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German Pages 24 [27] Year 1944
ORIENTALISTISCHE LITERATURZEITUNG MONATSSCHRIFT FÜR DIE WISSENSCHAFT VOM GANZEN ORIENT
UND SEINEN BEZIEHUNGEN ZU DEN ANGRENZENDEN KULTURKREISEN UNTER MITWIRKUNG VON PROF. D. J . B E G R I C H , PROF. DR. A. F A L K E N S T E I N , PROF. DR. H.KEES, PROF. DR. E . W A L D S C H M I D T UND PROF. DR. FR. W E L L E R HERAUSGEGEBEN VON
PROF. DR. RICHARD HARTMANN INHALT: Ein
unbeachtetes apokryphes Evangelium. Von O. L ö f g r e n »163 Besprechungen: 159—189 Burrows, M.: The Basis of Israelite Marriage. (K. G a l l i n g ) / 170 Eberhard, W., s. Ho, Feng-Ju Gonda, J . : Stilistische Studie over Atharvaveda I — V I I . (W. W ü s t ) 184 Grönbech, V.: Zeitwende. I. Jesus der Menschensohn. (W. S c h u b a r t ) 171 Ho, Feng-Ju, u. W. Eberhard: Pekinger Sprichwörter. (H. W i s t ) 187 Huuri, K . : Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen Quellen. (A. Siggel) 176 Junker, H . : Giza V. (E. B r u n n e r - T r a u t ) 163 Lukas, J . : Deutsche Quellen zur Sprache der Musgu in Kamerun zusammengestellt und bearb. (P. B e r g e r ) 188 Naster, P . : Chrestomathie Accadienne. (Th. Bauer) 167 Pawlikowski-Cholewa, A. v.: Die Heere des Morgenlandes. (R. H a r t m a n n ) . . . . 161
Waag, A.: Nirangistan. Der Awestatraktat über die rituellen Vorschriften hrsg. u. bearb. ( J . C. T a v a d i a ) Wensinck, A. J . : Semietische Studien uit de nalatenschap. (C. B r o c k e l m a n n ) . . . Windekens, A.-J. van: De Indo-Europeesche Bestanddeelen in de Tocharische Declinatie. (E. Sieg)
180 173 159
Systematische Übersicht: Aufsätze 153—159 Allgemeines 159-163 Ägyptologie 163 — 166 Keilschriftforschung 167 — 170 Altes Testament, Neues Testament, Spätjudentum, Urchristentum . . 170—173 Semitistik, Islamistik 173 — 179 Kaukasus, Turkologie, Iran . . . . 180—184 Südasien 184-187 Ostasien 187—188 Afrikanistik 188-189 Zeitschriftenschau : Monumenta Nipponica — Studi e Materiali di Storia delle Religioni 189—192
Preis halbjährlich RM 2 4 — ; für Mitglieder der DMG RM 2 2 — . Alle die Schriftleitung angehenden Zuschriften allgemeinen Inhalts sind an den Herausgeber, alle auf die wissenschaftlichen Sondergebiete bezüglichen Zuschriften an das betreffende Mitglied der Schriftleitung, Manuskripte und Rezensionsexemplare an den Verlag zu richten. Gewähr für Besprechung u n v e r l a n g t eingehender Bücher kann nicht übernommen werden. Es ist zuständig: Für Altes Testament und Judaica Prof. D. J . B E G R I C H , Leipzig W35, König-GeorgStr. 14 / für Keilschriftforschung Prof. Dr. A. F A L K E N S T E I N , Berlin-Lichtenrade, Nürnberger Str. 13 / für Allgemeines, Semitistik, Islamistik, Iranistik, Turkologie und Afrikanistik Prof. Dr. R . HARTMANN, Berlin-Dahlem, Ladenbergstr. 13 / für Ägyptologie Prof. Dr. H. K E E S , Göttingen, Düstere Eichenweg 12 / für Indologie Prof. Dr. E. WALDSCHMIDT, Göttingen, Hainbundstr. 21 / für den fernen Osten Prof. Dr. Fr. W E L L E R , Leipzig C 1, Stephanstr. 12. Jährlich 12 Nummern
46. JAHRG. NR. 4
tUP vi iv
APRIL 1943
Printed in Germany
J. C. H I N R I C H S
V E R L A G
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L E I P Z I G
Ci
Neuerscheinungen: 36 Fochler-Hauke, G.: Ostasien. Macht- u n d Wirts c h a f t s k a m p f . Leipzig: Teubner 1942. (V, 81 S. 8 K t n . ) 8° = Macht u n d Erde. H . 3. R M 1.60. 37 Gerber, A.: Afghanische Mosaiken. Erlebnisse i m verschlossenen L a n d . Braunschweig: Wenzel & Sohn [1942]. (150 S., 21 Abb., 1 K t e ) 8°. Geb. R M 4 . - . 38 Hamid, ' A b d ü l h a q q : D r a m a t i s c h e D i c h t u n g R u h lar („Geister"). Deutsche Übersetzg. m i t beigegebenem t ü r k i s c h e n T e x t e v o n A. Fischer. Leipzig: Kommissionsverlag F. A. Brockhaus 1941. (V, 72 + 61 a r a b . S.) gr. 8° = Abhandl. f. d. K u n d e des Morgenlandes X X V I , 4. RM 2 5 . - . 39 J a n s k y , H . : L e h r b u c h der t ü r k i s c h e n Sprache. Leipzig: Harrassowitz 1943. ( V I I I , 307 S.) 8° = Sprachbücher. R M 9. — . 40 I j i l t a n , F i k r e t : Die Seltschuken-Geschichte des Akseräyi. Leipzig: H a r r a s s o w i t z 1943. (VII, 129 S.) gr. 8° = Sammig. Orientalist. Arbeiten, 12. H e f t . RM- 8 . - . 41 Melzian, H . J . : Vergleichende Charakteristik
des Verbums i m Bini (Südnigerien). Berlin: I n s t . f. Lautforschg. a. d. U n i v . ; O. HarrassoTvitz, Leipzig, in K o m m . 1942. (131 S.) gr. 8° = Arbeiten a. d. I n s t . f. L a u t f o r s c h u n g a . d. Univ. Berlin, Nr. 12. R M 6.50. 42 Scharff, A.: Archäologische Beiträge zur F r a g e der E n t s t e h u n g der Hieroglyphenschrift. Münc h e n : Bayer. A k a d . d. Wiss., in K o m m , bei C. H . Beck, München 1942. (79 S.) gr. 8° = Sitzungsberichte d. Bayer. A k a d . d. Wiss., Philos.-hist. A b t . J g . . 1942, H . 3; 43 S c h u b a r t , W . : Die P a p y r i der Universitätsbibliothek Erlangen. Leipzig: Harrassowitz 1942. (VII, 149. S., 1. Faksimile) 4° = Ka,talog der H a n d s c h r i f t e n der Universitätsbibliothek E r langen. Neubearbeitung. I I I . Bd., 1. Teil. RM 1 8 . - . 44 W ü s t , W . : J a p a n u n d wir. Ansprache, gehalten bei der Gründungs-Feier der D e u t s c h - J a p a n i schen Gesellschaft München a m 30. April 1942. Berlin: A h n e n e r b e - S t i f t u n g Verlag [1942] (32 S.) 4°. R M 1.50.
XLVI / 4
OLZ APRIL
Ein unbeachtetes apokryphes Evangelium1. Von Oscar L ö f g r e n .
Ebensowenig wie man angeben kann, wo ein Ausgraber den ersten Spatenstich tun soll, um einen Fund zu machen, ebensowenig ist es möglich, ein Rezept für erfolgreiche Erforschung von Handschriften auszustellen. Es gibt keine untrügliche Wünschelrute für eine Tätigkeit, welche in so hohem Grade wie die beiden genannten von irrationalen und zufälligen Faktoren abhängig ist. Die näheren Umstände bei einem Handschriftenfund variieren von Fall zu Fall. Selten sind sie so dramatisch wie damals, vor beinahe hundert Jahren, als Constantin Tischendorf im Katharinenkloster, auf dem Sinai im letzten Augenblicke den berühmten Codex Sinaiticus vor der Vernichtung rettete. Daß der Zufall öfters eine Rolle spielt, ist unbestreitbar, doch dürfte es ziemlich selten vorkommen, daß dem Forscher der Erfolg geschenkt wird. Meistens kommt er als eine überraschende Ermunterung nach langer Arbeit ohne bemerkenswerteres Resultat. Es ist kaum ganz gerecht, den Erfolg zu verringern zu suchen durch den Hinweis auf einen glück liehen Zufall. Wenn ein Forscher erleben darf, daß eine sorgfältig geplante Arbeit zufälliger weise mit Erfolg gekrönt wird, so bewährt sich eigentlich nur die alte erprobte Regel „wer da sucht, der findet", die ihre Gültigkeit behält auch in der umgekehrten Fassung „wer nicht sucht, der findet auch nichts". Bisweilen kann die Situation für den For1) Dieser vorläufige Bericht deckt sich im wesentlichen mit einem in Svenska Dagbladet am 3. November 1940 veröffentlichten Artikel „Evangelium Ambrosianum — en förbisedd apokryf". Erst im Frühjahr 1941 erhielt ich durch den Aufsatz von M. Dibelius „Auf der Spur eines unbekannten apokryphen Evangeliums" (Christliche Welt 1940, Nr. 10) die Kenntnis von der im Osservatore Romano v o m 2. März 1940 stehenden Korrespondenz aus Mailand, welche sachlich über das in meiner ersten Mitteilung (Sv. Dagbl. 15. Aug. 1939) enthaltene hinaus nur die überraschende Angabe bietet, daß die Handschrift v o m Präfekten Mgr. Galbiati entdeckt worden sei. Für nähere Auskunft über die Handschrift und die mit ihrer Wieder auffindung verknüpften Umstände verweise ich auf einen i n , , Svensk exegetisk ärsbok" VII (1942), 110—140 kürzlich veröffentlichten Aufsatz mit dem Titel „Fakta och dokument angäende det apokryfiska Johannesevangeliet". 153
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scher in dem Maße zurechtgelegt sein, daß er gleichsam nur die reife Frucht zu pflücken hat. Eine recht typische Erfahrung dieser Art machte ich im Jahre 1932 in Berlin, wo ich in der Preußischen Staatsbibliothek ganz unerwartet auf die beiden ersten Bücher eines seit Jahrzehnten in Europa und im Orient vergebens gesuchten arabischen Werkes stieß 1 . Es handelte sich um die berühmte südarabische Enzyklopädie al-Iklll „die Krone" von al-Hamdänl, wovon früher nur zwei Teile (VIII und X) bekannt waren, leider in mangelhafter Textgestaltung 2 . Die neuentdeckte, sorgfältig geschriebene Handschrift, welche schon im Jahre 1905 den Sammlungen der Bibliothek einverleibt worden ist, war kurz, aber völlig korrekt registriert unter den Manuskripten in octavo. Da ich grundsätzlich gewohnt bin, die ungedruckten Akzessionslisten der Bibliotheken sorgfältig zu studieren, war es allerdings eine große Überraschung, aber durchaus kein Zufall, daß ich die Handschrift fand. Dagegen kann es vielleicht als Zufall bezeichnet werden, daß vor mir niemand die Gelegenheit ergriffen hat. Ähnlich verhält es sich mit dem arabischen Texte, dem dieser Aufsatz gilt und den ich im Juni 1939 während eines Studienaufenthalts in der Biblioteca Ambrosiana aus der Vergessenheit hervorzog. Der Ausgangspunkt war mein Studium des Handschriftenverzeichnisses von Hammer-Purgstall's vom Jahre 1839. In dieser allzu kurz gefaßten Liste 3 der alten Sammlung arabischer, persischer und türkischer Handschriften hat der Titel „Vangelo apoerifo di S. Giovanni" meine Aufmerksamkeit erweckt. Ein apokryphes Johannesevangelium war mir nicht bekannt, auch konnte ich mich nicht entsinnen, daß ein solcher Text als verlorengegangen genannt wäre. Die Sache kam mir daher ziemlich mystisch vor. Nachdem die Handschrift mir zur Verfügung gestellt worden war, konnte ich unmittelbar fest1) Näheres darüber im Aufsatz „Ein HamdäniFund" (Uppsala Universitets Arsskrift 1935: 7) ; vgl. Actes du X X e Congrès international des orientalistes, Bruxelles 5—10 Sept. 1938, S. 306. 2) Vgl. meinen Aufsatz „Über eine neuentdeckte bessere Textüberlieferung von al-Hamdànî's Iklïl VIII« in Orientalia, N. S., Vol. X I I (1943), 1 3 5 - 1 4 5 . 3) Giuseppe de Hammer, Catalogo dei codici arabi, persiani e turchi della Bibl. Ambrosiana (Biblioteca Italiana, Vol. XCIV/1839). 154
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stellen, daß die Angabe des Katalogs richtig zu sein schien. Dennoch fühlte ich mich noch immer skeptisch, ob der Text wirklich ganz unbekannt sei. Meine Zeit war sehr beschränkt, und da ich keine Möglichkeit hatte, an Ort und Stelle die einschlägige umfangreiche Literatur zu durchsuchen, begnügte ich mich damit, eine Beschreibung der Handschrift und ein summarisches Inhaltsverzeichnis anzufertigen. Ich rechnete ja mit der Möglichkeit, Photographien beziehen zu können, für den Fall daß und sobald ich die Gewißheit bekäme, daß der Text nicht schon veröffentlicht war. Diese Gewißheit habe ich wenige Wochen später in Berlin erlangt. Nach meiner Rückkehr nach Schweden und der am 15. August erfolgten ersten Mitteilung an die Öffentlichkeit durch ein Interview des „Svenska Dagbladet" habe ich mich etwa gleichzeitig mit dem Ausbruch des Krieges mit dem Präfekten der Ambrosiana Mgr. Galbiati in Verbindung gesetzt, indem ich um seine Genehmigung zum Photographieren der Handschrift ersuchte. Diese wurde mir unmittelbar erteilt, aber kurz darauf hat mir der Präfekt in einem zweiten Brief mitgeteilt, daß er sich „seit einiger Zeit" für eben diesen Text interessiere, und mich gebeten, auf der Beschaffung photographischer Reproduktionen nicht zu bestehen, da er „das Manuskript persönlich studieren möchte". Daher ist es mir bisher nicht gelungen, Photos zu erhalten. Da ich also für absehbare Zeit auf meine eigenen Notizen angewiesen bin, halte ich es für zweckmäßig, einen vorläufigen Bericht über den Fund zu erstatten auf Grund meiner Notizen. Daß dieser Bericht in wichtigen Punkten unvollständig sein muß, braucht nach dem schon Gesagten kaum besonders hervorgehoben zu werden. Von der langen und bunten Reihe unechter Evangelienschriften, die vom zweiten Jahrhundert ab nach dem Muster der vier kanonischen Evangelien entstanden sind, um mit ihnen zu konkurrieren oder sie zu vervollständigen, ist nur ein kleiner Teil auf die Nachwelt gekommen. In der Arbeit „Evangelia apocrypha" hat Tischendorf im Jahre 1853 in mustergültiger Weise die damals bekannten Texte ediert, darunter griechisch das sogenannte „Protevangelium Jacobi" und ein Thomasevangelium, lateinisch den „PseudoMatthaeus" und das „Kindheitsevangelium der Maria" sowie in Übersetzung aus dem Arabischen das „Kindheitsevangelium" und die „Erzählung von Zimmermann Joseph". Von sonstigen apokryphen Evangelien aus der Zeit der alten Kirche ist höchstens das eine oder andere Fragment oder Zitat, zumeist nur der
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Titel, erhalten. Den bedeutendsten Zuwachs aus späterer Zeit bildet das 1886—87 in einem Grab in Achmim in Ägypten gefundene verhältnismäßig umfangreiche Fragment des Petrusevangeliums. Weder unter den ganz oder teilweise erhaltenen apokryphen Evangelien noch unter den mehr als dreißig Titeln solcher Schriften, die auf uns gekommen sind, befindet sich ein Johannesevangelium. Zwei Schriften mit diesem Namen, welche von Thilo in seinen „Codex apocryphus Novi Testamenti" aufgenommen sind, wurden von Tischendorf mit Recht aus dieser Kategorie ausgeschlossen1. Es ist daher sehr auffallend, daß die in der Ambrosiana befindüche Handschrift nicht viel früher von den Forschern beachtet worden ist. Man hätte erwarten können, daß schon Tischendorf, der in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Bibliotheken Italiens durchsuchte und sich dabei auch eine Zeitlang in Mailand aufhielt, das kurz vorher veröffentlichte Handschriftenverzeichnis von Hammers benutzt und den auffälligen Titel bemerkt hätte, um so mehr als seine Aufmerksamkeit eben um diese Zeit auf die neutestamentlichen Apokryphen gerichtet war. Und wenn es auch unwahrscheinlich sein möchte, daß die betreffende Handschrift einem Angelo Mai und Antonio Ceriani, diesen beiden um die Erforschung der Handschriften hoch verdienten Präfekten der Ambrosiana, oder ihren Nachfolgern unbekannt gewesen sei, so hat sich jedenfalls keiner von ihnen berufen gefühlt, die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken oder eine Untersuchung derselben vorzunehmen. Der Kodex ist gut erhalten. Er umfaßt 158 Blätter, von denen 134 den Evangelientext enthalten, die übrigen eine Sammlung von 52 kirchlichen Gesetzesbestimmungen oder Kanones. Das Alter des Textes geht aus einer Nachschrift hervor: er wurde vollendet am 10. Baramhat 1058 nach „den reinen Märtyrern" oder nach muhammedanischer Zeitrechnung 742. Dem entspricht nach julianischem Kalender der 5. April 1342. Der Kodex erreichte also gerade in diesen Tagen das ansehnliche, wenngleich für arabische Handschriften durchaus nicht ungewöhnliche Alter von 600 Jahren. Die Schrift trägt laut der Vorrede den Titel „Die göttlichen Geheimnisse (oder Mysterien)". Sie soll von Christus seinem „Diener und Jünger Johannes, dem Sohn des Zebedäus", geoffenbart sein. Damit verhält es sich laut dem Prolog so, daß Christus vor seiner Himmelfahrt einem jeden von seinen Jüngern einen 1) Vgl. Tischendorf, Evangelia apocrypha, Prolegomena S. XI, Fußn. 1.
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Teil dieser „Geheimnisse" mitgeteilt hat, vor allem dem Petrus, der sie seinem Schüler Klemens anvertraute, welcher später Patriarch von Rom wurde und sie in sechs Büchern aufzeichnete. Johannes hat ebenfalls die ihm geoffenbarten Geheimnisse in einer Anzahl von Schriften aufgezeichnet, wovon das vorliegende Buch eine ist 1 . Der eigentliche Text beginnt folgendermaßen: „Johannes sagt: ,In diesem Buche habe ich die Geheimnisse, die mir von meinem Gotte geoffenbart' wurden, aufgezeichnet, und ich habe darin erzählt, was ich mit angesehen habe von Wundern, die weder ich selbst in mein Evangelium aufgenommen habe, noch ein anderer der Evangelisten. Denn die vier heiligen Evangelienverfasser haben die meisten Wunder des Herrn, deren Zeugen sie gewesen sind, geheim gehalten, damit ihr Evangelium nicht zu lang werde'." Schon aus diesem Zitat geht deutlich hervor, daß die Schrift ein Evangelium sein will: ein Seitenstück des gleichnamigen kanonischen. In der Nachschrift bekommen wir noch den wichtigen Aufschluß, daß der Text aus dem Syrischen ins Arabische übersetzt ist. Der Leser solle nicht in Zweifel ziehen, daß die Schrift von Anfang bis zu Ende ein Zeugnis ist von Johannes, „dem geliebten Jünger und Evangelisten, denn dieser sagt in seinem Evangelium, daß, wenn alles, was .er mit angesehen hat von den Wundern Christi, aufgezeichnet würde, alles Papier und alle Bücher in der Welt es nicht fassen könnten" (vgl. Joh. 21:25). Die Gliederung des Evangeliums schließt sich offenbar im ganzen an die Darstellung des Lebens Jesu in den kanonischen Evangelien an. Der größte Unterschied scheint darin zu bestehen, daß am Anfang eine kurzgefaßte Schilderung der Schöpfung, der Engel und des Sündenfalls vorausgeschickt wird. Neben dem aus der Bibel bekannten Stoff kommen nicht wenige neue Erzählungen vor, die sich auf Wunder beziehen, welche von Jesus getan seien. Hier werden einige solche Wundertitel genannt: die Hand der Salome wird von Maria und Jesus geheilt; der gestohlene Fisch im See von Tiberias; die Färse in Galiläa; der Löwe auf dem Wege nach Jerusalem; der über1) Aus dem gnostisch klingenden Ausdruck „Mysterien" bzw. „Geheimnisse" (ar. sarä'ir = syr. räze) im Titel allein läßt sich kein sicherer Schluß auch auf den Inhalt ziehen. Einen festen Anhaltspunkt bilden dagegen, wie im oben angezeigten Aufsatz dargelegt wird, die deutlichen Anklänge an die pseudoklementinische arabische Literatur, näher gesagt das „Apokalypse des Petrus" oder „Buch der Rollen" (Kitäb al-magäll) benannte, mit der syrischen „Schatzhöhle" eng verwandte Werk.
