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German Pages 951 [952] Year 2016
Dieter Strauch Mittelalterliches nordisches Recht bis ca. 1500
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde
Herausgegeben von Heinrich Beck · Sebastian Brather · Dieter Geuenich · Wilhelm Heizmann · Steffen Patzold · Heiko Steuer
Band 97
Dieter Strauch
Mittelalterliches nordisches Recht bis ca. 1500 Eine Quellenkunde 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage
ISBN 978-3-11-046618-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-046729-1 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-046626-3 ISSN 1866-7678 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Meiner lieben Frau Ruth Strauch, geb. Weinbrenner * 30. Oktober 1933 † 17. Dezember 2000, unseren Kindern und Enkeln
Vorwort zur ersten Auflage Die nordischen Rechtsquellen umfassen einen Zeitraum, der etwa im neunten Jahrhundert beginnt und hier bis zum Ende des Mittelalters, gegen 1500, verfolgt werden soll. Sie erstrecken sich im Norden von Grönland und Irland über Island, die Inselgruppen der Hebriden mit Man, die Färöer, Shetlands und Orkneys, Norwegen, England, die Normandie, Dänemark, Schweden, Finnland bis nach Russland hinein, wo die Nordmänner Ansiedlungen in Altladoga, Nowgorod, Smolensk und Kiew gegründet haben. Mit ihnen wanderte ihr Recht, das zwar jeweils besonders ausgeformt war, sich jedoch in den Grundzügen glich und sich je nach den Verhältnissen weiterentwickelte. Auf ihren Handels- und Raubzügen lernten die Nordleute viele Kulturen kennen und erfuhren viel Neues, am nachhaltigsten wirkte jedoch ihre Begegnung mit dem Christentum. Die Christianisierung verwandelte ihr Leben und ihr Selbstverständnis und veränderte auch ihr Recht, das sich nun an den Errungenschaften des mittelalterlichen lombardischen, kanonischen und römischen Rechts messen lassen musste und doch (etwa im Erbrecht) am überkommenen Denken der heimischen Geschlechterverbände und ihrer Landwirtschaft festhielt – dem Streben der Kirche nach Seelgaben zum Trotz. Ein räumlich und zeitlich so ausgedehntes Werk hätte nicht zustande kommen können ohne die Hilfe vieler Fachgelehrter. Für freundlich gewährte Hilfe danke ich vor allem Herrn Prof. Thorsten Andersson, Uppsala und Frau Dr. Astrid van Nahl, Vettelschoss, für ihren kenntnisreichen Rat bei der Literatursuche; Herrn Prof. Odd Einar Haugen und første amanuensis Ole-Jørgen Johannessen in Bergen für eine besondere Recherche; Dr. Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen und Lektor Peder Gammeltoft in Kopenhagen für die dänische Karte; Prof. Pia Letto-Vanamo und Prof. Heikki Ylikangas in Helsinki, Prof. Lars Björne in Turku, Prof. Stefan Brink in Aberdeen, Docent Dr. Birgitta Fritz sowie Docent Dr. Jan-Olof Sundell in Stockholm für Literaturbeschaffung. Herr Prof. Per-Axel Wiktorsson, Uppsala hat mir seine neuesten Forschungen zum älteren Västgötalag zugänglich gemacht. Die Mitarbeiter der Dansk Central bibliotek for Sydslesvig in Flensburg und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln haben meine umfangreichen Literaturwünsche stets mit großer Sorgfalt erfüllt.Den Herausgebern der Neuauflage des Hoops, den Herren Professores Dr. Heinrich Beck, Dr. Dieter Geuenich und Dr. Heiko Steuer danke ich für die Aufnahme des Buches in die Ergänzungsbände zum Hoops und Herr Prof. Dr. Heinrich Beck für die stete Unterstützung in allen Fragen der Nordistik. Für freundliche Nachdruckerlaubnisse hinsichtlich der Karten danke ich Frau Docent Dr. Birgitta Fritz, dem Verlag Rosenkilde & Bagger in Kopenhagen, Nordiska Museet in Stockholm, Herrn Dr. Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen und Hið íslenska bókmenntafélag in Reykjavík. Herr Jino Edechelathu hat die Karten hervorragend für den Druck bearbeitet. Mein Dank gilt wiederum den Mitarbeitern des Verlages de Gruyter, Frau
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Vorwort zur ersten Auflage
Dr. Gertrud Grünkorn, Herrn Christoph Schirmer und Herrn Andreas Vollmer, welche die Drucklegung stets hilfreich begleitet haben. Köln, 4. Advent 2010 Dieter Strauch
Vorwort zur zweiten Auflage Die erste Auflage war nach etwa vier Jahren bereits vergriffen, so dass eine Neuauflage angesagt ist. Der Text konnte völlig überarbeitet und die Literaturnachweise vermehrt werden. Erhebliche Änderungen gegenüber der Vorauflage haben sich bei Jyske Lov, im älteren und jüngeren Västgötalag sowie im schwedischen Landslag ergeben. Beim umstrittenen Datum des Forsarings waren die literarischen Beiträge darzustellen. Die Rolle von Reim und Versresten in den Rechtsquellen blieb in der Diskussion. Auch eine Reihe von Ergänzungen war nötig: So waren die Rolle des kanonischen Rechts in Norwegen und des crimen læsae maiestatis in Schweden breiter als bisher darzustellen, auch mussten die Zitate aus dem Diplomatarium Svecanum um die neue Huvudkartothek-Nummer ergänzt werden. Neu sind Ausführungen über die Runensteine als Rechtsquellen, die Eroberungen der Dänen und Schweden im Baltikum, vor allem in Estland, und ihre dortige Verwaltung. Die neuen Forschungen zu den Schreibern der Handschrift B59 von Äldre Västgötalagen und vieler weiterer schwedischer Urkunden sowie zur Genese von Yngre Västgötalagen waren aufzunehmen. Auch die Rolle der kirchlichen Landbücher Norwegens, der Begriff „Folklande“ in Uppland und der Einfluss der Chasaren in Russland auf die dortige Herrschaft der Waräger war zu bedenken. Die beigefügten Karten und der Text sind ganz überarbeitet worden. Die Herausgeber der Ergänzungsbände des RGA haben der Neuauflage bereitwillig zugestimmt, wofür ich herzlich danke. Für die vielfältige Unterstützung der Neubearbeitung danke ich herzlich den Herren Professores Dres. Thorsten Andersson und Per-Axel Wiktorsson, Uppsala; Heinrich Beck, München, Dozentin Dr. Birgitta Fritz, und Frau Dr. Astrid van Nahl, Vettelschoss. Dank gebührt auch den Mitarbeitern der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln sowie der vielen auswärtigen Bibliotheken (bei den häufigen Fernleihen), sie haben meine vielfältigen Literaturwünsche bereitwillig sorgfältig und schnell erfüllt. Für die erneut gewährten freundlichen Nutzungserlaubnisse ihrer Karten danke ich herzlich Frau Docent Dr. Birgitta Fritz, Stockholm Herrn Prof. Dr. Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen, Kopenhagen dem Verlag Rosenkilde & Bagger in Kopenhagen, Nordiska Museet in Stockholm und Hið íslenska bókmenntafélag in Reykjavík. Herr Jino Edechelathu hat die Karten hervorragend für den erneuten Druck überarbeitet. Mein Dank gilt erneut dem Verlag de Gruyter, namentlich Frau Dr. Gertrud Grünkorn, Herrn Christoph Schirmer und Herrn Andreas Vollmer, welche die Drucklegung stets hilfreich begleitet haben. Redaktionsschluss: 29. Febr. 2016 Köln, den 29. Oktober 2016
Dieter Strauch
Inhaltsübersicht Verzeichnis der Karten Abkürzungen XXX
XXIX
Einleitung
A Allgemeines 3 B Die Quellen 6 C Der Einfluss des Christentums auf Skandinavien D Die Veränderbarkeit des Rechts 14 E Norwegen 18 F Island 38 G Dänemark 45 H Schweden 56
1. Kapitel: Norwegen A Überblick 103 B Rechtsquellen 108 C Runensteine und Urkunden 172 D Literarische Quellen 176 E Die Færöer 177 F Die Orkneys und Shetlands 184 G Die Hebriden (Suđreyar), Man und Irland
2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A Überblick 205 B Rechtsquellen 210 C Runensteine und Urkunden D Sagas 252
251
193
11
XII
Inhaltsübersicht
2. Abschnitt: Grönland A B C D
Die skandinavische Besiedelung 255 Die Christianisierung 258 Das Verhältnis zu Norwegen 260 Das Rechtswesen 265
3. Kapitel: Dänemark A Überblick 269 B Seeländische Rechtsquellen 275 C Schonische Rechtsquellen 288 D Jyske Lov 305 E Dänische Stadtrechte 318 F Das dänische Vitherlagsret 322 G Spätere Gesetze 327 H Dorfordnungen 342 I Urteile 344 J Runensteine und Urkunden 345 K Das englische Danelag 348
4. Kapitel: Die Normandie A B C D E
Die normannische Landnahme 355 Die Ausbreitung des Christentums 358 Der Staat 360 Die Normannen in England 363 Die weitere Entwicklung 367
5. Kapitel: Schweden A Überblick 371 B Götarechte 379 C Oberschwedische Rechte 422 D Um styrilse Konunga och Höfdinga E Landrechte 517 F Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) G Königliche Gesetzgebung 582 H Runensteine und Urkunden 591 I Dorfrecht 594
512 534
Inhaltsübersicht
6. Kapitel: Finnland A B C D
Finnische Landschaften 599 Besiedelung Finnlands 604 Ländliches Recht in Finnland 618 Bjärköarätt in Finnland 636
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Russland A Einführung 639 B Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ C Überlieferung der Rechtsquellen 644 D Vergleich mit altschwedischem Recht 648 E Die weitere Entwicklung 651 Quellen und Literatur Register 841
655
642
XIII
Inhaltsverzeichnis Vorwort zur ersten Auflage VII Vorwort zur zweiten Auflage IX Inhaltsübersicht XI Verzeichnis der Karten XXIX Abkürzungen XXX
Einleitung A Allgemeines 3 B Die Quellen 6 I Die Rechtsquellen 6 1 Runensteine 6 2 Urkunden 7 II Die literarischen Quellen 8 III Die Rechtssprache 9 C Der Einfluss des Christentums auf Skandinavien 11 D Die Veränderbarkeit des Rechts 14 I Allgemeines 14 II Organe der Gesetzgebung 16 E Norwegen 18 I Die Christianisierung 18 II Königliche Rechtsfortbildung 21 III Königtum und Kirche 23 IV Das Recht im 12./13. Jahrhundert 24 V Das Thronfolgerecht von 1260 27 VI Die Gesetze König Magnus Lagabøtirs 28 VII Die Gerichtsbarkeit 31 VIII Die Sklaverei 33 F Island 38 I Das Allthing 38 II Die Lögretta 40 III Der Lögsögumaðr 40 IV Der Fimtardómr 41 V Die Annahme des Christentums 41 VI Die Sklaverei 43 G Dänemark 45 I Die Christianisierung 45 II Der König als Gesetzgeber 49
XVI
Inhaltsverzeichnis
III Das Seeländische Kirchenrecht 52 IV Die Sklaverei 53 H Schweden 56 I Der Beginn der Christianisierung 56 II Der Aufbau der Kirche im 12. Jahrhundert 58 1 Nikolaus von Albanos Mission 59 2 Papst Alexander III. und Schweden 60 III Königtum und Kirche im 13. Jahrhundert 61 1 Sverker Karlssons Kirchenprivileg 61 2 Die Bischöfe und die weltliche Macht 62 3 König Knut Långes Reformen 64 4 Die Christianisierung des Rechts in VGL I 64 a) Der Kirchenabschnitt 65 b) Die Gerichtsbarkeit 66 c) Eherecht und Erbrecht 67 d) Strafrecht 70 IV Birger Jarl und die Kirche 73 V Die Reform Wilhelms von Sabina 74 1 Zölibat und Testierfreiheit 75 2 Die Neuregelung des Gastungsrechts 76 3 Die Kanonisierung des Kirchenrechts 76 4 Die Einführung von Domkapiteln 77 VI Königtum und Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts 78 1 Der Thronstreit unter Birger Jarls Söhnen 78 2 Die Haltung der Kirche zu Magnus Birgersson 79 3 König Magnus Ladulås’ Kirchenprivilegien 80 4 Das Gesetzgebungsrecht dieses Königs 81 VII Weiterer Ausbau des schwedischen Kirchenrechts 85 1 Das Telgestatut von 1279 86 2 Die Statuten des Bischofs Brynolf von Skara 87 VIII Folgen für das weltliche Recht 88 1 im jüngeren Västgötalag (vor 1296) 88 2 im Ostgötenrecht und im Upplandsrecht 90 IX Die Sklaverei 94 1 Freilassung in Västergötland 94 2 Freilassung in Östergötland 95 3 Freilassung in Oberschweden 96 4 Die Abschaffung der Sklaverei 96 X Zur Rezeption fremden Rechts 97
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel: Norwegen A Überblick 103 B Rechtsquellen 108 I Die Gulathingsbók 108 1 Geltungsbereich 108 2 Überlieferung 109 3 Inhalt 113 II Die Gullfjöðr (Goldfeder) 116 III Die Frostathingsbók 117 1 Geltungsbereich 117 2 Überlieferung 121 3 Inhalt 122 a) Die Frostathingsbók als lebender Text 122 b) Vom Allthing zum Lagthing 124 c) Das Christenrecht 124 d) Die Eisenprobe 126 e) Die weiteren Teile der Frostathingsbók 126 IV Die Borgarthingslög 127 1 Geltungsbereich 127 2 Überlieferung 128 3 Inhalt 133 V Die Eidsivathingslög 135 1 Geltungsbereich 135 2 Überlieferung 137 3 Inhalt 138 VI Die norwegische Hirðskrá 139 1 Allgemeines 139 2 Die Konungs Skuggsjá 140 3 Überlieferung, Datierung 142 4 Einteilung der Hirðskrá 143 5 Gliederung der Hirð 144 6 Pflichten und Rechte der Hirðmannen 146 7 Die weitere Entwicklung 146 VII Magnus Lagabøtirs Landslag (ML landslag) 148 1 Entstehung 148 2 Überlieferung 150 3 Inhalt 151 4 Stellung des Königs 152 5 Neuerungen 154 6 Sprache 155
XVII
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Inhaltsverzeichnis
VIII Bjarkeyarréttr (Bj) 156 156 1 Überlieferung und Geltungsbereich 2 Inhalt und Besonderheiten 157 IX Magnus Lagabøtirs Stadslag (ML stadslag) 160 1 Entstehung 160 2 Überlieferung 161 3 Inhalt und Besonderes 161 a) Die Rechtsthinge 161 b) Die Stadtordnung 163 c) Handel und Wandel 164 X Die weitere Entwicklung 165 1 Kirchliche Gesetzgebung 165 2 Weltliche Gesetzgebung 167 3 Königliche Urteilsmacht 168 4 Rechtsverhältnisse in Jämtland 169 C Runensteine und Urkunden 172 I Die Runensteine 172 II Die Urkunden 173 III Kirchliche Landbücher 174 D Literarische Quellen 176 E Die Faeröer 177 I Die norwegische Besitznahme 177 II Die Rechtsverfasssung 179 III Die Christianisierung 181 IV Die Entwicklung zum Schatzland 182 V Der Schafs- und der Hundebrief 183 F Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) 184 I Die Orkneys 184 1 Die norwegische Landnahme 184 2 Die Christianisierung 186 3 Die Rechtsverfassung 188 II Die Shetlands (Hjaltland) 189 1 Die norwegische Landnahme 189 2 Die weitere Entwicklung 190 3 Die Rechtsverfassung 191 G Die Hebriden (Suðreyar), Insel Man und Irland 193 I Die Hebriden (Suðreyar) 193 II Die Insel Man 193 III Irland 199
Inhaltsverzeichnis
2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A Überblick 205 B Rechtsquellen 210 I Quellen vor der Grágás 210 1 Die ältesten Rechtsquellen 210 2 Die Thinge vor 930 210 3 Die Úlfjlóts lög 211 4 Die Viertelsthinge 212 5 Die Lenzthinge 215 6 Die Thingorte 215 7 Die Herstthinge 217 8 Das Allthing 217 a) Die Lögrétta 218 b) Der Lögsögumaðr 218 c) Die Fjórðungsdómar 220 d) Der Fimtardómr 221 e) Der Prestadómr 223 II Die Grágás (Graugans) 224 1 Entstehung 224 2 Überlieferung 225 3 Sprache 228 4 Inhalt 228 a) der Konungsbók 229 b) der Staðarhólsbók 229 5 Besonderes 230 a) Der Freistaat 230 b) Das Klagewesen 231 c) Das Seerecht 231 d) Sorge für Bedürftige 232 e) Sklaverei 233 f) Rechtstext und Rechtswirklichkeit 234 g) Kaum Gottesurteile 235 III Die Járnsiða 235 1 Zustandekommen 235 2 Überlieferung 237 3 Inhalt und Verhältnis zum norwegischen Recht 238 IV Die Jónsbók 239 1 Namen und Überlieferung 239 2 Entstehung und Verhältnis zum norwegischen Recht 240
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Inhaltsverzeichnis
3 Aufnahme in Island 241 4 Inhalt 243 V Islands weiterer Weg 244 1 Die rechtliche Entwicklung 244 2 Die Entwicklung der isländischen Kirche 3 Die Verwaltung 248 C Runensteine undUrkunden 251 D Sagas 252
2. Abschnitt: Grönland A B C D
Die skandinavische Besiedelung 255 Die Christianisierung 258 Das Verhältnis zu Norwegen 260 Das Rechtswesen 265
3. Kapitel: Dänemark A Überblick 269 I Landschaftsrechte 269 II Stadtrechte 273 III Gefolgschaftsrecht 274 B Seeländische Rechtsquellen 275 I Arvebog og orbodemål 275 II Valdemars Sjællandske Lov 278 1 Allgemeines 278 2 Die Sprache 279 3 Die verschiedenen Redaktionen 280 III Eriks Sjællandske Lov 282 1 Überlieferung 282 2 Inhalt 284 3 Die Sprache 285 IV Sjællandske Kirkelov 285 1 Das Kirkelov als Vertrag 285 2 Datierung 287 C Schonische Rechtsquellen 288 I Geographisches und Historisches 288 II Skånelagen 290 1 Geltungsbereich und Überlieferung 290 2 Aufzeichnung 293
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Inhaltsverzeichnis
294 3 Aufbau und Inhalt III Der liber legis Scaniae 295 1 Sein Verfasser 295 2 Einflüsse und Zweck 295 3 Aufbau und Inhalt 297 4 Wissenschaftliche Bearbeitung 298 IV Schonisches Kirchenrecht 300 V Die Eisenprobenverordnung Waldemars II. 302 D Jyske Lov 305 I Jütland im Mittelalter 305 II Jyske Lov entsteht 306 III Überlieferung 307 IV Druck und Verbreitung 309 V Inhalt und Eigenart 311 VI Die weitere Entwicklung 312 1 Thords Artikel 312 2 Knut Mikkelsens Glossen 314 3 Blasius Ekenbergers Elucubratio 316 E Dänische Stadtrechte 318 I Schonisches Stadtrecht (SkStL, adän. Biærkerett) 318 1 Entstehung 318 2 Druck und Verbreitung 318 II Weitere dänische Stadtrechte 320 F Das dänische Vitherlagsret 322 I Der dänische Text 322 II Svens Aggesens lex curiae 322 III Die lex curiae bei Saxo 325 G Spätere Gesetze 327 I Einzelgesetze 327 II Die Gesetze Christians II. 329 1 Datierung von Land- und Stadtrecht 329 2 Inhalt des Landrechts 334 a) Allgemein 334 b) Kirchenfeindlichkeit 334 c) Almosenwesen 335 d) Strafrecht 336 e) Gerichtsverfahren 337 f) Erb- und Familienrecht 337 g) Schulwesen 337 3 Inhalt des Stadtrechts 338 a) Stadtverfassung 338
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Inhaltsverzeichnis
b) Weitere Vorschriften 339 4 Zustimmung des Landsthings? 340 H Dorfordnungen 342 I Urteile 344 J Runensteine und Urkunden 345 I Runensteine 345 II Urkunden 346 K Das englische Danelag 348 I Die dänische Landnahme in England 348 II Die weitere Entwicklung 350 III Dänisches Recht in England? 351
4. Kapitel: Die Normandie A Die normannische Landnahme 355 I Wikingereinfälle auf dem Kontinent 355 II Die Landnahme in Nordfrankreich 355 B Die Ausbreitung des Christentums 358 I Allgemein 358 II Klostergründungen 358 III Die Bistümer 359 C Der Staat 360 I Seine Verfassung 360 II Spuren normannischen Rechts 361 D Die Normannen in England 363 I Wilhelm der Eroberer 363 II Der englische Normannenstaat 365 E Die weitere Entwicklung 367
5. Kapitel: Schweden A Überblick 371 B Götarechte 379 I Äldre Västgötalagen (VGL I) 379 1 Västergötland geographisch/historisch 2 Die Entstehung von VGL I 380 3 Textentwicklung der Hs. B 59 382 4 Druckausgaben 385 5 Hednalagen 386 II Yngre Västgötalagen (VgL II) 386
379
Inhaltsverzeichnis
386 1 Entstehung 2 Sprache und Geltungsbereich 392 3 Inhalt und Besonderheiten 393 a) Inhalt 393 b) Besonderheiten 394 4 Nachwirkung 397 III Östgötalagen (ÖGL) 398 1 Östergötland Geographisch/historisch 398 2 Entstehung 399 3 Überlieferung und Geltungsbereich 400 4 Inhalt und Besonderheiten 403 a) Inhalt 403 b) Besonderheiten 403 5 Neuerungen 407 6 Sprache 409 IV Smålandslagen (SmL) 410 1 Småland geographisch/historisch 410 2 Rechtlich 413 a) Reste von Smålandslagen 413 b) Smålandslagens kyrkobalk 414 c) Besonderheiten 417 V Värmlandslagen 420 C Oberschwedische Rechte 422 I Uplandslagen (UL) 422 1 Uppland geographisch/historisch 422 2 Entstehung 427 3 Geltungsbereich 431 4 Roslagen 432 a) Geographisch 432 b) Rechtlich 435 5 Überlieferung und Sprache 439 6 Inhalt und Besonderheiten 440 7 Nachwirkung 444 II Södermannalagen (SdmL) 445 1 Södermanland geographisch/historisch 445 2 Überlieferung 449 3 Verhältnis zu Uplandslagen 451 4 Die Umarbeitung 1325/27 453 5 Testamente ad pias causas 457 6 Private Pfandnahme 458 7 Die næmnd 459 III Närkeslagen 461
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Inhaltsverzeichnis
1 Närke geographisch/historisch 461 2 Närkeslagen 462 IV Västmannalagen (VmL) 462 1 Västmanland geographisch/historisch 462 2 Überlieferung 464 3 Geltungsbereich 465 4 Västmannalag und Dalalag 466 5 Art und Zeit des Zustandekommens 468 6 Sprache und Druckausgaben 470 7 Inhalt und Besonderheiten 470 V Hälsingelagen (HL) 473 1 Hälsingland geographisch/historisch 473 2 Geltungsbereich 478 3 Überlieferung 479 4 Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten 480 a) Der Erzbischof sorgt für Aufzeichnung 480 b) Verhältnis zu benachbarten Rechten 481 c) Inhalt und Besonderheiten 482 5 Der Forsaring 485 VI Gutalagen (GL) 486 1 Allgemeines und Überlieferung 486 2 Datierung und Inhalt 491 3 Besonderheiten 494 4 Ergänzungen 495 VII Bjärköarätt (Bj) 495 1 Überlieferung 495 2 Der Name 497 3 Inhalt und Besonderheiten 498 VIII Visby Stadslag (VStL) 499 1 Die Entwicklung der Stadt 499 2 Überlieferung 501 3 Inhalt und Besonderheiten 504 a) Der Inhalt 504 b) Einfluss des hansischen Rechts? 505 c) Kirchlicher Einfluss 507 d) Visbyer Recht in Riga 508 e) Visbyer Recht in Novgorod 509 f) Ergänzungen 510 D Um Styrilse Konunga och Höfdinga 512 I Verhältnis zur Konungsskuggsjá 512 II Überlieferung und Datierung 512 III Zweck und Inhalt 514
Inhaltsverzeichnis
517 E Landrechte I Magnus Erikssons Landslag (MELL) 517 1 Einfluss des Königtums auf das Recht 517 2 Die Gesetzeskommission 518 3 Die Kirche und die Gesetzgebungsarbeiten 520 4 Inkrafttreten 523 5 Überlieferung 525 6 Das sogenannte Mellersta lag 526 7 Inhalt und Besonderheiten 526 a) Magnus Erikssons Wahlstatut 527 b) Das Skara-Statut von 1335 528 c) Das Skänninge-Statut von 1335 529 d) Das Telge-Statut von 1344 530 e) Das Uppsala-Statut von 1344 531 f) Das Telgestatut von 1345 534 g) Räfstething und rättarthing 536 h) Die Übereignung von Grundstücken 538 i) Die königlichen Ausschüsse 539 II Christoffers Landslag (KrL) 541 1 Die Vorgeschichte 541 2 Ziel der Überarbeitung 542 3 Der kirchliche Einfluss 543 4 Überlieferung 547 5 Inhalt und Besonderheiten 549 a) im Königsabschnitt 549 b) im Erbrecht 550 c) im Grundstücksabschnitt 551 d) im Eidschwurabschnitt 551 e) im Abschnitt über vorsätzlichen Totschlag 552 f) im Diebsabschnitt 552 F Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) 554 I Entstehung 554 II Überlieferung 556 III Geltungsbereich 559 IV Inhalt und Besonderheiten 562 1 Übernahmen aus anderen Rechtsquellen 562 2 Im Familien- und Erbrecht 563 3 Im Grundstücksrecht 563 4 Im Bauabschnitt 564 5 Im Kaufabschnitt 566 6 Im Seerechtsabschnitt 568 7 Im Ratsstubenabschnitt 570
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Inhaltsverzeichnis
8 Strafrechtliche Neuerungen 575 V Altes Söderköpingsrecht 578 VI Weitere Stadtrechte 579 G Königliche Gesetzgebung 582 I Die Friedensgesetze 582 II Rückgriff auf römisches Recht 582 III Hofdienstrechte 583 IV Tröghbolag, ein Gemeinwaldstatut 586 V Das Steuerbuch Erichs von Pommern 589 H Runensteine und Urkunden 591 I Runensteine 591 II Urkunden 593 I Dorfrecht 594
6. Kapitel: Finnland A Finnische Landschaften 599 B Die Besiedelung Finnlands 604 I Die Landnahme der Finnen 604 II Finnlands schwedische Besiedelung 607 1 Die kirchliche Initiative 607 2 Der Wettbewerb mit Dänemark 608 3 Der Wettbewerb mit Novgorod 609 4 Die Kirchenorganisation in Finnland 610 5 Der Kreuzzug von 1238/39 612 6 Der Kreuzzug von 1293 und die Folgen 614 7 Der Kreuzzug von 1348 615 8 Finnland in der Kalmarer Union 616 C Ländliches Recht in Finnland 618 I Finnisches und schwedisches Recht 618 II Wie kam schwedisches Recht nach Finnland? 619 III Grundstücksübertragungen 621 IV Wasserrecht in Finnland 624 V Das Steuerbuch Erichs von Pommern 626 VI Neuer Gerichtsaufbau 629 VII Urteilsbücher 633 VIII Neuer Verwaltungsaufbau 634 D Bjärköarätt in Finnland 636
Inhaltsverzeichnis
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Russland A Einführung 639 B Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ 642 C Überlieferung der Rechtsquellen 644 D Vergleich mit altschwedischem Recht 648 E Die weitere Entwicklung 651
Quellen und Literatur A Allgemeines und Übergreifendes 657 I Quellen, allgemein 657 II Literatur, allgemein 660 B Norwegen 690 I Quellen, Norwegen 690 II Literatur, Norwegen 694 C Norwegische Nebenlande 714 I Quellen, Norwegische Nebenlande 714 II Literatur, Norwegische Nebenlande 715 D Island und Grönland 723 I Quellen, Island und Grönland 723 II Literatur, Island und Grönland 727 E Dänemark und Danelag 740 I Quellen, Dänemark und Danelag 740 II Literatur, Dänemark und Danelag 745 F Die Normandie 767 I Quellen, Normandie 767 II Literatur, Normandie 768 G Schweden und Gotland 772 I Quellen, Schweden und Gotland 772 II Literatur, Schweden und Gotland 781 H Finnland 822 I Quellen, Finnland 822 II Literatur, Finnland 823 I Skandinavisches Recht in Russland 831 I Quellen, Russland 831 II Literatur, Russland 832
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Inhaltsverzeichnis
Register A Personenregister 843 B Ortsregister 859 C Sachregister 878
Verzeichnis der Karten 1. Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206 5 2. Die Syssel in Norwegen am Ende des Hochmittelalters, Quelle: Grethe Authén Blom, Norge i union på 1300-tallet, Bd. I, Trondheim 1992, S. 370 104 3. Die Färöer, Quelle: Otmar Werner, Art. Färöer, in: RGA2 Bd. VIII (1994), S. 120 178 4. Die Shetlands, Quelle: Jon Leirfall, West over the sea, Sandwick (Shetland) 1979, S. 74 192 5. Norwegische Niederlassungen in Irland, den Hebriden und Schottland, Quelle: Roger Raymond Stanley Sellman, The Vikings, London 1957/67, S. 16 194 6. Das Königreich Sodor und Man, Quelle: Roesdahl, Else, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 240 196 7. Die Isle of Man, Quelle: Russel Andrew Mc Donald, Manx kingship in its Irish Sea setting, 1187–1229, Dublin 2007, S. 23 197 8. Die isländischen Viertel und Thingstätten, Quelle: Jesse L. Byock, Viking Age Iceland, London 2001, S. 172 f 213 9. Thingvellir, Quelle: Ólafur Lárusson, Lov og Ting, oversatt av Knut Helle, Bergen etc. 1960, S. 23 219 10. Grönland, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 284 256 10a. Grönland, Österbygd, Quelle: Svend E. Albrethsen, Art. Grönland, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 68 257 10b. Grönland, Vesterbygd, Quelle: derselbe, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 69 257 11. Harden in Dänemark ca 1250; Karte: Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen, Kopenhagen 270 12. Das Danelag ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V, S. 229 349 13. Die Normandie, Quelle: Elke Roesdahl, Vikingernes verden, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 229 356 14. Schweden nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985 (Íslenzk Fornrit Bd. 29), Anhang 374 15. Västergötland, Dal, Värmland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60 377 16. Östergötland, Quelle: wie Nr. 15, S. 82 402 17. Öland, Quelle: Ulf Erik Hagberg, Art. Öland, in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 591 (S. 409) 404 18. Östgötischer Rechtsbereich, Strauch, OGR (1971), S. 34 406 19. Småland, Strauch, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 132 419 20. Uppland, Quelle: wie Nr. 15, S. 15 424 21. Södermanland, Quelle: wie Nr. 15, S. 17 448 22. Närke, Västmanland, Dalarna, Quelle: wie Nr. 15, S. 36 463 23. Hälsingland, Medelpad, Angermanland, Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas over Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133/134 477 24. Gotland, Quelle: derselbe, S. 133/134 489 25. Finnische Landschaften nach 1323, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 206 603 26. Karte Russland, Strauch 640
