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German Pages 307 [298] Year 2010
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Managementwissen für Studium und Praxis Herausgegeben von Professor Dr. Dietmar Dorn und Professor Dr. Rainer Fischbach Bisher erschienene Werke: Knobloch
Arrenberg Kiy
Lange,
in Mathematik
Vorkurs
Barsauskas Schaßr, Internationales
Koch, Marktforschung, 3. Auflage Koch, Gesundheitsökonomie: Kosten- und
Management Behrens Kirspel, Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2. Auflage Behrens, Makroökonomie Wirtschaftspolitik
Leistungsrechnung
•
Krech, Grundriß der strategischen Unter-
-
Bichler Dörr, Personalwirtschaft Einführung mit Beispielen aus SAP® R/3® HR® Blum, Grundzuge anwendungsorientierter •
-
Organisationslehre Bontrup, Volkswirtschaftslehre Bontrup, Lohn und Gewinn Bontrup Pulte, Handbuch Ausbildung
Bradtke, Mathematische Grundlagen für
Ökonomen, 2. Auflage Übungen und Klausuren in
-
Clausius, Betriebswirtschaftslehre I Clausius, Betriebswirtschaftslehre II Dinauer, Alifinanz Grundzüge des
Finanzd ienstle istungsmarkts Dorn Fischbach, Volkswirtschaftslehre II, 4. Auflage Dorsch, Abenteuer Wirtschaft -75 Fallstudien mit Lösungen Drees-Behrens Kirspel Schmidt -
•
zur
Finanzierung
Drees-Behrens Schmidt, Aufgaben und Fälle zur Kostenrechnung Ellinghaus, Werbewirkung und Markterfolg Fank, Informationsmanagement, 2. Auflage Fank Schildhauer Klotz, Informations-
management: Umfeld Fallbeispiele Fiedler, Einführung in das Controlling, -
2. Auflage Fischbach Wollenberg, Volkswirtschaftslehre I, 12. Auflage Fischer, Vom Wissenschaftler zum Unternehmer
Frodl, Dienstleistungslogistik Götze, Techniken des Business-Forecasting Götze, Mathematik für Wirtschaftsinformatiker Götze Deutschmann Link, Statistik
Gohout, Operations Research Haas, Kosten, Investition, Finanzierung Planung und Kontrolle, 3. Auflage Haas, Marketing mit EXCEL, 2. Auflage Haas, Access und Excel im Betrieb Hans, Grundlagen der Kostenrechnung Hardt, Kostenmanagement, 2. Auflage Heine Herr, Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl. Hildebrand Rebstock, Betriebswirtschaftliche Einführung in SAP® R/3® -
-
Kreis. Betriebswirtschaftslehre, Band II, 5. Auflage Kreis, Betriebswirtschaftslehre, Band III, 5. Auflage Laser, Bastswissen Volkswirtschaftslehre Lebefromm, Controlling Einführung mit Beispielen aus SAP® R/3®, 2. Auflage 4.
Ökonomen Bradtke, Grundlagen im Operations Research für Ökonomen Breitschuh, Versandhandelsmarketing Busse, Betriebliche Finanzwirtschaft, 5.A. Camphausen, Strategisches Management
•
5. Auflage
-
Mathematik für Ökonomen Bradtke, Statistische Grundlagen für
•
nehmensplanung
Kreis, Betriebswirtschaftslehre, Band 1,
Lebefromm, Produktionsmanagement Einführung mit Beispielen aus SAP® R/3®,
Bradtke,
Schwanke, Aufgaben und Lösungen Finanzmathematik, Investition und
Hofmann, Globale Informationswirtschaft Hoppen, Vertriebsmanagement Koch, Marketing
Auflage
Martens, Betriebswirtschaftslehre mit Excel Martens, Statistische Datenanalyse mit SPSS für Windows, 2. Auflage Martin Bär, Grundzüge des Risikomanagements nach KonTraG Mensch, Investition Mensch, Finanz-Controlling Mensch, Kosten-Controlling Müller, Internationales Rechnungswesen Olivier, Windows-C Betriebswirtschaftliche Programmierung für Windows Feto, Einführung in das volkswirtschaft-
liche
Rechnungswesen, 5. Auflage
Feto, Grundlagen der MakroÖkonomik, 12.
Auflage
Feto, Geldtheorie und Geldpolitik, 2. Aufl. Piontek, Controlling, 2. Auflage Piontek, Beschaftüngsconlrolling, 2. Aufl. Piontek, Global Sourcing Plümer, Logistik und Produktion Posluschny, Kostenrechnung für die Gastronomie Posluschny von Schorlemer, Erfolgreiche
Existenzgründungen in der Praxis Reiter Matthäus, Marktforschung und Datenanalyse mit EXCEL, 2. Auflage Reiter Matthäus, Marketing-Management mit EXCEL -
Reiter,
Übungsbuch:
Marketing-Management mit EXCEL Rothlauf, Total Quality Management in Theorie und Praxis
Rudolph, Tourismus-Betriebswirtschaftslehre, 2. Auflage Rüth, Kostenrechnung, Band I
Sauerbier, Statistik für Wirtschaftswissen-
schaftler, 2. Auflage
Schaal, Geldtheorie und Geldpolitik, 4. A. Schambacher Kiefer, Kundenzufriedenheit, 3. Auflage Schuchmann Sanns, Datenmanagement mit MS ACCESS Schuster, Kommunale Kosten- und Leistungsrechnung, 2. Auflage Schuster, Doppelte Buchführung für
Städte, Kreise und Gemeinden Specht Schmitt, Betriebswirtschaft für Ingenieure und Informatiker, 5. Auflage Stahl, Internationaler Einsatz von
Führungskräften Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 3. Auflage Stender-Monhemius, Marketing Grundlagen mit Faflstudien -
Stock, Informationswirtschaft Strunz Dorsch, Management Strunz Dorsch, Internationale Märkte Weeber, Internationale Wirtschaft Weindl Woyke, Europäische Union, 4. Aufl. Wilhelm, Prozessorganisation WÖrner, Handels- und Steuerbilanz nach neuem Recht, 8. Auflage Zwerenz, Statistik, 2. Auflage Zwerenz, Statistik verstehen mit Excel Buch mit CD-ROM
-
Logistik
und Produktion Von Professor
Dr. Thomas Plümer
R.01denbourg Verlag München Wien
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2003 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0
www.oldenbourg-verlag.de
Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.
Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad ISBN 3-486-27470-8
Langensalza
V
Vorwort
vorliegende Buch gibt eine systematische Einführung Grundlagen der Logistik und Produktion. Es richtet sich an
in die wesentlichen alle Studierenden an Universitäten, Fachhochschulen, Gesamthochschulen, Berufsakademien in der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften sowie damit eng verwandten Fachrichtungen wie Wirtschaftsinformatik bzw. Wirtschaftsingenieurwesen. Jedoch zeigt das Buch auch Praktikern Lösungsalternativen auf und erschließt neben der übersichtlichen Darstellung von Grundlagenwissen auch hilfreiche zusätzliche Optimierungspotenziale. Die Gliederung erfolgt in die Hauptteile: Das
-
-
Logistikplanung, Logistiksysteme, Beschaffungslogistik,
-
Produktions- und Kostentheorie, -
-
Produktionslogistik, Distributionslogistik.
-
Für die hilfreiche Mitarbeit danke ich Dipl .-Wirt .Ing. Ralph Brokmann, Dipl Wirt.Ing. Marcel Kollo, Dipl.-Kfm. Matthias Ludwig, Dipl.-Wirt.Ing. Sven Möller, .-
Achim Spehr, Dipl.-Wirt.Ing. Carsten Uhlig und Daniel Jockheck. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Kfm. Torsten Stohlmann, der sich geduldig mit den redaktionellen Änderungen auseinandergesetzt hat und Prof. Dr. Folker Roland, der mich mit vielen Anregungen und Tipps unterstützt hat.
Dip].-Wirt.Ing.
Dortmund
Thomas Plümer
Inhaltsverzeichnis
_VP
Inhaltsverzeichnis: 1
Einleitung.1
2
Logistikplanung.5 2.1 Strategische Logistikplanung.5 2.1.1
Strategische Umweltanalyse.6
Marktanalyse.7 Konkurrentenanalyse.7 2.1.1.3 Branchenanalyse.8 2.1.2 Strategische Unternehmensanalyse.9 2.1.2.1 Potenzialanalyse.9 2.1.2.2 Stärken / Schwächen-Analyse.11 2.1.2.3 GAP-Analyse.11 2.1.2.4 Lebenszyklusanalyse.13 2.125 Portfolio-Analyse.14 2.1.2.6 Erfahrungskurvenanalyse.17 2.1.2.7 ABC-Analyse.18 2.1.2.8 XYZ-Analyse.22 2.1.2.9 Nutzwertanalyse.23 2.1.1.1
2.1.1.2
2.1.2.10 Simulation.25
Zielbildung.30 2.1.4 Bewertung und Auswahl von Logistikstrategien.31 2.1.5 Implementierung von Logistikstrategien.33 2.1.6 Kontrolle der Logistikstrategien.35 2.1.3
2.1.7 2.2
3
Kennzahlensysteme als Kontrollelement.36
Operative Logistikplanung.37
Logistiksysteme.41 3.1
Aufgabe und Funktionen der Lagerhaltung.42
3.2
Lagerstrategien.43
Inhaltsverzeichnis
VIII
Lagerarten.44 3.4 Lagersysteme.45 3.4.1 Bodenblocklager/Bodenzeilenlager.46
3.3
3.4.2 Einfahr-/Durchfahrregale.47
Wabenregale.49 3.4.4 Kragarmregale.49 3.4.5 Palettenregale.50 3.4.6 Fachbodenregale.52 3.4.7 Durchlaufregale.53 3.4.8 Einschubregale.54 3.4.9 Satellitenregale.55 3.4.10 Paternosterregale.56 3.4.11 Karussellregale.57 3.4.12 Verschieberegale.58
3.4.3
3.4.13
Lagerung auf Fördermitteln.59
3.4.14
Lagerbauweise.59
3.4.15
Planungsgrundlagen für die Auswahl von Lagersystemen.60
3.5 Innerbetriebliche Transportsysteme.61
3.5.1
Aufgaben innerbetrieblicher Transportsysteme.61
35.2 Ziele innerbetrieblicher Transportsysteme.62 3.5.3 Fördermittel.62 33.3.1 Bandförderer.64
3.53.2
Schleppkreisförderer (Power-and-Free-Förderer).65
3.5.3.3
Rohrpostanlage.66
3.5.3.4 Brückenkrane.67
Aufzüge.69 3.5.3.6 Gabelstapler.70 3.53.7 Gabelhubwagen.71 3.5.3.8 Elektrohängebahnen.72 3.5.3.9 Regalbediengeräte.73 3.5.35
3.5.3.10 Fahrerlose
Transportsysteme (FTS).75
3.5.3.11 Förderhilfsmittel.77
3.5.4 Auswahl innerbetrieblicher Transportmittel.78
Inhaltsverzeichnis
3.6
IX
Kommissioniersysteme.79 3.6.1 Aufbau von Kommissioniersystemen.80 3.6.1.1 Materialflusssystem.80 3.6.1.2 Informationssystem.82 3.6.1.3 Organisationssystem.83 3.6.2 Automatische Kommissionierung.84 3.6.2.1 Automatische Schachtkommissionierung.84 3.6.2.2 Kommissionierroboter.86
3.7 Verpackungssysteme.86
Aufgaben der Verpackung.87 3.7.2 Verpackungsprozess.88 3.8 Außerbetriebliche Transportsysteme.89 3.8.1 Straßengüterverkehr.90 3.7.1
3.8.2 Schienengüterverkehr.91
Rohrleitungstransport.92 3.8.4 Binnenschiffstransport.93 3.85 Seeschiffstransport.94 3.8.6 Luftfrachttransport.94 3.8.3
3.8.7 Kombinierter Verkehr.95
3.8.8 Auswahlkriterien.96 3.9
Informationssysteme.97
4 Beschaffungslogistik.101 4.1
Begriffliche Abgrenzung.101
4.2 Bedarfsarten.102 4.3
Stücklistenarten.103 4.3.1
Aufgaben von Stücklisten.104
4.3.2 Strukturen der Stücklisten.106 4.3.3
Mengenstückliste.106
Strukturstückliste.108 4.35 Baukastenstückliste.108 4.3.6 Plus-Minus-Stückliste.110 4.3.4
4.3.7
Verwendungsnachweis.111
X
Inhaltsverzeichnis 4.4 Bedarfsermittlung.Ill
Programmorientierte Bedarfsermittlung.111 4.4.2 Verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung.112 4.4.3 Heuristische Bedarfsermittlung.112 45 Beschaffungsplanung.112 45.1 Modell zur Ermittlung der optimalen Bestellmenge.113 45.2 Bestellrhythmusverfahren.117 453 Bestellpunktverfahren.117 4.6 Beschaffungsformen.118 4.6.1 Einzelbeschaffung.118 4.6.2 Vorratsbeschaffung.119 4.63 Direkter Bezug.120 4.6.4 Indirekter Bezug.120 4.65 Kooperationen und Genossenschaften.121 4.4.1
4.6.6 Just-in-Time.121
4.6.7 Kanban.124
Make-or-Buy.125 4.7 Lieferantenstrukturpolitik.126 4.6.8
4.7.1 Standort der Lieferanten.126 4.7.1.1 Local
Sourcing.127 Sourcing.127 4.7.13 International Sourcing.127 4.7.1.4 Global Sourcing.128 4.7.1.2 National
4.7.2 Lieferantenauswahl.129
4.73
Lieferantenanalyse.133
Lieferantenbeurteilung.134 4.8 Wandel in der Beschaffung durch die Weiterentwicklung von 4.7.3.1
Informations- und
Kommunikationssystemen.136 Verbesserungsansätze der modernen Beschaffung.142 4.8.2 Elektronische Beschaffung über das Internet.148 4.8.2.1 Elektronische Produktkataloge.148 4.8.2.2 Shop-Systeme.150 4.8.1
4.8.2.3 Broker-Plattformen.152
XI
Inhaltsverzeichnis
Purchasing-Systeme.155 4.8.2.5 Elektronische Marktplätze.156
4.8.2.4 Desktop
5 Produktions- und Kostentheorie.159
5.1 Produktionsfunktion vom Typ A.162
5.1.1 Partielle Faktorvariation.163 5.1.2 Kostenverlauf bei
partieller Faktorvariation.165
5.1.3 Totale Faktorvariation.168 5.1.4 Minimalkostenkombination.170 5.2 Produktionsfunktion vom Typ B.172
5.3
Weiterentwicklung von Produktionsfunktion.173
6 Produktionslogistik.175 6.1
Einflussgrößen und Aufgaben der Produktionslogistik.176 6.1.1 Produktentwicklung.176
Produktionsprogrammplanung.181 6.1.2.1 Strategische Produktionsprogrammplanung.181
6.1.2
6.1.2.2
Operative Produktionsprogrammplanung.184
Produktionstyp.187 6.1.4 Organisationstyp.189 6.1.4.1 Werkstattfertigung.191 6.1.4.2 Fließfertigung.193 6.1.4.3 Gruppenfertigung.195 6.1.4.4 Baustellenfertigung.198 6.15 Layoutplanung.198 6.1.5.1 Ziele der Layoutplanung.200 6.1.5.2 Restriktionen der Layoutplanung.202 6.1.3
6.2
Planung und Steuerung der Produktion.204
Programmplanung.205 Mengenplanung.205 6.2.3 Terminplanung.209 6.2.3.1 Durchlaufterminierung.209 6.2.3.2 Kapazitätsterminierung.213 6.2.1
6.2.2
Inhaltsverzeichnis
XII
6.233
Reihenfolgeplanung.215
6.2.4 Auftragsveranlassung und Auftragsüberwachung.218 6.3
Konzepte für PPS-Systeme.219 63.1 MRP II (Manufacturing Resource Planning).221 63.2 MRP-Lauf am Beispiel von SAP R/3.222
Planning Systems.224 6.3.4 Belastungsorientierte Auftragsfreigabe (BOA).231 633 Advanced
Kanban-Konzept.233 63.6 Fortschrittszahlenkonzept.235
6.35
7
Distributionslogistik.239 7.1
Komponenten der Distributionslogistik auf strategischer Ebene.239 7.1.1 Bestimmung der Lagerstandorte.239 7.1.1.1 Aufgaben der Lager in der Distributionsstmktur.239 7.1.1.2 Vertikale Distributionsstruktur.240 7.1.13 Horizontale Distributionsstruktur.244 7.1.1.4 Verfahren zur Standortbestimmung.247 7.1.15 Steiner-Weber-Modell.248
7.1.1.6 Warehouse Location Problem.249
Scoring-Modell.251 Make-or-Buy Entscheidung.251 7.1.2.1 Make-or-Buy im Transportwesen.253 7.1.2.2 Make-or-Buy in der Lagerhaltung.254 7.1.1.7
7.1.2
7.2
Komponenten der Distributionslogistik auf operativer Ebene.257 7.2.1
Auftragsabwicklung.257
7.2.1.1 Funktion eines Auftragsabwicklungssystems.258 7.2.1.2 Aufgaben der Auftragsabwicklung.259 7.2.1.3 Formen der Auftragsabwicklung.260
7.2.2 Außerbetrieblicher Warentransport.262
Transportplanung.262 7.2.2.2 Tourenplanung.263 7.2.2.3 Standardproblem der Tourenplanung.265
7.2.2.1
7.2.2.4
Tourenplanungssysteme zwischen Theorie und Praxis.266
Inhaltsverzeichnis
8 Literaturverzeichnis 9 Stichwortverzeichnis
XIII
Abkürzungsverzeichnis
XV
Abkürzungsverzeichnis: a.a.O.
am
Abb. AG
Abbildung Aktiengesellschaft
AKL APO APS ASCL
Automatisches Kleinteilelager Advanced Planner and Optimizer Advanced Planning System
Aufl.
Auflage
B2B B2C BCG BDE BEO best. BOA
Business-to-Business Business-to-Consumer
angegebenen Ort
Anti
Swing Load Control
Consulting Group Betriebsdatenerfassung bewegte Objekte, bewegtes Objekt Boston
bestimmte
bzw.
Belastungsorientierte Auftragsfreigabe beispielsweise beziehungsweise
ca.
circa
CAD CAM CAP
Computer Aided Design Computer Aided Manufacturing Computer Aided Planning Computer Aided Quality Assurance Computeranwendung Transportinformation Computer Aided x
bspw.
CAQ CATRIN CAx cbm CIM CPM CRAFT d. d.h. DB
Kubikmeter
Computer Integrated Manufacturing Critical Path Method
Computerized Relative Allocation of Facilities der (die, das, des) das heißt
DFÜ
Deckungsbeitrag Datenfernübertragung
DIN
Deutsches Institut für
Dipl.
Diplom
Diss. div. DPS
Dissertation diverse
Normung (e. V.)
Desktop Purchasing-System
XVI
DRP DRP II Dt. DV € E E-Commerce e. V. EAN ECR EDI
Abkürzungsverzeichnis -
-
Distribution Requirements Planning Distribution Resource Planning Deutsche
-
-
-
-
(EC) -
-
-
-
-
EDIFACT -
EDV -
E-Mail -
EP
Datenverarbeitung EURO Einheit Electronic Commerce eingetragener Verein Internationale Artikelnummer Efficient Consumer Response Electronic Data Interchange Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport Elektronische Datenverarbeitung Electronic-Mail Electronic-Procurement
-
ERP -
Enterprise Ressource Planning etcetera
etc. -
EUTELSAT evtl. f. FE f+h ff. FI-FO FTF FTS FZ GE GEO
-
-
-
-
fördern -
-
-
-
-
-
-
-
-
-
GP -
GPS GüKG
+
heben
fortfolgende First in first out fahrerloses Transportfahrzeug Fahrerloses Transportsystem Fortschrittszahl Geldeinheit Geostationary Satellite Orbit (Systemname) -
gegebenenfalls Global Navigation Satellite System (Systemname) Gesellschaft mit beschränkter Haftung Grenzproduktivität Global
Positioning System (Systemname)
-
-
H h
folgende Faktormengeneinheit(en)
-
ggf. GLONASS GmbH
European Telecommunication Satellite Organisation eventuell
-
Güterkraftverkehrsgesetz Höhe (Lagerhöhe) Stunde
-
HGB -
Hrsg.
-
Handelsgesetzbuch Herausgeber
XVII
Abkürzungsverzeichnis hydr. iA. i.d.F. i.d.R.
hydraulisch im Allgemeinen in der Fassung in der Regel Ingenieur
-
-
-
-
Ing.
-
inklusive International Maritime Satellite innerbetrieblich
inkl. -
INMARSAT innerbetr.
-
Organisation
-
IT -
Jg. Jit JPEG
-
-
-
jpg.
-
K.o.
Informationstechnologie Jahrgang Just-in-time Joint Photographic Experts Group Dateiendung für JPEG-Dateinen Knockout
-
Kap. kg KG km
-
-
Kapitel Kilogramm Kommanditgesellschaft
-
Kilometer -
Kilometer pro Stunde
km/h -
L -
Lash LEO LI-FO Lifo Lkw LVS
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
MA Matr.-Nr.
