Methoden des Erinnerns und Vergessens: Johannes Fontanas Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum 3515115838, 9783515115834

Johannes Fontana aus Venedig trat schon während seines Studiums in Padua als Verfasser origineller technischer und wisse

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German Pages 249 [254] Year 2016

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Einleitung
Eine neue Gattung
Ein vielseitiger Autor
Ein mysteriöser Codex
Ein Mißverständnis
Der Urheber
Die Abschrift
Die Klarschrift
Die Symbolschrift
Die Nachschrift
Die Abbildungen
Die Richtigstellung
Ein inhaltlicher Überblick
Exkurse
Sufficiat vobis vidisse Alanum
Scribit in marmore lexus
Debitor und Creditor im Gedächtnisbild
Ausgabe
Die Disposition des Textes
Die Diktionen im Überblick
Der Text mit Übersetzung
Die ergänzten Abbildungen
Anhang
Indizes
Index verborum
Index nominum
Verzeichnisse
Personen
Tabellen
Grafiken
Abbildungen
Bibliographie
Ungedruckte Quellen
Quellenausgaben
Literatur
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Methoden des Erinnerns und Vergessens: Johannes Fontanas Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum
 3515115838, 9783515115834

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Methoden des Erinnerns und Vergessens Johannes Fontanas Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Horst Kranz

Wissenschaftsgeschichte Franz Steiner Verlag

Boethius – 68

Horst Kranz Methoden des Erinnerns und Vergessens

b oe t hius Texte und Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften Begründet von Joseph Ehrenfried Hofmann, Friedrich Klemm und Bernhard Sticker Herausgegeben von Menso Folkerts Band 68

Methoden des Erinnerns und Vergessens Johannes Fontanas Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Horst Kranz

Franz Steiner Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11583-4 (Print) ISBN 978-3-515-11586-5 (E-Book)

Vorwort Johannes Fontana besticht durch ein vielseitiges schriftliches Werk. Bekannt ist der venezianische Gelehrte vor allem als technischer Autor, der bereits als Student einfallsreich über Uhrenbau und Meßtechnik schrieb. Seine Vorliebe für technische Lösungen floß auch in die Beschäftigung mit den Methoden des Erinnerns und Vergessens ein. Als er um 1430 zu der gerade entstehenden Gattung der Memorialtraktate das Secretum de thesauro beisteuerte, inserierte er eine kleine Abhandlung über den Nachbau des Gedächtnisses als Maschine. Zusammen mit Walter Oberschelp habe ich den Tractatus de instrumentis 2009 für sich allein herausgebracht und die Anwendungsmöglichkeiten der Instrumente als Speicher- und Chiffriergeräte aufgezeigt. Damals fehlte die Zeit, den Gedächtnistraktat vollständig neu zu edieren. Dies hole ich jetzt nach und bringe im Anschluß an Fontanas Liber instrumentorum das überwiegend in gleicher Symbolschrift erhaltene Secretum de thesauro mit einer ersten Übersetzung ins Deutsche. Ich danke Professor Menso Folkerts, München, für die Aufnahme auch dieses Bandes in die Reihe Boethius. Dank sage ich ferner dem Franz Steiner Verlag, namentlich Frau Katharina Stüdemann, für die erneut vorbildliche Zusammenarbeit. Aachen, am 26. September 2016

Horst Kranz

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung Eine neue Gattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ein vielseitiger Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ein mysteriöser Codex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ein Mißverständnis Der Urheber . . . . Die Abschrift . . . Die Klarschrift . . Die Symbolschrift . Die Nachschrift . . Die Abbildungen . Die Richtigstellung

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Ein inhaltlicher Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Exkurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Sufficiat vobis vidisse Alanum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Scribit in marmore lexus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Debitor und Creditor im Gedächtnisbild . . . . . . . . . . . . . 57

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Inhalt

Ausgabe Die Disposition des Textes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Die Diktionen im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Der Text mit Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Die ergänzten Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Anhang Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Index verborum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Index nominum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Personen . . . Tabellen . . . Grafiken . . . Abbildungen

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Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Quellenausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

Einleitung

Eine neue Gattung Im 15. Jahrhundert rückte die Mnemotechnik, die in der Antike ein Teil der Rhetorik gewesen war, in den Mittelpunkt eigener Monographien. Die neue Gattung blühte zunächst in einem überschaubaren Kreis oberitalienischer Städte auf. In Bologna, Padua, Vicenza, Verona und Venedig entstanden in einem Zeitraum von gut anderthalb Jahrzehnten mehr als ein halbes Dutzend der ältesten erhaltenen Werke. An der Spitze steht Petrus Francisci Pauli de Urbe veteri, dem Johannes Fontana, wie es scheint, als einziger der frühen Autoren das Verdienst zuschreibt, die Gedächtniskunst wieder ans Licht gezogen zu haben1 . Viel weiß man über Peter von Civitavecchia nicht. In Bologna lehrte er die Kunst des Erinnerns und verfaßte dort 1418 den Traktat, der heute die mittelalterliche Überlieferung zum Thema anführt. Eine ältere Vorlage, deren Existenz man mit guten Gründen vermutet, ist bisher nicht entdeckt worden. Fontana verdankte Peter eine Einführung in die künstliche Erinnerung. Es ist durchaus vorstellbar, daß er den Bologneser Lehrer persönlich kennengelernt hat, auch eine Fassung von dessen Büchlein über die Ars memorie artificialis könnte ihm vorgelegen haben, als er später selbst zur Feder griff. Inzwischen hatte er die Bedeutung der Gedächtniskunst erkannt und sich intensiv mit ihr beschäftigt, um dann, offenbar unzufrieden mit Peters Lehre, im Secretum de thesauro bessere Lösungen anzubieten. Ebenfalls in Bologna, aber unabhängig von Peter von Civitavecchia, entstand 1425 die ausführliche Memoria fecunda, deren Verfasser nicht bekannt ist. Kenntnis von den beiden Bologneser Abhandlungen hatte 1

Die knappe Übersicht folgt, soweit sie nicht Fontana betrifft, Heimann-Seelbach, Mnemotechnische Traktatliteratur S. 17–45, die alle wichtigen Informationen zu Überlieferung, Inhalt, Einordnung und den Verwandtschaftsbeziehungen der erhaltenen italienischen Abhandlungen der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bietet.

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Eine neue Gattung

Jakob Ragona aus Vicenza, als er 1434 auf Geheiß des Markgrafen von Mantua seine Regeln der künstlichen Erinnerung in Buchform brachte. Der Franziskaner Ludovicus de Pirano schrieb eine mnemotechnische Abhandlung, die dem Text Peters von Civitavecchia nahesteht, in wenigen kurzen Passagen auch mit ihm übereinstimmt, zwischen 1422 und 1424 in Padua, wo auch Fontana studiert und seine ersten Werke verfaßt hatte. Im akademischen Umfeld dort könnten sich die Wege Johannes Fontanas und Ludwigs von Piran gekreuzt haben. Noch einem weiteren Autor könnte Fontana in Padua begegnet sein. Matthäus von Verona, 1415 als Prior des Veroneser Dominikanerkonvents bezeugt, wird 1419 unter den biblischen Bakkalaren der Universität Padua genannt. In dem Jahr ließ sich Fontana zum Rektor der Artistenfakultät wählen. 1420 vollendete Matthäus seine Ars memorandi. Und 1421/22 las er an der theologischen Fakultät über die Sentenzen des Petrus Lombardus. In Verona lebte auch der Kanoniker und Doktor des Kirchenrechts Antonius de Malaspinis, der zwischen 1434 und 1440 in der Tradition Jakob Ragonas über das künstliche Gedächtnis schrieb. Der Universitätsstadt Padua zuzuordnen ist ferner ein anonymer, einem Troilus Boncompagnus zugeeigneter Tractatus super memoria artificiali mit deutlichen Anklängen an den Text Peters von Civitavecchia. Ein gebürtiger Venezianer wie Fontana, aber etwa zehn Jahre älter, war der Patrizier Leonardo Giustiniani. In Padua hatte der Ratsherr, Humanist und Dichter Naturphilosophie und Jurisprudenz studiert2 . Vielleicht 1432 verfaßte er seine knappen, vor allem auf die Rede ausgerichteten Regulae artificialis memoriae, die im Aufbau Ähnlichkeiten mit dem Text des Matthäus von Verona zeigen. Fontana wird den Staatsmann Giustiniani wahrgenommen haben, ob er seine Schriften und ihn persönlich kennengelernt hat, erfahren wir nicht. Insbesondere Matthäus von Verona, Ludwig von Piran und der anonyme Autor der Memoria fecunda verfaßten typbildende Werke, auf die sich zahlreiche Gedächtnistraktate des fortschreitenden 15. Jahrhunderts zurückführen lassen. 2

Tramontin, Giustiniani, Leonardo Sp. 1471.

Ein vielseitiger Autor In dem geographischen und zeitlichen Umfeld verfaßte Johannes Fontana das Secretum de thesauro. Es war nicht sein erstes Werk, nicht einmal das erste in Symbolschrift. Zu der Zeit konnte der um die Mitte der 1390er Jahre geborene Venezianer bereits als innovativer und produktiver Autor gelten1 . Begonnen hatte er seine schriftstellerische Laufbahn etwa ein Jahrzehnt zuvor an der Universität Padua, wo er das Studium der freien Künste 1418 und das der Medizin 1421 mit der Doktorprüfung abschloß. Zu seinen Lehrern in den Artes gehörten mit Blasius von Parma († 1416) und Paul von Venedig (1369–1429) weithin bekannte und geschätzte Professoren, die sich u. a. mit Werken zur Naturphilosophie und Optik einen Namen machten. Paduas akademisches Milieu war damals empfänglich für neue Entwicklungen. Der junge Fontana blickte über die Buchgelehrsamkeit hinaus, wandte sich technischen Fragen zu und formulierte eigene Lösungen zur Messung von Zeit, Entfernung und Bewegung. Der Wissenschaftler war sich nicht zu schade, über Zähne und Zahnräder nachzudenken. Er verknüpfte Theorie und Praxis und trieb die Verwissenschaftlichung von Technik mit voran. Dabei verstand er sich als Lehrer und Ideengeber, der seine Entwürfe von den mechanisch interessierten jungen Empfängern seiner Werke weitergedacht wissen wollte. Daran änderte sich auch nichts, als er in den 1430er Jahren als Arzt praktizierte. In fast vierzig Jahren schrieb Fontana mindestens 27 Werke, von denen sich elf erhalten haben. Auf den Liber instrumentorum folgte wohl bald in gleicher Symbolschrift das Secretum de thesauro. In welchem Jahr genau das geschah, und an welchem Ort er sich zu dem Zeitpunkt aufhielt, 1

Lebensweg und Œuvre sind ausführlich dargestellt in der Einleitung zu Fontana, Opera iuvenalia S. 13–80.

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Ein vielseitiger Autor

muß bis zu neuen Einsichten offen bleiben. Eine nähere Eingrenzung als um 1430 in seiner Vaterstadt Venedig, dem Studienort Padua oder dem Ort seiner ärztlichen Tätigkeit Udine ist derzeit nicht möglich. Anregungen für seinen Gedächtnistraktat kann Fontana, schriftlich wie mündlich, aus mehreren Quellen erhalten haben. Selbstverständlich finden sich im Aufbau der Schrift und in der Wahl der Themen und Beispiele einige Überschneidungen mit den erwähnten Werken, etwa dem Büchlein des von ihm selbst genannten Peter von Civitavecchia. Das liegt in der Natur der Sache. Die Autoren beriefen sich auf den Urtext der Rhetorica ad Herennium, die sie zur Anwendung in unterschiedlichen Situationen für Laien und Kleriker, Kaufleute und Prediger fortentwickelten. Wörtliche Übernahmen ganzer Passagen Fließtext aus konkurrierenden zeitgenössischen Werken kommen im Secretum de thesauro nicht vor. Stattdessen verlieh Fontana einer Abhandlung über gedankliche Erinnerungstechnik eine dinglich technische Note, indem er den kleinen Traktat über die Konstruktion und Anwendung von Memoriergeräten einschaltete. Die instrumentellen Nachbauten des natürlichen Gedächtnisses sollten Informationen mechanisch speichern und beliebig kombinieren können. Auch Chiffrieren war möglich. Mehr noch als die verwendete Symbolschrift verleiht die Beschreibung der Geräte in Wort und Bild dem Secretum de thesauro seine Originalität, eine Art Alleinstellungsmerkmal im Kanon der zeittypischen Gedächtnistraktate. Dabei handelt es sich nicht um den einzigen praktisch-technischen Exkurs, den Fontana in einen überwiegend theoretisch-wissenschaftlichen Traktat eingeflochten hat. Eine ähnliche Abschweifung enthält die anonym überlieferte, Fontana jedoch sicher zuzuordnende Speculi almukefi compositio. In die Anleitung zum Bau eines Brennspiegels fügte er eine längere Passage über die Eigenschaften guten Stahls ein, wie man sie in den geometrischen Texten über Parabolspiegel sonst nicht findet2 .

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Ausgabe, Übersetzung und Analyse des Textes bei Clagett, Archimedes 4, S. 99– 158. Zu Fontanas Autorschaft siehe den Nachtrag in Liber instr. S. 177–178.

Ein mysteriöser Codex Die französische Nationalbibliothek erwarb 1897 von einem venezianischen Buchhändler einen in Geheimschrift verfaßten, illustrierten Codex aus dem 15. Jahrhundert1 . Das 85 × 62 mm kleine, aber 140 Blatt Pergament starke Büchlein erhielt die Signatur Nouv. acq. lat. 635. Die Folien verteilen sich auf 17 Faszikel: einen Binio, elf Quaternionen und fünf Quinionen. In Faszikel 3 und 17 fehlt das erste Blatt (12bis, 132bis). Dem 14. Faszikel, einem Quaternio, ist ein Blatt vorgeschaltet (104). Den Faszikeln mit dem Quellentext voran gehen die Blätter A bis D. Im 18. Jahrhundert hatte das Buch einen Pergamenteinband erhalten, der auf dem Rücken die alte Angabe Alchimia MCCC trägt. Der Name des Autors ist im Incipit getilgt. Und im Text kommt er nicht wieder vor.

Ein Mißverständnis Henri Omont, Konservator in der Handschriftenabteilung, machte den Ankauf des Codex alsbald in den Zeitschriften der Ecole nationale des chartes und der Société nationale des antiquaires de France bekannt und stellte das aufgrund der Symbolschrift paläographisch auffällige Büchlein als Traktat zur Physik und Alchimie kurz vor. Die Abbildungen deutete er als Illustrationen verschiedener physikalischer und alchimistischer Versuche, die darin beschrieben seien. Die thematische Zuordnung verwundert zunächst, denn Omont publizierte zugleich eine Aufstellung der Chiffren mit Entsprechung in Klarschrift, einige dechiffrierte Passagen und das Inhaltsverzeichnis (ta1

Die folgende Analyse bezieht die kurzen Beschreibungen von Omont, Traité de physique et d’alchimie du XVe siècle, 1897, S. 253–258 und Giuseppa Saccaro Battisti in Macchine cifrate, 1984, S. 141–142 ein.

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Ein mysteriöser Codex

bula divisionis), in dem viel von Gedächtnis, Orten und Bildern die Rede ist. Auch Experimente bzw. Erfahrungen werden darin angekündigt, allerdings nicht zur Alchimie, sondern zum Umgang mit Bildern. Indes, in Diktion eins des ersten Teils wird die Alchimie einmal erwähnt. Beim Rückblick auf die verschiedenen Weisen, wie Techniken erfunden worden seien, kommt der Autor auch kurz auf metallurgische Versuche zu sprechen2 . Zu der Verknüpfung mit der Alchimie dürfte aber vor allem der Eintrag auf dem Buchrücken beigetragen haben.

Der Urheber Einen Verfassernamen schlug Omont zunächst nicht vor. Im Jahr darauf jedoch ordnete er das Buch korrekt, wie sich erweisen sollte, Johannes Fontana zu, setzte aber ein Fragezeichen3 . Wie er zu der Einsicht gekommen war, verriet Omont nicht. Womöglich war ihm bekannt geworden, daß die verwendete Symbolschrift und einige Abbildungen mit dem Münchener Liber instrumentorum übereinstimmen, in dem Fontana sich selbst viermal mit vollem Namen nennt. Das Maschinenbuch hatte bereits Eingang in die militärgeschichtliche Literatur gefunden4 .

Die Abschrift Der Codex ist, nicht anders als der Münchener Liber instrumentorum, eine Abschrift des 15. Jahrhunderts, die dem Verfasser nie zu Gesicht gekommen sein dürfte. Vermutlich ist sie nicht einmal zu seinen Lebzeiten entstanden. Viele Unstimmigkeiten im lateinischen Text sind dem geübten Autor Fontana nicht zuzutrauen, zumal das in Oxford erhaltene umfangreiche Autograph belehrt eines Besseren. 2 3

4

Siehe unten I, 1, 9v (S. 88, Z. 4ff). Omont, Nouvelles acquisitions du Département des Manuscripts, 1898, S. 92. In einem jüngeren Inventar fehlt der Name wieder: ders., Manuscrits récemment entrés dans les collections de la Bibliothèque Nationale, 1900, S. 245, Nr. 9. Jähns, Kriegswissenschaften, 1889, S. 276–277; Romocki, Explosivstoffe, 1895, S. 231–240.

Die Abschrift

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Das vorliegende Büchlein ist, wie es scheint, in drei Arbeitsgängen von mehreren Personen geschrieben und gezeichnet worden. Zunächst wurde der chiffrierte Fließtext in brauner Tinte niedergeschrieben. Der Schreiber disponierte den Text so, wie man es von unverschlüsselten Schriften her kennt: Es gibt Wortabstände, Absätze, Korrekturen über der Zeile, Ergänzungen auf dem Rand, eine Interpunktion, hier und da auch große Zierbuchstaben. Zeichen ohne Bedeutung, nihil importantes, die einen Leser zusätzlich hätten verwirren können, fügte er nicht ein. Es entstand ein Text mit falsch geschriebenen und verstümmelten Wörtern und ausgelassenen oder verwechselten Chiffren. Wann die Fehler hineingekommen sind, ist nicht mehr feststellbar, ob der Schreiber einen klar geschriebenen Text chiffrierte und sich dabei gelegentlich irrte oder ob er eine chiffrierte Vorlage kopierte, die bereits Mängel aufwies. Ein Rubrikator fügte hernach in Rot an den reservierten Stellen oder auf dem oberen Seitenrand die meist in lateinischer Schrift verfaßten Überschriften ein. Die Handhabung der Kustoden bestätigt die Reihenfolge. Die Blatthüter in Chiffre waren bereits geschrieben, als die Überschriften nachgetragen wurden. Wo ein Faszikel mit einem Titel in Klarschrift beginnt, verweist der voraufgehende Kustode nicht auf das erste Wort des Titels, sondern des folgenden Fließtextes. Dies ist der Fall beim Übergang von Faszikel 9 zu 10 (67v–70r), Faszikel 11 zu 12 (83v– 84r) und Faszikel 13 zu 14 (103v–104r). Der Rubrikator hat vielleicht auch abwechselnd in Rot und Blau die Absatzzeichen ergänzt, zuweilen an unpassender Stelle, und in Rot oder Blau die großen Initial-Chiffren gezeichnet, die mehrfach den Beginn neuer Abschnitte schmücken. Zum Schluß werden die Abbildungen an den zuvor ausgesparten und mit einem Stichwort markierten Stellen gezeichnet worden sein. Wie im Text wechseln in den Zeichnungen und den knappen Didascalien die Farben Braun, Rot und Blau. Die heute verwendete, zweimal ausgeführte Folienzählung stammt aus der Neuzeit. Eine ältere Numerierung setzt auf dem aktuellen Blatt 5 ein, auf dem das eigentliche Buch mit dem Incipit beginnt. Auf Blatt 6, 7, 8 und 10 sind noch die Zahlen 2, 3, 4 und 6 erkennbar. Der voraufgehende Binio (fol. 1–4) mit einem Inhaltsverzeichnis (tabula divisionis) blieb

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Ein mysteriöser Codex

somit entweder zunächst ungezählt oder wurde dem Buch erst beigegeben, nachdem die ältere Numerierung schon begonnen worden war. Auf der letzten Seite der Lage (4v) fehlt der sonst durchgängig verwendete Kustode. Das aktuelle Blatt 114 ist in alter Schrift zudem mit 37 foliiert.

Die Klarschrift In dem chiffrierten Secretum de thesauro findet sich auch Klarschrift. Zur Gänze in normaler Schrift verfaßt sind das Incipit (5r) und das Kolophon (140r). Überwiegend in Klarschrift gehalten ist das Inhaltsverzeichnis (1r–4v). Vermutlich beiläufig kam es hier und da innerhalb eines Wortes zu einem Wechsel von Normalschrift in Chiffre. Auf 1v steht in Symbolen artifitialibus inmitten von normal geschriebenen Wörtern; doch nicht ganz, denn das r erscheint als lateinischer Buchstabe, die Endung -bus wie in normalem Text als hochgestellte lateinische Kürzung. Die meisten Überschriften sind vollständig in lateinischer Schrift ausgeführt, in einigen Fällen gehen sie von Klarschrift in Chiffre über (z. B. 18v, 19r, 36v, 38v–39r, 40r), nur wenige sind ganz chiffriert (z. B. 120r, 123v, 124r, 125v, 131r, 133r). Der Fließtext ist zwar im Großen und Ganzen verschlüsselt, doch gibt es Ausnahmen: Kardinal- und Ordnungszahlen sind meist unverschlüsselt als arabische Ziffern zwischen Punkte gesetzt und gelegentlich von einem Rahmen umgeben (22v, 33v–34r, 113v–114r). Einige Namen von Autoren, auf die sich Fontana beim Rückblick auf die Erfindung der Memorierkunst bezieht, sind auf dem Rand in Klarschrift wiederholt (6v–7r). Auch das Kürzel des Namens Aristoteles (82v) ist in lateinischen Buchstaben geschrieben. Zitate aus Werken von Aristoteles und Thomas von Aquin sind zudem durch Unterstreichung hervorgehoben (81v–83r). Viele Abschnitte enden mit der Abkürzung etc., die in normaler Schrift erscheint. Abbildungen, die zum Secretum de thesauro gehören, sind bis auf eine Ausnahme (Abb. 17, S. 185, 127v) mit klaren Über- und Beischriften versehen. Bei den Abbildungen ohne Bezug zum Text sind die Beischriften mal in Klar-, mal in Symbolschrift gegeben.

Die Symbolschrift

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Die Symbolschrift Die Symbolschrift des Secretum de thesauro ist die gleiche, die auch in Teilen des abschriftlich erhaltenen Liber instrumentorum zur Anwendung kam. Geschrieben wurden die Texte jedoch von verschiedenen Personen. Bernhard Bischoff klassifizierte die Schrift mit Blick auf das Pariser Manuskript als eines der »vorwiegend frei erdachten Zeichenalphabete«5 . Insgesamt 23 Symbole vertreten die Buchstaben des lateinischen Alphabets.

a b

c

d e f g h

i

k

l

m n o p

q

r

s

t

u

x

y

z

Grafik 1: Die 23 Chiffren als Minuskeln in schematisierter Grundform

Gemeinsames Merkmal des Kanons, mit Ausnahme des x, ist der Kreis , der für sich genommen das i vertritt. Systematisch und gut unterscheidbar gestaltet sind die Chiffren der Vokale a e i o u y: . In der Praxis jedoch erwies sich die Verwendung der Chiffre für i wegen der Ähnlichkeit mit dem lateinischen o als fehleranfällig. Wie der Schreiber des Liber instrumentorum ließ sich auch der Kopist des Secretum de thesauro bisweilen verleiten, das Symbol für i zu setzen, wenn er ein o zu chiffrieren hatte. So trifft man beispielsweise hier und da auf (nin) statt (non). Analogien zur Gestalt lateinischer Minuskeln sind nicht zu übersehen. So hat die m-Chiffre in gewisser Weise drei Beinchen, die n-Chiffre zwei Beinchen, wenn diese auch nicht immer auf der Grundlinie stehen. Es treten Varianten auf, die sich ebenso an drei oder zwei Beinen identifizieren lassen: für die m-Chiffre unter anderem und , für die n-Chiffre und . Die c-Chiffre ist wie die lateinische Vorlage nach rechts hin geöffnet, die Chiffre des t trägt den Querstrich oben, die Chiffren für f und g haben Unterlängen. Die s-Chiffre zeigt eine 5

Nichtdiplomatische Geheimschriften S. 133, Nr. 67. Alphabet auf Tafel IV. Zur vormodernen europäischen Kryptographie siehe Strasser, Rise of Cryptology S. 277–325.

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Ein mysteriöser Codex

Oberlänge, die Kreise rücken häufig eng zusammen und nehmen fast die Form einer 8 an. Ober- bzw. Unterlängen haben auch die Chiffren für b und d sowie für p und q, zudem sind sie wie ihre lateinischen Entsprechungen gespiegelt. Konsequent angewandt hat der Kopist die d- und q-Chiffren freilich nicht. Statt korrekt für d erscheint häufig , statt für q findet sich auch . Wieder dürfte die Ähnlichkeit mit den Klarbuchstaben die Verwechslungen verursacht haben. Die Schlüsselwörter »Orte und Bilder« des Gedächtnistraktats stellen sich in stilisierter Form etwa so dar: = loca et ymagines. Anders als der Schreiber des Münchener Liber instrumentorum, der in den chiffrierten Passagen sparsam mit Abbreviaturen umging, brachte der Kopist des Pariser Secretum de thesauro zahlreiche Wörter in abgekürzter Form, wie man sie aus Texten in Klarschrift kennt. Der Kürzungsstrich findet sich in beiden Handschriften unter den Vokalen. So ergibt die Symbolfolge (a ı a l) wie gewohnt animal und (s c ı a) scientia. Es versteht sich von selbst, daß die einzelnen Chiffren nicht stets gleich aussehen. Der Kreis kommt häufig als Oval daher. Und die Striche, die von ihm ausgehen oder an ihm entlanglaufen, sind nicht immer gerade, gleich lang und gleich stark gezogen. Die Symbolschrift spiegelt die Botschaft des Traktats. In dem Buch stehen Chiffren für Buchstaben so, wie Symbole in einem Gedächtnisbild die Gegenstände, Lebewesen, Zahlen oder Daten vertreten, an die man sich erinnern möchte. Form und Inhalt ergänzen sich. Zur Geheimhaltung war die Symbolschrift sicher nicht gedacht, sie taugt auch nicht dazu. Die Zuordnung von Chiffre und Buchstabe ist eindeutig und die Anwendung der üblichen Klarschrift-Gepflogenheiten wirkt möglichen Mißverständnissen entgegen. Zu ergänzen ist, daß das Hantieren mit den Chiffren zu Fontanas Sinn für Spaß und Spielerei paßt, den er auch in anderen Werken nicht verbirgt.

Die Nachschrift

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Die Nachschrift In der frühen Neuzeit haben mehrere Benutzer im Codex ihre Spuren hinterlassen. Auf fol. Bv und Cr finden sich Federproben und einige gestrichene, schwer entzifferbare Wörter. Man möchte unter anderem amicus medicus comes lesen. Eine Hand des 16./17. Jahrhunderts hat auf Cv offenbar Werktitel notiert und gestrichen. Erkennbar sind die Wörter . . . de memoria und Liber de arte . . . Ein Bezug zur Memorierkunst liegt nahe. Fol. 5r trägt unten von einer Hand des 17. Jahrhunderts den Namen Simon Castello Girolimus F. . . Die Hände, die auf 88v und 103v auf wichtige Passagen zeigen, könnten schon von einem Kopisten eingezeichnet worden sein. Im 18. Jahrhundert bekam ein besonders interessierter Leser das Buch in die Hand. Die Schrift war inzwischen stark verblaßt. Der Benutzer nahm die drohende Unlesbarkeit zum Anlaß, die schwach gewordenen Chiffren und Buchstaben mit einem nicht geringen Aufwand in langen Passagen kräftig nachzuzeichnen. Bei dieser Person dürfte es sich um den Mathematiker Graf Johannes Karl Lisca gehandelt haben, der den Codex 1721 durchgesehen, den Text verstanden und unter Verwendung der Chiffren in zwei kurzen Bemerkungen zunächst verworfen (128r), dann aber gepriesen hat (140r). Der moderne Betrachter ist für diese Art Rettung der Schrift einerseits dankbar, weil die Zeichen seither leichter entzifferbar sind, andererseits verunsichert, weil nicht überprüfbar ist, ob sie korrekt nachgezogen wurden. So kommt zu der Fehlerquelle einer Abschrift die mögliche Fehlerquelle der Nachschrift.

Die Abbildungen Die Abbildungen der Handschrift, bei denen stets im Auge zu behalten ist, daß es sich um Kopien handelt, sind zwei Gruppen zuzuordnen. Die Zeichnungen der ersten Gruppe sind Bestandteil des Traktats, der Text bezieht sich unmittelbar auf sie. Dies sind die mechanischen Memoriergeräte in Teil I, Diktion 3, zwei Skizzen zur Optik in Diktion 4, eine Aufstellung

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Ein mysteriöser Codex

von Symbolen für die Zählung der Orte im 5er-Rhythmus in Teil III, Diktion 1 sowie eine Zeichnung zum Verhältnis Gläubiger-Schuldner in Diktion 2. Zwei Abbildungen, die in Teil II 2, 5 die Zusammensetzung der Merkwörter tresispal und carnalion veranschaulichen sollten, wurden in den bereits mit den genannten Stichwörtern gekennzeichneten Aussparungen auf 92r und 92v nicht ausgeführt. Die zweite Gruppe umfaßt die Abbildungen auf den Seitenrändern und ursprünglich frei gebliebenen Seiten zwischen größeren Abschnitten des Buches. Der Text stellt keinen direkt erkennbaren Zusammenhang zu ihnen her. Vermutlich hat nicht der Verfasser selbst die Zeichnungen ausgewählt und plaziert. Es dürften die Kopisten einige Zeichnungen aus Fontanas älterem Maschinenbuch und einer anderen Skizzensammlung übernommen haben, um das Erscheinungsbild des Textes aufzulockern und leere Seiten zu füllen. Dabei sind sie womöglich nicht ganz und gar willkürlich vorgegangen. Eingezeichnet sind beispielsweise ein Labyrinth und ein Schwert. In der Tat erwähnt die Abhandlung ein Labyrinth, das Schwert sogar zweimal. Auch die Beischriften einer der Waagen lassen sich mit einem Zitat verknüpfen. Allerdings liegen Erwähnung und Abbildung weit auseinander6 . Die Waagen passen im übrigen gut zu Fontanas früherer Ankündigung, ein Buch über Gewichte schreiben zu wollen7 . Nicht jede Skizze ist verständlich, wie es auch in dem abschriftlich erhaltenen Liber instrumentorum der Fall ist. Dessen ungeachtet erkennt man in den Zeichnungen einige Interessengebiete wieder, auf die Fontana auch in anderen Werken eingeht8 .

Die Richtigstellung Im Augenblick ist keine Bezugnahme eines mittelalterlichen Werkes auf das Secretum de thesauro bekannt. Das reiche Schrifttum zur Mnemo6 7 8

Siehe unten Abb. 18, S. 197; Abb. 42, Abb. 35, S. 203 und S. 205. Horalegum pulverum I, 8, S. 238. Siehe die ergänzten Abbildungen unten S. 197ff.

Die Richtigstellung

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technik hat das originelle Büchlein offenbar nicht wahrgenommen. Auch in Fontanas eigenen erhaltenen Texten findet sich kein Rückverweis auf eine frühere Beschäftigung mit dem künstlichen Gedächtnis. Und nachdem das Buch in das Licht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit getreten war, sollte es noch längere Zeit unter falscher Flagge segeln. Unter Berufung auf Omont wies der Bibliothekskatalog es 1981 als »petit traité d’alchimie« aus9 . Die Wissenschafts- und Technikgeschichte fand zunächst wenig Gelegenheit, sich eingehend mit dem Text auseinanderzusetzen. Alexander Birkenmajer mußte sich mit einer kurzen Erwähnung des Codex in Fontanas Schriftenverzeichnis zufriedengeben10 . Lynn Thorndike sah in der Verschlüsselung, ohne das kleine Buch genauer kennenlernen zu können, den gleichen Hang zum Mysteriösen und Theatralischen wie in Fontanas anderen Schriften. Die Texte erhielten auf diese Weise zusätzlich die Note des Wunderbaren und Geheimnisvollen. Zauberei und experimentelle Wissenschaft gingen darin Hand in Hand11 . Obwohl mehrere Zeichnungen von Brunnen die Pariser Handschrift illustrieren, beließ es Frank D. Prager in einem viel zitierten Beitrag über Fontanas Fontänen bei einem kurzen Hinweis auf die inhaltliche Verwandtschaft mit dem Münchener Codex12 . Marshall Clagett hat einige Abschnitte des Secretum de thesauro entschlüsselt, wegen der häufig verblaßten Tinte jedoch auf eine vollständige Transkription der Handschrift verzichtet. In Fontanas Werkverzeichnis ordnete er den Text als Mischung von okkulten Regeln, Naturphilosophie und experimentellem Material mit vielen Zeichnungen ein13 . So blieb es Giuseppa Saccaro Battisti vorbehalten, das Büchlein mit Unterstützung kundiger Kollegen vollständig zu dechiffrieren und 9

10 11 12 13

Samaran/Marichal, Catalogue des manuscrits en écriture latine 4, S. 368. Im online-Katalog der BnF erscheint diese Zuordnung nicht mehr. Lebensgeschichte, 1932, S. 41–42, 50–51. Magic and Experimental Science 4, 1934, S. 175. Fontana on Fountains, 1971, S. 344. Archimedes 3, 1978, S. 249–250, Nr. 5. Ähnlich faßte auch Long, Power, Patronage, and the Authorship of Ars, 1997, S. 11 und dies., Openness, Secrecy, Authorship, 2001, S. 110 den Inhalt zusammen.

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Ein mysteriöser Codex

als Abhandlung zur Gedächtniskunst in die Literatur einzuführen14 . Seither hat die sehr umtriebige Forschung der eigenwilligen Schrift einige Aufmerksamkeit geschenkt. In das Zentrum der Betrachtung rückten dabei vor allem die Instrumente, die das natürliche Gedächtnis maschinell nachbildeten. Erwähnt seien, ohne Vollständigkeit anstreben zu wollen, die Arbeiten von Eugenio Battisti15 , Lina Bolzoni16 , Mario Turello17 , Wolfgang Neuber und Jörg Jochen Berns18 . Walter Oberschelp und Horst Kranz konzentrierten sich auf die Möglichkeiten des Chiffrierens19 .

14

15 16 17 18

19

Macchine cifrate, 1984, S. 31–38: Inhalt im Überblick, Chiffren, 143–158: Text mit Facs. der Abb. Schemi geometrici S. 117–138. Stanza della memoria S. 103–111. Giovanni Fontana: la memoria meccanica S. 211–225. Sakralautomaten S. 205; Himmelsmaschinen/Höllenmaschinen S. 43–45; Himmelsmaschinen und Höllenmaschinen S. 70 und Seelenmaschinen S. 753–755. Mechanisches Memorieren und Chiffrieren S. 107–150.

Ein inhaltlicher Überblick Der Titel Der Titel des Buches, der nur im Incipit der Abschrift erscheint, ist mit drei aneinandergehängten Genitiven nicht gerade knapp und einprägsam formuliert. Nicht sicher ist auch, ob er vom Autor selbst stammt. Das erste Hauptwort (Secretum) kündigt, zumal im Zusammenspiel mit den Chiffren, etwas Geheimnisvolles an. Am Ende des Werks kommt sogar ein Superlativ (artifitium secretissimum, III, 2, 122v). So entsteht bei flüchtiger Betrachtung leicht der Eindruck, Fontana habe ein exklusives Wissen zwar niederschreiben, aber nicht jedem beliebigen Leser zugänglich oder verständlich machen wollen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß er umgekehrt die Möglichkeiten des künstlichen mentalen und instrumentellen Gedächtnisses geradezu enthüllen wollte. In der ersten Blütezeit der Gedächtnistraktate war er nicht der einzige Autor, der mit dem Verweis auf Verborgenes die Kunst des Erinnerns und zugleich seine eigene Arbeit aufzuwerten suchte. Auch der anonyme Verfasser der Memoria fecunda sprach 1425 in der Einleitung, als er seine Themenwahl begründete, von einer geheimen Technik (secretum artificium), die er dann noch zu einer überaus nützlichen (utilimum artif.) und vorzüglichen (nobile artif.) steigerte1 . Die Vorrede In der Vorrede preist Fontana zunächst den allmächtigen Schöpfer, dem der Mensch seine herausragende Stellung verdanke. Anschließend zitiert er, wie um die Wahl des Titels zu erläutern, Ps-Ciceros Beschreibung 1

Memoria fecunda I, 6–7, S. 232. – Für einen dichten Überblick über die Geschichte der Gedächtniskunst insgesamt konsultiere man Neuber, Memoria Sp. 1037–1078.

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Ein inhaltlicher Überblick

des künstlichen Gedächtnisses als »Schatztruhe alles Gefundenen«. Die Rhetorica ad Herennium und Cicero selbst meinten den gefundenen Stoff, die Gedanken, die später, im Verlauf einer Rede, aus der wohlgeordneten Truhe heraus memoriert werden sollten. Fontana hat wie die anderen zeitgenössischen Autoren nicht nur die Rede im Blick und spricht allgemein vom »Erfahrungsschatz in der menschlichen Vorstellung«. Es folgt ein Hinweis auf die Gliederung in einen theoretischen, einen praktischen und einen operativen Teil. Ein vierter Teil über Geheimnisse und Ergänzungen fehlt bzw. ist in den knappen dritten Teil eingeflossen, ohne abgegrenzt und numeriert zu werden. Größere Abschnitte innerhalb der Teile sind als Diktionen bezeichnet. Als Kapitel anzusehen sind die kleineren, nicht gezählten Abschnitte innerhalb der Diktionen. I, 1. Rückblick, Wiederaufnahme, Nutzen und Notwendigkeit der Kunst In Diktion eins des ersten Teils bringt Fontana zunächst drei Begründungen für die Existenz der künstlichen Erinnerung, geht dann auf die Erfindung der Kunst ein, um schließlich den Nutzen und die Notwendigkeit zu erläutern. Die erste Begründung spricht das Verhältnis der Kunst zur Natur an: Da die Kunst die Natur nachahme und der Mensch von Natur aus ein Gedächtnis habe, sei es möglich, ein zweites Gedächtnis als Kunst zu bezeichnen. Die zweite Begründung beruft sich auf historische Erfahrung: Fontana bietet Zeugen auf, denen die Literatur der Alten ein besonderes Geschick auf dem Gebiet der Gedächtniskunst bescheinigt. Seneca der Ältere beeindruckte demnach durch seine Fähigkeit, sich mit Hilfe der künstlichen Erinnerung 2000 Namen zu merken. Von den frühen Schriften bezieht sich sonst nur die Memoria fecunda auf Senecas Kontroversien. Als Erfinder der Kunst aber nennt Fontana unter Berufung auf Cicero Simonides von Keos. Zudem erwähnt er Metrodorus von Skepsis und Charmadas von Athen, die von der Gedächtniskunst gelebt hätten, was Cicero so nicht sagt. Schließlich habe Cicero selbst über die Gedächtniskunst geschrieben. Damit wird die Rhetorica ad Herennium gemeint sein, deren Maßgaben

Ein inhaltlicher Überblick

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an vielen Stellen in Fontanas Abhandlung einfließen, ohne daß er eigens darauf hinweist. Er selbst geht über diesen Urtext zur Gedächtniskunst weit hinaus. Als Vertreter des Mittelalters ist Alanus ab Insulis genannt, den eine mißratene Predigt veranlaßt habe, sich die Gedächtniskunst gründlich anzueignen2 . Die Wiederaufnahme der Memorierkunst in seiner eigenen Gegenwart, wohl im Sinne einer monographischen Behandlung des Themas, ordnet Fontana dem Bologneser Lehrer der Gedächtniskunst Petrus Francisci Pauli de Urbe veteri zu, eine Datierung, die in der modernen Forschung noch Bestand hat. Die dritte Begründung der Gedächtniskunst ist praktischer Art: Fontana erklärt es für abseitig, Wissen nicht zu speichern, zumal ja die Verfahren und Hilfsmittel, mit denen man Vergangenes wieder hervorholen könne, vorhanden seien. Darüber werde er reden und die Kunst nicht nur als mögliche, sondern als wirkliche erweisen. Der Ursprung der Gedächtniskunst kommt noch einmal ausführlicher zur Sprache, eingeleitet von einer Aufzählung möglicher Umstände, unter denen verschiedene Techniken entdeckt worden seien. Genannt wird für eine Kunst im positiven Sinne eine göttliche, im negativen Sinne eine teuflische Eingebung, ein Traum, ein Vorbild in der Natur, ein schlichter Zufall oder aber planmäßiges Vorgehen. Eine dieser Arten hätte durchaus zur Findung der Mnemotechnik führen können. Dann aber folgt aus De oratore Ciceros Version, die Simonides von Keos als Erfinder namhaft macht und die Kernbegriffe Ort, Bild und Ordnung einführt. Damit grenzt sich Fontana von anderen frühen Traktaten ab. Peter von Civitavecchia und Ludwig von Piran schrieben die Erfindung der Gedächtniskunst Demokrit von Abdera zu, die Memoria fecunda ebenfalls. Der Nutzen des künstlichen Gedächtnisses ergibt sich im Vergleich mit geschriebenen Texten. Den schriftlichen Aufzeichnungen entsprechen die Vorstellungen an gedachten Orten. Schaffe man in sich selbst Bilder der Dinge, an die man sich erinnern wolle, in geordneter Abfolge von Orten, könne man sie leicht wiederholen, ob Worte, Handbücher oder Reden, 2

Siehe dazu den Exkurs unten S. 53ff.

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Ein inhaltlicher Überblick

als hätte man sie aufgeschrieben. Somit sei das künstliche Gedächtnis die größte Unterstützung des natürlichen Gedächtnisses und schärfe die geistigen Fähigkeiten. Die Methode, den Nutzen der Kunst gleich am Anfang zu betonen und damit in eigener Sache zu werben, könnte durch Aristoteles inspiriert sein, der zu Beginn der Fontana bekannten Topik die Vorzüge seiner Abhandlung hervorhob3 . Aber auch an anderen Stellen, z. B. in Diktion III, 1, 114rff, läßt Fontana keinen Zweifel am Nutzen bestimmter Anwendungen aufkommen. Die Notwendigkeit des künstlichen Gedächtnisses ist wieder praktisch begründet. Um ein ordentliches Leben zu führen, habe sich die Seele gedanklich mit künftigen, gegenwärtigen und vergangenen Dingen zu befassen. Dazu ist das Gedächtnis unentbehrlich. Da aber das natürliche Gedächtnis nicht alles behalte, oft täusche oder aus irgendeinem Grund schwach sei, hätten die Vorfahren ergänzend das künstliche Gedächtnis erfunden. An dieser Stelle stockt der Text, weil ein Blatt fehlt. Die Diktion endet mit Bemerkungen zu dem damals umstrittenen Unterschied zwischen Gedächtnis (memoria) und Erinnerung (reminiscentia). Fontana billigt dem Gedächtnis selbst keine Erkenntnisfähigkeit zu. Die Erinnerung hingegen sei ein zweites Erkennen von Dingen, die zuvor bekannt waren, mit Hilfe von Bildern. Voraussetzung dafür sei das Gedächtnis. Nicht genannte andere Personen hielten beide für erkennend. In seinem Werk, kündigt Fontana an, wolle er von einem Gedächtnis reden, das behält, ob die Streitenden es nun Gedächtnis oder Erinnerung nennen. I, 2. Labilität und Stabilität des natürlichen Gedächtnisses Diktion zwei des ersten Teils unterscheidet zuerst ein zweites natürliches, nämlich geistiges Gedächtnis, das die verstandesmäßigen Dinge speichere. Das intellektive Gedächtnis diene dem Verständnis (intellectus), das andere der sinnlichen Wahrnehmung (sensus). Die sinnlichen Erscheinungen wiederum gingen, so die Lehre der Physik, den verstandesmäßigen voraus. 3

Arist., Top. I, 2 (101a25ff).

Ein inhaltlicher Überblick

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Der nächste Abschnitt, gewiß nicht zufällig unter Anspielung auf eine aristotelische Schrift mit »Vergehen und Werden« überschrieben, geht auf die Labilität und Stabilität des natürlichen Gedächtnisses ein. Fontana zählt zehn Gründe auf, warum die Erinnerung schwach sein kann, und veranschaulicht diese mit praktischen Beispielen. Als ursächlich für eine labile natürliche Erinnerung nennt er unter anderem mangelnde Aufmerksamkeit und Unverständnis für die Sache, Unkenntnis, Unordnung oder Umfang dessen, was behalten werden soll, sowie emotionale Einflüsse wie Zorn, Freude oder Traurigkeit. Sein Studium der Künste und Medizin kommt zur Geltung, wenn Fontana die zu große Härte und Trockenheit oder Weichheit und Feuchtheit des Kleinhirns oder die unpassende Bewegung von Dämpfen und Säften in der Herzkammer für eine schwache Merkfähigkeit verantwortlich macht. Letzteres ist, beschreibt er unter Berufung auf Aristoteles’ De memoria, bei den im Wachsen beziehungsweise Vergehen befindlichen Kindern und Alten der Fall. Was die Fixierung von Bildern im Gedächtnis angeht, also nunmehr die stabile Erinnerung, faßt sich Fontana sehr kurz. Ohne sich auf Aristoteles’ Topik zu beziehen, verweist er in deren Sinn darauf, daß, wer das eine kennt (die Ursachen eines schwachen Gedächtnisses), auch das Gegenteil (die Ursachen eines starken Gedächtnisses) erkennt, da Gegensätze zu ein und demselben Wissen gehörten. I, 3. Das künstliche Gedächtnis als Maschine In Diktion drei des ersten Teils wendet sich Fontana dem künstlichen Gedächtnis im dinglichen Sinne zu. Er erinnert zunächst daran, daß man unter dem künstlichen Gedächtnis, einer Art Spiegel der Bilder, ein Kind des natürlichen verstehe. Anschließend unterscheidet er zwei Typen von künstlichem Gedächtnis: Das erste, innere künstliche Gedächtnis sitze in den Sinnen des Menschen selbst; das zweite, äußere künstliche Gedächtnis sei ein materielles, ein ingeniöser Gegenstand. Von dem zweiten Typ, dem dinglichen künstlichen Gedächtnis, erfahren wir, existierten bereits sehr viele Ausführungen in der Form von Instrumenten. Der Autor spricht nicht von eigenen Entwürfen.

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Ein inhaltlicher Überblick

Das instrumentelle künstliche Gedächtnis (artificialis memoria instrumentalis) ist somit der Nachbau des natürlichen Gedächtnisses als Maschine. Die nun folgende Abhandlung über die Geräte (Tractatus de instrumentis) wirkt wie eine inserierte kleine Schrift, die in der Art der Darstellung mit enger Abstimmung von Text und Bild den älteren technischen Werken Fontanas entspricht. In zwölf Abschnitten beschreibt der Autor kleine Instrumente mit austauschbaren, dreh- und verschiebbaren Rädchen, Ringen, Stäben und Papierstreifen, auf denen Buchstaben und Ziffern stehen, die sich beliebig kombinieren lassen. Man kann Wörter und Zahlen einstellen und fixieren, wieder auflösen und neu zusammensetzen. Der Informationsspeicher erhält auf diese Weise, anders als das statische handgeschriebene oder gedruckte Buch, ein dynamisches Element. Mehrere Memoriergeräte, z. B. der Spiegel (speculum) und die Walze (columpna), sind zugleich Chiffriergeräte. Fontana sagt es zwar nicht ausdrücklich, doch eignen sich diese Instrumente zu einer komplexen Methode der Verschlüsselung, die man bisher vor allem Blaise de Vigenère (1523–1596) zugeschrieben hat4 . I, 4. Das mentale Gedächtnis, Möglichsein von Bildern, Erfahrungen Diktion vier des ersten Teils geht auf Typ eins des künstlichen Gedächtnisses ein, d. h. auf das mentale Gedächtnis, das sich im Geist des Menschen selbst befindet. Wie das natürliche Gedächtnis benötige das mentale künstliche Gedächtnis Materie und Form. Das zuständige Organ, das Subjekt, ist der hintere Teil des Gehirns, das Kleinhirn, in dem sich die Vorstellungen und Bilder der Dinge befinden. Ähnlich verhält es sich bei Typ zwei des künstlichen Gedächtnisses, d. h. bei den erwähnten Memorierinstrumenten. Das metallene Gerät ist die Materie, die damit plazierten Buchstaben sind die Form. Der Anschaulichkeit halber bemüht Fontana auch noch Ciceros WachstafelMetapher, bei der das Wachs die Materie ist und das eingeritzte Zeichen 4

Die Geräte und die Möglichkeiten ihrer Verwendung sind ausführlich analysiert und mit Beispielen veranschaulicht bei Kranz/Oberschelp, Mechanisches Memorieren und Chiffrieren S. 107–150.

Ein inhaltlicher Überblick

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die Form. Anhand der Formen erkennt die Seele dann wieder, was sie zuvor schon kannte. Beim mentalen künstlichen Gedächtnis nun stehen die Orte für die Materie und das Subjekt, die Bilder für die Formen. Memoria

Materia

Forma

naturalis

pars posterior cerebri

species

artific. mentalis

locus

imago

artific. instrumentalis

artificium eneum etc.

littera

tabula cerata

cera

sigillum

Tab. 1: Ein Gedächtnis besteht aus Materie und Form

Die Differenzierung ist durch ein praktisches Beispiel erläutert, in dem jemand den Ort eines früheren Geschehens aufsucht und sich dort das Geschehene in Bildern vergegenwärtigt, die er später abrufen kann. Anschließend geht Fontana zum Fachvokabular über und zählt für die Schlüsselbegriffe Bild (ymago), Ort (locus) und Ordnung (ordo), die ständig wiederkehren, zahlreiche synonyme Ausdrücke auf, um der Eintönigkeit entgegenzuwirken. Diese sind, wie der Autor einräumt, durchaus weit gefaßt (large). Eng gefaßt (stricte), unterscheiden sie sich natürlich. Ausführlich wendet er sich dann der Bedeutung des Begriffes Ort im Rahmen der Gedächtniskunst zu. Ein Gedächtnisort ist voll oder leer, je nachdem ob dort etwas plaziert ist oder nicht. Das Plazierte (locatum) ist die Sache, an die man sich erinnern möchte, beziehungsweise ein Bild von ihr. Ein Ort ist bereits voll, wenn man sich vorstellt, daß eine Sache dort vorhanden ist. Es geht in der Gedächtniskunst mehr um die Betrachtung von Bildern als der Sache selbst. Auch dazu folgt ein Beispiel. Nunmehr geht Fontana zum Bild über und spricht noch einmal den Zusammenhang von Bild, Ort und plaziertem Gegenstand an. Sobald man sich von einem Ort entfernt, wird das, was dort plaziert ist, zum Bild. Und obwohl es nur ein geistiges Bild ist, erscheint es doch plastisch und farbig wie in der Wirklichkeit. Ein Gedächtnisbild hat daher eine Ausdehnung, Körperlichkeit, Farbe und was immer den Gegenstand auszeichnet, für den es steht. Einige Folgerungen geben wieder Fontanas

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Ein inhaltlicher Überblick

naturphilosophische Schulung zu erkennen. Jedes Gedächtnisbild sei wie der Gegenstand durch seine Gestalt, Abgrenzung usw. bestimmt, beweglich und ruhefähig sowie mit einem Ort verbunden, weil ein Körper nicht ohne Ort sein könne. Der übrige Teil der Diktion befaßt sich mit dem Möglichsein von Gedächtnisbildern. Da dies offenbar, anders als bei den Orten, in Zweifel gezogen wurde, weist Fontana es anhand von acht Erfahrungen in der Natur nach, d. h. anhand von alltäglichen Beobachtungen. So ließen sich beispielsweise Träume oder andere Vorstellungen nicht retten ohne Abbilder von Dingen, die nicht gegenwärtig sind. Ohne Bilder wäre es nicht möglich, verstorbene oder abwesende Personen, die man mit den Augen nicht sieht, in der Seele zu sehen. Weitere Beispiele greifen Phänomene der Optik auf, zwei von ihnen (6 und 7) sind durch Abbildungen veranschaulicht (Abb. 14–15, S. 121). In einem Spiegel oder im Wasser sieht man von Dingen Bilder, die mittels Strahlen erzeugt werden. Ein blinzelndes Auge sieht zwei Dinge, wo nur eines ist, was nur durch ein Abbild möglich ist. Der rasche Wechsel vom Hellen ins Dunkle, der Blick über weite Entfernungen oder durch ein gefärbtes Medium läßt das Auge ein Bild erkennen, das dem Gegenstand nicht entspricht. Fontana bricht die Aufzählung mit dem Hinweis ab, daß die Literatur über die Seele und die Perspektive weitere Beispiele bereithalte. Fragen der Optik und Geometrie haben ihn weiter interessiert. Vor 1436 verfaßte Fontana seinen Traktat über den Brennspiegel, der unter dem Titel Speculi almukefi compositio anonym überliefert ist5 . Darin erwähnt er neben anderen den vielgelesenen Perspektivisten Witelo. Ebenso in der Abhandlung über die Konstruktion und Anwendung eines Meßdreiecks, die er 1440 in Udine abschloß6 . II. Praktische Regeln: Orte und Bilder Der zweite Teil des Secretum de thesauro über praktische Fragen untergliedert sich in zwei weitere Teile. Teil II 1 behandelt in drei Diktionen 5 6

Siehe oben S. 14 mit Anm. 2. De trigono balistario I, 10, 3, 27r–27v.

Ein inhaltlicher Überblick

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die Orte, Teil II 2 in sechs Diktionen die Bilder. Fontanas scholastische Ausbildung, aber auch seine lehrhafte Attitüde kommen hier besonders gut zur Geltung, wenn er die Kernbegriffe der Gedächtniskunst und ihre Inhalte differenziert und typologisiert und dabei die Kategorien und Prädikabilien nutzt. Ähnlich war Matthäus von Verona vorgegangen7 . II 1, 1. Die Substanz der Orte Diktion eins des ersten Teils systematisiert in sieben Abschnitten die Substanz der Orte, meist veranschaulicht durch ein Beispiel. Zunächst unterscheidet Fontana zwischen realen und phantastischen, d. h. zwischen dinglichen und gedanklichen Orten. Phantastische Orte unterscheiden sich ferner in wahre und fiktive, also existierende und ausgedachte Orte, von denen man sich gleichermaßen ein Bild machen kann (Grafik 2). locus realis

fantasticus verus

fictus

Grafik 2: Typen von Orten

Die nächste Differenzierung grenzt materielle und formale Orte voneinander ab, die nach dem Material oder der Form, vor allem der äußeren Gestalt und Zweckbestimmung bezeichnet sind (Grafik 3). Ein unbenannter Ort aus Stein ist ein materieller Ort, ein mit Name benannter Ort hingegen, etwa eine Treppe, ist ein formaler Ort. Die formalen Orte unterscheiden sich in generische, spezifische und generelle. Ein genereller Ort ist z. B. ein Haus, das mehrere angeordnete Räume umfaßt. Auch diese Orte unterscheiden sich weiter in fixierte und mobile, eine Stadt ist ortsfest, ein Karren beweglich. 7

De arte mem. 77r–78v.

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Ein inhaltlicher Überblick locus formalis

materialis genericus

specificus

fixus

mobilis

fixus

mobilis

generalis mobilis

fixus

Grafik 3: Materielle und formale Orte

Unter einem speziellen (spezifischen) Ort ist der Bestandteil eines generellen Orts zu verstehen (Grafik 4), z. B. die Küche eines Hauses. Ein partikularer Ort, ein Einzelort, ist Teil eines speziellen Ortes und hat selbst keine Unterorte mehr, beispielsweise eine Säule. Diese Teil- oder Einzelorte gliedern sich noch in einfache Orte ohne Zusätze und hergerichtete Orte mit künstlichen Ergänzungen. Die letzte Differenzierung unterscheidet Einzelorte als Ganzes und in Teilen. Eine Treppe ist ein ganzer Einzelort, eine Treppenstufe ist ein anteiliger Einzelort. locus generalis specialis

specialis particularis

simplex

preparatus

specialis particularis

totalis

partialis

Grafik 4: Spezielle und Einzelorte

II 1, 2. Die Quantität der Orte In Diktion zwei des ersten Teils wendet Fontana seine Kenntnis der mathematischen Terminologie an und unterscheidet zwischen der diskreten und kontinuierlichen Quantität von Orten. Man benötigt ja so viele Gedächtnisorte, wie Gegenstände zu plazieren sind. Diese Orte müssen

Ein inhaltlicher Überblick

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durchgezählt sein und eine gut erkennbare Nummer haben, weil geordnete Orte leichter erinnerlich sind als ungeordnete. Unter geordneten Orten versteht er eine ununterbrochene Reihe von Orten, die jeder für sich durch ein Zeichen unterscheidbar sind. Die kontinuierlichen Größen von Orten sind anhand von Beispielen veranschaulicht, je nachdem ob man eine, zwei oder drei Dimensionen betrachtet, d. h. nur eine Länge, eine Fläche oder einen Körper. Eine Säule wäre demnach ein linearer, eine Tafel ein flächiger, ein Sofa ein körperlicher Ort. Als Regel formuliert Fontana die Maßgabe, außer der diskreten auch die kontinuierliche Größe eines Gedächtnisortes in etwa zu kennen, so daß der Ort und das Bild, das dort zu plazieren ist, zusammenpassen. Stimmen die Größenverhältnisse nicht, ergeben sich Irrtümer. Wäre etwa ein Bild größer als der Ort, könnte es zu einer Durchdringung der Körper kommen (penetratio corporum), die in Wirklichkeit unmöglich wäre, wie der naturphilosophisch gebildete Artist weiß. Die Orte sollten die rechte Abmessung haben, nicht zu groß und nicht zu klein sein. Liegen sie zu weit auseinander, gerät der gedankliche Weg zu den scheinbar ungeordneten Bildern zu lang, der Blick wird auseinandergezogen, spreizt sich. Die Folge ist ein stockender Vortrag. Liegen die Orte zu eng beieinander, verschmelzen die Bilder oder durchdringen sich, der Blick wird zerrieben. Praktikabel ist eine mittlere Größe, denn, schließt Fontana einprägsam im Sinne der Nikomachischen Ethik, die Mitte ist tugendhafter (virtuoxius), die Extreme lasterhaft (vitioxa). Zum Abschluß der Diktion nennt er doch noch eine vergleichsweise konkrete Größe, wenn er eine Entfernung zwischen Orten empfiehlt, in der sich fünf bis sechs Personen bequem aufhalten können.

II 1, 3. Die Qualität der Orte In Diktion drei des ersten Teils beschreibt Fontana in sieben Abschnitten bestimmte Qualitäten, die einen Gedächtnisort funktionsfähig machen, und argumentiert wie so oft gern mit Gegensatzpaaren.

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Ein inhaltlicher Überblick

Ein Ort darf nicht sehr hell und nicht sehr dunkel sein. Zu starke Helligkeit, heißt es unter Berufung auf ungenannte Perspektivisten, schade dem Sehen und verberge vieles, zu große Dunkelheit lasse gar nichts erkennen. Der Ort soll eher ein ruhiger privater als ein betriebsamer öffentlicher sein, weil das Gewühl im öffentlichen Raum die Betrachtung des Gedächtnisbildes stört. Fontana bemüht hier die auf Aristoteles zurückgehende Formel, derzufolge eine stärkere Bewegung eine schwächere behindere. Dies entspricht zudem der Vorgabe der Rhetorica ad Herennium III, 31. Als Lehre ist mitzunehmen, daß man Orte, wenn man sie gut kennengelernt hat, nicht zu oft anschauen sollte, damit mögliche Veränderungen an ihnen nicht die Erinnerung verwirren, weil der erste Eindruck stärker wirke als spätere. Und so sollte man, falls man zwischen gut bekannten fremden und eigenen Häusern wählen kann, besser die fremden als Orte nehmen, weil man die eigenen ja des öfteren verändert. Die Orte sollten aber unverändert bleiben. Ebenso ungünstig wäre es, feste Bilder statt austauschbare zu nehmen, weil man dann Ort und Bild verwechselte. Fremde Orte, die man seltener sieht, erscheinen dagegen stets in etwa gleich. Ferner sollten die Orte sich voneinander unterscheiden, allerdings geordnet sein. Eine Sammlung gleicher Säulen oder eine Reihe von Treppenstufen wären wegen der Verwechslungsgefahr als Gedächtnisorte ungeeignet. Und sie müssen frei von älteren Bildern sein, wenn neue Gedächtnisbilder aufzuhängen sind. Noch einmal wird betont, daß die Orte und ihre Teile, die an die Materie anzupassen sind, fest und unveränderlich sein sollten.

II 2, 1. Die Substanz der Bilder Diktion eins des zweiten Teils systematisiert die Substanz der Gedächtnisbilder, wie es zuvor bei den Orten geschah. Die erste Unterscheidung trennt ein wirkliches von einem phantastischen Bild (Grafik 5).