Abkürzungen 1. Kor. 1. Brief an die Korinther 2. Kor. 2. Brief an die Korinther 1. Tim. 1. Timotheus-Brief AAA Acta Akademiæ Aboensis, Åbo 1920 ff aaO. am angegebenen Ort AASF Annales Academiæ Scientiarum Fennicae, Helsinki 1908 ff AB Ausfertigung des bylovs Christians II. nach Ms. Malmø E I: 5 (früher A 49) a. E. am Ende Æb Ärfþa balk adän. altdänisch Add. Additamenta ae. altenglisch ags. angelsächsisch AH Handlingar till upplysning af Finlands häfder, utg. Adolf Iwar Arwidsson, Bde I–X, Stockholm 1846–58 ahd. althochdeutsch AHVN Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Jahr, Seite aisl. altisländisch AKKR Archiv für katholisches Kirchenrecht Alfr. Alfred AM die Arnamagnäanische Handschriftensammlung AML Ausfertigung des landslovs Christians II: nach Ms. AM 804, 4°, S. 3r–77r, Kbh. ANF Arkiv för nordisk Filologi, 1883 ff ANOH Annaler for nordisk Okdkyndigheit og Historie (1836–63) anorw. altnorwegisch AO Arvebog og Orbodemål APSS Acta Pontificum Svecica APS Acta Philologica Scandinavica Ældre Redaktion (von V.Sjæll.L) ÆR årg. årgang Art. Artikel ÄSvFS Äldre Svenska Frälsesläkter Andrea Sunonis liber legis Scaniae ASun asw. altschwedisch ATS Antikvarisk Tidskrift för Sverige ÄVgL Äldre Västgötalagh Bb Byggningabalken BbHT Bebyggelsehistorisk Tidskrift BBKL Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, hrsg. Friedrich Wilhelm Bautz, 1975 ff Bd., bd., Band, bind Bardaghæ Balkær Bdb Bj. Bjärköa-Rätten Bb. Bygda balkær bespr. besprochen Bf. Bischof BFH Reinhold Hausen, Bidrag till Finlands Historia, Bde I–V 1881 ff. BLF Biografiskt Lexikon för Finland
Abkürzungen
Bps. Biskupa sögur Brtl Borgathingslov BSM Bidrag till Sveriges Medeltidshistoria tillegn. Carl Gustaf. Malmström Bt. Bistum Budkaflen Tidning for tidsenliga reformer, Sthlm. Bull. Dan. Bullarium Danicum c. caput, Kapitel C. Causa (bei Gratian) ca circa can. canon CCD Corpus Codicum Danicum medii aevi, Kbh. CCI Corpus Codicum Islandicorum medii aevi, Kbh. CCN Corpus codicum Norvegicorum medii aevi, quarto series, Oslo CCS Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Kbh. 1943 ff ChrR Christenrecht CICiv Corpus iuris civilis CICan Corpus iuris canonici COD Conciliorum Oecumenorum Decreta Codex CICiv II, Codex Iustinianus conc. concilium D. Distinctio (bei Gratian) da. dansk DA Deutsches Archiv DaRun Danmarks Runeindskrifter Db Drapa balkær DBL Dansk Biografisk Leksikon DCP Diplomatarium Christierni Primi DD Diplomatarium Danicum, Kbh. 1938 ff Decr. Decreta ders. derselbe Deut. Deuteronomium = 5. Buch Mose DGKL Danmarks gamle Købstadslovgivning, Kbh. 1951 ff Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene, Kbh. 1920 ff DGL DGLND Danmarks gamle Love på Nutidsdansk I–III DHT Dansk Historisk Tidsskrift, Kbh. 1840 ff DI Diplomatarium Islandicum, Rvík 1857 ff Dig. Digesta Justiniani digt. digital DL Dalalagh DMS Det Medeltida Sverige Diplomatarium Norvegicum Kra. 1849 ff DN DR Danmarks runeindskrifter DRB Danmarks Riges Breve, Kbh. 1938 ff DRLG Danske Rigslovgivning I–III, Kbh. Drapamal mæþ vaþa DrVd Drvl Drapa mal mæþ vilia DS Diplomatarium Svecanum, Sthlm 1829 ff DVV Danske Vider og Vedtægter, ed. Poul Bjerge et al., 1904–1938, Kbh. E. Entwurf
XXXI
XXXII
Abkürzungen
ebda ebenda Ebt. Erzbistum Ed. Editor Eds. Editores Edictum Chilperici ed. Chilp. edictum Theodorici ed. Theod. Egnobalk= (MELL’s jordabalk) Egnb English Historical Review EHR ELLChr. Landrechtsentwurf Christians II. Eriks Sjællandske Lov E.Sjæll.L. Erfð. Erfðaþattr Brief an die Epheser Ephes. ersch. erschienen EStLChr. Stadtrechtsentwurf Christians II. estn. estnisch et alii = und andere et al. Eþsöres balkær Eth Eghna salur ES Et Eidsivathing Etl Eidsivathingslov Exodus = 2. Buch Mose Exod. feminin; oder: folgend f. ff. folgende Faks. Faksimile Farm. Farmannalög Fornæmix bolkær (VGL I) Fb Finska Fornminnesföreningens Tidskrift FFT fhäls. fornhälsingisch Historisk tidskrift för Finland, Hfors 1916 ff FHT fin. finnisch Farmannalov, Farmannalög Fl Flat Flateyarbók Finlands Medeltidsurkunder I–VIII, Hfors 1910–1935 FMU Finsk Riksakivet, Helsinki FRA Festschrift, Festskrift FS Finsk Tidskrift FT Ft Frostathing Ftl Frostahingslov Gotländskt Arkiv (Lund 1929 ff) GA Gal. Galaterbrief Giptamals balkær Gb Gbg. Göteborg Gen. Genesis Göttingische Gelehrte Anzeigen GGA Göteborgs högskolas Årsskrift GHÅ Genesis = 1. Buch Mose Gen. Gammel Kongelig Samling GKS GL Gutalagh Gr. Gramm
Abkürzungen
XXXIII
Grg Ia, b Grágás, Konungsbók Grg II Grágás, Staðarhólsbók Grg III Grágás, Skálholtsbók Grat. Gratian Grim. Grimuald GS Gutasagan Gt Gulathing Gtl Gulathingslov HansUB Hansisches Urkundenbuch Hb Handbuch/ höghmala balkær HB Historiskt Bibliotek HCF Hyltén-Cavallius-Föreningen för hembygdskund skab och hembygdsvård hd härad (= Hundertschaft, Harde) Hebr. Brief an die Hebräer Hfors Helsingfors HGBll. Hansische Geschichtsblätter HJ Historisches Jahrbuch d. Görresgesellschaft Hki Helsinki Hkr Snorris Heimskringla HL Hälsingelagh Hloth Hlothære HR Hanserezesse HRG1 Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte, I, 1971 – V, 1998, Berlin HRG2 Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte, I, 2008 – III, 2013 ff, Berlin Hrsg. Herausgeber Hs.; Hss. Handschrift(en) HSGGM Historiska Studier. FS till Carl Gustaf Malmström HSH Handlingar rörande Skandinaviens historia, Sthlm. 1816 ff HSHH Historiska Studier tillägnad Harald Hjärne HSLS Historiska studier tillägnade Ludvig Stavenow HTF Historisk Tidskrift för Finland HTS Historisk Tidskrift för Skåneland HU Hansisches Urkundenbuch HVLÅ Humanistiska vetenskapssamfundet i Lund, Årsbok HVUÅ Humanistiska vetenskapssamfundet i Uppsala Årsbok H/W Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL 5 Bde, Stockholm 1933–1946, ND 1979 HZ Historische Zeitschrift IA Islandske Annaler indtil 1578, utg. Gustav Storm, Christiania 1888 ÍF Íslenzk fornrit, Rvík Inst. Institutiones Justiniani Isl.; isl. Island; isländisch JB Jónsbók Jb Jorda balkær JbGOE Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas JFT Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland JHD Jämtlands och Härjedalens Diplomatarium I–III, Östersund, 1943/85 IRMAE Ius Romanum Medii Aevi, (Buchreihe), Mediolani, seit 1961 Jh. Jahrhundert Johs. Johannesevangelium
XXXIV
Abkürzungen
Journal of Medieval Archaeology JMA Jos. Buch Josua Js Járnsiða Jsb Jónsbók Jyske Lov JyL Kyrkohistorisk Årsskrift, Uppsala 1900 ff KÅ Kbh. København Karolinska Förbundets Årsbok KFÅ Konunga balkær Kgb Konungs skuggsjá Kgs Kungl. Humanistiska Vetenskaps-Samfundet Årsbok KHVSÅ Kungl. Humanistiska Vetenskaps-Samfundet Skrifter KHVSS Kkb Kyrkobalkær Kulturhistoriskt Lexikon för nordisk medeltid KLNM Köpmåla balkær Kmb Knuts weltliche Gesetze Knut II Kpb Kaupabálkr Kra. Kristiania Kristindómsbálkr, Kristnu balkær Krb Kristoffers Landslag KrL Kratkaja Russkaja Pravda (= kurze russische Pravda) KRP Arbog for Jysk archaeologisk selskap [Kuml= eigtl. „Grabhügel“ Kuml Kungliga Vetenskap Akademiens Handlingar KVAH Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien, Stockholm KVHAA Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademiens Månadsblad KVHAAM Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien Årsbok KVHAAÅ Kvg Kvennagiptingar l. lex lat. lateinisch Lat. Lateranense Landabrigði; Lehrbuch Lb loco citato l. c. Liv-, Est- u. Curländisches Urkundenbuch LECUB Leviticus = 3. Buch Mose Lev. Lexikon der Kirchengeschichte LexKirchG Lexikon des Mittelalters, Lachen 1978–1998 LexMa Lfg. Lieferung lib. liber Llb Landsleigubálkr leges Grimvaldi ll. Grim. leges Henrici ll. Henr. leges Liutprandi ll. Liutpr. lex Rothari l. Roth. leges Visigothorum ll. Vis. Liutprant Liutpr. LR Landrecht LRChrII Landslov Christians II. Lunds universitets årsskrift LUÅ Lübisches Urkundenbuch Lüb. UB
Abkürzungen
Luk. Lukas m. maskulin MA Mittelalter Mark. Markusevangelium Matth. Matthäusevangelium Md af mandrapi mdän. mitteldänisch MEL Magnus Erikssons Landslagh MESt Magnus Erikssons Stadslagh MGH Monumenta Germaniae historica, Berlin 1826 ff MGH, UHL MGH, die Urkunden Heinrichs des Löwen mhd. mittelhochdeutsch mnd. mittelniederdeutsch Mh Manhelgis balkær, Mannhelgi MLB Magnus Lagabøtirs Bylov MLL Magnus Lagabøtirs Landslov mlat. mittellateinisch MM Maal og Minne, Oslo 1909 ff mnd. mittelniederdeutsch MRA Meddelanden från (Svenska) Riksarkivet Ms.(s) Manuskript(e) N. Note NBL Norsk Biografisk Leksikon (Kristiania 1923 ff) ND Neudruck NEn Nationalencyclopedin Necrol. necrologium N. F. Neue Folge (Ny Följd) NGL. Norges Gamle Love I–V, Kra. 1846–95 Norsk Historisk Tidskrift, Kra. 1871 ff NHT NN Namn och Nemne (Norw. Zeitschrift), 1984 ff NoB Namn och Bygd, Uppsala 1913 ff NoK Natur och Kultur Nordisk kultur Nok NOWELE North Western European Language Evolution, Odense NS New Series NT Nordisk Tidskrift Nordisk Tidskrift för bok- och biblioteksväsen, Sthlm./Uppsala, 1914 ff NTBB NTF Nordisk Tidskrift för Filologi, Kbh. NTS Norsk Tidskrift for Sprogvidenskap NTT Norsk Teologisk tidskrift, Kristiania 1900 ff Numeri = 4. Buch Mose Num. O Orbodemål Ög Östergötlands runinskrifter, av Erik Brate, Sthlm. 1911–18 ÖgL Östgötalagh ohne Ort o. O. OGR Ostgötenrecht ostfi. ostfinnisch OUÅ Ortnamnssällskapets i Uppsala Årsskrift pact. Sal. pactus legis Salicae
XXXV
XXXVI
Abkürzungen
original pergament or. perg. p. page Personhistorisk Tidskrift PHT Patrologia, Series Latina PL pr. principium Quinque compilationes antiquae nec non Collectio canonum, Ed. Aemilius Friedberg, QCA Leipzig 1882, ND Graz 1956 Prostannaja Russkaja Pravda (= ausführliche russische Pravda) PRP Privilegier, Resolutioner och Förordningar för Sveriges Städer, PSS I (1251–1523, Sthlm. 1927 Svenskt Riksarkiv in Stockholm RA Rättegångs balkær, Rättlösabalkær Rb Registrum Ecclesiae Aboensis = Åbo domkyrkas svartbok, Hfors 1890 REA Red.; Reds. Redactor, Redactores Records of the Earldom of Orkney 1299–1614, Bd. 7, 1914 REO rez. rezensiert RG. Rechtsgeschichte Reallexikon der Germanischen Altertumskunde,. 1. Aufl., 4 Bde, Berlin 1911 ff RGA1 RGA2 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage, 35 Bde, Berlin 1973–2008 Richt. Buch der Richter Rigslovg. Rigslovgivning Rk. Række (Reihe) RN Regesta Norvegica Rn. Randnummer Röm. Römerbrief RP Russkaja Pravda RPB Riksarkivets Pergaments brev Rsb Radstuffu balker Ruth Buch Ruth Rvík Reykjavík russ. russisch S.; SS Seite, Seiten s. siehe Saxm. Saxmund Sb Saramals balkær SBL Svenskt Biografiskt Lexikon Sc Scandia, Sthlm 1928 ff schwed. schwedisch SHR Scottish Historical Review SJH Scandinavian Journal of History SD Sonderdruck SD Svenskt Diplomatarium från och med år 1401 SDHK-Nr. Svenskt Diplomatariums Huvudkartotek – Nr. SdmL Södermannalagh SEHR Scandinavian Economic History Review Ser. Serie Skrifter utg. av Fahlbeckska Stiftelsen SFS SFSS Samlingar utg. av Svenska Fornskriftssällskapet SFT Svenska Fornminnesföreningens Tidskrift
Abkürzungen
XXXVII
SGL Samling af Sveriges Gamla Lagar, Bde, I–XIII, Lund 1827–1877 SHR Scottish Historical Review SHT (Svensk) Historisk Tidskrift, Sthlm 1881 ff SHVL Skrifter utg. av Humanistiska Vetensskapssamfundet i Lund SHVU Skrifter utg. av Humanistiska Vetensskapssamfundet i Uppsala Sjæll. Sjælland SJH Scandinavian Journal of History SjKL Sjællandske Kirkelov SJT Svensk Juristtidning, Sthlm 1916 ff s. k. så kallad (sogenannt) SKB Kunglika Biblioteket, Sthlm. Skb Skipmala balkær SkL Skånske Lov, Skånelagh SkKL Skånske Kirkelov Slb Slagsmålbalkær SLL Svenska Landskapslagar, ed. Åke Holmbäck/Elias Wessén, 5 Bde, Stockholm 1933– 1946, ND 1979 Smål. Småland SmL Smålandslagen SMR Svensk Medeltidsregester 1434–1441, ed. Sven Tunberg, SNF Studier i Nordisk Filologi SNT Svensk Numismatisk Tidskrift Sö Erik Brate/Elias Wessén, Södermanlands runinskrifter, Sthlm. 1924–1936 SOL Svenskt Ortnamnslexikon SRP Svenska Riks-Archivets pergamentsbref, Bde I–III (1866/68/1872); und: Sokrasčennaja Russkaja Pravda (= verkürzte Russische Pravda) SRS Scriptores Rerum Suecicarum I–III, Uppsala 1818–76 SSEÅ Samfundet St. Eriks Årsbok Samling af Sweriges gamla lagar, utg. Hans Samuel Collin/Carl Johan Schlyter, Bde SSGL I–XIII, Lund 1827–77 SSÍ Safn til sögu Íslands (Kbh & Rvík 1856 ff) Ssp. Sachsenspiegel Skrifter utg. av Svenska Riksarkivet SSR ST Sverges Traktater med främmande magter STb Stockholms stads tänkeböcker Sthlm Stockholm StLChrII Stadslov Christians II. StNF Studier i Nordisk Filologi STK Svensk Teologisk Kvartalsskrift StR Stadtrecht Stasvetenskapslig Tidskrift StvT SUGNL Samfund til udgivelse af Gammel Nordisk Literatur Svb Registrum ecclesiae Aboensis eller Åbo domkyrkas svartbok, Hfors 1890 SvJT Svensk Juristtidning Saralmala balkær meþ vilia Svlb SvLSS Skrifter utg. av Svenska Litteratursällskapet i Finland, Hfors 1866 ff SVSL Skrifter utg. av Vetenskapssocieteten i Lund SVT Svensk Tidskrift Tb Tjuva balkær, Tyvebolken
XXXVIII
Abkürzungen
Tfb Tingfarebolken Tidskrift för Literatur TfL Tidskrift för Nordisk Folkminnesforskning TNF Tidsskrift for Retsvitenskap, Kristiania 1888 ff TfR Tgb Tingbalkær Theologische Realenzyklopädie 1976 ff TRE Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis TvR Upplands runinskrifter, Eds. Elias Wessén/Sven Birger Jansson Uppsala 1940–58 U unter anderem u. a. UB Universitätsbibliothek Vt giærþæ bolker Ub Upplands Fornminnesföreningens Tidskrift UFT UL Uplandslagh Entwurf des bylovs Christians II., nach: Ms. Uldall 255, 4°, S. 65r–106v, Kbh ULB Entwurf des Landrechts Christians II. nach Ms. Uldall 255, 4, S. 4r–63v, Kbh. ULL Upps. Uppsala Urb Urbotamal Urk. Urkunde utgave; utgåva; utgiven etc. utg. Uppsala Universitets årsskrift, Uppsala 1861 ff UUÅ v. von Kungliga Vitterhets – Historie och Antikvitets Akademiens Handlingar VAAH Vald.jordeb. Valdemars jordebog, udg. S. Aakjær, Kbh. 1926 1945 Uaþa mal ok sara mal Vaþ Vb Vådamålsbalken Västergötlands Fornminnesföreningens Tidskrift VFT vgl. vergleiche Äldre Västgötalagh VgL I Yngre Västgötalagh VgL II Västgötalagh, Lydekini Excerpter VgL III Västgötalagh, Statuta generalia VgL IV Västgötalagh, Additamenta VgL V Västergötlands Fornminnesföreningens Tidskrift VgLFT Kungliga Vitterhets – Historie och Antikvitets Akademiens Årsbok VHAAÅ Uinsorþa balkær Vinsb VmL Västmannalagh VO Verordnung Af vaþæ sarum (VgL I); Af vaþæ sarum bolkær (VgL II) VS Valdemars Sjællandske Lov V.sjæll.L Vetenskapssocieteten i Lund Årsbok VSLÅ Visby stadslag VStL Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte VSWG Vorträge und Forschungen, hrsg. v. Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche VuF Geschichte Yngre Redaktion (af V.Sjæll.L) YR Yngre Västgötalagen YVgL Wiþærbo balkær Wb westfi. westfinnisch Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht ZHR
Abkürzungen
ZOG Zeitschrift für osteuropäische Geschichte Zs. Zeitschrift ZverglRW Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft Þb Þingmala balkær Þfb Þingfarabálkr Þjb Þjófabálkr Þsk Þegnskylda
XXXIX
Einleitung
A Allgemeines Das mittelalterliche nordische Recht wird gewöhnlich – wie die skandinavischen Sprachen – eingeteilt in westnordisches und ostnordisches. Zum westnordischen Recht gehört nicht nur das Norwegische1, sondern – wegen der Besiedelung Islands von Norwegen aus – auch das Isländische und Grönländische2, ferner das Recht der Orkneys, Shetlands, der Färöer, der Hebriden, der Insel Man und Irlands3. Zum ost nordischen Rechtsbereich zählen das dänische Recht4 und das schwedische5. Beide haben jedoch – wie das norwegische Recht – einige Erweiterungen erfahren. So gehört zum Einflussgebiet dänischen Rechts auch das englische Danelag (ae. denalagu)6 sowie das Recht der Normandie7, und das schwedische Recht ist auch in Finnland8 heimisch geworden. Alle diese frühen Rechte waren zunächst mündlich überliefert worden, doch begann im 12. und 13. Jahrhundert allgemein die Aufzeichnung der Rechtsquellen, zunächst des kanonischen Rechts, dann aber bald auch der weltlichen Rechte9. Diese sogenannte Rechtsbücherzeit ist nicht auf Skandinavien beschränkt, sondern eine gemeineuropäische Erscheinung, welche die Kirche in Skandinavien, maßgeblich angestoßen und unterstützt hat. Die heute gängige Unterscheidung zwischen Rechts buch (als Privatarbeit ohne öffentlichen Auftrag)10 und Gesetzbuch (als Aufzeichnung eines Gesetzgebungsaktes) war dem Mittelalter unbekannt, erst das 19. Jahrhundert hat sie an die Quellen herangetragen. Aber sie ist nur bedingt hilfreich und mög licherweise unbedeutend11, weil sich häufig beide Typen von Rechtsaufzeichnung mischen. Rechtsquellen des Nordens sind uns in bedeutender Anzahl – wenn auch örtlich in unterschiedlicher Dichte – überliefert. Im Nachfolgenden werden diese
1 S. näher unten, 1. Kapitel, S. 101 ff. 2 S. näher unten 2. Kapitel, S. 203 ff. 3 S. näher unten, 1. Kapitel, E–G, S. 177 ff. 4 S. näher unten, 3. Kapitel, S. 267 ff. 5 S. näher unten, 5. Kapitel, S. 369 ff. 6 S. näher unten, 3. Kapitel, K, S. 348 ff. 7 S. näher unten 4. Kapitel, S. 353 ff. 8 S. näher unten 6. Kapitel, S. 597 ff. 9 Vgl. Sten Gagnér, 1960, Gesetzgebung, z. B. S. 288 ff; 314 ff; Hanna Vollrath, Gesetzgebung, 1979, in: HJ Bd. 99, S. 28–54; dieselbe, 1981, orale Gesetze, in: HZ, Bd. 233, S. 571–594; Bernd Kannowski, 2005, Art. Aufzeichnung des Rechts in: HRG2, Bd. I, Sp. 347–355. 10 Vgl. Dietlinde Munzel, 1986, Art. Rechtsbücher, in: HRG1 Bd. IV, Sp. 277–281 (278). 11 Vgl. Lars Arne Norborg, 1968a, källor, S. 80; Gudmund Sandvik 1981 zufolge, seien die norwegi schen Landschaftsrechte zum Gebrauch der politischen Zentralorgane aufgezeichnet worden (in: Bloch/Helle/Kiil/Sandvik, S. 7); und Ole Fenger, 1977, Romerret, S. 55–59 sah in ihnen eine Bestands aufnahme des jeweilig geltenden (alten und neuen) Rechts. Auch Mia Korpiola, 1999a, perspektives, S. 205, unterscheidet ältere und jüngere Teile der Landschaftsrechte.
4
Einleitung
Rechtsquellen in ihrer Entstehungsart, Datierung, Geltungsbereich und inhaltlichen Besonderheit dargestellt. Man muss sich jedoch von der Meinung12 freimachen, die nordischen Quellen enthielten überwiegend altnordisches Recht aus der vorchristlichen Zeit. Wie gleich zu zeigen sein wird, hat das Christentum, die Kirche und ihr kanonisches Recht erheb lichen Einfluss auf Inhalt und Gestaltung des nordischen Rechts ausgeübt.
12 Diese Auffassung vor allem bei Karl v. Amira, 1876, Zweck, S. 30; derselbe, NOR, Bd. I, 1882, S. 10 ff; Bd. II, 1895, S. 1 ff; vgl. Jörg Müller, 1999, Rügeverfahren, S. 273 ff, abgemildert jetzt in: Amira/Eckhardt, 19604, Rechtsdenkmäler, I, S. 82 ff.
Allgemeines
Karte 1: Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, inw: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206.
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B Die Quellen Vor allem das 19. Jahrhundert hat bei der Erschließung mittelalterlicher skandinavi scher Quellen Erhebliches geleistet. Diese Forschungen sind bis zur Gegenwart fort gesetzt worden; vor allem einheimische skandinavische Gelehrte haben sie vorange trieben. Deshalb muss man in der jeweiligen Nationalliteratur suchen, um ihre Werke zu finden. Nun ist der europäische Austausch von Forschungsergebnissen bereits im 19. Jahrhundert recht umfangreich gewesen. Deshalb sind die nationalen Quellenaus gaben auch nach Deutschland gelangt. Dort sind sie jedoch unterschiedlich gesam melt worden.
I Die Rechtsquellen Was zunächst die Rechtsquellen angeht, so sind die großen Sammlungen aus Norwe gen/Island, Dänemark und Schweden in die meisten Universitätsbibliotheken, und in die einschlägigen Seminarbibliotheken gelangt. Allerdings kenne ich – außer Kiel – keine deutsche Universitätsbibliothek, die Skandinavien zu ihrem Hauptsammel gebiet gemacht hätte. Es gibt gewisse Schwerpunkte (Hamburg, Göttingen, Münster, Köln, München) während die anderen Bibliotheken dem Norden ferner stehen. Vor allem ist die rechtshistorische Sekundärliteratur nur vereinzelt in nennenswertem Umfang verfügbar. Das erschwert in Deutschland die wissenschaftliche Arbeit an der skandinavischen Rechtsgeschichte ungemein.
1 Runensteine Bevor wir das Recht aus Urkunden und Rechtstexten entnehmen können, gibt es Runendenkmale aus der Vorwikingerzeit (seit dem 5. Jahrhundert), aber auch aus der eigentlichen Zeit der Wikinger, die gewöhnlich von 793 (Überfall auf das Kloster Lin disfarne) bis 1066 angesetzt wird. Diese Inschriften sind meist formelhaft kurz gehal ten und gedenken häufig eines Verstorbenen. Zugleich abersind sie eine wertvolle Quelle der Sprach- und Kulturgeschichte, einige Steine geben auch rechtliche Aus künfte. Die Runendenkmale sind inzwischen weitgehend herausgegeben, und zwar jeweils für einzelne Länder, so dass sie dort behandelt werden13. 13 Vgl. z. B. übergreifend: Arndt Ruprecht 1958; Wolfgang Krause et al. 1966; Thomas Birkmann 1995; Birgit Sawyer 2003a; Klaus Düwel 2003; derselbe, 2008, Runenkunde, S. 172–174; für Norwegen die Ausgaben von Sophus Bugge/Magnus Olsen avdel. I, 1891–1924 und von Magnus Olsen, avdel. II, 1941– 1990; derselbe, Om sproget i de Manske runeindskrifter, 1909; Gerd Høst 1976; James Knirk 1996; Tevje Spurkland 2001; für Dänemark: Lis Jacobsen/Erik Moltke 1942; Erik Moltke 1976; für Schweden: Elias Wessén 1954b; derselbe 1969; Elias Wessén/Sven B. Jansson 1940–1958; Lydia Klos 2009; für England:
Die Quellen
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2 Urkunden Die Zugänglichkeit der Urkunden war lange weit weniger ausgeprägt als die der Rechtsquellen: Die Diplomatarien der skandinavischen Länder sind meist nur von speziellen Seminarbibliotheken mit skandinavischem Interesse bezogen und gesam melt worden. Dieser Zustand hat sich erfreulicherweise im Zeitalter des Internets grundlegend geändert. Außer den alten Teilen des Diplomatariums Danicum (bis 1400) sind inzwischen alle Diplomatarien digitalisiert und im Internet verfügbar: Die norwegischen Urkunden sind umfänglich gesammelt im Diplomatarium Nor vegicum14, nachgewiesen in den Regesta Norvegica15 und im Internet verfügbar. Das Diplomatarium Islandicum ist nicht nur als Druckausgabe in 15 Bänden zwi schen 1857 und 1950 veröffentlicht worden, sondern auch im Internet einsehbar16. Die mittelalterlichen dänischen Urkunden sind gesammelt im Diplomatarium Danicum17, das bis 1990 in Buchform, seitdem nur noch im Internet erscheint. Die schwedischen mittelalterlichen Urkunden finden sich im Diplomatarium Svecanum, das seit 1829 veröffentlicht wird und 2006 bei Band XI.1 (1401–1420) ange langt ist18. Die neuere Serie Svenskt Diplomatarium umfasst bis jetzt die Jahre 1401– 1420 in drei Bänden und einem Supplement19. Als Appendix hat Ludvig Magnus Bååth in den Jahren 1936–1957 herausgegeben: Acta Pontificum Suecica I: Acta Cameralia, vol. I, II für die Jahre 1062–1492. Die ganze Reihe ist jetzt auch im Internet verfügbar20. Das Diplomatarium Fennicum (Finlands Medeltidsurkunder)21 ist ebenfalls digi talisiert und ins Internet gestellt22, leider ist das Registrum ecclesiæ Aboensis [REA]23, zwar neugedruckt, aber bisher nicht digitalisiert worden.
Michael Barnes/Raymond Page, 2006; für Irland: Michael Barnes/Jan R. Hagland, 1994; James Knirk 2010; für Russland: Adolf Stender-Petersen 1958; Tevje Spurkland 2005. 14 Diplomatarium Norvegicum, Bd. I–XXII, Christiania 1847 – Oslo 1991; Internet: >http://www.dok pro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.html< (Vols. I–XXI). 15 Regesta Norvegica, Bd. I–VI, Oslo 1989–1993. 16 Diplomatarium Islandicum im Internet: >http://www.heimildir.is/ugla.php?verk=fornbrhttp://dd.dsl.dk/http://sok.riksarkivet.se/sdhkhttp://sok.riksarkivet.se/sdhkhttp://www.sls.fi/fmuwww.hib.is/ fornritabaekl_islenzka.pdfhttp://home.sol.no/~perj/komdiv.htmlhttp://www. britannica.com/bcom/eb/article/6/0,5716,109066+1+http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.htmlhttp://www.dokpro. uio.no/dipl_norv/diplom_felt.htmlhttp://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/regesta_felt.htmlwww.althingi.is/lagas< in Abschnitt IV (Mannheiligkeit und Frieden): c. 8; 13; Abschn. V (Hochzeit und Erbe): c. 12; 13; 30; Abschn. VII (Landpacht): c. 6; 16 f; 20–25; 32; 36; 38 f; 42 f; 52; 57 f; Abschn. VIII (Kauf): c. 16 f [Abschn. VII u. VIII i. Ges. v. 1. Febr. 2010 >http:/www.althingi.is/lagas 138a/1281000.400.htmlhttp://www.heimildir.is/ugla.php?verk=fornbrhttp://dx.doi.org/10.1126/science.282.5387.268http://www.dd.dsl.dkhttp://www.dd.dsl.dk< 661 Der dänische Titel von Kristian Erslevs Ausgabe 1894–1912, København, lautet: „Fortegnelse over Danmarks Breve fra Middelalderen“. 662 Die von William Christensen herausgegebene zweite Reihe [II. Række] ist im „Repertorium Diplo maticum …“ verzeichnet. 663 Annales Danici Medii Aevi, ed. Ellen Jørgensen, 1920, Heft 1, København.
Runensteine und Urkunden
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1980 herausbrachte664. Die mittelalterlichen Papsturkunden, Dänemark betreffend, hat Alfred Krarup bereits 1931/32 drucken lassen665. Hinzu kommen die Schriften der mittelalterlichen dänischen Geschichtsschreiber, die Martin Clarentius Gertz 1918–1922 in zwei Bänden veröffentlicht hat666. Eine wichtige Quelle für die mittelalterlichen dänischen Grundstücksverhältnisse stellt König Waldemars Jordebog (Landbuch) dar667, das Svend Aakjær in den Jahren 1926–1945 mit ausführlichem Kommentar herausgebracht hat. Wichtige Aufschlüsse über die mittelalterlichen Personen gewährt das von Lauritz Weibull 1923 in Lund herausgegebene Necrologium Lundense668.
664 Danmarks middelalderlige Annaler [DMA], ed. Erik Kroman, 1980, København. 665 Bullarium Danicum. Påvelige Aktstykker vedrørende Danmark 1198–1316, udg. red. Alfred Krarup, 1931/32, 2 Bde, København. 666 Gertz, Martin C. (Hg.), 1918–22, Scriptores minores historiæ Danicæ medii ævi, Bd. I, II, København. 667 Kong Waldemars Jordebog, Bd. I: 1926, Text, Bd. II, 1945, Kommentar, udg. af Svend Aakjær, København. 668 Necrologium Lundense, ed. Lauritz Weibull, 1923, Lund.
K Das englische Danelag I Die dänische Landnahme in England Parallel zu den Norwegern stießen auch die Dänen nach England vor, verwüsteten Jarrow, Morganwg (Südwales), Kintyre (Isle of Man), Monkwearmouth/Sunderland, Iona (795) und griffen auch irische Orte an, stießen aber 811 in Ulster und 812 in Con naught und Kerry auf harten Widerstand. Seit der Mitte des 9. Jhs. fielen die Dänen vermehrt in den Süden und Osten Englands ein669. Sie besetzten Deira, einen Teil Northumbriens und wenig später Ostanglien, dessen Land sie unter sich verteilten670. Während 870 die Eroberung von Wessex misslang, setzten sie sich 874 in Mercien fest und begannen diese Gebiete zu kolonisieren, die später Denelagu (Danelag, Danelaw) hießen671. Seit 877 entstand in Ostanglien, um die,Five Boroughs‘ Lincoln, Stamford, Leicester, Nottingham und Derby ein weiteres Dänenreich. Es wurde nicht nur von Dänen, sondern teilweise auch von Norwegern besiedelt, worauf Ortsnamen wie Normanby oder Normanton hindeuten. Wer im Einzelnen siedelte, ist jedoch nicht immer sicher auszumachen672. Alfred dem Großen (871–899 (901?) gelang es bis 899, Südengland und London zurückzugewinnen und als Südgrenze des Danelaghs den Lauf der Themse bis zur Einmündung des Lea zu vereinbaren673. Beim Tode Alfreds des Großen waren die Grenzen der englischen Counties noch nicht völlig klar, aber eine verlässliche Einteilung verzeichnet in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Mönch Simeon aus Durham († ca 1130) für das Danelag674: Es sind die 15 Shires Yorkshire, Nottinghamshire, Derbyshire, Leicestershire, Lincolnshire, Northamptonshire, Huntingdonshire, Cambridgeshire, Bedfordshire, Norfolk, Suffolk, Essex, Herfordshire, Middlesex und Buckinghamshire.