Low Earth Orbit (Systemname) Last in first out
Last-in-first-out
m
m/min m/s
Länge (Regalganglänge) lighter abroad ship
-
Lastkraftwagen Lagerverwaltungssystem Meter Meter pro Minute Meter pro Sekunde Mitarbeiter Matrikelnummer
-
max. -
MDE -
ME
maximal(e) Mobile Datenerfassung Mengeneinheit
-
Mindesthaltbarkeitsdatum
MHD -
min. Min.
minimal(e) -
-
Mio. -
MIS -
MIT -
Minute Millionen
Management Information System Massachusetts Institute of Technology
XVIII
Abkürzungsverzeichnis
mm -
MoB Mrd. MRO
-
Millimeter Make or Buy Milliarden
-
-
MRP -
MRP II -
NC -
NVE -
o.a. -
o.ä. -
o.g. -
o.V.
Maintenance repair Operation Material Requirement Planning Manufacturing Resource Planning
Numerical Control Nummer der Versandeinheit oder andere oder ähnliche oben genannt ohne Verfasser
-
OE OPT
-
-
p.a. PC
-
-
PERT -
POR -
POS -
PP/DS -
PPM -
PPS Prof.
-
Organisationseinheit Optimized Production Technology per anno (pro Jahr) Personalcomputer Program Evaluation and Review Technique Point of Receipt Point of Sale Production Planning/Detailed
Scheduling Produktionsprozessmodell Produktionsplanung und -Steuerung Professor
-
R -
R/3 -
RBG rd.
-
-
REFA -
Ro -
Ro/Ro -
ROI S.
-
Reagibilitätsgrad Aktuelle Versionsbezeichnung des von SAP
ERP-Systems
Regalbediengerät rund Verband für Arbeitsstudien und e.V. Roll on Roll on Roll off Return On Investment Seite
Betriebsorganisation
-
-
SAP SCM SCP SE SMED SMS
-
-
-
-
-
-
Systeme, Anwendungen, Programme Supply Chain Management Supply Chain Planning Simultaneous Engineering Single-Minute Exchange of Die Short Message Service
XIX
Abkürzungsverzeichnis SPS SSCC Stck. Std. SWOT
-
-
speicherprogrammierbare Steuerung Serial Shipping Container Code Stück
-
Stunde -
Strenghts, Weaknesses, Options and Threats
t -
Tab.
Tonnen Tabelle
-
TCP/IP -
techn. TL TLE
Transmission Control Protocol/Internet Protocol technisch
-
-
-
Transportleistung technische Leistungseinheit Tonne
to -
TPS TuL
-
-
Toyota Production System Transport und Lager und
u. -
unter anderem
u.a. -
u.a. -
u.U. -
Univ. UNO URL
-
-
-
usw.
und ähnliche unter Umständen Universität United Nations Organisation Uniform Resource Locator und so weiter
-
v.
von -
v.H. VC VDI
Hundert
von -
-
-
VF
Vinylchlorid Verein Deutscher Ingenieure Verbrauchsfunktion
-
vgl. -
WWS WWW
-
vergleiche Warenwirtschaftssystem World Wide Web
-
z.B. z.Zt. ZE zit.
zum -
zur
Beispiel
Zeit
-
Zeiteinheit -
zitiert -
Einleitung 1
1
Einleitung
der Absatzmärkte zu globalen Käufermärkten wurde die Erfüllung individueller Kundenwünsche eine immer wichtiger werdende Zielsetzung für eine erfolgreiche Unternehmensführung. Die sich überschlagenden technologischen Entwicklungen und die Dynamik der unternehmerischen Umwelt stehen einer oft manifestierten und trägen Unternehmensstruktur gegenüber, wobei bestehende Strukturen zu Effektivitäts- und Effizienzverlusten führen, da sie die Variabilität und die systemweite Komplexität der Einflussparameter nicht nachhaltig berücksichtigen. Flexibilität aller Untemehmensbereiche erlangt demnach eine tragende Rolle, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die zunehmende Diversifikation der Rand- und Rahmenbedingungen sowie die ständig steigende Anpassung an Kundenbedürfnisse zwingt Unternehmen von Heute zur Integration einer variablen, sich ständig anpassenden Strategie. Es muss der Weg zu einer selbstregelnden und lernenden Organisation beschritten werden, da sonst im Zuge der Internationalisierung und Globalisierung keine langfristigen Erfolgschancen realisiert werden können. Diese Tendenzen erfordern von einer erfolgreichen Unternehmung einen in eine ganzheitliche Richtung gehenden Umdenkungsprozess. In der Management-Praxis müssen Systeme und Methoden eingesetzt werden, die ein schnelles, ganzheitliches, unternehmerisches Handeln ermöglichen, orientiert am Puls der Zeit. Die konsequente Anwendung der weiter folgenden unternehmensübergreifenden Logistikplanungsmodelle und Logistikanalysemodelle führt zu einem umfassenden Gesamtbild über die Struktur, den Zustand und das Verhalten des Logistiksystems. Defizite, Schwachstellen, Rahmenbedingungen und Ansatzpunkte für Verbesserungen sollen identifiziert und im nächsten Schritt zu konkreten Anforderungen an zukunftsweisende Logistikprozesse umgesetzt werden. Durch die
Entwicklung
Logistik ist keine Errungenschaft der Industrialisierung des letzten Jahrhunderts, einzig das Handeln und Bewegen von Gütern mit dem Terminus Logistik zu belegen, ist neu. Der sprachliche Ursprung liegt wohl im französischen Wort "loger", welches die Unterbringung von Soldaten bezeichnete und so erstmals im Bereich des Militärwesens seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Logistikbegriff Anwendung fand. Weiter liegt in Logistik eine Verbindung zu den Worten "lego" oder dem griechischen "Logik", welche mit denkbar, berechnend und logisch übersetzt werden können1. Aus dem
Militärischen wurde der Ausdruck um 1950 in die neuzeitliche wirtschaftswissenschaftliche Literatur übertragen, vorerst in einer sehr klassischen Sichtweise, als physische Versorgung der Unternehmung mit Gütern. Es dominierte die technisch geprägte Logistiksichtweise, als integrierte Transport-, Umschlag- und 1
Vgl. Wegner, Einführung in das Logistikmanagement, 1996, S. 7.
Einleitung
2
Lagerwirtschaft (T-U-L) erster
und deren
physische Materialflussaufgaben,
als
Kernpunkt
Rationalisierungspotenziale2.
Als Reaktion auf eine Koordinationsansatz
weitgehende
funktionale Spezialisierung etablierte sich der bestehenden von Materialflüssen, um auftretende entstanden durch eine isolierte Optimierung einzelner Schnittstellenprobleme, Logistikteilbereiche, zu beseitigen. Die Realisation dieses Ansatzes führt in der Praxis zu erheblichen Schwierigkeiten, da die Komplexität der Prozesse und organisationeilen Strukturen sowie deren Interdependenzen nur schwierig zu erfassen sind und eine hohe Anforderung an fachlicher Kompetenz und Erfahrung des Führungspersonals stellen. Die hohe Komplexität konnte nur durch eine Veränderung der internen Strukturen überwunden werden. zu
Niveau des
logistischen
Flussorientierte Gestaltung interner Strukturen
Wissens
Flussorientierte Gestaltung gegebener interner Strukturen
Flussorientierte
Gestaltung unternehmensübergreifender Strukturen
TUL-Logisti
Steigende Gefahr des Vergessens früherer Stufen des Logistikwissens Zeitliche
Entwicklungsstadien
Abbildung 1: Entwicklung unterschiedlicher Sichten der Logistik
physische Abwicklung der raumzeitlichen Schwerpunkt der Logistik bildete und später als zur Querschnittsfunktion Sicherstellung der Güterverfügbarkeit durch Koordination bezeichnet wurde, spricht man heute von einem der betroffenen Bereiche zur Ansatz ganzheitlichen prozessorientierten Entwicklung, Gestaltung und Lenkung des Unternehmens im Sinne des Supply Chain Management (SCM) über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Maßnahmen zur ganzheitlichen Ausrichtung sollen in diesem Zusammenhang die Integration von Material-, Waren- und Informationsflüssen, eine entlang des gesamten Logistiksystems definierte AuftragsWährend
noch
Jahren Transformationsprozesse den vor
die
-
-
2 '
Vgl. Weber, Stand und Entwicklungsperspektiven des Logistik-Controlling, 1999, S. 2f. Vgl. ebenda.
3
Einleitung und Lieferverantwortung sowie das Vermeiden von Verantwortungs-,
Kompetenz- und
Entscheidungslücken sein4.
Dies darf aber nicht dazu fuhren, dass die grundlegenden Aufgaben des T-U-L und deren Handlingsprozesse ineffizient werden und somit wichtiges Know-how verloren geht. Oder wie Weber es plakativ ausdrückt: Supply Chain Management funktioniert nur bei funktionierenden Material-, Informations- und Warenströmen5.
große Effekt moderner Logistikkonzepte liegt darin, dass die Bemühungen der Optimierung und Effizienzsteigerung, wie sie seit Jahren in einzelnen Bereichen isoliert angewendet werden, auf die gesamte Logistikkette, beginnend bei den Lieferanten über die eigenen Fachabteilungen bis zum Kunden übertragen werden. In dieser Durchgängigkeit und in einer ganzheitlichen unternehmensübergreifenden Sichtweise liegen die größten Erfolgschancen und die besten Voraussetzungen, Logistikleistungen und -kosten zu optimieren. Logistik ist laut Definition die wissenschaftliche Lehre der Planung, Steuerung und Überwachung der Material-, Personen-, Energie- und Informationsflüsse in Systemen. Der logistische Auftrag besteht dabei darin, die richtige Menge der richtigen Objekte als Gegenstände der Logistik (Güter, Personen, Energie, Informationen) am richtigen Ort im System (Quelle, Senke) zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten zur Verfügung zu stellen. Die sechs „r's" drücken die Ziele logistischen Denkens und Handelns aus. Es geht nicht nur um die Minimierung von Kosten, z.B. für einen einzelnen Transportvorgang, sondern um die ganzheitliche Planung, Steuerung und Überwachung von Systemen, Der
um
diese
zu
optimieren6.
In der Fachliteratur wird • •
•
Logistik meistens in die drei klassischen Bereiche Beschaffungslogistik, Produktionslogistik, Distributionslogistik
unterteilt. Da die Logistik jedoch aus einer Vielzahl von logistischen Bausteinen neben den drei klassischen Logistikbereichen, auch von: • • •
• •
4
Eurologistik, Unternehmenslogistik, Marketinglogistik, Entsorgungslogistik, Recyclinglogistik,
Vgl. Wegner, Einführung in das Logistik-Management, 1996, S. 5. Vgl. Weber, Stand und Entwicklungsperspektiven des Logistik-Controlling, 1999, S. 4. 6 Vgl. Plümer, Integrierte Abfallwirtschaft, 1995, S. 10. 5
besteht, kann
Einleitung
4 •
Vorratslogistik,
•
Lagerlogistik, Kommissionierlogistik,
• •
Transportlogistik7
gesprochen werden.
Untemehmens-Loglstik -
Marketing-Logistik -
-
Material-Logistik -
'
Beschaffungs-Logistik-
Produktions-Logistik-
Distributions-Logistik
Roh-, Hitfs-, Betriebsstoffe,.
Roh-, Hitfs-, Betriebsstoffe..
Fertigfabrikate, Handelsware. Ersatzteile (Halbfertigfabrikate)
-
Kaufteile, Handelsware, .
,
Ersatzteile
Kaufteile, Halb- und Fertigfabrikate, Ersatzteile
Beschaffung* lager
I
.
.
Produktionsprozeß
Zwischenlager
rr TT
- Transport von 2 Paletten gleichzeitig Tabelle 28:
Beurteilung von Gabelhubwagen
186
Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 129. Vgl. Abbildung aus: o.V., Varianten, Online im WWW unter URL: http://www.steinbockboss.de/de/lager/trans/wh/images/model.jpg (Stand: 24.10.2001). Vgl. ebenda.
Logistiksysteme
72
Gabelhubwagen werden meist zum horizontalen Palettentransport bei kurzen Transportwegen und mittleren Transportfrequenzen eingesetzt, wie zJ3. beim Be- und Entladen von LKWs oder Containern. 3.53.8
Elektrohängebahnen Elektrohängebahnen bestehen
einem unter der Hallendecke angebrachten Schienennetz, aus mehreren Fahrwagen mit oder ohne Hubwerk und aus der Steuerung. Die Wagen transportieren die Lasteinheiten flurfrei, meist horizontal vom Aufgabeort zum Zielort. Neben geraden Fahrschienen ermöglichen Kurven, Weichen, Drehscheiben, Kreuzungen sowie Absenk- und Hubstationen eine äußerst flexible Linienführung. Die Energiezufuhr erfolgt über Schleifleitungen, die am Schienenprofil angebracht sind187. Die Wagen der Hängebahn werden einzeln angetrieben und gesteuert und sind mit einer Auflaufsicherung versehen. Sie erreichen auf waagerechten Strecken Geschwindigkeiten bis zu 100 m/min. aus
Bei
Wagen mit Hubwerk Transportgut angepassten
kommt sehr häufig ein Elektroseilzug mit einem dem Lastaufnahmemittel (Haken, Wanne, Gabel etc.) zum Einsatz. Die einzelnen Fahreinheiten können manuell, elektrisch mit Flursteuerung oder automatisch gesteuert werden. Die Weichenverstellungen laufen zumeist programmgesteuert und -überwacht ab.
Je nach
Ausführungsvariante
transportieren
lassen sich Lasten bis
zu
6 t mit
188
Elektrohängebahnen
.
Elektrohängebahn Nachteile
Vorteile Flexible
Linienführung
Anlagen Fahrrichtungswechsel möglich geräuscharmer Transport bestehenden
Tabelle 29:
komplexen Einzelantriebe sind sehr störanfällig festgelegter Transportweg eingeschränkter Traglastbereich nicht geeignet zum Transport explosiver und aggressiver Materialien die
gute Automatisierungsmöglichkeit gute Erweiterungsmöglichkeit bei
Beurteilung von Elektrohängebahnen
Vgl. o.V., Elektrohängebahn DSB, unbekanntes Erscheinungsdatum, S. 2ff. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 175. Vgl. o.V., Elektrohängebahn DSB, unbekanntes Erscheinungsdatum, S. 2ff.
73
Logistiksysteme
allen und in Fördermittel sind universelle Untemehmensbereichen sämtlicher Industriebranchen einsetzbar, wie z.B. zur Verund Entsorgung von Produktions- und Lagerstätten, zur Verbindung verschiedener oder zur Produktionsbereiche Materialverteilung und -bündelung im Kommissionierbe reich190.
Elektrohängebahnen
Abbildung 33: Elektrohängebahn
333.9
Regalbediengeräte
den Baugruppen Mast, Fahrwerk, Hubwagen, Lastaufnahmemittel und Steuerung. Nach der Anzahl der Masten unterscheiden sich Einmast- und Zweimastgeräte, wobei die Masten bis zu ca. 50 m hoch sein können. In der Regel sind die Regalbediengeräte am Boden schienengeführt und an den Regalen seitlich gestützt. Standardmäßig sind sie mit Teleskopgabeln zur Aufnahme von Paletten ausgerüstet 192
Regalbediengeräte
bestehen
aus
.
Die Steuerung der RBGs erfolgt manuell bzw. halbautomatisch durch eine mitfahrende Person oder vollautomatisch (computergesteuert). Bei halbautomatischer Steuerung passiert die genaue Positionierung des RBGs automatisch, während die Entnahme bzw. die Einlagerung manuell vorgenommen wird. Die Stromzufuhr für den Hub-, Lastaufnahmemittelmotor Fahrund erfolgt über Schleppkabel oder Normalerweise bewegt sich das RBG auf einer Schiene horizontal in nur einer Gasse des Lagers. Bei geringem Güterumschlag kann ein Regalbediengerät auch mehrere Gänge bedienen. Dazu muss das RBG auf einen im Hauptgang wartenden Umsetzwagen fahren, der es zu dem gewünschten Regalgang
Schleifleitungen.193
Vgl. o.V., Elektrohängebahn DSB, unbekanntes Erscheinungsdatum, S. 2ff. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 68. Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 202f. Vgl. ebenda.
Logistiksysteme
74
befördert, oder als kurvengängiges RBG über Schienen den jeweiligen Regalgang
erreichen194.
Regalbediengeräte Vorteile •
•
• • •
Nachteile
hoher Umschlag je Lagergang möglich hohe Traglasten möglich (in Abhängigkeit von der Konstruktion)
• •
hohe Investitionskosten erforderlich nicht geeignet zum Transport außerhalb der Fahrschiene
große Lagerhöhen möglich hohe technische Zuverlässigkeit geringe Personalkosten Tabelle 30:
Beurteilung von Regalbediengeräten
195
nehmen vornehmlich Ein- und Auslagerungen in Hochregallagern vor. Herkömmliche RBGs können Lasten bis zu 2.000 kg transportieren, Sonderausführungen bis zu 30.000 kg. Die maximale Fahrgeschwindigkeit beträgt ca. 160 m/min, die maximale Hub- und Senkgeschwindigkeit liegt bei etwa 60 m/min196.
Regalbediengeräte
Abbildung 34: Prinzipdarstellung eines ganggebundenen RBGs
Vgl. Fischer, Materialfluss und Logistik, 1997, S. 132ff. Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 202f. Vgl. ebenda. Vgl. o.V., Automatisches Kleinteilelager AKL, Online im WWW unter URL: http://www.hlfheiss.at/hlf/leistungen/aut_lagersysteme/akl/akl_schema (Stand: 20.10.2001).
Logistiksysteme
75
(FTS) Bei fahrerlosen Transportsystemen (FTS) handelt es sich um flurgebundene Fördersysteme mit automatisch geführten Fahrzeugen. Die einzelnen fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) befördern in der Regel genormte Ladungsträger zwischen 353.10 Fahrerlose Transportsysteme
zwei Stationen innerhalb eines Fahrkurses, wobei sowohl die Lastaufnahme und Übergabe als auch die Fahrzeugsteuerung automatisch und rechnergestützt Der Einsatzbereich von FTS ist in erster Linie auf den innerbetrieblichen Transport ausgerichtet. Hierbei übernehmen FTS nicht nur reine Förderaufgaben, wie die Verkettung von Fertigungs- und Montageeinrichtungen, sondern darüber hinaus häufig auch Aufgaben der Lagerbedienung und Kommissionierung. Weitere Einsatzbereiche sind das Handling von Containern in Hafen- und Bahnterminals199.
erfolgen198. -
In der Praxis eingesetzte FTS umfassen von einigen wenigen bis zu mehreren 100 Fahrzeugen und weisen Fahrkurse von wenigen Metern bis zu 100 km Länge auf. In den meisten industriellen Funktionen sind die FTF als sogenannten "Single-loadcarrier" ausgelegt. Daneben finden sich aber auch sogenannten "Multiple-loadcarrier", die mehrere Ladungseinheiten gleichzeitig transportieren können. Das Gewicht der Ladungseinheiten reicht je nach Einsatzgebiet von wenigen Kilogramm bis zu mehr als 100 Tonnen.200
Vgl. Kühn, Neue Technologien im innerbetrieblichen Materialfluss, 1996, S. 40ff. ebenda. Vgl. 0 Vgl. Günther, Einsatzplanung fahrerloser Transportsysteme, 2000, S. 3f. 1 Vgl. O.V., Bilder, Online im WWW unter URL: http://www.egemin-gmbh.de/egv/bilder/egv5.jpg (Stand: 19
12.11.2001).
Logistiksysteme
76
Abbildung 36: Lasttragendes FTF FTS bestehen im wesentlichen
Fahrerlose
aus
den
202
folgenden Systemkomponenten:
Transportfahrzeuge
Hierbei handelt es sich um flurgebundene Fördermittel mit eigenem Fahrantrieb, die automatisch geführt und gesteuert, lastziehend oder lasttragend, mit oder ohne Lasthilfsmittel z.B. Paletten oder Gitterboxen eingesetzt werden203.
Orientierungssystem grundlegende Realisierungsvarianten kann eine Eingliederung in leitliniengebundene und leitlinienfreie Fahrzeugführung vorgenommen werden. Am häufigsten wird nach wie vor die Leitlinienführung mittels im Boden verlegter Leitdrähte eingesetzt. Bei der optischen Leitlinienführung kommen zur Fahrzeugorientierung in der Regel Fotosensoren, Scanner oder Kamerasysteme zum Einsatz. Bei der leitlinienfreien Fahrzeugführung werden softwarebasierte "virtuelle" Leitlinien mit Hilfe von Ortungssystemen sowie Wege- und Winkelmessungen ermittelt. Diese Als
Technik wird z.B. in Containerterminals in Seehäfen verwendet204.
Steuerungssystem Hierzu gehören neben der Erfassung und Verwaltung aller Prozessinformationen wie zJ3. der Transportaufträge, der Fahrzeuge, des Fahrkurses vor allem die Einsatzplanung, die die Zuweisung der vorliegenden Transportaufträge zu den verfügbaren Fahrzeugen regelt, außerdem die Fahrwegeplanung, die den innerhalb des Fahrkurses zurückzulegenden Weg zwischen dem Standort und dem Zielort eines Vgl. o.V.: Bilder, Online im WWW unter URL: http://www.egemin-gmbh.de/egv/bilder/egvl 1 jpg (Stand: 12.11.2001).
