalzberg, 1935/36 (WV 143)

312 | farbtafeln

Farbtaf. 15  Urkunde und Mappe zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten, 1941

farbtafeln | 313

Farbtaf. 16 Otto Albert Hirth, Das Haus der Deutschen Kunst und sein geplanter Ergänzungsbau (links: »Haus der Deutschen Architektur«), Öl/Lw, 1939 (WV 148)

314 | farbtafeln