669 Rüdiger Fuchs, 1994, S. 95–128; Simon Keynes, 2008, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Die Wikinger, Hamburg, S. 58–92; Brownlie, Siobhan, 2013, Norman Conquest. 670 Vgl. Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII, Sp. 644. 671 Vgl. Frank Merry Stenton, (Hrsg.), 1920, Documents … of the Danelaw, London; Cyril Hart, Danelaw, S. 6 ff mit Karte 1.1, S. 9; Nils F. Åbey, 1926, Anglo-Saxons; Hanna Vollrath, 1993, Angelsachsen, in: VuF XLI, 1, S. 317–337 behandelt die frühe Landnahme nach 410–514; Rüdiger Fuchs, 1994, Landnahme, in: VuF XLI, 2, S. 95–128 (108 ff); vgl. Mathew Innes 2000, S. 65–88; Dawn M. Hadley, 2008, Danelaw, S. 375–378. 672 Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII, Sp. 648. 673 Vgl. den nicht datierten Vertrag zwischen Alfred dem Großen und Guðrum von etwa 880–886), vgl. Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII, Sp. 644; Simon Keynes, 2008, England, S. 66 ff; Ralf H. C. Davis, 1991, Alfred; Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 7 f. 674 Symeonis opera, ed. Thomas Arnold, 1885, vol. II, S. 393; vgl. Cyril Hart, 1992, S. 8.
Das englische Danelag
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Karte 12: Das Danelag, ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229.
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Dänemark
II Die weitere Entwicklung Auch das 10. Jahrhundert sieht die Dänen auf dem Rückzug: Bis 927 verloren sie Northumbrien, bis 954 York, siedelten aber gleichwohl im Danelag unter englischer Herrschaft weiter. Aeþelred II. (the Unready, der Ratlose, 978–1016) konnte die seit 980 verstärkten Däneneinfälle nicht abwenden, obwohl er seit 1013 in ganz England das sogenannte Danegeld erhob (die erste Steuer dort). Im selben Jahr wurde er vom Thron gestoßen, und die englischen Großen beriefen Sven Gabelbart (König in Dänemark 987–1014, in England 1013/14) an seiner Statt675. Nachdem dieser in der Seeschlacht bei Svöldr (1000) Olav Tryggvason besiegt und sich zum König über Dänemark und Norwegen aufgeschwungen hatte, griff er seit 1002 England an und zwischen 1013 und 1042 beherrschten er und nach ihm sein Sohn Knut der Große (1018–36) und seine Enkel Harald Hasenfuß (1037–40) und Hardeknut (1040–42) das Land. Die Grenze des Danelags ergibt sich aus den Gesetzen Edwards des Bekenners von etwa 1135: Es war die Wætlinga Street (Watling Street) und jenseits davon acht Meilen nach Westen. Sie zieht sich in nordwestlicher Richtung von London bis Tamworth, schlägt dort einen Haken bis Shrewsbury und wendet sich dann nordwärts bis Chester676. Im Norden ging die Grenze bis zum Tyne, im Westen bildeten die Berge wohl eine natürliche Grenze, weshalb Staffordshire, Lancashire und Cheshire nicht zum Danelag gehörten677. Es bestand also aus den shires Norfolk, Suffolk, Essex, Cambridge, Hertford, Huntingdon, Northampton, Bedford, Lincoln, Nottingham, Derby, Leicester, York sowie teilweise Buckingham und Stanford (jetzt: Rutland). Cyril Hart678 unterscheidet Eastern Danelaw (Norfolk und Suffolk), Southern Danelaw (Buckinghamshire, Middlesex, Hertfordshire und Essex), Outer Danelaw (Bedford, Huntingdon, Cambridge und Northampton), the five Boroughs679 (Leicester, Dery, Lincoln, Nottingham und Stamford) sowie Northern Danelaw (Yorkshire). Mit der Wahl Edward des Bekenners 1042 zum König endete die dänische Herrschaft dort. Spätere Rückeroberungsversuche (1069, 1075, 1086) scheiterten.
675 Vgl. Kurt Kluxen, 1991, England4, S. 18 ff. 676 Vgl. die Karte bei Henry Royston Loyn, 1984, Art. Danelag, in: RGA2 Bd. V, S. 229; OleFenger 1972, S. 85–96. 677 Vgl. Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM Bd. VIII, Sp. 644, mit Karte Sp. 646; vgl. Mathew Innes, 2000, Danelaw, S. 65–88. 678 Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 8–19 mit Karte 1. 1., S. 9. 679 Vgl. die Karte 1. 4 bei Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 17.
Das englische Danelag
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III Dänisches Recht in England? Die dänischen Siedler im Danelag „were illiterate pagans“680, die kein geschriebenes Recht mitgebracht hatten. Gleichwohl war der skandinavische Einfluss auf das Danelag bedeutend, wie sich an Lehnworten, Ortsnamen681, und auch an der Übernahme skandinavischer Rechtsinstitute682 erkennen lässt: So war z. B. Yorkshire und ein Teil von Lincolnshire eingeteilt in ridings, ein Wort, das sich aus thrithing, dem anord. þriðjungr (Drittel) entwickelt hat. Die ridings hatten jeweils ein eigenes Thing und dienten der Selbstverwaltung, wie sich aus dem Domesday Book ergibt683. Sie wurden bald eingeteilt in wapentakes (ags. wæpentac, anord. vápnatak (Beifall mit den Waffen); das Wort ist im Englischen sowohl ein Unterbezirk des ridings (mit unterstem Gericht) als auch die Versammlung, die ihn repräsentiert. Sie erschienen zuerst 962 in den Gesetzen König Eadgars von 962/63684, später in den Gesetzen (vornehmlich im Wantage Code) König Æthelreds II.685, aus denen folgt, dass es in den five Boroughs die wirtschaftliche Grundeinheit war. Es entspricht dem hundred im übrigen England. Das Ackerland war nicht in englische hides, sondern in ploughlands eingeteilt686, und die Stände samt ihrem Wergeld richteten sich nach skandinavischem Recht. In den fünf Boroughs tagte ein gemeinsames Landsthing, dem des Königs reeve vorsaß, ferner gab es ein Thing in jedem Borough, das ein lageman leitete und vapentake courts687. Die Thinge verhängten Bußen wegen Missetaten, die zur königlichen Urteilsmacht gehörten, insbesondere für Bruch des Königsfriedens, Verwundungen auf Landwegen und für Angriffe im Haus, deren Höhe sich nach dem Rang des Täters richtete. Doch waren sie so hoch, dass ein Einzelner sie kaum entrichten konnte, sondern ein ganzer Bezirk dafür aufzukommen hatte. Für geringere Vergehen verhängten sie lahslit688. 680 So: Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 4. 681 Vgl. Kenneth Cameron, 1975, Place-Name Evidence for the Anglo-Saxon Invasions … Nottingham. 682 Vgl. dazu Heinrich Beck, 1984, Art. Danelag, Sprache und Namen, in: RGA2 V, S. 230–234, mit Karte S. 232; Ole Fenger, 1972, The Danelaw and the Danish Law, S. 85–96 und die Beispiele bei Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 20 ff. 683 Vgl. Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM Bd. VIII, Sp. 646 f; Cyril Hart, 1992, Danelaw, der S. 21 die Shire-customs von Nottinghamshire und Derbyshire (tempore Regis Eadwardi, Domesday book fol. 280b; fol. 336b und fol. 298b) mitteilt; vgl. Helen Cam 1962, Domesday book; Rex Welldon Finn, 1963, Domesday Book. 684 Felix Liebermann, 1903, Gesetze I, Eadgar IV., S. 210; derselbe, Bd. II, 1, 1906, Art. wæpentac, S. 235; Herluf Nielsen 1963 (wie Fn. 683; vgl. Cyril Hart, 1992, S. 281 ff. 685 Der Wantage Code Æthelreds II. (von 981–1012; 997 [?]) bei Felix Liebermann,1903, Gesetze, Bd. I, S. 228–232; dazu: Charlotte Neff 1989, S. 285–316. 686 Vgl. Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 288–293: „The Hide, the Carucate and the Ploughland“. 687 Die vapentake courts sind erwähnt in Æþelreth, Wantage Code, III, 3, 1, bei Felix Liebermann, 1903, Gesetze, I, S. 228 f. 688 Lahslit ist eine Rechtsbruchbuße, die aus 12 Oran bestand, vgl. Felix Liebermann II, 1, S. 130, Art. lahslit.
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Dänemark
Ein anderes Bußsystem skandinavischen Ursprungs findet sich in Æthelreds II. Wantage Code689, der für die fünf Boroughs galt. Hier war Währungseinheit der ora (anord. öre), wobei acht orae eine Mark waren. Aus dem Code folgt auch, dass das Gericht aus jedem vapentake zwölf führende Männer zu Geschworenen (þegnas)690 wählte. Sie mussten schwören, weder Unschuldige anzuklagen noch Schuldige zu schützen. War Einstimmigkeit nicht möglich, so galt der Spruch von acht Mitgliedern, also der Mehrheit691, während jeder der überstimmten Vier eine halbe Mark büßen sollte. Eine geschlossene Aufzeichnung des skandinavischen Rechts im Danelag ist nicht überliefert692. Dies ist auch nicht weiter verwundertlich, denn bereits König Eadgar bestimmte in seinem vierten Gesetz, that „secular rights should be in force among the Danes according to such good laws as they best decide on“693. Da die eingewanderten Dänen und ihre Nachkommen sich sozial anpassten und durch Heirat mit den eingeborenen Engländern verbanden, war es praktisch unmöglich, nach mitgebrachtem dänischen Recht und gesondertem Gesetzbuch zu leben694. Das erklärt, warum dänisches Recht in England nicht als geschlossene Aufzeichnung existiert.
689 Zu Æthelreds II. Wantage Code (von 981–1012; 997?) s. Felix Liebermann, 1903, Gesetze I, S. 228– 232; vgl. Herluf Nielsen, 1963, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII, Sp. 646 f; Auszug bei Cyril Hart, 1992, Danelaw, S. 20 f. 690 Zu þegnas (genannt in Felix Liebermann, I, 1903, Æthelred II., 3, 1, S. 228 f, vgl. derselbe, Bd. II, 1 1906, Art. þegnas, S. 218 f. 691 Vgl. James Tait, 1936, The medieval English Borough; Susan Reynolds, 1977, An introduction to the history of English Medieval Towns. 692 Vgl. Henry Royston Loyn, 1984, Art. Danelag, the Danelaw, in: RGA2, Bd. V, S. 228–230 mit Karte S. 229. 693 So: David C. Douglas, 1968, in: English Historical Documents, vol. I, ca 500–1042, S. 434–437; vgl. Dawn M. Hadley, 2006, S. 67; Niels Lund, 1976, Danelaw S. 181–195. 694 Susan Reynolds, 1985, Anglo-Saxons, in: Journal of British Studies, Bd. 24, S. 395–414 (411); Dawn M. Hadley, 2006: Vikings, S. 67 ff; Matthew Innes, 2000, S. 65–88.
4. Kapitel: Die Normandie
A Die normannische Landnahme I Wikingereinfälle auf dem Kontinent Um 800 begann der dänische König Godfred in Friesland zu heeren. Mit seinem Nachfolger Hemming schloss Karl der Große zwar Frieden und Ludwig der Fromme wies 815 Harald Klak Rüstringen/Unterweser als Lehen zu, dennoch wurde ab 834 Dorestad (jetzt: Wijk bij Duurstede) und die holländisch-belgische Nordseeküste Ziel von Überfällen1. Die Normannen (teils Dänen allein teils vereint mit Norwegern) fielen in der Folge in das Fränkische Reich ein2, fuhren raubend und brennend die Seine und andere nordfranzösische Flüsse hinauf, und 845 verwüstete Ragnar (Lodbrok?) Paris. Auch weiterhin blieben Friesland und Westeuropa normannischen Angriffen ausgesetzt, die sich noch ausweiteten. Zwischen 878 und 891 suchte ein großes Heer Frankreich, Belgien, Flandern sowie Westdeutschland heim und plünderte unter anderem Köln, Koblenz, Trier, Aachen sowie das Kloster Prüm/Eifel3. Erst am Ende dieses Zeitraums stieß es auf entschlossenen Widerstand. Hunger und Krankheit lösten es schließlich auf. Die normannischen Angriffe auf das Frankenreich brachen die bisherige Reichseinheit auf und leiteten künftige Entwicklungen ein, indem aus dem Königtum der Ostfranken später Deutschland, aus dem der Westfranken Frankreich entstand. Das Westfrankenreich zerfiel in viele feudale Fürstentümer – unter ihnen die Normandie – so dass Frankreich politisch zersplittert war. Karl III. (der Einfältige, 898–923) beherrschte nur noch ein kleines Gebiet nördlich von Paris, dessen Mittelpunkt Lâon war4.
II Die Landnahme in Nordfrankreich Im westfränkischen Reich ließen sich die dänischen Normannen seit etwa 890 in der großenteils zerstörten Normandie nieder, nachdem sie unter ihrem norwegischen Anführer Göngu Hrólfr (Rollo, bis 928 o. 933) das Seinetal verwüstet hatten. 911 schloss Karl III. mit ihm den halb legendären Vertrag von St. Clair-sur-Epte5 und machte ihn
1 Vgl. Hartmut Harthausen, 1966, Normanneneinfälle; Albert D’Haenens, 1967: Invasions; derselbe, 1970: Catastrophe. 2 Vgl. Karl Wührer, 1980: Wikingerzüge, § 149, S. 979 ff; Hartmut Harthausen, 1966: Normannen einfälle; Lucien Musset, 19712: invasions; derselbe, 1992: Skandinavier, S. 88–95; derselbe, 1997, Nordica; Joachim Peeters, 1986: Wikinger in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Literatur 115, 1–21; Timothy Reuter, 1985: Plunder, S. 75–94; die Seeroute von Schottland zur Normandie beschreibt Elizabeth Riedel 2007, S. 81–94. 3 Vgl. Walther Vogel, 1906: Normannen, S. 251 ff. 4 Vgl. Karl F. Werner, 1976: Westfranken, S. 731–783; derselbe, 1976: duché, S. 692–709. 5 Vgl. Hans Hattenhauer 1990, S. 9 f.
Karte 13: Die Normandie, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 229.
356 Die Normandie
Die normannische Landnahme
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zum Lehnsherrn über Gebiete an der unteren Seine, begrenzt durch die Flüsse Bresle, Epte, Avre und Dives, also das pays de Caux (das heißt die heutigen Départements Seine-Maritime, Eure, Calvados, Manche und teilweise Orne). König Rudolf (923–936) belehnte 924 Wilhelm Langschwert mit dem Bessin (um Bayeux), dem Hiémois (um Falaise) und Maine sowie 933 mit dem Cotentin und Avranchin (um Coutance und Avranches). Diese dreifache Ausweitung des an die Normannen verliehenen Gebietes steht jedoch urkundlich auf schwachen Füßen, weil Flodoard v. Reims und Dudo von St. Quentin keine genauen Angaben über die Lage der Landzuweisungen machen6. Deshalb dürfte die Normandie, die erst in der Mitte des 11. Jahrhunderts in ihren Grenzen greifbar wird, aus vielen kleinen von den Herzögen unabhängigen normannischen Ansiedelungen entstanden sein, indem eine kriegerische Oberschicht sich unter Verdrängung der fränkischen Adeligen ansiedelte und die Herrschaft übernahm7. Wilhelm der Eroberer hat erst 1051/52 das Alençon, Domfront und das Passais hinzugewonnen. Auch gingen die Herrschaftsrechte der abgelösten karolingischen Grafen nur schrittweise auf die Normannen über. Die Nachfolger Rollos führten den Grafentitel (comes), nannten sich aber auch marchio, marchius (Markgrafen) nach der Mark Rouen8.
6 Vgl. Reginald A. Brown, 2004, S. 21; John le Patourel, 1976: Norman Empire, Kap. 1; anders jetzt: Eleanor Searle, 1984, Dudo, S. 119–137, wonach Dudo nur über die Obernormandie berichtet und die Normannen dort erst 966 durch norwegischen Zuzug ihre von den Franken stark bedrängte Stellung festigen konnten; Rüdiger Fuchs 1994, S. 95–128. 7 Vgl. John Le Patourel, 1976, S. 12; 281 ff; David Bates, 1982, Normandie. 8 Vgl. Fauroux, Marie/Musset, Lucien (Eds.), 1961: Recueil, S. 49 f; Lucien Musset, 1965, Invasions, S. 162.
B Ausbreitung des Christentums I Allgemein Das 10. Jahrhundert wird fast nur durch die Schriften Dudos von St. Quentin erschlossen, auch archäologische Funde sind selten, aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts fließen die normannischen Quellen reicher9. Sie sind Zeichen wachsender Schriftkultur. Auch Ordericus Vitalis oder Gilbert Crispins Leben des Herluin sind hier zu nennen10. Die Normannen wurden bald romanisiert und verloren weitgehend ihre Muttersprache Dänisch11. Sie waren sehr anpassungsfähig, deshalb wuchs die Normandie schnell in das französische Umfeld hinein und wurde bald ein Teil Frankreichs. Kern der Normanitas war das Christentum. Die Bekehrung Rollos war nicht nur Voraussetzung für den Vertrag von 911, auch in der Folge ist die normannische Kirche Teil der Gesellschaft und Quelle der normannischen Einheit, Identität und Impuls geworden. So war der Schlachtruf der Normannen bei Hastings „Deus aie“ (Gott helfe uns!), sie eroberten England mit päpstlichem Segen, waren in Süditalien Bundesgenossen des Papstes und maßgebliche Teilnehmer des ersten Kreuzzuges.
II Klostergründungen Seit dem späten 10. und frühen 11. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung, und bewirkte zugleich einen wirtschaftlichen Aufschwung, zumal die Herzöge den Bauern Privilegien gewährten und sie vor der Leibeigenschaft bewahrten. Seit etwa 1025 gründeten die Herzöge Burgi12, die zur Keimzelle neuer Städte (zum Beispiel Caens) wurden. Die Wirtschaftsblüte ermöglichte zugleich die Förderung von Kirche und Klöstern13. In der Normandie zeugen vor allem die normannischen Kirchenbauten und Klöster von dem lebendigen Glauben der Normannen. Die Klosterkultur förderten sie als sozialen Faktor und Beispiel für eine bessere Lebensführung. Wilhelm Langschwert erneuerte um 940 das Kloster Jumièges und Richard I. restaurierte zwischen 961 und 963 die Klöster St. Ouen in Rouen, St. Wandrille (Fontanella) an der Seine und den
9 Elisabeth M. C. van Houts (ed.), 1961, Wilhelm v. Jumièges, Gesta Normannorum ducum; Raymonde Foreville, 1952, Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; Marie Fauroux/ Lucien Musset, (Eds.), 1961, Recueil actes des ducs de Normandie; Rud Mogens, 1999, Der Teppich von Bayeux3; Frank M. Stenton, 1957, der Wandteppich von Bayeux; David M. Wilson, 20052, Der Teppich v. Bayeux. 10 Vgl. Joseph A. Robinson (Hrsg.), 1911, Gilbert, S. 37; Marjorie Chibnall (Hrsg.), 2001/06, Ordericus Vitalis2. 11 Dudo, hrsg. Jules Lair, 1865, S. 221; Jean Marx (Hrsg.), 1914, Wilhelm v. Jumieges. 12 Vgl. Gabriel Fournier, 1999, Art. Burgus, in: LexMA III, Sp. 1099 f; Robert Genestal, 1900, bourgage; James Tait, 1936, Borough. 13 Vgl. Annie Renoux,1999, Art. Normandie (Hochmittelalter), in: LexMa VI, Sp. 1242.
Ausbreitung des Christentums
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Mont St. Michel nach dem Vorbild von Gent. Richard II. gelang es 1001, den Dijoner Abt Wilhelm von Volpiano zu bewegen, mit seinen Mönchen nach Fécamp zu übersiedeln, wo er die benediktinische Klosterreform einführte. Das Kloster entwickelte sich zum Hauskloster der normannischen Herzöge. Johannes von Fécamp wurde 1028 Wilhelms Nachfolger. Das von Herluin 1034 gegründete Kloster Le Bec wurde unter Lanfrancus, der 1042 als Lesemeister dorthin kam, und unter Anselm von Canterbury, seinem Schüler (und von 1078–93 dortigem Abt) zur bedeutendsten Pflegestätte der Gelehrsamkeit unter den normannischen Klöstern14. Erwähnt zu werden verdienen aber auch die Kirchen in Caen, Cerisy-la-Forêt und Lessay15.
III Die Bistümer In der Kirche außerhalb der Klöster lassen sich um 990 im Erzbistum Rouen sechs Suffraganbistümer erkennen: Avranches, Coutances (deren Bischöfe erst einige Jahrzehnte später in ihrer Stadt residieren konnten), Bayeux, Sées, Lisieux und Évreux. Reformsynoden auf Provinzial- oder Diözesanebene – vom Herzog einberufen und geleitet16 – formierten die normannische Kirche neu. Es gab kirchliche Gerichtshöfe mit eigenständiger Rechtsprechung, und das kanonische Recht wurde in Studium und Praxis gepflegt. Allerdings blieb die Kirche unter fürstlicher Kontrolle: Die Bischöfe waren zwar im Adel verankert, wurden aber nur ihrer Verdienste wegen ausgewählt und vom Herzog ein- und abgesetzt17.
14 Vgl. Margaret Gibson 1978, Lanfranc of Bec; Sally N. Vaughn 2006, S. 167–180. 15 Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), 2001/06, Ordericus Vitalis2 II, S. 10; Reginald A. Brown, 2004, Normannen, S. 32 mit Fn. 10. 16 Vgl. Raymonde Foreville (ed.), 1952, Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; S. 124 f. 17 Vgl. Michel de Boüard, 1987, Guilleaume, S. 67, 134 ff.
C Der Staat I Seine Verfassung Rollo und seine Nachfolger bauten in der Normandie einen modernen Lehnsstaat auf18. Sie übernahmen nicht nur das Christentum sondern auch das fränkische Lehnswesen. Rollo verschmolz die Verwandtschaftsbande des nordischen Rechts mit dem fränkischen Lehnrecht und vergab das Land nach dem derart weiterentwickelten normannischen Lehnrecht an seine Großen. Auch stärkte er die Herzogsgewalt, indem er einen ligischen Treuebegriff entwickelte, der keine Doppelvasallität kannte, so dass auch die Bündnisse mit benachbarten Herrschern (amicitiae), die seine Vasallen eingingen, ihre Lehnstreue nicht beeinträchtigten19. Auch viele Äbte und Bischöfe gehörten zu den Lehnsleuten, die 1066 das Aufgebot Wilhelms des Eroberers für die Fahrt nach England verstärkten. Der Adel der Normandie stammte meist von Einwandern ab, die der Fürst gefördert, die aber weder Verwandtschaftsbeziehungen noch persönliche Verbindungen zum karolingischen Adel hatten, wenn sie dort nicht einheirateten20. Auch Robert I., „der Teufel“ (1027–35) nutzte das Lehnswesen, um die eigene Autorität zu festigen. Doch das Machtstreben der Adeligen, kenntlich etwa an ihrem Burgenbau, verlieh jetzt dem Lehnswesen eine zentrifugale Tendenz, die sich nach dem Tode Roberts I. im Heiligen Land und während der Minderjährigkeit seines Sohnes Wilhelm (des Eroberers)21, noch verstärkte. Sie äußerte sich in vermehrtem Burgenbau und in Aufständen der Barone. Um dem zu begegnen, stärkte Wilhelm seine Verbindungen zur Kirche, setzte 1054/55 seinen Onkel, den Erzbischof Mauger, mit päpstlicher Billigung ab und ersetzte ihn durch Maurilius, einen Mönch aus Fécamp. Auch in die Klöster griff der Herzog ein. So hat Wilhelm den Abt von St. Evroul, Wilhelm de Grandmesnil22, und Lanfranc, den Prior von Le Bec, abgesetzt (dies aber bei Lanfranc später zurückgenommen)23. Zugleich festigte er das Lehns wesen, ließ illegale Burgen brechen und verbot die Bildung von Unterlehen. Allein der Herzog war der comes, da er seine Herkunft bis auf Rollo zurückverfolgen konnte.
18 Vgl. Dietrich Stichtenoth, 1938, Herzogsgewalt; Henri Navel 1953, in: Bulletin de la Société des Antiquaires de Normandie LX, S. 77–120; Ludwig Buisson, 1960, Staatsbildung in: VuF V, S. 95–184; Jean Yver, 1969, Duché, Settimane di studi del Centro italiano di Studi sull’alto medioevo 16, Spoleto, S. 299–366. 19 Vgl. Ludwig Buisson, 1960, Staatsbildung, in: VuF, Bd. V, S. 120; Crouch, David et al. (Eds.), 2011, Normandy. 20 Vgl. Lucien Musset, 1976, aristocratie, in: Essai à la Mémoire de Robert Boutruche, hrsg. v. Philippe Contamine, S. 71–96. 21 Vgl. Raymonde Foreville (Hrsg.), 1952, origines; Michel de Boüard, 1987, Guillaume; David C. Douglas, 1980, Wilhelm. 22 Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), 1969/80, Ordericus II, S. 90 ff. 23 Vgl. Joseph Armitage Robinson (Hrsg.), 1911, vita Herluini S. 97 f.
Der Staat
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Darauf, auf seinem riesigen Landbesitz und auf seiner Persönlichkeit beruhten seine Macht, sein Einfluss und seine Kontrolle der Adeligen, die sämtlich seine Lehnsleute waren. So erreichte er, dass das normannische Lehnswesen seine zentripetale Tendenz zurückgewann und die dem comes geschuldete ligische Treue seine Macht vermehrte. Die Lehnsleute waren zugleich berittene Krieger, die Ordericus Vitalis milites nennt24, und die später bei Hastings die schlagkräftige Kavallerie stellten. Die Ritterschaft war ein gesellschaftlicher Status, den die Jungmannen sich in harter Lehrzeit verdienen mussten25, denn der Ritterschlag war Voraussetzung ihres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstiegs. So herrschte Wilhelm seit 1055 wie ein König in der Normandie. Ziemlich sicher ist, dass es dort auch ein Ledungswesen gegeben hat, das es Wilhelm ermöglichte, den Englandzug durchzuführen, jedoch haben sich dazu keine Urkunden gefunden26.
II Spuren normannischen Rechts Vorhandene lokale Strukturen und einheimisches Recht verschmolzen mit normannischer Gesetzgebung, römischem und kanonischem Recht zu einer neuen Einheit, die sich schließlich in einem Rechtsbuch, den Coutumiers de Normandie niederschlug27, deren erster Teil um 1200 und deren 2. Teil zw. 1218 und 1229 aufgezeichnet wurde. Die Namenforschung hat ermittelt, dass dort ein Thing bestand, das im heutigen Ort Tingland tagte28. Auch einige pagi tragen normannische Namen, so Haga Sarnes und Helganes29. Normannischer Herkunft war das Recht des Herzogs, jemanden friedlos zu legen und des Landes zu verweisen (ullac), das auf anord. útlagr zurückgeht30. Auch das Verbot der Heimsuchung (hamfara) ist normannisch. Der Herzog war Inhaber des Strandrechts: Ihm gehörten Schiffswracks, Wale, Delphine und Störe31. Auch das Wort fisigardum verweist auf das schonische fiska garþa32. Heutige Familiennamen wie Dodeman (anord. dauðamaðr = Todeskandidat) und Floteman (anord. flóttamaðr = Flüchtender), sind ebenfalls normannisch33. Kennzeichnend war auch die straffe Verwaltung seines Staates, die sich in einer durchgreifenden Friedensgesetzgebung 24 Marjorie Chibnall (Hrsg.), 1969/80, Ordericus II, S. 90. 25 Marie Fauroux/ Lucien Musset, (Eds.), 1961, Recueil des Actes, Nr. 2, S. 70); Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, 1969/80, Bd. II, (books III; IV; S. 126; Bd. III, books V; VI, S. 110–112. 26 Vgl. Lucien Musset, 1997, Normannica, S. 245–261. 27 Coutumiers de Normandie, ed. Ernest-Joseph Tardif, 1881/96, 2 Bde. 28 Vgl. Jean Renaud /Élisabeth Ridel, 2000, Le Tingland, S. 304. 29 Vgl. Jean Renaud, 2008b, Normandy, S. 455. 30 Jean Renaud /Élisabeth Ridel, 2000, Le Tingland, S. 304. 31 Das erinnert an JL, III: 61; 62 (DGL, Bd. II, S. 484–488); vgl. Jean Renaud, 2008b, Normandy, S. 455. 32 Zu schonisch fiska garþa (Fischzaun) vgl. SkL c. 212 (DGL I, 1, S. 170 f ); ASun, c. 123: piscatoria (DGL I, 2, S. 638). 33 Vgl. Gillian Fellows-Jensen, 1988, Settlement, in: Namn och Bygd 76, S. 113–137.
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Die Normandie
niederschlug. So verkündete Wilhelm einen Gottesfrieden, der zugleich herzog licher Friede war. Die Städte erhielten im 11. Jahrhundert weitgehende richterliche, finanzielle und wirtschaftliche Privilegien, jedoch keine politische Selbständigkeit. Auch in der Folge blieben den Normannen ihr Wagemut, ihre Rastlosigkeit, Abenteuerlust und ihr Landhunger gleichsam angeboren. So waren sie unbegrenzt verfügbar34. Wohin sie auch kamen (in die Normandie, nach England, Süditalien, Sizilien, Antiochia), führten sie ihr Lehnssystem ein.
34 Vgl. Lucien Musset, 19712, Invasions, S. 256.
D Die Normannen in England I Wilhelm der Eroberer Der englische König Æþelred II (der Unberatene, 979–1016)35 heiratete 1002 in zweiter Ehe Emma von der Normandie. Ihr Sohn, Edward III. „der Bekenner“ (1042–1066), wurde von Earl Godwin von Kent und seinen Söhnen hart bedrängt, die das Land 1051 an den Rand eines Bürgerkrieges brachten. Nach den normannischen Quellen36 hat Edward III. 1051 den normannischen Herzog Wilhelm als Thronerben anerkannt, was angeblich die englischen Großen (auch Godwin) beschworen haben37. 1051 des Landes verwiesen, kehrten Earl Godwin und seine Söhne jedoch im Jahr darauf nach England zurück, und die antinormannische Partei gewann die Oberhand. Viele normannische Verbündete Edwards III. wurden vertrieben, darunter auch Robert von Jumièges, der Erzbischof von Canterbury. Den Stuhl von Canterbury bestieg Stigand, ein Günstling Godwins, der auf unkanonische Weise erhoben wurde. 1053 starb Godwin und seine Söhne weiteten ihre Machtstellung Edward III. gegenüber aus. 1064 hat Harold, Godwins Sohn, Wilhelm in der Normandie besucht. Dieser hat ihn dort mit Ehren überhäuft, zum Ritter geschlagen und von ihm den Vasalleneid empfangen38. Dafür stattete Wilhelm ihn mit Besitz und Ämtern in England aus und begann so, seine Lehnsherrschaft auf England auszudehnen. Statt jedoch die Sache seines Lehnsherren in England zu vertreten, ließ sich Harold am 6. Januar 1066, einen Tag nach dem Tode Edwards III., zum König von England krönen. Darauf machte Herzog Wilhelm seinen auch auf Erbrecht gegründeten Thronanspruch gegenüber König Harold formell geltend, denn Emma, die Gemahlin Æþelreds II. und Mutter Edwards III. des Bekenners, war seine Großtante gewesen: Er entsandte einen Mönch aus Fécamp nach England, der den normannischen Standpunkt vortrug39 und – als wichtigsten Punkt – Harold des Meineides beschuldigte. Dieser machte dagegen
35 Simon Keynes, 1980, diplomas of King Æþelred ‚the Unready‘ 978–1016, Cambridge; derselbe, 2000, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Wikinger, S. 82–92. 36 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum ducum, ed. Jean Marx, 1914, S. 132; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis, Ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 30; 100; 109; 174 ff (die englischen Quellen schweigen). 37 Vgl. Reginald Allen Brown, 1988, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt: Die Normannen, ND 2000, S. 73 ff. 38 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum, ed. Jean Marx, 1914, S. 132 f; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis, ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 100; Ordericus Vitalis, ed. and transl. by Marjorie Chibnall, 1969/80, Ecclesiastical History Bd. II, S. 134; Frank Merry Stenton, 1957, Wandteppich, Abb. 27. 39 Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis, ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 174–178; David C. Douglas, 1964, William the Conqueror, London; deutsch: Wilhelm der Eroberer (hier zitiert); Kurt U. Jäschke, 1994, S. 213–335; Ann Williams, 1978, S. 144–167.