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schwemmte Acker. Es werden ferner Wundertaten „am Ölbaum", „am Grabe der Rachel", „an den Heuschrecken von Galiläa", „an den wilden Tieren von Askalon" erzählt. Im übrigen kommen mehrere Jesusreden vor, darunter eine an die Jünger in Jericho, eine am Ölberg und eine sehr lange im Anschluß an die Auferweckung des Lazarus. Der Schluß behandelt das Osterfest, das Leiden und die Auferstehung Jesu sowie die Himmelfahrt. Zwei wichtige Tatsachen können also schon jetzt festgestellt werden: es handelt sich einerseits um ein Evangelium im eigentlichen Sinne, nicht um eine apokalyptische Offenbarung, wie der Titel vermuten lassen könnte. Andrerseits bezieht sich die Darstellung zum größten Teil auf das Leben und die öffentliche Tätigkeit Jesu, während die sonst erhaltenen Texte dieser Kategorie ihren hauptsächlichen Zweck darin sehen, unsere Kenntnis von den Vorfahren Jesu, seiner Kindheit oder seinen letzten Tagen durch legendarischen Stoff auszufüllen. Von Interesse ist auch der bedeutende Umfang des Textes. Aus einer annähernden Berechnung scheint hervorzugehen, daß das apokryphe Johannesevangelium wenigstens doppelt so lang ist wie das kanonische. Es wäre selbstverständlich voreilig, die Bedeutung und den Charakter dieses Apokryphons schon jetzt näher präzisieren zü wollen. Dazu ist vor allem eine vollständige oder allenfalls genauere Kenntnis des Inhalts vonnöten. Von großer Wichtigkeit ist ferner das Alter des Dokuments. Schon die Datierung des Manuskripts ermöglicht uns, das 13. Jahrhundert als untere Grenze für die Abfassung des Evangeliums zu setzen. Falls die Angabe über ein syrisches Original richtig ist — was im Hinblick auf die geringe Originalität der christlicharabischen Literatur überhaupt nicht a priori bezweifelt werden sollte —, halte ich es für wahrscheinlich, daß die Schrift in der späteren Hälfte des ersten Jahrtausends entstanden ist, wenngleich ein noch früheres Datum nicht ganz ausgeschlossen sein dürfte. Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich betonen, daß man sich keine Hoffnungen machen sollte, neues Material für unsere Kenntnis des Lebens Jesu in diesem Evangelium zu finden, ebensowenig wie in anderen apokryphen Schriften dieser Art. Um so größeres Interesse besitzen solche literarische Erzeugnisse für die frühere christliche Literatur- und Religionsgeschichte, ganz besonders wenn. sie mit irgend einer besonderen Sekte oder Richtung in Zusammenhang gebracht werden können. Ihre Bedeutung für die Legendengeschichte und überhaupt für die
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Kenntnis der Volksreligiosität liegt auf der Hand. Wenn wir zum Schluß zusammenfassend hervorheben, daß dieser Text das einzige beinahe vollständig erhaltene — einige Blätter scheinen im früheren Teil zu fehlen — neutestamentliche Apokryphon wirklichen Evangeliencharakters ist, so ist damit genug gesagt, um die Bedeutung dieses Dokuments hervorzuheben, das einen erfreulichen und unerwarteten Beitrag bildet zu einer Literaturgattung, die einst so reichlich vertreten war, aber im Laufe der Jahrhunderte und des Kampfes für den rechten Glauben gegen Ketzerei und Aberglauben beinahe ausgerottet worden ist. Es ist — ganz abgesehen von dem Alter des Textes — besonders mit Hinsicht auf die Theologen dringend erwünscht, daß dieses Evangelium, welches infolge eigenartiger Umstände so lange „apokryph" oder verborgen geblieben ist, möglichst bald der Forschung zugänglich gemacht werde.
Besprechungen. Allgemeines. W i n d e k e n s , A.-J. van: De Indo-Europeesche Bestanddeelen in de Tocharische Declinatie. Leuven: Katholieke TJniversiteit 1940. (XV, 159 S., 4 Taf.) gr. 8° = Philologische Studien. Tijdschrift voor Classieke Philologie ond. Red. v. Prof. Dr. J. Cochez. Teksten en Verhandelingen Nrs 21 — 22. Bespr. von E. S i e g , Göttingen.
Die Seiten 10—70 dieses Buches bringen den ersten Versuch einer tocharischen Lautlehre. Der Verf. hat zur Stütze derselben zwar manche gutbeobachtete Etymologie beigebracht, aber zum richtigen Verständnis der tocharischen Lautgestaltung gehört als Vorbedingung eine vergleichende Grammatik der beiden Dialekte und dazu reicht das Material, welches die bisher veröffentlichten B-Texte bieten, nicht aus. Sie reichten ja nicht einmal zur sicheren Erschließung der B-Grammatik, wie der Hrsg. der „Fragments de Textes Koutcheens" durch seine Textausgabe, seine Übersetzung und sein Vokabular schlagend erwiesen hat. Und so tue ich auch dem jungen Gelehrten, der fraglos alle Veröffentlichungen auf tocharischem Gebiet und insbesondere die tocharische Grammatik von Sieg-SieglingSchulze fleißig benutzt hat, kein Unrecht, wenn ich ihm sage, daß er sich hier auf ein Gebiet gewagt hat, das ihm noch unlösliche Schwierigkeiten bot. Die unzureichende Kenntnis der B-Grammatik hat den Verf. auch bei seinem eigentlichen Thema zu gefährlichen Irrtümern geführt. Den Comitativus spricht er der B-Dekli-
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nation ab, denn er sieht in dem mpa-Casus den Vertreter des A-Instrum. auf -yo, den er genauer als Sociativus charakterisiert, während er in dem sa-Casus den ä-Casus von A wiederzuerkennen glaubt. In Wirklichkeit ist aber syntaktisch wie bedeutungsgemäß der mpaCasus der Comit., während in dem sa-Casus die Funktionen des «-Casus und des i/o-Casus von A vereinigt sind (s. Gramm. § 64); was auch dem ursprünglichen Zustand entsprechen dürfte, da sich der Instrum. auf -yo zweifellos erst nachträglich aus dem Kopulativum yo „und" entwickelt hat. Verfehlt sind auch die Schlüsse, die der Verf. aus lässigen Schreibungen der B-Manuskripte zieht. Man muß sich darüber klar werden, daß die B-Handschriften längst nicht so korrekt geschrieben sind wie die des A-Dialektes, daß sich neben Schreibereigentümlichkeiten, die teilweise auch auf die Herkunft der betr. Manuskripte zurückzuführen sein dürften — es sei hier nur auf die Schreibung von i bzw. e für ä, ä für a, s für c usw. hingewiesen —, in fast allen Manuskripten Belege für lässige Schreibungen finden. Es ist durchaus keine Seltenheit, daß auf demselben Blatt, sogar in derselben Zeile in gleichen Worten für und neben a, i, u auch ä, l, ü geschrieben wird und umgekehrt; daß in der Schreibung der Suffixe für und neben ss, tsts, ss, cc, nn auch s, ts, s, c und n erscheinen, daß der Anusvära, der .in B wie in A für n gebraucht wird, in B auch häufig für und neben ausl. n verwendet wird; daß in B wie in A n vor t, ts oft weggelassen wird, wie überhaupt bei stärkeren Anhäufungen von Konsonanten einzelne Konsonanten und besonders Nasale leicht verdrängt werden (mcusha neben mncuska usw.). Es ist daher verkehrt, wenn der Verf. (p. 86) -tse als Gen. Suff, des Sing, hinstellt, demgegenüber -ntse noch einer besonderen Erklärung bedürfe, denn in Wirklichkeit ist -ntse das vom Obl. völlig unabhängige Gen. Suff, und -tse nur lässige Schreibung für und neben -ntse. Und verkehrt ist es auch, wenn er (p. 98) in der lässigen Schreibung marämpa für maräm-mpa, aisaumyempa für aisaumyem-mpa (das beste Beispiel stlpa sesa für szl-mpa sesa (A 1 a 1) ist ihm wie Levi entgangen) ein ursprüngliches Suffix -pa konstruiert, obgleich die Schreibung -mpa als die korrekte durch zahllose Belege und schließlich auch durch A kämpo „zusammen" gesichert ist. Ich brauche nach dem Gesagten nicht weiter auszuführen daß sich in diesem Buche auch sonst viele Verstöße gegen die B-Grammatik finden, nur einen Punkt will ich noch erwähnen: Auf p. 105 werden,, Spuren von einem /-Casus
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Kenntnis der Volksreligiosität liegt auf der Hand. Wenn wir zum Schluß zusammenfassend hervorheben, daß dieser Text das einzige beinahe vollständig erhaltene — einige Blätter scheinen im früheren Teil zu fehlen — neutestamentliche Apokryphon wirklichen Evangeliencharakters ist, so ist damit genug gesagt, um die Bedeutung dieses Dokuments hervorzuheben, das einen erfreulichen und unerwarteten Beitrag bildet zu einer Literaturgattung, die einst so reichlich vertreten war, aber im Laufe der Jahrhunderte und des Kampfes für den rechten Glauben gegen Ketzerei und Aberglauben beinahe ausgerottet worden ist. Es ist — ganz abgesehen von dem Alter des Textes — besonders mit Hinsicht auf die Theologen dringend erwünscht, daß dieses Evangelium, welches infolge eigenartiger Umstände so lange „apokryph" oder verborgen geblieben ist, möglichst bald der Forschung zugänglich gemacht werde.
Besprechungen. Allgemeines. W i n d e k e n s , A.-J. van: De Indo-Europeesche Bestanddeelen in de Tocharische Declinatie. Leuven: Katholieke TJniversiteit 1940. (XV, 159 S., 4 Taf.) gr. 8° = Philologische Studien. Tijdschrift voor Classieke Philologie ond. Red. v. Prof. Dr. J. Cochez. Teksten en Verhandelingen Nrs 21 — 22. Bespr. von E. S i e g , Göttingen.
Die Seiten 10—70 dieses Buches bringen den ersten Versuch einer tocharischen Lautlehre. Der Verf. hat zur Stütze derselben zwar manche gutbeobachtete Etymologie beigebracht, aber zum richtigen Verständnis der tocharischen Lautgestaltung gehört als Vorbedingung eine vergleichende Grammatik der beiden Dialekte und dazu reicht das Material, welches die bisher veröffentlichten B-Texte bieten, nicht aus. Sie reichten ja nicht einmal zur sicheren Erschließung der B-Grammatik, wie der Hrsg. der „Fragments de Textes Koutcheens" durch seine Textausgabe, seine Übersetzung und sein Vokabular schlagend erwiesen hat. Und so tue ich auch dem jungen Gelehrten, der fraglos alle Veröffentlichungen auf tocharischem Gebiet und insbesondere die tocharische Grammatik von Sieg-SieglingSchulze fleißig benutzt hat, kein Unrecht, wenn ich ihm sage, daß er sich hier auf ein Gebiet gewagt hat, das ihm noch unlösliche Schwierigkeiten bot. Die unzureichende Kenntnis der B-Grammatik hat den Verf. auch bei seinem eigentlichen Thema zu gefährlichen Irrtümern geführt. Den Comitativus spricht er der B-Dekli-
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nation ab, denn er sieht in dem mpa-Casus den Vertreter des A-Instrum. auf -yo, den er genauer als Sociativus charakterisiert, während er in dem sa-Casus den ä-Casus von A wiederzuerkennen glaubt. In Wirklichkeit ist aber syntaktisch wie bedeutungsgemäß der mpaCasus der Comit., während in dem sa-Casus die Funktionen des «-Casus und des i/o-Casus von A vereinigt sind (s. Gramm. § 64); was auch dem ursprünglichen Zustand entsprechen dürfte, da sich der Instrum. auf -yo zweifellos erst nachträglich aus dem Kopulativum yo „und" entwickelt hat. Verfehlt sind auch die Schlüsse, die der Verf. aus lässigen Schreibungen der B-Manuskripte zieht. Man muß sich darüber klar werden, daß die B-Handschriften längst nicht so korrekt geschrieben sind wie die des A-Dialektes, daß sich neben Schreibereigentümlichkeiten, die teilweise auch auf die Herkunft der betr. Manuskripte zurückzuführen sein dürften — es sei hier nur auf die Schreibung von i bzw. e für ä, ä für a, s für c usw. hingewiesen —, in fast allen Manuskripten Belege für lässige Schreibungen finden. Es ist durchaus keine Seltenheit, daß auf demselben Blatt, sogar in derselben Zeile in gleichen Worten für und neben a, i, u auch ä, l, ü geschrieben wird und umgekehrt; daß in der Schreibung der Suffixe für und neben ss, tsts, ss, cc, nn auch s, ts, s, c und n erscheinen, daß der Anusvära, der .in B wie in A für n gebraucht wird, in B auch häufig für und neben ausl. n verwendet wird; daß in B wie in A n vor t, ts oft weggelassen wird, wie überhaupt bei stärkeren Anhäufungen von Konsonanten einzelne Konsonanten und besonders Nasale leicht verdrängt werden (mcusha neben mncuska usw.). Es ist daher verkehrt, wenn der Verf. (p. 86) -tse als Gen. Suff, des Sing, hinstellt, demgegenüber -ntse noch einer besonderen Erklärung bedürfe, denn in Wirklichkeit ist -ntse das vom Obl. völlig unabhängige Gen. Suff, und -tse nur lässige Schreibung für und neben -ntse. Und verkehrt ist es auch, wenn er (p. 98) in der lässigen Schreibung marämpa für maräm-mpa, aisaumyempa für aisaumyem-mpa (das beste Beispiel stlpa sesa für szl-mpa sesa (A 1 a 1) ist ihm wie Levi entgangen) ein ursprüngliches Suffix -pa konstruiert, obgleich die Schreibung -mpa als die korrekte durch zahllose Belege und schließlich auch durch A kämpo „zusammen" gesichert ist. Ich brauche nach dem Gesagten nicht weiter auszuführen daß sich in diesem Buche auch sonst viele Verstöße gegen die B-Grammatik finden, nur einen Punkt will ich noch erwähnen: Auf p. 105 werden,, Spuren von einem /-Casus
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im B-Dialekt" aufgeführt, es handelt sich hier aber nicht um ein Casussuff., sondern um die lässige Schreibung s für sp(ä) „und". Und nun noch ganz kurz zu den indogermanischen Bestandteilen in der tocharischen Deklination. Man war bisher der Ansicht, daß die tocharische Nominalflexion im Gegensatz zur Verbalflexion wenig indogermanische Züge zeige; der Verf. teilt diese Ansicht nicht, er ist von dem indogermanischen Charakter dieser Deklination so überzeugt, daß er auch in ihren fremdartigsten Erscheinungen indogermanisches wohlmöglich gar urindogermanisches Erbgut zu erkennen glaubt. Ich fürchte, daß er damit bei den Indogermanisten wenig Anerkennung finden wird, denn die meisten seiner Behauptungen lassen sich nicht beweisen und sind m. E. verfehlt. Die Transskription, die der Verf. den am Schluß des Werkes gegebenen Originalreproduktionen von B-Texten anfügt, zeugt abgesehen von einigen falschen und ungenauen Lesungen auch nicht gerade für sicheres grammatisches Gefühl und Verständnis des Gelesenen. Zum Inhalt von T. 3 und 4, die zur Verführungsgeschichte des Büßers Ekasrnga (ekairnke rsäke) durch die Prinzessin Santa (¿äntä m(n)cuska) gehören, vgl. man H. Lüders „Die Sage von Rsyasrnga" Gött. Nachr. Phil.Hist. Klasse 1897 S. 87ff. = Philol. Ind. (1940) lff. P a w l i k o w s k i - C h o l e w a , A. von: Die Heere des Morgenlandes. Militärische Beiträge zur Geschichte des nahen und fernen Orients. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1940. (X, 298 S., 69 Abb.) gr. 8°. Lw. RM 14—, Bespr. von R. H a r t m a n n , Berlin.
Der Verf. dieses das Heerwesen der orientalischen Völker aller Zeiten behandelnden Buches ist sich der Schwierigkeit seines Unternehmens, wie das Vorwort bezeugt, wohl bewußt. Er kann begreiflicherweise als Offizier von Beruf nicht an die Quellen selbst herankommen, und er hat durchaus recht, wenn er es beklagt, daß das von den Orientalisten bereits vorgelegte Material nicht nur sehr lückenhaft, sondern auch ungemein zerstreut ist. Um den Umfang des Stoffes anzudeuten, genügt es, hier die großen Hauptabschnitte zu nennen, in die das „Nachschlagewerk" gegliedert ist: I Ostasien, I I Indien und Vorderasien, I I I Nordafrika, IV Die skythischen und zentralasiatischen Reitervölker, V Die Heere des Islams. Wenn ich von dem Gebiet aus verallgemeinern darf, das mir selbst am nächsten liegt, der islamischen Zeit, so möchte ich bezweifeln, ob es einen Orientalisten gibt, der den Mut aufbrächte, eine Geschichte des Heerwesens auf seinem
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eigenen Gebiet zu schreiben. Und nun nicht ein Volk, nicht einen Staat, sondern all die vielgestaltigen Länder, Zeiten und Völker, die sich unter dem etwas vagen Begriff „Morgenland" unterbringen lassen, zusammenfassend zu behandeln, das ist eine so gewaltige Aufgabe, daß sich an sie doch wohl nur jemand wagen wird, der das Ausmaß der Vielgestaltigkeit nach Zeit, Raum und Volkstum kaum ganz ahnen kann. Der Verf. hat sich mit einer Bewunderung verdienenden Tapferkeit an die Riesenarbeit gemacht. Er hat zahlreiche Literatur beigezogen, die am Kopf der Unterabteilungen jeweils genannt ist. Ich bin durchaus überzeugt, daß er nichts gesagt hat, was er nicht belegen kann. Und doch muß ich — wenigstens von den Gebieten, die mir näherliegen — aussprechen, daß ich bei sehr vielen Ausführungen über das Heerwesen Zweifel habe, ob sie sich in der Form, in der sie hier erscheinen, halten lassen. Ich glaube wohl, daß sie auf der Auslegung überlieferter Nachrichten durch Orientalisten beruhen — kontrollieren läßt sich das kaum. Es ist mir aber bei der Kenntnis der Art der Überlieferung und des Standes der Forschung höchst fraglich, ob jeweils erschöpfende und kritische Behandlung der Quellen vorliegt bzw. ob gewisse Einzelnachrichten eine Verallgemeinerung zulassen. Das ist kein Vorwurf gegen den Verf., dem es ja — trotz des Rates von orientalistischer Seite, dessen er sich laut Vorwort erfreute — natürlich schlechthin unmöglich war, solche Fragen zu prüfen. Es soll vielmehr zeigen, wie schwierig die Aufgabe ist, und andeuten, daß mit Einzelberichtigungen oder -ergänzungen von orientalistischer Seite hier nicht viel geholfen wäre. Was die Orientalistik, wenn sie über die nötigen Kräfte verfügen kann, tun könnte, das ist vorerst — und wohl noch für lange — nur: das Material für einzelne Ereignisse oder Zeiten so gewissenhaft wie möglich untersuchen, im besten Fall, das Heerwesen einer beschränkten Periode eines bestimmten Staates monographisch nach den Quellen behandeln: für einen Staat wie das ägyptisch-syrische Mamlukenreich z.B. würden die Quellen wohl ausreichen, um ein annähernd vollständiges und zuverlässiges Bild zu gewinnen; freilich wäre da aber auch eine fast unübersehbare, z. T. noch ungedruckte Literatur zu durchforschen. Man darf also an das Buch von Pawlikowski-Cholewa keine Anforderungen stellen, die es der Lage der Dinge nach unmöglich erfüllen kann. Der Verf. hat sich ernsthaft darum bemüht, das ihm zugängliche das Heerwesen betreffende Material in seinen geschichtlichen Zusammen-
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hang zu stellen, der bisweilen, wie Verf. selbst bekennt, die fehlenden militärischen Nachrichten zu ersetzen hat. Er hat auch keine Mühe gescheut, in der Vielgestaltigkeit große einheitliche Linien zu schauen. Mit Dank wollen wir anerkennen, daß der Blick des Berufssoldaten uns vielfach zeigen kann, auf welche Dinge es gerade dem Militärhistoriker ankommt. Die inhaltliche Belehrung ist natürlich nicht in erster Linie für den Orientalisten bestimmt, sondern eher für den Militärhistoriker und mag diesem manches Neue bieten, wie sie jedem interessierten Leser, damit auch dem Orientalisten für ihm ferne liegende Gebiete des Orients, als erste Einführung Dienste leisten mag.Wenn die Arbeit in der Orientalistik die Anregung auszulösen vermöchte, der Geschichte des Heerwesens verstärkte Beachtung zu schenken, so würde das mit uns gewiß gerade auch der Verf. warm begrüßen.
