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German Pages 370 [374] Year 2022
Nico Biermanns / Dominik Groß
Pathologen als Verfolgte des Nationalsozialismus 100 Portraits
Geschichte Franz Steiner Verlag Franz Steiner Verlag
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contubernium Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte
Pathologen als Verfolgte des Nationalsozialismus 100 Portraits Nico Biermanns und Dominik Groß Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Pathologie
Franz Steiner Verlag
Umschlagabbildung: Rudolf Jaffé (sitzend) im Sektionssaal des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Berlin-Moabit, 1920er Jahre, Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité © Christian Pross Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2022 Layout und Herstellung durch den Verlag Satz: DTP + TEXT Eva Burri, Stuttgart Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-13138-4 (Print) ISBN 978-3-515-13142-1 (E-Book)
Geleitwort
Im Frühjahr 2018 hat die Deutsche Gesellschaft für Pathologie e. V. (DGP) das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Uniklinik RWTH Aachen beauftragt, die Historie der Pathologen und ihrer Organisationen im „Dritten Reich“ und der Nachkriegszeit zu erforschen. Der Fokus der geschichtswissenschaftlichen Aufarbeitung in diesem ersten umfassenden Projekt richtete sich auf zwei Teilprojekte. Das eine nahm die Vertreibung, Entrechtung und Verfolgung von Pathologinnen und Pathologen im „Dritten Reich“ in den Blick, das andere untersuchte, wie die DGP während der Zeit des Nationalsozialismus und danach mit den entrechteten Kolleginnen und Kollegen bzw. Mitgliedern umging. Darüber hinaus wurde geklärt, welche Rolle ihre damaligen Vorsitzenden und Vorstandsmitglieder spielten. Die ersten Ergebnisse des wissenschaftlichen Projektes wurden am 13. Juni 2019 im Rahmen der 103. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie in Frankfurt am Main auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Die Jahrestagung wurde außerdem von einer Ausstellung zum Thema begleitet, die von den beteiligten Historikerinnen und Historikern zusammengestellt worden war. Mit diesem Buch legt die DGP eine Dokumentation vor, die an die bedrängten, verfolgten und entrechteten Kollegen und Mitglieder erinnern soll, die aus „rassischen“ und/ oder politisch-ideologischen Gründen Repressionen ausgesetzt, ins Exil gezwungen, in den Suizid getrieben oder in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden. Eine wesentliche Erkenntnis daraus ist, dass die große Mehrheit der Pathologen (ca. 90 %) tatsächlich aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurde. Exemplarisch wird an der Nachzeichnung der Lebenswege verfolgter Pathologen deutlich, wie planvoll und absolut zerstörerisch sich die Handlungen des Regimes auf wissenschaftliche Karrieren und individuelle Lebensentwürfe ausgewirkt haben. Die DGP will mit diesem Werk dafür sensibilisieren, ähnliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und ihnen zukünftig entschieden entgegenzutreten. Anders als im Teilprojekt 2 („Die Vorstandsmitglieder und Repräsentanten der DGP und ihre Rolle im ‚Dritten Reich‘ und nach 1945“) geht es der DGP in diesem Gedenkbuch nicht darum, Täter und Strukturen zu benennen, sondern sie rückt verfolgte Pathologen mittels ausführlicher biografischer Aufarbeitung in das Zentrum der Betrachtungen und lenkt die Aufmerksamkeit auf deren Lebenswege. So werden sie dem allgemeinen Vergessen entrissen und erhalten ihren Platz in der Geschichte der DGP. Die DGP hat sich über viele Jahrzehnte nicht mit dem Nationalsozialismus und dessen Auswirkungen auf die Pathologie beschäftigt. Dies lag einerseits daran, dass die DGP vor
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Geleitwort
2007 keine professionalisierte Fachgesellschaft war, sondern weitgehend eine Tagungsgemeinschaft mit jährlich wechselnden gewählten Vorsitzenden. Es gab keine Administrationsstruktur und auch kein signifikantes Budget, das es ermöglicht hätte, sich langfristig intensiv mit diesem Thema auseinander zu setzen. Erst seit 2014 verfügt die DGP über eine mit zwei Personen in Vollzeit besetzte Geschäftsstelle, die die Kontinuität der Arbeit auch nach Vorstandswechseln sichert und längerfristig große Projekte betreuen und durchführen kann. Andererseits lag der akademischen Pathologie lange Zeit wohl auch wenig daran, sich dem Vorwurf der Nestbeschmutzung oder der Rufschädigung verdienter Lehrerpersönlichkeiten auszusetzen. Denn anhand der aufgezeichneten Biografien lässt sich eindeutig nachweisen, dass einzelne DGP-Vorsitzende noch im Nachkriegsdeutschland die Karrieren (zwangs-)emigrierter jüdischer Kollegen behinderten. Dies konnte beispielsweise für den Umgang des früheren DGP-Vorsitzenden Carl Krauspe mit den jüdischen Kollegen Paul Kimmelstiel und Friedrich Wohlwill nachgewiesen werden. Hinzu kommt, dass sich eine frühere NSDAP-Mitgliedschaft von Pathologen nach 1945 nicht als hinderlich für die Wahl als DGP-Vorsitzender oder -Beisitzer erwiesen hat. Diese Feststellung gilt übrigens genauso für die Verleihung der Rudolf-Virchow-Medaille; auch hier waren einige mit dieser höchsten Auszeichnung der DGP geehrte Personen NSDAP-Mitglieder und vor der Verleihung entweder Vorsitzende oder Schatzmeister der DGP gewesen. Die DGP dankt den am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herzlich für ihre ausgezeichnete Arbeit und die präzise Nachzeichnung der einhundert Biografien. Sie bilden die Basis für die sich nun anschließende Diskussion über Bewertung und Konsequenzen, welche die DGP für sich und die Pathologie führen wird. Berlin, im Sommer 2021 Univ.-Prof. Dr. med. Gustavo Baretton Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V.
Inhaltsverzeichnis Einleitung: Vorarbeiten, Zielsetzung und methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . .
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Biografische Portraits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Archivabkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung Vorarbeiten, Zielsetzung und methodisches Vorgehen1 Das vorliegende Gedenkbuch steht am Ende einer rund vierjährigen Beschäftigung mit der Rolle der Pathologen und der organisierten Pathologie im „Dritten Reich“ und der Nachkriegszeit. In dieser Phase sind an unserem Institut ungezählte projektbezogene Recherchen durchgeführt worden und viele Publikationen entstanden, die unserer Monografie zugutekamen. Den hieran beteiligten Personen gilt daher unser besonderer Dank: Dies betrifft zuvorderst Dipl.-Bibl. Michaela Thal. Sie war uns in den vergangenen Jahren beim Aufbau eines umfassenden, thematisch einschlägigen Handapparates behilflich und in die Bestellung zahlreicher Fernleihen und den Ankauf von Büchern zum Themenfeld involviert. Mit ihrer Tätigkeit sorgte sie für ideale Rahmenbedingungen für die hier vorgelegte Arbeit. Ein weiterer Dank geht an Saskia Wilhelmy, die initial eine Personendatenbank eingerichtet hat, auf die unsere Doktoranden im „Forschungsprojekt Pathologie“ zurückgreifen konnten und können. Sie hat damit die Einarbeitung in das Thema und die Erstellung statistischer Analysen zu diversen Projektfragen deutlich erleichtert. Aber auch die Promovenden selbst hatten erheblichen Anteil am raschen Voranschreiten des Forschungsvorhabens und lieferten damit wichtige Voraussetzungen für die Umsetzung des Gedenkbuchprojektes. Zuvorderst möchten wir hierbei Janina Sziranyi nennen, die als Erstautorin der grundlegenden Querschnittsstudie „Disfranchisement, expulsion and persecution of pathologists in the Third Reich“ fungierte, zudem die Einzelstudie zu Walter Berblinger (1882–1966) initiierte und insgesamt an knapp einem Dutzend Publikationen beteiligt war.2 Ähnliches gilt für Christina Gräf: Sie beschäftigte sich in ihrem Promotionsprojekt zwar schwerpunktmäßig mit den Tätern unter den Pathologen, führte damit aber auch unweigerlich Aspekte zutage, die wir für das Gedenkbuchprojekt nutzbar machen konnten. Auch
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Allein aus Gründen des Leseflusses wird das generische Maskulinum verwendet; es sind jedoch stets beide Geschlechter gemeint. Janina Sziranyi, Stephanie Kaiser, Saskia Wilhelmy, Dominik Gross, Disfranchisement, expulsion and persecution of pathologists in the Third Reich – A sociodemographic study, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 152514; Janina Sziranyi, Stephanie Kaiser, Mathias Schmidt, Dominik Gross, „Jüdisch versippt“ and „materialistic“: The marginalization of Walther E. Berblinger (1882–1966) in the Third Reich, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 995–1002.
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Einleitung
sie war Erstautorin von zwei Papers3 – darunter die instruktive gruppenbiografische Studie „The relationship of former DGP board members to National Socialism“ – und zudem als Koautorin in mehr als ein halbes Dutzend weiterer Aufsätze zum Rahmenthema „Pathologen und Pathologie im ‚Dritten Reich‘ und in der Nachkriegszeit“ involviert. Wissenschaftliche Mitarbeiter unseres Instituts fungierten ebenfalls als Erstautoren und lieferten wertvolle Beiträge: Hier ist zuvorderst Stephanie Kaiser4 zu nennen, die sich derzeit zum Themengebiet „Pathologie und Nationalsozialismus“ habilitiert: Aus ihrer Feder stammen gleich acht Aufsätze als Erstautorin. Von Mathias Schmidt5 kamen weitere drei Beiträge als First Author – sowie etliche Koautorschaften. Auch Hendrik Uhlendahl6 war mit zwei Erstautorschaften und mehreren Mitautorschaften in das Projekt eingebunden –
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Christina Gräf, Mathias Schmidt, Dominik Gross, The relationship of former DGP board members to National Socialism. A prosopographic study, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 152618; Christina Gräf, Dominik Groß, „Nicht nationalsozialistisch genug“: Pathologe und „Kurzzeit-Rektor“ Albert Dietrich (1873–1961) und sein ambivalentes Verhältnis zum NS-Regime, Pathologe 41 (2020), 60–69 – auch in englischer Sprache: Christina Gräf, Dominik Gross, Not Nazi enough? The pathologist and „ShortTerm Rector“ Albert Dietrich (1873–1961) and his ambivalent relationship to the Nazi regime, Pathologe (2020), https://doi.org/10.1007/s00292-019-00726-2. Stephanie Kaiser, Janina Sziranyi, Dominik Groß, Der Hepatopathologe Hans Popper (1903–1988). Ein frühes Opfer des Nationalsozialismus in Österreich, Pathologe 40 (2019), 457–466 – auch in englischer Sprache: Stephanie Kaiser, Janina Sziranyi, Dominik Gross, The hepatopathologist Hans Popper (1903–1988): An early victim of National Socialism in Austria, Pathologe 41 (2020), 30–38; Stephanie Kaiser, Janina Sziranyi, Saskia Wilhelmy, Dominik Groß, Pathologen als Opfer des Nationalsozialismus, Pathologe 40 (2019), 282–287; Stephanie Kaiser, Janina Sziranyi, Dominik Gross, Edgar von Gierke (1877–1945) – The eponym of „von Gierke disease“ and double victim of National Socialism, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 152696; Stephanie Kaiser, Dominik Gross, Edmund Randerath (1899–1961) – A forgotten pioneer of nephropathology and his role in Nazi Germany, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 152866; Stephanie Kaiser, Dominik Gross, Hans Frederick Bettinger (1897–1975) – „Father of Australian Gynecological Pathology“ and victim of Nazism, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 153181; Stephanie Kaiser, Sascha Lang, Dominik Gross, A fragmented career? Life and work of the Jewish pathologist Kurt Aterman (1913–2002), Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 153246; Stephanie Kaiser, Dominik Gross, Facts and fiction: The pathologist Gerhard Seifert (1921–2014) and his dealings with National Socialism, Pathol. Res. Pract. 220 (2021), 153375; Stephanie Kaiser, Dominik Gross, Political continuity or a new beginning? The re-foundation of the „German Society for Pathology“ (DGP) and its politics in post-war Germany, Pathol. Res. Pract. (2021), accepted. Mathias Schmidt, Janina Sziranyi, Dominik Gross, Legend or truth? The supposed distance of the German pathologist Maximilian Borst (1869–1946) to National Socialism, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 1076–1082; Mathias Schmidt, Christina Gräf, Dominik Groß, Virchow-Preisträger und Ehrenmitglieder der DGP und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus. Eine Querschnittsstudie, Pathologe 41 (2020), 379–392 – auch in englischer Sprache: Mathias Schmidt, Christina Gräf, Dominik Gross, Virchow medallists and honorary members of the German Society of Pathology and their relationship with National Socialism. A cross-sectional study, Pathologe (2020), https://doi.org/10.1007/s00292020-00766-z; Matthias Schmidt, Sascha Lang, Christina Gräf, Dominik Gross, German pathologist Walter Büngeler (1900–1987) – Nazi opponent or political influencer in Brazil?, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 153064 – auch in redigierter Form in deutscher Sprache: Mathias Schmidt, Cornelia Gräf, Dominik Groß, Walter Büngeler (1900–1987). Opfer der NS-Zeit oder nationalsozialistischer Kontaktmann in Brasilien?, Pathologe 41 (Suppl. 2) (2020), S91–S95. Hendrik Uhlendahl, Dominik Gross, Victim or profiteer? Gerhard Domagk (1895–1964) and his relation to National Socialism, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 152944; Hendrik Uhlendahl, Nico Biermanns, Janina Sziranyi, Dominik Gross, Success or failure? Pathologists persecuted under National Socialism and their careers after emigrating to the United States, Pathol. Res. Pract. 218 (2021), 153315.
Einleitung
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darunter der für dieses Gedenkbuch wichtige prosopografische Beitrag „Success or failure? Pathologists persecuted under National Socialism and their careers after emigrating to the United States“. Zwei weitere Erstautorschaften gingen auf Mila J. Evers7 zurück. Jeweils ein Paper als Erstautor steuerten aus dem Kreis der wissenschaftlichen Mitarbeiter Jens Westemeier8, Roman Pauli9 und der zeitweilige Projektbearbeiter Sascha Lang10 bei. Gleiches gilt schließlich für die auf Oralpathologen (und Zahnärzte) fokussierten Doktoranden Christiane Rinnen11, Katharina Reinecke12, Karl Frederick Wilms13 und Cynthia Bergmann14. Hinzu kamen Beiträge aus unserer eigenen Feder15; sie konnten größtenteils ebenfalls für die Erstellung des Gedenkbuches genutzt werden. 7
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Mila J. Evers*, Nico Biermanns* (*equally contributed), Hendrik Uhlendahl, Dominik Gross, From emigration to remigration: The Jewish pathologist Fritz Meyer (1875–1953) and his extraordinary life course, Pathol. Res. Pract. 221 (2021), 153411; Mila J. Evers, Dominik Gross, Stephanie Kaiser, Just „one of so many“? The pathologist Theodor Fahr (1877–1945) and his ambivalent relationship to National Socialism, Pathol. Res. Pract. 224 (2021), 153488. Jens Westemeier, Sebastian Scheib, Hendrik Uhlendahl, Dominik Groß, Mathias Schmidt, Hans Wolfgang Sachs (1912–2000) – Vom nationalsozialistischen „Volkstumskämpfer“ und „Leitenden Pathologen beim Reichsarzt-SS“ zum Lehrstuhlinhaber in der Bundesrepublik, Pathologe 41 (2020), 168– 176 – auch in englischer Sprache: Jens Westemeier, Sebastian Scheib, Hendrik Uhlendahl, Dominik Groß, Mathias Schmidt, Hans Wolfgang Sachs (1912–2000). From Nazi ‚Volkstumskämpfer‘ and chief pathologist of the Reich Physician SS to chairholder in the Federal Republic of Germany, Pathologe (2020), https://doi.org/10.1007/s00292-019-00737-z. Roman Pauli, Janina Sziranyi, Dominik Groß, Pathologe Philipp Schwartz (1894–1977). Vom NS-Opfer zum Initiator der „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“, Pathologe 40 (2019), 548–558 – auch in englischer Sprache: Roman Pauli, Janina Sziranyi, Dominik Gross, The pathologist Philipp Schwartz (1894–1977). From Nazi victim to initiator of the „Emergency Society of German Scholars Abroad“, Pathologe 41 (2020), 39–47. Sascha Lang, Mathias Schmidt, Christina Gräf, Dominik Groß, Ein Karrierestart im „Dritten Reich“ – Pathologe und Rudolf-Virchow-Preisträger Walter Müller (1907–1983), Pathologe 40 (2019), 636– 648 – auch in englischer Sprache: Sascha Lang, Mathias Schmidt, Christina Gräf, Dominik Gross, A career start in the Third Reich – the pathologist and Rudolf Virchow Award recipient Walter Müller (1907–1983), Pathologe 41 (2020), 48–59. Ihm folgte mit dem offiziellen Start des Gedenkbuchprojekts Nico Biermanns nach. Christine Rinnen, Dominik Groß, Politischer Mitläufer oder linientreuer Nationalsozialist? Zur Rolle des ehemaligen DGP-Präsidenten Herbert Siegmund (1892–1954) im „Dritten Reich“, Pathologe 41 (2020), 523–534 – auch in englischer Sprache: Christine Rinnen, Dominik Gross, Political follower or loyal National Socialist? On the role of former DGP President Herbert Siegmund (1892–1954) in the Third Reich, Pathologe (2020), https://doi.org/10.1007/s00292-020-00767-y. Katharina Reinecke, Jens Westemeier, Dominik Gross, In the shadow of National Socialism: Early emigration and suicide of the histo- and oral pathologist Rudolf Kronfeld (1901–1940), Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 152682. Karl Frederick Wilms, Dominik Groß, Der jüdische Oralpathologe Bernhard Gottlieb (1885–1950) und seine „wissenschaftliche Entwurzelung“ im „Dritten Reich“, Pathologe 41 (2020), 261–270 – auch in englischer Sprache: Karl Frederick Wilms, Dominik Gross, The Jewish oral pathologist Bernhard Gottlieb (1885–1950) and his scientific „uprooting“ in the Third Reich, Pathologe (2020), https://doi. org/10.1007/s00292-020-00755-2. Cynthia Bergmann, Dominik Gross, A fairytale career in spite of political disenfranchisement: The Jewish oral pathologist Bálint Orbán (1899–1960), Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 152862. Dominik Gross, Stephanie Kaiser, Janina Sziranyi, „… a life broken in two“. Walter Pagel (1898–1983) – Famous pathologist and victim of Nazi Germany, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 611–618; Dominik Gross, Mathias Schmidt, Janina Sziranyi, Die doppelte Ausgrenzung des Pathologen und NS-Opfers
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Einleitung
Allen vorgenannten Autoren gilt unser besonderer Dank. Wir sind uns sehr bewusst, dass ihre Aufsätze unsere Arbeit am Gedenkbuch wesentlich erleichtert und dynamisiert haben. Ebenso verbunden sind wir den jungen Kollegen, die uns unmittelbar bei den Recherchen für dieses Gedenkbuch unterstützt haben – insbesondere Till Bäumker und Gina de Jesus dos Santos und wiederum Mila J. Evers, die den vorliegenden Band bereitwillig korrekturgelesen hat. Die vorgenannten Dankadressen verdeutlichen, dass das Gedenkbuch auf Vorarbeiten von zahlreichen Teamkollegen fußt, und liefern somit eine Erklärung für das Faktum, dass wir diese Monografie in weniger als 18 Monaten realisieren konnten. Sie verraten aber noch nichts über die Motive, die zum Verfassen des Gedenkbuches geführt haben. Was also hat uns zu diesem Buch bewogen? Ausgangspunkt des Projekts war der Wunsch der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, die im „Dritten Reich“ entrechteten Fachvertreter in den Fokus zu rücken. Wir Autoren haben diesem Anliegen gerne Rechnung getragen und dabei ein Gedenkbuch mit dem Titel „Pathologen als Verfolgte des Nationalsozialismus. 100 Portraits“ vorgeschlagen. Wir haben uns dabei bewusst für den Terminus „Verfolgte“ entschieden – und nicht etwa den konkurrierenden Begriff „(NS-)Opfer“ gewählt, den einige Autoren, etwa Paul Hilberg oder Ernst Klee, verwenden.16 Hierbei war vor allem ein Aspekt maßgeblich: „Opfer“ ist nach unserem Verständnis ein konsequenzialistischer Begriff, d. h. er beschreibt vor allem die – negativen – persönlichen Folgen, denen Betroffene im „Dritten Reich“ ausgesetzt waren. Er gibt aber keinen Aufschluss über die Hintergründe bzw. über den Weg, der in diese „Opferrolle“ geführt hat. Unter diese Bezeichnung fallen demnach pauschal alle Personen, die durch das NS-Unrechtsregime zu Schaden gekommen sind. Dabei war diese Gruppe bei näherer Betrachtung ausgesprochen heterogen: So konnten z. B. auch bekennende Nationalsozialisten, die in Machtkämpfen innerhalb der NSDAP oder anderen NS-Organisationen den Kürzeren zogen und in der Folge „kaltgestellt“ wurden, zu „Opfern“ werden. Und tatsächlich reklamierten nach 1945 viele dieser „Verlierer“ NS-politischer Ränkespiele für sich einen Opferstatus.
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Paul Kimmelstiel (1900–1970), Pathologe 40 (2019), 301–312 – auch in englischer Sprache: Dominik Gross, Mathias Schmidt, Janina Sziranyi, The double exclusion of the pathologist and NS victim Paul Kimmelstiel (1900–1970), Pathologe 41 (2020), 20–29; Dominik Gross, Stephanie Kaiser, Christina Gräf, Hendrik Uhlendahl, Matthias Schmidt, Between fiction and truth: Herwig Hamperl (1899– 1976) and the Third Reich in the mirror of his autobiography, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 832–841; Dominik Gross, Christina Laurs, The Jewish pathologist Carl Julius Rothberger (1871–1945) and the gradual deprivation of his rights in the Third Reich, Pathol. Res. Pract. 215 (2019), 152679; Dominik Gross, Pascal Engels, Mathias Schmidt, Erich Letterer (1895–1982): Life and work with special attention to his role in the Third Reich, Pathol. Res. Pract. 216 (2020), 153185; Dominik Gross, Mathias Schmidt, Sascha Lang, „I have had an exceedingly beautiful life.“ The Jewish gynecopathologist Robert Meyer (1864–1947) and his extraordinary response to Nazi repression, Pathol. Res. Pract. 220 (2021), 153391; Mila J. Evers*, Nico Biermanns* (*equally contributed), Hendrik Uhlendahl, Dominik Gross, From emigration to remigration: The Jewish pathologist Fritz Meyer (1875–1953) and his extraordinary life course, Pathol. Res. Pract. 221 (2021), 153411. Vgl. etwa Raul Hilberg, Täter, Opfer, Zuschauer: Die Vernichtung der Juden 1933–1945. Aus dem Amerikanischen von Hans Günter Holl, Frankfurt a. M. 1992 sowie Ernst Klee, Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt a. M. 2013.
Einleitung
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Wir zielen demgegenüber dezidiert auf Pathologen, die aus „rassischen“ und/oder politisch-ideologischen Gründen verfolgt, ihrer Lebensperspektive beraubt und bisweilen sogar getötet wurden. Vielfach handelt es sich hierbei um Fachvertreter, die im Begriff waren, eine berufliche (oft universitäre) Karriere aufzubauen oder die letztere gleichsam über Nacht einbüßten. Viele waren in der Zwangsemigration zu einem Neubeginn gezwungen, und nicht wenige verschwanden durch die Flucht dauerhaft vom Radar der organisierten deutschen Pathologie. Dementsprechend war und ist es unser Ziel, die betreffenden Fachkollegen dem Vergessen zu entreißen, in das kollektive Gedächtnis der Scientific Community zurückzuholen und ihnen schlussendlich einen angemessenen Platz in der Geschichte des Fachs zu sichern. Wir teilten dieses Ziel mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, die das Forschungsprojekt wie auch den vorliegenden Band finanziell gefördert hat. Ihr gilt daher an dieser Stelle unser ausdrücklicher Dank. Besonders verbunden sind wir an dieser Stelle den DGP-Mitgliedern und Hochschullehrern Albert Roessner und Kurt W. Schmid. Sie haben uns in ihrer Eigenschaft als Editors-in-chief der Fachzeitschriften „Pathology – Research and Practice“ bzw. „Der Pathologe“ jeweils eine Reihe mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Pathologie im „Dritten Reich“ ermöglicht und so die Wahrnehmung unseres Forschungsprojekts im internationalen und nationalen Maßstab wesentlich erhöht. Auch die beiden Vorsitzenden der „AG Geschichte und Ethik der Pathologie“ der DGP, Till Braunschweig und Katrin Schierle, haben uns bei diesem Ziel sehr unterstützt. Kein Gedenkbuch ist 100-prozentig vollständig und abgeschlossen, und jedes fußt auf einer eigenen Methodik. Am Anfang eines solchen Buchprojektes steht daher zwangsläufig die Frage nach den Kriterien bei der Personenauswahl, dem konkreten methodischen Vorgehen und der favorisierten Systematik: Aufgenommen wurden im vorliegenden Fall Personen, die im „Dritten Reich“ verfolgt und in ihrer Karrierebildung oder -fortsetzung nachhaltig behindert wurden. Dabei kamen sowohl „rassisch“ als auch politisch Verfolgte in Betracht, wobei das Gros der ausgewählten Pathologen aus jüdischen Verfolgten aus dem Deutschen Reich in den Grenzen von 1933 („Altreich“) und Österreich besteht. Hinzu kamen einzelne Fachvertreter aus den okkupierten Gebieten. Eine deutliche Mehrheit der Verfolgten wurde bereits 1933 im Zuge der Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus ihrer Stellung entlassen und von den Universitäten vertrieben; in Österreich folgte diese „Entlassungswelle“ nach dem „Anschluss“ im März 1938. Aufnahmekriterium war eine einschlägige Spezialisierung in der Pathologie – unabhängig davon, ob diese bereits während des „Dritten Reichs“ vorhanden war oder später erfolgt ist. So wurden auch Personen inkludiert, die bereits während ihres Medizinstudiums mit der nationalsozialistischen Entrechtung konfrontiert waren und sich erst im Laufe ihrer weiteren Ausbildung – in der Regel nach einer Emigration – auf die Pathologie spezialisierten. Eine zeitliche Eingrenzung erfolgte also lediglich dahingehend, dass die betreffende Person das „Dritte Reich“ als Erwachsener miterlebt haben musste. Gemäß der Heterogenität der Biografien ergab sich bei den berücksichtigten Geburtsjahrgängen eine zeitliche Spanne von über 50 Jahren: die älteste Person, Robert Meyer, wurde 1864 geboren,
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die jüngste, Friedrich Zak, 1915. Ein letztes Auswahlkriterium betrifft die entsprechende Quellenlage: Wenn die zur Verfügung stehenden Quellen keine hinreichend biografische Rekonstruktion erlaubten, wurde die Person nicht in das Gedenkbuch aufgenommen. Gleichwohl haben wir uns gerade bei quellenkundlich noch wenig erschlossenen Pathologen um eine möglichst umfassende Recherche bemüht, um so auch bislang kaum bekannten verfolgten Fachvertretern „ein Gesicht geben“ zu können. Vor ebendiesem Hintergrund erfolgten zudem intensive Bildrecherchen. Schlussendlich konnten so immerhin für 80 der 100 Pathologen Portraitfotos ermittelt und an dieser Stelle abgedruckt werden. Als große Hilfe bei der Recherche vor allem US-amerikanischer Archivalien aus den National Archives erwies sich die Nutzung des kommerziellen Genealogieportals Ancestry. com. Über Ancestry ließen sich beispielsweise die indexierten Einwanderungsunterlagen der US-Emigranten fast ausnahmslos in digitalisierter Form einsehen und auswerten; bei der Angabe des genutzten Archivmaterials mussten wir uns hier allerdings mangels präziserer Nachweise auf die Angabe der entsprechenden Record Group (RG) und des National Archives Identifier (NAI) beschränken. Die historische US-Tagespresse konnte außerdem über das Portal Newspapers.com gesichtet werden. Alle biografischen Portraits folgen derselben Systematik: Beim Namen wird in der Regel der ursprüngliche Ruf- und Nachname in Fettdruck angegeben, weitere Vornamen in Normaldruck und Namensvarianten (etwa nach einer Emigration) oder verbreitete fälschliche Namensschreibungen in eckigen Klammern. Es folgen – soweit eruierbar – die akademischen Titel, die Nationalität(en) und berufliche Spezifikation(en) bzw. Berufsbezeichnung(en), Geburtsdatum und -ort, Sterbedatum und -ort, der Vaterberuf, die Ausbildung und berufliche Laufbahn. Im anschließenden Abschnitt wird auf die „Erfahrung im ‚Dritten Reich‘“ eingegangen; dieser offenen Formulierung wurde von uns bewusst der Vorzug gegeben gegenüber enger gefassten Termini wie „Verfolgungsgeschichte“ – gerade vor dem Hintergrund der Heterogenität der Personengruppe und der durchaus disparaten Entrechtungs- und Verfolgungserfahrungen. In einem weiteren Abschnitt gehen wir auf familiäre, berufliche und sonstige Besonderheiten ein, wobei entsprechende fachliche Leistungen, wissenschaftliche Netzwerke und Auszeichnungen oder Ehrungen explizit Erwähnung finden. Es folgen Angaben zu den Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkten und eine Auswahlbibliografie der wissenschaftlichen Publikationen17. Am Ende stehen die der Kurzbiografie zugrunde gelegten archivalischen und gedruckten Quellen („Quellen/Literatur“). Dabei werden (1) Archivalien, (2) Beiträge in der Tagespresse und (3) sonstige Literatur unterschieden. Archivalien und Publikationen, die ein Portraitfoto enthalten, wurden entsprechend mit „[P]“ gekennzeichnet. Die Originalschreibweise von Zitaten wurde beibehalten; bereits vorhandene Auslassungen in Quellen, die nach Sekundärliteratur zitiert wurden, sind angegeben wie vorgefunden, eigene Kürzungen werden mit Auslassungspunkten in eckigen Klammern gekennzeichnet.
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Die abgekürzten Zeitschriftentitel orientieren sich an den Abkürzungen der National Library of Medicine (NLM); bei dort nicht erfassten Zeitschriftentiteln wurden Abkürzungen in Analogie zur NLM-Systematik gebildet.
Biografische Portraits
Attermann [Aterman], Kurt
Professor, MUDr, MB BCh BAO (Hons), PhD, DSc Deutsch-kanadischer Experimental- und Pädopathologe * 9. September 1913 in Bielitz/Österreichisch-Schlesien (heute: Bielsko, Polen) † 28. Juli 2002 in Halifax/Novia Scotia, Kanada Vaterberuf: Technischer Ingenieur Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1932 Studium der Medizin an der tschechischen Universität Prag (bis 1938); 1935/36 Stipendiat der Masaryk-Stiftung ebenda; 1938 Studienabschluss mit Promotion zum Medicinae Universae Doctor (MUDr) ebenda; (unbezahlter) klinischer Assistent an der Kinderklinik ebenda unter Jiří Brdlík (1883–1965); 1939 Emigration nach Großbritannien, dort klinisches Medizinstudium an der University of Belfast (bis 1942); 1942 Bachelor of Medicine, Surgery and Obstetrics (MB BCh BAO [Hons]) ebenda; Tätigkeit am Great Ormond Street Hospital for Children und am St. Charles’ Hospital in London (bis 1944); 1943 Diploma in Child Health in London; 1943 Sanitätsdienst im Royal Army Medical Corps, hier: u. a. Labormediziner und Pathologe in Indien sowie Reeducation in einem Lager für deutsche Kriegsgefangene (bis 1945); 1946 Trainee Pathologist am West Middlesex Hospital in London (bis 1948); 1948 Commonwealth-Stipendiat für Biochemie an der Harvard University in Cambridge/Massachusetts und Anatomie an der University of Chicago/Illinois
(bis 1950); 1950 Senior Lecturer an der University of Birmingham (bis 1958); 1956 Willett-Stipendiat am Chicago-Lying-In-Hospital; 1958 Associate Professor of Pathology an der Dalhousie University in Halifax/Nova Scotia, Kanada (bis 1961); 1959 PhD der University of Birmingham; 1961 Professor of Pathology am Women’s Medical College of Pennsylvania in Philadelphia (bis 1963); 1963 Professor of Pathology an der State University of New York und am Children’s Hospital in Buffalo/New York (bis 1967); 1965 DSc der University of Belfast; 1967 Professor of Pathology an der Dalhousie University und pädiatrischer Pathologe am Izaak Walton Killam Hospital for Children in Halifax/Nova Scotia (bis 1979); 1974 Visiting Professor an der Universität Würzburg (bis 1975); 1979 Director of Labs am Regional Laboratory des Dr. Everett Chalmers Hospital in Fredericton/New Brunswick, Kanada (bis 1986); 1984 Honorary Research Associate/Adjunct Professor am Department of Biology der University of New Brunswick in Fredericton (bis 2002) Erfahrung im „Dritten Reich“: A. war jüdischer Abstammung; er hatte sein Medizinstudium mit Promotion kurz nach dem Münchner Abkommen in Prag abgeschlossen. Die Ende September 1938 getroffene Vereinbarung Deutschlands mit Großbritannien, Italien und Frankreich beinhaltete u. a. die Abtretung des Sudetenlandes durch die Tschechoslowakei an das Deutsche Reich. Als Bewunderer des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk (1850–1937) hatte sich A. bereits bei Studienbeginn wegen der stark nationalistischen Haltung innerhalb der deutschen Studentenschaft an der deutschen Universität trotz Sprachproblemen für ein Studium an der tschechischen Universität in Prag entschieden. Nach dem Studienabschluss gelang ihm der Berufseinstieg aufgrund der veränderten politischen Situation und seiner jüdischen Herkunft nur auf Umwegen: „[N]one of the professors whom I approached would employ me: I was Jewish! The Nazi poison had affected the rarefied air of the ivory tower: the academics had become afraid. When I finally told one of them, who previously had been known as
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an admirer of Masaryk, what I thought of people who forgot so readily overnight what they had said the day before – and the Nazis had not yet invaded Czechoslovakia! – the professor was sufficiently embarrassed to permit me to join his department! I thus became a paediatrician by virtue of somebody else’s pangs of conscience, not by my own choice“ (Aterman [1993], 58 f.). Nur wenige Tage nach dem Einmarsch deutscher Truppen zur „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ Mitte März 1939 emigrierte A. gemeinsam mit seiner Schwester nach Großbritannien; die Eltern folgten kurze Zeit später. Zuvor hatte A. politisch prominenten tschechischen Freunden dabei geholfen, „[to] save some books which would not only be destroyed be the Nazis, but which would also incriminate [them]“ (ebd., 60), und sie an deutschen Truppen vorbei aus der Universität geschmuggelt. In Großbritannien erhielt A. aufgrund der Tatsache, dass sein Vater Max (1888–1944) in London geboren war, umgehend die britische Staatsbürgerschaft. Er musste jedoch einen Teil seiner medizinischen Ausbildung wiederholen, da ihm nur zwei Jahre seines Studiums in Prag anerkannt wurden. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): A. wurde im mehrsprachigen Bielitz (heute: Bielsko, Polen) geboren, das bis 1920 zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehört hatte. Er wuchs auf im benachbarten tschechoslowakischen Mährisch-Ostrau (heute: Ostrava, Tschechien) und wurde nach dem Ersten Weltkrieg tschechoslowakischer Staatsbürger. Seine Muttersprache war Deutsch. Nach seiner Emigration nach Großbritannien erlangte er die britische Staatsbürgerschaft, die er auch in Kanada beibehielt. Durch einen Schreibfehler bei den britischen Behörden entstand die gebräuchliche anglisierte Schreibweise des Nachnamens als „Aterman“. A. wurde vor allem für seine Forschungen zur Hepathopathologie und zur Pädiatrischen Pathologie bekannt und erlangte durch Publikationen in renommierten Journals wie der „Lancet“ und der „Nature“ internationale Bekanntheit. Daneben beschäftigte er sich auch mit fachbezogenen
wissenschaftsgeschichtlichen Fragestellungen und publizierte hierzu mehrere Fachartikel. Obwohl er dem deutschsprachigen Wissenschaftsraum aufgrund seines weltweiten Renommees eigentlich entwachsen war, hielt er die im Rahmen mehrerer Forschungsaufenthalte geknüpften Verbindungen zu seinen deutschen Kollegen aufrecht und blieb mit Konferenzbeiträgen und Veröffentlichungen in deutschen Fachzeitschriften in der deutschsprachigen Scientific Community sichtbar. So war er z. B. auch auf Einladung von Hans-Werner Altmann (1916–2011) von 1974 bis 1975 als Visiting Professor an der Universität Würzburg tätig. Im Rahmen der Wiedergutmachung erhielt er von der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1961 als „rassisch“ Verfolgter eine finanzielle Entschädigung in Höhe von 10.000 DM und ab 1979 eine monatliche Pension in Höhe von 2.500 DM für erlittene berufliche Nachteile. Er war spätestens 1964 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pathologie geworden und wurde 1990 zum Ehrenmitglied ernannt. Er gehörte ferner zu den Gründungsmitgliedern des Pediatric Pathology Club, der Vorgängerorganisation der Society for Pediatric Pathology. A. war Mitglied des Royal College of Physicians in London und Gründungsmitglied des Royal College of Pathologists in London. Außerdem gehörte er der Pathological Society Great Britain and Ireland, der American Society for Experimental Pathology und der American Association of Pathology and Bacteriology an. Zeitgenossen hoben neben dem fachlichen Wissen und Können A.s charmantes, bescheidenes, aber doch eindrucksvolles Auftreten hervor: „Kurt made an impression wherever he went! I remember that I would sometimes see him running, in his late 70 s and early 80 s, at the University sportsplex building. Because of his small size, advanced age, and wisdom, he was a hit with young female student runners who nicknamed him ‚Yoda‘, after the Jedi Master Star Wars character. Kurt, who developed an interest in German theatre, Czech opera, classical music, the arts, and history as a child, was the ultimate renaissance man and classical European scholar. His wonderful accent, highlighted by his perfect English diction and pronounced enunciation, was port of his charm“ (Wright [2020], 339).
Attermann, Kurt
Der Münsteraner Pathologe Ekkehard Grundmann (* 1921) schrieb 1999: „Die ersten beiden Menschen, die mir als Juden vor Augen kamen, – es war Anfang der 50er Jahre – waren Kurt Aterman und Leo Koss. Kurt Aterman kam zu uns, um wieder Verbindung aufzunehmen. Inzwischen ist er über 80 und aber immer noch darum bemüht, daß deutsche wissenschaftliche Arbeiten in Amerika veröffentlicht werden – wie Sie wissen, nur mit geringem Erfolg. Wir telefonieren so alle 4–6 Wochen miteinander – Emeritiwitze! Kurt Aterman weiß immer neue jüdische Witze“ (Grundmann [1999], 268). A. starb 2002 im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in Halifax, Kanada. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie, insbesondere Hepatopathologie; pädiatrische Pathologie; Spontanabort; experimenteller Exophthlamus; Thyroid-Kortison-Antagonismus; Mukoviszidose und intestinale Obstruktion; Pathologie der Lungengefäße; Tumorentstehung durch Cadmium; Nierenzysten; Nephroblastom; Geschichte der Medizin Publikationen (Auswahl): Effect of cortisone on early fibrosis of the liver in rats, Lancet 256 (1950), 517–519; Cortisone and experimental exophthalmos, Lancet 259 (1952), 1143–1144; Some local factors in the restoration of the rat’s liver after partial hepatectomy, AMA Arch. Pathol. 53 (1952), 197–208; Cortisone and liver function, Lancet 261 (1953), 71–73 (zus. mit N. D. Ahmad); Studies in fibrosis of the liver induced by carbon tetrachloride. I. Relation between hepatocellular injury and new formation of fibrous tissue, AMA Arch. Pathol. 57 (1954), 1–11; Studies in fibrosis of the liver induced by carbon tetrachloride. II. A quantitative study of the effect of cortisone on fibrosis of the liver in rats, AMA Arch. Pathol. 57 (1954), 12–25; Liver function and hepatic necrosis due to deficient diet, Naunyn-Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 222 (1954), 273–283 (zus. mit N. D. Ahmad); Exophthalmos: its relation to adrenocortical function, Acta Endocrinol. Suppl. (Copenh.) 20 (1954), 1–59; Experimental exophthalmos produced by cortisone in rats: further ob-
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servations, AMA Arch. Ophthalmol. 51 (1954), 822–831 (zus. mit S. M. Greenberg); Thyroid-cortisone antagonism in rats as measured by growth, organ weights and food utilization, Metabolism 4 (1955), 264–274 (zus. mit S. M. Greenberg); Aldosterone and experimental hepatic necrosis, Nature 182 (1958), 1324; Selenium and liver necrosis in the hyperthyroid rat, Nature 182 (1958), 1514; Some observations on the sinusoidal cells of the liver, Acta Anat. (Basel) 32 (1958), 193–213; Observations on the nature of watery vacuolation: the response of the liver cell to the intravenous injection of hypertonic saline, Evans blue, dextran, and heparin, Lab. Invest. 7 (1958), 577– 605; Glucose-6-phosphatase, glucokinase and selenium, Nature 194 (1962), 195–196 (zus. mit S. J. Patrick); Neonatal hepatitis and its relation to viral hepatitis of mother. A review of the problem, Am. J. Dis. Child. 105 (1963), 395–416; The periodic acid-Schiff reaction, Nature 197 (1963), 1306 (zus. mit S. Norkin); Why did hephaestus limp?, Am. J. Dis. Child. 109 (1965), 381–392; Intestinal obstruction and mucoviscidosis, Gastroenterologia 106 (1966), 86–96 (zus. mit A. R. Beck); The pattern of glycogen distribution in the liver, Am. J. Anat. 122 (1968), 57–72 (zus. mit B. Corrin); Changes of the placenta and embryo in early spontaneous abortion, Am. J. Obstet. Gynecol. 102 (1968), 252–263 (zus. mit F. Abaci); Pulmonary venous obstruction. Report of a case mimicking primary pulmonary artery hypertension, with a review of the literature, Am. J. Dis. Child. 117 (1969), 219–227 (zus. mit J. B. Tingelstad und E. C. Lambert); Striated muscle in the lung, Am. J. Anat. 128 (1970), 341–358 (zus. mit S. Patel); Adrenal cytomegaly, Virchows Arch. A. Pathol. Pathol. Anat. 355 (1972), 105–122 (zus. mit N. Kerenyi und M. Lee); Tumorigenesis by cadmium, Oncology 26 (1972), 53–67 (zus. mit O. J. Lucis und R. Lucis); The role of the adrenal cortex in experimental dietary liver necrosis, Beitr. Pathol. 146 (1972), 162–179; Solitary multilocular cyst of the kidney, J. Pediatr. Surg. 8 (1973), 505–516 (zus. mit P. Boustani und D. A. Gillis); Liver necrosis, adenovirus type 2 and thymic dysplasia, Virchows Arch. A Pathol. Pathol. Anat. 360 (1973), 155–171 (zus. mit J. Embil, K. B. Easterbrook, E. V. Haldane und J. Crosby); Toxic glomerulosclerosis-morphology and patho-
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Biografische Portraits
genesis. Light and electron microscopic studies fo the glomerular changes in the kidney of rats poisoned by N-nitrosomorpholine, Virchows Arch. B Cell. Pathol. 19 (1975), 205–219 (zus. mit W. Romen und P. Bannasch); A pretty a vista reaction for tissues with amyloid degeneration, 1875: an important year for pathology, J. Hist. Med. Allied Sci. 31 (1976), 431–447; A historical note on the iodine-sulphuric acid reaction of amyloid, Histochemistry 49 (1976), 131–143; Aneurysms of the coronary arteries in infants and children. A review, and report of six cases, Virchows Arch. A Pathol. Anat. Histol. 374 (1977), 27–44 (zus. mit M. R. Dische, J. Franke, G. M. Fraser und W. W. Meyer); Disseminated peritoneal leiomyomatosis, Virchows Arch. A Pathol. Anat. Histol. 374 (1977), 13–26 (zus. mit G. M. Fraser und R. H. Lea); Shedding of peripheral cytoplasm: a mechanism of liver cell atrophy in human amyloidosis, Virchows Arch. B Cell Pathol. 29 (1979), 229–243 (zus. mit U. Pfeifer); The development of the concept of lysosomes. A historical survey, with particular reference to the liver, Histochem. J. 11 (1979), 503–541; Extrarenal Wilms’ tumour: a review and case report, Invest. Cell Pathol. 2 (1979), 309–318 (zus. mit E. Grantmyre und D. A. Gillis); Connective tissue: an eclectic historical review with particular reference to the liver, Histochem. J. 13 (1981), 341– 396; Presumed homozygous achondroplasia. A review and report of a further case, Pathol. Res. Pract. 178 (1983), 27–39 (zus. mit J. P. Welch und P. G. Taylor); The syndrome of caudal dysplasia: a review, including etiologic considerations and evidence of heterogeneity, Pediatr. Pathol. 2 (1984), 313–327 (zus. mit J. P. Welch); Presumed primary malignant melanoma of the gallbladder. Report of a case and a review of literature, Am. J. Dermatopathol. 6 (1984), 231–243 (zus. mit S. E. Naguib); Thomas Hodgkin (1798–1866), Am. J. Dermatopathol. 8 (1986), 157–167; The parasinusoidal cells of the liver: a historical account, Histochem. J. 18 (1986), 279–305; Localized hepatocarcinogenesis: the response of the liver and kidney to implanted carcinogens, J. Cancer Res. Clin. Oncol. 113 (1987), 507–538; Karl Touton and his „xanthelasmatic giant cell“: a selective review of multinucleated giant cells, Am. J. Dermatopathol. 10 (1988), 257–269 (zus.
mit W. Remmele und M. Smith); Extrarenal nephroblastomas, J. Cancer Res. Clin. Oncol. 115 (1989), 409–417; Pronephros and mesonephros: Cohnheim revisited, Pediatr. Pathol. 10 (1990), 1021–1032; The stem cells of the liver: a selective review, J. Cancer Res. Clin. Oncol. 118 (1992), 87–115; Jan Evangelista Purkynĕ’s votum (1847) on the admission of Jews to academic positions at the University of Breslau, Würzbg. Medizinhist. Mitt. 11 (1993), 311–331; Did Mozart have Tourette’s syndrome? Some comments on Mozart’s language, Perspect. Biol. Med. 37 (1994), 247–258; Hepatic neoplasia: reflections and ruminations, Virchows Arch. 427 (1995), 1–18; Child poverty in ancient Rome: the ‚Alimenta Italiae‘ of the „Good Emperors“, Würzbg. Medizinhist. Mitt. 16 (1997), 151–172; From Horus the child to Hephaestus who limps: a romp through history, Am. J. Med. Genet. 83 (1999), 53–63; Regina Salomea Pilsztynowa, ophthalmologist in the 18th-century Poland, Surv. Ophthalmol. 47 (2002), 146–195 Quellen/Literatur: LA NRW Abt. Rhld. BR 3002 Nr. 695210 Medentian (1965), 12 [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 38; Aterman (1993); Grundmann (1999), 268; Seidler (2000), 356; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 46; Altmann (2003) [P]; Kaiser/Lang/Gross (2020a) [P]; Wright (2020) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3, 13 Bauer, Theodor [Theodore] Thomas Privatdozent, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 12. Februar 1885 in Wien † 11. Mai 1946 in Seattle/Washington, USA Vaterberuf: Städtischer Oberarzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Matura am Staatsgymnasium in Hernals/Wien; 1905 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1911); 1907 studienbegleitende wis-
Bauer, Theodor
senschaftliche Tätigkeit am Pathologisch-Anatomischen Institut der Universität Wien bei Anton Weichselbaum (1845–1920) (bis 1909); 1909 Assistent am Pathologischen Institut der Allgemeinen Poliklinik Wien bei Heinrich Albrecht (1866–1922) (bis 1912); 1911 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med.; 1912 Assistent am Institut für Pathologische Histologie und Bakteriologie der Universität Wien bei Oskar Stoerk (1870–1926) (mindestens bis 1922); 1912 Prosektor am Rothschildspital Wien (bis 1938); 1914 freiwilliger Kriegsdienst, dabei Tätigkeit als Prosektor und Bakteriologe für die Reservespitäler in Klosterneuburg und am Erzherzog-Rainer-Militärspital bei Wien (bis 1918); 1917 Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien über die „normale und pathologische Anatomie und Histologie der menschlichen Brustwarze“ (1916 als Aufsatz erschienen); 1919 supplierender Prosektor am Spital auf der Wieden in Wien; bis 1938 privates medizinisches Laboratorium mit Auftragstätigkeiten für das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft; 1938 Amtsenthebung; 1939 Emigration in die USA, dort Tätigkeit am Northern Hospital in Skagit County/Washington Erfahrung im „Dritten Reich“: B. war jüdischer Abstammung. Nach dem im März 1938 von Hitler proklamierten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde er aus „rassischen“ Gründen verfolgt und interniert. Über die fünfwöchige Polizeihaft berichtete B.: „Am 14. März 1938 erschienen zwei Leute in Zivil bei mir in der Wohnung und verhafteten mich und brachten mich im Auto, in dem SS-Leute saßen, zur Polizei. Dort wurde ein Protokoll über meine Personalien aufgenommen, insbesondere Feststellungen wegen meiner Zugehörigkeit zur Freimaurerloge getroffen. Ich wurde dann zu sieben anderen in eine Zelle gebracht, wo ich einen mir bekannten angesehenen Wiener Anwalt und den Justizminister [vermutlich Ludwig Adamovich sen. (1890–1955), Justizminister im letzten Regierungskabinett Kurt Schuschniggs (1897– 1977)] antraf. […] In der zweiten Nacht wurde ich plötzlich auf den Gang gerufen […] und befand mich dort einem bewaffneten SS-Mann gegenüber, der mich sofort mit den Worten an-
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brüllte: ‚Warum liegst du Jude? Ich […] kenne euch Judengesindel.‘ Bei diesen Worten boxte er mit zwei wuchtigen Schlägen, nachdem er seine Handschuhe ausgezogen hatte, mit solcher Wucht gegen meinen Kiefer, dass er mir zwei Zähne herausschlug. […] Ich wurde dann am folgenden Morgen zur Vernehmung geführt wobei nun plötzlich statt des Vorwurfs der Zugehörigkeit zur Loge aus irgendeinem harmlosen Brief konstruiert wurde, dass ich sozialistisch oder kommunistisch wäre. […] Der SS-Mann, der mich vernahm […] beschimpfte mich drei bis dreieinhalb Stunden mit Worten wie ‚Schwein‘, ‚Judenschwein‘, ‚wenn du nicht redest, schlage ich dir den Stuhl auf den Kopf ‘. Nach meiner Verhaftung erschienen abends um 9 ½ Uhr mehrere SS-Leute bei der Frau [Dr. Frieda Bauer, geborene Guttmann] und der 20-jährigen Tochter, trieben sie aus dem Bett und stellten die unglaublichsten Fragen an die Frau, die seit 30 Jahren beschäftigte Ärztin ist. Sie fingen damit an zu fragen: ‚Wie viel deutsche Frauen hast du um ihre Kinder gebracht, oder treibst du etwa nicht ab?‘ Zur Tochter sagten sie: ‚Du Hure, wie viel Männer hast du schon angesteckt? Verkaufst du auch Kokain?‘ Zu seinen Begleitern gewandt, sagte er dann – wir bewohnen eine gut eingerichtete Villa: ‚In solchen Palästen wohnen nun die Judenhuren.‘ Er fragte dann nach der Bestimmung des zweiten Bettes in unserem gemeinschaftlichen Schlafzimmer und sagte dann: ‚Du kannst das Bett ruhig abschlagen lassen, dein Hurenkerl kommt nicht wieder, der sieht um 5 Uhr schon die zehn kalten Gewehrläufe.‘ […] Der Vorgang machte auf meine Tochter einen so furchtbaren Eindruck, dass sie sagte: ‚Wenn sie uns doch alle drei erschossen hätten, das wäre gescheiter als dieses Leben‘“ (zit. n. Barkow/Gross/Lenarz [2008], 712 f.). Im Landgerichtsgefängnis wurde B. nach weiteren neun Wochen bei der letzten Vernehmung wenige Tage vor seiner Haftentlassung gefragt, wie er sich seine Zukunft vorstelle. Ihm wurde eine zweimonatige Frist eingeräumt – wahrscheinlich, um das Land zu verlassen. Bereits am 22. April 1938 war er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien seines Amtes enthoben worden. Wenige Tage nach seiner Haftentlassung wurde B. im Juli 1938 gemäß der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von
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Juden“ gezwungen, ein Verzeichnis mit einer Darstellung seiner Vermögensverhältnisse abzugeben. Anschließend emigrierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Wassenaar in den Niederlanden und im Januar 1939 weiter in die USA, wo er eine Anstellung am Northern Hospital in Skagit County/Washington fand. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): B. war Träger des Ehrenzeichens II. Klasse des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration und Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie der Deutschen Pathologischen Gesellschaft.
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 78; Tragl (2007), 610; Barkow/Gross/Lenarz (2008), 712–715; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3 Bayer, Gustav
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Histopathologie; innere Sekretion; Nierentumoren; basophiles Hypophysenadenom; Duodenaldivertikel; Histopathologie der Nase(nnebenhöhlen); Pathohistologie der Mamille Publikationen (Auswahl): Zur Kenntnis der malignen Geschwülste der Niere und des Nierenbeckens, Beitr. Pathol. Anat. 50 (1911), 532; Über das Duodenaldivertikel, Wien. Klin. Wochenschr. 23 (1912), 879; Zur Frage der Adipositas hypophysaria (basophiles Adenom der Hypophyse), Wien. Klin. Wochenschr. 26 (1913), 1236–1243 (zus. mit H. Wassing); Zur Frage des Fremdkörpergranulationsgewebes, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 217 (1914), 1–15 (zus. mit J. Fleissig); Zur normalen und pathologischen Anatomie und Histologie der menschlichen Brustwarze, Beitr. Pathol. Anat. 62 (1916), 233–264; Atlas der Histopathologie der Nase und ihrer Nebenhöhlen (1924) (zus. mit O. Beck) Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410; NARA RG 147/563992; ÖStA/AdR E-uReang VVSt VA B 6107; ÖStA/ AVA Unterricht UM allg. Akten 620.30; UAW Senat S 304.44; Washington State Archives, Olympia/Washington, Washington State Department of Health, State Death Records Index, 1940–1996 Kürschner (1935), 53; Merinsky (1980), 20–21; Mühlberger (1993), 18; Stadler/Weibel (1995), 7; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte.CRD 34;
Professor, Dr. med. Österreichischer Experimentalpathologe * 10. Juni 1879 in Wien † 15. März 1938 in Innsbruck Vaterberuf: Sparkassenbeamter Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1898 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1904); studienbegleitende Tätigkeit als Demonstrator am Physiologischen Institut der Universität Wien bei Siegmund Exner (1846– 1926); 1904 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Juni 1904 Assistent bei Exner (bis Oktober 1904); Oktober 1904 Assistent am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Innsbruck bei Mori(t)z Loewit (1851–1918); 1910 Habilitation bei Loewit über den „Einfluss von Drüsen mit innerer Sekretion auf die Autolyse“; 1915 außerordentlicher Professor an der Universität Innsbruck (bis 1922); im Ersten Weltkrieg Tätigkeit für den hygienischen Dienst und den Seuchendienst; 1922 ordentlicher Professor und Vorstand des Instituts für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Innsbruck (bis 1938)
Bayer, Gustav
Erfahrung im „Dritten Reich“: Wegen der jüdischen Abstammung der Mutter galt B. gemäß rassenbiologischer Definition der Nationalsozialisten als „Mischling ersten Grades“. Angesichts der befürchteten „rassischen“ Verfolgung nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 fasste B. den Entschluss, seinem Leben ein Ende zu setzen. In einem auf den 13. März 1938 datierten Abschiedsbrief schrieb er: „Mein lieber Freund! An einen gerichtet, für alle gemeint: Lebe wohl u[nd] glücklich, so glücklich wie ich, dank meiner Gemütsart, gelebt. Stirb, wenn es sein soll, so leicht u[nd] freudig wie ich! Und an den Dekan! Viele Grüße meinen alten Fakultätskollegen, sie sollen mir eine gute Erinnerung bewahren. In alter Treue! G. Bayer“ (zit. n. Universität Innsbruck [2008b]). Am 15. März 1938, dem Tag, an dem Hitler auf dem Wiener Heldenplatz den Anschluss verkündete, vollzog B. dann im Alter von 59 Jahren einen Suizid. Mit ihm nahm sich auch seine 17-jährige Tochter Helga das Leben; die Mutter war Jahre zuvor bei einem Unfall ums Leben gekommen. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Zu B.s Schülern zählen der Pathologe und spätere Dekan und Rektor der Universität Innsbruck Theodor Wense (1904–1977) sowie der Pharmakologe Richard Rössler (1897–1945). Mit Wense verfasste er einige gemeinsame Publikationen. Das Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie entwickelte sich unter B. zu einem zentralen Forschungsinstitut innerhalb der Innsbrucker Medizinischen Fakultät. Nach B.s Tod (1938) wurde es aufgelöst und in ein „Institut für Erb- und Rassenbiologie“ umgewandelt. B.s Planstelle und das Direktorat des Instituts für Erb- und Rassenhygiene übernahm 1939 Friedrich Stumpfl (1902–1997), ein früherer Assistent des Münchner Rassenhygienikers Ernst Rüdin (1874–1952). Der Antrag auf eine entsprechende Umwidmung des Instituts war vom Dekan der Medizinischen Fakultät bereits im Mai 1938 beim Rektorat eingebracht worden. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Funktionen und Bedeutung der Nebennieren; „Organotherapie“; Endokrinologie und innere
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Sekretion; Stoffwechselpathologie; Infektion und Immunität; Guanidinvergiftung und Tetanie; (Pharmakologie der) Atmung; Beeinflussung der Acetylcholinwirkung durch Histamin; Nachweis von Hormonen in einzelligen Tieren; tierexperimentelle Hodentransplantation Publikationen (Auswahl): Die normale und pathologische Physiologie des chromaffinen Gewebes (1910); Lehrbuch der Organotherapie mit Berücksichtigung ihrer anatomischen und physiologischen Grundlagen (1914) (zus. mit J. Wagner Jauregg); Infektion und Immunität (1921) (zus. mit M. Loewit); Über den Calciumgehalt des Blutes bei der Guanidinvergiftung. Ein Beitrag zur Tetaniefrage, Z. Gesamte Exp. Med. 27 (1922), 119–126; Regulation der Atmung, sowie Pharmakologie der Atmung, in: Handbuch der Normalen und Pathologischen Physiologie, Bd. 2 (1925), 230–284, 455–472; Klinisches Lehrbuch der Inkretologie und Inkretotherapie (1927) (zus. mit R. v. d. Velden); Nebennieren, in: Handbuch der Inneren Sekretion, Bd. 2/1 (1929); Blut und Hormone, in: Handbuch der allgemeinen Hämatologie, Bd. 2/2 (1934); Versuche über die Einwirkung vegetativer Reizstoffe auf Emulsionen, Protoplasma 24 (1935), 281–285 (zus. mit T. Wense); Die Beeinflussung der Acetylcholinwirkung durch Histamin, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 182 (1936), 533–536 (zus. mit T. Wense); Über den Nachweis von Hormonen in einzelligen Tieren. I. Mitteilung: Cholin und Acetylcholin im Paramecium, Pflügers Arch. 237 (1936), 417–422 (zus. mit T. Wense); Über den Nachweis von Hormonen in einzelligen Tieren. II. Mitteilung: Adrenalin (Sympathin) im Paramaecium, Pflügers Arch. 237 (1936), 651–654 (zus. mit T. Wense); Über die Beeinflussung der Adrenalininaktivierung durch Acetaldehyd und durch Cocain, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 188 (1937), 114– 120 (zus. mit T. Wense); Hodentransplantationen in das Auge bei Kaninchen, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 137 (1937), 372–382 (zus. mit T. Wense); Physiologie des Nebennierenmarkes (1938) (zus. mit T. Wense)
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Quellen/Literatur: Fischer (1932), Bd. 1, 83; Kürschner (1935), 58–59; Wense (1950) [P]; Poggendorff (1956), Bd. 7a/1, 109–110; Wense (1969); Kröner (1989), 13–14; Klimpel (2005), 103; Universität Innsbruck [2008a] [P]; Universität Innsbruck [2008b] [P]; Huber (2010), 232–235 [P]; Goller (2017), 376; Yada-Mc Neal (2018), 165–167; Hormayr (2019), 21–22 [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Duckwitz/ Groß (2021); Uhlendahl et al. (2021), 3 Berblinger, Walther Emil
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Deutsch-schweizerischer Pathologe * 13. Juli 1882 in Karlsruhe † 10. April 1966 in Muri bei Bern, Schweiz Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Großherzoglichen Gymnasium Karlsruhe; 1901 Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg, München und Straßburg (bis 1907); 1907 ärztliches Staatsexamen an der Universität Straßburg, fortan Assistent am dortigen Bakteriologischen Institut bei Friedrich Daniel von Recklinghausen (1833–1910) (bis 1909); 1908 Approbation und Promotion zum Dr. med. ebenda über das Thema „Fraktionierte Sterilisation: Bakterienauskeimung“; 1909 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Zürich bei Martin Benno Schmidt (1863–1949) (bis 1911); 1911 Assistent am Pathologischen In-
stitut der Universität Marburg bei Schmidt (bis 1913); 1912 Habilitation ebenda über „Das Glykogen im menschlichen Herzen“; 1913 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Marburg bei Leonhard Jores (1866–1935) (bis 1918); 1914 Sanitätsdienst im XI. Armeekorps Kassel, hier u. a.: Tätigkeit im Reservelazarett Meiningen in Thüringen (bis 1916); 1916 Titularprofessor an der Universität Marburg; 1918 außerordentlicher Professor am Pathologischen Institut der Universität Kiel bei Jores (bis 1922); Januar 1922 Vertretungsprofessor für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Marburg; Oktober 1922 ordentlicher Professor und Vorstand des Pathologischen Instituts der Universität Jena (bis 1937); 1937 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand und Emigration in die Schweiz, dort Leiter der Pathologisch-anatomischen und Bakteriologischen Abteilung des Schweizerischen Tuberkuloseforschungsinstituts in Davos (bis 1954); 1954 Pensionierung Erfahrung im „Dritten Reich“: Da B.s Ehefrau Hedwig, geborene Elstaetter (* 1885), jüdischer Abstammung war, galt B. gemäß der nationalsozialistischen Rassenideologie als „jüdisch versippt“. Wohl um sich Schutz vor politischen Verdächtigungen oder Sanktionen zu verschaffen, wurde B. im Oktober 1933 förderndes Mitglied der SS. Außerdem war er Mitglied des Deutschen Luftsportverbands und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt; eine Mitgliedschaft in der NSDAP bestand (entgegen der Behauptung bei Holzmann [2001], 14) nicht. Ende August 1934 leistete B. wie alle deutschen Beamten den „Eid auf den Führer“. Als die Universität Jena 1935 mit dem evangelischen Theologen und überzeugten Antisemiten Wolf Meyer-Erlach (1891–1982) einen neuen Rektor erhielt, änderte sich für B. zunächst nichts; noch 1937 beschwor Meyer-Erlach anlässlich der geplanten vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand beim Thüringischen Minister für Volksbildung B.s außerordentliche und vielseitige Begabung sowie dessen Unentbehrlichkeit für das Jenaer Pathologische Institut. Die Fürsprache Meyer-Erlachs fand jedoch letztlich kein Gehör: Nachdem B. aufgefordert worden war, sich von seiner „nichtarischen“ Ehefrau zu trennen und
Berblinger, Walther
dieser sich weigerte, wurde er durch Verfügung des Reichsstatthalters für Thüringen, Fritz Sauckel (1894–1946), am 28. September 1937 mit Ablauf des Jahres in den Ruhestand versetzt. Als Grund wurde explizit die jüdische Abstammung der Ehefrau angeführt. Nach Bekanntgabe der Versetzung in den Ruhestand bat B. um eine vorzeitige Beurlaubung ab dem 2. Oktober 1937, der umgehend entsprochen wurde. Nur drei Tage nach seiner Beurlaubung setzte B. das Thüringische Volksbildungsministerium darüber in Kenntnis, dass ihm die Stelle des Leiters der Pathologisch-anatomischen und Bakteriologischen Abteilung am Schweizerischen Tuberkuloseforschungsinstitut in Davos angeboten worden sei und er plane, diese anzunehmen sofern die Zustimmung der obersten Dienstbehörde erfolge. Diese Zustimmung sowie die Erlaubnis des Reichserziehungsministeriums, den Wohnsitz in die Schweiz zu verlegen, wurden am 9. November 1937 erteilt. Ab Januar 1938 wurde der Nationalsozialist und spätere SS-Brigadeführer Werner Gerlach (1891– 1963) B.s Nachfolger im Jenaer Pathologischen Institut. Gerlach war zeitweise Angehöriger des Persönlichen Stabs Reichsführer SS und unternahm 1938 im Auftrag der SS Sektionen im KZ Buchenwald. B. emigrierte im November 1937 nach Davos; seine Frau folgte ihm im September 1938 nach. B.s Name findet sich auf der 1937 in London veröffentlichen „Supplementary List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Durch die Einzahlung der (aus politischen Gründen bereits gekürzten) Ruhebezüge auf ein Sonderkonto, über das nur in den Grenzen des Deutschen Reiches verfügt werden konnte, entstand B. ein erheblicher finanzieller Schaden. Zudem wurde er Ende August 1938 auf Initiative des Reichsdozentenführers nach Vermittlung durch den Vorsitzenden der Deutschen Pathologischen Gesellschaft, Theodor Fahr (1877–1945), und den Mitherausgeber und früheren Mentor Martin Benno Schmidt vom Verlag von der Herausgebertätigkeit des „Centralblatts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie“ entbunden; B. hatte diese Tätigkeit seit 1915 ausgeübt.
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B.s Sohn Klaus W. (1910–1982), der in München 1934 sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, wurde als „Halbjude“ die Approbation und Promotion in Deutschland verwehrt. Wegen unerwünschter politischer Äußerungen wurde er zeitweise im KZ Dachau interniert und emigrierte anschließend über die Schweiz 1938 in die USA. Hier arrivierte er zum Professor für Psychiatrie an den Universitäten von Maryland und San Francisco. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Zu B.s akademischen Lehrern zählen Friedrich von Recklinghausen und Martin Benno Schmidt. B. gehörte seinerzeit zu den Pionieren der morphologischen Beschreibung der Heilungserfolge der Chemotherapeutika. Seine Untersuchungen zur Pathologie endokriner Organe trugen entscheidend zur Ausdifferenzierung der Endokrinologie als medizinisches Spezialfach bei. Neben der erwähnten Mitherausgeberschaft des „Centralblatts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie“ war B. gemeinsam mit Martin Benno Schmidt seit 1924 Herausgeber der Fachzeitschrift „Endokrinologie“. B. war seit 1913 Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der gesamten Naturwissenschaften in Marburg, seit 1922 Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Jena, seit 1930 korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, seit 1939 Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden und seit 1946 wissenschaftlicher Beirat der zytologischen Forschung. 1956 wurde er Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, 1958 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Jena und 1965 die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer. Eine finanzielle Wiedergutmachung der von B. erlittenen Schäden durch das Land Thüringen bzw. die Universität Jena erfolgte in der Nachkriegszeit ebenso wenig wie die Weiterzahlung des Ruhegehalts durch die sowjetischen Besatzungsbehörden; als Begründung wurde B.s Wohnsitz außerhalb Thüringens angeführt. Auch auf das auf dem Sonderkonto eingezahlte bisherige Ruhegehalt hatte B. keinen Zugriff, da es sich im Zuständigkeitsbereich der Sowjetischen
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Besatzungszone befand. Unter dem Eindruck dieser „tiefen ihm angetanen Kränkung“ (Husten [1966], 503) kam eine Remigration nach Deutschland für B. nicht in Frage. Rufe der Universitäten Hamburg (1946) und Erlangen (1947) auf die jeweiligen Lehrstühle für Pathologie und den Ruf der Universität Jena zum 2. Ordinarius für Pathologie und Gerichtsmedizin (1947) lehnte er ab. Auch die persönliche Einladung nach Jena anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an B. durch die Universität Jena im Jahr 1958 wurde von ihm abschlägig beschieden. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Innere Sekretion; Zusammenhänge zwischen endokrinen Drüsen und Hypophyse; Nervensystem und Histopathologie der Nervendegeneration, insbesondere Schussverletzungen des peripheren Nervensystems; Morphologie der Heilungsvorgänge tuberkulöser Prozesse; Herzruptur und Mitralsegelzerreißung; Glykogen im menschlichen Herzen; epitheliale Genese des Melanins; akute Leukämie; Lungenkarzinom; Tuberkulose, insbesondere Lungen- und Genitaltuberkulose, und ihre Behandlung; Hypertonie; Morbus haemolyticus neonatorum; Pankreaserkrankungen; Herzhypertrophie und Kachexie; tuberkulöse Meningitis; allergische Arteriitis und meningeale Tuberkulose; Aneurysmen basaler Hirnarterien und infektiöse Genese; Bedeutung von Obduktionsbefunden; Morphologie in der Allergieforschung; Konservierung des Leichnams durch Blutgefäßinjektion; Morbus Besnier-Boeck-Schaumann; Geschichte der Medizin Publikationen (Auswahl): Fraktionierte Sterilisation: Bakterienauskeimung, Diss. med., Straßburg 1908; Ueber traumatische inkomplette Herzruptur und Mitralsegelzerreißung, Dtsch. Med. Wochenschr. 36 (1910), 1316–1318; Das Glykogen im menschlichen Herzen, Beitr. Pathol. Anat. 53 (1912), 155–211 (zugl. Habil.-schr.); Morphologie und Histologie der praktisch wichtigen Geschwülste, in: Die Therapie des praktischen Arztes, Bd. 1 (1914), 876–937; Ein Beitrag zur epithelialen Genese des Melanins, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 219 (1915), 328–365; Zur Frage der genitalen Hypertrophie bei Tumoren
der Zirbeldrüse und zum Einfluß embryonalen Geschwulstgewebes auf die Drüsen mit innerer Sekretion, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 227 (1920), 38–88; Die genitale Dystrophie in ihrer Beziehung zu Störungen der Hypophysenfunktion, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 228 (1920), 151–186; Die Schußverletzungen des peripheren Nervensystems, in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege, Bd. 8 (1921), 291–313; Zur Frage der akuten Leukämie, Klin. Wochenschr. 1 (1922), 1449–1453; Der Hypophysenvorderlappen bei Nierenkrankheiten. Bemerkungen zu Skubiszewskis Arbeit: Die Mikrophysiologie der Hypophysis cerebri im 256. Bande dieses Archivs, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 258 (1925), 232–237; Die Zunahme des primären Lungenkrebses in den Jahren 1920–1924, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 913–916; Zur Kenntnis der Zirbelgeschwülste, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 95 (1925), 741–761; Die Glandula pinealis (Corpus pineale), in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 8 (1926), 681–759; Die innere Sekretion im Lichte der morphologischen Forschung (1928); Die korrelativen Veränderungen an der Hypophyse des Menschen, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 9–12; Die Störungen der Inneren Sekretion der Keimdrüsen und die Sexualhormone, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 1673–1678 sowie 1721–1726; Zur Frage der pinealen Frühreife und der pineal bedingten genitalen Hypertrophie beim Erwachsenen, Dtsch. Med. Wochenschr. 55 (1929), 1956–1959; Die Menge der basophilen Epithelien in der Adenohypophyse des Menschen bei chronischer Glomerulonephritis, entzündlicher Schrumpfniere, bei den Nephrosklerosen und bei Urämie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 230–249; Der Einfluss des weiblichen Sexual-Hormons und der Hypophysenvorder-Lappenhormone auf die Struktur der Ratten- und Mäusehypophyse, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 1061–1064 (zus. mit B. Zondek); Hypophysenbefund nach Bestrahlung der Ovarien, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 1445–1446; Die Korrelationen zwischen Hypophyse und Keimdrüsen, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 1329–1333; Pathologie und pathologische Morphologie der Hypophyse des Menschen
Berblinger, Walther
(1932); Allgemeiner Teil der Inkretologie, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 9 (1936), 1–108; Die Genitaltuberkulose als Ausscheidungstuberkulose in kritischer Betrachtung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 93 (1939), 79–104; Die Saugdrainagebehandlung tuberkulöser Lungenkavernen (Monaldi) in morphologischer Beurteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 95 (1940), 228–261; Die Hypertoniefrage (1941); Hypophyse und Laktation (1941); Die Adenohypophyse bei chronischer Nebenniereninsuffizienz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 309 (1942), 302–332; Die Darmblutungen bei Verschluß der Vena cava inferior (1942); Der Schwund tuberkulöser Lungenkavernen (1943); Negative Aschheim-Zondek-Reaktion bei Chorionepitheliom des Uterus (1944); Tuberkulose der Stammbronchien und tuberkulöse Bronchostenose (1944); Amyloidschrumpfnieren, Blutdruck und Hypophyse, Helv. Med. Acta 12 (1945), 767–776; Der intestinale tuberkulose Primarcomplex beim Erwachsenen, Schweiz. Z. Tuberk. 2 (1945), 129–138; Kavernenschwund und Verschluss der Kavernenbronchien, Schweiz. Med. Wochenschr. 75 (1945), 941–944; Die tuberkulöse Endophlebitis, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 9 (1946), 32–45; Zur Pathologie des Hypophysen-Zwischenhirnsystems, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 9 (1946), 681–686; Die Urogenitaltuberkulose, Schweiz. Med. Wochenschr. 76 (1946), 1171; Formen und Ursachen der Herzhypertrophie bei Lungentuberkulose (1947); Herzhypertrophie bei entzündlichen Bronchiektasen, Schweiz. Z. Tuberk. 4 (1947), 476–479; Tödliche Haemoptoe bei Tuberkulose grosser Pulmonalarterienäste, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 10 (1947), 12–24; Zur Pathologie des Hypophysen-Zwischenhirnsystems, Schweiz. Med. Wochenschr. 77 (1947), 270; Das Schweizerische Tuberkulose-Forschungsinstitut in Davos. Seine Stellung und seine Aufgaben, Schweiz. Arzteztg. Standesfr. 29 (1948), 250–253; Morphologische Untersuchungen zur Streptomycin-Wirkung auf normale und tuberkulöse Gewebe, Schweiz. Z. Tuberk. 5 (1948), 350; Pathologisch-anatomische und Bakteriologische Abteilung. Bericht über das Jahr 1947–48, Schweiz. Med. Wochenschr. 78 (1948), 818; Zur Kenntnis der Endocar-
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ditis parietalis fibroplastica, Schweiz. Med. Wochenschr. 78 (1948), 829–832; Das morphologische Bild der chronischen miliaren Lungentuberkulose und der Tuberkulose der Meningen nach Streptomycintherapie, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 101 (1949), 611–636; Endocarditis parietalis fibroplastica, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 12 (1949), 135–137; Anatomischer Befund bei Serumüberempfindlichkeit des Menschen, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 13 (1950), 121–123; Schwere generalisierte Arteriitis bei Serumkrankheit des Menschen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 318 (1950), 155–174; Die Heilung tuberkulöser Lungenkavernen, Praxis 40 (1951), 927–929; Die Histopathologie der tuberkulösen mit Streptomycin behandelten Meningitis, Schweiz. Z. Tuberk. 8 (1951), 437–440; Zur Frage der Erythroblastosis foetalis, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 14 (1951), 443–445; Biographien grosser Ärzte. Ferdinand Sauerbruch: Das war mein Leben, Medizinische (1952), 895–896; Der Morbus haemolyticus der Neugeborenen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 322 (1952), 1–16; Die Kavernenheilung, Tuberkulosearzt 6 (1952), 137–143; Die pathologisch-anatomischen Grundlagen der klinisch wichtigen Pankreaserkrankungen, Gastroenterologia 78 (1952), 123–126; Die Bedeutung der Hämagglutination nach Middlebrook und Dubos bei der Tuberkulose, Bull. Schweiz. Akad. Med. Wiss. 9 (1953), 235–247 (zus. mit H. Brodhage); Herzhypertrophie und Kachexie, Medizinische (1953), 497–500; Pathologisch-anatomische und Bakteriologische Abteilung, Schweiz. Med. Wochenschr. 83 (1953), 136–137; Unter Chemotherapie anatomisch fast ausgeheilte tuberkulöse Meningitis, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 110 (1954), 461–469; Die allergische Arteriitis, besonders bei der meningealen Tuberkulose, Medizinische (1954), 590–592; Die Chemotherapie der Tuberkulose in ihren bakteriologischen und morphologischen Auswirkungen, Wien. Klin. Wochenschr. 66 (1954), 585–588; Das anatomische Bild einer Kavernenheilung nach 26 Jahren, Wien. Klin. Wochenschr. 67 (1955), 240–242; Die Aneurysmen der basalen Hirnarterien und ihre infektiöse Genese, Beitr. Pathol. Anat. 116 (1956), 39–60; Obduktionsbefunde in ihrer Bedeutung
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Biografische Portraits
für den praktischen Arzt, Medizinische (1956), 781–783 sowie 811–814; Zur wissenschaftlichen Situation der Assistenzärzte an den deutschen Krankenhäusern, Medizinische (1956), 866; Das Morphologische in der Allergieforschung, Allerg. Asthma (Leipz.) 3 (1957), 111–115; Die Bedeutung der Sektion für die Chirurgie mit einigen Bemerkungen über Hypophysentumoren, Medizinische (1958), 705–711; Die Einbalsamierung, Konservierung des Leichnams durch Blutgefässinjektion, Medizinische (1959), 348–350; Morbus Besnier-Boeck-Schaumann mit Myokardbeteiligung, Med. Welt 52 (1961), 2722–2725 Quellen/Literatur: BArch R 4901/13259; BArch R 9347; LAT/HStW Personalakten aus dem Bereich Volksbildung Nr. 1686; UAJ BC Nr. 286 u. 566; UAJ D Nr. 173; UAJ L Nr. 378 u. 382 (2) Fischer (1932), Bd. 1, 98; Kürschner (1935), 74; Supplementary List of Displaced German Scholars (1937), 10, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Husten (1966); Kracht (1966); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 81; Jänisch/Pätzold (1990), 204–206 [P]; Lampert (1991), 95–96; Zimmermann (2000), 46–47, 190; Dhom (2001), 422–423; Holzmann (2001); Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 45; Voswinckel (2002), 105; Wiederanders/Zimmermann (2004), 89– 93 [P]; Korte (2014), 36–39 [P]; Sziranyi et al. (2019a) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 2, 4, 10, 12; Uhlendahl et al. (2021), 3, 6, 13 Bettinger, Hans Friedrich [Frederick] Gustav Professor, Dr. med., Dr. h. c. Deutsch-australischer Gynäkopathologe * 14. Juni 1897 in Breslau/Schlesien (heute: Wrocław, Polen) † 20. September 1975 in Melbourne, Australien Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1914 Studium der Medizin an der Universität Breslau (bis 1920); 1917 Kriegsdienst, letzter
Dienstgrad hier: Unterleutnant (bis 1920); 1920 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Halle bei Rudolf Beneke (1861–1946) und Promotion zum Dr. med.; 1921 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Breslau bei Friedrich Henke (1868–1943) (bis 1935); 1936 Emigration nach China, dort Professor für Pathologie am Military Medical College in Kanton (bis 1938); 1938 Tätigkeit am Department of Pathology der Hong Kong University, Großbritannien (bis 1939); Senior Lecturer am Department of Pathology der University of Sydney bei Keith Inglis (1888–1960); 1939 Director of Pathology am Royal Women’s Hospital in Melbourne (bis 1965); 1950 Senior Associate in Pathology an der University of Melbourne (bis 1975); 1965 Versetzung in den Ruhestand und fortan Visiting Consultant Pathologist und Kurator der Lehrsammlung am Royal Women’s Hospital in Melbourne Erfahrung im „Dritten Reich“: B. hatte im Juli 1930 die Jüdin Vera Elizabeth Olga Fuchs (1905–2000) geheiratet, mit der er eine gemeinsame Tochter (* 1933 [1934]) hatte. Entsprechend den Bestimmungen der 1935 erlassenen Nürnberger Rassengesetze galt die Verbindung von B. zu seiner Ehefrau als „Mischehe“. Da die gemeinsame Tochter Renate als „Mischling ersten Grades“ eingeordnet wurde und der väterliche Erbanteil „arisch“ war, handelte es sich bei B. um eine „privilegierte Mischehe“. Doch trotz der relativen Schutzstellung war B. im Umfeld des von antisemitischen Hetzkampagnen geprägten Breslaus verstärkt persönlichen Anfeindungen ausgesetzt. Im Januar 1936 entschied sich die Familie vor dem Hintergrund des allgemeinen antisemitischen Klimas schließlich zur Emigration nach China. Weshalb China als Destination gewählt wurde, ist nicht dokumentiert. Die Entscheidung dürfte jedoch in einem Zusammenhang mit einem Jobangebot am Military Medical College in Kanton stehen, wo B. bis 1938 tätig war. B. war auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland verzeichnet. Als B. 1939 nach Australien ging, begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg; als Deutscher
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in Melbourne wurde B. nun mit vielen antideutschen Vorurteilen und Feindseligkeiten konfrontiert, obschon er selbst Opfer deutscher Verfolgung war.
B. verstarb 1975 nach langer Krankheit infolge von Prostatakrebs. Franziskus Kardinal von Bettinger (1850–1917), Erzbischof von München und Freising, war ein naher Verwandter.
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): 1957 wurde er durch die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Wiedergutmachung rehabilitiert. Weil man unterstellte, dass ihm ausschließlich aufgrund der „nichtarischen“ Abstammung seiner Ehefrau eine Habilitation versagt blieb und er andernfalls eine ordentliche Professur in Breslau erlangt hätte, wurde ihm das Recht zum Tragen des Titels eines emeritierten ordentlichen Professors zugesprochen. Ausgehend von April 1951 erhielt er eine Pension; der Betrag der geleisteten Wiedergutmachungszahlungen betrug 104.200 DM. B. gilt als „Vater“ der gynäkologischen Pathologie in Australien. In den 1970er Jahren war er als Gutachter der World Health Organization (WHO) für die histologische Typisierung von Ovarialtumoren tätig. B. erlangte eine Vielzahl von Ehrungen, Auszeichnungen und herausgehobenen Ämtern: Im Ersten Weltkrieg war er mit dem Schlesischen Adler I. und II. Klasse ausgezeichnet worden. In Australien gehörte er dann zu den Begründern des dortigen Royal College of Pathologists. 1945 und 1960 war er Präsident der Victorian Society of Pathology and Experimental Medicine, 1950 Präsident der Section of Clinical Pathology der British Medical Association in Victoria und Honorary Fellow der International Academy of Cytology und des Royal Australasian College of Physicians. 1961 hatte er den Vorsitz des Komitees für Histologische Definitionen auf dem ersten Internationalen Kongress für Cytologie in Wien inne. 1963 wurde ihm die Ehrendoktorwürde für Medizin der University of Melbourne verliehen; 1964 wurde er zum Fellow des Royal College of Obstetricians and Gynaecologists ernannt. 1965 erfolgte eine Ehrung mit einer Namensplakette im Lesesaal des Departments of Pathology des Royal Women’s Hospital in Melbourne; 1966 wurde er zum Honorary Fellow der International Academy of Cytology ernannt. 1993 wurde er postum als Namensgeber für das „Hans Bettinger Traveling Scholarship“ geehrt.
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie der Keimzellen und der Geschlechtsorgane; homologe Tumore der Ovarien und Testes; Intersexualität; Ödemkrankheit; Leberzirrhose im Kindesalter; traumatische Hirnblutung; Lymphogranuloma inguinale; Klinefelter-Reifenstein-Albright-Syndrom; Schwangerschaftstests; Riesenzelltumor des Knochens Publikationen (Auswahl): Die Ödemkrankheit auf Grund der Kriegserfahrungen des pathologischen Institutes Halle, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 234 (1921), 195–209; Zur Frage der Lebercirrhose im Kindesalter, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 1169–1171 (zus. mit R. Weiss); Über Brennersche Tumoren und Disgerminome des Ovariums, Frankf. Z. Pathol. 45 (1933), 238–245; Über traumatische Hirnblutung, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 148 (1933), 570–573; Über Lymphogranuloma inguinale, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 303 (1939), 346–358; Hermaphroditism, Surg. Gynecol. Obstet 78 (1944), 91–97; A contribution to the problem of masculinization, Med. J. Aust. 1 (1946), 10–13 (zus. mit H. Jacobs); The Klinefelter-Reifenstein-Albright syndrome, Med. J. Aust. 2 (1946), 446–449 (zus. mit B. Robinson); Ectopic decidua in the renal pelvis, J. Pathol. Bacteriol. 59 (1947), 686; Mesonephroma ovarii, Med. J. Aust. 1 (1948), 100–104 (zus. mit H. Jacobs); The macroscopic diagnosis of malignancy in ovarian tumours, Med. J. Aust. 2 (1949), 710–717; Genetic and hormonal aspects of intersexuality, in: Studies in Pathology (1950), 113–132; Pregnancy tests, Med. J. Aust. 1 (1950), 504–507; The use of the male toad, Bufo marinus, for pregnancy tests, Med. J. Aust. 2 (1950), 40–42 (zus. mit I. O’Loughlin); A giant cell tumour of bone in a pseudomucinous cystadenoma of the ovary, J. Obstet. Gynaecol. Br. Emp. 60 (1953), 230–232; The significance of sex differences in somatic cells, Med. J. Aust. 1 (1956), 1001–1003; Immunochemical detection of urinary human chorionic gonadotrophin as a
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Biografische Portraits
pregnancy test, Med. J. Aust. 1 (1964), 796–798 (zus. mit D. Watson); Hyperplasia and carcinoma of the endometrium, Am. J. Obstet. Gynecol. 109 (1971), 194–197; Comments on homologous tumours of the ovary and testis, Acta Pathol. Microbiol. Scand. Suppl. 233 (1972), 15–17 Quellen/Literatur: BArch PERS 101/66016 List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Kürschner (1954), 145; Who’s Who in Australia (1965), 91; Nattrass/Attwood (1976); Obituary Bettinger (1976); Östör/Attwood (1997) [P]; Kaiser/Lang/Gross (2020b) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3, 13 Bielschowsky, Max
Professor, Dr. med. Deutscher Neuropathologe und Neurologe * 19. Februar 1869 in Breslau/Schlesien (heute: Wrocław, Polen) † 15. August 1940 in London, Großbritannien Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Elisabeth-Gymnasium Breslau; Studium der Medizin an den Universitäten Breslau, Berlin und München (bis 1893); 1893 ärztliches
Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität München „Ueber einen Fall von Perityphlitis suppurativa mit Ausgang in Septico-Pyaemie“ (summa cum laude); Tätigkeit am Senckenbergischen Pathologischen Institut in Frankfurt a. M. bei Ludwig Edinger (1855–1918) und Carl Weigert (1845–1904); 1896 Assistent und Leiter des Laboratoriums an der privaten Poliklinik für Nervenkrankheiten in Berlin bei Emanuel Mendel (1839–1907) (bis 1904); 1904 Neurologische Praxis in Berlin (bis 1934) und Assistent am Neurobiologischen Laboratorium der Universität Berlin bei Oskar Vogt (1870– 1959) (bis 1919); 1913 Titularprofessor; 1919 Assistent und Leiter der Abteilung für Neurohistologie und Neuropathologie am neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung (ab 1931 in Berlin-Buch) bei Vogt (bis 1933/34); 1925 wissenschaftliches Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung (bis 1934); 1933 Beurlaubung und Emigration in die Niederlande, dort mit Unterstützung der Rockefeller Foundation Tätigkeit am Laboratorium des Wilhelmina Gasthuis in Amsterdam sowie am Laboratorium der Psychiatrischen Klinik der Universität Utrecht bei Leendert Bouman (1869–1936) (bis 1936); 1934 reguläre Versetzung in den Ruhestand; 1935/36 kurzzeitige Tätigkeit am Cajal-Institut in Madrid, Spanien; 1936 Schlaganfall und Rückkehr nach Berlin; 1939 Emigration nach Großbritannien, dort kurzzeitige Tätigkeit am Laboratorium von Green in Sheffield Erfahrung im „Dritten Reich“: B. war jüdischer Abstammung; im Mai 1933 wurde er bis zum Erreichen der regulären Altersgrenze Ende Februar 1934 infolge fachlicher Differenzen und persönlicher Auseinandersetzungen mit seinem Vorgesetzten Oskar Vogt beurlaubt. Es ist nicht gänzlich klar, welche Rolle die Durchführung des just in Kraft getretenen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ an den Kaiser-Wilhelm-Instituten dabei gespielt hat („entgegen d. Angabe in d. Personalakte angebl. auf Grund des Berufsbeamtengesetzes entlassen“: Henning/Kazemi [2016], Bd. 1, 648). In einem Schreiben von Vogt an den Generaldirektor der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vom 18. April 1933 heißt es aber recht deutlich: „Herr Prof.
Bielschowsky, Max
Bielschowsky erklärt mich also damit für geisteskrank. Sie werden verstehen, daß es mir unter diesen Umständen unmöglich ist, auch nur einen Tag länger mit Herrn Prof. Bielschowsky zusammen zu arbeiten. […] Unter dieser Voraussetzung richte ich an Sie die Bitte, Herrn Prof. Bielschowsky mit sofortiger Wirkung bis zum 19. Februar 1934, daß [sic!] heißt dem Tage, an welchem er die Altersdienstgrenze erreicht, zu beurlauben. Es widerstrebt mir, für Herrn Prof. Bielschowsky aufgrund der Tatsache, daß er erst 1919 von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft angestellt wurde, daß [sic!] ‚Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums‘ in Anspruch zu nehmen“ (zit. n. Will [2000], 106). Auch laut Jürgen Peiffer spielte der Umstand, „daß Bielschowsky Jude war, keine wesentliche Rolle, zumal Vogt beweisbar einer ganzen Reihe jüdischer Kolleginnen und Kollegen geholfen hatte“ (Peiffer [1997], 82). Mit Schreiben vom 24. August 1933 erbat die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft bei den zuständigen Behörden eine Ausreisegenehmigung „zur Ausführung wichtiger wissenschaftlicher Arbeiten an dem holländischen Staatsinstitut zu Utrecht“ (zit. n. Will [2000], 119 f.) für B., die erteilt wurde. Im September 1933 emigrierte B. in die Niederlande, wo er mit Unterstützung der Rockefeller Foundation am Laboratorium des Wilhelmina Gasthuis in Amsterdam sowie am Laboratorium der Psychiatrischen Klinik der Universität Utrecht bei Leendert Bouman tätig war. Im Februar 1934 wurde er von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft regulär in den Ruhestand versetzt. Von einem Schlaganfall im Juni 1936 teilweise gelähmt, kehrte B. gemeinsam mit seiner Frau weitgehend mittellos nach Berlin zurück – im Reichsarztregister ist er als „ohne ärztliche Tätigkeit“ vermerkt (BArch R 9347). Vor dem Hintergrund der zunehmenden antisemitischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten emigrierten B. und seine Frau im August 1939 nach Großbritannien, wo er noch kurzzeitig am Laboratorium von Professor Green in Sheffield tätig war. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): B. war der Sohn des schlesischen Kaufmanns Eduard B. (1840–1910) und dessen Ehefrau Na-
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talie B., geborene Lion (1839–1918). Cousins waren der Ophthalmologe Alfred B. (1871–1940) und der Goetheforscher Albert B. (1847–1902). Max B. war verheiratet mit Elsa B., geborene Schlesinger (1878–1947), mit der er die Söhne Franz David (1902–1965), später Krebsforscher in Großbritannien und Neuseeland, Paul Alexander (1905–1958) und Hans Erwin (1907– 1945) hatte. B. zählt neben Alois Alzheimer (1864–1915) und Franz Nissl (1860–1919) zu den bekanntesten deutschen Neurohistologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gilt als Mitbegründer der modernen Neuropathologie. Die Entwicklung, Einführung und Verfeinerung der Technik der Silberimprägnation zur Darstellung von Nervenzellen (Die Silberimprägnation der Axenzylinder, Neurol. Centralbl. 21 [1902], 579–584 sowie 22 [1903], 997–1006), die als „Bielschowsky-Methode“ (auch: „Bielschowsky stain“) bezeichnet wird, machte ihn international bekannt und wurde zu einer Standardmethode der Neurohistologie. Weitere Eponyme sind das „Bielschowsky-Dollinger-Syndrom“ (auch: „Dollinger-Bielschowsky-Syndrom“, „Jansky-Bielschowsky-Krankheit“ oder „Bielschowsky’s amaurotic idiocy“) und das „Bielschowsky-Phänomen“ (auch: „Bielschowsky-Zeichen“). Trotz seiner wissenschaftlichen Leistungen hatte B. an „äußeren Ehrungen […] nicht viel erfahren, sie auch nicht gesucht“ (Ostertag [1963], 8); neben seiner Ernennung zum Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wurde er 1932 Ehrenmitglied der der American Neurological Association. B. publizierte u. a. mit Paul Schuster (1867– 1940) und Ludwig Pick (1868–1944), mit denen ihn auch privat ein freundschaftliches Verhältnis verband. Er war außerdem mit dem Neuropathologen Fritz Lewy (1885–1950) befreundet. Zu seinen Schülern zählte Julius Hallervorden (1882–1965), der 1938 B.s vormalige und bis dahin unbesetzte Stelle als Leiter der Neurohistologie und Neuropathologie am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung übernahm. Hallervorden untersuchte dort Gehirne von ermordeten psychisch kranken und geistig behinderten Patienten deutscher Heil- und Pflegeanstalten, die Opfer der NS-„Euthanasie“ geworden waren.
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Biografische Portraits
Im Sommer 1940 erlitt B. einen zweiten Schlaganfall und verstarb an dessen Folgen am 15. August desselben Jahres im Alter von 71 Jahren in London; seine Asche wurde neben den sterblichen Überresten seines Freundes Paul Schuster im dortigen Golders Green Mausoleum beigesetzt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neurohistologie und -histopathologie; Modifikationen von Silberimprägnationstechniken zur Darstellung von Nervenzellen; Perityphlitis; Morvan’sche Krankheit; Multiple Sklerose; Hirn- und Wirbeltumoren; dementielle Erkrankungen; Neurome und Ganglioneurome; Morbus Recklinghausen; Gliomatosen; Epilepsie; Neurotuberkulose; amaurotische Idiotie; zerebrale Leukodystrophie; Winiwarter-Bürgersche Krankheit Publikationen (Auswahl): Ueber einen Fall von Perityphlitis suppurativa mit Ausgang in Septico-Pyaemie, Diss. med., München 1893; Obere Schleife und Hirnrinde, Neurol. Centralbl. 14 (1895), 205–207; Ein Fall von Morvan’scher Krankheit, Neurol. Centralbl. 15 (1896), 450–454; Beitrag zur Pathologie und Histologie der multiplen Sklerose, Ζ. Klin. Med. 34 (1898), 395–418 (zus. mit P. Schuster); Zur Histologie der Poliomyelitis anterior chronica, Ζ. Klin. Med. 37 (1899), 1–18; Zur Technik der Nervenzellenfärbung, Neurol. Centralbl. 19 (1900), 1141–1142 (zus. mit M. Plien); Myelitis und Sehnervenentzündung (1901); Zur Histologie der Compressionsveränderungen des Rückenmarks bei Wirbelgeschwülsten, Neurol. Centralbl. 20 (1901), 217–221, 242–255, 300–305 sowie 344–353; Die Silberimprägnation der Axenzylinder, Neurol. Centralbl. 21 (1902), 579– 584 sowie 22 (1903), 997–1006; Zur Histologie und Pathologie der Gehirngeschwülste, Dtsch. Ζ. Nervenheilkd. 22 (1902), 54–99; Zur Histologie der multiplen Sclerose. Untersuchungsergebnisse neuer Methoden, Neurol. Centralbl. 22 (1903), 770–777; Die Silberimprägnation der Neurofibrillen, J. Psychol. Neurol. 3 (1904), 169–189; Zur Histologie der Kleinhirnrinde, J. Psychol. Neurol. 4 (1904), 1–23 (zus. mit M. Wolff); Die Darstellung der Axencylinder peri-
pherischer Nervenfasern und der Axencylinder zentraler markhaltiger Nervenfasern. Ein Nachtrag zu der von mir angegebenen Imprägnationsmethode der Neurofibrillen, J. Psychol. Neurol. 4 (1904/05), 227–231; Ein neues Imprägnationsverfahren zur Darstellung der Neurofibrillen, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 39 (1905), 1321–1323; Die histologische Seite der Neuronenlehre, J. Psychol. Neurol. 5 (1905), 128–150; Zur feineren Histologie und Histopathologic der Grosshirnrinde mit besonderer Berücksichtigung der Dementia paralytica, Dementia senilis und Idiotie, J. Psychol. Neurol. 5 (1905), 173–199 (zus. mit K. Brodmann); Ueber das Verhalten der Achsencylinder in Geschwülsten des Nervensystems und in Kompressionsgebieten des Rückenmarks, J. Psychol. Neurol. 7 (1905/06), 101–139; Ueber den Bau der Spinalganglien unter normalen und pathologischen Verhältnissen. Ein Beitrag zur Kenntnis der Regenerationsvorgänge an Ganglienzellen und Nervenfasern, J. Psychol. Neurol. 11 (1908), 188–227; Eine Modifikation meines Silberimpiägnationsverfahrens zur Darstellung der Neurofibrillen, J. Psychol. Neurol. 12 (1908), 135– 137; Allgemeine Histologie und Histopathologie des Nervensystems, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 1 (1910); Ueber das System der Neurome und Beobachtungen an einem Ganglioneurom des Gehirns (nebst Untersuchungen über die Genese der Nervenfasern in „Neurinomen“), Z. Neurol. 6 (1911), 391–437 (zus. mit L. Pick); Ueber histologische Befunde im Auge und im Centralnervensystem des Menschen bei acuter tödlicher Vergiftung mit Methylalkohol, Berl. Klin. Wochenschr. 48 (1912), 888 (zus. mit L. Pick); Ueber tuberöse Sklerose, J. Psychol. Neurol. 20, Erg.-H. 1 (1913), 1–88 (zus. mit K. Gallus); Ueber tuberöse Sklerose und ihre Beziehungen zur Recklinghausenschen Krankheit, Ζ. Neurol. 26 (1914), 133–155; Herpes zoster, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 5 (1914); Epilepsie und Gliomatose, J. Psychol. Neurol. 21, Erg.-H. 2 (1915), 353–384; Olivocerebellare Atrophie unter dem Bilde des familiären Paramyoclonus, J. Psychol. Neurol. 21, Erg.-H. 2 (1915), 385–416 (zus. mit H. Hänel); Ueber Mikrogyrie, J. Psychol. Neurol. 22 (1915), 1–47; Ueber juvenile Paralyse und ihre Beziehungen zu den endogenen Heredodegenerationen des Nervensystems, J. Psychol. Neurol.
Bielschowsky, Max
22 (1916), 84–120; Ueber Hemiplegie bei intakter Pyramidenbahn. Ein Beitrag zur Kenntnis des Schichtungsplans der Grosshirnrinde, J. Psychol. Neurol. 22, Erg.-H. 1 (1917), 225–266; Die Ueberbrückung grosser Nervenlücken. Beiträge zur Kenntnis der Degeneration und Regeneration peripherischer Nerven, J. Psychol. Neurol. 22, Erg.-H. 2 (1917), 267–318 (zus. mit E. Unger); Ueber Veränderungen des Striatums bei tuberöser Sklerose und deren Beziehungen zu den Befunden bei anderen Erkrankungen dieses Hirnteils, J. Psychol. Neurol. 24 (1918), 20–47 (zus. mit C. S. Freund); Ueber Markfleckenbildung und spongiösen Schichtenschwund in der Hirnrinde der Paralytiker, J. Psychol. Neurol. 25 (1919), 72–100; Syringomyelic mit Teratom- und extramedullärer Blastombildung. Zur Kenntnis der Pathogenese der Syringomyelic, J. Psychol. Neurol. 25 (1920), 173–218 (zus. mit E. Unger); Zur Histopathologic und Pathogenese der amaurotischen Idiotie mit besonderer Berücksichtigung der zerebellaren Veränderungen, J. Psychol. Neurol. 26 (1920), 123–199; Weitere Bemerkungen zur normalen und pathologischen Histologie des striären Systems, J. Psychol. Neurol. 27 (1922), 233–288; Familiäre hypertrophische Neuritis und Neurofibromatose. Eine histologische Betrachtung, J. Psychol. Neurol. 29 (1922), 182–205; Ueber die Oberflächengestaltung des Grosshirnmantels bei Pachygyrie, Mikrogyrie und bei normaler Entwicklung, J. Psychol. Neurol. 30 (1923), 29–75; Zur Histopathologie und Pathogenese der tuberösen Sklerose. Neue Beiträge, J. Psychol. Neurol. 30 (1923), 167–199; Ueber den Status marmoratus des Striatums und atypische Markfasergeflechte der Hirnrinde, J. Psychol Neurol. 31 (1924), 125–151; Das multiple Ganglioneurom des Gehirns und seine Entstehung, J. Psychol. Neurol. 32 (1925), 1–20; Neurofibrillen, in: Enzyklopädie der mikroskopischen Technik, Bd. 3 (1926); Zur Kenntnis der zentralen Veränderungen bei Recklinghausenscher Krankheit, J. Psychol. Neurol. 35 (1927), 42–63 (zus. mit M. Rose); Amaurotische Idiotie und lipoidzellige Splenohepatomegalie, J. Psychol. Neurol. 36 (1928), 103–123; Ueber familiäre diffuse Sklerose. (Leukodystrophia cerebri progressiva hereditaria), J. Psychol. Neurol. 36 (1928), 131–181 (zus. mit R. Henneberg);
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Ueber Bau und Histogenese der zentralen Ganglioglioneurome, Monatsschr. Psychiatr. Neurol, 68 (1928), 21–51 (zus. mit R. Henneberg); Ueber Myatonia congenita, J. Psychol. Neurol. 38 (1929), 199–233; Ueber diffuse Hamartome (Ganglioneurome) des Kleinhirns und ihre Genese, J. Psychol. Neurol. 41 (1930), 50–75 (zus. mit A. Simons); Neue Silberimprägnationsversuche zur Darstellung der Neuroglia und deren Ergebnisse, Ζ. Neurol. 35 (1931), 253–278; Symmetrische Einschmelzungsherde im Stirnhirn beim Wilson-Pseudosklerose-Komplex, J. Psychol. Neurol. 42 (1931), 177–209 (zus. mit J. Hallervorden); Ueber diffuse und multiple Sklerose, J. Psychol. Neurol. 44 (1932), 138–175 (zus. mit O. Maas); Zerebellare progressive Paralyse, J. Psychol. Neurol. 45 (1933), 185–213 (zus. mit R. Hirschfeld); Ueber eine ungewöhnliche Form von cerebellarer Heredoataxie, Jahrb. Psychiatr. Neurol. 51 (1934), 1–15 (zus. mit L. Bouman und W. G. Sillevis Smitt); Zur Kenntnis des Friedreich-Komplexes, Ζ. Neurol. 150 (1934), 373–404 (zus. mit L. Bouman und W. G. Sillevis Smitt); Allgemeine Histologie und Histopathologie des Nervensystems, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 1 (1935); Histopathology of nerve cells, in: Penfield Cytology and Cellular Pathology of the Nervous System, Bd. 1 (1935); Neuropathologische Mitteilungen: 1. Gliomatosis cerebri in Verbindung mit dysontogenetischen Erscheinungen am Rückenmark und Neurinomatose in einer hinteren Wurzel. 2. Ueber eine bisher unbekannte Form von infantiler amaurotischer Idiotie. 3. Cerebrale Veränderungen bei einem Fall von Winiwarter-Bürgerscher Krankheit, Z. Neurol. 155 (1936), 313–337 Quellen/Literatur: BArch R 9347; NA HO 396/217 Fischer (1932), Bd. 1, 115–116; Kürschner (1935), 96; Weil (1953) [P]; Leibbrand (1955); Ostertag (1963) [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 105–106; Walk (1988), 34; Lampert (1991), 119; Kreuter (1996), Bd. 1, 127–130; Bielka (1997), 18, 20, 27, 31, 139, 143 [P]; Peiffer (1997), 82; Peiffer (1998), 102; Simmer (2000), 159–163, 227, 267–268, 271, 300, 327–328; Will (2000); Peiffer (2001), 49–50; Biographische Enzyklopä-
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Biografische Portraits
die deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 55; Voswinckel (2002), 123; Rürup (2008), 156– 158, 389 [P]; Schwoch (2009), 100–101; Stahnisch (2015) [P]; Henning/Kazemi (2016), Bd. 1, 640, 642, 645, 647–648, 651 [P]; Wick (2017) [P]; Sziranyi et al. (2019), 4–5; Max Bielschowsky [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Burkhardt, Ludwig Max Hermann
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 31. Oktober 1903 in Würzburg † 6. Juli 1993 in Würzburg Vaterberuf: Professor der Chirurgie Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg; 1923 Studium der Medizin an der Universität Würzburg (bis 1928); 1928 ärztliches Staatsexamen; Medizinalpraktikant an der Medizinischen Klinik und am Anatomischen Institut der Universität Würzburg; 1929 Approbation; 1929/30 Rockefeller-Stipendiat am Department of Embryology der Cornell-University in Ithaca/New York, am Marine Biological Institute Woodshole/Massachusetts, sowie am Department of Experimental Biology in Berkeley/Kalifornien; 1929/30 Promotion zum Dr. med. am Anatomischen Institut der Universität Würzburg bei Hans Petersen (1885–1946) über die „Entwicklungsmechanik der Hilfsorgane des Auges (nach Untersuchungen an Anuren)“; 1930 Assistent bei Petersen (bis 1932); 1932/33 Assistent am Pathologischen Institut der Universität
Gießen bei Georg Herzog (1884–1962); 1933/34 Assistent der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ (heute: DFG) am Pathologischen Institut der Universität Würzburg bei Martin Benno Schmidt (1863–1949); 1934 Assistent und später Oberarzt am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses München-Schwabing bei Ludwig Singer (1896–1973); 1938 externe Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität München bei Max Borst (1869– 1946) mit dem Thema „Anatomisch-statistische Untersuchungen zur Konstitutionspathologie nebst einem kurzen Rückblick auf die gegenwärtige Typenlehre“; 1939 Stabsarzt und beratender Pathologe bei der deutschen Luftwaffe (bis 1943), danach Unabkömmlichstellung; 1945/46 Leitung der Prosektur der Städtischen Krankenanstalten Augsburg; 1946 Privatdozent für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie sowie Konservator am Pathologischen Institut der Universität München; (nach dem Tod von Borst) Oktober 1946 stellvertretender Vorstand des Instituts, zeitgleich Consultant für Pathologie am Amerikanischen Militärhospital München-Schwabing (bis 1948); 1949 außerplanmäßiger Professor; 1955 Chefarzt und Leiter der Prosektur am Städtischen Krankenhaus rechts der Isar, München; 1967 Direktor des neu gegründeten Pathologischen Instituts im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München; 1968 Pensionierung Erfahrung im „Dritten Reich“: B. ist der Gruppe der politisch verfolgten Pathologen zuzurechnen. Er musste laut seinem Schüler Max Eder (1925–1998) 1933 infolge einer Denunziation den Dienst am Pathologischen Institut der Universität Gießen quittieren, weil er in Diskussionen unter jungen Assistenten und Studenten keinen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus gemacht habe. 1934 ist er laut Eder zudem – ebenfalls aus politischen Gründen – als Notgemeinschaftsassistent am Pathologischen Institut der Universität Würzburg ausgeschieden (Eder [1994], 662). B.s Nichte, die Journalistin Margit Miosga (* 1946), erklärte dazu: „Meine Mutter [Annemarie], die einzige Schwester von L. B., erzählte immer wieder, dass er wohl vor der Wahl 1933, die dann zu Hitlers
Burkhardt, Ludwig
Macht führte, bei einer öffentlichen Vorlesung die Studenten gewarnt habe, die NSDAP zu wählen. Das habe ihn die Karriere gekostet“ (Mail von Margit Miosga, Berlin, vom 22.04.2021). Am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses München-Schwabing war B. als angestellter Arzt im Dienst der Stadt München beschäftigt, wobei ihm ungleich weniger technische Möglichkeiten für seine innovativen Forschungen insbesondere im Bereich der Gewebezüchtung zur Verfügung standen. Hier fand er Anschluss an die Universität München und konnte dort als externer Wissenschaftlicher über den Fachgutachter Max Borst eine Habilitationsschrift einreichen: 1938 verlieh ihm die Medizinische Fakultät der Universität München nach erfolgreich abgeschlossenem Verfahren den Grad eines Dr. med. habil. Aufgrund einer kritischen Stellungnahme des NS-Dozentenführers wurde ihm jedoch die Venia legendi und der damit verbundene Titel „Privatdozent“ verweigert. B. war Mitglied im NS-Ärztebund, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, im Reichskolonialbund und er gehörte als Sturmarzt dem Nationalsozialistischen Fliegerkorps an. Zum Kriegsdienst bei der deutschen Wehrmacht einberufen, war B. bis zur Unabkömmlichstellung 1943 Stabsarzt und beratender Pathologe bei der Luftwaffe. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): B. entstammte einer Ärztedynastie: Sein Vater war der Nürnberger Chirurg und Hochschullehrer Ludwig Burkhardt (1872–1922). Er war ferner ein Enkel des Ansbacher Arztes Karl Ludwig Burkhardt (1833–1911) und ein Neffe des Ansbacher Bahnarztes Theodor Burkhardt (1866– 1935). B.s Schwiegervater war der bekannte deutsche Physiker, Funkpionier und Leiter des Deutschen Museums Jonathan Zenneck (1871– 1959), B.s jüngerer Bruder der Professor für Theoretische Physik Gerd Burkhardt (1913–1969). B. begleitete als außerplanmäßiger Professor und Leiter der Prosektur am Münchener Städtischen Krankenhaus rechts der Isar die Umwandlung zur Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Er galt als akademischer Schüler von Hans Petersen, Martin
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Benno Schmidt und Max Borst. Geprägt wurde seine akademische Laufbahn auch durch die gemeinsam mit Georg Herzog durchgeführten Forschungen zur Gewebezüchtung. B. ist seinerseits u. a. der akademische Lehrer von Max Eder. Er war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pathologie. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Histologie, insbesondere experimentelle Erbund Konstitutionspathologie; Knochenpathologie; Histologie der Zunge; Auge; Unterernährung infolge Vitamin-B-Mangels; Skelettmuskelanlagen; Umbau embryonaler Gefäßanlagen; Pankreaskopfkarzinom; Edelmetallvergiftung; Fettgewebsplastik; Mortalität nach anthropologischen und anatomischen Untersuchungen; Hirndichte; Individualität der Norm; Reststickstoffwert und anatomischer Nierenbefund; Bronchiektasen; rachitisartige „renale“ Skeletterkrankung; Strukturumbau des Skelettes; Beziehungen zwischen Diabetes und Tuberkulose; pneumonische Osteopathie; pathologische Anatomie des Schädelskeletts Publikationen (Auswahl): Über die Verbindung von Epithel und Bindegewebe an der Zunge, Z. Zellforsch. 5 (1927), 397–399; Über den Umbau im wachsenden Knochen, Z. Zellforsch. 7 (1928), 55–61 (zus. mit H. Petersen); Beitrag zur Entwicklungsmechanik der Hilfsorgane des Auges (Nach Untersuchungen an Anuren.), Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 121 (1930), 533–544 (zugl. Diss.); Bau und Leistung des Auges einiger amerikanischer Urodelen, Z. Vergl. Physiol. 15 (1932), 637–651; Embryonale Skelettmuskelanlagen in der Gewebskultur, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 27 (1932), 221–232 (zus. mit G. Herzog); Wachstums- und Gestaltungsvorgänge bei Unterernährung infolge Vitamin-B-Mangels, Z. Mikrosk. Anat. Forsch. 34 (1933), 34–62; Beobachtungen an explantiertem Fettgewebe, Arch. Exper. Zellforsch. 16 (1934), 187–202; Umbau embryonaler Gefäßanlagen im Explantat, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 28 (1935), 91–94; Inselneubildung im Pankreas bei Stenose des Ausführungsganges durch Pankreaskopfcarcinom, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 296 (1936), 655–665;
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Biografische Portraits
Histologische und spektralanalytische Untersuchung der exhumierten Organe eines Goldarbeiters bei Verdacht auf Edelmetallvergiftung, Monatsschr. Unfallheilkd. 43 (1936), 136–144; Differenzierung von Skelettmuskulatur im Explantat, Arch. Exper. Zellforsch. 18 (1936), 512– 518; Anatomisch-statistische Untersuchungen zur Konstitutionspathologie nebst einem kurzen Rückblick auf die gegenwärtige Typenlehre, Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 23 (1939), 373– 426 (zugl. Habil.-schr.); Zur Histobiologie der Fettgewebsplastik, Dtsch. Z. Chir. 254 (1941), 372–378; Zur Mortalität in Bayern (München) nach anthropologischen und anatomischen Untersuchungen, Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 26 (1942), 389–413; Zur Kenntnis der konstitutionellen Disposition zur Tuberkulose (Nach pathologisch-anatomischen und anthropologisch-statistischen Untersuchungen.), Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 28 (1944), 1–40; Messungen der Substanzdichte am menschlichen Gehirn mittels des spezifischen Gewichts. Ein Beitrag zur Diagnostik der Hirnschwellung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 314 (1947), 260–276; Die Individualität der Norm. Zum Begriff der Norm in der Pathologie nebst Bemerkungen über die Variabilität als Grenzgebiet der Krankheitslehre, Dtsch. Med. Wochenschr. 73 (1948), 339–340; Reststickstoffwert und anatomischer Nierenbefund. Postmortale Untersuchungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 315 (1948), 548–556; Lipomatöse Pankreasatrophie bei Bronchiektasien, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 12 (1949), 203–210; Das Gewicht der Schädelkalotte als Ausdruck von Altersveränderungen und von konstitutionellen Besonderheiten, Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 29 (1949), 298–307; Arterienkaliber und Herzgewicht als konstitutionspathologische Merkmale (Nach Wägungen und Messungen am Herzen, an der Aorta und der Pulmonalarterie.), Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 29 (1949), 308–318; Die Gestaltung des äußeren Ohres als konstitutionspathologisches Merkmal, Z. Mensch. Vererb. Konstitutionsl. 29 (1949), 496–516 (zus. mit I. Burkhardt); Über eine rachitisartige „renale“ Skeletterkrankung als familiäres Leiden, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 319 (1951), 373–389 (zus. mit
M. Eder); Über Strukturumbau des Skelettes, besonders des Schädeldachs und Schlüsselbeins, beim Erwachsenen und seine Beziehungen zur Hypophyse, nach Maßgabe des spezifischen Gewichts und histologischen Befundes, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 322 (1952), 503–528 (zus. mit F. Hartl); Beziehungen zwischen Diabetes und Tuberkulose vom pathologisch-anatomischen Gesichtspunkt, Ergeb. Gesamten Tuberkuloseforsch. 11 (1953), 269–316; Über den Umbau und die Strukturtypen der Wirbelkörperspongiosa als Ausdruck allgemeiner Gesetzmäßigkeiten der Knochenmodellierung, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 38 (1955), 250–259 (zus. mit F. Hartl und M. Eder); „Paget“-ähnliche Strukturbilder bei der pneumonischen Osteopathie, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 42 (1958), 185–189; Metabolische Kraniopathie – Altersmetamorphose des Schädels, ihre normalen und krankhaften Varianten, Münch. Med. Wochenschr. 110 (1968), 780–787; Zur Frage der cyanotischen Hyperostose des Schädels, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 52 (1968), 338–341; Pathologische Anatomie des Schädels in seiner Beziehung zum Inhalt, spezielle Pathologie des Schädelskeletts, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/7 (1970), 1–352 Quellen/Literatur: BArch R 4901/13260; BArch R 9347 Kürschner (1950), 271; Poggendorff (1956), Bd. 7a/1, 320–321; Thorn (1981a), 214; Thorn (1981b), 388, 393; Eder (1994) [P]; Dhom (1997), S15; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8, 12; Uhlendahl et al. (2021), 3
Casper, Julian
Casper, Julian
Professor, Dr. med. Deutsch-israelischer Pathologe und Neuropathologe * 16. September 1899 in Bromberg/Posen (heute: Bydgoszcz, Polen) † 30. November 1968 in Savyon, Israel Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1919 Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg und München (bis 1923); 1923 Promotion zum Dr. med. an der Universität München mit dem Thema „Die Fibrome und Fibromyome der Eileiter und Mitteilung eines weiteren Falles“; 1924 Medizinalpraktikant in der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Hildesheim, am Neurologischen Institut und im Neuropathologischen Labor der Psychiatrischen Klinik der Universität Hamburg (bis 1925); 1925 Erster Assistent an der Nervenabteilung des Städtischen Hufeland-Krankenhauses Berlin-Buch bei Paul Schuster (1867–1940), ebenda Facharztausbildung zum Neuropathologen (bis 1929); 1930 Oberarzt und Erster Assistent am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses Berlin-Moabit bei Rudolf Jaffé (1885–1975) (bis 1933); 1933 Entlassung und Emigration nach Palästina, dort ab 1934 Pathologe am Krankenhaus der Jüdischen Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse „Kupat Cholim Clalit“ in Afula und in der Hauptpraxis für Neurologie Zamenhof in Tel Aviv; ab 1938 Direktor des Pathologischen Instituts am Beilinson Hospital
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in Petah Tikvah sowie Begründer des dortigen Instituts für medizinische Photographie; 1955 Associate Clinical Professor of Pathology an der Hadassah Medical School der Universität Jerusalem; zudem Lehrtätigkeit an der Universität Tel Aviv sowie Forschungen am National Cancer Institute in Bethesda/Maryland, USA Erfahrung im „Dritten Reich“: C. war jüdischer Abstammung; im Dezember 1930 trat er aus der Jüdischen Gemeinde aus. Ende 1932 bewarb er sich von Berlin aus an der Universität Greifswald um eine Dozentenstelle für Neuropathologie. Seine Bewerbung schien zunächst chancenreich, da sie im dortigen Professorenkollegium positiv bewertet wurde. Von seinem Greifswalder Förderer, dem Psychiater und Neurologen Edmund Forster (1878–1933), Direktor der Universitätsnervenklinik Greifswald, wurde ihm dementsprechend eine Zusage in Aussicht gestellt. In Zusammenhang mit der bevorstehenden Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde ihm dann jedoch am 26. Januar 1933 abgesagt; in der betreffenden Mitteilung hieß es: „Lieber Herr Casper! In der gestrigen Fakultätssitzung kam einmütig zum Ausdruck, daß die Fakultät der Ansicht ist, daß in der psychiatrischen Klinik auch bei hervorragendsten wissenschaftlichen Leistungen Ärzte, in deren Adern jüdisches Blut rollt, sich nicht habilitieren dürfen“ (zit. n. Schwoch [2009], 155). Um einer Verhaftung zu entgehen, verließ C. das Städtische Krankenhaus Berlin-Moabit, nachdem dort im März und April 1933 bereits mehrere jüdische Kollegen von der SA verhaftet und im SA-Gefängnis Papestraße inhaftiert worden waren, darunter auch der Internist Max Leffkowitz (1901–1971). Das Bezirksamt Berlin-Tiergarten sprach anschließend offiziell – zum 30. September 1933 – die Kündigung aus, während man in der Personalakte „ausgeschieden auf eigenen Wunsch“ (zit. n. Pross [1984], 175) vermerkte. Bereits Ende August 1933 war C. zudem die Kassenzulassung entzogen worden. Nach einer ersten Erkundungsreise nach Palästina holte er im Sommer 1933 seine Familie nach; im Oktober 1933 brach C. endgültig alle Brücken nach Deutschland ab und versuchte einen Neustart in Palästina. Hier erhielt er durch
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Biografische Portraits
Vermittlung seines zuvor emigrierten ehemaligen Kollegen Leffkowitz eine Stelle am Krankenhaus in Afula. Insgesamt konnte C. seinen neuropathologischen Forschungsinteressen in Palästina/Israel nur noch beiläufig nachgehen. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): C. war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. Früh führte er Forschungen unter Verwendung von Fotografie und Dokumentationen zum gezielten und wahllosen Greifen durch; außerdem nutzte er die Fluoreszenztechnik zur Darstellung von Myelinstrukturen. Das Pathologische Institut am Beilinson Hospital in Petah Tikvah ehrte C. durch Umbenennung in „J. Casper Department of Pathology“. Besagte Bezeichnung hatte mindestens bis Anfang der 1990er Jahre Bestand. Alljährlich wurde ihm zu Ehren eine „Casper Lecture“ abgehalten. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie, insbesondere Bedeutung des Stirnhirns, Zwangsgreifen, diffuse Sklerose; Favismus; Gefäßveränderungen bei Diabetes; Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura; Parathyreoidismus; Pathologie des Uteruskarzinoms; Budd-Chiari-Syndrom; Enzephalitis; Nierennekrose Publikationen (Auswahl): Die Fibrome und Fibromyome der Eileiter und Mitteilung eines weiteren Falles, Diss. med., München 1923; Anatomischer Befund und Epikrise des Falles von Pinéas: „Eigenartige Zwangshaltung nach Hemiplegie“ (diese Zeitschr. Bd. 80), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 110 (1927), 291–296 (zus. mit H. Pinéas); Beiträge zur Pathologie der multiplen und diffusen Endotheliome der Hirnhäute, Dtsch. Z. Nervenheilk. 96 (1927), 85–111; Anatomische Untersuchungen über die Bedeutung des Stirnhirns für das Zwangsgreifen und ähnliche Erscheinungen, Dtsch. Z. Nervenheilk. 116 (1930), 87–93 (zus. mit P. Schuster); Zwangsgreifen und Stirnhirn, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 129 (1930), 739–792 (zus. mit P. Schuster); Bösartige Geschwülste und Arteriosklerose, Z. Krebsforsch. 36 (1932), 354–359; Unroofing
of pulmonary tuberculous cavities, Trans. Am. Climatol. Clin. Assoc. 48 (1932), 185–207 (zus. mit E. H. Bruns); Über die Veränderungen des Hirngewebes, insbesondere der Neuroglia, in der Umgebung der Hirngeschwülste, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 145 (1933), 208–248; Über neurogene Geschwülste im Hinterlappen der Hypophyse, Zentralbl. Allg. Pathol. 56 (1933), 404–411; Endometrial tuberculosis as a cause of sterility, JAMA 122 (1943), 801–804 (zus. mit E. Rabeau und J. Herman); Diagnosis, prognosis and treatment of endometric tuberculosis, Harefuah 33 (1947) 17–19 (zus. mit E. Rabau und J. Herman); Diagnosis prognosis and therapy in tuberculosis of the endometrium, Gynaecologia 127 (1949), 248–255 (zus. mit E. Rabau und J. Herman); Chiari’s syndrome with thrombosis of the portal vein. Correlation of clinical and anatomical findings, Acta Med. Orient. 11 (1952), 195–202 (zus. mit M. Leffkowitz und Z. Lewitus); The problem of encephalitis from the anatomopathological point of view, Harefuah 44 (1953), 32–35; Chorionic malignancy from the pathological viewpoint, Harefuah, 46 (1954), 54–56; Incidence of uterine cancer among different ethnic groups, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 18 (1955), 764–774; Bilateral cortical necrosis of the kidneys in an infant with favism, Am J Clin Pathol. 26 (1956), 42–47 (zus. mit J. Shulman); Leukoerythroblastic anemia in a case of silent carcinoma of the stomach with bone marrow metastases, Isr. Med. J. 17 (1958), 225–229 (zus. mit L. Peket, R. Dourmashkin, H. Joshua und A. de Vries); Rates of uterine cancers in Jewish women in Israel and New York City, Acta Unio Int. Contra Cancrum, 16 (1960), 1686–1688; Thrombotic thrombocytopenic purpura. Report of a case presenting as a chronic neurological disorder and characterized by unusual histological findings, J. Clin Pathol. 13 (1960), 124–132 (zus. mit B. Bornstein, J. H. Boss und M. Behar); Vascular changes in diabetes, Proc. Staff Meet. Pethah Tiqva Isr. Beilinson Hosp. 10 (1961), 13–18; Afibrinogenemia and thrombocytopenia in guinea pigs following injection of echis colorata venom, Blood 20 (1962), 735–749 (zus. mit J. Rechnic, P. Trachtenberg, C. Moroz und A. de Vries); Primary hypoparathyroidism in an infant. Hypoplastic aberrant parathyroid glands
Corten, Martin Heinrich
in the pharyngeal submucosa, Am. J. Dis. Child. 104 (1962), 307–310 (zus. mit Z. Yonis, R. Garty und M. Benbassat); Demonstration of myelin figures by fluorescence in some pathologic tissues, Lab. Invest. 13 (1964), 27–31 (zus. mit M. Wolman); Lipid-laden histiocytes in the spleen in thrombocytopenic purpura, Am. J. Clin. Pathol. 43 (1965), 16–25 (zus. mit L. Dollberg, M. Djaldetti, C. Klibansky und A. Devries); Congenital macrodactyly. A case report with a threeyear follow-up, J. Bone Joint Surg. Br. 48 (1966), 359–364 (zus. mit M. Ben-Bassatt, I. Kaplan und Z. Laron); Epidemiology of cancers of uterine cervix and corpus, breast and ovary in Israel and New York City, J. Natl. Cancer Inst. 37 (1966), 1–95 (zus. mit H. L. Stewart, L. J. Duntham, H. F. Dorn, L. B. Thomas, J. H. Edgcomb und A. Symeonidis); The introduction in 1928–29 of thorium dioxide in diagnostic radiology, Ann. NY Acad. Sci. 145 (1967), 527–529; Peritoneal hemangioendotheliomatosis after salpingography with thorotrast, Ann. NY Acad. Sci. 145 (1967), 798–805; Solid carcinoma with amyloid of the thyroid gland – a clinicopathologic entity. Review of ten cases, Arch. Surg. 97 (1968), 774–779 (zus. mit M. Ben-Bassat und E. Shanon) Quellen/Literatur: BArch R 9347 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 183; Pross (1984), 175 [P], 181; Walk (1988), 54; Peiffer (1998), 102; Peiffer (2001), 44; Schwoch (2009), 154–155; Doetz/Kopke [2013e]; Doetz/Kopke (2018), 395; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3
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Corten, Martin Heinrich
Dr. med. Deutscher Pathologe und Neuropathologe * 22. Dezember 1889 in Hamburg † 23. November 1962 in München Vaterberuf: Rechtsanwalt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur in Hamburg; 1908 Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg und München (bis 1914); 1914 Notapprobation; Assistent an der Frauenklinik Stuttgart; 1916 Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg, hier Einsatz als Arzt in verschiedenen Feldlazaretten und bei der Infanterie (bis 1918); Tätigkeit an der Prosektur des Städtischen Katharinenhospitals Stuttgart; 1920 Promotion zum Dr. med. an der Universität Tübingen mit einem „Beitrag zur Histogenese des Xanthoms“, danach Betrieb einer allgemeinmedizinischen Praxis mit histologischer Untersuchungsstelle für benachbarte Krankenhäuser in Weil im Schönbuch/Württemberg (bis 1927); 1927 Tätigkeit am Institut für Physikalische Chemie der Universität Hamburg; 1928 Assistent und stellvertretender Direktor am Pathologischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbek (bis 1930); 1929 Prosekturassistent am Neuropathologischen Institut der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch bei Berthold Ostertag (1895–1975) (bis 1930); 1930 Leiter des Pathologischen Laboratoriums des Hufeland-Krankenhauses Berlin-Buch (bis 1933); Assistent und Oberarzt bei Paul
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Biografische Portraits
Schuster (1867–1940) an der Neurologischen Abteilung ebenda; 1933 kommissarische Leitung des Pathologischen Instituts am Städtischen Oskar-Ziethen-Krankenhaus Berlin-Lichtenberg; 1933 Niederlassung als Arzt für Allgemeinmedizin in Hamburg; 1936 Prosektor am Israelitischen Krankenhaus ebenda (bis 1938); 1939 Leiter der Frauenstation und der Chirurgischen Abteilung ebenda (bis 1943); 1943 Leiter der „Jüdischen Krankenstation“ (zuvor: Israelitisches Krankenhaus) Hamburg (bis 1946); 1947 Praxis für Allgemeinmedizin in Hamburg (bis 1956) Erfahrung im „Dritten Reich“: C. hatte vier jüdische Großeltern, war jedoch bereits 1905 vom Judentum zum protestantischen Glauben konvertiert. Dennoch galt er damit nach nationalsozialistischer Lesart als „Volljude“. Bemerkenswerterweise wurde C. mit Wirkung vom 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP. Der Parteiausschluss erfolgte indessen nur wenige Tage später, am 18. Mai 1933, wegen seiner „nichtarischen“ Abstammung. C. rechtfertigte seine kurze Parteimitgliedschaft nach dem Krieg gegenüber dem Berliner Entschädigungsamtsamt mit einem angeblichen, im Februar 1933 durch den Ärztlichen Direktor des Hufeland-Krankenhauses Berlin-Buch erklärten Beitritt der Gesamtbelegschaft zur NSDAP. Dabei sei der Krankenhausleitung C.s jüdische Abstammung durchaus bekannt gewesen; dieser Darstellung zufolge habe er dann jedoch die Unterschrift zum Parteieintritt verweigert. Dem widerspricht, dass C. eine Mitgliedsnummer zugeordnet wurde, welche die NSDAP generell nur bei persönlicher Unterschrift vergab. Das Argument des kollektiven Belegschaftseintritts erscheint auch deshalb zweifelhaft, weil C.s „arische“ Ehefrau die direkt auf C. folgende Mitgliedsnummer erhielt, was auf einen gemeinsamen Parteibeitritt schließen lässt. Grundsätzlich entspricht die behauptete „automatische“ Parteiaufnahme in die NSDAP gerade nicht der geübten Praxis des Eintritts in die NSDAP. Eine Aufnahme in die Partei ohne eigenes Zutun war, wie etwa Benz ausführt, de facto ausgeschlossen (Benz [2009]). Zum 1. Oktober 1933 wurden C. von der Stadt Berlin alle Stellen gekündigt – offiziell wegen „Umstellung der Verwaltung“ (Doetz
[2018a], 153). Daraufhin zog C. zurück in seine Geburtsstadt Hamburg und unternahm von dort offenbar mehrere Auswanderungsversuche, die jedoch allesamt scheiterten. Anschließend betrieb er eine allgemeinmedizinische Praxis in der Klopstockstraße. 1936 übernahm er nach der Erkrankung von Emil Emmerich (1882–1937) die Prosektur am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. Aufgrund der vierten Verordnung des Reichsbürgergesetzes wurde C. zum 30. September 1938 die Approbation entzogen; als einer der wenigen jüdischen Ärzten des Israelitischen Krankenhauses wurde er 1939 zum „Krankenbehandler“ ernannt und durfte in dieser Funktion ausschließlich jüdische Patienten behandeln. C.s zweite Ehe galt nach nationalsozialistischem Recht als „privilegierte Mischehe“, nachdem dessen „arische“ Ehefrau Magdalena C. 1940 eine gemeinsame Tochter gebar. „Auf Wunsch der Gestapo“, wie C. nach dem Krieg berichtete, habe er „zwecks ärztlicher Betreuung“ einen der wohl letzten Deportationszüge mit „durch schwere Krankheit bisher ‚geschützten‘ nicht privilegierten Juden“ und „den jüdischen Partnern aus durch Tod des nichtjüdischen Partners oder durch Scheidung aufgelösten Mischehen“ (zit. n. Lorenz [1997], 83) am 11. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt begleitet. An der letzten Bahnstation vor Theresienstadt sei er „von der SS gezwungen“ worden, nach Theresienstadt mitzufahren, wo er acht Tage festgehalten worden sei. Während seiner Abwesenheit wurde C. nach der Auflösung der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland von der Gestapo als „Vertrauensmann“ der für Hamburg zuständigen Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Neuen Reichsvereinigung bzw. Rest-Reichsvereinigung eingesetzt. In der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland waren ab 1939 alle gemäß den Nürnberger Rassegesetzen als „Juden“ geltenden Personen zwangsorganisiert; darunter auch das Israelitische Krankenhaus Hamburg. Zu ihren Aufgaben gehörte u. a. auch die Mitwirkung an den Deportationen der deutschen Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Nachdem C. erst auf Intervention der Hamburger Gestapo wieder aus dem Ghetto Theresienstadt freigelassen worden war, unterstand er als Vertrauensmann der Reichsvereinigung direkt
Corten, Martin Heinrich
der Gestapo. In dieser Funktion war C. für alle Angelegenheiten der in Mischehe lebenden Hamburger Juden zuständig, insbesondere für die gesundheitliche und soziale Betreuung. Zeitgleich mit seiner Einsetzung als Vertrauensmann übertrug die Gestapo C. die Leitung der offiziell in „Jüdische Krankenstation“ umbenannten Reste des Israelitischen Krankenhauses. Es gilt als C.s Verdienst, dass die Krankenstation nach den schweren alliierten Luftangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 ihren Betrieb wiederaufnehmen und bis zum Kriegsende fortführen konnte. Als im Februar 1945 die „jüdischen Mischehepartner“ deportiert werden sollten, erreichte C. als Vertrauensmann zusammen mit dem Büroleiter der Reichsvereinigung, dem früheren Rechtsanwalt Max Heinemann (1885– 1984), durch ärztliche Atteste die Rückstellung aller zur Deportation Vorgesehenen. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Wenngleich C. in der Nachkriegszeit für sich beanspruchte, das Leben von 650 in Hamburg belassenen Juden und „Nichtariern“ gerettet zu haben, war er – aufgrund seiner offiziellen Funktion als Vertrauensmann der Reichsvereinigung, in welcher er den Deportationen zuarbeiten musste – innerhalb der Jüdischen Gemeinde Hamburgs durchaus umstritten. Wohl vor diesem Hintergrund verlor er 1946 auf Anordnung der britischen Militärregierung seine Leitungsposition am Israelitischen Krankenhaus. Einen anschließenden neuerlichen Emigrationsversuch verwarf C. wohl wieder. 1950 wurde C. in einem aufsehenerregenden Strafverfahren vor dem Hamburger Landgericht wegen Freiheitsberaubung und Abgabe einer falschen eidesstattlichen Erklärung angeklagt: Ihm wurde vorgeworfen, seine Ehefrau Magdalena in den Jahren 1947/48 unter falschen Angaben mehrfach in die Psychiatrie eingewiesen zu haben, um ungestört eine Beziehung mit seiner Sprechstundenhilfe Felicitas Rudolphi führen zu können. Bei Rudolphi handelte es sich um die einzige Tochter des 1933 entlassenen Oberlandesgerichtsrats, vormaligen Kuratoriumsvorsitzenden des Israelitischen Krankenhauses Hamburg und Vorstandsmitglieds der Jüdischen
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Gemeinde Hamburgs, Walter Rudolphi (1880– 1944), der 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet wurde. In der Rezeption der Presse wurde C. zum Täter und seine Ehefrau zum Opfer stilisiert: Während Magdalena C. zur Sympathieträgerin und Identifikationsfigur avancierte, wurde von der Presse zunehmend die Rolle C.s in der Reichsvereinigung und bei den Deportationen hinterfragt. Letztlich endete der Prozess mit einem Freispruch für C., worauf die Öffentlichkeit mit Unverständnis und Kritik reagierte. Im Nachgang wurde ab November 1951 im Bundestag über eine „Lex Corten“ beraten, um Zwangseinweisungen von psychisch Kranken in Heil- und Pflegeanstalten gesetzlich neu zu regeln, und eine Reform der psychiatrischen Anstalten gefordert. 1952 erhielt C. für 1938 durch die Stadt Hamburg enteignete Grundstücke eine Entschädigung von 41.000 DM. Nach 1956 verzog C. nach München und verstarb dort im November 1962 im Alter von 71 Jahren. Vor dem ehemaligen Wohnhaus Warburgstraße 22 im Stadtteil Hamburg-Rotherbaum erinnert heute ein Stolperstein an ihn. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie; Xanthom; Hämangioma sacromatodes; senile Drusen; Lymphogranulomatose; Veränderungen an den Lungengefäßen; Lungentuberkulose; Lymphangioma cysticum; Mikrofotografie; pathohistologische Technik Publikationen (Auswahl): Beitrag zur Histogenese des Xanthoms, Diss. med., Tübingen 1920; Über ein Hämangioma sacromatodes des Gehirns bei einem Neugeborenen, Zentralbl. Allg. Pathol. 24 (1921), 693; Die eosinophilen Lymphome der Hühnervögel und ihre Bedeutung für die Frage der Gewebseosinophilie und der Lymphogranulomatose beim Menschen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 264 (1927), 400–409; Über die elektrometrische Bestimmung der Konzentration von Calciumionen mit Hilfe von Elektroden dritter Art, Z. Physikal. Chem. 136U (1928), 228–230 (zus. mit I. Estermann); Über die senilen Drusen und ihre Beziehungen zum
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Biografische Portraits
Hyalin und Ayloid, Verh. Pathol. Ges. 25 (1930), 175; Über Wesen und Bedeutung der Veränderungen an den Lungengefäßen bei der Grippepneumonie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 280 (1931), 463–475; Lymphangioma cysticum des ganzen Truncus lymphaticus, vergesellschaftet mit einem metastasierenden Gallengangscarcinom, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 283 (1932), 653–660; Die Heilbarkeit der Lungentuberkulose im Alter, Z. Tbk. 66 (1932), 12–24 (zus. mit L. Dünner und F. Leeser); Eine Modifikation der Cajalschen Gold-Sublimat-Methode zur Darstellung der Makrogliazellen am formolfixierten Material, Zentralbl. Allg. Pathol. 50 (1933), 339–341 Quellen/Literatur: BArch R 58/9605; BArch R 8150/716; BArch R 8150/758; BArch R 9347; BArch R 9361-I/8742; LA BaWü/HStS M 430/3 Bü 1714; StAHH 522–1 1036 Hamburger Abendblatt, 28.10.1950, 5 [P]; Der Spiegel 45/1950, 08.11.1950, 36 [P]; Hamburger Abendblatt, 16.11.1950, 5 [P]; Hamburger Abendblatt, 06.12.1950, 1, 5; Daily News (New York), 07.12.1950, 72; Hamburger Abendblatt, 07.12.1950, 2, 3; Hamburger Abendblatt, 16.11.1951, 1; Hamburger Abendblatt, 16.04.1952, 3 List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Lorenz (1992), 223–224; Lorenz (1997); Peiffer (1998), 107; Meyer (2006); Noack (2006), 318–326; Benz [2009]; Jenss et al. (2016), 73–74; Doetz/Kopke [2013j]; Doetz (2018a); Sziranyi et al. (2019b), 4, 7, 8, 12; Eggert [2021]; Stolperstein Corten [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3
Coutelle, Carl
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe und Gesundheitspolitiker der ehemaligen DDR * 1. Juli 1908 in Elberfeld/Rheinprovinz (heute: Wuppertal-Elberfeld) † 24. Juni 1993 in Berlin Vaterberuf: Chemiker Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Gymnasium Elberfeld; Studium der Medizin an den Universitäten Bonn, Düsseldorf und Freiburg i. Br.; 1932 ärztliches Staatsexamen und mündliche Doktorprüfung in Freiburg i. Br.; 1933 Medizinalpraktikant am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbek, danach Emigration in die Sowjetunion; 1933/34 Assistent an der Morphologischen Abteilung des Staatlichen Forschungsinstituts für Physiologie in Moskau bei Paul Vonwiller (1885–1962); 1934 Assistent am Histologischen Institut der I. Medizinischen Universität Moskau bei Mikhail Arkad’evich Baron (1904–1974) (bis 1936/37); 1937 Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg als Arzt bei den Internationalen Brigaden (bis Februar 1939), danach kurzzeitige Internierung in Frankreich und Emigration nach Großbritannien; 1940 Tätigkeit für das „China Medical Aid Comitee“, hier beim Chinesischen Roten Kreuz in der Armee Chiang Kai-sheks (1887–1975) in Südchina (bis 1943), danach in der von Joseph Stillwell (1883–1946) kommandierten Armee in Britisch-Indien, u. a. im Dschungel von Assam und Nordburma (bis 1945); 1945 Tätigkeit in der Zentralverwaltung
Coutelle, Carl
für das Gesundheitswesen der Sowjetischen Besatzungszone in Berlin, hier Referatsleiter in der Personalabteilung (bis August 1946), Leiter der Hauptabteilung Statistik, Gesetzgebung, Organisation (bis August 1947), Leiter der Abteilung Medizinalberufe (bis 1948), Leiter der Hauptabteilung Personal und Schulung (bis 1949); 1949 Assistent am Pathologischen Institut des Städtischen Hufeland-Krankenhauses Berlin-Buch bei Hans E. Anders (1886–1953); 1950 Assistent am Pathologischen Institut der Berliner Charité bei Anders und Louis-Heinz Kettler (1910–1976) (bis 1955); 1954 Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin „Über Nervenausbreitung in experimentellen Mäusetumoren“; 1955 Berufung zum Dozenten ebenda; 1958 Ernennung zum Prosektor am Pathologischen Institut der Berliner Charité, zugleich Betreuung der Pathologie des Tuberkulose-Forschungsinstituts Berlin-Buch; 1959 Berufung zum Professor mit Lehrauftrag an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität; 1963 Berufung zum ordentlichen Professor und Direktor des Instituts für Pathologie an der Universität Halle, zugleich kommissarische Leitung des Instituts für Gerichtsmedizin ebenda; 1971 Emeritierung; danach beratende Tätigkeit am Institut für Pathologie der Universität Halle Erfahrung im „Dritten Reich“: Schon während der Schulzeit in Elberfeld hatte C. Verbindungen zu linksorientierten Schülern und war als Student in sozialistischen Studentengruppen und der Kommunistischen Studentenfraktion (Kostufra) aktiv; seit 1930 war er Mitglied der KPD. Im Juli 1933 wurde C. gemäß § 4 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus politischen Gründen fristlos aus seiner Stellung als Medizinalpraktikant am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbek entlassen. Gleichzeitig wurde er von der Universität Freiburg i. Br. relegiert, womit ihm die ärztliche Approbation und der Abschluss seines Promotionsverfahrens verwehrt blieben. Seine Doktorwürde wurde ihm erst 1946 rückwirkend auf das Jahr 1934 zuerkannt. Ende 1933 emigrierte C. in die Sowjetunion und fand dort zunächst eine Anstellung am Staatlichen Forschungsinstitut für Physiologie in Moskau. Während
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des Spanischen Bürgerkriegs schloss sich C. im Mai 1937 als einer von 350 Ärzten aus aller Welt den Internationalen Brigaden an. Hier war er im Rang eines Teniente médico (Leutnant) in verschiedenen Lazaretten tätig und lernte dort seine spätere Frau Rosa, geborene Süßmann (1907–2004), kennen, die aus einer jüdisch-galizischen Familie stammte und ebenfalls als Ärztin bei den Internationalen Brigaden tätig war. Nach einer kurzzeitigen Internierung in Südfrankreich und einer Emigration nach Großbritannien ging C. 1940 im Auftrag des Internationalen Roten Kreuzes mit dem „China Medical Aid Comitee“ nach China. Für das Chinesische Rote Kreuz war er bis 1943 als Arzt in der Armee Chiang Kai-sheks in Südchina tätig, danach unterstützte er in Britisch-Indien bis 1945 die chinesischen Truppen der von Joseph Stillwell kommandierten Armee während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs. Im November 1945 kehrte C. nach Berlin zurück, wo er sich der Parteileitung der KPD zur Verfügung stellte und in die Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen der Sowjetischen Besatzungszone eintrat. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): C. stammt väterlicher- wie mütterlicherseits von den Hugenotten ab; sein Vater Carl C. war Chemiker bei der IG Farben in Elberfeld. C.s Sohn ist der deutsch-britische Humangenetiker Charles C. (* 1939). C. hatte als Kaderleiter in der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen wesentlichen Anteil am Wiederaufbau des Gesundheitswesens der Sowjetischen Besatzungszone und der ehemaligen DDR. Er galt im Hinblick auf die Entnazifizierung von Ärzten als „Vertreter einer ‚radikalen‘ Personalpolitik“ (Hubenstorf/ Walther [1994], 64). Später trat er für eine Beendigung der internationalen Isolierung des Gesundheitssystems der DDR und für eine Mitarbeit in der WHO ein. Während einer pathologischen Tagung im Städtischen Krankenhaus Moabit wurde er 1954 von der Westberliner Polizei wegen des Verdachts der Denunziation kurzzeitig inhaftiert. Die Anschuldigungen erwiesen sich als haltlos und das Verfahren wurde eingestellt.
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Biografische Portraits
C. war Mitglied des Forschungsbeirats des Zentralinstituts für Krebsforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Ältestenrats des Ministeriums für Gesundheitswesen. Ihm wurde u. a. der Vaterländische Verdienstorden in Gold und die Hans-Beimler-Medaille für seinen Einsatz als ehemaliger Angehöriger der Internationalen Brigaden verliehen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie des Nervensystems; Pathologie der Knochen; maligne Geschwülste Publikationen (Auswahl): Mikrodissektion an der Speicheldrüse von Chironomus, in: II. Problèmes de Biologie et de Médecine. Volume jubilaire dédié au Prof. L. S. Stern (1935), 18–31 (zus. mit P. Vonwiller); Die mikroskopische Erforschung des lebenden Nervensystems, Trav. Inst. Rech. Physiol. Moscou 2 (1936), 152–179 (zus. mit P. Vonwiller); Über Nervenausbreitung in experimentellen Mäusetumoren, Arch. Geschwulstforsch. 9 (1956), 225–273 (zugl. Habil.-schr. [1954]); Über ein einfaches Verfahren der Randlochung für Karteikarten, Dtsch. Gesundheitsw. 12 (1957), 1171–1172; Eine einfache Silberimprägnation von Paraffinschnitten: Modifikation der Methode von Jabonero, Zentralbl. Allg. Pathol. 97 (1958), 426–429 (zus. mit H. Schütz); Leistungsfähigkeit und Grenzen der Leberbiopsie, Z. Ärztl. Fortbild. ( Jena) 52 (1958), 129–140; Über epidurale Blutungen in den Wirbelkanal bei Neugeborenen und Säuglingen und ihre Beziehung zu anderen perinatalen Blutungen, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 156 (1960), 19–52; Über Prüfungen der mechanischen Festigkeit des Tentorium cerebelli bei Neugeborenen und Säuglingen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 333 (1960), 10–21; Über Nervenausbreitung in Teratomen, Z. Krebsforsch. 64 (1961), 178–190; Über einen Fall einer besonderen Einschlusskörperchenpneumonie beim Kleinkind, Zentralbl. Allg. Pathol. 104 (1963), 473–477; Die Bewegungsorgane (Knochen, Gelenke, Schleimbeutel, Sehnenscheiden, Skelettmuskulatur), in: Lehrbuch der Speziellen Pathologie (1965), 705–794; Bericht über die wissenschaftliche Arbeit des Pathologischen Institutes, Wiss. Z. Univ. Halle Math.-nat. R. 17 (1968),
237–243; Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. I. Histologische Untersuchung, Arch. Geschwulstforsch. 34 (1969), 13–24 (zus. mit U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti, F. W. Rath und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. II. Elektronenmikroskopische Untersuchung, Exp. Pathol. ( Jena) 4 (1970), 16–32 (zus. mit U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti, F. W. Rath und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. III. Ferment-histochemische Untersuchungen, Arch. Geschwulstforsch. 34 (1969), 116–127 (zus. mit F. W. Rath, U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. IV. Über das Verhalten einiger Transferasen, Oxydoreduktasen und Hydrolasen, Acta Biol. Med. Ger. 24 (1970), 155–169 (zus. mit R. Coutelle, U. Bonk, D. Felicetti, F. W. Rath und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. V. Zum Verhalten einiger proteolytischer Enzyme, Acta Biol. Med. Ger. 24 (1970), 171–187 (zus. mit D. Felicetti, U. Bonk, R. Coutelle, F. W. Rath und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. VI. Lipidhistochemische Untersuchungen zum Verhalten der Markscheidenlipide des Gehirns bei der Tumorinfiltration, Acta Histochem. 36 (1970), 64–73 (zus. mit F. W. Rath, U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti und F. Traub); Vergleichende histologische und elektronenmikroskopische sowie histo- und biochemische Untersuchungen zum invasiven Tumorwachstum. VII. Submikroskopisches Verhalten der sauren Phosphatase in Tumor und Tumorumgebung, Exp. Pathol. ( Jena) 5 (1971), 128–133 (zus. mit U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti, F. W. Rath und F. Traub); Das invasive Tumorwachstum. Ergebnisse vergleichender histologischer und elektronenmi-
Ehrenfest, Franz
kroskopischer sowie histo- und biochemischer Untersuchungen an EAK-Implantationstumoren der Maus, Dtsch. Gesundheitsw. 26 (1971), 905– 910 (zus. mit F. W. Rath, U. Bonk, R. Coutelle, D. Felicetti und F. Traub); Beitrag zum Problem des invasiven Tumorwachstums, Zentralbl. Allg. Pathol. 115 (1972), 296–300; Experimental investigations on invasive tumour growth, Neuropatol. Pol. 10 (1972), 269–271 (zus. mit D. Felicetti, U. Bonk, R. Coutelle, F. W. Rath und F. Traub); Zur Morphologie und Klassifikation mittels Methylintrosoharnstoff (MNH) induzierter Hirntumoren beim Kaninchen, Zentralbl. Allg. Pathol. 123 (1979), 522–538 Quellen/Literatur: Berliner Zeitung, 30.04.1954, 1 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 197; Seidel/Büttner/Köhler (1985), 58–67, 357; Broszat/Weber (1993), 883; Hubenstorf/Walther (1994), 64; Jessen/Voigt (1996), 83–84; Brandstädter (1997), A2975; Klimpel (2001), 34; Rapoport (2007) [P]; Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal (2016) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Ehrenfest [Everett], Franz [Frank George]
Professor, Dr. med., DMD, BSc, MMS Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde * 28. Dezember 1907 in Wien † 14. April 1976 in Portland/Oregon, USA
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Vaterberuf: Arzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1926 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1932); studienbegleitende Tätigkeit bei dem Anatom Julius Tandler (1869–1936); 1932 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; 1933 ärztliche Tätigkeit und Weiterbildung am Zahnärztlichen Institut der Universität Wien als Demonstrator, Assistenzarzt und zuletzt Instruktor bei Hans Pichler (1877–1949) und Bernhard Gottlieb (1885–1950), parallel Tätigkeit in einer Gemeinschaftspraxis mit seinem Vater im II. Wiener Bezirk (bis 1938); 1934 Facharzt für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde und 1935 Weiterbildung zum Oralchirurgen ebenda, nachfolgend Tätigkeit in der universitären Ausbildung; April 1939 Emigration in die USA; Studium am North Pacific Dental College (späterhin: Oregon Health Science University [OHSU] School of Dentistry); 1941 Promotion zum Doctor of Medicine in Dentistry (DMD) ebenda, zudem Abschluss als Bachelor of Science (BSc), Fakultätsmitglied ebenda; 1941 Instructor ebenda; 1946 zusätzlich Mitglied der University Oregon Medical School (UOMS); 1948 Master of Medical Science (MMS) an der UOMS; 1948 Assistant Professor an der Oregon School of Dentistry; 1952 Associate Professor und Head of Department (Leiter der Parodontologischen Abteilung) ebenda; 1957 Professor; 1969 Emeritierung, jedoch weiterhin als Professor Emeritus des Department of Periodontology am Oregon Health Science Center tätig; bis ins höhere Lebensalter zudem Tätigkeit als Parodontologe in Privatpraxis; 1971 Gastprofessor an der Universität Wien Erfahrung im „Dritten Reich“: E. war jüdischer Abstammung und hatte 1937 die Katholikin Leonie Lea Emilie Schul(t)z (1916– 2017) geheiratet, womit es sich nach nationalsozialistischer Rassenideologie um eine als „Rassenschande“ angesehene „Mischehe“ handelte. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 verlor E. nicht nur seine Anstellung an der Universität Wien, sondern auch seinen Besitz: Am 2. Juli 1938 wurde das Vermögen „des Juden Franz Ehrenfest“ festgestellt und mit über 30.000 Reichs-
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Biografische Portraits
mark taxiert, worunter sich neben seinem Auto auch seine Privatpraxis befand. Dieses sollte mit Wirkung vom 8. August 1938 dem Deutschen Reich abgetreten werden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich E. allerdings nicht mehr in Wien: Er war im Juli 1938 mit seiner Frau nach London geflohen. Am 12. Mai 1939 wurde in seiner Abwesenheit die Pfändung seines Vermögens verfügt; es fiel 1944 offiziell dem Deutschen Reich zu. Wie viele Zahnärzte in dieser Zeitphase fand auch E. in Großbritannien keine Zukunftsperspektive. So emigrierte er im April 1939 zusammen mit seiner Ehefrau Leonie auf der letzten für die Öffentlichkeit zugänglichen Fahrt des Passagierschiffs „Queen Mary“ nach New York City („Leonie and Frank ventured forth from Austria in the late 1930’s and were passengers on the last voyage open to the public of the Queen Mary“: Everett [2021]). 1940 war er mit seiner Ehefrau und seinen Eltern gemeinsam in einem Haushalt in Portland/Oregon wohnhaft gemeldet; seine Eltern waren im März 1940 von Wien aus über Italien in die USA gefolgt. Auch Everetts Schwester Charlotte Bode floh aus Wien: Sie wurde letztendlich in Vancouver, Kanada, heimisch. 1944 wurde E. US-amerikanischer Staatsbürger. Er organisierte späterhin in Oregon ein Programm, das zwangsemigrierten Kollegen helfen sollte, amerikanische Abschlüsse im Fach Zahnmedizin zu erhalten, indem diese freiwerdende Studienplätze übernehmen konnten („by filling positions left vacant by dental dropouts“: Wahl [2007], 67). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): E. wurde bei seiner Weiterbildung zum Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde vor allem von Bernhard Gottlieb und Bálint Orbán (1899– 1960) geprägt („he completed his professional dental training at the Vienna Dental School and was promoted to a dental surgery specialist in 1934, where he assisted Dr. Gottlieb, became the protege of Dr. Orban“: Biography Everett [2020], 8). E. war der „Wiener Schule“ um Gottlieb zuzurechnen: „This elite group of dentists made the difficult decision to leave Austria to immigrate to the United States. Their work strengthened the scientific foundations of clinical dentistry, con-
tributed to developing a more robust research establishment, and enlarged the scope of oral biology […]. Dr. Frank Everett was one of these brave and brilliant dentists, along with Berhard Gottlieb, Balint Orban, Harry Sicher, and a small handful of others“ (ebd.). Nach seiner Ankunft in New York City ging er zunächst nach Chicago/Illinois: „He had the opportunity to join Dr. Orban at Loyola in Chicago, but Chicago’s heat did not appeal to him. He wanted a fresh start in hopefully, a beautiful, peaceful surrounding, and he heard of the small North Pacific Dental College in a bucolic place called Portland, Oregon. During his acceptance speech for the Multnomah County Dental Society’s Award for Outstanding Merit and Distinction, Dr. Everett recalled the moment he knew Portland was home. ‚I came here exactly at this time of the year, and the city was beautiful with all the rhododendrons, azaleas, and camellias, as it is today. I took one look and decided that this was where I wanted to live; I have never regretted it‘“ (ebd.). E. legte im Zusammenhang mit der Emigration in die USA den Namen Franz Ehrenfest ab und nannte sich fortan Frank George Everett. Er erlangte mehrere US-amerikanische Abschlüsse und bildete sich in der Folgezeit ebenda zum „Periodontologist“ weiter. Noch während er seine Abschlüsse nachholte, durfte er bereits am College unterrichten. Später gründete er seine eigene Praxis für Parodontologie in der Innenstadt von Portland/Oregon, blieb jedoch der Universität als Dozent und Wissenschaftler erhalten. Er erreichte 1952 die Position eines „Associate Professor“. Zugleich übernahm er die Leitung der Parodontologischen Abteilung, welche er bis 1960 führte. E. war für die Ausbildung der Studenten in „Oral Diagnosis“, „Oral Pathology“, und natürlich in „Periodontia“ verantwortlich. E. erreichte in seinem Spezialfach Parodontologie internationale Bekanntheit und wurde Mitautor des von Orbán gemeinsam mit ihm konzipierten Standardwerkes „Periodontics: A Concept – Theory and practice“. Es erschien ab 1958 in drei Bänden, wurde mit modifiziertem Buchtitel bis zum Ende der 1980er Jahre vielfach aufgelegt und in mehreren Sprachen (u. a. in Deutsch) veröffentlicht. Viele seiner Aufsätze publizierte er in
Ehrenfest, Franz
der Zeitschrift „Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology“, was sich dadurch erklärt, dass er sich gleichermaßen mit oralpathologischer Grundlagenforschung und – aufgrund seiner in Wien erlangten oralchirurgischen Spezialisierung – mit chirurgischen Therapieverfahren befasste. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die Aufsätze „The intermediate Bifurcational Ridge: a Study of the Morphology of the Bifurcation of the Lower First Molar“ (1958), „Cartilage in the Periodontal Ligament Space“ (1970, mit Robert J. Bruckner) sowie die gemeinsam mit Henry Cline Fixott verfasste Veröffentlichung „Use of an incorporated grid in the diagnosis of oral roentgenograms“ (1963). Hier beschrieb er das gemeinsam mit seinem Kollegen Fixott 1963 entwickelte „Fixott-Everett-Gitter“ („Fixott-Everett-Grid“: Biography Everett [2020], 11; Everett/ Fixott [1963], 1061; Everett/Fixott [1975], 53). Es wurde zusammen mit der oralen Röntgenaufnahme verwendet, um die Tiefe und Breite der knöchernen (Knochen-)Veränderungen bei Parodontalerkrankungen ausmessen zu können. Beide Entwickler übertrugen die Rechte an dem Gitter an die University of Oregon School of Dentistry, welche das Gitter weltweit verkaufte und den gesamten Gewinn aus dem Verkauf erhielt (1974). E. entstammte einer Ärztedynastie. Sein Vater war der Wiener Zahnarzt Otto Ehrenfest (* 1878) und auch sein Großvater hatte bereits den Arztberuf ergriffen („He was a third-generation M. D. His father and grandfather also earned their M. D.s at the University of Vienna“: ebd.). E.s Witwe starb erst am 3. Oktober 2017 im stattlichen Alter von 100 Jahren. E. war akademischer Schüler von Hans Pichler und Bernhard Gottlieb, ein Weggefährte von Henry Cline Fixott sowie ein enger Freund des ebenfalls von Wien aus in die USA emigrierten Bálint Orbán, dem er noch 1970 eine Art Nachruf („Foreward and Publications by Balint Orban“) widmete (Everett/Gargiulo [1970]). E. verblieb ebenso wie seine – wie E. in Wien geborene – Frau und seine drei Kinder Joan, Sue und Tom dauerhaft in Amerika. Die Beweggründe hierfür erläuterte er 1974: „[…] many of my Viennese friends and colleagues asked whether I would consider returning to my home. I an-
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swered them that Vienna was and remained the city of my birth; Portland is my home, America my country. I feel deeply in debt to it“ (zit. n. Biography Everett [2020], 11). Privat war E. ein passionierter Kammermusiker; er spielte regelmäßig im Rahmen von Hauskonzerten auf seiner Bratsche: „Twice a month at their house, they hosted small chamber music concerts with Dr. Everett playing the viola and Leonie preparing delicious Austrian pastries for musicians and guests“ (ebd., 10). E. verstarb im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Portland/Oregon. Sein Tod führte zu zahlreichen Nachrufen und Würdigungen in der ganzen Welt. So ehrte Herbert B. Laffitte ihn im „Journal of Periodontology“ (1976) in einem Nekrolog mit den Worten: „For us who were priveliged to know and benefit from Frank Everett’s association and contributions, a rewarding era has passed“ (Laffitte [1976], I). Claude Nabers notierte: „Frank was one of the truly great men in Periodontics. […] Balint said that he thought Frank was one of the most brilliant men that he had known, that he had a computer mind that had almost total recall. He was right. I feel very privileged to have had him as a friend“ (zit. n. Biography Everett [2020], 8). Und Fixott hielt 1976 in einem Nachruf fest: „Frank Everett – a most highly internationally esteemed specialist in Periodontology […] his work will be his monument“ (zit. n. ebd.). Everetts eigene Universität hatte bereits kurz vor seinem Tod herausgestellt, dass dieser „has been elected a fellow of the American Academy of Periodontics“, being „one of only 20 living American recipients of this honor“ (Dr. Frank Everett [1976], o. S.). Nach seinem Tod – am 31. August 1976 – wurde E. postum mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse des österreichischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet. Besagte Ehrung wurde seiner Witwe durch den österreichischen Konsul Henry J. Bloch überreicht. An der Zeremonie nahmen ein Vertreter der „Oregon Dental Assocoation“ und der Dekan der „Oregon School of Dentistry“, Louis G. Terkla, teil („His exceptional merits are: That he is regarded as one of the moste prominent respresentatives of the Vienna Dental School and has contributed
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Biografische Portraits
a great deal to the image of Austria through his special gift as teacher“: J. Or. State Dent. Assoc. 67 [1976], 46). Er war Fellow zahlreicher internationaler Fachgesellschaften, u. a. des International College of Dentists, des American College of Dentists, der American Academy of Periodontology, des International College of Surgeons, der Portland Academy of Medicine, der American Association for the Advancement of Science und der britischen Royal Society of Health; außerdem war er Mitglied des American Board of Periodontology, lebenslanges Mitglied („lifetime member“) der American Dental Association, Ehrenmitglied des Vereins Österreichischer Zahnärzte und „Herausragender Alumnus“ der Wiener Universitätszahnklinik (Laffite [1976], I). Ihm wurden u. a. der Physician’s Award der American Medical Association, der Multnomah County Dental Society Award for Merit and Distinction, der Orbán Memorial Award der Loyola University of Chicago verliehen. Im Dezember 1982 wurde er postum mit der Eröffnung der (heute nicht mehr existenten) „Frank G. Everett Bibliothek“ der OHSU geehrt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Parodontologie; orale Pathologie; Oralchirurgie; orale Radiologie, radiologische Diagnostik und Hilfsmittel; Kariologie; zahnärztliche Anästhesie; Antibiotika in der Zahnheilkunde; Apektomie; dentale Fehlanlagen Publikationen (Auswahl): Control and prevention of dental caries, J. Or. State Dent. Assoc. 16 (1947), 5–9 (zus. mit M. L. Snyder); The local anesthetic properties of amidone (dolophine), Anesthesiology 9 (1948), 115–120; Comparison of depth of local anesthesia obtained with 2 % and 4 % procaine solutions, Fed. Proc. 7 (1948), 217; A comparison of depth of anesthesia and toxicity of two and four per cent procaine hydrochloride solution, J. Dent. Res. 28 (1949), 204–218; Aureomycin in the therapy of herpes simplex labialis and recurrent oral aphthae, J. Am. Dent. Assoc. 40 (1950), 555–562; Apicoectomy following unusual radiologic finding, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 4 (1951), 1531–1533; Studies in the Syrian hamster. II. Blood sugar; method and results, J. Dent. Res.
31 (1952), 151–153 (zus. mit R. E. Sullivan); Anhidrotic ectodermal dysplasia with anodontia: a study of two families, J. Am. Dent. Assoc. 44 (1952), 173–186 (zus. mit E. B. Jump, W. F. Sutherland, B. S. Savara und T. Suher); Cheilitis glandularis apostematosa, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 8 (1955), 405–413 (zus. mit T. D. Holder); The intermediate bifurcational ridge: A study of the morphology of the bifurcation of the lower first molar, J. Dent. Res. 37 (1958), 162–169 (zus. mit E. B. Jump, T. D. Holder und G. C. Williams); Periodontics: A Concept – Theory and Practice (3 Bde., 1958 ff.) (zus. mit B. J. Orbán, D. A. Grant und F. M. Wentz, mehrere Auflagen und Übersetzungen bis in die 1970er Jahre, unter dem Titel „Parodontologie“ auch auf Deutsch); Orbán’s Periodontics: A Concept – Theory and Practice (1963, zus. mit D. A. Grant und I. B. Stern, wiederum mehrere Auflagen und Übersetzungen bis in die 1970er Jahre); Use of an incorporated grid in the diagnosis of oral roentgenograms, Oral Surg. Oral Med. Oral. Pathol. 16 (1963), 1061–1064 (zus. mit H. C. Fixott); Cartilage in the periodontal ligament space, J. Periodontol. 41 (1970), 165–169 (zus. mit Robert J. Bruckner); Foreward and publications by Balint Orban, J. Periodontol. 41 (1970), 544–450 (zus. mit A. Gragiulo); The incorporated millimeter grid in oral roentgenography, Quintessence Int. Dent. Dig. 6 (1975), 53–58 (zus. mit H. C. Fixott); Periodontics in the Tradition of Orbán and Gottlieb (1979, zus. mit D. A. Grant und I. B. Stern, zugleich 5. modifizierte Auflage von „Orbán’s Periodontics“) Quellen/Literatur: IKGW Matrikenamt, GB 2794/1907; NARA RG 21/609397 [P]; UAW Med. Dekanat GZ 693 ex 1932/33 u. GZ 1241 ex 1932/33; WStLA Ärztekammer Wien, K1-Kartei: Ärztinnen und Ärzte (Ehrenfest, Franz) Reichsverband Österreichischer Zahnärzte (1933), 41; Reichsverband Österreichischer Zahnärzte (1936), 44; Everett/Fixott (1963); Everett/Gargiulo (1970); Kocher (1973), 217– 218; Everett/Fixott (1975); Dr. Frank Everett (1976); J. Or. State Dent. Assoc. 67 (1976), 46; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 275;
Ehrich, Wilhelm
Kröner (1983), 76; Laffitte (1976) [P]; Depmer (1993), 88; Österreicher im Exil (1995), Bd. 1, 475; Stadler/Weibel (1995), 17; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte.CRD 109; Wahl (2007), 66–67; Archives West (2017); Biography Everett (2020) [P]; Everett [2021]; Oregon Health & Science University [2021] [P]; Schunck/Gross (2021b) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3, 10–12 Ehrich, Wilhelm [William] Ernst
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 29. November 1900 in Dahmen/Mecklenburg † 25. Dezember 1967 in Philadelphia/ Pennsylvania, USA Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1918 Abitur am Gymnasium in Güstrow; 1919 Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., München und Rostock (bis 1924); 1924 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Rostock über die „Mischgeschwülste“ der Leber; 1924/25 Medizinalpraktikant an der Medizinischen Klinik und am Anatomischen Institut der Universität Freiburg i. Br.; 1925 Approbation und fortan Assistent am Anatomischen Institut der Universität Freiburg i. Br. bei dem Anatomen, (Erb-)Anthropologen und Rassenhygieniker Eugen Fischer (1874–1967); 1925/26 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. bei Ludwig Aschoff (1866–1942); 1926 Prosektor
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am Hospital des Rockefeller Institute in New York (bis 1930); 1930/31 Habilitation am Pathologischen Institut der Universität Rostock bei Walther Fischer (1882–1969); 1935 Emigration in die USA, dort ab 1936 Mitarbeiter bei Edward Bell Krumbhaar (1882–1966) am Pathologischen Institut der Pennsylvania University in Philadelphia (bis 1938); 1938 Assistant Professor ebenda (bis 1944); 1942 Leiter der Anatomischen Pathologie des Philadelphia General Hospital (bis 1967); 1944 Associate Professor am Pathologischen Institut der Pennsylvania University in Philadelphia (bis 1946); 1946/47 Professor of Pathology und Chairman des Department of Pathology der Graduate School of Medicine, Pennsylvania (bis 1966) Erfahrung im „Dritten Reich“: Seit 1926 war E. mit der Jüdin Marie-Luise Goldschmidt verheiratet. Der rassenideologischen Terminologie der Nationalsozialisten zufolge galt er damit als „jüdisch versippt“. Auf Anraten seines akademischen Lehrers Walther Fischer und vor dem Hintergrund der zunehmenden Diskriminierung und Entrechtung emigrierte er 1935 gemeinsam mit seiner Ehefrau in die USA. Sein Name befindet sich auf der 1937 in London veröffentlichen „Supplementary List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. 1942 wurde E. US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): E.s Großonkel war der Rostocker Chirurg Ernst E. (1870–1939), sein Vater Wilhelm E. sen. war praktischer Arzt in Dahmen/Mecklenburg. Im Ersten Weltkrieg hatte E. als Kanonier beim 4. Gardefeldartillerieregiment in Potsdam gedient; als Student war er Mitglied der republikfeindlichen „Marine-Brigade Ehrhardt“. E. zählt zu den Entdeckern der Antikörperbildung im Zellsystem der Lymphozyten und Plasmazellen; er galt als Schüler von Ludwig Aschoff und Walther Fischer. Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und erhielt 1957 die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br. E. war außerdem Mitglied der American
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Biografische Portraits
Association of Pathologists and Bacteriologists, der American Society for Experimental Pathology, der Society for Experimental Biology and Medicine und der Harvey Society. Er wurde mit der „William Gerhard Medal“ und der „Gold Medal“ der Pathological Society of Philadelphia ausgezeichnet. Am Weihnachtsabend 1967 erlitt E. einen Herzinfarkt im Kreise seiner Familie, an dessen Folgen er am Folgetag verstarb. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Antikörperbildung und Immunreaktionen; Struktur und Funktion des lymphatischen Gewebes in der Orthologie und Pathologie; Hypophyse und Nebennieren; Pathogenese der Glomerulonephritis und Nephrose; Lebertumore; Leukozyten; Staphylokokkeninjektionen Publikationen (Auswahl): Beitrag zur Kenntnis der Mischgeschwülste der Leber, Diss. med., Rostock 1924; Studies of the lymphatic tissue. I. The anatomy of the secondary nodules of the lvmphatic tissue and some remarks on the lymphatic and lymphoid tissue, Am. J. Anat. 43 (1929), 347–384; Studies of the lymphatic tissue. II. The first appearance of the secondary nodules of the lymphatic tissue, Am. J. Anat. 43 (1929), 385–401; Studies of the lymphatic tissue. III. Experimental studies of the relation of the lymphatic tissue to the number of lymphocytes in the blood in subcutaneous infection with staphylococci, J. Exp. Med. 49 (1929), 347–360; Studies of the lymphatic tissue. IV. Experimental studies of the effect of intravenous injection of killed staphylococci on the behaviour of lymphatic tissue, thymus and the vascular connective tissue, J. Exp. Med. 49 (1929), 361–385; Studien über das lymphatische Gewebe mit besonderer Berücksichtigung der Lymphopoese und der Histogenese der Sekundärknötchen, ihres Schicksals und ihrer Bedeutung (V. Mitteilung), Beitr. Pathol. Anat. 86 (1931), 287–368; Über Nephrosen mit besonderer Berücksichtigung des nephrotischen Einschlags, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 287 (1932), 333–347; Die Entstehung der Leukozyten, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 27 (1934), 285–289; Die Leukozyten und ihre
Entstehung, Ergeb. Allg. Pathol. Pathol. Anat. 29 (1934), 1–144; Über die Reaktionen des Gefäßbindegewebsapparates auf intravenöse Staphylokokkeninjektionen und ihre Bedeutung. I. Mitteilung, Beitr. Pathol. Anat. 93 (1934), 321–347 (zus. mit. R. Wohlrab); Über die Reaktionen des Gefäßbindegewebsapparates auf intravenöse Staphylokokkeninjektionen und ihre Bedeutung. II. Mitteilung, Beitr. Pathol. Anat. 93 (1934), 348–370 (zus. mit W. Voigt); Das Zusammenspiel der Leukozyten und seine Störungen, Dtsch. Med. Wochenschr. 61 (1935), 458–461; Cycotoxic glomerular nephritis in rabbits, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 35 (1937), 576; The effects of large doses of Benzedrine sulphate on the albino rat, Ann. Intern. Med. 10 (1937), 1874 (zus. mit E. B. Krumbhaar); Acute experimental glomerular nephritis in rabbits, J. Exp. Med. 67 (1938), 749–767 (zus. mit R. E. Wolf und G. M. Bartol); Pathology. For Students and Practitioners of Dentistry (1941); The formation of antibodies in the popliteal lymph node in rabbits, J. Exp. Med. 76 (1942), 335–348 (zus. mit T. N. Harris); The role of the Lymphocyte in antibody formation, J. Exp. Med. 81 (1945), 73–83 (zus. mit T. N. Harris, E. Grimm und E. Mertens); The absence of antibody in the macrophages during maximum antibody formation, J. Exp. Med. 83 (1946), 373– 381 (zus. mit T. N. Harris und E. Mertens); The significance of the tissue reactions caused by antigens, J. Am. Med. Assoc. 135 (1947), 94–97; Experimental serum disease. A pathogenetic study, J. Exp. Med. 89 (1949), 23–36 (zus. mit J. Seifter und C. W. Forman); The functional significance of the various leukocytes in inflammation, J. Mt. Sinai Hosp. NY 15 (1949), 337–34; Nucleic acids and the production of antibody by plasma cells, J. Exp. Med. 90 (1949), 157–167 (zus. mit. D. L. Drabkin und C. W. Forman); Diffuse glomerular nephritis and lipid nephrosis. Correlation of clinical, morphological, and experimental observations, Arch. Pathol. 54 (1952), 463–503 (zus. mit C. W. Forman und J. Seifter); Über das Wesen der Lipoidnephrose. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Fibrinoidentartung und Kollagenisierung, Zentralbl. Allg. Pathol. 89 (1952), 354–363; Die cellulären Bildungsstätten der Antikörper, Klin. Wochenschr. 33 (1955), 315–322; Die Entzündung, in: Handbuch der Allgemei-
Eichbaum, Franz
nen Pathologie, Bd. 7/1 (1956), 1–324; Glomerular nephritis and lipid nephrosis. Identities and mechanisms, J. Chronic. Dis. 5 (1957), 14–27; Observations on connective tissue alterations in collagen diseases, J. Mt. Sinai Hosp. NY, 24 (1957), 797–803; Nephritis und Nephrose beim Menschen und im Experiment nebst einem Beitrag zur funktionellen Struktur der Nieren, Klin. Wochenschr. 35 (1957), 1149–1158; Morphologie und Physiologie der Antikörperbildung, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 46 (1962), 10–48; Structure and function of the lymphoid tissues with special consideration of the germinal centers, Nihon Byori Gakkai Kaishi 55 (1966), 67–90 Quellen/Literatur: BArch R 4901/13261; NARA RG 21/573414 [P]; Pennsylvania State Archives, Death Certificates 1906–1969 Willgeroth (1929), 31; Supplementary List of Displaced German Scholars (1937), 10, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); The Scope (1941), 22 [P]; The Scope (1943), 19 [P]; Büchner (1970) [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 240; Dhom (2001), 428–429; Sziranyi et al. (2019b), 4, 12; Uhlendahl et al. (2021), 3, 6, 7, 12
Eichbaum, Franz [František; Francisco] Wilhelm
Professor, Dr. med. Deutsch-brasilianischer Experimentalpathologe und Bakteriologe
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* 12. April 1906 in Mainz † 1980 in São Paulo, Brasilien Vaterberuf: Schuhfabrikant/Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Frankfurt a. M.; 1928/29 Promotion zum Dr. med. ebenda nach Studien an der Universitäts-Frauenklinik Frankfurt a. M. bei den Gynäkologen Ludwig Seitz (1872–1961) und Heinrich Eufinger (1894–1988) über „Das Verhalten des arteriellen Blutdruckes im mensuellen Zyklus und seine Abhängigkeit vom vegetativ-hormonalen System“; bis 1933 Forschungen am Hygienischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Max Neisser (1869–1938), dort u. a. Arbeiten zu tuberkelbacillen-ähnlichen säurefesten Saprophyten; 1933 Emigration in die Tschechoslowakei, dort Forschung am Hygienischen Institut der Deutschen Universität Prag bei Ernst Singer (1899–1975) (bis 1938); 1940 Emigration nach Brasilien, dort zweites Studium der Medizin in São Paulo; Forschung in der Abteilung für Parasitologie des Instituto Butantan ebenda; außerplanmäßiger Assistent an der Clínica de Doenças Tropicais e Infectuosas (Klinik für Infektions- und Tropenkrankheiten) und dem Departamento de Farmacologia (Abteilung für Pharmakologie) der Medizinischen Fakultät der Universität São Paulo bei João Alves Meira (1905–1989) und C. E. Corbett; Professor am Departamento de Microbiologia (Abteilung für Mikrobiologie) der Escola Paulista de Medicina der Staatlichen Universität São Paulo Erfahrung im „Dritten Reich“: E. war jüdischer Abstammung; unter dem Druck der nationalsozialistischen Gesetzgebung nach der „Machtergreifung“ emigrierte E. noch 1933 gemeinsam mit seiner Familie nach Prag. Sein Onkel mütterlicherseits war der an der Deutschen Universität Prag tätige jüdische Röntgenologe Walter Altschul (1883–1942); es dürften also aus dieser Verbindung Kontakte nach Prag bestanden haben. Nach der „Zerschlagung der Resttschechei“ durch das nationalsozialistische Deutschland floh er 1939 zunächst weiter nach Großbritannien. 1940 emigrierte E. schließlich nach Brasilien.