Vgl. Raffel, Agentenorientierte Modellierung von Fahrerlosen Transportsystemen, 2001, S. 3f. Vgl. Günther, Einsatzplanung fahrerloser Transportsysteme, 2000, S. 3f.
77
Logistiksysteme
Fahrzeuges sowie die Ankunfts- und Abfahrtzeiten an relevanten Knoten im Fahrkurs bestimmt und ferner die Verkehrsregelung, deren Hauptaufgabe darin besteht, Konfliktsituationen zwischen mehreren Fahrzeugen im Fahrkurs zu vermeiden205. Die Vielzahl unterschiedlicher Einsatzbereiche und Aufgabenstellungen führt zwangsläufig zu einer hohen Zahl einsatzspezifischer Realisierungen sowie einer damit verbundenen Breite technischer Ausführungsformen. Die konkrete Konfiguration eines FTS wird hauptsächlich durch das zu bewältigende Transportaufkommen, spezifische Leistungsanforderungen, die Art der Transportaufträge und die Beschaffenheit der Transportgüter bestimmt206. 333.11 Förderhilfsmittel Förderhilfsmittel haben die Aufgabe, die Transportierfähigkeit einzelner Güter durch Bildung von Ladeeinheiten zu verbessern. Mit dem Hintergedanken, den Materialfluss so effizient wie möglich zu gestalten, ist bei der Bildung von geeigneten Ladeeinheiten folgende Lösung anzustreben:
Produktionseinheit
=
Transporteinheit Lagereinheit Liefereinheit207 deshalb häufig auch als Lade-, Transport oder
Ladeeinheit
=
=
=
Förderhilfsmittel werden Lagerhilfsmittel bezeichnet. Die einzelnen Ladeeinheiten sind so zu bilden, dass • der Schutz des Ladegutes während des innerbetrieblichen Transportes und während der Lagerung gewährleistet ist, • die Lastaufnahmefähigkeit des Hilfsmittels berücksichtigt wird,
Abmessungen des Lagerstellplatzes nicht überschritten werden und • Ladegüter jederzeit problemlos identifiziert werden können208. Die wichtigsten Förderhilfsmittel sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: •
die die
Förderhilfsmittel Nicht unterfahrbar
unterfahrbar
Flachpaletten (mit Aufsetzrahmen)
•
Stapel- und Sichtkästen
Gitterboxen
•
Vollwandbehälter
Stapelgestelle
•
zusammenklappbare Boxen
Rollcontainer Großbehälter (Iso-, Binnen- und Luft-
•
Sonderbehältnisse/Packmittel (Fass,
Schachtel, Tray, Sack, Tonne usw.)
frachtcontainer, LKW-Wechselpritsche) Tabelle 31:
Übersicht der gebräuchlichsten
Förderhilfsmittel
Vgl. Günther, Einsatzplanung fahrerloser Transportsysteme, 2000, S. 3f. Vgl. Kühn, Neue Technologien im innerbetr. Materialfluss, 1996, S. 40ff. Vgl. Teller, Logistische Funktionen Transportieren, Umschlagen, Lagern, 1997, S. 4. Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogislik, 2000, S. 54ff. -
Logistiksysteme
78
Abbildung 37: Gitterbox
Abbildung 38: Europalette
211
3.5.4 Auswahl innerbetrieblicher Transportmittel
Transportvorgänge verursachen Kosten, ohne im allgemeinen eine Wertsteigerung der Transportgüter zu erzielen. Um diese Kosten zu minimieren, muss eine optimale Güterbewegung angestrebt werden212. Um eine optimale Systemauswahl bzw. -planung zu treffen, ist zunächst die genaue Transportaufgabe zu definieren. In diesem Zusammenhang sollte auch genauestens überprüft werden, ob sich der Transport auch vermeiden lässt (Standortwahl der Systeme).
m
Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 54f. Vgl. O.V., Beispiele aus unserer Produktpalette, Online im WWW unter URL: http://www.tobiaspaletten .de/images/p2bild3 .jpg (Stand: 1.11.2001). 211 Vgl. O.V., Beispiele aus unserer Produktpalette, Online im WWW unter URL: http://www.gebhardtcham.de/produkte/pics/klein/uic_palette.jpg (Stand: 10.10.2001). 212 Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 146. 210
Logistiksysteme Bei bestehenden
79
lässt sich ein Transportproblem durch innerbetriebliche, organisatorische Maßnahmen wie z.B. bauliche Veränderungen, Umstellen von Maschinen o.ä. häufig besser lösen oder sogar vermeiden als durch ein spezialisiertes Fördermittel.
Systemen
Prüfung müssen sämtliche Einflussfaktoren wie zJ3. Massen, Wege, Zeiten, Weghindemisse, Arbeitsabläufe oder Schnittstellen ganzheitlich betrachtet werden, da die Entscheidung für ein bestimmtes System unter Umständen Folgeinvestitionen in anderen Bereichen verursacht. So beeinflusst die Gestaltung des innerbetrieblichen Transportsystems in den meisten Fällen die Nutzung der Produktionsanlagen, die Materialdurchlaufzeiten sowie die Arbeitsabläufe innerhalb Nach dieser
des
Lagers213.
Für
eine
wirtschaftliche Transportgestaltung Planungskriterien zu beachten: • Kurze Transportstrecken anstreben,
sind
im
einzelnen
folgende
Bildung geeigneter Transporteinheiten, Umladen von Transportgütern vermeiden, Optimale Auslastung der Transportmittel anstreben, • Manuelle Transportarbeiten, Leerfahrten und Wartezeiten vermeiden, • Innerbetriebliche Transportvorgänge mit Fertigungsvorgängen kombinieren, Verwendung typisierter und standardisierter Baueinheiten, Verknüpfung zwischen internem und externem Transport214. Bei der Suche nach dem geeigneten und wirtschaftlichsten Transportsystem ergeben sich immer mehrere Lösungen bzw. verschiedene Kombinationen, da das System sehr häufig aus einer Verknüpfung bzw. Aneinanderreihung mehrerer Transportmittel besteht. Die beste Lösung kann durch eine Nutzwertanalyse (vgl. Kapitel 2.1.2.9) mit Hilfe gewichteter Kriterien ermittelt oder durch einen Wirtschaftlichkeitsvergleich der Lösungsvarianten gefunden werden. • • •
• •
3.6
Kommissioniersysteme
Unter Kommissionieren ist das Zusammenstellen von bestimmten Teilmengen (Artikeln) aus einer bereitgestellten Gesamtmenge (Sortiment) zu verstehen 215 Jedem Kommissionierprozess geht in der Regel ein Lagerzustand der Artikel voraus und folgt in der Regel ein Verbrauchszustand des Sortiments216
213
Vgl. Matin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 106ff. Vgl. ebenda. 2,5 VDI-Richtlinie 3590,1975, S. 3. Vgl. 216 Vgl. Ehrmann, Logistik, 1997, S. 340f. 214
Logistiksysteme
80
Kommissioniersystemen Das gesamte Kommissioniersystem besteht aus den drei Teilsystemen: • Materialflusssystem, • Informationsflusssystem, • Organisationssystem. Jedes dieser Teilsysteme ist weiter unterteilt in verschiedene Komponenten, Merkmale und Merkmalsausprägungen. Die Aufgabe des Logistikers ist es, die Vielzahl der Einzelelemente der Komponenten systematisch und sinnvoll miteinander zu kombinieren, so dass ein für die jeweiligen Anforderungen optimaler Kommissionierprozess möglich wird217.
3.6.1 Aufbau
von
3.6.1.1
Materialflusssystem Materialflusssystem gliedert die gesamte TransportKommissioniervorganges in folgende Teilprozesse: Beschickung der Bereitstellplätze Die Beschickung der Bereitstellplätze kann entweder Das
•
räumlich
•
räumlich kombiniert
und
Handlingskette
eines
getrennt oder
erfolgen218.
Die räumliche Trennung der Beschickung von der Bereitstellung eignet sich hohem Durchsatz, täglich mehrfachem Nachschub, mehreren Kommissionierern Gang und bei ausreichendem Platz. Die räumliche Kombination von Beschickung Entnahme ist analog bei geringem Durchsatz, maximal einem Kommissionierer begrenztem Platz die bessere Alternative219.
bei
pro und und
Bereitstellung der Ware Bei der Bereitstellung der Artikel(Paletten-)einheiten für die Kommissionierung ist zwischen statischer und dynamischer Bereitstellung zu unterscheiden. Bei der statischen Bereitstellung liegt die Bereitstelleinheit auf einem festen Lagerplatz im Lager, den der Kommissionierer aufsuchen muss (Prinzip: "Mann •
Ware"). dynamischen Bereitstellung werden die Bereitstelleinheiten aus einem in der Regel automatisierten Lager manuell oder automatisch zum Kommissionierer transportiert, während dieser an seinem festen (Kommissionier-)Platz verweilt (Prinzip: "Ware zum Mann")220. zur
•
2,7
Bei der
Vgl. Schuhe, Logistik, 1991, S. 109. Vgl. ebenda. ebenda. Vgl. 220 Vgl. Bichler, Beschaffungs- und Lagerwirtschaft, 1997, S. 208. 218
2,9
Logistiksysteme
81
Tätigkeiten des Kommissionierers Bei der dynamischen Bereitstellung verbleibt die Kommissionierperson an seinem Arbeitsplatz. Wird jedoch nach dem Prinzip "Mann zur Ware" kommissioniert, ist eine Fortbewegung des Kommissionierers unumgänglich. Die Fortbewegung kann entweder ein- oder zweidimensional erfolgen. Als eindimensional wird die Bewegung des Kommissionierers bezeichnet, wenn er sich zu Fuß zJ3. mit einem Handwagen oder schneller mit einem Transportmittel, das zu einer Zeit entweder nur horizontale Fahrbewegungen oder vertikale Hubund Senkbewegungen ausführen kann, entlang der Regalzeile bewegt221. Bei der zweidimensionalen Bewegung befindet sich die Kommissionierperson auf einem Transportmittel, welches simultan fahr- und hubfähig ist (zJ3. Regalbediengerät, Vertikalkommissionierer)222. Entnahme der geforderten Menge Die geforderten Warenmengen können entweder: •
•
•
manuell,
•
mit einem mechanischen Hilfsmittel zB. Greifer, Hebemittel oder automatisch z.B. Greifroboter, Abzugsvorrichtung, Kommissionierautomat
•
entnommen
werden223.
Transport der Kommissioniereinheit zur Abgabe Analog zum Hinbewegen der Kommissionierperson zur Bereitstelleinheit geschieht die Rückbewegung nach dem Zusammenstellen der Kommissioniereinheit ein- oder zweidimensional.
Abgabe der Kommissioniereinheit Die Abgabe der zu einer Kommissioniereinheit zusammengestellten Waren kann zentral oder dezentral erfolgen. • Bei der zentralen Abgabe werden die Entnahmeeinheiten an einem Sammelplatz abgegeben. Häufig findet an diesem Sammelplatz eine erneute Kontrolle der Ware sowie die Verpackung der Einheiten statt224. • Werden die kommissionierten Waren an ein Fördersystem übergeben, welches die Waren unterschiedlichen
Abgabe bezeichnet225.
Sammelplätzen zuführt,
Vgl. Gudehuss, Grundlagen der Kommissioniertechnik, 1973, S. 14. Vgl. ebenda. Vgl. Gudehuss, Logistik 2, 2000, S. 133. Vgl. Bichler, Beschaffungs- und Lagerwirtschaft, 1997, S. 210. Vgl. ebenda.
so
wird dies als dezentrale
Logistiksysteme
82
Rücktransport der angebrochenen Ladeeinheit Im Falle einer dynamischen Bereitstellung der Einheit ("Ware zum Mann") muss die angebrochene Bereitstelleinheit an den Bereitstellplatz im Lager zurückgeführt werden. Dieser Rücktransport kann analog zu den o.g. Unterscheidungsmerkmalen ein- oder zweidimensional sowie manuell, mit mechanischen Hilfsmitteln oder vollautomatisch
erfolgen226.
3.6.12
Informationssystem
Der Informationsfluss besitzt einen wesentlichen Einfluss auf die Funktionalität des Kommissioniersystems. Nur bei einer vollständigen, fehlerfreien, zeit- und bedarfsgerechten Erfassung und Weiterverarbeitung der Informationen kann ein Kommissioniersystem optimal funktionieren. Das • • •
•
Informationsflusssystem unterscheidet vier Grundfunktionen: Art der Erfassung der Kundenaufträge, Aufbereitung von Kundenaufträgen zu Kommissionieraufträgen, Art der Weitergabe von Kommissionieraufträgen an den Kommissionierer, Art der Quittierung der geforderten Entnahmen durch den Kommissionierer227. Inforrnationsflusssystem Optionen
Funktionen
manuell schnellere Lieferung
=>
Tabelle 34:
Gewicht) bei einer großen Anzahl verschiedener Artikel mit unterschiedlichen physischen Eigenschaften ist eine Automatisierung schwierig realisierbar
Beurteilung von automatischen Kommissioniersystemen für
automatische Kommissioniersysteme Schachtkommissionierer und Kommissionierroboter dar.
Realisierungsbeispiele
3.62.1 Automatische
stellen
Schachtkommissionierung
Die Artikel befinden sich übereinander gestapelt in den rechts und links vom Förderband angebrachten Zuteilungsschächten. Jedem Artikel ist dabei ein bestimmter Schacht, der über einen DV-gesteuerten Auswerfer verfügt, zugeordnet. Die Artikel werden entweder direkt in den Kommissionierbehälter geworfen oder auf das Förderband, von wo aus sie zum Kommissionierbehälter transportiert werden.
Auswurf der Artikel direkt in den Kommissionierbehälter Der Barcode des Behälters wird beim Einlauf in den Schachtkommissionierer gelesen, identifiziert und an den Zentralrechner weitergegeben. Über den Zentralrechner werden die Auswerfer der einzelnen Schächte synchron zu dem vorbeifahrenden
Kommissionierbehälter gesteuert232.
1
2
Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 241. Vgl. Krieg, Kommissioniersysteme im Wandel der Zeit, 1990, S. Vgl. ebenda.
150.
85
Logistiksysteme
Auswurf der Artikel auf das Förderband Bei dieser Ausführungsvariante werden sämtliche Artikel nach der Einlesung des Barcodes gleichzeitig auf das Förderband geworfen und zu dem an der Stirnseite der
Schachtanlage verweilenden Kommissionierbehälter transportiert234.
Auswurf auf Gurtförderer
Abbildung 40: Schachtkommissionierung -
Bei einer Gurtgeschwindigkeit von 1 m/s sind bei den beschriebenen Ausführungsvarianten Kommissionierleistungen von 10.000 Positionen/h möglich, wobei die einzelnen Schächte permanent manuell nachgefüllt werden müssen.
Vgl. Krieg, Kommissioniersystem im Wandel der Zeit, 1990, S. 150. Vgl. BackmerhofF, Automatisierung von Kommissioniersystemen, 1988, S. 205f. Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 348.
Logistiksysteme
86
3.622 Kommissionierroboter Kommissionierroboter arbeiten wie Kommissionierpersonen. Sie entnehmen die Ware mit Hilfe eines Greifsystems aus dem Regal und legen sie in mitgeführte Behältnisse. Der Greifer ist mit einem Bildverarbeitungssystem ausgestattet, das die Lage der Artikel und deren unterschiedliche Geometrie erkennt. Die erkannten Informationen werden EDV-technisch in entsprechende Bewegungsabläufe umgesetzt236. Beim derzeitigen Stand der Technik ist die wirtschaftliche Einsetzbarkeit von Kommissionierrobotern nur bei relativ wenigen Anwendungsfällen gegeben. Der vergleichsweise großen Flexibilität eines Roboters stehen überproportional lange Handhabungszeiten gegenüber. Zudem ist die Sensorik des Kommissionierroboters extrem
störanfällig237.
Abbildung 41: Kommissionierroboter2
3.7
Verpackungssysteme Packgut, die Verpackung bestehend aus Packmitteln und Packhilfsmitteln der Verpackungsprozess bilden zusammen das Verpackungssystem239. Das
-
und -
Anmerkung: Bei der Kommissionierung schwergewichtiger Artikel werden anstelle der Greifeinrichtungen auch automatische Hebe- bzw. Saugsysteme eingesetzt. Vgl. Görner, Technische Komponenten des Kommissionierlagers von der konventionellen Lösung bis zum automatischen System, 2000, S. 26f. Vgl. o.V., Kommissioniergeräte, Online im WWW unter URL: http://www.kht-online.de/Carrypickerl .jpg -
(Stand: 10.10.2001).
Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 1996, S. 141.
Logistiksysteme
87
Zum besseren Verständnis und zur Vermeidung unterschiedlicher Interpretationen sollen zunächst die wesentlichen Begriffe der Verpackungstechnik voneinander abgegrenzt werden. • Das Packgut ist die zu verpackende oder die bereits verpackte Ware. Das Packgut kann Schüttgut, Stückgut, Flüssigkeit oder Gas sein240. • Packmittel ist die Bezeichnung für das Behältnis, in dem das Packgut verpackt wird. Es werden zJ3. folgende Packmittel unterschieden: Schachtel,
Kiste, Verschlag, Sack, Dose, Tonne, Glas, Flasche, Kanister, Beutel,
Schrumpfhaube etc.241. •
•
•
Packhilfsmittel sind Materialien, die die Festigkeit der Packmittel erhöhen oder erst möglich machen, wie z.B. Nägel, Klebebänder, Klammern und Umreifungen, die den Zusammenhalt von Kisten und Schachteln gewährleisten. Ebenfalls zu den Packhilfsmitteln gehören Label, wie z.B. Etiketten auf Getränkeflaschen, die Banderolen auf Dosen und Verschlüsse von Flaschen und Gläsern,
Kennzeichnungsmittel (zB. Warnzettel), Trockenmittel, Sicherungsmittel (zJ3. Plombe, Siegel) oder Polstermittel (Eckpolster, Luftkissen usw.)242. Das Packstück entsteht durch das Verpacken des Packgutes mit Hilfe der Verpackung. Jedes Packstück wird als Stückgut betrachtet243. Verpacken ist das Herstellen eines Packstückes unter Anwendung von Verpackungsverfahren mittels Verpackungsmaschinen bzw. -geräten oder von
Aufgaben der Verpackung Lange Zeit galt die Verpackung als lästiges Erfordernis im Anschluss an den Produktionsprozess, da an die Verpackungen ausschließlich Anforderungen des Warenschutzes gestellt wurden. Die Bemühungen der Verpackungstechnik waren daher darauf ausgerichtet, den Schutz der zu transportierenden Güter zu optimieren. Der zunehmende internationale Warentransport, Änderungen in den Vertriebs- und Beschaffungsstrukturen der Unternehmen und nicht zuletzt ökologische Bewusstseinsveränderungen revolutionierten die Verpackungstechnik245. Mittlerweile ist die Verpackung nicht mehr leidiges Übel, sondern integriertes Glied in der Produktion, logistisches Basiselement des Material- und Informationsflusses und unverzichtbares Marketinginstrument. Die vielfältigen Verpackungsaufgaben und 3.7.1
-
Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 62. Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 1996, S. 141. Vgl. Martin, Transport- und Lagerlogistik, 2000, S. 62. Vgl. ebenda. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S.7f. Vgl. ebenda.
Logistiksysteme
88
anforderungen sowie Tabelle aufgeführt.
die daraus
abgeleiteten Funktionen
sind in der
nachfolgenden
Verpackungsfunktionen Lager- und Transportfunktion
Identifikations- und
Schutzfunktion
Verkaufsfunktion
Gegen: Diebstahl, Entnahme Verschmutzung
Identifikationskennzeich-
•
Feuchte
•
TuL-Beanspruchungen
Vorsichtsmarkierung optische Verpackungs-
Ausnutzung von Lager-/ Ladeflächen
•
Zusammenfassung Handhabungseinheiten Bildung von TuL-Einzu
•
heiten
nung (Art, Menge, Hersteller usw.)
gestaltung Werbung (Markenzeichen,
Wiederstandsfähigkeit gegen TuL-
Beanspruchungen Verwendungsfunktion •
00
Umweltschutzfunktion
funktionale Mehrfachverwendbarkeit
(horizontal vertikal)
c
Immissionsschutz zur
Verhinderung der Gefährdung von Mensch
•
modulgerechte Behälterdimensionierung
•
wiederverschließbar
CO
• •
•
hygienisch
und Umwelt zeitliche Mehrfachverwendbarkeit
Entsorgungs- und Recyclefreundlichkeit
leicht zu öffnen wiederverwendbar
Tabelle 35:
3.72 Der
Darstellung) Gebrauchsanleitung Rationalisierungsfunktion beim Verpacken: einheitenbildend
•
-
•
MHD,
•
•
bei TuL: stapelbar, flächenbzw. raumsparend beim Verbrauch: gut handhabbar bei d. Einheitenbildung: mechanisierbar und automatisierbar
Verpackungsfunktionen'
Verpackungsprozess Verpackungsprozess beinhaltet
die Gesamtheit der zum Verpacken des Gutes erforderlichen Arbeitsschritte, von der Zuführung der leeren Verpackung, über die verschiedenen Stufen des eigentlichen Packvorganges bis hin zum Abtransport der Verpackungseinheiten247. In der Regel erfolgt der Verpackungsprozess mit Hilfe spezieller Verpackungsmaschinen, die aufgrund ihrer technologischen Eigenschaften in drei Hauptgruppen eingeteilt werden: • Maschinen zum Herstellen von Verbraucherverpackungen, • Maschinen zum Herstellen von Transportverpackungen, • Maschinen zum Herstellen von Ladeeinheiten248. Vgl. Boeckle, Modelle von Verpackungssystemen, 1994, S. 45. Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 1996, S. 141f. Vgl. Jünemann, Malerialflusssysteme, 2000, S. 19f.