Ägyptologie. J u n k e r , Hermann: Giza V. Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in Wien auf gemeinsame Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus f unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden v o n Giza. Bd. V: Die Mastaba des £nb (Seneb) und die umliegenden Gräber. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky in Komm. 1941. (VI, 213 S., 20 Taf., 61 Textabb. u. 1 Plan). 4° = Akad. d. Wiss. in Wien. Philos.-hist. Klasse. Denkschriften, 71. Bd., 2. Abhandig. RM 5 5 - . Bespr. von Emma B r u n n e r - T r a u t , Berlin.
Die archäologische Welt verdankt dem Verfasser des anzuzeigenden Werkes den V. Band der großen Veröffentlichung der von ihm freigelegten Mastabas in Gise. Die rasche Folge der Bände ist um so erstaunlicher, als durch sie weder Gründlichkeit der Verarbeitung, noch Umfassung des Stoffes angetastet sind. Bei aller peinlichen Sorgfalt der wissenschaftlichen Methode zeichnet sich die Darstellungsart des Verfassers aus durch eine lebendige Schau und natürliche Ursprünglichkeit der Auffassung, deren warme Verbindung mit dem Leben sich durch überraschende Einfälle ausdrückt. Die bewundernswerte Beobachtungsgabe des Verfassers beschränkt sich nicht auf den Forschungsgegenstand, sie ist wach im täglichen Leben für zufälliges Geschehen wie für die tiefen Biegungen der menschlichen Seele oder die zeitenbewegenden Vorgänge der Geschichte. Nur bei dieser Vereinigung von Fähigkeiten kann es einem Wissenschaftler in derart hohem Maße gelingen, die Gräberwelt des Ägyptens vor viereinhalb Jahrtausenden dem Leser anschaulich erstehen zu lassen. Auf das Hauptgrab des vorliegenden Berichtes konzentrierte sich seit seinem Bekannt-
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werden aus dem Vorbericht (1929) nicht nur unter den Fachgenossen eine bedeutende Spannung: das Grab des Zwergen Seneb {¿nb), der durch die Tücke der Erhaltung seiner Denkmäler nur mit diesem Kurznamen bekannt ist. (Als Ergänzung zum vollen Namen kommen die drei Könige Snofru, Ohufu und Sahure in Frage.) So einmalig wie der Lebenslauf der Persönlichkeit ist seine geschichtlich bedeutsame Grabanlage, die mit allem archäologischen Scharfsinn überzeugend in das Ende des Alten Reiches gewiesen wird. Aus niedriger Stellung, die aus Rücksicht auf die hohe Würde des Grabherrn nicht durch Titel gekennzeichnet wird, erwarb sich Seneb durch Energie und Strebsamkeit Ehren, Titel und ansehnlichen Besitz, so daß er schließlich $nt-its, eine „Prinzessin" aus altem Adel, heimführen konnte. Vom bescheidenen Leinenzwerg rückte er bis zum Leiter der Weberei des Hofes auf. Eine Untersuchung Junkers zeigt, daß die Zwerge im altägyptischen Haushalt nicht einfach eine spielerische Rolle innehatten, sondern ernsthaft überall dort verwendet wurden, wo ihr Körperbau sie nicht hinderte, so besonders als Tierwärter, Juweliere, Leinwandbeschließer und Kammerdiener. Grundsätzlich hatten sie die gleichen Möglichkeiten sozialen Aufstiegs wie jeder andere Angestellte. Die glänzendste Lebensbahn gelang Seneb. Er ist einer jener kleingewachsenen Ägypter, nicht ein Rassezwerg, wie sie das Volk aus dem Süden holte, damit sie den „Gottestanz" aufführten. Dng ist neben kw' im Alten Reich die Bezeichnung für beide Gattungen, doch scheint mir vom MR an dng für den Rassezwerg vorbehalten und nmw für den verwachsenen Menschen eingeführt worden zu sein. Senebs Mißgestalt hat das Glück seiner Ehe mit der gut gewachsenen Frau nicht getrübt. Die drei Kinder, ein Sohn und zwei Töchter, erscheinen normal gestaltet. Als Diener und Beamte umgaben etwa 40 Personen den Grabherrn als Personal im Haushalt. Mit Stolz betont der Zwerg seine durch Klugheit und Tatkraft errungenen Erfolge. Seinen Grabbau gestaltete er bewußt als etwas Besonderes. Die Ostwand des Tumulus ist durch die Hauptscheintür für den Grabherrn, eine Scheintür für seine Gemahlin und je eine flache Scheintürnische unterbrochen. An ihrem Südende wurde nachträglich ein getrennter Kultraum vorgebaut; selber schmucklos hebt er die durch ihn umschlossene Hauptscheintür als einzige Bildstelle des ganzen Grabes gebührend hervor. Durch einen in den Boden
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eingelassenen Opferstein aus Granit wird die Bedeutung der Kultstelle im Sinne der Zeit darüber hinaus betont. Ein von einem Ziegelgewölbe überdeckter Magazinraum liegt erst jenseits eines Ganges, der zu dem berühmt gewordenen Kuppelraum führt. Die Verwendung der Kuppel seit Beginn der 5. Dynastie steht fest, ihre Erfindung ist echt ägyptisch.. Doch ist für den Baustil zu beachten, daß die Kuppel bei ägyptischen Bauten nicht nach außen sichtbar wird, sondern gerade überdeckt ist; sie war keine Architekturform im äußeren Aufbau. Bei der Kuppel des Seneb handelt es sich um eine echte, und zwar um eine sogenannte „Stutzkuppel". Die Ausführung der fast ausschließlich auf die Hauptscheintür beschränkten Darstellungen und Inschriften hält sich weit über dem Mittelmaß. Von besonderer inhaltlicher Bedeutung ist das „Anschauen der Gewebe" mit der interessanten Belohnung der Weberei-Angestellten und das Verzeichnis der Dinge für das wih- 'fy, das „Aufstellen des Feuerbeckens". Den Sinn der Belohnung von Weberei-Angestellten hat Junker erstmals richtig erkannt nicht als die einfache Zahlung für geleistete Dienste durch Schmuckstücke, sondern als eine Auszeichnung, eine Art Ordensverleihung, die der bekannten „Verleihung des Goldes" an Beamte entspricht. Die Weberei war, gegen die bisherige Annahme, wenigstens im AR ein geachteter Stand, dem offenbar eine Vorzugsstellung zukam. Der weitverzweigten Organisation der staatlichen Leinenweberei fiel im Staatshaushalt eine besondere Rolle zu. — Völlig ohne Beispiel steht das Verzeichnis der Dinge da, die zum, .Aufstellen des Feuerbeckens" ehören. Junker hat diese kulturgeschichtliche Iberraschung in einem Aufsatz über „Das Brandopfer im Totenkult" in der zum hundertjährigen Bestehen der ägyptischen Sammlung des Vatikans herausgegebenen Festschrift besonders veröffentlicht und bearbeitet. Die Schwierigkeit, der der Künstler bei der Gestaltung des Grabherrn und vor allem ihrer Einordnung in die Szenen gegenüberstand, ist je nach ihrer Art, aber stets mit feinem Takt gelöst. Nicht weniger als drei eigene Serdabhäuser waren für die Aufbewahrung der Statuen eingebaut. Diese Anlage wie auch getrennte Speisung vor der Scheintür und vor der Serdaböffnung ist gewiß an Vorbilder der königlichen Grabanlagen angelehnt. " Von den Serdabstatuen des Grabherrn, einer aus Granit, einer aus Holz und der Gruppe des Seneb, seiner Gemahlin und zweier Kinder
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standen zumindest die beiden letzten Rundbilder, wahrscheinlich aber alle drei in Steinkisten, als deren Vorbild vielleicht der Serdab des Djoser gewirkt hat. Ebenso merkwürdig und neuartig wie diese Truhen sind die kleinen Beigaben zur Ausrüstung für das Totenmahl, die in den Kisten für die Statuen aufgestellt waren. Das besterhaltene. Rundbild, die Statuengruppe, von der leider weder Maße noch Material angegeben sind, ist in Ausdruck und Aufbau ein kaum übertroffenes Meisterwerk. Eine glückliche Gestaltung der von Natur unharmonischen Gruppe, der Ausdruck geistiger Überlegenheit des Grabherrn als Mittel seiner Hervorhebung und die feine Wiedergabe der seelischen Verbindung des Paares vereinen sich zu einer hervorragenden Kunstschöpfung. Die an das Werk sich anschließende ausgreifende Untersuchung Junkers über die Lockerungen vom Gesetze der Richtungsgeradheit innerhalb der Werke des Alten Reiches und über das Bildnis sind für keine Arbeit über dieses Thema zu übersehen. Die Gräber, die sich um die hochwichtige Anlage des Seneb gruppieren, sind Mastabas aus Ziegeln, deren eigener Entwicklung der Verfasser nachgeht. An der Statuengruppe des 'Itw ist dasselbe Streben des ausgehenden AR nach freierer, lockerer Gestaltung zu beobachten. Der Entwicklung der Stele wird anläßlich der denksteinartigen Platte in der Front der Mastaba 4507 nachgegangen, und es zeigt sich, daß das MR auch in Gise Anknüpfungspunkte findet. Dies nur wenige Punkte aus der Fülle des Dargebotenen. Die Menge an Einzelbeobachtungen und wegweisenden Bemerkungen, dazu vornehmlich die sprachlichen Untersuchungen, die neuen oder erstmaligen Lesungen von Namen und Titeln können hier nicht gebührend gewürdigt werden. Ausführliche Listen am Ende des Bandes ermöglichen leicht ein Unterrichten. Nie begnügt sich Junker mit dem Vorlegen, des Stoffes, er verarbeitet ihn tiefgreifend und, auf Grund seines Wissens, seiner Methode und seiner, schöpferischen Gabe, stets fruchtbar. Wir wünschen ihm eine glückliche Fortsetzung seiner zur Zeit durch die Umstände erschwerten Arbeit. Bessere Verhältnisse ließen die Bitte um eine reichlichere Bildausstattung aussprechen, vor allem auch an Einzelaufnahmen; die Anführung von Nummern der Grabungsphotos sähe man lieber durch solche von Tafeln ersetzt. Häufigere Hinweise auf Tafelabbildungen könnten die Benützung des sehr lesbar geschriebenen Werkes noch erleichtern. So wurde beispielsweise auf die Gesamtansicht der Scheintür (Taf. IV) nicht hingedeutet. Fehler sollten gerade bei den Hinweisen auf eine Abbildung (vgl. sämtliche auf S. 35)'vermieden werden.
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Keilschriftforschung.
verschiedensten Sprachperioden gegeben: bei den assyrischen Stücken spannt sich ein weiter Bogen von Kültepe über das Assur von Assur-nädin-apli bis nach dem Ninive Assurbanipals. Sogar Kostproben aus dem Teil Bei dem Mangel an Lehrbüchern für das Halaf werden gereicht. Ähnlich reich ist die Akkadische war es sehr zu begrüßen, als vor Übersicht über die babylonische Literatur: einigen Jahren die Grammaire accadienne von Teile der „Babylonischen Chronik", Extrakte G. Ryckmans erschien. Da sich ihr Verfasser aus Enüma elis, dem Gilgamesch-Epos, Rituverhindert sah, ein Übungsbuch folgen zu alien bilden das notwendige Pendant zu den lassen, übernahm P. Naster die Aufgabe, der Bauinschriften und Verwaltungsurkunden AsGrammatik eine Chrestomathie beizugeben 1 . syriens. Da alle diese Texte auf knapp 60 Seiten Nach den .Zeichenlisten leiten Leseübungen, unterzubringen waren, müssen wir uns oft mit wie üblich Syllabaren entnommen, zu assy- Stichproben zufrieden geben. Die Chrestorischen und babylonischen Texten über. Ist mathie ist also vornehmlich für den akademibei jenen das bekannte Sanherib-Prisma das schen Unterricht bestimmt, bei dem der Dozent Kernstück, so bei diesen der Codex Chammu- das nur angeschnittene Stoffgebiet durch Berabi. Aber daneben werden speeimina aus den handlung weiterer Texte gleicher Gattung 1) Vor einer Neuauflage, die wir dem brauch- dem Studierenden vertrauter macht. Für das baren Buche wünschen, wären Unebenheiten zu Selbststudium ist die Chrestomathie auch desglätten und obsolete Lesungen usw. zu tilgen. Einige Hinweise mögen zeigen, worauf bei einer wegen weniger geeignet, als im Glossar nomina propria nur in seltenen Fällen aufgeführt sind, Revision zu achten wäre. I) Quantitätsbezeichnung. Es besteht kein ein Anfänger aber nicht in der Lage ist, EigenGrund, neben dem richtigen kakkabu die gleich ge-namen mit Sicherheit zu lesen. bildeten qaqqäru (S. 16, 90a) und qaqqädu (S. 6 Viel Sorgfalt hat der Verfasser den Zeichenrichtig, 90a falsch) mit langem a in der vorletzten Silbe anzusetzen. Ebenso zeigt das Nebeneinander listen gewidmet. Nicht nur sind in der Hauptder von Naster gebuchten Formen zikäru und zikruliste neben den normal-assyrischen Zeichen(S. 104b), daß das a kurz anzunehmen ist. Willkürlich gelängt ist auch die letzte Silbe in azzäru formen die archaischen, alt- und neubaby(S. 86b), bibbülu (S. 86b) usw. lonischen gebucht, sondern drei Hilfstabellen II) Vorliebe für (unbegründete) e-Schreibung. dienen auch dem bequemeren Auffinden der a) Da neben dînu das dialektische dërw (S. 88a)von dem assyrischen Ductus wesentlich abangeführt wird, gälte dasselbe für bïtu etc. Wie soll aber eine Schreibung wie telu (= tillu, S. 103 a) ge- weichenden Zeichenformen andrer Schriftrechtfertigt werden Î b) Wenn der Verf. (im Gegen- perioden. satze zu seiner sonstigen Vorliebe für den Vokal e) Besonders danken wir dem Verf. für eine die hybriden Bildungen laqû (S. 92a), ïamû (S. 101a)Zusammenstellung der akkadischen (und eines als Normalinfinitive aufführt, hätte er folgerichtig Teiles der sumerischen) Silbenwerte als Fortauch patû, nicht petû (S. 97b) zu zitieren. III) Falsche und ungenaue Lesungen. maSäruführung der von Thureau-Dangin in den Homo(S. 6)wirdim Glossar sowohl richtig magarru (S. 92b)phones Sumériens begonnenen Arbeit 1 . wie falsch (S. 94a) gebucht, mutir püti (S. 6) ist in qurbütu zu ändern, masartu (S. 6, 94b) bzw. mäsartu Ganz vollständig ist auch diese Liste nicht, da der Verf. das sumerisch-akkadische Glossar (S. 96b) sind massartu zu schreiben. IV) Angabe falscher Wurzeln, anâhu (S. 83b) ist von P. Anton Deimel nicht exzerpiert hat und in die beiden Verba anäh,u (o) „müde werden'.' unddie in neueren Publikationen gebuchten adanähu (i) „seufzen" zu spalten, nií (S. 96a) als denda zu den Homophones teilweise nicht Schwurpartikel gehört zu nëïu, nicht zu nalû, tammehr berücksichtigen konnte. Folgende — teru (S. 103b) ist tamhïru zu lesen, tartanu, turtanu (S. 104a) ist nicht sumerisch. von uns zufällig notierte — Werte fehlen: Ü V) Falsche Übersetzungen, kakkê íu'ulu (S. 99a)für bu (Thureau-Dangin RA 32, 150), GID „die Waffen wetzen, schärfen", Urbu (S. 84b) nicht für lee (häufig im Sumerischen), I.LU und „Arabes", sondern „Banditen". Vgl. v. Soden, diese TUR.KU für kun (Landsberger-Güterbock Zeitschr. 1942, S. 3522. VI) Texte. Die nach Schollmeyer, Sumerisch- AfO 12, 55 a u. b), LIT für Ii (Meißner, Oppenbabylonische Hymnen und Gebete an Samas S. 64ff. heim-Festschrift 729), GÀL für lu (zuletzt bzw. 139 gegebene Beschwörung ist zu kollationieren. Falkenstein ZA 45, 29 z. Z. 14, bzw. Meier (Die Konjekturen, die zum Verständnis nötig sind, können einem Anfänger nicht zugemutet werden.) 1. c. 198 für ulu), das Zahlzeichen ninnn ,,50" Dann verschwindet auch das von Naster S. 17 ge- für nin (KAR 31: 10), PA.KAB.DU für rig N a s t e r , Paul: Chrestomathie Accadienne. Louvain: Bureaux du Muséon 1941. (XVI, 104 S.) 4 o = Bibliothèque du Muséon Bd. XII. 18 Belgas. Bespr. von Th. B a u e r , Breslau.
buchte Idg. K U . U R statt túgdár (nibittu). NB. Die Lehren der Ryckmansschen Grammatik, zu der die Chrestomathie das Komplement bildet, stehen hier nicht zur Diskussion. Sie zeigen sich im Glossar bes. bei der Interpretation der Aspekte und Aktionsarten.
1) Naster stützt sich auf die Sammlungen folgender Autoren: Geers-Jacobson ZA 39, 223ff., Schneider ZA 39, 225f., v. Soden ZA 43, 316ff., Gelb A J S L 53, 34ff., 180ff., Oppenheim, Orient, nova ser. 9, 25ff.