Ein inhaltlicher Überblick

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imago

vera

fantastica

exteriori sensu exteriori sensu rem exteriorem visibilis et corporea non apprehensibilis representans

chimerica i. e. multas species congregans

naturalis artificialis Grafik 5: Substanz von Bildern

Das wirkliche Bild unterteilt sich zweifach: Das erste wirkliche Bild ist mit den Augen, also mit dem äußeren Sinn, zu sehen. Dieses dingliche Bild kommt als natürliches und als künstliches vor. Ein wirkliches natürliches Bild kann ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze, ein Metall oder ein Stein sein. Ein wirkliches künstliches Bild hingegen ist von Menschenhand gemacht, z. B. eine Statue, ein Gemälde oder ein Buchstabe. Das zweite wirkliche Bild ist mit dem äußeren Sinn nicht erkennbar. Damit meint Fontana Bilder (species) von Gegenständen, etwa die Spezies eines farbigen oder hellen Objekts, die sich im Medium oder in den Organen der äußeren Sinne befinde. Ein phantastisches Bild sitzt in den inneren Sinnen oder im Gedächtnis. Es rührt entweder von Gegenständen her oder wird von der Seele aus anderen Bildern wahrgenommener Dinge bezogen. Das erste phantastische Bild hat eine Entsprechung außen, z. B. einen Löwen, den es abbildet. Das zweite phantastische Bild, ein chimärisches, setzt sich aus mehreren, unterschiedlichen Spezies zusammen. Ferner sind die Gedächtnisbilder wie die Orte in materielle und formale zu scheiden (Grafik 6), je nachdem ob das Material oder die (vor allem äußere) Form für die Zuordnung entscheidend ist. Besteht ein Bild aus Stein, ist es ein materielles; zeigt es die Gestalt eines Schwertes, ist es

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Ein inhaltlicher Überblick

ein formales Bild. Die formalen Bilder wiederum unterscheiden sich in generische, spezifische und singuläre, je nachdem ob z. B. ein Lebewesen, ein Mensch oder eine individuelle Person gemeint ist. Insbesondere mit den letzteren, einzelnen und vor allem bekannten Formen, so die Maßgabe, sollte derjenige, der sich etwas einprägen will, sein künstliches Gedächtnis bestücken. imago formalis

materialis generica

specifica singularis

Grafik 6: Materielle und formale Bilder

II 2, 2. Die Quantität der Bilder Diktion zwei des zweiten Teils wendet sich der Quantität der Bilder zu. In einer grundsätzlichen Bemerkung schickt Fontana voraus, daß alles Vergängliche begrenzt ist und die Individuen jeder Spezies sich im Hinblick auf die Größen und Eigenschaften in einer bestimmten Größenordnung bewegen. Dabei beruft er sich, der gern auf Erfahrungswissen zurückgreift, passend auf die Erkenntnismethode der Induktion. So kann ein Mensch nicht die Größe einer Ameise haben, ein Feuer nicht kalt sein. Diese Voraussetzungen gilt es bei der Ausgestaltung von Gedächtnisbildern zu beachten. Zwar könne es durchaus nützlich sein, chimärische Bilder zu gestalten, die von den Normen abweichen, doch erinnere man sich am besten anhand von wirklichkeitsnahen Bildern. Wer also ein Gedächtnisbild mit einem Pferd in einem Kästchen gestalte, wende die falsche Methode an. Die Gedächtnisbilder sind genauso wie die Gegenstände, an die man sich erinnern möchte, in diskreten Größen erfaßbar. Ein arithmetisches Bild ist eines, das eine Zahl, die man sich merken möchte, als Jahres-, Monats- oder Gradzahl darstellt. Weitere Bilder, die Fontana dem Bereich der diskreten Größen zuordnet, sind solche von Silben, Buchstaben oder

Ein inhaltlicher Überblick

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Reden. Zudem ist ein Bild eine diskrete Größe, weil es aus geordneten zählbaren Teilen besteht und als Ganzes einen Platz in einer geordneten Sammlung von Bildern einnimmt. Die Position läßt sich mit einer Zahl bestimmen. Was die kontinuierliche Größe angeht, begnügt sich Fontana mit der allgemeinen Aussage, daß manche Bilder entsprechend einer Linie oder Fläche entstehen, und kündigt für diese eine Regel an. II 2, 3. Die Qualität der Bilder Diktion drei des zweiten Teils zählt einleitend einen Katalog empfohlener Qualitäten und Eigenschaften eines Gedächtnisbildes auf, die schon erwähnt wurden bzw. noch zur Geltung kommen werden. Es sollte sich beispielsweise um ein wirkliches, kein fiktives Bild handeln. Wie in der voraufgehenden Diktion (II 2, 2) gibt Fontana dem Wahren den Vorzug vor dem Ausgedachten. Dem wirklichen Bild pflichte man eher bei. Die Wahrheit ist hier dem Erkennen zugeordnet. Ferner sollte ein Bild gut plaziert, positioniert und geordnet sein u. a. mehr. Der nächste Abschnitt erklärt kurz den Unterschied zwischen der Lage (situs) und Position (positio) eines Bildes: Die Lage ist auf den Ort (locus) des Bildes bezogen, die Position auf seine Teile. Ausführlicher geht Fontana auf die Ordnung ein, die wie die Gedächtnisorte und -bilder verschiedene Aspekte hat. Er unterscheidet die wahrnehmbare und materielle von der denkbaren und geistigen Ordnung. Die materielle Ordnung untergliedert sich noch einmal in die Ordnung des Ortes, der Erde und des Tisches, die sich nach den Dimensionen Länge, Breite und Tiefe richten. Diese und weitere Ordnungen wurden ausführlicher von dem Anonymus und von Jakob Ragona beschrieben8 . Auch die begreifbare Ordnung ist dreifach gegliedert und bestimmt die Reihenfolge gemäß der Würde, Natur oder Zeit. So geht der Herr dem Knecht vorauf, die Ursache der Wirkung und der Vater dem Sohn. Doch favorisiert Fontana wie gehabt die materielle Ordnung, weil die sinnlich wahrnehmbaren Dinge leichter im Gedächtnis haften. 8

Memoria fecunda II, 14–16, S. 239–240; Artif. mem. regulae S. 40–41.

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Ein inhaltlicher Überblick ordo

sensibilis et materialis

loci

terre

mense

intelligibilis et spiritualis

dignitatis

naturalis

temporis

Grafik 7: Typen von Ordnungen

Gestaltet man ein Gedächtnisbild, dann sollte es den Geist mit außergewöhnlichen Geschehnissen anregen. So muß es von anderen Bildern unterscheidbar sein, weil die Ähnlichkeit von Gegenständen den Geist eher schwächt und verwirrt. Das Bild muß man sich sodann kräftig einprägen, wie in Wachs, damit man es nicht so leicht vergißt. Was sich leicht befestigen läßt, etwa in Wasser, löst sich leicht wieder auf. Länger hält sich, was man in Marmor meißelt9 . Erneut pocht Fontana auf die gute Unterscheidbarkeit eines Bildes, zusammengesetzt aus wenigen stofflichen Bestandteilen, die sich leichter memorieren ließen. Was den Inhalt eines Bildes angeht, empfiehlt er etwas Spaßhaftes, weil dies den Geist berühre. Und er betont die Notwendigkeit zu wiederholen und die einzelnen Teile zu ordnen. Fontana sagt aber auch, was man nicht tun sollte. Er rät davon ab, ein Gedächtnisbild zu konstruieren, das etwas darstellt, was in der Realität unmöglich ist, etwa das schon erwähnte Pferd in einem Gefäß. Auch sonst sollte nichts enthalten sein, z. B. die Durchdringung (von Körpern) und das Vakuum, was zwar vorstellbar ist, aber den naturphilosophischen Grundsätzen widerspricht. Einem solchen Bild schreibt er eine negative Wirkung auf das Erinnerungsvermögen zu. Zudem ist für Aktion im Bild zu sorgen, weil unnütz oder gar nicht handelnde Bilder, gewissermaßen Stilleben, den Geist wenig oder gar nicht bewegen und sich leicht verflüchtigen. Zu den Verweisen auf möglichst große Realitätsnähe der Bilder paßt die Bemerkung, daß ein Bild 9

Siehe dazu auch den Exkurs S. 55f.

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nützlicher ist, wenn es die Größe des Gegenstands hat, den es darstellt. Um Fehler bei der Zuordnung zu vermeiden, sollte ein Bild nicht an mehreren Orten vorkommen. Im restlichen Teil der Diktion untermauert Fontana mit Aussagen seiner prominentesten Informanten und Autoritäten, Aristoteles und Thomas von Aquin, die bisherigen Ausführungen zu der Frage, wie man zu einem stabilen Gedächtnis kommt. Des Philosophen Schrift De memoria et reminiscentia dürfte er über Thomas’ Sentencia libri De sensu et sensato zur Kenntnis genommen haben. Genannt seien hier nur noch die Stichworte: Auf Dauer abrufbare Gedächtnisbilder entstehen vor allem dann, wenn sie spaßhafte und außergewöhnliche (fremdartige) Inhalte haben, Wiederholungen und kräftigende Erinnerungsübungen stattfinden, die Bilder gut unterscheidbar sind, eine gute Ordnung aufweisen und einen Bezug zur materiellen Realität haben. Auch Jakob Ragona ruft 1434, abgesehen von dem allgegenwärtigen Tullius, Aristoteles und seinen Kommentator Thomas in der Einleitung als wichtige Zeugen auf. Wie Fontana ordnet Ragona die Erfindung der Kunst nicht Demokrit zu10 . II 2, 4. Der Inhalt der Bilder: Symbole In Diktion vier des zweiten Teils kommt Fontana auf konkrete Inhalte von Gedächtnisbildern zu sprechen. Einleitend plädiert er wieder dafür, sofern möglich, am Gedächtnisort ein Abbild der Sache oder Person zu plazieren, an die man sich erinnern möchte. Zur Veranschaulichung wählt er ein Erinnerungsbild seines Vaters Michael. Hat jemand dagegen keine Vorstellung vom Aussehen der Person, an die er sich erinnern will, sollte er Bilder wählen, die sich aufgrund von Ähnlichkeiten mit ihr verknüpfen lassen. Dies kann das Bild einer Person gleichen Namens sein, aber auch eine ähnlich klingende Bezeichnung, z. B. piera für Piero, oder das Bild einer äußerlich ähnlichen Gestalt, z. B. ein Athlet für Samson, oder eines gewohnten Symbols, z. B. ein Adler für den Evangelisten Johannes. 10

Artif. mem. regulae S. 35–36.

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Der übrige Teil der Diktion bringt in kurzen Abschnitten teils gut bekannte Symbole (Attribute) für Heilige, Tugenden, Künste, Wissenschaften, Würdenträger, Städte und Länder. Fontana schließt die Diktion mit der grundsätzlichen Bemerkung, daß man ein charakteristisches Zeichen für jeden ähnlichen Gegenstand finde, wenn man historische Gemälde anschaue. Überhaupt gebe es keine Kunst oder Wissenschaft, die stärker mit dem künstlichen Gedächtnis übereinstimme als die Malerei (pictoria). Beide benötigen Orte und Bilder. Wer ein Gedächtnisbild konstruiert, malt quasi ein Bild. Zum wiederholten Male hebt er die Notwendigkeit hervor, dem Bild einen lebhaften Inhalt zu geben. II 2, 5. Die Zuordnung von Zeichen: Silben, Wörter, Buchstaben Diktion fünf des zweiten Teils zeigt auf, wie man bei der Herstellung eines Gedächtnisbildes einem Gegenstand ein Zeichen zuordnet, wenn keine anderen passenden Bilder vorhanden sind. Als Beispiel bringt Fontana, daß man »jeden Stein« als Symbol für »erste Materie« nehmen könnte. Doch sollte man eine solche Zuordnung weit fassen, so daß »jede Art von Stein« diese Bedeutung haben kann, der Ziegelstein ebenso wie der Edelstein, damit sich in einem längeren Vortrag ein und dasselbe Gedächtnisbild nicht oft wiederhole. Das nächste Verfahren, ein Gedächtnisbild zu konstruieren, folgt dem Muster der Bildung von Silben aus Buchstaben und von Wörtern aus Silben. Zwei Beispiele veranschaulichen die Methode. Erstens: Das Merkwort wird aus Silben zusammengesetzt. Zu merken ist das Wort trisispal, das aus drei Silben besteht. Für jede Silbe ist ein Gegenstand zu finden, dessen Bezeichnung mit der jeweiligen Silbe beginnt: tri, si und spa. Fontana nimmt tripoda, simia und spada, die im Bild einander zuzuordnen sind. Hier ist das ein Affe, der mit einem Schwert auf einem Dreifuß tanzt. Leider ist die Szene nicht wie vorgesehen abgebildet. Erfüllt ist gewiß die Maßgabe, dem Gedächtnisbild einen spaßhaften, außergewöhnlichen Inhalt zu geben. Zweitens: Das Merkwort wird aus Wörtern zusammengesetzt. Das Wort lautet carnalion. Dieses Mal setzt er vorn carnes, dahinter leonem.

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Damit verbindet sich das Bild eines Löwen, der Fleischstücke zerreißt. Wieder ist das Bild nicht in die Aussparung gezeichnet worden. Fontana räumt die Schwäche des Verfahrens ein, die darin besteht, daß sich ein Merkwort nicht immer in Silben und Wörter zerlegen läßt, für die die Sprache passende Ausdrücke bereithält. In dem Fall sollte man versuchen, dem Merkwort möglichst nahe zu kommen. Auch dazu gibt er ein ausführliches Beispiel. Der Mangel hat aber seine gute Seite, weil er das Denkvermögen zur Ergänzung des Unvollkommenen anregt. Im übrigen sollte man nicht allein das künstliche Gedächtnis benutzen, sondern auch das natürliche. Auf jeden Fall lassen sich mit dieser Methode der Zusammensetzung unbekannte und immaterielle Sachverhalte im Gedächtnis behalten, für die man keine Bilder zur Verfügung hat. Es folgen weitere Methoden, die der Erinnerung nachhelfen. Zuweilen fallen jemandem Dinge ein, wenn er an das Gegenteil oder etwas damit eng Verbundenes denkt. So erinnert sich an Wasser, wer Feuer sieht. Und wer an Petrus denkt, dem fällt auch Paulus ein. Mit Hilfe von Handlungen funktioniert dies auch bei nicht materiellen Dingen. So läßt der Kuß an Verrat denken, Lachen an Freude. Auch Orte regen das Gedächtnis an. Der Anblick einer Kirche ruft Gott in Erinnerung. Der Autor bringt viele weitere Möglichkeiten von Verknüpfungen, die wie über ›Eselsbrücken‹ bestimmte Dinge ins Gedächtnis rufen. Erwähnt sei nur noch die Methode der Philosophen und Ärzte, zu denen Fontana selbst gehörte. Diese achten auf das Prinzip von Ursache und Wirkung und erinnern sich an das jeweils andere, um so beispielsweise Krankheiten zu identifizieren. Fontana erwähnt noch Personen, die die beschriebenen Methoden nicht anzuwenden verstehen oder nicht anwenden möchten, um nicht gleiche Bilder an mehreren Orten zu erhalten. Diese Leute formen stattdessen gedanklich oder von Hand große Buchstaben aus unterschiedlichen Materialien und plazieren diese an Orten, was ein sichereres Gedächtnis ergibt. Er selbst hat die Methode angewandt, jedoch mit der Einsicht, daß die Buchstaben desto nützlicher sind, je seltener sie eingesetzt werden. Damit geht er zur Verwendung von Buchstaben über. Seinen Vorbehalt abschwächend, räumt Fontana ein, daß es durchaus möglich sei, sehr

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unterschiedliche, aber verknüpfbare Gegenstände zumindest durch Vokale vertreten zu lassen und auf diese Weise an Gedächtnisorten alles Mögliche verzeichnen zu können. Vokale sollen vorhanden sein, weil sich mit den Selbstlauten Bewegung verknüpft, die ein Gedächtnisbild haben sollte. Freilich verlange diese Art zu schreiben viel Zeit und Übung, was aber nicht abschrecken dürfe. In dem Zusammenhang erfahren wir, daß er selbst einen großen Teil seines Lebens den Künsten und Wissenschaften widmete. Um die Variabilität des Kanons zu erhöhen, läßt Fontana die fünf Vokale sowohl Gegenstände als auch Lebewesen vertreten. Im Beispiel stehen die Vokale als unbelebte für die vier Elemente terra, aqua, aer und ignis plus eine stella, von unten nach oben gezählt. Als belebte vertreten die Vokale, dieses Mal übereinstimmend mit den Anfangsbuchstaben, aquila, elephans, das Beispiel für i fehlt, oca und vulpes. II 2, 6. Das Vergessen von Bildern Diktion sechs des zweiten Teils geht zum Vergessen über, das in der Kunst der Erinnerung durchaus von Bedeutung ist. Zuweilen ergibt sich die Notwendigkeit, Gedächtnisbilder zu zerstören, weil sie aus irgendeinem Grund mißlungen sind. Das Vergessen kann auf zwei Wegen geschehen, langsam und schnell, auf beiden mal mehr, mal weniger tauglich. Langsam vergißt man, wenn ein unfertiges Gedächtnisbild aufgrund seiner Schwäche verfällt oder wenn man ein gelungenes Bild lange nicht betrachtet. So wie das Wiederholen und Anschauen von Bildern das Gedächtnis stärken, fördert das Nicht-Anschauen das Vergessen. Eine unzweckmäßigere Methode langsam zu vergessen, ist die Herbeiführung von Unordnung. Wenn man ein mißliebiges Gedächtnisbild mit überflüssigen Dingen befrachtet, nimmt man es aufgrund der wirren Masse an Teilen ungeordnet wahr. Es verliert seine Wirkung. Schnell vergißt man ein Bild, wenn man sich vorstellt, daß es auf irgendeine Weise vom Gedächtnisort entfernt wird. Oder man kehrt es um und hängt ein anderes darüber, das keinen Bezug zu dem vorigen

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hat. Er selbst, sagt Fontana, habe in solchen Fällen das Gedächtnisbild, das er vergessen wollte, schnell verhüllt und ein neues davor gehängt. Eine untauglichere Methode schnell zu vergessen wäre, wenn man sich vorstellt, der Gedächtnisort würde zerstört, stark abgedunkelt oder erhellt und dergleichen mehr. In dem Fall wäre nicht nur das Bild fort, sondern auch der Ort ruiniert. Letzthin sollte man darauf achten, daß erst gar keine Ursache eintritt, ein Bild zu zerstören, weil dies nicht ohne Schwierigkeiten funktioniert. Es folgen Ausführungen über die Herrichtung von Gedächtnisorten mit Gegenständen, veranschaulicht durch kurze Beispiele. Ihre Ausstattung ist auf Unterscheidbarkeit ausgerichtet. Sie sollten eine nennenswerte Größe, Ordnung und Heterogenität der Teile erhalten, um Verwechslungen durch Gleichartigkeit zu vermeiden, wie die Rhetorica ad Herennium III, 31 es vorgibt. Dabei ist die Vorbereitung von Hand einer rein gedachten vorzuziehen, weil der Mensch einer Wahrnehmung mit dem äußeren Sinn eher traut als der Wahrnehmung allein mit den inneren Sinnen. In einem Abschnitt, der mit Schatz (thesaurus) überschrieben ist, lüftet Fontana gewissermaßen ein Geheimnis der Kunst (secretum quoddam huius artis), das er aus den voraufgehenden Ausführungen ableitet: Wer sich optimal an eine Sache erinnern möchte, plaziert sie (als Bild) eigenhändig, oder läßt sie von einer anderen Person in seiner Gegenwart plazieren, betrachtet sie sorgfältig und entfernt sich. Er sollte nicht anwesend sein, wenn sie zerstört wird. Die Zerstörung sollte er anderen überlassen, um die eigene Vorstellung nicht mehr zu verändern. Ist das Bild getilgt, sollte er nicht mehr an den Ort zurückkehren, um sich weiter an das Bild erinnern zu können. Daher ist es besser, keine heimischen Orte zu verwenden, wo man von anderen Dingen abgelenkt wird, sondern fremde Orte vorzuziehen. Erneut ist darauf hingewiesen, daß die sichere Erinnerung der eigenen Handlung bedarf und einmal erstellte Bilder nicht verändert werden sollten. Fontanas Gedächtniskunst kennt auch Bilder ohne Orte. Im dinglichen Sinne, räumt der naturphilosophisch geschulte Autor eilig ein, kann ein Körper nicht ohne Ort sein. Im Sinne der Memorierkunst ist ein Bild denn auch ohne Ort, wenn man es nicht an einem künstlichen Ort aufstellt,

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sondern an einer Stelle, an der es aus bestimmtem Grund seinen Zweck besser erfüllt. Um sich an den Tod des Königs zu erinnern, könnte man sein Bild an einem von ihm bevorzugten Ort plazieren. Dies gilt ähnlich für andere Dinge, die man gesehen hat und im Gedächtnis behalten will. Man kann sie kurzerhand an den Orten plazieren, an denen man auf sie traf. Hingegen sollte man die Gedächtnisorte, die man eigens unterteilt hat, den Gegenständen vorbehalten, die man nicht gesehen hat. Hier ist auf eine Fehlerquelle zu achten. Bilder kommen in seltenen Fällen früher in den Sinn als Orte. Man hat also keinen festen Ort für sie und spricht deswegen von Bildern ohne Orte, als würden solche Bilder ohne Orte entstehen. Manche Anwender, erfahren wir weiter, wählen ausgedachte Orte zur Plazierung von Gedächtnisbildern. Als Beispiele genannt sind Meeresufer, Berggipfel und dergleichen. Auch im Dunkel gedachte Räume, in denen sie Häuser oder Schiffe bauen, erfüllen diesen Zweck. Fontana bleibt hier seiner Linie treu, wenn er diesen fiktiven Orten zwar Funktionsfähigkeit zubilligt, sie aber nicht für besser hält als die wahren Orte. Die Diktion schließt mit einer Bemerkung zur Auswahl von Bildern. Man sollte ein Lebewesen oder einen unbeseelten Gegenstand zum Gedächtnisbild umändern, das an eine bestimmte Sache erinnert. Keine Änderung ist vorzunehmen, wenn die zu memorierende Sache selbst das Bild ist. Und man sollte zum Extrem greifen, weil Abweichungen vom Durchschnittlichen sich besser einprägen. Wer einen Menschen als Gedächtnisbild nimmt, sollte einen König, einen Narren, eine besonders gute oder üble Person wählen. Entscheidet man sich für ein Tier, kommt ein furchteinflößendes wie der Löwe oder ein flinkes wie der Affe in Frage. Die Maßgabe der guten Unterscheidbarkeit und Ausgefallenheit des Motivs ist somit gesichert. III. Die Anwendung Teil drei des Secretum de thesauro geht zur Anwendung über. Fontana kündigt an, sich nunmehr kürzer fassen zu wollen als zuvor. Und in der Tat gewinnt der Betrachter vor allem in der listenartigen abschließenden

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Diktion zwei den Eindruck, daß der Autor alsbald zu einem Ende kommen wollte. Womöglich ist der Text durch den Verlust von Blättern der Vorlage und durch Zutun eines Kopisten noch kürzer ausgefallen, als Fontana es wünschte. Gemessen an der Ausführlichkeit etwa der Memoria fecunda von 1425 geht es jetzt sehr karg zu. Mitunter sind Textpassagen inkompatibel, so daß Verständnisprobleme auftreten. III, 1. Buchstaben und Zahlen: Aufteilung des Gedächtnishauses Diktion eins würdigt den Nutzen des Alphabets, das gewissermaßen die Tür zur Praxis der Gedächtniskunst darstelle. Jeder Buchstabe erhält die Nummer seiner Position im Alphabet. Das e ist der fünfte, das k der zehnte, das p der fünfzehnte, das u der zwanzigste Buchstabe, die Abbreviatur für co, com, con steht für die Nummer fünfundzwanzig. Die gleiche Zuordnung findet sich im Gedächtnistraktat Peters von Civitavecchia, zumindest in der Wiener Handschrift11 . Fontana verwandte die Abbreviatur auch als Verweiszeichen in Abbildungen, beispielsweise in der Abschrift des Sanduhren- und in dem Autograph des Dreieckstraktats12 . Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, daß die Abkürzung für rum vermutlich die Position 24 eingenommen hat. Für das gekürzte Alphabet von Diktion III, 2 hat Fontana ausdrücklich auf die beiden Kürzel verzichtet. Chiffren hatte er für sie ohnehin nicht entworfen. Die Buchstaben können auch Zahlen vertreten. Es reichen die Buchstaben a bis i für die Ziffern 1 bis 9 plus o für die 0, um jede Zahl darstellen zu können. Die Buchstaben dge stehen dann für die Zahl 475. Ein Doppel- oder Dreifachbuchstabe bezeichnet das Doppelte oder Dreifache der Zahl: ppp bedeutet 45 (= 3 × 15). 11

12

ÖNB, cod. 3130, 69v. Die Ausgabe Petr. de Urbe vet., Ars mem. artif. ed. Zappacosta, S. 299, die auf dem cod. Vat. Lat. 5347 fußt, bringt für Nummer 25 ein q, das freilich als Nummer 16 schon vergeben ist. Bologna, Bibl. Univers. 2705, 42v, 44v. In der Ausgabe, Horalegum pulverum II, 3, S. 300–302, ist das Kürzel als 9 aufgelöst, weil es von der ebenfalls häufig vorkommenden arabischen Ziffer nicht zu unterscheiden ist. – De trigono balistario I, 2, 4, 6r; I, 2, 7, 7r–v (Beschreibung und Skizzen des Stativs).

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Mit den Buchstaben lassen sich zudem Gedächtnisorte bezeichnen. Freilich benötigt man zunächst ein Gedächtnishaus, das die gewünschte Anzahl von Orten aufnehmen kann. Der Anschauung halber nimmt Fontana ein Haus mit 100 Orten. Das Haus soll 20 Räume haben, die sich in der Größe, Gestalt und Anordnung unterscheiden, so daß, wie oft erwähnt, gleiches Aussehen verschiedener Orte nicht zu Verwechslungen führt. Die benachbarten Räume sollten in sich abgeschlossen und durch kleine Zwischenräume voneinander getrennt sein. Auch Treppen können vorhanden sein. Jeder Raum ist sodann in fünf Abteilungen zu untergliedern, die sich wieder stark unterscheiden müssen. Gemeint sind jetzt kleinere unveränderliche Örtlichkeiten, die beispielsweise an einer Zimmerecke, einem Fenster oder einer Säule anfangen oder enden. Es ergeben sich 100 Abteilungen, je 5 in 20 Räumen. Nun geht man, beginnend im ersten Raum, von Abteilung zu Abteilung, um diese zu numerieren. Abteilung 5 des 1. Raums erhält ein e, den fünften Buchstaben des Alphabets. Abteilung 5 des 2. Raums erhält ein k, den 10. Buchstaben, und bildet den 10. von 100 Orten usw. Fontana befolgt hier die Maßgabe der Rhetorica ad Herennium III, 31. Zwischen den Räumen, d. h. zwischen den Fünfer-Einheiten, sollte der Übersicht halber ein merklicher Abstand liegen. Bei der Zählung ist darauf achten, daß man die Orte immer zur Linken oder zur Rechten hat. Hin und her zu gehen, sollte man vermeiden, um die Übersicht zu behalten und keine Verwirrung zu stiften. Findet man kein geeignetes Haus mit passender Aufteilung, muß man ein anderes an die Bedürfnisse anpassen. Dann ist es auch erlaubt, einen Raum in 10 oder 15 Orte aufzuteilen, die Abstände zu vergrößern oder einen Raum anzufügen. Die Zeichen, die die Fünfer-Einheiten an Orten markieren, sind in doppelter Weise zu verstehen. Zum einen gibt es die Zeichen, die man Zahlen nennt. Dies sind 100 Gegenstände, die die Zahlen von 1 bis 100 vertreten. Die 100er-Liste ist weiter unten aufgeführt. Die 100 Gegenstände (=Zeichen) und ihre 100 Orte haben jeweils die gleiche Zahl. Man kann die Gegenstände als Zahlen verwenden und den Bildern zuordnen. Liegt eine Zahl über 100,

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nimmt man passende Gegenstände, deren zugeordnete Zahlen zusammen die Zahl über 100 ergeben. Zum anderen gibt es die 20 Buchstabenzeichen, die an jedem fünften der 100 Orte plaziert werden. Die Zeichen sind zusammengestellt in Abb. 16 (121v), auf die der Text Bezug nimmt. Ferner sind sie in der Liste der 100 Gegenstände der folgenden Diktion mit aufgeführt.

III, 2. Anwendungsbeispiele, Zeichen, 100-Orte-Liste Diktion zwei des dritten Teils bringt mit Blick auf die Anwendung der Gedächtniskunst in gedrängter Form einige Regeln und Beispiele. Bisher hat Fontana seine Vorstellungen in fließendem Text entwickelt, nunmehr überwiegen die Aufzählungen in vier Teilen mit kurzen Kapitelchen. Nicht immer sind die sehr knappen Bemerkungen mit Querverweisen nach vorn und hinten unmittelbar verständlich. Teil eins über einfache, d. h. nicht zusammengesetzte Dinge spricht an, wie mit Gedächtnisbildern zu verfahren ist, wenn man es mit unbekannten Sachen, mit Wiederholungen von Namen, mit volks- und schriftsprachlichen Inhalten, mit Gegenständen im Plural und mit Farben zu tun bekommt. Teil zwei über zusammengesetzte Dinge zählt sodann katalogartig und allgemein einige Gegenstände auf, qualifizierte Personen, Ordnungen und Spiele. Teil drei sammelt Inhalte, in denen Zahlen eine Rolle spielen. Dazu gehören Abstimmungen, Verträge, Inventare, Gewichts- und Zeiteinheiten, Kasus, Schulden, auch Geschichtswerke, Reden und anderes mehr. Teil vier listet konkret zahlreiche Zeichen auf, also Bilder, die im künstlichen Gedächtnis bestimmte Inhalte vertreten können. Wie in den Überschriften der Teile eins bis drei angedeutet, ist das Spektrum weit gefaßt. In Abschnitten aufgeführt werden u. a. Zeichen für körperliche Merkmale von Menschen, Farben und Gewichte, Ärzte, Wissenschaftler und namentlich genannte Lehrer, Regionen und Wochentage.

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Zudem kommt das Schachspiel kurz vor, ferner das Kartenspiel, das auch von Jakob Ragona behandelt wird13 . Ebenso hatte zuvor ausführlich und ganz unvoreingenommen der Dominikaner Matthäus von Verona seine Methoden am Karten- und anderen Spielen vorexerziert14 . Nicht erwähnt hat das Kartenspiel der Franziskaner Ludwig von Piran, dessen Mitbruder Bernhardin von Siena seit 1424 gerade den ludus nayborum in einem regelrechten Feldzug verteufelte15 . Ähnliche Reihen hatte schon die Bilder-Diktion II, 4 auf 85r–88r aufgeboten. Beim Jahresanfang richtet sich der Venezianer Fontana nach dem heimischen Stil und beginnt die Aufzählung der Monate und ihrer Zeichen mit dem März. Peter von Civitavecchia in Bologna und Jakob Ragona in Vicenza bringen die gleiche Zuordnung, zählen allerdings von Januar an16 . In einigen Abschnitten weicht Fontana von einer Gepflogenheit ab. Statt in lateinischer sind die 100 Gegenstände für Zahlen sowie die Bilder für Nullen und Monate ganz oder überwiegend in Volkssprache gehalten17 . Am Schluß steht eine Art Kern-Alphabet von 17 Buchstaben, die jeweils, wie schon bei den Vokalen angewandt, etwas Belebtes und etwas Unbelebtes mit meist gleichem Anfangsbuchstaben vertreten können. So erinnert c an canis und cathedra. Fortgelassen sind h k q x y z, ferner cum und rum, die wie Buchstaben gezählten Abbreviaturen. Den verbleibenden Platz auf 140r nutzte der Mathematiker Johannes Karl Lisca, um das Werk zu preisen, nachdem er ihm auf 128r in unübersichtlicher Umgebung durchaus verständlich das Lob versagt hatte.

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Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 44–45. Matth. de Verona, De arte mem. 82ra–82va: De ludo cartellarum, schachorum, tabellarum. Siehe Depaulis, Breviari del diavolo S. 119–122. Petr. de Urbe vet., Ars mem. artif. S. 300; Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 49. Zu der 100er-Liste siehe auch S. 63.

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Fazit Das Secretum de thesauro fügt sich gut ein in Johannes Fontanas Werke. Der belesene und ehrgeizige Arzt überschritt gern die engeren Fachgebiete der freien Künste und der Medizin. Er nahm neue Entwicklungen auf, suchte nach technischen Lösungen und tauschte sich darüber mit interessierten Personen aus. So auch hier: In der Gedächtniskunst brachte der Venezianer, wie es derzeit scheint, als erster Verfasser einer Monographie recht komplexe Instrumente ins Spiel, mit denen sich Informationen mechanisch speichern, kombinieren und verschlüsseln ließen. Die natürliche Memoria, deren Labilität das mentale künstliche Gedächtnis ausgleichen sollte, wurde als instrumentelles künstliches Gedächtnis nachgebildet. Die Maschine behält eine Information nicht nur leichter und länger, sondern löscht, d. h. vergißt sie bei Bedarf auch schneller. Wer die verschiedenen Geräte erfunden hat, erfahren wir im einzelnen nicht. Fontana nahm Entwürfe anderer Konstrukteure (architectores) in seine Sammlung auf. Er selbst hat experimentiert und gebaut, reklamiert aber kein Instrument ausdrücklich als eigene Erfindung für sich. Klar ist, daß sich diverse Tüftler vor 1430 an derartigen Maschinen versucht haben, die in der akademischen Welt wahrgenommen wurden. Mit dem Liber instrumentorum teilt das Secretum de thesauro die Chiffren und einige Abbildungen. Es fallen aber auch Unterschiede zu diesem und zu anderen Werken auf. Anders als das Maschinenbuch, das ungeordnet erhalten ist, präsentiert sich der Gedächtnistraktat weitgehend systematisch, wie man es von den Jugendwerken her kennt. Der Autor differenziert verschiedene Typen von Orten und Bildern, aber auch von Ordnungen, auf die er besonders Wert legt. In den technischen Werken wendet sich Fontana an junge Empfänger, deren Bitte um Unterweisung auf bestimmten Gebieten er erfüllte. Mehrere sind mit Namen bekannt. Und man erfährt, daß sie die eine oder andere Schrift schon kannten. Im Secretum de thesauro verhält es sich anders. Ein Adressat des Werkes ist nicht genannt. Zwar schreibt der Autor des öfteren durchaus selbstbewußt in der 1. Pers. Sing. oder Plur. und spricht den Leser nachdrücklich im Imperativ oder Konj. Präs. an,

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doch ist nicht erkennbar, ob die Schrift an eine Person gegangen ist, die bereits mit anderen Texten Fontanas vertraut war18 . Auf jeden Fall aber schlüpft der Arzt auch im Gedächtnistraktat in die Rolle des Lehrers und verwendet ganz unbefangen das Verb docere, wie man es in seinen früheren und späteren Schriften findet19 . Gern verwies der Autor sonst auf Werke, die er schon verfaßt hatte oder noch verfassen wollte. Im Memoriertraktat erwähnt er keine frühere Schrift, lediglich den Bau verschiedener Typen von Uhren, die er in mehreren erhaltenen Abhandlungen teils ausführlich beschrieben hat. Auf die Ankündigung, irgendein Thema alsbald eingehend behandeln zu wollen, verzichtet er ganz. Fontana verfaßte seine Werke grundsätzlich in lateinischer Sprache. Für einige Aufzählungen in Teil III des Secretum de thesauro wechselte er ausnahmsweise in die Volkssprache, wie es auch andere Autoren zeitgenössischer Gedächtnisschriften taten.

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I, 1, 7v, 13v; I, 3, 21v, 22r–24v, 30v; I, 4, 40v, 42r–v, 43r; II 2, 1, 53v, 72r; II 2, 2, 75v, 76r–v; II 2, 4, 84r–85v, 88r, 89r; II 2, 5, 89v–90v, 94r, 95r–v, 96r, 98r, 99r, 100r; II 2, 6, 103r–v, 104r, 106v–107r, 108r, 109v, 110r; III, 1, 114r, 115r–v, 117r–v; III, 2, 124r, 124v, 125r, 125v, 126v–127r, 138v, 140r. Siehe II 2, 1, 72r (S. 138, Z. 28), dazu beispielsweise Horalegum pulverum I, 11, S. 252, Z. 109–110; Horalegum aqueum 18, S. 388, Z. 33; De pisce 11, S. 474, Z. 72 und die Belege im Nachtrag zu Liber instr. S. 177.

Exkurse Sufficiat vobis vidisse Alanum Im einführenden Abschnitt, in dem er auf die Lehrer der Gedächtniskunst zu sprechen kommt, zitiert Fontana in einem sehr frühen Beleg einen angeblichen Ausspruch von Alanus ab Insulis († 1203). Die sprichwörtlich gewordene Formel Sufficiat vobis vidisse Alanum gehört zu der Legende, die den Eintritt des Pariser Gelehrten in das Kloster Cîteaux begründete1 . Die Erzählung findet sich in der Vorrede zu Alain de Lilles kommentiertem Buch der Gleichnisse (Liber parabolarum oder Doctrinale altum). Kurzgefaßt lautet sie so: Am Vorabend einer Predigt, in der er die Dreifaltigkeit als Ganzes erklären wollte, spazierte Alan einen Fluß entlang und dachte darüber nach, wie er seine Aufgabe bewältigen könnte. Dabei traf er auf einen Jungen, der mit einem Löffel Wasser in eine zuvor nahe dem Ufer gegrabene kleine Grube trug, wo es im sandigen Boden sofort versickerte. Auf die Frage, was er dort tue, antwortete der Junge, er wolle den gesamten Fluß in seine Grube befördern und nicht aufhören, bis er sein Vorhaben durchgeführt habe. Alans Hinweis, das kindliche Vorhaben sei unmöglich zu verwirklichen, konterte der Junge selbstbewußt mit der Behauptung, er werde sein Vorhaben schneller ausführen als Alan das seinige. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Junge von der geplanten Predigt wußte, ging Alan, aufgeschreckt durch das Gleichnis, nachdenklich nach Hause und erkannte seine Vermessenheit und Überheblichkeit. Am nächsten Morgen bestieg er die Kanzel und sprach, statt sein eigentliches Thema auszuführen, den knappen Satz: »Es muß Euch genügen, Alanus gesehen zu haben«, ließ eine erstaunte Zuhörerschaft zurück, 1

Siehe I, 1, 7r (S. 86, Z. 2ff).

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reiste beschämt nach Burgund und trat in das Kloster Cîteaux ein, um fortan als Laienbruder die Schafe zu hüten2 . Die Parabel um das Geheimnis der Trinität und die Unerschöpflichkeit des Wassers war damals nicht neu. Der dominikanische Enzyklopädist Thomas von Cantimpré hatte das Exempel 1256/1263 in seinem Bienenbuch mit dem heiligen Augustinus verknüpft, Petrus de Natalibus sorgte mit dem Heiligenkatalog von 1369/72 für weitere Verbreitung3 . Von dieser Geschichte, die auch in Predigten gern vorgetragen wurde, könnte die Anekdote um Alans Klostereintritt abgeleitet sein. Unbekannt ist bis heute, seit wann sie kursierte, ebenso wer die Vorrede verfaßt und die Parabeln kommentiert hat. Auf jeden Fall erreichten Alans Gleichnisse in Spätmittelalter und früher Neuzeit durch den Buchdruck eine große Leserschaft. Dazu trug vor allem die Aufnahme des Werkes in den Kanon der im Trivium viel gelesenen Auctores octo morales bei, die bis 1500 in 38 Ausgaben gedruckt wurden4 . Man hat den Verfasser der Vorrede in dem Lyoner Drucker Matthias Bonhomme sehen wollen, der 1538 eine Ausgabe der acht Autoren veranstaltete5 . Womöglich hat dieser Druck dem zisterziensischen Historiker Chrysostomus Henriquez vorgelegen, als er 1630, wie es scheint, als erster den Namen Bonhomme mit der Vorrede in Verbindung brachte, ohne einen Buchtitel und ein Erscheinungsjahr zu nennen6 . Die lateinisch2

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Guter Text in: Alanus ab Insulis, Doctrinale altum seu Liber parabolarum Alani metrice descriptus cum sententiis et metrorum expositionibus utilis valde ad bonorum morum instructionem, Köln: Heinrich Quentell, ca. 1493, f. 1v. Thomas von Cantimpré, Bonum universale de apibus II, 48, S. 437–439. Petrus de Natalibus, Catalogus sanctorum et gestorum eorum VII, 128, f. 152rb. Forschungsstand zu der Legende bei Kany, Augustins Trinitätsdenken S. 306–310, bes. 309. Zur Bedeutung und den Drucken Baldzuhn, Schulbücher im Trivium S. 104–105. Alanus ab Insulis, Liber parabolarum Alani, in: Autores cum suis commentis, Lyon: Matthias Bonhomme, 8. März 1538, f. 94v–101v. Henriquez, Menologium Cistertiense S. 33 zum 30. Januar. Auf ihn verweist 1654 der Herausgeber von Alans Werken Visch, Historica relatio de vita et morte Alani de Insulis, im nicht paginierten Vorspann; Sp. 37–38 in Migne PL 210. Siehe dazu Dupuis, Alain de Lille S. 46, Anm. 1. Eine von de Visch und anderen Autoren erwähnte Ausgabe Lyon 1501 existiert, ist aber nicht Bonhomme zuzuordnen.

Scribit in marmore lexus

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französische Ausgabe von 1493 brachte die Geschichte ebenfalls, auch spielte der Kommentar zu dem Gleichnis IV, 10 über den Blinden, der keinen Blinden führen dürfe, noch einmal auf die Legende an7 . Hingegen verzichtete eine lateinisch-deutsche Ausgabe von etwa 1490 auf die Vorrede8 . Ob Johannes Fontana die Legende um Alanus ab Insulis vollständig kannte, ist fraglich. Wenn ja, hat er sie umgedeutet und die Sache so dargestellt, als habe der Prediger sich mit dem zitierten Ausspruch aus einer Verlegenheit befreit, weil ihn im entscheidenden Augenblick das Gedächtnis im Stich gelassen hatte, um sich später die Technik des Memorierens anzueignen. Auch muß offen bleiben, inwieweit der Doktor der Künste Fontana mit Alans Schriften, etwa dem Anticlaudianus, vertraut gewesen ist. Unmittelbare Bezüge sind derzeit nicht namhaft zu machen. In den anderen frühen Traktaten zur Gedächtniskunst kommt Alanus offenbar nicht vor.

Scribit in marmore lexus Position neun im Kanon der Ursachen, die für ein schwaches Gedächtnis verantwortlich sein sollen, beschreibt den Nachteil eines zu weichen Kleinhirns und schließt mit dem griffigen Vers Scribit in marmore lexus (= lesus) – »In Marmor meißelt der Gekränkte«9 . In ein weiches Hirn, so die Vorstellung, läßt sich zwar leicht einprägen, was man behalten will, doch löst es sich ebenso leicht wieder auf. Personen mit eher feuchtem Hirn und viele Phlegmatiker sieht Fontana damit geschlagen. Das Gegenteil, so Position acht, ist bei Menschen mit hartem Hirn der Fall, denen mit

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Siehe Pettegree/Walsby, French Books 3, S. 133, Nr. 55016. Bis 1500 erschienen in Frankreich 17 Ausgaben, ebd. 3, S. 132–133, Nr. 54999–55015; aber nur drei Einzelausgaben der Parabeln, ebd. 3, S. 16, Nr. 52125–52127. Alanus ab Insulis, Les paraboles maistres Alain en francois, Paris: Antoine Vérard, 20. März 1493, f. 3v–4r; 54r–v. Dazu Hunts moderne Edition Les paraboles maistres Alain en françoys bes. S. 13. Alanus ab Insulis, Alanus in proverbiis, Leipzig: Konrad Kachelofen, um 1490. Siehe I, 2, 17r (S. 94, Z. 21ff).

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trockenem Kleinhirn also und vielen Melancholikern. Das Einprägen ist schwieriger, doch hält sich das Eingeprägte länger. Der unversöhnlich anmutende Vers wurde später gern bemüht, wenn es um die Beschreibung gespannter Situationen ging. In Texten der Renaissance ist er mehrfach bezeugt, Johannes Fontanas Zitat ist im Augenblick das älteste bekannte. Inspiriert sein könnte die Metapher von Jer 17,1.13, demzufolge Judas Sünde mit eisernem Griffel geschrieben sei, eingegraben mit diamantenem Stift, und der Name dessen, der vom Herrn weiche, in den Staub geschrieben werde. Dazu passend findet sich in einer venezianischen Handschrift des 15. Jahrhunderts über die Zerstörung Trojas in einem Nachtrag von späterer Hand die wahrscheinlich vollständige Fassung Offendens in puluere scribit in marmore lesus – »Der Verletzer schreibt in Staub, in Marmor der Verletzte«10 . Diese oder ähnliche Anfangsworte dürften ursprünglich auch in Fontanas Original gestanden haben. In der Abschrift sind sie ausgefallen. Vor dem Vers fehlt Text, der Platz ist auf 17r vorhanden. Eine Zeile ist leer, eine weitere hat nur ein Absatzzeichen. In die Lücke gepaßt hätte der Beginn des Spruchs. Der adlige venezianische Tagebuchschreiber Girolamo Priuli flocht die kürzere Version, wie sie in unserer Abschrift erscheint, in einen Eintrag zu Juli 1509 ein11 . Die ersten gedruckten Sammlungen von Devisen und Emblemen des 16. Jahrhunderts brachten den Vers mit dem Bild eines Mannes, der den Spruch Troja mihi, licet tamen in eine Steinplatte meißelt12 . Aber nicht nur auf Pergament und Papier kam die Devise zur Geltung. Den Vers und die Meißel-Szene ließen während des erbitterten Kampfes der Generalstaaten gegen die spanische Herrschaft die Geldrer 1594

10 11 12

Catalogo dei codici Marciani italiani 1, S. 42. I Diarii 4, S. 129, Z. 50. Symeoni, Le imprese heroiche et morali, 1559, S. 20–21; Giovio/Symeoni, Le sententiose imprese, 1561, S. 24; Paradin/Symeoni, Les devises héroïques, 1563, f. 159v–160r, die Ausgaben wurden mehrfach neu aufgelegt. Whitney, Choice of Emblemes, 1586, S. 183.

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und später auf die Kopfseite von Medaillen prägen13 . Und im Hof des Justizpalastes von Melfi ist die düstere Warnung Scribit 〈in〉 marmore lesus stilgerecht in den Stein des Galgens geschlagen14 . In den Verzeichnissen der Embleme bediente sich womöglich 1612/13 auch William Shakespeare, der in Heinrich VIII. dem Marschall Griffith in den Mund legte: Men’s evil manners live in brass; their virtues / We write in water.15 Moderne Ausgaben von Sprichwörtern bringen den Vers in der Langfassung In vento scribit laedens, in marmore laesus 16 .

Debitor und Creditor im Gedächtnisbild Im praktischen Teil ihrer Traktate zum künstlichen Gedächtnis griffen die Verfasser, wenn sie die Tauglichkeit der zunächst theoretisch entwickelten Memoriertechniken veranschaulichen wollten, gern zu Anwendungsbeispielen aus dem Alltag des Wirtschaftslebens. Konkret ging es gewöhnlich darum, sich Namen, Daten und Zahlen eines Warenverkehrs oder Geldgeschäfts zu merken. In der ältesten erhaltenen Monographie zum Thema ließ der Bologneser Lehrer der Gedächtniskunst Peter von Civitavecchia 1418 den Leser in die Rolle eines Großhändlers schlüpfen, der seine Waren in verschiedenen Häfen zwecks Erhebung von Zöllen wiegen lassen mußte. Für den mißtrauischen Kaufmann war es dann ratsam, die genauen Gewichte im Kopf zu haben, um nicht betrogen zu werden. Wie er die krummen 13

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15 16

Loon, Beschryving der nederlandsche historipenningen 1, S. 446–447 mit Nachzeichnungen, franz. Ausg. S. 438–439. Beschreibung auch in Numismatische Sammlungen an Medaillen und Münzen S. 175–176, Nr. 1376–1377. Photo: www.vulture.it/mobile/index.php/item/luoghi/melfi/melfistoria/ doriamelfi/famigliegentilizie/palazzodellacorte/. 4. Akt, 2. Sz., Z. 45–46. Green, Shakespeare and the Emblem Writers S. 456–459. Siehe z. B. Arthaber, Dizionario comparato di proverbi e modi proverbiali S. 469, Nr. 928; Cantera, Diccionario Akal del refranero latino S. 110, Nr. 1379.

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Gewichtsangaben diverser Güter im Gedächtnis behalten konnte, zeigte Peter sodann an einem Beispiel17 . Besonders häufig wurde thematisiert, wie man Zahlungsverpflichtungen in Gedächtnisbildern zusammenfaßt. Gemeinsam war den Entwürfen die Empfehlung, die Bilder von Schuldner und Gläubiger selbst oder von anderen bekannten Personen zu nehmen. Zwischen den beiden Figuren sollte man sich die Ware denken, derentwegen die Schuld entstanden war. An den Körperteilen von Debitor und Creditor waren dann die Gegenstände zu plazieren, die die Personennamen und die numerischen Angaben vertraten, also Datum, Gewicht, Pfund, Schilling usw. Die Gegenstände hatte man dem vorher aufgelisteten festen 100er-Kanon zu entnehmen. Der anonyme Verfasser der Memoria fecunda widmete 1425 allein diesem Thema drei Abschnitte. Zunächst führte er aus, wie und in welcher Reihenfolge die Gestalten von Schuldner und Gläubiger und die Ware ins Gedächtnisbild zu setzen und wem die Symbole der Zahlenangaben zuzuordnen waren, um dann seinen Schülern zur Einübung der Methode eine Reihe von leichteren Beispielaufgaben mit konkreten Zahlen an die Hand zu geben18 . Entsprechend den zuvor aufgestellten Regeln beschrieb auch Jakob Ragona aus Vicenza 1434 ausführlich den Entwurf eines komplexen Gedächtnisbildes, mit dessen Hilfe jemand eine detaillierte Zahlungsverpflichtung mit Jahr, Monatstag, Name und Vatersname des Schuldners sowie Art, Menge und Geldwert der Ware memorieren können sollte19 . Johannes Fontana griff das Thema ebenfalls auf. In dem mehr tabellarischen dritten Teil des Traktats gab er in den Abschnitten über Zeiten (Tempora), Schuldner (De debitoribus) und Gewichte (De ponderibus) einige knappe Hinweise, welche Gegenstände im Gedächtnisbild eine bestimmte Gewichtseinheit vertreten sollten und an welcher Stelle die Symbole für die Zeiten zu plazieren waren. In dem Schuldner-Abschnitt 17 18 19

Petr. de Urbe vet., Ars mem. artif. S. 301–302: De mercimoniis recordandis. Memoria fecunda I, 40–42, S. 251–252. Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 50–52. Der Text gibt den 12. März 1434, einen Freitag, irrtümlich als Montag aus.

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sind die vier Kürzel für die Symbole, die dem Schuldner und dem Gläubiger in die linke und die rechte Hand zu geben waren, leider nicht zu entziffern20 . Eine originelle Abbildung, auf die der Text nicht eigens verweist, hilft auch nicht weiter. Zudem irritiert das Bild zunächst, weil es Debitor und Creditor nicht als Menschen, sondern als Astgabeln darstellt, die einen weiteren Ast tragen, an dem der Gegenstand hängt, um den es in dem Geschäft geht: die res lucri, im Text als res debiti bezeichnet. Der Gewinn wird geradezu sprudelnd symbolisiert von einer Art Springbrunnen, den Abb. 1: Debitor, res lucri, creditor ein herabsinkendes Gewicht in Gang setzt. Das Motiv paßt durchaus zu dem praktisch interessierten Fontana mit seiner gut belegten Vorliebe für raffinierte Wassertechnik. Nicht verständlich ist die Bedeutung der arabischen Ziffern. Denn üblicherweise wurden die numerischen Daten eines Geschäfts im Erinnerungsbild von Gegenständen aus der 100er-Liste vertreten. Denkbar wäre, daß in einer Entwurfszeichnung der Kürze halber die Ziffern standen, die bei der Reinzeichnung durch die entsprechenden Gegenstände hätten ersetzt werden müssen, was dann aber nicht geschehen ist. Wäre es so gewesen, dann hätte der Zeichner, wenn man Fontanas eigene Liste zu Grunde legt, beispielsweise neben der Debitor-Astgabel scalogne und figi sechi, also Schalotten und trockene Feigen, einzeichnen müssen statt die Zahlen 6 und 9 einzutragen21 . Auszuschließen ist wohl die umgekehrte Deutung, daß die Ziffern neben Schuldner und Gläubiger die Waren des Geschäfts vertreten. Ein typisches Merkbild zu dem Thema Schuldner-Gläubiger hatte bereits 1420 in Padua der Dominikaner Matthäus von Verona entwor20 21

III, 2, 126r, 127r–v, 131r (S. 184ff). Vgl. III, 2, 133r (S. 190, Z. 6 u. Z. 9).

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Exkurse

fen und darüber mehr Worte verloren als Fontana. Die Passage aus dem zweitältesten, noch unedierten Gedächtnistraktat sei hier nach der Münchener Handschrift (BSB, clm 14260) zitiert: 83rb

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De debitis memorandis

Das Erinnern an Schulden.

Dum flagitas memoriam habere, quantum debet unus alteri et quo tempore, age per hunc |modum: Pone unum vel duo vel tres |debitores ad locum, unum in principio, 2m in medio, 3m in fine versus vultum ad te vel alios tibi notos loco eorum et creditores aput eos, et fac quod pes dexter significet millesimum et centesimum annorum |et numerum temporis, et sinister diem mensis in homine imposito, manus vero dextera significet ducatos, sinistra libras, os solidos et vertex denarios. Et ymaginare quod saccus milii significet tibi mille. Si ergo vis memorari primo quod Antonius debet |Johanni lx libras, solidos xv et denarios vii de mocccoxviiio die xxo Aprilis, pone ad locum primum ipsum Anthonium vel alium loco eius et ante vel prope eum Johannem creditorem, et pone 〈fulicellum〉a in manu sinistra Anthonii |qui significat lx, caseum

Wenn Du im Gedächtnis behalten willst, wieviel der eine dem anderen seit wann schuldet, geh auf diese Weise vor: Plaziere einen, zwei oder drei Schuldner an einem Ort, einen am Anfang, den 2. in der Mitte, den 3. am Ende mit dem Gesicht zu Dir hin oder statt ihrer andere Dir Bekannte und die Gläubiger bei ihnen. Und richte es so ein, daß bei dem eingesetzten Mann der rechte Fuß das Jahrtausend, Jahrhundert und Jahr bezeichnet, der linke den Monatstag, die rechte Hand hingegen die Dukaten, die linke die Pfund, der Mund die Schillinge und der Scheitel die Pfennige. Und stell Dir vor, daß ein Sack Hirse tausend bedeutet. Wenn Du nun zunächst behalten möchtest, daß Anton dem Johann 60 Pfund, 15 Schilling und 7 Pfennig seit dem 20. April 1318 schuldet, plaziere Anton selbst an erster Stelle oder statt seiner jemand anders und vor oder neben ihm den Gläubiger Johann. Und lege einen 〈Seidenkokon〉 in Antons linke Hand, der 60 bedeutet, einen Käse in den

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in ore qui designat xv, et carbonemb in vertice capitis qui designat 7tem, ad pedem dexterum suum milium super quod sit una fiola plena vernice cooperta lardone, dehinc ad sinistrum suum rancia |cum ampillis superius. Et sic habes memoriam tocius, nam quia 〈per〉 milium positum ad pedem dextrum designatur mille, per vernicem ccc, et per lardonem xviii, sed per rancia posita in sinistra designatur xx dies, et per ampullas |Aprilis. Omnia ista patent hic et in superioribus. Et sic debes operari per ordinem in omnibus aliis, hoc idem potest fieri etiam ut dictum est in fine precedentis capituli.

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Mund, der 15 bezeichnet, und Kohle auf den Scheitel, die 7 bezeichnet, an seinen rechten Fuß lege die Hirse, auf der eine Phiole voller Firnis stehen soll, bedeckt mit einer Scheibe Speck, danach an seinen linken Pomeranzen mit Flaschen darauf. Auf die Art behälst Du alles im Gedächtnis, weil ja die Hirse am rechten Fuß tausend, der Firnis 300 und der Speck 18 angibt, die Pomeranzen zur Linken aber den 20. Tag bezeichnen und die Flaschen den April. All dies wird hier und weiter oben deutlich. Und so mußt Du der Reihe nach bei allen anderen vorgehen. Dasselbe kann auch geschehen, wie es am Ende des vorigen Kapitels beschrieben ist.

14 sinister ] sinistrum

a) In der 100er-Liste auf Platz 60, f. 78ra. b) Die Gegenstände 6 bis 10 sind in der Liste, f. 77vb, nicht einzeln genannt, nur insgesamt dem Feuer und Erhitzen zugeordnet.

Der Text veranschaulicht die grundlegende Bedeutung des Kanons der 100 Orte bzw. Gegenstände für die künstliche Erinnerung, wie die Verfasser der älteren Abhandlungen sie angewandt wissen wollten. Der Autor der Memoria fecunda brachte sie 1425 auf den Punkt, als er betonte, man müsse diese Hundert auswendig und mündlich, vorwärts und rückwärts in der richtigen Abfolge kennen, andernfalls, ohne dieses Fundament, werde man mit der künstlichen Erinnerung scheitern22 . Er selbst brachte 22

Memoria fecunda II, 1, S. 233: ista centum 〈loca〉 cordetenus et oretenus, modo recto et retrogrado, et iuxta quotacionem numerorum scire oportet; aliter sine hoc fundamento frustra temptabit quis artificiose memorari.

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sogar eine 120er-Liste, bestehend aus 24 Gruppen zu je fünf Begriffen, die mit dem gleichen Buchstaben beginnen23 . Der zitierte Matthäus von Verona hatte sein 100er-Verzeichnis in 20 Einheiten gegliedert, die jeweils fünf sachverwandte Gegenstände zusammenfaßten. Die 100 Dinge bzw. Merkzeichen sollten den Orten Namen geben und jedes einzelne die Nummer des Ortes bezeichnen, an dem man es plazierte24 . Im ersten Päckchen, dem Schreiber zugeordnet, finden wir Papier, Lineal, eine Büchse Firnis, Tintenstein und ein Bund Schreibfedern25 . Bisweilen jedoch verstanden die spätmittelalterlichen Schreiber ihre Vorlagen falsch. Die letzte 5er-Gruppe zählt unter Nr. 96 bis 100 Schurze, Klistiere, Urinal, Zucker und Latwerge auf und ordnet sie sachlich nicht dem Kranken (pro infirmo) zu, wie Matthäus es ursprünglich gewiß tat, sondern der Hölle (pro inferno)26 . Fast ist man geneigt, die Verknüpfung von Kranksein und Hölle als eigenmächtige Wortspielerei eines humorbegabten Kopisten zu deuten, zumal ein weiterer Tausch in diese Richtung weist. Denn die vierte 5er-Gruppe, die dem Schlemmer (pro leccatore) zugewiesen ist, wörtlich dem Lecker, nennt unter Nr. 16 Mädchen (puella) statt Hühnchen (pulli)27 . Das strukturierte Verzeichnis der 100 Gegenstände, die von Matthäus von Verona aufgezählt werden, finden wir auch in die Wiener Handschrift Ludwigs von Piran inseriert. Die Überschneidung des Wortbestands beträgt mehr als 80 Prozent, auch der erklärende Vorspann der Liste stimmt mit Matthäus’ Text teils wörtlich überein28 . Ludwig von Piran hat diese Passagen womöglich nicht selbst übernommen. Die venezianische Memoria fecunda II, 4, S. 234–235. Matth. de Verona, De arte mem. clm 14260, 77vb: . . . ille 100 res sive note que dant nomina locis et quarum quelibet signat numerum loci in quo ponitur. 25 Ebd. 77vb: Verbi gratia ut primo ponetur carta, 2o riga, 3o pixis vernicaria, 4o vitriolum attramentarium, 5o faxis calamorum. 26 Ebd. 78rb: 96. brache, 97. cristere, 98. urinale, 99. ructarum [pro zucharum], 100. manus Christi, pro inferno. 27 Ebd. 77vb. 28 Lud. de Pirano, Regule mem. artif. cod. 3130, 66r–v. – Matth. de Verona, De arte mem. clm 14260, 77vb–78rb. 23 24

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Handschrift, auf der die gedruckte Ausgabe des Traktats fußt, enthält nämlich eine ganz andere Liste in Volkssprache29 . Einige Begriffe daraus sind auch an das Ende der Wiener Fassung angehängt30 . Wie es scheint, hat der Schreiber der Wiener Version, in der Ludwigs Name nicht fällt, über die gleiche Vorlage verfügt wie Matthäus von Verona, vielleicht hatte er sogar eine Abschrift von Matthäus’ Text selbst vor sich. Wie dem auch sei, in der Liste der Wiener Fassung Ludwigs von Piran ist das letzte 5er-Päckchen korrekt dem Kranken zugewiesen (pro egroto). Und in der vierten Gruppe sind beim Schlemmer unter Nr. 16 die Hühnchen aufgeführt. Zurück zu Fontana! Dieser stellte seine 100er-Liste wie Peter von Civitavecchia ohne alphabetische oder sachliche Ordnung auf, ergänzte allerdings eine 5er-Gliederung durch Buchstaben. Gleichwohl verwundert die Unordnung ein wenig, weil der gern systematisch arbeitende Fontana nicht müde wird, den Wert von Ordnung für ein sicheres Memorieren zu betonen. Zudem existierten, als er sich an die Abfassung machte, bereits sachlich gegliederte 100er-Listen. Was den Wortbestand angeht, stimmen Peters und Fontanas Verzeichnisse zu einem guten Viertel überein31 . Viel stärker ist die Überschneidung mit Jakob Ragonas ebenfalls ungeordneter Liste von 1434. Auf mehr als 60 Positionen verwenden Fontana und Ragona den gleichen Begriff, besser gesagt, die Abschriften wählen je nach Region die passende Bezeichnung des Gegenstands32 . Unter Nr. 15 verzeichnet Fontana siega (Säge). Zwei Manuskripte des Ragona-Textes enthalten ebenfalls siega, drei weitere führen ressega oder resega auf. Fontana nennt unter Nr. 58 cuoro dorado (Goldleder), die Ragona-Handschriften verzeichnen pelle rossa in verschiedenen Schreibweisen und meinen wohl die gleiche Sache. Einige Gegenstände erscheinen an verschiedenen Positionen, z. B. campana bei Fontana unter Nr. 68, 29 30 31

32

Lud. de Pirano, Regule mem. artif. ed. Ziliotto, S. 221–223. Ders., Regule mem. artif. cod. 3130, 67v. Petr. de Urbe vet., Ars mem. artif. cod. 3130, 70r–v. Zappacostas Ausgabe enthält die Liste nicht. Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 37–38 mit Varianten S. 60–61. Dazu unten III, 2, 133rff (S. 190ff).