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Biografische Portraits
Seine Eltern Adolf Siegmund E. (1874–1952) und Elsa E., geborene Altschul (1879–1944), wurden im Mai 1942 von Prag ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Seine Mutter verstarb dort im Mai 1944; der Vater überlebte. 1946 folgte er seinem Sohn nach Brasilien. E.s Schwester Gerda Eichbaum Bell (1903–1992), die als Lehrerin im Mai 1933 aus dem deutschen Staatsdienst entlassen wurde, emigrierte über Frankreich und Italien 1936 nach Neuseeland und wurde dort Leiterin der Bibliothek des Unterrichtsministeriums in Wellington und Lehrbeauftragte an der Victoria University. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): E. forschte an der Frankfurter Universitäts-Frauenklinik gemeinsam mit dem Gynäkologen und späteren SS-Obersturmbannführer Heinrich Eufinger (1894–1988). Seine akademischen Lehrer auf dem Gebiet der Bakteriologie waren Max Neisser (1869–1938) und Ernst Singer (1899–1975). E.s Großvater mütterlicherseits war der Prager Sanitätsrat Theodor Altschul (1850–1918). E.s zweite Ehefrau Gisela E., geborene Bruch (1920–1996), war eine bekannte deutsch-brasilianische Künstlerin, die aus einer jüdischen Musikerfamilie stammte und mit ihren Eltern 1935 nach Brasilien emigriert war. Gemeinsam mit ihr veranstaltete E. Musikabende, die von Künstlern internationalen Ranges besucht wurden. Er engagierte sich außerdem für humanitäre Initiativen in São Paulo. E.s Sohn Jan E. (* 1954) wuchs in der Schweiz auf, studierte an der University of Pennsylvania und ist seit 1997 Ehrenkonsul von Luxemburg in São Paulo. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie; Mikrobiologie, insbesondere Bakteriologie; Immunitätsforschung; Pharmakologie, insbesondere Antiarrythmika und Entzündungshemmer; Blutdruck und Menstruation; Myokardveränderungen und Herzrhythmusstörungen Publikationen (Auswahl): Das Verhalten des arteriellen Blutdruckes im mensuellen Zyklus und seine Abhängigkeit vom
vegetativ-hormonalen System, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 442–444 (zus. mit H. Eufinger); Das Verhalten des arteriellen Blutdruckes im mensuellen Zyklus und seine Abhängigkeit vom vegetativ-hormonalen System. I. Mitteilung, Arch. Gynäk. 138 (1929), 168–173 (zugl. Diss.); Das Verhalten des arteriellen Blutdruckes im mensuellen Zyklus und seine Abhängigkeit vom vegetativ-hormonalen System. II. Mitteilung, Arch. Gynäk. 138 (1929), 174–186 (zugl. Diss.); Die „oligodynamische Metallwirkung“ in Theorie und Praxis, in: Ergebnisse der Hygiene, Bakteriologie, Immunitätsforschung und experimentellen Therapie. Fortsetzung des Jahresberichts über die Ergebnisse der Immunitätsforschung, Bd. 13 (1932), 170–226 (zus. mit M. Neisser); Die tuberkelbacillen-ähnlichen, säurefesten Saprophyten, in: Ergebnisse der Hygiene, Bakteriologie, Immunitätsforschung und experimentellen Therapie. Fortsetzung des Jahresberichts über die Ergebnisse der Immunitätsforschung, Bd. 14 (1933), 82–138; Zur Analyse der Antihormonalen Wirkstoffe, Klin. Wochenschr. 16 (1937), 430–431 (zus. mit V. Kindermann); A dilution-phenomenon in the titration of antivenins (antibothropic sera), J. Immunol. 57 (1947), 101–114; Activity of cashew (anacardium occidentale) nutschell oil in human ancylostomiasis, Am. J. Dig. Dis. 17 (1950), 370–371 (zus. mit D. Koch-Weser und A. T. Leao); Myokardveränderungen nach Schädeltraumen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 338 (1964), 78–90; Formation of antagonists against histamine and pilocarpine by the normal ileum, Pflügers Arch. 279 (1964), 178–186 (zus. mit P. C. Bissetti); Electrocardiographic disturbances following acute increase of intracranial pressure, Z. Gesamte Exp. Med. 139 (1965), 721–734 (zus. mit B. Gazetta, P. C. Bissetti und C. B. Pereira); Mechanism of encephalogenic heart injury, Z. Gesamte Exp. Med. 139 (1965), 735–744 (zus. mit B. Gazetta und P. C. Bissetti); Enhancement of diphtheria toxin activity by heat-killed bacteria and red blood-cells, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 342 (1967), 8–18; Inhibition of adrenergic cardiopathies by drugs. I: Dipyridamole, Arch. Kreislaufforsch. 62 (1970), 56–64 (zus. mit S. Zyngier und E. Pimenta de Campos); Inhibition of adrenergic cardiopathies by drugs. II: Anticoagulants, Arch.
Eisler, Michael
Kreislaufforsch. 62 (1970), 65–71 (zus. mit S. Zyngier); Screening of heart-arrhythmic and anti-arrhythmic drugs in the male albino rat, Basic Res. Cardiol. 68 (1973), 73–79; Inhibition of post-decapitation convulsions by reserpine, Experientia 29 (1973), 816–817 (zus. mit W. J. Yasaka); Inhibition of adrenergic cardiopathies by drugs. III: Oxyfedrin, Arch. Kreislaufforsch. 68 (1973), 335–341 (zus. mit W. J. Yasaka, E. Pimenta dos Campos und S. Zyngier); Antifibrillatory effect of beta-adrenergic agonists, Naunyn-Schmiedebergs Arch. Pharmakol. 278 (1973), 313–317 (zus. mit W. J. Yasaka und Z. Bruno); Efeitos cardiotropicos de solventes injetaveis propilenoglicol e alcool benzilico (1975) (zus. mit W. J. Yasaka); Antiarrhythmic effect of solvents: Propylene glycol, benzyl alcohol, Arch. Kreislaufforsch. 71 (1976), 355–370 (zus. mit W. J. Yasaka); Anti-inflammatory effect of warfarin and vitamin K1, Naunyn-Schmiedebergs Arch. Pharmakol. 307 (1979), 185–190 (zus. mit O. Slemer und S. Zyngier) Quellen/Literatur: Arolsen Archives 4972419; Arolsen Archives 4972420; Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; NA BT 27/148164 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 244; Frenzel (2012); Interview Eichbaum [2013]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Consulado Luxemburgo [2021]; Gisela Eichbaum [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3
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Eisler [Eisler von Terramare; von Eisler; Eisler-Terramare], Michael
Professor, Dr. med. Österreichischer Experimentalpathologe * 20. Januar 1877 in Wien † 10. Februar 1970 in Wien Vaterberuf: Konservenfabrikant Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Schottengymnasium Wien; 1895 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1901); 1901 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Medizinisch-chemischen Institut bei Ernst Ludwig (1842–1915) sowie am Pathologisch-anatomischen Institut Wien bei Anton Weichselbaum (1845–1920) (bis 1903); 1903 Assistent am Staatlichen Serotherapeutischen Institut Wien bei Richard Paltauf (1858–1924) (bis 1924); 1910 Habilitation für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Universität Wien bei Paltauf; 1917 Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors ebenda; 1922 Berufung zum Extraordinarius ebenda; 1924 wissenschaftlicher Leiter des Staatlichen Serotherapeutischen Instituts (bis 1938); 1938/39 Beurlaubung und Versetzung in den Ruhestand; 1946 Rehabilitierung an der Universität Wien und Wiedereinsetzung in seine Stellung am Staatlichen Serotherapeutischen Institut; 1948 Emeritierung an der Universität Wien, weiterhin Tätigkeit als Honorarprofessor ebenda; 1956 Pensionierung am Staatlichen Serotherapeutischen Institut
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Biografische Portraits
Erfahrung im „Dritten Reich“: E. war jüdischer Abstammung, jedoch römisch-katholischer Konfession. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde er aus „rassischen“ Gründen verfolgt und am 22. April 1938 als Extraordinarius an der Universität Wien mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Seine Stellung als wissenschaftlicher Leiter des Staatlichen Serotherapeutischen Instituts verlor er ebenfalls im ersten Halbjahr 1938. Ende April 1939 wurde er schließlich gemäß § 3 Abs. 1 der „Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums“ in den dauernden Ruhestand versetzt. Nachdem seine „arische“ Ehefrau Margarethe, geborene Stenzel, im Mai 1944 verstorben und damit ein Schutzgrund weggefallen war, wurde E. am 16. August 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Nationalsozialisten beraubten ihn seines gesamten Vermögens und plünderten seine Wohnung. Das Ghetto Thersienstadt überlebte er und kehrte nach Kriegsende nach Wien zurück, wo er rehabilitiert und wieder in seine alten Stellungen eingesetzt wurde. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): E. war der Sohn des Wiener Konservenfabrikanten Josef E. (1855–1913). Die Familie wurde 1901 nobilitiert und trug bis zum Inkrafttreten des österreichischen Adelsaufhebungsgesetz 1919 den Namen „Eisler von Terramare“. Ein jüngerer Bruder war der Dramatiker und Regisseur Georg Terramare (1889–1948), der 1939 nach Bolivien emigrierte. E. galt als international anerkannter Fachmann für Serologie und Serotherapeutik. Er veröffentlichte u. a. gemeinsam mit dem österreichischen Nobelpreisträger Karl Landsteiner (1868–1943). Das Staatliche Serotherapeutische Institut Wien entwickelte sich unter seiner Leitung seit den 1920er Jahren zu einer modernen Forschungseinrichtung internationaler Reputation. Er war Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Mikrobiologie und Hygiene sowie Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien; außerdem war E. Inhaber des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, des Ehrenzeichens I. Klasse des Roten
Kreuzes und des Kriegskreuzes II. Klasse für Zivilverdienste. E. war ein Schüler von Richard Paltauf und ein Kollege und Wegbegleiter von Carl Julius Rothberger (1871–1945), der ebenfalls jüdischer Abstammung war und sich wie E. bei Paltauf habilitiert hatte. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie; Virologie; Serologie; Immunologie; insbesondere Arbeiten zu Bakterienpräzipitinen, Bakterienagglutininen und Tetanus- sowie Diphtherie-Toxin Publikationen (Auswahl): Über Agglutinin- und Lysinwirkung, Zentralbl. Bakteriol. Orig. 39 (1905), 309–319 (zus. mit K. Landsteiner); Über ein Hämagglutinin im Samen von Datura, Z. Immun. Exp. Ther. 1 (1908), 151–160 (zus. mit L. von Portheim); Beiträge zur Bakterienagglutination, Z. Hyg. Infektionskr. 93 (1921), 267–347 (zus. mit F. Silberstein); Über die Aufnahme von Hämotoxin und Agglutinin durch verschieden vorbehandelte rote Blutkörperchen, Pflügers Arch. 205 (1924), 531–546; Über die Bedeutung der Samenschale und ihre Beeinflussung durch Salze bei Vergiftung von Tabaksamen durch Nikotin, Planta 2 (1926), 542–554 (zus. mit L. Portheim); Zur Frage der Entstehung der Bakterientoxine, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 2145 (zus. mit N. Kovács); Weitere Untersuchungen über die Nikotinvergiftung von Früchten und Samen, Planta 8 (1929), 1–26 (zus. mit L. Portheim); Über den Verlauf der Hämolyse an narkotisierten Erythrocyten, Z. Gesamte Exp. Med. 74 (1930), 625–635 (zus. mit F. Friza); Versuche über Bildung der Blutantigene von Paratyphus B-Bakterien (Typus Schottmüller) unter verschiedenen Züchtungsbedingungen, Z. Hyg. Infektionskr. 115 (1933), 669–686 (zus. mit I. Jacobsohn); Versuche über Bildung der Blutantigene von Dysenterie-Shigabakterien in synthetischen Nährlösungen, Z. Hyg. Infektionskr. 116 (1934), 119–132 (zus. mit I. Jacobsohn); Weitere Versuche über die Bildung des Forssman-Antigens durch einen Dysenterie-Shiga-Stamm in verschiedenen Nährlösungen, Z. Hyg. Infektionskr. 117 (1935), 56–65 (zus. mit A. Howard); Über die antago-
Emmerich, Emil
nistische Wirkung steriler Bouillonextrakte aus Bacterium prodigiosus, Z. Hyg. Infektionskr. 117 (1935), 76–91 (zus. mit I. Jacobsohn); Ueber die Wirkung von Phenolen auf das Diphtherie-Toxin-Toxoid und Antitoxin, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 2 (1947), 397–412 (zus. mit H. Eibl); Ueber die Schutzimpfung bei Diphtherie, Dysenterie und Serumtherapie der letzteren, Wien. Klin. Wochenschr. 60 (1948), 640–643; Versuche zur Wirkung der Pyocyanase, Wien. Med. Wochenschr. 98 (1948), 268–270 (zus. mit F. Gottdenker); Weitere Versuche über die Wirkung von Phenolen auf das Diphtherie-Toxin und -Toxoid, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 3 (1948), 609–623 (zus. mit H. Eibl); Ueber die Wirkungsweise der Aluminum-Diphtherieimpfstoffe, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 4 (1949), 441–453 (zus. mit H. Eibl); Das Verhältnis von Bakterieneiweiss und Toxin sowie von Toxin und Lf in Bouillonkulturen von Diphtheriebakterien, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 13 (1950), 708–729; Bemerkungen zur Mitteilung von Russe über „Serumreaktionen nach Tetanus-Antitoxin“, Wien. Med. Wochenschr. 100 (1950), 354; Das Toxin-Antitoxinverhältnis in der Lf und der Ln Dosis zwischen verschiedenen Giften und Seren, Z. Hyg. Infektionskr. 132 (1951), 233–243; Versuche über Veränderungen des Diphtherietoxins durch Benzol und seine Derivate sowie über die Bindung von Toxin und Toxoid, Z. Hyg. Infektionskr. 133 (1951), 97–105; Die Wirkung von o-Chinon auf Diphtherie-Toxin, Naturwissenschaften 39 (1952), 382 (zus. mit H. Eibl); Veränderungen von Erythrocyten durch den Vibrio cholerae und Trypsin, Z. Hyg. Infektionskr. 133 (1952), 543–556; Direkte und indirekte Giftwerte sowie Bakterieneiweiss in Bouillonkulturen von Tetanusbacillen, Z. Hyg. Infektionskr. 135 (1952), 577–587; Das letale und nekrotisierende Gift in Diphtherie-Bouillonkulturen, Z. Immun. Exp. Ther. 110 (1953), 405–413; Zur Geschichte des Serotherapeutischen Institutes, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 767–768; Zur Kenntnis des Wirkungsmechanismus von Adsorbat-Impfstoffen, Z. Hyg. Infektionskr. 138 (1953), 132–133 (zus. mit H. Eibl); Zur Reinigung des Diphtherietoxins, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 768–769 (zus. mit W. Auerswald und H. Eibl); Die Abhängigkeit der
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toxischen und immunisierenden Wirkung des Diphtheriegiftes von der Applikation, Z. Immun. Exp. Ther. 111 (1954), 16–21; Die hemmende oder fördernde Wirkung von Pferdesera auf verschiedene Hämolysine und Hämagglutinine, Z. Hyg. Infektionskr. 138 (1954), 594–618; Über die wechselnde Zusammensetzung des Diphtherie-Bacteriums und ihre Beeinflussung durch Benzolderivate, Z. Hyg. Infektionskr. 141 (1955), 338–347; Über die Wirkung von Benzolderivaten auf die Zusammensetzung von Tetanusbacillen, Z. Hyg. Infektionskr. 141 (1955), 348–350; Über Adsorption von Tetanustoxin und Antitoxin an Kohle, Z. Immun. Exp. Ther. 113 (1957), 427–434; Das letale und nekrotisierende Gift in Diphterie-Bouillonkulturen, Z. Immun. Exp. Ther. 115 (1958), 215–223; Über die Wirkung von Adsorbentien auf Antigene und ihre Antikörper, Z. Immun. Exp. Ther. 115 (1958), 441–448; Über die Wirkungsweise der Adjuvantia, Z. Immun. Exp. Ther. 117 (1959), 294–300 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; Arolsen Archives 121140484; WStLA 2.5.1.4. K11, Eisler-Terramare Michael, 20.01.1877 Fischer (1932), Bd. 1, 359; Kürschner (1935), 275–276; Kürschner (1950), 404; Teichmann (1957); Teichmann (1962) [P]; Merinsky (1980), 42; Mühlberger (1993), 20; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 269–270; Angetter/Kanzler (2014), 71–72; Wien Geschichte Wiki [2017]; Gross/Laurs (2019), 2; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Huber [2020] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Emmerich, Emil Dr. med. Deutscher Pathologe und Bakteriologe * 30. Juli 1882 in Homburg v. d. Höhe † 30. November 1937 in Hamburg Vaterberuf: Juwelier/Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1901 Studium der Medizin an den Universitäten München und Berlin (bis 1906); 1906 Medizi-
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nalpraktikant an der Dermatologischen Universitäts-Poliklinik München bei Karl Kopp (1855–1912) und am Pathologischen Institut des Krankenhauses rechts der Isar bei Siegfried Oberndorfer (1876–1944) sowie an der II. Medizinischen Universitätsklinik München bei Friedrich von Müller (1858–1941) (bis 1907); 1907 Assistent an der II. Medizinischen Universitätsklinik München bei von Müller (bis 1908); 1908 Assistent und stellvertretender Prosektor am Pathologischen Institut des Krankenhauses rechts der Isar bei Oberndorfer (bis 1910); 1909 Promotion zum Dr. med. an der Universität München „Über die Variabilität im histologischen Bau der Metastasen bei Struma maligna mit besonderer Berücksichtigung der Knochenmetastasen“ (bereits 1907 publiziert); 1910 Assistent und kommissarische Institutsleitung am Pathologischen Institut des Schwabinger Krankenhauses bei Oberndorfer (bis 1911); 1911 Tätigkeit am Hygienischen Institut der Universität Straßburg bei Paul Uhlenhuth (1870–1957) (bis 1912); 1912 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Paul Ernst (1859–1937), kurzzeitig Leiter der Bakteriologisch-serologischen Abteilung ebenda (bis 1913); 1913 Leiter des Instituts für Pathologie an der Städtischen Krankenanstalt Kiel (bis 1934); 1934 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand, fortan Prosektor am Pathologischen Institut des Israelitischen Krankenhauses Hamburg (bis 1937) Erfahrung im „Dritten Reich“: E. war jüdischer Abstammung, jedoch zum Protestantismus konvertiert. Im Fragebogen zur Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 gab er entsprechend auf die Frage nach seiner Konfession an, evangelischen Glaubens zu sein; die Frage nach einer früheren Konfession beantwortete er wahrheitsgemäß mit „israelitisch“. Damit galt E. der nationalsozialistischen Rassenideologie zufolge als „Volljude“ und fiel unter den zu entlassenen Personenkreis. Wegen seiner jüdischen Abstammung beantragte die Stadt Kiel nur wenige Tage nach Einreichung des ausgefüllten Fragebogens E.s Versetzung in den Ruhestand. Dagegen legte E.s Frau in dessen Abwesenheit umgehend Wi-
derspruch ein mit Verweis auf die Dritte Durchführungsverordnung des Berufsbeamtengesetzes. Gemäß Berufsbeamtengesetz galt bei der Entlassung von „nichtarischen“ Beamten eine Ausnahme, wenn es sich um einen planmäßigen und seit 1. August 1914 ununterbrochen beschäftigten Beamten handelte. Diesen konnten gemäß der Dritten Durchführungsverordnung Beamte gleichgestellt werden, die zum 1. August 1914 alle Voraussetzungen für das Beamtenverhältnis erfüllten, zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht verbeamtet waren und sich als Beamte im Weiteren „in hervorragendem Maße bewährt“ hatten. Zu letzteren war auch E. zu zählen, der zwar seit August 1913 als Prosektor in Kiel in einem festen und ununterbrochenem Anstellungsverhältnis stand, jedoch erst 1928 verbeamtet wurde. Während die Stadt Kiel die Unverbindlichkeit der spezifischen Regelung als „Kann-Bestimmung“ betonte und trotz des Widerspruchs an E.s Versetzung in den Ruhestand festhielt, sprach sich der Dezernent der Städtischen Krankenanstalten aufgrund E.s großer Verdienste für die städtische Prosektur für die Anwendung der Ausnahmeregelung aus. Trotz dieser Fürsprache wurde E. Ende Oktober 1933 durch Erlass der Preußischen Innenministeriums zum 31. Januar 1934 in den Ruhestand versetzt. In einem Schreiben an den Reichsminister des Innern machten E.s Rechtsanwälte gegen die Entscheidung unbillige Härte geltend, da E. unter den gleichen Voraussetzungen – wäre er 1928 nicht vom Beamten- ins Angestelltenverhältnis gewechselt – von der Versetzung in den Ruhestand nicht betroffen gewesen wäre. Zwar änderte das anwaltliche Schreiben nichts an der Endgültigkeit des ministeriellen Erlasses. Es trug jedoch aufgrund der Prüfung des Sachverhalts dazu bei, dass die Neubesetzung von E.s Planstelle erheblich verzögert wurde und der Prosekturbetrieb dadurch nur provisorisch aufrechterhalten werden konnte. E. zog von Kiel zunächst in die Umgebung von München; ein Beschäftigungsangebot in der Schweiz und eine leitende Stellung in Kuba schlug er aus, um in Deutschland bleiben zu können. Er leitete ab Oktober 1934 bis zu seinem Tode schließlich die Prosektur des Israelitischen Krankenhauses Hamburg. Nach mehrmali-
Epstein, Emil
gen Gestapo-Verhören emigrierte E.s „arische“ Witwe nach Dänemark. E.s wissenschaftlicher Nachlass verbrannte bei den Luftangriffen auf Hamburg. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Zu E.s Schülern an der städtischen Prosektur Kiel zählte der berühmte Pathologe, Bakteriologe und spätere für seine Forschungen an Sulfonamiden als Antibiotika ausgezeichnete Nobelpreisträger Gerhard Domagk (1895–1964). Domagk war in Kiel als E.s Assistent beschäftigt, bevor er an die Universität Greifswald wechselte, wo er zu bakteriell verursachten Infektionen forschte. E. verstarb im November 1937 im Alter von 54 Jahren in Hamburg in Folge eines Myokardinfarkts und wurde 1938 von seiner nach Dänemark emigrierten Ehefrau in Sonderburg bestattet. Nach dem Krieg wurden der Witwe E. in einem Wiedergutmachungsverfahren Bezüge zugebilligt, da davon auszugehen war, dass ihr Ehemann ohne „politische Schädigung“ durch vorzeitige Versetzung in den Ruhestand bis zum Erreichen der Altersgrenze im Juli 1947 als Prosektor im städtischen Dienst verblieben wäre.
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mentelle Untersuchungen über Typhuskeimträger, Med. Klin. 12 (1916), 879–881 (zus. mit G. Wagner); Sind Trypanosomiasis und Syphilis verwandte Krankheiten, Arch. Schiffs- u. Trop.Hyg. 23 (1919), 1–17; Winke für die Entnahme und Einsendung von Material zur bakteriologischen, serologischen und histologischen Untersuchung. Ein Hilfsbuch für die Praxis (1921) (zus. mit O. Hage); Die Chemische Zusammensetzung des Herzmuskels bei verschiedenen Krankheiten. Klin. Wochenschr. 3 (1924), 62–66 (zus. mit G. Domagk); Neuere Arbeiten über Streptokokken und Streptokokkeninfektionen, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 798–802 Quellen/Literatur: BArch R 9347; StadtA Kiel 45667 Personal- und Versorgungsakte Emil Emmerich Index Biologorum (1928), 76–77; Rabl (1950); Lampert (1991), 101; Dhom (1997), S15; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3 Epstein, Emil
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie und Serologie, insbesondere Streptokokkeninfektion; experimentelle Untersuchungen zu Infektionskrankheiten; Organveränderungen nach Erkrankungen, insbesondere Studien zum Herzmuskel; Struma maligna Publikationen (Auswahl): Über die Variabilität im histologischen Bau der Metastasen bei Struma maligna mit besonderer Berücksichtigung der Knochenmetastasen (1907) (zugl. Diss.); Über die Bedeutung der kutanen und perkutanen Tuberkulinreaktion bei Erwachsenen, Münch. Med. Wochenschr. 55 (1908), 1066; Ueber das Verhalten des Kaninchenhodens bei experimenteller Trypanosomen- und Spirochäteninfektion, Dtsch. Med. Wochenschr. 39 (1913), 642–644 (zus. mit P. Uhlenhuth); Typhus-Schutzimpfung und -Infektion im Tierversuch, Med. Klin. 3 (1916), 75 (zus. mit G. Wagner); Vergleichende experi-
Professor, Dr. med. Österreichischer Experimentalpathologe * 19. August 1875 in Wien † 25. Februar 1951 in Wien Vaterberuf: Arzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Matura am Realgymnasium des 6. Wiener Gemeindebezirks; Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1900); 1899 Aspirant an der II. Medizinischen Universitätsklinik bei
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Edmund Neusser (1852–1912) (bis 1901); 1900 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; 1902 Hospitant am Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie der Universität Wien bei Anton Weichselbaum (1845–1920); 1902 Privatpraxis im Medizinischen Privatambulatorium Wien (bis 1906); 1906 Volontär am Universitätslaboratorium Wien bei Ernst Ludwig (1842–1915); 1908 Tätigkeit am Serotherapeutischen Institut Wien bei Richard Paltauf (1858–1924) (bis 1909); 1909 Tätigkeit an der Serodiagnostischen Station der Prosektur der Rudolfstiftung in Wien (bis 1914); 1914 Kriegsdienst als Arzt beim Malteserorden; 1915 Kriegsdienst als Adjunkt der Prosektur am Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien (bis 1918/19); 1919 Leiter der Serodiagnostischen Stationen der Prosekturen am Rudolfs- und am Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien (bis 1939); 1920 Bestellung zum Facharzt für praktisch-medizinische Laboruntersuchungen im Bereich der Staatseisenbahndirektion Wien; 1926 Habilitation für Allgemeine Pathologie mit besonderer Berücksichtigung der Serologie an der Universität Wien; 1938 Rückgabe der Venia legendi; 1939 Entlassung am Rudolfs- und am Kaiser-Franz-Josef-Spital, fortan Tätigkeit als Allgemeinpraktiker und leitende ärztliche Tätigkeit am Medizinischen Laboratorium Wien; nach 1945 Rückkehr an die Universität Wien; 1950 Verleihung des Titels außerordentlicher Professor Erfahrung im „Dritten Reich“: E.s Vater war jüdischer Abstammung. Obschon er die evangelische Konfession angenommen hatte, galt er gemäß nationalsozialistischer Rassenideologie als „Volljude“ und E. aufgrund eines „arischen“ Elternteils damit als „Mischling ersten Grades“. Im Kontext des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich und einer damit drohenden Entlassung aus „rassischen Gründen“ wandte sich E. in einem Ausnahmegesuch an den „Stellvertreter des Führers“. Dieses Ansuchen „zeichnet das Bild eines zumindest stark mit dem Regime Sympathisierenden“ (Huber [2019]). E. betonte darin seine nationale Gesinnung durch seine Mitgliedschaft in der Groß-
deutschen Volkspartei sowie seine langjährigen Kontakte zu völkisch-nationalistischen Kräften wie Franz Stein (1869–1943) und Julius Apponyi (1853–1927). Zusammen mit Stein und Apponyi habe er 1918 „an dem Zustandekommen eines deutschmagyarischen Abkommens gearbeitet, das die schärfste Bekämpfung des von Kaiser Karl befolgten jüdisch-clerikalslawischen anti-deutsche [sic!] und antimagyarischen Kurses zum Ziele hatte.“ (ebd.) In einem Artikel des „Alldeutschen Tagblattes“ habe er 1919 außerdem „auf die Geschäftsverbindungen des Hauses Habsburg unter Kaiser Franz Josef mit dem jüdischen Grosskapital und die hochverräterischen Umtriebe Karls und Zitas hingewiesen“ (ebd.). Er nennt ferner eine ganze Reihe von NSDAP-, SA- und SS-Mitgliedern als Gewährsmänner. Darunter befand sich etwa Rudolf Drtil (1911–1953), der 1933 ein Attentat auf Engelbert Dollfuß (1892–1934) verübt hatte: Er sei mit Drtils Vater befreundet gewesen und habe dem Drtil nach der Haftentlassung bei der Ausreise ins nationalsozialistische Deutschland geholfen. Auch anderen illegalen Nationalsozialisten habe er nach antisemitischen Ausschreitungen in Wien zu „Sommeranstellungen verholfen“ (ebd.). Entsprechende positive Leumundszeugnisse – u. a. vom Sprecher der NS-Ärzteschaft in Badgastein und vom Dozentenbundführer der Universität Wien – waren dem Ersuchen E.s beigefügt. Trotz allen Gewichts der Gewährspersonen überwog aus staatlicher Sicht die „Rassenfrage“ bei der Bescheidung von E.s Ersuchen; ein Monat später legte ihm das zuständige Ministerium nahe, aus „rassischen Gründen“ auf seine Venia legendi zu verzichten. E. folgte dieser Aufforderung. Mit Wirkung ab Dezember 1939 wurde ihm schließlich außerdem seine Stellung am Rudolfs- und am Kaiser-Franz-Josef-Spital gekündigt. Das Reichsarztregister weist ihn ab 1939 als Allgemeinpraktiker und leitenden angestellten Arzt am Medizinischen Laboratorium Wien aus. Als NS-Geschädigter kehrte er nach 1945 an die Universität Wien zurück und wurde hier im September 1950 zum tit. außerordentlichen Professor ernannt, wobei die „erlittene politische Schädigung“ (ebd.) als ein Grund für die Ernennung genannt wird.
Epstein, Emil
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Die cerebrotendinöse Xanthomatose (CTX), eine seltene Stoffwechselerkrankung der Gruppe der Leukodystrophien, wird auch als Van-Bogaert-Scherer-Epstein-Syndrom bezeichnet. Die Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1937 gemeinsam durch den belgischen Neuropathologen Ludo van Bogaert (1897–1989), den deutschen Neuropathologen Hans Joachim Scherer (1906– 1945) und E. E. war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Vereinigung deutscher Pathologen, der Mikrobiologischen Gesellschaft in Wien, der Biologischen Gesellschaft in Wien, der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte und der deutschen Kolloid-Gesellschaft. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie und Immunbiologie; Theorie und Serologie der Syphilis; Pathologie und Pathochemie der Lipoidstoffwechselkrankheiten; Morbus Gaucher; Morbus Niemann-Pick; Morbus Tay-Sachs Publikationen (Auswahl): Studien über die hämolysirende Eigenschaft der Blutsera. Wirkung des Sublimats auf die complexe Hämolyse durch Immunserum und die Wassermann’sche Reaction, Z. Exp. Pathol. Therapie 7 (1909), 549–555 (zus. mit E. Přibram); Zur Theorie der Serologie der Syphilis, Kolloid-Z. 29 (1921), 310–314 (zus. mit F. Paul); Zur Theorie der Serologie der Syphilis. Die elektrische Ladung von Lipoiden in wässerigen Dispersoiden und die Beziehung dieses Ladungszustandes zum sonstigen physikalischen Zustand der Lipoiddispersoide, Kolloid-Z. 31 (1922), 182–195 (zus. m. F. Paul und K. Lorenz); Beitrag zur Pathologie der Gaucherschen Krankheit, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 253 (1924), 157–207; Zur Chemie der Gaucherschen Krankheit und zur Frage der sogenannten Lipoidzellenhyperplasie, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 2194; Neues zur Theorie der Lange’schen Goldsolreaktion des liquor cerebrospinalis bei Syphilis und Metalues des Zentralnervensystems, Kolloid-Z. 40 (1926), 307–318 (zus. mit H. Rubinstein); Neues zur Theorie der Langeschen
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Goldsolreaktion des Liquor Cerebrospinalis bei Syphilis und Metalues des Zentralnervensystems, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 209–212; Zur Chemie der Gauchersubstanz, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 1085 (zus. mit H. Lieb); Beitrag zur Theorie und Morphologie der Immunität. Histiocytenaktivierung in Leber, Milz und Lymphknoten des Immuntieres (Kaninchen), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 273 (1929), 89–115; Über den Phosphatid- und Cerebrosidgehalt von Milz und Leber eines Falles von Morbus Gaucher im Säuglingsalter (mit Vergleichswerten von Normalmilz und Milz bei Pick-Niemannscher Krankheit), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 274 (1929), 294–301; Über einen Fall von hochgradiger Thrombocytenvermehrung, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 1177–1178 (zus. mit J. Kretz); Beiträge zur Pathologie und Systematik der allgemeinen Lipoidosen nach chemischen und physikalisch-chemischen Gesichtspunkten, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 281 (1931), 152–171; Der Gegenwärtige Stand der Lehre vom Chemismus der Zellen und Gewebe in Beziehung zur Pathologie der Allgemeinen Lipoidosen (Gauchersche, Niemann-Picksche Krankheit, Christians Syndrom, Xanthelasma usw.), Klin. Wochenschr. 10 (1931), 1601–1607; Beiträge zu einer physiologischen und pathologischen Chemie der Haut. IX. Mitteilung: Extrazelluläre Cholesterinose, Arch. Dermatol. 166 (1932), 243–272 (zus. mit E. Urbach und K. Lorenz); Über die ursächliche Bedeutung der chemischen Veränderungen für die Pathologie des Gehirns bei Niemann-Pickscher Krankheit. Beziehungen zwischen Niemann-Pickscher Krankheit und infantiler amaurotischer Idiotie (Typus Tay-Sachs), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 284 (1932), 867–879; Zur Pathologischen Physiologie der Phosphatid-Zellverfettung bei Niemann-Pickscher Krankheit. Zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der physiologischen Funktion der Leber als Regulator des Cholesterinstoffwechsels, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 56–60; Hämorrhagische Thrombocythämie bei vasculärer Schrumpfmilz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 292 (1934), 233–248 (zus. mit A. Goedel); Über das gegensätzliche Verhalten der lipoid-
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Biografische Portraits
chemischen Beschaffenheit des Gehirnes bei Niemann-Pickscher Krankheit und infantiler amaurotischer Idiotie vom Typus Tay Sachs und über die Beziehung der Pathochemie zur Pathologie beider Krankheiten, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 293 (1934), 135– 147; Über die Aufspaltung der Hirnphosphatide durch wäßrige Formalinlösung in wasserlösliche Spaltprodukte, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 293 (1934), 147–152 (zus. mit K. Lorenz); Die theoretische Grundlage und die praktische Bedeutung der quantitativ-photometrischen Seroreaktion der Syphilis nach A. Vernes, Paris, Arch. Dermatol. 173 (1936), 357–384 (zus. mit A. Domes); Eine neue Form einer allgemeinen Cholesterinlipoidose. Eine pathochemische und pathologisch-physiologische Studie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 298 (1936), 430–446 (zus. mit K. Lorenz); Beitrag zur Pathologie und Pathochemie der Cholesterinigen Lipoidose vom Typus Bogaert-Scherer, Klin. Wochenschr. 16 (1937), 1320–1323 (zus. mit K. Lorenz); Beiträge zur Pathologie der allgemeinen Lipoidosen, in: Ergebnisse der Allgemeinen Pathologie und Pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere, Bd. 33 (1937), 280–313; Elektrische Umladung der dispersen Phase organischer und anorganischer Dispersoide durch Radiumemanation, Kolloid-Z. 81 (1937), 80–87; Beitrag zu einer vergleichenden Pathologie und Pathochemie der allgemeinen Cholesterinlipoidosen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 306 (1940), 53–69 (zus. mit H. Kreitner) Quellen/Literatur: BArch R 58/9609; BArch R 9347; UAW Senat S 304.227 Kosic (1935), 105 [P]; Kürschner (1935), 287; Merinsky (1980), 49–49a; Mühlberger (1993), 20; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte.CRD 121; Huber [2019] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Uhlendahl et al. (2021), 3
Gierke, Edgar Otto Konrad von
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 9. Februar 1877 in Breslau/Schlesien (heute: Wrocław, Polen) † 21. Oktober 1945 in Karlsruhe Vaterberuf: Rechtsgelehrter Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Königlichen Wilhelms-Gymnasium in Berlin; 1894 Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg, Breslau und Berlin (bis 1900); 1896 Militärdienst als einjährig-freiwilliger Arzt in Berlin (bis 1897); 1900 ärztliches Staatsexamen an der Universität Heidelberg, danach Medizinalpraktikant, u. a. am Pathologischen Institut des Berliner Städtischen Krankenhauses am Urban bei Carl Benda (1857–1932); Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Julius Arnold (1835–1915) (bis 1902); 1901 Promotion zum Dr. med. ebenda „Ueber den Eisengehalt verkalkter Gewebe unter normalen und pathologischen Bedingungen“; 1902/03 Volontärassistent an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg bei Vincenz von Czerny (1842–1916); 1903 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. bei Ernst Ziegler (1849–1905) und dessen Nachfolger Ludwig Aschoff (1866–1942) (bis 1907); 1904/05 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Freiburg i. Br. mit der Arbeit „Das Glykogen in der Morphologie des Zellstoffwechsels“; 1905 Professurvertreter ebenda (bis 1906); 1907 For-
Gierke, Edgar von
schungsaufenthalt am Laboratorium des Krebsforschungsinstituts in London, anschließend kurzzeitig Leiter der Histologischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universität Berlin (bis 1908); 1908 Prosektor und Leiter des Pathologisch-bakteriologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Karlsruhe (bis 1937); 1909 zusätzlich Lehrbeauftragter für Bakteriologie an der Technischen Hochschule Karlsruhe; 1910 außerordentlicher Professor für Pathologie an der Universität Freiburg i. Br. (bis 1921); 1911 nichtetatmäßiger außerordentlicher Professor für Bakteriologie an der Technischen Hochschule Karlsruhe (bis 1936); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, u. a. Abteilungsarzt der 2. Abt. des Feldartillerieregiments 14 in Lothringen und Nancy-Epinal, letzter Dienstgrad: Stabsarzt (bis 1918); 1936 Rückgabe der Venia legendi; 1937/38 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand; zwischen 1939 und 1944 kriegsbedingte Vertretung der Prosektur des Städtischen Krankenhauses Karlsruhe Erfahrung im „Dritten Reich“: Nach der nationalsozialistischen Rassenideologie galt G. als aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Mutter Marie Caecilie Elise (Lilli) G., geborene Loening (1850–1936), als „Mischling ersten Grades“. Obschon G.s Großeltern mütterlicherseits bereits in den 1840er Jahren zum Protestantismus konvertiert waren, wurde G. damit als „Nichtarier“ angesehen und gehörte zum gemäß den Bestimmungen des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933 zu entlassenen Personenkreis. Aufgrund seines Fronteinsatzes als Abteilungsarzt in Lothringen und Nancy-Epinal im Ersten Weltkrieg war er jedoch zunächst vor einer Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst und vor einem Entzug der Venia legendi geschützt („Frontkämpferprivileg“). G., der schwer erschüttert war von der antisemitischen Diskriminierung, verzichtete jedoch ab März 1936 freiwillig auf seine Lehrberechtigung an der Technischen Universität Karlsruhe und schied aus dem Lehrkörper aus. Infolge der Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes vom September 1935 verlor er schließlich zum 1. Januar 1938 seine Stellung als Prosektor und Leiter
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des Pathologisch-bakteriologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Karlsruhe und wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Vonseiten der Stadt Karlsruhe hatte es noch Bemühungen gegeben, eine Ausnahmeregelung für G. zu erwirken, was jedoch von der NS-Kreisleitung unter Verweis auf die rechtliche Situation abgelehnt wurde; mit Beschluss des Reichsstatthalters von Baden Robert Wagner (1895–1946) vom 27. September 1937 erfolgte die Pensionierung zum Jahresende. In einem Nachruf seines Nachfolgers Richard Böhmig (1898–1972) auf G. heißt es dazu: „Bei seiner großen Liebe zum Elternhaus und besonders auch zu seiner Mutter brachte ihm die entwürdigende Haltung des Nationalsozialismus gegenüber den Nichtariern die größte Erniedrigung seines Lebens. Die Kränkung, die seine Mutter erfuhr, der seine Kinder in Schule, Studium und Berufswahl ausgesetzt waren, hat ihn außerordentlich belastet. So hat er auch unter seiner frühzeitigen Versetzung in den Ruhestand zum 1. Januar 1938 mehr gelitten, als er Außenstehende merken ließ“ (Böhmig [1950], 19). Bis 1938 war G. Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft; im selben Jahr nahm er noch an der Jahrestagung der Gesellschaft teil, durfte aber – obschon die Thesaurismosen zum Hauptthema der Tagung gewählt worden waren – nicht mehr zur von ihm entdeckten Glykogenspeicherkrankheit referieren. Aufgrund der „Unmöglichkeit des berufenen Referenten“ (zit. n. Dhom [2001], 413), wie einleitend bemerkt wurde, übernahm der Kieler Pathologe und Nationalsozialist Herbert Siegmund (1892–1954) den Vortrag. Von Ende August 1939 bis Herbst 1940 sowie vom Frühjahr 1941 bis Ende 1944 wurde G. als Vertreter des zum Kriegsdienst einberufenen Richard Böhmig in der Prosektur des Städtischen Krankenhauses Karlsruhe reaktiviert. Dazu bedurfte es einer Sondergenehmigung des Reichsinnenministers in Benehmen mit dem „Stellvertreter des Führers“ und dem Reichsfinanzminister. Diese wurde aufgrund der Tatsache, „daß seine fachliche Leistung auf dem Gebiete der Prosektur beachtlich ist, und weiterhin, daß er in seiner Tätigkeit mit Kranken selbst nichts zu tun hat“ (zit. n. Kaiser/Sziranyi/Gross
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Biografische Portraits
[2020a], 5), für die Dauer des Krieges erteilt. Eine Rolle dabei dürfte auch die Einschätzung G.s als „in politischer Hinsicht […] harmlos und ungefährlich“ (zit. n. ebd.) gespielt haben: Tatsächlich war G. – wohl aus Karrieregründen – Mitglied in nationalsozialistischen Verbänden wie der Deutschen Arbeitsfront, dem Reichsbund der Deutschen Beamten und dem NS-Ärztebund; seine Kinder waren Mitglied der Hitlerjugend. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): G.s Vater war der Rechtsgelehrte und zeitweilige Rektor der Berliner Universität Otto Friedrich G. (1841–1921), der 1911 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde; seine Mutter Lilli G. entstammte der ursprünglich jüdischen Verlegerfamilie Loening. Ein Bruder war der Jurist Julius Karl Otto G. (1875–1960), seine älteste Schwester Anna Ernstine Therese G. (1874–1943) gilt als Mitbegründerin der modernen Sozialpädagogik. Edgar G. war verheiratet mit Julie Hedwig Auguste G., geborene Braun (1893–1964), der Tochter des badischen Ministerialdirektors Otto Braun (1852–1906), mit der er die Tochter Therese (Thesi), verheiratete Baum (1913–1990) und die Söhne Rudolf (Rolf) Otto Edgar (1915– 2005), Henning Edgar Gotthart (1917–2007) und Gerhart Otto Julius (1922–2003) hatte. G. erlangte erste überregionale Bekanntheit durch seine Bearbeitung Clemens von Kahldens (1859–1903) „Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-anatomischer Präparate“ (7. Aufl. 1904), den „Grundriß der Sektionstechnik“ (1912, 12. Aufl. 1933) und das in insgesamt 17 Auflagen erschienene „Taschenbuch der Pathologischen Anatomie“ (1911, 17. Aufl. 1949). Internationale Anerkennung wurde G. 1929 durch die Erstbeschreibung der Glykogenspeicherkrankheit von Leber und Nieren zuteil (Hepato-Nephromegalia glykogenica, Beitr. Pathol. Anat. 82 [1929], 497–513); sie wird bis heute als „von Gierkesche Krankheit“ bezeichnet (auch: „Von-Gierke-Krankheit“ oder „Morbus von Gierke“; international: „Von Gierke’s disease“). Bereits 1905 hatte G. mit seiner Habilitationsarbeit bei Ernst Ziegler eine erste umfangreiche Studie über das Glykogen veröf-
fentlicht (Das Glykogen in der Morphologie des Zellstoffwechsels, Beitr. Pathol. Anat. 37 [1905], 502–567). Privat war G.s große Leidenschaft der Sport, insbesondere das Segelfliegen, Skilaufen und Bergsteigen; in Karlsruhe war er im Akademischen Ausschuss für Leibesübungen aktiv, regte die Einführung hochschulärztlicher Untersuchungen von Studenten an und beteiligte sich an der Planung eines Hochschulstadions. G. erlebte das Ende der NS-Herrschaft noch mit und verstarb im Oktober 1945 im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer seit den 1930er Jahren bestehenden Herzkrankheit (Todesursache: Coronarsklerose, Lungenödem, akute Herzschwäche). Seit 1968 erinnert die „Edgar-von-Gierke-Straße“ in Karlsruhe an ihn, 1986 wurde eine Gedenktafel am früheren Wohnhaus der Familie G. in Berlin angebracht. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Erforschung von Knochentumoren mit Schilddrüsenbau; innere Sekretion; Glykogenspeicherkrankheit; tierexperimentelle Übertragbarkeit von Krebserkrankungen; Sektionstechnik; fetale Blutkrankheiten; Strumatumoren; pathologische Veränderungen des Peritonaeums, insbesondere Endometriosen Publikationen (Auswahl): Ueber den Eisengehalt verkalkter Gewebe unter normalen und pathologischen Bedingungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 167 (1902), 318–351 (zugl. Diss.); Ueber Knochentumoren mit Schilddrüsenbau, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 170 (1902), 464–501; Über einen Fall von akuter Degeneration des Leberparenchyms. Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 50 (1903), 294–312 (zus. mit F. Soetbeer, O. Cohnheim, M. Jacoby, J. Ibrahim und H. Steudel); Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-anatomischer Präparate. Für Studierende und Ärzte (7. Aufl. 1904); Das Glykogen in der Morphologie des Zellstoffwechsels, Beitr. Pathol. Anat. 37 (1905), 502–567 (zugl. Habil.-Schr.); Der Einfluss von Herkunft oder Mäuserasse auf die Uebertragbarkeit des Mäusekrebses, Z. Krebsforsch. 7 (1908), 331– 336; Taschenbuch der Pathologischen Anatomie
Goldschmidt, Edgar
(1911, 17. Aufl. 1949); Grundriß der Sektionstechnik (1912, 12. Aufl. 1933); Bauchfell, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 4/1 (1926), 1055–1127; Das Pseudomyxoma Peritonei und die Endometriosen des Bauchfells im Hinblick auf die Implantationshypothese, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 1476–1479; Hepato-Nephromegalia glykogenica, Beitr. Pathol. Anat. 82 (1929), 497–513; Über Fetale Blutkrankheiten, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 2295–2299; Über die Strumatumoren der Knochen und anderer Organe, Frankf. Z. Pathol. 56 (1942), 276–295 Quellen/Literatur: StadtA Karlsruhe 7/NL Gierke u. 8/ZGS Gierke; StadtA Karlsruhe Personenstandsregister Karlsruhe; UA HUB Charité PA 442 Fischer (1932), Bd. 1, 499; Böhmig (1950); Stürzbecher (1964); Dhom (1997), S15; Dhom (2001), 412–413; Voswinckel (2002), 505; Koch (2007), 178–181 [P]; Menges (2007), 149–150 [P]; Badische Biographien (2011), Bd. 6, 137– 140; Koch [2015] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 10, 12; Kaiser/Sziranyi/Gross (2020a) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Goldschmidt [Goldschmid], Edgar Isak Robert
Professor, Dr. med. Deutsch-schweizerischer Pathologe und Medizinhistoriker * 14. Dezember 1881 in Frankfurt a. M. † 26. Mai 1957 in Lausanne, Schweiz
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Vaterberuf: Bankier und Kunstsammler Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1900 Abitur am Lessing-Gymnasium Frankfurt a. M.; Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., Kiel, Berlin und München (bis 1905); 1905 Approbation und Promotion zum Dr. med. an der Universität München bei Otto von Bollinger (1843–1909) über die Tuberkulose bei Säuglingen; Medizinalpraktikant an der Dermatologischen Klinik München bei Karl Posselt (1837–1916), an der III. Medizinischen Klinik München bei Friedrich von Müller (1858– 1941) und am German Hospital in London (bis 1906); 1906 Assistent am Senckenbergischen Pathologischen Institut Frankfurt a. M. bei Eugen Albrecht (1872–1908) (bis 1908); 1908 Assistent in der Abteilung für Experimentelle Therapie am Institut für Pharmakologie der Universität Berlin bei Ernst Friedberger (1875–1932) (bis 1910); 1910 Assistent am Pathologischen Institut Genf bei Max Askanazy (1865–1940) (bis 1913); 1913 Prosektor am Senckenbergischen Pathologischen Institut Frankfurt a. M. (bis 1933); 1916 Habilitation für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie an der Universität Frankfurt a. M. über „Die Entwicklung der pathologisch-anatomischen Abbildung“; 1922 nichtbeamteter außerordentlicher Professor für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie ebenda (bis 1933); 1933 Professor für Geschichte der Medizin an der Universität Lausanne (bis 1955); 1955 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: G. war jüdischer Abstammung; im Kontext der Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verlor er 1933 seine Lehrbefugnis an der Universität Frankfurt a. M. und musste seine Stelle als Prosektor aufgeben. Auf Vermittlung von Louis Michaud (1880– 1956) erhielt er noch 1933 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an die Universität Lausanne und emigrierte im selben Jahr in die Schweiz. Er wurde auf der 1936 in London veröffentlichten „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt.
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Biografische Portraits
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im Geburtenregister der Stadt Frankfurt a. M. wird der Nachname „Goldschmidt“ geschrieben; G. selbst nutzte aber wohl – wie auch schon sein Vater – die Schreibweise „Goldschmid“. G. befasste sich vor allem mit der Geschichte der medizinischen Abbildung und wurde u. a. durch seine Studien zur anatomischen Wachsplastik bekannt. Als G.s bedeutendstes medizinhistorisches Werk gilt seine „Entwicklung und Bibliographie der pathologisch-anatomischen Abbildung“ von 1925. G. verstarb 1957 im Alter von 75 Jahren in Lausanne und wurde am 31. Mai 1957 auf dem jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt a. M. urnenbestattet.
Quellen/Literatur: HStAM 903/8959 Bergmann (1930), 60; Fischer (1932), Bd. 1, 513–514; List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/ Düwell (1987); Ashworth Underwood (1957); Reucker (1957); Biographisches Lexikon verstorbener Schweizer (1961), Bd. 5, 359 [P]; Arnsberg (1983), Bd. 3, 158–159; Walk (1988), 118; Heuer/Wolf (1997), 120–121 [P]; Voswinckel (2002), 518–519; Sziranyi et al. (2019b), 4, 6; Uhlendahl et al. (2021), 3 Gottlieb, Bernhard [Berisch]
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologisch-anatomische Untersuchungstechnik; Serologie; Physiognomik in der Pathologie; Tuberkulose; Herzpathologie; Gefäßpathologie; Gerichtliche Medizin; Geschichte der Medizin, insbesondere Geschichte der pathologisch-anatomischen Abbildung Publikationen (Auswahl): Zur Kenntnis der Säuglingstuberkulose (1905) (zugl. Diss.); Der Sektionskurs. Kurze Anleitung zur pathologisch-anatomischen Untersuchung menschlicher Leichen (1919, 2. Aufl. 1922) (zus. mit B. Fischer u. B. Elkan); Entwicklung und Bibliographie der pathologisch-anatomischen Abbildung (1925); Physiognomik in der Pathologie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 886–895; Größe und Gewicht des Herzens unter normalen und pathologischen Verhältnissen, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 7/1 (1926), 141– 157; Verhalten der Gefäße beim Tod. Orte des Blutes, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 7/2 (1927), 1154–1158; Geschichte der Medizin als Lehrfach, Schweiz. Med. Wochenschr. 70 (1940), 1515 ff.; Influence of the social enviroment on the style of pathological illustration, J. Hist. Med. All. Sci. 7 (1952), 258–270
Professor, Dr. med., LLD, DMS, Dr. h. c. mult. Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten * 14. Juli 1885 in Kuty/Galizien, Österreich-Ungarn (heute: Ukraine) † 17. März 1950 in Dallas/Texas, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1906 Studium der Medizin in Wien; 1911 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. am Anatomischen Institut der Universität Wien bei Julius Tandler (1869–1936) über die Histologie der Zahnhartsubstanz; nachfolgend praktische Tätigkeit bei dem Wiener Zahnarzt (und späteren Schwiegervater) Siegmund Herz, parallel weiterhin v. a. abends Forschung am Anatomischen Institut von Tandler, insbesondere „Studien der intravitalen Färbung des Schmelzes und
Gottlieb, Bernhard
der Erforschung der Struktur und Bedeutung der Schmelzlamellen“ (Orbán [1950], 287); Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Arzt in der Österreichisch-ungarischen Armee, 1914 Leitung einer mobilen Krankenstation (bis 1916), 1916 Leiter einer mobilen Zahnambulanz (bis 1918); 1918 Eröffnung einer Ordination in Wien und Einrichtung eines privaten Labors, zudem zahnheilkundlich-wissenschaftliche Tätigkeit an der Universität Wien; Dezember 1921 Habilitation für Zahnheilkunde mit Arbeiten zum „Epithelansatz“; 1923 Gründung und Leitung des Histologischen Laboratoriums am Zahnärztlichen Institut der Universität Wien; Juli 1931 außerordentlicher Professor an der Universität Wien, Leitung der Zahnklinik und des Histologischen Laboratoriums ebenda (bis 1938); April 1938 Entlassung und Vertreibung von der Universität Wien; Mai 1938 Abmeldung seiner Praxis in Wien; noch 1938 Emigration nach Palästina, dort wohnhaft in Tel Aviv, Dozent an der Universität ebenda (bis 1940); 1940 Emigration in die USA, zunächst tätig im Fortbildungsinstitut der Kellogg Foundation in Ann Arbor/Michigan; aufgrund gesundheitlicher Probleme mit dem wechselhaften Klima Ann Arbors Wechsel nach Texas; dort 1941 Professor für orale Pathologie und Vorstand des Department for Dental Research des College of Dentistry der Baylor University in Dallas/Texas; parallel zur Hochschultätigkeit Betrieb einer „große[n] Privatpraxis“ (Müller [1950], 626) Erfahrung im „Dritten Reich“: G. war jüdischer Abstammung. Am 22. April 1938 wurde er im Zuge des „Anschlusses“ Österreichs als Hochschullehrer entlassen, verlor nachfolgend seine Venia legendi und sah sich zur Emigration gezwungen. Die Hintergründe schilderte William C. Hurt nach Angaben von Natalie Ornish folgendermaßen: „After the National Socialists came to power in Austria, teaching and research were continued, but one day the inevitable happened. Gottlieb and others went into the lecture hall; everywhere he was surrounded by friends in Nazi uniform. Gottlieb became quite desperate when he saw all this. He had been a very cosmopolitan individual who had no religious inclinations. But it is said that from the
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moment he saw his friends in Nazi uniforms, he became a militant Jew“ (Ornish [2011], 261 f.). Besagtes Ereignis könnte in der Tat dazu beigetragen haben, dass Gottlieb zunächst Palästina als Ziel seiner Flucht wählte. Für seine Familie organisierte er eine Unterbringung in London. Er selbst „flüchtete per Schiff und über mehrere Transitstaaten ins britische Mandatsgebiet Palästina“ (Wilms/Groß [2020a], 266) und versuchte zunächst einen Neustart an der Universität in Tel Aviv. Hier sah er sich jedoch mit drastischen infrastrukturellen Defiziten konfrontiert – so fehlte es beispielsweise in seinem Fachbereich an Bibliotheken, Laboratorien und sonstiger Ausrüstung. Daher wollte G. nach Großbritannien emigrieren. Dokumentiert ist ein Versuch der Society for Protection of Science and Learning (SPSL) – einer Hilfsorganisation britischer Akademiker für vertriebene deutsche und österreichische Hochschullehrer –, G. (und einige seiner Schüler) in Großbritannien „wieder an Hochschulen unterzubringen“ (Hohmann [2009], 134 f.). Doch G. wurde bereits 1937 „rejected by the General Medical Council“ (Zamet [2007], 277) – und hierbei blieb es. So emigrierte er letztlich im November 1940 in die USA und wurde dort ansässig. G. machte seine fachlichen Einschätzungen und Beziehungen zu Kollegen trotz seiner Rolle als NS-Verfolgter offenkundig nicht von deren politischer Einstellung im „Dritten Reich“ abhängig. Erwähnenswert ist hier insbesondere G.s anhaltend gutes Verhältnis zu dem nationalsozialistisch eingestellten Franz Schönbauer (1900–1963) (Schwarz [2017]; Mondl [2009], 73 ff.), während er etwa den politisch unbelasteten Fritz Driak (1900–1959) fachlich „nicht sehr geschätzt hat“ und dies auch als Gutachter zum Ausdruck brachte (Missbichler [2007], 118). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): G., der mit dem Vornamen Berisch aufwuchs und diesen erst 1920 amtlich in den Vornamen Bernhard ändern ließ (Posch [2020]), gilt als „Begründer des biologischen Denkens in der Zahnheilkunde“ (Orbán [1950], 289) und als „Father of Oral Histology“ (Ornish [2011], 262). Er gehörte als einer von wenigen deutschspra-
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Biografische Portraits
chigen Fachvertretern zu den international führenden Zahnärzten seiner Zeit und wurde in den 1920er Jahren zum Gründer der aus seinem Histologischen Laboratorium entstandenen weltweit beachteten „Wiener Schule“ (auch: „Schule Gottlieb“), der u. a. Frank Everett (1907–1976), Rudolf Kronfeld (1901–1940), Bálint Orbán (1899–1960), Harry Sicher (1889–1974) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960) zugerechnet wurden. Im Verlaufe des Ersten Weltkriegs sammelte er erste Kieferpräparate, welche die Basis seiner nachfolgenden, wegweisenden histologischen Studien wurden. Zu Beginn der 1920er Jahre gelang G. die „Entdeckung“ und Beschreibung des „Epithelansatzes“ der Zähne. Er betonte als erster „die Bedeutung der Schmelzlamellen“ und prägte den Begriff der „Schmelzbüschel“ (Hoffmann-Axthelm [1983], 568). G. veröffentlichte bereits 1920 zwei wegweisende Publikationen zur „Histologie und Pathogenese“ sowie zur „Ätologie und Therapie“ der „Alveolarpyorrhoe“, die, wie Bertzbach 1982 ausführte, „bis in die Gegenwart die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen beeinflusst“ haben (Bertzbach [1982],19–21). Tatsächlich wird G.s Einfluss auf die Parodontologie auch heute noch in Lehrbüchern herausgestellt. So heißt es etwa: „The Vienna school developed the basic histopathologic concepts on which modern periodontics was built. The major representative from this group was Bernhard Gottlieb“ (Carranza [2012], 6). G. prägte und definierte Begriffe wie „diffuse Atrophie“ (bei profunder Parodontitis) (Hoffmann-Axthelm [1983], 149, 427), „Epithelansatz“ (ebd., 182) und „Parodontalpyorrhoe“ (ebd., 475). G. war fraglos besonders ausgewiesen in den Bereichen orale Histopathologie und Parodontologie; bei seinen Untersuchungen griff er auch auf Tierexperimente zurück. G.s Schule wurde z. T. „kontroversiell diskutiert mit den in Berlin tätigen Wissenschaftlern (Oskar Weski) aber auch in Wien mit dem Leiter der Kieferorthopädischen Abteilung Albin Oppenheim“ (Posch [2020]). G. wandte sich v. a. „scharf gegen die von Weski eingeführte Wortbildung Paradentose“ (anstelle von „Alveolarpyorrhoe“), unterlag jedoch in diesem „Nomenklaturstreit“ (Bertzbach [1982], 22).
G. organisierte seit den 1920er Jahren zahnärztliche Forschungsgruppen in Chicago/Illinois (USA) und fand hierbei rasch internationale Beachtung. William Logan (1872–1943), damals Rektor der Loyola Universität in Chicago/Illinois, motivierte G., „in Amerika Labors nach dem Wiener Vorbild einzurichten“. Zu diesem Zweck entsandte G. seine Wiener Schüler Bálint Orbán und nachfolgend Rudolf Kronfeld an die Loyola Universität, „die damit den Grundstock ihrer späteren Karrieren in Amerika legen konnten“ (Posch [2020]). In einem 1985 publizierten Aufsatz mit dem Titel „A new look at the Gottlieb Collection“ wurden teilweise über 50 Jahre alte histologische Schnitte aus Gottliebs Zeit in Wien mit dem Elektronenmikroskop erneut untersucht. G. hatte diese Präparate bei seiner Flucht aus Österreich mitführen und so auch am Baylor College zu Ausbildungszwecken einsetzen können. Hierzu heißt es im betreffenden Aufsatz: „Die charakteristischen Präparate (4“×5“) zeigen individuell aufbereitete Serienschnitte, die in ihrer Fixierungs-, Einbettungs-, Schnitt- und Färbetechnik heute noch beispiellos sind, trotz moderner automatisch gesteuerter (2,0 und dünner) Schnittmethoden mit dem Mikrotom“ (Davis/ Jones [1985], 22–29; Djafari [2003], 51). Hermann Euler (1878–1961), der wohl wirkmächtigste deutsche Zahnarzt des 20. Jahrhunderts, zählte sich zu den Bewunderern G.s („von dem Umfang und der Gründlichkeit der wissenschaftlichen Arbeit von Gottlieb zusammen mit Orbán, Kronfeld u. a. habe ich hierbei erst die volle Achtung bekommen, die in Anbetracht des [aus eigenen Mitteln geschaffenen] Laboratoriums nicht ganz frei von Neid war“: Euler [1949], 97). G. war bei der Besetzung der Leitung des renommierten Wiener Zahnärztlichen Instituts (1929) als möglicher Kandidat genannt worden. Er kam jedoch nicht in die engste Wahl; der Ruf erging letztlich an seinen älteren Wiener Kollegen Hans Pichler (1877–1949) (Heinrich [2006], 46 f.). Zu diesem Zeitpunkt hatten es Juden an der Wiener Universität aufgrund antisemitischer Strömungen allerdings bereits a priori schwer, Leitungspositionen zu erreichen. G. trennte sich 1938 schweren Herzens von Wien, kämpfte in der Emigration mit Fremd-
Gottlieb, Bernhard
heitsgefühlen. Obwohl er sich einen internationalen Namen gemacht hatte, konnte er mit den nachfolgenden Studien nicht mehr an seine früheren wissenschaftlichen Erfolge anknüpfen: „Hierfür waren mehrere Faktoren maßgeblich: vor allem kulturelle und altersbedingte Anpassungsprobleme, schwierige Rahmenbedingungen vor Ort sowie knappe finanzielle Ressourcen erschwerten Gottlieb in den USA die Fortsetzung der Karriere“ (Wilms/Groß [2020a], 263). Die Dental School an der Baylor University blieb zudem als wissenschaftlicher Standort vergleichsweise unbedeutend („[…] this school did not rise to prominence“: Zamet [2007], 78). Das von G. zwangsweise zurückgelassene Histologische Laboratorium in Wien wurde Müller zufolge nach G.s Emigration bis zu dessen Tod „nicht mehr in Betrieb genommen“ (Müller [1950], 626); auch fand die „Wiener Schule“ nach der Zwangsemigration ihrer maßgeblichen Protagonisten nicht mehr zur alten Bedeutung zurück. G. war der Vater des US-amerikanischen Anthropologen, Soziologen und Hochschulprofessors Erich Gottlieb (1930–2013). G. war ein akademischer Schüler von Julius Tandler und Rudolf Weiser (1859–1928), ein jüngerer Kollege von Hans Pichler sowie ein Weggefährte von Franz Péter (1889–1963) und Artur Martin Schwarz (1887–1963). Mit Letzterem arbeitete G. bis zur Emigration eng zusammen, u. a. beim Verfassen von Publikationen, aber auch (seit 1925) in einer gemeinsamen Privatpraxis, die in einem Haus untergebracht war, das G. gehörte. G. war auch derjenige gewesen, der Schwarz „zur Zahnmedizin ermutigte“ (Graf [2007], 14). In der NS-Zeit musste Schwarz G. aus der gemeinsamen Praxis entlassen und kaufte G. zudem das betreffende Haus ab. Obwohl der Hauskauf auf G.s Initiative hin erfolgte, kam es hierbei zu justiziablen „finanziellen Unstimmigkeiten“, die das Verhältnis beider belasteten und erst nach längerer Zeit ausgeräumt werden konnten (ebd., 26). G. war ferner u. a. akademischer Lehrer von Frank Everett, Rudolf Kronfeld, Bálint Orbán, Harry Sicher, Joseph Peter Weinmann und Franz Schönbauer sowie (zeitweise) von Georg Stein (1891–1963). G. verstarb plötzlich und unerwartet an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Tod wurde so-
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gar in der „New York Times“ vermeldet (New York Times, 17.03.1950, 23). Noch 1979 und 1988 trug das international erfolgreiche Lehrbuch „Periodontics in the tradition of Orbán and Gottlieb“ im Titel G.s Namen (Grant/Stern/ Everett [1979]; Grant/Stern/Listgarten [1988]). G. erhielt zahlreiche internationale Ehrungen und war Mitglied verschiedener Fachgesellschaften. 1925 war er der Präsident der Fédération Dentaire Internationale, 1932/33 Vizepräsident der Vienna Section der International Association for Dental Research, 1936 wurde er mit dem Miller-Preis der Fédération Dentaire Internationale ausgezeichnet. 1946 wurde er Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde; er erhielt die Ehrendoktorate der Loyola Universität in Chicago und der Universität Bonn und war korrespondierendes Mitglied der Royal Society of Medicine in London. Außerdem war G. u. a. Ehrenmitglied der Nederlandsch Tandheelkundig Genootschap, des Allied Dental Council in New York, der British Dental Association, der Société Odontologique de Paris, der schwedischen und ungarischen zahnärztlichen Gesellschaft, der zahnärztlichen Gesellschaften in Wien und in Caracas (Venezuela) sowie Fellow der American Academy of Periodontology und der Nippon Dental Association. 1982 wurde er in die Hall of Fame am Baylor College of Dentistry in Dallas/ Texas aufgenommen. 2004 wurde die Wiener Universitätszahnklinik zu Ehren G.s in „Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik“ umbenannt; 2016 kam es jedoch zu einer neuerlichen Namensänderung in „Universitätszahnklinik Wien“, was z. T. kritisch aufgenommen wurde: „Die seinerzeitige Begründung: ‚Diese Ehrung stellt auch eine dankbare Verneigung vor allen so wertvollen Österreichern dar, die – weshalb auch immer – in den Grauen des Zweiten Weltkrieges ihre geliebte Heimat verlassen mussten‘ scheint gegenüber anderen Argumenten zu unterliegen“ (Posch [2020]). Begründet wurde besagte Entscheidung v. a. mit der besseren internationalen „Erkennbarkeit“ der Bezeichnung „Universitätszahnklinik“. Im Gegenzug wurde G. am 12. März 2020 durch eine Gedenktafel an der Fassade des Klinikgebäudes und die Einrichtung eines Schauraum im Eingangsbereich geehrt. In
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Biografische Portraits
der betreffenden Pressemitteilung hieß es: „Die Zahnklinik der MedUni Wien gab sich nach Ausgliederung aus dem Universitätenverbund 2004 zu seinen Ehren den Namen ‚Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik‘. Aus diversen Gründen musste dies 2016 geändert werden, was insbesondere die ParodontologInnen des Hauses sehr bedauerten. Mit der Enthüllung der Tafel am heutigen Tag wurde diesem berühmten Sohn der Medizinischen Universität Wien gebührend Ehre erwiesen und dem Motto ‚Gegen das Vergessen‘ ein Zeichen gesetzt“ (Medizinische Universität Wien [2020]). Seit 2005 wird außerdem die „Bernhard Gottlieb Medaille“ an Persönlichkeiten, die sich höchste Verdienste um die Wiener Zahnklinik erworben haben, verliehen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologische Anatomie der Zähne und Mundhöhle; Epithelansatz und Zahnhalteapparat; Parodontologie; Struktur und Stoffwechsel der Zahnhartsubstanz; Kariologie; experimentelle Arbeiten über die Wurzelbehandlung; Frakturen und Luxationen der Zähne Publikationen (Auswahl): Stoffwechsel im Zahnschmelz, Dtsch. Monatsschr. Zahnheilk. 32 (1914), 79; Beiträge zur Histologie und Pathogenese der Alveolarpyorrhoe, Österr. Z. Stomatol. 18 (1920), 44–58 (zus. mit L. Fleischmann); Zur Ätologie und Therapie der Alveolarpyorrhoe, Österr. Z. Stomatol. 18 (1920), 59–82; Ätiologie und Prophylaxe der Zahncaries, Z. Stomatol. 19 (1921), 129 ff.; Zementexostosen, Schmelztropfe und Epithelnester. Ein weiterer Beitrag zur Biologie des Zementes, Z. Stomatol. 19 (1921), 515–526; Der Epithelansatz am Zahne, Dtsch. Monatsschr. Zahnheilk. 39 (1921), 142–147; Schmutzpyorrhoe, Paradentalpyorrhoe und Alveolaratrophie (1925); Schmutzpyorrhoe, Paradentalpyorrhoe und Alveolaratrophie, Fortschr. Zahnheilk. 1 (1925), 519–546; Paradentalpyorrhoe und Alveolaratrophie, Fortschr. Zahnheilk. 2 (1926), 63–404, sowie 3 (1927), 366–407, sowie 4 (1928), 398–433, sowie 5 (1929), 351–406, sowie 6 (1930), 350–360, sowie 7 (1931), 397–431, sowie 8 (1932), 413–432 (zus. mit J. Weinmann), sowie 9 (1933), 393–408 (zus. mit J. Weinmann);
What is a normal pocket?, J. Am. Dent. Assoc. 13 (1926), 1747–1751; Frakturen und Luxationen der Zähne, in: Handbuch der Zahnheilkunde, Bd. 3, 4. Aufl. (1927), 1–16; Tissue changes in pyorrhea, J. Am. Dent. Assoc. 14 (1927), 2178–2207; Das Problem der Wurzelbehandlung. I. Mitteilung: Versuch einer biologischen Kontrolle von Wurzelbehandlungsmethoden, Z. Stomatol. 26 (1928), 1151–1170 (zus. mit G. Stein und A. M. Schwarz); Neue Wege der biologischen Kontrolle von Wurzelbehandlungsmethoden, Dtsch. Zahnärztl. Wochenschr. 32 (1929), 145–148 (zus. mit G. Stein und A. M. Schwarz); Tissue changes in experimental traumatic occlusion with special reference to age and constitution, J. Dent. Res. 11 (1931), 505–510 (zus. mit B. Orbán); Die Veränderungen der Gewebe bei übermäßiger Beanspruchung der Zähne (1931) (zus. mit B. Orbán); Das Problem der Wurzelbehandlung. II. Mitteilung: Die Kontrolle von Wurzelbehandlungsmethoden durch experimentelle Wurzelbehandlung, Z. Stomatol. 30 (1932), 187–204 (zus. mit G. Stein und B. Orbán); Die Wurzelkanalbehandlung bei lebender Pulpa, Z. Stomatol. 31 (1933), 655–681 (zus. mit B. Orbán und G. Stein); Zahnfleischentzündung und Zahnlockerung (1933 und 1936) (zus. mit B. Orbán); Biology and Pathology of the Tooth and its Supporting Mechanism (1938) (zus. mit B. Orbán); Anatomy and Pathology of the Tooth (1938) (zus. mit B. Orbán); The aetiology of dental caries, Br. Dent. 67 (1939), 377–384, Discussion 384–387; Biology of the cementum, J. Periodont. 13 (1942), 13 ff.; Dental caries, J. Dent. Res. 23 (1944), 141–149; Some orthodontic problems in histologic illumination, Am. J. Orthod. Oral. Surg. 32 (1946), 113–133; The purpose of the odontoblasts, J. Dent. Res. 25 (1946), 25–27; The formation of secondary dentin and related problems, J. Dent. Res. 25 (1946), 29–34; The new concept of periodontoclasia, J. Periodontol. 17 (1946), 7–23; Dental caries: its etiology, pathology, clinical aspects and prophylaxis (1947); Technique of impregnation for caries prophylaxis, NY J. Dent. 17 (1947), 355–357; Technique of impregnation for caries prophylaxis, Wash. State Dent. J. 16 (1947), 7–9; Dental caries and related subjects, J. Can. Dent. Assoc. 13 (1947), 467, 524–530; Caries prophylaxis, Iowa Dent. Bull. 33 (1947), 180–182; Trau-
Gross, Walter
matic occlusion and the rest position of the mandible, J. Periodontol. 18 (1947), 7–21; Invasion of micro-organisms into the body through enamel and dentin compared with that through epithelium and connective tissue, J. Houston Dist. Dent. Soc. 20 (1948), 1–4; The use of the rubber dam in impregnation of the tooth surface, Tex. Dent. J. 66 (1948), 90; Endodontia (1950) (zus. mit S. L. Barron u. J. H. Crock); unvollendet bzw. in der ursprünglich geplanten Form unveröffentlicht: „Periodontia“ (Manuskript: Müller [1950], 626) Quellen/Literatur: NARA RG 21/566200 [P]; UAW Med. Dekanat GZ 452 ex 1920/21 u. GZ 527 ex 1921/22; UAW Rektorat GZ 680 II ex 1937/38 u. GZ 730 ex 1937/38; UAW Senat S 304.371; UAW Med. Nat. 332–334 (WS 1906/07: Gottlieb, Bernhard); UAW MED PA 886, MED Rigorosenprotokoll M 12.4, MED Promotionsprotokoll M 33.9 The New York Times, 17.03.1950, 23 Fischer (1932), Bd. 1, 521; Schaeffer-Stuckert (1934), 42; Dr. Bernhard Gottlieb (1947); Euler (1949), 97, 131, 151, 161, 183; Driak (1950); In memoriam Gottlieb (1950); Müller (1950); Obituary Gottlieb (1950); Orbán (1950) [P]; Philipp (1951), 14; Kocher (1973), 170–183; Wirsching (1973), 35; Scheckel (1976), passim, insbesondere 144 u. 174–175; Grant/Stern/Everett (1979); Merinsky (1980), 80–82; Bertzbach (1982), 19–23, 26, 61, 165–166; Tetzlaff (1982), 110; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 405; Hoffmann-Axthelm (1983), 149, 182, 475, 568; Kröner (1983), 77; Davis/Jones (1985); Hoffmann-Axthelm (1985), 359 [P], 362, 424, 448, 452; Depmer (1993), 89–89; Mühlberger (1993), 22; Stadler/ Weibel (1995), 24; Kremenak/Squier (1997), 108–128 [P]; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte. CRD 202; Mahler (2000), 31; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 450; Djafari (2003), passim [mit Publikationsverzeichnis: 27–29, 32, 40– 41]; Heinrich (2006), 46–47, 52–53, 57, 60, 97; Zamet (2006), 405; Graf (2007), 8, 14, 17, 19–20, 25–34, 50, 91–93; Luan/Diekwisch (2007), 819; Missbichler (2007), 25–28, 38, 55, 77, 118; Wahl (2007), 64–65; Zamet (2007), 6, 27, 54, 61, 74– 76, 78, 235, 247, 277; Hohmann (2009), 134–135,
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173–174; Mondl (2009), passim, insbesondere 31 u. 73–77; Redzepovic (2009), 29; Zamet (2009), 483–485; Ornish (2011), 261–263 [P]; Carranza (2012), 6 [P], 169; ÖGZMK-Ehrenmitglieder (2013), 97; Groß (2019), 141; Haririan et al. (2019), 65–66; Medizinische Universität Wien [2020]; Posch [2020] [P]; Wilms/Groß (2020a) [P]; Wilms/Groß (2020b) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3, 10–13 Gross, Walter
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 12. Januar 1878 in Waldkirch/Baden † 14. September 1933 in Münster Vaterberuf: Fabrikdirektor Ausbildung und berufliche Laufbahn: Besuch der Gymnasien in Freiburg i. Br. und Augsburg; 1896 freiwilliger Militärdienst, letzter Dienstgrad: Gefreiter (bis 1897); 1897 Studium der Medizin an den Universitäten Lausanne, Berlin und Heidelberg (bis 1903); 1902 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Julius Arnold (1835–1915) (bis 1903) und Studienaufenthalt in der Physiologischen Abteilung des Instituts für Experimentelle Medizin in St. Petersburg bei Ivan Petrovič Pavlov (1849–1936); 1903 ärztliches Staatsexamen an der Universität Heidelberg und Assistent an der Kinderklinik ebenda bei Oswald Vierordt (1856–1906); 1903 Fortführung des freiwilligen
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Biografische Portraits
Militärdienstes, letzter Dienstgrad: Unterarzt der Reserve (bis 1904); 1904 Promotion zum Dr. med. am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Arnold mit der Arbeit „Ein Fall von Agenesie der linken Lunge“; 1905 erneuter Studienaufenthalt bei Pavlov in St. Petersburg; 1906 Assistent in der II. Medizinischen Klinik der Universität München bei Friedrich von Müller (1858–1941) (bis 1908); 1908 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Paul Ernst (1859–1937) (bis 1911); 1911 Habilitation für Pathologie an der Universität Heidelberg über „Experimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen histologischen Veränderungen und Funktionsstörungen der Nieren“; 1912 Privatdozent für gerichtliche Medizin ebenda (bis 1916); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Sanitätsdienst in verschiedenen Reservelazaretten, u. a. Teilnahme an der Schlacht um Münster und an der Schlacht an der Somme, letzter Dienstgrad: Stabsarzt als Armeepathologe der I. Armee (bis 1917); 1917 außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg (bis 1921); 1918 Gastvorlesungen in Allgemeiner Pathologie und Pathologischer Anatomie an der Universität Dorpat (heute: Tartu, Estland); 1921 ordentlicher Professor und Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Greifswald (bis 1924); 1924 ordentlicher Professor und Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Münster (bis 1933); 1926 Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (bis 1927) Erfahrung im „Dritten Reich“: G. wurde im September 1933 als Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Münster Opfer einer durch seine nationalsozialistisch orientierten Assistenten inszenierten öffentlichen Verleumdungskampagne, die ihn in den Suizid trieb. Seine von ihm erst im Mai 1933 neu eingestellten Assistenten Erich-Emil Benecke (1907–1961), NSDAP-Mitglied seit der „Machtergreifung“ Hitlers, Wilhelm Klostermeyer (1908–1998), SS-Sturmbannführer und ebenfalls NSDAP-Mitglied seit Frühjahr 1933, sowie Christoph Hackmann (1899–1981) drohten G. mit der Verwicklung in einen öffentlichen Skandal; dabei suchten „[v]or allem die beiden Mitte
20-jährigen Adepten der nationalsozialistischen ‚Revolution‘ […] ihrem Chef Führungsqualitäten abzusprechen, ihn in den Ruhestand zu zwingen“ (Ferdinand [2012], 460). Aufhänger der Denunziation waren vorgebliche Missstände am Pathologischen Institut, die vor allem der Institutssekretärin Christine Weber (* 1905) angelastet wurden; sie sei unzuverlässig, habe Geld unterschlagen, sittliche Verfehlungen begangen und Abtreibungen im Institut vorgenommen. Am 11. September 1933 – also erst wenige Monate nach ihrer Einstellung – verlangten sie von G. die fristlose Kündigung Webers, andernfalls würden sie sich mit der Angelegenheit an die entsprechenden zuständigen Stellen wenden. Obwohl G. dieser Forderung nachkam, spionierten die Assistenten weiter und erhoben immer neue Forderungen und Drohungen gegen G., die ihn bei öffentlicher Bekanntgabe der Vorwürfe „Absetzung und eventuell Konzentrationslager, jedenfalls Verlust jeder Existenzmöglichkeit für ihn und seine Familie“ (UAMs Bestand 9, Nr. 594) befürchten ließen. Die persönliche und politische Agitation gegen G. hatte vermutlich vor allem karrieristische Gründe und kann wohl unter der „damals grassierende[n] Sportart des ‚Karrierefreischießens‘ subsumiert“ (Voswinckel [2002], 549) werden. Als Mensch, der „übereinstimmend als sensibel, feingeistig und sorgfältig“ (ebd.) beschrieben wurde, war G. der Denunziation durch seine eigenen Assistenten nicht gewachsen. Am Abend des 14. September 1933 nahm er sich in seinem Institut mit Zyankali das Leben. In einem Abschiedsbrief an seine Ehefrau schreibt er: „Es ist ja eigentlich Unsinn, aber der Kinder wegen muss es sein. Ich sehe keinen Ausweg gegenüber dem unerbittlichen Fanatismus dieser jungen Leute, und ich kann nicht leben von der Gnade solcher Menschen. Ich glaube, dass ich so die Sache für Euch am wenigsten schwer mache.“ (GStA PK I. HA Rep. 76, Va, Nr. 10698, Bl. 183) Doch damit war die Hetzkampagne gegen G. noch nicht beendet; Benecke, der nun die kommissarische Leitung des Instituts innehatte, nutzte seine neue Position, um weiteres „belastendes Material“ gegen G. zu suchen. Da im Klinikviertel mittlerweile Gerüchte darüber grassierten, die NS-Adepten hätten ihren Chef in den Tod getrieben, richte-
Gross, Walter
ten Benecke und Klostermeyer – zum Entsetzen der Universitätsleitung – ein Schreiben an die Studentenschaft der Universität Münster und an das Pressereferat bei der Gauleitung der NSDAP, in dem sie ihre Sicht der Vorgänge schilderten. Wegen der Schädigung des Ansehens der Fakultät wurde das Dreier-Team vom Dekan bei Fortzahlung der Bezüge vom Dienst suspendiert und zum 31. Dezember 1933 gekündigt; außerdem wurde eine „Kommission zur Klärung der Vorgänge beim Selbstmord Gross“ eingerichtet, die zu dem Schluss kam, dass G. sich aus Angst vor Existenzverlust und eventuell gar Konzentrationslager das Leben genommen habe, was „objektiv“ die Assistenten verursacht hätten (UAMs Bestand 9, Nr. 594). Weil Benecke und Klostermeyer das Urteil der Kommission nicht hinnehmen wollten, schalteten sie über den Reichsfachschaftsleiter der Medizin den Reichserziehungsminister in Berlin ein, und schilderten die G. angelasteten politischen Verfehlungen („Beleidigung der Regierung und Sabotage gegen die nationale Arbeit“: Ferdinand [2013], 223). Nachdem der Reichsfachschaftsleiter damit gedroht hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen, was vom Ministerium ausdrücklich missbilligt wurde, griffen Partei und SS ein; schließlich wurde von Berlin aus eine Sonderkommission nach Münster geschickt, um „die Fachschaft zu befrieden und eine Rebellion der Studierenden zu verhindern“ (ebd., 224). Benecke und Klostermeyer verließen Münster und sahen sich durch das Ergebnis der Berliner Sonderkommission rehabilitiert; ihre im Ergebnis tödlich verlaufene Hetzkampagne gegen ihren einstigen Chef sollte sich auf ihrem weiteren Karriereweg keineswegs als Stolperstein erweisen. Über Klostermeyers nachfolgende Karriere in Aachen berichtete unlängst Pappert (Pappert [2019]). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): G. ist der Begründer des Pathologischen Instituts der Universität Münster und akademischer Lehrer des späteren Nobelpreisträgers Gerhard Domagk (1895–1964), den er 1924 von Kiel mit nach Münster nahm und ihm dort als Oberassistenten eine eigene Abteilung für Experimentelle Pathologie schuf.
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1906 wurde G. der Pavlov-Preis der Gesellschaft russischer Ärzte St. Petersburg verliehen; im Ersten Weltkrieg erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse und den Bayerischen Militär-Verdienst-Orden IV. Klasse. Seit 2013 erinnert ein Stolperstein am Eingang des Münsteraner Instituts für Pathologie an sein Schicksal. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Physiologie und Histologie der Niere und Leber; pathologische Anatomie des Zentralnervensystems; Typhus- und Paratyphusbazillenausscheider; histotechnische Färbung Publikationen (Auswahl): Ein Fall von Agenesie der linken Lunge, Beitr. Pathol. Anat. 37 (1904), 487–501 (zugl. Diss.); Beitrag zur Kenntnis der Sekretionsbedingungen des Magens nach Versuchen am Hund, Arch. Verdauungskrankh. 12 (1906), 507–516; Zur Kenntnis des Tyrosinabbauens in der künstlich durchbluteten Leber, Z. Phys. Chem. 67 (1910), 219–229 (zus. mit O. Neubauer); Experimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen histologischen Veränderungen und Funktionsstörungen der Niere, Beitr. Pathol. Anat. 51 (1911), 528–575 (zugl. Habil.-schr.); Frische Glomerulonephritis (Kriegsniere), Beitr. Pathol. Anat. 65 (1919), 387–422; Untersuchungen über die Bazillenruhr, Münch. Med. Wochenschr. 66 (1919), 644–649; Über die Einwirkung der Muskelarbeit und des Schwitzen auf Blut und Gewebe, Z. Biol. 70 (1920), 187–210 (zus. mit O. Kestner); Der heutige Stand der Lehre von der Entzündung, Dtsch. Med. Wochenschr. 49 (1923), 241–243; Über Encephalitis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 242 (1923), 452– 478; Über Eiweißspeicherung in der Leber, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 21 (1926), 196 ff.; Lipoide, in: Enzyklopädie der mikroskopischen Technik, Bd. 2 (3. Aufl., 1927); Untersuchungsmethoden der Niere sowie Untersuchungsmethoden der Leber, in: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bd. 8/1 (1927); Zur Technik der Fettfärbung, Z. Wiss. Mikroskopie 47 (1930), 64–68; Pathologische Anatomie der Typhus- und Paratyphusbazillenausscheider (1931)
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Biografische Portraits
Quellen/Literatur: BayHStA Abt. IV, Kriegstammrollen 1914–1918, Bd. 3438, Kriegstammrolle II. Btl., Bd. 2; GStA PK I. HA Rep. 76 Va Nr. 10698; UAMs 5 Nr. 72 u. 9 Nr. 594 Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1930); Bd. 1, 597; Fischer (1932), Bd. 1, 539; Klinge (1934); Gruber (1966); Voswinckel (2002), 549 [P]; Klimpel (2005), 118; Ferdinand (2012), 458– 465; Fischer (2012), 104–106; Ferdinand (2013), 222–225; Pappert [2019]; Sziranyi et al. (2019b), 4–9; Medizinische Fakultät Münster [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3; Voß [2021] [P] Grünwald [Gruenwald], Peter
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 12. März 1912 in Schönwald/Südmähren, Österreich-Ungarn (heute: Šumná, Tschechien) † 18. Juli 1979 in Philadelphia/Pennsylvania, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Wien; Studienabschluss nach der Promotion zum Dr. med. ebenda nach Studien am Histologisch-embryologischen Institut bei Alfred Fischel (1868–1938), Georg Politzer (1898–1956) und Victor Patzelt (1887–1956); 1938 Forschung am Department of Anatomy der Medical School in Chicago/Illinois (bis 1942); 1942 an der Medical School in Boston/Massachusetts; spätestens ab 1947 am Department of Pathology des Long Island College of Medicine des Kings County Hospital in Brooklyn/New York (später Teil der State University of New York); 1960 am Depart-
ment of Pathology des Sinai Hospital und der School of Medicine der Johns Hopkins University in Baltimore/Maryland (bis 1970); 1970 Associate Professor of Pathology am Hahnemann Medical College and Hospital in Philadelphia/ Pennsylvania (bis 1975); 1975 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: G. war jüdischer Abstammung; nach dem im März 1938 von Hitler proklamierten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich emigrierte er im Juni 1938 in die USA, wo er zunächst eine Anstellung am Department of Anatomy der Medical School in Chicago/Illinois fand. 1944 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Während sich G.s Arbeiten in Wien vornehmlich der Anatomie und Embryologie widmeten, verlagerte sich sein Forschungsschwerpunkt in den USA auf die Pädiatrie und Entwicklungspathologie. Laut seinem zeitweiligen Weggefährten und Bekannten Leopold Koss (1920–2012) war er „clearly one of the pioneers in this area“ (Koss [2003]). Er war Mitglied der Birthday Trust, einer britischen medizinischen Gesellschaft, die sich mit der pränatalen Entwicklung befasst. Von 1944 bis 1949 war G. mit der ebenfalls in die USA emigrierten deutsch-jüdischen Pathologin Lotte Strauss (1913–1985) verheiratet. Aufgrund „serious employment problems“ wechselte er von Institut zu Institut und starb im Alter von 67 Jahren als „bitter and forgotten man“ (ebd.). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Anatomie und Embryologie, insbesondere vergleichende Anatomie und Entwicklungspathologie; Pädiatrie; Keimdrüsen und Urogenitalsystem; Nierendystopien; Lungenentwicklung; perinatale Asphyxia, Trauma und Schock; Teratologie; Schwangerschaft und Frühgeburtlichkeit Publikationen (Auswahl): Über Beziehungen zwischen der Beschaffenheit des Hodenepithels und den darunter gelegenen Blutgefäßen, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 102 (1934), 424–433; Über Form und Verlauf der
Grünwald, Peter
Keimstränge bei Embryonen der Säugetiere und des Menschen. I. Die Keimstränge des Hodens, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 103 (1934), 1–19; Über Form und Verlauf der Keimstränge bei Embryonen der Säugetiere und des Menschen. II. Die Keimstränge des Eierstockes, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 103 (1934), 259–277; Über Form und Verlauf der Keimstränge bei Embryonen der Säugetiere und des Menschen. III. Über sekundäre Keimstränge in Hoden menschlicher Embryonen, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 103 (1934), 278–289; Zur Entwicklungsmechanik der Linse bei der Forelle, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 132 (1934), 220–224; Unterscheiden sich bei jungen menschlichen Embryonen Hoden und Eierstock durch ihre Lage?, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 105 (1936), 720– 722; Experimentelle Untersuchungen über die Beziehungen der Medullaranlage zur Entwicklung der Urwirbel beim Huhn, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 135 (1936), 389–407; Die Entwicklung der Keimstränge und der Bauplan der Keimdrüsen beim Menschen. Arch. Gynäkol. 160 (1936), 506–524; Zur Entwicklungsmechanik des Urogenitalsystems beim Huhn, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 136 (1937), 786–813; Ein Fall von omphalocephalen Syncephalis bei der Ente, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 107 (1937), 782–787; Embryologische Beiträge zur Kasuistik und Genese der Nierendystopien, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 303 (1938), 47–59; Emboli of brain tissue in fetal lungs, Am. J. Pathol. 17 (1941), 879–884; Rosette formation in maldeveloped brains, Anat. Rec. 94 (1946), 518; Structure of the testis in infancy and in childhood. With a discussion of the so-called underdeveloped testis, Arch. Pathol. (Chic.) 42 (1946), 35–48; Embryonic and postnatal development of the adrenal cortex, particularly the zona glomerulosa and accessory nodules, Anat. Rec. 95 (1946), 391– 421; Deviation of axial organs as a cause of sirenoid malformations, Anat. Rec. 97 (1947), 339; Surface tension as a factor in the resistance of neonatal lungs to aeration, Am. J. Obstet. Gynecol. 53 (1947), 996–1007; Studies on developmental pathology. The development of malformations with median defects of the caudal part of the body, J. Morphol. 81 (1947), 97–133; Mech-
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anisms of abnormal development. Causes of abnormal development in the embryo, Arch. Pathol. (Chic.) 44 (1947), 398–436; Mechanisms of abnormal development. Postnatal developmental abnormalities, Arch. Pathol. (Chic.) 44 (1947), 648–664; Mental deficiency of prenatal origin. A challenge to preventive medicine, Am. J. Med. Sci. 214 (1947), 605–611; Visceral lesions in a case of rheumatoid arthritis, Arch. Pathol. (Chic.) 46 (1948), 59–67; Rupture of liver and spleen in the newborn infant, J. Pediatr. 33 (1948), 195–201; Developmental pathology. A new field in medicine, Am. J. Obstet. Gynecol. 58 (1949), 1–14; Degenerative changes in the right half of the liver resulting from intra-uterine anoxia, Am. J. Clin. Pathol. 19 (1949), 801–813; Asphyxia, trauma and shock at birth, Arch. Pediatr. 67 (1950), 103–115; Hydrops of the fetus. A manifestation of shock, Am. J. Med. Sci. 220 (1950), 12–16 (zus. mit H. W. Mayberger); Subependymal cerebral hemorrhage in premature infants, and its relation to various injurious influences at birth, Am. J. Obstet. Gynecol. 61 (1951), 1285– 1292; Pathologic changes in the adrenal cortex of asphyxiated newborn infants, Am. J. Pathol. 27 (1951), 722–723; Mononuclear pneumonia in sudden death or rapidly fatal illness in infants, J. Pediatr. 39 (1951), 650–662 (zus. mit M. Jacobi); Development of the excretory system, Ann. NY Acad. Sci. 55 (1952), 142–146; Enterogenous cyst and cystadenoma of the omentum, Am. J. Surg. 87 (1954), 775–779 (zus. mit W. Levine und S. Zeichner); The pathology of perinatal distress, AMA Arch. Pathol. 60 (1955), 150–172; Evaluation of perinatal deaths, Obstet. Gynecol. 6 (1955), 471–481; Hyaline membranes in the lungs of premature infants, Am. J. Obstet. Gynecol. 71 (1956), 9–15 (zus. mit W. S. Rogers); Environmental causes of abnormal embryonic development, Clin. Orthop. 8 (1956), 13–19; Pathologic aspects of lung expansion in mature and premature newborn infants, Bull NY Acad. Med. 32 (1956), 689–692; Hypoplasia of the lungs, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 913–919; Malformations caused by necrosis in the embryo illustrated by the effect of selenium compounds on chick embryos, Am. J. Pathol. 34 (1958), 77–103; Panel discussion. Respiratory difficulties of newborn infants, NY State J. Med. 58 (1958), 372–388 (zus.
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Biografische Portraits
mit S. Levine, C. D. Cook und W. A. Silverman); The significance of pulmonary hyaline membranes in newborn infants, J. Am. Med. Assoc. 166 (1958), 621–623; Perinatal mortality conference. Chronic fetal distress due to placental insufficiency, Obstet. Gynecol. 12 (1958), 712–726 (zus. mit J. N. Connell); Growth and development of the uterus. The relationship of epithelium to mesenchyme, Ann. NY Acad. Sci. 75 (1959), 436–440; Prenatal origin of the respiratory distress (hyaline-membrane) syndrome of premature infants, Lancet 275 (1960), 230; Evaluation of body and organ weights in perinatal pathology. I. Normal standards derived from autopsies, Am. J. Clin. Pathol. 34 (1960), 247–253 (zus. mit H. N. Minh); Differences in abnormal development of monozygotic twins, Arch. Pathol. 70 (1960), 685–695 (zus. mit H. W. Mayberger); Normal and abnormal expansion of the lungs of newborn infants obtained at autopsy. I. Expansion of lungs by liquid media, Anat. Rec. 139 (1961), 471–481; Abnormalities of placental vascularity in relation to intrauterine deprivation and retardation of fetal growth. Significance of avascular chorionic villi, NY State J. Med. 61 (1961), 1508–1513; Evaluation of body and organ weights in perinatal pathology. II. Weight of body and placenta of surviving and of autopsied infants, Am. J. Obstet. Gynecol. 82 (1961), 312– 319 (zus. mit H. N. Minh); Correlation of mechancial properties of infant lungs with surface activity of extracts, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 109 (1962), 369–371 (zus. mit R. P. Johnson, R. F. Hustead und J. A. Clements); Hypoxia of the fetus and newborn infant. Acute and chronic fetal distress, Chic. Med. 64 (1962), 13–14; Chronic fetal distress and placental insufficiency, Biol. Neonat. 5 (1963), 215–265; A numerical index of the stability of lung expansion, J. Appl. Physiol. 18 (1963), 665–667; Normal and abnormal expansion of the lungs of newborn infants obtained at autopsy. III. The pattern of aeration as affected by gestational and postnatal age, Anat. Rec. 146 (1963), 337–351; Study of several gene frequencies in Yugoslav population, Nature 199 (1963), 830–831 (zus. mit C. Herman); Examination of the placenta by the pathologist, Arch. Pathol. 77 (1964), 41–46; The Stability of Expansion of the lung in pulmonary pathology, Am. J.
Clin. Pathol. 41 (1964), 176–181; Chronic fetal distress, Clin. Pediatr. (Phila.) 3 (1964), 141–149; Pulmonary surface forces as affected by temperature, Arch. Pathol. 77 (1964), 568–574; The fetus in prolonged pregnancy, Am. J. Obstet. Gynecol. 89 (1964), 503–509; Infants of low birth weight among 5,000 deliveries, Pediatrics 34 (1964), 157–162; The course of the Respiratory distress syndrome of newborn infants. As indicated by poor stability of pulmonary expansion, Acta Paediatr. 53 (1964), 470–477; Discordant abnormalities in monozygotic twins, J. Pediatr. 66 (1965), 64–72 (zus. mit B. J. Fogel und H. M. Nitowsky); Decidual sloughing in abortion, premature birth, and abruption placentae, Bull Johns Hopkins Hosp. 116 (1965), 363–367; Too much of too little, Science 148 (1965), 1412; Correlation of mechanical properties of lungs and surface tension. Deficiency vs. inactivation of surfactant, Dis. Chest. 48 (1965), 167–170; Terminology of infants of low birth weight, Dev. Med. Child. Neurol. 7 (1965), 578–580; The place of teratology in present-day biology and pathology, Arch. Pathol. 81 (1966), 1–2; Growth of the human fetus. I. Normal growth and its variation, Am. J. Obstet. Gynecol. 94 (1966), 1112–1119; Growth of the human fetus. II. Abnormal growth in twins and infants of mothers with diabetes, hypertension, or isoimmunization, Am. J. Obstet. Gynecol. 94 (1966), 1120–1132; Effect of age on surface properties of excised lungs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 122 (1966), 388–392; Pulmonary pathology in the respiratory distress syndrome. Structural and surface tension changes, Pediatr. Clin. North Am. 13 (1966), 703–710; Mechanisms of abnormal embryonic development, Clin. Obstet. Gynecol. 9 (1966), 598–607; Hyaline membranes in full-size infants, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 341 (1966), 259–270 (zus. mit J. R. Esterly und F. Langegger); Pulmonary surfactant and stability of aeration in young human fetuses, Pediatrics 38 (1966), 912–913; Influence of environmental factors on foetal growth in man, Lancet 289 (1967), 1026–1028 (zus. mit H. Funakawa, S. Mitani, T. Nishimura und S. Takeuchi); A method of examining the brain of the newborn, Dev. Med. Child. Neurol. 10 (1968), 64–68 (zus. mit K. M. Laurence); Exaggerated atelectasis of prematurity. A
Güdemann, Josef
complication of recovery from the respiratory distress syndrome, Arch. Pathol. 86 (1968), 81– 85; Fetal growth as anindicator of socioeconomic change, Public Health Rep. 10 (1968), 867– 872; Abruption and premature separation of the placenta. The clinical and the pathologic entity, Am. J. Obstet. Gynecol. 102 (1968), 604–610 (zus. mit H. Levin und H. Yousem); The amount of fetal blood remaining in the placenta at birth, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 130 (1969), 326–329; Discussion paper: Comparative aspects of the supply line of primate fetuses, Ann. NY Acad. Sci. 162 (1969), 242–248; Environmental influences on twins apparent at birth. A preliminary study, Biol. Neonat. 15 (1970), 79–93; Perinatal death of full-sized and full-term infants, Am. J. Obstet. Gynecol. 107 (1970), 1022–1030; Intra-uterine growth, Pediatrics 46 (1970), 815–817; Fetal deprivation and placental insufficiency, Obstet. Gynecol. 37 (1971), 906–908; Expansion of placental site and maternal blood supply of primate placentas, Anat. Rec. 173 (1972), 189– 203; Lobular structure of hemochorial primate placentas, and its relation to maternal vessels, Am. J. Anat. 136 (1973), 133–151; Disturbed enamel formation in deciduous tooth germs. An adjunct to the study of prenatal abnormality, Arch. Pathol. 95 (1973), 165–171; Letter: Not all small neonates are premature, Am. J. Public Health 64 (1974), 1102; Placental insufficiency – a questionable concept, Arch. Dis. Child. 49 (1974), 915–916; The placenta and its maternal supply line. Effects of insufficiency on the fetus (1975); Maternal blood supply to the coneptus, Eur. J. Obstet. Gynecol. Reprod. Biol. 5 (1975), 23–34; Fetal deprivation and placental pathology. Concepts and relationships, Perspect. Pediatr. Pathol. 2 (1975), 101–149; The villous stems of the human placenta, Biol. Neonat. 28 (1976), 125–132 (zus. mit A. Papalia-Early); The development of the placental lobular pattern in the human. Review and reinterpretation of the material, Obstet. Gynecol. 49 (1977), 728–732 Quellen/Literatur: NARA RG 21/3000057 [P] The Brooklyn Daily Eagle, 16.02.1954, 12; The Evening Sun (Baltimore/Maryland), 21.12.1960, 38; The Miami Herald, 12.01.1968, 79; The Phila-
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delphia Inquirer, 19.01.1972, 38; The Evening Sun (Baltimore/Maryland), 20.07.1979, 5; The Baltimore Sun, 21.07.1979, 13 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1140; Stadler/Weibel (1995), 25; Baergen (2002); Koss (2003); Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3 Güdemann [Gudemann], Josef Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 4. April 1897 in Wien † 8. Januar 1972 in New York City/New York, USA Vaterberuf: Oberrabbiner von Wien Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1915 freiwilliger Kriegsdienst (bis 1916); 1918 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1922); 1922 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; 1923 Assistent an der Medizinischen Klinik der Universität Wien, zeitgleich Student am Physiologisch-chemischen Institut (bis 1925); 1925 Assistent und Dozent am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien bei Carl Julius Rothberger (1871–1945) (bis 1928); 1927 Direktor des diagnostischen Labors der Arbeiterkrankenkasse Wien und Laborleiter eines Pflegeheims (bis 1938); 1938 Auswanderungsberater für Ärzte in Wien, danach über Großbritannien Emigration in die USA; 1939 Fellow am Department of Pathology des Mount Sinai Hospital in New York (bis 1942); 1942 Pathologe und Director of Laboratories am Beth David Hospital in New York (bis 1946); 1957 Pathologe und Director of Laboratories am Trafalgar Hospital in New York (bis 1967) Erfahrung im „Dritten Reich“: G. war jüdischer Abstammung; 1938 war er als Auswanderungsberater für Ärzte in Wien tätig und zudem leitendes Mitglied der Keren Hayesod Wien. Im Oktober 1938 erhielten G. und Familie mit Hilfe von Woburn House und Bruder Leo G. ein Besuchervisum für Großbritannien.
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Biografische Portraits
Von dort aus emigrierte G. mit seiner Familie noch im selben Jahr weiter in die USA. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): G. war der Sohn des Wiener Rabbiners Moritz G. (1835–1918). Dieser war in Hildesheim als Sohn des Schächters Joseph G. geboren und hatte als einer der ersten Studenten das jüdische Theologische Seminar in Breslau besucht. Moritz G. lebte seit 1866 in Wien, wo er seit 1892 das Amt eines Oberrabbiners innehatte; er war 1886 Mitgründer der Österreichisch-Israelitischen Union, 1893 Mitgründer der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt Wien und beschäftigte sich als Historiker mit der Geschichte des Judentums. Josef G. gehörte (seit 1927) der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der B’nai B’rith-Loge „Wahrheit“ und (seit 1931) der Gesellschaft jüdischer Ärzte an; er nahm als Delegierter der letztgenannten Organisation am Weltkongress der Weltorganisation jüdischer Ärzte teil. G. war 1940 Mitgründer des American Congress of Jews from Austria, 1948 dessen Vorstand, Vizepräsident der American Federation of Jews from Austria sowie 1946/47 Mitgründer und Vorstand der B’nai B’rith Liberty Loge. Im Rahmen dieser Ämter setzte er sich für die Anerkennung von Wiedergutmachungsansprüchen von NS-Verfolgten durch die österreichische Bundesregierung ein. Er war außerdem Mitglied der American Medical Association, der New York County Medical Society und der Medical Society of the State of New York. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Klinische und Laborpathologie Publikationen (Auswahl): Karl Landsteiner, Aufbau 9/27 (1943) (Ausgabe vom 02.07.1943), 8; Heinrich Spitzer, Aufbau 13/47 (1947) (Ausgabe vom 21.11.1947), 15; Personal reminiscences of a pupil (Herbert Elias), Exp. Med. Surg. 18 (1960), 13–16 Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 1, 252; Stadler/Weibel (1995), 26; Handbuch öster-
reichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 481; Lichtblau (1999), 464–480; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3 Guggenheim, Albert
Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 18. März 1901 in Malsch bei Wiesloch/Baden † 4. Dezember 1982 in Denver/Colorado, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1926 Approbation; 1928 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Alexander Schmincke (1877–1953), hier Forschungen zur Tuberkulose (bis 1933); 1934/35 am Seaview Hospital auf Staten Island, Richmond/New York; spätestens ab 1938 am National Jewish Hospital in Denver/Colorado Erfahrung im „Dritten Reich“: G. war jüdischer Abstammung; nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten emigrierte er noch 1933 gemeinsam mit seiner Ehefrau Charlotte Klara G., geborene Brandt (1908–1969), nach Paris. Im Oktober 1934 emigrierten beide weiter in die USA. Nachdem G. 1934/35 eine Anstellung am Sea View Hospital auf Staten Island, Richmond/New York hatte, war er spätestens ab 1938 am National Jewish Hospital in Denver/ Colorado tätig. Er wurde auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der
Haslhofer, Leo
Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Im Reichsarztregister ist seine Auswanderung vermerkt; er wurde 1934 aus dem Hartmannbund gestrichen, seine Zulassung erlosch bereits im Oktober 1933. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): G. war akademischer Schüler von Alexander Schmincke. Sein Forschungsschwerpunkt in der Tuberkuloseforschung blieb ihm wohl zunächst auch in den USA erhalten; 1938 nahm er an der „Rocky Montain Tuberculosis Conference“ teil. Als wissenschaftlicher Autor trat er in den USA jedoch nicht mehr in Erscheinung. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Tuberkuloseforschung; Serologie Publikationen (Auswahl): Tuberkulose als Zufallsbefund (Untersuchungen am Sektionsmaterial des pathologischen Instituts Heidelberg), Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 79 (1931), 104–107 Quellen/Literatur: BArch R 9347; NARA RG 21/649217 [P]; U. S. Social Security Death Index The Salt Lake Tribune, 04.10.1938, 7; The Salt Lake Tribune, 08.10.1938, 36 List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 3
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Haslhofer, Leo
Professor, Dr. med. Österreichischer Pathologe * 15. Oktober 1901 in Linz † 16. März 1970 in Wien Vaterberuf: Historiker Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1920 Matura am Gymnasium in St. Pölten; Studium der Medizin an der Universität Innsbruck, währenddessen bereits Tätigkeit am Pathologischen Institut ebenda; 1928 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Erster Assistent am Pathologischen Institut ebenda bei Franz Josef Lang (1894–1975); 1932 Habilitation für Pathologische Anatomie und Histologie über „Gelenke des Beckenrings und ihre Veränderungen durch Schwangerschaft und Geburt“ ebenda; 1937 tit. außerordentlicher Professor ebenda und Leiter des Pathologischen Instituts im Städtischen Krankenhaus Wien-Lainz (bis 1938); 1938 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst sowie Entzug der Venia legendi; Prosektor am jüdischen Rothschild-Spital Wien (bis 1940); 1942 Vertragsarzt am Orthopädischen Spital Wien (damals Heereslazarett); 1945 Rückkehr in seine Stellung als Leiter des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Wien-Lainz (bis 1967); 1967 Pensionierung Erfahrung im „Dritten Reich“: H. war römisch-katholischer Konfession, aber mutmaßlich jüdischer Abstammung; er wird in
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Biografische Portraits
der Genealogie des Jüdischen Museums Hohenems geführt (Jüdisches Museum Hohenems [2021]). Ihm wurde die Venia legendi am 18. Dezember 1938 im Zuge der beantragten Umhabilitierung an die Universität Wien aus politischen Gründen entzogen. Eduard Pernkopf (1888–1955), der Dekan der Medizinischen Fakultät Wien, schrieb in diesem Zusammenhang im November 1938 an seinen Innsbrucker Amtskollegen: „Der mit dem Titel eines außerordentlichen Professors bekleidete Privatdozent für pathologische Anatomie an der Universität Innsbruck, Dr. Leo Haslhofer, hat h. o. um die Verleihung der venia legendi für pathologische Anatomie als Privatdozent der Universität Wien angesucht. Der NSD Dozentenbund hat diese Habilitation aus politischen Gründen abgelehnt. Ich beehre mich die Anfrage zu richten, ob die Universität Innsbruck bzw. der dortige NSD Dozentenbund die venia legendi dem Dr. Haslhofer bezw. den Titel eines a. o. Professors belässt oder zu entziehen beabsichtigt“ (zit. n. Goller [2020]). Der Innsbrucker NS-Dozentenbundführer Ludwig Kofler (1891– 1951) wandte sich in der Folge umgehend mit der Bitte an den Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck, „dem Dr. Haslhofer die venia legendi und den Titel eines a. o. Professor zu entziehen, da Dr. Haslhofer ein aktiver Vertreter der Systemregierung war“ (zit. n. ebd.). Neben der Entziehung der Lehrbefugnis wurde H. zudem aus seiner soeben angetretenen Stellung als Leiter des Pathologischen Instituts im Städtischen Krankenhaus Wien-Lainz „ohne irgendwelche Bezüge entlassen“ (Wuketich [1971], 740): „In den vier folgenden Jahren drückender materieller Not konnte er zunächst noch als Prosektor am Rothschild-Spital eine bescheidene fachliche Tätigkeit entfalten, mit der Schließung dieses jüdischen Spitals im Jahre 1940 verlor er nicht nur sein Arbeitsfeld, sondern auch sein in dieser Zeit mühsam gesammeltes wissenschaftliches Material. Erst 1942 gelang es ihm, eine Stelle als Vertragsarzt im Orthopädischen Spital in Wien, damals Heereslazarett, zu erhalten und damit die ärgste finanzielle Not zu überwinden“ (ebd.). 1945 konnte H. in seine Stellung als Leiter des Pathologischen Instituts im Städtischen Krankenhaus Wien-Lainz zurückkehren, wo er bis zur Pensionierung 1967 verblieb.
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): H. war der Sohn des Historikers Sebastian H. und dessen Ehefrau Antonie, geborene Kindlberger. Er war verheiratet mit Paula Sachs. H. war ein akademischer Schüler von Franz Josef Lang, den er auch mit einer Laudatio ehrte, und akademischer Lehrer von Stefan Wuketich (1919–2005), der 1968 sein Nachfolger am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses Wien-Lainz wurde. Er war des Weiteren ein Weggefährte des jüdischen Pathologen Jakob Erdheim (1874–1937), der wie H. zu Knochenerkrankungen arbeitete und den Letzterer 1937 mit einem Nekrolog ehrte. H. galt als einer „der besten Kenner der Knochenpathologie“ (ebd., 739) und verfasste verschiedene Handbuchbeiträge auf diesem Gebiet (u. a. im „Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie“). Die ihm übertragene Überarbeitung des entsprechenden Kapitels in Eduard Kaufmanns „Lehrbuch der speziellen pathologischen Anatomie“ konnte er nicht mehr beenden. H. war Ehrenmitglied der Vereinigung der Orthopäden Österreichs, der Österreichischen Röntgengesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie sowie korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Oto-Laryngologischen Gesellschaft. Er wurde mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und der Silbernen Verdienstmedaille der Universität Innsbruck ausgezeichnet. Er verstarb im Alter von 69 Jahren nach „schwerer Krankheit […], zu der eine Hepatitis im Jünglingsalter wohl den Keim gelegt hatte“ (ebd., 741). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologische Anatomie des Knochensystems; maligne Tumoren, insbesondere Pankreaskarzinom; Pleuraempyem; Veränderungen infolge von Hüftprothesen; Knochenveränderungen in der Schwangerschaft; Muskelatrophie nach Osteomyelitis; Herzpathologie; Wandsklerose; Mittelohrtuberkulose; Wandsklerosierung des Ösophagus
Haslhofer, Leo
Publikationen (Auswahl): Ein Beitrag zur Kenntnis der Tuberkulose der Parotis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 266 (1927), 499–508; Kasuistischer Beitrag zur Ostitis fibrosa des Unterkiefers mit Bemerkungen über die pathologische Wanderung der Zähne, Z. Stomatol. 27 (1929), 160 ff.; Zur Ätiologie der Appendicitis, Bruns Beitr. Klin. Chir. 148 (1930), 120 ff.; Ostitis fibrosa, Wien. Klin. Wochenschr. 43 (1930), 263; Anatomische und mikroskopische Untersuchungen der Gelenke des Beckenringes mit besonderer Berücksichtigung der Veränderungen durch Schwangerschaft und Geburt, Zentralbl. Gynäkol. 54 (1930), 7–27; Ein Beitrag zur Pathogenese der Vigantolvergiftung, Z. Exper. Med. 76 (1931), 352–361 (zus. mit G. Schretter,); Beitrag zur Frage der „braunen Tumoren“ und der örtlichen Ostitis fibrosa des Unterkiefers, Vierteljahreschr. Zahnheilkd. 46 (1930) 487 (zus. mit W. Bauer); Über die keloidartige Callustumoren der Knochen unter dem Bilde sogenannter Knochencysten, Beitr. Pathol. Anat. 87 (1931), 127–141 (zus. mit F. J. Lang); Untersuchungen über die Gelenke des Beckenringes mit besonderer Berücksichtigung ihrer Veränderungen durch Schwangerschaft und Geburt, Arch. Gynäkol. 147 (1931), 169–228 sowie 229–303; Stauungsinfarzierung der Ovarien bei Thrombose der Venae ovaricae, Arch. Gynäkol. 147 (1931), 768–796; Verfahren zur Untersuchung des Knochens, des Knorpels und der Gelenke, in: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bd. 8/1(1932), 1403–1540 (zus. mit F. J. Lang); Changes in the symphysis pubis and sacroiliac articulations as a result of pregnancy and childbirth, Arch. Surg. 25 (1932), 870–879 (zus. mit F. J. Lang); Knochenveränderungen bei Azidose. Beitrag zur Frage der im Versuch erzeugten Ostitis fibrosa, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 289 (1933), 332–344 (zus. mit R. P. Custer); Veränderungen der Kiefer und Zähne durch Zuckerverabreichung, Z. Stomatol. 31 (1933), 1395 ff. (zus. mit W. Bauer); Zur Kenntnis der Gewebsveränderungen bei der Bangschen Erkrankung des Menschen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 291 (1933), 912–920; Varicellen bei leukämischer Lymphadenose, Arch. Dermatol. Syph. 169
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(1934), 512–518; Über die Auffassung der Kaposischen Krankheit als systematisierte Angiomatosis, Z. Krebsforsch. 42 (1935), 68–75 (zus. mit F. J. Lang); Hormonale Weiterstellung des Beckens im Tierversuch, Arch. Gynäkol. 159 (1935), 313–331 (zus. mit S. Tapfer); Über die bisher als Ostitis fibrosa bezeichneten Knochenerkrankungen, Klin. Wochenschr. 15 (1936), 737–741 (zus. mit F. J. Lang); Kreislaufstörungen des Knochens, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/3 (1937), 87–117; Die Engel-Recklinghausensche Knochenkrankheit (Ostitis bzw. Osteodystrophia fibrosa generalisata v. Recklinghausen.), in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/3 (1937), 342–476; Gutartige Riesenzellentumoren der Knochen und sogenannten Knochenzysten, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/3 (1937) 447–550; Die Pagetsche Knochenkrankheit (Ostitis deformans Paget) in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/3 (1937), 551–616; Ärztliche Erfahrungen aus den Hungermonaten Wiens 1945 (im besonderen auf Grund einer Sektionsstatistik), Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 1 (1946), 373–393; Sektionsstatistik 1946, zugleich ein Beitrag über die Häufigkeit einiger bösartiger Geschwülste, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 2 (1947), 412–416; Rippenveränderungen bei Pleuraempyem, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 13 (1950), 113–115; Zwei Fälle von Spättod nach Kriegsverletzung, Wien. Klin. Wochenschr. 62 (1950), 569–572; Histologische Befunde bei Asthma bronchiale (im besonderen in Nasen- und Nebenhöhlenpolypen), Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 13 (1950), 385–415; Störungen und Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane in ihren Beziehungen zu Knochen und Gelenken, in: Biologie und Pathologie des Weibes, Bd. 6 (1952), 421–645 (zus. mit F. J. Lang); Mukoides Adenokarzinom des Pankreas mit diffuser Metastasierung in den Lungen, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 395–399; Zur Frage der sarkomatösen Entartung gutartiger Riesenzellentumoren der Knochen, Zentralbl. Allg. Pathol. 91 (1954), 325–332; Über die Frühveränderungen der Ostitis deformans Paget, Verh. Dtsch.
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Biografische Portraits
Orthopäd. Ges. 42 (1955), 59 ff.; Anatomische Befunde bei Hüftendoprothese, Z. Orthop. 87 (1956), 352–378; Zur Kenntnis der Schwangerschafts-Osteophyts am Schädeldach, Wien. Klin. Wochenschr. 70 (1958), 297–299; Zur Klinik und Pathologie des Chondroblastoma „benignum“, Monatschr. Kinderheilkd. 110 (1962), 201–203 (zus. mit O. Ruziczka); Funktionell-elektive Muskelatrophie bei Kniegelenksversteifung nach Osteomyelitis, Wien. Klin. Wochenschr. 75 (1963), 370–372; Primarius Dr. Leo Kühnel, Wien. Med. Wochenschr. 113 (1963) 407–409; Zur Kenntnis seltener Granulombildungen der Kieferhöhlenschleimhaut und ihrer Bedeutung für den Fortbestand chronischer Entzündungen, Monatsschr. Ohrenheilkd. 97 (1963), 145–155 (zus. mit A. Riccabona); Die Einheilung alloplastischer Gefäßprothesen, Klin. Med. 18 (1963), 127–130 (zus. mit H. Denck); Professor Dr. F. J. Lang zum 70 Geburtstag, Wien. Klin. Wochenschr. 76 (1964), 493–494; Alfred Greil †, Wien. Klin. Wochenschr. 77 (1965), 175–176; Beiträge zur morphologischen Pathologie des Herzens, Zentralbl. Allg. Pathol. 107 (1965), 152–160; Albert Lorenz, 80 Jahre, Österr. Ärzteztg. 20 (1965), 1715; Jakob Erdheim (22.5.1874 bis 21.4.1937), Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 49 (1965), 370–375; Krankheit und Tod im ärztlichen Beruf. Im Gedenken an Prof. Dr. Hans Moritsch, Österr. Ärzteztg. 21 (1966), 1589; Der Wert der Lymphangioadenographie in der Urologie und Gynäkologie, Wien. Klin. Wochenschr. 80 (1968), 346–347 (zus. mit S. Rummelhardt, H. Fussek und J. Froewis); In memoriam G. Sauser, Wien. Klin. Wochenschr. 80 (1968), 655; Primäre kongenitale Mittelohrtuberkulose beim Säugling, Arch. Klin. Exp. Ohren Nasen Kehlkopfheilkd. 193 (1969), 236–258; Franz Josef Lang, ehemaliger Vorstand des Pathologisch-anatomischen Institutes der Universität Innsbruck (Zum 75. Geburtstag am 9. Juli 1969), Wien. Med. Wochenschr. 119 (1969), 589–593; Adolf Posselt und die Echinokokkusforschung. Ein Beitrag zum 100jährigen Jubiläum der medizinischen Fakultät Innsbruck, Wien. Med. Wochenschr. 119 (1969), 857–858; Pathologisch-anatomische Beobachtungen zur Wandsklerosierung (des Ösophagus), Wien. Z. Inn. Med. 51 (1970), 120–123
Quellen/Literatur: Kürschner (1935), 491; Wuketich (1971) [P]; Dhom (1997), S15; Tragl (2007), 554; Universität Innsbruck [2008a]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Goller [2020]; Jüdisches Museum Hohenems [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Heim, Fritz Dr. med. Deutsch-britischer Neuropathologe und Bakteriologe * 25. November 1900 in Wilda/Posen (heute: Wilda/Poznań, Polen) † 1. Januar 1958 in Innisfail/Queensland, Australien Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur in Berlin; 1918 Kriegsdienst im Heer (bis 1919); 1919 Studium der Medizin an der Universität Berlin bis zum Physikum (bis 1921); 1921 Fortsetzung des Studiums der Medizin an der Universität Würzburg (bis 1924); 1924 ärztliches Staatsexamen ebenda; 1926 Promotion zum Dr. med. ebenda „Über reflektorische Anurie“; 1928 Assistent an den Pathologischen Instituten Frankfurt a. M. und Düsseldorf (bis 1931); 1931 Assistent an der Pathologischen Abteilung der Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau (bis 1932); 1932 Assistent am Robert-Koch-Institut Berlin (bis 1933); 1933 Emigration nach China, dort Allgemeinpraktiker in Kanton (spätestens bis 1946); danach (spätestens ab 1951/52) Medical Officer of Health von Britisch-Nordborneo Erfahrung im „Dritten Reich“: H. war mutmaßlich jüdischer Abstammung; er wurde auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Im Reichsarztregister war seine Auswanderung vermerkt; er wurde 1933 aus dem Hartmannbund gestrichen, seine Zulassung erlosch Anfang 1934. H. wanderte 1933 zunächst nach Kanton in China aus.
Heinrichsdorff, Paul
Besonderheiten (inklusiver Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): H. ist der Neffe des deutsch-jüdischen Schriftstellers und Juristen Ernst Morwitz (1887–1971). Über Morwitz hatte H. Kontakte zu Stefan George (1868–1933). Er war spätestens ab 1946 auf Britisch-Nordborneo ansässig und wurde (bis dahin staatenlos) 1951 britischer Staatsbürger. Um 1951/52 war H. Medical Officer of Health von Britisch-Nordborneo. Gemeinsam mit seiner Ehefrau lebte er zum Zeitpunkt seines Todes in Millaa Millaa/ Queensland, Australien. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie; Bakteriologie; Anurie Publikationen (Auswahl): Über reflektorische Anurie, Diss. med., Würzburg 1926 Quellen/Literatur: BArch R 9347; NA HO 334/268/6130; Queensland Death Registration 1958/C/176 Western Mail (Perth), 02.05.1946, 31; The Mercury (Tasmania), 25.09.1952, 9 Heim (1926); List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Hubenstorf (1994), 407; Peiffer (1998), 103; Cairns & District Family History Society (1999), 72; Sziranyi et al. (2019b), 4; Oelmann/Groppe (2020), 295; Uhlendahl et al. (2021), 3 Heinrichsdorff, Paul Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 27. Dezember 1876 in Reval (heute: Tallinn, Estland) † unbekannt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an den Universitäten Berlin (bis zum Physikum), München und Kiel; 1901 Approbation in Kiel sowie Promotion zum Dr. med. an der Chirurgischen Klinik der Universität Kiel mit der Arbeit „Über trauma-
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tische Epiphysenlösungen“; 1905 Assistent an der Augenklinik der Universität Berlin bei Julius Hirschberg (1843–1925); 1909 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Breslau bei Emil Ponfick (1844–1913) (bis 1912); 1913 Privatdozent ebenda; nichtbeamteter außerplanmäßiger Professor für Pathologische Anatomie ebenda (spätestens seit 1923), zeitgleich Prosektor am Städtischen Wenzel-Hancke-Krankenhaus in Sibyllenort bei Breslau (spätestens seit 1927); nach 1933 ohne ärztliche Tätigkeit Erfahrung im „Dritten Reich“: H. war jüdischer Abstammung; er war der Sohn des preußischen Staatsbürgers Louis Heinrichsdorff. Er wuchs zunächst in Reval auf, zog jedoch 1883 mit seiner Familie nach Deutschland um, wo er von 1883 bis 1885 die Vorschule des Gymnasiums Groß-Lichterfelde bei Berlin und von 1885 bis 1896 das Sophien-Gymnasium in Berlin besuchte. Als nichtbeamteter außerordentlicher Professor für Pathologische Anatomie lehrte H. bis 1933 an der Universität Breslau und war zugleich Prosektor am Städtischen Wenzel-Hancke-Krankenhaus in Sibyllenort bei Breslau. Im April 1933 wurde ihm gemeinsam mit 27 anderen jüdischen Ärzten im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ gekündigt. Im Reichsarztregister ist er „ohne ärztliche Tätigkeit“ für Schmarse bei Oels/Schlesien registriert; seine Bestallung ist zum 30. September 1938 erloschen (BArch R 9347). Er stand 1936 auf der in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Eine 1946 gestellte Anfrage der britischen Society for the Protection of Science and Learning an den Suchdienst des Roten Kreuzes nennt Schmarse bei Oels/Schlesien als letzte bekannte Adresse vom 25. Mai 1939. Das weitere Schicksal ist unbekannt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologisch-histologische und pathologisch-anatomische Diagnostik; Nachtblindheit
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Biografische Portraits
(Hemeralopie); Hyperemesis gravidarum und gelbe Leberatropie; Kardiopathie und Hepatitis; traumatische Epiphysenlösungen; Zonendegeneration der Leber in der Schwangerschaft
† 24. Februar 1936 in Simon’s Town bei Kapstadt, Südafrika
Publikationen (Auswahl): Über traumatische Epiphysenlösungen, Diss. med., Kiel 1901; Die Störungen der Adaptation und des Gesichtsfeldes bei Hemeralopie, Graefes Arch. Ophthalmol. 60 (1905), 405–426; Die Beziehungen der Hyperemesis gravidarum zur akuten gelben Leberatrophie und sonstigen Sektionsbefunden, Arch. Gynäk. 99 (1913), 555–608; Ueber Zonendegeneration der Leber in der Schwangerschaft, Dtsch. Med. Wochenschr. 39 (1913), 2034–2035; Ueber kardiopathische Hepatitis, Dtsch. Med. Wochenschr. 41 (1915), 221–223
Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Städtischen Gymnasium Frankfurt a. M.; 1891 Studium der Medizin an den Universitäten Straßburg, Berlin und Greifswald (bis 1896); 1893 einjährig-freiwilliger Militärdienst (bis 1894); 1896 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Greifswald mit dem Thema „Zur Kasuistik der Sclerodermie“; 1898 Assistent am Pathologischen Institut Göttingen bei Johannes Orth (1847–1923) (bis 1900); 1900 Assistent am Senckenbergischen Pathologischen Institut Frankfurt a. M. bei Carl Weigert (1845–1904) (bis 1902); 1902 Leiter der Prosektur des Städtischen Krankenhauses Wiesbaden (bis 1934); 1907 Titularprofessor; Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Prosektor von Kriegslazaretten, u. a. in Belgien; 1934 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand
Quellen/Literatur: Arolsen Archives 6311040253; BArch R 9347; BArch R 58/9631 Universität Breslau (1923), 8, 35; Universität Breslau (1927), 13, 44; Kürschner (1928/29), 874; Kürschner (1931), 1095; Universität Breslau (1932), 22, 59; Kürschner (1935), 512; List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Bräu (2009), 66; Sziranyi et al. (2019b), 4; UB Kiel [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Herxheimer, Gotthold
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 3. Oktober 1872 in Wiesbaden
Vaterberuf: Dermatologe
Erfahrung im „Dritten Reich“: H. war jüdischer Abstammung, jedoch in jungen Jahren zum Protestantismus konvertiert. 1891 wurde H. während seines Studiums Mitglied der Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen, der er auch als „alter Herr“ aktiv verbunden blieb. Bereits sein Vater „war Korpsstudent gewesen und hatte ihm dieses selbstverständliche Wesen auf der Mensur vererbt“ (Aschoff [1936], 381). Er war außerdem Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), vertrat nationalistische Interessen und lehnte die Weimarer Republik ab. H. wurde auf der 26. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft (DPG) im April 1931 zum Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt. Er trat jedoch im Frühjahr 1933 – also noch vor der offiziellen „Gleichschaltung“ der DPG im Jahr 1934 – von diesem Amt zurück. In der Geschichtsschreibung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie wurde bis vor einigen Jahren ein vor allem auf Georg Benno Gruber (1884–1977) und Ludwig Aschoff (1866–1942) zurückgehendes apologetisch-euphemistisches Narrativ
Herxheimer, Gotthold
tradiert. Demnach sei H. aus eigener Initiative zurückgetreten, um Schaden von der DPG abzuwenden (Dhom [1997]; Dhom [2001]; Dhom/ Remmele [2004]; Fisseler-Eckhoff/Remmele [2007]; Goerig/Goertz [2010]). So hatte etwa Aschoff in einem Nachruf auf H., der im 29. Verhandlungsband der DPG erschien, geschrieben: „Die D. P. Gesellschaft hat ihn seinerzeit zu ihrem Vorsitzenden gewählt und ihm damit die größte Ehrung erwiesen. Zeitumstände und zunehmende Krankheit veranlaßten ihn, den Vorsitz niederzulegen“ (Aschoff [1936], 383). Wie jüngst richtiggestellt wurde, waren es aber wohl ausschließlich die „Zeitumstände“ und nicht H.s Gesundheitszustand, die eine Rolle für seinen Rücktritt spielten. Im (vom Schriftführer im DPG-Vorstand Gruber angefertigten) Protokoll der Vorstandssitzung vom 18. April 1933 in Wiesbaden heißt es: „Bei unbeschränkter Betonung des nationalen Empfindens und der Freude über die Selbstbesinnung des deutschen Volkes lässt sich die Sorge über allerjüngste Stellungnahme der politischen Öffentlichkeit zu Wissenschaftsträgern nicht verhehlen, welche ihrer Rassenherkunft nach aus dem deutschen Geistesleben anscheinend möglichst ausgeschaltet werden sollen. […] Herxheimer persönlich habe wohl den Mut den Vorsitz durchzuführen, er wolle aber jede etwa daraus erwachsende Unannehmlichkeit für die Dtsch. Pathol. Gesellschaft vermieden wissen, wolle jede irgend mögliche Kränkung von Mitgliedern von vorneherein ausschliessen und überlege daher die Niederlegung seines Amtes als Vorsitzender, obwohl er dankbar anerkenne, dass Hueck, Gruber, Dietrich, Fischer-Rostock, Aschoff und M. B. Schmidt ihm unbedingtes Vertrauen ausgesprochen, ja ihn ermunterten, den Vorsitz weiterzuführen. […] Die jedoch heute durch Kenntnisnahme einer privaten, brieflichen Mitteilung von Busch und Gruber offenbar gewordene Möglichkeit einer Störung des bisherigen Zusammenschlusses der Deutschen Pathologischen Gesellschaft, ja gegebenenfalls einer etwa in Aussicht stehenden kränkenden Stellungnahme zu Mitgliedern […], lasse heute entgegen seiner bis gestern gehegten Anschauung Herxheimer doch sehr dem Gedanken einer Verschiebung der Tagung näher treten“ (zit. n. Dhom/Remmele [2004], 245 f.).
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Gruber hatte im Vorgang um H.s Rücktritt eine perfide Doppelstrategie angewendet: Einerseits verteidigte er H. vor dem Hintergrund seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg, „wies aber auch darauf hin, dass eine mögliche Brüskierung Herxheimers durch einen öffentlichen Angriff eines Mitglieds der DPG erfolgen könne, was wiederum dieser schaden könne“ (Franke/ Bürrig [2019], S307). Seine Hauptargumentation, um den Vorstand und H. selbst von einem Rücktritt zu überzeugen, stützte sich dabei auf das oben erwähnte Schreiben von Max Busch (1886–1934), einem Weggefährten von Gruber, Leiter der Pathologisch-anatomischen Abteilung im Reichsgesundheitsamt und brennender Nationalsozialist. In dem an Gruber gerichteten Brief vom 12. April 1933 hieß es: „Soviel ich weiß, wird Herxheimer den Vorsitz haben. Ich würde es begrüßen, wenn er ähnlich wie Lichtwitz [i. e. Leopold Lichtwitz (1876–1943), damaliger jüdischer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin] zurücktreten würde. Ich würde es ferner für ratsam halten, den jüdischen Kollegen, die Vorträge angemeldet haben, den Rat zu geben, zurückzutreten. Ich halte es nicht für ‚opportun‘ den jüdischen Kollegen das Wort zu erteilen, nachdem überall von namhaften Vertretern der jüdischen Rasse unter Verkennung der durch Juden angerichteten Schäden und der durch sie hervorgerufenen oder wenigstens stark begünstigten, nie aber zurückgewiesenen Bedrückung des deutschnationalen Elementes und Strebens gegen das neue Deutschland gehetzt worden ist“ (zit. n. ebd., S308). Gruber instrumentalisierte den Brief und legte ihn H. und dem Vorstand vor; damit setzte er einerseits H. unter Druck und durchbrach andererseits „innerhalb kürzester Zeit – fast exakt innerhalb von 14 Tagen nach dem Erlass des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums – die mehr oder minder gefestigte Solidarität anderer Vorstandsmitglieder“ (ebd.) Die Jahrestagung in Rostock wurde in der Folge abgesagt, H. trat – so sah es zumindest nach außen hin aus – aus eigener Entscheidung als Vorsitzender zurück. Dabei spielte Gruber augenscheinlich auch H.s eigene zum Antisemitismus neigende Einstellung in die Karten. So wird deutlich, dass H. „keinen sicheren Stand in seinem Selbstver-
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Biografische Portraits
ständnis als ‚Nichtjude‘“ hatte und „den rechtskonservativen, antisemitischen Standpunkt so weit internalisiert[e], dass Gruber leichtes Spiel hatte, sobald er den Brief von Busch in Händen hielt“ (ebd., S309). Im Vorstandsprotokoll heißt es in diesem Kontext: „[E]r, Herxheimer, habe durch seine restlose und unnachsichtige Stellungnahme zur deutschen Frage in all den vergangenen Jahren und durch seine unzweideutige Ablehnung schmutziger Machenschaften und vordringlicher Tendenzen auch jüdischer Elemente gewiss den Beweis geliefert, dass er nicht gewohnt sei, Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, sondern sich restlos national zu bekennen. Seit Jahrzehnten lehne er nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern auch gedanklich jeden Zusammenhang mit jenem zersetzenden, international zur Geltung gebrachten, schiefen und ungetreuen, tendenziösen Intellektualismus ab, wie er z. B. an die Namen von Lion Feuchtwanger und Emil Ludwig Cohn geknüpft sei. Er pflege nicht zu kneifen, hier handle es sich aber darum, das Wohl der Deutschen Pathol. Gesellschaft ins Auge zu fassen“ (zit. n. Dhom/Remmele [2004], 246 f.). Obschon also H. selbst antisemitische Ressentiments bediente, kann von einer „Solidarität des Vorstandes mit seinem Vorsitzenden“ nur sehr eingeschränkt, von einer „noch bewahrte[n] innere[n] Freiheit der Gesellschaft“ und einer „Unerschrockenheit des Schriftführers Georg Benno Gruber“ bei der Veröffentlichung des Nachrufs auf H. hingegen in keinem Fall gesprochen werden (Dhom [1997], S12 f.). Zwar ist anzuerkennen, dass die DPG – auch drei Jahre nach ihrer „Gleichschaltung“ – eine persönliche Würdigung eines entrechteten Mitglieds veröffentlichte, man bemühte sich aber deutlich „um eine politisch angepasste euphemistische Darstellung“, womit nach heutigen Maßstäben mitnichten von einem „Zeichen eines (subtilen) politischen Protestes“ die Rede sein kann (Schmidt/Gräf/Groß [2020a], 389). Auch Franke/Bürrig und Kaiser/Gross widmeten sich in jüngster Zeit den Hintergründen von H.s Rücktritt (Franke/Bürrig [2019]; Kaiser/Gross [2021]). Nachdem H. sein Amt als Vorsitzender der DPG aufgegeben hatte, beantragte er beim Ma-
gistrat der Stadt Wiesbaden am 12. Oktober 1933 die Beurlaubung aus „gesundheitlichen Gründen“ und eine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand zum 1. April 1934. Dhom und Remmele halten dazu fest: „Zwischen den Zeilen steht, dass sein Antrag auf vorzeitige Versetzung in den Ruhestand nicht aus freien Stücken erfolgt. Wie nicht anders zu erwarten, fragt der Magistrat nicht nach einer Begründung. Er kennt sie selbst am besten und stimmt dem Antrag daher ohne weiteres zu“ (Dhom/Remmele [2004], 248). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): H. entstammte einer alteingesessenen Frankfurter Ärztefamilie. Er war der Sohn des Dermatologen Salomon H. (1841–1899) und seiner Ehefrau Fanny, geborene Livingston (1853–1922). Sein jüngerer Bruder Hans H. (1880–1944) und sein Onkel Karl H. (1861–1942), ebenfalls Dermatologen, kamen beide im KZ Theresienstadt ums Leben. H. heiratete 1911 in München Gertraud von Poschinger (* 1888). Der berühmte Berliner Architekt Bruno Paul (1874–1968) errichtete 1911/12 im Auftrag von H. für das junge Paar in Wiesbaden (Rosselstraße) eine Villa im Stil des Neoklassizismus bzw. Historismus, die auch heute noch erhalten ist und unter dem Namen „Haus Gotthold Herxheimer“ firmiert (Drebusch [2019], 48 f.). Sie zählte 2013 zu den „Grundlagen der Bewerbung Wiesbadens als Weltkulturerbe“ (Einige Fakten über Wiesbaden [2013], 19). Zuvor (1909/10) hatte sich bereits H.s Mutter Fanny H. von Paul eine neoklassizistische Villa in Frankfurt a. M. (Zeppelinallee) bauen lassen, die ebenfalls noch heute existiert („Villa Herxheimer“). Nach H.s Tod kehrte Gertraud H. in ihre bayerische Heimat zurück und führte wieder ihren Mädchennamen. Die Ehe war kinderlos geblieben. H. war der erste Direktor des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Wiesbaden. Neben der besagten (Vorstands-) Mitgliedschaft in der DPG war H. 1921 Gründungsmitglied der Wirtschaftlichen Vereinigung selbstständiger pathologisch-anatomischer Prosektoren (heute: Bundesverband Deutscher Pathologen) und langjähriger Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.
Herxheimer, Gotthold
Bekanntheit erlangte H. vor allem durch das über mehrere Auflagen hinweg von ihm betreute und von Hans Schmaus (1862–1905) begründete populäre Lehrbuch zur Pathologischen Anatomie (begründet als „Grundriß der Pathologischen Anatomie“, fortgesetzt als „Grundlagen der Pathologischen Anatomie“). Außerdem hatte er – ungewöhnlich für die damalige Zeit – zusammen mit Walker Hall aus Manchester einige Arbeiten in englischer Sprache publiziert (etwa: „Methods of Morbid Histology and Clinical Pathology“ [1905]). H. verstarb während einer Auslandsreise am 24. Februar 1936 in Simon’s Town bei Kapstadt, Südafrika, im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Fibrinoide Nekrose des Bindegewebes; Struktur des Tuberkels; Diabetes mellitus; Pankreaszirrhose; akute gelbe Leberatrophie; Nephritis, Nierendekapsulation und Schrumpfniere; Bluthochdruck, Herzhypertrophie, Nierenarteriolosklerose und Gehirnblutung nach anatomischen Befunden; Zysten der Niere und der abführenden Harnwege; Fettdegeneration bzw. Fettinfiltration; histopathologische Technik; Sklerodermie; Amyloidtumoren des Kehlkopfs und der Lunge; Morphologie der Missbildungen des Menschen und der Tiere, insbesondere Missbildungen des Herzens und der großen Gefäße; Pericard-Knötchen und Sehnenflecke; Neurofibrillen im Zentralnervensystem; Epitheloidzellen und Riesenzellen des Tuberkels; Lepra und Tuberkulose; akute allgemeine Miliartuberkulose; Guanidinvergiftung und parathyreoprive Tetanie; Epithelkörperchen-Hormon und Kalkstoffwechsel; Myeloblastenleukämie; Syphilis der Leber Publikationen (Auswahl): Zur Kasuistik der Sclerodermie, Diss. med., Greifswald 1896; Ueber fibrinöse Entzündungen des Darmes und der serösen Häute, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 162 (1900), 443–476; Ueber Fettfarbstoffe, Dtsch. Med. Wochenschr. 27 (1901), 607–609; Ueber supravasale Pericard-Knötchen und Sehnenflecke, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol.
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Klin. Med. 165 (1901), 248–263; Über multiple Amyloidtumoren des Kehlkopfs und der Lunge, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 174 (1903), 130–162; Nachtrag zu meinem Artikel „Über multiple Amyloidtumoren des Kehlkopfes und der Lunge“, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 175 (1904), 539–540; Methods of Morbid Histology and Clinical Pathology (1905) (zus. mit I. W. Hall); Über die Entkapselung der Niere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 179 (1905), 153–189 (zus. mit I. W. Hall); Die Morphologie der Mißbildungen des Menschen und der Tiere. Ein Lehrbuch für Morphologen, Physiologen, praktische Ärzte und Studierende (1906) (zus. mit E. Schwalbe und G. B. Gruber); Pancreas und Diabetes, Dtsch. Med. Wochenschr. 32 (1906), 829–832; Über Pankreascirrhose (bei Diabetes), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 183 (1906), 228–341; Über Cystenbildungen der Niere und abführenden Harnwege, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 185 (1906), 52–117; Grundriß der Pathologischen Anatomie (1907, 8., bearb. Aufl. des Schmaus’schen Grundrisses der Pathologischen Anatomie, 20. Aufl. 1932); Studien über die Neurofibrillen im Zentralnervensystem. Entwicklung und normales Verhalten. Veränderungen unter pathologischen Bedingungen (1907) (zus. mit N. Gierlich); Mißbildungen des Herzens und der großen Gefäße (1910); Technik der pathologisch-histologischen Untersuchung (1912); Gewebsmißbildungen (1913); Ueber das pathologisch-anatomische Bild der „Kriegsnephritis“, Dtsch. Med. Wochenschr. 42 (1916), 869–871, 906–908, 940–942 sowie 969–971; Zur feineren Struktur und Genese der Epitheloidzellen und Riesenzellen des Tuberkels, Beitr. Pathol. Anat. 61 (1916), 1–41; Nierenstudien I: Über die genuine arteriosklerotische Schrumpfniere, Beitr. Pathol. Anat. 64 (1918), 297–346; Der jetzige Stand der Pathogenese des Diabetes, mit besonderer Berücksichtigung des Pankreas, Dtsch. Med. Wochenschr. 46 (1920), 522–524; Der jetzige Stand der Lehre von der Pathogenese der malignen Geschwülste, Dtsch. Med. Wochenschr. 47 (1921), 358–360; Grundlagen der Pathologischen Anatomie für Studierende und Ärzte (1921, 2./3. Aufl. 1922); Über die „Akute Gelbe Leberatro-
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Biografische Portraits
phie“, Klin. Wochenschr. 1 (1922), 1441–1446; Die Lepra und ihre Parallelen zur Tuberkulose, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 1053–1059; Über die Leprazellen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 245 (1923), 403–447; Über Arteriolonekrose der Nieren, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 251 (1924), 709–717; Über die Stellung der Pathologie in Naturwissenschaft und Medizin, Beitr. Pathol. Anat. 72 (1924), 290–321; Versuche zur Frage der Analogisierung der Guanidinvergiftung mit der parathyreopriven Tetanie, Dtsch. Med. Wochenschr. 50 (1924), 1463–1465; Über Myeloblastenleukämie mit geschwulstartigen Wucherungen besonders in der Haut, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 613–624; Epithelkörperchen, Tetanie, Guanidinvergiftung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 256 (1925), 275–320; Die Epithelkörperchen, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 8 (1926), 548–680; Pankreas-Zellinseln und Insulin nach Unterbindung der Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 2299–2302; Die Pathologie von heute und ihr Verhältnis zu Virchows Cellularpathologie, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 1737–1742; Epithelkörperchen-Hormon und Kalkstoffwechsel bei verschiedenen Tierarten, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 2268–2271; Insulinmehrbildung bei Unterbindung der Pankreasgänge, Dtsch. Med. Wochenschr. 53 (1927), 715; Krankheitslehre der Gegenwart. Strömungen und Forschungen in der Pathologie seit 1914 (1927); Zur Frage der Entstehung der akuten allgemeinen Miliartuberkulose, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 448–464; Statistisches zum Kapitel Bluthochdruck, Herzhypertrophie, Nierenarteriolosklerose, Gehirnblutung nach anatomischen Befunden, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 433–438 (zus. mit K. Schulz); Syphilis der Leber. Pathologische Anatomie, in: Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten, Bd. 16/2 (1931), 457–516; Begrüßung der 92. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wiesbaden-Mainz, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 1609–1611; Rudolf Virchow und die Naturforscher Versammlungen, Dtsch. Med. Wochenschr. 58 (1932), 1511–1513
Quellen/Literatur: Arolsen Archives 01010503 oS; Arolsen Archives 11422001; BayHStA Abt. IV, Kriegstammrollen 1914–1918, Bd. 19835, Kriegstammrolle u. Kriegsrangliste, Bd. 3 Elsheimer (1928), 198; Aschoff (1932); Fischer (1932), Bd. 1, 618–619; Aschoff (1936); Zoske (1969); Blank (1984), 52; Lampert (1991), 26; Becker/Doerr/Schipperges (1993), 211; Becker (1996), 42, 63; Dhom (1997), S12–S13, S15 [P]; Dhom (2001), 410–411; Dhom/Remmele (2004); Fisseler-Eckhoff/Remmele (2007), 65–66 [P]; Goerig/Goertz (2010), 831–832 [P]; Richter-Hallgarten (2013), 300–314 [P]; Einige Fakten über Wiesbaden [2013], 19; Baumann (2017), 52–54; Drebusch (2019), 48–49; Franke/Bürrig (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 7–9; Schmidt/Gräf/Groß (2020a), 380, 384, 389; Schmidt/Gräf/Groß (2020b); Kaiser/Gross (2021); Uhlendahl et al. (2021), 3 Jacobsthal, Wolfgang Jakob Erwin
Professor, Dr. med. Deutsch-guatemaltekischer Pathologe, Bakteriologe und Serologe * 30. Mai 1879 in Straßburg/Elsaß-Lothringen (heute: Strasbourg, Frankreich) † 28. April 1952 in Tiquisate, Guatemala Vaterberuf: Professor für Musikgeschichte Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Humanistischen Lyzeum Straßburg; 1896 Studium der Medizin an der
Jacobsthal, Erwin
Universität Straßburg (bis 1901); 1899 ärztliche Vorprüfung ebenda; Januar/März 1902 ärztliche Approbation und Promotion zum Dr. med. am Straßburger Institut für Hygiene und Bakteriologie bei Josef Forster (1844–1910) und Ernst Levy (1864–1922) mit dem Thema „Typhusbazillen beim Rinde“; Februar 1902 Assistent ebenda (ab Oktober 1902 erster Assistent; bis Oktober 1903); Oktober 1903 Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus Wiesbaden, insbesondere in der Abteilung für Innere Medizin bei Wilhelm Weintraud (1866–1920) und in den Abteilungen für Infektions-, Geistes- sowie Haut- und Geschlechtskrankheiten (bis 1905); 1905 Schiffsarzt bei der Hamburg-Amerika-Linie in Ostasien, danach Privatstudien über den Milzbrandbazillus im Laboratorium des Wiesbadener Krankenhauses (bis 1906); 1906 Assistent und Leiter der Bakteriologischen Abteilung am Senckenbergischen Pathologischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Eugen Albrecht (1872–1908) (bis 1908); 1908 Erster Assistent am Pathologischen Institut der Universität Marburg bei Rudolf Beneke (1861–1946) (bis April 1909); Mai 1909 Sekundärarzt (ab Mai 1912 Oberarzt) und Leiter der Bakteriologisch-serologischen Abteilung am Pathologischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg (bis Dezember 1933); Betrieb eines Privatlabors für bakteriologisch-serologische Untersuchungen sowie (ab 1911) niedergelassener Kassenarzt („Facharzt für Serologie und medizinische Diagnostik“) ebenda (bis 1934); 1916 in ärztlicher Behandlung wegen bei der Arbeit zugezogenen Typhus- und Ruhrinfektionen (bis 1918); 1919 Habilitation an der Universität Hamburg, Thema der Antrittsvorlesung: „Die bakteriologisch-serologische Untersuchung bei Ikterus und ikterusähnlichen Zuständen“; 1928 Verleihung der Dienstbezeichnung „Leitender Oberarzt und Professor“ durch die Hamburger Gesundheitsbehörde; Juli 1933 Entziehung der Venia legendi durch die Universität Hamburg; Januar 1934 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst; Juli 1934 Emigration nach Guatemala, dort Leiter des Bakteriologisch-serologischen Labors der Sanidad Pública sowie Professor am Bakteriologischen Institut der Universidad de San Carlos de Guatemala (beides bis
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1945); 1945 Leiter der Laboratorien der United Fruit Company in Tiquisate Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; beide Elternteile waren Juden. J. verspürte aber zeitlebens einen starken Identitätskonflikt zwischen Judentum und Christentum: Sein Vater Gustav J. (1845– 1912) war als Professor für Musikgeschichte an der Universität Straßburg äußerst nationalkonservativ orientiert und offenbarte seinen Kindern erst mit dem Erreichen des 14. Lebensjahrs ihre jüdische Herkunft. In der Schule nahm J. am evangelischen Religionsunterricht teil. Er schreibt in seinen Lebenserinnerungen von 1947, dass der Vater der Meinung war, nur die christliche Religion ermögliche ein Verständnis der deutschen Geschichte und Kultur. Er habe den Kindern dadurch eine ungezwungene Kindheit gewährleisten wollen. Sein Vater sei religiös gewesen, dem Wesen nach christlich orientiert, habe es aber abgelehnt, durch Taufe zum Christentum überzutreten, da seine Vorfahren dies auch nicht getan hätten. Den Zionismus habe er ebenso wie die Rassentheorie abgelehnt. J. und seine Brüder waren nicht beschnitten, jüdische Feiertage wurden im Elternhaus nicht gefeiert. Für seinen konservativen und gar antisemitisch eingestellten älteren Bruder Walther (* 1876; später Mathematiker und Schuldirektor in Berlin) sei die Offenbarung der eigenen jüdischen Herkunft ein tragisches Erlebnis gewesen. J. hatte im Februar 1910 Louise Romeiss geheiratet, die nichtjüdischer Herkunft war. Letztere gab wiederholt antisemitische Ressentiments preis, an denen sich J. störte. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er: „Sie hat mich, der ich doch unzweifelhaft juedischen Blutes bin, unbesehen geheiratet, und hat immer diese Wahl wie eine Loewin verteidigt. Aber gegen die Mehrzahl juedischer Menschen hat sie eine tiefgehende Abneigung, manchmal mehr als das. Wenn an einem Menschen etwas schlecht ist, so ist das sicher ‚juedisch‘. […] Nur ein Beispiel: sie mochte den sehr praechtigen alten Jakob Engel in Guatemala sehr gut leiden. Als er nun starb, waren im Hause Dr. Wolters – der zur gleichen Zeit gestorben war – zahlreiche juedische, und sicher auf ihre Judenheit sehr stolze Menschen
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Biografische Portraits
versammelt. Und um hervorzuheben, wie sehr sie den alten Jakob Engel schaetzte, sagte sie in deren Gegenwart: ‚man merkte ihm gar nicht an, dass er ein Jude war‘“ (zit. n. Starsonek [2007], 37). Während seiner Assistentenzeit in Frankfurt a. M. schloss sich J. der Vereinigung der Freunde der christlichen Welt an und ließ sich formell taufen. Der Identitätskonflikt blieb aber zeitlebens bestehen und so erwog er in Hamburg später, wieder zum jüdischen Glauben überzutreten, was jedoch vom Hamburger Rabbiner Sondermann mit der Begründung abgelehnt wurde, er sei innerlich zu sehr Christ; auch in einer Korrespondenz mit dem Berliner Rechtsanwalt Traub im November 1932 und nochmals im Kontext einer möglichen Emigration nach Palästina Anfang 1934 erwog J. eine Rückkehr zum Judentum. Im Fragebogen, den J. im Rahmen der Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ auszufüllen hatte, gab er hinsichtlich seiner Religion an: „evangelisch, von Anfang an so erzogen, jedoch erst 1905 getauft“ (zit. n. ebd., 48). Er war außerdem Mitglied der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP). Am 28. Juni 1933 erhielt J. zum 31. Juli 1933 von der Hamburger Gesundheitsbehörde die Kündigung gemäß § 3 der Zweiten Durchführungsverordnung des obengenannten Gesetzes („nichtarische Abstammung“). Am 15. Juli legte J. mit Erfolg Widerspruch gegen die Kündigung ein und berief sich dabei auf die erst mit der Ergänzungsverordnung vom 7. Juli 1933 auf Angestellte im öffentlichen Dienst übertragene Regelung, die seit 1. August 1914 durchgehend Dienstverpflichtete von einer Entlassung gemäß § 3 ausnahm. Zwar nahm die Gesundheitsbehörde die Kündigung zurück, sprach jedoch gleichzeitig zum 31. Dezember 1933 die Kündigung gemäß § 6 der Zweiten Durchführungsverordnung ohne Angabe von Gründen aus („Vereinfachung der Verwaltung“). J.s Lehrbefugnis an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg war bereits zum 31. Juli 1933 gemäß der Dritten Durchführungsverordnung entzogen worden. Bis Sommer 1934 betrieb J. noch seine Privatpraxis als Facharzt für Serologie und medizini-
sche Diagnostik, bewarb sich parallel aber bereits im Ausland und bereitete eine Emigration vor. Mit verschiedenen Empfehlungsschreiben bewarb er sich etwa bei Arieh Beham (1877– 1941) am Pasteur-Institut in Jerusalem, der ihm zu seinem persönlichen Bedauern aus finanziellen Gründen keine volle Stelle anbieten konnte. Auch von Henrique da Rocha Lima (1879–1956) aus Brasilien erhielt er eine Absage. Schließlich hatte J. mit einer über das Konsulat der Republik Guatemala in Hamburg versandten Bewerbung an die guatemaltekische Regierung Erfolg; hierbei ging es um eine Stelle als Bakteriologe. Am 21. Juni 1934 meldete sich J. gemeinsam mit seiner Ehefrau bei der Hamburger Polizeibehörde nach Guatemala-Stadt ab, der Umzug fand im Folgemonat statt. J. stand auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Der Sohn Hanserwin (* 1912) kam mit nach Guatemala, die anderen beiden Söhne Gustav (* 1910) und Wolfgang (* 1913) siedelten später ebenfalls nach dort über. Bereits in Deutschland hatte J. Spanisch gelernt und trat im Exil unmittelbar eine Stellung als Leiter des bakteriologisch-serologischen Labors der Sanidad Pública an; außerdem lehrte er als Professor am Bakteriologischen Institut der Universidad de San Carlos de Guatemala. 1940 erklärte J. seinen Verzicht auf die deutsche Staatsangehörigkeit und wurde am 27. Juni 1940 eingebürgert. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Da J. verfrüht eingeschult wurde, war er bei Studienbeginn erst 17 Jahre alt und „auch später der jüngste Arzt im Elsass“ (ebd., 32). Beeinflusst wurde die Studienwahl durch den Großvater väterlicherseits sowie durch einen Onkel, die beide Ärzte gewesen waren. J.s Vater war den Quellen zufolge ungewöhnlich streng und nahm nachhaltigen Einfluss auf J.s privaten wie auch schulischen und beruflichen Werdegang; so verbot ihm sein Vater eine frühe Spezialisierung im Studium und verlangte ein universelles Studium auch in geisteswissenschaftlichen Fächern. Bezeichnend ist zudem, dass J.s Vater sich bei Josef Forster über die Leis-
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tungen seines Sohnes als Assistent bei ebendiesem erkundigte – was sich J. selbst augenscheinlich nicht traute. J. schreibt in seinen Memoiren: „Ich war etwa ein Jahr Assistent bei Forster, als mein Vater ihn besuchte, um zu hören, ob er mit mir zufrieden sei. Ich hatte damals keinerlei Vertrauen in meine eigene wissenschaftliche Begabung“ (zit. n. ebd., 34). Resümierend fasst J. zusammen: „Es hat mir mal einer gesagt, es sei ein schweres Schicksal, einen bedeutenden Vater zu haben. Und dies gilt in ganz ausserordentlicher Weise von mir selbst. Darueber muss ich einmal sprechen. Als Kinder sahen wir nicht nur zu unserem Vater auf, und hatten ungeheuren Respect vor ihm, weil wir wirklich nie einen Fehler an ihm entdecken konnten, sondern wir hatten eigentlich immer Furcht vor ihm. Wenn er einen mit seinen strengen Augen ansah, und sagte: ‚Du kennst meine Meinung, aber Du kannst thun was Du willst‘, so war man in Wirklichkeit nicht frei mehr in seinem Entschluss“ (zit. n. ebd., 107). Zu J.s akademischen Lehrern zählen Bernhard Naunyn (1839–1925), Friedrich Daniel von Recklinghausen (1833–1910), Franz Hofmeister (1850–1922) sowie Josef Forster und Ernst Levy. 1908 wurde J. Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft, 1910 wurde er in die Freie Vereinigung für Mikrobiologie sowie in den Naturwissenschaftlichen Verein aufgenommen; letzterem stand er zeitweise als Vorsitzender vor. Seit 1911 war er Mitglied und später Vorsitzender des Hamburger Ärztlichen Vereins. Ferner war J. ab 1923 Mitglied der Kolloid-Gesellschaft. Verschiedene Erfindungen von J. wie von ihm entwickelte Gipsstäbchen, ein Pipettenspülautomat sowie ein Verfahren zur Trockenkonservierung von Sera wurden industriell genutzt. J. verfasste im Exil in Guatemala 1947 seine Lebenserinnerungen unter dem Titel „Wechselspiel eines Lebens“ (154 S., mschr.). Sie sind bislang unveröffentlicht und befinden sich in Privatbesitz von Nachkommen der Familie; ausgewertet wurden sie bei Starsonek (2007), Kopien liegen bei Heiner Freiesleben, Lübeck, vor. Privat galt sein Interesse im Exil der Maya-Kultur und ihren archäologischen Zeugnissen; er besaß eine umfangreiche Sammlung von Maya-Keramik und Kleinplastiken.