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(Dossin RA 29, 193f.), su(g) oder djtu(g) (v. Soden ZA 41, 234), NAM für sen (ThureauDangin RA 33, 109 z. Z. 24), TÜR für tul (SaIonen St. Orient. VIII. 4, 493), IM für tum (zuletzt Meier ZA 45, 198), KA + BAD für us (Falkenstein ZA 45, 23). Diese Liste ließe sich bei systematischem Suchen leicht fortsetzen. In diesem Zusammenhange sei der Frage nachgegangen: Wie verhalten sich neu gefundene, akkadische Lautwerte zu den Normalwerten, aus denen sie entwickelt sind ? Es lassen sich folgende Rubriken aufstellen 1 . a) Vokalwechsel beim Silbentyp Konsonant — Vokal — Konsonant. Beispiele sind zahlreich, vgl. MIT > mut (v. Soden ZA 43, 316), SfB > sap (v. Soden 1. c. 317), N I R > nar (Landsberger 1. c. 317), SlS > sas (v. Soden 1. c. 317), GAD > gid (Gelb A J S L 53, 40), TUM > tarn, Hm (Gelb 1. c. 43), NIM > nam (Gelb 1. c. 184, Oppenheim, Orient, nov. ser. 9, 28), P A R > pur (Oppenheim 1. c. 26) usw. b) Änderung des anlautenden Konsonanten. I) Palatale (und entspr. Emphatica): Gl > Jce (Gelb 1. c. 40), K Ä T > gat (v. Soden 1. c. 316), KÜM > qum (v. Soden 1. c. 317) usw. II) Dentale (und entspr. Emph.): D A R > tar (v. Soden 1. c. 316), D Ü R > i w r (Gelb 1. c. 186), T U L > tul (v. Soden 1. c. 317) usw. I I I ) Sibilanten (und entspr. Emph.): S i P > s a p (v. Soden I.e. 317, Gelb I.e. 180), S I K / Q > z i k / q (v. Soden I.e. 318), SAH>sa/% (Gelb I.e. 38), SA und S Ä > sa (Gelb 1. c. 41, 185), Z I P > sip (Oppenheim 1. c. 26). IV) Andre Arten der Substitution sehr selten, vgl. etwa den von Nuzi-Schreibern gebrauchten Wert suk des Zeichens MUK (v. Soden 1. c. 316, Gelb 1. c. 36) 2 . V) Gleichfalls sehr vereinzelt ist Aphärese, so N I N > i n (Oppenheim I.e. 27f.) und die kryptographische Schreibung von i mit H I (v. Soden 1. c. 317). c) Änderung des anlautenden Vokals: E N > in (Gelb I . e . 41), I L > a l , el, l S > e / ( G e l b u. Walther 1. c. 43). d) Vokalreduplikation. Wir werden Gelb darin Recht geben, daß in manchen Fällen Silben wie TAR, BAL als tara, bala zu lesen sind (Ton kann auf dem Endvokal liegen) 3 . Denn es besteht kein Grund, nur u m den Silbentypus Konsonant — Vokal — Konsonant zu halten, grammatische Ausnahmefälle zu konstruieren, zumal da man für KAR schon früher die Lesung kara gelten ließ. e) Änderung des auslautenden Konsonanten. I) Sibilanten: I S > i / (Gelb 1. c. 180), ES > i s (Gelb I.e. 185), TAS > iaa (Gelb I.e. 187), M I S > m w (Gelb 1. c. 181) usw.*
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II) Andere Konsonanten, im wesentlichen Nao sale: I M > w (Gelb I.e. 184), M A N > m a n (Gelb 1. c. 185f.), MiN, MlN > mim (Gelb 1. c. 185f.). Singulär SÜG > sup (v. Soden ZA 43, 317, kryptographisch). f) Änderung des auslautenden» Vokals: S E > / i (v. Soden 1. c. 318, Gelb 1. c. 186), Bf >be (Gelb 1. c. 43), Rf > r e und ru (Gtelb 1. c. 38). g) Apokope. I) Nasale (der häufigste Fall): NAM > na (GeersJacobsen ZA 39, 223), LAM > la (Geers-Jacobsen 1. c. 224, Gelb 1. c. 185), MU für su (auf dem Umwege über fum, Oppenheim 1. c. 25) usw. II) Dentale: S U D > s « (v. Soden 1. c. 317), RAT >ra (Gelb 1. c. 40), Q Ä T > ? a (Oppenheim 1. e. 26) usw. I I I ) Labiale: vgl. Thureau-Dangin, Syllab. Accad. Nr. 27 P A P > pa. IV) Liquidae: D I L > ti (Gelb 1. c. 36), T I L > ti (Gelb l...c. 39), LUL>Zm (Gelb 1. c. 182). h) Übernahme speziell im Sumerischen gebrauchter Lautwerte: BE für us (v. Soden 1. c. 316), HÜL für hui (v. Soden 1. c. 318), 1UR 4 für ur (v. Soden 1. c. 318, Gelb 1. c. 187) usw. i) Verwendung ideogrammatischer Lautwerte als Silbenwerte: Rf (diu) für ali (Geers-Jacobsen 1. c. 223), GUN (biltu) für bilti (v. Soden 1. c. 316, Gelb I.e. 41), GlS.KU (kakku) für kak (Gelb 1. c.2 181), A§ (in«) für in (Gelb-Walther 1. c. 35) usw. k) Einzelnes. Für AZ > uz ete.s. die Bemerkung v. Sodens ZA 43, 316f., R I für sar s. Friedrich MVAeG 37, 3, 22f„ MUL für nap (Gelb 1. c. 42) ist Schreibvariante des Normalz. nap (dreif. AN s t a t t des doppelt gesetzten).
Störend ist, daß in der Indizierung der neu gefundenen Werte beträchtliche Differenzen bei den verschiedenen Autoren zu verzeichnen sind3. Die alte Konfusion, die vor dem Erscheinen der Thureau-Danginschen Homophones herrschte, ist wieder da. Es sei deshalb hier die Bitte ausgesprochen, daß ThureauDangin oder ein von ihm autorisierter Gelehrter Nachträge zu seinem Verzeichnis redigiere, die dann für alle bindend wären.
Altes Testament, Spätjudentum,
Neues Testament, Urchristentum.
B u r r o w s , Prof. Ph. D. Millar: The Basis of Israelite Marriage. New Haven: American Oriental Society 1938. (VII, 72 S.) 4» = American Oriental Series. Vol. 15. Bespr. von K. G a l l i n g , Halle a. S.
Die klar disponierte und straff durchgeführte Studie des amerikanischen Alttestamentlers Burrows gliedert sich in 5 Kapitel. 1) Eine weitere Unterteilung nach zeitliehen Im ersten (S. 1—8) wird das Problem aufgePerioden, Dialekten und nicht semitischen Keil- wiesen und der Gang der Untersuchung dar-
schriftsprachen erscheint — wenigstens hier — kaum angebracht, da in der etwas gewaltsamen, aber notwendigen Unifizierung des Thureau-Danginschen Transkriptionssystems kein R a u m für die eben genannten Kategorien ist. 2) Für TAR >sar vgl. die von Gelb A J S L 53, 36f. genannte Literatur. 3) Gelb A J S L 53, 36 Nr. 8, 11, S. 186 Nr. 245. 4) Es kann als Regel gelten, daß die Sibilans am
Ende akkadischer Silben promiscue z, s, j, / widergibt. 1) So sind wohl auch KA + SU (KA + KÄR) mit Lw. ba (Gelb A J S L 53, 37) zu beurteilen. 2) Ähnlich B E für gam, da als Idg. = gamäru. 3) Man vergleiche Deimels Sum.-Akk. Glossar mitder Sp. 168 Anm. 1 zitierten Liste von Oppenheim und der Zusammenstellung in der Chrestomathie,
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getan. Es gilt die Frage zu beantworten, ob die israelitische Ehe • durch die mb-Gabe als eine Kaufehe im eigentlichen Sinne des Wortes zu gelten hat oder, nicht. Neben dem AT kommen als Material zur Beantwortung der Frage noch Gesetze und Brauchtum der Nachbarländer, so Babylonien und Assyrien, sowie Nuzi (churritische Texte) und Ugarit (NikkalHymnus) noch hinzu. Das 2. Kapitel (S. 9—15) entwickelt die These des Buches. Da die Heirat nach dem Gemeinschaftsdenken der Antike ein Akt der Familie ist und die Frau als Mutter und als Arbeiterin ihren Wert hat, sowie auch im Besitz von Eigentum sein kann, an dem die Familie interessiert ist, so kann man verstehen, daß die Heirat eine Kompensation verlangt. Diese Kompensation geschieht heutzutage bei den Fellachen vielfach „bargeldlos" dadurch, daß der Heiratende zugleich seine Schwester an die Familie seiner Braut verheiratet. Ferner ist wichtig, daß für den Orientalen jede Gabe Geber und Empfänger „ b i n d e t " , "inb (und ähnlich ass. terhatü) ist nicht Bezahlung der Frau, sondern eine , , K o m p e n s a t i o n s - G a b e " . Das 3. Kapitel (S. 16—29) prüft die bisher für eine „Kaufehe" angeführten Argumente, die aber nach Meinung des Verf.s nicht Stich halten. Kapitel 4 (S. 30—51) macht die Argumente gegen eine „Kaufehe" geltend, so u. a. Eheschluß ohne inb, Mitgift und Morgengabe des Bräutigams. Im Schlußkapitel werden weitere Erklärungen einer Prüfung unterzogen, die die These des Verf.s, jedenfalls was die Grundbedeutung von i n b angeht, nicht zu erschüttern vermögen. Die gediegene, durch ausführliche Erörterung der bisher über diese Frage erschienenen Literatur ausgezeichnete Studie verdient volle Beachtung. G r ö n b e c h , Vilhelm: Zeitwende. I. Jesus der Menschensohn. Stuttgart: Kohlhammer 1941. (169 S.) gr. 8° = Vilhelm Grönbech Werke. Deutsch v. H. H. Schaeder. I, 1. RM 6 —. Bespr. von W. S c h u b a r t , Berlin.
Von allen Seiten her zeigt Grönbech in diesem Buche, wie Jesu Verkündigung, 3as Gottesreich und nichts anderes, zu den religiösen und sittlichen Anschauungen seines Volkes, seiner Umwelt im Gegensatz stehe. Jesus redet vom Gottesreiche nicht im Namen Gottes, sondern im eignen Namen, aus betontem Ich, läßt keine sozialen und politischen Ordnungen der Gemeinschaft gelten, sucht weder psychologisch noch sittlich auf den Sünder zu wirken, schiebt Gottes Gebote nach Belieben beiseite und verachtet die Weisheit, die Gott gesetzt hat ebenso wie ihre berufenen Träger und Leh-
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rer, die er ohne Wahl allesamt Heuchler schilt. Neben dem Lehrgebäude und der Lebensordnung seines Volkes, die auf Gottes Wort ruhen, erscheint Jesu Rede wie ein Chaos des Zufalls, feindlich dem Glauben wie der Kultur; sie muß Anstoß, ja Entsetzen erregen und gerade die redlichen Diener Gottes von ihm abwenden. Aber was bedeutet nun dieses Gottesreich ? Nicht eine höhere Stufe der Sittlichkeit und des Gottesdienstes, sondern etwas ganz Neues, das Eine was not ist; es ist Leben, ohne Gebote, Drohungen, Strafen, und alles was es bringt und was es verlangt, fließt aus keiner anderen Quelle als aus ihm selbst. Man kann es nicht suchen, nur finden, man hat es oder hat es nicht. Wer es aber.hat, wer darin lebt — das sind vor allem die Armen, die nichts an jene wohlgefügte Welt bindet — der handelt so wie Jesus es in seinen Gleichnissen schildert, nicht weil er soll, sondern weil er eben darin sein Leben, seine Freiheit betätigt. Glaube ist alles, wichtiger auch als Reden und Wissen von Gott und Gottes Gesetz. Wenn Jesus sich der Worte und Begriffe der alten Religion bedient, so durchströmt er sie mit völlig neuem Sinn; seine Gleichnisse, die ihm gemäße Form, das Gottesreich anschaulich zu machen, wollen weder allegorisch noch symbolisch gedeutet werden, sondern schlicht als Erzählungen aus dem Leben, wie es außerhalb und wie es innerhalb des Gottesreiches ist. Die großartige religiöse Rede der Propheten und Psalmisten liegt ihm fern; seine Worte klingen aus eignem Recht von schneidender Ironie bis zum siegreichen Humor, der den tiefen Ernst nicht verbirgt. Man spürt überall, wie sehr es dem Verf. am Herzen liegt, die Gestalt Jesu und den Inhalt seines Lebens unmittelbar wirken zu lassen in ihrem Gegensatz nicht nur zu seinem Volk und zu seiner Zeit, sondern zur Welt überhaupt; wer ihn recht liest, kann nicht verkennen, daß er uns und unsere Welt im Auge hat. Diese Welt, wie jene alte gebunden in göttlichmenschliche Regeln, kann dem Gottesreiche nicht Raum gewähren, und das Gottesreich kann sie nicht veredeln, sondern dem Menschen bleibt nur die Wahl des Für oder Wider. Denn wie das Gottesreich unbedingt ist, so fordert es auch vom Menschen, daß er unbedingt glaube, gebe, diene. Dort das Reich des Todes, hier das Reich des Lebens, da gibt es kein Halb und Halb. „Jesus will nicht reformieren, sondern schaffen, alles soll neu werden, ein neuer Mensch, ein neues Leben, ein neuer Gott." Diese Gedanken sind nicht neu, aber vielleicht kaum jemals so schroff, ich möchte sagen so überspitzt ausgesprochen worden wie hier.
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In dieser Gestalt werden sie wirken, das bezweifle ich nicht, eben weil auch aus den Worten des Verf. der Ton eines Unbedingten klingt. Dazu kommt seine Gabe anschaulicher Schilderung. Jesu Worte und Gleichnisse, mit kleinen geschickten Änderungen der Gegenwart nahe gebracht, erfüllen das ganze Buch, so daß es fast' zu einer Umschreibung des Evangeliums wird. Freilich zu einer Umschreibung in Grönbechs Art. Und damit erhebt sich die Frage, ob diese Art dem Jesus der Evangelien entspricht. Der Verf. h a t sich mit der textkritischen Forschung, mit der religionshistorischen und auch mit der formgeschichtlichen Methode auseinandergesetzt und gesteht ihnen ihr Recht zu; aber er gewinnt das Bild Jesu aus einer Gesamtschau, versteht von hier aus seine einzelnen Handlungen und Worte, beurteilt von hier aus die Überlieferung der Evangelien. Das ist sein gutes Recht, und ich will nicht leugnen, daß dies Bild groß und lebensvoll geworden ist. Aber es fragt sich, ob man überlieferte Äußerungen Jesu, die jenem Bilde widersprechen, aus mangelndem Verständnis der Evangelisten, aus umgestaltender Rückschau der Urgemeinde erklären, das heißt hinweg deuten darf: der Evangelist mildere hier und da, passe ein Wort mehr der alten Frömmigkeit an, ja die Jünger seien dabei, aus Jesu Verkündigung vom Gottesreiche ein Gesetz oder eine Erlösungstheorie zu machen. Nun trägt ohne Zweifel nicht einmal die Überlieferung der Synoptiker einheitliche Züge, und niemand kann Spuren der Überarbeitung nach dieser oder jener Richtung übersehen. Aber es gibt kaum eine schwierigere Frage als nach dem Wo und Wie. Sie einfach aus der Gesamtschau des Jesusbildes lösen zu wollen scheint mir eine bedenkliche Kühnheit, selbst wenn ein so wissender, geisterfüllter, eindringlicher Mann wie Grönbech es wagt. Jeder lebendige Mensch, der etwas zu sagen h a t und sagen muß, bewegt sich in Widersprüchen, je größer und eigner er ist, um so mehr. Wollen wir Jesu das Recht, sich selbst zu widersprechen, versagen ? Dürfen wir ihm diese Freiheit nehmen, u m Jünger, Evangelisten oder Gemeinde damit zu belasten 1 Aber vielleicht sollte ich von diesen Zweifeln schweigen angesichts eines Buches, das nicht forschen oder Kritik üben, sondern verkündigen will. I n jedem Falle haben wir dem Übersetzer Hans Heinrich Schaeder zu danken, der dem deutschen Leser diese prophetische Rede erschließt.
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(212 S., 1 Taf.) gr. 8°. fl. 7.95; geb. fl. 8.75. Bespr. von C. B r o c k e l m a n n , Halle/S.
Der am 19. Sept. 1939 im Alter von erst 56 Jahren der Wissenschaft zu f r ü h entrissene A. J . Wensinck vereinte in seiner Person noch einmal die guten Traditionen der Semitistik als einer in sich geschlossenen Disziplin, die heute leider immer mehr dem Spezialistentum weichen müssen. Indem er das AT, die Literaturen des Judentums und des östlichen, insbesondere des syrischen Christentums und des Islams mit gleicher Liebe und tiefer Empfänglichkeit f ü r echte Religiosität umfaßte, gewann er uns eine Reihe der wertvollsten Einsichten in das Werden und das Wesen der Weltreligionen. So sehr seine Fachgenossen ihm f ü r seine hingebende Arbeit an der Organisation der Enzyklopädie des Islams und der Traditionskonkordanz zu Dank verpflichtet sind, so kann man doch das Bedauern nicht überwinden, daß sie ihn seiner fruchtbaren Forschung zu oft entzog. I n den letzten Lebensjahren beschäftigte ihn hauptsächlich die Gedankenwelt al-Gazzälis; er konnte sie noch im Zusammenhang darstellen, hat aber leider die durch den Krieg gehemmte Vollendung des Druckes nicht mehr erlebt. I n seinem Nachlaß fanden sich noch einige Studien über diesen von ihm mit Recht als einen der größten Geister des Islams verehrten Theologen, sowie die Niederschriften einiger Vorträge aus dem Gebiet des AT und des Islams, die uns nun von seinen Freunden zugleich mit dem Neudruck einiger andern Aufsätze zugänglich gemacht werden. An der Spitze steht eine Auslegung defe 91. Psalms aus der Theol. Tijdschr. von 1913; im Anschluß an P. H a u p t weist er nach, daß der Ps. wie die beiden letzten Suren des Qorans als eine Beschwörungsformel gegen böse Mächte aufzufassen ist. I n einer wohl 1917 entstandenen Vorlesung über den Ursprung des Jahwismus wendet er sich sowohl gegen Renans Theorie von dem ursprünglichen Monotheismus der Semiten wie gegen A. Kuenens einseitige Beurteilung des Jahwismus als einer ganz späten Stufe der Entwicklung. Seine Darstellung der altkanaanäischen El-Religion würde er heute auf Grund der Ras-Schamratexte wohl etwas anders gefaßt haben, wenn auch seine Auffassung von Jahwe als dem Wettergott der Wüste, dessen ursprüngliche Kultstätten er im Anschluß an Greßmann aus der widerspruchsvollen Überlieferung heraus zu rekonstruieren sucht, im Gegensatz zu den Göttern des Fruchtlandes bestehen bleibt. Semitistik, Islamistik. Zwei Jahre später betont er wieder in einem Artikel der Theol. Tijdschr. gegenüber der W e n s i n c k , Prof. Dr. A. J.: Semietische Studien uit de nalatenschap. Leiden: A. W. Sijthoff 1941. herrschenden Überschätzung der Propheten f ü r
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die Religionsgeschichte Israels die grundlegende Wichtigkeit des Ritus für das Gemeindeleben, wie sie uns in den Psalmen entgegentritt. Seit 1916 hatte er in den Abhandlungen der Amsterdamer Akademie seine Studien zur vergleichenden Religionsgeschichte der Semiten vorzulegen begonnen. Von diesen werden hier die beiden Vorträge „De intentie in recht, ethiek en mystiekder semietische volken" und „The Oriental Doctrine of the Martyrs" wiederholt. Beiden gemeinsam ist der Nachweis, wie christliche und islamische Ideen sich gegenseitig bedingen und durchdringen. Die islamische Lehre von der Nïya als dem unerläßlichen Erfordernis für die Gültigkeit einer kultischen Handlung hat ihr Vorbild in der Kauwänä des Talmud, sie findet sich zwar schon bei Johannes Climacus angedeutet, wird aber erst von Barhebraeus unter Gazzälis Einfluß in die syrische Kirchenlehre übernommen. Die ihr in der Mystik entsprechende Konzentration dagegen ist für diese so wesentlich, daß sie bei Griechen, Syrern und Muslims sich in der gleichen Form äußert. Den ersten Abschnitt beschließt eine Abhandlung ad. J. 1934 „Hemelvaart". Indem er Äußerungen Abdalkarïm al-Gïlânïs, Abü Yazid al-Bistämis und Gazzâlïs über den Aufstieg der Seelen solchen von Plotin, Hierotheos, Isaak von Nineve und Barhebraeus gegenüberstellt, ergeben sich ihm zwei Typen dieser Vorstellung, eine gnostische und eine neuplatonische. In der Gnosis wird die Seele in die Geheimnisse des Jenseits eingeweiht, um mit einem Auftrag entlassen zii werden; der Neuplatonismus läßt die Seele an ihren Ausgangspunkt in der Höhe zurückkehren und in dem „Einen' ' aufgehen ; am Ende mischen sich beide Typen und gehen ineinander über. Der zweite, ganz dem Islam gewidmete Abschnitt beginnt mit einem 1938 in Algier beim Empfang des Ehrendoktorats gehaltenen Vortrag „Genèse et évolution de la culture musulmane", der in gedrängter Zusammenschau die Entwicklung der islamischen Ideenwelt von ihren schon bei Muhammed vom Hellenismus beeinflußten Anfängen durch die immer stärker werdende Einwirkung von Plato, Plotin und Aristoteles bis zu ihrem Höhepunkt in Gazzäl! vorführt. Schon 1932 hatte er dessen Berichte über seine Bekehrung einer eindringenden Untersuchung unterzogen. Während Carra de Vaux, weil Gazzâlî erst am Schluß seines Lebens im al-Munqid von ihr spricht, sie als eine literarische Fiktion hatte abtun wollen, und Frick, indem er sie den Confessiones Augustins gegenüberstellte, in ihr eine rein intellektuelle Umkehr, keine Einkehr
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zur Gottesschau anerkennen wollte, zeigt W. auf Grund der von Frick ganz vernachlässigten Zeugnisse der Ih-ya, daß G. grade hierin das Wesen seiner Neueinstellung zur Theologie gesehen hat. Was W. 1938 in Algier über die Entwicklung des Islams nach seiner dogmatischen Seite ausgeführt hatte, beruhte in seinen Grundzügen schon auf einem Vortrag „Islam en Wijsbegeerte", den er zweimal 1934 und 1938 vor der „Vereenigung van Wijsbegeerte" im Haag und zu Groningen gehalten hatte; er weist hier noch einmal mit Nachdruck daraufhin, daß der Islam ohne den Hellenismus nicht zu denken ist, daß er Aristoteles aber fast nur die logische Schulung, sein Weltbild dagegen dem Neuplatonismus verdankt. Schon 1925 (1) hatte W. in einer Untersuchung über Gazzälis Miskät al-anwär deren Abhängigkeit von Plotins Enneaden nachgewiesen, die, wie er mit Recht vermutet, außer in dem uns noch unter dem Titel der Theologie des Aristoteles erhaltenen Teil in einer vollständigeren arabischen Übersetzung vorgelegen haben muß. Etwa die Hälfte der hier vorliegenden Abhandlungen ist holländisch, die andre teils französisch, teils englisch geschrieben. Der prachtvoll plastische Stil jener ersten Hälfte läßt es fast bedauern, daß der verewigte Forscher um einer weiteren Wirkung willen so oft auf den Gebrauch seiner Muttersprache verzichtet hat. H u u r i , Kalervo: Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen Quellen. Helsingfors: Societas Orientalis Fennica 1941. (V, 261 S., 19 Abb.) gr. 8° = Studia Orientalia IX, 3. Fmk 150 —. Bespr. von Alfred S i g g e l , Berlin.