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campanelo bei Ragona unter Nr. 69; orso (Bär) bei Fontana als Nr. 69, urzo oder orzo bei Ragona als Nr. 66. In engem Bezug zu Jakob Ragonas Traktat steht die Abhandlung von Antonius de Malaspinis. Im Unterschied zu Ragona bezeichnete der Veroneser Kanoniker vor 1440 wie Fontana jeden fünften Ort mit einem Buchstaben33 . Die Übereinstimmungen in den Verzeichnissen deuten auf eine gemeinsame Vorlage hin. Sie rechtfertigen kaum die Annahme, daß Ragona den Traktat Fontanas gekannt hat, oder umgekehrt. Das gleiche gilt für einige thematische Überschneidungen, die mehr oder weniger dicht praktisch zwischen allen frühen Memoriertraktaten bestehen.

33

Heimann-Seelbach, Mnemotechnische Traktatliteratur S. 43–44.

Ausgabe

Die Disposition des Textes Die Abschrift des Secretum de thesauro ist nicht in jeder Passage in einem einwandfreien, lesefreundlichen Zustand. Offenbar hatte der Schreiber des chiffrierten Textes hier und da seine liebe Not mit der Vorlage und der Findung des korrekten Symbols. Des öfteren fehlen beispielsweise Buchstaben, genauer: Chiffren. Hinzu kommt die Schwierigkeit der verblaßten Schrift und der später teilweise nachgezogenen Chiffren. Die Ausgabe bemüht sich um einen verständlichen Text, ohne orthographische Eigenheiten zu unterschlagen, die wohl vor allem volkssprachlichen Einflüssen geschuldet sind. Einige Beispiele seien genannt. Sehr häufig anzutreffen sind Verdopplungen von einfachen und Vereinfachungen von doppelten Konsonanten, etwa ellectio statt electio oder maleus statt malleus. Oft findet sich zudem der Wechsel von ci zu ti und von s zu x. Bisweilen erscheint artifitiosus oder artifitioxus statt artificiosus, thexaurus statt thesaurus und caxus statt casus. Auch der umgekehrte Fall kommt vor, z. B. duples statt duplex oder estrinsecus statt extrinsecus 1 . Das c vor t fiel häufig aus, etwa bei architetor statt architector. Am Wortanfang verschwand mal das h wie bei astiludium statt hastiludium, mal trat es hinzu wie bei heremitanus statt eremitanus. Gelegentlich steht m für n wie bei tamem statt tamen und e für a wie bei seperabilis statt separabilis. Kaum der Erwähnung wert ist die Einfügung von p zwischen nm wie bei sompnium statt somnium. Dergleichen Schreibweisen, die für Fontanas Schriften typisch sind, blieben so weit möglich unangetastet. Um Mißverständnisse zu vermeiden, ist gelegentlich in Fußnoten die gewohnte Form angegeben, so etwa, wenn aprensio statt apprehensio erscheint. Freilich ist nicht immer klar, ob 1

Zu dieser italienischen Gewohnheit siehe Stotz, HLSMA 3, S. 315–317 (VII 279).

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Die Disposition des Textes

eine vom Schullatein abweichende Schreibweise mit Absicht oder aus Versehen angewandt ist. Der Deutlichkeit halber wurden offensichtliche Fehler wie Auslassungen oder Wiederholungen ganzer Silben und fehlende oder falsche Kasusendungen ergänzt oder emendiert und in Fußnoten angezeigt. Auch Nachträge und Verbesserungen durch die Schreiber selbst sind kenntlich gemacht. Nicht eigens ausgewiesen sind Lesungen, die sich von Saccaro Battistis Ausgabe unterscheiden. Das Manuskript, ob in lateinischen Buchstaben oder in Symbolen geschrieben, unterscheidet nicht zwischen u und v. Bei konsonantischem Gebrauch ist u als v wiedergegeben. Es kommen weitere unregelmäßige Anwendungen vor, etwa die Pluralbildungen sinomina und sinonima. Das Wort alphabet bzw. alphabetum ist im Klartext mal gebeugt (4v: De alphabetis), mal nicht (3v: De alphabet). Des öfteren erscheint auch com oder con statt cum, in Komposita auch umgekehrt, z. B. cumsistere statt consistere. Schreibweisen, die im Text vorkommen, sind im Index verborum mit erfaßt. Die Bildung der Absätze folgt weitgehend der Vorlage. Die Interpunktion ist nicht strikt nachvollzogen. Wo es ohne Sinnentstellung möglich war und um der besseren Übersicht willen geboten erschien, wurden längere Perioden in kürzere Sätze gefaßt. Der Übergang des Manuskripts von Symbol- in Klarschrift ist in der Ausgabe am Wechsel der Schriftfamilie erkennbar. In lateinischen Buchstaben geschriebene Passagen, Wörter und Zahlen sind in serifenloser Schrift gesetzt. Die Folienzählung der Handschrift läuft auf dem linken Rand mit. Als Marginalien sind ferner an den Nahtstellen der Faszikel die Kustoden eingefügt, die den Übergang in das nächste Heft ankündigen. Der knappe Kommentar verteilt sich auf zwei Ebenen. Die Ebene mit Buchstabenzählung bringt Verweise innerhalb der Fontana-Werke, Verweise nach außen sind der Ebene mit arabischer Numerierung zugewiesen.

Die Disposition des Textes

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Die Illustrationen mußten der leichteren Reproduzierbarkeit halber vom Herausgeber umgezeichnet werden2 . Ihre Größe war in unterschiedlichem Maße zu verändern, um sie in das Layout einzufügen. Abbildungen, die zum Traktat selbst gehören, sind möglichst nahe an dem Text plaziert, den sie veranschaulichen. Die übrigen Zeichnungen sind in der Reihenfolge der Handschrift an das Ende der Abhandlung versetzt. Ihnen zur Seite gestellt sind ähnliche oder gleiche Zeichnungen, die im Liber instrumentorum vorkommen. Die Übersetzung möchte in erster Linie den Zugang zum Quellentext erleichtern. Die Anordnung in Spalten erlaubt den raschen Abgleich von Vorlage und Wiedergabe. An Grenzen stößt die Übertragung, wenn Fontana beispielsweise für Begriffe wie imago, locus und ordo Synonyme aufzählt, auf die er wegen der vielen Wiederholungen zugreift, um Eintönigkeit zu vermeiden. Nicht immer leicht zu treffen sind die teils sehr knapp gehaltenen Wendungen in Teil III, 2. Hier sind Korrekturen zu erwarten. corr. del. in marg. iter. lect. inc. ras. sequ.

correxit/correctum delevit/deletio/deletum in margine iteravit/iteratum lectio incerta rasura/rasum sequitur

hat verbessert/verbessert hat getilgt/Tilgung/getilgt auf dem Rand hat wiederholt/wiederholt unsichere Lesung Rasur/radiert folgt

Tab. 2: Siglen im kritischen Apparat

2

Die Vorlagen sind online in der Banque d’images, BnF, Sign. NAL 635, einzusehen.

Die Diktionen im Überblick Das Verzeichnis untergliedert die Überschriften und Zwischentitel des Secretum de thesauro. In der Abschrift ›ausgefallene‹ Titel wurden der Vollständigkeit halber ergänzt. Zudem sind Ordnungszahlen und Stichwörter zur leichteren inhaltlichen Orientierung eingefügt. Die Schreibweise ist normalisiert.

Tabula divisionis omnium partium huius Incipit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prohemium . . . . . . . . . . . . . . . . Divisio totius operis . . . . . . . . . . .

libri . . . . . . . . .

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Pars prima: Theorica Dictio prima

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Prima ratio: De possibilitate artificiose Secunda ratio: De doctoribus . . . . . Tertia ratio . . . . . . . . . . . . . . . De inventione huius artificii . . . . . . De quamplurima huius secreti utilitate De necessitate huius negotii . . . . . .

memorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Dictio secunda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 De intellectiva memoria . . . . . . . . . . . . . De corruptione et generatione formarum operis Prima ratio – Exemplum primum . . . . . Secunda ratio – Exemplum secundum . . Tertia ratio – Exemplum tertium . . . . . Quarta ratio – Exemplum quartum . . . . Quinta ratio – Exemplum quintum . . . .

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Die Diktionen im Überblick Sexta ratio – Exemplum sextum . . . Septima ratio – Exemplum septimum . Ratio octava – Exemplum octavum . . Ratio nona – Exemplum nonum . . . . Ratio decima – Exemplum decimum . Exemplum ultimum . . . . . . . . . . Conclusio . . . . . . . . . . . . . . . . De fixione ymaginum . . . . . . . . . . . . .

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Dictio tertia: De artificiosis instrumentis . . . . . . . . . . . . 97 De generibus memorandi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tractatus de instrumentis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Primum instrumentum: Speculum . . . . . . . . . . . Secundum instrumentum: Clavicula recta/retrograda . Tertium instrumentum: Sidus . . . . . . . . . . . . . . Quartum instrumentum: Facies solis . . . . . . . . . . Quintum instrumentum: Zirbus . . . . . . . . . . . . . Aliud [sextum] instrumentum: Gradatum . . . . . . . Aliud [septimum] instrumentum: Serpens . . . . . . . Aliud [octavum] instrumentum: Columpna . . . . . . . Aliud [nonum] instrumentum: Rotulus . . . . . . . . . Aliud [decimum] instrumentum: Arismetricum . . . . . Aliud [undecimum] instrumentum: Horalogium . . . . Aliud [duodecimum] instrumentum: Casus lapidis etc. Postfatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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97 97 97 100 102 104 105 106 107 108 109 111 112 113 114

Quarta dictio: De memoria mentali . . . . . . . . . . . . . . . 115 Exemplum . . . . . . . . Synonyma ymaginum . . . . Synonyma locorum . . . . . . Synonyma alia . . . . . . . . Sermo de locis artis . . . . . . Exemplum predictorum

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Die Diktionen im Überblick De possibilitate ymaginum artis Primum experimentum . . Secundum experimentum Tertium experimentum . . Quartum experimentum . Quintum experimentum . Sextum experimentum . . Septimum experimentum Octavum experimentum . Conclusio . . . . . . . . .

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119 119 120 120 120 121 121 121 122 122

Pars secunda: De canonibus praticis huius secreti Prima pars principalis: De locis Prima dictio: De substantia locorum . . . . . . . . . . . . . . 123 Prima divisio materie: realis – fantasticus . . . . . . . . . . . . Alia [secunda] divisio: verus – fictus . . . . . . . . . . . . . . . Alia [tertia] divisio utilis multum: materialis – formalis . . . . . Alia [quarta] divisio locorum: genericus – specificus – generalis Alia [quinta] divisio: fixus – mobilis . . . . . . . . . . . . . . . . De specialibus locis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De particularibus locis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alia [sexta] divisio: simplex – preparatus . . . . . . . . . . . . . Alia [septima] divisio huius materie: totalis – partialis . . . . .

123 123 124 125 125 125 126 126 126

Dictio secunda: De quantitate subiecti . . . . . . . . . . . . . 127 De ordine [discreto] locorum De quantitate ipsius materie Et primo de linea . . . De superficie eius . . . De corpore . . . . . .

inter se . continua . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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128 128 128 129 129

74

Die Diktionen im Überblick Regula potissima . . . . . . . . De quantitate . . . . . . . . . . De angustia . . . . . . . . . . . Nota propiam eius quantitatem

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129 130 131 131

Dictio tertia: De qualitate locorum . . . . . . . . . . . . . . . 132 Prima qualitas: non nimis luminosus Secunda qualitas: privatus . . . . . . Documentum . . . . . . . . . . Tertia qualitas: alienus . . . . . . . . Quarta qualitas: dissimilis . . . . . . Alia [quinta] qualitas: vacuus . . . . Qualitas sexta: fixus . . . . . . . . . Alia [septima] qualitas: signatus . . .

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132 132 133 134 134 135 135 135

Secunda pars principalis: De ymaginibus Prima dictio: De substantia ymaginum . . . . . . . . . . . . . 137 Prima divisio: vera – fantastica . . . . . . . . . . . Alia divisio: exteriori sensu visibilis – non visibilis Alia [tertia] divisio: naturalis – artificialis . . . . . Fantastica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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137 137 137 138

Secunda dictio: De quantitate subiectorum . . . . . . . . . . . 140 De quantitate discreta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Oratio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 De continua quantitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

Dictio tertia: De qualitate et proprietate ymaginum . . . . . . 143 De situ et positione differenter De ordine . . . . . . . . . . . . De fortitudine formarum . . . . Quatuor documenta Aristotelis

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143 144 146 149

Die Diktionen im Überblick

75

Dictio quarta: De figuris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 De figuratione ymaginum – Exemplum Signa sanctorum . . . . . . . . . . . . Signa virtutum . . . . . . . . . . . . . Signa artium . . . . . . . . . . . . . . Signa scientiarum . . . . . . . . . . . . Signa dignitatum et officiorum . . . . Signa civitatum et regionum . . . . . .

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150 152 152 152 152 153 153

Alia [quinta] dictio: De impositione rerum . . . . . . . . . . . 155 Exemplum: De syllabatione . Exemplum: De dictionatione Alia documenta . . . . . . . . Actus . . . . . . . . . . . . . De scribendis literis . . . . . Vocalia . . . . . . . . . . . .

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156 157 159 159 162 163

Dictio sexta: De oblivione . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 De preparatu theatri . . . . . . Exemplum . . . . . . . . . Aliud exemplum . . . . . Aliud exemplum . . . . . Canon . . . . . . . . . . . . . . Alia preparatio . . . . . . . . . Thesaurus . . . . . . . . . . . . De corpore sine loco particulari Exemplum . . . . . . . . . Electio locorum . . . . . . . . . Alia electio locorum . . . . . . Electio ymaginum . . . . . . . Exemplum . . . . . . . . .

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167 168 168 168 168 169 169 170 170 170 171 172 172

76

Die Diktionen im Überblick

Pars tertia: De actu operationis Dictio prima

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Alphabet . . . . . . . De utilitate alphabeti De divisione domus . . Divisio mansionum . . Signa de 5 in 5 . . . .

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173 174 175 175 178

Secunda dictio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Note capitulorum huius artificii secretissimi Pars prima: De simplicibus . . . . . . . . . . . . De ignotis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Replicatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vulgaria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pluralia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De coloribus . . . . . . . . . . . . . . . . . . Secunda pars: De compositis . . . . . . . . . . . De ludis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tertia pars: De arismetricis experimentis . . . . . Transpositio literarum . . . . . . . . . . . . Scribere super aerem . . . . . . . . . . . . . De cartis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inventarii diversorum . . . . . . . . . . . . . Tempora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De casibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De minutiis numerorum . . . . . . . . . . . De debitoribus . . . . . . . . . . . . . . . . Pars ultima: De signis . . . . . . . . . . . . . . . Literalia et vulgaria . . . . . . . . . . . . . De graduationibus communibus . . . . . . . De ludis cartarum novis . . . . . . . . . . . Stigmata particularia . . . . . . . . . . . . . Exemplum de coloribus . . . . . . . . . . .

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180 180 180 181 181 181 182 182 182 182 182 183 183 183 184 184 184 185 186 186 187 187 187 187

Die Diktionen im Überblick De impositionibus ad ludum scachorum De ponderibus huius artis . . . . . . . . Signa replicatorum . . . . . . . . . . . . De libris et doctoribus . . . . . . . . . . De regionibus . . . . . . . . . . . . . . . De propriis nominibus doctorum . . . . De aliis personis . . . . . . . . . . . . . Res importantes centum numeros . . . . Signa de cifris . . . . . . . . . . . . . . . Signa mensium XII . . . . . . . . . . . . De 7 diebus ebdomade . . . . . . . . . . Regula ad componendum carateres . . .

77 . . . . . . . . . . . .

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188 188 188 188 189 189 189 190 193 193 194 194

Der Text mit Übersetzung Tabula divisionis omnium partium huius libri in dictiones et capitula

1r

Tres sunt partes totius libri

Prima pars est theorica et in sermone universali Secunda pars est pratica et in speciali narratione Tertia pars est operativa in actu particulari

5

Partis theorice sunt 4 dictiones Prima est de infrascriptis, scilicet De De De De

1v

tribus rationibus huius artis inventione huius artifitii utilitate huius secreti necessitate illius negotii

10

Secunde dictionis hec sunt capitula

De divisione memorie De memoria intellettiva De coruptione et generatione formarum per X experimenta et X rationes De fixione ymaginationis

15

Tertie dictionis capitula sunt

De generibus memorandi De 12 instrumentis artifitialibus

20

Quarte dictionis ista sunt capitula De artifitiosa mentali memoria

7 4] 5

22 dictionis ] ditionis

79

80

5

Tabula divisionis omnium partium De De De De De

sinominibus ymaginum sinominibus locorum sinominibus aliis locis artis possibilitate harum ymaginum per 8 experimenta

Partis pratice due sunt partes principales Prime partis 3 sunt dictiones

2r

2v

Prime dictionis hec sunt capitula De divisione locorum

10

Secunda dictio

De substantia materie artifitii De quantitate huius materie discreta et continua

Tertia dictio

De proprietatibus eiusdem

15

Secunde partis sunt 6 dictiones Prima dictio est

De substantia ymaginis

Secunda dictio

De quantitate formarum continua et discreta

20

25

Tertia dictio De De De De De

proprietatibus ymaginis cuiuslibet situ et positione ordinibus fortitudine ymaginationis 4 documentis Aristotelis

Quarta dictio

De ymaginibus et statuis De pluribus signis et impositionibus huius artifitii

3r

Tabula divisionis omnium partium

81

Quinta dictio

3v

De De De De De De De

impositionibus novis exemplis figurandi quibusdam documentis actibus hominum scribendis literis mentaliter inveniendis novis alphabetis et exemplis eorum oblivione

5

Sexte dictionis capitula

De preparatione locorum De corpore sine loco De ellectionibus locorum

10

Partis operative sunt due dictiones Prime dictionis capitula De De De De

alphabet et eius utilitate divixione domus locis notis quinariorum locorum

15

Secunde dictionis sunt quatuor partes

4r

Prima pars est De simplicibus rebus notis et ignotis De compositis

20

Secunda pars De ludis pluribus Tertia pars De habentibus numerum expressum De illis in quibus oculto numero indigemus Quarta pars De literalibus et vulgaribus 6 mentaliter lect. inc.

25

82

5

10

15

Tabula divisionis omnium partium De De De De De De De De De De De De De De De

graduationibus communibus stipmatibus coloribus artis ludis ponderibus replicationibus libris et doctoribus regionibus mundi confusionibus 100 numeris cifris XII mensibus 7 diebus ebdommadis formandis carateribus fatiendis novis alphabetis et utilibus Explicit tabula.

4v

5r

5v

6r

Incipit Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum, quod 〈Johannes Fontana〉 taliter opinatus est et sub compendio conscripsit.

5

Es beginnt das Geheimnis vom Erfahrungsschatz der menschlichen Vorstellung, das 〈Johannes Fontana〉 so entworfen und in knapper Form aufgezeichnet hat.

Prohemium

Vorrede

Iustum est primum Deo gracias agere pro omnibus bonis operibus nostris auxilium qui prestat, et supper omnipotentiam laudemus eum, ipse quidem sua potentia omnes virtutes excellens cuncta a primordio creavit et sta|tuit hominem ad similitudinem sui, ac sibi erectam faciem dedit, ut suprema videret, divina coleret, et speculari posset, nec aliquit homine excellentius infra celum constituit. Propterea dignum iudicandum est ab eo primum initium facere. Deinde de artifitioxa memoria dicamus, quam Tulius omnium inventorum thexaurum apellavit1 . Cuius sumulam in 4 dividam series, que sunt: |Primo de

Es ist gerecht, zunächst Gott zu danken, der uns bei all unseren guten Werken Hilfe gewährt. Ob seiner Allmacht wollen wir ihn preisen. Er, der selbst in seiner Macht alle Fähigkeiten übertrifft, hat alles von Anbeginn erschaffen, den Menschen nach seinem Ebenbild geformt und ihm eine aufrechte Gestalt gegeben, um das Himmlische zu sehen, das Göttliche zu ehren und betrachten zu können, und nichts Vortrefflicheres als den Menschen unter dem Himmel eingesetzt. So ist es als würdig zu beurteilen, mit ihm zu beginnen. Dann wollen wir vom künstlichen Gedächtnis reden, das Tullius als »Schatzkammer alles Gefundenen« bezeichnete. Dessen kleine Summe gliedere ich in vier Teile,

10

15

20

25

3 Johannes Fontana ras. 8 pro ] qro 9 auxilium corr. k qui lect. inc. 16 ut suprema in marg. 17 posset ] pisset 18 aliquit pro aliquid

1) Rhet. ad Her. III, 28: Nunc ad thesaurum inventorum atque ad omnium partium rhetoricae custodem, memoriam, transeamus. Die Rhetorica ad Herennium galt im Mittelalter als Werk Ciceros. Vgl. Cic., De or. I, 18: Quid dicam de thesauro rerum omnium, memoria?

83

84

Vorrede

theoricis huius artifitii. Secundo de quibusdam praticis canonibus eiusdem. Tertio de modo artis operativo. Quarto de secretis et addicionibus bonis.

5

die sind: Erstens die Theorien der Kunst. Zweitens gewisse praktische Regeln derselben. Drittens die Anwendung der Kunst. Viertens Geheimnisse und gute Ergänzungen.

Divisio totius operis

Einteilung des Gesamtwerks

Pars prima vel series plures continet dictiones, quarum prima est de posibilitate artifitioxe memorie.

10

Teil oder Abschnitt eins enthält mehrere Diktionen, deren erste sich mit dem Möglichsein des künstlichen Gedächtnisses befaßt.

9–10 memorie ] memirie

6v

〈Pars prima: Theorica〉

〈Teil eins: Theorie〉

Incipit prima dictio.

Diktion eins beginnt.

〈Prima ratio〉

〈Grund eins〉

Siquidem ars insequitur naturam in|quantum possit, et iam insita nobis a natura memoria sit1 , et posibile erit aliam posse artifitium dici.

Wenn die Kunst der Natur folgt, soweit sie es vermag, und uns von Natur aus ein Gedächtnis schon eingepflanzt ist, ist es möglich, ein weiteres als Kunst zu bezeichnen.

5

Secunda ratio de doctoribus

Seneca

Simonides 7r

Septius Carniades

Tulius

Amplius si veterum literis fidem adhibeamus, multos poterimus legisse in hac exercitacione fuisse peritos viros. Fertur quidem Senecam Cordubensem semel 2000 nomina hoc cum artifitio receptasse2 . Simonidem etiam memorant artem |hanc inprimis adinvenisse, dum cenaculum cecidisset. Et Septius Metrodorus necnon Carniades maxime artifitioxa memoria se alebant, quos Tulius vidisse testatur3 , ac etiam ipse quoddam de artifitio memorie opus 15 semel ] simel

Grund zwei: die Lehrer 10

15

20

Wenn wir den Schriften der Alten Glauben schenken, können wir ferner lesen, daß es viele in der Übung bewanderte Männer gegeben hat. Seneca aus Cordoba, heißt es ja, habe mit dieser Kunst 2000 Namen auf einmal behalten. Auch erinnern sie daran, daß Simonides die Kunst zuerst erfunden habe, als ein Speisesaal zusammenstürzte. Und vor allem von der Gedächtniskunst lebten Metrodorus von Skepsis und Carneades, die er, versichert Tullius, gekannt habe. Und auch er selbst hat ein Werk über die Gedächtniskunst

16 receptasse ] reciptasse

21–22 memoria ] memira

1) Rhet. ad Her. III, 28: Sunt igitur duae memoriae: una naturalis, altera artificiosa. Naturalis est ea, quae nostris animis insita est. Zuvor hatte der Autor angedeutet, daß die Existenz der Gedächtniskunst nicht unbestritten war. 2) Seneca, Rhet. contr. I, praef. 2. 3) Cic., De or. II, 351–354, 360. Genannt ist hier Charmadas von Athen. In Fontanas Text liegt eine Verschreibung des Namens vor oder eine Verwechslung mit dem von Cicero in I, 45, 49 erwähnten Leiter der Athener Akademie Carneades von Kyrene.

85

86

Alanus

7v

8r

Teil I, Diktion 1

conscripsit1 . Amplius Alanus qui cum oraturus esset et athonitus fuisset opere circunstantium solum in tot dicendis protulit: vobis sufitiat vidisse Alanum, in tantum postea se huic |artifitio dedit, ut quecunque legeret vel videret firma mente complecteretur2 . Sed ne longius testimonium redam, hodie habemus virum Petrum Francisci Pauli d’Urbe Veteri, qui artifitium memorandi ad lucem revocavit. Et ego pridem ab eodem yxagogas quasdam de artifitioxa reminiscencia doctus fuisse videor. Verumtamem cum post inspicerem magnitudinem artis, sic ingeni|um, vires et animum ad hoc exercitium tradidi, ut satis profundius et utilius rem ipsam construerem.

5

10

15

20

Tertia ratio

verfaßt. Ferner hat Alanus, der, als er predigen wollte und von der Masse gerührt war, von all dem, was er zu sagen hatte, nur hervorbrachte: »Es muß Euch genügen, Alanus gesehen zu haben«, sich später der Kunst so sehr gewidmet, daß er dauerhaft behielt, was er las oder sah. Doch haben wir heute, um nicht weiter Zeugnis abzulegen, den Petrus Francisci Pauli aus Civitavecchia, der die Gedächtniskunst wieder ans Licht brachte. Ich selbst habe von ihm wohl vor langer Zeit einige Einführungen in die künstliche Erinnerung erhalten. Später jedoch, als ich die Bedeutung der Kunst erkannte, habe ich also Begabung, Kraft und Herz auf diese Beschäftigung verwandt, um das Verfahren viel eindringender und tauglicher zu gestalten.

Grund drei

Quid enim absurdius quam negare quod scimus et nescire quod videmus cotidie, quoniam plu-

25

Denn was ist abwegiger als abzulehnen, was wir wissen, und nicht zu wissen, was wir täglich sehen, da

4 opere ] opire

5 tot ] tit k vobis ] vibis 9 complecteretur ] completeretur 10 testimonium ] testiminium 11 redam pro reddam k virum ] vir 21 tradidi ] tradid 22 et ] at

1) Gemeint ist die Rhet. ad Her.

2) Alanus ab Insulis († 1203).

Teil I, Diktion 1

8v

9r

magus

sompnia

exemplum

87

rima in orbe exercicia et artifitia sunt, quibus preterita revocamus in lucem. Sunt namque litere, picture, carateres, statue et rerum |similitudines artificialis memorie, de quibus inferius clarius dicam. Tunc magis nedum posibile, sed veridicum iudicabitur artificium fore.

5

doch sehr viele Übungen und Techniken, mit denen wir Vergangenes ans Licht bringen, in der Welt sind. Es gibt ja Schriften, Gemälde, Buchstaben, Statuen und Bilder der Dinge des künstlichen Gedächtnisses, von denen ich unten klarer rede. Dann wird die Kunst nicht mehr nur als mögliche, sondern als wahre gelten.

De inventione huius artifitii

10

Die Erfindung der Technik

Qualiter hoc memorie auxilium adinventum vel scitum fuerit, diferenter inquirere possumus, quemadmodum et unamquamque artium. Quedam enim ex spiritu divino vel angelorum revelata sunt: hoc modo apostolorum linguis infuxa est sapienti|a, qui ante parum nescii cernebantur. Quedam a diabolis sunt inspirata, qualia magi nigromantici operantur sepe. Alia ex sompniis inventa: taliter leproxus quidam comedisse serpentes et inde fuisse liberatum sompniavit, qui cum precixe egisset sanus factus est. Et hoc modus maxime memoria conformatur. Multa adhuc exemplo sunt habita, ut texere ex aranei stellis, et ce-

15

20

25

30

Wie die Gedächtnishilfe erfunden oder erkannt worden ist, können wir unterschiedlich erkunden, wie auch jede andere Kunst. Manche nämlich wurden vom Geist Gottes oder der Engel offenbart: auf die Art floß Weisheit in die Reden der Apostel, die man kurz zuvor als unwissend gewahrte. Manche wurden von Teufeln eingehaucht, wie etwa die Schwarzkünstler häufig arbeiten. Andere gingen aus Träumen hervor: so träumte ein Leproser, Schlangen verzehrt zu haben und davon geheilt worden zu sein, der dann, als er genauso handelte, gesund wurde. Diese Methode ergab sich vor allem aus dem Gedächtnis. Viele weitere leitete man vom Vorbild ab, zu weben etwa von den Sternen der Spinne, zu

2–3 revocamus ] revicamus 5 artificialis corr. ex artificiales 7 nedum ] nidum 8 sed ] sid 12 vel scitum in marg. 16 divino ] divini 26 qui ] que 28 memoria ] memir 29 adhuc ] aduh

88

9v

10r

10v

Teil I, Diktion 1

mentare ex nidis aviuma . Quedam alia casu vel fortuna consequuta fuisse videntur. Secundum maiorem partem alkimia fuit cognita per hunc modum, nam cum unius metalli formam arte temptarent, et variis modis agere modo aquam, modo oleum, modo aliud, inopinatum incidebant opus, quod plerumque alias utile censebatur. Nonnulla etiam industria et experimento aquiruntur, ita qui dicti sunt plura experientes habent. |Posteriores vero a didascalis primis capere possunt per doctrinam, aut prolatione, aut signis, aut scriptura, vel simili modo. His vel alteris horum modorum adinveniri satis posibile fuit artifitialem memoriam. Tulius tamen in 3o De oratore ponit Simonidem sic adinvenisse, et ait, quod cum cenaret Simonides, sibi nuntiatum fuit duos |iuvenes ad ianuam domus ope summa ipsum quere-

5

10

15

20

25

mauern von den Nestern der Vögel. Manche anderen sind aus einem Zu- oder Glücksfall hervorgegangen. Zum größeren Teil ist die Alchimie auf diese Weise erkannt geworden, denn als sie künstlich die Form eines Metalls untersuchten, und auf verschiedene Weisen mal Wasser, mal Öl, mal anderes zugaben, kamen sie unerwartet auf ein Verfahren, das man oft anderswo als nützlich schätzte. Einige erwirbt man auch durch Plan und Versuch. So halten es die, die man die Vielerfahrenen nannte. Die Nachwelt aber kann von den ersten Autoritäten methodisch durch Anleitung, Zeichen, Schrift oder ähnliche Weise lernen. Auf die eine oder andere dieser Arten war es leicht möglich, das künstliche Gedächtnis zu erfinden. Tullius jedoch bemerkt im Redner Buch 3, Simonides habe es so erfunden: Als Simonides zu Mittag aß, sagt er, sei ihm gemeldet worden, daß zwei junge Männer an der Haustür dringend nach ihm verlang-

3 consequuta pro consecuta 12–13 experimento ] experimenti 14 habent ] habint 15 didascalis ] didascolis 18 scriptura corr. ex scriptera k scriptura sequ. del. e 19 alteris ] alteri 23 Simonidem ] Siminidem 24–25 cenaret ] cenare 25 Simonides ]

Siminides

a) Gleiches Beispiel in De rebus naturalibus V, 9, 111r. Vgl. Arist., Phys. II, 8 (199a26f), S. 87; dazu Thomas, Comm. in lib. Phys. II, 13, 5, S. 93b.

Teil I, Diktion 1

11r

re. Et cum illuc adiret, neminem vidit. Interim discumbendi locus cadens plurimos interfecit insimul Scopam et suos cognatos. Supper Simonides admiratus valde considerans et uniuscuiusque sedentium ordine reminiscens, in locis sub lapidibus opressos quoslibet adinvenit, et deinde memoriam egere locis et formis rerum cum |ordine opinatus fortiter fuit. Taliter post reminiscentiam secutus est1 .

De quamplurima huius secreti utilitate

11v

Quantam vim et utilitatem nobis affere possit hec artifitioxa memoria, maximum et incredibile est nescientibus illam, facile vero inteligentibus. Sicud enim scripture nobis utiles sunt, velud quidam scientie habitus in libris aut tabulis, sic |et ipsius artis fantasmata, que in locis mente tenus conscribuntur. Iam cum formaverimus ymagines rerum, de quibus voluerimus memorari, convenientes et debitas in nobis per ordinem locorum, facile poterimus illas replicare, sive ver10 memoriam ] memiriam

1) Cic., De or. II, 352–354.

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ten. Und als er dorthin ging, sah er niemanden. Unterdessen stürzte der Speisesaal ein und tötete den Scopas zusammen mit vielen der Seinen. Als der darüber sehr verwunderte Simonides überlegte und sich reihum an jeden Sitzenden erinnerte, fand er an den Plätzen unter den Steinen jeden Erschlagenen vor und glaubte von da an fest, daß das Gedächtnis der Orte und Bilder von Dingen mit einer Ordnung bedürfe. Auf die Art folgte er der Erinnerung.

Der bedeutende Nutzen des Geheimnisses

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Wieviel Wirkung und Nutzen das künstliche Gedächtnis uns bringen kann, ist für die, die es nicht kennen, großartig und unglaublich, unstrittig aber für die, die es beherrschen. Denn wie uns schriftliche Aufzeichnungen nützen, eben das Wissen in Büchern oder Tafeln, so auch bei dieser Kunst die Vorstellungen, die man gedanklich an Orten verzeichnet. Wenn wir nun von den Dingen, an die wir uns erinnern wollen, entsprechende, gehörige Abbilder in uns in der Abfolge der Orte gestalten, können wir sie mühelos

28 nobis ] nubis

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12r

12v

artifitioxa

Teil I, Diktion 1

borum, sive sumarum, sive sermonum opus fuerit, ac si scripserimus ipsas. Hoc enim maximum naturalis memorie nostre iuvamentum est, eam habilitans et roborans, ac |ingenioxos vel acuciores ad speculandum facit. Eapropter et ipsa, que dicturus sum de neccessitate et reliquis, concludamus memoriam hanc esse artifitium utile nobis!

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wiederholen, ob es um Worte, Summen oder Reden geht, wie wenn wir sie selbst aufschrieben. Das ist ja die größte Hilfe unseres natürlichen Gedächtnisses, die es befähigt und verstärkt und uns geistreich oder scharfsinniger fürs Erkennen macht. Deswegen und aus dem, was ich zur Notwendigkeit und weiterem sage, ist zu schließen, daß dieses Gedächtnis uns eine nützliche Technik ist!

De neccessitate huius negotii

Die Notwendigkeit der Sache

Est etiam artifitiosa memoria satis nobis neccessaria, et nedum utilis, si bene inspicimus ea, que ad nostram cognitionem faciunt. Indiget enim anima nostra ad bene recte vivendum spem futuro|rum vel providenciam, sensum presencium vel intellectum, preteritorum vero aut memoriam aut reminiscenciam. Memoria igitur nobis neccessaria existit. Cum aut ipsa que naturalis est non semper reservare possit dicenda, sed frequenter nos fallit, aut sua natura inbecilis, aut aliunde corrupta, satis neccesse fuit, ut priores nostri inventione supperadderent illam,

Es ist das künstliche Gedächtnis für uns zudem ganz unvermeidlich, nicht nur nützlich, wenn wir genau betrachten, was unserer Erkenntnis dient. Denn unsere Seele benötigt, um recht und billig zu leben, die Hoffnung und Aussicht auf künftige, Sinn und Verständnis für gegenwärtige, Gedenken hingegen oder Erinnerung an vergangene Dinge. Somit ist uns das Gedächtnis unentbehrlich. Da gerade das natürliche 〈Gedächtnis〉 nicht immer behalten kann, was zu sagen ist, sondern uns oft täuscht, oder von Natur schwach ist, oder aus anderem Grund fehlerhaft, war es unausweichlich, daß unsere Vorfahren durch Erfindung das

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1–2 sermonum in marg. 3 Hoc ] Hec 6 ingenioxos ] ingenioxis 14 nobis ] nibis 20 presencium ] presemcium 22 reminiscenciam ] reminiscencia 28 aut iter.

Teil I, Diktion 1

12bisr

13r

13v

que |artifitioxa [. . . ]a ... |prius notorum ymagines retinere. Reminiscencia vero estb reiterata cognitio per ymagines retentas eorum, que prius nota fuerant. Memoria quidem proprie virtus existitc sine cognicioned . Reminiscencia autem est successiva cognitio secunda, presuponens memoriam. Quidam tamen utramque esse cognitivam dicunt, memoriam tamen facile, et reminiscentiam dificile |cum discursu quodam reinventionem notorum, neccessario reservationem ymaginum, consequentes. In proposito vero locuturus sum de memoria, que principaliter reservat, sive sic, sive reminiscentiam dicant, qui litigant.

3 vero ] veri

cognitivum

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hinzufügten, was künstliches [. . . ] ... die Bilder zuvor bekannter Dinge zu behalten. Erinnerung hingegen ist erneutes Erkennen durch behaltene Abbilder dessen, was zuvor bekannt war. Das Gedächtnis ist sicher eigentlich ein Vermögen ohne Erkennen. Die Erinnerung aber ist das nachfolgende zweite Erkennen, das das Gedächtnis voraussetzt. Doch meinen manche, beide seien erkennend, wobei jedoch das Gedächtnis leicht, die Erinnerung schwer mit einer Art Überlegung hin und her das Wiederfinden von bekannten Dingen, notwendigerweise das Behalten der Abbilder, erreiche. Hier aber werde ich von dem Gedächtnis reden, das in erster Linie behält, ob die Streitenden es nun so oder als Erinnerung bezeichnen.

6 quidem ] quadem 7 existit ] extit 8 est ] e 11–12 cognitivam ] 13–14 dificile ] dificilem 17–18 locuturus ] locaturus

a) Folio 12bis fehlt. b) Chiffren von est von dem Bearbeiter nicht nachgezogen, Lesung unsicher. c) Chiffren von extit nicht nachgezogen. d) Es folgt in lateinischen, nicht nachgezogenen Buchstaben, nicht sicher lesbar: 2o De anima. Der Sachverhalt des Abschnitts findet sich bei Aristoteles nicht, wohl aber in den Matthaeus de Gubbio zugeschriebenen Quaestiones de anima S. 160: differentia est inter memorativam virtutem et reminiscitivam, quia reminiscitiva virtus est cum cognitione, sed memorativa est sine cognitione.

〈Incipit dictio secunda.〉

14r

De intellectiva memoria

Das geistige Gedächtnis

Est tamen alia naturalis memoria, que intellectiva nuncuppatur. Universalium magis aut insensatarum |vel divinarum rerum ipsa reservatio est, que archa intelligibillium nuncuppatur. Hec enim principaliter intelectui, alia vero sensui deservit, et una alteri, quia species intelligibiles a sensibilibus habent originem, sicud phisica sapiencia nos docet.

Es gibt jedoch ein zweites natürliches Gedächtnis, das man als geistiges bezeichnet. Es ist dieses eher aller unempfundenen oder göttlichen Dinge Aufbewahrung, die man die Truhe der verstandesmäßigen nennt. Das nämlich dient vor allem dem Verstehen, das andere hingegen dem Wahrnehmen, und das eine dem anderen, denn verständliche Erscheinungen gehen von wahrnehmbaren aus, wie die Physik uns lehrt.

De coruptione et generatione formarum operis 14v

15r

〈Diktion zwei beginnt.〉

Naturalis memoria qualiter labilis et firma sit, osten|damus rationibus et exemplis. Prima ratio:Cadit quandoque memoria in oblivionem propter paucitatem considerationis aut diuturnam advertenciam anime. Exemplum primum: Eapropter multis ationibus impediti aliarum rerum parvarum sunt inmemores. Secunda ratio: Aliquando accidit ex mala vel debili aprensione rei. Memoria namque quodammodo a sensu de|pendet in 11 species ] spes

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Das Vergehen und Werden der Formen des Gedächtnisses

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Wie hinfällig und fest das natürliche Gedächtnis ist, wollen wir anhand von Gründen und Beispielen zeigen. Grund eins: Zuweilen fällt Erinnerung ins Vergessen aufgrund geringer Beachtung oder aufgrund anhaltender Aufmerksamkeit der Seele. Beispiel eins: Deswegen erinnern wir uns, gehindert durch zahlreiche Geschäfte, nicht an andere kleine Sachen. Grund zwei: Manchmal geschieht es durch Miß- oder Unverständnis der Sache. Denn Erinnerung hängt wohl, wie klar wird, in Sein und Be-

25 ationibus pro actionibus

29–30 aprensione pro apprehensione

Teil I, Diktion 2

15v

16r

esse et conservari, ut patebit. Exemplum secundum: Ob hanc cauxam quidam obaudientes male memorantur. Tertia ratio: Amplius memoria labitur propter ignoranciam rei, nam de nociori melius haberi possit memoria. Exemplum tertium: Videmus in nobis ipsis facilem oblivionem sermonis vel Greci, vel Arabici, antequam significatum intelligamus. Quarta ratio:Adhuc contingere possit ex obscuritate vel ineptitudine vocabuli. Exemplum quartum:Taliter in nigerimis cartis pecudis atramento scribere inconvenit. Quinta ratio: Plerumque memoria desinit propter memorandorum amplitudinem. Exemplum quintum:Si quis enim legerit prolixam sententiam, quam |nuper intelligeret, non facile memoraretur. Sexta ratio: Maxime etiam memoriam labilem facit dicendorum inordinacio, vel confuxio, aut sumarum inparticio. Exemplum sextum: Eapropter exitus et ingresus per laberintum est dificilis. 1 conservari ] cnservari

7 de ] d

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halten von der Wahrnehmung ab. Beispiel zwei: Aus dem Grund erinnern sich manche schlecht, die 〈nur〉 gehorchen. Grund drei: Ferner zerfällt Erinnerung durch Unkenntnis der Sache, denn an Bekannteres kann man sich besser erinnern. Beispiel drei: Wir bemerken bei uns selbst ein leichtes Vergessen griechischer oder arabischer Worte, bevor wir die Bedeutung verstehen. Grund vier:Außerdem kann es wegen einer dunklen oder ungeeigneten Bezeichnung passieren. Beispiel vier: So ist es ungeschickt, mit Tinte auf ganz schwarzen Pergamenten zu schreiben. Grund fünf:Häufig versagt die Erinnerung wegen des Umfangs des zu Erinnernden. Beispiel fünf: Wenn nämlich jemand einen ausführlichen Text läse, den er zunächst verstände, würde er sich nicht leicht daran erinnern. Grund sechs: Vor allem Unordnung oder Regellosigkeit von Reden und Ungeteiltheit von Summen führen zu hinfälliger Erinnerung. Beispiel sechs: Deswegen sind Ausgang und Zugang durch ein Labyrinth schwierig.

13–14 contingere ] contigere

24 non ] nin

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16v

17r

Teil I, Diktion 2

Septima ratio: Seppe etenim visum est debilitari memoriam ex virtutis vel anime accidentibus aliquibus. |Exemplum septimum: Ira, gaudium, tristicia, dolor et similes pasiones solent multarum rerum ocultare memoriam. Ratio octava: Iterum evenire solet memorie defectus ex mala organi dispositione, que multipliciter fit, aut nimia duritie, in quam dificilis est inpressio inprimis, et si non fiat, non est memoria. Tamen si fixio ymaginis fiat, erit memoria |constancior. Exemplum octavum: Sicud in habentibus cerrebrum posterius sicum et 〈in〉 plerisque melancolicis experimur1 . Ratio nona: Aut ex nimia molicie, quia sicud in eis leviter figuratur, sic subito destruitur. Exemplum nonum:Taliter inventum est in habentibus cerebrum humidum et multis flematicis. Unde versusa : Scribit in marmore lexus. 11 dispositione ] dispisitione 28 lexus pro lesus

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Grund sieben: Oft sieht man ja auch, wie Erinnerung sich durch manche Akzidentien der Fähigkeit oder der Seele abschwächt. Beispiel sieben: Zorn, Freude, Traurigkeit, Schmerz und ähnliche Affekte pflegen die Erinnerung an viele Dinge zu überdecken. Grund acht: Anderseits kommen Erinnerungsfehler aufgrund untauglicher Anlage des Organs vor, die vielfältig eintritt, entweder aufgrund zu großer Härte, in die zumal das Einprägen schwierig ist. Geschieht das nicht, gibt es keine Erinnerung. Wird jedoch das Bild fixiert, ist die Erinnerung beständiger. Beispiel acht: Wie wir es bei Leuten mit trockenem Kleinhirn und vielen Melancholikern bemerken. Grund neun: Oder aufgrund zu großer Weichheit, denn wie es sich in ihnen leicht formt, so löst es sich schnell auf. Beispiel neun: So findet man es bei denen mit feuchtem Hirn und vielen Phlegmatikern. Daher der Vers: »In Marmor meißelt der Gekränkte.«

19 sicum pro siccum

22 sicud corr.

27 Scribit ] Scibit

a) Siehe dazu oben S. 55f. 1) Arist., De mem. 2 (453a23–24), dazu Thomas, Sent. de sensu II, 8, S. 132a88–100.

Teil I, Diktion 2

17v

18r

Ratio decima: Aut propter aliquem motum indebitum vaporum, spirituum vel humorum in concavitate ventriculia . Tunc enim species sensatorum confunduntur, disolvuntur, vel perturbantur sic, ut inde memoria corrupta vel nulla sit. Exemplum 〈decimum〉: Si in aqua quiescente nostras videamus ymagines, deinde aquam celeriter conmoveamus, falsam ymaginem aut nullam videbimus. Exemplum ultimum:Dixit Aristotiles: penitus autem novi, id est pueri, et multum senex inmemores sunt propter motum: hi quidem, scilicet pueri, in augmento, illi vero in detrimento sunt, scilicet senex.1 Quia igitur in his moventur undique humores, facile est memoriam falli, sicud in aliis dictum est etc.

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Grund zehn: Oder aufgrund einer ungehörigen Bewegung von Dämpfen, Spiritus oder Säften in der Höhlung der Herzkammer. Dann werden nämlich die sinnlichen Wahrnehmungen so verschmolzen, aufgelöst oder gestört, daß dadurch die Erinnerung fehlerhaft oder nichtig ist. Beispiel 〈zehn〉: Wenn wir in ruhendem Wasser unsere Abbilder sehen, dann das Wasser schnell bewegen, sehen wir ein falsches oder gar kein Bild. Letztes Beispiel: Aristoteles sagte: Ganz Junge aber, also Kinder, und sehr Alte sind aufgrund der Bewegung vergeßlich, denn diese, d. h. die Kinder, sind im Wachsen, jene aber, d. h. die Alten, im Schwinden begriffen. Da sich also in ihnen die Säfte allenthalten bewegen, täuscht sich die Erinnerung leicht, so wie es in anderen 〈Schriften〉 heißt usw.

4 ventriculi ] ventricul 5–6 confunduntur ] cinfunduntur 9–10 quiescente ] quiesente 11 deinde ] dende 12 ymaginem ] ymagin 16 senex pro senes

a) Mit dem spiritus, einer materiellen Substanz, argumentiert Fontana auch in De pisce 5, S. 433 über das Tauchen. 1) Arist., De mem. 1 (450b7–8): multum noui et senes inmemores: fluunt enim hii quidem propter augmentum, illi uero propter detrimentum. Dazu der Kommentar, Thomas, Sent. de sensu II, 3, S. 113b72–114a78: illi qui sunt multum noui, scilicet pueri, et etiam senes sunt inmemores, quia corpora puerorum sunt in fluxu propter augmentum, senum uero propter decrementum.

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18v

Teil I, Diktion 2

Conclusio: Multas alias causas de debilitate vel corruptione memorie in libris |medicorum et philosophie et inferius inveniemus, si diligentius eas querimus, quas pro expeditione relinquo ad presens.

5

Schluß: Viele weitere Ursachen schwacher oder fehlerhafter Erinnerung werden wir in den Büchern der Mediziner und der Philosophie und weiter unten finden, wenn wir sorgfältiger nach denen suchen, die ich hier unerledigt lasse.

De fixione ymaginum

Das Verfestigen der Bilder

Quia tamen contrariorum eadem est disciplina1 , ut uno noto facile sit alterum cognoscere, satis nobis parvum erit ex dictis per opositas rationes de constancia vel firmitudine memorie iudicare.

Da von Gegensätzen dasselbe Wissen handelt, so daß man leicht in Kenntnis des einen das andere erkennt, ist es einfach, vom Gesagten durch Gegengründe auf beständige oder feste Erinnerung zu schließen.

4 philosophie sequ. yri?

6 pro ] pr

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10 noto ] niti

12–13 opositas ] opisitas

1) Arist., Top. I, 14 (105b5–6), S. 20: contrariorum eadem disciplina (nam et idem sensus). Vgl. Auctoritates Aristotelis S. 134, Nr. 223; S. 151, Nr. 135; S. 183, Nr. 110; S. 329, Nr. 95.

18v

19r

Incipit dictio tertia, que est de artifitiosis instrumentis.

Es beginnt Diktion drei, die sich mit kunstvollen Instrumenten befaßt.

Nunc de artifitioxa memorie parte incipiamus sermonem, de qua nostra principalis est intentio. Est enim artifitialis veluti speculum ymaginum, cognitive aderens virtuti, ipsam etiam alunnam dicimus memorie naturalis, quando in habitu vel nobis ipsis posuerimus etc.

Beginnen wir nun von dem künstlichen Teil des Gedächtnisses zu sprechen, auf den sich unser Interesse vor allem richtet. Das künstliche ist ja wie ein Spiegel mit Bildern, dem Erkenntnisvermögen zugehörig. Wir nennen es auch das Kind des natürlichen Gedächtnisses, wenn wir es im Habitus bzw. in uns selbst anlegen usw.

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De generibus memorandi

19v

Verum artifitium memorie variis modis fit: Quoddam magis intraneum sive fantasticum in sen|sibus nostris residet, alterum vero extrinsecum magis rebus adest ingenioxis materialibus, que in anima nostra site non sunt. Et hec secunda artifitioxa memoria permultis est cum instrumentis adinventa, quare liceat illam instrumentalem dici debere.

Die Arten des Erinnerns 15

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25

Ein wirkliches künstliches Gedächtnis entsteht auf verschiedene Weise: Das eine, eher innere oder phantastische sitzt in unseren Sinnen, das andere, eher äußere hingegen in raffinierten materiellen Gegenständen, die sich nicht in unserer Seele befinden. Und dieses zweite künstliche Gedächtnis ist in Gestalt vieler Instrumente erfunden worden, weswegen man es berechtigterweise als instrumentelles bezeichnen muß.

Incipit tractatus de instrumentis, quorum est hoc primum.

Es beginnt der Traktat über die Instrumente. Dieses ist das erste.

Unum igitur instrumentorum eius completur per rotas vel

Eines der Instrumente setzt sich aus Rädern oder konzentrischen Ringen

8–9 cognitive ] cignitive

30

9 aderens pro adherens strumentorum ] instrumeentorum

10 alunnam pro alumnam

29 in-

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centricos 20r

20v

21v

Teil I, Diktion 3

orbes con|centricos in eadem superfitie constitutos, mobiles circa centrum. Et debent omnes simul pariter dividi per lineas a centro ductas ad maximam circunferenciam. Et omnes anguli circa centrum simplices sint equales et arcus illis proportionales. Sint etiam pares numero literis abcdarii. Item unaqueque rota prope circunferenciam totum alfabetum conti|neat habens in qualibet linea literam unam tantum. Et quando volueris memorari per reservationem alicuius verbi, literas eius distribuas per ordinem rotarum, ut prima rota primam literam, 2a 2am, 3a 3am, 4a 4am etc. in uno semidiametro omnium vel maxime spere teneat, quod facere potes revolvendo separatim circulos, quousque omnes literas inveneris, ut in figura. Prescriptum tamen instrumentum, quod speculum apello proprio nomine, tot periferiis adminus vollubilibus indiget, quot sunt omnes in re scribenda litere. Eapropter opus hoc

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zusammen, die auf derselben Ebene um das Zentrum herum beweglich eingesetzt sind. Alle zusammen sollen auf gleiche Weise durch Linien vom Zentrum zum äußeren Rand hin unterteilt werden. Und alle einfachen Winkel um das Zentrum herum sollen jeweils gleich sein und die Kreisbögen zu diesen proportional. Es sollen auch genauso viele wie Buchstaben des Alphabets sein. Ebenso soll jedes Rad am Rand das gesamte Alphabet umfassen, wobei auf jeder Linie nur ein Buchstabe steht. Wenn Du Dich durch Festhalten irgendeines Wortes erinnern willst, verteile dessen Buchstaben nach der Reihe der Räder, so daß das 1. Rad den 1. Buchstaben, das 2. den 2., das 3. den 3., das 4. den 4. usw. in einem Halbmesser aller 〈Räder〉 bzw. der gesamten Scheibe erhält. Das erreichst Du, indem Du die Ringe für sich drehst, bis Du alle Buchstaben gefunden hast, wie auf dem Bild. Freilich bedarf das beschriebene Instrument, das ich als Spiegel bezeichne, mindestens so vieler drehbarer Ringe, wie insgesamt Buchstaben in der zu schreibenden Sache sind. Daher ist dieses Gerät für kurze Erin-

15 memorari ] memari k per ] pr 20 in corr. 22–23 revolvendo corr. ex revolvende 23 separatim ] seperatim 26 Prescriptum ] Prescrptum 28–29 periferiis ] piriferiis 29 post indiget iter. adminus

Teil I, Diktion 3 parvis memoriis et non longevis est utile, si bene animadvertas. Item neccesse est, ut in quolibet litterarum ordine vel compositione aliquo ingenio firmari possint etc.

5

nerungen und nicht für lange nützlich, wenn Du genau aufpaßt. Zudem ist es notwendig, bei jeder Reihe oder Zusammenstellung von Buchstaben diese durch irgendeine Vorrichtung fixieren zu können usw.

Abb. 2 Fol. 21r. Speculum. Instrument eins. Die Form des Spiegels ähnelt dem Astrolab. Die fünf Ringe tragen jeweils zweimal ein Alphabet mit 18 Buchstaben: a b c d e f g i l m n o p r s t u x. Auf dem mittleren erscheint einmal das q, es fehlt das n.

1 non ] nin

4 quolibet ] qualibet

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5 compositione ] compisitione

100

22r

22v

23r

23v

Teil I, Diktion 3

Secundum instrumentum

Instrument zwei

Secundum instrumentum erit, si in superfitie plana multitudinem foraminum fecerimus equalium; deinde habeamus claviculos totidem vel plures piramidales rotundos, habentes baxem planam, in qua litera una alfabeti scribatur. Et neccesse est ut quelibet litera in pluribus baxibus inveniatur ut, cum oporteat, possimus per omnes literas sepe replicatas scribere. Figura vero superfitiei uti|lior erit circularis, quia capacissima figurarum est quam aliqua angularis. Deinde quodlibet foraminum proprium habeat numerum, scilicet 1 2 3 4 5 etc. Cum voluerimus autem scribere memorandum, primo capiemus claviculos literas verbi inportantes, et illos figeamus in foraminibus taliter, quod ordo numerorum literas ordinet et nobis ostendat silaba|tionem dictionis, ut patet in hac figura etc. Iam dictum opus volui claviculam nominare, eo quod clavos habet. Advertas tamen quod non parum utile foret, si in baxe

Das zweite Instrument entsteht, wenn wir in eine ebene Fläche eine Vielzahl gleich großer Löcher einbringen. Dann benötigen wir ebenso viele oder mehr kegelförmige, runde Zapfen, die eine flache Basis haben, auf die man einen Buchstaben des Alphabets schreibt. Und es sollte jeder Buchstabe auf mehreren Basen zu finden sein, so daß wir bei Bedarf mit allen oft vorkommenden Buchstaben schreiben können. Zweckmäßiger ist allerdings eine Gestalt mit kreisförmiger Fläche, weil sie aufnahmefähiger ist als irgendeine eckige. Dann benötigt jedes Loch eine eigene Zahl, das heißt 1 2 3 4 5 usw. Wenn wir nun das, woran wir uns zu erinnern haben, aufschreiben wollen, nehmen wir zunächst die Zapfen mit den Buchstaben des Wortes darauf und stecken diese in der Weise in die Löcher, daß die Zahlenreihe die Buchstaben ordnet und uns die Silbenfolge des Wortes anzeigt, so wie es in dem Bild deutlich wird usw. Ich wollte das gerade erwähnte Gerät als Clavicula bezeichnen, weil es Zapfen hat. Beachte jedoch, daß es ganz vorteilhaft wäre, wenn man an

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3 superfitie ] suprfitie 6 vel plures in marg. 9 scribatur ] scribar 15 capacissima ] capacissimarum 18 proprium ] prprium 20–21 memorandum ] memirandum

Teil I, Diktion 3

24r

24v

pironum stella vel rotula dentea mobilis circa centrum fieret, habens in cuspidibus dentium alfabetum; nec pluribus claviculis foraminibus indigeremus. Amplius illa erit nobis litera necessaria que post girationem stelle pervenerit ad aliquod fixum |et per nos limitatum signum in ipso clavo, sive reliquum rote abscondatur, sive non, sive baxem clavi secet, sive illi adhereat. Et possit roticola in quolibet firmari situ, ne litere vacilent. Et cum habueris literam necessariam, opera reliquum ut prius etc. Modo etiam transpoxito idem potes instrumentum architetari, si foramina literas et clavi numerum continerent ut hic.

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der Basis der Pflöcke einen um das Zentrum herum beweglichen Stern oder ein Zahnrädchen anbrächte, das an den Spitzen der Zähne das Alphabet trüge, und wir nicht mehr Zapfen als Löcher brauchten. Dann wird für uns der Buchstabe maßgeblich sein, der nach der Drehung des Sterns an eine feste, von uns bestimmte Marke auf dem Zapfen selbst gelangt, ob der Rest des Rads verdeckt wird oder nicht, er die Basis des Zapfens schneidet, oder an ihr haftet. Das Rädchen soll in jeder Stellung fixierbar sein, so daß die Buchstaben nicht wackeln. Wenn Du den nötigen Buchstaben hast, mach das Übrige wie zuvor usw. Auch auf umgekehrte Weise kannst Du dasselbe Instrument bauen, wenn die Löcher die Buchstaben und die Zapfen eine Zahl erhielten, so wie hier.

3–4 alfabetum ] alfibetum 7 que sequ. an k que ] qe 10 reliquum ] requum 11 non ] nin 15–16 necessariam ] necessaria

102

25r

Teil I, Diktion 3

a: Fol. 23r. Clavicula recta

b: Fol. 24r. Claviculus

c: Fol. 24v. Clavicula retrograda

Abb. 3 Die verschiedenen Ausführungen von Instrument zwei. Die Zapfen der clavicula recta (»einfache Zapfenscheibe«) ergeben constantia. Im inneren Kreis des claviculus fehlen die Zahlen 8 und 10, im äußeren die Buchstaben h k q. Die Zapfen der clavicula retrograda (»umgekehrte Zapfenscheibe«) ergeben algorimuets.

Tertium instrumentum

Instrument drei

Tercium instrumentum, quod sydus appellabimus, tali ordine constituam: Rotam planam capias, multiangulam et equalium costarum. In quallibet costa foramen fatias per medullam rote versus centrum perpendiculariter vel quanto rectius poteris, notabile et latum.

Das dritte Instrument, das wir als Stern bezeichnen wollen, möchte ich in folgender Anordnung bauen: Du nimmst ein flaches, vielwinkliges Rad mit gleichen Rippen. In jede Seite machst Du durch das Innere des Rads hindurch zum Zentrum hin senkrecht oder so gerade Du kannst ein nennenswert weites Loch. Ebenso setzt

5 multiangulam ] mltiangulam

5

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9–10 rectius ] retius

10 notabile ] nitabile

Teil I, Diktion 3

25v

26r

Item in quolibet foramine statuas lineam, cuius una extremitas prope centrum, alia parum rotam exce|dat. Illa vero pars, que semidiameter est, literas alfabeti omnes gerat. Sit etiam foraminibus ordo per numerum atributus, ut legere sciamus rem inscriptam. Amplius scribendi modus talis erit: Extrahas paulatim primam lineam ex foramine, quousque videas illam literam quam queris et nullam ultra, tunc linea firmetur aliquo ingernato convenienti. Pariformiter se|cundum ordinem in aliis procedas, inveniendo literas et firmando lineas, quousque scripseris totum, ut vides in figura.

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Du in jedes Loch eine Leiste ein, deren eines Ende nahe am Zentrum sei, das andere ein wenig über das Rad hinausgehe. Der Teil nun, der einen Halbmesser bildet, soll alle Buchstaben des Alphabets tragen. Auch sei den Löchern eine Zahlenreihe zugeordnet, so daß wir den aufgeschriebenen Gegenstand lesen können. Die Schreibweise ist dann folgende: Ziehe allmählich die erste Leiste aus dem Loch, bis Du den Buchstaben siehst, den Du suchst, und keinen mehr. Fixiere dann die Leiste mit einer passenden Vorrichtung. Genauso gehst Du der Reihe nach bei den anderen vor, findest die Buchstaben und fixierst die Leisten, bis Du das Ganze geschrieben hast, wie Du es auf dem Bild siehst.

Abb. 4 Fol. 26r. Sidus. Instrument drei. 5 que iter. k semidiameter ] semidiametr 11 paulatim ] paulatin 15–16 convenienti ]

cinveniente

104

26v

27r

Teil I, Diktion 3

Quartum instrumentum

Instrument vier

Sed si egeris plura consimilia sidera inequalia concentrica circa axem unam firmata, consurgeret instrumentum utilius non solum, sed orationum amplectens memoriam. Et hoc fatiem solis vocabimus. Quando autem scribere vel legere volueris, a propinquioribus radiis centro inchoandum esset. Excedere etiam debet una rota proximam minorem tantum, quantum eget pro extrahendis lineis sine |lexione aliarum et confuxione vixus, cuius figura talis est etc.

Wenn Du aber mehrere ähnliche, ungleich große konzentrische Sterne bauen solltest, die auf einer Achse sitzen, entstände nicht nur ein vorteilhafteres Instrument, sondern eins, das die Erinnerung an ganze Reden umfaßte. Und das wollen wir Antlitz der Sonne nennen. Wolltest Du nun schreiben oder lesen, wäre mit den Strahlen zu beginnen, die dem Zentrum am nächsten sind. Auch soll ein Rad über das nächstkleinere nur so weit hinausgehen, wie es für das Ausziehen der Leisten ohne Beschädigung der anderen und ohne Sichtbehinderung nötig ist. Sein Aussehen ist folgendes usw.