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geltend, Edward III. habe ihm auf dem Sterbebett das Reich übertragen40. Wilhelm von Poitiers akzeptierte zwar in seinem Bericht diese Übertragung auf dem Sterbebett, betrachtet sie aber als ungültig nach normannischem Recht. Dagegen hielt Harold sie für gültig, indem er sich auf englisches Recht berief41. Dieser Widerstreit der Rechtsansichten konnte nur durch das Schwert entschieden werden. Wilhelm sicherte seine Kriegspläne diplomatisch ab, indem er einen Vertrag mit dem deutschen Kaiser Heinrich IV. und mit König Sven Estridsen von Dänemark schloss. Gleichzeitig erbat und erhielt er den päpstlichen Segen und das päpstliche Banner für sein Unternehmen42. Außerdem suchte Wilhelm göttlichen Beistand, indem er seiner Abtei Fécamp das Land Steyning in Sussex zu schenken versprach, wenn er in England siege43. Auch im übrigen war der Zeitpunkt glücklich gewählt, da die Hauptgegner Wilhelms in Frankreich, König Heinrich I. und Gottfried II. Martell, Graf v. Anjou, bereits 1060 gestorben waren, so dass Wilhelm den Rücken frei hatte. 1066 fiel zudem der norwegische König Harald Hårdråde (1047–1066) in England ein. Harold kämpfte gegen ihn bei Gate Fulford und am 25. September bei Stamfordbridge, wo der Norweger fiel. Gleichwohl banden diese Unternehmungen die (organisatorisch veralteten) Streitkräfte Harolds, so dass er keine Verteidigung gegen das in St. Valéry sur Somme versammelte und zum Übersetzen bereite Heer Wilhelms aufbauen konnte. Im Gegenteil: Am 8. September musste Harold das englische Verteidigungsheer auflösen. Obschon Wilhelm sechs Wochen lang (vom 12. August bis zum 27. September 1066) auf günstigen Wind warten musste, konnte er sein Heer so lange zusammenhalten und in der Nacht vom 27. zum 28. September 1066 gelang die Überfahrt. Harold, der sich mit seinem Restheer bei York aufhielt, erhielt die Nachricht von Wilhelms Landung um den 1. Oktober, zog in Eilmärschen nach Süden und traf am 13. Oktober abends bei Hastings ein44. Die Schlacht begann am nächsten Morgen und endete nach wechselndem Erfolg, wobei
40 Vgl. Vita Ædwardi Regis, ed. u. übers. Frank Barlow, 1962, S. 79 f. 41 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi, ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 172 ff; 206 ff; Frank Merry Stenton, Wandteppich, Bild 33; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt, S. 80 ff; Ann Williams, 1978, Some notes, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies I, 1978, S. 144–167; Raymonde Foreville, 1952, Aux origines de la renaissance juridique, in: Le Moyen Age, Bd. 58. 42 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis, ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 154; Reginald Allan Brown, 1988, Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (ND 2000), S. 83, m. Fn. 62; vgl. Gregors VII., Brief v. 24. April 1080 an Wilhelm d. Eroberer, in: Bibliotheca Rerum Germanicorum II: Monumenta Grego riana, ed. Philipp Jaffé, 1865, S. 414–416, dagegen: 145, Catherine Morton, 1975, Pope Alexander …, in: Latomus 34, Bruxelles, S. 362–382. 43 Vgl. Marie Fauroux/Lucien Musset, (Eds.), 1961, Recueil des actes des ducs de Normandie, 911–1066 (Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie, 36), Caen, Nr. 231; Davis H. W. Carless (ed.), 1913, Regesta regum Anglo-Normannorum, Bd. I: Regesta Wilhelmi Conquestoris et Wilhelmi Rufi (1066–110), Nr. 1; Reginald Allan Brown, 1988, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (ND 2000), S. 84. 44 Vgl. Reginald A. Brown, 1980, The Battle of Hastings, in: Battle, Proceedings of the Battle Conference, S. 1 ff.
Die Normannen in England
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die Normannen erfolgreich die Taktik der Scheinflucht anwendeten, mit dem Tode Harolds und dem Sieg der Normannen45.
II Der englische Normannenstaat Schon während der Eroberung (1066–1071) begann die normannische Besiedelung Englands, begleitet von einer Fülle neugebauter Burgen, Kirchen und Klöster. Um 1070 begann Wilhelm die Eroberung von Wales46, die erfolgreich war, denn in der südwestlichen Walliser Landschaft Dyfed finden sich viele skandinavische Orts namen47. Bei der Durchdringung Englands ging Wilhelm ähnlich vor wie Rollo in der Normandie48. Seit etwa 1069 gab er erobertes Land seinen Gefolgsleuten nach normannischem Recht zu Lehen49. Auf diese Weise ersetzte er fast den gesamten englischen Adel durch seine Leute. Auch die kirchlichen Würdenträger tauschte er aus. Von den altenglischen Bischöfen konnte sich nur der von Worcester und zwei Äbte (von Ramsey und Bath) halten. Bischof Giso von Wells blieb im Amte, weil er aus Lothringen stammte. Auch machte er Lanfrancus, der seit 1045 Prior von Le Bec, seit 1063 Abt des Bußklosters St. Etienne in Caen war, im Jahre 1070 zum Erzbischof von Canterbury und damit zum Primas der englischen Kirche50. Er übertrug die besonderen kirchlichen Einrichtungen der Normandie auf England51: eigene Konzilien und Synoden, unabhängige kirchliche Gerichtshöfe, den Gebrauch des kanonischen Rechts, die Kathedralkapitel und Archidiakonate. Die normannischen Prälaten brachten aber auch die normannische Gelehrsamkeit mit, sie bewirkten eine geistige Erneuerung, die sich zumal in ihren Kirchenbauten zeigte. Aus dem erheblich vermehrten königlichen Grundbesitz wurde auch die Kirche bedacht. Die earldoms aus der Zeit Knuts des Großen und die Landschaften des Danelags teilte Wilhelm in Grafschaften (shires, counties) und unterstellte sie damit seinen Beamten und Gerichten. 1087 ließ er mit dem Domesday Book ein umfassendes Grundkataster aufstellen, für
45 Vgl. Anglo-Saxon Chronicle, ed.: Charles Plummer/John Earle, 1892/99, „D“, S. 143; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis, ed. Raymonde Foreville, 1952, S. 200 ff; Reginald A. Brown, (wie Fn. 44), S. 10 ff; derselbe, 1988, The Normans, Suffolk dt. Übs. Harald Ehrhardt: (ND 2000), S. 86–91; Sten Körner, 1964, Hastings; John Le Patourel, 1978b, conquest 1066, 1106, 1154?, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies I, S. 103–120. 46 Bertie G. Charles, 1934, Old Norse Relations with Wales, Cardiff; Wendy Davies, 1982, Wales in the Early Middle Ages, Leicester (ND ebda 1989); David Walker, 1978, Settlement, in: Battle I, S. 131 – 143; 222–224. 47 Wendy Davies, 1982, Wales., Leicester, S. 2 f; 116 ff, Karte S. 118; 48 Walter Kienast, 1934, Der anglo-normannische Staat, HJ 54, S. 64–74; John Le Patourel, 1976, The Norman Empire, Oxford. 49 Reginald A. Brown, 1969, The Normans and the Norman Conquest, London. 50 Frank Barlow, 1979, The English Church 1066–1154. London. 51 Wie Fn. 50.
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Die Normandie
uns zugleich eine wichtige Rechtsquelle52. Frühere Rechtsverhältnisse wurden zwar berücksichtigt, aber jede Gemeinde wurde jetzt einem Lehnsbezirk zugewiesen, und der gesamte Boden der obersten Lehnshoheit des Königs unterstellt, Allod nicht mehr anerkannt. Die Lehnspyramide war damit lückenlos, und der König nahm von allen Lehnsleuten ligische Treue in Anspruch. Außerdem ließ er 1086 alle Lehnsleute einen besonderen Treueid leisten53. Vom Anfang des 12. Jhs. stammen die Leis Willelme54, die vorwiegend Gewohnheitsrecht enthalten. Die Beziehungen Englands zu Skandinavien erloschen. Stattdessen ging es im Kulturbereich Nordfrankreichs auf.
52 Reginald A. Brown, 1988, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (ND 2000), S. 96; Vivian Hunter Galbraith, 1961, The making of Domesday Book, London; Helen Cam/Vivian Hunter Galbraith, 1962, Review of the Making of Domesday Book, in: The American Historical Review 67, S. 1006–1008; Reginald A. Brown/Vivian Hunter Galbraith, 1976, Review of Domesday Book, in: Economic History Review 29, S. 147–149; Frederic F. Kreisler/Viviam Hunter Galbraith, 1977, Review of Domesday Book: Its Place in Administrative History, in: Speculum. A Journal of Medieval Studies 52, S. 666–670; Vivian Hunter Galbraith, 1974, Domesday Book: Its place in administrative History, Oxford (ND 2002); Henry Royston Loyn, 1978, Domesday Book, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, ed. Reginald A. Brown I, S. 121–130; Frank Merry Stenton, Anglo-Saxon England, 19612 Oxford (ND 2001). 53 Reginald A. Brown, 1973, The Origins of English Feudalism, London (Reprint 1975). 54 Felix Liebermann (Hrsg), 1903, Gesetze der Angelsachsen I, S. 492 ff.
E Die weitere Entwicklung Nach dem Tode Wilhelms des Eroberers 1087 versuchte Wilhelm II. ‚Rufus‘ (1087– 1100), der englischer König geworden war, seinen älteren Bruder Robert ‚Courteheuse‘ (1087–1106), der Wilhelm I. als Herzog der Normandie beerbt hatte, dort zu vertreiben. Aber erst der jüngste Bruder, Heinrich I. ‚Beauclerk‘ (1100–1135), der Wilhelm II. in England nachfolgte und 1106 Robert besiegte, konnte beide Länder wieder vereinigen. Nach seinem Tode stritten Gottfried V., Plantagenet, und Stefan von Blois um die Nachfolge. Diesen Streit entschied schließlich Heinrich II. für sich. Er wurde 1150 Herzog der Normandie, 1151 Graf von Anjou, 1152 Herzog von Aquitanien und 1154 König von England und beherrschte damit das sogenannte Angevinische Reich. Die Normandie war zu einem Territorium unter mehreren geworden, seine Herzöge waren häufig abwesend und pressten dem Volk große Geldmittel für ihren Krieg mit Frankreich ab, so dass sich das Land ihnen entfremdete. Die Nachfolger Heinrichs II., Richard ‚Löwenherz‘ (1189–99), der 1196–99 Château Gillard (bei Les Andelys, südöstlich von Rouen erbaute) und Johann ‚Ohneland‘ (1199–1216) hatten dem Kapetinger Philipp II. August (1180–1233) nicht viel entgegenzusetzen, so dass dieser 1203/04 nicht nur diese Burg, sondern die ganze Normandie erobern und Frankreich einverleiben konnte55.
55 Vgl. Lucien Musset, 1992, Skandinavier, S. 88–95.
5. Kapitel: Schweden
A Überblick Das Volk der Svear siedelte in Zentralschweden, im Gebiet des Mälarsees, es ist auch außerhalb Skandinaviens schon früh bezeugt1. Das mittelalterliche Schweden teilte man im Mittelalter in zwei große Teile: Sverige nordanskog, womit die Bistümer Uppsala, Västerås und Strängnäs gemeint waren, weil sie nördlich der Grenzwälder Kolmården und Tiveden lagen, und in Sverige sunnanskog, das heißt in die Bistümer Linköping, Skara und Växjö2. Im Laufe des Mittelalters sind sie zu einem Staat zusammengewachsen3. Daneben gab es in Finnland noch das Bistum Åbo (heute: Turku). In Dänemark und Schweden wurden die Bezirke dieser Landschaften unterschiedlich bezeichnet: in ganz Dänemark4, im südlichen Teil des norwegischen Bohuslän5 (heute schwedisch6) und in Schweden (Südschweden, Götaland, bis Dalsland einschliesslich, dazu in Värmland und Närke) heißen sie hæraþ7, hier wiedergegeben mit „Harde“; in Uppland, Södermanland und Västmanland dagegen hundari (hier: „Hundertschaft“)8. Das ist ein altschwedisches Kompositum aus hund (hundert) und hær (Heer) und gehört zur Seekriegsorganisation (ledung). Das Wort härad (n.) ist ein nordisches Wort (awnord. herað, isl. hérað, adän. hærath, asw. hæræþe). Es bedeutete ursprünglich (vornehmlich im Altwestnordischen) ‚Siedlungsgemeinschaft‘, bygd. Diese Bedeutung kommt auch im Altschwedischen vor, doch wird sie dadurch überlagert, dass auch Verwaltungsbezirke härad hießen9. Die Herkunft des Wortes
1 Vgl. Thorsten Andersson, 2009, Ethnika, in: NoB 97, S. 12–15; derselbe, 2014, distriktsbeteckningar, in: NoB 102, S. 5–40. 2 Vgl. KrL, Kgb, c. 1: 1 (SGL, Bd. XII, S. 11 f ). Über das Domkapitel in Skara vgl. Herman Schück, 2005, S. 87–163,. 3 Vgl. Thomas Lindkvist 2010, S. 251–262. 4 Vgl. für Dänemark: Bent Jørgensen, 2008, Danske stedenavne, Art. herred, S. 118. Danach war Dänemark um 1250 in seiner damaligen Ausdehnung (mit Skåne, Halland, Blekinge, Bornholm etc.) in 200 Harden unterschiedlicher Größe eingeteilt, die sowohl Verwaltungs- als auch Kirchenverwaltungs bezirke waren, vgl. die Karte 11 von Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen oben, S. 270 f. 5 Vgl. für Norwegen: Sandnes/Stemshaug, 1997, stadnamnleksikon, Art. herað, S. 210; Thorsten Andersson, 2009, Art. Herred, in: RGA2 Bd. XIV, S. 439. 6 Im Frieden von Roskilde vom 26. Febr./8. März 1658, erhielt Schweden Schonen, Blekinge, Bohuslän, (sowie Trondheim und Bornholm, die beide 1660 wieder an Dänemark fielen); dazu Zugang zum Öresund und zum Kattegatt. Text im Internet unter >http://www.ieg-friedensvertraege.de< des Leibniz-Instituts für europäische Geschichte in Mainz 2004 (abgerufen am 4. Sept. 2015); vgl. Sverre Bagge/Knut Mykland, 19985: Norge i danske tiden, Cappelen. 7 Vgl. zur Verteilung des Wortes härað die Karte bei Thorsten Andersson, 1999, Art. Herred, in: RGA2 Bd. XIV, S. 435–440 (439). 8 Vgl. Gerhard Hafström, 1962, Art. Hundare, in: KLNM Bd. VII, Sp. 74–78; Thorsten Andersson, 1979, S. 88–124; derselbe, 1982, S,. 59–66; Art. Hundare, in: RGA2 Bd. XV, Berlin etc. 2000a, S. 233–238; derselbe, 2004, Svethiudh, in: NoB årg. 92, S. 5–18; derselbe, 2014, distriktsbeteckningar, S. 5–40; anders: Stefan Brink, 2008, land, S. 87–112, der hund als „settlement district“ (bygd) interpretiert. 9 Vgl. Thorsten Andersson, 1999, Art. Herred, in: RGA2 Bd. XIV, S. 435 f.
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Schweden
ist lange streitig gewesen10; heute herrscht die Meinung vor, die Grundbedeutung von herað, urnord. *harjarāða, sei Herrschaft über ein Heer/Volk gewesen, woraus die Bedeutung ‚Siedlungsgemeinschaft‘ entstanden sei11. Die Harde war aber auch Gerichts- und Verwaltungsbezirk und stand in Verbindung mit dem Ledungswesen (dem Seezugswesen). Im Hardensystem, das Erich von Pommern Anfang des 15. Jahrhunderts in Finnland einführte, war härað die Bezeichnung für einen Gerichts- und Verwaltungsbezirk12. Die meisten Rechtsbücher und Gesetzbücher sind uns aus Schweden überliefert. Sie sind aus der laghsaga hervorgegangen, dem Vortrag des Rechtsprechers auf dem Landsthing, und teilweise später durch königliche Bestätigung zu Gesetzbüchern geworden. Es gab zwei große Rechtsbereiche, die sich wieder in kleinere Einheiten unterteilten, nämlich die der Götar13 im Süden, vertreten durch die Rechtsbücher von Väster- und Östergötland sowie durch das Småländische Recht (Tiohæræþ), ferner den Rechtsbereich der Svear14, vertreten durch Upplandslagen, Södermanna-, Westmanna-, und Helsingelagen15, das auch in Teilen Finnlands galt. Dagegen sind die in Urkunden erwähnten Landschaftsrechte von Närke und Värmland von ca 1285– 1290 völlig verloren. Aus Småland und seinem Rechtsprecherbezirk (Tiohæræþ) hat sich von dem vor 1296 verfassten Rechtsbuch nur das Kirchenrecht erhalten (Smålandslagh)16. Das älteste schwedische Landschaftsrecht ist Västgötalagen, das in zwei Rezen sionen (als älteres und jüngeres) vorliegt17. Das ältere ist das ca 1220–1225 vom Rechtsprecher Eskil Magnusson verfasste ältere Västgötalag. Das jüngere ist eine Weiter-
10 Vgl. die Nachweise bei Thorsten Andersson, 1999, S. 436 f. 11 So: Hjalmar Falk, 1906, zuletzt in: ANF 22, S. 272–282; Otto v. Friesen, 1933, in: Svensk Ordbok 12, H 2072; Thorsten Andersson, 1999, S. 437; derselbe, 2010, Folk, S. 38 ff (dort auch über die schwedischen Orte auf „-rå“, mit Karte S. 40; Mats Wahlberg, 2003, SOL, S. 143. Anders noch: Svend Aakjær, 1927, herred, S. 1–30 (2 ff); Stefan Söderlind, 1968, häradet, in: SHT 88, S. 102–176 (S. 164; 168; 172). 12 Vgl. unten Kap 6, C VIII, S. 634 ff. 13 Über die sprachliche Herleitung von Götar, Gutar, Goten vgl. Thorsten Andersson, 2009, Ethnika, in: NoB 97, S. 15 –20. 14 Über die sprachliche Herleitung von Svear vgl. Thorsten Andersson, 2009, Ethnika, S. 12–15; derselbe, 2004, Svethiudh, in: NoB 92, S. 5–18. 15 In: Carl J. Schlyter, (Hrsg.), Samling af Sweriges Gamla Lagar [SGL), Bd. I–X, Stockholm/Lund 1827–1877; neuschwed. Übersetzung v. H/W, Svenska Landskapslagar tolkade och förklarade für nutidens Svenskar [SSL], 5 Serien, Stockholm 1933–46. 16 Druck in: SSL VI: Helsingelagen, Kristnubalken af Smålandslagen och Bjärköarätten (HL; SmL, Bj.), hrsg. Carl J. Schlyter, 1844, Lund; vgl. H/W, 1946, Ser. V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm, S. 435. 17 Västgötalagen, Druck von Collin/Schlyter, 1827, in: SGL I, Stockholm; Elias Wessén (ed.), 1950: Lex Vestro-Gothico Vetustior; derselbe, 1946, dito Recentior; neuschwed. Übersetzung von H/W, 1946, in SLL, Ser. 5, Stockholm; deutsche Übersetzung von v. Claudius v. Schwerin, 1935, Schwedische Rechte: Älteres Västgötalag, Uplandslag, Weimar; vgl. dazu: Jonas Carlquist 2002, S. 133–146; Strauch, 2006, Art. Västgötalag in RGA2 Bd. XXXII, S. 15–22; Thomas Lindkvist, 2013, S. 55–65.
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führung des älteren und in der Urversion zwischen 1305 und 1315 ausgeführt. Daran schloss sich weitere Änderungen zwischen 1317 und 134718. Das Kirchenrecht ist am vollständigsten in den statuta generalia dem lateinischen Kirchenabschnitt des Skara-Bischofs Brynolf Algotson, den Tyrgils Kristinesson dem Manuskript B59 b des älten Västgötalags beigefügt hat, er ist nach 1305 und vor 1317 entstanden19. Die Haupthandschrift des älteren Västgötalag war ein „lebender Text“: Er ist durch viele Zusätze späterer Zeit bereichert20. Das umfänglichste schwedische Rechtsbuch ist Östgötalagen, verfasst nach 1285 und vor 1303 von dem ostgötischen Rechtsprecher Bengt Magnusson21, einem Mitglied des königlichen Rates und Onkel des Königs Magnus Ladulås. Es berücksichtigt die Gesetzgebung und nennt ihre Urheber22. Ihm ging möglicherweise eine ältere Niederschrift von etwa 1270 voraus23. Es galt nicht nur in Östergötland, sondern auch in den nördlichen und östlichen Hundertschaften Smålands (Tveta, Vedbo, Vista, Kind und Tjust, in Sevede, Asbo, Anbyrd und Möre) sowie auf Öland24. Das Recht der Landschaft Uppland (Upplandslagen) ist in einem Gesetzbuch von 1296 niedergelegt, dessen Entstehung bekannt ist: Der Rechtsprecher von Tiundaland, Birger Persson, hatte namens der drei oberschwedischen Volklande Tiundaland25, Attundaland26 und Fiæþrundaland27 (also Landschaften, die ursprünglich aus zehn, acht bzw. vier Hundertschaften bestanden) bei der Vormundschaftsregierung für König Birger Magnussons (1290–1318) beantragt, das oberschwedische Recht aufzuzeichnen. Sie betraute ihn und eine Kommission der drei Volklande mit der Ausarbeitung. Das Landsthing nahm den Entwurf einstimmig an, und die Vormundschaftsregierung bestätigte ihn am 2. Januar 129628. Mit dem Inkrafttreten von Uplandslag wurden die drei Volklande zu einem einheitlichen Rechtsbereich; auch der Name Uppland erscheint in der confirmatio zum ersten Mal. Aus ihr folgt weiter,
18 Dazu genauer unten B II, 1, S. 389–391, Fnn. 144–159. 19 S. u. S. 387 ff; Druck in SGL I, Abschnitt IV: 21, S. 317–344; jetzt in: Per-Axel Wiktorsson, 2011, ÄVgL II, S. 270–300. Er bietet in I, S. 30 eine Graphik über die Entstehung der Teile von B 59; vgl. Göran B. Nilsson, 2012, S. 100. 20 Vgl. die Zusätze bei Collin/Schlyter, 1827, SGL I, Nr. III–V, S. 255–348. 21 Bengt Magnusson war Rechtsprecher Östergötlands zwischen 1269 [1264?] und 1294. 22 Östgötalagen, in: SGL, II (1830), Neudruck 1980, mit Zusätzen von Gösta Holm/Carl I. Ståhle; ferner: Algernon Börtzell, 1898: Faks., Stockholm; neuschw. Übers. von H/W, SLL, Ser. I (1933); vgl. Strauch, Ostgötenrecht (ÖgL), Weimar 1971 (die Gesetzgeber: S. 27 f ) und Strauch, 2003, Art. Östgötalag in: RGA2 Bd. XXII, S. 1–5. 23 Vgl. Strauch, 2003, Art. Östgötalag, in: RGA2 Bd. XXII, S. 1. 24 Vgl. Strauch, Art. Östgötalag (wie Fn. 22), S. 2; Strauch, 2011, Ölandslag, in Saga och Sed, S. 113–135; Strauch, 2013, Lag, in: Saga och Sed, S. 85–94. vgl. unten S. 403 mit Fn. 234 und Karte Nr. 18. 25 Vgl. Eva Nyman, 2006, Art. Tiundaland, in: RGA2 Bd. XXXI, S. 7. 26 Vgl. Karl Wührer, 1973, Art. Attundaland in: RGA2 Bd. I, S. 473–474. 27 Zu Fiæþrundaland vgl. Thorsten Andersson, Art. Fjärdhundraland, in: RGA2 Bd. IX, S. 150. 28 Vgl. den lat. und altschwed. Text der confirmatio in: SGL Bd. III, S. 1–6.
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Karte 14: Schweden (Svíþjóð) nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, Hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985, Anhang. Die Grenze zwischen Schweden und Norwegen ist mit fetter Linie gezeichnet.
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dass Upplandslag auch in Roden (heute: Roslagen29, der Küstenregion der drei Volklande) sowie in Gästrikland galt. Die Rechtsbücher der anderen Svea-Landschaften haben sich weitgehend nach Uplandslag gerichtet. Die Aufzeichnung der Handschrift A von Södermannalagen30 lässt sich auf die Jahre 1279–1285 eingrenzen, so dass dieses Landschaftsrecht bereits vor Uplandslagen aufgezeichnet war. Es ist allerdings im Jahre 1325 durch eine Kommission erheblich überarbeitet worden. Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, das eine stark verkürzte, auf Hälsingeland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen darstellt31. Es existiert nur eine Handschrift, alle anderen sind verloren, aber eine von ihnen diente als Druckvorlage für die Ausgabe von 1609. Inhaltlich am selbständigsten sind die c. 1–16 des Landbauabschnitts und der Rechtsgangsabschnitt. Im Mittelalter umfasste Hälsingland die Küstenregion des Bottnischen Meerbusens, also außer Hälsingland auch Medelpad32, Ångermanland, den schwedischen Teil von Västerbotten und den besiedelten Teil von Norrbotten. Im 14. Jahrhundert wurde außer Hälsingeland auch die östliche Küste des finnischen Meerbusens mehr und mehr schwedisch besiedelt. Die schwedischen Siedler lebten dort nach Hälsingerecht33. Was schliesslich Västmanland angeht, so galt hier das Rechtsbuch Västmannalagen34, über dessen Zustandekommen man wenig weiß. Västmännische Rechtsprecher sind erst vom Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt35. Die jüngere Version von Västmannalagen (Hs. B 57, zwischen 1296 und 1347 abgefasst) besteht zu 7/10 aus upländischen, der Rest aus västmännischen Rechtsregeln, die sich sonst nirgendwo finden. Västmannalag war im Wesentlichen ein Bauernrecht, aristokratische und kirchliche Tendenzen sind schwächer ausgeprägt als in Uplandslagen36.
29 Vgl. Sven Ekbo 1958, Roden in: ANF 73, S. 187–199; Strauch, 2003, Art. Roslagen, in: RGA2 Bd. XXV, S. 346–351. 30 Södermannalagen, Druck: von Carl J. Schlyter, in: SGL IV, Lund 1838; von Karl H. Karlsson, 1904, Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, Sthlm; neuschw. Übers. v. H/W, 1940, SLL III: Södermannalagen och Hälsingelagen, Sthlm. 31 Hälsingelagen, Druck von Carl J. Schlyter, 1844, in SGL VI, Lund; Faks.-Ausg. v. Axel Nelson, 1948, Lex Helsingiae, CCS VIII; neuschw. Übers. v. H/W, 1940, in SLL, 3. Serie: Södermannalagen, Hälsingelagen, Sthlm.; vgl. Strauch, 1999, Art. Hälsingelagen, in: RGA2 Bd. XIII, S. 280–283; Stefan Brink, 2010, in: KVHAAÅ, S. 119–135. 32 Algot Hellbom, 1977, gräns. 33 vgl. Strauch, 1999, Art. Hälsingelagen, in: RGA2 Bd. XIII, S. 280 f. 34 Västmannalagen, Druck von Carl J. Schlyter, 1841, in SSGL 5, Lund; Faksimile-Ausg. v. Elias Wessén, (Hrsg.), 1964, Dalalagen, CCSXVII; neuschwed. Übers.: H/W, 1936, SLL, Ser. 2: Dalalagen och Västmannalagen, Sthlm. 35 Vgl. Strauch, 2006, Art. Västmannalag, in: RGA2 Bd. XXXII, S. 22–27 (S. 23). 36 Vgl. vgl. Strauch, 2006, Art. Västmannalag, in: RGA2 Bd. XXXII, S. 25.
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Die schwedische Einzelgesetzgebung beginnt eigentlich erst im 13. Jahrhundert durch Birger Jarl37, der zwischen 1248 und 1261 Reichsverweser war, und unter seinen Söhnen Waldemar Birgersson (1250–1275) und Magnus Ladulås (1275–1290). Zu nennen ist vor allem die Alsnö-Verordnung von 127938, die eine Friedensgesetzgebung enthält, welche danach in die einzelnen Landschaftsrechte als Edsöre-Abschnitt eingegangen ist und ihrerseits auf Gesetzen von Birger Jarl von 1251 bzw. 1261 beruht. Im Jahre 1347 setzte König Magnus Eriksson (1319–64) eine Arbeitsgruppe ein39, die ein einheitliches Landrecht ausarbeiten sollte. Hauptquellen ihrer Arbeit waren Östgötalagen und Uplandslagen sowie die Gesetze, die der König 1335 und 1344/45 erlassen hatte40. Da das Landslag weder eine königliche confirmatio noch eine praefatio (wie Uplandslagen) trägt, muss sein Inkrafttreten erschlossen werden. Aus den entsprechenden Urkunden ergibt sich, dass die schwedischen Landschaften es zwischen März 1350 und April 135141 unter dem Namen Konung Magnus Erikssons Landslag42 als geltendes Recht behandelten. Weil das Landslag keinen Kirchenrechtsabschnitt erhielt, galten die alten Kirchenrechte von Ostgötalagen, Uplandslagen und Teile der Landschaftsrechte weiter, so dass die handschriftliche Überlieferung des Landrechts unregelmäßig ist. König Christoph von Bayern hat das Landrecht revidieren lassen und es am 2. Mai 1442 bestätigt, diese Version heißt Konung Christoffers Landslag43. Später als in Dänemark ist auch in Schweden das Stadtrecht aufgezeichnet worden. Aus den 1290er Jahren existiert unter dem Namen biærköæ rætter eine Sammlung von Stadtrechtssätzen, ursprünglich für Stockholm bestimmt, die später andere schwedische Städte übernommen haben44. Auf der Grundlage seines Landrechts ließ König Magnus Eriksson zwischen 1353 und 1357 (?) ein allgemeines Stadtrecht aus-
37 Vgl. zu Birger Jarl (ca 1220–1266) jetzt: Herman Schück 2002, S. 9–17; Lena Huldén, 2008, in: BLF I, S. 71–73; zu seiner Reichsverwaltung vgl. Birgitta Fritz 2002, S. 19–27. 38 Druck in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654 [SDHK-Nr. 1122], dort auf 1285 falsch datiert; jetzt: Jan Liedgren, 1985a, Alsnö, S. 103–117, der die Verordnung richtig zwischen Mai und Oktober 1279 legt; Jerker Rosén 1952, S. 15–36. Sie schuf zugleich Privilegien für den Adel (frälse), vgl. JerkerRosén 1959, Art. frälse, in: KLNM Bd. IV, Sp. 670–693;, Karl G. Andrae, 1960, Kyrka, S. 123 ff; 126 ff. 39 Der Protest der fünf Geistlichen vom 8. März 1347 gegen die kirchenfeindlichen Artikel des Entwurfs ist die einzige Urkunde, die über die Abfassung des Landrechts Auskunft gibt; dort sind 3 Rechtsprecher genannt, wer außerdem Kommissionsmitglied war, ist unbekannt), in: DS V, Nr. 4148, S. 643 f = [SDHK-Nr. 5399], Schreiber: Lars Nilsson Unge, s. Per-Axel Wiktorsson, skrivare 2015, I, S. 65, II, Nr. 412, S. 162 f; vgl. die neuschw. Übers. bei H/W, 1962, Landslagen, S. XXVII f. 40 Vgl. H/W, 1962, Landslagen, S. XVII ff. 41 Dazu unten E, I. 4, S. 523 f. 42 Konung Magnus Erikssons Landslag, Ausg. v. Carl J. Schlyter, 1862, in: SGL, X, Lund; FaksimilieAusg. v. Henrik Cornell, CCS I, 1943; neuschw. Übers. v. H/W, 1962. 43 Konung Christoffers landslag, Druck von Carl J. Schlyter, 1869, in: SGL XII, Lund. 44 Bjärköa Rätt, Druck von Carl J. Schlyter, 1844, in: SGL VI: Helsinge-Lagen, Kristnu-Balken af Smålands-Lagen och Bjärköa-Rätten, Lund; vgl. Jan Liedgren, 1939, Ett nyfunnet fragment av en Bjärköarätt, UUÅ; neuschw. Übers. v. H/W, 1946, SLL, Ser. V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm.