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J. verstarb am 28. April 1952 im Alter von 73 Jahren im Krankenhaus von Tiquisate, wo er einige Wochen zuvor zur antihypertensiven Therapie eingewiesen worden war. Im Rahmen eines von J.s Ehefrau Louise nach dem Tod ihres Ehemanns angestrengten Wiedergutmachungsverfahren wurde vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg ein entsprechender Anspruch anerkannt. J.s Entlassung sei ausschließlich aus „rassischen“ Gründen erfolgt, er wäre andernfalls bei normalem Verlauf der Dienstlaufbahn 1944 zum Chefarzt befördert und bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres weiter beschäftigt worden. Die Zeit von der Entlassung bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres wurde damit als ruhegeldfähige Dienstzeit anerkannt; Louise J. erhielt eine entsprechende Witwenrente. Außerdem wurde 1964 eine einem Jahresgehalt entsprechende Entschädigungszahlung an J.s Erben geleistet. Seit 2014 erinnert ein Stolperstein vor dem neuen Hauptgebäude des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf an J. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Immunitätslehre; Bakteriologie; Serologie der Syphilis; Wassermannsche Reaktion; Krankenhaushygiene; Labororganisation; Typhusbazillen beim Rind; Nachweis des Milzbrandes; intravitale Fettfärbung; Erreger der Variolavakzine; Vorbeugung des Tetanus im Heer; Schutzimpfung gegen Typhus und Cholera; Gewinnung der Cerebrospinalflüssigkeit an Leichen; Kutisreaktionen bei Fleckfieber; Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit mit kolloidalen Mastixlösungen; Phagozytoseversuche mit Myeloblasten; Tuberkelbazillennachweis durch Tierversuch und Züchtung; mikroskopische Diagnose der Gonokokken und Meningokokken; Mikrophotographie; Über Meningitis bei Banginfektion Publikationen (Auswahl): Typhusbazillen beim Rinde, Diss. med., Straßburg 1902; Über trockene Konservierung agglutinierender und präzipitierender Sera, Arch. Hyg. 48 (1904), 207–221; Grundlagen einer biologischen Methode zum Nachweis des Milzbrandes in der Praxis (Straßburger Gipsstäbchen-Metho-
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de), Z. Infektionskr. Parasit. Kr. Hyg. Haustiere 1 (1906), 102–123 (zus. mit F. Pfersdorff); Über intravitale Fettfärbung, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 13 (1909), 380–385; Notiz zur Theorie und Praxis der Wassermannschen Reaktion, Münch. Med. Wochenschr. 57 (1910), 689–690; Zur Frage nach der Herkunft der die Wassermannsche Reaktion hervorrufenden Substanzen, Münch. Med. Wochenschr. 57 (1910), 1036–1037; Versuche zu einer optischen Serodiagnose der Syphilis, Z. Immun. Exp. Ther. 8 (1911), 107–128; Über den Erreger der Variolavaccine. Eigene Versuche mit der Komplementablenkung, in: Handbuch der Technik und Methodik der Immunitätsforschung, Erg.-bd. 1 (1911), 507–509 (zus. mit E. Paschen); Bericht über die bakteriologisch-serologische Abteilung des pathologischen Instituts, in: Das Allgemeine Krankenhaus St. Georg in Hamburg nach seiner baulichen Neugestaltung (1912), 364–368; Bakteriologisch-serologische Abteilung. Ausführungen zur Statistik, in: Jahresbericht des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg für das Jahr 1911 (1913), 189–192; Zur Vorbeugung des Starrkrampfes im Heere, Münch. Med. Wochenschr. 61 (Feldärztl. Beil.) (1914), 2079–2080; Orientierendes über die Schutzimpfung gegen Typhus und Cholera, Z. Krankenanst. 10 (1914), 673–677; Vergleichende Untersuchungen über die Wassermannsche Reaktion bei Malaria, Dermatol. Wochenschr. 58 (Suppl.) (1914), 39–51 (zus. mit H. Rocha-Lima); Bakteriologisch-serologische Abteilung. Ausführungen zur Statistik, in: Jahresbericht des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg für das Jahr 1913 (1915), 28–29 u. 138–139; Zur Technik der Gewinnung der Cerebrospinalflüssigkeit an Leichen, Zentralbl. Pathol. 27 (1916), 241–242; Eine Anregung zur Anstellung von Kutisreaktionen bei Fleckfieber, Dtsch. Med. Wochenschr. 42 (1916), 1093–1094; Zur Wertung der neuen Bruckschen Salpetersäure-Fällungsreaktion auf Syphilis, Dermatol. Wochenschr. 64 (1917), 395– 399; Leitsätze des Ärzte-Kurses über „Erkenntnis und Behandlung der primären Syphilis“, Dermatol. Wochenschr. 66 (1918), 614–615 (zus. mit E. Arning); Eine Methode der Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit mit kolloidalen Mastixlösungen, Berl. Klin. Wochenschr. 55 (1918), 249–252 (zus. mit V. Kafka); Über die Stellung
und Bedeutung von Laboratorien, besonders des Bakteriologischen Laboratoriums, im Krankenhausbetriebe, Z. Krankenanst. 15 (1919), 149– 155; Desinfektion und Reinigung von Zentrifugengläschen und Pipetten, in: Schutzmaßnahmen bei bakteriologischem und serologischem Arbeiten (1919), 43–45; Untersuchungen über eine syphilisähnliche Spontanerkrankung des Kaninchens (Paralues cuniculi), Dermatol. Wochenschr. 71 (1920), 569–571; Über Phagocytoseversuche mit Myeloblasten, Myelocyten und eosinophilen Leukocyten (mit Bemerkungen über den feineren Bau der eosinophilen Leukocyten), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 234 (1921), 12–20; Zur Zählung der Zellelemente der Lumbalflüssigkeit, Dtsch. Med. Wochenschr. 48 (1922), 867; Die mikrobiologische Diagnose der Syphilis, in: Die Syphilis. Kurzes Lehrbuch der gesamten Syphilis (1923), 433–487; Präzipitations- und Flockungsreaktionen zum Luesnachweis, in: Handbuch der Serodiagnose der Syphilis (2. Aufl., 1924), 237–418; Die Bakteriologisch-serologische Abteilung, in: Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg (1925), 95–99; Morphologische Untersuchungen über die Einwirkung hypertonischer Kochsalzlösungen auf Erythrocyten, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 543–561; Zur Technik des beschleunigten Tuberkelbazillennachweises durch Tierversuch und Züchtung, Dtsch. Med. Wochenschr. 52 (1926), 144–145; Bakteriologie und Serologie am Leichentisch, in: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bd. 8/1 (1927), 967–1092; Liquor-Untersuchungen, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 1896–1899 (zus. mit M. Joel); Bemerkungen zur mikroskopischen Diagnose der Gonokokken und Meningokokken, Dermatol. Wochenschr. 88 (1929), 101–104; Zur Stellung und Ausbildung der technischen Assistentinnen in Krankenhäusern, Z. Ges. Krankenhauswesen 26 (1930), 478–481; Morphologie und Serologie des Normalblutes der Laboratoriumstiere, in: Handbuch der pathogenen Mikroorganismen, Bd. 3/1 (3. Aufl., 1930), 333–364 (zus. mit A. Schuback); Allgemeine Bakteriologie und Immunitätslehre, in: Laboratoriumstechnik in der Medizin. Lehrund Hilfsbuch für den Laboratoriumsdienst
Jacoby, Fritz
(1931), 397–491; Mikrophotographie, in: Laboratoriumstechnik in der Medizin. Lehr- und Hilfsbuch für den Laboratoriumsdienst (1931), 659–663; Vergleichende bakteriologische Untersuchungen über die Anwendung von Lysoform und Sagrotan in der Geburtshilfe, Z. Hyg. Infektionskr. 113 (1932), 781–792; Über Meningitis bei Banginfektion, ihr klinisches und bakteriologisch-serologisches Bild, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1093–1095 (zus. mit A. Bingel); Una investigación respecto al papel que desempeñan nuestros zopilotes, desde el punto de vista sanitario (1935) (zus. mit L. Gaitán); Los reticulocitos en la infección palúdica, Bol. San. Guatemala 7 (1936), 141–149; Experiencias e ideas sobre sífilis en Guatemala, Bol. San. Guatemala 10 (1939), 199–231; Como puede contribuir el laboratorio en la lucha contra la tuberculosis, Bol. San. Guatemala 11 (1940), 223–231; Acerca de la lucha contra la tuberculosis, Bol. San. Guatemala 11 (1940), 232–237; Sobre una modificación sencilla pero práctica de la reacción de Kahn, para el suerodiagnóstico de la sífilis, Guatemala Médica 5 (1940), 16–19 (zus. mit A. Grauer); La idea de la vida, ilustrada según los modernos descubrimientos sobre el virus, Bol. San. Guatemala 12 (1941), 165–176; Sobre el principio del „verification-test“ de Kahn en el paludismo y su simplificación en las reacciones de Kahn y Collier Jacobsthal-Padilla, Bol. San. Guatemala 12 (1941), 190–196; Sobre el problema del tratamiento de la sífilis en Centro America, Bol. San. Guatemala 13 (1942), 125–136; El verification test de Kahn en las diferentes formas del paludismo, Bol. San. Guatemala 14 (1943), 102–114 Quellen/Literatur: Fischer (1932), Bd. 1, 694; List of Displaced German Scholars (1936), 57, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); AK St. Georg (1948), 35, 45; Kröner (1989), 20; van den Bussche (1989), 48–49; Andrae (2003), 40–46; Starsonek (2007) [P]; von Villiez/Freiersleben (2012); van den Bussche (2014), 56; Stolperstein Jacobsthal [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3
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Jacoby, Fritz
Professor, Dr. med., PhD Deutsch-britischer Pathologe und Histologe * 14. Januar 1902 in Berlin † 29. September 1991 in Leeds, Großbritannien Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Humanistischen Sophien-Gymnasium in Berlin; 1920 Studium der Medizin an den Universitäten Berlin und Freiburg i. Br. (bis 1925); 1925 ärztliches Staatsexamen; praktisches Jahr an der Pathologisch-anatomischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Berlin-Friedrichshain bei Ludwig Pick (1868– 1944); Volontärassistent ebenda (bis 1926); 1926 ärztliche Approbation sowie Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin mit der orthopädischen Arbeit „Gangstudie bei Quadricepslähmung“; Tätigkeit an der I. Inneren Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin und danach an der Anatomisch-pathologischen Abteilung des Berliner Krankenhauses am Urban bei Edmund Mayer (1889–1987); 1927 Assistent an der Chirurgischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin bei Ernst Unger (1875–1938) (bis 1931); 1931 Assistent an der Pathologisch-anatomischen Abteilung des Krankenhauses am Urban bei Mayer (bis 1933); Juni 1933 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst; Herbst 1933 Emigration nach Großbritannien; Tätigkeit am Strangeways Laboratory in Cambridge; Wechsel zu Nevill Willmer (1902–2001) an die Histologische Abteilung des Physiologischen Labors der Cambridge
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Biografische Portraits
University von Joseph Barcroft (1872–1947), währenddessen Stipendiat des Jewish Professional Committee (bis 1934); 1935 Lecturer in Histology und Research Assistant am Physiological Institute der University of Birmingham (bis 1947); 1937 PhD ebenda; 1947 Senior Lecturer und später Reader in Histology am Department of Anatomy der University of Wales in Cardiff (bis 1966), zeitweise zugleich Teilzeit-Mitarbeiter der British Empire Cancer Campaign; 1966 Professor of Histology (Personal Chair) an der University of Wales in Cardiff (bis 1969); 1969 Versetzung in den Ruhestand Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde er aus „rassischen“ Gründen zum 30. Juni 1933 aus seiner Stellung als Assistent an der Pathologisch-anatomischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin entlassen. Bereits im März 1933 waren SA-Truppen in das Urban-Krankenhaus eingedrungen und hatten jüdische Kollegen von J. verhaftet. J. beschrieb die damalige Situation in einem Entschädigungsantrag an die Stadt Berlin wie folgt: „Die drei letzten Monate leitete ich noch das Institut unter schwerster seelischer Anstrengung. Unbekannte Leichen wurden ins Institut gebracht und mir wurde einfach mitgeteilt, dass ich mit diesen nichts zu tun hätte. Denunziationen gegen mich wurden zur nationalsozialistischen Zelle des Krankenhauses geschickt. Nur dank meinem gutem Einvernehmen mit dem Leiter der Zelle, einem nichtjüdischen Dr. Kohn (chirurgischer Assistenzarzt)[,] wurde dem keine Achtung geschenkt. Ein Volontärarzt an unserem Institut, der sich schon auf meine Stelle gespitzt hatte, begann gefährliche Intrigen. Ein paar andere jüdische Kollegen wurden eines Tages aus dem Krankenhaus verschleppt. Mir wurde an diesem Tag der Rat gegeben, das Krankenhaus durch die Kapelle zu verlassen und mich für ein paar Tage nicht sehen zu lassen. Unter solchen Bedingungen versah ich noch meinen Dienst bis Ende Juni 1933“ (zit. n. Doetz [2018b], 222). Im Zuge seiner Entlassung entwickelte J. schwere Angstzustände, die ihn zeitlebens be-
gleiten sollten: „Der vormals sportbegeisterte, an Kunst und Literatur interessierte, reiselustige und mit großem Enthusiasmus arbeitende Arzt litt plötzlich an Platzangst, Schlaf- und Hoffnungslosigkeit und einem völligen Verlust der Initiative. Früher ein aktiver Schwimmer, traute er sich nicht mehr ins Wasser, weil er Angst hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren“ (ebd.). Durch das Einwirken des befreundeten Internisten Alfons Salinger (1903–1993) fasste J. schließlich den Entschluss, eine Emigration nach Großbritannien vorzubereiten. Bereits im Herbst 1933 wanderte er aus und fand zunächst eine Anstellung am Strangeways Laboratory in Cambridge. Kurz darauf wechselte er an die Histologische Abteilung des Physiologischen Labors der Cambridge University; seine Tätigkeit dort wurde durch ein Forschungsstipendium des Jewish Professional Committee (einer britisch-jüdischen Hilfsorganisation für immigrierte Akademiker) finanziert. Seine „arische“ Verlobte Lieselotte („Lilo“) Neumann (1908–1990) folgte ihm wenige Monate später nach Großbritannien; die beiden heirateten 1934 in Cambridge. Neumann war zuvor als Krankenschwester am Rudolf-Virchow-Krankenhaus entlassen worden, weil sie sich geweigert hatte, die Verlobung mit J. zu lösen. Nachdem sich bis 1938 die Situation für die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich erheblich zugespitzt hatte, holte J. seine Mutter, seinen Bruder mit seiner Frau und eine Cousine ebenfalls nach Großbritannien. Als Alleinverdiener bestritt er den Lebensunterhalt für die gesamte Familie. J. wurde nach Kriegsausbruch seitens der Nationalsozialisten als Staatsfeind eingestuft: Im Frühjahr 1940 wurde J. vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G. B. gesetzt – ein Liste von Personen, die nach einer militärische Eroberung Großbritanniens durch die Wehrmacht prioritär gesucht und verhaftet werden sollten (Hitler’s Black Book [2021]). 1947 wurden J. und seine Ehefrau britische Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): J. war der Sohn des jüdischen Berliner Sanitätsrats Hermann J. und seiner Ehefrau Elsbeth,
Jacoby, Fritz
geborene Unger. Aus J.s Ehe mit Lieselotte Neumann gingen drei Kinder hervor: Edna, Ärztin, Helen, Sozialarbeiterin, und Michael, Hochschulbeamter. J. gilt als akademischer Schüler von Ludwig Pick und Edmund Mayer. Bei Pick und Mayer wurde J. in das vergleichsweise neue Forschungsfeld der Gewebezüchtung eingeführt, das nach der Emigration zu seinem Forschungsschwerpunkt avancierte. In Großbritannien fand er beruflich zwar innerhalb kürzester Zeit Anschluss, als Pathologe konnte er aber nicht mehr tätig sein. Sein Arbeitsschwerpunkt verlagerte sich notgedrungen von der Pathologischen Anatomie zur Histologie. J. war Mitglied der Physiological Society (UK), der Anatomical Society of Great Britain and Ireland und Gründungsmitglied sowohl der European als auch der American Tissue Culture Association. Auch an der Gründung der British Tissue Culture Association war J. beteiligt. Nach seiner Pensionierung stiftete er an der University of Wales in Cardiff den „Fritz Jacoby Prize“, der jährlich an Bachelorabsolventen mit herausragenden Leistungen im Bereich der Zytologie und Histochemie verliehen wird. Nach dem Tod seiner Ehefrau im Januar 1990 verzog J. noch im selben Jahr von Cardiff nach Leeds, in die Nähe seiner Kinder. Dort verstarb er im September 1991 im Alter von 89 Jahren. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Gewebekulturen, insbesondere Histochemie; In-vitro-Studien; Krebsforschung; makro- und mikroskopische Anatomie; Gangstudie bei Quadricepslähmung; Blutgerinnung und Thrombose; Gewebewachstum in vitro; Pankreas und alkalische Phosphatase; Pathologie der Blut- und Immunzellen; Anatomie des weiblichen Beckens; gynäkologische und geburtshilfliche Anatomie; Entwicklung der Speicheldrüsen Publikationen (Auswahl): Gangstudie bei Quadricepslähmung, Diss. med., Berlin 1926; Chemische Untersuchungen am Leichenblut. Ein Beitrag zur Blutgerinnungsund Thrombosefrage, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 274 (1929), 392–424;
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Studies on the growth of tissues in vitro. V. Further observations on the manner in which cell division of chick fibroblasts is affected by embryo tissue juice, J. Exp. Biol. 14 (1937), 255–266 (zus. mit O. A. Trowell und E. N. Willmer); The rate of cell division of hen monocytes in vitro, J. Physiol. 90 (1937), 23P–25P; On the identity of blood monocytes and tissue macrophages; their growth rates in vitro, J. Physiol. 93 (1938), 48P–50P; Synchronous mitoses in a binucleate macrophage in vitro, J. Physiol. 93 (1938), 50P–52P sowie 98 (1940), 6P–8P; Speeding up of cell division of macrophages in vitro, J. Physiol. 100 (1941/42), 2P–3P; Toxicity of sulphonamide drugs to cells in vitro, Br. Med. J. 2 (1941), 149–153 (zus. mit P. B. Medawar und E. N. Willmer); The Anatomy of the Female Pelvis (1943) (zus. mit C. F. V. Smout); A method of obtaining permanent preparations for cytological study of pure cultures of macrophages, with special reference to their mode of division, J. Pathol. Bacteriol. 56 (1944), 438–440; Differences in localization, by histochemical means, of alkaline phosphatase within the same organ of different experimental animals, J. Physiol. 105 (1946), 19; The pancreas and alkaline phosphatase, Nature 158 (1946), 268; Toxicity of marfanil and V187 to cells in vitro, Lancet 247 (1946), 494–496; Use of the phosphatase reaction in a method of demonstrating bile capillaries in rats, J. Physiol. 106 (1947), 33; Animal tissue culture with a synthetic medium, Nature 161 (1948), 768 (zus. mit S. J. Darke); Gynaecological and Obstetrical Anatomy (1948) (zus. mit C. F. V. Smout); A quantitative analysis of the growth of pure population of fowl macrophages in vitro, Exp. Cell Res. Suppl. 1 (1949), 454–455; Diffusion phenomenon complicating the histochemical reaction for alkaline phosphatase, J. Anat. 83 (1949), 351–363 (zus. mit B. F. Martin); The histochemical test for alkaline phosphatase, Nature 163 (1949), 875 (zus. mit B. F. Martin); The relationship of bile alkaline phosphatase to histochemically detectable alkaline phosphatase in the biliary tract; including reference to the histology of the gall-bladder epithelium, J. Anat. 85 (1951), 391–399 (zus. mit B. F. Martin); Gynaecological and Obstetrical Anatomy and Functional Histology (1953) (zus. mit C. F. V. Smout); Mitotic activity in the gall
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Biografische Portraits
bladder epithelium of the guinea-pig after ligation of the common bile duct, J. Physiol. 119 (1953), 21P–22P; On the tuberculin sensitivity of epithelial cells in vitro, J. Hyg. (Lond.) 51 (1953), 541–545 (zus. mit J. Marks); Culture of whole gall bladders in vitro, J. Physiol. 124 (1954), 53P–54P; Histo- and biochemical studies of alkaline phosphatase in guinea-pigs with experimentally produced obstructive jaundice, J. Anat. 89 (1955), 440–449 (zus. mit B. F. Martin); The postnatal development of the rat submaxillary gland, J. Anat. 93 (1959), 201–216 (zus. mit C. R. Leeson); An electron microscopic study of the rat submaxillary gland during its post-natal development and in the adult, J. Anat. 93 (1959), 287–295 (zus. mit C. R. Leeson); Ovarian histochemistry, in: The Ovary (1962); Macrophages, in: Cells and Tissues in Culture, Bd. 2 (1964); The submaxillary gland of the golden hamster and its post-natal development, J. Anat. 100 (1966), 269–285 (zus. mit N. S. Devi); Longterm culture of mouse peritoneal macrophages with special reference to proliferation, J. Physiol. 203 (1969), 20P–22P (zus. mit C. G. Lee); The alkaline phosphatase reaction given by the myoepithelial cells of rodents’ submaxillary gland. Fact or fiction?, J. Anat. 105 (1969), 199 (zus. mit P. G. Rees); Mitotic activity of mouse peritoneal macrophages in vitro, J. Anat. 105 (1969), 206 (zus. mit C. G. Lee); Establishment of a strain of actively proliferating mouse peritoneal macrophages, J. Physiol. 206 (1970), 11P–12P (zus. mit C. G. Lee) Quellen/Literatur: General Register Office, England and Wales Marriage Registration Index, January – March 1934; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NA HO 396/41; NA RG 101/5603A List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Lever (1992) [P]; Doetz/Kopke [2013d]; Doetz (2018b) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 6; Hitler’s Black Book [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 3
Jaffé, Rudolf Benno Siegfried
Professor, Dr. med., Dr. h. c. mult., Prof. h. c. Deutsch-venezolanischer Pathologe * 4. Oktober 1885 in Berlin † 13. März 1975 in Caracas, Venezuela Vaterberuf: Chemiker und Unternehmer Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Wilhelms-Gymnasium Berlin; 1904 Studium der Medizin an den Universitäten Berlin, München und Freiburg i. Br. (bis 1909); 1909 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Freiburg i. Br. bei Ludwig Aschoff (1866–1942) mit dem Thema „Dem Molluscum contagiosum ähnliche Geschwulst bei der Nebelkrähe“; Medizinalpraktikant an der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Berlin-Moabit, der Inneren Abteilung des Deutschen Hospitals in Konstantinopel sowie am Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg (bis 1910); 1910 ärztliche Approbation in Berlin, anschließend kurzzeitig als Schiffsarzt auf Passage nach Ostasien; Assistent am Hygiene-Institut der Universität Gießen bei Rudolf Neumann (1868–1952) (bis 1911/12); 1912 Assistent am Senckenbergischen Pathologischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Bernhard Fischer-Wasels (1877– 1941) (bis 1925); im Ersten Weltkrieg Truppenund später Bataillonsarzt an der Ostfront, u. a. in Galizien und Rumänien, danach Heerespathologe in Wilna, Litauen (bis 1918); 1919 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Frankfurt a. M.; 1922 außerordentlicher Professor ebenda; 1925 Direktor des Pathologischen Instituts des Städti-
Jaffé, Rudolf
schen Krankenhauses Berlin-Moabit (bis 1933); 1933 Chefarzt des Pathologischen Instituts der Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch (bis 1934); 1934 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand; 1935/36 Emigration nach Venezuela, dort Aufbau einer Pathologisch-anatomischen Abteilung am Hospital Vargas in Caracas; 1936 Professor für Pathologische Anatomie an der Universidad Central de Venezuela in Caracas und Direktor des dortigen Pathologischen Instituts (bis 1965); 1965 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; sein Vater war der Chemiker, Unternehmer, Stadtrat und Ehrenbürger (Berlin-) Charlottenburgs Benno Jaffé (1840–1923). J. wuchs in einem konservativ-monarchistischen Elternhaus auf, „war ausgesprochen national gesinnt“ (Pross [1984], 170) und lehnte die Demokratie in der Ausprägung der Weimarer Republik ab. In seinen Lebenserinnerungen blickt er wehmütig auf seine Kindheit und Jugend im Kaiserreich zurück und konstatiert, nur die Monarchie „könne dem Volk den ‚Popanz‘ bieten, zu dem es aufsehe und der seine Phantasie begeistere“ (zit. n. ebd.). „Nur war dieser Popanz 1933 in mörderischer Gewalt wiederauferstanden“ (ebd.), wie Christian Pross hinzusetzt. Im Sommer 1933 wurde J. von seinem Corpsbruder im Corps Marchia Berthold Ostertag (1895–1975) aus seinem Amt als Direktor des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses Berlin-Moabit verdrängt, nachdem dieser eine Aussprache mit dem zuständigen Berliner Gesundheitsamtsleiter Jost Walbaum (1889–1969) gehabt hatte. Ostertag wie auch Walbaum waren beide bekennende Nationalsozialisten und Mitglieder der SA. Drei Tage nach der Aussprache verjagte Ostertag am 1. August 1933 „in SA-Uniform seinen jüdischen Verbindungsbruder“ (Klee [2015], 446) aus dem Moabiter Krankenhaus und übernahm dessen Stellung. Da die Moabiter Chefärzte zugleich Lehraufträge an der Berliner Universität hatten und Hoffnungen bestanden, „dass in Moabit sogar ein zweiter Lehrstuhl für Pathologie eingerichtet würde“, bedeutete „dieser Wechsel mit Hilfe der Partei“ für Ostertag „einen deutlichen Auf-
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stieg, wobei er zu seiner Enttäuschung allerdings erfahren musste, dass mit einem zweiten oder dritten Lehrstuhl für Pathologie vorläufig nicht zu rechnen sei“ (Peiffer [1997], 86). J. übernahm, „von dem Verhalten Ostertags tief betroffen“ (ebd.), zwangsweise vorübergehend das zuvor von diesem geleitete Pathologische Institut der Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch. Bislang aufgrund der Frontkämpferklausel des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ von einer Entlassung aus „rassischen“ Gründen formal ausgenommen, wurde J. mit Schreiben des Preußischen Ministerpräsidenten vom 9. März 1934 schließlich gemäß § 6 des Gesetzes – offiziell „zur Vereinfachung der Verwaltung“ – vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Wenngleich eine tatkräftige Solidarität ausblieb, gab es immerhin einige Lippenbekenntnisse von Kollegen wie Robert Rössle (1876–1956) und Bernhard Fischer-Wasels. Der Vorstand der Deutschen Pathologischen Gesellschaft Werner Hueck (1882–1962) schrieb J. in einem Brief am 9. April 1934: „Ich darf Sie versichern, dass gegen Ihre Mitgliedschaft und wissenschaftliche Mitarbeit nicht die geringsten Bedenken bestehen“ (zit. n. ebd.: 86 f.). Ironischerweise wurde J. trotz allem am 1. November 1934 im „Namen des Führers und Reichskanzlers“ das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. 1935 entschloss sich J. „[a]ngesichts der für ihn und seine Familie ständig unerträglicher und bedrohlicher werdenden Situation und dem Rat wohlmeinender Freunde folgend“, nach Venezuela auszuwandern. Dort hatte ihm ein „40köpfige[s] Team besorgter, fortschrittlich denkender Ärzte“ unter dem damaligen Direktor aller venezolanischen Krankenhäuser Pedro González Rincones (1895–1968) das Angebot gemacht, „am Hospital Vargas in Caracas eine pathologisch-anatomische Abteilung aufzubauen“ (Brass [1975], 635). Zu den Umständen der Emigration schreibt Karl Brass (1912–2001), zeitweise Kollege von J. in Venezuela, weiter: „Über das Ibero-amerikanische Institut in Berlin kam man in Kontakt mit Jaffé. Jene 40 Ärzte garantierten die bezahlte Überfahrt für ihn und Familie, seiner Bibliothek und wissenschaftlichen Materials, ein fixes Monatseinkommen für vorerst ein Jahr und bei Bewährung Übernahme
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Biografische Portraits
als Dozent für pathologische Anatomie an die Zentraluniversität in Caracas. Nach längeren Verhandlungen nahm Jaffé an und landete im März 1936 in Venezuela, ohne Sprachkenntnisse und ohne hinreichende Geldmittel (seine letzten 10 Mark wurden ihm bald nach der Ankunft bei einem Besuch des Pantheon gestohlen). So entrann Familie Jaffé den Ausgeburten nazistischen Rassenwahns der folgenden Jahre, war aber damit keineswegs außerhalb jeder rassischen Diffamierung, gab es doch auch unter den Deutschen in Caracas nazistische Parteiorganisationen, eine schwarze Liste für diejenigen, die mit Menschen jüdischer Abkunft Kontakt hatten usw.“ (ebd.) Auch in Venezuela hatte J. zunächst darauf bestanden, seine deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten. Doch: „Der Patriotismus eines Juden zählte nichts mehr“, wie Pross schreibt, „und auch seine im Ausland weiter bewiesene ‚Treue zum Vaterland‘ wurde nicht belohnt“ (Pross [1984], 170). Als im Sommer 1940 geänderte gesetzliche Bestimmungen in Venezuela die Ausstellung getrennter Pässe für J. und seine Frau erforderlich machten, eröffnete man ihm in der Deutschen Gesandtschaft in Caracas, „daß sein Name mit dem Zusatz ‚Israel‘ versehen und daß ein ‚J‘ in den Paß gestempelt werde“ (ebd.). Daraufhin zog J. seine Konsequenzen und erklärte den Verzicht auf die deutsche Staatsbürgerschaft, den er in einem Schreiben an den deutschen Gesandten in Caracas begründete. Das Dokument ist ein eindringliches Zeugnis für die Folgen der antisemitischen Entrechtung auch zutiefst deutschnational denkender Juden. J. schreibt: „Ich bin stets mit ganzem Herzen Deutscher gewesen und habe das nicht nur dadurch bewiesen, daß ich als deutscher Beamter meine ganze Kraft in die gewissenhafte Ausübung meines Berufes gesetzt habe, sondern z. B. auch dadurch, daß ich während des ganzen Krieges in Feindesland gestanden habe … Ich bin Deutscher geblieben und habe sogar so lange wie möglich meinen Wohnsitz in Deutschland beibehalten, obwohl ich dadurch gezwungen war, auch mein ganzes hiesiges Einkommen zu versteuern. Ich bin Deutscher geblieben, als mir durch die sog. Judenvermögensabgabe mein gesamtes Vermögen restlos genommen wurde … Ich habe alle mate-
riellen Opfer anstandslos auf mich genommen und hätte noch weitere auf mich genommen, wenn es möglich gewesen wäre und verlangt worden wäre. Wenn aber jetzt meine eigenste Persönlichkeit und meine persönlichsten ideellen Güter angetastet werden, dann bin ich einfach gezwungen, mich zu wehren … In meinem Herzen werde ich stets meinem alten Vaterlande treu bleiben und bleibe im Herzen Deutscher, das kann mir niemand nehmen!“ (zit. n. ebd.) Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Nach dem Ende des „Dritten Reichs“ zeigte J. laut Brass „Verständnis für menschliche Schwächen“ und „konnte verzeihen“ (Brass [1975], 635): „Als er nach Kriegsschluß erstmals wieder heimatlichen Boden betrat, reichte er auch jenen die Hand zu Versöhnung, die sich einst nicht als Freund erwiesen hatten“ (ebd.). Laut Pross machte er aber zumindest bei Ostertag eine Ausnahme; dieser hatte ihn – „offenbar mit seiner Entnazifizierung in Schwierigkeiten geraten“ (Pross [1984], 189 f.) – um ein Leumundszeugnis („Persilschein“) gebeten, was J. ablehnte. Gemeinsam mit seinem Sohn Helmut (1913–1995) organisierte J. ein Hilfsprogramm für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die nach 1945 nach Venezuela kamen, und wurde dafür 1967 durch Verleihung des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Verdienstkreuzes des Deutschen Roten Kreuzes geehrt. Er nahm außerdem wieder aktiv an Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie teil und 1961 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Frankfurt a. M. verliehen. J. war ein akademischer Schüler von Ludwig Aschoff und Bernhard Fischer-Wasels; Jürgen Peiffer nennt ihn einen „der Frankfurter Schule zugehörenden Pathologen“ (Peiffer [2001], 425). In seiner Berliner und Frankfurter Zeit arbeitete J. u. a. zur Bedeutung der Lipoide in den endokrinen Drüsen, Nebennieren, Ovar und Hoden. J. fand nach seiner Ankunft in Caracas primitivste Arbeitsbedingungen vor und begann mit dem Aufbau der dortigen Pathologie nach deutschem Vorbild. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Reorganisation der Pathologie in
Jaffé, Rudolf
ganz Venezuela und holte zahlreiche deutsche bzw. österreichische Kollegen nach Venezuela, die das Fach auf hohem Niveau neu aufbauten – dazu zählen etwa Karl Brass, Hans-Rudolph Doehnert (1908–1972), Götz Doehnert (* 1940), Karlhanns Salfelder (1919–2007), Gerhard Franz (* 1909), Eberhard Sauerteig (1919–2019) und Franz Wenger (1913–1988). Brass schlussfolgert: „Wenn Venezuela heute [1975] auf dem Sektor der pathologischen Anatomie in Lateinamerika einen hervorragenden Platz innehat, so ist dies mit sein Verdienst“ (Brass [1975], 636). In Venezuela lagen J.s Forschungsschwerpunkte vor allem im Bereich der Infektionskrankheiten; er arbeitete zur chronischen Myokarditis, zur Bilharziose, zur Syphilis, zur Appendicitis und zum strikturierenden Rektumgeschwür bei Lymphogranulomatosis inguinalis. Neben den erwähnten Auszeichnungen erhielt J. 1947 die Ehrendoktorwürde der Universidad Central de Venezuela in Caracas, das Ehrendiplom ebenda 1950 und 1954 wurde er Profesor honorario der Universidad de los Andes in Mérida. Seit 1954 war er Ehrenmitglied der Venezolanischen Gesellschaft für Gastroenterologie, Endokrinologie und Nutrition, seit 1955 Ehrenpräsident der Venezolanischen Gesellschaft für Pathologie, seit 1956 Ehrenmitglied der Kubanischen Gesellschaft für Pathologie und seit 1966 Ehrenmitglied der Venezolanischen Gesellschaft für Pneumologie und Physiologie. 1965 wurde J. mit der Medaille I. Klasse der Venezolanischen Ärzte-Gesellschaft ausgezeichnet, 1967 mit dem Andrés-Bello-Verdienstorden II. Klasse. Im Ersten Weltkrieg war J. mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet worden. J. war verheiratet mit der evangelischen Frankfurter Ingenieurstochter Emilie Fellner (1883–1964) und hatte mir ihr drei Söhne und eine Tochter. 1964 erlitt er einen apoplektischen Insult und war fortan halbseitig gelähmt; seine Ehefrau verstarb unterdessen an den Folgen eines Herzschlags. Fortan „an den Lehnstuhl gefesselt“, wurde J. im Folgejahr emeritiert und verbrachte seinen Lebensabend „in seinem Heim; Mittelpunkt seiner Kinder, Enkel und Urenkel“ (ebd.). J.s Urenkel Rodolfo, der als Biologe und Umweltwissenschaftler im Rahmen eines For-
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schungsprojekts an der Universität Halle promoviert hat, stellte anlässlich seines Aufenthalts in Deutschland einen Antrag auf Wiedereinbürgerung gemäß Art. 116 Abs. 2 Grundgesetz (Recht auf Wiedereinbürgerung für zwischen 1933 und 1945 aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen Ausgebürgerte und deren Nachkommen). Der Antrag wurde 2011 ebenso wie ein bereits 2003 gestellter Antrag der Familie abgelehnt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Endokrines System, insbesondere Bedeutung der Lipoide in den endokrinen Drüsen, Nebennieren, Ovar und Hoden; Chagaskrankheit und Myokarditiden; Bilharziose; Syphilis; Appendizitis; strikturierendes Rektumgeschwür bei Lymphogranulomatosis inguinalis Publikationen (Auswahl): Dem Molluscum contagiosum ähnliche Geschwulst bei der Nebelkrähe, Diss. med., Freiburg i. Br. 1909; Säureagglutination und Normalagglutination in der Typhus-Coli-Gruppe, Arch. Hyg. 76 (1912), 1–11; Beobachtungen bei blutlösenden und bei gramnegativen Streptokokken, Arch. Hyg. 76 (1912), 137–144; Variationen in der Typhus-Koli-Gruppe, Arch. Hyg. 76 (1912), 145– 205; Über einen Fall von Arterionekrose bei Neugeborenen, Frankf. Z. Pathol. 15 (1914), 118– 126; Über Benzinvergiftungen nach Sektionsergebnissen und Tierversuchen, Münch. Med. Wochenschr. 61 (1914); 175–180; Embolische Verschleppung eines Infanteriegeschosses in der rechten Herzkammer nach Beckensteckschuß, Münch. Med. Wochenschr. 64 (1917), 893–894; Zur pathologischen Anatomie des Fleckfiebers I. Mikroskopische Diagnosestellung, Med. Klin. 14 (1918), 210–211; Über einen Kombinationsfall von otogener und epidemischer Meningitis, Med. Klin. 14 (1918), 345–346; Zur pathologischen Anatomie des Fleckfiebers II. Mikroskopische Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung der Diagnosestellung, Med. Klin. 14 (1918), 540–542; Zur pathologischen Anatomie des Fleckfiebers III. Mikroskopische Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung ganz frischer und ganz alter Fälle, Med. Klin. 14 (1918), 564–568; Über nekrotisierende und ulceröse
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Biografische Portraits
Entzündungen im Dünndarm, Med. Klin. 14 (1918), 904–908; Zur pathologischen Anatomie des Fleckfiebers IV. Zur Pathogenese des Fleckfieberknötchens, Med. Klin. 14 (1918), 1209–1211; Maligne Entartung gutartiger epithelialer Geschwülste, Frankf. Z. Pathol. 21 (1918), 26; Zur Pathologie der Balantidien-Colitis, Zentralbl. Allg. Pathol. 30 (1919), 145–152; Pathologisch-anatomische Untersuchungen über die Encephalitis lethargica mit besonderer Berücksichtigung ihrer Stellung zur Grippe-Encephalitis, Med. Klin. 16 (1920), 1013–1016; Über Entstehung und Verlauf der experimentellen Leberzirrhose, Frankf. Z. Pathol. 24 (1920), 241; Luetische Erkrankungen der Hypohyse, Frankf. Z. Pathol. 27 (1922), 324; Die Hoden bei Allgemeinerkrankungen, mit besonderer Berücksichtigung der Bedeutung der Zwischenzellen, Frankf. Z. Pathol 27 (1922), 395 (zus. mit J. Berberich); Leitfaden der Pathologischen Anatomie für Zahnärzte (1923); Bau und Funktion des Corpus luteum, Zentralbl. Gynäkol. 48 (1924), 1122–1129; Lipoidstoffwechsel und Ovarium, Zentralbl. Gynäkol. 48 (1924), 2414–2149; Lipoidbefunde in den Nebennieren des Anencephalen, Zentralbl. Allg. Pathol. (1924), 179–180 (zus. mit R. Bär); Lipoiduntersuchungen an den Nebennieren des Rindes. Zugleich ein Beitrag zur Beurteilung der histochemischen Lipoidprüfungen, Zentralbl. Allg. Pathol. 35 (1924), 353–359 (zus. mit K. Sorg); Wann darf die Diagnose Status thymico-lymphaticus gestellt werden?, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 493–496 (zus. mit H. Wiesbader); Der Lipoidstoffwechsel der Ovarien mit besonderer Berücksichtigung des Menstruationszyklus nebst Untersuchungen an Nebennieren und Mamma, Z. Konstitutionsl. 10 (1925), 1–27 (zus. mit J. Berberich); Die Hoden bei Allgemeinerkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der Lipoidbefunde und der Zusammenhänge mit den Nebenieren, Z. Konstutionslehre 10 (1925), 99–110 (zus. mit A. Lotz); Lipoiduntersuchungen im kindlichen Hoden, Z. Konstitutionsl. 10 (1925) 111–120 (zus. mit Oppermann); Lipoidbefunde in Nebennieren und Keimdrüsen beim Kaninchen, Z. Konstitutionsl. 10 (1925), 321–328 (zus. mit R. Bär); Einiges über Keimdrüsen und Gesamtorganismus, Z. Konstitutionsl. 11 (1925), 370–377; Hoden, in: Hand-
buch der Inneren Sekretion (1926), 336–421 (zus. J. Berberich); Arteriosklerose, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 7/2 (1927), 1088–1132 (zus. mit B. Fischer-Wasels); Varicen und Aneurysmen, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 7/2 (1927), 1133–1153 (zus. mit B. Fischer-Wasels); Versuche zur Beeinflussung der Entstehung und des Wachstums der Teercarcinoms, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 22 (1927), 78–90 (zus. mit A. Eliassow); Nebennieren, in: Handbuch der Inneren Sekretion, Bd. 1 (1928), 743 ff. (zus. mit J. Tannenberg); Experimentelle Untersuchungen über lipoidfreie Ernährung, Naunyn Schmiedebergs Arch. Pharmakol. Exp. Pathol. 132 (1928), 84–105; Über plötzliche Todesfälle und ihre Pathogenese, Dtsch. Med. Wochenschrift 54 (1928), 2010–2012; Handbuch der oberen Luft- und Speisewege (1929) (hrsg. zus. mit F. Blumenfeld); Lipoidstoffwechsel und endokrines System, in: Handbuch der Inneren Sekretion, Bd. 3 (1929); Begriff und Bedeutung des retikuloendothelialen Systems, Dtsch. Med. Wochenschr. 55 (1929), 215–218; Versuche zur experimentellen Erzeugung von Rattensarkomen durch Tomatensaft, Z. Krebsforsch. 36 (1932), 126–128; Carl Benda †, Dtsch. Med. Wochenschr. 58 (1932), 945; Zur Kenntnis der Zystenmamma, Bruns Beitr. Klin. Chir. 155 (1932) 481– 514 (zus. mit M. Borchardt); Über posttraumatische funktionelle Nierenblutungen Dtsch. Z. Chir. 241 (1933), 74–83 (zus. mit E. R. W. Frank); Über ein Paraffinom der Appendix, Dtsch. Med. Wochenschr. 60 (1934), 508–509; Communicación sobre Patología geográfica de Veneuzela, Rev. Policlín. Caracas 8 (1938), 2273–2784; Sobre la bilharziosis en niños y jovenes hasta los veinte años, Rev. Policlín. Caracas 9 (1939), 3261–3272; Sobre la patogenia de las lesiones anatomopathológicas bilharzianas, Rev. Policlín. Caracas 10 (1940), 3221–3345; Comunicaciónes sobre la bilharzia pulmonar, Gac. Med. Caracas 46 (1939) 390–393; Beitrag zur Frage der Funktion des Thymus (Thymus und Schwangerschaft), Pract. Acta Otolaryngol. 41 (1940), 145–152; La cirrhosis hepatica en sus diferentes formas (En especial la cirrosis hepática bilharziana), Rev. Policlín. Caracas 10 (1941), 285–298; Was lehrt uns die Bilharzia-Zirrhose in Bezug auf das Problem der
Jaffé, Rudolf
Leber-Zirrhose?, Schweiz. Med. Wochenschr. 72 (1942), 1149 ff.; Consideraciones sobre la patogenia de la miocarditis, Rev. San. Asist Soc. 8 (1943), 85–93; Consideraciones sobre la patogénia de las lesiones cardivasculares sifilíticas, Rev. San. Asist Soc. 8 (1943), 729–734; Sobre el Balantidium coli en el apendice y apendicitis balantidiosa, Rev. Suramer. Morfol. 1 (1943), 74–82 (zus. mit C. Kam); Beri-Beri como causa de muerte en Venezuela, Rev. Policlín. Caracas 50 (1944), 3221 (zus. mit K. Neubürger); Experimentos para producir tumores pulmonares, Rev. Sudamer. Morfol. 3 (1945), 91–94; Parasitosis intestinal como causa de muerte en Venezuela, Rev. San. Asist. Soc. 10 (1945), 283–292; Experimental investigations on the pathogenesis of infarct, Exp. Med. Surg. 3 (1945), 317–324; Consideraciones sobre la patogenia del infarto, Rev. Policlín. Caracas (1945), 236–242; Comparative geographical pathology of Venezuela, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. City NY 4 (1945), 102– 108; Las lesiones miocárdicas y hepáticas en animales alégicos, Rev. Suramer. Morfol. 4 (1946), 107; El diagnóstico de la bilharziosis en el material de autopsia, Rev. Policlín. Caracas 15 (1946) 1–2 (zus. mit Ferro); Acción cancerígena del alquitrán de cigarillo y de chimó, Rev. San. Asist. Soc. 11 (1947), 388–390 (mit W. Jaffé und L. Potenza); Beitrag zur Morphogenese der Leberveränderungen und Lebertumoren (an Hand der Versuche mit durch Buttergelb erzeugten Lebertumoren), Frankf. Z. Pathol. 59 (1947), 42–52; Anatomia patológica y patogenia de la bilharziosis mansoni en Venezuela, Arch. Venez. De Patol. Tropical y Parasit. 1 (1948), 32–62; Experimental allergic myocarditis, Exp. Med. Surg. 6 (1948) 189–202 (zus. mit E. Holz); Beitrag zur pathologischen Anatomie und zur Pathogenese der Rectitis poradaenica (Lymphogranulomatosis inguinalis oder Nicolas-Favresche Krankheit), Arch. Gesamte Virusforsch. 4 (1948), 63–74; Die anatomischen Veränderungen bei Syphilis in Venezuela, Schweiz. Med. Wochenschr. 78 (1948), 33–38; Das neue Pathologische Institut der Universität Caracas, Zentralbl. Allg. Pathol. 60 (1949), 3309; Über nekrotisierende und ulceröse Entzündungen im Dünndarm (sog. Darmbrand), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 318 (1950) 23–31; Zur geographischen
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Pathologie in Venezuela, Münch. Med. Wochenschr. 95 (1953), 209–212; Considerationes sobre la patología geográfica de Venezuela, Acta Cientif. Venez. 4 (1953), 86–88; Experimentelle allergische Appendicitis, Frankf. Z. Pathol. 64 (1953), 509–519 (zus. mit B. Gevaller); Importancia del factor hipovitaminosis B1 en la miocarditis alérgica experimental, Anal. Venezol. Pathol. Tropical 2 (1954), 183–187 (zus. mit B. Gavaller und A. Domínguez); Weitere Untersuchungen über die durch Avitaminose B1 erzeugte allergische Myokarditis bei der Ratte, Frankf. Z. Pathol. 67 (1956), 456–460 (zus. mit W. Jaffé und B. Gavaller); Experimentelle Herzveränderungen durch organspezifische Auto-Antikörper, Frankf. Z. Pathol 70 (1959), 235–245 (mit W. Jaffé und C. Kozma); Pathologie der Laboratoriumstiere (1958) (hrsg. zus. mit P. Cohrs und H. Meessen); Experimentelle allergische Appendicitis und experimentelle allergische Colitis, Frankf. Z. Pathol. 69 (1959), 679–684 (zus. mit B. Gavaller); Über die Myokarditis venezolana und die Bedeutung auto-allergischer Prozesse für ihre Entstehung, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. Jubil. 100 (1960), 199–218; Bemerkungen zur Pathogenese der Chagaskrankheit, Z. Tropenmed. Parasitol. 12 (1961), 137–146 (zus. mit A. Dominguez, C. Kozma und B. Gavaller); Über Befunde an den Herzganglien bei Chagas-Myokarditis, Klin. Wochenschr. 39 (1961) 1083–1084; Beitrag zur Biologie des Entwicklungszyklus von Trypanosoma Cruzi, Z. Tropenmed. Parasitol. 13 (1962), 304–308 (zus. mit A. Dominguez); Über extramedulläre Leukocytenbildung im lockeren Bindegewebe der Ratte, Frankf. Z. Pathol. 73 (1963), 1–9 (zus. mit A. Dominguez) Quellen/Literatur: Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; HLA/HHStAW Personenstandsregister Frankfurt a. M.; LA Berlin Personenstandsregister Berlin Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1930), Bd. 1, 837; Fischer (1932), Bd. 1, 697; List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Kürschner (1950), 905–906; Brass (1975) [P]; Lowenthal (1982), 107; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983),
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Biografische Portraits
Bd. 2, 562; Kröner (1983), 21; Pross (1984), 169– 171, 189–190 [P]; Heuer/Wolf (1997), 203–205 [P]; Peiffer (1997), 86–87; Grundmann (1999), 265; Peiffer (2001), 425–426; Voswinckel (2002), 716; Prüll (2003), 95–96, 99, 357, 382; Kühne [2011]; Doetz/Kopke [2013 l]; Klee (2015), 446; Doetz/Kopke (2018), 435; Sziranyi et al. (2019b), 2, 4, 8–9, 12; Niedobitek/Niedobitek (2021), 11– 96 [P]; Uhlendahl et al. (2021), 3 Jellinek, Stefan [Samuel]
Professor, Dr. med. Österreichisch-britischer Elektropathologe * 29. Mai 1871 in Prerau/Mähren, Österreich-Ungarn (heute: Přerov, Tschechien) † 2. September 1968 in Edinburgh, Großbritannien Vaterberuf: Landarbeiter Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am k. k. böhmischen Realgymnasium Prerau; 1892 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1898); 1895 Militärdienst beim Infanterieregiment 81 in Wien; 1898 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien, danach kurzzeitig Assistent an der III. Medizinischen Klinik der Berliner Charité bei Hermann Senator (1834–1911) (bis 1899); 1899 Militärdienst am Garnisonsspital 1 in Wien; 1900 Aspirant an der III. Medizinischen Klinik der Universität Wien (bis 1903); 1903 kurzzeitig Sekundararzt an der Dermatologischen Klinik ebenda, danach Assistent an der Inneren Abteilung des k. k. Krankenhauses Wieden in Wien
(bis 1909); 1908 Habilitation für Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung der Elektropathologie an der Universität Wien; 1909/10 Assistent am Institut für Gerichtliche Medizin der Universität Wien sowie wissenschaftliche Hilfskraft an der I. Medizinischen Klinik ebenda (bis 1928/29); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier u. a. Truppenarzt bei den k. k. „Elektrotruppen“ in Galizien sowie Chefarzt der Nervenabteilung am Garnisonsspital in Wien (bis 1919); spätestens 1922 tit. außerordentlicher Professor; 1928/29 außerordentlicher Professor für Elektropathologie an der Universität Wien und der Technischen Hochschule ebenda (bis 1938); 1936 Leiter des neugegründeten Wiener Museums für Elektropathologie (bis 1938); 1938 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand und Enteignung; 1939 Emigration nach Großbritannien, dort Research Associate am Queen’s College der Oxford University (bis 1948); 1948 Pensionierung und fortan Gastprofessor an der Universität Wien sowie (ab 1951) der Technischen Hochschule ebenda (bis 1967) Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er von der Universität Wien zum 1. Juni desselben Jahres aus „rassischen“ Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt: „Never a politician, he was quite unrealistic and wished to stay, and he engaged friends who were Nazis or fellow travellers to lobby for him – fortunately without success“ ( Jellinek [2016], 321). Zu J.s Fürsprechern gehörten u. a. der nationalsozialistische Reisejournalist Colin Ross (1885–1945) und J.s langjähriger Mitarbeiter und Kustos des Wiener Museums für Elektropathologie Franz Maresch (1904–1983); dieser hatte in der Zeit der Illegalität der NSDAP in Österreich als Gauleiter der NS-Betriebszellenorganisation von Wien fungiert. Das freigewordene Extraordinariat wurde später in eine Lehrkanzel für die Geschichte der Medizin umgewandelt und mit Fritz Lejeune (1892–1966) besetzt. Nach seiner Zwangspensionierung versuchte J. erfolglos, die Eigentumsrechte seiner elektropathologischen Sammlung zu wahren und sich als Leiter des Elektropathologischen Museums in den Ruhestand zu setzen.
Jellinek, Stefan
Er konnte eine Beschlagnahmung durch die Gestapo sowie eine anschließende Enteignung durch die Universität Wien aber nicht verhindern und mit Wirkung vom 1. Januar 1939 wurde ihm überdies jegliche Tätigkeit im Museum untersagt. Auch weil sein Sohn Kurt († 1944) in Oxford studierte, fiel die Entscheidung, nach Großbritannien zu emigrieren; mit Hilfe der Society for the Protection of Science and Learning gelang es J. im August 1939, zwei Wochen vor Kriegsbeginn, mit seiner Familie nach Oxford überzusiedeln. Am bzw. beim Queen’s College der Oxford University hatten sich zuvor u. a. Robert H. Hodgkins (1877–1951), der dortige Provost, sowie der französische Physiker Jaques-Arsène d’Arsonval (1851–1940) und der dänische Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr (1885–1962) für ihn eingesetzt. J. erhielt eine stipendiengeförderte Stellung als Research Associate, die er bis 1948 innehatte. Von Sommer bis Herbst 1940 war J. – wie viele deutsche Emigranten in Großbritannien – als „enemy alien“ interniert. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): J. entstammte ärmlichen Verhältnissen; er war der Sohn des „bettelarmen jüdischen Landarbeiters“ (Brücke [1968], 2300) Hermann J. (1810– 1894) und dessen zweiter Ehefrau Julia, geborene Cohn: „Er erzählte, daß er als kleines Kind auf einem Haufen von Tuchstücken im Wohnzimmer der Eltern geschlafen habe. […] Der Vater habe gesagt: ‚Unser Kleiderschrank mag sich vor Baron Rothschild verbeugen; wir aber nicht!‘“ (ebd.) Über die Bäckersfrau in seinem Dorf erhielt J. während des Studiums eine notdürftige Unterkunft bei ihrem ebenfalls als Bäcker tätigen Bruder in Wien; als Student wurde er außerdem von Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) persönlich finanziell unterstützt. Noch als (unbezahlter) Assistent am Wiedener Krankenhaus war J. gezwungen, „seine Mahlzeiten in einer jüdischen Hilfsausspeisung in der Leopoldstadt einzunehmen, in welcher Messer und Gabel mit einer dicken Eisenkette verbunden waren, damit sie nicht gestohlen wurden“ (ebd., 2300 f.). 1914 heiratete J. Emilie Wertheimer (1883–1946), die Tochter eines vermögenden Gutsbesitzers aus Ranshofen bei Braunau am Inn, legte in diesem
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Kontext seinen jüdischen Vornamen „Samuel“ ab und nannte sich fortan „Stefan“. Mit Emilie hatte er die beiden Söhne Kurt, der 1944 als Soldat der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg fiel, und Ernst Heinrich (1922–2019), der später Neurologe in Edinburgh wurde. Zu J.s akademischen Lehrern zählen u. a. der Internist Leopold von Schrötter (1837–1908), der Dermatologe Gustav Riehl (1855–1943) und der Gerichtsmediziner Alexander Kolisko (1857–1918). J. gilt als Pionier der Elektropathologie; bereits um die Jahrhundertwende hatte er seine ersten Beobachtungen an 80 Wiener Elektrizitätsarbeitern beschrieben und damit die Lehrmeinungen seiner Zeit widerlegt. Beobachtungen über den elektrischen Scheintod etablierten eine bis dahin für sinnlos gehaltene Therapie bei Stromschlägen; J. erkannte, dass eine sofortige Reanimation vielfach erfolgreich verlief und war damit „einer der ersten Kämpfer für Wiederbelebungsversuche bei allen Fällen plötzlichen Todes“ ( Jellinek [1974], 397). Außerdem widerlegte er die gängige Annahme, Extremitäten seien nach elektrischen Verbrennungen aus Angst vor seiner Sepsis unmittelbar zu amputieren. Als Quintessenz seiner Arbeiten gelten die beiden Monografien „Der elektrische Unfall. Skizziert für Ingenieur und Arzt“ (1925, 3. Aufl. 1931, Übers. ins Russ., Span., Franz. u. Tschech.) und „Elektrische Verletzungen. Klinik und Histopathologie“ (1932). Seine Studien trugen in der Folgezeit wesentlich zur Einführung von Sicherheitsmaßnahmen und Schutzvorschriften im Umgang mit Elektrizität bei und dynamisierten zudem seine berufliche Karriere. So wurde 1928/29 für ihn an der Universität Wien eine Lehrkanzel für Elektropathologie geschaffen. Auch die Einrichtung des Wiener Elektropathologischen Museums geht auf J. zurück; „als fanatischer Sammler“ und „oft genug bespottet“ hatte er seit der Jahrhundertwende systematisch Objekte aus den verschiedensten Gebieten in seiner privaten elektropathologischen Sammlung zusammengetragen – darunter „auch zahlreiche recht kuriose Dinge“ (Brücke [1968], 2304). 1936 wurde das Elektropathologische Museum der Universität Wien, dem J. als Leiter vorstand, offiziell eingeweiht.
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Biografische Portraits
Nach seiner Pensionierung 1948 war J. bis kurz vor seinem Tod wieder regelmäßig als Gastprofessor an der Universität Wien und der dortigen Technischen Hochschule tätig; die elektropathologische Sammlung wurde von der Universität Wien an ihn restituiert. Mehrmals im Jahr reiste er von Großbritannien nach Wien und pflegte in „seiner vollkommenen Anspruchslosigkeit […] in einem Kämmerchen neben seinem Museum […] auf einem eisernen Feldbett“ (ebd., 2308) zu nächtigen. Seine Rückkehr nach Wien wird in einem Nachruf als unbefangen beschrieben: „‚Alle Leute waren so freundlich zu mir‘, sagte er, als er nach Krieg wieder zu Besuch nach Wien kam, ‚denn ich war ja der bekannte Elektropathologe aus Wien. Jetzt ist es schon nicht mehr so arg, denn jetzt kennen sie mich schon alle!‘“ (ebd.) So trat J. auch ehemaligen Nationalsozialisten ohne Groll entgegen („‚Revenge would have hurt us as badly as them. We must rebuild for the future‘“: Obituary Jellinek [1968], 982) und beschäftigte gar einen aufgrund seiner NS-Vergangenheit entlassenen akademischen Beamten für Hilfsarbeiten im Museum: „Mit diesem Mann freundete sich Jellinek innig an, und als kurz darauf Dr. A. schwer erkrankte, war es für Jellinek eine Selbstverständlichkeit, ihm in seiner Todeskrankheit beizustehen. Er sagte mir: ‚Ich weiß sehr wohl, daß Dr. A. ein Nazi war, aber er war kein böser Mensch, und er war mein Freund, auch deshalb, weil er sehr arm war‘“ (Brücke [1968], 2311). J. war Mitglied der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien, der Österreichischen Krebsgesellschaft, der Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie des Vereins für Psychiatrie und Neurologie. Er war außerdem korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Genf und der Royal Society of Medicine in London. J. wurde mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone, dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens mit Kriegsdekoration, dem Offizierskreuz vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration sowie mit dem Ritterkreuz I. Klasse vom königlich-sächsischen Albrechtsorden ausgezeichnet. 1932 wurde er von der Académie des Sciences de l’Institut de France in Paris mit dem Prix Barbier geehrt, 1960 mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Seit 1997 ver-
leiht die Gemeinnützige Privatstiftung Elektroschutz in Wien die „Alvensleben-Jellinek-Ehrenmedaille“ an Personen, die einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Elektrizitätssicherheit erbracht haben. J. blieb bis ins hohe Alter wissenschaftlich aktiv; noch mit 96 Jahren publizierte er gemeinsam mit seinem Sohn in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ einen Artikel über die Veränderungen des elastischen Gewebes bei einem Stromunfall (Electric trauma and the function of elastic fibres: a new mode of action demonstrated in four victims of electric trauma, Lancet 290 [1967], 236–237 [zus. mit E. H. Jellinek]). Er verstarb im Alter von 97 Jahren in Edinburgh. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Elektropathologie; Physiografik des elektrischen Stroms; tierexperimentelle und klinische Anwendungen der Elektrizität; elektrisches Trauma; Risiken durch Radionutzung; Pathologie der Strahlung (Röntgenstrahlen, Radium und Radioaktivität); multiples Myelom Publikationen (Auswahl): Histologische Veränderungen im menschlichen und thierischen Nervensystem, theils als Blitz-, theils als elektrische Starkstrom-Wirkung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 170 (1902), 56–99; Elektropathologie. Die Erkrankungen durch Blitzschlag und elektrischen Starkstrom in klinischer und forensischer Darstellung (1903); Zur klinischen Diagnose und pathologischen Anatomie des multiplen Myeloms, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 177 (1904), 96–133; Über erste Hilfe bei elektrischen Unglücksfällen (1905); Medizinische Anwendungen der Elektrizität (1906); Studien über die Wirkung elektrischer Starkströme auf die einzelnen Organsysteme im Tierkörper. I. Über die Wirkung von Gleichstrom auf Herz und Kreislauf bei Hund und Kaninchen, Pflügers Arch. Gesamte Physiol. Menschen Tiere 124 (1908), 271–312; Atlas der Elektropathologie (1909); Electrical accidents from the clinical and forensic standpoint, Proc. R. Soc. Med. 6 (Electro Ther. Sect.) (1913), 17–36; Die äußere Form der elektrischen Strommarke, Dtsch. Z. Gesamte Gerichtl. Med. 1 (1922), 596–600; Some new ob-
Joël, Walter
servations and experiments in electricity, Proc. R. Soc. Med. 17 (Electro Ther. Sect.) (1924), 49–63; Das Gefahrenmoment beim Radio. Mit einem elektro-hygenischen Merkblatt für Radioamateuere (1925); Der elektrische Unfall. Skizziert für Ingenieur und Arzt (1925, 3. Aufl. 1931, Übers. ins Russ., Span., Franz. u. Tschech.); Die Formation der elektrischen Strommarke, Arch. Dermatol. 148 (1925), 433–440; Spurensuche der Elektrizität. Elektrophysiographie (1927); Über elektropathologische Semiotik und Kausalität, Dtsch. Z. Gesamte Gerichtl. Med. 12 (1928), 104–111; Elektroschutz in 132 Bildern (1931); Elektrische Verletzungen. Klinik und Histopathologie (1932); Gefahren der Elektrizität (1932); Über Veränderungen des Zentralnervensystems nach Starkstromverletzungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 293 (1934), 165–179 (zus. mit E. Pollak); The causation, pathology and therapeutics of electrical injuries, Edinb. Med. J. 43 (1936), 587–592; Spezifisch elektrische Zellveränderungen in geometrischer Gestaltung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 301 (1938), 28–48; Dying, apparent-death and resuscitation (1947); Faradays Symbole als Grundlage einer neuen biologischen Forschungsrichtung (1949); Der elektrische Strom und die Blutgefäße, in: Nikola Tesla-Kongress für Wechsel- und Drehstromtechnik (1953), 45–46; Atlas zur Spurenkunde der Elektrizität (1955); Immediate effects of irradiation of elastic tissues with x-rays, radium, and radioactive cobalt, Lancet 272 (1958), 1140–1151; Some observations on injuries caused by electricity and lighting, Med. Biol. Illus. 12 (1962), 222–225; Proliferation of elastic fibres after x-irradiation, Lancet 280 (1962), 1192–1193; Electric trauma and the function of elastic fibres: a new mode of action demonstrated in four victims of electric trauma, Lancet 290 (1967), 236–237 (zus. mit E. H. Jellinek) Quellen/Literatur: Fischer (1932), Bd. 1, 708; Kürschner (1935), 614; Kürschner (1950), 918–919; Kürschner (1954), 1058; Lesky (1961) [P]; Brücke (1968) [P]; Obituary Jellinek (1968); Jellinek (1974); Biegelmeier/Freiberger (1979) [P]; Merinsky (1980), 109–111; Biographisches Handbuch
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der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 568; Kröner (1983), 77; Mühlberger (1993), 24; Stadler/Weibel (1995), 33; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte.CRD 283; Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 309; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 606; Voswinckel (2002), 726–727; Hofer (2004) [P]; Gohritz et al. [2008]; Hofer (2013) [P]; Klösch (2013); Lackner (2013) [P]; Luxbacher (2013) [P]; Jellinek (2016) [P]; Posch [2017]; Klösch [2019] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 2, 4, 8, 12; Uhlendahl et al. (2021), 3; Wien Geschichte Wiki [2021c] [P] Joël [ Joel], Walter
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 28. April 1898 in Bünde/Westfalen † 12. Februar 1978 in Orange County/ Kalifornien, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Köln (bis 1923); 1923/24 Promotion zum Dr. med. ebenda mit „Aortenruptur im Anschluss an ein Trauma und Beiträge zur spontanen Ruptur der Aorta“, danach Medizinalpraktikant am Pathologisch-bakteriologischen Institut ebenda; 1924 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Genf (bis 1926); 1926 Assistent an der Pathologischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin (bis 1928), 1928
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Biografische Portraits
Leiter der Pathologischen Abteilung ebenda (bis 1929); 1929 Leiter der Pathologischen Abteilung am Cecilienhaus in Berlin (bis 1932); 1932 Emigration nach Ägypten, dort ab 1933 Chefpathologe am Jewish und am Italian Hospital in Alexandria (bis 1948); 1935 zusätzlich Pathologe am Al Mouwasat Hospital ebenda (bis 1938); 1948 Emigration in die USA, dort ab 1949 Assistant Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Oklahoma (bis 1951); 1951 Associate Professor of Pathology ebenda (bis 1957); 1957 Professor of Pathology ebenda (bis 1968); 1968 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; bereits Ende 1932 emigrierte er vor dem Hintergrund des zunehmenden politischen Einflusses der Nationalsozialisten mit seiner Familie nach Ägypten („Dr. Joel foresaw the political ramification of the regime of Adolf Hitler“: Walter Joel Lectureship [2021]), wo er ab 1933 als Chefpathologe am Jewish und am Italian Hospital in Alexandria tätig war. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): J. war der Sohn des aus Bünde/Westfalen stammenden jüdischen Kaufmanns Louis J. und dessen Ehefrau Bertha, geborene Gottschalk. Im März 1932 heiratete J. in Berlin die geschiedene Ilse Betty Freudenberg, geborene Moses (1905– 1994), Tochter des Kaufmanns Alex Moses aus Sprottau/Schlesien. Bereits im Juni 1928 war der gemeinsame Sohn Clark geboren worden, der später mit den Truppen der Vereinten Nationen am Koreakrieg teilnahm. Nach 15 Jahren in Ägypten stellte er fest, „that political climate was becoming unfavorable for personal freedom“ (ebd.). Gemeinsam mit seiner Familie emigrierte J. im Mai 1948 in die USA, wo er im Folgejahr eine Stellung als Assistant Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Oklahoma antreten konnte – wohl auf Vermittlung von Ernest Lachman (1901–1979), den J. aus seiner Berliner Zeit am Rudolf-Virchow-Krankenhaus persönlich kannte und der seit 1934 Professor of Anatomy in Oklahoma war. 1953 wurde J. US-amerikanischer Staatsbürger.
J.s Forschungsinteressen waren breit gestreut. Er trat mit Publikationen in hochklassigen Zeitschriften wie „Lancet“ (1972) und „Cancer“ (1969) hervor und war Fellow der Gerontological Society of America und Mitglied der Southwest Section der Society for Experimental Biology and Medicine, der Histochemical Society, der Oklahoma State Association of Pathologists sowie der Sigma Xi. In seiner Freizeit war J.s große Passion die Musik; er war leidenschaftlicher Pianist und ein Liebhaber der Musik von Johann Sebastian Bach (1685–1750). Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde er im April 1968 – vier Monate vor seiner Emeritierung – von der Oklahoma Medical Center Faculty geehrt. Nach seiner Emeritierung war J. im Strandort Laguna Hills in Orange County/Kalifornien wohnhaft und verstarb im Februar 1978 im Alter von 79 Jahren. 1982 rief das College of Medicine der University of Oklahoma die „Walter Joel Lectureship“ ins Leben – „as a tribute to a beloved teacher“ (ebd.). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie; Histochemie; experimentelle chronische Thalliumvergiftung; Coma diabeticum beim Jugendlichen; Krebs und Lipidstoffwechsel; Erkrankungen der Milz; Leberbiopsie; Aortenruptur und medikamenteninduzierte arterielle Läsionen; experimentelle atrophische Gastritis; Wundheilung; Nierentoxizität von Methotrexat; Wirkungen von Calcitonin and Vitamin D Publikationen (Auswahl): Aortenruptur im Anschluss an ein Trauma und Beiträge zur spontanen Ruptur der Aorta, Diss. med., Köln 1924; Weitere Histologische Befunde bei experimenteller chronischer Thalliumvergiftung, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 1515 (zus. mit A. Buschke und L. Löwenstein); Coma diabeticum beim Jugendlichen. Unter dem Bilde der Peritonitis auftretend. Tod an Urämie, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 2203–2205 (zus. mit W. Löwenberg); Über Beziehungen zwischen Krebs und Lipoidstoffwechsel. II. Mitteilung, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 397–398 (zus. mit F. Burgheim); Primary splenic panhematopenia: a report of two cases with special reference to
Joël, Walter
splenic morphology, South. Med. J. 48 (1955), 345–348 (zus. mit R. M. Bird und T. Clemens, Jr.); Use of histochemical stains in needle biopsy of the liver. I. Neutral polysaccharide stain, Gastroenterology 30 (1956), 373–381 (zus. mit E. M. Schneider und M. L Clark); Histochemical evaluation of canine coronary artery and aortic lesions induced by intravenous allylamine, Circ. Res. 4 (1956), 263–267 (zus. mit L. L. Conrad, I. E. Gonzalez und R. H. Furman); Comparison of histochemical and biochemical methods for the polysaccharides of cartilage, J. Histochem. Cytochem. 4 (1956), 476–478 (zus. mit Y. F. Masters und M. R. Shetlar); The effects of parathyroid hormone on serum glycoprotein and seromucoid levels and on the kidney of the rat, Endocrinology 59 (1956), 532–539 (zus. mit C. L. Courtright, R. P. Howard, E. C. Reifenstein, Jr. und M. R. Shetlar); Experimental atrophic gastritis associated with inhibition of parietal cells, Trans. Assoc. Am. Physicians 71 (1958), 306–311 (zus. mit W. O. Smith und S. Wolf); Comparative effects of parathyroid extract and turpentine abscesses on the serum glycoproteins and the polysaccharides of the kidney, Am. J. Physiol. 195 (1958). 535–538 (zus. mit M. R. Shetlar, R. P. Howard, D. C. Bowling und C. L. Shetlar); Serum lipid, lipoprotein and vascular tissue studies in cholesterol-fed horse, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 100 (1959), 59–61 (zus. mit L. N. Norcia und R. H. Furman); Cerebral changes during cardiorespiratory bypass using the helix reservoir bubble oxygenator, J. Thorac. Surg. 37 (1959), 703–706 (zus. mit N. Zuhdi, J. Carey, M. L. Faggella und A. Greer); The experimental production of atrophic gastritis using a preparation of human gastric juice, Surgery 46 (1959), 76–83 (zus. mit W. O. Smith, M. K. Duval, Jr. und S. Wolf); Wound healing: a comparative study of the histochemical changes in granulation tissue contained in stainless steel wire mesh and polyvinyl sponge cylinders, Surgery 46 (1959), 702–710 (zus. mit J. A. Schilling und H. M. Shurley); Antagonistic effects of parathyroid extract and cortisone. Effects on serum protein and glycoprotein fractions and on renal calcification, Arch. Pathol. 69 (1960), 382–389 (zus. mit R. H. Bradford, R. P. Howard und M. R. Shetlar); Gastric atrophy in dogs induced
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by administration of normal human gastric juice, Gastroenterology 39 (1960), 55–61 (zus. mit W. O. Smith, M. K. Duval, W. L. Honska und S. Wolf); Fibrocollagenous tubes structured in vivo. Morphology and biological characteristics, Arch. Pathol. 71 (1961), 548–553 (zus. mit J. A. Schilling, H. M. Shurley, K. M. Richter und B. N. White); Atrophic gastritis in dogs. Production by intradermal injection of gastric juice in Freund’s adjuvant, Arch. Pathol. 73 (1962), 281–287 (zus. mit A. R. Hennes, H. Sevelius, T. Lewellyn, A. H. Woods und S. Wolf); Effects of parathyroid extract. II. Changes preceding renal calcification, Am. J. Physiol. 203 (1962), 676–680 (zus. mit R. H. Bradford, R. P. Howard, J. Puls und M. R. Shetlar); Abdominal aortic grafts: use of in vivo structured autologous and homologous fibrocollagenous tubes, Ann. Surg. 159 (1964), 819–828 (zus. mit J. A. Schilling, H. M. Shurley, B. N. White und R. H. Bradford); The fine structure of human gastric parietal cells, Am. J. Dig. Dis. 10 (1965), 13–21 (zus. mit G. V. Rohrer, J. R. Scott und S. Wolf); Renal toxicity of methotrexate, Cancer 23 (1969), 126–131 (zus. mit P. T. Condit und R. E. Chanes); Effect of calcitonin and vitamin D on radiological changes in Paget’s disease, Lancet 300 (1972), 1250 (zus. mit G. M. Palmieri, B. Eaton, D. E. Beahm, P. Grozea und J. Hawrylke) Quellen/Literatur: Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NARA RG 21/4477674; U. S. Social Security Death Index The Clinton Daily News, 12.12.1952, 1 [P]; The Daily Oklahoman, 13.03.1966, 6 [P]; The Daily Oklahoman, 28.04.1968, 15 American Men of Medicine (1961), 339; Everett/Everett (2000), 37, 169; Uhlendahl et al. (2021), 4; Walter Joel Lectureship [2021]
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Biografische Portraits
Josephy, Hermann [Herman]
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Neuropathologe * 27. März 1887 in Schwaan/Mecklenburg † 19. Mai 1960 in Chicago/Illinois, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Gymnasium in Rostock; 1905 Studium der Medizin an den Universitäten Rostock, München, Bonn und Berlin (bis 1910); 1910 ärztliches Staatsexamen; Medizinalpraktikant am Pathologischen Institut und der Medizinischen Poliklinik der Universität Rostock; 1911 Approbation und Promotion zum Dr. med. beim Teratologen Ernst Schwalbe (1871–1920) am Pathologischen Institut der Universität Rostock über die Rüsselbildung bei Zyklopie; Assistent ebenda bei Schwalbe (bis 1914); 1914 Assistent am Anatomischen Laboratorium der Psychiatrischen Universitätsklinik und Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichsberg bei Alfons Jakob (1884–1931); Kriegsdienst bei der mecklenburgischen Landwehr, u. a. im Reservelazarett Gehlsheim bei Rostock, hier Arbeiten zur Multiplen Sklerose (bis 1918/19); Rückkehr an die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg; 1923/24 Habilitation ebenda bei Alfons Jakob und Wilhelm Weygandt (1870–1939) über die Histopathologie der Dementia praecox; 1924 Privatdozent für Psychiatrie (bis 1930); 1926 Ernennung zum Abteilungsarzt an der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg; 1930 außerplanmäßiger Professor; 1931 außerordentlicher Professor; 1931/32 Prosektor und (kommissarische) Leitung der
Neuropathologischen Abteilung als Nachfolger Jakobs (bis 1933); 1933 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand und Entzug der Venia legendi; 1934 Visiting Professor am Rigshospitalet Kopenhagen; nachfolgend Consiliarius am Israelitischen Krankenhaus Hamburg (bis 1938); 1940 unbezahlte Forschungstätigkeit am Runwell Hospital in Essex; 1940 Internship an der Lincoln State School and Colony; 1941 „State Board Examination“; approbierter Arzt in Lincoln (bis 1944); 1945 Leitung des Labors des Chicago State Hospital; 1946 Zertifizierung durch das „Speciality Board in Psychiatry and Neurology“; 1947 Zertifizierung durch das „American Board of Pathology“; 1947 Leitung der Pathologie des Bethany Methodist Hospital und des Swedish Covenant Hospital (bis 1960); 1949 Associate Professor of Neurology an der Chicago Medical School (bis 1951) Erfahrung im „Dritten Reich“: J. war jüdischer Abstammung; Ende 1933 wurde er gemeinsam mit 16 anderen Lehrenden der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg im Zuge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ in den vorzeitigen Ruhestand versetzt; zudem wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen. Im Oktober 1933 kontaktierte er das Academic Assistance Council (AAC) in Großbritannien auf Empfehlung des Berliner Chemieprofessors Herbert Freundlich (1880–1941), verblieb aber zunächst in Deutschland. Als Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs blieb J. bis zum 30. September 1938 als Arzt zugelassen; von 1933 bis 1938 war J. als Facharzt für Nervenkrankheiten in Hamburg niedergelassen. Bis 1938 wirkte er als Consiliarius am Israelitischen Krankenhaus Hamburg; 1934 lehrte er für ein Semester als Visiting Professor am Rigshospitalet Kopenhagen. J. wurde auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Seine Kinder Hans und Elisabeth emigrierten 1936 über Großbritannien nach Palästina, wo J. sie ein Jahr später gemeinsam mit seiner Ehefrau besuchte, aber kein Aufenthaltsrecht erlangen konnte. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde J. für einen Monat im
Josephy, Hermann
Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert; hier traf er seinen Bruder Gustav J. wieder, den man bereits im Zuge der „Juni-Aktion“ 1938 als vermeintlich „arbeitsscheuen Juden“ nach Sachsenhausen gebracht hatte und im Januar 1944 in Auschwitz ermorden sollte. Entlassen wurde Hermann J. am 14. Dezember 1938 aus Sachsenhausen vermutlich durch die Vorlage von Auswanderungspapieren durch seine Frau; damit einher ging die Verpflichtung zur umgehenden Emigration. Am 4. April 1939 emigrierte J. gemeinsam mit seiner Frau nach Großbritannien, wo ihm mithilfe der Society for Protection of Science and Learning (SPSL, bis 1936 AAC) eine unentgeltliche Forschungstätigkeit am Runwell Hospital in Essex vermittelt wurde. 1940 fiel J. der Masseninternierung als „Enemy Alien“ zum Opfer; er kam erst im September 1940 wieder frei, nachdem seine Frau die Visapapiere für die USA vorlegen konnte. Im Oktober 1940 erreichte J. schließlich Chicago. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im Ersten Weltkrieg hatte J. bei der mecklenburgischen Landwehr gedient und war mit dem Militärverdienstkreuz 2. Klasse ausgezeichnet worden. J. gilt als akademischer Schüler von Alfons Jakob. Von ihm stammen der Beitrag zur Dementia praecox im „Handbuch der Geisteskrankheiten“ sowie neun Beiträge zu Erkrankungen des Gehirns im sechzehnten Band des „Handbuchs der Neurologie“, der erst 1936 – drei Jahre nach J.s Entlassung – veröffentlicht wurde. J. war Mitglied der American Medical Association, der American Association of Pathologists and Bacteriologists, der American Academy of Neurology sowie der American Academy for Cerebral Palsy and Developmental Medicine, zu deren Vizepräsident er 1960 gewählt wurde. Heute erinnert ein Stolperstein am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf an J. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie; Histopathologie der Dementia praecox; Histologie der Epiphyse sowie Histopathologie der Hypophyse und des Zwischenhirns; Missbildungen, insbesondere des
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Gehirns; Rote Blutkörperchen in der Epidermis; Zyklopie; multiple Sklerose; Idiotie; Kinderlähmung; Lipoidose; Karzinome, insbesondere von Magen, Darm und Mamma Publikationen (Auswahl): Rote Blutkörperchen in der Epidermis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 202 (1910), 471–474 (zugl. Diss.); Über Rüsselbildung bei Zyklopie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 206 (1911), 407–419; Über eine Doppelbildung bei einer Tritonenlarve, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 35 (1913), 589–597; Über multiple Sklerose bei Soldaten, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 64 (1919), 243–248; Über einen seltenen Fall von Lues des Zentralnervensystems, kombiniert mit einer Erkrankung der Hypophyse, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 58 (1921), 56–78; Die feinere Histologie der Epiphyse, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 62 (1921), 91–119; Zur Pathologie der tuberösen Sklerose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 67 (1921), 232–244; Beiträge zur Histopathologie der Dementia praecox, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 86 (1923), 391–485 (zugl. Habil.-schr.); Ein Fall von Porobulbie und solitärem, zentralem Neurinom. (Zugleich ein Beitrag zur Klinik der infundibulären Prozesse), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 92 (1925), 62–82; Eine Hypophysengangcyste mit ungewöhnlichem Verlauf einer Dystrophia adiposogenitalis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 439–449; Dementia praecox, in: Handbuch der Geisteskrankheiten, Bd. 11/7 (1930), 763–778; Über die Hirntätigkeit tiefstehender Idioten, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 128 (1930), 179–188; Normale und pathologische Anatomie der vegetativen Zentren des Zwischenhirns, des Sympathikus und Parasympathikus, in: Handbuch der inneren Sekretion, Bd. 1 (1932), 662–708; Über das diffuse Neuroblastom und das Vorkommen multipler Geschwülste im Gehirn, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 139 (1932), 500–508; Über die heriditäre Ataxie, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 130 (1933), 96–103; Störung der Anlage (Mißbildungen) des Gehirns, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 16 (1936), 1–12; Lobäre Sklerose. Hemiatrophia cerebri, in: ebd., 26–29; Status marmoratus (Vogtsche Krankheit). Plaques
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Biografische Portraits
fibromyeliniques, in: ebd., 30–34; Tuberöse Sklerose, in: ebd., 273–289; Familiäre amaurotische Idiotie, in: ebd., 394–411; Chorea Huntington, in: ebd., 729–756; Degeneratio hepato-lenticularis (Westphal-Strümpellsche Pseudosklerose, Wilsonsche Krankheit), in: ebd., 827–847; Jakob-Creutzfeldsche Krankheit (Spastische Pseudosklerose Jakob), in: ebd., 882–886; Familiäre diffuse Sklerose (Pelizaeus-Merzbachersche Krankheit), in: ebd., 887–893; Diffuse leukencephalopathy without sclerosis. Clinicopathologic study of a new form, with comment on various types of so-called diffuse sclerosis and Schilder’s disease, Arch. Neurol. Psychiatr. 50 (1943), 575–584; Tuberous sclerosis, Ill. Med. J. 83 (1943), 418–422; Congenital agyria and defect of corpus callosum, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 3 (1944), 63–68; Cerebral hemiatrophy (diffuse sclerotic type Schob), J. Neuropathol. Exp. Neurol. 4 (1945), 250–261; Cranial anomalies, Ill. Med. J. 87 (1945), 39–42; Eclampsia. Report of a case in which there was extensive destruction of the brain, Arch. Pathol. 42 (1946), 391–401; The brain in infantile cerebral palsy, Ill. Med. J. 91 (1947), 128–131; Phenylpyruvic oligophrenia. Report on 16 clinical cases and 2 autopsies, Ill. Med. J. 94 (1948), 107–111; Acid phosphatase in the senile brain, Arch. Neurol. Psychiatry 61 (1949), 164–169; Analysis of mortality and causes of death in a mental hospital, Am. J. Psychiatry 106 (1949), 185–189; Diffuse carcinoma of the stomach, with early misleading metastases, Ill. Med. J. 96 (1949), 323–325; Bronchial carcinoma with unusual metastases, Ill. Med. J. 96 (1949), 325– 327; Astroblastoma of brain with sudden death, Ill. Med. J. 96 (1949), 327–328; Lipoidosis of the brain, combined with glycogenosis of the liver, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 8 (1949), 214–219; The brain in cerebral palsy. A neuropathological review, Nerv. Child 8 (1949), 152–169; Carcinoma of the mammary gland. Death from metastases 22 years after radical mastectomy, Ill. Med. J. 99 (1951), 270–272; Benign solitary adenoma of the liver in a male aged 88 years, Ill. Med. J. 99 (1951), 273–274; Primary carcinoma of the liver in an 85 year old woman, Ill. Med. J. 99 (1951), 274–275; Pick’s disease. Arch. Neurol. Psychiatry 69 (1953), 637–638; The presenile psychoses, Ill. Med. J. 105 (1954), 188–191
Quellen/Literatur: BArch R 9347; NARA RG 21/593882 [P] List of Displaced German Scholars (1936), 71, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Walk (1988), 176; van den Bussche (1989), 49; Peiffer (1998), 103–104; Stellmann (2010) [P]; van den Bussche (2014), 56–57; von Villiez (2016), 2; Sziranyi et al. (2019b), 4, 10–11; Uhlendahl et al. (2021), 4, 9 [P], 12–13 Kallmann, Franz Josef
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Deutsch-US-amerikanischer Neuropathologe und Psychiater * 4. Juli 1897 in Neumarkt/Schlesien (heute: Środa Śląska, Polen) † 12. Mai 1965 in New York City/New York, USA Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1914 Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Breslau; freiwilliger Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Soldat an der Westfront (bis 1916); 1916 Studium der Medizin an den Universitäten Bonn und Breslau (bis 1919); 1919 ärztliches Staatsexamen an der Universität Breslau; Tätigkeit im Sanatorium Friedrichshöhe in Obernigk bei Breslau und an der Psychiatrischen Anstalt Plagwitz am Bober (bis 1921); 1921 Promotion zum Dr. med. an der Universität Breslau mit der Arbeit „Hausarzt im Sanatorium Friedrichshöhe“; Chirurg und Neurologe im Krankenhaus
Kallmann, Franz
der Grauen Schwestern zu Neumarkt/Schlesien (bis 1925); 1926 fachärztliche Ausbildung in Psychiatrie und Neuropathologie an der Berliner Charité bei Karl Bonhoeffer (1868–1948) und Gerhard Creutzfeldt (1885–1964) (bis 1928); 1928 Leiter der Prosektur und des neuropathologischen Laboratoriums an den Städtischen Heil- und Pflegeanstalten Berlin-Herzberge und -Wuhlgarten (bis 1935); 1931 Verbeamtung durch die Stadt Berlin; Gastwissenschaftler an der Genealogisch-demographischen Abteilung der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA) in München bei Ernst Rüdin (1874– 1952) (bis 1935); 1935 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst; 1936 Emigration in die USA; Associate Research Scientist am New York State Psychiatric Institute (bis 1952); 1938 Assistant in Psychiatry am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York (bis 1939); Instructor in Psychiatry ebenda (bis 1941); 1941 Associate in Psychiatry ebenda (bis 1948); 1948 Assistant Clinical Professor of Psychiatry ebenda (bis 1953); 1952 Chief of Psychiatric Research am New York State Psychiatric Institute (bis nach 1961); 1953 Assistant Professor of Psychiatry am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York (bis 1955); 1955 Professor of Psychiatry (Medical Genetics) ebenda (bis 1963); 1963 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung, jedoch Anfang der 1920er Jahre zum Protestantismus konvertiert. Da K. als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte (wo er mehrfach verwundet wurde und als 50 % kriegsversehrt galt), verblieb er auch nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 zunächst weiter in seiner Stellung im Gesundheitsdienst der Stadt Berlin. In einem entsprechenden Vermerk wurde neben seinem Fleiß und seiner evangelischen Konfession hervorgehoben, dass er „ausserdem sich nach dem Kriege noch im Oberschlesischen Grenzschutz (Kämpfe bei Königshütte) beteiligt hat“ (zit. n. Kopke [2018], 231). Nach einem zunächst dreimonatigen Studienaufenthalt beim Rassenhygieniker Ernst Rüdin war K. von 1931 bis 1935 als Gastforscher an
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der Genealogisch-demographischen Abteilung der DFA tätig. Das Institut hatte „die rassenhygienische Gesetzgebung im Nationalsozialismus entscheidend stimuliert“ (Mildenberger [2002], 186). K. führte hier umfangreiche Studien zur Vererbungsfrage der Schizophrenie durch. Auf Vermittlung von Rüdin nahm er 1935 am Internationalen Kongreß für Bevölkerungswissenschaft teil und konnte hier seine Forschungsergebnisse vorstellen. Er war in diesem Kontext auch an der Diskussion über das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ beteiligt und forderte eine massive Ausweitung der Regelungen im Hinblick auf die Sterilisierungspraxis. Dabei betonte er, dass „bevölkerungspolitische Bedenken gegen den Nachkommensausfall auch der auffälligen bzw. keimkranken Kinder- und Geschwisterschaften von Schizophrenen“ nicht bestünden (zit. n. ebd., 189). Seine fertiggestellte Studie zur Erbpathologie der Schizophrenie durfte K. im Deutschen Reich – trotz „unbegrenzte[r] Loyalität für die Rassenhygiene des ‚Dritten Reiches‘“ (ebd., 190) und eindringlicher Fürsprache Rüdins – nicht mehr veröffentlichen; sie erschien in englischer Übersetzung unter dem Titel „The Genetics of Schizophrenia. A Study of Heredity and Reproduction in the Families of 1087 Schizophrenics“ 1938 in New York. Mit Inkrafttreten des Reichsbürgergesetzes wurde K. im Oktober 1935 schließlich vom Dienst suspendiert und zum Jahresende vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Seine Forschungen an der DFA musste er ebenfalls aufgeben. Da seine Pensionsansprüche negativ beschieden wurden und er seine Dienstwohnung in der Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Herzberge räumen musste, verschärfte sich im Frühjahr 1936 K.s finanzielle Situation – er lebte fortan mit seiner Ehefrau in einem kleinen möblierten Zimmer bei deren Bruder in Liegnitz/ Schlesien. Im Oktober 1936 emigrierte K. schließlich gemeinsam mit seiner Frau in die USA. Rüdin hatte im Vorfeld etliche Bemühungen angestellt, um K. einen sicheren Posten im europäischen Ausland zu verschaffen, die jedoch allesamt scheiterten. Nun erhielt K. über die Vermittlung des jüdischen deutsch-US-amerikanischen Anthropologen Franz Boas (1858–1942) eine Stelle am New York State Psychiatric Institute. 1943 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger.
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Dass K. „zu keiner Zeit irgendwelche Berührungsängste gegenüber Protagonisten des rassischen Antisemitismus bzw. deren Steigbügelhaltern an den Tag legte“ (ebd., 183), belegt sein fortwährender Kontakt zu deutschen Eugenikern bis in die 1950er Jahre. Für seinen Gönner Rüdin und den Mengele-Lehrer Otmar von Verschuer (1896–1969) verfasste K. im Rahmen der Entnazifizierungsverfahren apologetische Leumundszeugnisse („Persilscheine“). Ein akademischer Weggefährte von K. war der Bonner Rassenhygieniker und „Euthanasie“-Gutachter Friedrich Panse (1899–1973); er verfasste 1966 einen Nachruf auf K., der ihn als „in der Welt anerkannteste[n] psychiatrische[n] Genetiker der letzten Jahrzehnte“ (Panse [1966], I) würdigte. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K. war der Sohn des schlesischen Sanitätsrats Bruno K. (1861–1941). In den USA führte K. seine eugenischen Forschungen fort und wandte sich 1939 verstärkt der Zwillingsforschung zu. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte K. sein Forschungsprogramm spätestens im Laufe der 1940er Jahre in den US-amerikanischen Wissenschaftsbetrieb einbringen und Forschungsgelder – u. a. von der Rockefeller Foundation und dem National Institute of Mental Health – einwerben. Am New York State Psychiatric Institute gründete er die erste Abteilung für psychiatrische Genetik in den Vereinigten Staaten. Ungeachtet seiner (auch gesellschaftlich implikationsreichen) Fehldeutung der Homosexualität als genetisch bedingte Abweichung wurde er in den USA als bedeutender Psychiater wahrgenommen; er gilt schlechthin als „Vater psychiatrischer Genetik in den USA“ (Cottebrune [2009], 297). Dem stand auch sein Forschungsprogramm, das unmittelbar auf den eugenisch-rassenhygienischen Konzepten und Methoden von Ernst Rüdin aufbaute, nicht entgegen. „Nur im Hinblick auf die Art der Anwendung eugenischer Prophylaxe relativierte er seine Ansichten und passte sich im Kontext nordamerikanischer Demokratie dem eugenischen Diskurs aus der Nachkriegszeit an. Das eugenische Ziel der Ausschaltung von be-
stimmten Bevölkerungskategorien sollte hierbei weitestgehend unverändert bleiben“ (ebd.). Die NS-Rassenhygiene galt damit als „Unfall der Geschichte“, ohne den „eugenische Sterilisierungen und Eingriffe am menschlichen Erbgut heute als völlig akzeptable Methoden der Krankheitsprophylaxe gelten“ würden (Pross [2010], A2495). Seine Rolle bei der Etablierung einer rassenhygienischen Forschungsrichtung in den USA wird vor dem Hintergrund in der medizinhistorischen Forschung heute überwiegend kritisch beurteilt. Insofern ist K. – im Unterschied zum Gros der hier verzeichneten Personen – nicht uneingeschränkt als Opfer des Nationalsozialismus anzusprechen. K. war 1948 an der Gründung der American Society of Human Genetics beteiligt und wurde 1952 zu deren Präsident ernannt. 1952 hielt er außerdem die Thomas William Salmon Memorial Lecture und wurde 1954 Direktor der American Eugenics Society. 1960 erhielt er den Hamilton Award der American Psychopathological Association verliehen, deren Präsident er 1963/64 war. 1962 wurde er zum Vorsitzenden des Permanent Committee for International Conferences of Human Genetics gewählt. K. war ferner Fellow der American Psychiatric Association, der American Psychological Association, der American Medical Association, der American Association of Mental Deficiency, der New York Academy of Sciences, der American Association for the Advancement of Science sowie der East Psychiatric Research Association. K. war Mitherausgeber des „Journal of Heredity“, der „Clinical Medicine“ sowie der „Acta Geneticae, Medicae et Gemellologiae“. Das „Kallmann-Syndrom“ (Hypopituitarismus) ist nach ihm benannt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Psychiatrische Genetik, insbesondere Zwillingsforschung zur Erbpathologie von Schizophrenie, Lebensdauer, Hirnalterung, Suizidalität und männlicher Homosexualität; Heredität und Eugenik Publikationen (Auswahl): Hausarzt im Sanatorium Friedrichshöhe, Diss. med., Breslau 1921; Die Fruchtbarkeit der Schizophrenen, in: Bevölkerungsfragen. Bericht des
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Internationalen Kongresses für Bevölkerungswissenschaft (1936), 725–729; Erbprognose und Fruchtbarkeit bei den verschiedenen klinischen Formen der Schizophrenie, Allg. Z. Psychiatr. Psych. Gerichtl. Med. 104 (1936), 119–124; Heredity, reproduction and eugenic procedure in the field of schizophrenia, Eugen. News 23 (1938), 105–113; The Genetics of Schizophrenia. A Study of Heredity and Reproduction in the Families of 1087 Schizophrenics (1938); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 102 (1946), 522–524; Twin studies on the psychopathology of suicide, J. Hered. 37 (1946), 171–181 (zus. mit M. M. Anastasio); The concept of induced insanity in family units, J. Nerv. Ment. Dis. 104 (1946), 303–315 (zus. mit J. S. Mickey); Genetic concepts and folie à deux, a re-examination of induced insanity in family units, J. Hered. 37 (1946), 298– 306 (zus. mit J. S. Mickey); The genetic theory of schizophrenia: an analysis of 691 schizophrenic twin index families, Am. J. Psychiatry 103 (1946), 309–322; The genetics of epilepsy, Proc. Annu. Meet. Am. Psychopathol. Assoc. 36 (1947), 27– 41 (zus. mit G. Sander); Twin studies on the psychopathology of suicide, J. Nerv. Ment. Dis. 105 (1947), 40–55 (zus. mit M. M. Anastasio); Modern concepts of genetics in relation to mental health and abnormal development, Psychiatr. Q. 21 (1947), 535–553; Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 104 (1948), 448–451; Genetics in relation to mental disorders, J. Ment. Sci. 94 (1948), 250–257; Twin studies on aging and longevity, J. Hered. 39 (1948), 349–357 (zus. mit G. Sander); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 106 (1949), 501–503; Review of psychiatric progress 1948; heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 105 (1949), 497–500; Principles of human genetics in relation to insurance medicine and public health, J. Insur. Med. 4 (1949), 6–12 (zus. mit L. Feingold); Twin studies on senescence, Am. J. Psychiatry 106 (1949), 29–36 (zus. mit G. Sander); Suicide in twins and only children, Am. J. Hum. Genet. 1 (1949), 113–126 (zus. mit J. De Porte, E. De Porte und L. Feingold); The genetics of psychoses and analysis of 1,232 twin index families, Am. J. Hum. Genet. 2 (1950), 385–390; Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 107 (1951), 503–507; Genetic differentiation of schizophrenic, manic-depressive and involutional
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psychoses, AMA Arch. Neurol. Psychiatry 65 (1951), 246–247; Comparative adaptational, social, and psychometric data on the life histories of senescent twin pairs, Am. J. Hum. Genet. 3 (1951), 65–73 (zus. mit L. Feingold und E. Bondy); Twin studies in relation to adjustive problems in man, Trans. NY Acad. Sci. 13 (1951), 270–275; Recent progress in relation to the genetic aspects of mental deficiency, Am. J. Ment. Defic. 56 (1951), 375–381; Heredity and eugenics: review, Am. J. Psychiatry 108 (1952), 500–503; Comparative twin study on the genetic aspects of male homosexuality, J. Nerv. Ment. Dis. 115 (1952), 283–297; Twin and sibship study of overt male homosexuality, Am. J. Hum. Genet. 4 (1952), 136–146; Applicability of the twin study method in the analysis of variations in mate selection and marital adjustment, Am. J. Hum. Genet. 4 (1952), 209–222 (zus. mit E. Bondy); Human genetics as a science, as a profession, and as a social-minded trend of orientation, Am. J. Hum. Genet. 4 (1952), 237–245; Concurrence of Morgagni’s syndrome, schizophrenia and adenomatous goiter in monozygotic twins, Acta Genet. Med. Gemellol. (Roma) 2 (1953), 431–446 (zus. mit B. M. Aschner und L. Roizin); Heredity in Health and Mental Disorder. Principles of Psychiatric Genetics in the Light of Comparative Twin Studies (1953); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 110 (1954), 489–492; The genetics of psychotic behavior patterns, Res. Publ. Assoc. Res. Nerv. Ment. Dis. 33 (1954), 357–366; Twin data in the analysis of mechanisms of inheritance, Am. J. Hum. Genet. 6 (1954), 157–162; Review of psychiatric progress 1954: heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 111 (1955), 502– 505; Abnormalities of behavior (in the light of psychogenetic studies), Ann. Rev. Psychol. 6 (1955), 297–326 (zus. mit G. S. Baroff); Frequency and types of mental retardation in twins, Am. J. Hum. Genet. 7 (1955), 15–20 (zus. mit G. Allen); The genetics of aging, Res. Publ. Assoc. Res. Nerv. Ment. Dis. 35 (1956), 95–111; (zus. mit B. Roth); Psychiatric aspects of genetic counseling, Am. J. Hum. Genet. 8 (1956), 97–101; The genetics of aging, J. Chronic. Dis. 4 (1956), 140– 152; Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 112 (1956), 510–514; Genetic aspects of preadolescent schizophrenia, Am. J. Psychiatry 112 (1956),
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Biografische Portraits
599–606; The genetics of human behavior, Am. J. Psychiatry 113 (1956), 496–501; Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 113 (1957), 595–597; Preliminary twin data on the salivary excretion of a receptor-destroying enzyme, Acta Genet. Stat. Med. 7 (1957), 191–196 (zus. mit C. W. Jungeblut, B. Roth und H. O. Goodman); Mongolism in twin sibships, Acta Genet. Stat. Med. 7 (1957), 385–393 (zus. mit G. Allen); Heredity and variations in human behavior patterns, Acta Genet. Stat. Med. 7 (1957), 410–421 (zus. mit G. S. Baroff); Changing intellectual functions in senescent twins, Acta Genet. Stat. Med. 7 (1957), 421–430 (zus. mit L. F. Jarvik, A. Falek und M. M. Klaber); Review of psychiatric progress 1957: heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 114 (1958), 586–590; The use of genetics in psychiatry, J. Ment. Sci. 104 (1958), 542–549; The role of genetics in psychiatry, J. Nerv. Ment. Dis. 126 (1958), 403–414 (zus. mit J. D. Rainer); An appraisal of psychogenetic twin data, Dis. Nerv. Syst. 19 (1958), 9–15; Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 115 (1959), 586–589; Observations, facts and recommendations derived from a mental health project for the deaf, Trans. Am. Acad. Ophthalmol. Otolaryngol. 63 (1959), 179–186 (zus. mit J. D. Rainer); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 116 (1960), 577–581; Survival trends in a senescent twin population, Am. J. Hum. Genet. 12 (1960), 170–179 (zus. mit L. F. Jarvik, A. Falek und I. Lorge); Longevity and intellectual variation in a senescent twin population, J. Gerontol. 15 (1960), 305–309 (zus. mit A. Falek, I. Lorge und L. F. Jarvik); Discussion of two papers, Am. J. Psychiatry 117 (1961), 804– 805; Genetics of mental disease. Symposium, 1960. 1. Genetic factors in the etiology of mental disorders, Am. J. Orthopsychiatry 31 (1961), 445–453; New goals and perspectives in human genetics, Acta Genet. Med. Gemellol. (Roma) 10 (1961), 377–388; Review of psychiatric progress 1961, Am. J. Psychiatry 118 (1962), 577–581 (zus. mit E. V. Glanville); The William Allan Memorial Award for Outstanding Work in Human Genetics, Am. J. Hum. Genet. 14 (1962), 95–96; The hybrid specialty of psychiatric genetics, Acta Genet. Med. Gemellol. (Roma) 11 (1962), 317– 320; Intellectual changes in aged twins, J. Gerontol. 17 (1962), 289–294 (zus. mit L. F. Jarvik und
A. Falek); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 119 (1963), 601–604 (zus. mit E. V. Glanville); Psychotherapy for the deaf, Fortschr. Psychosom. Med. 3 (1963), 167–179 (zus. mit J. D. Rainer und K. Z. Altshuler); Psychotherapeutically oriented counseling techniques in the setting of a medical genetics department, Top. Probl. Psychother. 4 (1963), 101–108 (zus. mit J. D. Rainer); Heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 120 (1964), 625–628 (zus. mit C. Goldfarb); Schizophrenia (1964) (hrsg. zus. mit L. C. Kolb und P. Polatin); The genetic approach to schizophrenia clinical, demographic and family guidance problems, Int. Psychiatry Clin. 1 (1964), 799–820 (zus. mit J. D. Rainer); The development aspects of children with two schizophrenic parents, Psychiatr. Res. Rep. Am. Psychiatr. Assoc. 19 (1964), 136–148 (zus. mit A. Falek, M. Hurzeler und L. Erlenmeyer-Kimling); Review of psychiatric progress 1964: heredity and eugenics, Am. J. Psychiatry 121 (1965), 628–632; Current reproductive trends in schizophrenia, Proc. Annu. Meet. Am. Psychopathol. Assoc. 54 (1966), 252–276 (zus. mit L. Erlenmeyer-Kimling und J. D. Rainer) Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410 American Men of Medicine (1961), 348; Kalinowski (1965); Panse (1966) [P]; Gershon (1981); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 587–588; Weber (1993), 195–196; Bettendorf (1995), 287–288 [P]; Peiffer (1998), 104; Mildenberger (2002); Cottebrune (2009); Pross (2009), 539–541, 549; Pross (2010), A2495; Doetz/Kopke [2013c]; Pow/Stahnisch (2017) [P]; Kopke (2018); Sziranyi et al. (2019b), 4, 6, 9–10; Uhlendahl et al. (2021), 4, 7–8, 12
Kaunitz, Hans
Kaunitz, Hans
Professor, Dr. med., DDS, DVM Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe und Biochemiker * 20. Oktober 1905 in Wien † 27. November 1996 in New York City/ New York, USA Vaterberuf: Handelsvertreter Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1924 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1930); 1930 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Assistent an der I. Medizinischen Universitätsklinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses u. a. bei Hans Eppinger (1879–1946) (bis 1934); 1934 Leiter des Klinischen Laboratoriums ebenda (bis 1938); 1938 Entlassung und Emigration auf die Philippinen, dort Associate Professor und Leiter des Klinischen Laboratoriums der University of the Philippines in Manila (bis 1940); 1941 Research Associate am Department of Pathology des College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York City; 1962 Assistant Clinical Professor of Pathology ebenda; 1973 Emeritierung; Vertrauensarzt des Österreichischen Generalkonsulats in New York City und privatärztliche Tätigkeit Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung; am 12. März 1938, dem Tag des Eimarschs der deutschen Wehrmacht nach Österreich, wurde er u. a. gemeinsam mit Hans Popper (1903–1988) von der Wiener I. Medizinischen Universitätsklinik „zur Aufrechterhaltung der Ordnung an der Klinik vom
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Dienst suspendiert“ (zit. n. Kaiser/Sziranyi/ Groß [2019], 460). In seiner Position als Leiter des dortigen Klinischen Laboratoriums hatte er in den Jahren nach 1935 den Dekan des College of Medicine der University of the Philippines in Manila kennengelernt. Dieser hatte K. bei einem Besuch der Wiener Universität angeboten, ein klinisches Laboratorium in Manila aufzubauen; K. lehnte zunächst ab, kam aber nach seiner Suspendierung auf das Angebot zurück und nahm an. Über Großbritannien und die USA emigrierte K. im Juli 1938 auf die Philippinen. In den USA traf er sich mit einem gewissen Dr. Julius K., der ihn einige Jahre zuvor per Brief kontaktiert hatte, nachdem er K.s Namen in der wissenschaftlichen Literatur gelesen hatte und eine Verwandtschaft vermutete. K. gelang es, acht Mitglieder seiner engeren Verwandtschaft mit auf die Philippinen zu nehmen. Als der Aufbau des Klinischen Laboratoriums an der University of the Philippines in Manila abgeschlossen war und Krieg in Fernost drohte, emigrierte K. im September 1940 gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern weiter in die USA, wo er 1941 eine Anstellung am Department of Pathology des College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York City fand. K. wurde US-amerikanischer Staatsbürger, blieb seiner österreichischen Heimat aber stets verbunden. In einer Auszeichnungsanregung des Österreichischen Generalkonsulats in New York bezüglich der Verleihung des „Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ heißt es: „Dr. Kaunitz hat trotz seiner durch den Nationalsozialismus erzwungenen Emigration aus seiner ueberaus positiven Einstellung zu Oesterreich nie ein Hehl gemacht. Seit vielen Jahren betreut er als Hausarzt nicht nur fast alle oesterreichischen Bediensteten in New York, sondern stellt sich auch vielen, oft prominenten Besuchern als bewaehrter Arzt gerne zur Verfügung. Ueber seinen beruflichen Sektor hinaus haelt er intensiven Kontakt mit den oesterreichischen Dienststellen und steht stets mit Rat und Hilfe bereit.“ (ÖStA/AdR BMfsV Präs PA Kaunitz, Dr. Hans) Auf die Frage, warum er nicht dauerhaft nach Wien zurückgekehrt sei, antwortete K. in einem Interview 1995: „Ich bin nach 1945 aus zwei Gründen nicht nach Wien zurückgekehrt,
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erstens weil ich hier Professor war, zweitens war ich in 2. Ehe mit einer Amerikanerin verheiratet“ (Feikes [1999], 96). In einem Nachruf wird K. „a true Austrian at heart“ genannt (Austrian Information 50/1–2 [1997], 12). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K.s Großvater und zwei Onkel waren ebenfalls Ärzte; der Weg in die Medizin war somit von den Eltern vorbestimmt. Während K.s Onkel ihn für die medizinische Forschung begeistern konnten, entwickelte er selbst ein besonderes Interesse für das recht neue Feld der Biochemie. Seine frühen Arbeiten in Österreich befassten sich insbesondere mit der biologischen Wirkung von Salz. In den 1950er Jahren begann K. mit der Untersuchung der biologischen Wirkung von oxidierten Fetten und forschte gemeinsam mit Vigen K. Babayan zu mittelkettigen Triglyceriden. Danach konzentrierten sich seine Arbeiten auf die Rolle von Cholesterin bei der Arteriosklerose und den menschlichen Alterungsprozess. Er gelangte dabei früh zu der Annahme, dass US-Amerikaner sich zu fettreich ernähren. Seine akademischen Lehrer waren u. a. Otto von Fürth (1867–1938), Julius Wagner von Jauregg (1857–1940) und Hans Eppinger (1879– 1946). Eine wichtige wissenschaftliche Weggefährtin, mit der K. zahlreiche gemeinsame Publikationen verfasste, war Ruth Ellen Johnson. K. war Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften und durch zahlreiche Vorträge international bekannt. Er war prominentes Mitglied der Virchow-Pirquet Medical Society, einer früheren US-amerikanischen Vereinigung von Ärzten, die ihr Medizinstudium der Universität Wien absolviert hatten, und der American Oil Chemists’ Society (AOCS), einem US-amerikanischen Berufsverband für Chemiker. Der AOCS war K. 1958 beigetreten, nachdem er umfangreiche Forschungen am Eastern Regional Research Center des United States Department of Agriculture durchgeführt hatte. 1971 bekam K. den Achievement Award der Northeast Section der AOCS, 1981 den Alton E. Baily Award verliehen. 1973/74 wurde er für seine Arbeiten zu mittelkettigen Triglyceriden mit der Presidential Medal of Merit der Philippinen geehrt, 1974 mit
dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. K. zu Ehren verleiht die AOCS seit 1988 jährlich den „Hans Kaunitz Student Award“. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie; Ernährungswissenschaft/Diätetik, insbesondere Fett-, Eiweiß-, Zucker-, Vitamin- und Mineralstoffwechsel; seröse Entzündung; Alterungsprozesse; Arteriosklerose; Nephrokalzinose; Hypertonie Publikationen (Auswahl): Zur Oxydation einiger physiologischer Substanzen durch Tierkohle, Monatsh. Chem. 53 (1929), 127–145 (zus. mit O. Fürth); Über das Blutbild in verdünnter Luft und seine Beeinflussung durch die Ernährung, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 1912 (zus. mit F. Asztalos und H. Elias); Über die Veränderungen im Eiweiß- und Wasserhaushalt bei Luftverdünnung und ihre Beeinflussung durch Kohlehydratzufuhr, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 1959–1960 (zus. mit H. Elias); Zur Lehre des Stoffwechsels im Unterdruck, Z. Gesamte Exp. Med. 82 (1932), 742–756 (zus. mit H. Elias und M. Taubenhaus); Zur Volumenbestimmung der Erythrocyten, Z. Gesamte Exp. Med. 85 (1932), 158–170; Über das Weiße Blutbild bei Sauerstoffmangel, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 393 (zus. mit H. Elias); Über den Rest-N und seine Fraktionen in der Leber beim experimentellen Pankreasdiabetes, Z. Gesamte Exp. Med. 94 (1934), 182–198 (zus. mit H. Elias und R. Laub); Über seröse Entzündung, Klin. Wochenschr. 13 (1934), 1137–1142 (zus. mit H. Eppinger und J. Faltitschek); Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. VI. Mitteilung: Veränderungen des Eiweißbildes im Unterdruck durch Dextrosezufuhr, Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 397–408 (zus. mit H. Elias); Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. VII. Mitteilung: Über den Wasserhaushalt bei Sauerstoffmangel, Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 409–429 (zus. mit H. Elias und R. Laub); Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. VIII. Mitteilung: Über den Eiweißgehalt der Leber bei Sauerstoffmangel und seine Beeinflussung durch Dextrosezufuhr, Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 430– 435 (zus. mit H. Elias); Zur Lehre des Stoffwech-
Kaunitz, Hans
sels bei Sauerstoffmangel. IX. Mitteilung: Der Rest-N und seine Fraktionen in der Leber bei Sauerstoffmangel. Beeinflussung durch Dextrosezufuhr, Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 436– 449 (zus. mit H. Elias und R. Laub); Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. X. Mitteilung: Zur Hemmung der charakteristischen Veränderungen des Eiweißstoffwechsels bei Luftverdünnung durch Dextrosezufuhr, Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 450–468 (zus. mit H. Elias); Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. XI. Mitteilung: Über den Wirkungsmechanismus der Kohlehydrate bei Sauerstoffmangel (Dextroseeffekt), Z. Gesamte Exp. Med. 92 (1934), 469–479 (zus. mit H. Elias); Die seröse Entzündung. Eine Permeabilitats-Pathologie (1935) (zus. mit H. Eppinger und H. Popper); Zur Wirkung von Pyrazolonderivaten auf die Gefäße, Naunyn-Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 179 (1935), 170–179 (zus. mit J. Böck und H. Popper); Über die Bedeutung von „seröser Entzündung“ für die Veränderungen des Mineralgehaltes von Leber, Herz und Gehirn bei Sauerstoffmangel durch Luftverdünnung, Z. Gesamte Exp. Med. 100 (1937), 121–144; Über die Bedeutung von Veränderungen der „gerichteten Permeabilität“, des Mineralstoffwechsels und der Milchsäure für die Muskelermüdung, Z. Gesamte Exp. Med. 102 (1938), 308– 348 (zus. mit L. Selzer); The protracted effect of a single dose of dl-alpha-tocopherol acetate upon the testes of rats on vitamin E-deficient diet, Am. J. Pathol. 20 (1944), 247–257 (zus. mit A. M. Pappenheimer und C. Schogoleff); Influence of a single dose of alpha tocopherol, administered to vitamin E deficient rats on the fifteenth day, upon subsequent growth, J. Nutr. 32 (1946), 327–336; Influence of single doses of alpha tocopherol on growth and testicular atrophy of rats, Fed. Proc. 5 (1946), 24; Tocopherol content of skeletal muscle; comparison of chemical and bioassay methods, J. Biol. Chem. 166 (1946), 205–217 (zus. mit J. J. Beaver); Influence of alpha tocopherol on implantation in old rats, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 66 (1947), 334–337 (zus. mit C. A. Slanetz); Failure of implantation in vitamin E deficient rats, Fed. Proc. 7 (1948), 273 (zus. mit C. A. Slanetz); Vitamin E und weibliche Sexualfunktion, Wien. Klin. Wochenschr. 60 (1948),
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381; Implantation in normal and vitamin E deficient rats, J. Nutr. 36 (1948), 331–338 (zus. mit C. A. Slanetz); Estrogen response and pigmentation of the uterus in vitamin E-deficient rat, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 70 (1949), 302–304 (zus. mit C. A. Slanetz und W. B. Atkinson); Ovulation, fertilization, and transport of ova in old, vitamin E deficient rats, J. Nutr. 38 (1949), 97–104. (zus. mit R. J. Blandau und C. A. Slanetz); An unknown factor with vitamin A activity distilled from lard, J. Nutr. 42 (1950), 375–389 (zus. mit C. A. Slanetz und R. E. Johnson); Relation of vitamin A and „lard factor“ to disease caused by rancid lard, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 75 (1950), 322–326 (zus. mit C. A. Slanetz); Experimentelle Ernährungsstudien mit hochgereinigten Kostformen, Wien. Med. Wochenschr. 102 (1952), 356–358; Pathological changes in acute and in protracted vitamin A deficiency; their prevention by the lard factor, AMA Arch. Pathol. 53 (1952), 15–21 (zus. mit H. C. Stoerk und C. A. Slanetz); Rancid lard effect on rats fed complete and riboflavin-deficient diets, J. Nutr. 46 (1952), 151–159 (zus. mit R. E. Johnson und C. A. Slanetz); Probleme des Riboflavinstoffwechsels, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 709–713 (zus. mit H. Wiesinger und C. A. Slanetz); Studien über die Ernährung von Ratten mit hochoxydierten Fetten, Naunyn-Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 220 (1953), 16–25; Relation of protein and fat intake to growth and corneal vascularization in galactoflavin-produced ariboflavinosis, J. Nutr. 52 (1954), 467– 482 (zus. mit H. Wiesinger, F. C. Blodi, R. E. Johnson und C. A. Slanetz); Antagonism of fresh fat to the toxicity of heated and aerated cottonseed oil, J. Nutr. 55 (1955), 577–587 (zus. mit C. A. Slanetz und R. E. Johnson); Ärztliche Kunst und wissenschaftliche Entwicklung, Wien. Klin. Wochenschr. 67 (1955), 644–647; Dietary case in level and B-factor deficiencies produced by antagonists, Science 122 (1955), 1017–1018 (zus. mit C. A. Slanetz und R. E. Johnson); Causes and consequences of salt consumption, Nature 178 (1956), 1141–1144; Influence of diet composition on caloric requirements, water intake and organ weights of rats during restricted food intake, J. Nutr. 60 (1956), 221–228 (zus. mit J. Guilmain, R. E. Johnson und C. A. Slanetz); Relation of so-
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Biografische Portraits
dium, potassium, and chloride intake to cortisone action during food restriction, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 92 (1956), 440–444 (zus. mit C. A. Slanetz, R. E. Johnson und J. Guilmain); Über die Ausnützung von normalen und autoxydierten Fetten bei Nahrungseinschränkung, Wien. Klin. Wochenschr. 68 (1956), 810–812; Utilization of food for weight maintenance and growth, J. Nutr. 62 (1957), 551–559 (zus. mit C. A. Slanetz und R. E. Johnson); Non-energetic powers of nutrition, Perspect. Biol. Med. 2 (1958), 75–83; Relation of saturated, medium- and longchain triglycerides to growth, appetite, thirst and weight maintenance requirements, J. Nutr. 64 (1958), 513–524 (zus. mit C. A. Slanetz, R. E. Johnson, V. K. Babayan und G. Barsky); Biological effects of rancid fats and their fractions, Exp. Med. Surg. 18 (1960), 59–69; Food restriction and salt preference in rats, Nature 185 (1960), 350–353 (zus. mit L. M. Geller, C. A. Slanetz und R. E. Johnson); Nutritional properties of fresh fats added to diets containing autoxidized cottonseed oil, J. Nutr. 70 (1960), 521–527 (zus. mit C. A. Slanetz, R. E. Johnson und V. K. Babayan); Medium-chain and long-chain saturated triglycerides and linoleic acid requirements, J. Nutr. 71 (1960), 400–404 (zus. mit C. A. Slanetz, R. E. Johnson und V. K. Babayan); Pharmacologic effects of fractions of oxidized oleate and linoleate, Metabolism 9 (1960), 59–66 (zus. mit C. A. Slanetz, R. E. Johnson, H. B. Knight und D. Swern); Re-evaluation of some factors in arteriosclerosis, Nature 192 (1961), 9–12; Dietary fat and tissue lipids in experimental nephrosis, Metabolism 11 (1962), 1187–1193; Manipulations of food intake by man, Exp. Med. Surg. 20 (1962), 50–54 (zus. mit R. E. Johnson); Manipulation of salt solution-fresh water drinking regimen and eating behaviour in rats, Nature 197 (1963), 457–459 (zus. mit L. M. Geller und R. E. Johnson); Influence of pregnancy and an oxidized lipid diet on the fatty acid composition of blood and tissue, Nature 197 (1963), 600–601 (zus. mit R. E. Johnson und D. G. McKay); Nutritional studies of polyglycerol esters, J. Am. Oil Chem. Soc. 41 (1964), 434– 437 (zus. mit V. K. Babayan und C. A. Slanetz); A long-term nutritional study with fresh and mildly oxidized vegetable and animal fats, J. Am. Oil Chem. Soc. 42 (1965), 770–774 (zus. mit R. E.
Johnson und L. Pegus); Fettsucht, Wien. Klin. Wochenschr. 77 (1965), 346–350; Longer survival time of rats fed oxidized vegetable oils, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 123 (1966), 204–206 (zus. mit R. E. Johnson und L. Pegus); Some etiological factors of obesity, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. City NY. 25 (1966), 123–132; Zur molekularen Biologie der Triglyceride, Wien. Klin. Wochenschr. 78 (1966), 680–683; Structural properties of triglycerides of human adipose tissue, heart, and liver, Am. J. Clin. Nutr. 20 (1967), 1096–1103 (zus. mit R. E. Johnson und C. Belton); Thyroid and pituitary pathology in iodine-deficient rats fed fresh and oxidized fats and oils, J. Nutr. 91 (1967), 55–62 (zus. mit R. E. Johnson); Nutritional properties of medium-chain triglycerides, J. Am. Oil Chem. Soc. 45 (1968), 19–22 (zus. mit R. E. Johnson); Magische und wissenschaftliche Elemente in der Ernährung, Wien. Klin. Wochenschr. 80 (1968), 260–263; Cholesterol metabolism and tissue repair in arteriosclerosis, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. City NY 28 (1970), 57–64; Differences in effects of dietary fats on survival rate and development of neoplastic and other diseases in rats, Z. Ernährungswiss. 10 (1970), 61–70 (zus. mit R. E. Johnson und L. Pegus); Organ-specific triglycerides, Arzneimittelforschung 20 (1970), 1500– 1505; Unorthodoxe Überlegungen über Arteriensklerose, Wien. Klin. Wochenschr. 82 (1970), 825–828; Untersuchungen über Kokosfett, Sojaöl und Triglyzeride mit mittleren Kettenlängen („MCT“) enthaltende Milchersatzpräparate, Wien. Klin. Wochenschr. 83 (1971), 640–642; Chloride: effect on morphology of heart, kidney, and testis in potassium-deficient rats, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 141 (1972), 875–878; Influence of dietary fats in aging, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. City NY 29 (1972), 76–86; Eßgewohnheiten und Ernährung. Historische und medizinische Wurzeln, Wien. Klin. Wochenschr. 85 (1973), 653–657; Exacerbation of the heart and liver lesions in rats by feeding various mildly oxidized fats, Lipids 8 (1973), 329–336; Fats and aging, J. Jap. Oil Chem. Soc. 22 (1973), 411–416 (zus. mit R. E. Johnson); Mittelkettige Triglyceride (MCT) in der Diät, Z. Ernährungswiss. Suppl. 17 (1974); Dietary lipids and arteriosclerosis, J. Am. Oil Chem. Soc. 52 (1975), 293–297; Biological
Kimmelstiel, Paul
effects of transfatty acids, Z. Ernährungswiss. 15 (1976), 26–33; Dietary protein, fat, and minerals in nephrocalcinosis in female rats, Metabolism 25 (1976), 69–77 (zus. mit R. E. Johnson); Cholesterol and repair processes in arteriosclerosis, Lipids 13 (1978), 373–374; Toxic effects of polyunsaturated vegetable oils, in: Symposium on the pharmacological effect of lipids (1978), 203– 210; Kochsalz und Hypertonie. (Eine weitere, vorläufige Hypothese), Z. Ernährungswiss. 18 (1979), 88–93; A tentative molecular-biological hypothesis for arteriosclerosis, Z. Ernährungswiss. 20 (1981). 247–252; Medium chain triglycerides (MCT) in aging and arteriosclerosis, J. Environ Pathol. Toxicol. Oncol. 6 (1986), 115– 121; Adaptive changes in aging and arteriosclerosis–role of cholesterol; Mech. Ageing Dev. 44 (1988), 35–43; Is arteriosclerosis a life prolonging, adaptive process?, Mech. Ageing Dev. 57 (1991), 139–144; Virally induced arteriosclerosis: increased life expectancy?, Med. Hypotheses 45 (1995), 335–338 Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410; ÖStA/AdR BMfsV Präs PA Kaunitz, Dr. Hans; U. S. Social Security Death Index Lansing State Journal, 20.01.1974, 54; The Central New Jersey Home News, 14.06.1979, 44; Daily News/New York, 24.06.1979, 639; The Philadelphia Inquirer, 07.05.1985, 10 J. Am. Oil Chem. Soc. 48 (1971), 457A [P]; J. Am. Oil Chem. Soc. 58 (1981), 290A, 426A, 618A–620A [P]; Stadler/Weibel (1995), 35; Inform (AOCS) 8 (1996), 402; Austrian Information 50/1–2 (1997), 12; Spalek/Hawrylchak (1997), 262–263; Feikes (1999), 96; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 1, 661; Jelinek (2008), 141; Kaiser/Sziranyi/Groß (2019), 460; Sziranyi et al. (2019b), 4, 9, 12; Uhlendahl et al. (2021), 4, 8 [P], 12
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Kimmelstiel, Paul Herbert
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 21. März 1900 in Hamburg † 7. Oktober 1970 in Oklahoma City/ Oklahoma, USA Vaterberuf: Kaufmann/Hutgeschäftsinhaber Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur an der Oberrealschule vor dem Holstentor in Hamburg; Studium der Medizin an den Universitäten Kiel, München, Hamburg, Bonn und Tübingen (bis 1923); 1923 ärztliches Staatsexamen an der Universität Tübingen; Medizinalpraktikant am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg; Volontärarzt am Institut für Experimentelle Therapie der Universität Hamburg am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendorf bei Hans Much (1880–1932) (bis 1925); 1925 Assistent am Pathologischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg bei Friedrich Wohlwill (1881–1958) (bis 1927); 1926 Promotion zum Dr. med. an der Universität Hamburg „Über die Tracheopathia-chondro-osteoplastica“; 1927/28 Assistent am Physiologisch-chemischen Institut der Universität Breslau; 1929 Assistent (ab 1930 als Sekundärarzt) am Pathologischen Institut der Universität Hamburg am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendorf bei Theodor Fahr (1877–1945) (bis 1933); 1930 Habilitation an der Universität Hamburg; 1933 Entzug der Venia legendi und Entlassung; 1934 Emigration in die USA, dort Tätigkeit am Mallory Institute of Pathology der
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Biografische Portraits
Harvard University (bis 1935); 1935 Assistent Professor of Pathology am Medical College of Virginia in Richmond (bis 1937); 1936 Coroner (Leichenbeschauer) der City of Richmond (bis 1940); 1937 Associate Professor of Pathology am Medical College of Virginia in Richmond (bis 1940); 1940 Pathologe und Director of Laboratories am Charlotte Memorial Hospital in North Carolina (bis 1958); 1958 Pathologe und Director of Laboratories am County Hospital in Milwaukee/Wisconsin und Professor of Pathology an der dortigen Marquette University School of Medicine (bis 1966); 1966 Distinguished Professor of Pathology (Lehrstuhlinhaber) am University of Oklahoma Medical Center in Oklahoma City (bis 1970) Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung; im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde ihm zum 31. Juli 1933 aus „rassischen“ Gründen die Venia legendi an der Hamburger Universität entzogen und das Dienstverhältnis am dortigen Pathologischen Institut zum 30. September 1933 gekündigt. Gemeinsam mit seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau Charlotte (Lotte), geborene van Biema (1898–1975), und den beiden Töchtern Ruth, später verheiratete Freinkel (1926–2014), und Marion, später verheiratete Goldberg (1931–2012), emigrierte K. im April 1934 in die USA. Seine Frau Lotte, die einzige Tochter des Hamburger Arztes Samuel van Biema (1865–1938) und dessen Ehefrau Adeline, geborene Brasch (1875–1963), hatte bis dahin eine allgemeinmedizinische Praxis – formal als Gemeinschaftspraxis mit K. – in der Haynstraße 33 in Hamburg-Eppendorf geführt. Ausgestattet mit einem sehr positiven Zeugnis seines akademischen Lehrers Theodor Fahr und Kontakten zum bekannten US-amerikanischen Pathologen George Kenneth Mallory (1900–1986) – den er in Hamburg persönlich kennengelernt hatte – erhielt K. in den USA zunächst für anderthalb Jahre eine Anstellung am Mallory Institute of Pathology der Harvard University. Im Zuge der Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland blieben K.s Familie von transferierten 17.500 Reichsmark durch einen 96%igen Abzug nur noch rund 700
Reichsmark in US-Dollar übrig; diesen finanziell höchst verlustreichen Geldtransfer bewertete K. in einem Zeitungsinterview kurz nach der Ankunft in den USA als vergleichsweise bedeutungslos: „For a Jewish professor, it is better to be in the United States with 10,000 marks ($4,000, which he had on his person), than to be in Germany with hundreds of thousands of dollars. And I fear that things will not change much. There has been much talk of an end to persecution, but it is not so“ (News-Record [Neenah/ Wisconsin], 10.05.1934, 2). – K. sollte mit seiner Einschätzung Recht behalten. Nachdem zum Jahresbeginn 1938 allen jüdischen Ärzten im Deutschen Reich die Zulassung zu den privaten Ersatzkrankenkassen entzogen und im September 1938 schließlich die Approbation aberkannt worden war, erhängte sich K.s Schwiegervater Samuel von Biema am 29. September desselben Jahres auf dem Dachboden seiner Hamburger Wohnung. Danach versuchte Adeline von Biema in die USA nachzufolgen; nach einem gescheiterten Ausreiseversuch im Juli 1939 gelang ihr in letzter Minute – im Juli 1940 – die Flucht. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K. war der Sohn des Hamburger Hutgeschäftsinhabers Adolph K. (1854–1918) und dessen Ehefrau Ernestine, geborene August. Paul K.s Tochter Ruth Freinkel wurde Professorin für Dermatologie an der Northwestern University in Evanston/Illinois, seine Enkelin Esther Lisa Tishman (* 1965) ist Healthcare Chaplain am Sacred Heart Medical Center in Springfield/ Oregon. K. „gehört fraglos zu den international bekanntesten und wirkmächtigsten Vertretern in der Geschichte der Nierenpathologie“ (Groß/ Schmidt/Sziranyi [2019], 301). Als K.s akademischer Lehrer und eigentlicher Mentor gilt Theodor Fahr, der ihn am Pathologischen Universitätsinstitut des Eppendorfer Krankenhauses für das Gebiet der Nierenpathologie begeisterte. In den USA entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Rockefeller-Stipendiaten Clifford Wilson (1906–1997), mit dem K. 1936 die kapillären Veränderungen des Nieren-
Kimmelstiel, Paul
körperchens im Zuge einer diabetisch bedingten Nierenerkrankung beschrieb und damit den Zusammenhang zwischen Diabetes und Nephropathie erklärte (Intercapillary lesions in the glomeruli of the kidney, Am. J. Pathol. 12 [1936], 83–98). Die sogenannte diabetische Glomerulosklerose wird seither auch als „Kimmelstiel-Wilson-Syndrom“ bezeichnet. In späteren Jahren fanden K.s elektronenmikroskopische Studien zu Glomeruli des Diabetikers besondere Beachtung (Studies on renal biopsy specimens, with the aid of the electron microscope, Am. J. Clin. Pathol. 38 [1962], 270–279 sowie 280–296 [zus. mit O. J. Kim und J. Beres]). Kurz vor seinem Tod publizierte K. das Editorial „The modern pathologist“, das sich kritisch mit der in den USA gängigen Personalunion von klinischem Pathologen und Leiter klinischer Laboratorien auseinandersetzt und den Imagewandel der klinischen Pathologie in den USA beleuchtet (Arch. Pathol. 89 [1970], 193–194). Als 1946 der vakante Lehrstuhl Theodor Fahrs an der Universität Hamburg wiederbesetzt werden sollte, gehörte K. zunächst mit zu fünf den vorgeschlagenen Kandidaten; obschon die Fakultäten laut Verfügung der britischen Militärregierung dazu angehalten waren, nationalsozialistisch Verfolgte bei einer Berufung bevorzugt zu berücksichtigen, wurden nur vier der fünf Kandidaten auf die Berufungsliste übernommen – K. gehörte nicht dazu. 1960/61 stellte K. schließlich über seinen westdeutschen Rechtsanwalt einen Antrag auf Wiedergutmachung bei der Hochschulabteilung der Hamburger Schulbehörde. Er beantragte die Rechtsstellung eines Ordinarius an der Universität Hamburg, was damit begründet wurde, dass er „unter den schwierigen Verhältnissen der Emigration das Ziel, ordentlicher Professor zu werden, erreicht hat“, womit anzunehmen sei, „dass er dieses Ziel in Deutschland erst recht erreicht haben würde“ (zit. n. Groß/Schmidt/Sziranyi [2019], 307). Die Hamburger Medizinische Fakultät erbat in der Folge eine gutachterliche Einschätzung des Hamburger Ordinarius für Pathologie Carl Kraupse (1895–1983). Krauspe hatte sich bei der vorgenannten Neubesetzung des Lehrstuhls Fahr Jahre zuvor gegenüber K. durchgesetzt, stand damit in einem Konkurrenzverhältnis zu
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K. und war keineswegs unbefangen. Er widersprach der von K. beantragten Einordnung als ordentlicher Professor und empfahl stattdessen lediglich eine Einordnung als Extraordinarius. Fakultät und Schulbehörde folgten dieser Empfehlung. Besonders pikant ist bei der Wahl Krauspes als Gutachter, dass dieser nicht nur in einem persönlichen Interessenkonflikt zu K. stand, sondern zudem Mitglied der NSDAP und SA gewesen war: „Mit anderen Worten: Ein früherer Nationalsozialist hatte über ein Opfer ebendieser Nationalsozialisten zu befinden bzw. das entsprechende Votum in einem Wiedergutmachungsverfahren abzugeben“ (ebd., 310). In einem außergerichtlichen Vergleich konnte K. 1966 immerhin erreichen, dass seine Bezüge rückwirkend dreieinhalb Jahre früher ausgezahlt wurden als ursprünglich vorgesehen (ab 1. Oktober 1961 statt 1. April 1965). Vor dem Hintergrund des insgesamt unbefriedigend verlaufenen Wiedergutmachungsverfahrens überrascht es kaum, dass K. in der Nachkriegszeit nur zweimal nach Deutschland zurückkehrte. Bei einem Besuch im Jahr 1968 hielt er im Rahmen der 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin einen Vortrag über diabetische Glomerulosklerose. K. war u. a. Mitglied der American Medical Association, des College of American Pathologists, der American Association of Pathologists and Bacteriologists, der New England Diabetes Association und der Pan-American Medical Association sowie Fellow der American Society for Clinical Pathology. 1960 erhielt K. den Award der American Cancer Society, 1966 wurde er mit der Elliott Proctor Joslin Medal der New England Diabetes Association ausgezeichnet, 1968 wurde er Ehrenmitglied der Japanischen Gesellschaft für Nephrologie. In „P. K.“, wie er in der Scientific Community gemeinhin genannt wurde, vereinigten sich laut Klaus F. Wellmann die „Erfolgskomponenten“ der autoritativen europäischen Forschungstradition und der Toleranz des US-amerikanischen Understatements: „I always thought that, on the whole, his attitudes reflected a remarkably successful amalgamation of the more nearly authoritarian heritage of his German scientific past and the comparatively
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Biografische Portraits
greater degree of tolerance and understatement that are considered traditional aspects of the American way of life“ (Wellmann [1971a], 119). K. verstarb im Alter von 70 Jahren am 7. Oktober 1970 in Oklahoma City an den Folgen einer Koronarsklerose. Seit 2014 erinnert ein Stolperstein vor dem neuen Hauptgebäude des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf an ihn. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Renale Erkrankungen, insbesondere Nephrosklerose und arterieller Hochdruck, diabetische Glomerulosklerose; Lipoidstrukturen; „Wurzelbazillen“; Tracheopathia chondroosteoplastica; Immunitätsstudien an Schweinen; Versuche zur Tuberkulinreaktion; Periarteriitis nodosa; Cerebroside; Galaktosidstoffwechsel; Rheumatisches Fieber; Myokardialinfarkt; Morton Metatarsalgie; Epitheliom; Neurofibromatose und Pseudarthrose; Leberschaden bei ulzerativer Colitis; Zervixkarzinom; Zytologie der senilen weiblichen Harnröhre; Nail-Patella-Syndrom Publikationen (Auswahl): Über eine biologische Eigenschaft eines Wurzelbazillus, Zentralbl. Bakteriol. Orig. 89 (1922), 113–115; Über die Tracheopathia-chondro-osteoplastica, Diss. med., Hamburg 1925/26; Weitere Immunitätsstudien an Schweinen. III. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 62 (1926), 667–683 (zus. mit A. Haim); Versuche zur Tuberkulinreaktion, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 64 (1926), 422–428; Beiträge zur Frage der Periarteriitis nodosa, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 265 (1927), 16–30; Eine Mikromethode zur Bestimmung der Cerebroside, Mikrochemie 7 (1929), 165–177; Zur Kenntnis des Galaktosidstoffwechsels (mit einem Beitrag zur Arteriosklerosefrage), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 282 (1931), 402–455; Untersuchungen über die Lipoidwirkung am überlebenden Froschherz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 284 (1932), 835–852; Benigne Nephrosklerose und arterieller Hochdruck, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 290 (1933), 245–269; Glomerular changes in arteriosclerotic contraction of the kidney, Am. J. Pathol. 11 (1935), 483–496; Benign and malignant
hypertension and nephrosclerosis: a clinical and pathological study, Am. J. Pathol. 12 (1936), 45– 82 (zus. mit C. Wilson); Intercapillary lesions in the glomeruli of the kidney, Am. J. Pathol. 12 (1936), 83–98 (zus. mit C. Wilson); Inflammatory lesions in the glomeruli in pyelonephritis in relation to hypertension and renal insufficiency, Am. J. Pathol. 12 (1936), 99–106 (zus. mit C. Wilson); Acute hematogenous interstitial nephritis, Am. J. Pathol. 14 (1938), 737–761; Tularemic septicemia: report of a case, Am. J. Pathol. 15 (1939), 127–136 (zus. mit H. W. Caldwell); Experimental botryomycosis, Am. J. Pathol. 16 (1940), 95–101 (zus. mit C. A. Easley); Morton’s metatarsalgia, Bull. Charlotte Meml. Hosp. 2 (1946), 9–12 (zus. mit H. Winkler und J. B. Feltner); Rheumatic fever, Bull. Charlotte Meml. Hosp. 2 (1946), 27–36 (zus. mit W. L. Venning, Jr. und R. F. Mobbs); Osteoid osteoma, Bull. Charlotte Meml. Hosp. 2 (1946), 37–39 (zus. mit O. L. Miller); Myocardial infarction without coronary occlusion, Bull. Charlotte Meml. Hosp. 2 (1946), 48–54 (zus. mit R. Landon et al.); Morton’s metatarsalgia, J. Bone Joint Surg. Am. 30A (1948), 496–500 (zus. mit H. Winkler und J. B. Feltner); Intercapillary glomerulosclerosis, N. Engl. J. Med. 238 (1948), 876–879, 908–912 (zus. mit W. B. Porter); Epithelioma: clinical and histologic data on 1,025 lesions, Arch. Derm. Syphilol. 60 (1949), 277–293 (zus. mit D. G. Welton und J. A. Elliott); Neurofibromatosis and pseudarthrosis: report of a case, Arch. Surg. 59 (1949), 232–239 (zus. mit J. E. Jacobs und K. R. Thompson, Jr.); Ischemic infarction of the prostate gland, South. Med. J. 43 (1950), 234–240 (zus. mit H. H. Baird und H. W. McKay); Botryomycosis and actinomycosis of the intestine appearing as foreign body granuloma, South. Surg. 16 (1950), 270–280; Intercapillary glomerulosclerosis and diabetes: recent observations and changes of concept, Gaz. Med. Port. 4 (1951), 648–656; Cortical defect due to periosteal desmoids, Bull. Hosp. Joint Dis. 12 (1951), 286–297 (zus. mit I. Rapp); Liver damage in ulcerative colitis, Am. J. Pathol. 28 (1952), 259–289 (zus. mit H. L. Large, Jr. und H. D. Verner); Degeneration of elastic fibers in granulomatous giant cell arteritis (temporal arteritis), AMA Arch. Pathol. 54 (1952), 157–168 (zus. mit M. T. Gilmour und H. H. Hodges); Ex-
Kimmelstiel, Paul
periences with Papanicolaou smear, NC Med. J. 13 (1952), 574–577 (zus. mit T. W. Huey und R. E. Pixley); Function and morphology in the classification of nephroses, South. Med. J. 46 (1953), 175–181; Cystic angiomatosis of the skeletal system, J. Bone Joint Surg. Am. 35 (1953), 409–420 (zus. mit J. E. Jacobs); Preinvasive carcinoma of the cervix: correlation of findings in biopsy and hysterectomy specimens, Am. J. Obstet. Gynecol. 68 (1954), 761–768 (zus. mit T. W. Huey, Jr. und H. L. Large, Jr.); Statistical review of twenty-two thousand cases examined by cervical smears, NC Med. J. 15 (1954), 538–544 (zus. mit R. T. Pixley und J. Crawford); Glomerulosclerosis, J. Mt. Sinai Hosp. NY 23 (1956), 657–662; Benign multilocular cystic nephroma: report of two cases of so-called multilocular cyst of the kidney, J. Urol. 76 (1956), 530–541 (zus. mit L. K. Boggs); Exfoliative cytology of the senile female urethra, Trans. Southeast Sect. Am. Urol. Assoc. 21 (1957), 40–44 (zus. mit V. H. Youngblood, E. M. Tomlin und J. O. Williams); Exfoliative cytology of the senile female urethra, J. Urol. 79 (1958), 110–113 (zus. mit V. H. Youngblood, E. M. Tomlin und J. O. Williams); Community survey for uterine cancer, Obstet. Gynecol. 11 (1958), 688–695 (zus. mit J. F. Bos und C. Nolen); Morphologic functional concept of nephrosis, Proc. Inst. Med. Chic. 22 (1958), 138–148; Akute tubuläre Nephrose, Münch. Med. Wochenschr. 102 (1960), 1459–1462; Chronic pyelonephritis, Am. J. Med. 30 (1961), 589–607 (zus. mit O. J. Kim, J. A. Beres und K. Wellmann); Studies on renal biopsy specimens, with the aid of the electron microscope. I. Glomeruli in diabetes, Am. J. Clin. Pathol. 38 (1962), 270–279 (zus. mit O. J. Kim und J. Beres); Studies on renal biopsy specimens, with the aid of the electron microscope. II. Glomerulonephritis and glomerulonephrosis, Am. J. Clin. Pathol. 38 (1962), 280–296 (zus. mit O. J. Kim und J. Beres); Renal changes in diabetes, Am. J. Clin. Nutr. 11 (1962), 253–254; A functional-morphologic approach to renal disease, Marquette Med. Rev. 29 (1963), 36–40; Chronic pyelonephritis: a morphologic and bacteriologic study, N. Engl. J. Med. 268 (1963), 965–969 (zus. mit J. M. Pawlowski und J. W. Bloxdorf); The glomerulus in diabetes, Minn. Med. 46 (1963), 1097–1103; Glomerular basement membrane in
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diabetics, Am. J. Clin. Pathol. 45 (1966), 21–31 (zus. mit G. Osawa und J. Beres); Thickness of glomerular basement membranes, Am. J. Clin. Pathol. 45 (1966), 7–20 (zus. mit G. Osawa und V. Seiling); Basement membrane in diabetic glomerulosclerosis, Diabetes 15 (1966), 61–63; Glomerulonephritis: observations by light and electron microscopy, Am. J. Clin. Pathol. 46 (1966), 295–304 (zus. mit G. Osawa und J. Beres); Diabetische Glomerulosklerose, Verh. Dtsch. Ges. Inn. Med. 74 (1968), 95–102; Quantitative study of glomeruli: focal glomerulonephritis and diabetic glomerulosclerosis, Lab. Invest. 21 (1969), 269–275 (zus. mit K. Kawano, M. Arakawa, J. McCoy und J. Porch); Circumferential mesangial interposition, Lab. Invest. 21 (1969), 276–284 (zus. mit M. Arakawa); Virus-like structures in lupus erythematosus, N. Engl. J. Med. 281 (1969), 1228–1229 (zus. mit K. Kawano und L. Miller); The glomerulonephritis of acute serum sickness: a study using light and electron microscopy, Am. J. Clin. Pathol. 54 (1970), 60–70 (zus. mit M. Arakawa); The modern pathologist, Arch. Pathol. 89 (1970), 193–194; Lipoid nephrosis: a multifold blind study, including quantitation, Lab. Invest. 24 (1971), 499–503 (zus. mit K. Kawano, J. Wenzl, J. McCoy und J. Porch); Quantitation of glomerular structure: a study of methodology, Lab. Invest. 25 (1971), 343–348 (zus. mit K. Kawano, J. McCoy, J. Wenzl, J. Porch, C. Howard und M. Goddard); The relationship of neutrophilic and eosinophilic leukocytes to the glomerular capillary basement membrane in acute proliferative glomerulonephritis, Lab. Invest. 25 (1971), 445–450 (zus. mit T. Morita, J. E. Wenzl); Bilateral renal hypoplasia with oligomeganephronia: quantitative and electron microsopic study, Am. J. Clin. Pathol. 59 (1973), 104–112 (zus. mit T. Morita, J. Wenzl, J. McCoy und J. Porch); Nail-Patella syndrome: light and electron microscopic studies of the kidney, Arch. Intern. Med. 131 (1973), 271–277 (zus. mit T. Morita, L. O. Laughlin, K. Kawano, Y. Suzuki und J. Churg) Quellen/Literatur: AMMH PA 76086 Kimmelstiel; StAHH Personenstandsregister Hamburg
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Biografische Portraits
News-Record (Neenah/Wisconsin), 10.05.1934, 2; The Charlotte News (Charlotte/North Carolina), 07.07.1940, 13 [P] Kürschner (1931), 1433–1434; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); American Men of Medicine (1961), 364; Wellmann (1970) [P]; LeCompte (1971) [P]; Robbins (1971); Wellmann (1971a) [P]; Wellmann (1971b) [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 325, 620; Kröner (1983), 57; van den Bussche (1989), 49, 52 [P]; Dhom (1997), S14; Dhom (2001), 413–418; van den Bussche (2014), 58–59, 486 [P]; de Gouveia/Santi/Nesi (2017) [P]; Groß/ Schmidt/Sziranyi (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 11–12; Gross/Schmidt/Sziranyi (2020) [P]; Stolperstein Kimmelstiel [2021]; Evers/Gross/Kaiser (2021); Uhlendahl et al. (2021), 2, 4, 6, 12 Kraus, Erik Johannes [ John Erik] Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 12. März 1887 in Kolin/Böhmen (heute: Kolín, Tschechien) † 17. Januar 1955 in Peoria/Illinois, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: Matura in Prag; 1905 Studium der Medizin an der Deutschen Universität Prag (bis 1911); 1911 Promotion zum Dr. med. ebenda; 1912 Assistent am Pathologisch-anatomischen Institut der Deutschen Universität Prag bei Anton Ghon (1866–1936) (bis 1927); 1919 Habilitation bei Ghon über das Zusammenspiel von Hypophyse und Diabetes mellitus; Betrieb einer Privatpraxis in Prag; 1927 außerordentlicher Professor für Pathologische Anatomie an der Deutschen Universität Prag (bis 1938/39); 1939 Emigration in die USA, dort Visiting Professor an der Columbia University in New York (bis 1940); (spätestens ab 1942) Pathologe und Labordirektor am St. Francis Hospital in Peoria/Illinois (bis in die 1950er Jahre); außerdem Tätigkeiten am Pekin Public Hospital und am TBC-Sanatorium in Peoria/Illinois
Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung; nach der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ im März 1938 emigrierte er im März 1939 in die USA. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K. gehörte zu den führenden zeitgenössischen Vertretern der Stoffwechselpathologie. Er war von 1939 bis 1940 Gastprofessor an der Columbia University in New York. In den USA war er spätestens ab 1942 und mindestens bis zum Beginn der 1950er Jahre am St. Francis Hospital in Peoria/Illinois beschäftigt. Nach der Emigration änderte er seinen Vornamen in John Erik. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologische Anatomie der endokrinen Organe, insbesondere der Hypophyse und der Bauchspeicheldrüse; Diabetes mellitus; Eosinophiles Granulom; Pathologie der Milz; Pigmentstoffwechsel; Granulome; bakteriologische und experimentell-endokrinologische Untersuchungen Publikationen (Auswahl): Die Lipoidsubstanzen der menschlichen Hypophyse und ihre Beziehung zur Sekretion, Beitr. Pathol. Anat. 54 (1912), 520–558; Zur elektiven Darstellung der eosinophilen Zellen der Hypophyse, Frankf. Z. Pathol. 10 (1912), 161–170; Zur Kenntnis der Sphärolithe in der Schilddrüse, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 212 (1913), 367–377; Die Beziehungen der Zellen des Vorderlappens der menschlichen Hypophyse zueinander unter normalen Verhältnissen und in Tumoren, Beitr. Pathol. Anat. 58 (1914), 159–210; Über einen Fall von pigmentiertem Gliom bei multiplen Gliomen des rechten Seitenventrikels, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 217 (1914), 121–140; Das Kolloid der Schilddrüse und Hypophyse des Menschen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 218 (1914), 107– 130; Zur Kenntnis der Nanosomie, Beitr. Pathol. Anat. 65 (1919), 535–572; Hypophyse und Diabetes Mellitus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 228 (1920), 68–133 (zugl. Habil.-schr.); Über die postmortale Autolyse der Nebennierenrinde, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin.
Kronfeld, Rudolf
Med. 237 (1922), 265–275 (zus. mit L. Sussig); Zur Pathogenese des Diabetes mellitus. Aufgrund morphologischer Untersuchungen der endokrinen Organe, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 247 (1923), 1–65; Zur Pathologie der basophilen Zellen der Hypophyse. Zugleich ein Beitrag zur Pathologie des Morbus Basedowi und Addisoni, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 247 (1923), 421–447; Über Beziehungen zwischen Gehirn, Schilddrüse und Körperwachstum, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 251 (1924), 253–267 (zus. mit H. Holzer); Zur Pathogenese der diffusen Sklerodermie. Zugleich ein Beitrag zur Pathologie der Epithelkörperchen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 253 (1924), 710–734; Die Hypophyse, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 8 (1926), 811–950; Zur Pathologie des Morbus Addisoni (Befunde in Hypophyse und Nebennieren), Beitr. Pathol. Anat. 78 (1927), 283–296; Über die Bedeutung der basophilen Zellen der menschlichen Hypophyse, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 268 (1928), 315–345 (zus. mit O. Traube); Die Entwicklungsstörungen der Hypophyse, in: Die Morphologie der Mißbildungen des Menschen und der Tiere, Bd. 3/5 (1929); Die pathologisch-anatomischen Veränderungen des Pankreas beim Diabetes mellitus, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 5/2 (1929), 622–747; Über ein epignathisches Teratom der Hypophysengegend, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 271 (1929), 546–555; Osteogenesis imperfecta und endokrines System, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 274 (1929), 37–49; Nebennieren, Schilddrüse, Epithelkörperchen, Thymus, Zirbeldrüse und Inselapparat in ihren Beziehungen zur Frauenheilkunde, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 9 (1936), 580–964; Eosinophilic granuloma; an unusual case with involvement of the skin, lungs and kidneys, Arch. Derm. Syphilol. 61 (1950), 957–970 (zus. mit P. Adams) Quellen/Literatur: NARA RG 85/300346; NARA RG 147/623284 Fischer (1933), Bd. 2, 815; Kürschner (1935), 727; Koerting (1968), 146; Biographisches Le-
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xikon zur Geschichte der böhmischen Länder (1981), Bd. 2/4, 286–287; Kröner (1989), 15; Hlaváčková/Svobodný (1998), 119; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 740; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 4 Kronfeld, Rudolf
Professor, Dr. med., DDS, BSc Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten * 10. Dezember 1901 in Wien † 13. Februar 1940 in Chicago/Illinois, USA Vaterberuf: Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1920 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1926); 1926 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda und ärztliche Approbation; nachfolgend nach dem Vorbild seines Vaters Robert K. sen. (1874–1946) Spezialisierung auf die Zahnheilkunde am Zahnärztlichen Institut in Wien; 1926/27 Mitglied der Arbeitsgruppe des Oral- und Histopathologen Bernhard Gottlieb (1885–1950) ebenda; 1929 Stellenangebot in Chicago/Illinois (USA) auf Vermittlung von Gottlieb; Emigration in die USA, in Chicago zunächst Professor für Pathologie, späterhin Professor für Histologie, Pathologie und allgemeine Histologie sowie Leiter der Wissenschaftsabteilung am Chicago College of Surgery im Dental Department der Loyola University (bis 1940); Anfang der 1930er Jahre Stu-
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dium der Zahnheilkunde; 1933 Studienabschluss mit Promotion zum Doctor of Dental Surgery (DDS) an der Loyola University; 1935 zudem Bachelor of Science (BSc) am College of Liberal Arts ebenda Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung, jedoch evangelisch-lutherisch getauft und religiös-kulturell assimiliert. Er entschloss sich bereits 1929 als erstes Mitglied der Kernfamilie von Robert K. sen. zur Emigration aus Österreich. Aufgrund der internationalen Strahlkraft der „Wiener Schule“ bot sich K. die Gelegenheit, als Professor an die Loyola Universität in Chicago/Illinois zu wechseln – auf eine Professur für Histopathologie, die aufgrund ihrer oralpathologischen Ausrichtung am Chicago College of Dental Surgery (CCDS) angesiedelt war. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K. war der „Wiener Schule“ zuzurechnen: Er war ein Schüler von Bernhard Gottlieb und ein Weggefährte von Bálint Orbán (1899–1960), Harry Sicher (1889–1974) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960). Ab 1926/27 arbeitete er unter der Leitung Gottliebs im histopathologischen Labor des Wiener Zahnärztlichen Instituts und schuf hier zusammen mit diesem wesentliche Grundlagen der modernen Oralpathologie bzw. oralen Histopathologie. Er folgte 1929 Bálint Orbán als Professor für Histologie und Pathologie und Leiter der Wissenschaftsabteilung an der Loyola Dental School in Chicago nach. K. war in Chicago 1929 der jüngste Professor seiner Fakultät. Er fasste in den USA schnell Fuß – seine soziale Assimilierung und Integration wurde erleichtert durch den Umstand, dass er im April 1930 in den USA die Amerikanerin Margareth North aus St. Louis heiratete, die er zuvor in Wien kennengelernt hatte und die mit ihm zusammen emigriert war. Im Jahr 1933 veröffentlichte er zusammen mit William Logan (1872–1943) ein „Landmark Paper“ im Journal der American Dental Association: Sie wiesen anhand von Autopsiematerial infantiler Knochen der Altersgruppe von Neugeborenen bis 15-Jährigen das chronologisch
exakte, lokale Wachstum und die Kalzifizierung impaktierter permanenter Zähne nach – mittels der „celloidin technique“ gelang ihnen die revolutionäre Darstellung der Hart- und Weichgewebe in teils 6–8 cm großen, mikroskopischen Schnittpräparaten. Zu K.s bekanntesten Publikationen gehört ferner ein 1934 veröffentlichtes Paper mit dem Titel „Dens in Dente“, in dem er das seltene Phänomen dieser Malformation beschrieb. Besondere Beachtung fanden auch K.s grundlegende Schriften „Histopathology of carcinoma of the mouth“ (1931), „Dental Histology and comparative dental anatomy“ (1937) sowie „Histopathology of the teeth and their surrounding structures“ (1933, reprint postum 1945). Gerade das letztgenannte Buch zur Histopathologie galt bald als Standardwerk für Studium und Forschung und erschien bis 1955 in fünf Auflagen. K. stellte an sich selbst die höchsten wissenschaftlichen Ansprüche. So dokumentierte er alle oralpathologischen Studien mit histologischen Schnittpräparaten. K. suizidierte sich im Februar 1940, auf dem Höhepunkt seines beruflichen Erfolgs, in seinem Labor – wohl aufgrund einer progressiv verlaufenden Erkrankung. Bis heute existieren „various speculations as to which rapidly progressing disease it could have been“ – sie reichen von einer Polioinfektion über Multiple Sklerose bis hin zu amyotropher Lateralsklerose (Reinecke/Westemeier/Gross [2019], 6). In Europa blieb sein Tod in dieser Zeit unerwähnt, während in den USA geradezu hymnische Nachrufe erschienen. Eine Ironie des Schicksals war, dass K.s Vorgänger – der aus Wien emigrierte Bálint Orbán – nach seiner Emigration 1938 zu dessen Nachfolger berufen wurde und die Professur für Histopathologie und das Forschungslabor am CCDS erneut übernahm. K. wird im Nekrolog von Warren als ungewöhnlich kollegial und beliebt geschildert („more friends than is common for one man“: Warren [1940], 45 f.). Er war der Sohn des Zahnarztes Robert K. sen., der Bruder des Rekord-Segelfliegers Robert K. jun. (1904–1948) sowie ein Neffe des bekannten Botanikers und Kulturredakteurs Ernst F. Moritz K. (1865–1942) und des Psychiaters Adolf K. (1861–1938). Letzterer war Mitbegründer des Wiener Ärzteorchesters, Redakteur der
Kronfeld, Rudolf
Wiener Medizinischen Wochenschrift und ehrenamtlicher Veranstalter internationaler medizinischer Fortbildungskurse. K. war 1929 Mitbegründer der „Vienna Section“ der International Association for Dental Research (IADR) sowie 1931 Sekretär und nachfolgend Präsident der „Chicago Section“ der IADR. Von 1937 bis 1939 amtierte er als Vizepräsident der IADR und 1939/40 als President-elect (er verstarb noch vor dem Beginn seiner Präsidentschaft). Außerdem war K. Vorstandsmitglied der American Academy of Periodontology und der Blue Key Honor Society der Loyola Universität. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Orale Pathologie; orale Histologie; Parodontologie, insbesondere dentales Attachment; Zahnresorption; Zahnpulpa und Pulpenschädigung; Hartsubstanzen; Tierzähne und vergleichende Zahnanatomie; Behandlung von Zahnfleischerkrankungen; Zahnwanderung; Adamantinome; Adenokarzinome; devitale Zähne; Zahnfrakturen; Kalzifizierung der Zähne; Dentinanästhetikum Publikationen (Auswahl): Professor Pichler made dean, J. Am. Dent. Assoc. 27 (1930), 1383; The epithelial attachment and socalled Nasmyth’s membrane, J. Am. Dent. Assoc. 17 (1930), 1889–1907; Zahnärztlicher Unterricht in Amerika, Z. Stomatol. 29 (1931) 626–637; Histologic study of the influence of function on the human periodontal membrane, J. Am. Dent. Assoc. 18 (1931), 1242–1274; Histopathology of carcinoma of the mouth, J. Am. Dent. Assoc. 18 (1931), 1900–1915; Experimental study of the influence of vitamin D on the hard tissues of white rats (1932) (zus. mit F. J. Barker); The Present Status of the Pulpless Tooth (1932); The resorption of roots of deciduous teeth, Dent. Cosmos 74 (1932), 103 ff.; Development of the human jaws and surrounding structures from birth to the age of 15 years, J. Am. Dent. Assoc. 20 (1933), 379–427 (zus. mit W. H. D. Logan); Histopathology of the Teeth and Their Surrounding Structures (1933, weitere Aufl. 1937, reprint postum 1945, redigierte Aufl. 1949 als „Kronfeld’s Histopathology of the Teeth and Their Surrounding Structures“, 5. Aufl. 1955); Dens in dente,
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Z. Stomatol. 32 (1934), 452–461, sowie 525–534; Die Zulassung europäischer Zahnärzte an amerikanischen Dental Colleges, Z. Stomatol. 32 (1934), 37 (Anhang); Dens in dente, J. Dent. Res. 14 (1934) 49–66 (erneute Veröffentlichung von N. Jakubovic: Rudolf Kronfeld compiled. Historical highlights, archival excerpts, J. Dent. Res. 98 [2019], 498–499); Development and calcification of the human deciduous and permanent dentition, Bur 35 (1935), 18 ff.; Dental Histology and Comparative Dental Anatomy (1937); The biology of cementum, J. Am. Dent. Assoc. 25 (1938), 1451 ff.; Research and the future of dentistry, Bull. Chicago Dent. Soc. 19 (1939), 17, 21; Ovarian dermoid containing teeth, J. Dent. Res. 19/2 (1940), 145 ff.; Clinical pathology of the periodontal pocket, J. Am. Dent. Assoc. 27 (1940), 499 ff. Quellen/Literatur: IKGW Matrikenamt, GB 6703/1874 u. GB 2958/1901; NARA RG 21/593882 [P]; UAW Med. Nat. 571–574 (WS 1920/1921: Kronfeld, Rudolf) Coolidge (1940); J. Am. Dent. Assoc. 27 (1940), 648–649; Warren (1940) [P]; Kremenak/Squier (1997), 108, 114–117 [P]; Langenfelder (2003); Heinrich (2006), 52, 61, 97; Zamet (2006), 405; Graf (2007), 91; Luan/ Diekwisch (2007), 819; Missbichler (2007), 25–27, 29; Zamet (2007), 75; Mondl (2009), 31; Zamet (2009), 483; Carranza (2012), 6; Jakubovic (2019); Reinecke/Westemeier/Gross (2019) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4, 10, 12
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Biografische Portraits
Kuczynski [Kuczcynski-Godard], Max [Máxime] Hans
Professor, Dr. phil., Dr. med. Deutsch-peruanischer Pathologe, Bakteriologie und Anthropologe * 2. Februar 1890 in Berlin † 1967 in Lima, Peru Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Naturwissenschaften und der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., Berlin und Rostock (mit Unterbrechungen bis 1918); zudem Ausbildung bei dem Anthropologen Felix von Luschan (1854–1924); 1910 Mitarbeiter an der Protozoenabteilung des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin (bis 1912); 1912 Mitarbeiter am Zoologischen Institut der Universität Rostock bei dem späteren Nobelpreisträger Hans Spemann (1869–1941), am Physiologischen sowie am Pathologischen Institut ebenda (bis 1919); 1913 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Rostock mit „Untersuchungen an Trichomonaden“; im Ersten Weltkrieg Sanitätsdienst als Internist und Pathologe am Balkan, hier u. a. Forschung zur Fleckfieberbekämpfung; 1919 Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin bei Otto Lubarsch (1860–1933) mit der Arbeit „Weitere histologisch-bakteriologische Befunde beim Fleckfieber. Der Nachweis der Rickettsia Prowazeki im Gefäßknötchen beim Menschen“; Assistent an der Parasitologischen und Vergleichend Pathologischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universität
Berlin bei Lubarsch (bis 1921); 1921 Abteilungsleiter ebenda (bis 1932); 1921/22 Habilitation für Experimentelle Pathologie an der Universität Berlin; 1923 Gastprofessor für Allgemeine Pathologie am Staatlichen Westsibirischen Medizinischen Institut in Omsk, Russland, hier Forschungsexpeditionen in die südsibirischen Steppen (bis 1924); 1923/24 beamteter außerordentlicher Professor an der Universität Berlin (bis 1933); 1924/25 Forschungsexpeditionen in die Mongolei und nach China; 1928 Gelbfieberforschung in Westafrika; 1929/30 Forschungsexpedition nach Brasilien; 1932 Wechsel an das neugegründete Neurologische Institut der Universität Berlin; 1933 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand und Emigration nach Frankreich; um 1935 Emigration nach Venezuela; 1936 Emigration nach Peru; Technischer Leiter der Laboratorien am Instituto de Medicina Social der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima bei Carlos Enrique Paz Soldán (1885–1972), hierbei ab 1938 Forschungsreisen nach Amazonien (bis 1940); 1940 Leiter der „Supervisión Sanitaria del Nor-Oriente Peruano“ des peruanischen Ministerio de Salud Pública y Asistencia Social in Iquitos, hier Aufbau eines öffentlichen Gesundheitswesens in der Amazonasregion in Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung (bis 1944); 1944 Technischer Berater für sozialmedizinische Studien in der Andenregion beim peruanischen Ministerio de Salud Pública y Asistencia Social (bis 1948); 1948 Inhaftierung infolge eines Militärputsches und fortan Betrieb einer Privatpraxis für Innere Medizin und Dermatologie in Lima Erfahrung im „Dritten Reich“: K. war jüdischer Abstammung; sein Vater war der aus Hohensalza/Posen stammende Kaufmann Louis K. (1845–1921). Nach seinen ausgedehnten Forschungsexpeditionen nach Zentralasien, China, Afrika und Brasilien lehnte K. jegliche „rassentheoretisch“ und expansionspolitisch motivierte Argumentation ab und trat in seinen Publikationen für einen universellen Humanismus ein: „Ärztliche Forschung dient stets der ganzen Menschheit und ist im besten Sinne international. Wie wir einerseits versuchen, sie zum staatlichen Ge-
Kuczynski, Max
meinschaftsleben in die natürlich gegebenen Beziehungen zu stellen, muß sie aber frei sein von politischer Bevormundung und Zwecksetzung“ (Kuczynski [1926], 371). Mit seinem Standpunkt geriet er in deutlichen Widerspruch zur Gewicht gewinnenden „rassenhygienischen“ Forschung und wurde Opfer antisemitischer Anfeindungen aus dem akademischen Umfeld. So bezeichnete ihn der Bakteriologe und Rassenhygieniker Heinrich Zeiss (1888–1949) bereits 1925 als „frechen“ und „finsteren Juden“ (zit. n. Knipper [2005], 252). Nachdem K.s Förderer und Vorgesetzter am Pathologischen Institut der Berliner Charité Otto Lubarsch 1928 emeritiert worden war, und unter dessen Nachfolger Robert Rössle (1876–1956) eine gänzlich andere „Institutspolitik“ betrieben wurde, geriet K. zusehends ins wissenschaftliche Abseits. Zum Oktober 1932 setzte Rössle schließlich die Auflösung der Parasitologischen und Vergleichend Pathologischen Abteilung als selbstständige Einheit durch, wobei es ihm laut Prüll „nicht prinzipiell um die Bakteriologie, sondern um die Entfernung eines lästigen Kollegen ging“ (Prüll [2003], 236). An die Direktion der Charité hatte er im Januar 1932 geschrieben, er lehne eine Weiterbeschäftigung K.s ab, „denn die Bakteriologische Abteilung hat sich zu einer rein wissenschaftlichen Anstalt schon unter Professor Lubarsch ausgewachsen, welche dazu nur für die persönlichen Unternehmungen des Herrn Kuczynski vorhanden ist“ (zit. n. ebd.). K., der sich über seine Entlassung erfolglos beim Reichskanzler beschwert hatte, wechselte für kurze Zeit an das neugegründete Neurologische Institut der Charité; sein Extraordinariat blieb von diesem Wechsel unberührt. Nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 wurde K. als beamteter Extraordinarius gemäß § 3 aus „rassischen“ Gründen zum 24. November 1933 vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Bereits im Sommer 1933 war K. nach Frankreich emigriert und lebte kurzzeitig auch in der Schweiz. 1935 heiratete er seine zweite Frau, die französisch-schweizerische Madeleine Godard (1903–1959), eine Tante des Filmregisseurs Jean-Luc Godard (* 1930). Fortan nannte er sich „Máxime Kuczynski-Godard“, um seine
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im Ausland zu dieser Zeit unpopuläre deutsche Herkunft zu verdecken. Um 1935 emigrierte K. nach Venezuela und im Folgejahr auf Einladung des Staatspräsidenten Óscar R. Benavides (1876–1945) nach Peru, wo er eine Anstellung als Technischer Leiter der Laboratorien am Instituto de Medicina Social der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima erhielt. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): K. gilt als Wegbereiter der „ethnischen Pathologie“ und „Father of Peruvian Public Health“ (Salgado/Schwartz [2018]). Als akademischer Schüler von Hans Spemann, Felix von Luschan und Otto Lubarsch war K. interdisziplinär ungewöhnlich breit ausgebildet und verband ab Mitte der 1920er Jahre anthropologische mit medizinischen Fragestellungen. Bei seinen Forschungsexpeditionen zu indigenen Völkern nutzte er eine ganzheitliche Beobachtungsmethode, die sich nicht ausschließlich auf die Krankheitserscheinungen als solche konzentrierte. K. formulierte: „Der forschende Arzt muß in dem Volke, das er studiert, untertauchen. Er studiert ja nicht Krankheit schlechthin, sondern Krankheiten am Volke. Er muß das Volk, die natürliche Gruppe kennen. Er muß seine Geschichte studieren, seine Lebensgewohnheiten erfahren, seinen Lebensraum erfassen“ (Kuczynski [1926], 371). Michael Knipper schreibt zusammenfassend: „As a key concept, Kuczynski introduces the notion of ‚cultural‘ or ‚ethnic pathology‘ as a comprehensive scientific approach that combines theories and methods of natural, social and cultural sciences“ (Knipper [2005], 248). Erwähnenswert sind neben der Schrift „Steppe und Mensch. Kirgisische Reiseeindrücke und Betrachtungen über Leben, Kultur und Krankheit in ihren Zusammenhängen“ (1925) seine Studien zum Gelbfiebererreger von 1929/30. In Peru schloss K. an seine ethnopathologischen Studien an und wandte sich der indigenen Bevölkerung der Amazonas- und der Andenregion zu. Von 1940 bis 1944 war er als Leiter der „Supervisión Sanitaria del Nor-Oriente Peruano“ des peruanischen Ministerio de Salud Pública y Asistencia Social in Iquitos mit dem
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Biografische Portraits
Aufbau eines öffentlichen Gesundheitswesens in der Amazonasregion in Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung betraut. Von 1944 bis 1948 war er für sozialmedizinische Studien in der Andenregion zuständig. Hierbei setzte er wiederum vielfältige Forschungsmethoden ein: Er analysierte die geographischen Bedingungen und das Klima, führte anthropologische Studien durch, erfasste akribisch die sozioökonomische Situation von Dörfern, Straßen, Häusern und Familien, und analysierte die jeweiligen Ernährungsgewohnheiten und Hygienezustände. Er praktizierte mit sozialmedizinischer Fragestellung, was heutzutage in der Feldforschung der Sozial- und Kulturanthropologie als „teilnehmende Beobachtung“ bezeichnet wird. Nach einem Militärputsch und der Regierungsübernahme durch General Manuel A. Odría (1897–1974) im Jahr 1948 wurde K. aus politischen Gründen zeitweise inhaftiert, womit auch seine Tätigkeit für das staatliche Gesundheitsministerium beendet war. Er betrieb fortan eine Privatpraxis für Innere Medizin und Dermatologie in Lima, wo er 1967 im Alter von 77 Jahren verstarb. K. war Ehrenmitglied der peruanischen Academia Nacional de Medicina und wurde 2003 vom peruanischen Instituto Nacional de Salud für seine Verdienste um das staatliche Gesundheitswesen geehrt. K.s ältester Sohn Pedro Pablo (* 1938) war von 2016 bis 2018 Staatspräsident von Peru, der jüngere, Miguel (Michael) George (* 1941), ist Lehrbeauftragter für Entwicklungsfragen an der University of Cambridge. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie und Infektionskrankheiten, insbesondere Fleckfieber, Trichomonas, Rickettsiose, Gelbfieber und Streptokokkeninfektionen; Bakteriennährböden; Nephritis; Grippe; Amyloid; Scarlatina; Anthropologie; Kultur und Krankheit; Sozialmedizin; „klassische“ Impfung gegen exanthematischen Typhus; „ethnische Pathologie“; Lepra im östlichen Amazonasgebiet Publikationen (Auswahl): Untersuchungen an Trichomonaden, Arch. Protistenkunde 33 (1914), 119–204 (zugl. Diss. phil.); Weitere histologisch-bakteriologische Befunde
beim Fleckfieber. Der Nachweis der Rickettsia Prowazeki im Gefäßknötchen beim Menschen, Centralbl. Allg. Pathol. 30 (1919), 193–202 (zugl. Diss. med.); Nephritisstudien. Erste vorläufige Mitteilung. Über Nierenschädigungen bei experimenteller Streptokokkenerkrankung der Maus in ihrer Beziehung zu den Befunden und Problemen der menschlichen Nephritis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 227 (1920), 186–210; Epidemiologie, Aetiologie, Pathomorphologie und Pathogenese der Grippe (1921) (zus. mit W. Levinthal und E. K. Wolff); Vergleichende Untersuchungen zur Pathologie der Abwehrleistungen. I. Teil, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 234 (1921), 300–331; Weitere Untersuchungen über den Streptococcus viridans. II. Mitteilung, Z. Hyg. 92 (1921), 119–128 (zus. mit E. K. Wolff); Edwin Goldmanns Untersuchungen über celluläre Vorgänge im Gefolge des Verdauungsprozesses auf Grund nachgelassener Präparate dargestellt und durch neue Versuche ergänzt, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 239 (1922), 185–302; Leberbefunde bei Fleckfieberkranken Meerschweinchen. Ein Beitrag zur Pathogenese des Fleckfiebers, Klin. Wochenschr 1 (1922), 8–10; Die Kultur der Rickettsia Prowazeki, des Erregers des Fleckfiebers, auf festen Nährböden, Klin. Wochenschr. 1 (1922), 1412–1413; Untersuchungen über Ernährung, Rassen-Bildung und Immunität bei Streptokokken in ihren Zusammenhängen, Klin. Wochenschr. 1 (1922), 1413–1414; Neue Beiträge zur Lehre vom Amyloid, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 727–730; Praxis der Bakteriennährböden I, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 826–829 (zus. mit W. Ferner); Studien zur Ätiologie und Pathogenese des Fleckfiebers, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 242 (1923), 355–423; Versuche über die Änderung der Zelldurchlässigkeit während des Lebens, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 2130–2131; Weitere Beiträge zur Lehre vom Amyloid. 3. Mitteilung (Über die Rückbildung des Amyloids), Klin. Wochenschr. 2 (1923), 2193–2195; Brief aus Omsk, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 509–510; Beobachtungen und Versuche über die Pathogenese der Scarlatina, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 1303–1308; Neue medizinische Aufgaben im neuen Russland, Das Neue Russland 7/8 (1924),
Kuczynski, Max
25–26; Omsker Untersuchungen zur Ätiologie des Fleckfiebers, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 1429–1433 (zus. mit E. Brandt und J. Maschbitsch); Steppe und Mensch. Kirgisische Reiseeindrücke und Betrachtungen über Leben, Kultur und Krankheit in ihren Zusammenhängen (1925); Untersuchungen über Ernährung und Wachstum der Zellen erwachsener Säugetiere in Plasma unter Verwendung wohlcharakterisierter Zusätze an Stelle von Gewebsauszügen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 258 (1925), 687–718 (zus. mit E. Tenenbaum und A. Werthemann); Ärztliche Eindrücke und Betrachtungen im Anschlusse an eine zweite medizinische Studienreise in Mittelasien, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 370–373 sowie 422–425; Die Erreger des Fleck- und Felsenfiebers. Biologische und Pathogenetische Studien (1927); Die Erreger des Gelbfiebers. Wesen und Wirkung (1929) (zus. mit B. Hohenadel); Untersuchungen zur Ätiologie und Pathogenese des Gelbfiebers, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 9–14 sowie 58–63 (zus. mit B. Hohenadel); Versuche mit alten Kulturen des Bacillus Hepatodystrophicans, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1960–1961 (zus. mit B. Hohenadel und E. MacClure); Gelbfieber in amerikanischen Affen, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1961–1962 (zus. mit B. Hohenadel und E. MacClure); Experimentelle Gelbfieberinfektion amerikanischer Affen wie des Rhesus mit Kulturen des B. hepatodystrophicans, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 108–110 (zus. mit B. Hohenadel und E. MacClure); Magenveränderungen durch eine Sekundärinfektion mit B. enteritidis Gärtner bei gelbfieberinfizierten Meerschweinchen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 281 (1931), 422–429; La autoexperiencia del profesor Maxime Kuczynski-Godard, Reforma Med. 23 (1937), 758–765; Posibilidades y fundamentos para una vacunación „clásica“ contra el tifo exantemático, basada en cultivos, Reforma Med. 24 (1938), 685–698; La Colonia del Perené y sus problemas médico sociales (1939); La selva peruana. Sus pobladores y su colonización en seguridad sanitaria (1939) (zus. mit C. E. Paz Soldán); Algunas observaciones médico-sociales sobre el departamento de Amazonas, Boletín de la Dirección de Salubridad Publica (1940), 1–82; El hambre de proteinas, la anquilostomi-
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asis y la opilación (1940); Una inspección preliminar a las zonas de tifus andino (1940); San Pablo. Actualidad y porvenir. Un informe sobre la reorganización de la Colonia con apuntes sobre la sociología médica de la lepra en e oriente amazónico (1942); La vida en la Amazonía peruana. Observaciones de un médico (1944); La Pampa de Ilave y su Hinterland (1944); El Instituto Médico Higiénico Social del Sur, un proyecto organizador (1945); Estudio familiar demográfico-ecológico, en estancias indias de la altiplanicie del Titicaca (Ichupampa) (1945); Estudios médicosociales en las minas de Puno, con anotaciones sobre las migraciones indígenas (1945); La condición social del indio y su insalubridad, miradas sociográficas del Cuzco (1945); Memorandum sobre la creación de un Instituto Médico y Sanitario en el Sur del Perú, Reforma Med. 31 (1945), 333–335; A propósito del saneamiento de los valles yungas del Cuzco (la Convención, Lares y Ocobamba) (1946); Estudios médico-sociales en Ayacucho (1946); Algunos preceptos socio-sanitarios acerca de la in migración europea en el Perú, Reforma Med. 33 (1947), 113–118; El pensamiento arcaico-mítico del campesino peruano, América Indígena 7 (1947), 217–248; La vida bifronte de los campesinos ayacuchanos. Estudio socio-sanitario (1947); Vida de leprosa. Narraciones médico-sociales extraordinarias (1947); Disección del indigenismo peruano (1948) (zus. mit C. E. Paz Soldán) Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin Kuczynski (1926); Kürschner (1931), 1611; Fischer (1932), Bd. 1, 831; Walk (1988), 208; Fischer et al. (1994), 622; Cueto (2000) [P]; Burstein (2003) [P]; Prüll (2003), 87, 91, 234–238, 361, 369–371; Cueto (2004); Knipper (2005) [P]; Prüll (2007); Knipper (2009); Knipper/Salaverry (2010) [P]; Salgado/Schwartz (2018) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Immatrikulation Max H. Kuczynski [2021]; Kuczynski [2021] [P]; Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4
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Biografische Portraits
Laser, Hans Willy Professor, Dr. med., PhD, DSc, Dr. h. c. Deutsch-britischer Experimentalpathologe * 12. März 1899 in Königsberg/Ostpreußen (heute: Kaliningrad, Russland) † 20. Januar 1980 in Cambridge, Großbritannien Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Humanistischen Gymnasium in Königsberg; 1917 Studium der Medizin an der Universität Königsberg; September 1917 Unterbrechung des Studiums aufgrund Einziehung zum Militärdienst; April 1919 Entlassung als Sanitätsunteroffizier aus dem Heer; Fortsetzung des Studiums der Medizin an der Universität Königsberg (bis 1922); 1922 ärztliches Staatsexamen ebenda; 1923 Promotion zum Dr. med. ebenda bei Ernst Meyer (1871–1931) mit dem Thema „Ueber symptomatische Psychosen“; klinische Studien an der Universität Berlin (bis 1926); 1926 Assistent an der Abteilung für Gewebezüchtung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin bei Albert Fischer (1891–1956) (bis 1930); 1930 Assistent an der Physiologischen Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg bei Otto Meyerhof (1884–1951) (bis Dezember 1933); Juli 1930 Habilitation für das für ihn eigens neu geschaffene Fach Experimentelle Pathologie an der Universität Heidelberg mit „Strahlenbiologische Untersuchungen an Gewebekulturen“; August 1933 Entzug der Venia legendi ebenda; Januar 1934 Entlassung am Kaiser-Wilhelm-Institut, danach Emigration nach Großbritannien; vom Academic Assistance Council (AAC) und der Rockefeller Foundation finanzierte Forschungsstelle am Molteno Institute of Biology and Parasitology der Cambridge University bei David Keilin (1887–1963); 1937 PhD an der Cambridge University; 1946 Member des Scientific Staff des britischen Medical Research Council am Molteno Institute of Biology and Parasitology der Cambridge University (seit 1953 als Permanent Member) (bis 1968); 1953 DSc an der Cambridge University; Rechtsstellung eines emeritierten
außerordentlichen Professors der Universität Heidelberg; 1968 Versetzung in den Ruhestand, danach Forschung zu Malaria Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war jüdischer Abstammung; im August 1933 wurde ihm im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus „rassischen“ Gründen die Lehrbefugnis durch die Universität Heidelberg entzogen. Am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung wurde eine geforderte Entlassung aus „rassischen“ Gründen hingegen zunächst kontrovers beurteilt, da man versuchte, das sogenannte Frontkämpferprivileg auf L. anzuwenden und damit eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Zwar konnte L. für den Ersten Weltkrieg keinen unmittelbaren Fronteinsatz nachweisen, er war jedoch in einem Seuchenlazarett ärztlich tätig gewesen und hatte sich dort mit Fleckfieber infiziert. Der Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertrat – in Analogie zur Regelung in der „Verordnung über die Zulassung von Ärzten und zur Tätigkeit bei den Krankenkassen“ – die Auffassung, ein Einsatz in einem Seuchenlazarett sei einem Fronteinsatz gleichzusetzen und das genannte Privileg damit auch auf L. anwendbar. In der Folge wurde im Reichsministerium des Innern im August 1933 zunächst ein Schreiben entworfen, das besagte, dass gegen eine Weiterbeschäftigung keine Bedenken bestünden; der Entwurf fand jedoch keine Zustimmung. Man forderte die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vielmehr auf, L. unverzüglich zu entlassen. Daraufhin erfolgte die Kündigung am 30. Oktober 1933 zum 1. Januar 1934. 1934 emigrierte L. schließlich nach Großbritannien, wo er eine Forschungsstelle im Molteno Institute of Biology and Parasitology der Cambridge University antreten konnte – die Stelle erhielt er durch eine Finanzierung des Academic Assistance Council (AAC) und der Rockefeller Foundation. Obschon L. also recht unmittelbar an seine Forschungen in Deutschland anknüpfen konnte, sprach er 1955 in einem Brief von einem „Anfang unter großen Entbehrungen“ (zit. n. Rürup [2008], 249). Im März 1939 wurde L. die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen, im Juni desselben Jahres
Laser, Hans
der Doktortitel durch die Universität Königsberg aberkannt. Ein Jahr später erfolgte seine Einstufung als deutscher Staatsfeind: Im Frühjahr 1940 wurde J. vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G. B. gesetzt – ein Liste von Personen, die nach einer militärische Eroberung Großbritanniens durch die Wehrmacht prioritär gesucht und verhaftet werden sollten (Hitler’s Black Book [2021]). L.s Mutter Fanny, geborene Rittenberg, und der Bruder Curt Bernhard L. wurden am 24. Oktober 1941 von Berlin nach Łódź deportiert und verstarben bis Kriegsende in KZ-Haft bzw. wurden ermordet. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): L. war der Sohn des jüdischen Königsberger Sanitätsrats Hugo L. und seiner Ehefrau Fanny, geborene Rittenberg. In Cambridge heiratete L. 1934 Maria Velt, die Ehe wurde nach kurzer Zeit geschieden; 1939 heiratete er in zweiter Ehe Alice Meyer. Als Member of Scientific Staff gehörte er seit 1946 dem britischen Medical Research Council an, seit 1953 als Permanent Member. Als besonderes Privileg hatte er seinen Arbeitsplatz in Cambridge und nicht – wie üblich – in einem Institut des Medical Research Council, was laut L. „selten gegeben wird u. relativ schwer zu erreichen“ war (zit. n. Rürup [2008], 249). L.s wissenschaftliche Ausnahmestellung zeigt sich u. a. in der Tatsache, dass dieser in renommierten Fachzeitschriften wie „Nature“, „Science“, „Radiation Research“, „Biochemical Journal“ und den „Proceedings of the Royal Society“ publizierte. 1925 war er Mitarbeiter an der ersten Ausgabe des Fachperiodikums „Archiv für experimentelle Zellforschung“ gewesen. Im Rahmen eines in den 1950er Jahren angestrengten Wiedergutmachungsverfahren betonte Richard Kuhn (1900–1967) im Februar 1956 im Hinblick auf L.s Forschungsleistungen und die erlittenen beruflichen Schäden in einem Schreiben an die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) als Nachfolgeinstitution der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft: „Die Gewebezüchtungsmethoden, die damals noch sehr neu waren, haben sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte zu ei-
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nem ungewöhnlich wichtigen Gebiet der Medizin und experimentellen Pathologie entwickelt, so daß an sehr vielen Forschungsinstituten, auch an staatlichen, vor allem im Ausland, besondere Abteilungen dafür geschaffen worden sind. Die neuesten Ergebnisse und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Krebsforschung hängen mit dieser Arbeitsrichtung aufs engste zusammen. Es ist meine Ansicht, daß Herr Dr. Hans Laser bei einer ungestörten Entwicklung der Verhältnisse in Deutschland nicht nur aufgrund seiner ausgezeichneten physiologischen Kenntnisse, sondern darüber hinaus auch als Spezialist auf dem Gebiet der Gewebezüchtung sehr große Aussichten gehabt hätte, eine beamtete Stellung an einer Universität oder an einem staatlichen Forschungsinstitut oder aber eine gleichfalls pensionsberechtigte Stelle als Abteilungsleiter an einem Institut der Kaiser-Wilhelm- bzw. der Max-Planck-Gesellschaft zu bekommen“ (zit. n. ebd.). Die MPG erklärte sich daraufhin lediglich bereit, „auf freiwilliger Basis einen etwa bestehenden Notstand zu mildern“ (zit. n. ebd., 250). Ein von L. beauftragter Rechtsanwalt stellte daraufhin grundsätzlich fest: „Herr Dr. Laser hat nicht an Ihre Mildtätigkeit appelliert. Was er verlangt, ist Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts. Eine solche liegt nicht nur in seinem Interesse, sondern noch mehr in dem der deutschen Wissenschaft, die sich unter dem Nazi-Regime beschmutzt hat und deshalb nicht nur aus gesetzlichen, sondern auch aus moralischen Gründen bestrebt sein sollte, ihren einst guten Ruf in der Welt, so weit das überhaupt möglich ist, wiederherzustellen“ (zit. n. ebd.). L. war insgesamt von der ablehnenden Haltung der MPG tief enttäuscht und beklagte „die Abwesenheit jeder menschlichen Äußerung, jeder Bereitwilligkeit zu helfen“ (zit. n. ebd.). Letztlich endete das Wiedergutmachungsverfahren mit einem Vergleich. Auch bei der Universität Heidelberg war ein Wiedergutmachungsverfahren in der Sache L. anhängig gewesen; die Medizinische Fakultät bestätigte in einem Gutachten L.s wissenschaftliche Leistung, „die ihm den Weg an hervorragender Stelle an einer Hochschule eröffnet hätte“ (zit. n. Mußgnug [1988], 260), und gab die abschließende Beurteilung an die Naturwis-
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Biografische Portraits
senschaftlich-mathematische Fakultät weiter. L. wurde in der Folge die Rechtsstellung eines emeritierten außerordentlichen Professors zugesprochen, außerdem verlieh ihm die Fakultät im Februar 1966 ein Ehrendoktorat. L. verstarb er im Januar 1980 im Alter von 80 Jahren in Cambridge. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie, insbesondere Metabolismus neoplastischer Zellen in vitro, Radiobiologie von Zellen in Gewebekulturen; Wechselbeziehungen zwischen normalen und bösartigen Geweben; Malaria und lytischer Mechanismus bei Malaria; Adaptation von Bacillus subtilis; Metabolismus bei Morbus Hodgkin; symptomatische Psychosen Publikationen (Auswahl): Ueber symptomatische Psychosen, Diss. med., Königsberg i. Pr. 1923; Erzeugung eines Hühnersarkoms in vitro, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 698–699; Untersuchungen über den Einfluß erhöhten Sauerstoffdruckes auf Mäusecarcinom in vivo, Z. Krebsforsch. 24 (1927), 528–562 (zus. mit A. Fischer, E. Buch Andersen und F. Demuth); Züchtung von Flexner-Jobling-Rattencarcinom in vitro, Z. Krebsforsch. 25 (1927), 297–301; Relatives Wachstum von normalen und bösartigen Geweben in vitro, Z. Krebsforsch. 26 (1927), 80–87 (zus. mit A. Fischer); Messung des Wachstums von Carcinomzellen in vitro, Z. Krebsforsch. 26 (1928), 235–238 (zus. mit A. Fischer); Wachstum von Carcinomzellen und Zusammensetzung des Mediums, Z. Krebsforsch. 26 (1928), 239–249 (zus. mit A. Fischer); Wechselbeziehungen zwischen normalen und bösartigen Geweben, Z. Krebsforsch. 29 (1929), 270–301 (zus. mit A. Fischer und H. Meyer); Radiosensibilität normaler und bösartiger Gewebe in vitro, Z. Krebsforsch. 29 (1929), 411–434 (zus. mit L. Halberstaedter); Über den Mechanismus der Zuckerspaltung im Tumor und embryonalen Gewebe, Z. Krebsforsch. 32 (1930), 92–98 (zus. mit C. Neuberg und M. Kobel); Ein 3 Jahre alter Carcinomstamm in vitro, Z. Krebsforsch. 32 (1930), 99–106 (zus. mit A. Fischer und H. Meyer); Flächengröße und Wachstum von Gewebekulturen, Z. Krebsforsch. 39 (1933),
384–390; Über das Verhalten von Gewebekulturen in der Anaerobiose, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 754; Tissue metabolism under the influence of low oxygen tension, Biochem. J. 31 (1937), 1671–1676; Tissue metabolism under the influence of carbon monoxide, Biochem. J. 31 (1937), 1677–1682; The effect of thiamine (vitamin B1) on fermentation of yeast, Biochem. J. 35 (1941), 488–494; A critical analysis of the tissue slice method in manometric experiments: Effect of variations in O(2)- and CO(2)-tension, Biochem. J. 36 (1942), 319–335; The oxidative metabolism of ascaris suis, Biochem. J. 38 (1944), 333– 338; A method of testing the anti-malarial properties of compounds in vitro, Nature 157 (1946), 301; An electro-magnetic mixer for manometric experiments, J. Exp. Biol. 24 (1947), 387–389 (zus. mit Rothschild); Haemolytic system in the blood of malaria-infected monkeys, Nature 161 (1948), 560; A new manometric method for determination of respiratory quotients, Biochem. J. 45 (1949), 598–612 (zus. mit Rothschild); The isolation of a haemolytic substance from animal tissues and its biological properties, J. Physiol. 110 (1949), 338–355; The effect of cis-vaccenic acid on growth and respiration of B. subtilis, Biochem. J. 47 (1950), 32–33; The effect of cis-vaccenic acid on respiration and growth of Bacillus subtilis, Biochem. J. 48 (1951), 164–170; Adaptation of Bacillus subtilis to fatty acids, Biochem. J. 49 (1951), 66–67; The hemolytic substance present in animal tissues, Science 113 (1951), 609; The metabolism of Hodgkin’s disease tissue, J. Natl. Cancer Inst. 12 (1951), 259–268; Adaptation of Bacillus subtilis to fatty acids, Biochem. J. 51 (1952), 57–62; The effect of low oxygen tension on the activity of aerobic dehydrogenases, Proc. R. Soc. Lond. B Biol. Sci. 140 (1952), 230–243; Bicarbonate content of the blastocyst fluid and carbonic anhydrase in the pregnant rabbit uterus, Nature 173 (1954), 268–269 (zus. mit C. Lutwak-Mann); The oxygen-effect in ionizing irradiation, Nature 174 (1954), 753; Effect of ionizing radiation on haemoglobin and cytochrome c, Nature 176 (1955), 361–362; Peroxidatic activity of catalase, Biochem. J. 61 (1955), 122–127; Stimulation by x-radiation of enzyme induction and growth in Escherichia coli, Proc. R. Soc. Lond. B Biol. Sci. 150 (1959), 539–553 (zus. mit M. J.