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Abb. 5 Fol. 27r. Faties solis. Instrument vier. 2 consimilia corr. 3 sidera corr. ex sedera 12 rota ] ritam 13 minorem ] minireim

10 propinquioribus ] proprinquioribus

Teil I, Diktion 3

27v

zirbus 28r 28v

105

Quintum instrumentum

Instrument fünf

Aliud ingernatum erit, si loco predictarum rotarum in superfitie quadam fecerimus lineam a centro incipientem ad circunferentiam terminatam. Et in hac linea fiant foramina plurima, in quibus ingredi et egredi possint virgule habentes literas alfabeti taliter ut supra perpendiculariter. Nec indigeres alio ordine nixi a centro incipere, sicud in figura sequenti. |Et potest hoc perfectum oppus zirbus dici, quia zirando describitur etc.

Ein weiteres Gerät entsteht, wenn wir anstelle der erwähnten Räder auf einer Fläche eine Linie zeichnen, die im Zentrum beginnt und am Umfang endet. In diese Linie sind zahlreiche Löcher zu machen, in denen Stäbchen nach innen und außen gehen können, die die Buchstaben des Alphabets so wie oben vertikal tragen. Und Du brauchtest keine weitere Ordnung, nur am Zentrum zu beginnen, so wie auf der folgenden Abbildung. Dieses vollendete Gerät kann man als Zirbus bezeichnen, weil es spiralförmig gezeichnet wird usw.

5

10

15

Abb. 6 Fol. 28r. Girbus dicitur. Instrument fünf. Die Linie verläuft spiralförmig. Die Form kehrt wieder in Instrument sieben (Abb. 8) und bei einer Waage (Abb. 23). Im Spiralenkapitel von De trigono balistario II, 24 verwendet Fontana für diese Art Linie später den Fachbegriff elix, die auch linea girans vel involuta genannt werde. Die revolutiones elicis sind Drehungen/Windungen einer Spirale (z. B. fol. 219r, Prop. 13). Druck und Übers. bei Clagett, Archimedes 3, S. 275, 284. Die anatomische Bedeutung von zirbus/girbus (omentum, Netz) dürfte dem studierten Arzt geläufig gewesen sein. Zu dem Begriff Hyrtl, Arabisches und Hebräisches S. 247–249. 7 foramina ] firamina 9 possint ] pissint, sequ. del. potet k perfectum ] prfactum

12 ordine ] ordinem

14 potest ]

106

29r

Teil I, Diktion 3

Aliud instrumentum

Instrument sechs

Verumtamen si loco lineationis zirative resecarentur gradus ex grossitie materie artifitii, sic quod pars centralis ellevatior, circunferentialis vero depressior videretur, et media medio modo, fierent et ipse linee vel virgule literarum sicud in sideribus extense, esset etiam opus utile no|bis, gradatum nomine dictum, cuius exemplum est tale.

Würde man aber statt der Spirallinie aus der Materialdicke des Gerätes Stufen ausschneiden, so daß der zentrale Teil höher, der äußere hingegen niedriger wäre, und der dazwischen mittelhoch, und würden die Leisten oder Stäbchen mit den Buchstaben wie bei den Sternen ausgezogen, wäre auch das für uns ein zweckmäßiges, als Gradatum bezeichnetes Gerät. Ein Beispiel dafür ist folgendes.

5

10

Abb. 7 Fol. 29r. Gradatum. Instrument sechs.

6 depressior ] depressir

7 modo ] modi

11 nomine ] nimine

Teil I, Diktion 3

29v

30r

30v

107

Aliud instrumentum

Instrument sieben

Simile quaxi artingenium fere videbitur, si super lineam zirativam in matre signatam, posuerimus rem corpoream modice spissitudinis, et inter concavum et convexum remaneat vacuum angustum. Oportet ulterius multas dentatas rotulas in ventre illius serpentei corporis propinquas valde posuisse, que ad libitum possint circunduci. |Abscondantur taliter, quod non nixi unus denticulus cerni distinte possit extra convexum corporis zirativi. Et contineat omnis rotula alfabetum in suis denticulis. Item cuiuslibet rote axis, per superiorem superfitiem serpentei corporis, mediam inter concavum et convexum, ex quodam egrediatur |foramine notabiliter, sic quod manu capi possit, cum rotulas volvere voluerimus. Et quando velis experiri, volve sperulas inveniendo literas tibi neccessarias, ut supra. Et aparebunt denticuli spine serpentis in dorso; ac opus totum serpens vocavi propter similitudinem etc.

Fast genauso wird ein Gerät aussehen, wenn wir auf einer Spirallinie, die auf der Mater (Scheibe) gezogen ist, einen dreidimensionalen Gegenstand von geringer Stärke setzen, und zwischen der Konkaven und Konvexen ein schmaler Streifen frei bleibt. Zudem müssen im Bauch des Schlangenkörpers viele Zahnrädchen nahe nebeneinander sitzen, die sich beliebig drehen lassen. Diese sind in der Weise abzudecken, daß nur ein Zähnchen außerhalb der Konvexen des Spiralkörpers zu erkennen ist. Und jedes Rädchen soll auf seinen Zähnchen das Alphabet haben. Ferner soll die Achse jedes Rads durch die obere Außenfläche des Schlangenkörpers, mitten zwischen der Konkaven und Konvexen, aus einem Loch merklich hervortreten, so daß wir sie mit der Hand fassen können, wenn wir die Rädchen drehen wollen. Wenn Du es probieren willst, dreh die Rädchen und finde die nötigen Buchstaben, wie oben. Und die Zähnchen werden im Rücken der Schlange wie Wirbel erscheinen. Schlange habe ich das Gerät als Ganzes aufgrund der Ähnlichkeit genannt usw.

15 distinte pro distincte

totum ] totu

5

10

15

20

25

30

16 corporis ] cirporis

26 sperulas ] sperula

30 ac corr.

k

108

Teil I, Diktion 3

a: Fol. 30v. Rotula . . .

b: Fol. 31r. Serpens

Abb. 8: Instrument sieben. a: Rotula que in dorso serpentis latet (»Rädchen, das im Rücken der Schlange verborgen ist.«) Die Scheibe trägt außen ein Alphabet mit 18 Buchstaben: a b c d e f g h i k l m n o p r s t. Die Zahl 18 erscheint zweimal, 17 fehlt. — b: In den Halbkreisen vom Kopf zum Schwanz der Schlange liest man: Scias quod ego sum serpens qui circulariter volvor ad memorandum omnia que dici possunt in sermone. (»Wisse, daß ich die Schlange bin, die sich im Kreise dreht, um alles zu erinnern, was in der Rede gesagt werden kann.«) Mit ci in dici erscheinen zwei Buchstaben zusammen, q und u fehlen auf dem Rädchen. Abb. 9 Fol. 31r. Die Zeichenfolge unter der Schlange ist nicht entschlüsselt.

31v

Aliud instrumentum

Instrument acht

Est etiam aliud organum artifitialis memorie, quod taliter construere expertus sum. Cir-

Es gibt noch ein weiteres Instrument der künstlichen Erinnerung, das ich folgendermaßen im Bau erprobt ha-

Teil I, Diktion 3

32r

ca unam longam axem plures equales anulos mobiles statuebam, quorum circumferentiam uniuscuiusque informabam literis alfabeti equaliter. Et literas memorandorum in illis inventas anulis sub una linee rectitudine ordinabam, ut prius. |Sed ut anuli ex illo situ non moveantur facile, in extremitate axis superflua vitim vel torculare formabam, ad constringendum illos. Ecce exemplum.

109

be. Um eine lange Achse befestigte ich mehrere gleich große, bewegliche Ringe, deren Umfang ich jeweils gleich mit den Buchstaben des Alphabets versah. Und die auf den Ringen befindlichen Buchstaben dessen, was zu memorieren war, ordnete ich wie oben in einer geraden Zeile an. Damit sich die Ringe jedoch nicht leicht aus ihrer Position bewegen, brachte ich am überstehenden Ende der Achse eine Schraube an, um sie festzuhalten. Schau Dir das Beispiel an.

5

10

a: Fol. 32r. Columpna

b: Schloß, Liber instr. 73

Abb. 10: Instrument acht, als »Säule« bezeichnet (a), zeigt in der oberen Zeile den Namen Saulus an. Die Memorierwalze ähnelt einem Kombinationsschloß in der Münchener Handschrift (b).

32v

Aliud instrumentum

Instrument neun

Quidam similiter architetores fecerunt arundinem vacuam primo, et in ea constituerunt plures polifluos mobiles circulariter. Et eorum una extremitas extra canam videbatur, ut manu ver-

Manche Konstrukteure stellten zunächst ebenso eine hohle Röhre her, und setzten mehrere drehbare Achsen in diese ein. Eines ihrer Enden schaute aus der Röhre hervor, so daß sie nach Belieben von Hand gedreht

9 non ] nin

5

110

33r

Teil I, Diktion 3

terentur ad placitum. Item unusquisque eorum rotulum de carta habebat cum superscriptione alfabeti, qui rotulus carte per |fisuram canne ellongari ac breviari cum manu poterat pro literis inveniendis, ut ante sepe dictum est. Et istud instrumentum rotulus nominatur, licet diversimode fieret, quia quidam per transversum, quidam secundum longum axes statuerunt etc.

5

10

werden konnten. Ferner besaß jede Achse eine Papierrolle mit dem Alphabet darauf, die Papierrolle ließ sich durch einen Schlitz in der Röhre von Hand ab- oder aufrollen, um die Buchstaben zu finden, wie es oben oft gesagt worden ist. Dieses Instrument wird als Rolle bezeichnet, wenngleich es sich auf verschiedene Weise bauen ließe, denn manche setzten die Achsen quer, manche entlang 〈der Hülle〉 ein usw.

a: Fol. 33r. Rotulus

b: Fol. 33v. Unbenannt

Abb. 11: Die beiden Ausführungen von Instrument neun. Der zylinderförmige rotulus (»Rolle«) ist beschrieben und benannt. Auf den fünf Papierstreifen ist das Wort prope eingestellt. Das Instrument hat offenbar eine Kurbel zu viel. Die quaderförmige Variante ist nicht beschrieben. Hier liest man von unten nach oben solum.

4–5 fisuram ] sisuram

5 ellongari ] ellogari

k breviari ] breviar

Teil I, Diktion 3

33v

34r

34v

111

〈Aliud instrumentum〉

〈Instrument zehn〉

Nonnulli etiam corpus tretagonum longum 4 superfitierum formabant. Unaqueque superfities 9 tantum foramina possidebat subordinata; et 9 prima foramina dabantur digitis qui |sunt 1 2 3 4 5 6 7 8 9. Alia 9 primis novem articulis, qui sunt a 10 usque 90 incluxive. Alia 9 secundis articulis videlicet a 100 usque 900 incluxive. Ultima 9 vero foramina superioribus aliis articulis congruebant, qui sunt a 1000 usque 9000 incluxive. Et sic pariformiter faceremus, si plures quam 4 velemus superfities. Deinde per tran|smutationem duorum polixetenorum in qualibet superfitie omnem numerum infra 9000 memorabantur. Et solum pro numeris fuit inventum, inde arismetricum vocatum est.

Einige formten auch einen langen Quader mit 4 Flächen. Jede Fläche besaß, untereinander angeordnet, nur 9 Löcher. Die 9 ersten Löcher wurden den Einern zugeordnet, die da sind 1 2 3 4 5 6 7 8 9. Die zweiten 9 den ersten neun Zehnern, die von 10 bis einschließlich 90 gehen. Weitere 9 Löcher den Zehnern zweiter Ordnung, d. h. von 100 bis einschließlich 900. Die letzten 9 Löcher hingegen entsprachen den weiteren Zehnern höherer Ordnung, die von 1000 bis einschließlich 9000 reichen. Und genau so würden wir weiter verfahren, wenn wir mehr als 4 Flächen haben wollten. Dann konnten sie durch das Umstecken von zwei Stiften auf jeder Fläche jede Zahl bis zur Stelle 9000 in Erinnerung rufen. Nur für Zahlen hat man das Instrument erfunden und daher Arismetricum genannt.

6 prima sequ. del. prima

5

10

15

20

10 secundis ] secendis

12 foramina ] firamina

112

Teil I, Diktion 3

Abb. 12 Fol. 34v. Arismetricum. Instrument zehn. Das Format ähnelt der Variante von Instrument neun.

35r

Aliud instrumentum

Instrument elf

Propter hanc et alias causas inventa fuisse horalogia visum est, cum preteritorum temporum et motuum nobis |memoriam servant. Ego quidem persepe feci horalegaa , quandoque rotis, quandoque fumo egencia, que me ad opus vocabant inmemorem, ac si veram haberent memoriam in se ipsis etc.

Aus diesem und anderen Gründen hat man meines Wissens die Uhren erfunden, weil sie uns die Erinnerung an vergangene Zeiten und Veränderungen bewahren. Ich selbst habe des öfteren Uhren gebaut, die mal Räder, mal heiße Luft benötigten und mich Vergeßlichen zur Arbeit riefen, als besäßen sie in sich selbst ein richtiges Gedächtnis usw.

5

10

10 memoriam sequ. del. e

a) Siehe die ausführlichen Traktate zu den Uhren in Fontanas Opera iuvenalia.

Teil I, Diktion 3

113

Abb. 13 Fol. 35r. Horalogium. Instrument elf. Die Zeichnung deutet das komplexe Räderwerk einer mechanischen Uhr an, wie Fontana es z. B. in De pisce 2, S. 413–414 für eine Gewichtsuhr beschreibt. Auch verschiedene Varianten der Sanduhr sind mit Getrieben ausgerüstet, siehe Horalegum pulverum II, 1, S. 292–293; II, 2, S. 298-299. Im Detail befaßt er sich mit Zähnen und Zahnrädern im Codex Wien 1–2, S. 147–169.

35v

Aliud instrumentum

Instrument zwölf

Plerisque cum sero opinatus essem mane me faturum quiddam utile, |et eo in crastinum oblivisci dubitarem, signum aliquod, vel caxum lapidis, aut aliud simile ad ianuam, vel leticam, vel vestimenta, vel ad me ipsum taliter aptabam, quod oblivisci omnino non poteram. Quoniam mane facto, propter illud inconsuetum michi de re ipsa, quam volueram, mox memorabar. Talia unusquisque facile poterit eciam consequi.

Wenn ich am Abend daran dachte, morgens etwas Nützliches zu tun, und Sorge hatte, es bis zum nächsten Tag zu vergessen, brachte ich häufig irgendein Zeichen, das Fallen eines Steins oder etwas Ähnliches an der Tür, am Bett, an der Kleidung oder an mir selbst in der Weise an, daß ich überhaupt nicht vergessen konnte. Denn des morgens erinnerte ich mich aufgrund des für mich Ungewohnten sogleich an die Sache, die ich tun wollte. Dergleichen kann jeder leicht nachmachen.

5

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3 faturum ] faturumrum k faturum pro facturum 7 leticam pro lecticam 8 vestimenta ] vestimentas 10 poteram ] potera 13 mox ] mos 14 poterit ] piterit

114

multa 36r

Teil I, Diktion 3

〈Postfatio〉

〈Schluß〉

Multa preter hec sunt instrumenta artis memorie, que gratia brevitatis et aliorum ingenii exercitatione relinquo. Multa etiam tam comunia sunt omnibus, ut non indigeant dictione mea, qualia sunt scripture omnium generum, karateres, picture, ac sculture et rerum similitudines preteritarum, que in papiris, lino, membranis, lignis, lapidibus, vel aliis materiis fiunt.

Über diese hinaus gibt es viele weitere Instrumente der Gedächtniskunst, die ich der Kürze halber und zur Einübung des Erfindergeistes anderer fortlasse. Auch sind viele so allgemein bekannt, daß sie meiner Ausführung nicht bedürfen, wie z. B. die Schriften aller Art, Buchstaben, Bilder, Skulpturen und Darstellungen vergangener Dinge, die man auf Papiere, Leinen, Häute, Hölzer, Steine und andere Materialien aufbringt.

4 aliorum ] alioruum

5

10

5 exercitatione ] exercitatiene

11 papiris ] papiri

36v

37r

37v

Quarta dictio que est de memoria mentali

Diktion vier über das mentale Gedächtnis

Nunc de artifitioxa memoria que magis in mente nostra residet dicendum est. Pro cuius evidencia inteligendum, quod sicud in naturali memoria duobus principaliter egemus, scilicet materia et forma, sic et in artifitialibus quibuscunque memoriis. Organum vero quod posterior pars cerebri est, |est subiectum, in quo species que sunt forme rerum et similitudines, cumsistunt. Et anima per illas memoratur. Simili modo in artifialibus instrumentis, artifitium enim eneum, vel ferreum, aut ex alia re formatum, materia nempe dicitur. Formatio vero et situatio literarum per ordinem forma in ipso con|sistit, quemadmodum cera est materia, sigilum autem forma1 . Et per illas formas anima recognoscit prius nota. Pariformiter in artifitiali memoria iam dicenda loca sunt materie et subiectum, ymagines, quas de rebus formamus, forme, cum ipsa

Jetzt ist von dem künstlichen Gedächtnis zu reden, das in unserem Geist sitzt. Der Klarheit halber muß man verstehen, daß wir wie beim natürlichen so auch bei jedem künstlichen Gedächtnis vor allem zweierlei benötigen, nämlich Materie und Form. Das Organ aber, das den hinteren Teil des Hirns ausmacht, ist das Subjekt, in dem die Vorstellungen, also Formen und Abbilder von Dingen, sich befinden. Durch diese erinnert sich die Seele. Ähnlich ist es bei künstlichen Instrumenten, denn ein Gerät aus Bronze, Eisen oder anderem Stoff bezeichnet man ja als Materie. Die Gestaltung aber und geordnete Einsetzung von Buchstaben bildet bei ihm die Form, wie das Wachs die Materie ist, das Siegel dagegen die Form. Durch diese Formen erkennt die Seele zuvor Bekanntes. Ebenso sind beim künstlichen Gedächtnis nun die Orte als Materien und Subjekt zu bezeichnen, die Bilder, die wir von Dingen schaffen, als Formen,

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8 materia corr. ex matera 11 vero ] veri k posterior ] posterir 14 cumsistunt pro consistunt 20 vero corr. ex ero 23 materia ] mater 25 recognoscit ] recognosit

1) Zum Wachstafel-Gleichnis siehe Rhet. ad Her. III, 30–31; Cic., De or. II, 354, 360.

115

116

38r

38v

39r

Teil I, Diktion 4

integretur ex locis et ymaginibus, ut in exemplo nature. Exemplum: Cum alicuius facti memoriam investigamus, |primo recurimus ad locum facti. Et nobis diligenter cogitantibus representantur eorum, que ibidem acta fuerunt, similitudines, quas etiam ymagines apellamus, at illis mediantibus recordamur. Sic com fantaxiaverimus debita simulacra in locis nostris, poterimus ad illa advertentes facile recordari, ac si ad libros nostros veniremus.

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15

da es selbst aus Orten und Bildern entsteht, wie im Vorbild der Natur. Beispiel: Wenn wir die Erinnerung an ein Geschehen erfassen, gehen wir zuerst an den Ort des Geschehens. Und es treten uns, wenn wir gründlich nachdenken, von dem, was dort geschah, Ähnlichkeiten vor Augen, die wir auch Bilder nennen, durch die wir uns aber erinnern. Wenn wir uns so die gehörigen Bilder an unseren Orten denken, können wir uns, wenn wir auf diese schauen, leicht erinnern, wie wenn wir zu unseren Büchern griffen.

Sinonima ymaginum

Synonyme für Bild

Sinomina autem in hac arte ymaginum, que pro eodem sepe capimus, sunt ista, quibus indigemus propter replicationes multas: Ymago Speties Similitudo Forma Ydolum Figura Ydea Sigilum Pigmentum Pictura Figuratio Efigies Habitus Impressio Conceptus Qualitas Signum Nota.

25

Synonyme für Bild aber, die wir häufig für ein und dasselbe nehmen, sind in der Kunst die folgenden, die wir wegen der vielen Wiederholungen benötigen: Bild Vorstellung Abbild Form Idol Figur Idee Siegel Farbe Gemälde Gestalt Bildnis Erscheinung Eindruck Entwurf Qualität Zeichen Merkmal.

Sinomina locorum

Synonyme für Ort

Sinomina vero locorum in proposito sunt ista: Locus Habitatio Spatium Fundamentum Baxis

30

Synonyme für Ort hingegen sind hier diese: Ort Wohnung Raum Fundament Basis Lage Position Bleibe

20

11 com pro cum k fantaxiaverimus ] fantaxiaverimur k debita simulacra ] debitas simulacria 19–20 indigemus ] indigimus 21 Ymago ] Ymagi 22 Ydolum ] Ydilum 23 Pictura ] Picture

Teil I, Diktion 4

39v

40r

Situs Positio Mansio Status Firmamentum Continens Ubi Locatio.

Stellung Firmament Kontinent Wo Anordnung.

Sinomina alia

Weitere Synonyme

Sed sinomina ordinum quedam hic subscribuntur, scilicet: Ordo Proportio Habitudo Series Maneries Ordinatio Distintio Regula Regularitas Certitudo Compositio Norma. Verumtamen sinomina large ipsa sumpta sunt: si stricte vero sumerentur, pluribus rationibus diferent, ut patet inteligenti.

Sermo de locis artis

40v

117

Constat, ut ait Tulius, artifitioxa memoria ex locis et ymaginibus.1 Locus vero est quod locatum continet vel aptum est continere. Ex quo verbo distinguas locum in plenum et |vacuum, ille plenus erit locus cum habuerit locatum, vacuus vero si nullum contineret locatum. Advertas tamen, quod locatum in prexenciarum capitur aut pro re ipsa memoranda, aut et sepius, pro sui similitudine. Et licet nulla

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Einige Synonyme für Ordnung aber sind hier verzeichnet, nämlich: Ordnung Proportion Verhältnis Serie Sorte Anordnung Unterscheidung Regel Regelmäßigkeit Sicherheit Anlage Norm. Freilich sind die Synonyme weit gefaßt. Nähme man sie dagegen eng, würden sie sich mehrfach unterscheiden, wie dem Kenner bewußt ist.

Rede von den Orten der Kunst »Es besteht«, wie Tullius sagt, »das künstliche Gedächtnis aus Orten und Bildern.« Ein Ort aber ist, was etwas Plaziertes enthält oder geeignet ist, es zu enthalten. Unterscheide im Wortsinn den Ort in voll und leer. Der Ort ist voll, wenn er Plaziertes enthält, leer dagegen, wenn er nichts Plaziertes enthält. Beachte aber, daß Plaziertes hier entweder die zu erinnernde Sache selbst meint oder, häufiger, ihr Abbild. Selbst wenn keine solche Sache an dem Ort

5 quedam ] qedam 6 Ordo ] Ordi 8 Distintio pro Distinctio 14 diferent ] difererent 19–20 continere ] contire 21 vacuum ] vacuus 24 locatum ] licatum k tamen ] tam

1) Rhet. ad Her. III, 29. Vgl. Cic., De or. II, 358.

118

41r

41v

42r

Teil I, Diktion 4

talis in loco res esset, com ymaginamur illam esse, ac si proprie videremus, tunc quoad nos locus |est plenus. Unde in hac arte magis speculatione ymaginum quam propria rei vixione utendum est. Exemplum predictorum:Siquidem opinarer firmiter maximum ignem prope ianuam domus comburere vociferantem canem, dicerem locum illum continere locatum, ubi nichil esset actualiter in re. Econtra si pridie vidissem angulum domus spatioxum non ocupatum re visibili, de|inde post fuerit per Titum ocupatus me nesciente, idem locus apud me adhuc vacuus diceretur, quemadmodum videbatur, quia secundum iudicium aparens verum vel falsum ars ista procedit. Dixi quod locatum ipsa vocabatur ymago, dum simus absentes a loco. Omnis etenim ymago, licet intentionalis sit, aparet tamem corporea ac colorata, quomodo | [non] est in actu. Nec mirandum sit, cum nostrum fan-

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wäre, wenn wir sie uns dort vorstellen, als sähen wir sie im eigentlichen Sinne, ist der Ort für uns dann voll. Daher ist in dieser Kunst mehr das Betrachten von Bildern als das eigentliche Ansehen der Sache anzuwenden. Beispiel für das Erwähnte: Wenn ich nämlich fest glaubte, daß ein riesiges Feuer an der Haustür einen winselnden Hund verbrennt, würde ich sagen, daß der Ort Plaziertes enthält, wo in Wirklichkeit nichts wäre. Wenn ich umgekehrt zuvor einen großen Winkel des Hauses nicht von einer sichtbaren Sache besetzt gesehen hätte, den dann später Titus ohne mein Wissen eingenommen haben könnte, würde derselbe Ort bei mir weiter als leer gelten, wie gesehen, denn diese Kunst geht nach einer Überzeugung vor, die als wahr oder falsch erscheint. Ich sagte, daß Plaziertes als Bild selbst bezeichnet wird, wenn wir von dem Ort entfernt sind. Denn jedes Bild erscheint, obwohl es nur abgespiegelt ist, doch körperlich und farbig, wie es in Wirklichkeit ist. Das ist nicht verwunderlich, weil wir uns

1 com pro cum 9 firmiter ] frmiter 10 domus ] dimus 14 Econtra ] Ecintra 16 non ] nin 18 nesciente ] nescien 20 quemadmodum ] quemadmodi 21 aparens ] apares 24 quod ] qud k locatum ] licatum 25 ymago ] ymagi k simus ] sim 26 ymago ] ymagi 28–29 quomodo ] quomido

Teil I, Diktion 4

42v

tasiari sit quoddam videre, ac si haberemus obiectum presens. Eapropter dicam ymaginem esse quantam, corpoream, coloratam, et habere reliquas pasiones, quibus suo obiecto vel significato convenit in eo, quod videtur. Ex quibus infero primo omnem ymaginem finitam esse, quia figu|rata modo, figura, termino vel terminis clauditur. 2o infero illam mobilem et quiescibilem esse sicud res quam reprexentat. 3o sequitur ymaginem non esse sine loco, inpossibile enim est corpus esse sine locoa . Et ideo utentes ymagine neccesse erit uti etiam locis.

De posibilitate ymaginum artis 43r

Posibilitatem locorum omnes |aserere videntur, de ymaginibus vero multi ambigui sunt, quas aliquibus naturalibus experimentis probabo. Primum experimentum: Primo nemo philoxophorum salvare posset sompnia sine ymaginibus, nam forme yllarum in memoria

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vorstellen, ein Objekt zu sehen, als hätten wir es vor Augen. Deswegen sage ich, daß ein Bild groß, körperlich und farbig ist und die übrigen Eigenschaften hat, durch die es seinem Objekt oder Bezeichneten in dem entspricht, was man sieht. Daraus schließe ich erstens, daß jedes Bild begrenzt ist, weil das gestaltete Bild durch die Art, Form, Grenze oder Grenzen eingefaßt ist. 2. schließe ich, daß es beweglich und ruhefähig ist wie die Sache, die es darstellt. 3. folgt, daß ein Bild nicht ohne Ort ist, denn ein Körper kann unmöglich ohne Ort sein. Und daher verwendet, wer ein Bild verwendet, notwendig auch Orte.

Das Möglichsein von Bildern in der Kunst Die Möglichkeit der Orte sieht man alle behaupten, unsicher aber sind viele bei den Bildern, die ich mit einigen Erfahrungen aus der Natur nachweisen werde. Erfahrung eins: Erstens könnte niemand von den Philosophen Träume ohne Bilder retten, denn deren im Gedächtnis bewahrte Formen

6 quibus ] que 11 infero ] infer 14 sequitur corr. ex seqitur k ymaginem ] ymagimem 21 locorum ] locorm 22 aserere ] aserire 29 yllarum pro illarum

a) Vgl. II 2, 6, 107r–108v (S. 170, Z. 8ff).

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43v

ymagines 44r

44v

Teil I, Diktion 4

reservate tempore sompni reprexentantur sensui comuni vel fantasie res ostendentes, quas significant. Et secundum quod ordinate vel confuxe moventur, sic sompnium |erit aut monstruoxum aut ordinatum. Secundum experimentum: Pari ratione quis salvare non valeret fantasias et cogitationes nostras sine intentionibus sensatorum in absentia illorum. Nonne seppe nobis videre videtur in animis vel sensibus nostris parentes mortuos aut absentem quemquam, quem oculis tunc intueri non possimus? Igitur |ymagines ponende sunt. Tertium experimentum: Nonne eciam satis dilucide ymaginem in speculo conspicimus concavo, plano, convexo, vel aliter figurato, que in concursu radii visualis cum katheco aparet? Quartum experimentum:Simili modo sepe videbimus in aqua ymaginem solis, lune, stelarum, ac aliarum rerum tamquam in speculo, si vo|luerimus, que multis cum refrationibus radiorum causatur.

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stellen sich im Traum dem gemeinen Sinn oder der Phantasie dar und zeigen die Gegenstände, die sie bezeichnen. Und je nachdem sie sich geordnet oder wirr verhalten, wird auch der Traum scheußlich oder geordnet sein. Erfahrung zwei: Ebenso könnte niemand unsere Vorstellungen und Überlegungen retten ohne Abbilder wahrgenommener Dinge, die abwesend sind. Ist es nicht oft so, daß wir in unseren Seelen oder Sinnen die verstorbenen Eltern sehen oder irgendeinen Abwesenden, den wir dann mit den Augen nicht anschauen können? Es sind folglich Bilder anzunehmen. Erfahrung drei: Sehen wir nicht auch sehr deutlich in einem konkav, plan, konvex oder anderswie geformten Spiegel ein Bild, das im Treffpunkt von Sehstrahl und Kathete erscheint? Erfahrung vier: Auf ähnliche Weise werden wir oft im Wasser von Sonne, Mond, Sternen oder anderen Dingen wie in einem Spiegel ein Bild sehen, wenn wir wollen, das durch viele Brechungen von Strahlen erzeugt wird.

1–2 reprexentantur ] repexentantur 4 secundum ] secumdum 9 ratione ] ratin 21 conspicimus ] comspicimus 29 speculo ] speculi 30 refrationibus pro refractionibus

Teil I, Diktion 4

45r

Quintum experimentum: Item si oculus aliquod obiectum videns indebite comprimatur, duas res videre iudicabit, quod non ponendo rerum similitudines non salvari potest, cum res visa ponatur una. Sextum experimentum: Etiam inspecto fortiter luminoxo aut intense |colorato et divertamus subito oculum ad tenebras, plura aparent similia visis, inperfecta tamen in modum circulorum, que profecto sunt ymagines rerum in oculo reservate.

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Erfahrung fünf:Ebenso, wenn das Auge einen Gegenstand sieht und unpassend blinzelt, wird es glauben, zwei Dinge zu sehen, was man nur durch Annahme von Bildern der Dinge retten kann, weil nur ein gesehenes Ding da ist. Erfahrung sechs: Auch wenn wir von sehr Hellem oder stark Gefärbtem das Auge schnell ins Dunkle wenden, erscheinen viele Dinge den gesehenen ähnlich, allerdings unvollkommen in Form von Kreisen, die gewiß im Auge bewahrte Bilder der Dinge sind.

Abb. 14 Fol. 45r. Zeichnung zur optischen Wahrnehmung. In einem der mittleren Kreise ist sie in Klarschrift mit caos spezifiziert.

45v

Septimum experimentum: Qua re adhuc quadrata remote apparent circularia, nixi quia species angulorum, que certe debi-

Erfahrung sieben: Warum sehen auch Quadrate von fern aus wie Kreise, wenn nicht weil die Spezies der Winkel, die sicher schwach sind, sich in

3 comprimatur ] conprimatur 4 videre ] vidre 5 non ] nin k ponendo ] ponendi 9 inspecto ] inspeto k luminoxo ] luminoxi 10 divertamus ] divrtamur 11 oculum ] iculum 12 aparent ] aparen 17 adhuc ] aduhc

122

Teil I, Diktion 4

les sunt, ad tantam distanciam multiplicari non possunt?

so große Entfernung nicht fortpflanzen können?

Abb. 15 Fol. 45v. Zeichnung zur optischen Wahrnehmung. Sie ist in Klarschrift mit quadratum überschrieben.

46r

46v

Octavum experimentum: Aliud pro nunc exemplum erit, si bene notaverimus, quando per vitrum |coloratum, tanquam per medium, alia colorata inspicimus, ubi neuter color sed quaxi medium aparet. Et cum illa corpora se penetrare non videantur, credendum est formarum suarum permistionem fieri in medio et oculo etc. Conclusio:Multa essent exempla preter hec, que in libris de cognitione animarum et magis in perspectiva |colliguntur etc. Pretera

6 coloratum ] coliratum

5

10

15

Erfahrung acht: Ein weiteres Beispiel ist jetzt noch, wenn wir es genau nehmen, wenn wir durch gefärbtes Glas wie durch ein Medium andere gefärbte Dinge sehen, wo dann keine der Farben, sondern gleichsam das Mittel erscheint. Da diese Körper sich nicht durchdringen, ist davon auszugehen, daß in Medium und Auge eine Vermischung ihrer Formen stattfindet usw. Schluß: Es gäbe viele Beispiele neben denen, die man in Büchern über das Erkennen der Seelen und gerade in der Perspektive liest usw. Außer

k medium ] mediom

a) Das Wort steht isoliert auf 46v.

9 corpora ] corpor

14 Multa ] Meta

52r

52v

Incipit pars secunda et principalis, que est de canonibus praticis huius secreti.

Es beginnt Teil zwei und Hauptteil eins über die praktischen Regeln des Geheimnisses.

Accedamus modo ad partem praticam magis, in qua de locis et ymaginibus distinguamus. Primum tamen a locis initium fatiam. Est igitur prius de substancia locorum, 2o de quantitate, 3o de qualitate considerandum.

Kommen wir nun zu dem mehr praktischen Teil, in dem wir zwischen Orten und Bildern unterscheiden. Doch beginne ich mit den Orten. Es ist also erstens über die Substanz der Orte nachzudenken, 2. über die Quantität, 3. über die Qualität.

10

〈Prima pars principalis de locis〉

〈Hauptteil eins: Die Orte〉

〈Prima dictio〉

〈Diktion eins〉

Prima divisio materie

Erste Unterteilung der Materie

Locorum quidam realis, quidam fantasticus. Re|alis est, qui actu res est, arte vel natura factus et materialium rerum capax, ut theatrum, platea, domus etc. Differentia: Sed fantasticus non est nixi ipsius ymago loci in potencia cognitiva vel animali existens, ut aparentia civitatis, aut castri, aut pontis, quando in nobis ipsis consideramus.

Von den Orten ist der eine real, der andere phantastisch. Ein realer ist, der dinglich existiert, künstlich oder natürlich erzeugt und Gegenstände fassend, z. B. Theater, Straße, Haus usw. Unterschied: Ein phantastischer aber ist nur ein Bild des Ortes selbst, das im Erkenntnis- oder Geistesvermögen existiert, wie der Anschein einer Stadt, Burg oder Brücke, wenn wir in uns selbst betrachten.

Alia divisio 53r

5

Fantasticorum tamen locorum aliqui veri, |aliqui ficti. Verus est 10 qualitate ] litate

15

20

Weitere Unterteilung

25

Von den phantastischen Orten sind manche wahre, manche fiktive. Ein

14 Locorum ] Locirum

15–16 actu ] acti

23 pontis ] pintis

123

124

53v

54r

Teil II 1, Diktion 1

in hac arte vere realis locus, corespondet tunc nobis notus. Fictus est ille locus, quem formaverimus animo, nullum habens locum illi respondentem in re. Exemplum: Pari modo sicud cimera, que proprium significatum non habet, propterea talem locum quandoque cimericum nominamus, ut si ymaginatus sim hedifitium in aere vel celo per me non visum. |Advertas tamen quod fantastici loci quicunque ymaginarii etiam dicuntur. Cum profecto ymagines locorum sint, tamen hic pro locis sumuntur, et non pro ymaginibus, quoniam in eis, tamquam in realibus locis, alias memorandarum rerum ymagines formare neccesse erit.

5

10

15

20

wahrer ist in dieser Kunst ein realer Ort, dem dann ein uns bekannter entspricht. Fiktiv ist der Ort, den wir uns ausdenken, er hat keinen Ort, der ihm in der Wirklichkeit entspricht. Beispiel: Deswegen nennen wir, gleich wie die Chimäre, die nicht Eigenes bezeichnet, einen solchen Ort bisweilen einen chimärischen, wie wenn ich mir in der Luft oder am Himmel ein Gebäude vorstellte, das ich nicht gesehen habe. Beachte jedoch, daß alle phantastischen Orte auch bildliche heißen. Obwohl sie gewiß Bilder von Orten sind, gelten sie hier doch als Orte und nicht als Bilder, denn an ihnen muß man, wie an realen Orten, andere Bilder von Dingen entwerfen, an die man sich zu erinnern hat.

Alia divisio utilis multum

Weitere sehr nützliche Teilung

Locorum adhuc quedam materialia, quedam formalia: Materialia sunt ut lapidea, lignea, ferrea |et huiusmodi. Formalia vero sunt que proprias loci denominationes habent vel comunes, ut domus, scala, angulus etc.

Unter den Orten gibt es noch materielle und formale: Materielle sind z. B. steinerne, hölzerne, eiserne und dergleichen. Formale hingegen sind die, die eigene oder allgemeine Ortsbezeichnungen haben, z. B. Haus, Treppe, Winkel usw.

25

2 notus ] nitus 3 ille ] illi 4 habens ] habetes 5 locum ] hocum 9 quandoque ] quandique 15 locorum ] locirum 16 sumuntur ] sumunt 20 formare ] formar 25 huiusmodi ] huiusmod k Formalia ] Firmalia 26 proprias corr. ex propria

Teil II 1, Diktion 1

generalis

54v

55r

125

Alia divisio locorum

Weitere Unterteilung der Orte

Formalium locorum alia est distinctio, quia quedam generica, quedam specifica, quedam vero generalia dicuntur. Generalia autem sunt sicud domus, ut totale continens. Et difinitur sic in hac arte: Locus genericus est, qui in se plura loca ordine continens |maximum illorum amplectitur numerum.

Bei den formalen Orten gibt es eine weitere Unterscheidung, denn die einen heißen generische, andere spezifische, weitere hingegen generelle. Generelle nun sind wie ein Haus, etwas alles Umfassendes. Und so definiert er sich in der Kunst: Ein genereller Ort ist, der, da er viele Orte geordnet enthält, eine bedeutende Zahl von ihnen umfaßt.

5

10

Alia divisio

Weitere Unterteilung

Et horum locorum aliquis fixus, aliquis mobilis est. Exemplum primi: ut civitas, aut mons. Exemplum 2i: ut navis, currus, vel aliud hedifitium mobile de loco ad locum, quia baxem fixam non habent. Diffinitio navis: Navis quidem domus est sine fundamento.

Unter diesen Orten ist einer fest, der andere beweglich. Beispiel des ersten: eine Stadt oder ein Berg. Beispiel des zweiten: ein Schiff, ein Wagen oder anderes von Ort zu Ort bewegliches Gerät, denn sie haben keine feste Basis. Definition des Schiffs: Das Schiff ist ein Haus, aber ohne Fundament.

〈De specialibus locis〉 Specialia vero loca sunt sicud principa|lis pars generalis loci plura singularia loca continens, habentia invicem ordinem. Exemplum: Ut sunt camera, penus, aula, coquina etc.

15

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25

〈Spezielle Orte〉 Spezielle Orte aber sind wie eines generellen Ortes Hauptteil, der mehrere Einzelorte enthält, die einander zugeordnet sind. Beispiel: ein Zimmer, eine Vorratskammer, Halle, Küche usw.

2 locorum ] licor k distinctio pro distintio 8 genericus recte generalis? 14 mobilis ] mibilis 17 mobile ] mibile 19 habent ] haben 20–21 fundamento ] fundamenti 25 continens ] contines 27 penus ] penu

126

Teil II 1, Diktion 1

De particularibus locis Particularia namque loca sic est pars loci, ut cum sit unus locus, nullum locorum numerum habeat. Exemplum: Et hec sunt sicud colunium, angulus, cista, gradus scale.

55v

5

Alia divisio

Weitere Unterteilung

Locorum tamen particularium quedam simpli|cia, quedam preparata. Tunc erit locus simples, quando nullum artis habet aditamentum, qualiter inferius diceboa . Preparatus vero locus est, cum per preparatorem artis aditamenta et materiales condiciones habet ad multarum rerum capacitatem etc.

Unter den Teilorten sind jedoch die einen einfache, die anderen hergerichtete. Einfach ist der Ort dann, wenn er keine künstliche Ergänzung hat, wie ich unten darstellen werde. Hergerichtet aber ist der Ort, wenn er von dem Vorbereiter künstliche Ergänzungen und materielle Ausrüstungen erhält, um viele Dinge aufzunehmen usw.

10

15

Alia divisio huius materie

56r

Teilorte Teilorte nunmehr sind folglich Teil eines Ortes, so daß er, da er alleiniger Ort ist, keine Anzahl an Orten umfaßt. Beispiel: Dies sind z. B. eine Säule, ein Winkel, eine Truhe, eine Treppenstufe.

Ulterius locorum singularium quidam totalis, quidam partialis. Totalis est qui unus |integer particularis est locus; partialis vero qui eiusdem esset pars. Exemplum primi: ut tota scala, exemplum 2i: ut unus scalinus etc.

Weitere Unterteilung der Materie 20

25

Ferner ist von den Einzelorten der eine vollständig, der andere anteilig. Vollständig ist der, der allein ganzer Teilort ist; anteilig aber der, der ein Teil desselben wäre. Beispiel des ersten: eine ganze Treppe. Beispiel des zweiten: eine Treppenstufe usw.

11 locus ] licus k simples pro simplex 12 habet ] hahabet k aditamentum ] aditamentu 13 qualiter ] qualite 14 vero ] vere 15 preparatorem ] prepceptorem 16 et ] e 25 tota ] tita

a) Siehe unten II 2, 6, 104rff (S. 167ff, Z. 16ff).

56v

57r

57v

Dictio secunda pratice, que est de quantitate subiecti.

Diktion zwei der Praktik, über die Quantität des Subjekts

Dicamus de quantitate locorum, et primo de quantitate discreta, 2o de continua. Oportet enim nos multos habere locos, secundum quod a nobis multe colocationes rerum fieri debent in particularibus locis. Item locorum numerus sit finitus et nobis limitatus, quia infinitum ignotum est1 . Item singulares locorum quotationes notissime nobis, ac promptissime esse debent, sic quod de unoquoque loco statim numerum sciamus refere, sine reiteratione a principio, scilicet, quod iste Xus, ille 70us, alter 27us, et sic de aliis, quorum regulam facilem inferius ostendam etc. Horum etiam, que ordinem tenent, erunt utiliora illis, que inordinata sunt, |quia magis reminiscibilia sunt que ordinem habent, magis vero confuxa que non fuerint ordinata2 . Sed de

Sprechen wir über die Quantität der Orte, erstens die diskrete Quantität, zweitens die kontinuierliche. Wir benötigen nämlich so viele Orte, wie wir Plazierungen von Gegenständen an den einzelnen Orten vorzunehmen haben. Auch muß die Anzahl der Orte für uns endlich und begrenzt sein, weil Unendliches unbekannt ist. Ebenso müssen die einzelnen Nummern der Orte uns gut bekannt sein, und gleich zur Hand, so daß wir von jedem Ort sofort die Nummer nennen können, ohne Wiederholung von Anfang an, nämlich so, daß dieser der 10., jener der 70., ein anderer der 27. ist und so fort, deren einfache Regel ich unten zeige usw. Darunter sind die, die eine Ordnung einhalten, auch nützlicher als die, die ungeordnet sind, denn leichter erinnerlich sind die geordneten, eher verworren dagegen die ungeordneten. Doch rede ich von der Pla-

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25

4 primo ] pro 5 continua ] continea 9 locorum ] locorm 13–14 quotationes ] quattationes 14 notissime ] nitissime 17 numerum ] numerorum

1) Arist., Phys. I, 4, (187b9–10), S. 19: Si igitur infinitum quidem secundum quod est infinitum ignotum est . . . Dazu Thomas u. a. in den Comm. in lib. Phys. I, 9, 7, S. 28–29; II, 9, 1, S. 81 und der Summa theol. I, 14, 12, 1, S. 184. 2) Zur Ordnung der Orte siehe Rhet. ad Her. III, 30–31.

127

128

58r

58v

Teil II 1, Diktion 2

colocationibus numerorum et orationum, que sunt quantitates discrete, dicetur suo locoa . Suficiat autem nobis pro parte ista loca numerum et ordinem posidere. Erit tunc numerus, quia locorum multitudo ex pluribus agregata. Erit etiam illis ordo, cum aptata fuerit |debita habitudo illorum, secundum prius et posterius se habencium.

5

10

zierung von Zahlen und Worten, die diskrete Größen sind, an passender Stelle. Für diesen Teil nun soll es uns genügen, daß die Orte gezählt und geordnet sind. Das ergibt dann eine Zahl, d. h. eine aus mehreren addierte Menge an Orten. Auch entsteht für sie eine Ordnung, weil ihr gehöriges Verhältnis angepaßt ist, je nachdem sie sich vorher und nachher befinden.

De ordine locorum inter se

Ordnung der Orte untereinander

Loca vero dicentur ordinata, quando, cum divixa fuerint, et propiis signis diferentia mediocribus positis intervalis, continuum incessum habeant a primo in ultimum sine vagatione aut vacilatione ac etiam sine interuptione processus in illis, secundum quod dicama .

Orte aber heißen geordnet, wenn sie, nachdem sie unterteilt sind, und durch eigene, in kurzen Abständen gesetzte Zeichen unterschieden, eine kontinuierliche Reihe vom ersten zum letzten ohne Abweichung oder Wanken und auch ohne Unterbrechung des Fortgangs unter ihnen bilden, wie ich es noch darstelle.

15

20

De quantitate ipsius materie continua

Et primo de linea: Preterea de continua locorum quantitate dicendum prius linealem esse, com solum secundum unam dimensionum notatur, ut sicud colu-

Kontinuierliche Größe der Materie selbst

25

Zunächst die Linie: Ferner ist von der kontinuierlichen Quantität der Orte zuerst die lineare zu nennen, wenn man sie nur entlang einer Dimension wahrnimmt, z. B. eine Säule, eine

1 colocationibus ] colicationibus 2 orationum ] irationum 6 tunc ] tuc 9 aptata ] apta 12 locorum ] formarum 18 vagatione ] vagationi 21 secundum ] secumdum 26 com pro cum 27 secundum ] secumdum

a) Siehe unten III, 1, 115r–120r (S. 175ff) De divisione domus, Divisio mansionum.

Teil II 1, Diktion 2

59r

59v

nium, vel scanum longum angustum, aut corda, aut lancea etc. De superfitie eius: Sed dicemus esse superfitialem, quando due considerantur mensure sive dimensiones in longum et latum, quemadmo|dum tabula notabiliter lata dicitur, aut sicud storium, aut cortina, aut planities loci specialis. De corpore: Corporeus quidem locus erit, si secundum omnes suas diametros neccesarius fuerit nobis, aut secundum modum trium dimensionum, ut si totum studium, aut tota letica, aut aliud simile secundum omnes suas diferentias positionis, scilicet sursum, deorsum, ante, |retro, dextrum et sinistrum1 . Sed de his corporalibus locis dicemus, quando loquemur de preparationibus ipsoruma . Regula potissima: Deinde sicud discreta quantitas loci de-

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129

schmale lange Bank, eine Kordel, eine Lanze usw. Seine Oberfläche: Indessen reden wir von flächig, wenn man zwei Abmessungen oder Dimensionen in Länge und Breite betrachtet, wie man eine Tafel merklich breit nennt, oder z. B. eine Decke, einen Vorhang oder die Fläche eines speziellen Ortes. Der Körper: Körperlich dagegen wird ein Ort sein, wenn wir ihn all seinen Durchmessern entlang benötigen, oder entsprechend dem Maß der drei Dimensionen, zum Beispiel die ganze Studierstube, das ganze Sofa oder etwas Ähnliches entsprechend all seinen Ortsunterschieden, nämlich oben, unten, vorn, hinten, rechts und links. Doch werden wir von den körperlichen Orten reden, wenn wir deren Herrichtung zu besprechen haben. Die beste Regel: Dann muß man, so wie die diskrete Größe eines Or-

1 scanum pro scamnum 14–15 modum ] midum 16 totum ] titum letica pro lectica 17 aut ] aud 21 corporalibus corr. ex corporibus

k tota ] tita

k

a) II 2, 6, 104rff (S. 167ff). 1) Die sechs Richtungen nach Arist., Phys. III, 5 (205b33–34), S. 123. Vgl. Auctoritates Aristotelis S. 178, Nr. 47: Anima movet corpus ad omnem differentiam positionis, scilicet sursum, deorsum, sinistrorsum, dextrorsum, ante et retro.

130

quia si 60r

60v

61r

Teil II 1, Diktion 2

bet distinte numero et ordine cognosci, sic eius continua quecunque. Et habeamus eius mensuras notas saltim modo comuni secundum magnitudinem et parvitatem, |quia si nesciremus quantitatem, male possemus colocare ymagines et multi errores sequerentur, aut penetratio corporum, ubi maior esset ymago loco, aut permistio, sive confuxio ymaginum. Licet enim naturaliter et non impossibiliter ymagines colocari. De quantitate:Adhuc loca neque nimis ampla neque nimis angusta in divixione |esse debent, sed mediocria, dico de locis singularibus totalibus1 . Quando enim nimis distantia acepta sunt, distrahitur visus, tardior fit reinventio ymaginum, con itineratio per distantia loca dificilior ac temporalior sit, et consequenter sequitur aut mala pronuntiatio, aut interpolata. Ymagines etiam |nimis vage sunt, ac si solitarie essent, quaxi non habentes ordinem et sequelam ad

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tes unterschieden nach Zahl und Ordnung, auch seine kontinuierliche kennenlernen. Seine wahren Maße benötigen wir zumindest allgemein entsprechend Größe und Kleinheit, denn wenn wir die Größe nicht wüßten, könnten wir schlecht die Bilder plazieren und es passierten viele Fehler oder eine Durchdringung der Körper, wo das Bild größer wäre als der Ort, oder eine Vermischung oder Verwirrung der Bilder. Denn man darf die Bilder nur natürlich und nicht unmöglich plazieren. Die Größe: Ferner sollen die Orte bei der Aufteilung weder zu weit noch zu eng sein, sondern gemäßigt, die Rede ist von einzelnen Gesamtorten. Wenn man sie nämlich zu weit entfernt genommen hat, zerstreut sich der Blick, das Wiederfinden der Bilder geschieht langsamer, weil der Weg über auseinander liegende Orte schwieriger und langwieriger ist, und so folgt ein schlechter oder stockender Vortrag. Zudem sind die Bilder zu flüchtig, wie wenn sie vereinzelt wären, gleichsam ohne Ordnung und Abfolge untereinan-

1 distinte pro distincte 2 continua ] continea 4 saltim modo ] saltin modi 6 nesciremus ] nesiremus 9 penetratio ] penitratio 15 Adhuc ] Aduc 19 totalibus ] titalibus 22 con pro cum k itineratio ] itinerati

1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 32.

Teil II 1, Diktion 2

61v

62r

invicem. Ordo autem maxime affert lumen memorie. De angustia: Siquidem nimis angusta 〈sunt loca〉, teretur visus, et ymagines vel se confundunt, vel penetrant, vel locari non possent, visionem decipiunt et dolere fatiunt, quare neutrum issto|rum elligendo mediocria loca in quantitate capiamus. Medium enim virtuoxius est, extrema vero vitioxa1 etc. Nota propiam eius quantitatem: Sit igitur distantia locorum in suis dimensionibus et distantia talis, ut secundum omnem eius diametrum acomodate ad minus 5 vel 6 homines astare possint, vel sedere, et maxime secundum lon|gitudinem locorum, que est distancia inter duo loca inmediata totalia.

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131

der. Ordnung aber bringt am meisten Licht ins Gedächtnis. Die Enge: Wenn die Orte zu eng liegen, reibt sich der Blick, die Bilder verschmelzen oder durchdringen sich oder ließen sich nicht plazieren, sie täuschen den Blick und erzeugen Schmerz, weswegen wir keinen von diesen wählen, sondern in der Größe mittlere Orte nehmen. Die Mitte ist ja tugendhafter, die Extreme dagegen lasterhaft usw. Beachte seine typische Größe: Die Entfernung der Orte sei in ihren Abmessungen also eine solche Entfernung, daß jeden Durchmesser entlang mindestens 5 bis 6 Menschen ordentlich stehen oder sitzen können, vor allem die Länge der Orte entlang, die die Entfernung zwischen zwei benachbarten Gesamtorten ist.

2 memorie ] memirie 11 virtuoxius ] virtuixius 16 secundum ] secumdum nem ] omnen 19 possint ] posint k secundum corr.

k om-

1) Vgl. Thomas, Sent. lib. Eth. IV, 12, S. 240a36–39: Et sic patet quod circa parvos vel moderatos honores est accipere medium virtuosum et extrema vitiosa, sicut et circa moderatas pecunias, zu Arist., Eth. Nic. IV, 10 (1125b24–25), S. 444.

62v

63r

Dictio 3a 1e partis [partis] principalis pratice, que est de qualitate locorum.

Diktion drei von Hauptteil eins der Praktik, der sich mit der Qualität der Orte befaßt.

Restat ulterius, ut de qualitate locorum sive quibusdam proprietatibus illorum scribam.

Es bleibt mir noch, über die Qualität der Orte oder über einige ihrer Eigenschaften zu schreiben.

5

Prima qualitas

Eigenschaft eins

Primo oportet locos nec multum luminosos neque multum obscuros esse1 . Splendor enim disgregando impedit visum, et excellentie luminum corrumpunt sensum. |Obscuritas etiam privative visionem tollit, eo quod fieri non permitit. Impossibile est sine lumine videre, et consequenter res in tenebris et parva luce minus videtur. Propterea dixerunt perspectivi de splendore lucem fortem visum ledere, et multa visibilium occultare, postea quod nichil sine luce videretur etc.

Zunächst dürfen Orte weder sehr hell noch sehr dunkel sein. Denn Helligkeit behindert durch Streuung das Sehen und gleißende Lichter verfälschen die Wahrnehmung. Auch Dunkelheit hebt das Sehvermögen auf, weil es das nicht zuläßt. Es ist unmöglich, ohne Licht zu sehen, folglich ist ein Gegenstand im Dunkeln und bei schwachem Licht weniger sichtbar. Daher sagten die Perspektivisten über die Helligkeit, starkes Licht schade dem Sehen und verberge viel Sichtbares, und später, nichts sei ohne Licht sichtbar usw.

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Secunda qualitas

63v

Debet etiam locus magis privatus quam publicus elligi, quia tumultus ac frequens aspectus gentium et aliarum rerum, que in publicis locis fieri solent, sepe

Eigenschaft zwei 25

Zudem ist eher ein privater als öffentlicher Ort zu wählen, weil das Gewühl und der ständige Anblick von Leuten und anderen Dingen, die an öffentlichen Orten üblich sind,

1 1e ] 2e 3 locorum ] formarum 14 fieri ] faeri 15 Impossibile sequ. del. s 22 nichil ] nicil 25 publicus ] plubicus k elligi ] ellig 27 gentium ] gentim 28 publicis ] pubblicis k solent ] solen

1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 32.

132

Teil II 1, Diktion 3

64r

64v

nos perturbant, ut cum ymagines nostras cernere velimus, alie ibidem res geste et varie reprexentarentur nobis. In solitariis vero locis |solum ea nostris obcurent animis, que firmaverimus in illis. Solent enim maiores minores motus impedire1 , nam nixi res videremus, non 〈a〉 nobis memorie traderentur.

5

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uns oft verwirren, so daß, während wir unsere Bilder sichten wollen, uns dort allerlei andere Ereignisse vor Augen träten. An einsamen Orten hingegen begegnet unserem Geist nur das, was wir an ihnen befestigt haben. Es pflegen ja größere Bewegungen kleinere zu behindern, denn nur wenn wir die Dinge sehen, übergeben wir sie dem Gedächtnis.

Documentum

Lehrsatz

Vitemus igitur sepe videre loca nostra, postquam nobis semel bene nota fuerint, ne aliter ea inveniamus quam prius, et eorum essen|tiam variemus. Tamen si oporteret illa revidere, satis utile, si quis alius prius ea precixe preparet, sicud primo viderimus. Prime namque inpressiones posterioribus videntur quasi fortiores. Eapropter pueri faciliter memorantur, que sua infantia perceperunt2 .

Wir vermeiden es also, unsere Orte, nachdem sie uns einmal gut bekannt sind, oft anzuschauen, um sie nicht anders als zuvor vorzufinden und ihr Wesen zu verändern. Doch ist es sehr nützlich, sollten wir sie wieder sehen müssen, wenn jemand anders sie zuvor genauso herrichtet, wie wir sie zuerst gesehen haben. Denn erste Eindrücke scheinen stärker als spätere. Daher erinnern sich Kinder leicht an das, was sie in der Kindheit wahrgenommen haben.

1 nos ] nis 3 geste ] giste nin 20 namque ] nanque

15

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8 impedire ] inpedire

9 videremus ] vederemus

k non ]

1) Arist., De Sensu 7 (447a21–22), S. 88: maior minorem motum depellit. Dazu Thomas, Sent. de sensu I, 16, S. 89. Vgl. Auctoritates Aristotelis S. 198, Nr. 28. Die Einsicht wurde sprichwörtlich, siehe Jean Gerson, Sermo »Beati qui lugent« S. 104: Fundatur hoc in illa regula philosophiae: majores motus impediunt minores, und half u. a. bei der Kommentierung der Seele, siehe z. B. Marsilius von Inghen, Quaestio in De anima III, 10, S. 173: motus maiores expellunt minores vel ad minus impediunt eos. Sie entspricht zudem der Rhet. ad Her. III, 31. 2) Vgl. ebd. III, 35; dazu unten II 2, 3, 81v (S. 146, Z. 27ff).

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65r

65v

66r

Teil II 1, Diktion 3

Tertia qualitas

Eigenschaft drei

Deinde utilius nobis est |elligere alienas et estrinsecas magis domus quam proprias, ubi utraque fuerint bene note. De ignotis enim locis non nec hic sermo nec utilitas. Et causa est, quia propria loca secundum negotia et aptitudines sepe mutamus in essentia vel continentia, et consequenter videremus con|traria illis, que pro locis sumeremus. Sed loca immutabilia servari debent. Item si colocarimus ymagines fixe in locis1 , deinde loca certo casu videremus illis rebus, quas ymaginati sumus, vacua ymago pridem facta desineret. Aliena vero loca, que raro vel nunquam amplius videremus, mentibus nostris |semper uno fere modo viderentura .

Sodann ist es für uns zweckmäßiger, eher fremde und auswärtige Häuser zu wählen als eigene, wo beide gut bekannt sind. Von unbekannten Orten ist hier nämlich keine Rede und kein Nutzen. Der Grund besteht darin, daß wir eigene Orte oft den Tätigkeiten und Bestimmungen gemäß in Wesen und Aufbau verändern, und folglich Gegensätze zu denen sähen, die wir als Orte nähmen. Orte aber müssen unveränderlich bleiben. Ebenso würden wir, wenn wir feste Bilder an Orten plazierten, dann die Orte gewiß für die Dinge halten, die wir uns vorgestellt haben, ein unlängst gemachtes leeres Bild würde vergehen. Fremde Orte dagegen, die wir selten oder nie länger sähen, würden unserem Geist immer nahezu gleich erscheinen.

5

10

15

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4a qualitas Ulterius ne conformitate locorum decipiamus atque unum pro altero sumamus, diversa et disimilia loca constituamus, or-

Eigenschaft vier 25

Ferner richten wir, um uns nicht durch Gleichförmigkeit der Orte zu täuschen und den einen für den anderen zu halten, verschiedene, un-

3 estrinsecas pro extrinsecas 12 sumeremus ] sumeramus corr. ex fata 20–21 nostris ] nistris 26 altero ] alteri

17 sumus ] s

18 facta

a) Vgl. unten II 2, 6, 107r (S. 170, Z. 3ff). 1) Mit dem Begriff imagines fixe (= loca) argumentiert auch Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 36.

Teil II 1, Diktion 3

66v

67r

dinem tamen habentia et non confuxa1 . Super hac re multi ipsam artem nescientium gradus scale, aut columnia plurima, aut consimiles partes elligebant pro locis, et |semper male perscrutati sunt, et mentiebantur dicendo artifitium memorie falsigrafum esse, cum ipsi falerentur.

5

ähnliche Orte ein, die jedoch geordnet sind, und nicht wirr. In der Sache nahmen viele, die die Kunst nicht beherrschten, Treppenstufen, viele Säulen oder gleichartige Teile als Orte, gingen diese immer erfolglos durch und logen, wenn sie sagten, die Memoriertechnik sei widerlegt, weil sie selbst sich irrten.

Alia qualitas

10

Weitere Eigenschaft

Adhuc si nove in illis forme scribi debent, convenit quod loca vacua sint, id est non ocupata aliis ymaginibus vel rebus nobis scientibus, propter quas alias ymagines |ponere non possimus, ut supra dictum est, illis sic stantibus in locis.

15

Qualitas 6a Utile non parum erit, si loca fixa inmobilia aut invariabilia fuerint, et maxime in suis partibus, apud nos. Similari nanque debent materie loca, que si plures formas recipit, essentia tamen sua est invariabilis et firma. 67v

135

Außerdem müssen Orte, wenn neue Bilder an ihnen einzusetzen sind, leer sein, das heißt nicht belegt von anderen Bildern oder uns bekannten Gegenständen, derentwegen wir keine anderen Bilder plazieren können, wie oben gesagt, weil jene sich ja an den Orten befinden.

Eigenschaft sechs 20

25

Sehr nützlich ist es für uns, wenn die Orte fest, unbeweglich oder unveränderbar sind, vor allem in ihren Teilen. Die Orte sind ja der Materie anzupassen, die, wenn sie auch viele Formen annimmt, in ihrem Wesen doch unveränderlich und fest bleibt.

Alia qualitas

Weitere Eigenschaft

Inter cetera maxime, que deben-

Zu den Dingen, die ein Ort vor al-

8 falsigrafum ] falsigrofum 11 Adhuc ] Adhc 18 locis ] licis 21 inmobilia ] inmibillia k aut ] at 23–24 debent ] debet

1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 31.