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Karte 15: Västergötland mit Dal und Nordhalland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60. Harden in Västergötland: 1 Askims hd; 2 Sävedal hd mit halva Hisingen; 3 Vättle hd; 4 Bollebygds hd; 5 Ale hd; 6 Kullings hd; 7 Flundre hd; 8 Bjärke hd; 9 Väne hd; 10 Åse hd; 11 Viste hd; 12 Barne hd; 13 Källands hd; 14 Kinne hd; 15 Skånings hd; 16 Laske hd; 17 Gäsene hd; 18 Vedens hd; 19 Ås hd; 20 Redvägs hd; 21 Vartofta hd; 22 Gudhems hd; 23 Valle hd; 24 Kåkinds hd; 25 Vadsbo hd; 26 Vilske hd; 27 Frökind hd; 28 Mark hd; 29 Tingvalla hd; 30 Mo hd. Harden in Dal: 1 Sundals hd; 2 Valbo hd; 3 Nordals hd; 4 Tössbo hd; 5 Vedbo hd.
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arbeiten, Konung Magnus Erikssons Stadslag45. Es war zunächst nur für Stockholm gedacht. Dabei wurde der Königsabschnitt verkürzt, die Thingordnung durch den radzstuffvu balker46 ersetzt und ein zusätzlicher Seerechtsabschnitt skipmala balker – nach dem Vorbild des Bjärköarätts – eingefügt47. Die Arbeiten wurden jedoch nicht völlig abgeschlossen48. Das Stadtrecht scheint Magnus Eriksson allein (ohne Beteiligung seines Sohnes Erik XII. Magnusson [1356–59]) 1357 eingeführt zu haben49. Eine weitere Handschrift dieses Stadtrechts gehörte unter dem Namen „Söderköpings lagbok“ dem Rathausarchiv in Söderköping50. Das Hofdienstrecht (gardsrætter, slotsrætter) ist erst ziemlich spät – zur Zeit von König Magnus Ladulås (1275–90) – privat aufgezeichnet und von späteren Königen fortgeschrieben worden. Erhalten sind nur zwei jüngere Redaktionen, welche beide – wie auch das dänische Gardsret51 – dieselbe Vorlage gemeinsam haben.
45 Konung Magnus Erikssons Stadslag, Ausg. V. Carl J. Schlyter, 1865, SGL XI, Lund; Faksimile Ausg. von Niels Ahnlund, 1944, CCS IV; neuschwed. Übers. v. H/W, 1966, Magnus Erikssons Stadslag, Stockholm. Über den Zeitpunkt seiner Einführung vgl. H/W, 1966, Stadslag, S. LXXXIII ff. 46 Vgl. H/W, 1966, Stadslag, S. 185. 47 Vgl. H/W, 1966, Stadslag, S. XLIX f; S. 162 f. 48 Vgl. H/W, 1966, Stadslag, S. XLV f; vgl. Åke Holmbäck, 1926, Studier i äldre sjörätt. 49 Vgl. H/W, 1966, Stadslag, S. LXXXIII ff. 50 Ausgabe von Elias Wessén, 1971, Söderköpings lagbok 1387. 51 Druck von Gustaf E. Klemming, 1868, Magnus Erikssons Gardsrätt und Erik av Pommerns Gardsrätt, in: Småstycken på forn svenska I, S. 53–68; vgl. Amira/Eckhardt, 1960, I, S. 105 (107, Anm. 29).
B Götarechte I Äldre Västgötalagen (ÄVGL) 1 Västergötland Geographisch/historisch Götaland ist besiedelt worden durch die Götar/Gutar/Goten52. Der Landesteil Väster götland ist im Norden und Nordosten bestimmt durch die beiden größten schwedischen Seen, den Vättern im Osten (mit Grenze zu Östergötland) und dem Vänern nordwestlich davon. Die Grenze zu den Nachbarlandschaften Värmland und Dalsland verläuft mitten durch den Vänern. Im Westen stößt es an Bohuslän und im Südwesten an Halland, im Südosten an Småland (Finnveden)53. Västergötland war im Mittelalter in 30 Harden54 eingeteilt, wozu auch das eigentlich zu Småland gehörige Mo härad gehörte. Hauptort und Bischofssitz war Skara, weitere Städte waren Lidköping, Falköping und Skövde55. Das Hauptthing für Västergötland und Dalsland (allra Göta thing) tagte meist in Skara, konnte aber auch anderswo gehalten werden; die Tagungszeit wechselte56. Das entsprechende Hauptthing Värmlands tagte in Tingvall (heute: Karlstad). Das Bistum Skara umfasste ganz Västergötland, Dal57, Mo härad
52 Vgl. Thorsten Andersson, 2009, Ethnika, in: NoB, årg. 97, S. 15–20; derselbe, 2010, Folk, S. 41 f; derselbe, 2012, S. 215–244; Jan P. Strid 2013, S. 41–54; Ingemar Nordgren, 20115, Goterkällan, passim. 53 Vgl. die mittelalterlichen Verhältnisse bei Birgitta Fritz, 1973, Hus II, S. 60 ff mit Karte S. 60; die späteren bei Carl Gustaf Styffe, 19113, Unionstiden, S. 123–184; Jan Liedgren, 1965, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM Bd. X, Sp. 236–240; vgl. die Karte bei Mats Wahlberg, 2003, SOL, Umschlag, Innenseite; Lars-Olof Magnusson 2003 und 2006, S. 105–107. 54 Vgl. die Karte in: Mats Wahlberg, 2003, SOL, S. 135). Västergötlands Harden hießen 1) Askims hd; 2) Sävedal med halva Hisingen; 3) Vättle hd; 4) Bollebygds hd; 5) Ale hd; 6) Kullings hd; 7) Flundre hd; 8) Bjärke hd; 9) Väne hd; 10) Åse hd; 11) Viste hd; 12) Barne hd; 13) Kållands hd; 14) Kinne hd; 15) Skånings hd; 16) Laske hd; 17) Gäsene hd; 18) Vedens hd; 19) Ås hd; 20) Redvägs hd; 21) Vartofta hd; 22) Gudhems hd; 23) Valle hd; 24) Kåkinds hd; 25) Vadsbo, hd; 26) Vilske hd; 27) Frökind hd; 28) Mark hd; 29) Kind hd; 30) Mo hd; vgl. Birgitta Fritz, 1973, Hus, Bd. II, S. 60. 55 Lidköping am Südufer des Vänern, Skara etwa 22 Km südöstlich davon, Skövde ca 26 Km östlich davon und Falköping ca 31 Km südlich davon. 56 Vgl. den undatierten Rechtsprecherbrief von etwa 1230, in: DS, Bd. I, Nr. 836, S. 692 f [SDHKNr. 465]; während MEL, Tmb, c. 8 (SGL X, S. 215 f ) noch vier Tage für die Landsthinge vorschrieb, nämlich jeweils am Montag 1) nach dem 20. Tag nach Weihnachten; 2) nach Mittfasten; 3) nach St. Peterstag (29. Juni) und 4) nach Michaelis (29. Sept.). Dagegen legte KrL, Tmb, c. 9 (SGL XII, S. 242 f ) nur einen Tag pro Jahr für ein landztingh fest, für Skara war das der Tag nach Mariae Himmelfahrt (15. Aug.), doch zeigen Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, dass es meist am Tage nach Mariae Heimsuchung (2. Juli) gehalten wurde; vgl. Jan Liedgren, Art. Allra Göta thing, in: KLNM Bd. I, 1956, Sp. 90. Allgemein zu den rechtlichen Verhältnissen in Västergötland vgl. Thomas Lindkvist 2014a, S. 89–100. 57 Dal oder Dalsland grenzt im Osten an den Vänern, im Süden auf kurzer Strecke an Västergötland und im Westen an Bohuslän. Es bestand nur aus fünf Harden, nämlich 1) Sundals hd; 2) Valbo hd;
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und Värmland, dessen Nordmarks härad aber erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu Värmland (vorher zu Dal) gehörte58. Die alte Einteilung Västergötlands in Propsteien ist weitgehend unbekannt, es scheint aber eine Propstei in Falköping gegeben zu haben, die jedoch (vor 1342) im Archidiakonat von Skara aufging, dessen Inhaber nicht nur Falköping als Präbende, sondern auch im Anschluss an eine ältere Propstei von mehreren Harden die provastergipt (Propstabgabe) erhielt. Die Kirche in Falköping war im 13. Jahrhundert keine Landkirche, sondern für eine größere Gemeinde bestimmt, welche die Propstabgabe als Falköpingskeppan (ein Scheffel Korn) entrichtete59. Die Stiftssynoden versammelten sich am achten Tag nach Peter und Paul (29. Juni), also am 6. Juli. Die Gegend um die Mündung des Götaälvs (sogenannte Utlanden) sind erst Anfang des 13. Jahrhunderts zu Västergötland gekommen (vorher waren sie dänisch)60.
2 Die Entstehung von VGL I Das VgL ist die älteste schwedische Rechtsaufzeichnung, deren Anfänge ca 1220–25 liegen. Von dieser frühesten Fassung ist nur ein Fragment von zwei Blatt erhalten (B 193 in der königlichen Bibliothek in Stockholm), das Otto von Friesen 1904 als Faksimile gedruckt und kommentiert hat. Er datierte es auf ca 125061. Daneben ist VgL in zwei Versionen überliefert. Von der älteren [ÄVGL] existiert nur ein einziges Manuskript, Cod. Holm. B 59 (in der königlichen Bibliothek zu Stockholm), von etwa 1285 mit starken Gebrauchsspuren. Die jüngere Version [YVGL] ist in zahlreichen Handschriften bewahrt, deren älteste, (Cod. Holm. B 58) von etwa 1345 stammt. Hs. B 59 ist ein Sammelwerk, bestehend aus drei Heften, die erst im 17. Jh. zusammengebunden wurden. Das erste umfasst den Text des älteren Västgötalags62, es ist das Buch des Priesters von Vidhem (jetzt: Vedum, ca 35 km südwestl. von Skara)63, geschrieben von Laurentius Diakn (Herr Lars, Seiten 1–43r), mit verschiedenen kursiv geschriebenen
3) Nordals hd; 4) Tössbo hd und 5) Vedbo hd; vgl. Birgitta Fritz, 1973, hus II, S. 60 (mit Karte); Jan Liedgren, 1965, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM Bd. X, Sp. 237. 58 Vgl. Carl Gustaf Styffe, 19113, Unionstiden, S. 184. 59 Natanael Beckman, 1923, vägar, S. 75; 79 ff; Adolf Schück, 1929, stadsväsen, S. 191. 60 Vgl. Gunnar Olson, 1953, Göta älvs myning; Birgitta Fritz, 1972, hus, I, S. 66, II, 1973, S. 110; Jan Liedgren, 1965, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM Bd. X, Sp. 237. 61 Vgl. Natanael Beckman, 1912b, Västgötalagarna, in: ANF 28, S. 61 f; H/W, 1946, SLL, Ser. V, S. XVIII; Elias Wessén, 1946, CCS, Bd. VI, S. XXIV f. 62 VGL I, von Elias Wessén B 59a genannt. 63 In der Handschrift nennt er sich Bl. 47 „Lars Diäkn“ (Diakon Lars); er war wohl der Pfarrer der Kirche in (Laske-)Vedum und ist vielleicht identisch mit dem Pfarrer im Kirchspiel Berg in der Vadsboharde (nordöstlich von Skara), der später Kanoniker, Dechant, Dompropst und von 1356–1358 Bischof von Skara wurde, vgl. Per-Axel Wiktorsson, 2011, ÄVgL I, S. 17–20 sowie derselbe 2015, Nr. 390 in Bd. II, S. 146.
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Zusätzen eines unbekannten Schreibers64. Die Seiten 43v–47r, 48r–58v und 66v–76v hat Tyrgils Kristinesson verfasst, er gilt als Redakteur der Hs. B 5965. Dem hat schließlich Lydekinus die Seiten 59r–66r (obere Hälfte) hinzugefügt66. Im Rechtsprecherverzeichnis von ÄVGL67 wird als 17. Rechtsprecher und Verfasser von Västgötalag Eskil Magnusson genannt. Er lebte von ca 1175 bis ca 1227, war ein älterer Bruder von Schwedens Regent Birger Jarl aus dem in Bjälbo (Östergötland) ansässigen Geschlecht, hatte lange Jahre in Norwegen verbracht und war mit Kristina, einer Enkelin Eriks IX., des Heiligen und Witwe des norwegischen Jarls Hákon Folkvidsson, verheiratet68. Da es in Norwegen bereits geschriebene Rechtsbücher gab, wird Eskil sie gekannt haben, als er Västgötalagen aufzeichnete. Von seiner Arbeitsweise sagt das Rechtsprecherverzeichnis69: han spurðþi innurllika oc letæðþi all Lums lagh oc annaræ … Siðþæn han fan laszins lagh. þa huxædþi han þem mæð mykilli snilli oc syalfsins forfeo (er erfragte eindringlich Lumbærs alte Gesetze und die anderer, die von alters her zum Nutzen des Landes gebraucht wurden, durchdachte sie – nachdem er sie gefunden – mit Scharfsinn und der ihm eigenen Umsicht)70. Dieses huxædþi war kein antiquarisches Interesse, sondern die Schlussredaktion des Textes unter Abwägung des Bewährten und der Anforderungen des Tages. Da Anders Sunesen (Ebf. von Lund 1201–23) in einer Urkunde von 1220–23 die Aufzeichnung von Gewohnheitsrecht empfahl71, wird auch kirchlicher Einfluss die Aufzeichnung mitveranlasst haben; zudem sind Beratungen mit Adligen und Geistlichen zur Vorbereitung der Aufzeichnung wahrscheinlich72. Trotz der ausgezeichneten Bildung Eskils, die ÄVGL V: 14 rühmt, ist die Aufzeichnung wenig systematisch und auch nicht lückenlos: So fehlt ein Abschnitt über Landbau (einige Rechtssätze enthält der Grundstücksabschnitt), und im Diebsabschnitt vermisst man den Kleindiebstahl und abgestufte Bußen. Kapitel und Paragraphen haben erst Collin/Schlyter ihrer Ausgabe beigefügt. Es handelt sich um eine
64 Dazu näher unten B I, 3, S. 382, Fn. 74; S. 384, Fnn. 89–95. 65 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, 2011, I, S. 24. 66 Lydekinus, asw. „Lydeke“, deutsch: Lüde(c)ke, eine Kurzform von Ludolf), eines Mannes mit niederdeutschem Namen. Er beherrschte das Schwedische nur mäßig und schrieb um 1320. Wahrscheinlich ist er derselbe Lydekinus, der am 23. Oktober 1330 in Lödöse einen Brief (DS, Bd. IV, 1, Nr. 2809, (SDHK-Nr. 3751 = DN IV, Nr. 191; vgl. Reg. Norv. Bd. IV (1320–1336), Nr. 774), schrieb, der in manchen Schriftzügen denen in B 59 gleicht. Er war Pfarrer an der Kirche St. Oluf in Lödöse, die Urkunde sagt: „et lydekino curato ad sanctum olauum ibidem“ Vielleicht war er in den 1320er Jahren Schreiber des Skarabischofs. Vgl. H/W, SLL, Ser. V, S. XV; Per-A.Wiktorsson 2006, S. 36–38; derselbe 2011, ÄVgL I, S. 20 ff). Vgl. die Übersicht bei Per-Axel Wiktorsson 2011, I, S. 28. 67 In: SGL I, IV:14, S. 297; Per-A. Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 192–196. 68 Vgl. H/W, 1946, SLL, Ser. V, S. XIX ff. 69 In: SGL I, IV: 14, S. 297. 70 Vgl. Strauch, 1987, Rechtsfortbildung, S. 323 f. 71 In: DS I Nr. 832, v. 1216 oder 1220/23, S. 690 f [SDHK-Nr. 350], Strauch, 1987, Rechtsfortbildung, S. 323. 72 Vgl. Strauch, 1987, Rechtsfortbildung, S. 323 f.
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private Rechtsaufzeichnung. Eine königliche Bestätigung (wie in Upplandslagen) ist weder für ÄVGL noch YVGL bekannt.
3 Die Textentwicklung der Hs. B 59 Der Text der Hs. B 59a ist nicht mehr der von Eskil niedergelegte, sondern möglicherweise die Abschrift einer Hs. im Besitz des Bischofs und Domkapitels in Skara73. Die einzelnen Teile der Handschrift B 59 stammen von verschiedenen Händen74. Der Text von ÄVGL ist in 14 Abschnitte geteilt: Der erste enthält das Kirchenrecht (22 cap.), es folgt der Totschlag (15 cap.). Drei Abschnitte behandeln Körperverletzungen: Wundsachen (6 cap.), Ungefährwunden (5 cap.) und Schläge (9 cap.). Der Abschnitt unbüßbare Sachen umfasst nur ein Kapitel, das Erbrecht dagegen 25 und das Eherecht 9 Kapitel. Es folgen die Rechtlosigkeit (13 cap.) und der Grundstücksabschnitt (20 cap.). Der Mühlenabschnitt hat ein, der Diebstahlsabschnitt 19 Kapitel. Gebrauchsanmaßungen sind auf zwei Abschnitte verteilt (Gebrauchsanmaßungssachen (6 cap.) und –abschnitt (11 cap.). Mit dem Spielmannsrecht beginnen bereits die Zusätze. Er war also ein ‚lebender Text‘. Nahm man bisher an, der Schreiber A der Haupthandschrift habe die Blätter 1–43 geschrieben, der Schreiber B (der Johannitermönch) die Notizen auf den Blättern 18r, 27v, 30v, 37r und 37v = Teil B, Lydekinus (Schreiber C) die Blätter 58–66 sowie der Priester in Vidhem (Herr Lars, Schreiber D)die Blätter 43–58 und 66–76, so ist das nach den Untersuchungen Per-Axel Wiktorssons überholt. Die Schreiber verteilen sich jetzt wie folgt: Schreiber A, Verfasser von B 59 A (fol. 1r–43r) ist der Vidhemspriester, der Priester von Laske-Vedum75, Herr Lars. Er hat dem ÄVGL noch folgendes hinzugefügt: a) das Spielmannsrecht (lecara rætter76, fol. 39v–40r), b) den Danaholmstraktat (þættæ ær conongs bolkær), einen Grenzvertrag zwischen dem schwedischen König Emund Slemme (Emund Gamle, 1050–61) und dem Dänenkönig Sven Tjuguskägg (gemeint wohl Sven Estridssen, 1047–7577 sowie
73 Per-Axel Wiktorsson, 2011, ÄVgL I, S. 13–29 hat in seiner Neuausgabe von VGL I den Aufbau der Hs. B 59 und vor allem auch die verschiedenen Schreiber und auf S. 36 die Reihenfolge der Besitzer dargestellt. Zum Domkapitel in Skara vgl. Herman Schück, 2005, S. 87–163. 74 Per-Axel Wiktorsson, 2011, ÄVgL I unterscheidet S. 17 ff: (1) den A-Schreiber, dem die Haupthandschrift verdankt wird (der Vidhemspriester, Herr Lars), (2) S. 20 den B- Schreiber (den er Kursivschreiber nennt, bisher nicht identifiziert, vgl. über ihn derselbe 2015, Nr. 799, Bd. IV, S. 25 f ), (3) S. 20–24 den C-Schreiber (Lydekinus, über ihn Per-Axel Wiktorsson 2015, Nr. 438, in Bd. II, S. 180 f ) und (4) S. 24 den D- Schreiber (Tyrgils Kristinesson, über ihn: Per-Axel Wiktorsson 2015, Nr. 739, in Bd. III, S. 186– 188), vgl. dazu die Graphik in desselben 2015, S. 28. 75 Vidhem, heute: Vedum, liegt ca 35 Km südwestlich von Skara. 76 In: SGL, Bd. I, S. 67; Per-A. Wiktorsson, ÄVgL 2011, II, S. 158. 77 SGL Bd. I, S. 67–68; P-A. Wiktorsson, 2011, ÄVgL II, S. 160. Danaholm war eine kleine Insel im Schärengürtel vor dem späteren Göteborg, ca 6 Km nordöstlich der Insel Vinga gelegen; sie hieß auch
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König Harald Hardråde für Norwegen (fol. 40r); c) die Verteilung der Bußen unter die westgötischen Harden (huru þinglot skal skiptæ78, fol. 40r–41r) d) Bischof Brynolfs Skara-Statut von 1281 (biscups Brynjulfs staþue79, fol. 41r–42v), e) ein Verzeichnis der westgötischen Kirchen (Westgöta kyrkior80, fol. 43r) f) wenn man jemand niederwirft, um ihn zu schlagen oder zu töten (Om man lejer någon till at slå eller dräpa, fol. 43r)81. Das bischöfliche Statut datiert die Hs. B 59a: Sie kann erst nach 1281 geschrieben sein. Es schließt sich für B 59 A der Schreiber D (Tyrgils Kristinesson) an, dem fol. 43v–44v (die Fortsetzung des Danaholmvertrages: Västergötlands gränser)82, 45r (Västergötlands allmänningar)83, 45v (om arvslott)84, 46r–46v (Domareregler)85, 47r (Laske-Vedums socken)86 und schliesslich fol. 47v (Hänvisning till Olaf den heliges saga)87 zu verdanken sind. Er war eine Art Redakteur der Hs. B 59. Fol. 47r handelt von Vidhem und dem Vermögen der Pfarre. Deshalb hatte man das Blatt bisher dem Schreiber A, dem dortigen Priester, zugewiesen. Per-Axel Wiktorssson hat jedoch den Schreiber D aus anderen mittelalterlichen Urkunden ermittelt. Er hieß Tyrgils Kristinesson, wurde um 1270 geboren und war 1307 Sekretär der Herzöge Erik Magnusson und Waldemar Magnusson, die ihr Bruder König Birger Magnusson (1290–1318) nach dem berüchtigten Gastmahl in Nyköping Ende 1318 gefangen nahm, einmauern und
Danmark lilla (heute: Danmark). Sie lag an der Grenze zwischen Dänemark und Norwegen im Stämmesund/Kungssund, die etwa eine Meile südlich der Insel verlief. Die Grenze zwischen Dänemark und Norwegen bildete noch im 13. Jh. der Göta-älv. In den Skärengarten davor teilten sich beide Reiche: Brännö gehörte zu Dänemark, die Öckerinseln zu Norwegen, vgl. Ivar Lindqvist, 1941, bilagor, S. 75 f; Elias Wessén, 1946, VGL, Corpus, Bd. VI, S. XV; Gunnar Olsson, 1953, Göta älvs mynning; derselbe, 1957, Art. Danaholmen, in: KLNM Bd. II, Sp. 636–638; Olof S. Rydberg, 1877, ST, Bd. I, S. 46 ff; Collin/Schlyter 1827, SGL I, S. 67 f; Per-Axel Wiktorsson, 2011, ÄVgL I, S. 13. 78 In: SGL I, S. 69; Per-A. Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 160–164. 79 In: SGL I, S. 70–73; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 164–170 = DS I Nr. 709, S. 575 f [SDHK-Nr. 1160]. 80 In: SGL I, S. 74; Per-A. Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 172; über den Kirchenbau in ÄVGL vgl. Gerda Boëthius/Axel L. Romdahl, 1935, domkyrka, S. 49–53. 81 In: SGL I, IV: 9, S. 287; Per-A. Wiktorsson, 2011, ÄVgL II, S. 172 82 SGL I, IV: 10, S. 287–290; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 174–178, (die Fortsetzung des Danaholm vertrages = Västergötlands Grenzen). 83 SGL I, IV: 11, S. 290–292; Per-A. Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 180 (Västergötlands Allmenden). Zu den Allmenden allgemein vgl. Åke Holmbäck UUÅ 1920, 2; ErikSchalling 1934 S. 382–436. 84 SGL I, YVGL, Add. 11: 16, S. 247–248, Zeile 1–17; P.-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 182: Erbrechts regeln (om arvslott), die Birger Jarls Erbrecht (um 1260) voraussetzen. 85 SGL I, IV: 12, S. 292–294; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 184–186 die Richterregeln (um domara), die kanonistisch beeinflusst, aber den schwedischen Verhältnissen angepasst sind, vgL. Elis Wadstein, Lagar 1896: NTF, 3. Rk., bd. 5, Kbh. 1896, S. 26 f; Natanael Beckman, 1918, domareregler, ANF 34, S. 156 ff, wo S. 164 ff ein Stück von Arboga lagbok abgedruckt ist; Jöran Sahlgren 1951, S. 129–156. 86 SGL I, IV: 13, S. 294–295; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 189 (Aufzeichnungen über das Kirchspiel Vidhem). 87 SGL I, S. 295, Fn. 10; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 190 (Hinweis auf den Rechtsprecher Emund von Skara in der Saga Olafs II., des Heiligen, S. 67, Zeile 7; vgl. Konrad Maurer 1875, S. 16; Bo J. Theutenberg 2007, S. 61–78; Strauch 2013, S. 277.
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verschmachten ließ. Später war Tyrgils Sekretär von Waldemar Magnussons Witwe Ingeborg Eriksdatter, 1317 Kanoniker in Skara und 1321 in Växjö. 1326 hatte er die Allerheiligenkirche in Skänninge als Präbende inne. Die Jahre 1230/31 sehen ihn an der päpstlichen Kurie in Avignon. Wiktorsson hat seine Handschrift in mehreren Urkunden nachgewiesen, welche die Eintreibung des Peterspfennigs 1333 und 1334 betreffen. Zuletzt ist er als Teilnehmer der Bischofswahl am 12. Juni 1340 in Skara erwähnt88. Der Kursivschreiber von B 59b (der bisher nicht ermittelt werden konnte) hat geschrieben die kursiven Fußzeilen in B 59a auf fol. 18r, 27v, 30v, 37r und 37v; ferner in B 59b fol. 48r–49r (Västgötarnas lagmän)89; fol. 49r–50r (Kristna kungar i Sverige)90; fol. 50r (Notis om Johannes Döparens kloster)91; fol. 50v–52 f (Kristna biskopar i Sverige)92; fol. 52r–52v (Om tjuvnad)93; fol. 53r–56r (Om kungs edsöre)94 und fol. 56r–58v (Kung Magnus Ladulås stadga 1285)95. Es folgt in B 59b Lydekinus (Lydeke) mit seinen Notizen über die Gesetzgebungsverhandlungen fol. 59r–66r und schliesslich erneut Tyrgils Kristinesson mit fol. 66v–74v („Statuta generalia“, Kirchenrecht in Latein)96, das mit einem Zitat aus Matth. 5: 20 schließt; fol. 74v (Hildebert v. Lavardin)97; fol. 74v (Petrus Riga, Aurora)98; fol. 74v–76r (Rätt utformad bekännelse)99; fol. 76v (Alanus ab Insulis)100; fol. 76v (Genealogi för Maria)101; fol. 76v (Petrus Riga)102. Die Handschrift schließt mit 59c, fol. 77r (Ur Yngre Västgötalagen, Add. 4:4–6:4) und fol. 77r – v (Ur „Latinbalken“ (21:1–18)103. 88 Vgl. auch die beiden Graphiken bei Per-Axel Wiktorsson 2011, ÄVgL I, S. 28 und 30, mit der Verteilung der Schreibarbeit. 89 SGL Bd. I, IV: 14, S. 295–297; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 192–196 (Westgötische Rechtsprecher). 90 SGL I, IV:15, S. 298–303; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 196–200 (christliche schwedische Könige). 91 SGL Bd. I, IV:17, S. 308; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 200 (Notiz über das Kloster Johannes der Täufer). 92 SGL Bd. I, IV:16, S. 304–307; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 202–208 (christliche Bischöfe in Schweden). 93 SGL Bd. I, IV: 18, S. 308–310; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 208–210 (über Diebstahl). 94 SGL Bd. I, YVGL, Add. 7: 1–29, S. 233–239; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 212–226 (über den Köningseidschwur). 95 SGL Bd. I, IV: 19, S. 310–316; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 226–236 (das Alsnöstatut DS I, Nr. 799, S. 650–654, [SDHK-Nr. 1122] dort falsch auf 1285 datiert (richtig: Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier 11, Stockholm/Lund, S. 103–117 15: Mai – 16. Okt. 1279). 96 SGL Bd. I, IV: 21, S. 317–344; Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 270–300. Das lateinische Kirchenrecht entspricht dem Kirchenrecht des Stiftes Skara, das auf Bischof Brynolf zurückgeht. 97 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 300 (Spruch Hildeberts v. Lavardin). 98 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 300 (Petrus Riga, Aurora). 99 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 300–306 (Bekenntnis). 100 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 308 (Alanus ab Insulis). 101 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 308 (Genealogie für Maria, vgl. Hans Walther, 1969, Nr. 12 499). 102 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 308 (Hans Walther 1969, Nr. 14 036, Petrus Riga v. 237–241). 103 Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL II, S. 310 (Auszüge aus YVGL und dem lateinischen Kirchenrecht).
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Nach den Untersuchungen Per-Axel Wiktorssons hat das Manuskript B 59 bis etwa 1320 dem Domkapitel in Skara gehört. Es gelangte in den 1520er Jahren in die königliche Kanzlei nach Stockholm, 1667 in das Antiquitätskollegium in Uppsala, 1692 in das Antiquitätsarchiv nach Stockholm und schliesslich seit 1786 in die königliche Bibliothek in Stockholm, wo es noch liegt104.
4 Druckausgaben ÄVGL hat zuerst Georg Sternhielm 1663 gedruckt105, eine lateinische Übersetzung legte Johannes Loccenius 1695106 vor, dem Ebbe Samuel Bring 1812–1822 etliche Zusätze aus anderen Handschriften nachgetragen und darüber hinaus 1818 eine eigene Ausgabe veranstaltet hat107. Erst die vorzügliche Ausgabe von Collin und Schlyter 1827108 hat eine verlässliche Textgrundlage geschaffen. Adolf Schück hat YVGL und Elias Wessén ÄVGL in Faksimile herausgegeben109. Übersetzungen ins Neuschwedische haben Otman, Sjöros, Beckman und Holmbäck/Wessén verfasst110. Beauchet111 hat VgL ins Französische übertragen, Bergin112 ins Englische; eine deutsche Übersetzung (nur von ÄVGL) hat v. Schwerin vorgelegt113. Das Westgötenrecht hat nicht nur in Västergötland, sondern auch in Dalsland und in Mo härad in Småland gegolten114. Ob es auch das Recht Närkes war, ist strittig115, doch ähneln die Reste von Närkeslagen dem Westgötenrecht stark.
104 Vgl. die Diagramme bei Per-A.Wiktorsson 2011, ÄVgL I, S. 30 u. 36 mit zugehörigen Text. 105 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLVI f; vgl. dazu Jan E. Almquist, 1958, Stiernhielm, in: SvJT 43, S. 231–237. 106 Vgl. die Beschreibung in SGL I, S. XLVIII f. 107 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLIX–LII. 108 SGL I (1827). 109 Lex Vestro-gothico Recentior: Yngre Västgötalagen och Bjärköarätten, Faksimileausg. v. Cod. B 58 der Kgl. Bibliothek Sthlm., durch Adolf Schück, 1946 CCSVI, Hafniae; Lex Vestro-gothico vetustior: Äldre Västgötalagen, Faksimileausg. v. Elias Wessén, 1950, CCSXII, Hafniae (=Faksimile-Ausgabe von Cod. B 59 d. Kgl. Bibliothek Sthlm.), Hafniae. 110 Ivar Otman, 1883, Äldre Västgötalagen …, Helsingfors; Bruno Sjöros, 1919, Äldre Västgötalagen, Helsingfors; Natanael Beckman, 1924, Äldre Västgötalagen …, Uppsala; H/W, 1946, SLL, 5. Ser. Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Uppsala, ND 1979. 111 Ludovic Beauchet, 1894, Loi de Vestrogothie (Västgötalagen), Paris. 112 Alfred Bergin, 1906, The Law of the Westgoths …, Rock Island (Illin.). 113 Claudius v. Schwerin, 1935, Schwedische Rechte, Weimar. Die von Bernhard Rehfeldt angefertigte, nicht veröffentlichte Übersetzung ist verschollen. 114 Vgl. Gerhard Hafström,19789, rättskällor, S. 40. 115 Vgl. dazu unten V., Värmlandslagen, unten B V, S. 420 f, mit Fnn. 354 ff.