Lewy, Fritz
Thornley); Technological aspects of food irradiation. Fundamental radiobiology, Int. J. Appl. Radiat. Isot. 6 (1959), 96–99; Effect of heavy water on respiratorychain enzymes, Nature 187 (1960), 1115–1117 (zus. mit E. C. Slater); Some observations on irradiation effects in yeast, Radiat. Res. 16 (1962), 471–482; X-irradiation of Escherichia coli, Nature 195 (1962), 913–915; Production by x-rays od petite colonies in yeast and their radiosensitivity, Nature 203 (1964), 314–315; Repair of x-ray in micrococcus radioduranas, Proc. R. Soc. Lond. B Biol. Sci. 162 (1965), 210–222 (zus. mit B. E. Moseley); Similarity of repair of ionizing and ultra-violet radiation damage in Micrococcus radiodurans, Nature 206 (1965), 373–375 (zus. mit B. E. Moseley); The activation of phospholipase C from Clostridium Welchii by quinine: an absolute requirement for calcium ions, Chem. Phys. Lipids. 15 (1975), 15–26 (zus. mit N. Miller, P. Kemp und R. Klein); Malaria, quinine and red cell lysis, Parasitology 71 (1975), 167–181 (zus. mit P. Kemp, N. Miller, D. Lander und R. Klein); Protection against malaria by sickle-cell trait, Biochem. Soc. Trans. 5 (1977), 292–293 (zus. mit R. Klein); Haemoglobin S and P. falciparum malaria, Nature 280 (1979), 613–614 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 2217000; Arolsen Archives DE ITS 1.2.1.2; General Register Office, England and Wales Marriage Registration Index, January – March 1934; General Register Office, England and Wales Marriage Registration Index, October – December 1939; LA Berlin Personenstandsregister Königsberg i. Pr.; NA RG 101/6307A Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 04.03.1939, 1 List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 695; Mußgnug (1988), 38, 54, 139, 147, 171–172, 176, 198, 200, 260, 264, 280; Rürup (2008), 64, 132, 248–250; Sziranyi et al. (2019b), 4, 10–11; Hitler’s Black Book [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4
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Lewy [Lewey], Fritz [Frederic] Jacob Heinrich [Henry]
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Neurologe und Neuropathologe * 28. Januar 1885 in Berlin † 5. Oktober 1950 in Pennsburg/Pennsylvania, USA Vaterberuf: Arzt (Geheimer Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Friedrich-Werderschen Gymnasium Berlin; 1903 Militärdienst im Husarenregiment von Ziethen (bis 1904); 1904 Studium der Medizin an den Universitäten Berlin und Zürich (bis 1908), währenddessen bereits Tätigkeiten bei Carl Benda (1857–1932), Toby Cohn (1866–1929) und Max Lewandowsky (1876–1918); 1908 Forschungsreise nach Vorder- und Ostindien (gemeinsam mit seinem Vater); 1909 Assistent für Experimentelle Histologie am Physiologischen Institut der Universität Breslau bei Karl Hürthle (1860–1945) (bis 1910); 1910 ärztliche Approbation und Promotion zum Dr. med. an der Psychiatrischen Nervenklinik der Universität Berlin bei Theodor Ziehen (1862–1950) über „Degenerationsversuche am akustischen System des Kaninchens und der Katze; zugleich ein Beitrag zur Anwendung der Marchischen Methode“, danach Gastwissenschaftler an der Psychiatrischen Klinik der Universität München bei Emil Kraepelin (1856–1926) und Alois Alzheimer (1864–1915) (bis 1912); 1912 Assistent und zeitweise kommissarischer Direktor der Psychiatrischen Klinik der Universität Breslau bei Alzheimer (bis 1914);
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Biografische Portraits
Gastwissenschaftler am Neurophysiologischen Institut der Universität Utrecht bei Rudolf Magnus (1873–1927); 1914 Gastwissenschaftler am Institut für Hirnforschung der Universität Frankfurt a. M. bei Ludwig Edinger (1855–1918), danach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier Bataillonsarzt in Frankreich und Russland, Hygieniker bei der Sanierung der Bagdadbahn sowie Leiter von Feldlazaretten, u. a. des Feldlazaretts Haidar Pascha bei Konstantinopel, letzter Dienstgrad: Stabsarzt (bis 1919); 1919 Assistent an der II. Medizinischen Klinik der Berliner Charité bei Friedrich Kraus (1858–1936) (bis 1933), parallel Betrieb einer Arztpraxis in Berlin und neurologischer Berater für die AEG-Klinik ebenda; 1921 Habilitation für Neurologie an der Universität Berlin u. a. mit „Die spezielle Pathologie der Paralysis agitans“; 1923 nichtbeamteter außerordentlicher Professor ebenda (bis 1934); 1932 Direktor des von ihm gegründeten Neurologischen Instituts am Hansaplatz in Berlin (bis 1933); 1933/34 Entlassung und Entzug der Venia legendi, bereits im Sommer 1933 Emigration nach Großbritannien, dort Forschungstätigkeit für das British Home Office bei der Chloride Electrical Storage Company in London und Manchester; 1934 Emigration in die USA, dort Fellow in Neurosurgery (bis 1938) sowie Visiting Professor of Neurophysiology (bis 1940) am University of Pennsylvania Hospital in Philadelphia bei Charles Harrison Frazier (1870–1936), u. a. mit finanzieller Unterstützung der Rockefeller Foundation, des Emergency Comittee in Aid of Displaced Physicians und der United Jewish Appeal; 1940 Visiting Professor of Neuropathology an der Graduate School of Medicine ebenda (bis 1947); 1943 Kriegsdienst im US Army Medical Corps, hier u. a. Chief of Neurology am Cushing Hospital in Framingham/Massachusetts sowie Consultant des US Army General Surgeon, letzter Dienstgrad: Lieutenant Colonel (bis 1945); 1946 Leiter des Peripheral Nerve Study Center am University of Pennsylvania Hospital in Philadelphia sowie Consultant in Occupational Diseases in Central Nervous System für den Staat Pennsylvania (bis 1950); 1947 Professor of Neuroanatomy an der Graduate School of Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia sowie Associate Professor of Neu-
ropathology an der School of Medicine ebenda (bis 1950); 1949 Forschungsreise nach Brasilien Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war jüdischer Abstammung; als Direktor des – von ihm gegründeten – Berliner Neurologischen Instituts am Hansaplatz wurde er aus „rassischen“ Gründen vom Kuratorium des als eingetragener Verein firmierenden Instituts am 2. August 1933 rückwirkend zum 1. Juli 1933 entlassen. Bereits im Mai 1933 hatte sich L. während eines Aufenthalts in Locarno in der Schweiz – die er „aus Sicherheitsgründen“ aufgesucht hatte (Rodrigues e Silva [2013], 101) – hinsichtlich seiner beruflichen Zukunft an Leo Szilard (1898–1964) vom Academic Assistance Council (AAC) in London gewandt (als seine Kontaktadresse nannte er die amerikanische Botschaft in Berlin). Er schrieb, dass es „bei einer staatlichen Übernahme des Instituts wenig wahrscheinlich“ sei, dass man ihn „darin belassen würde“ und ihm „die Aussicht als Schutzjude unter wenig guenstigen Arbeitsbedingungen zu bleiben, wenig erfreulich“ erschien (zit. n. ebd.). Zu seinen Emigrationsplänen heißt es: „Was meine Wuensche anbetrifft, soweit man solche heute noch haben kann, so wuerde ich vom eigentlichen Europa nur England in Betracht ziehen, wohin ich selbst und meine Frau verwandtschaftliche Beziehungen haetten“ (zit. n. ebd.). Ansonsten kämen Ziele in Übersee, namentlich die britischen sowie französischen Kolonien oder der mittlere Westen der USA in Frage. Hinsichtlich einer beruflichen Stellung schrieb L.: „Auch meine eigenen Ambitionen gehen gar nicht auf eine Privatpraxis, sondern auf eine full time position. Ich halte es zwar fuer die theoretische Arbeit fuer fast unerlaesslich, Anlehnung an eine Klinik zu haben, um Material fuer praktisch wichtige Fragen zu haben, aber ich kapriziere mich nicht auf eine klinische Taetigkeit. Ich bin mindestens froh, wenn ich in Anatomie, Physiologie oder Pathologie des Nervensystems arbeiten kann“ (zit. n. ebd.). Von L. im Sommer und Herbst 1933 an die Medizinische Fakultät der Universität Berlin gerichtete Gesuche um eine zweijährige Freistellung zwecks Forschung wurden negativ beschieden. Das Abfassen der Gesuche legt per
Lewy, Fritz
se jedoch nahe, dass zunächst keine Entlassung aus der Stellung als Assistent an der II. Medizinischen Klinik der Charité erfolgt war (vermutlich aufgrund der „Frontkämpferklausel“). Nachdem L. über das AAC drei Stellenangebote aus Großbritannien erhalten hatte, emigrierte er mit seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau Flora, geborene Maier (1892–1961), bereits im Sommer 1933 nach Großbritannien und forschte hier zeitlich befristet im Auftrag des British Home Office bei der Chloride Electrical Storage Company in London und Manchester zu Bleivergiftungen. Neben Winston Churchill (1874–1965) und anderen Wissenschaftlern und Intellektuellen nahm er im Oktober 1933 an einer Konferenz in London teil, auf der Albert Einstein (1879–1955) „vor der Gefahr des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland warnte“ (ebd., 103). Im Februar 1934 erhielt er ein bis September desselben Jahres befristetes Stipendium des AAC und nahm Kontakt mit dem Emergency Comittee in Aid of Displaced Physicians in New York auf. Ende Juni 1934 emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau mit finanzieller Unterstützung der Religionsgemeinschaft der Quäker in die USA. Dort er erhielt er innerhalb eines Monats ein Stellenangebot als Fellow in Neurosurgery am University of Pennsylvania Hospital in Philadelphia bei Charles Harrison Frazier (1870–1936). Am 13. Februar 1934 war L. durch das preußische Kultusministerium die Venia legendi an der Universität Berlin entzogen und „sein“ Neurologisches Institut im April desselben Jahres mit sofortiger Wirkung der I. Medizinischen Klinik der Charité angegliedert worden; als ärztlicher Leiter wurde Paul Vogel (1900–1979) eingesetzt. L.s Mutter Anna, geborene Milchner (1864–1947), war 1934 zunächst nach Belgien ausgewandert und folgte 1936 in die USA. 1940 wurde Fritz L. US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): L. ist der Sohn des aus Oberschlesien stammenden Geheimen Sanitätsrats Heinrich L. (1847–1916) und mütterlicherseits mit Paul Ehrlich (1854–1915) und Felix Pinkus (1868–1947) verwandt. Nach seiner Emigration in die USA änderte L. die Schreibweise seines Namens von
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„Fritz Heinrich Lewy“ in „Frederic Henry Lewey“. Zu L.s akademischen Lehrern und Weggefährten gehören neben Carl Benda, Karl Hürthle, Theodor Ziehen, Alois Alzheimer und Rudolf Magnus auch Richard Cassirer (1868–1925) sowie Constantin von Monakow (1853–1930). Er war des Weiteren ein Freund von Max Bielschowsky (1869–1940). Bekanntheit erlangte L. vor allem durch die Beschreibung der nach ihm benannten „Lewy-Körper“ (u. a. Paralysis agitans, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 3/2 [1912], 920–933; Zur pathologischen Anatomie der Paralysis agitans, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 50 [1913], 50–55; Die Lehre vom Tonus und der Bewegung. Zugleich systematische Untersuchungen zur Klinik, Physiologie, Pathologie und Pathogenese der Paralysis agitans [1923]; Die Entstehung der Einschlußkörper und ihre Bedeutung für die systematische Einordnung der sogenannten Viruskrankheiten, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 124 [1932], 93–100). Dabei handelt es sich um „Proteinaggregationen, die intrazellulär in degenerierten Neuronen der Substantia nigra abgelagert werden und überwiegend aus a-Synuclein sowie Ubiquitin bestehen“ (Rodrigues e Silva [2013], 1); sie sind vor allem nachweisbar bei der Parkinson’schen Krankheit oder der Demenz vom Lewy-Körpertyp, können aber auch bei der Alzheimer-Demenz oder Amytrophen Lateralsklerose identifiziert werden. In der Literatur wurde der Begriff „Lewy-Körper“ („corps de Lewy“) 1918 von Konstantin Tretiakoff (1892–1958) geprägt. Bis zu seiner Emigration war L. Schriftführer der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte, in den USA war er Mitglied der American Association of Neuropathologists, der American Neurological Association, der Assocation for Research in Nervous and Mental Disease, der American Physiological Society, der American Academy of Neurology sowie der American Medical Association. Außerdem war er Fellow des American College of Physicians und des College of Physicians of Philadelphia. L. verstarb im Oktober 1950 in seinem Ferienhaus in Pennsburg bei Philadelphia/Pennsylvania im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer Koronarthrombose; er hatte keine Kinder.
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Biografische Portraits
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie degenerativer Hirnerkrankungen; Morbus Parkinson (Paralysis agitans): Beschreibung der Lewy-Körper; Blei- und Manganvergiftungen; Aphasien; cerebrale und spinale Muskelatrophie; Entzündung des akustischen Systems; disseminierte Myelitis nach rekurrierender Endokarditis; funikuläre Myelitis; Paratyphus; experimentelle Manganperoxid-Encephalitis; Chorea Huntington; experimentelle Psychologie Publikationen (Auswahl): Ein ungewöhnlicher Fall von Sprachstörung als Beitrag zur Lehre von der sogenannten Amnestischen & Leitungsaphasie, Neurol. Centralbl. 17 (1908), 50–62; Das aberrierende Pyramidenbündel Picks, Folia neurobiologica 2 (1908), 25–33; Das Hervorrufen des Babinskischen Phaenomens durch elektrische Reizung, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 25 (1909), 28–31; Das Babinskische und verwandte Phaenomene, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 25 (1909), 55–70; Degenerationsversuche am akustischen System des Kaninchens und der Katze; zugleich ein Beitrag zur Anwendung der Marchischen Methode, Diss. med., Berlin 1910; Der Muskelbefund bei cerebraler und spinaler Muskelatrophie, Berl. Klin. Wochenschr. 47 (1910), 2056– 2057; Doppelseitige aufsteigende Entzündung des akustischen Systems, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 2 (1910), 11–29 (zus. mit H. Lewy); Zur Frage der cerebralen Muskelatrophie, Pflügers Arch. Gesamte Physiol. Menschen Tiere 137 (1911), 511–514; Ein Fall von subakuter, disseminierter Myelitis nach rekurrierender Endokarditis, Dtsch. Med. Wochenschr. 37 (1911), 634–637; Paralysis agitans, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 3/2 (1912), 920–933; Die pathologische Stellung der sogenannten kombinierten Systemerkrankungen (funikulaere Myelitis), Neurol. Centralbl. 32 (1913), 1232–1242; Zur pathologischen Anatomie der Paralysis agitans, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 50 (1913), 50–55; Eine dritte Form des Paratyphus [Paratyphus β Weil, Paratyphus Ersindjan Neukirch], Berl. Klin. Wochenschr. 56 (1919), 1059–1060 (zus. mit F. Schiff); Geschichte und Tätigkeit des Ortslazaretts Haidar Pascha (1919); Die Grundlagen des
Koordinationsmechanismus einfacher Willkürbewegungen, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 58 (1920), 310–326; Die experimentelle Psychologie im Dienste der Arzneimitteluntersuchung. Ein Beitrag zur Psychotechnik im Kriege, Praktische Psychologie 2 (1920), 19–21; Beiträge zur Stoffwechselneurologie. I. Mitteilung: Zur Stoffwechselneurologie der Medulla oblongata, Z. Exp. Pathol. Therap. 21 (1920), 358–379 (zus. mit T. Brugsch und K. Dresel); Zwei Fälle von flachen Hirntumoren. Ein Beitrag zur Hirnschwellungsfrage, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 61 (1920), 119–145 (zus. mit R. Cassirer); Tonusprobleme in der Neurologie. Untersuchungen zur Bewegungskoordination, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 63 (1921), 256–270; Die Veränderungen des fibrillären und kanalikulären Apparates der Ganglienzelle im Senium, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 18 (1921), 311–312; Die Lymphräume des Gehirns, ihr Bau und ihre Geschwülste, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 232 (1921), 400–432; Die experimentelle Manganperoxid-Encephalitis und ihre sekundäre Autoinfektion, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 71 (1921), 303–320 (zus. mit L. Tiefenbach); Zur pathologisch-anatomischen Differentialdiagnose der Paralysis agitans und der Huntington’schen Chorea, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 73 (1921), 170–187; Zur Stoffwechselneurologie der Medulla oblongata. II. Mitteilung: Experimenteller Beitrag zur Regulation des Zuckerstoffwechsels in der Oblongata, Z. Gesamte Exp. Med. 25 (1921), 262–270; Die Widalsche Leberfunktionsprüfung bei Paralysis agitans Kranken, Z. Gesamte Exp. Med. 26 (1922), 87–94 (zus. mit K. Dresel); Die Zuckerregulation bei Paralysis agitans Kranken, Z. Gesamte Exp. Med. 26 (1922), 95–103 (zus. mit K. Dresel); Experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der senilen Demenz und der Ursache ihrer Lokalisation in den subkortikalen Ganglien bei der Paralysis agitans, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 74 (1922), 115–120; Die histologischen Grundlagen experimenteller Hyperkinesen bei diphtherieinfizierten Mäusen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 238 (1922), 252–261; Die Lehre vom Tonus und der Bewegung. Zugleich systematische Untersuchungen zur Klinik, Physiologie, Pathologie
Lewy, Fritz
und Pathogenese der Paralysis agitans (1923); Zur Differentialdiagnose der hypophysären Geschwülste, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 54 (1923), 267–290 (zus. mit R. Cassirer); Das extrapyramidale motorische System, sein Bau, seine Verrichtung und Erkrankung, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 189–192 sowie 237–240; Die Formen der Glioblastose und ihre Stellung zur diffusen Hirnsklerose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 81 (1923), 290–310; Die Histopathologie der choreastischen Erkrankungen, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 85 (1923), 622–658; Über die Einwirkung von Calcium und Kalium auf Tonus und Bewegung bei Aplysien, Pflügers Arch. Gesamte Physiol. Menschen Tiere 203 (1924), 357– 364; Paralysis agitans, in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10/1 (1924), 697–750; Die infektiös-toxische Chorea (Chorea minor und gravidarum), in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10/1 (1924), 751–788; Vom Wesen des Tonus und der Bewegungshandlung, in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10/1 (1924), 837–929; Die multiple Sklerose des Gehirns und Rückenmarks, in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10/2 (1924), 95–154; Die diffuse Sklerose (Encephalitis periaxialis diffusa), in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10/2 (1924), 156–164; Liquorbefunde bei Spontan- und Impfencephalitis der Laboratoriumstiere, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 102 (1926), 803–807 (zus. mit F. M. Lewy); Die Bedeutung des Kleinhirnwurms für den Blutzuckerspiegel, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 2312– 2313; Neuralgie, Neuritis und Neuro-Myositis als Erscheinungsformen der subacuten und chronischen Streptomykose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 106 (1926), 198–207; Die Biologie der Person. Ein Handbuch der allgemeinen und speziellen Konstitutionslehre, 4 Bde., (1926– 1931) (hrsg. zus. mit T. Brugsch); Gewinnung und Eigenschaften von Parafuchsinfesten Trypanosomen, Z. Hyg. Infektionskr. 106 (1926), 532–537 (zus. mit M. Gurewitsch); Die Oblongata und die Hirnnervenkerne, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 10 (1927), 168–199; Der Einfluß eines peroral verabreichten Cholinderivates (Pacyl)
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auf den hohen Blutdruck und die Adynamie der Verdauungsdrüsen, Z. Klin. Med. 107 (1927), 72–93; Über Häufigkeit und Heilbarkeit der tuberkulösen Meningitis, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 68 (1928), 402–412; Wege zur Erkennung und Bekämpfung der Lues nervosa I.–IV., Dtsch. Z. Nervenheilkd. 107 (1929), 225–229; Eine handliche Apparatur zur Chronaxiebestimmung (Chronaxiestudien I.), Klin. Wochenschr. 8 (1929), 814–815; Chronaxiestudien II.: Chronaxieuntersuchungen bei Bleiarbeitern, Z. Neurol. 120 (1929), 385–402; Funktionelle Nervendiagnostik, in: Klinische Laboratoriumstechnik, Bd. 4 (1929), 2241–2366; Pathogenetische oder aetiologische Krankheitseinteilung in der Neurologie, Nervenarzt 3 (1930), 15–17; Die Entstehung der Einschlußkörper und ihre Bedeutung für die systematische Einordnung der sogenannten Viruskrankheiten, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 124 (1932), 93–100; Die Chronaxie, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 129 (1932), 185–196; The disturbance of the time relation to sensitivity in major trigeminal neuralgia, in: Proceedings of the Association for Research in Nervous and Mental Disease (1935), 497–508; The application of Chronaximetric measurement to industrial hygiene, particularly to the examination of lead workers, J. Industr. Hyg. 17 (1935), 73–78; Experiments on hypothalamic nuclei in regulation of chloride and sugar metabolism, Am. J. Physiol. 112 (1935), 504–510 (zus. mit F. K. Gassmann); Blood and chronaximetric measurement of lead workers subjected to different degrees of exposure: A comparative study, J. Industr. Hyg. 17 (1935), 79–92 (zus. mit R. E. Lane); Strength duration curves of the over- and underexcitable nervemuscle apparatus and some consequences concerning clinical application of chronaximetry, Am. J. Physiol. 191 (1935), 491–503; The neural projection of the cochlear spirals on the primary acoustic centers, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 35 (1936), 839–852 (zus. mit H. Kobrak); Neural mechanism of hearing: pathology, pathology of nerve deafness, Laryngoscope 47 (1937), 409–417; Physiopathological and pathoanatomical aspects of major trigeminal neuralgia, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 40 (1938), 1126–1134 (zus. mit F. C. Grant); Autonomic innervation
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Biografische Portraits
of the face. Part II. An experimental study, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 39 (1938), 1238– 1249 (zus. mit F. C. Grant und R. A. Groff); Vitamin B Deficiency and nervous diseases, J. Nerv. Dis. 89 (1939), 1–25 sowie 174–203; Experimental studies upon toxicity of benzedrine sulphate in various animals, Am. J. Med. Sci. 198 (1939), 785–803 (zus. mit W. H. Ehrich und E. B. Krumbaar); Effect of cocarboxylase upon metabolism and neuro-psychiatric phenomena in pellagrins with beriberi, Science 90 (1939), 141 (zus. mit H. E. Himwich, J. P. Frostig und T. D. Spies); Changes in nervous system following carbon disulfide poisoning in animals and man, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 44 (1940), 725–739 (zus. mit B. J. Alpers); Influence of sensory systems on spontaneous activity of cerebral cortex, J. Neurophysiol. 3 (1940), 388–395 (zus. mit G. D. Gammon); Neurological, medical and biochemical signs and symptoms indicating chronic industrial carbon disulphide absorption, Ann. Intern. Med. 15 (1941), 869–883; Experimental chronic carob disulfide poisoning in dogs, J. Industr. Hyg. Toxicol. 23 (1941), 415– 437 (zus. mit B. J. Alpers, S. Bellet, A. J. Creskoff, D. L. Drabkin, W. H. Ehrich, J. H. Frank, L. Jonas, R. McDonald, E. Montgomery und J. G. Reinhold); Max Bielschowsky (Obituary), Trans. Am. Neurol. Assoc. 67 (1941), 243–244; Clinicopathological study of Alzheimer’s disease: Report of case, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 47 (1942), 872–880 (zus. mit F. H. Leavitt); Diabetes insipidus and other unusual complications of acute purulent sinusitis. Clinicopathological study of a case, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 48 (1942), 119–227 (zus. mit J. C. Yaskin und G. Schwarz); Historical introduction, in: The diseases of the Basal Ganglia (1942), 1–20; Hemochromatic pigmentation of central nervous system, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 1 (1942), 129–138; Cardiac changes from carbon monoxide poisoning, Am. J. Med. Sci. 208 (1944), 511–523 (zus. mit S. Bellet und W. H. Ehrich); What is Guillain Barré syndrome? Study of underlying pathological lesions, J. Pediatr. 26 (1945), 165–177; Intraneural bipolar stimulation; new aid in assessment of nerve injuries, Science 106 (1947), 301–302 (zus. mit F. E. Nulsen); Tensile strength of human nerves: an
experimental physical and histological study, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 59 (1948), 322–336 (zus. mit C. E. Benda und C. T. Liu); Metastasizing cerebellar tumors, difficulty in distinguishing between medulloblastoma and neuroblastoma, J. Neurosurg. 6 (1949), 439–449 (zus. mit R. P. Barden); Studies on the occipital lobe 1: significance of small areas of preserved central vision, Arch. Neurol. Psychiatr. (Chicago) 62 (1949), 204–221 (zus. mit F. C. Grant und G. M. Austin, Jr.); Die Pathologische Anatomie und Physiologie der Trigeminusneuralgie, Arch. Psychiatr. Nervenkr. Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 185 (1950), 627–639 Quellen/Literatur: Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NARA RG 21/4713410; Pennsylvania State Archives, Death Certificates 1906–1969 St. Louis Globe-Democrat, 07.10.1950, 3; The Philadelphia Inquirer, 07.10.1950, 20 Kürschner (1931), 1728–1729; Fischer (1933), Bd. 2, 907; List of Displaced German Scholars (1936), 57, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/ Düwell (1987); Kuhlenbeck (1951); Obituary Lewey (1951) [P]; Spiegel (1951) [P]; Winkelman (1951); Peiffer (1998), 104; Schiller (2000) [P]; Holdorff (2002); Holdorff (2006) [P]; Rodrigues e Silva (2013) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 2, 4; Uhlendahl et al. (2021), 4 Loeffler, Louis
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe
Loefer, Louis
* 25. Dezember 1893 in Berent/Westpreußen (heute: Kościerzyna, Polen) † 19. Februar 1964 in Dade/Florida, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin, ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Halle; 1921 Assistent und später Prosektor an der Pathologischen Anstalt Magdeburg (bis 1927); 1928 Prosektor an der Pathologischen Abteilung des Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhauses in Berlin-Wedding (bis 1933); 1933 Entlassung, danach kurzzeitige Tätigkeit am Jüdischen Krankenhaus Berlin; 1933/34 Medizinische Studien an der Universität von Paris; 1934 Emigration in die USA, dort Anstellung am Crown Heights Hospital in Brooklyn/New York; 1936 Professor of Pathology an der School of Medicine der Middlesex University in Waltham/Massachusetts (bis 1938); ab 1938 Leiter des Pathologischen Laboratoriums am Decatur & Macon County Hospital in Decatur/Illinois Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war jüdischer Abstammung; er stand auf der 1937 in London veröffentlichten „Supplementary List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Als Prosektor war L. von 1928 bis 1933 an der Pathologischen Abteilung des Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhauses der Stadt Berlin tätig. Im August 1933 erfolgte die Entlassung aus dem städtischen Gesundheitswesen Berlins. Anschließend war L. kurzzeitig am Jüdischen Krankenhaus Berlin tätig, bevor er im September 1933 über die Schweiz nach Frankreich emigrierte. In Paris betrieb L. medizinische Studien, bis er im Oktober/November 1934 in die USA emigrierte. Zuvor war L. bereits nach Palästina gereist, um dort die Möglichkeiten einer Existenzgründung zu sondieren. In der Emigration fand er zunächst eine Anstellung am Crown Heights Hospital in Brooklyn/New York. 1940 wurde L. US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Am Decatur & Macon County Hospital in Decatur/Illinois betrieb L. den Ausbau und die
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Modernisierung des Pathologischen Laboratoriums; ein neues Labor wurde 1944 eröffnet. L. war in den 1940er Jahren in der Tagespresse von Decatur/Illinois sehr präsent und ist in diversen zum Teil auch scherzhaften Kurzbeiträgen vertreten. So heißt es im „Decatur Daily Review“ vom 21. August 1943 unter dem Titel „Diagnosis correct“: „As Dr. Louis Loefer and a friend stood beside the doctor’s automobile on North Main street, his friend said, ‚I smell gasoline‘, to which the doctor replied, ‚Did you expect to smell a horse?‘“ (The Decatur Daily Review [Decatur/Illinois], 21.08.1943, 8). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Anatomie und Pathologie der Leber; Leber und Verdauung; Pathogenese des Zervixkarzinoms; Relationspathologie Publikationen (Auswahl): Leberstudien. I. Teil: Die Leber bei der Verdauung von Normalkost, nach Fett-, Glykogen- und Eiweißfütterung, im Hungerzustande und unter der Einwirkung von Adrenalin, Chloroform, Phosphor, Phlorhizin und Insulin. Nach mikroskopischen Untersuchungen der Leber lebender Säugetiere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 257 (1925), 119–181 (zus. mit M. Nordmann); Leberstudien. II. Teil: Beiträge zur Kenntnis der Entstehung der Nekrose und der Bindegewebshyperplasie. 1. Kapitel: Die Folgen der Unterbindung des Ductus choledochus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 265 (1927), 41–75; Der Bau des Leberläppchens, Z. Anat. Entwickl. Gesch. 84 (1927), 511–523; Leberstudien. II. Teil: Beiträge zur Kenntnis der Entstehung der Nekrose und der Bindegewebshyperplasie 2. Kapitel: Die Folgen der Unterbindung der Leberarterie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 266 (1927), 55–98; Über die Wirkungsweise des Ergotamins auf die Leber, Z. Gesamte Exp. Med. 54 (1927), 313–316; Leberstudien. III. Teil: Die Lebernekrose bei der Chloroformvergiftung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 269 (1928), 771–790; Leberstudien. IV. Teil: Die Zeichnung der Leberschnittfläche, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 272 (1929), 17–30; Zur Pathogenese des
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Biografische Portraits
Säuglingssklerems. II. Pathologisch-anatomische Bemerkungen, Z. Kinderheilk. 48 (1929), 245–247; Ergebnisse der Relationspathologie, in: Ergebnisse der Allgemeinen Pathologie und Pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere, Bd. 24 (1931), 677–758 Quellen/Literatur: NARA RG 85/300346; NARA RG 147/623284 Herald and Review (Decatur/Illinois), 22.06.1938, 3; The Decatur Daily Review (Decatur/Illinois), 22.06.1938, 4; Herald and Review (Decatur/Illinois), 24.05.1940, 3; The Decatur Daily Review (Decatur/Illinois), 21.08.1943, 8; The Decatur Daily Review (Decatur/Illinois), 08.07.1944, 8 Supplementary List of Displaced German Scholars (1937), 9, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Doetz/Kopke [2013h]; Doetz/Kopke (2018), 454; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), Löw-Beer [Loew Beer; Lowbeer], Leo
Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe und Internist
* 30. Mai 1901 in Wien † 2. Februar 1988 in Tulsa/Oklahoma, USA Vaterberuf: Tuchfabrikant Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1921 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1927), währenddessen (seit 1924) bereits Hilfstätigkeiten bei Jakob Erdheim (1874– 1937); 1927 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; Medizinalpraktikant am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien; Erster Assistent am Pathologisch-anatomischen Institut ebenda bei Jakob Erdheim (bis 1932/33); 1932/33 Facharzt für Innere Medizin und fortan Assistenzarzt und dann Oberarzt für Geriatrie bei Albert Müller-Deham (1881–1971) (bis 1938); 1938 Emigration in die USA; 1939 Staff Pathologist und später Chief Pathologist sowie Leiter des Department of Pathology am Morningside Hospital in Tulsa/ Oklahoma [noch 1939 in Hillcrest Hospital, später in Hillcrest Medical Center umbenannt] (bis 1967); 1951 Relizensierung als Arzt und fortan zusätzlich Tätigkeit als forensischer Pathologe für Tulsa und Ost-Oklahoma (bis 1975); 1959 staatlich lizensierter forensischer Pathologe; 1967 Pensionierung; Fortführung der Tätigkeit als Chief Consulting Pathologist am Hillcrest Medical Center (bis mindestens 1986) sowie Leiter des Hillcrest’s Poison Control Center und Consultant der Federal Aviation Administration Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war väterlicherseits jüdischer Abstammung und galt der Rassenideologie der Nationalsozialisten zufolge damit als „Mischling ersten Grades“; praktizierender Jude war L. hingegen nie. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erkannte er, dass solche Unterscheidungen von den Nationalsozialisten nicht mehr gemacht werden würden: „It was time to leave Vienna and Austria. By sheer accident, he obtained an American sponsor through some mutual skiing friends. That enabled him to get an affidavit to immigrate. However, before his turn to leave came, he was arrested by two Nazis for allegedly uttering a defamatory remark about a recently slain German ambassador. Low-
Löw-Beer, Leo
beer was terrified, because he had been reading in the English-language newspapers about Hitler’s ‚final Jewish solution‘. Yet, he had sufficient composure to take along the affidavit of support. The document and a fervent promise to leave the country won his release. Five days later, Lowbeer, the political refugee, left his beloved Vienna for a new life in the USA“ (Green [1987], 731). Am 3. Dezember 1938 emigrierte L. mit dem Schiff von Rotterdam in die USA. Kurze Zeit lebte er bei seiner Schwester Steffi, verheiratete Freivogel (1903–2006), auf Long Island/New York und erhielt bereits Anfang 1939 eine Stelle als Pathologe am Morningside/Hillcrest Hospital in Tulsa/Oklahoma. Als angestellter Pathologe brauchte er keine staatliche Zulassung als Arzt (die er erst 1951 wiedererlangte). Als „enemy alien“ stand L. während des Zweiten Weltkriegs zeitweise unter der Beobachtung des FBI, das sich bei seinem Arbeitgeber über seine häufigen Freizeitausflüge nach Arkansas erkundigte: „An FBI agent met with Dr Morris Lhevine, chairman of Momingside’s department of radiology, to ask why Dr Lowbeer was driving to Arkansas every weekend. Lhevine had no idea. Homesickness, Lowbeer said. This man, who had spent his first 38 years in the Austrian Alps, simply wanted to be in the mountains“ (ebd.). In den USA vereinfachte er die Schreibweise seines Namens von „Löw-Beer“ bzw. „Loew Beer“ in „Lowbeer“ und wurde um 1945 US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): L.s Vater Alfred L. (1868–1922) war ein vermögender österreichischer Tuchfabrikant, der seinen Kindern eine anspruchsvolle musische Ausbildung angedeihen ließ. L. erhielt als Kind Privatunterricht und lernte schon im Alter von sechs Jahren das Klavierspielen, „with one of Vienna’s best piano teachers“ (ebd., 728). Den Höhepunkt seiner musikalischen Karriere erreichte L. 1925 – gegen Ende seines Medizinstudiums –, „when he performed in concert at the old Imperial Palace. […] He and two other musicians played Piano Trio op. 99 by Franz Schubert“ (ebd., 729). Auch moderne Musik wie Jazz und
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Tango spielte L. in Wiener Clubs, um sich nach dem Tod der Eltern (1922) etwas zum Lebensunterhalt während seines Medizinstudiums dazuzuverdienen. Der Musik und insbesondere dem Klavierspiel blieb L. ebenso wie seiner Leidenschaft für das Skifahren zeitlebens verbunden. Für ein Medizinstudium entschied sich L. aufgrund der eigenen Krankheitsgeschichte in seiner Kindheit und Jugend und den Erfahrungen mit Wiener Ärzten: „He was, however, somewhat sickly as a child, given to recurrent middle-ear infections. […] When Leo was ten years old, his appendix was removed, and during his teenage years he had surgery on an infected finger. Cumulatively, these and other physicians had such an enormous impact on the young man that he resolved to go to medical school“ (ebd.). Bereits drei Jahre vor seinem Studienabschluss assistierte L. bei Autopsien und Biopsien von Jakob Erdheim, der zu seinem wichtigsten akademischen Lehrer wurde. Eine der ersten Gewebeproben, die er dabei sah, stammte von der malignen Kieferläsion Sigmund Freuds (1856–1939). L. publizierte zu den verschiedensten pathologischen Themengebieten. Besondere Beachtung fanden seine Beiträge zur Blutsenkungsgeschwindigkeit, zum Adenokarzinom und zum plötzlichen Tod – und hier insbesondere zum Herztod bzw. zu Aneurysmadissektionen und -rupturen. Ab 1951 war L. in Tulsa/Oklahoma zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Pathologe am örtlichen Hillcrest Hospital für forensische Obduktionen zuständig, 1959 wurde er „Oklahoma’s only board certified forensic pathologist“ (ebd., 732). Im Rahmen seiner forensischen Untersuchungen stellte er fest, dass das damals in Leuchtstoffröhren enthaltene Beryllium zu schweren Lungenschädigungen führt; L.s Befunde waren damit ausschlaggebend für die spätere Entfernung von Beryllium aus Leuchtstoffröhren. Auch nach seiner offiziellen Pensionierung im Jahr 1967 blieb L. dem Hillcrest Medical Center als Chief Consulting Pathologist verbunden und führte noch bis 1975 forensische Obduktionen durch; seine Pensionierung kommentierte er mit einer Paraphrase von Mark Twain: „The rumors of my professional death are greatly exaggerated“ (ebd., 734). Noch bis 1984 war er im
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Biografische Portraits
Winter, wenn ausreichend Schnee lag, regelmäßig auf Skiern zur Arbeit erschienen. 1940 hatte L. Gertrude Neuhut (1908–1981), „a skiing friend of his from Vienna“ (ebd., 732), nach einem Skiausflug in die Adirondack Mountains geheiratet; die gemeinsame Tochter Carol L. wurde vier Jahre später geboren. 1957 kehrte er ausgehend von einer Konferenz in Zürich erstmals in seine österreichische Heimat zurück; nach dem Tod seiner Ehefrau folgten in den Jahren 1983 und 1985 gemeinsam mit seinem Bruder Fritz (1907–2010) und seiner Schwester Steffi weitere Besuche in Wien. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Blutsenkungsgeschwindigkeit im Senium; Heilung von Gelenksbrüchen; Adenokarzinom; Divertikulitis; Schusswunden im Bauchraum; Bauchhöhlenschwangerschaft; Osteomyelitis; plötzlicher Tod, insbesondere plötzlicher Herztod und Aneurysmarupturen; Missbildungen des Rückenmarks; Lungenerkrankungen; Multiples Myelom; zerebrale Komplikationen bei Sinusitiden; Komplikationen bei Otitis media; Osteochondritis; Poliomyelitis; Lebertraumata; Muskeldystrophie; Nephrose; Hepatitis; Meningitis; Morbus Hashimoto; postoperative pseudomembranöse Enterocolitis; Brucellose; Stellenwert der Autopsie; Melkersson-Rosenthal-Syndrom Publikationen (Auswahl): Die Blutsenkungsgeschwindigkeit im Höheren Alter, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1909–1911; Über die Heilung von Gelenksbrüchen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 273 (1929), 191–249; Case report of adenocarcinoma of appendix, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/1 (1946), 1–5 (zus. mit R. Q. Atchley); Case report of solitary diverticulitis of caecum, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/1 (1946), 5–9 (zus. mit A. B. Carney); Case report of sequela of gunshot wound of right upper abdomen 5 years before death, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/1 (1946), 9–14 (zus. mit H. D. Murdock); Abdominal pregnancy: a case report, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/2 (1946), 1–5 (zus. mit
G. R. Osborn); Abdominal pregnancy, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/2 (1946), 5–11 (zus. mit F. L. Flack); Case of osteomyelitis from brucellosis suis, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/5 (1946), 1–28 (zus. mit D. O. Smith); Brucellotic osteomyelitis of ilium and scapula with granulomas of liver and gallbladder, Am. J. Pathol. 22 (1946), 644; Granuloma inguinale, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/6 (1946), 1–6 (zus. mit P. N. Atkins); Sudden death in a young adult, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/6 (1946), 9–14 (zus. mit R. W. Goen); Congenital duplication of the spinal cord, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/8 (1946), 1–6 (zus. mit E. W. Reynolds); Adenocarcinoma of the gallbladder with extension to the cystic, common, and hep atic ducts, and metastasis to the liver, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/9 (1946), 1–10 (zus. mit J. D. Capehart und L. Stokes); Extensive saccular bronchiectasis formation and interstitial fibrosis of the entire left lung and of the upper lobe following chemical pneumonia, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 3/9 (1946), 11–18 (zus. mit P. N. Atkins, Jr.); Multiple myeloma, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/1 (1947), 2–11 (zus. mit T. S. Williams und M. B. Lhevine); Cerebral complications of frontal sinusitis, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/2 (1947), 1–4 (zus. mit W. A. Walker und A. H. Ungerman); Fatal complications of otitis media, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/2 (1947), 8–13 (zus. mit C. E. Bancroft); Laminectomy, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/3 (1947), 2–5; Osteochondritis, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/4 (1947), 7–12 (zus. mit I. MacKenzie); Poliomyelitis, report of 1946 epidemic, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/5 (1947), 4–11 (zus. mit W. F. Sethney); Two cases of accessory pancreas in the pyloric wall, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/6 (1947), 1–8 (zus. mit A. B. Carney); Subcapsular hematoma of the liver, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/6 (1947), 8–13 (zus. mit J. K. Boyd); Discussion of liver
Löw-Beer, Leo
trauma, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/6 (1947), 13–15; Demonstration of six cases of spontaneous basal subarachnoid hemorrhage and discussion of pathology, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/7 (1947), 9–23; Case of sudden death due to fulminating septicemia, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/10 (1947), 127– 133 (zus. mit J. F. Curry); Case report of sudden death [multiple clostridium septicum emboli in intrahepatic portal veins, with extensive necrosis of the liver], Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/10 (1947), 133–141 (zus. mit C. H. Eads); Progressive muscular dystrophy with involvement of heart muscle, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 4/10 (1947), 141–156 (zus. mit H. J. Rubin); Adenoma of the islets of Langerhans with hypoglycemia. Report of case with five-year cure, Gastroenterology 9 (1947), 204–212 (zus. mit E. R. Denny und H. D. Murdock); Experimental and spontaneous brucellotic osteomyelitis of the animal, Am. J. Pathol. 23 (1947), 911; Spontaneous subarachnoid hemorrhage, diagnosis, management, and prognosis; presentation of two cases resembling Dietl’s crisis and six fatal cases of ruptured intracranial aneurysm (two leutic), J. Okla. State Med. Assoc. 40 (1947), 445–450 (zus. mit A. H. Ungerman); Brucellotic osteomyelitis of the spinal column in man, Am. J. Pathol. 24 (1948), 723; Discussion of lower nephron nephrosis, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 5 (1948), 108–114; Brucellotic osteomyelitis of man and animal, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 6 (1949), 1–36; Homologous serum hepatitis; a report of three fatal cases, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 6 (1949), 56–71 (zus. mit A. Stowell et al.); A case of bleeding peptic ulcer in Meckel’s diverticulum, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 6 (1949), 85–105 (zus. mit H. J. Black und J. G. Matt); Report of a case of coccidioidomycotic meningitis, Proc. Staff Meet. Tulsa Okla. Hillcrest Meml. Hosp. 6 (1949), 106–119; Hyperparathyroidism-osteitis fibrosa cystica parathyroid adenoma–with report of a case, J. Okla. State Med. Assoc. 44 (1951), 386–391 (zus. mit J. C. Brodgen); Hyperparathyroidism-osteitis fibrosa cystica para-
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thyroid adenoma–with report of a case, J. Okla. State Med. Assoc. 44 (1951), 421–447 (zus. mit J. C. Brodgen); Hashimoto’s disease (struma lymphomatosa); a familial incidence of three cases, Am. J. Surg. 84 (1952), 286–292 (zus. mit P. E. Craig und J. L. Spann); Acute postoperative pseudomembranous enterocolitis, J. Okla. State Med. Assoc. 48 (1955), 43–44; Clinicopathologic conference; abdominal cramps, vomiting, shock, and unexpected death, Am. J. Clin. Pathol. 26 (1956), 645–653 (zus. mit M. Clapper und P. Wermer); The residency problem in Oklahoma, J. Okla. State Med. Assoc. 52 (1959), 158–160; Skeletal and articular involvement in brucellosis of animals, Lab. Invest. 8 (1959), 1448–1460; Hypoglycemia-producing extrapancreatic neoplasms. A review, Am. J. Clin. Pathol. 5 (1961), 233–243; Quality control of tissue diagnosis, J. Okla. State Med. Assoc. 59 (1966), 653–656; Febrile disease in a young man terminating in death within one week, J. Okla. State Med. Assoc. 60 (1967), 39–49; Adenocarcinoma of the appendix vermiformis, J. Surg. Oncol. 3 (1971), 185–196 (zus. mit J. L. Spann und D. E. VanWormer); The use of dothiepin in longterm treatment of depressive illness, Act. Nerv. Super. 15 (1973), 87–88 (zus. mit C. F. Herridge und B. D. Marsh); Aortic dissecting aneurysms, Arch. Pathol. Lab. Med. 106 (1982), 648–649; Resident’s view of the autopsy, Arch. Pathol. Lab. Med. 107 (1983), 49 (zus. mit M. S. Murthy); The inadequacy of autopsy examinations, Hum. Pathol. 14 (1983), 94; Complications of sickle cell trait, JAMA 250 (1983), 360–361; The Melkersson-Rosenthal syndrome, Pediatrics 73 (1984), 502–506 (zus. mit W. B. Wadlington und H. D. Riley, Jr.); Acute aortic dissection, South. Med. J. 79 (1986), 1191–1192; Autopsy pathology in centenarians, Arch. Pathol. Lab. Med. 111 (1987), 784; Melkersson-Rosenthal syndrome, South. Med. J. 80 (1987), 1203; Sudden cardiac death, Hum. Pathol. 18 (1987), 1192; Sudden cardiac death, South. Med. J. 80 (1987), 1467–1468 Quellen/Literatur: NARA RG 85/300346; U. S. Social Security Death Index The Spokesman-Review (Spokane/Washington), 30.12.1954, 8 [P]
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Biografische Portraits
Gold (1966), 148; Green (1987) [P]; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 76; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 869; Uhlendahl et al. (2021), 4 Löwenstein [Loewenstein], Ernst
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Experimentalpathologe und Bakteriologe * 24. Januar 1878 in Karlsbad/Böhmen (heute: Karlovy Vary, Tschechien) † 28. August 1950 in Berkeley/Kalifornien, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Gymnasium in Kaaden/Böhmen; Studium der Medizin an der Deutschen Universität Prag (bis 1902); 1902 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda, danach Tätigkeit an diversen Lungenheilstätten in Deutschland und bei Robert Koch (1843– 1910); 1905 Vorstand des Bakteriologischen Laboratoriums der Lungenheilstätten Beelitz bei Berlin (bis 1910); 1910 Assistent am Staatlichen Serotherapeutischen Institut Wien bei Richard Paltauf (1858–1924) (bis 1925); 1914/15 Habilitation für Experimentelle Pathologie an der Universität Wien; im Ersten Weltkrieg u. a. Leiter des Bakteriologischen Feldlaboratoriums Nr. 12 in Wien; 1920 tit. außerordentlicher Professor an der Universität Wien (bis 1938); 1925 Leiter der neugründeten Tuberkuloseabteilung am Staatlichen Serotherapeutischen Institut Wien
(bis 1938); 1938 Entlassung und Entzug der Venia legendi, Emigration über Großbritannien in die USA, dort Tätigkeit für die Hooper Research Foundation an der University of California in San Francisco Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er am 22. April 1938 aus „rassischen“ Gründen aus dem Staatsdienst entlassen und die Venia legendi an der Universität Wien widerrufen. Seine Söhne Karl Otto L. (später: Charles Lenert) (1916–1966) und Hans Georg(e) L. (1914–1988) waren ebenfalls gezwungen, die Medizinische Fakultät Wien zu verlassen. Gemeinsam mit seinen Söhnen, seiner Tochter Erika, später verheiratete Chance (* 1919), und seiner Ehefrau, der Ärztin Wilhelmine L., geborene Brill (* 1884), emigrierte L. im Frühjahr 1938 nach Großbritannien, wo die Familie in London lebte. Der Sohn Hans emigrierte bereits im Juni desselben Jahres in die USA, im August folgte L. gemeinsam mit seiner Frau. In den USA war L. für die Hooper Research Foundation an der University of California in San Francisco tätig. 1943 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): L. ist ein älterer Bruder des Ophthalmologen Arnold L. (1882–1952), der 1939 nach Großbritannien emigriert und an der dortigen University of Glasgow tätig war. Zu L.s akademischen Lehrern zählen Robert Koch und Richard Paltauf. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der Chemotherapie der Tuberkulose; er arbeitete zur Herstellung und Anwendung von Tuberkulin für diagnostische und therapeutische Zwecke sowie zur Züchtung und Kultivierung des Tuberkelbazillus. 1924 entwickelte L. mit der „Löwenstein-Kultur“ ein neues, heute noch anerkanntes Reinkulturverfahren für Tuberkelzellen (Beitrag zur Leistungsfähigkeit der direkten Züchtung der Tuberkelbazillen aus dem infektiösen Material, mit einem Beitrag zur Geflügeltuberkulose im Menschen, Wien. Klin. Wochenschr. 37 [1924], 231–233). Außerdem schuf er die Grundlagen für Schutzimpfungen
Löwenstein, Ernst
gegen Tetanus (Über aktive Schutzimpfung bei Tetanus durch Toxoide, Z. Hyg. 62 [1909], 491– 508) und Diphterie; er entwickelte „das für alle bakteriellen Toxine bewährte chemische Entgiftungsprinzip, die Umwandlung der Toxine in Toxoide, in ungiftige, aber noch immunisierende Stoffe, mittels Formalin“ (Fischer [1933], Bd. 2, 934), sowie eine Salbenprophylaxe gegen Diphterie (Salbenprophylaxe der Diphtherie, Klin. Wochenschr. 8 [1929], 2283–2286). L. verstarb im August 1950 im Alter von 72 an den Folgen eines Herzinfarkts in Berkeley/ Kalifornien; der Trauergottesdienst wurde von einem Rabbiner des Temple Emanu-El aus San Francisco gehalten. Am 16. November 1955 benannte die Stadt Wien die Löwenstraße im 22. Bezirk (Essling) nach ihm. Seit 2008 wird an L. außerdem im „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien“ sowie am „Brunnen der Vertriebenen 1938“ der Medizinischen Universität Wien erinnert. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie und Serologie, insbesondere Diagnostik, Prophylaxe und Therapie von Tetanus, Diphtherie und Tuberkulose; Wirkung des Formalins auf Milch und Milchbestandteile; Immunität und Immunisierung; Chinin und Malaria; Tuberkelbazillämie und ihre klinischen Auswirkungen; sympathische Ophthalmie; Behandlung von Thrombosen durch Oszillationstherapie; Krankenversicherung in Österreich Publikationen (Auswahl): Die Wirkung des Formalins auf die Milch und das Labferment, Z. Hyg. 48 (1904), 239–248; Ueber Resorption und Immunitätserscheinungen. Eine Immunitätsstudie, Z. Hyg. 51 (1905), 341– 356; Über das Verhalten der Eiterzellen gegenüber den Tuberkelbazillen, Z. Hyg. 55 (1906), 429–450; Die Krankenversicherung im Entwurfe der österreichischen Regierung (1908); Über aktive Schutzimpfung bei Tetanus durch Toxoide, Z. Hyg. 62 (1909), 491–508; Zur Pathologie und Therapie der Mäuse-Nagana, Z. Hyg. 63 (1909), 416–420; Über Tuberkulinpräparate zu diagnostischen und Heilzwecken (1911); Über das Vorkommen der Geflügel-Tuberkulose beim
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Menschen, Wien. Klin. Wochenschr. 26 (1913), 785; Ueber Immunisierung mit atoxischen Toxinen und mit übercompensierten Toxin-Antiotoxinmischungen bei Diphtherie, Z. Exp. Pathol. Ther. 15 (1914), 279–321; Experimentelle Studien über Immunisierung mit Diphtherietoxin-Antitoxingemischen, Z. Exp. Pathol. Ther. 17 (1915), 289–310 (zus. mit B. Busson); Untersuchungen über die Chininausscheidung im menschlichen Harn, Z. Hyg. 84 (1917), 257–278 (zus. mit S. Neuschloss); Über die Wirkung des Chinins auf die Halbmondformen der Malaria, Z. Hyg. 84 (1917), 317–322; Experimentelle Untersuchungen über die Chninausscheidung im Harn. II. Mitteilung, Z. Hyg. 84 (1917), 325–335 (zus. mit W. Kosian); Über aktive Schutzimpfung bei Diphtherie, Z. Gesamte Exp. Med. 11 (1920), 337–348 (zus. mit B. Busson); Vorlesungen über Bakteriologie, Immunität, spezifische Diagnostik und Therapie der Tuberkulose. Für Aerzte und Tierärzte (1920); Das histologische Reaktionsbild der tuberkulösen Reinfektion, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 50 (1922), 129–132 (zus. mit H. Jaffé); Handbuch der gesamten Tuberkulose-Therapie (1923); Beitrag zur Leistungsfähigkeit der direkten Züchtung der Tuberkelbazillen aus dem infektiösen Material, mit einem Beitrag zur Geflügeltuberkulose im Menschen, Wien. Klin. Wochenschr. 37 (1924), 231–233; Salbenprophylaxe der Diphtherie, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 2283–2286; Neue Ergebnisse der Diphtherieprophylaxe, Münch. Med. Wochenschr. 77 (1930), 883–884; Akuter Gelenksrheumatismus und Tuberkelbazillämie, Münch. Med. Wochenschr. 77 (1930), 1522–1523 (zus. mit C. Reitter); Die klinische Bedeutung der Tuberkelbazillämie, Münch. Med. Wochenschr. 77 (1930), 1662–1663; Über Tuberkelbacillämie bei Larynxtuberkulose. I. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 76 (1931), 647–657 (zus. mit E. Wessely); Zur Hämatogenen Entstehung gewisser Tuberkulosen der Haut, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 974–976 (zus. mit O. Kren); Die Bedeutung der Bacillämie bei den verschiedenen Formen der Hauttuberkulose und dem Lupus erythematodes, Arch. Dermatol. 166 (1932), 375–389 (zus. mit O. Kren); Die Technik der Züchtung aus dem Blute, Beitr. Klin. Tuberk.
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Biografische Portraits
Spezif. Tuberkuloseforsch. 82 (1933), 697–702; Die sympathische Ophthalmie, ein Einzelfall des Gesetzes der sympathischen Entzündungen, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 82 (1933), 770–777; Schwangerschaft, akute Gelenksentzündung, Tuberkelbacillen im Nabelschnurblut. Ein Beitrag zur kongenitalen Tuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 83 (1933), 225–236 (zus. mit C. Reitter); Über die Blutkulturmethodik und die klinische Bedeutung der Tuberkelbazillämie, Acta Pathol. 10 (1933), 60–86; Tuberculosis in psychotic patients. Loewenstein’s method, Psychiatr. Q. 8 (1934), 72–76 (zus. mit N. Kopeloff); Die Tuberkelbacillämie in ihrer Bedeutung für die Augenheilkunde, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 87 (1935), 50–56; Über intrauterine Infektion bei Tuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 87 (1935), 57–63; Die Tuberkelbazillämie in ihrer Auswirkung auf die Gesamtmedizin (1936); Zur Frage der Tuberkelbacillämie, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 88 (1936), 568–573; Die Behandlung thrombotischer Prozesse durch Oszillationstherapie, Wien. Med. Wochenschr. 99 (1949), 585–586 Quellen/Literatur: NARA RG 21/605504 [P] The San Francisco Examiner, 29.08.1950, 6 Planer (1929); Kürschner (1931), 1797; Fischer (1933), Bd. 2, 934–935; Kürschner (1935), 834; Österreichisches Biographisches Lexikon (1971), Bd. 5, 291–292; Merinsky (1980), 147–148; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 743; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder (1983), Bd. 2, 487; Skopec (1987); Mühlberger (1993), 26; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 77; Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 384; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 854; Sziranyi et al. (2019b), 4, 12; Posch [2021a] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4; Wien Geschichte Wiki [2021b]
Löwenthal [Lowenthal], Karl
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Histopathologe * 18. Juli 1892 in Berlin † 15. Januar 1944 in Fall River/Massachusetts, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin, u. a. an der Universität Freiburg i. Br.; 1915 Promotion zum Dr. med. ebenda mit dem Thema „Zur Physiologie des Cholesterinstoffwechsels. Beziehungen zwischen Hoden und Cholesterinstoffwechsel“; Assistenzart und später Oberarzt am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses Berlin-Moabit bei Carl Benda (1857–1932) (bis etwa 1926) und kurzzeitig bei Rudolf Jaffé (1885–1975) (bis 1927); 1927 Leiter der Pathologisch-anatomischen Abteilungen der Städtischen Krankenhäuser Berlin-Lichtenberg und Berlin-Lankwitz (bis 1933); mutmaßlich Habilitation an der Universität Frankfurt a. M. (laut Müller [2021] im Jahr 1933; hier wird als Promotionsjahr jedoch auch irrtümlich 1925 angegeben); 1933 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst, kurzzeitige Tätigkeit am Krebsforschungsinstitut in Villejuive, Frankreich; noch im selben Jahr Emigration in die Türkei und fortan außerordentlicher Professor am Institut für Histologie und Embryologie der Universität Istanbul (bis 1938); 1938 Emigration in die USA, dort Professor of Pathology an der Medical School der Middlesex University in Waltham/Massachusetts; ab 1941 zusätzlich in verschiedenen Hospitälern tätig, u. a. Union Hospital in Fall River/Massachusetts sowie am Newport Hospital in Newport/Rhode Island Erfahrung im „Dritten Reich“: L. war jüdischer Abstammung; im März 1933 wurde er aus „rassischen“ Gründen als Leiter der Pathologisch-anatomischen Abteilungen der
Löwenthal, Karl
Städtischen Krankenhäuser Berlin-Lichtenberg und Berlin-Lankwitz entlassen. Er stand auf der 1936 in London veröffentlichten „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Nach kurzzeitiger Tätigkeit am Krebsforschungsinstitut in Villejuive, Frankreich, emigrierte er noch 1933 in die Türkei und war fortan als außerordentlicher Professor am Institut für Histologie und Embryologie der Universität Istanbul tätig und hier als „Leiter der praktischen Lehrveranstaltungen angestellt“ (Müller [2021], 54): „Wie Löwenthal emigrierten bzw. flüchteten eine ganze Reihe deutscher Emigranten, darunter auch jüdische Deutsche, nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in die Türkei“ (ebd., 53). Gemeinsam mit seiner Ehefrau Therese Ulla (* 1898) und den beiden Söhnen Thomas (* 1930) und Gerald (* 1933) emigrierte er von Istanbul aus über Frankreich per Schiff am 1. Oktober 1938 in die USA. In den US-amerikanischen Immigrationsaufzeichnungen ist bereits die Medical School der Middlesex University in Waltham/Massachusetts als zukünftiger Arbeitgeber vermerkt; L. war hier fortan als Professor of Pathology tätig. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): L. war ein akademischer Schüler und späterhin Oberarzt des Pathologen Carl Benda. Als akademischer Immigrant in der Türkei nutzte er ab 1933 „die Möglichkeit, sich in die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen des kemalistischen Projekts der Bildung eines säkularen türkischen Staates einzubringen“ (ebd.). Über sein wissenschaftliches Werk nach der Emigration ist nur wenig bekannt; laut Müller (2021) publizierte er in den Jahren 1937/38 zwei deutsch- und türkischsprachige Aufsätze in der Zeitschrift der Medizinischen Fakultät Istanbul zum Produktionsort des Hypophysen-Hinterlappenhormons. „Auf der Höhe seines Schaffens“ (Aufbau [New York], 21.01.1944, 9) verstarb L. im Alter von 51 Jahren nach kurzer Krankheit am 15. Januar 1944 in Fall River/Massachusetts.
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Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Tumore und Tumorwachstum, insbesondere Sarkome, Karzinome und Gliome; Status thymicolymphaticus; Arteriosklerose; Cholesterinstoffwechsel und Lipoide; Endokrinologie; Pathologie des Thymus; Mesenterialzyste; Sepsis; Spontanerkrankungen der kleinen Laboratoriumstiere; akute Pankreasnekrose Publikationen (Auswahl): Zur Physiologie des Cholesterinstoffwechsels. Beziehungen zwischen Hoden und Cholesterinstoffwechsel, Beitr. Pathol. Anat. 61 (1916), 564– 569 (zugl. Diss.); Die Rolle des sogenannten Status thymico-lymphaticus in der Pathogenese des Gehirnglioms, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 79 (1922), 334–351; Experimentelle Erzeugung von Sarkomen durch intraperitoneale Teerölinjektionen bei der Maus, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 1455–1456; Ein Fall von Thymushypertrophie mit scheinbarer Cystenbildung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 259 (1926), 531–538; Zur Frage der Lipoidnephrose, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 261 (1926), 109–141; Nekrotisierende Aortitis mit Aortenruptur bei einer Maus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 265 (1927), 424–429; Weitere Untersuchungen über experimentelle Teersarkome, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 2140–2141; Eine Mesenterialcyste bei einer Maus und ihre Entstehung, Z. Krebsforsch. 30 (1930), 139–144; Zur pathologischen Anatomie des septischen Abortes, Dtsch. Z. Gesamte Gerichtl. Med. 15 (1930), 265–278; Experimentelle Änderung der histologischen Struktur eines Carcinoms, Z. Krebsforsch. 33 (1931), 521–527; Kreislauforgane, in: Anatomie und Pathologie der Spontanerkrankungen der kleinen Laboratoriumstiere Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte, Maus (1931), 1–12; Nebennieren, in: Anatomie und Pathologie der Spontanerkrankungen der kleinen Laboratoriumstiere Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte, Maus (1931), 363–373; Die Lipoidablagerung bei der akzidentellen Thymusinvolution des Erwachsenen und einige Besonderheiten des Thymusbaues bei endokrin oder konstitutionell mitbeeinflußten Krankheitszuständen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 283 (1932), 448–457; Pathogenese der
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Biografische Portraits
akuten Pankreasnekrose, Dtsch. Med. Wochenschr. 58 (1932), 1209–1210 Quellen/Literatur: NARA RG 21/3000057 [P]; NARA RG 85/300346 The Boston Globe, 17.01.1944, 17; Aufbau (New York), 21.01.1944, 9 List of Displaced German Scholars (1936), 54, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Namal (2004), 85, 92; Doetz/Kopke [2013 g]; Doetz/Kopke (2018), 456; Sziranyi et al. (2019b), 4; Müller (2021), 53–54; Uhlendahl et al. (2021), 3 Mathias, Ernst Elias Michaelis
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 13. Oktober 1886 in Königsberg/Ostpreußen (heute: Kaliningrad, Russland) † 27. Oktober 1971 in Madison/Wisconsin, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg und Königsberg; 1912 Promotion zum Dr. med. an der Universität Königsberg; Assistent an den Pathologischen Instituten der Universitäten Königsberg und Breslau bei Friedrich Henke (1868–1943) (mit kriegsbedingter Unterbrechung bis 1921); 1914 freiwilliger Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier u. a. in Seuchenlazaretten im Osten, letzter Dienstrang: Kriegs-Assistenzarzt (bis 1918); 1921 Habilitation für Pathologische Anatomie an der Universität Breslau, Thema der Antrittsvorlesung:
„Welche pathologisch-anatomischen Veränderungen sind bei den Kriegsteilnehmern zu erwarten?“; fortan Erster Assistent/Oberassistent am Pathologischen Institut ebenda bei Friedrich Henke (bis 1935/36); parallel Tätigkeit als Pathologe am Jüdischen Krankenhaus Breslau; 1924 außerordentlicher Professor an der Universität Breslau (bis 1935/36); 1935/36 mutmaßlich Entlassung; 1937 Honorary Fellowship in Pathology an der Yale University in New Haven/ Connecticut; 1938 Emigration in die USA, fortan Pathologe an Hospitälern in Northampton/ Massachusetts, Holyoke/Massachusetts sowie Greenfield/Massachusetts (bis 1942); 1942 Professor of Pathology an der Middlesex University School of Medicine in Waltham/Massachusetts (vermutlich bis zur Schließung der Middlesex University 1947); 1962 wohnhaft in Madison/ Wisconsin Erfahrung im „Dritten Reich“: M. war jüdischer Abstammung; mutmaßlich wurde er 1935/36 in Folge des „Reichsbürgergesetzes“ aus seiner Stellung als außerordentlicher Professor und Oberassistent am Pathologischen Institut der Universität Breslau entlassen. Er stand auf der 1936 in London veröffentlichten „List of Displaced German Scholars“. Trotzdem erhielt er ironischerweise noch am 9. Juni 1936 vom Polizeipräsidenten Breslau im „Namen des Führers und Reichskanzlers“ als „Universitäts-Professor“ „auf Grund der Verordnung vom 13. Juli 1934 zur Erinnerung an den Weltkrieg 1914/1918 das von dem Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg gestiftete Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen“ (Leo Baeck Institute AR 6177). 1937 war M. im Rahmen eines Honorary Fellowship in Pathology an der Yale University in New Haven/Connecticut erstmals in den USA. Im Januar 1938 emigrierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Emmy, geborene Golm (1888–1970), und seinen beiden Kindern Rudolf Eugen-Selmar (* 1920) und Anna-Beate (* 1913) endgültig in die Staaten. Hier war er bis 1942 zunächst als Pathologe an verschiedenen Hospitälern in Massachusetts tätig. 1943 wurde M. US-amerikanischer Staatsbürger.
Mathias, Ernst
Seine Mutter Esther M., geborene Salomon (1857–1942), wurde als Jüdin in das Ghetto Theresienstadt deportiert und kam hier am 23. September 1942 ums Leben (Arolsen Archives 11422001). M.s Sohn Rudolf schrieb hierzu in einer kurzen Notiz: „my grandmother had remained in Breslau and I maintained contact by mail until 1941 when she disappeared. Her last letter stated that she would soon move …“ (Leo Baeck Institute AR 6177). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): M. ist ein akademischer Schüler von Friedrich Henke und gilt als Entdecker der als „Progonoblastome“ bezeichneten Appendixkarzinome. Nach M.s Berufung zum Professor of Pathology an der Middlesex University School of Medicine in Waltham/Massachusetts (1942) ist nichts über seine weitere berufliche Laufbahn bekannt; die Professur hatte er vermutlich bis zur Schließung der Middlesex University im Jahr 1947 inne. Mit wissenschaftlichen Publikationen ist M. in den USA zumindest nicht mehr nachweislich in Erscheinung getreten. In den USA war er Mitglied der American Association of Pathologists and Bacteriologists sowie der New Englands Pathological Society. Bereits 1930 war zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Ärztegesellschaft in Budapest gewählt und im Ersten Weltkrieg u. a. mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet worden. 1962 war er wohnhaft in Madison/Wisconsin, wie aus einer Ankündigung des Madison Stamp Club in der Lokalpresse hervorgeht, der einen Vortrag von ihm zum Thema „Stamps of the Old German States“ bewirbt (Wisconsin State Journal, 01.03.1962, 25). Dort verstarb M. 1971 im Alter von 85 Jahren. Kurz vor seinem Tod, am 13. Juli 1971, wurde er als Fellow in die britische Royal Society of Health aufgenommen und war damit berechtigt, den Titel „FRSH“ zu führen. Sein Großvater väterlicherseits war der Königsberger königliche Schirmfabrikant Michaelis M. (1817–1873), sein Großvater mütterlicherseits der Sanitätsrat Elias Salomon (1814–1885), von dem der Text des bekannten Studentenliedes „Fiducit“ (1835) stammt.
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M.s Sohn Rudolf hat einen umfangreichen Nachlass, der aber vor allem die weiter zurückreichende Genealogie der Familie betrifft, an das Leo Baeck Institute in New York abgegeben (Leo Baeck Institute AR 6177). Darunter befinden sich u. a. eine 1936 vom Breslauer Archivar und Rabbiner Bernhard Brilling (1906–1987), später Professor an der Universität Münster und bedeutender Kenner des deutschen Judentums, gefertigte Chronik zur jüdischen Abstammungsund Familiengeschichte sowie zahlreiche Originaldokumente aus dem 19. Jahrhundert. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Tumore; Endokrinologie; Hormone; Progonoblastome; Chorionepitheliom; Interrenalismus; Myasthenie; septische Aborte; spinale Querschnittsläsion bei Lymphogranulomatose Publikationen (Auswahl): Zur Kasuistik seltener Geschwulstbildungen, Berl. Klin. Wochenschr. 57 (1920), 398–399; Die Abgrenzung einer neuen Gruppe yon Geschwülsten, Berl. Klin. Wochenschr. 57 (1920), 444–446; Zur Pathologie der myasthenischen Erkrankung, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 63 (1921), 171–178; Zur Lehre von den Progonoblastomen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 236 (1922), 424–445 (vermutlich zugl. Habil.-schr.); Über Geschwülste der Nebennierenrinde mit morphogenetischen Wirkungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 236 (1922), 446–469; Allgemeines und Pathologisch-anatomisches über septische Aborte, Arch. Gynäkol. 118 (1923), 645–653 (zus. mit F. Pietrusky); Über eine „Konkurrenz“ dreier Todesursachen, Dtsch. Z. Gesamte Gerichtl. Med. 4 (1924), 56–60; Eine weitere Beobachtung von „Interrenalismus“, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 2313–2314 (zus. mit E. Petzal); Zur Pathologie der Gewächse mit morphogenetischen Einflüssen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 277 (1930), 48–68 (zus. mit W. Arnold und J. Koerner); Bericht über ein Chorionepitheliom mit deutlicher Schwangerschaftshypophyse, Arch. Gynäkol. 152 (1933), 312–319; Über spinale Querschnittsläsion als Anfangserscheinung bei Lymphogranulomatose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 147 (1933), 237–243 (zus. mit L. Mann)
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Biografische Portraits
Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; Leo Baeck Institute AR 6177 [P]; NARA RG 21/3000057 [P]; Wisconsin Department of Health, Wisconsin Death Index 1959–67, 1969–97 Wisconsin State Journal, 01.03.1962, 25; Wisconsin State Journal, 29.10.1971, 27 Kürschner (1928/29), 1503; Kürschner (1931), 1870; Kürschner (1935), 871; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); N. Engl. J. Med. 226 (1942), 965; Sziranyi (2019), 4; Uhlendahl et al. (2021), 4 Mayer, Arnold Edmund Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Experimentalpathologe * 20. Dezember 1889 in Berlin † 9. Februar 1987 in Nanuet/New York, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin u. a. an der Universität Berlin; 1919 Promotion zum Dr. med. ebenda mit dem Thema „Funktionelle Gelenkfragen, an Bänderpräparaten und an der Leiche untersucht“; Assistent am Pathologischen Institut des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin (bis 1925); 1926 Direktor des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin-Kreuzberg (bis 1933); 1933 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst; Emigration nach Dänemark, dort Gastwissenschaftler am Carlsbergfondets Biologiske Institut in Kopenhagen bei Albert Fischer (1891–1956) (bis 1936); 1936 Emigration in den Libanon, dort fortan außerordentlicher Professor für Pathologie an der Amerikanischen Universität in Beirut (bis 1940); 1940 Internierung; 1941 Emigration in die USA, dort Forschungstätigkeit am Anatomischen Institut der Harvard Medical School (bis 1943); 1943 Experimentalpathologe an der Chemotherapeutischen Abteilung der Forschungslabore der American Cyanamid Company in
Stamford/Connecticut (bis 1956); ab 1956 Forschungstätigkeit am Department of Experimental Pathology beim Pharmahersteller Lederle Laboratories in Pearl River/New York Erfahrung im „Dritten Reich“: M. war jüdischer Abstammung; im April 1933 wurde er aus „rassischen“ Gründen aus seiner Stellung als Direktor des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin-Kreuzberg entlassen. Bereits am 11. März 1933 hatte die SA das Krankenhaus gestürmt und jüdische sowie politisch unerwünschte Mitarbeiter „geschlagen, verhaftet, vertrieben“; eine Gedenktafel erinnert seit 1988 an dieses Ereignis und erwähnt u. a. auch M. namentlich (Gedenktafel Krankenhaus am Urban [2021]). Noch 1933 emigrierte M. gemeinsam mit seiner Ehefrau Hildegard, geborene Wertheim (1892–1977), und den beiden Töchtern Ursula (1919–2012) und Maria (1923–1993) nach Dänemark. Hier war er im Rahmen eines Joint Fellowship des Kopenhagener Michaelsen Fund und der Rockefeller Foundation bis 1936 als Gastwissenschaftler am Carlsbergfondets Biologiske Institut in Kopenhagen tätig. 1936 emigrierte die Familie weiter in den Libanon, wo M. bis 1940 als außerordentlicher Professor für Pathologie an der Amerikanischen Universität in Beirut wirkte. Nach kurzzeitiger Internierung im Jahr 1940 (nähere Umstände – ob Enemy Alien o. Ä. – unklar; Angabe laut Doetz/Kopke [2018], 459), emigrierte M. gemeinsam mit seiner Familie im September 1941 vom Libanon aus in die USA. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): M. wandte sich bereits früh dem noch jungen Forschungsfeld der Gewebezüchtung zu und intensivierte seine diesbezügliche Forschung im Exil in Dänemark am Carlsbergfondets Biologiske Institut bei dem dänischen Biologen Albert Fischer. Als Experimentalpathologe an der Chemotherapeutischen Abteilung der Forschungslabore der American Cyanamid Company in Stamford/Connecticut wirkte er seit den 1940er Jahren außerdem maßgeblich an der Weiterentwicklung der Sulfonamide mit, wie der Weggefährte William Layton (1921–2009)
Mayer, Edmund
in einem Interview berichtete. Layton pflegte in Stamford ein sehr enges Verhältnis zu M. und betonte 1997: „Mayer and I were always together, we were quite close“ (Layton [1997]). M.s 1963 veröffentlichtes, an ein breites Publikum gerichtetes Lehrbuch „Introduction to Dynamic Morphology“ wurde in zeitgenössischen Rezensionen als „of fundamental significance, placing the specific knowledge of the times in proper perspective“ (Review Mayer [1963], 711) gelobt: „The extent of the biological field covered is phenomenal. The author’s outstanding contributions to the literature of pathology, tissue culture, and experimental morphology have made him an authority in this field and these, with his wide and penetrating personal experiences in the various medical branches, form the foundation upon which this book was conceived and written.“ (ebd.) Robert S. Morison bemerkt: „If there were more people like Edmund Mayer around, there would be less loose talk about the difficulty of communication across ‚disciplinary barriers‘. He has used his experience as an experimental pathologist on three different continents and in both academic and industrial laboratories to discover what keeps other people from understanding morphologists“ (Morison [1963], 293). M. wurde 97 Jahre alt und verstarb 1987 in Nanuet/New York, wo er mit seiner Ehefrau seit Mitte der 1950er Jahre gelebt hatte. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie, insbesondere Gewebezüchtung; funktionelle Gelenkfragen; Gelbe Leberatrophie und Nierenfunktion; Eisenreaktion am Malariapigment; Lymphknötchen im menschlichen Knochenmark; Tuberkelbacillen; Appendizitis; Zellschädigung und Mitose; Schulddrüsenfunktion und Klinik des Morbus Basedow; Situs inversus Publikationen (Auswahl): Funktionelle Gelenkfragen, an Bänderpräparaten und an der Leiche untersucht, Diss. med., Berlin 1919; Das Verhalten der Nieren bei akuter gelber Leberatrophie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 236 (1922), 279–300; Über Eisenreaktion am Malariapigment, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med.
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240 (1922), 117–126; Zur Frage der Lymphknötchen im menschlichen Knochenmark, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 253 (1924), 574–586 (zus. mit S. Furuta); Kolbenkranzbildung um tote Tuberkelbacillen als Reaktion des Wirtsorganismus, Z. Hyg. Infektionskr. 108 (1927), 38–53 (zus. mit K. Meyer); Wurmfortsatzentzündung (Appendizitis), in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 4/3 (1929), 469–586 (zus. mit E. Christeller); Zellschädigung und Mitose. Bemerkungen zum Degenerationsund Krankheitsbegriff, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 114–134; Die Wirkung der Quarzlampenbestrahlung auf Gewebekulturen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 277 (1930), 263–304; Wie weit entsprechen den klinischen Bildern der Basedowschen Krankheit bestimmte Formen der Schilddrüsenbläschen und des Kolloids?, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 278 (1930), 391–437 (zus. mit A. Fürstenheim); Die Entwicklungsphysiologie der Gewebe, Naturwissenschaften 19 (1931), 849–853 (zus. mit A. Fischer); Formbildung und Wachstum von gezüchteten Zellverbänden („Reinkulturen“), Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 130 (1933), 382–494; Die Wellenlängenabhängigkeit der Ultraviolettwirkung auf Gewebekulturen („Reinkulturen“), Protoplasma 21 (1934), 34–61 (zus. mit H. Schreiber); Experiments on the limit of growth in tissue cultures, Skand. Arch. Physiol. 72 (1935), 249–258; The mode of action of lipoids on tissue cells in vitro, Skand. Arch. Physiol. 75 (1936), 1–20; The effect of amino-acids on fibroblasts in vitro, Skand. Arch. Physiol. 75 (1936), 268–274 (zus. mit A. Fischer); Reversibility in the orientation of the chick embryo and the question of situs inversus viscerum, Anat. Rec. 84 (1942), 359–385; A method for studying numerical and topographic problems in the whole femoral marrow of rats and guinea pigs, with the use of undecalcified sections, Anat. Rec. 93 (1945), 213–231 (zus. mit A. Q. Ruzicka); Inhibition of thyroid function in beagle puppies by propylthiouracil without disturbance of growth or health, Endocrinology 40 (1947), 165–181; Protrusion of tubular epithelium into the space of Bowman’s capsule in kidneys of dogs and cats,
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Biografische Portraits
Anat. Rec. 99 (1947), 477–509 (zus. mit L. A. Ottolenghi); Carbonic anhydrase inhibition. I. The pharmacology of diamox 2-acetylamino-1,3,4-thiadiazole-5-sulfonamide, Bull Johns Hopkins Hosp. 95 (1954), 199–243 (zus. mit T. H. Maren und B. C. Wadsworth); Experimental investigations of sulfamethoxypyridazine, Ann. NY Acad. Sci. 69 (1957), 457–472 (zus. mit R. R. Roepke und T. H. Maren); Introduction to Dynamic Morphology (1963) Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NARA RG 21/3000057; NARA RG 85/4486355; U. S. Social Security Death Index List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Morison (1963); Review Mayer (1963); Dhom (1997), S14; Layton [1997]; Peiffer (1998), 107; Barker/Koestler/Secora [2007]; Doetz/Kopke [2013a]; Doetz/Kopke (2018), 459; Sziranyi et al. (2019b), 4; Gedenktafel Krankenhaus am Urban [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4 Medak, Hermann [Herman]
Professor, BSc, MSc, DDS, PhD, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Zahnarzt * 26. September 1914 in Wien † 29. Mai 1991 in Evanston/Illinois, USA Vaterberuf: Versicherungsbeamter Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1932 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1938); 1938 (nach dem 10. Fachsemes-
ter) Zwangsexmatrikulation und Vertreibung von der Universität Wien; März 1939 Emigration in die USA, dort Ausbildung am Flower Hospital in Toledo/Ohio, zugleich Tätigkeit als Medizintechniker ebenda (bis 1943); 1943 Bachelor of Science (BSc) an der University of Toledo/ Ohio; 1943 Studium der Bakteriologie und der Zahnheilkunde an der Northwestern University in Evanston/Illinois, zugleich Tätigkeit am Wesley Memorial Hospital in Chicago/Illinois (bis 1946); 1943/44 Militärdienst in der US Army; 1946 Master of Science (MSc) in Bakteriologie sowie zahnärztliche Prüfung und Promotion zum Doctor of Dental Surgery (DDS) an der Northwestern University; zahnärztliche Tätigkeit am Lutheran General Hospital in Parkridge/Illinois und (in Teilzeit) niedergelassener Zahnarzt; 1948 Research Assistent an der University of Illinois (bis 1951); 1951 Kriegsdienst im Rahmen des Korea-Krieges, hier: Captain im US Army Dental Corps (bis 1953); 1953 Wechsel als Instructor für Oralpathologie an das College of Dentistry der University of Illinois (bis 1959); 1959 zusätzliches PhD in Anatomie ebenda, Thema: „Histodifferentiation of oral epithelium in the adult mouse“; 1959 Assistant Professor ebenda (bis 1964); 1964 Professor und „acting Head of the Department of Oral Diagnosis and Oral Medicine“ am College of Dentistry der University of Illinois (bis 1967); 1967 Professor für „Preventive Medicine and Community Health“ am University of Illinois Hospital (bis 1986), zugleich Chief Clinician für Oralpathologie am Department of Oral Diagnosis and Oral Medicine des College of Dentistry der University of Illinois; 1973 Forschungsaufenthalt in Wien, dort Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; 1986 Entpflichtung an der University of Illinois Erfahrung im „Dritten Reich“: M. war jüdischer Abstammung; er war zuletzt im 10. Fachsemester an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien während des Wintersemesters 1937/38 eingeschrieben. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 konnte M. sein Studium in Wien nicht abschließen und wurde noch vor seinem ärztlichen Staatsexamen zwangsexmatrikuliert;
Medak, Hermann
er emigrierte im März 1939 über Großbritannien in die USA. Nach einem anfänglichen Aufenthalt in New York City verzog er noch 1939 nach Toledo/Ohio, wo er am Flower Hospital eine Beschäftigung als Medizintechniker fand und zeitgleich eine Ausbildung absolvierte. Er wohnte in Toledo zunächst als Untermieter bei der Familie von James A. Maddocks. Seine Eltern Ignaz (1883–1967) und Ella M. (1888–1975) folgten ihm 1940 (von Großbritannien aus) in die USA; die Mutter lebte fortan zunächst ebenfalls in Toledo, der Vater in New York City. Beide waren zuvor von Wien nach Großbritannien emigriert und hatten einige Zeit in London gelebt. Ab Dezember 1943 versah M. kurzzeitig Militärdienst in der US Army (April 1944: Private First Class); 1944 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): M. absolvierte in den USA Ausbildungen zum Zahnarzt und Oralpathologen, die zu einer wissenschaftlichen Karriere und einer Professur am College of Dentistry sowie am University Hospital der University of Illinois führten. Er fokussierte sich spätestens Mitte der 1940er Jahre wissenschaftlich auf die Oralpathologie. M. arbeitete mit international bekannten Wissenschaftlern zusammen – darunter auch mit den ebenfalls aus Wien emigrierten Zahnärzten und Oralpathologen Harry Sicher (1889–1974) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960) – und galt insgesamt als ausgesprochen publikationsaktiv. M. veröffentlichte in weltweit führenden Fachjournals, jedoch nahezu ausschließlich auf Englisch. Sein bekanntestes Werk war das 1970 vom US Public Health Service herausgegebene Lehrbuch „Atlas of Oral Cytology“, bei dem er als Erstautor fungierte. M. arbeitete über viele Jahre wissenschaftlich eng mit Paul Burkakow und Elizabeth A. McGrew zusammen, die am College of Medicine der University of Illinois als Professoren für Pathologie tätig waren, sowie mit Richard W. Tiecke, der wie M. am dortigen College of Dentistry als Professor wirkte. Im Korea-Krieg diente M. im US-amerikanischen Heer. Er lebte zuletzt in Lincolnwood bei Chicago.
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Privat engagierte er sich als Direktor eines Youth Theater in Chicago. M. verstarb im Evanston Hospital; die Trauerfeier fand am 31. Mai 1991 in Wilmette/Illinois statt. Er hinterließ drei Töchter (Ruth Ellen, Joanne Marie, Susan Lee) und einen Sohn namens Alan Walter. Seine Ehefrau Vivian H. verstarb im September 2004. M. war Fellow des American College of Dentists und des International College of Dentists, Chairman der American Academy of Oral Pathology sowie Mitglied des Boards of Directors des Cent. Youth Theater Chicago. Außerdem war er Mitglied der American Dental Association, der American Society of Cytology und der International Association for Dental Research. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Zahnheilkunde; Strahlenwirkungen auf die Zähne; allgemeine Pathologie; orale Pathologie und Zellpathologie Publikationen (Auswahl): The effect of single doses of irradiation upon the eruption of the upper rat incisor, J. Dent. Res. 29 (1950), 839–842 (zus. mit I. Schour und W. A. Klauber jun.); The effect of single doses of irradiation upon the tissues of the upper rat incisor, J. Dent. Res. 31 (1952), 559–574 (zus. mit M. Weinreb, H. Sicher, J. P. Weinmann und I. Schour); The effect of x-ray irradiation on the incisors of the Syrian hamster, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 7 (1954), 1011–1020 (zus. mit J. S. Oartel und G. W. Burnett); The effect of x-ray irradiation on the oral tissues of the Macacus rhesus monkey, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 7 (1954), 778–786 (zus. mit G. W. Burnett); Histodifferentiation of Oral Epithelium in the Adult Mouse, Diss. PhD, Chicago 1959; Correlated differences in granular and keratinous layers in the oral mucosa of the mouth, J. Invest. Dermatol. 34 (1960), 423–431 (zus. mit J. P. Weinmann und J. Meyer); Mitotic activity and rates of growth in regions of oral epithelium differing in width, Growth 24 (1960), 29–46 (zus. mit J. P. Weinmann und J. Meyer); Adenomeloblastoma: report of case, J. Oral Surg. Anesth. Hosp. Dent. Serv. 22 (1964), 434–438 (zus. mit A. K. Das und W. K. Cooper); Correlation of cell populations
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in smears and biopsies from the oral cavity, Acta Cytol. 11 (1967), 279–288 (zus. mit E. A. McGrew, P. Burlakow und R. W. Tiecke); Manifestations of viral infections in exfoliated cells, Acta Cytol. 12 (1968), 227–236 (zus. mit S. Nowakovsky, E. A. McGrew, P. Burlakow und S. Nanos); Definitive cytopathologic characteristics of primary oral melanoma, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 27 (1969), 237–246 (zus. mit E. A. McGrew, P. Burkalow und R. B. Jans); The cytology of vesicular conditions affecting the oral mucosa. 2. Keratosis follicularis, Acta Cytol. 13 (1969), 407–415 (zus. P. Burlakow, E. A. McGrew und R. Tiecke); Focal epithelial hyperplasia in a Mexican Indian, Arch. Dermatol. 100 (1969), 474–477 (zus. mit K. N. Tan, L. Cohen und P. Burlakow); The cytology of vesicular conditions affecting the oral mucosa: pemphigus vulgaris, Acta Cytol. 14 (1970), 11–21 (zus. mit P. Burlakow, E. A. McGrew und R. Tiecke); Atlas of Oral Cytology (1970) (zus. mit E. A. McGrew, P. Burlakow und R. Tiecke); Early effects of smoking on surface cytology of the oral mucosa. I. Regional differences in surface cytology of smokers and nonsmokers, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 30 (1970), 131–141 (zus. mit J. Meyer und A. S. Rubinstein); Early effects of smoking on surface cytology of the oral mucosa. II. Cell changes in smokers, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 30 (1970), 700–710 (zus. mit J. Meyer und A. S. Rubinstein); Cytopathologic study as an aid to the diagnosis of vesicular dermatoses, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 32 (1971), 204–220 (zus. mit P. Burlakow, E. A. McGrew, L. Cohen und R. Tiecke); An unusual type of ameloblastoma with a review of the literature, J. Oral. Med. 27 (1972), 83–88 (zus. mit L. Cohen und P. Burlakow); General Pathology (1973); Cytochemical study of exfoliated cells of oral mucosa. I. The glycogen deposition and keratinization, Acta Med. Okayama 29 (1975), 103–109 (zus. mit K. Kishi, K. Nishijima und P. Burlakow); Cytopathology of Oral Cavity (1976); Stellate structures in oral and vaginal smears, Acta Cytol. 24 (1980), 269–270 (zus. mit P. Burlakow) Quellen/Literatur: NARA RG 21/593882; NARA RG 21/4713410; NARA RG 29/T627/03259; NARA RG
85/4319742; NA HO 396/60; NA HO 396/234; NA RG 101/478F Chicago Tribune, 30.05.1991, Sect. 2, 8; Chicago Tribune, 31.05.1991, Sect. 2, 10; Chicago Tribune, 22.09.2004, Sect. 3, 10 American Men and Women of Science (1971– 1973), Bd. 4, 4180; Who is Who in World Jewry (1972), 604; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 795; Kröner (1983), 82; J. Am. Dent. Assoc. 122 (1991), 25; Dummett/Dummett (1993), 208, 224–225; Stadler/Weibel (1995), 44; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 914; Wahl (2007), 67; Gedenkbuch Medak [2009]; JBA [2021], II 370, 410–411; Uhlendahl et al. (2021), 4, 10, 12 Meyer, Friedrich [Fritz] Wolff Max
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Experimentalpathologe und Internist * 18. März 1875 in Berlin † 17. Mai 1953 in West-Berlin Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Königlichen Wilhelms-Gymnasium Berlin; 1893 Studium der Medizin an Universität Freiburg i. Br. bis zur ärztlichen Vorprüfung (bis 1895); 1895/96 halbjähriger Militärdienst beim I. Garde-Feld-Artillerie-Regiment Berlin;
Meyer, Friedrich
1896 Fortsetzung des Studiums der Medizin an der Universität Berlin, nachfolgend Medizinalpraktikant an der I. Medizinischen Klinik ebenda (bis September 1897); Juli 1897 ärztliches Staatsexamen; Oktober 1897 Promotion zum Dr. med. ebenda bei Ernst von Leyden (1832–1910) mit „Untersuchungen über die Toxicität des Urines und Milzextractes bei Carcinom“; Forschungstätigkeiten am Robert-Koch-Institut in Berlin und am Pasteur-Institut in Paris; 1903 Assistent am Laboratorium für Krebsforschung der I. Medizinischen Klinik bei von Leyden; 1908 Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten für Spezielle Pathologie und Therapie an der Universität Berlin nach Studien an der Medizinischen Universitätsklinik und der Biologischen Abteilung des Krebsinstituts Heidelberg über Diphtherievergiftung und ihre Behandlung; Gründung einer privaten Poliklinik in Berlin; 1912 Titularprofessor an der Universität Berlin; Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Klinische Tätigkeit in Seuchenlazaretten in Bartenstein/Ostpreußen und Russland; Betrieb einer Arztpraxis in Berlin (bis 1935); 1921 nichtbeamteter außerordentlicher Professor an der Universität Berlin (bis 1934); 1934 Entlassung; 1935 Emigration in die USA, dort Forschungstätigkeit am Sea View Hospital auf Staten Island/ New York, zeitgleich Betrieb einer Arztpraxis (bis 1948); 1948 Gastvorlesungen im Rahmen der Vertretung des vakanten Lehrstuhls für Pathologie an der Universität Marburg (bis 1950); 1950/51 Gastvorlesungen an der Freien Universität Berlin (West) (bis 1952/53) Erfahrung im „Dritten Reich“: M. war jüdischer Abstammung und Mitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte, die sich aktiv gegen den aufkommenden Einfluss der Nationalsozialisten gestellt hatte und von diesen 1933 zur Auflösung gezwungen wurde. Am 24. November 1934 wurde M. gemäß § 4 der Zweiten Durchführungsverordnung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wegen politischer Unzuverlässigkeit aus seiner Stellung als nichtbeamteter außerordentlicher Professor an der Berliner Universität entlassen. Vor einer Entlassung wegen „nichtarischer“ Abstammung gemäß § 3 war M. durch die Ausnahme
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von seit dem 1. August 1914 durchgehend Dienstverpflichteten zunächst noch geschützt; zudem war er Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, wobei unklar ist, ob die klinische Tätigkeit in einem Seuchenlazarett als sogenanntes Frontkämpferprivileg im Sinne der Bestimmungen der Dritten Durchführungsverordnung ausgelegt worden wäre. Die im April 1933 erlassene „Verordnung über die Zulassung von Ärzten und zur Tätigkeit bei den Krankenkassen“ sah ausdrücklich Ausnahmen beim Entzug der Kassenzulassung von Ärzten „nichtarischer“ Abstammung vor, die in einem Seuchenlazarett tätig gewesen waren, wobei der Nachweis durchaus schwerlich zu führen war und nicht eindeutige Nachweise im Zweifel abgelehnt wurden. M. war hier aber auch deswegen zunächst geschützt, weil wiederum auch Betroffene ausgenommen waren, die bereits vor dem 1. August 1914 zugelassen waren. Die Kassenpraxis wurde M. mit Beschluss vom 3. April 1935 schließlich wegen Betätigung im „kommunistischen Sinne“ gemäß der Zulassungsverordnung entzogen – vermerkt ist im Reichsarztregister hier seine Zugehörigkeit zur Deutschen Liga für Menschenrechte. Bereits im Dezember 1934, kurz nach der Entlassung aus dem Staatsdienst, war M. Opfer einer Denunziation und öffentlichen Hetzkampagne geworden. Die Studentin Charlotte Emery aus Roanoke/Virginia, USA, die 1934 für eine Ferienreise in Deutschland war, hatte M.s Praxis auf dem Kurfürstendamm 36, die regelmäßig auch von prominenten US-amerikanischen Patienten besucht wurde, auf Empfehlung „of a high American official“ (The New York Times, 21.12.1934, 10) für einen Arztbesuch aufgesucht. Dabei habe sie M. erzählt, dass es ihr gut in Deutschland gefalle und sie ein Jahr in Berlin studieren wolle, worauf M. entgegnet habe, „that studying in Germany was not in good taste today“ (ebd.). Nach dem Arztbesuch habe sie ihrer Mutter in Anwesenheit von zwei deutschen Freunden davon erzählt, die wiederum in einer Gruppe in Anwesenheit eines NS-Funktionärs darüber gesprochen hätten. Monate später sei sie dann Anfang Dezember 1934 zum Sachverhalt verhört worden – mutmaßlich von der Gestapo („two men who professed to be policemen but did not identify themselves“: ebd.). Der Vorfall wurde
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vom Berliner NSDAP-Parteiorgan „Der Angriff “ im Dezember 1934 im Rahmen einer antisemitischen Hetzkampagne propagandistisch ausgeschlachtet. Das Hetzblatt veröffentlichte M.s Klarnamen und die vollständige Adresse seiner Praxis. Es klagte ihn als „intellektuellen Juden“ öffentlich der „Hetze gegen Deutschland“ im Geiste der „Opposition einer artfremden Wissenschaft“ an, die „das deutsche wissenschaftliche Leben an den Hochschulen“ diskreditieren wolle (Der Angriff, 19.12.1934, 1). M. wurde in der Folge in „Schutzhaft“ genommen, seine Frau und Töchter waren kurzzeitig untergetaucht; die „Chicago Tribune“ berichtete: „It was revealed he had surrendered to the police as soon as the charges that he had told Miss Emery it is ‚bad taste to study in Germany‘ were published in Der Angriff, official Nazi organ. Dr. Meyer denied having made the statements ascribed to him. His wife and daughters are in hiding“ (Chicago Tribune, 22.12.1934, 11). Bereits nach einem Tag in Haft, am 22. Dezember 1934, wurde M. wieder entlassen – auf persönliche Intervention von Hermann Göring (1893–1946) wegen M.s prominenten US-Kontakten: „Because of Dr. Meyer’s stature and friends among the American colony in Berlin, Hermann Goering intervened and ordered his release one day after the arrest“ (New York Herald Tribune, 24.05.1953, 53). Nachdem M. in den Jahren zuvor zahlreiche Angebote für Tätigkeiten im Ausland ausgeschlagen hatte, „to remain in the land of his birth“ (Chicago Tribune, 20.12.1934, 16), emigrierte er angesichts der zunehmenden antisemitischen Hetze und persönlichen Entrechtung im Oktober 1935 schließlich gemeinsam mit seiner Ehefrau Erna M., geborene Meyerhof, in die USA und ließ sich auf Staten Island/New York nieder, wo er am Sea View Hospital zur Tuberkulose forschte und eine eigene Praxis betrieb. Er stand auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Mit dem 30. März 1939 wurde M. die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt, im Juli 1940 verfiel sein restliches Bankguthaben bei der Deutschen Bank dem Reich; 1940 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger.
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Als einer der wenigen emigrierten Pathologen ging M. 1948 zurück nach Deutschland, um in Marburg und West-Berlin wieder medizinische Vorlesungen zu halten und seine Forschungen zur Tuberkulose fortzuführen. Schon im April 1946 hatte er in Briefen an den französischen Bakteriologen Camille Guérin (1882–1961) die Absicht geäußert, nach Deutschland zurückzukehren. Nach Gastvorlesungen an der Universität Marburg im Rahmen der Vertretung des vakanten Lehrstuhls für Pathologie, der ab 1950 mit Herwig Hamperl (1899–1976) besetzt wurde, hielt M. ab 1950/51 Gastvorlesungen an der Freien Universität Berlin. Für Juli 1950 sind erste Gastvorträge zum Thema „Moderne Infektionsbehandlung“ belegt. Im Juli 1952 hielt M. in Marburg eine Abschiedsvorlesung vor Studenten und Ärzten der Medizinischen Klinik zum Thema „Der Arzt und das Unabwendbare“, in der er das Verhältnis von ärztlicher Pflicht und Aufgabe und dem menschlichen Tod auslotete (Der Arzt und das Unabwendbare, Ärztl. Wochenschr. 7 [1952], 1088–1092). In einem Interview erklärte er 1949, die Deutschen hätten nach wie vor „no sense of guilt, no shame … no feeling of having done wrong“ (New York Herald Tribune, 24.05.1953, 53). Andererseits schrieb er in einem Brief vom 13. Januar 1952: „So lange ich in Deutschland noch d. Geringste leisten kann, ist es meine Pflicht, diese Leistung auf mich zu nehmen“ (Leo Baeck Institute AR 25573). Seine Frau und seine zwei erwachsenen Töchter blieben in den USA. Zum Missfallen seiner Ehefrau war M. in den letzten Jahren vor seinem Tod eng mit Margarete Kollisch (1893– 1979), einer jüdischen aus Österreich stammenden Schriftstellerin, befreundet. Von 1948 bis zu seinem Tod in Deutschland unterhielt er regen Briefkontakt zu Kollisch, die auf Staten Island seine Nachbarin gewesen war und ihn 1950 in Marburg besuchte. M. bedachte sie sogar eigens in seinem Testament. Mit Beschluss vom 30. Dezember 1958 wurde vom Wiedergutmachungsamt Berlin das im „Dritten Reich“ enteignete Bankguthaben an M.s Haupterbin, seine älteste Tochter Dorothea, restituiert.
Meyer, Friedrich
M. wollte ursprünglich Gynäkologe werden, was durch „eine schwere, einen Finger verkrüppelnde Infektion“ (Lehfeldt [1953]) verhindert wurde. Sein Interesse galt zeitlebens dem Studium der Infektionskrankheiten. Während seiner Forschungstätigkeit in Berlin entwickelte M. einen neuen Impfstoff zur Behandlung von Tuberkulose und ein Serum zur Behandlung von Streptokokken-Infektionen; letzteres galt vor der Entdeckung der Antibiotika und der Sulfonamide als wirksamstes Mittel zur Behandlung von Streptokokken-Infektionen. Außerdem erkannte M. als einer der ersten die Bedeutung der Sulfonamide für die Behandlung von septischen Erkrankungen. Nach der Emigration arbeitete er in den USA an der Weiterentwicklung der Sulfonamid-Präparate mit und entwickelte ein neues, wasserlösliches und relativ ungiftiges Sulfonamid. M. verband dabei die experimentelle Arbeit im Laboratorium mit klinischen Studien. 1911 forderte er die Einrichtung von privaten Sanatorien für Infektionskranke, damit vermögende Familien und auf der Durchreise sich befindliche Ausländer entsprechend ihrer Bedürfnisse behandelt werden können (Ueber die Notwendigkeit privater Heilanstalten für Infektionskranke, Berl. Klin. Wochenschr. 48 [1911], 437–438). In der Folge gründete M. selbst eine private Poliklinik in Berlin (wie lange diese Klinik bestand und wo, ist nicht belegt). Zudem galt er seit den 1930er Jahren als weltweit angesehener Herz- und Lungenspezialist. In Berlin war er „house doctor for United States Ambassadors and consuls“ (The New York Times, 21.12.1934, 10). Er behandelte u. a. den US-Botschafter William Edward Dodd (1869– 1940) und reiste noch kurz vor seiner Emigration im August 1935 von Berlin aus nach Moskau, um dort den prominenten US-amerikanischen Geschäftsmann und Philanthropen Edward A. Filene (1869–1937) therapeutisch zu versorgen. 1936 wurde M. auf Geheiß des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt (1882–1945) mit der Behandlung des Kriegsministers George H. Dern (1872–1936) betraut. Im gleichen Jahr therapierte er außerdem Elsa Einstein (1876–1936), die Ehefrau von Albert Einstein (1879–1955), zu dem M. ein freundschaftliches Verhältnis pflegte.
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Neben seiner Forschungstätigkeit am Sea View Hospital auf Staten Island betrieb M. eine bekannte Arztpraxis in New York. In einem Nachruf des Gynäkologen und Sexualreformers Hans Lehfeldt (1899–1993) heißt es: „Seine Sprechstunden in Berlin und New York waren besucht von Staatsmännern und Gelehrten, Künstlern und Industriellen, wie von kleinen Angestellten und Handwerkern. Sie alle suchten und fanden bei Fritz Meyer nicht nur Hilfe für ihre körperlichen Gebrechen, sondern auch weisen Rat für menschliche Probleme“ (Lehfeldt [1953]). Im Mai 1949 wurde M. bei der 143. Jahresversammlung der New York State Medical Society in Buffalo/New York für 50 Jahre Dienst an der Medizin geehrt. Er verstarb im Alter von 78 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen in Folge einer septischen Erkrankung im Westsanatorium in Berlin-Charlottenburg und liegt bestattet auf dem Parkfriedhof Lichterfelde. Die Trauerrede hielt Hans Kress von Kressenstein (1902–1973), Dekan der Medizinischen Fakultät und Mitbegründer der Freien Universität Berlin. In der biografischen Literatur ist zuweilen irrtümlich Springfield/New Jersey, USA, als Sterbeort angegeben; die falsche Angabe resultiert wohl daraus, dass M. in Springfield seine letzte Meldeadresse in den USA hatte und M.s Ehefrau dort lebte. Auch in wissenschaftlichen Publikationen nutzte M. stets den Vornamen Fritz; er ist nicht zu verwechseln mit dem 1885 geborenen Röntgenologen Fritz M. Meyer, der als Assistent am Institut für Lichtbehandlung und der Hautpoliklinik der Berliner Charité tätig war, und dem an der Medizinischen Klinik Lindenburg der Universität Köln tätigen Fritz Meyer. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Spezielle Pathologie und Therapie: Diphterie, Streptokokken-Infektion, Typhus, Fleckfieber, Tuberkulose, Scharlach, Serumtherapie; Immuntherapie; Kardiologie; Heilanstalten; Papageienkrankheit Publikationen (Auswahl): Untersuchungen über die Toxicität des Urines und Milzextractes bei Carcinom, Diss. med.,
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Biografische Portraits
Berlin 1897; Ueber chronische Pentosurie, Berl. Klin. Wochenschr. 38 (1901), 785–786; Zur Bakteriologie des akuten Gelenkrheumatismus, Dtsch. Med. Wochenschr. 27 (1901), 81–82; Die Agglutination der Streptococcen, Dtsch. Med. Wochenschr. 28 (1902), 751–752; Ueber die Receptoren der Milcheiweisskörper, Berl. Klin. Wochenschr. 39 (1902), 638–639 (zus. mit L. Aschoff); Zur Einheit der Streptokokken, Berl. Klin. Wochenschr. 39 (1902), 936–939; Ueber chronische Gonorrhoe und Gonococcennachweis, Dtsch. Med. Wochenschr. 29 (1903), 642– 645; Beitrag zur Radiumbehandlung des Carcinoms, Z. Krebsforsch. 2 (1904), 261–264; Die klinische Anwendung des Streptokokkenserums, Berl. Klin. Wochenschr. 42 (1905), 197–201; Beitrag zur Kenntnis der Diphtherievergiftung und ihrer Behandlung, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 60 (1909), 208–232 (zugl. Habil.-schr.); Beiträge zur Serumtherapie der Diphtherie-Intoxikation, Berl. Klin. Wochenschr. 46 (1909), 1202–1205; Kritisches und Experimentelles zur Tuberkulintherapie (Diskussionsbeitrag Berl. med. Ges.), Berl. Klin. Wochenschr. 46 (1909), 2265–2266; Die Antistreptokokkensera und ihre klinische Anwendung, in: Handbuch der Serumtherapie und experimentellen Therapie (1910), 96–123; Ueber sensibilisierte Tuberkelbacillen-Emulsion (Tuberkulose-Sero-Vaccin), Berl. Klin. Wochenschr. 47 (1910), 926–928; Ueber Sensibilisierte Bacillen-Emulsion (S. B.E.), Berl. Klin. Wochenschr. 48 (1911), 69; Ueber die Notwendigkeit privater Heilanstalten für Infektionskranke, Berl. Klin. Wochenschr. 48 (1911), 437–438; Fortschritte in der Behandlung der Diphterie, Berl. Klin. Wochenschr. 48 (1911), 2027–2029; Ueber das Wesen der Tuberkulinreaktion, Dtsch. Med. Wochenschr. 38 (1912), 1963–1966 (zus. mit K. E. F. Schmitz); Spezifische Typhusbehandlung, Berl. Klin. Wochenschr. 52 (1915), 677–681; Intravenöse Typhusbehandlung mit der sensibilisierten Bacillenemulsion (Höchst), Berl. Klin. Wochenschr. 52 (1915), 870–872; Diphterie, in: Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 2/1 (1919), 313–394; Kombinierte Behandlung der malignen Diphtherie mit Diphtherieund Streptokokkenantitoxin Höchst, Dtsch. Med. Wochenschr. 54 (1928), 215–218; Ueber
ein neues Scharlachserum, Dtsch. Med. Wochenschr. 54 (1928), 1328–1329; Klinische Beobachtungen bei der Papageienkrankheit, Dtsch. Med. Wochenschr. 56 (1930), 174–179 u. 215–217 (zus. mit G. Grunwald); Heilsera und Impfstoffe in der Praxis (1932) (zus. mit R. Bieling); Ernst Ludwig Heim, ein moderner Arzt (1747–1834), Ther. Ggw. 74 (1933), 304–310; New studies in sulfanilamide therapy, Quart. Bull. Sea View Hosp. 3 (1938), 380–404; The management of staphylococcus infections, Quart. Bull. Sea View Hosp. 4 (1939), 59–62; Mechanism of action of sulfapyridine: Production of soluble substance, Quart. Bull. Sea View Hosp. 5 (1940), 27–39 (zus. mit I. Rosefield und A. Taran); Eigenserum-Immuntherapie, Dtsch. Med. Wochenschr. 74 (1949), 546; Der Arzt und das Unabwendbare, Ärztl. Wochenschr. 7 (1952), 1088–1092 Quellen/Literatur: Albert Einstein Archives 30–602; Archives Institut Pasteur GUE.6; BArch R 4901; BArch R 9347; LA Berlin B Rep. 025–07 Nr. 947/57; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; Leo Baeck Institute AR 25058 [P]; Leo Baeck Institute AR 25573; NARA RG 59/302021; NARA RG 85/300346; UA FUB Med-V 73; UA HUB Med. Fak. 01 Nr. 713 Der Angriff, 19.12.1934, 1; Chicago Tribune, 20.12.1934, 16; The New York Times, 21.12.1934, 10; Chicago Tribune, 22.12.1934, 11; The San Francisco Examiner, 23.12.1934, 10; The New York Times, 10.08.1935, 14; The New York Times, 14.08.1935, 21; The Baltimore Sun, 27.08.1936, 2; The New York Times, 27.08.1936, 3; Montpelier Evening Argus, 13.01.1937, 1 [P]; Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 05.04.1939, 1; New York Herald Tribune, 24.05.1953, 53 [P] Berl. Klin. Wochenschr. 40 (1903), 560; Berl. Klin. Wochenschr. 49 (1912), 1780; Berl. Klin. Wochenschr. 52 (1915), 459, 1243–1245; Kürschner (1931), 1943; Fischer (1933), Bd. 2, 1033; List of Displaced German Scholars (1936), 67, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); NY State J. Med. 49 (1949), 1340–1342; Lehfeldt (1953); Walk (1988), 265; Fischer et al. (1994), 623; Schwoch (2009), 601; Gerst (2013); Naquet (2017); Sziranyi et al. (2019b), 4; Evers et al.
Meyer, Oskar
(2021) [P]; Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4, 12–13 Meyer, Oskar Ludwig Wilhelm Dr. med. Deutscher Pathologe * 24. November 1881 in Rübeland/Harz † 30. Juni 1957 in Schwerin Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur in Blankenburg; Studium der Medizin an den Universitäten Tübingen, Berlin, Kiel, München und Halle (bis 1905); 1905 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Halle; Assistent am Anatomischen Institut ebenda bei Wilhelm Roux (1850–1924) (bis 1906); 1906 Assistent am Pathologischen Institut ebenda bei Karl Joseph Eberth (1835–1926) (bis 1909); 1909 Oberarzt am Senckenbergischen Pathologischen Institut in Frankfurt a. M. bei Bernhard Fischer-Wasels (1877–1941) (bis 1911); 1911 Prosektor und Leiter des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses Stettin (bis 1933); Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, dabei Stabsarzt in einem Feldlazarett und anschließend beratender Pathologe in Stettin; 1933 Tätigkeit als Allgemeinpraktiker in Torgelow/Pommern (bis 1940); 1940 Kriegsdienst, dabei beratender Hygieniker im Range eines Stabsarztes und zuletzt beratender Pathologe und Leiter der Pathologischen Untersuchungsstelle des Wehrkreises II in Stettin im Range eines Oberfeldarztes der Reserve (bis 1945); 1950 kurzzeitig Chefarzt am Städtischen Krankenhaus Torgelow und privatärztliche Tätigkeit, danach Prosektor und Leiter der Pathologischen Abteilung der Zentralstelle für Hygiene in Schwerin, später Pathologisches Institut des Bezirkskrankenhauses Schwerin Erfahrung im „Dritten Reich“: 1933 musste M. das Pathologische Institut in Stettin verlassen, das er seit 1911 als Prosektor geleitet hatte. M. selbst schreibt in einem Lebenslauf, dass er „von den Nationalsozialisten zusammen mit anderen leitenden Ärzten des Stettiner Kran-
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kenhauses aus [s]einer Stellung verdrängt“ wurde (LHAS 7.11-1-2 Rat des Bezirkes Schwerin, Abt. Gesundheitswesen, Z 127/1991 Nr. 20085b). Günter Möbius (1921–2003) schreibt in einem Nachruf auf M., dass ihm „auch der Weg zu anderen Instituten versperrt war“ (Möbius [1959], 487). M. war laut Angabe im Reichsarztregister „deutschblütiger Abstammung“; von Mai 1937 bis August 1939 hatte er der NSDAP angehört. Näheres zu den Gründen seiner Entlassung ist nicht bekannt. Im Oktober 1933 übernahm er eine allgemeinmedizinische Praxis in Torgelow/Pommern; 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen, wo er zunächst ein Lazarett leitete und anschließend beratender Hygieniker und schließlich beratender Wehrkreispathologe sowie Leiter der Pathologischen Untersuchungsstelle in Stettin wurde. Nach Verlegung der Untersuchungsstelle von Stettin nach Schwerin im März 1945 geriet M. mit Kriegsende in amerikanische, dann in britische und schließlich in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst Ende 1949 entlassen wurde. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): M. gilt als akademischer Schüler von Wilhelm Roux und Karl Joseph Eberth. Roux ging als Wegbereiter eines experimentellen biologischen Konzepts und als Pionier der modernen Biologie in die Geschichte der Biowissenschaften ein. M. war maßgeblich am Auf- und Ausbau der Prosekturen in Stettin und Schwerin beteiligt. Seine eigenen Forschungsschwerpunkte lagen auf dem Gebiet der Lymphogranulomatose und der entzündlichen Erkrankungen und Geschwülsten des zentralen Nervensystems. M. war seit 1951 Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB) der DDR. 1956 wurde M. vom Rat des Bezirkes Schwerin anlässlich seines 75. Geburtstags für die Verleihung der Ehrenbezeichnung „Verdienter Arzt des Volkes“ und den „Vaterländischen Verdienstordnen“ in Bronze vorgeschlagen. Der „Vaterländische Verdienstorden“ in Bronze wurde ihm für seine Verdienste um den Auf- und Ausbau des Schweriner Pathologischen Instituts im Dezem-
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Biografische Portraits
ber 1956 durch Staatspräsident Wilhelm Pieck (1876–1960) verliehen. Das angegebene Sterbedatum entspricht der Angabe in den Personalunterlagen der Abteilung Gesundheitswesen des Rats des Bezirkes Schwerin; im Nachruf von Möbius wird abweichend der 1. Juli 1957 angegeben. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Lymphogranulomatose; Retikulosarkom; entzündliche Erkrankungen und Geschwülste des zentralen Nervensystems; Adenome des Gastrointestinaltraktes; Lebererkrankungen, insbesondere Leberzirrhose und Endophlebitis hepatica obliterans; Nierenerkrankungen und -anomalien; Enzephalitiden; Amyloidose und Amyloid; Spanische Grippe; juvenile Arteriosklerose; plötzliche Todesfälle; Röntgenschädigung tiefgelegener Gewebe; Erblichkeitslehre und Rassenhygiene Publikationen (Auswahl): Über multiple Adenome des Rektums und des Dickdarmes, Diss. med., Halle 1905; Über den heutigen Stand der Lehre von der Lebercirrhose, Münch. Med. Wochenschr. 55 (1908), 2276–2280; Über einseitige congenitale Lungenatrophie, Arch. Entwicklungsmech. Organ. 30 (1910), 342–350; Dysplasie der Leber oder juvenile Zirrhose?, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 201 (1910), 349–361; Über akute genuine Encephalitis, Frankf. Z. Pathol. 5 (1910), 533; Über lokales tumorartiges Amyloid in den Lungen. Frankf. Z. Pathol. 8 (1911), 304; Beiträge zur Klinik, Pathogenese und der pathologischen Anatomie des malignen Granuloms, Frankf. Z. Pathol. 8 (1911), 343; Zur Ätiologie des malignen Granuloms, Berl. Klin. Wochenschr. 49 (1912) 1463–1467 (zus. mit K. Meyer); Demonstrationen einiger seltener Präparate von Hirntumoren und Erkrankungen der Hypophysengegend, Allg. Z. Psychiatr. 74 (1918), 521–529; Zur Kenntnis der Endophlebitis hepatica obliterans, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 225 (1918), 213–234; Zur Pathologie der Grippe von 1918, Berl. Klin. Wochenschr. 55 (1918), 778–788 sowie 814–817 (zus. mit G. Bernhardt); Zur Kenntnis der juvenilen Arteriosklerose, Berl. Klin. Wochenschr. 55 (1918), 1191–
1193; Zwei bemerkenswerte Sektionsbefunde bei plötzlichen Todesfällen, zugleich ein Beitrag zur Frage des Status thymico-lymphaticus, Münch. Med. Wochenschr. 66 (1919), 261–263; Zur Amyloidosefrage, Med. Klin. 15 (1919), 559–561 (zus. mit E. Wolf); Über die sog. Grippeencephalitis und Encephalitis lethargica, Allg. Z. Psychiatr. 76 (1920), 579–590; Die Heine-Medin-Erkrankung, in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkrieg 1914/1918, Bd. 8 (1921), 140–144; Geschwülste, Jahresber. Gesamte Chir. Grenzgeb. 29 (1923), 105–116; Beiträge zur Röntgenschädigung tiefgelegener Gewebe, Strahlentherapie 15 (1923), 48–64 (zus. mit E. Mühlmann); Über das Vorkommen und die Bedeutung entzündlicher Gefäßveränderungen in den Nieren mit besonderer Berücksichtigung der Glomerulitis der sekundären und genuinen Schrumpfniere, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 19 (1923), 352; Erblichkeitslehre und Rassenhygiene, Veröff. Gebiete Medizinalverw. 24 (1927), 117–131; Schularzt und Pflege der Leibesübungen, Veröff. Gebiete Medizinalverw. 24 (1927), 132–148; Über Beziehungen des Lymphogranuloms zum Retikulosarkom, zugleich ein Beitrag zur Frage der akuten Verlaufsform einer Lymphogranulomerkrankung, Zentralbl. Allg. Pathol. 95 (1956), 550–558; Über eine Häufung von Enzephalitis-Erkrankungen unbekannter Ätiologie, Z. Ärztl. Fortbild. 51 (1957), 39–41 (zus. mit H. Heinrich) Quellen/Literatur: BArch R 9347; LHAS 7.11-1-2 Rat des Bezirkes Schwerin, Abt. Gesundheitswesen, Z 127/1991 Nr. 20085b Neues Deutschland, 08.12.1956, 2; Berliner Zeitung, 28.12.1956, 3 Möbius (1959); Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Uhlendahl et al. (2021), 4
Meyer, Robert
Meyer, Robert Otto
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Gynäkopathologe * 11. Januar 1864 in Hannover † 12. Dezember 1947 in Minneapolis/ Minnesota, USA Vaterberuf: Unternehmer Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Hannoverschen Lyceum II; 1883 Studium der Medizin an den Universitäten Leipzig, Heidelberg und Straßburg (bis 1888); 1886 Militärdienst in Straßburg; 1888 ärztliches Staatsexamen an der Universität Straßburg; 1889 Promotion zum Dr. med. ebenda bei Friedrich Jolly (1844–1904) mit der Arbeit „Ein Fall von statischem Reflexkrampf “ und ärztliche Approbation, danach Volontär am Berliner Städtischen Krankenhaus am Friedrichshain bei Paul Fürbinger (1844–1930) (bis 1890); 1890 Landarzt in Dedeleben/Sachsen (bis 1894); 1894 allgemeinärztliche und geburtshelferische Praxis in Berlin und Privatgelehrter (bis 1908); 1895/96 Volontär und Leiter des Pathologischen Laboratoriums an der Berliner Privatklinik von Johann Veit (1852–1917); 1908 Titularprofessor der Universität Berlin und Leiter des Pathologischen Laboratoriums an der II. Universitätsfrauenklinik Berlin bei Ernst Bumm (1858–1925) (bis 1912); 1912 Leiter des Pathologischen Instituts der I. Universitätsfrauenklinik Berlin (bis 1935); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier Tätigkeit in einem Kriegslazarett in Brüssel (bis 1918); 1932 Honorarprofessor der Universität Berlin (bis 1936); 1935/36 Entlassung und Entzug der Venia
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legendi, fortan unbezahlte Tätigkeit am Pathologischen Institut der I. Universitätsfrauenklinik Berlin bei Walter Stoeckel (1871–1961) (bis 1938); 1939 Emigration in die USA, dort Clinical Associate Professor of Obstetrics and Gynecology an der University of Minnesota sowie Parttime Obstetrics Pathologist beim Minnesota State Board of Health Erfahrung im „Dritten Reich“: M. war jüdischer Abstammung, bereits seine Eltern waren aber zum Protestantismus konvertiert. Aufgrund seines Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg und der Bemühungen von Walter Stoeckel, dessen Rolle im „Dritten Reich“ durchaus ambivalent zu beurteilen ist, konnte er nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zunächst bis 1935 offiziell im Amt bleiben. Trotzdem widerfuhren auch ihm die Auswirkungen der antisemitischen Entrechtung; so war Stoeckel etwa im Oktober 1936 gehalten, ein Leumundszeugnis über M. abzugeben, „da dieser ein ‚arisches‘ Dienstmädchen eingestellt hatte, was für die Nazis den Verdacht der Rassenschande nahelegte“ (Hinz/Ebert/Goetze [1993], 214). In seiner Autobiografie schrieb M.: „1933 riss Hitler durch frivole Reden, Lügen und Betrug die Regierung rechtswidrig an sich. Zuerst interessierte ich mich nicht sehr für sein skandalöses und destruktives Benehmen. Ich war niemals ein Politiker, so, wie die meisten Deutschen, die eine sichere Position hatten. Wir besassen eine gerechte Regierung und wir waren zufrieden. Warum sollten wir uns darum kümmern? Wir waren so erzogen und hatten einen König oder einen Kaiser, der wissen musste, was er zu tun hatte, und einen Reichstag und einen Landtag, wo die albernen Schwaetzer hingehen konnten, um nach dem Rechten zu sehen. […] Ein einziges mal wurde ich gestört, als ein Polizist in unsere Wohnung kam um unsere Paesse anzufordern, die er zur Gestopa [sic!] bringen musste. Er wusste nicht, warum das verlangt wurde. Nach 14 Tagen bekam ich den Befehl, zur Gestapo zu gehen. Meine Frau dachte, dass ich in ein Konzentrationslager gebracht würde und ich musste ihr versprechen zu telefonieren, wenn das Verfahren beendet waere. Ein Teil des Polizeipraesidiums war für die Gestapo reserviert, abgeschlossen
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Biografische Portraits
und abgesondert von den anderen Teilen einer gitteraehnlichen Angelegenheit – einem Kaefig für Raubtiere. Im Vorzimmer war ein Plakat angebracht: ‚Keine Aufregung‘. Ich musste über den Empfang der Paesse eine Quittung ausstellen und konnte gehen. Ich weiss nicht, worauf dieser Zwischenfall zurückzuführen ist. Der Beamte hielt mir ein Blatt Papier, auf dem etwas geschrieben stand, unter die Nase. Ich tat so, als ob es mich nicht interessierte“ (Meyer [1952], 1992). Im November 1933 wurde M., der noch im Februar desselben Jahres zum 1. Vorsitzenden gewählt worden war, wegen seiner „nichtarischen“ Abstammung von der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie ausgeschlossen. Am Kongress der Gesellschaft für Gynäkologie im Oktober 1933 in Berlin nahm er nicht mehr teil; Walter Stoeckel propagierte hier, eine „unerbittliche Härte“ gehe „mit festem Blick auf Deutschlands nationalvölkische Gestaltung schicksalhaft über Einzelschicksale hinweg“ (zit. n. Hinz/Ebert/Goetze [1993], 212). Er setzte hinzu: „Wir bedauern, daß diese Entwicklung auch Kollegen schwer getroffen hat, deren Persönlichkeit wir hochschätzen und deren wissenschaftlichen Leistungen wir hoch bewerten. Wir können ihr Geschick nicht wenden; sie sind die beklagenswerten Opfer einer Härte geworden, die für die Gesundung des deutschen Volkes notwendig geworden war“ (zit. n. ebd.). Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde M. im Januar 1934 in seiner Privatwohnung – eine öffentliche Ehrung war bereits nicht mehr möglich – von Stoeckel und Felix von Mikulicz-Radecki (1892– 1966) mit Laudationes und einer von Fritz Klimsch (1870–1960) angefertigten Bronzebüste geehrt; ihn erreichten Glückwunschschreiben aus aller Welt, darunter auch von „berühmte[n] Autoritaeten in Rassenfragen“ (Meyer [1952], 1992), dem Rektor der Universität Berlin sowie den Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und der Deutschen Pathologischen Gesellschaft. Am 8. August 1934 leistete M. seinen Diensteid auf „den Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler“, am 18. Oktober 1935 erklärte er „unter Berufung auf meinen Diensteid, dass meine vier Grosseltern der Abstammung
nach Volljuden gewesen sind und der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört haben“ (zit. n. Hinz/Ebert/Goetze [1993], 212). Mit Schreiben vom 13. November 1935 wurde M. schließlich im Kontext der Durchführung des Reichsbürgergesetzes vom 15. September 1935 offiziell beurlaubt; die Entziehung der Venia legendi rückwirkend zum 31. Dezember 1935 wurde ihm mit Schreiben vom 22. Februar 1936 gemeinsam mit Ludwig Pick (1868–1944) und Selmar Aschheim (1878–1965) mitgeteilt und er durfte fortan nur noch die Dienstbezeichnung „früherer Honorarprofessor in der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin“ führen (zit. n. ebd., 206). Stoeckel konnte jedoch erreichen, dass M. bis Dezember 1938 weiter unentgeltlich an der Universitätsfrauenklinik Berlin tätig sein durfte („In Berücksichtigung der dargelegten besonderen Verhältnisse genehmige ich ausnahmsweise, daß der Honorarprofessor Dr. Robert Meyer unentgeltlich seine bisherige Tätigkeit in der Universitäts-Frauenklinik weiterhin ausübt“: zit. n. ebd., 215). Außerdem ermöglichte Stoeckel ihm bis 1938 weiter im „Zentralblatt für Gynäkologie“ zu publizieren. M. schrieb in seinen Memoiren: „Meine Stellung wurde zunaechst nicht angegriffen, vor allem, weil ich eine moralische Autoritaet besass. Die Führer der nationalsozialistischen Aerzte schickten mir, genau wie vorher, das Material ihrer Patientinnen, bis zu der Zeit, wo ich Berlin verliess. Als aber 3 Jahre spaeter, Ende 1935, die Anti-Semiten sich stark genug fühlten und jeden Juden seiner Stellung enthoben, wurde ich entlassen – aber nur offiziell. Auf Anregung von Dr. Stoeckel und mit Unterstützung des Unterrichtsministeriums blieb ich inoffiziell noch 3 Jahre (bis Ende 1938) in meiner Stellung. Ich hatte die Erlaubnis, ohne Gehalt dort zu bleiben und alles Geld, was ich von Privat-Patienten verdiente, ohne Abzug zu behalten. Das betrug 24.000,- Mark jaehrlich, waehrend das Gehalt nur 6.000,- Mark war. Der Staat bezahlte alle Auslagen für das Institut und ich konnte mit diesem Schwindel zufrieden sein. […] Stoeckel war mir gegenüber rührend freundlich und hilfsbereit. Er erlaubte mir, so lange und so oft ich wollte, in meinem Institut zu bleiben, und das war für mich sehr wichtig“ (Meyer [1952], 1992 f.).
Meyer, Robert
Mit Schreiben vom 1. Dezember 1938 wurde vom Reichserziehungsministerium schließlich mitgeteilt, „daß dem Antrage des Professors Stoeckel auf unentgeltliche Weiterbeschäftigung des früheren Honorarprofessors Dr. Robert Meyer in der Universitäts-Frauenklinik, im Hinblick auf die Einstellung des Deutschen Volkes zum Judenproblem und die inzwischen erfolgten gesetzlichen Maßnahmen, nicht entsprochen werden kann“ (zit. n. Hinz/Ebert/Goetze [1993], 216). Bereits zum 5. Juni 1937 war M. laut Vermerk im Reichsarztregister von der „Ersatzu. Wohlfahrts-Praxis ausgeschlossen“ worden (BArch R 9347). Am 1. September 1939 – dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen – erreichte M. gemeinsam mit seiner Ehefrau einen Zug Richtung Niederlande und emigrierte von Rotterdam aus in die USA, wo er über seinen ehemaligen Schüler John L. McKelvey eine Stellung als Clinical Associate Professor of Obstetrics and Gynecology an der University of Minnesota in Minneapolis erhalten hatte, die vom Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Medical Scientists, der American Gynecological Society sowie der Manhattan Research Foundation finanziert wurde. Am 14. Dezember 1945 wurde M. US-amerikanischer Staatsbürger („stolzer Bürger der Vereinigten Staaten“: Meyer [1952], 2006). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): M. ist der Sohn von Moritz M. (1822–1879), dem Mitinhaber einer Gummifabrik in Hannover (heutige Continental AG), und dessen Ehefrau Bettina, geborene Katzenstein († 1910); sein Großvater väterlicherseits (* 1780), ein Bankier, stellte in seiner Freizeit künstliche Diamanten her. 1890 heiratete M. seine Cousine Leonie Katzenstein (1866–1941), die Tochter eines Architekten und Kunstsammlers. Die beiden hatten einen Sohn, Hans M. (1892–1931), und eine Tochter (* 1895). M. gilt als Vater der gynäkologischen Pathologie; er leistete u. a. elementare Beiträge zur Embryologie der Vagina, zu Eierstocktumoren, zur Krebsdiagnose, zur Endometriose und zu genitalen und fetalen Anomalien. Wie Robert H. Young jüngst bemerkte: „Meyer’s
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contributions to the field of gynecologic pathology are immense, putting him in the top echelon of all who have contributed to the area“ (Young [2017], 382). Auf M. – und Carl Weigert (1845–1904) – geht die „Meyer-Weigert-Regel“ (oder auch „Weigert-Meyer-Regel“) zurück, die die anatomische Lage der Harnleiter bei Vorhandensein einer kompletten Doppelniere mit doppeltem Harnleiter erklärt (Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Ureterverdoppelung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 187 [1907], 408–434). Zu M.s akademischen Lehrern gehören u. a. der Anatom und Embryologe Wilhelm His d. Ä. (1831–1904), der Physiologe Carl Ludwig (1816–1895), der Chirurg Carl Thiersch (1822–1895), der Internist Adolf Kußmaul (1822–1902) und der Pathologe Friedrich Daniel von Recklinghausen (1833– 1910). Einfluss auf M.s Wirken hatten außerdem der Internist und Hygieniker Paul Fürbinger, der Gynäkologe Johann Veit und der Pathologe Carl Ruge (1846–1926). Zu den Kommilitonen von M. gehören u. a. der berühmte Pathologe Ludwig Aschoff (1866–1942), der Bakteriologe August von Wassermann (1866–1925) und der Kardiologe Wilhelm His d. J. (1863–1934). Zu verschiedenen Themen der gynäkologischen Pathologie hatte M. wissenschaftliche Kontroversen mit Ludwig Pick. Nach einer persönlichen Aussprache mit dem berühmten Pathologen Otto Lubarsch (1860–1933), der ihm als Gynäkologe zunächst noch Unkenntnis des Forschungsstandes vorgeworfen hatte, wurde M. 1903 veranlasst, einen Beitrag „Über embryonale Gewebseinschlüsse in den weiblichen Genitalien und ihre Bedeutung für die Pathologie dieser Organe“ für Lubarschs „Ergebnisse der Allgemeinen Pathologie und Pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere“ zu verfassen (Bd. 9/2 [1903], 518–705). Trotz seines wissenschaftlichen Erfolgs und seines internationalen Renommees erhielt M. niemals eine reguläre Professur und auch als Honorarprofessor weiter lediglich ein Assistentengehalt – hauptsächlich wegen seiner Verortung zwischen Gynäkologie und Pathologie, aber auch wegen geringer Karriereambitionen und persönlicher Bescheidenheit. Er verfolgte nie einen bestimmten Karriereplan und streb-
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Biografische Portraits
te nicht nach bestimmten Posten und Ämtern, sondern ließ sich „treiben“ und war immer mehr an wissenschaftlichen Fragestellung als an formalem Erfolg interessiert; trotz persönlicher Schicksalsschläge in der Familie (früher Tod von Vater, Bruder und Sohn) und der Vertreibung durch die Nationalsozialisten blickte M. überaus positiv auf sein Leben zurück: „Ich hatte ein besonders schönes Leben, das sich gelohnt haette, noch einmal gelebt zu werden. Ich hatte keinen Kummer, abgesehen von dem, welchen ich mir selber bereitete, und dieser war unwichtig. In schwierigen Situationen hatte ich immer das Gefühl, dass alles gut gehen würde, und es ging auch gut. Ich liess das Leben auf mich zukommen, traf meine Entscheidungen und sie waren richtig. Ich habe keine Position gesucht oder mich darum beworben. Ich brauchte niemanden um Empfehlungen zu bitten, ich war in jeder Hinsicht unabhaengig. Ich arbeitete für meine Befriedigung. Ich war nur kurze Zeit Assistent und hatte niemals den Ehrgeiz, ‚Privatdozent‘ für Pathologie oder Anatomie zu werden, so wie man es von mir erwartete. Ich war ein Autodidakt“ (Meyer [1952], 1901). M. war seit 1897 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie, seit 1902 Mitglied der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie und seit 1906 Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft. Ihm wurden zahlreiche internationale Ehrungen und Auszeichnungen zuteil. 1919 wurde er Ehrenmitglied der Anatomischen Gesellschaft für Krebsforschung in Bukarest, 1930 war er Ehrenvorsitzender der Transkaukasischen Gesellschaft für Gynäkologie. 1932 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Chicago Gynecological Society verliehen und 1933 erhielt er die gleiche Auszeichnung von der American Gynecological Society. 1934 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Società Italiana di Ginecologia e Ostetricia ernannt. Darüber hinaus wurde ihm für seine wissenschaftlichen Verdienste in Spanien der „Orden Civil de Alfonso XII“ verliehen. M. erkrankte Ende 1945 an einem Pyloruskarzinom und verstarb im Dezember 1947 im Alter von 83 Jahren in Minneapolis/Minnesota. In den Jahren 1947 und 1948 veröffentlichte das „Journal of the History of Medicine and Allied
Science“ die Autobiographie M.s (Meyer [1947– 1948]); 1949 wurden die Memoiren auch als Monografie publiziert (Meyer [1949]). In deutscher Übersetzung erschienen sie 1952 in einer unverkäuflichen Sonderausgabe des „Türkischen Archivs für Gynäkologie“ (Meyer [1952]). Im selben Jahr fand an der Berliner Charité ein erstes Symposium zu Ehren von Robert M. und Carl Ruge statt; es war von Stoeckel initiiert worden. 1964 folgte eine Festveranstaltung anlässlich M.s 100. Geburtstags. 1992 veranstaltete erstmals auch die Deutsche Gesellschaft für Pathologie ein „Robert-Meyer-Symposium“ an der Charité – „a visible sign that Meyer was meanwhile also considered part of the scientific community of pathologists“ (Gross/Schmidt/Lang [2021], 4). 1994 fand in Weimar eine von der deutschen Sektion der International Academy of Pathology ausgerichtete Tagung zu M.s Ehren statt, 1997 wurde eine weitere Tagung organisiert – dieses Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Büste Robert M.s erinnert heute noch in der „Ruhmeshalle“ der Charité-Frauenklinik in Berlin (Campus Mitte) an ihn. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Embryologie der Vagina und embryonale Fehlentwicklungen der weiblichen Geschlechtsorgane; Eierstocktumore; Krebsdiagnose; Endometriose; genitale und fetale Anomalien; statischer Reflexkrampf Publikationen (Auswahl): Ein Fall von statischem Reflexkrampf, Diss med., Straßburg 1889; Zur Aetiologie der Gynatresien auf Grund der einschlägigen Casuistik, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 34 (1896), 456–518; Über Hämatosalpinx bei Verschlüssen doppelter Genitalien, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 36 (1897), 310–350; Über die Genese der Cystadenome und Adenomyome des Uterus, mit Demonstrationen, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 37 (1897), 327– 337; Über epitheliale Gebilde im Myometrium des fötalen und kindlichen Uterus einschliesslich des Gartner’schen Ganges (1899); Über Drüsen, Cysten und Adenomyome im Myometrium bei Erwachsenen: I. Der Gartner’sche
Meyer, Robert
Gang, II. Über Schleimhautwucherungen im Myometrium, III. Tubenwinkeladenome, IV. Einzelne Drüsen und Cysten im Myometrium (einschliesslich der subserösen Drüsen), Z. Geburtshilfe Gynäkol. 42 (1900), 526–546, 43 (1900), 130–168, 329–372 sowie 44 (1901), 39–84; Über Drüsen der Vagina und Vulva bei Föten und Neugeborenen, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 46 (1901), 17–32; I. Über einen Fall von theilweiser Verdoppelung des Wolff ’schen Ganges bei einem neugeborenen Mädchen, II. Über den intrapelvinen Teil des Cremasters beim Weibe, III. Zur Bedeutung der accessorischen Nebennieren im Ligamentum latum, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 46 (1901), 103–117; Knochenherd in der Cervix eines fötalen Uterus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 167 (1902), 81–92; Über Ektoderm- (Dermoid-)Cysten im Ligamentum latum, am Samenstrang und Nebenhoden bei Foetus und Neugeborenen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 168 (1902), 250–264; Einmündung des linken Ureters in eine Uterovaginalzyste des Wolff ’schen Ganges, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 47 (1902), 401–429; Über embryonale Gewebseinschlüsse in den weiblichen Genitalien und ihre Bedeutung für die Pathologie dieser Organe, in: Ergebnisse der Allgemeinen Pathologie und Pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere, Bd. 9/2 (1903), 518–705; Die subserösen Epithelknötchen an Tuben, Ligamentum latum, Hoden und Nebenhoden (sogenannte Keimepitheloder Nebennierenknötchen), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 171 (1903), 443–472; Über adenomatöse Schleimhautwucherungen in der Uterus- und Tubenwand und ihre pathologisch-anatomische Bedeutung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 172 (1903), 394–409; Struma ovarii colloides, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 173 (1903), 538–552; Über Adenom- und Karzinombildung an der Ampulle des Gartnerschen Ganges, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 174 (1903), 270–294; Eine unbekannte Art von Adenomyom des Uterus mit einer kritischen Besprechung der Urnierenhypothese v. Recklinghausen’s, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 49 (1903), 464–507; Über einige Abnormitäten am Schwanzende menschlicher Foeten. (Verdoppe-
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lungen des Spinalkanals, Überreste der Chorda des caudalen Spinalkanals, des neurenterischen Stranges und des Schwanzdarmes, sowie über Mastdarmdrüsen), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 180 (1905), 334–346; Zur Kenntnis der benignen chorioepithelialen Zellinvasion in die Wand des Uterus und der Tuben, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 58 (1906), 98–134; Zur Pathologie der Uterussarkome, Beitr. Pathol. Anat. 42 (1907), 85–114; Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Ureterverdoppelung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 187 (1907), 408–434; Beitrag zur Kenntnis des Gartnerschen Ganges beim Menschen: I. Die Ampulle des Gartner und ihre kongenitalen Abnormitäten, II. Ueber einen zweiten Fall von destruierendem Adenom (Karzinom an der Ampulle des Gartnerschen Ganges), Z. Geburtshilfe Gynäkol. 9 (1907), 234–262; Zur Pathologie der Myome, insbesondere über ihr Wachstum und ihre Histogenese, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 60 (1907), 329–340; Die Myome und Fibromyome des Uterus, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 1 (2. Aufl., 1907), 415–486; Anatomie und Histogenese der Uterussarkome. Das Endotheliom des Uterus: Anatomie und Histogenese. Die heterologen mesodermalen Kombinationstumoren, sogen: Mischgeschwülste des Uterus, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 3 (2. Aufl., 1907), 443–502, 503–513 sowie 549–570; Über einen Holoacardius acephalus (sog. Amorphus), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 192 (1908), 371–383; Zur Anatomie und Entstehung der Placenta marginata s. partim extrachorialis, Arch. Gynäkol. Berl. 89 (1909), 542–573; Zur Kenntnis des Gartnerschen (oder Wolffschen) Ganges besonders in der Vagina und dem Hymen des Menschen, Arch. Mikr. Anat. Entwicklungsgesch. 73 (1909), 751–792; Zur Entwicklungsgeschichte und Anatomie des Utriculus prostaticus beim Menschen, Arch. Mikr. Anat. Entwicklungsgesch. 74 (1909), 844–854; Über entzündliche heterotope Epithelwucherungen im weiblichen Genitalgebiete und über eine bis in die Wurzel des Mesocolon ausgedehnte benigne Wucherung des Darmepithels, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 195 (1909), 487–537; Die Epithelentwicklung der Cervix und Portio vaginalis uteri und die Pseu-
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Biografische Portraits
doerosio congenita (congenitales histologisches Ektropium), Arch. Gynäkol. Berl. 91 (1910), 579– 598; Die Erosion und Pseudoerosion der Erwachsenen, Arch. Gynäkol. Berl. 91 (1910), 658– 691; Zur Kenntnis der normalen und pathologischen Abschnürung der männlichen Harnröhre und der Präputialbildung, Arch. Anat. Physiol. (Anat. Abt.) (1911), 259–374; Über embryonale Gewebsanomalien und ihre pathologische Bedeutung im allgemeinen und solche des männlichen Genitalapparates im besonderen, in: Ergebnisse der Allgemeinen Pathologie und Pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere, Bd. 15/1 (1911), 430–649; Nachnierenkanälchen mit Glomerulusanlage in der Leistengegend beim menschlichen Embryo, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 204 (1911), 94–105; Atlas der normalen Histologie der weiblichen Geschlechtsorgane (1912) (zus. mit F. Moraller und E. Hoehl); Zur Kenntnis der normalen und abnormen embryonalen Gewebseinschlüsse und ihrer pathologischen Bedeutung, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 71 (1912), 221– 320; Die Entzündung als Entstehungsursache ektopischer Dezidua oder Paradecidua, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 74 (1913), 250–277; Erfolge und Aufgaben im Untersuchungsgebiete der „embryonalen Gewebsanomalien“, Stud. Pathol. Entwicklungsgesch. 1 (1913–1914), 197–219; Zur normalen und pathologischen Anatomie des Markepithels und des Rete ovarii beim Menschen, Stud. Pathol. Entwicklungsgesch. 2 (1914), 79–92; Das Adenoma tubulare ovarii carcinomatosum und die Beziehung des tubulären Ovarialadenoms zu embryonalen Organresten, Stud. Pathol. Entwicklungsgesch. 2 (1914), 93– 116; Ueber Carcinoma ovarii folliculoides et cylindromatosum, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 77 (1915), 505–524; Drei Beiträge zur Kenntnis seltener Ovarialtumoren, Arch. Gynäkol. Berl. 109 (1918), 212–246; Beiträge zur Lehre von der normalen und krankhaften Ovulation und der mit ihr in Beziehung gebrachten Vorgänge am Uterus, Arch. Gynäkol. Berl. 113 (1920), 259–315; Über die Bildung des Urnierenleistenbandes („Plica inguinalis“) des Menschen, Arch. Gynäkol. Berl. 113 (1920), 441–455; Zur Kenntnis des Papilloma portionis uteri, insbesondere des Papilloma verrucosum, Arch. Gynäkol. Berl. 115
(1921), 167–183; „Plattenepithelknötchen“ in hyperplastischen Drüsen der Korpusschleimhaut des Uterus und bei Carcinom, Arch. Gynäkol. Berl. 115 (1921), 394–407; Über seltenere gutartige und zweifelhafte Epithelveränderungen der Uterusschleimhaut im Vergleich mit den ihnen ähnlichen Karzinomformen: 1. Endometritis, 2. Schleimhauthyperplasie, 3. Plattenepithelknötchen, 4. Polypen, 5. Papillome, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 85 (1922), 440–456; Über einen Fall von velamentöser Nabelschnuranheftung nach dem oberen Teil der Eikapsel mit scheinbarer Verlagerung der chorialen Scheidewand und mit Überlagerung beider Placenten im Grenzgebiete beim zweieiigen Zwilling, Arch. Gynäkol. Berl. 116 (1923), 599–620; Malignes Endotheliom oder Angiosarkom? Ein Fall von Angiosarkomyom des Uterus, Arch. Gynäkol. Berl. 116 (1923), 638– 659; Gibt es bei Menschen oder Affen Menstruation ohne Ovulation?, Arch. Gynäkol. Berl. 122 (1924), 585–602; Zur Frage der heterotopen Epithelwucherung, insbesondere des Peritonealepithels und in den Ovarien, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 250 (1924), 595–610; Hydrocephalus chondrodystrophicus mit Bemerkungen über den „Perioststreifen“ bei Chondrodystrophie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 253 (1924), 766–774; Über einen Fall von doppelseitigem Ovotestis beim Neugeborenen sowie über besondere Formen der Keimdrüsen-Geschwulstbildung bei Pseudohermaphroditismus und Hermaphroditismus verus sowie über gleichartige Geschwülste bei nichtzwittrigen Personen, Arch. Gynäkol. Berl. 123 (1925), 675–713; Über Teratome (Dermoidcystome) des Ovariums mit freiem Beckenende und Extremitäten, Arch. Gynäkol. Berl. 123 (1925), 714–764; Über Blut- und Lymphgefässwucherungen in der Uterusmuskulatur (Teleangieektasie und Hämangiome, Angiohyperplasie und Angioadenomyohyperplasie und Lymphangiocystofibrom des Uterus), Arch. Gynäkol. Berl. 126 (1925), 609–622; Zum Mangel der Geschlechtsdrüsen mit und ohne zwittrige Erscheinungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 225 (1925), 33–46; Über den Zusammenhang der ovariellen und uterinen Funktion, unter besonderer Berücksichtigung des aus jungen Schwangerschaften sich ergeben-
Meyer, Robert
den Ovulationstermins beim Menschen, Zentralbl. Gynäkol. 49 (1925), 1345–1357; Das Lebenswerk Carl Ruges, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 90 (1926), 216–233; Bemerkungen über Corpus luteum-Funktion, Zentralbl. Gynäkol. 51 (1927), 1690–1701; Beiträge zur Pathologie und Klinik des Chorionepithelioma uteri malignum, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 92 (1927), 259–326; Über Funktion des Ovariums insbesondere des Corpus luteum, Ber. Gesamte Gynäkol. 13 (1928), 241–273; Die pathologische Anatomie der Gebärmutter, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 7 (1930), 1–625; Mola hydatiformis, Blasenmole und Chorionepithelioma malignum uteri, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 7 (1930), 626–801; Die Pathologie der Bindegewebsgeschwülste und Mischgeschwülste, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 6 (3. Aufl., 1930), 211–853; Pathologie der Mola hydatiformis (Blasenmole) und des Chorionepithelioma malignum uteri, in: Handbuch der Gynäkologie, Bd. 6 (3. Aufl., 1930), 954–1107; Tubuläre (testikuläre) und solide Formen des Andreioblastoma ovarii und ihre Beziehung zur Vermännlichung, Beitr. Pathol. Anat. 84 (1930), 485–520; Über Befunde von Knorpel und Knochen im Bereiche der weiblichen Geschlechtsorgane, insbesondere über intraperitonealen Knorpel in Verwachsungsmembranen an den Adnexen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 738–764; Beitrag zur Frage der funktionellen Tumoren des Ovars, insbesondere solcher, die zur Entweiblichung und zur Vermännlichung führen, Arrhenoblastome, Zentralbl. Gynäkol. 54 (1930), 2374–2389; The pathology of some special ovarian tumors and their relation to sex characteristics, Am. J. Obstet. Gynecol. 22 (1931), 697–713; Über gewebliche Anomalien und ihre Beziehung zu einigen Geschwülsten der Ovarien. Zum 60. Geburtstag von W. Stoeckel, Arch. Gynäkol. Berl. 145 (1931), 2–69; Zur Kasuistik der Fibromyome, Myome und kongenitalen Polypen der Harnröhre (Festschrift für Walter Stoeckel), Zentralbl. Gynäkol. 55 (1931), 918–929; Über verschiedene Erscheinungsformen der als Typus Brenner bekannten Eierstockgeschwulst, ihre Absonderung von den Granulosazelltumoren und Zuordnung unter
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andere Ovarial-geschwülste, Arch. Gynäkol. Berl. 148 (1932), 541–596; Über das Stadium proliferationis s. hyperaemicum sowie über den Begriff und die Abgrenzung des Blütestadiums des Corpus luteum beim Menschen, Arch. Gynäkol. Berl. 149 (1932), 315–346; Myoblastentumoren („Myoblastomyoma Abrikosoff “), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 287 (1933), 55–81; Über sogenannte „Myoblastentumoren“, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 104 (1933), 367–385; Zur Frage der Entwicklung der menschlichen Vagina: Teil I. Von der Bildung des distalen Endes der Müllerschen Vagina bis zum beginnenden Ersatz des Müllerschen Epithels durch Sinusepithel, Arch. Gynäkol. Berl. 158 (1934), 639–738; Zur Frage der Entwicklung der menschlichen Vagina: Teil II. Rückblick auf die früheren Altersgruppen I–III. Gruppe IV. Die Veränderungen der dorsalen Sinuswand an der Haftstelle des epithelialen Vaginalstranges und deren Weiterentwicklung bis zum Beginne der Epithelreifung, Arch. Gynäkol. Berl. 163 (1936), 205–308; Zur Kenntnis der Entwicklungsfehler des Vaginalepithels, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 113 (1936), 109–189; Über Mucocele und Myxoglobulose des Wurmfortsatzes und Pseudomyxoma peritonei, Z. Geburtshilfe Gynäkol. 112 (1936), 125–143 (zus. mit H. Rodestroh); Zur Frage der Entwicklung der menschlichen Vagina: Teil III. Altersklasse V und Übergangsfälle zu ihr, Arch. Gynäkol. Berl. 164 (1937), 207–357; Zusammenfassende Bemerkungen über die Entwicklung des distalen Endes der Vagina und des Hymens beim Menschen: ein Beitrag zur konstitutionellen Embryologie, Zentralbl. Gynäkol. 61 (1937), 2846–2865; Zur Frage der Entwicklung der menschlichen Vagina: Teil IV. Feten der Altersklasse IV in Sagittalschnittbildern. Feten der Altersklasse V in Sagittalschnitten. Altersklasse VI. Die Vagina in den letzten 3 Monaten, Arch. Gynäkol. Berl. 165 (1938), 504–590; Zur Kenntnis der Entwicklungsfehler der menschlichen Vagina: Teil V. Schluss. Vagina infima septa und andere Besonderheiten, Arch. Gynäkol. Berl. 167 (1938), 306–338; Zur Entwicklung und Pathologie des angeborenen Scheidenverschlusses: Ein Fall von Haematocolpos lateralis mit beginnender Blutansammlung im Uterushorn und Tube, Zentralbl. Gynäkol. 62 (1938), 1810–1823; Dislo-
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Biografische Portraits
cation of the phallus, penis, and clitoris following pelvic malformation in the human fetus, Anat. Rec. 79 (1941), 231–236; The basis of the histological diagnosis of carcinoma, with special reference to carcinoma of the cervix and similar lesions, Surg. Gynecol. Obstet. 73 (1941), 14–20; The histological diagosis of early cervical carcinoma, Surg. Gynecol. Obstet. 73 (1941), 129–139; Nerve tumors of the female genitalia and pelvis, Arch. Pathol. 36 (1943), 437–464; The anovulatory cycle and menstruation, Am. J. Obstet. Gynecol. 51 (1946), 39–47; Normal and abnormal development of the ureter in the human embryo: a mechanistic consideration, Anat. Rec. 96 (1946), 355–371; A short abstract of a long life: to my friends in the United States of America, J. Hist. Med. All. Sci. 2 (1947), 419–450, 3 (1948), 125–160 sowie 315–354; Autobiography of Dr. Robert Meyer (1864–1947). A Short Abstract of a Long Life (1949); Autobiographie von Dr. Robert Meyer (1864–1947) mit einem Gedenkwort von Emil Novak, M. D., Türk. Arch. Gynäkol. 17 (1952), 1893–2028 Quellen/Literatur: BArch R 9347; UA HUB Charité PA 618 Kürschner (1931), 1951; Fischer (1933), Bd. 2, 1036; Kürschner (1935), 906; Meyer (1947–1948) [P]; Meyer (1949) [P]; Baniecki (1951); Meyer (1952) [P]; Gruber (1955) [P]; Walk (1988), 266; Hinz/Ebert/Goetze (1993), 206–219 [P]; Fischer et al. (1994), 623; Bettendorf (1995), 393–394 [P]; Dhom (1997), S14; Simmer (2000), 15, 79–82, 100–101, 105, 129–130, 258, 292–293; Dallenbach-Hellweg/Schmidt (2001) [P]; Schwoch (2009), 606–607; Ebert (2010) [P]; Neumann-Redlin von Meding/Conrad (2013), 53–54 [P]; Young (2017) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 10–11; Dross/Frobenius/Thum (2020), 167–170 [P]; Gross/Schmidt/Lang (2021) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4
Neubürger [Neubuerger], Karl Theodor [Theodore]
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Neuropathologe * 5. März 1890 in Frankfurt a. M. † 7. März 1972 in Denver/Colorado, USA Vaterberuf: Arzt (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Goethe-Gymnasium Frankfurt a. M.; 1908 Studium der Medizin an den Universitäten München und Freiburg i. Br. (bis 1913); 1914 Promotion zum Dr. med. an der Psychiatrischen Klinik der Universität Freiburg i. Br. bei Alfred Hoche (1865–1943) mit dem Thema „Neuere Anschauungen über das Zustandekommen der Sinnestäuschungen“; praktisches Jahr; 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Truppenarzt an der Front (bis 1918); 1918 Assistent am Institut für Pathologie der Universität Frankfurt a. M. (bis 1920); 1920 Assistent am Histologischen Laboratorium der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA) in München bei Walther Spielmeyer (1879–1935) (bis 1922); 1922 Assistent am Pathologischen Institut des Krankenhauses München-Schwabing (bis 1926); 1926 Leitung der neuropathologischen Prosektur der seit 1924 zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gehörenden DFA in den Heil- und Pflegestätten Haar-Eglfing bei München (bis 1935); 1930/31 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität München mit „Beiträge zur Histologie, Pathogenese und Einteilung der arteriosklerotischen
Neubürger, Karl
Hirnerkrankungen“; 1931 Privatdozent ebenda (bis 1936); 1935 Fortführung der Forschungen an der DFA als „wissenschaftlicher Gastarzt“ mit Finanzierung der Rockefeller Foundation (bis 1938); 1936 Entzug der Venia legendi an der Universität München; 1938 Emigration in die USA, dort Instructor an der School of Medicine der University of Colorado in Denver (bis 1939); 1939 Assistant Professor ebenda (bis 1944); 1944 Associate Professor ebenda (bis 1946); 1946 Professor für Pathologie mit neuropathologischem Schwerpunkt ebenda (bis 1958); 1947 Zertifizierung durch das American Board of Pathology; 1950 Leiter des Departments of Pathology der School of Medicine der University of Colorado in Denver (bis 1958); 1951 Pathologe an General Rose Memorial Hospital in Denver/Colorado (bis 1960); 1958 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: N. war jüdischer Abstammung und 1925 im Zuge seiner Trauung mit der Ärztin Katharina Wisbaum (1895–1972) zum römisch-katholischen Glauben konvertiert. Bereits im März 1933 – noch vor der Verabschiedung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ – untersagte ihm die oberbayerische Regierung aus „rassischen“ Gründen die Arbeit an der zum Kaiser-Wilhelm-Institut gehörenden Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA) in den Heil- und Pflegeanstalten Haar-Eglfing bei München und verbot ihm das Betreten der neuropathologischen Prosektur, die er seit 1926 geleitet hatte. Durch die sogenannte Frontkämpferklausel und Proteste des DFA-Direktors Walther Spielmeyer, der sich auf N.s unverzichtbare wissenschaftliche Fähigkeiten und die Beziehungen zur Rockefeller Foundation berief, war eine Weiterbeschäftigung jedoch zunächst möglich. Mit der Verabschiedung der „Nürnberger Gesetze“ im September 1935 wurde N. vom bayerischen Kultusministerium schließlich „beurlaubt“, zum Jahresende verlor er seine Stelle als Leiter der Prosektur endgültig. 1936 wurde N. auch die Lehrbefugnis als Privatdozent für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität München entzogen. Mit Unterstützung des Institutsdirektors Ernst Rüdin (1874–
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1952) und durch eine Finanzierung der Rockefeller Foundation konnte N. seine Forschungen an der DFA als „wissenschaftlicher Gastarzt“ (so die Bezeichnung im Reichsarztregister) aber noch bis Sommer 1938 fortführen. Im August 1938 emigrierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern Maria (* 1927), Henrietta (* 1928) und Otto (1929– 2009) nach Denver/Colorado, USA. 1944 wurde N. US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): N. war der Sohn des Frankfurter Sanitätsrats Otto N. (1864–1913); auch sein Großvater war bereits Arzt gewesen. In einem Nachruf heißt es: „A classical philologist at heart, Karl was nugded into medicine by his M. D. relatives“ (Minckler [1972], 559). N.s Sohn Otto jun. studierte in den USA Medizin und wurde ebenfalls Arzt. Als N.s akademische Lehrer gelten Alfred Hoche und Walther Spielmeyer. Hoche, bei dem N. 1914 in Freiburg i. Br. promoviert hatte, wurde später als Mitverfasser der Schrift „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ (1920) bekannt. N. initiierte in Denver die Gründung einer lokalen Forschungsgruppe von Neuropathologen und war aktives Mitglied der American Association of Neuropathologists; außerdem war er Mitglied der American Association of Pathology and Bacteriology. 1966 wurde N. mit der Goldenen Kraepelin-Medaille der Stiftung der DFA, 1967 mit dem Distinguished Medical Service Award des General Rose Memorial Hospital in Denver geehrt. Ein nach 1945 bei der Bayerischen Staatsregierung gestellter Entschädigungsantrag wurde im Februar 1957 gemäß „Gesetz zur Regelung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes“ von 1951 negativ beschieden. Nach mehreren Herzinfarkten verstarb N. zwei Tage nach seinem 82. Geburtstag im März 1972 in Denver. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Arteriosklerotische Hirngefäßerkrankungen und Hirnverletzungen; Impf-Enzephalitis; Multiple
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Biografische Portraits
Sklerose im Kindesalter; Hirntumoren und Gliome nach Hirnschussverletzungen; Neuro-Onkologie; Dementia praecox; Syphilis; Keuchhusteneklampsie; zerebrale Fett- und Luftembolie; funktionelle Gefäßstörungen; Krampfanfälle; Niereninfarkte und Extremitätengangrän; Herzmuskelveränderungen bei Epileptikern; ulzeröse Colitis; unklare Todesfälle; Morbus Wernicke; Rheumatisches Fieber; Masern-Enzephalopathie und ihre Beziehungen zur Multiplen Sklerose; Poliomyelitis; medikamenteninduzierte Erkrankungen Publikationen (Auswahl): Neuere Anschauungen über das Zustandekommen der Sinnestäuschungen, Diss. med., Freiburg i. Br. 1914; Ueber die Wirkung subkutaner Adrenalininjektionen auf den Blutdruck bei Dementia praecox, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 55 (1915), 521–526; Histologisches zur Frage der diffusen Hirnsklerose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 73 (1921), 336–352; Zur Histopathologie der Multiplen Sklerose im Kindesalter, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 76 (1922), 384–413; Zentrale Veränderungen beim Kaninchen nach Überimpfung von Paralytikergehirn, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 84 (1923), 146–173; Über histologische Befunde an inneren Organen bei experimenteller Kaninchensyphilis, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 247 (1924), 531–556 (zus. mit K. Terplan); Nachtrag zur Frage der experimentellen Lues der Kaninchenleber und -niere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 253 (1924), 706–709 (zus. mit K. Terplan); Über die Pathogenese der Keuchhusteneklampsie, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 113–114; Über reaktive Veränderungen in der Umgebung carcinomatöser und sarkomatöser Hirntumoren, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 255 (1925), 555–579 (zus. mit L. Singer); Über die sogenannte diffuse Gliaverfettung im Großhirnmark bei Kindern, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 97 (1925), 598–610; Über cerebrale Fett- und Luftembolie, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 95 (1925), 278–318; Zur Frage der Funktionellen Gefässstörungen unter Besonderer Berücksichtigung des Zentralnervensystems, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 1689–1692; Über streifenförmige Erkrankungen der Großhirnrinde bei
Arteriosklerose, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 101 (1926), 452–469;; Die histologischen Veränderungen des Zentralnervensystems bei der bleivergifteten Katze und deren Zusammenhang mit den klinischen Erscheinungen insbesondere mit Krampfanfällen, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 103 (1926), 323–360 (zus. mit K. B. Lehmann und H. Spatz); Zur Frage des Wesens und der Pathogenese der weißen Hirnerweichung, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 105 (1926), 193–212; Über angiospastische nichtembolische Entstehung von Niereninfarkten und von Extremitätengangrän, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 265 (1927), 789–804; Über Ammonshornveränderungen bei apoplektischen Hirnblutungen, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 111 (1927), 325–331; Akute Ammonshornveränderungen nach frischen Hirnschußverletzungen, Krkhforsch. 7 (1928), 219–236; Über Herzmuskelveränderungen bei Epileptikern, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 23 (1928), 487; Beiträge zur Histologie, Pathogenese und Einteilung der arteriosklerotischen Hirnerkrankung (1930) (zugl. Habil.-schr.); Hirnverletzungen, in: Handbuch der Geisteskrankheiten, Bd. 11 (1930), 321–348 (zus. mit H. von Braunmühl); Arteriosklerose, in: Handbuch der Geisteskrankheiten, Bd. 11 (1930); Über zentrale traumatische Hirnerweichung und verwandte Prozesse, Dtsch. Z. Gesamte Gerichtl. Med. 14 (1930), 583–597; Zur Anatomie der Peripheren Gefäßstörungen, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 577–579; Über Hirnveränderungen nach Alkoholmißbrauch (unter Berücksichtigung einiger Fälle von Wernickescher Krankheit mit anderer Ätiologie), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 135 (1931), 159–209; Anatomische Betrachtungen zur Pathogenese der sanguinösen Apoplexie, Dtsch. Med. Wochenschr. 58 (1932), 690–693; Dickdarmobliteration als Folge ulceröser Colitis, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 198–199; Zur Frage der Juvenilen Gangrän, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 533–535; Ergänzende Bemerkungen zu meiner Arbeit „Über Hirnveränderungen bei Alkoholmißbrauch“, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 139 (1932), 335–336; Herz, Epilepsie, Angina Pectoris, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1355–1357; Über die Herzmuskelveränderungen bei Epileptikern und ihre Beziehung zur Angina pectoris, Frankf. Z. Pathol. 46 (1933), 14;
Neubürger, Karl
Sektionsbefunde bei plötzlichen und unklaren Todesfällen Geisteskranker, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 150 (1934), 670–685; Über argentophile Ablagerungen im Gehirn bei Krebskranken, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 294 (1935), 537–545 (zus. mit A. Rösch); Über die nichtalkoholische Wernickesche Krankheit, insbesondere über ihr Vorkommen beim Krebsleiden, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 298 (1936), 68–86; Wernickesche Krankheit bei chronischer Gastritis, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 160 (1938), 208–225; Icterus of the adult brain. Report of a case, Am. J. Pathol. 18 (1942), 153–157 (zus. mit E. K. Rutledge); The pulmonary alveolar lining under various pathologic conditions in man and animals, Am. J. Pathol. 19 (1943), 913–937 (zus. mit E. F. Geever und C. L. Davis); Rheumatic fever. Pathological changes, Clin. Med. (Northfield) 52 (1945), 388; Intracranial neoplasms produced in dogs by methylcholanthrene, Am. J. Pathol. 22 (1946), 655 (zus. mit R. M. Mulligan); Intracranial neoplasms produced in dogs by methylcholanthrene, Exp. Med. Surg. 4 (1946), 7–19 (zus. mit R. M. Mulligan); Circumscribed arachnoidal sarcoma of cerebellum. Report of a case, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 5 (1946), 233–239 (zus. mit L. W. Greene Jr.); Parenchymatous cortical cerebellar atrophy associated with Pick’s disease, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 6 (1947), 152–165 (zus. mit A. R. Buchanan und L. C. Overhold); The brain in rheumatic fever, Dis. Nerv. Syst. 8 (1947), 259–262; Post-measles encephalopathy, Am. J. Pathol. 23 (1947), 900; Malignant meningioma in a dog, J. Am. Vet. Med. Assoc. 112 (1948), 367–370 (zus. mit C. L. David und L. R. Phillips); Intracranial vascular lesions in late rheumatic heart disease, Arch. Pathol. (Chic). 46 (1948), 191–201 (zus. mit J. Denst); Encephalopathie nach Masern und ihre Beziehungen zur Multiplen Sklerose, Ärztl. Forsch. 2 (1948), 310– 313; A histologic study of muscles and nerves in poliomyelitis, Am. J. Pathol. 26 (1950), 863–881 (zus. mit J. Denst); Atlas of Histologic Diagnosis in Surgical Pathology. With a Section on Exfoliative Cytology (1951); Atypical pulmonary inflammatory reactions, Dis. Chest 19 (1951), 325– 338 (zus. mit E. F. Geever und E. K. Rutledge); Vasal component in syndrome of Foix Alajoua-
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nine. Subacute necrotizing myelitis, AMA Arch. Pathol. 55 (1953), 73–83 (zus. mit C. G. Freed und J. Denst); Lesions of the human brain following circulatory arrest, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 13 (1954), 144–160; Biopsies of the lung and atrial appendages in mitral stenosis. Correlation of data from cardiac catheterization with pulmonary vascular lesions, Am. Heart J. 48 (1954), 506–520 (zus. mit J. Denst, A. Edwards und S. G. Blount Jr.); The changing neuropathologic picture of chronic alcoholism, AMA Arch. Pathol. 63 (1957), 1–6; Rupture of papillary muscles. Occurrence of rupture of the posterior muscle in posterior myocardial infarction, Dis. Chest 31 (1957), 316–323 (zus. R. J. Sanders und A. Ravin); Diffuse traumatic degeneration of the cerebral gray matter, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 17 (1958), 450–460 (zus. mit J. Denst und T. W. Richey); Giant-cell arteritis involving small meningeal and intracerebral vessels, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 17 (1958), 471–478 (zus. mit H. M. McCormick); Chronic encephalopathy following minor head injury, AMA Arch. Pathol. 67 (1959), 134–139 (zus. mit J. Denswt und D. W. Sinton); Cerebral atrophy associated with boxing, AMA Arch. Neurol. Psychiatr. 81 (1959), 403–408 (zus. mit D. W. Sinton und J. Denst); Dissecting aneurysms of intracranial arteries, Neurology 10 (1960), 22–27 (zus. mit G. E. Scott und J. Denst); Some neuropathologic aspects of boxing, Ind. Med. Surg. 29 (1960), 440–441; Intracranial teratomata of the newborn, Arch. Neurol. 3 (1960), 718–724 (zus. mit A. H. Greenhouse); A pathologist looks at his myocardial infarction, Rocky Mt. Med. J. 58 (1961), 35–38; The syndrome of progressive cerebral poliodystrophy, Arch. Neurol. 10 (1964), 47–57 (zus. mit A. H. Greenhouse); Brain damage after intracarotid infusion of methotrexate, Arch. Neurol. 11 (1964), 618–625 (zus. mit A. H. Greenhouse und D. L. Bowerman); Das persönliche Erleben des Alterns, Münch. Med. Wochenschr. 108 (1966),1897–1901; Demyelinating leukodystrophy with total cortical cerebellar atrophy, Arch. Neurol. 18 (1968), 113–122 (zus. mit B. Thulin und D. McTaggart); Neurological catastrophe related to oral contraceptives, Arch. Neurol. 19 (1968), 264–273 (zus. mit J. H. Altshuler und R. A. McLaughlin); Cerebral fat embolism. Pathologic
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Biografische Portraits
changes in the brain after survival of 7 years, Acta Neuropathol. 15 (1970), 183–187 (zus. mit D. M. McTaggart) Quellen/Literatur: BArch R 9347; NARA RG 21/649217 [P] Fischer (1933), Bd. 2, 1108–1109; Kürschner (1950), 1445; Minckler (1972) [P]; Peters (1973); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 854; Kröner (1983), 69; Jäckle (1988), 101; Böhm (1995), 24; Peiffer (1998), 105; Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 434; Rürup (2008), 282–283, 427 [P]; Stahnisch (2018) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 10–12; Max-Planck-Gesellschaft [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4, 8, 1 Oberndorfer, Siegfried
Professor, Dr. med. Deutsch-türkischer Pathologe * 24. Juni 1876 in München † 1. März 1944 in Istanbul, Türkei Vaterberuf: Kaufmann/Immobilienmakler Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Humanistischen Gymnasium München; 1895 Studium der Medizin an den Universitäten München und Kiel (bis 1900); 1900 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität München „Ueber die viscerale Form der congenitalen Syphilis mit specieller Berücksichtigung des Magen-Darmcanals“ bei Otto von Bollinger (1843–1909), da-
nach Assistent am Pathologischen Institut der Universität Genf bei Friedrich Wilhelm Zahn (1845–1904) (bis 1901); Schiffsarzt auf dem MS Corrientes (Hamburg–Brasilien); 1902 Assistent am Pathologischen Institut der Universität München bei von Bollinger (bis 1906); 1906 Habilitation für Pathologische Anatomie über die „Anatomie der chronischen Appendicitis“ ebenda, fortan Prosektor am Pathologischen Institut des Münchener Städtischen Krankenhauses rechts der Isar (bis 1910); 1910 Vorstand des Pathologischen Instituts am neuerbauten Städtischen Krankenhaus München-Schwabing (bis 1933); 1911 außerordentlicher Professor an der Universität München (bis 1933); im Ersten Weltkrieg Armeepathologe im Rang eines Stabsarztes an der Westfront (bis 1916); 1933 Entlassung und Emigration in die Türkei; 1934 ordentlicher Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Universität Istanbul sowie Direktor des gleichnamigen Instituts (bis 1944); 1938 zudem Direktor des neu gegründeten Krebsforschungsinstituts ebenda (bis 1944) Erfahrung im „Dritten Reich“: O. war jüdischer Abstammung; am 1. April 1933 – kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und noch vor Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ – wurde er „aufgrund eines antijüdischen Magistratsbeschlusses“ (Dhom [2001], 281) und „wegen seiner Zugehörigkeit zur jüdischen Religionsgemeinschaft“ ( Jenss [2019], 1463) vom Dienst der Stadt München suspendiert. Hinsichtlich seiner Stellung als außerordentlicher Professor an der Universität München heißt es in einer zeitgenössischen Verlautbarung, er sei „auf sein Ansuchen hin aus dem bayerischen Staatsdienst entlassen“ worden (zit. n. Jäckle [1988], 102). Im September 1933 verließ O. gemeinsam mit seiner Familie Deutschland und emigrierte über die Schweiz im Dezember desselben Jahres in die Türkei. Dort hatte er auf Vermittlung von Philipp Schwartz (1894–1977) seit Anfang 1934 eine Stellung als ordentlicher Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Universität Istanbul sowie als Direktor des gleichnamigen Instituts inne.