Die nach dem Vorwort als akademische Dissertation ohne Zusammenarbeit mit den Fachforschern der alten Artilleriegeschichte und Orientalisten zustande gekommene Abhandlung macht es sich zur Aufgabe, die unklare Übergangsperiode in der Geschichte der Wurfmaschinen, die sich etwa vom VII. bis zum XII. Jahrh. erstreckt, auf Grund byzantinischer, islamischer und europäischer Quellen zu erforschen. Die Arbeit gliedert sich in einen allgemeinen Teil, der allgemeines, technisches über die westlichen Geschütztypen, die bisher erforschte Geschichte des westlichen Geschützwesens sowie die Quellen für die Artilleriegeschichte darlegt, und in vier Hauptabschnitte, die das europäische Geschützwesen (28 S.), das byzantinische Geschützwesen (23 S.), das islamische Geschützwesen (99 S.) sowie das indisch-chinesische Geschützwesen behandeln (12 S.). Nach einer Zusammenfassung folgen dann noch ein
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Exkurs über das antike Geschützwesen, das Quellenverzeichnis, ein Verzeichnis der Fachliteratur, ein Wörterverzeichnis, ein Verzeichnis der chinesischen Schriftzeichen und ein Verzeichnis der Abbildungen, die auf 4 Seiten hinter dem Text untergebracht sind. Der Verf. unterscheidet drei Artilleriesystemperioden. Die erste reicht vom IV. Jahrh. v. Chr. bis etwa zum I. Jahrh. n. Chr. Während derselben führte die Artillerie wenige Armbruste, hatte pfeilschießende, leichte Standarmbruste, die anfangs mit Bügelmechanismus, dann mit Torsionsmechanismus versehen waren, und schließlich steinwerfende, mit Torsionsmechanismus ausgestattete schwere Standarmbruste. Es wurden Wurfgeschosse von 25—75 kg Gewicht geschleudert, mit denen es nicht möglich war, Breschen in Mauern zu legen. Das zweite Artilleriesystem, etwa vom II. bis zum VII. Jahrhundert, entwickelt sich aus der römischen Großmachtarmee und zählt zu seinem Bestände Armbruste in großer Zahl, pfeilschießende leichte Standarmbruste mit Torsionsmechanismus und schwere steinwerfende Schleudergeschütze. Zwischen das zweite und dritte Artilleriesystem ist die vom VII. bis zum XII. Jahrh. reichende Übergangszeit einzuschalten, in der Völkerwanderung und morgenländische Einflüsse eine Änderung der Taktik herbeiführten, so daß die Artillerie besonders auf islamischem Gebiet eine deutliche Veränderung gegenüber den in den Überlieferungen der zweiten Artillerieperiode verharrenden Byzantinern aufweist, während in dem von der Völkerwanderung heimgesuchten übrigen Europa ein Rückfall in primitive Verhältnisse eintrat. Charakteristisch für diese Zeit ist das Zurücktreten der Armbruste, das Auftreten leichter steinwerfender Torsionsschleudergeschütze und schwerer steinwerfender Ziehkraftbliden. Erst gegen Ende der Übergangszeit tritt infolge der Vermischung aller eurasischer Geschütztypen während der Kreuzzüge und Mongolenkriege eine schnelle Aufwärtsentwicklung ein. Um 1100 werden von den Kreuzfahrern Armbruste in Massen eingesetzt, um 1250—1300 verdrängen die durch Vermittlung der Mongolen nach chinesischen Vorbildern erbauten Bügelstandarmbruste die ehemaligen Torsionsstandarmbruste, und um 1200 entstehen in den westlichen Mittelmeerländern aus den Ziehkraftbliden die Gegengewichtsbliden. Das dritte Artilleriesystem seit dem XIII. Jahrh. zeigt Armbruste in zahlreicher Verwendung, pfeilwerfende Standarmbruste mitBügelmechanismus und steinwerfende Schleudergeschütze, zum größten Teil Gegengewichtsbliden mit beweglichem Gegengewicht,
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die die Verwendung von Geschossen bis zu 1000 kg ermöglichten. In allen Systemen sind also drei Haupttypen vorherrschend, Armbruste, Standarmbruste und Steinwerfer, für die der Verf. eine Zusammenstellung ihrer Bezeichnungen gibt: ballista (arcuballista) bei den Römern, To^oßaXicTp« bei den Byzantinern, qaus ar-rigl bei den Arabern und kamän-i näwak bei den Persern sind die Namen für die Armbrust. Sie ändern sich z. T. gegen Ende der Übergangszeit, um 1100 n. Chr. Es erscheint r^ayypa bei den Byzantinern, carh bei den Persern, zu denen der russische caMoer'fepji'b hinzukommt. Anfangs sind die Armbruste ohne Stegreif und ohne mechanische Spannvorrichtung. Um 1100 wird der Stegreif üblich. Die Armbruste werden mittels Spanngürtels gespannt. Die Bügel sind anfangs aus Holz oder Horn, erst später tauchen im islamischen Gebiet Stahlbügel auf. Für die Standarmbruste werden nach dem Verf. im allgemeinen die gleichen Bezeichnungen verwendet; in weniger bestimmter Form bringt er für die Standarmbruste in den Heeren islamischer Völker noch die Ausdrücke qaus näwaklyah für deren ältere, qaus al-ziyär für die jüngere Form. Die Benennung der Steinwerfer durchläuft nach den Ausführungen des Verf. den Weg von einer eingliedrigen zu einer dreigliedrigen Terminologie. Bis zum VII. Jahrh., also während des zweiten Artilleriesystems der Torsionsschleudergeschütze, heißen sie onager oder fundibulum, ovaypo? bzw. ^evSovv], syrisch 'arradä (also eigentlich „Wildesel"). Die entsprechende sassanidisch-persische Bezeichnung konnte der Verf. aus Mangel an Quellen nicht feststellen. Für die leichte 'arrädah findet er persisch noch das Wort 'arüsak (!). Während der Übergangszeit geben die islamischen Quellen eine zweigliedrige Terminologie: 'arräda für die leichte und manganlq für die schweren Steinwerfer, entsprechend rjXaxauov oder ¡xayyavixov für die leichten und TSTpapea für die schweren Geschütze bei den Byzantinern; letzteren entsprechen die spätlateinischen manganum, manganellus und petraria, die aber nicht in fester Bedeutung gebraucht werden. Um 1200 kann der Verf. in den europäischen Quellen den weiteren Übergang zu einer dreigliedrigen Terminologie feststellen: manganellus für das leichte, petraria für das schwere und trebuchium für das überschwere .Geschütz. Die Byzantiner nennen letzteres TpijjixouT^eTov. Als arabische Entsprechungen setzt der Verf. als wahrscheinlich an: 'arräda für den leichten, manganlq für den schweren und manganlq magribl oder farang! für den überschweren Steinwerfer. Aus
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russischen Chroniken bringt er für Steinwerfer
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Kaukasus, TurTcologie, Iran.
nopoK, nycKHna oder npama, W a a g , Anatol: Nirangistan. Der Awestatraktat über wobei es sich aber offenbar mehr um Sammeldie rituellen Vorschriften hrsg. und bearb. Leipzig: J. C. Hinrichs 1941. (V, 155 S.) gr. 8° = Iranische namen für Wurfmaschinen handelt. Forschungen, hrsg. von H . H. Schaeder, Band 2. Der größte Abschnitt ist dem islamischen R M 12 — . Bespr. von J. C. T a v a d i a , Hamburg. die
Ausdrücke
Geschützwesen gewidmet, d. h. dem Geschützwesen der Völker, die den Islam angenommen haben. Hierfür hat der Verf. in der Hauptsache eine Handschrift des Al-Hull Taurah, ein Lehrbuch des Bogenschießens, zugrunde gegelegt. Mit den termini technici für die einzelnen Waffen und ihre Teile sowie für die Handhabung der Waffen, wobei auch die türkischen Benennungen mit herangezogen werden, setzt er sich in 7 Unterabschnitten [Die Armbruste, die Standarmbruste, die Steinwerfer der ältesten Zeit, der Omaiyaden- sowie der Abbasidenzeit, die Steinwerfer im Westen in der Zeit von 1100—1300 sowie im Osten in der gleichen Zeit] ausführlich auseinander unter eingehender Untersuchung der Etymologie aller für das Geschützwesen wichtiger Ausdrücke. Anschließend hieran seien einige kritische Bemerkungen erlaubt. Der Verf. benutzt, m. E. ohne Not, für die Wiedergabe arabisch-persischer Wörter und Texte eine eigene Umschrift an Stelle der allgemein angenommenen nach den Beschlüssen zu Rom 1935. Im Quellenverzeichnis (S. 244) gibt er für einen seiner wichtigsten Autoren, von ihm zu Al-Hull Taurah abgekürzt, einen Teil seiner Namen ohne Begründung abweichend von Brockelmann [N I I S. 166] wieder. Alle vorkommenden Fachausdrucke werden in einem Wörterverzeichnis zusammengestellt, das die lateinischen bzw. romanischen, russischen, griechischen, syrischen, armenischen sowie die arabisch-persisch-türkischen, die altindischen, chinesischen und japanischen Wörter gesondert aufführt. Eine Reihe von Abbildungen unterstützt die Vorstellung von den wichtigsten Geschütztypen jener Zeit. Der Verf. beherrscht die deutsche Sprache sehr gut, nur die wiederholte Verwendung des Wortes „wo" als Relativpronomen stört. Die Arbeit stellt einen beachtenswerten Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens dar. Leider war sie trotz des reichen zitierten Quellenmaterials dadurch beschränkt, daß er viele Quellen nicht benutzen konnte, da die mittelalterliche Militärliteratur der islamischen Völker erst teilweise herausgegeben ist und das persische historische Material ihm nur mangelhaft zugänglich war. Auf jeden Fall wird die Arbeit als Ausgangsstudie für weitere Forschungen von Nutzen sein.
Es ist erfreulich und dankenswert, daß nach längerer Zeit wieder einmal ein zoroastrischer Text zum Gegenstand der Forschung gemacht ist. Es ist auch besonders beachtenswert, daß hierbei ein schlecht überlieferter Awesta-Text behandelt wird, dazu auch seine Pahlavi-Übersetzung, die man gewöhnlich nicht berücksichtigt und zuletzt das Thema des Textes, das kaum je berührt ist, nämlich rituelle Vorschriften der alten Zeit. Den awestischen Text hat zuerst Darmesteter versuchsweise herausgegeben und übersetzt, und später hat Bartholomae ihn in seinem Wörterbuch verwendet, aber seine Übersetzung findet sich darin nur zerstreut. Bekanntlich hat Wolff sich in seiner AwestaÜbersetzung auf der Grundlage des Wörterbuches nur auf die in Geldners Ausgabe befindlichen Texte beschränkt, und so ist keine zusammenhängende Übersetzung des Nlrangastän allgemein zugänglich gemacht worden. Nur Reichelt hat zwei ganze Stücke in seinem ausgezeichneten Avesta Reader erklärt. Zuletzt hat dann Bulsara in seiner Übersetzung des ganzen Awesta-Pahlavi-Werkes den AwestaText nochmals in Umschrift und Übersetzung gegeben. Aber hierin sind leider die von Bartholomae erzielten Ergebnisse nicht in Betracht gezogen; insofern zeigt das Werk einen Rückschritt. Waags Unternehmen ist daher nach all diesen Jahren sehr notwendig; und ich glaube, er hat seine Aufgabe sehr gut gelöst, obwohl, wie Schaeder sagt, vieles in der Arbeit in Anbetracht der mannigfaltigen Schwierigkeiten nur als Vorschlag gelten kann. In der Einleitung stellt Waag u. a. das Alter des aw. Nlrangastän und seine Heimat, ebenso die Entstehungszeit und Heimat des Pahlavi-Nlrangastän, d. h. der Ergänzungen usw. fest. Gegen das erstere habe ich nichts einzuwenden, um so bedauerlicher ist es, daß ihm bei dem zweiten Punkt nur durch Unaufmerksamkeit ein großer Irrtum und falscher Schluß unterlaufen ist. Er sagt, die und die „Stücke setzen die Reform des (bürgerlichen) Kalenders durch Yazdagird I I I . am 16. 6. 632 n. Chr. voraus und müssen daher jünger als dieses Datum sein" (S. 9). Beim Lesen dieser Feststellung war ich mehr als erstaunt, denn von einer solchen Reform habe ich nie gehört. Einerseits verweist er auf den Grundriß der iranischen Philologie I I 545, aber dort steht
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nichts von Kalenderreform, sondern nur jenes Datum der Thronbesteigung Yazdagirds III. und andererseits auf Nyberg, Texte zum mazdayasnischen Kalender, S. 74, 84f., wo die genannte Reform nicht Yazdagird III., sondern richtig Yazdagird I. (399—420) zugewiesen ist. Waag hat offensichtlich die beiden Könige verwechselt oder Nybergs Aussage über Yazdagird III. falsch verstanden. Sei es wie es wolle, die Kalenderfrage ist nicht so, wie sie dargestellt ist 1 , und man darf daraus nicht den an sich unglaubwürdigen Schluß ziehen, daß das Pahlavi-Nirangastän in nach-sasanidischer Zeit entstanden sei, und dann auch den weiteren Schluß, daß als seine Heimat mit größter Wahrscheinlichkeit die Gegenden, — vielleicht Yazd oder Kirman — wo man dem Druck des Islam am erfolgreichsten standhielt, in Betracht kommen! Dieser letzte Schluß ist jedenfalls falsch, denn es ist eine bekannte Tatsache, daß, wie uns die einheimischen Geographen und Historiker berichten, in den ersten Jahrhunderten nach dem Islam fast überall in Iran zoroastrische Feuertempel und folglich auch die Gemeinden vorhanden waren. Darüber hoffe ich, in anderem Zusammenhang auch aus einer Parsenquelle zu berichten. Waag hätte auch beachten können, was ich über Kommentatoren, ihre Reihenfolge usw. aus sprachlichen und sachlichen Erwägungen in meinem Säyast ne säyast 1, 3 Anm. 8 (S. 28f.) gesagt habe. Dort (S. lf., 4f. §§ 2, 6) habe ich 1) Hier möchte ich darauf hinweisen, daß sich verschiedene Parsengelehrte wiederholt mit der Frage des Kalenders beschäftigt haben. Leider ist dies alles in Gujarati geschrieben. Ich verweise besonders auf den vor kurzem erschienenen zusammenfassenden Report eines Ausschusses von M. P. Kharaghat, die Übersetzungen von B. T. Anklesaria aus Pahlavi-Texten und auch auf eine Studie von M. B. Davar besonders über den Platz der Schalttage im Jahre nach parallelen chronologischen Angaben; für alles dies s. Pärasi pancäng-nl tapäs karavä nemäyalt kamlti-no riport, Bombay (Parsi Panchayet Office) 1935. Zwar bleibt hier auch immer etwas fraglich, und manches ist auch nicht richtig, aber doch zutreffender, als Nybergs Arbeit. Ich beurteile übrigens seine Ubersetzung nicht so günstig, wie es allgemein geschieht, und die fragliche auf S. 44, kommentiert auf S. 74f., ist falsch. Ich will hier als Beispiel nur § 2, die Antwort auf die Frage, wenn die Fravasi in diese Welt zu Gaste kämen, wiedergeben. Öhrmazd sagte: in den zehn FravaäiTagen, an ihrem eigenen ,Jahrestag des Todes' (röckdr, bekannte 1.1.) an dem Fravartln-Tag des Monats Ätur (ein den Fravasi geweihter Tag), (auch) im (ganzen) Jahr (säl), wenn immer sie (die Gläubigen) für sie Opferzeremonien veranstalten und sie anrufen (oder einfach: ,sie bei Opferzeremonien anrufen', da kunend irrtümlich eingeschoben sein könnte). — Die Richtigkeit meiner Übersetzung geht aus dem Zusammenhang klar hervor. Falls aber nötig, kann ich sie noch weiter begründen.