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5 Hednalagen Das nur vom schwedischen Reformator Olaus Petri mitgeteilte116, in keiner mitterlalter lichen Handschrift überlieferte Fragment eines mittelalterlichen Rechtstextes namens Hednalagen (Heidenrecht)117, gehörte nach früher herrschender Meinung ursprünglich zur Eskilschen Redaktion von ÄVGL. Carl Ivar Ståhle hat jedoch gute Gründe dafür beigebracht, es dem oberschwedischen Rechtskreis zuzurechnen118. Es handelt vom Zweikampf, der statt eines Prozesses stattfindet, also einen Streit außergerichtlich entscheidet, der durch ehrenkränkende Schmähworte entstand. Das Gesetz bestimmt die Form des Zweikampfes und regelt seine Rechtsfolgen, er wird aber nicht als Gottesurteil beschrieben. Daraus folgt, dass er als Beweismittel diente119. In die Niederschriften der svealändischen Gesetze ist es nicht aufgenommen worden, weil der Zweikampf zur Aufzeichnungszeit kein geltendes Rechtsinstitut mehr war120.
II Yngre Västgötalagen (YVgL, VgL II) 1 Entstehung Am Ende des 13. Jahrhunderts wurden viele skandinavische Rechtsbücher umgearbeitet und der Zeit angepasst. Das gilt für Norwegen, wo Magnus VII. Lagabøtir (1263–1280) seine Gesetze schuf, aber auch für Schweden. Belegt ist, dass Birger Jarl sieben Rechtssätze in Östgötalagen eingefügt hat121, Magnus Ladulås (1275–1290) die Rechtsbücher Östgötalagen und Södermannalagen überarbeiten ließ, Närkeslagen bestätigte und neue Statuten (z. B. die Privilegien für Kopparbergs bergslag) erließ. Nach Magnus Ladulås Tod 1290 kamen mit der Vormundschaftsregierung nicht nur Torgils Knutsson, sondern in Västergötland nacheinander zwei Rechtsprecher122 ans Ruder, nämlich Bengt Hafridsson (1294–1305) und Gudmar Magnusson (1312–1313), der
116 Vgl. Otto v. Friesen, Hednalagen (1902); Olaus Petri (eigentlich: Olof Petersson), der schwedische Reformator, geb. 6. Jan. 1493 (1497?) in Örebro, gest. 19. April 1552 in Stockholm, vgl. über ihn SBL, 28 (1992/94), S. 151; Gerhard Schmidt, 1966, Richterregeln, S. 17–24, rez. v. Bernhard Rehfeldt, 1967, in: ZRG, GA 84, S. 416–418. 117 Hednalagens Text findet sich auch bei H/W, 1946, SLL, Ser. V, S. XXVI. 118 Vgl. Carl I. Ståhle, 1954a, Uplandslagen, S. 130–139. 119 Vgl. Leopold F. Leffler, 1879, Hednalagen, S. 100 ff; Ernst Estlander, 1912, in: JFT 48, 571–594. Alvar Nelson, 1944, Envig, in: Saga och Sed, S. 57–94 (82 f ); H/W, 1946, SLL, Ser. V, S. XXVIII. 120 Vgl. Alvar Nelson, 1944, Envig, S. 82 f; Carl I. Ståhle, 1954a, Uplandslagen, S. 137. 121 Vgl. die Aufstellung bei Strauch, 1971, Ostgötenrecht, S. 28; Gösta Åqvist, 1968, Frieden, S. 169 f; Herman Schück 2002/2005a, Birger Jarl S. 15; Göran B. Nilsson, 2014, Yngre Västgötalagen, in: KVHAAÅrsbok, S. 87–107, erweitert und mit Fußnoten im Internet: Nytt ljus >http://rattshistoria.wordpress. com/2014/02/15/nytt-ljus-over-nytt-ljus-over-yngre-vastgotalagen/www.theutenberg.se/pdf/tornetaggen.pdf&$&1-&=,-=. Västmanland: 1 Tyurbo hu [jetzt: Ytterturbo hd]; 2 Seunda-Gorunda hu [jetzt: Siende hd]; 3 Norrbo hu; 4 Tuhundra hu; 5 Snävingia hu [jetzt: Snävringe hd]; 6 Åkerbo hu; 7 Dala hu [ehemals der Hauptteil des Bergwerksbezirks Dalarna].
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schen Hundertschaften tatsächlich ist Besitz genommen hat, ist fraglich, da sie 1366 dem Ritter Erik Karlsson Kuse für die Erben des Drosten Nils Turesson überlassen wurden680. Die wichtigsten Städte waren Arboga, wohin damals die Schiffe von der Ostsee aus durch den Mälarsee fahren konnten. Sein Handel war hauptsächlich auf die nahen Bergwerke gerichtet, wobei es mit dem närkischen Örebro konkurrierte. Weitere Städte waren Köping, etwa 18 Km nordöstlich von Arboga und Västerås, wie Köping am Mälarsee gelegen. Västmanland war in sieben Hundertschaften eingeteilt681, während Dalarna (zuweilen auch Dala hundare genannt) eigentlich eine eigene Landschaft bildete. Sie umfasste zunächst die Gebiete um den Siljansee und Västerdalälven, dann aber auch den Bergbaubezirk südlich davon, wozu auch Norberg gehörte682. Hauptquelle für seine Geschichte ist das Diplomatarium Dalekarlicum683.
2 Überlieferung Västmanlands mittelalterliches Recht, Västmannalagen684, ist in drei vollständigen Handschriften überliefert. Die erste ist der Codex Holmiensis B 57, den Schlyter in seiner Ausgabe als Hs. B bezeichnet und jüngeres Västmannalag genannt hat. Ihn hat auch Wessén seinem Faksimile-Druck685 zugrunde gelegt. Die zweite ist die Handschrift Codex Holmiensis B 56, in Schlyters Ausgabe als Hs. C bezeichnet. Sie hat eine andere Einteilung der Abschnitte in Kapitel als die Handschrift B 57, die aber später hinzugefügt sind und die ganze Handschrift B 56 jünger erscheinen lässt als B 57. Beide gehören der ersten Hälfte des 14 Jahrhunderts an686. Die dritte ist Cod. Holm. B 55 (bei Schlyter Hs. D); sie ist jünger als die beiden anderen, steht aber der Hs. B recht nahe und dürfte auf den zweiten Teil des 13. Jhs. zu datieren sein. Västmannala-
680 Vgl. die Urkunde Stockholm, d. 4. Mai 1366 in: Acta Cameralia I, 1, Nr. 703, S. 713–716 [vgl. die Urkunden SDHK Nr. 9165 v. 19. Nov. 1367; DS Nr. 8660 v. 7. Okt. 1374 [SDHK-Nr. 10597]; und 8666 v. Okt. 1374 [SDHK-Nr. 10 584]; Sten Engström, Bo Jonsson 1935, I, S. 101; Birgitta Fritz, 1973, hus II, S. 45. 681 Die Hundertschaften (hundari) Västmanlands waren: 1) Tjurbo (Thyrbo) hd; 2) Seunda hd (jetzt: Siende), 3) Gorunda hd; 4) Norrbo hd (welche drei zusammen eine östliche Vogtei bildeten) 5) Tuhundra hd; 6) Snävringe hd und 7) Åkerbo hd; vgl. Carl G. Styffe, 1911, Unionstiden3, S. 311, 314–327; H/W, SLL, Ser. II, S. XXXIV; Birgitta Fritz, 1973, hus II, (Karte S. 36 u. S. 44 ff). 682 Vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden, S. 323; Mårten Stenberger, 1977, S. 786; Jan E. Almquist, 1954, lagsagor, S. 126–131; Birgitta Fritz, 1973, hus II, S. 49–53. 683 Diplomatarium Dalekarlicum, eds. Carl G. Kröningssvärd et al., 1842–1846 u. Supplement 1853, Sthlm etc. 684 Vgl. Elias Wessén, 1968b, Svensk Medeltid, Landskapslagar, S. 56–89. 685 Lex Västmanniae, 1967, (CCS. XX), Hafniae. 686 Vgl. SGL V (1841), S. XXII; Jan Eric Almquist, 1954, Lagsagor I, S. 94; Elias Wessén, 1967, Lex Vestmanniae, S. XI.
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gens Kirchenrechtsabschnitt findet sich außerdem in zwei Handschriften von Magnus Erikssons Landrecht, nämlich einmal in Cod. Upsal. B 10 vom Ende des 14 Jhs., den Nicles dyäkn geschrieben hat687. Schlyter nennt ihn in seiner Ausgabe Handschrift E; zum anderen als Fragment in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. in der königlichen Bibliothek in Stockholm mit der Signatur Lag n:o 43, die aber nur die Kapitel 3–20 des Kirchenrechtsabschnitts enthält. Schlyter kannte diesen Text nicht. Schliesslich sind einige Stücke aus Västmannalagen im Cod. Upsal. B 53 enthalten, der aus dem 16. Jahrhundert stammt688. Die Handschrift B 54 in der königlichen Bibliothek in Stockholm halten Schlyter (der sie Hs. A genannt hat) und jetzt Per-Axel Wiktorsson für das ältere Västmannalag, aber nicht für ein Dalalag689. Der Drucker Ignatius Meurer hat 1666 auch Västmannalagen herausgegeben690. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1936 eine neuschwedische Übersetzung veröffentlicht691 und Karl Karlsson Siljestrand hat die Wortbeugung dieses Rechtsbuches untersucht692.
3 Geltungsbereich Västmanland wird erstmals in der sogenannten Florenzliste vom Anfang des 12. Jahrhunderts erwähnt693, die sechs schwedische Bistümer bzw. Missionsbezirke, darunter auch Guasmannia mit Bischofssitz in Västra Aros (heute: Västerås694) kennt, aber Dalarna nicht erwähnt. Snorri berichtet in der Heimskringla (in Olafs II., des Heiligen, Saga)695 auch über Västmanland (das er mit Fjärdhundraland gleichsetzt): Jede Landschaft habe eigenes Recht und ein eigenes Gesetzesthing. Ob Västmanland von Fjärdhundraland aus besiedelt worden ist und deshalb bis 1120 als dessen Teil gegolten hat, ist streitig geworden696. Snorri sagt, der Rechtsprecher jeder Landschaft habe am Thing die meiste Autorität, denn was er dort [unwidersprochen] vortrage, werde
687 Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXX f; SGL X (MEL), S. XX f; vgl. Per-Axel Wiktorsson, 2015, Bd. III, Nr. 505, S. 15 f. 688 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XXXIII, Fn. 3. 689 S. u. 4, S. 466 ff. 690 Ignatius Meurer [Drucker], 1666, Sveriges rikes lagh-böker …, Stockholm. 691 Holmbäck/Wessén, 1936, SLL, Ser. II: Dalalagen och Västmannalagen, Stockholm. 692 Karl K. Siljestand, 1890/91, Ordböjningen i Västmannalagen, vol. I, II, Upsala. 693 Druck in: MGH auct. ant., IX, S. 573 f, vgl. Jarl Gallén, 1958, S. 1–26; Petrus Envall, 1961, in: SHT, årg. 81, S. 35–55; Strauch, 1987, Rechtsfortbildung, S. 504. 694 Vgl. Kjell Kumlien, 1971, Västerås til 1600-talets början. 695 Heimskringla, ÍF 27, c. 77 (S. 109 f ) = Thule 15, c. 77 (S. 114 f ). 696 Dafür sprechen Schlyter, 1879, Avhandl. II, S. 80; Erland Hjärne, 1952, Svethiudh, in: NoB 40, S. 116 ff; Kjell Kumlien, 1971, Västerås, S. 83 f; Krister Ström, (Hg.), 1994, Om forntid och medeltid i Väst manland; dagegen meinen Thorsten Andersson, 2004, S. 7, ferner 2005a; 2205b, und Göran Dahlbäck, Nationalencyklopedin VI, Art. folklanden, S. 472, dass die Verhältnisse vor 1296 dunkel und ungeklärt seien.
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Gesetz. Wo aber die Gesetze verschieden seien, müssten sich alle nach dem UppsalaGesetz richten, denn alle anderen Rechtsprecher seien dem von Tiundaland unterstellt697. Dieser Bericht fußt auf Snorris Besuch 1219 in Schweden, und es ist unklar, ob Västmanland und Fjärdhundraland damals noch zusammengehörten. Sicher ist nur, dass bei der Niederschrift von Upplandslagen 1296, beide Rechte geschieden waren, da Uplandslagen in Kgb c. 2698 das Königsurteil des västmännischen Rechtsprechers und das Geleit für den König genau beschreibt. Danach übernahmen die Västmänner das Geleit von den Närkern an der Uppbågabro über den Arbogaån, sie übten es bis zur Östensbro über den Sagån, wo sie es den Uppländern übergaben699. Auch das Testament des Königs Magnus Ladulås (1275–90) von 1285700 erwähnt Abgaben aus Västmanland. Västmännische Rechtsprecher sind jedoch erst vom Anfang des 14. Jhs. bekannt. Eine Urkunde vom 13. Juli 1303701 nennt Holmbernus; eine andere vom 29. Juni 1305 erwähnt Magnus Gregersson, einen Enkel Birger Jarls702. Der Rechtsprecher Petrus de Ighilstum ist nur von seinem Grabstein in Romfartuna von 1320 bekannt und eine Urkunde aus Uppsala vom 8. Juli 1319703 nennt Magnus Niclisson, legifer (vermutlich Petrus’ Nachfolger). Das Bistum Västerås war wirtschaftlich schwach, es wies nur etwas mehr als 60 Kirchen auf (während Västergötland 517 Kirchen zählte704).
4 Västmannalag und Dalalag Höchst streitig ist, welches Verhältnis zwischen Västmannalag und Dalalag herrscht. Schlyter705 meinte, Dalalag sei eine frühere Fassung von Västmannalag, weil Dalarna im Mittelalter kein selbständiger Rechtsbereich gewesen sei und rechtlich zu Västmanland gehört habe. Dalarna ist von Västmanland aus besiedelt worden und noch Christoffers landslag von 1443 spricht in Bb 23: 2706 von dala j wesmannalande. Neuere
697 Die letzte Behauptung Snorris geht fehl: der tiundaländische Rechtsprecher war den anderen nicht übergeordnet, vgl. Strauch 2013, Snorri, S. 267–302 (276). 698 Västmannalagen, Kgb c. 2 (SGL, 1841 V, S. 88 f ). 699 Vgl. Kjell Kumlien, 1971, Västerås, S. 82 ff; Karten in: Nationalencyklopedin, eds. Christer Engström et al. XX, Art. Västmanland (1996), S. 174, 178. 700 Druck in: DS I, Nr. 802, v. 22. Febr. 1285, S. 655–659 (657) [SDHK-Nr. 1302]. 701 Druck in: DS II, Nr. 1402, S. 394, vom 13. Juli 1303 [SDHK-Nr. 2029]. 702 Druck in: DS II, Nr. 1472, S. 451, v. 29. Juni 1305 [SDHK-Nr. 2110]. 703 Druck in: DS III, Nr. 2199, S. 411, Uppsala, v. 8. Juli 1319 [SDHK-Nr. 2934], ihr Schreiber ist anonym, bei Per-Axel Wiktorsson 2015, Nr. 793, in Bd. IV, S. 20 f; vgl. H/W, SLL, Ser. II, S. XXXIV, mit Fn. 3; Kjell Kumlien, 1971, Västerås, S. 82. 704 Über die Zahl der Kirchen in Västergötland vgl. SGL I, S. 74; übr die dortigen Bischöfe vgl. Jan Liedgren 1985b, S. 115–126. 705 Vgl.Carl J. Schlyter, 1879, Avhandl., Bd. II, S. 80 f und in SGL, 1841 V, S. VI ff. 706 KrL, Bb 23: 2 (SGL XII, S. 173); vgl Schlyter 1879, Avhandl. II, S. 81.
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Forscher haben dem widersprochen707, indem sie darauf hinwiesen, dass „þæssum lagh hawa standit æ siþan Dala bygdhus“ (dieses [Erb]recht hat gegolten, seitdem Dalarna bewohnt ist) in Gb 11: pr.708 nur auf Dalarna passt, das zudem allein in Drittel (þriþiunger) eingeteilt war, während es in Västmanland Hundertschaften (hundari) gab. Die Datierung der einzigen Handschrift dieser Fassung (heute in der königlichen Bibliothek in Stockholm: B 54) ist heftig umstritten: Karlsson709 datierte sie nach 1327, ihm folgte Henrik Schück710. Wessén711 meinte, sie sei nach 1298 entstanden, Hafström datierte sie zunächst auf vor 1296712, später auf vor 1279713, ihm stimmt jetzt Wiktorsson zu714. Da die Datierung ungewiss ist, kann sie nicht als Argument für ein Dalalag benutzt werden. Betrachte man den Inhalt von Västmannalag, so ergebe sich, dass es zu 7/10 aus upländischen Normen, aber nur zu 3/10 aus Normen des älteren Västmannalags bestehe. Das sind Stellen, die sich in keinem anderen Landschaftsrecht finden: Sie stammen aus dem alten Recht Västmanlands (z. B. Kgb 7: 2, 3, 5; Æb 6: 4; 7; 8: 4; 12: 1, 3, 5; Mb 9:5; 11: 2; 20; 21: 1–3; Jb 2: pr.; 3: 1, 3; Kmb 3; 13: 4; Bb 5: 1; 15: 1; 23: 1–3; Rb 3; 4; 9: pr. etc.715. Västmannalag I stimmt auch mit UL kaum überein. Hafström716 hat nachgewiesen, dass von den elf Stellen, die Schlyter auf Uplandslag zurückführte, nur zwei sich völlig gleichen, die Übrigen jedoch Abweichungen zeigen. Die Übereinstimmungen zwischen dem älteren (VmL I) und dem jüngeren Västmannalag (VmL II) sind ebenfalls gering. Auch gibt es keine Anzeichen für die Einwirkung einer dritten Redaktion. Weil Dalarnas Christenrecht im ganzen Stift von Västerås (also sowohl in Dalarna als auch in Västmanland) galt, spricht alles dafür, dass das Recht in Hs. B 54 ebenfalls beiden Landschaften gemeinsam war717, es also ein eigenes Dalalag nicht gegeben hat718. Kein Hindernis für diese Ansicht ist, dass Västmanland in Hundertschaften, Dalarna in Drittel eingeteilt war. Wiktorsson 707 Vgl. Rudolf Tengberg, 1875. S. 67 f; Karl H. Karlsson, 1889, SHT, S. 45 ff; Åke Holmbäck, 1919, Ätten S. 109 ff; H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XIV ff; Ragnar Hemmer, 1969a, Dalalagen, S. 29 ff; Gerhard Hafström, 1957, Art. Dalalagen, in: KLNM Bd. II, Sp. 623–626; Harald Erhardt, 1999, Art. Dalalagen, in: LexMa III, Sp. 436 f. 708 VmL, Gb 11: pr. (SGL V, S. 50 = H/W, 1936, Ser. II, S. 81). 709 Karl H. Karlsson, 1889, in: SHT, S. 48. 710 Henrik Schück, 1891, Dalelagen, S. 44 f. 711 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XVIII. 712 Vgl. Gerhard Hafström, 1957, Art. Dalalagen, in: KLNM Bd. II, Sp. 623–626. 713 Gerhard Hafström, 1974b9, rättskällorna, S. 45 f sagt: vor 1280, weil er von diesem (falschen) Datum des Alsnö-Statuts ausgeht; es ist tatsächlich von 1279, vgl. Jan Liedgren, Alsnö, S. 103 ff; in DS I Nr. 799 [SDHK-Nr. 1122], S. 650–654 falsch auf 1285 datiert. 714 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, 1981, Avskrifter, S. 41. 715 Vgl. die Nachweise bei H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XXXVII, Fn. 3. 716 Vgl. Gerhard Hafström, 1957, Art. Dalalagen, in: KLNM Bd. II, Sp. 625. 717 Vgl. Jan E. Almquist, 1954, S. 126 f; Per-Axel Wiktorsson, 1981, Avskrifter, S. 51. 718 Åke Holmbäck 1937, S. 167–172 berichtet über Älvdalen nach Dalalag; beruhend auf der Sverris saga (Ausgabe Gustav Indrebø 1920) und dem Text von Västmannalagen I, (SGL V), aber ohne Nachweise.
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hat gezeigt, dass beide Bezeichnungen dasselbe meinten719. Es gab also kein eigenes Recht für Dalarna, und die Hs. B 54 ist die ältere Fassung von Västmannalagen, die nach 1318 nur noch (wohl eher inoffiziell720 in Dalarna angewendet wurde721. Dass Västmannalagen I den Bergbau in Dalarna nicht erwähnt, liegt daran, dass er schon früh auf Grund königlicher Privilegien betrieben wurde, die dem Landschaftsrecht vorgingen722. Das jüngere Västmannalag (Hs. B 57) ist eine private Aufzeichnung, also ein Rechtsbuch, das nach Uplandslagen, also nach 1296, aber vor 1347 (der Abfassung von Magnus Erikssons Landslag [MEL]) niedergeschrieben ist.
5 Art und Zeit des Zustandekommens Wann und wie Västmannalagen zustande kam, ist weitgehend unbekannt. Man weiß nicht, ob es eine Kommission ausgearbeitet hat (wie in Södermanland und Uppland). Auch eine königliche Bestätigung fehlt. Vermutlich hatte das Landsthing den västmännischen Rechtsprecher mit der Aufzeichnung beauftragt, der möglicherweise andere Rechtskundige beigezogen hat723. Ins Auge fallen zwei Vorbilder: Zunächst Upplandslagen, von dem nicht nur die Systematik und die Reihenfolge der Abschnitte stammt, sondern das auch zu einem großen Teil wörtlich ausgeschrieben worden ist, so dass es sich insoweit um ein modernisiertes Uplandslag handelt. Auch Södermannalagen ist an mehreren Stellen benutzt724. Die Übereinstimmungen zwischen Upplandslagen und Västmannalagen sind nicht zufällig entstanden: Ein Statut der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson von 1330725 sagt nämlich für das (verlorene) Närkeslag, Magnus Ladulås habe es „conditus“. Darin liegt jedoch keine königliche Bestätigung, denn die Vormundschaftsregierung hatte damals wenig Anlass, Artikel zu bestätigen, welche die königliche Macht vermehrten726. Vielmehr deutet das Statut darauf hin, dass der König eine Sammlung des Rechts in Närke samt seiner einschlä-
719 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, 1981, Avskrifter, S. 55 f. 720 So mit Recht: Per-Axel Wiktorsson, 1985b, Dalalag, in: ANF 100, S. 155–166 gegen Gudrun Utterström, 1978, Dalalagen, in: ANF 93, S. 199–204, die sich gegen Carl Ivar Ståhle, 1954, förlaga, in: ANF, S. 138 f und für Ragnar Hemmer, 1969, in: JFT, S. 57 ausspricht. 721 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, 1981, Avskrifter, S. 61; anders: Gerhard Hafström, 1974b9, rättskällor, S. 46, der sich für ein Dalalag entscheidet; anders auch: H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XIX; XXXVI. 722 Vgl. Gerhard Hafström, 1974b, rättskällorna9, S. 66. 723 Vgl. H/W, 1936, SLL II, S. XXXV. 724 Z. B. VmL Æb 2: 1 = UL Æb 2:1 = SdmL Gb 3:1; VmL Æb 9: pr. = SdmL Gb 5: pr.; VmL Æb 9: 2 = SdmL Gb 5: 3; VmL Bb 9: pr. = UL Wb 10: pr. = SdmL Bb 7: pr.; VmL Bb 12: pr. = UL Wb 12: pr. = SdmL Bb 3; VmL Bb 17: 4 = SdmL Bb 22: 2. 725 Im Statut, Telge, d. 6. Mai 1330 in: DS IV, Nr. 2773, [SDHK-Nr. 3707], S. 157 f heißt es S. 157: „contentos in libro vestro legali, per magnificum principem dominum Magnum … condito …“. 726 Vgl. Einar Carlsson, 1946, stadfästelse, in: SHT 66, Stockholm, S. 261–265; Åke Holmbäck, in: H/W, 1962, landslag, S. XV, N. 7.
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gigen Statuten hat zusammenstellen lassen, welche das Landsthing später annahm. Immerhin scheinen sich die Könige bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts für den Inhalt und die Gestaltung der Landschaftsrechte interessiert zu haben. Für die Praxis der Vereinheitlichung dieser Landschaftsrechte ist auf die entscheidenden Rolle von Fjärdhundralands Rechtsprecher in rechtlichen Streitfragen hinzuweisen, die bereits Snorri Sturluson erwähnt hat, und auf die Vorreiterrolle, welche Uplandslagens Niederschrift seit 1296 Dank des königlichen Einflusses spielte. Es gab jedoch auch västmännische Besonderheiten, die man beibehielt und dafür uppländische Regelungen strich, veränderte oder ergänzte. Dies ermöglicht Einblicke in die Prinzipien der Kompilation, ob man Bewährtes behalten oder Neues einführen wollte: Standen die uppländischen Regelungen im Einklang mit den västmännischen, hat man sie übernommen, in anderen Fällen an die västmännischen Gepflogenheiten angepasst, so bei der Bußhöhe, der Beweisfrage, der Zusammensetzung der Eidhelfer etc. Vor allem hat man sprachliche Knappheit und Kürze angestrebt: Alles, was selbstverständlich oder überflüssig schien, ist weggelassen. Wann VmL in der vorliegenden Form zustande kam, kann man nur ungefähr ermitteln. Da es große Teile aus Uplandslagen übernommen hat, muß es jünger als 1296 sein. Seine aus Södermannalagen entlehnten Stellen können sowohl vom älteren Södermannalagen als auch aus dem 1327 erneuerten stammen. Rb 14 erwähnt ein Gesetz König Birgers. Gemeint ist damit wohl Birger Magnusson (1290–1318), der zwar 1298 mündig wurde, aber erst seit etwa 1302 regierte727 so dass für die Niederschrift die Zeit von 1298–1318 (oder später) in Frage kommt728. In mehreren Urkunden wird zwar das västmännische Recht erwähnt729, es muss aber nicht der aufgezeichnete Text gemeint sein, sondern es kann sich auch um das mündlich überlieferte Recht handeln und die promulgatio in DS II Nr. 1552 [SDHK-Nr. 2205] kann den Vortrag des Rechtsprechers meinen. Nimmt man eine Entlehnung aus dem jüngeren Södermannalag an, so ist terminus post quem 1327730; terminus ante quem ist jedenfalls 1347, die Abfassung von Magnus Erikssons Landslag. Aus einer Urkunde des västmännischen Rechtsprechers vom 13. Juni 1352731 geht hervor, dass man Magnus Erikssons Landslag benutzt und nach diesem Zeitpunkt Västmannalagen wohl nicht mehr bearbeitet hat.
727 Vgl. Jerker Rosén 19834, Historia I, S. 112. 728 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XVIII, XXXVIII gegen Carl Johan Schlyter, 1841, in: SGL V, S. XVIII. 729 So in der Urkunde vom 29. Mai 1307 (DS II, Nr. 1552, S. 504[SDHK-Nr. 2205]: „secundum legum terre promulgacionem“); vom 18. Mai 1335 (DS IV, Nr. 3142, S. 442 [SDHK-Nr. 4155]: „secundum leges Westmanniæ“; und vom 18. Januar 1337 (DS IV, Nr. 3276, S. 543 [SDHK-Nr. 4315] „secundum lges, ritus et consuetudines terre Vestmannie“). 730 So: Karl G. Westman, 1904b, in: FS Adolf Noreen, S. 102, zweifelnd: H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XXXIX, Fn. 3. 731 Urkunde vom 13. Juni 1352, in: DS VI, Nr. 4823, S. 361 [SDHK-Nr. 6389].
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6 Sprache und Druckausgaben Gegenüber Uplandslagen fällt Västmannalagen stark ab. Texte aus unterschiedlichen Quellen sind zuweilen so schlecht zusammengefügt, dass Unklarheiten und Widersprüche entstanden sind (z. B. Æb 6: pr., Bb 13: pr.) oder der Satzbau fehlerhaft ist732. Selbständige Formulierungen sind häufig schlechter als die aus UL übernommenen733. Der Text ist nicht sachlogisch geordnet und nicht recht eingeteilt. So sind ungegliederte lange Kapitel entstanden (z. B. Kkb 24; Mb 24; 25 und 26, wobei c. 26 den gesamten Diebsabschnitt enthält. Über die Sprache von Västmannalagen haben Beckman, Brate, Bratt, Envall, Hesselman, Siljestrand, Ståhle und Ehrhardt734 gearbeitet. Die erste Ausgabe veranstaltete Claudius Åkerman 1666 (nach Hs. B 56); Loccenius hat Västmannalagen nach der Åkermanschen Ausgabe ins Lateinische übersetzt, den Kirchenabschnitt jedoch ausgelassen735. Über weitere Drucke vergleiche man die immer noch maßgebende Ausgabe von Schlyter736. Eine neuschwedische Übersetzung haben Holmbäck und Wessén 1936 veranstaltet737, wobei Nils Sjödahl das sogenannte Dalalag (=VmL I) übersetzt hat.
7 Inhalt und Besonderheiten Västmannalagen beginnt mit einer praefatio, die auch den Satz land skulo mæþ laghum byggiaz oc æi mæþ walds wærcum (Land soll mit Recht gebaut werden und nicht mit Gewalttaten) enthält, der sich nicht nur in Uplandslagen, Wb 1: pr. findet, sondern gemeinnordisch gewesen zu sein scheint738. Im Übrigen enthält die praefatio eine Aufzählung der acht Abschnitte und ihrer Kapitel. Das Rechtsbuch beginnt mit dem Kirchenrecht (Kkb, 26 cap.), es folgt der Königsabschnitt mit dem Eidschwurrecht (Kgb, 7 cap.). Der nächste Abschnitt beginnt mit dem Familienrecht, dem das Erbrecht folgt (Æb, 20 cap.). Der Mannheiligkeitsabschnitt enthält das Strafrecht (Mhb, 35 cap.); der Grundstücksabschnitt (Jb) zählt 18 Kapitel; der Kaufrechtsabschnitt (Kmb), 14. Der
732 Fehlerhafter Satzbau z. B. in: Bb 1: pr (SGL V, S. 195 f ) im Verhältnis zu UL, Wb 1: pr. (SGL III, S. 215 f ), vgl. H/W, SLL, Ser. II, S. 151, N. 11. 733 Selbständige Formulierungen: z. B. in: Æ 9: pr.; Mb 5: pr. (SGL V, S. 126; 139 f ), vgl. H/W, 1936, SLL. Ser. II, S. XXXVIII u. S. 89, N. 18. 734 Vgl. Natanael Beckman, 1917, outgivna, S. 94–101, Erik Brate, 1890, böjningslära; Arnold Bratt, 1918, språkdrägt; Petrus Envall, 1930, bergsmålet, S. 8 f; Bengt Hesselman, 1909/10, S. 229 f; Karl K. Siljestrand, 1890, Ordböjningen I–III (1891–1893); Carl Ivar Ståhle, 1967, literatur, S. 44 ff und Harald Ehrhardt, 1981, Alliteration S. 96 ff. 735 Vgl. SGL, 1841 V (VmL), S. XXXIX; Bd. II 1830, (ÖGL), S. XXII. 736 Vgl. SGL, 1841 V (VmL), S. XXXIII–XXXIX. 737 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II (1936), ND 1979. 738 Vgl. Björn Petterson, 1959, Stilstudier, S. 265 f; H/W, 1933, SLL, Ser. I; SGL, 1834, UL, S. 10 f; 186 f, N. 1.