89
Logistiksysteme
Bei der Auswahl der optimalen Verpackung spielen neben den Eigenschaften der zu verpackenden Güter und den Anforderungen, die innerhalb des Produktions-, Distributions- und Verkaufsprozesses an die Verpackung gestellt werden, vor allem gesetzliche Vorschriften wie zJ3. Umweltgesetze, Kennzeichnungsrichtlinien, Verpackungsnormen eine gewichtige Rolle249. Die in der nachfolgenden Tabelle vorgenommene Bewertung verschiedener Packmittel bezüglich ihrer Schutzfunktion gegenüber mechanischen, klimatischen und biologischen Einflüssen soll bei der Auswahl der optimalen Verpackung behilflich sein.
Bewertungskriterien Typische und Auswahl VolumenPackstoffe und Verpackungsarten Schachtel Sack (geschlossen) Beutel
klasse
[Liter]] ^0,5
Schutzfunktion Mechanische
klimatische
biologische
Einflüsse
Einflüsse
Einflüsse
25
Tray Kiste Kasten Fass
Steige Weithalsglas Flasche Glasbehälter Kasten Fass Dose Tube Kasten Sack Fass Beutel Dose Tube
^ gut geeignet =
250 150 50 250 50 -
>0,5 200 300
150 200 10-200 10
=
bedingt geeignet
=
ungeeignet
Tabelle 36: Auswahlkriterien für Packmittel nach Wertstoffklassen
'
3.8 Außerbetriebliche Transportsy steine Außerbetriebliche Transportsysteme haben die Aufgabe, die räumlichen Distanzen der Güter zwischen den Gewinnungs-, Produktions-, Konsumtions- und Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 19f. Vgl. ebenda S. 39.
Logistiksysteme
90
überwinden Sie nehmen in der Logistik eine Schüsselfunktion ein, weil ohne stabil funktionierende Güterverkehrssysteme 252 unternehmensübergreifende Materialflüsse nur ungenügend umgesetzt werden können. In der heutigen Zeit, wo vielfach Produktionsprozesse aus den Unternehmen ausgegliedert werden ("Outsorcing"), wo "Just-in-Time"-Anlieferungen (vgl. Kapitel 4.1.4.6) zu einem wesentlichen Wettbewerbs- und Wirtschaftlichkeitsfaktor geworden sind und wo sich immer neue Märkte erschließen, sind flexible und zeitlich
Entsorgungsstätten
zu
zuverlässige Transportsysteme von immenser Transportaufgaben und -anforderungen stehen Landverkehrssysteme, • Rohrleitungen, • Wasserverkehrssysteme und • Luftverkehrssysteme zur Verfügung.
Wichtigkeit253.
Zur
Realisierung
der
•
Außerbetriebliche Transportsysteme
Landverkehrs-
Rohrleitungs-
Wasserverkehrs-
Luftverkehrs-
Kombinierter
systeme
systeme
systeme
systeme
Verkehr
Straßengüter-
Schienengüter-
Binnen-
Seeschiff-
verkehr
verkehr
schifffahrt
fahrt
Abbildung 42: Außerbetriebliche Transportsysteme 3.8.1
Straßengüterverkehr Straßengüterverkehr befördert rund 80% des gesamten Gütertransportaufkommens der Bundesrepublik Deutschland und ist somit das wichtigste außerbetriebliche
Der
in
Transportsystem255. ' 2
Vgl. Aden, Verkehrsuntemehmen als logistische Dienstleister, 1993, S. 182. Begriffe "Außerbetriebliches Transportsystem" und "Güterverkehrssystem" synonym verwendet.
Vgl. JUnemann, Logistiksysteme, 2000, S. 311. Vgl. Krampe, Verkehrsunternehmen als logistische Dienstleister, 1993, S. 5 Vgl. JUnemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 312ff.
4
182.
werden
im
folgenden
Logistiksysteme
91
nachfolgenden
Tabellen sind die im Straßengüterverkehr eingesetzten Verkehrsmittel und die Vor- und Nachteile des Straßengüterverkehrs dargestellt. In der
Verkehrsmittel im Straßengüterverkehr Nutzlastbereich
Sonder- und
Kombiwagen
Fahrzeugtyp Art der
Aufbauten
5
e
Lieferkraftwagen
Lastkraftwagen
Solofahrzeug
Lastzug mit Anhänger
fahrzeuge Lastzug mit Auflieger
Feste Aufbauten
Wechselaufbauten
Sonderaufbauten
Koffer Pritsche
Container Wechselbehälter Wechselbrücken
Volumenzug
Betonmischer
Müllfahrzeuge Autotransporter Langholztransporter Volumenzug
Getränkeaufbau Tank Silo
CO
Schwerlast-
Tabelle 37: Verkehrsmittel im
Straßengüterverkehr'
Straßengüterverkehr Vorteile
Nachteile
flächendeckender Haus-zu-Haus-Transport
•
möglich •
hohe Flexibilität und -Zeiten
•
relativ geringe Stillstands- und Wartezeiten relativ schnell
•
bzgl. Transportaufgaben
Tabelle 38:
Verkehrsstörungen Witterungsabhängigkeit begrenztes Transportvolumen eingeschränkter Transport von Gefahrengut
Beurteilung des Straßengüterverkehrs
'
3.8.2
Schienengüterverkehr Der Schienegüterverkehr wird in der Bundesrepublik Deutschland größtenteils von der DB AG betrieben. Die darüber hinaus bestehenden "nichtbundeseigenen Bahnen" üben in erster Linie Verteiler- bzw. Zubringerfunktionen aus258. Die Eisenbahn weist im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln nur wenige ausgeprägte Eignungsschwerpunkte auf (z.B. Transport von Massengütern wie Kohle und Getreide, wo
spezielle Wagen eine effiziente Be- und Entladung ermöglichen)259. Deshalb gehen
Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 312ff. Vgl. Schulte, Logistik, 1991, S. 60ff. Vgl. ebenda. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 312ff.
Logistiksysteme
92
Entwicklungen der Bahn derzeit dahin, den speziellen Bedürfnissen und Anforderungen der Kunden wie zJ3. "Just-in-Time", größere u. schwerere Wagen, Optimierung der Be- und Entladungsdauer und Transportgeschwindigkeit etc. durch eine Vielzahl von Spezialgüterwagen gerecht zu werden260. die
Schienengüterverkehr Nachteile
Vorteile
große Einzelladegewichte möglich geringer Raum- und Energiebedarf hohe Geschwindigkeit günstig für Massenguttransporte einfache Betriebsführung planbar, EDV-gerecht weitgehend störungsfrei geeignet zum Transport von Gefahrengütem Tabelle 39:
hohe
Anfangsinvestitionskosten
(Gleisanschlüsse, Rangiermittel)
personal(kosten)intensiv Rentabilität erst bei hohem Nutzungsgrad begrenzte Flächenbedienung Zusatzkosten bei Anmietung von Spezialwagen
'
Beurteilung des Schienengüterverkehrs
Rohrleitungstransport Beim Rohrleitungstransport bilden, im Gegensatz zu den anderen Transportsystemen, der Verkehrsweg, das Transportgefäß und das Transportmittel eine Einheit. Die Fortbewegung der Güter (Flüssigkeiten, Ölprodukte, Gase) wird entweder durch die Schwerkraft (Gefälle in der Leitung) oder mit Hilfe stationärer Maschinen (Pumpen) realisiert. Das Leistungsvermögen einer Rohrleitung resultiert aus dem Querschnitt 3.83
und der
Fördergeschwindigkeit262.
Rohrleitungstransport Vorteile hohe
Nachteile
Zuverlässigkeit
hohe Investitionskosten
wetter-, diebstahl-, zollbruchsichere Unterbringung der Transportgüter bei unterirdischer Verlegung kein Landschaftsverbrauch umweltfreundlich
geringe Anpassungsfähigkeit
geräuscharm bei kontinuierlichem extrem
Massentransport
kostengünstig Tabelle 40:
Beurteilung von Rohrleitungssystemen
Vgl. Siegmann, Fahrzeuge für den Güterverkehr, 2001. S. 8f. Vgl. ebenda. Vgl. Schulte, Logistik, 2000, S. 62ff. Vgl. ebenda.
'
93
Logistiksysteme
Rohrleitungen sind Massentransportmittel mit nicht selten mehreren Tausend Kilometern Transportlänge, die aufgrund der hohen Investitionskosten fast ausschließlich von den Betreibern gebaut und unterhalten werden264. 3.8.4
Binnenschiffstransport Der Binnenschiffstransport wird auf den Binnenwasserstraßen und in den küstennahen Gewässern abgewickelt. Dabei werden hauptsächlich Massen- und Schüttgüter über große Entfernungen transportiert. In den letzten Jahren wird der Binnenschiffsverkehr
allerdings auch vermehrt zum Containertransport eingesetzt265. Binnenschiffstransport Vorteile
Nachteile
Massenleistungsfähigkeit große Einzelladegewichte möglich Angebot an Spezialschiffen geringe Transportkosten (bei großen hohe
niedrige Geschwindigkeit begrenztes Wasserstraßennetz Abhängigkeit vom Wasserstand, Eis, Nebel, Strömung
Massen) Tabelle 41:
Beurteilung des Binnenschifftransportes
266
Typische Verkehrsmittel im Binnenschiffverkehr sind: Schubschiffe Schubschiffe sind Motorschiffe, die einen sogenannten Schubverband bewegen. Ein Schubverband besteht aus dem Schubschiff und bis zu sechs starr miteinander verbundenen und bildet einen einheitlichen
Bargen267
Schiffskörper268.
Frachtschiffe Frachtschiffe werden sowohl in Binnengewässern als auch auf hoher See Die wichtigsten Frachtschiffe sind unter anderem: •
Schüttgut-/Stückgutfrachter,
•
Containerschiffe,
•
Tanker (Transport von
Flüssigkeiten)269.
Vgl. Schulte, Logistik, 2000, S. 62 ff. Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 249ff. Vgl. ebenda. genormte, antriebslose, schwimmfähige Großcontainer. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 322. Vgl. Ehrmann, Logistik, 1997, S. 199ff.
eingesetzt.
Logistiksysteme
94
"Roll-in-Roll-off"-Schiffe "Roll-in-Roll-off"-Schiffe sind Schienenverkehrsmitteln, wie
Einheiten270. 3.8.5
Spezialschiffe beispielsweise
Straßen- und Fähren oder Frachter für rollbare
zur
Beförderung
von
Seeschiffstransport
Bedeutung beim Im- und Export von Industrie- und Handelsunternehmen zu. Sein Leistungsschwerpunkt liegt im Transport von Massengütern mit geringer Zeitempfindlichkeit oder mit speziellen Eigenschaften, die konkurrierende Transportmittel ausschließen271. Dem Seeschiffsverkehr kommt eine hohe
Seeschiffstransport Nachteile
Vorteile
Massenleistungsfähigkeit große Laderäume große Einzelladegewichte möglich Angebot an Spezialschiffen geringe Transportkosten (bei großen
niedrige Geschwindigkeit/lange Transportzeiten im Linienverkehr Abhängigkeit von festen Routen (anders bei Charterung von
Massen)
Abhängigkeit von den Seehäfen (Weitertransport der Ware verursacht
hohe
Schiffen)
zusätzliche
Kosten)
Abhängigkeit vom Wasserstand, Eis, Nebel, Strömung erhöhte Anforderungen an die Transportverpackung Tabelle 42:
Beurteilung des Seeschifftransportes
hauptsächlich Frachtschiffe, „Roll-in-Roll-off" oder „Swim-in-Swim-out" Schiffe eingesetzt.
Schiffe
In der Seeschifffahrt werden
-
-
3.8.6
Luftfrachttransport
Die zunehmende Globalisierung, verbunden mit den Interessen der Wirtschaft, hochwertige Güter immer schneller den Kunden auf den internationalen Märkten zuzuliefern, führte in den letzten Jahren zu einem starken Anstieg des
Luftfrachtverkehrs273.
Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 323. Vgl. Schulte, Logistik, 1991, S. 61ff. Vgl. ebenda. Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 243.
95
Logistiksysteme
auch die logistischen Anforderungen an die Güterumschlagsplätze gestiegen. So sind ein funktionierender Güterumschlag, eine schnelle Zollabfertigung und ein reibungsloser An- und Weitertransport der Waren dafür verantwortlich, dass der durch die Transportschnelligkeit des Flugzeuges gewonnene Zeitvorteil auch wettbewerbsvorteilhaft genutzt werden kann274. Daraus
sind
resultierend
Luftfrachttransport Nachteile
Vorteile
relativ hohe Transportkosten
kurze Transportzeiten
Überbrückung großer Distanzen
möglich
große Zuverlässigkeit geringere Versicherungsbeiträge als beim Schiffstransport Transporthäufigkeit Reduzierung der Kapitalbindekosten durch schnelle Lieferung Tabelle 43:
geringere Beförderungskapazitäten als beim Schiffstransport Abhängigkeit von der Funktionalität der gesamten Transportkette (Hin-/Rücktransport zum Airport, Umschlag, Zwischenlagerung, Verzollung) Schwertransporte nur bedingt möglich (Cargolifter)
Beurteilung des Luftfrachtverkehrs
7
Bezug auf die Laderäume unterscheiden sich drei Gruppen von Transportflugzeugen: • Passagierflugzeuge als "Narrow-body" mit Laderäumen für die Beiladung loser Fracht im unteren Teil des Flugzeuges, • Passagierflugzeuge als "Wide-body" mit Laderäumen für Paletten und Container im unteren Deck des Flugzeuges, • Nurfrachter, die im Oberdeck und, je nach Flugzeugtyp, auch im unteren Deck In
Laderäume für Paletten und Container vorhalten
276
3.8.7 Kombinierter Verkehr Der Gütertransport erfolgt nicht nur mit einem einzigen Transportmittel. Aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen, wegen der einzelner Gütertransportsysteme oder aufgrund der fehlenden Feingliederung der logistischen Netze wird der Transport in ein- oder mehrfach gebrochener Form (Wechsel des
Überlastung
Transportmittels) durchgeführt277. Die wichtigsten Verkehrskombinationen sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt:
Vgl. Beder, Der Luftfrachtverkehr, 1994, S. 106. Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 1996,S. 164f. Vgl. Jünemann, Materialflusssysteme, 2000, S. 325. Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 252.
Logistiksysteme
96 Charakteristika
Kombinationsform
Kombination von Straßen- und Schienentransport. Der Transport Bahnhof des Versenders und vom Bahnhof des Empfängers
Huckepackverkehr mit den folgenden Formen:
zum
erfolgt per LKW. Vollständige Last- und Sattelzüge werden auf Spezialwaggons der Bahn befördert. Üblicherweise fährt der LKW-Fahrer im Personenbzw. Liegewagen mit. Die Sattelanhänger werden mit einem Kran auf Spezialwaggons befördert. Die Zugmaschine wird nicht mitbefördert.
Rollende Landstraße
•
Transport von Sattelanhängern Transport von
Containerähnliche Behälter werden mit Kranen verladen und befördert. Container werden mit mehreren Verkehrsmitteln befördert. Praktisch bieten sich alle Kombinationen aus Straßen-, SchienenLuft- und Wassertransport an. Landfahrzeuge werden auf Schiffen ("Roll-in-Roll-off'-Schiffen) befördert, sogenannte schwimmende Landstraße. Kombination aus Binnenschifffahrt und Seeschifffahrt. Per Kran werden schwimmende Leichter (Bargen) auf Seeschiffe verladen und mit diesen befördert. Haus-zu-Haus-Verkehr unter Einbindung von Bahn, LKW und Schiff.
Wechselbehältern Kombinierter Containerverkehr
Ro/Ro-Verkehr Lash-Verkehr
(lighter abroad ship) Rail-Ro-Cargo
278 Tabelle 44: Formen des kombinierten Verkehrs
Die Vorteile des "kombinierten Verkehrs" ergeben sich aus der intelligenten Kombination der Stärken der beteiligten Verkehrsträger. Nachteilig wirkt sich der Zeitverlust beim Transportmittelwechsel sowie die Bindung an vorgegebene Fahrpläne aus
279
.
3.8.8 Auswahlkriterien Bei der Auswahl der optimalen Transportmittel sind neben systemspezifischen Vorund Nachteilen weitere Kriterien, auf die das Unternehmen nur bedingten Einfluss hat, zu berücksichtigen. Dabei handelt es sich um rechtliche Vorschriften und Gesetze, die vorhandene Infrastruktur sowie um Kosten- und Leistungskriterien.
Vgl. Ehrmann, Kompakttraining Logistik, 2001, S. 58. Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 252.
97
Logistiksysteme Auswahlkriterien für außerbetriebliche Transportsysteme
Rechtliche Kriterien •
Gesetze und
Verordnungen zum
•
•
Straßenverkehr Fahrverbote zu bestimmten Zeiten Umweltschutz-
gesetzgebung •
•
Kostenkriterien
Straßen- und Schienennetz Lage der Standorte
Straßen- und Schienennetz
•
Transportnebenko
•
Klima
(z.B. Straßennutzungsg ebühren,
Einstellung der Bevölkerung
Hafengebühren, Standgelder,
Gewerbepolitik
etc.
Vorschriften über Steuern und Abgaben
Gefahrgutvorschriften
•
Einspruchsmöglichkeiten von Anliegern
•
Einfluss des Staates auf die Tarife
Leistungskriterien
Infrastruktur
•
sten
Zölle) Handlingskosten
Sonstige Logistikkosten Kostenauswirkungen außerhalb der Logistik
Transportzeit Transportfrequenz Technische Eignung der
•
•
Flexibilität Anfangs- und Endpunkte der
•
Transportkette Zuverlässigkeit Nebenleistungen
•
•
Abbildung 43: Auswahlkriterien für außerbetriebliche Transportsysteme
3.9
Transportart Vernetzungsfähigkeit
™
Informationssysteme
Daten und Informationen werden in sämtlichen Bereichen der Logistik benötigt. Sie unterstützen die Vorbereitung, Steuerung, Realisierung, Überwachung und Abrechnung sämtlicher Prozesse entlang der logistischen Kette. Der schnelle und sichere, system- und schnittstellenübergreifende Informationsfluss ist somit ein Basiselement für die Funktionalität der einzelnen Systemabläufe und die Optimierung des Materialflusses281. Als Informationssystem werden die Summe aller geregelten, betriebsinternen und -externen Informationsverbindungen (Informationsfluss) sowie deren technische und organisatorische Einrichtungen zur Informationsgewinnung und
-Verarbeitung (Informationsmittel) bezeichnet282.
Vgl. Ehrmann, Kompakttraining Logistik, 2001, S. 48. Vgl. Lücke, Konzepte und Systeme mit übergreifender Bedeutung in der Logistik, 1993, S. 97. Vgl. Jünemann, Steuerung von Materialfluss- und Logistiksystemen, 1998, S. 37.
98
Logistiksysteme Funktionen des Informationsflusses Daten ein- und ausgeben Daten transportieren Daten verarbeiten (ordnen, steuern, disponieren) Daten speichern
Techniken der Informationsmittel
Datenerfassungstechniken Datenübertragungstechniken Datenverarbeitungstechniken Datenauswertungstechniken Datenausgabetechniken
aufbereiten,
Tabelle 45: Funktionen des Informationsflusses und Techniken der Informationsmittel283
Die Struktur eines Informationssystems gleicht der Struktur des dazugehörigen Unternehmens. Sie charakterisiert die Funktionen der einzelnen Unternehmensbereiche und deren Beziehungen zueinander. Durch Verknüpfungen innerhalb des Informationssystems werden die jeweiligen Unternehmensbereiche mit ihren unterschiedlichen Funktionen zusammengeführt. Die nachfolgende Abbildung zeigt den idealisierten Aufbau eines logistischen Informationssystems mit Ankopplung an andere rechnergestützte Systeme außerhalb des Unternehmens (Kunden, Dienstleister,
Lieferanten). c
£u
e u
Kunde a
MIS
£ü so CS
Kunde b
§
Kunde c Material-
Produktions-
Vertrieb und
wirtschaft
planung
Distribution
Qualitäts-
Instandhaltung Serviceplanung
Entsorgungsplanung
Stammdaten
£ Ml
O
management
Dienstleister x
Lagersystem
£
Lieferant y
3
c
i
Lieferant z Waren-
Fertigungs-
Kommissionier-
eingang
system
system
Versand
Abbildung 44: Idealisierter Aufbau eines Logistikinformationssystems
284
Vgl. Jünemann, Steuerung von Materialfluss- und Logistiksystemen, 1998, S. Vgl. ebenda, S. 37.
12.