Oberndorfer, Siegfried
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): O. war der Sohn des angesehenen Münchner Kaufmanns und Immobilienmaklers Salomon O. und dessen Ehefrau Helene, geborene Sulzberger. Er war verheiratet mit der nichtjüdischen Gutta Macholl, mit der er die drei Kinder Leni, Fritz und Eva hatte. Marta Feuchtwanger, geborene Löfer (1891–1987), die Ehefrau des jüdischen Schriftstellers Lion Feuchtwanger (1884– 1958), war eine Verwandte von O. Zu O.s akademischen Lehrern zählen neben Otto von Bollinger Karl Wilhelm von Kupffer (1829–1902) und Arnold Ludwig Heller (1840–1913). Im Ersten Weltkrieg wurde O. u. a. mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und mit dem Bayerischen Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. 1928 wurde er von der Universität München für seine ausgezeichnete Lehre geehrt, 1936 erhielt er auf dem 2. International Congress of Cancer in Athen eine Verdienstmedaille von König Georg II. von Griechenland. O. war ab 1908 für die Planung und den Aufbau des Pathologischen Instituts am neu errichteten Städtischen Krankenhaus München-Schwabing zuständig, dessen Vorstand er ab 1910 wurde. Mit ihm war „die ‚Schwabinger Pathologie‘ […] für München und ganz Süddeutschland ein Begriff geworden“ (Singer [1951], 24). Ludwig Singer schrieb in einem Nachruf: „Nach seinen wohldurchdachten Plänen und Angaben mit modernsten technischen Einrichtungen ausgestattet, wurde hier ein Institut geschaffen, welches heute noch als Vorbild von vielen Fachvertretern, Krankhausdirektoren, Architekten des Inund Auslandes besucht, als nachahmenswürdig betrachtet und bis zum heutigen Zeitpunkt von der amerikanischen Besatzungsmacht als bestes pathologisches Institut ihrer Zone übernommen wurde“ (ebd.). Nach seiner Emigration war O. als Direktor des Instituts für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Istanbul an der Modernisierung der pathologischen Ausbildung und Forschung infolge der türkischen Universitätsreform maßgeblich beteiligt. 1936 schlug er die Gründung eines seinem Lehrstuhl angegliederten Krebsforschungsinstituts vor, die 1938 umgesetzt wurde; jenem Institut stand er ebenfalls vor.
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O. prägte den Begriff „Karzinoid“ und setzte damit einen „Markstein in der Erforschung neuroendokriner Neoplasien“ ( Jenss [2019], 1463). Bereits als Assistent in Genf waren O. erstmals „multiple primäre beginnende Carcinome des Darms“ aufgefallen (XVIII. Mittheilungen aus dem pathologischen Institut in Genf. II. Multiple primäre beginnende Carcinome des Darms, Beitr. Pathol. Anat. 29 [1901], 519–523); 1907 beschrieb er seine Befunde genauer (Karzinoide Tumoren des Dünndarms, Frankf. Z. Pathol. 1 [1907], 425–432) „und stellte eine neue Tumorentität heraus: Die Neoplasien treten multipel im Dünndarm auf, haben Stecknadelkopfgröße, weisen ‚Eigenartiges‘ auf, lassen sich von intestinalen Adenokarzinomen abgrenzen, sind umschrieben, zeigen keine Tendenz zur Umgebungsinfiltration und wachsen langsam“ ( Jenss [2019], 1463). In Henke/Lubarschs Handbuch (Die Geschwülste des Darmes, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 4/3 [1929], 717–953) berichtete O. „über 36 untersuchte Karzinoide und dokumentierte die maligne Potenz dieser neuen Entität mit einer möglichen Metastasierung“ ( Jenss [2019], 1463). Obschon O. mit seinem Befund als Pionier galt, blieb es bei wenigen kürzeren Arbeiten zu den Karzinoiden; in seiner unveröffentlichten Autobiografie von 1942/43 schrieb er dazu: „Meine wesentlichen Arbeiten, so besonders die Wesentlichste, die fortleben wird, die Entdeckung der Bedeutung der ‚Carcinoide‘, habe ich nur in ganz kurzen Seiten veroeffentlicht; all das andere, was andere noch hinzugefuegt haben, habe ich zum grossen Teil auch gewusst, aber nicht verwertet. Zum Teil hinderte mich auch eine gewisse Scheu vor der Publizierung, der Verwertung der Arbeit in den grossen wissenschaftlichen Zeitschriften, so besonders in Virchows Archiv, eine gewisse Scheu vor dem Urteil der Autoritaeten, das ich retrospektiv nicht zu fuerchten gehabt haette. Aber ‚tempi passati‘; im Ganzen war mein Leben doch nicht ganz sinnlos und ohne Ergebnisse, aber es haette wissenschaftlich noch glaenzender sein koennen“ (zit. n. Klöppel et al. [2007], S6). O. verstarb im März 1944 im Alter von 68 Jahren in Istanbul an den Folgen eines malignen
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Biografische Portraits
Mediastinaltumors; er liegt bestattet auf dem Protestantischen Friedhof in Istanbul-Feriköy. 1998 wurde O. zu Ehren eine Straße am Städtischen Krankenhaus München-Schwabing nach ihm benannt. 2007 war O.s Enkel Walter L. Castrillón O. gemeinsam mit dem Sohn und der Tochter von Philipp Schwartz Ehrengast auf dem European Congress of Pathology in Istanbul und wurde mit einer Plakette ausgezeichnet. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Karzinoide und neuroendokrine Neoplasien; Geschwülste des Darms; chronische Appendizitis; Genitaltuberkulose; Bauchhöhlensitus; Appendix, Appendizitis und Appendixkarzinoide; Lungentumoren; innere männliche Geschlechtsorgane; Sarkome; Shopesches Kaninchenpapillom; Präkanzerosen und Probeexzisionen; Sektionstechnik; Pathologisches Institut des Krankenhauses München-Schwabing Publikationen (Auswahl): Ueber die viscerale Form der congenitalen Syphilis mit specieller Berücksichtigung des Magen-Darmcanals, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 159 (1900), 179–220 (zugl. Diss.); XVIII. Mittheilungen aus dem pathologischen Institut in Genf. II. Multiple primäre beginnende Carcinome des Darms, Beitr. Pathol. Anat. 29 (1901), 519–523; Anatomie der chronischen Appendicitis, Mitt. Grenzgeb. Med. Chir. 15 (1906), 653–700 (zugl. Habil.-schr.); Gibt es eine chronische Appendicitis?, Dtsch. Med. Wochenschr. 32 (1906), 1661–1662; Pathogenese und pathologische Anatomie der Genitaltuberkulose, Wien. Klin. Rundsch. 20 (1906), 717–735; Karzinoide Tumoren des Dünndarms, Frankf. Z. Pathol. 1 (1907), 425–432; Ueber die kleinen „Dünndarmcarcinome“, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 11 (1907), 113–116; Über Riesenzellbildung in der Decidua, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 190 (1907), 368–370; Pathologische Anatomie der Appendicitis, Ergebn. Allg. Pathol. Pathol. Anat. 13 (1909), 527–603; Das neue pathologische Institut des Krankenhauses München-Schwabing, Frankf. Z. Pathol. 10 (1912), 325–361; Sektionstechnik (Taschenbuch des Feldarztes, Bd. 8, 1917); Pathologisch-anatomische Situsbilder der Bauch-
höhle (1922); Altes und Neueres über Appendix, Appendizitis und Appendixkarzinoide, Münch. Med. Wochenschr. 75 (1928), 1329–1333; Die Geschwülste des Darmes, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 4/3 (1929), 717–953; Zellmutationen und multiple Geschwulstentstehungen in den Lungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 728–737; Die inneren männlichen Geschlechtsorgane, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 6/3 (1931), 427–865; Die Sarkome. Pathologisch-anatomische Betrachtung, Dtsch. Med. Wochenschr. 58 (1932), 645–647; Batın uzuvlarının sitüs’ü [Situs der Organe des Unterleibs] (1935); Genel Patoloji [Allgemeine Pathologie] (1937); Beiträge zur Kenntnis des Shopeschen Kaninchenpapilloms und seines „filtrierbaren Erregers“: II. Die Histogenese des Tumors, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 301 (1938), 204–219 (zus. mit P. Ladewig); Seçilmiş bazı tümörlerin histolojik teşhisleri [Feingewebliche Diagnostik ausgewählter Geschwülste] (1941); Über „Präcancerosen?“ und Probeekzisionen, Schweiz. Med. Wochenschr. 72 (1942), 1187–1192 Quellen/Literatur: Kürschner (1931), 2115; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1931), Bd. 2, 1344; Fischer (1933), Bd. 2, 1135; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); Singer (1951); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 870; Kröner (1983), 69; Jäckle (1988), 102–103 [P]; Walk (1988), 285; Paksoy (1989), 129–130; Lampert (1991), 98; Dhom (1997), S14; Dhom (2001), 280–283; Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 445; Modlin/Shapiro/Kidd (2004) [P]; Cappell (2006), 1147; Klöppel (2007) [P]; Klöppel et al. (2007) [P]; Dogan/Hot (2010) [P]; Tsoucalas/Karamanou/Androutsos (2011) [P]; Paksoy (2017) [P]; Jenss (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Paksoy (2020), 97–99 [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4
Odenheimer, Kurt
Odenheimer, Kurt John Sigmund
Professor, DDS, MEd, Dr. med. dent., PhD Deutsch-US-amerikanischer Oralpathologe und Zahnarzt * 9. Mai 1911 in Regensburg † 7. Juni 1986 in New Orleans/Louisiana, USA Vaterberuf: Dentist Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1932 Studium der Zahnheilkunde an der Universität München (bis 1935); Tätigkeit am Zahnärztlichen Institut ebenda; 1937 Emigration in die USA, dort Studium an der School of Medicine der University of Pittsburgh/Pennsylvania (bis 1940); 1940 Doctor of Dental Surgery (DDS) ebenda; Betrieb einer Zahnarztpraxis in Pittsburgh (mindestens bis 1944); Assistant Chief an der Pittsburgh Skin an Cancer Clinic (bis 1949); 1949 Assistant Professor of General Pathology an der School of Medicine der University of Pittsburgh (bis 1954), zeitgleich ab 1950 Studium an der University of Pittsburgh (bis 1953) sowie ab 1951 Consultant am Pittsburgh Presbyterian Hospital (bis 1955); 1953 Master of Education (MEd) an der University of Pittsburgh; 1954 Leiter des Department of Oncology and General Pathology ebenda (bis 1955); Juni 1955 Militärdienst, hier Lieutenant Colonel im US Army Dental Corps in Heidelberg (bis November 1958), zeitgleich ab 1956 Studium der Zahnmedizin an der Universität Heidelberg (bis 1958); September 1958 Promotion zum Dr. med. dent. ebenda über „Außergewöhnliche Fälle von Zahnretention unter Berücksichtigung der vorhandenen Theorien“; 1959 Studium an der Wes-
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tern Reserve University in Cleveland/Ohio (bis 1964), zeitgleich Research Fellow am Institute of Pathology ebenda (bis 1961); 1961 Associate Professor of Oral Diagnosis and Clinical Pathology an der School of Dentistry der State University of New York in Buffalo (bis 1966), zeitgleich ab 1963 Consultant am Mayer Memorial Hospital in Buffalo (bis 1966); 1964 PhD an der Western Reserve University in Cleveland/Ohio; 1966 Professor an der School of Medicine der Loyola University of New Orleans/Louisiana (bis 1971); 1968 Professor of Oral Pathology (sowie General Pathology, Otolaryngology und General Dentistry [Bezeichnung: 1977]) am Department of General Dentistry der Louisiana State University in New Orleans (bis zur Emeritierung), zugleich Fortführung von Forschungen an der Loyola University, u. a. Studien an Rhesusaffen Erfahrung im „Dritten Reich“: O. war väterlicherseits jüdischer Abstammung; er galt somit der Rassenideologie der Nationalsozialisten zufolge als „Halbjude“. Als „rassisch“ Verfolgter sah er sich zur Emigration in die USA gezwungen. Er emigrierte im März 1937 über Belgien in die USA. O. ließ sich in Pittsburgh/Pennsylvania nieder, wo er die erste Zeit in einer Unterkunft der YMCA lebte und als Paketbote arbeitete. Sein Onkel, der Kaufmann Max O. (1881–1944), war bereits 1901 in die USA emigriert und lebte seitdem in Pittsburgh/Pennsylvania. O. wurde 1947 US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): O. war der Sohn des Regensburger Dentisten Berthold O. (1883–1928) und der Musikerzieherin Charlotte O., geborene Hahn, sowie ein Bruder der Zahntechnikerin Isolde O., verheiratete Lovegrove (1914–2000), und der Ärztin Edith O. (* 1920). Mit seiner Schwester Isolde emigrierte er 1937 gemeinsam nach Pittsburgh/ Pennsylvania; seine Schwester Edith verblieb in Deutschland. O. heiratete im September 1939 die aus Pittsburgh/Pennsylvania stammende Beatrice Peller (* 1916); er hatte vier Kinder: Charlotte Ann (* 1940), Burtram Jon (* 1948), Germaine Louise (* 1953) und Reynard Charles
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Biografische Portraits
(* 1958). Alle Kinder waren ebenfalls im Bereich der Zahnheilkunde bzw. Medizin tätig. Wie einige andere zwangsemigrierte jüdische Zahnärzte und Ärzte aus dem deutschsprachigen Raum machte O. in den USA eine Karriere im Bereich der Oralpathologie – so auch Bernhard Gottlieb (1885–1950), Rudolf Kronfeld (1901– 1940), Hermann Medak (1914–1991), Bálint Orbán (1899–1960), Harry Sicher (1889–1974) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960). Depmer zählt O. zurecht zur „Gruppe junger Wissenschaftler, die den Zenit ihrer wissenschaftlichen Karriere erst im Ausland, oder durch ihre Tätigkeit dort, erreichten“ (Depmer [1993], 5). Für verschiedene Kongresse und Vortragsveranstaltungen, auf denen O. vor allem zum Mundhöhlenkrebs referierte, hielt er sich Anfang der 1950er Jahre mehrfach in Europa auf und besuchte dort auch seine ehemalige Wirkungsstätte, das Zahnärztliche Institut der Universität München. Im Rahmen seines Militärdienstes in der US-Armee kam O. 1955 schließlich wieder für längere Zeit nach Deutschland. Seine Tochter Charlotte Ann lernte hier ihren späteren – aus Norwegen stammenden – Ehemann Tore Hartmann-Hansen kennen. Als Lieutenant Colonel im US Army Dental Corps war O. einige Zeit in Heidelberg stationiert; von 1956 bis 1958 studierte er nochmals Zahnmedizin an der Universität Heidelberg und wurde mit dem Thema „Außergewöhnliche Fälle von Zahnretention unter Berücksichtigung der vorhandenen Theorien“ zum Dr. med. dent. promoviert. 1964 erlangte er dann den PhD mit der Schrift „The Idiopathic Open Bite: A Search for Its Etiology“, die er 1966 auch in Aufsatzform publizierte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau engagierte O. sich in den 1940er Jahren bei der lokalen Organisation der jüdischen B’nai B’rith in Pittsburgh; außerdem war er Mitglied bei der YMCA, 1950– 1955 als Vorstandsmitglied. Daneben gehörte O. zahlreichen medizinischen Fachgesellschaften an. Er war Fellow der American Academy of Oral Pathology, des American College of Dentists (seit 1965) sowie der New York Academy of Sciences (seit 1976). Seit 1969 gehörte er dem Vorstand der New Orleans Cancer Association an, seit 1970 dem Editorial Board des „Journal
of Dental Education“. O. war u. a. Mitglied in der American Academy of Oral Medicine, der International Association of Psychodontics, der International Association of Dental Research, der American Association for Cancer Education und der American Dental Association. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Oralpathologie; Allgemeine Pathologie; HNO-Heilkunde und Allgemeine Zahnmedizin; insbesondere: Infektionen mit dem ECHO-Virus Typ 4 bei Rhesusaffen; Auswirkungen des ECHO-Virus auf trächtige Affen und ihre Nachkommen; Behandlung und Früherkennung von Mundhöhlenkrebs; normale Bakterienflora und Veränderungen unter Stress bei Rhesusaffen; psychosomatische Auswirkungen von externem und intraoralem Stress auf Rhesusaffen; Zuverlässigkeit der Vitalfärbung bei der Krebsfrüherkennung; 5-Fluorouracil als Mittel zur Behandlung von Schleimhautkrebs; Ätiologie des offenen Bisses; Poliomyelitis und Zahnheilkunde Publikationen (Auswahl): Außergewöhnliche Fälle von Zahnretention unter Berücksichtigung der vorhandenen Theorien, Diss. med. dent., Heidelberg 1958; Dentomedical implications of the residual effects of bulbar poliomyelitis, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 14 (1961), 401–405; The Idiopathic Open Bite: A Search for Its Etiology, PhD, Cleveland/Ohio 1964; Sicklemia: report of case, J. Am. Dent. Assoc. 71 (1965), 886–889 (zus. mit F. A. Paolini); Idiopathic open bite, J. Can. Dent. Assoc. 32 (1966), 160–173; Dentikel als Ursache von Pulpitis?, Quintessenz 18 (1967), 61; If You Smoke. II. This Is What Your Dentist May See (1975) (zus. mit A. G. Christen) (Diassammlung und Audiokassetten); The importance of developing teamwork between dentists and physicians, J. Am. Dent. Assoc. 95 (1977), 322– 325 (zus. mit S. Jacobs und B. J. Odenheimer); Stresses as antecedents to orofacial pathology, Quintessence Int. Dent. Dig. 11 (1980), 9–12 Quellen/Literatur: BayHStA Abt. IV, Kriegstammrollen 1914–1918, Bd. 5939, Kriegstammrolle Bd. D; NARA RG
Orbán, Bálint
21/2837692; NARA RG 85/300346; NARA RG 147/5324575; Pennsylvania State Archives, Death Certificates 1906–1969; U. S. Department of Veterans Affairs, BIRLS Death File Pittsburgh Sun-Telegraph, 01.05.1941, 21; Pittsburgh Post-Gazette, 03.05.1941, 8; The Pittsburgh Press, 03.10.1943, 44; The Pittsburgh Press, 27.12.1944, 21; Pittsburgh Sun-Telegraph, 09.11.1947, 12; The Pittsburgh Press, 31.08.1950, 28; The Pittsburgh Press, 08.05.1952, 56; Pittsburgh Post-Gazette, 02.07.1952, 17; The Pittsburgh Press, 08.10.1953, 53; Pittsburgh Sun-Telegraph, 03.10.1955, 3; Pittsburgh Sun-Telegraph, 04.10.1955, 13; Pittsburgh Post-Gazette, 17.09.1961, 35 Einwohnerbuch der Kreishauptstadt Regensburg 1929/30 (1929), 195; Jahrbuch für Zahnheilkunde und Zahntechnik (1929), 553; Medentian (1962), 9 [P]; Medentian (1965), 8 [P]; Wolf (1967b), 228 [P]; Wolf (1968), 309 [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 871; Depmer (1993), 5, 96; Schröck-Schmidt (1996), 130–131; Uhlendahl et al. (2021), 4 Orbán [Orban], Bálint [Balint; Valentin] Joseph
Professor, Dr. med., Dr., DDS Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mundund Kieferkrankheiten * 24. März 1899 in Temeszvar, ÖsterreichUngarn (heute: Timisoara, Rumänien) † 1. Juni 1960 in Chicago/Illinois, USA Vaterberuf: Mathematiker und Ingenieur
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Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1916 Studium der Medizin an der Pázmány-Péter-Universität Budapest (1917/18 Unterbrechung des Studiums für die Ableistung des Wehrdiensts); 1920/21 (noch vor Studienabschluss) Demonstrator am Physiologischen Institut der Universität Budapest; Oktober 1921 Promotion zum Dr. med. an der Universität Budapest; 1921/22 besoldeter Assistent am Pharmakologischen Institut in Fünfkirchen (heute: Pécs, Ungarn) bei Géza Mansfeld (1882–1950); 1922 Weiterbildungsassistent am Zahnärztlichen Institut der Universität Wien bei Rudolf Weiser (1859–1928) sowie in der dortigen Histologischen Abteilung bei Bernhard Gottlieb (1885–1950) (bis Juli 1926); September 1926 Weiterbildung im Anatomischen Institut bei Ferdinand Hochstetter (1861–1954) (bis August 1927); 1927 Professor für Zahnhistologie und -pathologie am College of Dental Surgery der Loyola University in Chicago/Illinois (bis 1929), Etablierung einer Forschungsabteilung mit dem Schwerpunkt Orale Histopathologie; Juli 1929 Rückkehr nach Wien, Fortsetzung der Tätigkeit bei Gottlieb; Dezember 1930 Nostrifizierung in Wien (Anerkennung des US-amerikanischen Diploms im Sinne einer Zweitpromotion); Januar 1931 erneute Assistententätigkeit am Zahnärztlichen Institut in Wien bei Weisers Nachfolger Hans Pichler (1877–1949) und bei Gottlieb (bis Ende Dezember 1936), parallel Privatpraxis in Wien; Februar 1935 Habilitation für Zahnheilkunde bei Hans Pichler, nachfolgend Dozent ebenda; Ende 1937 Emigration in die USA; Januar 1938 Assistant Professor für Pathologie in Teilzeit an der Dental School der Northwestern University in Chicago/Illinois; 1938 Promotion zum Doctor of Dental Surgery (DDS) ebenda; parallel Privatpraxis in Chicago; 1940 (nach Rudolf Kronfelds [1901–1940] Tod) Professor für Histologie und Pathologie und Leitung der Wissenschaftsabteilung der Loyola Dental School in Chicago (bis 1947); parallel zur Forschungstätigkeit Ausübung einer Privatpraxis in Chicago; zudem 1946 Direktor of Research der Colorado Dental Foundation in Colorado Springs (bis 1956), überdies 1947 Research Fellow der University of Illinois College of Dentistry (bis 1949); 1948 Professor of Periodontics ebenda;
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Biografische Portraits
parallel Privatpraxis in Colorado; 1958 Tätigkeit als Zahnarzt in Denver (bis unmittelbar vor dem unerwarteten Tod); parallel weiterhin wissenschaftlich aktiv Erfahrung im „Dritten Reich“: O. war jüdischer Abstammung, aber römisch-katholisch getauft („Just as many other children of assimilated Jewish families in the upper echelons of the bourgeoisie, Orbán was raised in the Christian faith“: Bergmann/Gross [2020], 1). Er entschloss sich Ende 1937 – noch im Vorfeld des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938– zur Emigration in die USA und traf diesbezüglich „mit Arthur Black, dem Dekan der Northwestern Universität, ein Arrangement zur sicheren Ausreise für sich und seine Familie“ (Djafari [2003], 37). Arthur Black war der Sohn von Greene Vardiman Black (1836–1915), dem Namensgeber der „Blackschen Regeln“ für die Kavitätenpräparation. Arthur Black besorgte dem Ehepaar O. und ihrem Sohn Thomas (* 1933) ein Einreisevisum und vermittelte seine Einschreibung als Student an der Northwestern Dental School. Die Familie erreichte am 11. Januar 1938 New York. O. nahm bei seiner Emigration sein gesamtes histologisches Material mit, was seine berufliche Reintegration maßgeblich erleichterte. Offenkundig hatte O. zunächst eine Emigration nach Großbritannien erwogen: so ist ein (vergeblicher) Versuch der Society for Protection of Science and Learning (SPSL) – einer Hilfsorganisation britischer Akademiker für vertriebene deutsche und österreichische Hochschullehrer – dokumentiert, der darauf abzielte, O. und weitere Wiener Kollegen in Großbritannien „wieder an Hochschulen unterzubringen“ (Hohmann [2009], 134 f.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): O. war der in Fachkreisen weltweit bekannten „Wiener Schule“ (auch „Gottlieb-Schule“, nach Bernhard Gottlieb) zuzurechnen: Er arbeitete seit Beginn der 1920er Jahre unter der Leitung Gottliebs im histopathologischen Labor des Wiener Zahnärztlichen Instituts und schuf hier zusammen mit diesem wesentliche Grundlagen
der modernen Oralpathologie bzw. oralen Histopathologie. Eine Monografie von Gottlieb und O. mit dem Titel „Biology and Pathology of the Tooth and its Supporting Mechanism“ fasste Jahre später – 1938 – die Ergebnisse ihrer Forschung und Konzepte in der parodontalen Histopathologie zusammen und versammelt zudem die wesentlichen Publikationen der „Wiener Schule“ bis 1935. Tatsächlich wird O.s Einfluss auf die heutige Parodontologie – namentlich seine „extensive histologic studies on periodontal tissues“ – auch heute noch herausgestellt und als „basis for much of current therapy“ bezeichnet (Carranza [2012], 6). O. trat 1926 international mit einer vielbeachteten Sammlung histopathologischer Dias auf der Tagung der Fédération Dentaire Internationale (FDI) in Philadelphia/Pennsylvania in Erscheinung, die ihm das Angebot einer Professur an der Loyola University einbrachte. William Hoffman Gardiner Logan (1872–1943), Dekan der Loyola University in Chicago/Illinois, hatte sich an O.s Vorgesetzten Gottlieb gewandt und dieser schlug seinen langjährigen Schützling O. vor. Dieser stimmte zu und wurde 1927 Professor für Histologie und Pathologie an der Loyola Dental School in Chicago. Während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten erlangte er am 26. November 1927 ein weiteres Doktordiplom, das nachfolgend von der Wiener Universität nostrifiziert wurde. Seine Zeit in den USA war ausgesprochen erfolgreich: O. etablierte ein pathohistologisches Forschungslabor und bot erfolgreiche Kurse an. Seine Englischkenntnisse waren hervorragend und er hatte insgesamt keinerlei Probleme, sich fachlich zu integrieren. Tatsächlich nutzte O. seine Zeit in den USA, um sich in der US-amerikanischen Delegation der International Association for Dental Research (IADR) zu engagieren; später initiierte er dann die österreichische Section der IADR. 1929 kehrte O. an die Wiener Universität zurück und arbeitete fortan wieder als Assistent im pathohistologischen Laboratorium des zahnärztlichen Instituts. Ab dem 1. Januar 1931 wurde er dann – wie viele Juden in dieser Zeit – als außerordentlicher Assistent ohne Stipendium an der Wiener Universität geführt. Nach seiner endgültigen Immigration in die USA (1937/38) absolvierte O. ein Zweitstudium
Orbán, Bálint
in Zahnheilkunde; dessen Abschluss ermächtigte ihn, in Chicago eine zahnärztliche Praxis zu betreiben. Zwei Jahre später bot ihm Logan die Stelle des Direktors der Wissenschaftsabteilung der Loyola Dental School in Chicago der Forschungsstiftung an der Loyola University Chicago, College of Dental Surgery, an; vorausgegangen war der plötzliche Tod des ebenfalls aus Wien eingewanderten Rudolf Kronfeld. Ab 1948 fungierte O. in Chicago zudem als Professor in seinem Spezialfach Parodontologie. Zu diesem Zeitpunkt zählte er längst zu den führenden Histopathologen in diesem Spezialbereich und seine Arbeit wurde 1952 in London mit dem renommierten internationalen Miller-Preis der FDI gekrönt. O. galt als Wegbereiter der Anwendung biologischer Prinzipien auf die Parodontologie („the influence of Bálint Orban established the histopathologic era of periodontology“: Kerr [1960], 267). Darüber hinaus entwickelte er ein chirurgisches Besteck für die Parodontalbehandlung – wie etwa die Orbán-Messer –, die heute noch Anwendung finden (Besenböck [2003], 51 f.). O. formulierte Empfehlungen zur Mundhygiene und Therapie, die noch heute als Standard gelten. Er erarbeitete zudem im ersten Band von „Oral Histology and Embryology“ (1944, bis 1980 in 9. Aufl., zuletzt u. d. T. „Orban’s Oral Histology and Embryology“) grundlegende Beiträge zur Struktur, Funktion, Klassifizierung und Nomenklatur oraler Gewebe und ihrer pathologischen Veränderungen. Auch sein in den USA veröffentlichter „Atlas of Clinical Pathology of the Oral Mucous Membrane“ (1955) setzte weltweite Standards. Gleiches gilt für das Werk „Periodontics“ (1958). Ein weiteres Interesse O.s galt dem Herdgeschehen (Fokalinfektion) und dem Erhalt devitaler Zähne. Dementsprechend wurde er 1946 Herausgeber des „Journal of Endodontia“. Die Zeitschrift hatte zwar nur kurzzeitig Bestand, bewirkte jedoch eine Konsolidierung des jungen Spezialfachs Endodontologie und der betreffenden Fachgesellschaft. Insgesamt gehörte O. zweifellos zu den bedeutendsten und produktivsten zeitgenössischen Forschern auf den Gebieten der Parodontologie und Endodontie. So betonen Kremenak und Squier zu Recht: „He published widely – books, research reports, and
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other articles. He had an active career on the lecture circuit, particularly in the emerging specialty of periodontics, and he marketed his own line of instruments for periodontal treatment. In 1946, his career-long interest in promoting the preservation of non-vital teeth and in countering the impact of the focal infection scare led him to serve as editor of a new scholarly publication, the Journal of Endodontia. Although the journal survived through only three issues, its brief life heralded the appearance of the new specialty of endodontics and its association, founded in 1943. (The Journal of Endodontics, Vol. 1, made its second and more permanent appearance in 1975.) Orban’s scholarly productivity was astonishing“ (Kremenak/Squier [1997], 118). Unter den Würdigungen des wissenschaftlichen Werkes von O. finden sich zahlreiche weitere Superlative: So vergleicht Donald Kerr O.s Rolle für das Gebiet der Parodontopathien mit der Bedeutung William Oslers (1849–1919) für die Innere Medizin und der Rolle Roberts Kochs (1843–1910) für die Bakteriologie: „Each of these individuals established a new plateau from which those who followed could ascend to new heights“ (Kerr et al. [1960], 257). Kremenak und Squier wiederum kommen zu dem Ergebnis, dass O. von allen emigrierten Wissenschaftlern der „Wiener Schule“ die größte Karriere und die stärkste öffentliche Wahrnehmung entfaltet habe. Dies führten sie auch auf O.s perfekte (fremd-) sprachliche Fertigkeiten zurück: „Orban’s fine training and his passion for research, combined with his excellent command of the English language, made him an extraordinarily effective teacher (Kremenak/Squier [1997], 118). Neben O. fanden auch Harry Sicher (1889– 1974) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960) eine Anstellung an der Loyola University Chicago; da die Betreffenden dort eng kooperierten, wurden sie bald „The Vienna Group of Illinois“ genannt (Lauber [2008], 35). Sicher brachte O. große Bewunderung entgegen: „Orban worked with the energy and zeal of a man who knew he would die tomorrow and planned for the future as if he would live forever“ (Kerr et al. [1960], 270). An anderer Stelle äußerte er zu O.: „He demonstrated human kindness and understanding. He treated not diseases, but sick people“ (Chris-
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Biografische Portraits
ten/Christen [2003], 97). Zwei Jahre nach O.s Tod gab Sicher das ursprünglich von diesem verfasste Lehrbuch „Orban’s Oral Histology and Embryology“ heraus und vermerkte dabei im Vorwort: „I cannot close these remarks without paying tribute to Balint Orban and Joseph P. Weinmann (Sicher [1962], Vorwort). O. war bis zuletzt „nebenberuflich“ zusammen mit seinem zweiten Sohn, dem in Chicago geborene Zahnarzt James ( Jim) O. als praktischer Zahnarzt tätig. Auch O.s ältester Sohn, der noch „in Wien geborene Sohn Thomas Richard“ („Tom“), hatte den Zahnarztberuf ergriffen (Grohs [1959], 2). O. starb plötzlich und unerwartet in Chicago an den Folgen eines Herzinfarktes und wurde in Colorado Springs begraben. Er war zu diesem Zeitpunkt in den Vorbereitungen für eine Tagungsteilnahme in Wien („XVI. Kongress der ARPA Internationale“), die ihn „nach 23-jähriger Abwesenheit“ wieder an seine alte Wirkungsstätte führen sollte (Grohs [1960], 240). Hierzu notierte Grohs in einem Nachruf: „In einem Brief vom 25. III. 60 schrieb er, wie sehr er sich auch schon freut, in Wien seine Freunde ‚noch einmal‘ zu sehen. ‚Man kann ja nie wissen! Noch ein Conoronary und es ist aus‘“ (Grohs [1960], 240). Drei Jahre nach O.s Tod rief die American Academy of Periodontology eine „Orbán Memorial Program“ genannte Forschungsförderung ins Leben – eine Initiative, die bis heute Bestand hat und somit bereits auf eine mehr als 50-jährige Geschichte zurückblicken kann. Dabei wird im Rahmen eines Wettbewerbs der „Balint Orban Award“ vergeben; Ziel ist die Förderung der Forschung von vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlern. Noch 1979 und 1988 trug das international erfolgreiche Lehrbuch „Periodontics in the tradition of Orbán and Gottlieb“ im Titel O.s Namen (Grant/Stern/Everett [1979] sowie Grant/Stern/Listgarten [1988]). O. galt zahlreichen Quellen zufolge als begnadeter Lehrer und höchst beliebter Kollege: allein im „Journal of Periodontology“ erschienen im Heft 4 des Jahrgangs 1960 zehn Nachrufe auf O. O. war ein akademischer Schüler von Bernhard Gottlieb und ein Weggefährte der ebenfalls aus Wien emigrierten Hochschullehrer Rudolf Kronfeld, Georg Stein (1891–1963), Frank Ever-
ett [ursprünglich: Franz Ehrenfest] (1907–1976), Joseph Peter Weinmann und Harry Sicher. Die letztgenannten Forscher wurden nicht nur zu Co-Autoren, sondern auch zu persönlichen Freunden. Auch der in Wien verbliebene Kollege Richard Grohs (1896–1966) war ihm zeitlebens eng verbunden. Frank Everett widmete O. noch zehn Jahre nach dessen Tod eine Publikation und vermerkte dazu: „It was my privilege as a young instructor to assist Balint during his lectures and demonstrations at the Dental School in Cienna and the influence of this bright shining intellect, of this unselfish, idealistic man has formed my life […]“ (Everett/Gargiulo [1970], 544). O. war seit 1928 Vorstandsmitglied der Chicago Section der IADR und 1929 maßgeblicher Gründer der „Vienna Section“ der IADR; 1936 war er Vorsitzender der Kongressorganisation („Kongress-Sekretär“) des 9. Internationalen FDI-Kongresses in Wien (unter der Präsidentschaft von Hans Pichler) sowie Vorsitzender der Forschungskommission der FDI (bis 1952). 1952 wurde ihm der Miller-Preis der FDI verliehen. In den 1940er Jahren war O. zudem Mitbegründer der Colorado Dental Foundation. 1958 wurde ihm zu Ehren ein festliches Diner im Rahmen der Tagung der „Academy of Periodontology“ und der „American Dental Association“ in Dallas mit „mehr als 250 Personen“ (Grohs [1959], 2) abgehalten. Er war ferner Namensgeber des 1966 etablierten „Bálint Orbán Award“ (Clark [1966], 192) und des „Balint Orban Memorial Program (Orban Competition)“ der American Academy of Periodontology, deren Vorstandsmitglied er war. Darüber hinaus war O. Ehrenmitglied zahlreicher Fachgesellschaften, u. a. der American Dental Association, der Illinois Dental Society, der Chicago Dental Society und des Dental Forum of Milwaukee, der Colorado Springs Dental Society und des ehemaligen Verbandes der wissenschaftlichen zahnärztlichen Vereines Österreichs. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Parodontologie, insbesondere Histopathologie und Klinik; orale Histopathologie und Embryologie; Herdgeschehen; Endodontie; Versuchstierkunde
Orbán, Bálint
Publikationen (Auswahl): Nutrition and teeth. Federation Dentaire Internationale. 17th International Dental Congress, Philadelphia, August 23–27, Transactions (1926), 257–268; Histology of the enamel lamellae and tufts. Federation Dentaire Internationale. 17th International Dental Congress, Philadelphia, August 23–27, Transactions (1926), 482–492; Ist das „Paradentium“ eine „organische Einheit“?, Z. Stomatol. 24 (1926), 515–525; Beziehungen zwischen Zahn und Knochen. Bewegung der Zahnkeime, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 83 (1927), 804–816; Entwicklungsgeschichte und Histogenese, Fortschr. Zahnheilk. 3 (1927), 749–791, sowie 4 (1928), 797–810, sowie 5 (1929), 771–795, sowie 6 (1930), 715–733, sowie 7 (1931), 767–790, sowie 8 (1932), 699–710, sowie 9 (1933), 769–782; Die ursächlichen Bedingungen für den Abbau der Hartsubstanzen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 267 (1928), 446–455 (zus. mit J. P. Weinmann); Dental Histology and Embryology (1928, 2. Aufl. 1929); Two years’ activity of the Research Department (Chicago College of Dental Surgery, Dental Department of Loyola University), Bur 29 (1929), 83–88; Tissue changes in experimental traumatic occlusion with special reference to age and constitution, J. Dent. Res. 11 (1931), 505–510 (zus. mit B. Gottlieb); Die Veränderungen der Gewebe bei übermäßiger Beanspruchung der Zähne: aus dem histologischen Laboratorium des Zahnärztlichen Institutes der Wiener Universität (1931) (zus. mit B. Gottlieb); Das Problem der Wurzelbehandlung II. Mitteilung: Die Kontrolle von Wurzelbehandlungsmethoden durch experimentelle Wurzelbehandlung, Z. Stomatol. 30 (1932), 187–204 (zus. mit B. Gottlieb und G. Stein); Zahnfleischentzündung und Zahnlockerung (1933, 2. Aufl. 1936) (zus. mit B. Gottlieb); Die Wurzelkanalbehandlung bei lebender Pulpa, Z. Stomatol. 31 (1933), 655–681 (zus. mit B. Gottlieb und G. Stein); Signs of traumatic occlusion in average human jaws, J. Dent. Res. 13 (1933), 216 (zus. mit J. P. Weinmann); Biology and Pathology of the Tooth and its Supporting Mechanism (1938) (zus. mit B. Gottlieb); Anatomy and Pathology of the Tooth (1938) (zus. mit B. Gottlieb); The cellular elements of the saliva and their possible role in caries, J. Amer. Dent.
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Ass. 26 (1939), 2008–2017 (zus. mit J. P. Weinmann); Biologic considerations in restorative dentistry, J. Am. Dent. Assoc. 28 (1941), 1069– 1079; Diffuse atrophy of the alveolar bone (periodontosis), J. Periodont. 13 (1942), 31–45 (zus. mit J. P. Weinmann); Amelogenesis, J. Am. Coll. Den. 10 (1943), 13–22 (zus. mit H. Sicher und J. P. Weinmann); Oral Histology and Embryology (1944, bis 1980 9 Aufl., zuletzt u. d. T. „Orban’s Oral Histology and Embryology“ zus. mit S. N. Bhaskar); Atomic versus molecular oxygen, J. Periodontol. 16 (1945), 147–152; The oral mucosa, J. Dent. Educ. 10 (1945), 94–103 (zus. mit H. Sicher); Discolorations of the oral mucous membrane by metallic foreign bodies, J. Periodontol. 17 (1946), 55–65; Experimental study of pulp changes produced in the decompression chamber, J. Dent. Res. 25 (1946), 299–309 (zus. mit B. Ritchey und H. A. Zander); Briefe aus Amerika, Z. Stomatol. 44 (1947), 51–54; Eine verbesserte Röntgentechnik, Z. Stomatol. 44 (1947), 61–64; Internal resorption of teeth. Interpretation of histologic findings, J. Am. Dent. Assoc. 34 (1947), 468–483 (zus. mit G. R. Warner et al.); Periodontal disturbances: practical management, J. Am. Dent. Assoc. 35 (1947), 545–556; Histopathologic investigation of a case of scorbutic gingivitis, J. Periodontol. 18 (1947), 95–100 (zus. mit W. B. Martin und R. M. Hehn); Histopathology of periodontal diseases, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 33 (1947), 637–657; Histopathology of pregnancy gingivitis, J. Dent. Res. 26 (1947), 451 (zus. mit A. W. Maier); Clinical and histologic study of the surface characteristics of the gingiva, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 1 (1948), 827–841; Deep necrotic foci in the gingiva, J. Periodontol. 19 (1948), 91–97 (zus. mit H. G. Ray); Histo-Pathologie der periodontalen Erkrankungen, DDZ 2/5 (1948), 66–69; Pocket elimination or reattachment? N. Y. State Dent J. 14 (1948), 227–232; Gingivectomy vs. conservative treatment of periodontal diseases, J. South Calif. State Dent. Assoc. 15/4 (1948), 15–17; Operative dentistry and the supporting dental structures, Ill. Dent. J. 23 (1954), 717–721 (zus. mit F. M. Wentz); Atlas of Clinical Pathology of the Oral Mucous Membrane (1955) (zus. mit F. M. Wentz); Der Epitelansatz am Zahne, Dtsch. Zahn-Mund-Kieferheilk. 24 (1956),
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Biografische Portraits
23–31; Clinical Pathology Oral Mucous Membrane (1956) (zus. mit H. Bhatia, J. A. Kollar und F. M. Wentz); The epithelial attachment, J. Periodontol. 27 (1956), 167–180 (zus. mit H. Bhatia, J. A. Kollar und F. M. Wentz); Periodontics: A Concept – Theory and Practice (1958) (zus. mit F. M. Wentz, F. G. Everett und D. A. Grant) (nachfolgend in mehrere Sprachen übersetzt; 2. Aufl. 1962 sowie 3. Aufl. 1968 jeweils als „Orban’s periodontics“, jeweils mit den Autoren D. A. Grant, I. B. Stern u. F. G. Everett); Parodontologie (1965, Übersetzung durch Fritz Schön); Oral Histology and Embryology (1966) (zus. mit H. Sicher); Orban’s Oral Histology and Embryology (8. Aufl.) (1976, zus. mit S. N. Bhaskar) Quellen/Literatur: NARA RG 21/593882 [P]; UA MUW MED S304.911; UAW MED S 11 Lehrkörper, Enthebungen, 1937–1946; UAW MED PA Balint/Valentin Orban Dentos (1943), 20 [P]; Euler (1949), 97, 131; Philipp (1951), 14; Grohs (1959) [P]; Grohs (1960) [P]; Kerr et al. (1960), 266–274; Sicher (1962); Clark (1966); Wolf (1967a), 208; Everett/Gargiulo (1970), 544–450; Frohne (1971), 43–44; Kocher (1973), 217–218; Wirsching (1973), 87; Scheckel (1976), 145; Grant/Stern/ Everett (1979); Merinsky (1980), 181–182; Bertzbach (1982), 174–175; Fischer (1985), 285; Hoffmann-Axthelm (1985), 359, 424; Mühlberger (1993), 28; Stadler/Weibel (1995), 48; Kremenak/Squier (1997) [P]; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 141; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1000; Besenböck (2003); Christen/Christen (2003), 97; Djafari (2003), 27, 37, 39, 42; Schwertfeger (2005), 8–9; Heinrich (2006), 52, 60, 97; Graf (2007), 17, 91; Luan/Diekwisch (2007); Missbichler (2007), 25–27, 30–31; Zamet (2007), 61, 74 f., 247 f., 263; Hohmann (2009), 134; Mondl (2009), 28; Zamet (2009), 482–485 [P]; Carranza (2012), 6, 8 [P]; Haririan et al. (2019), 66; Bergmann/Gross (2020) [P]; Balint Orban Memorial Program [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 4, 10
Pagel, Traugott Ulrich Walter
Professor, Dr. med., Dr. h. c. mult. Deutsch-britischer Pathologe und Medizinhistoriker * 12. November 1898 in Berlin † 25. März 1983 in Mill Hill/Greater London, Großbritannien Vaterberuf: Arzt und Medizinhistoriker Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Friedrichs-Gymnasium Berlin; 1916 Studium der Medizin an der Universität Berlin, währenddessen Famulant am Pathologischen Institut des Berliner Städtischen Krankenhauses am Friedrichshain bei Ludwig Pick (1868–1944) (bis 1922); 1917 Kriegsdienst als Krankenträger im Ersten Weltkrieg (bis 1918); 1922 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin; Erkrankung nach kurzzeitiger Lehrzeit am Robert-Koch-Institut Berlin; 1924 Assistent am Tuberkulosekrankenhaus Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/ Osthavelland bei Helmuth Ulrici (1874–1950) (bis 1926); 1926 Assistent und Prosektor am Pathologischen Institut der Universität Tübingen bei Alexander Schmincke (1877–1953) (bis 1928); 1928 Oberarzt und Prosektor am Tuberkulosekrankenhaus Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Osthavelland bei Ulrici (bis 1930); 1930 Gastwissenschaftler am Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin in Leipzig und Habilitation für Pathologische Anatomie und Geschichte der Medizin an der Universität Heidelberg bei Schmincke, danach Assistent und
Pagel, Walter
Privatdozent am Pathologischen Institut ebenda (bis 1933); 1933 Beurlaubung/Entlassung und Emigration nach Frankreich, dort Mitarbeiter am Laboratorium von Albert Calmette (1863– 1933) des Institut Pasteur in Paris (bis Herbst 1933); Oktober 1933 Emigration nach Großbritannien, dort Pathologe am Forschungslaboratorium der Tuberkulosesiedlung Papworth bei Cambridge und ehrenamtlicher Sekretär beim Lecture Comittee für wissenschaftsgeschichtliche Vorlesungen an der Cambridge University bei Joseph Needham (1900–1995) (bis 1939); 1939 Assistant und später Consulting Pathologist am Central Middlesex Hospital in London (bis 1967); 1956 Consulting Pathologist am Clare Hall Hospital in London (bis 1967); 1960 Rechtsstellung eines emeritierten außerordentlichen Professors der Universität Heidelberg; 1967 Pensionierung, danach verstärkt Forschungen zur Medizingeschichte Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung; mit Schreiben vom 20. April 1933 wurde er als Assistent am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg im Kontext der Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus „rassischen“ Gründen suspendiert und das Dienstverhältnis gekündigt. Sein Vorgesetzter Alexander Schmincke hatte sich zuvor ohne Erfolg bei der Universitätsleitung für ihn verwendet. Nachdem die Universitätsleitung P.s Kündigung ausgesprochen hatte, meldete dieser sich im Juni 1933 bei der Heidelberger Polizei ab, um „auf Reisen“ zu gehen (zit. n. Mußgnug [1988], 39). P. emigrierte zunächst nach Frankreich, wo er eine befristete Stellung am Laboratorium von Albert Calmette des Institut Pasteur in Paris erhielt. Der Entzug der Venia legendi an der Universität Heidelberg erfolgte in absentia mit Beschluss vom 2. August 1933, der ihm am 18. August mitgeteilt wurde. Zur erzwungenen Emigration schrieb P. in seinen Erinnerungen 1982: „Es galt nun, Möglichkeiten der Auswanderung zur erforschen, Beziehungen im Ausland anzuknüpfen und den Haushalt aufzulösen. Frau und dreijähriges Kind mußten die Gastfreundschaft von Verwandten und Freunden in Anspruch nehmen. Ich selbst
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reiste in den schönen Pariser Frühling und Sommer in zunehmender Depression angesichts des Nichts, das ich dort oder in den anderen Ländern mit allgemeiner Arbeitslosigkeit und Rezession zu erwarten hatte. Es wurde dennoch erstaunlich viel organisiert und getan, vor allem dem Notstand von Einwanderern abzuhelfen, aber vieles, an das man Hoffnungen geknüpft hatte, löste sich in blauen Dunst auf. Durch Vermittlung des Bakteriologen und früheren Assistenten der Moroschen Kinderklinik in Heidelberg, Werner Schäfer, fand ich einen Arbeitsplatz dank der humanitären Gesinnung des großen Albert Calmette im Institut Pasteur. Dort habe ich viel gesehen und Anregung erhalten. Zu eigener intensiver Arbeit bin ich in den wenigen Monaten meines Aufenthaltes nicht gekommen; trotzdem hatte Calmette kurz vor meinem Weggang sogar noch ein kleines Stipendium erwirken können – an irgend etwas dauerndes war in Frankreich nicht zu denken“ (Pagel [1982], 53). Am Ende des Sommers boten sich P. drei vage Beschäftigungsangebote, wie er in seinen Erinnerungen schreibt: „Das erste war eine Professur für Pathologie an der Experimental-Universität Nanking […]. Das zweite war die Einrichtung eines Forschungslaboratoriums im Papworth Village Settlement bei Cambridge, England, dem von Sir Pendrill Varrier-Jones begründeten und geleiteten Tuberkulosedorf, in dem Patienten mit dosierter Arbeitszeit in dazu eingerichteten Fabrikanlagen tätig waren. […] Das dritte war ein zweijähriges Fellowship am Pathologischen Institut des Mount Sinai Hospitals in New York unter Paul Klemperer […]“ (ebd., 53 f.). Obschon P. die Stelle in den USA favorisierte, nahm er letztlich das finanziell sicherere Angebot aus Papworth an und emigrierte im Oktober 1933 nach Großbritannien. Während seiner Tätigkeit in der Tuberkulosesiedlung nutzte er die räumliche Nähe von Papworth zur Cambridge University, um hier Netzwerke zu knüpfen, und war bald als ehrenamtlicher Sekretär bei Joseph Needham mit der Planung öffentlicher Vorlesungen aus dem Bereich der Wissenschaftsgeschichte betraut. 1939 wurde P. britischer Staatsbürger. Sein älterer Bruder Albert (* 1885) und seine Schwester Charlotte (* 1894) wurden beide in
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Biografische Portraits
Auschwitz ermordet. Bezeichnend für Walter P.s Ängste und Alpträume ist ein Eintrag aus seinem persönlichen Traumtagebuch, das sich heute in der Wellcome Collection befindet. Für den 1. Februar 1943 verzeichnete P.: „Miss Metzer tells me that all Jews have been killed“ (zit. n. Hunter [1998], 93). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. war der jüngste Sohn des Berliner Arztes und Professors für Medizingeschichte Julius Leopold P. (1851–1912) und dessen Ehefrau Marie, geborene Labaschin (1859–1909). 1923 heiratete Walter P. die aus Saarbrücken stammende Ärztin Maria Magdalena („Magda“) Koll (1894–1980), mit der er den gemeinsamen Sohn Bernard Ephraim Julis (1930–2007) hatte, der später Astronom wurde. Wenige Zeit nach der Approbation und einer kurzen Lehrzeit am Robert-Koch-Institut erkrankte P. und kam zur Behandlung ins Tuberkulosekrankenhaus Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Osthavelland, wo er zum dortigen Leiter Helmuth Ulrici ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. Hier wurde der Grundstein für P.s lebenslang andauerndes Forschungsinteresse an der Tuberkulose gelegt: Ulrici ermöglichte ihm, so P., in Sommerfeld „ein Arbeitsprogramm aufgrund meiner Ideen und Befunde im Anschluß an die damals neue und umwälzende Stadienlehre der Tuberkulose von Karl Ernst Ranke (1870–1927) durchzuführen“ (Pagel [1982], 49). Als Pathologe machte P. sich im Weiteren international einen Namen in der Tuberkuloseforschung; sein ursprünglich gemeinsam mit George Gregory Kayne (1901–1945) und Laurence O’Shaughnessy (1900–1940) verfasstes Buch „Pulmonary Tuberculosis. Pathology, Diagnosis, Management and Prevention“ (1. Aufl., 1939) avancierte zum Standardwerk und erschien bis 1962 in vier aktualisierten Auflagen. Daneben erlangte P. internationale Bekanntheit durch wegweisende Forschungen auf dem Gebiet der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, dem er sich nach seiner Pensionierung verstärkt zuwandte. In seinen biografischen Studien zu bedeutenden Medizinern wie Rudolf
Virchow (1821–1902), Johan Baptista van Helmont (1580–1644), Paracelsus (1493/94–1541) und William Harvey (1578–1657) richtete er den Blick auf bisher unterbewertete geistesgeschichtliche Zusammenhänge, rückte „von der teleologischen Betrachtungsweise der Medizingeschichte ab“ und machte „die medizinhistorische Forschung auf den Fehler aufmerksam […], vergangene Epochen von heutiger Warte aus zu beurteilen“ (Prüll [2003], 42). Durch seine ideengeschichtlich inspirierte Arbeitsweise trug er etwa „zur Korrektur des Bildes von Paracelsus als einem ‚deutschen Arzt‘ bei“ (Roelcke [2007], 1088). Als P.s akademischer Lehrer und Mentor gilt Alexander Schmincke, dem er nach dessen Berufung 1930 an die Universität Heidelberg folgte. In der Nachkriegszeit spielte P. in Schminckes Entnazifizierungsverfahren eine wichtige Rolle: Schmincke, der u. a. Mitglied in der SA und der NSDAP sowie förderndes Mitglied der SS gewesen war, konnte vor der zuständigen Spruchkammer ein entlastendes Zeugnis P.s vorlegen, das letztlich zur Einstufung als „Mitläufer“ führte. P. hatte darin erklärt, „that Schmincke was friendly to Jews and maintained contacts with a number of Jewish friends, and he doubted Schmincke’s ideological proximity to the National Socialists. In addition, he pointed out that Schmincke had attempted to keep him – Walter Pagel – in service in 1933 by making a risky plea“ (Gross/Kaiser/Sziranyi [2019], 616). In einem 1952 von P. angestrengten Wiedergutmachungsverfahren bei der Universität Heidelberg wurde ihm seitens der dortigen Medizinischen Fakultät zwar seine Befähigung zu einem Ordinariat formal bestätigt, die Einordnung erfolgte nichtsdestotrotz mit Abschluss des Verfahrens im Jahr 1960 lediglich als Extraordinarius; man ging davon aus, dass P. zum 1. April 1940 zum außerordentlichen Professor berufen worden wäre und er erhielt rückwirkend ab dem 1. April 1951 die entsprechenden Bezüge. Ein symbolischer Akt der Rehabilitation erfolgte indessen mit der Verleihung des medizinischen Ehrendoktorats anlässlich der Eröffnung des neuen Heidelberger Pathologischen Instituts im Jahr 1966 durch den damaligen Dekan der Medizinischen Fakultät Wilhelm Doerr (1914–1996),
Pagel, Walter
zu dem P. ein kollegial-freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte. Neben einer Würdigung seiner Verdienste auf den Gebieten der Pathologie und Medizingeschichte erkannte die Fakultät ausdrücklich auch P.s Bestreben an, „das durch die einst gewaltsame Entfernung aus dem Lehrkörper der Universität Heidelberg geschehene Unrecht nicht zu entgelten“ (zit. n. Mußgnug [1988], 261). P. wurden zudem zahlreiche internationale Ehrungen zuteil: Er wurde 1976 zum Honorary Fellow der British Academy ernannt und war Ehrenmitglied der American Association for the History of Medicine, der Faculty of the History of Medicine bei der Worshipful Society of Apothecaries, der History Section der Royal Society of Medicine, der International Academy for the History of Medicine, der International Paracelsus Society, der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte sowie der Deutschen, Schweizer, Schwedischen und Israelischen Gesellschaften für Geschichte der Medizin. 1969 erhielt P. den „Dexter Award“ der American Chemical Society, 1970 die „Sarton Medal“ der History of Science Society, 1971 die „Julius-Leopold-Pagel-Medaille“ der Gesellschaft für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften, 1973 den „Robert-Koch-Preis“, 1976 die „William H. Welch Medal“ der American Association of the History of Medicine und 1978 den „Paracelsus-Ring“ der Stadt Villach. Neben der erwähnten Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg wurde ihm 1961 das medizinische Ehrendoktorat der Universität Basel und 1968 der Doctor Litterarum h. c. der University of Leeds verliehen. 1972 ehrten Wissenschaftler aus aller Welt P. mit einer zweibändigen Festschrift. In seinen Lebenserinnerungen kommentierte er die zahlreichen Auszeichnungen bescheiden: „Nichts davon habe ich verdient, erstrebt oder gar erträumt, aber ich kann nicht leugnen, daß mich die Ehrungen erfreut, ermutigt und gestärkt haben im Alter, bis zum 80. Jahr, wo auf schwindenden Kräften die Einsicht und Eitelkeit des Gewollten und Erreichten und die versäumten Sternstunden niederdrückend lasten“ (Pagel [1982], 66). P. verstarb im März 1983 im Alter von 84 Jahren im Londoner Vorort Mill Hill.
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Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Tuberkuloseforschung; Geschichte der Medizin und Pathologie; Fehlanlagen der Niere; Pneumonie; Ulcus duodeni; Pathologie der Lungengefäße; Überempfindlichkeits- und Immunreaktionen; Resistenzverminderung und Infektion; Beziehungen zwischen allergischer Entzündung und tuberkulöser Infektion; Beteiligung der Zunge an inneren Organerkrankungen; Prostatakarzinom; aseptische Pankreasnekrose; Reinfektion; Kollagenose; Kortisonwirkung Publikationen (Auswahl): Die gekreuzte Dystopie der Nieren, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 240 (1923), 508–529; Zur Morphologie der circumfokalen Veränderungen bei Lungentuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 59 (1924), 261–265; Zur Kenntnis der Duodenaltuberkulose. Zugleich ein Beitrag zur Pathogenese des Ulcus duodeni, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 251 (1924), 628–637; Zur Histochemie der Lungentuberkulose, mit besonderer Berücksichtigung der Fettsubstanzen und Lipoide, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 256 (1925), 629–640 (zus. mit M. Pagel); Beiträge zur Histologie der Exsudatzellen bei käsiger Pneumonie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 256 (1925), 641–648; Über ausgedehnte Xanthomzellablagerungen in organisierten Pfröpfen der Lungenschlagader, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 258 (1925), 414–418; Zur Frage der Pubertätsphthise, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 60 (1925), 312–324; Zur Frage der Abstammung der Exsudatzellen bei käsiger Pneumonie, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 61 (1925), 221–229; Über eine einfache Darstellung der Lungencapillaren am Gewebsschnitt, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 61 (1925), 301–302; Die Gewebsreaktionen des Meerschweinchens bei der experimentellen Infektion mit Tuberkelbacillen. Beiträge zur Pathohistologie der Meerschweinchentuberkulose I. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 61 (1925), 641– 677; Untersuchungen über die Histologie des tuberkulösen Primäraffektes der Meerschweinchenlunge. Beiträge zur Pathohistologie der
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Biografische Portraits
Meerschweinchentuberkulose. 2. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 61 (1925), 678–688; Über eine eigentümliche Erscheinungsform des mutmaßlichen „Superinfektionsherdes“ der Lunge bei Tuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 62 (1925), 614–620; Bemerkungen über Versuche einer Beeinflussung der Meerschweinchentuberkulose, gemessen am histologischen Bilde, mit besonderer Berücksichtigung der Kavernenfrage und der Gefäßwandreaktionen (Siegmundschen Intimagranulome). Beiträge zur Pathohistologie der Meerschweinchentuberkulose. III. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 63 (1926), 160–178; I. Über den Zusammenhang von ungewöhnlichen Wucherungen atypischen und ortsfremden Epithels der Bronchien mit Bronchiektasien. II. Untersuchungen über adenomartige Verästelungen der Bronchien des Meerschweinchens, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 262 (1926), 583–594; Die allgemeinen pathomorphologischen Grundlagen der Tuberkulose (1927); Die Krankheitslehre der Phthise in den Phasen ihrer geschichtlichen Entwicklung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 66 (1927), 66–98; Über die tuberkulöse Herdbildung bei intratrachealer Infektion des Kaninchens, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 66 (1927), 423–440; Über parafokale Hohlräume bei Lungentuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 66 (1927), 545–549; Über die Morphologie des durch intratracheale Infektion erzeugten Lungenherdes bei Meerschweinchentuberkulose. Beiträge zur Pathohistologie der Meerschweinchentuberkulose. V. Mitteilung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 66 (1927), 588–598; Zum 450jährigen Jubiläum der Tübinger Medizinischen Fakultät, Dtsch. Med. Wochenschr. 53 (1927), 1270–1273; Zur Pathogenese der Lungenblutung bei Tuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 66 (1927), 631–634; Ausgewählte Schriften zur Tuberkulosepathologie von K. E. Ranke (1928) (hrsg. u. eingel. zus. mit M. Pagel); Tuberkuloseallergie und Reticuloendothel, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 700; Zur Geschichte der Lungensteine und der Obstruktionstheorie der Phthise, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkulo-
seforsch. 69 (1928), 315–323; Die anatomischen Grundlagen der Immunitätsvorgänge, in: Handbuch der Kindertuberkulose, Bd. 1 (1929), 213– 252; Tuberkuloseallergie und Serumanaphylaxie, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 742–743; Zum Wesen der tuberkulösen Erweichung, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1352–1354; Zur Virulenz der Tuberkelbacillen bei der Lungentuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 72 (1929), 685–699 (zus. mit W. Roloff); Der Beginn der Lungentuberkulose und die Rankesche Stadienlehre, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 51–58; Jo. Bapt. van Helmont. Einführung in die Philosophische Medizin des Barock (1930); Lungentuberkulose, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 3/2 (1930), 139–528 (zus. mit F. Henke); Über das Verhältnis der Uferzellenspeicherung und Serumüberempfindlichkeit zur experimentellen Tuberkulose, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1930), 479–504 (zus. mit J. E. Garcia-Frias); Studien über tuberkulöse Erweichung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 76 (1931), 414–458; Virchow und die Grundlagen der Medizin des XIX. Jahrhunderts (1931); Zur Morphologie der Überempfindlichkeits-und Immunitätserscheinungen, Z. Gesamte Exp. Med. 77 (1931), 396–409; Experimentelle Beobachtungen zu der Frage der Resistenzverminderung und Infektion, Z. Hyg. Infektionskr. 113 (1932), 629–644 (zus. mit M. Gundel und P. György); Zum Problem der Beziehungen zwischen allergischer Entzündung und tuberkulöser Infektion, Klin. Wochenschr. 11 (1932), 1826–1828 (zus. mit A. Klopstock und A. Guggenheim); Zur Entstehungsgeschichte und Kasuistik der Lungentuberkulose, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 79 (1932), 383–400; Zur Pathologie des Asthma bronchale, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 286 (1932), 580–590; Über die Beteiligung der Zunge an inneren Organerkrankungen. Pathologisch-anatomische Untersuchungen, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1496–1499; Histological studies on the variability of the Tubercle Bacillus, J. Pathol. Bacteriol. 39 (1934), 689–701; Importance of local factors in the onset of pulmonary, Br. Med. J. 1 (1934), 1024–1040; Funnel-chest and pulmonary tuberculosis, Br. Med. J. 1 (1935), 922–962;
Pagel, Walter
Religious motives in the medical biology of the XVIIth century, Bull. Hist. Med. 3 (1935), 97–128, 213–231 sowie 265–312; Intestinal tuberculosis limited to the appendix, Br. Med. J. 2 (1936), 1305–1306; Immunität, in: Therapie der Tuberkulose (1937), 105–136; Pathogenese, Morphologie und Allergiebeziehungen der Heilungsvorgänge bei Tuberkulose, in: Therapie der Tuberkulose (1937), 137–170; Anatomische und experimentelle Befunde bei therapeutischen Eingriffen, in: Therapie der Tuberkulose (1937), 171– 190; The evolution of tuberculosis in man, Ir. J. Med. Sci. 12 (1937), 735–741; Chronic disseminated tuberculosis, Br. Med. J. 1 (1938), 15–28 (zus. mit F. A. Simmonds); Tuberculous cavities under artificial pneumothorax, Br. Med. J. 2 (1938), 1258–1274 (zus. mit L. Roberts); Pathologie und Histologie der allergischen Erscheinungen, in: Fortschritte der Allergielehre, Bd. 1 (1939), 73– 146; Pulmonary Tuberculosis. Pathology, Diagnosis, Management and Prevention (1. Aufl., 1939) (zus. mit G. Kayne und L. O’Shaughnessy); The susceptibility of the golden hamster (Cricetus auratus) to bovine, human and avian tubercle bacilli and to the vole strain of acid-fast bacillus (Wells), J. Hyg. (Lond.) 39 (1939), 154– 160 (zus. mit A. S. Griffith); Inoculation and immunity experiments on calves with the vole strain of acid-fast bacillus, J. Hyg. (Lond.) 40 (1940), 673–680 (zus. mit A. S. Griffith und T. Dalling); Origin of bronchogenic tuberculosis in the adult, Br. Med. J. 2 (1944), 791; Some observations on carcinoma of the prostate treated with oestrogens, as demonstrated by serial biopsies, Br. J. Surg. 33 (1945), 122–130 (zus. mit J. D. Fergusson); Aspiration type of congenital tuberculosis, Tubercle 27 (1946), 153–158 (zus. mit S. Halls); Fulminant tuberculous septicaemia and other atypical forms of abdominal tuberculosis, Tubercle 28 (1947), 115–123 (zus. mit E. J. Blair); Aspiration type of congenital tuberculosis; further communication, Tubercle 29 (1948), 32–33 (zus. mit S. Halls); Aseptic necrosis of pancreas due to arterial thrombosis in malignant hypertension, Br. Med. J. 1 (1948), 442–443 (zus. mit A. L. Woolf); Pathology of reinfection: some sources of diagnostic errors, Am. Rev. Tuberc. 58 (1948), 85–97 (zus. mit C. H. Toussaint); Pulmonary Tuberculosis. Pathology, Diagnosis, Man-
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agement and Prevention (2. Aufl., 1948) (zus. mit F. A. H. Simmonds, N. Macdonald und L. Fatti); On fulminant tuberculous septicemia with leukopenia, Am. Rev. Tuberc. 59 (1949), 311–316 (zus. mit A. L. Woolf); The tissue response to heat-killed streptococci in the skin of normal subjects, and in persons with rheumatic fever, rheumatoid arthritis, subacute bacterial endocarditis and erythema nodosum, Br. J. Exp. Pathol. 30 (1949), 282–288 (zus. mit J. H. Humphrey); Acronecrosis due to fibrin thrombi and endothelial cell thrombi, Am. J. Med. Sci. 218 (1949), 425–431; The circular motion of the blood and Giordano Bruno’s philosophy of the circle, Bull. Hist. Med. 24 (1950), 398–399; Giordano Bruno and the circular motion of the blood, Br. Med. J. 2 (1950), 621; Giordano Bruno: the philosophy of circles and the circular movement of the blood, J. Hist. Med. Allied Sci. 6 (1951), 116–124; William Harvey and the purpose of circulation, Isis 42 (1951), 22–38; Julius Pagel and the significance of medical history for medicine, Bull. Hist. Med. 25 (1951), 207–225; Polyarteritis nodosa and the „rheumatic“ diseases, J. Clin. Pathol. 4 (1951), 137–157; The early changes of pulmonary tuberculosis in lobectomy specimens, Tubercle 32 (1951), 120–127 (zus. mit E. Nassau); Oligodendroglioma with extracranial metastases, Br. J. Surg. 39 (1951), 56–65 (zus. mit T. G. James); Pyogenic brain abscess as a complication of cavitated phthisis, Tubercle 32 (1951), 168–170 (zus. mit S. Jackson); Acute tuberculous septicaemia with leucopenia, Br. Med. J. 2 (1951), 869–873 (zus. mit K. Ball und H. Joules); Medical history at the end of the nineteenth century: to commemorate Julius Pagel (1851–1912) and his discovery of mediaeval sources, Proc. R. Soc. Med. 45 (1952), 303–306; Recrudescence in early phthisis: a study of post-mortem and lobectomy specimens, Am. Rev. Tuberc. 65 (1952), 673–691; An outline of the principal forms of tuberculosis in man: primary, disseminated and bronchogenic tuberculosis, Postgrad. Med. J. 28 (1952), 606– 614; Pulmonary Tuberculosis (3. Aufl., 1953) (zus. mit F. A. H. Simmonds und N. Macdonald); Chemotherapy and cavity wall: histological observations, Tubercle 36 (1955), 2–15 (zus. mit F. A. Simmonds); Collagen disease: transitional features between various types (viscero-
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Biografische Portraits
cutaneous collagenosis), Int. Arch. Allergy Appl. Immunol. 6 (1955), 279–292; Viscero-cutaneous collagenosis: a study of the intermediate forms of dermatomyositis, scleroderma, and disseminated lupus erythematosus, J. Clin. Pathol. 8 (1955), 1–18 (zus. mit C. S. Treip); Humoral pathology: a lingering anachronism in the history of tuberculosis, Bull. Hist. Med. 29 (1955), 299– 308; J. B. Van Helmont’s reformation of the Galenic doctrine of digestion, and Paracelsus, Bull. Hist. Med. 29 (1955), 563–568; The influence of cortisone on the disposal of heat-killed tubercle bacilli by the sensitised guinea-pig, Int. Arch. Allergy Appl. Immunol. 9 (1956), 1–14 (zus. mit C. S. Treip); Van Helmont’s ideas on gastric digestion and the gastric acid, Bull. Hist. Med. 30 (1956), 524–536; The philosophy of circles-cesalpino-Harvey: a penultimate assessment, J. Hist. Med. Allied Sci. 12 (1957), 140–157; Henry E. Sigerist 1891–1957, Med. Hist. 1 (1957), 285–289; Cortisone and the dissociation of hypersensitivity and acquired resistance: experiments with heat-killed tubercle bacilli, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 1093–1099 (zus. mit C. S. Treip); Notes on the histological criteria of hypersensitivity, Int. Arch. Allergy Appl. Immunol. 12 (1958), 113– 124 (zus. mit C. S. Treip); The position of Harvey and Van Helmont in the history of European thought: to commemorate H. E. Sigerist’s essay on Harvey (1928), J. Hist. Med. Allied Sci. 13 (1958), 186–199; F. S. Bodenheimer (1897–1959), J. Hist. Med. Allied Sci. 15 (1960), 96–97; Paracelsus and Techellus the Jew, Bull. Hist. Med. 34 (1960), 274–277; The diagnostic value of pleural biopsy in bronchopulmonary carcinoma, J. Clin. Pathol. 13 (1960), 425–431 (zus. mit S. Goldfarb); Harvey’s doctrine in Italy: Argoli (1644) and Bonaccorsi (1647) on the circulation of the blood, Bull. Hist. Med. 34 (1960), 419–429 (zus. mit F. N. Poynter); Das medizinische Weltbild des Paracelsus. Seine Zusammenhänge mit Neuplatonismus und Gnosis (1962); Pulmonary Tuberculosis (4. Aufl., 1962) (zus. mit F. A. H. Simmonds, N. Macdonald und E. Nassau); Vesalius and the pulmonary transit of venous blood, J. Hist. Med. Allied Sci. 19 (1964), 327–341; Vesalius and Paracelsus, Med. Hist. 8 (1964), 309–328 (zus. mit P. Rattansi); Harvey, foetal irritability and Albertus Magnus, Med. Hist. 10 (1966),
409–411; Harvey and Glisson on irritability with a note on Van Helmont, Bull. Hist. Med. 41 (1967), 497–514; William Harvey’s Biological Ideas. Selected Aspects and Historical Background (1967); Gnostisches bei Paracelsus und Konrad von Megenberg, in: Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift für Gerhard Eis (1968), 359–371; Harvey and the „modern“ concept of disease, Bull. Hist. Med. 42 (1968), 496–509 (zus. mit M. Winder); William Harvey revisited, Hist. Sci. 9 (1970), 1–41; The chequered career of Galen’s doctrine on the pulmonary veins, Med. Hist. 15 (1971), 211–229 (zus. mit J. J. Bylebyl); Peripheral venous flow „Ascending“ to the heart (Ficinus, 1489) and the spread of poison, Episteme 6 (1972), 128–134; Van Helmont’s concept of disease: to be or not to be? The influence of Paracelsus, Bull. Hist. Med. 46 (1972), 419–454; The higher elements and prime matter in Renaissance naturalism in Paracelsus, Ambix. 21 (1974), 93–127 (zus. mit M. Winder); The history of mineral terminology, Hist. Sci. 12 (1974), 70–76; Paracelsus, Van Helmont, Virchow und die Wandlungen im ontologischen Krankheitsbegriff, Virchows Arch. A Pathol. Anat. Histol. 363 (1974), 183–211; Recent Paracelsian studies, Hist. Sci. 12 (1974), 200–211; The „claim“ of Cesalpino and the first and second editions of his „Peripatetic Questions“, Hist. Sci. 13 (1975), 130–138; The Paracelsian Elias Artista and the alchemical tradition, Medizinhist. J. 16 (1981), 6–19; Mother nature and the scientific revolution, Hist. Sci. 19 (1981), 148–153 (zus. mit C. Merchant); Erinnerungen und Forschungen, in: Wege zur Wissenschaftsgeschichte II (1982), 45–66 Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin; UAH PA 1101 Pagel List of Displaced German Scholars (1936), 64, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Uehlinger (1963); Buess (1968a) [P]; Buess (1968b); Winder (1972); Doerr (1978) [P]; Pagel (1982) [P]; Vézina (1982), 40, 46–47; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 883–884; Buess (1983) [P]; Debus (1983) [P]; Müller-Jahncke (1983) [P]; Winder/Burgess (1983) [P]; Buess (1984); Davis (1984) [P]; Debus (1984);
Panofsky, Walther
Mußgnug (1988), 39, 139, 147, 172–173, 176, 261; Walk (1988), 291; Goerke (1998); Hunter (1998) [P]; Schott (1999) [P]; Prüll (2003), 42–43, 407; Eckart (2006), 979, 982–984; Roelcke (2007); Gross/Kaiser/Sziranyi (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 11–12; Uhlendahl et al. (2021), 4, 13 Panofsky, Walther [Walter] Johannes Karl Arthur
Dr. med. Deutscher Pathologe * 20. Juli 1883 in Berlin † 4. Februar 1951 in Chemnitz Vaterberuf: Jurist/Privatgelehrter Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1902 Reifeprüfung am Königlichen Luisengymnasium Berlin; Studium der Medizin an der Universität Berlin (bis 1908); 1908 ärztliches Staatsexamen ebenda; Ableistung des ersten Halbjahres Militärdienst; praktisches Jahr im Krankenhaus Charlottenburg-Westend, hier sechs Monate in der Pathologie bei Albert Dietrich (1873–1961); Ableistung des zweiten Halbjahres Militärdienst; 1910 Promotion zum Dr. med. an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über das „Verhalten der sogenannten Querlinien des Herzens bei Hypertrophie und Atrophie und Folgerungen daraus“ und Hilfsarzt am Pathologisch-Hygienischen Institut Chemnitz bei Coelestin Nauwerck (1853–1938); 1911 Hospitation am Hygieneinstitut der Universität Halle
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bei Karl Fränkel (1861–1915) und anschließend Oberarzt an der Prosektur des Städtischen Küchwaldkrankenhauses Chemnitz als Nebenstelle des Pathologisch-Hygienischen Instituts (bis 1927); im Ersten Weltkrieg Seuchenarzt und Laboratoriumsleiter des deutschen Heeres an der Ostfront; 1927 Leiter der Prosektur des Städtischen Küchwaldkrankenhauses (bis 1937); 1937 Entlassung; 1940/41 Rückkehr als stellvertretender Leiter an die Prosektur des Städtischen Küchwaldkrankenhauses; ab Mai 1945 Leiter ebenda (bis August 1946) sowie Leiter der Krankenpflegeschule Chemnitz (bis 1950) Erfahrung im „Dritten Reich“: P. galt gemäß nationalsozialistischer Rassenideologie als „Mischling ersten Grades“; sein Vater war jüdischer, seine Mutter „arischer“ Abstammung. Zum 31. Dezember 1937 wurde P. aus „rassischen“ Gründen in den dauernden Ruhestand versetzt. Er war erst im Oktober 1934 zum (beamteten) städtischen Medizinalrat ernannt worden; seine Abstammung war zu diesem Zeitpunkt wohl unbekannt. Im Reichsarztregister erkennt man eine Korrektur des entsprechenden Feldes „Abstammung“. Für März 1938 wird er „ohne ärztliche Tätigkeit“ angegeben (BArch R 9347). Bereits vor seiner Entlassung hatte P. die Auswirkungen der zunehmenden antisemitischen Diskriminierung in Deutschland zu spüren bekommen: „Diese reichten von einer Eintragung seiner rassischen Zugehörigkeit in den Personalausweis über den Ausschluß der Tochter von der gewünschten Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin bis zur Verweigerung des Grußes durch Kollegen und Kollegenfrauen (z. B. Prof. Wilhelm Lahm [1889–1975], Leiter des Röntgeninstituts der Krankenkassen, und Ehefrau). Daß Prof. [Martin] Staemmler [1890– 1974], der damalige Direktor des Instituts, als Aktivist des Rassenwahns die vorher bestehenden, durchaus freundschaftlichen Beziehungen zu P. und dessen Familie abbrach, muß nicht besonders begründet werden“ (Künzel [1998], 47). Wegen des kriegsbedingten Arztmangels konnte P. im Dezember 1940 seine Tätigkeit an der Prosektur des Städtischen Küchwaldkrankenhauses – zunächst für „Hilfsarbeiten“ – wie-
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Biografische Portraits
deraufnehmen. Für Dezember 1941 weist das Reichsarztregister ihn als angestellten stellvertretenden Leiter am Pathologisch-Hygienischen Institut Chemnitz aus; Künzel spricht von pathologisch-anatomischer und bakteriologisch-serologischer Tätigkeit „ohne eine bestimmte Stellung zu haben“ (ebd., 48). Laut Zeitzeugenberichten wurde P. dabei vom Institutsleiter Julius Buchaly (1898–1970) „soweit möglich“ vor diskriminierenden Äußerungen von Kollegen geschützt, „indem er ihn an Ärztebesprechungen nicht teilnehmen ließ“ (ebd.). Künzel mutmaßt außerdem, „daß sein Sektionsmeister Johannes Weichert den verordneten Boykott jüdischer Läden nicht nur unbeachtet ließ, weil er sich im ‚jüdischen‘ Schuhhaus Bata ordentlich bedient fühlte, sondern weil er ein Zeichen für seinen Chef setzen wollte“ (ebd.). Die Auswirkungen der zunehmenden und im Holocaust gipfelnden Wellen antisemitischer Agitation drangen dessen ungeachtet in P.s unmittelbares Familienumfeld vor: „Die Ehen von zwei seiner Schwestern wurden auf Betreiben von deren ‚arischen‘ Ehemännern geschieden. Ein verwaister, unter seiner Vormundschaft stehender, damals 10-jähriger Neffe wurde als ‚Vierteljude‘ vom Besuch der höheren Schule ausgeschlossen. Ein Bruder seines Großvaters, Hugo Panofsky, wurde 1942 nach Theresienstadt transportiert und ‚verstarb‘ dort. Ein Vetter von P., Erich Panofsky, und dessen Frau Lotte wurden 1943 aus Berlin zunächst nach Theresienstadt und später nach Auschwitz verschleppt. Über ihr dortiges Schicksal heißt es im ‚Gedenkbuch Berlins‘ lakonisch ‚verschollen‘. Die Eltern P.s werden einem ähnlichen Schicksal nur dadurch entgangen sein, daß sie 1933 bereits verstorben waren“ (ebd.). P. war sich über das Schicksal seiner Verwandten durchaus bewusst und befürchtete für den Fall eines „erfolgreichen“ Überfalls auf die Sowjetunion Gleiches: „Wenn dieser Krieg gewonnen wird, werde ich vernichtet“ (zit. n. ebd.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. war der Sohn des in Gleiwitz/Oberschlesien geborenen jüdischen Privatgelehrten Dr. jur. Arthur P. (1848–1921) und dessen Ehefrau Ma-
rie P., geborene Gregor (* 1861); mit sieben Geschwistern wuchs er in einem wohlhabenden Elternhaus auf und wurde als Kind von einem Privatlehrer unterrichtet. Seit 1910 war er mit Margarete P., geborene Eberlein (1881–1954), verheiratet; mit ihr hatte er die Kinder Walther (1913–1967, renommierter Musikkritiker in München) und Margarete, verheiratete Scherf (* 1916, lebte 1998 noch in Limbach-Oberfrohna/Sachsen). Während seiner Tätigkeit als „Seuchenarzt“ an der Ostfront im Ersten Weltkrieg hatte P. Russisch gelernt und beschäftigte sich auch danach „aus Liebhaberei“ mit dem Russischen, was „ihm nach dem 2. Weltkrieg bei Verhandlungen mit der Besatzungsmacht zustatten kam“ (ebd., 47). Privat war er außerdem ein Liebhaber von Theodor Fontane (1819–1898), „mit dem er an der Existenz ewiger Wahrheiten zweifelte, und von dessen Roman ‚Effi Briest‘. Immer wiederkehrende Themen waren die alte Armee und die Zeit vor dem ersten Weltkrieg mit dem Kaiser und mit der Sicherheit, in der man damals leben konnte, sofern man sich anpaßte und nicht, wie Effi, eigene Wege ging“ (ebd., 52). Nach Kriegsende leitete P. die Prosektur des Küchwaldkrankenhauses (bis September 1945 kommissarisch) und war damit maßgeblich am Wiederaufbau der Pathologie und Mikrobiologie in Chemnitz beteiligt. Laut Wolf Künzel (Mitarbeiter ebenda 1956–1994) war es „zum großen Teil Panofskys Verdienst, daß in der PK bereits 1946 wieder ca. 41770 mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt wurden und damit eine wichtige Grundlage für die Durchsetzung hygienischer Verhältnisse in der Stadt erhalten blieb“ (Künzel [1999b], 202). Neben der Seuchenbekämpfung ging P. in der Nachkriegszeit auch einer ausgedehnten gerichtsmedizinischen Tätigkeit nach. Ferner wurde ihm die Leitung der Krankenpflegeschule Chemnitz anvertraut, die er bis 1950 inne hatte. Seine Tätigkeit in der Seuchenbekämpfung musste er hingegen bereits im Sommer 1946 in Folge einer schweren Erkrankung (vermutlich durch Herzinfarkt) aufgeben. Ihm zu Ehren erhielt das Prosekturgebäude des Küchwaldkrankenhauses nach seinem Tod 1951 den Namen „Dr.-Panofsky-Haus“; auch der
Pick, Ludwig
Neubau des Instituts von 1998 erhielt wieder diesen Namen, worin man laut Künzel „auch einen späten Akt der Wiedergutmachung des von ihm unter den Nationalsozialisten erlittenen Unrechts sehen sollte“ (ebd., 203). P. war von 1925 bis 1938 Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft. In der Sowjetischen Besatzungszone/DDR war er außerdem aktives Mitglied im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB), in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft sowie im Kulturbund zur Demokratischen Erneuerung Deutschlands. Trotz seiner exponierten Stellung ist P. kaum mit wissenschaftlichen Publikationen in Erscheinung getreten; auch von seinen Mitarbeitern sind keine Veröffentlichungen bekannt, „an denen sich eine von ihm ausgehende Anregung zu wissenschaftlicher Arbeit ablesen ließe“ (Künzel [1998], 52). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Seuchenmedizin; Sektion; Gerichtsmedizin; kardiale Hypertrophie und Atrophie Publikationen (Auswahl): Verhalten der sogenannten Querlinien des Herzens bei Hypertrophie und Atrophie und Folgerungen daraus, Diss. med., Leipzig 1910 Quellen/Literatur: BArch R 9347; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; LA Berlin Personenstandsregister Zillerthal-Erdmannsdorf Künzel (1998), 46–54 [P]; Künzel (1999a); Künzel (1999b); Franke (2016), 12, 24–25 [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Uhlendahl et al. (2021), 3
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Pick, Ludwig
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 31. August 1868 in Landsberg an der Warthe/ Brandenburg (heute: Gorzów Wielkopolski, Polen) † 3. Februar 1944 in Theresienstadt Vaterberuf: Kaufmann und Spirituosenfabrikant Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Gymnasium in Landsberg an der Warthe; 1886 Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg, Leipzig, Berlin und Königsberg (bis 1892); 1890 Hilfskraft und Demonstrator am Pathologischen Institut der Universität Königsberg bei Ernst Neumann (1834–1918) und Coelestin Nauwerck (1853–1938) (bis 1892); 1892 ärztliches Staatsexamen an der Universität Königsberg und ärztliche Approbation; freiwilliger Militärdienst u. a. im Grenadierregiment König Friedrich Wilhelm I., letzter Dienstgrad (1905): Stabsarzt der Reserve; 1893 Promotion zum Dr. med. an der Universität Leipzig bei Felix Victor Birch-Hirschfeld (1842–1899) mit „Ein Beitrag zur Aetiologie. Genese und Bedeutung der hyalinen Thrombose“; Assistent und Leiter des Laboratoriums an der privaten Berliner Frauenklinik bei Leopold Landau (1848–1920) (bis 1906); 1899 externe Habilitation für Pathologische Anatomie an der Universität Berlin auf Grundlage eines Gutachtens von Rudolf Virchow (1821–1902); 1906 Leiter der Abteilung für Pathologische Anatomie am Berliner Städtischen
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Biografische Portraits
Krankenhaus am Friedrichshain (bis 1933); 1909 Titularprofessor der Universität Berlin; 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hierbei beratender Pathologe des Reservelazaretts des Berliner Gardekorps und später Armeepathologe bei den Rückzugsgefechten an der Westfront, u. a. Sektor in Reims, letzter Dienstgrad: Oberstabsarzt (bis 1919); 1921 Honorarprofessor der Universität Berlin (bis 1935); 1933 Versetzung in den Ruhestand und Rückgabe der Venia legendi, fortan Allgemeinpraktiker und Tätigkeit am Untersuchungsinstitut der Berliner Krankenkassen im Cecilienhaus in Berlin; 1935/36 Entzug der Venia legendi; 1938 Leiter der Pathologischen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in Berlin-Wedding (als „Krankenbehandler“); 1943 Verhaftung und Deportation Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung und galt der nationalsozialistischen Rassenideologie zufolge aufgrund vier jüdischer Großeltern als „Volljude“. Unabhängig von seiner jüdischen Abstammung wurde er als Leiter der Abteilung für Pathologische Anatomie am Berliner Städtischen Krankenhaus am Friedrichshain (seit 18. Mai 1933: „Horst-Wessel-Krankenhaus“, nach dem NS-„Märtyrer“ Horst Wessel [1907–1930], der in diesem Krankenhaus drei Jahre zuvor verstorben war) zum 1. Oktober 1933 mit Erreichen der Altersgrenze regulär in den Ruhestand versetzt und schied damit aus dem städtischen Gesundheitsdienst aus. Er ging aber auch nach seiner Pensionierung noch ein Jahr lang weiter wissenschaftlichen Arbeiten in „seinem“ Institut nach, das von Franz Büchner (1895–1991) übernommen worden war. Ebenfalls ab dem 1. Oktober 1933 war er laut Reichsarztregister als Allgemeinpraktiker in Berlin niedergelassen (ab 25. Oktober 1934 mit Kassenzulassung) und arbeitete zudem in den Folgejahren als beratender Pathologe am Untersuchungsinstitut der Berliner Krankenkassen im Cecilienhaus in Berlin. Die Pathologische Abteilung im Cecilienhaus wurde seit 1935 vom NSDAP- und SS-Mitglied Wilhelm Schröer (* 1899) geleitet, der P. später als seinen Lehrer bezeichnete. Als Honorarprofessor der Universität Berlin musste B. im Zuge der Durchführung des „Ge-
setzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 einen Fragebogen ausfüllen, in dem er zur Frage nach der „Rassenzugehörigkeit“ der vier Großeltern eintrug „sämtlich jüdischen Glaubens“ (zit. n. Simmer [2000], 284). In einem anderen Fragebogen vom Juni 1933 gab er bei „Konfession (auch frühere Konfession)“ „mosaisch“ an (zit. n. ebd.); in einem für das Reichserziehungsministerium ausgefüllten Personalblatt hingegen gab er als Glaubensbekenntnis evangelisch an, listete akribisch seine Militärverhältnisse und diversen Kriegsauszeichnungen auf (u. a. Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Türkischer Eiserner Halbmond und Ehrenkreuz für Frontkämpfer) und vermerkte hoffnungsvoll „Geschützt als Frontkämpfer“ (BArch R 4901/13273). Gleichwohl lautete das Votum des zuständigen Referenten „kein Frontdienst“ (zit. n. Simmer [1994], 68). Um einer Entziehung der Lehrbefugnis und der damit verbundenen Kränkung zuvorzukommen, legte P. seine Venia legendi selbst nieder und hielt ab dem Wintersemester 1933/34 keine Vorlesungen mehr; in den Berliner Vorlesungsverzeichnissen wurde er bis Wintersemester 1935/36 noch als „beurlaubt“ bzw. „liest nicht“ geführt (zit. n. Simmer [2000], 284). Eine offizielle Beurlaubung erfolgte indessen trotzdem am 23. Oktober 1935 infolge der Durchführung des Reichsbürgergesetzes vom 15. September 1935. Mit Schreiben vom 22. Februar 1936 wurde P. gemeinsam mit Robert Meyer (1864–1947) und Selmar Aschheim (1878–1965) die Entziehung der Lehrbefugnis rückwirkend zum 31. Dezember 1935 mitgeteilt – zusammen mit der Mitteilung, dass fortan nur noch die Dienstbezeichnung „früherer Honorarprofessor in der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin“ zu führen sei (zit. n. ebd., 292). Trotz der fortschreitenden antisemitischen Entrechtung hatte P. aus falsch verstandener Vaterlandsliebe noch 1933 eine Berufung an die University of Chicago in den USA ausgeschlagen. Einen Ruf an die staatliche Medizinschule in Shanghai hatte er im selben Jahr ebenfalls nicht angenommen, „weil ich mich auch in diesen schweren Zeiten meinem deutschen Vaterland nach wie vor verbunden fühle“ (zit. n. ebd., 258), wie P. in einem Brief an Ludwig Aschoff (1866–1942) im Dezember 1933 schrieb.
Pick, Ludwig
1938 übernahm P. eine unbezahlte Stellung als Leiter der Pathologischen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in Berlin-Wedding; da zum 30. September 1938 allen jüdischen Ärzten die Approbation entzogen worden war, firmierte P. fortan als „Krankenbehandler“ der Pathologie. Nach seiner Pensionierung war P. mit der nichtjüdischen Oberschwester Anna Clara König (1891–1967) liiert und bezog mit ihr 1936 ein neu erbautes Eigenheim in Berlin-Zehlendorf: „Pick hatte sich so sehr als Deutscher gefühlt, er war so sehr ein Patriot, daß er es lange für unmöglich hielt, vertrieben und in ein Konzentrationslager verschleppt zu werden“ (ebd.). Die für dasselbe Jahr geplante Heirat konnte aufgrund des 1935 erlassenen „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ bereits nicht mehr stattfinden. Anna König schrieb dazu 1951: „Wir blieben trotz starker Drohungen seitens der Gestapo und anonymer Anzeigen zusammen“ (zit. n. Kopke [2012], 280). Im Sommer 1938 wurde P. eine „Reichsfluchtsteuer“ von 10.000 Reichsmark als „Sicherungshypothek“ auferlegt, obschon er keine Emigration geplant hatte. Als P. – möglicherweise in Folge der Novemberpogrome 1938–1939 schließlich doch noch eine Emigration plante, war es zu spät; die Pläne konnten nicht verwirklicht werden. Aus einem Brief von Max Bielschowskys (1869–1940) Frau Elsa an die Frau von Fritz Lewy (1885–1950) geht hervor, dass P. im Winter 1938/39 stark depressiv wurde: „Sorge hatten wir um unseren guten Pick, der eine schwere Depression durchgemacht hat und noch immer nicht so weit ist, seine Klause zu verlassen. Es ist ja eigentlich kein Wunder; ihm mußte sein Kartenhaus, das er sich aufgebaut hatte, einmal so einstürzen. Er spielte immer Vogelstraußpolitik“ (zit. n. Simmer [2000], 327). P.s umfangreiche Kunstsammlung mit historischen Portraits Friedrichs des Großen (1712–1786) wurde im Januar 1939 versteigert – „zum Zweck der Geldbeschaffung“ (zit. n. Kopke [2012], 279), wie der Auktionskatalog auswies. 1940 zog der hauptamtliche SS-Untersturmführer Egon Wagener (* 1912) mit seiner Familie als Untermieter in das Erdgeschoss des P.schen Hauses ein; im November 1942 wurde Wagener als Eigentümer des Hauses in das Grundbuch eingetragen.
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Am 16. März 1943 wurden P. und seine Verlobte Anna König von der Gestapo verhaftet – offenbar in Folge einer Denunziation. Während sie als „Arierin“ nach dreiwöchiger Haft wieder entlassen wurde, kam P. in ein von der Gestapo als Sammellager genutztes jüdisches Altenheim in der Gerlachstraße in der Nähe des Alexanderplatzes. Nachdem P. Ende April 1943 an einer Bronchitis erkrankt war, wurde er in das Jüdische Krankenhaus verlegt und von dort aus am 16. Juni 1943 mit einem Invalidentransport – darunter 197 weitere Patienten des Jüdischen Krankenhauses und die „letzten legal in Berlin lebenden ‚Volljuden‘“ (ebd., 281) – nach Theresienstadt deportiert. König schilderte die Verhaftung und Folgezeit 1951 wie folgt: „Im März 1943 wurden wir in gemeinster Weise von der Gestapo verhaftet; ich kam unter schrecklichen Beschimpfungen ins Gefängnis Alexander-Platz und mein Verlobter ins Judenlager, wo er bis zum Abtransport nach Theresienstadt verbleiben musste. Nach fast 3wöchentlicher Qual und vielen Verhören in der Burgstr. wurde ich entlassen. Trotz des Verbotes mit Juden in Verbindung zu bleiben, war ich nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis bemüht, meinem Verlobten auf jede Art und Weise zu unterstützen. Solange er noch in Berlin war, versorgte ich ihn mit Lebensmitteln durch Vermittlung des Jüdischen Krankenhaus“ (zit. n. ebd., 280 f.). Im Ghetto Theresienstadt verstarb P. in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1944 im Alter von 75 Jahren an einer schweren Lungenentzündung (Pneumonia lobaris in stadio hepatisationis) im dortigen Krankenhaus; die Leiche wurde obduziert und am Folgetag kremiert; das Obduktionsprotokoll ist erhalten. Die Asche wurde laut Hans Simmer „beim Herannahen der russischen Truppen in die an Theresienstadt vorbeifließende Eger (Ohře) geschüttet“ (Simmer [1994], 68). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. war der Sohn des jüdischen Kaufmanns und Spirituosenfabrikants Hermann P. (1839–1904) und dessen Ehefrau Bertha Beatrice, geborene Schoenflies (1843–1924). Sein Großvater mütterlicherseits war der Zigarrenfabrikant Moritz
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Biografische Portraits
Isaak Schoenflies (1812–1886), ein Schwager der Mathematiker Arthur Moritz Schoenflies (1853– 1928). Sein Bruder war der Reichsgerichtsrat Georg P. (1869–1929). P. zählt zu den renommiertesten deutschen Pathologen seiner Zeit und leistete Pionierarbeit auf verschiedenen Gebieten seines Fachs, besonders in der Gynäko- und Neuropathologie. Er beschrieb als Erster das Adenoma tubulare ovarii („Picksches Adenom“), den Hermaphroditismus verus des Menschen, die Karbolochronose, die Hyperostose des Schädels beim Morbus Paget, die ossäre Form des Morbus Gaucher, Adenomyome der Frau und Karzinome bei Tieren und klassifizierte die Uterussarkome und die Schweißdrüsentumore der Vulva. P. beschrieb ferner die atypische Amyloidose („Morbus Königstein-Lubarsch-Pick“) und prägte diverse neue Forschungsmethoden und Termini. Er arbeitete zum Uterus duplex, den Tumoren der Marchandschen Nebennieren, der Ostitis deformans syphilitica und der Melanosis coli. Besonders hervorzuheben sind die gemeinsamen Arbeiten mit seinem Kollegen und Freund Max Bielschwosky zu Neuromen sowie die Erschließung der Erbkrankheit „Morbus Niemann-Pick“ (auch: „Niemann-Pick-Krankheit“ oder „-Syndrom“) als Lipidose. Seine wissenschaftlichen Leistungen machten P. international bekannt und so war er auch im Ausland ein gefragter Redner; bereits 1913/14 hielt er erste Vorträge in New York. Am 21. April 1932 gab er die „Harvey Lecture“ in London über die Ostemalazie, am 3. und 5. Mai desselben Jahres die „Dunham Lectues“ an der Harvard Uninversity School of Medicine über den Lipoidstoffwechsel und den „Morbus Niemann-Pick“. P. war von 1904 bis mindestens 1938 Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft sowie von 1899 bis 1933 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. Von 1919 bis 1929 gehörte er der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an. 1955 wurde P.s Verlobte Anna König 1955 in einem Entschädigungsverfahren postum als P.s Ehefrau anerkannt und als Erbin eingesetzt; das 1942 enteignete Haus wurde restituiert. Ein Stolperstein vor P.s Wohnhaus in der Kunzendorfstraße 20 in Berlin-Zehlendorf erinnert heute an sein Schicksal.
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Picksches Adenom; Hermaphroditismus verus; Karbolochronose; Morbus Paget; Morbus Gaucher; Uterus- und Vaginalsarkome; Schweißdrüsentumore der Vulva; Morbus Königstein-Lubarsch-Pick; Uterus duplex; Tumoren der Marchandschen Nebennieren; Ostitis deformans syphilitica; Melanosis coli; Morbus Niemann-Pick; hyaline Thrombose; rundes Magengeschwür; Uterusendotheliom; Metastasen der Blasenmole; Atresie der Müller’schen Gänge; Neurinome; Konservierung und Aufstellung des Sektionsmaterials; epineurale Knochenbildung im Nervus ischiadicus bei chronischer Rückenmarkserkrankung; Neurofibromatose und partieller Riesenwuchs; angeborene Knochensyphilis; Möller-Barlowsche Krankheit Publikationen (Auswahl): Ein Beitrag zur Aetiologie. Genese und Bedeutung der hyalinen Thrombose, Diss. med., Leipzig 1893; Über Zwerchfelldurchbohrung durch das runde Magengeschwür, Z. Klin. Med. 26 (1894), 452–481; Über Sarcome des Uterus und der Vagina im Kindesalter und das primäre Scheidensarcom der Erwachsenen, Arch. Gynäkol. 46 (1894), 191–255; Zur Aetiologie und Genese der hyalinen Thrombose, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 138 (1894), 221–261; Zur Histogenese und Classification der Gebärmuttersarcome, Arch. Gynäkol. 48 (1895), 24–79; Zur Lehre von Myoma carcinomatosum und über die sogenannten Endotheliome der Gebärmutter, Arch. Gynäkol. 49 (1895), 1–29; Gebärmutterverdopplung und Geschwulstbildung unter Berücksichtigung ihres ätiologischen Zusammenhangs, Arch. Gynäkol. 52 (1896), 389–409; Ein neuer Typus des voluminösen paroopheralen Adenomyoms. Zugleich über eine bisher nicht bekannte Geschwulstform der Gebärmutter (Adenomyoma psammopapillare) und über totale Verdopplung des Eileiters, Arch. Gynäkol. 54 (1897), 117–206; Von der gut- und bösartig metastasierenden Blasenmola, Frauenarzt 13 (1898), 157–170; Eine weitere Abkürzung der Schnellanfertigung mikroskopischer Dauerpräparate (Anwendung formalinisirter Farbstofflösungen), Centralbl. Gynäkol. 22 (1898), 227– 231; Die Adenomyome der Leistengegend und
Pick, Ludwig
des hinteren Scheidengewölbes, ihre Stellung zu den paroopheralen Adenomyomen des Uterus und Tubenwandung v. Recklinghausen’s, Arch. Gynäkol. 57 (1899), 461–509; Zur Anatomie und Genese der doppelten Gebärmutter, Arch. Gynäkol. 57 (1899), 596–634; Über Adenomyome des Epoohoron und Paroopheron (mesonephrische Adenomyome), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 156 (1899), 507–528; Über die epithelialen Keime der Adenomyome des Uterus und ihre histologische Differentialdiagnose, Arch. Gynäkol. 60 (1900), 176–200; Ist das Vorhandensein der Adenomyome des Epoophoron erwiesen?, Centralbl. Gynäkol. 24 (1900), 389– 397; Über die mesonephrische Atresie der Müller’schen Gänge, zugleich ein Beitrag zur Lehre von den mesonephrischen Adenomyomen des Weibes und zur Klinik der Gynatresien, Arch. Gynäkol. 64 (1901), 98–150 (zus. mit L. Landau); Die Marchand’sche Nebennieren und ihre Neoplasmen nebst Untersuchungen über glykogenreiche Eierstocksgeschwülste, Arch. Gynäkol. 64 (1901), 670–838; Zur Frage der Eierstocksveränderungen bei Blasenmole, Centralbl. Gynäk. 27 (1903), 1033–1043; Über Hidradenoma und Adenoma hidradenoider, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 175 (1904), 312–364; Über eine besondere Form nodulärer Adenome der Vulva, Arch. Gynäkol. 71 (1904), 347–369; Über Neubildungen am Genitale bei Zwittern nebst Beiträgen zur Lehre von den Adenomen des Hodens und Eierstockes, Arch. Gynäkol. 76 (1905), 191–281; Ueber das System der Neurome und Beobachtungen an einem Ganglioneurom des Gehirns (nebst Untersuchungen über die Genese der Nervenfasern in „Neurinomen“), Z. Neurol. 6 (1911), 391–437 (zus. mit M. Bielschowsky); Ueber histologische Befunde im Auge und im Centralnervensystem des Menschen bei acuter tödlicher Vergiftung mit Methylalkohol, Berl. Klin. Wochenschr. 48 (1912), 888 (zus. mit M. Bielschowsky); Über den wahren Hermaphroditismus des Menschen und der Säugetiere, Arch. Mikrosk. Anat. 84 (1914), 119–242; Zur Einteilung und pathologischen Anatomie des partiellen Riesenwuchses, insbesondere über sein Vorkommen beim Säugetier, Beitr. Pathol. Anat. 57 (1914), 1–29; Anleitung zur Konservierung und Aufstellung des Sektionsmaterials, in:
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Sektionstechnik für Studierende und Ärzte (6. Aufl., 1921), 206–243; Über epineurale Knochenbildung im Nervus ischiadicus bei chronischer Rückenmarkserkrankung, Beitr. Pathol. Anat. 69 (1921), 496–507; Thermische Kriegsschädigungen, in: Pathologische Anatomie, Bd. 8 (1921), 513–526; Über Neurofibromatose und partiellen Riesenwuchs, insbesondere über sektorenförmige Kombination von wahrem partiellen Riesenwuchs des Darmes mit mesenterialer Neurofibromatose, Beitr. Pathol. Anat. 71 (1923), 560–582; Zur Histogenese der Gaucherzellen in der Milz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 782–797; Die Skelettform des Morbus Gaucher (1927); Das Pigment der Melanosis coli und seine chemische Darstellung aus dem Organ, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 275 (1929), 37–49 (zus. mit B. Brahm); Angeborene Knochensyphilis, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/1 (1929), 240–288; Histologisches und Röntgenologisches zum infantilen Skorbut (Möller-Barlowsche Krankheit), Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 25 (1930), 195–205; Pathologic, anatomic and clinical considerations concerning the malacic diseases of the bones, Harvey-Lectures 27 (1933), 179–203; A classification of diseases of lipoid metabolism and Gaucher’s disease, Am. J. Med. Sci. 185 (1933), 453–469; Niemann-Pick’s Disease and other forms of so-called xanthomatosis, Am. J. Med. Sci. 185 (1933), 601–616 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; BArch R 4901/13273; BArch R 9347 Kürschner (1931), 2221; Fischer (1933), Bd. 2, 1214; Kürschner (1935), 1033; Gruber (1968); Lowenthal (1981), 180; Walk (1988), 295; Lampert (1991), 92; Simmer (1994) [P]; Dhom (1997), S13, S15; Peiffer (1998), 105; Simmer (2000) [P]; Dhom (2001), 406–407; Simmer (2001); Prüll (2003), 96, 169, 383; Klimpel (2005), 138–139; Cappell (2006), 1148; Schwoch (2009), 684–686 [P]; Kopke (2012); Doetz/Kopke [2013i]; Jones (2017) [P]; Doetz/Kopke (2018), 472–473; Sziranyi et al. (2019b), 4–5, 9, 12; Dross/Frobenius/Thum (2020), 184–187 [P]; Hemmerling [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4
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Biografische Portraits
Pollak, Otakar Jaroslav
Professor, Dr. med., Dr. phil. Österreichisch-/Tschechisch-USamerikanischer Pathologe * 5. März 1906 in Brünn/Mähren (heute: Brno, Tschechien) † 11. September 2000 in Wilmington/ Delaware, USA Vaterberuf: Armeearzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1925 Studium der Medizin an der Masaryk-Universität Brünn (bis 1930); 1930 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Studium der Chemie ebenda (bis 1934); 1931/32 Dozent für Pathologie ebenda sowie Pathologe am Universitätskrankenhaus St. Anna (bis 1938); 1934 Promotion zum Dr. phil. im Fach Chemie an der Masaryk-Universität Brünn; 1938 Emigration in die Niederlande, dort kurzzeitig Studium der Tropenmedizin an der Universität Leiden; 1939 Emigration in die USA, dort Professor of Pathology an der Middlesex University in Waltham/ Massachusetts sowie Research Associate in Legal Medicine an der Harvard University School of Medicine (bis 1941); 1941 Pathologe und Forschungs- sowie Laboratoriumsdirektor am State Hospital in Taunton/Massachusetts (bis 1944); 1945 Assistant Pathologist am City Hospital in Philadelphia/Pennsylvania (bis 1946) sowie Tätigkeit am General Hospital in Wilmington/ Delaware (bis 1948); 1946 Special Lecturer in Pathology am Woman’s Medical College of Pennsylvania in Philadelphia (bis 1948); 1949 Tätigkeit am Department of Experimental Pathology am City Hospital in Quincy/Massachusetts (bis 1951); 1952 Assistant Professor of Pathology am
Hahnemann Medical College in Philadelphia/ Pennsylvania (bis 1956) sowie Pathologe und (seit 1959) Forschungs- sowie Laboratoriumsdirektor am Kent General Hospital/Medical Research Center in Dover/Delaware (bis 1972); zudem Consultant Pathologist u. a. am 1607th U. S. Air Force Hospital ebenda; ab 1974 Medizinischer Direktor und Professor of Laboratory Medicine am Delaware Technical Community College in Georgetown Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung; während seines Studiums in Brünn war er Gründungsmitglied einer Vereinigung akademischer Zionisten sowie Mitglied einer internationalen Studentenorganisation (1938 als Vorsitzender). 1938 half er mit, eine internationale Pressebeobachtungsstelle („clipping service“) in Brünn aufzubauen. Noch im selben Jahr emigrierte er vor dem Hintergrund des Münchner Abkommens und der bevorstehenden „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ durch das nationalsozialistische Deutschland gemeinsam mit seiner Ehefrau Perel („Perry“), geborene Lamm (1911–2001), und seiner Tochter Eva („Eve“), später verheiratete Sternberg (* 1936), über Paris in die Niederlande, wo P.s ältere Schwester Marianna, verheiratete van Brakel (* 1903) bereits seit 1933 lebte. In den Niederlanden studierte P. Tropenmedizin an der Universität Leiden und engagierte sich mit Vorträgen und Publikationen für die zionistische und die sozialdemokratische Bewegung. Im Februar 1939 erhielt die Familie ein Visum für die USA und emigrierte nach Suffolk/Massachusetts. 1944 wurde P. US-amerikanischer Staatsbürger. P.s Eltern, der ehemalige Brigadegeneral im Sanitätswesen der tschechischen Armee Richard P. (1874–1957) und seine Ehefrau Henrietta („Jetti“), geborene Klein (1880–1974), die 1939 in die Niederlande gefolgt waren, wurden am 21. April 1943 von Groningen aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebten und gingen nach 1948 zurück in die Niederlande. Ein Onkel, der Ingenieur Julius P. (1882–1944), der bereits 1942 nach Theresienstadt deportiert worden war, wurde am 6. September 1943 nach Auschwitz „überstellt“ – hier wurde er am 7. März 1944 ermordet.
Pollak, Otakar
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. war Fellow der American Society for Clinical Pathology, der American Society for Experimental Pathology, der American Heart Association, der American Association of Pathologists and Bacteriologists sowie des College of American Pathologists. Außerdem war er Gründungsmitglied der American Society for the Study of Infertility und der American Society for the Study of Arteriosclerosis sowie Mitglied der International Academy of Pathology, der American Medical Association, der Gerontological Society of America und der American Association for the Advancement of Science. Auf regionaler Ebene war P. u. a. Vorstandsmitglied der Delaware Heart Association, der Delaware Cancer Society und der Delaware Blood Bank. Ferner war er Mitglied des Editorial Board des Delaware State Medical Journal sowie Mitglied der Kent County Medical Society (1955 als Präsident). 1957 wurde er mit dem „Lasker Award“ der American Public Health Association ausgezeichnet. P. verstarb im Alter von 94 Jahren am 11. September 2000 in Wilmington/Delaware; er wurde auf dem Jewish Community Cemetery in Wilmington bestattet. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Arteriosklerose; Gerontologie; Infertilität; Gewebekulturen; Poliomyelitis; Erkrankungen der Gallenblase; Hypercholesterinämie; hämolytische Erkrankungen Publikationen (Auswahl): Ammonia poisoning and hemolytic anemia with bone marrow heterotopia, Am. J. Clin. Pathol. 15 (1945), 481–486; Malignant neutropenia: case report with recovery, Del. Med. J. 18 (1946), 32– 37; Evaluation of spinal fluid examination of patients with poliomyelitis, Del. Med. J. 18 (1946), 171–175 (zus. mit G. J. Boines); Interpretation of semen studies, Del. Med. J. 18 (1946), 175–179; Dissecting aneurysm of right colic artery, Del. Med. J. 18 (1946), 186–188; Hyaluronidase, Del. Med. J. 19 (1947), 27–29; Age and weight as factors in the development of experimental cholesterol atherosclerosis in rabbits, Arch. Pathol. (Chic.) 43 (1947), 387–392; Theoretical and
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practical aspects of the problems of human sterility, Del. Med. J. 19 (1947), 157–162; The American Society for the Study of Arteriosclerosis, Geriatrics 2 (1947), 291; Therapeutic outlooks in atheromatosis, Am. Heart J. 35 (1948), 865; Azoospermia and aspermia, Am. J. Clin. Pathol. 18 (1948), 542–547; Terminology of sperm pathology, Urol. Cutaneous Rev. 52 (1948), 592–595; Improved equipment for substitution transfusion in the newborn with hemolytic disease, Am. J. Obstet. Gynecol. 59 (1950), 220; Diagnostic value of the iodoacetate index: Huggins-Miller-Jensen test, J. Am. Med. Assoc. 142 (1950), 872–875 (zus. mit A. Leonard); Limited usefulness of male amphibia for pregnancy tests, J. Lab. Clin. Med. 36 (1950), 127–129; Studies in experimental atherosclerosis. I. Preparation of injectable cholesterol sols, J. Gerontol. 6 (1951), 1–6 (zus. mit B. Wadler); Lecithin in the development and prevention of atherosclerosis, Geriatrics 6 (1951), 73–80; Albumin as stabilizer of cholesterol sols, Geriatrics 6 (1951), 182–190; Studies in experimental atherosclerosis. III. Anatomic alterations induced by intravascular injection of cholesterol sols into animals, J. Gerontol. 6 (1951), 217–228 (zus. mit B. Wadler); Effect of bile acids on atherosclerosis induced by cholesterol sols, Geriatrics 6 (1951), 234–242; Prophylaxis of atherosclerosis through stabilization of blood cholesterol, Geriatrics 6 (1951), 309–313; Studies in experimental atherosclerosis. IV. Theoretic and practical implications of the results of intravascular injections of cholesterol sols, J. Gerontol. 6 (1951), 358–364 (zus. mit B. Wadler); Isoimmunization to the Rho (D) factor in first pregnancy, Ann. Ostet. Ginecol. 73 (1951), 926– 932 (zus. mit S. Phansomboon); The ectocervix during gestation, Surg. Gynecol. Obstet. 93 (1951), 609–615 (zus. mit J. J. Nolan); Report on current trends in arteriosclerosis research, Geriatrics 7 (1952), 59–61; Rapid turbidimetric assay of cholesterols, J. Lab. Clin. Med. 39 (1952), 791– 794; A study on the A factor as a cause of haemolytic disease in premature babies, Br. Med. J. 1 (1952), 1170–1172 (zus. mit S. Phansomboon); Laboratory tests in the study of atherosclerosis, Del. Med. J. 24 (1952), 323–327; Visceral atherosclerosis in rabbits and in man, Geriatrics 8 (1953), 135–141; Successive prevention of experi-
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Biografische Portraits
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Popper, Hans
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Professor, Dr. med., MSc, PhD, Dr. h. c. mult. Österreichisch-US-amerikanischer Hepatopathologe * 24. November 1903 in Wien † 6. Mai 1988 in New York City/New York, USA Vaterberuf: Arzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Akademischen Gymnasium Wien; 1922 Studium der Medizin an den Universitäten Wien, Paris und Oxford (bis 1928); 1928 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien, danach Assistent am Pathologischen Institut der I. Lehrkanzel für Pathologische Anatomie der Universität Wien bei Rudolf Maresch (1868–1936) (bis 1933); 1933 Hilfsarzt, dann unbesoldeter außerordentlicher Assistent an der I. Medizinischen Universitätsklinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses bei Hans Eppinger (1879–1946) sowie Leitung postgradualer Kurse für US-amerikanische Ärzte ebenda (bis 1938); 1938 Entlassung und Emigration in die USA, dort Research Fellow an der Cook County Graduate School of Medicine in Chicago/Illinois bei Walter Schiller (1887–1960) (bis 1941/42); 1941 Master of Science (MSc) in Pathology an der University of Illinois; 1942
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Instructor in Pathology ebenda sowie Director of Clinical Labs am Cook County Hospital bei Schiller (bis 1944); 1943 Professor of Pathology an der Cook County Graduate School of Medicine sowie Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter des Hektoen Institute for Medical Research (bis 1957); 1944 PhD in Pathology und Physiology an der University of Illinois mit „The Demonstration of Vitamin A by Fluorescence Microscopy“ und fortan Leiter des Department of Pathology am Cook County Hospital (bis 1957); Militärdienst als Pathologe in der US Army, letzter Dienstgrad: Major (bis 1946); 1946 Assistant Professor of Pathology, später Professor of Pathology an der Northwestern University School of Medicine in Chicago (bis 1957); 1957 Leiter des Department of Pathology am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1973) sowie Professor of Pathology an der Columbia University (bis 1967); 1963 Gründungsdekan der Mount Sinai School of Medicine der City University of New York (bis 1965); 1966 Professor of Pathology und Leiter des Department of Pathology ebenda (bis 1973); 1972/73 Präsident ebenda; 1973 Emeritierung und fortan „Gustave L. Levy Distinguished Service Professor“ ebenda Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung; am Tag des Einmarschs der deutschen Wehrmacht nach Österreich am 12. März 1938 wurde P. u. a. gemeinsam mit Hans Kaunitz (1905–1996) von der Wiener I. Medizinischen Universitätsklinik „zur Aufrechterhaltung der Ordnung an der Klinik vom Dienst suspendiert“ (zit. n. Kaiser/Sziranyi/ Groß [2019], 460); die Mitteilung über die Suspendierung wurde um 8.30 Uhr vom ersten Assistenten, dem frühen NSDAP- und SA-Mitglied Erwin Risak (1899–1968) im Auftrag Hans Eppingers überbracht. Eppinger erstattete dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Wien davon am 16. März 1938 Bericht und erbat „weitere Weisungen“ (zit. n. ebd.). Eine andere Version der Geschichte, die hinsichtlich Eppingers Rolle eine apologetisch-relativierende Darstellung abgibt, findet sich bei Heribert Thaler (1918–2010). Hier heißt es, P. sei am Abend des 12. März von einem in SS-Uniform gekleideten Klinikkollegen in seinem Büro auf-
gesucht worden; der SS-Mann „erklärte ihn für abgesetzt, schlug die Türe wieder zu und sperrte ihn ein. […] Am nächsten Morgen befreite man Popper, aber nur, um seine Patienten dem Nachfolger zu übergeben. Dann wurde er zu Eppinger gerufen. Dieser hielt die Nazis in seiner Naivität immer noch für ungefährliche Radaubrüder. […] Nichts würde so heiß gegessen, wie es gekocht werde. Er solle nach Hause gehen, sich einen gemütlichen Sonntag machen und am Montag wieder in der Klinik erscheinen“ (Thaler/Sherlock [1997], 22). Unmittelbar nach seiner Suspendierung telegrafierte P. in die USA und bemühte sich um eine – von ihm wenige Wochen zuvor erst ausgeschlagene – Stelle als Research Fellow an der Cook County Graduate School of Medicine in Chicago/Illinois bei dem emigrierten jüdisch-österreichischen Gynäkopathologen Walter Schiller. P. erhielt umgehend eine Zusage, jedoch nur noch zu schlechteren Konditionen. Er hatte schon die Schiffsüberfahrt in die USA ab Rotterdam gebucht, als er von Risak vor einer bevorstehenden Verhaftung durch die Gestapo gewarnt wurde. Per Flugzeug erreichte P. noch am selben Tag Rotterdam und traf schließlich am 9. Juni 1938 auf der Nieuw Amsterdam in New York ein. In einem Brief schrieb P. dazu 1987: „This offer … probably saved my life since the Gestapo was ready to arrest me on the very day I left. I thus arrived safely in Chicago on June 1 [sic!], 1938 and reported to the Pathology Department under Walter Schiller“ (zit. n. Gruhn/Roth [1998], 381). Unterdessen hatte er mit Schreiben vom 30. Mai 1938 die endgültige Kündigung seiner Wiener Assistentenstelle „im Zuge der Reorganisationsmaßnahmen an den deutsch-österreichischen Hochschulen“ (zit. n. Kaiser/Sziranyi/Groß [2019], 460) erhalten. P.s Eltern Carl (1867–1946) und Emilie Emma P., geborene Grünbaum (1879–1967), folgten ihrem einzigen Kind Hans im Februar 1940 nach Chicago; sie waren vorher aus Wien nach Prag geflohen und emigrierten anschließend über Italien in die USA. Der Vater legte noch im Alter von über 70 Jahren die notwendigen ärztlichen Prüfungen vor dem Illinois State Board ab und praktizierte nachfolgend einige Jahre als Arzt. 1943 wurde Hans P. US-amerikanischer Staatsbürger.
Popper, Hans
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Der berühmte Sozialphilosoph und Wissenschaftstheoretiker Karl P. (1902–1994) war ein Cousin Hans P. s. Ein weiterer Cousin war der österreichische Internist Ludwig P. (1904–1984). Ihm wurde 1938 aus „rassischen“ Gründen die Habilitation an der Universität Wien verwehrt; er emigrierte über die Schweiz 1939 nach Bolivien und kehrte 1947 nach Österreich zurück, wo er im Folgejahr an der Universität Wien für Innere Medizin habilitiert wurde. 1942 heiratete P. die gebürtige Wienerin Lina Billig (1917–2017), mit der er die beiden Söhne Frank (* 1944) und Charles (* 1946) hatte. P. gilt als Begründer modernen Hepatologie und Hepatopathologie; vor allem seine wegweisenden Forschungen zur Cholestase fanden internationale Anerkennung. 1949 rief er die American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) ins Leben, 1958 folgte die Gründung der International Association for the Study of the Liver (IASL); beiden Organisationen stand P. als Präsident vor. P.s publizistischer Output war enorm: er verfasste über 800 wissenschaftliche Aufsätze und 23 Bücher. Gemeinsam mit Fenton Schaffner (1920–2000) verfasste er das wegweisende Lehrbuch „Liver: Structure and Function“ (1957), 1961 rief er mit Schaffner außerdem die wissenschaftliche Buchreihe „Progress in Liver Diseases“ ins Leben. Er war von 1967 bis 1984 Herausgeber der Section A „Pathological Anatomy and Histology“ von „Virchows Archivs“. 1963 war P. maßgeblich an der Gründung der Mount Sinai School of Medicine der City University of New York beteiligt, deren erster Dekan er wurde; 1972/73 war er zudem deren Präsident. Eine besondere Ehrung bedeutete die Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences (1967), in die National Academy of Sciences (1976) und in die Leopoldina (1976). P. erhielt insgesamt ganze 14 Ehrendoktorate von Universitäten aus aller Welt, darunter von sechs deutschen Hochschulen und der Universität Wien (1965). Die Republik Österreich verlieh ihm zudem 1983 das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Zeitlebens wurde das biochemische Labor des Pathologischen Instituts der Universität Wien sowie das Department
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of Pathology der Mount Sinai School of Medicine nach P. benannt. 1971 wurde er mit der „Julius Friedenwald Medaille“ der American Gastroenterologial Association, 1976 mit dem „Gold Headed Crane Award“ der American Association of Pathologists and Bacteriologists und 1983 mit dem „Distinguished Service Award“ der AASLD ausgezeichnet. P. übernahm 1944 die Stellung seines früheren Förderers Walter Schiller als Leiter des Department of Pathology am Cook County Hospital. Allerdings belastete dieser Leitungswechsel das Verhältnis der beiden Forscher. So kommentierte P. 1987: „About this time … there was universal opposition to Walter Schiller who had been my sponsor in Chicago … he indeed was also responsible for my getting the research fellowship at Cook County Hospital which saved my life. It was therefore one of the darkest moments and one of the most unpleasant experiences of my life when Walter Schiller was dismissed as Director of Pathology at Cook County Hospital and I was asked to take over the Pathology Department“ (zit. n. Gruhn/Roth [1998], 381). Hans Eppinger, den P. erstmals bei einem Forschungsaufenthalt an dessen Freiburger Labor im Sommer 1928 kennengelernt hatte, und bei dem er seit 1933 in Wien beschäftigt war, gilt als P.s eigentlicher akademischer Lehrer und Mentor. Eppinger muss aus heutiger Perspektive zweifellos als NS-Täter eingeordnet werden: Er war seit Februar 1937 Mitglied der zu diesem Zeitpunkt in Österreich noch verbotenen NSDAP, ab 1944 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt (1904–1948) und mitverantwortlich für Humanexperimente an Häftlingen im KZ Dachau. Im Kontext des Nürnberger Ärzteprozesses verübte er 1946 Suizid. P. wurde Mitte der 1980er Jahre wegen seiner permissiven und euphemistischen Haltung gegenüber Eppinger kritisiert. Anlass waren regelmäßige Laudationes P.s bei der Verleihung des „Eppinger Preises“ der Freiburger Falk Foundation: „Mit Popper hatte sich ein prominenter Jude und NS-Opfer bereitgefunden, Preise im Namen eines berüchtigten NS-Täters zu verleihen“ (Kaiser/Sziranyi/Groß [2019], 462). Dem Werk und der Person P.s, der
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seine Haltung öffentlich zu rechtfertigen suchte, aber nicht abschließend plausibilisieren konnte, fügte die „Causa Eppinger“ (ebd.) indes keinen nachhaltigen Schaden zu, wie auch postum fortgesetzte Ehrungen belegen. Als „Gustave L. Levy Distinguished Service Professor“ blieb P. bis zu seinem Tod wissenschaftlich aktiv; er behielt sein Arbeitszimmer an der Mount Sinai School of Medicine und setzte Forschung und Lehre fort. P. verstarb am 6. Mai 1988 in New York City an den Folgen eines Pankreaskarzinoms. Postum erhielt P. etliche weitere Ehrbekundungen. Dazu gehört u. a. die Auszeichnung mit dem „Distinguished Pathologist Award of the United States and Canadian Academy of Pathology“ und die Stiftung verschiedener eponymer Forschungspreise: 1989 wurde von ehemaligen Schülern P.s die Hans Popper Hepatopathology Society gegründet, die einen nach ihm benannten Preis vergibt. Einen mit 25.000 € dotierten internationalen „Hans-Popper-Preis“ verleiht seit 1989 zudem die Falk Foundation alle drei bis vier Jahre für außergewöhnliche Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Lebererkrankungen. 1994 wurde eine bislang nach Hans Eppinger benannte Station an der Freiburger Universitätsklinik umgewidmet und trägt seither P.s Namen. Von der Medizinischen Universität Wien wurde 2011 eine jährliche „Hans Popper Lecture“ ins Leben gerufen und seit einigen Jahren verleiht die Österreichische Gesellschaft für Pathologie ihrerseits einen „Hans-Popper-Preis“. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Glykogengehalt der Leber; Niereninsuffizienz; Leberfibrose; Leberzirrhose; Lebernekrose; intrahepatische Cholestase; drogen- und medikamenteninduzierte Leberschädigung; Morbus Wilson; Virushepatitiden; chronische Hepatitis; hepatozelluläres Karzinom und Angiosarkom der Leber; Leberschäden nach allogener Knochenmarktransplantation; Leber und Alterungsprozess Publikationen (Auswahl): Zur Kenntnis des Glykogengehaltes der Leichenleber, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 279 (1931), 819–868 (zus. mit O. Wo-
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Biografische Portraits
concepts of the evolution of chronic hepatitis and the role of piecemeal necrosis, Hepatology 3 (1983), 758–762; Chronic hepatitis in carriers of hepatitis B surface antigen, with intrahepatic expression of the delta antigen. An active and progressive disease unresponsive to immunosuppressive treatment, Ann. Intern. Med. 98 (1983), 437–441 (zus. mit M. Rizzetto, G. Verme, S. Recchia, F. Bonino, P. Farci, S. Aricò, R. Calzia, A. Picciotto und M. Colombo); Liver disease associated with duck hepatitis B virus infection of domestic ducks, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81 (1984), 898–902 (zus. mit P. L. Marion, S. S. Knight, B. K. Ho, Y. Y. Guo und W. S. Robinson); Transmission of the hepatitis B virus-associated delta agent to the eastern woodchuck, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81 (1984), 2208–2212 (zus. mit A. Ponzetto, P. J. Cote, B. H. Hoyer, W. T. London, E. C. Ford, F. Bonino, R. H. Purcell und J. L. Gerin); Relations between liver and aging, Semin. Liver Dis. 5 (1985), 221–227; Hepatocellular carcinoma in ground squirrels persistently infected with ground squirrel hepatitis virus, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83 (1986), 4543–4546 (zus. mit P. L. Marion, M. J. Davelaar, S. S. Knight, F. H. Salazar, G. Garcia und W. S. Robinson); Specific histologic features of Santa Marta hepatitis: a severe form of hepatitis delta-virus infection in northern South America, Hepatology 6 (1986), 1285–1291 (zus. mit B. Buitrago, S. C. Hadler, S. N. Thung, M. A. Gerber, R. H. Purcell und J. E. Maynard); Regulatory modulation in hepatology, Hepatology 7 (1987), 586–590; Chronic type B hepatitis and the „healthy“ HBsAg carrier state, Hepatology 7 (1987), 758–763 (zus. mit J. H. Hoofnagle und D. A. Shafritz); Hepatocarcinogenicity of the woodchuck hepatitis virus, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84 (1987), 866–870 (zus. mit L. Roth, R. H. Purcell, B. C. Tennant und J. L. Gerin); Structural and pathological effects of synthesis of hepatitis B virus large envelope polypeptide in transgenic mice, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84 (1987), 6909–6913 (zus. mit F. V. Chisari, P. Filippi, J. Buras, A. McLachlan, C. A. Pinkert, R. D. Palmiter und R. L. Brinster); Primary liver cancer in Alaskan natives. 1980– 1985, Cancer 60 (1987), 1915–1920 (zus. mit A. P. Lanier, B. J. McMahon, S. R. Alberts und W. L. Heyward); Ursodeoxycholic acid for primary
biliary cirrhosis, Lancet 330 (1987), 398–399 (zus. mit A. F. Hofmann); Aetiological association of a virus-like particle with enterically transmitted non-A, non-B hepatitis, Lancet 331 (1988), 550– 554 (zus. mit V. A. Arankalle, J. Ticehurst, M. A. Sreenivasan, A. Z. Kapikian, K. M. Pavri und R. H. Purcell); Viral versus chemical hepatocarcinogenesis, J. Hepatol. 6 (1988), 229–238 Quellen/Literatur: NARA RG 21/593882 [P] King (1976) [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 919; Gerber/Thung (1988) [P]; Gerok (1988) [P]; Sherlock (1988); Schmid/ Schenker (1989) [P]; Denk (1992) [P]; Gerok (1992) [P]; Thaler (1992); Thaler/Sherlock (1997) [P]; Gruhn/Roth (1998), 381; Voswinckel (2001); Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1065; Cappell (2006), 1140–1141, 1144; Kniefacz/Posch [2014] [P]; Geller (2017) [P]; Kaiser/Sziranyi/Groß (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8–9, 11–12; Kaiser/Sziranyi/Groß (2020b) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 4, 8, 12 Portele, Karl Alfons [von]
Dr. med. Österreichischer Pathologe und Museumsdirektor * 13. Februar 1912 in Wien † 24. September 1993 in Wien
Portele, Karl Alfons
Vaterberuf: Önologe und Agrikulturchemiker/ Beamter Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Wien (mit Unterbrechung bis 1946); Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; 1946 Assistent am Pathologisch-anatomischen Institut im Allgemeinen Krankenhaus der Universität Wien bei Hermann Chiari (1897–1969) und (ab 1969) bei Johann Heinrich Holzner (1924–2013), hier vor allem bakteriologische Forschung zu Leptospiren sowie (ab 1947) zusätzlich Leiter des institutseigenen pathologisch-anatomischen Museums (bis 1974); verschiedene Forschungsaufenthalte, u. a. am Tropeninstitut in Amsterdam, am Bakteriologischen Institut in St. Gallen und am Nationalen Institut für Gesundheit in Rom; Leiter der Untersuchungsstelle für Leptospiren für Niederösterreich und Wien (bis 1965); Leiter der Schule für den gehobenen medizinisch-technischen Laboratoriumsdienst und der Schule für den medizinisch-technischen Fachdienst im Allgemeinen Krankenhaus der Universität Wien (bis 1993); 1974 Direktor des neu gegründeten Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums Wien (bis 1993) Erfahrung im „Dritten Reich“: Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 schloss sich der Wiener Medizinstudent P. der monarchistischen Widerstandsgruppe „Östfrei“ um Wilhelm Hebra (1885–1944), einem Enkel des berühmten Dermatologen Ferdinand von Hebra (1816–1880), an. Am 18. April 1939 wurde P. von der Gestapo verhaftet und später zum Tode verurteilt. Durch eine in Haft zugezogene Tuberkuloseerkrankung wurde die Vollstreckung des Todesurteils mehrmals aufgeschoben; bis 1943 verblieb P. im Zuchthaus und wurde für wehrunwürdig erklärt sowie vom Studium ausgeschlossen. Nachdem seine Haft überraschenderweise aufgehoben worden war, kehrte er 1944 nach Wien zurück, wo er sein Medizinstudium nach dem Krieg fortsetzen und 1946 abschließen konnte.
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Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P.s Vater ist der Önologe und Agrikulturchemiker Karl von P. (1856–1922), dem als Referent für Weinbau im Wiener Ackerbauministerium besondere Verdienste um das österreichische Weingesetz von 1907 zuteilwurden; er wurde 1917 nobilitiert. In seiner Jugend war P. Ringer, Reporter und Mitglied verschiedener monarchistischer Landsmannschaften. Er war maßgeblich an der Überführung des Pathologisch-anatomischen Museums der Universität Wien in den Verwaltungsbereich der Bundesmuseen (1974) und am Erhalt und Ausbau der Sammlung beteiligt. Die durch diverse Übernahmen aus ganz Europa angereicherte Präparatesammlung ist „nicht nur die älteste, sondern wahrscheinlich auch die größte – mit Sicherheit aber die einzig öffentlich zugängliche – Sammlung ihrer Art auf der Welt“. (Regal/ Nanut [2011]) Unter P.s Leitung „entwickelte sich das Bundesmuseum zu einer Art medizinischem Zentralmuseum, dessen Objekte heute weltweit bekannt sind und für medizinhistorische (und auch andere) Fragestellungen regelmäßig herangezogen werden“ (ebd.). Heute gehört die Pathologisch-anatomische Sammlung zum Naturhistorischen Museum Wien. Zudem hatte P. großen Anteil an der Einführung des medizinisch-technischen Fachdienstes (1960) und war bis zu seinem Tod wissenschaftlicher Leiter des Ausbildungsgangs. In diesem Kontext initiierte er 1981 auch die Gründung des Berufsverbandes der diplomierten medizinisch-technischen Fachkräfte und der medizinischen Assistenzberufe Österreichs (DMTF+MAB-Verband). Er war zudem Initiator und Präsident des Vereins der Freunde der Pathologisch-anatomischen Museen in Österreich sowie Vorstandsmitglied zahlreicher Fachgesellschaften, u. a. der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. P. war ein akademischer Schüler von Hermann Chiari und Johann Heinrich Holzner. Während P.s Verhältnis zu Chiari mit den Jahren immer schlechter wurde und letztlich in eine offene Feindschaft mündete, wurde er von Holzner als Person und Museumsleiter sehr un-
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Biografische Portraits
terstützt – auch in dem Bemühen, das Museum vom Institut institutionell und finanziell abzukoppeln. Für seine Verdienste wurde P. 1965 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1978 mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs und 1981 mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet. Seit 2006 wird ihm zu Ehren vom DMTF+MAB-Verband außerdem „DER PORTELE“, „ähnlich dem Film-‚Oscar‘“ (Patzak/Winter [2013], 323), an verdiente Persönlichkeiten verliehen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie; Strömungsverhältnisse in Blutgefäßen; Ösophaguserkrankungen; Dentinpermeabilitat; Ausbildung in den medizinisch-technischen Diensten und den Sanitätshilfsdiensten; Medizin und Aberglaube; Moulagen(-Sammlungen); medizinische Museologie Publikationen (Auswahl): Über den Einfluss mechanisch bedingter Strömungsverhältnisse bei der Entstehung der Endophlebitis obliterans hepatica, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 5 (1950), 558–565 (zus. mit L. Kucsko); Über die Leistungsfähigkeit der zytologischen Untersuchungsmethoden von Bronchialsekreten und Direktabstrichen bei Erkrankungen der Lungen, Krebsarzt 6 (1951), 82– 86 (zus. mit L. Kucsko); Ein Beitrag zur Frage der L Agglutination hamolytischer Streptokokken mit Rheumatikerserum, Z. Rheumaforsch. 11 (1952), 286–293 (zus. mit J. Schmid, A. Ferstl und K. Rummelhardt); Zur Frage der Gefäßveränderungen im Endometrium beim Hochdruck, Klin. Med. Österr. Z. Wiss. Prakt. Med. 7 (1952), 515–523 (zus. mit V. Grünberger und H. Holup); Die formale Genese der kongenitalen Oesophagusatresie und Oesophago-Trachealfistel, Beitr. Pathol. Anat. 114 (1954), 355–371 (zus. mit G. Politzer); Die Delamination des Chiasma fasciculorum opticorum von der Zwischenhirnbasis beim Menschen, Anat. Anz. 101 (1954), 113–119 (zus. mit W. Bejdl); Dystopes adenohypophysares Gewebe am rostralen Chiasmawulst, Zentralbl. Allg. Pathol. 94 (1955), 113–117 (zus. mit
W. Bejdl); Infektionsgefahr und Schutzmaßnahmen bei der Präparation mit Turbinengeräten, Zahnärztl. Prax. 17 (1966), 91–94 (zus. mit E. Bauer); Zur Frage der Dentinpermeabilitat als Beitrag zur Problematik der Wurzelbehandlung, Österr. Z. Stomatol. 64 (1967), 185–193 (zus. mit W. H. Arnold); Keimbesiedlung fahrbarer Dentalturbinen, Wien. Klin. Wochenschr. 79 (1967), 891–896 (zus. mit H. Langer und E. Bauer); Über die Ausbildung in den medizinisch-technischen Diensten und in den Sanitätshilfsdiensten in Österreich, Med. Lab. (Stuttg.) 21 (1968), 186–190; Der Leptospirenbefall der Wiener Kanalratten (Rattus norvegicus), Mitt. Österr. Sanitätsverw. 1971/3; Medizin und Aberglaube, Med. Lab. (Stuttg.) 26 (1973), 257–261; Die Moulagensammlung des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien, Mitt. Pathol. Anat. Bundesmus. 1977/1; Die Henning-Moulagen des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien, Med. Lab. (Stuttg.) 32 (1979), 41–43; Das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum in Wien, Medizinhist. J. 19 (1984), 385–393; Führer durch das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum, Mitt. Path. Anat. Bundesmus. 1985/1; Genetic skeletal dysplasias in the Museum of Pathological Anatomy, Vienna, Am. J. Med. Genet. 47 (1993), 843–847 (zus. mit P. Beighton, E. Sujansky und B. Patzak); Bone dysplasias of infancy in the Vienna collection, Pediatr. Radiol. 24 (1994), 384–386 (zus. mit P. Beighton, E. Sujansky und B. Patzak) Quellen/Literatur: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder (1979–2000), Bd. 3, 287; Holzner (1995); Dhom (1997), S15; Wiener Zeitung (2003); Stuiber (2004), 51–52; Sedivy (2007), 21–22; Regal/Nanut (2011) [P]; Patzak/ Winter (2013); DMTF+MAB Österreich [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5
Press, Bernhard
Press, Bernhard Oskar
Professor, Dr. med. Lettisch-deutscher Pathologe * 14. August 1917 in Riga, Russland (heute: Lettland) † 2001 in Berlin Vaterberuf: Arzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1936 Studium der Medizin an der Universität Florenz (bis 1938); 1939 Militärdienst in der lettischen Armee; 1940 Militärdienst in der Roten Armee; 1944 Fortsetzung des Studiums an der Universität Riga (bis 1946); 1946 ärztliches Staatsexamen ebenda; 1946 Assistent am Lehrstuhl für Pathologie ebenda (bis 1951); 1957 Kandidat ebenda; 1962 Habilitation für Pathologische Anatomie ebenda; 1968 ordentlicher Professor für Pathologische Anatomie an der Universität Kursk (bis 1970); 1970 Tätigkeit am Forschungsinstitut für Hämatologie in Riga (bis 1979); 1980 Honorarprofessor für Pathologie am Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin (bis 1985); 1985 Pensionierung Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung; bereits als Kind waren ihm in Riga antisemitische Diskriminierungen widerfahren. Mit Blick auf die sich kontinuierlich zuspitzende politische Situation in Europa, einen drohenden Weltkrieg und die Möglichkeit einer Emigration schrieb P. am 12. März 1939 an das befreundete Ehepaar Francis Lockwood in Seattle: „You said in your last letter I ought to come to America for a war might explode any moment in Europe. That is of course right and I’ve
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often already played with that idea. Yet it’s such a hard problem. If I come today to the states I would like to stay for good and that means that I would have to emigrate and perhaps never see my parents and my home again. I fear for them it would be a terrible blow indeed although I’ve already often spoken of the possibility of my leaving. So I’ll better wait and see how things will develop in future. Since the war in Spaign [sic!] is almost over things after all might get better here – – although I doubt“ (Brief von Press an das Ehepaar Lockwood, Seattle/Washington, 12.03.1939). – Die Zweifel sollten sich als berechtigt erweisen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Lettland wurde P. Ende 1941 gemeinsam mit seinem Vater, dem Arzt Oskar P. (1889–1946), in das Rigaer Ghetto gebracht. Sein Vater war dort Leiter einer der beiden Ghettopolikliniken. P. und seinem Vater gelang es, den großen Erschießungskommandos vom 30. November und 8. Dezember 1941 zu entkommen; sie waren zu einem Arbeitseinsatz abkommandiert, konnten von dort aus fliehen und fanden bis zur Befreiung am 13. Oktober 1944 Unterschlupf in der Wohnung des Architekten Arthur Krumins. P.s Mutter Wilma, geborene Berkowitz (1893–1941), gelang die Flucht aus dem Ghetto nicht. Sie wurde am „Rigaer Blutsonntag“, dem 30. November 1941, gemeinsam mit über 15.000 anderen Juden in den Wald von Rumbula getrieben und von SS und lettischer Hilfspolizei erschossen. P. schreibt dazu: „Erst drangen die schwer betrunkenen Polizisten in das Altersheim und in die anliegenden Häuser ein. Im Altersheim erschossen sie mit Maschinengewehren Alte, Kranke und Invaliden in ihren Betten. Aus den Nachbarhäusern jagten sie die Menschen, die noch mitten in den Vorbereitungen zur angeblichen Evakuierung waren, mit Kolbenschlägen und Schüssen, Flüchen und Drohungen aus den Wohnungen. Wer nicht schnell genug Folge leistete, wurde an Ort und Stelle erschossen. […] In Angst und Schrecken wurden die Todgeweihten vorwärts gehetzt, warfen ihre Bündel weg, um schneller laufen zu können, um nicht geschlagen und von einer Kugel ereilt zu werden – wußten sie doch nicht, daß die ihnen bestimmte Kugel schon in einem anderen Gewehrlauf auf sie wartete“ (zit. n. Jachertz [1993], A620).
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Biografische Portraits
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. wurde inmitten des Revolutionsjahres 1917 in Riga geboren, das zu jenem Zeitpunkt russisches Staatsgebiet war. Nach dem kurzzeitigen Einmarsch deutscher Truppen wurde im November 1918 die unabhängige Republik Lettland ausgerufen, die bis 1940 Bestand hatte. 1940 wurde Lettland zur Sowjetrepublik erklärt, 1941 dann von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt und formal-juristisch als „Reichskommissariat Ostland“ dem Deutschen Reich angegliedert. P. unterlag damit in rascher Folge dem Diktat zweier totalitärer Regime. Allgemein wurde das Thema Holocaust in Lettland tabuisiert und Opfer vielfach kriminalisiert. Die wenigen Juden, die die Massenerschießungen überlebt hatten, wurden von den Sowjets der Kollaboration mit den Deutschen verdächtig und zum zweiten Mal „bestraft“. 1951 wurde P. von der Sowjetunion aufgrund einer geplanten Flucht in den Westen wegen Landesverrat angeklagt und zu 25 Jahren Arbeitslager im nordsibirischen Norilsk verurteilt. 1956 wurde er entlassen und rehabilitiert. In der Internierung lernte er seine spätere Ehefrau Faina (* 1922) kennen, die er dort heiratete. Vor dem Hintergrund der Erfahrung der kommunistischen Diktatur emigrierte P. 1979 nach West-Berlin, wo er als Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin tätig wurde. Über die „‚Errungenschaften‘ der sowjetischen Medizin in Lettland“ veröffentlichte er 1983 in Deutschland ein Buch; 1988/92 folgte eine Darstellung des nationalsozialistischen Judenmords in Riga bzw. Lettland, das späterhin auch auf Englisch erschien. Besagte Monografie fand in Deutschland öffentliche Aufmerksamkeit und wurde auch im Deutschen Ärzteblatt rezensiert („Tod in Riga“: Jachertz [1993], A620) sowie nachfolgend in Leserbriefen kommentiert („Lettland: Warum diese Ungleichheit?“: Dtsch. Ärztebl. 90 [1993], A1467–A1468). Kugler attestierte dem Buch einen „hohen sozial- und zeitgeschichtlichen Wert“ (Kugler [1989], 12) und erkannte darin einen Beitrag zur Klärung der Frage nach der Beteiligung der lettischen Bevölkerung am Holocaust.
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Gewebe- und Krebsforschung, insbesondere maligne Lymphome Publikationen (Auswahl): Morphological changes in human tumours treated by Thio-Tepa, Acta Unio Int. Contra Cancrum 20 (1964), 419–420; Fluorescent staining techniques in early diagnosis of tissue alterations, Experientia 21 (1965), 613–614 (zus. mit H. A. Grigalinovich); „Errungenschaften“ der sowjetischen Medizin in Lettland (1983); Judenmord in Riga (1988 im Selbstverlag, 1992 u. d. T. „Judenmord in Lettland 1941–1945“, 2. Aufl. 1995, 2000 in engl. Übers. u. d. T. „The Murder of the Jews in Latvia 1941–1945“) (diverse Fachpublikationen in russischer Sprache) Quellen/Literatur: Brief von Press an das Ehepaar Lockwood, Seattle/Washington, 12.03.1939 (in Privatbesitz von Barbara Arden Lockwood Johnston) Kugler (1989); Kugler (1991); Press (1992); Jachertz (1993); Dtsch. Ärztebl. 90 (1993), A1467–A1468; May (1993); Jessen/Voigt (1996), 407; Press [1996] [P]; Arden [2015] [P]; MacDonald [2021] [P] Přibram [Pribram], Hugo
Professor, Dr. med. Österreichischer Pathologe und Internist * 4. Januar 1881 in Prag † 19. Mai 1943 in Theresienstadt
Přibram, Hugo
Vaterberuf: Professor für spezielle Pathologie und Therapie Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Deutschen Universität Prag; 1905 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Assistent an der II. Medizinischen Klinik der Berliner Charité bei Friedrich Kraus (1858–1936), der Chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts bei Ernst Leopold Salkowski (1844–1923) sowie am Chemischen Institut der Universität Berlin bei Emil Fischer (1852–1919); Externarzt, später (spätestens ab 1909) Assistent an der II. Medizinischen Klinik der Deutschen Universität Prag bei Rudolf von Jaksch (1855–1947); 1912 Habilitation für spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten ebenda; 1914 Leiter der Infektionsabteilung des Rot-Kreuz-Spitals in der Ferdinandkaserne in Karolinental; 1916 Erster Assistent am Allgemeinen Krankenhaus Kaiser-Franz-Josef-Pavillon; 1921 tit. außerordentlicher Professor an der Deutschen Universität Prag; 1929 „wirklicher, unbezahlter“ außerordentlicher Professor ebenda Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war jüdischer Abstammung; mutmaßlich wurde er aufgrund seiner „nichtarischen“ Herkunft von den Nationalsozialisten entlassen und von der Deutschen Universität Prag vertrieben. Am 20. November 1942 wurde er von Prag ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er wenige Monate später, am 19. Mai 1943, verstarb. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P. entstammt einer bekannten Prager Ärztedynastie: Sein Vater Alfred P. (1841–1912) war ordentlicher Professor für spezielle Pathologie und Therapie an der Deutschen Universität Prag gewesen. Auch sein Großvater Emanuel P. (1812–1872) war bereits Arzt in Prag gewesen. Drei seiner Vetter avancierten zu bekannten Hochschullehrern der Medizin: Ernst August P. (1879–1940) war Professor für Bakteriologie und präventive Medizin in Chicago, Egon Ewald P. (1885–1963) Professor für Gynäkologie in Gießen und Bruno Oskar P. (1887–1940) Professor
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für Chirurgie in Berlin. Alle drei Cousins konnten im „Dritten Reich“ emigrieren. Zu P.s akademischen Lehrern gehören u. a. Friedrich Kraus, Ernst Leopold Salkowski, Emil Fischer und Rudolf von Jaksch. Er publizierte u. a. mit von Jaksch und Hans Rotky (1879– 1965). 1915 wurde P. mit dem Offiziersehrenzeichen des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration ausgezeichnet. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Inoskopie; Eberth-Gaffkyschen Bazillus; Einfluss der Röntgenstrahlen auf Leukämie; Entgiftung durch Traubenzucker; innere Krankheiten, insbesondere stoffwechselbedingte Nierenkrankheiten und Diabetes Publikationen (Auswahl): Ueber die Inoskopie, Z. Exp. Pathol. Therap. 3 (1906), 713–718; Über die Eigenschaften des Eberth-Gaffkyschen Bazillus, Z. Hyg. 54 (1906), 17–38; Ueber den Einfluss der Röntgenstrahlen auf Leukämie, Z. Exp. Pathol. Therap. 6 (1909), 75–124 (zus. mit H. Rotky); Richtlinien der Krankenuntersuchung (1923) (zus. mit R. Jaksch); Zur Entgiftung durch Traubenzucker, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 2150; Einführung in die Theorie und Praxis der Therapie innerer Krankheiten (1925); Klinische Beobachtungen über die percutane Wirkung von Insulin bei Diabetikern, Klin. Wochenschr. 14 (1935), 1534–1536 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; Národní archiv Praha, Policejní ředitelství v Praze 1941–1950, P 3561/1 [P] Kürschner (1931), 2280; Fischer (1933), Bd. 2, 1248; Kürschner (1935), 1060; Pelzner (1972), 56–57; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder (1985), Bd. 3/1, 312; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1077– 1078; Sziranyi et al. (2019b), 4–5; Uhlendahl et al. (2021), 5; Yad Vashem [2021]
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Biografische Portraits
Putschar, Walter Guido Josef
Professor, Dr. med. Österreichisch-deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 9. Januar 1904 in Graz † 5. April 1987 in Eugene/Oregon, USA Vaterberuf: Stadtbaudirektor von Graz Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Staatsgymnasium Graz; 1922 Studium der Medizin an den Universitäten Graz und Wien, studienbegleitende Tätigkeit in der Histologie bei Josef Schaffer (1861–1939) und in der Pathologie bei Carl Sternberg (1872–1935) (bis 1927); Dezember 1927 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; Januar 1928 Assistent am Pathologischen Institut des Kaiserin-Elisabeth-Spitals Wien (bis März), danach an der I. Universitätsaugenklinik ebenda (bis September); Oktober 1928 planmäßiger Assistent am Pathologischen Institut der Universität Göttingen bei Georg Benno Gruber (1884–1977) (bis Oktober 1935); 1931 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Göttingen, fortan Privatdozent ebenda (bis Oktober 1935); 1935 eigeninitiative Kündigung und Emigration in die USA, hier Assistant Professor of Pathology an der School of Medicine der State University of New York at Buffalo (bis 1936); 1937 Chief Pathologist am General Hospital in Charleston/ West Virginia (bis 1958); 1949 Civilian Resi-
dent Consultant des Armed Forces Institute of Pathology (AFIP) in Washington, D. C. (bis in die 1980er Jahre); 1959 Consultant Pathologist am Massachusetts General Hospital in Boston sowie Professorial Lecturer u. a. an der Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology (mit jährlich sechsmonatiger Freistellung für freie Forschungstätigkeiten und -reisen) (bis 1984); 1971 Research Associate der Smithsonian Institution in Washington, D. C. (bis 1987); daneben zudem zeitweise Consultant Pathologist der World Health Organization (WHO), Vertreter des US Department of State sowie Fulbright Visiting Professor, dabei Forschungsreisen nach Taiwan, Thailand, Ägypten, Indien, Iran, Indonesien und Island Erfahrung im „Dritten Reich“: P. war „arischer“ Abstammung und evangelischer Konfession. Er war seit 1926 verheiratet mit der in Ägypten geborenen Eva Maria Szemere (1899–1957), die einer jüdisch-ungarischen Familie entstammte; mit ihr hatte er die beiden Töchter Elga (* 1928) und Eva (1933–1947). Seine Ehe galt damit nach nationalsozialistischer Rassendoktrin als „privilegierte Mischehe“, die Kinder als „Mischlinge ersten Grades“. An der Medizinischen Fakultät Göttingen war P. als Gegner des Nationalsozialismus bekannt; er verweigerte etwa bei Treffen mit Kollegen oder Amtsträgern den Hitlergruß. In einem Nachruf heißt es zu seiner humanistisch begründeten Ablehnung des Nationalsozialismus: „Er war in seinem ganzen Leben kein dogmatischer und politischer, sondern einfach ein anständiger Mensch, der niemals bereit war mit Kulturlosigkeit Kompromisse einzugehen. Er hatte die seltene Gabe, mit persischen Bauern, mit Studenten, Kollegen und Taxichauffeuren auf gleicher Basis und ohne Vorurteil umzugehen. Er achtete Menschen, weil er sie mochte“ (Dutz [1989], 723). P. war seit dem 28. Oktober 1930 deutscher Staatsbürger und wurde noch am 30. August 1934 vom Reichserziehungsministerium auf seine Dozentur vereidigt. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Antisemitismus und aus Sorge um seine Familie kündigte er zum 1. November 1935 seine Assistentenstelle am Pathologischen Institut der Universität Göttingen und ließ sich
Putschar, Walter
von seinen Vorlesungsverpflichtungen beurlauben. „Gegen den Rat seiner Kollegen, aber in Befolgung seiner Prinzipien“ (Kracht [1988], 642) emigrierte er mit seiner Familie noch im September 1935 in die USA. P. hatte über Kornel Terplan, den er noch aus seiner Wiener Zeit kannte und der jetzt an der School of Medicine der State University of New York at Buffalo Pathologie lehrte, die Zusage für eine dortige Stelle als Assistant Professor erhalten. Er stand auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. 1941 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): P.s Vater war der Ingenieur und Stadtbaudirektor von Graz Moritz P. († 1917). Die Familie siedelte 1908 nach Wien über, wo P. die Volksschule und das Staatsgymnasium besuchte. Nach dem Tod des Vaters ging P. zurück nach Graz und lebte dort bei seinem Onkel mütterlicherseits Arnold Wittek (1871–1956). Wittek war Professor für Orthopädische Chirurgie an der Universität Graz und Begründer des dortigen Unfallkrankenhauses (1914); als Erzieher und Rollenvorbild nahm er maßgeblichen Einfluss auf P. und dessen berufliche Laufbahn. P. war ein akademischer Schüler von Carl Sternberg und Josef Schaffer. Bei Schaffer lernte er auch Herwig Hamperl (1899–1976) und Friedrich Feyrter (1895–1973) kennen. Bereits als Student hielt P. auf der 22. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft in Danzig einen Vortrag „Über Knorpelinseln in den Wirbelkörpern“ (Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 22 [1927], 262–266). Als Assistent bei Gruber in Göttingen beschrieb P. als erster die Glykogenose des Herzens, die im Italienischen nach P. als „Malattia di Putschar“ bezeichnet wird. Nachdem seine Stelle als Assistant Professor an der University at Buffalo wegen Unstimmigkeiten zwischen Terplan und dem Klinikdirektor nicht verlängert werden konnte, baute er ab 1937 eine Pathologische Abteilung am General Hospital in Charleston/West Virginia auf – zunächst „auf sich allein gestellt in einem kleinen Keller“ (Dutz [1989], 723). Im Verlaufe von 21 Jahren
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schuf er hier „eine erstklassige Ausbildungsstelle für Pathologen und eine führende Schule für MTA“ (ebd.). Anfang 1946 wurde von der Medizinischen Fakultät Göttingen gemäß einem Rehabilitierungserlass des Oberpräsidiums von Hannover festgestellt, dass P. seine ehemalige Stellung als Privatdozent wieder antreten könne; Näheres ist hierzu jedoch nicht bekannt. Ein Wiedergutmachungsverfahren wurde von ihm im Weiteren nicht angestrengt. Nachdem P.s erste Ehefrau Eva Maria 1957 bei einem Heimatbesuch in Wien verstorben war, beendete er im Jahr darauf seine Tätigkeit in Charleston, um fortan beruflich ungebundener zu sein. 1959 wurde er Consultant Pathologist am Massachusetts General Hospital in Boston mit der Vereinbarung, jährlich sechs Monate am Hospital tätig zu sein und den Rest des Jahres für andere Forschungstätigkeiten und -reisen nutzen zu können. Er forschte in Taiwan, Thailand, Ägypten, Indien, Iran, Indonesien und Island. Auf einer Forschungsreise in den Nahen Osten lernte er auch seine spätere zweite Ehefrau Florence Freestone (1909–1985) kennen, die ihn bei vielen Projekten begleitete und unterstützte. P.s Kapitel zur Nieren- und Knochenpathologie in Henke/Lubarschs „Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie“ von 1934 und 1937 „have stood the test of time and are still considered to be classic references“ (Rosenberg/Ortner/Ragsdale [2011], 160). Erwähnenswert ist außerdem die in Zusammenarbeit mit dem biologischen Anthropologen Donald J. Ortner (1938–2012) verfasste paläopathologische Studie „Identification of Pathological Conditions in Human Skeletal Remains“ (1981); sie basiert auf den Ergebnissen der gemeinsamen Forschungsarbeit für die Smithsonian Institution seit den 1970er Jahren. P. war bereits vor seiner Emigration aktives Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft gewesen und nahm in der Nachkriegszeit wieder mit eigenen Vorträgen an deren Kongressen teil; er blieb jedoch bewusst auf Distanz „and was not inclined to interact with colleagues who stayed in Germany during the Nazi years“ (Ortner/Ragsdale [2012], 99). Auch seinem früheren Wiener Kollegen (und ehemaligen NSDAP-Mitglied) Herwig Hamperl zeigte P. die kalte Schul-
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Biografische Portraits
ter, als dieser in den 1960er Jahren das Massachusetts General Hospital besuchte. Privat galt P.s Leidenschaft der Musik; gemeinsam mit Berufsmusikern und Freunden gründete er in Charleston eine Kammermusikgesellschaft und „brachte Kultur in das Herzland von Appalachia“ (Dutz [1989], 723), das nach der Great Depression kulturell nicht viel zu bieten hatte. Nach einem Sturz bei einer Wanderung in Edinburgh diagnostizierte P. bei sich selbst ein chronisches Subduralhämatom. 1986 bereitete er sich noch für den Hauptvortrag auf dem Kongress der International Academy of Pathology in Wien vor, musste den Vortrag aber aufgrund der nachfolgend auftretenden Komplikationen absagen. Letztere führten schließlich im April 1987 zu seinem Tod. Noch zu Lebzeiten, im Jahr 1984, wurde P. vom Massachusetts General Hospital mit der Stiftung der „Walter G. J. Putschar Lectureship of the Pathology Service at the Mass. General and Harvard Medical School“ geehrt. Aus den Mitteln wird bis heute jährlich ein renommierter Pathologe zu Unterrichts- und Weiterbildungszwecke an das Bostoner Hospital eingeladen. Außerdem wurde im selben Jahr feierlich der „Putschar Conference Room“ im Warren Building des Hospitals eingeweiht. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Knochenpathologie, insbesondere Entwicklung der Wirbelsäule und des Beckens; Pathologie der Niere; medikamenteninduzierte Erkrankungen von Gehirn und Rückenmark; Lageanomalien der Leber; Zwerchfellmissbildungen; Entwicklungs- und Funktionsstörungen der Milz und der Lymphknoten; Karzinommetastasen im ZNS; strahleninduzierter Hautkrebs; Thesaurismosis glycogenica; Pyelonephritis und Pyonephrose; Pankreasveränderungen bei Angiomzysten des Kleinhirns; Belastungsdeformitäten; Pankreaskarzinom; Chondrodystrophie; Morbus Paget; Lymphadenitis; Osteoblastom Publikationen (Auswahl): Über eine ausgedehnte, anscheinend durch Salvarsan bedingte Myelomalacie der grauen Substanz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin.
Med. 265 (1927), 403–413; Über Knorpelinseln in den Wirbelkörpern, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 22 (1927), 262–266; Zur Kenntnis der Knorpelinseln in den Wirbelkörpern, Beitr. Pathol. Anat. 79 (1928), 150–163; Über Vigantolschädigung der Niere bei einem Kinde, Z. Kinderheilk. 48 (1929), 269–281; Über eine angeborene isolierte Lagestörung der Leber, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 274 (1930), 712–715; Über Gefäße in Tuberkeln und ihre Beziehung zur Riesenzellbildung, Beitr. Pathol. Anat. 84 (1930), 321–333; Über Zwerchfellmißbildungen, Beitr. Pathol. Anat. 85 (1930), 47–83; Zur Pathologie und Symptomatologie der Carcinommetastasen des Zentralnervensystems. Mit besonderer Berücksichtigung der Hirn- und Rückenmarksnerven, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 126 (1930), 129–148; Zur Pathologie der Symphyse, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 25 (1930), 214–219; Entwicklung, Wachstum und Pathologie der Beckenverbindungen des Menschen mit besonderer Berücksichtigung von Schwangerschaft, Geburt und ihren Folgen (1931); Erzeugung von Hautkrebsen bei Ratten durch langdauernde Ultraviolettbestrahlung, Z. Krebsforsch. 33 (1931), 219–260 (zus. mit F. Holtz); Freie Autotransplantation von Milzgewebe, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 26 (1931), 259–265; Über Fett im Knorpel unter normalen und pathologischen Verhältnissen, Beitr. Pathol. Anat. 87 (1931), 525–539; Über angeborene Glykogenspeicherkrankheit des Herzens – „Thesaurismosis glycogenica“, Beitr. Pathol. Anat. 90 (1932), 222–231 (zus. mit E. von Gierke); Die Entwicklungsstörungen der Milz, in: Die Morphologie der Missbildungen des Menschen und der Tiere, Bd. 3/3 (1934), 759–856; Die Entwicklungsstörungen der Lymphknoten, in: Die Morphologie der Missbildungen des Menschen und der Tiere, Bd. 3/3 (1934), 857–882; Die entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und der Nierenhüllen einschließlich Pyelonephritis und Pyonephrose, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 6/2 (1934), 333–564; Die Pankreasveränderungen bei Angiomzysten des Kleinhirns, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 28 (1935), 169–176; Der funktionelle Skelettumbau und die sogenannten Belastungsdeformitäten, in: Handbuch der Speziellen Pa-
Rappaport, Heinrich
thologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/3 (1937), 617–787; Spezielle Pathologie des Beckens, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 9/4 (1939), 430–579; Some aspects of the pathology of pyelonephritis, Am. J. Urol. 43 (1940), 793–803; Pancreatic carcinoma involving urinary tract, Urol. Cutaneous Rev. 48 (1942), 544–548 (zus. mit G. G. Irwin); Chondrodystrophia calcificans congenita (dysplasia epiphysialis punctata), Bull. Hosp. Joint Dis. 12 (1951), 514–527; Über angeborenen Milzmangel. 3 Fälle und Übersicht der neueren Literatur, Zentralbl. Allg. Pathol. 92 (1954), 390–397; Splenicgonadal fusion, Am. J. Pathol. 32 (1956), 15–33 (zus. mit W. C. Manion); Congenital absence of the spleen and associated anomalies, Am. J. Clin. Pathol. 26 (1956), 429–470 (zus. mit W. C. Manion); Glycogen disease, Mil. Med. 120 (1957), 276–281; The spinal cord in iniencephaly, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 849–856 (zus. mit F. Garcia, Jr.); General pathology of the musculo-skeletal system, in: Handbuch der Allgemeinen Pathologie, Bd. 3/2 (1960), 363–488; Sarcomas arising in bone cysts, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 335 (1962), 428–451 (zus. mit L. C. Johnson und H. Vetter); Giant cell osteodystrophy of the tibal tuberosity with secondary detachment of the patellar tendon, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 335 (1962), 484–490 (zus. mit E. Uehlinger); Allgemeine Morphologie und Dynamik des Knochenumbaus unter normalen und pathologischen Bedingungen, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 47 (1963), 113–129; Role of the notochord in human intervetebral disk: I. fetus and infant, Clin. Orthop. Relat. Res. 39 (1965), 205–212 (zus. mit H. J. Wolfe und A. L. Vickery); Problems in the pathology and paleopathology of bone, in: Human Paleopathology (1966), 57–65; The cerebral arteries in cyclopia and arrhinencephaly: an arteriographic and anatomical study, Acta Anat. (Basel) 2 (1969), 12–24 (zus. mit G. Khodadad); Circulation in Paget’s disease of bone, N. Engl. J. Med. 287 (1972), 717–718; Can toxoplasmic lymphadenitis be diagnosed histologically?, N. Engl. J. Med. 289 (1973), 913–914; Aggressives juveniles ossifizierendes Fibrom der linken Mandibula, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 58 (1974), 251; Osteoblastom (nicht völlig typisch)
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des Trochanter major femoris, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 58 (1974), 254–256; The structure of the human symphysis pubis with special consideration of parturition and its sequelae, Am. J. Phys. Anthropol. 45 (1976), 589–594; Identification of Pathological Conditions in Human Skeletal Remains (1981) (zus. mit D. J. Ortner); Zur Paläopathologie der Skelett-Missbildungen und -Dysplasien, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 66 (1982), 147–150 (zus. mit D. J. Ortner) Quellen/Literatur: BArch R 4901/13273; NARA RG 59/302021; U. S. Social Security Death Index Kürschner (1935), 1066; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); Kracht (1988); Dutz (1989) [P]; Dhom (1997), S14; Szabó (2000), 163, 259, 486, 628–629; Dhom (2001), 429–431; Mankin (2007), 142 [P]; Rosenberg/ Ortner/Ragsdale (2011) [P]; Ortner/Ragsdale (2012) [P]; Sziranyi (2019), 4, 8, 12; Uhlendahl et al. (2021), 5 Rappaport, Heinrich [Henry]
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe und Onkologe * 12. März 1913 in Lemberg/Galizien (heute: Lwiw, Ukraine) † 19. Mai 2003 in Los Angeles/Kalifornien, USA Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1931 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1937); Studienabschluss mit Promoti-
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Biografische Portraits
on zum Dr. med. ebenda; 1937 Tätigkeit am Wiener Krankenhaus (bis 1938); 1938 Entlassung; 1939 Emigration nach Frankreich; 1940 Emigration in die USA; 1943 Medical Corps Officer der US Army, letzter Dienstgrad hier: Major (bis 1946); 1946 Assistant Professor of Pathology an der School of Medicine der George Washington University in Washington, D. C. (bis 1954); 1947 Pathologe und Laborleiter am Veteran’s Administration Hospital in Washington, D. C. (bis 1949); 1949 Leiter der Abteilung für Retikuloendotheliale Pathologie und Hämatologie am Armed Forces Institute of Pathology ebenda (bis 1954); 1954 Tätigkeit am Mount Sinai Hospital in New York City, zeitgleich Associate Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Chicago/Illinois (bis 1958); 1958 Associate Professor of Oncology ebenda (bis 1962); 1962 Professor of Oncology ebenda (bis 1965); 1965 Professor of Pathology ebenda (bis 1975); 1971 Visiting Professor an der Universität Paris (bis 1972) und Forschung am Institut de Cancérologie et d’Immunoténétique (INSERM) am Hôpital Paul Brousse in Villejuif, Frankreich; 1975 Emeritierung; danach Leiter der Abteilung für Anatomische Pathologie am City of Hope National Medical Center in Duarte/Kalifornien (bis 1996) und Consultant des Veteran’s Administration Hospital in Hines/Illinois, des Veteran’s Administration Westside Hospital in Chicago/Illinois, des Walter Reed Army Institute of Research in Washington, D. C., des Great Lakes Naval Hospital in Illinois und des National Cancer Institute Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlor er seine Anstellung im Wiener Krankenhaus. Im Jahr 2000 erinnerte sich R.: „I lost my position at the Wiener Krankenhaus. I spent all my time and effort to secure a visa to another country but without success. My fiancée Dina Braude and her brother, born in Russia, were refused visas by the Russian consulate. Dina was expelled by the Univeristy of Vienna, where she was a fourth year medical student. We were not (as Jews) physically persecuted. We fled on August 1938 by crossing the border near Basel“ (zit.
n. van den Tweel [2017], 453). Nach einem Monat in Zürich gingen R. und seine Verlobte nach Montpellier in Frankreich, wo die beiden im Mai 1939 heirateten. Zur Zeit in Frankreich konstatierte R.: „I had no professional opportunities.“ (zit. n. ebd.) Im Februar 1940 emigrierten R. und seine Ehefrau schließlich in die USA, wo R. im Januar 1943 in das Medical Corps der US Army eintrat. 1943 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): R. wurde für die nach ihm benannte erste klinisch bedeutsame Klassifikation („Rappaport Classification“) der malignen Lymphome bekannt. Letztere entwickelte er in den 1950er Jahren. 1956 beschrieb er die Unterscheidung zwischen nodulären und diffusen Lymphomen; dabei konnte er zeigen, dass Lymphome mit einem nodulären Zellmuster weniger aggressiv waren als die der gleichen Zelluntergruppe mit einem diffusen Muster. Seine Forschungen fanden einen Höhepunkt in seiner 1966 veröffentlichen Arbeit „Tumors of the Hematopoietic System“. In den späten 1960er Jahren verlor R. zunehmend den Anschluss an moderne immunhistologische Techniken zur Identifizierung der Zelltypen von Lymphomen. Neue funktionelle Klassifikationen maligner Lymphome machten die streng morphologische Klassifizierung von R. obsolet. R. war unter anderem Mitglied der American Society of Clinical Pathology, der American Association of Pathologists und Bacteriologists, der American Association for Cancer Research, des American College of Physicians, des College of American Pathology und der American Society for Experimental Pathology. 1995 wurde ihm ein Ehrendoktorat der Universität Wien für seine Verdienste auf dem Gebiet der Onkologie verliehen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Hämatopathologie; Hämolytische Anämie; Leukämien; Lymphome, insbesondere Morbus Hodgkin; experimentelle Krebsforschung; Enteritis; Diabetes mellitus; Knochenmarkembolie; Kryptokokkose
Rappaport, Heinrich
Publikationen (Auswahl): Histologic lesions encountered in segmental enteritis, Am. J. Pathol. 24 (1948), 725 (zus. mit F. H. Burgoyne und H. F. Smetana); Seminiferous tubule failure associated with degenerative change in the hypothalamus: a clinicopathologic report of a case of reactive gliosis of the floor of the third ventricle, Am. Pract. Dig. Treat. 1 (1950), 40–45 (zus. mit E. Anderson und W. Haymaker); Studies on the liver in diabetes mellitus. II. The significance of fatty metamorphosis and its correlation with insulin sensitivity, J. Lab. Clin. Med. 6 (1950), 922–928 (zus. mit H. J. Zimmerman, F. G. MacMurray und L. K. Alpert); Bone marrow embolism, Am. J. Pathol. 27 (1951), 407–433 (zus. mit M. Raum und J. B. Horrell); The pathology of regional enteritis, Mil. Surg. 109 (1951), 463–502 (zus. mit F. H. Burgoyne und H. F. Smetana); Hereditary nonspherocytic hemolytic disease: a study of a singular familial hemolytic syndrome, Blood 9 (1954), 749–772 (zus. mit A. G. Motulsky und W. H. Crosby); Occurrence of cryptococcosis in patients with malignant disease of reticuloendothelial system, Am. J. Clin. Pathol. 24 (1954), 1050–1072 (zus. mit L. E. Zimmerman); Intracellular protein resembling Russell bodies in malignant lymphomas associated with acquired hemolytic anemia, Blood 10 (1955), 132–144 (zus. mit F. B. Johnson); Induction of melanotic lesions during skin carcinogenesis in hamsters, AMA Arch. Pathol. 61 (1956), 305–313 (zus. mit G. Della Porta, U. Saffiotti und P. Shubik); Follicular lymphoma: a re-evaluation of its position in the scheme of malignant lymphoma, based on a survey of 253 cases, Cancer 9 (1956), 792– 821 (zus. mit E. B. Hicks und W. J. Winter); Reticulocytopenia in autoimmune hemolytic anemia, Blood 11 (1956), 929–936 (zus. mit W. H. Crosby); A transplantable induced melanotic tumor of the Syrian golden hamster, Cancer Res. 16 (1956), 1031–1032 (zus. mit G. Della Porta, P. Shubik und K. Spencer); Autoimmune hemolytic anemia. I. Analysis of hematologic observations with particular reference to their prognostic value: a survey of 57 cases, Blood 12 (1957), 42–55 (zus. mit W. H. Crosby); Chronic lymphocytic leukemia associated with dysproteinemia and acquired hemolytic anemia, Am. J.