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auch festgestellt, daß die Pahlavi-Version der awestischen Texte einschließlich des Nlrangastän die Grundlage des Säyast ne säyast, das man als ein Handbuch über religiöse Gebräuche ansehen kann, bildet und selbst das Säyast ne säyast in die sasanidische Zeit fällt. Waag hat scheinbar dies übersehen, obwohl er sonst auf meine Arbeit bei zahlreichen Einzelheiten hinweist. Ich bin auf die Frage ausführlich eingegangen, weil sie die ganze Entwicklungsgeschichte des mittelpersischen Schrifttums berührt. Diese Geschichte, die wir im Denkart aufgezeichnet finden, ist, abgesehen von ihren Anfängen, im wesentlichen glaubwürdig, man muß sie nur richtig übersetzen und erklären. Es zeigt sich dann auch, daß die inneren Zeugnisse oder Anspielungen nicht mit ihr in Widerspruch stehen. Auch ist verständlich, daß man das Awesta unter den Sasaniden nicht nur übersetzte, sondern es auch sozusagen zeitgemäß machte, durch viele Ergänzungen oder sogenannte Kommentare, die die verschiedenen Fälle verursachten. Daß diese erweiterte Pahlavi-Version öfter bearbeitet wurde, ist ebenso selbstverständlich, aber die Arbeit war m. E. vor dem Sturz der Sasaniden abgeschlossen. Die hierbei entstandenen Widersprüche sind nicht zu verwundern. Sie sind aber anders zu beurteilen. Wir finden ausdrücklich gesagt, daß über die und die Punkte diese und jene Gelehrte getrennter Meinung waren. Wenn die Pahlavi-Version, wie ich meine, unter den Sasaniden abgeschlossen war, kann man fragen, welche Tätigkeit zwischen ihrem Sturz und der Abfassung des Denkart und anderer Werke im 9. und 10. Jahrhundert sich entfaltete. Wir können zwar mit Verlusten rechnen, aber das gänzliche Fehlen muß erklärt werden. Vor allem könnte der eine oder andere undatierte Text hierher gehören. Daß zuerst ein gewisser Stillstand eintrat, braucht nicht wunderzunehmen. Die gelehrten Priester waren froh, wenn sie das Vorhandene aufbewahren konnten. Später in ruhigeren Zeiten fing man an, Auszüge, Kompilationen und auch neue Werke zu schaffen. Hierüber kann man auch so denken, daß man die früheren umfangreicheren Versionen verschiedener Awesta-Texte nicht ohne weiteres beherrschen und pflegen konnte, und daher wurden die neuen Versuche unternommen. Aber darüber ein andermal. — Über die ausführlichen Stellenverweise bzw. Vergleiche zwischen dem awestischen Nirangastän und seiner Pahlavi-Übersetzung und zwischen dem ganzen Pahlavi-Nirangastän und dem Pahlavi Riväyat ist wenig zu sagen, ob-
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wohl im ersteren Falle die Sache hier und da von der Interpretation abhängt. Nur der Vollständigkeit wegen erwähne ich, daß die Liste der Handschriften, die nicht selbständig, sondern von den bekannten zwei herrühren, durch ähnliche Abschriften, die sich in Indien befinden, erweitert werden kann. Den Hauptteil der Arbeit bildet die kritische Ausgabe des Awesta-Textes und seiner Pahlavi-Übersetzung (in phonetischer Umschrift), darunter die Lesarten der Handschriften und zuletzt die deutsche Übersetzung. Für den Awesta-Teil stellt Waags Leistung einen großen Fortschritt dar. Wenn es heißt, daß er uns .weiter bringt als Bartholomae, dann bedeutet es etwas. Ich bin aber nicht sicher, ob er in seinen Abweichungen von dem großen Meister immer recht hat. Jedenfalls beweist der neue Versuch, daß das Nirangastän nur schlecht überliefert war, aber in guter Grammatik und gewandtem Stil verfaßt. Dies sieht man aus der Pahlavi-Übersetzung, die einen besser überlieferten Text voraussetzt. Also, der Text wurde nur später durch die unkundigen Schreiber verderbt. Er war auch nicht für die kultische Rezitation bestimmt, und daher war er nicht gut erhalten. Außer der Hilfe jener Übersetzung hat Waag seine große Kenntnis des Awestischen und der verwandten Sprachen zur Anwendung gebracht, und so hat er den Text wieder richtig hergestellt. Er hätte gleichzeitig auch den vorangehenden Teil, das Ehrpatastän, über die priesterliche Organisation, behandeln können. Es wäre auch sehr wünschenswert gewesen, wenn der Verf. seine Auffassung über die awestischen Formen in schwierigen Fällen, wo die Formen aus der Übersetzung nicht selbstverständlich ersichtlich sind, beigegeben hätte, wie z. B. selbst Bartholomae und Reichelt getan haben. Man kann dies noch öfter tun, denn solche Hilfen sind für die Förderung des awestischen Studiums in weiteren Kreisen aus den Nebengebieten besonders willkommen. Die beigegebene Pahlavi-Version wird jedem zeigen, daß sie größere Beachtung verdient, als es sonst geschieht. Ich habe in diesem Teil noch mehr Vorschläge und Berichtigungen zu machen. Aber ich beabsichtige, alles dies in einer besonderen Arbeit ausführlich klarzulegen. Abgesehen von einigen kleineren Glossen läßt Waag die großen Ergänzungen, die sogenannten Kommentare, oder das eigentüche Pahlavi-Nirangastän, außer Betracht. Dieser Teil ist auch besonders schwer. Im Zusammenhang mit meinem Säyast ne säyast habe ich Parallel-Abschnitte daraus und auch manches
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andere geschöpft. Nur im Vergleich mit jenem Text, dem Pahlavi Riväyat und anderen ähnlichen Werken kann man der Schwierigkeiten Herr werden. Abgesehen von der mangelhaften Überlieferung usw. fehlt uns oft die Sachkenntnis : neupersische Werke darüber gibt es nicht, und die heutigen Ritusvorschriften reichen nicht immer aus. — Bulsara, wie ich immer wieder mit Bedauern feststellen mußte, hilft uns leider wenig. Zuletzt sei aus den Anmerkungen ein Punkt allgemeinen Interesses erwähnt. Nach einigen Angaben über die Gewänder in unserem Text hat Waag unter Hinweis auf alte Denkmäler und moderne Kleidungsstücke diese Frage gut beleuchtet. Nicht zu vergessen sind das kurze Verzeichnis der neu gedeuteten Wörter ebenso der Stellen- und Literaturnachweis als willkommene Hilfsmittel.
Südasien. Gonda, J.: Stilistische Studie over Atharvaveda I—YII. Wageningen: H. Veenman & Zonen 1938. (96 S.) gr. 8°. fl. 2.40. Bespr. von W. W ü s t , München.
Der holländische Sanskritist J. Gonda hat in den letzten Jahren mehrfach sich stilistischer Fragen innerhalb des Bereiches des Alt-Indoarischen angenommen. Hermann Weller hat in dieser Zeitschrift, Jahrgang 1942, Sp. 326— 328, über eine der Gonda'schen Veröffentlichungen, nämlich die „Remarks on similes in Sanskrit literature" (Wageningen 1939), Bericht erstattet und ist dabei, gleich zu Anfang seiner Besprechung, auch auf die mir zur Beurteilung vorliegende „Stilistische Studie over Atharvaveda I—VII" ganz kurz eingegangen. Da der Leser in dem ganzen Büchlein vergeblich nach einem Inhaltsverzeichnis suchen wird, erscheint es mir zweckmäßig, den Fachgenossen zunächst einen gedrängten Überblick über Anlage und Inhalt zu vermitteln. Der Verf. bietet seinen Stoff in IV großen Abschnitten dar, die wiederum in zahlreiche Paragraphen unterteilt sind. Abschnitt I (§§ 1—7 = p. 5— 18) beschreibt in kritischer wissenschaftsgeschichtlicher Sicht die bisherigen stilistischen Bemühungen um den Veda, insonderheit um den Atharvaveda; Abschnitt II (§§ 8—11 = p. 18—32) bespricht die Grundlegung der vorliegenden Arbeit sowie gewisse sprachpsychologische Voraussetzungen im Idg. und AußerIdg.; die Abschnitte III und IV (§§ 12—69 = p. 32—96) vereinigen in sich den eigentlichen Stoff, aus dessen Einzelbehandlung ich die Darlegungen über Parallelismus in seinen verschiedenen Abarten, Anapher, Enumeration,
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Paronomasie, Ausdrucksverstärkung, Alliteration und Assonanz eigens hervorhebe; Schlußwort p. 96. Seiner fleißigen Untersuchung hat G. in erster Linie den Saunakiya-Text zugrundegelegt (p. 16), während der der Paippaläda-Säkhä nur ganz gelegentlich herangezogen worden ist (nach meinen Beobachtungen p. 452, 50 m., 506). Der Ausgangsbereich des Verf. ist die allgemeine Sprachwissenschaft (p. 5f.) und innerhalb deren die moderne Stilistik (p. 6, 12) — wovon übrigens auch der Anmerkungstext zu den Seiten 18—31 eine gute Vorstellung gibt —, beides mit einem unverkennbar starken Einschlag klassischer Philologie, der nicht nur in den Fachausdrücken Homoioteleuton, Paronomasie, Symploke zutage tritt. Als Ergebnis wird verzeichnet (p. 96): ,,Wij hebben hier een aantal stilistische eigenaardigheden van de AV. de revue laten passeren. We zagen daarbij, dat deze eensdeels ook in andere talen, zowel in de levende taal als in teksten die naar inhoud en gebruik met AY. I—VII zeer goed te vergelijken zijn voorkomen, anderdeels hun verklaring vinden in het karakter van deze teksten, in het algemene karakter van hun stijl". Und weiter „kunnen we voor dit deel der vedische literatuur zeker zeggen, dat ze als regel geen ornament in de gewone zin des woords zijn, geen verfraaiing, geen artifice zijn, dat het element van ,plaisir', het aesthetische element, zeker niet overheerst. Er is wezenlijk onderscheid tussen hun voorkomen hier en in latere gekunstelde werken". (Wobei ich hinter die gerade im letzten Satz geäußerte Auffassung ein ernstliches Fragezeichen setze.) Soviel zur Beschreibung der Gonda'schen Veröffentlichung. Soll der Vedist nun ein unbefangenes Urteil über den Wert des Gebotenen sprechen, so wird er neben klaren Vorzügen ebenso klare Nachteile benennen. Ein Vorzug ist, daß der Verf. mit seiner Studie das bisher immer wieder vernachlässigte Gebiet der altindoarischen Stilistik (p. 15) fleißig bearbeitet hat; und ebenso ein Vorzug ist es, daß diese stilistische Studie dem in der vedischen Philologie im Vergleich mit dem Rgveda doch recht stiefmütterlich behandelten Atharvaveda gilt. Schließlich ist verdienstlich, daß der Verf. regelmäßig am Schluß eines Paragraphen kleinere Beispiele aus anderen idg. Sprachen (namentlich Griechisch, Latein, Deutsch) heranholt und nicht selten auch einen Blick auf malaiisches Sprachgut wirft, was füglich bei einem holländischen Gelehrten im allgemeinen und Gondas Arbeitsrichtung im besonderen erwartet werden durfte. Aber dieser Wille zum Vergleichen haftet doch an der Oberfläche. Von einer wirklichen vergleichenden Studie
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über den Atharvaveda wäre mehr, viel mehr zu fordern gewesen. Zunächst hätten alle Bücher dieses Textes in die Untersuchung einbezogen werden müssen, nicht nur die ersten sieben, auch wenn diese noch so sehr als Einheit gegenüber den Büchern 8—20 herausgestellt werden (p. 15 unten und f.). Diese Untersuchung hätte ferner alle stilistischen Betrachtungsweisen auf ihren Gegenstand anwenden müssen, nicht nur solche, die durch eine lange, leidige Vorherrschaft der klassischen Terminologie an die Hand gegeben wurden. Und diese Untersuchung hätte schließlich die oben umrissene Vergleichsskizze kräftig untermalt durch Heranziehung anderer indoarischer, namentlich vedischer Texte, durch ständigen Ausblick auf die Fassung der Paippaläda-ääkhä und durch regelmäßiges Berücksichtigen des Avesta. Ja, der Verf. bekennt sich sogar noch zu dieser Begrenzung seiner Aufgabe (p. 18 o.), wie nicht anders er aus Raumgründen keine Übersetzung aufgenommen hat (p. 172). Die studierten Redefiguren werden kaum im Kontext gebracht, die Worte ohne Akzentuation ; und daß Indices fehlen, sei nur im Vorbeigehen angemerkt. Nur gelegentlich wird ein schüchterner Versuch gemacht, auf Grund stilistischer Beobachtung den Urtext selbst zu gestalten (z. B. p. 36®), und die Ausführungen p. 45f., „de ,magische' zijde van de woordverhaling" als geistesgeschichtlichen Untergrund neben den eigentlich umgangssprachlichen Strebungen zu bestimmen, bleiben eine Ausnahme, inmitten der genügsamen Absichtslosigkeit, die bewußt auf jede kulturgeschichtliche, chronologische und exegetische Ausbeute verzichtet (vgl. auch p. 9 7 ). Nicht selten wird der kritische Leser an die in Deutschland längst über Bord geworfenen Versuche gemahnt, etwa deutsche Verskunst in den Schnürleib griechisch-lateinischer Metrik zu pressen, und wird im gleichen Maße, wie er dies empfindet, die Notwendigkeit erkennen, solch fragwürdige Versuche durch Monographien über stilistische Einzelerscheinungen zu ersetzen — etwa von der Art wie die von E. Schwyzer 1939 veröffentlichte Akademieschrift über die Parenthese. So bleibt angesichts Gondas Leistung vorwiegend der beklemmende Eindruck eines schlagenden Beweises für den Geltungsbereich und dieGeltungsmacht einer ganz eng gefaßten klassischen Bildung in seinem' Heimatland Holland, quod erat non probandum. — Ausstattung und Druck sind sorgfältig ; ich habe nur ganz wenige Druckfehler bemerkt (p. 8 3 muß es „Renier" heißen, nicht „Rénier", p. 66 „ausmalend" nicht „ausmahlend"). Auf die Besprechung durch L. Renou, Bulletin de la Société de
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Linguistique de Paris 40, Comptes Rendus, sätze zu wissenschaftlicher Bearbeitung der eigenen Volkskunde, so auch einige kurze p. 44f. weise ich hin. Sammlungen von Sprichwörtern aus verschiedenen Gegenden. War es bisher für den WestOstasien. ländischen Bearbeiter schon schwer, diese verH o , F e n g - J u u. Wolfram E b e r h a r d : Pekinger streut erschienenen Aufsätze einigermaßen Sprichwörter. Berlin: Dietrich Reimer 1941. (43 S.) 4° = Baeßler-Archiv, Bd. X X I V , 1. vollständig zu sammeln und auszuwerten, so hat die politische Lage Chinas in der GegenRM 8 —. Bespr. von Hans W i s t , Hamburg. Vorliegende Arbeit ist eine Materialsamm- wart die hoffnungsvollen Quellen eigener volkslung von 1153 Sprichwörtern, die Ho Feng-Ju kundlicher Arbeit vorerst frühzeitig wieder in Peking gesammelt hat. Wolfram Eberhard versiegen lassen. gibt eine kurze Einleitung, die hauptsächlich Abgesehen von diesem eben angedeuteten nur das Formale behandelt. Die meisten wissenschaftlichen Wert als VergleichsmateSprichwörter sind in gebundener Sprache ge- rial sind Sprichwörtersammlungen, wie die halten, etwa 10 % davon sind gereimt. Wir vorliegende, oft eine vorzügliche Handhabe, unterscheiden 2 Gruppen: Sprichwörter, die uns in den Geist und in die seelische Welt der nur aus einem Satz oder Satzteil, und solche, Bewohner einer bestimmten Gegend einzudie aus 2 Teilen bestehen. Eberhard stellt führen. Sprichwörter sind die primitiven, alldann ein Schema des Aufbaus der Sprichwörter gemeingültig festgelegten Erkenntnisse der auf, welches nach der Anzahl der Wörter der Volksseele, wie sie auf Schicksalsschläge und einzelnen Sprichwörter gemeinsame Gruppen Naturereignisse reagiert, oder wie sie sich die klarlegt. Die beigefügten Prozentsätze des allgemeinen Normen für ein ersprießliches ZuVorkommens dieser einzelnen Gruppen in der sammenleben der Menschen aus jahrhunderteGesamtzahl zeigen, welche Formen am meisten langer Erfahrung setzt. Hierin liegt, psychoauftreten. Es sind die Formen von 7 : 7 und logisch und ästhetisch zugleich, auch ein nicht 5: 5 Worten eines einzelnen Sprichwortes, unbedeutender Wert der SprichwörtersammFormen, welche auch in der Kunstdichtung lungen. und im Volkslied am häufigsten sind. Eine andere wichtige Form ist die von 4 : 4 Worten. Afrikanistik. In dieser Form sind viele Lieder des Shih-ching gehalten, die ja auch zum Teil auf uralte chi- L u k a s , Johannes: Deutsche Quellen zur Sprache der Musgu in Kamerun zusammengestellt u. bearb. nesische Volkslieder zurückgehen. Berlin: D. Reimer 1941. (121 S., 1 Kt.) gr. 8° = Beihefte z. Ztschr. f. Eingeborenen-Sprachen, Nach der kurzen formalen Einleitung bringt Eberhard die Übersetzung der Sprichwörter, hrsg. v. C. Meinhof H. 24. RM 9 —. Bespr. von Paul B e r g e r , Hamburg. welche er nach inhaltlich zusammengehörigen Der Verf. ist mit der vorliegenden Studie auf Gruppen angeordnet hat. Der wissenschaftliche Wert dieser Art seinem seit langem betretenen Wege, jene Sammlungen beginnt erst dann, wenn wir aus Sprachen des zentralen Sudan darzuzustellen, möglichst vielen verschiedenen Gegenden eines die durch das grammatische Geschlecht und Landes Material vorliegen haben. Dann sind darüber hinaus auch durch andere hamitische wir in die Lage versetzt, durch Vergleiche unter Züge gekennzeichnet sind, einen Schritt weiterUmständen wichtige Schlüsse auf die Her- gegangen. Man wird daher diese Musgu-Arbeit kunft, Wanderung und Abwandlung mancher als einen neuen Beitrag zu den bisher erKulturelemente ziehen zu können. So ge- schienenen „tschadohamitischen" Studien des winnen wir Einblick in Schichtung und Auf- Verf. zu werten haben. Abgesehen davon wird bau einer Kultur. Notwendig wird es dann dieses Buch auch in der deutschen Zukunft für sein, auch die Literatur weitgehend auf Sprich- Nordkamerun koloniale Dienste leisten können. wörter hin zu untersuchen. Das Material stammt von H. B a r t h , Adolf Leider stecken wir aber gerade in bezug Over weg, dem früh dahingeschiedenen Reiseauf China erst in den ersten Anfängen. Ist genossen Barths, und vor allem von Gerhard doch die Volkskunde Chinas selbst nicht nur R o h l f s . Hinzugefügt hat der Verf. die bereits bei den Chinesen bisher stets als minderwertig 1866 von F. M ü l l e r herausgegebenen, aber abgetan, sondern auch bei den Sinologen als längst vergriffenen ersten Musgu-Studien von nebensächlich übersehen, bei den Völkerkund- G. A. K r a u s e . Das von Müller seinerzeit Gelern schon aus sprachlichen Schwierigkeiten botene ist in der Einleitung auf Grund des oft weitgehend übergangen worden. Lediglich neueren Stoffs in wichtigen Punkten erweitert in einigen modernen chinesischen volkskund- worden; der Mechanismus des grammatischen lichen Zeitschriften finden wir erfreuliche An- Geschlechts ist nunmehr klarer als früher zu
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erkennen. Außerordentlich aber hat das W ö r t e r b u c h gegen Früherem an Fülle gewonnen. Es wird eine ausgezeichnete Grundlage für spätere Wörterbuchstudien abgeben. Über die bloße Vokabelsammlung hinaus enthält es interessante und aufschlußreiche Ergänzungen und Erläuterungen aller Art, vgl. z. B. unter aru „Kind" oder dif „Mensch, Mann". In der Einleitung ist alles zusammengetragen, was wir bisher über die Kultur der Musgu in Erfahrung gebracht haben. Berührt werden ethnologische, anthropologische, geschichtliche und linguistische Fragen. — Die gut orientierende Kartenskizze am Schluß des Werkes wird sicher willkommen sein.