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Dorfschaftsabschnitt (Bb) hat 28 Kapitel und den Schluss bildet das Prozessrecht (þb) mit 24 Kapiteln. Västmannalagen war wesentlich ein Bauernrecht; aristokratische und kirch liche Tendenzen sind schwächer als in Uplandslagen: So wird die Ehrenbuße (asw. þokkabot) in Mhb 14739 nur dem König, aber keinem anderen Herren zugebilligt. Auch die Bußen für gewisse Sittlichkeitsdelikte sind geringer und uneheliche Kinder waren erbberechtigt, denn ihr Ausschluss vom Erbe in Uplandslagen, Æb 24: 1740 hat Västmannalagen nicht übernommen741. Frühjahrs- und Erntearbeiten an kirchlichen Feiertagen waren nicht ausdrücklich verboten742. Auch das alte Racherecht lebte noch743 und die private Pfandnahme blieb erlaubt744. Fortschrittliche Rechtsnormen finden sich vor allem im Prozessrecht. Während Uplandslagen eine Jury kennt, die der Bischof und der König je zur Hälfte ernennen und auch des Bischofs Amtmann (biskups lænsman) erscheint (UL, Kkb 16; 18: pr.; 22: pr.), der in einigen späten Handschriften offitiael (Offizial) genannt wird745, kennt VmL I und II diesen nur als lænsman. Es geht aber insofern über Uplandslagen hinaus, als es dem Bischof und den Geistlichen ein eigenes Thing mit eigener Zuständigkeit einräumt (kirkiuþing in VmL II, Kkb 26: 2). Die libertas ecclesiae ist vermehrt, denn das kirkiuþing soll alle Bischofsklagen entscheiden, offenbar auch Landstreitigkeiten mit der Kirche, die in Uplandslagen, (Kkb 20) noch nach Landrecht entschieden wurden. Schlussvereinbarungen mit dem Unterlegenen (lyctir) sollten auf dem Hundertschaftsthing erfolgen. Seelgaben und Testamente sind in Kkb 13 ausführlich geregelt: Es blieb jedoch bei der herkömmlichen Regel, dass ohne Erlaubnis der Erben nur 1/10 des ererbten Landes der Kirche letztwillig vermacht werden durfte, nur mit Erlaubnis der Erben war der testierfähige Teil unbeschränkt. Ausführlich wird der innerkirchliche Streit geregelt, ob eine Gabe zu des Priesters Unterhalt oder zum Schmuck der Kirche dienen solle. Västmannalagen hatte mehrere Thingkreise: Der unterste war das Hundertschaftsthing (hundaris þing) (Rb 2; Mhb 33: pr.), wofür ein Zwölferausschuss zwei Urteiler wählen sollte (Rb 1), von denen aber nur einer anwesend zu sein brauchte. Darüber stand das Landsthing, das auch folklands þing hieß (Mhb 33: pr.), da Västmanland ein Volkland war (wie die uppländischen Volklande)746. Der Rechtsprecher
739 VmL, Mhb c. 14 (SGL V, 1841 S. 150). 740 Uplandslagen, Æb, c. 24: 1 (SGL III, 1834 S. 127). 741 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, VmL, S. 64, N. 103. 742 Anders in: UL, Kkb, c. 14: 9, vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, VmL, S. 29, N. 79. 743 Racherecht in: VmL, Æb 6: pr (SGL V, 1841, S. 123). 744 VmL, Mhb, c. 25: 12 (SGL V, 1841, S. 159); vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, VmL, S. 100, N. 155. 745 Offizial in: UL, Kkb 16: pr. (SGL III, 1834, S. 70, Fn. 59: Die Handschrift Nr. 119 aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (ebda S. LIV) hat „offitiæl“, die lat. Übers. des Ragvald Ingemundsson von etwa 1506 (ebda Nr. 45, S. XVIII) hat: „prepositus seu officialis episcopi“. 746 Zum Begriff Folkland/Folklande vgl. oben C I, 1, S. 423 ff, Fn. 370 ff.
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leitete es (Rb 8; 14: 1; 19), und man konnte es anrufen, wenn der Urteiler des Hundertschaftsthings sich mangels Rechtskenntnis außerstande sah, eine Sache zu entscheiden (Rb 8). Über dem Rechtsprecher stand in einigen Fällen ein Ausschuss (Rb 14: 1), dessen Zusammensetzung wir jedoch nicht kennen. Gegen falsche und unrechtmäßige Urteile dieses Ausschusses konnte man nach VmL II, Rb 14: 1; 19) den König anrufen. Das ist die erste Beschreibung der richterlichen Zuständigkeit des Königs im schwedischen Landschaftsrecht747. Dass ein Ausschuss einen Streit entscheiden sollte, kommt in Västmannalagen zwar häufig vor, doch findet sich kein Grundsatz, wann der Ausschuss und wann der Eidhelferbeweis (mit zwölf, achtzehn oder sechsunddreißig Mann) zuständig sein sollte. Gewöhnlich hatte er zwölf Mitglieder, die entweder die Urteiler (Kgb 6: 1; Jb 3: 3; Bb 5: 1) oder die Parteien je zur Hälfte benannten (Kkb 24: 5; Jb 3:3; 17; Bb 9; Kmb 14; Rb 8). Jedoch ist der Beweisausschuss vom Augenscheinsausschuss nicht deutlich geschieden (Bb 2: 2; 22: 1). Der Ausschuss musste auf drei rechtsgemäßen Thingen748 eidlich seine Meinung äußern, die Mehrheit von sieben Stimmen genügte (Mb 21: pr.; Tgb 8). Das kanonistische Mehrheitsprinzip hatte sich auch in Västmanland durchgesetzt749. Västmannalagen unterscheidet zwischen Geschäftszeugen (Æb 9: 2; 12: 2; Bb 6: 1) und Zufallszeugen (Bb 6: 3; 14: 10). Auch hier konnten also nur zwei oder drei Zeugen einen Beweis erbringen; das folgt aus dem römischen Recht750, oder ist der Bibel entlehnt751. Auch das Erbrecht wird – wie meist in den schwedischen Landschaftsrechten – an die Taufe geknüpft752. Die Weiterentwicklung des Prozessrechtes zeigt sich daran, dass das räfsteßingsStatut Erichs von Pommern vom 9. April 1413753 bereits wenig Monate später, nämlich am 27. Juni 1413, in einem Prozess in Västerås754 angewendet wurde: Der königliche Vogt Josse Finsson755 hatte sich widerrechtlich bäuerliche Güter angeeignet, die 747 Vgl. H/W, 1936, SLL, Ser. II, S. XLII. 748 Auf drei rechtsgemäßen Thingen (i þri lagha þingom), Bb 17:3; Rb 18: 1 (SGL V, 1841, (VML), S. 215; 236). 749 Für Wahlen vgl. conc. Lat. IV c. 23 f (COD II, S. 246 f ) = c. 42; 48; 50; 55. X. I. 6 (Friedberg, II, Sp. 88 f; 91 f; 94 f ). 750 Vgl. VmL Tgb 18: pr. (SGL V, S. 236); vgl. Codex 4. 20. 9: „unius omnino testis responsio non au diatur“. 751 Num. 35: 30; Deut. 17: 6; 19:15, worauf Joh. 8: 17; 2. Kor. 13: 1 u. 1. Tim. 5: 19 verweisen. 752 So in: VmL Æb 10: 1 (SGL V, S. 128), das hier von ÄVGL, Kkb 1 (SGL I, S. 3) und UL, Kkb 11: 1 (SGL III; S. abweicht, wonach die von Laien gespendete Nottaufe für das Erbrecht des Kindes genügte; vgl. Lizzie Carlsson, 1966, dopet, in: KÅ 66, S. 28 f. 753 Räfsteßings-Statut v. 9. Apr. 1413, Druck: SD II, Nr. 1702, S. 600–611 [SDHK-Nr. 17 986], vgl. Fnn. 1257 u. 1317; vgl. Kjell Å. Modéer, 1974, Art. Ting, Sverige, in: KLNM Bd. XVIII, Sp. 345. 754 Prozess in Västerås vor einem doppelten Ausschuss (aus 12 Bauern und 12 Bergleuten bestehend) unter der Leitung des dortigen Bischofs Petrus Ingevasti und des Unterrechtssprechers Karl Störkersson, Druck in: DS II, Nr. 1737, (SDHK-Nr. 18036) v. 27. Juni 1413, vgl. Anders Winroth, 1990, in: FS Hans Gillingstam, 1990, S. 327–339 (327); Martin Sahlin, 1994, S. 113 ff (nur Inhaltsangabe). 755 Josse Finsson war der Nachfolger Olof Tyrgilssons als königlicher Vogt in Dalarna, vgl. Anders Winroth 1990, (wie Fn. 754), S. 327.
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der Krone steuerpflichtig waren, und sie so den königlichen Einnahmen entzogen. Der Prozess zeigt nicht nur, dass diese Bauerngüter in einem Landbuch namentlich erfasst waren, sondern auch, dass es zu Beginn des 15. Jahrhunderts möglich war, sich gegen adelige Willkürakte gerichtlich zur Wehr zu setzen und die königlichen Steuereinnahmen wiederherzustellen.
V Hälsingelagen 1 Hälsingland geographisch/historisch Der Name Hälsing wird verschieden gedeutet, er kann eine Landzunge meinen; wahrscheinlicher aber ist die Bedeutung „schmaler Wasserweg“ (aschwed. hals, m.). Dafür kommt der Arnösund im Kirchspiel Rogsta in Frage. Die Hälsinger trügen dann ihren Namen als Bewohner um diesen Sund herum, wozu die Halbinsel Hornsland und die Gegend um das heutige Hudiksvall gehört756. Hälsingland umfasste im Mittelalter das Gebiet nördlich des Grenzwaldes Öþmorþer757, also die westliche Küstenregion des Bottnischen Meerbusens bis zu seinem Nordende hinauf. Es ist zuerst bei Adam von Bremen erwähnt758 und dieser ernannte zum ersten Bischof Stenfinn (Simon), der dort missionierte. Auch Snorri Sturluson759 und Karl Jónsson760 erwähnen Hälsingland. Die älteren schwedischen Urkunden sind dagegen recht schweigsam: Im 12. Jahrhundert ist es nur einmal erwähnt761. Zu Albrechts III. von Mecklenburg Zeit (1364–89) war Hälsingland zweigeteilt, jedes Teil hatte einen Rechtsprecher (laghman), einen Amtmann (sysloman) und einen Propst (provaster). Der südwestliche Teil der Landschaft war Alir762. Er erstreckte sich vom Ödmorden bis zur norwegischen Grenze und umfasste das Ljusnedal und den unteren Teil des Voxnadales. Der nördliche Teil von Hälsingland hieß 1314 Sundædh (Sunded)763. Die Propsteien beider Teile nannten sich nach dem Wohnort der Pröpste,
756 Vgl. Carl Eric Thors, 1966, Art. Hälsing, in: KLNM Bd. VII, S. 232 f; Stefan Brink, 1981, in: NoB 69, S. 115–151; Thorsten Andersson, 2001, Art. Länder- und Landschaftsnamen, in: RGA2 Bd. XVII, S. 545– 569 (563); Lennart Hagåsen, 2001, *Hals i Hälsingland … in: NoB, 89, S. 69–94; Mats Wahlberg, 2003, Art. Hälsingland, in: SOL, S. 142. 757 Neuschwed. Ödmården (heute: Tönnbroskogen, vgl. SGL, 1834 III (UL), praefatio S. 9, u. S. 452, vb. Öþmorþ, so dass Gästrikland noch zu Uppland rechnete. 758 Vgl. Adam von Bremen, ed. Werner Trillmich, 1978, IV. 25 mit Scholie 137. 759 Snorri Sturluson, Heimskringla, ed. Bjarni Aðalbjarnarson I, 1941, ÍF 26, c. 12, S. 184. 760 Über Karl Jonsson vgl. die Sverris saga, etter Cod. AM 372 4°, c. 26, S. 27. 761 In: DS I, Nr. 98 (1188–97), S. 123 f [SDHK- Nr. 264]; vgl. Thomas Lindkvist 2009a, S. 137–148. 762 Zur älteren Verwaltungseinteilung vgl. Stefan Brink, 1994, in: BbHT 27, S. 153–172 (168 ff). 763 Urkunde Söderala, d. 20. März 1314, in: DS III, Nr. 1962, S. 165 f [SDHK-Nr. 2611]: „Omnes et singuli Alyr et Sundædh inhabitantes …“; vgl. Carl Gustaf Styffe 19113, Unionstiden, S. 391, Fn. 3.
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nämlich die südliche Propstei Baldanæs (Bollnäs für Alir) und die nördliche Propstei Forsa (für Sunded)764. Zu Großhälsingland gehörten weiterhin die Landschaften Medelpad, Ångermanland und Västerbotten765. a) Medelpad (Mæþalpaþa), war zur Zeit der Niederschrift von HL nur an der Mündung der Flüsse Indal und Ljungdal, die nördlich und südlich des heutigen Sundsvall in die Ostsee münden, und der großen Bucht zwischen beiden besiedelt. Das Land war eingeteilt in Schiffsbezirke, die zugleich Gerichtsbezirke waren, die der Unterrechtsprecher zwei Mal im Jahr aufsuchte766. Die Landschaft hatte nur eine Propstei. b) Ångermanland767 (Angermannaland, Angermannia), war das Siedlungsgebiet am Ångerman älv, der weit hinauf segelbar war, an dessen Nebenflüssen und deren fruchtbaren Mündungsland an der Ostsee. Der nördliche Teil war die sogenannte Lappmark. Ihre Siedlungen reichten bis zum Ume älv768. Eingeteilt war Ångermanland in mindestens elf Schiffsbezirke, die als Gerichtsbezirke dienten, doch ist ihre genaue Anzahl unbekannt769. Ein Landsthing zu Nora (nördlich von Härnösand) wird schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts genannt770, doch scheint es auch in Kuta oder Kutuby getagt zu haben, das Hälsingelag, Kgb c. 11:
764 Urkunde Njutånger d. 19. Febr. 1363, in: DS VIII, Nr. 6772, S. 298 f [SDHK-Nr. 8281]; vgl. Carl G. Styffe, 19113, S. 389, Fn. 4. Die Urkunde Norrala, d. 7. März 1363, in: DS VIII, Nr. 6778, S. 303 [SDHKNr. 8289] erwähnt konungens sysloman für Forsa. 765 NGL II, 2, Nr. 187, Sunde, d. 15. Mai 1482, S. 302 f, wo es heißt: „Nota: Halsungia concludit in se Mædilpadiam, Angermanman et Norrebuth secundum Noricos etc.“ 766 Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gab es dort jedoch noch zwei Rechtsprecher, vgl. DS III, Nr. 1957, Nora d. 27. Febr. 1314, S. 161 [SDHK-Nr. 2605]: „ad placitum nostrum commune … dictum varthingh et tradantur et committantur ibidem duobus discretis viris presente preposito …“ und Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314, S. 163 [SDHK-Nr. 2607: „presentibus nicolao et bryniulpho legiferis“; Carl G. Styffe 19113, Unionstiden S. 392. 767 Ångermanland erwähnt in HL, Kgb, c. 11 (SGL VI, 1844,S. 26 = H/W, 1940, SLL III, S. 292 f ) und in DS I, Nr. 444 (v. 6. Okt. 1257, S. 386 [SDHK-Nr. 759]); DS, III, Nr. 1946 v. 1314 (S. 146–150 [150] [SDHKNr. 2593]); DS III, Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161 [SDHK-Nr. 2605], Schreiber war der Anonymus Nr. 797, bei Per-Axel Wiktorsson 2015, Bd. IV, S. 23–25); und DS III, Nr. 2043 v. 1316 (S. 237–239 [238 f ] [SDHK-Nr. 2712]), wo die Orte verzeichnet sind; vgl. Rudolf Tengberg, 1875, indelningen, S. 13; Birgitta Fritz 1986, S. 105–143. 768 HL, Kgb, c. 11 (SGL, Bd. VI, S. 26; 196); DS v. 1259, Nr. 444 [SDHK-Nr. 759]; Nr. 1957 [SDHK-Nr. 2605] s. o. Fn. 767; Nr. 1946 [SDHK-Nr. 2593] und 2043 [SDHK-Nr. 2712], wo die Kirchspiele in den Jahren 1314 und 1316 aufgezählt sind; vgl. Rudolf Tengberg, 1875, indelningen, S. 13; Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 394 f. 769 Vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 394. 770 Urkunde König Christians I., Stockholm, d. 5. April 1458 (SD, SDHK-Nr. 27 196) bestätigt das Recht der Ångermanländer, einmal jährlich ein Landsthing und einen Jahrmarkt zu halten (Ångermanlänningarnas skatt, marknad och samting), vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 394; Birgitta Fritz, 1986, medeltidsbrev, S. 113, mit Lit.
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1 erwähnt (ein altes Krongut, heute Bjärtrå771). Die Landschaft hatte auch eigene Gesetze, wie eine Urkunde von 1345 ausweist772, doch ist unbekannt, ob dieses Recht niedergeschrieben war oder nur mündlich überliefert worden ist. Die Stadt Härnösand wird bereits 1374 als Hafen erwähnt und gehörte später zu den verbotenen Handelsplätzen773. c) Västerbotten (Vesterbottnen). Die nördlichste damalige Ansiedlung hieß zunächst Norrabotten (heute: Norrbotten)774. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts finden sich schwedische Ansiedlungen am Umeälv. Zur Zeit der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson (1319–1331) sorgte Erzbischof Olof Björnsson (1315–13. 3. 1332, sapiens) dafür, auch die Gebiete nördlich des Skellefteälvs zu besiedeln775, um die Samen (Lappen) für das Christentum zu gewinnen. Zu dieser Zeit gab es bereits Gemeinden in Ume (heute Umeå) und Bygde, die nach HL, Kgb, c. 7 keine Ledungsabgaben zu zahlen brauchten und ihr Gebiet selbst verteidigen sollten776. Steuerfreiheit wurde damals denen zugesichert, die sich zwischen Skellefteälven und Luleälven niederlassen würden777. d) Lappmarken. Da die Lappen mit ihren Rentierherden in den unbebauten Gebieten nördlich von Västerbotten auf beiden Seiten des bottnischen Meerbusens umherzogen, hatte Lappmarken keine genauen Grenzen, doch hielten sie sich vornehmlich auf der nördlich von Västerbotten gelegenenen Hochfläche auf. Etwa 1268/73 hat man die Grenze zu Norwegen geregelt778. Trotz der Ortsanga-
771 HL, Kgb, c. 11: 1 (SGL VI, 1844, S. 26; 193). 772 DS V, Nr. 3940 [SDHK-Nr. 5165], Nordingrå, d. 25. Apr. 1345, S. 440 f: „per firmarios dictos fasta. secundum leges angarmannie dimiserat …“. 773 Zu Härnösand, s. Urkunde v. 17. Okt. 1374, in: DS X, 2002, Nr. 8666, S. 355–359 (357 [SDHK-Nr. 10 584). Der Brief König Christians I. v. 27. Aug. 1461, SDHK-Nr. 27 827 (vgl. Birgitta Fritz, 1986, medeltidsbrev, S. 130) verbietet rechtswidrige Häfen, darunter Härnösand; vgl. Brief des Stockholmer M agistrats an Danzig v. 22. April 1472, keine verbotenen Häfen (wie Härnösand) anzulaufen, zit. bei Carl G. Styffe, 19113 S. 396. 774 Vgl. zum Sprachgebrauch: Mats Wahlberg, 2003, SOL, Art. Norrbotten, S. 227. 775 DS IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 [SDHK-Nr. 3462] (Besiedelung und Aufteilung des Landes zwischen Skellefteå und Uleå); DS IV, Nr. 3134 Stockholm, d. 9. Apr. 1335, S. 435 f [SDHK-Nr. 4147] (Nils Abjörnson erhält den Pite älv) und DS IV, Nr. 3409, Lule d. 1. Jan. 1339, S. 646 f [SDHK-Nr. 4476] (Svenald af Rutuvik überträgt Güter um Lule an die Åbo domkirke); vgl. Rudolf Tengberg, 1875, indelningen, S. 13; Birgitta Fritz, 1973, Hus II, S. 53 f; Fn. 5. 776 HL, Kgb, c. 7 (SGL VI, S. 23; 192; 195). 777 DS IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 [SDHK-Nr. 3462] (wie Fn. 775); dito Nr. 2850, d. 23. Mai 1331, S. 214 [SDHK-Nr. 3801]; (Güterteilung bei Lule); vgl. Carl G. Styffe, 19113, S. 396; Vgl. Carl J. Schlyter, 1879, afhandlingar II, S. 88–93, 155 f; Rudolf Tengberg, 1875, indelningen, S. 13, der auf DS IV, Nr. 2606 [SDHK-Nr. 3462], 3134 [SDHK-Nr. 4147] und 3409 v. 1. Jan. 1339 [SDHK-Nr. 4476] (wie Fn. 775) verweist. 778 Urk. v. ca 1268/73, Druck in: NGL II, S. 487–491 („þetta landamære er mellim Jæmtalandz ok Finmarkar ok Hælsingaland …“, S. 490 f ); zuvor hrsg. u. erläutert v. Ericus Chr. Werlauff, Grændze, 1844/45, in: ANOH 1844/45, S. 147–192. Die Urk. v. 1482 bestätigte eine ältere aus den 1270ern, in: HSH 29, S. 44–48; vgl. Carl G. Styffe, 19113, S. 398 f.
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ben dieser Urkunde blieb die Grenze wegen der nomadisierenden Samen unklar. Deshalb begnügte man sich schliesslich damit, die Birkarlar zu besteuern, die den Handel mit den Samen in der Hand hatten779. Doch waren die zum Kirchspiel Ume zählenden Same nicht von den Birkarlarn abhängig, weshalb sie „KönigsSamen“ hießen780. Der Friedensvertrag zwischen Sven Sture, Erich von Pommern und Königin Margareta vom 10. Oktober 1398781 teilte Norrland so, dass Norrbotten und Lappmarken zur Vogtei Korsholm (Krytzeburg, in Östernorrbotten, bei Vasa) gehörten, Ångermanland und die Hälfte von Medelpad zur Vogtei Styresholm und die andere Hälfte von Medelpad und Hälsingland zur Vogtei Faxeholm (in Alir)782. Die Grenze zwischen dem schwedisch besetzten Finnland und Russland legte der Frieden von Nöteborg 1323 fest783. Danach beanspruchten die schwedischen Könige das Land nördlich von Umeå und Bygdeå, auch kolonisierten sie die Gegend um den Lule- und Piteälv. Die Besiedelung erfasste auch die östliche Küste des bottnischen Meerbusens. Die kirchliche Einteilung folgte der weltlichen: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte Hälsingland vier Propsteien: Bollnäs (für Alir), Forsa (für Sunded), sowie je eine für Medelpad und Ångermanland784. Über die Grenze zwischen den Bistümern Uppsala und Åbo herrschte Streit. Angeblich sollte der finnische Ule älv (Oulujokki) und der Ule träsk (Oulojärvi)785 die Grenze bilden. Das ist zwar durch mehrere Urkunden belegt, doch gründen sie sich auf einem Fehlverständnis von HL, Tgb, c. 15786:
779 Über die Birkarlar vgl. unten Kap. 6, B, I, S. 605 f. 780 Vgl. das Gutachten des Vogtes von Norrbotten, Sten Henriksson, Torneå, d. 27. Dez. 1454a (SDHKNr. 26 602), Druck: FMU 2959 nach HSH 29, Nr. 8, S. 29; vgl. Carl Gustaf Styffe, 19113, Unionstiden, S. 399. 781 Vertrag vom 10. Okt. 1398, in: ST II, Nr. 426; vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden, S. 391, 395, 417; Birgitta Fritz, 1973, Hus II, S. 56. 782 Vgl. Birgitta Fritz, 1973, Hus II, S. 56; Mats Mogren 2000, Faxeholm. 783 Zu ihrem genauen Verlauf vgl. Jarl Gallén/John H. Lind, 1998, Nöteborgsfred 1–3 und die Karten in: Art. Rigsgrænse, 1969, in: KLNM Bd. XIV, Sp. 205 f; Kustaa, Vilkuna, 1961, Nöteborgsfreden; vgl. unten Kap. 6, B, II, 6, S. 626 f. 784 Vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 389 f. 785 Vgl. H/W, 1940, SLL III (HL), S. III. 786 HL, Tgb, c. 15 (SGL VI, 1844, S. 93). Dies ist schon früher behauptet worden, so in der Urkunde des Drosten Knut Jonsson v. 5. Sept. 1328, in: DS Bd. IV, Nr. 2676, S. 73 f [SDHK-Nr. 3558]: „extrema pars Helsingie versus aquilonem, que ad amnem dictum Wlv et stagnum Wlvträsk vsque protenditur“; Torsten Styrbjönsson hat es 1374 wiederholt (in: REA, Nr. 230). Erzbischof Birger Gregersson hat die Frage 1374 genau untersuchen lassen und die Grenze am Ule Älv in Finnland bestätigt. Schliesslich teilte ein Brief König Albrechts III., Enköping, d. 17. Juni 1377 (in: FMU I. Nr. 864; vgl. H/W, 1940, SSL, Ser. III, S. 410 f, N. 110) den Einwohnern von Norbotten in Hälsingland mit, dass er diese Grenze bestätige (“limites Helsingie … in prefatis ampne Vlo et stagno Vlothresk … per has nostras literas declaramus … ac ratam et gratam habemus“) und dass alle Siedler bis zum finnischen Ule träsk und Ule älv zum Erzbistum Uppsala gehörten. Der tatsächlichen Lage entsprach das nicht; vgl. Jan Liedgren, 1965, Art. Landskap, in: KLNM Bd. X, Sp. 239.
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Karte 23: Hälsingland, Medelpad, Ångermanland, Norrbotten; Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133 f. Hälsingland war im Spätmittelalter in zwei Teile geteilt: das südwestliche Alir und das nordöstliche Sundhed, die zugleich Propsteien waren. Möglicherweise gab es im Norden noch einen dritten Teil:Nordhstighi, der in Sundhed aufgegangen ist. Die weitere Unterteilung waren skeppslag (snäckiolag) und Kirchspiele (socknar). Medelpad war im 15. Jh. in 4 skeppslag eingeteilt: Niurunda, Tuna, Torp und Indals. Ångermanland war in mindestens 11 skeppslag eingeteilt, ihre genaue Zahl ist unbekannt. Sie dienten als Gerichtssprengel. Norrbotten, nördlich von Ångermanland, zog sich um den finnischen Meerbusen herum bis nach (Österbotten) hinein und wurde teils von Styrisholm (in Ångermanland) teils von Korsholm (in Österbotten) aus verwaltet.
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Die Worte, welche die Grenze zwischen Norwegen und Schweden kennzeichnen „Swa skifptis landum II kunungæ mællum. at swerikis ok norikis byriæas i vlu þræski …“ beziehen sich auf den Sumpf oder Binnensee Ulen (Ulsjön), im Kirchspiel Sörli im Fylke Nordtröndelag, nordwestlich von Hotagen in Jämtland, nicht auf den finnischen Uleälv787. Wegen der nördlichen schwedischen Siedlungen in Medelpad, Ångermanland und Västerbotten, die auch nach Finnland übergriffen, festigte sich die Grenze zwischen beiden Bistümern auf finnischem Gebiet, und zwar zwischen dem Torneälv (der bei Tornio/Haparanda in die Ostsee mündet) und dem Kemi älv (der sich in Rovaniemi südwärts wendet und in Kemi die Ostsee erreicht)788. Die Sprachgrenze bildete das Kirchspiel Nederkalix (ca 45 km westlich von Haparanda). Außer diesem Großhälsingland gab es im Norden nur noch Härjedalen, das norwegisch besiedelt war und zu Norwegen rechnete, sowie Jämtland, das zwar von Westen und Osten besiedelt wurde, aber als Schatzland politisch zu Norwegen, kirchlich zum Erzstift Uppsala gehörte789. Der Grenzverlauf zu Norwegen ist in Hälsingelagen, Þmb 15 geschildert790.
2 Geltungsbereich Hälsingelagen galt nicht nur im eigentlichen Hälsingland, sondern auch weiter nördlich. Auf Grund einer Urkunde Magnus Erikssons vom 16. März 1340791 lebten die schwedischen Siedler nördlich von Hälsingeland und Ångermanland (in der Lappmark, im Norden des Bottnischen Meerbusens, aber wohl auch die von schwedischen Siedlern bewohnten Bereiche Ostbottniens) seit dem Frieden von Nöteborg 1323 nach
787 So schon Schlyter, 1844, SGL VI, S. 195, Art. Ulu þræsk; vgl. H/W, 1940, SLL III (HL), S. 410, N. 110; Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 396 f. 788 In der Urk. REA Nr. 224, Kumo kyrka, d. 16. Juli 1374 bezeugt S. 149 „tota communitas terre Satagundie … generaliter congretati … notum facimus et probare volumus iuramentis nostris“, die Grenze zwischen dem Bistum Uppsala und dem Bistum Åbo „ab antiquo seruatis … quod limites in Norrabotn in modum qui sequitur sunt seruati, videlicet quod Kakama attinet archiepiscopi Vpsalensi, et Kem attinet episcopati Aboensi et subsequenter Yioki, Vlajoki, Sikajoki et Patsjoki“. 789 S. dazu oben Kap. 1, B, X, 4, S. 169 f, Fnn. 595 ff. Über die Besteuerung Jämtlands als Schatzland vgl. Magne Njåstad, 2011, S. 345–354; Olof Holm (Ed.) 2011, Jämtland 1000–1645; zur Christianisierung vgl. Stefan Brink/Bertil Nilsson 1996; Strauch 2016, c. III, Umeå. 790 Vgl. Axel Nelson, 1948, Lex Helsingiae, S. XXVI ff; derselbe, 1957, inledning, in: Rättshistoriska Studier II, S. 74 ff; H/W, 1940, SLL III, S. 409 ff, N. 109 ff. 791 Vgl. DS IV, Nr. 3473, Telge, d. 16. März 1340, S. 700 f [SDHK-Nr. 4571]: („att the landzende wårtt Rijkes som widh Helsingeland och Ångermanaland liggiandes äre, benemdh Laepmarck … att the niuta och bruka förnempde Helsingelandz lag och sedwengio“ (dass unseres Reiches Landstriche, die bei Hälsingland und Ångermanland liegen, Lappmark genannt, dass sie das vorgenannte Gesetz und Gewohnheit Hälsinglands nutzen und gebrauchen); vgl. Gerhard Hafström, 1974b9, rättskällor, S. 47 f.
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Hälsingerecht. Hälsingelagen galt also auch in Teilen Finnlands792, bis es gegen Ende des 14. Jh. von MEL abgelöst wurde793.
3 Überlieferung Von Hälsingelagen ist nur eine einzige mittelalterliche Handschrift überliefert: B 49 in der UB Uppsala794, die nach 1320 (vgl. Æb 16:pr), wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt; Schlyter hat sie seiner Ausgabe zugrunde gelegt. Leider fehlen dort einige Blätter und damit der Text von Æb 1, Mb 2–13, der Anfang von Æb 14 sowie von Jb. Aus Berichten ist bekannt, dass weitere mittelalterliche Handschriften existiert haben, die jetzt verloren sind. Eine von ihnen war die Vorlage für den Druck von 1609. Sie hat wahrscheinlich der königlichen Kanzlei gehört795, war korrekter als B 49 und füllte deren Lücken. Für den Herausgeber der Druckausgabe von 1609 halten Henning, Ståhle und Holmbäck/Wessén796 Jonas Bureus (1575–1655); dagegen spricht sich Axel Nelson797 für dessen Onkel Johannes Bureus (1568–1652) aus. Der Herausgeber hatte neben B 49 als Vorlage für die Druckausgabe mindestens eine weitere Handschrift zur Verfügung, wie die Variantensammlung am Ende seiner Ausgabe zeigt. Es hat aber wohl mindestens vier Handschriften gegeben, wie sich aus der Kollationierung von R 15 ergibt, die Erzbischof Birger Gregersson (1367–1383) im Jahre 1374 veranlasste, um den Grenzverlauf zu Norwegen zu ermitteln798. Eine davon war das in der Kirche von Selånger dem allgemeinen Gebrauch dienende, durch eine Kette gesicherte Exemplar799. Ignatius Meurer hat Hälsingelagen in seine Sammelausgabe alter
792 Vgl. H/W, 1940, SLL III, S. LX; Axel Nelson, 1948, Lex Helsingiae, S. XXXI f; Kauko Pirinen, 1959, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM Bd. IV, Sp. 271 ff. 793 Vgl. Ragnar Hemmer, 1931, historia, in: JFT 1931, S. 315–354, derselbe, 1963, tillämpning, in: JFT, S. 84–101. 794 Schlyter, 1879, Jur. Avh. II, S. 155 ff; Oskar F. Hultman, 1908, ärvdabalk, S. 1–5. 795 Vgl. Oscar F. Hultman, 1908, ärvdabalk, S. 4; H/W, 1940, SLL III, S. XLIV. 796 Vgl. Sam Henning, 1932, redigering, S. 126 f; Carl I. Ståhle, 1954a, Uplandslagen, in: ANF 69, S. 97 f; H/W, 1940, SLL III, S. XLIV. 797 Vgl. Axel Nelson, 1948, lex Helsingiae, S. XI–XXI; derselbe, 1955 Studier, in: SHT 1955, S. 54 ff. 798 Vgl. Axel Nelson, 1948, lex Helsingiae, S. XXV ff. 799 Vgl. die Urkunde, Swartasund (Norrala socken), d. 16. Okt. 1374, in : SD, X, 2, Nr. 8665, S. 353–355 [SDHK-Nr. 10 599]; dort heißt es: „Quem uidelicet librum legum terre helsingiæ, approbatum per Dominum Magnum regem [Magnus Eriksson], ad quem ab omnibus illius terre incolis, quorum causa agitur, quum dubium super aliquo oritur, vel a judicibus appelatur generaliter et refugitur“. Das Buch in Selånger wird in einem anderen Notariatsinstrument, SD Nr. 8660, Ragnholmsundh, d. 7. Okt. 1374, S. 349–351 [SDHK-Nr. 10597] Schreiber war der Notar, bei Per-Axel Wiktorsson 2015, Bd. III, S. 62) erwähnt auch [oben Fn. 680]. Offenbar wurde Hälsingelagen noch zu diesem Zeitpunkt angewendet, obwohl MEL seit etwa 1350 fertig war; vgl. Gerhard Hafström, 1974b, rättskällor9, S. 47; Algot Hellbom 1977, S. 10–12.