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Med. 22 (1957), 504–510 (zus. mit F. Buffa); Autoimmune hemolytic anemia. II. Morphologic observations and clinicopathologic correlations, Am. J. Pathol. 33 (1957), 429–457 (zus. mit W. H. Crosby); Metastasizing mesenchymal mouse tumors induced by subcutaneous graft of mouse placenta containing 9,10-dimethyl 1,2-benzanthracene, Acta Unio Int. Contra Cancrum 16 (1960), 73–74 (zus. mit G. Gasic, O. Badinez, P. Shubik und S. H. Wu); The effects of carcinogenic chemicals in newborn mice, Cancer 14 (1961), 308–317 (zus. mit G. Pietra und P. Shubik); Transplantable tumors of the Syrian golden hamster (Mesocricetus auratus), J. Natl. Cancer Inst. 27 (1961), 1323–1339 (zus. mit H. Garcia und C. Baroni); Studies on the toxicity of petroleum waxes, Toxicol. Appl. Pharmacol. 4 (1962), 1–62 (zus. mit P. Shubik, U. Saffiotti, W. Lijinsky, G. Pietra, B. Toth, C. R. Raha, L. Tomatis, R. Feldman und H. Ramahi); The fine structure of normal and neoplastic melanocytes in the Syrian hamster, with particular reference to carcinogen-induced melanotic tumors, J. Cell Biol. 16 (1963), 171–186 (zus. mit T. Nakai und H. Swift); Carcinogen-induced melanotic tumors in the Syrian hamster, Ann. NY Acad. Sci. 100 (1963), 279–296 (zus. mit T. Nakai und P. Shubik); A study of the histogenesis of experimental melanotic tumors resembling cellular blue nevi: the evidence in support of their neurogenic origin, Am. J. Pathol. 43 (1963), 175–199 (zus. mit T. Nakai); Diagnostic significance of the histologic changes in the liver and spleen in leukemia and malignant lymphoma, Cancer 18 (1965), 1214–1232 (zus. mit N. D. Kostich); Chronic granulocytic leukemia in the aged, Arch. Intern. Med. 116 (1965), 765–775 (zus. mit M. E. Conrad und W. H. Crosby); Correlation of histopathology with other prognostic indicators in Hodgkin’s disease, Cancer 22 (1968), 487–499 (zus. mit A. R. Keller, H. S. Kaplan und R. J. Lukes); Cytology and reactions of viable cells from malignant lymphoma, Cancer 23 (1969), 1061–1073 (zus. mit R. Schrek, M. E. Rubnitz und H. C. Kwaan); Computer analyses of lymphocytes in transformation. A methodologic study, Acta Cytol. 13 (1969), 557–568 (zus. mit P. H. Bartels, G. F. Bahr, J. Griep und G. L. Wied); Ulcerative and „granulomatous“ colitis:
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Biografische Portraits
validity of differential diagnostic criteria. A study of 100 patients treated by total colectomy, Ann. Intern. Med. 72 (1970), 841–851 (zus. mit H. Schachter, M. J. Goldstein, J. J. Fennessy und J. B. Kirsner); Observation of cells resembling Sternberg-Reed cells in conditions other than Hodgkin’s disease, Cancer 26 (1970), 176–190 (zus. mit S. B. Strum und J. K. Park); Hodgkin’s disease in the first decade of life, Pediatrics 46 (1970), 748–759 (zus. mit S. B. Strum); The persistence of Hodgkin’s disease in long-term survivors, Am. J. Med. 51 (1971), 222–240 (zus. mit S. B. Strum); Fine structure of the red pulp of the spleen in hereditary spherocytosis, Blood 39 (1972), 81–98 (zus. mit Z. Molnar); Attempts at immunotherapy of 100 patients with acute lymphoid leukemia: some factors influencing results, Natl. Cancer Inst. Monogr. 35 (1972), 361– 372 (zus. mit G. Mathe, P. Pouillart, L. Schwarzenberg, J. L. Amiel, M. Schneider, M. Hayat, F. De Vassal, C. Jasmin, C. Rosenfeld und R. Weiner); Modification of avoidance behavior: expectancy, autonomic reactivity, and verbal report, J. Consult. Clin. Psychol. 39 (1972), 404–414; Monoclonal gammopathies associated with lymphoproliferative disorders: a morphologic study, Am. J. Clin. Pathol. 59 (1973), 282–294 (zus. mit H. Kim und P. Heller); Proteinaceous precipitate in nodular (follicular) lymphomas, Cancer 31 (1973), 532–542 (zus. mit A. Rosas-Uribe und D. Variakojis); Analysis of the Rye classification of Hodgkin’s disease. The prognostic significance of cellular composition, J. Natl. Cancer Inst. 51 (1973), 379–390 (zus. mit L. W. Coppleson, S. B. Strum und J. Rose); Diaminopurine-resistant mutants of cultured, diploid human fibroblasts, Genetics 75 (1973), 335– 345 (zus. mit R. DeMars); Tissue immunoglobulins in nodular lymphomas as compared with reactive follicular hyperplasias, Blood 42 (1973), 579–589 (zus. mit R. C. Braylan); Hairy cell leukemia (leukemic reticuloendotheliosis). I. A clinical pathologic study of 21 patients, Cancer 33 (1974), 1399–1410 (zus. mit J. S. Burke und G. E. Byrne, Jr.); Mycosis fungoides: pathologic findings in staging laparotomies, Cancer 33 (1974), 1589–1600 (zus. mit D. Variakojis und A. Rosas-Uribe); Mycosis fungoides: the pathology of extracutaneous involvement, Cancer 34
(1974), 1198–1229 (zus. mit L. B. Thomas); Some acridine-resistant mutations of bacteriophage T4D, Genetics 78 (1974), 579–592 (zus. mit M. Russel und M. Susman); Editorial: Angio-immunoblastic (immunoblastic) lymphadenopathy, N. Engl. J. Med. 292 (1975), 42–43 (zus. mit E. M. Moran); Angio-immunoblastic lymphadenopathy. Diagnosis and clinical course, Am. J. Med. 59 (1975), 803–818 (zus. mit G. Frizzera und E. M. Moran); Malignant lymphoma, lymphoblastic, Cancer 38 (1976), 964–983 (zus. mit B. N. Nathwani und H. Kim); The effects of certain immunity systemic advuvants, PHA, and human gamma globulin on the thymic cortex of mice: a light and electron microscope study, Biomedicine 24 (1976), 396–404 (zus. mit A. Khalil, D. Dantchev, I. Florentin und C. Bourut); Malignant lymphoma, well differentiated lymphocytic: its relationship with chronic lymphocytic leukemia and macroglobulinemia of Waldenström, Cancer 39 (1977), 999–1010 (zus. mit G. A. Pangalis und B. N. Nathwani); Hodgkin’s disease, lymphocyte depletion type: a clinicopathologic study of 39 patients, Cancer 41 (1978), 293–302 (zus. mit R. M. Bearman und G. A. Pangalis); Non-Hodgkin’s lymphomas: a clinicopathologic study comparing two classifications, Cancer 41 (1978), 303–325 (zus. mit B. N. Nathwani, H. Kim, J. Solomon und M. Fox); Malignant lymphoma arising in angioimmunoblastic lymphadenopathy, Cancer 41 (1978), 578–606 (zus. mit B. N. Nathwani, E. M. Moran, G. A. Pangalis und H. Kim); Prolymphocytic leukemia: clinical, histopathological, and cytochemical observations, Cancer 42 (1978), 2360–2372 (zus. mit R. M. Bearman und G. A. Pangalis); Blood and bone marrow findings in angioimmunoblastic lymphadenopathy, Blood 51 (1978), 71–83 (zus. mit G. A. Pangalis und E. M. Moran); Signet ring cell lymphoma. A rare morphologic and functional expression of nodular (follicular) lymphoma, Am. J. Surg. Pathol. 2 (1978), 119–132 (zus. mit H. Kim und R. F. Dorfman); Acute („malignant“) myelosclerosis, Cancer 43 (1979), 279–293 (zus. mit R. M. Bearman und G. A. Pangalis); Histopathologic sequence of events in adult mice undergoing lethal graft-versus-host reaction developed across H-2 and/or non-H-2 histocompati-
Rappaport, Heinrich
bility barriers, Am. J. Pathol. 96 (1979), 121–142 (zus. mit A. Khlail, O. Halle-Pannenko, L. Pritchard, D. Dantchev und G. Mathe); A method for the ultrastructural demonstration of non-specific esterase in human blood and lymphoid tissue, Histochem. J. 12 (1980), 71–86 (zus. mit B. C. Payne, H. Kim, G. A. Pangalsi und A. Rothman); Prolymphocytic leukemia: flow microfluorometric, immunologic, and cytogenetic observations, Am. J. Hematol. 9 (1980), 319–330 (zus. mit L. W. Diamond, R. M. Bearman, P. K. Berry, B. J. Mills, B. N. Nathwani, D. D. Weisenburger, C. D. Winberg und R. L. Teplitz); Malignant lymphoma with primary manifestation in the gonad: a clinicopathologic study of 38 patients, Cancer 45 (1980), 561–571 (zus. mit R. R. Paladugu und R. M. Bearman); So-called „Lennert’s lymphoma“: is it a clinicopathologic entity?, Cancer 45 (1980), 1379–1399 (zus. mit H. Kim und B. N. Nathwani); Malignant lymphoma, intermediate lymphocytic type: a clinicopathologic study of 42 cases, Cancer 48 (1981), 1415–1425 (zus. mit D. D. Weisenburger, B. N. Nathwani, L. W. Diamond und C. D. Winberg); Follicular (nodular) lymphoma during the first two decades of life: a clinicopathologic study of 12 patients, Cancer 48 (1981), 2223–2235 (zus. mit C. D. Winberg, B. N. Nathwani und R. M. Bearman); Chronic monocytic leukemia in adults, Cancer 48 (1981), 2239–2255 (zus. mit R. M. Bearman, C. R. Kjeldsberg und G. A. Pangalis); Lymphoblastic lymphoma: a clinicopathologic study of 95 patients, Cancer 48 (1981), 2347–2357 (zus. mit B. N. Nathwani, L. W. Diamond, C. D. Winberg, H. Kim, R. M. Bearman, J. H. Glick, S. E. Jones, R. A. Gams und N. I. Nissen); Pathology panel for lymphoma clinical studies: a comprehensive analysis of cases accumulated since its inception, J. Natl. Cancer Inst. 68 (1982), 43–67 (zus. mit H. Kim, R. J. Zelman, M. A. Fox, J. M. Bennett, C. W. Berard, J. J. Butler, G. E. Byrne, Jr., R. F. Dorfman, R. J. Hartsock, R. J. Lukes, R. B. Mann, R. S. Neiman, J. W. Rebuck, W. W. Sheehan, D. Variakojis und J. F. Wilson); Ultrastructural identification of neoplastic histiocytes – monocytes: an application of a newly developed cytochemical technique, Am. J. Pathol. 106 (1982), 204–223 (zus. mit H. Kim, G. A. Panga-
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lis, B. C. Payne und M. E. Kadin); Flow cytometry in the diagnosis and classification of malignant lymphoma and leukemia, Cancer 50 (1982), 1122–1135 (zus. mit L. W. Diamond und B. N. Nathwani); The evaluation of an environmental remodeling program on a psychiatric geriatric ward, J. Soc. Psychol. 123 (1984), 101– 113 (zus. mit G. J. Stahler und D. Frazer); Atypical lymphoplasmacytic and immunoblastic proliferation in lymph nodes of patients with autoimmune disease (autoimmune-disease-associated lymphadenopathy), Medicine (Baltimore) 63 (1984), 274–290 (zus. mit C. H. Koo, B. N. Nathwani, C. D. Winberg und L. R. Hill); The diagnosis and differential diagnosis of hairy cell leukemia in bone marrow and spleen, Semin. Oncol. 11 (1984), 334–346 (zus. mit J. S. Burke); Multicentric angiofollicular lymph node hyperplasia: a clinicopathologic study of 16 cases, Hum. Pathol. 16 (1985), 162–172 (zus. mit D. D. Weisenburger, B. N. Nathwani und C. D. Winberg); Pulmonary lymphomas and other pulmonary lymphoid lesions. A clinicopathologic and immunologic study of 64 patients, Cancer 56 (1985), 539–552 (zus. mit J. L. Kennedy, B. N. Nathwani, J. S. Burke und L. R. Hill); Acceleration of age-associated immune decline and mortality by early repeated administration of bestatin to C57BL/6 mice, J. Biol. Response Mod. 5 (1986), 176–190 (zus. mit M. Bruley-Rosset und B. Payelle); Studies of the bone marrow in polycythemia vera and the evolution of myelofibrosis and second hematologic malignancies, Semin. Hematol. 23 (1986), 144–155 (zus. mit J. T. Ellis, P. Peterson und S. A. Geller); Peripheral T-cell lymphoma. A case report demonstrating morphologic heterogeneity and progression, and atypical immune reactions, Cancer 57 (1986), 2329–2342 (zus. mit C. D. Winberg, R. Krance und K. Sheibani); Tissue Na, K, and Ca changes in regional cerebral ischemia: their measurement and interpretation, Cent. Nerv. Syst. Trauma 3 (1986), 215–234 (zus. mit W. Young, V. DeCresito, E. S. Flamm, M. Hadani und P. Cornu); Distribution of lymphocytes with interleukin-2 receptors (TAC antigens) in reactive lymphoproliferative processes, Hodgkin’s disease, and non-Hodgkin’s lymphomas. An immunohistologic study of 300 cases, Am. J.
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Biografische Portraits
Pathol. 127 (1987), 27–37 (zus. mit K. Sheibani, C. D. Winberg, S. van de Velde und D. W. Blayney); T-cell-rich lymphoproliferative disorders. Morphologic and immunologic differential diagnoses, Cancer 62 (1988), 1539–1555 (zus. mit C. D. Winberg, K. Sheibani, J. S. Burke und A. Wu); Imprint cytology of non-Hodgkin’s lymphomas based on a study of 212 immunologically characterized cases: correlation of touch imprints with tissue sections, Hum. Pathol. 20 (1989), 1–137 (zus. mit C. H. Koo, K. Sheibani, G. A. Pangalis, B. N. Nathwani und C. D. Winberg); Follicular small lymphocytic lymphoma, Am. J. Surg. Pathol. 18 (1994), 999–1009 (zus. mit K. L. Chang, D. A. Arber, D. Shibata und L. M. Weiss); Non-Hodgkin’s lymphoproliferative disorders involving the spleen, Mod. Pathol. 10 (1997), 18–32 (zus. mit D. A. Arber und L. M. Weiss) Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410 The Los Angeles Times, 29.02.1996, 211 [P]; The Los Angeles Times, 26.05.2003, 27 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 941–942; Kröner (1983), 82; Vardiman/Frizzera (1993) [P]; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1093; Uhlendahl et al. (2021), 5, 8, 9, 12 Reiner, Leopold
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe
* 22. Januar 1911 in Leipzig † 7. März 2004 in Delmar/New York, USA Vaterberuf: Kaufmann und Rabbiner Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Reformrealgymnasium Chemnitz; 1930 Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., Baden und Leipzig (bis 1933); 1933 Emigration nach Österreich, hier Fortsetzung des Studiums der Medizin an der Universität Wien (bis 1936); 1936 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Hilfsarzt am Rothschildspital in Wien; 1938 Emigration nach Belgien, hier Organisation einer medizinischen Selbsthilfeversorgung beim Büro der Flüchtlingskommission in Antwerpen (bis 1939); 1939 Emigration in die USA, hier kurzzeitig Wollverkäufer; 1940 Medizinalpraktikant am West Jersey Homeopathic Hospital in Camden/New Jersey (bis 1941); 1941 Residency in Pathology ebenda (bis 1944); 1944 Assistant in Pathology ebenda (bis 1946); 1946 Residency in Pathology am Beth Israel Hospital in Boston/Massachusetts (bis 1948); 1948 Assistant Pathologist ebenda (bis 1953); 1950 Zertifizierung durch das American Board of Pathology, Instructor in Pathology an der Harvard School of Medicine in Boston/Massachusetts (bis 1953); 1953 Clinical Associate in Pathology ebenda (bis 1956) sowie Associate Pathologist am Beth Israel Hospital (bis 1955); 1955 Acting Pathologist ebenda (bis 1956); 1956 Pathologe und Laboratoriumsleiter am Bronx Hospital (bis 1964) sowie einjährig Visiting Clinical Associate Professor of Pathology am Albert Einstein College of Medicine der Yeshiva University in Bronx/New York; 1964 Leiter der Pathologischen Abteilung der Fulton Division des Bronx Hospital (bis zum Ruhestand); 1965 Gastwissenschaftler an der Universität von Tel Aviv, Israel und dem dortigen Tel Hashomer Hospital; 1972 Professor of Pathology am Albert Einstein College of Medicine in Bronx (bis 1979); 1979 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war jüdischer Abstammung; sein Vater war der Kaufmann und Rabbiner Joel R. (1880– 1941) aus Deutschkreutz/Burgenland in Ös-
Reiner, Leopold
terreich. Während seines Studiums in Freiburg i. Br. und Leipzig war R. Mitglied im zionistisch geprägten Kartell Jüdischer Verbindungen. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten ging er 1933 nach Österreich und schloss sein Medizinstudium 1936 an der Universität Wien ab; kurzzeitig war er hier als Hilfsarzt am Rothschildspital tätig. 1938 emigrierte R. in Folge des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich mit der Hilfe von Schmugglern illegal nach Belgien. Hier organisierte er beim Büro der Flüchtlingskommission in Antwerpen den Aufbau einer medizinischen Selbsthilfeversorgung. Mit Unterstützung vom jüdischen Hilfswerk HIAS und einem US-amerikanischen Hilfskomitee für emigrierende Wissenschaftler emigrierte er im November 1939 in die USA; hier verdiente R. seinen Lebensunterhalt zunächst kurzzeitig als Wollverkäufer in einem Geschäft von Freunden. Ab 1940 war er dann Medizinalpraktikant am West Jersey Homeopathic Hospital in Camden/New Jersey. 1945 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Sein Vater Joel R. wurde ins vom französischen Vichy-Regime betriebene Camp de Gurs nördlich der Pyrenäen deportiert und kam dort am 12. Januar 1941 zu Tode. Seine Mutter Golda R., geborene Michlewitz (* 1883), emigrierte 1938 von Deutschland nach Belgien und wurde dort bis Kriegsende von Nonnen versteckt. 1946 emigrierte sie nach Palästina. Leopold R.s Schwestern Bella, verheiratete Federmann (* 1913), und Irene, verheiratete Beer (* 1920), waren bereits 1936 nach Palästina ausgewandert. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): 1946 heiratete R. die Jüdin Lillian Irene Myers aus Ossining/New York; das Paar hatte keine Kinder. R. war Fellow der New York Academy of Medicine und des College of American Pathologists. Außerdem war er Mitglied der American Association of Pathologists, der Society for Cinical Pathology, der New York Pathological Society, der International Academy of Pathology, der Harvey Society, der American Association for the Advancement of Science sowie der New York Academy of Sciences.
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Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Kardiovaskuläre Erkrankungen; arterielle Durchblutungsstörungen; Hämosiderose; Klinefelter Syndrom; Zervixkarzinom; hämorrhagischer Schock; Thrombose; Chorangiom; arteriovenöses Aneurysma; Morbus Crohn; Morbus Waldenström; syphilitische Lymphadenitis: Immunofluoreszenz als diagnostisches Hilfsmittel; Lupus erythematosus Publikationen (Auswahl): Linear x-ray shadows in acquired pulmonary hemosiderosis and congestion, N. Engl. J. Med. 250 (1954), 900–905 (zus. mit F. G. Fleischner); Klinefelter’s syndrome: report of an autopsy, with particular reference to the histology and histochemistry of the endocrine glands, J. Clin. Endocrinol. Metab. 14 (1954), 719–728 (zus. mit A. S. Burt, R. B. Cohen und R. C. Sniffen); Cancer of the cervix in Jewish women, N. Engl. J. Med. 251 (1954), 555–559 (zus. mit W. B. Ober); Effects of ACTH and cortisone in experimental hemorrhagic shock, Am. J. Physiol. 180 (1955), 282–286 (zus. mit H. A. Frank, S. Jacobs, H. A. Weizel, R. Cohen und J. Fine); Focal myocytolysis of the heart, Am. J. Pathol. 31 (1955), 443–459 (zus. mit M. J. Schlesinger); Co-occurrence of large leiomyoma of the esophagus and squamous-cell carcinoma of the thymus; report of a case, with roentgenologic, pathological and clinical discussion, N. Engl. J. Med. 255 (1956), 159–164 (zus. mit H. A. Frank und F. G. Fleischner); The endocrine significance of hypophyseal tumors in man, Am. J. Pathol. 32 (1956), 1055– 1075 (zus. mit H. Klaus und A. B. Russfield); The role of intestinal bacteria in the development of dietary cirrhosis in rats, J. Exp. Med. 106 (1957), 1–14 (zus. mit A. M. Rutenburg, E. Sonnenblick, I. Koven, H. A. Aprahamian und J. Fine); Serum-induced thrombosis: studies of its induction, and evolution under controlled conditions in vivo, Circulation 20 (1959), 864–874 (zus. mit S. Wessler, D. G. Freiman, S. M. Reimer und M. Lertzman); Histochemical observations on glycogen in the human myocardium, Am. J. Pathol. 36 (1960), 55–75 (zus. mit B. Wittels); Interarterial coronary anastomoses in neonatal pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 106 (1961), 732–734 (zus. mit D. Vrbanovic und A. Madrazo); Vec-
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Biografische Portraits
torcardiographic diagnosis: a correlation with autopsy findings in 167 cases, Circulation 23 (1961), 861–880 (zus. mit L. Wolff, R. Wolff, M. D. Samartzis, A. Mazzoleni, A. M. Soffe und S. Matsuoka); Atherosclerosis in the mesenteric circulation: observations and correlations with aortic and coronary atherosclerosis, Am. Heart. J. 66 (1963), 200–209 (zus. mit F. A. Jimenez und F. L. Rodriguez); Acute tubular nephrosis in the newborn infant, a manifestation of anoxia, Pediatrics 33 (1964), 380–387 (zus. mit J. Kwittken); Mesenteric arterila insufficiency and abdominal angina, Arch. Intern. Med. 114 (1964), 765– 772; Correlation between component cardiac weights and electrocardiographic patterns in 185 cases, Circulation 30 (1964), 808–829 (zus. mit A. Mazzoleni, R. Wolff und L. Wolff); Chorangioma associated with arteriovenous aneurysm: a study on hamartoma, Am. J. Obstet. Gynecol. 93 (1965), 58–64 (zus. mit E. Fries); Two-vessel ostial occlusion of the celiac-mesenteric circulation, Surg. Clin. North. Am. 49 (1969), 615–620 (zus. mit A. A. Bloom); Enterovenous fistulization in Crohn’s disease, JAMA 239 (1978), 130– 132 (zus. mit A. Freed und A. Bloom); Brunnian adenoma (inverted papilloma) of the urinary bladder: report of a case, Hum. Pathol. 9 (1978), 229–231 (zus. mit Y. H. Kim); Immunoblastic sarcoma following Waldenström’s macroglobulinemia, Am. J. Clin. Pathol. 71 (1979), 121–124 (zus. mit Y. J. Choi, G. Yeh und A. Spielvogel); Syphilitic lymphadenitis: immunofluorescent identification of spirochetes from imprints, Am. J. Surg. Pathol. 3 (1979), 553–555 (zus. mit Y. J. Choi); Immunofluorescence of renal lesions in paraffin-embedded and fresh-frozen sections, Am. J. Clin. Pathol. 73 (1980), 116–119 (zus. mit Y. J. Choi); Ultrastructural „fingerprint“ in cryoprecipitate and glomerular deposits: a case report of systemic lupus erythematosus, Hum. Pathol. 12 (1981), 86–89 (zus. mit Y. H. Kim und Y. J. Choi) Quellen/Literatur: NARA RG 21/4713410; HLA/HHStAW Sterberegister Sonderstandesamt Arolsen; U. S. Social Security Death Index Daily News (New York), 29.01.1956, M8 [P]; Daily News (New York), 23.02.1958, M11
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 955; Stadler/Weibel (1995), 54; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 193; Dhom (2001), 513; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1109; Uhlendahl et al. (2021), 5 Rezek, Philipp Raphael
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe und Reisefilmregisseur * 23. August 1894 in Wien † 23. Juni 1963 in Miami/Florida, USA Vaterberuf: Fleischexporteur Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier zunächst Frontsoldat in der österreichisch-ungarischen Armee, später in einem Seuchenlazarett in Albanien (bis 1917); 1917 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1921); 1921 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; 1922 Hilfsarzt an der I. Medizinischen Universitätsklinik Wien (bis 1924); 1929 Habilitation für Neuropathologie an der Universität Wien und fortan Privatdozent ebenda (bis 1932); ab 1932 ausgedehnte Forschungsreisen nach Britisch-Indien, hier: Forschung zu Leberkrankheiten; 1938 Emigration in die USA, hier fortan Laboratoriumsleiter am Jackson Memorial Hospital in Miami/Florida (bis 1953); 1953/54 Leiter der neugegründeten
Rezek, Philipp
Pathologisch-anatomischen Abteilung ebenda, Professor of Pathology an der Medical School der University of Miami sowie Pathologe am Kendall Hospital in South Miami und am Victoria Hospital in Miami (bis 1963); zudem Berater für die Lago Oil and Transportation Company auf Aruba, Niederländische Antillen, und Gastdozent für Pathologie an der Hebrew University in Jerusalem, Israel Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 emigrierte R. im Juli 1938 über Kuba in die USA (NARA RG 21/578688). Bei Kniefacz/Posch heißt es abweichend: „Schon länger hatte Philipp Rezek eine Forschungs- und Vortragsreise durch die USA vorbereitet und so konnte er mit einem Vortragsvisum vom 19. März 1938 bereits am 27. Mai 1938 mit der SS Britannic von LeHavre/Frankreich aus in die USA emigrieren, wo er am 5. Juni 1938 in New York, NY/USA ankam“ (Kniefacz/Posch [2021]). Seine Frau Anna („Annie“) R., geborene Bunzl (1895–1974), mit der er am selben Tag an der Universität Wien in Medizin promoviert worden war, folgte mit den Töchtern Esther, später verheiratete Mendelsohn Bunzl (1923–2019, Kunsthistorikerin), und Susanne, später verheiratete Lindau (1926–2016, Medizintechnikerin), im November 1938 über Großbritannien in die USA. R.s Mutter Gisella, geborene Goldstein (1867–1948), emigrierte 1940 ebenfalls in die USA. 1941 wurden R. und seiner Ehefrau die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt, im Juli 1942 folgte der Aberkennung der Doktorgrade durch die Universität Wien. 1943 wurden R. und seine Ehefrau US-amerikanische Staatsbürger. Die Universität Wien erklärte 1955 die Aberkennung der Doktorgrade für „von Anfang an nichtig“ (ebd.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): R. war der Sohn des aus Prag stammenden Fleischexporteurs Adolf R. (1861–1929); sein Schwiegervater war der Papierfabrikant Ludwig Bunzl (1857–1928).
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Zu seinen akademischen Lehrern zählen Jakob Erdheim (1874–1937), Carl Sternberg (1872– 1935) und Otto Marburg (1874–1948). R. veröffentlichte in den 1930er Jahren dokumentarische Filme über seine Forschungsreisen, die im Kino gezeigt und von Vorträgen begleitet wurden, und die östlichen Kulturen einem breiten Publikum zugänglich machten sollten; dazu gehören „Palästina“ (1934), „Ceylon, Land und Leute“ (1936) sowie „Indien, Land und Leute“ (1937). In einem Nachruf wird R. als „first full time pathologist“ in Miami bezeichnet (Levinson [1964], 209); er richtete als Erster Lehr- und Ausbildungsprogramme für Pathologie und Klinische Pathologie in Miami ein und etablierte 1947 einen Lehrgang für medizinische Techniker. Seit Juli 1938 fungierte er als Laboratoriumsleiter am Jackson Memorial Hospital in Miami – dem damals drittgrößten öffentlichen Krankenhaus der USA. 1953/54 avancierte er zum Leiter der dort neugegründeten Abteilung für Pathologische Anatomie und zum Professor für Pathologie an der Medical School der University of Miami. Er verfocht laut Herwig Hamperl (1899–1976) auch in den USA „die gewiß nicht populäre Tendenz […]: ‚zurück zum Obduktionstisch‘“ (Hamperl [1964], 342), die sich unmissverständlich in seinem letzten großen Werk „Autopsy Pathology“ (1963, zus. mit M. Millard) ausdrückte. 1955 berichtete R. anlässlich eines Besuchs in seiner alten Heimatstadt Wien vom Aufbau der Pathologie in Miami; er war zudem zeitweise Gastdozent für Pathologie an der Hebrew University in Jerusalem. R. war bis zu seiner Emigration aktives Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft. Er war ferner u. a. Mitglied des College of American Pathologists, der American Society of Clinical Pathologists, der American Academy of Forensic Sciences, der International Society of Geographic Pathology, der American Assocication of Pathologists and Bacteriologists, der Dade County Medical Association, der Florida Medical Association und der American Medical Association. Gemeinsam mit seiner Ehefrau war er außerdem aktives Mitglied in Miamis Kulturgemeinschaft. Im Nachruf von S. A. Levinson heißt es:
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Biografische Portraits
„When he arrived in Miami, he gave lectures on the great composers, illustrating these with examples on the piano at Barry College. He was cofounder of the Friends of Chamber Music of Miami, and possessed one of the largest libraries pertaining to music, as well as numerous books, medical and nonmedical“ (Levinson [1964], 210). R. verstarb 1963 im Alter von 68 Jahren in Miami Beach; Teile des schriftlichen Nachlasses werden von der Vanderbilt University in Nashville/Tennessee verwahrt, darunter auch deutschsprachige Schriftstücke aus der NS-Zeit. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Leberkrankheiten; Krebsforschung; Tumor und Trauma; Histopathologie des Herpes simplex; Pathologie der Hirngefäße; Saponinvergiftung; Nierenamyloidose; Graves’ disease; Lungenfibrose Publikationen (Auswahl): Über Stryphnoninjektionen, Med. Klin. 26 (1925), 962–964 (zus. mit V. Kollert); Zur Histopathologie des Herpes simplex, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 262 (1926), 827–837 (zus. mit E. Lauda); Beitrag zur Histologie der Saponinvergiftung I, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 262 (1926), 838–855 (zus. mit V. Kollert); Studien zur Pathologie der Hirngefäße I, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 265 (1927), 683–734 (zus. mit E. Pollak); Zur färberischen Darstellung bestimmter Kanälchenabschnitte in der Niere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 269 (1928), 218–238 (zus. mit E. Lauda); Studien zur Pathologie der Hirngefäße II, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 269 (1928), 254–279 (zus. mit E. Pollak); Die Hirngefäße bei roten und weißen Erweichungen, Z. Neurol. Psychiatr. 116 (1928), 93–139 (zus. mit E. Pollak); Beitrag zur Histologie der Saponinvergiftung II, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 270 (1929), 706–722 (zus. mit V. Kollert); Ein Beitrag zur Klinik der Nierenamyloidose, in: Klinische Epikrisen (1929), 62–70 (zus. mit V. Kollert); Leber und Gallenwege sowie Milz, in: Anatomie und Pathologie der Spontanerkrankungen der kleinen Laboratoriumstiere Kaninchen, Meerschwein-
chen, Ratte, Maus (1931), 105–155 sowie 231–254 (zus. mit E. Lauda); Über einige Erfahrungen mit der sog. Tuchechtgelbfärbung, Zentralbl. Pathol. 68 (1937), 356–358; Über Pyrrolepilepsie, Z. Ges. Exp. Med. 101 (1937), 358–364; Über eine primäre epitheliale Geschwulst in der Gegend des Reizleitungssystems beim Menschen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 301 (1938), 305–320; Primary benign tumor of the ureter, Jackson Meml. Hosp. Bull. 4 (1942), 45–48 (zus. mit W. L. Fitzgerald); New type of Bartonella infection in man?, J. Fla. Med. Assoc. 30 (1943), 62–66 (zus. mit T. O. Otto); Changes after treatment of an unprotected brain with large doses of Röntgen radiation, Am. J. Roentgenol. 53 (1945), 171–178 (zus. mit O. Marburg und R. Fleming); Relation between Graves’ disease and liver pathology: importance in the use of thiouracil, South Med. J. 40 (1947), 166–171; Histological studies of carcinoma of the prostate treated by estrogen, J. Urol. 66 (1951), 379–392 (zus. mit M. M. Coplan, F. M. Woods und P. D. Melvin); Myosarcoma of trachea associated with Riedel struma, AMA Arch. Otolaryngol. 57 (1953), 22–39 (zus. mit G. E. McKenzie); Über eine ausgedehnte Heterotopie der Magenschleimhaut, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 724–728; Über das gehäufte Vorkommen der Retikulumzellsarkome des Magens, Wien. Klin. Wochenschr. 66 (1954), 612–616; Broader horizons in medical technology, Am. J. Med. Technol. 21 (1955), 204–212; Fünfzehn Jahre Pathologie in USA: Ein Rechenschaftsbericht, Wien. Klin. Wochenschr. 67 (1955), 195–197; Tumor and trauma, Postgrad. Med. 18 (1955), A34–A50; Traumatismo y tumor, Arch. Cuba Cancerol. 15 (1956), 122–130; Histologic sequelae of hormone therapy and hypophysectomy in breast cancer, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 1146–1154 (zus. mit C. P. Lamar); Testosterone pellet implants for advanced breast carcinomatosis in the female: preliminary report, J. Am. Geriatr. Soc. 6 (1958), 397–404 (zus. mit C. P. Lamar); Some panoramic aspects of tobacco-induced cancer of the lung, Bull. Univ. Miami Sch. Med. Jackson Meml. Hosp. 15 (1961), 21–29; Kongenitale (familiäre) zystische Fibrose der Lunge, Wien. Klin. Wochenschr. 74 (1962), 869–873 (zus. mit W. M. Talbert); Medical education in Vienna
Ricker, Gustav
II: Opthalmology, Bull. Univ. Miami Sch. Med. Jackson Meml. Hosp. 16 (1962), 36–45; Autopsy Pathology: A Guide for Pathologists and Clinicians (1963) (zus. mit M. Millard); Dying and death, J. Forensic Sci. 8 (1963), 200–208 Quellen/Literatur: NARA RG 21/578688 [P]; UAW Promotionsprotokoll MED XI (1919–1923) Nr. 740; UAW Rektorat GZ 118 ex 1941/42, ONr. 110 u. GZ 561 ex 1944/45, ONr. 15; Vanderbilt University Special Collections MSS.0363 Neue Freie Presse, 01.05.1928, 24; Der Wiener Tag, 09.10.1932, 7; Österreichische Film-Zeitung, 11.01.1935, 6; Der Wiener Tag, 29.11.1936, 4; Der Wiener Tag, 06.01.1937, 10; Der Wiener Tag, 13.02.1937, 8; Neues Wiener Journal, 10.04.1937, 9, 16 Hamperl (1964); Levinson (1964) [P]; Gold (1966), 150; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 964–965; Kröner (1983), 78; Stadler/ Weibel (1995), 54; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 200; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1118–1119; Sziranyi et al. (2019b), 4; Kniefacz/Posch [2021]; Rezek Lindau [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Ricker, Gustav August Wilhelm Joseph
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe * 2. November 1870 in Hadamar/HessenNassau † 23. September 1948 in Dresden
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Vaterberuf: Gymnasiallehrer Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur in Hanau/Hessen-Nassau; 1889 Studium der Medizin und Philosophie in Freiburg i. Br., München, Bonn und Berlin (bis 1893); 1893 Promotion zum Dr. med. am Chirurgischen Institut der Berliner Charité bei Ernst von Bergmann (1836–1907) mit dem Thema „Vergleichende Untersuchungen über Muskelatrophie“; 1894 einjährig-freiwilliger Arzt im Sanitätskorps der preußischen Armee in Berlin; 1894 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Zürich bei Hugo Ribbert (1855–1920) (bis 1896); 1896 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Halle bei Karl Joseph Eberth (1835– 1926); 1897 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Rostock bei Albert Thierfelder (1842–1908) (bis 1904); 1897 Habilitation für Allgemeine und Pathologische Anatomie an der Universität Rostock mit „Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten in der Niere“; 1904 Ernennung zum Titularprofessor ebenda; 1904 Direktor der Pathologisch-anatomischen Abteilung der Akademie für praktische Medizin in Magdeburg (bis 1931); 1905 Schiffsarzt auf einer parlamentarischen Studienreise nach Togo und Kamerun; 1906 Leitung der Prosektur der Magdeburger Städtischen Krankenhäuser Altstadt und Sudenburg (bis 1933); 1914 Kriegssanitätsdienst im Ersten Weltkrieg, hier zunächst Kriegsassistenzarzt, ab Juni 1916 Armeepathologe bei der IV. Armee in Belgien; 1930 Mitwirkung am Städtischen Institut für medizinischen Unterricht und ärztliche Fortbildung in Magdeburg (bis 1933); 1931 Rücktritt als Direktor der Pathologisch-anatomischen Abteilung der Akademie für praktische Medizin in Magdeburg; 1933 Zwangsbeurlaubung aus dem städtischen Gesundheitsdienst und vorzeitige Pensionierung; ab 1934 Privatgelehrter in Berlin und Dresden Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war „arischer“ Abstammung und römisch-katholischer Konfession. Als Sozialdemokrat wurde er im Kontext des „Gesetzes zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ zum 1. Mai 1933 von der Magdeburger Stadtverwaltung „wegen seiner demokratischen Gesinnung“ (Döring
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Biografische Portraits
[1949], 280) zwangsbeurlaubt. Eine Rolle spielte dabei wohl auch seine „Zusammenarbeit mit dem durch Dr. Konitzer sozialdemokratisch geführten Gesundheitsamt in Magdeburg“ (Kühne/Moschke [2015], 73). R. beugte sich daraufhin dem Druck der Nationalsozialisten und erbat am 11. August 1933 seine vorzeitige Pensionierung; er wurde ersetzt durch das NSDAP-Mitglied Otto Schultz-Brauns (* 1896). Er verzog im März 1934 nach Berlin-Charlottenburg und war fortan als Privatgelehrter tätig. Das Reichsarztregister weist ihn für 1938 als „ohne ärztliche Tätigkeit“ aus (BArch R 9347). Auf den Nationalsozialismus bezogen schrieb R. an den ebenfalls abgesetzten Verwaltungsleiter des Krankenhauses Magdeburg-Sudenburg Otto Baer (1881–1966): „[…] der Materialismus wird der Welt eine neue Gestalt geben, und die soziale Frage wird der Wissenschaft, der Religion und der Politik ihren Kampfplatz anweisen, dazu wünsche ich, daß wir in eine Wandlung hineingehen, die nicht mit Brand, Blut und Verbrechen befleckt ist“ (zit. n. Kühne/Moschke [2015], 73). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): R. war maßgeblich an der Wissenschaftsentwicklung seines Fachs beteiligt, erlebte zeitlebens aber vor allem „Ablehnung, Ignorierung und Bekampfung“ (Döring [1949], 282). Mit dem von ihm entwickelten experimentell und geisteswissenschaftlich fundierten Konzept der „Relationspathologie“ (Ricker-Relationspathologie, 1905) unternahm er den Versuch, neben der von Rudolf Virchow (1821–1902) begründeten Zellularpathologie eine eigene Krankheitslehre zu etablieren – womit er „an den Grundlagen der allgemein gültigen Lehre seiner Zeit rüttelte“ (ebd.). Das „Stufengesetz der Entzündungen“ (Ricker-Stufengesetz, 1924) war eine Weiterentwicklung seiner „Relationspathologie“. R.s Konzept setzte dabei die Untersuchung der kausalen Relationen krankhafter Prozesse ausgehend von einem Nervenvorgang in seinen Mittelpunkt und forderte, „einzelwissenschaftliche Resultate in eine Ganzheitsbetrachtung unter Einbeziehung erkenntnistheoretisch-philosophischer Aspekte einzubringen“ (Wolff [2005]). R. zufolge sind
Art, Stärke und Dauer der Reizeinwirkungen auf den Organismus für die Erhaltung normaler Körperfunktionen als auch für das Auftreten von Krankheiten und Organschäden maßgeblich. Insgesamt wollte R. die Pathologie als Naturwissenschaft „von ihrer rein medizinischen Zweckdienlichkeit befreien“ und sah den Menschen „als physisch-psychische Einheit und demzufolge als Gegenstand von Natur- und Geisteswissenschaften“ (ebd.). Georg Dhom (1922–2014) nennt R. „[e]ine in jeder Beziehung ungewöhnliche Persönlichkeit unter den deutschen Pathologen“ (Dhom [2001], 409). Schon sein Schüler Gerhard Döring (1909–1963) schrieb anlässlich seines Todes: „Ricker hat seine Lehre nicht zum Gegenstand einer öffentlichen mündlichen Debatte auf wissenschaftlichen Tagungen gemacht. Er lebte völlig zurückgezogen und hatte eine angeborene Scheu vor Menschenansammlungen. […] Nur wenige haben Ricker persönlich und näher gekannt, die meisten haben ihn nie gesehen“ (Döring [1949], 280). Auch weil R. es ablehnte, seine Ergebnisse und Entwürfe auf Kongressen zu verteidigen, fanden seine Ansichten in der Scientific community wenig Gehör und Akzeptanz. R. war Begründer des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Magdeburg-Sudenburg (1906) und seit 1930 an den Aktivitäten des Städtischen Instituts für medizinischen Unterricht und ärztliche Fortbildung beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte er die Bestrebungen zur Gründung einer Magdeburger Medizinischen Akademie, die er aber nicht mehr verwirklicht sah. Eine Berufung auf den Rostocker Lehrstuhl für Pathologie als Nachfolger Albert Thierfelders im Jahre 1904 war an R.s katholischer Konfession und seinen Sympathiebekundungen für die Sozialdemokratie gescheitert. R. war gemeinsam mit Heinrich Kalbfleisch (1891–1948) Herausgeber der „Allgemeinpathologischen Schriften. Beiträge zur Entwicklung der allgemeinen Pathologie aus der spezialen Pathologie“ (8 Bde., 1941–1951). 1937 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien gewählt. „Von keiner wissenschaftlichen Organisation geehrt“ (ebd., 283), verstarb R. im Alter von 77
Ricker, Gustav
Jahren in Dresden an den Folgen von Altersund Herz-Kreislaufschwäche, Parkinson und einer Bronchitis. In seinen letzten Lebensjahren hatte er außerdem unter den Folgen einer Gefäßkrankheit gelitten, die er sich durch Experimente mit radioaktivem Mesothorium zugezogen hatte, und wegen der er bereits 1931 von seiner Stellung als Direktor der Pathologisch-anatomischen Abteilung der Akademie für praktische Medizin in Magdeburg zurückgetreten war. Im Juni 1948 – also noch zu Lebzeiten R.s – wurde das Krankenhaus in Magdeburg-Sudenburg in Anerkennung seiner Verdienste um die Medizin in Magdeburg in „Gustav-Ricker-Krankenhaus“ umbenannt. Außerdem erinnern eine am 1. Juni 1957 aufgestellte Bronzebüste des Bildhauers Eberhard Roßdeutscher (1921–1980) sowie ein Fensterrelief im Hauptaufgang des Magdeburger Instituts für Pathologie an R. Des Weiteren erfuhr er durch die „Prof.-Ricker-Straße“ in Dresden und die „Gustav-Ricker-Straße“ in Magdeburg postume Ehrungen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Relationspathologie; Wissenschaftstheorie; Experimentelle Untersuchungen zur entzündlichen Kreislaufstörung; Krankheitsentstehung unter Einfluss des Nervensystems; Muskelatrophie; Streptokokkeninfektionen; Lymphsarkom und Tuberkulose; Nierenerkrankungen; Atrophie und Hyperplasie; Lungenschäden Publikationen (Auswahl): Vergleichende Untersuchungen über Muskelatrophie, Diss. med., Berlin 1893; Beiträge zur Aetiologie der Uterusgeschwülste, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 142 (1895), 193–217; Über einen bemerkenswerten Fall von Streptokokkendiphterie und über die intrauterine Infection des Fetus mit dem Streptococcus, Centralbl. Allg. Pathol. Pathol. Anat. 6 (1895), 49–56; Über Bacterienresorption frischer Wunden, Fortschr. Med. 13 (1895), 258–271, 301–317, 344–351; Über die Beziehungen zwischen Lymphsarkom und Tuberkulose, Arch. Klin. Chir. 50 (1895), 573–587; Der Bacillus der Mäusephlegmone, Fortschr. Med. 12/13 (1896), 449– 461, 489–501; Zur Histologie der in der Niere gelegenen Nebennierenteile, Centralbl. Allg.
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Pathol. Pathol. Anat. 7 (1896), 363–370; Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten in der Niere, Centralbl. Allg. Pathol. Pathol. Anat. 8 (1897), 419–432; Beiträge zur Kenntniss der Veränderungen des Muskels nach der Durchschneidung seines Nerven, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 158 (1899), 199–253 (zus. mit J. Ellenbeck); Die Verflüssigung der Bindegewebsfasern. Zugleich ein Beitrag zur Kenntniss der fibrinoiden Degeneration, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 163 (1901), 44–75; Beiträge zur Lehre von der Atrophie und Hyperplasie, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 165 (1901), 263–282; Bemerkungen zu dem Aufsatz von J. Katzenstein „Zur Frage der Wirkung der Nervendurchschneidung auf die Schilddrüse“, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 171 (1903), 555–556; Entwurf einer Relationspathologie (1905); Großer gallertiger Erguß in der Bauchhöhle. Cysten mit gallertigem Inhalt im Bauchfell und in der Bauchwand. Umwandlung von Cysten in bindegewebige Knötchen, Dtsch. Z. Chir. 110 (1911), 38–76 (zus. mit E. Moser); Grundlinien einer Logik der Physiologie als reiner Naturwissenschaft (1912); Zusatz über die Folgen der Unterbindung des Ausführungsganges der Bauchspeicheldrüse und anderer Drüsen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 207 (1912), 321–323; Bemerkungen zu der Abhandlung von A. Läwen, Über das sogenannte perirenale Hämatom und andere spontane retroperitoneale Massenblutungen, Dtsch. Z. Chir. 114 (1912), 287–292; Zur Lehre von der Diäresis- und Diapedesisblutung, Dtsch. Z. Chir. 120 (1913), 601– 605; Die Geschwülste der Hautdrüsen (1914) (zus. mit J. Schwalb); Über den Einfluß des Quecksilbers, namentlich des eingeatmeten, auf die Lungen von Versuchstieren, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 217 (1914), 267–307 (zus. mit W. Hesse); Bemerkung zu der Mitteilung von P. Prym: Über das Endotheliom der Dura, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 217 (1914), 471–472; Eine Theorie der Mesothoriumwirkung auf Grund von Versuchen an der Kaninchenniere, Z. Gesamte Exp. Med. 3 (1914), 71–90 (zus. mit R. Foelsche); Gefäßnerven, Tuberkel und Tuberkulinwirkung nach mikroskopischen Untersuchungen
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Biografische Portraits
des Bauchfelles beim lebenden Kaninchen und in Flächenpräparaten, Z. Gesamte Exp. Med. 4 (1916), 1–54 (zus. mit G. Goerdeler); Die Entstehung der pathologisch-anatomischen Befunde nach Hirnerschütterung in Abhängigkeit vom Gefäßnervensystem des Hirnes, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 226 (1919), 180–212; Beiträge zur Kenntnis der toxischen Wirkung des Chlorkohlenoxydgases (Phosgens) (1919); Bemerkungen zu der Abhandlung „Die Schwankungen im Capillarkreislauf. Ein Beitrag zu seiner Physiologie und Pathologie“ von Dr. Wilhelm Hagen im 14. Bande, 5./6. Heft, dieser Zeitschrift, Z. Gesamte Exp. Med. 25 (1921), 252– 261; Ein letztes Wort gegen Krompechers Ableitung von Schweißdrüsengeschwülsten von der fertigen Epidermis, Arch. Dermatol. 136 (1921), 102–104; Bemerkungen zu der Abhandlung E. Krompechers: „Zur Kenntnis der Geschwülste und Hypertrophien der Schweißdrüsen“, Arch. Dermatol. 128 (1921), 302–308; Die pathologische Anatomie der frischen mechanischen Kriegsschädigungen des Hirnes und seiner Hüllen, in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen des Weltkrieges, Bd. 8 (1921), 334–382, 388–403; Beiträge zur Kenntnis der örtlichen Kreislaufsstörungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 231 (1921), 1–184 (zus. mit P. Regendanz); Bemerkungen zu der kritischen Studie Felix Marchands über den Entzündungsbegriff, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 237 (1922), 281–302; Bemerkungen zu der Abhandlung August Lehners über „Die Zirkulation im Randschlingennetz des menschlichen Auges bei reizfreiem und entzündetem Bulbus“ im 113. Bande des Archivs für Ophthalmologie, Arch. Ophthalmol. 113 (1924), 421–426; Pathologie als Naturwissenschaft. Relationspathologie. Für Naturwissenschaftler, Physiologen, Mediziner und Biologen (1924); Sklerose und Hypertonie der innervierten Arterien (1927); Der Stand der Lehre von der Epityphlitis, Dtsch. Z. Chir. 202 (1927), 125–166; Die Wiederbelebung des anatomischen Präparats. Ein Programm für neurologische Arbeit, Z. Gesamte Neurol. Psychol. 117 (1928), 529–542; Das Städtische Institut für medizinischen Unterricht und ärztliche Fortbildung in Magdeburg, Gesundheitslehrer 33/13 (1930), 145–146; Kritik der Lehre von
der cellularen und der humoralen Reizung der Hautstrombahn, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 288 (1932), 393–454 (zus. mit E. Reinhardt); Eine Form der reflektorischen Beeinflussung der Leberstrombahn von den Gefäßen im Pfortaderwurzelgebiet aus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 284 (1932), 754–771 (zus. mit H. Rachold); Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung der Blutströmung im Skeletmuskel der Ratte, Z. Gesamte Exp. Med. 82 (1932), 85–113 (zus. mit R. Bischoff); Striatum und Skeletmuskulatur, Striatum, Hypothalamus und Leber in der Wilsonschen Krankheit, Z. Gesamte Neurol. Psychol. 140 (1932), 725–741; I. Der Mensch, sein Leib und seine Seele als Gegenstände von Wissenschaften, Dtsch. Med. Wochenschr. 62 (1936), 650–652, 702–705, 785–786; II. Physiologie des Menschen als reine Naturwissenschaft, Dtsch. Med. Wochenschr. 62 (1936), 862–864, 983–985, 1020–1022; III. Pathophysiologie als Naturwissenschaft, Dtsch. Med. Wochenschr. 62 (1936), 1183–1185, 1311–1313, 1393–1395; IV. Körperheilkunde als angewandte Physiologie, Dtsch. Med. Wochenschr. 62 (1936), 1435–1437, 1473–1476; Wissenschaftstheoretische Aufsätze für Ärzte (1936, 2. Aufl. 1951); Das Zentralnervensystem und die rheumatisch genannte akute Polyarthritis mit ihrem Zubehör (1938); Allgemeinpathologische Schriften. Beiträge zur Entwicklung der allgemeinen Pathologie aus der spezialen Pathologie, 8 Bde. (1941–1951) (hrsg. zus. mit H. Kalbfleisch); Allgemeine Pathophysiologie als Beitrag für eine Grundlage der Theorie der Medizin von A. D. Speransky (1947, 2. Aufl. 1948) Quellen/Literatur: BArch R 9347; LHAS 5.12–3/20 Statistisches Landesamt, Volkszählung am 1. Dezember 1900; StadtA Dresden Sterberegister Dresden; StadtA Magdeburg Heiratsregister Magdeburg Nordmann (1948); Döring (1949) [P]; Eggers (1968); Hecht/Kühne (1990); Lampert (1991), 16, 104; Becker/Doerr/Schipperges (1993), 170; Röse/Dietzmann (1993); Becker (1996), 36, 42, 65; Lexikon der Naturwissenschaftler (1996), 348; Dhom (1997), S15; Dhom (2001), 409–410; Gerabek (2003); Wolff [2005] [P]; Wolff (2013) [P]; Kühne/Moschke (2015)
Rodler, Ra[c]hel
[P]; Institut für Pathologie Magdeburg [2016] [P]; Catalogus Professorum Rostochiensium [2018]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8, 12; Uhlendahl et al. (2021), 4 Rodler, geborene Zipkin [Zypkin], Ra[c]hel Anna Ruth Dr. med. Russisch-deutsche Pathologin * 16. Januar 1878 in Kojetanoff bei Minsk, Russland (heute: Dsjarschynsk, Belarus) † 15. April 1944 in Theresienstadt Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Besuch des Töchtergymnasiums zu Minsk; 1896 Studium der Medizin an der Universität Bern (bis 1902); 1902 Promotion zum Dr. med. am Laboratorium des Anatomischen Instituts ebenda bei Hans Strasser (1852–1927) über die „Kenntnis der gröberen und feineren Struktur-Verhältnisse des Dünndarmes von Inuus Rhesus“; Assistentin am Pathologischen Institut ebenda bei Theodor Langhans (1839–1915) sowie Volontärassistentin an verschiedenen anderen medizinischen Kliniken (u. a. der Dermatologischen Klinik) ebenda (bis 1906); nach 1909 Betrieb eines privaten Laboratoriums für medizinische Diagnostik in Nürnberg (bis 1935 in einer Gemeinschaftspraxis in der Karolinenstraße 51 mit ihrem Ehemann Karl Adam Rodler [1877–1935]) (bis 1938) Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war jüdischer Abstammung; ihr Vater war der wohlhabende jüdische Kaufmann Mow(s)cha (Moses) Zipkin (1845–1907) aus Minsk. Aufgrund der vorherrschenden Diskriminierung von Frauen (zumal jüdischer Abstammung), die im zaristischen Russland studieren wollten, ging sie zum Medizinstudium 1896 an die Universität Bern in der Schweiz. Nachdem sie 1907 nach Berlin übergesiedelt war, wo ihr Vater zu dieser Zeit lebte und im November 1907 verstarb, heiratete sie dort 1908 den seit 1903 approbierten „arischen“ Nürnberger Facharzt für
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Dermatologie, Venerologie und Urologie Karl Adam Rodler, Sohn eines katholischen Nürnberger Apothekers und seiner evangelischen Ehefrau. Das Ehepaar R. verzog danach nach Nürnberg. 1909 wurde die gemeinsame Tochter Johanna R. geboren, die eine leichte geistige Behinderung hatte. J. Aidan Carney spekuliert, R. habe später – „possibly in an attempt to disguise her Jewish origin“ (Carney [2008], 628) – anstelle ihres eigentlichen Rufnamens „Ra(c)hel“ den Vornamen „Anna“ verwendet. Das Reichsarztregister führt sie unter dem Namen „Rodler, geb. Zepiers [sic!], Anna, R. R.“ (BArch R 9347). Im Nürnberger Einwohnerbuch von 1928 wird sie hingegen noch als „Dr. Rahel Rodler-Zypkin“ (Einwohnerbuch Nürnberg [1928], IV/63) geführt. Auch ihre Dissertation in Bern hatte sie unter dem Vornamen „Rachel“ verfasst. 1925 war R. laut Carney zum evangelischen Glauben konvertiert. Gemäß den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 galt R.s Ehe durch das gemeinsame Kind mit „arischem“ väterlichen Erbanteil als sogenannte privilegierte Mischehe, die für R. eine relative Schutzstellung bedeutete. Als ihr Ehemann aber am 13. Oktober 1935 – kurz nach Verkündung der Rassengesetze – unerwartet verstarb, fiel dieser Schutz vor Verfolgung unmittelbar weg; dazu kam die geistige Behinderung der erwachsenen Tochter, die einen gesetzlichen Vormund benötigte. Zwar konnte R. ihr privates „Institut für medizinische Untersuchungen, Gewebe-, Blut-, Harn- usw.“ (ebd., III/179) zunächst weiterführen, war aber zunehmend der – in Nürnberg von Julius Streicher (1885–1946) besonders angestachelten – antisemitischen Hetze ausgesetzt, wie aus dem Augenzeugenbericht des Hausverwalters von 1958 hervorgeht: „Nach dem Tod des Herrn Dr. med. Rodler hat Frau Dr. Anna Rodler ihr Institut in ihr Haus an der Lenbachstr. 4 verlegt und weiter betrieben. Soviel mir noch erinnerlich, konnte sie ihre Tätigkeit noch bis 1938 ausüben, nach welcher Zeit die Praxis immer mehr zurückging, da Frau Dr. Anna Rodler jüdischer Abstammung war und damals immer stärker einsetzende Boykotthetze ihrem Schaffen ein Ende bereitete. Anschliessend wurde Frau Dr.
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Biografische Portraits
Anna Rodler in gemeiner Weise immer stärker schikaniert und besonders von einem Mitbewohner des Hauses Lenbachstrasse 4, welcher Major in der Heimat war, schriftlich und tätlich bedroht, sodass sie sich in ihrem eigenen Haus kaum mehr blicken lassen konnte und sich niemand mehr zu ihr hintraute“ (zit. n. Höffken [2013], 323). Nach dem Erlass der Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz im Juli 1938 erlosch mit Wirkung vom 30. September 1938 schließlich ihre ärztliche Approbation; das Reichsarztregister weist sie als „ohne ärztliche Tätigkeit“ aus (BArch R 9347). In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde „die Praxiseinrichtung, die wertvolle Fachbibliothek und sonstige Einrichtung geplündert“ und das Haus in der Lenbachstraße 4 enteignet (zit. n. Höffken [2013], 324), wobei alleine die Wohnungseinrichtung inklusive Stilherrenzimmer, Musikzimmer, Barockesszimmer etc. einen geschätzten Gesamtwert von etwa 80.000 RM hatte. Eine Woche später wurden schließlich auch zwei weitere Grundstücke von R. in Nürnberg enteignet. Ab dem 1. September 1941 war R. verpflichtet, den „Judenstern“ zu tragen; später wurde sie von der Gestapo verhaftet und mit dem letzten Judentransport aus Nürnberg am 17. Januar 1944 nach Theresienstadt deportiert. Der gesetzliche Vormund von R.s Tochter Johanna erinnert sich 1958: „An einem Samstag Mittag, als mein Mündel gerade eine Besorgung machte, wurde die Mutter von der Gestapo abgeholt. Es handelte sich um eine Abholung in der Wodanstr. 79/II, wo die Mutter meines Mündels in ihrem eigenen Hause bei einem Mieter Unterschlupf gefunden hatte. Die momentane Abwesenheit meines Mündels wurde von der Gestapo absichtlich ausgenutzt, um eine hilfeflehende Intervention meines Mündels auszuschalten. Die Mutter meines Mündels wurde dann in einen Eisenbahnwaggon verladen. Bekannte meines Mündels konnten dann noch erreichen, dass die im Waggon verladene Mutter meines Mündels noch aus dem ausfindig gemachten Eisenbahnwaggon heraussehen konnte, um mein Mündel nochmals zu sehen. Irgendwelche Vorbereitungen konnte die Mutter meines Mündels nicht mehr treffen“ (zit. n. ebd.).
Nach drei Monaten im Ghetto Theresienstadt verstarb R. dort am 15. April 1944 unter unbekannten Umständen; das Krematorium Theresienstadt weist ihre Kremation für den Folgetag aus. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Sie war eine Verwandte (möglicherweise eine Schwester) des Professors für Innere Medizin an der I. Moskauer Staatsuniversität S. M. Zypkin. Als ihr akademischer Lehrer und Förderer galt Theodor Langhans, als dessen Assistentin sie am Pathologischen Institut der Universität Bern von Dezember 1902 bis September 1906 tätig war. R. war damit zu dieser Zeit die einzige weibliche wissenschaftliche Assistentin an den Instituten der Universität Bern; neben ihr gab es im akademischen Lehrkörper der Universität Bern als Frau nur noch Anna Tumarkin (1875–1951), Privatdozentin für Geschichte der neueren Philosophie – auch sie eine russische Jüdin. Ihre Stellung in Bern hatte R. Carney zufolge aufgegeben „in accordance with the wishes of her family that she choose a more practical career in pathology“ (Carney [2008], 627). Ihre Nachfolgerin am Pathologischen Institut Bern wurde ab dem 1. Oktober 1906 Sophia Getzowa (1872–1946). Ab 1910 wurde R. regelmäßig in den Mitteilungen des Ärztlichen Bezirksvereins Nürnberg erwähnt: „Auf einer gemeinschaftlichen Sitzung der Münchner Gynäkologischen Gesellschaft und der Fränkischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie am 12.6.1910 in Nürnberg hielt sie einen Vortrag ‚Über ein malignes, destruierendes Leismyom der Leistengegend‘. In der Nürnberger medizinischen Gesellschaft und Poliklinik referierte sie am 14. November 1912 ‚Über Status thymicolymphaticus‘ und ‚Über Pseudoleukämie‘. Ebenfalls in der Nürnberger medizinischen Gesellschaft und Poliklinik veranstaltete sie am 8.5.1913 pathologische Demonstrationen“ (Buchin [2015]). Abbas Agaimy nennt sie eine „außergewöhnliche Pathologin und Morphologin“, was sich „durch ihre beeindruckend detaillierten und inspirierenden ‚Ein-Autor-Arbeiten‘ zweifelsohne feststellen“ lasse (Agaimy [2017], 40). Als alleinige Autorin wichtiger Studien könne sie
Rodler, Ra[c]hel
als eine „Pionier-Pathologin in einer Zeit, in der Frauen nahezu keinerlei Zugang zum Fach Pathologie hatten“ (ebd.), gelten. Ihre umfassende Studie zu hyalinizierenden Schilddrüsentumoren (Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 182 [1905], 374–406) wurde über hundert Jahre später als „wichtigster Eckstein in der Erkennung der Hyalinbildung durch epitheliale Zellen und gleich als ein Pionier-Werk in der Definition des ‚hyalinizierenden trabekulären Adenoms‘ der Schilddrüse gewürdigt“ (Agaimy [2017], 40). Auch Carney zeigte sich beeindruckt von der Forscherin, „who, a century previously, had provided a meticulous description of the type of hyalin-producing thyroid tumor that I thought my colleagues and I had introduced in 1987“ (Carney [2008], 627). R. wurde 1904 erstmals in der Mitgliederliste der Deutschen Pathologischen Gesellschaft (DPG) geführt; sie dürfte damit das erste weibliche Mitglied der Gesellschaft gewesen sein. Sie referierte sowohl auf der 9. als auch auf der 10. Jahrestagung der DPG; auf der 9. Jahrestagung in Meran im September 1905 präsentierte sie die Ergebnisse der erwähnten Studie zu hyalinizierenden Schilddrüsentumoren. „Auch das war eine Premiere“, wie Agaimy festhält, „weil sie damit die erste Frau war, die auf einer wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft das Ergebnis eigener wissenschaftlichen Untersuchungen vorstellte“ (Agaimy [2017], 39). Beeindruckt von der Darbietung ihrer Ergebnisse hat Ludwig Aschoff (1866–1942) entgegnet: „Ich wollte bis jetzt an die epitheliale Herkunft dieses Hyalins nicht glauben, werde aber jetzt mein Augenmerk besonders darauf richten“ (Zipkin [1905], 154). 1916 wurde sie mit dem bayerischen König-Ludwig-Kreuz für besondere Verdienste um die Wohlfahrt des Landes ausgezeichnet. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie der Riesenzellen in Entzündungen und Tumoren; Strukturverhältnisse des Dünndarms von Inuus Rhesus; maligne Strumen; Auftreten von Fett in der Körpermuskulatur; Adeno-Rhabdomyom der Lunge; lymphatische Leukämie
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Publikationen (Auswahl): Beiträge zur Kenntnis der gröberen und feineren Strukturverhältnisse des Dünndarms von Inuus Rhesus, Anat. Hefte 23 (1903), 113–185 (zugl. Diss.); Hyalinähnliche collagene Kugeln als Produkte epithelialer Zellen in malignen Strumen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 182 (1905), 374–406; Hyalinähnliche kollagene Kugeln als Produkte epithelialer Zellen in malignen epithelialen Strumen, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 9 (1905), 153–154; Auftreten von Fett in der Körpermuskulatur bei Durchquetschung des Halsmarkes, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 185 (1906), 478–483; Über Riesenzellen mit randständigen Kernen in Sarkomen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 186 (1906), 240–258; Über Riesenzellen mit randständigen Kernen in Sarkomen. Nachtrag, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 187 (1907), 195–196; Über ein Adeno-Rhabdomyom der linken Lunge und Hypoplasie der rechten bei einer totgeborenen Frucht, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 187 (1907), 244–264; Über einen Fall von akuter großzelliger lymphatischer Leukämie mit generalisierter Hauterkrankung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 197 (1909), 135–167 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 8227402; Arolsen Archives 02010101 oS; Arolsen Archives 11422001; BArch R 9347; BayHStA LEA 30414; LA Berlin, Personenstandsregister Berlin; StA Bern BB IIIb 1161; StA Bern BB 05.10.2; StA Bern BB 05.10.34; StA Bern RRB 4742/1902; StAN WB III N 1456; StAN WB III N 2841; StadtA Nürnberg C 27/IV Nr. 26 Zypkin (1922), 153; Einwohnerbuch Nürnberg (1928), III/179, IV/63; Bachmann/Bradendahl (1990), 64 u. Anhang B; Gemkow (1991), 161, 358; Klimpel (2005), 142; Carney (2008), 627–630; Höffken (2013), 322–325; Buchin [2015]; Agaimy (2017); Sziranyi et al. (2019b), 3–5, 9; Uhlendahl et al. (2021), 5
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Biografische Portraits
Rothberger, Carl Julius
Professor, Dr. med. Österreichischer Experimentalpathologe * 14. Oktober 1871 in Wien † 12. März 1945 in Wien Vaterberuf: Schneider und Hoflieferant Ausbildung und berufliche Laufbahn: Matura am Kaiser-Franz-Joseph-Gymnasium Wien; 1891 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1897); 1897 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; 1898 Tätigkeit am Bakteriologischen Laboratorium des k. k. Militär-Sanitäts-Comités in Wien, danach Hospitant am Bakteriologischen Laboratorium der Krankenanstalt Rudolfstiftung bei Richard Paltauf (1858–1924) und an der I. Medizinischen Klinik der Universität Wien bei Hermann Nothnagel (1841–1905) (bis 1899); 1900 Demonstrator am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien bei Philipp Knoll (1841–1900) (bis 1901); 1901 unbesoldeter Assistent ebenda (bis 1905); 1902/03 Forschungsaufenthalt am Institut für Experimentelle Medizin in St. Petersburg bei Ivan Petrovič Pavlov (1849–1936); 1904 Habilitation für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Universität Wien und ab 1905 Privatdozent am gleichnamigen Institut der Universität Wien bei Richard Paltauf (bis 1912); 1912 außerordentlicher Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie ebenda (bis 1937); 1924 (nach
Paltaufs Tod) stellvertretender Vorstand ebenda (bis 1938); 1937 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand (wegen Einsparungsmaßnahmen) und fortan unentgeltlicher Honorarprofessor ebenda (bis 1938); 1938 Untersagung der Lehrtätigkeit und kurzzeitige Inhaftierung Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war jüdischer Abstammung; seit 1923 war er verheiratet mit der nichtjüdischen Leopoldine Wohlfarth (1892–1945), mit der er die gemeinsame Tochter Bertha Leopoldine, später verheiratete Gutmann (1928–2018), hatte. Im Kontext des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde er am 23. März 1938 für einige Wochen in „Schutzhaft“ genommen; die Verhaftung lag laut R.s Kollegen David Scherf (1899–1977) in dem – zu diesem Zeitpunkt schon über 30 Jahre zurückliegenden – Forschungsaufenthalt bei Pavlov in Russland begründet: „When the National Socialists came into power in Austria, they had lists of all persons who had visited Russia. All these persons now were considered suspect and summarily jailed. Because the prisons were overcrowded, Rothberger was interned for several weeks in a school building for a ‚crime‘ committed thirty years earlier“ (Scherf [1968], 620). Auf Intervention von Eduard Pernkopf (1888–1955), dem damaligen Dekan der Wiener Medizinischen Fakultät, wurde R. wieder entlassen. Sein Wiener Universitätsinstitut durfte er jedoch nicht mehr betreten, die Lehrtätigkeit wurde untersagt. Da R. mit einer „Arierin“ und der gemeinsamen Tochter in einer „privilegierten Mischehe“ lebte, war es der Familie möglich, in der eigenen Wohnung im repräsentativen Wiener Großwohnhaus Philipphof zu verbleiben. Verschiedene Stellenangebote aus dem Ausland lehnte R. ab: „Rothberger’s daughter Bertha Gutmann accounted for her father’s remaining in Vienna with his steadfast optimism and will to live, which he at least attempted to demonstrate to her, his school-going daughter: ‚He said that he thought he could survive the regime and the war‘“ (Gross/Laurs [2019], 6). Ein Angebot des Chicagoer Kardiologen Louis Nelson Katz (1897–1973) schlug R. aus, „writing Katz that Chicago would not be ‚gemuetlich‘“ (Scherf
Rothberger, Julius
[1968], 620). Indessen wurde die Familie Opfer der nationalsozialistischen „Arisierung“: das Textilwarenhaus der Familie wurde ebenso enteignet wie die private wissenschaftliche Bibliothek von R. Seine Ehefrau Leopoldine wandte sich mit Schreiben vom 11. Juni 1939 erfolglos an den Rektor der Universität Wien, um die Situation ihres Ehemanns und der Familie zu verbessern; sie betonte darin explizit ihre „arische“ Abstammung. In dem Brief heißt es: „Ich selbst bin rein arisch; unsere 11jährige Tochter gilt nach dem Gesetz als deutsches Kind. Sie kann nach den letzten Bestimmungen der Hitler-Jugend beitreten und wird auch zum Arbeitsdienst zugelassen. Unsere ganze Lebensweise und Hausführung hat rein arischen Charakter. Meine 76-jährige Tante, die einst an mir Mutterstelle vertreten hat, wird von meinem Mann erhalten. Sie ist natürlich auch Voll-Arierin, sodaß in unserem Hause mein Mann der einzige Nicht-Arier ist. Wir empfinden es nun als besonders schmerzlich, daß der Vater des Kindes so vielen persönlichen Einschränkungen unterworfen ist (öffentliche Anlagen, Bibliotheken, Museen, Gaststätten, Bäder usw.). Abgesehen davon ist es schwer, einen Sommeraufenthalt zu finden, wo wir zusammen bleiben können“ (zit. n. Gross/Laurs [2019], 7). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Carl Julius R. war der Sohn des Schneiders Jacob R. (1825–1899) und dessen Ehefrau Rosalie, geborene Welisch (1829–1914). Seine Eltern stammten beide aus Ungarn und waren Mitte des 19. Jahrhunderts wie viele Juden aus Osteuropa nach Wien übergesiedelt; Jacob R. betrieb dort ein renommiertes Textilwarenhaus am Stephansplatz und wurde 1867 k. u. k. Hoflieferant. Julius’ älterer Bruder Heinrich R. (1868– 1953) übernahm als Textilkaufmann gemeinsam mit zwei anderen Brüdern den elterlichen Betrieb und war zudem ein prominenter Kunstsammler. Noch im November 1941 emigrierte er mit seiner Ehefrau Ella über Barcelona und Kuba nach Kanada. R. gilt als „Begründer der Wiener Experimentalkardiologie“ (Wyklicky [1985], 349); seine Arbeiten zur Elektrokardiografie und der Pathophysiologie des Kreislaufsystems gelten rückbli-
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ckend als „both groundbreaking and innovative“ (Gross/Laurs [2019], 1). 1909 konnte R. gemeinsam mit Heinrich Winterberg (1867–1929) nach elektrokardiografischen Untersuchungen das Vorhofimmern als Ursache einer dauerhaft unregelmäßigen Herztätigkeit (Arhythmia perpetua) nachweisen (Vorhofimmern und Arhythmia perpetua, Wien. Klin. Wochenschr. 22 [1909], 839–844 [zus. mit H. Winterberg]). Daneben betraf seine Forschung u. a. das Bild der Reizausbreitung am Herzen (Schenkelblock) im Elektrokardiogramm und die Ursache des automatischen Herzschlags. Ein von ihm entwickelter und von Heinrich Schefer modifizierter Agar zum Nachweis von Neutralrotreduktion von Salmonellen trägt den Namen „Rothberger-Scheffler-Agar“. Akademische Weggefährten von R. waren neben Heinrich Winterberg u. a. Hans Eppinger (1879–1946) und David Scherf. Nach dem Tod seines akademischen Lehrers Richard Paltauf im Jahre 1924 übernahm R. kommissarisch die Leitung des Instituts für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien. Obschon R. internationale Bedeutung hatte und als langjähriger Assistent und Forschungspartner von Paltauf für dessen Nachfolge prädisponiert war, blieb die von R. erhoffte Berufung zum Ordinarius aus. Offiziell wurde als Grund eine Hörbehinderung R.s angeführt. Tatsächlich war R. in seiner Jugend an einer Otosklerose erkrankt und seitdem beinahe gehörlos. Bei früheren Ernennungen hatte dieses alte Leiden jedoch argumentativ keine Rolle gespielt; auch kam R. mit besagter Einschränkung im beruflichen Alltag nachweislich gut zurecht. Ende Januar 1937 wurde R. aufgrund von Einsparungsmaßnahmen des Unterrichtsministeriums als außerordentlicher Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien vorzeitig in den Ruhestand versetzt; der Lehrstuhl Paltaufs blieb bis zu seiner endgültigen Abschaffung vakant. Vom Ministerium wurde R. auf seinen persönlichen Antrag hin gestattet, bis 1941 weiter als unentgeltlicher Honorarprofessor in seiner Funktion als stellvertretender Vorstand des Instituts tätig zu sein und die Lehre an der Universität fortzusetzen, wozu es allerdings aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung nach dem „Anschluss“ nicht mehr kam.
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Biografische Portraits
R. und seine Ehefrau verstarben bei einem US-amerikanischen Luftangriff auf die Wiener Innenstadt am 13. März 1945 im Luftschutzkeller des Philipphofs; ihre Grabstätte befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof. Die damals 16-jährige Tochter Bertha überlebte, weil sie sich zum Zeitpunkt des Luftangriffs in der Schule befand. Sie emigrierte 1947 in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2018 lebte. Am 30. September 2010 wurden ihr im Rahmen eines Festakts an der Medizinischen Universität Wien 39 Bücher aus der von den Nationalsozialisten enteigneten wissenschaftlichen Privatbibliothek ihres Vaters restituiert. An der Stelle des Philipphofs befindet sich heute das „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Pathologische Physiologie, insbesondere der Kreislauforgane; Elektrokardiografie und Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, Arhythmia perpetua und Schenkelblock; Wechselwirkungen zwischen Curare und Physostigmin; entgiftende Funktion der Leber; Pulsus irregularis perpetuus; scheinbare Vaguslähmung und vagale Wirkung auf die Herzkontraktion; Einfluss von Medikamenten auf die Reizbildungsfähigkeit des Herzens; Pharmakologie der Gefäße und des Kreislaufes; subendokardiale Blutungen und Leitungsstörungen; Angina pectoris; Monojodessigsäurevergiftung des Herzmuskels; Nährböden (Agar) Publikationen (Auswahl): Differentialdiagnostische Untersuchungen mit gefärbten Nährböden, Centralbl. Bakteriol. Parasitenkd. Infekt. 24 (1898), 513–518; Ueber die gegenseitigen Beziehungen zwischen Curare und Physostigmin, Pflügers Arch. 87 (1901), 117–169; Ueber die entgiftende Funktion der Leber, Wien. Klin. Wochenschr. 18 (1905), 817–822; Ueber Vergiftungserscheinungen bei Hunden mit Eck’scher Fistel, Z. Exp. Pathol Therap. 1 (1905), 312–359 (zus. mit H. Winterberg); Vorhofimmern und Arhythmia perpetua, Wien. Klin. Wochenschr. 22 (1909), 839–844 (zus. mit H. Winterberg); Zur Analyse des Elektrokardiogramms, Wien. Klin. Wochenschr. 22 (1909), 1091–1098 (zus. mit H. Eppinger); Ueber den
Pulsus irregularis perpetuus, Wien. Klin. Wochenschr. 22 (1909), 1792–1795 (zus. mit H. Winterberg); Über das Elektrokardiogramm bei Flimmern der Vorhöfe, Pflügers Arch. 131 (1910), 387–407 (zus. mit H. Winterberg); Über scheinbare Vaguslähmung (bei Muskarin, Physostigmin und anderen Giften sowie bei intrakardialer Drucksteigerung), Pflügers Arch. 132 (1910), 233–254 (zus. mit H. Winterberg); Über die Beziehungen der Herznerven zur Form des Elektrokardiogramms, Pflügers Arch. 135 (1911), 506– 558 (zus. mit H. Winterberg); Über die Beziehungen der Herznerven zur atrioventrikulären Automatie (nodal rhythm), Pflügers Arch. 135 (1911), 559–604 (zus. mit H. Winterberg); Über die Beziehungen der Herznerven zur automatischen Reizerzeugung und zum plötzlichen Herztode, Pflügers Arch. 141 (1911), 343–377 (zus. mit H. Winterberg); Über die experimentelle Erzeugung extrasystolischer ventrikulärer Tachykardie durch Acceleransreizung. Ein Beitrag zur Herzwirkung von Baryum und Calcium, Pflügers Arch. 142 (1911), 461–522 (zus. mit H. Winterberg); Über Extrasystolen mit kompensatorischer Pause bei Kammerautomatie und über die Hemmungswirkung der Extrasystolen, Pflügers Arch. 146 (1912), 385–429 (zus. mit H. Winterberg); Physiologie des Kreislaufes, in: Handbuch der allgemeinen Pathologie, Diagnostik und Therapie der Herz- und Gefäßerkrankungen, Bd. 2/1 (1913); Über den Einfluss von Strophantin auf die Reizbildungsfähigkeit der automatischen Zentren des Herzens, Pflügers Arch. 150 (1913), 217–261 (zus. mit H. Winterberg); Studien über die Bestimmung des Ausgangspunktes ventrikulärer Extrasystolen mit Hilfe des Elektrokardiogramms, Pflügers Arch. 154 (1913), 571–598 sowie 155 (1913), 349 (zus. mit H. Winterberg); Zur Diagnose der einseitigen Blockierung der Reizleitung in den Tawara’schen Schenkeln (1913) (zus. mit H. Winterberg); Über Vorhofimmern und Vorhofattern, Pflügers Arch. 160 (1914), 42–90 (zus. mit H. Winterberg); Das Flimmern der Herzkammern, Z. Gesamte Exp. Med. 4 (1916), 407–426 (zus. mit H. Winterberg); Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Reizleitungsstörungen in den Kammern des Säugetierherzens, Z. Gesamte Exp. Med 5 (1917), 264–320 (zus. mit H. Win-
Rothberger, Julius
terberg); Experimentelle Untersuchungen über die Inäqualität des Pulses bei der Arrhythmia perpetua. Nebst Hinweisen auf den Pulsus alternans, Z. Exp. Pathol. Therap. 19 (1917), 251–284 (zus. mit R. Kaufmann); Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Chininwirkung bei Herzflimmern, Z. Gesamte Exp. Med. 7 (1919), 134– 154 (zus. mit A. F. Hecht); Beiträge zur Entstehungsweise extrasystolischer Allorhythmien, Z. Gesamte Exp. Med. 7 (1919), 199–236, 9 (1919), 104–122, 11 (1920), 40–88 sowie 29 (1922), 1–45 (zus. mit R. Kaufmann); Die Unregelmäßigkeit (Arhythmie) des Herzschlages, Naturwissenschaften 10 (1922), 1096–1103 sowie 1116–1123; Experimentelle Untersuchungen über die Pause nach Vorhofsextrasystolen, Z. Gesamte Exp. Med. 30 (1922), 347–402 (zus. mit Y. Miki); Neue Theorien über Flimmern und Flattern, Klin. Wochenschr. 1 (1922), 82–87; Bemerkungen zur Theorie der Kreisbewegung beim Flimmern, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 1407–1409; Ein Fall von aurikulärer Parasystolie mit einfachen zahlenmäßigen Beziehungen zwischen Normal- und Extrareizrhythmus, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 97 (1923), 209–241 (zus. mit R. Kaufmann); Die nervöse Regulation der Herztätigkeit, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 1753–1758; Allgemeine Physiologie des Herzens, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie mit Berücksichtigung der experimentellen Pharmakologie, Bd. 7/1 (1926), 523–662; Über die Entstehungsarten allorhythmischer Ventrikeltätigkeit bei Vorhofattern, Z. Gesamte Exp. Med. 51 (1926), 766–815 (zus. mit R. Kaufmann und E. Kauf); Zur Kenntnis der Erregungsausbreitung vom Sinusknoten auf den Vorhof, Z. Gesamte Exp. Med. 53 (1926), 792–835 (zus. mit D. Scherf); Der Übergang von Kammerallorhythmien in Kammer-Arhythmie in klinischen Fällen von Vorhofattern, Alternans der Reizleitung, Z. Gesamte Exp. Med. 57 (1927), 600–640 (zus. mit R. Kaufmann); Die Pharmakologie der Gefäße und des Kreislaufes, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie mit Berücksichtigung der experimentellen Pharmakologie, Bd. 7/2 (1927), 998–1070 (zus. mit R. Rigler); Über subendokardiale Blutungen und die durch sie Bedingten Leitungsstörungen, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 1596–1600; Wirkt
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der Vagus auf die Kontraktionsstärke der Kammern des Säugetierherzens?, Z. Gesamte Exp. Med. 71 (1930), 274–283 (zus. mit D. Scherf); Experimentelle Beiträge zur Theorie der Angina pectoris. I. Pitressinversuche, Z. Gesamte Exp. Med. 76 (1931), 1–33 (zus. mit M. Goldenberg); Die Monojodessigsäurevergiftung des Herzmuskels. I. Versuche am Froschherzen, Z. Gesamte Exp. Med. 79 (1931), 687–704 (zus. mit M. Goldenberg); Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Strophantin-Extrasystolen, Z. Gesamte Exp. Med. 79 (1931), 705–737 (zus. mit M. Goldenberg); Normale und pathologische Physiologie der Rhythmik und Koordination des Herzens, Ergeb. Physiol. 32 (1931), 472–820; Zur Kenntnis der Extrasystolen nach Unterbindung von Coronargefäßen, Z. Gesamte Exp. Med. 83 (1932), 473–490 (zus. mit M. Goldenberg); Die Monojodessigsäurevergiftung des Herzmuskels. II. Versuche am Warmblüterherzen, Z. Gesamte Exp. Med. 85 (1932), 315–328 (zus. mit M. Goldenberg); Beitrag zur Kenntnis der intraventrikulären Leitungsstörungen und zur Theorie des „Arborisation Block“, Z. Gesamte Exp. Med. 87 (1933), 763–776; Untersuchungen an der spezifischen Muskulatur des Hundeherzens. I. Die Wirkungen unterschwelliger Reize (angewendet auf die Parasystolie), Z. Gesamte Exp. Med. 90 (1933), 508–528 (zus. mit M. Goldenberg); Über die Nomenklatur in der Elektrokardiographie, Klin. Wochenschr. 13 (1934), 1832–1833; Über die Wirkung von Methylglyoxal auf Herz und Gefäße, Naunyn Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 176 (1934), 653–672 (zus. mit M. Goldenberg und F. Gottdenker); Weitere Versuche über die Wirkung der Monojodessigsäure auf das Froschherz, Z. Gesamte Exp. Med. 93 (1934), 302–315 (zus. mit M. Goldenberg); Über die Folgen der Unterbindung der Septumarterie des Hundeherzens im kurzen Tierversuch, Z. Gesamte Exp. Med. 93 (1934), 420–440 (zus. mit I. G. W. Hill); Über die Wirkung von Acetylcholin auf das Warmblüterherz, Z. Gesamte Exp. Med. 94 (1934), 151–181 (zus. mit M. Goldenberg); Automatie und dauernde Depolarisation einer Membranstelle der spezifischen Herzmuskulatur, Pflügers Arch. 235 (1935), 597–608 (zus. mit M. Goldenberg); Untersuchungen an der spezifischen Muskulatur
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Biografische Portraits
des Hundeherzens, Pflügers Arch. 236 (1935), 277–297 (zus. mit M. Goldenberg); Über die Wirkung von Natriumfluorid auf das Froschherz, Naunyn Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 179 (1935), 1–14 (zus. mit F. Gottdenker); Über die Wirkung von Natriumfluorid auf das Warmblüterherz, Naunyn Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 179 (1935), 38–55 (zus. mit F. Gottdenker); Über das Elektrogramm der spezifischen Herzmuskulatur, Pflügers Arch. 237 (1936), 295–306 (zus. mit M. Goldenberg); Beiträge zur normalen und pathologischen Physiologie der spezifischen Herzmuskulatur, Cardiologia 1 (1937), 234–250; Über die Wirkung von Saponin auf das Froschherz, Naunyn Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 186 (1937), 185–194 (zus. mit F. Gottdenker); Über den Zusammenhang zwischen Schlagfrequenz und Zuckungshöhe am Vorhofstreifen des Warmblüterherzens, Pflügers Arch. 240 (1938), 60–81 (zus. mit A. Sachs)
Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Deutschen Universität Prag; 1904 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Externarzt an der II. Medizinischen Klinik bei Rudolf von Jaksch (1855–1947) ebenda, parallel Privatpraxis in Prag (vermutlich bis 1938/39); 1907 Assistent der Medizinischen Klinik der Deutschen Universität Prag (bis 1910); 1910 Habilitation für Spezielle Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten ebenda; 1915 Kriegsdienst als Arzt im Ersten Weltkrieg (bis 1917); 1918 tit. außerordentlicher Professor an der Deutschen Universität Prag (bis 1930/31); 1930/31 außerordentlicher Professor ebenda (bis 1938/39); 1938/39 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand; 1939 Facharzt für Innere Medizin in Reichenberg/Sudetenland (bis 1943); 1943 ohne ärztliche Tätigkeit in Bürgstein, Landkreis Böhmisch Leipa/Sudetenland (bis nach 1945); nach 1945 Praxis in Scharnstein/ Oberösterreich
Quellen/Literatur: Kürschner (1931), 2436; Fischer (1933), Bd. 2, 1332; Kürschner (1935), 1141; Scherf (1968), 616, 619–621, 625; Wyklicky (1974) [P]; Wyklicky (1985), 349; Jantsch (1988); Mühlberger (1993), 30; Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner (2002), Bd. 1, 513; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1155; Gedenkbuch Rothberger [2009] [P]; Bauer/Mentzel (2010) [P]; Löscher (2010) [P]; Nimeth/Weidinger (2010) [P]; Mentzel (2011), 199–201; Fischer (2012), 239–242 [P]; Gross/Laurs (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 3, 5; Mentzel [2020] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5; Wien Geschichte Wiki [2021a]; WikiTree Bertha Gutmann [2021]; WikiTree Carl Julius Rothberger [2021] [P]; WikiTree Heinrich Rothberger [2021]
Erfahrung im „Dritten Reich“: R. war mutmaßlich jüdischer Abstammung; 1938/39 wurde er als außerordentlicher Professor an der Deutschen Universität Prag vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Von 1939 bis 1943 war er laut Reichsarztregister als Facharzt für Innere Medizin in Reichenberg/Sudetenland niederund als Kassenarzt zugelassen; das entsprechende Feld mit der Angabe der „Abstammung“ im Reichsarztregister ist unleserlich. Mit Beschluss vom 24. März 1943 ruhte R.s Kassenzulassung ab dem 1. Juni 1943 und wurde am 10. September desselben Jahres schließlich gestrichen; ab September 1943 wird er geführt als „ohne ärztliche Tätigkeit“ für Bürgstein, Landkreis Böhmisch Leipa/Sudetenland (BArch R 9347). Sein Sohn Hans R. jun. (* 1921) war für das Wintersemester 1944/45 kurzzeitig für Medizin an der Universität Rostock eingeschrieben. Die Immatrikulation ist vermerkt für den 13. November 1944, die Exmatrikulation bereits eine Woche später am 20. November; als Grund ist angegeben „Immatrikulation zurückgezogen“ (Immatrikulation Hans Rotky [2021]).
Rotky, Hans Professor, Dr. med. Österreichischer Pathologe und Internist * 25. Juli 1879 in Prag † 12. Januar 1965 in Scharnstein/ Oberösterreich
Rotky, Hans
Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im Ersten Weltkrieg wurde R. mit dem Kaiserlich-Österreichischen Franz-Joseph-Orden ausgezeichnet. 1960 war R. gemeinsam mit einer Elfriede R. in der Waltherstraße 26 in Linz wohnhaft. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Spezielle Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten, insbesondere Stoffwechselerkrankungen; Hämatologie und Leukämie; Vergiftungen; Röntgentherapie und -diagnostik; Nephrolithiasis; Pneumonie; Morbus Basedow; Karbenzymtherapie; Typhus abdominalis; Kantharidinvergiftung; Pylorusreflex; Polymyositis acuta; traumatische Myositis; Fäzes; Überempfindlichkeit gegen Aspirin; Tuberkulose; Magendarmaffektionen; interlobuläres Empyem; Encephalitis; Hypertonie; Dickdarmlage und Koloptose; Pyramidonvergiftung Publikationen (Auswahl): Über die Verwendbarkeit der Delphinfilter, Prag. Med. Wochenschr. 30 (1905), 605–607; Über einen Fall von Knochenkarzinose, der unter den Erscheinungen der perniziösen Anämie verlief, Prag. Med. Wochenschr. 31 (1906), 29–31; Weitere Beiträge zur Kasuistik der Perityphlitis larvata, Z. Heilkd. 28 (1907), 106–115; Ein mittels Radiographie diagnostizierter Fall von Nephrolithiasis, Prag. Med. Wochenschr. 32 (1907), 366–368; Die Pneumonie im Röntgenbilde (1908) (zus. mit R. von Jaksch und R. Wartenhorst); Über eigenartige Knochenveränderungen im Verlaufe des Morbus Basedowii, Fortschr. Geb. Röntgenstr. 13 (1909), 1–21 (zus. mit R. Jaksch); Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf Leukämie, Z. Exp. Pathol. 6 (1909), 75–124 (zus. mit H. Příbram); Beiträge zur Pathologie des Nucleinstoffwechsels, Dtsch. Arch. Klin. Med. 98 (1910), 540–582; Zur Karbenzymtherapie, Ther. Monatsh. 24 (1910), 530–532; Zur Hämatologie des Typhus abdominalis, Med. Klin. 7 (1911), 538–540; Ein Fall von Kantharidinvergiftung, Prag. Med. Wochenschr. 36 (1911), 213–214; Untersuchungen über die Durchlässigkeit der Meningen für chemische Stoffe, Z. Klin. Med. 75 (1912), 494–500; Über das Verhalten des Pylorusreflexes gegenüber ver-
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schiedenen Gasen, Prag. Med. Wochenschr. 37 (1912), 207–209; Über Polymyositis acuta (1912); Über traumatische Myositis, Zentralbl. Inn. Med. 34 (1913), 241–245; Diätetik und Therapie der Stoffwechselkrankheiten, Prag. Med. Wochenschr. 38 (1913), 345–350; Zur Methodik der Bestimmung des Diastasegehaltes der Fäzes, Prag. Med. Wochenschr. 38 (1913), 413–414; Über den Diastasegehalt der Fäzes, Münch. Med. Wochenschr. 60 (1913), 2158–2161; Gewinnung hämolytischer Flüssigkeiten außerhalb des Tierkörpers, Z. Immunitätsforsch. 17 (1913), 566–575 (zus. mit O. Bail); Überempfindlichkeit gegen Aspirin, Prag. Med. Wochenschr. 38 (1913), 710–711; Weitere Mitteilungen über das diastatische Ferment der Fäzes, Prag. Med. Wochenschr. 39 (1914), 145– 147; Über die Wirksamkeit der Balsame bei der Tuberkulose, Prag. Med. Wochenschr. 39 (1914), 523–525; Über die Fähigkeit von Leukämikern Antikörper zur erzeugen, Zentralbl. Inn. Med. 35 (1914), 953–956; Studien über das Verhalten der Leukocyten bei der Malaria, Wien. Med. Wochenschr. 67 (1917), 1745–1749; Beobachtungen über Magendarmaffektionen bei Soldaten (Aciditätsverhältnisse, Coloptose), Med. Klin. 13 (1917), 859–862; Beitrag zur Kasuistik der interlobulären Empyems, Med. Klin. 15 (1919), 689; Über Grippemeningitis (Encephalitis), Med. Klin. 16 (1920), 335–337; Enzephalitis mit Chorea, Berl. Klin. Wochenschr. 57 (1920), 887; Über die Analyse der Agglutination bei Typhuskranken, Zentralbl. Bakteriol. Abt. I 87 (1921/22), 16–23; Studien über Venendruck und Kreislaufsuffizienzprüfung nach W. Weiss nebst einem Beitrag über die Ursachen der Steigerung des Venendrucks bei Hypertonikern, Med. Klin. 19 (1923), 1542, 1574; Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage und zur Frage der Koloptose, Fortschr. Geb. Röntgenstr. 31 (1923/24), 702–711 (zus. mit G. Herrnheiser); Studien über Venendruck, Kapillarströmungsdruck und Arteriendruck bei Hemiplegikern, Wien. Arch. Inn. Med. 10 (1925), 585–594 (zus. mit O. Klein); Pyramidonvergiftung, Wien. Arch. Inn. Med. 10 (1925), 595–602 Quellen/Literatur: BArch R 9347 Kürschner (1928/29), 1977; Kürschner (1931), 2441; Kürschner (1935), 1142; Kürschner (1950),
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Biografische Portraits
1710; Adressbuch Linz 1960/61 (1960), VII/446; Pelzner (1972), 44–48; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder (1993), Bd. 3, 521; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 1157; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Immatrikulation Hans Rotky [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Schajowicz, Fritz
Professor, Dr. med. Österreichisch-argentinisch-USamerikanischer Pathologe und Orthopäde * 31. Juli 1911 in Suczawa/Bukowina, Österreich-Ungarn (heute: Suceava, Rumänien) † 14. Januar 1992 in St. Louis/Missouri, USA Vaterberuf: Buchhalter Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1930 Studium der Medizin an der Universität Wien, währenddessen bereits Tätigkeit am Pathologisch-anatomischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien bei Jakob Erdheim (1874–1937) (bis 1936); Februar 1936 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; 1937 Tätigkeit an der Chirurgischen Abteilung des S. Canning Childs-Spitals in Wien; 1938 Emigration nach Italien, dort Leiter des Pathologischen Laboratoriums am Istituto Ortopedico Rizzoli in Bologna bei Vittorio Putti (1880–1940) (bis 1940); 1940 Emigration nach Argentinien, dort am Hospital Italiano de Buenos Aires bei Carlos Ottolenghi (1904–1984); Professor für Pathologie
an der Universität von Buenos Aires (für etwa 45 Jahre); seit 1964 zudem Leiter des International Reference Center for Histo-Pathologic Diagnosis and Classification of Bone Tumors and Allied Diseases der World Health Organization (WHO); außerdem seit 1977 Visiting Professor am Rush-Presbyterian-St. Luke’s Medical Center in Chicago/Illinois; Emigration in die USA, dort seit 1986 Professor of Orthopedic Pathology an der School of Medicine der St. Louis University in Missouri Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; im Januar 1938, knapp zwei Monate vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, „he […] fled Austria at the urging of colleagues and the sense that he’d be in grave danger if he stayed“ (Mail von S.s Enkel Sean Connors, St. Louis/Missouri, vom 23.03.2021). S. emigrierte nach Italien, wo er am Istituto Ortopedico Rizzoli in Bologna bei Vittorio Putti als Leiter des Pathologischen Laboratoriums arbeitete. 1940 emigrierte er gemeinsam mit seinen Eltern nach Argentinien („[…] because of the war and problems in Europe“: Mankin [2007], 142) und war hier fortan am Hospital Italiano de Buenos Aires bei Carlos Ottolenghi tätig. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. galt als weltweit führender zeitgenössischer Spezialist für Knochenpathologie und insbesondere für Knochentumore. In Argentinien arbeitete S. eng mit José Valls und Carlos Ottolenghi zusammen, „the most noted orthopedic surgeons in Argentina at that time“ (Obituary Schajowicz [1992], 1580). Im Zuge seiner Forschungstätigkeit in der Knochenpathologie entwickelte er eine Nadelbiopsie-Technologie für Knochen- und Weichteiltumore und etablierte das Lateinamerikanische Register für Knochenpathologie (1961), in dem er mehr als 30.000 Fälle sammelte. 1964 wurde S. zudem Leiter des International Reference Center for Histo-Pathologic Diagnosis and Classification of Bone Tumors and Allied Diseases der WHO. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er für die WHO 1972 als „Histological Typing of
Schajowicz, Fritz
Bone Tumours“ (2. Aufl. 1993). 1981 publizierte S. das Standardwerk „Tumors and Tumorlike Lesions of Bone and Joints“ (2. Aufl. 1994), „which remains a major resource for physicians interested in tumors of connective tissue“ (Mankin [2007], 142). Nach etwa 45 Jahren Forschungs- und Lehrtätigkeit am Hospital Italiano und der Universität von Buenos Aires ging S. Mitte der 1980er Jahre gemeinsam mit seiner Ehefrau Adela, geborene Martinez, in die USA, um dort in der Nähe seiner beiden Zwillingstöchter Graciela, verheiratete Bayer, und Monica, verheiratete Connors, leben zu können, die bereits seit 1966 in St. Louis/Missouri lebten. In den USA konnte er 1986 – schon in den Mittsiebzigern – als Professor of Orthopedic Pathology an der School of Medicine der St. Louis University nahtlos an seine wissenschaftliche Karriere anknüpfen. S. verstarb am 14. Januar 1992 im Alter von 79 Jahren im St. Louis Hospital an den Folgen eines Herzinfarkts. S. war Gründungsmitglied der Sociedad Argentina de Ortopedia Pediátrica sowie aktives Mitglied der International Skeletal Society. 1990 wurde S. mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet, wobei er sich der Ironie einer solchen Ehrung als Vertriebener durchaus bewusst war: „He was fully aware of the irony of receiving such an honor from a city from which he, for practical purposes, had been expelled decades before“ (Obituary Schajowicz [1992], 1580). Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde er 2011 auf einer gemeinsamen Versammlung der Academia Internacional de Patología, División Argentina, und der Sociedad Argentina de Ortopedia Pediátrica für seine wissenschaftlichen Leistungen geehrt: „Dr. Schajowicz was one of the greatest bone tumor pathologists of our time and put Argentina on the map in the field of Orthopaedic Pathology“ (Centenario Schajowicz [2011]). Bereits 2006 war S. postum auf dem Symposium „History of Bone Tumor Pathology“ des 26. Kongresses der International Academy of Pathology in Montreal geehrt worden. Zudem vergibt die Österreichische Gesellschaft für Pathologie im Rahmen der Nachwuchsförderung jährlich das „Fritz-Schajowicz-Stipendium“.
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Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Knochenpathologie, insbesondere Knochentumore und -frakturen sowie degenerative Erkrankungen Publikationen (Auswahl): Über Vereiterung und nearthrotische Heilung von Rippenbrüchen, Arch. Orthop. Unfallchir. 36 (1935), 60–79; Die Veränderungen der Synovialmembran bei Meniscusschäden. Dtsch. Z. Chir. 249 (1937), 694–705; Aspiration biopsy in diagnosis of lesions of vertebral bodies, J. Am. Med. Assoc. 136 (1948), 376–382 (zus. mit J. Valls und C. E. Ottolenghi); Fibrous dysplasia of bone, J. Bone Joint Surg. Am. 32 (1950), 311–322 (zus. mit J. Valls und M. Polak); Epiphyseal chondroblastoma of bone, J. Bone Joint Surg. Am. 33 (1951), 997–1009 (zus. mit J. Valls und C. E. Ottolenghi); Studies on structural changes in the lumbar annulus fibrosus, Acta Orthop. Scand. 22 (1952), 184–231 (zus. mit C. Hirsch); Reticulum-cell sarcoma of bone, J. Bone Joint Surg. Br. 34 (1952), 588–598 (zus. mit J. Valls und D. Muscolo); Osteoarthritis of the hip: a study of the nature and evolution of the disease, J. Bone Joint Surg. Br. 35 (1953), 598–626 (zus. mit M. H. Harrison und J. Trueta); Histochemical problems related to calcification, ossification and dentinogenesis: role of alkaline phosphatase, glucogenesis and plasmacyte ribonucleic acid, Rev. Odontol. (B. Aires) 42 (1954), 467–473 (zus. mit R. L. Cabrini); The effect of acids (decalcifying solutions) and enzymes on the histochemical behavior of bone and cartilage, J. Histochem. Cytochem. 3 (1955), 122–129 (zus. mit R. L. Cabrini); Aspiration biopsy in bone lesions: cytological and histological techniques, J. Bone Joint Surg. Am. 37 (1955), 465–471; Chelating agents as histological and histochemical decalcifiers, Stain Technol. 31 (1956), 129–133 (zus. mit R. L. Cabrini); Histochemical localization of acid phosphatase in bone tissue, Science 127 (1958), 1447–1448 (zus. mit R. L. Cabrini); Histochemical studies on glycogen in normal ossification and calcification, J. Bone Joint Surg. Am. 40 (1958), 1081–1092 (zus. mit R. L. Cabrini); Ewing’s sarcoma and reticulum-cell sarcoma of bone: with special reference to the histochemical demonstration of glycogen as an aid to differential diagnosis, J. Bone Joint
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Biografische Portraits
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Biografische Portraits
CRD 239; Mostofi (2005), 297 [P]; Mankin (2007), 142 [P]; Centenario Schajowicz [2011]; Mitteilungen ÖGPath (2019), 670; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 5 Schiller, Walter
Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Gynäkopathologe * 3. Dezember 1887 in Wien † 2. Mai 1960 in Evanston/Illinois, USA Vaterberuf: Kommerzialrat Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Wien, währenddessen Demonstrator der Physiologie bei Siegmund Exner (1846–1926) (bis 1912); 1912 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; kurzzeitige Tätigkeit als Bakteriologe in der bulgarischen Armee am Balkan; 1912 Tätigkeit am Pathologisch-anatomischen Institut der Universität Wien bei Anton Weichselbaum (1845–1920) (bis 1914); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier: Leitung eines medizinischen Laboratoriums in der österreichischen Armee, dabei u. a. in Bosnien, der Türkei, Palästina und Russland (bis 1918); 1918 Tätigkeit an der I. Medizinischen Klinik Wien bei Hans Eppinger (1879–1946) sowie (ab 1919) Prosektor am Garnisonsspital Nr. 2 ebenda (bis 1921); 1921 Assistent und Leiter der Laboratorien der II. Universitäts-Frauenklinik ebenda (bis 1936); 1936 Special Lecturer in Gynecologic Pathology an verschiedenen Universitäten in den USA und Kanada, u. a. im Rahmen der Hannah Lecture an der Western Reverse University in
Cleveland/Ohio und den Bacon Lectures an der University of Illinois (bis 1937); April 1937 dauerhafte Emigration in die USA, hier zunächst Director of Laboratories am Jewish Memorial Hospital in New York City (bis 1938); 1938 Leiter des Department of Pathology am Cook County Hospital in Chicago/Illinois (bis 1944); 1939 Zertifizierung für Anatomische Pathologie durch das American Board of Pathology; 1944 Zertifizierung für Klinische Pathologie; kurzzeitige Tätigkeit am Roseland Community Hospital in Chicago/Illinois (bis 1945); 1945 Director of Laboratories am Women’s and Children’s Hospital ebenda (bis 1952); parallel Consultant der Columbus, Cuneo und Lewis Memorial Hospitals ebenda Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; er hatte bereits seit September 1936 eine ausgedehnte Vortragsreise durch die USA und Kanada unternommen hatte, wo er als Special Lecturer in Gynecologic Pathology u. a. im Rahmen der Hannah Lecture an der Western Reverse University in Cleveland/ Ohio und den Bacon Lectures an der University of Illinois Gastvorträge gehalten hatte. Im April 1937 emigrierte S. dann – gemeinsam mit seiner Ehefrau Marie S., geborene Popper (1893–1980), und seinen beiden Töchtern Esther Marianne (* 1929) und Eva Susanne (* 1934) – endgültig in die USA („[w]hen the threat of advancing Nazism loomed in Europe“: Gruhn/Roth [1998], 380). Hier fand S. zunächst eine Anstellung als Director of Laboratories am Jewish Memorial Hospital in New York City. Im Juni 1943 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Am 22. Juli 1943 wurde S. der Doktorgrad durch die Universität Wien aus „rassischen“ Gründen aberkannt; am 15. Mai 1955 wurde die Aberkennung für „von Anfang an nichtig“ erklärt (Gedenkbuch Schiller [2015]). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. war das einzige Kind des Wiener Kommerzialrats Friedrich S. (1854–1938) und dessen Ehefrau Emma S., geborene Friedmann (1868–1938). In der Fachliteratur ist sein Name durch den „Schiller-Test“ zur Früherkennung von Gebär-
Schiller, Walter
mutterhalskrebs und sein (kurz darauf widerlegtes) Konzept der Eierstockmesonephrome bekannt. S. blieb auch in den USA wissenschaftlich produktiv, „although not to the degree of his earlier years, no doubt impacted by the travails of dislocation and other difficulties in his ‚second career‘“ (Young [2007], 9). Seine Integration in den US-amerikanischen Forschungsbetrieb wurde dadurch erleichtert, dass er bereits in den 1920er und 1930er Jahren als Special Lecturer in Gynecologic Pathology diverse Gastvorträge in Großbritannien gehalten hatte und 1933/34 auch englischsprachig publizierte. Bevor er im April 1937 endgültig in die USA emigrierte, hatte er zuvor rund 150 Gastvorträge in den USA und Kanada gehalten. Zu S.s akademischen Lehrern gehören Anton Weichselbaum und Hans Eppinger. Zum ebenfalls emigrierten Pathologen Hans Popper (1903–1988) stand S. in einem zwiegespaltenen Verhältnis, da S. zunächst Poppers Förderer in Chicago gewesen war und 1944 schließlich als Leiter des Department of Pathology am Cook County Hospital durch ihn ausgetauscht wurde. Popper schrieb dazu 1987 in einem Brief: „In early 1938 … I received … an invitation to become a research fellow at the Cook County Graduate School of Medicine … I declined. [Popper hat previously declined a similar offer from Jaffe because he had underestimated the threat of the oncoming Nazi takeover of Austria.] Only three weeks later Austria was occupied … [Popper rapidly changed his mind and accepted the Chicago offer]. … This offer … probably saved my life since the Gestapo was ready to arrest me on the very day I left. I thus arrived safely in Chicago on June 1 [sic!], 1938 and reported to the Pathology Department under Walter Schiller. [Karl Meyer was actually the power who brought Popper to Chicago.] Aaron Arkin was … my first sponsor … My second sponsor … Walter Schiller … was … really competent only in gynecological pathology in which he was a world authority and a superb teacher. [Popper soon began extensive research with Steigmann, Meyer, and other clinicians on the liver. The dominant clinicians at the County were more interested in a pathologist who would facilitate their clinical interests and research concerns than in a
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scholarly, world-class gynecologic pathologist.] About this time … there was universal opposition to Walter Schiller who had been my sponsor in Chicago … he indeed was also responsible for my getting the research fellowship at Cook County Hospital which saved my life. It was therefore one of the darkest moments and one of the most unpleasant experiences of my life when Walter Schiller was dismissed as Director of Pathology at Cook County Hospital and I was asked to take over the Pathology Department“ (zit. n. Gruhn/Roth [1998], 381). S. war seit 1942 Associate Member und seit 1944 Fellow der American Society of Clinical Pathologists sowie Fellow des College of American Pathologists. Außerdem war er Mitglied der Chicago Pathological Society (heute: Chicago Pathology Society), der Illinois Society of Pathologists, der American Association of Pathologists and Bacteriologists, der Association for Cancer Research, der American Medical Association sowie (von 1943 bis 1957) der Chicago Medical Society. Gemeinsam mit Ernest G. Nora, Jr. gewann S. 1954 einen Award des Sixth American Congress on Obstetrics and Gynecology in Chicago/Illinois. 1959 wurde er von der United States Section des International College of Surgeons für seine wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet. Privat war S. ein Musikliebhaber und spielte bei wöchentlichen Kammerkonzerten im Freundeskreis leidenschaftlich die erste Geige; außerdem galt sein Interesse der Sammlung von chinesischem und japanischem Porzellan sowie einer umfangreichen Bibliothek der Klassischen Philologie und Entomologie. Bis kurz vor seinem Tod durch Parkinson und Bronchopneumonie am 2. Mai 1960 arbeitete S. zu Hause weiter wissenschaftlich am Mikroskop. Eine umfangreiche Sammlung von 22.000 Folien wurde 1967 von S.s Ehefrau an das Department of Obstetrics and Gynecology der University of Chicago abgegeben; im Jahr 1997 war sie nicht mehr auffindbar. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Gynäkologische Pathologie, insbesondere Tumoren; Embryologie des weiblichen Genitaltrakts; Tuberkulose; Thrombose
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Biografische Portraits
Publikationen (Auswahl): Über die Reaktionsfähigkeit tuberkulöser Hautstellen auf Tuberkulin, Z. Kinderheilk. 11 (1914), 133–142 (zus. mit H. Koch); Ein Fall von Thrombose des linken Vorhofs, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 228 (1920), 276–284; Über Epitheldysplasie in der Scheide, Arch. Gynäkol. 121 (1924), 351–362; Über regressive Metamorphose bei Adenomyom, Arch. Gynäkol. 122 (1924), 429–439; Über ektopische Decidua ohne Schwangerschaft, Arch. Gynäkol. 123 (1924), 219–244; Über Riesenzellen bei Uteruscarcinom, Arch. Gynäkol. 126 (1925), 11–34; Zur Frage des ektopischen Endometriums, Arch. Gynäkol. 127 (1926), 544–608; Über endometrioide Bildungen in den Parametrien, Arch. Gynäkol. 129 (1926), 425–447;Über den Einfluß des Arsens auf das Carcinom, Z. Krebsforsch. 23 (1926), 99–109; Untersuchungen zur Entstehung der Geschwülste. I. Teil: Collumcarcinom des Uterus, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 263 (1927), 279–367; Untersuchungen zur Entstehung der Geschwülste. II. Teil: Uterusmyom, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 263 (1927), 368–395; Über Xanthomzellen im Uterus, Arch. Gynäkol. 130 (1927), 346–375; Über Frühstadien des Portiocarcinoms und ihre Diagnose, Arch. Gynäkol. 133 (1928), 211–283; Gewebsfixierung unter Erhaltung der basischen Kernfärbung, Z. Zellforsch. 11 (1930), 63–178; Über Pikrofärbungen und ihre Anwendung auf die chromophoben Körperchen von Lipschütz, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 278 (1930), 663–689; Über die Aufzucht frühgeborener Kinder mit Folliculin, Arch. Gynäkol. 147 (1931), 72–81; Über melanotisches Pigment im Scheidenepithel, Arch. Gynäkol. 149 (1932), 694–701; Über Doppelcarcinome der Portio vaginalis uteri, Arch. Gynäkol. 151 (1932), 412–439; Early diagnosis of carcinoma of the cervix, Surg. Gynecol. Obstet. 56 (1933), 210–222; Prosoplastische Veränderungen des Portioepithels und ihre Beziehungen zum sog. Vaginalzyklus und zur Carcinombildung, Arch. Gynäkol. 155 (1934), 415–442; Disgerminome des Myometriums, Arch. Gynäkol. 158 (1934), 76–88; Disgerminom und Tuberkulose, Arch. Gynäkol. 156 (1934), 513–533; Zur Histogenese der Brennerschen Ovarialtumoren, Arch. Gynä-
kol. 157 (1934), 65–83; Pathologie und Klinik der Granulosazelltumoren (1934); Das assimilatorische Wachstum des Carcinoms, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 292 (1934), 577–594; Recent advances in cancer research made by clinical observations, Ir. J. Med. Sci. 10 (1935), 573–583; Über die Histidinausscheidung in der Schwangerschaft unter dem Einfluss verschiedenartiger Ernährung, Klin. Wochenschr. 14 (1935), 1790–1792 (zus. mit R. Kapeller-Adler); Zur Frage der Spezifität vermännlichender Ovarialtumoren, Arch. Gynäkol. 160 (1936), 344–430; Mesonephroma ovarii, Am. J. Cancer 35 (1939), 1–21; Concepts of an new classification of ovrian tumors, Surg. Gynecol. Obstet. 70 (1940), 773–782; Histogenesis of ovarian mesonephroma, Arch. Pathol. 33 (1942), 443–451; Local Myelopoiesis in Myeloid Leukemia, Am. J. Pathol. 19 (1943), 809–837; Parvilocular tumors of the ovary, Arch. Pathol. 35 (1943), 391– 413; The female genitalia, in: Pathology (1948), 1106–1171; Embryology and development of the female reprodutive tract, in: Progress in Gynecology (1950), 1–31; Small preulcerative invasive carcinoma of the cervix: the spray carcinoma, Am. J. Obstet. Gynecol. 65 (1953), 1088–1098 (zus. mit A. F. Daro, H. A. Gollin und N. P. Primiano); Parvilocular cystomas of the ovary: report of two cases, Obstet. Gynecol. 10 (1957), 28–33 (zus. mit F. Rilke und A. T. Degna) Quellen/Literatur: NARA RG 21/593882 [P]; NARA RG 21/4713410 Deutscher Gynäkologenkalender (1928), 240; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 252; Gruhn/Roth (1998) [P]; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1204; Young (2005), 10– 12; Young (2007), 8–11 [P]; Gedenkbuch Schiller [2015]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 5
Schönheimer, Rudolf
Schönheimer [Schoenheimer], Rudolf [Rudi]
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe und Biochemiker * 10. Mai 1898 in Berlin † 11. September 1941 in Yonkers/New York, USA Vaterberuf: Gynäkologe (Sanitätsrat) Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Dorotheenstädtischen Realgymnasium Berlin; 1916 (formell) Immatrikulation als Student der Medizin an der Universität Berlin, jedoch sofort Beginn des Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg, hier als Soldat in der X. Batterie des Fußartillerieregiments 11 bei Kämpfen in der Champagne und in Flandern, letzter Dienstrang: Unteroffizier; 1918 Wiederaufnahme des Studiums der Medizin an der Universität Berlin (bis 1922); 1922 ärztliches Staatsexamen ebenda und fortan Medizinalpraktikant am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses Berlin-Moabit bei Carl Benda (1857–1932), hier Teilnahme am allgemeinen Sektionsdienst sowie Vertretung von Bendas Vorlesungen „Topographische Anatomie“ und „Spezielle Pathologische Anatomie“ (bis 1924); 1923 ärztliche Approbation und Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin mit der von Benda betreuten Arbeit „Über die experimentelle Cholesterinkrankheit der Kaninchen“; 1924 Tätigkeit und Kurzstudium der Chemie am Physiologisch-Chemischen Institut Leipzig bei Karl Tho-
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mas (1883–1969) als Rockefeller-Stipendiat (bis 1926); 1926 Hilfsassistent am Pathologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. bei Ludwig Aschoff (1866–1942) (bis 1928), bis Anfang 1927 noch als Rockefeller-Stipendiat; 1928 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Freiburg i. Br. über „Chemische und experimentelle Untersuchungen über die Atherosklerose“ und fortan planmäßiger Assistent, Privatdozent und Leiter der Abteilung für Chemische Pathologie am Pathologischen Institut bei Aschoff (bis 1933); 1930 Forschungsaufenthalt am Department of Experimental Surgery der University of Chicago als Douglas-Smith-Fellow (bis 1931); Sommer 1933 Entlassung und Entzug der Venia legendi sowie Emigration in die USA; Oktober 1933 Visiting/ Assistant Professor of Biological Chemistry am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York bei Hans T. Clarke (1887–1972) (bis 1939); 1939 Associate Professor ebenda (bis 1941) Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; bereits in seiner Schulzeit hatte er sich gemeinsam mit seinem Bruder in der jüdischen Jugendorganisation Ivriah engagiert („sie hatten den zunehmenden Antisemitismus erkannt und bekannten sich als Reaktion darauf stolz zu ihrer jüdischen Abstammung“: Berthold [1998], 34). Während seines Studiums war er führendes Mitglied in der zionistischen, eher sozialistisch orientierten Jugendbewegung Blau-Weiß und in der zionistischen Studentenbewegung (Kartell jüdischer Verbindungen). Um 1926 reiste S. nach Palästina und „soll sich in dieser Zeit sogar mit dem Gedanken getragen haben“ (ebd.), ganz nach dort zu emigrieren. Er soll der Überzeugung gewesen sein, „daß eine Lösung nur dadurch zu finden sei, wenn in Palästina ein unabhängiger Judenstaat aufgebaut würde“ (ebd.). Nach einer Begegnung mit einem Kollegen und führendem Mitglied des NS-Studentenbundes im Januar 1933 reagierte S. „ausgesprochen beunruhigt“ (ebd., 53) und besprach sich mit seinem Chef Ludwig Aschoff: „Dieser warnte ihn und sagte voraus, daß sich die Lage bald ändern werde, und er empfahl ihm, sich ernst-
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haft nach beruflichen Alternativen umzusehen“ (ebd.). S. sah sich in der Folge in der Schweiz – erfolglos – nach Stellen um und spielte kurzzeitig mit dem Gedanken, eine Stelle in der Türkei anzunehmen. Über Aschoff erhielt er am 3. Februar 1933 eine Einladung der Josiah Macy Jr. Foundation nach New York, um hier im April bei einem Kongress als Vertretung von Aschoff über Atherosklerose und Cholesterin-Metabolismus zu sprechen (und Kontakte zu knüpfen). S., der am 17. April 1933 in New York angekommen war, erhielt daraufhin am 20. April ein Telegramm von Aschoff, dass er sich umgehend nach einer Stelle umsehen solle. – Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ war wenige Tage zuvor – am 7. April – in Kraft getreten und betraf damit auch S. als „Nichtarier“. Aschoff hatte sich noch erfolglos beim Kultusministerium in Karlsruhe um eine Ausnahme für ihn bemüht, S. erhielt dann aber die von Aschoff „staatstreu“ (ebd., 58) umgesetzte Mitteilung der einstweiligen Beurlaubung der Vorlesungs- und Assistententätigkeit per Einschreiben in die USA. Die formale Kündigung erfolgte zum 30. Juni 1933. Kurzfristig gelang es S. während seines Aufenthaltes in New York von Hans T. Clarke eine Stelle am Department of Biological Chemistry des College of Physicians and Surgeons der Columbia University zugesagt zu bekommen. Mitte Mai 1933 kehrte er kurzzeitig nach Freiburg i. Br. zurück und organisierte seinen Umzug nach New York, der von der Columbia University finanziert wurde. Um einer Verhinderung der Ausreise entgegenzuwirken, lebte S. danach für einige Zeit in einem Hotel in Haut-Thannenkirch bei Colmar in Frankreich. Im August 1933 emigrierte er schließlich mit seiner Ehefrau in die USA. Im Februar 1941 folgten ihm seine Mutter Getrud Clara, geborene Edel (* 1872), der ältere Bruder Fritz (1895–1975) und dessen Ehefrau Ellen (1905–1988) sowie deren Sohn Pierre (1933– 2013) nach New York. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. entstammte einer „sehr typische[n] bürgerliche[n] Aufsteigerfamilie des 19. Jahrhunderts“ ( Jaenicke [2002], 275). Sein Vater war der
Gynäkologe und Sanitätsrat Carl Hugo S. (1867– 1922); sein Großvater Ferdinand S. (1830–1890) stammte aus Zerbst/Anhalt und war als jüdischer Kaufmann 1881 zum „Bürger, Hausbesitzer und Banquier“ (zit. n. Berthold [1998], 12) in Leipzig avanciert. Rudolf S.s Großvater mütterlicherseits Karl Edel (1837–1921) war ebenfalls Sanitätsrat gewesen und hatte 1869 eine Irrenanstalt in Charlottenburg gegründet. 1932 hatte Rudolf S. in Berlin Salome, geborene Glücksohn (1907–2007), eine promovierte Biologin und spätere Professorin für Genetik am New Yorker Albert Einstein College of Medicine, geheiratet; die Ehe blieb kinderlos. Durch seine Forschung mit stabilen Isotopen und der Technik der Markierung von Molekülen mit besagten Nukliden hat S. die Kenntnis vom Intermediärmetabolismus revolutioniert und dabei die Grundlagen der Tracertechnik gelegt. Bereits mit seiner Dissertation (1923) zur experimentellen Cholesterinkrankheit bei Kaninchen begann sein „lebenslanges Interesse am Stoffwechsel des Cholesterins“ (Berthold [2007], 414). Er entdeckte u. a., dass Cholesterin ein Risikofaktor für Arteriosklerose ist: „S.s bahnbrechende Arbeiten ermöglichten neue Einsichten in die endogene Synthese und enterale Resorption des Cholesterins. Er konnte zeigen, daß pflanzliche Sterole im Darm kaum resorbiert werden. Seine Überlegungen hinsichtlich der Vorläufersubstanzen, aus denen der Körper Cholesterin synthetisiert, waren intuitiv genial und von größter Tragweite für die Atheroskleroseforschung und die Therapie der Hypercholesterinämie“ (ebd.). Spätestens nach seinem Forschungsaufenthalt an der University of Chicago 1930/31 wurden S.s Erkenntnisse durch rege Vortragstätigkeit in den USA auch international rezipiert; 1931 erschien sein erster englischsprachiger Artikel in der „Science“ (New contributions in sterol metabolism, Science 74 [1931], 579–584). Damit betrat er mit seinem bis zum Schluss „unverbesserlich-miserablen Englisch“ die „US-Bühne“ ( Jaenicke [2002], 276). Nach seiner Emigration in die USA im Jahr 1933 konnte S. an der Columbia University in New York recht unmittelbar an seine bisherigen Forschungen anknüpfen; Harold C. Urey (1893–1981) hatte just im vorigen Jahr das Deuterium entdeckt und weitere stabile
Schönheimer, Rudolf
Isotope wurden bald verfügbar. S.s neuartige Methode der Tracertechnik bestand nun darin, „mit diesen Isotopen organische Moleküle zu ‚markieren‘ und sie im Intermediärstoffwechsel zu verfolgen“ (Berthold [2007], 414), um so wichtige Stoffwechselprozesse aufzuklären. Seine wegweisenden Ergebnisse, die als ausgearbeitete Notizen für die „Dunham Lectures“ vorlagen, wurden postum als „The Dynamic State of Body Constituents“ (1942) von seinem Chef Hans T. Clarke und seinen beiden Mitarbeitern David Rittenberg (1906–1970) und Sarah Ratner (1903– 1999) publiziert. Das Konzept des dynamischen Stoffwechsels revolutionierte die Biochemie und korrigierte das „bis dahin gültige duale Konzept eines ‚Bau- und Betriebsstoffwechsels‘ […] zugunsten der Einsicht, daß sich alle Körpergewebe in einem kontinuierlichen Auf- und Abbau befinden“ (ebd.). In der „New York Times“ hieß es etwas zugespitzt: „Before he began his researches, already classic, no physiologist could say that he knew exactly how the body converts a mouthful of beefsteak or a pat of butter into tissue“ (The New York Times, 22.09.1941, 14). Außerdem gilt S. als „ein, auch in unserem heutigen Sinne, ‚moderner‘ Wissenschaftler“ (Berthold/Klein [1991], A3060), der sich interdisziplinärer Ansätze und Arbeitsgruppen bediente. Hans T. Clarke schrieb über ihn: „One of Schoenheimer’s most striking characteristics was his ability to correlate pertinent facts from highly diversified branches of knowledge and bring them to bear upon problems under immediate consideration“ (Clarke [1941], 554). S. forschte und publizierte zusammen mit dem späteren Nobelpreisträger Konrad Bloch (1912–2000). Im Jahr 1937 hatte S. die Ehre, als erster Ausländer die traditionsreiche „Harvey Lecture“ zu halten. 1941 erhielt er die Einladung, im Rahmen der „Edward K. Dunham Lectureship“ an der Harvard Medical School vorzutragen; dazu kam es nicht mehr und Clarke hielt die Vorlesungen in Gedenken an S. Er galt ferner als aussichtsreicher Kandidat für den Nobelpreis der Chemie, der jedoch nicht postum verliehen wird, und letztlich im Jahr 1943 an George Hevesy (1885–1966) ging. S. litt an einer bipolaren Störung und war seit seiner Jugend psychisch angegriffen; als Soldat im Ersten Weltkrieg – wo er nach einer
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Schussverletzung mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet worden war – war er wegen „Nervenschwäche“ behandelt worden. Seinen Mitarbeitern, die ihn vor allem schätzten „wegen seiner offenen Persönlichkeit, seiner persönlichen Wärme, seines Humors und seiner enthusiastischen Fähigkeit, andere zu stimulieren“ (Berthold [1998], 81), blieb seine Krankheit weitestgehend verborgen: „Die gehobenen Phasen waren gewöhnlich der Zustand, in dem man ihn allgemein kannte und der auch für seinen Forschungseifer positiv war. Er war dann unterhaltend, witzig, charmant, quirlig. Wenn er depressiv war, war er unmöglich und unerträglich. Ausgelöst wurden diese Momente häufig durch nichtige Ereignisse: Hans Stetten erinnert sich, daß er einmal im Labor seinen Lieblingsspatel nicht finden konnte und deshalb vollständig dekompensierte. Er wurde wütend, verdächtigte jeden, ihn genommen zu haben und verschwand dann für volle drei Tage von der Bildfläche, kam unrasiert zurück und hatte sich in den Kinos herumgetrieben, bis er sich wieder gefangen hatte“ (ebd.). Seine depressive Erkrankung hatte erhebliche Auswirkungen auf S. privates Leben; seine Frau hatte ihn Anfang des Jahres 1941 verlassen. Dabei spielte wohl auch „seine unklare sexuelle Orientierung eine bedeutende Rolle“ (ebd., 86). Nachdem seine Ehefrau das gemeinsame Haus in Yonkers/New York verlassen hatte, zogen die just in die USA nachgefolgte Mutter und der Bruder Fritz mit Frau und Sohn bei S. ein; sie mussten finanziell von ihm unterstützt werden. Ein berufliches Fortkommen in New York war trotz aller Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen nicht gegeben: er war immer noch Associate Professor, eine Stellung, die in auffälligem Missverhältnis zu seinen Leistungen stand. Sein Freund und Mitarbeiter DeWitt („Hans“) Stetten, Jr. (1909–1990) und seine Doktorandin Marjorie („Marnie“) Roloff (1915– 1983), zu der S. „zweifelsohne eine gewisse Zuneigung empfunden hatte“ (ebd.), hatten zudem im Februar 1941 geheiratet. Im Sommer 1941 unternahm S. eine Autoreise nach Kalifornien, wo er einige Wochen – zeitweise auch zusammen mit DeWitt Stetten und Marjorie Roloff – verbrachte. Nach dem Aufenthalt in Kalifornien hatte er einen schweren Autounfall erlitten und
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Biografische Portraits
musste im Krankenhaus behandelt werden. Noch im Schockzustand war er nach New York zurückgekehrt, kurz darauf nahm er sich das Leben, obschon Freunde, die ihn wenige Tage zuvor getroffen hatten, bezeugten, ihn bester Dinge angetroffen zu haben. Am 9. September hatte S. sich noch mit seinem Chef Hans T. Clarke getroffen und mit ihm die Vorlesungseinteilung vorgenommen; den Abend des 10. September hatte er bei einem Abendessen mit Stetten und Roloff in deren soeben frisch bezogenem Apartment verbracht und sich nach weiteren freien Apartments im selben Gebäude erkundigt. Am 11. September 1941 wurde Rudolf S. von seinem Bruder Fritz und dessen Frau schließlich tot im Garten des Hauses in Yonkers gefunden. Der Polizei erklärten die beiden: „Rudi sei etwa um 23 Uhr am Vorabend nach Hause gekommen und habe für ein paar Minuten mit ihnen gesprochen, bevor sie eine halbe Stunde später nach oben ins Bett gegangen waren und ihn unten allein ließen. Am Morgen, nachdem er um 10.30 Uhr noch nicht zum Frühstück heruntergekommen war, fanden sie heraus, daß sein Bett nicht berührt worden war“ (ebd., 9 f.). Außerdem fanden sie auf seiner Kommode Abschiedsbriefe, die auf den 8., 9. und 10. September datiert waren – so dass der erste mithin zwei Tage vor dem Suizid verfasst worden war. In einem Brief hieß es: „You will find me in the lot neighboring our garden. There is no way of helping me, I have taken Hydrocyanic Acid (Blausäure). Rudolf Schoenheimer“ (zit. n. ebd., 9). Postum wurde der Konferenzraum des Stabile Isotope Laboratory am Baylor College of Medicine in Houston/Texas nach S. benannt; seit dem 50. Todestag 1991 erinnert hier zudem eine Flachbüste an ihn. Die Institution besitzt ein eigenes Rudolf-Schönheimer-Archiv. Ferner verleiht die Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung ihm zu Ehren jährlich die Schönheimer-Medaille. Das Institut für Biochemie der Universität Leipzig trägt S.s Namen in der Institutsbezeichnung. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie; Pathobiochemie, insbesondere Atherosklerose und Intermediärmetabolismus
Publikationen (Auswahl): Über die experimentelle Cholesterinkrankheit der Kaninchen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 249 (1924), 1–42 (zugl. Diss.); Experimentelle Venen-Atherosclerose, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 251 (1924), 732–738; Ein Beitrag zur Bereitung von Peptiden, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 154 (1926), 203–224; Zur Chemie der gesunden und der atherosklerotischen Aorta. I. Teil: Über die quantitativen Verhältnisse des Cholesterins und der Cholesterinester, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 160 (1926), 61–76; Beitrag zur Chemie des Hypernephroms, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 168 (1927), 146–151; Chemische und experimentelle Untersuchungen über die Atherosklerose (1928) (Habil.-schr.); Zur Chemie der gesunden und der atherosklerotischen Aorta, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 177 (1928), 143–157; Über die Bedeutung der Pflanzensterine für den tierischen Organismus, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 180 (1929), 1–37; Über den roten Farbstoff der Herz- und Skelettmuskulatur, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 180 (1929), 144–148; Der Kupfergehalt normaler und pathologischer Organe. 1. Methodik, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 180 (1929), 249–258 (zus. mit F. Oshima); Über eine eigenartige Störung des Kohlehydrat-Stoffwechsels, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 182 (1929), 148–150; Versuch einer Sterinbilanz an der legenden Henne, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 185 (1929), 119–122; Über die Bedeutung gesättigter Sterine im Organismus. 1. Mitteilung, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 192 (1930), 73– 111 (zus. mit H. von Behring, R. Hummel und L. Schindel); Beitrag zur Frage nach der Ester-Resorption, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 192 (1930), 114–116 (zus. mit R. Hummel); Über die Spezifität der Resorption von Sterinen, abhängig von ihrer Konstitution, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 192 (1930), 117–123 (zus. mit H. von Behring und R. Hummel); Ist unbestrahltes Ergosterin resorbierbar?, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 1308 (zus. mit H. von Behring); Über die Bedeutung des Kupfers für die Lebercirrhose, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 1449–1451 (zus. mit W. Herkel); Über die Hydrierung des Cholesterins im Organismus, Naturwissenschaften
Schönheimer, Rudolf
18 (1930), 156 (zus. mit H. von Behring und R. Hummel); Über Wasserstoff-Wanderung beim Cholesterin, Naturwissenschaften 18 (1930), 881; New contributions in sterol metabolism, Science 74 (1931), 579–584; Über das Vorkommen von Schwermetallen in menschlichen Gallensteinen, Klin. Wochenschr. 10 (1931), 345–346 (zus. mit W. Herkel); Ist unbestrahltes Ergosterin resorbierbar, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 208 (1932), 77–85 (zus. mit H. von Behring und K. von Gottberg); Über das Auftreten ungekuppelter Gallensäuren in menschlicher Galle, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 208 (1932), 182–184 (zus. mit E. Andrews und L. Hrdina); Über wasserlösliche Cholesterinester, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 211 (1932), 19–22 (zus. mit F. Breusch); Bestehen Beziehungen zwischen Ergosterin und der Aorten-Verkalkung bei menschlicher Atherosklerose?, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 211 (1932), 65–68; Über Ergosterin-Resorption bei der legenden Henne, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 211 (1932), 241–245 (zus. mit H. Dam); Über Exkretion und Rückresorption im Dünndarm. Mit besonderer Berücksichtigung der Sterine, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 212 (1932), 161–172 (zus. mit L. Hrdina); Über die Spaltbarkeit und Löslichkeit von Sterindigitoniden, Hoppe-Seylers Z. Physiol. Chem. 215 (1933), 59–63 (zus. mit H. Dam); Synthesis and destruction of cholesterol in the organism, J. Biol. Chem. 103 (1933), 439–448 (zus. mit F. Breusch); A micromethod for the determination of free and combined cholesterol, J. Biol. Chem. 106 (1934), 745–760 (zus. mit W. M. Sperry); Deuterium as an indicator in the study of intermediary metabolism, Science 82 (1935), 156–157 (zus. mit D. Rittenberg); The chemistry of the steroids, Ann. Rev. Biochem. 6 (1937), 139–162 (zus. mit E. A. Evans, Jr.); The investigation of intermediary metabolism with the aid of heavy hydrogen: Harvey Lecture, January 21, 1937, Bull. NY Acad. Med. 13 (1937), 272–295; The application of isotopes to the study of intermediary metabolism, Science 87 (1938), 221–226 (zus. mit D. Rittenberg); The application of the nitrogen isotope N15 for the study of protein metabolism, Science 88 (1938), 599–600 (zus. mit D. Rittenberg, G. L. Foster, A. S. Keston und S. Ratner); Studies in protein metabolism XI.
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The metabolic relation of creatin and creatinine studied with isotopic nitrogen, J. Biol. Chem. 131 (1939), 111–119 (zus. mit K. Bloch); The process of continuous deamination and reanimation of amino acids in the proteins of normal animals, Science 89 (1939), 272–273 (zus. mit S. Ratner und D. Rittenberg); The study of the intermediary metabolism of animals with the aid of isotopes, Physiol. Rev. 20 (1940), 218–248 (zus. mit D. Rittenberg); The metabolism of proteins and amino acids, Ann. Rev. Biochem. 10 (1941), 197–220 (zus. mit S. Ratner); The Dynamic State of Body Constituents (1942) Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NARA RG 21/4713410 The New York Times, 04.10.1933, 25; Chicago Tribune, 22.09.1941, 22; The New York Times, 22.09.1941, 14, 17 [P]; The Freehold Transcript and The Monmouth Inquirer (Freehold/New Jersey), 26.09.1941, 8 Kürschner (1931), 2652; List of Displaced German Scholars (1936), 60, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); Poggendorff (1940), Bd. 6/4, 2355–2356; Clarke (1941); Quastel (1942); Poggendorff (1961), Bd. 7a/4, 225–226; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1048; Walk (1988), 334; Berthold/Klein (1991) [P]; Guggenheim (1991) [P]; Lexikon der Naturwissenschaftler (1996), 367; Berthold (1998) [P]; Kennedy (2001), 42623–42627 [P]; Jaenicke (2002) [P]; Klimpel (2005), 39–41 [P]; Berthold (2007); Badische Biographien (2011), Bd. 6, 356–362; Sziranyi et al. (2019b), 4–5, 7, 12; Uhlendahl et al. (2021), 5
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Biografische Portraits
Schuster, David Paul
Professor, Dr. med. Deutscher Neuropathologe und Neurologe * 1. September 1867 in Köln † 6. April 1940 in London, Großbritannien Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium Köln; 1886 Studium der Medizin an den Universitäten Bonn, München und Berlin (bis 1891); 1890 Promotion zum Dr. med. an der Universität Bonn mit dem Thema „Die Guajak-Blutreaktion und ihre klinische Brauchbarkeit“; 1892 Mitarbeiter am Pathologischen Institut der Universität Greifswald (bis 1893); kurzzeitig Assistent am Bakteriologischen Institut der Universität Bonn; 1893 Assistent an der privaten Poliklinik für Nervenkrankheiten in Berlin bei Emanuel Mendel (1839–1907) (bis 1904); 1903 Habilitation für „Irren- und Nervenheilkunde“ an der Universität Berlin, fortan Mitarbeiter am Physiologischen Laboratorium der Tierarzneischule Berlin bei Hermann Munk (1839–1912); Tätigkeit in der Nervenabteilung des Siechenkrankenhauses der Stadt Berlin; 1910 Titularprofessor der Universität Berlin; 1921 nichtbeamteter außerordentlicher Professor für Neurologie ebenda sowie dirigierender Arzt der Nervenabteilung des Städtischen Hufeland-Krankenhauses Berlin (bis 1933); 1933 Entlassung aus dem städtischen Gesundheitsdienst und Entziehung der Venia legendi, danach Leiter der Nervenstation und Neurologischen Poliklinik des Krankenhauses
der Jüdischen Gemeinde Berlin (bis 1938/39); 1938/39 Emigration nach Großbritannien Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; im April 1933 wurde er in Folge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ gemäß § 3 aus „rassischen“ Gründen aus dem städtischen Gesundheitsdienst entlassen, am 24. September 1933 erfolgte schließlich die Entziehung der Venia legendi durch die Universität Berlin. Von 1933 bis 1938/39 war S. noch als Leiter der Nervenstation und Neurologischen Poliklinik des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde Berlin tätig. Danach emigrierte er nach Großbritannien, wo er am 6. April 1940 in London verstarb. Sein Schüler Fritz Fränkel (1892–1944) wurde bereits im März 1933 im Berliner SA-Gefängnis in der Papestraße inhaftiert und misshandelt; er floh über die Schweiz nach Paris, war dort heimlich als Arzt tätig und schloss sich anschließend den Internationalen Brigaden an. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. war der Sohn des jüdischen Kölner Kaufmanns David (genannt Berman[n] [Bernhard]) S. (1837–1886) und dessen Ehefrau Emilie S., geborene Isaac (1836–1909). 1904 heiratete S. die Jüdin Sophia Horwitz (* 1880), mit der er die beiden Kinder Eva Bertha Emilie (* 1905) und Hans Bernhard (* 1907) hatte. S. gilt als Pionier der Verwendung von medizinischer Kinematographie in der Nervenheilkunde; er wandte bereits 1897 kinematographische Verfahren an und führte auf der 69. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte „die ersten Filme über Bewegungsstörungen bei neurologischen und psychiatrischen Krankheitsbildern vor“ (Podoll/Lüning [1998], 122). Ab 1923 nutzte S. „den Zeitlupenfilm zum Studium von Nervenkrankheiten mit sehr starken und schnellen Zittererscheinungen“ und bewies „ein fortgesetztes Interesse an der medizinischen Kinematographie, so daß er als ein Begründer dieses Zweiges des Films gelten darf “ (ebd., 124). Er war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte, der Berliner Gesellschaft für Neurologie und Psych-
Schuster, Paul
iatrie sowie Ehrenmitglied der Società italiana oto-neuro-oftalmologica. S. war ein Freund und akademischer Weggefährte von Max Bielschowsky (1869–1940), mit dem er in Berlin gemeinsam bei Emanuel Mendel gearbeitet hatte; auch Bielschowsky emigrierte 1939 nach Großbritannien, verstarb im selben Jahr wie S. und wurde in London neben diesem beigesetzt. Ein akademischer Schüler von S. war Julian Casper (1899–1968), der bis 1929 Assistent und Oberarzt bei ihm gewesen war und 1933 nach Palästina emigrierte. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie des Zentralnervensystems, insbesondere bei Sprachstörungen, Zwangsgreifen und Enzephalitis; traumatische Erkrankungen des Nervensystems; Tabes dorsalis; progressive Paralyse und progressive Muskelatrophie; Lähmungen des Plexus brachialis; Poliomyelitis; Multiple Sklerose; Konvulsionen bei Kindern; Psychische Störungen bei Hirntumoren; Unfallheilkunde und Neuropathologie; Meningitis; Gonorrhoe; Arbeiterkrankheiten; medizinische Kinematographie; Guajak-Blutreaktion Publikationen (Auswahl): Die Guajak-Blutreaktion und ihre klinische Brauchbarkeit, Diss. med., Bonn 1890; Bemerkungen zur Behandlung der Tabes dorsalis, Z. Dermatol. 2 (1894), 46–59; Ein Fall von Combination von progressiver Paralyse und progressiver Muskelatrophie, Neurol. Centralbl. 14 (1895), 768–773; Zur Pathologie der Lähmungen des Plexus brachialis, Neurol. Centralbl. 15 (1896), 637–646; Poliomyelitis anterior chronica mit Beteiligung der hinteren Wurzeln und der Burdach’schen Stränge, Neurol. Centralbl. 16 (1897), 342–353, 392–403 sowie 449–461; Ueber gonorrhoische Allgemein-Erkrankung (1897); Beitrag zur Pathologie und Histologie der multiplen Sklerose, Ζ. Klin. Med. 34 (1898), 395–418 (zus. mit M. Bielschowsky); Bulbäre Form der multiplen Sklerose, nebst Bemerkungen über die Histologie des Prozesses, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 31 (1898/99), 896–898 (zus. mit M. Bielschowsky); Die Untersuchung und Begutachtung bei traumatischen Erkrankungen des Nervensystems. Ein Leitfaden für Praktiker
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(1899); Kinematographische Serienphotographien, Neurol. Centralbl. 18 (1899), 134; Neuritis optica als Complication bei Erkrankungen des Nervensystems, Neurol. Centralbl. 18 (1899), 1018–1023 sowie 1088–1093 (zus. mit K. Mendel); Zur Behandlung der Kinderconvulsionen (1901); Psychische Störungen bei Hirntumoren. Klinische und statistische Betrachtungen (1902); Unfallheilkunde und Neuropathologie in ihren Wechselbeziehungen. Antrittsvorlesung, Berl. Klin. Wochenschr. 40 (1903), 521–523; Die Untersuchung Nervenkranker und allgemeine neurologische Diagnostik, Dtsch. Klin. 6 (1903/04), 593–696; Untersuchungen über die Sensibilitätsleitung im Rückenmark des Hundes, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 20 (1906), 97–139; Die Krankheiten der Telephonangestellten, in: Handbuch der Arbeiterkrankheiten, Bd. 15 (1907); Beitrag zur Kenntnis der Alexie und verwandter Störungen, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 25 Erg.-Bd. (1909), 349–424; Drei Vorträge aus dem Gebiete der Unfallneurologie (1910); Anatomischer Befund eines mit der Foersterschen Operation behandelten Falles von multipler Sklerose nebst Bemerkungen zur Histologie der multiplen Sklerose, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 33 (1913), 384–403; Trauma und Nervenkrankheiten, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 5 (1914); Beiträge zur Klinik der tuberösen Sklerose des Gehirns, Dtsch. Ζ. Nervenheilkd. 50 (1914), 96–133; Beitrag zur Kenntnis der Anatomie und Klinik der Meningitis serosa spinalis circumscripta, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 37 (1915), 341–373; Beiträge zur Pathologie der traumatischen Nervenlähmungen, Neurol. Centralbl. 36 (1917), 691–699 sowie 741–755; Das Nervensystem und die Schädlichkeiten des täglichen Lebens (1918); Der Mechanismus der hysterischen Skoliose, Neurol. Centralbl. 37 (1918), 610–619; Zur Pathologie der vertikalen Blicklähmung, Dtsch. Ζ. Nervenheilkd. 70 (1921), 97–115; Kann ein Stirnhirntumor das Bild der Paralysis agitans hervorrufen? Zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Paralysis agitans, Ζ. Neurol. 77 (1922), 1–24; Zwangsgreifen und Nachgreifen, zwei posthemiplegische Bewegungsstörungen, Ζ. Neurol. 83 (1923), 586–609; Die im höheren Lebensalter vorkommenden Kleinhirnerkrankungen nebst Bemerkungen
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Biografische Portraits
über den cerebellaren Wackeltremor, Z. Neurol. 91 (1924), 531–550; Beitrag zur Anatomie und Klinik der reinen Worttaubheit, Z. Neurol. 105 (1926), 494–538 (zus. mit H. Taterka); Weitere Beobachtungen über Zwangsgreifen und Nachgreifen und deren Beziehungen zu ähnlichen Bewegungsstörungen, Dtsch. Ζ. Nervenheilkd. 91 (1926), 16–56 (zus mit H. Pineas); Autoptische Befunde bei Zwangsgreifen und Nachgreifen, Z. Neurol. 108 (1927), 715–733; Anatomische Untersuchungen über die Bedeutung des Stirnhirns für das Zwangsgreifen und ähnliche Erscheinungen, Dtsch. Ζ. Nervenheilkd. 116 (1930), 87–93 (zus. mit J. Casper); Zwangsgreifen und Stirnhirn. (Sowie einige Bemerkungen über das occipito-frontale Bündel), Z. Neurol. 129 (1930), 739–792 (zus. mit J. Casper); Beiträge zur Anatomie und Pathologie der Arteria cerebelli superior, Z. Neurol. 144 (1933), 681–741 (zus. mit M. Critchley); Bemerkungen zur topischen Hirndiagnostik für den Praktiker, Jahreskurse Ärztl. Fortbildg. 26/5 (1935), 1–14; Beiträge zur Pathologie des Thalamus opticus. I. Kasuistik: Gefässgebiet der A. thalamo-geniculara, der A. thalamo-perforata, der A. tubero-thal amica und der A. lenticulo-optica, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 105 (1936), 358–432; Beiträge zur Pathologie des Thalamus opticus. II. Mitteilung: 1. Gleichzeitige Erweichung mehrerer Gefässgebiete (besonders desjenigen der Art. choroid.) und Malacien nicht bestimmbarer thalamischer Gefässgebiete. 2. Corticale und suprathalamische Malacien mit thalamischer Symptomatologie, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 105 (1936), 550–622; Beiträge zur Pathologie des Thalamus opticus. III. Mitteilung: Beziehung der Sensibilitätsstörungen und der anosognostischen Störungen zu den thalamischen Herden. Vergleich mit den entsprechenden Erscheinungen bei suprathalamischen und corticalen Herden, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 106 (1937), 13–53; Beiträge zur Pathologie des Thalamus opticus. IV. Mitteilung: Motorische Störungen, Thalamushand, mimische und Affektbewegungen, dysarthrische Störungen, vegetative Funktionen, Blicklähmung, Beziehungen zu den psychischen Funktionen, in: Arch. Psychiatr. Nervenkr. 106 (1937), 201–233; Welche Hilfen gibt die Betrachtung der Haut und der Hautgebilde der neurologischen Diag-
nose?, Jahreskurse Ärztl. Fortbildg. 28/4 (1937), 15–27; Die Frühsymptome einiger der häufigsten organischen Nervenkrankheiten. Jahreskurse Ärztl. Fortbildg. 28/5 (1937), 1–13 Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin Kürschner (1931), 2726–2727; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1931), Bd. 2, 1735; Fischer (1933), Bd. 2, 1423; Kürschner (1935), 1277; Lowenthal (1982), 205; Fischer et al. (1994), 625; Kreuter (1996), Bd. 3, 1331–1333; Holdorff (1997); Peiffer (1998), 102, 106; Podoll/ Lüning (1998), 122–125; Doetz/Kopke [2013k]; Biografie Schuster [2021] [P]; Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Stammtafel Schuster/Isaac [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Schwartz, Philipp [Philip]
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Ungarisch-deutsch-türkisch-USamerikanischer Pathologe und Neuropathologe * 19. Juli 1894 in Werschetz, Österreich-Ungarn (heute: Vršac, Serbien) † 1. Dezember 1977 in Fort Lauderdale/ Florida, USA Vaterberuf: Geschäftsmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung an der Mittelschule Werschetz; 1912 Studium der Medizin an der Universität Budapest (bis 1919); 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg als Infanterist im Rang eines Hon-
Schwartz, Philipp
véd-Leutnants der österreichisch-ungarischen Armee (bis 1918); 1919 ärztliches Staatsexamen mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Budapest; Emigration nach Deutschland, dort Assistent am Senckenbergischen Pathologischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Bernhard Fischer-Wasels (1877–1941) (bis 1923); 1923 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie ebenda mit „Traumatische Schädigung des Neugeborenengehirns bei Geburt“ und fortan (unbezahlter) Privatdozent ebenda (bis 1927); 1926 außerplanmäßiger Assistent am Neurologischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Kurt Goldstein (1878–1965) (bis 1927); 1927 (unbesoldeter) nichtbeamteter außerordentlicher Professor am Pathologischen Institut ebenda (bis 1933); 1933 Entlassung und Emigration in die Schweiz, von dort in die Türkei; Leiter der von ihm gegründeten Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland (bis 1945); 1933/34 ordentlicher Professor für Pathologie und Anatomische Pathologie an der Universität Istanbul sowie Direktor des dortigen Pathologischen Instituts (bis 1953); 1953 Emigration in die USA, dort Pathologe am Warren State Hospital in Pennsylvania (bis 1967); 1967 Medical Research Director des State Institute of Geriatrics Research ebenda (bis 1976) Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; aufgrund der vorherrschenden antisemitischen Diskriminierung in Ungarn war er nach seinem mit Promotion abgeschlossenen Studium an der Universität Budapest 1919 nach Deutschland emigriert und 1930 deutscher Staatsbürger geworden. Bereits kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde S. Opfer der Schikanen der neuen Machthaber: „Die Polizei durchsuchte das Haus der Familie nach versteckten Maschinengewehren. Obwohl kein direkter Ausweisungsbefehl gegen ihn vorlag, fühlte sich Schwartz einem massiven psychologischen Druck ausgesetzt. Den Umstand, dass der zuständige Polizeidezernent die Durchsuchung durchgeführt hatte, obwohl – wie dieser einräumte – gegen Schwartz kein Verdachtsmoment bestand, wurde von Schwartz als eindeutige Botschaft interpretiert: ‚Zweifellos beabsich-
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tigte man, uns zu nötigen, das Land zu verlassen; […] Vertrauen auf eine gerechte Behandlung wäre jetzt vollkommen unangebracht‘“ (Pauli/ Sziranyi/Groß [2019], 549). Im Kontext der Durchführung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 wurde S. schließlich fristlos aus seiner Stellung an der Universität Frankfurt a. M. entlassen; neben seiner jüdischen Abstammung bot dafür angebliche „kommunistische Betätigung“ (laut Gerald Kreft stand S. der Sozialdemokratie nahe) einen formalen Anlass. Kollegen von S. warnten ihn bereits am 23. März 1933 vor einer bevorstehenden Verhaftung und legten ihm eine sofortige Emigration nahe. S. floh daraufhin gemeinsam mit seinem Sohn per Nachtzug zu seinen Schwiegereltern nach Zürich; seine Tochter, ein Onkel und seine Ehefrau folgten später. Von Zürich aus organisierte S. die Gründung der späteren Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland; bereits am 16. Mai 1933 erschien in einer Abendausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung“ eine Notiz mit der Aufforderung, „zweckdienliche Mitteilungen“ an die unter S.’ Adresse erreichbare „Zentralberatungsstelle für deutsche Gelehrte“ (zit. n. ebd., 551) zu senden. Der Anspruch der Organisation lag dabei weniger im Materiellen als vielmehr im Ideellen; es ging S. um den Erhalt wissenschaftlicher Ideale und des „wahren Geist[s] der deutschen Nation in der Welt“ (zit. n. ebd.): „Große Not hat uns veranlaßt, eine Gemeinschaft zu bilden. Es handelt sich dabei nicht um den Versuch, Stellen zu finden, die uns zu einem gesicherten Auskommen verhelfen. Wir schlossen unsere Reihen zusammen, um eine Degradierung jenes Geistes zu verhüten, der uns zur Entwicklung unserer Fähigkeiten verhalf und in dessen Dienst zu stellen wir geboren wurden“ (zit. n. ebd.). S.’ Notgemeinschaft avancierte in der Folge schnell zur zentralen Anlaufstelle für von den Nationalsozialisten entlassene und entrechtete Wissenschaftler und wurde Vorbild für die Gründung weiterer Hilfsorganisationen wie dem britischen Academic Association Council (AAC) und deren Nachfolgeorganisation, der Society for the Protection of Science and Learning (SPSL); die Institutionalisierung ging indessen sehr schnell vonstatten, wie S. rückblickend selbst schilderte:
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Biografische Portraits
„Kaum 8 Wochen nach meiner Ankunft in Zürich verfügten wir also über ein imposantes Büro, hatten freiwillige und bezahlte Hilfen, die bis zu 14h am Tag arbeiteten, besaßen eine fast komplette Kartothek der aktuellen und der prospektiven Opfer des Rassenwahns auf wissenschaftlichem Gebiet und waren jedem bekannt geworden, der Hilfe und Hoffnung suchte“ (zit. n. ebd.). Im Kontext der türkischen Universitätsreform gelang es S. bei Verhandlungen mit Regierungsvertretern bereits im Juni 1933, dreißig deutschen Wissenschaftlern eine Anstellung an der Universität Istanbul zu verschaffen; in der Folgezeit vermittelte S. insgesamt dreimal deutsche Wissenschaftler an türkische Universitäten (ab 1935 auch an die Universität Ankara) und konnte auch die Berufung in Deutschland inhaftierter Hochschullehrer erreichen. 1935 wurde der Sitz der Notgemeinschaft nach London verlegt und ein Jahr später wurde die erste Ausgabe der „List of Displaced German Scholars“ veröffentlicht – sie enthielt nach Ergänzungen im Jahr 1937 Angaben zu 1794 entlassenen deutschen Wissenschaftlern und sollte diesen bei einer Stellensuche im akademischen Bereich behilflich sein. S. selbst emigrierte in die Türkei, übernahm dort ab 1934 den Lehrstuhl für Pathologie und Anatomische Pathologie der Universität Istanbul und war am weiteren Aufbau der dortigen Medizinischen Fakultät beteiligt. Im Februar 1935 sprach sich der Rektor der Frankfurter Universität aufgrund einer Anregung des Direktors des Pathologischen Instituts Bernhard Fischer-Wasels für die Ausbürgerung S.’ aus; im November 1941 wurde im Kontext der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz schließlich pauschal allen im Ausland lebenden Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. 1948 wurde S. türkischer Staatsbürger. Seine Schwester Julia, verheiratete Schulz (* 1890), wurde gemeinsam mit ihren drei Kindern im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. war der Sohn des ungarisch-jüdischen Geschäftsmanns Samuel S. (1854–1940) und dessen Ehefrau Regina S., geborene Hung (1858–1935). 1927 heiratete S. Vera Tschulok (1898–1992), eine
Tochter des russischstämmigen Züricher Professors für Biologie Sinai Tschulok (1875–1945). Mit ihr hatte S. die Kinder Andrew Daniel (* 1928) und Susanne, verheiratete Ferenz (* 1931). In seiner Habilitationsarbeit über „Traumatische Schädigung des Neugeborenengehirns bei Geburt“ (1923) wies S. auf geburtstraumatisch bedingte Hirnblutungen bei Neugeborenen hin und wurde damit zum „Vater der Perinatologie“ (Kreft [2007], 31). Außerdem stammen von ihm wichtige Beiträge zur Tuberkuloseforschung, wie seine Forschung zur intrakorporalen Ausbreitung der Tuberkulose durch Lymphknoteneinbrüche in das Bronchialsystem, und zur Pathologie des Alterns. Er gehört hier zu den Pionieren bei der Beschreibung spezifischer Amyloid-Ablagerungen im Gehirn und anderen Organen. 1952 und 1957 versuchte S., einen Lehrstuhl an der Frankfurter Universität zu erhalten und so in zu seiner alten Wirkungsstätte zurückzukehren; beide Versuche scheiterten aus Desinteresse der dortigen Medizinischen Fakultät, die eine Berufung „schon aus Gründen des Alters“ (zit. n. Winkelmann [2005], 862) ablehnte. Ihm wurde zwar 1957 im Rahmen eines Wiedergutmachungsverfahrens rückwirkend auf das Jahr 1954 die Rechtsstellung eines ordentlichen Professors und die damit verbundenen Bezüge zuerkannt, eine Stellung bot man ihm indes nicht an. Im Vorlesungsverzeichnis der Universität Frankfurt a. M. wurde S. durch ein „unverständliches Versehen“ (zit. n. Pauli/Sziranyi/Groß [2019], 554) erst ab dem Sommersemester 1967 (!) mit dem Zusatz „liest nicht“ geführt. Zur fehlenden Reintegrationsbereitschaft der Nachkriegsgesellschaft gegenüber Emigranten erklärte S. in einer Rede 1972: „Ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass meine Tätigkeit als Begründer und Entwickler einer Emigrantenorganisation, in Deutschland, nicht nur während der Hitlerherrschaft, sondern auch nach ihrem Zusammenbruch als deutschfeindlich betrachtet wurde. Ich habe genügend Veranlassung anzunehmen, dass diese Einstellung von manchen meiner deutschen Universitätsgenossen noch heute bewahrt wird“ (zit. n. Kreft [2007], 31). 1960 erhielt S. die „Billings Gold Medal“ der American Medical Association, 1973 wurde er
Schwartz, Philipp
Ehrendoktor der Universität Istanbul. Außerdem war er Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde. S. verstarb am 1. Dezember 1977 im Alter von 83 Jahren in Fort Lauderdale/Florida. Seine Ehefrau Vera kehrte nach seinem Tod nach Zürich zurück, wo sie bei ihrer Tochter Susanne lebte. Nach dem Tod von Vera S. 1992 veranlasste die Tochter eine Überführung der Urne ihres Vaters nach Zürich. In der Türkei ist das Andenken an S. durchweg sehr lebendig geblieben und so wurde er 2002 postum mit der „Avicenna-Plakette“ der Universität Istanbul geehrt, die vom Vorstand des Istanbuler Instituts für Geschichte der Medizin an S.’ Tochter übergeben wurde. Die Ehrung erfolgte auf einer von der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft ausgerichteten Gedenkveranstaltung an S.; sie durfte auf Weisung des Dekans der Frankfurter Medizinischen Fakultät indes vom dortigen Pathologischen Institut nicht im klinikinternen Nachrichtenblatt angekündigt werden. In den letzten zehn Jahren wurde S. postum auch im deutschsprachigen Raum für seine Pioniertätigkeit als Organisator der Wissenschaftsemigration im „Dritten Reich“ gewürdigt, was maßgeblich auf die Einzelinitiative des Soziologen und Medizinhistorikers Gerald Kreft zurückgeht. 2014 erhielt er ein Ehrengrab der Stadt Zürich und wurde von der Universität Frankfurt a. M. mit der Errichtung einer Gedenkstele vor dem Haupteingang des Universitätsklinikums gewürdigt. Bei der Einweihungsfeier, an der auch S.’ Tochter teilnahm, entschuldigte sich der Rektor der Frankfurter Universität öffentlich für das Verhalten der Universität gegenüber S. im „Dritten Reich“ und der Nachkriegszeit. 2016 begründete die Alexander-von-Humboldt-Stiftung eine nach Philipp S. benannte Initiative in Anknüpfung an die Ideale der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland, die im Ausland von Krieg oder Verfolgung bedrohte Wissenschaftler finanziell unterstützt. Seit 2017 erinnert zudem eine Gedenktafel an S.’ ehemaligem Wohnhaus in der Haardtwaldstraße 2 in Frankfurt-Niederrad an ihn. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Geburtstrauma und Perinatalschäden, insbesondere Schädigungen des Zentralnervensystems;
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Neuropathologie der Epilepsie; Klassifikation von Hirntumoren; Tuberkulose (Schwindsucht); „Schlaganfälle“ des Gehirns und Ätiologie; Lungenphthise und Folgen; Entzündung und Immunität; Sarcoma botryoides (Traubensarkom); Pathologie des Alterns, insbesondere kariovaskuläre Amyloidose und Hirnveränderungen im Senium; Notgemeinschaft und Emigration deutscher Wissenschaftler Publikationen (Auswahl): Erkrankungen des Zentralnervensystems nach traumatischer Geburtsschädigung, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 90 (1924), 263–468; Klinisches zum Geburtstrauma, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 931–934 (zus. mit A. Stern); Die traumatische Schädigung des Zentralnervensystems durch die Geburt. Ergeb. Inn. Med. Kinderheilkd. 31 (1927), 165–372; Die Arten der Schlaganfälle des Gehirns und ihre Entstehung (1930); Empfindlichkeit und Schwindsucht (1935); Die automatische, endogene, lymphadenobronchogene Reinfektion in der Initialperiode der Tuberkulose (1948); Die automatische, endogene, lymphadeno-bronchogene Reinfektion in der Anfangsperiode der Lungenphthise und ihre typischen Folgen, Schweiz. Med. Wochenschr. 79 (1949), 454–459 sowie 467; Sub-ependymal cysts of the caudate nucleus: a typical cerebral birth injury, Harefuah 37 (1949), 168–170; Einbrüche tuberkulöser Lymphknoten in das Bronchialsystem und ihre pathogenetische Bedeutung, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 103 (1950), 182–191; Bronchialwandschädigungen durch tuberkulöse Lymphknoten und ihre Beziehungen zu primären Bronchialtumoren, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 103 (1950), 192–217; Über die Bedeutung der intrathorakalen Lymphknotentuberkulose für die Pathogenese der Lungenschwindsucht, Z. Tuberk. 97 (1951), 126–133; Die intrathorakale Lymphknotentuberkulose und ihre Bedeutung für die Entstehung der Lungenschwindsucht, Bibl. Tuberc. 6 (1952), 255–313; Neue Beiträge zur Morphologie und Pathogene der Lungenschwindsucht (1952); The role of the lymphatics in the pathogenesis of bronchogenic tuberculosis, Trans. Annu. Meet. Natl. Tuberc. Assoc. 48 (1952), 202–216; Bemerkungen über die Häufigkeit tuberkulöser lymphadenogener
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Biografische Portraits
Bronchialwandschädigungen im Obduktionsgut mitteleuropäischer Institute für pathologische Anatomie, Tuberkulosearzt 7 (1953), 221–223; Die intrathorakale Lymphknotentuberkulose und ihre Beziehungen zu den rückbildungsfähigen Lungenverdichtungen, Wien. Z. Inn. Med. 34 (1953), 1–15; Die lymphadenogenen Bronchialschädigungen und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Lungenschwindsucht, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 110 (1953), 106–128; Entzündung Entzündungsbereitschaft und Immunität. Eine morphologisch-pathogenetische Studie (1953); Pathogenese der Lungenphthise, Wien. Klin. Wochenschr. 65 (1953), 157– 160; The role of the lymphatics in the development of bronchogenic tuberculosis, Am. Rev. Tuberc. 67 (1953), 440–452; A comparative clinical, radiological and pathological anatomical study of pulmonary tuberculosis, Acta Tuberc. Scand. 30 (1955), 231–250; Birth injuries of the newborn: morphology, pathogenesis, clinical pathology and prevention of birth injuries of the newborn, Arch. Pediatr. 73 (1956), 429–450; Lokalisation und Typen der tuberkulösen lymphonodogenen Schädigungen des Tracheobronchialsystems und des Oesophagus, HNO 5 (1956), 257–265; Lungentuberkulose und Lungenkarzinom, Wien. Z. Inn. Med. 37 (1956), 261– 286; Pulmonary tuberculosis and pulmonary carcinoma, Wien. Z. Inn. Med. 37 (1956), 305– 329; Lymphnode tuberculosis: a decisive factor in pulmonary pathology, Arch. Pediatr. 74 (1957), 159–177 sowie 201–218; Birth injury as a cause of status marmoratus, Arch. Pediatr. 75 (1958), 45– 66; Kasuistik zur vergleichenden pathologisch-anatomischen und klinisch-radiologischen Untersuchung bei Lungentuberkulose, Tuberkulosearzt 12 (1958), 550–558 (zus. mit I. Stahle); Virchow’s congenital encephalomyelitis of the newborn: a basic but neglected problem, Arch. Pediatr. 75 (1958), 175–202; Tuberculosis in childhood: study on the nature and the pathogenesis of some pulmonary changes considered particularly characteristic, Arch. Pediatr. 75 (1958), 315– 331, 449–473, 76 (1959), 255–268, 299–321 sowie 350–359; Pulmonary cancer and pulmonary tuberculosis: report on patho-anatomical and statistical investigations, Acta Tuberc. Scand. 38 (1960), 195–202, 203–212, 213–222 sowie 223–234;
Recent concepts in physiology and pathology of the newborn, Arch Pediatr. 77 (1960), 353–356; Birth Injuries of the Newborn. Morphology, Pathogenesis, Clinical Pathology and Prevention (1961); Sarcoma botryoides in pregnancy, Am. J. Obstet. Gynecol. 85 (1963), 123–124 (zus. mit E. E. Klein und C. Fields); Über primäre und postprimäre Lungentuberkulose, Tuberkulosearzt 17 (1963), 667–680; Lymph node tuberculosis, pulmonary tuberculosis and pulmonary cancer, Acta Tuberc. Pneumol. Scand. 44 (1964), 1–38; Morphologische und pathogenische Untersuchungen über Veränderungen im Greisenalter. Neue Beobachtungen über senile Hirnveränderungen und ihre Entstehung, Zentralbl. Allg. Pathol. 106 (1964), 320–332 (zus. mit J. Kurucz und A. Kurucz); Recent observations on seline celebral changes and their pathogenesis, J. Am. Geriatr. Soc. 12 (1964), 908–922 (zus. mit J. Kurucz und A. Kurucz); Beziehungen zwischen tuberkulösen Lungenveränderungen und primären Lungengeschwülsten, Prax. Pneumol. 19 (1965), 80–93; Cerebral birth injury in the United States, Proc. Rudolf Virchow Med. Soc. City NY 24 (1965), 60–85 (zus. mit G. W. Anderson); Fluorescence micorscopy demonstration of cerebrovascular and pancreatic insular amyloid in presenile and senile states, J. Am. Geriatr. Soc. 13 (1965), 199–205 (zus. mit J. Kurucz und A. Kurucz); Amyloid deposits in the hearts of aged personen, J. Am. Geriatr. Soc. 13 (1965), 718–722 (zus. mit J. Kurucz); Lymphknotentuberkulose und Lungentuberkulose, Med. Welt 31 (1965), 1729–1737; Über Amyloidose in senilen und präsenilen Zuständen, Med. Welt 32 (1965), 1809–1810 (zus. mit J. Kurucz und A. Kurucz); Senile cerebral, pancreatic insular and cardiac amyloidosis, Trans. NY Acad. Sci. 27 (1965), 393–413; Über Lokalisation und Ausdehnung zerebrospinaler Erkrankungen. Morpholgische Eigenschaften, Pathogenese und allgemeine Bedeutung topistischer Reaktionen, Psychiatr. Neurol. (Basel) 150 (1965), 161–183 sowie 193–213; Neue Beiträge zur Pathologie des Alterns, Verh. Dtsch. Ges. Pathol. 50 (1966), 368– 374; Neue Beiträge zur Pathologie des Alterns. Fluoreszenzmikroskopische Untersuchungen, Psychiatr. Neurol. (Basel) 154 (1967), 337–365; New aspects of cardiovascular disease in the aged, J. Am. Geriatr. Soc. 15 (1967), 640–650 (zus.