Zeitschriftenschau. (Die Herren Verfasser von einschlägigen Aufsätzen, besonders in abgelegeneren Zeitschriften, werden, um ihre Aufnahme in die Zeitschriftenschau zu sichern, um Einsendung eines Sonderabzuges gebeten.) * = Besprechung: der Besprecher steht in ( )
Monumenta Nipponica 3 1940: 1 1 —27 D. C. Holtom, The Meaning of K a m i (Erklärung des Wortes K a m i — Gott, Gottheit — an H a n d zahlreicher japanischer Auslegungen). — 28-39 R . Schinzinger, Über Kitarö Nishidas Philosophie (Umfassender Einblick in das Gedankengut des repräsentativsten japanischen Philosophen der Gegenwart). — 40 — 60 H . Bernard, S. J., Traductions chinoises d'ouvrages européens au J a p o n d u r a n t la période de fermeture (1614—1853). (Die indirekten Kulturbeziehungen zwischen E u r o p a und J a p a n auf Grundlage chinesischer Übersetzung europäischer Werke). — 61 — 74 H . Hammitzsch, Aizawa Seishisai u n d sein Werk Shinron (Behandelt den Mito-Gelehrten u n d sein auf das K o k u t a i ausgerichtetes Werk). — 75 — 89 J . L. Pierson jr., The Japanese verbal forms on -mi (Eine sich auf Manyöshü-Material stützende Untersuchung der Verbform -mi und ihrer Beziehungen [centrifugal und centripetalidea]). — 90 — 108 M. Sugino, Die Anfänge des Japanischen Theaters bis zum Nöspiel (4 Taf., 5 Abb. im Text). (Entwicklungsgeschichtlicher Überblick). — 109—26 K . Reitz, S. V. D., Die Feuerberuhigungszeremonie des Shintö (Chinka-sai) (9 Taf., 7 Abb. im Text). (Geschichte, Sinn, Ursprung u n d Ausübung der Schutz gegen Feuerschaden gewährenden Zeremonie). — 127 — 76 R . H . v a n Gulik, The Lore of t h e Chinese L u t e (8 Abb.). (Fortsetzung der kultur- und geistesgeschichtlich sehr aufschlußreichen Arbeit über die chinesische K'in, Zither, zu Mon. Nipponica I I , 2.) — 177 — 81 J . R a h d e r , Phonetic Variations in Japanese (Material zur Konsonant- u n d Vokaländerung im Japanischen, dessen Auswertung weiteren Untersuchungen vorbehalten ist). — Quellenbeiträge: T. Ishibashi u n d H . Dumoulin, S. J.,Yuiitsu-Shinto Myöbö-yöshü _PÊ | — S® £ }£ H Lehrabriß des Yuiitsu-Shinto (Den einführenden Bemerkungen über Verfasser [Yoshida Kanetomo, 1435 — 1511], Abfassimg der Schrift, Bedeutung des Inhalts [Auslegung der Honjisuijaku-Beziehung: K a m i (Shintögottheit) = Urständ, B u d d h a = herabgelassene Spur], Druck und Handschrift folgt mit reichen Anmerkungen die Textübersetzung). — 240 — 73 H . Bohner, Wake-no-Kiyomaro-den (Übersetzung der
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Kiyomaro [733 — 799] - Biographie aus dem Gunshorui j ü ; eine Einleitung behandelt die Stellung Kiyomaros in der Umwelt). — Kurzbeiträge: 274—80 Ch. K . Parker, E a r l y Japanese Systems of Counting (Interessanter Beitrag zum Gebrauch der alten Zählsysteme). - 2 8 1 - 9 0 W. Schiffer, S. J . , Gokai u n d Gojö (Über japanische Versuche, die Gokai, die fünf buddhistischen Gebote, mit den Gojö, den fünf konfuzianischen Kardinaltugenden, zu verschmelzen und die diesen Versuchen folgende Gegenströmung). — 291 — 94 N. H . N. Mody, J a p a n e s e Lacquer (Zur Lackkunst der Japaner). — 295 —99 N. H . N. Mody's Collections and Catalogues (4 Taf.). 300-13 G. Groot, S. V. D., Besonderheiten der R y ü k y ü sprache (Bietet wertvolles Material zur Erforschung der Ryükyüsprache an H a n d einer japanischen Schrift eines gewissen Tonari Ueyoshi). — 314 — 20 P . D. Perkins u n d K . Fujii, Two Ancient J a p a n e s e Dances (Darstellung der Tänze Matsubayashi u n d Köwakamai). — 321—22 H . Bernard, S. J . , Stumpf Kilian, un émule allemand du Père Ricci. — Reviews: 323 — 51 *.D. T. Suzuki, Zen Buddhism and its influence on Japanese culture (H. Dumoulin, S. J.). — *K. P . Kirkwood, Renaissance in J a p a n (H. Müller, S. J.). — *H. Hammitzsch, Die Mito-Schule u n d ihre programmatischen Schriften Bairi Sensei Hiin, Ködökanki, Ködökangakusoku, Seiki no U t a in Übersetzimg (H. Dumoulin, S. j . ) . — *R. Schüffner, Die Fünferschaft als Grundlage der Staats- und Gemeindeverwaltung u n d des sozialen Friedens in J a p a n zur Zeit der Taikwareform und in der Tokugawaperiode (J. B. Kraus, S. J.). — *Ch.Kaempf Der Wandel im japanischen Staatsdenken der Gegenw a r t (J. B. Kraus, S. J.). — *S. Ariyoshi, Bushidö Höten (W. Schiffer, S. J.). - *R. Huch, Die japanische E r n ä h r u n g und ihre Fragen (J. B. K r a u s , S. J.). — *S. Purchas, Puchas his pilgrimes in J a p a n (J. Laures, S. J.). — *M. Marega, II Giappone (G. Voss, S. J.). - *Töhö Gakuhö X , 1, 2, 3 (W. Schiffer, S. J.). — *Zaidan Hojin Meiji Seitoku Kinen Gakkai Kiyö (W. Schiffer, S. J.) - *E. D. Edwards, Chinese prose literature of t h e T'ang period (Dr. R . H . van Gulik). — * J . B. Kao, La philosophie sociale et politique du Confucianisme (J. v a n Overmeeren, S. J.). — *A. D. Brankston, E a r l y Ming wares of Chengtechen (Dr. R . H . v a n Gulik). — *E. Schmitt und Lou Y., E i n f ü h r u n g in das moderne Hochchinesisch (A. Pechhacker, S. J.). — *E. Gräfin Vitzthum, Die Briefe des Francisco de X a v i e r 1542 bis 1552 (H. Heuvers, S. J.) - *R. P . Brou, Saint François Xavier de la Compagnie de Jésus. Lettres spirituelles (G. Schurhammer, S. J.). — 352 — 60 Bibliographie of foreign books published in J a p a n during the year 1938, compiled b y H . Müller, S. J . 2 1 — 2 Zur 2600jährigen Reichsgründungsfeier J a pans. — 3 — 8 H . Heuvers u n d G. Uda, Herrscher u n d Volk im japanischen Kurzgedicht (Eine Gedichtauswahl zeigt die enge Bindung zwischen Herrscher [Volksvater] u n d Volk in J a p a n ) . — 9 —31 S. Köno, K a n n a g a r a no Michi jjf t£ jfi £> 0)1S (über die Grundgedanken des Shintö). — 32 — 53 D. C. Holtom, The Meaning of K a m i (Fortsetzung zu Monum e n t a Nipponica I I I , 1). — 54—66 K . Koike, Nisshinkan. Eine Daimyatsschule der Tokugawazeit (1 Taf.). (An H a n d der Lehnsschule von Aizu, der Ninsshinkan, gibt der Verf. Einblick in die Bestrebung der Tokugawazeit, die Volksbildung zu zu heben). — 67 — 84 M. K a t ö , Das deutsche D r a m a auf der japanischen Bühne (Geschichtlicher Überblick über Übersetzungen und Aufführungen deutscher Dramen in J a p a n ) . — 84 — 97 H . N a k a m u r a , Passage en France de Hasekura, Ambassadeur J a -
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erkennen. Außerordentlich aber hat das W ö r t e r b u c h gegen Früherem an Fülle gewonnen. Es wird eine ausgezeichnete Grundlage für spätere Wörterbuchstudien abgeben. Über die bloße Vokabelsammlung hinaus enthält es interessante und aufschlußreiche Ergänzungen und Erläuterungen aller Art, vgl. z. B. unter aru „Kind" oder dif „Mensch, Mann". In der Einleitung ist alles zusammengetragen, was wir bisher über die Kultur der Musgu in Erfahrung gebracht haben. Berührt werden ethnologische, anthropologische, geschichtliche und linguistische Fragen. — Die gut orientierende Kartenskizze am Schluß des Werkes wird sicher willkommen sein.
Zeitschriftenschau. (Die Herren Verfasser von einschlägigen Aufsätzen, besonders in abgelegeneren Zeitschriften, werden, um ihre Aufnahme in die Zeitschriftenschau zu sichern, um Einsendung eines Sonderabzuges gebeten.) * = Besprechung: der Besprecher steht in ( )
Monumenta Nipponica 3 1940: 1 1 —27 D. C. Holtom, The Meaning of K a m i (Erklärung des Wortes K a m i — Gott, Gottheit — an H a n d zahlreicher japanischer Auslegungen). — 28-39 R . Schinzinger, Über Kitarö Nishidas Philosophie (Umfassender Einblick in das Gedankengut des repräsentativsten japanischen Philosophen der Gegenwart). — 40 — 60 H . Bernard, S. J., Traductions chinoises d'ouvrages européens au J a p o n d u r a n t la période de fermeture (1614—1853). (Die indirekten Kulturbeziehungen zwischen E u r o p a und J a p a n auf Grundlage chinesischer Übersetzung europäischer Werke). — 61 — 74 H . Hammitzsch, Aizawa Seishisai u n d sein Werk Shinron (Behandelt den Mito-Gelehrten u n d sein auf das K o k u t a i ausgerichtetes Werk). — 75 — 89 J . L. Pierson jr., The Japanese verbal forms on -mi (Eine sich auf Manyöshü-Material stützende Untersuchung der Verbform -mi und ihrer Beziehungen [centrifugal und centripetalidea]). — 90 — 108 M. Sugino, Die Anfänge des Japanischen Theaters bis zum Nöspiel (4 Taf., 5 Abb. im Text). (Entwicklungsgeschichtlicher Überblick). — 109—26 K . Reitz, S. V. D., Die Feuerberuhigungszeremonie des Shintö (Chinka-sai) (9 Taf., 7 Abb. im Text). (Geschichte, Sinn, Ursprung u n d Ausübung der Schutz gegen Feuerschaden gewährenden Zeremonie). — 127 — 76 R . H . v a n Gulik, The Lore of t h e Chinese L u t e (8 Abb.). (Fortsetzung der kultur- und geistesgeschichtlich sehr aufschlußreichen Arbeit über die chinesische K'in, Zither, zu Mon. Nipponica I I , 2.) — 177 — 81 J . R a h d e r , Phonetic Variations in Japanese (Material zur Konsonant- u n d Vokaländerung im Japanischen, dessen Auswertung weiteren Untersuchungen vorbehalten ist). — Quellenbeiträge: T. Ishibashi u n d H . Dumoulin, S. J.,Yuiitsu-Shinto Myöbö-yöshü _PÊ | — S® £ }£ H Lehrabriß des Yuiitsu-Shinto (Den einführenden Bemerkungen über Verfasser [Yoshida Kanetomo, 1435 — 1511], Abfassimg der Schrift, Bedeutung des Inhalts [Auslegung der Honjisuijaku-Beziehung: K a m i (Shintögottheit) = Urständ, B u d d h a = herabgelassene Spur], Druck und Handschrift folgt mit reichen Anmerkungen die Textübersetzung). — 240 — 73 H . Bohner, Wake-no-Kiyomaro-den (Übersetzung der
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Kiyomaro [733 — 799] - Biographie aus dem Gunshorui j ü ; eine Einleitung behandelt die Stellung Kiyomaros in der Umwelt). — Kurzbeiträge: 274—80 Ch. K . Parker, E a r l y Japanese Systems of Counting (Interessanter Beitrag zum Gebrauch der alten Zählsysteme). - 2 8 1 - 9 0 W. Schiffer, S. J . , Gokai u n d Gojö (Über japanische Versuche, die Gokai, die fünf buddhistischen Gebote, mit den Gojö, den fünf konfuzianischen Kardinaltugenden, zu verschmelzen und die diesen Versuchen folgende Gegenströmung). — 291 — 94 N. H . N. Mody, J a p a n e s e Lacquer (Zur Lackkunst der Japaner). — 295 —99 N. H . N. Mody's Collections and Catalogues (4 Taf.). 300-13 G. Groot, S. V. D., Besonderheiten der R y ü k y ü sprache (Bietet wertvolles Material zur Erforschung der Ryükyüsprache an H a n d einer japanischen Schrift eines gewissen Tonari Ueyoshi). — 314 — 20 P . D. Perkins u n d K . Fujii, Two Ancient J a p a n e s e Dances (Darstellung der Tänze Matsubayashi u n d Köwakamai). — 321—22 H . Bernard, S. J . , Stumpf Kilian, un émule allemand du Père Ricci. — Reviews: 323 — 51 *.D. T. Suzuki, Zen Buddhism and its influence on Japanese culture (H. Dumoulin, S. J.). — *K. P . Kirkwood, Renaissance in J a p a n (H. Müller, S. J.). — *H. Hammitzsch, Die Mito-Schule u n d ihre programmatischen Schriften Bairi Sensei Hiin, Ködökanki, Ködökangakusoku, Seiki no U t a in Übersetzimg (H. Dumoulin, S. j . ) . — *R. Schüffner, Die Fünferschaft als Grundlage der Staats- und Gemeindeverwaltung u n d des sozialen Friedens in J a p a n zur Zeit der Taikwareform und in der Tokugawaperiode (J. B. Kraus, S. J.). — *Ch.Kaempf Der Wandel im japanischen Staatsdenken der Gegenw a r t (J. B. Kraus, S. J.). — *S. Ariyoshi, Bushidö Höten (W. Schiffer, S. J.). - *R. Huch, Die japanische E r n ä h r u n g und ihre Fragen (J. B. K r a u s , S. J.). — *S. Purchas, Puchas his pilgrimes in J a p a n (J. Laures, S. J.). — *M. Marega, II Giappone (G. Voss, S. J.). - *Töhö Gakuhö X , 1, 2, 3 (W. Schiffer, S. J.). — *Zaidan Hojin Meiji Seitoku Kinen Gakkai Kiyö (W. Schiffer, S. J.) - *E. D. Edwards, Chinese prose literature of t h e T'ang period (Dr. R . H . van Gulik). — * J . B. Kao, La philosophie sociale et politique du Confucianisme (J. v a n Overmeeren, S. J.). — *A. D. Brankston, E a r l y Ming wares of Chengtechen (Dr. R . H . v a n Gulik). — *E. Schmitt und Lou Y., E i n f ü h r u n g in das moderne Hochchinesisch (A. Pechhacker, S. J.). — *E. Gräfin Vitzthum, Die Briefe des Francisco de X a v i e r 1542 bis 1552 (H. Heuvers, S. J.) - *R. P . Brou, Saint François Xavier de la Compagnie de Jésus. Lettres spirituelles (G. Schurhammer, S. J.). — 352 — 60 Bibliographie of foreign books published in J a p a n during the year 1938, compiled b y H . Müller, S. J . 2 1 — 2 Zur 2600jährigen Reichsgründungsfeier J a pans. — 3 — 8 H . Heuvers u n d G. Uda, Herrscher u n d Volk im japanischen Kurzgedicht (Eine Gedichtauswahl zeigt die enge Bindung zwischen Herrscher [Volksvater] u n d Volk in J a p a n ) . — 9 —31 S. Köno, K a n n a g a r a no Michi jjf t£ jfi £> 0)1S (über die Grundgedanken des Shintö). — 32 — 53 D. C. Holtom, The Meaning of K a m i (Fortsetzung zu Monum e n t a Nipponica I I I , 1). — 54—66 K . Koike, Nisshinkan. Eine Daimyatsschule der Tokugawazeit (1 Taf.). (An H a n d der Lehnsschule von Aizu, der Ninsshinkan, gibt der Verf. Einblick in die Bestrebung der Tokugawazeit, die Volksbildung zu zu heben). — 67 — 84 M. K a t ö , Das deutsche D r a m a auf der japanischen Bühne (Geschichtlicher Überblick über Übersetzungen und Aufführungen deutscher Dramen in J a p a n ) . — 84 — 97 H . N a k a m u r a , Passage en France de Hasekura, Ambassadeur J a -
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Orientalistische L i t e r a t u r z e i t u n g 1943 N r . 4.