136

ad ymagines 70r

Teil II 1, Diktion 3

tur locis, plurimum necessarium est, ut proprium signum et nomen habeat, per 〈que〉 ab aliis omnibus diferat, et menti firmius habituetur. Sed de nominibus et locorum sigilis plane in opere inferius declarabo etc.a

5 Sed ] Se

5

lem benötigt, gehört zwingend, daß er ein eigenes Zeichen und einen Namen hat, durch die er sich von allen anderen unterscheidet und dem Geist fester einprägt. Über Namen und Zeichen der Orte aber rede ich unten im Werk ausdrücklich usw.

6 opere ] ipere

a) Siehe vor allem in III, 2, 133r–136r (S. 190, Z. 1ff) die Reihe der 100 Orte.

70r

Secunda pars principalis pratice, que est de ymaginibus.

Hauptteil zwei der Praktik, der sich mit den Bildern befaßt.

Ad imagines venio, de quibus primitus distinguamus. Sunt enim considerande et secundum substantiam et secundum acidens, scilicet quantitatem ac qualitatem. De substantia imaginis ea dici possunt quemadmodum de locis.

Ich komme zu den Bildern, die wir zunächst unterscheiden wollen. Sie sind nämlich entsprechend Substanz und Akzidens zu betrachten, das heißt gemäß Quantität und Qualität. Über die Substanz eines Bildes kann man das gleiche sagen wie über die Orte.

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De substantia dictio prima

70v

Diktion eins: Die Substanz

〈Prima divisio〉

〈Erste Unterteilung〉

Ymaginum quedam vera, quedam fantastica.

Von den Bildern ist eines wirklich, ein anderes phantastisch.

Alia divisio

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Et vera dupliciter est, alia que esterioribus oculis nostris videri potest, naturaliter corporea existens.

Alia divisio

71r

Et hec iterum duplex invenitur, aut naturalis, aut artificialis, quam ars complevit. Naturalis est sicud Sortes, Brunelus, leo, ignis, arbor, aurum, lapis, et similia, que |et materialia et vere visibilia sunt. Artifitialis autem

Zweite Unterteilung Das wirkliche gibt es zweifach, eines, das für unsere äußeren Augen sichtbar ist und natürlich als Körper existiert.

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25

Weitere Unterteilung Das wiederum findet sich doppelt, als natürliches, oder künstliches, das die Kunst erschuf. Ein natürliches ist z. B. Sortes, Brunellus, Löwe, Feuer, Baum, Gold, Stein und ähnliche Dinge, die stofflich und wirklich sichtbar sind. Dagegen ist ein künst-

3 imagines ] inmagines 13 quedam1 ] quem 17 esterioribus pro exterioribus 22 aut1 ] at k aut2 corr. ex at 23 quam ] quaa k Naturalis ] Natoralis

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Teil II 2, Diktion 1

est, quam manibus solus homo facit, ut rerum naturalium statue, vel picture, vel litere, vel similia, quemadmodum figura Esculapii ex lapide, vel statua Policleti aurea, vel note in carta vel plano conscripte. Alia profecto vera est non exteriori sen|su aprensibilis, ut sunt obiectorum species, quas sibi formant, ut inmutent sensus. Talis est species colorati, species lucidi et aliarum naturalium rerum in medio vel organis exteriorum sensuum existentes. Fantastica: Fantastica quidem est, que interius in sensibus aut memoria residet, que aut a re|bus dependentiam habet, aut ex aliis sensatorum speciebus extraxerit anima. Quarum quedam res exterius habent, quarum reprexentative sunt, ut fantasma leonis vel aquile. Quedam cimerice sunt ex multis spetiebus diferentibus congregate, ut aparebit infra, cum ordinem tenere vel silabare docebimusa . Deinde ymaginum predictarum materiales sunt, ut carnea,

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liches, das allein der Mensch von Hand herstellt, z. B. Statuen natürlicher Dinge, Gemälde, Buchstaben oder ähnliches, wie eine Figur Äskulaps aus Stein, eine goldene Statue Polyklets oder Schriftzeichen auf Papier oder dem Boden. Ein anderes wirkliches ist gewiß nicht mit äußerem Sinn erfaßbar, etwa die Spezies von Objekten, welche sie formen, um die Sinne zu verändern. So eine ist die Spezies des Farbigen, des Hellen und anderer Naturdinge, die im Medium oder den Organen der äußeren Sinne liegen. Ein phantastisches: Phantastisch ist sicher eines, das innen in den Sinnen oder im Gedächtnis sitzt, das von Dingen abhängt oder das die Seele aus anderen Spezies des Wahrgenommenen bezieht. Von diesen haben manche außen Dinge, deren Abbild sie sind, wie das Bild eines Löwen oder Adlers. Manche chimärischen bestehen aus vielen verschiedenen Spezies, wie unten klar wird, wenn wir die Ordnung zu halten oder Silben zu bilden lehren. Dann gibt es unter den erwähnten Bildern materielle, z. B. aus

4 quemadmodum ] queamadmodum 12 colorati ] cilorati k species ] fpecies 19 habet ] habent 25 spetiebus ] spetie 27 tenere ] tere 29–30 predictarum ] prectarum

a) Siehe unten II 2, 5, 91rff (S. 156, Z. 7ff).

Teil II 2, Diktion 1

73r

lapidea, aurea etc. Formales vero, ut sunt forma hominis, forma piscis, forma scampni, vel ensis et similium. Quarum quedam dicuntur generice, ut animalis, vel plantarum, vel lapidum, vel elementorum. Quedam |specifice, ut hominis, vel asini, vel ficus, vel gacintus, vel aque. Quedam autem singularia, ut sunt harum individua, et sunt ut huius hominis, vel Sortis, vel lapidis huius etc. Et de isstis maxime particularibus formis, et potisimum cum nobis note fuerint, erit nostra artifitialis memoria componenda debite.

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Fleisch, Stein, Gold usw. Formale dagegen sind z. B. die Gestalt eines Menschen, Fischs, Schemels, Schwerts oder ähnlicher Dinge. Von diesen heißen manche generische, etwa die von Lebewesen, Pflanzen, Steinen oder Elementen. Manche spezifische, z. B. die eines Menschen, eines Esels, einer Feige, eines Hyazinths oder des Wassers. Manche aber singuläre, wie es von diesen Individuen gibt, z. B. dieses Menschen, des Sortes oder dieses Steins usw. Vor allem aus diesen einzelnen Formen, zumal wenn sie uns bekannt sind, ist unser künstliches Gedächtnis gehörig zu konstruieren.

6 plantarum ] platarum 7 elementorum ] elementormm 8 hominis ] homis k vel sequ. ficu 11 huius ] hac k hominis corr. ex homi 12 lapidis corr. ex lapis k huius corr. ex hius 14 potisimum ] pitisimum 15 note ] nite

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74r

74v

Secunda dictio pratice, que est de quantitate subiectorum, huius 2e partis.

Diktion zwei von Teil zwei der Praktik über die Quantität der Subjekte

Sequitur de quantitate ymaginum. Omnis equidem ymago finita est, cum figurata sit. Nec aliquod est actu dimensionatum infinitum. Uniuscuiusque corruptibilis certa mensura et magnitudo est, ut patet nobis inducione1 . Verumtamen sicud res diferunt periodo, specie et aliis formis, sic etiam magnitudine et figura. Nam unaqueque |speties rerum habet propriam latitudinem et in mensura et in accidentibus aliis, extra quam nulum suorum individuorum reperitur2 . Nam nullum hominem inveniemus sub quantitate formice vel montis existere, neque item capram sub figura leonis, nec corvum senem, vel Etiopem album, neque ignem frigidum. Sic consequenter intelligas de aliis inseperabilibus entium. |Qua-

Es geht weiter mit der Quantität der Bilder. Jedes Bild ist ja begrenzt, nachdem es gestaltet ist. In der Tat ist nichts unendlich dimensioniert. Alles Vergängliche hat eine feste Abmessung und Größe, wie uns durch Induktion klar ist. Doch wie sich die Dinge nach Zeitspanne, Spezies und anderen Formen unterscheiden, so auch nach Größe und Gestalt. Denn jede Spezies von Dingen hat ihre eigene Breite, was die Abmessung und anderen Akzidentien angeht, außerhalb derer man keines ihrer Individuen vorfindet. Wir finden ja keinen Menschen in der Größe einer Ameise oder eines Berges, ebenso keine Ziege in der Gestalt eines Löwen, keinen alten Raben oder weißen Äthiopier, und auch kein kaltes Feuer. Verstehe das so entsprechend bei anderen untrennbaren Eigenschaften von Seienden. Daher stellen wir uns

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10 est ] es k inducione pro inductione 11 res ] re 12 diferunt ] diferun piriodo 18 nulum ] nulu 21 neque ] noque 23 senem recte bonum?

k periodo ]

1) Arist., Top. I, 12 (105a14–15): inductio vero est a singularibus ad universalia progressio. 2) Anspielung auf die vor allem von Nicole Oresme entwickelte geometrische Darstellung von Veränderungen aristotelischer Qualitäten. Die Breite einer Form (Formlatitude) drückt die Intensität einer Eigenschaft aus.

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Teil II, 2, Diktion 2

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re cum voluerimus mensuras formare, ymaginemur insequi pasiones rerum inseperabiles in quantitate et figura maxime. De aliis autem accidentibus seperabilibus secus est. Non nego tamen, quin aliquotiens utile sit nobis formare conceptus cimericos et diversos a rebus, sed magis memoramur atque diu|tius per convenientes et veras. Ex his patet, quod male operantur illi, qui in cassula, gratia exempli, equum vel longiorem natura rem 〈ponunt〉, qualiter esse non est posibile.

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vor, wenn wir Abmessungen ausformen wollen, den untrennbaren Eigenheiten der Dinge vor allem in Größe und Gestalt zu folgen. Bei anderen, trennbaren Akzidentien aber ist es nicht so. Doch leugne ich nicht, daß es uns bisweilen nützlich ist, chimärische, von den Dingen abweichende Bilder zu formen, doch erinnern wir uns eher und länger durch stimmige und wirkliche Bilder. Daraus erhellt, daß jene verkehrt vorgehen, die in einem Kästchen z. B. ein Pferd oder einen von Natur aus langen Gegenstand plazieren, wie es nicht sein kann.

De quantitate discreta

Diskrete Größe

Plures item numero sunt ymagines, sicud plures sunt res, quas memorari volumus, et diversificantur ad diversitatem illarum, ut sunt |quedam arismetrice, quia numerum importantes annorum, mensium, denariorum, graduum, mensurarum plurium et aliorum, quorum numerum habere velimusa .

Es gibt zahlenmäßig ebenso viele Bilder, wie es viele Dinge gibt, an die wir uns erinnern wollen. Man sondert sie nach ihrer Verschiedenheit, zum Beispiel gibt es gewisse arithmetische, d. h. die die Zahl von Jahren, Monaten, Denaren, Grad, vielen Maßen und anderen Sachen bedeuten, deren Anzahl wir behalten möchten.

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1 mensuras ] nisuras 2 ymaginemur ] ymaginonemur 7 aliquotiens ] aliquitiens 13 cassula pro casula 14 longiorem ] longirem 15–16 posibile ] pisibile 18 Plures ] Plure 22 arismetrice ] arisetrice 25 plurium ] plurim

a) Vgl. III, 2, 125r–128r (S. 182, Z. 18ff); III, 2, 137r–138r (S. 193, Z. 11ff) Monate und Wochentage.

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continet 76r

76v

Teil II, 2, Diktion 2

Oratio: Alie sunt silabarum, literarum, orationum, argumentorum, rubricarum et similium habituum. Alie sunt aliorum, de quibus inferius probabo specialitera . Continet adhuc ymago ordinem aut ad suas partes, aut ad alia conperata, secundum quod clarius dicemus in capitulo de ordineb . Ymago ordinem habet, cum consequenter secundum prius vel posterius, quia prima, media, vel ultima, ad alias se referrat ymagines, quia aut primo, aut 2o, aut 3o situ posita, aut prius vel posterius invenienda, sive ponenda etc.

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De continua quantitate Item harum quedam secundum lineam, quedam secundum superfitiem, quedam quomodocunque fieri solent. Dabimus tamen regulam omnium istarumc .

Sprache: Es gibt andere von Silben, Buchstaben, Wörtern, Beweismitteln, Rubriken und ähnlichen Anordnungen. Weitere gibt es von anderen, die ich unten gesondert darstelle. Auch enthält ein Bild eine Ordnung in Bezug auf seine Teile oder auf andere verbundene Dinge, wozu ich mich im Kapitel über die Ordnung deutlicher äußere. Das Bild hat eine Ordnung, weil es sich folgerichtig gemäß vorher oder nachher, d. h. als erstes, mittleres oder letztes, auf andere Bilder bezieht, weil es entweder an erster, 2. oder 3. Stelle steht, früher oder später zu finden oder aufzustellen ist usw.

Kontinuierliche Größe 20

Ebenso entstehen manche gewöhnlich einer Linie, manche einer Fläche entsprechend, manche auf irgendeine Weise. Doch werden wir eine Regel für all diese geben.

1 silabarum corr. ex silabarem 2–3 argumentorum ] argumentatorum 4 aliorum ] alirum 7 adhuc ] aduc k ordinem ] ordinium 9 conperata pro comparata 12 consequenter ] cosequenter 13 posterius ] poserius 20 secundum ] secudum

a) Siehe die Listen in II 2, 4 und III, 2. 105r–v (S. 168, Z. 23ff)?

b) Siehe II 2, 3, 78r (S. 144, Z. 1ff).

c) II 2, 6,

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Dictio 3a 2e partis partis pratice, que est de qualitate et proprietate ymaginum. Sunt ulterius proprietates et quedam ymaginum qualitates. Primo quod sit vera, et non ficta. Quod sit bene situata. Quod sit bene positionata. Quod sit ordinata. Quod sit fortunata quia raro eveniens. Quod sit distinta ab aliis. Quod sit fortiter impressa. Quod sit distinte sensibilis. Quod sit rudiculoxa. |Quod sit in se replicata. Quod sit in partibus ordinata. Quod sit posibiliter facta. Quod sit activa. Quod sit quantitatis rei vere. Quod non sit in pluribus locis. Ponitur ymago vera, eo quod vero magis assentimus. Veritas quidem est ibidem intellitus.

Diktion 3 von Teil 2 des praktischen Teils, der sich mit der Qualität und Eigenschaft der Bilder befaßt. 5

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De situ et positione diferenter Situs dicitur in comperatione ad loca, positio vero in ordine ad partes suas. Ideo et situ et positione reguletura .

Es gibt ferner Eigenschaften und gewisse Qualitäten der Bilder. Zunächst sei es wirklich, nicht gedacht. Es sei gut plaziert. Es sei gut positioniert. Es sei geordnet. Es sei geglückt, d. h. selten vorkommend. Es sei von anderen verschieden. Es sei fest eingeprägt. Es sei sinnlich klar wahrnehmbar. Es sei spaßhaft. Es sei in sich gedoppelt. Es sei in seinen Teilen geordnet. Es sei der Möglichkeit nach konstruiert. Es sei handelnd. Es sei von der Größe des wirklichen Gegenstands. Es sei nicht an mehreren Orten. Ein wirkliches Bild nimmt man, weil wir Wahrem eher beistimmen. Wahrheit ist ja dabei Erkennen.

Nach Lage und Position verschieden 25

Die Lage benennt man in Bezug auf die Orte, die Position dagegen mit Blick auf seine Teile. Daher plaziert man nach Lage und Position.

5 proprietates ] propietates 9 positionata ] pisitinata 11 distinta pro distincta 12 aliis ] alliis k impressa ] imprssa 13 distinte pro distincte 20 Ponitur ] Pinitur 22 intellitus pro intellectus? 25 comperatione ] comperane k comperatione pro comparatione 27–28 positione ] positine

a) In I, 4, 39r (S. 117, Z. 1) sind situs und positio als Synonyme ausgewiesen.

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Teil II 2, Diktion 3

De ordine

Die Ordnung

Ordo quidem dupliciter est: vel sensibilis et materialis, vel intelligibilis et spiritualis. Primus etiam est triformis, scilicet |ordo loci, ordo tere, ordo mense, et hi tres capiunt dimensiones. Ordo loci secundum longitudinem fit. Ordo mense metitur latitudinem. Sed ordo terre est secundum profunditatem in modum scansionis. Ordines vero spirituales triplicem habent diferentiam: est enim ordo dignitatis, et quod dignius est precedit, ut dominus servum. Alius est ordo naturalis, et il|lud quod est natura prius precedit, ut causa efectum. Tertius vero est ordo temporis, taliter pater filium precedere debet. Materiales tamem ordines utiliores magis sunt ad propositum nostrum, quia sensibilia longe multum sunt memorabilia. Formetur ymago, quia a raro evenientibus tanquam insuetis animus conmovetur1 . Sit etiam

Ordnung gibt es freilich zweifach: wahrnehmbar und materiell, denkbar und geistig. Die erste sogar dreigestaltig: nämlich die Ordnung des Orts, die der Erde, die des Tischs. Diese nehmen die drei Dimensionen ein. Die Ordnung des Orts folgt der Länge. Die Ordnung des Tischs mißt die Breite. Die Ordnung der Erde aber verläuft die Tiefe entlang wie das Steigen. Geistige Ordnungen aber unterscheiden sich dreifältig: Denn es gibt die Würde-Ordnung. Was würdiger ist, geht voran, wie der Herr dem Knecht. Die zweite ist die NaturOrdnung. Was von Natur zuerst da ist, geht voran, wie die Ursache der Wirkung. Die dritte ist die ZeitOrdnung. So muß der Vater dem Sohn voraufgehen. Doch sind materielle Ordnungen für unser Ziel nützlicher, weil wahrnehmbare Dinge sehr lange erinnerlich sind. Ein Bild gestalte man so, daß seltene gleichsam ungewöhnliche Ereignisse den Geist anregen. Es weiche

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2 est ] ist 5 scilicet ] si k ordo ] irdo 6 ordo ] irdo k tere pro terre 7 dimensiones ] dimensines 10 ordo ] ord 13 vero ] ver 14 habent ] haben 17 ordo ] ord 20 vero ] veri 22–23 utiliores ] utilires 23 propositum ] pripositum 26 Formetur ] Forunetur 28 conmovetur ] conmivetur

1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 37.

Teil II 2, Diktion 3

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distinta ab aliis |et dispar vel ordine, vel atione, vel situ, vel aliter, quia similitudine rerum mens seppe fit imbecilis, et cunfuxa satis. Debet etiam ymago fortiter imprimi, ne facile cadat ex animo, ac si in cerram fortiter sigillemus. Res quidem sicud leviter figitur, leviter tollitur, quemadmodum in aqua. Sed que duriter sculpta sunt, diutius manent, ut in marmorea . Sit etiam sensu distinte cognoscibilis, quia materialioribus et pautioribus formata, illa enim magis sunt memorabilia. Rudiculoxa potisime fieri debet, quia ab eo quod rudiculum est teremur, at etiam movemur magis1 . Replicare maxime confert in omnibus confirmandis rebus, ideo habitus ex frequentatis actibus fit. Ordines adhuc partium plurimum iuvant, ut predictum est.

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auch von anderen ab und unterscheide sich nach Ordnung, Handlung, Lage oder sonstwie, weil Gleichartigkeit von Dingen den Geist oft schwächt und sehr verwirrt. Zudem ist das Bild stark einzuprägen, damit es der Seele nicht leicht entfällt, wie wenn wir kräftig in Wachs siegeln. So wie sie sich leicht befestigt, löst sich eine Sache auch leicht auf, wie in Wasser. Die aber hart eingeschnitten sind, halten länger, wie in Marmor. Und es sei sinnlich klar wahrnehmbar, weil aus stofflicheren und weniger Dingen gestaltet, denn diese sind leichter erinnerlich. Vor allem spaßhaft soll es werden, denn was spaßhaft ist, berührt uns, bewegt uns sogar stärker. Zumal das Wiederholen hilft bei allen Dingen, die zu befestigen sind, daher entsteht das Bild in zahlreichen Durchgängen. Am meisten helfen noch die Ordnungen der Teile, wie oben gesagt.

1 distinta pro distincta k aliis ] allis 2 atione pro actione 4–5 cunfuxa pro confusa 8 cerram pro ceram 10–11 quemadmodum ] queadmodum 14 distinte pro distincte 19 quia corr. ex qua 20 est ] es 22 omnibus ] omibus 24–25 partium sequ. del. p

a) Vgl. oben I, 2, 17r (S. 94, Z. 21ff). 1) Vgl. ebd. III, 35–37.

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81v

Teil II 2, Diktion 3

Inposibilis est ymago, ut si equus in vasculo, vel formica ocupans superfitiem amplam imaginetur, aut si penetrationem, aut vacuum, aut inanimatum progredi, aut grave sursum liberum stare, aut aliud nature rerum repugnans statuamus. Hec enim, etsi ymaginabilia sint, nocent tamen ad memorie retentionem. Operari etiam aliquid video, quoniam vane et nichil agentes ymagines aut non |vel parum movent, et evanescunt facile1 . Quando ymago rei quantitatem habet, quam reprexentat, utilius facta sit propter predictas causas. Et si in pluribus locis inventa sit, errorem facit, ambiguum videretur, an de priori vel alia trataretur, nec bene convenit. Pariformiter de aliis quibuscunque pasionibus ymaginum intelligere debemus.

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Unmöglich ist ein Bild, wenn man sich z. B. ein Pferd in einem Gefäß denkt, eine Ameise, die eine weite Fläche einnimmt, wenn wir uns eine Durchdringung oder ein Vakuum vorstellen, daß Unbeseeltes geht, Schweres von allein oben bleibt, oder anderes, was der Natur der Dinge widerstrebt. Denn diese sind, obwohl vorstellbar, dem Behalten im Gedächtnis doch abträglich. Zudem achte ich darauf, daß etwas geschieht, denn unnütz und gar nicht tätige Bilder regen nicht oder wenig an und verschwinden leicht. Wenn ein Bild die Größe der Sache hat, die es darstellt, ist es aus den erwähnten Gründen zweckmäßiger gemacht. Findet man es an vielen Orten, entsteht ein Fehler, es wäre unklar, ob ein früheres oder anderes gemeint ist, und es ist nicht recht stimmig. Ebenso müssen wir das bei allen anderen Eigenschaften der Bilder verstehen.

De fortitudine formarum

Dauerhaftigkeit der Bilder

Res que fortificant ymagines, ista 〈prima〉: rudiculum et extraneatio, unde Tomas: Contin-

Dinge, die die Bilder verstärken, das 〈erste〉: Spaßhaftes und Fremdheit, daher Thomas: »Doch ist es so, daß

18 facta ] fata

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23 trataretur pro tractaretur

1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 37.

30 unde ] und

Teil II 2, Diktion 3

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git tamen ea, que quis a pueritia acipit, firmiter in memoria teneat propter vehementiam motus, ex quo contingit, ut ea, que admirrantur, magis memorie imprimantur. Admirantur autem precipue nova et insolita 1 etc. super 3o capitulo Aristotelis2 . Secunda res est fortis ymaginatio, et ait Thomas: Ea vero, que superfitialiter et leviter videmus aut cogitamus, cito a memoria labuntur.3 Replicatio memoriam maxime conservat, ideo Tomas ait: Manifestum autem est, quod ex frequenti actu memorandi habitus memorabilium confirmatur.4 Et Aristotiles inquit: Meditationes autem memoriam salvant in remi|niscendo. Hoc autem nil aliud est quam speculari multotiens etc.5 Distintio formas conservat, unde Aristoteles: Agens enim memorabilia specolabilia pasionem hanc et sentit hanc 6 etc.

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jemand das, was er in der Kindheit aufnimmt, durch die Stärke der Bewegung fest im Gedächtnis behält, daher kommt es, daß das, was einen erstaunt, sich besser dem Gedächtnis einprägt. Bestaunt aber wird vor allem Neues und Ungewöhnliches« usw. über Aristoteles’ Kapitel 3. Das zweite ist die starke Vorstellungskraft. Thomas sagt: »Was wir dagegen oberflächlich oder leichthin wahrnehmen oder bedenken, entfällt dem Gedächtnis schnell.« Wiederholung erhält die Erinnerung am besten, daher sagt Thomas: »Offenkundig aber ist, daß das Erinnerungsvermögen sich durch wiederholtes Erinnern kräftigt.« Und Aristoteles sagt: »Übungen hingegen erhalten das Gedächtnis durch erneutes Erinnern. Das aber ist nichts anderes als vielmals betrachten« usw. Verschiedenheit erhält Bilder, daher Aristoteles: »Wer sich nämlich erinnert, sieht diese Veränderung und fühlt sie nach« usw.

10 ait ] at 18 Et ] E 22 multotiens ] multitiens 23 Distintio pro Distinctio 24 unde ]

und

1) Thomas, Sent. de sensu II, 3, S. 114a80–84. 2) Arist., De mem. 1 (450a25–451a17), S. 112, ist im Kommentar von Thomas, Sent. de sensu II, S. 112–116, dem 3. Kapitel zugeordnet. Vgl. Rhet. ad Her. III, 35. 3) Thomas, Sent. de sensu II, 5, S. 121a45–47. 4) Ebd. II, 3, S. 116b267–268. 5) Arist., De mem. 1 (451a12–13), S. 112b29–31. 6) Das Zitat ist verderbt. Es lautet korrekt: ebd. 1 (450b16–17), S. 112a31–32: Agens enim memoria speculatur hanc passionem et sentit hanc.

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Teil II 2, Diktion 3

Ordo non parum facit. Tomas: per inquisitionem procedimus de motu in motum et mediantibus illis venimus in notitiam eorum.1 Et Aristoteles: illa sunt bene reminiscibilia, que |sunt bene ordinata sicud theoremata 2 etc. Materialiter ymago facta, unde Tomas: Nam ea, que habent subtilem et spiritualem considerationem, minus possunt memorari; magis autem sunt memorabilia, que grossa et sensibilia sunt.3 Sunt et alia quamplura, que ad istud fatiunt, sicud superius dictum fuit in naratione de proprietatibus ymaginum.

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Ordnung trägt nicht wenig dazu bei. Thomas: »Durch Untersuchung gehen wir Bewegung für Bewegung vor und kommen durch sie zu ihrer Kenntnis.« Und Aristoteles: »Die sind gut erinnerbar, die gut geordnet sind, so wie etwa die Theoreme« usw. Ein Bild sei materiell gemacht, daher Thomas: »Denn an die Sachen, die man fein und geistig betrachtet, kann man sich schwerer erinnern; leichter erinnerlich dagegen sind die, die grob und wahrnehmbar sind.« Es gibt viele andere Dinge, die dazu beitragen, wie oben im Bericht über die Eigenschaften der Bilder gesagt.

2 inquisitionem ] inquisitione

1) Das Zitat ist so nicht identifizierbar. Vermutlich komprimiert die Aussage den folgenden Kommentar von Thomas, Sent. de sensu II, 5, S. 122b165–175: Deinde cum dicit: Vnde citissime etc., manifestat premissum modum per duo signa. Quorum primum ponit dicens quod, quia ex priori motu propter consuetudinem uenitur in sequentem uel inquirendo uel non inquirendo, inde est quod citissime et optime fiunt reminiscencie quando incipit aliquis meditari a principio tocius negocii, quia secundum ordinem quo res sunt sibi inuicem consecute, secundum hunc ordinem facti sunt motus eorum in anima; sicut quando querimus aliquem uersum psalmi, incipimus a capite. 2) Das Zitat vermengt Aristoteles’ Text mit Thomas’ Kommentar. Diese lauten: Arist., De mem. 2 (452a2–3), S. 120b: Et sunt magis reminiscibilia quecunque ordinationem habent aliquam, sicut mathemata; Thomas, Sent. de sensu II, 5, S. 122b177–179: Et dicit quod illa sunt magis reminiscibilia, quecunque sunt bene ordinata, sicut mathematica, id est theoremata mathematicorum. Vgl. Auctoritates Aristotelis S. 201, Nr. 65: Quae ordinem habent, bene reminiscibilia sunt. 3) Thomas, Sent. de sensu II, 2, S. 111a242–245.

Teil II 2, Diktion 3

83v

restat

Quatuor documenta Aristotelis

Aristoteles 4 tradit nobis documenta: primum ut retinenda deducat in ordinem, secundum ut profunde mentem aponat, tertium ut frequenter meditetur secundum ordinem, quartum ut incipiat reminisci a principio.1 Et hec stabilem memoriam fatiunt.

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Vier Lehren des Aristoteles

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Aristoteles übergibt uns 4 Lehren: die erste, daß man Dinge, die zu behalten sind, in eine Ordnung bringe; die zweite, daß man sich gründlich mit ihnen befasse; die dritte, daß man sie öfter der Reihe nach durchdenke; die vierte, daß man mit dem Erinnern am Anfang beginne. Diese ergeben ein dauerhaftes Gedächtnis.

9–10 fatiunt ] fatiint

1) Fontana übernimmt den zusammenfassenden Schluß von Thomas, Sent. de sensu II, 5, S. 122b183–190: Sic igitur ad bene memorandum uel reminiscendum ex premissis quatuor documenta utilia addiscere possumus, quorum primum est ut studeat que vult retinere in aliquem ordinem deducere; secundo ut profunde et intente eis mentem apponat; tercio ut frequenter meditetur secundum ordinem; quarto ut incipiat reminisci a principio. – Vgl. Thomas’ abweichenden Kanon von vier Grundbedingungen einer guten Erinnerung in der Summa theol. II, ii, 49, 1, S. 367b mit den Bezügen zu Arist., De mem. 1–2 (451a12, 452a13, 452a27), S. 112, 123 und zur Rhet. ad Her. III, 31 und die Diskussion der Passage bei Heimann-Seelbach, Konzeptualisierungen von Mnemotechnik S. 7–9.

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Dictio 4a 2e partis partis pratice, que est de figuris.

Diktion 4 von Teil 2 des praktischen Teils, die sich mit den Figuren befaßt.

〈De figuratione ymaginum〉 Restat, ut de figuratione ymaginum ditionem fatiamus. Contingit hic plerisque modis. Aut veram rei similitudinem, de qua memorari volumus, in loco ponemus. Et talis omnibus figurationibus est melior, dum possimus. Exemplum: Exemplum est, ut, si de patre meo, Michaele nominato, velim memorari, propiam eius statuam ymaginem |in loco quodam bene michi noto aliquid agentem. Sed si numquam patrem viderim, oportet alterius rei capere ymaginem, aut plurium rerum simul, ex quibus michi inotescat res ipsa, quod multiformiter exponam. Primo rem illi in propio nomine similem asumam, ut in proposito ymaginem alterius hominis, qui Michael vocabitur, sumam, et illa utar. Aliter insequar rei similitudinem aliam. Et hec |est iterum duplex, vel propinqua, vel remo7 modis sequ. del. at 18 Sed ] Se 23 multiformiter ] multisformiter

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〈Gestaltung der Bilder〉 Es bleibt, eine Diktion über die Gestaltung der Bilder zu verfassen. Das gelingt auf viele Arten. Entweder wir setzen ein wirkliches Bild der Sache, an die wir uns erinnern wollen, an den Ort. Ein solches ist besser als alle Gestaltungen, wenn wir das können. Beispiel:Ein Beispiel ist, daß ich, wenn ich mich an meinen Vater Michael erinnern will, ein typisches lebhaftes Bild von ihm an einem mir gut bekannten Ort plaziere. Wenn ich aber den Vater nie gesehen habe, muß ich das Bild einer anderen Sache nehmen, oder mehrerer zugleich, durch die mir die Sache selbst klar wird, was ich vielgestaltig darstelle. Erstens nehme ich eine Sache, die ihm im Eigennamen gleicht, z. B. nehme ich hier das Bild eines anderen Mannes namens Michael und verwende das. Andernfalls bediene ich mich einer anderen Ähnlichkeit mit dem Gegenstand. Das geht wieder zwei-

21 quibus ] qibus

k inotescat ] initescat

22–

Teil II 2, Diktion 4

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ta. Propinqua est sicud quando in expresione vocis fere conveniunt. Hoc modo tollam tamixo pro Tomaxo, aut piera pro Piero, et taliter utuntur maxime biscitiatores. Que similitudo satis confere potest. Remota vero est inter illa, que vel gente, vel figura, vel pari ratione conveniunt, sicud si pro Aristotele quemlibet doctorem Grecum, et pro San|sone omnem fortem adthaletam, et pro Agustino fratrem heremitanum, et pro litera O quodlibet spericum aut circulare 〈sumamus〉, et sic de aliis. Aliquando vero insequimur rerum signa ipsis ab arte vel natura iam diu instituta et consueta, que tamem nobis prius diligenter nota fuerint. Sic non minus utile nobis erit, quemadmodum Silenum pro Marco vel aliquem apud se aliquo |modo habentem leonem1 , et vitulum pro Luca, aquilam pro Iohane et angelum pro Mateo acipere, et reliqua ut subscribitur. 10–11 Aristotele ] Aristele 23 Marco ] Marci

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fach, nah oder entfernt. Nah ist sie z. B., wenn sie in der Aussprache fast übereinstimmen. Auf die Art nehme ich tamixo für Thomas oder piera für Peter, so machen es vor allem die Wortspieler. Diese Ähnlichkeit kann sehr nützlich sein. Entfernt hingegen ist sie bei denen, die nach Herkunft, Gestalt oder Regel übereinstimmen, z. B. wenn wir für Aristoteles einen beliebigen griechischen Lehrer, für Samson jeden starken Athleten, für Augustinus einen Eremiten und für den Buchstaben O etwas Kugel- oder Kreisförmiges 〈nehmen〉 und so fort. Bisweilen aber folgen wir bei Sachen auch Zeichen, die für sie künstlich oder natürlich schon lange eingeführt und üblich sind, die uns jedoch zuvor genau bekannt sind. So ist es für uns nicht weniger brauchbar, z. B. Silenus oder jemanden irgendwie mit einem Löwen neben sich für Markus, einen Stier für Lukas, einen Adler für Johannes und einen Engel für Matthäus zu nehmen, und weitere, wie unten verzeichnet wird.

13 adthaletam pro athletam

16 de ] d

21 non ] nin

1) Silenus war der trinkfreudige Erzieher und Begleiter des häufig mit Löwen dargestellten Dionysos, es kann auch ein Silen im Gefolge gemeint sein. Zur Tierwelt rund um Dionysos siehe Merkelbach, Hirten des Dionysos S. 13–14.

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Teil II 2, Diktion 4

Signa 〈sanctorum〉 Homo barbatus tenens ensem pro Paulo. Tenens claves pro Petro. Vir tenens crucem pro Andrea. Sed mulier tenens crucem pro Helena. Nudus cum sola pelle piloxa pro Iohane batista et viro optimo.

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〈Signa virtutum〉 Similiter in virtutibus sicud de sanctis fatias, et erit hoc modo: Tenens librum pro iusticia. Tenens columpnam pro fortitudine. Tenens speculum pro providencia. Tenens ancoram pro spe. 〈Signa artium〉 Similiter in artibus ut: Habens colores pro pictore. Habens balas pro mercatore. Habens calamare pro scriptore vel notario. Idem et in scientiis signum haberi potest, ut sint signa hec: Signa 〈scientiarum〉 Tabula a b c d etc. est signum gramatice. Epistola retorice. Pulcer liber poesie. Duo serpentes obvii loice. Compasus geometrie. Tabula numeri arismetrice. Instrumenta musice. 7 batista ] batita

k et ] e

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Zeichen 〈der Heiligen〉 Bärtiger Mann mit Schwert für Paulus. Einer mit Schlüsseln für Petrus. Mann mit Kreuz für Andreas. Dagegen Frau mit Kreuz für Helena. Nackter nur mit Fell bekleidet für Johannes den Täufer und tugendhaften Mann. 〈Zeichen der Tugenden〉 Ähnlich wie bei den Heiligen machst Du es bei den Tugenden, das geht dann so: Jemand mit Buch für Gerechtigkeit. Einer mit Säule für Tapferkeit. Einer mit Spiegel für Vorsorge. Einer mit Anker für Hoffnung. 〈Zeichen der Künste〉 Ebenso bei den Künsten, z. B.: Einer mit Farben für Maler. Einer mit Ballen für Händler. Einer mit Tintenfaß für Schreiber oder Notar. Auch kann in den Wissenschaften ein Zeichen gelten, wie diese: Zeichen 〈der Wissenschaften〉 Tafel mit a b c d usw. ist das Zeichen für Grammatik. Brief für Rhetorik. Schönes Buch für Dichtung. Zwei sich zugewandte Schlangen für Logik. Zirkel für Geometrie. Zahlentafel für Arithmetik. Instrumente für

19 mercatore ] mercatire

k Habens ] Habes

Teil II 2, Diktion 4

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+

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Spera astrologie. Specula perspetive. Urinale medicine.

Musik. Kugel für Astronomie. Spiegel für Optik. Urinal für Medizin.

〈Signa dignitatum et officiorum〉 Similiter sunt signa dignitatum et offitiorum: Corona pro regge. Varium pro doctore. Mitria com 3 coronis pro papa. Pilium rubeum pro cardinali. Pilium nigrum pro abbate. Maccia episcopi pro episcopo. Baculum pro rectore. Calcar aureum pro milite. Vexilum pro capitaneo. Remum pro nauta.

〈Zeichen der Würden und Berufe〉 Ähnlich gibt es Zeichen für Würdenträger und Berufe: Krone für König. Pelzwerk für Lehrer. Mitra mit 3 Kronen für Papst. Rotes Birett für Kardinal. Schwarzes Birett für Abt. Bischöflicher Weihwassersprenger für Bischof. Stab für Rektor. Goldsporn für Ritter. Standarte für militärischen Befehlshaber. Ruder für Reeder.

〈Signa civitatum et regionum〉 Conformiter de civitatibus et regionibus idem potest operari capiendo propiam armam civitatis aut loci: 3 leonespardi pro Ingeltera. Leo pro Venetis. Crux pro Ierusalem. Zigli aurei in azuro pro Francia. Et ut breviter loquar, ne nimium exemplis utar, quibus dietim utimur, dico quod uniuscuiusque similis rei signum propium habere posimus, si antiquas ystorias pictas |inspicimus. Ibidem rerum ymagines inveniemus nobis plurimum servientes, neque ulla ars vel scientia est, que 1–2 perspetive pro perspective 19 Venetis pro Venetiis

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〈Zeichen der Städte und Länder〉 Genauso läßt sich das bei Städten und Ländern durchführen, indem man das typische Wappen von Stadt oder Ort nimmt: 3 Leoparden für England. Löwe für Venedig. Kreuz für Jerusalem. Goldlilien auf Blau für Frankreich. Um mich kurzzufassen und nicht zu viele Beispiele zu verwenden, die wir täglich nutzen, sage ich, daß wir ein typisches Zeichen für jede ähnliche Sache erhalten können, wenn wir die alten gemalten Geschichten genau anschauen. Dort finden wir von den Sachen Bilder, die uns sehr nützlich sind, und es gibt keine

5–6 regge pro rege

7 com pro cum

16 potest ] potes

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Teil II 2, Diktion 4

magis artifitiali memorie sit conformis quam pictoria, propie et ipsa locis et ymaginibus indiget sicud et ista, et una alteram multum insequitur. Ideo ad illam artem depingendi quandoque pro exemplis occurere est satis utile. |Depingimus et nos etiam, cum figuramus ymagines in locis. Verumtamem, ut predixi, vana esset ymagoa , que nichil operatur, unde semper studeas aliquid vivum vel mobile in compositione ymaginis esse, et cum illis signis aliquid operari.

1 memorie ] memo corr. ex vivm

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Kunst oder Wissenschaft, die besser zur Gedächtniskunst paßt als die Malerei, eigentlich bedarf sie selbst der Orte und Bilder sowie diese, und die eine folgt oft der anderen. Daher ist es sehr nützlich, bisweilen der Beispiele halber auf die Kunst des Malens zuzugehen. Auch wir malen, wenn wir Bilder an Orten gestalten. Freilich wäre, wie oben gesagt, ein Bild unnütz, das nichts tut. Sorge deswegen stets dafür, daß sich im Aufbau des Bildes etwas Lebendes oder Bewegliches befindet und mit diesen Zeichen etwas tut.

6–7 quandoque ] quandique

a) Siehe oben II 2, 3, 80v–81r (S. 146, Z. 12ff).

7 occurere ] occure

13 vivum

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90v

Sequitur alia dictio, que 〈est〉 de impositione rerum.

Es folgt eine weitere Diktion über die Zuordnung zu Dingen

Quandoque ad figurandum utimur impositione propter defectum aliarum ymaginum, quas habere non possumus ut volumus. Sed tales impositiones nobis formamus, sicud antiqui fecerunt. Iste tamem impositiones rare sint, si bene memorari velimus. Exemplum: quando instituero in animo meo, quod omnis lapis semper michi significet materiam primam, et nichil aliud, tunc licet ut nunquam |amplius in meis cogitationibus lapide utar nixi pro prima materia, et cavebo ponere lapidem pro alia re, ne decipiar in longo tempore. Simili modo circulus ante tabernam non significare videtur circulum, sed vini venditionem, ex longa consuetudine per impositionem facta. Est tamem advertendum, quod impositiones isste non |anguste, sed lacte fieri debent, ne in unius rei longeva naracione vel figuratione eadem seppe ymago replicata sit, sicud ante preceptum fuita . Propterea

Bei der Bildgestaltung bedienen wir uns bisweilen einer Zuordnung aus Mangel an anderen Bildern, die wir nicht erhalten können, wie wir wollen. Solche Zuordnungen aber gestalten wir uns, wie es die Alten taten. Doch sollen die Zuordnungen selten sein, wenn wir uns gut erinnern wollen. Beispiel: Wenn ich im Geiste festlege, daß jeder Stein für mich stets erste Materie bedeuten soll, und nichts anderes, dann darf ich nicht länger in Gedanken Stein verwenden, außer für erste Materie, und muß mich hüten, Stein für etwas anderes zu setzen, um mich langfristig nicht zu täuschen. Ganz ähnlich bedeutet ein Kreis vor einer Taverne nicht Kreis, sondern Weinverkauf, aufgrund alter, durch Zuordnung erfolgter Gewohnheit. Doch muß man darauf achten, diese Zuordnungen nicht eng, sondern weit zu fassen, damit sich in einer langen Erzählung oder Gestaltung einer einzigen Sache nicht ein und dasselbe Bild oft wiederholt, wie oben angeraten. Daher meinen

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6 possumus ] posimus

15 tunc corr. ex tunt 20–21 tabernam ] tarbenam 23–24 impositionem ] impisitionem 26 lacte pro late 28 eadem ] eade 30 Propterea ] Proptere

a) Siehe II 2, 3, 81r (S. 146, Z. 20ff) die Maßgabe, ein Bild nicht mehrfach zu plazieren.

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Teil II 2, Diktion 5

in exemplo dicto, quod omnis lapis materiam notet, intelligemus et lapidem coctum, et marmoreum, et pretiosum, et magnum, et parvum, et finaliter omne genus lapidis, sic et |de aliis intelligas. Fantasiandi item aliud opus est, quod sillabatio dicitur vel dictionatio, nam sicud ex literis sillabas et ex sillabis dictiones facimus scribendo, sic et informando ymagines nostras, et hoc est, quando aut variare volumus fantasiam, aut rei non possumus habere formam.

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wir in dem besagten Beispiel, daß jeder Stein Materie bezeichnen soll, auch den Ziegel-, Marmor-, Edel-, großen und kleinen Stein, letztlich jede Art von Stein, verstehe das so auch bei anderen. Es gibt noch ein anderes Verfahren der Vorstellung, das man Silbenoder Wortbildung nennt, denn wie wir schreibend aus Buchstaben Silben und aus Silben Wörter bilden, so auch gestaltend unsere Bilder, d. h. wenn wir die Vorstellung variieren wollen oder das Bild einer Sache nicht bekommen können.

Exemplum

Beispiel

Exemplum de silabatione fit hoc modo: Primo capias sillabas nominis, cuius vis memorari, ordine suo servato. Et tot res invenias, quot sunt eius sillabe, quarum prime silabationes illis conveniant, et ordine illo primarum sillabarum in loco statuas, sicud hic. Volo in memoria scribere hoc nomen: tresispal. Habeo 3 sillabas. Pro prima po|nam tripodam in loco, pro 2a ponam simiam, pro 3a ponam spadam, quas res tres ordinabo ad invi-

Ein Beispiel zur Silbenbildung geht so: Nimm zunächst die Silben des Ausdrucks, an den Du Dich erinnern willst, der Reihe nach. Und finde so viele Sachen, wie er Silben hat, deren erste Silben mit jenen übereinstimmen, und plaziere sie in der Abfolge der ersten Silben an dem Ort, wie hier. Ich will im Gedächtnis diesen Ausdruck schreiben: trisispal. Ich habe 3 Silben. Für die erste setze ich tripodam an den Ort, für die 2. setze ich simiam, für die 3. setze ich spadam. Die drei Sachen ordne ich

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1 dicto ] dito 3 lapidem ] lapide 9 dictionatio ] ditinatio 10 dictiones ] diciones 14 possumus ] possimus 19 memorari ] memirari 20 servato ] servati k tot ] tit 23 ordine ] ordin 25 scribere ] scibere 26 tresispal pro trisispal

Dreifuß Affe Schwert

Teil II 2, Diktion 5 cem ordine aliquo superiori, quo melius uti potero, ut sic: Supper tripodam simia ensem tenens saltabit et tripudiabit audactera . 92v

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in höherer Ordnung einander zu, in der ich sie besser verwenden kann, etwa so: Auf dem Dreifuß tanzt ein Affe mit Schwert und stampft keck den Dreischritt.

Exemplum

Beispiel

Exemplum de dictionatione esset, si caperem ditiones ad invicem componendo. Volo scribere carnalion. In primo situ loco carnes, post quas secundum ordinem statuam illas cum pedibus et ore disippantem leonemb . Contingit aliquando, quod non propie aut precise dividere posumus memorandum nomen in sillabas vel dictiones, quibus res similes in sermone habere posumus. Et tunc regula est, ut res convenientes iuxta posse et comoditates nostras capiamus, et seppius replicemus in animo nostro, sive parum transendant, sive parum defitiant, sive non propium, sed propinquum literarum |ordinem habeant, ut in isto exemplo: Possum in prima loci

Ein Beispiel zur Wortbildung wäre, wenn ich Wörter nähme und miteinander verbände. Ich möchte carnalion schreiben. An die erste Stelle setze ich carnes, hinter die ich ordnungsgemäß leonem setze, der diese mit Pfoten und Maul zerreißt. Zuweilen kommt es vor, daß wir den zu erinnernden Ausdruck nicht genau und kurz in Silben oder Wörter zerlegen können, für die wir ähnliche Dinge in der Sprache erhalten können. Dann gilt die Regel, die passenden Sachen so gut wie möglich und für uns bequem zu nehmen und im Geiste öfter zu wiederholen, ob sie nun ein wenig länger oder ein wenig kürzer sind, oder nicht genau, aber nahezu die Ordnung der Buchstaben einhalten, wie in diesem Beispiel: Ich kann an die erste Stelle

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1 aliquo iter. 8–9 invicem corr. 10 loco ] loci 11 secundum ] secumdum 13 ore ] ire k leonem ] leinem 15 dividere ] bividere 16 posumus ] posimus k nomen ] nimem 18–19 posumus ] posimus 23 transendant pro transcendant 24 parum ] paruum 27 prima ] prim

a) Eine Aussparung mit der Beischrift trisispal ist auf 92r vorhanden, das Bild fehlt. b) Eine Aussparung mit der Beischrift carnalion ist auf 92v vorhanden, das Bild fehlt.

Fleischstücke Löwe

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galoz 94r

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Teil II 2, Diktion 5

mansione Albertum ponere, qui cum pedibus gatam repercuciat ante se. Et habeat gata in ore gallum furentem. Poterit hec figura reprexentare hoc complexum: Albergatam galoz. Et patet, quod Alberto transendit illam partem alber, et gata deficit ab illa gatam, et gallo non propie est |galoz, que recolegi simul causa brevitatis. Et si quid erroris sit, non ambigas, suplere enim solet intellectus. Experior in me ipso plerumque, pro longa re parvam facere formam, sicud in longis sermonibus, ubi non omnium literarum, sillabarum et dictionum indigemus formis, licet facere posimus, sed partium principalium capita locamus, et virtus nostra residuum suplet. Vilesceret etiam animus, si de qualibet re artis memoria uteremur, et non natura. Hec tamen ars solum in rebus arduis est sumenda. Ex quibus omnibus liquet modus facilis scribendi per hanc artem similiter et omnes literas, et omnia igno-

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des Orts Albert setzen, der mit den Füßen eine Katze vor sich her jagen soll. Die Katze soll einen tobenden Hahn im Maul haben. Dieses Bild kann die Verknüpfung darstellen: Albergatam galoz. Es ist klar, daß Alberto länger als alber, gata kürzer als gatam und gallo nicht genau galoz ist, die ich der Kürze halber zusammengesetzt habe. Wenn etwas falsch ist, zweifle nicht, denn der Verstand pflegt zu ergänzen. Bei mir selbst versuche ich meist, für eine lange Sache eine Kurzform zu bilden, z. B. bei langen Reden, bei denen wir nicht für alle Buchstaben, Silben und Wörter Formen benötigen, obwohl wir sie bilden können, sondern nur die Anfänge der Hauptteile plazieren und unser Denkvermögen das Übrige ergänzt. Der Geist würde gar entwertet, wenn wir bei jeder Sache das künstliche Gedächtnis nutzten, und nicht das natürliche. Die Kunst ist aber nur bei schwierigen Sachen anzuwenden. Aus all dem erhellt eine einfache Methode, mit der Kunst ebenso alle Buchstaben und alles uns Un-

1 ponere ] ponerere 2 repercuciat ] repercucia 4 furentem ] forentem 7 Alberto ] Aberto k transendit pro transcendit 9 illa ] ila k gatam sequ. del. et 14–15 longa ] linga 15–16 sicud ] sicod 16 longis ] lingis 17 omnium ] umium k literarum corr. ex literarom 22 Vilesceret ] Vileseret 23 memoria ] mimoria 24 non ] nin 27 modus facilis ] modum facilem 29 omnia ] imnia

Teil II 2, Diktion 5 ta nobis, quorum similitudinem habere non possimus, et similiter rerum immaterialium, quibus non sunt figure propie. 95r

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Alia documenta Sunt plures alii modi fantasmatum inveniendorum, ut infra patebit, et sub brevitate aliquos hic referam. Aliquando per verbum contrarium alterum innotescit, ut viso igne recordamur aqua; aliquando ex sotietate et magna colligantia rerum inter se, taliter memorato Petro discurimus in Paulum. Et aliquando unum pro alio acipimus. |Aliquando ex actibus operum memoramur, qualiter satis laudo in rebus immaterialibus, quarum exempla sic dari possunt:

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bekannte, wovon wir kein Abbild bekommen können, zu verzeichnen, und genauso von immateriellen Dingen, die keine eigenen Bilder haben. 5

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Andere Lehren Es gibt viele weitere Methoden, Bilder zu finden, wie unten erhellt. Ich stelle hier einige kurz vor. Manchmal wird durch den Gegenbegriff der andere deutlich, z. B. denken wir beim Anblick von Feuer an Wasser; manchmal durch Gemeinschaft und enge Verbindung der Dinge untereinander, so kommen wir durch die Erinnerung an Petrus zu Paulus. Manchmal nehmen wir das eine für das andere. Manchmal erinnern wir uns durch Handlungen, wie ich es bei immateriellen Dingen sehr lobe, für die man Beispiele so geben kann:

Actus

Handlungen

Amplexus hominum significat fratres vel sorrores. Coytus matrimonium. Osculum proditionem. Lactatio bailam. Contortio dolorem. Rixus lecticiam. Pectus discopertum in muliere mere-

Umarmung von Menschen bezeichnet Brüder und Schwestern. Beiwohnung die Ehe. Kuss den Verrat. Stillen die Amme. Winden den Schmerz. Lachen die Freude. Entblößte Brust bei der Frau die Dirne. Hinreichen

25

2–3 similiter ] siliter 4 non ] nin 7 inveniendorum ] inveniendarum 10 contrarium ] cotrarium 14 taliter ] talit k Petro ] Petre 17–18 memoramur ] memorer 19 quarum ] quaru 24 Osculum ] Obculum 25 Lactatio ] Latatio k bailam pro baiulam 26 lecticiam pro leticiam

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Teil II 2, Diktion 5

tricem. Aplicatio manuum duarum fidem et consorcium. Locus etiam solet rem ad memoriam ducere, quia sentio sepulturam, recordor defunto parente. Et quia plateam invenio, reminiscor vel astiludii vel alterius rei notabilis. Et com vidimus ecclexiam, memoramur de Deo, et ita de aliis. Aliquando ex tempore reminiscentiam habemus, sicud ex pasca resurecionem Christi, ex tali anno teremotum, vel guerram, |vel pestem, vel penuriam, vel dampnum et huismodi. Aliquando ex signo sequitur aliter quam prius, ut considerando yridem recordor diluvii Noe, com inspicio poma Adam, et crucem pasionis et cetera. Similiter ex similitudine non sicud ante, sed hoc modo: quia video Sortem suspendi, seppe memoror de suspensione Platonis. Et si quis oraret, recolo Ciceronis, et combustione combustionem aliam etc. Et 〈si〉 ad solum phisicum et

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beider Hände Vertrauen und Gemeinschaft. Zudem ruft oft ein Ort eine Sache ins Gedächtnis, denn sehe ich ein Begräbnis, denke ich an den toten Vater. Entdecke ich einen Platz, fällt mir ein Turnier oder eine andere denkwürdige Sache ein. Wenn wir eine Kirche sehen, erinnern wir uns an Gott, und so fort. Mitunter erinnern wir uns durch die Zeit, wie zu Ostern an die Auferstehung Christi; durch manches Jahr an ein Erdbeben, an Krieg, Pest, Mangel, Verlust und dergleichen. Zuweilen folgert man aus einem Zeichen anders als früher, z. B. denke ich beim Anblick eines Regenbogens an Noahs Sintflut, wenn ich Früchte sehe, an Adam, wenn ein Kreuz, an das Martyrium usw. Ähnlich durch ein Bild nicht wie zuvor, sondern so: Weil ich sehe, daß Sortes gehängt wird, erinnere ich mich oft an die Erhängung Platons. Wenn jemand redet, denke ich an Cicero, und durch eine Verbrennung an eine andere Verbrennung usw. Wenn sie auch eigentlich nur

1 Aplicatio ] Aplica k duarum ] duorum 3 Locus ] Locos 4 quia ] qua 5 defunto pro defuncto 6 invenio ] inveno 8 rei ] re k notabilis ] nitabilis k com pro cum 13 resurecionem pro resurrectionem 14 teremotum ] teremitum 17 sequitur ] se 19 recordor ] recor k com pro cum 22 non ] no 23 modo ] modi 24 Sortem ] Srtem 25–26 Platonis ] Platinis 27 combustione ] combustiine

Teil II 2, Diktion 5

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sapientem propie pertineat, aut expertum, tamem utile est docere artifitialem memoriam philosophorum. Arguunt ipsi ex causa supper efectum et econverso. Cum vident eclipsim lune, memorantur tere et solis, et per nubes pluviam sciunt, et per ventum furorem maris et econverso, ex glatie frigiditatem. Taliter et medici ex acidentibus effec|tionibus et causis pluribus egritudinibus recordantur, que solent corpus infestare humanum. Solent nonnulli, cum istos modos ad certam rem comode trahere nesciant, vel aliqua ratione nolint, ut forte non idem reymaginari pluribus locis videantur, veras literas vel dictiones in locis 〈scribere〉. Verbi gratia scribunt literas magnas huius nominis, quoniam |aut cum auro, aut cum coloribus extraneis, aut ex carta, vel metallo, vel ligno, vel alia materia componunt literas mente, vel propiis manibus, ut cercior memoria sit, et illas aderent locis. Et talia etiam

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den Physiker und Gelehrten angeht, oder den Fachmann, ist es dennoch nützlich, die künstliche Erinnerung der Philosophen zu lehren. Sie schließen von der Ursache auf die Wirkung und umgekehrt. Sehen sie eine Mondfinsternis, erinnern sie sich an Erde und Sonne, an den Wolken erkennen sie den Regen, am Wind das Toben der See und umgekehrt, am Eis die Kälte. So kommen auch die Ärzte durch auftretende Wirkungen und Ursachen auf viele Krankheiten, die den menschlichen Körper häufig befallen. Manche pflegen, da sie diese Verfahren nicht leicht auf eine bestimmte Sache anwenden können, oder gewissermaßen nicht wollen, um sich nicht etwa an mehreren Orten wieder dasselbe vorzustellen, wirkliche Buchstaben oder Wörter an Orten zu 〈notieren〉. Sie schreiben z. B. große Buchstaben des Namens, da sie mit Gold oder fremden Farben, aus Papier, Metall, Holz oder anderem Stoff im Geiste oder von Hand die Buchstaben bilden, um das Gedächtnis sicherer zu machen, und heften sie an Orte. Solche habe ich

1 sapientem ] sapietem 2–3 docere ] dicer 7 solis ] sole 9 furorem ] foram 18– 19 ratione ] ratio 20 reymaginari ] reymaginar 21 literas ] litera k vel corr. ex vl 23 scribunt ] scibun k literas ] litera 24 quoniam ] quiniam 26 carta ] cart 27– 28 literas ] litera 30 aderent pro adherent

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Teil II 2, Diktion 5

expertus fui, sed quanto rarius fiunt, magis prosunt.

probiert, doch je seltener sie vorkommen, desto nützlicher sind sie.

De scribendis literis

Das Schreiben von Buchstaben

Non nego tamem neque vilipendo, quod si quis sibi materiales res invi|cem multum diferentes et bene ad invicem connetibiles et mobiles saltim vocales statueret, que sibi literas aut sua similitudine aut impositione violenta vel nova representarent, poset com illis in locis scribere omnia, que velet. Verumtamen non nixi in longo tempore et multo exercitio acquireret huiusmodi scribendi habitum. Nec propter |hoc desinere debemus sicud neque in aliis scientiis et artibus, in quibus magnam vite partem ocupamus. Et similiter id facimus, quando a primordio legere et scribere incipimus. Dixi notanter tibi saltim vocalia fore mobilia, quia in omni silaba ingrediuntur, ne si una sillaba locari contingat, sit ymago sine motu, a quo semper cavendum esta . Poses tamen omnem

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Ich leugne jedoch nicht und schätze es auch nicht gering, daß jemand, wenn er sich ganz verschiedene, gut verknüpfbare materielle Dinge und zumindest bewegliche Vokale bestimmte, die für ihn durch ihre Ähnlichkeit oder erzwungene bzw. neue Zuordnung die Buchstaben darstellten, mit diesen an Orten alles schreiben könnte, was er wollte. Doch würde er nur in langer Zeit und mit viel Übung das Geschick so zu schreiben erwerben. Deswegen dürfen wir aber nicht aufgeben, wie auch nicht in anderen Wissenschaften und Künsten, mit denen wir einen großen Teil des Lebens zubringen. Ähnlich gehen wir vor, wenn wir lesen und schreiben lernen. Bewußt sagte ich Dir, es sollten zumindest bewegliche Vokale sein, da sie in jede Silbe eingehen, so daß das Bild, wenn man eine Silbe setzt, nicht unbewegt ist, was man immer verhüten sollte. Du könntest aber

2 fiunt ] fius

5 quis ] qis 7 invicem ] invinvicem 8 vocales sequ. del. 10 impositione ] imposositione 11 representarent ] repesentaret 12 com pro cum 23–24 vocalia ] vicalia 24 mobilia ] mibilia 26 ymago ] yymago

a) Vgl. oben II 2, 3, 80v–81r (S. 146, Z. 12ff).

Teil II 2, Diktion 5

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100v

literam |habere duplicatam, illam vivam, aliam inanimatam, ut modo una, modo alia uti posses ad libitum. Et gratia brevitatis hic solum de vocalibus exemplum ponam sic, scilicet:

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jeden Buchstaben doppelt nehmen, einen lebend, den anderen unbeseelt, um beliebig mal den einen, mal den anderen zu verwenden. Der Kürze halber bringe ich hier somit nur ein Beispiel zu den Vokalen, und zwar:

Vocalia

Vokale

Terra sit a. Aqua sit e. Et quia aer non propie videtur, omne aerem continens vel ventum, ut vesica vel foles, sit i. Ignis vero sit o. |Capiendo stellam pro celo sit u. Hec exempla posui, ut cum formabis abcdf etc., aliquo fundamento utaris. Acepi enim quinque corpora simplicia, que non plura sunt, pro 5 vocalibus secundum suum ordinem, et pro exemplo de inanimatis vocalibus dixi. Sed de animatis sit hoc exemplum: Aquila sit a . Ellea fans sit e . | [. . . ] sit i . Oca sit o . Vulpis sit u . Vel aliter, si velemus ampliare, fatiamus sic: Omnis avis sit a . Omnis bestia terena sit b e . Omnis homo sit o . Omnis pisscis sit i. Omnis alia res

Erde sei a. Wasser sei e. Und da Luft eigentlich unsichtbar ist, alles enthält Luft oder Wind, wie Blase oder Balg, sei sie i. Feuer hingegen sei o. Ein Stern für den Himmel sei u. Diese Beispiele habe ich verwendet, damit Du, wenn Du abcdf usw. darstellst, eine Grundlage hast. Ich habe nämlich der Reihe nach die fünf einfachen Körper, mehr gibt es nicht, für die fünf Vokale genommen und als Beispiel von unbelebten Vokalen gesprochen. Zu den belebten Vokalen sei dieses Beispiel genannt: Aquila sei a . Elefans sei e . [. . . ] sei i. Oca sei o . Vulpis sei u . Ansonsten, wenn wir dies erweitern wollen, gehen wir so vor: Jeder Vogel sei a . Jedes Landtier sei e. Jeder Mensch sei o . Jeder Fisch sei i. Jede andere unbelebte, aber

2 inanimatam ] inanimatatam 23 [. . . ] lac.

a) Das Symbol für i fehlt.

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9 videtur ] vide

11 vero ] veri

b) Die Symbole für e und i fehlen.

16 corpora ] corpera

Adler Elefant Gans, Fuchs

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Teil II 2, Diktion 5

inanimata tamen mobilis preter corpora simplicia sit u . Taliter aliquem ordinem observandi literas componesa .

1 tamen ] tame

veränderbare Sache, außer einfache Körper, sei u . Entwirf auf die Art eine Ordnung, die die Buchstaben vertritt.

k tamen sequ. del. exse

a) Vgl. III, 2, 138v–140r (S. 194, Z. 20ff) das Alphabet mit 17 Buchstaben, die jeweils Belebtes und Unbelebtes vertreten.