'
Logistiksysteme
99
Grundvoraussetzungen für die optimale Funktionalität eines idealen Logistikinformationssystems sind: • Die genaue Festlegung der Schnittstellen und Abgrenzung der Aufgabenbereiche —» hierarchische Rechnerarchitektur und Strukturierung der Netzwerke, geeignete und standardisierte Kommunikations- und Informationsmittel, geeignete/standardisierte Software sowie geschultes Personal285. •
• •
Vgl. Junemann, Steuerung von Materialfluss- und Logistiksystemen, 1998, S.37.
101
Beschaffungslogistik 4
Beschaffungslogistik
Die
Gestaltung der Beschaffung beeinflusst in einem hohen Maße die Erfolgsfaktoren
Qualität, Service und Preis in einem Unternehmen. Mit der
Beschaffungsstrategien und der Nutzung der Erfolg somit bereits wesentlich bestimmt286. 4.1
Gestaltungsmöglichkeiten
Wahl
der wird der
Begriffliche Abgrenzung
Die Beschaffungslogistik umfasst die Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle aller in das Unternehmen einfließenden Güterflüsse und ihren zugehörigen Informationsflüssen. Als Güter kommen hier vorwiegend Werkstoffe, Handelswaren sowie Ersatzteile in Betracht. Die Beschaffungslogistik stellt das Bindeglied zwischen Beschaffungsmarkt und der Produktion dar287.
Begriff Beschaffung
fasst man alle Aktivitäten zusammen, die zur Versorgung mit den für die betriebliche Leistungserstellung notwendigen Wirtschaftsgütern, Dienst- und Arbeitsleistung, Finanzmittel, Rechten und Informationen aus den Beschaffungsmärkten führen288.
Unter dem
Beschaffung wird geplant. Sie orientiert sich am Verbrauch und Ersatzbedarf der jeweiligen Güter und unterliegt den Prinzipien der Kostenminimierung. Beschaffungsmärkte werden untersucht, erschlossen und verglichen, wobei die Beschaffungswege über die Hersteller direkt oder über den Handel verlaufen können. Die Beschaffungsmengen orientieren sich häufig an der Vergangenheit und werden auf die Zukunft extrapoliert. Die Kenntnis über die Lagerbestände ist wesentlich und folglich auch der Austausch und Informationsfluss zwischen Lagerhaltung und Beschaffung. Es werden optimierte Bestellungen anvisiert, bei denen die Beschaffungs- und Lagerkosten die geringste Kostenhöhe erreichen289. Die Logistik umfasst alle Aufgaben, die mit der Lagerung und dem Transport des Materials oder der Güter von der Beschaffung über die Produktion bis zum Absatz zusammenhängen. Die Logistik soll als wichtiger Teil der Ablauforganisation sicherstellen, dass das benötigte Material bzw. die hergestellten Güter zur rechten Zeit am rechten Ort und in den benötigten Mengen kostengünstig zur Verfügung stehen290. Aus der Definition Beschaffung läßt sich die zweite, wesentliche Grenze der Beschaffungslogistikaufgabe entnehmen. Hier wird von der Versorgung mit
Vgl. Fortmann, Logistik, 2000, S.14 Vgl. Man, Logistik, 2002, S.6. Vgl. Hardier, Material Management, 1999, S.14. Vgl. Microsoft, Encarta Enzyklopädie Professional, 2003. Vgl. ebenda.
102
Beschaffungslogistik
notwendig sind, um Produktionsabläufe zeit- und kostenoptimiert sicherzustellen, gesprochen. Produziert wird in der Regel im Unternehmen und die hierzu benötigten Waren müssen richtig terminiert und in der geforderten Qualität und Menge im Unternehmen bereitstehen, um einen reibungslosen Fertigungsablauf sicherzustellen. Sachgütern,
die
42 Bedarfsarten Der Primärbedarf steht an der obersten Stufe in der Stücklistenhierarchie. Unter den Primärbedarf fallen sowohl verkaufsfähige Enderzeugnisse, sowie komplette Baugruppen, Ersatzteile oder Zubehörteile, die von anderen Hersteilem produziert und
die Kunden verkauft werden. Die Planung des Primärbedarfs wird grundsätzlich durch den Absatz- bzw. Auftragsplan vorgegeben und muss im Detail bei der Sekundärbedarfsplanung berücksichtigt werden. an
die Stücklistenstruktur aufgelöst, so ergibt sich der Sekundärbedarf. Alle benötigten Rohstoffe, Teile und Gruppen, die zur Erstellung des Primärbedarfs notwendig sind, werden als Sekundärbedarf bezeichnet. Eine sorgfältige Planung der benötigten Waren wird in der Regel mit Hilfe von Stücklisten und Verwendungsnachweisen durchgeführt. Wenn keine genauen Daten aus dem konstruktiven Bereich vorliegen, werden mathematische, statistische Verfahren oder
Wird
nun
Schätzungen vorgenommen. Der Tertiärbedarf setzt sich
dem Bedarf an Betriebsstoffen, Hilfsstoffen und Verschleißstoffen zusammen. Die Produkte fließen nicht direkt in das Enderzeugnis ein, sondern werden nur zur Herstellung der Produkte benötigt. In den wenigsten Fällen wird der Tertiärbedarf geplant oder berechnet. In der Praxis werden die Bestellungen bedarfsabhängig gesteuert, d.h. wenn der Bestand an Hilfsstoffen, in der Produktion sich verringert, wird eine Meldung erstellt und die Bestellung dem Einkauf übermittelt. Werden die vorhandenen
aus
Lagerbestände berücksichtigt, wird zwischen Nettounterschieden. Die benötigte Menge an Primär-, Sekundär-
und Bruttobedarf und Tertiärbedarf innerhalb einer Periode wird als Bruttobedarf bezeichnet. Aus der Differenz zwischen Bruttobedarf und dem in der Periode vorhandenen Lagerbestand wird der Nettobedarf ermittelt. Dabei müssen die bereitgestellten und reservierten Bestände dementsprechend berücksichtigt werden, denn diese sind nicht mehr verfügbar, aber physisch noch am Lager. Gleiches gilt auch für Bestellungen, die noch nicht am Lager sind, aber für die ein Liefertermin feststeht.
103
Beschaffungslogistik Materialbedarfsarten Ansatz:
Begriff: Beschrei-
bung:
Beispiele:
erzeugnisorientiert Primär-
bedarf markt- und verkehrsfähige Produkte
Sekundärbedarf Material zur
verfahrensorientiert Tertiärbedarf verbrauchs-
Herstellung abhängige
des Primärbedarfs
Betriebsmittel und Hilfsstoffe
Bruttobedarf Materialbedarf ohne Berücksich-
Bestellungen tigung von Bestellungen Rohstoffe
Programmen
aus
Stücklisten oder
aus
aus
und Auf-
Rezepturen
trägen
aus Fertigungsvorschriften und -verfahren
Nettobedarf Materialbedarf nach Abzug von Vorräten und
Vorräten und
VerschleißErzeugnisse Rohstoffe Zubehör Halbzeuge werkzeuge Ersatzteile Komponenten) VerbrauchsHandelsBaugruppen material Schmierwaren Systeme mittel
Erfassung:
bestandsorientiert
Halbzeuge
Rohstoffe
Halbzeuge Komponenten Komponenten Baugruppen Baugruppen
Systeme
Systeme
Sekundärbedarf
aus Sekundärbedarf Materialbestand Bestellbestand
Tabelle 46: Materialbedarfsarten
4.3 Stücklistenarten Zu den wichtigsten Stammdaten zählen die technischen Zeichnungen gemäß DIN 199 Teil 1 und die Stücklisten. Leider konnten sich die Industrie und Normungsausschüsse nicht auf einen einheitlichen Standard für die Stücklistenerstellung einigen. zu den technischen Zeichnungen, bezeichnet als Zeichnungssatz, werden die Stücklisten als Stücklistensatz bezeichnet292. Je nachdem, ob die Stückliste auf der Zeichnung oder auf einem separaten Dokument, in der Regel ein DIN A4 Format, untergebracht ist, wird von einer zeichnungsgebundenen Stückliste bzw. von einer ungebundenen oder losen Stückliste gesprochen. Wegen der eindeutigen Vorteile wird heute die ungebundene Version bevorzugt. Bei kleinen bis mittelgroßen Baugruppen eignet sich die zeichnungsgebundene Ausführung für die Fertigung sehr gut. In der Produktion braucht nicht zwischen den Dokumenten, Stücklisten und Zeichnungen gewechselt werden.
Analog
Moderne EDV-Systeme ermöglichen eine redundante Bereitstellung der StücklistenDaten. Sowohl im PPS-System als auch im CAD-System können die StücklistenDaten bearbeitet und verwendet werden. Die Vorgehensweise ist sinnvoll, da die Neuerstellung der Listen in der Konstruktionsabteilung des Unternehmens durchgeführt wird.
2
Vgl. Hirschsteiner, Einkaufs und Beschaffungsmanagement, 2002, S. 52. Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure, 1997, S. 156ff.
104
Beschaffungslogistik
Die erwähnten modernen CAD-Systeme arbeiten mit einem 3D-Kern, der die virtuellen Modelle darstellt. Altbekannte 2D-Ansichten werden lediglich abgeleitet. Vielfach werden zur Veranschaulichung, speziell für die Kunden oder den Einkauf, 3D-Ansichten erstellt und im PPS-System hinterlegt. Eine Identifikation der Bauteile ist nun auch für wenig technisch ausgebildetes Personal möglich.
43.1
Aufgaben von Stücklisten
Die wichtigsten Aufgaben der Stückliste lassen sich wie folgt beschreiben:293 • Eine Stückliste muss zumindest die Identnummer (Sachnummer) und Benennung des mit ihr beschriebenen Gegenstandes sowie die Benennung, Identnummem, Mengen und Einheiten der zu diesem Gegenstand gehörenden Teile enthalten. • Die Stückliste zeigt die Erzeugnisstruktur für die am Auftragsdurchlauf beteiligten Abteilungen, beginnend mit der Konstruktion über die Arbeitsplanung und Terminsteuerung bis hin zur Montage, zum Versand und zum Rechnungswesen. • Sie ist Grundlage zur Mengenbestimmung der Teile und Baugruppen und zur Festlegung der zugehörigen Termine. • Aus der Stückliste entstehen die Kopfzeilen für die Arbeitspläne bzw. Bestellunterlagen für eine Bestellung der Zukaufteile. • Mit Stücklisten wird der Auslieferungszustand eines Auftrages dokumentiert. • Aus Stücklisten lassen sich weitere Listen erzeugen, wie z.B. Fertigungsstücklisten, Montagestücklisten, Versandstücklisten, Materialbedarfsstücklisten, Einkaufsstücklisten, Verwendungsnachweise und Mengengerüste für die Vor-, Zwischen- und Nachkalkulation. Somit sind die Konstruktionszeichnungen und die zugehörigen Stücklisten als Primärdokumente anzusehen, während alle aus diesen Primärdokumenten abzuleitenden Dokumente, wie z.B. Arbeitspläne, NC-Programme etc., Sekundärdokumente darstellen. Wenn auch die
Optik der Stücklisten nicht genormt ist, so ist der Inhalt doch vielfach enthält grundlegende Stammdaten. Unterschiede ergeben sich Jede Stückliste gleich. nur aus der Komplexität der Produkte, für simple Erzeugnisse sind auch nur einfache Stücklisten nötig.
Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure, 1997, S. 156 ff.
105
Beschaffungslogistik 1 Stücklistenart
Blatt.
| Benennung Schlüssel Man» Benennung Weitete« |ME| PojJjdjfcl
Änderung
0 Firma Aultr. Nr.
0 Firma
| Stichwott | Menge | Temiine |
Ident Nr. Erzeugnis
Stücklistenart I Normenst.
HUES'
Normenst.
AV
I'i.'Ti'-irr:-i."aBitäkSI
Schlüssel
ltd. Nr. Erzeugnis
Konstr.
Datum
Sjj?
AV 0 = Organisalionsangaben
Auftr. Nr. Kunde K = Kopizeilen
Benennung
Menge
Schlüssel
Termine
P = Positionszeilen
Änderung Bemerkung
ME = Mengeneinheit
Abbildung 45: Beispiel für den Stücklistenaufbau294
Anders sieht es bei sehr komplex aufgebauten Maschinen oder Produkten mit einigen hundert möglichen Varianten aus. Hier müssen schon allein aus Identifikationszwecken detaillierte Angaben gemacht werden, um die Qualität zu sichern. Besonders unter der Berücksichtigung von Just-in-Time Konzepten ist der Aufbau von Stücklisten mit auftragsspezifischen Daten empfehlenswert. Die Daten der ABC-Klassifizierung, Terminangaben sowie Lieferzeit und Verfügbarkeit sind hierfür besonders geeignet. Zusätzlich sollten Stücklisten für auftragsgebundene Bestellungen die Möglichkeit bieten, folgende Daten einzubinden:295 • •
• •
• • • •
Kostenträger, Auftragsnummer (Ident- und evtl. Klassifikationsnummer, spezielle Klassifikationen), Auftragsangaben (Terminangaben, Gütevorschriften), Auftragsmenge, Menge je Los (optimale Losgröße), Losnummer (notwendig bei einer Aufteilung der Auftragsmenge in Lose), Auftragsart (z J3. Vorratsauftrag, Ersatzauftrag, Betriebs- oder Werksauftrag), weitere auftragsabhängige Informationen (z J3. Prüf- und Liefervorschriften).
Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure,1997, Vgl. ebenda.
S. 157ff.
106
Beschaffungslogistik
432 Strukturen der Stücklisten besonderer Bedeutung ist die Stücklistenstruktur. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Informationen aufzubereiten. In der Praxis haben sich für jede spezielle Anwendung unterschiedliche Ausprägungen entwickelt, die mit Hilfe von EDV-Systemen schnell und komfortabel erstellt werden können. Als noch keine leistungsstarken Systeme existierten, war die Adaption der unterschiedlichen Stücklistenaufbauten sehr arbeitsintensiv. Von
Übersicht der Stücklistenstrukturen:
Mengenstückliste,
• •
Strukturstückliste,
•
Baukastenstückliste.
StOcklistenaufbau
I Analytische Betrachtung: Erzeugnis ?
Synthetische Betrachtung:
Worin ist ein Teil enthalten ?
Woraus besteht ein
Stückliste
Mengen-
übersichts-
Varianten-Stücklisten
StrukturStückliste
BaukastenStückliste
Stückliste
Verwendungsnachweise
Mengenverwendungsnachweis
Struktur-
Baukasten-
verwendungs-
verwendungs-
nachweis
nachweis
Mischform BaukastenStruktur-Stückliste C IFA D4356
Abbildung 46: Ableitung der Stücklistenformen
296
Mengenstückliste Mengenstückliste nach
433 Die
DIN 199, auch Mengenübersichtsstückliste genannt, führt jede Position nur einmal auf und gibt so Auskunft über die gesamte Anzahl des jeweiligen Artikels im Gesamtprodukt. Dieser Aufbau ist geeignet, um z.B. die Waren zusammenzustellen oder Bestellungen auszulösen. Mühsames zusammenaddieren der einzelnen Positionen entfällt somit. Leider gibt die Mengenstückliste keine Auskunft über die Struktur und den Aufbau eines Produktes, sondern nur eine quantitative
Übersicht.
Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure, 1997, S. 159
107
Beschaffungslogistik Einsatzzwecke der Mengenstückliste: •
Einkauf,
•
Bereitstellung von Waren,
•
Wareneingang,
•
Kalkulation,
•
Lagerwesen.
Weiterhin kann die Mengenstückliste überall dort eingesetzt werden, wo die genaue Anzahl der Positionen benötigt wird. Eine kurze Mengenstückliste wird in der
folgenden Abbildung gezeigt. Mengenübersichts-Stückliste für Erzeugnis E1 Lfd. Nr.
Benennung Ident-Nr.
Mengenübersichts-Stückliste für Erzeugnis E1
Lfd. Nr.
Menge
Benennung Ident-Nr.
Menge 12 15
12 15
10 11 10
11
10
12
11
13
12
14
13
a) mit Baugruppen
10
12
11
13
b) ohne Baugruppen
© IFA D4436
Abbildung 47: Schema eine Mengenstückliste (DIN 199)
Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation
für
Ingenieure, 1997, S.
160.
Beschaffungslogistik
108
43.4 Strukturstückliste Die Strukturstückliste stellt die gesamte Struktur eines Produktes oder einer Baugruppe dar298. Dabei kann genau gezeigt werden, in welche Unterbaugruppe die jeweiligen Bauteile oder auch Einzelteile einfließen. Die Strukturstückliste ist aufgebaut wie ein virtuelles Abbild des Produktes, in dem jedes Bauelement enthalten ist. Der Vorteil, dass alle Bauteile enthalten sind, stellt aber auch den größten Nachteil der Strukturstückliste dar, da bei komplexen Listen es kaum möglich den Überblick zu bewahren.
Ein weiterer Vorteil der Strukturstückliste besteht für den Fall, dass eine komplette Übersicht über die gesamte Erzeugnisstruktur benötigt wird. So kann in der Fertigung oder Montage jedes einzelne Detail angezeigt und die genaue Verwendung im Zusammenhang mit den Baugruppen dargestellt werden.
Erzeugnis(U besteht aus
Stufe 0
Stufe
1|2|3|4
Sach-Nr
Menge
1 A B 2
t
5 4
11" C 9
-X
13" 10
Stufe 4
i—x
t-x
6
11" 8
Zeichenerklärung: Q Gruppe, Erzeugnis
O
12" B
Einzelteil
2 5
1—X
0
Halbzeug ( ) Mengenangabe auf der Stückliste
'
Halbzeug, Rohteil
Abbildung 48: Schema einer Strukturstückliste (DIN 199)2 43.5 Baukastenstückliste Wird die Strukturstückliste auf zwei Ebenen beschränkt und werden die Komponenten gegliedert, so entsteht die Baukastenstückliste. Die beiden Ebenen setzen sich
Vgl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2000, S. 427ff. Vgl. Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure, 1997, S. 161.
109
Beschaffungslogistik
beispielsweise aus einer Baugruppe und den darin enthaltenen Einzelteilen und Unterbaugruppen zusammen. Strukturen, die in den untergeordneten Ebenen enthalten sind, werden nicht in dem Baukastensegment dargestellt. Die Untersegmente werden separat behandelt. Das Entscheidende bei der Baukastenstückliste ist, dass die Strukturtiefe für jeden Baukasten nur eine Ebene beträgt. Jede weitere Baugruppe wird analog aufgebaut, bis die gesamte Fertigungsstruktur abgebildet ist. Der Vorteil der Baukastenstruktur besteht in der Möglichkeit, unterschiedliche Baugruppen zu kombinieren und in verschiedene Produkte einzusetzen, ohne die komplette Stückliste neu zu generieren. Ein weiterer Vorteil liegt wiederum in der Struktur, die in gleicher Weise bei relationalen Datenbanken zum Einsatz kommt. Für die Verarbeitung in der EDV ist die Baukastenstückliste daher hervorragend geeignet.
E1
Sach-Nr
Menge Sach-Nr Menge 12 1 1
1 A
B
B
besteht aus
besteht aus B 4
C 8
besteht aus
Sach-Nr
Menge
besteht aus
Sach-Nr 9
Menge
10 6
®
besteht aus
Sach-Nr 11
'Qi
aus
aus
11
© besteht
1 aus
Sach-Nr| Menge Sach-Nr| Menge
U1*
O
1
(ß) besteht
V
© besteht
Menge Sach-Nr Menge
12
13
Gruppe, Erzeugnis
Q Halbzeug
Einzelteil
( ) Mengenangabe auf der Stückliste
O IFA D4429
Abbildung 49: Schema einer Baukastenstückliste (DIN
Wiendahl, Betriebsorganisation für Ingenieure, 1997, S. 162.
199)300
110
Beschaffungslogistik
43.6 Plus-Minus-Stückliste Eine immer größer werdende Bedeutung nehmen Varianten der verschiedenen Produkte ein. So werden zJ3. in der Automobilindustrie Produkte in unzähligen Varianten angeboten. Dabei besteht die Möglichkeit, dass der Kunde sein verlangtes Produkt aus den unterschiedlichen Komponenten zusammenstellen kann. In diesem Zusammenhang werden Plus-Minus-Stücklisten (nach DIN 77, Refa 91) verwendet. Jedes denkbare Konzept wird infolgedessen möglich. Die einzelnen Baugruppen werden mit Plus (enthalten) oder Minus (nicht enthalten) gekennzeichnet. Es entsteht die spezielle Variantenstückliste in Verbindung mit den jeweiligen B aukastenstücklisten.
Erzeugnisstruktur V
Lg
Varianten- oder Typenstückliste
Erzeugnis V
(j) ® [B] (3)
lfd. Nr.
Pos. Ident Nr.
Mengen für Variante| V1 I V2 I V3 I V4
A 1
Variantenliste Erzeugnis V
lfd.
T Nr.] }d^n,_ VI V2 V3 V4
var. B
2 B1
I Var. 3
B2
1xB1 2x31 1 xB1 1 x32 1 xB2 1 X32 2 x B1 1 x 32
31 32
O IFA D4434
Abbildung 50: Schema einer Variantenstückliste (REFA 91) ist auch die Kombination von mehreren Stücklistenarten sinnvoll. Diese Mischformen sollen für den vornehmlichen Verwendungszweck (z.B. Lagerhaltung) die Nachteile reduzieren. Spezielle Stücklisten werden auch für einzelne Abteilungen erstellt, wie zJ3.:
Häufig
•
Konstruktionsstücklisten,
•
Dispositionsstücklisten,
•
Einkaufsstücklisten,
•
Bereitstellungsstücklisten,
•
Ersatzteilstücklisten,
•
Kalkulationsstücklisten etc.
1
Vgl. Wiendahl, Belriebsorganisation für Ingenieure, 1997,
S. 164.
111
Beschaffungslogistik 4.3.7
Verwendungsnachweis
Eine weitere Art der Stückliste ist der Verwendungsnachweis. Hierbei wird nicht danach gefragt, was in dem Produkt enthalten ist, sondern in welchen Produkten der gesuchte Artikel oder die benötigte Baugruppe enthalten ist. Der Verwendungsnachweis ist also eine Rückwärtsrecherche nach der Verwendung. Benötigt wird der Verwendungsnachweis immer dann, wenn z.B. ein Einzelteil durch ein anderes ersetzt werden soll oder muss. 4.4
Bedarfsermittlung
Die Bedarfsermittlung lässt sich unterteilen: •
• •
grundsätzlich
in drei verschiedene Methoden
programmorientierte (oder deterministische) Bedarfsermittlung, verbrauchsorientierte (oder stochastische) Bedarfsermittlung, heuristische Bedarfsermittlung.
4.4.1
Programmorientierte Bedarfsermittlung Bei der programmorientierten Bedarfsermittlung wird, ausgehend von den Daten aus dem Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS- oder ERP-System), die Materialplanung durchgeführt. Voraussetzungen hierfür sind eine aktuelle und
gepflegte Datenbasis im PPS-System. Übersicht der benötigten Daten: • • • • •
• • •
•
Primärbedarf, Stücklisten,
Verwendungsnachweise, Arbeitspläne, Lagerbestände, Reservierungen, Fertigungsauslastung, Kapazitäten, Lieferzeiten.
Aufgrund
dieser Datenbasis kann das PPS-System eine genaue Bedarfsübersicht erstellen. Wichtig ist dabei die Pflege und Aktualität der Daten. Ohne genaue Bedarfsangaben werden falsche Bestellungen ausgelöst und es besteht die Gefahr, dass Engpässe oder Materialüberschüsse entstehen.
Beschaffungslogistik
112
4.42 Verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung Die verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung wird mit Daten aus vergangenen Perioden durchgeführt. Hierbei werden die Bedarfe dem Verbrauch gleichgesetzt und die Liefertermine werden historisch festgestellt. Verfeinerte Verfahren ziehen noch Marktwachstumsprognosen heran, um auf etwaige Schwankungen reagieren zu können. Es ist ersichtlich, dass mit diesem Verfahren keine genauen Aussagen über den Bedarf gemacht werden können. Jedoch ist diese Methode einfach und bei gleichbleibender Auftragslage sehr effektiv. 4.43 Heuristische Bedarfsermittlung Bei der heuristischen Bedarfsermittlung wird geschätzt, welcher Bedarf gedeckt werden muss. Als Anhaltspunkt werden ähnliche Produkte als Basis zugrunde gelegt und ausgehend von den Daten, werden Schätzungen für kommende Aufträge angefertigt. Oft werden nur Erfahrungswerte herangezogen, auf deren Gmndlagen die intuitiven Schätzungen durchgeführt werden. Das Verfahren kommt ursprünglich aus dem Bereich des Handwerks und wurde dort sehr effektiv und kostengünstig eingesetzt. Für moderne Industrieunternehmen ist diese Methode jedoch nicht ausreichend.
Verfahren der Materialbedarfs-
Zu beschaffende Güter
ennittlung Programmorientierte Bedarfsermittlung
._
(deterministisch)
In der
Regel Güter des Sekundärbedarfs
(außer Ersatzteile) als A-Güter und B-Güter
Verbrauchsorientierte
(stochastisch)
Bedarfsermittlung
C-Güter und Ersatzteile
Schätzung des Materialbedarfs Tabelle 47: Verfahren der
4.5
In der Regel Güter des Tertiärbedarfs als
Bei Gütern mit sehr geringem Wert
Bedarfsermittlung302
Beschaffungsplanung
Die
Beschaffungsplanung ist die Festlegung von Zielen, Maßnahmen und Ressourcen zur kostenoptimalen Bereitstellung der für eine bestimmte Planungsperiode erforderlichen Inputfaktoren aus den Beschaffungsmärkten. Objekte sind alle für die Vgl. Ehrmann, Logistik, 2001, S. 252.
Beschaffungslogistik
113
Leistungserstellungsprozess benötigten Produktionsfaktoren. Ziele der Beschaffungsplanung sind Optimierung der Beschaffungskosten, Verminderung der Versorgungsrisiken, Verbesserung der Steuerung und Kontrolle der Beschaffungsdurchführung und Einhaltung der Qualitätsstandards. Die Beschaffungsplanung ist in meherere Teilbereiche untergliedert: Beschaffungsmengenplanung mit den Komponenten Mengen, Zeit, Kosten, um so die optimale Beschaffungsmenge zu erzielen. Beschaffungsvollzugsplanung, die sich mit den Beschaffungswegen, Lieferanten und Beschaffungszeiten beschäftigt303. •
•
Ermittlung der optimalen Bestellmenge Im Rahmen der Beschaffungsplanung von Materialien, die bevorratet werden sollen, stellt sich die Frage, ob die Gesamtmenge auf einmal oder in Teilieferungen beschafft wird. Um eine Optimierung dieser Bestellmenge vornehmen zu können, wird zunächst 4.5.1 Modell
zur
einmal eine Gesamtstückkostenfunktion formuliert, die sich aus den Teilbereichen bestellmengenfixe Kosten und Lager- sowie Zinskosten zusammensetzt. Von dieser Stückkostenfunktion wird dann das Minimum berechnet. Da es sich bei diesem Modell um ein vereinfachtes Abbild der Realität handelt, müssen zunächst einige Annahmen 3
genannt werden: •
• • •
• • •
• •
304
Jahresbedarf der Materialart ist bekannt, Preise und Qualität sind konstant, Lagerabgang erfolgt kontinuierlich und in gleichen Raten, Verbundbeziehungen zu anderen Bestellungen sind nicht vorhanden,
Finanzierungsengpässe liegen nicht vor, Lieferungen sind sofort verfügbar, Fehlmengen existieren nicht, Schwund wird nicht berücksichtigt, Lagerengpässe liegen nicht vor,
•
Sicherheitsbestand ist nicht vorhanden,
•
Lagerbestand ist vor der nächsten Bestellung gleich null, Wiederauffüllung erfolgt ohne „time lag".
•
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 1995, S.424. Vgl. Grochla, Grundlagen der Materialwirtschaft, 1986, S. 81ff.
Beschaffungslogistik
114
Daraus
ergeben sich folgende Lagerbestandsbewegungen:
1. Periode
2. Periode
3. Periode
4. Periode
Abbildung 51: Durchschnittlicher Lagerbestand
Zur Herleitung der optimalen Bestellmenge werden B
=
p
=
F
=
i
=
1
=
n
=
t
=
x
=
kg kj k| kf
Gesamtbedarf der Periode (p.a.)
Einstandspreis pro Stück bestellmengenfixe Kosten Zinskostensatz in % p.a.
Lagerkostensatz in % p.a. Anzahl der Bestellungen Lagerzeit Bestellmenge
=
Stückkosten
=
Stückkosten für die Zinsen
=
=
Stückkosten für die Lagerung Stückkosten für die bestellmengenfixe Kosten
Die Gesamtkostenfunktion pro Stück setzt sich
kg
=
p
+
folgende Symbole benötigt:
aus
folgenden Bereichen zusammen:
k, + ki + kf
Vgl. Vossebein, Materialwirtschaft und Produktionstheorie, 2001, S. 27. Vgl. Jehle, Produktionswirtschaft, 1999, S. 5Iff.
Beschaffungslogistik
115
Bestimmung der Lagerkostenfunktion 1)
Durchschnittlicher mengenmäßiger
Lagerbestand:
x+
0
Lagerbestandswert:
Lw=-p (GE)
3)
Jahr: Lagerkosten pro 6 F
Li
4)
Lagerkosten pro Bestellung:
LB
Beziehung
n
=
£_£_£
=
2100
^ ^ 200 /1
X
=
n
—
-
B/x kann die Funktion wie
folgt
umformuliert
xl P l
T
200 ß
-
5)
(ME)
—
x
2)
Durch die werden:
x =
——
Lagerkosten pro Stück: k'
=JL=
=
x
xpl 200Ä
Bestimmung der Zinskostenfunktion Die Herleitung der Zinskostenfunktion erfolgt analog der Schritte 1) Ermittlung der Lagerkostenfunktion. Die Änderung ergibt sich nur
5)
zur
-
aus
dem
Zinskostensatz i. Somit lautet die Zinskostenfunktion pro Stück:
ki=^^ 200 B Bestimmung der bestellmengenfixe Kosten pro Stück Durch die Division der gesamten bestellmengenfixe Kosten durch die Bestellmenge x ergibt sich die Stückkostenfunktion für den Fixkostenbereich:
Nach
Addition
der
einzelnen Gesamtkostenfunktion pro Stück:
Stückkostenbereiche
ergibt
sich
folgende
Der Einstandspreis wird als konstante Größe im folgenden nicht weiter Daraus ergibt sich die detaillierte Stückkostenfunktion:
mitgeführt.
kg
=
k„= 8 ,
p
+
F x
—
k,
+
k| + Kf
l 200 B
x-p + —-—+
x pi 200-ß
—-—
116
Beschaffungslogistik
oder 8
200-5
x
Um das Minimum der Stückosten berechnen zu können, wird Stückkostenfunktion die erste Ableitung gebildet. Die Ableitung wird im gleich null gesetzt und nach x aufgelöst:
-IL-
r 8"
x
Für die
2
dx
F
/>
von
der
folgenden
(' ")-n
~
200-ÄF
=
p(l+i)
optimale Bestellmenge gilt: ^Opt
=
1200-B-F
p(l+i)
Nach Erfüllung der notwendigen Bedingung muss im nächsten Schritt die hinreichende Bedingung geprüft werden. Die Prüfung erfolgt unter der Voraussetzung, dass x > 0 und F > 0 sind.
kg
dk'
=
-
Die
2F
"*-T --JL=+^->0 dx x -
Ermittlung der optimalen Bestellhäufigkeit erfolgt durch die Beziehung n B/x: =
B
Die
optimale Lagerzeit läßt sich durch folgende Gleichung bestimmen:
117
Beschaffungslogistik Grafisch kann der Sachverhalt der
werden:307
optimalen Bestellmenge
wie
folgt dargestellt
Abbildung 52: Darstellung der optimalen Bestellmenge
4.5.2
Bestellrhythmusverfahren Zur der Ermittlung des Beschaffungstermins wird eine Unterscheidung in das Bestellrhythmus- und Bestellpunktverfahren vorgenommen. Bei dem Bestellrhythmusverfahren werden Bestellungen in festgelegten Rhythmen durchgeführt. Dabei kann in festgelegten Zeitabständen eine zuvor festgelegte Menge geordert werden. Bei ungleichmäßigem Lagerabgang führt diese Vorgehensweise jedoch zu stark schwankenden Lagerbeständen. In einer weiteren Form kann in festgelegten Zeitabständen jeweils die Menge beschafft werden, die den Lagerbestand auf den festgelegten Sollbestand auffüllt. 4.5.3
Bestellpunktverfahren
Ausgangspunkt für das Bestellpunktverfahren ist der verfügbare Bestand. Eine Bestellung wird immer dann ausgelöst, wenn der auf Lager befindliche Bestand eine festgelegte Höhe (Meldebestand) erreicht hat. Bemessungsgrundlage hierbei ist die Menge, die zur Abdeckung des Bedarfs zwischen der Auslösung der Bestellung bis zur Bereitstellung der ergänzenden Lieferung im Lager benötigt wird. Vgl. Jehle, Produktionswirtschaft, 1999, S. 55.
Beschaffungslogistik
118
Zur Ermittlung des Bestellzeitpunktes werden zwei Verfahren unterschieden
Beim Verfahren des festen Bestellpunktes werden die Bestellpunkte am Anfang der Rechenperiode festgelegt. Während dieser Zeit wird die Bestellnotwendigkeit nicht weiter überprüft. Wegen der Unterstellung, dass ein konstanter Bedarf und konstante Wiederbeschaffungszeiten vorliegen, kommt dieses Verfahren selten zur Anwendung.
gleitenden Bestellpunkt-Verfahren wird der Lagerbestand kontinuierlich bei jedem Abgang per EDV kontrolliert. Dieses Verfahren gestattet eine Anpassung an Veränderungen des Bedarfs und der Wiederbeschaffungszeit. Eine umgehende Berücksichtigung der Lagerbewegung ermöglicht sofortige Reaktionen auf kritische Bestandssituationen mit dem Vorteil des Haltens niedriger Sicherheitsbestände. Beim
4.6
Beschaffungsformen gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Material zu beschaffen. Entscheidend für die Leistungserstellung ist aber nur, dass die richtigen Waren zum benötigten Zeitpunkt, am richtigen Ort, in der geforderten Menge, zum richtigen Preis und in der entsprechenden Qualität vorhanden sind. Bei der Bedarfsdeckung ohne Vorratshaltung (Lagerhaltung) ist zu unterscheiden, ob die Beschaffung unmittelbar durch das Auftreten eines Bedarfs ausgelöst wird oder eine weitgehende Synchronisation von Verbrauchsrhythmus und Bereitstellungsrhythmus durch zweckentsprechende Lieferverträge erreicht wird. Es
Einzelbeschaffung Anwendung dieses Prinzips wird der Beschaffungsvorgang erst dann ausgelöst, wenn ein individueller, mit einem bestimmten Auftrag verbundener Bedarf vorliegt. Das bedeutet, dass • ein Lagerrisiko nicht gegeben ist, • Kapital kaum gebunden wird, Zins- und Lagerkosten nicht ins Gewicht fallen. Problematisch bei der Einzelbeschaffung ist die Terminierung, da sie zwei Risiken unterliegt: 4.6.1
Bei der
•
•
•
Risiko der verspäteten oder Nichtlieferung des Materials, Risiko der Lieferung quantitativer oder qualitativer Fehlmengen.
In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass die eigenen Lieferbereitschaft nicht mehr gewährleistet bleibt. Außerdem ist bei der Einzelbeschaffung im Bedarfsfall in der
Vgl. Ehrmann, Logistik, 2001, S. 301
119
Beschaffungslogistik
Regel mit dem Bezug von kleineren Mengen und daraus resultierend höheren Preisen und Transportkosten zu rechnen. Zur Anwendung kommt dieses Prinzip bei auftragsorientierter Einzel- oder Kleinserienfertigung. Dabei kann sich die Einzelbeschaffung auf Produkte beziehen, einen die für nur speziellen Kundenauftrag Verwendung finden. Zu beachten ist, dass die Bestellkosten je Bezugseinheit wegen der fehlenden Losgrößendegression bei der Einzelbeschaffung am größten sind. Es müssen daher in der Praxis die kostenmäßige Mehr- und Minderbelastung verrechnet werden. Wenn sich günstigere Lagerhaltungs- und Bestellkosten ergeben, kann zur Vorratsbeschaffung übergegangen werden. Voraussetzung ist, dass die Materialien im Rahmen der Einzelfertigung mehrfach verwendbar sind. Dies trifft in der Regel bei Normteilen und Kleinmaterial zu309. Vorratsbeschaffung Die Beschaffung auf Vorrat mit zwangsläufiger Lagerhaltung sorgt zumindest kurzfristig bei der Materialbeschaffung vom Auftragseingang und Fertigungsablauf für unabhängig. Bei Anwendung dieses Bereitstellungsprinzips stehen die Materialien im eigenen Betrieb zur Verfügung. Bei Bedarf können sie sofort vom Lager abgerufen werden. Damit wird dem Risiko verminderter Lieferbereitschaft weitgehend Rechnung 4.62
getragen. Die Vorratsbeschaffung ist in der Regel mit dem Bezug größerer Mengen verbunden und stellt die größten Anforderungen an die Materialbedarfsplanung dar, da sich der Verbrauch der Fertigung unperiodisch verhalten kann. Auch sind an die Bestandsüberwachung besonders hohe Anforderungen zu stellen310. Als Vorteile der Vorratsbeschaffung sind •
•
zu nennen:
der Marktposition durch große Abnahmemengen und dadurch Chancen zur aktiven Preispolitik und Erschließung neuer Märkte, Ausnutzung von Preisvorteilen (Mengenrabatte, Transportstaffelungen) durch den
Verbesserung
Bezug großer Mengen, Sicherung der Kontinuität des Fertigungsvollzuges für durch Abschirmung gegenüber Marktschwankungen. Nachteile sind hingegen: hohe Lagerrisiken, • hohe Lager- und Zinskosten sowie •
•
•
30"
eine hohe
Kapitalbindung3".
Vgl. Hartmann, Materialwirtschaft, 1993, S. 193.
""Vgl. Bichler, Beschaffung und Lagerwirtschaft, 2001, S. 12. Vgl. Hartmann, Materialwirtschaft, 1993, S. 204ff.
eine
begrenzte Zeitspanne
Beschaffungslogistik
120
4.63 Direkter Bezug Der direkte Bezug vom Hersteller führt zu
Preisvorteilen, da durch die Verkürzung der
Beschaffungskette Transport-,
Umlade- und Zwischenlagerungskosten entfallen. Informationen werden in diesem Fall über die speziellen Eigenschaften eines Artikels besonders intensiv sein.
Zweckmäßig ist der direkte Beschaffungsweg besonders dann, wenn das beschaffende Unternehmen eine Belieferung von bestimmten Materialien in stets gleich bleibender Qualität sicherstellen muss. Bei nahem Standort des Herstellers oder einem seiner Nebenlager wird die Beschaffungszeit von Standardartikeln nicht (wesentlich) hinter der des Handels zurückstehen. Zu prüfen ist, ob nicht die Preisvorteile durch zusätzliche Kosten aufgewogen werden. Diese können vor allem durch den Zwang zur Abnahme und Einlagerung von Mindestabnahmemengen, die über den tatsächlich benötigten Mengen liegen, oder durch Mindermengenzuschläge entstehen 12.
4.6.4 Indirekter Bezug
Erfolgt die Materialbeschaffung über einen Handelsbetrieb, so ist zu beachten, dass dieser und nicht etwa dessen Einkaufsquelle als Vertragspartner zu betrachten ist. Er muss also zuverlässig und leistungsfähig sein und zudem auch für Qualität und Liefertermine haften und für etwaigen Schadenersatz selbst einstehen. Zugunsten der Beschaffung über den Handel lässt sich die Übernahme von Bereitstellungsaufgaben und Risiken durch den Handel anführen. Beim Bezug von kleineren Mengen können die Preise des Handelsbetriebes niedriger sein als die Gesamtkosten beim Direktbezug, obwohl der Handelsbetrieb mit der Handelsspanne sämtliche Handlungskosten zuzüglich eines Gewinnanteils im Verkaufspreis weiterberechnet. Die Handelsspanne muss sich aber nicht kostenerhöhend auswirken, weil der Handel die Güter in großen Mengen vom Produzenten bezieht und damit Preisvorteile und durch größere Transporteinheiten günstigere Transportkosten erzielt. Zudem erlauben die über den Handel möglichen kurzfristigen Lieferungen in kleinen Mengen eine geringe Vorratshaltung; sie verursachen entsprechend niedrige Lagerhaltungskosten und verringern die mit der Vorratshaltung verbundenen Risiken. Ein weiterer Vorteil ergibt sich auch daraus, dass der Handel ein breites Sortiment führt. Damit wird eine gewisse Markttransparenz möglich. Die Beratung bezüglich der -
12
Vgl. Vry, Beschaffung und Lagerhaltung, 1998, S. 65.
-
121
Beschaffungslogistik einzelnen Materialien wird nicht von
so
intensiv sein, dafür wird aber eine
Vergleichsmöglichkeiten geboten313.
4.6.5
größere Anzahl
Kooperationen und Genossenschaften
Bei der Gründung von Genossenschaften, Handelsketten und Kooperationen von Unternehmen im Beschaffungsbereich steht immer der Aspekt der Bündelung von Beschaffungskompetenzen im Vordergrund, um die Waren kostengünstig beziehen zu können. Der rechtliche Aufbau von Genossenschaften und kooperierenden Partnern ist sehr unterschiedlich, aber für die Beschaffungsziele ist dieser Aspekt nur von untergeordneter Bedeutung. Wichtiger ist das Prinzip, bei dem die Marktmacht eingesetzt wird, um bessere Konditionen zu erhalten.
spezielle Strukturen ergeben sich auch Vorteile hinsichtlich der Kosten für den Verwaltungsapparat. Eine zentrale Beschaffungsabteilung führt die Verhandlungen mit den Lieferanten. Spezialisten aus den verschiedenen Bereichen wie zJ3. Recht, Marketing oder Logistik treten als Einheit auf und ermöglichen so einen optimalen Verlauf der Verhandlungen für die kooperierenden Partner314. Die wichtigsten Vorteile sind: Bündelung der Beschaffungskompetenzen, kostengünstiger Konze meinkauf, Durch
• •
•
Bestellkostenreduktion,
•
einheitliches Auftreten beim Lieferanten, besondere Konzemrabatte für weitere Produkte, Zentrallager und Auslieferungslager ermöglichen Just-in-Time durch wöchentliche Anlieferung, Versand direkt an Filialen,
•
•
•
tägliche oder
eigene Produktgestaltung. Daraus ergeben sich folgende Nachteile: •
•
• •
•
kleine Händler können die Preise nicht halten, unflexible komplexe Strukturen, kleine Lose sind nur schwer verfügbar,
Beratungsdefizite.
4.6.6 Just-in-Time In der Literatur wird Just-in-Time definiert als ein Organisationsprinzip, das die verschwendungsfreie und bedarfsgenaue Realisation unternehmensinterner und 3,3 314
Vgl. Vry, Beschaffung und Lagerhaltung, 1998, S. 65. Vgl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2000, S. 292ff.
Beschaffungslogistik
122
übergreifender Güteraustauschprozesse zum Ziel hat Das Prinzip der Just-in-Time Fertigung ist Teil einer auf dezentralisierter Planung und Steuemng beruhenden Produktion, die in allen Fertigungsbereichen und Produktionsebenen auf Abruf erfolgt. Das gilt für die Zulieferung des benötigten Materials, beispielsweise von Rohmaterialien oder vorproduzierten Teilen, bis hin zur Ablieferung der Endprodukte. Dieses System ermöglicht die kurzfristige Kapazitäts- und Materialplanung stets dem jeweiligen Fertigungsstand und der aktuellen Auftragslage anzupassen. Ziel ist es, auf diese Weise die Lagerbestände niedrig halten zu können und die Zeitspanne der gesamten Fertigung eines Produkts zu verkürzen. Angewendet wird diese Fertigungsform vor allem bei Serien- oder Massenproduktionen, wo diese Methode neben kürzeren Durchlaufzeiten der Auftragserledigung eine deutliche Reduzierung der Lagerkosten bewirkt. Bei der Just-in-Time Fertigung wird zwischen zwei .
Varianten unterschieden. Die erste Variante ist die synchrone Produktion, die von einer bedarfsorientierten Planung ausgeht. Hierbei wird entsprechend dem Bedarf des Bei der zweiten Variante der Just-in-Time Fertigung folgenden Tages wird dagegen gemäß dem in Japan entwickelten Kanban-System das produziert, was zuvor verbraucht wurde.
vorproduziert316.
Diese Definition bezieht sich primär auf die Produktion und die Herstellung von Gütern. In der Beschaffung und auch in der Logistik werden Just-in-Time Konzepte aber eher als rollende Lager gesehen. Lagerfläche ist sehr teuer und erzielt keinen wirtschaftlichen Vorteil für das Unternehmen. Kosten entstehen auch durch die Herstellung von Waren, deren Absatz noch nicht gesichert ist. Diesen Ansatz greifen die Just-in-Time Konzepte auf. Könnte das Unternehmen die soeben abgesetzte Ware direkt aus der Produktion oder vom Lieferanten an den Kunden ausliefern, so würden die zusätzlichen Lagerkosten oder auch Fertigungskosten für nicht verkaufte Erzeugnisse entfallen. In der Praxis ist die Umsetzung des Ansatzes aber nicht so einfach, da die beteiligten Teilsysteme nur bedingt verlässlich sind. Es kann nicht genau vorhergesagt werden, welche Produkte der Kunde zu einem bestimmten Termin bestellt. Auch die Verfügbarkeit der Rohstoffe ist nicht immer gewährleistet. Es gibt noch weitere große und kleine Einflüsse auf die komplexen Zusammenhänge, die systembedingte Probleme hervorrufen. Der prinzipielle Ansatz wird aber immer häufiger in der Wirtschaft genutzt, vor allem durch die großen Unternehmen der Automobilindustrie, die eine starke Marktposition gegenüber den Lieferanten haben. Detaillierte Lieferantenverträge regeln die genaue Menge, den genauen Liefertermin und die geforderte Qualität, die der Lieferant zu liefern hat. Sollte ein Kriterium nicht eingehalten werden, so drohen Konventionalstrafen bis hin zur Auflösung des Lieferantenvertrages. Die Unternehmen 3,5 316
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 1995, S. 1760. Vgl. Microsoft®, Encarta® Enzyklopädie Professional, 2003.
123
Beschaffungslogistik der Automobilindustrie sichern sich somit ab und reduzieren
gleichzeitig
ihre
Lagerkosten. Speziell unter dem beschaffungslogistischen Ansatz kann Just-in-Time als ein Konzept gesehen werden, das •
•
• •
•
die Senkung der Bestände innerhalb der gesamten logistischen Kette zum Ziel hat und sie möglichst an den Anfang der Wertschöpfung platzieren will, eine enge Anbindung des Lieferanten an das Unternehmen erreichen will und eine Gewinnpartnerschaft mit den Lieferanten anstrebt, das Hol- durch das Bringprinzip ablöst, die Qualitätskontrolle nicht auf den Materialeingang und Warenausgang beschränkt, sondern die Qualitätskontrolle auf dem gesamten Leistungserstellungsprozess ausdehnt, vom Zulieferer bis zum Endabnehmer, die Transaktionskostensenkung zum Ziel hat317.
Konventioneller Lieferer
Verkauf
Versand
Konventioneller Abnehmer
Bestellung
Einkauf
Auftragsbestätigung
verfolgung
Rückfrage Ware
Termin-
JITLieferer
JITAbnehmer
Einkauf
Verkauf
Rahmenvertrag
Warenannahme
Eingangsprüfung Bereit-
stellung
Fertigung Informations- und
Fertigung
Abruf oder Kanban
Fertigung
Ware
=
ertragsmaximum;
e
fallend
positiv fallend bis Null; x'
0 Zielfunktion:
Maximierung der Deckungsbeiträge DB
Daraus
=
80xi +60x2-> Max!
ergibt sich folgende grafische Darstellung mit folgender Lösung:
X, 30 ME X2 40 ME =
=
DB Ges= 80 30
9
+
60 40
=
4.800 €
•
Vgl. Jehle, Produktionswirtschafl, 1999, S. 84ff.
Produktionslogistik
187
Produktionstyp Produktionstyp teilt
6.1.3
die Mengenleistung der Produktion ein und charakterisiert somit das Ausmaß der betrieblichen Leistungswiederholung421. Für diese Definition werden in der Fachliteratur gelegentlich auch die Begriffe Leistungstyp oder Fertigungsart gewählt. Mit dem Produktionstyp variiert, neben der Auflagengröße der Erzeugniseinheiten, auch der produktionslogistische Aufwand. Die Planung der Auftragsgrößen, der Produktionsreihenfolge und -termine bei möglichst hoher Kapazitätsauslastung und gleichzeitiger Minimierung der Rüst-, Leer- und Der
Lagerhaltungskosten stellt dabei die größte Herausforderung für die Produktionslogistik dar. Im Allgemeinen werden die folgenden Typen unterschieden: • Massenproduktion Eine Massenproduktion zeichnet sich durch den hohen Grad an Leistungswiederholung und die quasi ununterbrochene Herstellung großer Mengen 420 421
Vgl. Jehle, Produktionswirtschaft, 1999, S. 85. Vgl. Bloech, Einführung in die Produktion, 2001, S. 258.
188
Produktionslogistik (Massen) gleicher Produkte auf gleichen Maschinen in gleicher Abfolge
aus
.
In
der Massenproduktion können Mechanisierung und Automatisierung am leichtesten realisiert werden. Die Produktionsfaktoren zeichnen sich hier in der Regel durch eine hohe Verrichtungsspezialisierung aus. In der Praxis kommt es daraufhin häufig zu negativen Effekten in Bezug auf die angestrebten Sozialziele (Monotonie etc.). Aufgrund des kontinuierlichen Fertigungsprozesses ist bei diesem Produktionstypen der Einsatz von produktangepassten Stetigförderern •
zweckmäßig. Sortenproduktion Die Sortenfertigung ist eine spezielle Erscheinungsform der Massenproduktion, bei der verschiedene Varianten eines Grundprodukts auf derselben Produktionsanlage in zeitlicher Folge hergestellt werden. Entscheidend ist, dass sich die unterschiedlichen Produkte bezüglich ihrer Merkmale und Ausprägungen nur geringfügig voneinander unterscheiden. Vor einem Sortenwechsel muss die Produktionsanlage gewöhnlich auf die neue Sorte umgerüstet werden. In manchen Fällen kann die Umstellung auch während des laufenden Produktionsprozesses erfolgen, wobei es zur Ausschussproduktion kommen kann. Kritischer Punkt bei dieser Sortenfertigung ist die Planung der Auftragsgröße sowie die Festlegung der
Sortenreihenfolge423. •
Serienproduktion Bei der Serienproduktion werden gleiche Produkte in der für ein Los erforderlichen Menge hergestellt. Im Anschluss an die Umrüstung der Produktionsanlage wird jeweils ein anderes Erzeugnis fabriziert424. Die Produktionsanlagen müssen bei diesem Produktionstypen wesentlich flexibler als bei der Sortenproduktion sein, da neben der Erzeugnisausprägung auch die gesamte Erzeugnisstruktur variieren kann. Neben dem regelmäßigen Umrüsten sind als weitere Probleme der Serienproduktion die Planung der Auftragsgrößen und die Festlegung der Produktionstermine aufzuzählen.
•
Einzelproduktion Neben den kleinen Stückzahlen ist die Einzelproduktion durch die Gebundenheit an einen Kundenauftrag geprägt. Über den individuellen Auftrag hinaus erfolgt in der Regel keine Leistungswiederholung. Die Produktionsanlagen und Arbeitskräfte weisen bei diesem Produktionstyp einen sehr hohen Grad an Flexibilität auf. Typisch ist die Einzelproduktion bei der Erstellung großer komplexer Objekte (Schiffe, Großmaschinen), Maßanfertigungen (zJ3. Aufzüge, Klimaanlagen) und Kernproblem dieses Produktionstyps ist die schlechte
Sonderanfertigungen425.
Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 312. Vgl. Günther, Produktion und Logistik, 2000, S. 12. Vgl. Weber, Logistikmanagement, 1994, S. 258. Vgl. Bloech, Einführung in die Produktion, 2001, S. 258.
Produktionslogistik
189
Prognostizierbarkeit des Auftragseingangs. Zudem kann es bei der Einzelfertigung zu langen Lieferzeiten kommen, wenn keine Produktion von Einzelteilen und Bauteilen auf Vorrat
erfolgt426.
aufgezählten Produktionstypen können nicht immer streng voneinander abgegrenzt werden. So lässt sich zwischen der Kleinserien- und der wiederholten Einzelfertigung oder der Großserien- und der Massenfertigung kaum eine klare Trennung vornehmen. Die hier
6.1.4
Organisationstyp Organisationstyp kennzeichnet die am Fertigungsprozess orientierte Art der Zusammenführung von Betriebsmitteln zu organisatorischen Einheiten427. Dieser Begriff ist in der Fachliteratur nicht vereinheitlicht, es sind hierfür auch andere äquivalente Begriffe wie zJ3. Produktionsstruktur, Fertigungsprinzip, Funktionsprinzip oder Fertigungsstruktur gebräuchlich. Der Organisationstyp ist eine beherrschende Einflussgröße der Produktionslogistik. Da die Entscheidung für ein Fertigungsprinzip weitreichende logistische Konsequenzen nach sich zieht, ist er nach den jeweiligen Unternehmensgegebenheiten und der individuellen Erzeugnisstruktur auszuwählen. Der
Besonders beeinflusst wird davon die Durchlaufzeit und der Koordinationsaufwand zur Sicherstellung eines reibungslosen und optimalen Produktionsablaufs428. Prinzipiell ist der Organisationstyp immer dann festzulegen, wenn der Übergang zu neuen Produkten, Produktvarianten oder zu einer neuen Quantitätsstufe geplant bzw. vollzogen werden muss429. Die Einrichtung neuer Fertigungseinheiten oder gar eine Erweiterung der Produktionsstufen macht ebenfalls eine erneute Abwägung der verschiedenen Alternativen notwendig.
Vgl. Günther, Produktion und Logistik, 2000, S. 13. Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 313. Vgl. Schulte, Logistik, 1995, S. 190. Vgl. Weber, Logistikmanagement, 1994, S. 157.
Produktionslogistik
190
Organisationstypen
ortsveränderliche
ortsgebundene Fertigung
Fertigung
Werkstatt-
Fließ-
fertigung | (Verrichtungsprinzip)
fertigung (Objektprinzip)
Gruppenfertigung (Gruppenprinzip)
Baustellen-
Punkt-
fertigung (ObjektVerrichtungsprinzip)
fertigung (ObjektVerrichtungsprinzip)
ohne zeitliche
mit zeitlicher
Verkettung
Keine
Bindung
Bindung (Taktung)
zum
Verkettungseinrichtungen
Gesamtsystem
X Reihenfertigung
Fließ-
Transfer-
Flexibles
Ferti-
Fertigungs-
fertigung
straße
Fertigungs-
gungszelle
insel
system
Abbildung 78: Organisationstypen in der Produktion 43°.
Gestaltung der räumlichen und zeitlichen Struktur der Fertigungs- und Montagearbeitsplätze der Produktion stehen grundsätzlich die in der oben aufgeführten Abbildung dargestellten konventionellen Organisationstypen in den jeweiligen Ausprägungsformen zur Verfugung. Gemäß den für die Ablauforganisation der Produktion angewendeten Prinzipien zur Zusammenfassung der (durch die Arbeitsteilung entstandenen) Funktionsteilbereiche lassen sich folgende Hauptgruppen unterscheiden:431 Verrichtungs- oder Funktionsprinzip (Werkstattfertigung), Bei der
•
430 431
Vgl. Luczak, Arbeitsorganisation, 1996, Kap. 12, S. 48. Vgl. Schulte, Logistik, 1995, S. 190.
191
Produktionslogistik •
•
Objekt- oder Flussprinzip (Fließfertigung), Gruppenprinzip als Hybrid beider Prinzipien (Gruppenfertigung).
In diesem Kontext wird in der Fachliteratur auch von der sogenannten ortsgebundenen und ortsveränderlichen Produktion gesprochen. Die ortsgebundene Fertigung ist dadurch charakterisiert, dass sich der an einem Erzeugnis vollziehende Prozess der betrieblichen Leistungserstellung auf einen einzigen geographischen Ort konzentriert (Baustellen- bzw. Punktfertigung). Bei der ortsveränderlichen Fertigung hingegen erfolgt der betriebliche Leistungsprozess an mehreren geografischen Orten (WerkstattFließ- und
Gruppenfertigung)432.
6.1.4.1
Werkstattfertigung Kennzeichnend für die Ablauforganisation bei der Werkstattfertigung ist die Anordnung der wesentlichen Betriebsmittel nach dem Verrichtungsprinzip433. Bei Anwendung dieses Funktionsprinzips werden die Arbeitssysteme gleichartiger Funktionen räumlich und organisatorisch zu einer Werkstatt zusammengefassf434. In Bezug auf die räumliche Anordnung lassen sich zwei Untertypen der 435 Werkstattfertigung unterscheiden: • Auftragsungebundene Werkstattfertigung Für die auftragsungebundene Werkstattfertigung lässt sich keine eindeutige Reihenfolge angeben, in der die Mehrzahl der Aufträge die Produktionsstellen durchläuft. Unterscheidet sich die Bearbeitungsfolge von Auftrag zu Auftrag, wird von "Different Routing"436 gesprochen. • Ablaufgebundene Werkstattfertigung Hierbei durchläuft die Mehrzahl der Aufträge die Produktionsstellen in gleicher oder ähnlicher Reihenfolge, so dass eine Anordnung der Werkstätten innerhalb des Betriebs nach dem Prozessfolgeprinzip zweckmäßig ist. Diese Bearbeitungsfolge, die sich nicht von Auftrag zu Auftrag ändert, wird als "Identical Routing" bezeichnet. Uberspringen einzelne Aufträge bzw. Produkte eine oder mehrere 437 Bearbeitungsstufen, so wird dies mit dem Begriff "Identical Routing Passing" umschrieben.
Bei der
Werkstattfertigung Arbeitsplan festgelegten
jeder Fertigungsauftrag entsprechend der im Bearbeitungsreihenfolge zu den einzelnen
muss
Bearbeitungsstätten transportiert werden. Aus verfahrenstechnischen Gründen kann es in der Praxis durchaus erforderlich sein, dass ein Auftrag wiederholt zu derselben Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 313f. Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 2000, S. 197. Vgl. Günther, Produktion und Logistik, 2000, S. 14. Vgl. Corsten, Produktionswirtschaft, 1992, S. 32f. Vgl. Adam, Produktions-Management, 1997, S. 16f. Vgl. ebenda.
192
Produktionslogistik
Werkstatt befördert werden muss. Charakteristisch ist dabei der diskontinuierliche Transport des Materials in Losen unterschiedlicher Größe, woraus die Notwendigkeit zur Einrichtung von Zwischenlagern resultiert438. Dieses Erfordernis ergibt sich zudem aus der schwierigen zeitlichen und kapazitiven Koordination der Bearbeitungs- und Transportvorgänge der einzelnen Aufträge.
Layout einer Produktionshalle mit mehreren Werkstätten (Schleiferei, Dreherei, Fräserei, Bohrerei), jeweils einem Lager für Material und
Das
schematische
Fertigerzeugnisse sowie den Routen zweier Versand, zeigt die nachfolgende Abbildung.
unterschiedlicher Produkte bis
zum
Dreherei
Schleiferei
-».
Materialfluss
c3 n=B i
Fräserei
Systemgrenze
Bohrerei
e e e e
—r—
-J_._L
J ._
Material-
lager
Fertiglager
Versand
Produkt 1 Produkt 2
Abbildung 79: Beispielhafte Werkstattfertigung für zwei Produkte Da eine exakte
Abstimmung der Bearbeitungs- und Transportvorgänge bei der Werkstattfertigung mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, können die Fertigungsaufträge den Produktionsprozess nur selten ohne Wartezeiten durchlaufen. Ein Manko dieser Organisationsform ist somit einerseits die Bindung des Umlaufvermögens in den Zwischenlagern, auf der anderen Seite die infolge von Engpässen und Überkapazitäten resultierende Stillstandzeit der Betriebsmittel 439. Eine weitere Problematik ergibt sich bei dem Versuch, die Maschinen entsprechend der chronologischen Bearbeitungsabfolge anzuordnen. Diesem Optimierungsansatz stehen Fertigungsaufträge mit sogenanntem Different Routing entgegen, bei denen aufgrund '
Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 2000, S. 198. Vgl. Bloech, Einführung in die Produktion, 2001, S. 256.
Produktionslogistik der von Auftrag zu Auftrag variierenden, erzeugnisspezifischen keine einheitliche Materialflussrichtung existiert.
193
Bearbeitungsabfolge
Produktarten und der hohe Individualitätsgrad der Fertigungsaufträge beanspruchen die Produktionskapazitäten in unterschiedlichster Weise. Bedingt durch die allgemein schlecht zu prognostizierende Auftragsdurchlaufzeit erzielt die Werkstattfertigung gegenüber anderen Organisationsformen tendenziell eine geringere Termintreue440. Angesichts der dargelegten Probleme gestalten sich die Produktionsplanungs- und Steuerungserfordernisse gerade bei der Werkstattfertigung sehr komplex. Die
unterschiedlichen
Die Vorteile der Werkstattfertigung bestehen in der großen Anpassungsfähigkeit, sich auf wechselnde Produkte einstellen zu können und dem hohen Qualifikationsniveau der Mitarbeiter441. Da die Arbeitssysteme nicht fest in einem Produktionsprozess verkettet sind, ist die Störanfälligkeit des Produktionsablaufes bei einer Werkstattfertigung gering. Bei eventuellen Störungen, wie dem Ausfall einer Maschine oder einer kurzfristigen Änderung im Produktprogramm, kann schnell und effizient reagiert werden442. Durch elastischen Personaleinsatz (Umsetzungen, Überstunden etc.) kann auch die Kapazität flexibel und relativ kurzfristig umgestellt werden. Verglichen mit anderen Produktionsstrukturen ist der Kapitalbedarf bei der Einrichtung einer Werkstattfertigung gering. Anwendung findet die Werkstattfertigung immer dort, wo stark variierende Produktarten in kleinen Serien mit unterschiedlichen Arbeitsgängen gefertigt werden müssen. 6.1.42
Fließfertigung
Die Fließfertigung zeichnet sich durch die Aneinanderreihung der Arbeitssysteme aus, wobei sich ihre Reihenfolge nach dem Objektprinzip, also der Abfolge der an den Erzeugnissen zu vollziehenden Bearbeitungsvorgängen, bestimmt443. In der nachfolgenden Abbildung ist exemplarisch der Produktionsprozess einer Fließfertigung dargestellt. Er ist charakterisiert durch einen einheitlichen Materialfluss und beinhaltet als wichtigste logistische Aufgabe die permanente Disponibilität aller 444
„.
Einsatzguter
.
..