Sicher, Harry
mit K. Wolfe); New aspects of cardiovascular disease: senile cardiovasular amyloidosis (fluorescence microscopic investigations), Trans. NY Acad. Sci. 30 (1967), 22–46; Über kardiovaskuläre Amyloiddegeneration im Alter, Zentralbl. Allg. Pathol. 110 (1967), 341–350; Cardiovascular amyloidosis in the aged, Geriatrics 24 (1969), 81–97; Neue Beobachtungen über Amyloidose bei alten Menschen und Tieren, Z. Alternsforsch. 24 (1971), 3–8; Spontaneous amyloidosis in mink, J. Comp. Pathol. 81 (1971), 437–445 (zus. mit K. B. Wolfe und J. T. Beuttas); Amyloid degeneration and tuberculosis in the aged, Gerontologia 18 (1972), 321–362; Apoplectic lesions of the brain in adults, in: Handbook of Clinical Neurology, Bd. 11 (1972); Morphologische Beobachtungen über schleichende Lungentuberkulose bei alten Personen, Prax. Pneumol. 26 (1972), 548–555 (zus. mit J. Beuttas); Mikrobiologische Beobachtungen über schleichende Tuberkulose bei alten Personen, Prax. Pneumol. 26 (1972), 555–561 (zus. mit M. Chung und J. Beuttas); Notgemeinschaft. Ein Bericht zur Verteilung an die Teilnehmer des zweiten Internationalen Symposiums zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 (1972); Über den Ursprung der Bezeichnung „Amyloidose“. Ein Vorschlag zu ihrer Ersetzung, Zentralbl. Allg. Pathol. 115 (1972), 453–462; Alte und neue Beobachtungen über perinatale Schädigungen Neugeborener, Monatsschr. Kinderheilkd. 121 (1973), 264–269; Asylum pneumonitis, Gerontol. Clin. (Basel) 15 (1973), 281–351; Amyloidose, Ausdruck und Ursache der präsenilen und senilen geistigen und köperlichen Regression. Eine Neubewertung des Amyloid-Problems, Zentralbl. Allg. Pathol. 119 (1975), 533–548; Asylpneumonitis, Prax. Pneumol. 29 (1975), 433–442; Respiratorischer Notzustand traumatischen Ursprungs bei Neugeborenen und Erwachsenen, Fortschr. Med. 93 (1975), 1133–1138; Über Amyloidose als Manifestation und Ursache der präsenilen und senilen Degeneration, Fortschr. Med. 94 (1976), 890–896; Notgemeinschaft. Zur Emigration deutscher Wissenschaftler nach 1933 in die Türkei (1995) (hrsg. von H. Peukert) Quellen/Literatur: Fischer (1933), Bd. 2, 1425–1426; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in:
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Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Kürschner (1950), 1914–1915; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1059; Kröner (1983), 47; Paksoy (1989), 129–130; Dhom (1997), S14; Heuer/Wolf (1997), 344–346 [P]; Peiffer (1998), 106; Grundmann (1999), 268–269; Dhom (2001), 426–427; Winkelmann (2005) [P]; Kreft (2007) [P]; Kreft/Lilienthal (2011) [P]; Hürlimann (2013) [P]; Kreft (2014) [P]; Benzenhöfer/Birkenfeld (2016), 55; Pauli/Sziranyi/Groß (2019) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 6, 11–12; Paksoy (2020), 97–99 [P]; Pauli/Sziranyi/Groß (2020) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Sicher, Harry
Professor, Dr. med., DSc, Dr. h. c. Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde * 11. September 1889 in Wien † 9. Dezember 1974 in Chicago/Illinois, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1907 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1913), währenddessen bereits ab 1910 Demonstrator am I. Anatomischen Institut bei Emil Zuckerkandl (1849–1910) und dessen Nachfolger Julius Tandler (1869–1936); 1913 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien, danach fachärztliche Weiterbildung in der Zahnheilkunde, Tätigkeit als Demonstrator (1913/14) und nachfolgend als Assistent (1914) am Zahnärztlichen Institut der Universität Wien, zunächst bei Julius
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Biografische Portraits
Scheff (1846–1922) und ab 1919 bei Rudolf Weiser (1859–1928) (bis 1921); im Ersten Weltkrieg insgesamt drei Jahre Kriegsdienst als Feldarzt (u. a. ab Sommer 1915 Militärarzt im Truppenspital Avtovac in Bosnien-Herzegowina und im Frühjahr 1918 im Feldspital 2 in Melijne in Montenegro) sowie als Leiter eines zahnärztlichen Ambulatoriums in Dalmatien (Region Bocche di Cattaro); 1919 Etablierung einer orthodontischen Abteilung am Zahnärztlichen Institut der Universität Wien; 1920 Habilitation für Zahnheilkunde an der Universität Wien bei Weiser; 1921 Ausscheiden als Planstellenmitarbeiter der Klinik und Gründung einer Privatpraxis im I. Wiener Bezirk, zugleich jedoch Fortsetzung der Forschungs- und Lehrtätigkeit am Institut (bis 1938, Schwerpunkt: Angewandte Anatomie für Zahnärzte); 1933 tit. außerordentlicher Professor an der Universität Wien; 1938 Entlassung und Entzug der Venia legendi, danach Emigration nach Großbritannien; 1939 Emigration in die USA, dort Assistant Professor für Neuroanatomie an der Chicago Medical School (bis 1942); 1942 Assistant Professor für Anatomie und Histologie am College of Dental Surgery der Loyola University in Chicago (bis 1945); 1945 außerordentlicher Professor und Vorstand des Instituts für Anatomie und Histologie ebenda (bis 1960); 1960 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung, jedoch gemeinsam mit seiner Ehefrau am 25. Oktober 1919 aus dem Judentum ausgetreten. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde S. im April desselben Jahres von der Universität Wien entlassen und die Venia legendi entzogen; er emigrierte im Juli 1938 mit seiner Frau und seiner Schwester Grete nach Großbritannien. Zunächst versuchte S. mit Hilfe der Society for Protection of Science and Learning (SPSL) – einer Hilfsorganisation britischer Akademiker für vertriebene deutsche und österreichische Hochschullehrer –, eine Anstellung in Großbritannien zu erhalten. Der SPSL gelang es jedoch nicht, S. (und weitere Wiener Kollegen) in Großbritannien „wieder an Hochschulen unterzubringen“ (Hohmann [2009], 134 f.) – obwohl die Sekretärin der SPSL, Esther Simpson,
eine Bekannte des Ehepaares S. war und S. zahlreiche „Referenzpersonen“ angeben konnte. Da er in Großbritannien keine berufliche Perspektive sah, emigrierte Harry S. „im April 1939 nach New York, um dort Arbeit zu suchen“ (Lauber [2008], 11) – dort erhielt er ein Angebot der Chicago Medical School, das er annahm. Während S.s Vater bereits vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich – am 25. Januar 1935 – verstorben war, wurde seine Mutter am 14. Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort aus am 21. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka; ein Todesdatum ist nicht überliefert. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. war bereits als Schüler von der menschlichen Anatomie fasziniert: „In the fifth year of my gynmasium, I was taught somatology. […] I was so fascinated by this first glimpse of the structure of the human body that I decided to study medicine. From there on, I have never wavered in my decision, nor have I ever regretted it“ (zit. n. Christen/Christen [2003], 94). Schon während des Studiums zeichnete sich seine außergewöhnliche Begabung ab: Er bestand alle drei mündlichen Prüfungen mit Bestnote. S. gehört fraglos zu den weltweit bedeutendsten Vertretern der Anatomie und Histologie der Zahnheilkunde und zu den führenden Vertretern der „Wiener Schule“; er machte „die anatomischen Methoden der Tandlerschen Schule der zahnärztlichen Praxis nutzbar“ (Stiebitz [1986], 472). In seiner Habilitationsschrift untersuchte S. die anatomischen Grundlagen der intraoralen Blockanästhesie am Nervus mandibularis und verband dabei die Bereiche Anatomie, Neuroanatomie und Zahnmedizin. S.s Mentor, Rudolf Weiser, ehemaliger Vorstand des Zahnärztlichen Instituts der Universität Wien, lobte besonders seinen Fleiß, seine schöpferische Begeisterung, seine aufrechte und versöhnliche Haltung gegenüber anderen Studenten und Kollegen, seinen humanen Umgang mit Patienten, seine außerordentliche Begabung und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Professor und Dozent. Der nächste Karriereschritt war die Erlangung des Titels eines Assistenzprofessors (1933); diesmal schrie-
Sicher, Harry
ben Weisers Nachfolger, Hans Pichler (1877– 1949) und Julius Tandler, die Rezensionen über S. Ebenso wie Weiser 1919 lobte Pichler ihn für seine außergewöhnlichen und entscheidenden Lehrfähigkeiten. Laut Pichler war es S. zu verdanken, dass die Anatomiekurse innerhalb der Zahnmedizin erstmals eine solide wissenschaftliche Grundlage erhielten. Zu seinen Schülern in Wien gehörte Stefan Loos, der in einer Laudatio erwähnte, dass ihm sein eigener Vater – der zahnärztliche Hochschullehrer Rudolf Loos – zu Studienbeginn folgenden Rat erteilt habe: „Wenn Du wirklich ’was lernen willst, mußt Du zum Sicher gehen“ (Loos [1959], 156). Trotzdem gelangte S. erst in Amerika zu internationalem Ruhm; seine Karriere in Wien verlief auch vor seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten eher zögerlich. So waren etwa der Ernennung S.s zum tit. außerordentlichen Professor im Juli 1933 mehrere frustrane Anträge in den Jahren 1926 bis 1932 vorausgegangen: Sowohl im Wintersemester 1926/27 als auch im März 1928 hatte Rudolf Weiser die Titelverleihung beantragt. Nach dem Tod Weisers (1928) wiederholte dessen Nachfolger Hans Pichler die betreffende Antragstellung – zunächst im November 1931 und (da diese an einer verstrichenen Antragsfrist scheiterte) einmal mehr im Herbst 1932, diesmal unterstützt durch ein Empfehlungsschreiben von Tandler. S. hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 64 Arbeiten publiziert, „alleine 42 seit seiner Habilitation im Jahre 1920“ (Lauber [2008], 20). Der Titel des außerordentlichen Professors wurde Harry S. daraufhin im Juli 1933 – mehr als 13 Jahre nach der Habilitation – verliehen. Die stockende Karriereentwicklung dürfte auch der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass S. bereits 1921 aus den Reihen der hauptamtlichen Hochschullehren ausgeschieden war, um in einer Privatpraxis zu ordinieren; allerdings gehörte er als Dozent weiterhin „dem Lehrkörper des Instituts“ an – er vertrat insbesondere die Themen „Anatomie für Zahnärzte“ und „Anästhesie und Extraktionen“ – und publizierte fortgesetzt wissenschaftliche Arbeiten (ebd., 17). Als am 11. März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen wurde und Hitler in Österreich einmarschierte, wurden an der Medizinischen Fakultät der Universität
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Wien vielen Hochschullehrern die Venia legendi entzogen – darunter auch S. sowie weiteren Vertretern der „Wiener Schule“, namentlich den Kollegen Bernhard Gottlieb (1885–1950) und Joseph Peter Weinmann (1896–1960), die wie S. in die USA auswanderten. Zuvor waren schon Bálint Orbán (1899–1960) und Rudolf Kronfeld (1901–1940) in die Vereinigten Staaten emigriert, so dass insgesamt sechs Vertreter der „Wiener Schule“ dort einen Neustart wagten. Hinzu kamen weitere aus Wien in die USA emigrierte zahnärztliche Hochschullehrer wie Albin Oppenheim (1875–1945), Franz Ehrenfest (1907–1976) und Hermann Medak (1914–1991). Neben S. fanden auch Orbán und Weinmann eine Anstellung an der Loyola University in Chicago; da die Betreffenden dort eng kooperierten, wurden sie bald „The Vienna Group of Illinois“ genannt (ebd., 35). Gerade dieses Netzwerk erwies sich als große Hilfe. Bálint Orbán und Rudolf Kronfeld hatten bereits Jahre zuvor enge Verbindungen zu ihren neuen Kollegen in Chicago aufgebaut, was nun auch S. zugute kam. S. war insgesamt neben Orbán wohl derjenige Vertreter der „Wiener Schule“, der nach der Zwangsemigration international am besten Fuß fassen und so weltweite Anerkennung erlangen konnte. Er publizierte sechs Lehrbücher, mehrere davon mehrsprachig und in mehreren Auflagen; zudem gab er 1962 ein Lehrbuch seines (zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen) Kollegen Orbán heraus. S.s Buch „Oral Anatomy“ (1949) erschien bis 1988 in mindestens acht Auflagen und in insgesamt vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Chinesisch) und wurde zum Standardwerk für Zahnmedizinstudenten in aller Welt. Ebenso „grundlegend war seine Monographie über die Infektionsanästhesie in der Zahnheilkunde“ und „sein Lehrbuch über die Zahnextraktion“ (Loos [1959], 156). Gleiches gilt für etliche weitere Fachbücher aus seiner Feder. S. zählte zudem aufgrund seiner Knochenentwicklungsstudien auch zu den Protagonisten der modernen Kieferorthopädie. Kieferorthopäden griffen seine Erkenntnisse über das Wachstum des Kopfes und Gesichts auf, Oralchirurgen seine wegweisenden Beiträge zur zahnärztlichen Leitungsanästhesie. Er galt in den USA als „legendär“ guter Redner und
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Biografische Portraits
„showman-speaker“ (Lauber [2008], 39 f.), war aber auch bereits in Wien durch „seine mit blendender Diktion gehaltenen Vorlesungen“ aufgefallen (Loos [1975], 73 f.). Hinzu kamen Zeitzeugen zufolge außergewöhnlich genaue Tafelzeichnungen: „his precise blackboard drawings were outstanding; and he had the stage presence and behavior of an accomplished actor. Attending a lecture of Dr. Sicher’s was an intellectually delightful experience that was not easiliy forgotten“ (Gowgiel [1975], 145). Mit der Zeit wurden S., Orbán und Weinmann zu Freunden, wobei S. vor allem dem zehn Jahre jüngeren Orbán Bewunderung entgegenbrachte: „Orban worked with the energy and zeal of a man who knew he would die tomorrow and planned for the future as if he would live forever“ (zit. n. Kerr et al. [1960], 270). Auch für Weinmann fand S. sehr anerkennende und freundschaftliche Worte. Beide Freunde erwähnte er zudem im Vorwort des 1962 erschienen Lehrbuchs „Orban’s Oral Histology and Embryology“: „I cannot close these remarks without paying tribute to Balint Orban and Joseph P. Weinmann. Dental research has suffered an equally great loss with the death of Dr. Weinmann, whose wide knowledge and critical counsel were essential in the planning and editing of this book“ (Sicher [1962], Vorwort). Daneben zählte S. auch den Kieferorthopäden Albin Oppenheim zu seinen Freunden. In Österreich war S. 1931 Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, Anfang der 1930er Jahre Vizepräsident der Zahnärztlichen Gesellschaft in Wien und 1935 stellvertretender Delegierter im Landessanitätsrat gewesen. 1952 erhielt er das Ehrendoktorat der Loyola University in Chicago, 1962 die „Alpha Omega Archievement Medal“ der Alpha Omega International Dental Fraternity sowie den „Samuel Charles Miller Award“ der American Academy of Dental Medicine. 1963 erfolgte eine Erneuerung seines Doktordiploms durch die Universität Wien „in recognition of his achievements in head and neck anatomy“ (Christen/Christen [2003], 100). 1964 wurde er Ehrenmitglied der American Dental Association, 1966 erhielt er den „Albert H. Ketcham Memorial Award“ der American Association of Orthodontics, den er seinem
Mentor Tandler sowie seinem verstorbenen Kollegen und Freund Albin Oppenheim widmete. 1967 war S. erster Träger des „Isaac Schour Memorial Award“ der International Association for Dental Research für den Beitrag „The loose connective tissue“ (Sicher [1967], 1223), 1970 wurde er mit dem „Gold Medal Award“ und dem „Orban Memorial Award“, jeweils verliehen von der American Academy of Periodontology, geehrt. Er war außerdem Ehrenmitglied der Omicron Kappa Upsilon und der Finish Dental Society sowie Visiting Professor an der Dental School der University of Puerto Rico. Als Opfer nationalsozialistischen Unrechts hatte S. Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung durch das demokratische Nachkriegsösterreich, die er vor Ort beantragen musste. So stellte er 1956 in Wien einen Antrag auf offizielle Entschädigung beim Hilfsfonds für politisch Verfolgte, die einen ständigen Wohnsitz im Ausland hatten. In seinem Schreiben vom 4. September 1956 schrieb S., dass er aus rassischen Gründen unter dem Regime des Nationalsozialismus verfolgt worden sei und seine Stellung als Universitätsprofessor wie auch seine Privatpraxis verloren habe. Letztlich wurden ihm 1958 und 1959 Entschädigungen in Höhe von 9.300 bzw. 9.700 Schilling zugesprochen. Privat spielte S. die erste Geige in einem Violinquartett. Außerdem betätigte er sich als Lepidopterist: Seit März 1949 war S. engagiertes Mitglied der Lepidopterist’s Society. Er studierte und sammelte Schmetterlinge, verfasste darüber hinaus aber auch wissenschaftliche Beiträge im „Journal of the Lepidopterist’s Society“. Im höheren Alter vermachte er seine Schmetterlingssammlung der Chicago Academy of Sciences; sie wurde bis mindestens 2007 im „Butterfly Lab“ des Peggy Notebaert Nature Museum in Chicago ausgestellt. S.s Ehefrau Lydia hatte ebenfalls in Wien Medizin studiert. Sie hatte 1916 promoviert und anschließend – ebenfalls an der Universität Wien – Zoologie studiert, wo sie 1922 zum Dr. phil. promoviert worden war. Anschließend hatte sie von 1926 bis 1932 als Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie an der Psychiatrisch-neurologischen Universitätsklinik Wien unter Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) und seinem Nachfolger
Sicher, Harry
Otto Pölzl (1877–1962) gewirkt. Sie wurde zu einer Schülerin und Vertrauten von Alfred Adler (1870–1937) und erlangte in den USA große Erfolge als Psychotherapeutin, Fachautorin und Fachpolitikerin. Sie schrieb mehr als 240 psychiatrische Beiträge, wurde Vizepräsidentin der American Society of Adlerian Psychology und gründete in Los Angeles das Institute for Individual Psychology und die erste „Adlerian Group“. Zu Alfred Adler entwickelte S. ebenso wie seine Ehefrau eine enge freundschaftliche Beziehung: „Almost immediately, both she and her husband became Adler’s most true and devoted friends and adherents“ (Christen/Christen [2003], 96). S. verstarb am 9. September 1974 im Illinois Masonic Hospital; er hinterließ keine Kinder. Die zahlreichen Nachrufe auf ihn fallen ausnahmslos hymnisch aus. Besonders pointiert erscheint der Schlusssatz von Daniel Grant: „He was approachable to students, a counselor to those who sought him, a friend to many. He had more brains than books, more sense than education, more courage than politeness. It is true that no man is indispensable, but some cannot be replaced“ (Grant [1975], 20). 1975 wurde S. Namensgeber des „Harry Sicher First Research Essay Award“ der American Association of Orthodontics. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Orale bzw. dentale Anatomie; orale Histologie und Embryologie; Lokalanästhesie; Kieferorthopädie (Knochen- und Kieferentwicklung); Stellungsanomalien; Entwicklung des Kieferknochens, Wachstum des Schädels; Zahndurchbruch Publikationen (Auswahl): Entwicklungsgeschichte der Kopfarterien von Talpa europaeus, Morph. Jahrb. 44 (1912), 465–487; Einseitige Nasenstenose durch eine Follikularzyste des Oberkiefers, Österr.-Ungar. Vierteljahresschr. Zahnheilk. 30 (1914), 397–399 (zus. mit F. Péter); Entgegnungen zur vorstehenden Arbeit R. Landsbergers, Dtsch. Monatsschr. Zahnheilk. 32 (1914), 783–785 (zus. mit F. Péter); Kritische Bemerkungen zu der Arbeit R. Landsbergers „Kreislauf und Kreislaufstörungen im Kiefer und Zahngewebe“, Dtsch. Monats-
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schr. Zahnheilk. 32 (1914), 388–394 (zus. mit F. Péter); Radikuläre Zyste des Unterkiefers, Österr.-Ungar. Vierteljahresschr. Zahnheilk. 30 (1914), 399–403 (zus. mit F. Péter); Über retinierte Zähne, Österr. Z. Stomatol. 11 (1914), 185–187 (zus. mit F. Péter); Die perkutane Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior, Österr.-Ungar. Vierteljahresschr. Zahnheilk. 31 (1915), 36–39 (zus. mit B. Klein); Ein Fall von Fehlen der beiden ersten oberen Molaren bei Macacus nemestrinus, Wien. Vierteljahresschr. Zahnheilk. 36 (1920), 1–4; Anatomie und Technik der Leitungsanästhesie im Bereiche der Mundhöhle. Ein Lehrbuch für den praktischen Zahnarzt (1920 und 1925); Bau und Funktion des Fixationsapparates der Meerschweinchenmolaren, Z. Stomatol. 21 (1923), 1–15; Über die Fixation und das Wachstum dauernd wachender Zähne, Correspbl. Zahnärzte 49 (1925), 1–7; Histologie, Fortschr. Zahnheilk. 1 (1925), 291–300 sowie 2 (1926), 267–274 sowie 3 (1927), 252–264 sowie 4 (1928), 255–271 sowie 6 (1930), 235–244 sowie 7 (1931), 263–274; Anatomie für Zahnärzte (1928) (zus. mit J. Tandler); Professor Dr. Hans Pichler, Z. Stomatol. 28 (1930), 372–373; Dr. Isak Robinsohn gestorben, Z. Stomatol. 30 (1932), 649; In memoriam Leo Fleischmann, Z. Stomatol. 30 (1932), 162; Quantity in ontogenesis and phylogenesis of teeth, J. Dent. Res. 15 (1935), 198–199; Über das Zähneziehen (1937); Tooth eruption: axial movement of teeth with limited growth, J. Dent. Res. 21 (1942), 395–402; Tooth eruption: the axial movement of continuously growing teeth, Int. Dent. J. 21 (1942), 201–210 sowie 395–401; Amelogenesis, J. Am. Coll. Dent. 10 (1943), 13–22 (zus. mit B. Orbán und J. Weinmann); Bone growth and physiologic tooth movement, Am. J. Orthod. 30 (1944), 109–132 (zus. mit J. Weinmann); Masticatory apparatus of the giant panda and the bears, Field Mus. Nat. Hist. Zool. Series 29 (1944), 61–73; Masticatory apparatus of the sloths, Field Mus. Nat. Hist. Zool. Series 29 (1944), 161–168; The oral mucosa, J. Dent. Educ. 10 (1945), 94–103 (zus. mit B. Orbán) sowie Discussion by I. Schour 11 (1946), 163–164; The anatomy of mandibular anesthesia, J. Am. Dent. Assoc. 33 (1946), 1541– 1557; The growth of the mandible, J. Dent. Res. 25 (1946), 158; The oral mucosa, J. Dent. Educ.
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Biografische Portraits
10 (1946), 163 (zus. mit B. Orbán); Correlation of active and passive eruption, Bur 46 (1946), 128–132, (zus. mit J. Weinmann); The biology of dentin, Bur 46 (1946), 121–127; Bone and Bones. Fundamentals of Bone Biology (1947, 2. Aufl. 1955) (zus. mit J. Weinmann); The growth of the mandible, Am. J. Orthod. 33 (1947), 30–35; Some aspects of the anatomy and pathology of the temporomandibular articulation, NY State Dent. J. 14 (1948), 451–469; Temporomandibular articulation in mandibular over closure, Am. Dent. Assoc. 36 (1948), 131–139; Temporomandibular articulation in mandibular overclosure, J. Am. Dent. Assoc. 36 (1948), 131–139; Oral Anatomy (1949, bis 1988 Aufl. z. T. zus. mit E. Lloyd DuBrul); Some principles of bone pathology, J. Oral Surg. (Chic.) 7 (1949), 104–117; Discussion of Dr. E. R. Granger’s article „Bio-mechanics of periodontal disease“, J. Periodontol. 22 (1951), 55–58 (zus. mit B. Orbán); Functional anatomy of the temporomandibular articulation, Aust. J. Dent. 55 (1951), 73–85; The filiform and the conical papillae of the tongue in the white rat, Anat. Rec. 110 (1951), 275–288 (zus. mit H. Kutuzov); Traumatic mandibular bone cysts, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 4 (1951), 1160–1172 (zus. mit E. Olech und J. Weinmann); Anatomy and function of the palate in the white rat, Anat. Rec. 114 (1952), 67–84 (zus. mit H. Kutuzov); Functional anatomy of the temporo-mandibular articulation, Dent. Aust. 24 (1952), 1–14; The effect of single doses of irradiation upon the tissues of the upper rat incisor, J. Dent. Res. 31 (1952), 559–574 (zus. mit H. Medak, M. Weinreb, J. Weinmann und I. Schour); Comparative anatomy of the mucosa of the tongue and the palate of the laboratory mouse, Anat. Rec. 116 (1953), 409–425 (zus. mit H. Kutuzov); The biology of attrition, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 6 (1953), 406–412; Positions and movements of the mandible, J. Am. Dent. Assoc. 48 (1954), 620–625; Problems of pain in dentistry, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 7 (1954), 149–160; Structural and functional basis for disorders of the temporomandibular articulation, J. Oral Surg. (Chic.) 13 (1955), 275–279; The terminology of the so-called traumatic bone cyst, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 8 (1955), 962 (zus. mit E. Olech und J. Weinmann); Tissue reaction
in surgical defects of palate in macaca rhesus, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 11 (1958), 20– 25 (zus. mit J. Weinmann und B. Sarnat); Changing concepts of the supporting dental structures, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 12 (1959), 31– 35; Obituary: Balint J. Orban, J. Periodontol. 31 (1960), 251–252; Obituary: Joseph P. Weinmann, J. Periodontol. 31 (1960), 252–253; The structure of the temporomandibular joint, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 13 (1960), 1203–1213 (zus. mit N. Choukas); Anatomy and oral pathology, Oral Surg. Oral Med. Oral Pathol. 15 (1962), 1264– 1269; [Orban’s] Oral Histology and Embryology (1962, 1966 sowie 1972) (zus. mit B. Orbán); Temporomandibular articulation: concepts and misconceptions, J. Oral Surg. Anesth. Hosp. Dent. Serv. 20 (1962), 281–284; Changing concepts in oral biology, Alpha Omegan 58/2 (1965), 111–113; Mucopolysaccharides in the epithelial attachment, J. Dent. Res. 44 (1965), 451 (zus. mit P. Toto); X-ray and alizarin studies on the effect of bilateral condylectomy in the rat, Angle Orthod. 35 (1965), 138–148 (zus. mit A. Das und J. Meyer); Eruption of teeth through the oral mucosa, Periodontics 4 (1966), 29–32 (zus. mit P. Toto); Isaac Schour Memorial Reward for research and teaching in anatomical sciences: the loose connective tissue, J. Dent. Res. 46 (1967), 1226; Presentation of the Albert H. Ketcham Memorial Award to Harry Sicher by Nathan Gaston, president of the American Board of Orthodontics. Response by Harry Sicher to the presentation of the Albert H. Ketcham Memorial Award, Am. I. Orthod. 54 (1968), 380–383; The rare isolated fracture of the coronoid process of the mandible, Plast. Reconstr. Surg. 46 (1970), 168–172 (zus. mit P. Natvig und P. Fodor); Status of research in cleft palate: anatomy and physiology I, Cleft Palate J. 11 (1974), 471–492 (zus. mit D. Dickson, J. Grant, E. Dubrul und J. Paltan); Status of research in cleft lip and palate: anatomy and physiology II, Cleft Palate J. 12 (1975), 131–156 (zus. mit D. Dickson, J. Grant, E. Dubrul und J. Paltan) Quellen/Literatur: Archiv der SPSL, University of Oxford, New Bodleian Library, Department of Special Collections and Western Manuscripts, SPSL 373/5 u. SPSL 441/5; NARA RG 21/593882 [P]; ÖStA/
Silberberg, Martin
AVA BMf U 4 G Med., 8664/1920 u. 29 A, Titel, 14210/1933; UAW Med. Dekanat GZ 978 ex 1909/10, GZ 65 ex 1914/15, GZ 1386 ex 1915/16, GZ 1972 ex 1917/18, GZ 1608 ex 1917/18; GZ 2009 ex 1917/18, GZ 1339 ex 1918/19, GZ 1488 ex 1918/19, GZ 725 ex 1920/21, GZ 552 ex 1927/28, GZ 434 ex 1931/32, GZ 267 ex 1932/33, GZ 677 ex 1937/38 Adreßkalender der Zahnärzte (1922), Teil C, 343; Reichsverband Österreichischer Zahnärzte (1933), 18; Reichsverband Österreichischer Zahnärzte (1936), 44; Deutsches Zahnärzte-Buch (1938), Teil B, 246; Dentos (1943), 10, 73; Euler (1949), 91; Chicago Dental Society (1952); Loos (1959), [P]; Kerr et al. (1960), 270; Sicher (1960); Sicher (1962); Sicher (1967); Wolf (1967a), 207; Kocher (1973), 156–169, 217–218; Chicago Dental Society (1975); Gowgiel (1975), 127 [P], 145; Grant (1975) [P]; Loos (1975); Scheckel (1976), 144, 173–174; Merinsky (1980), 223; Goldstein (1985); Stiebitz (1986), 472–473; Mühlberger (1993), 32; Hoffmann-Axthelm (1995), 183; Österreicher im Exil (1995), Bd. 1, 501; Kremenak/Squier (1997) [P]; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 292; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 2, 997; Christen/Christen (2003); Heinrich (2006), 52, 60; Hossein (2006); Schmalbuch (2006), 19–20; Zamet (2006), 405; Graf (2007), 8, 91–92; Luan/ Diekwisch (2007); Missbichler (2007); Wahl (2007), 66; Zamet (2007), 6–7, 37, 56, 74–76, 233–236, 241, 247, 263, 281, 338; Lauber (2008) [P]; Hohmann (2009), 134; Redzepovic (2009), 29, 131–138; Zamet (2009), 483; Carranza (2012), 6; Haririan et al. (2019), 66; Posch [2021c] [P]; Schunck/Gross (2021a) [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5, 10, 13
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Silberberg, Martin
Privatdozent, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Experimentalpathologe * 11. Oktober 1895 in Rybnik/Schlesien (heute: Rybnik, Polen) † 12. April 1966 in St. Louis/Missouri, USA Vaterberuf: Landarzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1919 Promotion zum Dr. med. an der Universität Breslau; praktisches Jahr an verschiedenen Militärhospitälern; 1920 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Breslau (bis 1933); 1927 Ernennung zum Privatdozenten ebenda; 1928 Rockefeller Traveling Fellowship, hier: Forschungsaufenthalte in den USA und in Japan (bis 1929); 1933 Entlassung und fortan Leiter des Pathologischen Laboratoriums am Jüdischen Krankenhaus Breslau (bis 1934); 1934 Emigration nach Kanada, dort Carnegie Fellow an der Dalhousie University in Halifax/Nova Scotia, Kanada (bis 1936); 1936 kurzzeitige Tätigkeit an der Universität von Panama; 1937 Research Assistant am Department of Pathology der Washington University School of Medicine in St. Louis/Missouri bei Leo Loeb (1869–1959) (bis 1941); 1941 Research Assistant am Department of Pathology der New York University (bis 1944); 1945 Senior Pathologist am City Hospital und Instructor in Pathology an der Washington University School of Medicine in St. Louis/Missouri (bis 1966) Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1933 im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung
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des Berufsbeamtentums“ aus seiner Stellung am Pathologischen Institut der Universität Breslau entlassen. Fortan war er bis 1934 als Leiter des Pathologischen Laboratoriums am Jüdischen Krankenhaus Breslau tätig. Vor dem Hintergrund der zunehmenden antisemitischen Entrechtung entschlossen sich S. und seine Frau Ruth, geborene Katzenstein (1906–1997), eine frühere Schülerin von S., die er im Dezember 1933 in Breslau geheiratet hatte, 1934 zur Emigration. Dabei kamen S. Kontakte zu Leo Loeb zu Gute, die er als Rockefeller Fellow 1928 geknüpft hatte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau ging S. zunächst nach Kanada, wo die beiden an der Abteilung für Pathologie der Dalhousie University in Halifax/Nova Scotia tätig wurden – Martin als Carnegie Fellow, Ruth als Volontärin. Nach einem kurzen Aufenthalt in Panama im Jahr 1936 emigrierten beide im Januar 1937 in die USA und ließen sich in St. Louis/ Missouri nieder, wo sie am Department of Pathology der Washington University School of Medicine bei Leo Loeb eine Anstellung fanden. 1943 wurden sie US-amerikanische Staatsbürger. S.s Frau Ruth beschrieb die Zeit von der allmählichen Einflussnahme der Nationalsozialisten bis zur Emigration in einem Interview 1976 wie folgt: „We saw it come gradually. The philosophy, if you can call it philosophy, of Nazism took root first among the lower employees, [who] were, in part, former soldiers. They always had grudges against the ruling group, so this is where it started. The second group to be affected, I think, were the laboratory technicians, and then it slowly crept into the academic staff, too. Our head of department was an old conservative who always used to say, ‚Don’t worry, we’ll take care of Hitler.‘ Well, everybody knows how the conservatives did take care of Hitler. During the last year, I would say, from 1932 on, it became clearer and clearer to us that we would have to leave. […] We left in 1934 and we had no problems. Of course, we had our passports stamped with a ‚J‘, we had to report our departure and so on, but we were not molested personally. […] We left with just a suitcase and my husband’s cello. […] We were not molested at all; we made a little trip to Italy and France and then we came
over to this country – to Canada“ (Silberberg [1976]). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. war ausgesprochen publikationsstark und vielseitig. Er forschte und publizierte seit seiner Emigration kontinuierlich gemeinsam mit seiner Frau Ruth, die seit 1950 Assistant Professor, seit 1957 Associate Professor am Department of Pathology der Washington University School of Medicine war. Seiner (rund zehn Jahre jüngeren) Frau gelang in den USA ein wissenschaftlicher Aufstieg, der ihm in dieser Ausprägung versagt geblieben war: zwei Jahre nach S.s Tod im Jahr 1966 wurde sie Full Professor. S. wurde im New Mount Sinai Cemetery and Mausoleum in Affton (St. Louis County, Missouri) bestattet. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie des Skelettwachstums und des Alterns; hormonelle und ernährungsbedingte Faktoren sowie Pathogenese der Osteoarthritis; Rolle des Alters bei Karzinogenese und Leukomogenese Publikationen (Auswahl): Über doppelseitige maligne Mammatumoren, zugleich ein Beitrag zur Kasuistik mehrfacher bösartiger Geschwülste, Bruns Beitr. Klin. Chir. 120 (1920), 427–441; Zur Lehre von der Adenombildung aus Regeneraten, studiert an einem Fall von Schrumpfniere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 232 (1921), 368–380; Über die pathologische Anatomie der Myatonia congenita und die Muskeldystrophien im Allgemeinen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 242 (1923), 42–57; Die anatomischen Grundlagen der neuromyopathischen Erkrankungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 247 (1924), 496–519; Pathologie und Klinik der Periarteriitis nodosa und Arteriitis syphilitica, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 252 (1924), 240–251 (zus. mit A. Lublin); Die perirenale Hydronephrose, ihre Entstehung und Beziehung zum perirenalen Hämatom, Bruns Beitr. Klin. Chir. 130 (1924), 374–392 (zus. mit H. Coenen); Xanthome und Xanthob-
Silberberg, Martin
lastome, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 56–62; Das Verhalten des aleukocytäten und vital gespeicherten Körpers gegenüber der septischen Allgemeininfektion als Beitrag zur Entzündungs- und Monocytenlehre, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 267 (1928), 483–550; Versuche über die örtliche Entstehung von Blut- und Entzündungszellen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 269 (1928), 289–324 (zus. mit G. Orzechowski); Untersuchungen über die Entwicklung der Makrophagen, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 23 (1928), 456–458; Klinisches und Experimentelles zur Nirvanoltherapie bei der Chorea minor im Kindesalter. II. Pathologisch-anatomischer Teil, Jahrb. Kinderheilk. 122 (1928), 35–45; Entzündungsversuche an embryonalem Gewebe, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 270 (1928), 667–671; Zur Frage der Plexusbestrahlung bei chronischem Hirndruck, Bruns Beitr. Klin. Chir. 145 (1929), 285–303 (zus. mit M. Haas und L. Heidrich); Effects of combined administration of extracts of anterior lobe of pituitary and of potassium iodide on thyroid gland, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 27 (1929), 166–169; Die zellbildende Fähigkeit des Gefäßendothels, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 25 (1930), 144–147; Aseptische Entzündungsversuche an lymphoidem Gewebe, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 274 (1930), 820–834; Die Weiterentwicklung der sogenannten Alveolarepithelien bei der Lungentuberkulose, Verh. Dtsch. Pathol. Ges. 26 (1931), 114–118, 136–137 (zus. mit F. Henke); Untersuchungen über das Vorkommen von Thymonucleinsäure in ausgepflanzten und embryonalen Geweben, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 283 (1932), 186–189 (zus. mit K. Veit); Septisch-allergische Gefäßerkrankung, Jahrb. Kinderheilk. 139 (1933), 359– 376 (zus. mit K. Klinke); Das Verhalten von Schilddrüsengewebe unter dem Einfluss mehrfacher gleichzeitig wirkender Wachstumsreize, Schweiz. Med. Wochenschr. 15 (1934), 903–905; Behavior of transplanted spleen with special reference to the tissue differential of hemopoetic organs, Arch. Pathol. 20 (1935), 211–216; Progess and value of tissue culture, N. S. Med. Bull. 14 (1935), 455–460; Effects of extract of cattle anterior pituitary gland on endochondral ossifica-
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tion in young guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 32 (1935), 1423–1425; Recent investigations on the effect of so-called anti-inflammatory substances, Can. Med. Assoc. J. 33 (1935), 418–421; Influence of acid extract of cattle anterior pituitary gland on bone repair in young guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 33 (1935), 177–179 (zus. mit R. Silberberg); Effect of acid extract of cattle anterior pituitary on bone repair in thyroidectomized guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 34 (1936), 108–110 (zus. mit R. Silberberg); Effects of extract of cattle ant. pituitary on endochondral ossification in thyroidectomized young guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 34 (1936), 554–558; Multiple myeloma of hemocytoblastic type, Arch. Pathol. 21 (1936), 578–583 (zus. mit R. P. Smith); Effect of cattle anterior pituitary extract on bone and cartilage of the joint (acromegalic arthropathia), Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 34 (1936), 333–334; Tissue culture with special reference to pathology, Arch. Pathol. 21 (1936), 663–698; Influence of cattle ant. pituitary extract on the joints of thyroidectomized guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 35 (1936), 66–67; Changes in ribs of guinea pigs following administration of cattle anterior pituitary extract (acromegalic rosary), Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 36 (1937), 623–625 (zus. mit R. Silberberg); Influence of cattle anterior pituitary extract on endochondral ossification in young ovariectomized guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 37 (1937), 446–450 (zus. mit R. Silberberg); Effects of anterior pituitary implants and extracts on epiphyses and joints of immature female guinea pigs, Arch. Pathol. 26 (1938), 1208–1225 (zus. mit R. Silberberg); The effects of thyroid feeding on growth processes and retrogressive changes in bone and cartilage of the immature guinea pig, Growth 2 (1938), 327–333 (zus. mit R. Silberberg); The causes and mechanisms of thrombosis, Physiol. Rev. 18 (1938), 197–228; The growth and retrogressive changes in cartilage and bone of the guinea pig produced by potassium iodide, Growth 2 (1938), 369–374 (zus. mit R. Silberberg); Growth processes in cartilage and bone subsequent to gonadectomy and administration of anterior pituitary extract of cattle in immature male and female guinea pigs, Am. J. Pathol. 15 (1939), 55–71 (zus. mit R. Silberberg); Action of
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estrogen on skeletal tissues of immature guinea pigs, Arch. Pathol. 28 (1939), 340–360 (zus. mit R. Silberberg); A comparison of the effects of anterior pituitary hormone on skeletal tissues of young and mature guinea pigs, Am. J. Pathol. 15 (1939), 547–559 (zus. mit R. Silberberg); Effects of potassium iodide on bone and cartilage in thyroidectomized immature guinea pigs, Arch. Pathol. 28 (1939), 846–850 (zus. mit R. Silberberg); Effects of prolonged injections of bovine anterior pituitary extract on bone and cartilage of guinea pigs, Arch. Pathol. 29 (1940), 355–367 (zus. mit R. Silberberg); Effects of ovariectomy and long continued administration of anterior pituitary extract of cattle on the growth of cartilage and bone of immature guinea pigs, Am. J. Pathol. 16 (1940), 491–504 (zus. mit R. Silberberg); The effect of thyroidectomy and administration of anterior pituitary extract of cattle on the growth of cartilage and bone of immature guinea pigs, Am. J. Pathol. 16 (1940), 505–524 (zus. mit R. Silberberg); The response of cartilage and bone of the newborn guinea pig to stimulation by various hormones (anterior hypophyseal extract, estrogen, thyroxin), Anat. Rec. 78 (1940), 549–558 (zus. mit R. Silberberg); Changes in cartilage and bone of immature female guinea pigs due to undernourishment with consideration of the processes of repair following a period of refeeding, Arch. Pathol. 30 (1940), 675–688 (zus. mit R. Silberberg); Age changes of bones and joints in various strains of mice, Am. J. Anat. 68 (1941), 69–95 (zus. mit R. Silberberg); Effects of syngenesiotransplants and of extracts of the anterior lobe of the bovine hypophysis on the age changes in the long bones and joints of mice, Am. J. Pathol. 17 (1941), 189–210 (zus. mit R. Silberberg); Response of cartilage and bone of growing mice to testosterone propionate, Arch. Pathol. 32 (1941), 85–95 (zus. mit R. Silberberg); Further investigations concerning the influence of estrogen on skeletal tissues, Am. J. Anat. 69 (1941), 295–331 (zus. mit R. Silberberg); The difference in the response of skeletal tissues to estrogen in mice of various ages, Anat. Rec. 80 (1941), 347–371 (zus. mit R. Silberberg); Effects of the „growth hormone“ of the anterior hypophysis (Antuitrin G) on the skeleton of mice and guinea pigs, Am. J. Pathol. 18 (1942), 1141–1157
(zus. mit R. Silberberg); The effects of parathyroid hormone and calcium gluconate on the skeletal tissues of mice, Am. J. Pathol. 19 (1943), 839–859 (zus. mit R. Silberberg); The influence of the endocrine glands on growth and aging of the skeleton, Arch. Pathol. 36 (1943), 512–534 (zus. mit R. Silberberg); Effects of potassium iodide on the skeletal tissues of growing mice, Am. J. Pathol. 20 (1944), 329–339 (zus. mit R. Silberberg); Effects of 3,4 benzpyrene on wound repair in the skin of mice, Am. J. Pathol. 20 (1944), 809–822 (zus. mit R. Silberberg); The influence of sex and breeding on skeletal aging of mice, Anat. Rec. 91 (1945), 89–105 (zus. mit R. Silberberg); Further investigations of the effect of the male sex hormone on endochondral ossification, Anat. Rec. 95 (1946), 97–118 (zus. mit R. Silberberg); Skeletal changes caused by the combined administration of thyroxine and estrogen, Am. J. Pathol. 22 (1946), 1033–1045 (zus. mit R. Silberberg); Course of wound healing in the skin of mice under the influence of carcinogens, Arch. Pathol. 42 (1946), 193–205 (zus. mit R. Silberberg); Repair in the skin of guinea pigs subsequent to application of 20-Methylcholanthrene, Arch. Pathol. 43 (1947), 143–154 (zus. mit R. Silberberg); Growth and development of the long bones of castrate mice under the influence of thyroxine, Anat. Rec. 98 (1947), 181–192 (zus. mit R. Silberberg); Skeletal growth and ageing in rats receiving complete or restricted diets, Am. J. Anat. 81 (1947), 445–476 (zus. mit J. A. Saxton, Jr.); Skeletal effects of estrogenic hormone in growing vitamin C-depleted guinea pigs, Am. J. Pathol. 24 (1948), 1019–1037 (zus. mit R. Silberberg); A comparison of the skeletal effects of estrogenic hormone in vitamin C-depleted young and old guinea pigs, Anat. Rec. 102 (1948), 141– 160 (zus. mit R. Silberberg); Effect of 20-Methylcholanthrene on the transplantability of skin of mice, Arch. Pathol. 45 (1948), 722–741 (zus. mit R. Silberberg und B. Hulbert); Skeletal growth and development in mice fed a high protein diet, Arch. Pathol. 48 (1949), 331–341 (zus. mit R. Silberberg); Influence of age on mammary growth and involution in male mice treated with estrogen, Arch. Pathol. 48 (1949), 557–569 (zus. mit R. Silberberg); Skeletal growth and articular changes in mice receiving a high fat diet, Am. J.
Silberberg, Martin
Pathol. 26 (1950), 113–131 (zus. mit R. Silberberg); Mammary growth in orchidectomized mice grafted with anterior lobes of hypophyses and ovaries at various ages, Arch. Pathol. 49 (1950), 733–751 (zus. mit R. Silberberg); Effects of a high fat diet on the joints of aging mice, Arch. Pathol. 50 (1950), 828–846 (zus. mit R. Silberberg); Growth and articular changes in slowly and rapidly developing mice fed a high fat diet, Growth 14 (1950), 213–230 (zus. mit R. Silberberg); Skeletal growth, aging and osteoarthrosis: Effects of enriched diets and ovariectomy, Bull. Hosp. Joint. Dis. 12 (1951), 256–272 (zus. mit R. Silberberg); Degenerative joint disease in mice fed a high fat diet at various ages, Exp. Med. Surg. 10 (1952), 76–87 (zus. mit R. Silberberg); Significance of caloric intake and specific effects of high fat diets on skeletal growth and development of mice, Growth 16 (1952), 127–150 (zus. mit R. Silberberg und M. Opdyke); Keratomalacia and panophthalmitis in yellow mice, Am. J. Pathol. 29 (1953), 951–961 (zus. mit R. Silberberg); Skeletal effects of radio-iodine induced thyroid deficiency in mice as influenced by sex, age and strain, Am. J. Anat. 95 (1954), 263–289 (zus. mit R. Silberberg); Role of thyroid hormone in the pathogenesis of degenerative joint disease: effects of radiothyroidectomy and high fat diets, J. Bone Joint. Surg. Am. 37A (1955), 537–548 (zus. mit R. Silberberg); Diet and life span, Physiol. Rev. 35 (1955), 347–362 (zus. mit R. Silberberg); Faulty skeletal development in yellow mice, Anat. Rec. 124 (1956), 129–143 (zus. mit R. Silberberg); Lesions in yellow mice fed stock, high-fat, or high-carbohydrate diets, Yale J. Biol. Med. 29 (1957), 525–539 (zus. mit R. Silberberg); Einfluss einer fettreichen Kost auf die Entwicklung der Arthrosis deformans bei Kastrierten Mausen, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 22 (1959), 447–458 (zus. mit R. Silberberg); Aging and osteoarthritis of the human sternoclavicular joint, Am. J. Pathol. 35 (1959), 851–865 (zus. mit R. Silberberg, E. L. Frank und S. R. Jarrett); Ultrastructure of articular cartilage of mice of various ages, Am. J. Anat. 109 (1961): 251–275 (zus. mit R. Silberberg, A. Vogel und W. Wettstein); Ageing changes in cartilage and bone, in: Structural Aspects of Aging (1961), 87–108; Effects of diet during growth: studies in male mice
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of various strains, Pathol. Microbiol. 25 (1962), 56–66 (zus. mit R. Silberberg und S. R. Jarrett); Osteoarthrosis and osteoporosis in senile mice, Gerontologia 6 (1962), 91–101 (zus. mit R. Silberberg); Life-long continuous and intermittent administration of propylthiouracil in mice. Effects on thyroid, anterior hypophysis and joints, Pathol. Microbiol. 25 (1962), 840–851 (zus. mit R. Silberberg); Life cycle of articular cartilage cells: an electron microscopic study of the hip joint of the mouse, Am. J. Anat. 114 (1964), 17–47 (zus. mit R. Silberberg und D. Feir); Ultrastructure of articular cartilage of mice treated with somatotrophin (STH), J. Bone Joint. Surg. Am. 46 (1964), 766–780 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Pathogenesis of osteoarthrosis, Pathol. Microbiol. 27 (1964), 447–457 (zus. mit R. Silberberg); Submicroscopic response of articular cartilage of mice treated with estrogenic hormone, Am. J. Pathol. 46 (1965), 289–305 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Early effects of somatotrophin on the fine structure of articular cartilage, Anat. Rec. 151 (1965), 297–313 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Action of progesterone on endochondral ossification of mice, Exp. Med. Surg. 23 (1965), 157–168 (zus. mit R. Silberberg); Fine Structure of articular cartilage in mice receiving cortisone acetate, Arch. Pathol. 82 (1966), 569–582 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Articular cartilage of dwarf mice: Submicroscopic effects of somatotrophin, Pathol. Microbiol. 29 (1966), 137–155 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Response of articular cartilage of dwarf mice to insulin: Electron microscopic studies, Anat. Rec. 155 (1966), 577– 589 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Articular cartilage of dwarf mice: Light and electron microscopic studies, Acta Anat. 65 (1966), 275–298 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Effects of fasting and refeeding on the ultrastructure of articular cartilage, Pathol. Microbiol. 30 (1967), 283–302 (zus. mit R. Silberberg und M. Hasler); Submicroscopic changes in articular cartilage of mice treated with a cartilage-bone marrow extract, Exp. Med. Surg. 25 (1967), 46– 60 (zus. mit R. Silberberg); Effect of castration and intermittent administration of estrogen on knee joints and femoral shafts of male mice, Pathol. Microbiol. 33 (1969), 274–286 (zus. mit
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R. Silberberg); Age-linked modification of the effect of estrogen on joints and cortical bone of female mice, Gerontologia 16 (1970), 201–211 (zus. mit R. Silberberg); Steroids and bone, in: The Biochemistry and Physiology of Bone (1971), 402–484 Quellen/Literatur: NARA RG 21/5700802 [P] St. Louis Jewish Light, 23.07.1997, 18 Kürschner (1931), 2800; List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); Silberberg [1976]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1081; Sziranyi et al. (2019b), 4; Dubinsky [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5–7, 12 [P] Silberberg, geborene Katzenstein, Ruth
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanische Experimentalpathologin * 20. März 1906 in Kassel † 13. Juli 1997 in Jerusalem, Israel Vaterberuf: Fabrikant Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1925 Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., Berlin, Göttingen, Wien und Breslau (bis 1931); 1931 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Breslau mit dem Thema „Untersuchungen über die Umwandlungsfähigkeit der Lymphzellen“; Assistentin am Pathologischen Institut ebenda (bis 1933); 1933 Entlassung; Tätigkeit am Jüdischen Krankenhaus Breslau (bis 1934);
1934 Emigration nach Kanada, dort Forschungstätigkeit an der Dalhousie University in Halifax/Nova Scotia, Kanada (bis 1936); 1937 Forschungstätigkeit am Department of Pathology der Washington University School of Medicine in St. Louis/Missouri bei Leo Loeb (1869–1959) (bis 1941); 1941 Research Assistant und Dean’s Fellow am Department of Pathology der New York University (bis 1944); 1944 Acting Pathologist am Jewish Hospital in St. Louis/Missouri (bis 1946); 1945 Instructor in Pathology an der Washington University School of Medicine ebenda (bis 1950); 1946 Pathologist am Barnard Skin and Cancer Hospital ebenda (bis 1947); 1947 Senior Pathologist am City Hospital ebenda (bis 1959); 1950 Assistant Professor of Pathology an der Washington University School of Medicine ebenda (bis 1957); 1956 Senior Pathologist am Missouri Pacific Hospital ebenda (bis 1959); 1957 Associate Professor of Pathology an der Washington University School of Medicine ebenda (bis 1968); 1968 Professor of Pathology ebenda (bis 1975); 1969 Senior Pathologist am Barnes Jewish Hospital in St. Louis/Missouri (bis 1975); 1975 Emeritierung; Fortsetzung der medizinischen Forschung nach einer Emigration nach Jerusalem, Israel Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; ihr Vater war der jüdische Fabrikant Ludwig Katzenstein (* 1879), der später nach Israel emigrierte. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde S. 1933 im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus ihrer Stellung am Pathologischen Institut der Universität Breslau entlassen. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pathologen Martin S. (1895–1966), den sie im Dezember 1933 geheiratet hatte, war sie noch bis 1934 als Pathologin am Jüdischen Krankenhaus Breslau tätig. Vor dem Hintergrund der zunehmenden antisemitischen Entrechtung entschlossen sich die beiden 1934 zur Emigration. Gemeinsam gingen sie zunächst nach Kanada, wo sie an der Abteilung für Pathologie der Dalhousie University in Halifax/Nova Scotia tätig wurden – Martin S. als Carnegie Fellow, Ruth S. als Volontärin. Nach einem kurzen Aufenthalt in Panama im Jahr 1936 emigrierten
Silberberg, Ruth
beide im Januar 1937 in die USA und ließen sich in St. Louis/Missouri nieder, wo sie am Department of Pathology der Washington University School of Medicine bei Leo Loeb eine Anstellung fanden. 1943 wurden sie US-amerikanische Staatsbürger. S. beschrieb die Zeit von der allmählichen Einflussnahme der Nationalsozialisten bis zur Emigration in einem Interview 1976 mit den Worten: „We saw it come gradually. The philosophy, if you can call it philosophy, of Nazism took root first among the lower employees, [who] were, in part, former soldiers. They always had grudges against the ruling group, so this is where it started. The second group to be affected, I think, were the laboratory technicians, and then it slowly crept into the academic staff, too. Our head of department was an old conservative who always used to say, ‚Don’t worry, we’ll take care of Hitler.‘ Well, everybody knows how the conservatives did take care of Hitler. During the last year, I would say, from 1932 on, it became clearer and clearer to us that we would have to leave. […] We left in 1934 and we had no problems. Of course, we had our passports stamped with a ‚J‘, we had to report our departure and so on, but we were not molested personally. […] We left with just a suitcase and my husband’s cello. […] We were not molested at all; we made a little trip to Italy and France and then we came over to this country – to Canada“ (Silberberg [1976]). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. forschte und publizierte kontinuierlich gemeinsam mit ihrem Mann Martin, den sie bereits in Breslau als akademischen Lehrer kennengelernt hatte. Nach seinem Tod 1966 setzte sie die gemeinsame Forschung zur Pathologie des Alterns an der Washington University School of Medicine fort und wurde hier 1966 zum Full Professor berufen – ein wissenschaftlicher Aufstieg, der ihrem Mann in den USA nicht mehr vergönnt war. S. war Mitglied der American Society for Experimental Pathology, der Society for Experimental Biology and Medicine, der Geronotological Society of America, der Society for Developmental Biology, der American Society of Human
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Genetics sowie der St. Louis Pathological Society. 1972 nahm sie an einem geriatrischen Symposium in Ulm teil und hielt 1974 Gastvorträge am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Nach ihrer Emeritierung im Jahr 1975 emigrierte S. nach Israel, wo sie in Jerusalem weiterhin in der medizinischen Forschung aktiv blieb. Sie verstarb 1997 im Alter von 91 an den Folgen einer Krebserkrankung. Sie wurde im New Mount Sinai Cemetery and Mausoleum in Affton (St. Louis County, Missouri) bestattet – neben den sterblichen Überresten ihres Ehemannes. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie des Skelettwachstums und des Alterns; hormonelle und ernährungsbedingte Faktoren sowie Pathogenese der Osteoarthritis; Rolle des Alters bei Karzinogenese und Leukämogenese; Morbus Recklinghausen; Lymphzellen; Zwergwuchs; Hypophysen(dys)funktionen Publikationen (Auswahl): Untersuchungen über die Umwandlungsfähigkeit der Lymphzellen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 281 (1931), 172–190 (zugl. Diss.); Über innere Recklinghausensche Krankheit (Endotheliome, Neurinome, Gliome, Gliose, Hydromyelie), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 286 (1932), 42–61; Zwergwuchs als Folge angeborener Syphilis des Hirnanhangs, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 239 (1933), 222–240; Influence of acid extract of cattle anterior pituitary gland on bone repair in young guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 33 (1935), 177–179 (zus. mit M. Silberberg); Effect of acid extract of cattle anterior pituitary on bone repair in thyroidectomized guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 34 (1936), 108–110 (zus. mit M. Silberberg); Changes in ribs of guinea pigs following administration of cattle anterior pituitary extract (acromegalic rosary), Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 36 (1937), 623–625 (zus. mit M. Silberberg); Influence of cattle anterior pituitary extract on endochondral ossification in young ovariectomized guinea pigs, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 37 (1937), 446– 450 (zus. mit M. Silberberg); Effects of anterior pituitary implants and extracts on epiphyses and
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joints of immature female guinea pigs, Arch. Pathol. 26 (1938), 1208–1225 (zus. mit M. Silberberg); Growth processes in cartilage and bone subsequent to gonadectomy and administration of anterior pituitary extract of cattle in immature male and female guinea pigs, Am. J. Pathol. 15 (1939), 55–71 (zus. mit M. Silberberg); Action of estrogen on skeletal tissues of immature guinea pigs, Arch. Pathol. 28 (1939), 340–360 (zus. mit M. Silberberg); A comparison of the effects of anterior pituitary hormone on skeletal tissues of young and mature guinea pigs, Am. J. Pathol. 15 (1939), 547–559 (zus. mit M. Silberberg); Effects of prolonged injections of bovine anterior pituitary extract on bone and cartilage of guinea pigs, Arch. Pathol. 29 (1940), 355–367 (zus. mit M. Silberberg); Effects of ovariectomy and long continued administration of anterior pituitary extract of cattle on the growth of cartilage and bone of immature guinea pigs, Am. J. Pathol. 16 (1940), 491–504 (zus. mit M. Silberberg); Effect of thyroidectomy and administration of anterior pituitary extract of cattle on the growth of cartilage and bone of immature guinea pigs, Am. J. Pathol. 16 (1940), 505–524 (zus. mit M. Silberberg); Changes in cartilage and bone of immature female guinea pigs due to undernourishment with consideration of the processes of repair following a period of refeeding, Arch. Pathol. 30 (1940), 675–688 (zus. mit M. Silberberg); Age changes of bones and joints in various strains of mice, Am. J. Anat. 68 (1941), 69–95 (zus. mit M. Silberberg); Effects of syngenesiotransplants and of extracts of the anterior lobe of the bovine hypophysis on the age changes in the long bones and joints of mice, Am. J. Pathol. 17 (1941), 189–210 (zus. mit M. Silberberg); Further investigations concerning the influence of estrogen on skeletal tissues, Am. J. Anat. 69 (1941), 295–331 (zus. mit M. Silberberg); The difference in the response of skeletal tissues to estrogen in mice of various ages, Anat. Rec. 80 (1941). 347–371 (zus. mit M. Silberberg); Effects of the „growth hormone“ of the anterior hypophysis (Antuitrin G) on the skeleton of mice and guinea pigs, Am. J. Pathol. 18 (1942), 1141–1157 (zus. mit M. Silberberg); The effects of parathyroid hormone and calcium gluconate on the skeletal tissues of mice, Am. J. Pathol. 19 (1943), 839–859 (zus. mit M. Silber-
berg); The influence of the endocrine glands on growth and aging of the skeleton, Arch. Pathol. 36 (1943), 512–534 (zus. mit M. Silberberg); Effects of 3,4 benzpyrene on wound repair in the skin of mice, Am. J. Pathol. 20 (1944), 809–822 (zus. mit M. Silberberg); The influence of sex and breeding on skeletal aging of mice, Anat. Rec. 91 (1945), 89–105 (zus. mit M. Silberberg); Further investigations of the effect of the male sex hormone on endochondral ossification, Anat. Rec. 95 (1946), 97–118 (zus. mit M. Silberberg); Skeletal changes caused by the combined administration of thyroxine and estrogen, Am. J. Pathol. 22 (1946), 1033–1045 (zus. mit M. Silberberg); Course of wound healing in the skin of mice under the influence of carcinogens, Arch. Pathol. 42 (1946), 193–205 (zus. mit M. Silberberg); Repair in the skin of guinea pigs subsequent to application of 20-Methylcholanthrene, Arch. Pathol. 43 (1947), 143–154 (zus. mit M. Silberberg); Growth and development of the long bones of castrate mice under the influence of thyroxine, Anat. Rec. 98 (1947), 181–192 (zus. mit M. Silberberg); Skeletal effects of estrogenic hormone in growing vitamin C-depleted guinea pigs, Am. J. Pathol. 24 (1948), 1019–1037 (zus. mit M. Silberberg); A comparison of the skeletal effects of estrogenic hormone in vitamin C-depleted young and old guinea pigs, Anat. Rec. 102 (1948), 141–160 (zus. mit M. Silberberg); Effect of 20-Methylcholanthrene on the transplantability of skin of mice, Arch. Pathol. 45 (1948), 722– 741 (zus. mit M. Silberberg und B. Hulbert); Die Rolle der Hormone im Wachstum und Altern des Skeletts und ihre Bedeutung für die Pathogenese der arthritis deformans, Schweiz. Med. Wochenschr. 79 (1949), 127–132 (zus. mit M. Silberberg); Skeletal growth and development in mice fed a high protein diet, Arch. Pathol. 48 (1949), 331–341 (zus. mit M. Silberberg); Influence of age on mammary growth and involution in male mice treated with estrogen, Arch. Pathol. 48 (1949), 557–569 (zus. mit M. Silberberg); Skeletal growth and articular changes in mice receiving a high fat diet, Am. J. Pathol. 26 (1950), 113–131 (zus. mit M. Silberberg); Mammary growth in orchidectomized mice grafted with anterior lobes of hypophyses and ovaries at various ages, Arch. Pathol. 49 (1950), 733–751 (zus. mit
Silberberg, Ruth
M. Silberberg); Effects of a high fat diet on the joints of aging mice, Arch. Pathol. 50 (1950), 828–846 (zus. mit M. Silberberg); Growth and articular changes in slowly and rapidly developing mice fed a high fat diet, Growth 14 (1950), 213–230 (zus. mit M. Silberberg); Effects of anterior hypophysis on mammary glands and adrenals, AMA Arch. Pathol. 55 (1953), 506–515 (zus. mit M. Opdyke und M. Silberberg); Keratomalacia and panophthalmitis in yellow mice, Am. J. Pathol. 29 (1953), 951–961 (zus. mit M. Silberberg); Skeletal effects of radio-iodine induced thyroid deficiency in mice as influenced by sex, age and strain, Am. J. Anat. 95 (1954), 263–289 (zus. mit M. Silberberg); Role of thyroid hormone in the pathogenesis of degenerative joint disease: effects of radiothyroidectomy and high fat diets, J. Bone Joint Surg. Am. 37A (1955), 537–548 (zus. mit M. Silberberg); Faulty skeletal development in yellow mice, Anat. Rec. 124 (1956), 129–143 (zus. mit M. Silberberg); Steroid hormones and bone, in: The Biochemistry and Physiology of Bone (1956), 623–670; Lesions in yellow mice fed stock, high-fat, or high-carbohydrate diets, Yale J. Biol. Med. 29 (1957), 525–539 (zus. mit M. Silberberg); Einfluss einer fettreichen Kost auf die Entwicklung der Arthrosis deformans bei kastrierten Mäusen, Schweiz. Z. Pathol. Bakteriol. 22 (1959), 447–458 (zus. mit M. Silberberg); Über den Einfluss der Ernährung auf die Lebensdauer, Schweiz. Med. Wochenschr. 90 (1960), 429–433 (zus. mit M. Silberberg); Ultrastructure of articular cartilage of mice of various ages, Am. J. Anat. 109 (1961), 251–275 (zus. mit M. Silberberg, A. Vogel und W. Wettstein); Ageing changes in cartilage and bone, in: Structural Aspects of Aging (1961), 87–108; Effects of diet during growth: studies in male mice of various strains, Pathol. Microbiol. 25 (1962), 56–66 (zus. mit M. Silberberg und S. R. Jarrett); Osteoarthrosis and osteoporosis in senile mice, Gerontologia 6 (1962), 91–101 (zus. mit M. Silberberg); Life-long continuous and intermittent administration of propylthiouracil in mice: Effects on thyroid, anterior hypophysis and joints, Pathol. Microbiol. 25 (1962), 840–851 (zus. mit M. Silberberg); Life cycle of articular cartilage cells: an electron microscopic study of the hip joint of the mouse, Am. J. Anat. 114
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(1964), 17–47 (zus. mit M. Silberberg und D. Feir); Ultrastructure of articular cartilage of mice treated with somatotrophin (STH), J. Bone. Joint. Surg. Am. 46 (1964), 766–780 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Pathogenesis of osteoarthrosis, Pathol. Microbiol. 27 (1964), 447–457 (zus. mit M. Silberberg); Submicroscopic response of articular cartilage of mice treated with estrogenic hormone, Am. J. Pathol. 46 (1965), 289–305 (zus. mit M. Hasler und M. Silberberg); Early effects of somatotrophin on the fine structure of articular cartilage, Anat. Rec. 151 (1965), 297–313 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Fine Structure of articular cartilage in mice receiving cortisone acetate, Arch. Pathol. 82 (1966), 569–582 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Articular cartilage of dwarf mice: Submicroscopic effects of somatotrophin, Pathol Microbiol. 29 (1966), 137–155 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Response of articular cartilage of dwarf mice to insulin: Electron microscopic studies, Anat. Rec. 155 (1966), 577–589 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Articular cartilage of dwarf mice: Light and electron microscopic studies, Acta Anat. 65 (1966), 275– 298 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Effects of fasting and refeeding on the ultrastructure of articular cartilage, Pathol. Microbiol. 30 (1967), 283–302 (zus. mit M. Silberberg und M. Hasler); Electron microscopy of articular cartilage: The effect of acute hyperthyroidism, Pathol. Microbiol. 31 (1968), 25–40 (zus. mit M. Hasler); Ultrastructure of articular cartilage in health and disease, Clin. Orthop. Relat. Res. 57 (1968), 233– 257; Electron microscopy of articular cartilage of mice: Response to hypothyroidism produced by radiothyroidectomy with (I131), Arch. Pathol. 87 (1969), 502–513 (zus. mit M. Hasler); Effect of castration and intermittent administration of estrogen on knee joints and femoral shafts of male mice, Pathol. Microbiol. 33 (1969), 274–286 (zus. mit M. Silberberg); Ultrastructural changes in articular chondrocytes of mice fed a lard-enriched diet, Anat. Rec. 166 (1970), 447–467 (zus. mit M. Aufdermaur und M. Hasler); Age-linked modification of the effect of estrogen on joints and cortical bone of female mice, Gerontologia 16 (1970), 201–211 (zus. mit M. Silberberg); Aging changes in ultrastructure and enzymatic ac-
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Biografische Portraits
tivity of articular cartilage of guinea pigs, J. Gerontol. 25 (1970), 184–198 (zus. mit W. G. Stamp, P. A. Lesker und M. Hasler); Skeletal growth and aging: A review of investigations carried out by Martin Silberberg and Ruth Silberberg, Acta Rheumatol. 26 (1971), 1–56; Steroids and bone, in: The Biochemistry and Physiology of Bone, Bd. 3 (1971), 402–484; Submicroscopic effects of hormones on articular cartilage of adult mice, Arch. Pathol. 91 (1971), 241–255 (zus. mit M. Hasler); Stimulation of articular chondrocytes of middle-aged mice by a cartilage-bone marrow extract, Pathol. Microbiol. 37 (1971), 215–226 (zus. mit M. Hasler); Changes in the vertebral column of aging mice, Gerontologia 17 (1971), 236–252; Articular aging and osteoarthrosis in dwarf mice, Pathol. Microbiol. 38 (1972), 417– 430; Vertebral Aging in hypopituitary dwarf mice, Gerontologia 19 (1973), 281–294; Response of vertebral cartilage and bone to hormonal imbalances produced by anterior hypophyseal hormones and hypothyroidism, Pathol. Microbiol. 41 (1974), 11–25; Effects of diets enriched with corn oil on the ultrastructure of articular chondrocytes, Anat. Rec. 179 (1974), 163–187 (zus. mit M. Hasler); Skeletal Effects of Cholesterol Feeding, Pathol. Microbiol. 43 (1975), 265–275; Submicroscopic response of articular chondrocytes to a cholesterol containing diet, Pathol. Microbiol. 43 (1975), 276–286 (zus. mit M. Hasler); Ultrastructure of articular cartilage of achondroplastic mice, Acta Anat. 96 (1976), 162–175 (zus. mit M. Hasler und P. A. Lesker); Chondro-osseous pathology in the chondrodystrophies, Clin. Orthop. Relat. Res. 114 (1976), 137–152 (zus. mit D. L. Rimoin und D. W. Hollister); Metatropic dwarfism, the Kniest syndrome and the pseudoachondroplastic dysplasias, Clin. Orthop. Relat. Res. 114 (1976), 70–82 (zus. mit D. L. Rimoin, D. C. Siggers und R. S. Lachman); The pituitary in relation to skeletal aging and disease, in: Hypothalamus, Pituitary, and Aging (1976), 209–238; Diseases of joints, in: Pathology (1977), 2015–2054; Experimental arthroses, Bull. Schweiz. Akad. Med. Wiss. 35 (1979), 379–388; Early onset of disk degeneration and spondylosis in sand rats (Psammomys obesus), Vet. Pathol. 20 (1983), 13–22 (zus. mit J. H. Adler und M. Schoenbaum); Comparison of truncal and cau-
dal lesions in the vertebral column of the sand rat (Psammomys obesus), Isr. J. Med. Sci. 19 (1983), 1064–1071 (zus. mit J. H. Adler); The vertebral column of diabetic sand rats (Psammomys obesus), Exp. Cell Biol. 56 (1988), 217–220; Fibronectin content of the annulus fibrosus in diabetic and non-diabetic sand rats, Exp. Cell Biol. 57(1989), 229–232 (zus. mit W. Meier-Ruge und B. Odermatt); Age-related changes in fibronectin in annulus fibrosus of the sand rat (Psammomys obesus), Exp. Cell Biol. 57 (1989), 233– 237 (zus. mit W. Meier-Ruge und B. Odermatt) Quellen/Literatur: HLA/HHStAW Personenstandsregister Kassel; NARA RG 21/5700802 [P] St. Louis Jewish Light, 23.07.1997, 18 Silberberg [1976] [P]; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1081; Kröner (1983), 42; Friedla (2015), 132; Sziranyi et al. (2019b), 3–4, 9; Dubinsky [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5–7, 12 [P]
Silberstein, Friedrich [Fritz]
Professor, Dr. med. Österreichisch-britischer Pathologe * 20. November 1888 in Teschen/ Österreichisch-Schlesien (heute: Cieszyn, Polen) † 24. August 1975 in Perth, Australien Vaterberuf: Kaiserlicher Rat
Silberstein, Friedrich
Ausbildung und berufliche Laufbahn: Matura am Albrechtsgymnasium Teschen; 1906 Studium der Medizin an der Universität Straßburg (bis 1907); 1907 Forstsetzung des Studiums an der Universität Wien; 1912 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; weitere Aus- und Weiterbildung am Staatlichen Serotherapeutischen Institut Wien bei Richard Paltauf (1858–1924), dem Institut für vegetative Physiologie in Frankfurt a. M. bei Gustav Emden (1874–1933), dem Tropenhygienischen Institut Hamburg sowie bei dem Dermatologen Paul Gerson Unna (1850–1929) in Hamburg und dem Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien, ebenfalls bei Paltauf; zwischenzeitlich im Ersten Weltkrieg Kriegsdienst als Assistenz- und später Oberarzt; Assistent am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie bei Paltauf und (ab 1924) bei Carl Julius Rothberger (1871–1945) (bis 1938); 1920 Habilitation für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Universität Wien mit einer Arbeit über Gasbrand und malignes Ödem; 1926 tit. außerordentlicher Professor ebenda (bis 1938); 1938 Entlassung und Entziehung der Venia legendi; Emigration nach Großbritannien; Erhalt der britischen Zulassung als Arzt; Pathologe in einem Londoner Hospital (bis mindestens 1952); 1942 Vorsitzender der Association of Austrian Doctors in Great Britain (bis 1945) Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; aus „rassischen“ Gründen wurde ihm 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich die Venia legendi für Allgemeine und Experimentelle Pathologe an der Universität Wien entzogen und seine Assistentenstelle am dortigen gleichnamigen Institut gekündigt. Noch im selben Jahr emigrierte er nach Großbritannien, erlangte die dortige ärztliche Zulassung und war von 1942 bis 1945 Vorsitzender der Association of Austrian Doctors in Great Britain. Die Organisation hatte sich 1942 gegründet, als noch „ein Zusammengehen von monarchistischen, bürgerlich-demokratischen und kommunistischen Exilgruppen im Londoner ‚Austrian Center‘ möglich schien“ (Hubenstorf [1987], 388) und verzeichnete rund 180 Mitglieder. S. gehörte „zu den Un-
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terzeichnern einer der wenigen gemeinsamen politischen Deklarationen der österreichischen Emigranten in Großbritannien“ (ebd.). Er wurde 1947 britischer Staatsbürger. Seine Tochter Maria Margarethe (* 1913) wurde als Medizinstudentin 1938 ebenfalls von der Universität Wien vertrieben. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. entstammt einer mährisch-schlesischen Kaufmanns- und Lehrerfamilie. Er war verheiratet mit der aus Preußen stammenden Marianne Lux (1880–1933), mit der er drei Kinder hatte: die Tochter Maria Margarethe S., den späteren Mathematikprofessor Josef Philipp („Phil“) Otto S. (1920–2016) und den Kinderneurologen Ernst Peter S. (1920–2017). Die beiden Söhne waren Zwillinge. Zu seinen akademischen Lehrern zählen neben Richard Paltauf, Gustav Emden und Paul Gerson Unna auch Rudolf Maresch (1868–1936) und Friedrich Obermayer (1861–1925). Laut Herbert Posch entwickelte S. im Februar 1939 gemeinsam mit dem deutschen Veterinärmediziner Hans Emanuel Enoch (1896–1991) „einen Plan für die Errichtung einer dringend benötigten Tierserumsanlage (‚animal serum manufacturing‘) im britischen Neuseeland mit dem Angebot, diese vor Ort aufzubauen und zu betreiben“ (Posch [2021b]). Der Plan scheiterte jedoch „aufgrund von Vorbehalten gegenüber deutschen und österreichischen Ärzten während des Zweiten Weltkrieges“ (ebd.) und so verblieben Enoch und S. in Großbritannien. Über S.s weiteren Lebensweg nach 1945 ist wenig bekannt. Aus einer Einreiseerklärung nach Australien von 1952 geht hervor, dass er zu diesem Zeitpunkt noch als Pathologe in einem Londoner Hospital tätig war und er zu einem Besuch seiner Kinder in Malvern/Victoria anreiste (National Archives of Australia A1225, 1952 NSW S). S. verbrachte seinen Lebensabend bei seinen Kindern in Australien, wo er 1975 in Perth im Alter von 86 Jahren verstarb. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Serologie; Bakteriologie, insbesondere Enzephalitiserreger; Tumorforschung; experimentelle
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Pathologie des Stoffwechsels; Hormonwirkungen; Depression und Virilismus; Einfluss des Samens auf die weiblichen Geschlechtsorgane Publikationen (Auswahl): Ein Beitrag zur Gewinnung von Tetanusserum, Z. Hyg. Infektionskrankh. 89 (1919), 29–48 (zus. mit M. Eisler); Beiträge zur Bakterienagglutination. I. Mitteilung, Z. Hyg. Infektionskrankh. 93 (1921), 267–347 (zus. mit M. Eisler); Die Übertragbarkeit der ansteckenden Blutarmut der Pferde auf kleine Laboratoriumstiere, Z. Ges. Exp. Med. 26 (1922), 104–111 (zus. mit R. H. Jaffé); Untersuchungen über die Bildung des Diphtherietoxins, Z. Ges. Exp. Med. 38 (1923), 337–345 (zus. mit H. Chiari); Blutzuckerspiegel und Carcinom, Klin. Wochenschr. 4 (1925), 2252 (zus. mit J. Freud und T. Révész); Experimentelle Encephalitisstudien. II. Mitteilung: Über Immunisierungsversuche mit Encephalitisvirus, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 257–267 (zus. mit H. Hoff); Experimentelle Encephalitisstudien. III. Mitteilung: Übertragbarkeit der Encephalitis der Hunde mit Eckscher Fistel, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 268–279 (zus. mit H. Hoff); Experimentelle Encephalitisstudien. IV. Mitteilung: Über das Vorkommen von Encephalitisvirus im Nasenrachenraum gesunder Hunde, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 280–284 (zus. mit H. Orel); Experimentelle Encephalitisstudien. V. Mitteilung: Über die Verschiedenheit und die biologische Dignität der Encephalitiserreger, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 285–293; Beeinflussung der Stickstoffverteilung im Blute durch parenterale Zufuhr von Bakterien und Bakterienproteinen, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 425–435 (zus. mit A. Sachs); Über die Infektion des Zentralnervensystems und seiner Häute, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 436–447 (zus. mit J. Hayden); Sensibilisierungsversuche mit Nucleoproteiden, Z. Ges. Exp. Med. 44 (1925), 735–747 (zus. mit A. Sachs); Experimentelle Untersuchungen über den Wirkungsmechanismus der Malariatherapie, Z. Ges. Exp. Med. 48 (1926), 6–12 (zus. mit H. Hoff); Experimentelle Untersuchung über den Wirkungsmechanismus der Recurrensfiebertherapie bei der progressiven Paralyse, Z. Ges. Exp. Med. 49 (1926), 294–301 (zus. mit H. Hoff); Zur
Biologie des Carcinoms. IV. Mitteilung, Z. Ges. Exp. Med. 55 (1927), 56–77 (zus. mit J. Freud, T. Révész und B. Schneid); Versuche, inoperable Carcinome mit Insulin zu behandeln. V. Mitteilung, Z. Ges. Exp. Med. 55 (1927), 78–102 (zus. mit J. Freud und T. Révész); Erwiderung auf die Arbeit von Privatdozent Dr. K. Kleinschmidt: „Zur Frage der Encephalitis bei Hunden mit Eckscher Fistel“, Z. Ges. Exp. Med. 55 (1927), 572–573 (zus. mit H. Hoff); Stoffwechselstudien an ein- und doppelseitig epinephrektomierten Katzen, Z. Ges. Exp. Med. 81 (1932), 133–155 (M. Wachstein und F. Gottdenker); Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. III. Mitteilung, Z. Krebsforsch. 35 (1932), 420–427 (zus. mit O. O. Fellner und P. Engel); Über den Einfluss der Schilddrüse auf den Fettstoffwechsel, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 788–789 (zus. mit F. Gottdenker und A. Glaser); Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 908–910 (zus. P. Engel); Thyreotropes Hormon- und Fettstoffwechsel, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1225 (zus. mit F. Gottdenker und G. Geiger); Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1693–1695 (zus. mit P. Engel und K. Molnar); Über die Einwirkung Thyreotropen Hormons auf den Acetonkörperspiegel im Blute, Klin. Wochenschr. 13 (1934), 595–596 (zus. mit F. Gottdenker und E. Hohenberg); Über Beziehungen des Thyreotropen Hormons zum Zucker- und Keton-Körperspiegel des Blutes, Klin. Wochenschr. 13 (1934), 1434 (zus. mit F. Gottdenker); Chemische Veränderungen im Serum während der Komplementbildung, Klin. Wochenschr. 14 (1935), 1293–1295 (zus. mit F. Rappaport und R. Pistiner); Bestimmung mehrwertiger Alkohole (Sorbit, Mannit usw.) neben Zucker im Blute. I. Mitteilung, Klin. Wochenschr. 16 (1937), 1506–1507 (zus. mit F. Rappaport und I. Reifer); Recurrent depression and virilism, West Lond. Med. J. 51 (1946), 20 (zus. mit A. S. Paterson); The influence of semen on the female reproductive organs, J. Obstet. Gynaecol. Br. Emp. 54 (1947), 324–339 (zus. mit V. B. Green-Armytage und G. E. Wachtel)
Skubiszewski, Ludwik
Quellen/Literatur: NA HO 396/85; National Archives of Australia A1225, 1952 NSW S; UAW Senat S 304.1200 Planer (1929), 579; Fischer (1933), Bd. 2, 1458; Kürschner (1935), 1311; Merinsky (1980), 224– 225; Hubenstorf (1987), 388; Mühlberger (1993), 32; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte2.CRD 296; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1267; Feikes (2006), 69; Sziranyi et al. (2019b), 4; Posch [2021b] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Skubiszewski, Ludwik [Ludwig] Marcin
Professor, Dr. med. Polnischer Histopathologe * 7. August 1886 in Czemierniki/Lublin, Polen † 7. Dezember 1957 in Poznań, Polen Vaterberuf: Gutsbesitzer Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur in Biała Podlaska; Studium der Medizin an der Universität Warschau und zeitgleich Tätigkeit in der Abteilung für Pathologische Anatomie bei J. F. Pożarski sowie in der Prosektur des Jesuskind-Krankenhauses Warschau; 1914 ärztliches Staatsexamen an der St.-Wladimir-Universität Kiew, danach Tätigkeit an der Augenklinik ebenda bei A. F. Szymanowski, der Abteilung für Pathologische Anatomie bei W. N. Konstantinowicz und der Klinik für Innere Medizin bei F. G. Janowski (bis 1915); 1915 Prosektor am Russischen Rot-Kreuz-Krankenhaus in Millerowo (bis 1919); 1917 Promotion an der Universi-
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tät Kiew über „Die Bedeutung von Lipoiden bei der Fettdegeneration“; 1920 kurzzeitig Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses in Warna, Bulgarien, danach Militärdienst als Prosektor in den Krankenhäusern des Bezirkskommandos des Pommerschen Korps und Leiter der Abteilung für Pathologische Anatomie des Bezirkskrankenhauses der Polnischen Armee in Grudziądz; 1920/21 Oberassistent der Abteilung für Pathologische Anatomie der Universität Warschau bei Józef Hornowski (1874–1923) (bis 1922); 1921 Promotion zum Dr. med. ebenda über „Die Histogenese von Gebärmutterhalskrebs“; 1922 Vertretungsprofessor für Anatomie und Pathologische Histologie an der neu gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Posen; 1923 Habilitation an der Universität Warschau über „Die Mikrophysiologie der Hypophyse im Zusammenhang mit übermäßiger Harnsekretion bei chronischer spontaner interstitieller Nephritis“; 1924 außerordentlicher Professor an der Universität Posen (bis 1933/39); 1933 Suspendierung aufgrund eines Plagiatsverdachts bei der Habilitationsschrift (bis Mai 1938); 1939 Vertreibung aus Posen, danach allgemeinärztliche Tätigkeit in Czemierniki bei Lublin (bis 1940); 1940 Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Infektionskrankheiten des Städtischen Krankenhauses in Międzyrzecz Podlaski (bis 1945); 1945 Rückkehr an die Universität Posen und allgemeinärztliche Tätigkeit; 1949 Prosektor des Städtischen Krankenhauses Nr. 1 in Posen (bis Januar 1952); 1950 Leiter eines histopathologischen Labors; 1951 Pensionierung, danach Prosektor des Provinzkinderfachkrankenhauses in Posen (bis 1957) Erfahrung im „Dritten Reich“: Bereits als Schüler war S. in geheimen Unabhängigkeitsorganisationen aktiv gewesen und für eine nationale Demokratie in Polen eingetreten. Nach der Besetzung von Posen durch die Deutschen musste S. mit seiner Familie im November 1939 aus Angst vor einer Verhaftung ins Generalgouvernement fliehen; seine Wohnung wurde versiegelt und von den deutschen Behörden besetzt. Er blieb zunächst bei seinen Eltern in Czemierniki bei Lublin, wo er bis Januar 1940 als Arzt arbeitete. Danach war er von Februar
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1940 bis Juni 1945 Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Infektionskrankheiten des Städtischen Krankenhauses in Międzyrzecz Podlaski. Gleichzeitig leistete er kostenlose medizinische Hilfe für Vertriebene, jüdische Familien im örtlichen Ghetto und verwundete und kranke Soldaten der Heimatarmee. 1942 wurde er kurzzeitig von der Gestapo inhaftiert. Nach dem Krieg kehrte S. im Juli 1945 in seine Stellung als Leiter der Abteilung für Pathologische Anatomie an der Universität Posen zurück. Zu seiner Rückkehr an die Universität Posen schrieb S.: „Von meinen ehemaligen Arbeitskollegen sind nur noch die wenigen übriggeblieben, die überlebt haben. Viele aus der Abteilung wurden vermisst: einige (obwohl sie noch jung waren) starben oder wurden ermordet, während andere über das wiedergeborene Polen verstreut waren“ (zit. n. Matysiak [2001], 231 f.; Übers. d. Vf.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. entstammt einer polnisch-national gesinnten Familie. Seinem Onkel, Franciszek S. (1844– 1907), wurde wegen der Teilnahme an Unabhängigkeitsbestrebungen die Professur an der Geistlichen Akademie St. Petersburg entzogen. Während der Russischen Revolution wurde S. zweimal verhaftet (sowohl von den Bolschewiken als auch von den Weißgardisten). Nach der Niederlage der antibolschewistischen Kräfte evakuierte er zusammen mit ihm anvertrauten Patienten an Bord eines französischen Schiffes über das Schwarze Meer nach Bulgarien, wo er von Januar bis April 1920 als Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten in Warna tätig war. Im Mai 1920 kehrte S. nach Polen zurück. S. gilt als Pionier der Histopathologie in Polen; engste wissenschaftliche Mitarbeiter waren Kazimierz Stojałowski (1903–1995) und Leon Konkolewski (1903–1958). S. ist Mitbegründer und Mitherausgeber der Vierteljahresschrift „Prace Zakładów Anatomii Pathologicznej Uniwersytetów Polskich“ („Arbeiten der Abteilung für Pathologische Anatomie der polnischen Universitäten“). Er veröffentlichte rund 85 Arbeiten in polnischer, russischer, deutscher und französischer Sprache. Im Ruhestand veröffentliche er
ein umfassendes Lehrbuch der Pathologischen Anatomie, das mehrfach neu aufgelegt wurde. S. war Mitglied der Warschauer Medizinischen Gesellschaft, der Warschauer Biologischen Gesellschaft, der Posener Freunde der Wissenschaft, der Posener Medizinischen Gesellschaft, der Polnischen Naturforschergesellschaft Nikolaus Kopernikus, der Polnischen Anatomischen und Zoologischen Gesellschaft, der Polnischen Pathologischen Gesellschaft, der Association des Anatomistes, der Société Internationale de Pathologie Géographique und der Deutschen Pathologischen Gesellschaft. Der Histologe Tadeusz Kurkiewicz (1885– 1962) warf S. Ende der 1920er Jahre vor, in seiner Habilitationsschrift eine russische Publikation plagiiert zu haben. Ein Disziplinarausschuss der Universität Posen begann mit der Prüfung der Vorwürfe und der Erstellung eines Gutachtens. Noch vor Abschluss des Disziplinarverfahrens suspendierte der Senat der Universität Posen S. am 7. Juli 1933 von allen Ämtern. Nach mehreren Jahren der Untersuchung wurde er vom Vorwurf des Plagiats entlastet und am 1. Juni 1938 rehabilitiert. Er war mit Aniela Maria, geborene Leitgeber (1903–1986), verheiratet. Sein jüngerer Bruder war der Professor der Chirurgie Feliks S. (1895–1981). Sein Sohn Krzysztof S. (1926–2010) war Professor für Völkerrecht an der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) und von 1989 bis 1993 polnischer Außenminister; sein Sohn Piotr S. (* 1931) ist emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der Universität Warschau. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Ätiopathogenese und Diagnose von Krebs; Histopathologie rheumatischer Erkrankungen; Histogenese von Entzündungen; Pathophysiologie der Hypophyse; Stenose des Conus arteriosus Publikationen (Auswahl): Die Mikrophysiologie der Hypophysis cerebri und ihr Einfluß auf die übermäßige Harnsekretion bei der genuinen Schrumpfniere, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 256 (1925), 402–423; Wachstum transplantierter embryonaler Gewebe und Geschwulstgenese,
Spitzer, Alexander
Z. Krebsforsch. 26 (1928), 308–329; Ein Fall von angeborener Stenose des Conus arteriosus mit gleichzeitigem Fehlen der subaortalen Kammerscheidewand bei einem 54jährigen Mann, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 271 (1929), 14–19 (diverse Fachpublikationen in polnischer und russischer Sprache) Quellen/Literatur: PAN Archiwum w Warszawie Oddział w Poznaniu, Ludwik Skubiszewski, P. III-4 [P] Szajbel (1964); Meissner (1998); Matysiak (2001) [P]; Skubiszewski (2017) [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 9; Uhlendahl et al. (2021), 4 Spitzer, Alexander [Sandór]
Professor, Dr. med. Ungarisch-österreichischer Neuropathologe und Anatom * 22. Oktober 1868 in Miskolc, ÖsterreichUngarn (heute: Ungarn) † 16. Januar 1943 in Theresienstadt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Gymnasium in Miskolc, Österreich-Ungarn; Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg (ein Semester) und (ab 1886) Wien (bis 1892); Dezember 1892 Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien; 1893 Hospitant an der II. Psychiatrisch-neurologischen Universitätsklinik Wien bei Richard von Krafft-Ebing (1840–1902) (bis 1901) sowie
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am Neurologischen Institut der Universität Wien bei Heinrich Obersteiner (1847–1922) (bis 1907); 1906 Hospitant am Physiologischen Institut ebenda bei Siegmund Exner (1846–1926) (bis 1908); 1914/15 Assistent an der I. Anatomischen Lehrkanzel ebenda bei Julius Tandler (1869–1936) (bis 1919); 1919 Assistent am Neurologischen Institut ebenda bei Otto Marburg (1874–1948) (bis 1933) und dort Habilitation für Anatomie und Pathologie des Zentralnervensystems; 1924 außerordentlicher Professor ebenda (bis 1933); 1933 altersbedingte Versetzung in den Ruhestand Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; er war als außerordentlicher Professor für Anatomie und Pathologie des Zentralnervensystems der Universität Wien bereits 1933 aus Altersgründen regulär emeritiert worden. Ein Ordinariat dürfte ihm zuvor aufgrund seiner jüdischen Abstammung verwehrt geblieben sein. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde er „rassisch“ verfolgt und als Emeritus von der Universität Wien vertrieben. Am 13. August 1942 wurde er von Wien aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort kam er am 16. Januar 1943 ums Leben. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. befasste sich zunächst mit Themen der Neurologie und Psychiatrie und wandte sich anschließend der (Neuro-) Anatomie zu, woraus sich die relativ späte Habilitation für das Fach Anatomie erklärt. Sein fachliches Spektrum wird entsprechend auch in seinen akademischen Lehrern abgebildet. Er war mithin sowohl Schüler der Psychiater und Neurologen Richard von KrafftEbing und Heinrich Obersteiner als auch des Physiologen Siegmund Exner und des Anatomen Julius Tandler. In einem frühen Fallbericht (1899) zu einem Solitärtuberkel am Boden des 4. Hirnventrikels stellte er eine differenzierte Theorie zur Funktion des hinteren Längsbündels als einer zur räumlichen Orientierung dienenden motorischen Bahn auf. Besagtes Bündel wurde nach ihm benannt („Spitzer’sches Bündel“).
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S.s fachliche Interessen waren breit gefächert – besonders seine Studien zu abnormen Bündeln im Hirnstamm und zu kardialen Missbildungen zeigen sein Interesse an der pathologischen Anatomie. S. verband schon in frühen Arbeiten medizinisches Fachwissen mit umfangreichen Kenntnissen in Physik, Biologie und Mathematik. Auch nach seinem Tod wurden insbesondere seine Forschungen zu den Ursachen von Missbildungen am Herzen noch lange international besprochen. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Ursachen und Behandlung von Migräne; abnorme Bündel im Hirnstamm; Genese der Pyramidenkreuzung; Generationswechsel der Vertebraten; Leitungsbahnen des Zentralnervensystems; Funktion des Ohrlabyrinths; Entwicklung der Herzkammerscheidewand; Ursachen kardialer Missbildungen Publikationen (Auswahl): Ein Fall von Tumor am Boden der Rautengrube. Beitrag zur Kenntnis des hinteren Längsbündels, Jahrb. Psychiatr. Neurol. 18 (1899), 1–58; Notiz zur Physiologie des hinteren Längsbündels, Monatsschr. Psychiatr. Neurol. 8 (1900), 463; Ueber Migräne (1901); Zur Kenntnis der abnormen Bündel im menschlichen Hirnstamm, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 11 (1904), 29–54 (zus. mit J. P. Karplus); Ueber die Beziehungen der abnormen Bündel zum normalen Hirnbau, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 11 (1904), 55–6 l; Lipoma multiplex symmetricum, Wien. Med. Wochenschr. 56 (1906), 714; Ueber experimentelle Läsionen an der Gehirnbasis, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 16 (1907), 348 (zus. mit J. P. Karplus); Ueber die Kreuzung der zentralen Nervenbahnen und ihre Beziehungen zur Phylogenese des Wirbeltierkörpers (1910); Über die Ursachen und den Mechanismus der Zweiteilung des Wirbeltierherzens, Arch. Entwicklmech. Org. 45 (1919), 686–725; Über die Ursache und den Mechanismus der Zweiteilung des Wirbeltierherzens, Arch. Entwicklmech. Org. 47 (1921), 511–570; Über den Bauplan des normalen und mißbildeten Herzens, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 243 (1923), 81–272; Anatomie und Physiologie der
zentralen Bahnen des Vestibularis, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 25 (1924), 423–470; Ueber die Funktion der Bogengänge des Ohrlabyrinths, Monatsschr. Ohrenheilk. 59 (1925), 1131–1176; Erwiderung auf die vorstehenden Bemerkungen von Herrn Dozenten Dr. A. Rejtö zu meiner Arbeit „Ueber die Funktion der Bogengänge des Ohrlabyrinths“, Monatsschr. Ohrenheilk. 60 (1926), 180–181; Bemerkungen zu Dr. Lorente de Nós „Berichtigung“, Monatsschr. Ohrenheilk. 60 (1926), 1186–1196; Versuch einer Erklärung des Wurmschen Falles von „korrigierter“ Transposition der großen Herzgefäße (Ein Beitrag zur phylogenetischen Theorie der Herzmißbildungen), Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 263 (1927), 142–158; Zur Kritik der phylogenetischen Theorie der normalen und mißbildeten Herzarchitektur, Z. Anat. Entwicklungsgesch. 84 (1927), 30–130; Eine abnorme Wulstbildung in der linken Herzkammer, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 267 (1928), 9–16 (zus. mit L. Brings); Über Dextro version, Transposition und Inversion des Herzens und die gegenseitige Larvierung der beiden letzteren Anomalien, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 271 (1929), 226–303; Bemerkungen zu Aschoffs und Kungs Kritik der stammesgeschichtlichen Theorie der Transpositionsmißbildungen des Herzens, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 289 (1933), 247–263; Ueber Nervenwirbel (Ein elementarer funktioneller Mechanismus des Nervensystems), Jahrb. Psychiatr. Neurol. 51 (1934), 267–276; The Architecture of Normal and Malformed Hearts. A Phylogenetic Theory of Their Development (1951) (englischsprachige Übers. von Über den Bauplan des normalen und mißbildeten Herzens, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 243 [1923], 81–272) Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; Arolsen Archives 12114035 Kürschner (1931), 2850; Fischer (1933), Bd. 2, 1487; Kürschner (1935), 1333; Stober (1971), 115–117; Mühlberger (1993), 34; Kreuter (1996), Bd. 3, 1391; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002),
Sprinz, Helmuth
Bd. 3, 1296; Angetter (2010a); Angetter (2010b); Kniefacz [2015] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4–5; Uhlendahl et al. (2021), 5; Yad Vashem [2021]
Sprinz, Helmuth Simon Elias
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Experimentalpathologe * 29. Mai 1911 in Berlin † 21. Juli 1990 in Kanas City/Missouri, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Berlin; 1936 Promotion zum Dr. med. ebenda über „Irrtümer bei der Diagnose von Uretersteinen“; Emigration in die USA, dort Tätigkeit an verschiedenen Hospitälern in New York City, Newark/New Jersey, Boston/Massachusetts und Cleveland/Ohio, u. a.: Harlem Hospital, New York City, Beth Israel Hospital, Newark/New Jersey; 1943 Militärdienst im US Army Medical Corps, letzter Dienstgrad: Colonel (bis 1971), hier u. a. zunächst am Halloran General Hospital, Staten Island/New York; 1949 Leiter des Laboratoriums des 98th General Hospital der US-Armee in München (bis 1953); 1953 Chief of Pathology am Walter Reed Medical Center in Washington, D. C. (bis 1959); 1959 Leiter der Division of Experimental Pathology am Walter Reed Army Institute of Research ebenda (bis 1971); 1971 Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Missouri-Kansas City (bis 1976), zugleich Director of Professional Affairs am Kansas City General Hospital und Medical Center (bis 1973); 1976 Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Kansas in Kansas City (bis 1981); 1977 Se-
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nior Pathologist am Midwest Research Institute; 1981 Emeritierung Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; er war 1935 zum Katholizismus konvertiert. Seine Promotion an der Universität Berlin konnte S. im Jahr 1936 noch zu Ende führen, danach emigrierte er im Juni desselben Jahres in die USA, wo er sich zunächst in New York City niederließ. In einem Artikel des „Kansas City Star“ von 1977 heißt es: „Dr. Sprinz moved to this country in 1936 when, as he explained in soft German-accented tones, ‚Hitler began causing trouble.‘ He said he had no trouble leaving Berlin because he had relatives living in this country but his parents, who remained behind, were killed in shelling of the city during World War II“ (The Kansas City Star, 24.02.1977, 4W). Tatsächlich wurden seine Eltern, der jüdische Kaufmann Hans S. (* 1877) und dessen Ehefrau Edith, geborene Kaplan (* 1885), wohl beide im Holocaust ermordet. Im November 1941 wurden sie von Berlin ins litauische Ghetto Kauen (Kaunas/Kowno) deportiert. Die jüngere Schwester Vera, verheiratete Wallach (* 1922), emigrierte mit der Hilfe von ihrem Bruder 1938 zunächst nach Großbritannien, 1946 schließlich ebenfalls in die USA. 1943 wurde S. US-amerikanischer Staatsbürger. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): In den ersten Jahren nach seiner Emigration war S. in verschiedenen Hospitälern in New York City, Newark/New Jersey, Boston/Massachusetts und Cleveland/Ohio tätig. Erst in den späten 1930er Jahren entwickelte er ein spezifisches Interesse für die Pathologie. In einem Interview erzählte er auch von den schwierigen Startbedingungen, die er als junger Arzt in den USA hatte: „When I was a young doctor it was during the Depression and it was hard to find residency work in any of the hospitals. Therefore you did not dare question the older doctors as to mistakes they may have made in diagnoses or in the operating room. If you complained they would say ‚If you don’t like it, we can have somebody here to take your place in 24 hours.‘ And you knew it was true. But what I did was make friends with the fami-
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lies of my patients. I would make sometimes 100 house calls in one day and I would treat them if they only had 50 cents to give me in payment. But since I became friends with my patients, some of whom suffered terminal illnesses, when they died they immediately gave me permission to perform autopsies. And I could then use the autopsies to prove that the older doctors might have made mistakes and given the patients treatment that was not proper. One day the chief of pathology talked with me and he said that I must be interested in pathology because I had performed so many autopsies. After I thought about it I realized it was a fascinating field“ (ebd.). Im Rahmen seines Militärdienstes in der US-Armee kam S. 1949 wieder für einige Zeit nach Deutschland; als Angehöriger des US Army Medical Corps war er bis 1953 Leiter des Laboratoriums des 98th General Hospital der US-Armee in München. Als Professor an der School of Medicine der University of Kansas war S. bei den Studierenden außerordentlich beliebt; 1977 widmeten sie ihm eigens eine Plakette für seine Fairness und unermüdliche Ermutigung und Hilfe („To the teacher whose shoulders have the strength to carry us all“: ebd.). S. heiratete 1960 die gebürtige Niederländerin Cornelie Josephine Antoinette von Frijtag Drabbe (1915–1996); die späte Ehe blieb kinderlos. Er verstarb 1990 im Alter von 79 Jahren in Kansas City und ist auf dem Leavenworth National Cemetery bestattet. Für seine Forschungen am Walter Reed Army Institute of Research wurde er mit dem Legion of Merit Award der US-Armee ausgezeichnet; das Dubin-Johnson-Sprinz-Syndrom, eine seltene Erbkrankheit der Leber, ist u. a. nach ihm benannt. S. war Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften, darunter u. a. der American Association of Pathology and Bacteriology, der International Academy of Pathology, der American Society of Tropical Medicine and Hygiene, der American Gastroenterological Association, der American Society of Experimental Pathology sowie der Federation of American Societies for Experimental Biology. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie; Gastroenterologie; Lebererkrankungen; Tropenmedizin; Antibio-
tikatherapie; Hormontherapie; Bluttransfusionen; Teschener Krankheit Publikationen (Auswahl): Irrtümer bei der Diagnose von Uretersteinen, Diss. med., Berlin 1936; Malnutrition, Med. Clin. North. Am. 30 (1946), 363–384; Whole-blood cholinesterase determinations in some hematologic dyscrasias: low cholinesterase values in the leucoses, Science 104 (1946), 449 (zus. mit R. D. Barnard, H. M. Fitch, R. A. Lehman und R. A. Walker); Streptomycin therapy in urinary tract infections, J. Urol. 57 (1947), 599–610 (zus. mit A. M. Kleinman und T. P. Sheaper); Blood volume changes and available, thiocyanate, fluid space in soldiers with chronic wound infections and associated nutritional depletion, Am. J. Med. Sci. 215 (1948), 555–567 (zus. mit W. S. Ling); Zur Histopathologie und Topik der experimentellen Teschener Krankheit (Virus-Encephalomyelitis des Schweines), Arch. Psychiatr. Z. Neurol. 189 (1952), 208–230 (zus. mit E. E. Manuelidis und D. M. Horstmann); Adrenal hormone therapy in viral hepatitis. I. The effect of ACTH in the acute disease, Ann. Intern. Med. 38 (1953), 1115–1133 (zus. mit A. S. Evans und R. S. Nelson); Adrenal hormone therapy in viral hepatitis. II. The effect of cortisone in the acute disease, Ann. Intern. Med. 38 (1953), 1134–1147 (zus. mit A. S. Evans und R. S. Nelson); Über die Dissoziation des Enzym-Coenzym-Systems der Bernsteinsäuredehydrase aus Leber, Biol. Chem. 293 (1953), 229–234 (zus. mit E. Waldschmidt-Leitz); Pathology of Teschen disease: virus encephalomyelitis of swine, Am. J. Pathol. 30 (1954), 567–597 (zus. mit E. E. Manuelidis und D. M. Horstmann); Effect of physical activity on recovery from hepatitis: a follow-up study two to three years after onset of disease, Am. J. Med. 16 (1954), 780–789 (zus. mit R. S. Nelson, J. W. Colbert, F. P. Cantrell, W. P. Havens, Jr. und M. Knowlton); Persistent non-hemolytic hyperbilirubinemia associated with lipochrome-like pigment in liver cells: report of four cases, Ann. Intern. Med. 41 (1954), 952–962 (zus. mit R. S. Nelson); Studies on intracerebral typhoid infection in mice. I. Characteristics of the infection, Br. J. Exp. Pathol. 38 (1957), 15–24 (zus. mit M. Landy und S. Gaines); Studies on intracerebral
Sprinz, Helmuth
typhoid infection in mice. II. Immunological factors concerned in protection, Br. J. Exp. Pathol. 38 (1957), 25–34 (zus. mit M. Landy und S. Gaines); The nature of the gastrointestinal lesion in asiatic cholera and its relation to pathogenesis: a biopsy study, Am. J. Trop. Med. Hyg. 9 (1960), 125–135 (zus. mit E. F. Gangarosa, W. R. Beisel, C. Benyajatic und P. Piyaratn); Acute renal failure in Asiatic cholera: clinicopathologic correlations with acute tubular necrosis and hypokalemic nephropathy, Ann. Intern. Med. 52 (1960), 960–975 (zus. mit C. Benyajati, M. Keoplug, W. R. Beisel, E. J. Gangarosa und V. Sitprija); Studies on infection and immunity in experimental typhoid fever. I. Typhoid fever in chimpanzees orally infected with Salmonella typhosa, J. Exp. Med. 112 (1960), 143–166 (zus. mit G. Edsall, S. Gaines, M. Landy, W. D. Tigertt, R. J. Trapani, A. D. Mandel und A. S. Beneson); The response of the germfree guinea pig to oral bacterial challenge with Escherichia coli and Shigella flexneri, Am. J. Pathol. 39 (1961), 681–695 (zus. mit D. W. Kundel, G. J. Dammin, R. E. Horowitz, H. Schneider und S. B. Formal); Parathyroid tumors. With an analysis of 18 surgical cases and with special reference to diagnosis, Ann. Surg. 155 (1962), 90–102 (zus. mit L. D. Heaton, W. R. Beisel und J. H. Forsee); Biopsy of small bowel of Thai people. With special reference to recovery from Asiatic cholera and to an intestinal malabsorption syndrome, Am. J. Clin. Pathol. 38 (1962), 43–51 (zus. mit R. Sribhibhadh, E. J. Gangarosa, C. Benyajati, D. Kundle und S. Halstead); Experimental Shigella infections. VI. Role of the small intestine in an experimental infection in guinea pigs, J. Bacteriol. 85 (1963), 119–125 (zus. mit S. B. Formal, G. D. Abrams und H. Schneider); The repair of bone and fate of autogenous bone grafts in the skull, Acta Neurochir. (Wien) 11 (1963), 61–82 (zus. mit S. F. Richany und T. H. Bast); The neurovegetative periphery of the gut. A revaluation with conventional technics in the light of modern knowledge, Am. J. Anat. 114 (1964), 393–402 (zus. mit J. R. Dupont); Lethal intestinal virus infection of mice (livim). An important new model for study of the response of the intestinal mucosa to injury, Am. J. Pathol. 45 (1964), 413–422 (zus. mit D. C. Biggers und L. M. Kraft); Kinetic study of the myenteric neurones:
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size variations in the neurovegetative periphery with body weight and organ size, Am. J. Anat. 116 (1965), 335–339 (zus. mit J. R. Dupont und H. Jervis); The role of the diaphyseal medulla in the repair and regeneration of the femoral shaft in the adult cat, J. Bone Joint Surg. Am. 47 (1965), 1565–1584 (zus. mit S. F. Richany, K. Kraner, J. Ashby und T. G. Merrill); Experimental bacillary dysentery. An electron microscopic study of the response of the intestinal mucosa to bacterial invasion, Am. J. Pathol. 47 (1965), 1011–1044 (zus. mit A. Takeuchi, E. H. LaBrec, und S. B. Formal); The feeding mechanism of avian malarial parasites, J. Cell Biol. 28 (1966), 355–373 (zus. mit M. Aikawa, P. K. Hepler und C. G. Huff); The fine structure of the exoerythrocytic stages of Plasmodium fallax, J. Cell Biol. 30 (1966), 333–358 (zus. mit P. K. Hepler und C. G. Huff); Experimental cholera. Morphologic evidence of cytotoxicity, Arch. Pathol. 82 (1966), 54–59 (zus. mit H. B. Goldstein und T. G. Merrill); Histopathology of the upper small intestines in typhoid fever. Biopsy study of experimental disease in man, Am. J. Dig. Dis. 11 (1966), 615–624 (zus. mit E. J. Gangarosa, M. Williams, R. B. Hornick und T. E. Woodward); High doses of neomycin sulfate and the absorption of glucose and xylose from the rat small intestine, Am. J. Dig. Dis. 11 (1966), 923–939 (zus. mit M. D. Small, V. Folen, G. Abrams, F. Bledsoe und H. T. Norris); Malabsorption and jejunitis in American Peace Corps volunteers in Pakistan, Ann. Intern. Med. 65 (1966), 1201–1209 (zus. mit J. Lindenbaum und T. H. Kent); Fine structure of the asexual stages of Plasmodium elongatum, J. Cell Biol. 34 (1967), 229–249 (zus. mit M. Aikawa und C. G. Huff); The transformation of the Plasmodium gallinaceum oocyst in Aedes aegypti mosquitoes, J. Cell Biol. 34 (1967), 311–326 (zus. mit J. A. Terzakis und R. A. Ward); Electron-microscope studies of experimental salmonella infection in the preconditioned guinea pig: II. Response of the intestinal mucosa to the invasion by Salmonella typhimurium, Am. J. Pathol. 51 (1967), 137–161 (zus. mit A. Takeuchi); Changes of intestinal absorptive cells during maturation: an electron microscopic study of prenatal, postnatal, and adult guinea pig ileum, J. Ultrastruct. Res. 19 (1967), 304–326 (zus. mit T. G. Merrill und A. J.
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Biografische Portraits
Tousimis); Exerimental acute colitis in the Rhesus monkey following peroral infection with Shigella flexneri. An electron microscope study, Am. J. Pathol. 52 (1968), 503–529 (zus. mit A. Takeuchi und S. B. Formal); Studies on infection and immunity in experimental typhoid fever. VII. The distribution of Salmonella typhi in chimpanzee tissue following oral challenge, and the relationship between the numbers of bacilli and morphologic lesions, J. Infect. Dis. 118 (1968), 293–306 (zus. mit S. Gaines, J. G. Tully und W. D. Tigertt); Experimental Plasmodium berghei infection in the hamster. Its effect on the liver, Arch. Pathol. 86 (1968), 328–337 (zus. mit H. R. Jervis und D. K. MacCallum); Fine structure of the erythrocytic stages of Plasmodium knowlesi. A comparison between intracellular and free forms, Z. Zellforsch. Mikrosk. Anat. 100 (1969), 271–284 (zus. mit M. Aikawa, R. T. Cook und J. J. Sakoda); Comparative fine structure study of the gametocytes of avian, reptilian, and mammalian malarial parasites, J. Ultrastruct. Res. 26 (1969), 316–331 (zus. mit M. Aikawa und C. G. Huff); Histochemical investigation of the mucosa of the exteriorized small intestine of the rat exposed to x-radiation, Strahlentherapie 137 (1969), 326–343 (zus. mit H. R. Jervis, R. M. Donati und L. R. Stromberg); The globule leucocyte in the intestinal mucosa of the cat: a histochemical, light and electron microscopic study, Anat. Rec. 164 (1969), 79–99 (zus. mit A. Takeuchi und H. R. Jervis); Pathogenesis of intestinal infections, Arch. Pathol. 87 (1969), 556–562; The isolation and fractionation of Plasmodium knowlesi, Mil. Med. 134 (1969), 866–883 (zus. mit R. T. Cook, M. Aikawa, R. C. Rock und W. Little); The effect of staphylococcal enterotoxin on the epithelial mucosubstances of the small intestine of rhesus monkeys, Am. J. Pathol. 60 (1970), 1–18 (zus. mit D. G. Sheahan, H. R. Jeris und A. Takeuchi); Examination of an Aleutian mummy, Bull. NY Acad. Med. 47 (1971), 80–103 (zus. mit M. R. Zimmerman, G. W. Yeatman und W. P. Titterington); Factors influencing intestinal cell renewal. A statement of principles, Cancer 28 (1971), 71–74; The pathogenesis of shigella diarrhea. II. Enterotoxin-induced acute enteritis in the rabbit ileum, J. Infect. Dis. 126 (1972), 92– 95 (zus. mit G. T. Keusch, G. F. Grady und A.
Takeuchi); Studies of the influence of estradiol and growth hormone on the hypophysectomized immature rat epiphyseal cartilage growth plate, Am. J. Obstet. Gynecol. 115 (1973), 471–477 (zus. mit A. L. Strickland); Acute duodenal ulcerations in the guinea pig due to fasting. Delineation of experimental model, Lab. Invest. 28 (1973), 501–513 (zus. mit H. R. Jervis und D. G. Sheahan); Carrageenan in formula and infant baboon development, Gastroenterology 73 (1977), 512–517 (zus. mit H. C. McGill, Jr., C. A. McMahan und H. S. Wigodsky); Hydrophobic binding of phenoxyacetic and phenylacetic acids to horseradish peroxidase and human serum albumin: structure-activity relationships, Acta Biol. Med. Ger. 38 (1979), 1441–1446 (zus. mit R. Kühne, R. Franke und G. Hübner); On the interaction of caffeine with nucleic acids. IV. Studies of the caffeine-DNA interaction by infrared and ultraviolet linear dichroism, proton and deuteron nuclear magnetic resonance, Biophys. Chem. 11 (1980), 121–131 (zus. mit H. Fritzsche, H. Lang und W. Pohle) Quellen/Literatur: Arolsen Archives DE ITS 1.2.1.2, Hans Sprinz; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; LA Berlin Personenstandsregister Breslau; NARA RG 21/3000057 [P]; NARA RG 21/4713410; NARA RG 85/300346; NARA RG 147/7644742; NARA RG 307/622629; National Museum of Health and Medicine, AFIP, SC 521401 [P]; U. S. Department of Veterans Affairs, BIRLS Death File Spokane Chronicle, 14.08.1946, 4; The Kansas City Star, 24.02.1977, 4W [P]; The Kansas City Star, 24.07.1990, B6 [P] Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1105; Kröner (1983), 33; Pierce et al. (2009), 104–105 [P]; AMEDD-TV [2016] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5
Stahr, Hermann
Stahr, Hermann G.
Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe, Anatom und Anthropologe * 30. Mai 1868 in Lille, Frankreich † 26. August 1947 in Bevensen/Niedersachsen Vaterberuf: Konsul Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Wilhelms-Gymnasium Berlin; Studium der Medizin an den Universitäten Straßburg, Freiburg i. Br., Heidelberg, Kiel und Berlin (bis 1893); 1893 Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin „Über Wundirrigation“; 1894 ärztliche Approbation in Kiel; Volontär und Assistent bei dem Chirurgen Curt Schimmelbusch (1860–1895) und Rudolf Virchow (1821–1902); 1899 Habilitation für Anatomie und Entwicklungsgeschichte an der Universität Breslau mit dem Thema „Der Lymphapparat der Nieren“; Privatdozent ebenda (bis 1903); 1903/04 Abteilungsvorstand am Museum für Völkerkunde in Dresden; Oberarzt am Institut für Krebsforschung der Berliner Charité bei Johannes Orth (1847–1923); Assistent am Pathologischen Institut der Medizinischen Akademie Düsseldorf; 1910 Prosektor an den Städtischen Krankenanstalten Kiel (bis 1912); 1912 Direktor des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Danzig (bis 1933); Ernennung zum Titularprofessor; 1933 Pensionierung; um 1944 zeitweise Prosektor an einem polnisch besetzten Krankenhaus in Danzig (bis 1945); 1946 Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Langenhorn
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Erfahrung im „Dritten Reich“: S. galt gemäß nationalsozialistischer Rassenideologie als „Halbjude“; sein Vater, der deutsche Konsul Alwin S. (1836–1892) war „arischer“ Abstammung, seine Mutter Marie, geborene Gerson (1841–1903), jüdischer Herkunft. Er war evangelischer Konfession. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde S. als Direktor des Pathologischen Instituts am Städtischen Krankenhaus Danzig mit Erreichen der Altersgrenze „entgegen dem Versprechen der Verlängerung seiner Dienstzeit“ (Gruber [1965], 377) im Oktober 1933 in den Ruhestand versetzt. S.s Kinder Wolf Gunther (* 1918) und die Zwillinge Joachim Georg Ferdinand Adolf (1920–1981) und Lilli Charlotte Auguste (1920–2020) emigrierten 1938: „Da die Herkunft von Stahrs Mutter den Anschauungen der damaligen Gewalthaber nicht genehm war, hat man seinen wohlbegabten Kindern den schulischen Bildungsweg verlegt. Sie waren gezwungen, im Ausland zu suchen, was man ihnen in der Heimat schmählich versagte; der Vater Stahr verfiel darüber in eine schwere Magengeschwürskrankheit, die er nur langsam nach operativem Eingriff überwunden hat“ (ebd.). In einem Nachruf auf Lilli S. heißt es: „It was the only time she saw her father cry“ (Cox [2020]). Mit seiner Ehefrau Margarete, geborene Emmel (1892–1982), blieb S. bis zur Vertreibung im November 1945 in Danzig-Zoppot, wo er kurz vor Kriegsende zeitweise in einem polnisch besetzten Krankenhaus Unterschlupf fand und wieder als Prosektor tätig war. Während Wolf Gunther S. bei den Großeltern mütterlicherseits in Peru Zuflucht gefunden hatte und Joachim S. nach einem Studium der Elektrotechnik in Großbritannien 1940 nach Australien emigriert war, kehrte die Tochter Lilli S. 1944 nach fünf Jahren in Budapest zu ihren Eltern nach Danzig zurück, wo sie kurze Zeit bei ihrem Vater in der Pathologie tätig war: „A German soldier helped Lilli. He took her passport and replaced it with a single written page that allowed her to leave the country safely. Lilli took off home. Catching the train going via Vienna, she had to overnight there due to bombing raids. The station was completely dark; all she could see were the search lights scanning the night sky. Managing
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Biografische Portraits
to reach Danzig safely, Lilli worked for a while at the hospital with her father in the pathology department“ (ebd.). Nachdem die Russen Danzig eingenommen hatten, flüchtete die Familie mit der Hilfe eines deutschen Offiziers über Berlin nach Hamburg: „Allowing one night to decide what they could take with them, he drove them to the hospital where they hid in slit trenches until they could escape by train to Berlin, which had been devastated. The family moved to Hamburg, where life was hard“ (ebd.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S.s Vorfahren väterlicherseits gehörten dem mitteldeutschen Adel an; sein Urgroßvater war der evangelische Pfarrer in Wallmow/Uckermark Johann Adam S. (1768–1839), sein Großvater der Literaturhistoriker Adolf S. (1805–1876). Die Eltern von S.s Ehefrau Margarete, geborene Emmel, betrieben in Arequipa, Peru, eine Gerberei und handelten mit Kokain für die deutsche Dentalindustrie. In seiner Freizeit war S.s große Passion die Musik; zwei seiner Tanten waren im Klavierspiel von Franz Liszt (1811–1886) persönlich ausgebildet worden. S. galt als akademischer Schüler von Rudolf Virchow, Curt Schimmelbusch, Johannes Orth und Felix von Luschan (1854–1924). Er war u. a. Mitglied der Deutschen Pathologischen Gesellschaft, der Anatomischen Gesellschaft sowie des Ärztevereins Danzig. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das während seiner Tätigkeit am Museum für Völkerkunde in Dresden entstandene Buch „Die Rassenfrage im antiken Ägypten. Kraniologische Untersuchungen an Mumienköpfen aus Theben“ (1907), für das ihm der Anthropologe Felix von Luschan 137 mumifizierte Schädel zur Verfügung gestellt hatte. Während seiner Zeit in Berlin und Danzig widmete sich S. vor allem Problemen der Krebsforschung, wobei seine Studie zum Zungenkarzinom der Ratte nach Haferfütterung (Durch andauernde Haferfütterung erzeugtes Epitheliom der Rattenzunge, Beitr. Pathol. Anat. 61 [1916], 169–235) großes Aufsehen erregte, was im von Wilhelm von Waldeyer-Hartz (1836–1921) geprägten Schlagwort von „Stahrs Haferepitheliom“ seinen Niederschlag gefunden hat.
Eine Wiederaufnahme seiner beruflichen Tätigkeit gelang S. nach der Flucht aus Danzig nicht: „Trotz aller, mit erstaunlicher Energie gemachten Anstrengungen ist es ihm – abgesehen von einer kurzen Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Langenhorn im Jahre 1946 – nicht mehr gelungen, in Westdeutschland eine Arbeitsmöglichkeit zu finden, obwohl er sich, wie er mir immer wieder versicherte, körperlich und geistig noch durchaus in der Lage fühlte, eine kleine Prosektur zu leiten“ (Büngeler [1950], 418). S. verstarb im August 1947 im Alter von 79 Jahren in Bevensen in der Lüneburger Heide an den Folgen einer mit profuser Epistaxis einhergehenden Erkrankung. Lilli und Margarete S. gingen nach seinem Tod im Februar 1948 nach Australien, wo Joachim S. seit 1940 lebte. Lilli S. wurde Stationsschwester am Alfred Hospital in Melbourne und war an der dortigen School of Nursing an der Ausbildung des Pflegepersonals beteiligt. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Anthropologie; Tumorforschung; Lymphsystem; Zunge und Geschmack; Löferscher Diphtheriebazillus; Tuberkulose; Aktinomykose; Schilddrüsenhistologie; Wundirrigation Publikationen (Auswahl): Über Wundirrigation, Diss. med., Berlin 1893; Ueber einen seltenen congenitalen Tumor am kleinen Finger eines Neugeborenen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 151 (1898), 97–112; Ueber den Lymphapparat des äußeren Ohres, Anat. Anz. 15 (1899), 381–387; Bemerkungen über die Verbindungen der Lymphgefäße der Prostata mit denen der Blase, Anat. Anz. 16 (1899), 27–29; Der Lymphapparat der Nieren, Arch. Anat. Entwicklungsgesch. 23 (1900), 41–84 (zugl. Habil.-schr.); Über das Alter der beiden Chelae von Homarus vulgaris und über die „similar claws“ Herrick’s, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 12 (1901), 162–166; Ueber die Papilla foliata beim wilden und domesticirten Kaninchen, Anat. Anz. 21 (1902), 354–361; Ueber die Papillae fungiformes der Kinderzunge und ihre Bedeutung als Geschmacksorgan, Z. Morphol. Anthropol. 4 (1902), 199–260; Über die Ausdehnung der Papilla foliata und die Frage
Stern, Kurt
einer einseitigen „kompensatorischen Hypertrophie“ im Bereiche des Geschmacksorgans, Wilhelm Roux Arch. Entwickl. Mech. Org. 16 (1903), 179–199; Zur Ätiologie epithelialer Geschwülste, Zentralbl. Allg. Pathol. 14 (1903), 1 ff.; Atypische Epithelwucherung und Karzinom, Münch. Med. Wochenschr. 54 (1907), 1178–1179; Die Rassenfrage im antiken Ägypten. Kraniologische Untersuchungen an Mumienköpfen aus Theben (1907); Ueber den Einfluss einer abweichenden Ernährungsweise auf die Übertragbarkeit des Mäusecarcinoms, Zentralbl. Allg. Pathol. 20 (1909), 628– 632; Ueber anscheinend spontan entstandene Bauchtumoren an Krebsmäusen, Zentralbl. Allg. Pathol. 20 (1909), 868–876; Über gewebliche Umwandlungen an der Zunge des Menschen im Bereiche der Papilla foliata, Arch. Mikrosk. Anat. Enwicklmech. 75 (1910), 375–413; Über sogenannte Endokardtumoren und ihre Entstehung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 199 (1910), 162–186; Zur Kenntnis der Umwandlung von Mäusecarcinom in Sarkom, Zentralbl. Allg. Pathol. 21 (1910), 108–116; Über die Erzeugung von Tumorketten, Kugeltumoren und Tumorbrücken beim Arbeiten mit dem transplantablen Mäusekarzinom, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 204 (1911), 416–420; Geschwulsttheoretische Parallelen. Versuch über Metaplasie, Zentralbl. Allg. Pathol. 60 (1915), 129 ff.; Durch andauernde Haferfütterung erzeugtes Epitheliom der Rattenzunge, Beitr. Pathol. Anat. 61 (1916), 169–235; Verschluß des Ductus choledochus durch ein Adenomyom, Dtsch. Z. Chir. 135 (1916), 565–574 (zus. mit V. E. Mertens); Zur Gram-Färbung des Löferschen Diphtheriebazillus, Münch. Med. Wochenschr. 63 (1916), 1041–1042; Über isolierte tuberkulöse Peritonitis und Bursitis, und über tuberkulöse Zysten, Z. Tuberk. 27 (1917), 219–250; Schusterdaumenkrebs, Dtsch. Med. Wochenschr. 47 (1921), 1452–1454; Aktinomykose des Ganglion semilunare und aktinomykotische eitrige Leptomeningitis, Dtsch. Med. Wochenschr. 48 (1922), 586–587; Darmgeschwülste bei Kindern durch Trichozephalus verursacht, Dtsch. Med. Wochenschr. 48 (1922), 1274–1276; Plastische Mastitis beim Magenkrebs („Mastitis carcinomatosa“), Z. Krebsforsch. 19 (1922), 231–244; Zur Histologie der Schilddrüse, Zentralbl. Allg. Pathol. 33 (1922), 181 ff.;
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Lymphogranulomatose, Tuberkulose und Geschwulstreiz, Dtsch. Med. Wochenschr. 51 (1925), 1555–1557; Schlosserkrebs durch strahlende Wärme, Z. Krebsforsch. 22 (1925), 379–383; Ueber tödliche Lorchelvergiftungen, Dtsch. Med. Wochenschr. 56 (1930), 1993–1995; Zur Frage des Praecancer, Z. Krebsforsch. 31 (1930), 67–71; Von der Krankheitsbereitschaft der kompensatorisch hypertrophischen Niere, Zentralbl. Allg. Pathol. 57 (1933), 1–11; Welches sind unsere Handhaben zur Verhütung des Krebses? Monatsschr. Krebsbekämpfung 2 (1934), 97–101; Zur Ortswahl der Metastasen, Zentralbl. Allg. Pathol. 60 (1934), 193–196; Vom Machtbereich der Regeneration (Superregeneration und Krebs), Acta Cancrol. (Budapest) 1 (1935), 553–561; Zur Pathologie der Drüse des Bartholin und zum Verständnis des blastomatösen Wachstums, Arch. Gynäk. 174 (1942), 601–606; Reiz und Geschwulstbildung (1947) Quellen/Literatur: Degener (1922), 1497; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1931), Bd. 2, 1820–1821 [P]; Fischer (1933), Bd. 2, 1492; Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1712; Büngeler (1950); Gruber (1965); Lampert (1991), 101; Dhom (1997), S15; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Cox [2020]; Uhlendahl et al. (2021), 5
Stern, Kurt G.
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanisch-israelischer Pathologe * 3. April 1909 in Wien † 10. Mai 2003 in Jerusalem, Israel Vaterberuf: Jurist
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Biografische Portraits
Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1927 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1933); 1933 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; fortan Tätigkeit am Institut für Medizinische Chemie ebenda und Volontär an verschiedenen Wiener städtischen Krankenhäusern und dem Rothschildspital (bis 1938); 1935 Betrieb einer Privatpraxis in Wien (bis 1938); 1938 Entlassung und Emigration in die USA; 1939 Fellow am Welfare Island Hospital in New York und zeitgleich Postgraduate Observership an der New York University (bis 1940); Zertifizierung durch das New York State Medical Board; 1940 Betrieb einer Privatpraxis und eines Privatlabors in New York (bis 1943); 1943 Junior Resident Physician am New York State Institute for Study and Treatment of Malignant Diseases in Buffalo (bis 1945); 1945 Assistant in Pathology am Mount Sinai Hospital in Chicago/Illinois (bis 1947); 1947 Zertifizierung durch das Illinois State Board; nach 1948 Associate Director of Research am Mount Sinai Hospital (bis 1960); 1949 Associate Professor of Pathology an der School of Medicine der University of Chicago (bis 1960); 1950 Leiter des Blood Centers am Mount Sinai Hospital (bis 1960); 1957 Clinical Pathologist ebenda (bis 1960); 1960 Professor of Pathology am College of Medicine der University of Illinois (bis 1969); 1968 Visiting Professor an der School of Medicine der Hebrew University in Jerusalem, Israel; 1969 Emigration nach Israel, dort fortan Professor am Department of Life Sciences der Bar-Uan University in Ramat Gan, Israel (bis 1978); 1980 Research Professor an der Hadassah Medical School der Hebrew University in Jerusalem Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; er war Mitglied einer zionistischen akademischen Vereinigung in Wien. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er aus seiner Stellung am Institut für Medizinische Chemie der Universität Wien entlassen. Weil es ihm nicht möglich war, notwendige Bescheinigungen für eine Emigration nach Palästina vorzulegen, emigrierte er im September 1938 in die USA. Nachdem sich eine Zusage für ein Internship am Michael Reese Hospital in Chicago zer-
schlagen hatte, wurde S. zunächst von einer New Yorker Hilfsorganisation für geflüchtete Ärzte unterstützt; außerdem verpfändete er einen Teil seines Besitzes, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Ab 1939 war er Fellow am Welfare Island Hospital in New York und wurde 1943 US-amerikanischer Staatsbürger. Sein Vater Leopold S. (1875–1944[?]) war Justiziar der Israelitischen Kultusgemeinde Wien gewesen und wurde 1943 [?] nach Polen deportiert, wo er in Izbica/Lublin ermordet wurde. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im Mai 1939 heiratete S. in New York die ebenfalls jüdische Florence Sherman (1904–1989) aus English Center/Pennsylvania, mit der er die Kinder Elsa (Braha) Libby (* 1943), Josef Juda(h) (* 1949) und David Michael (* 1949) hatte. S. war u. a. Mitglied der American Society for Clinical Pathology (hier Vorsitzender der Sektion für Immunohämatologie), der American Association of Bloodbanks, der American Association for the Advancement of Science, der International Society for Blood Transfusions, der American Association of Immunologists und der American Association for Cancer Research sowie Fellow der New York Academy of Sciences. Von 1950 bis 1975 war er im Editorial Board des „American Journal of Clinical Pathology“. Er wurde 1960 mit dem Parker Research Award der School of Medicine der University of Chicago, 1968 mit dem Distinguished Service Award der American Society Clinical Pathologists und mit dem Distinguished Service Award der American Association of Blood Banks, 1972 mit dem John Elliott Memorial Award der American Association of Bloodbanks und 1999 mit dem Award der International Society of Blood Transfusion ausgezeichnet. Nachdem die Tochter bereits 1966 nach Israel emigriert und S. an der University of Illinois emeritiert worden war, folgten er und seine Ehefrau 1969 nach Israel; 1973 wurden sie israelische Staatsbürger. In Israel war S. weiterhin als Professor an der Bar-Uan University in Ramat Gan und ab 1980 an der Hebrew University in Jerusalem tätig; u. a. arbeitete er hier auch zur Beziehung
Stern, Richard
von Judentum und den modernen Wissenschaften. S. verstarb im Mai 2003 im Alter von 94 Jahren in Jerusalem. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Krebsforschung; Physiopathologie des Makrophagen-Systems; Elektrophorese-Studien; Immunhämatologie; Judentum und Wissenschaft Publikationen (Auswahl): The Biochemistry of Malignant Tumors (1943) (zus. mit R. Willheim); On the electrophoretic pattern of red blood cell proteins, J. Biol. Chem. 161 (1945), 731–738 (zus. mit M. Reiner und R. H. Silber); Electrophoretic study of the blood serum from lymphogranulomatous patients, J. Lab. Clin. Med. 33 (1948), 624–634 (zus. mit A. Rottino und D. Suchoff); A hematologic and electrophoretic study on blood regeneration in dogs subjected to repeated phlebotomy, Am. J. Med. Sci. 218 (1949), 58–64 (zus. mit C. W. Mushett und R. H. Silber); Electrophoretic studies on the protein distribution in normal human serum, Acta Haematol. 3 (1950), 202–209 (zus. mit M. Reiner und R. L. Fenichel); Peptidase activity in human serum under various pathological conditions, in pregnancy, and following the administration of ACTH, Can. J. Med. Sci. 29 (1951), 114–123 (zus. mit A. M. Cullen, V. T. Barber und M. K. Birmingham); Electrophoretic studies on the serum of normal aged individuals, Am. J. Med. Sci. 224 (1952), 522–528 (zus. mit H. A. Rafsky, A. A. Brill und H. Corey); Electrophoretic studies on the protein distribution in the serum of multiple myeloma patients, Acta Haematol. 9 (1953), 19–29 (zus. mit M. Reiner); Preliminary electrophoretic analysis of human gastric juice, J. Clin. Invest. 32 (1953), 862–867 (zus. mit M. H. Mack und S. Wolf); An interesting experience with transmission of homologous serum jaundice, Am. J. Med. Sci. 227 (1954), 559–560 (zus. mit S. Busch); Diagnosis of hemolytic transfusion reactions, Am. J. Clin. Pathol. 23 (1955), 381–393 (zus. mit I. Davidsohn); Transfusion therapy: progress and problems. I. Clinical aspects, Ill. Med. J. 108 (1955), 315–320; Clinical evaluation of paper electrophoresis. I. Normal serum lipoprotein distribution (lipidogram) as
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a function of age and sex, Bull. NY Med. Coll. 19 (1956), 50–73 (zus. mit A. A. Goldbloom und L. J. Boyd); Blood transfusion reactions: their causes and identification, Med. Clin. North Am. 44 (1960), 281–292 (zus. mit I. Davidsohn); The reticuloendothelial system and neoplasia, in: Reticuloendothelial Structure and Function (1960), 233–258; Blood groups and their application, in: Clinical Diagnosis by Laboratory Methods (1962), 263–322; Unusual blood types as a cause of disease, Med. Clin. North Am. 46 (1962), 277–294; Experimental models for evaluation of host defenses in cancer, Isr. J. Med. Sci. 7 (1971), 42–51 (zus. mit A. Goldfeder); Multiple differences in red cell antigens and isoimmunization, Transfusion 15 (1975), 179–194; Problem Solving in Immunohematology (1977) (zus. mit I. Davidsohn) Quellen/Literatur: NARA RG 21/575701 [P]; U. S. Social Security Death Index American Men of Medicine (1961), 669; Gold (1966), 153; Gold (1971), 173; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1126; Stadler/Weibel (1995), 65; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte3. CRD 19; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1321–1322; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 5 Stern, Richard Professor, Dr. med. Österreichischer Neuropathologe * 29. März 1878 in Wien † 13. Oktober 1942 in Auschwitz Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Akademischen Gymnasium Wien; 1896 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1902); 1902 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda, fortan Aspirant an der I. Medizinischen Universitätsklinik Wien (bis 1904); 1904 Assistent am Nervenam-
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Biografische Portraits
bulatorium ebenda bei Lothar von Frankl-Hochwarth (1862–1914) (bis 1909); 1909 Vorstand der Nervenabteilung am I. Österreichischen Kinderkrankeninstitut Wien (bis 1914); 1913 Habilitation für Neuropathologie an der Universität Wien mit der Arbeit „Differentialdiagnose und Verlauf des Morbus Basedowii und seiner unvollkommenen Formen“; 1914 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, hier ab 1915 Tätigkeit an einer Konstatierungsstation (bis 1918); Dezember 1918 Leitung des Nervenambulatoriums der I. Medizinischen Universitätsklinik Wien (bis 1938); 1919 zusätzlich Chefarzt der Allgemeinen Pensionsanstalt für Angestellte in Wien und außerordentlicher Professor für Neuropathologie an der Universität Wien (bis 1938); 1938 Ruhestellung der Venia legendi und Entlassung aus seinen Stellungen; vermutlich Emigration nach Bratislava Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde er am 29. Juli 1938 seines Amtes als außerordentlicher Professor für Neuropathologie an der Universität Wien enthoben (Venia legendi „hat bis auf weiteres zu ruhen“: zit. n. Mühlberger [1993], 34). Eine Entlassung aus seiner leitenden Stellung am Nervenambulatorium der I. Medizinischen Universitätsklinik Wien erfolgte vermutlich etwa zeitgleich. S. emigrierte in der Folge vermutlich in die Tschechoslowakei und lebte in Bratislava; am 18. September 1942 wurde er von Žilina in der Nordwest-Slowakei in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. In den Auschwitzer Sterbebüchern ist er mit dem Sterbedatum 13. Oktober 1942 vermerkt. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im Ersten Weltkrieg wurde S. mit dem Ehrenzeichen II. Klasse vom Roten Kreuz mit der Krone (1915), mit der Anerkennung vom Militärkommando Wien (1916) und mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Band der Tapferkeitsmedaille (1918) ausgezeichnet. Er war Mitglied der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie sowie Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.
S. veröffentlichte mehrere Arbeiten zur Epilepsie und den Auswirkungen spinaler und zerebraler Lähmungserscheinungen bei Kindern im Erwachsenenalter. Besonders hervorzuheben sind seine „Klinische[n] Studien über die Zukunft nervenkranker Kinder mit spinalen und zerebralen Lähmungen“ ( Jahrb. Psychiatr. Neurol. 32 [1911], 139–308). Ferner galt sein Forschungsinteresse der Therapie von Syphilis und Tabes. Doch S. befasste sich nicht nur mit neuropathologischen Fragestellungen: Ein ähnliches Interesse fand die Habilitationsschrift „Differentialdiagnose und Verlauf des Morbus Basedowii und seiner unvollkommenen Formen“ ( Jahrb. Psychiatr. Neurol. 29 [1909], 179–273). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Epilepsie; Auswirkungen spinaler und zerebraler Lähmungserscheinungen bei Kindern im Erwachsenenalter; Therapie von Syphilis und Tabes; Morbus Basedow Publikationen (Auswahl): Familiäre Enuresis nocturna, Wien. Klin. Rundsch. 19 (1905), 381–383; Vibrationsgefühl und Muskelsinn, Wien. Klin. Rundsch. 20 (1906), 820–822; Ein Picksches Bündel mit ungewöhnlichem Verlauf, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 14 (1907), 16; Beitrag zur Kenntnis der Form und Größe des Rückenmarkquerschnittes, Arb. Neurol. Inst. Univ. Wien 14 (1907), 329–372; Zur Schlafbereitung, Wien. Klin. Rundsch. 22 (1908), 65; Die präaktive Spannung, Wien. Klin. Rundsch. 22 (1908), 410; Differentialdiagnose und Verlauf des Morbus Basedowii und seiner unvollkommenen Formen, Jahrb. Psychiatr. Neurol. 29 (1909), 179–273 (zugl. Habil.-schr. [1913]); Zur Prognose der Epilepsie, Jahrb. Psychiatr. Neurol. 30 (1909), 1–40; Uebergänge des nächtlichen Aufschreckens zum epileptischen Anfall, Wien. Klin. Rundsch. 22 (1909), 415–419; Eine statistische Theorie der Epilepsie, Wien. Klin. Rundsch. 23 (1909), 49, 65, 81 sowie 97; Erscheinungen bei Hemikranie, Wien. Klin. Wochenschr. 23 (1910), 1701; Ein passageres Phänomen der Säuglingshemiplegie, Neurol. Centralbl. 29 (1910), 242–244; Klinische Studien über die Zukunft nervenkranker Kinder mit spinalen und zerebralen Lähmungen, Jahrb. Psychiatr.
Strauss, Arnold
Neurol. 32 (1911), 139–308; Ueber körperliche Kennzeichen der Disposition zur Tabes (1912); Zur Entstehung der Angst, Wien. Klin. Wochenschr. 33 (1920), 875–878; Einige neue Untersuchungen über die Wassermannsche Reaktion im Liquor cerebrospinalis, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 836–837 (zus. mit M. Stern); Kolloidalchemische Beobachtungen an Salvarsan und Neosalvarsan, Biochem. Z. 138 (1923), 307–317 (zus. mit H. Freundlich und H. Zocher); Wassermannsehe Reaktion und Ansteckungsgefahr der Syphilitiker, Dtsch. Med. Wochenschr. 50 (1924), 41–44; Ueber die „Klausnersche Reaktion“. Ein Beitrag zur Geschichte der Serodiagnostik der Syphilis, Dtsch. Med. Wochenschr. 50 (1924), 372–374; Ueber die Isolierung und Bestimmung der komplementbindenden Substanz syphilitischer Sera. Kritische Bemerkung zu der gleichnamigen Arbeit von Franz Skrop, Z. Immunitatsforsch. Exp. Ther. 39 (1924), 293–300; Ueber das Vorkommen eisenhaltigen Pigmentes im Liquor cerebrospinalis, Jahrb. Psychiatr. Neurol. 46 (1928), 163–169 (zus. mit A. Pilcz); Ueber den Zusammenhang von Tabes dorsalis mit Kriegsdienstbeschädigung. Erläutert an einem Obergutachten, Monatsschr. Unfallheilk. 39 (1932), 97–104; Zur Frage der Herzmuskelschädigung durch Tangentialschüsse. Erläutert an einem Obergutachten, Monatsschr. Unfallheilk. 39 (1932), 411–415 Quellen/Literatur: Fischer (1933), Bd. 2, 1505; Kürschner (1935), 1358; Pointner (1972), 252–255; Merinsky (1980), 259–260; Mühlberger (1993), 34; Stadler/Weibel (1995), 65; Kreuter (1996), Bd. 3, 1412–1413; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1323–1324; Gedenkbuch Stern [2009]; Angetter (2010c); Sziranyi et al. (2019b), 4–5; Uhlendahl et al. (2021), 5; Yad Vashem [2021]
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Strauss [Strauß], Arnold Ferdinand Arthur
Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 9. September 1902 in Barmen/Rheinprovinz (heute: Wuppertal-Barmen) † 6. November 1965 in Norfolk/Virginia, USA Vaterberuf: Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Maler und Kunstsammler Ausbildung und berufliche Laufbahn: Abitur am Realgymnasium Barmen; Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br. und Bonn [sowie Basel?] (bis 1927/28); 1928 Promotion zum Dr. med. an der Universität Bonn mit der Arbeit „Die akute posthaemorrhagische Milzschwellung“; Medizinalpraktikant ebenda; Assistent an der Pathologisch-anatomischen Anstalt Basel bei Robert Rössle (1876–1956) (bis 1929); 1929 Assistent bei Rössle am Pathologischen Institut der Universität Berlin (bis 1931); 1931 Fortbildung, u. a. an der Medizinischen Poliklinik Hamburg bei Hugo Schottmüller (1867– 1936) sowie am Bakteriologischen Institut des Altonaer Krankenhauses bei Johannes Zeissler (1883–1965) (bis 1932); 1932 Rückkehr nach Berlin als Assistent bei Rössle (bis 1933); Juni 1933 Entlassung; August 1933 Tätigkeit am Hospital St. Johannes de Deo in Den Haag (bis 1934); 1934 Tätigkeit an einem Hospital in Florenz (bis 1935); 1935 Rückkehr nach Den Haag, von dort aus im August 1935 Emigration in die USA; hier zunächst Pathologe am Montgomery Hospital (später Laird Memorial Hospital) in West Virginia (bis November 1936); Dezember 1936 Chief Pathologist und Director of Laboratories am St.
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Biografische Portraits
Vincent’s Hospital (später DePaul Hospital) in Norfolk/Virginia (bis 1965); Clinical Associate, dann Clinical Professor of Pathology am Medical College of Virginia sowie Lecturer in Legal Medicine ebenda (bis 1965); parallel Betrieb einer Privatpraxis und eines privaten Laboratoriums gemeinsam mit Robert J. Faulconer sowie Senior Consultant des Chief Medical Examiner’s Office of the Commonwealth of Virginia Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; seine Eltern, der Barmener Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten Arthur Alexander S. (1864–1940) und dessen Ehefrau Lucy S., geborene Hertz (1875–1940), waren wie er protestantisch getauft und aktive Mitglieder der Lutherischen Gemeinde in Barmen. Im Februar 1933 schlug Robert Rössle beim zuständigen Ministerium die Ernennung von S. zum Oberassistenten vor; die Ernennung wurde am 23. März 1933 vom Ministerium abgelehnt. Ohne dafür im Voraus die Zustimmung des Institutsdirektors Rössle eingeholt zu haben, erhielt S. stattdessen mit Schreiben des Verwaltungsdirektors der Charité vom 28. März 1933 die Kündigung seiner Assistentenstelle zum 30. Juni 1933 – also noch vor Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Bei Schagen/Travers heißt es dazu: „Die Charité-Leitung folgte hier offenbar bereits den vom Ministerium angeordneten ‚Sofortmaßnahmen‘ noch bevor das Berufsbeamtengesetz vom 7.4.1933 mit seinem § 3 in Kraft trat, der die Entlassung von Personen ‚nicht arischer‘ Abstammung, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, anordnete“ (Schagen/Travers [2017]). Rössle riet S. in der Folge, Deutschland zu verlassen. So ging er noch im Sommer 1933 nach Den Haag in die Niederlande, wo er bei Verwandten unterkam und ab August 1933 am Hospital St. Johannes de Deo tätig war. Bereits zu dieser Zeit begann er sich Gedanken über ein mögliches dauerhaftes Emigrationsziel zu machen, wobei auch Südamerika zu den Erwägungen gehörte. Um seine Berufschancen in den USA zu verbessern, ging S. 1934 nach Italien und arbeitete hier auf Rössles Vermittlung bis 1935 an einem Hospital in Florenz. In seinen Emigrati-
onsplänen noch unentschlossen, schrieb ihm ein Bekannter Anfang 1935: „Gehen Sie um jeden Preis möglichst schnell nach Amerika, auch ich tue alles, was ich kann, um dorthin zu kommen“ (zit. n. Keun [2020], 127). Obschon S. im April 1935 – wiederum über Rössle – ein Stellenangebot aus Mailand erhalten hatte, entschied er sich vor dem Hintergrund der politischen Lage in Europa schließlich zur dauerhaften Emigration in die USA. Von dort hatte er das Angebot erhalten, eine pathologische Abteilung am Montgomery Hospital in West Virginia aufzubauen. Ende Mai 1935 kehrte S. nach einem längeren Besuch bei seinen Eltern in Barmen nach Den Haag zurück und emigrierte im August desselben Jahres in die USA. S.’ Vater Arthur hatte aufgrund der „rassischen“ Verfolgung 1933 seine Arztpraxis in Barmen aufgeben müssen; gemeinsam mit seiner Ehefrau verbrachte er seitdem einen Teil des Jahres in Wiesbaden. Anfang 1939 flohen die Eltern schließlich nach Den Haag. Arnold S.’ Bemühungen, seinen Eltern ein Visum in die USA zu besorgen, scheiterten nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endgültig. Arthur und Lucy S. nahmen angesichts der aussichtslos gewordenen Lage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande am 5. September 1940 eine Überdosis Schlafmittel und verstarben am Folgetag. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. gehörte in dritter Generation einer Arztfamilie an. Sein Vater Arthur S. war außerdem ein Cousin der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler (1869–1945) und seine Mutter Lucy S., geborene Hertz, eine Cousine des berühmten Physikers Heinrich Hertz (1857–1894). Die Eltern waren sehr kunstinteressiert und ebenso Sammler expressionistischer Malerei wie auch klassischer und mittelalterlicher Skulpturen. S.’ Tochter Margaret, verheiratete Travers (* 1944), erinnerte sich 2017 an viele Geschichten ihres Vaters über seine Zeit in Berlin. So hatte S. das Privileg, die Premierenfeier des Films „Der blaue Engel“ (1930) mit Marlene Dietrich (1901– 1992) zu besuchen; er verkehrte in Kreisen der
Strauss, Arnold
Berliner Bohème und hatte dort u. a. Kontakt zu Heinrich Kleiser (1901–1977), Bertolt Brecht (1898–1956) und Kurt Weill (1900–1950). Von 1933 bis 1940 war die Schriftstellerin Irmgard Keun (1905–1982) S.’ Geliebte. Die beiden hatten sich im Frühjahr 1933 über die gemeinsame Freundin Ria Hans kennengelernt, die Keun S. vorgestellt hatte, „aus Sorge um Irmgard Keun, die schon damals viel getrunken habe“ (Keun [2020], 13). S., der sich sofort in die freiheitsliebende und schon verheiratete Bohemienne Keun verliebte, schrieb bereits am 15. Juli 1933 an seine Eltern, zu denen er als Einzelkind ein sehr enges Verhältnis hatte: „Ich weiß jetzt übrigens auch, wen ich heiraten möchte“ (zit. n. ebd., 14). Nachdem S. zunächst nach Den Haag und 1934 nach Florenz gegangen war, sahen sich die beiden nur noch gelegentlich bei Besuchen von S. in Köln und Bonn – in der verbleibenden Zeit schrieben sie sich Briefe und Telegramme. Keun, die in ständiger Geldnot lebte, erhielt von S. bzw. dessen Eltern finanzielle Unterstützung, die sie in ihren Briefen nicht selten selbstbewusst einforderte. Dieser Umstand und Keuns Lügen und Unzuverlässigkeit führten schließlich dazu, dass S.’ Eltern der Beziehung zunehmend ablehnend gegenüberstanden. Als S. im August 1935 endgültig ins US-amerikanische Exil ging, war er der festen Überzeugung, Keun würde ihm zu einem späteren Zeitpunkt nachfolgen. Einmal, im Mai 1938, besuchte Keun S. in Virginia und war, wie sich die Freundin Ria Hans erinnerte, „entsetzt über das ‚kleinbürgerliche‘ Ärztemilieu, in dem Arnold damals verkehrte“ (zit. n. Marchlewitz [1999], 48). Sie kehrte im Juli 1938 zurück nach Europa und lebte in Amsterdam, von wo aus sie weiter Kontakt zu S.’ Eltern in Den Haag hatte. Zu einer Emigration in die USA kam es, trotz gesteigerter Bemühungen von Keun ab 1939 nicht mehr. Keuns letztes Telegramm mit der Bitte um Geld im Mai 1940 ließ S. unbeantwortet. Er hatte im Sommer 1939 die US-amerikanische Pianistin und Kunsthistorikerin Marjory Spindle (1916– 1994) kennengelernt; er heiratete sie im Oktober 1941. Als Keun S. nach dem Krieg nochmals schrieb, ließ er auch diesen Brief unbeantwortet, schickte ihr aber Care-Pakete. Zur einseitigen Beziehung von Keun und S. schreibt Gabriele Kreis zusammenfassend: „Ar-
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nold Ferdinand Strauss war ein Helfer, und Irmgard Keun brauchte seine Hilfe. Und so wurden sie ein Paar und konnten niemals eines werden. […] Arnold Strauss hatte dabei die Konventionen auf seiner Seite, Irmgard Keun die Kunst […]. Real an ihrer Beziehung war nur das Geld“ (Kreis [2020], 377). Ein literarisches Denkmal hat Keun S. gesetzt mit ihrem Roman „Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen“ (1950): „Eher unbedeutend, bezahlte er dafür, der Freund einer bedeutenden Frau zu sein, und sie dankte es ihm mit Briefen und einem Buchtitel […] – und erhob damit endgültig in den Stand der Literatur, was niemals mit Leben erfüllt war“ (ebd.). – Eine Auswahl der insgesamt 271 Briefe von Keun an S. wurde 1988 erstmals von Marjory S. Strauss und Gabriele Kreis publiziert und liegt nun als Neuausgabe vor (Keun [2020]). S. identifizierte sich schon bald nach seiner Emigration mit den USA, die er als sein neues Heimatland begriff, und passte sich den Umgangsformen des dortigen akademischen Betriebs an. Im Nachruf von Robert J. Faulconer heißt es: „There was never an air of austerity about Arnold Strauss, for despite his background in a formal European academic setting many qualities which we consider typically American. Informality was one of his greatest assets in dealing with fellow physicians and his open door was a constant invitation to colleagues to visit, seek counsel, and debate“ (Faulconer [1966], 261). S. kehrte ein einziges Mal nach seiner Emigration – im Jahr 1955 – nach Deutschland zurück und befand nach seiner Rückkehr in die USA: „This is my home, and it is good to be back“ (zit. n. ebd.). 1936 machte S. Bekanntschaft mit dem ebenfalls emigrierten jüdischen Pathologen Paul Kimmelstiel (1900–1970); auf Kimmelstiels Vermittlung wechselte S. im Dezember 1936 von Montgomery/West Virginia an das spätere DePaul Hospital in Norfolk/Virginia und wurde hier Chief Pathologist und Director of Laboratories. Andere enge Vertraute von S. in den USA waren die Pathologen Walter Putschar (1904– 1987) und Hans Smetana (1902–1977). Gemeinsam mit seinem Kollegen Robert J. Faulconer betrieb S. neben seiner hauptamtlichen Tätigkeit eine Privatpraxis und ein privates Laboratorium in Norfolk. Er war Mitgründer der Virginia So-
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Biografische Portraits
ciety for Pathology (1944) und ihr Vorsitzender von 1949 bis 1951. Wie seine Eltern war auch Arnold S. ein außerordentlicher Liebhaber der Künste; mit seiner Ehefrau besaß er eine umfangreiche Kunstsammlung, zu der auch eine breit gefächerte Sammlung präkolumbianischer Kunst Südamerikas gehörte. Peru, wohin sein guter Bekannter Heinrich Kleiser 1933 emigriert war, wurde für S. eine zweite Heimat. Auf der S. S. Hope verbrachte S. im Rahmen des medizinischen Hilfsprojekts „Hope“ gemeinsam mit Kollegen aus dem DePaul Hospital Anfang der 1960er Jahre einige Monate in Peru: „Started in 1960, Project Hope is a reconverted ship hospital and is a health organization for people everywhere“ (Daily Press [Newport News/Virginia], 02.02.1964, 2B). Seine Frau unterstützte er in ihren Anstrengungen als Menschenrechtsaktivistin und „trat vor den gesetzgebenden Organen Virginias für den Widerruf eines Gesetzes auf, nach dem die Trennung von Blutkonserven nach der Rasse der Spender verlangt wurde“ (Schagen/Travers [2017]). S. erlitt im September 1965 einen Herzinfarkt und verstarb an dessen Folgen im November desselben Jahres in seiner Wohnung in Norfolk im Alter von 63 Jahren im Beisein seiner Ehefrau Marjory und seines Freundes Paul Kimmelstiel. Der schriftliche Nachlass befindet sich bei der Old Dominion University in Norfolk (Special Collections of the ODU Libraries 00/MG 9). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Forensische Pathologie; Dehnung der quergestreiften Skelettmuskulatur; Erkrankungen der Milz; Verblutung aus den Gallenwegen; Thrombose; Paramyloidose; Obliterative mastitis; Intravaskuläre Hämolyse; Schilddrüsenkrebs; Endometriose; Ovarialtumoren Publikationen (Auswahl): Über den Einfluß der Dehnung auf die quergestreifte Skelettmuskulatur am Beispiel der Bauchdecken bei Schwangerschaft, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 266 (1927), 4–17; Über die akute posthaemorrhagische Milzschwellung, Diss. med., Bonn 1928; Über die Verblutung aus den Gallenwegen, Monatsschr. Unfallheilk. 36 (1929), 438 ff.; Thrombose
der oberen Hohlvene nach Grippe, Tod nach 10 Jahren, Schweiz. Med. Wochenschr. 59 (1929), 1410–1412; Über die Milz und ihre Proteolvse bei Krankheit und Blutung, Beitr. Pathol. Anat. 85 (1930), 251–278; Über die Bleichung der Melanine, Z. Wiss. Mikrosk. 49 (1932), 123 ff.; Über Paramyloidose. Mit Wiedergabe eines eigenartigen Falles von ausgedehntem Binde- und Fettgewebsamyloid, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 291 (1933), 219–236; Über die Wirkung von Schwermetallsalzen auf Adrenalin, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 291 (1933), 430–431 (zus. mit W. Koll); Comparative study on a new simple method of sulfanilamide determination, J. Lab. Clin. Med. 26 (1941), 887–889 (zus. mit M. C. Andrews); Obliterative mastitis, Surgery 14 (1943), 719 ff. (zus. mit R. L. Payne und R. D. Glasser); Intravascular hemolysis: a morphologic study of schizocytes in thrombotic purpura and other diseases, South Med. J. 46 (1953), 837–842 (zus. mit W. M. Monroe); Cancer of the thyroid: incidence and relation to thyroid diseases in the Tidewater Area of Virginia and North Carolina, Va. Med. Mon. 80 (1953), 578–580 (zus. mit R. L. Payne, Jr.); Clinico-pathological diagnostic problems, J. Natl. Med. Assoc. 47 (1955), 287, 297 (bis 1962 28 Beiträge der Reihe in loser Folge); Medico-legal slide seminar (Am. Acad. of Forensic Sciences), J. Forensic Sci. 47 (1955), 287 ff.; Medico-legal slide seminar (Am. Assoc. for the Study of Neoplastic Diseases, July 1, 1956, Chicago), J. Forensic Sci. 2 (1957), 311–353; In memoriam Edgar Baron 1910–1957, Am. J. Clin. Pathol. 29 (1958), 484; Effects of progestin-induced pseudopregnancy on endometriosis: clinical and microscopic studies, Am. J. Obstet. Gynecol. 78 (1959), 776–785 (zus. mit M. C. Andrews und W. C. Andrews); Bodies recovered from water, in: Principles of Legal Medicine (1960), 309–386; Forensic pathology seminar (Coll. of Am. Pathologists, Columbia, Missouri, April 12, 1958), J. Forensic Sci. 5 (1960), 169–216 (zus. mit G. R. Mann); Giant sebaceous gland tumor of the ovary, Am. J. Clin. Pathol. 41 (1964), 78–83 (zus. mit H. S. Gates) Quellen/Literatur: Special Collections of the ODU Libraries 00/ MG 9; U. S. Social Security Death Index; Vir-
Strauss, Lotte
ginia Department of Health, Virginia Death Records, 1912–2014; Virginia Department of Health, Virginia Marriage Records, 1936–2014 The Times Dispatch (Richmond/Virginia), 10.07.1942, 5; Daily Press (Newport News/ Virginia), 02.02.1964, 2B; Daily Press (Newport News/Virginia), 18.04.1965, 9B; The Progress-Index (Petersburg/Virginia), 08.11.1965, 10 Strauss (1955) [P]; Faulconer (1966) [P]; Roulet (1966); Kreis (1991), 139–176, 203–232 [P]; Lampert (1991), 77–78; Dhom (1997), S14; Marchlewitz (1999), 30, 48–49, 139, 167; Häntzschel (2001), 48–51 [P]; Prüll (2003), 238, 371; Schagen/Travers [2017] [P]; Egyptien (2019), 28–30, 48–50 [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Keun (2020) [P]; Kreis (2020); Strauss (2020); Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Strauss, Lotte
Professor, Dr. med., Dr. h. c. Deutsch-US-amerikanische Pathologin * 15. April 1913 in Nürnberg † 4. Juli 1985 in New York City/New York, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1932 Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br. und München (bis 1933); 1933 Fortführung des Medizinstudiums an der Universität Siena, Italien (bis 1937), studienbegleitende labormedizinische Tätigkeit am Bakteriologischen Institut in Siena; 1937 Promotion zum Dr. med. am Institut für Bakteriologie ebenda;
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1938 Emigration in die USA, dort Resident Assistant in Bacteriology am Beth Israel Hospital in New York (bis 1941); 1941 Medizinalpraktikantin an der New York Infirmary (bis 1942); 1942 Residency in Pathology am Mount Sinai Hospital in New York bei Paul Klemperer (1887–1964) (bis 1943); 1943 Residency am Children’s Hospital in Boston/Massachusetts (bis 1944); 1944 Fellow in Pathology am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1947); 1947 Resident Assistant in Bacteriology ebenda (bis 1949); 1949/50 Assistant Pathologist am Lebanon Hospital in Bronx/ New York (bis 1952/53); 1953 Associate Pathologist in Pediatric Pathology am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1966); 1958 Assistant Professor am College of Physicians & Surgeons der Columbia University in New York (bis 1966); 1966 Professor of Pathology an der Mount Sinai School of Medicine in New York (bis zu ihrem Tode); parallel Consultant für Pediatric Pathology City Hospital Center in Elmhurst/Illinois sowie (seit 1971) Special Consultant in Perinatal Pathology am National Institute of Neurological Disorders and Stroke Erfahrung im „Dritten Reich“: S. war jüdischer Abstammung; nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten emigrierte sie noch 1933 nach Italien, wo sie ihr Medizinstudium an der Universität Siena fortführte und 1937 eine Promotion anschloss. Unmittelbar mit der Einführung der Rassengesetze im faschistischen Italien ab September 1938 emigrierte sie in die USA; am 27. Oktober 1938 erreichte sie per Schiff New York. Ihre Eltern Ernst (1877–1968) und Hedwig S., geborene Fichtelberg (1887–1982), folgten ihr 1939 von Deutschland aus in die USA; ihre Schwester Dorothea S., verheiratete Caspary (* 1910), war bereits 1933 nach Brasilien emigriert. 1944 wurde S. US-amerikanische Staatsbürgerin. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): S. gilt als Pionierin der pädiatrischen und perinatalen Pathologie. Nachdem sie am Beth Israel Hospital in New York zunächst als Bakteriologin gearbeitet hatte, entschied sie sich nach
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Biografische Portraits
einem Treffen mit Sydney Farber (1903–1973) zur Pathologie zu wechseln. Im Department of Pathology des Mount Sinai Hospitals begann S. eine aktive Zusammenarbeit mit Jacob Churg (1910–2005), der 1936 aufgrund der politischen Instabilität in Europa von Polen nach Amerika emigriert war. Ihre lebenslange Zusammenarbeit gipfelte 1951 in der Beschreibung des homonymen Churg-Strauss-Syndroms, auch bekannt als „eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis“ oder „allergische Granulomatose“. Währenddessen ermutigte sie Paul Klemperer, der ihr Leben maßgeblich beeinflusste, sich auf die pädiatrische Pathologie zu fokussieren. So wurde bereits 1953 eine Abteilung für pädiatrische Abteilung am Mount Sinai Hospital für sie eingerichtet. 1983 wurde S. mit dem „Jacobi Medaillon“ der Mount Sinai Alumni ausgezeichnet; seit 1986 wird ihr zu Ehren von der American Society for Pediatric Pathology, zu deren Mitgründern (1965) sie gehört, der „Lotte Strauss Prize“ verliehen. Zudem erhielt sie ein Ehrendoktorat von der Universidad Nacional de San Augustín in Peru. S. war Fellow des College of American Pathologists und Mitglied der New York Pathological Society, der American Association of Pathologists, der International Academy of Pathology, der New York Academy of Sciences, der New York Pediatric Society sowie des Pediatric Pathology Club, einem Vorläufer der Pediatric Pathology Society. Von 1944 bis 1949 war S. mit dem jüdischen Pathologen Peter Grünwald (1912–1979) verheiratet; sie hatte keine Kinder. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pädiatrische Pathologie; Pathologie der fetalen Entwicklung, insbesondere Ultrastruktur der Plazenta in verschiedenen fetalen Krankheitszuständen; intrauterine Infektionen; entzündliche und sklerotische Gefäßerkrankungen; Allergien Publikationen (Auswahl): The pathology of gargoylism: report of a case and review of the literature, Am. J. Pathol 24 (1948), 855–887; Homologous serum hepatitis in infants and children, Pediatrics 3 (1949), 651–666 (zus. mit R. E. Moloshok und S. Karelitz); Allergic
granulomatosis, allergic angiitis, and periarteritis nodosa, Am. J. Pathol. 27 (1951), 277–301 (zus. mit J. Churg); Cutaneous lesions of allergic granulomatosis: a histopathologic study, J. Invest. Dermatol. 17 (1951), 349–359 (zus. mit J. Churg und F. G. Zak); Congenital cardiac anomalies associated with mongolism, Trans. Am. Coll. Cardiol. 3 (1954), 214–221; The role of the ground substance in atherogenesis, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 655–668 (zus. mit D. Adlersberg und C. I. Wang); Endocardial sclerosis in infancy associated with abnormal storage (gargoylism): report of a case in an infant, aged five months and review of the literature, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 1258–1271 (zus. mit R. Platt); Experimental xanthomatosis in the rabbit, AMA Arch. Pathol. 63 (1957), 416–422 sowie 64 (1957), 501–504 (zus. mit C. I. Wang und D. Adlersberg); Effects of ethionine administration in rabbits and dogs: II. Pathological studies, AMA Arch. Pathol. 65 (1958), 286–294 (zus. mit C. Wang, F. Paronetto und D. Adlersberg); Experimental pancreatitis and plasma lipids, Gastroenterology 35 (1958), 465–472 (zus. mit C. Wang und D. Adlersberg); Chromosomal sex detection in the human newborn and fetus from examination of the umbilical cord, placental tissue, and fetal membranes, Ann. NY Acad. Sci. 75 (1959), 905–922 (zus. mit A. R. Sohval und J. A. Gaines); Fatal coxsackie group B virus infection in the newborn: report of a case with necropsy findings and brief review of the literature, AMA J. Dis. Child. 97 (1959), 483–492 (zus. mit M. L. Sussman und H. L. Hodes); Congenital absence of the right pulmonary artery. Report of a case in a five month old infant, with suggestive evidence of unilateral pulmonary hypertension, Am. J. Cardiol. 6 (1960), 344–350 (zus. mit E. Rubin); Hypertension of the pulmonary circulation due to congenital glomoid obstruction of the pulmonary arteries, Am. J. Pathol. 39 (1961), 75–93 (zus. mit E. Moschcowitz und E. Rubin); Occlusive intrapulmonary vascular anomaly in the newborn. A cause of congenital pulmonary hypertension?, Am. J. Pathol. 39 (1961), 145–161 (zus. mit E. Rubin); Some aspects of the pathology of hypertension. Vascular lesions in experimental and human hypertension, J. Mt. Sinai Hosp. NY 28 (1961), 111–128 (zus. mit J.
Tannenberg, Joseph
Churg und F. Paronetto); Congenital cytomegalic inclusion disease. Observations in a macerated fetus with congenital defect, including a study of the placenta, Am. J. Obstet. Gynecol. 83 (1962), 1240–1248 (zus. mit A. Quan); Congenital arteriosclerosis of the pulmonary artery. The importance of the pulmonary artery. The importance of the time factor in the genesis of arteriosclerosis, Arch. Pathol. 75 (1963), 582–587 (zus. mit E. Moschcowitz); Congenital neuroblastoma involving the placenta: reports of two cases, Pediatrics 34 (1964), 23–31 (zus. mit S. G. Driscoll); Ultrastructure of the human placenta in maternal diabetes mellitus, Lab. Invest. 15 (1966), 910–926 (zus. mit Y. Okudaira, K. Hirota und S. Cohen); The hemolytic-uremic syndrome: a study of renal pathologic alterations, Am. J. Pathol. 57 (1969), 627–647 (zus. mit B. H. Vitsky, Y. Suzuki und J. Churg); Peripheral gangrene in a newborn infant associated with renal and adrenal vein thrombosis. Report of a case in an offspring of a diabetic mother, J. Pediatr. 80 (1972), 101–103 (zus. mit E. Valderrama und I. Gribetz); Pneumonitis in acute lymphatic leukemia during methotrexate therapy, J. Pediatr. 82 (1973), 84–88 (zus. mit K. M. Robbins, I. Gribetz, J. C. Leonidas und M. Sanders); Prenatal diagnosis of trisomy 18. Pathologic findings in 20-week conceptus, Am. J. Dis. Child. 125 (1973), 290–292 (zus. mit L. Y. Hsu, E. Dubin und K. Hirschhorn); Vascular tumors of the liver in newborns. A pediatric emergency, Am. J. Dis. Child. 125 (1973), 507–510 (zus. mit J. C. Leonidas und A. R. Beck); Electron microscopic studies in hereditary nephritis, Birth Defects Orig. Artic. Ser. 10 (1974), 89–92 (zus. mit J. Churg und R. L. Sherman); Fatal neonatal postexchange transfusion hepatitis, J. Pediatr. 84 (1974), 159–160 (zus. mit E. Valderrama); Renal vein thrombosis: a cause of intrarenal calcification in the newborn, Pediatr. Radiol. 6 (1977), 172–175 (zus. mit P. W. Brill und H. A. Mitty); Hemolytic-uremic syndrome, Nephron. 23 (1979), 263–272 (zus. mit M. H. Goldstein, J. Churg und D. Gribetz); Ultrastructural histochemistry of infantile digital fibromatosis, Ultrastruct. Pathol. 2 (1981), 241–247 (zus. mit T. Faraggiana, J. Churg und A. Voglino); A lifetime in pathology, Lab. Invest. 47 (1982), 111 (zus. mit J. Churg); Histochemical
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study of Hurler’s disease by the use of peroxidase-labelled lectins, Histochem. J. 14 (1982), 655–664 (zus. mit T. Faraggiana, S. Shen, C. Childs und J. Churg); Hypertrophic cardiomyopathy in a midtrimester fetus born to a diabetic mother, J. Pediatr. 100 (1982), 631–632 (zus. mit J. Leslie und S. C. Shen); Renal involvement in thrombotic microangiopathies, Semin. Nephrol. 5 (1985), 46–56 (zus. mit J. Churg); Use of lectins in the study of histogenesis of renal cysts, Lab. Invest. 53 (1985), 575–579 (zus. mit T. Faraggiana, J. Bernstein und J. Churg) Quellen/Literatur: Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; NARA RG 21/3000057 [P]; U. S. Social Security Death Index Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1140; American Men and Women of Science (1986), Bd. 6, 1088; Wormer (1991), 23–25; Ramieri/ Marino (2017) [P]; Scott/Cadogan [2020] [P]; Lotte Strauss [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Tannenberg, Joseph Professor, Dr. med. Deutsch-US-amerikanischer Pathologe * 30. Oktober 1895 in Schenklengsfeld/ Hessen-Nassau † 8. Mai 1971 in Batavia/New York, USA Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1914 Abitur am Dom-Gymnasium Halberstadt; Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg, Halle, Berlin und Marburg; 1915 Kriegsdienst als Bataillonsarzt und Kriegsgefangenschaft (bis 1919); 1919 Wiederaufnahme des Studiums an den Universitäten Halle und Marburg; 1920 ärztliches Staatsexamen und Approbation; Mitarbeiter in der Serologischen Abteilung des Hygienischen Instituts der Universität Marburg bei Heinrich Bonhoff (1864–1940); 1920 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Frankfurt a. M. bei Bernhard Fischer-Wasels (1877–1941), hier: Arbeiten über Syringomyelie,
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Rückenmarkangiome und über die Rickersche Relationspathologie (bis 1933); 1921 Promotion zum Dr. med. an der Universität Marburg bei Bonhoff, Thema: Theorie und Praxis der Sachs-Georgi- und Wassermann-Reaktion; 1925 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Spezielle Pathologische Anatomie an der Universität Frankfurt a. M., Thema der Habilitationsschrift: Experimentelle Untersuchungen über lokale Kreislaufstörungen; 1930 nichtbeamteter außerordentlicher Professor ebenda (bis 1933); 1933 Entlassung und Entzug der Lehrbefugnis; Prosektor und Leiter der Pathologisch-anatomischen Abteilung am Cecilien-Krankenhaus in Berlin (bis 1935); 1935 Emigration in die USA, dort Forschungsdirektor am Bender Hygienic Laboratory in Albany/New York (bis 1939); 1939 Associate Diagnostic Pathologist bei der Division of Laboratories and Research des New York State Department of Health; Ende 1939 Pathologe am Montefiore Hospital New York City und Bedford Hills/New York (bis 1941); 1940 Leiter des Laboratoriums der New York Association of Oral Clinical Pathology; 1941 Leiter des Genesee Laboratory in Batavia/New York; 1942 Leiter des Wyoming County Laboratory; 1945 Consultant verschiedener Krankenhäuser in Batavia/New York; 1948 Tätigkeit für die Orleans County Laboratories; 1958 Tätigkeit am New York State Tuberculosis Hospital in Mount Morris/New York Erfahrung im „Dritten Reich“: T. war jüdischer Abstammung; er wurde auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Als nichtbeamteter außerordentlicher Professor für Allgemeine Pathologie und Spezielle Pathologische Anatomie lehrte T. bis 1933 an der Universität Frankfurt a. M. Im Kontext des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde ihm 1933 die Lehrbefugnis entzogen. Von 1933 bis 1935 war er auf Vermittlung von Robert Rössle (1876–1956) in der Nachfolge von Walter Joël (1898–1978) als Prosektor und Leiter der Pathologisch-anatomischen Abteilung am Cecilien-Krankenhaus in Berlin tätig. Im März 1935 emigrierte T. in die USA und wurde dort
zunächst Direktor der Forschungsabteilung am Bender Hygienic Laboratory in Albany/New York. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): T. war ein akademischer Schüler von Heinrich Bonhoff und Bernhard Fischer-Wasels; er publizierte gemeinsam mit Rudolf Jaffé (1885–1975). T. war Mitglied von zwölf US-amerikanischen medizinischen Gesellschaften; 1957 wurde er zum Mitglied der Royal Society of Health in London ernannt. 1954 erkannte ihm die Universität Frankfurt a. M. die Rechte eines außerordentlichen Professors im Ruhestand zu, 1961 die eines emeritierten ordentlichen Professors. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie des peripheren Kreislaufes; Pathologie des Insulin- und anoxischen Schocks; Pathologie der Lunge; Syringomyelie; Erkrankungen des frühen Kindesalters; Waterhouse-Friderichsen-Syndrom Publikationen (Auswahl): Über die Pathogenese der Syringomyelie, zugleich ein Beitrag zum Vorkommen von Capillarhämangiomen im Rückenmark, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 92 (1924), 119–174; Die lokalen Kreislaufstörungen, in: Handbuch der Normalen und Pathologischen Physiologie. Mit Berücksichtigung der Experimentellen Pharmakologie, Bd. 7/2 (1927), 1496–1794 (zus. mit B. Fischer-Wasels); Nebennieren, in: Handbuch der Inneren Sekretion, Bd. 1 (1927), 743 ff. (zus. mit R. Jaffé); Pathological changes in the heart, skeletal musculature and liver in rabbits treated with insulin in shock dosage, Am. J. Pathol. 15 (1939), 25–54; Fatal anaphylactic shock due to a bee sting in the finger, Proc. NY State Assoc. Public Health Lab. 25 (1945), 33 (zus. mit A. Kosseff); Bilateral acute hemorrhagic necrosis of the adrenals (Waterhouse-Friderichsen syndrome) in a young child, Proc. NY State Assoc. Public Health Lab. 26 (1946), 6–8; Bilateral acute hemorrhagic necrosis of the adrenals in a young child (a case of Waterhouse-Friderichsen syndrome), Am. J. Pathol. 22 (1946), 664; Automatic tissue dehydrating and embedding appa-
Ungar, Henry
ratus, Am. J. Clin. Pathol. 19 (1949), 1061–1069; Fetal and postnatal atelectasis: factors essential in initiating spontaneous respiration and the significance of the hyaline membrane in the lung of the newborn, Am. J. Clin. Pathol. 32 (1959), 305–320 Quellen/Literatur: List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); American Men of Medicine (1961), 683; Fischer (1933), Bd. 2, 1547–1548; Heuer/Wolf (1997), 377–378 [P]; Peiffer (1998), 106; Deutsche Biographische Enzyklopädie (2008), Bd. 9, 958; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 5, 7 Ungar, Henry Zwi
Professor, Dr. med. Deutsch-israelischer Pathologe * 21. Januar 1906 in Berlin † Juli 1991 in Jerusalem, Israel Vaterberuf: Tapezierer, später Fabrikant Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Berlin (bis 1931); 1931 Promotion zum Dr. med. ebenda mit dem Thema „Ein Fall von subleukämischer lymphocytärer Retikuloendotheliose mit Übergang in retikuloendotheliales Sarkom des Humerus“; Assistent am Pathologischen Institut der Universität Berlin (bis 1933); 1933 Entlassung
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und Emigration in die USA; 1934 Tätigkeit an der Pathologischen Abteilung des Montefiore Hospital in New York (bis 1935); 1935 Emigration nach Palästina; 1936 Assistent an der Pathologischen Abteilung des Hadassah-Krankenhauses in Jerusalem (bis 1948); 1950 Leiter des Pathologischen Instituts des Hadassah University Hospital (bis 1976) sowie Lecturer in Pathology an der Hadassah University School of Medicine (bis 1954); Visting Professor of Pathology an der School of Medicine der University of California; 1954 Professor of Pathology an der Hadassah University School of Medicine (bis 1976); Visiting Professor am Mallory Insitute of Pathology in Boston/Massachusetts; 1976 Pensionierung, jedoch Fortführung der Lehr- und Forschungstätigkeiten Erfahrung im „Dritten Reich“: U. war jüdischer Abstammung; im Kontext des antisemitischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verlor er seine Stellung am Pathologischen Institut der Universität Berlin. Im November 1933 emigrierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Bestermann (* 1912), die er im Juli desselben Jahres in Berlin geheiratet hatte und die zu diesem Zeitpunkt noch Studentin war, in die USA. In den USA war er bis 1935 an der Pathologischen Abteilung des Montefiore Hospital in New York tätig. Ende November 1935 emigrierte das Ehepaar U. weiter nach Palästina. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): U.s Vater war der aus Jassy in Rumänien stammende und nach Berlin ausgewanderte Tapezierer und spätere Fabrikant Burah (später: Bernhard) U. (1874–1938). Nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg und der Evakuierung des Hadassah-Krankenhauses am Skopusberg in Ostjerusalem im April 1948 war U. maßgeblich am Aufbau eines temporären Pathologischen Instituts in provisorischen Gebäuden in Zentraljerusalem beteiligt. Seit 1950 war er Leiter des neu geschaffenen Pathologischen Instituts des Hadassah University Hospital und lehrte an der Hadassah University School of Medicine.