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Rechtstexte von 1666 aufgenommen800. Eine Nachlese zu den überlieferten Texten hat Carl Ivar Ståhle gehalten801. Auf Initiative Erzbischof Olof Björnssons (1315–13. 3. 1332, sapiens (des Rechtskundigen802), geht ein Beschluss des schwedischen Reichsrats vom 4. Juni 1320 zurück, nämlich die in Hälsingland wieder aufgenommene Eisenprobe, (an der bereits nach canon 18 des 4. Laterankonzils 1215 Geistliche nicht mehr mitwirken durften803) abermals zu verbieten (bewahrt in Æb 16:pr) Auch wenn man dieses Datum nur auf diese Stelle (nicht auf das ganze Gesetzbuch) bezieht, wie Hafström will804, bleibt die Tatsache, dass dieser Erzbischof (verwandt mit Birger Persson [† 1327], dem laghman von Tiundaland) am weltlichen Recht in seinem Sprengel nicht nur interessiert war, sondern sich um dessen Sammlung verdient gemacht hat805. Deshalb und wegen seiner Abhängigkeit von Uplandslagen, wird es nach 1296, wahrscheinlich zwischen 1320 und 1332806 zustande gekommen sein. Über seine Abhängigkeit von Nachbarrechten und vom kirchlichen Recht vergleiche jetzt Stefan Brink807. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1940 eine neuschwedische Übersetzung vorgelegt808 und Oscar Fredrik Hultman hat die Erbrechtsabschnitte von Hälsinge- und Upplandslagen kommentiert809.
4 Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten a) Der Erzbischof sorgt für die Aufzeichnung Hälsingland lag vom schwedischen Machtzentrum um Stockholm und Uppsala weit entfernt. Deshalb besuchten es die schwedischen Könige kaum, und es gab auch keinen eingesessenen Adel. Vielmehr bildeten freie Bauern die Mehrheit der Bevölkerung810. Die Landschaft hatte auch ein eigenes Recht, denn im Jahre 1314 sprechen die Einwohner von Alir-Sundæde, Mædelpada und Ångermanland in verschiedenen
800 Zur Ausgabe Ignatius Meurers s. o. Fn. 227. 801 Vgl. Carl I. Ståhle, 1954b, texter, Hs. D, S. 227–230. 802 Vgl. Axel Nelson, 1948, lex Helsingiae, S. XXXIV; derselbe, 1951, in: NTBB, S. 1–4. 803 Verbot der Teilnahme Geistlicher an den Gottesurteilen in: COD II, S. 244. Zum Reichsrat unter Magnus Eriksson vgl. Herman Schück 2005c, S. 37 ff; 67 ff; zum Rückgang der Ordale vgl. MathiasSchmoeckel, 1999, S. 123–164. 804 Vgl. Gerhard Hafström, 1962, Art. Hälsingelagen, in: KLNM Bd. VII, S. 233 f; derselbe, 1974b9, rättskällor, S. 46 f. 805 Vgl. Axel Nelson, 1951, kodifiering, in: NTBB, S. 2 f. 806 Vgl. Axel Nelson, 1948, lex Helsingiae, S. XXXVI; H/W, 1940, SLL III, S. LXI; Gerhard Hafström, 1962, Art. Hälsingelagen, in: KLNM Bd. VII, S. 235. 807 Stefan Brink 2014c, S. 37–56. 808 H/W, 1940, SLL, Ser. 3: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm, ND 1979. 809 Oscar F. Hultman, 1908, Hälsingelagens … ärfdabalk i Cod. Ups. B 49, Hfors. 810 Vgl. Stefan Brink, 2010/11, Hälsingelagen.
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Urkunden von Strafe „secundum quod in legibus nostris est statutum“811. Woher der Anstoß kam, das hälsingische Recht aufzuzeichnen, kann nur vermutet werden. Da das ganze Land in Nordschweden zum Erzbistum Uppsala gehörte, dürfte der rechtskundige Erzbischof Olof die Aufzeichnung veranlasst haben, da das uppländische Recht für die dortigen Verhältnisse nicht recht passte812. Und dass auch nach der Mitte des 14. Jahrhunderts das Landschaftsrecht – trotz der Existenz von MEL – weiter angewendet wurde, ist deutlich813.
b) Verhältnis zu benachbarten Rechten Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, es wird in der Praefatio Hälsingæ landæ laghbok, genannt und stellt eine stark verkürzte und auf Hälsingland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen dar814. Am selbständigsten sind die Kapitel 1–16 des Landbauabschnitts (Vb) und der Rechtsgangsabschnitt (Tmb). Uplandslag bot ein Vorbild für HL, das dort abgeändert wurde, wo es für Hälsingland nicht passte815. Das traf besonders auf den Manhelgs-, Jorda-, Byalags-, Köpmåla- und Rättegångsbalk zu, die von UL fast ganz unabhängig sind816. In Hälsingelagen finden sich auch Vorschriften, die altes Recht enthalten und von Uplandslagen abweichen, so z. B. in Mhb 6:pr. (Totschlag) und Mhb 28 (Diebstahl). Im Mhb 38 ist die Blutrache noch erlaubt und die Sippenbuße (ætta[r] bot) geltendes Recht. Die ausgefeilten Regeln über den Heimfrieden (Mb 6:2; 23) sind wohl nicht alt817, sondern beruhen auf der Eidschwurgesetzgebung des 13./14. Jahrhunderts818. Auch sind dem Kirchen-, dem Königs-Mannheiligkeits-, Grundstücks- und Rechtsgangsabschnitt ältere Vorschriften angefügt, die Einblicke in den früheren Rechtszustand gestatten, der vermutlich seinerseits von den (verlorenen) Rechten der upp811 S. die Urkunden DS III Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161) [SDHK-Nr. 2605] Schreiber war der Anonymus Nr. 797, bei Per-Axel Wiktorsson 2015, Bd. IV, S. 23–25); Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314 (S. 162 f [163] [SDHK-Nr. 2607]) und Nr. 1962, Söderala, d. 20. März 1314 (S. 165 f, 165) [SDHKNr. 2611]): „quod legibus nostris est statutum“; vgl. Rudolf Tengberg, 1875, indelningen, S. 68; Ragnar Hemmer, 1931, historia, in: JFT, S. 351. 812 Zum Umfang des damaligen Hälsinglands vgl. Harry Ståhl, 1976, ortnamn, S. 134 f; Stefan Brink, 2010/11, Hälsingelagen. 813 Vgl. Elias Wessén, 1968a, lagspråk, S. 36. 814 Eine Urkunde aus Hälsingeland vom 19. Februar 1363 spricht von „vår uppländska lag“, in: SRP Nr. 172. 815 So ergeben sich weitgehende Ähnlichkeiten mit UL in Kkb, c. 11:1 (mit UL, Kkb 11: 2; Kgb c. 3 (mit UL Kgb 6); Mb 2 und 32 (mit UL ebda); Jb 13 (mit UL Jb 16); Tmb 12 (mit UL Tmb 8); und Wb 23:1 (mit UL Wb 28); vgl. die Tabelle bei Stefan Brink 2010, Hälsingelagen. 816 Vgl. Gerhard Hafström, 1962, Art. Hälsingelagen, in: KLNM Bd. VII, Malmö, Sp. 234. Zu byalag vgl. Thorsten Andersson, Saga och Sed 2015, S. 109–111. 817 So aber: Claudius v. Schwerin, 1937, in: Rez. v. Torsten Wennström, ZRG, GA 57, S. 509; Lizzie Carlsson, 1935, högsätet, S. 67 ff. 818 Vgl. Ragnar Hemmer, 1945, Hemfriden, in: SvJT, S. 248–253.
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ländischen Volklande (Tiundaland, Attundaland, Fjærþhundraland) beeinflusst war. Dagegen sind Kkb 21:2–5 und Þb 15 später beigegeben819. Als Summe der fälligen Bußen verwendet Mhb 6: 2820 das Wort bogher (Bogen), das offenbar mit dem awestn. baugar, bauggildr (Ringbuße, Wergeld für einen Getöteten) verwandt ist. Damit wird deutlich, dass Hälsingland auch nähere Beziehungen zu Norwegen und dem tröndischen Recht hatte821. Weitere Belege dafür sind der Gebrauch des Wortes konungs aræ (Königsbote), dem væzla (Nahrung) zu gewähren war822. Dieses Wort erscheint im Altschwedischen nur hier; es ist offenbar verwandt mit dem awnord. veizla, dem Unterhalt für den reisenden König und sein Gefolge. Möglicherweise hat der konungs ari etwas mit dem norwegischen ármaðr, dem ört lichen königlichen Beamten zu tun823.
c) Inhalt und Besonderheiten Hälsingelagen besteht aus dem Vorwort, und acht Abschnitten (Kirchen-, Königs-, Erbschafts-, Mannheiligkeits-, Grundstücks-, Kaufrechts-, Dorfschafts und Rechtsgangsabschnitt). Das Vorwort gibt den Gedankengang der praefatio von Uplandslagen stark gedrängt wieder und macht auch Anleihen beim Vorwort des Jütschen Rechts, wie sich unter anderem aus dem Satz ergibt „mæþ lagh skal man land byggæ“ (Mit Recht soll das Land gebaut werden). Die Sprache verrät (ebenso wie bei der Ängsö- und Esplunda- Hs. von Uplandslagen) dänischen Einfluss824. Außerdem zeigt vor allem sein Kirchenabschnitt, dass sich Hälsingland zur Zeit der Niederschrift auf der rechtlichen Stufe der Christianisierung825 befand: Das folgt nicht nur aus dem Vorwort, das unter anderem das Gleichnis vom Sämann (Markus 4:7,18; Lukas 8:7, 14) zitiert, sondern auch aus Kkb c. 1: pr, 1, das heidnischen Glauben verbietet, christ lichen befiehlt und Kirchenbau fordert. Das Ringen zwischen altem und neuem Recht beleuchten Æb 11 und 12, wo von Seelgabe, Testament und dem Lösungsrecht der rechten Erben die Rede ist. Einige alte Rechtsgewohnheiten leben in Hälsingelagen weiter: Die Blutrachepflicht (Mb 38) folgt der Erbenordnung (Æb 15), auch gibt es noch die Sippenbuße (Mhb 38)826, die außer Hälsingelagen bei den Svearechten nur noch Västmannalagen I, Gb 3: 819 Vgl. H/W, 1940, SLL III, S. LXI, 338 f. 820 Mhb 6: 2 (SGL VI, 1844, S. 46 f ) 821 Vgl. H/W, 1940, HL, SLL III, Mhb 6: 2, S. 328, mit N. 67, S. 344 f ); Gerhard Hafström, 1957d, baugar, S. 2–7. 822 Konungs aræ in: HL, Kgb 10; 11 (SGL, VI, 1844, S. 25 f ). 823 Vgl. Per Sveaas Andersen, 1976, Art. Årmann, in: KLNM Bd. XX, Sp. 446–450. 824 Vgl. Samuel Henning, 1931/32, språkproblem, S. 78 ff; H/W, 1940, SLL III, S. 262; Ernst Nygren, 1949, Rez. v. Axel Nelson, in: NTBB, S. 100. 825 Vgl. H/W, 1940, SLL III, S. LVII; Strauch, 1999, geistliche Gewalt, S. 143–146. 826 HL, Mhb c. 38 (SGL VI, S. 60): „Een timæ skal ættæ boot bötæs. siþæn warþæ siælfwr wærkum sinum“ (bisher sollte Sippenbuße gezahlt werden, jetzt haftet man selbst für seine Taten).
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2 (ættæbot) kennt827. Auch die altertümliche Ehrenbuße (þokkabot) findet sich noch (Mb 7: pr). Die im Jahre 1320 erneut verbotene Eisenprobe soll durch das Verfahren vor dem zwölfköpfigen Ausschuss ersetzt werden (Æb 16). Traditionell sind das Grundstücks- und das Dorfschaftsrecht: Hälsingelagen kennt – anders als das Uplandslag im gleichen Abschnitt – weder die „Sonnenteilung“ noch den Satz „tomt ær akærs moþer“828, noch das Markland und seine Unterteilungen. Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Dörfern entscheiden die „minnunga mæn“ (= alte Männer mit Gedächtnis, vgl. Vb, c. 12), und ebenso bei Grundstücksstreit im Dorf, Vb 14; 16, eine alte Rechtseinrichtung, die offenbar aus dem hälsingischen Gewohnheitsrecht stammt829. Rechtsprechungsbezirke waren die Drittel (þriþiungar, (Mb 29; Vb 7:1)830, die wieder in skiplagar zerfielen. Von „þriþiunger“ = Dritteln ist an zwei Stellen die Rede, sie entsprechen den tingslagar (Gerichtssprengeln) in UL831. Ob die skiplagar mit den Kirchspielen zusammenfielen, ist unbekannt. Das Thing tagte nur zwei Mal im Jahr832. Dort wirkte nur ein Urteiler, der „laghman“ hieß (Þb 1:pr). Darin weicht Hälsingelagen von allen anderen Svearechten ab, die zwei Urteiler kennen und zudem den Lagmannstitel dem Vorsitzer des Landsthings vorbehalten833. Dass es in Hälsingland nur ein Landsthing gegeben habe (vgl. Þb 6:pr), ist unwahrscheinlich, da für jeden Landesteil eines nachweisbar ist: für Alir in Sudherale (jetzt: Söderala), für Sunded in Hög (ca 100 Km nordwestlich von Hudiksvall), für Medelpad in Husaby Næs (in Selångers socken) und für Ångermanland in Kuta oder Kutaby (dem Uppsalagut in Bjärtrå)834. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es jedoch nur noch einen Rechtsprecher, der durch die Landschaft reiste und in den größten Kirchspielen Thing hielt. Es gab auch ein Landsthing, das bei der Kirche von Tuna tagte835. Vom nordwestlichen Teil Hälsinglands ist nur der Name Norþstigher mit einem Uppsala-Gut überliefert836. 827 Schlyter, 1836, Jurid. afh. I, S. 66, Fn 2, der auch auf VmL I, Mhb c. 10 (SGL, 1841 V, S. 20) hinweist, wo zwar die Sache behandelt, das Wort aber nicht genannt ist. 828 UL, Vb 2:6 (SGL III, S. 218) = das Hausgrundstück ist des Ackers Mutter, d. h., dass dessen Größe sich nach der des Hausgrundstücks richtet. 829 H/W, 1940, HL, SLL III, S. 385, N. 58; 61; Stefan Brink, 2010, S. 119–135. 830 Für das frühe Mittelalter nennt Stefan Brink, 1994, in: BbHT 27, S. 168 neben Alir und Sunded auch das nördlich davon gelegene Drittel Nordanstig. 831 Asw. þingunøte, vgl. Thorsten Andersson, 2006, Art. Verwaltungsbezirke, in: RGA2 Bd. XXXII, S. 268–273; derselbe, 2010, Folk, S. 38. 832 HL, Þgb 3: pr (SGL VI, S. 86); in Upland dagegen jeden 7. Tag: UL, Þgb 1: pr (SGL, 1834 III, S. 258). 833 Vgl. H/W, 1940, SLL III, S. LXIV. 834 Vgl. DS III, Nr. 1957 v. 27. Febr 1314 [SDHK-Nr. 2605] (zum Schreiber s. o. Fn. 811); Nr. 1959 v. 7. März 1314 [SDHK-Nr. 2607] und Nr. 1962 v. 20. März 1314 [SDHK-Nr. 2611], die von „placitum nostrum commune“ sprechen; vgl. SGL VI, S. 163, (vb. Lands þing); S. 194 f (vb. Sundaþ); Carl Gustaf Styffe, 19113, Unionstiden, S. 391–395; H/W, 1940, SLL, Bd. III, S. XLVII. 835 Das Thing in Tuna belegt die Urkunde vom 3. Mai 1458, SDHK-Nr 27 213, vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 389, Fn. 5; Stefan Brink 2011, S 71–74. 836 Upsala-öþer-goþs erwähnt in HL, Kgb c. 11:pr (SGL VI, S. 26), vgl. Art. Norþstigher, dort S. 194; Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 389, Fn. 4.
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Die älteren Teile von Hälsingelagen, denen Uplandslagen kein Vorbild war, sind durch Alliteration und Rhythmus, also durch den mündlichen Vortrag des laghmans geprägt, obwohl es keine Sicherheit gibt, dass Versreste und Alliteration ein untrüg liches Kennzeichen alter Texte sind837. Eingeteilt war das Land in drei tredingar (Drittel), die in Schiffsbezirke (skiplagh [skipnøte] oder snæckolagh)838 zerfielen. Diese setzten sich aus skeppslagsfjärdingar (Schiffsbezirksviertel) und fhäls. harar (Ruderdollen), zusammen. Sie entsprechen den upländischen hamnar (Schiffsgestellungsbezirken), sind also nur ein anderes Wort für dieselbe Sache. Anders als UL kennt HL keine hundari oder Harden (hæraþ). Die Pfarreien839 („sokn“) haben vielleicht den Skiplagar entsprochen, wo sie errichtet waren. Wie viele Schiffsbezirke es in Hälsingland gab und wie sie abgegrenzt waren, ist ungewiss. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts scheinen sie mit den 19 Pfarreien zusammengefallen zu sein840. Nicht in HL erwähnt, aber aus Hälsinglands ältesten Landbüchern (jordeböcker) des 16. Jahrhunderts bekannt ist der Verwaltungsbezirk skiolder, sköll841, den Gustav Vasa zur Grundlage seines Steuersystems machte. Er ist jedoch älter als dieses und diente auch vorher schon der Steuererhebung: Jeder sköll bestand aus sechs Vollbauern und hatte einen Teil der Gesamtsteuerlast aufzubringen. Das Wort sköll scheint gleichbedeutemd mit (ut)skyld zu sein und bedeutet einen Steuerbezirk wie gärd oder gärdetal in anderen Landesteilen, entsprechend wohl auch der uppländischen hamna842.
837 Vgl. Gerhard Hafström, 1962, Art. Hälsingelagen, in: KLNM Bd. VII, Sp. 235; Michael Schulte, NOWELE 62/63, 2011, S. 1–30. 838 „Skiplagh“ sind Schiffsbezirke, hier: Gerichtsbezirke), erwähnt in: HL Kgb 11: pr; Mb 23; Vb 24: 3 (SGL, 1844 VI, HL, S. 26; 53; 84); vgl. UL, Kgb 11: pr, 12; Mb 18; Þgb 14: 1 (SGL, 1834 III, UL, S. 98, 100 f; 149; 275). Zum Begriff skiplagh (Schiffsbezirk) s. o. C I, 4 a), S. 333 f, Fnn. 457 f; snäckolag findet sich in FMU I, Nr. 883, d. 15. Febr. 1380: „Theuesala Snækkiolagh“ und in REA Nr. 244, Nousiainen, d. 25. März 1380: „aa snæckielagx tingeno i santamalum j Nwmmisby“; welches die Kirchspiele Nousis, Masku und Lemo umfasste; vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden S. 388; Vilho Niitemaa, 1965, Art. Leidang, Finland, in: KLNM Bd. X, S. 458 f. 839 Sokn (Pfarrei) in: Þgb 1:1; 3:pr (SGL, VI, 1844, HL, S. 85; 86). 840 Vgl. Carl G. Styffe, 19113, Unionstiden, 388; H/W, SLL III, S. LXIII f, 299, N. 40). 841 Vgl. Stefan Brink, 1994, skattelängd, S. 146. 842 Nachgewiesen in den ältesten jordeböckern für Hälsingland (1542), in: Gammal Hälsingkultur, Eds. Sven Brun et al., 1933: Skatte boken … för år 1542, S. 11–113 und die Einleitung dort, S. 7–10; vgl. Stefan Brink 2010, S. 119–135.
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5 Der Forsaring Aus Hälsingland stammt eine alte Runeninschrift843 auf einem eisernen Ring von 43 cm Durchmesser844 an der mittelalterlichen Kirchentür in Forsa, ca 10 Km westlich von Hudiksvall gelegen, das im Mittelalter Sitz der Propstei für die Landschaft Sunded war845. Damals gab es noch kein Hälsingelag, sondern das Recht des Landsthings in Hög, das für die ganze Landschaft Sunded galt, also ein Sundedslag (liuþettr), das älteste bekannte schwedische Recht. Der Ring war nicht immer in Forsa, sondern zierte nach einer Legende von etwa 1700846 die Kirchentür von Hög, dem politischen Zentrum des Landes, wo das Landsthing tagte847. Hier lagen auch drei alte Königshöfe, die in Hälsingelagen upsala öþer (Uppsala-Gut) heißen848. Die beiden auf dem Ring genannten Namen, Anund i Tåsta und Ofeg in Hjortsta, waren im Kirchspiel Hög ansässige Rechtskundige, welche die Formulierung der Inschrift bestimmt haben849. Die Datierung der Inschrift ist hoch streitig. Heute wird sie ins neunte oder zehnte Jahrhundert datiert850 und gilt als vorchristlich. Der Inhalt der Inschrift sagt, wer für die Beschädigung der stavar (Stäbe)851, die den heidnischen Kultplatz (vi)852 einhegten, verantwortlich sei und sie nicht rechtzeitig herrichte, müsse dafür einen Ochsen und zwei Öre büßen, bei Wiederholungen jeweils das Doppelte. Fraglich ist, wer die Buße empfing. Brink bezieht staf auf den Empfänger der Buße und schlägt drei Deu-
843 Text in: H/W, 1940, SLL III, S. LIV f; vgl. Gerhard Hafström, 1954a, S. 5; Aslak Liestøl, 1979, Runeringen i Forsa, in: Saga och Sed 1979, S. 12–27; Stefan Brink, Forsaringen 1996, S. 27–55; Gun Widmark, 1999, Forsaringen, in: Runor och Namn, Hyllningsskrift till Lena Petersen, 1999, S. 117–124. 844 Vgl. Aslak Liestøl, 1979, S. 22. 845 Vgl. Carl G. Styffe, 19113, S. 391; Bo Ruthström, 1990, S. 41. Aus Sicherheitsgründen befindet sich das Original heute im Museum, vor Ort hängt eine Replik, vgl. Stefan Brink, 1996a, Forsaringen, S. 52 846 Vgl. Bo Ruthström, 1990, ristningen, S. 41. 847 Vgl. Aslak Liestøl, 1979, Forsa, S. 26 f. 848 HL c. Kkb 2: pr und Kgb 11:1 (SGL, VI, 1844, S. 6; 26), vgl. ÖGL, Drb c. 14: pr. Uppsala öþer war ein Gut, das zu dem in verschiedenen Reichsteilen belegenen Krongut gehörte, vgl. Staffan Helmfrid, 1962, S. 135 ff, Strauch, 1971, OGR, S. 290. 849 Vgl. Magnus Källström, 2007, Mästare och minnesmärken, S. 200 f. 850 Noch H/W, 1940, SLL III, S. LVII datierten die Inschrift auf die erste Hälfte des 12. Jhs, ihnen folgte Gerhard Hafström, 1954a, S. 6 und jetzt – wenig überzeugend – Carl Löfving, in: Fornvännen 2005, S. 111–117; 2010, S. 48–53. Während Bo Ruthström, 1990, ristningen, in: ANF 105, S. 53 f, das 9. Jh. bevorzugt und Gun Widmark, 1999, S. 117–124 ihn in in das 9. oder 10. Jahrhundert datiert. Dagegen setzen ihn die Forschungen von Stefan Brink, 1996, S. 27–55; derselbe 2008, law, S. 29 und Frands Herrschend 2009, S. 55–83 bereits in das 9. Jahrhundert, während ihn Aslak Liestøl, 1970, Runeringen, S. 12–27 und Michael Schulte 2011, S. 18 aus linguistischen Gründen – zusammen mit Magnus Källström, 2010 (S. 228–232) – in das zehnte Jahrhundert legen; derselbe 2011, in Hälsingerunor, S. 38–47. 851 So die Deutung von Bo Ruthström, 1990, ristningen, S. 54; 852 Vgl. Stefan Brink, 1984, S. 102; derselbe, 1988 kultplats; derselbe, 1996a, S. 36; vgl. Gun Widmark, 1999, Forsaring, S. 119.
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Schweden
tungen vor, ohne sich zu entscheiden853, während Ruthström854 das Volk als Empfänger nennt. Sicher ist nur, dass wegen der Datierung der Inschrift in die frühe Wikingerzeit (als das Christentum in Hälsingland noch nicht Fuß gefasst hatte) es sich bei der Buße weder um den verweigerten Hauptzehnt855 noch um die Störung des Messefriedens und auch nicht um eine Buße an den Bischof handeln856 kann. Dass die Bußvorschrift des Forsarings in Hälsingelagen nicht wiederkehrt, dürfte darauf beruhen, dass man die Inschrift im 14. Jh. nicht mehr zu deuten wusste, weil es keinen heidnischen Kultplatz mehr gab. Der Ring wird die Aufgabe eines Eidringes gehabt haben für Schwüre, die auf dem Landsthing zu leisten waren857. Ein Ring mit einer landrecht lichen Inschrift (liuþrettr)858 gehörte schon seines Inhalts wegen an diesen Ort859.
VI Gutalagen (GL) 1 Allgemeines und Überlieferung Gotland, die mit 3001 km2 größte Ostseeinsel, war nach dem Bericht des Wulfstan um 1000 den schwedischen Königen zinspflichtig, Sie wuchs in der Nachfolge Birkas zu einem Handelszentrum heran860. Visby war im 9. Jahrhundert wahrscheinlich der nur zeitweise genutzte Hafen gotländischer Handelsbauern, wurde aber bald ganzjährig besiedelt. Drei norwegische Prinzen fielen im späten 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts in Gotland ein861. Der von Heinrich dem Löwen gestiftete Vergleich zwischen deutschen und gotländischen Kaufleuten (Vertrag von Artlenburg, 1161)862
853 Für die Deutung von „Staf“ schlägt Stefan Brink, 1996, Forsaring, S. 37 drei Deutungen vor: a) ein eingehegter Kult- oder Thingplatz, b) die durch einen Stab repräsentierte Gottheit oder c) ein Häuptling oder Kleinkönig, der als Zeichen seiner Würde einen Stab trägt, ohne sich jedoch zu entscheiden; vgl. Gun Widmark, 1999, S. 119. 854 Bo Ruthström, 1990, ristningen, S. 54. 855 Vgl. H/W, 1940, SLL III, S. LVII. 856 So noch Gerhard Hafström, 1954a, lagbud, S. 15 ff, der sich auf HL, Kkb 19:4 (SGL VI, 1844, S. 15) stützte, vgl. die in Fn. 852 genannten Autoren. 857 Vgl. Stefan Brink, 1990: Sockenbildning, S. 272 f; derselbe, 1996: Forsaring, S. 42. 858 Gun Widmark, 1999, S. 121 glaubt, nicht das Landrecht sei hier bezogen, sondern ein Gewohnheitsrecht, das dem Volk außerhalb des Things zustand. 859 Vgl. Stefan Brink, 1996, Forsaringen, S. 42 mit Karte S. 43. 860 Die wikingerzeitlichen Häfen Paviken und Bogeviken waren nur vorübergehend besetzt, vgl. Åke Sjöberg (Ed.) 1963, Gotland; Beata Böttger-Niedenzu et al., 1999, Art. Gotland, in: LexMa Bd. IV, Sp. 1579; weitere Literatur bei H/W, 1943, SLL IV, S. 305; Klaus Friedland, 1990, S. 246–265; Sabine Kaufmann, 2008, S. 99 f. 861 Vgl. Ingmar Jansson 1983, S. 242; Tryggve Siltberg, 2011, S. 237–263 (239). 862 Artlenburg-Vertrag v. 18. Okt. 1161, Druck in: DS I. Nr. 48, S. 69 f [SDHK-Nr. 199 (dort auf 18. Okt. 1163 datiert), in ST I, Nr. 42, S. 78–80 und in MGH, UHL, Nr. 48; vgl. Carl Johan Schlyter, in: SGL VIII, S. III, Fn. 7.
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sowie der Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslaw von Novgorod und gotländischen sowie deutschen Kaufleuten von 1189 förderten den gotländischen Handel863. Um 1200 war Visby (erste urkundliche Erwähnung 1203) ein Knotenpunkt des Ostseehandels864. Der Norwegerkönig Olaf II., der Heilige, weilte während seiner Verbannung 1028–1030 längere Zeit auf Gotland und hat dabei missionarisch gewirkt865. Die Grabbeigaben verraten, dass bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts heidnische Vor stellungen weiterlebten. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festigte sich jedoch die Kirchenorganisation, sie bildete 94 Kirchspiele und drei þriþiungar (Drittel) mit je einem Drittelsthing und jedes Drittel in zwei siettungar (Sechstel) eingeteilt866. 1288 war Gotland Schutz- und Schatzland Schwedens bis zur Eroberung und Zerstörung Visbys 1361867 durch Waldemar Atterdag (1340–1375). Erst im Brömsebrofrieden 1645 fiel die Insel an Schweden868. Sie wurde allerdings in der Zwischenzeit mehrfach von anderen Mächten besetzt, so 1394–98 von den Vitalienbrüdern, von 1398– 1408 vom Deutschen Orden869, 1436–1449 vom entthronten Erich von Pommern und von 1449 bis 1487 von Mitgliedern der Familie Thott, die selbständige Lehnsträger waren870. Das in altgutnischer Sprache abgefasste Gutalag war das Recht eines Bauerngemeinwesens, in dem Handel und Seefahrt keine Rolle spielten. Es galt auf der ganzen Insel, aber nicht in der Stadt Visby, dem Mittelpunkt des nordischen und hansischen Handels mit Russland, deren Stadtrecht (Visby Stadslag) der Schwedenkönig Magnus
863 Der Vertrag mit dem Fürsten Jaroslav Vladimirovič, von 1189/1199 und von 1262 (?), bei Rydberg, 1877, ST I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Strauch, 2007, Art. Wikinger, § 4: Skandinavisches Recht in Russland, in: RGA2 Bd. XXXIV, S. 72–79 (S. 77). 864 Vgl. Nils L. Rasmussen 1965, S. 135–151; Göran Dahlbäck, 1999, Art. Visby in: LexMa VIII, Sp. 1714; Dick Wase 1990, S. 289–301, borgerskap. 865 Vgl. H/W 1943, SLL IV, S. LXXIV. 866 Die Drittel hießen Norðasta und Sunnersta þriþiungr sowie Miðalþriþiungr, wobei das nördliche und südliche Drittel je sieben, das mittlere dagegen 6 Thingstätten aufwies, vgl. Gerhard Hafström, 1974: Art. treding, in: KLNM Bd. XVIII, Sp. 575–578; Beata Böttger-Niedenzu et al., 1999, Art. Gotland, in: LexMa Bd. IV (1999), Sp. 1578–1580. Aus der Festigungsurkunde über einen Landkauf vom 5. Febr. 1515 geht erstmals hervor, dass Gotland in zwei Vogteien, eine nördliche und eine südliche, eingeteilt war, vgl. Tryggve Siltberg, 1990, S. 252; vgl. unsere Karte 24, S. 489 (nach: Magnus Lundqvist, 1967, Det medeltida Sverige, S. 133 f; und Tyggve Siltberg, 2011, skattland, S. 243, 249). 867 Zu Gotland als Schatzland vgl. Ingvar Andersson, 1926, in: Fornvännen 21, S. 395–417; über die Hintergründe und Folgen vgl. Hugo Yrwing, 1961, in: GA 33, Visby, S. 7–20; Lars I. Hansen, 2011, S. 317 ff; Tryggve Siltberg 2011, Gotland, S. 237–263, dort S. 243/249 die politische Gliederung in zwei Karten. 868 Wie Fn. 866, Bötger-Niedenzu, Sp. 1579. Im Frieden von Brömsebro (heute ein Teil Karlskronas) erhielt Schweden 1645 Jämtland, Härjedalen, Gotland und Saaremaa, Halland auf 30 Jahre (aber im Frieden von Roskilde 1658 endgültig; vgl. den Text des Vertrages vom 26. Febr./8. 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