0
Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 2000, S. 198. Vgl. Vahrenkamp, Produktionsmanagement, 1998, S. 53. 2 Vgl. Bloech, Einführung in die Produktion, 2001, S. 256. 13 Vgl. Wäscher, Layoutplanung für Produktionssysteme, 1998, S. 326. 4 Vgl. Wildemann, Logistik Prozessmanagement, 2001, S. 35. '
194
Produktionslogistik
Material-
—
lager
Q — r-g-
Fertiglager
Materialfluss
Systemgrenze Abbildung 80: Beispielhafter Materialfluss bei der Fließfertigung
Fließfertigung stellt bei Berücksichtigung der wesentlichen Kriterien keinen homogenen Organisationstyp dar, sondern kommt in unterschiedlichen Ausprägungen Die
vor.
Es können zwei Ausprägungsvarianten der Fließfertigung unterschieden werden: • Die produktionstechnisch bedingte (naturgebundene) Fließfertigung wird auch als Zwangslauffertigung bezeichnet und muss in ihrer Anordnung technologischen oder chemischen Restriktionen im Produktionsprozess • Die organisationsbedingte (künstliche) Fließfertigung; resultiert hingegen aus organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen, die vor dem Hintergrund der Produktionsprozessoptimierung getroffen wurden446.
folgen445.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Fließfertigung ist die zeitliche Abstimmung bzw. Bindung der Arbeitssysteme untereinander. Es kann zwischen folgenden Typen differenziert werden:447 • Bei der Fließfertigung ohne zeitliche Bindung sind die aufeinanderfolgenden Arbeitsplätze zeitlich entkoppelt. Diese Ausprägung des Flussprinzips wird in der Fachliteratur auch als Reihenproduktion definiert. Hierbei können einzelne Arbeitsstationen zwar übersprungen werden, Rücksprünge sind in der Regel jedoch nicht möglich. Nachteil dieser Variante ist der Aufbau von Zwischenlagern, welcher aus dem Asynchronismus der Produktionsschritte resultiert. • Die Fließfertigung mit zeitlicher Bindung ist charakterisiert durch eine zeitliche Koppelung der einzelnen Arbeitsstationen. Hierbei wird differenziert zwischen der Fließfertigung im eigentlichen Sinne, bei der eine Verknüpfung der Arbeitseinheiten durch selbständige Fördereinrichtungen vorliegt, und der sogenannten Transferstrasse, bei der die Arbeitsstationen mit einem automatisierten Gesamtsystem verkettet sind. der Fließfertigung ist die aus der Arbeitsteilung und resultierende hohe Produktionsgeschwindigkeit. Da die Rüstzeiten Spezialisierung größtenteils entfallen, wird ein hoher Produktivzeitanteil erreicht; gleichzeitig senken
Besonderer
Vorzug
Vgl. Corsten, Produktionswirtschaft, 1992, S. 34. Vgl. Adam, Produktions-Management, 1997, S. 18. Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 2000, S. 198.
Produktionslogistik
195
den Zeitbedarf für den innerbetrieblichen Transport. Die geringeren oder sogar fehlenden Zwischenlager und die niedrige Auftragsdurchlaufzeit reduzieren die Kapitalbindung im Umlaufvermögen und verringern den Platzbedarf. Infolge der erhöhten Transparenz in der Produktion sind die Prozesse häufig stabiler als bei der Werkstattfertigung. Dies kann sich in geringeren Qualitätsproblemen und einer niedrigeren Anzahl von Maschinenstörungen ausdrücken. Der gleichmäßige und übersichtliche Fertigungsprozess vereinfacht die Planung, Steuerung und Kontrolle der die kurzen
Transportwege
Produktion448. Ein spezifisches Planungsproblem der organisatorischen Fließfertigung ist die Taktung, da sie sich unmittelbar auf die Produktivität auswirkt. Ziel ist es, die Arbeitsinhalte der aufeinanderfolgenden Arbeitsstationen aufeinander abzustimmen und so Ineffizienzen zu vermeiden449. Fällt in der Fertigung eine Maschine oder ein Arbeitsplatz aus, muss die gesamte Produktion auf dieser Fließstraße eingestellt werden, wodurch im Betrieb hohe Kosten aufkommen können. Eine Aufspaltung der Fertigungsstraße in Blöcke und die parallele Einrichtung von Zwischenlagern kann den Stillstand des Gesamtsystems verhindern, da im Störungsfall nur ein Block betroffen wird. Diese Maßnahme stimmt wiederum nicht mit der Zielsetzung einer Umlaufvermögensreduktion überein. Die beiden konkurrierenden Ziele verdeutlichen, dass zur fundierten Entscheidungsfindung alle Vor- und Nachteile kritisch analysiert und gegeneinander abgewogen werden müssen. Ein weiteres
Kernproblem dieses Produktionstyps birgt die Dispositionsplanung der Montageteile in sich. Aufgrund der kostspieligen und platzaufwendigen Lagerhaltung empfiehlt es sich bei der Fließfertigung, die Bauteile nach dem Just-in-Time-Prinzip bereitzustellen und möglichst sequenzgenau in die Produktion einzusteuern.450 Aus arbeitspsychologischen Aspekten stellt die Monotonie der Arbeitsabläufe einen Kritikpunkt der Fließfertigung dar. Regelmäßige Arbeitsplatzwechsel ("job rotation") können den Mitarbeitern allerdings Abwechslung bieten. Zusammenfassend ist die Fließfertigung als sinnvoller Organisationstyp für konstruktiv ausgereifte, standardisierte Grundprodukte und Produkte mit einer begrenzten Anzahl an Varianten anzusehen, die jeweils in einer verhältnismäßig großen Menge (beispielsweise Massen-/ Großserienproduktion) hergestellt werden.451 6.1.43
Gruppenfertigung
Die Gruppenfertigung bezeichnet einen Produktionstyp, bei dem die wesentlichen Betriebsmittel objektorientiert und räumlich zu Organisationseinheiten ("Gruppen") Vgl. Adam, Produktions-Management, 1997, S. 19. Vgl. Vahrenkamp, Produktionsmanagement, 1998, S. 220. 0 Vgl. Adam, Produktions-Management, 1997, S. 18. 1 Vgl. Corsten, Produktionswirtschaft, 1992, S. 33. 9
196
Produktionslogistik
konzentriert werden. In der nachfolgenden Abbildung wird zur Veranschaulichung ein exemplarischer Entwurf für diesen Fertigungstypen dargestellt, bei dem sich die Organisationseinheiten zu einem System ergänzen. Innerhalb der Gruppen gelten für die einzelnen Teile/Erzeugnisse gleiche, gleichartige oder einander ergänzende Abläufe. Die in einer Organisationseinheit zusammengefassten Arbeitssysteme sollen dabei eine effiziente Kapazitätsauslastung ermöglichen452. Die Gruppenfertigung ist eine hybride Organisationsform, welche die Vorteile der Werkstattfertigung (Auftragsbezogenheit und Flexibilität) mit denen der Fließfertigung (höhere Produktivität, kürzere Durchlaufzeiten etc.) vereinigt. Üblicherweise finden in der Gruppenfertigung Universalmaschinen Anwendung, zwischen denen in der Regel keine Abtaktung erfolgt453. Drehen
Fräsen
Materialfluss
Material-
Fertiglager
lager
Systemgrenze
Abbildung 81: Exemplarisches Layout bei der Gruppenfertigung Wie bei den vorangehend beschriebenen Produktionstypen kommt auch die Gruppenfertigung in verschiedenen Varianten dieses Produktionstyps sind:
(Werkstatt-/Fließfertigung) Ausprägungsformen vor.
Fertigungszellen (Flexible Fertigungszellen), Fertigungsinseln, Flexible Fertigungssysteme und • Fertigungssegmente. Als Flexible Fertigungszellen werden automatisierte, technologisch autonome Produktionsmittel verstanden, die durch unterstützende Zusatzeinrichtungen (Werkstückspeicher, automatischer Werkzeugwechsel) in die Lage versetzt werden, eine begrenzte Zeit bedienerlos zu arbeiten454. Sie zielt auf eine möglichst vollständige Bearbeitung auf einer Maschine bei weitreichender Aufteilung der Operationen ab455. •
•
•
Flexible Fertigungszellen decken in der Regel nur eine Stufe der logistischen Kette ab, nämlich die Teilefertigung. Fertigungszellen müssen so aufgebaut sein, dass durch ein Aneinanderreihen mehrerer Zellen ein Ausbau zu einem übergeordneten System Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 315. Vgl. Weck, Produktionssysteme, 1996, Kap. 10, S. 12 Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 514. Vgl. Heiserich, Logistik, 2000, S. 104.
Produktionslogistik
197
möglich
ist. Sie kommen hauptsächlich dort wechseln, wie zJ3. in der Einzel- und
zum
Einsatz,
Kleinserienfertigung4
wo
die
Aufträge häufig
.
Fertigungsinseln zeichnen sich durch einen geringen Automatisierungsgrad aus, das heißt, es sind neben NC-Maschinen auch konventionelle Maschinen und Handarbeitsplätze anzutreffen. Markant für die Fertigungsinsel ist die Zusammenfassung von Werkstücken mit gleichen Bearbeitungsmerkmalen zu sogenannten Teilefamilien. Dabei ist die räumliche und ablauforganisatorische Konzentration möglichst aller zur Komplettbearbeitung notwendigen Maschinen anzustreben457. Die räumliche Zusammenfassung führt zur Verkürzung der Transportwege und trägt somit zur Verminderung des erforderlichen Transportaufwands bei. Potenzielle Vorteile der Fertigungsinsel liegen in der Vereinfachung der Materialtransporte, der verbesserten Transparenz des Produktionsgeschehens, der Reduzierung der Auftragswartezeiten und Zwischenlagerbestände sowie in der Verkürzung der Durchlaufzeit458.
Übertragung
aller direkten (Werkstückbearbeitung, Qualitätskontrolle) und möglichst vieler indirekter Funktionen (Arbeitsplanung, Fertigungssteuerung, Fördern, Instandhalten) auf die "Inselmitarbeiter" trägt zur Steigerung der Flexibilität in der Einsatzplanung, zum Anstieg des Qualifikationsgrades der Mitarbeiter und zur Verringerung der Fehlerraten bei. Der erweiterte Aufgabenbereich ("job enlargement") sowie der eigenverantwortliche Entscheidungsspielraum ("job enrichment") motivieren das "Inselteam" zum Erreichen gesteckter Ziele und zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess 459. Aus Sicht der Produktionslogistik ist relevant, inwieweit die Fertigungsinsel bezüglich des Materialflusses Interdependenzen zu anderen Elementen der Unternehmens- bzw. Produktionslogistik aufweist460. Die Fertigungsinsel deckt üblicherweise die Teilefertigung, in einigen Fällen auch mehrere produktionslogistische Stufen ab.
Die
Ein Flexibles Fertigungssystem umfasst eine Reihe numerisch gesteuerter Maschinen, die über ein gemeinsames Steuerungs- und Fördersystem so miteinander verbunden sind, dass eine gleichzeitige Bearbeitung unterschiedlicher Werkstücke/Aufträge im Gesamtsystem möglich ist461. Die Systemkonfiguration ist modular aufgebaut. Der Produktionsprozess ist hochautomatisiert; durch die automatische Werkstück- und Werkzeughandhabung ist die Produktion über einen gewissen Zeitraum ohne Beaufsichtigung möglich. Typisch für dieses Produktionssystem ist die Komplettbearbeitung sowie das automatische Fördern von Bearbeitungsstation zu "
Vgl. Wildemann, Die modulare Fabrik, 1994, S. 56. Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 514. * Vgl. Pfohl, Logistiksysteme, 2000, S. 199. 9 Vgl. Vahrenkamp, Produktionsmanagement, 1998, S. 56. 0 Vgl. Becker, Logistik und CIM, 1993, S. 272ff. ' Vgl. Schulte, Logistik, 1995, S. 192. 7
198
Produktionslogistik
Bearbeitungsstation. Der Fördervorgang wird individuell gesteuert und unterliegt keiner Taktung. Wesentlicher Vorteil des Flexiblen Fertigungssystems ist, dass auch kleinere Losgrößen durch den hohen Automatisierungsgrad ähnlich kostengünstig wie bei der Großserienfertigung hergestellt werden können462. Nachteilig ist die hohe Kapitalintensität dieser Systeme, der hohe Steuerungsaufwand sowie eine überdurchschnittliche Störanfälligkeit. Je nach Erfordernis kann ein Flexibles Fertigungssystem für den Einsatz einer Einzel- bis Großserienfertigung ausgelegt werden463. Der Grundgedanke der Fertigungssegmentierung entspricht prinzipiell dem Konzept der Gruppenfertigung. Dabei verfolgt sie jedoch Ziele und Strategien, die über die Vereinigung der Kosten- und Produktivitätsvorteile der Fließfertigung und den hohen Flexibilitätsgrad der Werkstattfertigung hinausreichen. Dieser komplexe und ganzheitliche Ansatz der Segmentierung wird jedoch hier nicht eingehender diskutiert. Baustellenfertigung Bei der Baustellenfertigung handelt es sich um einen ortsgebundenen Fertigungstypen. Die wesentlichen Betriebsmittel sowie die Werker sind nicht ortsgebunden, sondern werden entsprechend der durchzuführenden, erzeugnisspezifischen Arbeitsvorgänge zum Ort der Leistungserstellung befördert. Für die Fertigung von großen und damit üblicherweise schwer beweglichen Produkten (Anlagen, Großmaschinen) wird synonym auch der Begriff der Punktfertigung verwendet. Der Leistungsvollzug kann bei der Baustellenfertigung nach Verrichtungs- und Objektgesichtspunkten durchgeführt werden, wobei der Grad der Arbeitsteilung variieren kann464. Kennzeichnend für die Baustellenfertigung (bzw. Punktfertigung) ist die gleichzeitige Verrichtung verschiedener Arbeitsinhalte. 6.1.4.4
6.1.5
Layoutplanung Sicherung und langfristigen Steigerung der Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit müssen produzierende Unternehmen laufend auf Änderungen der unternehmensspezifischen Randbedingungen reagieren. Neben kontinuierlichen Rationalisierungsmaßnahmen und Investitionen in Einzelbereichen existieren auch Planungsmaßnahmen, die nicht nur einzelne Abteilungen, sondern die ganze Fabrik oder zumindest erhebliche Bereiche betreffen465. Zur
Die generelle Aufgabe der Layoutplanung -auch innerbetriebliche Standortplanungbeinhaltet die Problematik, die räumliche Struktur des Produktionsprozesses zu Vgl. Schulte, Logistik, 1995, S. 192 Vgl. Wildemann, Die modulare Fabrik, 1994, S. 57. Vgl. Dangelmeier, Fertigungsplanung, 1999, S. 313. Vgl. Brankamp, Zielplanung, 1996, Kap. 9, S. 31.
Produktionslogistik
199
planen. Grundgedanke dabei ist es, eine gegebene Anzahl ortsgebundener Betriebsmittel wie zJB. Maschinen, Arbeitsplätze, Fertigungsanlagen, Lager, die im Weiteren als Organisationseinheiten (OE) bezeichnet werden, auf einer vordefinierten Fläche optimal zueinander anzuordnen. Optimal bedeutet in diesem Kontext, dass der Interdependenzen der Organisationseinheiten untereinander und verschiedener planerischer Restriktionen ein einwandfreier und wirtschaftlicher Ablauf des Produktionsprozesses geschaffen wird466. Die unmittelbar mit der innerbetrieblichen Standortplanung verbundene Entscheidung über gebäudetechnische Einrichtungen unterstreicht die Bedeutung dieser Planungstätigkeit, die durch die Langfristigkeit ihrer Auswirkungen noch zusätzlich unterstrichen wird 467. Die Fabrikplanungsmaßnahmen sind meist von diskontinuierlicher Natur, so dass die Layoutplanung nur im Bedarfsfall durchgeführt wird. Insgesamt können sechs verschiedene Planungsfälle unterschieden werden: 468 unter
Berücksichtigung
Neuplanung, Erweiterungsplanung, Strukturerneuerungsplanung, • Reduzierungsplanung, • Verlagerungsplanung, Ausgliederungsplanung. Als Auslöser der Layoutplanung kommt eine Vielzahl unternehmensinterner und externer Impulse in Betracht. Da diese Gründe eindeutig nachvollziehbar sind, werden sie hier nur stichwortartig aufgeführt:46 erhebliche Steigerung des Produktionsvolumens, erheblicher Rückgang des Produktionsvolumens, • wesentliche Änderung der Zusammensetzung des Produktionsvolumens, • strategische bzw. untemehmenspolitische Entscheidungen (beispielsweise Nutzung regionaler Standortvorteile), • veränderte Marktanforderungen. Die jeweiligen Planungsansätze, die sich durch den Grad der Neuheit und den Veränderungsgrad der verschiedenen layoutstimmenden Einflussgrößen voneinander abgrenzen lassen, zeigt in grafischer Aufbereitung die nachfolgende Abbildung. • • •
•
-
• •
Vgl. Corsten, Produktionswirtschaft, 1992, S. 387. Vgl. Wäscher, Layoutplanung für Produktionssysteme, 1998, S.321. Vgl. Brankamp, Zielplanung, 1996, Kap. 9, S. 31. Vgl. ebenda, S.32f.
Produktionslogistik
200
Planungs-
Produktionsprogramm
Produktionspotenzial
fall
Neuplanung
Erweiterung Struktureraeuerung
Reduzierung
Verlagerung Aus-
ghederung
Bestimmungsgröße neu oder
o o o ooooo o o o o o ooo oo
oo o o oo oo
verändert
OBestimmungsgröße nicht zwangs-
läufig neu oder verändert
O
Bestünmungsgröße nicht neu oder verändert
Abbildung 82: Abgrenzung der Layoutplanungsfälle 6.1.5.1 Ziele der
Layoutplanung
Zentrales, quantifizierbares Ziel der innerbetrieblichen Standortplanung ist die
Minimierung der Materialflusskosten. Hierzu zählen die Transport-, Zwischenlagerungs-, Raum- und Standortwechselkosten:471 • Neben der Beförderung der Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe sowie der unfertigen und fertigen Erzeugnisse erstrecken sich die Transportkosten auch auf die Verbringung von Abfällen, Produktionsausschuss und Personen12. Die innerbetrieblichen Transportkosten können reduziert bzw. ganzheitlich vermieden werden, wenn die Anordnung der Betriebsmittel eine direkte Weitergabe der Werkstücke erlaubt. Lässt sich eine derartige räumliche Konzentration der Organisationseinheiten nicht realisieren, sollten einerseits kurze Transportwege gewählt und andererseits effiziente Fördermittel eingesetzt werden. • Bei den Zwischenlagern kann zwischen geplanten (ablaufbedingten) und ungeplanten (störungsbedingten) Lagern unterschieden werden. Eine erzeugnisorientierte Trennung der Kapazitäten kann zur Reduktion der ablauf- und störungsbedingten Zwischenlagerungskosten beitragen. Bei der Trennung der Kapazitäten ist die räumliche und ablauforganisatorische Zusammenfassung möglichst aller, zur Komplettbearbeitung einzelner Teile und Baugruppen 470 471 472
Vgl. Brankamp, Zielplanung, 1996, Kap. 9, S. 32. Vgl. Schulte, Logistik, 1995, S.178. Vgl. Ehrmann, Logistik, 2001, S. 395.
Produktionslogistik
201
notwendigen Betriebsmittel, anzustreben. Die weiteren Vorteile eines solchen Layouts wurden bereits im Abschnitt zuvor erörtert. Die Ermittlung der Raumkosten ist immer dann durchzuführen, wenn Neu- und Erweiterungsplanungen anstehen. In die Berechnung sind insbesondere auch solche
•
Raumkosten einzubeziehen, die aus der Rücksichtnahme auf konkurrierende Ziele resultieren. Beispielhaft hierfür ist die beabsichtigt "schlechtere" Raumnutzung, um durch die geschaffenen Reserve- und Ausweichflächen die Anpassungsflexibilität auf Veränderungen der sozialen, wirtschaftlichen und technischen Einflussgrößen zu erhöhen. Bei der Layoutentscheidung ist folglich sorgfältig abzuwägen zwischen den anfallenden Raumkosten und den Kosten, die infolge mangelnder Flexibilität entstehen können. Unter Standortwechselkosten werden alle Kosten subsumiert, die durch den Standortwechsel einer oder mehrerer Organisationseinheiten verursacht werden. Zielsetzung muss daher ein prospektiver Einbezug aller absehbaren und zu erwartenden Veränderungen in den Layoutentwurf sein.
•
möglich zu beurteilen, in welchem Maße ein konkreter Layoutentwurf Zielsetzung einer möglichst geringen Materialflusskostenverursachung gerecht wird. Dies liegt an der schlechten Prognostizierbarkeit der jeweiligen Materialflusskosten für den Zeitraum, in dem das Layout Bestand haben soll. Da in der Regel selbst die Kostenabschätzung für eine bestimmte Periode unbefriedigende Ergebnisse bringt, kann zur Beurteilung der Kostenwirkung alternativer Layouts die sogenannte Transportleistung (TL) als Hilfskriterium herangezogen werden473. Dieser Indikator wird auf eine charakteristische Basisperiode bezogen und wie folgt 474 Oftmals ist
es nur
schwer
der
definiert:
mit I
:
dir
:
es(i)s