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Im technischen Teil seiner Forschung und bei der Entwicklung histochemischer Methoden wurde er von seiner Frau Ruth unterstützt, die mit ihm als Assistentin zusammenarbeitete. U. war Mitglied der Israeli Medical Association (von 1959 bis 1961 Präsident), der Israeli Association of Pathologists, der International Society of Geographical Pathology (von 1966 bis 1969 Präsident), der International Society of Clinical Pathology, der International Academy of Pathology sowie der Society for Experimental Biology and Medicine. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Pathologie der Leber; Epidemiologie der Atherosklerose; Histochemie; Weber-Christian-Syndrom; bovine Leptospirose; Myokarditis; Enzephalitis; tuberkulöse Spondylitis; Septumdefekte; Tumorerkrankungen; Leukämie; Herzerkrankungen; Cholesteatome Publikationen (Auswahl): Ein Fall von subleukämischer lymphocytärer Retikuloendotheliose mit Übergang in retikuloendotheliales Sarkom des Humerus, Diss. med., Berlin 1933; Zur Wirkung des Jods auf die Cholesterin-Atheromatose der Kaninchen, Naunyn Schmiedebergs Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 175 (1934), 536–542; Experimental production of urate calculi in the urinary tract of white rats, Br. J. Exp. Pathol. 26 (1945), 363–366; Relapsing febrile nodular inflammation of adipose tissue (Weber-Christian syndrome): report of a case with autopsy, J. Pathol. Bacteriol. 58 (1946), 175–185; Bovine leptospirosis: pathologic observations on experimentally infected calves, Arch. Pathol. (Chic.) 44 (1947), 59–70 (zus. mit H. Bernkopf); Diffuse interstitial myocarditis in a case of epidemic encephalitis, Am. J. Clin. Pathol. 18 (1948), 48–54; Chordoma of lumbar vertebra simulating the X-Ray appearance of tuberculous spondylitis: report of a case with autopsy, Radiol. Clin. 17 (1948), 127–134 (zus. mit S. Schorr und A. Beller); Familial carcinoma of the duodenum in adolescence, Br. J. Cancer 3 (1949), 321–330; Acquired defect of the interventricular septum of the heart, Cardiologia 16 (1950), 67–77 (zus. mit T. D. Ullmann); Transformation of the hepatic vasculature of rats fol-
lowing protracted experimental poisoning with carbon tetrachloride: its possible relation to the formation of urate calculi in the urinary tract, Am. J. Pathol. 27 (1951), 871–883; Further studies on the pathogenesis of urate calculi in the urinary tract of white rats, Am. J. Pathol. 28 (1952), 291–301 (zus. mit R. Ungar); Hepatic changes following intrasplenic injection of fatty substances, AMA Arch. Pathol. 53 (1952), 470–482 (zus. mit G. Izak und J. D. Feldman); Fate of implanted collagen in the liver of white rats, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 82 (1953), 31–34 (zus. mit Z. Neuman); The absorption of collagen in the liver. I. Histologic changes accompanying the absorption of implanted surgical gut in the liver, Am. J. Pathol. 29 (1953), 963–971 (zus. mit J. D. Feldman); The absorption of collagen in the liver. II. Observations on the absorption of implanted surgical gut under various dietary conditions, Am. J. Pathol. 29 (1953), 973–983; Toxicological studies on p-tertiary-butyltoluene, AMA Arch. Ind. Hyg. Occup. Med. 9 (1954), 227–244 (zus. mit C. H. Hine, H. H. Anderson, J. K. Kodama, J. K. Critchlow und N. W. Jacobsen); Effect of cortisone on carbon tetrachloride cirrhosis in rats, AMA Arch. Pathol. 58 (1954), 449–454 (zus. mit D. Diengott); Neuropathology of rats experimentally poisoned with p-tertiary-butyl-toluene: investigations with consideration of so-called mucoid change of nerve tissue, AMA Arch. Pathol. 60 (1955), 139–149 (zus. mit C. H. Chine, J. K. Kodama und H. H. Anderson); The effect of cortisone on localized inflammation in the liver of rats, Am. J. Pathol. 32 (1956), 859–869 (zus. mit A. Laufer und D. Diengott); Urticaria pigmentosa with bone involvement: mast cell aggregates in bones and myelosclerosis found at autopsy in a case dying of monocytic leukemia, J. Invest. Dermatol. 27 (1956), 355–368 (zus. mit E. Liban, F. Sagher und S. Schorr); Hyalinosis of skin and mucous membranes (Urbach-Wiethe’s lipoid-proteinosis): histochemical study of a case twenty-eight years after its first publication, AMA Arch. Pathol. 63 (1957), 65–74 (zus. mit I. Katzenellenbogen); Malignant tumors in the eyelids and the auricular region of thiourea-treated rats, Cancer Res. 17 (1957), 302–305 (zus. mit A. Rosin); Lipoid proteinosis: reinvestigation of a case previously reported by Urbach and Wiethe
Ungar, Henry
in 1929, Dermatologica 115 (1957), 23–35 (zus. mit I. Katzenellenbogen); Storage of lipoproteins in liver cells in cases of cirrhosis, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 1310–1315 (zus. mit E. Liban); The lymphatics of the spleen in leukemia: with reference to so-called infiltration of vessel walls, Lab. Invest. 7 (1958), 146–151 (zus. mit M. G. Goldberg); Testicular lesions following ingestion of DL-ethionine studied by a quantitative cytologic method, Am. J. Pathol. 35 (1959), 383–397 (zus. mit M. G. Goldberg und A. Pfau); Effect of testosterone on testicular lesions produced by DL-ethionine in rats, Am. J. Pathol. 35 (1959), 649–657 (zus. mit G. M. Goldberg und A. Pfau); Elastosis in fibrotic and cirrhotic processes of the liver, Arch. Pathol. 68 (1959), 331–341 (zus. mit E. Liban); Experimental intrahepatic obstructive jaundice following ingestion of alphanaphthyl-iso-thiocyanate, Bull. Res. Counc. Isr. Sect. E. Exp. Med. 8 (1959), 7–17 (zus. mit M. Eliakim und M. Eisner); The nature of bile duct proliferations in the liver following ingestion of DL-ethionine, Lab. Invest. 8 (1959), 1523–1534 (zus. mit M. G. Goldberg); The histogenesis of thiourea-induced carcinoma of the auditory duct sebaceous (Zymbal’s) glands in rats, Arch. De Vecchi Anat. Patol. 31 (1960), 419–430 (zus. mit A. Rosin); Necropsy survey of atherosclerosis in the Jewish population of Israel: preliminary report, Pathol. Microbiol. (Basel) 24 (1961), 711–717 (zus. mit A. Laufer); Serum vitamin B12 and glutamic-oxalacetic transaminase in experimental intrahepatic obstructive jaundice, Gastroenterology 40 (1961), 408–415 (zus. mit E. Moran, M. Eliakim und A. Suchowolski); Rat intrahepatic biliary tract lesions from alpha-naphthyl isothiocyanate, Arch. Pathol. 73 (1962), 427–435 (zus. mit E. Moran, M. Eisner und M. Eliakim); Atherosclerosis and aging of the aorta in the adult Jewish population of Israel: an anatomic study, Am. J. Cardiol. 10 (1962), 407–415 (zus. mit Z. Ben-Ishay und A. Abramowitz); The effect of intermittent administration of alpha-naphthyl isothiocyanate to rats, Am. J. Pathol. 44 (1964), 947–960 (zus. mit E. Moran); Rheumatic and age changes of the heart in Israel: pathological and statistical study, Isr. J. Med. Sci. 1 (1965), 50–61 (zus. mit Z. Ben-Ishay); Alteration in rat liver antigenicity by the administra-
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tion of alpha-naphthyl-isothiocyanate, Isr. J. Med. Sci. 1 (1965), 244–247 (zus. mit A. Zlotnick und A. Horowitz); The effect of cortisone on cholangitis induced by alpha-naphthyl-isothiocyanate in rats, Gastroenterology 48 (1965), 773–783 (zus. mit E. Moran und M. Eliakim); Effect of alpha-naphthyl-isothiocyanate (ANIT) on rat livers, studied with colchicine and with 3H-thymidine autoradiography, Exp. Mol. Pathol. 6 (1967), 232–236 (zus. mit I. S. Levij); Severity of atherosclerosis in Yemenite Jews in relation to their length of residence in Israel, Isr. J. Med. Sci. 3 (1967), 453–455 (zus. mit I. S. Levij); Localization of liver antigens produced by poisoning with alpha-naphthyl-isothiocyanate, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 125 (1967), 1006–1008 (zus. mit A. Zlotnick und A. Horowitz); Ethionine-induced changes in salivary glands, Lab. Invest. 17 (1967), 249–254 (zus. mit M. Ullmansky); Cerebral atherosclerosis among Israeli Jews of European and Afro-Asian origin, Neurology 18 (1968), 550–558 (zus. mit M. Yablonski, A. Behar, J. Resch und M. Alter); Acute liver lesions resulting from percutaneous absorption of aflatoxins, Pathol. Microbiol. (Basel) 33 (1969), 65–76 (zus. mit A. Z. Joffe); Salivary gland regeneration after DL-ethionine poisoning, Lab. Invest. 20 (1969), 230–233 (zus. mit M. Ullmansky und A. Rubinow); Cutaneous lesions produced by topical application of aflatoxin to rabbit skin, J. Invest. Dermatol. 52 (1969), 504–507 (zus. mit A. Z. Joffe); Cystic medical degeneration of the aorta in poultry, J. Comp. Pathol. 82 (1972), 147–150 (zus. mit F. Neumann); Spontaneous aortic rupture in turkeys and the vascularization of the aortic wall, Can. Vet. J. 14 (1973), 136–138 (zus. mit F. Neumann); The exudative lesions in diabetic retinopathy with special regard to the hard exudate, Acta Ophthalmol. (Copenh.) 52 (1974), 150–160 (zus. mit L. Yanko und I. C. Michaelson); Selective testicular lesions resulting from continuous prolonged intake of minimal amounts of ethionine, Isr. J. Med. Sci. 11 (1975), 867–876 (zus. mit H. Yaffe und N. Livni); Acute cholecystitis and persistent liver necrosis in mice provoked by isothiocyanate, Arch. Pathol. Lab. Med. 100 (1976), 127–131 (zus. mit J. A. Popp); Acute and protracted changes in the liver of Syrian hamsters in-
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duced by a single dose of aflatoxin B1. Observations on pathological effects of the solvent (dimethylformamide), Br. J. Exp. Pathol. 57 (1976), 157–164 (zus. mit S. F. Sullman und A. J. Zuckerman); Neoplastic liver nodules of unknown cause in a colony of sand rats (Psammomys obesus), Isr. J. Med. Sci. 12 (1976), 1212–1215 (zus. mit J. H. Adler und H. Roderig); The histogenesis of hepatoma occurring spontaneously in a strain of sand rats (Psammomys obesus), Am. J. Pathol. 90 (1978), 399–410 (zus. mit J. H. Adler); Naturally occurring polypoid hyperplasia and papilloma in gallbladders of the fat sand rat (Psammomys obesus terraesanctae Thomas), Vet. Pathol. 19 (1982), 230–238 (zus. mit J. H. Adler); Spontaneous thymic tumours in the fat sand rat (Psammomys obesus), J. Comp. Pathol. 92 (1982), 349–356 (zus. mit E. Rosenmann und J. H. Adler); Spontaneous uterine neoplasms in the fat sand rat (Psammomys obesus), Lab. Anim. 16 (1982), 285–289 (zus. mit B. Czernobilsky und J. H. Adler); Dental abnormalities in aging sand rats (Psammomys obesus), J. Oral Pathol. 13 (1984), 366–372 (zus. mit M. Ullmansky und J. H. Adler); Primary portal venopathy in the golden hamster treated with low doses of dimethylnitrosamine, Liver 4 (1984), 244–254; Effects of cycloheximide and tunicamycin on opiate receptor activities in neuroblastoma X glioma NG108–15 hybrid cells, Biochem. Pharmacol. 34 (1985), 9–17 (zus. mit P. Y. Law, D. S. Hom und H. H. Loh); Capillary ATPase inactivation in early myocardial ischaemia, J. Pathol. 148 (1986), 225–230 (zus. mit R. Yarom); Venoocclusive disease of the liver and phlebectatic peliosis in the golden hamster exposed to dimethylnitrosamine, Pathol. Res. Pract. 181 (1986), 180– 187; Otic cholesteatoma in the sand rat (Psammomys obesus), Am. J. Otol. 9 (1988), 409–411 (zus. mit R. Feinmesser und J. Adler) Quellen/Literatur: Arquivo Nacional (Brasilien), Cartões de Imigração [P]; LA Berlin Personenstandsregister Berlin; NARA RG 85/4319742 Who’s who Israel (1968), 579; Who’s Who in World Jewry (1972), Bd. 3, 922; Koren (1973), 258; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1183;
Kröner (1983), 21; Prüll (2003), 371; Sziranyi et al. (2019b), 4; Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 5; Wellcome Collection [2021] [P] Volk, Bruno Wilhelm [William]
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 25. September 1909 in Wien † 3. Februar 1992 in Los Angeles/Kalifornien, USA Vaterberuf: Handelsagent Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1928 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1934); 1934 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Wien (bis 1936); 1936 Assistent am Pathologischen Institut der Universität Wien bei Hermann Chiari (1897–1969) (bis 1938); 1938 mutmaßlich Entlassung, danach Emigration in die USA, dort Rotating Internship Provident Hospital and Training School in Chicago/Illinois (bis 1939); 1939 Pathologe am Cottage Hospital in Galesburg/Illinois (bis 1941); 1942 Research Fellow am Hektoen Institute for Medical Research des Cook County Hospitals in Chicago (bis 1944); 1944 Chief of Laboratories des 178. und 98. General Hospitals der US Army (bis 1946); 1947 Research Associate am Hektoen Institute sowie Instructor am Department of Pathology der Northwestern University in Chicago (bis 1949); 1949 Director of Laboratories am Kingsbrook Jewish Medical Center in Brooklyn/New York, seit 1955 zusätzlich Leiter des Isaac Albert Research Institute (bis 1977); 1956
Volk, Bruno
Visiting Associate Professor of Pathology am Albert Einstein College of Medicine in Bronx/ New York (bis 1960); 1960 Clinical Associate Professor am Downstate Medical Center der State University of New York in Brooklyn (bis 1965); 1965 Clinical Professor ebenda (bis 1975); 1975 Professor ebenda (bis 1977); 1977 Professor of Pathology an der University of California in Irvine (bis 1982) sowie Pathologe am Veteran’s Administration Medical Center in Long Beach/ Kalifornien; 1982 Emeritierung; Fortsetzung der Forschungstätigkeit im Ruhestand Erfahrung im „Dritten Reich“: V. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er mutmaßlich aus seiner Stellung als Assistent am Pathologischen Institut der Universität Wien entlassen. Über Jugoslawien emigrierte er in die USA, wo er am 13. Oktober 1938 ankam. Er ließ sich in Chicago/Illinois nieder, wo er zunächst ein einjähriges Internship ableistete. 1944 wurde V. US-amerikanischer Staatsbürger. Seine Mutter Stefanie V., geborene Ganz (* 1881), wurde ein Opfer des Holocaust. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Im September 1939 heiratete V. in Chicago die ebenfalls aus Wien stammende Ida Ehrlich (* 1915), mit der er die gemeinsame Tochter Susan, verheiratete Weiss (* 1947), hatte. Als Research Fellow am Hektoen Institute for Medical Research des Cook County Hospitals in Chicago begann V. 1942 eine intensive Zusammenarbeit mit Hans Popper (1903–1988), „under whose influence his interest in metabolic disorders became a lifetime passion“ (Adachi/ Aronson/Levin [1992], 661). V. veröffentlichte als Mitautor u. a. „The Pancreas in Human and Experimental Diabetes“ (1962, zusammen mit Sydney Lazarus) und als Mitherausgeber „The Gangliosidoses“ (1975, zusammen mit Larry Schneck) sowie „The Diabetic Pancreas“ (1977, zusammen mit K. F. Wellman). Nach seiner Emeritierung 1982 forschte er bis kurz vor seinem Tod mit Seymour R. Levin zur Morphologie und Funktion von Insulinomen.
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V. war u. a. Mitglied der American Society of Clinical Pathologists, der American Assocication of Pathologists and Bacteriologists, der European Association for the Study of Diabetes, der Endocrine Society, der American Diabetes Association, der National Tay-Sachs and Allied Diseases Association sowie der New York Pathological Society. In seiner Freizeit war V. „a dedicated scholar in the classics, a pianist of unusual skill, a lover of the symphonic and chamber music repertory, an authority on Goethe“ (ebd., 662). 1978 lebte er in Los Angeles, wo er im Februar 1992 im Alter von 82 Jahren verstarb. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Lipidosen, insbesondere M. Tay-Sachs; Mukopolysaccharidosen; Diabetes mellitus; Diphtherie; Embolien; Erkrankungen des ZNS; Myokardinfarkt; Lungentuberkulose Publikationen (Auswahl): Pectin excretion studies in the human being, J. Lab. Clin. Med. 31 (1946), 30–39 (zus. mit D. D. Kozoll et al.); Rapid laboratory diagnosis of diphtheria, Bull. U. S. Army Med. Dep. 6 (1946), 105–109 (zus. mit M. Lev et al.); Modifications of Mueller’s medium for rapid diagnosis of C. diphtheria, Am. J. Clin. Pathol. 17 (1947), 44–53 (zus. mit M. Lev et al.); Intestinal absorption of vitamin A from aqueous and oily menstruum, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 68 (1948), 562–564 (zus. mit H. Popper); The influence of dispersion upon the absorption of Vitamin A and fat as studied by fluorescence microscopy, Gastroenterology 14 (1950), 549–557 (zus. mit H. Popper); Diagnosis of lipoid pneumonia by examination of sputum, Am. J. Clin. Pathol. 20 (1950), 539–545 (zus. mit S. Losner, W. R. Slade, L. Nathanson und M. Jacobi); Sudden death due to embolic occlusion of both coronary ostia in syphilitic cardiovascular disease, Am. Heart J. 40 (1950), 316–321 (zus. mit L. E. Meiselas und M. Jacobi); Incidence of lipoid pneumonia in a survey of 389 chronically ill patients, Am. J. Med. 10 (1951), 316–324 (zus. mit L. Nathanson, S. Losner, W. R. Slade und M. Jacobi); Lymphocytic response of diabetic patients to administration of glucose and insulin, Am. J. Clin. Pathol. 21 (1951), 436–443 (zus. mit
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Biografische Portraits
S. S. Lazarus, M. Jacobi, W. R. Slade und M. Zymaris); A clinical study of the pathogenesis of the diabetic syndrome: use of a modified glucose insulin tolerance test combined with the change of serum inorganic phosphorus after glucose administration, Am. J. Dig. Dis. 18 (1951), 269–274 (zus. mit S. S. Lazarus); Absolute lymphocyte count and serum inorganic phosphorus after glucose administration in diabetic patients, Am. J. Clin. Pathol. 22 (1952), 127–134 (zus. mit S. S. Lazarus, M. Jacobi und M. Y. Gilady); The insulin glucose tolerance test and the absolute lymphocyte response in diabetic patients, Am. J. Dig. Dis. 19 (1952), 217–221 (zus. mit S. S. Lazarus); Electrophoretic and chemical serum protein fractions in pulmonary tuberculosis, Am. Rev. Tuberc. 67 (1953), 299–321 (zus. mit A. Saifer, L. E. Johnson und I. Oreskes); Alpha cells of pancreas. Morphologic and physiologic considerations: a review, AMA Arch. Intern. Med. 93 (1954), 87–106 (zus. mit S. S. Lazarus und M. G. Goldner); The erythrocyte sedimentation rate in hemoconcentration associated with acute myocardial infarction, Am. Heart J. 47 (1954), 658– 663 (zus. mit S. Losner); Diagnosis of lipoid pneumonia, Am. J. Surg. 89 (1955), 158–165 (zus. mit S. Losner, A. Lewitan und L. Nathanson); The clot density determination of fibrinogen in rheumatic fever, Am. Heart J. 50 (1955), 100–111 (zus. mit S. Losner und A. Kanof); Morphologic evolution of amaurotic family idiocy: the protracted phase of the disease, Am. J. Pathol. 31 (1955), 609–631 (zus. mit S. M. Aronson und N. Epstein); The effect of prolonged growth hormone administration on the pancreatic alpha cells in normal and hypophysectomized rats: use of a modification of Davenport’s silver impregnation method, Metabolism 4 (1955), 491–502 (zus. mit M. G. Goldner und H. Frank-Crowley); The effect of large doses of regular and of glucagon-free insulin on the blood sugar of rabbits pretreated with cortisone, ACTH and growth hormone, Metabolism 4 (1955), 503–512 (zus. mit S. S. Lazarus und H. Lew); The protein profile in disorders of the central nervous system: a statistical comparison with multiple sclerosis, AMA Arch. Neurol. Psychiatr. 75 (1956), 472–487 (zus. mit A. Saifer, A. M. Rabiner und L. P. Hinterbuchner); The serum aldolase level
in acute myocardial infarction, Am. J. Med. Sci. 232 (1956), 38–43 (zus. mit S. Losner, S. M. Aronson und H. Lew); Cortisone potentiation of the hyperglycemic action of insulin preparations, J. Clin. Endocrinol. Metab. 17 (1957), 542–551 (zus. mit S. S. Lazarus und H. Lew); Studies on the fibrinogen polymerization test, Am. J. Clin. Pathol. 27 (1957), 609–618 (zus. mit S. Losner und R. E. Fremont); The serum neuraminic acid distribution. II. Clinical studies with special reference to amaurotic family idiocy (Tay-Sachs disease), J. Lab. Clin. Med. 50 (1957), 26–35 (zus. mit S. M. Aronson und A. Saifer); Functional and histological studies concerning the action of sulfonylureas, Ann. NY Acad. Sci. 71 (1957), 141– 151 (zus. mit M. G. Goldner, S. Weisenfeld und S. S. Lazarus); The effect of various diabetogenic hormones on the structure of the rabbit pancreas, Am. J. Pathol. 34 (1958), 121–135 (zus. mit S. S. Lazarus); Functional and morphologic studies on the effect of orinase on the pancreas, Endocrinology 62 (1958), 292–307 (zus. mit S. S. Lazarus); Newer aspects of diagnostic and therapeutic management of acute idiopathic pericarditis, Dis. Chest. 36 (1959), 319–327 (zus. mit R. E. Fremont); Effect of diabetogenic hormones on blood sugar and pancreas of sulfonylurea treated animals, Endocrinology 66 (1960),702–711 (zus. mit S. S. Lazarus); Rabbit pancreas in protein malnutrition (experimental kwashiorkor) and after cortisone administration, Am. J. Pathol. 37 (1960), 121–135 (zus. mit S. S. Lazarus); Pancreas in maturity-onset diabetes. Pathogenetic considerations, Arch. Pathol. 71 (1961), 44–59 (zus. mit S. S. Lazarus); Neuronal enzyme alterations in Tay-Sachs disease, Am. J. Pathol. 41 (1962), 579–591 (zus. mit S. S. Lazarus und B. J. Wallace); The Pancreas in Human and Experimental Diabetes (1962) (zus. mit S. Lazarus); Ultramicroscopic evolution of B-cell balloning degeneration in diabetic dogs, Lab. Invest. 12 (1963), 697–711 (zus. mit S. S. Lazarus); Chromatographic studies of normal and Tay-Sachs gangliosides (peptide-strandin), J. Neurochem. 10 (1963), 577–586 (zus. mit A. Saifer und M. Robin); Electron microscopy and histochemistry of rabbit pancreas in protein malnutrition (experimental kwashiorkor), Am. J. Pathol. 44 (1964), 95–111 (zus. mit S. S. Lazarus);
Volk, Bruno
Fructose-1 phosphate aldolase deficiency in taysachs disease, Am. J. Med. 36 (1964), 481–484 (zus. mit S. M. Aronson und A. Saifer); The effect of irradiation on the fine structure and enzymes of the dog pancreas. I. Short-term studies, Am. J. Pathol. 48 (1966), 721–753 (zus. mit K. F. Wellmann und A. Lewitan); The effect of radiation on the fine structure and enzyme content of the dog pancreas. II. Long term studies, Lab. Invest. 15 (1966), 100–123 (zus. mit K. F. Wellmann und A. Lewitan); The liver in lipidosis. An electron miscroscopic and histochemical study, Am. J. Pathol. 49 (1966), 203–225 (zus. mit B. J. Wallace); Fine structure of spongy degeneration of the central nervous system (van Bogaert and Bertrand type), J. Neuropathol. Exp. Neurol. 25 (1966), 598–616 (zus. mit M. Adachi, B. J. Wallace und L. Schneck); Fine structure of central nervous system in early infantile Gaucher’s disease, Arch. Pathol. 83 (1967), 513–526 (zus. mit M. Adachi, B. J. Wallace und L. Schneck); Protection of canine pancreatic ultrastructure against radiation by pretreatment with alloxan, Am. J. Pathol. 51 (1967), 207–224 (zus. mit S. S. Lazarus und K. F. Wellmann); Some ultrastructural and histochemical aspects of lipidoses, Pathol. Eur. 3 (1968), 200–217 (zus. mit B. J. Wallace und S. M. Aronson); Fine structure of the myenteric plexus in various lipidoses, Arch. Pathol. 87 (1969), 228–241 (zus. mit M. Adachi, L. Schneck und J. Torii); The gangliosidoses, Am. J. Med. 46 (1969), 245–263 (zus. mit L. Schneck und A. Saifer); Lactate dehydrogenase isoenzyme distribution in the cerebral sphingolipidoses and other neurological disorders, Neurology 19 (1969), 147–156 (zus. mit A. Saifer, L. Schneck und G. Perle); Hepatic changes in various lipidoses: electron microscopic and histochemical studies, Prog. Liver Dis. 3 (1970), 206– 221 (zus. mit K. F. Wellmann und B. J. Wallace); Renal changes in experimental hypercholesterolemia in normal and in subdiabetic rabbits. I. Short term studies, Lab. Invest. 22 (1970), 36–49 (zus. mit K. F. Wellmann); Experimental atherosclerosis in normal and subdiabetic rabbits. I. Short-term studies, Arch. Pathol. 90 (1970), 206–217 (zus. mit K. F. Wellmann); Renal changes in experimental hypercholesterolemia in normal and in subdiabetic rabbits. II. Long term
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studies, Lab. Invest. 24 (1971), 144–155 (zus. mit K. F. Wellmann); Sphingolipids, Sphingolipidoses and Allied Disorders (1972); The pathology of sphingolipidoses, Semin. Hematol. 9 (1972), 317–348 (zus. mit M. Adachi und L. Schneck); Spongy degeneration of the central nervous system (van Bogaert and Bertrand type; Canavan’s disease). A review, Hum. Pathol. 4 (1973), 331– 347 (zus. mit M. Adachi, L. Schneck und J. Cara); Ultrastructural studies of eight cases of fetal TaySachs disease, Lab. Invest. 30 (1974), 102–112 (zus. mit M. Adachi und L. Schneck); Fabry’s disease in a black man without skin lesions, Neurology 24 (1974), 991–995 (zus. mit L. Schneck, J. E. Clemmons und A. D. Nicastri); The Gangliosidoses (1975) (hrsg. zus. mit L. Schneck); The gangliosidoses, Hum. Pathol. 6 (1975), 555–569 (zus. mit M. Adachi und L. Schneck); Gaucher disease in mice induced by conduritol-B-epoxide: morphologic features, Arch. Pathol. Lab. Med. 101 (1977), 255–259 (zus. mit M. Adachi); Light and electron microscopic studies of „nude“ mice CNS after subcutaneous administration of the E variant of the encephalomyocarditis (EMC) virus, Acta Neuropathol. 37 (1977), 89– 93 (zus. mit M. Adachi, D. Amsterdam, S. Brooks, P. Tanapat und J. D. Broome); Modification of streptozotocin-induced diabetes in rats by pretreatment with cortisone, Diabetologia 13 (1977), 331–337 (zus. mit K. F. Wellmann); The Diabetic Pancreas (1977) (hrsg. zus. mit K. F. Wellman); The pancreas in idiopathic diabetes, Adv. Metab. Disord. 9 (1978), 333–365 (zus. mit K. F. Wellmann); Progress in investigations of sphingolipidoses, Acta Neuropathol. 43 (1978), 1–18 (zus. mit M. Adachi und L. Schneck); Islets of Langerhans: structure and function in diabetes, Pathobiol. Annu. 10 (1980), 105–133 (zus. mit K. F. Wellmann); Morphologic basis for loss of regulated insulin secretion by isolated rat pancreatic islets, Anat. Rec. 237 (1993), 498–505 (zus. mit G. M. Pai, B. G. Slavin, P. Tung, D. G. Johnson, D. G. Anderson und S. R. Levin) Quellen/Literatur: NARA RG 21/593882 [P]; State of California Department of Health Services, Center for Health Statistics, California Death Index, 1940–1997; U. S. Social Security Death Index
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Biografische Portraits
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1196; Adachi/Aronson/Levin (1992) [P]; Stadler/ Weibel (1995), 68; Peiffer (1998), 106–107; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte3.CRD 58; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1414; Sziranyi et al. (2019b), 4; Zeidman (2020), 399–400 [P]; Uhlendahl et al. (2021), 5 Wachstein, Maximilian [Max]
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 21. November 1905 in Wien † 15. Januar 1965 in Passaic/New Jersey, USA Vaterberuf: Historiker, Bibliograph und Bibliothekar Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1930); 1930 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; Assistenzarzt am Rothschildspital Wien; 1937/38 Assistent an der Universitätsklinik Wien; 1938 Deportation ins KZ Dachau, dann Buchenwald (bis 1939); Anfang 1939 Emigration nach Großbritannien, hier Assistant in Clinical Research am Guy’s Hospital in London; Ende 1939 Emigration in die USA; 1940 Research Assistant am Department of Pathology des Mount Sinai Hospital in New York (bis 1942); 1943 Director of Laboratories am Elizabeth A. Horton Memorial Hospital in Middletown/New York (bis 1947); 1945 Assistant Clinical Professor of Pathology am New York Medical
College, später Clinical Professor of Pathology ebenda (bis 1965); 1947 Director of Laboratories am St. Catherine’s Hospital in Brooklyn/New York (bis 1963), danach Consultant ebenda (bis 1965); 1951 Director of Laboratories am Beth Israel Hospital in Passaic/New Jersey (bis 1965); 1959 Associate Clinical Professor of Pathology am New York State University Downtown Medical Center in Brooklyn (bis 1965) Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; sein Vater war der jüdische Historiker, Bibliograph und Bibliotheksdirektor der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Bernhard W. (1868–1935). Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde W. als „politischer Jude“ in das KZ Dachau deportiert und von dort aus am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald überstellt. Aus dem KZ Buchenwald wurde er am 1. Februar 1939 entlassen. Bald darauf emigrierte er nach Großbritannien, wo er gemeinsam mit seiner Schwester Sonia W. (1907–2001) in London lebte und kurzzeitig am dortigen Guy’s Hospital tätig war. Seine Schwester war Sozialistin und bereits 1937 nach Palästina gereist. Ende 1939 emigrierte Max W. von Großbritannien aus weiter in die USA. Seine Mutter Marie, geborene Weiss (1878–1977), folgte ihm im Juni 1941 nach New York, Sonia 1944. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W. war ein Klassenkamerad von Hans Popper (1903–1988) und in den USA ein enger Freund von Josef Güdemann (1897–1972). Dem Beth Israel Hospital in Passaic/New Jersey brachte W. durch seine histochemischen Studien am Elektronenmikroskop landesweite Aufmerksamkeit ein; im Januar 1960 erhielt er vom US Department of Health, Education and Welfare 175.365 US-Dollar für ein histochemisches Forschungsprojekt zu Herzkrankheiten. W. war Secretary der Histochemical Society und ab Mitte der 1950er Jahre Mitherausgeber des „Journal of Histochemistry and Cytochemistry“. Außerdem war er Mitglied des Editorial Board des Journals der International Academy of Pathology. Nach ihm ist der „Wachstein-Meissel stain for
Wachstein, Maximilian
calcium-magnesium-ATPase“ (Max Wachstein [2012]) benannt. In der dokumentarischen Dramaserie „Krieg der Träume“ („Clash of Futures“, 2018) gibt es einen jüdischen Wiener Assistenzarzt Max W., der dort der Verlobte der (realen) Medizinstudentin und späteren Ärztin und Künstlerin Edith Wellspacher (1909–2004) ist, und nach dem „Anschluss“ ebenfalls in das KZ Dachau deportiert wird. W. war in zweiter Ehe verheiratet mit Jennifer Neville-Smith (* 1925) und hatte drei Töchter. Er verstarb im Januar 1965 im Alter von 59 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Keine zwei Jahre zuvor hatte er seine zweite Frau Jennifer geheiratet; seine jüngste Tochter Anna Miriam wurde erst zwei Wochen vor W.s unerwartetem Tod geboren. W.s Mutter, die fast 100 Jahre alt wurde, überlebte ihn um zwölf Jahre. 1967 wurde vom Beth Israel Hospital W. zu Ehren die „Max Wachstein Memorial Lecture“ etabliert; die erste Vorlesung hielt Hans Popper und würdigte hierbei W.s Pionierstudien auf dem Gebiet der Histochemie. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Klinische Pathologie, insbesondere Nieren-, Leber- und Herzkrankheiten; Histochemie; Bestimmung ungesättigter Fettsäuren; Cholesterinatheromatose; alkalische Phosphatase; männlicher Pseudohermaphroditismus Publikationen (Auswahl): Untersuchungen verschiedener Sera mit der „Phytopharmakologischen Methode“ von Macht, Z. Gesamte Exp. Med. 65 (1929), 450– 465; Untersuchungen am Purkinjefaden, Z. Gesamte Exp. Med. 79 (1931), 653–672; Stoffwechselstudien an ein- und doppelseitig epinephrektomierten Katzen, Z. Gesamte Exp. Med. 81 (1932), 133–155 (zus. mit F. Silberstein und F. Gottdenker); Untersuchungen am Purkinjefaden. II. Mitteilung: Experimentelle Störungen der Reizbildung und Kontraktilität, Z. Gesamte Exp. Med. 83 (1932), 491–536; Untersuchungen am Purkinjefaden. III. Mitteilung: Das Verhalten der Refraktärphase, Z. Gesamte Exp. Med. 89 (1933), 215–237 (zus. mit L. Berk); Temperaturmessungen in den Herzhöhlen und zentralen
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Gefäßen, Z. Gesamte Exp. Med. 94 (1934), 535– 544 (zus. mit D. Laszlo); Über die Beeinflussung der Temperaturen in Herzhöhlen und zentralen Gefäßen durch pharmakologische Mittel, Z. Gesamte Exp. Med. 94 (1934), 545–553 (zus. mit D. Laszlo); Vereinfachte Gesamtfettbestimmung im Blut und in den Organen, Z. Gesamte Exp. Med. 99 (1936), 85–86 (zus. mit F. Rappaport); Bestimmung ungesättigter Fettsäuren im Blut und in den Organen, Z. Gesamte Exp. Med. 99 (1936), 87–92 (zus. mit F. Rappaport); Zur Frage der Beziehungen der Nebennieren zur Cholesterinatheromatose der Kaninchenaorta, Z. Gesamte Exp. Med. 102 (1938), 212–218 (zus. mit W. Raab und S. Strauber); Alkaline phosphatase activity in normal and abnormal human blood and bone marrow cells, J. Lab. Clin. Med. 31 (1946), 1–17; Influence of experimental kidney damage on histochemically demonstrable lipase activity in the rat: comparison with alkaline phosphatase activity, J. Exp. Med. 84 (1946), 25– 36; Distribution of alkaline phosphatase in the human liver: a study of postmortem material, Arch. Pathol. (Chic.) 42 (1946), 501–516 (zus. mit F. G. Zak); Influence of dl-methionine and other substances on the nephrotoxic action of dl-serine, Nature 159 (1947), 236; Nephrotoxic action of diserine in the rat: the localization of the renal damage, the phosphatase activity and the influence of age, sex, time and dose, Arch. Pathol. (Chic.) 43 (1947), 503–514; Nephrotoxic action of diserine in the rat: the protective action of various amino acids and some other compounds, Arch. Pathol. (Chic.) 43 (1947), 515– 526; Glycogen storage (von Gierke’s) disease predominantly involving the heart report of a case with histochemical phosphatase studies, Am. J. Med. Sci. 214 (1947), 401–409; Alkaline phosphatase in experimental biliary cirrhosis, Am. J. Clin. Pathol. 20 (1950), 99–115 (zus. mit F. G. Zak); Male pseudohermaphroditism: a type showing female habitus, absence of uterus, and male gonads often associated with testicular tubular adenoma; report of case and review of literature, Am. J. Clin. Pathol. 21 (1951), 10–23 (zus. mit A. Scorza); Protein depletion enhances pancreatic damage caused by ethionine, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 77 (1951), 569–572 (zus. mit E. Meisel); Nephrotoxic action of dl-ethionine,
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Biografische Portraits
Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 77 (1951), 648–651 (zus. mit E. Meisel); Histochemical demonstration of esterase activity in the normal human kidney and in renal carcinoma, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 79 (1952), 680–682 (zus. mit E. Meisel); Histochemical demonstration of 5-nucleotidase activity in cell nuclei, Science 115 (1952), 652–653 (zus. mit E. Meisel); Disturbance of vitamin B6 metabolism in pregnancy. II. The influence of various amounts of pyridoxine hydrochloride upon the abnormal tryptophane load test in pregnant women, J. Lab. Clin. Med. 42 (1953), 98–107 (zus. mit A. Gudaitis); Cellular changes accompanying the degenerative and regenerative phase of ethionine-induced pancreatic damage in the rat, Lab. Invest. 2 (1953), 253– 265 (zus. mit E. Meisel); Influence of experimental renal damage on histochemically demonstrable succinic dehydrogenase activity in the rat, Am. J. Pathol. 30 (1954), 147–165 (zus. mit E. Meisel); On the histochemical localization of the mercurial Inhibition of succinic dehydrogenase in rat kidney, Science 119 (1954), 100 (zus. mit E. Meisel); The histochemical distribution of 5-nucleotidase and unspecific alkaline phosphatase in the testicle of various species and in two human seminomas, J. Histochem. Cytochem. 2 (1954), 137–148 (zus. mit E. Meisel); Succinic dehydrogenase activity in myocardial infarction and in induced myocardial necrosis, Am. J. Pathol. 31 (1955), 353–365 (zus. mit E. Meisel); Histochemistry of leukocytes, Ann. NY Acad. Sci. 59 (1955), 1052–1065; Histochemical staining reactions of the normally functioning and abnormal kidney, J. Histochem. Cytochem. 3 (1955), 246–270; The relation between tryptophane metabolism and vitamin B6 in various diseases as studied by paper chromatography, Am. J. Clin. Pathol. 26 (1956), 910–925 (zus. mit S. Lobel); Histochemistry of hepatic phosphatases of a physiologic pH: with special reference to the demonstration of bile canaliculi, Am. J. Clin. Pathol. 27 (1957), 13–23 (zus. mit E. Meisel); A comparative study of enzymatic staining reactions in the rat kidney with necrobiosis induced by ischemia and nephrotoxic agents (mercuhydrin and DL-serine), J. Histochem. Cytochem. 5 (1957), 204–220 (zus. mit E. Meisel); Substrate specific phosphatases at pH 7.2 in bil-
iary obstruction and liver cell damage: special reference to the bile canaliculi in obstructive jaundice and liver-cell necrosis, AMA Arch. Pathol. 65 (1958), 449–459 (zus. mit E. Meisel); Histologic and histochemical studies of the rabbit glomerulonephritis produced by specific antikidney duck serum, Am. J. Pathol. 34 (1958), 835–861 (zus. mit K. Lange); The mechanism of experimental glomerulonephritis produced in rabbits by avian antikidney sera, Am. J. Med. Sci. 236 (1958), 767–778. (zus. mit E. J. Wenk, K. Lange und J. Noble); Enzymatic histochemistry of ethionine induced liver cirrhosis and hepatoma, J. Histochem. Cytochem. 7 (1959), 189–201 (zus. mit E. Meisel); Enzymatic staining reactions in the kidneys of potassium-depleted rats, Am. J. Pathol. 35 (1959), 1189–1205 (zus. mit E. Meisel); Histochemical demonstration of mitochondrial adenosine triphosphatase with the lead-adenosine triphosphate technique, J. Histochem. Cytochem. 8 (1960), 387–378 (zus. mit E. Meisel und A. Niedzwiedz); Histochemistry of thiolacetic acid esterase: a comparison with nonspecific esterase with special regard to the effect of fixatives and inhibitors on intracellular localization, J. Histochem. Cytochem. 9 (1961), 325– 339 (zus. mit E. Meisel und C. Falcon); Behavior of acid phosphatase in the reticuloendothelial system of genetically susceptible and resistant mice infected with S. typhimurium, Am. J. Pathol. 39 (1961), 103–117 (zus. mit D. Böhme und H. A. Schneider); Enzymatic histochemistry in the experimentally damaged liver, Am. J. Pathol. 40 (1962), 219–241 (zus. mit E. Meisel und C. Falcon); Some considerations regarding the application of enzymatic histochemistry to the study of tumors, Exp. Med. Surg. 20 (1962), 118–125; Intracellular localization of acid phosphatase as studied in mammalian kidneys, Lab. Invest. 11 (1962), 1243–1252 (zus. mit E. Meisel und J. Ortiz); Enzymatic histochemistry of the term human placenta, Am. J. Obstet. Gynecol. 87 (1963), 13–26 (zus. mit J. G. Meagher und J. Ortiz); Evidence for a relative vitamin b6 deficiency in pregnancy and some disease states, Vitam. Horm. 22 (1964), 705–719; Electron microscopy of renal coagulative necrosis due to dl-serine, with special reference to mitochondrial pyknosis, Am. J. Pathol. 44 (1964), 383–400 (zus. mit
Weinmann, Joseph
M. Besen); Electron microscopic study in several mammalian species of the reaction product enzymatically liberated from adenosine triphosphate in the kidney, Lab. Invest. 13 (1964), 476– 489 (zus. mit M. Besen); Demonstration of peroxidase activity in tissue sections, J. Histochem. Cytochem. 12 (1964), 538–544 (zus. mit E. Meisel); Histochemical localization of enzyme activity in the kidneys of three mammalian species during their postnatal development, J. Histochem. Cytochem. 13 (1965), 44–56 (zus. mit M. Bradshaw); Diagnostic value of serum complement determination in hereditary glomerulonephritis, J. Lab. Clin. Med. 65 (1965), 589–599 (zus. mit E. Wasserman, F. Schwarz und K. Lange); Steroid therapy of systemic lupis erythematosus based on immunologic considerations, Arthritis Rheum. 8 (1965), 244–259 (zus. mit K. Lange, R. Ores und W. Strauss); The possible role of autoantibodies in chronic human and experimental glomerulonephritis, Ann. NY Acad. Sci. 124 (1965), 329–331 (zus. mit K. Lange, G. Treser und S. E. McPherson) Quellen/Literatur: Arolsen Archives 01010503 oS; Arolsen Archives 7221001; NA HO 396/96; NA RG 101/235B; NARA RG 21/4713410; U. S. Social Security Death Index The Herald-News (Passaic/New Jersey), 01.03.1963, 2 [P]; The Herald-News (Passaic/ New Jersey), 15.01.1965, 1; Daily News (New York), 16.01.1965, 23; The Herald-News (Passaic/ New Jersey), 16.01.1965, 7; The News (Paterson/ New Jersey), 18.01.1965, 23; The Herald-News (Passaic/New Jersey), 31.03.1967, 6; The Herald-News (Passaic/New Jersey), 16.05.1967, 2 American Men of Medicine (1961), 718; Gold (1971), 174; Stadler/Weibel (1995), 68; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte3.CRD 59; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1415–1416; Max Wachstein [2012]; Däges/Hambitzer/Jochimsen [2019]; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 5–6
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Weinmann [Weinman], Joseph Peter
Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Oralpathologe und Facharzt für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde * 13. Mai 1896 in Neu-Bistritz/Böhmen (heute: Nová Bystřice, Tschechien) † 15. Mai 1960 in Chicago/Illinois, USA Vaterberuf: Zahnarzt Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1923); 1921 Instruktor in Bakteriologie und Histopathologie bei Oskar Stoerk (1870–1926) (bis 1923); 1923 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. an der Universität Wien und ärztliche Approbation, fortan Tätigkeit im Histologischen Laboratorium des Zahnärztlichen Instituts bei Bernhard Gottlieb (1885–1950) (bis 1938); 1938 Entlassung und Entzug der Approbation; Emigration in die USA; 1938 wissenschaftliche Tätigkeit in Chicago/Illinois am College of Dentistry der University of Illinois (bis 1939); 1939 Assistant Professor of Research an der Columbia University in New York City (bis 1940); 1940 Assistant Professor of Oral Pathology an der Dental School der Loyola University (bis 1945/46); 1946 Associate Professor of Histology an der University of Illinios (bis 1948/49); 1949 Professor of Pathology und Abteilungsleiter am Dental College sowie Professor of Oral Pathology am Medical College, jeweils University of Illinios; ebenda bis zum Tod tätig Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an der Deutsche Reich im
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Biografische Portraits
März 1938 wurde er aus „rassischen“ Gründen aus seiner Stellung am Histologischen Laboratorium des Zahnärztlichen Instituts der Universität Wien entlassen und von der Universität vertrieben. Nach einem kurzzeitigen Aufenthalt in London emigrierte er im Juni 1938 gemeinsam mit seiner Ehefrau Bertha (* 1900) in die USA. Vor der Emigration nach Übersee hatte die „Society for Protection of Science and Learning“ (SPSL) – eine Hilfsorganisation britischer Akademiker für vertriebene deutsche und österreichische Hochschullehrer – vergeblich versucht, W. und weitere Wiener Kollegen in Großbritannien „wieder an Hochschulen unterzubringen“ (Hohmann [2009], 134 f.). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W. war Mitglied der berühmten „Wiener Schule“, ebenso wie Bernhard Gottlieb, Rudolf Kronfeld (1901–1940), Bálint Orbán (1899–1960) und Harry Sicher (1889–1974). Sie alle waren jüdischer Herkunft und emigrierten zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die USA, wo sie ihren wissenschaftlichen Ruhm verfestigen oder sogar weiter ausbauen konnten. W. fand in der neuen Heimat wie Orbán und Sicher eine Anstellung an der Loyola University in Chicago/Illinois. Da die Genannten dort eng – und wissenschaftlich sehr sichtbar – kooperierten, wurden sie bald „The Vienna Group of Illinois“ genannt (Lauber [2008], 35). Luan/ Diekwitsch beschrieben die Wirkung der Gruppe auf den Forschungsstandort Chicago wie folgt: „Leaving Vienna’s 9. Bezirk (Alsergrund) and the timeless discussions in Vienna’s Old Rifle Factory, the Austrian Scholars now moved to the 14-floor U of I dental school tower in Chicago’s Medical District. The Windy City soon became a nurturing ground for the intellectualand scholarly ambitions of the Viennese. Through their biological approach and through books such as ‚Bone and Bones‘ and ‚Orban’s Oral Histology and Embryology‘, the European émigrés had great impact on post-war medical and dental education“ (Luan/Diekwitsch [2007], 826). W. war nicht nur ein besonders publikationsstarkes Gruppenmitglied, sondern erzielte auch die größten Drittmittelerfolge, wie Christen/
Christen betonten: „Joseph P. Weinmann […] published more than 160 articles on bone physiology and pathology, amelogenesis, normal and pathological oral epithelium and periodontal disease. He was one of the few Viennese group members who was able to obtain sizable dental research grants from the National Institutes of Health. Being frequent collaborators, Joseph P. Weinmann and Harry Sicher wrote the classic, Bone and bones. Fundamentals of bone biology (1944, 1947, 1955). In a single volume, they incorporated descriptions of their own research and that of others“ (Christen/Christen [2003], 97). Die Mitglieder der „Vienna Group of Illinois“ fungierten nicht nur als Forschungspartner und gemeinsame Autoren, sondern wurden auch zu Freunden. Im Vorwort des 1962 erschienenen Lehrbuchs „Orban’s Oral Histology and Embryology“ schrieb Sicher anerkennend: „I cannot close these remarks without paying tribute to Balint Orban and Joseph P. Weinmann. Dental research has suffered an equally great loss with the death of Dr. Weinmann, whose wide knowledge and critical counsel were essential in the planning and editing of this book“ (Sicher [1962], Vorwort). Ferner heißt es über W.: „His collaboration with diamond resulted in a classic monograph on Amelogenesis“ (Sicher [1960], 253). Auch in der Parodontologie gilt er als Wegbereiter: „In the field of Periodontology his early findings of altered metabolism in cases of Periodontosis have lasting value“ (ebd.). Er war Fellow und 1955/56 Präsident der American Academy of Oral and Maxillofacial Pathology, Fellow der American Association for the Advancement of Science und Mitglied der Sigma Chi (ΣΧ) International Fraternity. W. verstarb im Billings Hospital in Chicago – sein Tod ereignete sich nur wenige Wochen nach dem seines Kollegen und Freundes Bálint Orbán. W. hinterließ seine zweite Ehefrau Regina („Gina“) und seine Tochter Katharina. W.s Weggefährten waren „shocked but undaunted by his death“ (ebd.). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Knochenphysiologie und -pathologie, Amelogenese, normales und pathologisches orales Epithel und Parodontalerkrankungen; Alveolarkno-
Weinmann, Joseph
chenabbau; Wanderung der Zähne; Periostitis des Unterkiefers; diffuse Atrophie des Alveolarknochens und der Hartsubstanzen; traumatische Okklusion; Karies und Speichel; Zahnschmerz, insbesondere Amelogenesis; Knochenbiologie und -stoffwechsel; Alveolarknochen und Hormongabe; Zahnverkalkung; Zahndurchbruch; Rachitis und andere ernährungbedingte Erkrankungen; traumatische Knochenzysten im Unterkiefer; Zementstoffwechsel; Strahleneinflusse auf Zähne; orales Epithel und orale Mukosa; Parodontitis; Tumoren der Mundhöhle; Einflüsse von Füllungsmaterialien auf die Pulpa Publikationen (Auswahl): Die physiologische Wanderung der Zähne, Z. Stomatol. 23 (1925) 733–744 (zus. mit G. Stein); Das Knochenbild bei Störungen der physiologischen Wanderung der Zähne, Z. Stomatol. 24 (1926), 397–423; Die ursächlichen Bedingungen für den Abbau der Hartsubstanzen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 267 (1928), 446–455 (zus. mit B. Orbán); Über das Wandern der Zähne, Vjschr. Zahnheilk. 44 (1928), 624–625 (zus. mit G. Stein); Experimentelle Untersuchung über die Wirkung großer Dosen Vigantol auf Knochen und Zähne, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 841–842; Paradentalpyorrhöe und Alveolaratrophie, Fortschr. Zahnheilk. 8 (1932), 413–432 sowie 9 (1933), 393–408 (jeweils zus. mit B. Gottlieb); Signs of traumatic occlusion in average human jaws, J. Dent. Res. 13 (1933), 216 (zus. mit B. Orbán); Cellular elements of saliva and their possible role in caries, J. Am. Dent. Assoc. 26 (1939), 2008–2017 (zus. mit B. Orbán); The enamel of human teeth (1940) (zus. mit M. Diamond); Bone changes related to eruption of the teeth, Angle Orthod. 11 (1941), 83–99; Correlation of chemical and histological investigations on development of enamel, J. Dent. Res. 21 (1942) 171–182 (zus. mit G. D. Wessinger und G. Reed); Diffuse atrophy of the alveolar bone (periodontosis), J. Periodontol. 13 (1942), 31–45 (zus. mit B. Orbán); Amelogenesis, J. Am. Coll. Dent. 10 (1943), 13–22 (zus. mit B. Orbán und H. Sicher); Developmental disturbances of enamel, Bur 43 (1943), 20–28; Bone growth and physiologic tooth movement, Am. J. Orthod. 30 (1944) 109–132 (zus. mit H. Sicher); Hereditary distur-
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bances of enamel formation and calcification, J. Am. Dent. Assoc. 32 (1945), 397–418 (zus. mit J. F. Svoboda und R. W. Woods); Experimental studies in calcification: I. The effect of a rachitogenic diet on the dental tissues of the white rat, Am. J. Pathol. 21 (1945) 821–831 (zus. mit I. Schour); Experimental studies in calcification: II. The effect of a rachitogenic diet on the alveolar bone of the white rat, Am. J. Pathol. 21 (1945) 833–855 (zus. mit I. Schour); Experimental studies in calcification: III. The effect of parathyroid hormone on the alveolar bone and teeth of the normal and rachitic rat, Am. J. Pathol. 21 (1945) 857–875 (zus. mit I. Schour); Experimental studies in calcification: IV. The effects of irradiated ergosterol and of starvation on the dentin of the rachitic rat, Am. J. Pathol. 21 (1945) 1047–1055 (zus. mit I. Schour); Experimental studies in calcification: V. The effect of phosphate on the alveolar bone and the dental tissues of the rachitic rat, Am. J. Path. 21 (1945) 1057–1067 (zus. mit I. Schour); Correlation of active and passive eruption, Bur 46 (1946) 128–132 (zus. mit H. Sicher); Nutritional and hormonal changes of the mandibular condyle, J. Dent. Res. 25 (1946) 157; Rachitic changes of the mandibular condyle of the rat, J. Dent. Res. 25 (1946) 509–512; Bone and Bones. Fundamentals of Bone Biology (1947, 2. Aufl. 1955) (zus. mit H. Sicher); The effect of disturbances in mineral metabolism on the dentin and pulp of the incisor of the white rat, J. Dent. Res. 26 (1947) 442 (zus. mit J. T. Irving et al.); Experimental studies in calcification. Dentinal changes in the incisor of the nephrectomized rat, J. Dent. Res. 28 (1949) 356–361 (zus. mit J. T. Irving et al.); Experimental studies in calcification, the effect of large doses of calciferol on the dentin of the incisor in normal and nephrectomized rats, J. Dent. Res. 28 (1949) 362–368 (zus. mit J. T. Irving); The prevalence, distribution, and morphologic changes of the epithelial remnants in the molar region of the rat, J. Dent. Res. 29 (1950) 637–646 (zus. mit F. M. Wentz und I. Schour); The growth pattern of the tibia in normal and ie rats, Am. J. Anat. 86 (1950) 439–477 (zus. mit S. N. Bhaskar, I. Schour und R. O. Greep); The effect of estrogen on the alveolar bone and teeth of mice and rats, Anat. Rec. 107 (1950) 21–41 (zus. mit S. S. Stahl, I. Schour und A. M. Budy); Trau-
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Biografische Portraits
matic mandibular bone cysts, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 4 (1951) 1160–1172 (zus. mit E. Olech und H. Sicher); The effect of prolonged administration of 8-azaguanine on the growth of transplanted adenocarcinoma E 0771, Cancer Res. 11 (1951) 914–917 (zus. mit J. Meyer); Histologic studies on the in vivo absorption of slightly and highly insolubilized gelatin films, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 4 (1951) 891–894 (zus. mit J. T. Correll); The skull and the dentition of screw tail mice, Anat. Rec. 110 (1951) 199–229 (zus. mit S. N. Bhaskar, I. Schour und E. C. MacDowell); The effect of 8-azaguanine on physiologic growth measured by the rate of eruption of the incisor of the mouse, Cancer Res. 11 (1951) 437–441 (zus. mit J. Meyer und J. L. Henry); The pattern of resorption and repair of human cementum, J. Am. Dent. Assoc. 42 (1951) 270–290 (zus. mit J. L. Henry); Effect of strontium chloride feeding on the rat molars and their supporting tissue, AMA Arch. Pathol. 51 (1951) 19–29 (zus. mit S. O. Banks und S. N. Bhaskar); The effect of single doses of irradiation upon the tissues of the upper rat incisor, J. Dent. Res. 31 (1952) 559–574 (zus. mit H. Medak, M. Weinreb, H. Sicher und I. Schour); Symptoms of vitamin A and E deficiencies in the incisor of the rat fed sodium sulfite, J. Dent. Res. 31 (1952) 815–824 (zus. mit J. T. Irving, J. J. Pinborg, O. G. Fitzhugh und I. Schour); Pattern of mitotic activity in oral epithelium of rabbits, AMA Arch. Pathol. 54 (1952) 281–297 (zus. mit J. L. Henry, J. Meyer und I. Schour); Periodontitis: Etiology, pathology, symptomatology, J. Am. Dent. Assoc. 44 (1952) 701–705; The corrective effect of parathyroid hormone on genetic anomalies in the dentition and the tibia of the rat, J. Dent. Res. 31 (1952) 256–270 (zus. mit S. N. Bhaskar, I. Schour und R. O. Greep); Phosphamidase content of normal and pathologic tissues of the oral cavity, J. Histochem Cytochem. 1 (1953) 305–314 (zus. mit J. Meyer); Age changes in the periodontal tissues of the rat molar, J. Dent. Res. 32 (1953) 332–353 (zus. mit C. M. Belting, I. Schour und M. J. Shepro); Role of Meckel’s cartilage in the development and growth of the rat mandible, J. Dent. Res. 32 (1953) 398–410 (zus. mit S. N. Bhaskar und I. Schour); Experimental production of sarcomas by methyl methacrylate implants, Proc.
Soc. Exp. Biol. Med. 87 (1954) 329–332 (zus. mit D. M. Laskin und I. B. Robinson); The growth rate of the tibia of the rat from 17 days insemination age to 30 days after birth, Anat. Rec. 119 (1954) 231–245 (zus. mit S. N. Bhaskar und I. Schour); The effect of estrogen on the gingiva and alveolar bone of molars in rats and mice, J. Dent. Res. 33 (1954) 115–127 (zus. mit A. G. Nutlay, S. N. Bhaskar und A. M. Budy); The influence of injury to the periodontal membrane on the spread of gingival inflammation, J. Dent. Res. 33 (1954) 263–272 (zus. mit L. C. Macapanpan); The terminology of the so-called traumatic bone cyst, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 8 (1955) 962 (zus. mit E. Olech und H. Sicher); The adaptation of the periodontal membrane to physiologic and pathologic changes, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 8 (1955) 977–981; Bone formation and bone resorption, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 8 (1955) 1074–1078; Tumors of the minor salivary glands: a study of twenty-three cases, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 8 (1955) 1278–1297 (zus. mit S. N. Bhaskar); Effects of filling materials on the pulp of the rat incisor, J. Dent. Res. 34 (1955) 854–869 (zus. mit M. Silberkweit, M. Massler und I. Schour); Variations in the structures of bone and bones and their significance in radiology, Oral. Surg. Oral. Med. Oral. Pathol. 8 (1955) 988–992; Absence of chromosal sex differences in the epidermal structures of basal cell carcinoma, J. Invest. Dermatol. 25 (1955) 43–54 (zus. mit J. Meyer und A. S. Marwah); Misdiagnosis of oral lymphosarcomatosis, AMA Arch. Otolaryngol. 61 (1955) 654–657 (zus. mit B. G. Sarnat); Postnatal changes in proteolytic activity and in the morphology of the submaxillary gland in male and female albino rats, Growth 19 (1955) 57–73 (zus. mit L. M. Sreebny, J. Meyer und E. Bachem); A modification of Gomori’s method for demonstration of phosphamidase in tissue sections, J. Histochem Cytochem. 3 (1955) 134–140 (zus. mit J. Meyer); Experimental obstructive adenitis in the mouse, J. Dent. Res. 35 (1956) 852–862 (zus. mit S. N. Bhaskar und T. E. Bolden); Pathogenesis of mucoceles, J. Dent. Res. 35 (1956) 863–874 (zus. mit S. N. Bhaskar und T. E. Bolden); A morphological and histochemical study of osteoclasts, J. Bone Joint Surg. Am. 38-A (1956) 1335–
Wenger, Franz
1345 (zus. mit S. N. Bhaskar und C. I. Mohammed); Mitotic rate of gingival epithelium in two age groups, J. Invest. Dermatol. 27 (1956) 237–247 (zus. mit A. S. Marwah und J. Meyer); Development of the squamoso-mandibular articulation in the rat, J. Dent. Res. 35 (1956) 533–546 (zus. mit J. J. Cunat und S. N. Bhaskar); Restoration of enzymatic activity in the submaxillary gland of the hypophysectomized albino rat, Endocrinology 60 (1957) 200–204 (zus. mit E. Bachem, J. Meyer und L. M. Sreebny); Occurrence and role of glycogen in the epithelium of the alveolar mucosa and of the attached gingiva, Am. J. Anat. 104 (1959) 381–402 (zus. mit J. P. Weinmann, J. Meyer, D. Mardfin und M. Weiss); Correlated differences in granular and keratinous layers in the oral mucosa of the mouth, J. Invest Dermatol. 34 (1960) 423–431 (zus. mit J. Meyer und H. Medak); Mitotic activity and rates of growth in regions of oral epithelium differing in width, Growth 24 (1960) 29–46 (zus. mit J. Meyer und H. Medak) Quellen/Literatur: Cook County Clerk Genealogy Records; NARA RG 21/593882 [P] Reichsverband Österreichischer Zahnärzte (1936), 45; Dentos (1943), 20 [P]; Euler (1949), 130, 138; Sicher (1960); Sicher (1962), Vorwort; Österreicher im Exil (1995), Bd. 1, 502; Stadler/ Weibel (1995), 70; Kremenak/Squier (1997) [P]; Feikes (1999), Lexikonteil, Ärzte3.CRD 74; Christen/Christen (2003); Zamet (2006), 405; Heinrich (2006), 52, 61; Graf (2007), 91–92; Luan/Diekwisch (2007); Missbichler (2007), 25–30, 55; Hohmann (2009), 135; Carranza (2012), 6; Rechcigl (2016), Bd. 2, 1546–1547; Haririan et al. (2019), 66; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 6 Wenger, Franz Professor, Dr. med. Österreichisch-venezolanischer Pathologe * 13. Juni 1913 in Wien † 1. März 1988 in Maracaibo/Zulia, Venezuela Vaterberuf: Gynäkologe
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Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1931 Reifeprüfung am Gymnasium Auerling in Wien; Prüfung als Musiklehrer mit dem Instrument Piano; Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1936), währenddessen achtmonatige Hospitation und Famulatur am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses von Wien-Lainz bei Jakob Erdheim (1874–1937); Dezember 1936 Studienabschluss mit der Promotuon zum Dr. med. an der Universität Wien; Januar 1937 Assistent am Pathologischen Institut ebenda bei Hermann Chiari (1897–1969) (bis März 1938); 1938 Emigration nach Lissabon, Portugal, dort (ab Juli 1938) Tätigkeit in der Pathologie bei Pereira und Friedrich Wohlwill (1881– 1958) (bis Dezember 1938); 1939 Emigration nach Bolivien, dort Organisation und Leitung des Sektionsbetriebs in Sucre sowie (ab April 1939) des Lehrstuhls für Histologie und Pathologische Anatomie an der dortigen Universität San Francisco Javier (bis Dezember 1945); mehrmonatiges Postgraduierten-Praktikum am Institut für Pathologie der Universität Concepción bei dem Deutschen Ernst Herzog [Ernesto Herzog Clos] (* 1898); 1946 Emigration nach Venezuela; Leitung der Pathologisch-anatomischen Abteilung des Zentralkrankenhauses von Maracaibo (bis 1976); 1949 Professor für Pathologische Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität von Zula in Maracaibo (bis 1952); 1950 Leitung der Tumorklinik am Chirurgischen Krankenhaus von Maracaibo; 1952 Professor für Histologie und Embryologie an der Medizinischen Fakultät der Universität von Zula in Maracaibo (bis 1976); 1954 zudem Professor für Pathologische Anatomie und Lehrtätigkeit in Histologie und Embryologie an der dortigen Fakultät für Zahnheilkunde (bis 1976); Forschungs- und Fortbildungsaufenthalt am New York Memorial Hospital bei George N. Papanicolaou (1883– 1962) und am Massachusetts General Hospital in Boston bei Joe Vincent Meigs (1892–1963); 1958 Revalidierung des medizinischen Abschlusses; um 1968/69 Gastprofessor am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei Wilhelm Doerr (1914–1996); 1976 Versetzung in den Ruhestand und Ernennung zum Advisor ad honorem des Lehrstuhls für Pathologische Anatomie der Universität von Zula in Maracaibo
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Biografische Portraits
Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 war er gezwungen, seine Assistentenstelle am Pathologischen Institut der Universität Wien aufzugeben. Kurz darauf emigrierte er zunächst nach Portugal, wo er von Juli bis Dezember 1938 in Lissabon bei den Professoren Pereira und Friedrich Wohlwill als Pathologe tätig war. Nebenbei spielte er in Lissabon Klavier, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Dabei erfuhr er von einem anderen Musiker von möglichen Arbeitsmöglichkeiten als Pathologe in Bolivien. Nach einem Briefwechsel mit dem Rektor der Universität San Francisco Javier in Sucre emigrierte W. Anfang 1939 nach Bolivien. In der Stadt Sucre organisierte er erstmals einen geregelten Sektionsbetrieb und wurde im April desselben Jahres vom Rektor der dortigen Universität San Francisco Javier mit der Leitung des Lehrstuhls für Histologie und Pathologische Anatomie betraut. W. blieb bis Dezember 1945 in Sucre und ging dann auf Vermittlung von Rudolf Jaffé (1885–1975) nach Maracaibo in Venezuela. In Maracaibo wurde er vom westdeutschen Konsul Kurt-Georg Nagel als forensischer Gutachter für die Untersuchung von im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden eingesetzt. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W. entstammt einer Wiener Musiker- und Ärztefamilie. Sein Vater war Gynäkologe, sang Bariton und spielte wie auch seine Mutter leidenschaftlich Klavier. Nach seiner Reifeprüfung wollte W. ein höheres Musikstudium aufnehmen, aber sein Vater hatte für ihn ein medizinisches Studium vorgesehen. Trotzdem legte er vor seiner Immatrikulation für Medizin an der Universität Wien eine Prüfung als Musiklehrer mit dem Instrument Piano ab. Seine Leidenschaft für die Musik im Allgemeinen und für das Klavierspiel im Besonderen blieb ihm auch im Exil in Lateinamerika erhalten: 1944 wurde W. zum Direktor der Musikakademie von Sucre ernannt, ein Amt, das er – bedingt durch seine Übersiedlung nach Venezuela – im Dezember 1945 bereits wieder aufgeben musste. In Venezuela initiierte W. an der Universität von Zulia in Maracaibo Musik-
kurse und versuchte, mit anderen Professoren ein eigenes Orchester zu gründen, um klassische und venezolanische Musik aufzuführen. 1958 wurde zu diesem Zweck u. a. von W. die Sociedad Sinfónica de Maracaibo ins Leben gerufen, deren Ziel es war, auf die Gründung eines Orchesters hinzuarbeiten. Auch die Geschichte der Sociedad Zuliana de Conciertos trägt zweifelsohne den Stempel des österreichisch-venezolanischen Pathologen W., deren Präsident er für viele Jahre war. 1967 wurde das Ehepaar W. von der Gesellschaft für 20 Jahre Förderung der Musikkultur von Zulia geehrt; das „Eastman Brass Quintet“ vom Eastman Conservatory of Music in Rochester/New York spielte für sie. Zu W.s großen Verdiensten auf dem Gebiet der Pathologie in Lateinamerika zählen die Organisation eines geregelten Sektionsbetriebs und der pathologischen Ausbildung in Sucre und Maracaibo. Als „erster Pathologie in Maracaibo“ etablierte er eine Disziplin, die zuvor lediglich „im Rahmen des klinischen Unterrichts nach dem französischen Vorbild theoretisch abgehandelt“ wurde (Salfelder [1989], 727). So musste W. „alles von Grund auf aus dem Nichts organisieren“, „war die ersten Jahre hindurch vollständig allein und konnte nur mit der gelegentlichen Hilfe von kaum angelernten Kräften rechnen. Er war ständig unterwegs, mußte ja an verschiedenen Stellen verschiedenen Tätigkeiten nachgehen“ (ebd.). Er lehrte zu verschiedenen Zeiten Pathologische Anatomie, Histologie und Embryologie an der Medizinischen sowie an der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität von Zula: „Manchmal alle Fächer gleichzeitig. Daneben mußte er den Sektionsbetrieb leiten, gerichtliche Autopsien ausführen und Biopsien an verschiedenen Krankenhäusern untersuchen. Er war also jahrelang unglaublich überlastet und hat eine enorme Pionierarbeit geleistet“ (ebd.). Ab 1966 gab es durch ihn schließlich offizielle Ausbildungskurse für Pathologen an der Universität von Zula; bis 1983 konnten 23 venezolanische Pathologen ausgebildet werden. Um 1968/69 war W. als Gastprofessor am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg von Wilhelm Doerr tätig. Auch über seine Emeritierung im Jahre 1976 hinaus blieb er der Forschung und Lehre in seinem Fach bis zu seinem Tod eng verbunden.
Wessely, Zelma
Von W. stammen einige wegweisende Arbeiten zur Erforschung der Venezolanischen Pferdeenzephalitis (VEE). W. war neben den genannten Musikvereinen aktives Mitglied des Rotary Club Maracaibo – der ihn beim Aufbau der Pathologie in Maracaibo maßgeblich unterstützt hat –, Gründungsmitglied der Sociedad Venezolana Anatomía Patológica sowie Mitglied der Sociedad Latinoamericana de Patología, der International Academy of Cytology und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie. Privat waren W.s ersten Jahre in Südamerika vom Unglück geprägt: Er verlor kurz nacheinander zwei Ehefrauen. Die erste Frau aus Bolivien litt an einer Psychose und verstarb nach der Entlassung aus einem Sanatorium; die zweite Frau verlor er im Kindbett in Maracaibo. W. heiratete schließlich – zum dritten Mal – die Sängerin Maria Bohórquez aus Maracaibo, mit der er zwei Kinder hatte. Zu W.s Todesumständen schreibt sein deutsch-venezolanischer Kollege Karlhanns Salfelder (1919–2007) in einem Nachruf: „Am 1. März 1988 frühmorgens wollte der Kollege Wenger in Maracaibo/Venezuela kurz vor der Eröffnung eines Pathologentreffens noch ins Krankenhaus fahren, um einen dringenden Fall zu untersuchen. Auf dem Weg dorthin – mitten im hupenden Autoverkehr – erlitt er plötzlich einen Herzinfarkt. Er starb sofort. Die Hände am Steuer, geschah kein größerer Unfall“ (ebd., 726). Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Zytopathologie; gynäkologische Onkologie; tiefe Mykosen; Herzmissbildungen; Endo-Myokarditis; Enzephalitis; Pathologie des Auges; Leberabszess Publikationen (Auswahl): La situación del colon ileopélvico y su relación con el vólvulo, Gac. Méd. Quir. Boliv. 1 (1943), 84–88; Racial differences in the colon in natives of Bolivia, Am. J. Phys. Anthropol. 1 (1943), 313–323; Encefalitis equina venezolana. Mesa redonda, Invest. Clín. 5 (1963), 67–86; Necrosis cerebral masiva del feto en caso de encefalitis equina venezolana, Invest. Clín. 21 (1967), 13–31; Hämatome der Pulmonalisklappen bei En-
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do-Myokarditis durch Monilia, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 346 (1969), 46– 49; Detection of early endocervical carcinoma using colposcopy, Obstet. Gynecol. 35 (1970), 781–786 (zus. mit J. T. Nuñez-Montiel, R. A. Molina, H. Garcia-Galue, J. Rodriguez-Barboza und H. Sanchez); Ascaris hepatic abscess in children, J. Pediatr. Surg. 7 (1972), 69 (zus. mit L. E. Parodi-Hueck und D. Montiel-Villasmil); Immediate diagnosis in vaginal cytology using interference contrast microscopy (Nomarski), Acta Cytol. 20 (1976), 79–82; Venezuelan equine encephalitis, Teratology 16 (1977), 359–362 Quellen/Literatur: Salfelder (1989) [P]; Grundmann (1999), 265; Vílchez/Tamayo [2017] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 3–4, 12; Niedobitek/Niedobitek (2021), 135–136; Uhlendahl et al. (2021), 6 Wessely, geborene Apfelbaum, Zelma MD, BSc, PhD Österreichisch-britisch-US-amerikanische Pathologin * 7. Juni 1914 in Krakau, Polen [heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich] † 22. Mai 2004 in Bronx/New York, USA Vaterberuf: Agent Ausbildung und berufliche Laufbahn: 1932 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1938); 1938 Emigration nach Großbritannien und Fortsetzung des Studiums an der University of Manchester; Tätigkeit als Hausärztin; 1950 kurzzeitige Rückkehr nach Wien (bis 1952); 1952 Übersiedlung in die USA; 1954 Zulassung als Ärztin in New York; Department of Pathology des Queens Hospital Center in New York City Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien als Studentin (im 10. Semester) eingeschrieben. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich
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Biografische Portraits
im März 1938 konnte sie ihr Studium nicht forstsetzen und emigrierte noch im selben Jahr nach Großbritannien. Hier ließ sie sich in Manchester nieder, wo ihr Onkel, der Kaufmann Isodor(e) Apfelbaum (1876–1964), lebte; er war bereits Ende des 19. Jahrhunderts nach Großbritannien ausgewandert und hatte in Manchester eine Britin geheiratet. W. konnte ihr Studium an der University of Manchester bereits 1938 forstsetzen und nachfolgend als Ärztin tätig werden. 1942 heiratete sie den ebenfalls emigrierten Wiener Hans W. (* 1913), der mit ihr in Manchester Medizin studiert hatte. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Von 1950 bis 1952 kehrte W. kurzzeitig nach Wien zurück. Nachdem sie zwischenzeitlich britische Staatsbürgerin geworden war, ging sie 1952 gemeinsam mit ihrem Mann in die USA. Sie ließen sich in der Bronx in New York City nieder, wo W. 1954 eine Zulassung als Ärztin erhielt. 1957 wurde sie US-amerikanische Staatsbürgerin. Später arbeitete sie bis in die 1980er Jahre am Department of Pathology des Queens Hospital Center in New York City; Veröffentlichungen (die meisten in Co-Autorschaft) belegen eine rege Forschungstätigkeit. Häufig publizierte W. gemeinsam mit Janis V. Klavins und Stanley H. Shapiro. 2002 wurde sie – im Alter von 78 Jahren und bereits dementiell erkrankt – von ihrer Pflegerin um insgesamt 1,5 Millionen Dollar aus ihrem Vermögen gebracht. W. starb 2004 im Alter von 89 Jahren in der Bronx. Die „New York Times“ berichtete nach ihrem Tod über den Betrugsfall. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Retroperitoneale Desmoide; Thymustumore; Hämangiome; maligne Melanome; Lungentuberkulose; myokardiale Hypertrophie; Neoplasien der weiblichen Geschlechtsorgane; fibromuskuläre Hyperplasie; myokardiale Sarkoidose; transhepatische Cholangiographie; Lupus erythematosus; Aktinomykose; Thrombose und Embolien Publikationen (Auswahl): Multiple retroperitoneal desmoids, NY State J. Med. 58 (1958), 1931–1933; Malignant thymus
tumor with liver metastasis in patient with myasthenia gravis, NY State J. Med. 58 (1958), 2422–2424; Sclerosing hemangioma of the lung, NY State J. Med. 59 (1959), 2609–2613 (zus. mit L. Solomon); Malignant melanoma of conjunctiva in eye of negro patient, Arch. Ophthalmol. 62 (1959), 697–701; Pathological findings in resected pulmonary tuberculosis lesions, Jpn. J. Tuberc. 12 (1964), 67–76 (zus. mit A. Mukawa und M. Mollov); Idiopathic myocardial hypertrophy in child, NY State J. Med. 66 (1966), 746–750 (zus. mit A. H. Douglas); Uterine and mammary neoplasia and other changes (amyloidosis) in C3H mice, related to ovariectomy, estrogen and methylcholanthrene, Oncology 26 (1972), 33–52 (zus. mit J. V. Klavins); Patterns of incorporation of thymidine in the female genital and other organs of mice, treated with 20-methylcholanthrene, estradiol and ovariectomy, Oncology 27 (1973) 502–519 (zus. mit J. V. Klavins); Disseminated fibromuscular hyperplasia of vascular channels, Arch. Pathol. 96 (1973), 179–182 (zus. mit R. L. Guerry und J. V. Klavins); Recurrent granuloma pyogenicum of limbus, Arch. Ophthalmol. 91 (1974), 42–44 (zus. mit W. Boockvar und P. Ballen); Myocardial sarcoidosis presenting as acute mitral insufficiency, Chest 66 (1974), 452–454 (zus. mit S. Zoneraich, M. P. Gupta, J. Mehta und O. Zoneraich); Staining of minerals and solubility of iron in tissues, Ann. Clin. Lab. Sci. 6 (1976), 214–222 (zus. mit J. V. Klavins und J. P. Pickett); Conjunctival biopsy in sarcoidosis. A simple, safe, and specific diagnostic procedure, Ann. Ophthalmol. 9 (1977), 671–676 (zus. mit F. Khan, S. R. Chazin und N. S. Seriff); Percutaneous transhepatic cholangiography and needle biopsy in the differential diagnosis of obstruction of bile flow, Am. J. Gastroenterol. 68 (1977), 582–594 (zus. mit S. K. Chawla und J. V. Klavins); Light microscopical examination of glomerular basement membrane in systemic lupus erythematosus, Ann. Clin. Lab. Sci. 8 (1978), 74–78 (zus. mit J. V. Klavins und P. Pickett); Ovarian actinomycosis, NY State J. Med. 78 (1978), 806–809 (zus. mit D. Chakrabarty); Hypogammaglobulinemia and selective immunoglobulin A deficiency. Double consanguinity in family, NY State J. Med. 78 (1978), 1459–1463
Wiesner, Richard
(zus. mit F. Rosner, V. Vallejo, F. A. Khan, H. W. Grünwald und C. Calas); Light and electron microscopy of hepatocellular changes in griseofulvin fed mice. Particular reference to Mallory bodies, Ann. Clin. Lab. Sci. 9 (1979), 24–36 (zus. mit S. H. Shapiro und J. V. Klavins); Hepatocyte mitochondrial alterations in griseofulvin fed mice, Ann. Clin. Lab. Sci. 10 (1980), 45–33 (zus. mit S. H. Shapiro und J. V. Klavins); Idiopathic intrahepatic cholestasis of pregnancy. Report of an unusual case and review of the recent literature, Am. J. Gastroenterol. 73 (1980), 54–59 (zus. mit P. S. Misra, F. A. Evanoy, G. A. Rosenblum und P. Singh); RNA virus associated antigen in human placenta, Ann. Clin. Lab. Sci. 10 (1980) 137–142 (zus. mit J. V. Klavins, S. H. Shapiro und J. I. Berkman); Identification of Mallory bodies with rhodamine B fluorescence and other stains for keratin, Stain. Technol. 56 (1981), 169–176 (zus. mit S. H. Shapiro, J. V. Klavins und H. M. Tinberg); Ultrastructure and morphometric analysis of hypertrophic nucleoli in non-Hodgkin’s lymphoma and phytohemagglutinin-stimulated lymphocytes, Oncology 39 (1982), 234–241 (zus. mit S. H. Shapiro, L. Y. Chang und J. V. Klavins); Focal nodular hyperplasia of the liver. Ultrastructural observations, Ann. Clin. Lab. Sci. 12 (1982), 119–125 (zus. mit S. H. Shapiro und J. D. Scherer); Ultrastructural changes of intrahepatic bile ductules in griseofulvin fed mice, Ann. Clin. Lab. Sci. 14 (1984), 69–77 (zus. mit S. H. Shapiro); Osteogenic sarcoma producing human chorionic gonadotrophin. Case report with immunohistochemical studies, Cancer 53 (1984), 2125–2128 (zus. mit J. K. Kalra, R. Mir, L. B. Kahn und A. B. Shah); Massive colonic hemorrhage secondary to infection with Strongyloides stercoralis, NY State J. Med. 84 (1984), 397–399 (zus. mit S. Dellacona, N. Spier und I. B. Margolis); Concentric membranous bodies in hepatocytes from a patient with systemic lupus erythematosus, Ultrastruct. Pathol. 8 (1985), 241–247 (zus. mit S. H. Shapiro und S. Lipper); Huge left atrial thrombus and valve degeneration in a patient with a bioprosthetic, porcine, mitral valve, Angiology 36 (1985), 120–124 (zus. mit S. Zoneraich, M. Ballas, O. Zoneraich, J. Greenspan und F. Rosner); Rhodamine B fluorescence as a stain for
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amniotic fluid squames in maternal pulmonary embolism and fetal lungs, Ann. Clin. Lab. Sci. 18 (1988), 451–454 (zus. mit S. H. Shapiro) Quellen/Literatur: England and Wales Marriage Registration Index, October – December 1900; England and Wales Marriage Registration Index, July – September 1942; England and Wales Death Registration Index, January – March 1964; NA BT 26/1282/143; NA HO 396/101; NA HO 396/114; NA RG 14/23993; NA RG 101/4471D; NA RG 101/4624I; NARA RG 85/300346; UAW Med. Nat. Zelma Apfelbaum, 1933–1938 The New York Times, 15.07.2006, B2 Gold (1971), 175; Posch/Ingrisch/Dressel (2008), 356, 499; Kniefacz [2019]; Uhlendahl et al. (2021), 6 Wiesner, Richard [von]
Professor, Dr. med. Österreichischer Pathologe und Bakteriologe * 30. Mai 1875 in Wien † 14. Oktober 1954 in Wien Vaterberuf: Professor für Anatomie und Physiologie der Pflanzen Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium Kremsmünster; 1897 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis 1902); 1902 Studienabschluss mit Promotion zum Dr. med. ebenda; 1903 Assistent am Pathologisch-anatomischen
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Biografische Portraits
Institut der Universität Wien bei Anton Weichselbaum (1845–1920) (bis 1916) und kurzzeitig (bis zu dessen Tode) bei Alexander Kolisko (1857–1918) (insg. bis 1920); 1911 Habilitation für Pathologische Anatomie an der Universität Wien sowie Prosektor an der Landes-Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof “ in Wien (bis 1920); im Ersten Weltkrieg Leiter eines Epidemielabors in Serbien; 1917 tit. außerordentlicher Professor für Pathologische Anatomie der Universität Wien; 1918 Professurvertretung der nach Koliskos Tod vakanten Lehrkanzel für Pathologische Medizin ebenda (bis 1920); 1920 (wirklicher) außerordentlicher Professor ebenda sowie Prosektor am Wilhelminenspital Wien (bis 1938/39); 1937 tit. ordentlicher Professor der Universität Wien; 1938/39 Vertreibung von der Universität Wien und Entlassung als Prosektor; 1945/46 Rückkehr als Prosektor an das Wilhelminenspital Wien sowie als Honorarprofessor an die Universität Wien (bis 1948); 1948 Pensionierung Erfahrung im „Dritten Reich“: W. galt gemäß nationalsozialistischer Rassenideologie als „Mischling ersten Grades“. Sein Vater, der Botaniker und Ordinarius für Anatomie und Physiologie der Pflanzen der Universität Wien, Julius von Wiesner (1838–1916), war jüdischer, seine Mutter „arischer“ Abstammung. Im Reichsarztregister ist W.s Abstammung – wohl irrtümlich – als „deutschblütig“ angegeben (BArch R 9347). Aus „rassischen“ Gründen wurde er nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich ab April 1938 von der Universität Wien „bis auf weiteres beurlaubt“, per Jahresende in den vorläufigen Ruhestand versetzt und am 30. März 1940 schließlich „ohne Entschädigung“ endgültig entlassen (zit. n. Mühlberger [1993], 36). 1939 folgte seine Entlassung als Prosektor am Wiener Wilhelminenspital; für Dezember 1939 verzeichnet ihn das Reichsarztregister als „ohne ärztliche Tätigkeit“ (BArch R 9347). W.s älterer Bruder, der Jurist und Diplomat Friedrich W. (1871–1951), wurde unmittelbar nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen Betätigung in der legitimistischen Bewegung von der Gestapo verhaftet und im September desselben Jahres als „politischer Jude“ in das KZ Buchen-
wald gebracht. Im Januar 1939 wurde er aus der „Schutzhaft“ entlassen. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Aufgrund der wissenschaftlichen Verdienste des Vaters wurde die Familie 1909 in den erblichen Ritterstand erhoben und trug bis zum Inkrafttreten des österreichischen Adelsaufhebungsgesetz 1919 das Adelsprädikat. Als W.s akademischer Lehrer gilt Anton Weichselbaum, bei dem er bereits vor seiner Assistententätigkeit noch als Student gearbeitet hatte. 1945/46 wurde W. wieder als Prosektor am Wilhelminenspital eingesetzt und kehrte zudem bis zur Pensionierung als Honorarprofessor an die Universität Wien zurück. Er „erhielt ein Ehrenjahr“ und wurde 1948 „regulär pensioniert“ (Posch [2019c]). W. verstarb im Oktober 1954 im Alter von 79 Jahren an einem Herzinfarkt in seiner Heimatstadt Wien. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie, insbesondere Poliomyelitis, Tuberkulose, Paratyphus und kokkenbedingte Darmerkrankungen Publikationen (Auswahl): Studien über die Heine-Medinsche Krankheit (Poliomyelitis acuta) (1911) (zus. mit J. Zappert und C. Leiner); Allgemeine Krankheitslehre. Eine Einführung in die allgemeine Pathologie für Krankenschwestern (1950); Pathologische Anatomie der Tuberkulose, in: Die Klinik der Tuberkulose Erwachsener (1951), 1–31 Quellen/Literatur: Arolsen Archives 01010503 oS; BArch R 9347 Kürschner (1931), 3271; Fischer (1933), Bd. 2, 1684; Kürschner (1935), 1535; Merinsky (1980), 284–285; Mühlberger (1993), 36; Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft (2002), Bd. 3, 1479; Tragl (2007), 473–474; Schagerl (2012), 164–174; Posch [2019c] [P]; Sziranyi et al. (2019b), 4, 8; Uhlendahl et al. (2021), 6
Wohlgemuth, Julius
Wohlgemuth, Julius Professor, Dr. med. Deutscher Pathologe und Biochemiker * 8. März 1874 in Neustadt/Westpreußen (heute: Wejherowo, Polen) † 8. Mai 1948 in Jerusalem, Palästina Vaterberuf: Kaufmann Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Gymnasium Neustadt/Westpreußen; Studium der Medizin an den Universitäten Berlin, Würzburg und Freiburg i. Br. (bis 1898); 1898 ärztliches Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. an der Universität Freiburg i. Br. „Über einen Fall von infantiler Hemiplegie nach Diphtherie“, danach Volontärassistent an der I. Medizinischen Klinik der Berliner Charité bei Ernst von Leyden (1832–1910) sowie an der Chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts ebenda bei Ernst Leopold Salkowski (1844–1923) (bis 1900); Tätigkeit als Allgemeinpraktiker; 1906 Assistent an der Chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Berliner Charité bei Salkowski (bis 1916); Habilitation an der Universität Berlin; 1911 Titularprofessor ebenda; 1914 Forschungsreise nach Ägypten; 1916 Direktor der Physiologisch-chemischen Abteilung des Städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin (bis 1933); Januar 1934 vorzeitige Versetzung in den Ruhestand, danach ohne ärztliche Tätigkeit; 1938 Emigration nach Palästina, auch dort keine ärztliche Tätigkeit Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; zum 1. Januar 1934 wurde er als Direktor der Physiologisch-chemischen Abteilung des Städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin im Kontext des „Gesetzes zu Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus „rassischen“ Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Das Reichsarztregister weist ihn als „ohne ärztliche Tätigkeit“ für Berlin-Wilmersdorf aus (BArch R 9347). Er wurde zudem auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Nach einer Verhaftung im Jahr
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1937 und einer kurzzeitigen Internierung im KZ Buchenwald (1938) emigrierte er mit seiner Familie nach Palästina und lebte dort in Jerusalem; in Palästina war W. nicht mehr ärztlich tätig. Mit Beschluss vom 14. Oktober 1940 wurde W. die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und etwaiges Vermögen beschlagnahmt. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W. war der Sohn des Kaufmanns Hermann W. und dessen Ehefrau Minna, geborene Elkisch. Er war verheiratet mit Else Bertha W., geborene Strich (* 1879), mit der er die gemeinsamen Töchter Lotte (1902–1981, Konzertsängerin), Ellen (* 1906) und Lisa (* 1912) hatte. W. entwickelte eine neue Methode zur funktionellen Diagnostik des Pankreas mittels Diastasebestimmung im Urin, die als „Wohlgemuth-Probe“ bezeichnet wird (Berl. Klin. Wochenschr. 47 [1910], 92–95): „Auf Grund eingehender Studien an einem Menschen mit Pankreasfistel wurde eine Therapie zur Heilung von Pankreasfistel angegeben, die sich in zahlreichen Fällen bewährt hat. Hieran schlossen sich ausgedehnte Untersuchungen über die Fermente des Pankreassaftes und über die innere Sekretion des Pankreas. Aus ihnen ergab sich eine sehr wichtige und bequeme Methode zur Prüfung der Pankreasfunktion, zur Feststellung einer subcutanen Pankreasverletzung, die allgemeine Anwendung findet“ (Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft [1931], Bd. 2, 2058). 1913 veröffentlichte er zudem einen „Grundriß der Fermentmethoden“. Gemeinsam mit Adolf Loewy (1862–1937) und Adolf Bickel (1875–1946) unternahm W. im Frühjahr 1914 eine Forschungsreise nach Ägypten, wo die Forschergruppe die physiologischen Auswirkungen des Wüstenklimas untersuchte. Ab 1914 publizierte W. als Co-Autor mit verschiedenen Wissenschaftlern aus Japan. W. gehörte als Ehrenmitglied der Medizinischen Gesellschaft in Odessa an. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Zuckerstoffwechsel; Diabetes mellitus; Enzyme und Abbauprodukte des Kohlenhydratstoffwechsels; Pankreas- und Leberfunktion; Fermentwirkung und -methodik; infantile He-
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Biografische Portraits
miplegie nach Diphtherie; Reindarstellung des Glykogens und Glykogenbestand der Leber; Ausscheidungen und Körperflüssigkeiten; Herkunft des Fruchtwassers; experimentell erzeugte chronische Sympathikotonie; Beeinflussung des Zellchemismus durch Hormone und Licht; Verteilung der Harnsäure zwischen Blut und interstitieller Flüssigkeit; Kohlenhydratstoffwechsel der Haut Publikationen (Auswahl): Über einen Fall von infantiler Hemiplegie nach Diphtherie, Diss. med., Freiburg i. Br. 1898; Ueber Reindarstellung des Glykogens, Pflügers Arch. Gesamte Physiol. Menschen Tiere 80 (1900), 238–240 (zus. mit E. Bendix); Ueber die Sekretion von Pankreasfisteln und ihre Beeinflussung durch antidiabetische Diät, Dtsch. Med. Wochenschr. 34 (1908), 1896; Beitrag zur funktionellen Diagnostik des Pankreas, Berl. Klin. Wochenschr. 47 (1910), 92–95; Experimentelle Beiträge zur Frage von der Herkunft des Fruchtwassers, Arch. Gynäk. 94 (1911), 367–382 (zus. mit M. Massone); Speichel, Mageninhalt, Pankreassaft, Darmsekrete, Galle, Sperma, Prostataflüssigkeit, Sputum, Nasensekret, Tränen, Schweiß und Fisteln der betr. Organe, in: Der Harn sowie die übrigen Ausscheidungen und Körperflüssigkeiten, Bd. 2 (1911), 1079–1130; Zur Frage nach der Herkunft des Fruchtwassers, Arch. Gynäk. 98 (1912), 410–412; Grundriß der Fermentmethoden. Ein Lehrbuch für Mediziner, Chemiker und Botaniker (1913); Über den Einfluß des Pankreas auf den Glykogenbestand der Leber, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 218 (1914), 249–263 (zus. mit M. Fukushi); Zur Frage der inneren Sekretion des Pankreas, Klin. Wochenschr. 2 (1923), 386–388 (zus. mit T. Koga); Über die Fermente in der Haut, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 1113–1114 (zus. mit Y. Yamasaki); Experimentelle Erzeugung chronischer Sympathicotonie beim Tier, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 1320–1321 (zus. mit N. Mochizuki); Karbohydrasen, in: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bd. 4/1 (1925), 463–494; Proteasen und Peptasen, in: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Bd. 4/1 (1925), 495–522; Über experimentell erzeugte chronische Sympathicotonie II, Klin.
Wochenschr. 4 (1925), 1443–1445 (zus. mit T. Seo); Untersuchungen über die Milchsäuregärung überlebenden Gewebes, insbesondere von Placenta und Carcinom, Klin. Wochenschr. 6 (1927), 1289; Ueber die Beeinflussung des Zellchemismus durch Hormone, Dtsch. Med. Wochenschr. 54 (1928), 816–817; Zur Diagnostik der Pankreasgewebsnekrose mittels der Diastasebestimmung im Urin, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1253–1254; Über die Verteilung der Harnsäure zwischen Blut und Gewebssaft, Klin. Wochenschr. 8 (1929), 1363–1364 (zus. mit G. Scherk); Über den prinzipiellen Unterschied in der chemischen Zusammensetzung von Hautblaseninhalt und intravital entnommenem Hautgewebe, Klin. Wochenschr. 9 (1930), 261 (zus. mit G. Scherk und E. Urbach); Ueber den Kohlenhydratstoffwechsel der Haut, Dtsch. Med. Wochenschr. 57 (1931), 1814–1815; Über die Wirkung des Lichtes auf den Chemismus der Zelle unter dem Einfluss von Sensibilisatoren, Klin. Wochenschr. 12 (1933), 1533–1534 (zus. mit E. Szörényi) Quellen/Literatur: BArch R 9347; LA Berlin Personenstandsregister Berlin Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 17.10.1940, 1–2 Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft (1931), Bd. 2, 2057–2058; Fischer (1933), Bd. 2, 1701; List of Displaced German Scholars (1936), 75, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Poggendorff (1940), Bd. 6/4, 2916; Altpreußische Biographie (1967), Bd. 2, 821; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1256; Kröner (1983), 33; Engel (1994), 307; Voswinckel (1994), 559–560; Schwoch (2009), 898; Doetz/Kopke [2013f]; Doetz/Kopke (2018), 500; Sziranyi et al. (2019b), 4; Uhlendahl et al. (2021), 6 Wohlwill, Joachim Friedrich [Fritz] Professor, Dr. med. Deutsch-portugiesisch-US-amerikanischer Pathologe, Neurologe und Neuropathologe * 20. August 1881 in Hamburg † 15. Juli 1958 in Boston/Massachusetts, USA
Wohlwill, Friedrich
Vaterberuf: Chemiker Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an den Universitäten Freiburg i. Br., München und Straßburg (bis 1906); 1906 ärztliches Staatsexamen an der Universität Straßburg und Approbation; Assistent am Pathologischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Eppendorf (AKE) bei Eugen Fraenkel (1853–1925) (bis 1908); 1908 Assistent an der Neurologischen Abteilung des AKE bei Max Nonne (1861–1959) (bis 1910); 1910 Assistent an der Neuro-Psychiatrischen Universitätsklinik Halle bei Gabriel Anton (1858–1933) (bis 1912); 1912 Niederlassung als Facharzt für Nervenkrankheiten in Hamburg, gleichzeitig Forschungstätigkeit am Pathologischen Institut des AKE bei Fraenkel; 1913 Assistent an der Neurologischen Abteilung des AKE bei Nonne (bis 1919); 1919 Sekundärarzt am Pathologischen Institut des AKE bei Fraenkel (bis 1924) und Habilitation für Pathologie an der Universität Hamburg; 1924 außerplanmäßiger Professor an der Universität Hamburg sowie Leitender Oberarzt und Prosektor des Pathologischen Instituts des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg (bis 1933); 1933 Entzug der Venia legendi und Entlassung; kurzzeitige Tätigkeit als Prosektor am Israelitischen Krankenhaus Hamburg; Emigration nach Portugal, dort 1934 Prosektor am Portugiesischen Krebsinstitut in Lissabon (Institutio Português de Oncologia de Lisboa) (bis 1936); 1936 Prosektor am Universitätskrankenhaus Hospital Escolar de St. Marta in Lissabon (bis 1946); 1945 Ordinarius (Catedrático) für Pathologische Anatomie an der Universität Lissabon (bis 1946); 1946 Emigration in die USA, dort für sechs Monate Pathologe am M. J. Bassett Hospital in Cooperstown/New York; 1947 Pathologe am Danvers State Hospital in Hathorne/Massachusetts (bis 1952); 1952 Assistant Principal Investigator beim „Atomic Energy Project“ der Boston University (bis 1953); 1953 Consultant der Neuropathologischen Abteilung des von Paul Ivan Yakovlev (1894–1983) geleiteten Warren Anatomical Museum der Harvard Medical School in Boston/ Massachusetts (bis 1958)
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Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung, beide Elternteile waren jedoch bereits bei W.s Geburt konfessionslos. Nach dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 wurde ihm aus „rassischen“ Gründen zum 31. Juli 1933 die Venia legendi an der Universität Hamburg entzogen; zum 30. September 1933 wurde er zudem aus dem städtischen Gesundheitsdienst entlassen. W. konnte zunächst seine neurologische Privatpraxis weiterführen und war ferner kurzzeitig als Prosektor am Israelitischen Krankenhaus Hamburg tätig. Im Herbst 1933 emigrierte er gemeinsam mit seiner Familie nach Portugal, wo er auf Vermittlung von Max Nonne im Juni 1934 eine Anstellung als Prosektor am Portugiesischen Krebsinstitut in Lissabon erhielt. W.s Schwester, die Malerin Gretchen W. (1878–1962), folgte der Familie ihres Bruders 1940 ins Exil nach Portugal und kehrte 1952 nach Hamburg zurück. Der Bruder Heinrich W. (1874–1943) und die Schwester Sophie W. (1872–1944) wurden ins Ghetto Theresienstadt deportiert und kamen dort ums Leben. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W. entstammte einer Hamburger Gelehrtenfamilie; sein Vater Emil W. (1835–1912) war Chemiker und Wissenschaftshistoriker, ein Onkel Professor am Akademischen Gymnasium Hamburg – der Vorläuferinstitution der Hamburger Universität. 1917 hatte W. die Jüdin Emma Schwarz (1891–1980) geheiratet, mit der er eine Tochter und drei Söhne hatte. Sein Sohn Joachim Friedrich (1928–1987) wurde in den USA Professor of Developmental and Enviromental Psychology. Ein Großneffe von W. ist der Professor emeritus für Kinderheilhunde Matthias Brandis (* 1939). W. war ein akademischer Schüler von Friedrich von Recklinghausen (1833–1910), Eugen Fraenkel und Max Nonne sowie akademischer Lehrer von Albrecht Schuback (1897–1990). Er gilt als „Begründer einer modernen pathologisch-anatomischen Ausbildung in Portugal“ (Dhom [2001], 421) und wurde zusammen mit Costa Andrade (1906–2005) Namensgeber der
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Biografische Portraits
Amyloidpolyneuropathie Typ I (Wohlwill-Andrade-Syndrom). Obschon er in Portugal beruflich außerordentlich erfolgreich war und just 1945 zum Ordinarius berufen worden war, entschloss er sich 1946, gemeinsam mit seiner Ehefrau in die USA zu emigrieren, um in der Nähe seiner Kinder leben zu können. Er kehrte in der Nachkriegszeit zweimal nach Hamburg zurück, „nicht um Vorträge zu halten, sondern um seine alte Heimat und seine Freunde zu besuchen“ und „kannte keine Kollektivschuld“ (Schuback [1960], 362). Er war u. a. Mitglied der Academia das Ciências in Lissabon, der American Association of Pathologists and Bacteriologists, der New England Pathological Society sowie korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. 1957 wurde er von der Hamburger Medizinischen Fakultät mit der Verleihung der Hermann-Kümmell-Medaille geehrt. Nachdem W. im Januar 1957 in einem Wiedergutmachungsverfahren durch die Stadt Hamburg eine Entschädigung für die 1933 im Rahmen nationalsozialistischer Verfolgung erlittene Entlassung aus seiner Stellung als Leitender Oberarzt am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg zugestanden worden war, beantragte er unter Beifügung von vier Gutachten namhafter deutscher Hochschulmediziner im Dezember 1957 bei der Hamburger Universität die Einsetzung in den Stand eines ordentlichen Professors der Pathologie. Der Direktor des Pathologischen Instituts Carl Krauspe (1895–1983) erwirkte daraufhin die Einholung zusätzlicher Gutachten von Fachvertretern der Pathologie. Nach unklaren Stellungnahmen der Gutachter wurde der Antrag W.s per Fakultätsbeschluss abgelehnt. Als maßgeblicher Grund wurde das frühzeitige Ausscheiden W.s aus der Universitätslaufbahn durch die Übernahme der Prosektur an einem städtischen Krankenhaus angeführt, obgleich auch Krauspe selbst vom Städtischen Krankenhaus Berlin-Moabit kommend späterhin zum Ordinarius in Königsberg berufen worden war. Auf anwaltlichen Widerspruch des zwischenzeitlich verstorbenen W. reagierte die Fakultät mit der Einholung zusätzlicher Gutachten, die in der Summe jedoch ebenfalls keine klare Entscheidungsgrundlage boten. Die Fakultät blieb bei ihrer ablehnenden Haltung, nachdem Krauspe den Dekan noch be-
stärkt hatte, an der Entscheidung festzuhalten. Krauspe hatte auch bei Paul Kimmelstiel (1900– 1970) – einem weiteren, im „Dritten Reich“ zwangsemigrierten jüdischen Kollege – durch ein kritisches Gutachten die beantragte retrospektive Einstufung als ordentlicher Professor der Pathologie hintertrieben. Mit einem im Juni 1960 geschlossenen Vergleich mit dem Hamburger Senat wurde schließlich immerhin zuerkannt, dass W. „aus seinem Dienstverhältnis als Leitender Oberarzt bei der Gesundheitsbehörde Hamburg zum 1.4.1938 auf einen außerordentlichen Lehrstuhl der Besoldungsgruppe H2 bei der Universität berufen … und nach Vollendung des 68. Lebensjahres emeritiert worden wäre“ (zit. n. Andrae [2003], 143). Privat war W.s große Passion die Musik; bereits als Medizinstudent in Straßburg half er „im Chor der Straßburger Oper aus und sang mit den Bäckern auf der Festwiese der ‚Meistersinger‘: ‚Hungersnot, das ist ein schrecklich Leiden!‘ für ein Honorar von 2 Freikarten“ (Schuback [1960], 360). Er verstarb im Juli 1958 in Boston/ Massachusetts im Alter von 78 Jahren nach einer vorangegangenen Prostatektomie. Seine Ehefrau Emma emigrierte im Jahr 1963 nach Israel, wo die gemeinsame Tochter Ruth (1918–2004) lebte. 1999 wurde das Haus G des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg W. zu Ehren in „Friedrich-Wohlwill-Haus“ umbenannt. Außerdem erinnert ein Stolperstein vor dem neuen Hauptgebäude des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf an ihn. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Neuropathologie, insbesondere Blutdruck bei Delirium tremens, fehlende Sehnenreflexe bei Hysterie sowie Dementia paralytica; Allgemeine Pathologie, insbesondere kongenitale Syphilis, Perniziosa, Encephalitis congenita, Plazentitis und fetale Sepsis, Lues des uropoetischen Systems, Paramyloidose, Gewebereaktionen auf Thorotrast, Virus-Hepatitis, Lipoidose, Lympogranulomatose, Retikuloendotheliomatose sowie Lungensyphilis Publikationen (Auswahl): Der Kaliumgehalt des menschlichen Harns bei wechselnden Zirkulationsverhältnissen in der
Wohlwill, Friedrich
Niere, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 54 (1906), 389–397; Ueber die Wirkungen der Metalle der Nickelgruppe, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 56 (1907), 403–409; Zur Genese der multiplen Milzzysten, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 194 (1908), 306–319; Zur Frage der traumatischen Paralyse, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 47 (1910), 1253–1281; Das Verhalten des Blutdrucks im Delirium tremens, Arch. Psychiatr. Nervenkr. 48 (1911), 147–177; Über psychische Störungen bei funikulärer Myelitis (pseudosystematischer kombinierter Strangerkrankung), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 8 (1912), 293–344; Entwicklungsstörungen des Gehirns und Epilepsie, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 33 (1916), 261; Pathologisch-anatomische Untersuchungen am Zentralnervensystem klinisch nervengesunder Syphilitiker (mit Einschluss der kongenitalen Syphilis), Arch. Psychiatr. Nervenkr. 59 (1918), 733–772; Zum Kapitel der pathologisch-anatomischen Veränderungen des Gehirns und Rückenmarks bei perniciöser Anämie und verwandten Affektionen, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 68 (1921), 438–480; Die Veränderungen des Zentralnervensystems beim Typhus exanthematicus und ihr Verhältnis zu dem Prozeß in den Roseolen der Haut, Arch. Dermatol. 132 (1921), 530–552; Zur Frage der sogenannten Encephalitis congenita (Virchow). I. Teil: Über normale und pathologische Fettkörnchenzellbeiunde bei Neugeborenen und Säuglingen, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 68 (1921), 384–415; Zur Frage der sogenannten Encephalitis congenita (Virchow). Über schwerere cerebrale Destruktionsprozesse bei Neugeborenen und kleinen Kindern (Corticale und medulläre Encephalomalacien und Sklerosen), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 73 (1921), 360–418; Über das Vorkommen von Gliarosetten im Rückenmark bei Lungentuberkulose, insbesondere bei der Polyneuritis der Tuberkulösen, Beitr. Klin. Tuberk. Spezif. Tuberkuloseforsch. 50 (1922), 133–137; Über die nur mikroskopisch erkennbare Form der Periarteriitis nodosa, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 246 (1923), 377–411; Zur pathologischen Anatomie des Nervensystems beim Herpes zoster. (Auf Grund von zehn Sektionsfällen), Z. Gesamte Neurol. Psychiatr.
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89 (1924), 171–212; Über Pfortadersklerose und Bantiähnliche Erkrankungen, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 254 (1925), 243–271; Die Bedeutung des Geburtstraumas für die Entstehung von Gehirnerkrankungen, Klin. Wochenschr. 5 (1926), 805–809 sowie 853–857; Über Erkrankungen des Nervensystems, insbesondere der Hirnnerven, bei Leukämie, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 100 (1927), 233– 259 (zus. mit E. Trömner); Über Hirnbefunde bei Insulinüberdosierung, Klin. Wochenschr. 7 (1928), 344–346; Hypophyse und Zwischenhirn bei Carcinom, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 105 (1928), 62–75; Über Encephalomyelitis bei Masern, Z. Gesamte Neurol. Psychiatr. 112 (1928), 20–49; Zur pathologischen Anatomie des peripherischen Sympathicus, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 107 (1928), 124–150; Über Entzündungen der Placenta und fetale Sepsis, Arch. Gynäkol. 135 (1929), 271–319 (zus. mit H.-E. Bock); Die pathologische Anatomie der Hirnbasis, in: Kurzes Handbuch der Ophthalmologie, Bd. 6 (1931), 1–79; Funikuläre Myelose und funikuläre Myelitis. Ein Beitrag zur Lehre von der Entzündung im Nervensystem, Dtsch. Z. Nervenheilkd. 117 (1931), 776–803; Tierversuche zur Frage der fetalen Entzündung, Virchows Arch. Pathol. Anat. Physiol. Klin. Med. 291 (1933), 864–885 (zus. mit H.-E. Bock); Cerebrale Kinderlähmung, in: Handbuch der Neurologie, Bd. 16 (1936), 35–139; The occurrence of plasma cells after ionizing irradiation in dogs, Am. J. Pathol. 29 (1953), 721–729 (zus. mit W. W. Jetter); Histopathology of meningo-facial angiomatosis (Sturge-Weber’s disease): report of four cases, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 16 (1957), 341–364 (zus. mit P. I. Yakovlev); Hirnveränderungen bei septischen und pyämischen Erkrankungen und fortgeleiteten eitrigen Prozessen, in: Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. 13/2 (1958), 707–770; Progressive demyelinating leukoencephalopathy, Neurology 8 (1958), 285–295 (zus. mit R. S. Paine); Dysmyelinogenic leukodystrophy: report of a case of a new, presumably familial type of leukodystrophy with megalobarencephaly, J. Neuropathol. Exp. Neurol. 18 (1959), 359–383 (zus. mit J. Bernstein und P. I. Yakovlev)
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Biografische Portraits
Quellen/Literatur: Arolsen Archives 11422001; StAHH Personenstandsregister Hamburg Hamburger Abendblatt, 31.05.1999, 14 List of Displaced German Scholars (1936), 76, abgedr. in: Strauss/Buddensieg/Düwell (1987); Kürschner (1950), 2302; Schuback (1960); Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (1983), Bd. 2, 1256; Walk (1988), 390; van den Bussche (1989), 50–53 [P]; Lampert (1991), 102; Dhom (1997), S14; Peiffer (1998), 107; Dhom (2001), 421–422; Andrae (2003), 125–144; Mettenleiter (2003), 302; von Villiez (2012); van den Bussche (2014), 63; Gross et al. (2019); Sziranyi et al. (2019b), 4, 6, 11–12; Brandis (2020), 104–107 [P]; Friedrich Wohlwill [2021]; Stolperstein Wohlwill [2021] [P]; Uhlendahl et al. (2021), 6 Wolff, Erich [Eric] Karl Professor, Dr. med. Deutsch-britischer Pathologe * 12. Juni 1893 in Berlin † 22. Dezember 1973 in Domewood/Surrey, Großbritannien Vaterberuf: Amtsrichter Ausbildung und berufliche Laufbahn: Studium der Medizin an der Universität Berlin; 1919 Approbation und Promotion zum Dr. med. ebenda nach Studien an der Malariastation Marienhöhe des Reservelazaretts Südende bei Berlin über „Die Behandlung der chronischen Malaria mit Röntgenstrahlen“; Assistent am Pathologischen Institut der Universität Berlin bei Otto Lubarsch (1860–1933); 1924 Habilitation für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universität Berlin; 1928 außerordentlicher Professor ebenda; Leiter des Laboratoriums am Tuberkulosekrankenhaus Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Osthavelland (bis 1933); 1933 Entlassung und Emigration über Großbritannien nach Britisch-Ceylon (heute: Sri Lanka); 1934 Professor für Pathologie an der Universität von Colombo (Britisch-Ceylon) (bis 1936); 1936 Leiter des städtischen mikrobio-
logischen Laboratoriums in Colombo; bis 1953 Tätigkeit beim öffentlichen Gesundheitsdienst des Stadtrates von Colombo; 1955 Remigration nach Großbritannien Erfahrung im „Dritten Reich“: W. war jüdischer Abstammung; seine Eltern waren jedoch schon zum Zeitpunkt seiner Geburt beide evangelischer Konfession. Im Juni 1933 wurde er gemäß § 3 Abs. 1 der Zweiten Durchführungsverordnung des Berufsbeamtengesetzes aus seiner Stellung als Leiter des Laboratoriums am Tuberkulosekrankenhaus Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Osthavelland entlassen. Er wanderte 1933 zunächst nach Großbritannien aus, wo er mit seiner Ehefrau Jutta Ursula, geborene von Bremer (1909–1996), und seinem Sohn Dietrich (1930–2014) in London lebte; im Juli 1934 emigrierte die Familie dann weiter nach Colombo in Britisch-Ceylon (heute: Sri Lanka). An der Universität von Colombo war W. bis 1936 als Professor für Pathologie tätig und danach als Leiter des städtischen Laboratoriums. Im Dezember 1935 wurde ihm gemäß § 4 Abs. 2 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz in Verbindung mit § 1 Abs. 3 der Zweiten Verordnung zum Reichsbürgergesetz die Lehrbefugnis an der Universität Berlin entzogen. Er wurde auf der 1936 in London veröffentlichen „List of Displaced German Scholars“ der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland geführt. Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): W.s Vater war der Berliner Amtsgerichtsrat Ernst Robert W. (1857–1901), sein Onkel mütterlicherseits der deutsch-jüdische Internist Georg Ludwig Zuelzer (1870–1949) und sein Großvater mütterlicherseits der Arzt Wilhelm Zuelzer (1834–1893). Sein Onkel war als „rassisch“ Verfolgter ebenfalls zur Zwangsemigration gezwungen – er emigrierte 1934 nach New York. W. remigrierte 1955 von Colombo in Britisch-Ceylon nach Großbritannien, wo er 1973 in der Grafschaft Surrey bei London im Alter von 80 Jahren verstarb.
Zak, Friedrich
Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Bakteriologie; Serologie; Pathologische Anatomie; Diagnostik und Therapie der chronischen Malaria Publikationen (Auswahl): Die Behandlung der chronischen Malaria mit Röntgenstrahlen, Strahlenther. 9 (1919), 579– 606 (zugl. Diss.); The buffer precipitation test for malaria (B. P. T.) adjusted for large-scale examinations, Ind. Med. Gaz. 75 (1940), 517–519 Quellen/Literatur: LA Berlin Personenstandsregister Berlin; General Register Office, England and Wales Death Registration Index, October – December 1973; NA BT 27/1392; NARA RG 21/4713410; Kürschner (1931), 3326; List of Displaced German Scholars (1936), 58, abgedr. in: Strauss/ Buddensieg/Düwell (1987); Kröner (1983), 21; Prüll (2003), 104, 371; Doetz/Kopke [2013b]; Doetz/Kopke (2018), 501; Sziranyi et al. (2019b), 4; Liste der Vertriebenen der Medizinischen Fakultät der Charité [2021]; Uhlendahl et al. (2021), 6 Zak [Žák], Friedrich [Frederick] Ger[h]ard Heinrich Professor, Dr. med. Österreichisch-US-amerikanischer Pathologe * 13. Februar 1915 in Wien † 5. Februar 2005 in New York City/New York, USA Vaterberuf: Professor für Innere Medizin Ausbildung und berufliche Laufbahn: Reifeprüfung am Schottengymnasium Wien; 1933 Studium der Medizin an der Universität Wien (bis zur Unterbrechung 1938); Februar 1939 Emigration in die Schweiz; Fortsetzung und Abschluss des Studiums sowie Promotion zum Dr. med. an der Universität Basel; Dezember 1939 Emigration in die USA; 1940 Fellow in Experimental Surgery an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore/ Maryland (bis 1941); 1941 Unterbrechung der
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Ausbildung wegen einer Tuberkuloseerkrankung (bis 1942); 1943 Residency in Pathology am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1944); 1944 Dazian Fellow in Pathology ebenda (bis 1945); 1945 Assistant in Pathology ebenda (bis 1946); 1946 Resident Assistant in Pathology ebenda (bis 1952); 1947 Resident Assistant and Fellow in Dermatology and Syphilology an der New York Skin and Cancer Unit des New York University Medical Center (bis 1952); 1948 Zertifizierung für Pathologische Anatomie durch das American Board of Pathology; 1949 Pathologe am Knickerbocker Hospital in New York (bis 1951); 1950 Leiter des klinischen Labors des Veteran’s Administration Regional Office in Brooklyn/New York (bis 1953); 1951 American Cancer Fellow in Exfoliative Cytology am Cornell Medical College in New York; 1952 Zertifizierung für Klinische Pathologie durch das American Board of Pathology, Associate Pathologist am Wyckoff Heights Hospital und Neuropathologist am Kings County Hospital, beide in Brooklyn/New York (bis 1953), Lecturer in Pathology am Downstate Medical Center der State University of New York in Brooklyn (bis 1955) sowie Resident Assistant in Neuropathology am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1956); 1953 Zertifizierung für Pathologie durch den Staat New York, Pathologe und Laborleiter am North Shore Hospital in Manhasset/New York (bis 1956); 1955 Senior Pathologist des Veteran’s Administration Hospital in Brooklyn (bis 1956), Associate Clinical Professor of Pathology am Downstate Medical Center der State University of New York (bis 1964); 1957 Associate Attending Pathologist am Mount Sinai Hospital in New York (bis 1964); 1962 Visiting Pathologist am Greenpoint Hospital in Brooklyn (bis 1964); 1964 Professor of Pathology am New York Medical College (bis 1968); 1968 Clinical Professor of Pathology ebenda sowie Clinical Professor of Pathology am Downstate Medical Center der State University of New York, außerdem Leiter der Anatomisch-pathologischen Abteilung am Methodist Hospital in Brooklyn (bis zum Ruhestand); 1970 Lecturer in Otolaryngic Pathology an der Mount Sinai School of Medicine in New York
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Biografische Portraits
Erfahrung im „Dritten Reich“: Z. war jüdischer Abstammung, aber römisch-katholischer Konfession (seit 1972 Unitarier-Universalist); sein Vater war der österreichische tit. ao. Professor für Innere Medizin der Universität Wien und Leiter der Herzstation der dortigen Poliklinik Emil Rudolf Z. (1877–1949). Z. wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 gezwungen, sein Medizinstudium an der Universität Wien im zehnten und letzten Studiensemester abzubrechen. Im Sommersemester 1938 hatte er im Rahmen des 2 %-Numerus clausus für jüdische Studierende zunächst noch für zwei Monate weiterstudieren können. Z.s Bruder Georg (1913–1984), approbierter Arzt und zu diesem Zeitpunkt zudem Chemiestudent im dritten Semester, wurde ebenso von der Universität Wien vertrieben. Der Vater war bereits im April 1938 aus seiner Stellung an der Wiener Poliklinik entlassen und seine Venia legendi durch die Universität Wien widerrufen worden. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg kam Z. infolge der Verhaftungswelle jüdischer Männer in der Reichspogromnacht am 10. November 1938 als sogenannter Aktionsjude ins KZ Dachau; im Januar 1939 wurden sie wieder entlassen. Beide emigrierten unmittelbar nach ihrer Entlassung zunächst in die Schweiz, wo sie Unterstützung von Freunden und katholischen Wohlfahrtsverbänden erhielten und in Leysin/ Waadt unterkamen. An der Universität Basel konnte Friedrich Z. sein Medizinstudium zu Ende führen und wurde ebenda noch im selben Jahr zum Dr. med. promoviert. Mit der Hilfe von Freunden und Verwandten gelang Friedrich Z. im Dezember 1939 die Emigration in die USA; sein Vater Emil und seine Mutter Margarete, geborene Hofmann (1891–1977), die 1939 nach Großbritannien ausgewandert waren, folgten ihm im Januar 1940 in die Staaten (das Register für England und Wales verzeichnet sie 1939 für Ploughley/Oxfordshire: „waiting visa to USA“: NA RG 101/2214G). Der Bruder Georg Z. ging 1939 nach Großbritannien, wo er sein Chemiestudium an der University of Leeds fortführte und ab 1941 als Arzt in einem Krankenhaus arbeitete. Er blieb bis 1951 in Großbritannien und emigrierte dann – bereits nach dem Tod des Vaters – ebenfalls in die USA (New York).
Z. wurde 1945 wurde US-amerikanischer Staatsbürger. In einem Nachruf der „New York Times“ heißt es: „Born and raised in Vienna, he endured the atrocities of the Holocaust to live his life with grace, tenderness, generosity, laughter and love“ (The New York Times, 13.02.2005, 48). Besonderheiten (inklusive Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen): Friedrich Z. – eingebürgert als Frederick Gerhard Z. – war nach seiner Emigration in die USA von 1940 bis 1941 Fellow in Experimental Surgery an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore/Maryland. 1941 musste er seine Ausbildung aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung unterbrechen und wurde währenddessen von der Jewish Philanthropic Organisation Baltimore/Maryland und Freunden finanziell unterstützt. 1943 setzte er seine Ausbildung fort und bildete sich am Mount Sinai Hospital in New York zum Pathologen weiter. Z. heiratete 1958 die gebürtige Ungarin Sylvia Bonta (* 1926), die als studierte Biochemikerin in der pharmazeutischen Industrie tätig war. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Vivien (* 1960) und Ronald (* 1962) hervor. Z. war Fellow des College of American Pathologists, der New York Academy of Medicine, der American Medical Association, der American Association of Pathologists and Bacteriologists, der American Society for Cinical Pathology, der International Academy of Pathology, der American Association for Cancer Research, der American Society for Dermatopathology sowie der Foundation for Advancement of Medical Knowledge. Außerdem war er Mitglied des Editorial Board des „Bulletin of the New York Academy of Medicine“. 1953 wurde ihm der „Lucien Howe Prize“ der New York State Medical Society verliehen, 1968 war er Ko-Rezipient der Bronze Medal der American Medical Association für Forschungen zum Kehlkopfkrebs. Er verstarb im Februar 2005 kurz vor seinem 90. Geburtstag in New York City/New York. Arbeits- bzw. Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Pathologie, insbesondere Krebsforschung und Lebererkrankungen; Pathologie des Larynx; Gefäß- und Hauterkrankungen; al-
Zak, Friedrich
kalische Phosphatase; Embolie; Schweißretentionssyndrom; Stewart-Treves-Syndrom; Lymphoblastom; Morbus Ebstein Publikationen (Auswahl): Bismuth pigmentation: its histochemical identification, Am. J. Pathol. 22 (1946), 603–611 (zus. mit M. Wachstein); Distribution of alkaline phosphatase in the human liver: a study of postmortem material, Arch. Pathol. (Chic.) 42 (1946), 501–516 (zus. mit M. Wachstein); The extracardiac Anitschkow cell, Anat. Rec. 98 (1947), 25–29; Studies of sweating: preliminary report with particular emphasis of a sweat retention syndrome, J. Invest. Dermatol. 9 (1947), 221–242 (zus. mit M. B. Sulzberger und F. Herrmann); Psoriasis of the hypopharynx, Arch. Derm. Syphilol. 58 (1948), 241–247 (zus. mit F. Cisneros); Pigment, lipids, and other substances in the glands of the external auditory meatus of man, Am. J. Anat. 83 (1948), 409–435 (zus. mit W. Montagna und C. R. Noback); Studies of sweating: on the mechanism of action of local antiperspirants, Arch. Derm. Syphilol. 60 (1949), 404–418 (zus. mit M. B. Sulzberger und F. Herrmann); Intracellular bile canaliculi in the rabbit liver, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 72 (1949), 234– 236 (zus. mit M. Wachstein); Embolization with material from atheromata, Am. J. Med. Sci. 218 (1949), 510–515 (zus. mit K. Elias); Peliosis hepatis, Am. J. Pathol. 26 (1950), 1–15; Alkaline phosphatase in experimental biliary cirrhosis, Am. J. Clin. Pathol. 20 (1950), 99–115 (zus. mit M. Wachstein); Reticulohistiocytoma („ganglioneuroma“) of the skin, Br. J. Dermatol. Syph. 62 (1950), 351–355; Cutaneous lesions of allergic granulomatosis: a histopathologic study, J. Invest. Dermatol. 17 (1951), 349–359 (zus. mit L. Strauss und J. Churg); Angiosarcoma in postmastectomy lymphedema (Stewart-Treves syndrome), AMA Arch. Derm. Syphilol. 65 (1952), 123–129 (zus. mit M. Jessner und C. R. Rein); Multiple, primary, self-healing prickle-cell epithelioma of the skin, Cancer 5 (1952), 539–550 (zus. mit V. H. Witten); Coronary atherosclerosis in the young: clinical and pathologic observations, J. Mt. Sinai Hosp. NY 19 (1952), 289–302 (zus. mit D. Adlersberg); Plumbism in children, J. Mt. Sinai Hosp. NY 19 (1952), 352–358 (zus. mit
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W. E. Finkelstein); Stenosing coronary arteritis; its possible role in coronary artery disease, Angiology 3 (1952), 289–305 (zus. mit M. Helpern und D. Adlersberg); The significance of hematogones in blood, bone marrow and lymph node aspiration in giant follicular lymphoblastoma, Acta Haematol. 8 (1952), 368–377 (zus. mit N. Rosenthal, O. H. Dreskin und I. L. Vural); An expanded concept of tumors of glomic tissue, NY State J. Med. 54 (1954), 1153–1165; Ebstein’s disease, NY State J. Med. 55 (1955), 2519–2523 (zus. mit P. Sump und G. A. Larosa); Aberrant pancreatic carcinoma in jejunal diverticulum, Gastroenterology 30 (1956), 529–534; Osseous lesions in urticaria pigmentosa, N. Engl. J. Med. 256 (1957), 56–59 (zus. mit J. A. Covey und J. J. Snodgrass); Self-healing hypernephromas, J. Mt. Sinai Hosp. NY 24 (1957), 1352–1356; Pathologic aspects of cirrhosis, Am. J. Med. 24 (1958), 593–619 (zus. mit H. Popper); Rupture of diseased large arteries in the course of enterobacterial (Salmonella) infections, N. Engl. J. Med. 258 (1958), 824–828 (zus. mit L. Strauss und I. Saphra); Hepatic fibrosis: pathways and mechanism, J. Mt. Sinai Hosp. NY 25 (1958), 378–390 (zus. mit H. Popper, F. Hutterer, G. Kent, H. M. van der Noen und F. Parenetto); Hepatic fibrosis: chemical and histologic studies during subacute ethionine intoxication, AMA Arch. Pathol. 68 (1959), 103– 112 (zus. mit E. J. Singer, F. Hutterer, G. Kent und H. Popper); A case of Reiter’s syndrome (with complete autopsy), Acta. Derm. Venereol. 40 (1960), 362–367 (zus. mit K. Mori); Renal and pulmonary tumors in rats fed dimethylnitrosamine, Cancer Res. 20 (1960), 96–99 (zus. mit J. H. Holzner, E. J. Singer und H. Popper); Pneumocystis carinii pneumonia in the adult, N. Engl. J. Med. 262 (1960), 1315–1317 (zus. mit E. Rubin); Factors related to chronicity of liver disease, a progress report, J. Mt. Sinai Hosp. NY 28 (1961), 351–360 (zus. mit H. Popper, T. Barka, S. Cohen, S. Goldfarb, F. Hutterer, F. Paronetto, E. Rubin, F. Schaffner und E. J. Singer); Histiocytic medulary reticulosis, Am. J. Med. 31 (1961), 813– 819 (zus. mit E. Rubin); Role of injury and hyperplasia in the induction of hepatocellular carcinoma, JAMA 178 (1961), 729–731 (zus. mit S. Goldfarb); Hepatic fibroplasia in normal and scorbutic guinea pigs, Pathol. Microbiol. (Basel)
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Biografische Portraits
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sky); Serial microscopic studies of radical neck dissections. Studies in a combined radiation and surgery program for advanced cancer of the larynx and laryngopharynx, Arch. Otolaryngol. 89 (1969), 620–628 (zus. mit J. L. Goldman, B. S. Bloom, W. H. Friedman, M. J. Gunsberg und S. M. Silverstone); Muciparous metaplasia and primary mucoepidermoid skin tumors, Arch. Dermatol. 100 (1969), 23–25 (zus. mit V. S. Palladino); Concurrence of pseudoxanthoma elasticum, elastosis perforans serpiginosa and systemic sclerosis, Dermatologica. 140 (1970), 54– 59 (zus. mit S. H. Pai); Glomic (paraganglionic) tissue in the larynx and capsule of the thyroid gland, Mt. Sinai J. Med. 39 (1972), 82–90 (zus. mit W. Lawson); The presence of melanocytes in the human larynx, Laryngoscope. 82 (1972), 824–835 (zus. mit J. L. Goldman, W. Lawson und J. D. Roffman); Cardiomyopathy associated with a pheochromocytoma. Report of a case with ultrastructural examination of the myocardial lesions, Arch. Pathol. 93 (1972), 544–548 (zus. mit L. I Alpert, S. H. Pai und S. Werthamer); High dosage preoperative radiation and surgery for carcinoma of the larynx and laryngopharynx, Ann. Otol. Rhinol. Laryngol. 81 (1972), 488–495 (zus. mit J. L. Goldman, J. D. Roffman und E. A. Birken); Ultrastructure and reversibility of bladder carcinoma of rats produced by feeding of N-(4-(5-nitro-2-furyl)-2-thiazolyl)formamide, Invest. Urol. 11 (1973), 125–135 (zus. mit S. H. Pai, L. Amaral und S. Werthamer); Severe liver damage caused by treatment of psoriasis with methotrexate, NY State J. Med. 73 (1973), 2585–2587 (zus. mit S. H. Pai und S. Werthamer); The glomus bodies („paraganglia“) of the human larynx, Laryngoscope 84 (1974), 98–111 (zus. mit W. Lawson); Effect of the bladder carcinogen N-(4(5-nitro-2-furyl)-2-thiazolyl)formamide on nucleic acids and total protein content of bladder epithelium undergoing malignant change, Invest. Urol. 11 (1974), 392–395 (zus. mit S. H. Pai, L. Amaral und S. Werthamer); The presence of melanocytes in the nasal cavity, Ann. Otol. Rhinol. Laryngol. 83 (1974), 515–519 (zus. mit W. Lawson); Cholangiocarcinoma: a clinicopathologic study of five cases with ultrastructural observations, Hum. Pathol. 5 (1974), 709–728 (zus. mit L. I. Alpert, S. Werthamer und J. F. Bochet-
Zak, Friedrich
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Verzeichnis der Archivabkürzungen
AMMH BArch BayHStA GStA PK HLA/HHStAW IKGW LA BaWü/HStS LA Berlin LA NRW Abt. Rhld. LAT/HStW LHAS NA NARA ÖStA/AdR ÖStA/AVA StA Bern StadtA Dresden StadtA Karlsruhe StadtA Kiel StadtA Magdeburg StadtA Nürnberg StAHH StAN UA FUB UA HUB UA MUW UAH UAJ UAMs UAW WStLA
Archiv Medizinhistorisches Museum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Bundesarchiv Berlin Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Hessisches Landesarchiv, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Archiv Israelitische Kultusgemeinde Wien Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart Landesarchiv Berlin Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, Duisburg Landesarchiv Thüringen, Hauptstaatsarchiv Weimar Landeshauptarchiv Schwerin National Archives, Kew, Großbritannien National Archives and Records Administration, College Park/ Maryland, USA Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv Staatsarchiv Kanton Bern Stadtarchiv Dresden Stadtarchiv Karlsruhe Stadtarchiv Kiel Stadtarchiv Magdeburg Stadtarchiv Nürnberg Staatsarchiv Hamburg Staatsarchiv Nürnberg Universitätsarchiv Freie Universität Berlin Universitätsarchiv Humboldt-Universität Berlin Archiv Medizinische Universität Wien Universitätsarchiv Heidelberg Universitätsarchiv Jena Universitätsarchiv Münster Universitätsarchiv Wien Wiener Stadt- und Landesarchiv
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Personenregister Adamovich, Ludwig sen. 21 Adler, Alfred 259 Agaimy, Abbas 228 f. Albrecht, Eugen 63, 87 Albrecht, Heinrich 21 Altmann, Hans-Werner 18 Altschul, Theodor 52 Altschul, Walter 51 Alves Meira, João 51 Alzheimer, Alois 31, 133, 135 Anders, Hans 43 Andrade, Costa 317 Anton, Gabriel 317 Apfelbaum, Isodor 312 Apponyi, Julius 58 Arkin, Aaron 241 Arnold, Julius 60, 69 f. Arsonval, Jaques-Arsène d’ 101 Aschheim, Selmar 162, 192 Aschoff, Ludwig 49, 60, 82 f., 94, 96, 163, 192, 229, 243 f. Askanazy, Max 63 Attermann, Kurt 17–20 Attermann, Max 18 Babayan, Vigen 114 Bach, Johann Sebastian 104 Baer, Otto 224 Barcroft, Joseph 92 Baron, Mikhail Arkad’evich 42 Bauer, Frieda 21 Bauer, Theodor 20–22 Baum, Therese 62 Bayer, Graciela 237 Bayer, Gustav 22–24 Bayer, Helga 23 Beer, Irene 219 Beham, Arieh 88 Benavides, Óscar 127 Benda, Carl 60, 133, 135, 146 f., 243 Benecke, Erich-Emil 70 f.
Beneke, Rudolf 28, 87 Berblinger, Hedwig 24 f. Berblinger, Klaus 25 Berblinger, Walter 9 Berblinger, Walther 24–28 Bergmann, Ernst von 223 Bettinger, Franziskus von 29 Bettinger, Hans 28–30 Bettinger, Renate 28 Bettinger, Vera 28 Bickel, Adolf 315 Bielschowsky, Albert 31 Bielschowsky, Alfred 31 Bielschowsky, Eduard 31 Bielschowsky, Franz 31 Bielschowsky, Hans 31 Bielschowsky, Max 30–34, 135, 193 f., 249 Bielschowsky, Natalie 31 Bielschowsky, Paul 31 Bielschwosky, Elsa 31, 193 Birch-Hirschfeld, Felix Victor 191 Black, Arthur 178 Black, Greene Vardiman 178 Bloch, Henry 47 Bloch, Konrad 245 Boas, Franz 109 Bode, Charlotte 46 Böhmig, Richard 61 Bohr, Niels 101 Bollinger, Otto von 63, 172 f. Bonhoeffer, Karl 109 Bonhoff, Heinrich 293 f. Borst, Max 34 f. Bouman, Leendert 30 f. Brandis, Matthias 317 Brandt, Karl 201 Brass, Karl 95–97 Braun, Otto 62 Brdlík, Jiří 17 Brecht, Bertolt 289
362 Brilling, Bernhard 149 Bruckner, Robert 47 Buchaly, Julius 190 Büchner, Franz 192 Bumm, Ernst 161 Bunzl, Ludwig 221 Burkakow, Paul 153 Burkhardt, Annemarie 34 Burkhardt, Gerd 35 Burkhardt, Karl 35 Burkhardt, Ludwig sen. 35 Burkhardt, Ludwig 34–36 Burkhardt, Theodor 35 Busch, Max 83 f. Calmette, Albert 183 Carney, J. Aidan 227–229 Caspary, Dorothea 291 Casper, Julian 37–39, 249 Cassirer, Richard 135 Castrillón Oberndorfer, Walter 174 Chance, Erika 144 Chiang, Kai-shek 42 f. Chiari, Hermann 205, 298, 309 Churchill, Winston 135 Churg, Jacob 292 Clarke, Hans 243–246 Cohn, Emil 84 Cohn, Toby 133 Connors, Monica 237 Connors, Sean 236 Corbett, C. E. 51 Corten, Magdalena 40 f. Corten, Martin Heinrich 39–42 Coutelle, Carl sen. 43 Coutelle, Carl 42–45 Coutelle, Charles 43 Coutelle, Rosa 43 Creutzfeldt, Gerhard 109 Czerny, Vincenz von 60 Dhom, Georg 224 Dietrich, Albert 83, 189 Dietrich, Marlene 288 Dodd, Edward 157 Doehnert, Götz 97 Doehnert, Hans-Rudolph 97 Doerr, Wilhelm 184, 309 f. Dollfuß, Engelbert 58 Domagk, Gerhard 57, 71 Döring, Gerhard 224 Driak, Fritz 65
Personenregister
Drtil, Rudolf 58 Eberth, Karl Joseph 159, 223 Edel, Karl 244 Eder, Max 34 f. Edinger, Ludwig 30, 134 Ehrenfest, Franz 45–49, 66 f., 180, 257 Ehrenfest, Leonie 45–47 Ehrenfest, Otto 47 Ehrich, Ernst 49 Ehrich, Marie-Luise 49 Ehrich, Wilhelm sen. 49 Ehrich, Wilhelm 49–51 Ehrlich, Paul 135 Eichbaum Bell, Gerda 52 Eichbaum, Adolf 52 Eichbaum, Elsa 52 Eichbaum, Franz 51–53 Eichbaum, Gisela 52 Eichbaum, Jan 52 Einstein, Albert 135, 157 Einstein, Elsa 157 Eisler, Josef 54 Eisler, Margarethe 54 Eisler, Michael 53–55 Emden, Gustav 271 Emery, Charlotte 155 Emmerich, Emil 40, 55–57 Engel, Jakob 87 f. Enoch, Hans Emanuel 271 Eppinger, Hans 113 f., 199–202, 231, 240 f. Epstein, Emil 57–60 Erdheim, Jakob 78, 140, 221, 236, 309 Ernst, Paul 56, 70 Eufinger, Heinrich 51 f. Euler, Hermann 66 Everett, Frank s. Ehrenfest, Franz Everett, Joan 47 Everett, Leonie s. Ehrenfest, Leonie Everett, Sue 47 Everett, Tom 47 Exner, Siegmund 22, 240, 275 Fahr, Theodor 25, 117–119 Farber, Sydney 292 Faulconer, Robert J. 288 f. Federmann, Bella 219 Ferenz, Susanne 252 f. Feuchtwanger, Lion 84, 173 Feuchtwanger, Marta 173 Feyrter, Friedrich 211 Filene, Edward 157
Personenregister
Fischel, Alfred 72 Fischer, Albert 130, 150 Fischer, Emil 209 Fischer, Eugen 49 Fischer, Walther 49, 83 Fischer-Wasels, Bernhard 94–96, 159, 251 f., 293 f. Fixott, Henry 47 Fontane, Theodor 190 Forster, Edmund 37 Forster, Josef 87–89 Fraenkel, Eugen 317 Fränkel, Fritz 248 Fränkel, Karl 189 Frankl-Hochwarth, Lothar von 286 Franz Josef I., Kaiser von Österreich 58, 101 Franz, Gerhard 97 Frazier, Charles 134 f. Freestone, Florence 211 Freiesleben, Heiner 89 Freinkel, Ruth 118 Freivogel, Steffi 141 f. Freud, Sigmund 141 Freundlich, Herbert 106 Friedberger, Ernst 63 Friedrich der Große, König von Preußen 193 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 191 Fürbinger, Paul 161, 163 Fürth, Otto von 114 George, Stefan 81 Gerlach, Werner 25 Getzowa, Sophia 228 Ghon, Anton 122 Gierke, Anna von 62 Gierke, Edgar von 60–63 Gierke, Gerhart von 62 Gierke, Henning von 62 Gierke, Julie von 62 Gierke, Julius von 62 Gierke, Lilli von 61 f. Gierke, Otto von 62 Gierke, Rudolf von 62 Godard, Jean-Luc 127 Godard, Madeleine 127 Goethe, Johann Wolfgang von 299 Goldberg, Marion 118 Goldschmidt, Edgar 63 f. Goldstein, Kurt 251 González Rincones, Pedro 95 Göring, Hermann 156
363
Gottlieb, Bernhard 45–47, 64–69, 123 f., 176– 178, 180, 257, 305 f. Gottlieb, Erich 67 Grant, Daniel 259 Green (Laboratoriumsleiter in Sheffield) 30 f. Gross, Walter 69–72 Gruber, Georg Benno 82–84, 210 f. Grundmann, Ekkehard 19 Grünwald, Peter 72–75, 292 Güdemann, Josef 75 f., 302 Güdemann, Leo 75 Güdemann, Moritz 76 Guérin, Camille 156 Guggenheim, Albert 76 f. Guggenheim, Charlotte 76 Gutmann, Bertha 230–232 Hackmann, Christoph 70 Hall, Walker 85 Hallervorden, Julius 31 Hamperl, Herwig 156, 211, 221 Hans, Ria 289 Hartmann-Hansen, Tore 176 Harvey, William 184 Haslhofer, Antonie 78 Haslhofer, Leo 77–80 Haslhofer, Paula 78 Haslhofer, Sebastian 78 Hebra, Ferdinand von 205 Hebra, Wilhelm 205 Heim, Fritz 80 f. Heinemann, Max 41 Heinrichsdorff, Louis 81 Heinrichsdorff, Paul 81 f. Heller, Arnold 173 Henke, Friedrich 28, 148 f. Hertz, Heinrich 288 Herxheimer, Fanny 84 Herxheimer, Gertraud 84 Herxheimer, Gotthold 82–86 Herxheimer, Hans 84 Herxheimer, Salomon 84 Herxheimer, Karl 84 Herz, Siegmund 64 Herzog, Ernst 309 Herzog, Georg 34 f. Hevesy, George 245 Hindenburg, Paul von 148 Hirschberg, Julius 81 His, Wilhelm sen. 163
364
Personenregister
Hitler, Adolf 21, 23, 34, 70, 72, 104, 141, 161 f., 257, 262, 267, 277 Hoche, Alfred 168 f. Hochstetter, Ferdinand 177 Hodgkins, Robert 101 Hofmeister, Franz 89 Holzner, Johann Heinrich 205 Hornowski, Józef 273 Hueck, Werner 83, 95 Hurt, William 65 Hürthle, Karl 133, 135 Inglis, Keith 28 Jacobsthal, Erwin 86–91 Jacobsthal, Gustav sen. 87–89 Jacobsthal, Gustav 88 Jacobsthal, Hanserwin 88 Jacobsthal, Louise 87, 89 Jacobsthal, Walther 87 Jacobsthal, Wolfgang 88 Jacoby, Edna 93 Jacoby, Elsbeth 92 f. Jacoby, Fritz 91–94 Jacoby, Helen 93 Jacoby, Hermann 92 Jacoby, Lieselotte 92 f. Jacoby, Michael 93 Jaffé, Benno 95 Jaffé, Emilie 96 f. Jaffé, Helmut 96 Jaffé, Rodolfo 97 Jaffé, Rudolf 37, 94–100, 146, 294, 310 Jakob, Alfons 106 f. Jaksch, Rudolf von 209, 234 Janowski, F. G. 273 Jellinek, Emilie 101 Jellinek, Ernst 101 f. Jellinek, Hermann 101 Jellinek, Julia 101 Jellinek, Kurt 101 Jellinek, Stefan 100–103 Joël, Bertha 104 Joël, Clark 104 Joël, Ilse 104 Joël, Louis 104 Joël, Walter 103–105, 294 Johnson, Ruth 114 Jolly, Friedrich 161 Jores, Leonhard 24 Josephy, Elisabeth 106 Josephy, Gustav 107
Josephy, Hans 106 Josephy, Hermann 106–108 Kahldens, Clemens von 62 Kalbfleisch, Heinrich 224 Kallmann, Bruno 110 Kallmann, Franz 108–112 Karl I., Kaiser von Österreich 58 Katz, Louis Nelson 230 Katzenstein, Ludwig 266 Kaufmann, Eduard 78 Kaunitz, Hans 113–117, 200 Kaunitz, Julius 113 Kayne, George Gregory 184 Kerr, Donald 179 Kettler, Louis-Heinz 43 Keun, Irmgard 289 Kimmelstiel, Adolph 118 Kimmelstiel, Charlotte 118 Kimmelstiel, Ernestine 118 Kimmelstiel, Paul 6, 117–122, 289 f., 318 Klavins, Janis V. 312 Kleiser, Heinrich 289 f. Klemperer, Paul 183, 291 f. Klimsch, Fritz 162 Klostermeyer, Wilhelm 70 f. Knoll, Philipp 230 Koch, Robert 144, 179 Kofler, Ludwig 78 Kohn (Assistenzarzt am Berliner Krankenhaus am Urban) 92 Kolisko, Alexander 101, 314 Kollisch, Margarete 156 König, Anna 193 f. Konitzer (Leiter des Magdeburger Gesundheitsamtes) 224 Konkolewski, Leon 274 Konstantinowicz, W. N. 273 Kopp, Karl 56 Koss, Leopold 19, 72 Kraepelin, Emil 133 Krafft-Ebing, Richard von 275 Kraus, Erik Johannes 122 f. Kraus, Friedrich 134 Kraus, Friedrich 209 Krauspe, Carl 6, 119, 318 Kreft, Gerald 251, 253 Kreis, Gabriele 289 Kress von Kressenstein, Hans 157 Kronfeld, Adolf 124 Kronfeld, Ernst 124
Personenregister
Kronfeld, Robert sen. 123 f. Kronfeld, Robert 124 Kronfeld, Rudolf 66 f., 123–125, 176 f., 179 f., 257, 306 Krumbhaar, Edward 49 Krumins, Arthur 207 Kuczynski, Louis 126 Kuczynski, Max 126–129 Kuczynski, Miguel 128 Kuczynski, Pedro 128 Kuhn, Richard 131 Künzel, Wolf 190 f. Kupfer, Karl Wilhelm von 173 Kurkiewicz, Tadeusz 274 Kußmaul, Adolf 163 Lachman, Ernest 104 Laffitte, Herbert 47 Lahm, Wilhelm 189 Landau, Leopold 191 Landsteiner, Karl 54 Lang, Franz Josef 77 f. Langhans, Theodor 227 f. Laser, Alice 131 Laser, Curt 131 Laser, Fanny 131 Laser, Hans 130–133 Laser, Hugo 131 Laser, Maria 131 Lasker-Schüler, Else 288 Layton, William 150 f. Lazarus, Sydney 299 Leffkowitz, Max 37 f. Lehfeldt, Hans 157 Lejeune, Fritz 100 Lenert, Charles 144 Levin, Seymour R. 299 Levinson, S. A. 221 Levy, Ernst 87, 89 Lewandowsky, Max 133 Lewy, Anna 135 Lewy, Flora 135 Lewy, Fritz 31, 133–138, 193 Lewy, Heinrich 135 Leyden, Ernst von 155, 315 Lhevine, Morris 141 Lichtwitz, Leopold 83 Lindau, Susanne 221 Liszt, Franz 282 Lockwood, Francis 207 Loeb, Leo 261 f., 266
Loefer, Louis 138–140 Loewit, Mori(t)z 22 Loewy, Adolf 315 Logan, William 66, 178 f. Loos, Rudolf 257 Lovegrove, Isolde 175 Löw-Beer, Alfred 141 Lowbeer, Carol 142 Löw-Beer, Fritz 142 Lowbeer, Gertrude 142 Löw-Beer, Leo 140–144 Löwenstein, Arnold 144 Löwenstein, Ernst 144–146 Löwenstein, Hans 144 Löwenstein, Wilhelmine 144 Löwenthal, Gerald 147 Löwenthal, Karl 146–148 Löwenthal, Therese 147 Löwenthal, Thomas 147 Lubarsch, Otto 126 f., 163, 320 Ludwig, Carl 163 Ludwig, Ernst 53, 58 Luschan, Felix von 126 f., 282 Maddocks, James 153 Magnus, Rudolf 134 f. Mallory, George 118 Mansfeld, Géza 177 Marburg, Otto 221, 275 Maresch, Franz 100 Maresch, Rudolf 199 Masaryk, Tomáš 17 f. Mathias, Anna-Beate 148 Mathias, Emmy 148 Mathias, Ernst 148–150 Mathias, Esther 149 Mathias, Michaelis 149 Mathias, Rudolf 148 f. Mayer, Edmund 91, 93, 150–152 Mayer, Hildegard 150 Mayer, Maria 150 Mayer, Ursula 150 McGrew, Elizabeth 153 McKelvey, John 163 Medak, Ella 153 Medak, Hermann 152–154, 176, 257 Medak, Ignaz 153 Medak, Joanne 153 Medak, Ruth 153 Medak, Susan 153 Medak, Vivian 153
365
366 Meigs, Joe Vincent 309 Mendel, Emanuel 30, 248 Mendelsohn Bunzl, Esther 221 Meyer, Bettina 163 Meyer, Dorothea 156 Meyer, Erna 156 Meyer, Ernst 130 Meyer, Friedrich 154–159 Meyer, Hans 163 Meyer, Karl 241 Meyer, Leonie 163 Meyer, Moritz 163 Meyer, Oskar 159 f. Meyer, Robert 13, 161–168, 192 Meyer-Erlach, Wolf 24 Meyerhof, Otto 130 Michaud, Louis 63 Mikulicz-Radecki, Felix von 162 Miosga, Margit 34 f. Möbius, Günter 159 f. Monakow, Constantin von 135 Morison, Robert 151 Morwitz, Ernst 81 Moses, Alex 104 Much, Hans 117 Müller, Friedrich von 56, 63, 70 Müller-Deham, Albert 140 Munk, Hermann 248 Nabers, Claude 47 Nagel, Kurt-Georg 310 Naunyn, Bernhard 89 Nauwerck, Coelestin 189, 191 Needham, Joseph 183 Neisser, Max 51 f. Neubürger, Henrietta 169 Neubürger, Karl 168–172 Neubürger, Katharina 169 Neubürger, Maria 169 Neubürger, Otto sen. 169 Neubürger, Otto 169 Neumann, Ernst 191 Neumann, Rudolf 94 Neusser, Edmund 58 Nissl, Franz 31 Nonne, Max 317 Nora, Ernest G. jun. 241 Nothnagel, Hermann 230 O’Shaughnessy, Laurence 184 Obermayer, Friedrich 271 Oberndorfer, Eva 173
Personenregister
Oberndorfer, Fritz 173 Oberndorfer, Gutta 173 Oberndorfer, Helene 173 Oberndorfer, Leni 173 Oberndorfer, Salomon 173 Oberndorfer, Siegfried 56, 172–174 Obersteiner, Heinrich 275 Odenheimer, Beatrice 175 Odenheimer, Berthold 175 Odenheimer, Burtram 175 Odenheimer, Charlotte 175 f. Odenheimer, Edith 175 Odenheimer, Germaine 175 Odenheimer, Kurt 175–177 Odenheimer, Max 175 Odenheimer, Reynard 175 f. Odría, Manuel 128 Oppenheim, Albin 257 f. Orbán, Bálint 46 f., 66 f., 124, 176, 177–182, 257 f., 306 Orbán, James 180 Orbán, Thomas 178, 180 Ornish, Natalie 65 Orth, Johannes 82, 281 f. Ortner, Donald 211 Oslers, William 179 Ostertag, Berthold 39, 95 Ottolenghi, Carlos 236 Pagel, Albert 183 f. Pagel, Bernard 184 Pagel, Charlotte 183 f. Pagel, Julius 184 Pagel, Magdalena 184 Pagel, Marie 184 Pagel, Walter 182–189 Paltauf, Richard 53 f., 58, 144, 230 f., 271 Panofsky, Arthur 190 Panofsky, Erich 190 Panofsky, Hugo 190 Panofsky, Lotte 190 Panofsky, Margarete 190 Panofsky, Marie 190 Panofsky, Walther 189–191 Panse, Friedrich 110 Papanicolaou, George N. 309 Paracelsus 184 Patzelt, Victor 72 Paul, Bruno 84 Pavlov, Ivan 69 f., 230 Paz Soldán, Carlos 126
Personenregister
Pereira (Professor der Pathologie in Lissabon) 309 f. Pernkopf, Eduard 78, 230 Péter, Franz 67 Petersen, Hans 34 f. Pichler, Hans 45, 47, 66 f., 177, 180, 257 Pick, Bertha 193 Pick, Georg 194 Pick, Hermann 193 Pick, Ludwig 31, 91, 93, 162 f., 182, 191–195 Pieck, Wilhelm 160 Pinkus, Felix 135 Politzer, Georg 72 Pollak, Henrietta 196 Pollak, Julius 196 Pollak, Otakar 196–199 Pollak, Perel 196 Pollak, Richard 196 Pölzl, Otto 259 Ponfick, Emil 81 Popper, Carl 200 Popper, Charles 201 Popper, Emilie 200 Popper, Frank 201 Popper, Hans 113, 199–204, 241, 299, 302 f. Popper, Karl 201 Popper, Lina 201 Popper, Ludwig 201 Portele, Karl Alfons 204–206 Portele, Karl von 205 Posch, Herbert 271 Posselt, Karl 63 Pożarski, J. F. 273 Press, Bernhard 207 f. Press, Faina 208 Press, Oskar 207 Press, Wilma 207 Přibram, Alfred 209 Přibram, Bruno Oskar 209 Přibram, Egon Ewald 209 Přibram, Emanuel 209 Přibram, Ernst August 209 Přibram, Hugo 208 f. Putschar, Elga 210 Putschar, Eva Maria 210 f. Putschar, Eva 210 Putschar, Moritz 211 Putschar, Walter 210–213, 289 Putti, Vittorio 236 Ranke, Karl Ernst 184
367
Rappaport, Dina 214 Rappaport, Heinrich 213–218 Ratner, Sarah 245 Recklinghausen, Friedrich von 24 f., 89, 163, 317 Reiner, Golda 219 Reiner, Joel 218 f. Reiner, Leopold 218–220 Reiner, Lillian 219 Rezek, Adolf 221 Rezek, Anna 221 Rezek, Gisella 221 Rezek, Philipp 220–223 Ribbert, Hugo 223 Ricker, Gustav 223–227 Riehl, Gustav 101 Risak, Erwin 200 Rittenberg, David 245 Roche Lima, Henrique da 88 Rodler, Johanna 227 f. Rodler, Karl Adam 227 Rodler, Ra(c)hel 227–229 Roloff, Marjorie 245 f. Roosevelt, Franklin 157 Ross, Colin 100 Roßdeutscher, Eberhard 225 Rössle, Robert 95, 287 f., 294 Rössler, Richard 23 Rothberger, Ella 231 Rothberger, Heinrich 231 Rothberger, Jacob 231 Rothberger, Julius 54, 75, 230–234, 271 Rothberger, Leopoldine 230–232 Rothberger, Rosalie 231 Rotky, Elfriede 235 Rotky, Hans jun. 234 Rotky, Hans 209, 234–236 Roux, Wilhelm 159 Rüdin, Ernst 23, 109 f. Rudolphi, Felicitas 41 Rudolphi, Walter 41 Ruge, Carl 163 f. Salfelder, Karlhanns 97, 311 Salinger, Alfons 92 Salkowski, Ernst Leopold 209, 315 Salomon, Elias 149 Sauckel, Fritz 25 Sauerteig, Eberhard 97 Schaffer, Josef 210 f. Schaffner, Fenton 201
368 Schajowicz, Adela 237 Schajowicz, Fritz 236–240 Scheff, Julius 255 f. Schefer, Heinrich 231 Scherer, Hans Joachim 59 Scherf, David 230 f. Scherf, Margarete 190 Schiller, Emma 240 Schiller, Esther 240 Schiller, Eva 240 Schiller, Friedrich 240 Schiller, Marie 240 Schiller, Walter 199–201, 240–242 Schimmelbusch, Curt 281 f. Schmaus, Hans 85 Schmidt, Martin Benno 24 f., 34 f., 83 Schmincke, Alexander 76 f., 182–184 Schneck, Larry 299 Schoenflies, Arthur Moritz 194 Schoenflies, Moritz Isaak 193 f. Schönbauer, Franz 65, 67 Schönheimer, Carl Hugo 244 Schönheimer, Ellen 244–246 Schönheimer, Ferdinand 244 Schönheimer, Fritz 244–246 Schönheimer, Gertrud 244 f. Schönheimer, Pierre 244 f. Schönheimer, Rudolf 243–247 Schönheimer, Salome 244 Schottmüller, Hugo 287 Schröer, Wilhelm 192 Schrötter, Leopold von 101 Schuback, Albrecht 317 Schubert, Franz 141 Schultz-Brauns, Otto 224 Schulz, Julia 252 Schuschnigg, Kurt 21 Schuster, David 248 Schuster, Emilie 248 Schuster, Eva 248 Schuster, Hans 248 Schuster, Paul 31 f., 37, 39 f., 248–250 Schuster, Sophia 248 Schwalbe, Ernst 106 Schwartz, Andrew 252 Schwartz, Philipp 172, 174, 250–255 Schwartz, Regina 252 Schwartz, Samuel 252 Schwartz, Vera 252 f. Schwarz, Artur 67
Personenregister
Seitz, Ludwig 51 Senator, Hermann 100 Shapiro, Stanley H. 312 Sicher, Grete 256 Sicher, Harry 46, 66 f., 124, 153, 176, 179 f., 255–261, 306 Sicher, Lydia 258 Siegmund, Herbert 61 Silberberg, Martin 261–266, 267 Silberberg, Ruth 262, 266–270 Silberstein, Ernst Peter 271 Silberstein, Friedrich 270–273 Silberstein, Josef Philipp 271 Silberstein, Maria 271 Silberstein, Marianne 271 Simmer, Hans 193 Simpson, Esther 256 Singer, Ernst 51 f. Singer, Ludwig 34, 173 Skubiszewski, Aniela 274 Skubiszewski, Feliks 274 Skubiszewski, Franciszek 274 Skubiszewski, Krzystof 274 Skubiszewski, Ludwik 273–275 Skubiszewski, Piotr 274 Smetana, Hans 289 Sondermann (Rabbiner in Hamburg) 88 Spemann, Hans 126 f. Spielmeyer, Walther 168 f. Spitzer, Alexander 275–277 Sprinz, Cornelie 278 Sprinz, Edith 277 Sprinz, Hans 277 Sprinz, Helmuth 277–280 Staemmler, Martin 189 Stahr, Adolf 282 Stahr, Alwin 281 Stahr, Hermann 281–283 Stahr, Joachim 281 f. Stahr, Johann Adam 282 Stahr, Lilli 281 f. Stahr, Margarete 281 f. Stahr, Marie 281 Stahr, Wolf 281 Steigmann, Frederick 241 Stein, Franz 58 Stein, Georg 67 Stern, David 284 Stern, Elsa 284 Stern, Florence 284
Personenregister
Stern, Josef 284 Stern, Kurt 283–285 Stern, Leopold 284 Stern, Richard 285–287 Sternberg, Carl 210 f., 221 Sternberg, Eva 196 Stetten, DeWitt jun. 245 f. Stillwell, Joseph 42 f. Stoeckel, Walter 161–164 Stoerk, Oskar 21, 305 Stojałowski, Kazimierz 274 Strasser, Hans 227 Strauss, Arnold 287–291 Strauss, Arthur 288 Strauss, Ernst 291 Strauss, Hedwig 291 Strauss, Lotte 72, 291–293 Strauss, Lucy 288 Strauss, Marjory 289 f. Streicher, Julius 227 Stumpfl, Friedrich 23 Szymanowski, A. F. 273 Tandler, Julius 45, 64, 67, 255–258, 275 Tannenberg, Joseph 293–295 Terkla, Louis 47 Terplan, Kornel 211 Terramare, Georg 54 Thaler, Heribert 200 Thierfelder, Albert 223 f. Thiersch, Carl 163 Thomas, Karl 243 Tiecke, Richard 153 Tishman, Esther 118 Traub (Rechtsanwalt in Berlin) 88 Travers, Margaret 288 Tschulok, Sinai 252 Tumarkin, Anna 228 Twain, Mark 141 Uhlenhuth, Paul 56 Ulrici, Helmuth 182, 184 Ungar, Burah 295 Ungar, Henry 295–298 Ungar, Ruth 295 f. Unger, Ernst 91 Unna, Paul Gerson 271 Urey, Harold 244 Valls, José 236 van Biema, Adeline 118 van Biema, Samuel 118 van Bogaert, Ludo 59
369
van Brakel, Marianna 196 van Helmont, Johan Baptista 184 Varrier-Jones, Pendrill 183 Veit, Johann 161, 163 Verschuer, Otmar von 110 Vierordt, Oswald 69 Virchow, Rudolf 184, 191, 224, 281 f. Vogel, Paul 135 Vogt, Oskar 30 Volk, Bruno 298–302 Volk, Ida 299 Volk, Stefanie 299 Vonwiller, Paul 42 Wachstein, Anna 303 Wachstein, Bernhard 302 Wachstein, Jennifer 303 Wachstein, Marie 302 f. Wachstein, Maximilian 302–305 Wachstein, Sonia 302 Wagener, Egon 193 Wagner von Jauregg, Julius 114, 258 Wagner, Robert 61 Walbaum, Jost 95 Waldeyer-Hartz, Wilhelm von 282 Wallach, Vera 277 Wassermann, August von 163 Weber, Christine 70 Weichert, Johannes 190 Weichselbaum, Anton 21, 53, 58, 240 f., 314 Weigert, Carl 30, 82, 163 Weill, Kurt 289 Weinmann, Bertha 306 Weinmann, Joseph 66 f., 124, 153, 176, 179 f., 257 f., 305–309 Weinmann, Katharina 306 Weinmann, Regina 306 Weintraud, Wilhelm 87 Weiser, Rudolf 67, 177, 256 f. Weiss, Susan 299 Wellman, K. F. 299 Wellmann, Klaus 119 Wellspacher, Edith 303 Wenger Bohórquez, Maria 311 Wenger, Franz 97, 309–311 Wense, Theodor 23 Wessel, Horst 192 Wessely, Hans 312 Wessely, Zelma 311–313 Weygandt, Wilhelm 106 Wiesner, Friedrich 314
370
Personenregister
Wiesner, Julius von 314 Wiesner, Richard 313 f. Willmer, Nevill 91 Wilson, Clifford 118 Winterberg, Heinrich 231 Wittek, Arnold 211 Wohlgemuth, Ellen 315 Wohlgemuth, Else 315 Wohlgemuth, Hermann 315 Wohlgemuth, Julius 315 f. Wohlgemuth, Lisa 315 Wohlgemuth, Lotte 315 Wohlgemuth, Minna 315 Wohlwill, Emil 317 Wohlwill, Emma 317 f. Wohlwill, Friedrich 6, 117, 309 f., 316–320 Wohlwill, Gretchen 317 Wohlwill, Heinrich 317 Wohlwill, Joachim 317 Wohlwill, Ruth 318 Wolff, Dietrich 320 Wolff, Erich 320 f. Wolff, Ernst Robert 320
Wolff, Jutta 320 Wolters (Arzt, nach Guatemala emigriert) Wuketich, Stefan 78 Yakovlev, Paul Ivan 317 Zahn, Friedrich Wilhelm 172 Zak, Emil Rudolf 322 Zak, Friedrich 14, 321–325 Zak, Georg 322 Zak, Margarete 322 Zak, Ronald 322 Zak, Sylvia 322 Zak, Vivien 322 Zeiss, Heinrich 127 Zeissler, Johannes 287 Zenneck, Jonathan 35 Ziegler, Ernst 60, 62 Ziehen, Theodor 133, 135 Zipkin, Mow(s)cha 227 Zipkin, Ra(c)hel s. Rodler, Ra(c)hel Zita, Kaiserin von Österreich 58 Zuelzer, Georg Ludwig 320 Zuelzer, Wilhelm 320 Zypkin, S. M. 228
87
Christoph Schwamm
Wärter, Brüder, neue Männer Männliche Pflegekräfte in Deutschland ca. 1900–1980 MEDizin, GEsEllschAfT UnD GEschichTE – bEihEfT 79 2021. 160 Seiten mit 5 s/w-Abbildungen und 2 Tabellen 978-3-515-12790-5 kARTOniERT 978-3-515-12792-9 E-bOOk
Die Krankenpflege ist heute kein reiner Frauenberuf mehr. Aber ist sie je ein solcher gewesen? Zwar waren Männer ab dem späteren 19. Jahrhundert eine Minderheit in der Pflege, aber niemals eine Ausnahmeerscheinung. Wie also kam es dazu, dass pflegende Männer als Normabweichung wahrgenommen wurden? Dieser Frage geht Christoph Schwamm nach. Lange Zeit dominierten in Deutschland Schwesternschaften und Mutterhäuser die Kliniken, eine rigide Geschlechtertrennung zwischen männlichen und weiblichen Pflegekräften war das Ergebnis. Dies änderte sich in Westdeutschland mit den großen strukturellen Reformen um 1970, in der DDR hatte dieser Prozess bereits 20 Jahre zuvor begonnen. Ab diesem Zeitpunkt wurden Männer in der Pflege gemeinsam mit den Frauen ausgebildet, sie engagierten sich in den gleichen
Berufsorganisationen, absolvierten die gleichen Fort- und Weiterbildungen und hatten grundsätzlich die gleichen Karrierechancen. Das Ziel war es, aus dem „Liebesdienst“ einen modernen und geschlechtsneutralen Angestelltenberuf zu machen. Stattdessen wurden weibliche Pflegekräfte zunehmend sexualisiert, während sich die pflegenden Männer von einer Selbstverständlichkeit zur gesellschaftlichen Anomalie wandelten. DER AUTOR Christoph Schwamm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Patientengeschichte der Psychiatrie, die Geschlechtergeschichte, die Geschichte der Pflege und die Geschichte der ärztlichen Standesorganisationen.
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Patrick Wagner
Notgemeinschaften der Wissenschaft Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in drei politischen Systemen, 1920 bis 1973 STUDiEn zUR GESchichTE DER DEUTSchEn FORSchUnGSGEmEinSchAFT – bAnD 12 2021. 505 Seiten 978-3-515-12857-5 kARTOniERT 978-3-515-12862-9 E-bOOk
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wurde 1920 als „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ gegründet. Schnell entwickelte sie sich zur wichtigsten Förderinstanz für die Forschung an Hochschulen – und ist dies bis heute. Patrick Wagner untersucht die Geschichte dieser Organisation von der Gründung bis in die 1970er Jahre: Er beschreibt die Entwicklung ihrer Förderpolitik, deren langfristige Orientierung am Ideal des umfassend gebildeten Grundlagenforschers, das Ringen mit dem geldgebenden Staat um Autonomie bzw. Fremdsteuerung, die „Selbstmobilisierung“ der DFG-Klientel für die Kriegsziele des NS-Regimes und schließlich die Suche nach neuen Leitideen ab Ende der 1940er Jahre. So wird erkennbar, dass die Notgemeinschaft/ DFG sich als Vergemeinschaftung einer Leistungs- und Wertelite innerhalb der deut-
schen Wissenschaft verstand. Ihre Gutachter entschieden nicht einfach Projektanträge, sondern vor allem über die Zugehörigkeit der Antragsteller zu dieser Elite und damit über ihren Status innerhalb der Ordinarienuniversität. Wie diese reformierte sich auch die DFG während der 1960er und 1970er Jahre in einem längeren Prozess, der von der Öffnung in Richtung USA, einem Generationswechsel und der Umverteilung von Einfluss zwischen den Disziplinen vorangetrieben wurde. DER AUTOR Patrick Wagner lehrt Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er forscht zum historischen Wandel von Staatlichkeit, zu den Ursachen und Folgen politischer Systemwechsel sowie zu Formen der Vergemeinschaftung in der Moderne.
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Im „Dritten Reich“ waren viele jüdische und politisch unliebsame Ärzte den Folgen der nationalsozialistischen Entrechtung und Verfolgung ausgesetzt. Auch für die bisher wenig beleuchteten, oft universitär beschäftigten Fachvertreter der Pathologie trifft dieser Befund zu: Etliche Pathologen verloren ab 1933 ihre Stellung, wurden persönlich diskriminiert, in die Emigration gezwungen oder gar in Konzentrationslager verschleppt
ISBN 978-3-515-13138-4
9 783515 131384
und ermordet. Über Nacht büßten sie ihre Karriere ein und wurden ihrer Lebensperspektive beraubt. Nico Biermanns und Dominik Groß zeichnen die Lebensverläufe von 100 aus „rassischen“ und/oder politischen Gründen entrechteten und verfolgten Pathologen nach – und holen sie so in das kollektive Gedächtnis der Wissenschaftsgemeinschaft und in die Geschichte des Fachs zurück.
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