101r

101v

102r

Dictio 6a huius partis, que est de oblivione.

Diktion sechs des Teils, die sich dem Vergessen widmet.

Antequam ad praticam veniamus, de oblivione aliquid dicam, que in hac plerumque arte est. Convenit aliquando factas destruere ymagines propter aliquam causam, sicud quando non bene facte sint, et nos fecisse penitet illas illo modo, aut trangresum fuisse ordinem, aut replicase idem, et ut universaliter dicam, com vel intentionem, vel artis canones operatum fuisse. |Si igitur oblivisci ymaginem volumus, hoc dupliciter facere possimus, aut paulatim, aut subito. Paulatim quando ymago incepta non completur et sui debilitate desinet; aut si immago completa et fixa sit, eam relinquere debemus longo tempore et supper illa non considerare. Sic experimur nostros habitus deficere, quando non replicamus, aut non ad|vertimus, quemadmodum replicatio et speculatio confirmat habitum. Et isste est modus utilis. Alius tamen inuti-

Bevor wir zur Anwendung kommen, sage ich etwas über das Vergessen, das in dieser Kunst häufig vorkommt. Zuweilen entscheiden wir uns, Bilder aus irgendeinem Grund zu zerstören, z. B. wenn sie nicht gut gemacht sind, und wir es bereuen, sie auf diese Weise gemacht, die Ordnung überschritten oder ein und dasselbe wiederholt zu haben, und, allgemein gesagt, wie wir das Vorhaben oder die Regeln der Kunst ausgeführt haben. Wollen wir also ein Bild vergessen, können wir das auf zweierlei Art tun, nach und nach oder sogleich. Nach und nach, wenn das angefangene Bild unvollendet bleibt und durch seine Schwäche verfällt; oder wir müssen, wenn das Bild vollendet und fixiert ist, es lange beiseite lassen und nicht darauf schauen. So bemerken wir, daß unsere Fähigkeiten abnehmen, wenn wir nicht wiederholen, oder uns nicht hinwenden, so wie Wiederholen und Betrachten die Fähigkeit stärkt. Diese Methode ist brauchbar. Eine andere, freilich un-

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1 6a ] 5a

6 Convenit ] Cinvenit 9 non ] nun 11 trangresum pro transgressum k ordinem ] ordinum 12 replicase pro replicasse 13 com pro quomodo? 15 ymaginem ] ymaginum 16 hoc ] hic 23 longo ] lungo 24 non ] nin

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Teil II 2, Diktion 6

lis modus invenitur per confusionem, ut super ymaginem tanta superflua et fere imposibilia adamus, quod a sensu confuxe acipiatur et non distincte propter multitudinem partium et malum ordinem, quia ubi multitudo, ibi confuxio1 . Oblivisci vero ymaginem subito contingit etiam aut utiliter aut inutiliter. Utiliter est altero horum modorum, vel nos ymaginabimur formas illas ex se, vel ab alio inde removeri, et extra locum ad alium deduci; aut ymagines vertemus, ac si sopite et mortue viderentur, et super ilas tamquam in loco fortiori ymaginacione |ac crebriori meditatione statuemus aliam nullum respectum ad priorem habentem, ac si non essent. Sed consuevi in hoc casu presto aliquo velamine coperire, ut cum cortina, vel storio, vel huiusmodi, quod visum meum preocuparet, et tunc

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taugliche Methode ergibt sich durch Unordnung, wenn wir dem Bild so viel Überflüssiges und fast Unmögliches hinzufügen, daß der Verstand es wegen der Masse an Teilen und schlechten Ordnung wirr und ungeordnet wahrnimmt, denn wo Vielheit ist, ist Unordnung. Sogleich aber kann man ein Bild ebenso tauglich und untauglich vergessen. Tauglich ist es auf eine dieser Arten: Wir stellen uns vor, daß die Bilder von allein oder jemand anders entfernt und von dem Ort zu einem anderen gebracht werden; oder wir drehen die Bilder um, wie wenn sie betäubt oder tot wären, und plazieren über ihnen gleichsam an ihrer Stelle durch stärkere Vorstellung und häufigere Betrachtung ein anderes ohne Bezug zu dem früheren, als wären sie nicht da. Ich habe aber in dem Fall gewöhnlich schnell mit einer Hülle, z. B. einer Gardine, Matte oder so etwas, abgedeckt, was meinen Blick einneh-

1–2 confusionem ] cinfusionem 5 non ] nin k distincte ] distint 6 multitudinem ] multitudine 11 altero ] altere 12 modorum ] modorom 13 formas ] frmas 15 locum ] licum 16 vertemus ] vertemur 17 mortue ] mortua k ilas pro illas 19 crebriori ] crebiori 21 habentem ] habentes 24 coperire ] copere 26 preocuparet ]

preocupare

1) Das gern zitierte und variierte Proverb ähnlich bei Lud. de Pirano, Regule mem. artif. S. 217: ubi non est ordo, ibi est confusio, vielleicht inspiriert durch Thomas, Summa theol. I, 42, 3, S. 439a–b: ubicumque est pluralitas sine ordine, ibi est confusio.

Teil II 2, Diktion 6

103v

+

preparatio

104r

ymaginem videre non poteram, quare comode aliam citra velamen sine impedimento facere poteram. |Possumus tamen fantasiari locum ruere, aut comburi, aut obscurari nimis, aut maxime splendere et huiusmodi, sed hec aliquo modo inutilia sunt, quia ad destrutionem loci etiam fatiunt. In arte hac summe studendum est, ne causam habeamus destrutionis ymaginum, quia raro sine inconvenienti destrui posunt. Alii modi sunt, quos causa brevitatis taceo.

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men würde, und konnte dann das Bild nicht sehen, weshalb ich leicht ein anderes vor der Hülle unbehindert erzeugen konnte. Wir können uns aber vorstellen, daß der Ort einstürzt, verbrennt, zu sehr abdunkelt oder stark erhellt und dergleichen, was aber irgendwie untauglich ist, da dies auch den Ort zerstört. In dieser Kunst ist besonders darauf zu achten, daß man keinen Grund erhält, Bilder zu zerstören, denn selten lassen sie sich problemlos zerstören. Es gibt weitere Methoden, die ich der Kürze halber verschweige.

De preparatu theatri

Vorbereitung des Schauplatzes

Preparatio locorum, ymago sine locis, oblivio et memoratio sunt de melioribus in hac arte. Memoratio sive fortitudo ymaginis dicta est ante, et similiter de coruptione ymaginum, quia etiam unum contrarium alterum facit notuma . De preparatione vero loci aliquid dicam, et de ymaginatione, que ad hec loca non referuntur. Est enim prepa-

Die Vorbereitung der Orte, das Bild ohne Orte, Vergessen und Erinnern zählen zu den wichtigeren in dieser Kunst. Von der Erinnerung bzw. Stärke des Bildes war vorhin die Rede, ebenso vom Vergehen der Bilder, da ja der eine Gegensatz auch den anderen bekannt macht. Zur Vorbereitung des Ortes aber werde ich etwas sagen, und über die Vorstellung, was sich nicht auf diese Orte bezieht.

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1 ymaginem ] ymagine 2–3 velamen ] velamem 4 Possumus ] Posemus 6 obscurari ] obcurari 7 sed ] se 9 destrutionem pro destructionem 13–14 posunt pro possunt 14 Alii ] Allii 23 contrarium ] comtrarium 24 De ] D 25 de ] d

a) Siehe oben I, 2, 18v (S. 96, Z. 9ff) und II 2, 5, 95r (S. 159, Z. 10ff).

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105v

Teil II 2, Diktion 6

ratio loci, quando taliter |construimus illum, ut plurium ymaginum totalium possit esse capax, que multis simplicibus indigerent locis, si de materiali preparatione loquimur. Exemplum: Verbi gratia, si diametraliter ponatur bancha, cuius unum extremum sit in angulo, qui sit locus singularis, totum residuum transeat in spatium comune. Et erit hec bancha se|cundum suas diferentias partium magis capax quam angulus preditus, ut liquet. Aliud exemplum:Simili modo, si scala vel aliquod diforme longum ibidem erigatur. Aliud exemplum:Aliter, si pertica aut corda sursum, vel solarium, vel tabula mensalis, vel capsa magna situetur.

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Eine Vorbereitung des Ortes ist ja, wenn wir diesen so herrichten, daß er mehrere vollständige Bilder aufnehmen kann, die vieler einfacher Orte bedürften, wenn wir von materieller Vorbereitung sprechen. Beispiel: Wenn man zum Beispiel eine Bank diametral aufstellt, deren eines Ende in einem Winkel steht, der ein Einzelort ist, geht der ganze Rest in den allgemeinen Ort hinein. Die Bank wird dann entlang ihren Teilabschnitten aufnahmefähiger sein als der erwähnte Winkel, wie einleuchtet. Anderes Beispiel: Ebenso, wenn man eine Leiter oder etwas ungleichförmig Langes dort aufrichtet. Anderes Beispiel: Anders, wenn man eine Stange oder Kordel, eine Sonnenuhr, Tischplatte oder einen großen Kasten hochkant plaziert.

Canon

Regel

Est igitur regula, ut tales locis aditiones facte sint, que notabilem habeant quantitatem, |et suarum partium ordinem manifestum, et eterogeneas diferentias, ne ex similitudine fiat ambiguitas per tempus eorum, que prius fuissent ymaginata.

Die Regel ist also, daß den Orten solche Zusätze gegeben sind, die eine merkliche Größe haben, eine klare Ordnung ihrer Teile und ungleichartige Abschnitte, so daß zur rechten Zeit durch Gleichartigkeit kein Doppelsinn dessen entsteht, was man sich zuvor vorgestellt hatte.

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1–2 construimus ] comstruimus 7 si ] s 21 tabula ] taba k et ] e 29 similitudine ] similitudo 30 que corr.

26 quantitatem ] quatem

Teil II 2, Diktion 6

106r

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Alia preparatio

Andere Vorbereitung

Est alia preparatio, que 〈est〉 formalis, de qua non parum ante diximus, sicud preparatio luminis cum finestre temperamento, aperiendo vel claudendo, secundum intenti|ones nostras, aut cum ceris, aut cum luminibus aliis, aut cum igne et similibus. Hee tamen preparationes tam materiales quam formales, si vere et propie manibus fiant, profecto prevalent illis, que sola fantasia fiunt, quia magis vixui exteriori credimus1 , quam solis interioribus sensibus, in his, que utroque modo sentiri possunt etc.

Es gibt eine andere Vorbereitung, eine formale, von der wir vorhin nicht sprachen, wie die Vorbereitung des Lichts mittels passendem Öffnen oder Schließen der Fensterläden je nach unseren Absichten, mit Kerzen, anderen Lichtern, Feuer oder ähnlichen Dingen. Diese materiellen wie formalen Vorbereitungen aber sind, wenn man sie wirklich und genau von Hand durchführt, gewiß denen überlegen, die nur in der Phantasie entstehen, weil wir bei dem, was wir auf beide Arten wahrnehmen können, dem äußeren Sehen eher trauen als nur den inneren Sinnen usw.

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Thesaurus

Schatz

107r

Ex quo infero secretum quodam huius artis, quod si rei alicuius vis optime memorari, manibus propiis vel alterius te vidente velis in loco, et antequam ilinc discedas, eam diligenter intuearis. Item nolis, te prexente, quod talis destruatur, immo aliis ad dextruendum relinquas, ne tua ymaginatio mutationem ca|piat.

Daraus schließe ich als Geheimnis der Kunst: wenn Du Dich einer Sache bestens erinnern willst, setze sie mit eigener Hand oder eines anderen vor Deinen Augen vor Ort fest und schau sie genau an, bevor Du fortgehst. Lass nicht zu, daß man eine in Deinem Beisein zerstört, ja überlass den Abbruch anderen, damit Deine Vorstellung sich nicht ändert. Kehre

9 Hee ] Has

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11 si ] s 19 secretum ] secrectum k quodam pro quoddam 21 memorari ] memari 24 discedas ] disedas 25 prexente ] prexent 26–27 ad dextruendum ] ad extruendum 27 relinquas ] requas

1) Vgl. Cic., De or. II, 357.

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Teil II 2, Diktion 6

Nec amplius, ubi ymago corupta sit, ad illum revertaris locum, si vis ulterius memorari. Propterea loca non domestica et aliena utiliora sunt, ne ex frequenti reditu ab aliis rebus, que non erant in cordibus nostris, moveamura .

107v

108r

5

nicht mehr an den Ort zurück, wo das Bild zerstört ist, wenn Du Dich weiter erinnern willst. Daher sind nicht-heimische, fremde Orte nützlicher, damit durch häufige Rückkehr uns nicht andere Dinge bewegen, die nicht in unserer Seele waren.

De corpore sine loco particulari

Körper ohne besonderen Ort

Est ymago dicta sine locis, non quia non sit in loco, cum neccessarium habeatur nullum corpus |esse posse sine loco, solus enim talis est quidam spiritusb , sed dicitur sine loco, quia in nullo predictorum artifitialium locorum formatur, sed alibi, ubi melius variat. Exemplum: Volo memorari morte regis. Statuam immaginem suam in loco, ubi principaliter scivero mortuum fore cum rudicolo, ut firma sit.

Das Bild heißt ohne Orte, nicht weil es nicht an einem Ort ist, da ein Körper zwingend nicht ohne Ort sein kann, so einer ist ja nur ein gewisser Geist, sondern es heißt ohne Ort, weil man es an keinem der erwähnten künstlichen Orte gestaltet, sondern an anderer Stelle, wo es besser auffällt. Beispiel:Ich will mich an den Tod des Königs erinnern. Ich werde sein Bild an dem Ort aufstellen, von dem ich genau weiß, daß der Verstorbene gern dort war, so daß es fest ist.

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Eletio 〈locorum〉

Wahl 〈von Orten〉

Nota quod meliores elletiones locorum dicte sunt. Possemus tamen alia eligere loca indiferenter

Beachte, daß ich bessere Wahlen von Orten erwähnte. Doch könnten wir andere Orte wählen, gleich wie sie

25

5 frequenti ] frequen 9 non ] nin 11 habeatur ] haheatur 14 quia ] quam k nullo ] nuli 16 sed ] se 17 variat ] veriat 23 Eletio pro Electio 24 elletiones pro electiones

a) Die Qualität ist oben II 1, 3, 64v (S. 134, Z. 1ff) näher erläutert. b) Die Ausnahme berührt die von den Theologen viel diskutierte Frage, ob ein geschaffener Geist (spiritus creatus) ohne Ort sein könne. Ausführlich dazu beispielsweise Albertus Magnus, Summa theol. I, 18, 73, S. 749–764.

Teil II 2, Diktion 6

108v

109r

nobis occurentia, sicud predicebama , hoc modo, ut omnia notabilia per nos visa et memorie digna propie in locis, in quibus perapta sunt, immaginentur et seppe animo recognoscantur. Loca vero, que diviximus, |pro non visis et locandis aliis serventur. Nota tamen, quod raro ymago in mentem venit prius loco, et ideo in illis contingit error plerumque. Cum de illarum locis nullam habeamus firmitudinem, id propter ymagines sine locis vocabantur, ac si sine locis fierent.

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uns entgegentreten, wie ich es oben sagte, so daß wir uns alle gesehenen auffälligen, merkwürdigen Dinge genau an den Orten, zu denen sie gehören, vorstellen und oft an sie erinnern. Orte dagegen, die wir unterteilt haben, sollen nicht gesehenen, zu plazierenden anderen Dingen vorbehalten sein. Bedenke aber, daß ein Bild selten vor dem Ort in den Sinn kommt und daher bei ihnen zuweilen ein Fehler auftritt. Da wir für sie keine festen Orte haben, nannten wir sie Bilder ohne Orte, wie wenn sie ohne Orte entstanden wären.

Alia ellectio 〈locorum〉

Andere Wahl 〈von Orten〉

Eligunt quidam sibi fantasticos locos, et utuntur illis, licet michi non |videantur meliora primis. Vadunt ad litora maris, aut ad summa hedifitia, vel montium, aut in obscuro cogitant amplum spatium, et in eo hedificant sua loca, quia domos sive naves et huiusmodi. Aliqui partiuntur celum et diferentias partium tenent pro locis. Iuditio meo, etsi ficta hec loca iuvare

Manche wählen phantastische Orte und verwenden diese, obwohl sie mir nicht besser als die ersten scheinen. Sie gehen zum Meeresufer, auf hohe Gebäude oder Berggipfel, oder denken sich im Dunkel einen weiten Raum und bauen darin ihre Orte, d. h. Häuser, Schiffe und dergleichen. Manche teilen den Himmel und nehmen die verschiedenen Teile als Orte. Doch sind meines Erachtens fiktive Orte, obwohl vielleicht hilfreich,

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3 nos ] nis k memorie ] memoria 11 contingit ] comtingit 24 amplum ] pamplum k eo ] et 25 quia corr. ex qua

a) Zur Beschaffenheit der Orte siehe oben II 1, 2, 56v (S. 127ff).

19–20 michi ] michci

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Teil II 2, Diktion 6

posint, non prevalent veris. 109v

110r

110v

nicht wirksamer als echte.

Ellectio 〈ymaginum〉

Wahl 〈von Bildern〉

Ellecio etiam ymaginum melior est, quam ante posuimusa . Verumtamen maxime cumfert, cum rem vivam vel inanimatam volumus ad nostram ymaginem modificandam, preter illam, que ipsa res memoranda est. Extremum semper sumamus, quia vitioxa magis movent sensumb , propterea quod excellenter imprimuntur1 . Exemplum: Exemplum, cum velis hominem, elligas aut fatuum, aut regem, aut strenuum, aut turpissimum, aut nimis ellegantem, semper tibi notum, ubi alia que prediximus non prohibeant. Si velis bestiam, elligas teribiliorem, dampnoxam, vel magis mobilem, vel leonem, vel simiam, vel aquilam, vel draconem. Ignis etiam sepe tamquam animatum ca|pitur propter suam activitatem, et quandoque aque fluxus, etc.

Auch ist eine Auswahl von Bildern besser, wie wir vorhin sagten. Am besten jedoch ist es, wenn wir zu unserem Bild eine lebende oder unbeseelte Sache bestimmen, die zu bearbeiten ist, außer die, die selbst die zu erinnernde Sache ist. Stets sollten wir ein Extrem nehmen, denn abweichende Dinge bewegen den Sinn stärker, weswegen sie sich vorzüglich einprägen. Beispiel: Willst Du zum Beispiel einen Menschen, wähle einen Narren, König, tüchtigen, sehr schändlichen oder überaus anständigen Dir jeweils bekannten, wo anderes, was ich oben erwähnte, nicht hindert. Wenn Du ein Tier haben willst, dann wähle ein Ehrfurcht gebietendes, gefährliches oder sehr behendes, einen Löwen, Affen, Adler oder Drachen. Auch Feuer nimmt man oft wegen seiner Tätigkeit als etwas Beseeltes, und manchmal das Fließen von Wasser usw.

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5 cumfert pro confert 7 volumus ] volimus 9 est ] es 12–13 imprimuntur ] imprimunt 20 bestiam ] bestia k elligas ] ellas

a) Siehe oben II 2, 3, 77r–v (S. 143, Z. 5ff) den Katalog von Eigenschaften und die nachfolgenden Ausführungen. b) Vgl. oben II 1, 2, 61v (S. 131, Z. 11f). 1) Vgl. Rhet. ad Her. III, 35.

113r

Incipit pars 3a principalis operis, que est de actu operationis.

Es beginnt Hauptteil drei des Werkes, der sich mit der Anwendung befaßt.

Quia nichil est, quod [non] ingenio, doctrina, vel exercitio fieri non possit, ideo ad huius artis operationem acedo. Magis tamen breviter quam inprimis procedam, solum tangendo ea que michi videbuntur neccessaria, licet res plura postulet, quam scribi possit.

Da es nichts gibt, was sich nicht durch Begabung, Belehrung und Übung verwirklichen ließe, begebe ich mich an die Anwendung der Kunst. Doch gehe ich kürzer vor als am Anfang, indem ich nur das berühre, was mir notwendig erscheint, obwohl das Thema mehr verlangt, als man schreiben kann.

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〈Dictio prima〉

〈Diktion eins〉

Alphabit 113v

Incipiamus ab abcdario comuni, quia est si|cud ianua nostre pratice, et capiamus in eo talem regulam, ut statuamus in animo nostro, quod e sit 5a litera, et k 10a, et p 15a, et u 20a, et 25a, sicud est veritas. Et cum literarum preditarum prumte habuerimus numerum, facile nobis erit cuiuscunque alterius litere quottationem scire. Fiat igitur, ut nos illas in promptitudine habeamusa . ekpu b 10 michi ] michci

Alphabet 15

20

25

Beginnen wir mit dem üblichen Alphabet, weil es wie eine Tür zu unserer Praktik ist, und wenden dabei eine Regel so an, daß wir in Gedanken festlegen, e sei der 5. Buchstabe, k der 10., p der 15., u der 20. und der 25., wie es wirklich ist. Und wenn wir die Zahl der genannten Buchstaben vor uns haben, fällt es uns leicht, die Nummer jedes anderen Buchstabens zu bestimmen. Es soll also so geschehen, daß wir diese vor Augen haben. ekpu

22 prumte pro prompte

a) Vgl. III, 2, 138v–140r (S. 194, Z. 20ff) das kurze Alphabet. b) Buchstaben und con-Abbreviatur für die Zahlen sind auf dem unteren Rand von 113v wiederholt.

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114r

114v

115r

Teil III, Diktion 1

De utilitate alfabeti

Nutzen des Alphabets

Utilitas huius alphabeti multiplex est, quia cum scivero, quod d est 4, et g est 7, si in scribendo post d immediate scribam g, significabunt ille due litere simul 47, et si post g iterum ponam e, significabunt 475, et si iterum post ponam l, significabunt 47511. Unde secundum ordinem illarum literarum omnem |numerum poterimus scribere; immo usque ad i nobis suficerent, ponendo o vel alium caraterem pro cifra. Alia utilitas est magis ad opus nostrum, eo quod nos in arte iuvat, ut post dicam in numeris locoruma , quia cum quelibet litera aliquem numerum reprexentat, si inscribatur in loco, ille locus eiusdem erit numeri, quia a litera |locos denominamus vel simili habente numerum. Est tamen advertendum, quod duplicata litera signat duplatum numerum, et similiter triplata triplum, et quatriplicata quatruplum etc. Duplex ergo u significabit 40, triplex p 45, et cetera.

Der Nutzen des Alphabets ist vielfältig, denn wenn ich weiß, daß d die 4 ist und g die 7, dann bezeichnen, wenn ich hinter d direkt ein g schreibe, diese beiden Buchstaben zusammen 47; wenn ich hinter g noch ein e setze, bezeichnen sie 475; und wenn ich danach ein l schreibe, bezeichnen sie 47511. Daher werden wir nach der Ordnung dieser Buchstaben jede Zahl schreiben können, ja sie würden uns bis zum i sogar schon reichen, wenn wir o oder einen anderen Buchstaben für die Null setzen. Ein anderer Vorteil ist noch nützlicher, weil er uns bei der Kunst hilft, wie ich später bei den Zahlen der Orte sage, denn wenn jeder Buchstabe eine Zahl vertritt, so man ihn an einem Ort notiert, dann ist er der Ort der selben Zahl, weil wir Orte mit einem Buchstaben oder ähnlich Zählbarem benennen. Doch ist zu beachten, daß ein doppelter Buchstabe die doppelte Zahl bedeutet. Genauso ein dreifacher die dreifache Zahl, ein vierfacher die vierfache usw. Doppeltes u bezeichnet also 40, dreifaches p 45 und so fort.

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1 alfabeti ] alfa 5 scribam ] scibam 11 literarum ] literum 12 scribere ] scibere 14 alium ] aliam 21 inscribatur ] inscibatur 30 triplex ] tripex

a) III, 1, 117r (S. 176, Z. 7ff).

Teil III, Diktion 1

115v

De divisione domus

Aufteilung des Hauses

Sed cum volueris habere loca, primo invenias |domum quandam amplam, pluribus parietibus intercisam, cameris, coquinis et aliis multis mansionibus fulcitam secundum numerum locorum. Sed ut regulam aliquam cerciorem redam tibi, dividam unam domum, que in hac arte necesaria est, ut 100 loca contineat, et hac divisione intellecta, relique erunt manifeste.

Wenn Du nun Orte haben möchtest, finde zunächst ein geräumiges, durch viele Zwischenwände unterteiltes Haus, mit Zimmern, Küchen und vielen anderen Räumen entsprechend der Zahl der Orte versehen. Um Dir jedoch wieder eine festere Regel zu geben, unterteile ich ein Haus, das in dieser Kunst notwendig ist, so daß es 100 Orte umfaßt. In Kenntnis dieser Aufteilung ergeben sich die übrigen von selbst.

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Divisio 〈mansionum〉

116r

116v

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Contineat una domus 20 mansiones fere equa|les, dispares tamen figura, ordine, aspectu, ne ex similitudine confundamur. Sint integre et ab invicem distincte, licet contiguate, vel parvis intervallis mansiones ipse, ut cum fuerit incesus dexter vel sinister, non vaget animus, neque distrahatur aut conturbetur frequenti asensu vel desensu per scalas, quia nocent plurimum. |Postea quamlibet illarum partium ultimum in 5 scindamus partes notabiles prope equales, habentes magnas diferentias et positiones, quarum una ut ab angulo, al23 non ] nin 25 asensu pro ascensu 31 una ] nna

Aufteilung 〈der Räume〉

15

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Das eine Haus soll 20 fast gleich große, jedoch in Gestalt, Anordnung und Aussehen verschiedene Räume umfassen, so daß Gleichartigkeit uns nicht täuscht. Die Räume selbst sollen vollständig sein, und, wenn auch benachbart, durch kleine Zwischenräume voneinander getrennt, so daß der Geist, wenn der Gang rechts oder links erfolgt, nicht abirrt und auch nicht durch häufiges Auf und Ab über Treppen abgelenkt oder verwirrt wird, denn das schadet sehr. Hernach zerlegen wir endlich jeden Teil in 5 merkliche, fast gleiche Teile, die große Unterschiede und Positionen aufweisen, von denen z. B. einer

k desensu pro descensu

28 5 sequ. del. par que

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117r

117v

Teil III, Diktion 1

tera a finestra, alia a collunnio, alia a pariete et altera a scamno immobili origines vel fines capiant, sive suarum divisionum puncta, que immobilia omnino persistant1 . Et nota peroptime illas divisiones et maxime 5am in qualibet camera vel mansione. Et non opera precixe equaliter in duabus partibus, sive totalibus, sive partialibus. Et incipias a mansione prima ordinem et incesum, progrediendo ad manum sinistram vel dextram, et cum fueris in 5a divisione prime partis, scribas unam literam e magnam bene visibilem, que |tibi quintum representat locum, cum sit quinta litera. Deinde immediate acedas ad sequentem mansionem propinquiorem secundum illum ordinem et progresum, et dividas illam in 5 alias partes, et cum in quinta fueris sectione, apponas literam k, que tibi significet decem, et erit decimus locus ille. Tali modo utaris in omnibus 20 mansionibus.

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20

25

in der Ecke, einer am Fenster, einer an der Säule, einer an der Wand und noch einer an dem festen Schemel beginnen oder enden soll, bzw. deren Teilungspunkte, die ganz unveränderlich bleiben sollen. Achte sehr genau auf die Abteilungen, vor allem auf die 5. in jedem Zimmer oder Raum. Und gehe nicht genau gleich in zwei Gesamtoder Teilabschnitten vor. Beginne die Reihe und den Gang im ersten Raum, wobei Du zur linken oder zur rechten Hand weiter voranschreitest, und wenn Du in der 5. Abteilung des ersten Teils bist, schreibst Du einen großen, gut sichtbaren Buchstaben e an, der für Dich den fünften Ort darstellt, weil er der fünfte Buchstabe ist. Anschließend gehst Du unvermittelt entsprechend der Abfolge und dem Fortgang zu dem nächstgelegenen Raum und unterteilst ihn in 5 weitere Teile, und wenn Du im fünften Abschnitt bist, gibst Du ihm den Buchstaben k, der für Dich zehn bedeuten soll, das ist der zehnte Ort. Wende eine solche Methode in allen 20 Räumen an.

1 finestra ] finestrtra 2 scamno ] scamni 10 equaliter ] equalite 11 duabus ] duobus 13 ordinem ] ordenem 16 divisione ] divisine 19 representat ] representit 21–22 mansionem ] mansinem 22 propinquiorem ] propinquirem 23 progresum ] progesum 24 illam ] illa 25 sectione ] setine

1) Vgl. die Fünfer-Einteilung in der Rhet. ad Her. III, 31.

Teil III, Diktion 1

118r

118v

119r

Sed advertas, quod debet esse unus progresus dester vel sinister a primo usque ad ultimum locum, vel a principio usque ad medium, deinde a medio usque 〈ad〉 finem contrarius incesus. Neque ita bene valeret, si modo a destris, modo a sinistris duceremur, fieret enim inordinatus progresus, quem fugere debemus. Item oportet inter unius mansionis |finem, ad quem suus quintus terminatur locus, et principium primi loci sequentis mansionis esse intervallum magnum, nixi illud in 5 comode possit partiri dispariter, et utile foret, et pro una dictarum mansionum computari possit. Ex quibus patet hanc domum in se centum habere loca suffitienter distinta. |Contingit tamen, quod non inveniantur aliquando domus sic proportionate. Et tunc oportet, aut quod nos componamus nobis debitas et convenientes, aut meliori modo quo possimus quas habemus dividamus, veluti coacte operantes. Quare tunc licebit aliquam domus mansionem propter sui magnitudinem dividere in 10 vel

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30

177

Beachte aber, daß es nur ein Gang rechts und links vom ersten bis zum letzten Ort sein darf, oder vom Anfang bis zur Mitte, dann von der Mitte bis zum Ende hin ein entgegengesetzter Gang. Nicht so gut wäre es, wenn wir mal rechts, mal links entlang geführt würden, denn es wäre ein ungeordneter Gang, den wir vermeiden müssen. Ebenso ist es nötig, daß zwischen dem Ende des einen Raums, wo sein fünfter Ort endet, und dem Beginn des ersten Ortes des nächsten Raums ein großer Abstand ist, es sei denn man könnte diesen leicht in 5 Teile ungleichförmig aufteilen, und, was nützlich wäre, als einen der erwähnten Räume mitzählen. Daraus erhellt, daß das Haus hundert ausreichend unterschiedene Orte enthält. Jedoch kommt es vor, daß man gelegentlich keine so aufgeteilten Häuser vorfindet. Dann müssen wir sie uns entweder gehörig und passend konstruieren oder die, die wir haben, gleichsam gezwungenermaßen so gut wir es eben können aufteilen. Deswegen ist es dann gestattet, einen Raum des Hauses aufgrund seiner Größe in 10 oder 15 Orte aufzuteilen, und manchmal fü-

2 dester pro dexter 5 deinde ] dende 8 destris pro dextris 12 finem ] fifinem 19 computari ] cumputari 22 distinta pro distincta 25 tunc ] tun

178

119v

120r

Teil III, Diktion 1

15 loca, et ali|quando propter sui parvitatem aliquid intervalli supperademus, aut pro complemento numeri locorum defitientium oportebit aliam particulariorem prime domui supperadere. Hec tamen non ita possunt calamo scribi, ut de istis omnis fides habeatur, ideo si 〈quis〉 hanc artem cupit, querat aliquem in divisione locorum et sibi o|stendere fatiat.

5

10

Signa de 5 in 5

120v

Signa, que in quinnariis locis conveniunt, duplicia sunt: Quedam, que dicuntur numeri, et ista inferius scribuntur, que sunt 100 res imposite numeros significarea . Quorum regula est, ut in centum predictis locis sint colocate, et tota est unaqueque, quotus est |locus eius. Et illis tamquam numeris uteremur, aplicando ad immagines nostras. Et si numerus fuerit maior 100, duas vel tres vel plures istarum rerum invicem complicabimus, apponendo etiam cifras inferius scriptas secundum indigentiam

gen wir wegen seiner Kleinheit noch etwas Zwischenraum hinzu, oder es ist nötig, um die Zahl der fehlenden Orte zu vervollständigen, einen weiteren einzelnen dem ersten Haus hinzuzufügen. Das läßt sich jedoch mit der Feder nicht so beschreiben, daß man darin volles Vertrauen hat. Deswegen soll, wenn 〈einer〉 nach der Kunst verlangt, er jemanden über die Aufteilung der Orte befragen und sie sich erklären lassen.

Zeichen von 5 zu 5 15

20

25

Die Zeichen, die den Fünfer-Orten entsprechen, gibt es zweifach: Die einen sind die, die Zahlen heißen, sie werden unten verzeichnet, das sind 100 Gegenstände, zugeordnet, um die Zahlen zu bezeichnen. Deren Prinzip ist, daß sie an den hundert erwähnten Orten plaziert sind, und jeder der so vielte ist, der wie vielte sein Ort ist. Diese könnten wir wie Zahlen verwenden und unseren Bildern zuweisen. Ist eine Zahl größer als 100, nehmen wir zwei, drei oder mehr von diesen Gegenständen zusammen und setzen auch die unten notierten Nullen

17 scribuntur ] scribunturtur 23 uteremur ] uterur 27 complicabimus ] coplicabimus

a) Siehe unten III, 2, 133r (S. 190ff).

Teil III, Diktion 1

121r

propiea , sicud et arismetrici fatiunt cum suis figuris. |His igitur in locis positis, et locorum et istorum numerum facile habere poterimus cum asiduitate exercitationis1 . Secunda signa quotationis locorum sunt, si in viginti quinnariis 20 figuras literarum colocaverimus, qualia secundum ordinem sunt infrascripta, videlicet:

5

10

179

genau nach Bedarf ein, wie es die Arithmetiker mit ihren Zahlzeichen tun. Sind sie also an den Orten plaziert, können wir ihre und der Orte Zahl mit beharrlicher Übung leicht feststellen. Die zweiten Zeichen der Ortezählung sind da, wenn wir an den 20 Fünfer-Orten die 20 Buchstabenzeichen setzen, wie sie unten der Reihe nach verzeichnet sind, nämlich:

Abb. 16 Fol. 121v. Die Tafel enthält die 20 Zeichen, die jeweils am 5. von 100 Orten stehen, wie auf 120r–121r erläutert. Das e am Anfang steht für 5, u für 20, gespiegeltes u (≈ X) in Reihe zwei für 40, (≈ 9) in Reihe zwei für 25, dreimal in Reihe vier für 75, dreimal p in Reihe drei für 45. – Einige der Zeichen sind in gleicher Form in die Aufstellung der res importantes centum numeros auf 131r–136r eingetragen, z. B. neben dem 25., das gespiegelte p neben dem 30., die arabische 35 neben dem 35., das gespiegelte u (≈ X) neben dem 40. Gegenstand usw. Siehe die Numerierung der Buchstaben in III, 1, 113r–v (S. 173, Z. 15ff). 122r

Et quelibet propium locum numerat, sicud ante dictum fuitb .

Und jedes zählt seinen eigenen Ort, wie ich es vorhin schon gesagt habe.

1 arismetrici ] arsimetrici 3 locorum ] licorum rum ] literam 12–13 numerat ] numet

a) Siehe unten III, 2, 136v (S. 193, Z. 3ff). Zuordnung zu jedem fünften der 100 Orte.

7 quotationis ] quetationis

9 litera-

b) Siehe III, 1, 117r (S. 176, Z. 7ff) die

1) Verweis auf die Übung aus der Rhet. ad Her. III, 40.

Secunda dictio in modo operandi continens capitula

Diktion zwei zur Vorgehensweise mit Kapiteln

Sed ut ad operis finem veniam, hic solum sub brevitate ponam canones quosdam et exempla pratice solum in generali, quia hec lucidius in opere videri debent. Et primo rubricas ponam.

Um nun zum Ende des Werkes zu kommen, bringe ich hier nur kurz einige Regeln und Beispiele der Praktik ganz allgemein, weil man diese genauer in Funktion sehen muß. Zunächst nenne ich die Titel.

122r

122v

de simpli. . . 123r

Note capitulorum huius artifitii secretissimi De alphabet, de divisione locorum, de signis locorum, de 100 ymaginibus numerorum, de cifris, de replicatione multipliciter, de examinatione, de modo ymaginum, |de simplicibus animatis regula notisima est. De simplicibus vero inanimatis dictum etiam fuita , 〈ut〉 aliquid secum mobile poneretur.

5

10

15

20

Kapitelstichworte der ganz geheimen Kunst Beim Alphabet, der Aufteilung der Orte, den Zeichen der Orte, den 100 Bildern der Zahlen, den Nullen, der mehrfachen Wiederholung, der Prüfung, der Art der Bilder, den einfachen Lebewesen gilt die bewährte Regel. Bei den einfachen unbelebten Dingen aber ist auch gesagt worden, daß etwas an sich Bewegliches plaziert werden sollte.

〈Pars prima: De simplicibus〉

〈Teil eins: Einfache Dinge〉

De ignotis De ignotis, sive sint significativa, sive non, regula est ea scribere qualiter prediximusb per silabas vel diciones, et datur exemplum

Unbekanntes Bei unbekannten Dingen, ob bezeichnend oder nicht, gilt die Regel, wie wir oben sagten, sie mit Silben und Wörtern zu schreiben. Gegeben

25

4 operis ] iperis 15 replicatione ] replicationi 17 de simplicibus animatis iter. 21 poneretur ] pineretur 27 diciones pro dictiones k datur ] dat k exemplum ]

exemp

a) II 2, 5, 99v (S. 163, Z. 7ff); II 2, 6, 110r (S. 172, Z. 23ff). Z. 26ff).

180

b) II 2, 5, 94v (S. 158,

Teil III, Diktion 2

123v

124r

181

de generatione Christi, ut infra ponama .

wird als Beispiel die Abstammung Christi, wie ich es unten bringe.

Replicatio De replicatis vero no|minibus regula est uti in positione, cum propia nomina defitiunt, nec idem in duobus prope locis ponere est bonum, aut utaris signo, sicud habens ensem proferatur Paulusb .

Wiederholung Bei wiederholten Namen hingegen gilt die Regel wie beim Ort, wenn eigene Namen fehlen, nicht gut ist es, dasselbe an zwei Orten nahe bei zu plazieren, oder verwende ein Bild, jemand mit Schwert etwa stehe für Paulus.

Vulgaria De vulgaribus fiat, ut ocurit, si omnia sunt vulgariter dicenda. Literalia: Similiter et si omnia literali sermone, quia naturalis memoria ad hec bene suficit in peritis. |Sed cum permista fuerint literalibus aut melius patioribus, signum ponas propium. Pluralia Et que pluralia fuerint, frondes vel propii signi multitudinem teneant. De casibus vero infra diceturc . 13 dicenda ] dicen

pro paucioribus?

5

10

15

20

17 peritis ] periti

Volkssprachliches Mit Volkssprachlichem verfahre, wie es kommt, wenn alles in Volkssprache zu sagen ist. Schriftsprachliches: Ebenso wenn alles in Schriftsprache, weil das natürliche Gedächtnis dazu bei Gebildeten ausreicht. Ist es mit Schriftsprache vermischt, und besser weniger, setze ein eigenes Bild. Mehrzahl Die in der Mehrzahl sind, sollen Laubzweige oder eine Vielzahl des eigenen Zeichens halten. Von den Fällen aber ist unten die Rede. k permista ] pemista

18–19 patioribus

a) Gemeint ist wohl die Stammtafel nach Mt 1,1–17. Auch Petr. de Urbe vet., Ars mem. artif. S. 300, wählt sie, um zu zeigen, wie man einen unbekannten Namen aus Silben bekannter Wörter zusammensetzt. Fontana greift das Beispiel nicht wieder auf. b) Vgl. II 2, 4, 86r (S. 152, Z. 2f); ferner III, 2, 131r (S. 188, Z. 12ff). c) III, 2, 126v (S. 184, Z. 10ff).

182

Teil III, Diktion 2

De coloribus De coloribus regula est, insequi naturaliter colorataa .

124v

Secunda pars, que est de compositis. De domibus vel casiatis propiis signis vel nominibus fruaris, aut similitudine aliqua. De artibus, de civitatibus, de graduatis, de offitialibus, de parentellis, de supergraduatis, de ordinibus et huiusmodi superius dictum fuit in exemplisb .

125r

De ludis Sed de ludis scacorum, cartarum et astiludii et aliorum similium sequere signa infra positac .

Tertia pars in modo operationis, que est de arismetricis experimentis.

Farben Bei Farben ist die Regel, den natürlich gefärbten Dingen zu folgen.

5

10

15

20

Teil zwei über zusammengesetzte Dinge Bei Häusern und Hütten benutze eigene Zeichen und Namen oder etwas Ähnliches. Von den Künsten, den Städten, den Graduierten, den Beamten, den Verwandtschaften, den Hochgraduierten, den Ordnungen und dergleichen war oben in Beispielen die Rede. Spiele Bei Schach-, Karten- und Turnierspielen aber und anderen ähnlichen folge den unten genannten Bildern.

Teil drei der Anwendung über arithmetische Verfahren

De numeris tibi date sunt res 100, que infra scribunturd .

Zu den Zahlen sind Dir 100 Dinge gegeben, die ich unten verzeichne.

Transpositio literarum Literas transpositas potes cum

Versetzen von Buchstaben Versetzte Buchstaben kannst Du

6 casiatis pro casatis? 16 aliorum ] alirum 17 posita ] positis 20 arismetricis ] arismetis 22 scribuntur ] scibuntur 24 transpositas ] transpisitas

a) III, 2, 130v (S. 187, Z. 23ff). b) II 2, 4, 84rff (S. 150ff). c) III, 2, 130v (S. 188, Z. 1ff); III, 2, 129v (S. 187, Z. 6ff). d) III, 2, 133r (S. 190, Z. 1ff).

Teil III, Diktion 2

125v

126r

183

istis numeris referre1 .

mit diesen Zahlen rückführen.

Scribere super aerema Item cum illis veluti literis scribas.

Schreiben über die Luft Schreibe mit ihnen ebenso wie mit Buchstaben.

De cartis De recitatione cartarum et cuiuscunque numeri simplicis et multorum, que sequuntur, regulam habes, scilicet: De ingredientibus domum. De transpositione sillabarum. Inventarii diversorum De scortiniis. De testamentis. De nominibus inordinatis. De exspensis factis, et similibus. De ponderibus vero signa inferius danturb , ut sunt uncia, libra, etc. |Et ex illis notum erit, de ponderibus navium. De ponderibus receptarum et talibus.

5

10

15

20

Schriftstücke Was das Vortragen von Schriftstücken, jeder einfachen Zahl und vieler Dinge angeht, die noch folgen, hast Du eine Regel, nämlich: Die ein Haus betreten. Das Versetzen von Silben. Inventare verschiedener Dinge Abstimmungen. Verträge. Ungeordnete Bezeichnungen. Geleistete Ausgaben und ähnliche Dinge. Zu den Gewichten aber werden unten Zeichen gegeben, wie etwa Unze, Pfund usw. Durch diese wird bekannt: Die Gewichte von Schiffen. Die Gewichte von Ladungen und dergleichen.

7–8 multorum ] multrum 9 scilicet ] silicet k ingredientibus ] ingredientium 12 diversorum ] diverorum

a) Die Überschrift kann unvollständig, die Vorlage vom Kopisten mißdeutet sein. Der Bezug zu der Verwendung von Zahlen statt Buchstaben ist unklar. Eine Figur in der Luft zu zeichnen war für einen Geometer jedoch nicht ungewöhnlich. Siehe die Aufgabe in De trigono balistario I, 32, 2, 134v: Rotundam piramidem curtam circa datam rectitudinem per aerem extensam designare – einen kurzen Kegel um eine gegebene, durch die Luft gezogene Gerade zeichnen. b) III, 2, 131r (S. 188, Z. 5ff). 1) Beispiele für das Versetzen von Buchstaben bringt Lud. de Pirano, Regule mem. artif. S. 220: ut si ego ponerem maro pro Roma, ave pro Eva, et mora pro amor.

184

Teil III, Diktion 2

Tempora De annis, mensibus, diebus, et horis regula est, ut anni sub pedibus, menses et dies circa zonam, hore circa fatiem illius, qui tempora regit, ponantur1 . De etatibus vero primo fiat secundum aparentiam, quod si non sufficit, teneat numerum.

126v

127r

〈De casibus〉 De casibus vero regula est uti numero, digito vel articulo, ubi acentus non fuerit; qui si aderit, capias numerum compositum, et articulus totus significabit casum, digitus vero sequens acentum. Si fuerit in singulari, tole primos articulos cum suis digitis, qui sunt a 10 usque 66; si vero in plurali, capias secundos |articulos, qui sunt a 100 usque 606. Posses tamen cum primis utrunque. De minutiis numerorum De fractionibus numerorum est

5

10

15

20

25

Zeiten Bei Jahren, Monaten, Tagen und Stunden ist die Regel, daß man Jahre unter den Füßen, Monate und Tage am Gürtel, Stunden am Gesicht dessen plaziert, der die Zeiten bestimmt. Bei Lebensaltern aber verfahre man zuerst nach Aussehen, genügt das nicht, halte es eine Zahl. 〈Fälle〉 Bei den Fällen hingegen ist die Regel, eine Zahl, Einer oder Zehner, zu verwenden, wo kein Akzent ist; ist einer da, nimm eine zusammengesetzte Zahl, und der ganze Zehner bezeichnet den Fall, der folgende Einer aber den Akzent. Wenn er im Singular steht, nimm die ersten Zehner mit ihren Einern, die von 10 bis 66 gehen; wenn aber im Plural, nimm die zweiten Zehner, die von 100 bis 606 gehen. Doch ginge beides mit den ersten. Kleine Teile von Zahlen Bei den Bruchzahlen ist so vorzu-

3 regula ] rea

5 qui ] quod 6 tempora ] tempira 7 vero ] veri 8 non ] nin 12 vel articulo in marg. 13 non ] nun 19 cum ] cem 21 secundos ] secumdos k articulos ] articulis 25 numerorum in marg. 26 fractionibus ] fratio

1) Ähnlich plazierte Matth. de Verona, De arte mem. f. 83va, im Schuldner-GläubigerBild die Gegenstände, die die Zahlen eines Datums vertreten, an den Füßen des Schuldners. Jac. Ragona, Artif. mem. regulae S. 50, bevorzugte Kopf und Schultern.

Teil III, Diktion 2 operandum, aut numeros frangere, aut super capud apponere, aut quod animal prope laceret seu disipet et cetera.

127v

De debitoribus De partitis debitorum est debitorem priorem creditore in locis po|nendum esse, inter quos sint res debiti: [. . . ]a vero in manu dextra, [. . . ] in sinistra debitoris; [. . . ] in destra, [. . . ] in sinistra creditoris posita sint. Et per similem modum de aliis est fiendum.

185

gehen: entweder die Zahlen brechen oder auf den Kopf stellen, oder ein Tier soll etwas fast zerfleischen oder zerstreuen und so weiter. 5

10

Schuldner Bei den Schuldenbelegen gilt, daß der Schuldner früher als der Gläubiger an Orten zu plazieren ist, zwischen ihnen seien die Schulden: [. . . ] aber seien in der rechten Hand, [. . . ] in der linken des Schuldners; [. . . ] in der rechten, [. . . ] in der linken des Gläubigers plaziert. Ähnlich soll es bei anderen geschehen.

Abb. 17 Fol. 127v. Die linke Stütze ist in Chiffre mit debitor (»Schuldner«) beschriftet, die rechte mit creditor (»Gläubiger«), der obere Behälter mit res lucri (»Gewinn«). Auf dem unteren Behälter steht in arabischen Ziffern 101, an der linken Astgabel 6 und 9, an der rechten 4 und 3. Der absinkende obere Behälter soll den Druck erzeugen, der das Wasser in dem unteren zum Steigen bringt. So sprudelt symbolhaft der Gewinn. 128r

De rubricis, de capitulis, de allegationibus, de calculationibus, de sermonibus, de historiis, de 7 creditore corr. ex creditorem?

15

Bei Titeln, Kapiteln, Aussagen, Berechnungen, Reden, Geschichtswerken, Chroniken, Beispielen und

8 esse ] est

a) Die Klammern vertreten vier nicht lesbare, womöglich gestrichene Kürzel.

186

Teil III, Diktion 2

cronicis, de exemplis et figuris, de inventariis, coletis et expansis, de rebus sotietatis, et quibuscunque similibus facile est operari ex dictis et signis infra positis etc. Zusatz

129r

129v

A Carolo Lisca comite non parum in mathematicis erudito hec artifixiosa memoria non fuit laudata, 1721.a

5

10

Bildern, Verzeichnissen, Steuern und Ausgaben, Hab und Gut einer Gesellschaft und ähnlichen Dingen kann man leicht mit dem Gesagten und den unten genannten Zeichen arbeiten usw. Von dem in Mathematik nicht wenig kenntnisreichen Grafen Karl Lisca ist diese Gedächtniskunst nicht gelobt worden, 1721.

Pars ultima, que est de signis.

Letzter Teil, der sich mit Zeichen befaßt.

Restat ultimo solum ponere quedam signa et impositiones, ex quibus nos possimus facile predicta intelligere, et alia similia nobis preparare in posterum.

Schließlich bleibt es, nur einige Zeichen und Zuordnungen zu nennen, mit denen wir das Gesagte leicht verstehen und uns anderes Ähnliches auf künftig vorbereiten können.

Literalia et vulgaria Religiosa pro literatis. Mundana pro vulgaribus. Exemplum primi ut sunt: Capa. Scapolarium. Liber. Aparamenta ecclexiastica. |Exemplum secundi ut sunt: Pelanda. Sertum ex floribus. Zona aurea etc.

15

20

25

Gebildetes und Gewöhnliches Religiöses für Gebildete. Weltliches für Gewöhnliche. Beispiele des ersten sind: Chormantel. Skapulier. Buch. Kirchlicher Altarschmuck. Beispiele des zweiten sind: Houppelande. Blumengewinde. Goldgürtel usw.

2 de ] d k coletis pro collectis k expansis pro expensis? 3 sotietatis ] sitietatis et ] e 19 Religiosa ] Religio k pro ] pri k Mundana ] Mumdana 23 ut ] it

k

a) Zusatz unter Verwendung der Symbole unten auf 128r ergänzt. Vgl. die gegenteilige Wertung unten S. 195, Z. 5ff.

Teil III, Diktion 2 De graduationibus communibus Baculus pro domino. Penna pro ser. Anulus pro monsignore ubi fuerit vir, si vero mulier etiam valent.

130r

130v

De ludis cartarum novis Frater vel corona pro rege. Presbiter vel canis pro supranaibo. |Secularis vel puer pro subnaybo. Stipmata particularia Si volumus de spetialibus signis naturalibus habere notitiam, eligamus, qualia sunt: Nasus aquilinus. Gerbus in dorso. Claudicare. Magnitudo corporis. Nanitas. Tortura oris. Indumenta extranea, et similia. Omnia nigra significant absentiam. Omnia alba vel lucida presentiam notant, nisi alia impediant. Exemplum de coloribus Nix pro albo. Sanguis pro rubeo. Carbo pro nigris. Herba pro viridi. Aurum pigmentum pro croceo, et similiter de aliis.

5

187

Allgemeine Abstufungen Stab für den Herrn. Feder für den Gelehrten. Ring für den Monsignore, wo es ein Mann ist; wenn aber eine Frau, gelten sie auch. Neue Kartenspiele Bruder oder Krone für den König. Priester oder Hund für den Ober. Weltlicher oder Kind für den Unter.

10

15

20

25

Besondere Kennzeichen Wenn wir eine Vorstellung von besonderen natürlichen Merkmalen haben möchten, wählen wir z. B. solche: Adlernase. Gestrüpp auf dem Rücken. Hinken. Hoher Wuchs. Kleinwuchs. Mundkrampf. Äußere Kleidung, und Ähnliches. Alle schwarzen Dinge bezeichnen Abwesenheit. Alle weißen oder hellen bedeuten Anwesenheit, wenn anderes nicht hindert. Beispiel für Farben Schnee für Weißes. Blut für Rotes. Kohle für Schwarze. Gras für Grünes. Schwefelarsenik für Gelbes, und ähnlich bei anderen.

3 monsignore ] monsignor 11 Stipmata ] Sstipmata k Stipmata pro Stigmata 12 volumus ] volimus 13 habere ] haber 21 notant ] notat 24 pro2 ] pri

188

Teil III, Diktion 2

De impositionibus ad ludum scachorum Carmelitani pro albis. Heremitani pro nigris. 131r

De ponderibus huius artis Scarnutium pro libraa . Pisscis stagnea pro uncia. Pisscis lignea pro dragma. Coclear pro 3 illarum dragmarum. Granum pro granis. Scoppa pro scropulis. Ciroteca pro manipulis. Signa replicatorum Pix navalis. Trementina. Stupa vel bombax. Animal parvum ferox.

131v

De libris et doctoribus Urinale pro phisico. Unguentum pro cirugico. Spera pro philoxopho. Astrolabium pro astrologo. Circinus pro geometra. Tabula numeri pro arismetrico. Disciplina pro gramatico. Duo serpentes pro logico. Speculum pro perspetivo. Dyabolus pro nigromante. Crux pro theologo, et talia de aliis fiant.

Zuordnungen für das Schachspiel Karmeliter für die Weißen. Augustiner für die Schwarzen. 5

10

Gewichte der Kunst Tüte für das Pfund. Zinnfisch für die Unze. Holzfisch für die Drachme. Schnecke für 3 dieser Drachmen. Korn für die Gran. Zweig für die Skrupel. Handschuh für die Handvoll. Zeichen des Wiederholten Schiffspech. Terpentin. Flachs oder Baumwolle. Kleines wildes Tier.

15

20

25

Bücher und Lehrer Urinal für den Arzt. Salböl für den Chirurgen. Kugel für den Philosophen. Astrolab für den Astronomen. Zirkel für den Geometer. Zahlentabelle für den Mathematiker. Schule für den Grammatiker. Zwei Schlangen für den Logiker. Spiegel für den Perspektivisten. Teufel für den Zauberer. Kreuz für den Theologen, und dergleichen bei anderen.

6 libra lect. inc. 7 uncia lect. inc. 8 dragma lect. inc. k 3 illarum dragmarum lect. inc. 13 Pix ] Picus 19 astrologo ] astrlogo 21 arismetrico ] arismeco

a) Die Gewichtsangaben sind gekürzt, womöglich gestrichen.

Teil III, Diktion 2

132r

De regionibus Mastellum pro regione. Veges pro provincia. Situlla pro civitate. Ciatus pro castro. Pilium pro villa. De propriis nominibus doctorum Grecus barbatus pro Aristotile. Camixeatus pro Platone. Turchus pro Averoy. Arabs pro Avicena. Ydropicus pro Ypocrate. Grecus iuvenis pro 6o.

132v

replicatio 132bisr

〈De aliis personis〉 Testiculi pro testibus1 . Velum pro vidua. Nigrum caputium pro herede. Varium pro doctore. Patibulum pro latrone. Cathena pedum pro incarcerato. Catedra pro letore. Pergulum pro predicatore. Lectum pro infirmo. Instrumentum pro sonatore. Instrumentum quodlibet pro arte sit, cuius est instrumentum. Replicatio [. . . ]a

8 Platone ] Platine corr. ex predicatoe

5

10

15

20

Gebiete Zuber für die Landschaft. Faß für die Provinz. Eimer für die Stadt. Becher für die Burg. Mütze für das Dorf. Eigennamen von Lehrern Bärtiger Grieche für Aristoteles. Hemdträger für Platon. Türke für Averroes. Araber für Avicenna. Wassersüchtiger für Hippokrates. Junger Grieche für Sextus. 〈Andere Personen〉 Hoden für die Zeugen. Schleier für die Witwe. Schwarze Kapuze für den Erben. Pelzwerk für den Doktor. Galgen für den Räuber. Fußfessel für den Gefangenen. Lehrstuhl für den Lehrer. Kanzel für den Prediger. Bett für den Kranken. Musikinstrument für den Instrumentalisten. Jedes Gerät stehe für die Kunst, deren Gerät es ist. Wiederholung [. . . ]

10 Ydropicus ] Ydripicus

a) Fol. 132bis fehlt. 1) Rhet. ad Her. III, 33.

189

18 letore pro lectore

k predicatore

190

133r

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Teil III, Diktion 2 Res importantes centum numeros

Paternostri Verze Formaio Pan Pesscie Scalogne Melloni Bereta, elmo Figi sechi Tavola d’abacho Sella, speroni Martelo Spechio Pelle pelloxa Siega, lima Corno Stagnada Bacille Can, gatta Cerra gialla Candelier Badile, sappa Kalexe Teribolo Croxe, crocifixo Cabbia Confetiera Tovaglia Stuora 21 Candelier ] Candlier

Gegenstände, die für Zahlen bis 100 stehen Rosenkranz(perlen) Wirsing Käse Brot Fisch Schalotte Melone Mütze, Helm Trockene Feigen Rechentafel Sattel, Sporen Hammer Spiegel Haariges Fell Säge, Feile Horn Zinnkessel Schale Hund, Katze Gelbes Wachs Kerzenleuchter Schaufel, Hacke Kelch Weihrauchpfanne Kreuz, Kruzifix Käfig Schale Decke Matte

a

e

k

p 133v

u

Teil III, Diktion 2

30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

Bombaxo Sponge in filzza Bixazze, valixe Mortarro Forfexe grande Mollete da fuogo Horalogio di ferro Sacheti Sportella Schova, frusta Sechio Scarsella Urinal Lantera Spada Libri Taglia di nave Puerello Plagna Manara, dalaora Cesto da uove Lino, pexelo di lana Baril Zuparello Cerchio Statoa grande Curaza, arnixe Tapedo Cuoro dorado Tavolier

Baumwolle Schnur Schwämme Satteltasche, Ranzen Mörser Große Schere Feuerzange Eisenuhr Beutel Körbchen Besen, Schneebesen Eimer Pilgertasche Urinal Laterne Schwert Bücher Schiffstalje Knäblein Hobel Hackbeil, Beil Eierkorb Leinen, Bund Wolle Faß Schlafrock Ring Große Statue Rüstung, Harnisch Teppich Goldleder Schachbrett

39 frusta ] di rusta

b) p=15.

c) u=20.

d) p=15.

e) e=5.

191 ppb 134r

35

uuc

pppd 134v

L

Lee

192

60 61 62 63 64 65

66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89

Teil III, Diktion 2

Balestri, archo Cazza da muraro Rocha Choncha Doplier, candele Vaxo di vero da sansuge o de limoni Pitaro Crivelo Campana Orso Bala Trespedo Torcolo Spargolo da aqua Cristier Hora da polvere Botazo zuca Pendulo Mitria Udro da pegola Gallo Ocha Cavedoni Bombarda Trepie di fero Carne morta Pignata, lavezo Coppo Lume di ferro Sesola 64 candele ] candle

f) =25.

Armbrust, Bogen Maurerkelle Rocken Muschel Fackel, Kerze Glasgefäß mit Blutegeln oder Zitronen Nachttopf Sieb Glocke Bär Ballen Dreifuß Kelter (Weih)Wassersprenger Klistier Sanduhr Kürbisflasche Pendel Mitra Verpichter Schlauch Hahn Gans Döbel Bombarde Eiserne Triangel Totes Fleisch Topf, tiefe Pfanne Krug Eiserne Lampe Sichel

74 Cristier ] Crstier

g) h=8, e=5.

60 135r

6ee

70

f 135v

80

heg

Teil III, Diktion 2

90 91 92 93 94 95 96

97 98 99 100

136v

137r

Cofin d’ori Angestara d’aqua Seradura Pan de zucharo Scatola Pallo di ferro Campanele o dezedali in filcca Mazzio de borse Caseleta da anelli Gaiandra Corvo

Goldtruhe Wasserflasche Schloß Zuckerhut Schachtel Eisenpfahl Glöckchenoder Schellenschnuri Börsenschließe ? Kästchen für Ringe Schildkröte Rabe

193 90 136r

ieh

centum

Expliciunt numeri istius artis, qui sunt significativi, etc.

Es enden die Zahlen der Kunst, die eine Bedeutung tragen, usw.

Signa de cifris La scarpeta sie per una 0. La calza sie per di 00. Li stivalli sie per tre 000. Iste nulle simul cum precedentibus numeris 100 datis nobis deservire possunt usque ad 10000, sicud intelligenti arismetricam patet.

10

Zeichen für Nullen Der kleine Schuh stehe für eine 0. Die Gamasche stehe für zwei 00. Der Stiefel stehe für drei 000. Diese Nullen können wir zusammen mit den voraufgehenden gegebenen 100 Zahlen bis zu 10000 verwenden, wie dem Kenner der Arithmetik klar ist.

15

Zeichen der 12 Monate Blutiger und eitriger Lappen für den März. Das Osterlamm für den April. Rosen und Blumen und Lilien für den Mai. Die Kirsche und Amarelle

Signa mensium XII Pezzia sanguinilenta e marccia e per Martius. Lo agnel pasqual e per Aprilis. Ruoxe e flor e zigli e per Maius. Le cerexe e verle e 95 ie ] he

8 possunt ] pissunt

5

13 Martius sequ. del. Li peteni da stoppa superfluit

februa h) i=9, e=5.

i) dezedali < digitale (Fingerhut).

194

137v

138r

138v

Teil III, Diktion 2

per Iunius. Le spigge de formento e per Iulius. |Lo graspo de uva o agresta e per Augustus. El vino in vitri e per September. Lo cordon de san Francesco e per October. Carte pinte di santi e per November. El fuogo e per December. La cossa nugra e per Ianuarius. Lo petene da stoppa e per Februarius. De 7 diebus ebdomade Aurum pro Dominica. Argentum fixum pro Lune. Ferrum pro Martis. Argentum vivum pro Mercurii. Stagnum album pro Iovis. Rame pro Veneris. Plumbum terestre pro Saturni. Magna erit utilitas, si dierum numeri fiant metalici, etc. Regula ad componendum characteres Posui alphabetum solum litterarum 17, quia non computo has literas, que sunt h k q x y z et com et rom, quia cum aliis literis omnia scribere possimus, et pautiora sunt memorabilia. Et ymaginatus sum taliter literas duplicatas, scilicet animatam et inanimatam, ne idem replicetur

5

10

15

20

25

30

für den Juni. Die Getreideähren für den Juli. Der Traubenkamm oder saure Saft für den August. Der Wein im Glas für den September. Die Kordel des hl. Franziskus für den Oktober. Altarbilder der Heiligen für den November. Das Feuer für den Dezember. Die schwarze Sache für den Januar. Der Flachskamm für den Februar. Die 7 Tage der Woche Gold für den Sonntag. Festes Silber für den Montag. Eisen für den Dienstag. Quecksilber für den Mittwoch. Zinn für den Donnerstag. Kupfer für den Freitag. Blei für den Samstag. Groß wird der Nutzen sein, wenn die Tagesnummern metallene werden, usw. Regel zur Aufstellung von Buchstaben Ich habe ein Alphabet von nur 17 Buchstaben aufgestellt, da ich die Buchstaben h k q x y z und cum und rum nicht zähle, weil wir mit den anderen alles schreiben können und weniger zu behalten ist. Und ich habe mir die Buchstaben in der Art doppelt gedacht, nämlich belebt und unbelebt, daß sich ein und das-

13 Ferrum ] Frrum 18 dierum ] dierm k numeri ] numer 24 sunt ] sun 29 scilicet lect. inc.

Teil III, Diktion 2 totiens, et propter alias utilitatesa . 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Zusatz

Aquila Bisscia Canis Draco Ellephans Frater Gatta Indus Leo Maschera Nitula Occha Porcus Rana Simia Taurus Vermes

Arpa Botatium Catedra Dentes avolii Marmor Falces Gallopodia Columpna Lantia Maleus Nuces Circulus Pallea Rethe Saccus Timpanum Vesica vel uter

195

selbe nicht so oft wiederholt, und wegen anderer Vorteile.

a b c d e f g y, i l m n o p r s t u

Adler Schlange Hund Drache Elefant Bruder Katze Inder Löwe Maskierter Haselmaus Gans Schwein Frosch Affe Stier Wurm

Harfe Fäßchen Stuhl Elfenbeinzähne Marmor Sicheln Holzschuh Säule Lanze Hammer Nüsse Kreis Stroh Netz Sack Pauke Blase oder Schlauch

Similiter operare in aliis, sicud tibi magis proportionatur.

Gehe auf ähnliche Weise bei anderen vor, so wie es Dir besser paßt.

Et sic sit finis huius operis cum benedictione Dei. Amen.

Und so sei dieses Werk mit Gottes Segen zu Ende. Amen.

Ioannes Carolus Lisca f〈ilius〉 q〈uondam〉 co〈mitis〉 Flaminii

5

Johannes Karl Lisca, Sohn des verstorbenen Grafen Flaminio, hat das

11 Nitula pro Nitedula

a) Vgl. III, 1, 113r–v (S. 173, Z. 14ff) das lange Alphabet mit der Abbreviatur für com, ferner II 2, 5, 99v–100v (S. 163, Z. 7ff) die Vokale als Vertreter von Belebtem und Unbelebtem.

139r

139v

140r

196

Teil III, Diktion 2

omnia accurate perlegit consideravit et laudavit, et gratias egit Deo O〈ptimo〉 M〈aximo〉 omnipotenti.a

alles ganz genau durchgelesen, angeschaut und anerkannt und Gott dem Besten, Größten und Allmächtigen gedankt.

1–2 consideravit ] colsideravit

a) Zusatz von späterer Hand unter Verwendung der Symbole ergänzt. Auflösung der Abkürzungen nicht sicher.

Die ergänzten Abbildungen Das Kapitel enthält die Abbildungen, die nicht unmittelbar zum Text des Secretum de thesauro gehören, sondern von den Kopisten ergänzt wurden, in der Reihenfolge ihres Vorkommens. Zum Vergleich sind einige Zeichnungen aus dem Liber instrumentorum, die als Vorlagen dienten, mit einbezogen. Die Skizzen sind in der Größe angepaßt.

a: Fol. 47r

b: Liber instr. 11

Abb. 18: Die Zeichnung (a) ist in klarer Schrift überschrieben mit laberintus und im Zentrum als carcer spezifiziert. Unten im Eingang steht porta. In I, 2, 16r (S. 93, Z. 31) ist ein Labyrinth erwähnt. Ein ähnliches Modell (b) hat die Münchener Handschrift.

Abb. 19 Fol. 48r. Die Bank trägt in Chiffre die Beischrift indiget lantia sua (»bedarf seiner Lanze«). Die Funktion des Geräts ist noch nicht entschlüsselt.

197

198

Die ergänzten Abbildungen Abb. 20 Fol. 48v. Die Zeichnung hat keine Beischrift. Es könnte sich um ein ständig laufendes Rad (rota continui motus) handeln. In den gebogenen Rillen müßte sich Quecksilber, Sand oder dergleichen vom Rand zum Zentrum und zurück bewegen und für Antrieb sorgen. Ähnlicher Entwurf schon in Codex Wien 7, 6, S. 195–196, dazu ebd. Abb. CW 7.8. Siehe auch Liber instr. 71, 98. Das Modell findet sich ferner bei Gruter, De machinis 2, Kap. 25, S. 121–124.

Abb. 21 Fol. 49r. Das Gefäß ist unten in Chiffre mit asensus aquarum (»Aufsteigen von Wasser«) beschriftet. Innen steht oberhalb der Wasserlinie in Klarschrift aer, unterhalb aqua. Die Zeichnung veranschaulicht das Prinzip des Heronsballs.

Abb. 22 Fol. 49v. Die Zeichnung ist nicht beschriftet. Sie soll das Prinzip des Heronsbrunnens zeigen, ist aber fehlerhaft wiedergegeben. Die linke Röhre müßte kurz unter dem Zwischenboden enden, damit die in der unteren Kammer befindliche Luft vollständig in die mit Wasser gefüllte obere Kammer steigen könnte, um das Wasser auszutreiben. Ausführlich in Text und Bild veranschaulicht ist Herons Brunnen bei Gruter, De machinis 2, Kap. 4, S. 26–32.

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 23 Fol. 50r. Die Zeichnung ist zwischen den Seilen in Chiffre mit ad ponderandum (»zum Wiegen«) näher bezeichnet. Auf der Kiste links steht in Klarschrift die Zahl 50, auf dem Gewicht rechts 100. Die Spirale statt eines Balkens ist offenbar so gedacht, daß sich Gewichte im Verhältnis 1 zu 2 die Waage halten sollen. Fontanas Interesse an Fragen der Statik ist gut bezeugt, auch wollte er eine Schrift über die Gewichte verfassen. Siehe Einleitung zu den Opera iuvenalia S. 58, Nr. 26. Ferner die Waagen der Abb. 30 und 35.

Abb. 24 Fol. 56r. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Es könnte sich um eine weitere elaborierte Variante einer Waage handeln. Vgl. das voraufgehende Modell und das von Abb. 30. Das Gerät zeigt auch Ähnlichkeit mit einer gespannten Armbrust.

Abb. 25 Fol. 60r. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Sie zeigt eine Art Wasserleitung, die in ein Faß mündet und wieder austritt. Mit einiger Phantasie könnte man einen Zusammenhang zu den in II 1, 2, 60r (S. 130, Z. 15f) erwähnten loca neque nimis ampla neque nimis angusta herstellen.

199

200

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 26 Fol. 62r. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Sie zeigt eine Art Befüllung von fünf Fässern, die wie die Gefäße der Waage von Abb. 30 durch eine Röhre verbunden sind.

a: Fol. 63v

a: Fol. 66r Baculus mortalis

b: Liber instr. 58

Abb. 27 Brett und Messer. Die Zeichnung (a) ist unbeschriftet. Sie ähnelt einer Skizze in der Münchener Handschrift (b) unter den Torpedos.

b: Liber instr. 75 Streitkolben

Abb. 28 Der Totschläger (a) ähnelt einer Schlagwaffe in der Münchener Handschrift (b).

Die ergänzten Abbildungen

201

Abb. 29 Fol. 67v. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Dergleichen Strahlenbündel symbolisieren häufig brennendes Pulver. Siehe Abb. 31, 36 und 40.

Abb. 30 Fol. 68r. Die Zeichnung ist zwischen den Zylindern in Chiffre beschrieben: Ista est duples equilibris, quia in parte dextra aqua asendit, et in sinistra desendit aer, ambo violenter (»Das ist eine doppelte Waage, weil auf der rechten Seite Wasser steigt, auf der linken Luft absinkt, beide gewaltsam.«). Auf den Gefäßen steht in Klarschrift jeweils aqua, entlang der linken Kette aqua, entlang der rechten aer. Clagett, Archimedes 3, S. 263–264 sah in dem Gerät eine Art hydrostatische Waage zur Prüfung des Goldgehalts von Gegenständen. Der Austausch zwischen den Gefäßen hätte durch die Verbindungsröhre unten erfolgen müssen. Vgl. die Waage von Abb. 23.

Abb. 31 Die Zeichnung (a) ist unbeschriftet. Sie ähnelt der Anordnung einer Höhenmessung mittels Triangulation in der Münchener Handschrift (b). Es fehlt der Sehstrahl des Messenden. Am Fuß des Turms scheint eine Explosion angedeutet zu sein.

a: Fol. 69r

b: Liber instr. 19

202

Die ergänzten Abbildungen

a: Fol. 72r

b: Liber instr. 52

Abb. 32: Der Schlüssel (a) ist in Klarschrift mit clavis aperiens omnem seram (»Schlüssel, der jedes Schloß öffnet«) näher beschrieben. Es folgen mehrere noch nicht gedeutete Zeichen. Ähnliche Brechschlüssel enthält die Münchener Handschrift (b). Siehe auch Gruter, De machinis 2, Kap. 54, S. 213–215.

Abb. 33 Fol. 73v. Die Raketenkerze ist in Klarschrift mit Duplarium quod in aere detinetur (»Kerze, die sich in der Luft hält«) näher beschrieben. Wie eine Kerze, hier candela genannt, sich in der Luft halten könne, wenn ihr Gewicht und die Feuerkraft des Pulvers im richtigen Verhältnis stehen, erläutert Fontana ausführlich in De pisce 7, S. 452–453. Zum Feuerantrieb siehe auch Abb. 36 und 40. Eine Kerze als Leuchtmittel mit Pulver als Brennstoff zeigt Abb. 48.

a: Fol. 76v

b: Liber instr. 15

Abb. 34: Das Gerät (a) ist in Chiffre mit Eclipsedra vocatur (»Wasserheber nennt man es«) spezifiziert. Weitere Modelle sind in der Münchener Handschrift (b) beschrieben. Technische Autoren zeigten großes Interesse an dieser Art Wasserhebung. Sie erklärten die Funktionsweise mit dem Bestreben der Natur, ein Vakuum zu vermeiden. Mit dem Thema eröffnete Gruter, De machinis 2, Kap. 1, S. 14–18 sein Maschinenbuch.

Die ergänzten Abbildungen

203

Abb. 35 Fol. 77v. Unter der linken Schale der Waage steht in Chiffre Subtile, unter der rechten Grossa. Vielleicht sollte nachträglich ein Bezug zu dem ThomasZitat in II 2, 3, 83r (S. 148, Z. 9ff) hergestellt werden, das subtilis et spiritualis und grossus et sensibilis gegenüberstellt. Siehe auch die anderen Entwürfe: Abb. 23, 24 und 30.

Abb. 36: Fol. 81r. Der Raketenpfeil ist unbeschriftet. Ausführlich befaßt sich Fontana mit den Möglichkeiten des Antriebs durch Pulverladungen in De pisce 5–7, S. 422–457. Siehe ferner Liber instr. 16, 21, 54, 58.

Abb. 37: Fol. 83v. Die drei Würfel wurden getilgt, die Beischrift unlesbar gemacht. Die Punkte des mittleren sind nicht erkennbar. In III, 2, 125r ist von Spielen die Rede, jedoch nicht vom Würfeln.

Abb. 38 Die »wunderbare Begräbnislaterne« (a) ist in Klarschrift mit Ferale mirabile näher bezeichnet. Fontana verwandte fast das gleiche Modell in der Münchener Handschrift (b), um die Funktion der Zauberlaterne zu veranschaulichen.

a: Fol. 85v

b: Liber instr. 102

204

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 39 Fol. 87r. Der Wasserbehälter mit syphonartiger Ableitung ist in Klarschrift als evacuatorium bezeichnet. Ein komplizierteres Röhrensystem findet sich unter dem Namen evacuatorium Atheniense im Liber instr. 88.

Abb. 40: Fol. 89r. Weitere Veranschaulichung des Raketenantriebs bzw. der Feuerwerkstechnik. Da der entgegengesetzt wirkende Antrieb sich aufhebt, sah Battisti, Macchine cifrate S. 150–151, darin ein Symbol für ein Gedächtnisbild, das nicht wirkt.

a: Fol. 94r

b: Liber instr. 68

Abb. 41: Das Gerät (a) ist in Chiffre mit Pro sanie in vulnere (»für den Wundeiter«) bezeichnet. Weitere instrumenta cirugicorum zum Absaugen von Blut und Eiter (b) sind in der Münchener Handschrift veranschaulicht.

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 42 Die Waffe (a) ist in klarer Schrift beschrieben mit spada que magis cum vagina nocet . . . (»Schwert, das mit Scheide mehr schadet . . . «). Das letzte Wort ist unlesbar. Ein Schwert ist in II 2, 5, 92r (S. 156, Z. 29) und III, 2, 134r (S. 191, Z. 44) erwähnt. Ähnliches Modell (b) in der Münchener Handschrift.

a: Fol. 98v

205

b: Liber instr. 75

Abb. 43 Fol. 101v. Das Gerät ist unbeschriftet. Womöglich handelt es sich um ein chirurgisches Instrument. Siehe auch Abb. 41.

Abb. 44 Fol. 104r. Das Gerät ist unbeschriftet. Es ähnelt zwar den Nachschlüsseln im Liber instr. 52, könnte aber auch eine Röhre darstellen.

Abb. 45 Fol. 106r. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Der Behälter mit verdeckter Röhre und Ausfluß dürfte Teil eines raffinierten Brunnens sein. Er gleicht dem Aufsatz des philonischen Wasserspenders bei Gruter, De machinis 2, Kap. 5, S. 33–36.

206

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 46 Fol. 108v. Das Gefäß, das vielleicht dem Instrumentarium eines alchimistischen Labors zuzuordnen ist, hat keine Beischrift. In I, 1, 9v (S. 88, Z. 4) ist die Alchimie einmal erwähnt. Der Liber instr. 63 bringt Alchimistenöfen.

Abb. 47 Fol. 110v. Die kreisenden Sterne oder Feuer sind als celum ecclexie (»Kirchenhimmel, -gewölbe«) bezeichnet, das erste Wort in Klarschrift, das zweite in Chiffre. Battisti, Macchine cifrate S. 153, dachte an das von Himmeln umgebene Empyreum.

Abb. 48 Fol. 112r. Das Gerät ist oben links und rechts der Kerze in Klarschrift beschrieben als candela ardens per mensem lunarem continue (»Kerze mit einem Monat Brenndauer«). Auf dem Gefäß, das die Kerze trägt, steht pulvis fortisimus (»sehr starkes Pulver«), das erste Wort in Klarschrift, das zweite in Chiffre, und unten im Becken in Klarschrift aqua. Es handelt sich wohl um ein Leuchtmittel im Unterschied zu der von einer Pulverladung in der Luft gehaltenen Kerze von Abb. 33. Abb. 49 Fol. 124r. Die Zeichenfolge ist nicht entschlüsselt. Vgl. die Sequenz in Abb. 9, S. 108.

Die ergänzten Abbildungen

Abb. 50 Links und rechts neben dem Schlüssel des Kombinationsschlosses (a) stehen in Klarschrift die noch nicht entschlüsselten Kürzel frifac bononie bona cuf anitidit eseb, unter dem Schloß der Vers Si dubitas versum frustra agis per universum. Das Motiv findet sich leicht abgewandelt in Zeichnung und Vers auch in der Münchener Handschrift (b).

a: Fol. 128v

207

b: Liber instr. 64

Abb. 51 Fol. 131r. Das Gerät könnte ein Meßinstrument sein. Auf der Rückseite (III, 2, 131v) wird als Attribut des Geometers der Zirkel genannt. Eine Beischrift entlang der vertikalen Linie, vielleicht einem Lot, ist nicht lesbar.

Abb. 52 Fol. 139r. Die Zeichnung ist unbeschriftet. Wie die Figur zum Auf- und Absteigen hätte gebracht werden können, ist nicht klar erkennbar, womöglich durch Steigen und Fallen des Wasserspiegels in dem Behälter. Battisti, Macchine cifrate S. 154, erblickte in dem Gerät eine frühe Vorwegnahme des sog. cartesischen Teufelchens. Der Behälter hätte sich wie eine Blase zusammendrücken lassen müssen. Eine vesica vel uter ist in III, 2, 140r (S. 195, Z. 17) erwähnt. Allerdings steigt und sinkt die cartesische Figur anders als in Fontanas Bild in einem geschlossenen Behälter. Zufall oder nicht, eine Teufelsfigur als Motiv der Zauberlaterne steht auch am Ende des Liber instr. 102.

Anhang

Indizes Index verborum Der Index verzeichnet die Substantive, Verben und Adjektive. Letzteren sind die Steigerungsformen und Adverbien zugeordnet. Die Lemmata erscheinen in der Grundform. Weicht die Orthographie vom sog. Schullatein ab, steht zunächst die Normalform, dann die Schreibweise, die in der Handschrift vorkommen kann. Aufgenommen sind ferner eine Reihe von Wortverbindungen. B = Beischrift zu einer Abbildung. abbas, 87v abcdarium, 20r, 113r abscondere, 24r, 30r absens, 41v, 43v absentia, 43v, 130v absurdus: absurdius, 8r accedere, acedere, 52r, 113r, 117v accentus, 126v accidens, -dentis n, acidens, 16r, 70r, 74r, 74v accidentia separabilia, 74v accidere, acidere, 14v, 97r accipere, acipere, 60v, 81v, 86r, 95r, 100r, 102r accomodatus: accomodate, acomodate, 61v accuratus: accurate, 140r acquirere, aquirere, 9v, 98v actio, atio, 14v, 79v activitas, 110v activus, 77v actualis: actualiter, 41r actus, 1r, 3r, 42r, 52v, 73v, 80r, 82r, 95v, 113r actus memorandi, 82r actus operum, 95v acutus: acutior, acucior, 12r adamare, 102r addere, adere, 102r additamentum, aditamentum, 55v

additio, addicio, aditio, 6r, 105r adesse, 19v, 126v adherere, aderere, 19r, 24r, 98r adhibere, 6v adinvenire, 7r, 8v, 10r, 10v, 19v adire, 10v admirari, admirrari, 10v, 81v advertentia, advertencia, 14v advertere, 23v, 38r, 40v, 53v, 90r, 101v–102r, 115r, 118r aer, 49rB, 53r, 68rB, 73vB, 99v, 125r afferre, affere, 11r, 61r agere, 5r, 9r, 9v, 26v, 38r, 80v, 82v, 84v, 128vB, 140r aggregare, agregare, 57v agnel pasqual, 137r ait, 10r, 40r, 82r albus, 74r, 130v, 138r alchimia, alkimia, 9v alere, 7r alienus, 65r, 65v, 107r aliquid (aliquit) excellentius homine, 5v allegatio, 128r alphabet, alfabetum, alphabetum, alphabit, 3r, 3v, 4v, 20r, 22r, 23v, 25v, 27v, 30r, 31v, 32v, 113r, 114r, 122v, 138v alumna memorie naturalis, 19r ambigere, 94r ambiguitas, 105v

211

212

Indizes

ambiguum, -i n, 81r ambiguus, 43r ambo, 68rB amen, 140r amplecti, 26v, 54v amplexus, 95v ampliare, 100v amplitudo, 15v amplus, 60r, 80v, 109r, 115v amplius, 6v, 7r, 15r, 23v, 25v, 65v, 90r, 107r ancora, 86v angelus, 8v, 86r angestara d’aqua, 136r angularis, 22v angulus, 20r, 41r, 45v, 54r, 55r, 104v, 116v angustia, 61r angustus, 29v, 58v, 60r, 61r, 90v anima, 12r, 14v, 16r, 19v, 37r, 37v, 43v, 46r, 64r, 72r animadvertere, 21v animal, 72v, 127r, 131r animal parvum ferox, 131r animalis, -e, 52v animatum, -i n, 122v, 123r animatus, 100r, 110r, 138v animus, 8r, 53r, 79r, 79v, 89v, 93r, 94v, 108r, 113v, 116r annus, 75v, 96r, 126r antiquus, 88r, 89v anulus, 31v, 32r, 129v anulus mobilis, 31v aperire, 72rB, 105v apostolus, 8v apparamentum, aparamentum, 129r apparentia, aparentia, 52v, 126r apparere, aparere, 30v, 41v, 44r, 45r, 45v, 72r appellare, apellare, 5v, 21v, 25r, 38r applicare, aplicare, 120v applicatio manuum duorum, 95v apponere, aponere, 83v, 117v, 120v, 127r apprehensibilis, aprensibilis, 71v apprehensio, aprensio, 14v Aprilis, 137r aptare, 35v, 57v aptitudo, 65r

aqua, 9v, 17v, 44r, 49rB, 68rB, 73r, 79v, 95r, 99v, 110v, 112rB aqua quiescens, 17v aquila, 72r, 86r, 100r, 110r, 139r aquilinus, 130r Arabicus, 15r Arabs, -abis m, 132r araneus, 9r arbor, 70v archa intelligibilium, 14r architectari, architetari, 24v architector, architetor, 32v archo, 134v siehe auch arcus arcus, 20r ardere, 112rB arduus, 94v argentum fixum/vivum, 138r arguere ex causa super effectum et econverso, 97r argumentum, 75v arismetrica, -e f, 87r, 136v arismetricum, -i n, 34v, 34vB arismetricus, -a, -um, 75v, 125r arismetricus, -i m, 120v, 131v arma civitatis aut loci 88r arnixe, 134v arpa siehe harpa ars, 1r, 2r, 4r, 6r, 6v, 7v, 8v, 9v, 11v, 36r, 38v, 40r, 41r, 41v, 42v, 52v, 53r, 54r, 55v, 66r, 70v, 85v, 86v, 88v, 94v, 99r, 101r, 103v, 104r, 106v, 113r, 114v, 115v, 119v, 124v, 131r, 132v, 136r ab arte, 85v ars depingendi, 88v ars ymaginum, 42v ars memorie, 36r articulus, 34r, 126v, 127r articuli primi/secundi, 126v, 127r artificialis, artfitialis, 1v, 8v, 10r, 19r, 31v, 36v, 37r, 37v, 70v, 71r, 73r, 88v, 97r, 107v artificiosus, artifitiosus, artifitioxus, 1v, 5v, 6r, 7r, 7v, 11r, 12r, 12bisr, 18v, 19r, 19v, 36v, 40r, 128r artificium, artifitium, 1r, 2v, 3r, 6r, 6v, 7r, 7v, 8r, 8v, 12r, 19r, 28v, 37r, 66v, 122v artificium memorandi, 7v artificium memorie, 7r, 19r, 66v

Index verborum

artificium [memorie] extrinsecum, 19r, 19v artificium [memorie] intraneum sive fantasticum, 19r artificium falsigrafum, 66v artificium secretissimum, 122v artingenium, 29v arundo, 32v ascendere, asendere, 68rB ascensus, asensus, 49rB, 116r asinus, 73r aspectus, 63v, 116r assentire, 78r asserere, aserere, 43r assiduitas exercitationis, 121r assumere, asumere, 84v astare, 61v astiludium siehe hastiludium astrolabium, 131v astrologia, 87r astrologus, 131v athleta, adthaleta, 85v atramentum, 15v attonitus, athonitus, 7r attribuere, atribuere, 25v audax: audacter, 92r augmentum, 18r Augustus, 137v aula, 55r aureus, 71r, 72v, 87v, 88r, 129v aurum, 70v, 98r, 130v, 138r aurum pigmentum, 130v auxilium, 5r, 8v avis, 9r, 100v avolius, 139r axis, 26v, 30r, 31v, 32r, 33r azurus, 88r B bacille, 133v baculus, baculum, 66rB, 87v, 129v baculus mortalis, 66rB badile, 133v baiula, baila, 95v balestri, 134v balla, bala, 86v, 135r bancha, 104v baptista, batista, 86r barbatus, 132r

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baril, 134v basis, baxis, 22r, 23v, 24r, 39r, 54v basis clavi, 24r basis plana, 22r benedictio, 140r bereta, 133r bestia, 100v, 110r bestia terrena, 100v biscitiator, 85r bisscia, 139r bixazze, 134r bombarda, 135v bombaxo, 133v bombyx, bombax, 131r bonus, 5r, 6r, 123v melior, -ius, 84r, 104r, 108r, 109r, 109v, 119r optimus, 86r bene, 12r, 21v, 45v, 64r, 65r, 77r, 81r, 82v, 83r, 84v, 89v, 98v, 101r, 117r, 118r, 123v melius, 15r, 92r, 107v, 124r optime, 106v botatium, 139r botazo zuca, 135v breviare, 33r brevis: breviter, 88r, 113r brevitas, 36r, 94r, 95r, 99v, 103v, 122r C, K cabbia, 133v cadere, 7r, 10v, 14v, 79v cadere ex animo, 79v calamare, 86v calamus, 119v calcar, 87v calculatio, 128r kalexe, 133v calopodia, gallopodia, 139r calza, 136v camera, 55r, 115v, 117r camisiatus, camixeatus, 132r campana, 135r campanele o dezedali in filcca, 136r can, 133v candela, 112rB candele, 135r siehe auch candela candelier, 133v canis, 41r, 129v, 139r

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Indizes

canna, cana, 32v, 33r canon, 6r, 52r, 101r, 105r, 122r canon praticus, 6r, 52r canones artis, 101r capacitas, 55v capax, 52v, 104v capacissimus, 22v capere, 10r, 22v, 25r, 30v, 38v, 40v, 61v, 78v, 84v, 88r, 91v, 92v, 93r, 100r, 106v–107r, 110r–v, 113v, 116v, 126v capere finem/originem, 116v capitaneus, -i m 87v capitulum, 1r, 1v, 2v, 3v, 76r, 81v, 122r, 122v, 128r cappa, capa, 129r capra, 74r capsa, 105r caput, capud, 94r, 127r caputium, 132v carater siehe character carbo, 130v carcer, 47rB cardinalis, -is m, 87v carmelitanus, 130v carnalion, 92vB carne morta, 135v carneus, 72v caro, 92v carta, 15v, 32v, 71r, 98r, 125r, 125v, 129v carta pecudis, 15v carte pinte di santi, 137v casata, casiata, 124v? caseleta da anelli, 136r cassula, 75r castrum, 52v, 132r casus, caxus, 9v, 35v, 65v, 103r, 124r, 126v casus lapidis, 35v cathedra, catedra, 132v, 139r cathena pedum, 132v cathetus, kathecus, 44r catta, gata, gatta, 93v, 133v, 139r causa, cauxa, 15r, 18r, 34v, 44v, 65r, 79r, 81r, 94r, 97r, 97v, 101r, 103v causare, 44v cavedoni, 135v cavere, 90r, 99r cazza da muraro, 135r celer: celeriter, 17v

celum, 5v, 53r, 100r, 109r, 110vB cementare, 9r cenaculum, 7r cenare, 10r censere, 9v centralis, 28v centrum, 20r, 23v, 25r, 26v, 27v cera, cerra, 37v, 79v, 106r cerchio, 134v cerebrum, cerrebrum, 17r, 36v cerebrum humidum/siccum, 17r pars posterior cerebri, 36v cerexe e verle, 137r cernere, 9r, 30r, 63v cerra gialla, 133v certitudo, 39v certus, 65v, 73v, 97v certior, -ius, cercior, 98r, 115v certe, 45v cesto da uove, 134v ceterus, 67v chaos, caos, 45rB character, carater, karater, 4v, 8r, 36r, 114v, 138v chimera, cimera, 53r chimericus, cimericus, 53r, 72r, 74v chirotheca, ciroteca, 131r chirurgus, cirugicus, 131v choncha, 135r Christus, 96r, 123r chronica, cronica, 128r cyathus, ciatus, 132r cifra, 4v, 114v, 120v, 122v, 136v cimera siehe chimera cimericus siehe chimericus circinus, 131v circularis, 22v, 45v, 85v circulariter, 32v circulus, 20v, 45r, 90r, 139v circumducere, circunducere, 29v circumferentia, circunferencia, 20r, 27v, 31v circumferentialis, circunferentialis, 28v circumstare, 7r ciroteca siehe chirotheca cirugicus siehe chirurgus cista, 55r citus: cito, 82r

Index verborum

civitas, 52v, 54v, 88r, 124v, 132r clarus: clarius, 8v, 76r claudere, 42v, 105v claudicare, 130r clavicula, 23rB, 23v, 24vB clavicula recta, 23rB clavicula retrograda, 24vB claviculus, 22r, 22v, 23v, 24rB claviculus piramidalis rotundus, 22r clavis, 72rB, 86r clavus, 23v, 24r, 24v clepsydra, eclipsedra, 76vB coactus: coacte, 119r coclear, 131r cofin d’ori, 135v cogitare, 38r, 82r, 109r cogitatio, 43v, 90r cognatus, -i m, 10v cognitio, cognicio, 12r, 13r, 46r cognitivus, 13r, 19r, 52v cognoscere, 9v, 18v, 59v cognoscibilis, 80r coitus, coytus, 95v colere, 5v colligancia, colligantia, 95r colligere, coligere, 46v, 128r collocare, colocare, 60r, 65v, 120r, 121r collocare ymagines, 60r collocatio, colocatio, 56v, 57v collocatio numerorum et orationum, 57v collocatio rerum, 56v color, 4r, 46r, 86v, 98r, 124r, 130v coloratus, 41v, 42r, 45r, 46r, 71v, 124r columna, columpna, 32rB, 86v, 139v colunium, collunnium, columnium, 55r, 58v, 66r, 116v comburere, 41r, 103v combustio, 96v comedere, 9r comes, 128r commoditas, comoditas, 93r commodus: commode, comode, 97v, 103r, 118v commovere, conmovere, 17v, 79r communis, comunis, 4r, 36r, 43r, 54r, 59v, 104v, 113r, 129v comparare, 76r

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comparatio, comperatio, 78r compassus, compasus, 87r compendium: sub compendio, 5r complecti, 7v complementum, 119v complere, 19v, 70v, 101v completus, 101v complexus, 93v complicare, 120v componere, 4r, 73r, 92v, 98r, 100v, 119r, 124v, 126v, 138v componere characteres, 138v compositio, 21v, 39v, 89r compositio ymaginis, 89r comprimere, 44v computare, 118v, 138v concavitas ventriculi, 17v concavum, 29v, 30r concavus, 44r concentricus, 19v–20r, 26v conceptus, -us m, 38v, 74v conceptus chimericus, 74v concludere, 12r conclusio, 18r, 46r concursus, 44r condicio, 55v conectibilis, connetibilis, 98v conferre, confere, cumferre, 80r, 85r, 109v confetiera, 133v confirmare, 80r, 82r, 102r conformare, 9r conformis, 88v conformiter, 88r conformitas, 66r confundere, 17v, 61r, 116r confusio, confuxio, 4v, 16r, 27r, 60r, 102r confusio ymaginum, 60r confusus, confuxus, cunfuxus, 57v, 66r, 79v confuse, confuxe, 43r, 102r congregare, 72r congruere, 34r conscribere, 5r, 7r, 11v, 71r consequens: consequenter, 60v, 63r, 65r, 74r, 76r consequi, 9v, 13v, 35v conservare, 15r, 82r, 82v considerare, 10v, 52r, 52v, 58v, 70r, 96v, 101v, 140r

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Indizes

consideratio, 14v, 83r consimilis, 26v, 66r consistere, cumsistere, 37r, 37r–v consortium, consorcium, 95v conspicere, 44r constans: constantior, 17r constantia memorie, 18v constare, 40r constituere, 5v, 20r, 25r, 32v, 66r constringere, 32r construere, 8r, 31v, 104r–v consuescere, 103r consuetudo, 90r consuetus, 85v consurgere, 26v contiguare, 116r continens, -entis f, 39r continentia, 65r continere, 6r, 20r–v, 24v, 30r, 40r, 40v, 41r, 54r, 55r, 76r, 99v, 115v, 122r contingere, 15v, 81v, 84r, 93r, 99r, 102v, 108v, 119r continuus, 2v, 56v, 58r, 58v, 59v, 76v continue, 112rB contortio, 95v contrarium, -i n, 18v, 65r–v, 104r contrarius, 95r, 118r conturbare, 116r conveniens, 11v, 25v, 75r, 93r, 119r convenire, 42r, 66v, 81r, 85r, 91v, 101r, 120r convexum, 29v, 30r convexus, 44r cooperire, coperire, 103r coppo, 135v coquere, 90v coquina, 55r, 115v cor, cordis n, 107r corda, 58v, 105r cordon de san Francesco, 137v corno, 133v corona, 87v, 129v corporalis, 59v corpus, 3v, 30r, 33v, 42v, 46r, 59r, 60r, 97v, 100r, 100v, 107r, 130r corpora simplicia, 100r, 100v corpus humanum, 97v corpus serpenteum, 29v, 30r

corpus tretagonum, 33v corpus zirativum, 30r correspondere, corespondere, 53r corrumpere, 62v corruptibilis, 73v corruptio, coruptio, 1v, 14r, 18r, 104r corruptio ymaginum, 104r corruptus, coruptus, 12v, 17v, 107r cortina, 59r, 103r corvo, 136r corvus, 74r cossa nugra, 137v costa, 25r creare, 5r creber: crebrior, 103r credere, 46r, 106r creditor, 127r, 127v, 127vB cristier, 135r crivelo, 135r croceus, 130v crocifixo, 133v cronica siehe chronica croxe, 133v siehe auch crux crux, 86r, 88r, 96v, 131v cunctus, 5r cuoro, dorado, 134v cupere, 119v curaza, 134v currus, 54v cuspis, 23v D dalaora, 134v damnosus, dampnoxus, 110r damnum, dampnum, 96v dare, 5v, 7v, 33v, 76v, 95v, 123r, 125r, 125v, 136v debere, 19v, 20r, 26v, 56v, 57r, 59v, 60v, 63v, 65v, 66v, 67r, 67v, 79r, 79v, 80r, 81r, 90v, 99r, 101v, 118r, 122r debilis, 14v, 45v debilitare, 16r debilitas, 18r, 101v debitor, 127r, 127v, 127vB debitum, 127r, 127v debitus, 11v, 38r, 58r, 119r debite, 73r December, 137v decipere, 61r, 66r, 90r

Index verborum

declarare, 67v deducere, 83v, 102v defectus, -us m, 16v, 89v defectus memorie, 16v deficere, 93r, 101v, 119v, 123v definitio, diffinitio (navis), 54v defungi, 96r denarius, 75v denominare, 115r denominatio, 54r dens avolius, 139r dentatus, 29v denteus, 23v denticulus, 30r, 30v deorsum, 59r dependentia, 72r dependere, 14v–15r depingere, 88v, 89r depressus: depressior, depresior, 28v descendere, desendere, 68rB descensus, desensus, 116r describere, 28v deservire, 14r, 136v desinere, 15v, 65v, 99r, 101v destructio, destrutio, 103v destruere, dextruere, 17r, 101r, 103v, 106v detinere, 73vB detrimentum, 18r deus, 5r, 96r, 140r dexter, 59v, 68rB, 116r, 117r, 118r, 127v dyabolus, diabolus, 9r, 131v dyameter, 59r, 61v dyametralis: dyametraliter, 104v dicere, 5v, 6v, 7r, 8v, 9v, 12r, 12v, 13r, 13v, 16r, 18r, 19r, 19v, 23v, 28rB, 28v, 29r, 33r, 36v, 37r, 37v, 41r, 41v, 42r, 53v, 54r, 55v, 56v, 57v, 58r, 58v, 59r, 59v, 60v, 63r, 66v, 67r, 70r, 72v, 78r, 83r, 88r, 90v, 91r, 99r, 100r, 101r, 104r, 105v, 107r, 107v, 108r, 114v, 118v, 120r, 122r, 123r, 123v, 124r, 124v, 128r dictio, dicio, 1r, 1v, 2v, 3r, 3v, 6r, 18v, 23r, 36r, 36v, 56v, 62v, 70r, 73v, 77r, 84r, 89r, 91r, 92v, 93r, 94r, 97v, 101r, 122r, 123r dictionem facere, 84r dictionatio, 91r, 92v dictum, 18v didascalus, 10r

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dies, 4v, 126r, 138r dies Dominica, Lune, Martis, Mercurii, Iovis, Veneris, Saturni, 138r dietim, 88r differens: differenter, diferenter, 8v, 78r differentia, diferentia, 52v, 59r, 78v, 105r, 105v, 109r, 116v differentia positionis, 59r differentia partium, 105r, 109r differentie heterogenee, 105v differre, diferre, 40r, 58r, 67v, 72r, 73v, 98v difficilis, dificilis, 16r, 16v difficilior, -ius, dificilior, 60v difficile, dificile, 13r diffinire, difinire, 54r difformis, diformis, 105r digitus, 33v, 126v dignitas, 78v, 87v dignus, 5v, 108r dignior, 78v diligens diligenter, dilligenter, 38r, 85v, 106v diligentius, 18v dilucidus: dilucide, 44r diluvium, 96v dimensio, 58v, 59r, 61v, 78v dimensionatus, 73v discedere, 106v disciplina, 18v, 131v discoperire, 95v discretus, 2v, 56v, 57v, 59v, 75r discumbere, 10v discurrere, discurere, 95r discursus, 13v disgregare, 62v dispar, 79v, 116r dispariter, 118v dispositio, 16v dissimilis, disimilis, 66r dissipare, disippare, disipare, 92v, 127r dissolvere, disolvere, 17v distantia, distancia, 45v, 61v, 62r distare, 60v distinctio, 39v, 54r, 82v distinctus, 77r, 79r, 116r, 118v distincte, distinte, 30r, 59v, 77r, 80r, 102r distinguere, 40r, 52r, 70r

218

Indizes

distrahere, 60v, 116r distribuere, 20v diuturnus, 14v diversificare, 75r diversimode, 33r diversitas, 75r diversus, 66r, 74v, 125v divertere, 45r dividere, 5v, 20r, 58r, 93r, 108r, 115v, 117v, 119r divina, -orum n, 5v divinus, 14r divisio, divixio, 1r, 1v, 2v, 3v, 6r, 52r, 52v, 53v, 54r, 54v, 55r, 55v, 60r, 70v, 115r, 115v, 116v, 117r, 119v, 122v divisio domus, 3v, 115r docere, 7v, 14r, 72r, 97r doctor, 4r, 6v, 85r, 87v, 131v, 132r, 132v doctrina, 10r, 113r documentum, 3r, 64r, 83v, 95r dolere, 61r dolor, 16v, 95v domesticus, -a, -um, 107r dominus, 78v, 129v domus, 3v, 10v, 41r, 52v, 54r, 54v, 65r, 109r, 115r, 115v, 118v, 119r, 119v, 124v, 125v doplier, 135r dorsum serpentis, 30v, 30vB draco, 110r, 139r dubitare, 35v, 128vB ducere, 20r, 96r, 118r duplare, 115r duplarium, -i n, 73vB duplex, duples, 68rB, 70v, 85r, 115r, 120r dupliciter, 70v, 78r, 101v duplicare, 99v, 115r, 138v durities, 16v durus: duriter, 79v E ebdomada, ebdommada, 4v, 138r ecce, 32r ecclesia, ecclexia, 96r, 110vB ecclesiasticus, ecclexiasticus, 129r eclipsedra siehe clepsydra eclipsis lune, 97r edificare, hedificare, 109r edificium, hedifitium, 53r, 54v, 109r

edificium in aere vel celo, 53r edificium mobile de loco ad locum, 54v effectio, 97r–v effectus, efectus, 79r, 97r effigies, efigies, 38v egere, 10v, 26v, 35r, 36v ego, 7v, 35r egredi, 27v, 30r egritudo, 97v electio, eletio, ellecio, ellectio, 3v, 108r, 108v, 109v electio locorum, 3v, 108r electio ymaginum, 109v elegans, ellegans, 110r elementum, 72v elephans, ellefans, ellephans, 100r, 139r elevatus: elevatior, ellevatior, 28v eligere, elligere, 61v, 63v, 65r, 66r, 108v, 110r, 130r elmo, 133r elongare, ellongare, 33r eneus, 37r ens, 74r ensis, 72v, 86r, 92r, 123v episcopus, 87v epistola, 87r equalis, 20r, 22r, 25r, 31v, 115v–116r, 116v equaliter, 31v, 117r equilibris duplex, 68rB equus, -i m, 75r, 80v erectus, 5v eremitanus, heremitanus, 85v, 130v erigere, 105r error, 60r, 81r, 94r, 108v eruditus, -a, -um, 128r essentia, 64r–v, 65r, 67r etas, 126r eterogeneus siehe heterogeneus Ethiops, Etiops, 74r evacuatorium, 87rB evanescere, 81r evenire, 16v, 77r, 79r evidentia, evidencia, 36v examinatio, 122v excedere, 25r–v, 26v excellens, 5r excellentius, 5v excellenter, 109v

Index verborum

excellentia: excellentie luminum, 62v exemplum, 3r, 9r, 14v, 15r, 15v, 16r, 16v, 17r, 17v, 18r, 29r, 32r, 37v, 41r, 45v, 46r, 53r, 54v, 55r, 56r, 75r, 84r, 88r, 88v, 89v, 90v, 91v, 92v, 93v, 95v, 99v, 100r, 104v, 105r, 107v, 110r, 122r, 123r, 124v, 128r, 129r, 129v, 130v exemplo habere, 9r, exemplum nature, 37v exercitatio, exercitacio, 6v, 36r, 121r exercitatio ingenii, 36r exercitium, exercicium, 8r, 98v, 113r existere, 12v, 13r, 52v, 70v, 71v, 74r exitus, 16r expeditio, 18v expensa, exspensa, 125v, 128r? experimentum, 1v, 2r, 5r, 9v, 43r, 43v, 44r, 44v, 45v, 125r experimentum arismetricum, 125r experimentum naturale, 43r experiri, 9v, 17r, 30v, 31v, 94r, 98r, 101v expertus, 97r explicit, 4v expliciunt, 136r exponere, 84v expressio vocis, 85r expressus, 4r extendere, 28v exter: exterior, 70v, 71r, 71v, 72r extrahere, 25v, 26v, 72r extraneatio, 81v extraneus, 98r, 130r extremitas, 25r, 32r, 32v extremum, 61v, 104v, 109v extrinsecus, estrinsecus, 19v, 65r F facere, 4v, 5v, 12r, 16r, 20v, 22r, 25r, 27v, 32v, 34r, 35r, 35v, 52r, 52v, 61r, 71r, 77v, 81r, 82v, 83r, 83v, 84r, 86v, 89v, 90r, 91r, 94r, 99r, 100v, 101r, 101v, 103r, 103v, 104r, 105r, 120r, 120v, 125v facies, faties, 5v, 26v, 27rB, 126r facies solis, 26v, 27rB facilis, 11r, 15r, 57r, 94v, 128r facile, 11v, 13r, 16r, 18r, 18v, 32r, 35v, 38r, 79v, 81r, 113v, 121r, 129r faciliter, 64v

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factum, 37v, 38r fallere, falere, 12v, 18r, 66v falsigrafus, 66v falsus, 17v, 41v falx, 139r fantasia, fantaxia, 38r, 43r, 43v, 91r, 106r fantasiare, fantaxiare, 38r fantasiari, 42r, 91r, 103v fantasma, 11v, 72r, 95r fantasticus, 19r, 52r, 52v, 53v, 70r, 71v, 108v fatuus, -i m, 110r Februarius, 137v fenestra, finestra, 105v, 116v ferale mirabile, 85vB ferox, 131r ferre, 6v ferreus, 37r, 53v ferrum, 138r fictus, 53r, 77r, 109r ficus, -us f, 73r fides, 6v, 95v, 119v fieri, 9r, 16v, 19r, 23v, 27v, 28v, 33r, 36r, 46r, 56v, 60v, 63r, 63v, 76v, 78v, 79v, 80r, 90v, 91v, 98r, 105v, 106r, 108v, 113r, 113v, 118r, 123v, 126r, 127v, 131v, 138r figere, 22v, 79v figi sechi, 133r figura, 20v, 22r, 22v, 23r, 26r, 27r, 27v, 38v, 42v, 71r, 73v, 74r, 74v, 84r, 85r, 93v, 94v, 116r, 120v, 121r, 128r figura angularis, 22r–v figura circularis, 22r–v figura Esculapii ex lapide, 71r figurare, 3r, 17r, 42r–v, 44r, 73v, 89r, 89v figuratio, 38v, 84r, 90v figuratio ymaginum, 84r filius, 79r finalis: finaliter, 90v finis, 116v, 118r, 118v, 122r, 140r finitus, 42r, 56v, 73v firmamentum, 39r firmare, 21v, 24r, 25v, 26r, 64r firmitudo, 18v, 108v firmitudo memorie, 18v firmus, 7v, 14r, 26v, 67r, 107v firmiter, 41r, 81v firmius, 67v

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Indizes

fissura, fisura, 32v–33r fixio, 1v, 16v, 18v fixio ymaginis, 16v, 18v fixus, 23v, 54v, 65v, 67r, 101v, 138r flematicus, 17r flos, 129v fluxus aque, 110v follis, folis, 99v foramen, 22r, 22v, 23v, 24v, 25r, 25v, 27v, 30v, 33v, 34r fore, 8v, 23v, 99r, 107v, 118v forfexe grande, 134r forma, 1v, 2v, 9v, 10v, 14r, 36v, 37r, 37v, 38v, 43r, 46r, 66v, 67r, 72v, 73r, 73v, 81v, 82v, 91r, 94r, 102v forma ensis, 72v forma hominis, 72v forma piscis, 72v forma scamni, 72v forme rerum, 37r formaio, 133r formalis, 53v, 54r, 72v, 105v formare, 4v, 11v, 32r, 33v, 37r, 37v, 53r, 53v, 71v, 74v, 79r, 80r, 89v, 100r, 107v formatio, 37r formica, 74r, 80v fors: forte, 97v fortificare, 81v fortis, 63r, 82r, 85v fortior, -ius, 64v, 102v fortissimus, fortisimus, 112rB fortiter, 11r, 44v, 77r, 79v fortitudo, 3r, 81v, 86v, 104r fortitudo formarum, 81v fortitudo ymaginationis, 3r fortitudo ymaginis, 104r fortuna, 9v fortunatus, 77r fractio: fractiones numerorum, 127r frangere numeros, 127r frater, 85v, 95v, 129v, 139r frater eremitanus, 85v frequens, 63v, 82r, 107r, 116r frequenter, 12v, 83v frequentare, 80r frigiditas, 97r frigidus, 74r frons, frondis f, 124r?

frui, 124v frusta?, 134r frustra, 128vB fugere, 118r fulcire, 115v fumus, 35r fundamentum, 39r, 54v, 100r fuogo, 137v furere, 93v furor maris, 97r futurus, 12r–v G gacintus, -us m siehe hyacinthus gaiandra, 136r gallo, 135v gallopodia siehe calopodia gallus, 93v gata, gatta siehe catta gaudium, 16v generalis, 54r, 55r, 122r generatio, 1v, 14r, 123r genericus, 54r, 72v gens, 63v, 85r genus, 1v, 19r, 36r, 90v genera memorandi, 19r geometra, 131v geometria, 87r gerbus, 130r gerere, 25v giratio stelle, 23v girbus siehe zirbus glacies, glaties, 97r gradatum, -i n, 29rB graduatio, 4r, 129v graduatus, 124v gradus, 28v, 55r, 66r, 75v gradus scale, 66r grammatica, gramatica, 87r grammaticus, -i m, gramaticus, 131v granum, 131r graspo de uva o agresta, 137v gratia, gracia, 5r, 36r, 75r, 97v, 99v, 104v, 140r grave, -is n, 80v Grecus, 15r, 85r, 132r grossities, 28v grossus, 77vB, 83r guerra, 96r

Index verborum

H habere, 4r, 7v, 9r, 9v, 14r, 15r, 17r, 20v, 22r, 22v, 23v, 24r, 27v, 32v, 35r, 40v, 42r, 53r, 54r, 54v, 55r, 55v, 56v, 57v, 58r, 59v, 61r, 66r, 67v, 72r, 74r, 75v, 76r, 78v, 81r, 83r, 86r, 86v, 87r, 88r, 89v, 91r, 91v, 93r, 93v, 94v, 96r, 99v, 103r, 103v, 105r, 107r, 108v, 113v, 115r, 116v, 118v, 119r, 119v, 121r, 123v, 125v, 130r habilitare, 11v habitatio, 39r habituari, 67v habitudo, 39v, 58r habitus, 11r, 19r, 38v, 75v, 80r, 82r, 98v, 101v, 102r habitus memorabilium, 82r habitus scientie, 11r habitus scribendi, 98v harpa, arpa, 139r hastiludium, astiludium, 96r, 125r hedificare siehe edificare hedifitium siehe edificium herba, 130v heremitanus siehe eremitanus heres, 132v heterogeneus, eterogeneus, 105v hyacinthus, gacintus, 73r hydropicus, -i m, ydropicus, 132r historia, ystoria, 88r, 128r homo, 3r, 5r, 5v, 61v, 71r, 72v, 73r, 74r, 84v, 86r, 95v, 100v, 110r hora, 126r hora da polvere, 135r horalogio di ferro, 134r horologium, horalegium, horalegum, horalogium, 34v, 35r, 35rB humanus, 97v humidus siehe umidus humor siehe umor I, Y ianua, 10v, 35v, 41r, 113v Ianuarius, 137v idea, ydea, 38v idolum, ydolum, 38v ydropicus siehe hydropicus ignis, 41r, 70v, 74r, 95r, 99v, 106r, 110r ignorantia, ignorancia, 15r

221

ignotus, 3v, 56v, 65r, 94v, 123r ymaginabilis, 80v ymaginari, imaginari, immaginari, 40v, 53r, 65v, 74v, 80v, 102v, 105v, 108r, 138v ymaginarius, 53v ymaginatio, ymaginacio, 1v, 3r, 5r, 82r, 102v, 104r, 106v ymago, imago, immago, 1v, 2r, 2v, 3r, 11v, 13r, 13v, 16v, 17v, 18v, 19r, 37v, 38r, 38v, 40r, 41r, 41v, 42r, 42v, 43r, 44r, 45r, 52r, 52v, 53v, 60r, 60v, 61r, 63v, 65v, 66v, 70r, 72v, 73v, 75r, 76r, 77r, 78r, 79r, 79v, 80v, 81r, 81v, 83r, 84r, 84v, 88v, 89r, 89v, 90v, 91r, 99r, 101r, 101v, 102r, 102v, 103r, 103v, 104r, 104v, 107r, 107v, 108v, 109v, 120v, 122v ymagines arismetrice, 75r–v ymagines vane et nichil agentes, 80v ymago aliquid agens, 84r–v ymago corporea ac colorata, 41v ymago fixa, 65v ymago sine loco, 107r, 107v, 108v ymago vera, 70r, 78r ymago vera/fantastica, 70r ymago vera naturalis/artificialis, 70v ymago vera et non ficta, 77r ymago bene situata/positionata, 77r ymago ordinata/fortunata/distincta ab aliis, 77r ymago fortiter impressa, 77r ymago distincte sensibilis, 77r ymago ridiculosa, 77r ymago in se replicata, 77r ymago in partibus ordinata, 77r ymago possibiliter facta, 77r ymago activa, 77r ymago quantitatis rei vere, 77r imbecillis, inbecilis, 12v, 79v immaterialis, 94v, 95v immediatus, inmediatus, 62r immediate, 114r, 117v immemor, inmemor, 14v, 18r, 35r immobilis, inmobilis, 67r, 116v immutabilis, 65v immutare, inmutare, 71v impedimentum, 103r impedire, 62v, 64r, 130v impeditus, 14v

222

Indizes

imperfectus, inperfectus, 45r imponere, 120r importare, inportare, 22v, 75v, 133r impositio, 3r, 89r, 89v, 90r, 98v, 129r, 130v impositio rerum, 89r impositio violenta vel nova, 98v impossibilis, inpossibilis, 42v, 63r, 80v, 102r impossibiliter, 60r impressio, inpressio, 16v, 38v, 64v imprimere, 77r, 79v, 81v, 109v inanimatus, 80v, 99v, 100r, 100v, 109v, 123r, 138v incarceratus, 132v incessus, incesus, 58r, 116r, 117r, 118r incessus continuus, 58r inchoare, 26v incidere, 9v incipere, 5r, 6r, 18v, 19r, 19v, 27v, 52r, 83v, 99r, 101v, 113r, 117r inclusive, incluxive, 34r inconsuetus, 35v inconvenire, 15v incredibilis, 11r indebitus, 17v indebite, 44v indifferens: indiferenter, 108r indigentia, 120v indigere, 4r, 12r, 21v, 23v, 27v, 36r, 38v, 48rB, 88v, 94r, 104v individuus, 73r, 74r inductio, inducio, 73v indumentum extraneum, 130r Indus, 139v industria, 9v ineptitudo, 15v inequalis, 26v infantia, 64v inferre, 42r, 106v inferus: inferius, 8v, 55v, 57r, 67v, 75v, 120r, 120v, 125v infestare, 97v infinitum, -i n, 56v infinitus, 73v informare, 31v, 91r infrascribere, 1r, 121r infundere, 8v ingeniosus, ingenioxus, 12r, 19v

ingenium, 7v–8r, 21v, 36r, 113r ingernatum, 25v, 27v ingredi, 27v, 99r, 125v ingressus, ingresus, 16r initium, 5v, 52r innotescere, inotescere, 84v, 95r inopinatus, 9v inordinatio, inordinacio, 16r inordinatus, 57r, 118r, 125v inpartitio, inparticio, 16r inquirere, 8v inquisitio, 82v inquit, inquiunt, 82r inscribere, 25v, 114v insensatus, 13v inseparabilis, inseperabilis, 74r, 74v insequi, 6r, 74v, 84v, 85v, 88v, 124r inserere, 6v insolitus, 81v inspicere, 7v, 12r, 44v, 46r, 88v, 96v inspirare, 9r instituere, 85v, 89v instrumentalis, 19v instrumentum, 1v, 18v, 19v, 21v, 22r, 24v, 25r, 26v, 27v, 28v, 29v, 31v, 32v, 33r, 34v, 35r, 36r, 37r, 87r, 132v instrumenta artificialia, 37r instrumenta artis memorie, 36r instrumentum artificiosum, 18v insuetus, 79r integer, 56r, 116r integrare, 37v intellectivus, intellettivus, 1v, 13v intellectus, intelectus, intellitus, 12v, 14r, 78r, 94r intellegere, inteligere, intelligere, 15r, 16r, 36v, 74r, 81r, 90v, 91r, 115v, 129r, 136v intelligens, inteligens, 11r, 40r intelligibilis, intelligibillis, 14r, 78r intensus: intense, 44v intentio, 19r, 43v, 101r, 105v–106r intentiones sensatorum, 43v intentionalis, 41v intercidere, 115v interficere, 10v interpolare, 60v interruptio, interuptio, 58r

Index verborum

intervallum, intervalum, 58r, 116r, 118r, 118v, 119r, 119v intra: interior, 71v, 106r intraneus, 19r intueri, 43v, 106v inutilis, 102r, 103v inutiliter, 102v invariabilis, 67r invenire, 3r, 9r, 17r, 18v, 20v, 22r, 26r, 30v, 31v, 33r, 34v, 64r, 70v, 74r, 76r, 81r, 88v, 91v, 95r, 96r, 102r, 115r, 119r inventarius, -i m, 125v, 128r inventio, 1r, 8v, 12v inventum, -i n, 5v investigare, 37v ira, 16v iris, yris, 96v isagoge, yxagoga, 7v ystoria siehe historia itineratio, 60v iudicare, 5v, 8v, 18v, 44v iudicium, iuditium, 41v, 109r Iulius, 137r Iunius, 137r iustitia, iusticia, 86v iustus, 5r iuvamentum, 11v iuvare, 80r, 109r, 114v iuvenis, 10v, 132r K siehe C L laberinthus, laberintus, 16r, 47rB labi, 15r, 82r labilis, 14r, 16r lacerare, 127r lactatio, 95v lancea, 58v lantera, 134r lantia, 48rB, 139v lapideus, 53v, 72v lapis, 10v, 35v, 36r, 70v, 71r, 72v, 73r, 89v, 90r, 90v lapis coctus/marmoreus/pretiosus, 90v largus: large, 40r latere, 30vB latitudo, 74r, 78v latro, 132v

223

latus, lactus, 25r, 58v, 59r, 90v laudare, 5r, 95v, 128r, 140r lavezo, 135v lectica, letica, 35v, 59r lector, letor, 132v lectum, -i n, 132v ledere, 17r, 63r legere, 6v, 7v, 15v, 25v, 26v, 99r leo, 70v, 72r, 74r, 86r, 88r, 110r, 139v leopardus, 88r leprosus, leproxus, 9r lesio, lexio, 27r leticia, lecticia, 95v levis: leviter, 17r, 79v, 82r liber, -era, -erum, 80v liber, -bri m, 1r, 4r, 11r, 18r, 38r, 46r, 86v, 87r, 129r, 131v liberare, 9r libitus: ad libitum, 29v, 99v libra, 125v, 131r libri, 134r licet, 33r, 41v, 60r, 89v, 94r, 108v, 113r, 116r. liceat, 19v; licebit, 119r ligneus, 53v, 131r lignum, 36r, 98r lima, 133r limitare, 24r, 56v linea, 20r, 20v, 25r, 25v, 26r, 26v, 27v, 28v, 29v, 31v, 58v, 76v linea zirativa, 29v linealis, 58v lineatio zirativa, 28v lingua, 8v lino, 134v siehe auch linum linum, 36r liquere: liquet, 94v, 105r litigare, 13v littera, litera, 3r, 6v, 8r, 20r, 20v, 21v, 22r, 22v, 23v, 24r, 24v, 25v, 26r, 27v, 28v, 30v, 31v, 33r, 37r, 71r, 75v, 85v, 91r, 93r, 94r, 94v, 97v, 98r, 98v, 99r, 100v, 113v, 114r, 114v, 115r, 117r, 117v, 121r, 125r, 138v littera animata/inanimata, 138v litteralis, literalis, 4r, 123v, 124r, 129r litteratus, literatus, 129r litus maris, 109r locare, 61r, 92v, 94r, 99r, 108v

224

Indizes

locatio, 39r locatus, 40r, 40v, 41r, 41v locus, 2r, 2v, 3v, 10v, 11v, 27v, 28v, 37v, 38r, 39r, 40r, 40v, 41r, 41v, 42v, 52r, 52v, 53r, 53v, 54r, 54v, 55r, 55v, 56r, 56v, 57r, 57v, 58r, 58v, 59r, 59v, 60r, 60v, 61v, 62r, 62v, 63v, 64r, 65r, 65v, 66r, 66v, 67r, 67v, 70r, 77v, 78r, 78v, 81r, 84r, 84v, 88r, 88v, 89r, 91v, 92r, 93v, 96r, 97v, 98r, 98v, 102v, 103v, 104r, 104v, 105r, 106v, 107r, 107v, 108r, 108v, 109r, 114v, 115r, 115v, 117v, 118r, 118v, 119r, 119v, 120r, 120v, 122r, 122v, 123v, 127r loca ordinata, 58r locus alienus, 65v locus non domesticus et alienus, 107r locus artificialis, 107v locus corporalis, 59v locus corporeus, 59r locus discumbendi, 10v locus facti, 38r locus realis, 52r, 52v, 53r, 53v locus fantasticus, 52r, 52v, 53v, 108v locus fantasticus verus, 52v locus fantasticus fictus, 52v–53r locus chimericus, 53r locus ymaginarius, 53v locus fictus/verus, 109r locus fixus/mobilis, 54v locus materialis/formalis, 53v locus formalis, 53v, 54r locus formalis generalis, 54r locus formalis genericus, 54r locus formalis specificus, 54r locus particularis, 55r, 56r, 56v, 107r locus particularis simplex, 55r–v, 104v locus particularis preparatus, 55r–v locus privatus/publicus, 63v locus singularis, 55r, 104v locus singularis partialis, 55v locus singularis totalis, 55v, 60v, 62r locus solitarius, 63v locus specialis, 54v, 59r locus in quantitate mediocris, 61v logicus, -i m, 131v logica, loica, 87r longevus, 21v, 90v longitudo, 61v–62r, 78v

longus, 31v, 33r, 33v, 58v, 90r, 94r, 98v, 101v, 105r longior, -ius, 75r longe, 79r longius, 7v in longum, 58v loqui, 13v, 59v, 88r, 104v lucidus, 71v, 130v lucidius, 122r lucrum, 127vB ludus, 4r, 96r, 125r, 129v, 130v ludus astiludii, 96r, 125r ludus cartarum, 125r ludus scacorum, 125r, 130v lume di ferro, 135v lumen, 61r, 62v, 63r, 105v, 106r lumen memorie, 61r luminosus, luminoxus, 44v, 62v luna, 44r, 97r lunaris, 112rB lux, 8r, 63r lux fortis/parva, 63r M maccia episcopi, 87v magis, 8v, 113r, 114v maxime, 7r, 9r, 16r, 61r, 61v, 67r, 67v, 73r, 74v, 80r, 82r, 85r, 103v, 109v, 117r magnitudo, 7v, 59v, 73v, 119r, 130r magnus, 90v, 95r, 97v, 99r, 105r, 116v, 117r, 118v, 120v, 138r maior, -ius, 9v, 60r, 64r maximus, 11r, 11v, 20r, 20v, 41r, 54v magus: magi nigromantici, 9r Maius, 137r malleus, maleus, 139v malus, 14v, 16v, 60v, 102r male, 15r, 60r, 66v, 75r manara, 134v manere, 79v maneries, 39v manifestus, 82r, 105v, 115v manipulus, 131r mansio, 39r, 93v, 115v, 116r, 117r, 117v, 118r, 118v, 119r mansio loci, 93v manus, 30v, 32v, 33r, 71r, 95v, 98r, 106r, 106v, 117r, 127v

Index verborum

manus dextra/sinistra, 117r, 127v mare, 97r, 109r marmor, 17r, 79v, 139r marmoreus, 90v martelo, 133r Martius, 137r maschera, 139v mastellum, 132r mater, 29v materia, 2v, 28v, 36r, 36v, 37r, 37v, 52r, 55v, 58v, 67r, 89v, 90r, 90v, 98r materia prima, 89v, 90r materialis, 19v, 52v, 53v, 55v, 71r, 72v, 78r, 79r, 98r, 104v materialior, 80r materialiter, 83r mathematicus, 128r matrimonium, 95v mazzio de borse, 136r mediare, 38r, 82v medicina, 87r medicus, -i m, 18v, 97r mediocris, 58r, 60v, 61v meditari, 83v meditatio, 82r, 103r medium, 46r, 61v, 71v, 118r medius, 28v, 30r, 76r medula: medulla rote, 25r melancholicus, melancolicus, 17r melloni, 133r membrana, 36r memorabilis, 79r, 80r, 82r, 82v, 83r, 138v memorare, 6v memorari, 1v, 7v, 11v, 15r, 15v, 16r, 19r, 20v, 22v, 31v, 34v, 35v, 37r, 53v, 64v, 74v, 75r, 82r, 83r, 84r, 89v, 91v, 93r, 95r, 95v, 96r, 96v, 97r, 106v, 107r, 107v, 109v memoratio, 104r memoria, 1v, 5v, 6r, 6v, 7r, 8v, 9r, 10r, 10v, 11r, 11v, 12r, 12v, 13r, 13v, 14r, 14v, 15r, 15v, 16r, 16v, 17v, 18r, 18v, 19r, 19r, 19v, 21v, 26v, 31v, 35r, 35r, 36r, 36v, 37v, 40r, 43r, 61r, 64r, 66v, 71v, 73r, 80v, 81v, 82r, 83v, 88v, 91v, 94v, 96r, 97r, 98r, 108r, 123v, 128r a memoria labi, 82r auxilium memorie, 8v in memoria tenere, 81v

225

memoria artificialis, 8v, 10r, 31v, 36v, 37v, 73r, 88v, 97r memoria artificiosa, 5v, 6r, 7r, 11r, 12r, 19v, 40r, 128r memoria artificiosa mentalis, 36v memoria artificiosa instrumentalis, 19v memoria naturalis, 11v, 14r, 36v, 123v memoria naturalis intellectiva, 13v memoria parva/longeva, 21v memoria vera, 35r mens, 7v, 11v, 36v, 65v, 67v, 79v, 83v, 98r, 108v mente, 98r; mente tenus, 11v mensa, 78v mensalis, 105r mensis, 4v, 75v, 112rB, 126r, 137r mensis lunaris, 112rB mensura, 58v, 59v, 73v, 74r, 74v, 75v mentalis, 1v, 36v; mentaliter, 3r? mentiri, 66v mercator, 86v meretrix, 95v metallicus, metalicus, 138r metallum, 9v, 98r metiri, 78v miles, 87v minutia numerorum, 127r mirabilis, 85vB mirari, 42r mitra, mitria, 87v, 135v mobilis, 20r, 23v, 31v, 32v, 42v, 54v, 89r, 98v, 100v, 110r, 123r modicus: modice, 29v modificare, 109v modus, 6r, 8v, 9r, 9v, 10r, 19r, 24v, 25v, 28v, 37r, 42v, 44r, 45r, 52r, 53r, 59r, 59v, 66r, 78v, 84r, 85r, 86r, 86v, 90r, 91v, 94v, 95r, 96v, 97v, 99v, 101r, 102r, 102v, 103v, 105r, 108r, 117v, 118r, 119r, 122r, 122v, 125r, 127v modus operationis, 125r modus operativus, 6r modus scribendi, 25v modus utilis/inutilis, 102r mollete da fuogo, 134r mollities, molicies, 17r mons, 54v, 74r, 109r? monsignore, 129v

226

Indizes

monstruosus, monstruoxus, 43v mors, 107v mortalis, 66rB mortarro, 134r mortuus, -a, -um, 43v, 102v mortuus, -i m, 107v mos, 35v motus, 17v, 18r, 34v, 64r, 81v, 82v, 99r motus maior/minor, 64r movere, 18r, 32r, 43r, 80r, 81r, 107r, 109v mulier, 86r, 95v, 129v multangulus, multiangulus, 25r multiformis: multiformiter, 84v multiplex, 114r multipliciter, 16v, 122v multiplicare, 45v multitudo, 22r, 57v, 102r, 124r multotiens, 82v multum, 18r, 53v, 62v, 79r, 88v, 98v plurimum, 67v, 80r, 88v, 116r multus, 6v, 14v, 16v, 17r, 18r, 29v, 36r, 38v, 43r, 44v, 46r, 55v, 56v, 60r, 63r, 66r, 72r, 98v, 104v, 115v, 120v, 125v plures, plura, 3r, 4r, 6r, 9v, 22r, 23v, 26v, 31v, 32v, 34r, 40r, 45r, 54r, 67r, 75r, 75v, 77v, 81r, 84v, 95r, 97v, 100r, 104v, 113r, 115v plurimus, 8r, 10v, 27v, 66r mundanus, 129r mundus, -i m, 4v musica, 87r mutare, 65r mutatio, 106v N nanitas, 130r narratio, naracio, naratio, 1r, 83r, 90v nasus aquilinus, 130r natura, 6r, 6v, 12v, 37v, 52v, 75r, 79r, 80v, 85v, 94v natura rerum, 80v naturalis, 11v, 12v, 13v, 14r, 19r, 36v, 43r, 60r, 70v, 71r, 71v, 78v, 123v, 130r naturaliter, 70v, 124r nauta, 87v navalis, 131r navis, 54v, 109r, 126r necessarius, neccessarius, 12r, 12v, 23v, 24r, 30v, 59r, 67v, 107r, 113r, 115v

necessario, neccessario, 13v necesse, neccesse, 12v, 21v, 22r, 42v, 53v necessitas, neccessitas, 1v, 12r negare, 8r, 74v, 98r negotium, 1v, 12r, 65r nemo, 10v, 43r nescire, 8r, 11r, 41v, 60r, 66r, 97v nescius, 9r neuter, 46r, 61r nidus, 9r niger, 87v, 130v, 132v nigerrimus, nigerimus, 15v nigromans, 131v nigromanticus, 9r nihil, nichil, nil, 41r, 63r, 80v, 82v, 89r, 89v, 113r nitedula, nitula, 139v nix, 130v nocere, 80v, 98vB, 116r nolle, 97v, 106v nomen, 6v, 21v, 29r, 67v, 84v, 91v, 93r, 97v, 123r–v, 123v, 124v, 125v, 132r nomen proprium, 21v, 123v, 132r nominare, 23v, 33r, 53r, 84r nonnulli, 9v, 33v, 97v norma, 39v nota, 3v, 38v, 71r, 122v notabilis, 25r, 59r, 96r, 105r, 108r, 116v notabiliter, 30v notanter, 99r notare, 45v, 58v, 61v, 108r, 108v, 117r, 130v notarius, -i m, 86v notitia, 82v, 130r notus, 3v, 13r, 18v, 37v, 53r, 59v, 64r, 65r, 73r, 84v, 85v, 104r, 110r, 126r notior, nocior, 15r notissimus, notisimus, 57r, 123r November, 137v novus, 3r, 4v, 18r, 66v, 81v, 98v, 129v nubes, 97r nudus, 86r nulla, 136v nullus, nulus, 17v, 25v, 40v, 53r, 55r, 55v, 74r, 107r, 107v, 108v numerare, 122r numerus, 4r, 4v, 20r, 22v, 24v, 25v, 34v, 54v, 55r, 56v, 57r, 57v, 59v, 75r, 75v,

Index verborum

87r, 113v, 114v, 115r, 115v, 119v, 120r, 120v, 121r, 122v, 125r, 125v, 126r, 126v, 127r, 131v, 133r, 136r, 136v, 138r numeri dierum, 138r numerus annorum, 75v numerus compositus, 126v numerus denariorum, 75v numerus graduum, 75v numerus mensium, 75v numerus mensurarum, 75v numerus significativus, 136r numerus simplex, 125v nuncupare, nuncuppare, 13v, 14r nuntiare, 10r nux, 139v O obaudire, 15r obiectum, 42r, 44v, 71v oblivio, 3v, 14v, 15r, 101r, 104r oblivisci, 35v, 101v, 102v obscurare, 103v obscuritas, 15v, 63r obscurum, -i n, 109r obscurus, 62v observare, 100v obvius, 87r occha, oca, ocha, 100v, 135v, 139v occultare, ocultare, 16v, 63r occultus, ocultus, 4r occupare, ocupare, 41r, 41v, 66v, 80v, 99r occurrere, occurere, ocurere, obcurere, 64r, 88v, 108r, 123v October, 137v oculus, 43v, 44v, 45r, 46r, 70v oculi exteriores, 70v officialis, -is m, offitialis, 124v officium, offitium, 87v oleum, 9v omnipotens, 140r omnipotentia, 5r omnis, 1r, 5r, 5v, 20r, 20v, 21v, 22r, 25v, 30r, 34v, 36r, 41v, 42r, 42v, 59r, 61v, 67v, 72rB, 73v, 76v, 80r, 84r, 85v, 89v, 90v, 94r, 94v, 98v, 99r, 99v, 100v, 108r, 114r, 117v, 119v, 123v, 130v, 138v, 140r operare, 117r, 119r, 122r, 127r operari, 9r, 24r, 75r, 80v, 88r, 89r, 101r, 128r, 140r

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operatio, 113r operativus, 1r, 3v, 6r opinari, 5r, 11r, 35r, 41r oportet, 29v, 56v, 62v, 84v, 118r, 119r. oporteat, 22r; oportebit, 119v; oporteret, 64v oppositus, opositus, 18v opprimere, oprimere, 10v ops: ope summa, 10v opus, oppus, 5r, 6r, 7r, 9v, 11v, 14r, 21v, 23v, 28v, 30v, 35r, 67v, 91r, 95v, 113r, 114v, 122r, 140r orare, 7r, 96v oratio, 26v, 57v, 75v orbis, 8r, 19v orbes concentrici mobiles, 19v–20r ordinare, 22v, 31v, 77r, 77v, 83r, 92r ordinatio, 39v ordinatus, 43v, 57v, 58r ordinate, 43r ordo, 3r, 10v, 11r, 11v, 20v, 21v, 22v, 25r, 25v, 26r, 27v, 37r, 39v, 54r, 55r, 57r, 57v, 58r, 59v, 61r, 66r, 72r, 76r, 78r, 78v, 79r, 79v, 80r, 82v, 83v, 91v, 92r, 92v, 93v, 100r, 100v, 101r, 102r, 105r, 105v, 114r, 116r, 117r, 117v, 121r, 124v ordo sensibilis et materialis, 78r ordo intelligibilis et spiritualis, 78r ordo dignitatis, 78v ordo litterarum, 21v ordo loci/terre/mense, 78v ordo locorum, 11v, 58r ordo naturalis, 78v ordo numerorum, 22v ordo per numerum, 25v ordo temporis, 79r organum, 16v, 31v, 36v, 71v organum artificialis memorie, 31v origo, 14r, 116v orso, 135r os, oris n, 92v, 93v, 130r osculum, obsculum, 95v ostendere, 14r–v, 22v, 43r, 57r, 119v–120r P palea, pallea, 139v pallo di ferro, 136r pan, 133r pan de zucharo, 136r

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Indizes

papa, 87v papyrus, papirus, 36r par, 20r, 43v, 53r, 85r pariter, 20r parens, -entis c, 96r; parentes, 43v parentela, parentella, 124v paries, 115v, 116v pariformis: pariformiter, 25v, 34r, 37v, 81r pars, 1r, 2v, 3v, 4r, 6r, 9v, 19r, 25v, 28v, 36v, 52r, 55r, 56r, 57v, 62v, 66r, 67r, 68rB, 70r, 73v, 76r, 77r, 77v, 78r, 80r, 84r, 93v, 94r, 99r, 101r, 102r, 105v, 109r, 113r, 116v, 117r, 117v, 124v, 125r, 129r pars artificiosa memorie, 19r pars centralis/media/circumferentialis, 28v pars posterior cerebri, 36v pars pratica, 52r principalis pars generalis loci, 54v–55r partialis, 55v, 56r, 117r particularis, 1r, 55r, 56r, 56v, 73r, 107r, 130r particularior, 119v partiri, 109r, 118v partita: partite debitorum, 127r parvitas, 59v, 119v parvum, -i n, 18v parvus, 14v, 21v, 63r, 90v, 94r, 116r, 131r minor, minus, 26v, 64r, 83r pascha, pasca, 96r passio, pasio, 16v, 42r, 74v, 81r, 82v, 96v passiones rerum inseparabiles, 74v passiones ymaginum, 81r pater, 79r, 84r, 84v patere, 15r, 23r, 40r, 73v, 75r, 93v, 95r, 118v, 136v paternostri, 133r patibulum, 132v paucitas, 14v paucus: paucior, pautior, 80r, 124r?, 138v pectus, 95v pecus, -udis f, 15v pelanda, 129v pelle pelloxa, 133r pellis, 86r pendulo, 135v penetrare, 46r, 61r penetratio, 60r, 80v

penetratio corporum, 60r penna, 129v penuria, 96v penus, 55r peraptus, 108r percipere, 64v perficere, 28v pergulum, 132v periodus, piriodus, 73v peripheria, periferia, 21v peritus, 6v, 123v perlegere, 140r permiscere, 124r permittere, permitere, 63r permixtio, permistio, 46r, 60r permixtio ymaginum, 60r permultus, 19v peroptimus: peroptime, 117r perpendicularis: perpendiculariter, 25r, 27v perscrutari, 66v persistere, 116v perspectiva, perspetiva, 46r, 87r perspectivus, -i m, perspetivus, 63r, 131v pertica, 105r pertinere, 97r perturbare, 17v, 63v pervenire, 23v pes, 92v, 93v, 126r, 132v pesscie, 133r siehe auch piscis pestis, 96v petene da stoppa, 137v pexelo di lana, 134v pezzia sanguinilenta e marccia, 137r phantasma siehe fantasma philosophia, 18v philosophus, philoxophus, 43r, 97r, 131v physicus, -i m, phisicus, 97r, 131v physicus, -a, -um, phisicus, 14r phlegmaticus siehe flematicus pictor, 86v pictoria, 88v pictura, 8r, 36r, 38v, 71r, 88v piera, 85r pigmentum, 38v, 130v pignata, 135v pileum, pilium, 87v, 132r pileum nigrum/rubeum, 87v pilosus, -a, -um, 86r

Index verborum

pingere, 88r pyramidalis, piramidalis, 22r piro, -onis m, 23v piscis, pisscis, 72v, 100v, 131r piscis lignea/stagnea, 131r pitaro, 135r pix navalis, 131r placitum, 32v plagna, 134v planicies, planities, 59r planta, 72v planum, 71r planus, 22r, 25r, 44r plane, 67v platea, 52v, 96r plenus, 40r, 40v, 41r plumbum terrestre, 138r pluralia, -ium n, 124r pluralis, -is m, 126v pluvia, 97r poenitere, penitere, 101r poesis, poesia, 87r polifluus mobilis, 32v polixetenus, -i m, 34v pomum, 96v ponderare, 50rB pondus, 4r, 125v, 126r, 131r ponere, 10r, 19r, 29v, 44r, 44v, 58r, 67r, 76r, 78r, 84r, 90r, 91v–92r, 92r, 93v, 99v, 100r, 104v, 109v, 114r, 114v, 121r, 122r, 123r, 123v, 125r, 126r, 127r–v, 127v, 128r, 129r, 138v pons, 52v porcus, 139v porta, 47rB positio, 2v, 39r, 59r, 78r, 116v, 123v positionare, 77r posse, 5v, 6v, 8v, 10r, 11r, 11v, 12v, 15r, 15v, 19r, 20v, 21v, 22r, 24r, 24v, 25r, 27v, 28v, 30r, 30v, 33r, 35v, 38r, 43r, 43v, 44v, 45v, 60r, 61r, 61v, 67r, 70r, 70v, 83r, 84r, 85r, 87r, 88r, 89v, 91r, 92r, 93r, 93v, 94r, 94v, 95v, 98v, 99r, 101v, 103r, 103v, 104v, 107v, 108r, 109r, 113r, 114v, 118v, 119r, 119v, 121r, 125r, 127r, 136v, 138v possibilis, posibilis, 6v, 8v, 10r, 75r possibiliter, posibiliter, 77v possibilitas, posibilitas, 2r, 6r, 42v

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possidere, 33v, 57v posteriores, -um m, 10r postulare, 113r potentia, potencia, 5r, 52v potentia cognitiva vel animalis, 52v pratica, -e f, 56v, 62v, 70r, 73v, 77r, 84r, 101r, 113v, 122r praticus, 1r, 2v, 6r, 52r precedere, 78v, 79r, 136v precipere, 90v precipuus: precipue, 81v precisus: precise, precixe, 9r, 64v, 93r, 117r predicator, 132v predicere, 80r, 89r, 108r, 110r, 123r predictus, 27v, 41r, 72v, 81r, 105r, 107v, 113v, 120r, 129r preoccupare, preocupare, 103r preparare, 55v, 64v, 129r preparatio, 3v, 59v, 104r, 104v, 105v, 106r preparatio formalis, 105v, 106r preparatio materialis loci/locorum, 104r, 106r preparator, 55v preparatus, -us m, 104r presbyter, presbiter, 129v prescribere, 21v presens, 12v, 18v, 42r, 106v presentia, 130v prestare, 5r presupponere, presuponere, 13r preteritus, 8r, 12v, 34v, 36r pretiosus, 90v prevalere, 106r, 109r primordium, 5r, 99r principalis, 2v, 19r, 54v–55r, 62v, 70r, 94r, 113r principaliter, 13v, 14r, 36v, 107v principium, 57r, 83v, 118r, 118v priores, 12v privativus: privative, 63r privatus, 63v probare, 43r, 75v procedere, 26r, 41v, 82v, 113r processus, 58r prodesse, 98r proditio, 95v proferre, 7r, 123v profunditas, 78v

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Indizes

profundus profunde, 83v; profundius, 8r progredi, 80v, 117r progressus, progresus, 117v, 118r prohemium, 5r prohibere, 110r prolatio, 10r prolixus, 15v promptitudo: in pr’dine habere, 113v promptus, 113v promptissimus, 57r prompte, prumte, 113r pronuntiatio, 60v propinquus, 29v, 85r, 93r propinquior, -ius, 26v, 117v propius, 58r, 61v, 84r, 88r, 93r, 94v, 98r, 106v, 122r, 123v, 124r, 124v, siehe proprius propie, 88v, 93r, 93v, 97r, 99v, 106r, 108r, 120v proportio, 39v proportionalis, 20r proportionare, 140r proportionatus, 119r propositum, 13v, 39r, 79r, 84v proprietas, 2v, 62v, 77r, 83r proprietas ymaginum, 77r, 83r proprietates locorum, 62v proprius, 21v, 22v, 41r, 53r, 54r, 65r, 67v, 74r, 132r, siehe propius proprie, 13r, 40v providentia, providencia, 12v, 86v provincia, 132r publicus, 63v puer, 18r, 64v, 130r puerello, 134v pueritia, 81v pulcher, pulcer, 87r pulvis, 112rB punctum: puncta divisionis, 116v Q quadratum, 45v, 45vB quadratus, 45v qualitas, 38v, 52r, 62v, 63v, 64v, 66r, 66v, 67r, 67v, 70r, 77r qualitas ymaginum, 77r qualitas locorum, 52r, 62v

quantitas, 2v, 52r, 56v, 57v, 58v, 59v, 60r, 61v, 70r, 73v, 74r, 74v, 75r, 76v, 77v, 81r, 105r quantitas locorum discreta/continua, 2v, 56v–62r quantitas ymaginum discreta/continua, 73v, 75r–76v quantitatio, 57r quatriplicare, 115r quatruplus, 115r querere, 10v, 18v, 25v, 119v quiescere, 17v quiescibilis, 42v quinarius, quinnarius, 3v, 120r, 121r quotatio, quottatio, 57r, 113v, 121r R radius, 26v, 44r, 44v radius visualis, 44r rame, 138r rana, 139v rarus, 89v rarior, 98r raro, 65v, 77r, 79r, 103v, 108v ratio, 1r, 1v, 6v, 8r, 14v, 15r, 15v, 16r, 16v, 17r, 17v, 18v, 40r, 43v, 85r, 97v realis, 52r, 52r–v, 53r, 53v recipere, 6v, 67r, 126r recitatio, 125v recognoscere, 37v, 108r recolere, 96v recolligere, recoligere, 94r recordari, 38r, 95r, 96r, 96v, 97v rectitudo linee, 31v rector, 87v rectus, 23rB recte, 12r; rectius, 25r recurrere, recurere, 38r reddere, redere, 7v, 115v reditus, 107r referre, refere, 57r, 76r, 95r, 104r, 125r refractio radiorum, 44v regere, 126r regio, 4v, 88r, 132r regio mundi, 4v regula, 39v, 57r, 59v, 76v, 93r, 105r, 113v, 115v, 120r, 123r, 123v, 124r, 125v, 126r, 126v, 138v regulare, 78r

Index verborum

regularitas, 39v reymaginari, 97v? reinventio, 13v, 60v reinventio ymaginum, 60v reinventio notorum, 13v reiterare, 13r reiteratio, 57r religiosus, 129r relinquere, 18v, 36r, 101v, 106v reliquus, 12r, 24r, 42r, 86r, 115v remanere, 29v reminiscentia, reminiscencia, 7v, 11r, 12v, 13r, 13v, 96r reminiscentia artificiosa, 7v reminisci, 10v, 82r–v, 83v, 96r reminiscibilis, 57v, 82v remotus, 85r remote, 45v removere, 102v remus, remum, 87v repercutere, 93v reperire, 74r replicare, 11v, 22r, 77v, 80r, 90v, 93r, 101v, 123r, 131r, 138v replicatio, 4r, 38v, 82r, 102r, 122v, 123r, 132bisr representare, reprexentare, 38r, 42v, 43r, 63v, 81r, 93v, 98v, 114v, 117v representativus, reprexentativus, 72r repugnare, 80v res, 3v, 8r, 10v, 11v, 14r, 14v, 15r, 16v, 19v, 21v, 25v, 29v, 35v, 36r, 37r, 37v, 40v, 41r, 42v, 43r, 44r, 44v, 45r, 52v, 53r, 53v, 55v, 63r, 63v, 64r, 65v, 66r, 66v, 71r, 71v, 71v–72r, 73v, 74r, 74v, 75r, 77v, 79v, 80r, 80v, 81r, 81v, 82r, 84r, 84v, 85v, 88r, 88v, 89r, 90r, 91r, 91v, 92r, 93r, 94r, 94v, 95r, 95v, 96r, 97v, 98r, 100v, 106v, 107r, 109v, 113r, 120r, 120v, 125r, 127v, 127vB, 128r, 133r esse in re, 41r res corporea, 29v res divina, 14r res geste, 63v res immaterialis, 94v, 95v res inanimata, 100v, 109v res ingeniosa materialis, 19v res insensata, 14r

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res lucri, 127vB res materialis, 98r res memoranda, 40v res naturalis, 71r, 71v res scribenda, 21v res vera, 77v res visibilis, 41r res viva/inanimata, 109v resecare, 28v reservare, 12v, 13v, 43r, 45r reservatio, 13v, 14r, 20v reservatio ymaginum, 13v reservatio universalium rerum insensatarum vel divinarum, 13v–14r residere, 19v, 36v, 71v residuum, 94r, 104v respectus, 103r respondere, 53r restare, 62v, 84r, 129r resurrectio, resurecio, 96r rete, rethe, 139v retentio memorie, 80v retinere, 13r, 83v retro, 59v retrogradus, 24vB revelare, 8v reverti, 107r revidere, 64v revocare in/ad lucem, 7v, 8r revolvere, 20v rex, 87v, 107v, 110r, 129v rhetorica, retorica, 87r risus, rixus, 95v roborare, 11v rocha, 135r rota, 19v, 20r, 20v, 24r, 25r, 26v, 27v, 30r, 35r rota plana multiangula et equalium costarum, 25r roticola, 24r rotula, 23v, 29v, 30r, 30v, 30vB rotula dentata, 29v rotula dentea mobilis circa centrum, 23v rotulus, 32v, 33r, 33rB rotulus de carta/carte, 32v rotundus, 22r

232

Indizes

rubeus, 87v, 130v rubrica, 75v, 122r, 128r rudiculosus, rudiculoxus, 77r, 80r rudiculum, rudicolum, 80r, 81v, 107v ruere, 103v ruoxe e flor e zigli, 137r S saccus, 140r sacheti, 134r saltare, 92r salvare, 43r, 43v, 44v, 82r salvare memoriam, 82r sanctus, -i m, 86v sanguis, 130v sanies, 94rB sanus, 9r sapientia, sapiencia, 8v–9r, 14r sapientia physica, 14r sapiens, 97r sappa, 133v scacus, scaccus, scachus, 125r, 130v scala, 54r, 55r, 56r, 66r, 105r, 116r scalinus, 56r scalogne, 133r scamnum, scampnum, scanum, 58v, 72v, 116v scansio, 78v scapularium, scapolarium, 129r scarnutium, 131r scarpeta, 136v scarsella, 134r scatola, 136r schova, 134r scientia, 11r, 87r, 88v, 99r scindere, 116r scire, 8r, 8v, 25v, 57r, 66v, 97r, 107v, 113v, 114r scopa, scoppa, 131r scortinium, 125v scribere, 3r, 11v, 15v, 17r, 21v, 22r, 22v, 25v, 26r, 26v, 62v, 66v, 91r, 91v, 92v, 94v, 97v, 98r, 98v, 99r, 113r, 114r, 114v, 117r, 119v, 120r, 120v, 123r, 125r, 138v scribit in marmore lesus, 17r scriptor, 86v scriptura, 10r, 11r, 36r scripture omnium generum, 36r

scrupulum, scropulum, 131r sculpere, 79v sculptura, scultura, 36r secare, 24r sechio, 134r secretum, 1r, 5r, 6r, 11r, 52r, 106v secretus: secretissimus, 122v sectio, 117v secularis, 130r secundum prius et posterius, 58r, 76r sedere, 10v, 61v sella, 133r semidiameter, 20v, 25v senex, 18r, 74r sensatus, 17v, 43v, 72r sensibilis, 14r, 77r, 78r, 79r, 83r sensus, 12v, 14r, 14v, 19r–v, 43r, 43v, 62v, 71r–v, 71v, 80r, 102r, 106r, 109v sensus communis, 43r sensus exterior, 71r–v, 71v sensus interior, 106r sententia, 15v sentire, 82v, 96r, 106r separabilis, seperabilis, 74v separatus: separatim, 20v September, 137v sepultura, 96r sequela, 61r sequi, 11r, 27v, 42v, 60r, 60v, 89r, 96v, 117v, 118v, 125r, 125v, 126v ser, 129v sera, 72rB seradura, 136r series, 5v, 6r, 39v sermo, 1r, 11v, 15r, 19r, 40r, 65r, 93r, 94r, 123v, 128r sermo Grecus vel Arabicus, 15r sermo litteralis, 123v serpens, 9r, 30v, 30vB, 31rB, 87r, 131v serpenteus, 29v, 30r sertum, 129v servare, 35r, 65v, 91v, 108v servire, 88v servus, -i m, 78v sesola, 135v siccus, sicus, 17r sidus, sydus, 25r, 26rB, 26v, 28v siega, 133r

Index verborum

sigillare, 79v sigillum, sigilum, 37v, 38v, 67v signare, 29v, 115r significare, 43r, 89v, 90r, 95v, 114r, 115r, 117v, 120r, 126v, 130v significativus, 123r, 136r significatum, -i n, 15r, 42r, 53r signum, 3r, 10r, 24r, 35v, 38v, 58r, 67v, 85v, 86r, 87r, 87v, 88r, 89r, 96v, 120r, 121r, 122v, 123v, 124r, 125r, 125v, 128r, 129r, 130r, 131r, 136v, 137r signa specialia naturalia, 130r syllaba, silaba, sillaba, 75v, 91r, 91v, 93r, 94r, 99r, 123r syllabare, silabare, 72r syllabatio, silabatio, 22v–23r, 91r, 91v syllabatio dictionis, 22v–23r simia, 92r, 110r, 140r similare, 67r similis, 29v, 35v, 37r, 44r, 45r, 59r, 70v, 71r, 72v, 75v, 84v, 88r, 90r, 93r, 105r, 106r, 115r, 125r, 127v, 128r, 129r, 130r similiter, 32v, 86v, 87v, 94v, 96v, 99r, 104r, 115r, 123v, 130v, 140r similitudo, 5v, 8v, 30v, 36r, 37r, 38r, 38v, 40v, 44v, 79v, 84r, 84v, 85r, 94v, 96v, 98v, 105v, 116r, 124v similitudo propinqua/remota, 85r simplex, 3v, 20r, 55r–v, 100r, 100v, 104v, 122v, 123r, 125v simulacrum, 38r singularis, 55r, 55v, 57r, 60v, 73r, 104v, 126v sinister, 59v, 68rB, 116r, 117r, 118r, 127v synonymum, sinomen, sinonimum, 1v, 2r, 38v, 39r, 39v, 40r synonyma ymaginum, 38v synonyma locorum, 39r synonyma ordinum, 39r situare, 77r, 105r situatio, 37r situla, situlla, 132r situs, 19v situs, -us m, 2v, 24r, 32r, 39r, 76r, 78r, 79v, 92v societas, sotietas, 95r, 128r sol, 26v, 27rB, 44r, 97r solarium, -ii n, 105r

233

solere, 16v, 63v, 64r, 76v, 94r, 96r, 97v solitarius, 61r, 63v solus, 71r, 86r, 97r, 106r, 107v, 138v solum, 7r, 26v, 34v, 58v, 64r, 94v, 99v, 113r, 122r, 129r somniare, sompniare, 9r somnium, sompnium, 9r, 43r somnium monstruosum/ordinatum, 43r–v sonator, 132v sopire, 102v soror, sorror, 95v spada, 92r, 98vB, 134r spargolo da aqua, 135r spatiosus, spatioxus, 41r spatium, 39r, 104v, 109r spatium commune, 104v spechio, 133r specialis, 1r, 54v, 59r, 130r specialiter, 75v species, speties, 14r, 17v, 37r, 38v, 45v, 71v, 72r, 73v, 74r species intelligibilis, 14r species obiectorum, 71v species rerum, 74r species sensatorum, 72r species colorati, 71v species lucidi, 71v specificus, 54r, 73r speculabilis, specolabilis, 82v speculari, 5v, 12r, 82v speculatio, 41r, 102r speculatio ymaginum, 41r speculum, 19r, 21rB, 21v, 44r, 86v, 87r, 131v speculum concavum, planum, convexum vel aliter figuratum, 44r speculum ymaginum, 19r spera, 20v, 87r, 131v spericus, 85v speroni, 133r sperula, 30v spes, 12r, 86v spigge de formento, 137r spina, 30v spiritualis, 78r, 78v, 83r spiritus, 8v, 17v, 107v spiritus divinus/angelorum, 8v

234

Indizes

spissitudo, 29v splendere, 103v splendor, 62v, 63r sponge in filzza, 134r sportella, 134r stabilis, 83v stagnada, 133v stagneus, 131r stagnum album, 138r stare, 67r, 80v statoa grande, 134v statua, 3r, 8r, 71r statua aurea Policleti, 71r statuere, 5r–v, 25r, 31v, 33r, 80v, 84r, 91v, 92v, 98v, 103r, 107v, 113v status, -us m, 39r stella, stela, 9r, 23v, 44r, 100r stigma, stipma, 4r, 130r stivalli, 136v storia, storium, 59r, 103r strenuus, 110r strictus: stricte, 40r studere, 89r, 103v studium, 59r stuora, 133v stuppa, stupa, 131r subiectum, 37r, 37v, 56v, 73v quantitas subiecti, 56v, 73v subnaybus, 130r subordinare, 33v subscribere, 39v, 86r substantia, substancia, 2v, 52r, 70r substantia locorum, 52r substantia imaginis, 70r subtilis, 77vB, 83r successivus, 13r sufficere, suficere, 7r, 57v, 114v, 123v, 126r sufficiens: sufficienter, suffitienter, 118v sumere, 40r, 53v, 65v, 66r, 84v, 94v, 109v summa, suma, 11v, 16r summula, sumula, 5v summus: summe, 103v superaddere, supperaddere, supperadere, 12v, 119v superficialis, superfitialis, 58v superficialiter, 82r superficies, superfities, 20r, 22r, 27v, 30r, 33v, 34r, 34v, 58v, 76v, 80v

superficies plana, 22r superfluus, 32r, 102r supergraduatus, 124v superscriptio, 32v supplere, suplere, 94r supranaibus, 129v sursum, 59r, 80v, 105r suspendere, 96v suspensio, 96v T taberna, 90r tabula, 1r, 4v, 11r, 59r, 87r, 105r, 131v tabula mensalis, 105r tabula numeri, 87r, 131v tacere, 103v taglia di nave, 134v tamixo, 85r tangere, 113r tapedo, 134v tardus: tardior, -ius, 60v taurus, 140r tavola d’abacho, 133r tavolier, 134v temperamentum, 105v temporalis: temporalior, 60v temptare, 9v tempus, 34v, 43r, 79r, 90r, 96r, 98v, 101v, 105v, 126r tenebrae, 45r, 63r tenere, 20v, 57r, 72r, 81v, 86r, 86v, 92r, 109r, 124r, 126r terere, 61r, 80r teribolo, 133v terminare, 27v, 118v terminus, 42v terra, tera, 78v, 97r, 99v terremotus, teremotus, 96r terrenus, 100v terrestris, terestris, 138r terribilis: terribilior, teribilior, 110r testamentum, 125v testari, 7r testiculus, 132v testimonium, 7v testis, -is c, 132v tetragonus, 33v texere, 9r theatrum, 52v, 104r

Index verborum

theologus, 131v theorema, 83r theorica, -e f, 6r theoricus, 1r thesaurus, thexaurus, 5r, 5v, 106v thesaurus experimentorum ymaginationis hominum, 5r thesaurus omnium inventorum, 5v tibi, 30v, 99r, 110r, 115v, 117v, 125r, 140r tympanum, timpanum, 140r tollere, 63r, 79v, 85r, 126v torcolo, 135r torculare, 32r tortura oris, 130r totalis, 54r, 55v, 60v, 62r, 104v, 117r tovaglia, 133v tractare, 81r tractatus, 19v tradere, 8r, 64r, 83v trahere, 97v transcendere, transendere, 93r, 93v transgredi, 101r transire, 104v transmutatio, 34r–v transponere, 24v, 125r transpositio litterarum/sillabarum, 125r, 125v transversus, 33r trementina, 131r trepie di fero, 135v tresispal, 91v, 92rB trespedo, 135r triformis, 78r triplare, 115r triplex, 78v, 115r triplus, 115r tripoda, 92r tripudiare, 92r tristitia, tristicia, 16v tumultus, 63v Turchus, 132r turpis: turpissimus, 110r U udro da pegola, 135v umidus, humidus, 17r umor, humor, 17v, 18r uncia, 125v, 131r unguentum, 131v

235

universalis, 1r, 13v universaliter, 101r universus, 128vB urinale, urinal, 87r, 134r uter, utris m, 140r uti, 41r, 42v, 84v, 85r, 88r, 89v, 90r, 92r, 94v, 99v, 100r, 108v, 117v, 120v, 123v, 126v utilis, 4v, 9v, 11r, 12r, 21v, 23v, 28v, 35r, 53v, 64v, 67r, 74v, 85v, 88v, 97r, 102r, 118v utilior, -ius, 22r–v, 26v, 57r, 79r, 107r utiliter, 102v utilius, 8r, 64v, 81r utilitas, 1r, 3v, 11r, 65r, 114r, 114v, 138r, 138v V vacillare, vacilare, 24r vacillatio, vacilatio, 58r vacuum, -i n, 29v, 80v vacuus, 32v, 40v, 41v, 65v, 66v vadere, 109r vagare, 116r vagatio, 58r vagina, 98vB vagus, 61r valere, 43v, 118r, 129v valixe, 134r vanus, 80v, 89r vapor humorum/spirituum, 17v variare, 64v, 91r varium, 87v, 132v varius, 9v, 19r, 63v vasculum, 80v vaxo di vero da sansuge, o de limoni, 135r veges, 132r vehementia, 81v velamen, 103r velle, 11v, 20v, 22v, 23v, 26v, 30v, 34r, 35v, 44r–v, 63v, 74v, 75r, 75v, 84r, 89v, 91r, 91v, 92v, 98v, 100v, 101v, 106v, 107r, 107v, 109v, 110r, 115r, 130r velum, 132v venditio, 90r venire, 38r, 70r, 82v, 101r, 108v, 122r venter, 29v ventriculus, 17v ventus, 97r, 99v

236

Indizes

verbum, 11v, 20v, 22v, 40r, 95r, 97v, 104v verbum contrarium, 95r veridicus, 8v veritas, 78r, 113v vermis, vermes, 140r versus, -i m, 17r, 128vB vertere, 32v, 102v verum, -i n, 78r verumtamen, verumtamem, 7v, 28v, 40r, 73v, 89r, 98v, 109v verus, 19r, 35r, 41v, 52v, 53r, 70r, 70v, 71r, 75r, 77r, 84r, 97v, 109r vere, 71r, 106r verze, 133r vesica, 99v, 140r vestimentum, 35v veteres, -um, 6v vexillum, vexilum, 87v videre, 5v, 7r, 7v, 8r, 10v, 15r, 17v, 25v, 26r, 40v, 41r, 42r, 43v, 44r, 44v, 45r, 53r, 63r, 64r, 64v, 65r, 65v, 70v, 80v, 82r, 84v, 95r, 96r, 96v, 97r, 99v, 103r, 106v, 108r, 108v, 122r videri, 7v, 9v, 16r, 28v, 29v, 32v, 34v, 41v, 43r, 43v, 46r, 64v, 66r, 81r, 90r, 97v, 102v, 109r, 113r vidua, 132v vilescere, 94v vilipendere, 98r villa, 132r vino in vitri, 137v vinum, 90r violentus, 98v violenter, 68rB vir, 6v, 7v, 86r, 129v virgula, 27v, 28v viridis, 130v virtuosus: virtuosius, virtuoxius, 61v virtus, 5r, 13r, 16r, 19r, 86v, 94r virtus cognitiva, 19r vis, 8r, 11r

visibilis, 41r, 63r, 71r, 117r visio, vixio, 41r, 61r, 63r visualis, 44r visus, vixus, 27r, 60v, 61r, 62v, 63r, 103r, 106r visus exterior, 106r vita, 99r vitare, 64r vitiosus, vitioxus, 61v, 109v vitis, 32r vitrum, 45v vitulus, 86r vivere, 12r vivus, 89r, 99v, 109v, 138r vocabulum, 15v vocale, -is n; vocalis, -is f, 98v, 99r, 99v, 100r vocalia animata/inanimata, 100r vocales mobiles/vocalia mobilia, 98v, 99r vocare, 26v, 30v, 34v, 35r, 41v, 76vB, 84v, 108v vociferare, 41r volubilis, vollubilis, 21v volvere, 30v vox, 85r vulgaris, 4r, 123v, 129r vulgariter, 123v vulnus, 94rB vulpes, vulpis, 100v Y siehe I Z zigli aurei, 88r zirare, 28v zirativus, 28v, 29v, 30r zirbus, girbus, 28rB, 28v zona, 126r, 129v zuparello, 134v

Index nominum

237

Index nominum Adam, 96v Aeskulapius, Esculapius, 71r Alanus ab Insulis, 7r Albertus, unbest. Person, 93v Andreas, 86r Aristoteles, Aristotiles, 3r, 18r, 81v, 82r, 82v, 83v, 85r, 132r Augustinus, Agustinus, 85v Averroes, Averoy [Ibn Rusd], 132r Avicenna, Avicena [Ibn Sina], 132r

M Marcus, Evangelist, 85v Matthaeus, Mateus, Evangelist, 86r Metrodorus von Skepsis, Septius Metrodorus, 7r Michael, unbest. Person, 84v Michael, Fontanas Vater, 84r

B Brunellus, Brunelus, 70v

P Paulus, Apostel, 86r, 95r, 123v Petrus, Apostel, 86r, 95r Petrus Francisci Pauli d’Urbe Veteri, 7v Piero, unbest. Person, 85r Platon, 96v, 132r Polycletus, Policletus, 71r

C Charmadas von Athen, Carniades, 7r Cicero, 5v, 7r, 10r, 40r, 96v H Helena, 86r Hippokrates von Kos, Ypocrates, 132r J Johannes der Täufer, Iohanes batista, 86r Johannes, Iohanes, Evangelist, 86r L Lisca, Johannes Carolus, Mathematiker, 128r, 140r Lucas, Evangelist, 86r

N Noah, Noa, 96v

S Samson, Sanson, 85r–v Scopas, Gastgeber des Simonides, 10v Seneca der Ältere, 6v Sextus, 132r Silenus, 85v Simonides von Keos, 6v, 10r, 10v Sokrates, Sortes, 70v, 73r, 96v T Thomas von Aquin, Tomas, 81v, 82r, 82v, 83r Thomas, Tomaxo, unbest. Person, 85r Titus, 41v

Aristoteles: De anima, 13r Cicero: De oratore, 10r Libri medicorum et philosophie, 18v

Libri de cognitione animarum, 46r Rhetorica ad Herennium, 5v, 40r

Francia, 88r Ingelterra, Ingeltera, 88r

Jerusalem, 88r Venetie, 88r

Verzeichnisse Personen Hochgestellte Zahlen und Buchstaben verweisen auf Fußnoten. Alanus von Lille . . . . . . 27, 53–55 Antonius de Malaspinis . . . . 12, 64 Aristoteles . . 18, 28, 29, 36, 41, 91d Augustinus . . . . . . . . . . . . . 54 Bernhardin von Siena Blaise de Vigenère . . Blasius von Parma . Bonhomme, Matthias

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50 30 13 54

Charmadas von Athen . . . 26, 853 Cicero . . . . 26, 27, 30, 41, 831 , 853 Demokrit von Abdera . . . . . 27, 41 Fontana, Michael

. . . . . . . . . 41

Gerson, Jean . . . . . . . . . . . 1331 Giustiniani, Leonardo . . . . . . . 12 Henriquez, Chrysostomus . . . . . 54 Lisca, Johannes Karl . . . . . 21, 50 Ludwig von Piran 12, 27, 50, 62, 63, 1661 , 183

Marsilius von Inghen . Matthäus von Gubbio . Matthäus von Verona . 59–63, 1841 Metrodorus von Skepsis

. . . . . 1331 . . . . . 91d . . 12, 33, 50, . . . . . . 26

Oresme, Nicole . . . . . . . . . . 1402 Paul von Venedig . . . . . . . . . Peter von Civitavecchia 11, 12, 14, 47, 50, 57, 58, 63, 181a Petrus de Natalibus . . . . . . . . Priuli, Girolamo . . . . . . . . . .

13 27, 54 56

Ragona, Jakob 12, 39, 41, 50, 58, 63, 64, 1341 , 1841 Seneca der Ältere . . . . . . . . . 26 Shakespeare, William . . . . . . . 57 Simonides von Keos . . . . . . 26, 27 Thomas von Aquin 18, 41, 951 , 1271 , 1311 , 1331 , 1661 , 203 Thomas von Cantimpré . . . . . . 54 Witelo

. . . . . . . . . . . . . . . 32

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240

Verzeichnisse

Tabellen 1 2

Ein Gedächtnis besteht aus Materie und Form . . . . . . . . . . . . . . Siglen im kritischen Apparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

31 69

Grafiken 1 2 3 4 5 6 7

Die Chiffren in schematisierter Grundform Typen von Orten . . . . . . . . . . . . . . Materielle und formale Orte . . . . . . . . Spezielle und Einzelorte . . . . . . . . . . Substanz von Bildern . . . . . . . . . . . . Materielle und formale Bilder . . . . . . . Typen von Ordnungen . . . . . . . . . . .

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19 33 34 34 37 38 40

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59 99 102 102 102 102 103 104 105 106 108 108 108 108 109 109 109 110 110 110 112 113

Abbildungen 1 2 3

4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Debitor, res lucri, creditor . . . . Instrument eins: Speculum . . . . Instrument zwei: Clavicula . . . . a Clavicula recta . . . . . . . . . b Claviculus . . . . . . . . . . . . c Clavicula retrograda . . . . . . Instrument drei: Sidus . . . . . . Instrument vier: Faties solis . . . Instrument fünf: Girbus . . . . . Instrument sechs: Gradatum . . . Instrument sieben: Serpens . . . a Rotula . . . . . . . . . . . . . . b Serpens . . . . . . . . . . . . . Zeichenfolge . . . . . . . . . . . . Instrument acht: Columpna . . . a Columpna . . . . . . . . . . . . b Kombinationsschloß, Lib. instr. Instrument neun: Rotulus . . . . a Rotulus . . . . . . . . . . . . . b Quaderförmige Ausführung . . Instrument zehn: Arismetricum . Instrument elf: Horalogium . . .

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Abbildungen 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

Zeichnung zur optischen Wahrnehmung Zeichnung zur optischen Wahrnehmung Symboltafel . . . . . . . . . . . . . . . . Hängender Brunnen . . . . . . . . . . . Labyrinth . . . . . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. . . . . . Nicht identifiziertes Gerät . . . . . . . . Rad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heronsball . . . . . . . . . . . . . . . . . Heronsbrunnen . . . . . . . . . . . . . . Waage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waage oder Armbrust? . . . . . . . . . . Wasserleitung . . . . . . . . . . . . . . . Befüllung von Fässern . . . . . . . . . . Brett und Messer . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. . . . . . Schlagwaffen . . . . . . . . . . . . . . . a Baculus mortalis . . . . . . . . . . . . b Streitkolben, Lib. instr. . . . . . . . . Strahlenbündel . . . . . . . . . . . . . . Waage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Turmmessung . . . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. . . . . . Brechschlüssel . . . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. . . . . . Raketenkerze . . . . . . . . . . . . . . . Klepsidra . . . . . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei bis fünf, Lib. instr. . Waage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raketenpfeil . . . . . . . . . . . . . . . . Würfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. . . . . . Syphon . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raketenantrieb . . . . . . . . . . . . . .

241 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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121 122 179 185 197 197 197 197 198 198 198 199 199 199 200 200 200 200 200 200 200 201 201 201 201 201 202 202 202 202 202 202 202 203 203 203 203 203 203 204 204

242

Verzeichnisse 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

Absauger . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. Schwert . . . . . . . . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. Chirurgisches Instrument? . . . Schlüssel oder Röhre? . . . . . Brunnenteil . . . . . . . . . . . Gefäß . . . . . . . . . . . . . . Kirchenhimmel . . . . . . . . . Kerze . . . . . . . . . . . . . . Zeichenfolge . . . . . . . . . . . Kombinationsschloß . . . . . . a Ausführung eins . . . . . . . b Ausführung zwei, Lib. instr. Meßinstrument? . . . . . . . . . Teufelchen . . . . . . . . . . . .

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204 204 204 205 205 205 205 205 205 206 206 206 206 207 207 207 207 207

Bibliographie Ungedruckte Quellen Fontana, Johannes: De trigono balistario, Oxford, Bodleian Library, Canon. Misc. 47. Ludovicus de Pirano: Regule memorie artificialis, Wien, ÖNB, codex 3130, 63r–67r. Matthaeus de Verona: De arte memorandi, München, BSB, clm 14260, 77r–85r. Petrus de Urbe veteri: Ars memorie artificialis, Wien, ÖNB, codex 3130, 67r–71v.

Quellenausgaben Alanus ab Insulis: Alanus in proverbiis, Leipzig: Konrad Kachelofen, um 1490, Quellentext lat.-deutsch. – Les paraboles maistres Alain en francois, Paris: Antoine Vérard, 20. März 1493, Quellentext lat.-franz., Kommentar franz. – Les paraboles maistres Alain en françoys, hg. und eingel. v. Tony Hunt (Modern Humanities Research Association, Critical Texts 2), London 2005. – Doctrinale altum seu Liber parabolarum Alani metrice descriptus cum sententiis et metrorum expositionibus utilis valde ad bonorum morum instructionem, Köln: Heinrich Quentell, ca. 1493. – Liber parabolarum Alani, in: Autores cum suis commentis, Lyon: Matthias Bonhomme, 8. März 1538, f. 94v–101v. Albertus Magnus: Summa theologiae I, hg. v. Auguste Borgnet (Opera omnia 31), Paris 1894. Aristoteles: Topica. Translatio Boethii, fragmentum recensionis alterius, et translatio anonyma, hg. v. Lorenzo Minio-Paluello (Aristoteles latinus 5, 1–3), Brüssel/Paris 1969, Aristoteles latinus Database, www.brepolis.net. – Ethica Nicomachea (›rec. recognita‹ – Roberti Grosseteste translationis recensio) – Guillelmus de Morbeka reuisor translationis Aristotelis secundum Exemplar Parisiacum (Aristoteles latinus 26, 3), Leiden/Brüssel 1973, Aristoteles latinus Database, www.brepolis.net. – De memoria et reminiscentia. Translatio ›noua‹ – Iacobi Venetici translationis recensio, Recensio Guillelmi de Morbeka, in: Thomas von Aquin, Sentencia libri De sensu et sensato (S. Thomae de Aquino Opera omnia 45, 2), Rom 1985, S. 103–130, = Aristoteles latinus 14, 2, 2011, Aristoteles latinus Database, www.brepolis.net.

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Bibliographie

Aristoteles: De sensu et sensato. Translatio ›noua‹ – Anonymi saec. XII [siue ›Nicolai‹] translationis recensio, Recensio Guillelmi de Morbeka, in: Thomas von Aquin, Sentencia libri De sensu et sensato (S. Thomae de Aquino Opera omnia 45, 2), Rom 1985, S. 3–96, = Aristoteles latinus 13, 2, 2011, Aristoteles latinus Database, www.brepolis.net. – Physica, Translatio Vetus, hg. v. Fernand Bossier und Jozef Brams, 2 Bde. (Aristoteles latinus 7, 1, 1–2), Leiden/New York 1990, Aristoteles latinus Database, www.brepolis.net. – De memoria et reminiscentia, Lateinisch/Deutsch, in: Gedächtnislehren und Gedächtniskünste in Antike und Frühmittelalter. [5. Jahrhundert v. Chr. bis 9. Jahrhundert n. Chr.] Dokumentsammlung mit Übersetzung, Kommentar und Nachwort, hg. v. Jörg Jochen Berns, unter Mitarb. v. Ralf Georg Czapla und Stefanie Arend (Documenta mnemonica 1.1), Tübingen 2003, S. 81–101, Lat. Fassung des Johannes Argyropoulos. Les Auctoritates Aristotelis. Un florilège médiéval, étude historique et édition critique, von Jacqueline Hamesse (Philosophes médiévaux 17), Löwen/Paris 1974. Catalogo dei codici Marciani italiani, 1: Fondo antico, classi I, II e III, hg. v. Carlo Frati und Arnaldo Segarizzi, Modena 1909. Cicero, Marcus Tullius: De oratore, Über den Redner, Lateinisch/Deutsch, hg. und übers. v. Harald Merklin, Stuttgart 2 1981. Fontana, Johannes: Opera iuvenalia de rotis horologiis et mensuris. Jugendwerke über Räder, Uhren und Messungen, hg., übers. und eingel. v. Horst Kranz (Boethius 65), Stuttgart 2011. – Codex Wien, in: ders., Opera iuvenalia, S. 139–203. – Horalegum pulverum, in: ders., Opera iuvenalia, S. 205–325. – Horalegum aqueum, in: ders., Opera iuvenalia, S. 327–399. – De pisce cane et volucre, in: ders., Opera iuvenalia, S. 401–483. – Le macchine cifrate di Giovanni Fontana. Con la riproduzione del Cod. Icon. 242 della Bayerische Staatsbibliothek di Monaco di Baviera e la decrittazione di esso e del Cod. Lat. Nouv. Acq. 635 della Bibliothèque Nationale di Parigi, hg., übers., komm. und eingel. v. Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Mailand 1984, online: Marianne Reuter, Beschreibung der Handschrift Cod. icon. 242 Tresorhandschrift, in: BSB-CodIcon Online. Elektronischer Katalog der Codices iconographici monacenses der Bayerischen Staatsbibliothek München. – Liber instrumentorum iconographicus, hg., übers. und eingel. v. Horst Kranz (Boethius 66), Stuttgart 2014. – De omnibus rebus naturalibus, gedruckt als: Liber Pompilii Azali Placentini de omnibus rebus naturalibus quae continentur in mundo, videlicet coelestibus et terrestribus necnon mathematicis et de angelis motoribus quae (!) coelorum, Venedig 1544.

Quellenausgaben

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boethius Texte und Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften

Begründet von Joseph Ehrenfried Hofmann, Friedrich Klemm und Bernhard Sticker. Herausgegeben von Menso Folkerts.

Franz Steiner Verlag

ISSN 0523–8226

25. Bernhard Fritscher Vulkanismusstreit und Geochemie Die Bedeutung der Chemie und des Experiments in der VulkanismusNeptunismus-Kontroverse 1991. VIII, 346 S., kt. ISBN 978-3-515-05865-0 26. Friedrich Steinle Newtons Entwurf „Über die Gravitation …“ Ein Stück Entwicklungsgeschichte seiner Mechanik 1991. 192 S., kt. ISBN 978-3-515-05715-8 27. Astrid Schürmann Griechische Mechanik und antike Gesellschaft Studien zur staatlichen Förderung einer technischen Wissenschaft 1991. X, 348 S., kt. ISBN 978-3-515-05853-7 28. Dieter Herbert Die Entstehung des Tensorkalküls Von den Anfängen in der Elastizitätstheorie bis zur Verwendung in der Baustatik 1991. IV, 318 S., 3 Faltktn., kt. ISBN 978-3-515-06019-6 29. Volker Bialas (Hg.) Naturgesetzlichkeit und Kosmologie in der Geschichte Festschrift für Ulrich Grigull 1992. 116 S., kt. ISBN 978-3-515-06080-6 30. Freddy Litten Astronomie in Bayern 1914–1945 1992. XII, 329 S., kt. ISBN 978-3-515-06092-9 31. David Cahan (Hg.) Letters of Hermann von Helmholtz to his Parents The Medical Education of a German Scientist 1837–1846 1993. X, 133 S., 15 Taf., kt. ISBN 978-3-515-06225-1 32. Detlef Haberland (Hg.) Engelbert Kaempfer.

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Werk und Wirkung Vorträge der Symposien in Lemgo (19.– 22.9.1990) und in Tokyo (15.–18.12.1990). Hg. im Auftrag der Engelbert-KämpferGesellschaft (Lemgo) und des Deutschen Instituts für Japanstudien 1993. 472 S. mit 114 Abb., kt. ISBN 978-3-515-05995-4 Ellen Jahn Die Cholera in Medizin und Pharmazie Im Zeitalter des Hygienikers Max von Pettenkofer 1994. 222 S., kt. ISBN 978-3-515-06532-0 Bettina Meitzner Die Gerätschaft der chymischen Kunst Der Traktat „De sceuastica artis“ des Andreas Libavius von 1606. Übersetzung, Kommentierung und Wiederabdruck 1995. XVIII, 419 S., kt. ISBN 978-3-515-06672-3 Kai Torsten Kanz (Hg.) Philosophie des Organischen in der Goethezeit Studien zu Werk und Wirkung des Naturforschers Carl Friedrich Kielmeyer (1765–1844) 1994. 281 S. mit 11 Abb. ISBN 978-3-515-06550-4 Christel Ketelsen Die Gödelschen Unvollständigkeitssätze Zur Geschichte ihrer Entstehung und Rezeption 1994. X, 161 S., kt. ISBN 978-3-515-06535-1 Walter Hauser Die Wurzeln der Wahrscheinlich­ keitsrechnung Die Verbindung von Glückspieltheorie und statistischer Praxis vor Laplace 1997. 236 S., kt. ISBN 978-3-515-07052-2 Claus Priesner

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Bayerisches Messing Franz Matthias Ellmayrs „Mößing-Werkh ao. 1780“. Studien zur Geschichte, Technologie und zum sozialen Umfeld der Messingerzeugung im vorindustriellen Bayern 1997. 322 S., 16 Taf., kt. ISBN 978-3-515-06925-0 Kai Torsten Kanz Nationalismus und internationale Zusammenarbeit in den Natur­ wissenschaften Die deutsch-französischen Wissenschaftsbeziehungen zwischen Revolution und Restauration, 1789–1832. Mit einer Bibliographie der Übersetzungen naturwissenschaftlicher Werke 1997. 352 S., kt. ISBN 978-3-515-07079-9 Lis Brack-Bernsen Zur Entstehung der babylonischen Mondtheorie Beobachtung und theoretische Berechnung von Mondphasen 1997. VIII, 142 S., kt. ISBN 978-3-515-07089-8 Hubertus Lambertus Ludovicus Busard Johannes de Muris, De arte mensurandi A geometrical hand-book of the fourteenth century 1998. 392 S., kt. ISBN 978-3-515-07410-0 Andrea Bréard Re­Kreation eines mathematischen Konzeptes im chinesischen Diskurs „Reihen“ vom 1. bis zum 19. Jahrhundert 1999. XX, 461 S., kt. ISBN 978-3-515-07451-3 Edward Stewart Kennedy / Paul Kunitzsch / Richard P. Lorch (Hg.) The Melon­Shaped Astrolabe in Arabic Astronomy Texts Edited with Translation and Commentary 1999. VIII, 235 S., kt. ISBN 978-3-515-07561-9 David A. King The Ciphers of the Monks A Forgotten Number-Notation of the Middle Ages 2001. 506 S. mit zahlr. Abb., geb. ISBN 978-3-515-07640-1 Hubertus Lambertus Ludovicus Busard Johannes de Tinemue’s Redaction

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Wissenschaftshistorische Aufarbeitung der Korrespondenz zwischen Georg Cantor und katholischen Theologen seiner Zeit 2005. 607 S. mit 30 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08620 Rudolf Seising Die Fuzzifizierung der Systeme Die Entstehung der Fuzzy Set Theorie und ihrer ersten Anwendungen. Ihre Entwicklung bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts 2005. XIX, 395 S. mit 139 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08768-1 Harald Siebert Die große kosmologische Kontroverse Rekonstruktionsversuche anhand des Itinerarium exstaticum von Athanasius Kircher SJ (1602–1680) 2006. 383 S. mit 13 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08731-5 David A. King Astrolabes and Angels, Epigrams and Enigmas From Regiomontanus’ Acrostic for Cardinal Bessarion to Piero della Francesca’s Flagellation of Christ 2007. XI, 348 S. mit zahlr. z.T. farb. Abb. und CD-ROM, geb. ISBN 978-3-515-09061-2 H. L. L. Busard (†) Nicole Oresme, Questiones super geometriam Euclidis 2010. VII, 199 S. mit 41 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09287-6 Hartmut Hecht / Regina Mikosch / Ingo Schwarz / Harald Siebert / Romy Werther (Hg.) Kosmos und Zahl Beiträge zur Mathematik- und Astronomiegeschichte, zu Alexander von Humboldt und Leibniz 510 S. mit zahlr. Abb., geb. ISBN 978-3-515-09176-3 Horst Kranz / Walter Oberschelp Mechanisches Memorieren und Chiffrieren um 1430 Johannes Fontanas Tractatus de instrumentis artis memorie 2009. 167 S. mit 33 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09296-8

60. Anne-Marie Vlasschaert (Éd.) Le Liber mahameleth Édition critique et commentaires 2010. 613 S. mit zahlr. Abb., geb. ISBN 978-3-515-09238-8 61. Renate Tobies „Morgen möchte ich wieder 100 herrliche Sachen ausrechnen“ Iris Runge bei Osram und Telefunken. Mit einem Geleitwort von Helmut Neunzert 2010. 412 S. mit 21 Abb., 13 Tab. und Dokumentenanh. sowie 52 Abb. auf 16 Taf., geb. ISBN 978-3-515-09638-6 62. Paul Kunitzsch / Richard Lorch (Hg.) Theodosius: Sphaerica Arabic and Medieval Latin Translations 2010. 431 S. mit 77 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09288-3 63. Gregor Schuchardt Fakt, Ideologie, System Die Geschichte der ostdeutschen Alexander von Humboldt-Forschung 2010. 370 S. mit 1 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09777-2 64. Bernd Klengel Über Galvanismus und deutsche Träumereien Zur Rezeption romantischer Naturforschung in Frankreich zwischen 1800 und 1820 2010. 180 S. mit 1 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09780-2 65. Horst Kranz (Hg.) Johannes Fontana: Opera iuvenalia de rotis horologiis et mensuris / Jugendwerke über Räder, Uhren und Messungen 2011. 544 S. mit 132 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09909-2 66. Horst Kranz (Hg.) Johannes Fontana: „Liber instrumentorum iconographicus“ / Ein illustriertes Maschinenbuch 2014. 192 S. mit 136 Abb., geb. ISBN 978-3-515-10660-3 67. Harald Siebert Die ptolemäische „Optik“ in Spät­ antike und byzantinischer Zeit Historiographische Dekonstruktion, textliche Neuerschließung, Rekontextualisierung 2014. 575 S. mit 12 Abb., geb. ISBN 978-3-515-10812-6

Johannes Fontana aus Venedig trat schon während seines Studiums in Padua als Verfasser origineller technischer und wis­ senschaftlicher Abhandlungen hervor. Was die Schriften auszeichnet, ist die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Hier ergänzen sich scholastische Buchge­ lehrsamkeit und technische Anwendung. Zeit seines Lebens blickte der Doktor der Künste und der Medizin über die Grenzen seiner Fachgebiete hinaus und zeigte sich offen für neue Entwicklungen.

Um 1430 bereicherte Fontana das aufblü­ hende Schrifttum zur Mnemotechnik mit einem innovativen Traktat. Das „Secretum de thesauro experimentorum ymaginatio­ nis hominum“ hebt sich doppelt von der zeitgenössischen Literatur ab. Zum einen ist das Werk überwiegend in Symbol­ schrift verfasst. Zum anderen beschreibt es in Wort und Bild den Nachbau des na­ türlichen Gedächtnisses als Maschine, um Informationen sicher fixieren, kombinie­ ren und chiffrieren zu können.

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ISBN 978-3-515-11583-4