p o n a i s à l a cour de R o m e , a u c o m m e n c e m e n t d u X V I I e siècle (2 Taf. )• (Vier n e u e D o k u m e n t e weisen die v o n der zweiten j a p a n i s c h e n G e s a n d t s c h a f t n a c h R o m u n t e r H a s e k u r a T s u n e n a g a in d e n J a h r e n 1613—1620 verfolgte R e i s e r o u t e zwischen B a r c e l o n a u n d G e n u a n a c h ) . — 98—119 P . H u m b e r t c l a u d e , S. M., Essai sur la Vie e t l ' Œ u v r e de U e d a A k i n a r i ( 1 7 3 4 - 1 8 0 9 ) . (Bericht ü b e r d e n g r o ß e n Gelehrten der T o k u g a w a z e i t , der als Schüler des K a t ö U m a k i der K o k u g a k u des K a m o M a b u c h i n a h e s t a n d , aber leider d u r c h ä u ß e r e U m s t ä n d e n i c h t zu seiner vollen E n t f a l t u n g k a m ) . — 120—43 J . M. Maki, L a d y Mur a s a k i a n d t h e Genji M o n o g a t a r i (Reiches Material j a p a n i s c h e r Wissenschaftler ü b e r M u r a s a k i S h i k i b u u n d ihr W e r k w i r d hier d e m e u r o p ä i s c h e n Forscher z u g ä n g i g g e m a c h t ) . — 144 — 64 O. Benl, T s u t s u m i C h ü n a g o n M o n o g a t a r i (Nach k u r z e r I n h a l t s a n g a b e der zehn Novellen des W e r k e s b e r i c h t e t der Verf. über v o r h a n d e n e M a n u s k r i p t e , Titel, Verfasser, E n t stehungszeit des M o n o g a t a r i u n d seine Stellung in der Heianzeit). — 165 — 88 J . R a h d e r , J a p a n e s e I n i t i a l Syllables (Beitrag zu einer h ä u f i g e n , aber bisher wenig b e a c h t e t e n E r s c h e i n u n g der j a p a n i s c h e n Sprache, der B i l d u n g s e k u n d ä r e r Anfangssilben, die n i c h t z u m eigentlichen W o r t s t a m m gehören). — 189 — 93 D . Carr, A N o t e on D i s p a l a t a l i z a t i o n in t h e I s i g a k i Subdialect (Beitrag zur D i a l e k t f o r s c h u n g der R y ü k y ü s p r a c h e ) . — 194 — 206 R . B i n k e n s t e i n , Okin a w a - S t u d i e n (An H a n d n e u e r e n Materials zusamm e n f a s s e n d e D a r s t e l l u n g der g r o ß e n k u l t u r e l l e n E n t wicklungslinien des R y ü k y ü [Okinawa]-Inselbogens). — 207—18 C. Y a m a d a , J a p a n e s e Modern A r t (4 Abb.). (Der n o c h n i c h t abgeschlossene A u f s a t z b r i n g t n a c h einer allgemeinen E i n f ü h r u n g die Bet r a c h t u n g der K u n s t der Meijizeit). — 219 — 29 J . M. E y l e n b o s c h , S. J . , F o r e i g n S u r v i v a i s in t h e J a p a n e s e L a n g u a g e ( B e h a n d l u n g der a u s der Zeit der ersten Berührung mit dem Westen stammenden L e h n w ö r t e r portugiesischen, s p a n i s c h e n , holländischen u n d christlichen U r s p r u n g s in der j a p a n i s c h e n Sprache). — Quellenbeiträge: 230 — 49 H . D u m o u l i n , S. J . , Sö-gakkö-kei. K a d a A z u m a m a r o ' s Gesuch u m die E r r i c h t u n g einer K o k u g a k u - S c h u l e (Der E i n leitung, die K a d a A z u m a m a r o , seinen P l a n zur E r r i c h t u n g der Schule u n d die B e d e u t u n g der Schrift f ü r die Zeit b e h a n d e l t , folgt die r e i c h e r l ä u t e r t e T e x t ü b e r s e t z u n g ) . — 250 — 58 M. Marega, S. S., O k i n a flf II vegliardo (Übersetzung des Nöspiels Okina). — 2 5 9 - 6 9 C. K . P a r k e r u n d S. Morisawa, K o k a j i /]•> g j fê (Dem vorausgestellten j a p a n i s c h e n Original- u n d U m s c h r i f t t e x t folgt die Ü b e r s e t z u n g des Nöspiels). — Kurzbeiträge-. 270 — 76 J . L a u r e s , S. J . , D a s kirchliche S p r a c h p r o b l e m in der neue r s t a n d e n e n j a p a n i s c h e n Mission (Auseinandersetz u n g u n t e r d e n Missionaren über die A n w e n d i m g der lateinisch-portugiesischen Terminologie oder der eng i m A n s c h l u ß a n d.ie chinesischen Klassiker g e f a ß t e n u n d H e r a u s s t e l l u n g der P r o b l e m e , die sich d a r a u s f ü r Süd- u n d N o r d j a p a n ergaben). — 277 — 82 H . B e r n a r d , S. J . , A n g k o r , la c a p i t a l e religieuse d u C a m b o d g e , e t sa d é c o u v e r t e p a r les J a p o n a i s a u x X V I e — X V I i e siècles (Zur E n t d e c k u n g Angkors d u r c h die J a p a n e r ) . — 283 — 87 P . H u m b e r t c l a u d e , S. M., A p r o p o s de la m a p p e m o n d e d u P . Ricci (Berichtet in E i n z e l a b s c h n i t t e n ü b . P . Ricci, seine W e l t k a r t e n u n d die E i n f l ü s s e seiner A r b e i t e n a u f die j a p a n i s c h e K a r t o g r a p h i e , besonders a u f d e n G e o g r a p h e n N a g a k u b o Sekisui der T o k u g a w a z e i t ) . — 288 — 93 D. Schilling, O. F . M., N e u e F u n d e zu d e n christlichen D r u c k e r e i e n J a p a n s i m 17. J a h r h u n d e r t (Hinweis Verlag und Expedition:
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auf zwei lateinische D r u c k e von N a g a s a k i : die „ I n d u s t r i a e " u n d die „ I n s t r u c t i o " des Ordensgenerals Claudius A q u a v i v a , S. J . , sowie d e n F u n d eines Taih e i k i - B r u c h s t ü c k s ) . — 294 — 96 O. P l e t n e r , N i p p o n or N i h o n . — 297 — 304 J . L. Alvarez, Dos N o t a s sobre l a E m b a j a d a del P a d r e J u a n Cobo. — 305—8 M. K a t ö , Zur Bibliographie des j a p a n i s c h e n T h e a t e r s . Reviews: 309 — 32 *Dr. K . Vogt, H a n d e l s g e s e t z b u c h f ü r J a p a n u n d Gesetz b e t r e f f e n d die Gesellschaft m i t b e s c h r ä n k t e r H a f t u n g ( J . B. K r a u s , S. J . ) - *Y. T . I w a d o , J a p a n ' s w a r t i m e legislation (J. B. K r a u s , S. J . ) — *Dr. H . B o h n e r , J i n n ö Shötö-ki. B u c h v o n der w a h r e n G o t t - K a i s e r - H e r r s c h a f t s l i n i e . 2. B d . E r l ä u t e r u n g e n (H. Zachert). — *B. Gutierrez, L a p r i m a a m b a s c e r i a giapponese in I t a l i a (H. B e r n a r d , S. J . ) . — *W. K . Liao, T h e c o m p l e t e w o r k s of H a n F e i - t z u (Dr. R . H . v a n Gulik). — *S. N o z a k i , D w a r f trees (Bonsai) (N. Roggen, S. J.). — *U. H a t t o r i , K ö s h i k y ö t a i g i (W. Schiffer, S. J.). — *L. E u l - s o u Y o u n , L e C o n f u c i a n i s m e en Corée (H. B e r n a r d , S. J . ) . — • Y . N o g u c h i , H a r u n o b u (H. Müller, S. J . ) . *N. T s u d a , I d e a l s of J a p a n e s e p a i n t i n g (Dr. R . H . v a n Gulik). — *S. Schüller, Christliche K u n s t a u s f e r n e n L ä n d e r n u n d N e u e christliche Malerei in J a p a n (H. H e u v e r s , S. J . ) . - *P. R . Streit, O. M. I . u n d P . J . D i n d i n g e r , O. M. I., B i b l i o t h e c a Missionum (J. L a u r e s , S. J . ) — *G. Voss, S. J . , u n d H . Cieslik, S. J . , K i r i s h i t o - k i u n d Sayö-yöroku (H. B e r n a r d , S. J . ) . - *C. N . Vakil u n d D . N . Maluste, C o m m e r cial relations b e t w e e n I n d i a a n d J a p a n ( J . B . K r a u s , S. J.). — *W. A. S p u r r , Seasonal v a r i a t i o n s in t h e economic activities of J a p a n ( J . v a n O v e r m e e r e n , S. J . ) . — * J . O. P . B l a n d u n d E . B a c k h o u s e , C h i n a u n d e r t h e E m p r e s s D o w a g e r (Dr. R . H . v a n Gulik). - *Töhö G a k u h ö , X , 4 (W. Schiffer, S. J . ) . - *Töhö G a k u h ö , X , 1. — *V. P r u s k o v â - N o v o t n â , r e v . a n d a u g m . b y J . P r û s e k , Ucebnice h o v o r o v é h o j a z y k a j a p o n s k é h o ( J . M. E y l e n b o s c h , S. J . ) . — 333 — 43 Bib l i o g r a p h y of foreign books p u b l i s h e d in J a p a n d u r i n g t h e y e a r 1939, compiled b y H . Müller, S. J . — 344 — 59 I n d e x zu B a n d I I I . H. Hammitzsch. Studi e Materiali di Storia delle Religioni 15 1939: 3/4 89 — 107 Merkel, Z u r .Geschichte der E r f o r s c h u n g chinesischer Religionen ( Ü b e r b l i c k ü b e r d e n religionsgeschichtlichen E r t r a g der sinologischen L i t e r a t u r des 17. u n d 18. J a h r h u n d e r t s ) . — 1 0 8 - 2 5 Villa, Le g e s t a di K a r i t - N a ' m a n R e di Tiro e Sidone ( Ü b e r s e t z u n g m i t K o m m e n t a r ) . — 126 — 9 Villa, I l v a l o r e paleografico del segno s u m e r o T I L e la biblica E v a ( = „ v i t a " ) (Der b i b l i s c h e n E r z ä h l u n g v o n der E n t s t e h u n g des W e i b e s a u s der R i p p e des M a n n e s w i r d sumerischer U r s p r u n g zugeschrieben). 16 1940: 1 — 4 35 — 82 F u r l a n i , I n t e r d e t t i assiri ( Ü b e r s i c h t ü b e r die a n b e s t i m m t e n T a g e n v e r b o t e n e n H a n d lungen auf G r u n d der v o n L a b a t , Hémérologies e t ménologies d ' A s s u r b e h a n d e l t e n T e x t e ) . 83 — 97 J a c o b s o h n , Einige M e r k w ü r d i g k e i t e n der a l t ä g y p t i schen Theologie u n d i h r e A u s w i r k u n g e n (Der V. stellt die leitenden G e d a n k e n seiner A r b e i t ü b e r „ D i e d o g m a t i s c h e Stellung des K ö n i g s i n der Theologie der a l t e n Ä g y p t e r " d a r . Sie m ü n d e n in die S t a t u i e r u n g eines f o r m g e s c h i c h t l i c h e n Z u s a m m e n h a n g e s zwischen der G e b u r t s g e s c h i c h t e des H e i l a n d e s u n d d e m ä g y p t i s c h e n T h e o l o g u m e n o n v o n d e m Beilager des Gottes u n d der K ö n i g i n aus). — 103 — 18 Villa, L a d e a A n a t e la resurrezione di B a a l (a p r o p o s i t o di : Virolleaud. L a déesse A n a t = Mission de R a s Shamra IV). H. Bonnet.
J. 0. HinrichB Verlag, Leipzig, C 1, Scherlstr. 2. — Druck der August Pries GmbH, in Verantwortlicher Herausgeber: Prof. Dr. Richard Hartmann, Berlin.
Leipzig.
IRANISCHE FORSCHUNGEN H E R A U S G E G E B E N VON HANS H E I N R I C H
SCHAEDER
Als B a n d II e r s c h i e n vor k u r z e m :
Nirangistan Der Awestatraktat über die rituellen Vorschriften herausgegeben und bearbeitet von Dr. habil. Anatol W a a g , Agram V I , 155 Seiten, gr. 8°. Preis geh. R M . 12.— Das Nirangistan, ein von der Forschung nicht genügend beachteter, inhaltlich und sprachlich bedeutsamer Awestatraktat, befaßt sich mit allem, was das Opfer betriift. Da es in einem ungewöhnlich mangelhaften Zustand auf uns gekommen ist, blieb sein Verständnis bisher hinter dem der anderen Awestatexte zurück. Für die vorliegende neue Ausgabe des Werkes und die neue deutsche Übersetzung galt es, durch den Vergleich des Grundtextes mit der besser überlieferten mittelpersischen Übersetzung und durch erneute kritische Durcharbeitung den Text der beiden Handschriften von Verderbnissen und Fehlern zu befreien. In den als Einleitung vorausgeschickten Abschnitten wird die Entstehungszeit und die Heimat des Nirangistan und der mittelpersischen Übersetzung behandelt und das Verhältnis dieser Übersetzung zum Grundtext untersucht. Ferner werden die Berührungen des Nirangistan mit anderen Awestatexten erörtert und die Beziehungen der mittelpersischen Übersetzung zu verschiedenen Texten der mittelpersischen theolog. Literatur geprüft. Anmerkungen zu einzelnen Stellen enthalten sprachliche und sachliche Erläuterungen, die das Verständnis des Textes erleichtern. Als Band I liegt vor:
Die Mongolen in Iran Politik, Verwaltung und Kultur der Ilchanzeit 1 2 2 0 — 1 3 5 0 von Professor Dr. Bertold Spuler, Göttingen X V I , 533 Seiten, mit einer Karte, gr. 8°. 1940. Preis RM. 35.— Es ist außerordentlich erfreulich, daß als I. Band der von H. H. Schaeder herausgegebenen, der Iranistik dienenden neuen Publikationsreihe „Iranische Forschungen", das vorliegende Werk von B. Spuler erschienen ist, das eine seit langem sehr fühlbare Lücke auf dem Gebiet orientalistischer Forschung ausfüllt. Dem Werk muß um so mehr Anerkennung gezollt werden, als allein die Sammlung des kaum übersehbaren Materials größte Schwierigkeiten gemacht hat . . . Es ist nicht möglich, auf den vielseitigen Inhalt des einzigartigen Werkes im einzelnen einzugehen. Die vielen Probleme, die hier aufgezeigt sind, werden später den Gegenstand von Einzelforschungen bilden, obwohl der Vf. bereits zu vielen Fragen selbst Stellung genommen hat. Das Werk ist eine hervorragende wissenschaftliche Leistung, die der orientalistischen Forschung und der Geschichtsforschung gleichermaßen einen bisher wenig bekannten Zeitabschnitt aus der Geschichte Irans im Mittelalter erschließt. H i s t o r i s c h e Z e i t s c h r i f t (1941, 3) Das Buch ist eine reichhaltige, auf umfassende Quellenerschließung gegründete Kulturgeschichte des IlchanReiches. Wenn die politische Geschichte dieses Staates bereits vor einem Jahrhundert zweimal eine quellenmäßige Darstellung gefunden hat, so ist inzwischen nicht nur das Quellenmaterial wesentlich reicher geworden. Spuler hat besonders dank seiner weitausgedehnten Sprachbeherrschung viel stärker als die früheren Bearbeiter die z. T . erstklassigen Nachrichten aus den christlichen Literaturen des Orients beiziehen können. Vor allem aber liegt das Hauptgewicht seiner Arbeit auf dem Gebiet der Kultur und Verwaltung Irans unter den Mongolen, wofür die politische Geschichte mehr den unentbehrlichen Rahmen abgibt. Wir sind Spuler für sein außerordentlich reichhaltiges und wertvolles Buch zu warmem Dank verpflichtet, nicht zuletzt darum, weil es uns eine neue und sichere Grundlage zu vielen Forschungen bietet, die es erfolgreich anregt. D e u t s c h e L i t e r a t u r z e i t u n g (1940,41/42) W e i t e r e V e r ö f f e n t l i c h u n g e n in V o r b e r e i t u n g
J. C. H I N R I C H S V E R L A G ,
LEIPZIG
Zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens zur Zeit noch lieferbare Veröffentlichungen
H. Abel: Zur Tonverschmelzung im Altägyptischen. 96 S. 40. 1910. R M 12.— R. Anthes: Die Felseninschriften von Hatnub, n. d. Aufn. G. M ö l l e r s hrsg. u. bearb. V I I I , 120 S., 33 Taf. 4°. 1927. [ÄU 9] RM 69.— * — Lebensregeln u. Lebensweisheit der alten Ägypter. 40 S. 1932. [AO 32,2] RM 1.80 Elise Baumgärtel: Dolmen und Mastaba. Der Einfluß des nordafrik. Megalithgrabes a. d. Entwicklung d. ägypt. Grabbaus. 38 S. m. 51 Abb. gr. 8°. 1926. [Mo 6] RM 2.70 Fr. W. v. Bissing: Ein thebanischer Grabfund a. d. Anfang d. Neuen Reichs. Mit 13 Taf. V, 27 S. quer-Fol. 1900. RM 75.— — Ägyptische Kultbilder derPtolomäier- u.Römerzeit. 38 S. m. 23 Abb. u. 8 Taf. 1936. [AO 341/,,] RM 2.70 — Die statistische Tafel von Karnak. 105 S. 40. 1897. RM 15.— H. Bonnet: Ein frühgeschichtl. Gräberfeld bei Abusir. V I I I , 62 S. m. 21 Abb., 38 Taf. Fol. 1928. [Sieglin-Exp. 4] RM 57.50 — Die Waffen der Völker des" alten Orients. IV, 223 S. m. 107 Abb., gr. 8°. 1926. RM 12.— H. Brugsch: Drei Festkalender des Tempels von Apollinopolis Magna in Ober-Ägypten. 39 S., 10 Taf. 40. 1877. Kart. RM 48.— — Matériaux pour servir à la reconstruction du calendrier des anciens Égyptiens. Partie théorique. 123 S., 13 Taf. 40. 1864. Kart. RM 20.— — Reise nach der großen Oase El-Khargeh in d. libyschen Wüste, Beschreibg. i. Denkmäler u. Untersuchgn. ti. d. Vorkommen der Oasen in den altägypt. Inschriften a. Stein u. Papyrus. 99 S., 27 Taf. 40. 1878. Kart. RM_48.— J. Dümichen: Bauurkunde der Tempelanlagen v. Dendera in ei. d. geh. Corridore im Innern der Tempelmauer aufgef. u. erläut. mitgeteilt. 46 S., 19 Taf. 40. 1865. R M 6.— A. Erman: Kurzer Abriß der ägyptischen Grammatik zum Gebrauch in Vorlesungen. Mit Schrifttafel, Lesestücken u. Wörterverz. 64 autogr. S. 4°. Berlin 1931. R M 5.— — Die Literatur d.Ägypter. Gedichte, Erzählungen u. Lehrbücher a. d. 3. u. 2. Jährt, v. Chr. 405 S. 1923. Geb. RM 5.60 H. Grapow: Die bildlichen Ausdrücke des Aegyptischen. Vom Denken u. Dichten einer alt-orient. Sprache. X V I , 203 S. 1924. RM 2.80; geb. 4.— — Über die anatomischen Kenntnisse der altägyptischen Ärzte. 30 S. u. 9 S. hierogl. Texte, gr. 8°. 1935. [Mo 26] RM 1.50
H. Junker:
Grammatik der Denderatexte. 215 S.
4°. 1906. R M 12.—
H. Kees: Der Götterglaube im alten Ägypten. X I , 479 S., 10 Taf. gr. 8°. 1941. RM 30.— A. Mariette: Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Textheft 44 S., 4° u. Taf.-Bd. 16 Taf. 48 x 35 cm. 1877. Kart. R M 45.— G. Möller: Hieratische Lesestücke f. den akad. Gebrauch hrsg. 3 Hefte. 2. Aufl. Fol. 1927—35. RM 21.90 — Hieratische Paläographie. Die ägypt. Buchschrift in ihrer Entwickig. v. d. 5.Dyn. bis z.röm.Kaiserzeit. 3 Bde. 2. Aufl. Fol. 1927—36. R M 99.— W. M. Müller: Die Liebespoesie der alten Ägypter. 2. Aufl. 51 S., 21 Taf. 40. 1932. Kart. RM 22.— E. Otto: Beiträge zur Geschichte der Stierkulte inÄgypten. 68^S. 40. 1938. [ÄU 13] R M 12.— M. Pieper: Das ägyptische Märchen. Ursprung und Nachwirkung ältester Märchendichtung bis zur Gegenwart. 89 S. gr. 8°. 1935. [Mo 27] RM 3.— G. Roeder: Ägypter und Hethiter. 64 S. m. 30 Abb. 1919. [AO 20] RM 2.— H. Schäfer: Amarna in Religion und Kunst. X I , 70 S. u. 64 Taf. m. je 1 S. Text. kl. 8°. 1931. [Sendschr. DOG 7] Kart, RM 3.— — Von ägyptischer Kunst. Eine Grundlage. 3. neugest. u. stark verm. Aufl. X V I , 424 S. mit 391 Abb. im Text u. 62 Taf. gr. 8°. 1930. RM 12.— — Die alt-ägyptischen Prunkgefaße mit aufges. Randverzierungen. Ein Beitrag zur Gesch. der Goldschmiedekunst. 44 S. m. 117 Abb. 40. 1903. [AU 4,1] RM 9.— A.Scharff : Die archäol.Ergebnisse des vorgeschichtl. Gräberfeldes von Abusir el-Meleq. Nach d. Aufzeichn. G. Möllersbearb. 188S. m.26Abb. im Textu.8oTaf. Fol. 1926. [VDOG49] R M 162.— — Die Frühkulturen Ägyptens u. Mesopotamiens. 58 S., 12 Taf. 1941. [AO 41] RM 4.80 — Grundzüge der ägyptischen Vorgeschichte. 69 S. m. 1 Kt. u. i n Abb. a. 16 Taf. gr. 8°. 1927. [Mo 12] R M 4.20 5. Schott: ¡Urkunden mythologischen Inhalts nebst deutscher Übersetzimg. 2 Hefte. 144 S. Lex.-8. 1929 u. 1939. R M 15.65 W. Wolf: Die Bewaffnung des alt-ägyptischen Heeres. 115 S., 22 Taf. gr. 8°. 1926. RM 8.— — Das schöne Fest von Opet. Die Festzugsdarstellung im großen Säulengange des Tempels von Luksor. 83 S. m. 6 Abb., 2 mehrf. gefalt. Übersichtst. Fol. 1931.ISieglin-Exp.5J RM 24.—
Soweit vor 1931 erschienen, ermäßigen sich die Preise um 1 0 % AO = Der Alte Orient / ÄU = Untersuchungen zur Gesch. u. Altertumskunde Ägyptens Mo = Morgenland. Darstellungen aus Gesch. und Kultur des Ostens VDOG = Wiss. Veröffentl. der Deutschen Orient-Gesellschaft
d.C. HINRICHS VERLAG - LEIPZIG C1