Literarische Vereine in Dresden: Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert 9783484970281, 9783484351165

Dirk Hempel opens his study with an overview of the development of literary societies in Germany, but also in other Euro

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German Pages 315 [316] Year 2008

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Inhalt
1. Einleitung
2. Verein als politische Kategorie
3. Literarische Vereinigungen zwischen Aufklärung und Moderne
4. Sozial- und Kulturgeschichte Dresdens im 19. Jahrhundert
5. Literarische Gruppen und Vereine in Dresden im 19. Jahrhundert
6. Zusammenfassung
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Literarische Vereine in Dresden: Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert
 9783484970281, 9783484351165

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STUDIEN UND TEXTE ZUR SOZIALGESCHICHTE DER LITERATUR

Herausgegeben von Norbert Bachleitner, Christian Begemann, Walter Erhart und Gangolf Hbinger

Band 116

Dirk Hempel

Literarische Vereine in Dresden Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Brgertums im 19. Jahrhundert

Max Niemeyer Verlag Tbingen 2008

n

Redaktion des Bandes: Norbert Bachleitner

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-35116-5

ISSN 0174-4410

 Max Niemeyer Verlag, Tbingen 2008 Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbestndigem Papier. Satz: Satzbro Heimburger, Mçssingen Druck und Einband: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Inhalt

1.

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2.

Verein als politische Kategorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Der Verein in sozialwissenschaftlicher Theorie seit Tocqueville . . . 2.2. Grundlagen einer politischen Vereinsgeschichte. . . . . . . . . . . . . . . .

8 8 14

3.

Literarische Vereinigungen zwischen Aufklärung und Moderne . . . . . . . 3.1. Aufklärungsgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Lesegesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Literarisch-gesellige Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4. Informelle literarische Zirkel und Salons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5. Künstlergesellschaften und Schriftstellervereine . . . . . . . . . . . . . . . 3.6. Literarisch-kulturelle Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7. Ausdifferenzierung des Vereinswesens am Ende des Jahrhunderts . 3.8. Literarisch-weltanschauliche Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4.

Sozial- und Kulturgeschichte Dresdens im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . .

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5.

Literarische Gruppen und Vereine in Dresden im 19. Jahrhundert . . . . . 5.1. Das »Dresdner Cliquenwesen«: Informelle Zirkel nach 1800 . . . . . 5.2. Die Harmonie der Harmlosen? Wochenzirkel, Dresdner Liederkreis und Albina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1. Entstehung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4. Wirkung nach außen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.5. Albina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.6. Position des Liederkreises und der Albina in der Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.7. Gottfried Theodor Winkler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.8. Der Verein Albina und sein Umfeld im Vormärz . . . . . . . . . . 5.3. Lektüre im Verein: Lesegesellschaften in Dresden . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1. Lesegesellschaften und Lesekabinette vor 1840 . . . . . . . . . . . 5.3.2. Politisierung im Vormärz: das Literarische Museum . . . . . . . 5.4. Die Künstler und die Politik: die Montagsgesellschaft bis zur Revolution 1849. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5.4.1. Entstehung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2UJDQLVDWLRQGHV9HUHLQVXQG(LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . 5.4.4. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.5. Mitglieder der Montagsgesellschaft während der Revolutionszeit 1848/49. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5. Unterhaltung und Geselligkeit: die Montagsgesellschaft nach der Revolution: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.1. Neugründung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.3. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.6. Position der Mitglieder im Netzwerk der Vereine. . . . . . . . . . 5.6. Die Kultur des Einverständnisses: der Literarische Verein zu Dresden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.1. Entstehung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.3. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.5. Wirkung nach außen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.6. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7. »Erörterungen von politischen, religiösen und socialen Fragen sind thunlichst auszuschließen«: die Gesellschaft für Litteratur und Kunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1. Entstehung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.3. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.5. Wirkung nach außen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.6. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8. Bürgerliche Frauenbewegung und Literatur der Moderne: die Litterarische Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8.1. Entstehung und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8.2. Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8.3. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8.5. Wirkung nach außen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8.6. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9. Ein exklusiver Dichterclub: der Verein Vierzehner . . . . . . . . . . . . . 5.9.1. Entstehung und Mitgliederstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9.2. Organisation des Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI

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5.9.4. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 5.10. »Lustige Herrenfeste« und »die Interessen des öffentlichen Lebens«: Symposion. Dresdner Schriftstellerclub . . . . . . . . . . . . 207 5.10.1. Geschichte und Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 5.10.2. Mitgliederstruktur und Organisation des Vereins . . . . . . . 207  (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 5.10.4. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 5.11. »Versammlungsplatz und Erholungsort«, Wirtschaftsunternehmen: die Lese-Gesellschaft Museum von 1897. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 5.11.1. Geschichte und Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 5.11.2. Mitgliederstruktur und Organisation des Vereins . . . . . . . 213  (LQÀX‰DXIGLH0LWJOLHGHUXQG:LUNXQJQDFKDX‰HQ. . . . . 214 5.11.4. Stellung im Netzwerk der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 5.12. Zwischen Arbeiterbildung und Antisemitismus: . . . . . . . . . . . . . . 216 das Spektrum Dresdner Literaturvereine um 1900. . . . . . . . . . . . . 216 5.13. Die Partei der Unpolitischen: der Dürerbund. . . . . . . . . . . . . . . . . 220 6.

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

7.

Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1. Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2. Gedruckte Quellen der Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.1. Literarische Vereine in Dresden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.2. Andere Vereine in Dresden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.3. Vereine außerhalb Dresdens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.4. Ausländische Vereine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3. Veröffentlichungen Dresdner Vereinsmitglieder (Auswahl). . . . . . 7.4. Weitere Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.1. Zeitungen und Zeitschriften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.2. Adreßbücher und Literaturkalender. . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.3. Gesetzestexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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ANHANG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

VII

Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift, die im WS 2005/06 von der Fakultät für Geisteswissenschaften, Department Sprache, Literatur, Medien I, an der Universität Hamburg angenommen wurde.

VIII

1. Einleitung

Literarische Vereine sind ein europäisch-nordamerikanisches Phänomen. Sie waren im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Die meisten Schriftsteller dieser Zeit gehörten einem literarischen Verein an, die bedeutenden ebenso wie die vielen, die heute vergessen sind. Sie waren Mitglied einer Lesegesellschaft oder eines Dichterclubs, besuchten die Sitzungen eines literarisch-kulturellen Vereins oder organisierten sich in einer berufsständischen Gesellschaft. Besonders aber erfaßten die literarischen Vereine gewöhnliche Bürger: Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte ... Nicht wenige von ihnen dichteten auch. Die bürgerliche Auffassung von Literatur, hoher und niederer, eigener und fremder, sowie ihre Rezeption und Produktion sind im literarischen Verein greifbar. Hier verständigten sich die Bürger über die Inhalte ihrer »Kultur«1 in Lektüre, Vorträgen, Rezitationen und Diskussionen. Hier bildeten sie auch Kriterien der Weltaneignung und -deutung aus. Gleichwohl sind literarische Vereine noch immer wenig erforscht, ein Desiderat der deutschen wie der internationalen Literaturwissenschaft. Im Jahr 1980 stellte Reinhard Tgahrt mit Bedauern fest: Wer sich über Einzelheiten des literarischen Lebens seit 1880 unterrichten möchte und ganz bescheiden nach knappen lexikalischen Angaben sucht über den Verein Durch, den Neuen Club, die Donnerstagsgesellschaft [...], muß an vielen Stellen danach fahnden.2

Die deutsche Germanistik hat Vereine erst vor 15 Jahren verstärkt in den Blick des Erkenntnisinteresses genommen, namentlich mit dem von Karin Bruns, Rolf Parr und Wulf Wülfing geleiteten Forschungsprojekt »Literarisch-kulturelle Vereine und Gruppen im 19. und frühen 20. Jahrhundert«.3 Aber es scheint beinahe, als würde sie den eben erst erfaßten Gegenstand bereits wieder aus den Augen verlieren: In der neuen Ausgabe des Reallexikons der deutschen Literaturwissenschaft fehlt der Artikel »Verein, literarischer«, den Klaus Walter Littger noch in der Ausgabe von 1984 veröffent-

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Vgl. Georg Bollenbeck: Bildung und Kultur. Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters. Frankfurt, Leipzig 1994. Reinhard Tgahrt: Zur bibliographischen Erschließung der deutschen Literatur von 1880–1945. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Beiträge zur bibliographischen Lage in der germanistischen Literaturwissenschaft. Referate eines Kolloquiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N. 5.-7.3.1980, im Auftrag der Ständigen Arbeitsgruppe für germanistische Bibliographie hg. von Hans-Henrik Krummacher, Boppard 1981, S. 131. Vgl. Karin Bruns, Rolf Parr, Wulf Wülfing: Forschungsprojekt »Literarisch-kulturelle Vereine und Gruppen im 19. und frühen 20. Jahrhundert«: Entwicklung – Aspekte – Schwerpunkte. In: Zeitschrift für Germanistik N. F. 4 (1990), S. 493–505.

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licht hatte.4 Die Beschäftigung mit literarischen Vereinen fand bislang ohnehin nur in Lexikonartikeln,5 übergeordneten Zusammenhängen6 und kürzeren exemplarischen Untersuchungen ihren Niederschlag, in regionalen Studien beispielsweise7 und in Darstellungen einzelner Vereine, die zum einen in das zwischen Geschichts-, Kultur- und Literaturwissenschaft vermittelnde »Handbuch zur Völkischen Bewegung« (1996) aufgenommen wurden,8 zum anderen teilweise auf das genannte Forschungsprojekt zurückgehen.9

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Klaus Walter Littger: Verein, literarischer. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 4: Sl-Z, hg. von Klaus Kanzog und Achim Masser, Berlin 1984, S. 604–612; Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 3: P-Z. Hg. von Jan-Dirk Müller und Georg Braungart. Berlin, 3., von Grund auf neubearbeitete Auflage 2003. Irmgard Schweikle: Dichterkreis. In: Metzlers Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen, hg. von Günther und Irmgard Schweikle, Stuttgart 2. Aufl. 1990, S. 100; Walter Schmitz: Dichterkreis. In: Literatur Lexikon, hg. von Walther Killy, Bd. 13: Begriffe, Realien, Methoden. Bielefeld 1992, S. 174–178. Joseph Strelka: Die gelenkten Musen. Dichtung und Gesellschaft. Wien u.a. 1971, S. 37–46; Hans Norbert Fügen: Die Hauptrichtungen der Literatursoziologie und ihre Methoden. Ein Beitrag zur literatursoziologischen Theorie. Bonn 1964, bes. S. 187–192; Emanuel Peter: Geselligkeiten. Literatur, Gruppenbildung und kultureller Wandel im 18. Jahrhundert. Tübingen 1999. (Studien zur deutschen Literatur 153); Roland Berbig: Theodor Fontane im literarischen Leben. Zeitungen und Zeitschriften, Verlage und Vereine. Dargest. unter Mitarb. von Bettina Hartz. Berlin [u.a.] 2000. (Schriften der Theodor-Fontane-Gesellschaft 3). Joseph Lefftz: Die gelehrten und literarischen Gesellschaften im Elsass vor 1870. Heidelberg 1931; Die Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1910, hg. von Gotthard Wunberg unter Mitarb. von Johannes J. Braakenburg. Stuttgart 1982; Renate von Heydebrandt: Literatur in der Provinz Westfalen 1815–1945. Ein literarhistorischer ModellEntwurf. Münster 1983; Alois Klotzbücher: Literarisches Leben in Dortmund. Beiträge zur Geschichte von Literatur, Buchhandel und Vereinen. Dortmund 1984; Jürgen Schutte und Peter Sprengel: Die Berliner Moderne 1885–1914. Stuttgart 1987. Michael Peters: Der »Alldeutsche Verband«. Gründungsphase und politischer Aufstieg. In: Handbuch zur »Völkischen Bewegung« 1871–1918, hg. von Uwe Puschner, Justus H. Ulbricht und Walter Schmitz, München u.a. 1996, S. 305–315; Rolf Parr: Der »Werdandi-Bund«. Gründung und Zielsetzung. In: Ebd., S. 316–329; Dieter Fricke: Der »Deutschbund«. Gründung und Zielsetzung. In: Ebd., S. 328–340; Michael Bönisch: Die »Hammer-Bewegung«. In: Ebd., S. 341–365; Marilyn Shevin-Coetzee: Der »Deutsche Wehrverein«. In: Ebd., S. 366. Vgl. Michael Glowinski: Literarische Gruppe und Poesiemodell – das Beispiel der Gruppe Skamander. In: Literarische Kommunikation, hg. von Rolf Fieguth, Kronberg i. Ts. 1975, S. 45ff.; Roland Berbig: Der »Tunnel über der Spree«. Ein literarischer Verein in seinem Öffentlichkeitsverhalten. In: Fontane Blätter 50 (1990), S. 18–46; Wulf Wülfing: Der »Tunnel über der Spree« im Revolutionsjahr 1848. Auf der Grundlage von »Tunnel«-Protokollen und unter besonderer Berücksichtigung Theodor Fontanes. In: Fontane Blätter 50 (1990), S. 46– 84; Karin Bruns: Wissenschaft und Weihe: Ästhetische und kulturpolitische Konzepte Berliner Vereine um 1900. In: Zeitschrift für Germanistik N. F. 4 (1994), H. 3, S. 506–519; Rolf Parr: Charon, Charontiker, Gesellschaft der Charonfreunde. Aspekte eines Modells zur Beschreibung literarisch-kultureller Gruppierungen um 1900. In: Zeitschrift für Germanistik N. F. 4 (1994), H. 3, S. 520–532; Ernst Schulte-Holtey: Kein Unterschied zwischen Schriftstellern und Journalisten! Überlegungen zur Funktion des Deutschen Schriftsteller-Verbandes (1887– 1890). In: Zeitschrift für Germanistik N. F. 4 (1994), H. 3, S. 533–540; Rolf Parr: »Ätherisches Kränzchen, oder wie es heißt«. Wilhelm Raabe in »Bergwerk«, »Sonntagskränzchen«,

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden 1998 im »Handbuch literarischkultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825–1933« präsentiert.10 Es bietet Angaben zu Programmen, Satzungen, Mitgliedern, Aktivitäten, Publikationen und Nachlässen, ein erster Zugang zum Thema. Es sind aber nur Vereine aufgenommen, an denen produzierende Schriftsteller teilnahmen, keine berufsständischen Vertretungen, keine Lese- und Dichtergesellschaften,11 auch keine literarischen Frauenvereine, keine jüdischen literarischen Vereine, keine Arbeiterlesevereine. Auch fehlen wichtige Vereine wie etwa die Literarische Gesellschaft zu Hamburg.12 Eine grundlegende Monographie über literarische Vereine steht noch immer aus. Es existiert bislang keine zusammenhängende Geschichte literarischer Vereine, keine systematische Darstellung, keine Beschreibung ihrer Typologie, keine umfassende Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Literatur und Gesellschaft im Verein. Die anderen Literaturwissenschaften, in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Frankreich oder Italien etwa, haben diese Arbeit ebenfalls nicht geleistet.13 Auch die Monographien von Rolf Parr und Heather Murray untersuchen nicht das gesamte

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»Kleiderseller« und »Werdandi-Bund«. In: Literatur in Braunschweig zwischen Vormärz und Gründerzeit. Beiträge zum Kolloquium der Literarischen Vereinigung Braunschweig vom 22–24.5.1992, hg. von Herbert Bluhme und Eberhard Rohse, Braunschweig 1993, S. 299–321; Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente. Hg. von Johannes Mahr. Stuttgart 1987; Renate Werner: »Wir von Gottes Gnaden, gegen die durch Pöbels Gunst«. Ästhetik und Literaturpolitik im Münchner Dichterkreis. In: Nationale Mythen und Symbole in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hg. von Jürgen Link und Wulf Wülfing, Stuttgart 1991, S. 172–198; dies.: »Und was er singt ist wie die Weltgeschichte«. Über Emanuel Geibel und den Münchner Dichterkreis. In: Dichter und ihre Nation, hg. von Helmut Scheuer, Frankfurt a. M. 1993, S. 273–289; dies.: Ästhetische Kunstauffassung am Beispiel des »Münchner Dichterkreises«. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd. 6: Bürgerlicher Realismus und Gründerzeit 1848–1890, hg. von Edward McInnes und Gerhard Plumpe, München 1996, S. 308–342; zuletzt Gerhard Lauer: Lyrik im Verein. Zur Mediengeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts als Massenkunst. In: Steffen Martus u.a. (Hg.), Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, Bern [u.a.] 2005 (Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik, N. F. 11), S. 183–203. Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825–1933. Hg. von Wulf Wülfing, Karin Bruns und Rolf Parr. Stuttgart 1998. Vgl. ebd., S. XIV. Vgl. Peter Wruck: Die literarische Gesellschaft zu Hamburg. In: Berliner Hefte zur Geschichte des literarischen Lebens 5 (2003), S. 161–170; Dirk Hempel: Die Litterarische Gesellschaft zu Hamburg (1891–1933). Prämissen und Perspektiven ihrer Erforschung. In: Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte (HAR). Mitteilungen 44 (2005/2006), S. 88–90. Vgl. die älteren und neueren Ansätze bei Harrison Ross Steeves: Learned Societies and English Literary Scholarship in Great Britain and the United States. New York 1913; Harold Williams: Book Clubs and Printing Societies of Great Britain and Ireland. London 1929. [Neudruck Ann Arbor 1971]; Dorothy B. Porter: The Organized Educational Activities of Negro Literary Societies, 1828–1846. In: Journal of Negro 5 (1936), S. 555–576; McElroy, Scotland’s Age of Improvement; Alexander Tailor Milne: The Growth of Literary Societies. In: Librarianship and Literature. Essays in Honour of Jack Pafford, hg. von Alexander Taylor Milne, London 1970, S. 83–96; Elizabeth McHenry: Forgotten Readers. Recovering the Lost history of African American Literary Societies. Durham, NC [u.a.] 2002. (New Americanists); Elisabeth Long: Book Clubs. Women and the Uses of Reading in Everyday Life. Chicago, London 2003.

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Phänomen literarischer Vereine, sondern nur Teilaspekte. Parr entwickelt zwar eine »Literatursoziologie literarisch-kultureller Gruppierungen«14 und betreibt »Literaturanalyse als Interdiskursanalyse«. Diese Modelle wendet er aber nach den Vorgaben des »Handbuchs literarisch-kultureller Vereine« nur auf wenige literaturproduzierende Gesellschaften an, an denen Schriftsteller maßgeblich beteiligt waren und die aus dem Durchschnitt der bürgerlichen Normalvereine deutlich herausragen wie beispielsweise der Werdandi-Bund. Murray hingegen beschreibt zwar literarische Vereine in der kanadischen Provinz Ontario im 19. Jahrhundert auf breiter Materialbasis. Aber sie hat sich besonders auf die Untersuchung des Leseverhaltens verlegt und die Rolle der Mitglieder als Literaturproduzenten hintangestellt.15 Die literaturwissenschaftliche Untersuchung literarischer Vereine kann sich aber an Arbeiten anderer Disziplinen orientieren, die sich seit Jahrzehnten mit Vereinen befassen, um eigene Theorien und Methoden zu entwickeln.16 Geschichts-17 und Sozialwissenschaft18 betonen, zumeist im Anschluß an Alexis de Tocqueville,19 liberale Theorien des 19. Jahrhunderts20 und die deutsche Soziologie21 um 1900, die Relevanz der modernen Sozialformation Verein für den Bereich des Politischen.22 Vereine gelten 14

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Rolf Parr: Interdiskursive As-Sociation. Studien zu literarisch-kulturellen Gruppierungen zwischen Vormärz und Weimarer Republik. Tübingen 2000 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 75), S. 5. Heather Murray: Come, bright Improvement! The Literary Societies of Nineteenth-Century Ontario. Toronto u.a. 2002. (Studies in book and print culture). Vgl. den Forschungsüberblick von Lothar Gall (Hg.): Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegungen in Mitteleuropa seit dem 18. Jahrhundert. München 1997. (Historische Zeitschrift, Sonderheft 17). Vgl. den Forschungsüberblick bei Gerhard Kratzsch: Die Entfaltung des Vereinswesens in den letzten 200 Jahren. In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik 1 (1979), H. 2, S. 26–52; zuletzt Gabrielle B. Clemens: Sanctus amor patriae. Eine vergleichende Studie zu deutschen und italienischen Geschichtsvereinen im 19. Jahrhundert. Tübingen 2004. (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 106). Heinrich Best (Hg.): Vereine in Deutschland. Vom Geheimbund zur freien gesellschaftlichen Organisation. Mit einer Literatur- und Forschungsdokumentation von Helmut M. Artus. Bonn 1993. Vgl. Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika (1835/40). Hg. von Jacob P. Mayer in Verb. mit Theodor Eschenburg und Hans Zbinden. München 1976. Vgl. Otto von Gierke: Das deutsche Genossenschaftsrecht. Bd. 1: Rechtsgeschichte der deutschen Genossenschaft. Berlin 1868. Vgl. Georg Simmel: Soziologie der Geselligkeit. In: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.-22.10.1910 in Frankfurt a. M., Tübingen 1911, S. 1–16; Max Weber: Geschäftsbericht. In: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.–22.10.1910 in Frankfurt a. M., Tübingen 1911, S. 39–62. Für die Geschichtswissenschaft grundlegend Thomas Nipperdey: Verein als soziale Struktur in Deutschland im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Eine Fallstudie zur Modernisierung. In: ders., Gesellschaft, Kultur, Theorie. Gesammelte Aufsätze zur neueren Geschichte, Göttingen 1976, S. 174–205; außerdem Otto Dann (Hg.): Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland. München 1984. (Historische Zeitschrift, Beih. 9), bes. Klaus Tenfelde: Die Entfaltung des Vereinswesens während der industriellen Revolution in Deutschland (1850–1873). In: Otto Dann (Hg.), Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, München 1984 (Historische Zeitschrift Beihefte N.F. 9), S. 55–114, zuletzt Stefan-Ludwig Hoffmann: Die Politik der Geselligkeit. Freimaurerlogen in der deutschen Bürgergesellschaft

als wichtige Elemente der Öffentlichkeit, als Grundlage der Demokratie, als Vorbedingung einer entwickelten Civil Society (Zivilgesellschaft).23 In diesem Zusammenhang stellt der literarische Verein eine Schnittstelle der für das Bürgertum des 19. Jahrhunderts konstitutiven Bereiche »Öffentlichkeit«, »Vereinswesen« und »Kultur/Literatur« dar. Die Untersuchung literarischer Vereine in Dresden knüpft an die Ergebnisse der langjährigen Bürgertumsforschung an.24 Sie analysiert den bürgerlichen Kulturbegriff und seinen Beitrag zu einer anhaltenden Orientierung der Vereinsmitglieder in weltanschaulicher und politischer Hinsicht. Sie überprüft deshalb auch die politische Relevanz in den Zielsetzungen und in der kulturellen Praxis der Vereine, um eine Beteiligung des literarischen Vereinswesens an der Formierung der bürgerlichen Öffentlichkeit und der Herausbildung der Zivilgesellschaft aufzuzeigen. Deshalb ist auch die soziale Tätigkeit der Bürger über die literarischen Vereine hinaus zu untersuchen. Denn die Spezialisierung im kulturellen Verein, so Thomas Nipperdey, bedeutete nicht notwendigerweise gleichzeitig den Verzicht auf andersgeartetes, gesellschaftliches oder politisches Engagement in anderen Vereinen: Erst eine die einzelnen Bereiche und Aktivitäten verbindende Gesamtbilanz des Lebens, die man aufgrund von biographischem Material für einzelne und für bestimmte Gruppen entwickeln könnte, würde darüber Aufschluß geben; die Gliederung der Lebensinteressen in verschiedenen Vereinen war nicht identisch mit einer Aufspaltung und Vereinseitigung des Leben selbst.25

Vor dem Hintergrund dieser Prämissen, die in einem einleitenden Kapitel ebenso vorgestellt werden wie ein auf Max Weber zurückgehendes System der Analyse von Vereinen, fragt die Arbeit deshalb nach demokratischen Elementen in Vereinsorganisation und -arbeit, analysiert die vermittelten Inhalte und untersucht die Teilnahme der Vereine an Veranstaltungen der Stadtgesellschaft sowie die Stellung im Netzwerk der bürgerlichen Vereine. Um diese Gesamtschau zu ermöglichen, setzt die Untersuchung neu an und nimmt nach der verengenden Sichtweise des »Handbuchs literarisch-kultureller Vereine« auf produzierende Dichtergesellschaften die literarischen Vereine wieder als Gesamterscheinung in den Blick: Lesegesellschaften, literarisch-wissenschaftliche Vereine, literarisch-gesellige Vereine, literarisch-kulturelle Vereine, Schriftsteller- und Schriftstellerinnenvereine, Dichtergesellschaften, berufsständische Vereine, literarisch-weltanschauliche Bünde. Sie beschreibt erstmals die Geschichte literarischer Vereine in Deutschland von der Aufklärung bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts im internationalen Kontext. Wegen der unergiebigen Forschungslage in Frankreich oder Italien wer-

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1840–1918. Göttingen 2000. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 141) (Zugl. Phil. Diss. Bielefeld 1999); ders.: Geselligkeit und Demokratie. Vereine und zivile Gesellschaft im transnationalen Vergleich 1750–1914. Göttingen 2003. (Synthesen 1). Für die Sozialwissenschaft grundlegend und mit Zusammenfassung des Forschungsstandes Mark E. Warren: Democracy and Association. Princeton 2001. Vgl. den Forschungsüberblick von Lothar Gall (Hg.): Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegungen in Mitteleuropa seit dem 18. Jahrhundert. München 1997. (Historische Zeitschrift, Sonderheft 17). Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 193.

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den hierbei die Verhältnisse in Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten zum Vergleich herangezogen. Die Untersuchung entwickelt eine Typologie literarischer Vereine, grenzt sie gegen informelle Zirkel, literarische Salons und Arbeiterbildungsvereine ab und überprüft die typologischen Befunde anschließend am Beispiel Dresdens. Die sächsische Residenzstadt wurde nicht nur wegen des ungewöhnlich reichen literarischen Vereinswesens ausgewählt, sondern auch, um »eine preußenzentrierte Sicht auf die Geschichte des deutschen Kaiserreichs« 26 zu vermeiden und weil Sachsen ein ausgewiesen gutes Untersuchungsfeld für Konzepte von Bürgerlichkeit darstellt.27 In Dresden bestanden zwischen 1801 und 1910 insgesamt 27 literarische Vereine unterschiedlicher Art, die teils aufeinander folgten, teils nebeneinander existierten. Sie sind nur zu einem kleinen Teil im »Handbuch literarisch-kultureller Vereine« verzeichnet. Die meisten sind unerforscht, zu den größeren Vereinen existieren zeitgenössische Vereinsgeschichten. Sekundärliteratur über die Darstellung im »Handbuch literarisch-kultureller Vereine« hinaus gibt es nicht, von Erwähnungen in der Literatur zur Dresdner Lokalgeschichte abgesehen.28 Vor dem Hintergrund der sozial- und kulturgeschichtlichen Entwicklung Dresdens zur Kunststadt und Industriemetropole werden zunächst die literarischen Vereine vor 1848/49, dann nach der gescheiterten Revolution und schließlich im Deutschen Kaiserreich untersucht. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei den literarisch-kulturellen Vereinen zu: Zusammenschlüssen von Personen unterschiedlicher Berufsgruppen, die einerseits literarische Texte produzierten, andererseits Literatur rezipierten und sich darüber hinaus über allgemeinkulturelle Themen verständigten.29 Im Mittelpunkt der Analyse stehen der Literarische Verein zu Dresden und seine Mitglieder zwischen 1863 und 1900. Da Sozialstruktur, Organisation und Tätigkeit literarisch-kultureller Vereine in ihrer historischen Entwicklung bisher noch nicht ausführlich untersucht worden sind,30 soll hier eine gründliche Darstellung vorgenommen werden, um verläßlichen Aussagen eine solide Basis zu bieten. Die Untersuchung widmet sich der Gesamtheit des bürgerlichen literarischen Vereinslebens in Dresden. Neben den literarisch-kulturellen Vereinen werden Lesegesellschaften, literarisch-gesellige Vereine, Schriftstellergesellschaften und literarisch-weltanschauliche Bünde untersucht. Nur die Herstellung von Zusammenhängen, 26

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Vgl. James Retallack: Einleitung. Sachsen und Deutschland. Sachsen in Deutschland. In: ders. (Hg.), Sachsen in Deutschland. Politik, Kultur und Gesellschaft 1830–1918, Dresden 2000, S. 11–32, hier S. 19. Vgl. ebd. Stellvertretend sei hier die seit 1983 erscheinende Reihe »Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte« genannt, die der Dresdner Geschichtsverein herausgibt. Anders als die Definition im »Handbuch literarisch-kultureller Vereine«, S. XIV, das unter diesem Begriff literaturproduzierende Vereine von Schriftstellern versteht. Die Mitgliederlisten im »Handbuch literarisch-kultureller Vereine« bieten keinen Aufschluß über die Sozialstruktur eines Vereins zu einer bestimmten Zeit, da die Mitglieder nicht chronologisch, sondern nur in Berufsgruppen eingeteilt vom Anfang bis zum Ende seines Bestehens präsentiert werden. So findet man für den Literarischen Verein zu Dresden alle Berufsgruppen zwischen 1862 und 1944, aber keine Information über die Mitgliederstruktur des Vereins etwa im Jahr 1884.

zwischen den einzelnen literarischen Vereinen, aber auch zwischen ihnen und anderen Vereinen, ermöglicht Aussagen über die Vernetzung des bürgerlichen Vereinswesens sowie ihre Stellung in der bürgerlichen Öffentlichkeit Dresdens. Der Zeitrahmen der Untersuchung wird gebildet durch die allgemein durchgesetzte Aufklärung, die zur Formierung einer einheitlichen städtischen Bürgergesellschaft nach 1800 führte, und den Zerfall dieser Einheit in weltanschauliche Zirkel und Bünde um 1900 in der Auseinandersetzung mit der Kultur der Moderne. Die Darstellung der Geschichte literarischer Vereine und die Analyse der Vereine stützt sich maßgeblich auf überlieferte Dokumente der literarischen, aber auch anderer Vereine, Gesellschaften und Freimaurerlogen, die zu ihnen in Beziehung standen. Es handelt sich in erster Linie um Protokolle, Jahresberichte, Satzungen, Mitgliederlisten und Vereinsgeschichten, die gedruckt oder handschriftlich nur in wenigen Archiven und Bibliotheken im lokalen Kontext überliefert sind, in diesem Fall im Stadtarchiv Dresden, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden sowie in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden. Des weiteren wurde ungedrucktes Material aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg sowie gedruckte Bestände der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, der Universitätsbibliothek Breslau und weiterer Bibliotheken verwendet. Aus der Fülle des ausgewerteten Materials kristallisierte sich ein Bestand von 21 weiteren Dresdner und 27 Vereinen aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika heraus, der in die Darstellung Eingang fand. Außerdem wurden Zeitungen, Zeitschriften, gedruckte Selbstzeugnisse und literarische Texte verwendet. Handschriftliche Briefe hingegen fanden nur in geringer Zahl Berücksichtigung. Gezielte Recherchen, die sich auf die Relevanz bekannter Briefschreiber und -empfänger unter den Vereinsmitgliedern stützten, waren wenig ertragreich. Sie wurden vor allem durchgeführt in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek, aber auch in der Stadtbibliothek Dortmund, dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek Kiel, der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, der Bayrischen Staatsbibliothek München und der Universitätsbibliothek Münster. Eine vollständige Erfassung aller Nachlaßtexte, insbesondere der Briefe, die nach Tausenden zählen, aber auch der Tagebücher und literarischen Texte, böte Arbeit für ein umfangreiches eigenständiges Forschungsprojekt. Das ausgewertete Material ist in einem Verzeichnis der Quellen dokumentiert. Eine Auswahlbibliographie erschließt einen Zugang zu den insgesamt sehr zahlreichen Veröffentlichungen der Mitglieder literarischer Vereine in Dresden. Im Anhang findet sich der Überblick über Mehrfachmitgliedschaften und Verbindungen zu Institutionen der Öffentlichkeit sowie über Veranstaltungen des Literarischen Vereins zu Dresden.

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2. Verein als politische Kategorie

2.1. Der Verein in sozialwissenschaftlicher Theorie seit Tocqueville Das moderne Assoziationswesen bildete sich im Verlauf der Aufklärung heraus.1 Das 19. Jahrhundert wurde zum Zeitalter des Vereins. An seinem Ende waren nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der europäisch geprägten Welt durch Vereine organisiert. Soziale, konfessionelle, politische und kulturelle Gruppen hatte die »Vereinsleidenschaft« erfaßt.2 Der moderne Mensch war, wie Max Weber 1910 auf dem Ersten Deutschen Soziologentag konstatierte, »ein Vereinsmensch in einem fürchterlichen, nie geahnten Maße«3 geworden. Das war in Deutschland nicht anders als in ÖsterreichUngarn,4 England,5 Frankreich6 oder Italien.7 Das galt auch für die russische Provinz8 und den Westen der Vereinigten Staaten.9 Wenige Jahre später, vor Beginn des Ersten Weltkriegs, reichte der Einfluß der Sozialform Verein auf die bürgerliche Gesellschaft von San Francisco bis Wladiwostok.10 Die liberale Idee der Selbstorganisation der Bür-

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Vgl. Ulrich Im Hof: Das gesellige Jahrhundert. Gesellschaft und Gesellschaften im Zeitalter der Aufklärung. München 1982; Étienne François (Hg.): Sociabilité et société bourgeoise en France, en Allemagne et en Suisse, 1750–1850. Geselligkeit, Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, 1750–1850. Paris 1986; Richard van Dülmen: Die Gesellschaft der Aufklärer. Zur bürgerlichen Emanzipation und aufklärerischen Kultur in Deutschland. Frankfurt a. M., durchges. Neuausg. 1996. Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 175. Weber, Geschäftsbericht, S. 53. Vgl. Hans Peter Hye: Zum Vereinswesen in der Habsburger Monarchie. In: Emil Brix, Rudolf Richter (Hg.), Organisierte Privatinteressen. Vereine in Österreich, Wien 2000, S. 33–54, hier S. 47. Vgl. Peter Clark: British Clubs and Societies 1580–1800. The Origins of an Associational World. Oxford 2000. (Oxford Studies in Social History), S. 473f. Vgl. Patricia Regina Turner: Class, Community and Culture in Nineteenth Century France. The Growth of Voluntary Associations in Roanne, 1860–1914. Ann Arbor 1994. (zugl. Phil. Diss. Ann Arbor 1994), S. 4; Carol E. Harrison: The Bourgeois Citizen in Nineteenth-Century France. Gender, Sociability, and the Uses of Emulation. Oxford 1999. (Oxford Historical Monographs), S. 33. Vgl. Daniela Caglioti: Associazionismo e sociabilità d’élite a Napoli nel XIX secolo Neapel 1996; und die Zusammenfassung dies.: Voluntary Societies and Urban Elites in XIXth Century Italy. Internet: http://www.history.ac.uk/eseminars/sem10.html [20.10.2005]. Vgl. Jospeh Bradley: Subjects into Citizens: Societies, Civil Society, and Autocracy in Tsarist Russia. In: American Historical Review 107 (2002), S. 1094–1123, hier S. 1106. Vgl. Gerald Gamm, Robert Putnam: The Growth of Voluntary Associations in America, 1840–1940. In: Journal of Interdisciplinary History 29 (1999), S. 511–557. Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 74ff., 85, 103.

ger hatte sich durchgesetzt, sowohl in monarchistisch verfaßten Staaten als auch in der Demokratie. Heute bildet sie eine der Grundlagen der modernen Zivilgesellschaft.11 Der Verein prägte auch die Menschen selbst, ihre Persönlichkeit, ihre Weltsicht und Mentalität. Alexis de Tocqueville, einer der führenden Theoretiker des politischen Liberalismus, stellte in seinem Bericht »Über die Demokratie in Amerika« (1835/40) eine sozialmoralische Wirkung des Vereinswesen heraus: »Damit die Menschen gesittet bleiben oder es werden, muß sich unter ihnen die Kunst der Vereinigung in dem Grade entwickeln und vervollkommnen, wie die gesellschaftlichen Bedingungen sich ausgleichen.«12 Nach dem Studium der amerikanischen Verhältnisse konstatierte er, daß Geselligkeit hier die entscheidende Bedingung für das Entstehen von »Bürgertugend« sei: »Nur durch die gegenseitige Wirkung der Menschen aufeinander erneuern sich die Gefühle und die Gedanken, weitet sich das Herz und entfaltet sich der Geist der Menschen.«13 Dabei kam den nicht politischen Vereinen eine größere Bedeutung zu als den politischen: »Meines Erachtens verdient nichts eine größere Aufmerksamkeit als die zu geistigen und sittlichen Zwecken gegründeten Vereine Amerikas.« Sie seien unauffälliger als die politischen und gewerblichen Vereine, gleichwohl dem »amerikanischen Volke« unentbehrlich und »vielleicht sogar notwendiger« 14 als diese. Vereine, so Tocqueville, seien als Teil der Selbstorganisation des Bürgertums an der Konstituierung und Gewährleistung bürgerlicher Freiheit maßgeblich beteiligt. Zudem wirkten sie als Erziehungsorganisationen, in denen Freiheit und Vereinigung immer wieder neu erlernt werden könne. Deshalb sah Tocqueville Vereine als Grundlage des demokratischen öffentlichen Lebens in den Vereinigten Staaten.15 Eine demokratisierende Wirkung des Vereinswesens ist aber auch in den europäischen Monarchien

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Zur Theorie der Zivilgesellschaft (Civil Society) vgl. etwa Krzysztof Michalski (Hg.): Europa und die Civil Society. Castelgandolfo-Gespräche 1989. Stuttgart 1991; Edward Shils: Was ist eine Civil Society? In: Krzysztof Michalski (Hg.), Europa und die Civil Society. CastelgandolfoGespräche 1989, Stuttgart 1991, S. 13–51; Adam B. Seligman: The Idea of Civil Society. New York u.a. 1992; Jean L. Cohen, Andrew Arato: Civil Society and Political Theory. Cambridge 1992; Keith Tester: Civil Society. London, New York 1992; Michael Walzer: Zivile Gesellschaft und amerikanische Demokratie. Berlin 1992; Jürgen Habermas: Faktizität und Geltung. Frankfurt a. M. 1992, S. 399–467; John A. Hall (Hg.): Civil Society. Theory, History, Comparison. Cambridge 1995; Seyla Benhabib (Hg.): Democracy and Difference. Contesting the Boundaries of the Political. Princeton 1996; Amie Gutmann, Dennis Thompson: Democracy and Disagreement. Cambridge, London 1996; Oliver Gerstenberg: Bürgerrechte und deliberative Demokratie. Elemente einer pluralistischen Verfassungstheorie. Frankfurt a. M. 1997, S. 119ff.; Nancy Bermeo, Philip Nord: Civil Society before Democracy. Lessons from Nineteenth-Century Europe. Lanham u.a. 2000; Manfred Hildermeier u.a. (Hg.): Europäische Zivilgesellschaft in Ost und West. Begriff, Geschichte, Chancen. Frankfurt a. M. 2000; Bettina Lösch: Deliberative Politik. Öffentlichkeit, Demokratie und politische Partizipation. Diss. Pol. Hamburg (HWP) 2004. Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, S. 599; zu Tocqueville vgl. George Kateb: Some Remarks on Tocqueville’s View of Voluntary Associations. In: J. Roland Penock, John W. Chapman, Voluntary Associations, New York 1969 (Nomos XI), S. 138–144. Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, S. 597. Ebd., S. 599. Vgl. Martin Hecht: Modernität und Bürgerlichkeit. Max Webers Freiheitslehre im Vergleich mit den politischen Ideen von Alexis de Tocqueville und Jean-Jacques Rousseau. Berlin 1998 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 103), S. 204ff.

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zu beobachten, wie neuere Forschungen zeigen: »What is remarkable about the nineteenth-century Europe is the rise of a new form of associationism, the ›subscriber democracy‹, which translated the practices and rituals of democratic politics into everyday life.«16 Deshalb stellten die Regierungen das bürgerliche Vereinswesen unter polizeiliche Aufsicht, erließen Gesetze, sprachen Verbote aus. Die politische Bedeutung des Vereinswesens war auch den Zeitgenossen in Deutschland bewußt.17 Lorenz von Stein betonte in seiner »Verwaltungslehre« von 1865 vor allem den Aspekt »der Selbstbestimmung und der Freiheit«,18 der dem Verein eigne. Er sah ethische Momente wirken: Gleichheit, Einheit und Freiheit – im Verhältnis der Mitglieder zueinander, in Aufstellung und Verfolgung selbst gesetzter Zwecke, der Wahl der dazu erforderlichen Organe und Mittel.19 Der Verein bildete für Stein den Kern des modernen, demokratischen Verwaltungsstaates. Gegen die »Bevormundung« des Vereins durch den monarchistischen Staat sei es die ethische Aufgabe des Vereins, ihr die eigne Freiheit als berechtigte entgegenzusetzen. Es ist natürlich, daß dies im Anfange in rein negativer Form geschieht, ja der Verein wird geradezu ein Feind des Staats und seiner natürlichen Berechtigung, und daher von demselben als sein tödtlicher Gegner, als eine öffentliche Gefahr verfolgt. Erst in der freieren Ordnung verschwindet der Haß, damit aber tritt an den Verein nun auch die Aufgabe, statt der staatlichen Bevormundung das Princip der Verantwortlichkeit und der Haftung in seinem eignen innern Rechtssystem zu entwickeln. Das ist dann der höchste Punkt im Leben des Vereinswesens, und in ihm verwirklicht sich seine wichtigste ethische Aufgabe.20

Der liberale Jurist Otto von Gierke schrieb 1868 über die »moderne Associationsbewegung«: »Sie ist […] ein Ausdruck des erwachenden Volksbewußtseins und der in freiester Selbsthilfe sich die Formen der begehrten Selbstbestimmung und Selbstverwaltung schaffenden Volkskraft.«21 Und der liberale Politiker und Rechtslehrer Carl Theodor Welcker betonte noch vor Tocqueville die Bedeutung der Geselligkeit für die zivilisatorische Entwicklung.22 Die Menschen erhielten »durch wechselseitigen Austausch und Verein ihrer Einsichten, Erfahrungen und Kräfte, und in denselben ihre

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Vgl. Philip Nord: Introduction. In: Bermeo/Nord, Civil Society before Democracy, S. XXVIII. Georg G. Iggers: The Political Theory of Voluntary Association in Early Nineteenth-Century German Liberal Thought. In: D. B. Robertson (Hg.), Voluntary Associations. A Study of Groups in Free Societies. Essays in Honor of James Luther Adams, Richmond, Virginia 1966, S. 141–158. Lorenz von Stein: Die Verwaltungslehre. 1. Theil: Die vollziehende Gewalt. 3. Abth.: Das System des Vereinswesens und des Vereinsrechts. Stuttgart, 2., durchaus umgearb. Aufl. 1869, S. 5. Vgl. ebd., S. 16ff. Ebd., S. 21. Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht. Bd. 1, S. 652. Über Welckers Theorien zum Vereinswesen siehe Franklin Kopitzsch: »Freie Associationen«, »thätiger Gemeingeist« und Aufklärung. In: Europa in der Frühen Neuzeit. FS für Günter Mühlpfordt, hg. von Erich Donnert, Bd. 4: Deutsche Aufklärung, Weimar, Köln, Wien 1997, S. 661–678, hier S. 662; ders.: Aufklärungsgesellschaften in neuen Perspektiven. In: Europa in der Frühen Neuzeit. FS für Günter Mühlpfordt, hg. von Erich Donnert, Bd. 5: Deutsche Aufklärung, Weimar, Köln, Wien 1999, S. 11–16.

höhere Entwicklung und die nöthigen Antriebe und Mittel zu allen reichen und großen Aufgaben ihrer Bestimmung.«23 Freie Vereine – das »Lebensprincip freier menschlicher Cultur«24 – weckten, belebten und vereinigten die »Thätigkeitstriebe, die Einsichten und Kräfte der Bürger«. Sie seien »die stets frische Lebensquelle von Thätigkeit und Bildung, von Wohlstand und Kraft der Bürger und des Staats« ,25 hätten für die Individuen »eine bildende, disciplinierende und moralisch veredelnde Kraft«, entwickelten vor allem den »Gemeingeist«26 und wirkten auf »Bürgertugend und Bürgersinn«.27 Wie Tocqueville, für den »die Lehre von den Vereinigungen« im demokratischen Nordamerika eine »Grundwissenschaft«28 war, sah auch Welcker Vereine in Nordamerika (und in Großbritannien) »die anerkannte Hauptgrundlage und wesentliche Lebenskraft ihrer freien Verfassungen, ihres lebendigen Gemeingeistes«29 bilden. Nach der Krise des Liberalismus in Deutschland nahm erst die sich um 1900 formierende deutsche Soziologie diese Thesen von sozialmoralischer Wirkung und politischer Bedeutung des Vereinswesens wieder auf. Georg Simmel sprach von der »demokratischen Struktur aller Geselligkeit« und bezeichnete sie als »gespielte« 30 Demokratie. Max Weber entwickelte die Grundzüge einer weitgefaßten »Soziologie des Vereinswesens«,31 in der er die Frage der »unbewußte[n] Beeinflussung des Gesamthabitus durch den Inhalt der Vereinstätigkeit«32 aufwarf: »Wie wirkt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art von Verband nach innen? auf die Persönlichkeit als solche?«33 Oder mit Wilhelm Hennis noch einmal anders formuliert: Was besagt diese Ordnung für den menschlichen Typus, welche Schranken setzt sie, welche Chancen eröffnet sie?34

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Carl Theodor Welcker: Association, Verein, Gesellschaft, Volksversammlung (Reden ans Volk und collective Petitionen), Associationsrecht. In: Staats-Lexikon oder Encyklopädie der Staatswissenschaften, Carl von Rotteck und Carl Welcker, Bd. 2, Altona 1835, S. 21–35, hier S. 23. Ebd., S. 24. Ebd., S. 23. Ebd., S. 24; vgl. auch Carl von Rotteck: Gemeingeist oder Gemeinsinn. In: Staats-Lexikon oder Encyklopädie der Staatswissenschaften, hg. von Carl von Rotteck und Carl Welcker, Bd. 6, Altona 1838, S. 448–459, der Gemeingeist und Gemeinsinn als »schönste Frucht des Associationsgeistes« bezeichnete. (S. 448) Carl Welcker: Bürgertugend und Bürgersinn. In: Supplemente zur ersten Auflage des StaatsLexikons oder der Encyklopädie der Staatswissenschaften, hg. von Carl von Rotteck und Carl Welcker, Bd. 1, Altona 1846, S. 748–758. Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, S. 599. Welcker, Association, Verein, Gesellschaft, Volksversammlung, S. 29. Simmel, Soziologie der Geselligkeit, S. 7. Vgl. Weber, Geschäftsbericht, S. 52ff. Zu Webers Sicht des Vereinswesens vgl. auch Hecht, Modernität und Bürgerlichkeit, S. 199ff; über Parallelen zu Tocquevilles Beurteilung weltanschaulicher und politischer Folgen der Vereinstätigkeit siehe Claus Offe: Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten. Adorno-Vorlesungen 2003. Frankfurt 2004, S. 74ff. Vgl. Weber, Geschäftsbericht, S. 58. Ebd., S. 55. Vgl. Wilhelm Hennis: Max Webers Fragestellung. Studien zur Biographie des Werks. Tübingen 1987, bes. S. 53ff, hier S. 56.

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Auf der anderen Seite interessierte Weber die Außenwirkung des Vereines: »Welche Art von Beziehung besteht zwischen einem Verein […] und irgend etwas, was man, im weitesten Sinne des Wortes, ›Weltanschauung‹ nennen kann? Ueberall ist eine solche Beziehung irgendwie vorhanden, auch wo man sie gar nicht vermuten sollte.«35 Zur Analyse von Vereinen entwickelte er fünf Kategorien:36 1. 2. 3. 4. 5.

die Mitgliederstruktur Spezifische Formen der Aktions- und Organisationsbildung, Verfassung und Struktur »die Mittel der Vereinswirkung nach Innen, auf die Mitglieder« die Wirkung »nach Außen in propagandistischem Sinn und im Kampf« »die propagierten Inhalte selbst«

Max Weber fragte nach spezifischen Formen der Aktions- und Organisationsbildung, nach Verfassung und Struktur des Vereins, wie sie in Satzungen und Statuten ihre schriftliche Verfaßtheit fanden. Er interessierte sich dabei für demokratische Elemente wie Mehrheitsentscheidungen, Zuwahl, Nivellierung von Standesunterschieden. Daß Webers Kategorien bis heute nicht überholt sind, hat zuletzt Manfred Hettling bei der Untersuchung politischer Vereine im 19. Jahrhundert gezeigt und Stefan-Ludwig Hoffmann für gesellige Vereine in den Grundzügen bestätigt.37 Sie können jedoch noch ergänzt werden, indem 6. auch die Biographien der Mitglieder und ihre Stellung im lokalen Netzwerk der Vereine in den Blick genommen werden.

Die zeitgenössische sozialwissenschaftliche Theorie sieht das Vereinswesen ebenfalls in seiner sozialmoralischen und politischen Bedeutung als eine der Bedingungen einer modernen Zivilgesellschaft.38 Bestimmte Vereine tragen zur Herausbildung und Ent-

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Weber, Geschäftsbericht, S. 55. Ebd., S. 59f. Vgl. Manfred Hettling: Politische Bürgerlichkeit. Der Bürger zwischen Individualität und Vergesellschaftung in Deutschland und der Schweiz von 1860 bis 1918. Göttingen 1999, S. 32 (Bürgertum. Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte 13), S. 32; Hoffman, Geselligkeit und Demokratie, S. 94ff. Vgl. bereits den frühen Hinweis bei Arnold M. Rose: A Theory of the Function of Voluntary Associations in Contemporary Social Structure. In: ders., Theory and Method in Social Sciences, Minneapolis 1954. [Reprint Westport (Connecticut) 1972], S. 50–71; Constance Smith, Anne Freedman: Voluntary Associations. Perspectives on the Literature. Cambridge, Mass. 1972, S. 33; v.a. Joshua Cohen, Joel Rogers: Secondary Associations and Democratic Governance. In: Eric Olin Wright, Associations and Democracy, London, New York 1995, S. 7–98; Warren, Democracy and Association; Paul Hirst: Associative Democracy. New Forms of Economic and Social Governance. Cambridge 1994; ders., Veit Bader: Associative Democracy: The Real Third Way. London, Portland (Oregon) 2001; Jürgen Kocka: Zivilgesellschaft als historisches Problem und Versprechen. In: Manfred Hildermeier, Jürgen Kocka, Christoph Conrad (Hg.), Europäische Zivilgesellschaft in Ost und West. Begriff, Geschichte, Chancen, Frankfurt, New York 2000, S. 13–39, hier S. 26; vgl. zum Begriff der Zivilgesellschaft allgemein Michael Walzer: The Civil Society Argument. In: Chantal Mouffe (Hg.), Dimensions of Radical Democracy, London 1992, S. 89–107, bes. S. 103f.; ders.: The Concept of Civil Society. In: ders. (Hg.), Toward a Global Civil Society, Providence, Oxford 1995, S. 7–27; Charles Taylor: Die Beschwörung der »Civil Society«. In: Krzysztof Michalski (Hg.), Europa und die Civil Society. Castelgandolfo-Gespräche 1989, Stuttgart 1991, S. 52–81; Dieter Gosewinkel u.a.

wicklung der Öffentlichkeit und der öffentlichen Meinung bei, gehören zur »zivilgesellschaftlichen Infrastruktur« für deliberative Verfahrensweisen.39 Demokratietheoretiker und Historiker stimmen heute in der Annahme überein, daß von Vereinen eine demokratisierende Wirkung auf ihre Mitglieder und die Gesellschaft insgesamt ausgehe: wegen der Einübung demokratisch-republikanischer Verfahrensweisen und Kriterien wie Selbstverwaltung, Verantwortung der Mitglieder für das Ganze, Beratungen, Debatten, Anträge Abstimmungen, Mehrheitsentscheidungen, Ausschüsse.40 Vereine werden heute im Anschluß an Tocqueville als essentieller Bestandteil der Demokratie gesehen, wie Mark E. Warren feststellt: Democracy is centered, as it were, in the self-rule manifested in associational life and in the civic culture resulting from associational experiences. The message handed down from Tocqueville is that social integration through associations is necessary for democratic institutions to work.41

Dabei spielt auch die Idee einer sozialmoralischen Kategorie »Bürgertugend« als Grundlage einer funktionierenden Zivilgesellschaft eine Rolle, die sowohl Tocqueville als auch Welcker bewegte und Weber soziologisch interessierte.42 Aktuellen amerikanischen Demokratietheorien zufolge kultivierten Vereine bürgerliche (civic) Tugenden.43 Zugleich wird ein Mangel an assoziativ-bürgerlichem Engagement als Gefahr für die Demokratie angesehen.44 Gleichwohl existiert auch sozialwissenschaftliche Kritik an den normativen Aspekten dieser Thesen. So stellt Amie Gutmann fest, daß nicht

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(Hg.): Zivilgesellschaft – national und transnational. Hg. vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Berlin 2004. (WZB-Jahrbuch 2003); zur Zivilgesellschaft als historisches Phänomen vgl. Robert D. Putnam: Making Democracy work. Civic traditions in modern Italy. Princeton 1994; Bermeo/Nord, Civil Society before Democracy; Paul Nolte: Zivilgesellschaft und soziale Ungleichheit. Überlegungen zur deutschen Gesellschaftsgeschichte. In: ders., Generation Reform. Jenseits der blockierten Republik. München 2004, S. 85–109. Vgl. Habermas, Faktizität und Geltung, S. 431. Habermas spricht von Verbänden, Vereinigungen (mit parteipolitischen Zielsetzungen), kulturellen Einrichtungen (Akademien etc.), public interest groups (Umweltschutz, Tierschutz), Kirchen und karitativen Verbänden; vgl. auch S. 434. Warren, Democracy and Association, S. 73, spricht von »moral effects of association that contribute to democratic processes«; vgl. bereits früher die Ausführungen zu den demokratisierenden Tendenzen des modernen Vereinswesens bei Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 187. Warren, Democracy and Association, S. 30. Warren repräsentiert den gegenwärtigen Stand der Forschung; außerdem Jean L. Cohen, Andrew Arato: Civil Society and Political Theory. Cambridge 1992; Robert D. Putnam, Making Democracy work, S. 89. Vgl. Herfried Münkler: Politische Tugend. Bedarf die Demokratie einer sozio-moralischen Grundlegung? In: ders. (Hg.), Die Chancen der Freiheit. Grundprobleme der Demokratie, München 1992, S. 24–46; ders.: Subsidiarität, Zivilgesellschaft und Bürgertugend. In: Alois Riklin, Gerard Batliner (Hg.), Subsidiarität. Ein interdisziplinäres Symposium. Symposium des Liechtenstein-Instituts 23–25. September 1993. Mit Beiträgen von Hans Christoph Binswanger u.a. Vaduz 1994 (Liechtenstein Politische Schriften 19), S. 65–80. Vgl. die Übersicht der demokratietheoretischen Richtungen bei Warren, Democracy and Association, S. 29, 72f.; allgemein Amie Gutmann (Hg.): Freedom of Association. Princeton 1998; zu Tocqueville siehe Hecht, Modernität und Bürgerlichkeit, S. 216ff. So Robert D. Putnam, der einen Rückgang an Vereinsengagement in den USA behauptet: Bowling Alone. America’s Declining Social Capital. In: Journal of Democracy 6 (1995), S. 65–78; ders.: Bowling Alone. The Collaps and Revival of American Community. New York 2000.

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jede Assoziation zur Kultivierung der bürgerlichen Tugenden beitrage,45 und Hoffmann meint: »Zivile Gesellschaften garantieren […] nicht notwendigerweise demokratische Praktiken«.46 Auch die NSDAP begann als Verein, und das reich differenzierte deutsche Vereinsleben der zwanziger Jahre konnte die Weimarer Republik nicht erhalten.

2.2. Grundlagen einer politischen Vereinsgeschichte Vorläufer der modernen Sozialformation »Verein« existierten bereits in den philosophischen Schulen, religiösen Vereinigungen, politischen Organisationen der Vorzeit, in den Hochkulturen Chinas und Indiens, in der griechischen Antike, in Rom,47 aber auch in den freien Einungen der Germanen.48 In Mitteleuropa kamen im 9. Jahrhundert religiöse Bruderschaften von Laien und korporative Gesellungsformen wie Gilden und Zünfte hinzu.49 Doch erst im Verlauf der Aufklärung bildete sich mit der Auflösung ständerechtlicher Bindungen und des korporativen Zusammenhalts ein neuer Typ Vereinigung heraus, der gesellschaftliche und politische Veränderungskraft gewann.50 Während diese älteren Korporationen Gilde und Zunft nichtvoluntaristische Organisationen darstellten, durch Geburt und Stand bestimmte Zwangsverbände mit Rechtsfolgen für ihre Mitglieder, gelten moderne Vereine und Gesellschaften als freiwillige, auf spezifische, selbst gewählte Zwecke gerichtete Zusammenschlüsse.51

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Vgl. Gutmann, Freedom of Association, S. 25. Hoffmann: Geselligkeit und Demokratie, S. 112; vgl. ebd., S. 112ff. die Zusammenfassung der Kritik. Vgl. Jack C. Ross: An Assembly of Goodfellows. Voluntary Associations in History. Westport, Connecticut 1976; John S. Kloppenborg, Stephen G. Wilson (Hg.): Voluntary Associations in the Graeco-Roman World. London 1996. Vgl. Welcker: Association, Verein, Gesellschaft, Volksversammlung, S. 23. Vgl. Wolfgang Hardtwig: Genossenschaft, Sekte, Verein in Deutschland. Bd.1: Vom Spätmittelalter bis zur Französischen Revolution. München 1997; ders.: Verein. Gesellschaft, Geheimgesellschaft. Assoziation, Genossenschaft, Gewerkschaft. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck, Bd. 6, Stuttgart 1990, S. 789–829; Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht. Bd. 1, S. 866ff.; Clark, British Clubs and Societies, S. 13ff.; Christopher F. Black: Italian Confraternities in the sixteenth Century. Cambridge u.a. 1989; Richard Mackenney: Tradesmen and Trades. The World of the Guilds in Venice and Europe, c. 1250–c. 1650. London 1987. Vgl. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 1. Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur defensiven Modernisierung der Reformära. 1700–1815. München 1987, S. 317ff. Vgl. die grundlegende Definition bei Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 174, sowie die Erweiterung bei Hardtwig, Genossenschaft, Sekte, Verein, S. 11f.; Werner Conze: Der Verein als Lebensform des 19. Jahrhunderts. In: Die Innere Mission 50 (1960), S. 226–234; auch die juristische Unterscheidung zwischen »Lebensverband« und »Zweckverband« bei Friedrich Müller: Korporation und Assoziation. Eine Problemgeschichte der Vereinigungsfreiheit im deutschen Vormärz. Berlin 1965. (Schriften zum Öffentlichen Recht 21), S. 17.

Diese Vereinigungen von Individuen setzten sich in der Aufklärung die Verbesserung der herrschenden gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Zustände, ja der ganzen Menschheit zum Ziel.52 Britische und schottische Freimaurerlogen hatten sich im späten 17. Jahrhundert ausgebreitet. Sie boten nach dem Bürgerkrieg jenseits politischer und konfessioneller Auseinandersetzungen neutrale soziale Räume.53 Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts erreichten sie West- und Mitteleuropa. Bis zum Jahr 1800 entwickelten sich dann ökonomische, landwirtschaftliche und gemeinnützige Gesellschaften, Lesegesellschaften und informelle Vereinigungen wie die Salons in Frankreich und Clubs in England. Sie erfaßten, lose miteinander verknüpft, das Leben der städtischen Gesellschaften West-, Mittel- und Südeuropas sowie die wichtigsten Zentren Osteuropas und beider Amerikas.54 Der Zusammenschluß dieser Assoziation modernen Zuschnitts war charakterisiert durch »Freiwilligkeit, Mitsprache und Mitverantwortung der Mitglieder«. 55 Mehrfachmitgliedschaften, wie sie Max Weber 1910 konstatierte, finden sich bereits am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Sozietätsbewegung des 18. Jahrhunderts war ein internationales Phänomen, sie war als selbstbestimmtes Forum der Aufklärungsgesellschaft auch ein vorpolitisches. Sie entstand nicht zuletzt aus Unzufriedenheit mit einer unterentwickelten Verwaltung, die den Bedürfnissen nach Veränderung und Reform nicht gewachsen war. So diente sie der Durchsetzung von Reformideen, weil es an Möglichkeiten zur Anteilnahme an öffentlichen Belangen mangelte. Kluge Minister wußten sie wiederum zu fördern. Es handelte sich um den Versuch, durch in der Gesellschaft geübte Geselligkeit staatliche, soziale und konfessionelle Grenzen hinter sich zu lassen.56 Eine wichtige Rolle spielte die Freimaurerei als größte und erste säkulare freiwillige Vereinigung. Sie war eine europäische Erscheinung, auch eine »Stätte des sozialen Kompromisses«57 zwischen aufgeklärten Adligen und aufstrebenden Bürgerlichen. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erweiterten Vereine ihr Aktionsfeld, das zuvor weitgehend auf die private Aktivität beschränkt war. Grenzen zwischen staatlicher und privater Tätigkeit im öffentlichen Raum wurden fließend. Gemeinnützige Vereine übernahmen im kommunalen Rahmen öffentliche Aufgaben. »Die Vereine wurden zu Schulen bürgerlicher Selbstorganisation im öffentlichen Bereich.«58 Berufsständische Vereine und Interessenverbände entstanden aus diesen Wurzeln, dann auch die politischen Parteien, die Anspruch auf Mitwirkung im Staat erhoben.

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Vgl. Im Hof: Das gesellige Jahrhundert, S. 105f. Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 22; Margaret C. Jacob: Living the Enlightenment. Freemasonry and Politics in Eighteenth-Century Europe. New York 1991, Kap. 1 u. 2. Für Großbritannien siehe Clark, British Clubs; ders.: Sociability and Urbanity. Clubs and Societies in the Eighteenth Century City. Leicester 1986. (The H. J. Dyos Memorial Lecture, 23 April 1986). Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 185. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 21. Daniel Roche: Die sociétés des pensée und die aufgeklärten Eliten im 18. Jahrhundert. In: Sozialgeschichte der Aufklärung in Frankreich, hg. von Rolf Reichardt und Hans-Ulrich Gumbrecht, München 1981, S. 77–115, hier S. 115. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 196.

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Zwischen den Vereinen, der sich in ihnen organisierenden liberalen bürgerlichen Gesellschaft und dem Staat kam es zu vielfältiger Kooperation. Die Anregung zu Selbstorganisation der bürgerlichen Gesellschaft, zu Eigeninitiative und wirtschaftlicher Produktivität der Bürger, lag, wenn auch durch Fragen des Machterhalts begrenzt, durchaus im Interesse des liberal-reformerischen, spätabsolutistischen Staates, weil sie ihn von der Erfüllung ehemals obrigkeitlicher Aufgaben entlasteten.59 Diese Tätigkeit der Bürger im öffentlichen Raum sollte aber auf einen unpolitischen Teil begrenzt bleiben. Hieraus erwuchs Widerspruch, Konfliktpotential. Denn die inhärente Tendenz der Vereinswesens war auf Partizipation und vollendete Emanzipation gerichtet, war bestimmt vom Anspruch auf Mitbestimmung in öffentlichen und politischen Fragen. Das bedingte auch Konfrontation zwischen Staat und Vereinen. Nach dem Allgemeinen Preußischen Landrecht behielten die Behörden sich die Entscheidung darüber vor, welche Vereinszwecke zulässig seien. Als Reaktion auf die Französische Revolution wurde in Deutschland noch einmal 1798 die Beratung politischer Fragen in Vereinen verboten.60 Das galt in den meisten deutschen Staaten bis 1848. Rigorose Polizei- und Zensurpraxis überwachte die Vereine. Lese- und Geselligkeitsvereine beispielsweise mußten in Bayern grundsätzlich genehmigt werden, wurden in den dreißiger Jahren von der Polizeibehörde beaufsichtigt, zum Teil sogar bespitzelt. Auch aus Hessen sind repressive polizeiliche Maßnahmen belegt,61 und noch die Litterarische Gesellschaft zu Hamburg wurde am Ende des Jahrhunderts von der Politischen Polizei beobachtet.62 Erst das 1900 in Kraft getretene BGB brachte eine privatrechtliche Regelung des Vereinswesens, bevor 1908 das Reichsvereinsgesetz (heute: Vereinsgesetz) ein einheitliches öffentliches Vereinsrecht regelte, das Vereinsfreiheit garantierte und nur noch den Gesetzesvorbehalt vorsah, wenn Vereinszwecke gegen Strafgesetze verstießen.63 Der Deutsche Bund jedenfalls versuchte bis 1861, bestimmten Arten von Vereinen das Dasein zu erschweren. Diese politische Praxis führte seit den Karlsbader Beschlüssen im Zusammenspiel mit der Ausdifferenzierung des Vereinswesens und der Orientierung an einem autonomen Bereich der Kultur einerseits zu einer Entpolitisierung des Vereinswesens. Andererseits bewirkte gerade das Verbot und seine Überwachung eine zunehmende allgemeine »Kryptopolitisierung«64 von Vereinen. In Gesangs- und Turnvereinen, Gelehrten- und Denkmalsvereinen sowie deren überregionalen Kongressen, Festen und Kundgebungen artikulierten sich die neuen politischen Ideen des

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Vgl. ebd., S. 198. Vgl. Wolfgang Hardtwig: Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen des Vereinswesens in Deutschland 1789–1848. In: Otto Dann (Hg.), Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, München 1984 (Historische Zeitschrift Beihefte NF. 9), S. 11–50, hier S. 11f. Vgl. Ormrod: Bürgerliche Organisation und Lektüre, S. 134f. Vgl. Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, Bestand 331–3 Politische Polizei. Thomas Vormbaum: Die Rechtsfähigkeit der Vereine im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des BGB. Berlin, New York 1976 (Münsterische Beiträge zur Rechtsund Staatswissenschaft 21), S. 200. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 200; für die »Kryptopolitisierung« der literarischgeselligen Vereine siehe Ormrod, Bürgerliche Organisation und Lektüre, S. 135f.; Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 1, S. 317.

Liberalismus und des Nationalismus. Diese Entwicklung verstärkte sich noch einmal, als nach der französischen Julirevolution und dem Polenaufstand 1830/31 der Deutsche Bund per Bundesbeschluß vom 5.7.1832 Vereine mit politischer Zielsetzung in allen Bundesstaaten verbot. In den Vereinen bildete sich liberales und nationales Bewußtsein, dem in den 1840er Jahren offene politische Betätigung folgte. Daran hatten auch die geselligen und kulturellen, namentlich literarischen Vereine ihren Anteil, in denen Literaten nun offen propagandistisch politische Ziele verfolgten. Durch die Umfunktionierung bestehender Vereine und die Gründung neuer Vereine entstanden im Vorfeld von 1848 die im eigentlichen Sinne politischen Vereine. Das galt für die liberalen bürgerlichen Vereine, das galt aber auch für die Gesellen- und Arbeitervereine, ebenso für katholische oder konservative Kreise.65 1848 wurde in einer Reihe von deutschen Teilstaaten die Vereinsgründung grundsätzlich freigegeben. Der Machtanspruch der bürgerlichen Gesellschaft und der auf Wahrung seiner Autonomie bedachte Staat traten hier in einen Gegensatz. Am 2.4.1848 erklärte der Deutsche Bund alle Ausnahmegesetze für beseitigt, und die Paulskirchenverfassung bestimmte in § 162: »Die Deutschen haben das Recht, Vereine zu bilden. Dieses Recht soll durch keine vorbeugende Maaßregeln beschränkt werden.«66 Der in den Jahren der Reaktion wieder erstarkende Deutsche Bund faßte 1854 einen neuen Beschluß zum Vereinswesen, der die Gründung von Vereinen erlaubte, jedoch Einschränkungen hinsichtlich politischer Vereine brachte und die Auflösung von politischen »Arbeiterverbrüderungen« 67 vorsah. Nach einem Ausweichen auf gesellige Vereinsformen und einem Erstarken bürgerlicher Selbsthilfevereine setzte mit Beginn der Neuen Ära in Preußen, der Übernahme der Regierungsgewalt durch den Prinzregenten Wilhelm 1858, zu Anfang der sechziger Jahre eine Welle von Vereinsgründungen ein. Neben der Erneuerung politischer Vereine entstanden jetzt auch zahlreiche Arbeitervereine.68 Der Verein etablierte sich als Sozialform der bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland bis Anfang der siebziger Jahre vollends, als selbstverständliche Organisationsform gesellschaftlicher und politischer Aktivitäten.69 Dabei weitete sich nicht nur das Feld der Vereinszwecke. Immer speziellere Ziele sollten durch den Verein erreicht werden, auch das Vereinigungswesen fächerte sich auf. Neben das freie Vereinswesen traten Gewerkschaften, Verbände und Genossenschaften als neue Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation.70 Bürgerlichen Vereinen und Gesellschaften standen neuerdings Arbeiter-Assoziationen gegenüber, aber auch andere gesellschaftliche Gruppen or-

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Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 201 Verfassung des Deutschen Reiches (28.3.1849). In: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte, hg. von Ernst Rudolf Huber, Bd. 1, Stuttgart 1961, S. 392; vgl. auch Vormbaum, Die Rechtsfähigkeit der Vereine im 19. Jahrhundert, S. 91. Ebd. Vgl. Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 70. Vgl. Hardtwig, Verein, S. 827. Ebd., S. 825ff.

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ganisierten sich nun in Vereinen, preußische Junker ebenso wie rheinische Katholiken.71 Während der sechziger und siebziger Jahre kam es zu einer neuen Welle von Vereinsgründungen in Europa und den Vereinigten Staaten. In Deutschland war dafür auch eine verstärkte parteipolitische Ausrichtung der städtischen Gesellschaften verantwortlich, die neue, politische Unterstützungsvereine im Vorfeld der politischen Vereine entstehen ließ. Die städtische Elite baute in den geselligen, künstlerischen und wissenschaftlichen Vereinen ihre führende Stellung aus. In den für das politische, soziale und kulturelle Leben wichtigen Vereinen nahm soziale Exklusivität zu.72 Am Ende des Jahrhunderts waren nahezu alle Bereiche der europäisch geprägten städtischen Gesellschaften zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland in Vereinen organisiert,73 war die Vereinsidee zu einem »Strukturprinzip der bürgerlichen Gesellschaft«74 geworden. Die »arbeitende Geselligkeit«75 wurde das Ideal der Zeit, mit weitreichenden Folgen: Es kam, wie Nipperdey feststellt, zu einem »Austausch von Welt- und Lebenserfahrung und -kenntnis aus verschiedenen Lebenskreisen, um sich gegenseitig zu belehren, einen universaleren Standpunkt zu vermitteln, die Verschiedenheiten der ständischen und beruflichen Gruppen auszugleichen«.76 Daraus resultierte »das Zusammenwachsen verschiedener Gruppen und die Bildung eines gemeinsamen Bewußtseins«.77 Auf diesem Netz von Vereinsbeziehungen ruhte besonders die Kommunalpolitik, wie Klaus Tenfelde und Thomas Nipperdey für Deutschland konstatierten. Sie gewann hier Konturen vor ihrem Eintritt in die offiziellen Gremien.78 Damit erhielten auch die gesellig oder kulturell orientierten Vereine vorpolitische und politische Funktionen, wie Wolfgang Hofmann gezeigt hat. Die Meinungserklärungen der Honoratioren in den geselligen Vereinen erhielten durch eine meist enge personelle Verbindung zum Stadtrat und Stadtparlament den Charakter von Vorentscheidungen oder Fraktionsbesprechungen, wurden in manchen Städten durch ihre Regelmäßigkeit quasi institutionalisiert. Dabei war etwa die Bielefelder Ressource jedenfalls bis 1880 überwiegend liberal orientiert und repräsentierte, »ohne im engeren Sinne politisch zu sein […] doch in einer Zeit, als es noch keine festen Parteiorganisationen gab, den auf

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Vgl. Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 173; Dieter Langewiesche: Die Anfänge der deutschen Parteien. Partei, Fraktion und Verein in der Revolution von 1848/49. In: Geschichte und Gesellschaft 4 (1978), S. 324–361. Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 175ff. Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 103. Vgl. Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens Begriff von Varnhagen von Ense, beschrieben von Wilhelm Rößler: Die Entstehung des modernen Erziehungswesens in Deutschland. Stuttgart 1961, S. 194f. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 185. Ebd. Vgl. auch Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 96; Thomas Nipperdey: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918. Düsseldorf 1961. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 18, S. 23.

Emanzipation gerichteten Willen des Großbürgertums«. 79 In dem dichten Geflecht, im vorpolitischen Raum der Geselligkeits-, Wohltätigkeits-, Gewerbeförderungs- und Verschönerungsvereine sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Vereine bildete sich in der ersten Jahrhunderthälfte politisches Bewußtsein. Das erkannten bereits liberale Zeitgenossen wie Carl von Rotteck, der 1817 in einer Rede vor dem Freiburger »Museum« ausführte: Der Gemeingeist ist unser Reichthum, unser Stolz, und die Grundfeste unseres Bundes. Gemeinsinn und Bürgertugend sind eines und dasselbe, nur gesteigert im Staat durch die Zwecke und den Umfang der Gesellschaft. Wer aber in kleinen Gesellschaften […] mit Gemeinsinn handelt, der wird auch in den großen und den größten von demselben geleitet, ja erfüllt und begeistert werden.80

Im Netz der Vereine vollzog sich in der zweiten Jahrhunderthälfte zunehmend informelle stadtbürgerliche, kommunalpolitische Willensbildung. Auch die politischen Vereine der Honoratioren zu gelegentlicher Wahlhilfe und die ständigen Wahlvereine gehörten zu diesem Vereinsnetz. Das Stadtbürgertum erhielt durch den Verein »Eintritt in den politischen Prozeß, die Parteibildung«, der Verein wurde »zur Form politischer Organisation überhaupt«.81 Während in den Vereinigten Staaten von Amerika und der Schweiz das ausdifferenzierte Vereinswesen Ausdruck und Grundlage der demokratischen Staatsform war, konnte es nach Klaus Tenfelde in Deutschland immerhin »das wesentlichste Instrument einer schrittweisen, oft gar schleichenden Reorganisation der Gesellschaft« werden, der untergründigen Demokratisierung der deutschen Gesellschaft des Kaiserreichs, weil Herrschaftsbeziehungen und andere Formen sozialer Interaktion, »mehr und mehr in Vereinen, zwischen Vereinen und zwischen Staat und Vereinen organisiert«82 wurde. Vereine leisteten auch im Deutschland des 19. Jahrhunderts »Fundamentaldemokratisierung«.83

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Wolfgang Hofmann: Die Bielefelder Stadtverordneten. Ein Beitrag zu bürgerlicher Selbstverwaltung und sozialem Wandel 1850 bis 1914. Lübeck [u.a.] 1964. (Historische Studien 390) (Zugl. Phil. Diss. FU Berlin), S. 41. Carl von Rotteck: Rede an die versammelten Mitglieder des Museums zu Freyburg, bey der feyerlichen Besitznahme des neu erkauften Gesellschaftshauses am 1ten Julius 1817. Freiburg i. Br. 1817, S. 6; zit. nach Ormrod, Bürgerliche Organisation und Lektüre, S. 132. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 202. Vgl. Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 110. Ebd., S. 100.

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3. Literarische Vereinigungen zwischen Aufklärung und Moderne

3.1. Aufklärungsgesellschaften Seit dem Mittelalter hatten Schriftsteller einerseits und die Beschäftigung mit Literatur andererseits einen prägenden Einfluß auf die Entwicklung des europäischen Assoziationswesens, in italienischen, später auch französischen katholischen Bruderschaften,1 in literarischen Gesellschaften flandrischer Bürger,2 niederländischen Rhetorik-Gesellschaften (Rederijkers) ,3 Meistersingerschulen in Deutschland,4 Renaissance-Akademien in Italien, in der Pléiade in Frankreich,5 in humanistisch, gelehrt-literarischen Sodalitäten6 und barocken Sprachgesellschaften.7

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Vgl. Black, Italian Confranternities, S. 7, 21; Maurice Agulhon: Pénitents et Francs-Maçons de l’ancienne Provence. Paris 1968. (l’histoire sans frontieres); Rolf Reichardt: Zur Soziabilität in Frankreich beim Übergang vom Ancien Régime zur Moderne. In: Étienne François (Hg.): Sociabilité et société bourgeoise, S. 27–41, hier S. 36. Vgl. Walter Prevenier: Courtand City Culture in the Low Countries from 1100 to 1530. In: Erik Kooper (Hg.), Medieval Dutch Literature in its European Context, Cambridge 1994, S. 15. Vgl. Ferdinand van Ingen: Die Rhetorik-Kammern in den Niederlanden und die Sprachgesellschaften in Deutschland. Res Publica Litteraria zwischen Gelehrsamkeit und Geselligkeit. In: Sebastian Neumeister, Conrad Wiedemann (Hg.), Res Publica Litteraria. Die Institutionen der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit. Teil 1, Wiesbaden 1987 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 14), S. 111–132. Vgl. Jost Hermand: Die deutschen Dichterbünde. Von den Meistersingern bis zum PEN-Club. Köln, Wien, Weimar 1998, S. 12ff. Vgl. Im Hof: Das gesellige Jahrhundert, S. 123ff.; Clark, British Clubs, S. 14f. Vgl. van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 18, 25; Gerhard Hummel: Die humanistischen Sodalitäten und ihr Einfluß auf die Entwicklung des Bildungswesens der Reformation. Leipzig 1940. (Zugl. Phil. Diss. Leipzig); Hans Rupprich (Hg.): Humanismus und Renaissance in den deutschen Städten und an den Universitäten. Leipzig 1935. (Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen, Reihe Humanismus und Renaissance 2); Fred Schrader: Die Formierung der bürgerlichen Gesellschaft 1550–1850. Frankfurt a. M. 1996 (Europäische Geschichte), S. 76ff. Karl F. Otto: Die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1972. (Sammlung Metzer 109); Christoph Stoll: Sprachgesellschaften in Deutschland des 17. Jahrhunderts. München 1973; Martin Bircher und Ferdinand van Ingen (Hg.): Sprachgesellschaften, Sozietäten, Dichtergruppen. Arbeitsgespräch in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 28.–30. Juni 1977. Vorträge und Berichte. Hamburg 1978. (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 7); Heinz Engels: Die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts. Gießen 1983. (Beiträge zur deutschen Philologie 54); Klaus Garber: Sozietäten, Akademien, Sprachgesellschaften. In: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, hg. von Hans Jörg Sandkühler LQ=XVDPPHQDUEHLWPLWGHP,VWLWXWR,WDOLDQRSHUJOL6WXGL)LORVR¿FL1DSROLXQGPLW$UQLP Regenbogen und Chup Friemert, Bd. 4, Hamburg 1990, S. 366–384.

Erste, frühaufklärerische literarische Assoziationen in Deutschland waren die Deutschen Gesellschaften, nach dem Vorbild von Johann Christoph Gottscheds Deutscher Gesellschaft zu Leipzig von 1717.8 Van Dülmen zählt sie zur ersten, gelehrt-wissenschaftlichen Phase der Aufklärung.9 Sie gehörten zum Typus der gelehrten Sozietät, waren wie die Leipziger eine aus eigenem Triebe und besonderer Liebe zu den Wissenschaften angestellte Versammlung geschickter und munterer Köpfe, welche sich Vermehrung, Ausbreitung und Anwendung der sowohl nützlichen und angenehmen Gelehrsamkeit untereinander zu einer gemeinschaftlichen Arbeit und willigem Beitrage einmütig verbinden.10

Sprachgelehrte betrieben hier zusammen mit Sprachinteressierten in geselliger Form praktische Sprachkritik, produzierten und kritisierten Texte unterschiedlicher Sorten. Andere literarische Gesellschaften dieser Art entstanden in den folgenden Jahren auch in Stockholm, Danzig und Zürich.11 Der Typus existiert das ganze 18. Jahrhundert hindurch. In der Schweiz entstanden bereits vor 1700 frühaufklärerische Assoziationen, die sich mit Naturwissenschaften, Theologie, Geschichte und Gesellschaft beschäftigten.12 Auch Johann Jakob Bodmers Züricher Gesellschaft der Mahlern wandte sich 1720 nach dem Vorbild englischer Moralischer Wochenschriften sozialmoralischen Fragen zu. Studentengesellschaften in Zürich, Bern und Basel folgten in den 1740er Jahren diesem Vorbild.13 Eine ähnliche Einrichtung gab es in Hamburg, wo die Teutsch-übende Gesellschaft von 1715 um Barthold Heinrich Brockes und einige Gelehrte Sprachpflege betrieben hatte, bevor sich die Mitglieder 1723 zur Patriotischen Gesellschaft zusammenfanden, um fortan die Tugend und das Gemeinwohl zu befördern. Im Verlauf des Jahrhunderts trat das literarische Element in den neuen Gesellschaften immer weiter zurück zugunsten aufklärerischer Diskussion und Praxis. Diese patriotischen und gemeinnützigen Gesellschaften gehörten nach Van Dülmen neben Freimaurerlogen der zweiten, staatlich praktischen Phase der Aufklärung an.14 Die Entwicklung literarischer Vereine in England, Schottland und in den nordamerikanischen Kolonien verlief ähnlich wie in Deutschland. Früheste Nachrichten über 8

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Vgl. Detlef Döring: Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft in Leipzig. Von der Gründung bis in die ersten Jahre des Seniorats Johann Christoph Gottscheds. Tübingen 2002. (Frühe Neuzeit 70). Vgl. van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 263. Johann Georg Lotter: Antrittsrede. In: Johann Christoph Gottsched, Der Deutschen Gesellschaft in Leipzig gesammelte Reden, Schriften und Geschichte, Leipzig 1732, S. 353; zit. nach Hardtwig, Verein, S. 791. Vgl. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 126. Vgl. Michael Kempe, Thomas Maissen: Die Collegia der Insulaner, Vertraulichen und Wohlgesinnten in Zürich 1679–1709. Die ersten deutschsprachigen Aufklärungsgesellschaften zwischen Naturwissenschaften, Bibelkritik, Geschichte und Politik. Ausstellung Zentralbibliothek Zürich, Januar-Februar 2002, Zürich 2002. Vgl. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 125. Vgl. van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 263 sowie bes. S. 66ff.; Im Hof, Das gesellige Jahrhundert; Holger Zaunstöck: Sozietätslandschaft und Mitgliederstrukturen. Die mitteldeutschen Aufklärungsgesellschaften im 18. Jahrhundert. Tübingen 1999. (Hallesche Beiträge zur europäischen Aufklärung 9) (Zugl. Phil. Diss. Halle 1997)

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literarisch interessierte Gesellschaften in England datieren aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts.15 Allgemeines historisches Interesse etwa verband sich dann mit der Suche nach alten Sprachdenkmälern. Editionspläne der historischen Texte kamen hinzu, sprachgeschichtliche Untersuchungen wurden publiziert. Bibliophile, Literatur verbreitende Gesellschaften dieser Art entstanden später auch in Frankreich, den Vereinigten Staaten und in Deutschland, etwa der Literarische Verein in Stuttgart (1839), der als wissenschaftliche Bibliophilengesellschaft Texte wertvoller Handschriften oder älterer Werke des 14.-16. Jahrhunderts nach den Originalen edierte.16 Anders als in Deutschland betätigten sich einerseits Schriftsteller wie Jonathan Swift bereits während der frühen Aufklärung auch als Mitglieder politischer Clubs, die eine Besonderheit des englischen Parlamentarismus darstellen.17 Andererseits bestimmten 1745 die Statuten etwa der Spalding Gentlemen’s Society, zu der auch Alexander Pope und Jonathan Swift gehörten, als Zweck der Gesellschaft die Beschäftigung mit allen Künsten und Wissenschaften, schlossen Politik aber als Thema der Diskussion aus.18 Eine Reihe ähnlicher Aufklärungsgesellschaften entstand im Verlauf des 18. Jahrhunderts unter Beteiligung bedeutender Schriftsteller. Unter den Mitgliedern der Literary Society of Glasgow von 1752, einer der bedeutendsten schottischen Gesellschaften des Jahrhunderts, befanden sich neben Gelehrten (Natur-, Rechts-, Sprachwissenschaftler, Mediziner und Philosophen) und Schriftstellern auch Kaufleute und Drukker.19 Während in Deutschland das literarische Interesse zurücktrat, gehörte zu den Gepflogenheiten der frühen literarischen Gesellschaften in Großbritannien die Verlesung eines Textes über literarische oder philosophische Fragen und die anschließende Kritik, außerdem die Vorstellung neuer Bücher. Weitere Vereine dieser Art folgten: Im Jahr 1764 gründeten Samuel Johnson, Edmund Burke, Horace Walpole und Oliver Goldsmith The London Literary Club. In den nordamerikanischen Kolonien spielte der soziale und politische Aspekt der aufklärerischen Vereine von Anfang an eine größere Rolle als in Europa. In Philadelphia gründete Benjamin Franklin 1727 die Gesellschaft The Junto. 20 Franklin schrieb in seiner Autobiographie, er habe die meisten meiner gebildeten Bekannten zu einem Klub unter dem Namen »Junto« vereinigt […], dessen Zweck Erweiterung der Kenntnisse [mutual improvement] war. Wir kamen jeden Freitagabend zusammen. Nach den von mir verfaßten Statuten mußte jedes Mitglied der Reihe 15

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Vgl. Milne, The Growth of Literary Societies, S. 84f.; Harrison Ross Steeves: Learned Societies and English literary Scholarship in Great Britain and the United States. New York, 1913, S.5ff. Vgl. Literarischer Verein Stuttgart: Bibliothek des literarischen Vereins. Bde. 1–333. Stuttgart 1842–2003. Robert J. Allen: The Clubs of Augustan London. Hamden, Connecticut 1967, S. 230ff. Vgl. Milne, The Growth of Literary Societies, S. 83f., 87ff.; der Verzicht auf politische Themen galt beispielsweise auch für die deutschen und italienischen Geschichtsvereine, vgl. Clemens, Sanctus amor patriae, S. 336f. McElroy, Scotland’s Age of Improvement, S. 41ff. Vgl. Adolf Growoll: American Book Clubs. Their Beginnings and History, and a Bibliography of their Publications. New York 1897, im übrigen eine positivistische Bestandsaufnahme ohne weitergehende literatursoziologische Aspekte.

nach eine oder mehrer Thesen über irgendeinen Punkt der Moral, Politik oder Naturwissenschaften aufstellen, die dann von der Gesellschaft erörtert wurden, und alle drei Monate einen selbstverfaßten Vortrag über einen beliebigen Gegenstand halten. Die Debatten fanden unter der Leitung eines Vorsitzenden statt und wurden allein durch den aufrichtigen Wunsch nach Wahrheit, ohne Freude am Streit oder Verlangen nach dem Sieg geleitet.21

Die Mitglieder übten sich im schriftlichen Ausdruck, produzierten auch fiktionale Texte und gaben Zeitschriften heraus. Der Gegenstand ihrer Diskussionen und Publikationen war wie in der Hamburger Patriotischen Gesellschaft ein aufklärerischer, war allgemein die Beförderung des Fortschritts, die Verbesserung des Gemeinwohls, anders jedoch als in Deutschland und England galt die praktisch-politische Urteilsfindung als Hauptzweck ihrer Debattierübungen.

3.2. Lesegesellschaften Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kam es nach dem Anwachsen der aufklärerischen Gesellschaften in Europa zu einer Differenzierung der Vereinszwecke. Nach »Leserevolution«,22 »Medienrevolution«23 und der Herausbildung eines Publikums entstanden neben Lesezirkeln, Lesekabinetten24 und Leihbibliotheken25 auch Lesegesellschaften, die zumeist von Bürgern im Rahmen der städtischen Gesellschaft gegründet wurden.26

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Benjamin Franklin: Autobiographie. Übertragen aus dem Amerikanischen von Berthold Auerbach, revidiert von Heinz Förster. Mit einem Nachwort von Klaus Harpprecht. München, 2. überarb. Aufl. 1997, S. 82. Vgl. Rolf Engelsing: Der Bürger als Leser. Lesergeschichte in Deutschland 1500–1800. Stuttgart 1974. Vgl. Ernst Fischer, Wilhelm Haefs und York-Gothart Mix (Hg.): Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland. München 1999, S. 10. Françoise Parent-Lardeur: Les Cabinets de lecture. La lecture publique à Paris sous la Restauration. Paris 1982; Sociétés de lecture et Cabinets littéraires dans la principauté de Neuchâtel (1760–1830). Exposition du 21 mars au 30 avril 1986. Documentation et matériaux réunis par Michel Schlup. Neuchâtel 1986; Sociétés et cabinets de lecture entre Lumières et romantisme. Actes du colloque organisé à Genève par la Société de Lecture le 20 novembre 1993. Genève 1995; Noë Richter: Les cabinets de lecture à Mulhouse. Suivis d’un essai sur les bibliothèques tournantes Bernay 2001. (Matériaux pour une histoire de la lecture et de ses institutions 11). Georg Jäger und Jörg Schönert (Hg.): Die Leihbibliothek als Institution des literarischen Lebens im 18. und 19. Jahrhundert. Organisationsformen, Bestände und Publikum. Arbeitsgespräch in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 30. September bis 1. Oktober. Hamburg 1980. (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 3); Alberto Martino: Die deutsche Leihbibliothek. Geschichte einer literarischen Institution (1756–1914). Wiesbaden 1990. (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 29); Kay Flavell: Der aufgeklärte Leser in den jungen Industriestädten: Eine Studie zur Liverpool Library 1758–1790. In: Otto Dann (Hg.), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein europäischer Vergleich, München 1981, S. 123–142. Vgl. Marlies Prüsener: Die Lesegesellschaften. Ein Beitrag zur Lesergeschichte. Frankfurt 1972; Barney M. Milstein: Eight Eighteenth Century Reading Societies. A sociological Contribution to the History of German Literature. Bern, Frankfurt a. M. 1972 (German Studies in America 11); Otto Dann (Hg.): Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein euro-

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Nachdem pietistische Konventikel bei ständenivellierenden Tendenzen vorgearbeitet hatten, wirkte die Literatur nun als sozialisierende Macht, »weil sie die äußerlichen Merkmale geselliger Gemeinschaft zugunsten innerer entwertete und die Maßstäbe hinfällig machte, nach denen man sich bisher getrennt und verbunden hatte.«27 Zwischen 1760 und 1800 wurden in Deutschland mehr als 500 Lesegesellschaften ins Leben gerufen.28 Dort versammelten sich neben Schriftstellern nun auch Laien, interessierte Bürger, teilweise auch Frauen. Im Unterschied zu früheren literarischen Gesellschaftstypen trat zum Interesse an gemeinsamer Lektüre das Bedürfnis nach Diskussion, nach Gedankenaustausch. Die Lektüre diente als »Medium sozialer Kommunikation«.29 Im Vordergrund der aufgeklärt-geselligen Bemühungen um Literatur, Diskussion und Fortschritt standen Periodika, zumeist politische Journale, gelehrte Zeitungen, wirtschaftswissenschaftliche Zeitschriften, historische Schriften, Reisebeschreibungen, naturkundliche, pädagogische, philosophische und theologische Bücher. Lesegesellschaften waren nach Van Dülmen charakteristisch für die dritte, literarisch-öffentliche Phase der Aufklärung.30 Sie gelten in der Geschichte der modernen Assoziation als deren erste massenhafte Ausprägung31 und als eine der am meisten verbreiteten Gesellschaftsformen des späten 18. Jahrhunderts.32 Nach 1750

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päischer Vergleich, München 1981; Gunter Mann: Die medizinischen Lesegesellschaften in Deutschland. Köln 1956; Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 123ff.; Horst Möller: Vernunft und Kritik. Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1986, S. 261ff.; van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 82ff.; Wehler, Gesellschaftsgeschichte Bd. 1, S. 320ff.; James Van Horn Milton: The Rise of the Public in Enlightenment Europe. Cambridge 2001. (New approaches to European history 22), S. 106f.; als ältere, in den Zusammenhang gehörende Arbeit Irene Jentsch: Zur Geschichte des Zeitungslesens in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts. Mit besonderer Berücksichtigung der gesellschaftlichen Formen des Zeitungslesens. Leipzig 1937. (Phil. Diss. Leipzig 1937). Engelsing, Der Bürger als Leser, S. 264f. Vgl. Marlies Stützel-Prüsener: Lesegesellschaften. In: Helmut Reinalter (Hg.), Aufklärungsgesellschaften. Frankfurt a. M. u.a. 1993. (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle »Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770–1850«, 10), S. 39–59. Dort werden ca. 430 Lesegesellschaften für den Zeitraum vor 1760–1800 als nachgewiesen angegeben sowie die Vermutung ausgesprochen, daß eine systematische Erforschung noch eine weitaus höhere Zahl ergeben würde. (Ebd., S. 44f.); Einzelnachweise für den mitteldeutschen Raum auch bei Zaunstöck, Sozietätslandschaft und Mitgliederstrukturen. Otto Dann: Die Lesegesellschaften des 18. Jahrhunderts und der gesellschaftliche Aufbruch des deutschen Bürgertums. In: Herbert G. Göpfert (Hg.), Buch und Leser. Vorträge des 1. Jahrestreffens des Wolfenbütteler Arbeitskreises für die Geschichte des Buchwesens, Hamburg 1977 (Schriften des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Geschichte des Buchwesens 1), S. 160–193, hier S. 161. van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 263 Dann, Die Lesegesellschaften des 18. Jahrhunderts, S. 165. Vgl. Stützel-Prüsener, Lesegesellschaften, S. 40. Für Einzeluntersuchungen von Lesegesellschaften in der Provinz siehe Stefanie Krispin: »bei seinem Vergnügen in müßigen Stunden unterhalten seyn«. Lesegesellschaften in Detmold um 1800. Bielefeld 1999. (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 56); Torsten Liesegang: Lesegesellschaften in Baden 1780–1850. Ein Beitrag zum Strukturwandel in der literarischen Öffentlichkeit. Berlin 2000. (Schriften des Museums für Literatur am Oberrhein 1); Hilmar Tilgner: Lesegesellschaften an Mosel und Mittelrhein im Zeitalter des

setzte eine europaweite Gründungswelle ein. Neben den britischen und nordamerikanischen Book Clubs33 und Reading Societies/Clubs,34 die bis heute weit verbreitet sind und eine große Rolle in zivilgesellschaftlichen Leben spielen, sowie den französischen Museés oder Societèes de Lecture35 bildeten sie sich früh auch in der Schweiz, in den Niederlanden und in Belgien.36 Am Ende des Jahrhunderts sind sie

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Aufgeklärten Absolutismus. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Aufklärung im Kurfürstentum. Stuttgart 2001. (Geschichtliche Landeskunde 52) (zugl. Phil. Diss. Mainz 1995); Matthias Wießner: Die Journalgesellschaft. Eine Leipziger Lesegesellschaft um 1800. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 13 (2004), S. 103–175; Vgl. das Beispiel einer ländlichen Lesegesellschaft mit Pastor, Lehrer, Organist, Handwerkern und Bauern bei Karl-Heinz Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. Das Kirchspiel Menslage und seine Lesegesellschaften 1790–1840. 2 Bde. Cloppenburg 1988. (Materialien zur Volkskultur nordwestliches Niedersachsen 12). Vgl. Paul Kaufman: English Book Clubs and their Role in Social History. In: Libri 14 (1964), S. 1–31; im englischen und nordamerikanischen Sprachgebrauch gibt es definitorische Unschärfen, wie Kaufman beschreibt: »For it must be emphasized that terms are so loosely used both in the eighteenth century and later that a literary society can be a book club and a book club a literary society quite unconcerned with the purchase of books.« (S. 4) Dagegen definiert Adolf Growoll »Book Clubs« für die Vereinigten Staaten von Amerika: «American Book Clubs, in the restricted sense – that is, of one or more persons printing, or causing to be printed, manuscripts or books for distribution among a limited circle of subscribers.« (Growoll, American Book Clubs, S. 3.) Ähnlich verwendet Williams den Begriff für Großbritannien und Irland, indem er darunter gelehrte Gesellschaften (»Learned Societies«) versteht, die sich die regelmäßige Edition von zumeist älteren literarischen Texten zum Ziel gesetzt haben. (Harold Williams: Book Clubs and Printing Societies of Great Britain and Ireland. London 1929. [Neudruck Ann Arbor 1971]; vgl. auch Abraham Hume: The Learned Societies and Printing Clubs of the United Kingdom. London 1847.) Heather Murray hingegen definiert in einer Untersuchung über kanadische »Literary Societies« des 19. Jahrhunderts nicht wie Growol, sondern wie Kaufman: »A ›book club‹ meant, quite literally, a group of people who clubbed together to acquire costly books and periodicals or to circulate their private libraries among themselves.« (Murray, Come, bright Improvement, S. 7.) Im Gegensatz zur Erforschung der deutschen Lesegesellschaften gilt für die englischen und nordamerikanischen Book Clubs allerdings noch immer, was Kaufman bereits 1964 feststellte: »pitifully fragmentary«. (Kaufman, English Book Clubs, S. 4); vgl. auch McElroy, Scotland’s Age of Improvement. Vgl. Roger Chartier: Lecture et lecteurs dans la France d’Ancien Régime. Paris 1987, S. 186ff.; Flavell, Der aufgeklärte Leser in den jungen Industriestädten; Daniel Roche: Literarische und geheime Gesellschaftsbildung im vorrevolutionären Frankreich: Akademien und Logen. In: Otto Dann (Hg.), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein europäischer Vergleich. München 1981, S. 181–196. Vgl. Wijnand Wilhelmus Mijnhardt: Tot Heil van’t Menschdom. Culturele genootschappen in Nederland, 1750–1815. Amsterdam 1987. (Zugl. Phil. Diss. Utrecht), S. 105f.; Henk Reitsma: Lesegesellschaften und bürgerliche Revolution in Amsterdam. In: Dann (Hg.), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, S. 159–180; Petrus Jacobus Buijnsters: Lesegesellschaften in den Niederlanden. In: Dann (Hg.), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, S. 143–158; ders.: Nederlandse leesgezelschappen uit de 18e eeuw. In: Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse letteren. (Internet: http://www.dbnl.org. [8.9.2004]); Guy Biart: Lesegesellschaften im Dienste der Gegenaufklärung. Ein belgisches Beispiel. In: Dann (Hg), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, S. 197–212.

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in Skandinavien37 und unter deutschem Einfluß auch in Ostmittel- und Südosteuropa nachweisbar.38 Nur in Rußland verzögerte das Fehlen einer ausgeprägten bürgerlichen Schicht die Entwicklung.39 Die Lesegesellschaften wurden in einer ständischen, korporativ organisierten Welt schnell zu einer vorpolitischen Institution. Denn sie verhießen der neuen sozialen Gruppe der Bürgerlichen, der in der Monarchie eine Mitwirkung an der Gestaltung und Verwaltung des Gemeinwohls versagt war, dennoch allmählichen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten. Lesegesellschaften boten teilöffentliche Kommunikationsräume, »strebten als Gesellschaft eine autonome Stellung gegenüber staatlicher Aufsicht an«40 und wurden zu einem Integrationszentrum gesellschaftlicher, literarischer und politischer Kräfte.41 Sie waren dadurch wesentlich beteiligt am Entstehen der modernen Öffentlichkeit, dienten »dem Bedürfnis der bürgerlichen Privatleute, als räsonierendes Publikum Öffentlichkeit zu bilden: Zeitschriften zu lesen und darüber zu sprechen, persönliche Meinungen auszutauschen und diejenige mitzuformulieren, die man dann seit den neunziger Jahren die ›öffentliche‹ nennt«.42 Das galt für Europa und zeitversetzt auch für Nordamerika, wie Jeffrey McNairn für die Rolle der aufklärerischen Assoziationen in der kanadischen Provinz Ontario festgestellt hat: Upper Canadians grew accustomed to coming together to further common goals; to working with others of different social, occupational, religious, or national backgrounds; to devising and abiding by mutually agreed-upon rules; to discussing topics of common concern; to speaking in front of others; to listening to others with opposing views; and to disagreeing without attacking the speaker, offending others, or trying to mandate uniformity. In voluntary associations people learned and practised the norms of reasoned discussion and mutual respect vital to sustained public deliberation.43

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Vgl. Anne Lisbeth Byberg: Biskopen, bøndene og bøkene. Leseselskapene i Christiansand stift 1798–1804. Oslo 1998; dies.: Leseselskap for bønder – spire til demokrati? In: Norsk tidsskrift for bibliotekforskning. 1998, Nr. 11. S. 7–28; Hanna Östholm: Litteraturens uppodling. Läsesällskap och litteraturkritik som politisk strategi vid sekelskiftet 1800. Hedemora 2000. (Zugl. Phil. Diss. Uppsala 2000). Vgl. Lásló Sziklay: Lesegesellschaften und Akademien im Rahmen des nationalen Erwachens der Völker Ostmittel- und Südosteuropas. In: Dann (Hg), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, S. 213–220; Zden©k Šimeœek: Frühe literarische Gesellschaftsbildung in den böhmischen Ländern. In: Dann (Hg), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, S. 221–237; Vgl. Indrek Jürjo: Lesegesellschaften in den baltischen Provinzen im Zeitalter der Aufklärung. Mit besonderer Berücksichtigung der Lesegesellschaft von Hupel in Oberpahlen. In: Zeitschrift für Ostforschung 39 (1990), S. 540–571; 40 (1991), S. 28–56. Vgl. Manfred Alexander: Das Beispiel eines russischen Diskussions- und Lesezirkels. Die »Petraševcy« 1844–1849. In: Otto Dann (Hg), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein europäischer Vergleich. München 1981, S. 239–252. Stützel-Prüsener, Lesegesellschaften, S. 54; vgl. Prüsener, Lesegesellschaften, S. 496f. Vgl. ebd., S. 378 Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Mit einem Vorw. zur Neuaufl. Frankfurt a. M. 1990, S. 140f.; vgl. auch Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 218. Jeffrey L. McNairn: The Capacity To Judge. Public Opinion and Deliberative Democracy in Upper Canada. 1791–1854. Toronto 2000, S. 63.

Die Lesegesellschaften wie die anderen aufklärerischen Sozietäten stellten republikanische Organisationen in einer überwiegend ständisch gegliederten und monarchisch regierten Welt dar.44 Die Mitglieder waren gleichberechtigt, Entscheidungen wurden nach dem Mehrheitsprinzip getroffen, Statuten, Gesetze, Aufnahme von Mitgliedern in regelmäßig stattfindenden Sitzungen gemeinsam beschlossen, Diskussionen geführt, Vorträge gehalten, Komitees oder Ausschüsse eingesetzt.45 Lange vor der Französischen Revolution wurde hier Gleichheit gefordert und verwirklicht, auch wenn sich deren Durchsetzung vorerst nur nach innen richtete, auf den Kreis der Mitglieder. Angehörige von Unterschichten sowie meistens auch die Frauen blieben ausgeschlossen.46 »Die Sozietät kann wie ein Staat im Staate sein«,47 so Ulrich Im Hof, der konstatiert, daß man die gemeinnützig-ökonomischen, gelehrten und literarische Sozietäten sowie die Lesegesellschaften »sogar als demokratische Organisationen bezeichnen [könne], da die Gesamtzahl der Mitglieder die letzte Entscheidungsgewalt besitzt«.48 Diese Organisationsstruktur der Lesegesellschaften wurde zum Vorbild der Vereinsbildungen des 19. Jahrhunderts.49 Daß an den Lesegesellschaften neben der tonangebenden neuen bürgerlichen Bildungsschicht – Kaufleute, Beamte, Ärzte, Pfarrer, Offiziere, Lehrer, Professoren, Schriftsteller – auch Adelige, Handwerker und Gewerbetreibende beteiligt waren, Einheimische und Fremde, auch über konfessionelle Grenzen hinaus, befestigte den egalitären Zug der Aufklärungsgesellschaften, bestätigte ihre »demokratischen Tendenzen«50 und machten sie zu Vorformen politischer Parteibildung.51 In Deutschland entwickelten sie sich etwa im Vormärz zu Zentren politischer Information und Diskussion. Ähnliches geschah auch in Kanada während der »pre-rebellion years« vor 1837.52

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Vgl. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 217. Schon den Zeitgenossen war die Lesegesellschaft »republikanisch« erschienen, vgl. Stützel-Prüsener, Lesegesellschaften, S. 46, Anm. 35, die den Direktor der Mainzer Lesegesellschaft von 1782 zitiert. Vgl. Prüsener, Lesegesellschaften, S. 405f.; Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 217; Stützel-Prüsener, Lesegesellschaften, S. 47. Vgl. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 217ff.; Ulrike Weckel: Der »mächtige Geist der Assoziation«. Ein- und Ausgrenzung bei der Geselligkeit der Geschlechter im späten 18. und 19. Jahrhundert. In: Archiv für Sozialgeschichte 38 (1999), S. 57–77. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 216. Ebd.; vgl. ebenso Otto Dann: Die Anfänge politischer Vereinsbildung in Deutschland. In: Ulrich Engelhardt u.a. (Hg.), Soziale Bewegung und politische Verfassung, Stuttgart 1976, S. 197–232, hier S. 226; Kopitzsch, »Freie Associationen«, S. 671f. Vgl. van Dülmen, Die Gesellschaft der Aufklärer, S. 86. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 187. Vgl. ebd., S. 199; Stützel-Prüsener, Lesegesellschaften, S. 49; Rolf Engelsing: Analphabetentum und Lektüre. Zur Sozialgeschichte des Lesens in Deutschland zwischen feudaler und industrieller Gesellschaft. Stuttgart 1973, S. 56ff. Vgl. Murray, Come, bright Improvement, S. 157.

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Denn Lesegesellschaften existierten auch das ganze 19. Jahrhundert über in großer Zahl,53 sie reichten weit ins 20. Jahrhundert hinein. Nach 1800 bestanden alte Gesellschaften fort (in Basel,54 Bonn55), und es wurden neue gegründet, spezialisierte wie die Medicinische Lesegesellschaft zu Braunschweig (1822),56 die Juristische Lesegesellschaft in Hamburg (1828),57 der Juridisch-Politische Leseverein zu Wien (1840)58 oder die Historische Lesegesellschaft in Nordhausen (1830),59 die Akademische Lesegesellschaft in Freiburg (1826),60 die Theologische Lesegesellschaft in Stuttgart (1891)61 oder der Lese-Verein der Beamten der Freiburger Eisenbahn in Breslau (um 1880),62 allgemeine wie in Dresden (1832 und 1842), Zürich (1834)63 Bad Dürkheim (1839),64 Köln (1872).65 Es gab auch jüdische Lesevereine, etwa in Bamberg (1826),66 Bad Kissingen (1844)67 und in Breslau.68 In der Spätaufklärung wurden bereits reine Frauen-

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Die Geschichte der Lesegesellschaften im 19. und 20. Jahrhundert ist ein Desiderat; vgl. als Ausnahme Ilse Makowski: Emanzipation oder »Harmonie« – zur Geschichte der gleichnamigen Mannheimer Lesegesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. München u.a. 1988, außerdem für die Schweiz Martin Bachmann: Lektüre, Politik und Bildung. Die schweizerischen Lesegesellschaften des 19. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des Kantons Zürich. Bern u.a. 1993. (Geist und Werk der Zeiten Nr. 81) (Zugl. Phil. Diss. Zürich 1992); für den Kanton Zürich hat er 142 Gründungen von Lesegesellschaften im 19. Jahrhundert nachgewiesen, vgl. S. 338ff.; Marlies Raffler: Bürgerliche Lesekultur im Vormärz. Der Leseverein am Joanneum in Graz (1819–1871) Frankfurt a. M. [u.a.] 1993. (Rechts- und sozialwissenschaftliche Reihe 6). Vgl. Paul Roth: Festschrift zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Allgemeinen Lesegesellschaft in Basel 1787–1937. Basel 1937. Vgl. Doris Maurer: 200 Jahre Lese- und Erholungs-Gesellschaft Bonn. 1787–1987. Bonn 1987. Vgl. Verfassung und Gesetze der medicinischen Lesegesellschaft zu Braunschweig. [Braunschweig] [ca. 1820]; Plan und Gesetze der medicinischen Lesegesellschaft im Braunschweigischen Lande. Braunschweig 1822. Vgl. Geert Seelig: Die »Juristische Lesegesellschaft von 1828«. Betrachtungen zu ihren Anfängen und ihrem Werdegang. In: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter 10 (1979), H. 6, S. 164–176. Vgl. Wilhelm Brauneder: Leseverein und Rechtskultur. Der Juridisch-Politische Leseverein zu Wien 1840 bis 1990. Wien 1992. Vgl. Karl Schambach: Verzeichniss der für die historische Lesegesellschaft in Nordhausen von 1830 bis Ostern 1898 angeschafften Bücher. Nordhausen 1898. Vgl. Einrichtung und Gesetze des akademischen Lesevereins zu Freiburg. Nebst einem Verzeichnisse der Lesestücke. Freiburg i. Br. 1826. Vgl. Katalog der Theologischen Lesegesellschaft Stuttgart Amt. Plieningen 1891–1930. Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau für das Jahr 1881. Breslau 1881. Vgl. Erster Jahres-Bericht für die Museums-Gesellschaft in Zürich. 1834. Zürich 1835. Vgl. Bücherverzeichnis der Lesegesellschaft in Bad Dürkheim. Bad Dürkheim 1839–1924. Vgl. Lesegesellschaft Köln. 90 Jahre Lesegesellschaft zu Köln 1872–1962. Köln. 1962. Vgl. Simone Lässig: Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert. Göttingen 2004. (Bürgertum, N. F. 1), S. 549. Vgl. Distriktsrabbinat Bad Kissingen: Rabbinatsakten. In: The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP). Internet: http://sites.hu ji.ac.il/archives/GERMANY-LISTS/Bad%20Kissingen%20DR.pdf. [19.10.2005]. Vgl. Catalog der Bibliothek der Synagogen-Gemeinde zu Breslau (Israelitischer Lehr- und Lese-Verein). Breslau 1861.

lesegesellschaften organisiert, die jedoch Ausnahmen blieben. 69 Erst um 1900 kam es dann im Zeichen der Frauenbewegung zu weiteren Gründungen, beispielsweise in Kiel (1896)70 oder Stuttgart (1901).71 Einen Sonderfall in der Geschichte der Lesegesellschaften, über dessen Verbreitung in Deutschland keine Informationen vorliegen, stellen die informellen nordamerikanischen Lesegruppen von Frauen dar, die White Women’s Reading Groups, die bereits am Ende des 18. Jahrhunderts vereinzelt entstanden. In den 1830er Jahren wurden sie durch die Bildungsbewegung der African American Women’s Literary Groups ergänzt. Nach dem Bürgerkrieg verbreiteten sie sich zwischen Ost- und Westküste enorm, als Bildungsmöglichkeit für Frauen, Möglichkeit zur eigenen Entwicklung, zur »selfculture« im Vorfeld der Frauenbewegung.72 Sie sind in den USA und Kanada bis heute weit verbreitet.73 Im Zusammenhang mit der Arbeiterbildungsbewegung, die sich seit 1860 in Deutschland verbreitete, entstanden Arbeiterlesevereine, beispielsweise unter Webern und Wirkern im unteren Erzgebirge oder in der Industriestadt Schramberg im Schwarzwald.74

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Vgl. Helga Brandes: Die Oldenburger »Literarische Damen-Gesellschaft« um 1800. In: Formen der Geselligkeit in Nordwestdeutschland 1750–1820, hg. von Peter Albrecht, Hans Erich Bödeker und Ernst Hinrichs, Tübingen 2003 (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung 27), S. 43–55; Christine Haug: Weibliche Geselligkeit und literarische Konspiration im Vorfeld der Französischen Revolution. Über das Projekt zur Gründung einer Frauenlesegesellschaft in Gießen 1789/1790. In: Holger Zaunstöck, Markus Meumann (Hg.): Sozietäten, Netzwerke, Kommunikation. Neue Forschungen zur Vergesellschaftung im Jahrhundert der Aufklärung. Tübingen 2003, S. 177–192. Der Frauen-Leseverein arrangierte auch Vorträge von führenden Frauenrechtlerinnen in Kiel und nannte sich bald »Frauenbildungsverein«, vgl. Simone Winko: Literatur im Alltag. Buchhandel und literarisches Vereinsleben in Kiel um 1900. Kiel 2003. (Goethe-Gesellschaft Kiel, Jahresgabe 2003), S. 20. Vgl. Mitteilungen der Frauen Lesegruppe. Stuttgart 1901. Vgl. Elisabeth Long: Book Clubs. Women and the Uses of Reading in Everyday Life. Chicago, London 2003, S. 31ff., Zitat S. 38; Dorothy B. Porter: The Organized Educational Activities of Negro Literary Societies, 1828–1846. In: Journal of Negro 5 (1936), S. 555–576. Vgl. Long, Book Clubs; Rachel W. Jacobsohn: The Reading Group Handbook. New York 1994, S. 3. Vgl. August Bebel: Aus meinem Leben. Bonn 1997 [Ungekürzte Neuausgabe der Auflage Stuttgart 1911–1914], S. 65; Carsten Kohlmann: Der evangelische Arbeiterverein in der Industriestadt Schramberg im Kaiserreich. In: D’ Kräz. Beiträge zur Geschichte der Stadt und der Raumschaft Schramberg 18 (1998), S. 52–65.

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3.3. Literarisch-gesellige Vereine75 Um 1800 wandelten sich Lesegesellschaften auch zu gesellschaftlichen Clubs, da auf der einen Seite der Zugang zum Buch nun allgemeiner und leichter geworden war und auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Zerstreuung und sozialem Austausch dringender. Die Bonner Lesegesellschaft etwa schaffte bereits 1798 einen Billardtisch an und erlaubte das Kartenspiel bei ihren Zusammenkünften.76 Neue Herrenclubs entstanden, deren Zweck die geselliger Unterhaltung, das Gespräch bildete. Auch sie abonnierten Zeitungen, unterhielten Lesekabinette, richteten Bibliotheken ein.77 Die Epoche des literarisch-geselligen Vereins begann, des »Casinos«, »Museums«, der »Ressource« und »Harmonie«.78 Die Literatur, die Lektüre stand nicht mehr im Mittelpunkt. So führte zwar das Marburger Casino ein Lesekabinett und legte in seinen Statuten (1849) fest: »Die unter dem Namen Casino in Marburg bestehende Gesellschaft hat den Zweck geselliger Unterhaltung und gemeinschaftlicher Lektüre politischer, belletristischer und wissenschaftlicher Schriften.«79 Aber sie hielt auch »zur Förderung der geselligen Zwecke […] die nöthigen Conversations-, Spiel- und Billardräume, verbunden mit einer ausreichenden Restauration« vor und bezeichnete die regelmäßige Veranstaltung von Bällen und gesellschaftlichen Zusammenkünften als eigentlichen Vereinszweck. Das Mannheimer Museum, 1808 hervorgegangen aus einer Vereinigung des örtlichen Lesekabinetts, des Musikvereins und anderer Gesellschaften, sah Literatur, auch die Einrichtung einer Bibliothek, nur als eines der Mittel, den Vereinszweck zu erreichen: »Das Museum ist ein freier Verein für die Zwecke und den Genuß der

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Die Bezeichnung stammt von John Ormrod, der die Bedeutung der Literatur in diesen Vereinen jedoch überschätzt; vgl. John Ormrod: Bürgerliche Organisation und Lektüre in den literarisch-geselligen Vereinen der Restaurationsepoche. In: Günter Häntzschel, John Ormrod, Karl N. Renner (Hg.): Zur Sozialgeschichte der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Jahrhundertwende. Einzelstudien. Hg. im Auftrag der Münchener Forschergruppe »Sozialgeschichte der deutschen Literatur 1770–1900«, Tübingen 1985 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 13), S. 123–149. Vgl. Karl Ruckstuhl: Geschichte der Lese- und Erholungsgesellschaft in Bonn. In: Bonner Geschichtsblätter 15 (1961), S. 26–180, hier S. 69ff. Vgl. Engelsing, Der Bürger als Leser, S. 273ff. Vgl. Thorsten Maentel: Zwischen weltbürgerlicher Aufklärung und stadtbürgerlicher Emanzipation. Bürgerliche Geselligkeitskultur um 1800. In: Dieter Hein, Andreas Schulz (Hg.), Bürgerkultur im 19. Jahrhundert. Bildung, Kunst und Lebenswelt [Lothar Gall zum 60. Geburtstag], München 1996, S. 140–154, hier S. 143; Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie; Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 234; Dieter Hein: Soziale Konstituierungsfaktoren des Bürgertums. In: Lothar Gall (Hg.), Stadt und Bürgertum im Übergang von der traditionalen zur modernen Gesellschaft, München 1993 (Stadt und Bürgertum 4), S. 151–181, hier S. 155ff.; vgl. auch Karl Theodor Welcker: Lesegesellschaften. In: Staats-Lexikon oder Encyklopädie der Staatswissenschaften, hg. von Carl von Rotteck und Karl Theodor Welcker, Bd. 9, Altona 1840, S. 709–713, hier S. 711f. Rosel Müller: Von Patrioten, Jakobinern und anderen Lesehungrigen. Lesegesellschaften der »Inteligens«-Stadt Marburg. Marburg 1990 (Marburger Drucke 5), S. 131.

verfeinerten Geselligkeit. Seine Mittel sind Literatur, Musik, Umgang und Spiel. Sie machen wesentliche Bestandteile desselben aus.«80 In diesen neuen Vereinen fand sich das Bürgertum zu Geselligkeit in gehobener Form zusammen, traf sich die neue städtische Elite zu kontinuierlichem gesellschaftlichem Umgang: Bälle, Konzerte, Feste und Ausflüge, Vorträge und Diskussionen zu allgemeinwissenschaftlichen und literarischen Themen, Ausstellungen, Rezitierabende und Laientheateraufführungen. Dazu gab es Spiel-, Lese- und Conversationszimmer sowie Bibliotheken. Im geselligen Verein formierte sich überhaupt erst das Personal der modernen bürgerlichen Gesellschaft: Kaufleute, Fabrikanten, Bankiers, Rechtsanwälte, Lehrer, Professoren, Offiziere und höhere Beamte, Ärzte, Geistliche, zuweilen auch Gutsbesitzer und niederer Adel: demokratisch im Innern, aber sozial exklusiv nach außen durch hohe Mitgliedsbeiträge. Der literarisch-gesellige Verein wirkte für die neue bürgerliche Elite bewußtseinsprägend.81 Im Verlauf der zwanziger Jahre wurden in vielen Städten noch einmal weitere allgemeine gesellige Vereine gegründet, teilten sich die Ressourcen in einen »Ältere« und eine »Neuere«, dem Bedürfnis nach gesteigerter Kommunikation und geselligem Austausch sowie der Erweiterung der Eliten entsprechend. Aus diesen geselligen Vereinen der städtischen bürgerlichen Elite heraus wurden zumeist neue spezialisierte Vereine gegründet.82 Sie bestanden aber auch durch das 19. Jahrhundert fort.83

3.4. Informelle literarische Zirkel und Salons Den informellen sozialkulturellen Gesellungsformen literarischer Zirkel und Salon fehlte, anders als dem Verein, die »gesatzte Ordnung«:84 Satzungen, Statuten und Programme.85 Deshalb sind etwa private Lektüre- und Diskussionsgruppen außer über Erwähnungen in Selbstzeugnissen schwer zu erfassen. Sie bieten der Erforschung kaum Material,86 obschon sie während des gesamten 19. Jahrhunderts und darüber hinaus existierten. Auch sie boten den Beteiligten Möglichkeiten zur Kommunikation, Information und Diskussion. Teilnahmeerlaubnis wurde in der Regel durch Übereinkunft der Gruppenangehörigen erteilt.

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Zit. nach Ilse Makowski: Emanzipation oder »Harmonie« – zur Geschichte der gleichnamigen Mannheimer Lesegesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. München u.a. 1988, S. 51. Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 160. Vgl. ebd., S. 161. Wie die Kieler »Gesellschaft der Harmonie«, die sich nach fast einem Jahrhundert Tätigkeit auflöste, vgl. Winko, Literatur im Alltag, S. 14. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Tübingen 4. Aufl. 1955, S. 28. Vgl. auch Conze, Der Verein als Lebensform, S. 226f; Herbert Freudenthal: Vereine in Hamburg. Ein Beitrag zur Geschichte und Volkskunde der Geselligkeit. Hamburg 1968 (Volkskundliche Studien 4), S. 11ff. Vgl. die wenigen Angaben über private literarische Zirkel in Bremen um 1800 bei Engelsing, Der Bürger als Leser, S. 272f.; Winko, Literatur im Alltag, S. 29.

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Im halb öffentlichen, halb privaten Raum der europäischen Stadtgesellschaften spielten dagegen die wesentlich besser erforschten Salons eine bedeutende Rolle.87 Nach dem Vorbild der Pariser Salons entstanden wie anderswo in Europa Salons auch in Deutschland.88 In Spätaufklärung und Frühromantik kam es vor allem in Berlin zu Salongründungen: etwa um Henriette Herz (aus einer Lesegesellschaft entwickelt um 1784), Rahel Varnhagen und Dorothea Veit.89 Die Geselligkeit war informell, kam ohne Statuten aus. Ähnlich wie im Verein war der Teilnehmerkreis weitgehend fest umrissen, zumeist aus verschiedenen Kreisen der bürgerlichen Gesellschaft zusammengesetzt, bestimmt aber qua Einladung durch die Salonnière. Eine programmatische Zielsetzung gab es nicht, außer die gegenseitige Förderung und Bildung der Salongäste durch das geistvolle Gespräch über Kunst, Literatur, Philosophie, Musik und Politik. Ebenso wie in den Vereinen waren die Gäste des Salons, auch die Frauen, gleichberechtigt, bestimmte Toleranz die Geselligkeit.90 Salons konnten sich vor allem im 19. Jahrhundert je nach Neigung ihrer Initiatorinnen, die nicht selten auch schriftstellerisch tätig waren, wie etwa Fanny Lewald oder Emma Vely, spezialisieren, 87

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Vgl. Peter Gradenwitz: Literatur und Musik in geselligem Kreise. Geschmacksbildung, Gesprächsstoff und musikalische Unterhaltung in der bürgerlichen Salongesellschaft. Stuttgart 1991;Verena von der Heyden-Rynsch: Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur. München 1992; Peter Seibert: Der literarische Salon: Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz. Stuttgart, Weimar 1993; Roberto Simanowski, Horst Turk (Hg.): Europa – ein Salon? Beiträge zur Internationalität des literarischen Salons. Göttingen 1999. (Veröffentlichung aus dem Sonderforschungsbereich 529, »Internationalität nationaler Literaturen«, Serie B, 6); Heinz Gerstinger: Altwiener literarische Salons. Wiener Salonkultur vom Rokoko bis zur Neoromantik (1777–1907). Salzburg 2002; Anne Martin-Fugier: Les salons de la IIIe République. Art, littérature, politique. Paris 2003. (Pour l’histoire); Steven D. Kale: French salons. High society and political sociability from the Old Regime to the Revolution of 1848. Baltimore 2004. Vgl. Renate Baader: Dames de lettres. Autorinnen des preziösen, hocharistokratischen und »modernen« Salons (1649–1698): Mlle de Scudéry, Mlle de Montpensier, Mme d’Aulnoy. Stuttgart 1986. (Romanistische Abhandlungen 5) (Zugl. Habil.-Schr. Saarbrücken 1984); Brunhilde Wehinger: Conversation um 1800. Salonkultur und literarische Autorschaft bei Germaine de Staël. Berlin 2002. (Gender studies Romanistik 7) (Zugl. Habil.-Schr. Berlin, Freie Univ.); Jolanta T. Pekacz: Conservative tradition in pre-revolutionary France. Parisian salon women. New York [u.a.] 1999. Vgl. Ingeborg Drewitz: Berliner Salons. Gesellschaft und Literatur zwischen Aufklärung und Industriezeitalter. Berlin 1965. (Berlinische Reminiszenzen 7); Petra Wilhelmy: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914). Berlin [u.a.] 1989. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 73) (Zugl. Phil. Diss. Münster 1987); Petra Wilhelmy-Dollinger: Die Berliner Salons. Mit kulturhistorischen Spaziergängen. Berlin 2000; Deborah Hertz: Die jüdischen Salons im alten Berlin. Frankfurt am Main 1991; Hartwig Schultz (Hg.): Salons der Romantik. Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons. Berlin [u.a.] 1997; Marjanne E. Gooze : Utopische Räume und idealisierte Geselligkeit. Die Rezeption des Berliner Salons im Vormärz. In: Wolfgang Bunzel (Hg.), Romantik und Vormärz. Zur Archäologie literarischer Kommunikation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bielefeld 2003 (Vormärz-Studien 10), S. 363–390. Vgl. Ernst Siebel: Der großbürgerliche Salon 1850–1918. Geselligkeit und Wohnkultur. Berlin, 1999. (Zugl. Phil. Diss. Hamburg 1997); Detlef Gaus: Geselligkeit und Gesellige. Bildung, Bürgertum und bildungsbürgerliche Kultur um 1800. Stuttgart [u.a.] 1998. (M & P Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung).

sich vorrangig der Musik91 widmen oder der Literatur. Sie versammelten Schriftsteller, Verleger, Journalisten, Theaterleute, Gelehrte, förderten Autoren, verbreiteten zeitgenössische Literatur, wirkten insgesamt als informelle Treffpunkte der städtische Elite aus Kultur, Wirtschaft, Politik. Gewöhnlichen Bürgern, die später an den Vereinen und damit an der Formierung von Öffentlichkeit beteiligt waren, blieben sie verschlossen.

3.5. Künstlergesellschaften und Schriftstellervereine Vereinigungen von Schriftstellern gab es seit dem Mittelalter, von den Meistersingern über die Fruchtbringende Gesellschaft und die Königsberger Kürbishütte bis hin zu Freundschaftsbünden wie den Bremer Beiträgern oder dem Halberstädter Dichterkreis, politisch-literarischen Zirkeln wie der Berliner Mittwochsgesellschaft um Nicolai und Mendelssohn oder Goethes Freitagsgesellschaft.92 In den barocken Gesellschaften kannte man ebenso Satzungen und Aufnahmeregularien wie im Göttinger Hain. Die jungen Sturm- und Drang-Dichter lasen einander sonnabends aus eigenen Werken vor, stellten sich der Kritik und führten ein Protokollbuch sowie ein Bundesbuch, in das die vorgetragenen Gedichte eingeschrieben und gemeinsam bearbeitet wurden. Ihre Interessen namentlich auf wirtschaftlichem Gebiet vertraten sie als Almanachherausgeber und -beiträger. Wie in Großbritannien entstanden auch in Nordamerika Dichtervereinigungen, die sich vor allem um die Herausgabe von Zeitschriften und eigenen Werke bemühten, etwa 1738 in Hartford, Connecticut, und 1792 in New York.93 Mit dem Anstieg der Schriftstellerzahlen zum Ende des 18. Jahrhunderts und der nach 1815 einsetzenden »Vereinsbereitschaft«94 stieg auch die Zahl der Dichtergesellschaften. Im beginnenden Biedermeier stand wie in den literarisch-geselligen Bürgergesellschaften einerseits die »Pflege heiterer geistiger Geselligkeit«95 im Vordergrund, wie es Rudolf Wackernagel für die Berliner Namenlose Gesellschaft von 1828 formulierte, ein »geselliges Zusammenleben«,96 wie es im Leipziger Litteratenverein hieß. Andererseits ging es um den Vortrag eigener Dichtungen und die gemeinsame Diskussion der Texte, im Dresdner Liederkreis von 1815, in der Zwecklosen Gesellschaft zu Breslau von 1826,97 in der Zwanglosen Gesellschaft in München von 1837.98 Im Tunnel über der Spree sollte »sämtlichen Mitgliedern die Gelegenheit« gegeben werden, »ihre Produkte in litterari91

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Vgl. Veronika Beci: Musikalische Salons. Blütezeit einer Frauenkultur. Düsseldorf [u.a.] 2000. Vgl. Hermand, Die deutschen Dichterbünde; Schweikle, Dichterkreis; Schmitz, Dichterkreis. Vgl. Growoll, American Book Clubs, S. 11ff. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 175. Rudolf Wackernagel: Wilhelm Wackernagel. Jugendjahre 1806–1833. Basel 1885, S. 73f. Bericht über das Entstehen, die Zwecke und die bisherige Wirksamkeit des Leipziger Litteratenvereins, S. 3. Rolf Parr: Zwecklose Gesellschaft. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 510– 518. Vgl. Ernst von Borries: Zwanglose Gesellschaft. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 502–510.

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scher, musikalischer und artistischer Hinsicht […] vorzutragen, und einer mündlichen oder schriftlichen Kritik zu unterwerfen.«99 Und die Satzung der Stuttgarter Glocke von 1843 bestimmte als Vereinszweck: »gesellige Unterhaltung und gegenseitige Mittheilung literarischer und artistischer Arbeiten«.100 Diese Vereine waren Gründungen von Schriftstellern, nicht selten zusammen mit Künstlern, Journalisten und Gelehrten. Wenn zuweilen Angehörige freier Berufe vertreten waren, so gaben die Literaten/Künstler doch den Ton an, wie Moritz Gottlieb Saphir anfangs in Berlin, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben in Breslau, Franz von Pocci und Franz von Kobell in München, Robert Blum und Heinrich Laube in Leipzig, Franz Dingelstedt und Emanuel Geibel in Stuttgart. Daneben gab es in einigen Vereinen als drittes Betätigungsfeld auch Ansätze zur Interessenvertretung, etwa im Leipziger Litteratenverein, der sich als erster Schriftstellerverein der »Besprechung der gemeinsamen Standesinteressen«101 widmete. Im Verlauf der Professionalisierung des Vereinswesens im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden diese Bestrebungen dann in berufsständischen Organisationen gebündelt.102 So wurde 1878 in Leipzig auf Initiative von Friedrich Bodenstedt, Ernst Eckstein, Robert Hamerling, Heinrich Laube und Friedrich Spielhagen der Allgemeine Deutsche Schriftstellerverband gegründet.103 Die Statuten sahen als Vereinszweck die »Vertretung der Interessen des Schriftstellerstandes nach innen und außen«104 vor, außerdem die Abhaltung eines jährlichen Schriftstellertages. 1885 wurde auf Anregung Joseph Kürschners der Deutsche Schriftstellerverein gegründet, der eine wirksamere Vertretung der Interessen betrieb. Beide Vereine fusionierten 1887 in Dresden zum Deutschen Schriftstellerverband, der bis zur nationalsozialistischen Gleichschaltung 1934 bestand.105 Weil die Schriftstellerverbände keine Frauen aufnahmen, gründeten einige Schriftstellerinnen um Maria Wernicke, Ottilie Bach, Maria Mancke, Helene Wachsmuth und Luise Braun 1896 in Berlin eine eigene berufsständische Organisation, den Deutschen 99

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Statuten 1829, zit. nach Wulf Wülfing: Tunnel über der Spree. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 430–455, hier S. 431. Zit. nach Rolf Parr: Die Glocke. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 175–182, hier S. 176. Bericht über das Entstehen, die Zwecke und die bisherige Wirksamkeit des Leipziger Litteratenvereins. Vorgetragen in der 18. Versammlung des Vereins, den 30 April 1842 und als Manuscript für die Vereinsmitglieder gedruckt. [SLUB Dresden], S. 3; vgl. Wolfgang Stegers: Der Leipziger Literatenverein von 1840. Die erste deutsche berufsständische Schriftstellerorganisation. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 19 (1978), S. 226–363; auch Hermand, Dichterbünde, S. 114ff. Vgl. Friedhelm Kron: Schriftsteller und Schriftstellerverbände. Schriftstellerberuf und Interessenpolitik 1842–1973. Stuttgart 1976. (Metzler Studienausgabe) (Zugl. Phil. Diss. Saarbrükken 1976) Vgl. Wolfgang Martens: Lyrik kommerziell. Das Kartell lyrischer Autoren 1902–1933. München 1975, S. 32f. Zit. nach ebd., S. 32. Vgl. Wilhelm Wendlandt: Die Geschichte des Deutschen Schriftsteller-Verbandes seit seiner Gründung 1879. Berlin 1934; außerdem gab es unter anderem die Deutsche Schriftstellergenossenschaft (gegründet 1891), die Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller (1894) sowie den Deutschen Lehrer- und Schriftstellerbund (1891).

Schriftstellerinnen-Bund, der im darauf folgenden Jahr bereits 101 Mitglieder hatte. Zweck der Vereinigung, die der bürgerlichen Frauenbewegung nahestand, war: Herbeiführung einer regeren Anteilnahme der deutschen Frauen auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft, Hebung und Förderung der deutschen Poesie, bez. auch der Jugendlitteratur, die Vertretung der litter. Interessen seiner Mitglieder zu den künftigen Journalisten- und Schriftstellertagen.106

1898 erwuchs aus diesem Bund heraus die Freie Vereinigung deutscher Schriftstellerinnen, die das Ziel verfolgte, »durch öffentliche Vortragsabende auf Dichterinnen aufmerksam zu machen und ihr Talent nach Kräften zu fördern«.107 Mit dem Anwachsen der Frauenbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden auch Schriftstellerinnenvereine, beispielsweise der Leipziger SchriftstellerinnenVerein, 1890 von Louise Otto-Peters und Mathilde Clasen-Schmidt gegründet,108 und der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, gegründet 1885 unter anderem von Minna Kautsky, Irma von Troll-Borostyáni und Ellen Key.109 Schriftstellervereine konnten auch den Charakter von Lesegesellschaften haben, etwa im Barmener Lesekränzchen/Freiligrath-Verein, in dem dramatische Literatur, namentlich Goethe, Schiller und Shakespeare, gemeinsam gelesen wurde.110 Auffällig ist auch das Engagement der Schriftsteller- und Künstlervereine in politischen Fragen im Vormärz. Aufhebung der Zensur und Schaffung von Presse- und Meinungsfreiheit interessierte den von führenden Liberalen ins Leben gerufenen Leipziger Litteratenverein111 ebenso wie den von Fontane nach seinem spiritus rector als Herwegh-Klub bezeichneten literarisch ambitionierten studentischen Diskussionszirkel.112 Während ersterer aber eine streng an den Gesetzen orientierte Linie einhielt, um Konflikte mit der Obrigkeit zu vermeiden, nach 1848 allerdings einem allmählichen Verfallsprozeß ausgesetzt war, wurde letzterer bereits 1843 nach polizeilichen und universitätsrichterlichen Untersuchungen geschlossen. Auch die Schriftstellerinnenvereine am Ende des Jahrhunderts engagierten sich gesellschaftlich. Sie gehörten zum überregionalen Vereinsnetz der bürgerlichen Frauenbewegung, dienten der Artikulierung und Durchsetzung politischer Forderungen.

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Vgl. Kürschners Literaturkalender 1897, Sp. 14f. Vgl. ebd., 1900, Sp. 14. Vgl. Dichtung und Prosa von Leipziger Frauen. Aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens hg. vom Leipziger Schriftstellerinnen-Verein. Vorr. von Elisabeth Thielemann. Leipzig 1914. Die Erforschung der Schriftstellerinnenvereine gehört zu den Desiderata der Germanistik. Vgl. 25 Jahre Geschichte des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien 1885–1910. Wien 1911; Sigrid Schmid-Bortenschlager: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien 1885–1938. In: Jahrbuch der Universität Salzburg 83 (1981) S. 124–137; Maria Teuchmann. Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. In: Die Frau im Korsett. Wiener Frauenalltag zwischen Klischee und Wirklichkeit. Ausstellungskatalog. Wien 1984, S. 85–86. Vgl. Rolf Parr: Lesekränzchen/Freiligrath-Verein. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 257f. Vgl. Brita Baume: Leipziger Literatenverein. In: ebd., S. 251–257. Vgl. Wulf Wülfing: Herwegh-Klub. In: ebd., S. 202–207.

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Der Typus des Schriftsteller- und Künstlervereins, in dem auch andere Bürger Mitglied sein konnten, dominierte das literarische Vereinswesen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und existierte als reiner Schriftstellerverein bis ins 20. Jahrhundert: Zu den frühen Gründungen gehören unter anderem die Ludlamshöhle in Wien (1817),113 die Mittwochsgesellschaft in Berlin (1824),114 die Zwecklose Gesellschaft in Breslau (1826),115 der Tunnel über der Spree in Berlin (1827),116 die Poetische Menagerie in Trier (um 1836).117 Nach 1848 wurden in Stuttgart Das strahlende Bergwerk (1850)118 gegründet, 1856 in München um Felix Dahn, Emanuel Geibel und Paul Heyse die Gesellschaft der Krokodile,119 1859 in Braunschweig um Wilhelm Raabe Die ehrlichen Kleiderseller,120 außerdem am Ende des Jahrhunderts die naturalistischen Dichtervereinigungen Friedrichshagener Dichterkreis121 und Durch!, die ebenso wie der Göttinger Hain ein Protokoll und ein Bundesbuch führte.122 Diese Vereine dienten neben der Pflege geselliger Aspekte auch der Durchsetzung eigener wirtschaftlicher Interessen oder ästhetischer Positionen. In der Weimarer Republik kam es in Berlin zur Gründung der Gruppe 1925 um Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, George Grosz und Kurt Tucholsky,123 in Hamburg konstituierte sich im Dezember 1925 die Hamburger Gruppe um Hans Much, Hans Friedrich Blunck und Hans Leip.124

3.6. Literarisch-kulturelle Vereine Die Bezeichnungen »Verein« und »Assoziation« kamen in Deutschland um 1815 auf und setzten sich nach 1840 durch.125 Insgesamt war in Europa und Nordamerika aus der Vereinsbereitschaft der Bürger eine Art »Vereinsleidenschaft« 126 geworden. Das

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Vgl. Horst Belke: Ludlamshöhle. In: ebd., S. 311–319. Vgl. Roland Berbig: Mittwochsgesellschaft. In: ebd., S. 326–332. Vgl. Rolf Parr: Zwecklose Gesellschaft. In: ebd., S. 510–512. Vgl. Wulf Wülfing: Tunnel über der Spree. In: ebd., S. 430–455. Vgl. Red.: Poetische Menagerie. In: ebd., S. 388f. Vgl. Gisela Hengstenberg: Rübezahl im Königsbau. Die Stuttgarter Künstlergesellschaft »Das Strahlende Bergwerk«. Stuttgart [u.a.] 2003. (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart 96); vgl. auch Rolf Parr: Das strahlende Bergwerk. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 29–43. Vgl. Renate Werner: Gesellschaft der Krokodile. In: ebd., S. 155–161. Vgl. Rolf Parr: Die ehrlichen Kleiderseller. In: ebd., S. 226–239. Vgl. Gertrude Cepl-Kaufmann und Rolf Kauffeldt: Friedrichshagener Dichterkreis In: ebd., S. 112–126. Vgl. Katharina Günther: Literarische Gruppenbildung im Berliner Naturalismus. Bonn 1972; Peter Wruck: Durch! In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 83–87. Vgl. Klaus Petersen: Die »Gruppe 1925«. Geschichte und Soziologie einer Schriftstellervereinigung. Heidelberg 1981. Vgl. Rüdiger Schütt: Bohemiens und Biedermänner. Die Hamburger Gruppe 1925 bis 1931. Mit Beitr. von Mathias Mainholz u.a. Hamburg 1996. Vgl. Guenter G. Schmalz: Zur Geschichte des Wortes »Verein«. In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 47 (1955), S. 295–301. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 175.

bürgerliche Vereinswesen weitete sich in diesen Jahren auf kleinere Städte aus und differenzierte sich in drei Bereiche: die Wohltätigkeits- und Verschönerungsvereine im vorpolitischen Raum, Gewerbeförderung und künstlerisch-wissenschaftliche Vereine.127 Das Vereinswesen wurde im Bewußtsein der Zeitgenossen zum Ausdruck der modernen Entwicklung, positiv beurteilt von liberalen Bürgern, besonders hervorgehoben die politisch-soziale Funktion, als gestaltende Kraft im allgemeinen modernen Lebensprozeß, den »Volksorganismus vor Erstarrung und endlichem Bruch«128 bewahrend. Ein Netzwerk von Vereinen, schon zu dieser Zeit mit Mehrfachmitgliedschaften der Mitglieder, überzog Anfang der vierziger Jahre die deutschen Städte und organisierte die gesellschaftlichen Aktivitäten ihrer Bürger.129 Während sich die Vereine teilweise bis in die Handwerkerschaft öffneten, stellte das gehobene Bürgertum weiterhin die Mehrzahl der Mitglieder. Die Schlüsselpositionen lagen immer noch in der Hand einer schmalen städtischen Oberschicht.130 Mit der Differenzierung der Vereinszwecke lösten sich die Gesellschaften allmählich von der aufklärerischen Tradition des umfassenden Vereinszwecks von Bildung, Kultur und Verbesserung des Gemeinwohls.131 »Kultur« stellte nach dem literarästhetischen Programm der Weimarer Klassik und der romantischen Kunsttheorie in Deutschland einen autonomen Bereich dar. Nachdem die klassische Bildungsidee durch Wilhelm von Humboldts reformiertes Bildungssystem – neuhumanistisches Gymnasium, moderne Universität – ins Bürgertum eingesickert war, konnte die Kultur zu einem eigenen Betätigungsfeld des Bürgers werden, zu einer eigenen »Provinz« des Lebens.132 Die künstlerisch-wissenschaftlichen Vereine ermöglichten dies für viele erst, wurden zu einem Träger der Autonomisierung, einem Faktor der gesellschaftlichen Modernisierung.133 Als »Kultur« galt, was der Steigerung der Individualität diente, der Bildung zur Persönlichkeit: Philosophie, Kunst und Sprache standen im Zentrum.134 Namentlich 127

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Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 161; Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 65; Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 190f. Gierke, Bd. 1, S. 882f. Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 176; Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 169. Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 170. Vgl. Im Hof, Das gesellige Jahrhundert, S. 234. Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 193. Vgl. Hardtwig, Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen des Vereinswesens in Deutschland, S. 11–50, hier S. 17; Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 192; Dieter Hein: Bürgerliches Künstlertum. Zum Verhältnis von Künstlern und Bürgern auf dem Weg in die Moderne. In: Dieter Hein, Andreas Schulz (Hg.), Bürgerkultur im 19. Jahrhundert. Bildung, Kunst und Lebenswelt [Lothar Gall zum 60. Geburtstag], München 1996, S. 102–117, hier S. 105f. Vgl. grundlegend Bollenbeck, Bildung und Kultur; für die Rezeptionsgeschichte der Weimarer Klassik im einzelnen Karl Robert Mandelkow: Die bürgerliche Bildung in der Rezeptionsgeschichte der deutschen Klassik. In: Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert. Teil II: Bildungsgüter und Bildungswissen. Hg. von Reinhart Koselleck. Stuttgart 1990 (Industrielle Welt 41), S. 181–196; Norbert Oellers: Schiller. Geschichte seiner Wirkung bis zu Goethes Tod. 1805–1832. Bonn 1967; Wolfgang Leppmann: Goethe und die Deutschen. Der Nachruhm eines Dichters im Wandel der Zeit und der Weltanschauungen. Bern, München 1982; Wolfgang Frühwald: Büchmann und die Folgen. Zur sozialen Funktion des Bildungszitats in

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die Literatur, und hier die Werke der deutschen Dichter und Denker, beeinflußte, ja bestimmte Orientierung und Weltdeutung des Bürgers, ermöglichte weiterhin Teilhabe an Aufstieg und Emanzipation durch Bildung: »Literatur ist im bürgerlichen Zeitalter […] in besonderem Maße Organ der Diskussion über Probleme, Ziel und Sinn des Lebens.«135 Die Beschäftigung im kulturellen Verein bot Ausgleich zur spezialisierten Arbeitswelt der modernen Zeit. In Kunst-, Gesangs-, Altertums- oder Literaturvereinen konnte man, frei von Stand, Beruf, Familie und Tradition, der Kunst oder Wissenschaft nachgehen. Der Bürger wurde zum Dilettanten, zum Liebhaber, Kenner, zum Musikoder Literaturfreund etwa. Er betrieb auch aktive Pflege seiner Liebhaberei, musizierte, zeichnete, dichtete.136 Der gebildete Laie wurde zum Repräsentanten der bürgerlichen »Kultur« und ihrer Organisation im Verein.137 Die Führung der neu entstehenden künstlerischen und wissenschaftlichen Vereine lag zwar anfangs noch in den Händen der Historiker, Künstler oder Musiker, ging aber bald an die (studierten) Laien über: zumeist an Juristen, Ärzte, Lehrer, Professoren.138 Neben diesen Vereinen entstanden im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in größeren Städten auch neuartige literarisch-kulturelle Vereine. Die Literarische Gesellschaft zu Jena, gegründet 1794, auch Gesellschaft der freien Männer genannt, war ein Vorläufer, noch ganz durch das Jahrhundert der Aufklärung geprägt. Ihre Mitglieder gaben sich eine schriftliche Satzung, kamen wöchentlich einmal zusammen und führten ein Protokollbuch. Sie standen unter dem Eindruck der Französischen Revolution und der Philosophie Fichtes, verfaßten Aufsätze zu philosophischen Themen, die verlesen

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der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. In: Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert. Teil II: Bildungsgüter und Bildungswissen. Hg. von Reinhart Koselleck, Stuttgart 1990 (Industrielle Welt 41), S. 197–219; Maximilian Nutz: Das Beispiel Goethe. Zur Konstituierung eines nationalen Klassikers. In: Wissenschaftsgeschichte der Germanistik im 19. Jahrhundert. Hg. von Jürgen Fohrmann und Wilhelm Voßkamp. Stuttgart, Weimar 1994, S. 605–637; Christian Grawe: Das Beispiel Schiller. Zur Konstituierung eines Klassikers in der Öffentlichkeit des 19. Jahrhunderts. In: Ebd., S. 638–668; Rainer Noltenius: Die Nation und Schiller. In: Dichter und ihre Nation, hg. von Helmut Scheuer, Frankfurt a. M. 1993, S. 151–175. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1983, S. 569. Vgl. Andreas Schulz: Der Künstler im Bürger. Dilettanten im 19. Jahrhundert. In: Bürgerkultur im 19. Jahrhundert. Bildung, Kunst und Lebenswelt. Hg. von Dieter Hein und Andreas Schulz. FS für Lothar Gall zum 60. Geburtstag. München 1996, S. 34–52; Hein, Bürgerliches Künstlertum; Susanne Fliegner: Der Dichter und die Dilettanten. Eduard Mörike und die bürgerliche Geselligkeitskultur des 19. Jahrhunderts. Stuttgart 1991. (Germanistische Abhandlungen 68); H. Rudolf Vaget: Der Dilettant. Eine Skizze der Wort- und Bedeutungsgeschichte. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 14 (1970), S. 131–158. Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 192ff. Vgl. Hermann Heimpel: Geschichtsvereine einst und jetzt. In: Geschichtswissenschaft und Vereinswesen im 19. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte historischer Forschung in Deutschland. Mit Beiträgen von Hartmut Boockmann u.a. Göttingen 1972 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 1), S. 54ff.; Hans Staudinger: Individuum und Gemeinschaft in der Kulturorganisation des Vereins am Beispiel des Musikvereins. Jena 1913, S. 60; Karin Brommenschenkel: Berliner Kunst- und Künstlervereine des 19. Jahrhunderts. Diss. Berlin 1942.

und diskutiert wurden. Man rezitierte Gedichte und stellte neu erschienene Bücher vor.139 Der Bund junger Männer wollte, »durchdrungen von der innigsten Liebe für alles Gute, und Wahre«,140 die Wege der Tugend beschreiten und für die »Verbreitung der Wahrheit […] wirken. Die 1797 in Bremen von Senatoren, Predigern, Juristen, Lehrern und Kaufleuten gegründete Literarische Gesellschaft lehnte sich zwar an die Jenaer Gesellschaft an, formulierte ihren Zweck jedoch bereits moderater. Er bestehe »in einer nützlichen und angenehmen Unterhaltung über gelehrte, einem jeden interessante Gegenstände durch Lectüre, Gespräch und Prüfung selbstverfertigter Aufsätze bei socratisch reinem Genusse, ächter geselliger Freude«.141 Zwischen 1820 und 1848 lag das »goldene Zeitalter« der bürgerlich-geselligen Vereine.142 Die literarisch-kulturellen Vereine dagegen entstanden nur vereinzelt, die Verbindung zu den frühen, aufklärerischen Vereinen scheint durch französische Okkupation, Befreiungskriege und Restauration gehindert worden zu sein. Frühe, nicht von Schriftstellern dominierte Bürgervereine im 19. Jahrhundert waren der Berliner Verein Freitag (1802),143 der als Studentenvereinigung begonnen hatte, das Barmer Literaturkränzchen (1838),144 der Maikäferbund in Bonn (1840),145 die Zwanglose Gesellschaft in München (1837).146 Aber erst nach der Revolution von 1848/49 verbreiteten sie sich in großen und mittleren Städten, zunächst wegen restriktiver Vereinsgesetze zögerlich, vollends dann in den späten fünfziger Jahren, als die Reaktion allmählich nachließ.147 Die »Vereinsseligkeit« der dreißiger und vierziger Jahre steigerte sich zur »Vereinswut«.148 Das galt für das gesamte Vereinswesen zwischen Nordamerika und Rußland. In der französischen Provinz und in den deutschen Städten explodierte das Vereinswesen geradezu.149 In diesen Jahren entwickelte sich »Deutschland […], neben den Vereinigten Staaten, zu dem Vereins-

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Vgl. Paul Raabe: Die Gesellschaft der freien Männer. Ein Freundschaftsbund in Jena 1794– 1799. In: Peter Albrecht, Hans Erich Bödeker und Ernst Hinrichs: Formen der Geselligkeit in Nordwestdeutschland 1750–1820. Tübingen 2003 (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung 27), S. 345–362, hier S. 348; Felicitas Marwinski: Lesen und Geselligkeit. Hg. von den Städtischen Museen Jenas. Jena 1991; dies.: »Wahrlich, das Unternehmen ist kühn …« Aus der Geschichte der Literarischen Gesellschaft der freien Männer von 1794/99 zu Jena. Jena, Erlangen 1992. »Constitution der Literarischen Gesellschaft zu Jena«, zit. nach ebd., S. 111; dies.: Lesen und Geselligkeit, S. 22. Engelsing, Der Bürger als Leser, S. 268. Zu den Phasen der Ausbreitung geselliger Vereine in Europa vgl. Nord, Introduction. Vgl. Peter Wruck: Freitag. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 111f. Vgl. Ulrike Brandt-Schwarze: Barmer Literaturkränzchen. In: ebd., S. 27f. Ulrike Brandt-Schwarze: Maikäferbund. In: ebd., S. 320–324 Vgl. Ernst von Borries: Zwanglose Gesellschaft. In ebd., S. 502–510. Vgl. Wolfram Siemann: Gesellschaft im Aufbruch. Deutschland 1849–1871. Frankfurt a. M. 1990, S. 252. Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 56ff. Vgl. Patricia R. Turner: Community and Culture in Nineteenth Century France. The Growth of Voluntary Associations in Roanne 1860–1914. Ann Arbor 1994. (Zugl. Phil. Diss. Ann Arbor 1994); Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens; Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 60.

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land par excellence«.150 Vereine wurden jetzt verstärkt aus der Mitte der städtischen Gesellschaft heraus gegründet, nicht selten aus den geselligen Vereinen wie der »Ressource«, dem »Casino«, der »Harmonie«: Die Breslauer Dichterschule (1859), Concordia in Wien (1859), Kaffee Reinsburg in Stuttgart (um 1863),151 Literarischer Club in Köln (1854),152 Literarischer Verein in Regensburg (um 1860),153 Königsberger Dichterkränzchen (1858).154 Diese Bürgervereine wurden nicht mehr von Schriftstellern und Künstlern dominiert, obwohl diese weiterhin eine wichtige Rolle spielten, sondern von Angehörigen anderer, zumeist freier Berufe gegründet und geleitet. Juristen, Ärzte, aber auch Lehrer, Beamte, Offiziere, schließlich Fabrikanten und Bankiers. Frauen kamen erst am Ende des Jahrhunderts dazu, und dann auch nur in einigen Vereinen.155 Das gleiche gilt für Bürger jüdischer Herkunft. Angehörige der unteren Schichten wie Handwerker, Arbeiter oder Bauern waren nicht beteiligt. In den literarisch-kulturellen Vereinen im deutschen Sprachraum wurde Literatur produziert, rezipiert und kritisiert, wurden die Inhalte bürgerlicher »Kultur« gepflegt und vermittelt. So zeichneten sich die Vereine durch ein allgemein kulturelles Vortragsprogramm aus, in dem zumeist die Literatur eine zentrale Rolle spielte. Außerdem trugen Mitglieder eigene und fremde literarische Texte vor, die dann von der Versammlung der Mitglieder diskutiert wurden. Referenten berichteten über Neuerscheinungen. Manche Vereine gaben Zeitschriften heraus, etwa die »Monatsberichte« der Breslauer Dichterschule oder die »Zeitschrift der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg«. Auch Texte der Mitglieder erschienen in den Publikationsorganen, vor allem Gedichte, Aufsätze, Prosatexte, dazu Nachrichten aus dem Vereinsleben, Mitgliederverzeichnisse und Jahresberichte. Einige Vereine veröffentlichten Almanache, Blütenlesen der zumeist poetischen Werke ihrer Mitglieder, oder andere Bücher, dienten so der Literaturdistribution. Die literarisch-kulturellen Vereine trafen sich in der Regel wöchentlich in einem Restaurant, das als Vereinslokal fungierte. Manche Vereine verfügten über eine Bibliothek. Auch regelmäßige Festveranstaltungen wie Winterbälle, Fastnachtsabende, Sommerausflüge gehörten zum Programm. Einige Vereine arbeiteten zurückgezogen, andere nahmen Teil an offiziellen Feiern der Stadtgesellschaft. Der Typus des literarisch-kulturellen Vereins war im 19. Jahrhundert auch in den angelsächsischen Ländern entwickelt, wie Heather Murray für die kanadische Provinz Ontario gezeigt hat:

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Ebd., S. 61. Vgl. Rolf Parr: Kaffee Reinsburg. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 221–223 Ulrike Brandt-Schwarze: Literarischer Club. In: ebd., S. 264–268. Red.: Literarischer Verein in Regensburg. In: ebd., S. 268. Vgl. Roland Berbig, Rolf Parr: Literarisches Kränzchen in Königsberg und Altpreußischer Dichterverein, Literarischer Verein in Altpreußen. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 294–303. Zur Rolle der Frauen im bürgerlichen Vereinswesen vgl. Michael Sobania: Vereinsleben. Regeln und Formen bürgerlicher Assoziationen im 19. Jahrhundert. In: Hein/Schulz (Hg.), Bürgerkultur im 19. Jahrhundert, S. 170–190, hier S. 181f.

The literary societies of the nineteenth century characteristically combines with their rhetorical pursuits – reading, composition, declamation, and performance – a range of other cultural activities, such as musical interludes, current-events discussions, and local historical research, not to mention social activities such as picnics and even (for the mixed-sex groups for younger people) courtship.156

Der spezielle deutsche bürgerliche Kulturbegriff spielte dabei keine Rolle, eher eine pragmatische Beschäftigung mit Gegenständen einer weitgefaßten Literaturauffassung sowie mit anderen kulturellen und öffentlichen Angelegenheiten: A literary society, then, had at its core a variety of ’literary‘ activities according to the nineteenth-century sense of that term.157 In other words, it dealt with the rhetorical arts in and of themselves and in relationship to a variety of other cultural or civic pursuits, which could cause a ›literary‹ society to engage in activities that seem to our eyes only tenuously connected.158

In Kanada wurde die erste Literary Society neueren Typs im Jahr 1820 von zehn jungen Männern der besseren Gesellschaft gegründet, die York Literary Society. Man traf sich an jedem zweiten Montag und debattierte auf der Grundlage von Aufsätzen vornehmlich juristische Themen, ähnlich wie die frühe Literarische Gesellschaft zu Jena philosophischen Fragen nachgegangen war. Frauen waren nicht zugelassen. Das Ziel hieß: »mental improvement«.159 Der Toronto Literary Club (1836) traf sich von Oktober bis April jeweils montags, die Mitglieder hatten reihum Essays vorzulesen, die anschließend diskutiert wurden. Außerdem konnte der Vorsitzende andere Beschäftigungen vorschlagen: Lesungen aus den Werken Shakespeares oder wissenschaftlichen Vorlesungen etwa. Religiöse und politische Themen waren untersagt, so daß ethische, historische, literarische und rechtliche Fragen im Vordergrund standen. Gleichwohl konnten aktuelle politische Probleme auf indirektem Wege dennoch in die Diskussion gelangen, vorzugsweise in historischem Gewande, in Diskussionen über Taten römischer Senatoren oder die Berechtigung von Cromwells Handeln: »One of the club’s recorded subjects, could become a handy allegory for the republican politics of the members’ own day.«160 Auf diese Weise konnte auch eine literarische Gesellschaft zeitweise eine politische Existenz führen, eine politische Identität haben und fest in der städtischen Gesellschaft verankert an ihren politischen Diskussionen und Machtkämpfen teilnehmen.161 In vielen größeren Städten der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanadas, in Großbritannien und sogar in den indischen Kolonien gab es in der zweiten Jahrhunderthälfte Literary Societies oder Literary Clubs. Um 1900 existierten in kleineren

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Murray, Come, bright Improvement, S. 7. Gemeint ist ein erweiterter Literaturbegriff, der neben Lyrik, Epik und Drama auch Essay, Geschichtsschreibung, Biographie, Autobiographie umfaßt. Vgl. ebd., S. 10. Ebd., S. 15. Vgl. ebd., S. 37. Ebd., S. 50. Vgl. ebd., S. 50f.

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Städten zuweilen mehrere Vereine. Sie waren in die Provinz vorgerückt.162 Die Vereine veranstalteten ähnlich wie in Deutschland ein kulturelles Vortragswesen mit anschließender Diskussion, außerdem Buchvorstellungen und gemeinsame Lektüre. Auch diese Vereine nahmen bis zum Ende des Jahrhunderts in der Regel keine Frauen auf, die wie in Deutschland deshalb eigene Vereine gründeten.163 Während Vereine in Großbritannien und in Kanada wie in Deutschland für gewöhnlich auf religiöse und politische Themen verzichteten, gehörten in den Vereinigten Staaten Diskussionen über die Einrichtung des Gemeinwesens in Stadt, Bundesstaat und Union sowie die Erörterung von politischen Fragen anscheinend zu den zentralen Themen literarischer Vereine, wie etwa die Vortragsveranstaltungen literarischer Vereine in Chicago, Indianapolis und Cincinnati im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zeigen.164

3.7. Ausdifferenzierung des Vereinswesens am Ende des Jahrhunderts In den achtziger Jahren nahm die Differenzierung des Vereinswesens in Deutschland noch einmal gewaltig zu, wie die Adreßbücher deutscher Städte zeigen. In Karlsruhe etwa stieg die Zahl der Vereine von rund 30 im Jahr 1847 auf 142 im Jahr 1885,165 in München von rund 150 auf etwa 3000 um die Jahrhundertwende.166 Das Breslauer Adreßbuch zählte für 1876 noch 250 Vereine, 1902 waren es bereits 650, vier Jah-

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Vgl. ebd., S. 21; Milne, The Growth of Literary Societies, S. 90ff.; an Gründungen vgl. beispielsweise in den USA: The Literary Club of Cincinnati (gegründet 1849), The Boston Literary Club (?), The Delaware Literary Society (1861), The Chicago Literary Club (1874), Indianapolis Literary Club (1877), The New York Literary Club (1886), The Tallahassee Literary Club (1901); The Tuesday Literary Club Albuquerque (1901); in Kanada: The Toronto Literary Club (1836), The Montreal Literary Club (1864?); in Großbritannien: The Exeter Literary Society (1841), The Manchester Literary Club (1862), The Hull Literary Club (1879); in Indien: Madras Literary Society (1812) Literary Society of Bombay (1804). Eine umfassende systematische Erforschung englischer und nordamerikanischer Literaturvereine steht noch aus. Die Angaben entstammen teilweise der Bibliotheksrecherche im Internet und können hier im einzelnen nicht nachgewiesen werden. Vgl. für die USA beispielsweise: The Fortnightly (Chicago, gegründet 1873), The Fairmount Book and Thimble Club (1896), Fairfield’s Progressive Literary Club (1899), The Kanwaka Literary Club (1899); für Kanada: Calgary Women’s Literary Club (1906). Helen Hooven Santmyer beschreibt die Geschichte eines literarischen Frauenklubs in einer Kleinstadt in Ohio zwischen 1868 und 1932 in ihrem Roman »… and Ladies of the Club«. Ohio 1982. [Dt.: »… und Damen des Klubs«. Zürich 1986]. Vgl. The Chicago Literary Club. The First Hundred Years. 1874–1974. Chicago 1974; Indianapolis Literary Club. Summarized Record. 1877–1976. Compiled by Francis H. Insley. Indianapolis 1977; The Literary Club of Cincinnati. 1849–1924. Cincinnati [1924]. Vgl. Hein, Soziale Konstituierungsfaktoren, S. 174. Vgl. Ingo Tornow: Das Münchner Vereinswesen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit einem Ausblick auf die zweite Jahrhunderthälfte. München 1977, S. 274; ähnliches gilt für Hamburg und das Ruhrgebiet, vgl. Herbert Freudenthal: Vereine in Hamburg. Hamburg 1968. Ein Beitrag zur Geschichte und Volkskunde der Geselligkeit. (Volkskundliche Studien 4), S. 129ff., Tenfelde, Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 58f.

re später 800 Vereine.167 Auch das literarisch-kulturelle Vereinswesen war nun voll entwickelt. In den meisten größeren und mittleren Städten von Berlin über Breslau, München, Königsberg, Köln, Stuttgart, Leipzig oder Dresden existierten neben Lesegesellschaften und Schriftstellervereinen zahlreiche literarisch-kulturelle Vereine. Die Gesamtheit ihrer Mitglieder zählt nach zehntausenden. Während die älteren literarisch-kulturellen Vereine ihren Platz in der bürgerlichen Öffentlichkeit der Stadt gefunden hatten, kam es in einigen kulturellen Zentren nun zu zusätzlichen Vereinsgründungen. Denn im Zuge der Spezialisierung und Ausdifferenzierung des allgemeinen Vereinswesens teilten sich auch die literarisch-kulturellen Vereine weiter in Sparten auf. Zuweilen spezialisierten sie sich, etwa auf Theater oder Dialekt. Andere waren berufsständisch orientiert. So bestanden in Breslau beispielsweise neben dem Verein Breslauer Dichterschule weitere zumeist kurzlebige literarisch-kulturelle Vereine: ein Verein der Literaturfreunde, der sich besonders der »Pflege der Classiker-Lectüre«168 widmete, ein literarischer Verein Dintenfaß (gegründet 1869),169 ein Verein zur Pflege der Dichtkunst (1871), ein literarischer Verein Normannia,170 eine Freie litterarische Vereinigung (1896),171 außerdem ein Plattdütscher Vereen,172 ein Dramatischer Verein, ein Dramaturgischer Verein173 und ein Kaufmännisch literarischer Verein.174 Auch kam es in Deutschland nun zu Gründungen von Vereinen, die die Literatur der beginnenden Moderne förderten, etwa Dichterlesungen und geschlossene Theatervorstellungen nach Art der Freien Bühne in Berlin durchführten. Sie nannten sich jetzt »Gesellschaft«. Das klang zeitgemäßer als das leicht verstaubte »Verein«. Zur Ausdifferenzierung des literarischen Vereinswesens gehörten auch die vereinzelt entstehenden Dichtergesellschaften, die sich der Pflege und Erforschung der Werke einzelner Schriftsteller verschrieben hatten. Anläßlich Shakespeares 300. Geburtstag wurde 1864 die Deutsche Shakespearegesellschaft in Weimar gegründet. 1885 entstand dort die Goethe-Gesellschaft, der bald in einigen Städten Ortsvereinigungen folgten. In Marbach konstituierte sich 1895 der Schwäbische Schillerverein. In Wien bestand die Grillparzer-Gesellschaft seit 1890. Dichtergesellschaften gab es in den angelsächsischen Ländern schon früher. In Großbritannien entstanden 1840 die Percy Society sowie die Parker Society. Weitere Gesellschaften folgten bis zum Ende des Jahrhunderts: Sie widmeten sich Francis Bacon, William Wordsworth, Thomas Carlyle, The Brontës, John Ruskin, Mary Shel-

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Vgl. Till van Rahden: Juden und andere Breslauer. Die Beziehungen zwischen Juden, Protestanten und Katholiken in einer deutschen Großstadt von 1860 bis 1925. Göttingen 2000. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 139) (Zugl. Phil. Diss. Bielefeld 1999), S. 102. Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau für das Jahr 1884. Vgl. ebd., 1870. Vgl. ebd., 1886. Vgl. ebd., 1900. Vgl. ebd., 1872. Vgl. ebd., 1881. Vgl. ebd., 1888.

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ley.175 Vor allem wurden Shakespeare Societies gegründet: in London (1840), Oxford, Cambridge, Edinburgh, Birmingham, dann auch in Philadelphia (1851), New York (1885) Boston und Toronto.176 In Deutschland entstanden nun auch an Schulen und Universitäten literarisch orientierte Vereine, in denen kulturelle Vorträge gehalten und Gedichte deklamiert wurden, beispielsweise in Hamburg der Primanerverein Formica am Realgymnasium des Johanneums (1877).177 In Altona schrieb der Wissenschaftliche Primanerverein Klio am Christianeum, der seit 1828 bestand, 1870 zusätzlich in seiner Satzung fest, Werke der deutschen Klassik zu besprechen. Seine Mitglieder verfaßten selbst Prosa und diskutierten über Kleist, Eichendorff und Kotzebue, über Geibel, Reuter und Groth.178 In Göttingen existierte die Akademisch freie litterarische Vereinigung, in Berlin und München Akademisch-literarische Vereine.179 Eine Sonderstellung im deutschen Sprachraum nahmen die literarischen Gesellschaften im Baltikum ein – wie die Felliner Litterarische Gesellschaft, die Kurländische Gesellschaft für Litteratur und Kunst, die Estländische Literärische Gesellschaft und die Lettisch-litterärische Gesellschaft. Diese literarisch-wissenschaftlichen Vereine betrieben zumeist Altertumsforschung und Landeskunde, aber auch Theologie oder Naturwissenschaften.180 Die Wurzeln ihres weiten Literaturbegriffs und der polyhistorischen Ausrichtung lagen ebenso in der Aufklärung begründet wie die der Literärisch-praktischen Bürgerverbindung in Riga, die eine reine Wohltätigkeitsgesellschaft war.181 Damit bestand eine Verwandtschaft zu den Scientific and Literary Societies der angelsächsischen Länder.182 Jüdische Literaturvereine verbreiteten sich seit 1890 in Deutschland. Sie wurden ausdrücklich als Reaktion auf den wachsenden Antisemitismus gegründet. Zu ihren Zielen gehörte die »Förderung der Wissenschaften des Judentums« 183 und die »Erforschung der Geschichte und der Literatur des Judentums«, 184 wie etwa in der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft in Frankfurt. Um 1900 existierten 131 jüdische 175 176 177

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Vgl. Milne, The Growth of Literary Societies, S. 94. Vgl. Steeves, Learned Societies, S. 211; Murray, Come, bright Improvement, S. 45. Vgl. Franz Romanus: Festschrift zum 50jährigen Stiftungsfest des Primanervereins »Formica«. Hamburg 1937. Vgl. Niels Hansen: 100 Jahre Altonaer Wissenschaftlicher Primaner-Verein Klio. Altona [ca. 1928], S. 47f. Vgl. Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 3f. Vgl. etwa Jahresbericht der Felliner Litterarischen Gesellschaft für die Jahre 1890–1895. Fellin 1898; Sitzungsberichte der Kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst nebst Veröffentlichungen des Kurländischen Provinzial-Museums 1892. Mitau 1893; siehe zu dieser Gesellschaft den Ausstellungskatalog 180 Jahre Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst. Katalog zur Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg. Lüneburg 1997. Vgl. Jahresbericht der literärisch-praktischen Bürgerverbindung in Riga über das 88. Gesellschaftsjahr 1890. Riga 1891. Vgl. über den Typus Murray, Come, bright Improvement, S. 157. Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft 1 (1903), S. III. Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft, erstattet in der Mitgliederversammlung vom 12. Mai 1904. In: Rechenschaftsbericht der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft für 1902 und 1903. Frankfurt a. M. 1904, S. 3.

Gesellschaften mit mehr als 12000 Mitgliedern in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Breslau, München, Königsberg, Frankfurt und Köln, aber auch in kleineren Städten wie Danzig, Karlsruhe, Detmold, Hameln oder Schneidemühl. In ihren Zeitschriften veröffentlichten sie Forschungsaufsätze zur jüdischen Literatur-, Sprach- und Kulturgeschichte, Rezensionen und gelegentlich Gedichte und Erzählungen.185 Auch diese jüdischen Literaturvereine zur Erforschung des Judentums waren eine europäisch-nordamerikanische Bewegung. Sie existierten um 1900 ebenso in St. Petersburg wie in Houston (Texas), in Odessa wie in Toronto, Paris, Budapest oder Edinburgh, in den angelsächsischen Ländern als Jewish literary society, in Frankreich als Société des Études Juives. In den Vereinigten Staaten bestanden African-American Literary Societies seit den 1820er Jahren. Sie waren gegründet wurden von freien Schwarzen in den Nordstaaten, die gemeinsam Zeitungen und Bücher lasen und diskutierten, Vorträge über literarische und allgemein wissenschaftliche Themen hörten, Briefe, Essays und Dichtungen in Zeitschriften veröffentlichten. Ihre politische Bedeutung lag in der Zugehörigkeit zur Antisklavereibewegung, in ihrem Einfluß auf die Gründung von Zeitungen, Clubs und Schulen für Angehörige ihrer ethnischen Gruppe.186 Literarische Gesellschaften für Männer entstanden unter anderem in New York (1828), Pittsburgh (1831), Philadelphia (1837) und Boston (vor 1845).187 Frauen gründeten in New York eine Ladies Literary Society (1834), weitere auch in Boston (1832), Rochester (1833) und Buffalo (vor 1837).188 Im Verlauf der Demokratisierung des Vereinswesens kam in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Arbeiterbildungsbewegung auf. Die meisten bürgerlichen Vereine beharrten auf ihrer sozialen Exklusivität. Sie schlossen sich durch hohe Jahresbeiträge nach unten ab. Gleichzeitig beanspruchte das Bürgertum aber auch sozialmoralische Führung in Wohltätigkeits- und Volksbildungsgesellschaften. Dagegen richteten sich bereits im Vormärz und dann verstärkt seit den 1860er Jahren Arbeiter- und Arbeiterinnenbildungsvereine. Sie strebten wie die Bürger eine moralische Verbesserung ihrer Mitglieder an, befreiten sich aber allmählich aus der kulturellen Bevormundung und begannen, den Zugang zu Bildung, Wissen und Information auch als Waffe im politischen Kampf zu begreifen: als Mittel der gesellschaft-

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Vgl. Gerhard Lauer: Jüdischer Kulturprotestantismus. Jüdische Literatur und Literaturvereine im Deutschen Kaiserreich. In: Wilfried Barner und Christoph König (Hg.): Jüdische Intellektuelle und die Philologien in Deutschland 1871–1933. Göttingen 2001, S. 267–284, hier S. 273f.; zum Forschungsstand Jacob Borut: Vereine für jüdische Geschichte und Literatur at the End of the Nineteenth Century. In: Leo Baeck Institute Year Book 41 (1996), S. 89–114. Vgl. Elizabeth McHenry: Forgotten readers. Recovering the lost history of African American literary societies. Durham, NC [u.a.] 2002. (New Americanists) Vgl. Young Men’s Literary Society. In: The Liberator [Boston], 2.5.1847, S. 71. Vgl. grundlegend Dorothy B. Porter: The organized educational activities of negro literary societies, 1828–1846. In: Journal of Negro 5 (1936), S. 555–576; außerdem Elisabeth Long: Book Clubs. Women and the uses of reading in everyday life. Chicago, London 2003.

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lichen Emanzipation.189 »Wissen ist Macht, Macht ist Wissen« lautete der Titel eines Vortrags, den Wilhelm Liebknecht 1872 auf dem Stiftungsfest des Arbeiterbildungsvereins in Dresden hielt.190 Zwischen 1860 und 1864 entstanden in Deutschland 225 Arbeiterbildungsvereine, die wie die bürgerlichen Lesegesellschaften über Bibliothek und Leseräume verfügten, Vorträge und Diskussionen veranstalteten und ihren literarischen Bildungskanon ebenfalls an Schiller und Goethe ausrichteten.191 Gleichwohl waren sie keine literarisch-kulturellen Vereine im engeren Sinne, sondern faßten ihren Zweck wesentlich weiter, wie etwa der Arbeiterbildungsverein zu Dresden in seinen Statuten: »Allgemeine und gewerbliche Bildung, sowie den Sinn für alles Edle und Schöne unter seinen Angehörigen zu befördern.« (§ 1). Um den Zweck zu erreichen, sah der Verein seine Arbeit in »Vorträgen, Besprechungen, Unterricht, Turnen, Gesang, ferner in der Bibliothek, den Zeitschriften, Excursionen und gemeinsamen geselligen Vergnügungen«.192

3.8. Literarisch-weltanschauliche Vereine In der von den Zeitgenossen als »Kulturkrise« erlebten »Modernisierungskrise«193 um 1900 traten in Deutschland – anders als in Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten – verstärkt weltanschaulich orientierte Gruppen auf den Plan. Das Besitzbürgertum hatte bei sich entfaltender Wirtschaftskraft des neuen Reiches die Hegemonie übernommen. Die ehemalige kulturelle Führungsrolle des Bildungsbürgertums war zusätzlich durch den Aufstieg der Naturwissenschaft zu einer welterklärenden Macht geschwächt. Insgesamt sah sich das Bürgertum zusätzlich durch den neuen Machtanspruch der Sozialdemokratie bedroht. Die alten Deutungsmuster »Bildung« und »Kultur« boten immer weniger Orientierung über die Realität in der sich rasch verändernden Welt. Vor allem unter dem Eindruck der Schriften Paul de Lagardes

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Vgl. Karl Birker: Die deutschen Arbeiterbildungsvereine 1840–1870. Mit einem Vorwort von Ernst Schraepler. Berlin 1973. (Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 10); Klaus Tenfelde: Lesegesellschaften und Arbeiterbildungsvereine. Ein Ausblick. In: Otto Dann (Hg), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein europäischer Vergleich. München 1981, S. 253–274; ders., Die Entfaltung des Vereinswesens, S. 62; Thomas Welskopp: Das Banner der Brüderlichkeit. Die deutsche Sozialdemokratie vom Vormärz bis zum Sozialistengesetz. Bonn 2000 (Politik und Gesellschaftsgeschichte 54), S. 235ff.; Hoffmann, Demokratie und Geselligkeit, S. 61f. 190 Vgl. Wilhelm Liebknecht: Stiftungsfest des Dresdener Arbeiterbildungs-Vereins am 5. Februar 1872 und zum Stiftungsfest des Leipziger Arbeiterbildungs-Verein am 24. Februar 1872. Leipzig 1875. 191 Vgl. Schriften wie Johannes Fritz: Schiller im Kampfe. Rede, am Schillerfeste (9. Nov. 1879) im Arbeiter-Bildungsverein zu Hamburg gehalten. Hamburg 1880. [SUB Hamburg]; Moritz Müller: Göthe als Arbeiter! Rede [an Arbeiter-Bildungs-Verein zu Pforzheim am 28. August gehalten] Pforzheim: Eigenthum des Arbeiter-Bildungs-Vereins 1865. [Staatsbibliothek Berlin] 192 Bericht über den Stand und die Thätigkeit des Arbeiterbildungsvereins zu Dresden im XVII. Vereinsjahr 1877. Hg. vom derzeitigen Vorstande. Dresden 1878, S. 4. 193 Bollenbeck, Bildung und Kultur, S. 225ff., 278ff.

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und Julius Langbehns breitete sich ein allgemeines Unbehagen an der Moderne aus. Dem Verlust an symbolischer Integrationskraft, an »symbolischer Vergesellschaftung« durch »Kultur« folgte »ein neues Weltanschauungsbedürfnis«,194 das auch »Bildung« und »Kultur« in den Dienst nahm und mit neuen Inhalten füllte, namentlich mit völkisch instrumentalisierten Begriffen wie »Heimat«, »Volk«, »Deutschtum«, »Reinheit« und »Gesundheit der Kunst«. Neue Gesellschaften, jetzt »Bünde« 195 genannt, wie der kulturkritische Dürerbund,196 der völkische Werdandibund197 und der Deutsche Bund Heimatschutz sowie der katholisch-konservative Gralbund,198 übernahmen die weltanschauliche Orientierung weiter Teile des deutschen Bürgertums, während die älteren literarisch-kulturellen Vereine ihre kulturvermittelnden Ziele zurückstellten und an die Stelle von belehrenden Mitgliedervorträgen die unterhaltende und erbauende Dichterlesung setzten. Beschäftigung mit »Kultur« diente den neuen Bünden nun nicht mehr wie seit Schiller, Goethe und Humboldt zur Steigerung der Individualität, sondern dazu, »das Besondere und die Seelenkraft des deutschen Volkes zu erhalten«.199 Die Sozialformation Verein hatte am Ende des 19. Jahrhunderts alle Bereiche bürgerlichen Lebens und darüber hinaus auch die Unterschichten erfaßt. Während sich die Bürger nun zu Teilen aus der Gestaltung der Zivilgesellschaft zurückzogen, wurden Handwerker, Arbeiter und Frauen zu neuen Trägerschichten, verfochten Forderungen nach Partizipation an der Gestaltung des sozialen und politischen Lebens, die vordem bürgerliche Forderungen gewesen waren: Fortschritt, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Teilhabe und Demokratisierung.200 Doch in den Bünden, die anstelle der Zivilgesellschaft die Idee einer »Gemeinschaft« propagierten, wurden die einst aufklärerischen Ziele der bürgerlichen Vereine aufgegeben, zeigten sich die Auflösungserscheinungen der liberalen bürgerlichen Gesellschaft, die eine andere Orientierung suchte. Anstelle deliberativer Verfahren trat nun die quasireligiöse Unterweisung in Traktaten, Flugschriften, fand kulturelle Orientierung in Form von Bücherlisten, Künstlermappen, Heimatkalendern und Lebensreformromanen statt. 201 Diese Entwicklung des literarischen Vereinswesens im 19. Jahrhundert von den Lesegesellschaften und literarisch-geselligen Vereinen bis hin zu den literarisch-weltanschaulichen Bünden läßt sich am Beispiel der sächsischen Residenzstadt Dresden zeigen.

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Ebd., S. 278. Vgl. Hermand, Dichterbünde. S. 144ff. Vgl. Gerhard Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus. Göttingen 1969. Vgl. Rolf Parr: Werdandi. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 485–495; ders.: Der »Werdandi-Bund«. In: Handbuch zur »Völkischen Bewegung«, S. 316–327. Vgl. Rolf Parr: Gralbund (Wien). In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 182–187. Friedrich Seeßelberg: Wohin…? In: Werdandi 1 (1908), H. 1., S. 1–8, hier S. 7. Vgl. Kocka, Zivilgesellschaft als historisches Problem, S. 31f. Vgl. Rüdiger vom Bruch: Kunstwart und Dürerbund. In: Diethart Kerbs, Jürgen Reulecke (Hg.), Handbuch der deutschen Reformbewegungen. 1880–1933. Wuppertal 1998, S. 429– 438, hier S. 430.

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4. Sozial- und Kulturgeschichte Dresdens im 19. Jahrhundert

Sachsen gehörte im 19. Jahrhundert zum sogenannten Dritten Deutschland, das aus Staaten wie Bayern, Württemberg und Hannover bestand. Sie versuchten, neben den Großmächten Preußen und Österreich ihre staatliche Souveränität und kulturelle Identität zu bewahren.1 Sachsen, einst der treueste Verbündete Napoleons, hatte mit dem Vertrag von Preßburg 1815 zwei Drittel des kursächsischen Territoriums und die Hälfte seiner Bevölkerung an Preußen verloren. Preußen blieb auch in den folgenden Jahrzehnten ein Gegner. Die Hauptstadt Dresden war als Residenz des Königs durch den Hofstaat geprägt, durch die Beamten und die Garnison. Handel und Gewerbe waren noch im 18. Jahrhundert ganz auf die Bedürfnisse des Hofes ausgerichtet gewesen,2 und noch 1846 wurde der Stadt »Höfische Kleinstädterei«3 bescheinigt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden jedoch auch in Sachsen, wie in vielen deutschen Staaten, Reformen umgesetzt, die wirtschaftliche und soziale Modernisierung bewirkten.4 Grundlage war die im Jahr nach den Septemberunruhen von 1830 verabschiedete liberale Verfassung, die die konstitutionelle Monarchie einführte. In beiden Kammern des Parlaments dominierte allerdings der Adel, bis nach Modifikationen des Wahlrechts bei den Wahlen der Jahre 1903 und 1909 sich der Anteil der Bildungsbürger und Sozialdemokraten deutlich erhöhte.5

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Vgl. Andreas Neemann: Regierung, Parlament und »gezähmte« Öffentlichkeit in Sachsen 1849–1864. In: James Retallack (Hg.), Sachsen in Deutschland. Politik, Kultur und Gesellschaft 1830–1918, Dresden 2000, S. 51–64, hier S. 51f. Vgl. Sieglinde Richter-Nickel: Aufstieg zur Residenzstadt von europäischem Rang (1648– 1763). In: Dresden. Die Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Hamburg 2002, S. 57–100; Günter Jäckel: Im Banne Preußens und Napoleons (1763 bis 1830). In: ebd., S. 101–132; Karlheinz Blaschke: Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Kultur in der Landeshauptstadt Dresden 1871–1914. In: Von der Residenz zur Großstadt Dresden. Aspekte kultureller Entwicklung von 1871 bis 1918 (Dresdner Hefte 7 (1989), H. 5), S. 4–12, hier S. 5. [Treumund Wanderer:] Dresden und die Dresdener oder Spiegelreflexe aus Dresdens Gegenwart. Frescogemälde und Federzeichnungen in niederländischer Manier. Leipzig 1846, S. 37. Vgl. Reiner Groß: Die Residenz des sächsischen Königreiches in der bürgerlichen Umwälzung von 1830 bis 1871 (Dresdner Hefte 24 (1990), H. 4); Richard J. Bazillion: Liberalism, Modernization, and the Social Question in the Kingdom of Saxony, 1830–90. In: Konrad H. Jarausch, Larry Eugene Jones (Hg.), In Search of a Liberal Germany. Studies in the History of German Liberalism from 1789 to the Present. New York, Oxford, München 1990, S. 87–109; Reiner Groß und Uwe John (Hg.): Geschichte der Stadt Dresden. Bd. 2: Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Reichsgründung. Stuttgart 2006; Holger Starke: Geschichte der Stadt Dresden. Bd. 3: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006. Vgl. Gerhard Schmidt: Der sächsische Landtag 1833–1918. Sein Wahlrecht und seine soziale Zusammensetzung. In: Reiner Groß, Manfred Kobuch (Hg.), Beiträge zur Archivwissenschaft

Seit 1832 bestand die kommunale Selbstverwaltung, im Jahr darauf schloß sich Sachsen dem deutschen Zollverein an. Weitere Reformen betrafen unter anderem Schulwesen, Militär und Justiz.6 1837 fanden erstmals Wahlen zur Dresdner Stadtverordnetenversammlung statt. Die staatsbürgerliche Gleichstellung und Glaubensfreiheit der Juden wurde 1838 gewährt, wenn auch mit Einschränkungen.7 Ihre vollständige Emanzipation konnte erst mit dem Beitritt Sachsens zum Norddeutschen Bund 1866 festgeschrieben werden.8 Nachdem das Militär den Maiaufstand in Dresden 1849 blutig niedergeschlagen hatte, leitete die Regierung zwar eine Periode der staatspolitischen Reaktion und Restauration ein.9 Forcierte Agrarreformen, eine Justiz- und Verwaltungsreform (1854), ein wirtschaftlich liberales Gewerbegesetz (1861) sowie das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch (1865) beförderten jedoch den wirtschaftlichen Aufschwung. Im Gefolge der industriellen Revolution wandelte sich Sachsen bis zum Ende des Jahrhunderts von einem agrarisch geprägten Land zu einer der am dichtesten besiedelten und industrialisierten Regionen Deutschlands.10 Dresden stieg zur Großstadt auf, wurde zu einer bedeutenden Industrie- und Dienstleistungsmetropole, zu einem wichtigen Zentrum des Verkehrs, der Wirtschaft und der technischen Wissenschaften. Außerdem war es Kulturmetropole, Reiseziel, Kurort und Garnison.11

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und Geschichtsforschung. Weimar 1977, S. 447, 463; Reiner Groß: Geschichte Sachsens. Berlin 2001, S. 203ff.; Otto Schimmel: Die Entwicklung des Wahlrechts zur sächsischen Zweiten Kammer und der Zusammensetzung derselben in parteipolitischer und sozialer Hinsicht. Nossen 1912, bes. 129f. Vgl. Groß, Geschichte Sachsens, S. 203ff.; Karl Czok (Hg.): Geschichte Sachsens. Im Auftrag der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Weimar 1989, S. 335ff. Vgl. Uwe Ullrich: Zur Geschichte der Juden in Dresden. Dresden 2001, S. 15f. Ingrid Kirsch: Das Ringen um die rechtliche Gleichstellung der Dresdner Juden und ihrer Religionsgemeinde von 1830 bis 1871. In: Zwischen Integration und Vernichtung. Jüdisches Leben in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert (Dresdner Hefte 14 (1996), H. 1), S. 19–26, hier S. 22ff.; Ullrich, Zur Geschichte der Juden in Dresden, S. 20f.; Simone Lässig: Jüdischer Alltag zwischen Wandel und Beharrung. Zur kulturellen und religiösen Praxis einer verspäteten Gemeinde in der Frühphase der Emanzipation. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde. Hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Dresden 2001, S. 56–79, hier S. 66; dies.: Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert. Göttingen 2004 (Bürgertum, N. F. 1), S. 385ff. Vgl. Karin Jeschke, Gunda Ulbricht: Dresden, Mai 1849. Tagungsband. Wissenschaftliche Tagung »Mai 1849. Barrikaden in Dresden – Ursachen, Akteure, Ziele«, 7. und 8. Mai 1999. Dresden 2000; Groß, Die Residenz, S. 56ff.; Groß, Geschichte Sachsens, S. 222ff. Vgl. Rudolf Forberger: Die industrielle Revolution in Sachsen.1800–1861. 4 Halbbde. Berlin 1982, Leipzig 1999, 2003. Vgl. Holger Starke: Grundzüge der Wirtschaftsentwicklung in der Stadt Dresden. In: Jugendstil in Dresden. Aufbruch in die Moderne. [Anläßlich der Ausstellung des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 18. September bis 5. Dezember 1999 im Dresdner Schloß]. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunstgewerbemuseum. [Red.: Astrid Nielsen]. Wolfratshausen 1999. S. 18–30.

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Die Bevölkerungszahlen stiegen zwischen 1815 und 1830 von 50 321 auf 61 886 Einwohner.12 1837 lebten 742 Juden in der Stadt.13 Im Jahr der Reichsgründung 1871 zählte man bereits 177 040 Einwohner, unter ihnen 1246 Juden.14 Bis 1905 stieg die Zahl der Einwohner auf 516 996,15 unter ihnen 3150 Juden.16 Geburtenüberschuß und Wanderungsbewegungen waren die Hauptfaktoren der starken Zunahme. Nach den Eingemeindungen von 1903 war Dresden die viertgrößte Stadt im Deutschen Reich. Bis zur großen Wirtschaftskrise des Jahres 1900 hatte sich die Dresdner Industrie voll entwickelt, namentlich die Glas-, Nähmaschinen-, Schokoladen-, Seifen-, Zigaretten-, Schwermaschinen-, Papier-, Leder-, chemische, optische und feinmechanische Industrie. 43 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, 79 314 Menschen, waren 1895 in diesem Sektor beschäftigt. Im Bereich Handel und Versicherungen gab es 17 872 Beschäftigte (9,71 Prozent), in Verwaltung und Justiz 3669 (1,99 Prozent), in Kultus, Unterricht und Wissenschaft 8401 (4,56 Prozent), in den Künsten 1599 (0,87 Prozent), im Militär 12 083 (6,56 Prozent). Der Anteil der Rentner und Pensionäre lag mit 7,26 Prozent recht hoch (13 371 Menschen), zum Heer der Dienstboten zählten 19 995 Menschen (10,86 Prozent). 17 Das Bürgertum, die im Verlauf der Aufklärung entstandene Schicht der neuen Bürgerlichen, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts wenig einflußreich. Bis in die dreißiger Jahre blieb Dresden noch vom Ancien Regime bestimmt. Unter den Königen Friedrich August I. (Regierungszeit 1806–1827) und Anton (1827–1836) dominierte die Kultur des späten 18. Jahrhunderts in der Hofgesellschaft, die sich gegen alles Bürgerliche abschloß. Die höheren adligen Beamten und Offiziere prägten das gesellschaftliche Leben der Stadt, auch wenn sich die bürgerliche Gesellschaft bereits in geselligen Zirkeln, Freimaurerlogen, ökonomischen, wissenschaftlichen und kulturellen Gesellschaften organisierte.18 Nach 1800 durch bedeutende zugereiste Künstler, Schriftsteller,

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Vgl. Hubert Kiesewetter: Industrialisierung und Landwirtschaft. Sachsens Stellung im regionalen Industrialisierungsprozeß Deutschlands im 19. Jahrhundert. Köln, Wien 1988 (Mitteldeutsche Forschungen 94), S. 224; Holger Starke: Von der Residenzstadt zum Industriezentrum. Die Wandlung der Dresdner Wirtschaftsstruktur im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: Industriestadt Dresden? Wirtschaftswachstum im Kaiserreich, hg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V. (Dresdner Hefte 18 (2000), H. 61), S. 3–15, hier S. 3. Vgl. Kirsch, Das Ringen um die rechtliche Gleichstellung der Dresdner Juden, S. 19. Vgl. Lässig, Jüdischer Alltag, S. 57. Vgl. Wolfgang Zimmer: Bevölkerungsentwicklung und Sozialstruktur in der Stadt nach 1871. In: Industriestadt Dresden? Wirtschaftswachstum im Kaiserreich, hg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V. (Dresdner Hefte 18 (2000), H. 61), S. 18–27, hier S. 18. Gerald Kolditz: Zur Entwicklung des Antisemitismus in Dresden während des Kaiserreichs. In: Zwischen Integration und Vernichtung. Jüdisches Leben in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert (Dresdner Hefte 14 (1996), H. 1, S. 37–45, hier S. 44. Vgl. Die wirtschaftliche Entwickelung Dresdens im 19. Jahrhundert. In: Mittheilungen des Statistischen Amtes der Stadt Dresden 10 (1901), S. 23–42, hier S. 24, dort auch weitere Beschäftigungsgruppen mit geringeren Anteilen; spätere Zahlen siehe Eugen Würzburger: Bevölkerungsverhältnisse. In: Otto Richter (Hg.): Dresdens Entwicklung in den Jahren 1903 bis 1909. Festschrift des Rates der Kgl. Haupt- und Residenzstadt Dresden zur Einweihung des neuen Rathauses am 1. Okt. 1910, S. 23–40, hier S. 28. Die Gesellschaften des späten 18. Jahrhunderts in Dresden sind weder hinreichend erfaßt noch erforscht, vgl. die Hinweise bei Jäckel, Im Banne Preußens, S. 115f.

Musiker und Gelehrte unterstützt, formierte sich allmählich eine kulturelle bürgerliche Öffentlichkeit, die in den vierziger Jahren voll entfaltet war. Bürgerliche Vereine entwickelten sich zu wichtigen Institutionen mit zum Teil hohen Mitgliederzahlen: Sächsischer Altertumsverein (1824), Sächsischer Kunstverein (1828), Isis-Gesellschaft für spezielle, besonders vaterländische Naturgeschichte (1834), Dresdner Gewerbeverein (1834), Männergesangsverein Orpheus (1834), Pädagogischer Verein (1834), Dresdner Liedertafel (1838), Kaufmännischer Verein, Ärzte-Verein (1842), Advokatenverein (1842), der Turnverein zu Dresden (1844), Montagsgesellschaft (1846). Im Jahr 1877 existierten 240 Vereine in der Stadt, 1906 waren es mehr als 1000: Wohltätigkeitsvereine, Geselligkeitsvereine, politische und gewerkschaftliche Vereine, Arbeitervereine, Frauenvereine, gewerbliche Vereine, berufsständische Vereine, religiöse Vereine, wissenschaftliche Vereine, Literatur- und Sprachvereine, Kunstvereine.19 Nach der Verfassungsänderung von 1831 und mit dem Regierungsantritt Friedrich August II. im Jahr 1836 begann in Dresden auch auf kulturellem Gebiet eine neue Zeit.20 Bereits 1828 war neben der Kadettenanstalt in Dresden die Technische Bildungsanstalt gegründet worden. Seit 1871 Polytechnikum, wurde sie 1890 zur Technischen Universität umgewandelt, an der auch geisteswissenschaftliche Fächer studiert werden konnten. Um 1900 bildete sie den bedeutendsten Faktor im geistigen und kulturellen Leben der Stadt.21 Die bedeutenden Kunstsammlungen hatten schon um 1800 Schriftsteller und Künstler angezogen, Ludwig Tieck etwa, Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich. Heinrich von Kleist und Adam Müller gaben hier 1808 die Zeitschrift »Phöbus« heraus. Zusammen mit Friedrich Gentz und Gotthilf Heinrich Schubert bildeten sie eine kurze Blüte der Dresdner Romantik, einer Synthese aus Politik, Dichtung, Naturwissenschaft und bildender Kunst.22

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Vgl. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden für das Jahr 1877. Dresden 1877; Vereins-Adreßbuch für Dresden. Dresden 1906; zur Typologie vgl. Eberhard Stimmel: Das Entstehen und die Wirkung von Vereinen als Ausdruck des Emanzipationsbestrebens der Bürger und als Keimform der organisierten Arbeiterbewegung. In: Sozialentwicklung in Dresden nach 1830 (Dresdner Hefte 6 (1985)), S. 38–44, hier S. 40ff., und das überlieferte Material in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden und im Stadtarchiv Dresden. Vgl. Günter Jäckel (Hg.): Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand. Die Elbestadt von 1815 bis 1850. Berlin (DDR) 1989, S. 5–45; Hans-Christof Kraus: Friedrich August II. (1836–1854). In: Frank-Lothar Kroll (Hg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige. 1089–1918. München 2004, S. 237–262, hier S. 242; siehe auch Carl Gustav Carus: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. Bd. 2. Dresden 1865, S. 353. Vgl. Otto Richter: Geschichte der Stadt Dresden in den Jahren 1871 bis 1902. Werden und Wachsen einer deutschen Großstadt. Dresden 1903, S. 240; Siegfried Wollgast: Das kulturhistorische Dresden von 1830 bis zum Eintritt des Kapitalismus in seine imperialistische Phase. In: Dresdner Hefte 3 (1985), S. 2–51, hier S. 32ff.; Johannes Rohlbeck und Hans-Ulrich Wöhler (Hg.): Auf dem Weg zur Universität. Kulturwissenschaften in Dresden 1871–1945. Dresden 2001. Vgl. Walter Schmitz: Romantik in Dresden. In: Bayerisch-sächsische Germanistenkongresse. Dresden 1995 und Leipzig 1996. (Akademiebericht der Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen. Dillingen/Donau 1996), S. 139–158, hier S. 141f.; Hans-Jürgen Sarfert: Dresden als Stadt der literarischen Romantik. In: Günter Gattermann, Von der Liberey zur Bibliothek. 440 Jahre sächsische Landesbibliothek, Dresden 1996, S. 149–163.

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In den dreißiger und vierziger Jahren wurde eine Reihe jüngerer Künstler an die Kunstakademie berufen: die Bildhauer Ernst Rietschel und Ernst Hähnel, der Architekt Gottfried Semper, der Landschaftsmaler Ludwig Richter, die Vertreter der Düsseldorfer Romantik Eduard Julius Friedrich Bendemann, Julius Hübner, Robert Reinick und Hugo Bürkner. Julius Schnorr von Carolsfeld wurde zum Direktor der berühmten Königlichen Gemäldegalerie ernannt,23 Richard Wagner als Kapellmeister an die Oper engagiert, Eduard Devrient und Karl Gutzkow als Dramaturgen ans Hoftheater, an dem Ludwig Tieck bereits seit 1825 tätig war.24 Zahlreiche Maler, Bildhauer, Architekten, auch Schriftsteller und Gelehrte oder Komponisten wie Robert Schumann und Ferdinand Hiller lebten in der Stadt.25 Die Institutionen der kulturellen Öffentlichkeit, zu denen auch die Sammlungen für Wissenschaft und Kunst, die Gemäldegalerie und die Öffentliche Bibliothek gehörten, waren mit bedeutenden Personen besetzt.26 Das Zeitungswesen erlangte erst am Ende des Jahrhunderts Bedeutung, abgesehen von der »Dresdner Abend-Zeitung« in den zwanziger und dreißiger Jahren. Das Verlagswesen konnte sich mit Leipzig nicht messen, wies immerhin eine »beachtenswerte Spezialtätigkeit«27 in Technik, Kunstwissenschaft und Belletristik auf. Einige bürgerliche Gelehrte, Advokaten und Künstler beteiligten sich an der Dresdner Revolution im Mai 1849 und mußten das Land verlassen. Auf dem Gebiet der Literatur hielten Berthold Auerbach, Otto Ludwig und Gustav Kühne noch einige Jahre die Fahne hoch, dann sank das kulturelle Leben auf provinzielles Niveau herab. Gleichwohl dehnte es sich auf weitere Kreise innerhalb des wachsenden Bürgertums aus. Zu den Rechtsanwälten, Lehrern, Redakteuren, Ärzten, Künstlern, Schriftstellern traten nun auch bürgerliche Offiziere und mit der wirtschaftlichen Entwicklung zunehmend Bankiers, Fabrikanten und Ingenieure, die vor allem an den Zirkeln und Vereinen beteiligt waren.28 In der sächsischen Parteienlandschaft dominierten die Konservativen, die für eine möglichst große Eigenständigkeit Sachsens eintraten, und Nationalliberale, die auf

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Vgl. Johann Robert Doering-Manteuffel: Dresden und sein Geistesleben im Vormärz. Ein Beitrag zur Geschichte des kulturellen Lebens in der sächsischen Hauptstadt. Phil. Diss. Leipzig 1935, S. 55ff. Vgl. Prölss, Geschichte des Hoftheaters zu Dresden, S. 502ff., 531ff. Das Dresdner Adreßbuch verzeichnet für 1846 allein 207 Maler, Architekten und Bildhauer, vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 58. Vgl. Groß, Die Residenz, S. 19ff.; Blaschke, Rahmenbedingungen, S. 6; Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 32ff. Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 36. Vgl. Blaschke, Rahmenbedingungen, S. 8; die freien Berufe hatten in Dresden weiterhin einen deutlichen Überhang, vgl. Eugen Würzburger: Bevölkerungsverhältnisse. In: Richter (Hg.), Dresdens Entwicklung in den Jahren 1903 bis 1909, S. 23–40, hier S. 37; zum Dresdener Bildungsbürgertum gehörten des weiteren höhere und mittlere Beamte, Hoch- und Fachschulabsolventen in Handel und Industrie, Universitätsprofessoren, Archivare, Bibliothekare, Museumsleiter, wohlhabende Rentiers und Privatiers, die eine bedeutende Rolle in der Stadt spielten, vgl. Frank Almai: Expressionismus in Dresden. Zentrenbildung der literarischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dresden 2005. (Arbeiten zur Neueren deutschen Literatur 18), S. 38f.

die Reichseinigung hinarbeiteten. Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 kämpften sächsische Truppen auf Seiten der Donaumonarchie.29 Am 18. Juni rückte die preußische Armee in Dresden ein. Die Besetzung brachte das öffentliche Leben und den Fremdenverkehr nahezu zum Erliegen. Die sächsische Armee wurde in die Truppen des Norddeutschen Bundes eingegliedert, faktisch preußischem Oberbefehl unterstellt. Unter König Johann30 (Regierungszeit 1854–1873) wurden große Gesetzeswerke erarbeitet wie das Strafgesetzbuch für das Königreich Sachsen (1855), das Gesetz über Vereinheitlichung des Maß- und Gewichtwesens (1858), das Gesetz über die Einführung des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches (1861), das Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen (1863) und das Wahlgesetz für den Reichstag des Norddeutschen Bundes (1866). Der Einfluß des Hofs und der Hofgesellschaft auf das politische und wirtschaftliche Leben der Stadt ging bis zur Jahrhundertwende allmählich zurück. Er war zu einem »historischen Anachronismus«31 geworden. Das Bürgertum übernahm bis zum Ersten Weltkrieg die ökonomische und kulturelle Hegemonie.32 Der Gegensatz zwischen der konservativen Grundhaltung des Hofes und der Regierung einerseits, die die moderne Zeitströmung ablehnten, und der rasch vorwärtsschreitenden wirtschaftlichsozialen Entwicklung andererseits nach dem enormen Aufschwung seit 1893 bewirkte Spannungen innerhalb der Gesellschaft.33 Teilen des Bildungsbürgertums gelang es nach 1900 durch »Institutionalisierung und Medialisierung bildungsbürgerlicher Diskurse«,34 in Dresden die künstlerische Moderne durchzusetzen.35 Ein vergleichbares Zusammenspiel der kulturellen Institutionen war im 19. Jahrhundert nie zustande gekommen.36 Vereine, Hoftheater, Kunstgalerie, Teile des Feuilletons, Universitätslehrer wie Adolf Stern, Cornelius Gurlitt und Oskar Walzel, der zum »Mentor der Moderne in Dresden«37 avancierte, bereiteten den Boden. Zum sozialen Wandel gehörten die Frauenbewegung, die in Dresden besonders stark war,38 und die Arbeiterbewegung, die in Sachsen ihren Aufstieg begann. In eigenen Vereinen und Publikationsorganen versuchten sie am Ende des Jahrhunderts,

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Vgl. Sönke Neitzel: Albert. 1873–1902. In: Kroll (Hg.), Die Herrscher Sachsens, S. 279–289, hier S. 282ff. Vgl. Reiner Groß: Johann (1854–1873). In: ebd., S. 263–278. Almai, Expressionismus in Dresden, S. 30. Vgl. Retallack: Einleitung: In: ders., Sachsen in Deutschland, S. 11–32, hier S. 19. Vgl. Blaschke: Die Verwaltung in Sachsen und Thüringen. In: G. A. Jeserich (Hg.): Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 3. Das deutsche Reich bis zum Ende der Monarchie. Stuttgart 1984, S. 783. Almai, Expressionismus in Dresden, S. 39. Davon handelt Almai, Expressionismus in Dresden, passim. Bis in die 1880er ist beispielsweise kaum Mitarbeit der Dresdner Schriftsteller am Feuilleton der Tageszeitungen festzustellen, vgl. Christian Hallig: Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse von 1846 bis 1880. Borna-Leipzig 1933. (Phil. Diss. Leipzig 1933) Walter Schmitz: Oskar Walzel. In: Hans-Harald Müller, Christoph König, Werner Röcke (Hg.): Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts. Berlin 2000, S. 115–127, hier S. 119. Vgl. Caroline, Berta, Gret und die anderen. Frauen und Frauenbewegung in Dresden (Dresdner Hefte 18 (2000), H. 2).

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in der Öffentlichkeit Fuß zu fassen, in der sie bis dahin keine Rolle gespielt hatten. Dennoch blieb öffentliche Kultur weiterhin vom Bürgertum bestimmt, vornehmlich von seinem männlichen Teil, auch wenn seine Dominanz ins Wanken geriet. Die Arbeiterbewegung wurde von der Staatsmacht bekämpft, vom Bürgertum aus der Distanz beobachtet.39 Der erste Arbeiterbildungsverein in Dresden wurde 1862 ins Leben gerufen und diente der Emanzipation von bürgerlich gelenkter Arbeiterbildung, wie sie der Dresdner Handwerkerverein unter Gustav Freytag nach 1848/49 praktiziert hatte.40 1886 folgte ein Arbeiterinnen-Verein, nach 1888 ein Arbeiterinnen-Bildungsverein.41 Bei den Reichstagswahlen 1871 kandidierte Wilhelm Liebknecht in Dresden-Neustadt, sechs Jahre später siegte August Bebel im Wahlkreis Dresden über Konservative und Nationalliberale, 1884 bis 1890 wohnte er im Dresdner Vorort Plauen.42 Die Dresdner Zeitungen der Arbeiterbewegung wurden wie die bürgerliche Tagespresse auch von Schriftstellerredakteuren geleitet, die jedoch zu ihren bürgerlichen Kollegen in keiner Beziehung standen.43 Zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft gab es auch um 1900 keine gesellschaftlichen Berührungspunkte in der Industrie- und Kunstmetropole Dresden.

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Vgl. Richard J. Bazillion: Liberalism, Modernization, and the Social Question in the Kingdom of Saxony, 1830–90. In: Konrad H. Jarausch, Larry Eugene Jones (Hg.), In Search of a Liberal Germany. Studies in the History of German Liberalism from 1789 to the Present. New York, Oxford, München 1990, S. 87–109, hier S. 102ff.; Groß, Die Residenz, S. 74ff. Vgl. Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 10. Iris Schilke: Frauenvereine im 19. Jahrhundert. In: Caroline, Berta, Gret, S. 29–34, hier S. 34. Vgl. Blaschke, Rahmenbedingungen, S. 9. Vgl. Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 42f.; Ursula Münchow: Arbeiterbewegung und Literatur 1860–1914. Berlin, Weimar 1981, S. 253ff., 273ff., über August Otto-Walster, den Gründer und Redakteur des »Dresdner Volksboten«.

5. Literarische Gruppen und Vereine in Dresden im 19. Jahrhundert

5.1. Das »Dresdner Cliquenwesen«: Informelle Zirkel nach 1800 Vor der Gründung des ersten literarischen Vereins in Dresden wurde Geselligkeit in informellen Zirkeln und privaten Salons gepflegt, die das »Dresdner Cliquenwesen«1 bildeten. Schriftsteller und Künstler gaben dabei den Ton an. Noch aus dem 18. Jahrhundert reichte der Kreis um den Oberappellationsrat Christian Gottfried Körner herüber. Er war bis 1813 gesellschaftlich führend. In seinem Haus versammelten sich Schauspieler, Beamte, Offiziere, auch Dichter wie Karl Gottfried Theodor Winkler und Friedrich August Schulze. Zuweilen stießen Gäste hinzu: Goethe, die Brüder Schlegel und Wilhelm von Humboldt, Friedrich Schleiermacher, Heinrich von Kleist, Freiherr vom Stein und Ludwig Tieck.2 Daneben existierte ein mehr der Romantik zugeneigter Kreis im Haus des Hofsekretärs Ernst, der mit Charlotte Schlegel verheiratet war, einer Schwester der Brüder Friedrich und August Wilhelm. Sie waren auch hier zu Besuch, ebenso Tieck, der bereits 1801 einige Zeit in Dresden lebte, weiter dessen Schwester Sophie mit ihrem Ehemann August Ferdinand Bernhardi, Henrik Steffens, dazu Gelehrte und Maler wie Anton Graff. Ein weiterer Treffpunkt von Schriftstellern und Künstlern, Männern und Frauen gleichermaßen, war das im Italienischen Dörfchen an der Elbe gelegene Haus der Malerin und Harfenistin Therese aus dem Winckel. Sie veranstaltete wöchentlich einen »Dichtertee«, bei dem aus eigenen und fremden Werken vorgelesen wurde.3

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Roger Paulin: Höfisches Biedermeier. Ludwig Tieck und der Dresdner Hof. Mit einem unveröffentlichten Brief Ludwig Tiecks an König Friedrich August II. von Sachsen. In: Alberto Martino (Hg.) in Verb. mit Günter Häntzschel und Georg Jäger, Literatur in der sozialen Bewegung. Aufsätze und Forschungsberichte zum 19. Jahrhundert, Tübingen 1977, S. 207–227, hier S. 212; für die Rolle der Literatur als Leitmedium der bürgerlichen Geselligkeit vgl. die Hinweise bei Wilfrid Hahn: Auf dem Weg zur Großstadt (1830 bis 1871). In: Dresden. Die Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Hamburg 2002, S. 133–166, hier S. 141ff.; Hinweise auch in zeitgenössischen Texten, vgl. Jäckel (Hg.), Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand. Vgl. Schulze, Memoiren, Bd. 1, S. 91; Bd. 2, S. 209ff.; Günter Jäckel (Hg.): Dresden zur Goethezeit. 1760–1815. Hanau 1988, S. 20ff. Vgl. Anette Strittmatter: Paris wird eine einzige große Wunderlampe sein. Das Leben der Künstlerin Therese aus dem Winckel 1779–1867. Berlin 2004, S. 259; Wolf von MetzschSchilbach (Hg.): Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit einer jungen Künstlerin. [August von Sachsen-Gotha und Altenburg und Therese aus dem Winckel]. Berlin 1893, S. 291ff.; außerdem die Schilderungen bei Helmina von Chézy: Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben. Bd. 2. Leipzig 1858, S. 196; Wilhelm Chézy: Erinnerungen aus meinem Leben. Erstes Buch: Helmina und ihre Söhne. Schaffhausen 1863, S. 138f.; Louise Seidler: Erinnerungen. Hg. von Hermann Uhde. Mit einem Nachwort von Joachim Müller. Weimar 1965, S. 86.

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Auf Schloß Siebeneichen bei Meißen traf sich der Miltitz-Kreis, zu dem neben den Brüdern Dietrich und Carl Borromäus von Miltitz,4 Gutsbesitzer der eine, Schriftsteller und später einflußreicher Staatsdiener der andere, auch Christian und Theodor Körner, der Offizier Ernst von Pfuel, Heinrich von Kleist, Carl Adolf von Carlowitz gehörten. Patriotische Befreiungsabsicht und konstitutionelle Freiheitsforderung verbanden sich in ihren Gesprächen, die bereits früh die sächsische Verfassung von 1831 vorbereiteten.5 Nach 1819 gehörte der Salon Ludwig Tiecks zu den beliebtesten Treffpunkten. Tieck war seit 1825 als Dramaturg am Hoftheater tätig, besucht von Jean Paul, Friedrich Schlegel, Franz Grillparzer, Friedrich Rückert, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Hans Christian Andersen, Karl Leberecht Immermann.6 In seinem Haus veranstaltete er Lesungen aus eigenen und fremden Werken, die als gesellschaftliche Ereignisse weithin »berühmt« 7 waren. Die Schriftsteller Friedrich August Schulze und Friedrich Kind verkehrten hier, ebenso Otto Heinrich von Loeben und der Professor an der Kadettenanstalt Karl Förster. Dem engeren Zirkel um Tieck gehörten der Dichter und Übersetzer Wolf Heinrich Graf von Baudissin,8 der Arzt, Naturphilosoph und Künstler Carl Gustav Carus,9 der Novellendichter Karl Eduard von Bülow, der Hoftheaterintendant Wolf August von Lüttichau und dessen Frau Ida an.10 Ein weiterer informeller literarischer Zirkel hatte sich um den Aufklärer Christoph August Tiedge und Elisa von der Recke gebildet, die seit 1799 in Dresden lebten.11 Ihr Haus war neben Tiecks Wohnung bis Anfang der dreißiger Jahre ein Mittelpunkt des Dresdner Geisteslebens. Tieck und Bülow, aber auch Förster, Karl August Böttiger, der dichtende Minister Gottlob Adolf Ernst von Nostitz-Jänckendorf und der Schriftsteller Ernst von Brunnow erschienen hier, ebenso der mit sentimentalen Kriegsnovellen dilettierende Kürassierleutnant Tromlitz und der Schriftsteller Gotthilf August von Maltitz, der in der »Dresdner Abend-Zeitung« publizierte. Auch Professoren der Kunstakademie gehörten dazu wie Carl Christian Vogel von Vogelstein und Johann Friedrich Matthäi, der auch Direktor der Königlichen Gemäldegalerie war.

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Vgl. Miltitz’ Kontakte zu Friedrich de la Motte Fouqué bei Otto Eduard Schmidt: Fouqué, Apel, Miltitz. Beiträge zur Geschichte der deutschen Romantik. Leipzig 1908; ders.: Die Romantik in Sachsen. Dresden [1938], S. 49ff. Vgl. Schmitz, Romantik in Dresden, S. 148. Vgl. Roger Paulin: Ludwig Tieck. Eine literarische Biographie. München 1988, S. 192ff. Karl Leberecht Immermann: Reisejournal in drei Büchern, 1831. Berlin [1883]. (Immermann’s Werke. Achter Theil), S. 120; vgl. dazu auch Carl Gustav Carus: Ludwig Tieck. Zur Geschichte seiner Vorlesungen in Dresden. In: Historisches Taschenbuch 6 (1845), S. 195–238; Georg Beutel: Tiecks Vorlesungen in Dresden. In: Dresdner Geschichtsblätter 22 (1913), S. 57–68; Paulin, Tieck, S. 207ff. Vgl. Dieter Lohmeier: Wolf Graf Baudissin. Zur Erinnerung an den bedeutenden Übersetzer. In: ders., Die weltliterarische Provinz. Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte SchleswigHolsteins um 1800, hg. von Heinrich Detering, Heide 2005, S. 165–186. Vgl. zuletzt Anja Häse: Carl Gustav Carus. Zur Konstruktion bürgerlicher Lebenskunst. Dresden 2001. (Arbeiten zur Neueren deutschen Literatur 7). [mit Werkverzeichnis und Bibliographie] Vgl. Roger Paulin: Ludwig Tieck. Eine literarische Biographie. München 1988, S. 207. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 15f.; Paulin, Tieck, S. 198f.

Ein stark künstlerisch geprägter Kreis versammelte sich um den Major und Mäzen Friedrich Anton Serre: Carus, Tieck, der Bildhauer Ernst Rietschel, Vogel von Vogelstein, die Maler Dahl, Woldemar Hottenroth, Johann Carl Baehr.12 Jüngere Künstler hingegen trafen sich in einem Kreis von Freunden nach 1827 um Ludwig Richter, Wilhelm von Kügelgen und Karl Gottlieb Peschel.13 Auch Carl Gustav Carus war Mittelpunkt eines gesellig-künstlerischen Kreises. Daneben zählte er zu einer Gruppe von Philosophen, Historikern, Künstlern, Schriftstellern und Naturwissenschaftlern um den sächsischen Prinzen Johann. In dessen Erinnerungen heißt es: In dem verflossenen Winterhalbjahr [1826] hatte ich auch begonnen, einen Kreis geistreicher und gelehrter Männer um mich zu versammeln. Bei einer Tasse Caffee und einem Glas Negus kamen wir Abends bei mir zusammen. Es wurden in freister Unterredung die mannigfaltigsten Gegenstände besprochen und disentirt und von manchen gelehrten Fachmännern interessante Mitteilungen entgegen genommen.14

Prinz Johann dichtete selbst: Gelegenheitsgedichte, horazische Oden, Trauerspiele, ein Opernlibretto. Zu seinem Kreis gehörten neben Carus auch Förster, der Kabinettsrat und Astronom Friedrich Ludwig Breuer, der Regierungsrat Karl Friedrich Schaarschmidt, der Arzt und Apotheker Dr. Friedrich Adolf Struve, der Leiter der Naturalienkabinetts, Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, der Arzt Dr. Johann Ludwig Choulant, der Selenograph Wilhelm Gotthelf Lohrmann und der Oberhofprediger Christoph Friedrich Ammon, außerdem der Kunsthistoriker Carl Friedrich Rumohr und der Schriftsteller, Komponist und Hofmarschall des Prinzen, Carl Borromäus von Miltitz,15 Christian August Tiedge16 sowie Ludwig Tieck und Wolf Heinrich Graf von Baudissin. Auch Johanns Bruder Prinz Friedrich August nahm an diesen Abenden teil, der ansonsten mit Breuer, Miltitz, Rumohr, Tieck und Carl Maria von Weber auch einen eigenen Künstler- und Gelehrtenzirkel unterhielt.17 Der Kreis um Prinz Johann traf sich von 1826 bis 1851 einmal im Monat in dessen Wohnung, seit 1832 unter der Bezeichnung Academia Dantesca.18 Im geselligen, gelehrten Gespräch waren Angehörige der adeligen Hofgesellschaft, Bürger und Künstler vereinigt. Im Mittelpunkt stand Johanns Übersetzung von Dantes »Divina Commedia«, die er seit 1828 unter dem Pseudonym Philaletes erscheinen ließ und in deren Kommentar die gemeinsame Diskussion einfloß.

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Vgl. Wilfrid Hahn: Auf dem Weg zur Großstadt, S. 143. Vgl. Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Selbstbiographie nebst Tagebuchniederschriften und Briefen. Hg. von Heinrich Richter. Leipzig 1909, S. 323. Johann von Sachsen: Lebenserinnerungen. Eigene Aufzeichnungen des Königs über die Jahre 1801 bis 1854. Hg. von Hellmut Kretzschmar. Göttingen 1958. (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 42), S. 85f. Vgl. das Gedicht Johanns von Sachsen, »An Karl Borromaeus von Miltitz« (1833). In: Carola von Sachsen (Hg.): Dichtungen des Königs Johann von Sachsen. Leipzig 1902, S. 219–220. Vgl. das Gedicht Johanns von Sachsen, »An Tiedge«. In: Carola von Sachsen (Hg.), Dichtungen des Königs Johann, S. 220–222. Vgl. Hans-Christof Kraus: Friedrich August II., S. 242. Vgl. Reiner Groß: Johann (1854–1873). In: ebd., S. 263–278, hier S. 266; Paulin, Tieck, S. 252f.; Carus, Lebenserinnerungen, Band 3, S. 81.

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Ein liberaler literarischer Kreis traf sich in den dreißiger Jahren um den jüdischen Schriftsteller Julius Mosen,19 der bis 1844 als Rechtsanwalt in Dresden tätig war. Eine neue Generation von Schriftstellern und Künstlern kam hier in den Jahren vor der Revolution von 1848/49 zusammen: Karl Gutzkow, Gottfried Semper, Ernst Rietschel, Ernst von Brunnow, Professor Karl Bähr, seit 1841 auch die Demokraten Theodor Echtermeyer, Arnold Ruge, Hermann August Köchly und Hofkapellmeister Richard Wagner. Auch Ludwig Uhland, Georg Herwegh, Robert Prutz, der Revolutionär Michail Bakunin und Hoffmann von Fallersleben nahmen zeitweise an den Zusammenkünften teil.20 Die vorherrschende Kultur des Hofes und des bürgerlichen Establishments lehnten sie ab. Tieck etwa war für diesen Kreis eine »literarische Gräbermade«.21 Die informellen, privaten Zirkel prägten die bürgerliche Geselligkeit in Dresden bis ins vierte Jahrzehnt nachhaltig und existierten auch darüber hinaus noch weiter. So berichtet etwa die Jugendschriftstellerin Maria Mancke, Tochter eines Oberstabsarztes, aus der zweiten Jahrhunderthälfte über häufigen Umgang mit Künstlern und Schriftstellern, »mit welchen im elterlichen Hause ein reger Verkehr unterhalten wurde«.22 Im Hause des Leiters der königlichen Sammlungen für Wissenschaft und Kunst, Woldemar von Seidlitz, versammelte sich um 1900 ein großbürgerlich-aristokratischer Kreis.23 Und bei der jüdischen Bankiersfamilie Arnhold trafen sich Diskussionsrunden, die als »Medium der Vernetzung von Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik«24 wirkten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand aus den informellen Zirkeln in Dresden der erste literarische Verein.

5.2.

Die Harmonie der Harmlosen? Wochenzirkel, Dresdner Liederkreis und Albina

5.2.1. Entstehung und Geschichte Im Jahr 1801 gründeten bürgerliche Schriftsteller, Juristen und Lehrer den Wochenzirkel: die Unterhaltungsliteraten Friedrich Kind,25 Friedrich August Schulze26 und Karl 19

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Vgl. Eberhard Haueis: Julius Mosen in Dresden. In: Mosenblätter 1999, S. 9–20.; Dieter Seidel: Julius Mosen. Leben und Werk. Eine Biographie. [Lappersdorf] 2003, S. 197ff.; Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 142; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 61ff. Vgl. Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 8. Zit. nach Jäckel (Hg.), Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand, S. 36. Vgl. Sophie Pataky (Hg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Bd. 2. Berlin 1898, S. 11f. Vgl. Wolfgang Holler: Woldemar von Seidlitz. Wissenschaftler, Staatsbeamter, Sammler und Förderer der Kunst. In: Sammler und Mäzene in Dresden (Dresdner Hefte 15 (1997), H. 1, S. 24–29. Simone Lässig: Familie Arnhold. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde. Hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Dresden 2001, S. 142–145. Vgl. Herman Anders Krüger: Pseudoromantik. Friedrich Kind und der Dresdner Liederkreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik. Leipzig 1904. Pseudonym Friedrich Laun, vgl. Albert Krumbiegel: Friedrich Laun, sein Leben und seine Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts. Phil. Diss. Greifswald 1912.

Gottfried Theodor Winkler,27 der Jurist Friedrich Adolf Kuhn, Karl Heinrich Seifried, Lehrer am Kreuzgymnasium,28 und der preußische Legationssekretär Lautier.29 Man kam einmal wöchentlich bei Tee und Butterbrot in der Wohnung eines Teilnehmers zusammen oder traf sich in einem Restaurant. Neue eigene literarische Arbeiten wurden vorgelesen. Wie Friedrich August Schulze berichtet, spielten in diesen bewegten Jahren nach der Französischen Revolution politische oder literarische Richtungsunterschiede keine Rolle. Verbindendes Element der Gruppe war die Geselligkeit und der Austausch über Literatur: »Dergleichen regelmäßige Vereine sind hauptsächlich durch die dabei vorkommenden Meinungsäußerungen über literarische Gegenstände und die darüber entstehenden Diskussionen immer von großem Nutzen.«30 Eine festgeschriebene Organisation ist nicht überliefert. Die Teilnehmer stellten ihre Zusammenkünfte anscheinend bald wieder ein. Nach den Befreiungskriegen versuchte der Minister von Seckendorf-Zingst, eine Verbindung zwischen literarisch interessierten Hofkreisen und den Dichtern Kind, Winkler und Kuhn herzustellen, scheiterte aber nach wenigen Abenden. Sein Nachfolger im Amt, Gottlob Adolf Ernst von Nostitz-Jänckendorf, der unter dem Pseudonym Arthur von Nordstern Erbauungslyrik schrieb, rief 1815 den Dresdner Dichterthee ins Leben, aus dem kurze Zeit später der erste literarisch-gesellige Verein in Dresden hervorging, der Dresdner Liederkreis.31 Er prägte die kulturelle Öffentlichkeit Dresdens von 1814 bis weit in die dreißiger Jahre.32 Um 1830 wurde der Verein zwar noch durch einige Dichter um Ernst von Brunnow verjüngt,33 die Teeabende fanden aber anscheinend nicht mehr regelmäßig statt. Dafür nahm der Liederkreis eine Fortsetzung in der Albina, einem neuen literarisch-geselligen Verein, den Brunnow und der Schriftsteller Hermann Franck 1828 gründeten und der bis ins letzte Drittel des Jahrhunderts existierte, zuletzt als rein geselliger Verein.34

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Pseudonym Theodor Hell, vgl. Hermann Andreas Krüger: Pseudoromantik. Friedrich Kind und der Dresdner Liederkreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik. Leipzig 1904, S. 134ff. Das Kreuzgymnasium gehörte im 19. Jahrhundert zu den bedeutenden Institutionen der Stadt, vgl. Karlheinz Blaschke: Dresden. Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor. Musikalische und humanistische Tradition in 775 Jahren. Gütersloh 1991. Vgl. Krüger, Pseudoromantik, S. 27ff. Friedrich Laun: Memoiren. Bd.1, Kap.7, S. 185 Vgl. Krüger, Pseudoromantik, S. 31. Vgl. ebd., außerdem Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 141f.; Johann Robert DoeringManteuffel: Dresden und sein Geistesleben im Vormärz. Ein Beitrag zur Geschichte des kulturellen Lebens in der sächsischen Hauptstadt. Dresden 1935. (Phil. Diss. Leipzig 1935), S. 9ff. Vgl. ebd., S. 11f. Vgl. ebd., S. 14; Gesetze, Mitgliederlisten, Lieder zu Stiftungsfeiern in StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 144: Gesellschaft Albina; Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. Dresden 1879, S. 167.

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5.2.2. Mitgliederstruktur Der Dresdner Liederkreis bestand aus Bürgerlichen und Adeligen, Männern und Frauen. Die Zahl seiner Mitglieder ist nicht genau bekannt. Sie lag anfangs zwischen zehn und 20 Personen,35 unter ihnen die Teilnehmer des ehemaligen Wochenzirkels Kind, Winkler, Kuhn, außerdem die Schriftstellerinnen Therese aus dem Winckel und Fanny Tarnow.36 Neben Gottlob Adolf Ernst von Nostitz-Jänckendorf gehörten dazu: die Professoren am Kadettenhaus Karl Förster und Friedrich Christian August Hasse mit ihren Ehefrauen, der Altertumsforscher Heinrich Hase, Hofrat Dr. Weigel, vermutlich Arzt, und Geißler, wahrscheinlich Kaufmann,37 außerdem der Rechtsanwalt und Schriftsteller Eduard Heinrich Gehe, der Redakteur und Lehrer an der Kreuzschule Karl Heinrich Seifried, der Geheime Kabinettssekretär Breuer, Carl Maria von Weber und der Altertumsforscher Karl August Böttiger sowie als außerordentliche Mitglieder die Adeligen Friedrich Graf Kalckreuth, Baron von Malsberg (Calderon-Übersetzer) und Otto Heinrich von Loeben, Sohn eines sächsischen Ministers und während seiner Studienzeit in Heidelberg 1806/07 eng befreundet mit Joseph von Eichendorff. Auch nahmen anscheinend weibliche Familienmitglieder an den Sitzungen teil. Verbindungen bestanden darüber hinaus zu dem Maler Gerhard von Kügelgen,38 auch Ludwig Tieck erschien gelegentlich auf den Zusammenkünften, ebenso die von ihm und Kind geförderte Lyrikerin Karoline Pierson, die Schriftstellerin Luise Brachmann sowie Helmina von Chézy. Um 1830 kamen neben Brunnow die jungen Schriftsteller Alexander von Oppeln-Bronikowski, Karl August Friedrich von Witzleben und Carl Adolf von Wachsmann hinzu. Anders als die Dichter und Künstler der Romantik, die sich nur in informellen Zirkeln bewegt hatten, integrierte der Liederkreis die »Gebildeten« in das höfischadelige Milieu der Residenzstadt. Er eröffnete die biedermeierliche Kultur in Dresden und stand am Anfang einer Entwicklung, in der organisierte Geselligkeit zur sozialen Praxis des Bürgertums wurde.39

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Vgl. die schwankenden Angaben bei Krüger, Pseudoromantik, S. 130f.; Vereinsakten existieren nicht. Vgl. Birgit Wägenbaur: Die Vermarktung der Gefühle. Fanny Tarnow (1779–1862). In: Karin Tebben (Hg.), Beruf: Schriftstellerin. Schreibende Frauen im 18. und 19. Jahrhundert, Göttingen 1998, S. 160–187. Vgl. der einzige Hinweis auf beide bei Krüger, Pseudoromantik, S. 165. Vgl. Wilhelm von Kügelgen: Erinnerungen. 1802–1867. Bd. 1: Jugenderinnerungen eines alten Mannes. 1802–1820. Leipzig 1925, S. 105f. Vgl. Schmitz, Romantik in Dresden, S. 155.

Mitgliederstruktur des Liederkreises um 1815:40 Beruf Schriftsteller Musiker Künstler Minister Kabinettssekretär Professoren Gelehrte Ärzte Kaufleute Rechtsanwälte Lehrer Ehefrauen, Töchter gesamt Adelige

Männer 4 1 1 1 1 2 2 1 1 1 1 16 3

Frauen 5

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5.2.3. Organisation des Vereins Der Verein war noch einfach organisiert. Die Mitglieder, eher Teilnehmer, trafen regelmäßig vierzehntäglich der Reihe nach in den Häusern der Angehörigen zusammen. Man beschloß eine Satzung, die allerdings nicht überliefert ist.42 Es gab einen Vorsitzenden, den Minister Nostiz-Jänckendorf, über weitere Ämter ist nichts bekannt. Im Dresdner Liederkreis bildeten Geselligkeit und literarisches Interesse eine Einheit. Über die Versammlungen des Vereins berichtet Helmina von Chézy: Man denke sich eine Reihe ausgezeichneter Männer, ungezwungen im Saale verstreut und einen Kreis blühender Frauen und Mädchen in bescheidener Entfernung umgebend. Diese waren das liebliche, zum Theil auch das liebende Publikum der glücklichen Dichter: ihre Gattinnen, Schwestern, Bräute in einfachen weißen Kleidern, Blumen in den Locken und am Busen, durch Anmuth und Sittigkeit geschmückt. Sie schlugen die hellen Aeuglein nieder und arbeiteten fleißig, nur selten verrieth eine Regung, ein leises Ach, was in ihrem Innern vorging. Die greise Matrone Obristin aus dem Winckell mit ihren wallenden Silberlocken gab das Signal zum Lesen, wol auch zum Beifallrufen, mit mildem Ernst und feinem Takt.43

Das Lesen eigener Texte stand im Mittelpunkt. Es fanden auch dramatische und musikalische Veranstaltungen statt, bei denen Schauspieler des Hoftheaters bzw. Sänger der italienischen Oper oder Musiker der Hofkapelle auftraten.44 Den Höhepunkt des Vereinsjahres bildete die Silvesterfeier mit poetischen Spielen, Dramen, Lotterien.45

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Aus der angegebenen Literatur erschlossen. Zwei Teilnehmerinnen nachgewiesen, die tatsächliche Zahl lag allerdings höher. Vgl. Krüger, Pseudoromantik, S. 130. Helmina von Chézy, Unvergessenes, Bd. 2, S. 197; vgl. Wilhelm Chézy: Erinnerungen aus meinem Leben. Erstes Buch: Helmina und ihre Söhne. Schaffhausen 1863, S. 138f. Vgl. Krüger, Pseudoromantik, S. 132; vgl. Luise Förster (Hg.): Biographische und literarische Skizzen aus dem Leben und der Zeit Karl Förster’s. Dresden 1846, S. 30. So berichtet Karl August Böttiger, vgl. Karl Wilhelm Böttiger: Karl August Böttiger. Eine biographische Skizze. Leipzig 1837, S. 105.

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Auch wenn Wilhelm von Lüdemann in einer zeitgenössischen satirischen Schilderung die »lebenloseste Lecture«, die »Langeweile«, das »Gähnen«, die »Schmeichelei« während der Sitzung beschreibt,46 so hielten doch auch Dresdner Gelehrte wissenschaftliche Vorträge,47 und der Charakter der Sitzungen scheint ernsthaft auf Literaturproduktion und -rezeption gerichtet gewesen zu sein. Darauf deutet jedenfalls eine Art Protokoll hin, das in einem Brief Kinds vom 1.12.1815 an Böttiger überliefert ist: Vorgelegt an Büchern: 1. Erstens durch Arthur ein Prachtexemplar der Komposition von der ehemaligen Königin von Holland und vielen z. T. sehr schönen Kupfern. 2. Durch Winklern ein Exemplar von Elphinstones Reise in das bisher unbekannte Königreich Cabul, gleichfalls prächtig und mit vielen Kupfern. Vorgelesen: 1. Durch den Wirth [Kind]: Abendandacht zum heil. Andreas, welcher zuletzt (von Kuhn dargestellt) selbst erschien. 2. Durch Arthur: Ihr [Böttiger] Gedicht an Döring – letzter Act des Brutus von Voltaire. 3. Durch Semmler: Notizen über die Einrichtung eines Theaters vor 2 bis 300 Jahren. 4. Durch Kuhn: Bachus Zug durch Europa. 5. Durch den Wirth: Frauenschöne s. Beilage. 6. Durch Breuer: Verschiedene Gedichte, zuletzt auf dessen Abschied andeutend. 7. Durch den Wirth: Ein Sonett, als Abschied an ihn im Namen der Gesellschaft 8. Durch Winkler: Gleichfalls ein Abschiedsgedicht, doch in sehr lustigen Stanzen und gleichsam ein Vorgruß zum künftigen Zurückkommen. 9. Durch Förster: Ein Gedicht und 1. Novelle (zum Theil im Extract) welche bei Bürgers Kaiser und Abt zu Grunde zu liegen scheint.48

Karl Förster berichtet in einem Brief aus dem Sommer 1816: Unser Freitagskreis gewinnt mehr und mehr an Interesse und die offene Herzlichkeit, mit welcher Jeder dem Andern entgegenkommt, bürgt für seine längere Dauer. Gestern brachten wir einen recht frohen Abend bei Nostitzens zu. Der Minister wohnt äußerst angenehm in einer der Vorstädte. An das große geschmackvoll eingerichtete Wohnhaus stößt ein wohlgepflegter und sinnig geordneter, von den schönsten Kastanienalleen durchschnittener Garten. In diesem versammelte sich die Gesellschaft und nahm auf einem Rundtheile, über dem ein hohes kuppelartiges Laubdach sich wölbte, Platz. Der Minister bewillkommte die Gesellschaft mit einem lieben Gedicht. Böttiger sprach noch nachträglich, in Beziehung seiner Vorlesungen des vorigen Winters – fast eine Stunde über den Kuß. Ein naher Quell plätscherte, – wenigstens für mich – die Melodie dazu. Von Kind, Kuhn, Winkler liebe Mittheilungen. Graf Löben, (Isidor Orientalis) las einen Aufsatz über den verstorbenen Bruder des Dichter Novalis (v. Hardenberg) und ein Sonett auf seinen Tod vor. Breuer gab in Tasso’schen Stanzen eine Beschreibung des Carroussels in Wien, in deren lebensvoller Darstellung sich seine Anschauung frisch und poetisch zurückspiegelte. Ich las eine der jüngst übersetzten Canzonen und Sonette Petrarca’s vor und zwei Gedichte: Naturhieroglyphen und Lied und Liebe. Als es dunkel geworden zog sich die Gesellschaft in das Haus zurück, dessen geräumige Zimmer und Säle durch argentische Lampen magisch erleuchtet waren; die schönen Räume waren 46

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Vgl. Ernst Scherzlieb [d. i. Georg Wilhelm von Lüdemann]: Dresden wie es ist. Zwickau 1830, S. 117ff. Vgl. Krüger, Pseudoromantik, S. 132. Zit. nach ebd., S. 164.

reich mit Blumen geschmückt, überstrahlt von der Schönheit und Anmuth der holden Töchter des Hauses. Wir gingen durch den Zwinger heim, wo der Duft blühender Orangenbäume uns entgegenquoll und nach Süden versetzte. Die katholische Kirche, die Brücke, der Strom, Alles glänzte in reinstem Mondlicht.49

Im romantischen Zeitstil ist diese Schilderung gehalten. Biedermeierliche Epigonen traten hier als »Pseudoromantiker«50 auf. Sie kultivierten eine »Harmonie der Harmlosen«51 und betrieben ein »förmliches Kartell wechselseitigen Rühmens«,52 so Walter Schmitz: »Dresden wird zum symptomatischen Fall der romantischen Erfolgs- als Trivialisierungsgeschichte.«53 Zu gefällig waren die Dichtungen, und Kritik gehörte noch nicht zum Ablauf der Sitzungen, wie Friedrich August Schulze berichtet: »In der Regel beschränken sich die Hörenden, um den Produzenten nicht weh zu thun, auf ein ungemessenes, breites Lob, welchem jeder Vernünftige gewiß einen partheilosen anständigen und begründeten Tadel weit vorziehen wird.«54 Böttiger hingegen erklärte später, »alle kritische Diskussion und was nur Männerwerk ist«,55 sei von den Frauen und Töchtern ferngehalten worden. Eine homogene Gruppe hatte sich jedenfalls zusammengefunden, gesellig, aber auch normsetzend in literarästhetischen Fragen. Der Dresdner Liederkreis integrierte die Gebildeten in die Stadtgesellschaft, verband Schriftsteller, Künstler, Gelehrte und Hofbeamte, immerhin unter Vorsitz eines wie Goethe dichtenden Ministers. 5.2.4. Wirkung nach außen Die »Abend-Zeitung« fungierte als eine Art Publikationsorgan des Liederkreises, diente der medialen Verbreitung ihres literarästhetischen Programms. Sie trug dazu bei, daß seine Mitglieder auch über die Grenzen Dresdens hinaus bekannt wurden.56 Friedrich August Schulze hatte sie 1805 gegründet, Kind und Winkler gaben sie zwischen 1817 und 1826 heraus, dann verantwortete Winkler das Blatt bis 1843 allein. Verlegt wurde sie in der Buchhandlung Johann Christoph Arnolds, in dessen Haus Winkler wohnte.57 Die »Abend-Zeitung« erschien anfangs sechsmal in der Woche, später einmal wöchentlich. Sie war ein regierungskonformes, auf Ausgleich bedachtes biedermeierliches Unterhaltungsblatt für die bürgerliche Familie, in dem auch Gedichte, Erzäh49 50 51 52 53 54 55 56

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Förster (Hg.), Biographische und literarische Skizzen, S. 36f. Vgl. Krüger, Pseudoromantik, passim. Schmitz, Romantik in Dresden, S. 155. Ebd. Ebd., S. 154. Friedrich Laun: Memoiren. Bd.1, S. 184. Karl Wilhelm Böttiger, Böttiger, S. 105. Vgl. Werner Hanspach: Die periodische Presse der Stadt Dresden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Sächsischen Zeitungswesens. Dresden 1939. (Arbeiten aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek Dresden) (Zugl. Phil. Diss. Leipzig), S. 31ff.; Krüger, Pseudoromantik, S. 132; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 9. Vgl. Colditz, Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung, S. 33ff.; Schulze, Memoiren, Bd. 2, S. 62ff.

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lungen, Anekdoten, Reiseberichte, Aufsätze und Buchbesprechungen veröffentlicht wurden. Die Behandlung politischer Fragen hingegen war ausgeschlossen. Noch aus der Frühzeit der Herausgeberschaft Hells datiert ein Brief des Ministers Nostitz-Jänkendorf, der charakteristisch für die Ausrichtung der Zeitung während der folgenden 20 Jahre war. Er verlangte eine sorgfältigere Auswahl der Beiträge. Sitte, Anstand und Religion seien zu beachten: »Unter solcher Auswahl kann, meiner Überzeugung nach, die Abendzeitung, wenigstens für Dresden, nie gedeihen. Was soll uns Hausvätern ein Blatt, das wir mit Sorgfalt unseren Töchtern entziehen müßten?«58 In den zwanziger Jahren war die »Abend-Zeitung« ein überregional beachtetes Blatt, mit Korrespondenten in den wichtigsten europäischen Hauptstädten. Neben Böttiger schrieb Tieck Theaterkritiken, seit 1821 regelmäßig, unter anderem die Besprechung der Dresdner Erstaufführung des »Prinz von Homburg« (7.12.1821).59 Außerdem publizierte Wilhelm Hauff, der sich im Jahr 1826 bei Tieck aufgehalten und dort Winkler kennengelernt hatte, seine Novellen »Othello« und »Die Sängerin« sowie Berichte von einer Reise nach Paris (1826). Bis Mitte der dreißiger Jahre hatten mehr als 600 Schriftsteller in der »Abend-Zeitung« veröffentlicht,60 unter ihnen Mitglieder des Liederkreises wie Förster, Gehe, von Brunnow. Mitarbeiter der Zeitung waren des öfteren zu Gast in den Versammlungen des Liederkreises: der Schriftsteller Ernst Christoph von Houwald, der Advokat und Schriftsteller Adolph Müllner, der Unterhaltungsschriftsteller Heinrich Clauren, der Polizeiinspektor und Schriftsteller Wilhelm Adolf Lindau, der Schriftsteller Friedrich Gustav Schilling. Auch auswärtige Besucher kamen nun in den Liederkreis wie der dänische Dichter Jens Baggesen, Friedrich de la Motte Fouqué und Arthur Schopenhauer, der zwischen 1814 und 1818, 1819/20 und 1824/25 in Dresden lebte. 5.2.5. Albina Die Albina wurde aus dem Liederkreis heraus gegründet. Hinzu traten weitere Personen, die in der Stadtgesellschaft eine Rolle spielten. Die ersten, neu an die Kunstakademie berufenen Künstler waren bereits darunter. Jüngere und ältere gehobene Stadtgesellschaft mischte sich im Verein. Das Mitgliederverzeichnis von 1835 nennt 99 Personen, vor allem Hofräte, Professoren, Direktoren, Staatsminister, Hofprediger, Rechtsanwälte, Ärzte, Buchhändler, Offiziere, auch Kaufleute und Bankiers, Künstler und Schriftsteller. 17 Personen gehörten dem Adel an. Juden befanden sich offenbar nicht unter den Mitgliedern. Frauen waren nicht aufgeführt. Maßgebliche Teilnehmer des Liederkreises tauchten auch in der Albina auf: Böttiger, Brunnow (Vorsteher), Förster, Kind, Kuhn, Nostitz-Jänckendorf, auch Ludwig Tieck. Dazu kam der Kammerherr Karl Eduard von Bülow, der Leibarzt Hof- und

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Brief vom 17.9.1817, zit. nach Fleischhauer, Theodor Hell, S. 48. Zum Verhältnis zwischen Tieck und Böttiger siehe Eckhard Richter: »Verehrtester Herr Hofrat« – Tieck und Böttiger. In: Walter Schmitz (Hg.), Ludwig Tieck. Literaturprogramm und Lebensinszenierung im Kontext seiner Zeit, Tübingen 1996, S. 166–191. Vgl. Colditz, Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung, S. 34.

Medizinalrath Karl Gustav Carus,61 der Arzt Dr. Johann Ludwig Choulant, der Schriftsteller Karl Konstantin Kraukling, der ein Mitarbeiter der »Abend-Zeitung« war, ebenso Oberst Krug von Nidda, Galerie-Director Johann Friedrich Matthäi, dazu Johann Gottlob von Quandt, Schriftsteller und Kunstsammler, der wie Carus mit Goethe korrespondierte, Professor Ernst Rietschel, Carus’ Schwiegersohn, sowie Professor Gottfried Semper und der Arzt und Apotheker Dr. Friedrich Adolf Struve, bei dessen Sohn einige Jahre später der junge Theodor Fontane in die Lehre ging.62 Das Verzeichnis von 1844 nennt 130 ordentliche Mitglieder, unter ihnen 25 Adelige und – soweit zu übersehen – keine Juden. Sieben außerordentliche Mitglieder waren auf Zeit zugelassen.63 Außerdem sind Witwen verstorbener Mitglieder angeführt, möglicherweise also nahmen Ehefrauen an den Zusammenkünften teil, ohne als Mitglieder gezählt zu werden. Die »Gesetze der Gesellschaft Albina«64 bestimmten in Artikel 1: »Die Gesellschaft Albina ist gestiftet zum Zwecke geistiger Erholung durch freundschaftlichen, geselligen Umgang und wechselseitige, freie Ideenmittheilung.« Der Vorstand führte die Vereinsgeschäfte. Die Mitgliederversammlung entschied über Neuaufnahmen. Laut Dresdener Adreß- und Geschäftshandbuch für 1869 zählte sie später zu den Vereinen für gesellige Unterhaltung: 1828 gestiftet, besteht aus Staatsbeamten vom Civil und Militair, Gelehrten, Künstlern, Herren vom Handelsstande, zählt circa 150 ordentliche und eine wechselnde Anzahl Fremdenmitglieder. Ihr Zweck ist die geistige Erholung durch gesellige Unterhaltung und Lectüre. Gesellschaftslocal Seestraße 2, II. Ferner veranstaltet sie wissenschaftliche Vorträge, Concerte und Bälle in Meinhold’s Saal, Moritzstraße 16, I.65

In den dreißiger Jahren dominierten die Mitglieder des Liederkreises und damit die Literatur der Pseudoromantiker. Auch wenn zu Lesungen zuweilen jüngere Autoren gebeten wurden, wie der Dresdner Julius Hammer, standen Veteranen wie Wilhelm Adolf Lindau und Friedrich Gustav Schilling dem Liederkreis und der Albina näher. Insgesamt wurde wohl eher eine »gewaltsame Pflege überlebter Dichtungen«66 betrieben. 5.2.6. Position des Liederkreises und der Albina in der Öffentlichkeit67 Liederkreis und Albina gehören zum Typus des frühen modernen Vereins, wie er sich nach den Aufklärungsgesellschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts herausgebildet hatte: gesellig, literarisch orientiert und vor allem als repräsentative Organisation einer

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Vgl. Anja Häse: Carl Gustav Carus. Zur Konstruktion bürgerlicher Lebenskunst. Dresden 2001. (Arbeiten zur Neueren deutschen Literatur 7). Mitglieder der Gesellschaft Albina im Jahre 1835. In: StA Dresden 17.2.1. Drucksammlung A 144. Mitglieder der Gesellschaft Albina im Monat August 1844. In: ebd. Gesetze der Gesellschaft Albina. Nach den Gesellschaftsbeschlüssen bis zum Jahre 1854 ergänzt. Dresden 1853. In: ebd. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. Dresden 1869, S. 143. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 15. Vgl. Anhang, Tabellen 1 und 2.

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einheitlichen »bürgerlichen« Gesellschaft, die sich eben erst in einer Residenzstadt formierte, in der immer der adelige Hof dominiert hatte. Sie reichte vom dichtenden adeligen Minister, der im Verein als Privatmann erschien, über die Hofbeamten, Advokaten, Kaufleute, Ärzte bis hin zu Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern. Der literarisch-gesellige Verein integrierte adelige Hofgesellschaft, Bürger und Künstler im Medium der Literatur, in Produktion und Rezeption. Gleiches läßt sich vom Sächsischen Altertumsverein68 und vom Dresdner Kunstver69 ein sagen, mit denen Liederkreis und später Albina eine Verbindung in der kulturellen bürgerlichen Öffentlichkeit bildeten. Im 1824 gegründeten Altertumsverein reichte die Spannweite der integrierten sozialen Schichten sogar vom Prinzen Johann, Herzog zu Sachsen, der als Vorsitzender fungierte, über Hofbeamte bis hin zu Künstlern und Schriftstellern. Zu seinen Mitgliedern gehörten auch Angehörige des Liederkreises: Nostitz-Jänckendorf, Hasse, Förster, Hase, Böttiger, Winkler und das Albina-Mitglied Choulant sowie der Hofmarschall Miltitz aus dem Kreis des Prinzen Johann.70 Diese Personen finden sich ebenso im Kunstverein,71 Winkler seit 1828 als Sekretär, zusätzlich die Liederkreis-Mitglieder Gehe, Kuhn und Brunnow, Albina-Mitglied Struve und der Angehörige des Tieck-Kreises Wolf Graf Baudissin. Der erste Vorsitzende des Kunstvereins war Johann Gottlob von Quandt, sein Nachfolger wurde Carl Gustav Carus. Diese Personen waren bereits in den informellen Zirkeln der Residenzstadt vertreten. Einige der führenden Mitglieder beschränkten sich jedoch nicht nur auf kulturelle Aktivitäten. Nostitz-Jänckendorf, Böttiger, Gehe, Kuhn, Hase, Quandt, Winkler, Carus, Struve und der Buchhändler Arnold etwa traten als Mitglieder des wohltätigen Vereins zu Rath und That in Erscheinung, zu dem auch weitere Angehörige der adeligen Hofgesellschaft gehörten. Nostitz-Jänckendorf fungierte sogar als Direktor der Gesellschaft, die 1806 »zur Minderung des menschlichen Elends errichtet«72 worden war und 1823 bereits 184 Mitglieder zählte.73 Zudem waren einflußreiche Angehörige der Vereine auch Freimaurer. Winkler und Serre gehörten der Loge Zu den drei Schwertern an, deren Meister vom Stuhl Körner

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Vgl. die Akten des Sächsischen Altertumsvereins im SächsHStA, Sign. 12508, v.a. Nr. 4: Subscriptionen der hiesigen ordentlichen Mitglieder des Königlich-Sächsischen Vereins zur Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer; Nr. 5: Stammliste der Mitglieder seit dem Jahr 1824; außerdem Material im StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 132. Vgl. die Akten des Sächsischen Kunstvereins im SächsHStA, Sign. 12509, u.a.: Der sächsische Kunstverein zu Dresden in der Zeit vom 7. April 1828 bis zum 7. April 1878. Ein Erinnerungsblatt zur Feier seines fünfzigjährigen Stiftungsfestes. Dresden 1878 Vgl. Subscriptionen der hiesigen ordentlichen Mitglieder des Königlich-Sächsischen Vereins zur Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer [SächsHstA 12508 Altertumsverein Nr.4]; Stammliste der Mitglieder seit dem Jahr 1824 [SächsHstA 12508 Altertumsverein Nr. 5]. Vgl. Sächsischer Kunstverein: Mitgliederverzeichnis 1829. [SächsHstA 12509 Sächsischer Kunstverein Nr. 183]. Sechste Nachricht von dem Verein zu Rath und That, einer in Dresden errichteten Gesellschaft. Dresden 1816. Vgl. Fünfzehnte Nachricht von dem Vereine zu Rath und That, einer in Dresden errichteten Gesellschaft. Dresden 1823.

war.74 Böttiger und Struve waren Mitglied der Loge Zum Goldenen Apfel im Orient.75 Nostitz-Jänkendorf amtierte seit 1827 als Landesgroßmeister der Großen Landesloge von Sachsen, Böttiger als sein Stellvertreter.76 Winkler wurde 1841 zum Landesgroßmeister ernannt.77 Bürgerliche Geselligkeit und das Erbe der Aufklärung, Engagement und Einflußnahme verbanden sich gerade im Verlauf des 19. Jahrhunderts in den Logen zu einer politisch wirksamen Mischung.78 Karl Förster beschreibt in seinen Lebenserinnerungen die Geselligkeit in der Dresdner Bürgergesellschaft des Jahres 1829, die Zirkel und die ersten Vereine: 4. Januar [1829]. […] In dem Hause des befreundeten Ministers Nostitz feierten wir den Jahresabschluß in erfreulicher Weise. Der übernächste Abend führte uns zu Hofrat Carus, dessen Geburtstagsfeier einen kleinen Kreis Freunde versammelte. […] Die heitere Tafelrunde, an welcher auch Tieck nicht fehlte, ward durch Geist, Witz und Gesang belebt. […] Dem gestrigen Abend schloß sich heute ein ebenso genußreicher bei dem Prinzen Johann an. […] Er sprach unter anderm über den Mangel an lebendiger Anerkennung des Verdienstes in Sachsen. Carus, der mir werter wird, teilte in seiner klaren einfachen Weise manches Interessante, Optische, Physiologische und Naturwissenschaftliche mit; […]. – Es waren außer C. noch Graf Baudissin, Breuer und von Miltitz gegenwärtig. Januar. Das hundertjährige Geburtstagsfest Lessings veranlaßt Tieck, in der Gesellschaft Albina das früheste dramatische Stück Lessings, den »Schatz«, vorzulesen. 79

Die Einheit der bürgerlichen Gesellschaft drückte sich in dieser Zeit in einer noch überschaubaren städtischen Geselligkeit aus. Obgleich nach persönlichen Vorlieben hier und da differenziert, findet sich doch eine bestimmte Gruppe von Personen in vielen Vereinen und informellen Zirkeln vertreten.80 Über diese Mehrfachmitgliedschaften bildeten die Vereine ein Netz, das die Einheit repräsentierte. Zusätzlich nahmen einige dieser Persönlichkeiten auch an der kommunalen Selbstverwaltung teil. Der Buchhändler Arnold etwa wirkte zwischen 1839 und 1842 als Stadtverordneter, nachdem er bereits nach dem Revolutionsversuch vom September 1830 von einer Bürgerversammlung in das siebenköpfige Vorläufergremium gewählt worden war. Diesem gehörten auch Serre und Struve an.81

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Vgl. Peuckert, Die ger. und vollk. St. Johannisloge, S. 117. Vgl. Die Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1776–1876. Festschrift zur Säcularfeier am 26. und 27. November 1876. Handschrift für Brüder Freimaurer. Dresden 1876, S. 19, S. 171ff.; außerdem zur Loge allgemein Festschrift zur Feier des 150jährigen Bestehens der Freimaurerloge Zum goldenen Apfel im Or. Dresden. 1776–1926. [Dresden] 1926. Vgl. Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf: Protokoll der dem S. E. Br. Carl August Böttiger, Altmeister der g. u. v. [Freimaurerloge] z. goldnen Apfel in Dresden in der großen Landesloge von Sachsen am 8. November 1831 gewidmeten Jubel-Fest-Feier. [Dresden] [ca. 1831]; Kurt Kranke: Freimaurerei in Dresden. Aspekte ihrer äußeren Geschichte im 18./19. Jahrhundert. In: Die Verschwörung zum Guten. Freimaurerei in Sachsen. Dresdner Hefte 18 (2000) H. 64, S. 9–40. Vgl. Internationales Freimaurerlexikon. Hg. von Eugen Lennhoff und Oskar Posner. Zürich [u.a.] 1932, Sp. 1713. Vgl. Hoffmann, Die Politik der Geselligkeit. Förster (Hg.), Biographische und literarische Skizzen, S. 363. Vgl. ANHANG 1: Angehörige der Zirkel, Vereine und Institutionen in Dresden 1800–1840. Vgl. Colditz, Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung, S. 51.

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Auf der anderen Seite verkehrten etwa Carus und Tieck am Hof. Der Leibarzt gehörte seit 1826 als Hof- und Medizinalrath dem Kollegium der Landesregierung an. Mit den sächsischen Königen Friedrich August I. und seinem jüngeren Bruder und Nachfolger Anton unterhielt Carus enge persönliche Kontakte, mehr noch mit dem Prinzen und späteren König Johann. Den Revolutionsversuch erlebte Carus kurz nach der Rückkehr der Hofgesellschaft aus der Sommerresidenz in Pillnitz denn auch als »Volksaufregung«, als »Schrecknis«, sah »lärmende Haufen«, »rohe Massen« durch die Straßen ziehen.82 Der Prinz besuchte seine öffentlichen Vorträge, und Carus las am Hof vor. Das tat auch Hofrath Tieck, der als Dramaturg am Hoftheater versucht hatte, das deutsche Schauspiel zu reformieren.83 Einerseits hielt er in literarästhetischen Fragen Distanz zu den Pseudoromantikern des Liederkreises, wurde auch bald von Winkler als Theaterkritiker der »Abend-Zeitung« verdrängt und innerhalb des Theaters bekämpft.84 Nach der Veröffentlichung seiner Märchengroteske »Die Vogelscheuche« (1835), in der er die Dichter des Liederkreises der Lächerlichkeit preisgab, schlossen sie ihn aus ihrer bildungsbürgerlichen Welt vollends aus.85 Aber als Dramaturg des Hoftheaters war er königlicher Bediensteter und vermittelte wie Carus jahrelang zwischen Bürgertum und Hofgesellschaft.86 Zusätzlich waren hohe Beamte und sogar Fürsten über die Vereine in diese Bürgergesellschaft einbezogen. Die Hofgesellschaft selbst gab sich in den zwanziger und dreißiger Jahren literarisch und von bürgerlichem Bildungswillen durchdrungen, wie Wilhelm von Lüdemann berichtet: Ich könnte Euch aus diesem Kreise Gelehrte, welche noch immer mit regem Eifer zu erlernen streben, Dichter und Dichterinnen, die der Lorbeer zieren würde, Künstler in ihrer Bescheidenheit ausgezeichnet, einen Prinzen, der noch in Mannesjahren das versäumte Studium der

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Vgl. Carl Gustav Carus: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. Nach der zweibändigen Originalausgabe von 1865/66 neu hg. von Elmar Jansen. 2 Bde. Weimar 1966, hier Bd. 1, S. 506, 508; vgl. auch Volker Ruhland: Sachsen in der Zerfallskrise des Feudalismus. Die Septemberunruhen von 1830. In: Uwe Schirmer (Hg.): Sachsen 1763–1832. Zwischen Rétablissement und bürgerlichen Reformen. Beucha 1996. (Schriften der Rudolf-KötzschkeGesellschaft 3), S. 183–205. Vgl. Marek Zybura: Ludwig Tieck als Dramaturg am Dresdner Hoftheater. In: Wirkendes Wort 44 (1994), S. 220–246. Vgl. Fleischhauer, Theodor Hell, S. 82ff.; Krüger, Pseudoromantik, S. 178–213; Robert Prölss: Geschichte des Hoftheaters zu Dresden. Von seinen Anfängen bis zum Jahre 1862. Dresden 1878, S. 425ff. Vgl. Brief von Wilhelm Hauff an seine Angehörigen, Oktober 1826: »Was für einem Anblicke gehe ich in Dresden entgegen, da sitzt Tieck, der herrliche Tieck, bei dem ganz Deutschland in die Schule gehen sollte, allein und verlassen! Niemand glaubt an ihn, niemand will etwas von ihm. Gegenüber tanzt das Gnomen- und Zwergenvolk um den Abend(zeitungs)gott Th. Hell, machen Sonettchen und Glossen, Dramachen, Lustspielchen, Triolettchen, quacken lustig im Sumpf und halten sich für ganz tüchtige Nachtigallen, weil es immer einer dem anderen versichert, mit der Voraussetzung, der andere fahre retour.« Hans Hofmann: Wilhelm Hauff. Eine nach neuen Quellen bearbeitete Darstellung seines Werdeganges. Mit einer Sammlung seiner Briefe. Frankfurt 1902, S. 146. Vgl. Paulin, Höfisches Biedermeier, S. 212, 220; Carus, Lebenserinnerungen, Bd. 2, S. 353; Robert Waldmüller [ d. i. Eduard Duboc]: Aus den Memoiren einer Fürstentochter [Prinzessin Amalia von Sachsen, 1794–1870]. Mit einem Holzschnitt-Portrait. Dresden 1883, S. 161.

Griechen nacherwirbt, einen andern, der Botaniker und Naturkundiger ist, eine Prinzessin, die gefühlvolle Dramen, und eine andere, die treffliche Musiken erfindet, nennen; doch ihre gemeinsame Bescheidenheit wehrt dem vorlauten Wort. Solche Fürsten sind der Stolz und die Freude der Nationen.87

Die Angehörigen dieser Bürgergesellschaft hielten über zwei Jahrzehnte wichtige Positionen besetzt, die »Abend-Zeitung«, Buchhandlung und Verlag (Arnold, Winkler), der seit 1827 auch den maßgeblichen »Dresdner Anzeiger« herausgab, das Hoftheater (Tieck, Winkler als Theatersekretär). Außerdem gab es personelle Verflechtungen mit der Kadettenanstalt, der Kunstakademie und der Zensurbehörde (Gehe 1832–1848). Kulturelle und politische bürgerliche Öffentlichkeit überlagerten sich in Dresden bis Ende der dreißiger Jahre teilweise. Auch wenn das Wirken des Liederkreises und der Albina harmlos, vor allem unpolitisch erscheint, darf die dort gepflegte biedermeierliche Poesie nicht darüber hinwegtäuschen, daß einige der Mitglieder im Zusammenspiel mit anderen Vereinen, Zirkeln und Institutionen Ziele verfolgten, die auf Einfluß, Macht und Machterhalt in der Öffentlichkeit gerichtet waren. Auch während der Restauration gelang es den Bürgern trotz des Verbots politischer Aktivitäten in der Öffentlichkeit eigene Räume zu schaffen, in denen ihre Normen galten, ästhetische, ethische und – politische. Als Medium dienten die – unpolitischen – Vereine im Zusammenspiel mit anderen kulturellen Institutionen, untergründig sogar in Verbindung mit dem Staat und seinen Vertretern. So kam ein strategisches Bündnis der gebildeten Bürger mit der politischen Elite zustande, das bis zur sächsischen Verfassung von 1831 und zur Städteordnung von 1832 führte, sich in den nachfolgenden Staatsreformen fortsetzte und insgesamt auf eine schrittweise Ausweitung der bürgerlichen Teilhabe an der Macht wirkte.88 Die Mitglieder der Zirkel und Vereine und die mit ihnen kooperierenden Institutionen wirkten jedoch auch exklusiv. Sie wehrten seit den dreißiger Jahren die Ansprüche der Generation des Jungen Deutschland auf Positionen in der kulturellen Öffentlichkeit ab, wie das Beispiel Gottfried Theodor Winkler zeigt. 5.2.7. Gottfried Theodor Winkler Er stand im Mittelpunkt der Dresdner Zirkel, Vereine und Institutionen, besaß weitreichende Verbindungen und entwickelte einen außergewöhnlichen Grad an Engagement, eine »ans Groteske grenzende Vielseitigkeit«,89 wie Wilhelm von Lüdemann berichtet: Er ist lyrischer Dichter, Dramatiker, reich an Erzeugnissen, wie wenige, Bühnendirektor, Referent in Theatersachen, Intendant, Cassirer, Redakteur einer sehr gelesenen Zeitschrift und zweier Almanache, Herausgeber vieler Werke, Übersetzer, Kritiker, Vorredner, Mäcen

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Scherzlieb [d. i. Lüdemann], Dresden wie es ist, S. 194f. Vgl. Volker Ruhland: Sachsen in der Zerfallskrise des Feudalismus. Die Septemberunruhen von 1830. In: Uwe Schirmer (Hg.), Sachsen 1763–1832. Zwischen Rétablissement und bürgerlichen Reformen, Beucha 1996 (Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft 3), S. 183–205, hier S. 205. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 10.

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und Rathgeber einer großen Gemeinde kleiner Geister, Liederdichter, Fleisch-AccisekassenRendant, Sekretär und Ordner mehrerer litterärischen Gesellschaften, der leitende Geist einer großen Verlagshandlung [Arnold] und das Factotum vieler Zirkel und Vereine.90

Winkler, der das Pseudonym Theodor Hell benutzte, war Mitglied der Loge Zu den drei Schwertern, seit 1841 auch Landesgroßmeister der Großen Landesloge von Sachsen, verfügte über ein dichtes Netz an auswärtigen Beziehungen (Houwald, Clauren, Müllner, Fouqué, Theaterdirektor Karl von Brühl in Berlin, Karl Wilhelm Salice-Contessa) und Verbindungen zur Hofgesellschaft.91 Ereignisse im Herrscherhaus begleitete er mit Gelegenheitsdichtungen.92 Seit 1841 war er Vizedirektor des Hoftheaters. Bei Winkler liefen die Fäden zusammen. Hier spielte die Bürgergesellschaft ihre Macht in der kulturellen Öffentlichkeit aus. Denn weder besprach die »Abend-Zeitung« die Werke der Jungdeutschen, noch spielte das Hoftheater ihre Stücke. Dazu wurde ihr literarisches Ansehen in der Gesellschaft durch kritische Bemerkungen untergraben.93 Die Beurteilung der literarischen Erzeugnissen der Liederkreis- und Albina-Dichter durch die Jungdeutschen war dementsprechend scharf. Heinrich Laube schrieb, es handele sich bei den Werken des Liederkreises um »Eunuchenliteratur«,94 angesiedelt auf der »Lüneburger Heide der Schriftstellerei«, diese Dichter hätten »Geschmack und die Kunst« durch »Langeweile« ermordet. Der Journalist Hermann Meynert beklagte in seiner Schrift »Charaktergemälde von Dresden, grau in grau« das »Süßliche, Milchige, Duftig-Lederne und Mondscheinhafte dieser Vereine«.95 Seine satirische Abrechnung mit dem Cliquenwesen wurde denn auch bezeichnenderweise in Sachsen von der Zensur verboten.96 Und Heinrich Heine faßte in dem nachgelassenen Gedicht

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Scherzlieb, Dresden wie es ist, S. 83. Vgl. Hellmut Fleischhauer: Theodor Hell (Winkler) und seine Tätigkeit als Journalleiter, Herausgeber, Übersetzer und am Theater. Borna, Leipzig 1930. (Phil. Diss. München 1930); Krüger, Pseudoromantik, S. 134ff; Paulin, Tieck, S. 199; ders., Hofgesellschaft, S. 217. Vgl. »Am Geburtstagsfeste des Königs von Sachsen. Den 23sten December 1819«. In: AbendZeitung, 23.12.1819; Der Erde reinstes Glück. Festspiel zur Feier der hohen Vermählung Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Sachsen Friedrich August Mitregent und Ihro Königl. Hoheit der Prinzessin von Baiern Maria Anna Leopoldine. Gedichtet von Theodor Hell. In Musik gesetzt von C. G. Reissiger. Dresden und Leipzig 1833. So wie es auf der anderen Seite auch Tieck widerfahren war, der am 27.8.1842 aus Potsdam an den Dresdner Hoftheaterintendanten von Lüttichau schrieb: »Wie ich im vorigen Jahre in den Zeitungen las, daß Sie den Winkler zum Vizedirektor ernannt hätten, – so zwang mich eigentlich mein Gefühl, meine prekäre Stelle sogleich aufzugeben. Sie selbst waren der nächste Zeuge, wie ich seit den 22 Jahren immer gegen den schädlichen Einfluß dieses Mannes gekämpft hatte. – Sie waren Zeuge, welche Abscheulichkeiten man sich gegen mich und nachher selbst gegen Sie erlaubt hatte, welche Kabalen, Anklagen, Verleumdungen usw. von ihm ausgingen.« Zit. nach Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 13. [Hervorhebung im Original]. Heinrich Laube: Moderne Charakteristiken, Bd. 2. Mannheim 1835, S. 135ff. Janus [d. i. Hermann Günther Meynert]: Charaktergemälde von Dresden, grau in grau. Für alle, welche die Elbresidenz bewohnen oder kennen zu lernen wünschen, aufgestellt. Pößneck 1833, S. 43. Vgl. Meynert, Hermann Günther [Art.]. In: Weiss, Wonneberger: Dichter, Denker, Literaten, S. 131.

»Dresdner Poesie« die beherrschende Stellung des Liederkreises in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit zusammen: Zu Dresden, in der schönen Stadt der Elbe, Wo’s gibt Tabak- und Stroh- und Versfabriken, Erhebt sich, um die Köpfe zu berücken, Ein Liederkränzlein und ein Lieggewölbe. Ist nun mit Herrn und Frau’n besetzt dasselbe, So lesen vor, Glut- Mut- Blut in den Blicken, Herr Kuhn und Fräulein Nostiz – o Entzücken! Ha! herrlich! Weg, Kritik, die fade, gelbe! Am andern Tage steht es in der Zeitung, Hells Hellheit schwademt, Kinds Kindheit ist kindisch. Dazwischen kriecht das krit’sche Beiblatt hündisch. Arnoldi sorgt fürs Geld und die Verbreitung, Zuletzt kommt Böttiger und macht Spektakel, Die Abendzeitung sei das Weltorakel.97

Versuche, wenigstens die Monopolstellung der »Abend-Zeitung« zu brechen, um einen Einfluß auf die öffentliche Meinung zu erhalten, scheiterten. Der »Literarische Merkur«, seit 1819 herausgegeben von dem Lehrer Ferdinand Lippert, Pseudonym Philippi, wurde um 1830 zum Organ der (literarischen) Opposition jungdeutscher Sympathisanten. Zwischen Januar 1830 und Dezember 1832 ergänzte die Zeitschrift »Janus« das Blatt, herausgegeben von Meynert und Lippert, der aber beide Blätter 1832 wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgeben und Dresden verlassen mußte. 98 Carus äußerte sich jetzt abfällig über die Jungdeutschen, die weder in die literarischen noch in andere Vereine aufgenommen wurden, nannte sie »Geschäftsmänner«, die sich »als Zeitungsredakteure zu Stimmführern der öffentlichen Meinung zu erheben suchten und im Politischen die Opposition zu vertreten pflegten.«99 Erst mit der allmählichen, altersbedingten Auflösung des Liederkreises gegen Ende der dreißiger Jahre in Verbindung mit dem Wandel der Zeitströmung im Vormärz, der zunehmenden Politisierung der Gesellschaft und einem Journalismus, der dem Bedürfnis nach Anteilnahme der Presse an den Fragen des Tages Rechnung trug, kam nach 1840 das Ende der »Abend-Zeitung«. Die junge Generation der Schriftsteller und Journalisten begann einen regelrechten Kampf gegen diese Bastion des Establishments. Zwei literarästhetische und gesellschaftspolitische Programme standen sich gegenüber: auf der einen Seite die epigonale, harmlose, unpolitische Poesie der Liederkreis-Dichter, die gleichzeitig eine Politik des Einverständnisses mit den herrschenden Verhältnissen betrieben, um auf diese Weise Veränderungen ins Werk zu setzen; auf der anderen Seite die Vorstellung der Jungdeutschen, als Schriftsteller ihre Stimme zu erheben und Literatur als Waffe im tagespolitischen Kampf einzusetzen.

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Heinrich Heine: Letzte Gedichte und Gedanken. Aus dem Nachlasse des Dichters. Hamburg, 4. Aufl. 1875, S. 246. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 13f. 48f.; Fleischhauer, Theodor Hell, S. 40. Zit. nach Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 77.

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Winkler nahm nun einen polemischen Teil in die Zeitung auf und setzte sich gegen die »Menzel, Wienbarg und Gutzkow«, wie ein Artikel aus dem Jahr 1835 überschrieben ist, zur Wehr.100 Er konnte auf Dauer den Schwund der Abonnenten nicht aufhalten, die mit dem Liederkreis in die Jahre gekommen waren, und mußte – symptomatisch für den Generationswechsel und den neu erhobenen Machtanspruch – die Zeitung im Jahr 1843 verkaufen. »Die veränderte Literaturrichtung, der ich mich nicht hingeben konnte, machte es notwendig«, so schrieb er am 27. Juni 1843 in einem Brief.101 Der neue Besitzer, der Leipziger Advokat Robert Schmieder, gab dem Blatt eine satirische, freisinnige Tendenz, orientiert am Jungen Deutschland, gewann Hoffmann von Fallersleben und Julius Mosen als Mitarbeiter.102 Wenige Jahre später, am 1. Januar 1847, trat der Jungdeutsche Autor Karl Gutzkow sein Engagement als Dramaturg am Dresdner Hoftheater an, was der Vizedirektor Winkler nicht mehr verhindern konnte.103 Eine andere Zeit hatte begonnen, auch in Dresden. 5.2.8. Der Verein Albina und sein Umfeld im Vormärz Die ältere Dresdner Stadtgesellschaft und ihre Dichter wurden von der neuen Stimmung in den vierziger Jahren wenig erfaßt, wie das »Album der Tiedge-Stiftung« von 1843 zeigt. 104 Zur Förderung des von Friedrich Anton Serre gegründeten Unterstützungsunternehmens alter, bedürftiger Schriftsteller versammelte es eine stattliche Anzahl Dresdner und auswärtiger Autoren.105 Hier kamen noch einmal die Überlebenden der biedermeierlichen Pseudoromantik zu Wort, des Liederkreises, der Albina und der informellen Kreise. Es dominierte Dichtung in epigonaler Manier: Sie handelte von den Freuden und Nöten des Individuums, von der Natur und den überzeitlichen Werten, schilderte kulturgeschichtliche Ereignisse. Eduard von Bülow besang »Dorothea« im »Frühlingsgarten«,106 und Carl Borromäus von Miltitz beschrieb den »Sonnenuntergang«:107

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Vgl. die Auseinandersetzungen Winklers mit den Jungdeutschen im einzelnen bei Fleischhauer, Theodor Hell, S. 40ff.; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 47ff., 111ff. An Charlotte Birch-Pfeiffer. In: Fleischhauer, Theodor Hell, S. 46. Vgl. Fleischhauer, Theodor Hell, S. 111; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 115; Abendzeitung (auch Vespertina) [Art.]. In: Weiß/Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten, S.7. Vgl. Fleischhauer, Theodor Hell, S. 110f.; Otto Baumgard: Gutzkows dramaturgische Tätigkeit am Dresdener Hoftheater unter besonderer Berücksichtigung seiner Bühnenbearbeitungen. Bonn 1915. (zugl. Phil. Diss. München 1915); Prölss, Geschichte des Hoftheaters zu Dresden, S. 502ff. Album der Tiedge-Stiftung. Gaben deutscher Schriftsteller. Gesammelt und hg. vom Comité der Tiedge-Stiftung zu Dresden. Bd. 1. Dresden 1843. Die Tiedgestiftung vergab Preise für literarische und künstlerische Werke sowie für Kompositionen, sie kaufte auch Gemälde an, um sie auszustellen; vgl. Susanne Schwabach-Albrecht: Die Tiedge-Stiftung in Dresden. In: Buchhandelsgeschichte (1997), 2, S. B 73–B 83; außerdem Dokumente StA Dresden, 12.3. Tiedge-Stiftung. Eduard von Bülow: »An Dorothea«. In: Album der Tiedge-Stiftung, S. 51. Carl Borromäus von Miltitz: »Sonnenuntergang«. Ebd. 78f.

Du sinkst, o Sonne, Deine gold’nen Strahlen Sie fallen schräger schon und blässer auf die Welt.

Ernst von Brunnow steuerte eine Ballade über »Herzog Ernst von Würtemberg«108 bei und Friedrich August Schulze ein Gedicht über religiöse »Beruhigung«:109 Feuer, Wasser, Luft und Erde, Ja, die Welt mag untergehn, Der einst sprach: »Das Alles werde!« Wird unwandelbar bestehen.

Carus veröffentlichte einen Aufsatz über Shakespeare, der 1833 nach einer Lesung des Shakespeareschen Wintermärchens durch Ludwig Tieck entstanden war.110 Eduard Gehe, der Zensor, hatte eine Erzählung nach indischen Mythen geschrieben.111 Immerhin war für Julius Mosen die Stadt Paris ein »unerschöpflicher Vulkan voll Revolutionen«.112 Doch in der andauernden Restaurationsepoche sah er »die belebende zu Thaten drängende Idee aus dem Herzen der Gesellschaft entwichen«. Und Hoffmann von Fallersleben veröffentlichte hier sein Gedicht »Ein Lied aus meiner Zeit«: Ein politisch Lied, ein garstig Lied! So dachten die Dichter mit Göthen, Und glaubten, sie hätten genug gethan, Wenn sie könnten girren und flöten Von Nachtigallen, von Lieb’ und Wein, Von blauen Bergesfernen, Von Rosenduft und Lilienschein, Von Sonne, Mond und Sternen.

Das war gegen Goethes und Schillers überpolitische Auffassung von Dichtung gerichtet, vor allem aber gegen die Tendenz der bürgerlichen Klassikrezeption, die kürzer zielte, ins Unpolitische, biedermeierlich Weltentrückte. Es war eigentlich ein Gedicht gegen die Literaturauffassung und die Epigonenlyrik des Dresdner Liederkreises und der Albina. Hoffmann von Fallersleben forderte statt Pseudoromantik die Hinwendung zur eigenen Zeit und ihren Problemen, formulierte die Position einer neuen politischen Lyrik: Ich sang nach alter Sitt’ und Brauch Von Mond, und Sternen und Sonne, Von Wein und Nachtigallen auch, Von Liebeslust und Wonne. Da rief mir zu das Vaterland: Du sollst das Alte lassen, Den alten, verbrauchten Leiertand, Du sollst die Zeit erfassen!113

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Ernst von Brunnow: Herzog Ernst von Würtemberg. Ebd., S. 92ff. Friedrich Laun: »Beruhigung«. Ebd., S. 100f. Carl Gustav Carus: »Nach Shakspeare’s »Wintermährchen«, gelesen von Tieck«. Ebd., S. 6f. Eduard Gehe: »Der Geier und die Lerche«. Ebd., S. 151ff. Julius Mosen: »Le bal Beaudouin«. Ebd., S. 114ff. Ebd., S. 49f.

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Doch die anderen auswärtigen Autoren blieben der überkommenen Ästhetik verhaftet. Gustav Schwab sang noch immer von »Mond und Stern« und »Einsamkeit«,114 Ludwig Tieck bedichtete den Schlaf115 und Johann Peter Eckermann steuerte ewige Wahrheiten über den Typus des Dichters bei.116 Am Schluß des Albums wurde dann gar »Friedrich Wilhelm IV.«117 als »Held« verherrlicht, als »Meister«, der mit dem »Volke im Verein« den Kölner Dom vollenden werde. Das Gedicht steht im Zusammenhang mit der Dombaubewegung, die seit 1840 den Fortbau des Doms als nationale Sache propagierte und den preußischen König zum Protektor gewann. Er stand im Mittelpunkt des großen Dombaufest am 4. September 1842, das kein Fest der Opposition war, sondern der Integration von »Thron, Altar und Volk«.118

5.3.

Lektüre im Verein: Lesegesellschaften in Dresden

5.3.1. Lesegesellschaften und Lesekabinette vor 1840 Lesekabinette existierten bereits im 18. Jahrhundert in Dresden,119 etwa das von dem Gelehrten Dankegott Immanuel Merkel gegründete Institut. 1794 übernahm es der Sprachlehrer Schwan. Es hielt sich anscheinend nur wenige Monate. Die Verleger Johann Christoph Arnold und H. G. Pinther gründeten nach Leipziger Vorbild 1798 das Lesekabinett Museum,120 »für die Freunde der Künste und Wissenschaften«,121 wie es in der Anzeige des Unternehmens hieß. Neben einem »Musikalienzimmer« mit Pianoforte, Violine, Flöte und der Möglichkeit zu musikalischer Unterhaltung, einem »Sprechzimmer« und einer Bibliothek mit 20000 Büchern konnte gegen Zahlung einer Gebühr von zwölf Talern im Jahr auch ein großes Lesezimmer genutzt werden, in dem »deutsche, englische und französische politische und gelehrte Zeitungen, Journale und Zeitschriften über alle Branchen der Wissenschaften und Künste und außerdem noch die interessantesten Flugschriften, Taschenbücher und andere Werke des guten Geschmacks vorräthig sind«.122 Auch wenn Arnold drei Jahre später bereits seine Anteile an Pinther verkaufte und das Lesekabinett bald darauf einging, trug es doch, wie der Literat Friedrich August Schulze in seinen Memoiren schrieb, »wesentlich zum Fortgange der allgemeinen Ausbildung bei«,123 beförderte also die Ausbreitung aufklä-

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Gustav Schwab: »Ein Wanderlied«. Ebd., S. 38f. Ludwig Tieck: »An den Schlaf«. Ebd., S. 140. Johann Peter Eckermann: »Ansichten«. Ebd., S. 137. J. Müller: Friedrich Wilhelm IV. Ebd., S. 226ff. Thomas Nipperdey: Der Kölner Dom als Nationaldenkmal. In: ders., Nachdenken über die deutschen Geschichte. Essays, München 1990, S. 189–207, hier S. 191. Über Dresdner Lesegesellschaften im 18. Jahrhundert ist nur wenig bekannt, ihre Erforschung ist ebenso ein Desiderat wie die Geschichte der Dresdner Lesekabinette. Vgl. Prüsener, Lesegesellschaften, S. 539; Hugo Colditz: Hundert Jahre Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung zu Dresden von 1790–1890. Als Handschrift gedruckt. Dresden 1890, S. 13ff. Ebd., S. 15. Ebd., S. 15f. Friedrich August Schulze: Memoiren, Bd. 1. Bunzlau 1837, S. 155.

rerischer Geselligkeit und die Entwicklung einer informierten Öffentlichkeit. Arnold gründete außerdem eine Leihbibliothek und eröffnete 1803 seine Buchhandlung, die er in den folgenden Jahrzehnten zu einer der bedeutendsten deutschen Verlagsbuchhandlungen führte. Ein weiteres Lesemuseum wurde 1810 von Carl Gottlob Blum gegründet.124 Arnold ließ das Museum 1825 noch einmal aufleben. In selben Jahr existierten in Dresden bereits 17 Leihbibliotheken, im Jahr 1850 sogar 33.125 Arnolds Museum wurde ein wichtiger Treffpunkt einheimischer Intellektueller und auswärtiger Besucher. Der Journalist Hermann Meynert, ein Kritiker des Dresdner »Cliquenwesens«, schrieb 1833: Es umfaßt den bei weitem größten Theil der gesammten wissenschaftlichen, ästhetischen und politischen Journale des In- und Auslandes, wobei besonders die Reichhaltigkeit der bekanntlich so kostspieligen englischen und französischen Journale bewundert zu werden verdient. […] Schwerlich dürfte es in ganz Dresden einen öffentlich wirkenden Gelehrten geben, der nicht Abonnent dieses Lesecirkels wäre, und schwerlich dürfte irgend ein Fremder denselben unbesucht gelassen haben, und gewiß erhält dieses Institut durch den Umstand – daß man dort alle ausgezeichnete Einheimische und Durchreisende am bequemsten sehen und nöthigenfalls sich ihnen nähern kann – ein verdoppeltes Interesse.126

Wegen zu hoher Kosten und zu geringer Benutzung mußte Arnold das Museum einige Jahre später wieder schließen.127 Es gab daneben anscheinend weitere Lesekabinette, Lesevereine und Lesezirkel, die mit den geselligen Vereinen verbunden waren.128 Seit 1832 existierte mit dem Verein Lesekreis eine Lesegesellschaft in Dresden, die auch andere soziale Schichten erreichte als die gebildeten Bürger. Unter den Gründungsmitgliedern waren überwiegend niedere Staatsdiener wie Polizei-Commissare, PolizeiActuare, Protokollanten, Canzellisten, Expedienten, Registratoren aus Polizei, Justizamt, Obersteuerbehörde und Stadtgericht.129 Der Lesekreis traf sich wöchentlich.130 Er bestand nur aus männlichen Mitgliedern. Das handschriftlich überlieferte Statut bestimmte als Vereinszweck, »sowohl durch gemeinschaftliches Lesen guter Schriftwerke in deutscher Sprache, als durch eigene Vorträge über allgemeininteressante Gegenstände der Wissenschaften und Redekünste und durch nachherige freundschaftliche Besprechung darüber, gegenseitige geistige Anregung und Erheiterung zu gewähren«.131 Unter den Vorträgen des Winterhalbjahrs 1832/33 befanden sich Referate über Andreas Gryphius, Friedrich von Matthison, Goethe, Schiller, Friedrich Ludwig Jahn.132 Daneben bestand das Lesekränzchen, dem auch Frauen und Mädchen angehörten. 124

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Vgl. Hanspach, Die periodische Presse der Stadt Dresden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, S. 68. Vgl. ebd., S. 67. Über Arnolds Museum siehe ebd., S. 68f. Janus, Charaktergemälde, S. 243f. Vgl. Hanspach, Die periodische Presse, S. 68; Colditz, Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung, S. 40f. Vgl. Hanspach, Die periodische Presse, S. 69, nähere Angaben waren nicht zu ermitteln. Vgl. Akte des Lesekreises 1832–1849. StA Dresden. Ratsarchiv, B. XVII 364c: Protokoll vom 29.9.1832. Vgl. Liederzettel 1832–1849. In: StA Dresden, Drucksammlung 184. Akte des Lesekreises 1832–1849. In: StA Dresden. Ratsarchiv, B. XVII 364c. Vgl. »Tabellarische Uebersicht der, während des Halbjahrs von Michael 1832 bis Ostern 1833 im Lesekreise bereits gehaltenen oder noch angekündigten Vorträge«. In: ebd.

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Eigene Dichtung wurde in den Vereinen selten vorgetragen, im Lesekreis dann aber auch gemeinsam besprochen, während im Lesekränzchen eher musiziert und getanzt wurde.133 Beide Vereine hinterließen zahlreiche gedruckte Lieder und Gelegenheitsgedichte zu Stiftungsfesten und anderen Feiern.134 Im November 1848 fusionierten der Lesekreis und das Lesekränzchen zum Leseverein.135 Er bestand aus 60 Mitgliedern. Im wöchentlichen Wechsel trafen sich die Männer des früheren Lesekreises und der gesamte Verein einschließlich der Frauen und Mädchen. In beiden Sitzungen kam ein Fragekasten zum Einsatz. Außerdem wurden Vorträge gehalten, wissenschaftliche im Männerkreis und schöngeistige im ehemaligen Kränzchen. Der Zweck des Vereins lag in der »geistigen, bildenden« Unterhaltung. Er wählte dazu eine zwanglose Form der Geselligkeit und versuchte, »jedem Mitgliede Gelegenheit zu geben, seine Gedanken und Meinungen über Form wie Inhalt des gesammten Vereinslebens frei aussprechen zu können«.136 Der Fragekasten sollte die Diskussion der Vereinsverwaltung sowie der Vorträge ermöglichen, auch im Jahr 1848 anscheinend mancherorts kein einfaches Vorhaben: »Die Diskussion hat sich natürlich erst allmählich herausgewagt, ist jedoch schon in gutem Flusse und wird, trotz der streng beobachteten parlamentarischen Form, schon ziemlich frei, gewandt und gemüthlich geführt.«137 Das Adreßbuch von 1869 erwähnt den Verein unter der Sparte »Vereine für gesellige Unterhaltung«, führt »lehrreiche und unterhaltende Vorträge, Musik, Theater, Tanz« für »alle Mitglieder einschließlich für Damen« als Zweck an und weist einen separaten Männerkreis für wissenschaftliche Vorträge mit anschließender Diskussion aus. Der Vorstand setzte sich aus Bildungsbürgern zusammen: Schuldirektor Heger, Oberlehrer Köhler, Buchhändler Türk, Stadtrat Unruh, Assessor Beyer. 138 Seit 1860 gehörte auch der jüdische Arzt Dr. Bernhard Hirschel dazu.139 Aus dem Jahr 1810 datiert ein Antrag zur Konzessionierung einer bereits bestehenden Israelitischen Lesegesellschaft zur Beförderung der Cultur und Wissenschaft in Dresden.140 Wie lange sie existierte, ist ungewiß. Angaben über Mitglieder, Statuten und Vereinstätigkeit sind nicht erhalten.141 Die Initiatoren des Antrags waren der Sprachlehrer David Sondheim und Julius Meyer. Ein Lesezimmer sollte eingerichtet, jüdische und nichtjüdische Zeitschriften abonniert werden. Vorlesungen in hebräischer

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Vgl. Der Leseverein zu Dresden. In: Dresdner Tageblatt, 1.2.1848. Vgl. StA Dresden, Drucksammlung 184. Vgl. ebd., auch für das Folgende; außerdem die Meldung des Vereins bei der Kreishauptmannschaft Dresden; SächsHStaA, Kreishauptmannschaft Dresden 1100 B 622 Vol. 6: Verzeichnis der seit dem Bericht vom 28. August a.c. [1850] angezeigten Vereine und Versammlungen [6.11.1850], mit Nennung der Vorstandsmitglieder. Der Leseverein zu Dresden. In: Dresdner Tageblatt, 1.2.1848; vgl. auch Satzungen des Lesevereins. Redigirt im Jahr 1856. [StA Dresden, Drucksammlung 184]. Ebd. Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch Dresden 1869, S. 143ff.; weitere Angaben konnten nicht ermittelt werden. Vgl. Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 512; zu Hirschel vgl. Christina Domke: Der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel (1815–1874) und seine Verdienste um die Geschichte der Medizin. Med. Diss. Dresden 1986. Vgl. StA Dresden, Ratsarchiv C.XXXII, Nr. 50. Vgl. das Folgende auch bei Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 537ff.

und deutscher Sprache über moralische, religiöse und kulturgeschichtliche Fragen sollten das Programm ergänzen. Frauen und Angehörige der Unterschichten waren als Mitglieder zugelassen. Letztere sollten zu »besseren Menschen«142 gebildet werden. Vermutlich fand er eine Fortsetzung in dem Studien- und Diskussionskreis, den 1824 junge Juden gründeten, um historische, philosophische und religiöse Fragen zu erörtern.143 Möglicherweise bildete die jüdische Lesegesellschaft die Grundlage des 1833 gegründeten geselligen Vereins Union, der ebenfalls über Lesezimmer, Zeitungen und Bücher verfügte.144 5.3.2. Politisierung im Vormärz: das Literarische Museum Im Herbst 1842 gründeten Hermann Franck, das Albina-Mitglied Ernst von Brunnow und Arnold Ruge das Literarische Museum, ein weiteres als Verein organisiertes Lesekabinett.145 Lese- und Sprechzimmer waren zunächst im Café Français eingerichtet, ab 1843 in Engels Restauration am Postplatz, wo in den frühen vierziger Jahren bereits die noch seltenen liberalen Zeitungen auslagen.146 Der Dramatiker und Publizist Ruge hatte zusammen mit dem Literarhistoriker Theodor Echtermeyer die »Halleschen Jahrbücher« herausgegeben. Als sie 1841 von der preußischen Regierung verboten wurden, gingen sie nach Dresden. Der führende Minister Bernhard August von Lindenau, mit dem Ruge seit 1836 befreundet war, begrüßte den Wechsel.147 Sie nannten ihre Zeitschrift nun »Deutsche Jahrbücher für Kunst und Wissenschaft«. Das linksliberale Publikationsorgan, in dem auch Gutzkow veröffentlichte, erschien bis zum Verbot 1843 in Dresden. Ruge, der bald Stadtverordneter und Mitglied der Polizeikommission wurde, 1848 Abgeordneter der Nationalversammlung in Frankfurt und Führer der äußersten Linken, traf sich im Mai 1843 in Dresden mit Karl Marx, um die Herausgabe der »DeutschFranzösischen Jahrbücher« vorzubereiten.148 Für die Vertreter der älteren Bürger- und der Hofgesellschaft wie Carus und Prinz Johann waren Ruge und Echtermeyer literarische Jakobiner. Den Entzug der Zeitungskonzession unter dem Minister Koenneritz begrüßte man ausdrücklich. Das Literarische Museum scheint nach der gescheiterten Revolution von 1849 aufgelöst worden zu sein.

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StA Dresden, Ratsarchiv C.XXXII, Nr. 50, Bl. 7b. Vgl. Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 389. Vgl. ebd., S. 541ff. Vgl. Brief von Arnold Ruge an Ludwig Ruge, Dresden, 26.9.1842. Arnold Ruge: Briefwechsel und Tagebücher aus den Jahren 1825–1880. Hg. von Paul Nerrlich. Bd. 1: 1825–1847. Berlin 1886, S. 281; Arnold Ruge: Aus früherer Zeit. Bd. 4: Die Philosophie und ihre Befreiung. Berlin 1867, S. 535ff. Vgl. Programm. Einladung zum Eintritt in ein hier gebildetes literarisches Museum. In: StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 144: Gesellschaft des Dresdner literarischen Museums; vgl. auch Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 113f. Vgl. Ebd., S. 112; Ruge, Aus früherer Zeit, Bd. 4, S. 524ff. Vgl. Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 143.

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5.3.2.1. Mitgliederstruktur Die Gesellschaft war sozial »nicht exklusiv«.149 Allerdings konnten nur Männer als Mitglied aufgenommen werden. Der Beitritt erfolgte nach Anmeldung durch ein Mitglied beim Vorstand und durch Zahlung eines Jahresbeitrags. Zu den 61 Unterzeichnern des Gründungsaufrufs gehörten neben Ruge, Brunnow und Franck der russische Anarchist Michail Bakunin, der in Ruges »Jahrbüchern« unter dem Pseudonym Jules Elysander publizierte, der Kapellmeister Karl Gottlieb Reißiger, Ernst Rietschel, der Musiker Friedrich Wieck, aber auch Karl Eduard von Bülow aus dem Carus-Kreis sowie der Advokat Dr. Gustav Blöde, der im Mai 1849 zu den Mitgliedern der provisorischen Regierung gehörte. Außerdem beteiligte sich der Kreuzschullehrer, Autor und Prinzenerzieher Hermann August Köchly, der diese Regierung vom Balkon des Rathauses ausrief. Es kam noch zu Berührungen zwischen alter und neuer Gesellschaft. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehörten unter anderem drei Musiker, acht Ärzte, fünf Advokaten, ein Jurist, drei Musiker, drei Hofräte, fünf Professoren, vier Lehrer, ein preußischer Generalmajor, zwei Kammerherren und 14 Doktoren ohne berufliche Spezifizierung. Als späteres Mitglied wird der Lehrer am Kreuzgymnasium, Karl Gustav Helbig, genannt.150 Neben acht Adeligen befanden sich auch vier Juden unter den Mitgliedern: Julius Mosen sowie die Ärzte Bernhard Hirschel,151 Gustav Gerson und Joseph Elb.152 Im zweiten Drittel des Jahrhunderts war nur eine schmale Schicht von Juden in die Vergesellschaftungsprozesse des Bürgertums einbezogen.153 Hoffmann von Fallersleben hielt sich während seines kurzen DresdenAufenthaltes nach der Flucht aus Breslau als Gast im Literarischen Museum auf.154 5.3.2.2. Organisation des Vereins In dem Programm »Einladung zum Eintritt in ein hier gebildetes literarisches Museum« (1842) heißt es: Schon seit langer Zeit wird in hiesiger Stadt der Mangel eines zweckmäßig eingerichteten und ohne Weiteres zugänglichen Lesecabinets empfunden, in welchem für den Bedarf nach einheimischen und fremden politischen, wissenschaftlichen, artistischen und literarischen Zeitschriften auf umfassende und die verschiedene Wünsche und Ansprüche befriedigende Weise gesorgt wäre.155

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Programm. Einladung zum Eintritt in ein hier gebildetes literarisches Museum. In: StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 144: Gesellschaft des Dresdner literarischen Museums. Vgl. Hans Stegmann (Hg.): Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz. Nach der Handschrift in der Dresdner Stadtbibliothek. Dresden 1929. (Jahresgabe der Vereinigung der Bücherfreunde in Dresden 1929), S. 20. Hirschel war auch Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis, des Gymnasialvereins und des Turnvereins, vgl. Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 511. Gerson war auch Mitglied der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, vgl. ebd. Vgl. die Befunde auch für andere Vereine bei Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 511ff. Vgl. Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Hannover 1868, S. 58. StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 144: Gesellschaft des Dresdner literarischen Museums.

Das Unternehmen war auf das »Interesse an der Gegenwart«, auf »Neuheit« 156 der Journale gerichtet und ausdrücklich als öffentliche Plattform für geselligen Verkehr und Diskussion aktueller Ereignisse geplant, im Gegensatz zu Lesezirkeln, indem Jedermann wohl fühlt, daß diese häusliche Art von öffentlichen Dingen Kunde zu nehmen nicht die geeignete und daß die Einsamkeit nicht das rechte Element zur Beschäftigung mit Gegenständen ist, für die das Interesse vorzugsweise ein gemeinsames genannt werden muß.157

Das Literarische Museum war als Verein organisiert. Das Programm bestimmte die Wahl eines Vorstands von drei Personen durch die Versammlung aller Mitglieder. Die Statuten nannten als Vereinszweck unter § 1: Die Gesellschaft des Dresdener literarischen Museums ist eine Privatgesellschaft von Männern zur Begründung und Erhaltung eines möglichst zugänglichen, umfassenden und für die Theilnehmer wohlfeilen Institutes zum Lesen und Benützen der vorzüglichern in- und ausländischen Zeit- und Flugschriften in einem gemeinschaftlichen Lokale unter nachfolgenden Bedingungen.158

5.3.2.3. Einfluß auf die Mitglieder und Wirkung nach außen Zeugnisse über die Wirkung der Vereinstätigkeit auf die Mitglieder sind nicht überliefert. Im Vormärz wirkte die Einrichtung allerdings als Vorbereitung der allgemeinen Politisierung, als Informationsquelle und Nachrichtenbörse. Hier liefen die Zeitungen aus Frankreich ein, wurden liberale Blätter gelesen. Die Einrichtung eines Sprechzimmers begünstigte die Erweiterung des Museums zu einem politischen Debattierclub, dessen Mitglieder sich demokratisch, republikanisch, kommunistisch oder anarchistisch orientierten.159 Diese Veränderungen bedeuteten eine neue Qualität in der bisher auf Konsens ausgerichteten Bürgergesellschaft, die aus dem Biedermeier herüberragte. 5.3.2.4. Stellung im Netzwerk der Vereine Bedeutende Mitglieder des Literarischen Museums standen in Verbindung zu liberalen Zirkeln und Vereinen, die auf Reformen zielten, auf Teilhabe an der bürgerlichen Öffentlichkeit, an gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. So bestand personelle Verflechtung bis 1844 mit dem liberalen Zirkel um Julius Mosen. Der Kreuzschullehrer Köchly setzte sich von 1845 bis 1850 für eine Gymnasialreform ein, die die Ausbildung mehr an praktischen Erfordernissen orientierte als an altsprachlich-humanistischer Tradition. Zur Durchsetzung dieser Ziele veröffentlichte er unterstützende Schriften und gründete 1846 den Gymnasialverein, dem aus den Reihen des Literarischen Museums

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Ebd. Ebd. Statuten der Gesellschaft des Dresdner literarischen Museum 1846. Neu redigirt und genehmigt durch die Generalversammlung vom 29. December 1845. Dresden 1846. In: StA Dresden, 17.2.1. Drucksammlung A 144: Gesellschaft des Dresdner literarischen Museums. Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 20.

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auch der Publizist Ludwig Wittig beitrat.160 Er war Herausgeber der »Dresdner Zeitung«, deren Redaktionsräume einen Treffpunkt der Demokraten bildeten, er selbst wurde zu einem Aktivisten der Revolution in Dresden.161 Beide waren zudem Mitglied des Turnvereins, des Gesangsvereins Liederkranz und des Lesekreises.162 Die politisierten Mitglieder des Literarischen Museums beeinflußten 1848 auch die Montagsgesellschaft, den führenden Dresdner Verein dieser Zeit, in dem Künstler, Schriftsteller, Musiker mit Bildungsbürgern zusammenkamen. Sie fanden sich auch in den neuen politischen Vereinen wieder.

5.4.

Die Künstler und die Politik: die Montagsgesellschaft bis zur Revolution 1849

5.4.1. Entstehung und Geschichte Im Verlauf der dreißiger Jahre hatte die Vormachtstellung des Liederkreises und der Albina in der Dresdner Öffentlichkeit abgenommen. Jüngere, kritische Intellektuelle traten jetzt auf den Plan, die nicht mehr ohne weiteres einverstanden waren mit dem status quo der Machtverteilung innerhalb der städtischen Gesellschaft und die darüber hinaus interessiert waren an tagesaktuellen, politischen Fragen. Auch sie bedienten sich der erfolgreichen Organisationsform der älteren Bürgergesellschaft: Im Vormärz organisierten sie sich ebenfalls gesellig, bevor sie in der Revolution zu Demokraten, Republikanern, Anarchisten wurden oder konservativ blieben. Eine informelle Künstlergesellschaft existierte seit Ende der dreißiger Jahre um Ernst Bendemann, Julius Hübner, Karl Gottlieb Peschel, Ludwig Richter, Robert Reinick, die sich »allabendlich in einem Kaffeehause«163 trafen und die nach einiger Zeit einen Gesellschaftskreis bildeten, der sich in einem gemieteten Lokal über beinahe 20 Jahre im Winter wöchentlich traf. Einmal im Monat wurde ein Komponierabend angesetzt, auf dem jeder Teilnehmer eine Zeichnung (»Komposition«) mitbringen mußte, die dann von allen Anwesenden kritisiert wurde. Es entstanden aus diesem Kreis Dichtungen und Illustrationen.164 Diese Künstler gehörten auch zum Zirkel um den

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Köchly setzte sich für eine Stärkung der deutschen Sprache gegenüber Latein ein, und er veröffentlichte unterstützende Schriften, die im Verlag der Arnoldischen Buchhandlung erschienen; vgl. Hermann August Köchly: Zur Gymnasialreform. Theoretisches und Praktisches. Dresden 1846; ders.: Vermischte Blätter zur Gymnasialreform. Eigenes und Fremdes. Dresden, Leipzig 1847; ders.: Vermischte Blätter zur Gymnasialreform. Heft 2/3. Enthaltend die 20 Einzelberichte und den Schlussbericht des Gymnasialvereins zu Dresden. Dresden 1848. Außerdem hinterließ er ein umfangreiches altphilologisches Werk; vgl. auch Wollgast, Das kulturhistorische Dresden, S. 23f. Vgl. Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 152. Vgl. Jäckel, Im Banne Preußens, S. 143. Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 388. Vgl. ebd. S. 389; vgl. die Werke Die Ammen-Uhr. Aus des Knaben Wunderhorn. In Holzschnitten nach Zeichnungen von Dresdener Künstlern. Leipzig [1843]; ABC-Buch für kleine und große Kinder gezeichnet von Dresdner Küstlern. Mit Erzählungen und Liedern von Robert Reinick, und Singweisen von Ferdinand Hiller. Leipzig 1845.

Komponisten Ferdinand Hiller und seine Frau, deren Haus seit 1843 der Mittelpunkt der neuen städtischen Geselligkeit war.165 Neben österreichischen Literaten, polnischen Emigranten und Franzosen trafen sich hier auch Berthold Auerbach, der 1846 in Hillers Haus wohnte, Robert Schumann, Gottfried Semper, Richard Wagner166 sowie Vertreter des »Fortschritts«: Mosen, Ruge und Bakunin. Im Winter 1845 gründete Hiller das Kränzchen, einen engeren Zirkel aus Besuchern seines Salons. Man traf sich nach Vorbild des Dresdner Liederkreises einmal in der Woche abwechselnd in der Wohnung eines Teilnehmers.167 Zum Kreis gehörten Bendemann, Hübner, Semper, Schumann, Rietschel, Auerbach. Neben gehobener Geselligkeit war die Intensivierung des künstlerischen Austausches Ziel der Zusammenkünfte. Richard Wagner las hier am 17. November 1846 aus »Lohengrin« vor,168 Auerbach aus dem Manuskript von »Die Frau Professorin«.169 Reinick schrieb für Hiller das Libretto zur Oper »Konradin« (1846), Auerbach, Bendemann und Rietschel beurteilten den Text.170 Im Winter 1846 erweiterte sich dieser Kreis um Hiller, und eine geschlossene Gesellschaft konstituierte sich am 8. Dezember 1846, die allwöchentlich in einem besonderen Gastzimmer des Restaurants Engel zusammenkam. Dieser literarisch-gesellige Verein nannte sich nach dem Tag der Zusammenkunft Montagsgesellschaft.171 Im Frühjahr 1848 wurde sie »durch die Zeitereignisse aufgelöst«,172 im Herbst 1849 neu gegründet und bestand bis 1879.

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Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 17f.; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 68; Jäckel, Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand, S. 37f.; die zeitgenössische Schilderung von Alfred Meißner: Dresden im Herbst 1846. In: Die Gegenwart 22 (1883), Nr. 47, S. 328; Friedrich Pecht, Aus meiner Zeit, Bd. 1, S. 285ff.; Hiller selbst verkehrte auch bei Carus und dem Theaterintendanten Wolf August von Lüttichau, am 22. Februar 1847 spielte er zusammen mit dem Schauspieler Eduard Devrient vor der Hofgesellschaft, vgl. Eduard Devrient: Aus seinen Tagebüchern. Berlin und Dresden 1836–1852. Hg. von Rolf Kobel. Weimar 1964, S. 378. [Tagebuch vom 22.2.1847] Wagners Anstellung als Kapellmeister hatte Karl Gottfried Theodor Winkler vermittelt, der ein alter Freund der Familie Wagner war. Außerdem hatte Wagner während des Jahres 1841 für die bereits verblassende »Abend-Zeitung« Korrespondenzberichte aus Paris geschrieben, Vgl. Richard Wagner: Mein Leben. Erste authentische Veröffentlichung. München 1963, S. 224, 234ff., 265, 294, 375ff.; vgl. auch Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 111. Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 18, Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 69ff. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 68. Vgl. Anton Bettelheim: Berthold Auerbach. Der Mann. Sein Werk. Sein Nachlaß. Stuttgart, Berlin 1907, S. 190; dazu die Schilderung der Lesung bei Alfred Meißner: Dresden im Herbste 1846. Rückblicke. In: Die Gegenwart 22 (1882), Nr. 47, S. 342ff. Vgl. Brief von Reinick an Franz Kugler, Dresden, 6.6.1846. Johannes Höffner (Hg.): Aus Biedermeiertagen. Briefe Robert Reinicks und seiner Freunde. Bielefeld, Leipzig 1910, S. 147. Vgl. Rolf Parr: Montagsgesellschaft. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 334–340; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 76ff; Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz; ders.: Die Dresdner Montagsgesellschaft 1846–79. In: Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 4 Jg. 1927, S. 166–171; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 58; die zeitgenössische Schilderung bei Pecht, Aus meiner Zeit, Bd. 1, S. 290. Mitgliederverzeichniß der Dresdener Montagsgesellschaft 1852. Dresden 1852.

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Die Aktenüberlieferung beginnt erst im Herbst 1849, so daß für die Frühzeit des Vereins auf Lebenserinnerungen und Briefe Beteiligter zurückgegriffen werden muß.173 5.4.2. Mitgliederstruktur Auch der Mitgliederbestand der ersten Phase kann deshalb nur erschlossen werden. Neben den genannten Teilnehmern des Kränzchens gehörten dazu: der Kapellmeister Reißiger, die Maler Ludwig Richter,174 Alfred Rethel, August Grahl, Karl Gottlieb Peschel, Arthur von Ramberg (München), Ferdinand von Rayski, Friedrich Pecht, Julius Schnorr von Carolsfeld, der Historienmaler Rudolph Friedrich Meyer und der Bildhauer Ernst Julius Hähnel, der Kammermusiker Moritz Fürstenau, die Schriftsteller Gustav Freytag, Otto Ludwig, Berthold Auerbach, Julius Hammer, Karl Gutzkow, Robert Reinick, Eduard Devrient, die Lehrer Julius Klee175 (Rektor des Kreuzgymnasiums) und Karl Gustav Helbig (Konrektor des Kreuzgymnasiums), der Eisenbahndirektor und Publizist Max Maria von Weber sowie der Verleger und Schriftsteller Julius Fröbel,176 der später in der Frankfurter Nationalversammlung eine bedeutende Rolle spielte.177 Möglicherweise gehörten auch Ludwig Wittig und der Landtagsstenograph Franz Jakob Wigard, der später ebenfalls in die Nationalversammlung gewählt wurde, zur Montagsgesellschaft. Als auswärtige Mitglieder der politisierten Phase ab 1848 werden auch Karl Biedermann178 und Otto Koch genannt. Biedermann war Professor in Leipzig, Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung und Führer der Erbkaiserpartei, außerdem Mitglied des Sächsischen Landtags. Der Rechtsanwalt Koch war in Leipzig bis 1848 nationalliberaler Stadtverordneter, dann Abgeordneter der Nationalversammlung, Mitglied des sächsischen Landtags und zwischen 1849 und 1876 Bürgermeister.179 Sie nahmen an Sitzungen der Montagsgesellschaft teil, wenn sie sich in politischen Geschäften in 173

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Vgl. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 21, vermutet, daß entweder vor 1849 noch keine Vereinsakten geführt wurden oder sie in der Revolutionszeit vernichtet wurden. Vgl. Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 389. Vgl. [A.] Hölbe: Julius Ludwig Klee. Sein Leben, Character und seine wissenschaftliche Bedeutung. Ein Vortrag. Nebst einer Auslese von ungedruckten hinterlassenen Gedichten und einem Auszug aus seiner Abhandlung »Ueber das Schlagen«. Dresden 1867. Vgl. Rainer Koch: Demokratie und Staat bei Julius Fröbel. 1805–1893. Liberales Denken zwischen Naturrecht und Sozialdarwinismus. Wiesbaden 1978. (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 84, Abteilung Universalgeschichte) (Zugl. Phil. Diss. FU Berlin 1974) Nach Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz; ders.: Die Dresdner Montagsgesellschaft 1846–79; Reinhold Sietz: Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel. (1826–1861) Beiträge zu einer Biographie Ferdinand Hillers. Köln 1958. (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 28), S. 62; Parr/Almai: Montagsgesellschaft, S. 334–340. Vgl. Richard J. Bazillion: Modernizing Germany. Karl Biedermann’s career in the Kingdom of Saxony, 1835–1901. New York u.a. 1990. (American university studies 9; 84) Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 24.

Dresden aufhielten. Anders als im Liederkreis waren Frauen weder als Gäste noch als Mitglieder zugelassen. Der Gesellschaft gehörten mindestens drei Mitglieder jüdischer Herkunft an: Hiller, Bendemann und Auerbach. Im Umfeld der Montagsgesellschaft vor 1848 findet sich der zum Protestantismus konvertierte Bankier Martin Wilhelm Oppenheim. Als Mitglied wurde er jedoch erst 1851 aufgenommen.180 Gottfried Semper baute 1839 für ihn ein Landhaus, 1845 bis 1848 ein Stadtpalais. Wohl durch Oppenheims Fürsprache erhielt Semper 1840 auch den Auftrag für den Bau der Dresdner Synagoge, die zu einer Art Prototyp des emanzipierten Judentums der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde.181 Oppenheim scheint auch gute Beziehungen zu anderen Mitgliedern der Montagsgesellschaft gehabt zu haben. So schreibt etwa Robert Reinick an Ferdinand Hiller, der bereits 1847 als Kapellmeister nach Düsseldorf berufen wurde: »Sonst ist im Kreise unserer gemeinschaftlichen Freunde alles wohl. Bei Oppenheims war ein großer Ball, ebenso bei Bendemanns.«182 Hiller stand auch in Verbindung zu dem jüdischen Bankier Carl Kaskel, der ihn anscheinend bei der Finanzierung einer Konzertreihe unterstützte.183 Das Haus Kaskel war der Musik verbunden. Chopin hatte 1835 bei einem Besuch in Dresden hier gespielt, auch Clara Wieck trat gelegentlich auf. Wolf Graf Baudissin, Schnorr von Carolsfeld und Carus gehörten zu seinen Gästen. Carl Kaskel komponierte selbst, schrieb Konzertkritiken und korrespondierte mit Robert Schumann. Der Montagsgesellschaft gehörte er anscheinend nicht als Mitglied an. Aus seinem Geldinstitut ging 1872 die Dresdner Bank hervor. 184 Die Familien Oppenheim und Kaskel spielten eine große Rolle in der Dresdner Gesellschaft. In ihren Salons wurden mehr noch als bei Hiller neue Ideen jeder Richtung aufgenommen.185 Erschlossene Mitgliederstruktur vor 1849: Beruf Schriftsteller Maler und Bildhauer Architekt Musiker

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Vgl. StA Dresden, Ratsarchiv, A. XXIV. 72x, Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849– 1879, Bl. 9f. Vgl. Heidrun Laudel: Die Synagoge in Dresden – ein früher jüdischer Kultbau des 19. Jahrhunderts – erbaut von Gottfried Semper. In: Zwischen Integration und Vernichtung. Jüdisches Leben in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert (Dresdner Hefte 14 (1996), H. 45), S. 27–36, hier 27f.; Helen Rosenau: Gottfried Semper and German Synagogue Architecture. In: Leo Baeck Institute Year Book 22 (1977), S. 237–244. Brief aus Dresden, 15.2.1848, vgl. Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 165. Vgl. Sietz, Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel, S. 64; Wagner, Mein Leben, S. 398. Vgl. Felix Kaskel: Vom Hoffaktor zur Dresdner Bank. Die Unternehmerfamilie Kaskel im 18. und 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Unternehmergeschichte 28 (1983), S. 159–187, hier 180ff.; Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anläßlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001. Dresden 2002, S. 183ff. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 74. Die Bedeutung dieser Familien im Dresdner Großbürgertum ist noch nicht hinreichend erforscht, Ansätze finden sich in: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde. Hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Dresden 2001.

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Beruf Lehrer Eisenbahndirektor Stenograph Professor Rechtsanwalt Gesamt Adel Juden

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Die Montagsgesellschaft begann ihre Tätigkeit als literarisch-geselliger Verein, der überwiegend von Künstlern, Musikern und Schriftstellern geprägt war. Sie waren zu einem großen Teil im Staatsdienst tätig (Kunstakademie, Hofkapelle, Hoftheater). Es bestand eine Nähe zum aufgeklärten Judentum. Adel und Frauen spielten keine Rolle. Angehörige der älteren Gesellschaftsschicht, Carus oder Baudissin beispielsweise, die zwar im Hause Hillers verkehrten, etwa zu Veranstaltungen wie einer Lesung Auerbachs eingeladen wurden,186 gehörten nicht dazu. 5.4.3. Organisation des Vereins und Einfluß auf die Mitglieder Statuten sind nicht überliefert. Ein Vorstand existierte nicht, nur ein Geschäftsführer, der Protokolle der Sitzungen anfertigte. Aufnahme von neuen Mitgliedern erfolgte anscheinend auf Vorschlag eines Mitgliedes durch Abstimmung.187 Eine Geschäftsordnung gab es nicht. Die Montagssitzungen waren informell organisiert, hatten gemeinsame Mahlzeiten, Gespräche und Diskussionen zum Inhalt. In der Montagsgesellschaft kam die jüngere Generation zusammen, die nach eigenen künstlerischen Wegen suchte. Richard Wagner beschreibt in seinen Lebenserinnerungen diese »disparaten künstlerischen Elemente Dresdens«188 kritisch, ihre Auseinandersetzungen, in denen Fragen der Musik, Literatur und bildenden Kunst ineinanderflossen, den »weinerlichen Schulmeisterton« Schnorr von Carolsfelds etwa, der »in altdeutschen Sagen gut bewandert«189 gewesen sei, oder den damals berühmten Bildhauer Hähnel, den er für affektiert hielt: »Er sprach gern Kunstansichten und Urteile aus, von denen ich mir nicht recht sagen konnte, ob eigentlich etwas dahinter sei.«190 Wagner befreundete sich mit Pecht und Rietschel, entzweite sich mit Gutzkow »über die Verwendung der Musik zur melodramatischen Beihilfe im Schauspiel«,191 hatte »leidenschaftliche Erörterungen« mit Semper: Er hielt mich beständig für den Repräsentanten einer mittelalterlich katholizisierenden Richtung, die er oft mit wahrer Wut bekämpfte. Sehr mühselig gelang es mir, ihn endlich dahin zu

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Vgl. Anton Bettelheim: Berthold Auerbach. Der Mann. Sein Werk – Sein Nachlaß. Stuttgart, Berlin 1907, S. 190. Vgl. Adolf Stern: Otto Ludwig. Ein Dichterleben. In: Otto Ludwigs gesammelte Schriften. Bd. 1, hg. von Adolf Stern, Leipzig 1891, S. 340. Wagner, Mein Leben, S. 398. Ebd., S. 377. Ebd. Ebd., S. 381.

belehren, daß meine Studien und Neigungen eigentlich auf das deutsche Altertum und die Auffindung des Ideales des urgermanischen Mythus ausgingen. So wie wir nun in das Heidentum gerieten und ich ihm meinen Enthusiasmus für die eigentliche Heldensage kundgab, ward er ein ganz anderer Mensch, und ein offenbares großes und ernstes Interesse begann uns jetzt in der Weise zu vereinigen, daß es uns zugleich von der übrigen Gesellschaft gänzlich isolierte.192

Die von Hiller beabsichtigte künstlerische Anregung blieb im ganzen wohl schwach, so behauptet jedenfalls Wagner im Rückblick: Trotz aller Kollegialität des reichen Künstlerkreises kam es sonst nämlich niemals zu dem, was ich hier meine, und es war im Grunde genommen eigentlich immer, als ob keiner etwas von dem anderen hielte. […] Über die verschiedenen Werke der versammelten Meister hörte ich an unsern geselligen Abenden auch nie die mindeste Besprechung, ja nur Erwähnung, und bald zeigte es sich überhaupt, daß sämtliche Teilnehmer nicht wußten, was sie miteinander sprechen sollten.193

Weitere erhellende Zeugnisse über die Montagsgesellschaft vor 1848/49 fehlen. Deshalb ist nicht zu klären, ob die politische Tendenz, die den Verein im Revolutionsjahr erfaßte, von der allgemeinen Politisierung der Gesellschaft herrührte oder erst durch die Aufnahme radikaler Mitglieder des Literarischen Museums befördert wurde. Köchly, Blöde, Helbig und Bakunin gaben der Montagsgesellschaft jedenfalls eine deutlich linke Tendenz.194 Köchly und Helbig führten auch Julius Fröbel ein. Der Verleger hatte Kontakte zu Arnold Ruge, Georg Herwegh und Eduard Devrient195 und veröffentlichte 1846 mit »Neue Politik« eine Theorie der Demokratie. Devrient schildert im Tagebuch die Verbindung zwischen Literarischem Museum und Montagsgesellschaft: die Information über aktuelle Ereignisse in den dort ausliegenden Zeitungen, die Diskussion dieser Ereignisse in der Montagsgesellschaft.196 Stegmann hat auf das Zusammenspiel von Literarischem Museum und Montagsgesellschaft als »Herd der Revolution« 197 hingewiesen und Vergleiche zur Situation in Wien angestellt, wo der Juridisch-politische Leseverein und die literarische Gesellschaft Concordia im Vorfeld von 1848 eine ähnliche Rolle spielten.198 Karl Biedermann schildert das Literarische Museum als Nachrichtenbörse, in der er in den Märztagen des Jahres 1848 »Abgeordnete von der entschiedenen Linken und anderer Mitglieder dieser Partei aus verschiedenen Theilen des Landes«199 traf. Der Maler Friedrich Pecht berichtet über die zunehmende Politisierung der Montagsgesellschaft: Da wurden denn alle möglichen Kunst- und Zeitfragen durchgesprochen und die Probleme theoretisch erörtert, die gar bald sich auf der Straße in blutige Praxis umwandeln sollten. Die

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Ebd., S. 378. Ebd. Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 20. Vgl. Eduard Devrient: Aus seinen Tagebüchern. Berlin und Dresden 1836–1852. Hg. von Rolf Kobel. Weimar 1964, S. 377. [Tagebuch vom 15.2.1847 über einen Besuch bei Fröbel]. Vgl. ebd., S. 417ff., 468ff. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 21. Vgl. ebd.; Peter Eppel: Concordia soll ihr Name sein ...125 Jahre Journalisten- u. Schriftstellerverein »Concordia«. Eine Dokumentation zur Presse- u. Zeitgeschichte Österreichs. Wien, Köln 1984; Wilhelm Brauneder: Leseverein und Rechtskultur. Der Juridisch-Politische Leseverein zu Wien 1840–1990. Wien 1992. Karl Biedermann: Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 1. Breslau 1886, S. 284.

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verwegenste demokratisch-sozialistische Anschauung vertrat Fröbel mit einem einnehmenden Wesen, das bei aller Verträglichkeit und humanen Bildung doch zuletzt auch vor den stärksten Konsequenzen nicht Halt machte. […] Semper, der übrigens selten erschien, war entschiedener Republikaner, Richard Wagner auch, doch wollte er das Haus Wettin mit der erblichen Präsidentschaft seiner sächsischen Republik betraut sehen, und so gab es bald keine Staatsform, bis auf die reine Anarchie, die nicht ihre Vertreter gefunden hätte. Am angenehmsten war bei solchen Diskussionen Freytags Art, der, alle Fragen mit Humor behandelnd, zu schroffe Konsequenzen dadurch bald ad absurdum führte, so daß sich der drohende Konflikt in allgemeine Heiterkeit auflöste.200

Auch Gäste der Montagsgesellschaft, die von außerhalb kamen, trieben die Politisierung voran, Georg Herwegh, Robert Prutz oder Hoffmann von Fallersleben etwa. Friedrich Pecht schreibt über den März 1848: So erregten die erst aus Wien, dann auch Berlin eintreffenden Nachrichten von den dortigen Aufständen alle Welt, auch in Dresden, aufs höchste. Ich erinnere mich noch, wie in einem ruhigen Leseverein, den ich damals besuchte, spät abends ein Mann eingeführt ward, der direkt von dem Barrikadenkampf in Berlin kam, wo sich denn die ganze Gesellschaft sofort um ihn drängte, ihn zwang, auf einem Stuhl zu stehen und uns die Vorgänge, denen er beigewohnt, zu erzählen, während wir dann die Berichte vom Heldenmut der Kämpfer mit einstimmigen Jubelrufen begrüßten.201

Wie viele Vereine ließ die Montagsgesellschaft unter dem Eindruck der Ereignisse die Geselligkeit ruhen und wurde zu einem Diskussionsforum der politischen Entwicklung. Eduard Devrient notierte am 21. Februar 1847 im Tagebuch: In der Montagsgesellschaft. Rietschel wollte die österreichischen Zwangsmittel und die barbarischen Metzeleien, welche sich in der Lombardei vorbereiteten, verteidigen. Ich wurde natürlich sehr warm. Wie borniert sind die Meinungen der besten Leute noch, und man wundert sich, daß der politische Fortschritt so langsam geht.202

Und eine Woche später: »Tumulte in Paris. Nach dem Tee in der Montagsgesellschaft. Da erfuhr ich Louis Philipps Abdankung infolge gesteigerter Unruhen. Der starke Umschwung der Dinge beschäftigte das Gespräch lebhaft.«203 Dann am 6. März 1848: »Abends in der Montagsgesellschaft. Von Politik kamen wir auf tumultuarische Debatte über den Sozialismus.«204 Und am 17. April 1848: Nach dem Tee in der Montagsgesellschaft, wo ich mit Kaufmann nochmals und gründlich über den Republikanismus und Sozialismus disputierte, um diese Ansichten kennenzulernen. Dem Prinzip nach sind wir ihnen nicht fremd. Aber sie treiben eben die Verstandeskonsequenz bis aufs äußerste.205

Es wurden nicht mehr nur die Ereignisse in Paris, Wien oder Berlin diskutiert, sondern die politische Auseinandersetzung nahm allgemeine Züge an. Man suchte nach Ideen für die Zukunft der Gesellschaft und des Landes. Gegensätze wurden bald sichtbar,

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Pecht, Aus meiner Zeit, S. 290f. Ebd., S. 305. Devrient, Aus seinen Tagebüchern, S. 417. Ebd., S. 418. Ebd., S. 420. Ebd., S. 431.

widerstreitende Meinungen traten zutage, auch Abneigung gegen die Politisierung. So zog sich etwa der Bildhauer Rietschel zurück, wie er in einem Brief vom 29. März 1848 an Ferdinand Hiller berichtet: In den Montagsverein komme ich jetzt gar nicht, man hört den ganzen Tag Politik, daß einem dort der Kopf durch die extremsten so wüst wird. Es thut mir jetzt wohl, nach aufgeregten Tage Abends allein und still zu Hause zu sitzen, zu lesen und auszuruhen.206

Auch Ludwig Richter nahm Abstand, bereits im Januar 1847 hatte er notiert: Im Kunstleben gibt’s hier unendlichen Zank und Parteisucht, dergleichen im kirchlichen Leben, und wo sonst nicht! Ich habe das herzlich satt, weil so gar nichts dabei herauskommt, und die Neuerer oft die untüchtigsten Kerle sind.207

Die Ereignisse im März 1848 führten dann zu einem Aufbrechen der politischen Differenzen innerhalb der Gesellschaft, die durch Geselligkeit nicht mehr kompensiert werden konnten. Friedrich Pecht beschreibt die Trennung in Radikale und Liberale: Indessen vollzog sich doch sofort die Teilung in eine radikale und die gemäßigt liberale Partei, welche die Dinge ganz verschieden auffaßten. Hatten uns Gemäßigte z.B. die Berichte aus Paris anfangs insoferne kühl gelassen, als wir diese Revolution höchst mutwillig und unmotiviert fanden, so waren doch die auf eine Republik lossteuernden Radikalen ganz anderer Meinung. Die Empfindung indes war allgemein, daß Deutschland diesen Anlaß nicht ungenützt vorübergehen lassen, sondern eilen müsse, sich jetzt eine Verfassung zu geben, die jenem Vulkan gegenüber eine größere Konzentration und Machtentfaltung ermögliche, kurz, daß Parlament und Reichseinheit jetzt errungen werden müßten. 208

Nachdem die Gegensätze unüberbrückbar geworden waren, löste sich die Montagsgesellschaft im April 1848 unvermittelt auf. 5.4.4. Stellung im Netzwerk der Vereine209 Eine unmittelbare Wirkung der frühen Montagsgesellschaft in die Stadtöffentlichkeit hinein, etwa durch Vorträge oder Publikationen, kann wegen der fehlenden Akten nicht nachgewiesen werden. Eine Anzahl Mitglieder hatte allerdings gehobene Positionen in den kulturellen Institutionen der Stadt und des Staates inne (Kreuzschule, Hoftheater, Hofkapelle, Kunstakademie, Kunstsammlungen). Einige waren auch an anderen Vereinen und informellen Zirkeln beteiligt, andere übernahmen Verantwortung in der kommunalen Selbstverwaltung und im Landtag. So gewannen sie allmählich Einfluß in der Stadtöffentlichkeit, der sich 1848/49 auch politisch nutzen ließ. Auerbach, Hammer, Biedermann und Koch waren bereits Anfang der vierziger Jahre Mitglieder des Leipziger Literatenvereins gewesen und brachten Vereinserfahrung mit nach Dresden.210 Eine auffällige Verbindung bestand zwischen Montagsgesellschaft, Li-

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Sietz, Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel, S. 74. Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 584. Pecht, Aus meiner Zeit, Bd. 1, S. 305. Vgl. Anhang, Tabelle 2. Vgl. Brita Baume: Leipziger Literatenverein. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 251–275.

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terarischem Museum, Kunstverein und dem Verein selbständiger Künstler. Der Historienmaler Rudolph Friedrich Meyer, Stadtverordneter, hatte das Amt des Sekretärs des Kunstvereins 1844 von Karl Theodor Winkler übernommen und war wie Julius Hammer Mitglied des Vereins selbständiger Künstler. Regierungsrat Heinrich Wilhelm Schulz, Direktor der königlichen Kunstsammlungen, war im Vorstand des Kunstvereins und Mitglied des Vereins selbständiger Künstler. Eduard Devrient gehörte dem Kunstverein und dem Verein selbständiger Künstler an, Helbig und Rietschel dem Literarischen Museum. Daneben gab es jedoch einige Mitglieder der Montagsgesellschaft, für die keine weiteren Vereinsmitgliedschaften nachgewiesen werden können. Die Vernetzung war in Vormärz und Revolutionszeit nicht mehr so homogen wie in der älteren Stadtgesellschaft, die durch Liederkreis, Albina, Kunstverein und Altertumsverein, Wohltätigkeitsverein sowie Freimaurerlogen gesellig-elitär organisiert war. Die Auffächerung des Vereinswesens im Vormärz,211 eine allgemeine Erscheinung in Deutschland, ist auch in Dresden festzustellen. So finden sich zwar auch einige Freimaurer unter den Mitgliedern der Montagsgesellschaft. Die Maler Rayski und Meyer, der Musiker Fürstenau und der Parlamentsstenograph Jakob Wigard waren Angehörige der Loge Zum goldenen Apfel,212 der auch Echtermeyer213 und Julius Mosen angehört hatten.214 Kapellmeister Reißiger war seit 1845 Mitglied der Schwerterloge,215 Hiller war wie Auerbach Bruder der Loge zur aufgehenden Morgenröte in Frankfurt am Main, Semper gehörte der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg an. Aber eine ähnliche enge Verflechtung zwischen den maßgeblichen Vereinen und Freimaurerlogen durch Personen, die zur städtischen Elite gehörten, war Ende der vierziger Jahre nicht mehr gegeben. 5.4.5. Mitglieder der Montagsgesellschaft während der Revolutionszeit 1848/49 Eine große Anzahl Mitglieder der Montagsgesellschaft engagierte sich kurz vor und nach der Auflösung des Vereins politisch. Sie finden sich bereits während der ersten Phase der Revolution an der Spitze der Bewegung. Nachdem am 6. März 1848 Stadtrat und Stadtverordnete die Forderung nach Einberufung eines Landtags unterstützt hatten, verfaßte Köchly eine Petition, in der er den Rücktritt der Regierung forderte. Sie wurde am 8. März von 500 Bürgern unterzeichnet.216 Am 13. März ersetzte der König 211 212

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Vgl. Siemann, Gesellschaft im Aufbruch, S. 262. Vgl. Matrikel der Freimaurerloge Zum goldenen Apfel im Orient Dresden vom Jahre 1776 bis 1876. In: Die Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1776–1876, S. 24. Vgl. Matrikel der Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel, S. 24. Vgl. auch H. Arnold: Br. Julius Mosen. In: Asträa. Taschenbuch für Freimaurer auf das Jahr 1897, S. 126f.; Erich Reyer: Julius Mosen und die Loge »Zum Goldenen Apfel«. In: Mosenblätter 8 (2000), S. 5–11; Dieter Seidel: Julius Mosen. Leben und Werk. Eine Biographie. [Lappersdorf] 2003, S. 247ff. Vgl. Peuckert, Die ger. und vollk. St. Johannisloge, S. 262. Köchly veröffentlichte weitere revolutionäre Schriften. Vgl. Hermann Augst Köchly: Antrag des Stadtverordneten H. Köchly auf Organisation des Volkes in Volks-Gemeinden als die alleinige Verwirklichung der Volkssouveränität. Dresden 1848; ders.: Deutsches Reich – Deutscher Bund – Deutsches Parlament. Kein Glaubensbekenntniß, sondern eine geschichtlich begründete Darlegung. Dresden: Arnold 1848

das konservative Ministerium Koenneritz durch ein liberales Kabinett, die erste aus Bürgerlichen gebildete Regierung Sachsens.217 Die ehemaligen Mitglieder der Montagsgesellschaft trafen sich jetzt in den neuen politischen Vereinen, die im April 1848 gegründet wurden. In ihnen organisierte sich nicht nur das Bürgertum, sondern auch Teile der übrigen Bevölkerung politisch. 218 Sie bestimmten die öffentliche Diskussion und standen im Vorfeld der politischen Parteienbildung in Deutschland: Deutscher Verein und Vaterlandsverein.219 Im Deutschen Verein220 konstituierten sich das liberale Bürgertum, reformorientierte Beamte, gemäßigte Künstler und Gelehrte. Das Programm forderte einen »Bundesstaat mit volkthümlichem Parlament«,221 oder, wie Wagner schreibt, die »konstitutionelle Monarchie auf breitester demokratischer Grundlage«.222 Zu seinen Mitgliedern gehörten aus dem Kreis der Montagsgesellschaft Rietschel, Helbig, Klee, Devrient, der Regierungsrat Gustav Friedrich Adolf Spitzner, Hübner, Bendemann, Reinick und nach Wagner: »alles […], was von der Furcht vor der wirklichen Revolution sich getrieben fühlte«.223 Auch Gutzkow wird zu den Anhängern gerechnet.224 Der Verein zählte am 22. April 1848 bereits 1301 Mitglieder.225 Eduard Devrient hielt nach der Gründungsversammlung am 11. April 1848 die Bedeutung demokratischer Gepflogenheiten, wie sie hier im Verein praktiziert wurden, im Tagebuch fest: Welch eine lebendig gestaltende Kraft hat die öffentliche Debatte; die Beobachtung war mir wieder ungemein interessant und erfreuend. Das freie Wort ist wie der geflügelte Geist, der von einem Haupte zum anderen fliegt und den Sinn der Dinge erhellt.226

Von Lüttichau forderte hier Devrient auf, sich zu einem »Führer der Gemäßigten machen« zu lassen und für die Frankfurter Nationalversammlung zu kandidieren, wie De-

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Für die Ereignisse im März 1848 vgl. Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 151; DoeringManteuffel, Dresden und sein Geistesleben, S. 80f.; vgl. die Schilderung der Märztage bei Wagner, Mein Leben, S. 423f. Vgl. Werner Boldt: Die Anfänge des deutschen Parteiwesens. Fraktionen, politische Vereine und Parteien in der Revolution 1949. Darstellung und Dokumentation. Paderborn 1971, S. 40ff. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 81; zu politischem Verein und Parteienbildung vgl. Nipperdey, Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918; Dieter Langewiesche: Die Anfänge der deutschen Parteien. Partei, Fraktion und Verein in der Revolution von 1848/49. In: Geschichte und Gesellschaft 4(1978), S. 324–361; Boldt, Die Anfänge des deutschen Parteiwesens; Manfred Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848–1850. Düsseldorf 1977; Wolfram Siemann: Die deutsche Revolution von 1848/49. Frankfurt a. M. 1985. (Neue Historische Bibliothek), S. 90ff. Vgl. die Akte im SächsHStA, Sign. 12492: »Deutscher Verein zu Dresden 1848–1849 (1870)«; zu konstitutionellen Vereinen siehe Siemann, Die deutsche Revolution, S. 104ff. Ebd. Wagner, Mein Leben, S. 426. Ebd., S. 426. Vgl. Jäckel, Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand, S. 38. Vgl. SächsHStA, Sign. 12492: »Deutscher Verein zu Dresden 1848–1849 (1870)«. Devrient, Aus seinen Tagebüchern, S. 429.

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vrient am 17. April 1848 im Tagebuch vermerkte.227 Die Wahl des Vereinsvorstandes und seiner Ausschüsse zwei Tage später beschrieb er ebenfalls: Abends 9 Uhr Wahlversammlung. Ich verdiente mir meine parlamentarischen Sporen. Ich schlug vor, von der summarischen Wahl der 21 abzusehen und zunächst Vertreter für jeden Stand zu wählen, 12 Kategorien, damit der Edelmann neben dem Arbeiter im Komitee sitze, und nachher noch 9 zu wählen, frische Kräfte, Kapazitäten zur Ergänzung.228

Devrient wurde in den Ausschuß gewählt, befaßte sich mit der Frage, »wie zuverlässige und populäre Abgeordnete für Frankfurt zu schaffen seien«,229 schrieb im Auftrag des Vereins »eine Adresse an die Arbeiter«,230 wurde unter die Wahlmänner gewählt, war unzufrieden mit der vorsichtigen Haltung der bürgerlichen Vereinsmitglieder,231 begeisterte sich dann auch für Ausführungen Köchlys über die politische Entwicklung Deutschlands,232 politisierte mit dem Musikdirektor am Hoftheater, August Röckel, und Richard Wagner233 und trat am 15. Mai 1848 endlich dem Vaterlandsverein bei.234 Der Vaterlandsverein war das Gegenstück zum Deutschen Verein,235 der Verein der Demokraten. Er versammelte radikale Akademiker, