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German Pages 153 [192] Year 1966
Luther von
D. Franz Lau o. Professor an der Universität Leipzig
2. verbesserte Auflage
Sammlung Göschen Band 1187
Walter de Gruyter & Co. * Berlin 1966 vormals G . J . Gösdien'sdie Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit Sc C o m p .
©
Copyright 1966 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — Archiv-Nr. 72 30 66 2. — Satz und Druck: Saladruck, Steinkopf Sc Sohn, 1 Berlin 36. — Printed in Germany.
Inhalt Seite
Eingang: Luthers Bild im Wandel der Zeiten I. Luthers Welt
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1. Die politische Welt
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2. Die geistige Welt
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3. Die kirchliche Welt
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II. Luthers Werden
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4. Elternhaus und Schule
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5. Studium, Klosterleben und Priestertum
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6. Ordenspflichten und Romreise
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7. Doktorat und Bibelprofessur
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8. Klosterkämpfe und Turmerlebnis
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III. Luthers Durchbruch 9. Ablaßstreit und Ketzerprozeß
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10. Auseinandersetzung mit R o m
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11. Sieg über die Herzen
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12. Bekenntnis vor Kaiser und Reich
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13. Stille und Sammlung in der Wartburgzeit
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IV. Luthers Reformation
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14. Der neue Gottesdienst
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15. Auseinandersetzung mit dem Humanismus . . . .
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16. Absage an die Revolution
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17. Absage an die Schwärmer und an die Bauern . . . 100 18. Trennung von der Schweizer Reformation . . . .
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19. Luthers Ja zu den evangelischen Landeskirchen 112
V. Luthers Kirche 20. Luthers persönliche Stellung in seiner Kirche . . 21. Ausweitung und Grenzziehung 22. Endgültige Scheidung von R o m 23. Das Fundament der Kirche 24. Luthers Ende u n d das Schicksal seiner Kirche . . . 25. Würdigung Luthers und seines Werkes Quellen und Literatur Register
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Eingang: Luthers Bild im Wandel der Zeiten Martin Luther gehört zu den Gestalten der Vergangenheit, über die wir ausgezeichnet unterrichtet sind. Was er für die Öffentlichkeit geschrieben, also in den Druck gegeben hat, ist so gut wie vollständig erhalten. Briefe, die einer schreibt, sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und nicht dazu, aufgehoben und der Nachwelt überliefert zu werden. Mancher Lutherbrief, von dem wir wissen und den wir gern besäßen, hat sich bislang noch nicht finden lassen. Eine gewaltige Zahl von Briefen Luthers an andere und von Briefen anderer an Luther kennen wir aber. Luthers Vorlesungen, die er als Professor, und Luthers Predigten, die er im Kloster, auf der Kanzel der Stadtkirche von Wittenberg in häufig wiederkehrender Vertretung des Stadtpfarrers oder auswärts gehalten hat, waren meist nicht konzipiert; aber andere haben sie nachgeschrieben. Nicht alle Nachschreiber der Predigten und der Vorlesungen waren gleich geschickt. Es gab auch solche, die etwas aus anderen Vorlesungen, die sie gehört halten hat, waren meist nicht konzipiert; aber andere haben sie nachgeschrieben. Nicht alle Nachschreiber der Predigten unter dem Verdacht, daß unter ihren Nachschreibern, denen wir sie verdanken, recht begeisterte Schüler Melanchthons waren, in stärkerem Maße von humanistischem Ideengut gesättigt als Luther. Dennoch wird es wenig Professoren und Prediger aus der Zeit oder aus anderen Zeiten geben, deren Vorträge einen so reichen literarischen Niederschlag gefunden haben. Wir haben noch eine weitere interessante Quelle. Luther ist gesprächig gewesen. Bei Tisch im Kreise der Familienglieder und der zahlreichen studentischen Kostgänger hat er viel gesprochen. Theologische Probleme sind erörtert worden, aber auch ganz einfache Tagesneuigkeiten zur Sprache gekommen, und Luther hat frei und offen seine Urteile abgegeben. Gelegentlich hat er auch Ereignisse aus seinem Leben erzählt. Diese Bemerkungen
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Eingang: Luthers Bild im Wandel
sind später sehr gründlich unter die Lupe genommen worden, und die Forschung hat versucht, möglichst viel aus ihnen herauszuholen. Ein nordamerikanischer Psychiater unserer Zeit (Erik H . Erikson) baut eine ganze medizinische Diagnose auf knappe Äußerungen Luthers auf, die sich insbesondere auf seinen Vater beziehen. Andererseits zeigt die Forschung eine starke Neigung, bei Luther Erinnerungslücken zu behaupten und in Frage zu stellen, ob er das oder jenes noch in den zeitlichen und sachlichen Zusammenhang stellt, in den es wirklich gehört. Die Studenten an Luthers Tisch haben nachgeschrieben, wie im Kolleg, und eine Fülle sog. Tischreden (in Wahrheit ganz einfache Äußerungen bei Tisch) ist aufs Papier gebracht worden. Die verschiedenen Tischredensammlungen, die im Laufe des 16. Jahrhunderts ans Licht der Öffentlichkeit gelangten und eine beliebte Lektüre wurden, haben auch ihre Geschichte. Nicht jede enthält nur ganz ursprüngliches Material. Die Nachschreiber, Johann Aurifaber, H a r t m a n n Lauterbacher, Konrad Cordatus, Johann Schlaginhaufen und wie sie alle heißen, haben ihre Sammlungen miteinander verglichen und ihr Material durch Austausch aufgefüllt, haben u. U. auch einmal andere interessante Luthersachen mit eingefügt, die gar nichts mit den Gesprächen bei Tisch zu tun haben. Wenn es um den genauen Wortlaut einer bestimmten Äußerung Luthers bei Tisch geht, gerät die Forschung u. U. in rechte Schwierigkeiten; aber von manchen Gesprächen haben wir mehrere Aufzeichnungen, die wir vergleichen können. U n d überhaupt: Die Tischreden geben uns einen ausgezeichneten, einzigartigen Einblick in Luthers äußeres und inneres Leben. Bei welcher Gestalt der Geschichte bringt uns denn eine Quelle auch nur im entferntesten so nahe an das Allerpersönlichste heran? U n d schließlich gibt es natürlich auch alte Lutherbiographien. Die Selbstbiographie, die Luther ein Jahr vor seinem Tode geschrieben hat, ist nur wenige Seiten lang und gibt jedenfalls ein schweres Problem auf. Aber zwei Männer, die Luther doch recht nahe gestanden haben, Johann Matthesius in Joachimsthal und Cyriakus Spangenberg in
Eingang: Luthers Bild im Wandel
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Mansfeld, haben vor der Gemeinde breit und ausführlich Luthers Leben in Predigten erzählt. Ein kurfürstlicher Leibarzt Ratzeberger hat ein Leben Luthers geschrieben, und Melanchthon sogar hat sich zur Lebensgeschichte Luthers geäußert. Nicht einmal die katholischen Lutherdarstellungen, die mit Johann Cochläus' Lutherkommentaren (1549) anfangen, sind völlig wertlos, mit soviel Vorsicht man sie naturgemäß benutzen muß. So möchte man annehmen, d a ß Luthers Persönlichkeit, Luthers Wirken, Luthers Gedankenwerk keine schwierigen Probleme aufgeben. Das Bild eines Mannes, über den wir glänzend unterrichtet sind, wird doch wohl eindeutig und unproblematisch sein! In der Tat besteht keine Einmütigkeit darüber, wie wir Luther zu beurteilen, ja, nicht einmal darüber, wie wir ihn zu verstehen haben. Die Urteile über Luther klaffen weit auseinander. Die einen sehen in ihm den Zerstörer der Einheit der Kirche, den hoffnungslosen Subjektivisten, den rohen Polterer. Andere betrachten ihn als den einzigartigen Erneuerer der Kirche. Seine theologischen Gedanken sind zwar niemals f ü r unfehlbar erklärt worden, werden aber praktisch von nicht wenigen als beinahe unfehlbar angesehen. In einem anderen Lager wieder wird Luther als der große Deutsche gewürdigt, der seinem Volk in einer Zeit, da die politische Einheit des Reiches immer weiter zerfiel, eine innere, geistige Einheit geschenkt hat, ein deutsches Bewußtsein, eine deutsche Geistigkeit. Von Unzähligen ist Luthers sprachschöpferische Tat, deren schönstes Zeugnis seine Deutsche Bibel ist, in den vollsten Tönen gefeiert worden. Umgekehrt wird er wieder von anderer Seite als gefährlichster und verhängnisvollster Feind der deutschen Freiheit dargestellt. Das Schlagwort von Luther dem „Fürstenknecht" geht durch die marxistische Welt. Thomas Müntzer war größer als er! Die Frage, ob Luther eine revolutionäre oder eine reaktionäre N a t u r war, wird ernsthaft erörtert, und es werden ganz gegensätzliche Antworten gegeben. Erörtert wird sie unter politischem, aber auch unter geistesgeschichtlichem Aspekt. Aus dem Gesagten wird deutlich, daß es nicht nur der konfes-
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Eingang: Luthers Bild im Wandel
sionelle Gegensatz ist, der die Beurteilung Luthers bestimmt und gegensätzlich gestaltet. Die Stellungnahmen zu Luther sind zahlreicher, und die Problematik ist recht differenziert. Bei den Urteilen über Luther sind natürlich Wertungsfragen mit im Spiel, die sich gar nicht einfach durch sorgsame Erforschung dessen, was wir von Luther haben, beantworten lassen. Aber auch auf die einfache Frage, wie man Luther denn zu verstehen hat, gibt es keine Antwort, die allgemein angenommen wäre. Die Zeit unmittelbar nach Luther, also die Zeit der lutherischen Orthodoxie, hat die Losung von Luther als dem Propheten, dem deutschen Propheten, ausgegeben. Aber sie dachte in Wahrheit weniger an den geisterfüllten, aus unmittelbarer Eingebung redenden Verkünder der göttlichen Wahrheit, als an den Erneuerer der reinen Lehre. Der Luther, der gegenüber der ganzen Reformation in der deutschen Schweiz die Worte „das ist mein Leib" mit hartem Trotz verteidigte und allen Glaubensbrüdern in der Schweiz, weil er mit ihnen über die Worte der Einsetzung nicht einig wurde, die Gemeinschaft am Abendmahl aufsagte, ist der wahre Luther. Darin besteht Luthers geschichtliche Größe, daß er keinen Finger breit von Gottes Wort, das ist von der reinen Lehre, gewichen ist. Der Pietismus hat ein ganz anderes Lutherverständnis gehabt. Die Pietisten haben das Verdienst, das Gegensätzliche in Luthers Wesen gesehen und herausgehoben zu haben. Den Luther des leidenschaftlichen Kampfes um die reine Lehre kennen sie auch. Der echte Luther ist für sie der junge Luther, der den Glauben als Vertrauen auf Gottes schenkende Barmherzigkeit entdeckt hat. Bei erstaunlich viel Pietisten hat ein Wort aus Luthers Vorrede zum Römerbrief ihre Bekehrung beeinflußt. In dem Wort ist gesagt, der Glaube sei ein lebendiges und geschäftiges Ding im Herzen, und er könne nicht anders, als ohne Unterlaß Gutes zu tun. In der Zeit der Aufklärung und noch des Deutschen Idealismus ist Luther als der Befreier von geistiger Borniertheit gefeiert worden, also geradezu als der,
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der den Ballast autoritärer Lehrbindungen mutig aus dem Schiff der Kirche herausgeworfen und damit das Christentum wieder flott und tüchtig gemacht hat. Es hat, namentlich im 19. Jahrhundert, Lutherdarstellungen gegeben, die kaum noch etwas davon ahnen ließen, daß es Luther um die Religion ging, sondern die seine Bedeutung für die Kultur der Neuzeit feierten. Noch vor 1937 ist in einem viel gelesenen, allerdings auch häufig kritisierten Buch dargelegt worden (Deutelmoser), Luthers eigentliche Tat sei dies, daß er für das staatliche Leben alle ethischen Normen außer Kraft gesetzt und allein das Recht der Macht proklamiert habe! Die Geschichte des Lutherverständnisses ist so reich verschlungen, so spannungsvoll, so interessant — freilich oft auch ein wenig amüsant —, daß immer wieder einmal Gelehrte sie geschrieben haben, zuletzt der inzwischen verstorbene Leipziger Theologieprofessor Horst Stephan und der Freiburger katholische Historiker Ernst Walter Zeeden. Das vierhundertjährige Mühen um ein Verständnis Luthers hat offensichtlich zu keinem klaren Ergebnis geführt, wenn es auch eine Art Lutherbild des 20. Jahrhunderts gibt, das gewiß nicht von allen angenommen ist, aber doch weithin vertreten wird. Es legt sich nahe, sich mit Resignation vom Lutherbild und allen Lutherdeutungen unserer Tage zu distanzieren und zu sagen: In einer künftigen Zeit, möglicherweise sehr bald, wird man ein scharfes Auge für die Bedingtheiten auch unseres Lutherverständnisses bekommen. Die Einflüsse der Existenzphilosophie auf manche Lutherdarstellungen, in denen Luther den Menschen zwischen die Verderbensmächte Teufel, Sünde, Gesetz, Zorn Gottes geworfen sieht und ihn dann von Christus aus dem Abgrund gerettet werden läßt, sind schon heute kenntlich. Es möchte aber sein, daß trotzdem von der Lutherforschung unserer Tage etwas bleiben wird. Natürlich ist die Geschichte des Lutherbildes auch bisher schon gleichzeitig eine Geschichte der Lutherforschung gewesen. Jedes Jahrhundert hat seine nach jeweiligen Begriffen vollständige
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Eingang: Luthers Bild im Wandel
Lutherausgabe oder Lutherausgaben hervorgebracht, und jede ist vollständiger als ihre Vorgängerinnen gewesen. Verschiedene Zeiten haben Lutherforscher gehabt, die einfach neue Quellen fanden und erschlossen, das 17. und 18. Jahrhundert einen Ernst Salomo Cyprian und einen Valentin Ernst Löscher, das vergangene und unser Jahrhundert — um nur einen Namen zu nennen — einen Georg Buchwald. Dennoch hat unsere Zeit, und damit gemeint ist die Zeit etwa seit Beginn der großen Weimarer Lutherausgabe, die bis jetzt auf 100 Bände gekommen und doch noch nicht abgeschlossen ist, also seit 1883, die exakte Lutherforschung in einzigartiger Weise gefördert. Die neue Lutherforschung, für die man auch gern die Bezeichnung Luther-Renaissance gebraucht hat und für die Karl Holl von ganz großer Bedeutung gewesen ist, ist wohl weithin Interpretation einzelner Themen aus der Theologie Luthers. Die Christologie Luthers, seine Lehre von der Heiligen Schrift, seine Sozialethik u. v. a. m. haben ihre Darsteller gefunden, und jeweils nicht nur einen. Schon in den Arbeiten der systematischen Theologen dürfte bleibend Gültiges erfaßt sein. Daß die Anfechtungen Luthers von höchster Wichtigkeit für das Verständnis seiner ganzen Persönlichkeit, seines Wollens und seines Denkens sind, ist nicht nur eine Zeitmeinung, sondern eine unumstößliche Tatsache. Bis in die amerikanische Lutherforschung, die immer intensiver wird, hat sich das durchgesetzt (Roland H. Bainton; in ganz anderer Weise auch Erikson). Aber abgesehen davon gibt es Tatbestände, die die Resignation bannen und zuversichtlich stimmen können. Eine Frucht der neuen Lutherforschung ist die Entdeckung der großen Frühvorlesungen Luthers. Es darf nicht vergessen werden, daß für die erste Vorlesung über die Psalmen, die sog. Dictata super Psalterium von 1513 bis 15, erst 1874 die wichtigste Unterlage, der sog. Dresdener Psalter, aufgefunden worden ist; und mit der Entdeckung der Vorlesung über den Römerbrief von 1515—16 ist das 19. Jahrhundert zu Ende gegangen (1899). Die Tendenz, Luther ganz aus diesen Frühzeugnissen zu inter-
Eingang: Luthers Bild im W a n d e l
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pretieren, ist längst durch eine rückläufige Bewegung abgelöst, die die Theologie der Frühvorlesungen als vorreformatorisch betrachtet (man vergleiche etwa nur den Lutherartikel von Ernst Wolf im Evangelischen Kirchenlexikon). Daß die Entdeckung der Zeugnisse des „vorreformatorischen" Luther unendlich ertragreich für das Lutherverständnis geworden ist, bestreitet natürlich kein Einsichtiger. Die Dictata super Psalterium erhalten erst im Augenblick ihre zuverlässige Edition in den Bänden 55 der Weimarana (alte Fassung 3 und 4). Daß deren Herstellung große Mühe bereitet, ist durch eine andere Entdeckung bedingt: Es muß exakt nach den Vorlagen Luthers gesucht werden, deren er sich bedient hat. Anders ausgedrückt: Es muß klar werden, was Luther einfach von spätmittelalterlichen Auslegern übernommen hat und was seine eigene Erkenntnis ist. Welches der echte Luther ist, der, der in der Kontinuität mit der Kirche des Mittelalters und damit der Kirche überhaupt steht, oder der, der die mittelalterlichen Fesseln gesprengt hat, ist freilich die Frage, um die nun gerade die Auseinandersetzung geht. Aber schon dies, daß die ganze Lutherforschung weitgehend zur Erforschung von Luthers Hermeneutik geworden ist (Heinrich Bornkamm hat ausführlich über „Luther und das Alte Testament" und Gerhard Ebeling über „Luthers evangelische Evangelienauslegung" geschrieben, und beide Bücher sind erst während des zweiten Weltkrieges entstanden), ist ein Tatbestand von großer Tragweite. Alles in allem: Eine Vertiefung in Luther und eine Auseinandersetzung mit ihm ist heute nicht verheißungslos. Im wissenschaftlichen Betrieb hat sich die Lutherforschung beinahe gegenüber der reformationsgeschichtlichen Forschung verselbständigt. Das darf aber nichts daran ändern, daß Luther, soll er verstanden werden, im Rahmen seiner Zeit verstanden werden muß. Luther darf nicht in erster Linie als Schöpfer eines Gedankenwerkes betrachtet werden, das unabhängig von Luthers konkretem geschichtlichen Wollen für die Kirche aller Zeiten gültig ist. Was an Luthers Botschaft von bleibender Be-
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I. Luthers Welt
deutung ist, muß schon im Laufe der Darlegungen klar werden. Aber zunächst ist Luther ein Mann seines Jahrhunderts, der in konkreter geschichtlicher Stunde eine Welt aus den Angeln gehoben und Neues gestaltet hat. Sein geschichtliches Werk wird nur sinnvoll im Zusammenhang des Geschehens überhaupt, und eine Lutherdarstellung muß, will sie nicht eine ungeschichtliche und letztlich wertlose Abstraktion vornehmen, mit Luthers Welt beginnen.
I. Luthers Welt 1. Die politische Welt Luther hat in einer von kriegerischen Ereignissen erfüllten Zeit gelebt und in einer Atmosphäre dauernder außenpolitischer Hochspannung seine Sendung erfüllt. Er ist etwa zu der gleichen Zeit durch die 95 Thesen und den Ablaßstreit zu dem geworden, auf den alle Welt ihre Blicke richtete, zu der die Wahl eines neuen deutschen Kaisers akut wurde und die Reihe der „großen Weltkriege" des 16. Jahrhunderts begann, der sog. Italienischen Kriege; und er ist gestorben just in dem Augenblick, da die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende gegangen war und der große Gegner von Luthers Reformation, Kaiser Karl V., die deutschen Dinge „ordnen" konnte. Die aufregendste und das Bewußtsein der Menschen in ganz Europa sicherlich am stärksten bestimmende Angelegenheit der Lutherzeit war das rasche und gefährliche Vordringen der Türken unter Sultan Suleiman II. von Osten nach Westen. Der ganze Balkan war schon von den Türken besetzt. U m Ungarn ist die ganze Reformationszeit hindurch erbittert gerungen worden. Durch die Schlacht bei Mohacz 1526 ist das selbständige ungarische Königtum erloschen und Habsburg mit Ferdinand I. in den allerdings nur teilweisen Besitz von Ungarn gekom-
1. Die politische Welt
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men. 1529 haben die Türken vor Wien gestanden. Dem Ringen mit den Türken zu Lande nebenher ging eine Auseinandersetzung im Mittelmeer mit wechselnden Siegen (Tunis 1535) und Niederlagen (Algier 1541). D a ß der Türke bis ins Innere von Deutschland eindrang, war eine ernsthafte Möglichkeit. Einer kriegerischen, ganz brutalen Überwältigung der Christenheit durch die „Ungläubigen" mußte man nüchtern ins Auge sehen. D a ß Luther immer wieder vom Jüngsten Tage gesprochen und auf ihn gewartet hat, daß auch andere in Weltuntergangsstimmung lebten und gar Berechnungen anstellten, erklärt sich von der furchtbaren Gefahr aus dem Osten her, die jeder empfand, die auf allen Reichstagen besprochen wurde und die die europäischen Mächte doch nicht zu bannen vermochten. D a ß das letztere nicht gelang, hatte seine sehr klaren und schmerzlichen Gründe. Dem Türken stand kein geeintes Europa gegenüber. Vielmehr wurde — genau in der Zeit von Luthers Wirken — ein erbitterter Machtkampf zwischen zwei Großmächten in Europa ausgetragen. Die eine dieser beiden Mächte war Habsburg. Ein Habsburger, Maximilian, hatte durch eine beinahe schon sagenumwobene Hochzeit mit der begehrtesten Frau Europas, der berühmten Maria, das sog. Neuburgundische Reich gewonnen, ein Zwischenreich zwischen Deutschland und Frankreich, f ü r das Schwerpunkt und Quelle des Reichtums die Niederlande waren. Die Kinder Maximilians, Philipp und Margarete, schlössen Doppelhochzeiten mit den Erben der großen iberischen Herrschaften. Ein Enkel, Karl von Gent, wurde der H e r r eines riesigen Imperiums, zu dem die alten habsburgischen Lande in der Südwestecke Deutschlands und in Österreich, Burgund, das neue Spanien und die neue Welt gehörten. Wenn es ihm noch gelungen wäre, Italien in seinen eindeutigen Besitz zu bekommen, insbesondere das große Territorium im Norden, Mailand — das Königreich Sizilien-Neapel besaß er zwar nicht unangefochten, aber hatte er doch ziemlich fest in H ä n d e n —, wäre seine Weltherrschaft
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I. Luthers Welt
vollkommen gewesen und hätte er alle übrigen Mächte beherrscht, auch Frankreich. Die deutschen Kurfürsten hatten ihn 1519 zum deutschen Kaiser gewählt. Aber um Italien, um die Pyrenäen und um Grenzgebiete zwischen den Niederlanden und Frankreich ging das erbitterte Ringen zwischen Karl V. und Franz I., dem Franzosenkönig, der Habsburgs Übermacht brechen und Frankreichs Oberherrschaft durchsetzen wollte. Dem K a m p f e mußte viel geopfert werden, auch viele Grundsätze. Der Franzose hat mit den deutschen protestantischen Fürsten und mit dem Feind der Christenheit, dem Türken paktiert. Fast jedes Einzelereignis im Verlauf der Geschichte der von Luther eingeleiteten deutschen Reformation ist mit einem Ereignis auf den Kriegsschauplätzen Europas verknüpft. Die politische Situation war noch wesentlich schwieriger. Der eine der beiden Partner in dem Ringen um Europa, Kaiser Karl V., stand in Deutschland wiederum in einem Machtkampf mit den deutschen Ständen. Die Gewichtsverschiebung zwischen Zentralgewalt und Territorialgewalten im Deutschen Reich geht zurück bis in die Zeit des Interregnum im 13. Jahrhundert, wenn sie nicht noch älter ist. Das Jahrhundert vor Luther ist das der Entwicklung einer ständischen Reformbewegung. Die Reichsstände verlangten immer stärkere Mitbeteiligung an der Regierung des Reiches. Dabei gab es zwischen ihnen selbst Auseinandersetzungen und Gewichtsverschiebungen. Zahlreiche Territorien, namentlich im Osten des Reiches, vergrößerten sich, rundeten sich ab, bekamen eine ausgezeichnete Verwaltung, gliederten sich allerhand bislang reichsunmittelbare Herrschaften, vor allem auch geistliche Gebiete wie die Ostbistümer, ein. Ihr Aufstieg wäre noch sensationeller gewesen, wenn nicht Erbteilungen ihre Macht je und dann wieder geschwächt hätten. Das andere fortschrittliche Element im Kreise der deutschen Stände waren die Städte, ungenügend auf den Reichstagen vertreten, aber wirtschaftlich am stärksten und kulturell an der Spitze des ganzen Reiches. Notleidend war die Reichsritterschaft, weil die Ritter in der Kriegsführung durch die
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Söldner abgelöst und damit funktionslos geworden waren. Das Ziel eines deutschen Kaisers mußte sein, seine Herrschaft im Reiche so weit wie möglich zu befestigen. Die Stände suchten sich mit aller Macht der „viehischen Servitut" zu erwehren. Die außenpolitischen Auseinandersetzungen, in denen sowohl der Kaiser als auch sein Bruder und Vertreter Ferdinand von Österreich mit Frankreich und dem Türken stand, gaben den deutschen Ständen, insbesondere den Territorialfürsten, unerhörte Möglichkeiten, sich gegen die Zentralgewalt zu behaupten und ihre Macht zu vergrößern. Besonders wirkte sich das in kirchlicher Hinsicht aus. Eben schon auf dem besten Wege zu einem landesherrlichen Kirchentum hatten sie nun alle Chancen, eine etwaige kirchliche Reformation in ihre Hände zu bekommen. Freilich waren die deutschen Stände ihrerseits von unten her bedrängt, durch Sozialrevolutionäre Kräfte, die sich bei denen zusammenballten, die gleichsam außerhalb der Ständeordnung standen. In der Bauernschaft, die nur an ganz wenigen Flecken ihre Vertretung unter den Landständen hatte (Landstube in Tirol), gärte es seit Jahrzehnten, und die unteren Volksschichten in den Städten waren in dauernder Unruhe. Sowohl die zünftigen Handwerker als auch die sog. „Gemeinheiten" suchten, stärker als bislang an der Regierung der Stadt beteiligt zu werden, und städtische „Revolutionen" waren beinahe an der Tagesordnung. Religiöse Bewegungen aus spätmittelalterlicher Zeit wirkten — in die Bauernschaft und — in diese unruhigen städtischen Kreise hinein, und die Losungen, die dort ausgegeben wurden, von der göttlichen Gerechtigkeit und von der christlichen Freiheit, waren ihrem Wortlaut nach denen gleich, die Luther ausgegeben hatte, weil auch er anscheinend in einer Erbfolge zu vorangegangenen religiösen Bewegungen stand. In der mannigfachsten Weise war die katholische Kirche in das politische Kräftespiel verwickelt. Ihre oberste Spitze, der Papst und die Kurie in Rom, waren an der großen internationalen Politik mit beteiligt. Der Papst
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I. Luthers Welt
fühlte sich in erster Linie als Beherrscher des Kirchenstaates, und seine Interessen waren auf das empfindlichste durch die Auseinandersetzung zwischen Kaiser und französischem König um Italien berührt. Ohne es zu wollen, hat er durch seine Parteinahme für Franz I. der Sache Luthers die allerstärkste Hilfe geleistet. Durch ihre Finanzwirtschaft hatte sich die Kurie schon seit langem verhaßt gemacht, und der Protest dagegen, in den Luther einstimmte, war bereits durch die „Gravamina der deutschen Nation", die (seit 1456) immer wieder auf deutschen Reichstagen vorgebracht wurden, angemeldet. Unzählige Feinde der römischen Praktiken mußten Luther, wenigstens zunächst, zujubeln. Die deutschen Bischöfe waren deutsche Reichsfürsten, zum Teil (im Osten) nur noch dem Namen nach, zum Teil wirklich. Auch ihre H a l tung war durch politische Interessen bestimmt, und Luther hat sich weithin auf ihre Nachlässigkeit, Begehrlichkeit oder gar Untreue gegen ihre Kirche verlassen können. Man muß die Zusammenhänge ungefähr kennen, um Luther zu verstehen und zu würdigen. Was Luther tatsächlich erreichte, konnte er wohl nur innerhalb des bewegten Vierteljahrhunderts zwischen dem Wormser Reichstag und dem Schmalkaldischen Krieg erreichen. Warum die Historiker wohl von einem Dreißigjährigen Krieg und von einem Siebenjährigen Kriege reden, für diesen Fünfundzwanzigjährigen Krieg aber keinen entsprechenden Namen geprägt haben, wird sich schwerlich je ergründen lassen. Tatsächlich war das ungeheure Werk der Brechung des geistigen und geistlichen Totalitarismus der mittelalterlichen Kirche eben gerade nur während dieses großen Krieges möglich. Auf den Lauf der politischen Geschichte hat Luther natürlich keinen Einfluß gehabt. Er hat ein lebhaftes Empfinden dafür besessen, daß er selber für den Fortgang seiner Sache gar nichts tun konnte, sondern daß diese Sache von oben her für ihn besorgt wurde. Daher rührt seine Sicherheit, die ihn auch in den schwierigsten Situationen nicht verließ, wenn sogar nächste Freunde, in erster Linie Melanchthon, da zitterten
1. Die politische Welt
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und schwermütig wurden. Wenn es heute noch Sitte wäre, Geschichte als Werk der göttlichen Vorsehung zu schreiben, würde die Geschichte Luthers an allen Ecken und Enden dazu herausfordern. Natürlich konnte ein geschickter und weitschauender Geist jeweils die Gunst der Stunde nutzen. Zeitgenossen Luthers haben das glänzend verstanden. Landgraf Philipp von Hessen hat genau gesehen, was mit Frankreich zu schließende Bündnisse der Sache der Protestanten in Deutschland für Chancen boten. Zwingli in Zürich ist mit Begeisterung auf Philipps politische Pläne eingegangen und hat sich viel von einer evangelischen Politik versprochen. Martin Bucer, ein ehemaliger Dominikaner und späterer Straßburger Pfarrer, hat seine Lebensaufgabe darin gesehen, Gegensätze im evangelischen Lager auszugleichen, um möglichst breite und erfolgversprechende Fronten zu schaffen. Luther ist da auffallend zurückhaltend gewesen. Er hat das „Vertrauen auf Menschen" nur als eine große Versuchung empfunden. In einer Weise, die man jedem Politiker als Naivität und Beweis seiner Unfähigkeit anrechnen müßte, aber die bei Luther Ausdruck des starken Glaubens und der Demut war, hat er bewußt darauf verzichtet, Chancen dieser Art zu nutzen. Nicht einmal dafür, daß die Politiker zurückhaltend mit der Türkenhilfe waren und immer mindestens erst Zugeständnisse in der Religionsfrage verlangten, hat er Verständnis gezeigt. Und sich mit den Bauern zu verbünden, um seiner Sache Schwung und Durchschlagskraft zu geben, hat er nicht nur aus einem gewissen politischen Instinkt, den er doch besaß, obwohl er kein Politiker war, von sich gewiesen, sondern aus ganz innerlichen Gründen, um des Evangeliums willen als gefährliche Versuchung empfunden. Der ganze politische Tumult, von dem er schon wußte, daß von seinem Ergebnis auch der Ausgang seiner Sache abhing, diente ihm nur als Nötigung dazu, das Rechte zu tun und Gott walten zu lassen.
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Lau, Luther
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I. Luthers Welt 2. Die geistige Welt
Geistesgeschichtlich gesehen gehört die Reformation in die Zeit der Renaissance. An diese schließt sich dann das Barock an. Die Reformation selber paßt in die geistesgeschichtliche Systematik gar nicht recht hinein, so offenkundig es natürlich ist, daß sie den stärksten Einfluß auf die Geschichte des europäischen Geistes genommen hat: Vor der vitalen Kraft des Riesen Luther ist in Deutschland das Bild des großen Erasmus beinahe verblaßt. Die Renaissance ist viel älter als die Reformation. Auch ihre deutsche, in mancher Hinsicht originale Gestalt, der sog. deutsche Humanismus, ist älter als die reformatorische Bewegung. Und die Renaissance ist eine europäische Angelegenheit. Sie hat auch Länder erreicht, in denen Luthers Stimme nicht durchdringen konnte, so sehr sie wie überall auch dort laut geworden ist: England, Frankreich, Spanien usw. D a ß die Renaissance eine Diesseitskultur war, ist bekannt. Sie hat den Menschen entdeckt und die Natur, ist die Mutter des modernen Lebensgefühls und hat Außerordentliches für die Entwicklung der Naturwissenschaft und der Wissenschaft von der Geschichte zu bedeuten. Die künstlerische Gestaltung der menschlichen Individualität ist erst ihr richtig gelungen. Ein von den Sinnen her bestimmtes kraftstrotzendes Lebensgefühl ist ihr eigen. So sehr sie Rückwendung zur Antike und zur nationalen Vergangenheit der Völker ist, wobei sie auch die Eigenart und das innere Leben der Sprache der Antike und der lebendigen Völker entdeckt hat, so eindeutig weist sie in die Zukunft. Ihr Atheismus ist eine sehr gebrochene und problematische Angelegenheit; Erneuerung des ursprünglichen Christentums im Sinne einer einfachen Jesusreligion war auch Programmpunkt der Humanisten, bei den Florentinern genau so wie bei Erasmus. Als religiöse Bewegung hat sie den Menschen in seiner Würde und Herrlichkeit entdeckt. Sie hat nicht nur die Scholastik lächerlich gemacht, verunglimpft und (nicht ganz) beseitigt, sondern auch die mittelalterliche Gottgebundenheit des Menschen,
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die Jenseitsbezogenheit des mittelalterlichen Lebensgefühls und den Gerichtsernst des mittelalterlichen Glaubens entscheidend getroffen. Als gesamteuropäische Geistesbewegung ist die Renaissance für das Verständnis Luthers fast uninteressant und belanglos. Luthers Romreise wird zeigen, wie sehr der deutsche Bettelmönch mit gebundenen Augen durch das R o m und das Italien der Renaissance gegangen ist. Aufschlußreich wird sie für das Verständnis Luthers beinahe nur in ihrer deutschen Gestalt, mit dem gelehrten Zug, den der deutsche Humanismus an sich trägt, und mit der Ausprägung, die sie etwa in Erasmus gefunden hat. M a n muß sich aber vor allem ihre Verbreitung in Deutschland vergegenwärtigen, um Luther im Zusammenhang seiner Zeit recht zu verstehen. Wurzel hat sie geschlagen in den großen, durch Fernhandel reich gewordenen Städten der R e f o r mationszeit. In Nürnberg und Augsburg, in Basel und in Straßburg w a r sie daheim. D o r t sind, auch heute nach dem zweiten Weltkrieg noch, Baudenkmäler und Kunstschätze der Renaissance zu sehen. D o r t lebten die humanistischen Patrizier, die Pirckheimer und Peutinger, und die großen Künstler und Gelehrten, die dem Geist und den Idealen der Renaissance ergeben waren. Genauso wie in Italien die Renaissance bei der K u r i e eine besonders eindrucksvolle Gestalt gefunden hatte, mit ihren künstlerischen Leistungen, aber auch mit ihrer Leichtfertigkeit, Sittenlosigkeit und ihrer K u n s t zu genießen, waren ihre Einflüsse an deutschen geistlichen H ö f e n wirksam geworden. Der H o f eines Albrecht von Brandenburg in H a l l e an der Saale, räumlich gar nicht weit von Wittenberg entfernt, w a r eine A r t kleines deutsches R o m . Durch das unruhige Volk der unsteten deutschen humanistischen Gelehrten gelangte der Humanismus an deutsche Universitäten, wenn er schon, d a die Leute vielfach nicht lange an einem O r t blieben, sich hier und da nur sehr kurzfristig auswirkte. Als Luther in E r f u r t studierte, hörte er bei Hieronymus Emser eine Vorlesung über Reuchlins D r a m a Sergius. Männer wie Helius Eobanus Hesse und 2*
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I. Luthers Welt
Johann Jäger von Dornheim, genannt Crotus Rubeanus, haben Luther zeitweise nahegestanden, die ihrerseits wieder mit Konrad Mutianus Rufus in Gotha verbunden waren, der sich innerlich Luther verschlossen zeigte. Im deutschen Rittertum hatte die Renaissance ihre Leute. Ulrich von Hutten hat sich schließlich ganz zu Luther bekannt und Luthers Sache zu der Seinen gemacht. Vielleicht kann man überall Einflüsse der Renaissance in Deutschland nachweisen. Die Räte, deren sich die deutschen Fürsten für die Regierung der Länder bedienten, sowohl die eines Friedrich des Weisen als auch eines Georg des Bärtigen — um nur zwei Höfe zu nennen, von denen einer ganz zu Luther stand und der andere Mittelpunkt einer heftigen Gegenwehr gegen Luther war —, waren Humanisten. Das „Fressen und Saufen" an den Tafeln deutscher Fürsten — auch in Torgau ist gewaltig gezecht worden — ist ein Stück Renaissance. Und sind die gefräßigen Bauern, die wir aus der Karrikatur der Reformationszeit kennen, nicht auch Zerrbilder der Renaissancebewegung? Ja im Grobianismus, in dessen Geschichte Luther schon mit hineingehört, haben wir wohl einen wunderlichen Niederschlag der Ruhm- und Großmannssucht der Renaissance vor uns, ganz zu schweigen von den merkwürdigen Pendants der obszönen Renaissanceliteratur in den Schwankbüchern der Reformationszeit, gedruckt von Firmen, die u. U. auch lutherische Gesangbücher herstellten (Valentin Schumann in Leipzig). Trotz alledem, von einem gleichmäßigen und nachhaltigen Einfluß der Renaissance auf Deutschland kann kaum die Rede sein. Wollte man Luther einfach von der Renaissance her erklären, würden schwerwiegende und gefährliche Bildverzerrungen und letztlich ein großer Irrtum die Folge sein. Über Luther und den Humanismus wird noch ausführlich geredet werden müssen. Daß die Reformation in einer stark von der Renaissance geprägten Umwelt entstanden ist und sich entfaltet hat, ist sicher. Ein Mann wie Zwingli hat von Grund auf aus den Quellen des neuen Geistes getrunken. Auch für Calvin ist der mächtige Einfluß des Hu-
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manismus mit H ä n d e n zu greifen. Der evangelische, lutherische Humanist Melanchthon hat weithin dem Luthertum seine Prägung gegeben, und humanistische Einflüsse sind nach der Zeit Luthers und Melanchthons unter des letzteren Nachwirkung erneut auf das Luthertum wirksam geworden. Die frühen Traktate, mit denen der durch den Ablaßstreit in aller Munde gekommene Bettelmönch Luther sich die Herzen gläubiger Christen eroberte, sind ganz rasch an wichtigen Plätzen der deutschen Renaissance, in Augsburg, in Basel, in Straßburg nachgedruckt worden. Druckereien, die viel berühmter waren als die, die Luther in Wittenberg beschäftigte und die zum Teil überhaupt erst um des Geschäftes willen, das in der jämmerlichen Landstadt plötzlich blühte, gegründet wurden, haben in einer Zeit, da der Bettelmönch unter humanistischem Einfluß schon zur Spottfigur geworden war, sich dazu herabgelassen, Nachdrucke von Schriften eines nunmehr doch sehr ernsthaft beachteten Bettelmönchs herzustellen und die deutschen Opuscula eines Professors einer noch recht fragwürdigen Kleinstadtuniversität zu vertreiben. Aber das alles ändert nichts daran, daß Luther neben den großen Renaissanceeinflüssen in Deutschland aufgewachsen und geprägt worden ist. Ein Prophet des Geistes der Renaissance konnte einer schwerlich werden, wenn er in dem Bergstädtchen Mansfeld groß geworden und in Eisenach zur Schule gegangen war, in E r f u r t studiert und im Kloster gelebt hatte und schließlich in mönchischem Gehorsam nach Wittenberg ging. 3. Die kirchliche Welt Die Meinungen der Forscher über die religiöse Lage in Deutschland oder in Europa unmittelbar vor der Reformation sind ganz geteilt. Es ist protestantische Tradition, daß die Kirche des ausgehenden Mittelalters ein einziges Bild der Zerstörung, des Verfalls, des Sumpfes bot. Wo man „ f r o m m " war, huldigte man dem wüstesten Aberglauben, einer ins Lächerliche gesteigerten Reliquienver-
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ehrung, einem Wallfahrtswesen mit allerhand fragwürdigen Begleiterscheinungen, einem superstitiösen Sakramentalismus, einer äußerlichen Verdienstfrömmigkeit, die gewissensabstumpfend wirkte und einen Gegensatz zwischen Religion und Sittlichkeit aufriß. Johannes Janssens „Geschichte des deutschen Volkes", die zwischen 1876 und 1894 in acht Bänden erschien, Werk eines katholischen Forschers, behauptet umgekehrt, daß am Ende des Mittelalters ein geistlicher Frühling herrlicher Art da war. Mit der Reformation kam der Reif in die Blüte, und die Frühlingspracht nahm ein jähes, unverdientes Ende. Die nun schon berühmte Darstellung der Reformation in Deutschland, die der katholische Kirchenhistoriker Joseph Lortz zu Anfang des zweiten Weltkrieges gerade noch vorlegen konnte, stellte Janssens Sicht der Dinge doch sehr in Frage und gab vieles zu, was die protestantische Forschung über Verfall der Frömmigkeit und Sittlichkeit vor der Reformation behauptet hatte. Umgekehrt ist man auf protestantischer Seite sehr viel vorsichtiger in der Beurteilung des späten Mittelalters als religiöser Verfallszeit geworden. Zahllose deutsche Altarwerke, die zum Teil heute noch stehen, sind unmittelbar vor der Reformation entstanden, und nicht nur durch schaffensfreudige Künstler, sondern auf Veranlassung frommer Menschen, die vor ihnen kniend Zeugen des Wunders der Wandlung sein wollten. Es ist fraglich, ob ein abschließendes Urteil über die Kirche des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts schon gefällt werden kann. Für Luther und sein Verständnis ist zunächst nur wichtig, sich ein Bild von der frommen Welt zu schaffen, in der er aufgewachsen ist. Zu der frommen Welt im allerschlichtesten Sinn muß das theologische Denken und Arbeiten dort, wo Luther theologisch gebildet worden ist, hinzugenommen werden. D a ß die klösterliche Welt auch vom Geist der Renaissance berührt, ja vom Gift der Renaissance verseucht war, wissen wir aus Jacob Burckhardts berühmten Buch „Die Kultur der Renaissance in Italien". Zweifellos hat es aber, sowohl in Deutschland
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als auch anderswo, beispielsweise in Italien, nicht lediglich die Mönche gegeben, die sich nur noch äußerlich zu einer Ordensregel bekannten. Die Bettelorden waren durchgehend aufgespalten in eine konventuale, laxe und in eine observante, ganz strenge, der Regel treue Richtung. Es ist alles andere als belanglos, vielmehr von höchster Wichtigkeit f ü r Luther, daß er beinahe zwei Jahrzehnte hindurch Mönch der Observanz gewesen ist. Lediglich vom Bettel lebten auch die observanten Augustinereremiten oder Franziskaner oder Dominikaner nicht mehr. Aber die mönchischen Gelübde, einschließlich des Gelübdes der Keuschheit, wurden ganz streng genommen. Die Hören, also die täglichen Klostergottesdienste, wurden peinlich genau gehalten. Die Askese im allgemeinen war streng. Wenn Luther schließlich leidenschaftlich harte Urteile über das mönchische Leben gefällt hat, etwa in der Schrift Die Mönchsgelübde (1522), mit der er den Mönchen den Weg in die Welt freigab, so nicht in dem Sinn, daß die Mönche ihre Ideale vergessen hätten. Gescholten hat er sich und alle seine Brüder, weil sie mit allem Ernste, er noch grundsätzlicher als alle anderen, den mönchischen Weg der „Vollkommenheit" gegangen waren. Es hat in Deutschland ein Mönchtum gegeben, das mit letzter Konsequenz den katholischen Weg zu Ende ging. Aus diesem vollendeten Katholizismus, nicht aus dem verrotteten und verfaulten Katholizismus ist, menschlich gesprochen, die deutsche Reformation Luthers herausgewachsen. D a ß Luther als Bettelmönch Theologieprofessor und Ausleger der Heiligen Schrift geworden ist, ist nicht nur ein Ergebnis der besonderen Führung, die Luther erfahren hat. Es entsprach dem Ordensgeist in der Observanz und den observanten Idealen. Unter den Mönchen der observanten Konvente hatten die Theologieprofessoren einen besonderen Rang. Bestimmte Entscheidungen konnten nicht gefällt werden, ohne daß die Professoren ausdrücklich gehört wurden. Der theologische Eifer war in der Observanz lebendig. Es wurde nicht nur von einzelnen
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I. Luthers Welt
mit großem Fleiß und mit Hingabe studiert, sondern die Orden bzw. deren observante Zweige besetzten in aller Form Professuren. Aber observante Mönche wurden nicht nur deshalb zu Professoren an den Universitäten bestellt, weil sie die billigsten Kräfte, sondern vor allem auch, weil sie die gelehrtesten Leute waren. Natürlich war das theologische Studium in den Konventen und an den Universitäten in den Hörsälen der Mendikanten in erster Linie Studium der scholastischen Theologie. Dabei war die theologische Situation nicht so eindeutig, wie sie 100 Jahre vorher noch gewesen war. D a hatte der Nominalismus, die Schule Occams, die sog. via moderna, die Vernunft und Offenbarung sehr scharf trennte, einen eindeutigen Sieg über die älteren Schulen der scholastischen Theologie (Thomismus — Scotismus) vollendet. Im 14. Jahrhundert war die via moderna wirklich modern. Im 15. Jahrhundert hatte dann schon eine rückläufige Bewegung eingesetzt; die alten Schulen, etwa die des Thomas von Aquino, hatten neue Vertreter und Anhänger bekommen. In Luthers Zeit gab es wieder berühmte Thomisten. Der berühmteste, Jacob sc. Thomas de Vio aus Gaeta gen. Cajetanus, hat Luther in Augsburg 1518 verhört. Wiederum behauptete sich auch der Nominalismus neben den alten und wieder verjüngt lebendig gewordenen Schulen. Gabriel Biel in Tübingen, dessen Bücher Luther eifrig studiert hat, war eine theologische Größe seiner Zeit und Occamist. Immerhin: D a ß Luther so stark vom Occamismus her angeregt und befruchtet worden ist, ist durch die besondere Lage in E r f u r t bedingt und nicht einfach durch die theologische Gesamtsituation. Noch ein weiteres kommt f ü r die theologische Situation in Luthers Umwelt hinzu. Die beginnende Reformationszeit ist auch gekennzeichnet durch ein intensives Studium Augustins. O b es in Luthers Orden, dem der AugustinerEremiten, der, allerdings in naiver Verzerrung der Geschichte, in Augustin seinen Gründer verehrte, eine besondere theologische Augustintradition gegeben hat, ist eine schwierige Frage, die man nicht so rasch bejahen oder
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verneinen sollte. Das Wichtigste wäre, diese inhaltlich richtig zu bestimmen. Ein Augustinkultus wurde in Luthers Orden sicherlich gepflegt. Eine andere Frage ist die nach einem besonderen theologischen Augustinismus in Luthers Orden. Mit einem wird man rechnen müssen, nämlich damit, daß Augustin durch die Nominalisten im Orden mit einer nominalistischen Brille gelesen wurde. Das Augustinverständnis ist also wieder eine Frage für sich, und wohl die wichtigste. Zum theologischen Gesamtbild der Zeit gehört jedenfalls das gesteigerte Interesse an Augustin hinzu. Und schließlich sind die Mönche der deutschen Augustinerobservanz zu einem fleißigen Studium der Heiligen Schrift verpflichtet gewesen. D a ß der Mönch Luther die Heilige Schrift lange nicht habe lesen dürfen, gehört zu den Lutherlegenden. Er mußte sie studieren. Man kann mit einem gewissen Recht sagen, daß das alles die Volksfrömmigkeit nicht berührte, sondern kennzeichnend lediglich für einen Teil' des Mönchtums in Deutschland sei. In einer Hinsicht ist die Frömmigkeit der Observanz auch nach außen hin wirksam geworden. Die Mönche haben gepredigt, und das nicht nur vor dem Konvent. D a ß Luther erst, nachdem er Doktor der Theologie geworden war, vor der Gemeinde predigte, erlaubt keine Schlüsse auf eine Exklusivität der Mönchspredigt. Das Bewußtsein darum, daß Gottes Wort zu studieren und der Gemeinde zu verkündigen war, ist mönchisches Erbe, das Luther mit in sein reformatorisches Wirken hineingenommen hat. Die Darstellung des Lebensganges Luthers wird es erst im einzelnen erweisen, aber schon im Anfang mag es gesagt werden, daß Luther in allererster Linie von seiner Prägung im Kloster und von seinem theologischen Studium her verstanden werden muß. Es kommen sicher bei ihm noch ganz andere Einflüsse hinzu, vielleicht schon solche aus der Kindheit und Schulzeit, von besonderen Frömmigkeitsbewegungen der Zeit her, dann die humanistischen Einflüsse, von denen im Kloster und in den theologischen Fakultäten am allerwenigsten zu spüren
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II. Luthers Werden
war. Aber Luther ist im Kloster der geworden, der er werden sollte. Er hat noch als Reformator die Kutte getragen; das gilt, auch wenn man geneigt ist, in Luther noch nicht f ü r einen allzu frühen Zeitpunkt den reformatorischen Luther zu sehen. Seine Fragestellungen waren dieselben, mit denen er sich bereits im Kloster gequält hatte, auch wenn er dann später ganz andere Antworten empfing und gab, als er sie im Kloster und in den E r f u r ter Hörsälen bekommen hatte. Die berühmte These, daß Luther noch ins Mittelalter gehöre, ist in der Form, in der sie Ernst Troeltsch aufgestellt hat, sicher nicht richtig; aber einen Wahrheitskern enthält sie. Luther ist in ganz starkem Maße der mittelalterlichen Theologie verpflichtet. So sehr Luther in die Kritik der Humanisten an der Scholastik einstimmen konnte, so sehr hat er von der Scholastik das, was bleibende Geltung besitzt, ihr Fragen nach Sünde und Gnade und nach der Errettung, der Kirche einer neuen Zeit erhalten. Was er an scholastischem Erbe abgestoßen hat, hat er wirklich in sich überwunden. Er ist f ü r vieles offen gewesen, was ihm das Kloster und die herkömmliche Theologie nicht geben konnte. Aber er muß, das kann nur mit Nachdruck wiederholt werden, in erster Linie von seiner theologischen und geistlichen Bildung und von den großen geistlichen Anliegen, die ihm eingeprägt waren, her verstanden werden.
II. Luthers Werden 4. Elternhaus und Schule Luther ist bekanntlich am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Ob die Familienerinnerung an das Jahr zuverlässig ist, ist immer wieder einmal angezweifelt worden, da es auch Notizen gibt, aus denen man ein anderes Jahr glaubte folgern zu müssen. Die Frage wird heute nicht mehr groß erörtert und ist ohne sachlichen
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Belang. Die Eltern Luthers, H a n s Luther und Margarete geb. Lindemann (nicht Ziegler), waren von Möhra südlich Eisenach abgezogen, weil der Vater nicht erbberechtigter älterer Bauernsohn war und es sich für ihn nahelegte, sich im Bergbau eine Existenz zu suchen. Eisleben war nur ein vorübergehender Aufenthaltsort der Familie. Als Martin, der (unter den am Leben gebliebenen Kindern) Älteste, ein halbes J a h r alt war, ließ sich der Vater in Mansfeld nieder, wo er dann blieb. Er bekam noch eine Reihe weiterer Kinder, die in Luthers Leben gelegentlich auftauchen, ohne daß wir uns ein genaues Bild über ihrer aller Lebensverhältnisse schaffen können. In ganz jungen Jahren kam der kleine Martin auf die Stadtschule in Mansfeld. Als er vierzehn Jahre alt war, 1497, wurde er nach Magdeburg geschickt, um die Lateinschule zu besuchen; aber er siedelte aus Gründen, die kaum ganz durchsichtig sind, sehr bald nach Eisenach über und verlebte dort als Schüler der Georgenschule seine Schuljahre. 1501 wurde er dann Student in Erfurt. Einzelheiten über die Jugendzeit Luthers sind natürlich eine ganze Menge bekannt. Sich mit ihnen eingehend zu befassen, lohnt kaum. Eine Frage scheint uns heute wichtig: Aus welcher Gesellschaflsschicbt stammt Luther? Seine Großeltern waren Bauern, und seine Eltern waren dem bäuerlichen Wesen noch nicht lange entwachsen. U n d wer in Mansfeld aufwuchs, hatte bäuerliches Leben und Wesen in unmittelbarer Nähe. Ist Luther ein bäuerlicher Mensch? Man hat ihn vielfach als solchen angesehen und manches an ihm, seine Hartnäckigkeit, seinen Grobianismus, seinen Konservatismus, der bei dem leidenschaftlichen Umstürzler doch wieder in merkwürdiger Weise durchschlug, von daher erklärt. Aber war die bäuerliche Welt wirklich die, die Luther umfing und prägte? Behielt Luther eine bleibende Verbindung mit dem bäuerlichen Wesen und Denken? In Wittenberg hätte er plattdeutsch sprechen müssen, wenn er sich dem Bauerntum besonders verbunden gefühlt hätte, oder gar sorbisch. Ganz sicher ist, daß Luther die bäuerlichen Probleme, die in Südwest-
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II. Luthers Werden
und Westdeutschland brennend waren und schließlich den Bauernkrieg herbeiführten, nicht von der Vergangenheit seiner Familie her kannte. Die Luthers in Möhra waren sog. Erbzinser — die Belastung ihrer Güter w a r kaum etwas anderes als eine Art Grundsteuer, die nicht als zu drückend empfunden w u r d e — und persönlich frei. Die Verbundenheit Luthers mit dem Bauerntum ging nicht erheblich darüber hinaus, daß er um die saure Arbeit der Bauern wußte und darum, daß mit ihr nicht viel Ruhm und Geltung zu erzielen ist. Ein Kind des städtischen Lebens in Deutschland ist aber Luther auch nicht, wenn man bei städtischem Leben an die berühmten deutschen Kulturstädte wie Nürnberg, Augsburg u. v. a. denkt. Weder seine Heimatstadt noch eine seiner Bildungsstätten ist nur näherungsweise mit den städtischen Mittelpunkten geistigen Lebens in Deutschland zu vergleichen. Immerhin, in einer städtischen Umwelt ist Luther aufgewachsen, und ihren Platz im Kräftefeld des Stadtlebens hat die Familie Luther auch gehabt. Der Vater Luthers, selbständiger Inhaber eines Schmelzofens, wurde sog. Viertelsmeister. Die deutschen Städte waren entweder in Kirchspiele aufgeteilt oder in Quartiere (Viertel; gelegentlich auch nach Gassen bezeichnet). Die Viertelsmeister vertraten die Gemeinde gegen den R a t bzw. nur die sog. „Gemeinheiten", also die, die weder zum Patriziat gehörten noch zünftig organisiert waren. Es ist fraglich, ob wir für Mansfeld mit allzu scharfen Klassengegensätzen zu rechnen haben wie in großen und vor allem in Reichsstädten. Immerhin ist Luthers Familie in der gemeinen Stadtbevölkerung verwurzelt gewesen. Die Tendenz, wirtschaftlich und bildungsmäßig vorwärts zu kommen, w a r bei den diese Kreise führenden Persönlichkeiten nichts Seltenes, und eine gewisse Offenheit für Neues w i r d man bei ihnen von vornherein erwarten können. Von einem Erbe, das Luther in kirchlicher und religiöser Hinsicht von zu Hause mitbekommen hat, kann man k a u m sprechen. W i r wissen von keinem Verwandten
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Luthers, der Priester oder Mönch gewesen wäre. Ganz anders ist das bei Zwingli. Selbstverständlich waren Vater und Mutter Luther regelmäßige Meßgänger, und von einer sektiererischen Opposition gegen das herrschende Kirchentum in der Familie Luther ist nicht das mindeste bekannt. J a ehrliche und echte Frömmigkeit hat sicher im Hause Luther geherrscht, unter Beisatz eines Aberglaubens, der in der Welt der Bergleute selbstverständlich war. Aber die religiöse Atmosphäre von Luthers Elternhaus hat schlechterdings nichts Außergewöhnliches an sich. Bekannt ist lediglich, daß der alte Luther seinen Sohn weder ins Kloster schicken noch zum Weltpriester werden lassen wollte. Man muß mit der Möglichkeit rechnen, daß in den Kreisen, zu denen er gehörte, eine diesbezügliche Stimmung generell da war. Aber daß der nach damaligen Begriffen „fortschrittliche" Geist des Elternhauses den Sohn Luther in seinem Werden wesentlich bestimmt habe, ist doch kaum anzunehmen. Bei Luthers schulischem Bildungsgang ist es ganz ähnlich wie bei dem religiösen Erbe. Abgesehen davon, daß dem Vater besonders daran lag, wenigstens seinen ältesten Sohn vorwärts zu bringen und ihm eine angesehene Stellung zu verschaffen, und abgesehen von dem Abschnitt der Schulzeit, der am kürzesten währte und für uns am wenigsten durchsichtig ist, dem in Magdeburg (1497), hat der schulische Weg Luthers schlechterdings nichts Ungewöhnliches an sich. Daß sich Luther den Unterhalt durch Kurrendesingen verschaffte, in Magdeburg sowohl als auch in Eisenach, ist ebenfalls nichts Außergewöhnliches und keinesfalls ein Zeichen für besondere Armut. Daß Latein nach dem Donatus (Grammatik) und nach Alexander de Villedieu (Syntax) gelehrt wurde und daß man mit den Schülern die Lektüre bestimmter Schriftsteller des klassischen Altertums trieb (Pseudo-Cato, Äsop, Terenz), hat nichts mit dem Humanismus und dem Neuerwachen der klassischen Studien zu tun, sondern entsprach spätmittelalterlicher Praxis. Überhaupt: Im Gegensatz zu anderen Reformatoren stand Luther während seiner Schulzeit kaum
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II. Luthers Werden
unter humanistischen Einflüssen. Das Latein, das er erlernte u n d im Kloster u n d auf dem Katheder schrieb u n d mühelos sprach, w a r mittelalterliches Mönchslatein u n d kein humanistisches Latein, an Cicero oder ähnlichen V o r bildern geschult. U b e r die H ä r t e u n d U n v e r n u n f t der Prügelpädagogik h a t sich Luther später je u n d d a n n kritisch geäußert. D a ß die Praxis, die er in der Hinsicht erlebte, nach irgendwelcher Richtung hin aus dem allgemeinen R a h m e n herausgefallen wäre, läßt sich nicht nachweisen. Lediglich in M a g d e b u r g h a t Luther unter Einflüssen gestanden, die bemerkenswert sind. Seine Lehrer dort w a r e n sog. „ N u l l b r ü d e r " . Gemeint sind damit Leute aus der Bewegung der Brüder vom gemeinsamen Leben. Die gehören zu einer spätmittelalterlichen Frömmigkeitsrichtung, der sog. Devotio moderna, die klösterliche Kreise (Augustiner-Chorherren; Windesheimer Kongregation) u n d städtische Bürgerkreise ergriffen hatte. Gepflegt w u r d e eine w a r m e H e r z e n s f r ö m m i g k e i t u n d ein persönlicher U m g a n g mit der Heiligen Schrift. D e r Jugenderziehung nahmen sich die Brüder betont an. Zwischen der ein „einfaches Christentum" darlebenden S p ä t f o r m Deutscher Mystik — u n d d a r u m handelt es sich bei der Devotio m o d e r n a — u n d dem Humanismus, der auch dem Ideal einer simplicitas Christianismi (Einfachheit des Christentums) nachhing, bestand eine gewisse W a h l verwandtschaft. W i r kennen H u m a n i s t e n mit Beziehungen zur Devotio; Alexander Hegius u n d kein geringerer als Erasmus gehören dazu. So k a n n m a n also, w e n n m a n auf die Magdeburger Zeit schaut, schon von einer Einbruchsstelle humanistischen u n d mystischen Geistes f ü r Luther reden. Aber m a n darf nicht übertreiben, u n d sogar den einfachen persönlichen Einfluß der Brüder w i r d man nicht zu hoch zu veranschlagen haben. Eine gewisse Zuneigung zu der warmen, innerlichen Frömmigkeit der Brüder hat Luther g e f a ß t u n d lebenslang behalten. Aber die Einflüsse der Deutschen Mystik auf Luther stammen nicht schon aus der Zeit. U n d von dem Frömmigkeitsideal der
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„Nachfolge Christi" — das berühmte Erbauungsbuch der Devotio moderna ist die „Nachfolge Christi" des Thomas von Kempen — hat sich Luther späterhin gründlich entfernt. Liebevolle Vertiefung in die Einzelheiten, die uns aus Luthers Jugendzeit überliefert sind, hülfe gewiß, manches Detail herauszuholen, das uns doch schon auf den späteren Luther hinweist. Eine wesentliche Bedeutung der schulischen Bildung Luthers für den künftigen Reformator k a n n man schwerlich erkennen. 5. Studium, Klosterleben und Priestertum Im Jahre 1501 hat Luther sein Studium in Erfurt begonnen. Der Vater könnte Erfurt gewählt haben, weil die Juristenfakultät dort in gutem Rufe stand. Daß der Sohn einen weltlichen Beruf zu ergreifen hatte, stand für den Vater fest, und das damals Vornehmste und für einen Bürgerlichen auch Erreichbars w a r , rechtskundiger Verwaltungsbeamter bei einem Stadtrat oder bei einem fürstlichen Hofe zu werden. Allerdings: Ohne ein Studium auch einmal an einer italienischen Universität w a r allzu Großartiges nicht zu erreichen. Schon die Rechte zu studieren, k a m für Luther als Studienanfänger allerdings gar nicht in Frage. Zunächst hieß es, drei J a h r e lang Student in der Artistenfakultät zu werden. Die sieben Fächer, die dort traktiert wurden, sind für unsere gegenwärtigen Begriffe Oberschulfächer. So sehr viel mehr als den Stoff der oberen Klassen einer deutschen Oberschule bot die Artisten-Fakultät auch nicht. Es handelt sich um Grammatik, Dialektik, Rhetorik (Trivium) und Geometrie, Arithmetik, Musik und Astronomie (Quadrivium). Unter Umständen w a r es möglich, einen Humanisten, der gerade an der Universität las, mit einer Vorlesung über einen antiken Klassiker zu hören (s. o. 19). Die Möglichkeit, daß Luther planmäßig das Griechische oder Hebräische erlernte, bestand in dem Erfurt der damaligen Zeit noch nicht. Die humanistische Reformation der Uni-
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II. Luthers Werden
versitäten ist, aufs ganze gesehen, erst durch Melanchthon von Wittenberg aus durchgeführt worden. Kann man von einem bestimmten Geist, der in der Artistenfakultät, bei der Luther studierte, herrschte, sprechen und demzufolge einen prägenden Einfluß des philosophischen Studiums auf Luther annehmen? Die Frage wird man doch bejahen müssen. Gelehrt wurde in der Artistenfakultät von Lehrern, die gleichzeitig in einer höheren Fakultät, meist in der theologischen, studierten oder früher dort studiert hatten und u. U. später zu Theologieprofessoren aufrückten. Eine theologische Grundhaltung, die den theologischen Studien einer Universität das Gepräge gab, mußte sich schon in den allgemeinen Studien auswirken. Wir kennen nun auch Luthers philosophische Lehrer, Bartholomäus Arnoldi aus Usingen in Nassau, Usingen genannt, und Jodocus Trutvetter aus Eisenach. Beide waren Nominalisten, Occamisten, und den Occamismus müssen wir schon für den Luther des artistischen Studium mit in Anschlag bringen. Das Ereignis in Luthers Leben, das vor allem einer Erklärung bedarf, ist ja nun der scheinbar nahezu unvermittelte Eintritt Luthers in das Augustinereremitenkloster in Erfurt am 17. Juli 1505, den Luther bald, nachdem er mit der Magisterpromotion das artistische Studium abgeschlossen hatte, vollzog. Er war veranlaßt durch ein Gelübde, das Luther 15 Tage vorher, am 2. Juli, während eines Gewitters auf der Fußwanderung von Mansfeld nach Erfurt in der Nähe des Dorfes Stotternheim in Todesangst abgegeben hatte. Das Ereignis erklären heißt (die Vorgänge als solche sind klar), seine Vorgeschichte aufzuhellen; und das ist außerordentlich schwierig. Die Erklärung, die ein gelehrter römischer Franziskaner unserer Zeit allen Ernstes gegeben hat (Dr. Reinold Weijenborg), Luther habe eine Studienschuld bei seinem Vater gehabt, habe sich deren auf billige Weise zu entledigen versucht und sei deshalb ins Kloster geflohen (seine Flucht habe also einen realistischen Hintergrund ähnlich der Flucht Jakobs vor Laban Gen 31; Nieder-
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schlag derselben in Luthers Auslegung der Genesis von 1535—45), sind unsinnig und ohne jeden Anhalt. Aber welches war die wirkliche Veranlassung f ü r Luthers Eintritt in ein Bettelkloster? Liegen die Gründe ganz im Persönlichen? Ein Freund Luthers soll plötzlich gestorben sein, vielleicht an Tuberkulose. — Luther hatte sich anscheinend vor nicht langer Zeit eine lebensgefährliche Degenverletzung zugezogen, die ihm deutlich machte, wie rasch er sich vielleicht vor dem ewigen Richter werde verantworten müssen. Es ist ganz besonders schwierig, bei den Überlieferungen über diese Dinge die Grenze zwischen verläßlicher Überlieferung und Lutherlegende zu ziehen. — Vom Elternhaus her ist Luthers Klostereintritt schwerlich zu erklären. Der Vater hat bekanntlich ganz negativ auf Luthers Schritt reagiert, der alle die Pläne, die er mit dem Sohne hatte, gegenstandslos machte. Ehestens kann man Zusammenhänge zwischen der etwas düsteren, durch eine harte Erziehung gegebenen Atmosphäre des Elternhauses und dem Klostereintritt suchen. Aber sind wir da nicht in Gefahr zu übertreiben? — H a t Luther undeutlich empfunden, daß ihm die Juristerei nicht lag? D a ß Luther, der nun Jura studieren sollte, nicht zum Juristen geschaffen war, ist sicher. U m mehr als ein undeutliches Empfinden kann es sich nicht gehandelt haben. — H a t t e Luther eine k r a n k h a f t e Anlage zur Schwermut? Die ungeheuren Anfechtungen, die er im Kloster erlebte und von denen noch zu berichten sein wird, haben schon seit langem die Aufmerksamkeit von Psychologen und Medizinern auf sich gezogen. U m das Jahr 1940 hat ein dänischer Arzt, Paul Reiter, bezeichnenderweise ein Katholik (Konvertit!), in einem dickleibigen Werk Luther ganz und gar psychiatrisch gewertet und aus der Geschichte von Luthers Erkrankungen eine endogene Psychose bei Luther konstruiert. — Oder liegen die Gründe f ü r Luthers plötzlichen Klostereintritt doch im Theologischen? Man kommt schwerlich darum herum, schon f ü r den Zeitpunkt des Klostereintritts Luthers zu fragen, was der Erfurter Occamismus f ü r den 3
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II. Luthers Werden
jungen Studenten Luther bedeutet haben könnte. Die Erf u r t e r „Occamisten" w a r e n Schüler des letzten großen Occamisten Gabriel Biel in Tübingen, der freilich seine eigengeprägte Theologie hatte, u n d standen d a m i t jedenfalls mittelbar in occamistischer T r a d i t i o n . U n d Occam, ein aus England stammender Franziskaner aus der ersten H ä l f t e des 14. J a h r h u n d e r t s , steht mit seiner ganzen Richtung wieder in der T r a d i t i o n der gesamten Franziskanerschule. Für die Franziskaner, jedenfalls seit D u n s Scotus, ist G o t t nicht wie f ü r T h o m a s von A q u i n o u n d seine Schule das höchste, unanschauliche Sein, sondern der allmächtige Wille. Seine absolute Allmacht, Freiheit u n d Majestät machen Gottes Gottheit aus, u n d die ganze Franziskanertheologie ist Theologie der Souveränität Gottes. Schon ihre Erkenntnislehre ist von daher bestimmt. G o t t w i r d erkennbar nicht durch die Vernunft, mit der wir ihn zu erfassen suchen, sondern durch die O f f e n b a r u n g , durch die er in Freiheit sich uns zu erkennen gibt. H e i l u n d Seligkeit w i r d dem, den G o t t d a f ü r e r w ä h l t hat, durch eine A n n a h m e , eine acceptatio Gottes zuteil. Allerdings sehen die Franziskaner nicht nur in G o t t selbst vollkommene Freiheit. Auch der Mensch ist ein freies Wesen. Er h a t alle Möglichkeiten, Gutes zu tun u n d sich a n n a h m e w ü r d i g zu machen. Die Heilslehre der Franziskaner, speziell die occamistische, rechnet auch mit der menschlichen Freiheit u n d läuft auf eine dramatische Auseinandersetzung zwischen der Freiheit Gottes u n d der des Menschen hinaus. Es ist nicht eindeutig, wie der Mensch, der sich persönlich von den occamistischen theologischen Sätzen bedrängen läßt, innerlich auf sie reagiert. D e r Occamismus ist auch vielfach e m p f u n d e n w o r den als ein sehr sicherer Weg z u m Angenommenwerden. Diesen sicheren Weg h a t n u n Luther w o h l eben gehen wollen, mit Bedrängnis wegen seines gegenwärtigen Z u standes, in H o f f n u n g aber auf die guten Werke, durch die er nun doch vollkommen werden und sich der A n n a h m e Gottes w ü r d i g machen könne. Jedenfalls m u ß die occamistische Theologie, soweit sie den Philosophie-
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Studenten Luther schon beeinflußt hat, von ihm in ungewöhnlicher Weise ins Persönliche übersetzt worden sein; und damit kommen wir doch wieder in die persönliche Sphäre. — So wenig wir im einzelnen deutlich sehen und je werden ganz klar sehen können — es muß sich in Luther ein innerliches, religiöses Ringen vollzogen haben, verborgen unter der studentischen Fröhlichkeit, an der sich Luther beteiligt hat und in der er noch einmal, bevor er wirklich ins Kloster ging, von seinen Freunden Abschied nahm. Luther hatte, schon wenn er in Erfurt bleiben wollte, was offensichtlich der Fall war (Mitwisser um ein häßliches Geheimnis brauchte er also anscheinend nicht zu fürchten), zwischen sechs Klöstern die Wahl. Er hat sich das strengste ausgesucht, ein observantes Kloster der Augustinereremiten (s. o. 23 ff.). Dort ist er als Novize angenommen und einem Novizenmeister zur klösterlichen Erziehung übergeben worden. Austreten konnte er während des Novizenjahres jederzeit. Hätte er sich nicht bewährt und nicht genügend asketischen Ernst gezeigt, wäre er wieder entlassen worden. Man hat ihn behalten, und nach Ablauf des Novizenjahres hat er 1506 Profeß getan. Über Luthers Zukunft bestimmte nun der Orden. Selbstverständlich hat Luther, vor allem im Noviziat, auch niedere Dienste tun und gelegentlich betteln gehen müssen. Aber es ist in der Hinsicht durch Erzähler nicht selten stark übertrieben worden. Daß Luther zur Priesterweihe und zum theologischen Studium bestimmt wurde, ist nichts Ungewöhnliches und Besonderes. Der Orden wollte ernste Priester und gelehrte Theologen heranziehen, und Luthers Fähigkeiten hat man offensichtlich rasch erkannt. Daß es Luther innerlich stark bedrängt hat, daß er als Priester den Leib des Herrn zu wandeln hatte, und daß es etwas Ungeheures bedeutete, diesen in der Hand zu halten, zu nehmen und zu reichen, daß er Furcht empfand, durch einen Fehler bei der Messe, etwa schon bei der Primiz, sich einer Todsünde schuldig zu 3»
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II. Luthers Werden
machen, ist verständlich. Aber aus überlieferten Berichten über ungewöhnlichen Ausdruck der Furcht liest man leicht zu viel heraus. Die innere Seligkeit, Priester geworden und des heiligsten Dienstes gewürdigt zu sein, hat Luther nicht nur vor dem Vater, der zu der Primiz kam, ausgedrückt, sondern auch wirklich empfunden. Mit der größten Gewissenhaftigkeit hat Luther seit seiner Priesterweihe — durch den Erfurter Weihbischof Johann von Laasphe im Erfurter Dom am 4. April 1507 — bzw. seit seiner Primiz in der Klosterkirche am 2. Mai 1507 Tag für Tag das Meßopfer dargebracht und die täglichen Gebetsstunden mitgefeiert. Die hagere Gestalt Luthers und das knochige Gesicht, womit ihn noch die Bilder aus der Wittenberger Klosterzeit uns vorführen, sind Ausdruck der Kasteiungen, denen er sich ganz hingegeben hat. Gebeichtet hat er manche Woche mehr als einmal. Eine Frau durfte er als observanter Mönch, der immer den Blick gesenkt zu halten hatte, nicht einmal ansehen, und eine Scheu, Frauen überhaupt zur Beichte anzunehmen, hat Luther lange behalten. Natürlich mußte sich ein Ordenspriester auf seine Weihe theologisch vorbereiten. Luther hat vor allem Gabriel Biels Werk über den Meßkanon, das sind die dem Vollzug des Meßopfers vorangehenden Gebete, gründlich studieren müssen. Aber ein eigentliches theologisches Studium war nicht Voraussetzung der Priesterweihe, sondern konnte sich an die Priesterweihe anschließen. So ergab es sich für Luther. Theologie studieren hieß, eine bestimmte Reihe von theologischen Werken durchzuarbeiten. Wir wissen ziemlich genau, in welche Werke sich Luther dabei vertieft hat, und dürfen annehmen, daß er sie sich weithin wirklich eingeprägt hat. Luther hatte ein glänzendes Gedächtnis; und in einer Zeit, da die Zahl der zu lesenden Bücher doch wesentlich kleiner war als heute, können wir ganz allgemein mit einer wörtlichen Aneignung in einem Maße, wie wir es heute nicht mehr kennen, rechnen. Luther hat sicher folgende theologischen Werke gründlich studiert: Die Sentenzen des Petrus Lombardus,
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als Kommentare dazu das sog. Collectaneum Gabriel Biels und die Quaestiones Wilhelms von Occam und die eines Theologen aus der Zeit des Konstanzer Konzils, Pierre d'Ailli, dann (für die Schriftauslegung) die Glossa ordinaria (angeblich von Walahfrid Strabo aus dem 9. Jahrhundert). Das sind — von der katholischen Forschung ist sehr darauf hingewiesen worden — alles Werke der späten, nominalistischen Scholastik, außer dem zuletzt genannten Bibelkommentar natürlich und außer den Sentenzen des Pariser Bischofs Petrus, genannt der Lombarde, die bereits im 12. Jahrhundert vor der Entstehung der großen scholastischen Schulsysteme geschaffen sind. Aber die überall und seit Jahrhunderten als dogmatisches Lehrbuch benutzten Sentenzen sind Luther ganz offensichtlich in nominalistischer Auslegung bekannt und vertraut geworden. Dennoch wird die katholische These, daß Luther überhaupt nicht den klassischen Katholizismus der Hochscholastik kennen gelernt habe, sondern eine kaum mehr wirklich katholische Zerrform, eben den Nominalismus, sich schwerlich halten lassen. Einerseits ist der Nominalismus bis heute nicht verdammt, eine so große Vorrangstellung dem Thomas von Aquin auch eingeräumt ist; andererseits ist zwar nicht sicher, ob Luther die „Summa theologiae" des Thomas von Aquino damals bereits hat durcharbeiten können; aber kennengelernt hat er Thomas und Duns und Alexander von Haies dann doch, und es wird heute deutlich, daß die späteste Gestalt des Nominalismus, vertreten durch Gabriel Biel in Tübingen (f 1495), vielleicht schon wieder etwas thomistisch überfremdet war. Einseitig verengt ist Luthers Kenntnis der Scholastik nicht gewesen oder nicht geblieben. Zu dem Bücherstudium kam die Pflicht hinzu, Vorlesungen zu hören, an der Universität und im Generalstudium des Ordens im Kloster. In den Vorlesungen aber wurden wieder Bücher vorgelesen und gelegentlich durch Erklärungen unterbrochen. Eine Aufgabe kam für den Theologiestudenten noch hinzu oder konnte noch hinzukommen. Hatte er sein artistisches Studium richtig absolviert, war er graduiert,
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also erst Baccalaureus und dann Magister artium geworden. Damit hatte er aber die Lehrberechtigung f ü r die artistischen Studien. Er w a r Lehrender in der einen und Lernender in der anderen Fakultät. Luther hat in den Klosterjahren von seiner Lehrbefugnis Gebrauch gemacht. Ja es kam f ü r ihn so, daß der Orden ihn kurzerhand nach Wittenberg versetzte. D o r t befand sich eine ganz frisch gegründete Universität, an der der Orden mehrere Professuren zu besetzen hatte. Eine moralphilosophische Professur mußte 1508 der junge Luther im Alter von 25 Jahren übernehmen, wenn auch nur verhältnismäßig kurze Zeit. Zu lesen hatte er über die Nikomachische Ethik des Aristoteles. 6. Ordenspflichten und Romreise Es wird richtig sein, jetzt erst einmal den Lebensgang des Mönches Luther durchzuerzählen bis zu der entscheidenden Zäsur, die der Ablaßstreit dann bildet. Es ist wohl möglich, ja wahrscheinlich, d a ß die sog. Klosterkämpfe, die f ü r Luthers innere Entwicklung so viel zu bedeuten haben, längst im Gang waren, als Luther zum ersten Male von E r f u r t nach Wittenberg übersiedelte. Aber man muß sich nüchtern darüber im klaren sein, daß die fast nicht mehr übersehbaren Versuche, diese Klosterkämpfe auf irgendwelche Weise zeitlich festzulegen — wobei man schon sehr zufrieden sein könnte, wenn man den Zeitpunkt des Bekehrungserlebnisses sicher hätte —, nichts als mehr oder weniger geistvolle H y p o thesen sind. Unter den Umständen ist es sinnvoller, erst die äußeren Vorgänge deutlich zu machen und dann auf das innere Werden Luthers einzugehen. — Über die f ü r Luther so wichtige Universität Wittenberg mag bei seiner endgültigen Übersiedlung dorthin gesprochen werden. Der Mönch, auch wenn er studierte, mußte innerhalb des Klosters oder gar des Ordens Pflichten auf sich nehmen, war auch als Glied des Konventes mit an der Regierung desselben beteiligt. Die Pflichten konnten geringer
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Natur, aber auch sehr umfänglich sein. In einer Zeit, da Luther durch seine akademische Tätigkeit besonders belastet war, nämlich als er seine ersten großen biblischen Vorlesungen in Wittenberg hielt, ist er ganz stark mit Ordenspflichten belastet gewesen, als Unterprior im Kloster, dann als Leiter der Klosterstudien und dazu als Distriktsvikar, als welcher er elf Klöster visitieren mußte. In der Zeit nach 1508 mußte Luther einen besonderen Ordensauftrag ausführen, zu dem er vielleicht auch gar nicht zufällig gekommen war: Er mußte in einer Ordensstreitsache nach Rom reisen und sie dem Generalprior des Ordens zur Entscheidung vorlegen. Die Einzelheiten dieser Streitsache sind reichlich dunkel. Wie stark Luther an ihr beteiligt war, ob er als der, der die Sache zu erledigen hatte oder nur als Reisebegleiter nach Rom geschickt wurde, wie Luthers Verhältnis zu seinem wichtigsten Vorgesetzten Staupitz dabei war u. a., läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Nicht einmal die Zeit der Reise steht fest. Ist sie im Winter 1510—11 oder erst im Winter 1511—12 durchgeführt worden? Angetreten hat sie Luther sicherlich von Erfurt aus, wohin er wieder versetzt war und nun schon als „Sententiarius" in der Theologischen Fakultät Vorlesungen hielt, und zwar die Sentenzen des Lombarden (s. o. 36 f.) auslegen mußte. Die Lage im Orden, durch die die Streitsache heraufbeschworen war, war folgende. Es gab vier Ordensprovinzen der Augustinereremiten in Deutschland, die Provinzen Rheinland-Schwaben, Köln, Sachsen und Bayern. Diese Einteilung des Ordens war geographischer Natur. An der Spitze jeder Provinz stand ein Provinzial. Der einzelne Provinzial hatte eine Wahlperiode, konnte wiedergewählt oder nach Ablauf der Wahlperiode durch einen anderen ersetzt werden. Für die sächsische Provinz ist für längere Jahre in der Zeit Luthers ein Gerhard Hecker als Provinzial bezeugt. Von den deutschen Augustinereremitenklöstern war eine recht beträchtliche Zahl observant. Die observanten Konvente wollten begreiflicherweise nicht unter konventualen Provinzialen stehen, da
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das ihre strenge Disziplin h ä t t e gefährden können. Sie hatten es auch so weit gebracht, unter einen eigenen observanten O r d e n s v i k a r gestellt zu werden, so d a ß sie v o n der ProvinzialVerwaltung gänzlich eximiert waren. V i k a r der O b s e r v a n z w a r f ü r die Zeit von 1503—20 ein sächsischer gelehrter Adliger, J o h a n n v o n Staupitz. Die observanten Klöster w a r e n über ganz Deutschland verstreut, die O b s e r v a n z durchdrang also alle deutschen Ordensprovinzen. Bei keiner O r d e n s p r o v i n z w a r man vermutlich glücklich über die observanten Konvente. Aber eine besondere Dichte hatte die O b s e r v a n z in der sächsischen P r o v i n z , so d a ß die P r o v i n z sich regelrecht als eine A r t Notstandsgebiet betrachten mußte. D e r Gedanke, die gesamte P r o v i n z Sachsen der O b s e r v a n z z u z u f ü h r e n , lag nicht so ganz fern u n d schien realisierbar. Jedenfalls ist Hecker auf den G e d a n k e n eingegangen, das A m t des sächsischen Provinzialen mit dem des observanten Vikars zu verbinden. Staupitz w a r der gewiesene M a n n f ü r das D o p p e l a m t ; u n d eine Regelung dahingehend w a r in aller F o r m von R o m her getroffen. Die Sache w a r n u r nicht ungefährlich, denn die Observanten w a r e n missionarisch gesonnen u n d wollten nicht n u r Mission bei den ehedem konventualen Klöstern in der sächsischen P r o v i n z treiben. Bestrebungen, in Schwaben u n d in K ö l n die O b s e r v a n z einzuführen, w a r e n gerade im Gange. Was w ä r e das f ü r eine groteske Situation geworden, w e n n (nicht mehr einfach die Observanz, sondern) eine (unter geographischem Gesichtspunkt umgrenzte) O r d e n s p r o v i n z sich in die anderen Provinzen l a u f e n d hätte hineinerweitern wollen? S t a d t r ä t e hatten observante Klöster gern gefördert, weil die Mönche d o r t nicht nur Bettler, sondern gelehrte Theologen waren. Sie hatten die Exemtität ihrer Klöster von den P r o v i n z v e r w a l t u n g e n des O r d e n s gefördert oder gar gefordert. W ü r d e n sie sich bereit zeigen, ihre Klöster plötzlich einem l a n d f r e m d e n Provinzial zu unterstellen? Vom N ü r n b e r g e r K o n v e n t w a r Widerstand gegen Staupitzens Unionspläne ausgegangen, u n d hinter dem Widerstand stand der N ü r n b e r g e r R a t . Es w a r auch eine seit-
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same Zumutung für denselben, statt des (an sich wohl zuständigen) bayrischen Provinzials, mit dem man bislang nichts zu tun gehabt hatte, plötzlich mit dem sächsischen Provinzial zu tun bekommen zu sollen. Die Sache war nicht zu machen. Staupitz hat das dann auch eingesehen und auf seine Pläne verzichtet (1512). Vorher ist aber der Standpunkt der Opponierenden in Rom vorgetragen worden, eben durch Luther und seinen Reisegefährten (oder umgekehrt). Die Opponierenden sind in Rom offiziell abgewiesen worden; aber Staupitz hat, wie gesagt, doch von seinem Plane abstehen müssen. Die praktisch wertlose Reise nach Rom, ins Werk gesetzt letztlich, um Staupitz zunächst einen Prestigeerfolg zu verschaffen, den er dann freilich nicht ausnutzen konnte, hat nun doch für Luther etwas bedeutet, wenn auch nicht das, was man vermuten könnte. Luther ist in Rom nicht zum fanatischen Gegner des Papstes geworden, und der Kampf Luthers gegen den Antichrist in Rom rührt nicht von seiner Romreise her. Vollends hat die Romfahrt Luther nicht geholfen, die berühmte Entdeckung der „Gerechtigkeit aus Glauben" zu machen, obwohl sein Sohn Paul Luther im Jahre 1582 das so erzählt hat. Luther ist allerdings ebensowenig nach Rom gegangen oder hat die Romfahrt ausgenutzt, um Dispens von den Ordensgelübden zu erhalten und die Erlaubnis, zehn Jahre lang in weltlichen Kleidern in Rom zu studieren. Diese phantastische Erzählung des Hildesheimer Dechanten und früheren Hörers von Luther, Johannes Oldecop, hat neuerdings der einmal schon erwähnte gelehrte römische Franziskaner wieder zum Besten gegeben, ohne auch nur die leisesten Beweise für ihre Richtigkeit zu erbringen. Luther hat Generalbeichte an heiliger Stätte abgelegt — eine Sehnsucht vieler damaliger Frommer war für Luther nun erfüllt. Er hat so viel wie möglich Gnadenstätten besucht und allen Ablaß erworben, der dort zu gewinnen war. Er hat auch Unerfreuliches gesehen und gehört, frivole Übereile und zynische Reden bei zelebrierenden Priestern. Unterwegs in Italien, in Süd-
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deutschland und der Schweiz hat sich seine treffliche Beobachtungsgabe bewährt. Später ist er immer wieder einmal auf das und jenes zurückgekommen, was er auf seiner Romfahrt erlebt hat. Als er dann im Kampf gegen das Papsttum stand, sind ihm allerlei Romerlebnisse lebendig geworden und haben ihm geholfen, seiner kämpferischen Rede Kolorit zu geben. Daß er keine wirklich positiven Eindrücke gewonnen hatte, hat ihm Sicherheit bei seinem Ringen gegen den Verderber der Christenheit verliehen. Insofern sind ihm seine Erlebnisse in Rom, das er noch als gläubiger Katholik besucht und wo er alle Möglichkeiten genutzt hatte, die er als frommer Katholik dort haben konnte, schon dienlich und hilfreich gewesen. Eine darüber hinausgehende Bedeutung für Luthers reformatorische Entwicklung hat die Romfahrt nicht gehabt. 7. Doktorat und Bibelprofessur Der Ordensstreit ist damit, daß die Delegation von Rom zurückkehrte, noch nicht beendet gewesen. Es scheint so, als ob er für Luther eine doppelte Folge gehabt hätte. Einerseits spricht viel dafür, daß es nicht tunlich erschien, ihn in Erfurt zu belassen, weil er wohl nach Rom gezogen war, um eine Sache der renitenten Konvente gegen Staupitz zu vertreten, dann aber sich doch zu Staupitz gestellt hatte. Andererseits ist er offenbar gerade in der Zeit Staupitz näher gekommen, und Staupitz hat ihm die innerliche Bereitschaft abgewonnen (äußerlich gesehen mußte er gehorchen), nach Wittenberg zu gehen und seine eigene, Staupitzens, Bibelprofessur zu übernehmen. Das hieß zugleich, daß er zum Doktor der Theologie promoviert werden mußte. Die vorbildungsmäßigen Voraussetzungen waren gegeben, der notwendigen Disputation war Luther natürlich gewachsen. Die Kosten übernahm Kurfürst Friedrich der Weise. Die Universität Wittenberg war eine Gründung Friedrichs des Weisen, an einem wohl schon nach damaligen Begriffen schwerlich ganz geeigneten und würdigen Platz.
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Das Städtchen w a r schmutzig u n d klein. Die Einwohnerzahl d ü r f t e nicht über 2000 betragen haben. Gegründet werden m u ß t e eine kursächsische Universität, weil bei der sächsischen Teilung von 1485 die Universität Leipzig der albertinischen Linie zugefallen w a r . Wittenberg bot den großen Vorteil, d a ß m a n d o r t billig eine Universität errichten konnte. Es existierte ein Kollegiatstift, das Allerheiligenstift, bei dem Friedrichs berühmte Reliquiensammlung v e r w a h r t w a r , deren Besuch viel A b l a ß einbrachte. Eine T r a d i t i o n h a t t e das ein J a h r z e h n t alte Wittenberg natürlich noch nicht. K u r f ü r s t Friedrich h a t t e Gelehrte mit R a n g u n d N a m e n nach Wittenberg bekommen, Valentin Polich von Meilerstadt, Jurist u n d Mediziner, u n d Staupitz etwa. Dotieren ließen sich die Professorenstellen so, d a ß deren I n h a b e r n Kanonikerstellen am Stift übertragen w u r d e n , die geldlich gut f u n d i e r t waren, etwa durch „ I n k o r p o r a t i o n " ertragreicher Pfarrstellen (der K a n o n i k e r bezog die E i n k ü n f t e abgesehen von einem Teil derselben, der einem niedrig zu besoldenden V i k a r zufiel, der die Pfarrstelle wirklich verwaltete). Ein Teil der Professuren w a r auch einfach von in Wittenberg vertretenen O r d e n zu besetzen, so die Professur, die Luther 1508—1509 bei den Artisten verwaltet hatte, u n d die P r o fessur in der Theologischen F a k u l t ä t , die Staupitz bis 1512 innegehabt h a t t e u n d die nun Luther übernahm. Es wäre unpraktisch gewesen, einer neuen Universität, die erst f ü r sich werben m u ß t e u n d nicht mit äußeren Reizen a u f w a r t e n konnte, ein allzu einheitliches theologisches Gesicht zu geben. D i e Differenzierung der theologischen Situation k a m in Wittenberg stärker z u m Ausdruck als in dem einseitig nominalistischen E r f u r t . Luthers Kollege K a r l s t a d t w a r Thomist, u n d der stark von der D e u t schen Mystik geprägte Staupitz w a r es w o h l auch. In Wittenberg h a t Luther seine in jüngster Zeit ber ü h m t gewordenen Frühvorlesungen gehalten. W i r besitzen Nachschriften oder M a n u s k r i p t e f ü r Vorlesungen über die Psalmen (Dictata super Psalterium, 1513—15), über den Römerbrief (1515—16), über den Galaterbrief
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(1516) und den Hebräerbrief (1517). Die nächsten Vorlesungen fallen dann bereits in die Zeit nach Luthers Thesenstreit. Äußerlich hat es Luther dabei gehalten, wie es üblich war. Er hat Texte mit großen Zwischenräumen zwischen den Zeilen den Studenten in die Hand gegeben und sog. Glossen, also Einzelerklärungen, für die Zwischenzeilen und die Ränder diktiert; und er hat dann Sacherklärungen für größere Abschnitte geboten, die man Scholien nennt. Während seiner Vorlesungstätigkeit ist Luther zu einem im Orden berühmten Theologen herangereift. Man darf wohl annehmen, daß seine Ordensbrüder in Deutschland mit einem gewissen Stolz und mit Erwartung auf ihn blickten. Einen gefährlichen Kritiker an der Kirche brauchte man in ihm kaum zu vermuten, obwohl er nicht selten offene Worte über kirchliche Mißstände vor den Studenten sagte. Aber aus dem üblichen Rahmen fiel er damit nicht heraus. Auf die Studenten scheint Luther eine starke Anziehungskraft ausgeübt zu haben. Davon, daß der Professor Luther von der jungen und etwas obskuren Universität Wittenberg schon eine deutsche oder europäische Berühmtheit gewesen sei, kann schlechterdings nicht die Rede sein. Mehr läßt sich über die Frühvorlesungen Luthers an der Stelle noch nicht sagen. Sie sind, nachdem sie entdeckt waren, zunächst als die großen Zeugnisse der reformatorischen Theologie verstanden worden. Die neue Lutherforschung hat sich, wie oben gesagt wurde, an ihnen entzündet. Daß uns heute ganz sicher ist, daß das Wesentliche an der lutherischen Reformation nicht im Kampf Luthers gegen den Ablaßunfug und gegen die Übergriffe Roms liegt, sondern in der Entdeckung der neuen Gerechtigkeit, haben wir wesentlich der Ausschöpfung der Frühvorlesungen Luthers zu verdanken. Aber heute besteht wieder starke Neigung, in dem Luther der Frühvorlesungen zwar nicht mehr den katholischen Luther zu sehen (so nur Karl August Meisinger in Büchern, die erst vor wenigen Jahren erschienen sind), aber den noch nicht ganz zum Evangelium durchgedrungenen Luther, also den
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werdenden Reformator, und anzunehmen, daß Luther seine große reformatorische Entdeckung erst im Jahre 1518 oder 1519 gemacht hat. Unter den Umständen ist es das Rätlichste, hier nun über die innere Entwicklung Luthers im Kloster, über seine sog. Klosterkämpfe, zu sprechen. 8. Klosterkämpfe und Turmerlebnis Durch die Jahre von Luthers Leben im Kloster und seine akademische Tätigkeit als im allgemeinen unbekannten Professors hindurch (durch die ganzen Jahre? Oder noch über sie hinaus?) zieht sich ein schweres, ihn im innersten Grund aufwühlendes inneres Erleben. Roh läßt sich verhältnismäßig leicht sagen, worum es sich dabei gehandelt hat. Das Erleben hat eine destruktive und konstruktive Seite. Luther hat einen regelrechten inneren Zusammenbruch erlebt; und es ist ihm dann aus der inneren Katastrophe herausgeholfen worden. Worin bestand der Zusammenbruch? Mönch zu werden hieß, den Weg der Vollkommenheit zu gehen, d. h. mehr zu tun, als die für alle verbindlichen Gebote zu erfüllen, und sich an die evangelischen Ratschläge zu halten. Die drei Mönchsgelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam gegen den Oberen sind ein formelhafter Ausdruck für den Weg, auf dem man durch körperliche Entsagung und gesteigerte Frömmigkeit sicherer zum Heile zu kommen glaubt als der gewöhnliche Gläubige. Der Mönch konnte erwarten, daß er die Vollkommenheit auch spürte, insofern sie Gewissensfrieden, innere Ruhe und Sicherheit gab. Ohne Sünde ging es für keinen Mönch ab, da gerade der Mönch, das ist uralte Klostertradition, gewissenhaft seine Regungssünden beobachtet und nicht nur die Tatsünden meidet. Aber er hatte das Heilmittel der Sakramente, der Buße und des eucharistischen Opfers, und ihr regelmäßiger Gebrauch mußte ihm Gewissensfrieden und innere Sicherheit verschaffen. Bei Luther ist es zu dieser Erfahrung der Gewissensbefriedung nicht gekommen. Dafür, daß er grobe Tatsünden begangen habe oder in quälende sinn-
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liehe Begierde gefallen sei, spricht nichts, im Gegenteil, so oft Luther von gegnerischer Seite derartiges untergeschoben w o r d e n ist. Er e m p f a n d sich als innerlich nicht vollkommen, weil er das, was er als G r u n d s ü n d e vor G o t t ansah, das „Selbst-etwas-gelten-wollen-vor-Gott", den H o c h m u t und die Vermessenheit, das Eingekurvtsein in sich selber in sich verspürte, ja durch das mönchische Leben sich steigern sah. Aus dieser Entdeckung an sich selbst erwuchsen f ü r Luther schreckliche Ängste. Es quälte ihn der Gedanke, d a ß er mit dieser inneren Verfassung nie u n d nimmer vor G o t t w e r d e bestehen können. Es ging noch um mehr bei Luthers innerem Z u s a m m e n bruch. Die Lehre v o n der Prädestination bestimmte Luthers Klosterängste stark. Luther w u ß t e d a r u m , d a ß es solche gab, die von G o t t k r a f t dessen unergründlichem Ratschluß zur Seligkeit, u n d solche, die zur V e r w e r f u n g bestimmt sind. Luther e m p f a n d quälend, in zeitweise geradezu innerlich vernichtender Angst, d a ß er zu den V e r w o r f e n e n gehören könnte. Luthers Angst w a r P r ä destinationsangst. Was er an sich selbst beobachtete u n d spürte, glaubte er als Zeichen d a f ü r nehmen zu müssen, d a ß er v e r w o r f e n sei. „Die Angst mich zu verzweifeln trieb, da nichts denn Sterben bei mir blieb, zur H ö l l e n m u ß t ich sinken" — diese W o r t e aus seinem viel später gedichteten Liede (mutmaßlich 1523; „ N u n f r e u t euch, lieben Christen gmein") beziehen sich auf sein schreckliches Erleben in der Klosterzeit. Es ist ausgeschlossen, eine b ü n dige u n d schlüssige, alles verdeutlichende E r k l ä r u n g dieser inneren K a t a s t r o p h e Luthers zu geben. Z u leicht macht es sich der, der den Fall Luther als einen medizinischen, psychiatrischen Fall ansieht u n d Luthers Klosterängste als Ausdruck einer psychischen A b n o r m i t ä t versteht. Dabei legen die, die Luther medizinisch erklären wollen, großes Gewicht d a r a u f , d a ß die Anfechtungen Luthers nicht kontinuierlich waren, sondern, wie er klar bezeugt, zeitweise u n d sehr kurzfristig ihn überfielen, aber d a n n grausig w u r d e n . Wenn der Psychiater Luther eine endogene Psychose nachsagt (Reiter), k a n n m a n ihm entgegenhalten, d a ß
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dann Luthers ungeheure Arbeitsleistung, die er bis zuletzt aufgebracht hat, unerklärlich wird. Der Psychoanalytiker (Erikson) geht viel klüger vor und versucht, Luthers große Leistungen aus einem Vaterkomplex und dessen (freilich nur zeitweise) fruchtbarer Bewältigung zu erklären. Aber es sollte klar sein, daß die psychiatrischen und psychoanalytischen Erklärer und Kritiker Luthers eine religiöse Vorentscheidung fällen, wenn sie Luthers Bedrängnisse als Ausdruck seelischer Erfahrungen oder gar Abartigkeit ansehen. Sie setzen voraus, daß es kein Gericht gibt und keine Entscheidung über den Menschen, die auf Seligsprechung oder Verdammnis lautet. Aber diese Glaubensvorstellungen hat Luther mit seiner Zeit geteilt. Es geht nur um die Frage, warum bei ihm der Gedanke an Tod und Gericht zu dieser inneren Katastrophe geführt hat. Man kann nach Faktoren suchen, die von Einfluß auf Luthers Zusammenbruch gewesen sind, mehr nicht. Daß Luther alles so erlebt hat, ist eine einmalige, geschichtliche Tatsache, die sich nicht restlos erklären läßt. Die Erklärung von Gottes persönlicher Führung her, die natürlich keine „wissenschaftliche" Erklärung ist, bleibt für den, der selber ein Christ ist, immer die einleuchtendste und natürlichste Erklärung. — Von entscheidender Bedeutung ist natürlich Luthers mönchische Erziehung. Der Mönch war gehalten, durch Erfüllung des Gesetzes (einschließlich dessen, was nur geraten ist, aber vom Mönch als Pflicht übernommen war) die Vollkommenheit zu suchen, die sakramentalen Gnadenmittel zu nutzen und damit wenigstens zu einiger Sicherheit über seinen Gnadenstand zu kommen. Es fragte sich natürlich, wie streng man den sittlichen Maßstab, an dem man sich maß, wählte. — Zur Erklärung für Luthers hochgesteigerte Gewissenhaftigkeit bietet sich der Occamismus Luthers an. Wenn man die occamistische Gottesvorstellung hat, und nicht nur theoretisch hat, sondern in das persönliche Leben und Fühlen hineinnimmt, die Vorstellung also von dem majestätischen Gott, der vollkommene „Gerechtigkeit" verlangt, kann oder muß man in solche furchtbare Verzweiflung geraten. Freilich gehört zum
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Occamismus auch ein Glaube an die sittlichen Kräfte des Menschen. Der Mensch muß tun, was in ihm ist (facere, quod in se est), um annahmewürdig zu werden, und er kann viel von sich aus tun, kann es zu vollkommener Zerknirschung über seine Sünde bringen und dadurch sich auf die Gnade bereiten, sich annahmewürdig machen. Aber wenn die Erfahrung gegen den Erfolg der Selbstvervollkommnung zeugte? — Zur Erklärung könnte weiter die Beschäftigung Luthers mit der Theologie Augustins dienen. Der Grundton der Frömmigkeit, die Augustin lehrte, war die vollkommene Liebe zu dem, der das höchste Gut ist. Freilich war es nicht üblich, die augustinische Liebe zu Gott so zu verstehen, daß das ganze Leben des Christen eine einzige ununterbrochene Kette von Akten der Gottesliebe sein müsse. Die Selbstliebe war als Voraussetzung alles Seins, auch alles christlichen Seins anerkannt, und auch das gelegentliche oder auch häufige Setzen von Akten der Gottesliebe wurde als genügend angesehen. Aber wer konnte dem wehren, der in innerer Selbständigkeit die Forderung der vollkommenen Liebe zu Gott bis zu ihrer letzten Konsequenz durchdachte? Von Augustin her hat die Kirche die Lehre von der Prädestination durch den Gott, der kraft souveränen göttlichen Entschlusses die einen mit der unwiderstehlichen Gnade beschenkt und zur Seligkeit bestimmt, während er die anderen auf sich selbst stellt und in das Verderben fallen läßt. Prädestinationsangst läßt von vornherein an augustinische Einflüsse denken. — Schwer ist es, auch bei den Erklärungen, die gar nicht alles erklären, sondern nur einige Zusammenhänge deutlich machen können, zu ganz klaren Ergebnissen zu gelangen, da sich nicht aufklären läßt, wann Luther sich so zu ängstigen begonnen hat, und ebensowenig, wann er begonnen hat, sich in Augustin zu vertiefen. Randbemerkungen zu Augustin von Luthers Hand haben wir aus dem Jahre 1509. Aber das hilft kaum weiter. Man muß es bei der Feststellung bewenden lassen, daß der Occamismus und daß Augustin bei Luthers Zusammenbruch mit im Spiele gewesen sind. Nicht nur der Christ
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und der Mönch Luther, sondern gerade auch der Theologe Luther ist in eine innere Katastrophe geraten. Das heilsame, rettende Erleben Luthers bestand darin, daß er die Gnade Gottes, ja man möchte sagen, das Erwähltsein durch Gott erfuhr. Er hat den Frieden eines getrösteten Gewissens, er hat den gnädigen Gott, um den er rang, tatsächlich gefunden. Es ist schon schwer, die rettende Erfahrung Luthers noch deutlicher zu beschreiben. Es ist, etwa von Karl Holl, richtig gesehen worden, daß das Heilserleben Luthers nicht einfach auf die Formel gebracht werden kann, daß er Christus gefunden habe. Bereits dem angefochtenen Luther ist es sehr um Christus gegangen. Das war das Entsetzliche, daß in der Anfechtung auch Christus plötzlich ihm nichts mehr bedeutete. Christus war ja der Richter, so sehr jeder Fromme um Christi Güte und Freundlichkeit wußte. So wurde Luther zur quälenden Frage, ob Christus ihm gnädig sei und ob sein Gnadenwerk auch ihm endgültig zugute komme, ob er vor Christus im Gericht bestehen werde. Auch auf die einfache Formel von Gottes Gerechtigkeit oder die von der geschenkten Gerechtigkeit kann man Luthers Erleben schwerlich bringen. Luther hat bekanntlich selbst, seit seiner Schrift Vom geknechteten Willen (1525), diese Formel gebraucht. Vor allem hat er in seinem Rückblick auf sein Leben 1545 (s. o. 6) behauptet, daß ihm in der entscheidenden Wende seines Lebens, da ihm das wilde und verwirrte Gewissen genommen worden sei und er sich neu geboren und durch die geöffneten Pforten ins Paradies eingehen gefühlt habe, an Rom 1, 17 aufgegangen sei, daß der Apostel mit der Gottesgerechtigkeit die geschenkte Gerechtigkeit meine. Alle früheren Ausleger, abgesehen von Augustin, haben es, so sagt Luther einmal, anders verstanden. Daß das letztere nicht stimmt, haben Luthers katholische Kritiker Luther nachgewiesen. Und vor allem: Luther hat ja nicht nur erfolglos darum gerungen, durch ein vollkommenes Leben die geforderte Gerechtigkeit, so wie sie Gott besitzt, bei sich zu erzeugen, sondern auch, eine Gerechtigkeit, die Gott schenkt, 4
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in einem geheiligten Leben bei sich zu finden. Man muß erst richtig interpretieren, wie Luther die geschenkte Gerechtigkeit versteht, wenn man die Formel zur Erklärung seiner Entdeckung gebrauchen will. Es wird jetzt richtig sein, erst einmal nach den Geburtshelfern zu fragen, die bei der neuen Geburt, die sich an Luther vollzogen hat, mitgewirkt haben. Die Formel von den Geburtshelfern wird mit Absicht hier verwendet. Eine Geburt kommt nicht durch Zusammenwirken von Geburtshelfern zustande, sondern ist ein Lebensereignis, dessen wesentliche Ursachen nicht in dem Beistand liegen, der der Gebärenden geleistet wird. Um mehr als „Geburtshilfe" wird es sich bei dem, was zur Erklärung für die Wendung, die sich in Luther vollzogen hat, zu sagen ist, nicht handeln. Aber die Rechenschaftslegung über die Geburtshelfer kann den Vorgang verdeutlichen. Luther hat zunächst einmal menschliche Hilfe empfangen. In jedem Kloster war Vorsorge getroffen, daß sog. Skrupulanten Beistand empfingen. Skrupulanten sind Angefochtene, und natürlich ist Luther zunächst einmal als Skrupulant betrachtet und behandelt worden. Allerdings stammten die Anfechtungen der Skrupulanten regelmäßig aus der Sorge, eine Todsünde bei der Beichte vergessen und deshalb keine wirkliche Vergebung empfangen zu haben. Es ist wohl verständlich, daß Luthers Klosterpräzeptor oder ein feiner alter Mann unter den Mönchen (so Melanchthon) Luther das Gebot einschärften, an die ihm zugesprochene Vergebung zu glauben. Da Luthers Skrupel aber viel tiefer gingen, halfen ihm diese Ratschläge nicht wesentlich weiter. Noch mehr Gebote (er solle an die Vergebung der Sünden glauben) vergrößerten bei ihm, der auf gesetzlichem Wege vollkommen werden wollte, die Last nur noch mehr. Es ging bei ihm andererseits gar nicht darum, daß er Gott gegenüber etwas versäumt, sondern darum, daß Gott ihn nicht erwählt habe. Man hatte sogar Literatur für Skrupulanten. Jean Charlier gen. Gerson hatte Anfang des 15. Jahrhunderts ein seelsorgerliches Hilfsbuch für an sich verzweifelnde Mönche geschrieben.
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Luther, der nicht an sich, sondern a n G o t t verzweifelte, h a t es nicht entscheidend helfen k ö n n e n . Sehr viel wirksamer u n d nachhaltiger als die H i l f e , die Luther von irgendwelchen Klosterbrüdern erfuhr, m u ß die H i l f e gewesen sein, die ihm sein Ordensoberer Johann Staupitz leistete. Luther h a t sich zeitlebens zu dieser H i l f e b e k a n n t u n d Staupitz eine w a r m e D a n k b a r k e i t b e w a h r t , obwohl Staupitz schließlich Luthers Weg nicht mitgegangen, sondern als Benediktinerabt v o n St. Peter in Salzburg gestorben ist. Staupitz h a t Luther dazu gebracht, nicht weiter d a r ü b e r nachzugrübeln, ob er p r ä destiniert sei oder nicht, sondern einfach auf die Wunden Christi zu schauen, der f ü r uns gestorben ist. O b n u n Staupitz gesagt hat, d a n n schwinde die Prädestination (der G e d a n k e an sie u n d die Sorge u m das Prädestiniertsein), oder gar, im Blick auf Christi W u n d e n erweise sich dem Angefochtenen, d a ß seine Anfechtungen Zeichen der E r w ä h l u n g sind, läßt sich aus den verschiedenen Ü b e r lieferungen einer Tischredenstelle, die uns Aufschluß über die H i l f e gibt, die Staupitz Luther geleistet hat, nicht mehr sicher ermitteln. Schwerlich h a t ein einziges Gespräch mit Staupitz Luther aufgerichtet. D e r ganze Einfluß Staupitzens m u ß f ü r Luther hilfreich geworden sein. U n d es geht noch um viel mehr. In Staupitz ist Luther der Welt der Deutschen Mystik begegnet. Schon von der Beziehung Luthers zu Staupitz her k o m m t m a n zu der Frage, ob Luther die Theologie u n d Frömmigkeit der Deutschen Mystik geholfen hat, aus dem grauenhaften Angefochtensein herauszukommen. Aber noch ganz andere U m s t ä n d e lassen nach Einflüssen der Deutschen Mystik auf Luther suchen. Luther h a t eine mystische Schrift mit dem N a m e n Deutsche Theologie, v e r f a ß t von einem F r a n k f u r t e r Deutschherrenpriester, aufgefunden, durchstudiert, w e n n nicht verschlungen, u n d (1516, vollständig 1518) herausgegeben. Er h a t auch Taulers Predigten gelesen, ist aufs stärkste von ihnen ergriffen w o r d e n u n d h a t Tauler als einen der größten Theologen gerühmt, die je dagewesen sind. U n d noch 4»
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mehr: In Frühvorlesungen Luthers, speziell in der ersten über die Psalmen (Dictata, 1513—15) ist der Einfluß der Mystik mit H ä n d e n zu greifen. Allerdings ist es schwierig, mit der Frage nach den Beziehungen Luthers zur Deutschen Mystik klar zurechtzukommen. Zwischen der Mönchsfrömmigkeit und der Deutschen Mystik besteht eine Wahlverwandtschaft, und bei ganz bestimmten Begriffen etwa ist man im Zweifel, ob das einfach mönchische Rede oder Einfluß der Mystik ist (Demütigwerden, Zunichtewerden, Abtötung usw.). Hinzukommt, daß Taulerlektüre Luthers erst f ü r 1516 sicher bezeugt ist. U n d schließlich hat die Mystik, auch die sog. Deutsche Mystik (Mystik des 14. und 15. Jahrhunderts), Züge, die so weit vom reformatorischen Denken wegweisen, daß man es kaum fassen möchte, daß Luther gerade durch die Mystik so geführt sein könnte. Er muß f ü r gewisse Züge der Deutschen Mystik, etwa f ü r ihr Gefälle zum Pantheismus hin, einfach abgeblendet gewesen sein. Aber daß der Weg der Werke nicht zu Gott führt, sondern in die Eitelkeit und Selbstgefälligkeit und damit so weit ab von Gott wie möglich, daß die Demut und Erniedrigung, das Ganzklein-werden vor Gott, damit vollzogen die Anerkennung dessen, daß Gott allein die Ehre gebührt, ja das Erleben Gottes bis zur Höllenqual in Wahrheit in den Himmel bringt, das ist mystisches Gedankengut, das Luther mit geprägt hat, ihm eigen geworden ist und ihm Geburtshilfe bei der neuen Geburt, die sich an ihm vollzog, leisten durfte. Ganz deutlich wird alles erst dann, wenn man eine Auslegungsmethode beachtet, deren der junge Luther sich bedient hat. Was er in den Psalmen las, legte er Christus in den Mund. Alle Leiden, von denen die Psalmensänger erzählen, sind Christi Leiden. Aber diese Leiden sind wieder ein Vorbild der Leiden des Frommen. Diese Exegese nennt man tropologisch. Der Fromme gliedert sich durch das Gebet des Psalmisten und die Versenkung in das Leiden des Beters also in das Leiden Christi ein. U n d dieser „Glaube" an Jesus Christus, der bis in
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die Hölle führen kann, ist es doch, der aus der Hölle herausführt. In derselben Psalmen Vorlesung, in der wir „mystisches" Gedankengut finden, sind auch augustinische Einflüsse zu beobachten. Ja, man hat von einem Neuplatonismus in der ersten Psalmenvorlesung gesprochen. Augustin ist bekanntlich aufs stärkste vom Neuplatonismus befruchtet gewesen, und seine Theologie ist eine der Einfallspforten neuplatonischen Denkens in christliches Denken. Denkschemata wie die untere und die obere, die irdische und die ewige Welt usw. bei Luther weisen auf Augustin oder gar auf den Neuplatonismus. Wie man nun auch zu der These vom neuplatonisch-augustinischen Element in der ersten Psalmenvorlesung stehen mag — auf alle Fälle muß die Frage gestellt werden, ob die Theologie Augustins Luther Geburtshelferdienste bei seinem Neugeborenwerden geleistet hat. Es ist sicher der Fall gewesen. Als Occamist ist Luther in einer Vorstellungswelt aufgewachsen, die alles von Gottes Willen und Urteil her versteht, sowohl die Sünde des Menschen als auch die Gnade, die ihm zuteil wird. Sünde heißt in erster Linie, daß Gott einen Menschen zornig ansieht, als Sünder betrachtet, und Gnade, daß ihm Gott seine vergebende oder ihm seine guten Werke abnehmende Güte zuwendet. Gut und Böse sind nicht Eigenschaften des Menschen, sondern Urteile, die Gott über den Menschen abgibt. Was er ist, ist der Mensch durch das Urteil Gottes über ihn. Für die Beurteilung des sündigen Menschen konnte das gefährlich werden. Der Mensch, der vor Gott verworfen ist, kann vielleicht, wenn man von diesem Urteil Gottes einmal absieht, sittlich sehr wertvoll und sehr erfolgreich sein, nur eben das wirkliche Wohlgefallen des rätselhaften Gottes nicht ganz erlangen. Darauf lief auch die occamistische Lehre vom Menschen hinaus: Der Mensch tut, was in ihm ist, entfaltet alle seine guten Kräfte; nütze die Gnade — und dann wird Gott sein Urteil doch wohl ändern und seine Güte Dir zuwenden. Im Gegensatz zur occamistischen Vorstellung vom Menschen unter der Sünde hat Luther
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II. Luthers Werden
eine eigene und ganz andere Anthropologie entwickelt. Er hat eine ganz unoccamistische Vorstellung von der Sünde. Sünde ist nicht nur ein Urteil Gottes über den Menschen, sondern ein ganz tiefes Verderben, ein grausiger Schade. D a ß die Sünde etwas so Grausiges ist, Fesselung an die Selbstsucht, hat Luther im Kloster, in seinen Kämpfen erfahren. Aber er konnte es auch aus Augustin wissen und hat es sicher in der Auseinandersetzung mit ihm so begriffen. Insofern ist Augustin mit beteiligt an Luthers neuer Geburt. Freilich, streng genommen ist Augustin damit erst einmal beteiligt an der destruktiven Seite des Vorganges. Die Tiefe und der Abgrund der Sünde haben Luther in die Verzweiflung gestoßen und ihm wirklich noch nicht geholfen. Aber nun hat ein neuer Ausleger von Augustins Prädestinationslehre (Gotthard Nygren) sehr schön ge7 sagt, daß ihr Grundmotiv die Allmacht der Gnade ist. D a ß Augustins Sündenlehre auf die allmächtige Gnade bezogen war, hat auch Luther schon gespürt. Die Gnade, die Gott in Christo f ü r den Sünder bereit hat, hat Luther dann aus seinen Ängsten errettet. D a ß Luther sich Augustin zu großem D a n k verpflichtet gefühlt hat, hat er selber mit starken Worten ausgesprochen. Er behauptet, beglückend erfahren zu haben, daß Augustin die passive, also die geschenkte Gerechtigkeit Gottes verkünde (allerdings sei Augustin nicht der erste gewesen, der es ihn gelehrt habe). Mit der Tatsache, d a ß Luther Augustin als seinen Geburtshelfer angesehen hat, müssen wir uns abfinden. Ob Luther Augustin richtig verstanden hat, ist allerdings die Frage. Die Gnade ist f ü r Augustin eine Wunderkraft, die den Menschen verwandelt. Für Luther ist die Gnade die H u l d Gottes, die verzeiht und den Menschen so ansieht, als wäre er gerecht. Wenn man das Rechtfertigungsverständnis Augustins effektiv nennt und das Luthers forensisch, kommt man zu dem Ergebnis, daß Luther Augustin mißverstanden hat, wobei das Mißverständnis durchaus fruchtbar gewesen sein könnte. Richtiger aber dürfte es sein, Augustins Rechtfertigungslehre sanatorisch zu nennen.
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Die Rechtfertigung des Sünders ist ein Heilungsvorgang, der sich wirklich vollzieht und doch in diesem Leben nicht zum Ziele kommt. Sollte etwa Luthers Rechtfertigungsverständnis auch sanatorisch sein, nur dahingehend vertieft, daß der noch nicht Geheilte immer noch krank ist, daß der (jetzt ohne das Bild vom Arzte geredet), der (noch) nicht das ganze Gesetz erfüllt, immer noch ganz schuldig ist? Luthers Rechtfertigungsverständnis würde deshalb forensisch, weil es eben nicht effektiv, sondern nur sanatorisch ist, und das etwas ernster verstanden als bei Augustin. Der Unterschied zwischen Augustin und Luther bleibt dann. Augustin hat eine Verwandlung an sich erfahren und die Gnade, die ihn verwandelt hatte, gepriesen. Luther hat sich der Gnade Gottes getröstet, obwohl die Sünde, die Ichverkrümmtheit, die Selbstsucht noch in ihm war. Aber es liegt kein unüberbrückbarer Gegensatz mehr vor, und vielleicht wird auch der unverkennbare Unterschied zwischen der weil sanatorischen, darum forensischen Rechtfertigungslehre Luthers und der pedantisch-forensischen Rechtfertigungslehre Melanchthons und der sich in der Hinsicht stark an Melanchthon anschließenden altprotestantischen Orthodoxie verständlich, die so stark angefochten worden ist, und doch wohl nicht ohne alles Recht. Daß Luther die Gnade mitten im Sündenleben an sich erfuhr, hängt wieder damit zusammen, daß er ein Occamist war. Man kann so sagen: Er hat mit Hilfe Augustins seinen Occamismus überwunden; aber er hat doch auch Augustin wieder, was die Gnade betrifft (nicht was die Sünde betrifft) occamistisch verstanden. Wir müssen nun noch weiter fragen, ob Luther seinem Occamismus positive Hilfe auch für die neue Geburt zu verdanken hat, also für die konstruktive Seite seiner inneren Wandlung. Die Occamisten fanden die Offenbarung Gottes in der Schrift. Die Vernunft führt nicht zu Gott; sondern die positive Offenbarung in dem Worte tut das. Schon der Occamismus half Luther, allen Nachdruck auf die Heilige Schrift zu legen. Der Haupthelfer Luthers bei seinem Neuwerden wurde tatsächlich die Heilige Schrift; aber mittelbar liegt
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darin auch ein Hilfsdienst, den Luther sein Occamismus leisten konnte. In der Tat ist es nun so, daß das Schriftstudium und besonders das Paulusstudium Luther mächtig angeregt und entscheidend vorwärts gebracht und schließlich die Wendung bei ihm ausgelöst hat. In Luthers Vorlesung über den Römerbrief, die er 1515—16 gehalten hat, finden wir doch den stärksten Niederschlag von Luthers großem Erleben. Eine besondere Bedeutung hat da ganz gewiß das siebente Kapitel des Römerbriefes gehabt in der Weise, wie er es verstanden hat und wie es viele vor ihm, bereits in der altkirchlichen Zeit, verstanden haben. Da redet Paulus (neuere Ausleger deuten das Kapitel ganz anders) von dem alten Menschen in ihm, der dem Gesetz unterworfen ist, ihm gehorchen will, aber mit ihm nicht fertig wird und die Sünde noch in sich verspürt, diese geradezu gesteigert durch das Gesetz. Und er spricht von dem neuen Menschen, der mit dem Geiste Gottes beschenkt ist. Beide, der alte und der neue Mensch, sind gleichzeitig in ihm vorhanden. Luther hat in dem Ringen mit Rom 7 die merkwürdige und viel umstrittene, aber für ihn so einzigartig bedeutungsvolle Formel simul justus — simul peccator (zugleich gerecht und zugleich Sünder) geprägt. Sünder ist der Christ nach der Wirklichkeit und gerecht im Glauben, durch die Gnade Gottes, durch den favor Dei. Der große Trost und die rettende Hilfe war für Luther also die Vergebung Gottes, die auch schon an ihm arbeitet und ihn vorwärts bringt (also ihn nicht völlig in der Sünde stecken läßt), aber nichts daran ändert, daß die Sünde noch in ihm steckt und ihn eigentlich noch verworfen macht. Aber die Verwerfung ist dadurch behoben, daß Gott vergibt und den Sünder als gerecht annimmt. Die Gnade ist, wenn man es so ausdrücken will, noch occamistisch verstanden, als ein Urteil, das Gott in gnädiger Gesinnung über den Menschen spricht. Und der Glaube nimmt diese Zusage der Gnade Gottes demütig an. Anders ausgedrückt: Das Werk der Barmherzigkeit, das Gott in Christus vollzogen hat, außerhalb
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seiner, hat ihn gerettet, ihn frei und froh gemacht und ihn dessen versichert, daß er einen gnädigen Gott habe. Wann ist das nun alles vor sich gegangen? Wann haben die furchtbaren Ängste eingesetzt? Wann vor allem ist der Durchbruch erfolgt und hat Luther den gnädigen Gott gefunden? Luther hat selber zweierlei deutlich ausgesprochen: Einerseits, daß ihm die große Entdeckung beim Nachsinnen über die Stelle Rom 1, 16. 17 aufgegangen sei (nach seiner eigenen, berühmt gewordenen Übersetzung: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: ,Der Gerechte wird aus Glauben leben'"; Bezugnahme auf H a b 2, 4). Andererseits: Die neue Erkenntnis sei ihm aufgegangen, als er zum zweiten Male über die Psalmen Vorlesung gehalten habe, und das heißt im Jahre 1518 oder 1519 (Operationes in Psalmos). Gegen die zweite Behauptung hat sich ein lauter Widerspruch erhoben: Das ist gänzlich unmöglich! Die neue Gnadenerkenntnis muß viel früher da gewesen sein! Als Luther über den Römerbrief las, sicher schon! N u n hat Luther gar noch das große Erleben lokalisiert. Nach Tischreden hat er das Erlebnis im Turm des Klosters gehabt: darum spricht man gemeinhin von seinem Turmerlebnis. Merkwürdig aber, daß das so eindrucksvoll gebliebene Erleben keinen Niederschlag in den Vorlesungen gefunden hat! Bei Rom 1, 16. 17 in der Römervorlesung merkt man nichts davon. Es ist behauptet worden, schon in der ersten Psalmenvorlesung (fünf Jahre vor der zweiten) bei Ps 30/31 oder Ps 70/71 zeige Luther das neue Verständnis der Gerechtigkeit Gottes. Ältere Forscher haben das Erleben gar bereits in die Zeit 1508—1511 verlegt. Wenn Staupitz sehr stark beteiligt war, möchte man wirklich an die Zeit denken, da Luther Staupitz persönlich sehr nahe gekommen ist, und das wäre diese Zeit. Heute besteht wiederum Neigung, Luthers Ansetzung
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des Erlebens auf 1518 oder 1519 doch gelten zu lassen (obwohl nicht einmal völlig sicher ist, ob es Luther an, der Stelle, wo er das zu sagen scheint, in seiner kleinen Selbstbiographie von 1545, wirklich so meint). Dabei gilt die Hebräervorlesung von 1517 eigentlich schon als das klare Zeugnis dafür, d a ß Luther zu einer wirklichen Heilsgewißheit gekommen ist! Es bleibt nichts übrig als das nüchterne Eingeständnis, daß wir keinen Kalender f ü r Luthers innere Entwicklung aufstellen können. Wir müssen es bewenden lassen beim Aufweis der Zusammenhänge, wie er zu geben versucht wurde. Es muß auch klar bleiben, daß alle Hinweise auf Geburtshelfer nichts weiter sind als dies. Eine wirkliche Erklärung des Vorganges ist nicht möglich, denn der Vorgang w a r überhaupt keine neue theoretische Gotteserkenntnis, sondern eine Gottesbegegnung, nicht eine Umstellung in theologischen Aussagen, sondern in der H a l t u n g zu Gott. U n d nicht einmal das entspricht Luthers Selbstbeurteilung ganz: Nicht er hat seine H a l t u n g zu Gott geändert, sondern Gott die seine zu ihm. Einmal ganz nüchtern gesagt: Die Originalität Luthers beeinträchtigt alles das nicht, was auf Einflüsse auf Luther von der Theologie her, die Luther in sich aufgenommen und bei sich verarbeitet hat, deutet. Aber daß Luther Reformator geworden ist aus den Klosterkämpfen heraus und nicht aus dem Ärgernis, das er an den kirchlichen Mißständen nahm, ist ganz sicher. Das Evangelium hat der Mönch und der Exeget und der Prediger Luther entdeckt, nicht der Kirchenkritiker Luther; das neue Evangelium hat vielmehr Luther zum Kirchenkritiker werden lassen. Luthers Zusammenstoß mit der Kirche ist deshalb erfolgt, weil er mit diesem Evangelium in diese Kirche einbrechen konnte (und sie schließlich sprengen mußte), aber f ü r es nicht das Gehör der ganzen Kirche f a n d und nicht die ganze Kirche zu diesem Evangelium zurückbringen konnte.
III. Luthers Durchbruch 9. Ablaßstreit und Ketzerprozeß Jeder, der zu einer neuen Erkenntnis kommt, muß sich unausweichlich mit solchen auseinandersetzen, die diese Erkenntnis noch nicht gehabt haben oder haben. Und wenn die neue Erkenntnis nur aus der Position heraus geboren ist, also bei Luther zuletzt aus dem Bibelstudium — sie muß dann doch verteidigt werden gegen solche, die mit ihren Sätzen dieser Erkenntnis im Wege sind und sie verdunkeln wollen. Luther hat bei den Theologen vor ihm, vor allem des Mittelalters, also bei den Scholastikern, viel Irrtümer gefunden, was Gnade und Glaube und Rechtfertigung betrifft. Die Art und Weise, in der man noch zu Luthers Zeiten seinen Widerspruch gegen irrige Meinungen erhob und gleichzeitig seine eigenen, klar erfaßten neuen Erkenntnisse präzisierte, war die akademische Disputation. Man stellte eine Reihe von Sätzen, von Thesen auf, von denen manche thetisch, manche antithetisch waren, forderte alle heraus, die diesen Sätzen widersprechen wollten, und verteidigte diese dann. Eventuell formulierte der Lehrer die Sätze und ließ sie durch einen Schüler verteidigen. Im Jahre 1517 hat Luther Thesen gegen die scholastische Theologie formuliert, recht scharf und grundsätzlich, und ein Schüler, Franz Günther, sollte sie verteidigen. Die Sache sah beinahe gefährlich aus. Hier waren Zusammenstöße mit der Kirche durchaus möglich. Es ist tatsächlich nichts passiert. Wenige Wochen später hat Luther wieder einmal Streitsätze formuliert, die viel harmloser waren. Allerdings ging es um etwas, was bestimmt keine rein akademische Angelegenheit war, um den Ablaß. Der Ablaß wurde in den Kirchen oder gar auf Plätzen und Straßen vertrieben, und Ablaßbriefe wurden an das Volk verkauft, während die scholastische Theologie das Volk nicht weiter berührte. Aber wenn einer im Rahmen der Universität über den Ablaß disputieren wollte, war das theologisch
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gesehen keine sehr erregende Sache. So populär der Ablaß war, so wenig waren die Fragen um den Ablaß theoretisch richtig geklärt. Es war das gute Recht jedes Theologen, da noch seine eigene Meinung zu haben. Aber aus dem Streit um die scheinbar so harmlose Ablaßfrage ist schließlich Luthers Reformation hervorgegangen. Worum handelt es sich eigentlich beim Ablaß? Nicht etwa um den Verkauf der Sündenvergebung gegen Geld. Allerdings müssen beim Vertrieb des Ablasses von den „Ablaßkrämern", wie der Dominikanermönch Johann Tetzel aus dem Leipziger Paulinerkloster einer war, der in der Nähe von Wittenberg auftrat (in Jüterbog, im Erzstift Magdeburg gelegen; nach Kursachsen wurde er nicht hereingelassen), unglaubliche Dinge gesagt worden sein; und der gemeine Mann mag tatsächlich gedacht haben, er könne sich die Sündenvergebung erkaufen. Tatsächlich unterscheidet die katholische Dogmatik die Vergebung der Sünden, durch die eine ewige Verdammung um der vergebenen Sünden willen natürlich ausgeschlossen ist, und den Erlaß der zeitlichen Strafen. Die Sünde wird in der Beichte vergeben, durch die Absolution; zeitliche Strafen müssen abgebüßt werden, durch Bußstrafen, die der Priester im Beichtstuhl auferlegt, vielleicht auch durch schicksalhafte Widerfahrnisse des Lebens und dann im Fegefeuer (zeitlich heißt befristet, nicht irdisch). Daß Gott überhaupt noch straft, nachdem er vergeben hat, haben protestantische Theologen und Nichttheologen aus jüngerer Zeit weithin als sinnwidrig erklärt. Aber daß einem Unzuchtssünder, der sich durch seine Ausschweifungen ein schweres körperliches Leiden zugezogen hat, mit der Vergebung, die er empfängt, die Krankheit nicht gleich abheilt, ist eine Erfahrungstatsache; und gegen die Unterscheidung von Schuldvergebung und eventuellem Straferlaß ist nicht viel zu sagen. Daß Gott kirchliche Strafen auf seine Strafen anrechnet, steht auf einem anderen Blatt. Ablaß hat eigentlich nur mit dem Straferlaß zu tun und ist im Grunde genommen ein Austausch der einen Strafe mit der anderen.
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Wenn im Mittelalter einer einen Totschlag begangen hatte, mußte er vielleicht dafür durch langes Fasten büßen. Schloß er sich einem Kreuzheer an, konnte das die Fastenbuße ersetzen. Also eine Kavaliersbuße statt der ordinären, entehrenden Buße! Dann kamen die Geldzahlungen als Ersatzleistungen auf. Schließlich wurde es üblich, Ablaß an bestimmte Zeiten und Orte zu binden. In den sog. Jubeljahren, die eingerichtet wurden, als die Kreuzzüge zu Ende gegangen waren, konnte man nach Rom pilgern und sich dort Ablaß holen usw. Aber auch die Romfahrt ließ sich bald mit Geld ablösen. Luther hat, als er seine 95 Streitsätze gegen den Ablaß aufstellte, das Recht der Kirche gar nicht angefochten, Strafen, die sie verhängt hatte, in andere zu konvertieren. Allerdings hat er seiner Verwunderung Ausdruck gegeben, daß der so reiche Papst die Sache so darstellte, als ob er Strafen erließe, und sich doch den Ablaß bezahlen ließ und ihn nicht verschenkte; und den Unfug beim Ablaßgeschäft hat er auch angeprangert. Schwierig wurde, daß der Ablaß letztlich doch etwas mit der Sündenvergebung zu tun hatte und nicht nur mit dem Straferlaß. Die Ablaßbriefe gaben zugleich die Erlaubnis, bei jedem beliebigen Priester zu beichten, auch ganz schwere Sünden, die man sonst nicht einfach beim Ortspfarrer loswerden konnte. So verhießen Ablaßbriefe Erlaß von Schuld und Strafe, und die nötige Beichte, mit der man eben den Erlaß der Schuld erlangte, wurde beinahe zur Formalität. Immerhin: Wenn man genau hinsah, waren die Dinge schon klar. Die zweite Schwierigkeit bestand darin, daß auch Fegefeuerstrafen durch Geld ablösbar waren, und nicht nur die eigenen. Man konnte nach einer Bulle Papst Sixtus IV. von 1477 Geld zahlen und damit längst verstorbenen Leuten das Fegefeuer verkürzen oder sie gar aus dem Fegefeuer erlösen. Eine Beichte war da naturgemäß nicht mehr möglich, und es bestand auch keine Sicherheit, daß der Betreffende wirklich im Fegefeuer steckte und nicht gleich in die Holle gefahren war.
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I I I . Luthers Durchbruch
Luther hat in seinen Thesen schließlich nur festgestellt, daß die Kirche lediglich Strafen erlassen oder verändern könne, die sie selbst verhängt habe, aber nicht solche, die Gott verhängte. Er hat also den Ablaß als solchen stehen lassen und nur in seiner Bedeutung begrenzt. Dennoch steckt in Luthers Thesen mehr als diese Einengung des Ablasses und der Kampf gegen die Begleitumstände des Ablaßvertriebes überhaupt und der Ausschreibung des Ablasses, um den es gerade ging: Der Ablaß, gegen den Luther stritt, war 1506 und erneut 1514 zugunsten des Neubaues der Peterskirche in Rom ausgeschrieben worden; er gingen aber Prozente, und nicht nur ein paar, an Erzbischof Albrecht von Hohenzollern, dem geholfen werden mußte, eine riesenhafte Summe für die Kurie aufzubringen, die er wegen Ämterkumulation zahlen mußte (Erzbistum Mainz, Erzbistum Magdeburg und Administratur Halberstadt), an das Bankhaus Fugger, das schon Geld vorgestreckt hatte und das Ablaßgeschäft wirtschaftlich betreute, an Tetzel usw. Luther hat nicht einmal alle Zusammenhänge gekannt und ist gar nicht auf alle Hintergründe eingegangen. Nein, Luther machte über die Limitierung des Ablasses hinaus den Ablaß grundsätzlich fragwürdig: Ablaß suchen heißt, die Strafe fliehen, während der bußfertige Sünder sie gerade sucht (These 40). Luther focht die Behauptung an, daß der Schatz der Kirche, aus dem der Papst nehmen und die mangelnden Werke der Gläubigen ersetzen könne, in den Verdiensten Christi und der Heiligen bestünde. Luther erklärte weiter, daß es sehr viel größere und wesentlichere Gaben gäbe, die die Kirche austeile, als den Ablaß. In der berühmten These 62 heißt es: „Der wahre Schatz der Kirche ist das hochheilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes." Und dabei kam eben schon heraus, daß der Luther des Ablaßkampfes das nicht verleugnen konnte, was ihn Jahre hindurch im Allerinnersten beschäftigt hatte, nämlich daß der Weg zu Gott und zum Frieden mit Gott und zum Heile nicht so geht, daß Leistungen dargebracht, Werke getan und Verdienste vorgelegt werden, ganz gleich, ob
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es n u n eigene Verdienste sind oder fremde, sondern so, d a ß der bußfertige Sünder glaubt u n d das E v a n gelium annimmt. U n d d a ß Buße etwas ganz anderes ist als das, was sich im S a k r a m e n t der Buße abspielt, etwas, was z u m ganzen christlichen Leben gehört, ist bereits in der ersten These ausgesprochen: „Als unser H e r r u n d Meister Jesus Christus sagte: T u t Buße, wollte er, d a ß das ganze Leben des Christen eine einzige Buße sei." K u r z gesagt: Die Thesen erörtern eine theologische Frage, die wirklich noch zur Diskussion stand, und enthalten, oberflächlich betrachtet, keine aufregende neue Botschaft. Aber durch sie schimmert doch deutlich ein Evangelium hindurch, wie es die Kirche bisher nicht v e r k ü n d e t hatte. Durch diese Thesen ist Luther b e r ü h m t geworden, u n d der Tag, der dem Allerheiligentag 1517 voranging, an welch letzterem im Allerheiligenstift in Wittenberg selber allerhand A b l a ß zu holen w a r , gilt nun als der T a g der deutschen R e f o r m a t i o n , der 31. O k t o b e r 1517. Z u r Disp u t a t i o n meldete sich niemand. I n n e r h a l b v o n zwei Wochen aber w u r d e n die Thesen in ganz Deutschland bek a n n t , u n d sie erregten ungeheures Aufsehen. Sie gaben den Anstoß d a f ü r , d a ß Luther schließlich als Ketzer erklärt, von der Kirche gebannt u n d v o m Reiche geächtet wurde. Zunächst einmal f ü h r t e n sie z u m Ketzerprozeß gegen Luther, zu dem m a n zweimal ansetzte. Die erste Anklage (Juni 1518) lautete auf Verbreitung verdächtiger Lehren u n d Verdacht der Ketzerei, die zweite (August 1518; sog. „summarisches V e r f a h r e n " ) auf notorische Ketzerei. Natürlich w u r d e von R o m aus deshalb gegen Luther vorgegangen, weil Anzeigen aus Deutschland gegen Luther eingelaufen w a r e n . Luthers Bischof, H i e r o n y m u s Schulze, ist a m allerbehutsamsten vorgegangen. Albrecht von Brandenburg w a r nicht nur Leiter der Kirchenprovinz, zu der Luthers Bistum gehörte, sondern w a r insofern von der Luthersache persönlich berührt, als er weitgehend von dem A b l a ß profitierte u n d auf ihn die Ablaßinstruktion, nach der der A b l a ß vertrieben wurde, zurückging; er h a t wesentlich schärfer zugegriffen
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III. Luthers Durchbruch
und regelrecht Anzeige erstattet. Viel mehr, als daß er sich Deckung verschaffte, hat er doch schwerlich getan. Die eigentlichen Treiber waren die Dominikaner, zu denen Tetzel gehörte. Ehe wir von den Ablaßthesen und den Anfängen des Ablaßkampfes zu dessen Fortsetzung kommen, müssen wir ein paar Worte zu einem kuriosen Forschungsstreit sagen, der, vor etwa 10 Jahren ausgebrochen, viele Gemüter je länger, um so stärker bewegt hat und heute noch nicht endgültig ausgetragen ist. Es fing harmlos an. Plötzlich wurde (Hans Volz) behauptet, Luther habe seine Thesen nicht am 31. Oktober, sondern erst am 1. November 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen. Die Behauptung wurde bestritten und verteidigt (ersteres u. a. von K u r t Aland). D a n n erklärte plötzlich ein katholischer Forscher (Erwin Iserloh), Luther habe seine Ablaßthesen überhaupt nicht öffentlich angeschlagen, sondern nur Kardinal Albrecht und seinem Bischof (Hieronymus Schulze von Brandenburg) zugesandt und darüber hinaus noch einigen Freunden zugänglich gemacht. Das Hauptargument gegen den Thesenanschlag ist die (bisher nicht widerlegte) Behauptung, daß das erste klare und eindeutige schriftliche Zeugnis f ü r den Thesenanschlag aus dem Jahre 1546 und von Melanchthon stammt. Das wesentliche Gegenargument ist dies, daß man nicht annehmen kann, daß eine solche unwahre Behauptung Melanchthons unbestritten geblieben wäre, am wenigsten in einer Zeit, da Melanchthon in höchstem Maße Gegenstand der Verunglimpf u n g und gezielter Angriffe war, wie in der nach dem Schmalkaldischen Krieg und in der Interimszeit. Augenzeugen lebten noch genug. Ehe nicht die angekündigten neuen Untersuchungen erschienen sind, die exakte Beweise (gegen den Thesenanschlag) bringen wollen, und vielleicht nicht vor dem Jubiläumsjahr 1967, f ü r das noch manche Veröffentlichungen zu erwarten sein dürften, wird man nichts Endgültiges sagen können. So erregend die Angelegenheit ist, sehr viel hängt nicht davon ab, ob die Thesen angeschlagen worden sind oder nicht. D a ß sie verfaßt
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wurden, daß sie eine gewaltige Diskussion ausgelöst haben, wenn auch keine akademische Disputation, und daß mit ihnen und mit der Diskussion über die Thesen und den Ablaß die reformatorische Bewegung einsetzte, steht außer allem Zweifel. Nun weiter zum Ablaßkampf. Bei dem ganzen Kampf um den Ablaß, der sich schließlich bis zu Luthers Bannung hinzog, also bis zum Anfang des Jahres 1521, ist es nicht einfach um die 95 Thesen gegangen. War schon die mit den Thesen erstrebte Disputation nicht zustandegekommen, zu einer literarischen Auseinandersetzung kam es doch. Die Gegenthesen Tetzeis, die er sich von einem Professor aus Frankfurt an der Oder namens Konrad Koch gen. Wimpina hatte verfertigen lassen und die er bei dem Kapitel seines Ordens in Frankfurt verteidigte, führten nicht weiter. Sie gaben Luther nur den Anlaß, in einem deutschen „Sermon von Ablaß und Gnade" noch einmal ausführlich das Ablaßthema zu erörtern. Eine zweite Streitschrift Luthers zur Sache, die lateinischen „ R e s o l u t i o n e n über die Kraft der Ablässe", erschienen im August 1518, ist Papst Leo X. gewidmet (an ihn bereits im Mai gesandt) und war schon Abwehr eines zugemuteten Widerrufes. Ein Theologe, der Luther nicht unbekannt war und zu dem Luther seit einiger Zeit freundschaftliche Beziehungen hatte, Dr. Johann Eck aus Ingolstadt, hatte eine persönliche Kontroverse mit Luther angefangen. Die ersten Schriften sind nur in Abschriften verbreitet worden (Sternchen und Säulchen, etwa gleich Anmerkungen und Miszellen). Eck ist bekanntlich sehr bald Luthers leidenschaftlicher theologischer Gegner geworden. Bei der Kurie wurde ein offizielles Dokument gegen Luther hergestellt, und zwar durch den theologischen Experten des Papstes, den sog. Magister sacri Palatii. Er war immer ein Dominikaner, und das Amt bekleidete zur Zeit Silvester Mazzolini Prierias. Das Wesentliche an dieser literarischen Kontroverse über den Ablaß zwischen Luther und seinen Gegnern war, daß Luther immer stärker über seine ursprünglichen Positionen hinausging. Insbesondere Eck wurde für Luther da5
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III. Luthers Durchbruch
durch gefährlich, d a ß er es planmäßig darauf anlegte, Luther zu immer weiter gehenden „ketzerischen" Äußerungen zu drängen. So ist im Zuge der Kontroverse aus der theologischen Kritik Luthers am Ablaß ein gewaltiger Angriff Luthers gegen das römische Kirchentum und, wie sich noch herausstellen wird, in aller Form gegen das römische Dogma geworden. 10. Auseinandersetzung mit Rom Wenn einer offenkundig und schwer die kirchliche Disziplin verletzt oder gegen die kirchliche Lehre verstößt, sich „notorischer Ketzerei" schuldig macht, setzt sich Rom in der Regel nicht vier J a h r e mit ihm auseinander und gibt es ihm nicht vier J a h r e Zeit, seine Lehre zu verbreiten, am wenigsten dann, wenn einer mit soviel menschlicher Leidenschaft vorgeht, wie es, wie sich herausstellte, Luther tat. Dafür, daß Luther beinahe vier Jahre Zeit bekam, gegen die Kirche seiner Zeit Sturm zu laufen und eine Bewegung zu entfachen, die als eine Revolution gegen die Kirche aufgefaßt werden mußte, sind politische Vorgänge verantwortlich zu machen, die in einzigartiger Weise dafür sorgten, daß Luthers Saat aufgehen und emporwachsen konnte. Es ging um die Nachfolge Kaiser Maximilians, die schon vor dessen Tode, der dann am 12. J a n u a r 1519 eintrat, erörtert wurde. Es gab zwei Hauptkandidaten, K a r l von Gent, Erzherzog von Österreich, Beherrscher der spanischen Länder, Herzog von Burgund usw., und Franz I. von Frankreich. Beide w i r k ten mit allen nur möglichen Mitteln auf die Kurfürsten, die zu wählen hatten, ein, namentlich mit Geld. Die Kurie in Rom w a r aufs lebhafteste an der Kaiserfrage interessiert; sie konnte, wenn etwa Habsburg in Frieden den Norden und Süden Italiens besaß, erdrückt und als politischer Machtfaktor in Europa ausgeschaltet werden. So hat sie sich dann genauso um die Kurfürsten bemüht w i e die Kronprätendenten selber. U n d sie hat — nicht Luther schonen müssen; der w a r ein rechtloser Bettelmönch
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und, für die Kurie jedenfalls, kein Faktor in der Politik. Aber auf Friedrich den Weisen von Sachsen mußte sie aufs stärkste Rücksicht nehmen. Aus Gründen, deren völlige Aufhellung zu den schwierigsten Problemen der Reformationsgeschichte gehört, weigerte er sich mit Hartnäckigkeit, seinen Professor Luther zur Exekution herauszugeben; und, obwohl er bis zu seinem Ende sich nicht offen zu Luther bekannte, stellte er sich in der Wirkung tatsächlich vor Luther. Er erreichte es, daß Luther in Deutschland, auf dem Reichstag zu Augsburg im Oktober 1518, verhört wurde und nicht die verlangte Reise nach Rom antreten mußte. Herausgekommen ist nichts. Der große thomistische Theologe Cajetan konnte Luther den verlangten Widerruf nicht abzwingen. Die Kurie hat mit einer ihrer fast unwürdigen Methode (Benutzung eines Diplomaten letzter Klasse, Karl von Miltitz) Luther zum zeitweiligen Schweigen gebracht und es wenigstens für einige Zeit erreicht, daß nicht nur die Behandlung des Falles Luther, sondern auch die Weiterentwicklung dieses Falles gestoppt wurde. Sie hat es nicht verhindern können oder auch wollen, daß ihr treuester Kämpfer in Deutschland — dazu war Eck von Ingolstadt nun schon geworden — die Auseinandersetzung mit Luther durch die Leipziger Disputation vom Juni bis Juli 1519 zu früh wieder in Fluß brachte. Eck hat es dann auch erreicht, daß in dem Jahr, in dem der gewählte Kaiser Karl V. in Deutschland erschien, Luther in aller Form der Bann angedroht wurde (die berühmte „Bannbulle" Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 ist in Wahrheit nur eine Bannandrohungsbulle) und daß der päpstliche Nuntius Hieronymus Aleander dann auf den Wormser Reichstag die eigentliche Bannbulle mitbekam (Decet pontificem Romanum vom 3. Januar 1521). In welcher Weise ist im einzelnen aus der Auseinandersetzung um die Ablaßfrage eine grundsätzliche Auseinandersetzung Luthers mit der bestehenden Kirche geworden, ja ein Sturmangriff auf das römische Kirchentum und sein Dogma? Die Dinge sind mit viel mehr Proble5*
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men und Schwierigkeiten belastet, als man zunächst vermuten möchte. Man kann Luther kaum ernsthaft vorwerfen, daß er in der Ablaßfrage ein formuliertes Dogma verletzt habe. Ein wirkliches Ablaßdogma lag überhaupt nicht vor. Noch viel mehr als das: Nicht einmal in der Auseinandersetzung um Glaube und gute Werke, Gnade und freien Willen des Menschen, um Rechtfertigung und christliches Leben konnte Luther ein Dogma verletzen. Die Dogmen, die sich auf die Erlösung des Menschen beziehen, die Erlösung allgemein durch das Kreuz Christi und insbesondere durch die „Rechtfertigung" des einzelnen Christen, sind im Tridentinum formuliert worden, nach Luthers Tode, unter dem Einfluß der Reformation. Abgesehen vom sog. altkirchlichen Dogma, den Lehren von der Dreieinigkeit Gottes und den zwei Naturen Christi, die Luther tatsächlich ernsthaft nie angefochten hat, kam für den offenen Angriff auf das Dogma der Kirche nur die Sakramentslehre in Frage. Mit einem Angriff Luthers auf die Sakramentslehre ist es aber nicht losgegangen. Angefangen hat die Auseinandersetzung mit der Lehre von der Gewalt des Papstes und überhaupt der von der Kirche. Diese Lehren waren auch alles andere als schon voll entwickelt oder gar zum formalen Dogma gemacht. Bekanntlich sind gerade, was die Papstgewalt betrifft, wesentliche Entscheidungen erst 1870 durch das Vatikanum getroffen worden. Aber eben an dem Punkte war die amtliche Kirche aufs äußerste empfindlich, und da hatte sie ein Dogma, wenn sie es auch noch nicht ordentlich formuliert hatte. Nicht als ein Sonderthema hat Luther die Frage nach der Gewalt des Papstes aufgeworfen. Sie war bereits in den Ablaßthesen, ohne daß viel davon die Rede war, gestellt. Und sie hat sich in dem durch die Ablaßthesen ausgelösten großen Kampf, dem literarischen und dem offiziellen, immer stärker in den Vordergrund geschoben. Hat der Papst die Verfügungsgewalt über den Schatz der Verdienste Christi und der Heiligen? Um diesen Satz geht es auch weiter in den Erörterungen und Thesen,
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zum Beispiel in den Resolutionen. Sobald ihn Luther da wieder anrührt, negiert er übrigens auch — in Konsequenz seiner Erkenntnis, daß es überhaupt keine Verdienste vor Gott gibt —, daß es Verdienste der Heiligen gäbe, die anderen zugute kommen. Aber dann sagt er vor allem, daß der Papst überhaupt keine Gewalt über die Seelen hat. Und noch mehr erlaubt sich Luther. Ihm scheint dabei gar nicht bewußt zu werden, was er damit für eine ungeheuerliche Aussage macht. Es habe eine Zeit gegeben (600 Jahre etwa), da habe die römische Kirche noch gar nicht über anderen Kirchen gestanden, jedenfalls nicht über den Kirchen Griechenlands. Die Lehre von den zwei Schwertern ficht Luther an, also dies, daß die Herrschaft über die Welt und die über die Seelen beim Papste liege, wobei der Papst nur regelmäßig (jedoch auf Widerruf!) die Herrschaft über die Welt an andere, an weltliche Herrscher abtritt und durch sie ausüben läßt. Irrtumsfrei ist der Papst nicht. J a in der bereits erwähnten Leipziger Disputation (27. Juni—16. Juli 1519) hat sich dann Luther bekanntlich von Eck dazu treiben lassen, sogar die Irrtumsfähigkeit der Konzilien zu behaupten; und dabei hat Luther in gewissem Sinn Partei für Hus und die Böhmen ergriffen, sich also auf die Seite eines verurteilten und geächteten Ketzers gestellt. Ihren unüberbietbaren Höhepunkt erreicht Luthers Kritik am Papsttum und an der herrschenden Kirche in der Verbrennung der Bannandrohungsbulle und der kirchlichen Rechtsbücher am 10. Dezember 1520 vor dem Elstertor in Wittenberg. Die andere Frage, an der es zum Kampf kommen mußte, war die Sakramentsfrage. Sie war auch schon mit gestellt mit den 95 Thesen, denn es ging dort um die Buße, und die Buße ist eines der sieben Sakramente. Gleich die erste These bedeutete Infragestellung und Abwertung der sakramentlichen Buße. Der, der die These formulierte, mußte schließlich, wenn er klar weiter dachte, zur Streichung der Buße aus der Reihe der Sakramente kommen. Gerade das Bußsakrament macht auch deutlich, daß die Papstfrage mit der Sakramentsfrage unlösbar zusammen-
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III. Luthers Durchbruch
hängt. Die Sakramente werden an sich nicht vom Papst (als Papst) gespendet, sondern jeder Priester reicht vier Sakramente; zwei sind dem Bischof vorbehalten, und nur eines spenden sich Laien wechselseitig (das der Ehe). Bei der Buße aber hat der Papst ihm reservierte Fälle; von gewissen Sünden kann er allein lösen (Reservationen), und in gewissen Fällen übt auch nur er den Bindeschlüssel (Bannung eines notorischen Ketzers). An der Buße wird deutlich, daß die Sakramentsfrage mit der Frage nach der Kirche überhaupt zusammengehört. Was bedeutet der Bann, wenn ihn die Kirche zu Unrecht verhängt? Die wahre Kirche ist überhaupt keine „sichtbare" Gemeinschaft, deren Glieder man auszählen oder markieren könnte. Die wahre Kirche ist die in ihrem Bestand „unsichtbare" Gemeinschaft aller an Christus Glaubenden, und aus der schließt allein der Unglaube aus. In Erwartung seines Bannes hat Luther eine ganz unkatholische Lehre von der Kirche entwickelt, zum Beispiel in einer Schrift gegen den Leipziger Franziskaner Augustin Alvelt (Von dem Papsttum zu Rom wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig, 1520). Daß die Kirche zu Unrecht den Laien den Kelch entzogen hat, kommt bei Luther gleichsam so nebenbei mit heraus, so alarmierend es wirkt, daß sich Luther eine hussitische Losung zu eigen macht. Der Enkel des Hussitenkönigs, Herzog Georg von Sachsen, hat schon Anstoß an der Illustration eines Luthersermons genommen, die in hussitische Richtung wies. Seinen großen Angriff gegen das katholische Sakramentsdogma hat Luther mit seiner lateinischen Schrift Die babylonische Gefangenschaft der Kirche von 1520 geführt. Daß er dabei die Siebenzahl der Sakramente nicht mehr gelten ließ, war von ihm her gesehen eine Äußerlichkeit; für die Kirche war es wichtig, denn die Siebenzahl der Sakramente gerade war dogmatisiert (1439). Daß die Messe kein Opfer sei, war der Hauptstoß gegen das römische Sakramentsverständnis. Die gelehrten Theologen — bis zu dem durch ehemaliges Studium theologisch gebildeten König Heinrich VIII. von England — haben klar gesehen, daß die Schrift von der baby-
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Ionischen Gefangenschaft der Kirche die eigentliche Absage Luthers an Rom bedeutete und seine gefährlichste Schrift war. Fast ohne nennenswerten Belang scheint demgegenüber die Schrift zu sein, die wahrscheinlich in der Folgezeit am meisten gelesen und vielfach für die wichtigste gehalten worden ist, die An den christlichen Adel deutscher Nation von den christlichen Standes Besserung (1520). Die wuchtigen Angriffe gegen das Blutsaugerische der römischen Finanzwirtschaft und gegen eine Fülle übelster kirchlicher Praktiken beeindrucken immer wieder. Aber gerade das hätten viele in Luthers Zeit schreiben können und haben manche geschrieben. Die sehr harten „Gravamina der deutschen Nation" sind auf vielen Reichstagen angebracht worden (s. o. 16), und kein anderer als der Lutherfeind Georg von Sachsen ist einer ihrer kräftigsten Verfechter gewesen. Allerdings: Die Schrift an den Adel enthält auch schwerwiegende Sätze zur Kirchen- und Papstfrage. Kein Papst und kein kirchliches Lehramt hat ein Auslegungsprivileg für die Heilige Schrift, sondern jeder kann die Heilige Schrift auslegen — nicht nur der Papst kann ein Konzil einberufen, sondern z. B. auch die weltliche Gewalt — es ist nicht wahr, daß die geistliche Gewalt über der weltlichen stünde, — das sind die berühmten Mauern der Romanisten, die umgebrochen werden müssen, und der Angriff auf sie ist ein Angriff nicht nur auf kirchliche Mißstände, sondern auf die Fundamente der Kirche. Obendrein enthält die Schrift ein schroff antikatholisches Programm der Kirchenreform. So ist Luther in den furchtbaren und wohl unbehebbaren Gegensatz zur Kirche seiner Zeit gekommen, durch Angriffe auf die Papstgewalt und die Sakramentslehre (wobei mit der Papstgewalt die priesterliche Gewalt zusammengehört; alle sog. Gewalt in der Kirche ist Dienst und darf nichts anderes sein).
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Ging es in dem Angriff Luthers auf Rom also doch nicht wesentlich um die große Erkenntnis Luthers von Sünde und Glaube und Rechtfertigung? Hat der Kampf mit Rom das große Gnadenerleben seiner Klosterkämpfe also doch überfremdet? So ist es nicht. Wenn man die neue Meinung Luthers von der Kirche und von den Sakramenten genau untersucht, merkt man, daß es dabei letztlich ganz allein um die Gnade und um den Glauben und um die Rechtfertigung geht. Luther hat seinen Kampf gegen die römische Sakramentslehre nicht als einen Kampf gegen ein magisches Sakramentsverständnis geführt, gegen einen Sakramentszauber, über den er und seine Zeit sich erhaben gefühlt hätten. Das wäre aufklärerisch und nicht lutherisch gedacht. Der Kampf gegen die priesterliche Gewalt ist nicht ein Kampf, mit dem der Mensch von einer kirchlichen Bevormundung befreit werden sollte. Das wäre wieder aufklärerisch und nicht lutherisch gedacht. Die neue Sakramentslehre stellt klar, daß die Sakramente nichts sein können als Wort und Zeichen für die in Christus geschenkte Barmherzigkeit Gottes. Bei dem neuen Bußverständnis geht es darum, daß nur das Evangelium von der Gnade und Herrlichkeit Gottes uns von der Sünde frei macht. Das neue Kirchenverständnis ist ganz auf den Glauben gestellt. Man könnte weiter so fortfahren und weiter verdeutlichen. Auch ganz ausdrücklich hat Luther in der großen Kampfzeit mit seiner Rechtfertigungslehre gegen Rom gefochten. Mit Recht betrachtet man ein ganz kleines Dokument aus dem Jahre 1518, die Thesen zur Heidelberger Disputation (in Heidelberg mußte der Orden Luthers im April 1518 zum Fall Luther Stellung nehmen), als eines der kostbarsten Lutherzeugnisse aus der Zeit des Ablaßstreites. Da wird z. B. Luthers Sündenverständnis klar: Alle guten Werke des Menschen sind, weil Zeugnisse seiner Selbstsucht, Todsünden. Damit geht es um Luthers Rechtfertigungslehre. Schön kommt hier auch heraus, daß
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Luthers Rechtfertigungstheologie Theologie der sich o p f e r n d e n Liebe Gottes ist, einer Liebe, der der Mensch unter dem K r e u z begegnet. So w i r d die w a h r e Theologie Theologie des Kreuzes (theologia crucis) genannt. Luthers Schrift Die Freiheit eines Christenmenschen (1520), in der deutschen und in der lateinischen Gestalt, h a n d e l t von der Freiheit, die der durch den Glauben Gerechtfertigte h a t u n d die zugleich Dienst am Nächsten ist. Luthers Lehre von der Rechtfertigung durch die vergebende G n a d e Gottes h a t auch den A n l a ß f ü r die päpstliche Polemik gegen Luther und seine ganze R e f o r m a t i o n gegeben. M a n h a t sie so gedeutet, als ob Luther damit alle guten W e r k e gegenstandslos und unnötig machen wolle. Ein Sturm und ein Kesseltreiben gegen Luther ist losgegangen unter der Parole, d a ß Luther mit seiner Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben a n die G n a d e Gottes in Christo alle christliche Sittlichkeit zersetze. D a ß Luther ein ungebundenes, säuisches Leben lehre, w u r d e auf allen Gassen ausgeschrien und steht in dem Wormser Edikt, mit dem Luther durch das Deutsche Reich verurteilt w o r d e n ist! Eine der herrlichsten Schriften Luthers, der — auch 1520 geschriebene und erschienene — Sermon von den guten Werken, lehnt sich gegen diese Deutung seiner Rechtfertigungslehre u n d gegen die alle moralischen Instinkte gegen Luther mobilisierende P r o p a ganda auf. Dabei w a r schon etwas Wahres an der Sache, insofern unreife Geister wirklich Luthers Lehre zum A n laß der Zuchtlosigkeit nehmen konnten. Aber Luther hat klar sagen können, w e n n auch nicht überzeugend f ü r alle ihm übel Gesinnten, d a ß der Glaube — so h a t er es später einmal ausgedrückt — ein lebendiges, geschäftiges D i n g ist, das nicht anders kann, als ohne U n t e r l a ß Gutes zu wirken. So w a h r es ist, d a ß es auch u n d gerade um Luthers Rechtfertigungslehre in seinem K a m p f gegen R o m u n d mit R o m ging u n d d a ß sie der Gegenwehr der Kirche gegen Luther ihren Stachel gab, so sehr w u r d e gerade der Luther des Evangeliums von der rechtfertigenden G n a d e
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populär, eroberte sich die Herzen unzähliger Deutscher und wirkte weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Uberhaupt muß in aller Form festgestellt werden, daß Luther in einer beinahe unvorstellbaren Weise Resonanz fand. Sein Name war in aller Mund. Seine Schriften waren, jedenfalls seit 1520, den Gebildeten in aller Welt bekannt, und Lutheranhänger sammelten sich überall. Prediger, die „das Evangelium" predigten, tauchten in allen Städten auf, die etwas zu bedeuten hatten, auch auf Dörfern schon. Es wurde weithin als selbstverständlich angesehen, daß das, was Luther zu verkünden hatte, „das Evangelium" oder „das Wort Gottes" sei. Wo Luthers Einfluß sich durchsetzte, wurde festgestellt, daß von nur} an „Gottes Wort" zu predigen sei. Daß man dann das Abendmahl unter beiderlei Gestalt feierte und das und jenes änderte, ergab sich im Laufe der Zeit. An planmäßige Organisierung einer Kirchenänderung dachte, solange Luther frei wirkte, wohl niemand. Was Luther auslöste, war ein evangelischer Sturm und Drang, der noch gar nicht in neue Formen gepreßt werden wollte, aber unzählige mitriß. Daß es eine unerhörte Sache sei, einen elenden Bettelmönch auf einen deutschen Reichstag kommen zu lassen und einem römischen Kardinal vorzuführen (Augsburg 1518), haben viele empfunden und ausgesprochen, und daß der lächerliche Mönch es wagte, nicht glatt zu widerrufen, sondern auf einer Auseinandersetzung zu bestehen, war eine Vermessenheit ohnegleichen. Daß Friedrich der Weise es überhaupt riskieren konnte, das Auftreten seines Professors in der Mönchskutte vor Kaiser und Reich in Worms vorzuschlagen oder zu verlangen, und daß der Reichsherold Kaspar Sturm für das Schauspiel der Einholung eines Bettelmönches vor die deutschen Stände und vor den Kaiser abgestellt wurde, ist, von der mittelalterlichen Welt her gesehen, eine Groteske ohnegleichen. Daß Luther vor dem versammelten Reichstag eine Rede halten durfte (und daß er sich das Recht dazu durch die bekannte und soviel mißdeutete Bitte um Bedenkzeit erst gleich-
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sam noch erzwingen mußte, aber auch konnte), klingt wie ein Märchen und hat entsprechend auf die Gemüter gewirkt. Es wird verständlich nur dann, wenn man sich darüber klar ist, daß tatsächlich alle Welt von diesem tollen Mönch erfaßt war und nicht nur oberflächlich erfaßt war: Seine Predigt und Lehre war ganz tief in die Herzen gedrungen. Der Bettelprofessor von der schäbigen, eben erst ins Leben getretenen und, aufs ganze gesehen, völlig bedeutungslosen Kleinstadtuniversität in einer der elendesten Dreckecken Deutschlands war der Mittelpunkt des Denkens der Deutschen geworden, und zwar nicht dadurch, daß er den Geist der Zeit in besonderer Dichte in sich verkörperte, sondern daß er auf mittelalterliche Glaubensfragen eine neue Antwort gab und überhaupt nur denen, die an das Evangelium glauben wollten, etwas zu sagen hatte. 12. Bekenntnis vor Kaiser und Reich Der Bann war Luther Mitte des Jahres 1520 angedroht worden. In der Bannandrohungsbulle waren 41 Sätze aus Luthers Schriften zusammengestellt, die nicht insofern eine Entstellung von Luthers Wollen bedeuteten, als sie etwa nicht so von Luther formuliert gewesen oder in der Weise aus dem Zusammenhang herausgerissen worden wären, daß sie einen ganz anderen Sinn bekommen hätten. Aber einseitig war das aus Luthers Schriften herausgeholt worden, was sich auf die Papstgewalt und auf das Sakramentsverständnis bezog, das Sakrament so verstanden, daß es auf den Glauben an das Wort abgestellt ist, das uns der vergebenden Gnade Gottes versichert; oder anders: Die Wirksamkeit der Sakramente ist nicht garantiert durch den Vollzug seitens des Priesters, sondern erfolgt erst im Glauben. Ein echtes Verständnis dessen, worum es Luther eigentlich ging, kommt in den 41 Sätzen der Bannandrohungsbulle nicht zum Vorschein. Eines nur weist auf Luthers große Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben hin: Daß Luther den freien Willen des Men-
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sehen bei der Erlangung der Seligkeit leugne, wird ihm zum schweren Vorwurf gemacht. Um die Bulle, deren Herstellung Eck in Rom betrieben hatte und die er mit dem Nuntius Aleander gemeinsam in Deutschland vertreiben mußte — gegen sehr viel Widerstand ging das nur —, begab sich ein literarischer Krieg, in dem Luther mehrmals zur Feder griff. Es wurde dabei klar, daß Luther den Widerruf, den binnen 60 Tagen zu leisten er aufgefordert war, nicht leisten würde. Man konnte also mit Sicherheit auf die Bannung rechnen, auch wenn Luther nicht ostentativ ein Druckexemplar der Bulle verbrannt hätte. Der Bann ist in aller Form ausgesprochen worden (s. o. 67). Nach einem 300 Jahre alten Reichsgesetz mußte dem Bann unverzüglich die Reichsacht folgen. Auf dem nächsten Reichstag, der für Anfang des Jahres 1521 in Worms angesetzt war und auf dem man den neuen Kaiser zu erwarten hatte, mußte sie ausgesprochen werden. Friedrich der Weise, der wohl kaum schon überzeugter Lutheraner war und sich als solcher nach außen hin jedenfalls gar nicht gab, auch bis zu seinem Ende jeden persönlichen Verkehr mit Luther mied, stellte sich unentwegt auf den Standpunkt, daß Luther noch nicht ordentlich gehört worden und durch Gründe überwunden sei, und verlangte, daß er, bevor ein solches Gehör nicht veranstaltet sei, auch nicht abgeurteilt werde. Es gab einen schrecklichen Intrigenkrieg um die Ladung Luthers nach Worms. Noch als Luther bereits unterwegs war, suchte man ihn davon abzubringen, nach Worms zu gehen, und ihn zu veranlassen, die Dinge in einem Gespräch im engeren Kreis auf der Ebernburg unter dem Schutz von Sickingen zu klären. Es ist aber, wie bekannt, zum Auftreten Luthers in Worms gekommen, und Luther hat ausführlich reden können, was nicht vorgesehen war. Ja in Besprechungen ist nach Luthers öffentlichem Auftreten eingehend mit ihm verhandelt worden. Man verlangte Unterwerfung unter die Entscheidung des Reiches. Er wollte das zusagen, aber nur, wenn allein die Heilige Schrift Richterin und Maßstab sei.
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Was auf dem Reichstag zu Worms (April 1521) vor sich gegangen ist, hat sich tief in das Gedächtnis des deutschen Volkes eingeprägt. Das, was um die wirklichen Ereignisse herum erfunden ist, ist beinahe so interessant wie das, was wirklich geschah. O b Luther gesagt hat: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders", steht gar nicht fest; aber er hat gestanden, sich zu seinen Büchern bekannt, sich auch f ü r unnötige Heftigkeiten entschuldigt, aber einen Widerruf abgelehnt, solange er nicht durch Heilige Schrift und helle Vernunftgründe überwunden sei. Das Ergebnis des Verhörs und der ganzen Behandlung der Luthersache auf dem Reichstag zu Worms war das Wormser Edikt. Luther wurde in die Reichsacht getan samt allen seinen Anhängern. Niemand d u r f t e ihn hausen, ätzen und tränken. Darüber, ob und wie man das Wormser Edikt vollstrecken könnte, hat man sich ein Jahrzehnt lang und noch länger ohne Erfolg Gedanken gemacht und auseinandergesetzt. Von besonderem Belang ist dies, daß nicht nur die offizielle Achterklärung erfolgte — die Art ihres Zustandekommens ist nicht über jeden Einwand erhaben —, sondern daß auch der Kaiser seinerseits eine Sondererklärung abgeben ließ, daß er Leib und Leben, Herrschaft und alles daran setzen werde, Deutschland von der lutherischen Ketzerei zu befreien. Das war ein Programm, das einen Kaiser band. Karl V. hat nichts unversucht gelassen, es auch zu verwirklichen. D a ß er es nicht verwirklichen konnte, lag an den zu A n f a n g besprochenen weltpolitischen Verwicklungen und Auseinandersetzungen. Als Ehrenmann hat Karl am Ende die Folgerungen daraus gezogen, daß er sein Versprechen nicht erfüllen konnte: Er hat seine Krone niedergelegt (1556) und seine beiden letzten Lebensjahre im Kloster in unablässiger Sakramentsandacht verbracht. Wir sind aber noch in Worms im Jahre 1521. Nach herkömmlichen Begriffen mußte das Wormser Edikt das Ende der Sache Luthers bedeuten. Luther war erledigt. Es mußte für jeden auch völlig sinnlos erscheinen, sich Luthers noch anzunehmen.
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III. Luthers Durchbruch
13. Stille und Sammlung in der Wartburgzeit Die Wartburgzeit Luthers mutet wie eine Art Idyll an und hat die Gemüter vieler bewegt. Bei der Verbringung Luthers auf die Wartburg ist es nüchterner zugegangen, als es oft dargestellt worden ist. Daß Luther in eine Art Schutzhaft verbracht und fremdem Zugriff entzogen werden sollte, war zwischen Friedrich dem Weisen und seinen Räten abgesprochen; wo man Luther verwahrte, ließ sich der alte Fuchs nicht sagen, damit er mit gutem Gewissen behaupten könne, von Luthers Verbleib nichts zu wissen. Luther selber war eingeweiht, und die Freunde Luthers haben merkwürdig bald Bescheid gewußt. Es ging auch weniger darum, Luther absolut zu verbergen, als darum, alle Möglichkeiten auszuschalten, die sofort Anlaß zum Einschreiten gegen Friedrich den Weisen als Beschützer Luthers geboten hätten. Der Schein mußte gewahrt werden. Der Aufenthalt auf der Wartburg war für Luther natürlich Zeit der Stille und Sammlung; beides hatte er nötig. Daß er die Zeit fruchtbar genutzt hat, ist bei seinem Naturell nicht anders zu erwarten. Es ist allbekannt, daß die Hauptfrucht der Wartburgzeit, die von April 1521 bis März 1522 währte, die Übersetzung des Neuen Testamentes in die deutsche Sprache war. Herausgekommen ist das Neue Testament Luthers erst im September 1522, weswegen man seine erste Auflage (weitere Auflagen, immer schon wieder etwas verändert, haben sich angeschlossen) das September-Testament oder gar die Septemberbibel nennt. Zu einer wirklichen Bibelübersetzung ist die Übersetzung des Neuen Testamentes nachträglich erweitert worden. Die Ubersetzung des Alten Testamentes hat bis 1534 gedauert, ist in Wittenberg erfolgt und im Gegensatz zu der auf der Wartburg geleisteten Ubersetzungsarbeit beinahe die Arbeit eines Kollektivs gewesen. Luther hat alle nur erreichbaren Fachleute, besonders Sprachkundige, herangezogen, allerdings selber die Leitung straff in der H a n d behalten und auch die Verantwortung für die letzte, endgültige Fassung des
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Wortlautes nicht aus der Hand gegeben. Die Wartburgleistung ist Luthers Eigenleistung. Es ist auch bekannt, daß Luthers Ubersetzung eine Übersetzung aus der Ursprache war, für das Neue Testament aus der sog. griechischen Koine. Das hängt mit dem Einfluß des Humanismus auf Luther zusammen, der schon oben angedeutet war (s. o. 18 ff. 31) und über den noch ausführlich zu reden sein wird. In letzter Zeit ist manches richtiggestellt worden, was früher, über das Ziel hinausschießend und übertreibend, angenommen worden war. Die Gestalt der Bibel, mit der die katholische Kirche arbeitete und die für sie gültig war, die Vulgata, hat für Luther doch keine geringe Bedeutung gehabt. Der griechische Text, den Luther schon bei der Vorbereitung seines Römerbriefkolleges seinerzeit in Gebrauch genommen hatte (der Text war von Erasmus hergestellt), hat offenbar neben dem Vulgatatext gelegen und ist immer mit verglichen worden. Dann wird noch ein weiterer Zusammenhang beachtet werden müssen: Es gab schon ältere Ubersetzungen der Bibel ins Deutsche. Ihre Lektüre ist nicht erbaulich. Sie können sich nicht entfernt mit Luthers Leistung messen. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß Luther sich an sie gehalten hat. Aber etwas anderes muß man wohl in Rechnung setzen: Es muß auch mündlich überlieferte Übersetzungen biblischer Stücke ins Deutsche gegeben haben, von den älteren Bibelübersetzungen herkommend oder gar noch aus früherer Zeit. Selbstverständlich hat man das Vaterunser auch in deutscher Gestalt gehabt; und sollte es für bekannte Gleichnisse oder andere biblische Stellen keinen geläufigen deutschen Wortlaut gegeben haben? Interessanterweise haben schon Zeitgenossen Luthers gemerkt, daß das viel umstrittene „allein aus Glauben" bereits in der alten deutschen Bibel stand und offenbar geläufig war. Das wird alles nicht festgestellt, um die geistige Eigenleistung Luthers zu verkleinern oder die Bedeutung der Tatsache herabzumindern, daß Luther den Urtext herangezogen hat. Es müssen nur phantastische und anachronistische Vorstellungen von
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Luthers Originalität abgewiesen werden. In den Zusammenhang gehört auch der notwendige Hinweis darauf, daß Luther die neuhochdeutsche Sprache, für die Luthers Bibel das erste große, berühmte Zeugnis ist, keineswegs erfunden hat. Er hat an die Sprache der sächsischen Kanzlei angeknüpft, und die steht wieder in Zusammenhang mit der sog. böhmischen Kanzleisprache. Aber trotz allem: Welch einzigartiges sprachliches Meisterwerk ist Luthers Bibel geworden! Die beliebten Vergleiche einzelner Texte mit solchen aus den vorlutherischen Bibelübersetzungen überzeugen in schlagender Weise, daß eben nur Luthers Bibel eine wirkliche deutsche Bibel war. Und der Einfluß der Lutherbibel auf die Sprache der Neuzeit ist und bleibt gewaltig, auch wenn man die sprachgeschichtlichen Zusammenhänge nüchtern betrachtet, in denen Luthers Bibelübersetzung steht. Das deutsche Neue Testament Luthers ist nicht die einzige literarische Frucht der stillen Zeit auf der Wartburg. Luther sah noch eine weitere Aufgabe als höchst dringlich an, nämlich die, den Predigern, die predigen sollten und wollten und das zum Teil doch nur mangelhaft konnten, Musterpredigten an die Hand zu geben. Solche Predigtsammlungen hat es im Spätmittelalter auch schon gegeben. Sogar die Ablaßprediger benutzten Vorlagen, die wir als Eselsbrückenliteratur zu betrachten geneigt sind (viel benutzt war ein Buch „Die Himmelsgrube", das ein Erfurter Lehrer Luthers, Jenser von Paltz, verfertigt hatte). Man spotte nicht über die Art der Hilfe für die „einfältigen Pfarrherren". Es war unvermeidlich und heilsam, daß Luther, von Friedrich dem Weisen übrigens dazu aufgefordert, hier helfend zusprang. Die Kirchenpostille ist freilich auf der Wartburg nicht fertig geworden; aber Luther hat dort an ihr gearbeitet. Die Vorlesungen und die öffentlichen Predigten waren das, was Luther auf der Wartburg wirklich nicht durchführen konnte. Ein wundervolles Erbauungsbüchlein, die Auslegung des Magnifikat (Lobgesang der Maria aus Luk 1, 46—55) wurde sogar in der aufregenden Zeit vor Worms
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schon begonnen. Zu Kampfschriften hatte Luther die Lust auf der Wartburg nicht verloren. Ein ganz scharfer Angriff gegen Erzbischof Albrecht mit einer Drohung gegen neue Reliquienausstellung und neue Ablaßerteilung ist nicht veröffentlicht worden, hat aber auf Albrecht gewirkt. Eine der grundsätzlichen Kontroversschriften, Luthers Abrechnung mit dem ganzen Mönchtum und der doppelten Sittlichkeit des Katholizismus, Die Mönchsgelübde, ist auf der Wartburg geschrieben, wenn sie auch erst später publiziert wurde. Die Hauptbedeutung der Wartburgzeit liegt noch in etwas ganz anderem, und das darf keinesfalls übersehen werden. Als Luther auf der Wartburg saß, lahmgelegt, handlungsunfähig, erledigt, ist die deutsche Reformation aufgebrochen. Man verstehe diese Feststellung nicht falsch. Natürlich ist es nicht schlechterdings unrichtig, die Geschichte der deutschen Reformation mit 1517 beginnen zu lassen. Daß die 95 Thesen Luthers einen Sturm in Deutschland einleiteten, einen Generalangriff auf das bisherige Kirchenwesen, ist oben deutlich gemacht worden. Daß der Name Luthers faszinierend auf die Massen wirkte, ist kennzeichnend eben für die Jahre 1517—21. Und anders als vorher werden manche bereits in der Zeit vor dem Wartburgaufenthalt Luthers gepredigt und geschrieben haben. Aber von einer Kirchenreformation, von einer Änderung des Gottesdienstes, von einem Umsturz der kirchlichen Ordnungen kann doch für die Zeit bis 1521 nicht gesprochen werden. Luther hat keine Messe abgeschafft und keine Laienkelchlosung ausgegeben usw. Das ist alles geschehen, während Luther abwesend, als er „tot" war. Es ist an wichtigen Plätzen in tumultuarischen Formen geschehen. Gefährliche Plätze waren insbesondere Zwickau und Wittenberg, beide in Kursachsen. Die „Reformatoren" waren in Wittenberg Luthers Kollege Andreas Bodenstein aus Karlstadt (gewöhnlich nach seinem Herkunftsort benannt) und Luthers Klosterbruder Gabriel Zwilling. In Zwickau war es ein Schüler Luthers, von Luther nach Zwickau empfohlen, Thomas Müntzer aus Stolberg am 6
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Harz. Die, die während des Aufenthaltes Luthers auf der Wartburg Reformation machten, wollten alles umreißen. In Wittenberg kam es zum regelrechten Bildersturm und zu üblen Exzessen in Gotteshäusern. In Zwickau gab es schwere Kämpfe mit den Franziskanern. Die Hauptgestalten unter den „Reformatoren", Karlstadt und Müntzer, sind in Glaubensfragen dann ganz andere Wege als Luther gegangen und standen im Grunde bereits in der Wartburgzeit anders als er. Für die Behandlung des ganzen Falles Luther hat die Tatsache, daß es ohne Luther losgegangen war, wie gesagt, als er „tot" war, eine überhaupt nicht zu überschätzende Bedeutung bekommen. Während der zehn Monate, da Luther verschwunden war, wurde sonnenklar, daß eine Durchführung des Wormser Ediktes in der Weise, daß man Luther beseitigte bzw. seine Herausgabe von Friedrich dem Weisen erpreßte, nicht mehr allzu sinnvoll sein konnte. Die Gewalten waren gerade durch das Verschwinden Luthers entfesselt. Die sog. Prädikanten predigten überall leidenschaftlich, gerade weil Luther nicht mehr da war. Von einer etwaigen Rückkehr Luthers war kaum noch etwas zu befürchten, höchstens noch etwas zu erhoffen. Daß Friedrich der Weise Luther wiederkommen ließ, wenn auch unter vielerlei Vorsichtsmaßnahmen und so, daß er genau festlegte, daß die Initiative von Luther ausgegangen war, w a r politisch doch recht gut überlegt oder mindestens politisch recht zweckmäßig. Daß Luther „lebte", war nach der Resonanz seiner Schriften in aller Welt seit 1520 und nach der Wartburgzeit klar. Eine wirkliche Vollstreckung des „Todesurteiles", das man in Worms über ihn verhängt hatte, ließ sich überhaupt nicht mehr vornehmen. Auch wenn man Luther hätte töten können, hätte man ihn nicht umzubringen vermocht. Fürstliche Weisheit konnte lediglich darauf zustreben, es Luther zu überlassen, die in seiner Abwesenheit entfesselten Gewalten richtig zu lenken und die wilde Bewegung auf eine echte Reformation hinzuleiten.
IV. Luthers Reformation 14. Der neue Gottesdienst Man sollte sich daran gewöhnen, die nun folgenden Jahre 1522—25 als die des Wildwuchses der Reformation zu bezeichnen. Es wurde wirklich überall reformiert, im wesentlichen in den Städten. In ganz weitgehendem Ausmaß waren die Reformatoren sog. Prädikanten, das heißt nicht die Pfarrer, die ihre Pfründe hatten und sie verwalteten und, wenn sie überhaupt am Orte saßen, ihre Messen lasen oder auch vielleicht Beichte hörten, aber kaum einmal eine Kanzeltreppe betreten hatten, auch nicht die sog. Meß- oder Winkelpfaffen, die lediglich dazu da waren, gestiftete Messen an zahllosen Altären zu lesen, sondern die Kleriker, die, meist von den Stadträten, ausdrücklich dazu angestellt waren, daß sie dem Volke predigten. Viele der Prädikanten waren Schüler Luthers oder solche, die bei irgendwelcher Gelegenheit zu Freunden und Anhängern Luthers geworden waren, wie Bucer oder Erhard Schnepf oder Johannes Brenz oder Theodor Billican bei der Heidelberger Disputation. Von manchen Prädikanten weiß man kaum, wie sie dazu gekommen sind, sich Luthers Gedanken zu eigen zu machen und sein reformatorisches Evangelium zu verkünden. Ob die Betreffenden nur eben lutherisch predigten oder schon das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austeilten, ergab sich aus den Umständen oder wurde eine Frage der Zeit. Konnten die Prädikanten sich halten, erfolgte meistens nach ein oder zwei Jahren der immerhin einschneidende Eingriff in die gottesdienstliche Ordnung, den die Kelchausteilung darstellte. Dabei war die Verkündigung der neuen „lutherischen" Prediger keineswegs normiert. Kein Mensch konnte dafür geradestehen, daß sie wirklich genau dasselbe wie Luther predigten. Vor allem ist damit zu rechnen, daß nicht wenige von ihnen in ganz anderer Weise als Luther soziale Fragen in Angriff nahmen. Ein Prediger Jakob Strauß in Eisenach zum Beispiel ist da 6*
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seinen eigenen Weg gegangen und dann doch wieder zu Luther zurückgekehrt. Andere finden wir dann betont abseits von Luther, als Anhänger Karlstadts oder gar Thomas Müntzers. Das ist eben der „Wildwuchs" der Reformation. Der Geist trieb alle, nach der Heiligen Schrift das Evangelium zu verkündigen, und manche beriefen sich gar nicht mehr oder nicht nur auf die Schrift, sondern auf den Geist. Ein ähnliches Bild wie die Predigten der Prädikanten bietet die Flugschriftenliteratur der gleichen Zeit. Das, was man dort liest, ist Luther oder erinnert sehr an Luther oder klingt auch ein wenig anders als Luther. Im übrigen war auch Zwingli in Zürich ein solcher neuer Prediger und Schreiber, der von Luther mit erfaßt war, sich nur auch auf seine eigenen Entdeckungen berief und tatsächlich sehr stark von Erasmus bestimmt war. Ja er distanzierte sich ganz auffällig von Luther. Ob er mit vollem Recht seine Unabhängigkeit von Luther betonte, ist nicht so sicher. Jedenfalls fällt seine Reformation in Zürich in die gleiche Zeit, in der es in Deutschland losging. Und für die sog. Schwärmer, von denen noch die Rede sein wird, gilt dasselbe. Luther hatte all den Leuten Mut und Impuls gegeben und ihnen die Gasse freigemacht. In der ganzen reformatorischen Bewegung, die lutherisch und doch gerade ohne Luther in Lauf gekommen war, steckte eine Tendenz, auf eine ganz neue Art Gottesdienst zu halten, das ganze gottesdienstliche Handeln auf das Wort zu stellen und verständlich zu machen, also einen deutschen Gottesdienst zu gestalten. Damit hat nicht Luther, sondern haben andere angefangen, so sehr es sicherlich in Luthers Sinn war. Deutsche Gottesdienste, Deutsche Messe oder Deutsches Amt kennen wir aus Nördlingen (Kantz), aus Wertheim, Wendelstein bei Schwabach, Reutlingen, Reval, Zwickau usw. und aus Allstedt in Thüringen. An letzterem Platz hat Thomas Müntzer, der ehemalige Zwickauer Prediger, der inzwischen einen abenteuerlichen Abstecher nach Prag unternommen hatte, ein Deutsches Amt geschaffen und eingeführt, eine beachtliche
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Leistung, mit deutschen Psalmen. Luther dachte in der Zeit, da diese deutschen Gottesdienstordnungen entstanden, noch kaum daran, einen deutschen Gottesdienst einzurichten. Denn Luther fiel die merkwürdige Aufgabe zu, als er von der Wartburg nach Wittenberg zurückgekehrt war, die stürmische Entwicklung zu einem ganz neuen gottesdienstlichen Wesen aufzuhalten und — beinahe — alles wieder auf den alten Stand zu bringen. Bekanntlich ist Luther, als er von der Wartburg zurückgekehrt war, frisch rasiert, mit neu geschnittener Tonsur, in der Mönchskutte auf der Wittenberger Stadtkanzel erschienen, hat seine berühmten Invocavit-Predigten gehalten und Verwahrung dagegen eingelegt, daß ein neues Gesetz aufgerichtet werde, und das gar noch in tumultuarischer Weise, ohne ordentliche Beteiligung der Obrigkeit. Das hieß aber, die Neuerungen wurden beseitigt, und die alte gottesdienstliche Ordnung wurde wieder hergestellt. Nicht ganz freilich! Eine Art neues Gesetz war insofern aufgerichtet worden, als gegen kurfürstlichen Willen deutsche Abendmahlsfeiern mit Austeilung von Brot und Wein gehalten worden waren, und zwar nicht nur f ü r kleine Kreise, die wußten, worum es ging, sondern als öffentliche Gemeindeabendmahlsfeiern so, daß es keine Möglichkeit des Abendmahlsempfanges in der alten Art mehr geben sollte. Diesem einfachen Umsturz der bestehenden Ordnungen ohne Rücksicht und Schonung, vor allem ohne Beachtung der Tatsache, daß die kirchlichen Ordnungen eine Erziehungsmacht sind und daß ihre schonungslose Zerstörung ein Chaos zur Folge haben kann, trat Luther machtvoll entgegen. Immerhin blieben die sog. Privat- oder Winkelmessen beseitigt, also die Messen, die der Priester obligaterweise an jedem Tag der Woche hielt, an denen keine Gemeinde teilnahm und die im wesentlichen als Votivmessen f ü r Verstorbene bestimmt waren. Hier war ganz deutlich bekundet, daß man völlig vergessen hatte, daß das Abendmahl des H e r r n eine Tischgemeinschaft ist, bei der man eine göttliche Gabe empfängt, und daß man
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aus dem Mahl ein Opfer gemacht hatte, das Menschen darbringen und mit dem sie vor Gott etwas erreichen wollen. Luther hätte das Grundanliegen seines Verkündens verleugnen müssen, hätte er die „Winkelmessen" wieder einführen wollen. Auch die Gebete in der Messe, die das „Opfer" vorbereiten, der sog. Meßkanon, wurden weggelassen. Vor allem war klargestellt: Der Konservatismus soll nun nicht etwa zum Grundsatz werden, sondern das Neue soll kommen, aber es soll wachsen; und die neue Ordnung soll unter der Regel der christlichen Freiheit stehen. Nach Lage der Dinge war zu erwarten, daß Luther doch bald regelrecht neue Ordnungen aufstellen würde. Den Anfang machte er mit der Ordnung einer deutschen Taufe. Da mußten allerhand Zeremonien, die gar nichts mit der Taufe zu tun hatten, beseitigt werden, Bestreichung des Täuflings mit Salz und Speichel und anderes. Festgehalten hat Luther an dem Exorzismus, d. i. an der Teufelsaustreibung, und an der Abrenuntiation, der Absage des Täuflings (für das zu taufende Kind tun es die Taufpaten) an den Teufel. Vor allem verlangte die Taufe nach einer Durchführung in deutscher Sprache deshalb, weil sie so überhaupt nur als Taufe in Luthers Sinn gefeiert werden konnte: Taufe ist Wort, Wort der Vergebung, nach Christi Anordnung mit einem Zeichen verbunden, und das Wort will und wirkt Glauben. Wie kann ein Wort gehört werden und Glauben erwecken, wenn es nicht einmal die verstehen, die es dem Täufling zu gegebener Zeit weitersagen und deuten sollen? Ein deutsches Traubüchlein ist 1529 zum Taufbüchlein von 1523 (neue Fassung 1526) hinzugekommen. Für den sonntäglichen Gottesdienst der Gemeinde hat Luther erst noch einmal eine lateinische Ordnung gegeben, in der Formula missae et communionis (Form der Messe und Kommunion, 1523). Erst 1526 ist Luthers Deutsche Messe entstanden und praktiziert worden. Diese gottesdienstlichen Schöpfungen Luthers sind von allergrößter Bedeutung für Luthers ganze Kirche gewor-
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den, und zwar bis auf unsere Tage. Da ist zunächst zu beachten, daß Luther seine Ordnungen gar nicht etwa als eine Ordnung für die „lutherische Kirche" gegeben hat. Er erwartete nicht einmal, daß man es überall um Wittenberg genau so wie in Wittenberg hielt; und für Wittenberg selber war die Deutsche Messe Luthers nicht ohne weiteres schon offizielle Ordnung. Wenn Luther einen Einheitsgottesdienst hätte schaffen wollen, hätte er das sehr viel früher tun müssen. Aber er hat das gar nicht gewollt. Es sollten die äußeren Dinge frei bleiben, und es sollte nicht verdunkelt werden, daß die Einheit der Kirche in dem einen Glauben an das eine Evangelium besteht, aber nicht in Gleichheit der äußeren Formen im Gottesdienst. Freilich ist eine Art Typus lutherischen Gottesdienstes zustande gekommen, der sich in Mittel- und Norddeutschland lange behauptete, dann (dem Pietismus und) der Aufklärung zum Opfer fiel, im 19. Jahrhundert bei mancherlei Konzessionen an den Zeitgeist und Zeitgeschmack doch wieder aufgegriffen wurde und heute besonders zäh verteidigt wird. Man möchte beinahe sagen: Was lutherischer Gottesdienst ist, ist doch in deutlicher Gestalt in Erscheinung getreten und muß für den Gottesdienst in der lutherischen Kirche für alle kommenden Zeiten normgebend bleiben. Dem steht nur entgegen, daß erhebliche und bedeutsame Teile des Kirchentums in Deutschland, das lutherisch wurde — Württemberg, oberdeutsche Städte wie vor allem Straßburg —, einen völlig anderen Gottesdiensttyp einführten. An die Messe wurde da beim Sonntagsgottesdienst gar nicht angeknüpft, sondern an eine spätmittelalterliche Gottesdienstform eigener Art, den Prädikantengottesdienst, nur mit Predigt und leichter Umrankung durch Gebete und Lieder (und für das Abendmahl gab es auch noch eine ganz andere Anknüpfung statt der römischen Messe: die an einen spätmittelalterlichen selbständigen Kommuniongottesdienst). Deswegen, weil man etwa in Württemberg oder Straßburg am Sonntag in völlig anderer Weise Gemeindegottesdienst hielt als in Wittenberg, hat es zwischen Luther und den be-
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treffenden Kirchen niemals Differenzen gegeben. Es ist also eine sehr fragwürdige Sache um den „lutherischen Gottesdienst" im grundsätzlichen und normgebenden Sinne. Mit dem Hinweis auf den oberdeutschen, lutherischen Gottesdiensttyp ist noch eine andere Frage angerührt. Die Deutsche Messe Luthers ist ein Gottesdienst mit zwei Höhepunkten, Predigt und Abendmahl. Sonntag für Sonntag wurde „Sakramentsgottesdienst" (für den die Predigt integrierender Bestandteil war) gehalten; und gepredigt wurde stereotyp immer über das Sonntagsevangelium. Heute gilt vielen als sicher, daß der Sakramentsgottesdienst, u. U. gar noch mit der Beschränkung auf die altkirchlichen Evangelien als Predigttexte, der lutherische Gottesdienst ist. Das ist schon geschichtlich nicht richtig. Das gottesdienstliche Leben, wie es sich unter Luther gestaltet hat, ist sehr reich gewesen. Jeden Sonntag haben mehrere Gottesdienste stattgefunden, in den Städten außerdem an mehreren Tagen in der Woche. U n d das waren Predigtgottesdienste! Von Luther selber haben wir nicht nur Evangelienpredigten aus dem „Sakramentsgottesdienst", sondern Reihenpredigten über biblische Bücher u. v. a. m. Über den Katechismus ist gepredigt worden und über ganze alttestamentliche oder neutestamentliche Bücher. D a ß die Gottesdienste unter Luthers und Wittenbergs Einfluß in der Mehrzahl Sakramentsgottesdienste gewesen seien, ist eine historische Fabel und nichts anderes. Der liturgische Frühling der deutschen Reformation war ein Laufen und Wachsen des Wortes Gottes. Dabei bleibt unangetastet, daß Luther wußte, daß Gott das Wort auch mit Zeichen verbunden und geboten hat, in Taufe und Abendmahl mit dem Zeichen die Botschaft zu verkündigen. Auf jeden Fall hat grundsätzliche Bedeutung nur, d a ß Luther Gottesdienst als Verkündigung des Wortes Gottes verstand und das Gebot, zu taufen und das Mahl des H e r r n zu feiern, als unbedingt verbindlich ansah. Die Gottesdienstgestaltung, wie sie Luther vornahm, hatte von vornherein nichts Grundsätzliches an sich, sondern sollte dem Wechsel
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u n d W a n d e l vorbehalten bleiben, u n d dazu gehört auch die K o p p e l u n g von Predigt u n d Abendmahlsfeier. Wie sehr Luther die f o r m a l e Seite seines Gottesdienstes als ein Relativum angesehen hat, w i r d deutlich aus Bemerkungen, die er in einer seiner liturgischen Schriften über den ganz anderen Gottesdienst, wie ihn gereifte Christen halten könnten (Deutsche Messe v o n 1526), gemacht h a t ; über mehr als Erwägungen ist Luther bei dem ganz anderen Gottesdienst nicht hinausgekommen. Gestaltet hat er n u r den öffentlichen Gottesdienst, den er sehr stark pädagogisch verstand, als eine Reizung u n d Lockung zum Glauben, u n d bei dem er am Überkommenen festhielt aus Rücksicht u n d Schonung gegenüber der Gemeinde. J e t z t bleibt lediglich noch ein W o r t über den evangelischen Choral zu sagen, den Luther in den Gottesdienst eingeführt hat. Jedenfalls hat er das getan in dem Sinne, d a ß es durch seinen Anstoß zu einer mächtigen gottesdienstlichen Singbewegung im evangelischen Deutschland kam. Luther versuchte zunächst, andere zu animieren, deutsche Lieder zu verfassen, die an die Stelle lateinischer Gesänge treten konnten. Weil sein Appell nicht das Gehör f a n d , das er sich gewünscht hatte, v e r f a ß t e er dann selber solche Lieder. D i e Geschichte der A n f ä n g e des evangelischen Kirchenliedes w i r d uns an erst ganz kleinen u n d dann etwas umfänglicheren Liedersammlungen greifbar, f ü r die sich bald die Bezeichnung Gesangbuch einbürgerte (Achtliederbuch von 1524, Erfurter Enchiridion von 1524, Johann Walters Chorgesangbüchlein von 1524, später Leipziger, Straßburger Gesangbuch usw.). Aber die Lieder Luthers (und die seiner Mitarbeiter) w a r e n keine Lieder z u m Absingen aus einem Buche, sondern sie p r ä g t e n sich rasch dem Gedächtnis ein u n d w u r d e n in diesem ganz eindeutigen Sinn lebendiger Besitz der Gemeinde. D i e wichtigsten Lutherlieder enthält heute noch jedes evangelische Gesangbuch. D a ß von dem sog. Lutherlied Ein feste Burg ist unser Gott sich nicht genau sagen läßt, w a n n u n d unter welchen U m s t ä n d e n es entstanden ist, ist eine Seltsamkeit, an der sich k a u m noch etwas ä n d e r n läßt. Es hat erstmalig
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sicher 1528 in dem Weiß'schen Wittenberger Gesangbuch gestanden. Man ist auf die Idee gekommen, es durch eine üble Kriegshetze ausgelöst zu sehen, die man als die Pack'schen Händel bezeichnet. Es wäre schade, wenn das stimmte, denn die Pack'schen Händel sind ein recht dunkler Fleck in der Geschichte der jungen evangelischen Bewegung. Aber, wie gesagt, die Zusammenhänge werden sich kaum noch voll aufklären lassen. Luther hat nicht gedichtet, weil er sich für einen Dichter hielt; daß er in der Tat ein Sprachschöpfer war, wird auch aus seinen Liedern kenntlich. Ein Musiker ist er noch viel weniger gewesen, so gern er musizierte; und die Melodie zu der festen Burg hat er doch offenbar selber geschaffen. 15. Auseinandersetzung mit dem Humanismus Als es darum ging, die geistige Welt, in die Luther eintrat und in der er sich entfaltete und seine Sendung ausrichtete, zu beschreiben, war es unvermeidlich, zunächst und im wesentlichen von der Renaissance bzw. vom Humanismus zu reden. Das zu Ende gehende 15. und das beginnende 16. Jahrhundert ist die Zeit des Humanismus in Deutschland. Mächtig gestaltete der dort alles geistige Leben und alle Bildung um. Bei der Darlegung des inneren Werdegangs Luthers, die auf die große reformatorische Entdeckung des Evangeliums von der Herrlichkeit und Gnade Gottes hinzielte, war der Humanismus gar nicht im Spiele. Die quälenden Fragen, mit denen sich der Mönch Luther auseinandersetzen mußte, waren ihm aus der katholischen Vergangenheit, durch die Möncherei und durch die scholastische theologische Bildung gestellt. Die Antwort, die er dann fand, ist unmittelalterlich und unscholastisch, aber humanistisch auch nicht. Daß Luther nicht absolut am Humanismus vorbeigelebt hat, sahen wir. D a ß die große geistige Bewegung der Zeit nichts Wesentliches dazu getan hat, Luther zum Reformator werden zu lassen, bleibt unverkennbar.
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Allmählich ist Luther dann doch in engere Fühlungnahme mit dem Humanismus gekommen. Dafür wurde von einzigartiger und ausschlaggebender Bedeutung die Berufung eines großen humanistischen Gelehrten nach Wittenberg, des ebenso berühmt wie Luther gewordenen Philipp Schwarzert gen. Melanchthon. Melanchthon war bekanntlich der Großneffe Johannes Reuchlins, des Königs der deutschen humanistischen Gelehrten. Er war erst 21 Jahre alt, als er 1518 in Wittenberg Professor des Griechischen wurde, also bald ein und einhalb Jahrzehnt jünger als Luther. Es ist schon von daher erklärlich (aber erklärt sich natürlich nicht nur von daher), daß starke Einflüsse von Luther auf Melanchthon ausgingen. Unter Luthers Einfluß wurde Melanchthon zum evangelischen Christen in Luthers Sinn und (schon 1521) zum Dogmatiker der Reformation. Melanchthons glanzvolle Jugendleistung, die Loci communes theologici, später mehrfach umgestaltet, wurden die Dogmatik der Reformation, die Luther selber nicht schreiben wollte oder vielleicht auch nicht schreiben konnte. Über diesem Einfluß von Luther auf Melanchthon darf der von Melanchthon auf Luther nicht vergessen werden. Das griechische Neue Testament kannte und benutzte Luther bereits, als er über den Römerbrief las, ehe Melanchthon nach Wittenberg gekommen war. Melanchthon hat ihm aber den Impuls gegeben, sich noch ganz anders in das Griechische hineinzuarbeiten. Das Hebräische hat Luther auch schon während der Erfurter Studienzeit erlernt. Es ist bekannt, daß er sich da ein hebräisches Wörterbuch, sicher das von Reuchlin, angeschafft hat. An seinem weiteren Eifer für die hebräischen Studien ist Melanchthon ebenfalls nicht unbeteiligt. Luthers Begeisterung für die „Sprachen" ist Frucht der Freundschaft mit Melanchthon und des damit auf Luther wirkenden Humanismus. Noch andere Einflüsse außer dem Einfluß Melanchthons wirkten mit, daß Luther immer stärker in die humanistische Bewegung hineinwuchs. Eine ganze Reihe von Humanisten stießen zu Luther. Crotus Rubeanus, Eoban Hesse, Ulrich von Hut-
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ten sind schon erwähnt. Ein Mann wie der Nürnberger Patrizier Willibald Pirckheimer hat Luther zeitweise nahegestanden. Wieder andere Humanisten kennen wir so sehr als Luthers Mitarbeiter, daß uns kaum bewußt wird, daß sie ausgesprochene Humanisten waren und in persönlichen Beziehungen zu Erasmus standen: Georg Spalatin, den Mittelsmann zwischen Luther und Friedrich dem Weisen, oder Justus Jonas. Durch eine Fülle persönlicher Beziehungen mußte Luther in die Welt des Humanismus hineinkommen und mußte diese Welt bis zu einem gewissen Grade seine Welt werden. Daran, daß Luther die „Sprachen" — das Studium der Sprachen der Antike — in die reformatorische Bewegung einführte, wird der Zusammenhang am deutlichsten. Das greift tiefer ein in Luthers Denken, als es zunächst scheinen möchte. Luthers Grundsatz sola scriptura (allein die Schrift oder allein durch die Schrift) steht doch in innerem Zusammenhang mit dem humanistischen ad fontes (zu den Quellen). Die Absage an die zweite Glaubensquelle der Tradition ist nicht die notwendige Folge humanistischen Denkens — viele Humanisten waren Patristiker, auch in ihrer Dogmatik: Die Väterzeugnisse sind auch und in vorzüglicher Weise Zeugnisse des Glaubens, und der Glaube der ersten Jahrhunderte ist der Glaube der Kirche. Aber wo die Absage an die Tradition vollzogen wurde, war der Humanismus mit im Spiele. — Der Humanismus ist nicht allein der Entdecker der antiken Sprachen, sondern auch der der Volkssprachen. Dem Volgare hatte sich die Renaissance in Italien betont zugewandt. Wenn Luther den Mann auf der Straße daraufhin beobachtete, wie er sprach und was er für Redensarten gebrauchte, und wenn Luther sich mühte, ein deutsches Deutsch zu sprechen, kein Deutsch, das in deutsche Worte übertragenes Lateinisch war, so bezeugt das nicht nur seine urtümliche Verbundenheit mit dem Volke, sondern auch, daß die humanistische Bewegung doch nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war.
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Es gilt als ein Kennzeichen gerade des deutschen Humanismus, daß ihm ein nationales Pathos eigen war. Der ritterliche Humanist in Deutschland etwa k ä m p f t e f ü r deutsche Freiheit gegen römische Unterdrückung und Aussaugung. Zweifellos ist Luthers Kampf gegen den Antichristen in Rom nicht die leidenschaftliche Gegenwehr des Deutschen gegen eine ausländische Macht, die Deutschland in ihrer Gewalt hatte und behalten wollte. Luthers Kampf gegen das Papsttum war aus ganz anderen Quellen gespeist, war der Kampf f ü r das Herrenrecht Jesu Christi gegen Menschen, die sich dieses angeeignet hatten, und damit Kampf f ü r das Recht Gottes gegen Menschengerechtigkeit. Aber Luther scheute sich nicht, in seine Streitschriften gegen Rom Töne der Trauer um Deutschland mit hineinzunehmen. Es ist auch kein Zufall, daß Luther in seiner Schrift an den Adel sich unbefangen an die Gravamina der deutschen Nation (s. o. 16) anlehnte. Wenn Luther, bei lebhafter Kritik an den deutschen Lastern, sich so unbefangen und so stolz als Deutscher gab, so ist daran der Humanismus mit beteiligt. In königlicher Freiheit hat sich der, der aus Glauben und Gehorsam die Klostergelübde von sich geworfen hatte, der neuen Welt geöffnet, obwohl es ihm nicht um diese neue Welt, sondern wieder um Glauben und Gehorsam ging. In einem recht kritischen Augenblick ist eine Tat aus Luthers Offenheit f ü r die Welt des Humanismus geworden. Nach dem Durchbruch der reformatorischen Bewegung setzte plötzlich ein ganz gefährlicher Bildungsverfall ein. Mit den Klöstern, deren Insassen weithin auseinanderliefen, fielen auch Bildungsstätten weg. O b die vielen höheren geistlichen Ämter, zu denen Bildung verhelfen konnte, in Zukunft bleiben würden, war schon recht fraglich. So litten die Bildungsstätten, die da waren, Lateinschulen und Universitäten, auf einmal Mangel an Schülern und Studenten. Männer wie Karlstadt propagierten dazu regelrecht ein bildungsfeindliches Programm der Einfalt in Christo. In dem Augenblick stellte Luther
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ein Bildungs- und Schulprogramm auf. Die Reformation der Universitäten überließ er Melanchthon. Er aber nahm sich der gymnasialen Bildung an und rief die deutschen Städte auf, Schulen für Jungen und Mädchen zu schaffen, damit Nachwuchs für das Predigtamt und auch für weltliche gelehrte Berufe heranwüchse. Die Schrift An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen halten sollen (1524) ist voll von Humanismus, zeugt von einem Verständnis für die Geschichte und ihre Details, das humanistisch ist, und setzt das ganze humanistische Bildungsideal der Zeit in die Wirklichkeit um. Auf Luthers persönlichen Anstoß hin ist ein evangelisches, gelehrtes Schulwesen emporgeblüht. Und doch hat Luther fast zu der gleichen Zeit einen Bruch mit dem Humanismus vollzogen. Er hat der humanistischen Geistesbewegung keine bornierte und engstirnige Absage erteilt, sondern hat sich ihr mit der Weite eines ganz großen Herzens und reichen Geistes geöffnet und das nicht verschwiegen. Aber er hat in einer weltgeschichtlichen Kontroverse sich vom Geist und Glauben des Humanismus geschieden und klargestellt, daß evangelischer Glaube etwas anderes als humanistische Frömmigkeit ist. Die beiden Männer, deren Namen in der damaligen Zeit den besten Klang hatten, waren der Mönch Luther und der internationale Kaiser und König der gebildeten Welt, Desiderius Erasmus von Rotterdam; und die traten plötzlich gegeneinander auf und kreuzten die Klingen. Sie stritten über ein Grundproblem der Theologie, das des freien Willens; es war eigentlich erst durch Luther so zentral geworden. Luther hatte in seinen Schriften schon in der Zeit des Ablaßstreites die Existenz eines freien Willens im Menschen auf seinem Wege zum Heil glattweg geleugnet. Der menschliche Wille ist entweder Werkzeug der Gnade Gottes oder der Macht des Bösen. Einen freien Willen hat Gott allein. Erneuerung des Willens zu rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit ist immer Gnade. Erasmus paßte sich in der Schrift, mit der er die Kontroverse anfing (seine Diatrihe de Ii-
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bero arbitrio, sein Gespräch über den freien Willen von 1524 ist vor Luthers Schrift De servo arbitrio 1525 — Der geknechtete Wille — erschienen), Luther soweit er nur konnte an. Es gehörte zu seiner Taktik, daß er über die Fragen des kirchlichen Umsturzes, an dem ihn alle Welt für mitschuldig hielt, mit Luther überhaupt nicht redete, daß er, der bei vielen im Verdacht stand, der geistige Vater Luthers zu sein, Luther theologisch so nahe wie möglich zu kommen suchte, um dann doch triumphierend sagen zu können: So sehr ich mich bemühe, ihn zu verstehen, seine unmöglichen extremen Folgerungen kann ich mir nicht zu eigen machen; es steht eine Welt zwischen mir und Luther. Erasmus behauptete nichts anderes und suchte nichts anderes zu beweisen, als daß das Heil fast ganz von der Gnade gewirkt werde, aber daß eine Mitwirkung des Menschen angenommen werden müsse, jedenfalls so, daß der Mensch frei das Werk der Gnade an sich geschehen läßt oder nicht. Luther und Erasmus wurden sich nicht einig; Erasmus verstand nicht, daß Luther immer von dem schöpferischen Willen Gottes her dachte und dem Menschen dieses Prädikat, das allein dem Schöpfer gebührte, gar nicht zuerkennen konnte. Bis heute ist der Kampf zwischen Luther und Erasmus nicht ausgetragen; die lutherische Kirche hat sich offiziell Luthers Lehre von der Prädestination (das Heil ist ganz und gar Werk und Bestimmung Gottes) nicht zu eigen gemacht und noch weniger die Ansätze zu einem philosophischen Determinismus, die bei Luther da sind. Letzten Endes ist es aber zwischen Erasmus und Luther auch gar nicht nur um das theologische Spezialproblem gegangen, ob der menschliche Wille ganz Werkzeug der Gnade ist oder in Wechselwirkung zur Gnade steht. Luther hat gegen Erasmus mit Leidenschaft gefochten, weil er die Religion als etwas Menschliches ansah, als ein menschliches Streben, als ein menschliches Gehorsamsein, als Erfüllung des Liebesgebotes oder wie sich das nun ausdrücken läßt, während er, Luther, nicht eine Religion verkünden wollte, von der das Christentum nur eine besondere Form ist, sondern
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Gottes Werk am Menschen. Ob die Religion als höchste und reinste Gestalt menschlichen Daseins gelten soll oder ob es um die Gnade geht, die das rettende Werk Gottes an uns ist, das ich nur an mir vollziehen lassen kann und das ich demütig dankend im Glauben anzunehmen habe, war der Grundgegensatz. Es ging m. a. W. auch in diesem Ringen um das Thema Menschengerechtigkeit und Gottesgerechtigkeit. Der Luther, der sich allem, was der Humanismus an Großem und Wichtigem gebracht hatte, so ganz offen zeigen konnte, verschloß sich der humanistischen Welt da, wo er das Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes durch sie angetastet sah. Im Letzten und Entscheidenden war ihm weder eine Kapitulation vor dem Humanismus möglich noch ein Kompromiß mit ihm. 16. Absage an die Revolution Die Reformation, die Leute wie Karlstadt, Zwilling und Müntzer während Luthers Abwesenheit ins Werk gesetzt hatten, war eine Art Revolution. Was in Wittenberg oder Zwickau geschehen war, war glatte Mißachtung der staatlichen Ordnung. Die Zertrümmerung der Altäre in den Kirchen, die Weihnachtskommunion, die Karlstadt hielt, weil der Kurfürst sie für den geplanten Neujahrstermin inhibiert hatte, waren revolutionäre Akte. Das „Auslaufen" der Mönche und Nonnen aus den Klöstern und die Eheschließungen von solchen und von Priestern waren ebenfalls und vollends schwere Verstöße gegen Reichsrecht. Das Bilderstürmen usw. war gegen Luthers Willen geschehen, und Luther hatte sich von den Vorgängen distanziert. Mit seinem Mäßigen und Beruhigen, seiner Rücksetzung in den alten Stand, die er nach Rückkehr von der Wartburg vornahm, bezog er einen Standpunkt der Legalität. Aber grundsätzlich konnte er sich nicht von allen illegalen Handlungen distanzieren. Die Entbindung der Mönche von den Klostergelübden hatte ihn gerade auf der Wartburg beschäftigt, und nach der
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Rückkehr von dort veröffentlichte er die schon erwähnte, berühmte revolutionäre Schrift Die Mönchsgelübde. Daß er damit Kirchen- und Reichsrecht brach, sah er klar. Lammfromm gegenüber aller Obrigkeit und staatlichen Ordnung ist Luther auch in dem Augenblick nicht gewesen, in dem er zur Ordnung und zur Zucht und zum Staatsgehorsam aufrief. Zu der ganz eindeutigen Bereitschaft Luthers, auch gegen das Recht des Deutschen Reiches schuldig zu werden, wenn es um Gottes Wort und klares Gebot ging (Mönchsgelübde), kommt noch ein anderes hinzu. Die diese revolutionäre Grundhaltung in etwas kompensierenden konservativen Züge beim Luther der Invokavitpredigten usw. beziehen sich nur auf den engen Raum des kursächsischen Territoriums. Dort konnte Rebellion nur unendlichen Schaden stiften. Gottes Wort war frei. Für lutherische Predigt war in Kursachsen bei Friedrichs H a l t u n g nichts zu befürchten. Revolutionärer Übereifer hätte es Friedrich dem Weisen sicher unmöglich gemacht, Luthers Sache weiter in dem Sinn zu schützen, in dem er es bislang getan hatte. Ganz anders lagen die Dinge in allen übrigen Territorien des Reiches. D o r t lief und wuchs auch „Gottes Wort", weil es eine Mächtigkeit besaß, die es schwer machte, seinen Lauf aufzuhalten, und weil es allerhand einflußreiche Stellen gab, sogar städtische Obrigkeiten, die ihn gar nicht aufhalten wollten, denn sie waren selbst ergriffen. Von einer Freiheit des Wortes Gottes in dem Sinn wie in Kursachsen kann f ü r die Jahre 1522 oder 1523 jedoch f ü r kein deutsches Land die Rede sein. In der Situation innerhalb Kursachsens konnte es als politisch klug und zweckmäßig erscheinen, sich soweit wie möglich auf den Boden der Legalität zu stellen. Für das ganze übrige Deutschland gilt das nicht. D a ß nachdenkliche Leute oder auch Fanatiker des neuen Glaubens keine andere Möglichkeit sahen, als auf revolutionärem Wege f ü r die Freiheit des Wortes Gottes zu kämpfen, ist sehr verständlich. Die Wildheit, mit der der Mann, der sich zum Propheten des Umsturzes aufgeworfen hatte, Thomas 7
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Müntzer, vorging, erklärt sich v o n seiner taboritischen Eschatologie her: W e n n das Reich Gottes nahe ist, müssen alle Gottlosen ausgerottet und m u ß R a u m f ü r die H e r r schaft Gottes geschaffen werden. Z u dem sachlichen E r gebnis, d a ß m a n sich auf Widerstand gegen die obrigkeitlichen Gewalten, die sich dazu rüsteten, das Wormser E d i k t zu praktizieren, vorbereiten müsse, konnte auch sehr nüchternes Nachdenken führen. Wie die D i n g e k o m m e n w ü r d e n , k o n n t e m a n nicht wissen; viele obrigkeitlichen Gewalten, auch geistliche Fürsten, zögerten, das Wormser E d i k t durchzuführen, weil sie die Revolution fürchteten; umgekehrt w a r der Einfluß der neuen Botschaft beim Volke groß. Aber gab es grundsätzlich eine andere Möglichkeit als die, die K r ä f t e zu messen? Luthers Schrift Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei v o m Jahre 1523 ist ein recht schwer zu interpretierendes Buch. D e r Historiker w i r d zu einem anderen Ergebnis kommen müssen als der, der aus einer ganz anderen Gegenwartssituation heraus sich theoretisch mit Luthers in ihrer Situation entstandenen Schrift auseinandersetzt. Viele Kritiker unserer Zeit sehen in Luther den Fürstenknecht, der sich vor den Territorialgewalten duckte oder gar ihre Sache trieb; u n d sie hören diesen Luther gern auch schon in der in Rede stehenden Schrift sich aussprechen. Ist das historisch richtig? D i e Schrift besteht aus zwei H a u p t t e i l e n . In dem ersten H a u p t t e i l verlangt Luther v o m Christen A n e r k e n n u n g der Obrigkeit als Gottesordnung. Es ist Gebot Gottes, ihr zu gehorchen, auch w e n n sie ganz unrecht handelt und der Gehorsam auf ein Erleiden von Unrecht hinausläuft. U n d an den Teil k n ü p f e n alle heutigen Kritiker an. Das, w o z u Luther a u f f o r d e r t , klingt wie blinder, stumpfsinniger Obrigkeitsgehorsam. In dem zweiten H a u p t t e i l verlangt Luther v o m Christen hingegen, d a ß er sich der obrigkeitlichen G e w a l t widersetze, wenn sie verlangt, dem W o r t e Gottes ungehorsam zu sein u n d das Evangelium zu verleugnen. D a m i t will er nicht sagen, d a ß m a n ihr das L a n d rauben u n d d a ß m a n blutigen A u f r u h r gegen
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sie machen dürfe; im Gegenteil, es kann für den Christen notwendig werden, das Land zu räumen oder das Martyrium zu erleiden. Aber nachgeben und das Evangelium verleugnen darf der Christ nicht. Zeitgenossen, etwa Herzog Georg von Sachsen, haben Luthers Schrift von ihrem zweiten Teil her gelesen und in ihr einen gottlosen Aufruhr Luthers gegen alle weltliche Ordnung gesehen. Nun würde man, wenn man sich dieses Urteil zu eigen machte, Luther wieder Unrecht tun. Aufruhr hat Luther auf keinen Fall gewollt. Aber daß er einen psychologischen Widerstand genährt und zu ihm aufgerufen hat, ist offenkundig; und wahrscheinlich hat Luthers Schrift von der weltlichen Obrigkeit weithin in diesem Sinn gewirkt. Das Evangelium und der Gehorsam gegen Gottes Gebot gehen aller irdischen Gehorsamspflicht voran! Wenn wir jetzt die Stellung Luthers und die Thomas Müntzers und aller derer, die diesem mehr oder weniger nahe standen, miteinander vergleichen, so geht es nicht um den Gegensatz: blinder Fürstengehorsam oder revolutionäres Vorgehen gegen die evangeliumsfeindlichen Obrigkeiten. Das wäre doch ehestens sinnvoll, wenn man annehmen dürfte, daß Luther stumpfsinnig und borniert nur auf Kursachsen geblickt hätte, in dem seine Sache einigermaßen sicher war und Fürstengehorsam nützlich sein konnte. Darf man solche Engstirnigkeit bei Luther für eine Zeit annehmen, da die lutherische Botschaft überall in Deutschland und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gezündet hatte, aber die obrigkeitlichen Gewalten so gut wie alle noch Luthers Gegner waren? Die Frage zwischen Luther und etwa Müntzer war, ob Revolution in dem Sinn gemacht werden dürfte, daß den obrigkeitlichen Gewalten der Gehorsam aufgesagt wurde, weil sie dem Evangelium entgegenstanden oder sofern sie das taten — unter Anerkennung ihrer obrigkeitlichen Gewalt im übrigen. Alle Stellungnahmen von evangelischer Seite bewegten sich zwischen diesen beiden „extremen" Meinungen. 7*
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Wie Luther denken und grundsätzlich im weltlichen Gehorsam gegen die weltlichen Obrigkeiten bleiben, war nur möglich bei einem ganz großen, starken Glauben an die Gewalt des Wortes Gottes, das sich selbst gegen alle widerstrebenden Gewalten durchsetzen werde. Diesen Glauben hat Luther gehabt; und er hat Luther auch geleitet, als er das, was er 1523 in seiner kleinen, bedeutsamen Schrift grundsätzlich niedergelegt hatte, praktisch bewähren mußte, und das war im Bauernkrieg. Im Bauernkrieg hat der Luther, der sich um kein Reichsrecht und kein anderes Recht kümmerte, wenn es das Gewissen gebot, ungehorsam zu sein, die praktischen Konsequenzen aus seiner Überzeugung gezogen, daß der evangelische Christ kein Recht hat, sich gegen die katholische Staatsgewalt „aufzulehnen", weil sie das Evangelium unterdrückt, weil sie sonst die Untertanen schindet oder aus welchem Grund noch, sondern d a ß ihm nur geboten ist, ihr mit dem Evangelium, also mit dem Worte zu widerstehen. Allerdings müssen, wenn Luthers heißumstrittene H a l t u n g im Bauernkrieg verständlich werden soll, noch weitere Zusammenhänge beachtet werden. Lediglich um das Problem des Obrigkeitsgehorsams ging es f ü r Luther im Bauernkrieg nicht. 17. Absage an die Schwärmer und an die Bauern Wenn der Historiker unserer Tage sich mit dem berühmten Deutschen Bauernkrieg von 1524/25 befaßt, betrachtet er diesen nicht isoliert, sondern sieht er ihn in Zusammenhang mit der ganzen deutschen Bauernbewegung, die seit bald hundert Jahren im Gang war und aus der der Aufstand des H a n s Böhm, sog. Pfeifers von N i k iashausen (1477), die Bundschuh-Bewegung (der gebundene Schuh ein Bauernsymbol) und die Bewegung des Armen Konrad am bekanntesten sind. Die deutsche Bauernbewegung steht ihrerseits wieder innerhalb des Zusammenhanges einer gesamteuropäischen Bauernbewegung. Aus den Niederlanden, aus England und aus Frank-
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reich kennen wir aus sehr viel früherer Zeit Bauernaufstände (1323 um Brügge, 1356 die sog. Jaquerie in Frankreich und 1381 der englische Bauernaufstand unter Wat Tyler). Die Bauernbewegung ist mit dem Bauernkrieg von 1525 auch nicht zu Ende, sondern geht weiter bis in die neueste Zeit. Je nach dem besonderen Interesse, das der Historiker hat, wendet er sein Augenmerk entweder der Geschichte der deutschen Stände zu, von der die Bauernbewegung natürlich nur eine Seite bildet, oder er befaßt sich mit der „ideologischen" Seite der Bauernbewegung, die weithin eine theologische Angelegenheit ist. Zum Teil geht es in Bauernbewegung und Bauernkrieg einfach um das Verlangen der Wiederherstellung alter Rechte. Zum anderen Teil werden regelrecht Reichsreformpläne entworfen, deren Verwirklichungsreife allerdings ein großes Problem ist. Die Entwürfe können sehr nüchtern sein; es haben aber auch Ideale mit an ihnen gestaltet, die aus dem Raum der innersten Uberzeugungen und Glaubenssätze stammen, das Ideal der göttlichen Gerechtigkeit oder das der christlichen Freiheit, deren Verwirklichung in der Gesellschaftsordnung gefordert und versucht wird. Mit diesen Idealen kommt man in geistige und religiöse Strömungen hinein, sicher vor allem in die Bewegung Wiclifs und den damit ganz eng zusammenhängenden Hussitismus. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge ist für das Verständnis von Luthers Haltung zur Bauernrevolution wichtig und damit für den Zusammenstoß, der zwischen Luther und den Bauern stattgefunden hat. Die Auseinandersetzung zwischen Luther und den Bauern ist ein Kampf zwischen zweierlei Evangelium gewesen. Daß der moderne Historiker den Bauernkrieg in diesen eben kurz bezeichneten Zusammenhängen sieht, heißt noch lange nicht, daß Luther den Bauernkrieg in genau die gleichen Zusammenhänge eingeordnet und daß seine Perspektive sich mit der des Historikers von heute gedeckt habe. Luther hat den „Aufruhr" der Bauern in Zusammenhang mit der Schwärmerei gebracht. Ob er das
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mit Recht oder zu Unrecht getan hat, ist natürlich eine sehr wichtige, aber auch eine recht schwierige Frage. Ganz direkt gesagt: Für Luther war die Bauernerhebung ein Werk der Mordpropheten, und mit den „Mordpropheten" sind im wesentlichen Thomas Müntzer von Allstedt und dann Mühlhausen und seine Anhänger gemeint. Eine heute sehr einflußreiche Geistesrichtung, in deren Urteil Luther ganz negativ gewertet wird, als der Feind der Bauern und aller Unterdrückten, schlägt sich in der Beurteilung der Zusammenhänge merkwürdig unkritisch auf Luthers Seite. Daß der Bauernkrieg das Werk Thomas Müntzers sei, ist entweder selbstverständlich oder wird mit großem Aufwand und scheinbar auch überzeugend bewiesen. Tatsächlich ist wenig Material dafür zu erbringen, daß Müntzer einen nennenswerten Einfluß auf die Bauern ausgeübt habe. Aber daß Luther die Dinge so gesehen und beurteilt hat, dürfte unbestreitbar sein, und sein Kampf gegen die Bauern war zugleich ein Kampf gegen die „Mordpropheten", die die Bauern — nach Luthers Meinung — zu einer räuberischen und mörderischen Rotte gemacht haben. Was ist es um die ganze Bewegung, die man als die Schwärmer oder Schwarmgeister bezeichnet? Es wurde schon gesagt, daß Luthers Ansturm gegen die römische Kirche und damit gegen die ganze bisherige Ordnung der Dinge alle die Geister auf den Plan rief, die mit Rom und der überkommenen Ordnung unzufrieden waren. Die Predigt derer, die, als Luther auf der Wartburg saß, oder auch schon vorher an die Arbeit gingen, war nicht genormt und galt nur ganz allgemein als lutherisch. Unter denen, die in Bewegung kamen, waren sogar solche, die offensichtlich ganz anderes als Luther wollten. Durch Beziehungen, die Thomas Müntzer als Prediger und Pfarrer in Zwickau mit sog. Tuchknappen, also Textilhandwerkern, anknüpfte, deren Ideen hussitisch-taboritisch waren, kam es zu einem eigenen reformatorischen Christentum, das auf eine neue apostolische Kirche zuwollte, von der schwer zu sagen ist, ob sie überhaupt noch ein
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irdisches Gebilde ist oder schon der A n f a n g der himmlischen Herrlichkeit. Alles, was die Leute um Müntzer von der neuen apostolischen Kirche zu sagen hatten, wußten sie durch innere Erleuchtungen, hatten sie aus dem Geist. Sie beriefen sich auf Träume und Gesichte. Durch Müntzers Schrifttum und in der Entwicklung des persönlichen Verhältnisses zwischen Müntzer und Luther wurde eine ganze scharfe Antithese daraus: Du, Luther, berufst dich auf den toten Buchstaben, und wir berufen uns auf den lebendigen Geist; dein Evangelium ist das Gesetz des Buchstabens, unseres ist das neue, freie Evangelium des Geistes. Alles bloß geschriebene und äußerlich Geordnete war Müntzer und seinen Leuten zuwider; auch die Sakramente der Kirche ließen sie nicht gelten. Die Taufe der Kinder war f ü r Müntzer ein Affenspiel genauso wie die W a n d lung in der Messe. Müntzers Ideal war schwerlich die Spättaufe (also unter Umständen Wiedertaufe) und eine schlichte Mahlfeier; er w'ar offenbar ein grundsätzlicher Sakramentsverächter. Anders lagen die Dinge bei Gruppen, die in der Schweiz und im Südwesten Deutschlands, nahe der Schweizer Grenze, auftraten. Die dachten ähnlich wie die Zwickauer und sind wohl auch aus denselben Voraussetzungen her entstanden (mittelalterliches Sekten tum), aber sie machten eine Gläubigentaufe zu ihrer Losung und hielten in einem sehr unsakramentalsn Sinn das Sakrament des Mahles des H e r r n . Diese eigentlichen Wiedertäufer sind Luther erst ziemlich spät ins Blickfeld getreten, obwohl sie f ü r die Reformationsgeschichte als ganze vielleicht wichtiger sind als die mitteldeutschen Radikalen. Zunächst hatte es Luther mit den Schwärmern aus dem eigenen Land zu tun, die noch dazu, als er auf der W a r t burg saß, Sendboten nach Wittenberg schickten und durch diese dort ihr Wesen trieben. Bei ihnen hieß es, wie Luther sagt: Geist! Geist! Geist!, und Müntzer hat dann gegen das wollüstige und sanftlebende Fleisch in Wittenberg geschrieben, gegen Vater Sanftleben und Bruder Mastschwein, und damit meinte er Luther.
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In einem interessanten Kontrast zu dem Geist- und Innerlichkeitsprinzip der Schwärmer steht ihre starke Bindung an die Bibel, vor allem an das Alte Testament, in sittlichen Fragen. Das Sozialprogramm der schwärmerischen Bewegung knüpft an das Alte Testament an. Vor allem muß das Alte Testament dazu herhalten, den kämpferischen Geist Müntzers und seinen Aufruhr zu rechtfertigen. Müntzer fängt die Kriege Jahwes mit seinem Volk gegen die Heiden wieder an; er unterschreibt sich schließlich „Thomas Müntzer mit dem Schwerte Gideonis". Das Gottesvolk sind die Gläubigen im Zwickauer Sinn. Alle anderen sind Ungläubige und Gottes Feinde, und sie, insbesondere aber ihre Führer, also die weltlichen Fürsten, müssen wie Hunde erschlagen werden. So hat die Kampfpredigt Müntzers erstaunlich reiches alttestamentliches Kolorit, und man möchte die Müntzerei, wenn man auf ihr reales Programm schaut, geradezu für biblizistisch halten. Aber in Wahrheit ist es wieder der Geist, der dazu treibt, gegen die Gottlosen zu streiten und alles niederzuhauen, was dem in Anbruch begriffenen Gottesreich entgegensteht. Das Revolutionsprogramm Müntzers ist ein prophetisches Programm. Luther hat, wenn er Müntzer bekämpfte, gegen den Pseudopropheten Müntzer gestritten; und Pseudopropheten sind immer dann am gefährlichsten, wenn sie zum Aufruhr und der Zerstörung aufrufen. Dann ruft der Geist des Bösen, der aus ihnen redet, alle Geister der Unterwelt zusammen. Nur so wird das Nein Luthers verständlich, das er kompromißlos der Bauernbewegung der Jahre 1524 und 1525 entgegenschleuderte. Natürlich kann man sagen: Luther hat konservativ gedacht, und ein Professor an einer kurfürstlichen Universität mußte damals wohl auch konservativ denken. Aber die Erklärung wäre zu billig. D a ß Luther, wenn er sich im Gewissen gebunden fühlte und zu einer T a t gedrängt wurde, alle anderen Bindungen als die an das Gewissen hintanstellte und rücksichtslos, was ihm geboten war, in die T a t umsetzte, ist sicher. Hätte Luther Müntzer für einen Propheten halten können, wäre
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alles bei ihm anders geworden. Und mit seiner Leidenschaft, die selten so unbändig war wie in der Auseinandersetzung mit den Bauern, ist Luther weit über das hinausgegangen, was unter frommen, obrigkeitstreuen Christen damals die Regel war. Freunde Luthers sind über seine Härte und Grausamkeit erschrocken. Luther hat sich i. w. dreimal gegen die Bauern zu Worte gemeldet. Das erste Mal hat er es getan, als ihm die sehr gemäßigten Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben zu Gesicht gekommen waren (etwa Mitte April 1525). In seiner Schrift Ermahnung zum Frieden an die Bauernschaft in Schwaben redete er den Fürsten und Herren sehr ins Gewissen und bat er sie dringend, auf das Strafgericht Gottes, als das sie einen bäuerlichen Aufruhr auf alle Fälle anzusehen hätten, mit Demut, Buße und Entgegenkommen gegen die Bauern zu reagieren. Den Bauern sagte er, daß Aufruhr auf alle Fälle Unrecht und gegen Gottes Gebot sei. Diesen Grundsatz hat Luther immer aufrechterhalten; er hat ihn aber sofort außer Kraft gesetzt für den Fall, daß ein (wirklicher) Prophet oder Wundermann Gottes in Gottes Vollmacht alles umwarf. Ferner wehrte sich Luther leidenschaftlich gegen den Versuch der Bauern, ihre Forderungen mit dem Evangelium zu begründen. Da zeigte sich nun, daß die Bauern ihr Evangelium hatten mit einer christlichen Liebe und christlichen Freiheit, das auf Abschaffung der Leibeigenschaft, der Grundlasten, des Zehnten in der bisherigen Form und viele andere ähnliche Dinge hinauslief. Von Luther hatten sie diese christliche Gerechtigkeit und christliche Freiheit nicht gelernt. Daß „lutherische" Prädikanten ihnen das neue Evangelium hier und da oder gar vielerorts so verkündet hatten, kann man nicht ohne weiteres in Abrede stellen. So ist es zu erklären (aber nur so), daß sich die Bauern immer wieder auf Luther beriefen und auch die Gegner Luthers ihn als am Bauernaufruhr schuldig erklärten. Luther stellte klar, daß sein Evangelium, daß das Evangelium ein anderes sei: Es lehre fromm und gottesfürchtig zu sein, das Elend aus Gottes
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Hand zu nehmen, Unrecht zu leiden und sich in aller Angst und Not der Gnade Gottes zu trösten. Die Gerechtigkeit Gottes, die im Evangelium verkündet wird, ist die Vergebung der Sünden (s. o. 56) und damit etwas ganz anderes als die von den Bauern immer wieder in den Mund genommene „göttliche Gerechtigkeit". Man kann sagen, daß Luthers Entscheidung — sich nicht mit den Bauern zu verbünden —, politisch gesehen, genial war: Bei oberflächlicher Betrachtung der Zusammenhänge bot die populäre Bauernbewegung Luther eine große Chance, Deutschland für seine Sache zu gewinnen; aber viel wahrscheinlicher war für den tiefer Blickenden bei der Zerfahrenheit der Bauern doch, daß er, ginge er mit den Bauern, seine Sache an einen Wagen hing, der in den Abgrund rollte und sie dann unweigerlich mit in den Abgrund ziehen würde. Luther hat diese Zusammenhänge allenfalls geahnt, keinesfalls erwogen. Es ist ihm nur darum gegangen, dem Evangelium treu zu bleiben, das verkündet werden, aber nicht mit Blut und Schwert praktiziert werden wollte. Daß Luther in seiner zweiten Bauernschrift Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, als Anhang zu einer Neuauflage seiner ersten Bauernschrift verfaßt, Töne angeschlagen und eine Losung zur Gegenwehr ausgegeben hat, die von furchtbarer menschlicher Leidenschaft zeugen und seelsorgerliche Güte vermissen lassen, sollte man nicht bestreiten. Am schmerzlichsten vermißt man die seelsorgerliche Güte in der letzten Schrift, dem Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern. Daß Luther sein Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes, der den Menschen vor sich gerecht und zu einer neuen Kreatur machen will, verraten hätte, hätte er es mit dem der Bauern vermischt, kann man ihm nicht widerlegen. Die Forderung, Luther hätte mit den Bauern gehen müssen, um des deutschen Volkes oder um der Barmherzigkeit mit den Unterdrückten willen, läuft auf die Zumutung an Luther hinaus, seine Reformation fahren zu lassen. Es ist nicht üblich, daß der Historiker in der Weise Geschichte schreibt, daß er solche
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Ansinnen stellt. Derjenige, dem durch Luther das Evangelium Wahrheit geworden ist, müßte Luther als einen Verräter ansehen, wäre er zu den Bauern gegangen. Aber nach der seelsorgerlichen Güte und dem rechten Wort darf man bei Luther schon fragen. Natürlich bedeutete der Bauernkrieg eine Krise für den Ruf Luthers. Daß Luther in der Zeit des Bauernkrieges heiratete und dann Familienvater wurde, hat man ihm sehr verdacht: Wer tut so etwas, wenn die Teufel los sind und wenn Dinge passieren, die, ob sie so oder so laufen, die große Sache schwer gefährden können? Luther hat gerade durch seine Ehe — mit der sächsischen Landadligen Katharina von Bora — allen Teufeln getrotzt und mit ihr seine völlige Sicherheit bekundet, nicht in dem Sinn, daß ihm der „glückliche" Ausgang aller Ereignisse ganz sicher war — dazu dachte er selber viel zu sehr an den Jüngsten Tag •—, aber in dem anderen Sinn, daß er sich sicher auf dem rechten Wege wußte. Einen ernsthaften Schaden hat Luthers Sache durch den Bauernkrieg nicht erlitten. Seine Reformation ist weitergegangen, und zwar nicht, wie oft behauptet wird, als Fürstensache, als obrigkeitlich gemachte und regulierte Reformation, sondern als spontane Bewegung. Im Anschluß an den Bauernkrieg ist die Reformation in vielen norddeutschen Städten eingezogen und durchgedrungen, und zwar als spontane Volksbewegung von unten — der klare Beweis gegen eine Geschichtslegende, die dadurch nicht Wahrheit geworden ist, daß sie sich sehr fest in die Gemüter eingefressen hat. Am Rande sei vermerkt, daß Luther auch schon bei einer anderen Gelegenheit davon Abstand genommen hat, menschliche, politische Kräfte für seine Sache in Anspruch zu nehmen. Gegen die Reichsritter, die sich 1522 erhoben (Sickingensche Fehde), die ihn benutzen wollten, aber die auch er hätte wieder benutzen können, ist er ähnlich mißtrauisch wie gegen die Bauern gewesen. — Es fehlt der Raum, ausführlich auf die Stellungnahme Luthers zum Problem des Türkenkrieges einzugehen. Luther hat mehrfach darüber geschrieben. Den politischen Machthabern hat
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er Mut eingeflößt, alle militärischen Kräfte gegen den Feind einzusetzen. Vor einem Kreuzzug im Namen des Evangeliums hat er aber dringend gewarnt. Und genau wie in den aufrührerischen Bauern mußte er im Türken eine Zuchtrute Gottes sehen, die Gott nur mit Glaube und Gebet, Buße und Demut wieder aus der Hand geschlagen werden kann. 18. Trennung von der Schweizer Reformation Nach Luthers eigener Sicht der Dinge ist das überhaupt kein neues Thema; vielmehr gehört die Trennung von den Schweizern noch zu dem einen Thema der Trennung Luthers von der Schwärmerei. Luther hat Zwingli und alle seine Leute, einschließlich etwa Oekolampads, der doch seit längerem Melanchthon sehr nahe stand, als Schwarmgeister angesehen, bestenfalls als eine besondere Abart von ihnen. Von daher erklären sich alle ungerechten Urteile über Zwingli, die er reichlich gefällt hat. Es erklärt sich von daher vollends, daß Luther nie zu einer Verständigung mit den Schweizern gekommen ist, obwohl er sich mit den oberdeutschen Städten, die sich in ihren Überzeugungen mit denen der Zwinglianer ganz eng berührten, nach der Katastrophe der Schweizer in der Schlacht bei Kappel 1531 dann doch verständigte, wenn die Verständigung sich auch über fünf Jahre hinzog. Dabei ist das Gespräch zwischen Luther und den Schweizern auch durch die Wittenberger Konkordie von 1536, mit der Luther sich mit den Oberdeutschen geeinigt hatte, nicht beendet worden. Man hat weiter verhandelt und ist einander doch nicht näher gekommen. Nicht blind sollte man sich dafür machen, daß Luthers ganzes Verhältnis zu den Schweizern von einer Voreingenommenheit Luthers belastet war, die mindestens in wesentlichen Punkten auf irrigen Voraussetzungen beruhte. Auf der anderen Seite darf man nicht übersehen, daß es nicht ohne Grund und Veranlassung war, daß Luther in diese Lage gegenüber den Schweizern geriet.
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Der Streit um das Abendmahl hat als ein Streit zwischen Luther und Karlstadt begonnen und sich in einen Streit zwischen Luther und Zwingli verwandelt, und Karlstadt gehört in die Schwärmerei mit hinein. Allerdings hat er nichts mit Thomas Müntzer gemein, namentlich was die Stellung in der Frage nach der blutigen Durchsetzung einer neuen Ordnung betrifft. Karlstadt hat nicht nach dem „Schwert Gideonis" gegriffen und ist insofern, soweit man Leute der reformatorischen Bewegung überhaupt für den Bauernkrieg verantwortlich machen kann, nicht verantwortlich für die Bauernrevolution. Aber Karlstadt hat sich auf ein Innerlichkeitschristentum hin entwickelt mit einem neuen asketischen Gepräge, mit einer Distanzierung von den staatlichen Gewalten, wie wir es vor allem im oberdeutschen Täufertum wiederfinden bei den milden Täufern, die als eine stille Gottesgemeinde abseits von aller Welt und abseits vor allem vom Landeskirchentum leben wollten, ohne sich jedoch gegen die staatlichen Machthaber aufzulehnen. Zu derselben Zeit, da Karlstadt seine recht primitive Abendmahlslehre vortrug („Das ist mein Leib" geht auf Jesu wirklichen Leib am Abendmahlstisch, nicht auf das Abendmahlsbrot), hat ein schlesischer Landedelmann namens Caspar Schwenckfeld aus Ossig Luther seine Abendmahlslehre plausibel zu machen versucht, die auf eine Vergeistigung des Vorganges hinauslief. Schwenckfeld ist einer der großen Spiritualisten der Reformationszeit. Das sind Leute, die das gläubige Sein auf die Innerlichkeit, auf die innere Erleuchtung gründeten, ohne daß das prophetisch-apokalyptische Formen annahm und ohne daß man einem Programm der Glaubenstaufe anhing. Zwinglis Abendmahlslehre geht auf die eines Niederländers Cornelis Hendrix Hoen zurück und läuft darauf hinaus, daß in den Abendmahlsworten eine Redefigur verwendet wird, eine „Alloiosis". Man wird trotzdem sagen dürfen, daß in der Abendmahlslehre Zwingli den Schwärmern und Täufern nicht allzu fern war: Das Abendmahl ist Gedächtnismahl, bei dem die Gemeinde sich dessen erinnert, daß ihr Herr für sie gestorben ist. Noch weiter wird man
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darauf hinweisen müssen, daß Zwingli im Anfang einmal am Recht der Kindertaufe gezweifelt hat. Das spielt für ihn später weiter keine Rolle; aber wenn man einmal Zwingli im Verdacht der Schwärmerei hat, kann man auch daran immer wieder denken. Luthers Schrift Sendschreiben an die Christen zu Strasburg vom Dezember 1524 und seine heftige Schrift Wider die himmlischen Propheten von den Bildern und Sakrament aus der Wende 1524—25 sind noch gegen Karlstadt gerichtet. In die eigentliche Auseinandersetzung mit Zwingli gehören hinein Daß diese Worte ,Das ist mein Leib' noch feststehen, wider die Schwarmgeister vom April 1527, eine Antwort auf Zwingiis Amica exegesis (Freundin Auslegung; Febr. 1527), und das sog. große Bekenntnis vom Abendmahl vom März 1528. Luther verändert seine Abendmahlsauffassung nicht, insofern er nichts davon zurücknimmt, daß das Wort im Sakrament mit einem Zeichen verbunden ist und daß dieses Wort auf Glauben ausgeht. Aber Luther fühlt sich gebunden durch das ist der Abendmahlsworte, das das ist mein Leib, und wehrt sich, diesem ist ein bedeutet unterzuschieben. Im Brot und Wein ist Christi Leib und Blut gegenwärtig, wenn auch nicht in fleischlicher, kaperna'ftischer Weise, wie der Fachausdruck lautet (vgl. Joh 6, 17. 51 f.). Wenn das aber der Fall ist, empfangen auch die Ungläubigen den Leib Christi, natürlich sich zum Gericht. Und für diese Meinung führt Luther wieder eine Bibelstelle an, von der er nicht abgehen kann, 1 Kor 11, 29. Zu diesem Gegensatz in der Deutung der Abendmahlsworte — als eine exegetische Kontroverse ist der Streit durchgeführt worden — kommt noch etwas anderes. Die Tatsache, daß Christi Leib im Abendmahl gleichzeitig an vielen Orten gereicht wird, bedarf der Erklärung. Ist nicht der ganze Christus zum Himmel gefahren, mit Geist und Fleisch, nach seiner göttlichen und menschlichen Natur? Das war Zwingiis Meinung. In der Umgebung Zwingiis zeigte man sich bald geneigt, eine Art geistiger Gegenwart Christi anzuerkennen. Martin Bucer, der mit Philipp von
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Hessen unter allen Umständen ein Bündnis zwischen den oberdeutschen Städten, den Schweizern und den Mitteldeutschen zustande bringen wollte, tat alles, um eine Kompromißformel zustande zu bekommen. Im Marburger Religionsgespräch ging es darum. Zwingli war der Meinung, daß die menschliche Natur Christi im Himmel, also unzugänglich sei. Luther erläuterte den Satz des Glaubensbekenntnisses, daß Christus zur Rechten Gottes sitzt, so, daß die Rechte Gottes überall sei und Christus sich also auch nach seiner Menschheit überall befinde. Im Abendmahl offenbare er sich uns und werde er uns heilsam gegenwärtig. Für diese unräumliche Himmelsvorstellung mit der Gegenwart Christi überall, auch nach seiner Menschheit, ist die Bezeichnung JJbiquität aufgekommen. Zwingli und Oekolampad und die Schweizer überhaupt, später auch Lutheraner, haben die Ubiquitätsvorstellung abgewiesen, Luther und andere Theologen wie Johann Brenz aus Schwäbisch-Hall sind nicht von ihr abgewichen. Der Gegensatz hat sich auch in Marburg nicht ausgleichen lassen. Zum Marburger Gespräch, das vom 2. bis 4. Oktober 1529 vor sich ging, ist vorläufig nur dies noch zu sagen, daß es einen hochpolitischen Hintergrund hatte und deshalb auch noch mit einer ganz anderen Problematik belastet war. Der Kaiser war dabei, seine Auseinandersetzung mit Franz I. von Frankreich und Papst Clemens VII. abzuschließen, dann nach Deutschland zu kommen und die Religionsfrage dort in Ordnung zu bringen. Das ergab eine so bedrohliche Perspektive, daß Philipp es für geraten hielt, ein großangelegtes politisches Bündnis zu schließen. Dem stand der dogmatische Gegensatz zwischen Luther und den Schweizern entgegen, in den auch die wichtigen oberdeutschen Städte wie vor allem Straßburg mit hineingezogen waren. Es entstand mindestens der Anschein, als sollten Glaubensfragen „höheren" politischen Notwendigkeiten untergeordnet werden. Das steigerte Luthers Bedenken und Empfindlichkeiten sehr, zumal er dem Gedanken völlig abgeneigt war, durch politische
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Machtmittel dem Evangelium Raum zu schaffen oder es auch nur zu verteidigen. Der Gedanke eines Krieges gegen den Kaiser war ihm und seinem Fürsten nicht nur entsetzlich, sondern beinahe etwas ähnliches wie die Bauernsache. Luther und Melanchthon fuhren nach Marburg und Zwingli und Oekolampad auch (um von den anderen Gesprächsteilnehmern zu schweigen). Die Verhandlungspartner kamen auch über vierzehn Artikel überein. Über den fünfzehnten vom Abendmahl wurden sie nicht einig. M. a. W.: Luther trennte sich von der Schweizer Reformation, und das für immer. Die Geschichte der weiteren Verhandlungen enthält keine Lichtblicke, die mutmaßen lassen, daß man irgendwann einmal doch einer schließlichen Verständigung näher gekommen wäre. 19. Luthers Ja zu den evangelischen Landeskirchen Der Bauernkrieg ist im allerhöchsten Maße folgenreich für Luthers reformatorische Bewegung geworden. Das, was man hätte erwarten können und was von ängstlichen Gemütern wie Philipp Melanchthon auch erwartet wurde, ist nicht eingetreten, nämlich daß nun die in überwiegender Zahl noch altgläubigen Territorialfürsten sich nach Niederwerfung der Bauern auf die lutherische Bewegung stürzen und mit blindem Eifer das Wormser Edikt ausführen würden. Nicht daß sich Luther mit seinen Bauernschriften den Dank der Fürsten verdient hätte! Wäre das der Fall gewesen, wären doch wohl mehr Bekenntnisse zum neuen Glauben abgelegt worden, als tatsächlich abgelegt worden sind. Einer der jüngsten, aber tüchtigsten und verheißungsvollsten Territorialfürsten, Philipp von Hessen, der kräftig an der Niederschlagung der Bauern mitgewirkt hatte, bekannte sich offen zum Evangelium der Reformation, also zu Luther, wenn er auch alles andere tat, als daß er sich einseitig auf die Linie Luthers gegen die von der seinen schon deutlich abweichende der Schweizer Reformation festlegte. Bedeutende Städte wandten sich der Reformation zu. Auf dem
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Reichstag zu Speyer 1529 haben 14 Städte mit protestiert. Von den evangelischen Städten war Nürnberg, was seinen Besitz betrifft, ein kleines Territorium. Die südbrandenburgischen Fürsten (Ansbach und Kulmbach) wurden evangelisch. Dasselbe tat einer der Askanier, Wolfgang von Anhalt, und ein niedersächsischer Fürst, Ernst von Lüneburg. Ein ganz besonders gelagerter und noch zu erwähnender Fall des Obergangs eines größeren, aber sehr abgelegenen Gebietes zum evangelischen Glauben kommt hinzu (Preußen). Viel ist das, aufs ganze Deutsche Reich gesehen, nicht. Dem „Fürstenknecht" Luther war der Großteil der deutschen Fürsten noch abgeneigt. Trotzdem ist kein Gegenschlag gegen Luther nach dem Bauernkrieg erfolgt. Es mußte doch recht klar sein, daß die lutherische Bewegung nicht dasselbe wie die Bewegung der Bauern war. Aber etwas anderes trat ein. Es wurde völlig eindeutig, daß der „Wildwuchs" der Reformation, wie er in der Zeit zwischen 1521 und 1525 vor sich gegangen war, ein Ende haben mußte. Die Notwendigkeit, mit diesem zu brechen, ist von allen dem evangelischen Glauben zugewendeten Obrigkeiten als unausweichlich erkannt worden. Mit der Herstellung eines evangelischen Kirchenwesens hat eigenartigerweise der Hochmeister des Deutschen Ordens, ein Brandenburger, mit dem gleichen Vornamen, den sein Verwandter, der Erzbischof und Kardinal, trug, an dessen Ablaßgeschäft sich die Reformation entzündet hatte, Albrecht, in Preußen — d. i. etwa das spätere Ostpreußen — angefangen. Luther, mit dem er Fühlung aufgenommen hatte, hat ihn dazu ermutigt. Preußen — in der alten, engeren Bedeutung des Namens — ist der erste deutsche evangelische Staat geworden. Hessen und Kursachsen haben sich angeschlossen, und überall, wo das Evangelium durchgeschlagen hatte, ist man den gleichen Weg gegangen. Die Errichtung einer evangelischen Landeskirche ging so vor sich, daß der Landesherr eine Visitationskommission bestellte, ziemlich paritätisch aus Theologen und Juristen zusammengesetzt, und durch sie eine Visitation oder Visiii
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tationen (in entsprechenden Abständen) durchführen ließ. Als Vater des Gedankens der Visitationen gilt der Zwikkauer Pfarrer Nikolaus Hausmann, ein Freund Luthers. Andere haben ihn auch gehabt, etwa der Eisenacher Prediger Jakob Strauß. Im übrigen ist der Gedanke gar nicht neu. Das Visitieren gehörte zu den Pflichten der Bischöfe, ja war ihre zentrale Pflicht. Es haben auch Bischöfe versucht, der lutherischen Bewegung dadurch zu Leibe zu gehen, daß sie Visitationen veranstalteten. Kursachsen (Friedrich des Weisen Nachfolger war dort Johann, sein Bruder, den man den Beständigen nennt) hat es den für das Land zuständigen Bischöfen geradezu verwehrt, in die Gemeinden zu gehen. Das Neue und Wesentliche an den evangelischen Visitationen ist, daß die Visitationen eine landesfürstliche Angelegenheit wurden und daß auf diese Weise das ganze Kirchenwesen unter die Direktive des Landesfürsten kam. Das hätten am liebsten auch altgläubige Fürsten den evangelischen Fürsten nachgetan, denn es lag längst im Zuge der Zeit, das kirchliche Wesen unter landesfürstliche Direktive zu bekommen. Mit am weitesten ging dabei Luthers großer fürstlicher Gegner Georg, der Herr des albertinischen Sachsen. Evangelische Visitatoren gingen so vor, daß sie die Amtsstädte bereisten und dorthin die Pfarrer und Kirchväter bestellten. Die Juristen ließen sich Nachweise über den kirchlichen Besitz vorlegen, und ihre Aufgabe war es, dafür zu sorgen, daß das Kirchengut nicht entfremdet wurde — der Adel hatte große Neigung, sich kirchlichen Besitz anzueignen, und die Stadträte, durch das Auslaufen der Mönche herrenlos gewordenes Klostergut einfach einzuziehen. Es mußte aber Sorge dafür getragen werden, daß den Pfarrern Einkünfte gesichert blieben. Die Theologen verhörten die Pfarrer daraufhin, ob ihr sittliches Leben in Ordnung war, also ob sie in den Wirtshäusern einlagen, Händel mit den Gemeindegliedern hatten, ein liederliches Leben mit fragwürdigen Weibsbildern führten, oder ob sie solid lebten, ihre Köchinnen ehrlich hielten, etwaige Kinder, die sie hatten, anständig aufzogen usw. Das Bild, das man
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vorfand, muß ziemlich trübe gewesen sein. Mit einem Familienleben im Pfarrhaus war überall zu rechnen. Der Mangel an „Ehrlichkeit" desselben wurde dadurch in O r d nung gebracht, daß die Pfarrer gedrängt wurden, sich mit ihren Köchinnen aufbieten zu lassen und mit ihnen zur Kirche zu gehen. Luther hat sich nicht gescheut, als er 1544 in Merseburg einen evangelischen „Bischof" weihte, den Fürsten Georg I I I . von Anhalt, die Gelegenheit zu nutzen, um den ehewilligen Domdechanten höchst persönlich aufzubieten und so d a f ü r Sorge zu tragen, daß seine Kinder auf natürliche Weise und nicht durch päpstlichen Dispens vom Makel der unehrlichen Geburt befreit wurden. D a ß grundsätzlich dieser Weg auch dem höheren Klerus gewiesen wurde, ist sozialgeschichtlich nicht uninteressant; es konnte natürlich nicht gefragt werden, ob die Ehe „standesgemäß" war. Es ging bei der Visitation dann auch um den Bildungsstand des Pfarrers und schließlich vor allem um seine Willigkeit oder Nichtwilligkeit, künftig das Evangelium zu predigen. Natürlich konnte eine Visitation, wenn es nötig war, wiederholt und mehrfach wiederholt werden. Das wurde geradezu die Regel. Aber es war unmöglich, die Visitationskommissionen zu einer permanenten Einrichtung zu machen. Die Funktion der geistlichen Aufsicht übernahmen dann die Pfarrer der Amtsstädte als Superattendenten oder Superintendenten. Natürlich sind die Superintendenten nicht die Nachfolger der Bischöfe im kirchenrechtlichen Sinn (bischöfliche Regierungsgewalt); und im biblischen Sinn sah Luther in den Pfarrern die wahren Bischöfe. Das ist einer der Gründe dafür, daß es zu keinem evangelischen Bischofsamt kam, obwohl es Bischöfe gab, die sich zum Evangelium bekannten, wie etwa in Preußen oder später in Brandenburg. Aber in dem Sinn, daß die geistliche Aufsicht von ihnen übernommen wurde, wurden die Superintendenten doch gleichsam die neuen Bischöfe im evangelischen Kirchenwesen. Später sind sog. Konsistorien gegründet worden, in Wittenberg z . B . 1539, Behörden f ü r Kirchensachen in Verwaltung und Recht8*
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sprechung (die Unterscheidung v o n beidem ist eine Angelegenheit des 19. Jahrhunderts). Sie sind errichtet w o r den, weil ein Rechtskomplex da w a r , den bisher die Bischöfe betreut h a t t e n u n d f ü r den m a n eine neue Betreuungsstelle brauchte, nämlich der ganze K o m p l e x des Eherechtes. So sieht es so aus, als seien die alten Konsistorien einfach Ehegerichte gewesen. Sie w u r d e n doch zu landesherrlichen Behörden f ü r Kirchensachen. A n allem w i r d deutlich, d a ß der Einfluß der lutherischen Predigt u n d Theologie bestimmend f ü r das neue Kirchenwesen w u r d e , d a ß aber letztlich doch das ganze Kirchenwesen unter die Direktive des Landesherren k a m oder auch der Stadtobrigkeit. Durch das Patronatswesen w u r d e der niedere Adel weithin zwischen die landesherrliche Kirchenherrschaft u n d die Gemeinden geschaltet, u n d dessen Bedeutung f ü r das neue reformatorische Kirchentum darf nicht gering eingeschätzt werden. M a n soll das landesherrliche Visitationswesen u n d das ganze landesherrliche Kirchenregiment nicht einfach als eine Schöpfung Luthers ansehen. Luther h a t es insofern mitgestaltet, als sein Geist u n d sein Evangelium die neue Kirchlichkeit prägte; er h a t auch mit visitiert, u n d zu dem „Unterricht der Visitatoren", den Melanchthon f ü r die berühmte kursächsische Kirchen- u n d Schulvisitation von 1526—30 geschrieben hatte u n d der auch außerhalb Kursachsens weithin benutzt w u r d e , h a t er die Vorrede v e r f a ß t . Aber eigentlich gewollt h a t er nicht, d a ß die Dinge so liefen. Er h a t es nicht hindern können, d a ß die Landesfürsten ihre Kirche unter ihre O b h u t nahmen, u n d sich mit der Tatsache abgefunden. Er h a t (mit Recht) gar keine Möglichkeit zu sehen geglaubt, es anders zu machen. Er gab der Regelung eine ordentliche theologische Begründung, indem er die Landesfürsten als mitgetaufte Christen u n d als die „hervorragendsten Glieder der Kirche" ansprach, die allein die Macht hatten, eine neue kirchliche O r d n u n g aufzurichten. D a ß die Landesfürsten, was sie taten, auch so a u f g e f a ß t haben, mit dieser Einschränkung, darf m a n aber daraus nicht schließen. Sie
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haben in der Ü b e r n a h m e der Regierung der Kirche sehr bald ein landesfürstliches Recht b z w . eine landesfürstliche Pflicht gesehen, u n d Melanchthon h a t ihnen durch seine Lehre von der fürstlichen Pflicht der Sorge f ü r beide T a f e l n des Gesetzes (cura utriusque tabulae) das gute Gewissen dazu gegeben. A u f f ä l l i g ist, d a ß keine Selbstverwaltung der Gemeinden zustandekam, insbesondere, d a ß keine Gemeindekirchenräte (Ältestenkollegien) f ü r die Kirchenzucht errichtet w u r d e n . In Hessen (Synode zu H o m b e r g an der Efze, O k t . 1526) h a t m a n unter dem Einfluß eines französischen Franziskaners F r a n z L a m b e r t von A v i g n o n an ähnliches gedacht u n d versucht, K e r n gemeinden ernster Christen zu bilden. Luther, dem selbst schon einmal so etwas vorgeschwebt h a t t e (s. o. 89), h a t widerraten. U n t e r dem Einfluß M a r t i n Bucers (Ziegenhainer Kirchen- und Zuchtordnung, 1539) h a t m a n in Hessen doch schließlich der Gemeinde eine eigene Aktivität gegeben u n d ihr kirchenzuchtliche Rechte übertragen. Luther sah die Gemeinden als d a f ü r noch nicht reif an. Für ein evangelisches Kirchenwesen fehlte noch etwas ganz Wesentliches. Wie k a n n m a n die evangelische Lehre so fixieren, d a ß sich leicht nachprüfen läßt, ob sich ein P f a r r e r oder ein Gemeinwesen zum w a h r e n Evangelium bekennt? Wenn man P f a r r e r entließ u n d neue bestellte, was bei den Visitationen vielfach nötig w u r d e — Wittenberg m u ß t e P f a r r e r f ü r die Städte heranbilden, u n d auf den D ö r f e r n m u ß t e m a n irgendwelche einigermaßen geschickte Leute annehmen, oft H a n d w e r k e r oder ehemalige Mönche — , m u ß t e eine Norm evangelischer Lehre da sein, an die m a n die P f a r r e r b a n d . Luther leistete eine H i l f e dadurch, d a ß er — in der Visitationszeit — unter katechetischen Gesichtspunkten seine beiden b e r ü h m ten Katechismen schuf. Zuerst ist der Kleine Katechismus in T a f e l f o r m veröffentlicht w o r d e n , d a n n der Große Katechismus, der natürlich ein Buch w a r , u n d schließlich auch der Kleine Katechismus als Buch. O b ein P f a r r e r den Katechismus zu verstehen u n d zu lehren vermochte (der kleine w a r an sich f ü r die H a u s v ä t e r bestimmt!),
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konnte Maßstab für seine Prüfung sein. Als ausreichend wird man die Katechismen doch nicht ansehen dürfen. Es wurde nötig, die Lehre der jungen evangelischen Kirchen noch in ganz anderer, deutlicherer und umfassenderer Weise zu fixieren. Es ist zur Regel geworden, daß eine Kirchenordnung, wie sie etwa bei einer Visitation aufgestellt werden konnte, vor allem Lehrartikel enthielt. Das finden wir später sehr häufig. Aber zunächst kamen den evangelischen Fürsten und Theologen die theologischen Auseinandersetzungen mit den Schweizern und Süddeutschen zu Hilfe. Ob man politische Bündnisse eingehen sollte mit Leuten, mit denen man im Glauben nicht einig war, war sehr umstritten, ganz abgesehen davon, daß ein Bündnis gegen den Kaiser beim sächsischen Kurfürsten, bei den Südbrandenburgern und bei der Reichsstadt Nürnberg, die als Reichsstadt ja eine Stadt des Kaisers war und sich gegen ihren eigenen Herren aufgelehnt hätte, auf schwerste Bedenken stieß. Ob man im Glauben eins war, war aber eben zu prüfen. Im Zuge der großen Prüfung, ob man mit den Schweizern einig werden könnte, sind zunächst im Kreise der von Kursachsen her evangelich Gewordenen die sog. Schwabacher Artikel entstanden. Sie sind im Sommer 1529 von Wittenberger Theologen für die Bündnisverhandlungen hergestellt worden, die für die anstanden, die im selben Jahre in Speyer die Protestation eingelegt hatten. Bei den Marburger Artikeln ist man von den Schwabachern ausgegangen. Wenn man die Schwabacher Artikel nicht in aller Form als ein Werk Luthers anerkennen will, so ist doch der Anteil Luthers an ihnen auf jeden Fall sehr groß. Mit dem Mißerfolg von Marburg blieb die evangelische Bekenntnisbildung stecken. Durch ganz neue und gefährliche Entwicklungen wurde sie aber wieder flott. Der Kaiser kam tatsächlich 1530 nach Deutschland, um einen Reichstag zu halten und die religiösen Irrungen zu bereinigen. Die katholischen Theologen hatten sich glänzend auf die Auseinandersetzung mit den Protestanten bzw. deren Abwürgung vorbereitet. Luthers Gegner Eck hatte (mit anderen) 404
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Artikel über Glaubensfragen ausgearbeitet. Auf evangelischer Seite hatte man die Schwabacher Artikel. Es war nur erst zu klären, wer zu ihnen stand. Mit den Schweizern konnte man natürlich nicht rechnen, nicht einmal mit den oberdeutschen Städten. Melanchthon hatte Glaubensartikel entworfen, die sog. Torgauer Artikel, die sich vor allem mit den Mißbräuchen in der Kirche befaßten und nicht mit den eigentlichen Grundfragen des Glaubens. Es sind dann, sehr spät, auf dem Reichstag erst, Schwabacher und Torgauer Artikel zusammengearbeitet worden, von Melanchthon, und daraus ist das Augsburgische Bekenntnis entstanden, das bekanntlich f ü r alle Zeiten die Lehrgrundlage der Kirchen geworden ist, die sich nach Luther nennen. Der ganze Augsburger Reichstag von 1530 mit seiner dramatischen Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und den evangelischen Ständen, mit den verschiedenen Dokumenten, die im Zusammenhang mit ihm entstanden, der Augustana, der römischen Confutatio, der Apologie, Zwingiis Fidei ratio und der sog. Tetrapolitana — dem Bekenntnis von vier südwestdeutschen Städten —, gehört in die Geschichte der deutschen Reformation, nicht eigentlich in die Geschichte Luthers. Schon rein äußerlich gesehen kann man den Augsburger Reichstag nicht in die Geschichte Luthers einbeziehen: Luther konnte als Geächteter nicht mit nach Augsburg genommen werden und nur aus der Ferne den Reichstag mit erleben, auf der Coburg sitzend. Die Briefe, die Luther von der Coburg nach Augsburg und nach daheim geschrieben hat, gehören zu den berühmtesten Zeugnissen Luthers überhaupt, z. B. der die ganze innere Überlegenheit Luthers zeigende humorvolle Brief an seine Hausgenossen über den Reichstag der Krähen und Dohlen vor seinem Fenster und der andere Brief, in dem er an den Kanzler Brück von dem großen Himmelsgewölbe schreibt, das keine Pfeiler hat und doch nicht einfällt, möchten noch so viele zappeln und zagen. Die herrlichste Frucht der Zeit auf der Coburg ist Luthers Auslegung des 118. Psalms, das schöne „Con-
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IV. Luthers-Reformation
fitemini". Dabei hat Luther gerade auf der Coburg sehr deutlich merken müssen, daß er ein von mancherlei gesundheitlichen Beschwerden geplagter Mann war. Aber er blieb angesichts der schwierigen Lage der Evangelischen in Augsburg fest und heiter und glaubensgewiß. Menschlich gesehen schien die Lage der evangelischen Sache beinahe aussichtslos. Karl V. war einig mit dem Franzosen {Damenfriede von Cambrai, 1529) und einig mit dem Papst (Friede von Barcelona, 1529). Die Protestanten, die seit dem vorangehenden Reichstag (Speyer 1529) so hießen, erreichten, daß sie ihr Bekenntnis, die Augustana, verlesen durften. Aber die wurde nur zur Kenntnis genommen und galt als durch das katholische Gegenbekenntnis, die Confutatio, widerlegt. Das Ergebnis des Reichstages war der Beschluß, daß das Wormser Edikt nun durchgeführt werden sollte. Die Protestanten hatten bis zum 15. April 1531 Zeit, sidi freiwillig zu unterwerfen. Melanchthons ängstliche Versuche, durch weitestgehende Konzessionen zu einer friedlichen Verständigung zu kommen, waren menschlich verständlich, aber sachlich sinnlos. Luther hat Melanchthon gestärkt und den Ausgang der Sache ganz auf seinen Herrn Christus geschoben. Abgesehen davon hat der Augsburger Reichstag von 1530 für Luther noch weiteres zu bedeuten. Natürlich hat Luther gesehen, daß auch in der Augustana Melanchthons Vorsicht und Behutsamkeit ihren Niederschlag gefunden hatte. Auf heikle Dinge wie die Lehre von der Wandlung in der Messe oder auch die Lehre vom Fegefeuer hatte man sich in den Artikeln der Augustana gar nicht eingelassen, und die Frage der Papstgewalt war nicht angeschnitten. Der ganze Tenor der Augustana war so, daß aller Nachdruck darauf gelegt war, die Ubereinstimmung der „Kirchen bei uns" mit der alten Kirche zu beweisen, sogar mit der römischen Kirche in ihrer Ursprünglichkeit. Nur einige Mißstände hatte man angeblich beseitigt, um das wahre Bild der Kirche wieder frei zu machen und zu verwirklichen. Luther hat später Gelegenheit gesucht und gefunden, was in der Augustana fehlte, zu ergänzen
19. Luthers J a zu den evangelischen Landeskirchen
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(Schmalkaldische Artikel; s. u. 132 ff.). Er hat sich aber auf den Boden der Augustana gestellt und damit Ja zu dem neuen evangelischen Kirchentum gesagt. Denn ein solches war nun da, so sehr man evangelischerseits immer betonte, zur alten Kirche zu gehören und keine Separation zu sein. Die neuen Kirchen schlössen sich auch äußerlich in einer politischen Kampforganisation zusammen, im Schmalkaldischen Bund (Anfang schon vor Augsburg; Bundesgründung Ende Dezember 1530; offizieller Bundesschluß 27. Febr. 1531). Der ist mit allerhand Problemen belastet — er konnte nie eine A r t evangelische Reichskirche bilden; denn wer kann einem Stand wehren, evangelisch zu werden und nicht dem Schmalkaldischen Bund beizutreten? Diese Probleme sind hier nicht zu erörtern. Für Luther war eine schwierige Frage zu klären, ehe er Ja sagen konnte. Er hatte bisher immer ein Recht bewaffneten Widerstandes gegen den Kaiser in Abrede gestellt. Wenn der Kaiser das Evangelium unterdrückt, muß das Evangelium selber sich mit seiner inneren Gewalt gegen ihn wehren; Menschen, und seien es Fürsten, dürfen nicht die Waffen zum Schutz des Evangeliums ergreifen. Luther ließ sich schließlich durch die Juristen davon überzeugen, daß entsprechend der Konstruktion des Deutschen Reiches die Fürsten nicht einfache Untertanen des Kaisers sind, sondern Mitregenten des Reiches und Mitverantwortliche für das Reich. Ein etwa notwendiger Widerstand der Fürsten gegen den Kaiser ist dann keine Rebellion. In dieser Sicht der Dinge konnte Luther dem zustimmen, daß der Bund geschlossen würde. In der Tat ist der Augsburger Abschied durch die Bundesgründung wertlos geworden. Der Bund wurde zu einem so mächtigen Faktor im Deutschen Reich, daß nach seiner Gründung ein deutsches Territorium nach dem andern dem neuen Kirchenwesen zufiel und die Reformation in einen Lauf kam, wie er bislang unerhört war. Luther stellte sich in das neue Kirchentum hinein, das bis heute seinen N a m e n trägt. In
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V. Luthers Kirche
ganz direktem Sinn ist es nicht mehr sein Werk. Autorität innerhalb der evangelischen Welt blieb Luther aber bis zu seinem Lebensausgang.
V. Luthers Kirche 20. Luthers persönliche Stellung in seiner Kirche Luther hat keine im äußerlichen Sinn leitende Stellung in seiner Kirche übernommen. Er wurde kein Kirchenfürst, dem die neue Kirche unterworfen gewesen wäre. Als einen anderen Papst hat man ihn oftmals gescholten. Aber das ging auf den Einfluß seiner Meinung, nicht auf irgendwelche Rechtsstellung und rechtliche Vollmachten. Ganz äußerlich betrachtet ist er in Wittenberg und dort Bibelprofessor geblieben. Es hat nicht ernsthaft zur Debatte gestanden, daß er Wittenberg verließ, obwohl er gelegentlich seinem Überdruß an Verdrießlichkeiten, die sich schon durch ein Leben in der Stadt und an der Universität, das dem Evangelium recht wenig entsprach, ergaben, recht deutlichen Ausdruck geben konnte.' Aber daran, daß er etwa an eine andere Universität gehen werde, wie das bei Melanchthon eine ernsthafte Rolle gespielt hat, war nicht zu denken. Der mit Namen Gebannte und Geächtete war an Wittenberg gebunden, während seine Anhänger, so sehr sich Bann und Acht auch auf sie mit bezogen, freier waren. Gereist ist Luther gelegentlich, z. B. zu dem berühmten Bundestag nach Schmalkalden im Anfang des Jahres 1537, wo er ganz schwer krank wurde — an der Gewaltkur der Heimfahrt auf miserablem Pflaster genas er (die Nierensteine gingen ab). Im allgemeinen war seine Bewegungsfälligkeit dadurch, daß er unter der Reichsacht stand, und auch durch seine körperlichen Leiden doch recht gehemmt. Luther hat kein beschauliches und spießbürgerliches Leben in Wittenberg geführt oder sich etwa gar auf den „Lorbeeren" seiner Kampfzeit ausgeruht.
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Daß Luther — sehr spät, Jahre, nachdem das Heiraten der Priester und Mönche losgegangen war — selbst ein Weib genommen hat, wissen wir. Er hat von der ehemaligen Nonne, Katharina von Bora, sechs Kinder bekommen und zwei davon wieder verloren. Daß er das Glück eines innigen Familienlebens stark empfunden hat, wird an vielen seiner Äußerungen in Briefen oder Tischgesprächen kenntlich. Daß der hagere Mönch, als den wir ihn aus früheren Bildern und Schilderungen kennen, an Leibesfülle zugenommen hat, ist nur zu bekannt und von gegnerischer Seite nicht selten dahin ausgelegt worden, daß er den Tafelfreuden sehr reichlich zugesprochen habe. Aber das ist eine bloße Legende. Das viel zitierte „Lutherwort": „Wer nicht liebt Wein, Weib, Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang" stammt aus dem 18. Jahrhundert. Bier hat Luther regelmäßig genossen, daheim gebrautes — die Bürgerhäuser in Wittenberg hatten alle sog. Braugerechtigkeit —, manchmal Einbecker oder ein anderes berühmtes Bier. Im Scherz hat er sich gelegentlich so gegeben, als ob er dem Trünke reichlich zuspreche, und sich je und dann einmal einen vollen Luther genannt. Aus humorvollen Reden Luthers sind dann gegnerischerseits sinnlose Folgerungen gezogen worden. Luthers Arbeitskraft war so, daß an Alkoholismus schlechterdings nicht gedacht werden kann. Das dauernde Sitzen am Schreibtisch ist auch die Hauptursache dafür, daß er sich, wie Goethe sagt, ein Ränzlein anmästete. Und daher erklären sich auch viele leibliche Beschwerden Luthers, seine häufige Herzschwäche, die zu Schwindelanfällen führte und an der er schließlich auch gestorben ist, und sein entsetzliches Steinleiden, das ihn immer wieder quälte. Daß Luther an Depressionen litt und auch in späterer Zeit wieder von Anfechtungen erzählte, ist sicher. Die durch Arbeit und Sorgen verursachte vielfache Schlaflosigkeit muß dafür in erster Linie haftbar gemacht werden. Eine erbliche Anlage ist möglich. Daß die Depressionen psychotischer Natur gewesen seien, ist damit noch lange nicht gesagt, und daß sie gar durch eine endogene Psychose ver-
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anlaßt gewesen seien, ist deshalb ausgeschlossen, weil die Arbeitskraft Luthers trotz ihrer unverwüstlich blieb. Eines erklärt sich von Luthers Schlaflosigkeit und von seinem Leiden her, vielleicht auch aus einer erblichen Anlage, seine Grobheit. Luther ist grob gewesen. Seine Polemik namentlich gegen Rom konnte unflätig werden. Zeugnisse findet man beispielsweise in seiner Schrift Wider Hans Worst (1541) und in seiner letzten antirömischen Kampfschrift Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet (1545), auch in Bildschmuck, den er Druckwerken mitgeben konnte (ungeheuerliche Darstellungen des Papstes; Papstesel und Papstsau). Luther hat im Zeitalter des Grobianismus gelebt; Gegner und andere Zeitgenossen Luthers haben, was den Gebrauch von Kraftausdrücken betrifft, in einem eifrigen Wettbewerb mit Luther gestanden. Zynisch oder gemein geworden ist Luther, wie so manche Zeitgenossen von ihm, niemals. Völlig mit dem Grobianismus der Zeit entschuldigen kann man Luthers derbe Polemik nicht. Es hat Männer in der Reformationszeit gegeben, die eine erklärte Abscheu vor aller Grobheit und Unflätigkeit hatten, wie den Herzog Georg von Sachsen etwa, Luthers geschworenen Gegner, und den Fürsten Georg von Anhalt, der ein warmer Freund Luthers war. Luther hat schon ein Naturell eigener Art gehabt, auch im Vergleich mit seinen Zeitgenossen. Es mag daran ruhig anschaulich werden, daß Luther kein „Heiliger" war — er hat es sich in aller Form verbeten, ihn, den „elenden Madensack", wie er sich gern nannte, so anzusehen. Es ist nicht möglich, auf die berüchtigte Doppelehe Philipps von Hessen einzugehen, bei deren Zustandekommen Luther einen ebenso berüchtigten „Beichtrat" gegeben hat (1541). So vieles da beachtet werden muß, um Luther zu verstehen, das ganze Problem des Beichtsiegels und der damit zusammenhängenden Nutzlüge, die man kaum Lüge nennen kann — auch Luthers Haltung in der Frage der Doppelehe des Landgrafen mag als ein anderer Beleg
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dafür genommen werden, daß Luther unter die „Heiligen" einzureihen nicht angezeigt ist. Nicht der biedere Hausvater ist Luther in Wittenberg gewesen. Eher kann man ihm eine Freigebigkeit und Großzügigkeit in wirtschaftlichen Dingen vorwerfen, mit der er über seine Verhältnisse hinausging. Arme Studenten und andere Bittsteller, auch unwürdige, pflegte er in einem Ausmaß zu unterstützen, das er als Familienvater nach üblichen Begriffen schwer verantworten konnte. Eine Fürsorge für die Familie, die viel zurücklegt für den Fall eines baldigen Ablebens, mit dem Luther immer rechnete, war ihm ganz fremd. Die Beköstigung der vielen Tischgäste im Hause war keine leichte Sache für Frau Luther. Nein, nicht der Familienvater und sorgfältige Hauswirt, sondern der unermüdliche Arbeiter und Professor ist Luther in Wittenberg gewesen. Zu predigen war eine Pflicht, die sich von dem Doktorat her ergab. Dieses sein Doktorat hat Luther ganz ernst und wichtig genommen. Darauf, daß er Doktor der Heiligen Schrift war, hat er sich bei seinem Kampf gegen das Papsttum und alle geistlichen und weltlichen Gewalten immer wieder berufen. Zu predigen sah er als allererste Doktorpflicht an. Und er hat in einem Ausmaß gepredigt, in dem es heute wohl keiner tut. Obwohl er nicht Gemeindepfarrer war, hat er in der Regel mehrmals in der Woche die Kanzel bestiegen, nicht nur am Sonntag, sondern auch in Wochengottesdiensten. Daß seine Predigten in ganz weitem Ausmaß uns in Nachschriften erhalten sind, ist ein köstliches Geschenk. Wirklich vorbereitet so, daß wir Predigtmanuskripte von Luther haben könnten, hat er seine Predigten nicht. Seine Haupttätigkeit waren die akademischen Vorlesungen. Im Gegensatz zu anderen Gelehrten wie Melanchthon, der über alles las, auch über naturwissenschaftliche und philosophische Gegenstände, hat sich Luther auf sein Fach beschränkt und alttestamentliche und neutestamentliche Bücher ausgelegt. Wir haben, um nur einiges zu nennen, große Vorlesungen von ihm über den Galaterbrief (1531, veröffentlicht 1535; vgl. die frühere Auslegung
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von 1516 f.), über alttestamentliche Propheten wie Jona (1526), Sacharja (1527), Jesaja (1527/29, veröffentlicht 1532 und 1534) u. v. a. m. und schließlich seine große Vorlesung über das erste Buch der Bibel, die Genesis, über die er zehn Jahre lang, von 1535—1545, gelesen hat. Die heutige Regel, in einem Semester (oder zwei Semestern) ein biblisches Buch abzuschließen, kannte man damals nicht. Am auffälligsten ist, daß Luther, der doch eben eine ganz neue Glaubenslehre geschaffen hat, niemals über dogmatische Gegenstände las. Man kann sagen, daß ihm das nicht lag; aber es ist vor allem ganz tief im Wesen seiner Lehre gegründet. Die Kirche, an die er glaubte, war Kirche des Wortes Gottes; und die Lehre der Kirche war aus dem Worte Gottes immer wieder zu erheben. Auch für Luthers Vorlesungen sind wir i. w. auf Nachschriften der Studenten angewiesen, und wir haben nicht die Manuskripte wie etwa in der Frühzeit Luthers. Die Reihenpredigten, die Luther gehalten hat, etwa über die Bergpredigt oder über Kapitel aus dem Johannesevangelium, unterscheiden sich von den Vorlesungen nicht so, wie sich heute akademische exegetische Vorlesungen von Gemeindepredigten unterscheiden. Vor allem sind die Vorlesungen — am anschaulichsten wird das wohl an seiner letzten Vorlesung über die Genesis — gesättigt von einer Fülle von Lebenserfahrungen und Naturbeobachtungen. Es gibt kaum eine Vorlesung Luthers, die man nicht auch als eine Art Erbauungsbuch benutzen könnte. Neben diesen Zeugnissen des Kathederfleißes Luthers stehen dann einzelne Schriften erbaulicher oder polemischer Natur. Vielfach sind es nur, um einen modernen Begriff zu verwenden, Broschüren. Der theologische Gehalt nicht weniger dieser Schriften, z. B. der Von den Konzilien und Kirchen (1539) oder gar der einer so groben Schrift wie der Wider Hans Worst (1541), einer unflätigen Streitschrift gegen Heinrich den Jüngeren von BraunschweigWolfenbüttel, ist aber so groß, daß sie dogmatische Abhandlungen ersetzen. Zuletzt bedarf der Briefwechsel Luthers noch einer besonderen Erwähnung. Die Produk-
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tivität Luthers als Briefschreiber ist (wie die vieler seiner Zeitgenossen und Mitstreiter) sehr groß gewesen. Die Sonderreihe Briefwechsel der Weimarer Lutherausgabe u m f a ß t jetzt elf Bände und ist immer noch nicht vollständig. Wieso konnte nun Luther doch als eine Art neuer Papst verschrieen werden? Eine ähnlich reiche Ernte, auch ganz ähnlicher Art, haben andere Männer aus dem Reformationszeitalter ebenfalls einbringen können. D a ß Luthers Schriften f ü r uns so im Vordergrund stehen, ist durch die Wirksamkeit Luthers und durch seinen überragenden Einfluß bedingt und nicht dadurch, daß nicht andere in gleicher Weise produziert hätten. Wodurch ist der große Einfluß von Luther veranlaßt, der dahin führte, daß er trotz des Mangels einer im äußeren Sinne führenden Stellung schließlich doch seiner Kirche die Prägung gab? Luther ist der Ratgeber der Evangelischen in allen Dingen geworden. Sein Ratgeben bezog sich auf die allerkleinsten und . allerpersönlichsten Dinge. Wenn man irgendwo einen Prediger brauchte oder wenn ein Streit zwischen Stadtrat und Stadtgeistlichkeit zu schlichten war, fragte man Luther. Oder Luther mischte sich auch von sich aus in die Dinge ein. Waren hochpolitische Entscheidungen zu fällen, wandten sich die evangelischen Fürsten an Luther. Sie fragten allerdings auch andere Persönlichkeiten wie Melanchthon. Gerade ihn überging man nur selten. Aber Luther hat sich schließlich in überragender Weise durchgesetzt. U n d so hat er eben den Kurs angegeben, ob es sich nun um die Verständigung mit den Schweizern oder den Oberdeutschen oder ob es sich um die Politik gegenüber Rom und den Konzilsplänen des Papstes oder die gegenüber dem Kaiser handelte. Das hat die Folge gehabt, daß bis zu Luthers Tod der deutsche Protestantismus aufs ganze gesehen einheitlich handeln konnte. Nach Luthers Tod, und z w a r schon unmittelbar nach ihm, sind die großen Gegensätze unter den Schülern Luthers aufgebrochen und haben die Lehrstreitigkeiten eingesetzt, die der Zeit nach Luther ihre Gepräge gaben. Dabei ist es, als Luther noch lebte, auch nicht ohne
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Spannungen zwischen Luther und anderen Männern abgegangen. Es hat sogar dogmatische Auseinandersetzungen gegeben. Immer wieder flackerten die sog. Antinomistischen Streitigkeiten auf. Aber Luther entschied da. Vor allem Melanchthon hat den überragenden Einfluß Luthers als belastend empfunden und gelegentlich über Luther geseufzt. Aber er hat sich dem Stärkeren schließlich beugen müssen. Wie Luther, obwohl viele andere auch zu Worte kamen, schließlich doch den Kurs angab, muß nun im einzelnen noch deutlich gemacht werden. 21. Ausweitung und Grenzziehung Luthers unmittelbarem Wirken waren durch die Ereignisse der Jahre 1529 und 1530 recht bedenkliche Grenzen gezogen. Es war nicht nur klar geworden, daß die Schweizer Reformation ihre eigene Entwicklung zu nehmen gedachte. Die oberdeutschen Städte hatten sich nicht schlechterdings auf die Seite der Schweizer geschlagen. Die Tatsache, daß ein besonderes Vierstädtebekenntnis formuliert und auf dem Augsburger Reichstag vorgelegt wurde, gab aber aller Welt zu erkennen, daß es dreierlei evangelisches Christentum gab. Dabei sind die täuferischen Gruppen gar nicht mitgerechnet, von denen Luther und die ganze übrige Reformation sich geschieden hatte und weiterhin geschieden wußte. Luther war ursprünglich der Meinung gewesen, man sollte die Geister aufeinander platzen lassen. Dann war er dazu gekommen, zwischen aufrührerischen und bloß irrgläubigen Täufern zu unterscheiden. Die Aufrührer mußten nach seiner Meinung von der Obrigkeit genau wie sonstige Aufrührer behandelt werden. Aber auch die Irrgläubigen, dabei gleich eingeschlossen die, die die gemeinchristlichen Überzeugungen nicht teilten (das altkirchliche Dogma über die Trinität und die beiden Naturen Christi), konnten nicht im Lande bleiben; die Obrigkeit, die überhaupt darauf zu halten hatte, daß einerlei Glaube im Lande herrschte (von diesem Grundsatz hat sich Luther nicht lösen können),
21. Ausweitung und Grenzziehung
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konnte und sollte sie ausweisen. Dazu, die Täufer „zu taufen" (sie zu ertränken), hat Luther nicht aufgerufen. Dadurch unterscheidet er sich von anderen in Deutschland, die da brutaler waren. Aber irgend etwas gemein haben wollte Luther mit den Täufern natürlich nicht. — Auch abgesehen von den Täufern und anderen Sekten war die lutherische Reformation eingeengt dadurch, daß Zwinglianer und Oberdeutsche ihre eigenen Wege gingen. Eine Veränderung der Situation trat durch die Gründung des Schmalkaldischen Bundes und den zweiten Landfrieden von Kappel ein. Der Tod Zwingiis in der Schlacht von Kappel und der Kappeler Friede (1531) bedeuteten für die evangelischen Schweizer Kantone eine völlige Isolierung, innerhalb der Schweiz — eine weitere Ausbreitung der Reformation in der Schweiz war abgestoppt — und überhaupt. Das hatte zur Folge, daß auch die Oberdeutschen in eine Isolierung kamen. Auf die Schweizer, mit denen sie sympathisierten, konnten sie nicht mehr rechnen. Als der Schmalkaldische Bund gegründet wurde, traten viele oberdeutsche Städte ihm bei. Der Glaubensgegensatz war nicht beglichen. Aber die Gründung des Schmalkaldischen Bundes stand so sehr im Zeichen des Augsburger Reichstagsabschiedes und der mit ihm gegebenen akuten Gefahr für die Protestanten, daß man mit den Oberdeutschen zusammenzugehen nicht gut von sich weisen konnte. Um so brennender war nun die Frage, ob man nicht doch auch den Glaubensgegensatz zu ihnen ausgleichen könnte und müßte. Diese innerliche Vergleichung zwischen „Wittenberg" und „Straßburg" ist im wesentlichen das Werk Martin Bucers. Nicht Luther hat die Initiative ergriffen. Melanchthon ist unter den Wittenbergern der gewesen, der das Friedenswerk mit den Oberdeutschen am stärksten förderte. Daß man weiter und schließlich zum Ziele kam, wurde dadurch erleichtert, daß bei der Reformation von Württemberg, das durch die Schlacht von Lauffen und den Frieden von Kaaden 1534, nachdem es lange in Verwaltung bzw. Besitz Ferdinands von Österreich gewesen war, 9
L a u , Luther
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seinem angestammten Herzog Ulrich wieder zugefallen war, es gelang, eine Spannung auszugleichen. Ulrich hatte so gegensätzliche Leute wie Erhard Schnepf und Johann Brenz (lutherisch) und Ambrosius Blaurer (schweizerisch) beim Reformationswerk eingesetzt. Man konnte schwere Zusammenstöße befürchten. In der Tat gelang es, ein Württembergisches Bekenntnis (Konkordie) zu schaffen (August 1534), in dem das Abendmahlsproblem gelöst war. Angeknüpft war an eine Formel, über die man in Marburg 1529 verhandelt, aber die man dann nicht angenommen hatte. Der Grundgedanke ist, daß eine Vereinigung von Leib und Blut Christi mit Brot und Wein stattfindet, aber nicht eine irdisch-fleischliche, sondern eine sakramentliche. Auf dieser Basis ist man auch in den Verhandlungen zwischen Oberdeutschen und Wittenbergern weiter und zu einem Ziele gekommen. Das abschließende Dokument, das die Einigung der Wittenberger und Oberdeutschen und damit die Zusammenschließung des deutschen Protestantismus (ohne den schweizerischen) bedeutet, nennt man die Wittenberger Konkordie. Daran, daß sie 1536 geschlossen worden ist, wird kenntlich, daß man ein halbes Jahrzehnt gebraucht hat;, um das Ziel zu erreichen. An den Verhandlungen, die in ihren Einzelheiten hier natürlich nicht dargestellt werden können, wird anschaulich, wie sehr alles an der einen Person Luther hing. Luther ist, wie gesagt, nicht der Initiator der Verhandlungen gewesen. Er hat die Dinge sehr an sich herankommen lassen, und Bucer und Melanchthon haben eine schwere Arbeit leisten müssen. Daß man nicht einmal in Eisenach, wo es geplant war, die abschließenden Verhandlungen führen konnte, sondern daß die Oberdeutschen nach Wittenberg reisen mußten, war freilich durch Luthers Gesundheitszustand bedingt. Bezeichnend ist es doch, daß eine „Wittenberger" Konkordie zustandekam. Luther mußte sich entschließen, den Vertretern der Städte die Bruderhand zu reichen. Die Kehrseite der Friedensstiftung zwischen Wittenberg und den oberdeutschen Städten war, daß die Schweizer
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immer weiter in die Isolierung kamen. Es ist noch mancherlei geschrieben und verhandelt worden. Aber es fand sich keine Möglichkeit mehr, zusammenzukommen. Einzelheiten des Hin und Her lassen wieder spürbar werden, daß Luther deshalb mit innerster Aversion mit den Schweizern verhandelte, weil seine ganze Kontroverse mit ihnen als eine Kontroverse mit den Schwärmern begonnen hatte. Über den anderen „Geist", den Luther bei den Schweizern zu sehen glaubte, wird am Schluß noch ein Wort zu sagen sein. 22. Die endgültige Scheidung von Rom Luther hatte 1518 in Augsburg (an den Papst und) an ein allgemeines Konzil appelliert und hatte am 17. November 1520 noch einmal das gleiche getan. Das war päpstlicherseits längst verboten, durch die Bulle Execrabilis Pius II. vom Jahre 1460. In der Schrift an den Adel von 1520 hatte Luther von einem rechten freien Konzil gesprochen, und ein solches ist ein Konzil nur dann, wenn es nicht der Papst, sondern die weltliche Obrigkeit berufen hat. In den Verhandlungen um die Durchführung des Wormser Ediktes in den Jahren nach 1521 tauchte immer wieder der Gedanke eines deutschen Nationalkonzils auf. Die ganze Geschichte der deutschen Reformation ist, wenn man es einmal so zugespitzt ausdrücken darf, eine Geschichte der Verhandlungen um das Konzil. Die Protestanten erstrebten ein Konzil, wenn auch eines nach ihrem Sinn. Die deutschen Fürsten strebten auf ein Konzil zu und dachten es sich wieder anders; vielen mag eine Kirchenreform im erasmischen Sinn dabei vorgeschwebt haben. Der Kaiser erstrebte ein Konzil ganz ernsthaft und verhandelte mit dem Papst darüber; er war zu sehr Katholik, um auf ein unkanonisches Konzil zuzustreben, und zu sehr Kaiser, um darauf zu verzichten, auf den Einfluß, den er als Kaiser auf das Konzil zu nehmen hatte, bedacht zu sein. Der französische König arbeitete bewußt im Sinne der Verhinderung des Konzils; nichts 9*
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hätte seine Pläne empfindlicher gestört als eine Begleichung des Gegensatzes zwischen Karl V. und den protestantischen Ständen. Für die Kurie war ein Konzil eine ganz heikle Sache: Sie konnte nicht voraussagen, wie es laufen würde; es konnte zu stark unter kaiserlichen Einfluß kommen; man mußte sogar damit rechnen, daß sich das Konzil über den Papst stellen, alte Theorien dieser Art aus dem 15. Jahrhundert ans Tageslicht holen und neu proklamieren würde. Bis zum Tode Clemens V I I . 1534 sind deshalb alle Konzilsbemühungen unfruchtbar und erfolglos geblieben. Es ist das Verdienst Papst PaulsIII. (1534—49; Alexander Farnese), daß er die Unvermeidbarkeit der Durchführung eines Konzils eingesehen hat und ernsthaft an die Vorbereitung eines solchen herangegangen ist. Bekanntlich hat er es dann tatsächlich, in Trient, zustandegebracht. Er ging energisch ans Werk und setzte sich mit all denen in Verbindung, ohne die das Konzil nicht durchgeführt werden konnte, insbesondere den weltlichen Fürsten; wenn die ihre Bischöfe nicht zum Konzil schickten oder ziehen ließen, konnte ein Konzil nicht Zustandekommen. Im Zuge dieser Aktion geschah die Groteske, daß ein päpstlicher Nuntius, Pietro Paolo Vergerio, nach Kursachsen kam, in Wittenberg erschien und mit Luther persönliche Fühlung aufnahm. Die große Bedeutung dieser Vorgänge f ü r die Protestanten besteht darin, daß diese sich jetzt ernsthaft auf eine Beteiligung an einem in Aussicht stehenden Konzil rüsten mußten oder auf eine Begründung dafür, daß sie ablehnten, das Konzil zu beschicken. Es ist nicht zu verkennen, daß bislang vielfach nach dem Konzil gerufen worden war, weil man mit ihm keinesfalls zu rechnen, dann aber leichtes Spiel hatte, den Vorwurf der Verhinderung des Konzils dem Gegner zuzuschieben. Luther bekam, als es ernst wurde, den Auftrag, mit einer Vorlage die Verhandlungen der Schmalkaldener Bundespartner über die Konzilsfrage, die im Februar 1537 gepflogen wurden, vorzubereiten. Die Schmalkaldischen Artikel Luthers wurden — weil Melanchthon das sabotierte — in
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Schmalkalden nicht angenommen, sondern beiseitegetan (Luther lag krank darnieder). Lediglich eine größere Zahl von Theologen unterschrieb sie, und Bekenntnisschrift sind die Schmalkaldischen Artikel später in dem kleinen ernestinischen Staatsgebilde geworden, das nach dem Schmalkaldischen Kriege übrig blieb, und schließlich in vielen lutherischen Kirchen. Als Luthers „Testament wider Rom" sind die Schmalkaldischen Artikel mit Recht bezeichnet worden (Testament deshalb, weil Luther in Schmalkalden auf den Tod krank war). Sie sind dreigeteilt. Der erste Teil umfaßt die Artikel, die die Evangelischen gemeinsam mit den Römischen bekennen, die hohen Grundartikel der göttlichen Majestät. Der dritte Teil berührt eine Fülle einzelner Lehrpunkte, über die eine Debatte mit vernünftigen Gegnern möglich erscheint, wenn auch viele dabei sind, bei denen man eine Einigung schlechterdings nicht für möglich halten möchte, wie der über die Erbsünde. Der wichtigste Teil ist der mittlere. Da sind vier Artikel aufgereiht, von denen keinesfalls gewichen werden darf. Der erste und Hauptartikel ist der von der Gerechtigkeit ohne Werke, Gesetz und Verdienst, allein durch den Glauben. „Von diesem Artikel kann man nicht weichen oder nachgeben, es falle Himmel und Erden oder was nicht bleiben will." Der zweite Artikel ist der von der Messe im Papsttum, die dort ein Opfer und Werk ist und ein Drachenschwanz, der viel „Ungeziefer und Geschmeiß mancherlei Abgötterei" gezeugt hat. An dritter Stelle werden die Stifte und Klöster aufgeführt, also die doppelte Sittlichkeit der Gebote und Räte (s. o. 45. 81). Im vierten, ganz ausführlichen Artikel geht es um den Papst. Da heißt es: „Darum, so wenig wir den Teufel selbst als einen Herrn oder Gott anbeten können, so wenig können wir auch seinen Apostel, den Papst oder Antichrist in seinem Regiment zum Haupt oder Herrn leiden." Damit war die Absage an Rom auf eine scharfe Formel gebracht, die nicht mehr überboten werden konnte. Darüber, ob und wie weit Luthers Papstpolemik heute noch
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V. Luthers Kirche
berechtigt ist, ist hier nicht zu handeln. Luther hat nichts von dem zurückgenommen, was er im Anfang gegen die Papstherrschaft gesagt hatte. Nach den Schmalkaldischen Artikeln hat Luther noch ganz grobe Polemik gegen das Papsttum getrieben (s. o. 124 und 134). Den klarsten Ausdruck hat er seiner Absage an Rom doch in den Schmalkaldischen Artikeln gegeben. — Daran, daß hier alles eindeutig ist, ändert nichts, daß Luther die Religionsgespräche der Zeit um 1540/41 (Hagenau, Worms, Regensburg) geduldet hat. Er konnte das, da er sich nichts von ihnen versprach, und wußte, daß, auch wenn eine zweideutige Formel zustandekäme, die Gegner niemals die Formel dadurch eindeutig machen würden, daß sie bekannten, früher anders gelehrt zu haben. 23. Das Fundament der Kirche Sind nun zwei Kirchen entstanden, eine Unkirche mit einem Ungeheuer an der Spitze, bestehend aus lauter Gottlosen und mit dem räumlichen Zentrum in Rom, und eine wahre, evangelische Kirche, aus lauter Gläubigen bestehend, mit Luther an der Spitze und dem räumlichen Zentrum in Wittenberg? So hat Luther die Dinge niemals angesehen, weder in seiner Frühzeit noch zu Ende seines Lebens. Über die Kirche nachzudenken, hat ihm im Anfang vor allem die Vorbereitung auf seine Exkommunikation nahegelegt. Kann der Papst und sein Anhang ihn, weil er die wahre Gerechtigkeit Christi verkündet, mit Vollmacht und wirksam aus der Kirche ausschließen? Im Zusammenhang der Erörterung dieser Frage hat Luther eine scharfe Unterscheidung zwischen zweierlei Christenheit vorgenommen, die zwischen einer sichtlichen Christenheit und einer unsichtlichen Christenheit, man darf wohl auch ruhig sagen, zwischen einer sichtbaren und einer unsichtbaren Kirche. Zur unsichtbaren Kirche aller Gläubigen zu gehören, ist das wahrhaft Wichtige und war für Luther der große Trost. Von ihr kann nichts anderes trennen als der Unglaube.
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Luther hat diese Unterscheidung und sein Bekenntnis zur Unsichtbarkeit der wahren Kirche nie zurückgenommen. Aber ist das alles, was er nun zur Kirche zu sagen hat? Da ist zunächst festzustellen, daß Luther ganz fern davon ist, die Kirche damit zu einer abstrakten Größe zu machen: Die Kirche unsichtbar, also ungreifbar und ungegenständlich, ein platonischer Staat, wie es in der Reformationszeit einmal ausgedrückt (und zurückgewiesen) wurde. In den Jahren der Kaiserwahl, da der Prozeß gegen Luther stagnierte, Luther also, menschlich gesprochen, etwas Luft hatte und doch mit der Bannung rechnen mußte, 1519 und 1520, hat er eine Reihe wundervoller kleiner Erbauungsschriften geschrieben, die Von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi, Von der Bereitung zum Sterben, Vom heiligen hochwürdigen Sakrament der Taufe, Von dem hochwiirdigen Sakrament des heiligen Leichnams Christi und von Bruderschaften usw. Da wird das Thema der Kirche auch angeschnitten, und da ist die Kirche kein im groben Sinn sichtbares Gebilde. Der Papst spielt da keine Rolle, und es ist in der Schriftengruppe, abgesehen allenfalls von dem Sermon von dem Bann (1520), keine Papstpolemik enthalten. Aber die Kirche ist dort communio sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, und die ist spürbar und fühlbar, gibt reichen Trost und großen Frieden. Zu ihr gehören die Engel und Heiligen und alle Gläubigen auf der Erde. Eine im abstrakten Sinn unsichtbare Größe, über die man also gar nichts aussagen und auf die man gerade eben in der Präambel eines Artikels von der Kirche hinweisen kann, ist die wahre Kirche nicht. Später ist neben die Bezeichnung Gemeinschaft der Heiligen (communio sanctorum) die andere Versammlung der Heiligen (congregatio sanctorum) getreten. Vor allem ist die Bezeichnung aus dem berühmten VII. Artikel des Augsburgischen Bekenntnisses bekannt. Luther hat aber selber genau so gesprochen. Das macht alles noch konkreter. Man möchte geradezu an die gottesdienstliche Versammlung denken und darf das wohl auch tun. Wo die
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Heiligen zum Gottesdienst versammelt sind, ist Kirche. Es hat sich eingebürgert, von Zeichen der Kirche zu sprechen. Nicht in jedem schwärmerischen H a u f e n ist Kirche, sondern nur dort, wo Gottes Wort rein verkündet und die Sakramente einsetzungsgemäß gespendet werden. Geht man wieder von der Augustana aus, kommt man auf zwei Zeichen der Kirche. Der Sinn der Rede von Zeichen der Kirche ist wohl, daß nicht nur ein Kriterium dafür angegeben werden soll, welcher H a u f e als Kirche angesehen werden darf und welcher nicht, sondern daß nach Jes 55, 8 gesagt werden soll: Wo das Wort lauter verkündet und die Sakramente in Christi Sinn gespendet werden, sind auch Gläubige; das Wort ist nie wirkungslos. Man kann nicht auszählen, wer vom Worte getroffen ist und wer verstockt bleibt. Aber es läßt sich sicher sagen und muß geglaubt werden, daß unter der Wirkung des Wortes Glaube entsteht. Das ist ganz luthersch gedacht, und auch die Rede von den zwei Zeichen der Kirche ist nicht unluthersch; nur hat Luther sich nicht nötigen lassen, sich auf die zwei Zeichen zu beschränken, sondern großzügig weitere Zeichen aufzählen können. Am deutlichsten haben wir das in einer seiner wenigen größeren Schriften, in der Von den Konzilen und Kirchen von 1539. Da spricht er von neun Heiltümern, an denen das Gottesvolk zu erkennen ist. Das sind Gottes Wort, Taufe, Abendmahl, Schlüssel, Einsetzung von Kirchendienern, öffentliches Gotteslob, das Kreuz, die Heiligung nach der anderen Tafel und schließlich allerhand äußerliche, freie Gebräuche. Eine Frage ist einfach durch die Polemik an Luther herangetragen worden. Eine der schärfsten Waffen gegen Luther und seine Kirche war der Hinweis darauf, daß die römische Kirche die alte Kirche ist, die von Anfang an besteht, während die Kirche Luthers eine Neuerung ist. Das spricht schon entscheidend gegen sie; deshalb kann sie nicht die wahre Kirche sein. Diesen Vorwurf abzuwehren und diese Frage zu klären hat Luther seine leidenschaftliche Schrift Wider Hans Worst von 1541 geschrieben. Die alte Kirche ist die. die das Wort und das Sakra-
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ment rein und unverfälscht hat. Die mittelalterliche Kirche hat das nicht, und darum kann sie sich nur zum Schein als die alte und echte Kirche geben. Darin, daß die Kirche Luthers das reine Wort Gottes entdeckt hat und wieder verkündet, hat sie ihre geistliche Legitimation als die ursprüngliche und alte Kirche. Es bleibt dabei: Eine neue Kirche ist ein Unding. Kirche ist von Anfang an. Gerade deshalb kann die Kirche Luthers das Prädikat Kirche für sich in Anspruch nehmen. Freilich ergibt sich jetzt noch ein Problem. H a t es dann ein paar Jahrhunderte lang keine Kirche gegeben? War während des Mittelalters (wie weit man die Zeitspanne nimmt, ist ohne Belang) die Kirche Jesu Christi sistiert? Das wäre ein Ungedanke und vor allem gegen die biblischen Verheißungen. Christus hat seiner Kirche versprochen, daß sie bleiben wird und daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. So muß Luther anerkennen, daß auch unter dem Papst (und wir dürfen hinzufügen: grundsätzlich in jedem anderen Kirchenwesen, in dem das Wort und die Sakramente nicht gänzlich verschwunden sind) wahrhafte Gläubige sein können und immer gewesen sind. Luther zeigt beinahe Neigung, aus der Reihe der Großen der mittelalterlichen Kirche solche wahrhaft Glaubenden und Zeugen der Wahrheit namhaft zu machen und herauszustellen. Bekannt ist seine besondere Vorliebe für Bernhard von Clairvaux und Johann Tauler. Aber am stärksten denkt Luther an die einfältigen Christen und an die Kinder. Die sind die wahre Kirche dort, wo die Kirche äußerlich am ärgsten mißgestaltet ist. Damit bekommt aber am Ende Luthers Kirchenbegriff einen oekumenischen Zug. Die Kirche ist doch nicht auf eine „Konfession" beschränkt. Eine Konfessionskirche kann lediglich um der Reinheit und Klarheit der Verkündigung willen — wenn und soweit sie das Wort verkündet und die Sakramente recht spendet — für die Kirche reden und die Kirche repräsentieren.
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Wegen seines vielfachen Krankseins hat Luther beinahe dauernd mit einem frühen Tod und zu Zeiten sogar unmittelbar mit dem Tod gerechnet. Daheim und auf Reisen hat es bei ihm Situationen mit unmittelbarer Todesahnung gegeben. So ist der Gedanke Luther nicht fremd gewesen, daß er außerhalb Wittenbergs sterben könnte, ja sogar, daß er in der Fremde sein Grab fände. Die letzte Reise nach Eisleben hatte sehr persönliche Gründe und Zusammenhänge. Unter den Mansfelder Grafen, die bzw. deren Väter Luthers erste Landesherren gewesen waren, mußte ein Streit geschlichtet werden, der sehr weltlicher N a t u r w a r . Luther hat den Dienst übernommen. Man möchte beinahe sagen: Er hatte Übung. So kämpferisch gesonnen er gegen die Feinde des Evangeliums war — vielfach war allein er in der Lage gewesen, die Gegensätze im eigenen Lager auszugleichen. Das hatte sich bei der Befriedung des Verhältnisses zu den Oberdeutschen gezeigt. Das war sehr deutlich geworden bei Auseinandersetzungen ganz unmittelbar im eigenen Lager, um die Bedeutung des Gesetzes und um das Verhältnis von Gesetz und Evangelium, um die wahre Buße. Man spricht von Antinomistischen Streitigkeiten, und solche haben 1527 und wieder 1537 (s. o. 128) stattgefunden; Melanchthon war regelmäßig beteiligt und andererseits ein Lutherschüler Johann Agricola. Aber wie gesagt, der letzte Streit, in den Luther eingreifen mußte, hatte mit Glaubensfragen gar nichts zu tun. Luther fühlte sich schwach, als er abreiste. Er predigte unterwegs noch mehrmals, zuletzt in der Andreaskirche in Eisleben am 15. Februar über Mt 11, 25—30. Am 18. Februar 1546 ging er, nach wenig Stunden starker körperlicher Schwäche, im Kreise seiner Reisegefährten heim. Um ihn waren Justus Jonas, der Mansfelder Hofprediger Michael Coelius, Johann Aurifaber, Luthers Söhne und deren Erzieher R u d t feld. Die Todesursache war sicher nicht ein Schlaganfall (Luther ist bei voller Besinnung gestorben), sondern sein
24. Luthers Ende und das Schicksal seiner Kirche
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altes Herzleiden. Die viel kolportierte Legende von Luthers Selbstmord ist heute auch katholischerseits aufgegeben. Luther benutzte auf dem Sterbebett eine mittelalterliche Sterbekunst. Als er gefragt wurde: „Reverende pater wollet ihr auf Christus und die Lehre, die ihr prediget, beständig bleiben?", antwortete er mit einem deutlichen Ja. Sein Grab hat Luther in der Schloßkirche zu Wittenberg gefunden, an deren Tür er seine berühmten 95 Streitsätze geschlagen hatte. Als nach der Schlacht bei Mühlberg im April 1547 Karl V. nach Wittenberg kam, zur Wittenberger Kapitulation, nahm er auch das Luthergrab in Augenschein und ließ es uneröffnet. Bis heute hat Luther dort, wo er wirkte, seine Ruhestätte behalten. In dem für seine Kirche gefährlichsten Augenblick ihrer Geschichte hat Luther die Seinen verlassen. Mit dem Kriege, mit dem Karl V. noch im gleichen Jahre die Schmalkaldener überzog und der sich bis ins nächste Jahr hinein erstreckte, wollte er das Erbe Luthers vernichten und die Kirche Luthers beseitigen. Es kamen auch für sie ein paar gefährliche und bedrohliche Jahre, die Jahre zwischen 1548 und 1552, nach dem „geharnischten" Reichstag von Augsburg mit dem sog. Interim, das Deutschland rekatholisieren wollte und (bis zum nächsten Konzil, darum Interim) den bislang evangelischen Ständen lediglich Priesterehe und Laienkelch zugestand. Als Retter der lutherischen Kirche gilt herkömmlicherweise ein deutscher Reichsfürst, der im Schmalkaldischen Krieg auf der Seite des Kaisers gefochten und wirklich entscheidend ihm den Sieg mit erstritten hatte, Moritz von Sachsen, ein Evangelischer, aber kein Schmalkaldener. Tatsächlich hat er mit dem sog. Überfall von Innsbruck den Kaiser lahmgelegt und sein ganzes Lebenswerk zerschlagen. Aber es wäre kurzsichtig, in Moritz nun wahrhaft den Retter des Protestantismus zu sehen. Die Kirche Luthers hat Bestand behalten, weil sie innerlich fest war. Dem Interim hat der evangelische Glaube widerstanden. Aber die Schüler Luthers haben nicht zusammengehalten, und die Kirche Luthers ist nicht eine geschlossene
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V. Luthers Kirche
Einheit geblieben. Die Person Luthers war die Klammer gewesen, die ernsthafte Gegensätze zusammenhalten konnte und mußte. Die Geschichte der Kirche Luthers nach Luthers Tod wurde eine Geschichte harter Auseinandersetzungen um die reine Lehre der lutherischen Reformation. Schließlich wurde — um 30 Jahre nach Luthers Tod — die Einheit notdürftig wieder hergestellt. Der Geist Luthers, der nachwirkte, hatte die Kraft, die Gegensätze doch wieder zu überwinden. Freilich sind manche Fragen noch offen geblieben, und heute wird es je und dann zur Frage: Was ist die wahre Lehre Luthers und der lutherischen Kirche? 25. Würdigung Luthers und seines Werkes Lange Zeit hindurch ist es üblich gewesen, die Bedeutung Luthers für die deutsche Nation bei der Würdigung Luthers in den Vordergrund zu stellen oder die Bedeutung Luthers für die deutsche Kultur herauszustreichen. Daß Luther eine solche Bedeutung hat, ist sicher. Daß und in welchem Sinn er die deutsche Sprache mit gestaltet hat, ist in den Darlegungen selbst gesagt (s. o. 80). Die Tatsache, daß wir heute seine Deutsche Bibel noch benutzen, wenn schon immer einmal an ihr geändert und gefeilt werden mußte, spricht für sich. Es gibt genug moderne deutsche Bibelübersetzungen, auch gute. Keine erreicht die Sprachgewalt und die Unmittelbarkeit der Luthers auch nur näherungsweise. Es geht nicht allein um die deutsche Sprache und die deutsche Bibel, obwohl es etwas ganz Großes ist, daß die deutschen Stämme f ü r die Zeit, da es immer aussichtsloser wurde, eine echte zentrale Reichsgewalt aufzurichten und gelten zu lassen, eine einheitliche Schriftsprache als lebendigen Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit hatten. Geistesfreiheit und Gewissensfreiheit soll Luther Deutschland geschenkt haben. Diese Behauptung muß man sehr sorgfältig interpretieren. Gewissensfreiheit in dem Sinn, daß öffentliche Religionsübung verschiedener Art an einem Platze möglich wurde, oder gar
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so, daß es möglich war, gegen die kirchlichen Vorstellungen der Zeit eine eigene Welt- und Lebensanschauung öffentlich zu vertreten, kennt die Reformation nicht und hat sie nicht eingeführt. Luther selbst war da Mensch seiner Zeit. Nicht einmal f ü r die Kirche ist eindeutig und rasch Freiheit der Auslegung des Wortes Gottes herausgekommen. Es zeigte sich, daß Gottes Wort in der Bibel nicht so klar war, wie es sich Luther gedacht hatte, so daß der Sinn der Bibel oder einer Bibelstelle jedem Gutwilligen einleuchtete. Luther hat das die „äußere Klarheit" des Bibelwortes genannt. Die evangelischen Konfessionen, Gruppen und Richtungen kamen dadurch zustande, daß sie das Wort je verschieden deuteten. Aber in einer Kirche, speziell in Luthers Kirche, war lange noch gesetzlich festgelegt, was zu glauben und zu lehren w a r ; und der Kreis der Fragen, in denen Meinungs- und Diskussionsfreiheit gelten sollte, war klar und eng abgesteckt. U n d doch ist nie wieder in einem solchen Maße wie in der Kirche vor Luther das, was zu glauben ist, dekretiert worden. Das Recht zum freien Forschen in der Schrift und überhaupt zum freien Meinen und Denken hat sich doch durchgesetzt. Die Geistesfreiheit, das kostbare Geschenk der neueren Jahrhunderte, ist durch Luther zwar noch nicht gewonnen, aber ermöglicht worden. Es ließe sich noch viel über die Bedeutung Luthers für die deutsche N a t i o n und die deutsche Kultur und über die allgemeine Bedeutung Luthers f ü r Kultur und geistiges Leben sagen. Wirklich gewürdigt wäre mit allem, was man noch ausführen könnte, Luther nicht. Im Gegenteil, Luther wäre dann in ein völlig schiefes Licht gestellt. Verstanden ist Luther, wenn in erster Linie seine Bedeutung für die Kirche herausgearbeitet ist. Alles andere liegt am Rande. Es ist nötig und heilsam, das heute zu sagen. Deutschland ist weder durch Luther unmittelbar noch jemals später ganz f ü r Luthers Kirche gewonnen worden. Der konfessionelle Riß geht seit der Reformationszeit durch Deutschland, und von Deutschlands Anliegen her gesehen ist das natürlich eine N o t . Es müßte also auf jeden Fall auch von den
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Grenzen der Bedeutung Luthers für die deutsche Nation gesprochen werden und vielleicht gar von seiner negativen Bedeutung. Auf der anderen Seite ist die Kirche Luthers heute weit hinaus über Deutschland verbreitet. Es gibt lutherische Kirchen anderswo, in anderen Erdteilen sogar, die innerlich stärker als die alten deutschen lutherischen Kirchen sind. Mögen sie auch deutscher Abkunft sein, so sind sie weithin nicht mehr deutsch, und sie lassen lediglich die Bedeutung Luthers für die Christenheit gelten. Luthers einzigartige Bedeutung für die Christenheit liegt zunächst in der Schürfung des Wahrheitsgewissens. Das ist der innerste Sinn der bekannten und heute etwas umstrittenen Rede, daß Luthers Religion Gewissensreligion war. Was ist gemeint? Luther hat den einzelnen gelehrt, für all sein Glauben, Überzeugtsein, Tun, für sein ganzes Leben lediglich die Wahrheit gelten zu lassen. Der Kirche hat er das Gleiche aufgetragen. Die Wahrheit gilt es zu bekennen; für sie heißt es zu streiten; um der Wahrheit willen muß einer, wenn es nicht anders geht, sterben, und eine Kirche muß bereit sein, um der Wahrheit willen unterzugehen. Was ist Wahrheit? Wahrheit ist die große objektive Wirklichkeit Gottes. Aber für Luther gehört zur Wahrheit, daß sie mir gewiß wird. Es hat Luther ganz fern gelegen, jeden auf seinen eigenen Weg zu schicken und ihn ungewarnt und unberaten sich in seine eigenen Phantasien hineinsteigern zu lassen. Er hat die Wahrheit dankbar als ein Gnadengeschenk angenommen, das seiner Kirche als Gemeinschaft dargereicht war. Aber ohne das persönliche Ergriffensein von der Wahrheit gibt es keine Wahrheit für uns. Und wenn Luther den extremen Fall, daß einer für die Wahrheit allein stehen muß, nur mit seiner Person vorgelebt hätte, hätte er doch tief in das Bewußtsein aller, die seinen Kampf erlebt und verstanden haben, dies hineingeprägt, daß Wahrheit als persönliche Überzeugung Wirklichkeit wird. Und wenn die Wahrheit erkannt ist, gilt nur die Wahrheit, nicht die Opportunität, nicht die Möglichkeit, auf anderem Wege als dem des Be-
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kenntnisses der Wahrheit reich und glücklich zu werden, nicht das Ideal einer alle beherrschenden und mütterlich umschlingenden Kirche, deren Einheit man u. U. die Wahrheit oder ein Stück von ihr opfern müßte, sondern nur die Wahrheit und der Gehorsam gegen sie. Die Annahme dieses Grundsatzes hat die Kirchen, die sich auf Luther beziehen, in schwere N ö t e gebracht. Der konfessionelle Gegensatz innerhalb der evangelischen Welt hat seinen letzten Grund in dem durch Luther geschärften Wahrheitsgewissen. Gibt es ein überschärftes Wahrheitsgewissen, das zur Rechthaberei werden kann? Gibt es einen Wahrheitsfanatismus, der die Liebe verleugnet? Es wäre nicht gut, ohne sehr genau zu prüfen und von vornherein schon alle Entscheidungen Luthers selber, in der Auseinandersetzung etwa mit den Schweizern, gutzuheißen. D a ß Luther um seines empfindlichen Wahrheitsgewissens willen sehr hart gegen alle seine Gegner werden konnte und letztlich nur deshalb so hart wurde, verpflichtet uns, seine H ä r t e ganz ernst zu nehmen, kann aber nicht bedeuten, daß er in seinen konkreten Entscheidungen unfehlbar gewesen wäre, geschweige denn, daß alle Entscheidungen derart in der weiteren Geschichte der Kirche Luthers ungeprüft hinzunehmen wären! Was wirklich bindet und verpflichtet, ist Luthers unbedingtes Wahrheitsgewissen. Luthers ganzes Wollen und Tun läßt sich anders dahin zusammenfassen, daß er als Quelle der Wahrheit allein die Heilige Schrift hat gelten lassen. Das ist freilich eine sehr summarische und nicht einmal ganz treffende Abkürzung des wirklichen Sachverhaltes. Luther hat sich an das Wort Gottes gebunden gewußt, und an ihm normierte sich sein Wahrheitsgewissen. Eine mechanische Gleichstellung zwischen Gotteswort und Schriftbuchstaben hat Luther nicht vollzogen. In einer Weise, die seinen theologischen Nachfahren bald zuviel wurde, konnte er einzelne Bücher der Heiligen Schrift — die des Paulus, des Johannes und des Petrus — hoch über andere stellen, z. B. über die „stroherne Epistel", den Jakobusbrief. Noch in der
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V. Luthers Kirche
Frühzeit der lutherischen Orthodoxie hat man „kanonische Schriften", „Antilegomena" und „Apocrypha" im Neuen Testament unterschieden. Nicht daß Luther den Kanon hätte durchlöchern oder gar umstoßen wollen! Aber die Heilige Schrift ist Gefäß des Gotteswortes, nicht weniger und nicht mehr, und daß die verschiedenen Teile in verschiedener Weise für das lebendige Gotteswort transparent sind, ändert nichts daran, daß die ganze Heilige Schrift gilt. Das Wort Gottes ist in seiner Urbedeutung eine lebendige, mündliche Predigt; und auch heute muß das lebendige Wort immer wieder aus der Schrift heraus lebendig werden und in Lauf kommen. Viele der theologischen Nachfahren haben Luther dabei gar nicht folgen können und aus der Theologie des Wortes Gottes eine Theologie des Bibelbuchstabens gemacht. Luthers eigene Art und Weise, die Bibel auszulegen, gibt uns Fragen auf und bereitet uns je und dann sogar Nöte. In der Schriftforschung ist seit Luther so viel geschehen, daß es ausgeschlossen ist, einfach wieder an Luthers Auslegung anzuknüpfen. Unsere Probleme, die uns die Schriftforschung aufgibt, müssen wir selber lösen. Das heißt nicht, daß wir nicht trotzdem in vielem bei Luther lernen könnten. Und vor allem: Die Aufgabe, die wir haben, ist grundsätzlich die gleiche, die Luther hatte. Es gilt, die Heilige Schrift auf das lebendige Wort Gottes abzuhören. Wir haben es nach einer langen Geschichte der philologischen und historischen Schriftforschung dabei sicherlich schwerer als Luther. Umso dringlicher ist es, die Aufgabe, die uns Luther gestellt hat, nicht aus dem Auge zu verlieren und uns zu mühen, redlich mit ihr fertig zu werden. Indem Luther alle Wahrheit auf das Wort Gottes gestellt hat, hat er sie doch an die Bibel gebunden, an eine objektive Größe; und das Sakrament, das mit dem Worte Gottes zusammengehört, ist auch eine objektive Gegebenheit. Wort Gottes und Sakrament gelten, in Luthers Sinn, wenn Luther auch nicht so formuliert haben mag, als die Gnadenmittel der Kirche. Luther hat das ganze Christentum auf die objektiven Gnadenmittel gestellt. Das heißt
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nicht, daß Wort und Sakrament nicht für den lebendigen Glauben bestimmt wären und nicht erst im Gläubigen ihre heilsame Wirksamkeit entfalteten. Luthers ganzes Christentum ist so sehr von dem lebendigen, unmittelbaren Glauben her gedacht, daß solches Mißverständnis nicht aufkommen dürfte. Aber der Glaube lebt von dem verkündeten Wort und von den Zeichen, die Gott selber mit dem Worte verbunden hat. Von Luthers Kampf mit den Schwärmern mußte gesprochen werden, wobei Schwärmer ein nicht schöner Sammelname f ü r alle möglichen Geister ist, Müntzer und seine Anhänger, Karlstadt und seine Schüler, die schweizerischen Täuferkreise, die sog. Spiritualisten usw. Man kann bis zu Paracelsus und Agrippa von Nettesheim gehen. I n den gängigen Darstellungen erscheinen diese Leute als die Stiefkinder und vielfach schlimm mißhandelten Stiefkinder der Reformation. Das waren sie auch. N u r verdecken die Schläge und Grausamkeiten gegen das Täufertum und die grotesken Formen des Auftretens der Täufer (Königreich Zion in Münster), die die H ä r t e n und Grausamkeiten mit herausgefordert haben, nur allzu leicht die tatsächlich bestehende ganz große geistesgeschichtliche Bedeutung des Täufer- und Schwärmertums. Der Glaube der Schwärmer kommt aus dem innersten Grunde des unmittelbaren Lebens oder Gotteslebens oder Christuslebens. Ihre Religion ist Religion des frommen Bewußtseins. Sie fühlen sich ganz unmittelbar zu Gott oder zu Christus, wobei Christus ein N a m e f ü r die Gegenwart Gottes ist. Ihr Glaube ist weder gebunden an eine heilige Geschichte noch an ein geschriebenes Wort und sakramentliche Zeichen, sondern er ist unmittelbar. Das ist alles sehr zugespitzt gesagt, denn es gab beispielsweise auch ganz stark biblizistisch eingestellte Täufer. Dennoch kann das die gegebene allgemeine Beurteilung nicht wesentlich in Frage stellen. Geschichtlich gesehen knüpfen die schwärmerischen Kreise an die mittelalterliche Mystik an; und die Mystik der Neuzeit lebt wieder auch aus dem Gedankengut der Schwärmer. Luthers Reformation steht gegensätzlich zu der der Schwarmgeister. 10
Lau, Luther
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Luthers Glaube ist Glaube an die Offenbarung Gottes in der Geschichte und im Wort und im sichtbaren Zeichen. Geistesgeschichtlich gesehen steht Luther dem Mittelalter näher als der Neuzeit, soviel Mittelalter er überwunden hat. Er bereitet nicht eigentlich schon die Neuzeit vor oder verkörpert sie gar bereits in sich, sondern bricht durch die werdende Neuzeit hindurch mit der alten und ewigen Gotteswahrheit, mit dem Glauben an die geschichtliche und biblische Offenbarung. Wahrscheinlich gibt es kaum eine Gestalt christlichen Denkens und Lebens, in der nicht alles Denken und Glauben auf Jesus Christus hin orientiert ist. Alles Christsein ist Christusbekenntnis, und doch können Welten das eine und das andere Christusbekenntnis voneinander scheiden. Wenn man zuletzt sagen will, und man muß das sagen, daß es Luther zutiefst ganz allein um Jesus Christus und seine Gerechtigkeit gegangen ist, muß man klären, wie man das meint, also was Christus für Luther gewesen ist und wie Luther sich zu seinem Herrn Christus bekannt hat. Luther benutzt vielfach die für uns nicht leicht verständliche Wendung extra nos, außerhalb unser. Damit will Luther sagen: Christus ist der, der außerhalb unser für uns gelitten hat in dem Sinn, daß dieses Leiden und die durch das Leiden gewirkte Erlösung ohne unser Zutun sich vollzogen hat. Nicht wir haben leiden müssen für unsere Sünde und haben auch kein Leiden für unsere Sünde ins Werk gesetzt, sondern er hat einsam am Kreuz gelitten, damit wir Frieden und Freude hätten. Die Gerechtigkeit Jesu Christi ist eine Gerechtigkeit, die er vor Gott darlebt, und wir werden gerecht, weil Gott uns um Christi willen als gerecht ansieht. Das große Werk der göttlichen Barmherzigkeit hat sich außerhalb unser in Christus vollzogen. Die Barmherzigkeit Gottes ist Ereignis und nicht ohne weiteres Erfahrung. Das extra nos, das außerhalb unser, wird zu einem pro nobis, zu einem für uns. „Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an", heißt es in einem Weihnachtslied Luthers. Eine einflußreiche Richtung der Luther-
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forschung legt heute allen Nachdruck auf das extra nos, zu dem freilich das pro nobis gehört; aber nur in ganz zurückhaltender Weise und in Sorge vor aller Verwechslung mit etwas, was uns gehörte, darf man das letztere eigentlich bekennen. Zum wirklichen Christusglauben Luthers gehört aber noch die andere Seite: Dieser Christus, der sein Barmherzigkeitswerk an uns außerhalb unser getan hat, wird ganz unser, unser Bruder, unser Eigentum, unser Heil. Christus ist auch ein Christus in nobis, in uns. Das ist der Sinn der heute vielen sehr schwer verständlichen Abendmahlslehre Luthers. Daß Luther so trotzig auf die Worte der Einsetzung gepocht hat — „das ist mein Leib" —, in Marburg vor allem, ist doch nur deshalb geschehen, weil er bekennen wollte und mußte, daß Christus sich den Seinen im Abendmahl ganz zu eigen gibt. Derselbe Christus, der einsam auf Golgatha in einer Zeit, die nicht die unsere ist, den Heilstod für uns gestorben ist, kommt nahe zu uns, macht seine Zeit zu unserer Zeit, wird uns gleichzeitig und verbindet sich innig mit uns. In dem Sinn ist Luthers Glaube Christusglaube und Luthers Bekenntnis Christusbekenntnis. In dem Sinn ist Luther mit einem Worte getroffen, das in einer seiner Predigten steht: „Es soll nichts helfen als Christus allein." Luthers Lebensgeschichte wäre in vielem noch zu ergänzen. Luthers Theologie ließe sich natürlich viel ausführlicher darstellen. Aber über das eben Festgestellte hinaus ist zum Thema Luther nichts zu sagen.
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Quellen und Literatur (Auswahl)
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3. Gesamtdarstellungen von Luthers Theologie ]. Köstlin: Luthers Theologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und ihrem inneren Zusammenhang, 2. Aufl. 1901. Th. Harnack: Luthers Theologie mit besonderer Beziehung auf seine Versöhnungs- und Erlösungslehre, Neuaufl. 1927. R. Seeberg: Die Lehre Luthers, 1933. (Lehrbuch der Dogmengeschichte IV, 1.) E. Seeberg: Luthers Theologie. Motive und Ideen, 2 Bde., 1929 u. 37. E. Seeberg: Grundzüge der Theologie Luthers, 1940. J. v. Walter: Die Theologie Luthers, 1940. Ph. S. Watson: Um Gottes Gottheit, 1952. Engl. (Let God be God) bereits 1947. P. P. L. G.
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4. Wichtige Monographien über einzelne Themen zu Luther K. H. H. £.
Holl: Ges. Aufsätze zur Kirchengesch. 1. Luther, 7. Aufl. 1948. Bornkamm: Luthers geistige Welt, 3. Aufl. 1959. Stephan: Luther in den Wandlungen seiner Kirche, 2. Aufl. 1951. W. Zeeden: Martin Luther und die Reformation im Urteil des deutschen Luthertums, 2 Bde., 1950 u. 52.
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Luther
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Evangelische
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Luthers
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Der
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Charakter Gerecht
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Glaubensgerechtigkeit Die Anfänge
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Spiritus
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Lehre,
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bei Luther,
Staat und
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politisches
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Luthers
zu Marburg
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Luther,
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Luthers,
Philo-
[Schöpfer Geist], 1954.
G. Törnvall: Geistliches bereits 1940.
G. Wingren:
von der
2. Aufl. 1954.
Communio sanctorum [Gemeinschaft der Heiligen], 1927. Zwingli und Luther. Ihr Streit über das Abendmahl, 2 Bde., 1924
A. Deutelmoser:
F. Lau:
Theologie
zugleich',
nach Luthers
des Gottesdienstes
W. Köhler: Das Marburger tion, 1929.
W. Elliger:
der
der Theologie
von Luthers
creator
Die Theologie
1948.
(Kreuzestheologie), 4. Aufl. 1954.
und Sünder
B
E. Vogelsang: R. Prenter:
crucis
um die Freiheit
existentielle
Luthers
1942.
Testament,
Theologia
W. Link: Das Ringen Luthers sophie, 2. Aufl. 1954. R. Hermann:
1952.
Evangelienauslegung,
von Lehre
und Glaube,
1529, 1529.
1937. (Vgl. 9.)
weltliches
Regiment
Denken
und Handeln,
den beiden vom
Beruf,
1929. Versuch einer Rekonstruk-
Reichen,
bei
Luther,
1947,
schwed.
1952.
1952.
1952. Schwed. bereits 1948.
Hechel: Lex charitatis [Gesetz der Liebe]. Eine juristische über das Recht in der Theologie Martin Luthers, 1953.
Untersuchung
Register* A b e n d m a h l 85 f., 88, 108 ff., 147 Ablaß 59 ff., 67 f. Agricola 138 d'Ailli 37 Albrecht von Brandenburg, Erzbischof 19, 62, 63, 81 Albrecht von Brandenburg, Hodimeister 113 Aleander 76 Alexander von Haies 37 Alexander de Villedieu 29 Alvelt 70 Antinomistische Streitigkeiten 128, 138 Aristoteles 38 Augsburger Reichstag 1518 24, 67, 74 Augsburger Reichstag 1530 118 ff.
Augsburgisches Bekenntnis 119 ff. Augustin 24 f., 48, 53 ff. Aurifaber 6, 138 Bainton 10 Bann 63, 67, 70, 76, 135 Bernhard von C l a i r v a u x 137 Biel 24, 34, 37 Billican 83 Blaurer 130 Böhm 100 Bornkamm 11 Bora, K a t h a r i n a von 107, 123, 125 Brenz 83, 111, 130 Brück 119 Bucer 17, 83, 110 £., 117, 129, 130 Buchwald 10 Burckhardt 22 Cajetanus 24, 67 Calvin 20 f.
Choral 89 f. Clemens V I I . 111, 120, 131 f. Cochläus 7 Coelius 138 C o n f u t a t i o 120 Cordatus 6 C y p r i a n , E. S. 10 Deutelmoser 9 Devotio moderna 30 Donatus 29 Duns Scotus 34, 37 Ebeling 11 Eds 65 f., 69, 76, 118 f. Emser 19 Erasmus 18, 19, 30, 79, 84, 94 ff. Erikson 6 Familie Luthers 26 ff. Familienleben Luthers 123 Ferdinand I. 12, 15, 129 Franz I. von Frankreich 14, 16, 66, 111, 131 f. Freier Wille 75 f., 94 f. Friedrich der Weise 20, 42, 67, 74, 76, 78, 82, 92, 96, 97, 112, 114 Fugger 62 Georg I I I . von Anhalt 115, 124 Georg der Bärtige 20, 70, 71, 99, 114, 124 Gerson 50 Gesundheit Luthers 33, 122, 123 f., 133, 138 f. Gewissensfreiheit 140 f. Goethe 123 Gottesdienst 84 ff. G r a v a m i n a der deutschen N a t i o n 16, 71, 93
Hausmann 114 Hecker 39 f. Hegius 30 Heinrich d. J. von Braunschweig 126 Heinrich V I I I . von England 70 Hesse 19, 91 H o e n 109 H o l l 49 Humanismus 18 ff., 26, 90 ff. H u s 69 Hussitismus 70, 101 H u t t e n 20, 91 f. Italienische Kriege 12 Jaquerie 101 Janssen 22 Jenser von Paltz 80 J o h a n n der Beständige 114 Jonas 92, 138 Karl V. 12, 13, 14, 15, 66, 76, 77, 111, 112, IIS, 120, 131 f., 139 Karlstadt 43, 81, 84, 93, 96, 109, 145 Kirche 70 f., 72, 134 ff. Konventuale 23, 39 f. Konzil 71, 131 f. Laasphe 36 Lambert von Avignon 117 Lauterbacher 6 Leipziger Disputation 67 Leo X . 65 Löscher 10 Lortz 22 Luther, Paul 41 Lutherausgaben 9 f. Lutherbild 5 ff. _ Lutherbiographien 6 f. Lutherforschung 9 ff.
Angelegt von Pastorin Ingemaren Brüschke, die auch die Korrekturen mitgelesen hat.
152 L u t h e r - R e n a i s s a n c e 10 f. Lutherschriften A b l a ß t h e s e n 59, 62 ff., 68, 139 A n den christlichen A d e l deutscher N a t i o n 71, 93 A n Erzbischof Albrecht 81 A u s l e g u n g des 118. P s a l m s 119 f. Bekenntnis v o m A b e n d m a h l 110 V o n der B e r e i t u n g z u m S t e r b e n 135 V o n der Betrachtung des heiligen L e i d e n s C h r i s t i 135 Deutsche Bibel 7, 78 ff. B r i e f e 119, 126 f. D i c t a t a super P s a l t e rium 10 f . , 43, 52, 57 E i n f e s t e B u r g ist unser G o t t 89 f. E r m a h n u n g z u m Frieden auf die z w ö l f A r t i k e l der B a u e r n schaft in Schwaben 105 F o r m u l a m i s s a e et c o m m u n i o n i s 86 D i e Freiheit eines Christenmenschen 73 F r ü h v o r l e s u n g e n 10, 43 f . , 52 f. G a l a t e r v o r l e s u n g 1516 43 f . , 125 f . G a l a t e r v o r l e s u n g 1531 125 f. D i e babylonische G e fangenschaft der Kirche 70 f. G e n e s i s v o r l e s u n g 5, 33, 126 H e b r ä e r v o r l e s u n g 44, 58 Heidelberger Disputat i o n 72 f. Invocavit-Predigten 85, 97 J e s a j a v o r l e s u n g 126 Großer Katediismus 117 f. Kleiner Katechismus 117 f. K i r c h e n p o s t i l l e 80
Register V o n den K o n z i l i e n und Kirchen 126, 136 L i e d e r 89 f . , 146 A u s l e g u n g des M a g n i f i k a t 80 f. Deutsche Messe 86, 89 D i e Mönchsgelübde 23, 81, 97 N u n f r e u t euch, lieben C h r i s t e n gmein 46 V o n weltlicher O b r i g keit, w i e w e i t m a n ihr G e h o r s a m schuld i g sei 98 f . O p e r a t i o n e s in P s a l m o s 57 Von dem Papsttum zu R o m , w i d e r den hochberühmten R o m a n i s t e n zu L e i p z i g 70 W i d e r das P a p s t t u m z u Rom vom Teufel g e s t i f t e t 124 P r e d i g t e n 5, 25, 125, 126 Wider die himmlischen P r o p h e t e n v o n den Bildern und S a k r a menten 110 A n die R a t s h e r r e n aller S t ä d t e deutschen L a n des, daß sie christliche Schulen halten sollen 94 R e s o l u t i o n e n über die K r a f t der A b l ä s s e 65, 69 Römerbriefvorlesung 10, 43, 56 W i d e r d i e räuberischen und mörderischen R o t t e n der B a u e r n 106 S a c h a r j a v o r l e s u n g 125 V o n dem hochwürdigen S a k r a m e n t des heiligen Leichnams C h r i s t i und v o n den B r u d e r s c h a f t e n 135 V o n d e m heiligen hochwürdigen Sakrament der T a u f e 135 Schmalkaldische A r t i k e l 121, 132 f. Schwabacher A r t i k e l 118 f .
S e l b s t b i o g r a p h i e 6, 49 Sendbrief von dem harten Büchlein w i d e r die B a u e r n 106 Sendschreiben an die C h r i s t e n zu S t r a ß burg 110 Sermon v o n A b l a ß und G n a d e 65 Sermon von dem Bann 135 S e r m o n v o n den guten Werken 73 T a u f b ü c h l e i n 86 Deutsches N e u e s T e s t a ment 78 ff. Thesen gegen die scholastische T h e o l o g i e 59 Tischreden 6 T r a k t a t e 21 Traubüchlein 86 Vorlesungen 5, 125 f. V o r r e d e zur „ D e u t schen T h e o l o g i e " 51 V o r r e d e zum „ U n t e r richt der V i s i t a t o r e n * 116 V o m geknechteten Willen 49, 95 f. Wider H a n s W o r s t 124, 126, 136 f . M a n s f e l d e r G r a f e n 138 M a r b u r g e r A r t i k e l 118 Marburger Religionsgespräch 111 f . , 130, 147 Margarete von Habsburg 13 M a r i a v o n B u r g u n d 13 Matthesius 6 M a x i m i l i a n I . 13, 66 M e i s i n g e r 44 Melanchthon 5, 7, 16, 21, 32, 91, 108, 112, 116, 117, 119, 120, 122, 127, 129, 130 M e s s e 133 M i l t i t z 67 Mittelalterliche Kirche 21 ff. M o r i t z v o n Sachsen 139 M ü n t z e r 7, 81 f . , 84 f . , 96, 97 f . , 99, 102 ff., 109, 145 M u t i a n u s R u f u s 20 M y s t i k 30 f . , 51 ff.
Register N e u p l a t o n i s m u s 53 N o m i n a l i s m u s 24, 37
R u b e a n u s 20, 91 R u d t f e l d 138
153 T h o m a s v o n K e m p e n 31 T h o m i s m u s 24 T o r g a u e r A r t i k e l 119 T r o e l t s d i 26 Tropologische Exegese 52 f . T r u t v e t t e r 32 T ü r k e n k r i e g e 12 f . , 107 f . T u r m e r l e b n i s 38, 45 ff. T y l e r 101
S a k r a m e n t e 69 f., 72, 75 Schlaginhaufen 6 Schmalkaldischer Bund 121 Schnepf 83, 130 S c h o l a s t i k 24, 26, 59 S d i r i f l a u s l e g u n g 143 f . Schulze 63 S c h u m a n n 20 P a p s t t u m 15 f . , 68 f . , 71, S c h w a b a c h e r A r t i k e l 118 f . Ulrich v o n W ü r t t e m b e r g 130 75, 133 S d i w e n c k f e l d 109 U n g a r n 12 P a u l I I I . 132 S c o t i s m u s 24 U s i n g e n 32 P a u l u s 56 Sickingen 76, 107 P e t r u s L o m b a r d u s 36 f . S i x t u s I V . 61 V e r g e r i o 132 P e u t i n g e r 19 Sozialrevolutionäre P h i l i p p v o n H e s s e n 17, K r ä f t e 15 W a l a h f r i d S t r a b o 37 110 f . , 112, 124 f. S p a l a t i n 92 W e k e n b o r g 32, 41 P h i l i p p d e r Schöne 13 Spangenberg 6 W e i ß 90 P i r c k h e i m e r 19, 92 S t a u p i t z 39 ff., 42 f . , 51 W i c l i f 101 P i u s I I . 131 Stephan 9 W i e d e r t ä u f e r 103, 109, P o l i d i v o n M e l l e r s t a d t 43 S t r a u ß 83 f . , 114 128 f., 145 P r ä d e s t i n a t i o n 46, 95 S t u r m 74 W i m p i n a 65 P r i e r i a s 65 W i t t e n b e r g 42 f . S ü n d e n v e r s t ä n d n i s 72 Wittenberger Konkordie S u l e i m a n I I . 12 Ratzeberger 7 108, 130 R e c h t f e r t i g u n g 49 f f . , W o l f 11 T a u f e 86, 88 72 ff., 75 f . , 133, 134, W o r m s e r R e i c h s t a g 74 ff. T a u l e r 51 f . , 137 146 T e r r i t o r i a l g e w a l t e n 14 R e i t e r 33 T e t z e l 60, 62, 64 Zeeden 9 R e l i g i o n s g e s p r ä c h e 134 T h e s e n a n s d i l a g 64 f . Z w i l l i n g 81, 96 T h o m a s v o n A q u i n o 24, R e n a i s s a n c e 18 f f . , 22 Z w i n g l i 17, 20, 84, 108, R e u c h l i n 19 34, 37 109 f f . , 112, 129
O b r i g k e i t s g e h o r s a m 97 ff. O b s e r v a n t e n 23, 39 ff. O c c a m 24, 37 O c c a m i s m u s 24, 32, 33 f f . , 47 f . , 53 f . , 55 O e k o l a m p a d 108, 111, 112 O l d e c o p 41
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Inhaltsübersicht Biologie Botanik Chemie Deutsche Sprache u. L i t e r a t u r Elektrotechnik Englisch E r d - u. L ä n d e r k u n d e . . . . Geologie Germanisch Geschichte Griechisch Hoch- u. Tiefbau Indogermanisch Kartographie Kristallographie Kunst Land- u. Forstwirtschaft . . Lateinisch Maschinenbau Mathematik Mineralogie
16 17 15 7 20 8 II) 18 8 5 9 23 8 IU 18 b 18 9 20 12 18
Musik Orientalistik Philosophie Physik Psychologie Publizistik Religion Romanisch Slavische Sprachen Soziologie Statistik Technik Technologie Volkswirtschaft . . Vermessungswesen . Wasserbau Zoologie Autorenregister . Bandnummernfolge
. .
9
. . 3 . . 14
. . . . . . . .
8 9 3
. . 20 . . . . . . 17 . . . . 31 . . . . 24
Geisteswissenschaften Philosophie Einführung In die Philosophie v o n H. Leisegang f . 5. A u f l a g e . 146 Seit e n . 1963. (281) Hauptprobleme der Philosophie v o n G. Simmel f . 8., unveränderte A u f l a g e . 177 S e i t e n . 1964. (500) Geschichte der Philosophie I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e v o n W.Capelle. l . T e i l . Von T h a i e s bis L e u k i p p o s . 3 . . e r w e i t e r t e A u f l a g e . E t w a 135 S e i t e n . 1966. ( 8 5 7 ) 2. Teil. V o n I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e v o n W.Capelle. d e r S o p h i s t i k bis z u m T o d e P i a t o n s . 3., s t a r k e r w e i t e r t e A u f lage. E i w a 144 S e i t e n . 1966. In V o r b e r e i t u n g (858) I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e v o n W. Capelle. 3. T e i l . V o m T o d e P i a t o n s bis z u r A l t e n S t o a 2., s t a r k e r w e i t e r t e A u f l a g e . 132 S e i t e n . 1954. (859) I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e v o n W.Capelle. 4. Teil. V o n d e r A l t e n S t o a bis z u m E k l e k t i z i s m u s im 1. J h . v . Chr. 2., s t a r k e r w e i t e r t e A u f l a g e . 132 S e i t e n 1954. (863) V : D i e P h i l o s o p h i e d e s M i t t e l a l t e r s v o n J. Koch. I n V o r b e r e i t u n g . (826) V I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t v o n K . Schilling. 2 3 4 S e i t e n . 1954. ( 3 9 4 / 3 9 4 a) V I I : I m m a n u e l K a n t v o n Q. Lehmann. I n V o r b e r e i t u n g . (536) V I I I : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s v o n G. Lehmann. 1. Teil. 15 S e i t e n . 1953. (571) I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s v o n G. Lehmann. 2. Teil. 168 S e i t e n . 1953. (709) X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s 1. Teil v o n G. Lehmann. 128 S e i t e n . 1957. (845) X I : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l des 20. J a h r h u n d e r t s 2. Teil v o n G. Lehmann. 114 S e i t e n . 1960. (850) Die geistige Situation der Zeit (1931) v o n K. Jaspers. 6. A b d r u c k d e r im S o m m e r 1932 b e a r b e i t e t e n 5. A u f l a g e . 211 S e i t e n . 1965. (1000) Erkenntnistheorie v o n G. Kropp. l . T e i l : A l l g e m e i n e G r u n d l e g u n g . 143 S e i t e n . 1950. (807) Formale Logik v o n P. Lorenzen. 3., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . E t w a 165 Seit e n . 1966. ( 1 1 7 6 / 1 1 7 6 a ) Philosophisches Wörterbuch v o n M. Apel f . 5., völlig n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e v o n P. Ludz. 315 S e i t e n . 1958. (1031/1031 a) Philosophische Anthropologie. M e n s c h l i c h e S e l b s t d e u t u n g in G e s c h i c h t e u n d G e g e n w a r t v o n M. Landmann. 2., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 2 2 3 S e i t e n . 1964. ( 1 5 6 / 1 5 6 a )
Pädagogik, Psychologie, Soziologie Geschichte der Pädagogik v o n Herrn. Weimer 17. A u f l a g e v o n Heinz Weimer. 184 S e i t e n . 1966. ( 1 4 5 , 1 4 5 a ) Therapeutische Psychologie. I h r W e g d u r c h die P s y c h o a n a l y s e v o n W. M. Kranefeldt. Mit e i n e r E i n f ü h r u n g v o n C. G. Jung. 3. A u f lage. 152 S e i t e n . 1956. (1034)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Allgemeine Psychologie von Th. Erismann f . 4 Bände. I : G r u n d p r o b l e m e . 3. Auflage. 146 Seiten. 1965. (831) I I : G r u n d a r t e n d e s p s y c h i s c h e n G e s c h e h e n s . 2., neubearbeitete Auflage. 248 Seiten. 1959. ( 8 3 2 / 8 3 2 a ) I I I : E x p e r i m e n t e l l e P s y c h o l o g i e und ihre G r u n d l a g e n . 1 . T e i l . 2., neubearbeitete Auflage. 112 Seiten, 7 Abbildungen. 1962. (833) I V : E x p e r i m e n t e l l e P s y c h o l o g i e und ihre G r u n d l a g e n . 2. Teil. 2., neubearbeitete Auflage. 199 Seiten, 2 0 Abbildungen. 1962. ( 8 3 4 / 8 3 4 a ) Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme von L.von Wiese. 7. Auflage. 176 Seiten. 1964. (101) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. J h . von W. Hofmann. 243 Seiten. 1962. ( 1 2 0 5 / 1 2 0 5 a ) Sozialpsychologie von P R. Hofstätter. 2. Auflage. 191 Seiten, 18 Abbildungen. 1964. ( 1 0 4 / 1 0 4 a ) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede f . 190 Seiten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851 a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 3. Auflage. 142 Seiten. 3 Figuren. 1 9 6 5 . ( 1 0 3 ) Wirtschaftssoziologie von F. Fürstenberg. 122 Seiten. 1961. (1193) Einführung in die Sozialethik von H.-D. Wendland. 144 S . 1963. (1203)
Religion Jesus von M. Dibelius f . 3. Auflage, mit einem Nachtrag von W. G. Kümmel. 140 Seiten. 1960. ( 1 1 3 0 ) Paulus von M. Dibelius f . Nach dem T o d e des Verfassers herausgegeben und zu Ende geführt von W. G. Kümmel. 3 . , durchgesehene Auflage. 156 Seiten. 1964. ( 1 1 6 0 ) Luther von F Lau 2., verbesserte und erweiterte Auflage. E t w a 170 Seiten. 1966. (1187) Melanchthon von R. Stunperich. 139 Seiten, i 9 6 0 . (1190) Zwingli von F. Schmidt-Clausing. 119 Seiten. 1965. ( 1 2 1 9 ) Sören Kierkegaard. Leben u. Werk von H. Gerdes. 134Seiten. 1 9 6 6 . ( 1 2 2 1 ) Einführung in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen von K.Onasch. 291 Seiten. 1962. (1197/1197 a) Geschichte des christlichen Gottesdienstes von W. Nagel. 2 1 5 Seiten. 1962. ( 1 2 0 2 / 1 2 0 2 a ) Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) von E.L. Ehrlich. 2. Auf1.1966.1 nVr rberei lung. (231 /23I a) Römische Religionsgeschichte von F. Altheim. 2 Bände. 2., umgearbeit e t e Auflage. I : G r u n d l a g e n u n d G r u n d b e g r i f f e . 116 Seiten. 1956. ( 1 0 3 5 ) I I : D e r g e s c h i c h t l i c h e A b l a u f . 164 Seiten. 1 9 5 6 . ( 1 0 5 2 ) Die Religion des Buddhismus von D. Schlingloff. 2 Bände. I : D e r H e i l s w e g d e s M ö n c h s t u m s . 122 Seiten, 11 Abbildungen, 1 K a r t e . 1962. (174) I I : D e r H e i l s w e g f ü r d i e W e l t . 129 Seiten, 9 Abbildungen, 1 K a r t e . 1963. (770)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN
Musik Musikästhetik v o n H. J. Moser. 180 S e i t e n . M i t z a h l r e i c h e n N o t e n b e i s p i e l e n . 1953. (344) Systematische Modulation v o n R. Hernried. 2. A u f l a g e . 136 S e i t e n . Mit z a h l r e i c h e n N o t e n b e i s p i e i e n . 1950. (1094) Der polyphone Satz v o n E. Pepping. 2 Bände. I : D e r c a n t u s - f i r m u s - S a t z . 2. A u f l a g e . 2 3 3 S e i t e n . M i t z a h l r e i c h e n N o t e n b e i s p i e l e n . 1950. ( 1 1 4 8 ) II: Ü b u n g e n im d o p p e l t e n K o n t r a p u n k t u n d im K a n o n . 137 S e i t e n . M i t z a h l r e i c h e n N o t e n b e i s p i e l e n . 1957. ( 1 1 6 4 / 1 1 6 4 a ) Allgemeine Musiklehre v o n H. J. Moser. 2., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 155 S e i t e n . M i t z a h l r e i c h e n N o t e n b e i s p i e l e n . 1955. ( 2 2 0 / 2 2 0 a ) Harmonielehre v o n H. J. Moser. 2 B ä n d e . I : 109 S e i t e n . M i t 120 N o t e n b e i s p i e l e n . 1954. (809) I I : I n V o r b e r e i t u n g . (810) Die Musik des 19. Jahrhunderts v o n W. Oehlmann. 180 S e l t e n . 1953. (170) Die Musik des 20. Jahrhunderts v o n W. Oehlmann. 312 S e i t e n . 1961. ( 1 7 1 / 1 7 1 a) Technik der deutschen Qesangskunst v o n H. J. Moser. 3., d u r c h g e s e h e n e u n d v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 144 S e i t e n , 5 F i g u r e n sowie T a b e l l e n u n d N o t e n b e i s p i e l e . 1954. ( 5 7 6 / 5 7 6 a ) Die K u n s t des Dirigierens v o n H. W. von Waltershausen f . 2., v e r m e h r t e A u f l a g e . 138 S e i t e n . M i t 19 N o t e n b e i s p i e l e n 1954. (1147) Die T e c h n i k des Klavierspiels a u s d e m G e i s t e des m u s i k a l i s c h e n K u n s t w e r k e s v o n K. Schubert t. 3. A u f l a g e . 110 S e i t e n . M i t N o t e n b e i spielen. 1954. (1045)
Kunst Stilkunde v o n H. Weigert. 2 B ä n d e . 3., d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e Auflage. I : V o r z e i t , A n t i k e , M i t t e l a l t e r . 136 S e i t e n , 94 A b b i l d u n g e n . 1958. (80) I I : S p ä t m i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . 150 S e i t e n , 88 A b b i l d u n g e n . 1958. ( 7 8 1 ) Archäologie v o n A. Rumpf. 3 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g , h i s t o r i s c h e r Ü b e r b l i c k . 143 S e l t e n , 6 A b b i l d u n g e n , 12 T a f e l n . 1953. (538) I I : D i e A r c h ä o l o g e n s p r a c h e . Die a n t i k e n Reproduktionen. 136 S e i t e n . 7 A b b i l d u n g e n , 12 T a f e l n . 1956. (539) I I I : I n V o r b e r e i t u n g . (540)
Geschichte Einführung in die Geschichtswissenschaft v o n P. Kirn. 4., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 127 S e i t e n . 1963. (270) Einführung in die Zeitgeschichte v o n B. Scheurig. 101 S e i t e n . 1962. (1204)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1 — 2 0 0 0 n. Chr. von H. Lietzmann t. 3. Auflage, durchgesehen von K. Aland. 130 Seiten. 1956. (1085) Kultur der Urzeit von F. Behn. ' Bände. 4. Auflage der Kultur der Urzeit Bd. 1—3 von M. Hoernes. I : D i e v o r m e t a l l i s c h e n K u l t u r e n . (Die Steinzeiten Europas. Gleichartige Kulturen i anderen Erdteilen.) 172 Seiten, 4 8 Abbildungen. 1 9 5 0 . ( 5 6 4 ) I I : D i e ä l t e r e n M e t a l l k u l t u r e n . (Der Beginn der Metallbenutzung, Kupfer- und Bronzezeit in Europa, im Orient und in Amerika.) 160 Seiten, 67 Abbildungen. 1950. (565) I I I : D i e j ü n g e r e n M e t a l l k u l t u r e n . (Das Eisen als Kulturmetall, H a l l s t a t t - L a t e n e - K u l t u r in Europa. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen.) 149 Seiten, 6 0 Abbildungen. 1950. (566) Vorgeschichte Europas von F. Behn. Völlig neue Bearbeitung der 7. Auflage der „Urgeschichte der Menschheit" von M. Hoernes. 125 Seiten, 47 Abbildungen. 1949. (42) Der Eintritt der Germanen in die Geschichte von J. Haller f . 3. Auflage, durchgesehen von H. Dannenbauer. 120 Seiten, 6 Kartenskizzen. 1957.(1117) Von den Karolingern zu den Staufern. Die altdeutsche Kaiserzeit ( 9 0 0 — 1 2 5 0 ) von J. Haller f . 4., durchgesehene Auflage von H. Dannenbauer. 142 Seiten, 4 K a r t e n . 1958. (1065) Von den Staufern zu den Habsburgern. Auflösung des Reichs und Emporkommen der Landesstaaten (1250 — 1 5 1 9 ) von J. Hattert. 2., durchgesehene Auflage von H. Dannenbauer. 118 Seiten, 6 Kartenskizzen. 1960. (1077) Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, der Gegenreformation und des dreißigjährigen Krieges von F. Härtung. 2., durchgesehene Auflage. 128 Seiten. 1963 (1105) Deutsche Geschichte von 1 6 4 8 — 1 7 4 0 . Politischer und geistiger Wiederautbau von W. Treue. 120 Seiten. 1956. (35) Deutsche Geschichte von 1713—1806. Von der Schaffung des europäischen Gleichgewichts bis zu Napoleons Herrschaft von W. Treue. 168 Seiten. 1957. (39) Deutsche Geschichte von 1 8 0 6 — 1 8 9 0 . Vom Ende des alten bis zur Höhe des neuen Reiches von W. Treue. 128 Seiten. 1961. (893) Deutsche Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart von W. Treue. In Vorbereitung. (894) Quellenkunde der Deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts) von K . Jacob f . 3 Bände. 1: E i n l e i t u n g . A l l g e m e i n e r T e i l . D i e Z e i t d e r K a r o l i n g e r . 6. Auflage, bearbeitet von H. Hohenleutner. 127 Seiten. 1959. (279) I I - D i e K a i s e r z e i t ( 9 1 1 — 1 2 5 0 ) . 5. Auflage, neubearbeitet von H. Hohenleutner. 141 Seiten. 1961. (2H0) I I I : D a s S p ä t m i t t e l a l t e r (vom Interregnum bis 1500). Herausgegeben von F. Weifen. 152 Seiten. 1952. (284)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Geschichte Englands von H. Preller. 2 Bände. I : b i s 1815. 3., stark umgearbeitete Auflage. 135 Seiten, 7 S t a m m tafeln, 2 K a r t e n . 1952. (375) I I : V o n 1815 b i s 1910. 2., völlig umgearbeitete Auflage. 118 Seiten, 1 S t a m m t a f e l , 7 K a r t e n . 1954. (1088) Römische Geschichte von F. Altheim. 4 Bände. 2., verbesserte Auflage. I : B i s z u r S c h l a c h t b e i P y d n a (168 v . Chr.). 124 Seiten. 1956.(19) I I : B i s z u r S c h l a c h t b e i A c t i u m (31 v . Chr.). 129Seiten, 1956.(677) I I I : B i s z u r S c h l a c h t a n d e r M i l v i s c h e n B r ü c k e (312 n . Chr.). 148 Seiten. 1958. (679) IV: B i s z u r S c h l a c h t a m Y a r m u k (636 n. Chr.). In Vorbereitung. (684) Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von O. Graf zu StolbergWernigerode. 192 Seiten, 10 Karten. 1956. (1051/1051 a)
Deutsche Sprache und Literatur
Geschichte der Deutschen Sprache v o n H. Sperber. 5., neubearbeitete Auflage von P. von Polenz. 136 Seiten. 1966. (915) Deutsches Rechtschreibungswörterbuch von M. Gottschald f . 2., verbesserte Auflage. 219 Seiten. 1953. (200/200a) Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes von A. Schirmer. 5. Auflage von W. Mitzka. 125 Seiten. 1965. (929) Deutsche Sprachlehre von W. Hofstaeiter. 10. Auflage. Völlige U m a r b e i t u n g der 8. Auflage. 150 Seiten. 1960. (20) Stimmkunde f ü r Beruf, K u n s t und Heilzwecke v o n H. Biehle. 111 Seiten. 1955. (60) Redetechnik. E i n f ü h r u n g in die Rhetorik von H. Biehle. 2., erweiterte Auflage. 151 Seiten. 1961. (61) Sprechen und Sprachpflege (Die K u n s t des Sprechens) von H. Feist. 3. Aufl. E t w a 99 Seiten, 25 Abbildungen. 1966 I n Vorbereitung (1122) Deutsches Dichten und Denken \ on der germanischen bis zur staufischen Zelt von H. Naumann t• (Deutsche Literaturgeschichte vom 5.—13. J a h r h u n d e r t . ) 3., verbesserte Auflage. 1966 (1121) Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit von G. Müller (1270 bis 1700). 3., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. In Vorbereitung. (1086) Deutsches Dichten und Denken von der Aufklärung bis zum Realismus (Deutsche Literaturgeschichte von 1700—1890) von K. Viitorf3., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. 1958. (1096) Deutsche Heldensage von H. Schneider. 2. Auflage, bearbeitet von R. Wisniewski. 148 Seiten. 1964. (32) Der Nibelunge Not in Auswahl mit kurzem W ö r t e r b u c h von K. Langosch. 11., durchgesenene Auflage. 166 Seiten. 1966. (1) K u d r u n und Dietrich-Epen in Auswahl mit Wörterbuch von O. L. Jiriczek. 6. Auflage, bearbeitet von R. Wisniewski. 173 Seiten. 1957. (10) Wolfram von Eschenbach. Parzlfal. Eine Auswahl mit Anmerkungen u n d W ö r t e r b u c h von H. Jantzen. 3. Auflage, bearbeitet von H. Kolb. 128 Seiten. 1966. (921)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Hartmann von Aue. Der arme Heinrich nebst einer Auswahl aus der „ K l a g e " dem „Gregorius" und den Liedern (mit einem W ö r t e r verzeichnis) herausgegeben von F.Maurer. 96 Seiten. 1958. (18) Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde in Auswahl herausgegeben von F. Maurer. 2. Autlage. 142 Seiten. 1965. (22) Die deutschen Personennamen von M. Gottschald t. 2.. verbesserte Auflage. 151 Seiten. 1955. (422) Althochdeutsches Elementarbuch. G r a m m a t i k u n d T e x t e von H. Naumann t und W. Betz. 4., verbesserte u n d v e r m e h r t e Auflage. 183 Seiten. 1966. In Vorbereitung. ( 1 1 1 1 / l l l l a ) Mittelhochdeutsche Grammatik von H. de Boor u n d R. Wisniewskt. 4., verbesserte und ergänzte Auflage. 150 Seiten. 1965. (1108)
Indogermanisch, Germanisch Indogermanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. 2 Bände. 4., überarbeitete Auflage. I : E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 110 Seiten. 1962. (59) II: F o r m e n l e h r e . 100 Seiten. 1963. (64) Sanskrit-Grammatik m i t sprachvergleichenden Erläuterungen von M. Mayrhofer. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. 110 Seiten. 1965. (1158/1158a) Gotisches Elementarbuch. G r a m m a t i k . T e x t e mit Übersetzung und Erläuterungen von H. Hempel. 4., neubearbeitete Auflage. 166 Seit e n . 1966. (79/79a) Altnordisches Elementarbuch. E i n f ü h r u n g , G r a m m a t i k , T e x t e (zum Teil mit Übersetzung) und W ö r t e r b u c h von F. Ranke. 3., völlig umgearb. Auflage von D. Hofmann. E t w a 180 Seiten. 1966. Im Druck. (1115/1115a) Germanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. 3 Bände. I: E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 5., ü b e r a r b e i t e t e Auflage. 147 Seiten. 1963. (238) II: F o r m e n l e h r e . 5., verbesserte Auflage. 149 Seiten. 1965. (780) III: W o r t b i l d u n g s l e h r e von W. Meid. E t w a 2 4 0 S e i t e n . 1966. (1218/1218a/1218b)
Englisch, Romanisch
Altenglisches Elementarbuch. E i n f ü h r u n g , G r a m m a t i k , T e x t e mit Ü b e r setzung und W ö r t e r b u c h von M. Lehnert. 6., verbesserte Auflage. 178 Seiten. 1965. (1125) Historische neuenglische Laut- und Formenlehre von E. Ekwall. 4., verbesserte Auflage. 150 Seiten. 1965. (735) Englische Phonetik von H. Mutschmann f . 2. Auflage, bearbeitet von G. Scherer. 127 Seiten. 1963. (601) Englische Literaturgeschichte von F. Schubel. 4 Bände. I : D i e a l t - u n d m i t t e l e n g l i s c h e P e r i o d e . 163 Seiten. 1954. (1114) II: V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s z u r A u f k l ä r u n g . 160Seiten. 1956. (1116) ¡ I I : R o m a n t i k u n d V i k t o r i a n i s m u s . 160 Seiten. 1960. (1124)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Beowulf von M. Lehnert. Eine Auswahl mit Einführung, teilweiser Übersetzung, Anmerkungen und etymologischem Wörterbuch. 3., verbesserte Auflage. 135 Seiten. 1959. (1135) Shakespeare von P . Meißner f . 2. Auflage, neubearbeitet von M. Lehnert. 136 Seiten. 1954. (1142) Romanische Sprachwissenschaft von H. Lausberg. 4 Bände. I : E i n l e i t u n g u n d V o k a l i s m u s . 2., durchgesehene Auflage. 211 Seiten. 1963. ( 1 2 8 / 1 2 8 a ) I I : K o n s o n a n t i s m u s . 2. Auflage. In Vorbereitung. (250) I I I : F o r m e n l e h r e . 1. Teil. 99 Seiten. 1962. (1199) I I I : F o r m e n l e h r e . 2. Teil. S. 9 9 — 2 6 0 . 1962. ( 1 2 0 0 / 1 2 0 0 a ) I V : W o r t l e h r e . In Vorbereitung. (1208)
Griechisch, Lateinisch Griechische Sprachwissenschaft von W. Brandenstein. 3 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t s y s t e m , E t y m o l o g i e . 1 6 0 S e i t e n . 1954. (117) I I : W o r t b i l d u n g u n d F o r m e n l e h r e . 192 Seiten. 1959. (118/ 118a) I I I : S y n t a x I. Einleitung. Die Flexibilien. 145 Seiten. 1966. (924/ 924a) Geschichte der griechischen Sprache. 2 Bände I : B i s z u m A u s g a n g d e r k l a s s i s c h e n Z e i t von O. Hoffmann f . 3. Auflage, bearbeitet von A. Debrunner f . 156 Seiten. 1953. (111) I I : G r u n d f r a g e n und G r u n d z ü g e des nachklassischen G r i e c h i s c h von A. Debrunner t. 144 Seiten. 1954. (114) Geschichte der griechischen Literatur von W. Nestle. 2 Bände. 3. Auflage, bearbeitet von W. Liebich. I : 144 Seiten. 1961. (70) I I : 149 Seiten. 1963. (557) Grammatik der neugriechischen Volkssprache von J. Kalitsunakis. 3., wesentlich erweiterte und verbesserte Auflage. 196 Seiten. 1963. (756/756 a) Neugriechisch-deutsches Gesprächsbuch von J. Kalitsunakis. 2. Auflage, bearbeitet von A. Steinmetz. 99 Seiten. 1960. (587) Geschichte der lateinischen Sprache von F. Stolz und A. Debrunner f . 4. Auflage, bearbeitet von W. P. Schmid. 1966. In Vorbereitung. (492/492a, Geschichte der römischen Literatur von L. Bieler. 2., verbesserte Auflage. 2 Bände. I: D i e L i t e r a t u r d e r R e p u b l i k . 160 Seiten. 1965. (52) I I : D i e L i t e r a t u r d e r K a i s e r z e i t . 133 Seiten. 1965. (866)
Orientalistik, Slavische Sprachen Die Kellschrift von B. Meissner. 3. Auflage, neubearbeitet von K . Oberhuber. Etwa 150 Seiten. 1966. (708/708a 7 0 i b ) Die Hieroglyphen von A. Erman. 3. Auflage, neu bearbeitet von O. Krückmann. 1966. In Vorbereitung. (608 608a eO:-,b)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Hebräische Grammatik von R. Meyer. 3 Bände. I : E i n l e i t u n g , S c h r i f t - u n d L a u t l e h r e . 3., neubearbeitete Auflage. 120 Seiten. 1966. (763/763a/76:ib) I I : F o r m e n l e h r e u n d F l e x i o n s t a b e l l e n . 3. Auflage. In Vorbereitung. (764/764a/764b) I I I : S a t z l e h r e . In Vorbereitung (765/765a/765b) Hebräisches Textbuch zu G. Beer-R. Meyer, Hebräische G r a m m a t i k von R.Meyer. 170 Seiten. 1960. (769/769a) Slavlsche Sprachwissenschaft von H. Bräuer. 2 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t l e h r e . 221 Seiten. 1961. (1191/1191 a> Vergleichende Geschichte der slavlschen Literaturen von D. Tschizewskij. 2 Bände. 1966. In Vorbereitung. I : E i n f ü h r u n g . A n f ä n g e des slavischen S c h r i f t t u m s bis zum Klassizismus. (1222) I I : R o m a n t i k b i s z u r M o d e r n e . (1223) Russische Grammatik von E. Berneker f . 6., verbesserte Auflage von M. Vasmer f . 155 Seiten. 1961. (66) Polnische Grammatik von N. Damerau. E t w a 140 Seiten. 1966. (942/ 942a)
Erd- und Länderkunde, Kartographie Afrika von F. Jaeger. Ein geographischer Überblick. 2 Bände. 3. Auflage. I : D e r L e b e n s r a u m . 179 Seiten, 18 Abbildungen. In Vorbereit u n g . (910) I I : M e n s c h u n d K u l t u r . 155 Seiten, 6 Abbildungen. In Vorbereitung. (911) Australien und Ozeanien von H. J. Krug. 176 Seiten, 46 Skizzen. 1953. (319) Kartographie von V. Heissler. 2. Auflage. 213 Seiten, 125 Abb., 8 Anlagen. 1966. (30/30a)
Volkswirtschaft, Statistik, Publizistik Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von K.Mellerowicz. 4 Bände. 11. und 12., durchgesehene Auflage. I : 224 Seiten. 1964. (1008/1008a) I I : 188 Seiten. 1966. (1153/1153a) I I I : 260 Seiten. 1963. (1154/1154a) IV: 209 Seiten. 1963. (1186/1186a) Allgemeine Volkswirtschaftslehre von A. Paulsert. 4 Bände. I : G r u n d l e g u n g , W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f . 7. Auflage. 159 Seit e n . 11 Abbildungen. 1966. (1169) I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . 7. Auflage. 172 Seiten. 31 Abbildungen. 1966. (1170) I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n . 4. Auflage. 198 Seiten, 24 Abbildungen. 1965. (1171) I V : G e s a m t b e s c h ä f t i g u n g , K o n j u n k t u r e n , W a c h s t u m . 4., neubearbeitete und ergänzte Auflage. 188 Seiten. 1966.(1172) 10
GEISTESWISSENSCHAFTEN Geschichte der Volkswirtschaftslehre von S. Wendt. 182 S. 1961. (1194) Allgemeine Volkswirtschaftspolitik von H. Ohm. 2 Bände. I : S y s t e m a t i s c h - T h e o r e t i s c h e G r u n d l e g u n g . 2., verbessert e u n d ergänzte Auflage. 137 Seiten, 6 Abbildungen. 1965. (1195) II: D e r v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a r a t o r g a n i s m u s a l s O b j e k t d e r W i r t s c h a f t s p o l i t i k . In Vorbereitung. (1196) Finanzwissenschaft von H. Kolms. 4 Bände. I : G r u n d l e g u n g , ö f f e n t l i c h e A u s g a b e n . 3., verbesserte Auflage. 159 Seiten. 1966. (148) II: E r w e r b s e i n k ü n f t e , G e b ü h r e n u n d B e i t r ä g e , A l l g e m e i n e S t e u e r l e h r e . 3., verbesserte Auflage. 148 Seiten. 1966. In Vorbereitung (391) III: B e s o n d e r e S t e u e r l e h r e . 178 Seiten. 1962. (776) IV: ö f f e n t l i c h e r K r e d i t , ö f f e n t l i c h e r H a u s h a l t . F i n a n z a u s g l e i c h . 191 Seiten. 1964. (782/782a) Finanzmathematik von M.Nicolas. 192 Seiten, 11 Tafeln, 8 Tabellen und 72 Beispiele. 1959. ( 1 1 8 3 / U 8 3 a ) Buchhaltung und B.lanz von E. Kosiol. 170 Seiten. 1964. (1213/1213a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 3. Auflage. 142 Seiten, 3 Figuren. 1965. (103) Wlrtschaftssozlolog!e von F. Fürstenberg. 122 Seiten. 1961. (1193) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moedef. 190 Seiten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851a) E i n f ü h r u n g In die Arbeitswissenschaft von H. H. Hilf. 169 Seiten, 57 Abbildungen. 1964. (1212'1212a) Allgemeine Methodenlehre der Statistik von J. Pfanzagl. 2 Bände. I: E . e m e n t a r e M e t h o d e n u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r A n w e n d u n g e n in d e n W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n . 3., neubearbeitete Auflage.266Seiten, 50 Abbildungen. 1966. (746/746a) II: H ö h e r e M e t h o d e n u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r A n w e n d u n g e n in N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , M e d i z i n u n d T e c h n i k . 2., verbesserte Auflage. 315 Seiten, 41 Abbildungen. 1966. (747/747 a) Zeltungslehre von E. Dovifat. 2 Bände. 4., neubearbeitete Auflage. I: T h e o r e t i s c h e u n d r e c h t l i c h e G r u n d l a g e n — N a c h r i c h t u n d M e i n u n g — S p r a c h e u n d F o r m . 149 Seiten. 1962. (1039) II: R e d a k t i o n — D i e S p a r t e n : V e r l a g u n d V e r t r i e b , W i r t s c h a f t und Technik — Sicherung der öffentlichen A u f g a b e . 168 Seiten. 1962. (1040)
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Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik von J. E. Hofmann. 4 Bände. I: Von den A n f ä n g e n bis zum A u f t r e t e n von F e r m a t u n d D e s c a r t e s . 2., verbesserte und v e r m e h r t e Auflage. 251 Seiten. 1963. (226/226a) II: Von F e r m a t und D e s c a r t e s bis z u r E r f i n d u n g des Calculus und bis z u m A u s b a u der neuen M e t h o d e n . 109 Seiten. 1957. (875) III: Von d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m d e n C a l c u l u s b i s z u r f r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n . 107 Seiten. 1957. (882) IV: G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k d e r n e u e s t e n Z e i t von N. Sluloff. In Vorbereitung. (883) Mathematische Formelsammlung von F. O. Ringleb. 8., erweiterte Auflage. E t w a 320 Seiten. 40 Figuren. 1966. (51/51 a) Vierstellige Tafeln und Gegentafeln f ü r logarithmisches und trigonometrisches Rechnen in zwei Farben zusammengestellt von H. Schubert und R. Haussner. 3., neubearbeitete Auflage von J. Erlebach. 158 Seiten. 1960. (81) Fünfstellige Logarithmen mit mehreren graphischen Rechentafeln und häufig vorkommenden Zahlenwerten von A. Adler. 4. Auflage, überarbeitet von J. Erlebach. 127 Seiten, 1 Tafel. 1962. (423) Arithmetik von P . B. Fischer f . 3. Auflage von H. Rohrbach. 152 Seiten, 19 Abbildungen. 1958. (47) Höhere Algebra von H. Hasse. 2 Bände. I : L i n e a r e G l e i c h u n g e n . 5., neubearbeitete Auflage. 150 Seiten. 1963.(931) I I : G l e i c h u n g e n h ö h e r e n G r a d e s . 4., durchgesehene Auflage. 158 Seiten, 5 Figuren. 1958. (932) Aufgabensammlung zur höheren Algebra von H. Hasse u n d W. Klobe. 3., verbesserte Auflage. 183 Seiten. 1961. (1082) Elementare und klassische Algebra vom modernen Standpunkt von W. Krull. 2 Bände. I : 3., erweiterte Auflage. 148 Seiten. 1963. (930) I I : 132 Seiten. 1959. (933) Lineare Programmierung von H. Langen. E t w a 200 Seiten. (1206/1206a) Algebraische Kurven und Flächen von W. Burau. 2 Bände. I: A l g e b r a i s c h e K u r v e n d e r E b e n e . 153 Seiten, 28 Abbildungen. 1962. (435) I I : A l g e b r a i s c h e F l ä c h e n 3 . G r a d e s u n d R a u m k u r v e n 3. u n d 4. Grades. 162 Seiten, 17 Abbildungen. 1962. (436/436a) Einführung in die Zahlentheorie von A.Scholzf. Überarbeitet und herausgegeben von B. Schoeneberg. 4. Auflage. E t w a 128 Seiten. 196 i. (1131) Formale Logik von P . Lorenzen. 2., verbesserte Auflage. E t w a 165 Seiten. 1962. (1176/1176a)
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NATURWISSENSCHAFTEN Topologie von W. Franz. 2 Bände. I : A l l g e m e i n e T o p o l o g i e . 2., verbesserte Auflage. 144 Seiten, 9 Figuren. 1965. (1181) I I : A l g e b r a i s c h e T o p o l o g i e . 153 Seiten. 1965. ( U 8 2 / 1 1 8 2 a ) Elemente der Funktionentheorie von K. Knopp f . 7. Auflage. 144 Seiten, 23 Figuren. 1966. (1109) Funktionentheorie von K. Knopp f . 2 Bände. 11. Auflage. I: G r u n d l a g e n der a l l g e m e i n e n T h e o r i e der a n a l y t i s c h e n F u n k t i o n e n . 144 Seiten, 8 Figuren. 1965. (668) II: A n w e n d u n g e n und W e i t e r f ü h r u n g der a l l g e m e i n e n T h e o r i e . 130 Seiten, 7 Figuren. 1965. (703) Aufgabensammlung zur Funktionentheorie von K. Knopp f . 2 Bände. I: A u f g a b e n z u r e l e m e n t a r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 7. Auflage. 135 Seiten. 1965. (877) I I : A u f g a b e n z u r h ö h e r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 6 . Auflage 151 Seiten. 1 9 6 4 . ( 8 7 8 ) Differential- und Integralrechnung von M. Barner. (Früher Witting). 4 Bände. I : G r e n z w e r t b e g r i f f , D i f f e r e n t i a l r e c h n u n g . 2., durchgesehene Auflage. 176 Seiten, 39 Figuren. 1963. (86) Gewöhnliche Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 142 Seiten. 1965. (920/920a) Partielle Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., durchgesehene Auflage. 128 Seiten. 1960. (1003) Aufgabensammlung zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., neubearbeitete Auflage. 153 Seiten. 1964. (1059/1059a) Integralgleichungen von G. Hoheisel. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 112 Seiten. 1963. (1099) Mengenlehre von E. Kamke. 5. Auflage. 194 Seiten, 6 Figuren. 1965. (999/999 a) Gruppentheorie von L. Baumgartner. 4., erweiterte Auflage. 190 Seiten, 3 Tafeln. 1964. (837/837 a) Ebene und sphärische Trigonometrie von G. Hessenbergt. 5. Auflage, durchgesehen von H. Kneser. 172 Seiten, 60 Figuren. 1957. (99) Darstellende Geometrie von W. Haack. 3 Bände. I: Die w i c h t i g s t e n D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - und A u f r i ß e b e n f l ä c h i g e r K ö r p e r . 5. Auflage. 113 Seiten, 120 Abbildungen. 1965. (142) II: Körper mit krummen Begrenzungsflächen. Kotierte P r o j e k t i o n e n . 4., durchgesehene Auflage. 129 Seiten, 86 Abbildungen. 1965. (143) I I I : A x o n o m e t r i e und P e r s p e k t i v e . 3. Auflage. 129 Seiten, 100 Abbildungen. 1965. (144) Analytische Geometrie von K. P. Grotemeyer. 3., neubearbeitete Auflage. 218 Seiten, 73 Abbildungen. 1964. (65/65a) Nichteuklidische Geometrie. Hyperbolische Geometrie der Ebene von R. Baldust. 4. Auflage, bearbeitet und ergänzt von F. Löbell. 158 Seiten, 75 Figuren. 1964. (970/970a) 13
NATURWISSENSCHAFTEN Differentialgeometrie von K. Strubecker. 3 Bände. I : K u r v e n t h e o r i e d e r E b e n e u n d d e s R a u m e s . 2., erweiterte Auflage. 253 Seiten, 45 Figuren. 1964. (1113/li 13a) I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n m e t r i k . 195 Seiten, 14 Figuren. 1958. (1179/1179a) I I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n k r ü m m u n g . 254 Seiten, 38 Figuren. 1959. (1180/1180a) Variationsrechnung von L. Koschmieder. 2 Bände. 2., neubearbeitete Auflage. I: Das freie und g e b u n d e n e E x t r e m e i n f a c h e r G r u n d i n t e g r a l e . 128 Seiten, 23 Figuren. 1962. (1074) II: A n w e n d u n g k l a s s i s c h e r V e r f a h r e n auf allgemeine F r a g e n des E x t r e m s . — Neuere u n m i t t e l b a r e Verf a h r e n . In Vorbereitung. (1075) Einführung in die konforme Abbildung von L. Bieberbach. 6. Auflage. E t w a 180 Seiten, 42 Figuren. 1966. In Vorbereitung. (768/768a) Vektoren und Matrizen von S. Valentiner. 3. Auflage. (10., erweiterte Auflage der „Vektoranalysis"). Mit A n h a n g : Aufgaben zur Vektorrechnung von H. König. 206 Seiten, 35 Figuren. 1963. (354/354a) Wahrscheinlichkeitstheorie und Grundzüge der Maßtheorle von H. Bauer. 2 Bände. I : 154 Seiten. 1964. (1216/1216a) I I : In Vorbereitung. (1217) Versicherungsmathematik von F. Böhm. 2 Bände. I : E l e m e n t e d e r V e r s i c h e r u n g s r e c h n u n g . 3., v e r m e h r t e und verbesserte Auflage. Durchgesehener Neudruck. 151 Seiten. 1953. (180) II: Lebens' e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k . E i n f ü h r u n g in die technischen Grundlagen der Sozialversicherung. 2., verbesserte und v e r m e h r t e Auflage. 205 Seiten. 1953. (917/917a) Finanzmathematik von M.Nicolas. 192 Seiten, 11 Tafeln, 8 Tabellen und 72 Beispiele. 1959. (1183/1183a) Kinematik von H. R. Müller. 171 Seiten, 75 Figuren. 1963. (584/584a)
Physik Einführung In die theoretische Physik von W. Döring. 5 Bände. I : M e c h a n i k . 3., verbesserte Aufl. 125 Seiten, 23 Abb. 1965.(76) I I : D a s e l e k t r o m a g n e t i s c h e F e l d . 2., verbesserte Auflage. 132 Seiten, 15 Abbildungen. 1962. (77) I I I : O p t i k . 2., verbesserte Auflage. 117 Seiten, 32 Abbildungen. 1963. (78) I V : T h e r m o d y n a m i k . 2., verbesserte Auflage. 107 Seiten, 9 Abbildungen. 1964. (374) V: S t a t i s t i s c h e M e c h a n i k . 2., verbesserte Auflage. 114 Seiten, 12 Abbildungen. 1966. (1017) Mechanik deformierbarer Körper von M. Päsler. 199 Seiten, 48 Abbildungen. 1960. (1189/1189a)
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NATURWISSENSCHAFTEN Atomphysik von K. Bechert, Ch. Gerthsen t u n d A. Flammersfeld. 7 Bände. 4., durchgesehene Auflage. I: A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . l.Teil von A.Flammersfeld. 124 Seiten, 35 Abbildungen. 1959. (1009) I I : A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . 2. Teil von A.Flammersfeld. 112 Seiten, 47 Abbildungen. 1963. (1033) III: T h e o r i e d e s A t o m b a u s . l . T e i l von K. Bechert. 148 Seiten, 16 Abbildungen. 1963. (1123/1123a) IV: T h e o r i e d e s A t o m b a u s . 2. Teil von K. Bechert. 170 Seiten, 14 Abbildungen. 1963. (1165/1165a) Differentialgleichungen der Physik von F. Sauter. 4., durchgesehene und ergänzte Auflage. 148 Seiten, 16 Figuren. 1966. (1070) Physikalische Formelsammlung von G. Mahler. t. F o r t g e f ü h r t von K . Mahler. Neubearbeitet von H. Graewe. 11. Auflage. 167 Seiten, 69 Figuren. 1963. (136) Physikalische Aufgabensammlung mit Ergebnissen von G. Mahler t. F o r t g e f ü h r t von K . Mahler. Neubearbeitet von H. Graewe. 12. Auflage. 141 Seiten. 1964. (243)
Chemie Geschichte der Chemie in kurzgefaßter Darstellung von G. Lockemann. 2 Bände. 2. Auflage. I: V o m A l t e r t u m b i s z u r E n t d e c k u n g d e s S a u e r s t o f f s . 142 Seiten, 8 Bildnisse. In Vorbereitung. (264) II: V o n d e r E n t d e c k u n g d e s S a u e r s t o f f s b i s z u r G e g e n w a r t . 151 Seiten, 16 Bildnisse. In Vorbereitung (265/265a) Anorganische Chemie von W. Klemm. 13. Auflage. 255 Seiten, 34 Abbildungen. 1964. (37/37a) Organische Chemie von W. Schlenk jun. 10., erweiterte Auflage. 273 Seiten, 16 Abbildungen. 1965. (38/38a) Physikalische Methoden in der Organischen Chemie von G. Kresze. 2 Bände. I : 119 Seiten, 65 Abbildungen. 1962. (44) I I : 164 Seiten. 1962. (45/45a) Allgemeine und physikalische Chemie von W. Schulze. 2 Bände. I : 6., verbesserte Auflage. 139 Seiten, 10 Figuren. 1964. (71) I I : 6., verbesserte Auflage. 178 Seiten, 37 Figuren. 1966. (698/698a) Molekülbau. Theoretische Grundlagen und Methoden der S t r u k t u r e r m i t t l u n g von W. Schulze. 123 Seiten, 43 Figuren. 1958. (786) Einfache Versuche zur allgemeinen und physikalischen Chemie von E. Dehn. 371 Versuche mit 40 Abbildungen. 272 Seiten. 1962. (1201/1201 a) Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 3-, verbesserte Auflage. 96 Seiten. 1958. (445) Maßanalyse. Theorie und Praxis der klassischen und der elektrochemischen Titrierverfahren von G. Jander und K. F. Jahr. 10., erweiterte Auflage, mitbearbeitet von H. Knoll. 358 Seiten, 56 Figuren. 1963. (221/221 a)
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NATURWISSENSCHAFTEN Qualitative Analyse von H. Hofmann u. G. Jander. 2., durchgesehene und verbesserte A u f l a g e . 308 Seiten, 5 A b b i l d u n g e n . 1963. (247/247 a) Stöchiometrische Aufgabensammlung v o n Bahrdt t und R. Scheer. Mit den Ergebnissen. 8., durchgesehene A u f l a g e . 119 Seiten. 1964. (452) Elektrochemie von K. Vetter. 2 Bände. I : In Vorbereitung. (252) I I : In Vorbereitung. (253) Kristallchemie von J. Zemann. E t w a 160 Seiten, 90 A b b i l d u n g e n . 1966. I n V o r b e r e i t u n g . (1220/1220a)
Technologie Die Chemie der Kunststoffe v o n K . Hamann, unter Mitarbeit v o n W. Funke und H. D. Hermann. 2. A u f l . 143 Seiten. 1966. In V o r bereitung. (1173,1173a) 2 Bände. Warenkunde von K. Hassak und E. Beutelt. I: A n o r g a n i s c h e W a r e n s o w i e K o h l e und E r d ö l . S.Auflage. Neubearbeitet v o n A. Kutzelnigg. 119 Seiten, 18 Figuren. 1958. (222) I I : O r g a n i s c h e W a r e n . 8. A u f l a g e . V o l l s t ä n d i g neu bearbeitet von A. Kutzelnigg. 157 Seiten, 32 Figuren. 1959. (223) Die Fette und Öle v o n Th. Klug. 6., verbesserte A u f l a g e . 143 Seiten. 1961. (335) Die Seifenfabrikation v o n K.Braun f . 3., neubearbeitete und v e r besserte A u f l a g e von Th. Klug. 116 Seiten, 18 A b b i l d u n g e n . 1953. (336) Thermische Verfahrenstechnik v o n H. Bock. 3 Bände. I : E i g e n s c h a f t e n und V e r h a l t e n d e r r e a l e n S t o f f e . 164 Seiten, 28 A b b i l d u n g e n . 1963. (1209/1209a) I I : F u n k t i o n und B e r e c h n u n g der e l e m e n t a r e n G e r ä t e . 195 Seiten, 54 A b b i l d u n g e n . 1964. (1210/1210a) I I I : F l i e ß b i l d e r , ihre F u n k t i o n und ihr Z u s a m m e n b a u aus G e r ä t e n . 224 Seiten. 67 A b b i l d u n g e n . 1965. (1211/1211 a ) Textilindustrie v o n A. Blümcke. I : S p i n n e r e i u n d Z w i r n e r e i . 111 Seiten, 43 A b b i l d u n g e n . 1954. (184)
Biologie Einführung In die allgemeine Biologie und ihre philosophischen G r u n d und Grenzfragen von M. Hartmann. 2., unveränderte Auflage132 Seiten, 2 A b b i l d u n g e n . |965. (96) Hormone v o n G. Koller. 2.. neuDearbeitete und erweiterte A u f l a g e . 187 Seiten, 60 Abbildungen, i9 Tabellen. 1949.(1141) Fortpflanzung im Tier- und Pflanzenreich von J. Hämmerling. 2., ergänzte A u f l a g e . 135 Seiten. 101 A b b i l d u n g e n . 1951. (1138) Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich von M. Hartmann. 2., verbesserte A u f l a g e . 116 Seiten, 61 A b b i l d u n g e n , 7 T a b e l l e n . 1951. (1127)
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NATURWISSENSCHAFTEN Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen von P. Buchner. 2.. verbesserte und v e r m e h r t e A u f l a g e . 130 Seiten, 121 A b b i l d u n g e n . 1949.(1128) Grundriß der allgemeinen Mikrobiologie v o n W. u. A. Schwartz. 2 Bände. 2., verbesserte und ergänzte A u f l a g e . 1: 147 Seiten, 25 A b b i l d u n g e n . 1960. (1155) I I : 142 Seiten, 29 A b b i l d u n g e n . 1961.(1157)
Botanik Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches v o n H. Heil. 2. A u f l a g e . 138 Seiten, 94 Abbildungen, 1 Tabelle. 1950. (1137) Morphologie der Pflanzen v o n L. Geitler. 3., umgearbeitete A u f l a g e . 126 Seiten, 114 A b b i l d u n g e n . 1953. (141) Pflanzengeographie von L. Dielst. 5., v ö l l i g neu bearbeitete A u f l a g e v o n F. Mattick. 195 Seiten, 2 K a r t e n . 1958. (389/389a) Die Laubhölzer. K u r z g e f a ß t e Beschreibung der in Mitteleuropa gedeihenden L a u b b ä u m e und Sträucher v o n F. W. Neger f und E. Münch f . 3., durchgesehene A u f l a g e , herausgegeben v o n B. Huber. 143 Seiten, 63 Figuren, 7 Tabellen. 1950. (718) Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen v o n F. W. Negerf und E. Münch t. 4. A u f l a g e , durchgesehen und ergänzt v o n B. Huber. 140 Seiten, 75 Figuren, 4 T a b e l l e n , 3 K a r t e n . 1952. (355) Pflanzenzüchtung von H. Kuckuck. 2 Bände. I : G r u n d z ü g e d e r P f l a n z e n Z ü c h t u n g . 3., v ö l l i g umgearbeitete und erweiterte A u f l a g e . 132 Seiten, 22 A b b i l d u n g e n . 1952. (1134) I I : S p e z i e l l e g a r t e n b a u l i c h e P f l a n z e n z ü c h t u n g (Züchtung v o n Gemüse, Obst und Blumen). 178 Seiten. 27 A b b i l d u n g e n . 1957. (ll'78/l 178a)
Zoologie Entwicklungsphysiologie der Tiere v o n F. Seidel. 2 Bände. I : E i u n d F u r c h u n g . 2. A u f l a g e . E t w a 160 Seiten, 61 A b b i l dungen. 1966. (1162) I I : K ö r p e r g r u n d g e s t a l t u n d O r g a n b i l d u n g . 2. A u f l a g e . In V o r b e r e i t u n g (1163) Vergleichende Physiologie der Tiere v o n K . Herter. 2 Bände. 4. A u f l a g e der ,,Tierp y s i o l o g i e " . I : S t o f f - u n d E n e r g i e w e c h s e l . Neu bearbeitet v o n K. Urich. 158 Seiten, Di Abbildungen. 1966. (972/972a) I I : B e w e g u n g u-nd R e i z e r s c f i e i n u n g e n . N e u bearbeitet v o n G. Birukow. I n Vorbereitung. (973) Das Tierreich I : E i n z e l l e r , P r o t o z o e n v o n E. Reichenow. 115 Seiten. 59 A b bildungen. 1956. (444) I I : S c h w ä m m e u n a H o h l t i e r e von H. J. Hannemann. 95 Seit e n , 80 A b b i l d u n g e n . 1956. (442)
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NATURWISSENSCHAFTEN I I I : W ü r m e r . Platt-, Hohl-, S c h n u r w ü r m e r , K a m p t o z o e n , Ringelw ü r m e r , P r o t r a c h e a t e n , Bärtierchen, Z u n g e n w ü r m e r von S. Jaeckel. 114 Seiten, 36 Abbildungen. 1955. (439) IV, 1: K r e b s e von H. E. Gruner und K. Deckert. 114 Seiten, 4 3 Abbildungen. 1956.(443) IV, 2 : S p i n n e n t i e r e (Trilobitomorphen, Fühlerlose) u n d T a u s e n d f ü ß l e r von A. Kaestner. 96 Seiten, 55 Abbildungen, 1955.(1161) IV, 3 : I n s e k t e n v o n H. von Lengerken. 2., verbesserte Auflage. 140 Seiten, 59 Abbildungen. 1966. (594) V : W e i c h t i e r e . Urmollusken, Schnecken, Muscheln u n d Kopff ü ß e r von S. Jaeckel. 92 Seiten. 34 Figuren. 1954. (440) V I : S t a c h e l h ä u t e r . T e n t a k u l a t e n , B i n n e n a t m e r und Pfeilwürmer von S. Jaeckel. 100 Seiten, 46 Abbildungen. 1955. (441) V I I , 1: M a n t e l t i e r e , Schädellose, R u n d m ä u l e r von Th. Haltenorth. In Vorbereitung. (448) V I I , 2 : F i s c h e von D. Lüdemann. 130 Seiten, 65 Abbildungen. 1955.(356) V I I , 3 : L u r c h e (Chordatiere) von K. Herter. 143 Seiten, 129 Abbild u n g e n . 1955.(847) V I I , 4 : K r i e c h t i e r e (Chordatiere) von K . Herter.200 Seiten, 142 Abbildungen. 1960. (447/447 a) V I I , 5: V ö g e l (Chordatiere) von H.-A. Freve. 156 Seiten, 69 Figuren. 1960. (869) V I I , 6 : S ä u g e t i e r e (Chordatiere) von Th. Haltenorth. In Vorbereit u n g . (282)
Land- und Forstwirtschaft Landwirtschaftliche Tierzucht. Die Z ü c h t u n g und H a l t u n g der landwirtschaftlichen Nutztiere von H. Vogel. 139 Seiten, 11 Abbildungen. 1952. (228) Kulturtechnische Bodenverbesserungen von 0 . Fauser. 2 Bände. 5., verbesserte und v e r m e h r t e Auflage. I : A l l g e m e i n e s , E n t w ä s s e r u n g . 127 Seiten, 49 Abbildungen. 1959.(691) I I : B e w ä s s e r u n g , Ö d l a n d k u l t u r , F l u r b e r e i n i g u n g . 159 Seit e n , 71 Abbildungen. 1961. (692) Agrikulturchemie von K. Scharrer. 2 Bände. I : P f l a n z e n e r n ä h r u n g . 143 Seiten. 1953.(329) I I : F u t t e r m i t t e l k u n d e . 192 Seiten. 1956. (330/330a)
Geologie, Mineralogie, Kristallographie Geologie von F. Lotze. 3., verbesserte Auflage. 179 Seiten, 80 Abbildungen. 1965. (13/13a) Mineral- und Erzlagerstättenkunde von H. Huttenlocher f . 2 Bände. 2., neubearbeitete Auflage von P. Ramdohr. I : 137 Seiten, 40 Abbildungen, 2 Tabellen. 1965. (1014/1014a) I I : 135 Seiten, 41 Abbildungen. 1965. (1015/1015a) 18
NATURWISSENSCHAFTEN Allgemeine Mineralogie. 11., erweiterte A u f l a g e der „ M i n e r a l o g i e " v o n R. Brauns f . neubearbeitet v o n K. F. Chudoba. 152 Seiten, 143 T e x t f i g u r e n , 1 T a f e l , 3 T a b e l l e n . 1963. (29/29a) Spezielle Mineralogie. 11., erweiterte A u f l a g e der „ M i n e r a l o g i e " v o n R. Brauns t, bearbeitet v o n K. F. Chudoba. 193 Seiten, 127 T e x t f i g u r e n , 6 T a b e l l e n . 1964. (31/31 a ) Petrographle (Gesteinskunde) v o n W. Bruhns f . N e u b e a r b e i t e t v o n P. Ramdohr 6., erweiterte A u f l a g e . E t w a 141 Seiten, 21 Figuren. 1966. (173) Kristallchemie v o n J. Zemann. E t w a 160 Seiten, 90 A b b i l d u n g e n . 1966. (1220/1220a) Kristallographie v o n W . Bruhns 6. A u f l a g e , neubearbeitet v o n P. Ramdohr. 115 Seiten, 164 A b b i l d u n g e n . 1965. (210) Einführung In die Kristalloptik v o n E. Buchwald. 5., verbesserte A u f l a g e . 128 Seiten. 117 Figuren. 1963. (619/619a) Lötrohrprobierkunde. Mineraldiagnose mit L ö t r o h r und T ü p f e l r e a k tion v o n M. Henglein. 4., durchgesehene und erweiterte A u f l a g e . 108 Seiten, 12 Figuren. 1962. ( 4 8 3 )
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Technik Graphische Darstellung in Wissenschaft und Technik von M. Pirani. 3., erweiterte Auflage bearbeitet von J. Fischer unter Benutzung der von /. Runge besorgten 2. Auflage. 216 Seiten, 104 Abbildungen. 1957. ( 7 2 8 / 7 2 8 a) Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 5., verbesserte und erweiterte Auflage von E.Schulze. 165 Seiten, 114 Abbildungen, 99 Tafeln. 1962. (579) Einführung In die Arbeltswissenschaft von H. H. Hilf. 164 Seiten, 57 Abbildungen. 1964. ( 1 2 1 2 / 1 2 1 2 a ) Grundlagen der Straßenverkehrstechnik. Theorie der Leistungsfähigkeit von E. Engel. 101 Seiten, 55 Abbildungen. 1962. (1198)
Elektrotechnik Grundlagen der allgemeinen Elektrotechnik von O. Mohr. 3. Auflage. 260 Seiten, 136 Bilder, 14 Tafeln. 1965. ( 1 9 6 / 1 9 6 a ) Die Gleichstrommaschine von K. Humburg. 2 Bände. 2., durchgesehene Auflage. I : 102 Seiten, 59 Abbildungen. 1956. (257) I I : 101 Seiten, 38 Abbildungen. 1956. (881) Die Synchronmaschine von W. Putz. 92 Seiten, 64 Bilder. 1962. ( 1 1 4 6 ) Induktionsmaschinen von F. Urtger. 2., erweiterte Auflage. 142 Seiten, 4 9 Abbildungen. 1954. (1140) Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen von H. H. Meinke. 3., neubearb. Aufl. 185 S., 126 Abb. 1965. ( 1 1 5 6 / 1 1 5 6 a ) Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte von F. Kesselring. 4. Auflage. In Vorbereitung. (711) Einführung In die Technik selbsttätiger Regelungen von W. zur Megede. 3., durchgesehene Aufl. 180 S . , 86 Abb. 1966. In V o r b . ( 7 1 4 / 7 1 4 a ) Elektromotorische Antriebe (Grundlagen für die Berechnung) von .4. Schwaiger. 4., neubearbeitete Auflage. In Vorbereitung. (827) Überspannungen und Überspannungsschutz von G. Frühauf. Durchgesehener Neudruck. 122 Seiten, 98 Abbildungen. 1950. (1132) Elektrische Höchstspannungs-Schaltanlagen. Für Freiluft und Innenanordnung von G. Meiners und K.-H. Wiesenewsky. 138 Seiten, 58 Abbildungen. 1964. ( 7 9 6 / 7 9 6 a ) Transformatoren von W. Schäfer. 4., überarbeitete und ergänzte Auflage. 130 Seiten, 73 Abbildungen. 1962. (952)
Maschinenbau Thermische Verfahrenstechnik von H. Bock. 3 Bände. I : E i g e n s c h a f t e n u n d V e r h a l t e n d e r r e a l e n S t o f f e . 164 Seiten, 28 Abbildungen. 1963. ( 1 2 0 9 / 1 2 0 9 a ) II: F u n k t i o n und B e r e c h n u n g der e l e m e n t a r e n G e r ä t e . 195 Seiten, 5 4 Abbildungen. 1964. ( 1 2 1 0 / I 2 l 0 a ) I I I : F l i e ß b i l d e r , ihre F u n k t i o n und ihr Z u s a m m e n b a u aus G e r ä t e n . 224 Seiten, 67 Abbildungen. 1965. (1211/1211 a) Technische Thermodynamik von U. Grigull. Mit 74 Abbildungen, 7 Tabellen. Iy66. In Vorbereitung ( 1 0 8 4 / 1 0 J 4 a )
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TECHNIK Metallkunde von H. Borchers. 3 Bände. I : A u f b a u d e r M e t a l l e u n d L e g i e r u n g e n . 6. Auflage. 120 Seit e n , 90 Abbildungen, 2 Tabellen. 1964. (432) II: E i g e n s c h a f t e n , G r u n d z ü g e d e r F o r m - u n d Z u s t a n d s g e b u n g . 5., ergänzte und durchgesehene Auflage. 182 Seiten, 107 Abbildungen, 10 Tabellen. 1963. (433/433a) III: D i e m e t a l l k u n d l i c h e n U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n von E. Hanke, In Vorbereitung (434) Die Werkstoffe des Maschinenbaues von A. Thum t und C. M. v. Meysenbug. 2 Bände. 1: E i n f ü h r u n g in d i e W e r k s t o f f p r ü f u n g . 2., neubearbeitete Auflage. 100 Seiten, 7 Tabellen, 56 Abbildungen. 1956. (476) II: D i e K o n s t r u k t i o n s w e r k s t o f f e . 132 Seiten, 40 Abbildungen. 1959. (936) Dynamik von W. Müller. 2 Bände. 2., verbesserte Auflage. I : D y n a m i k d e s E i n z e l k ö r p e r s . 128 Seiten, 48 Figuren. 1952. (902) II: S y s t e m e v o n s t a r r e n K ö r p e r n . 102 Seiten, 41 Figuren. 1952. (903) Technische Schwingungslehre von L. Zipperer. 2 Bände. 2., neubearbeitete Auflage. I: A l l g e m e i n e Schwingungsgleichungen, einfache S c h w i n g e r . 120 Seiten, 101 Abbildungen. 1953. (953) II: T o r s i o n s s c h w i n g u n g e n in M a s c h i n e n a n l a g e n . 102 Seiten, 59 Abbildungen. 1955. (961/961a) Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung von K. P. Matthes. 2 Bände. I: 100 Seiten, 27 Abbildungen, 11 Zahlentafeln, 1 Tafelanhang. 1954. (561) II: F e r t i g u n g s t e c h n i s c h e G r u n d l a g e n d e r n e u z e i t l i c h e n M e t a l l b e a r b e i t u n g . 101 Seiten, 30 Abbildungen, 5 Tafeln. 1955.(562) Das Maschinenzeichnen mit Einführung in das Konstruieren von W. Tochtermann. 2 Bände. 4. Auflage. I : D a s M a s c h i n e n z e i c h n e n . 156 Seiten, 75 Tafeln. 1950. (589) II: A u s g e f ü h r t e K o n s t r u k t i o n s b e i s p i e l e . 130 Seiten, 58 T a feln. 1950. (590) Die Maschlnenelemente von E. A. vom Ende f . 4., überarbeitete Auflage. 184 Seiten, 179 Figuren, 11 Tafeln. 1963. (3/3a) Die Maschinen der Eisenhüttenwerke von L. Engel. 156 Seiten, 95 Abbildungen. 1957. (583/583a) Walzwerke von H. Sedlaczek t unter Mitarbeit von F. Fischer und M. Buch. 232 Seiten, 157 Abbildungen. 1958. (580/580a) Getriebelehre von P . Grodzinski f . 2 Bände. 3., neubearbeitete Auflage von G. Lechner. I : G e o m e t r i s c h e G r u n d l a g e n . 164 S., 131 Fig. 1960. (1061) II: A n g e w a n d t e G e t r i e b e l e h r e . In Vorbereitung. (1062) Kinematik von H. R. Müller. 171 Seiten, 75 Figuren. 1963. (584/584a) Gießereitechnik von H. Jungbluth. 2 Bände. I : E i s e n g i e ß e r e i . 126 Seiten, 44 Abbildungen. 1951. (1159) 21
TECHNIK Die Dampfkessel einschließlich Feuerungen und Hilfseinrichtungen. Physikalische und chemische Grundlagen, Berechnung und Konstruktion, Vorschriften und Beispiele von W. Marcard. 3., neubearbeitete Auflage von G. Beyer. 2 Bände. I : P h y s i k a l i s c h e und c h e m i s c h e G r u n d l a g e n , W ä r m e l e h r e , W ä r m e ü b e r t r a g u n g , V e r b r e n n u n g . 133 Seiten, 35 Bilder, 26 Tabellen. 1964. (9/9 a) II: Berechnung und Konstruktion, Dampfkessel, Hilfseinrichtungen. Feuerungen, Berechnungen. Etwa 120 Seiten, 45 Bilder. 1966. (521/521a) Die Dampfturbinen. Ihre Wirkungsweise, Berechnung und Konstruktion von C. Zietemann. 3 Bände. I : T h e o r i e der D a m p f t u r b i n e n . 4. Auflage. 139 Seiten, 48 Abbildungen. 1966. In Vorbereitung. (274) I I : Die B e r e c h n u n g der D a m p f t u r b i n e n und die K o n s t r u k t i o n d e r E i n z e l t e i l e . 4., verbesserte Auflage. 132 Seiten, 111 Abbildungen. 1966. In Vorbereitung. (715) I I I : D i e R e g e l u n g d e r D a m p f t u r b i n e n , die B a u a r t e n , Turbinen für Sonderzwecke, K o n d e n s a t i o n s a n l a g e n . 3., verbesserte Auflage. 126 Seiten, 90 Abbildungen. 1956. (716) Verbrennungsmotoren von W. Endres. 3 Bände. I : U b e r b l i c k . M o t o r - B r e n n s t o f f e . V e r b r e n n u n g im M o t o r a l l g e m e i n , im O t t o - und D i e s e l - M o t o r . 153 Seiten, 57 Abbildungen. 1958. (1076,1076a) I I : G a s w e c h s e l v o r g a n g . Aufladen. Lei st u n g . m i t t l . D r u c k , R e i b u n g . W i r k u n g s g r a d e und K r a f t s t o f f v e r b r a u c h . Etwa 170 Seiten, 61 Abbildungen. 1966. (1184/1 lS4a) I I I : D i e E i n z e l t e i l e des V e r b r e n n u n g s m o t o r s . In Vorbereitung. (1185/1185a) Autogenes Schweißen und Schneiden von H. Niese. 5. Auflage, neubearbeitet von A. Küchler. 136 Seiten, 71 Figuren. 1953. (499) Die elektrischen Schweißverfahren von H. Niese. 2. Auflage, neubearbeitet von H.Dienst. 136 Seiten, 58 Abbildungen. 1955. (1020) Die Hebezeuge. Entwurf von Winden und Kranen von G. Tafel. 2., verbesserte Auflage. 176 Seiten, 230 Figuren. 1954. (414/414a)
Vermessungswesen Vermessungskunde von W. Großmann. 3 Bände. I : S t ü c k v e r m e s s u n g und N i v e l l i e r e n . 12., verbesserte Auflage. 156 Seiten, 122 Figuren. 1965. (468) I I : H o r i z o n t a l a u f n a h m e n und e b e n e R e c h n u n g e n . 9., verbesserte Auflage. 136 Seiten, 101 Figuren. 1963. (469) I I I : T r i g o n o m e t r i s c h e und b a r o m e t r i s c h e H ö h e n m e s s u n g . T a c h y m e t r i e und A b s t e c k u n g e n . 8., verbesserte Auflage. 140 Seiten, 102 Figuren. 1965. (862) Kartographie von V. Heissler. 2. Auflage. 213 Seiten, 125 Abb., 8 Anlagen. 1966. (30/30a) Photogrammetrle von 0. Lehmann. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. 205 Seiten, 136 Abbildungen. 1966. (1188/1188a) 22
TECHNIK
Wasserbau Wasserkraftanlagen von A. Ludin u n t e r Mitarbeit von W. Borkenstein. 2 Bände. I : P l a n u n g , G r u n d l a g e n u n d G r u n d z ü g e . 124 Seiten, 60 Abbildungen. 1955.(665) II: A n o r d n u n g u n d A u s b i l d u n g d e r Hauptbauwerke. 184 Seiten, 91 Abbildungen. 1958. (666/666a) Verkehrswasserbau von H. Dehnert. 3 Bände. I : E n t w u r f s g r u n d l a g e n , F l u ß r e g e l u n g e n . 103 S e i t e n , 5 3 A b b i l d u n g e n . 1950. (585) I I : F l u ß k a n a l i s i e r u n g u n d S c h i f f a h r t s k a n ä l e . 94 Seiten, 60 Abbildungen. 1950. (597) I I I : S c h l e u s e n u n d H e b e w e r k e . 98 Seiten, 70 Abbildungen. 1950. (1152) Wehr- und Stauanlagen von H. Dehnert. 134 Seiten, 90 Abbildungen. 1952. (965) Talsperren von F. Tölke. 122 Seiten, 70 Abbildungen. 1953. (1044)
Hoch- und Tiefbau Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- und Tiefbaus von O. Graf f . 4., verbesserte Auflage. 131 Seiten, 63 Abbildungen. 1953. (984) Baustoffverarbeitung und Baustellenprüfung des Betons von A. Kleinlogel. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 126 Seiten, 35 Abbildungen. 1951.(978) Festigkeitslehre. 2 Bände. I: E l a s t i z i t ä t , P l a s t i z i t ä t u n d F e s t i g k e i t d e r B a u s t o f f e u n d B a u t e i l e von W.Gehlert und W. Herberg. Durchgesehener und erweiterter Neudruck. 159 Seiten, 118 Abbildungen. 1952. (1144) II: F o r m ä n d e r u n g , P l a t t e n , S t a b i l i t ä t u n d B r u c h h y p o t h e s e n von W. Herberg u n d N. Dimitrov. 187 Seiten, 94 Abbildungen. 1955. (1145/1145a) Grundlagen des Stahlbetonbaues vön A. Troche. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 208 Seiten, 75 Abbildungen, 17 Bemessungstafeln, 20 Rechenbeispiele. 1953. (1078) Statik der Baukonstruktionen von A. Teichmann. 3 Bände. I : G r u n d l a g e n . 101 Seiten, 51 Abbildungen, 8 Formeltafeln. 1956.(119) I I : S t a t i s c h b e s t i m m t e S t a b w e r k e . 107 Seiten, 52 A b b i l d u n gen, 7 Tafeln. 1957. (120) I I I : S t a t i s c h u n b e s t i m m t e S y s t e m e . 112 Seiten, 34 A b b i l d u n gen, 7 Formeltafeln. 1958. (122) Fenster, Türen, Tore aus Holz und Metall. Eine Anleitung zu ihrer guten Gestaltung, wirtschaftlichen Bemessung u n d handwerksgerechten K o n s t r u k t i o n von W. Wickop f . 5. Auflage gep l a n t . (1092)
23
TECHNIK Heizung und Lüftung v o n W. Körting. 2 B ä n d e . 9., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. I: D a s W e s e n u n d d i e B e r e c h n u n g d e r H e i z u n g s - u n d L ü f t u n g s a n l a g e n . 171 Seiten, 29 A b b i l d u n g e n , 36 Z a h l e n t a f e l n . 1962. ( 3 4 2 / 3 4 2 a ) II: D i e A u s f ü h r u n g d e r H e i z u n g s - u n d L ü f t u n g s a n l a g e n . 1966. In V o r b e r e i t u n g . (343) Industrielle Kraft- und Wärmewirtschaft v o n F. A. F. Schmidt und Beckers. 167 S e i t e n , 7 3 A b b i l d u n g e n . 1957. ( 3 1 8 / 3 1 8 a )
Sammlung Göschen /Bandnummernfolge 1 Langosch, Der Nibelunge Not 3 / 3 a v. Ende, Maschinenelemente 9/9 a M a r c a r d - B e y e r , Dampfkessel I 10 J i r i c z e k - W i s n i e w s k i , K u d r u n und Dietrich-Epen 13/13a Lotze, Geologie 18 M a u r e r , H a r t m a n n v o n A u e , Der arme Heinrich 19 A l t h e i m , R ö m i s c h e Geschichte I 20 H o f s t a e t t e r , D t . S p r a c h l e h r e 22 M a u r e r , G o t t f r i e d v o n S t r a s s burg 2 9 / 2 9 a B r a u n s - C h u d o b a , Allgem e i n e Mineralogie 3 0 / 3 0 a Heissler, K a r t o g r a p h i e 31/31 a B r a u n s - C h u d o b a , Spezielle Mineralogie 32 Schneider-Wisniewski, Deutsche H e l d e n s a g e 35 T r e u e , D t . G e s c h i c h t e v o n 1648—1740 37/37 a K l e m m , A n o r g a n i s c h e Chemie 38/38 a S c h l e n k , O r g a n i s c h e Chemie 39 Treue, Dt. Geschichte von 1713—1806 42 B e h n - H o e r n e s , V o r g e s c h i c h t e Europas 4 4 Kresze, P h y s i k a l i s c h e M e t h o d e n in der O r g a n i s c h e n Chemie I 24
45/45 a Kresze, P h y s i k a l i s c h e Met h o d e n in d e r O r g a n i s c h e n Chemie II 47 F i s c h e r - R o h r b a c h , A r i t h m e t i k 51/51 a R i n g l e b , M a t h e m . F o r melsammlung 52 Bieler, R o m . L i t e r a t u r g e s c h . I 59 Krähe, Indog. Sprachwiss. I 60 Biehle, S t i m m k u n d e 61 Biehle, R e d e t e c h n i k 64 K r ä h e , I n d o g . S p r a c h w i s s . II 65/65 a Grotemeyer, Analyt. Geometrie 66 B e r n e k e r - V a s m e r , R u s s i s c h e Grammatik 70 N e s t l e - L i e b i c h , Gesch. d. griechischen L i t e r a t u r I 71 Schulze, Allgemeine u n d p h y sikalische C h e m i e I 76 D ö r i n g , E i n f . i. d . t h . P h y sik I 77 D ö r i n g , E i n f . i. d . t h . P h y sik I I 78 D ö r i n g , E i n f . i. d . t h . P h y sik III 79/79 a H e m p e l , G o t . E l e m e n t a r buch 80 W e i g e r t , S t i l k u n d e I 81 S c h u b e r t - H a u s s n e r - E r l e b a c h Vierstell. L o g a r i t h m e n t a f e l n 86 B a r n e r , D i f f e r e n t i a l - u. I n t e gralrechnung I 96 H a r t m a n n , E i n f . in die allg e m . Biologie
99 Hessenberg-Kneser, Ebene und sphär. Trigonometrie 101 v. Wiese, Soziologie 103 Dahrendorf, Industrie- u n d Betriebssoziologie 104/104a H o f s t ä t t e r , Sozialpsychologie 111 H o f f m a n n - D e b r u n n e r , G e s c h . der griechischen Sprache I 114 D e b r u n n e r , Gesch. der griechischen Sprache II 117 B r a n d e n s t e i n , Griechische Sprachwissenschaft I 118/118a Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft II 119 T e i c h m a n n , S t a t i k der Baukonstruktionen I 120 T e i c h m a n n , S t a t i k der Bauk o n s t r u k t i o n e n II 122 T e i c h m a n n , Statik der Baukonstruktionen III 128/128a Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I 136 Mahler-Graewe, Physikal. Formelsammlung 141 Geitler, Morphologie d e r Pflanzen 142 H a a c k , D a r s t . Geometrie I 143 H a a c k , Darst. Geometrie II 144 H a a c k , Darst. Geometrie I I I 145/145a Weimer, Gesch. der Pädagogik 148 Kolms, Finanzwissenschaft I 156/156a L a n d m a n n , Philosophische Anthropologie 170 O e h l m a n n , Musik des 19. J h s . 171/171 a O e h l m a n n , Musik des 20. J h s . 173 B r u h n s - R a m d o h r , P é t r o graphie 174 Schlingloff, Religion des Buddhismus I 180 B ö h m , Versicherungsmathematik 1 184 Blümcke, Textilindustrie I 196/196a Mohr, Grundlagen der allgem. Elektrotechnik 200/200a Gottschald, D t . Rechtschreibungswörterbuch 210 B r u h n s - R a m d o h r , Kristallographie 220/220 a Moser, Allg. Musiklehre
221/22la Jander-Jahr-Knoll, Maßanalyse 222 Hassak-Beutel-Kutzelnigg, Warenkunde I 223 Hassak-Beutel-Kutzelnigg, W a r e n k u n d e 11 226/226a H o f m a n n , Gesch. der Mathematik I 228 Vogel, Landw. Tierzucht 231/231 a Ehrlich, Gesch. Israels 238 Krähe, Germ. Sprachwiss. I 243 Mahler-Graewe, Physikal. Aufgabensammlung 247/247 a H o f m a n n - J a n d e r , Qualitative Analyse 250 Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft II 252 Vetter, Elektrochemie I 253 Vetter, Elektrochemie I I 257 H u m b u r g , Gleichstrommaschine I 264 L o c k e m a n n , Gesch. d e r Chemie I 265/265 a Lockemann, Geschichte der Chemie II 270 Kirn, E i n f ü h r u n g in die Geschichtswissenschaft 274 Zietemann, D a m p f t u r b i n e n I 279 J a c o b - H o h e n l e u t n e r , Quellenkunde der deutschen Geschichte I 280 J a c o b - H o h e n l e u t n e r , Quell e n k u n d e der deutschen Geschichte II 281 Leisegang, E i n f ü h r u n g in die Philosophie 282 H a l t e n o r t h , Säugetiere 284 J a c o b - W e d e n , Quellenkunde der deutschen Geschichte I I I 318/318a Schmidt-Beckers, Industrielle K r a f t - u. W ä r m e wirtschaft 319 K r u g , Australien u n d Ozeanien 329 Scharrer, Agrikulturchemie I 330/330a Scharrer, Agrikulturchemie II 335 Klug, F e t t e und Öle 336 Braun-Klug, Seifenfabrikation 342/342 a Körting, Heizung und Lüftung I
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343 Körting, Heizung und Lüftung II 344 Moser, Musikästhetik 3 5 4 / 3 5 4 a Valentiner-König, Vektoren und Matrizen 3 5 5 Neger-Münch-Huber, Nadelhölzer 3 5 6 Lüdemann, Fische 374 Döring,Einf.i.d.th. PhysikIV 375 P r e l l e r , G e s c h i c h t e E n g l a n d s l 3 8 9 / 3 8 9 a Diels-Mattick, Pflanzengeographie 391 Kolms, Finanzwissenschaftll 3 9 4 / 3 9 4 a Schilling, Von der R e naissance bis K a n t 4 1 4 / 4 1 4 a Tafel, Hebezeuge 4 2 2 Gottschald, D t . Personennamen 4 2 3 Adler-Erlebach, Fünfstellige Logarithmen 4 3 2 Borchers, Metallkunde I 4 3 3 / 4 3 3 a Borchers,Metallkunden 4 3 4 Borchers-Hanke, Metallkunde I I I 4 3 5 Bürau, Algebr. K u r v e n u. Flächen I 4 3 6 / 4 3 6 a Bürau, Algebr. Kurven und Flächen II 439 Jaeckel. Würmer 4 4 0 J a e c k e l , Weichtiere 441 J a e c k e l , Stachelhäuter 4 4 2 H a n n e m a n n , S c h w ä m m e und Hohltiere 4 4 3 Gruner-Deckert, Krebse 4 4 4 Reichenow Einzeller 4 4 5 Asmus, Physikal.-chem. R e chenaufgaben 447/447 a Herter, Kriechtiere 4 4 8 Haltenorth, Manteltiere 452 Bahrdt-Scheer, Stöchiometrische Aufgabensammlung 468 Großmann, Vermessungskunde I 469 Großmann, Vermessungskunde II 4 7 6 Thum-Meysenbug, Die W e r k stoffe des Maschinenbaues I 4 8 3 Henglein, Lötrohrprobierkunde 492/492aStolz-Debrunner-Schmid Geschichte der lateinischen Sprache
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4 9 9 Niese-Küchler, Autogenes Schweißen 5 0 0 Simmel, Hauptprobleme der Philosophie 5 2 1 / 5 2 1 a Mai c a r d - B e y e r , Dampfkessel II 536 Lehmann, Kant 538 R u m p f , Archäologie I 5 3 9 R u m p f , Archäologie II 5 4 0 R u m p f , Archäologie I I I 557 Nestle-Liebich, Gesch. der griech. Literatur II 561 Matthes, Werkzeugmaschinen I 5 6 2 Matthes, Werkzeugmaschinen 11 5 6 4 Behn-Hoernes, K u l t u r der Urzeit I 5 6 5 Behn-Hoernes, K u l t u r der Urzeit II 566 Behn-Hoernes, K u l t u r der Urzeit I I I 571 Lehmann, Philosophie des 19. J a h r h u n d e r t s I 5 7 6 / 5 7 6 a Moser, Gesangskunst 5 7 9 Müller-Schulze, T e c h n . T a bellen 5 8 0 / 5 8 0 a Sedlaczek-FischerB u c h , Walzwerke 5 8 3 / 5 8 3 a Engel, Maschinen der Eisenhüttenwerke 5 8 4 / 5 8 4 a Müller, K i n e m a t i k 5 8 5 Dehnert, Verkehrswasserbau I 587 Kalitsunakis-Steinmetz,Neugriech.-dt. Gesprächsbuch 5 8 9 T o c h t e r m a n n , Maschinenzeichnen I 5 9 0 T o c h t e r m a n n , Maschinenzeichnen I I 5 9 4 v. Lengerken, Insekten 597 Dehnert, Verkehrswasserbau II 601 Mutschmann-Scherer, Engl. Phonetik 608/608 a/608b Erman-Krückmann, Hieroglyphen 6 1 9 / 6 1 9 a Buchwald, Kristalloptik 665 Ludin-Borkenstein, Wasserkraftanlagen I 6 6 6 / 6 6 6 a Ludin-Borkenstein, Wasserkraftanlagen II
668 677 679 684 691
K n o p p , Funktionentheorie I Altheim, Rom. Geschichte II Altheim, Rom. Geschichte 111 Altheim Rom. Geschichte IV Fauser, K u l t u r t e c h n . Bodenverbesserungen I 692 Fauser, K u l t u r t e c h n . Bodenverbesserungen II 698/698a Schulze Allgemeine u. physikalische Chemie II 703 K n o p p , Funktionentheorie II 708/708a/708b Meissner-Oberhuber, Keilschritt 709 L e h m a n n , Philosophie des 19 J a h r h u n d e r t s II 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 714/714a zur Megede, Technik selbsttätiger Regelungen 715 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n II 716 Z i e t e m a n n . D a m p f t u r b i n e n III 718 Neger-Münch-Huber, Laubhölzer 728/728 a Pirani-Fischer-Runge, G r a p h . Darstellung in Wissenschaft u. Technik 735 Ekwall, Historische neuengl. L a u t - und Formenlehre 746/746a Pfanzagl, Allg. Methodenlehre der Statistik 1 747/747 a Pfanzagl, Allg. Methodenlehre der Statistik II 756/756 a Kalitsunakis, G r a m m . d. Neugriech. Volksspr. 763/763a/763b Meyer, Hebräische Grammatik I 764/764a/764b Meyer, Hebräische G r a m m a t i k II 765/765a/765b Meyer, Hebräische Grammatik III 768/768a Bieberbach, E i n f ü h r u n g in die k o n f o r m e Abbildung 769/769 a Beer-Meyer, Hebräisches T e x t b u c h 770 Schlineloff, Religion des B u d d h i s m u s 11 776 Kolms, Finanzwissensch. I I I 780 Krähe, Germ. Sprachwiss. II 781 Weigert Stilkunde II
782/782 a Kolms, Finanzwissenschaft IV 786 Schulze, Molekülbau 796/796a Meiners-Wiesenewsky, Elektr. HöchstspannungsSchaltan lagen 807 K r o p p , Erkenntnistheorie 809 Moser Harmonielehre I 810 Moser H a r m o n i e l e h r e n 826 Koch, Philosophie d. Mittelalters 827 Schwaiger, Elektromotorische Antriebe 831 E r i s m a n n , Allg. Psychologie I 832/832a E r i s m a n n , Allg. Psychologie II 833 E r i s m a n n , Allg. Psychologie I I I 834/834 a E r i s m a n n , Allg. Psychologie IV 837/837 a B a u m g a r t n e r , G r u p p e n theorie 845 L e h m a n n , Philosophie im ersten Drittel des 20. J h s . I 847 H e r t e r , Lurche 850 L e h m a n n , Philosophie im ersten Drittel des 20 J h s . II 851/851 a Moede, Psychologie des Berufs- u n d Wirtschaftslebens 857 Capelle, Griech. Philosophie I 858 Capelle, Griech. Philos. II 859 Capelle, Griech. Philos. 111 862 G r o ß m a n n , Vermessungsk u n d e III 863 Capelle, Griech. Philos. IV 866 Bieler, Rom. Literaturgeschichte II 869 Freye, Vögel 875 H o f m a n n , Geschichte der M a t h e m a t i k 11 877 K n o p p , A u f g a b e n s a m m l u n g zur Funktionentheorie I 878 K n o p p , A u f g a b e n s a m m l u n g zur Funktionentheorie II 881 H u m b u r g , Gleichstrommaschine II 882 H o f m a n n , Geschichte der M a t h e m a t i k III 883 Stuloff, M a t h e m a t i k der neuesten Zeit 27
893 Treue, Dt. Geschichte von 1806—1890 894 Treue, Dt. Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart 902 Müller, Dynamik I 903 Müller, D y n a m i k II 910 Jaeger, Afrika I 911 Jaeger, Afrika II 915 Sperber-v. Polenz, Gesch. der Deutschen Sprache 917/917a Böhm, Versicherungsm a t h e m a t i k II 920/920a Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 921 J a n t z e n - K o l b , W . v. Eschenbach. Parzival 924/924a Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft 111 929 Schirmer-Mitzka, Dt. W o r t kunde 930 KruII, Elementare u n d klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra I 932 Hasse, Höhere Algebra II 933 Krull, Elementare und klassische Algebra II 936 Thum-Meysenbug, W e r k s t o f f e d.Maschinenbaues II 942/942 a D a m e r a u , Polnische Grammatik 952 Schäfer, T r a n s f o r m a t o r e n 953 Zipperer, T e c h n . Schwingungslehre I 961/961 a Zipperer, Techn. Schwingungslehre II 965 D e h n e r t , W e h r - und S t a u anlagen 970/970 a Baldus-Löbell, Nichteuklidische Geometrie 972/972a Herter-Urich, Vergleichende Physiologie derTiere I 973 Herter-Birukow, Vergleichende Physiologie der Tiere II 978 Kleinlogel, B a u s t o f f v e r a r b e i t u n g und Baustellenp r ü f u n g d. Betons 984 Graf, Baustoffe des Hochund Tiefbaues 999/999a Kamke, Mengenlehre 1000 Jaspers, Geistige S i t u a t . d e r Zeit 28
1003 Hoheisel, Partielle Differentialgleichung 1008/1008a Mellerowicz, Allgem. Betriebswirtschaftslehre I 1009 Bechert-Gerthsen-Flammersfeld, Atomphysik I 1014/1014a H u t t e n l o c h e r - R a m dohr, Mineral- und Erzlagerstättenkunde I 1015/1015a Huttenlocher-Ramdohr, Mineral- u. Erzlagers t ä t t e n k u n d e II 1017 Döring, Einf. i. d. th. Physik V 1020 Niese-Dienst, Elektrische Schweißverfahren 1031/1031 a Apel-Ludz, Philosophisches W ö r t e r b u c h 1033 Bechert-Gerthsen-Flammersfeld, A t o m p h y s i k II 1034 K r a n e f e l d t - J u n g , T h e r a peutische Psychologie 1035 Altheim, R o m . Religionsgeschichte I 1039 Dovifat, Zeitungslehre I 1040 Dovifat, Z e i t u n g s i e h r e i l 1044 Tölke, Talsperren 1045 Schubert, Technik des Klavierspiels 1051/1051 a Stolberg-Wernigerode, Gesch. d . Vereinigten Staaten 1052 Altheim, R o m . Religionsgeschichte II 1059/1059a Hoheisel, Aufgabenslg. z. d. gew. u. p a r t . Differentialgleichungen 1061 Grodzinski-Lechner, Getriebelehre I 1062 Grodzinski-Lechner, Getriebelehre 11 1065 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , Von d . Karolingern zu den S t a u fern 1070 S a u t e r , Differentialgleichungen der Physik 1074 Koschmieder, Variationsrechnung I 1075 Koschmieder, Variationsrechnung 11 1076/1076a Endres, Verbrennungsmotoren I
1077 Haller-Dannenbauer, Von den Staufern zu den Habsburgern 1078 Troche, Stahlbetonbau 1082 Hasse-Klobe, Aufgabens a m m l u n g zur höheren Algebra 1084/1084a Grigull, Techn. T h e r modynamik 1085 Lietzmann-Aland, Zeitrechnung 1086 Müller, Dt. Dichten und Denken 1088 Preller, Gesch. Englands II 1092 Wickop, Fenster, Türen, Tore 1094 Hernried, System, Modulation 1096 Vietor, D t . Dichten und Denken 1099 Hoheisel, Integralgleichungen 1105 H ä r t u n g , Dt. Geschichte im Zeitalter der Reformation 1108 de Boor-Wisniewski, Mittelhochdeutsche G r a m m a t i k 1109 K n o p p , Elemente der F u n k tionentheorie 1111/11 I I a N a u m a n n - B e t z , Althochdt. Elementarbuch 1113/1113a Strubecker, Differentialgeometrie I 1114 Schubel, Engl. Literaturgeschichte I 1115/1115 a R a n k e - H o f m a n n , Altnord. Elementarbuch 1116 Schubel. Engl. Literaturgeschichte II 1117 Haller-Dannenbauer, Eint r i t t der Germanen in die Geschichte 1121 N a u m a n n , Dt. Dichten u. Denken 1122 Feist, Sprechen und Sprachpflege 1123/1123a Bechert-GerthsenFlammersfeld, A t o m p h y s i k III 1124 Schubel, Engl. Literaturgeschichte I I I 1125 Lehnert, Altengl. Elementarbuch
1127 H a r t m a n n , Geschlecht u. Geschlechtsbestimmung im Tier und Pflanzenreich 1128 Buchner, Symbiose d. Tiere 1130 Dibelius-Kümmel, J e s u s 1131 Scholz-Schoeneberg, Einf ü h r u n g in die Zahlentheorie 1132 F r ü h a u f , Überspannungen 1134 K u c k u c k , Pflanzenzüchtung I 1135 Lehnert, Beowulf 1137 Heil, Entwicklungsgesch. d. Pflanzenreiches 1138 Hämmerling, F o r t p f l a n zung im Tier- und Pflanzenreich 1140 Unger. Induktionsmaschine 1141 Koller H o r m o n e 1142 Melssner-Lehnert, Shakespeare 1144 Gehler-Herberg, Festigkeitslehre I 1145/1145a Herberg-Dimitrov, Festigkeitslehre II 1146 Putz, Synchronmaschine 1147 v. Waltershausen, K u n s t d. Dirigierens 1148 Pepping, Der polyphone Satz I 1152 D e h n e r t , Verkehrswasserbau I I I 1153/1153a Mellerowicz, Allgem. Betriebswirtschaftslehre 11 1154/1154a Mellerowicz, Allgem. Betriebswirtschaftslehre 111 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156/1156a Melnke, Komplexe Berechnungen v. Wechselstromschaltungen 1157 Schwartz, Mikrobiologie II 1158/1158a Mayrhofer, SanskritGrammatik 1159 J u n g b l u t h , G i e ß e r e i t e c h n i k i 1160 Dibelius-Kümmel, Paulus 1161 Kaestner, Spinnentiere 1162 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere I 1163 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere 11 1164/1164a Pepping, Der polyphone Satz II
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1165/1165 a Bechert-GerthsenFlammersfeld A t o m p h y sik IV 1169 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre I 1170 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre II 1171 Paulsen. Allgemeine Volkswirtschaftslehre I I I 1172 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre IV 1173/1173a H a m a n n - F u n k e - H e r m a n n , Chemie der K u n s t stoffe 1176/1176a Lorenzen, Form Logik 1178/1178a Kuckuck, Pflanzenz ü c h t u n g II 1179/1179a Strubecker Differentialgeometrie II 1180/1180a Strubecker Differentialgeometrie III 1181 Franz, Topologie I 1182/1182a Franz, Topologie II 1183/1183a Nicolas, F i n a n z m a thematik 1184/1184a Endres, Verbrennungsmotoren II 1185/1185a Endres, Verbrennungsmotoren I I I 1186/1186a Mellerowicz, Allgem. Betriebswirtschaftslehre IV 1187 Lau, Luther 1188/1188a L e h m a n n , P h o t o grammetrie 1189/1189a Päsler, Mechanik 1190 Stupperich Melanchthon 1191/1191 a Bräuer, Slav. Sprachwissenschaft I 1193 Fürstenberg, W i r t s c h a f t s soziologie 1194 W e n d t , Gesch. d . Volkswirtschaftslehre 1195 Ohm Allgem. Volkswirtschaftspolitik I 1196 Ohm, Allgem. Volkswirtschaftspolitik II
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1197/1197a Onasch, Einf. in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen 1198 Engel, Straßenverkehrstechnik 1199 Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I I I , 1. Teil 1200/1200a Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft 111,2. Teil 1201/1201a Dehn, Versuche zur allgem. u. phys. Chemie 1202/1202a Nagel, Gesch. des Christi. Gottesdienstes 1203 W e n d l a n d , Sozialethik 1204 Scheurig, Zeitgeschichte 1205/1205a H o f m a n n Ideengeschichte d. soz. Bewegung 1206/1206 a Langen Lineare Programmierung 1208 Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft IV 1209/1209a Bock, T h e r m . Verfahrenstechnik I 1210/1210a Bock. T h e r m . Verfahrenstechnik 11 1211/121 l a Bock, T h e r m . Verfahrenstechnik III 1212/1212a Hilf, Arbeitswissenschaft 1213/1213a Kosiol, B u c h h a l t u n g u n d Bilanz 1216/1216a Bauer, Wahrscheinlichkeitstheorie I 1217 Bauer, Wahrscheinlichkeitstheorie 11 1218/1218a/1218b Meid, Germ. Sprachwiss. I I I 1219 Schmidt-Clausing, Zwingli 1220/1220a Z e m a n n , Kristallchemie 1221 Gerdes, Kierkegaard 1222 Tschiiewskij, Slav. Literaturen I 1223 Tschiiewskij, Slav. Literat u r e n II
Autorenregister Adler 12 Aland 6 Altheim 4, 7 Apel 3 Asmus 15
Diels 17 Dienst 2 2 Dimitrov 2 3 Döring 14 D o v i f a t 11
B a h r d t 16 Baldus 13 B a r n e r 13 B a u e r 14 B a u m g a r t n e r 13 B e c h e r t 15 Beckers 24 B e e r 10 Behn 6 Berneker10 Betz 8 B e u t e l 16 B e y e r 22 Bieberbach 14 Biehle 7 Bieler 9 Birukow 17 B l ü m c k e 16 B o c k 16, 20 B ö h m 14 de B o o r 8 Borchers 21 Borkenstein 23 Bräu er 10 Brandenstein 9 B r a u n 16 B r a u n s 19 Bruhns 19 B u c h 21 B u c h n e r 17 Buchwald 19 B u r a u 12
Ehrlich 4 Ekwall 8 E n d e , vom 21 Endres 22 Engel, E . 2 0 Engel, L . 21 Erismann 4 Erlebach 12 Erman 9
Capelle 3 Chudoba 19 Dahrendorf 4, 11 Damerau 10 Dannenbauer 6 Debrunner 9 D e c k e r t 18 Dehn 15 Dehnert 23 Dibelius 4
Fauser18 Feist 7 Fischer, F . 21 Fischer, J . 2 0 Fischer, P . B . 12 Flammersfeld 15 F r a n z 13 Freye 18 Frühauf 20 Fürstenberg 4, 11 F u n k e 16 Oehler 2 3 Oeitler 17 Gerdes 4 Qerthsen 15 Gottschald 7, 8 Graewe 15 Graf 2 3 Grigull 2 0 Grodzinski 21 Großmann 2 2 Grotemeyer 13 Gruner 18 H a a c k 13 Hämmerling 16 Haller 6 Haltenorth 18 H a m a n n 16 H a n k e 21 Hannemann 17 H a r t m a n n 16 Härtung 6 Hassak 16
Hasse 12 Haussner 12 Heil 17 Heissler 1 0 , 2 2 Hempel 8 Henglein 19 Herberg 2 3 Hermann 16 Hernried 5 Herter 17, 18 Hessenberg 13 Hilf 1 1 , 2 0 Hoernes 6 Hoffmann, O. 9 H o f m a n n , D. 8 Hofmann, H. 16 H o f m a n n , J . E . 12 Hofmann, W . 4 Hofstätter 4 Hofstaetter 7 Hoheisel 13 Hohenleutner 6 Huber 17 Humburg 2 0 Huttenlocher 18 Jacob 6 J a e c k e l 18 J a e g e r 10 J a h r 15 J a n d e r 15, 16 Jantzen 7 Jaspers 3 Jiriczek 7 Jung 3 J u n g b l u t h 21 K a e s t n e r 18 Kalitsunakis 9 K a m k e 13 Kesselring 2 0 Kirn 5 Kleinlogel 2 3 K l e m m 15 K l o b e 12 Klug 16 Kneser 13 Knoll 15 K n o p p 13 Koch 3
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König 14 K ö r t i n g 24 Kolb 7 Koller 16 Kolms 11 Koschmieder 14 Kosiol 11 Krähe 8 Kranefeldt 3 Kresze 15 Kropp 3 Krückmann 9 K r u g 10 Krull 12 K u c k u c k 17 Küchler 22 Kümmel 4 Kutzelnigg 16 Landmann 3 Langen 12 Langosch 7 Lau 4 Lausberg 9 Lechner 21 L e h m a n n , G. 3 L e h m a n n , G. 22 L e h n e r t 8, 9 Leisegang 3 L e n g e r k e n , v o n 18 Liebich 9 Lietzmann 6 L o c k e m a n n 15 Löbell 13 Lorenzen 3, 12 Lotze 18 Ludin 23 Ludz 3 L ü d e m a n n 18 Mahler 15 M a r c a r d 22 M a t t h e s 21 M a t t i c k 17 Maurer 8 Mayrhofer 8 Megede, zur 20 Meid 8 Meiners 20 Meinke 20 Meissner, B. 9 Meißner, P . 9 Mellerowicz 10 32
Meyer 10 Meysenbug, v. 21 Mitzka 7 Moede 4, 11 Mohr 20 Moser 5 Müller, G. 7 Müller, H. R. 14, 21 Müller, W . 20, 21 Münch 17 Mutschmann 8 Nagel 4 N a u m a n n 7, 8 Neger 17 Nestle 9 Nicolas 11, 14 Niese 22 Oberhuber 9 Oehlmann 5 Ohm 11 Oriasch 4 Päsler 14 Paulsen 10 Pepping 5 Pfanzagl 11 Pi rani 20 Polenz, von 7 Preller 7 P u t z 20 R a m d o h r 18, 19 Ranke 8 Reichenow 17 Ringleb 12 R o h r b a c h 12 Rumpf 5 R u n g e 20 S a u t e r 15 Schäfer 20 S c h a r r e r 18 Scheer 16 Scherer 8 Scheurig 5 Schilling 3 Schirmer 7 Schlenk 15 Schlingloff 4 Schmid 9 S c h m i d t 24 Schmidt-Clausing 4
Schneider 7 Schoeneberg 12 Scholz 12 Schubel 8 S c h u b e r t , H. 12 S c h u b e r t , K. 5 Schulze, E. 20 Schulze, W . 15 Schwaiger 20 Schwartz,W.u.A. 17 Sedlaczek 21 Seidel 17 Simmel 3 Sperber 7 Steinmetz 9 Stolberg-Wernigerode, zu 7 Stolz 9 S t r u b e c k e r 14 Stuloff 12 Stupperich 4 Tafel 22 T e i c h m a n n 23 T h u m 21 T o c h t e r m a n n 21 T ö l k e 23 Treue 6 T r o c h e 23 TschiZewskij 10 U n g e r 20 Urich 17 Valentiner 14 V a s m e r 10 Vetterte Vietor 7 Vogel 18 W a l t e r s h a u s e n , v. 5 Weden 6 Weigert 5 Weimer 3 Wendland 4 W e n d t 11 W i c k o p 23 Wiese, von 4 Wiesenewsky 20 Wisniewski 7, 8 W i t t i n g 13 Z e m a n n 16, 19 Z i e t e m a n n 22 Zipperer 21
Printed in G e r m a n y
150. II. 66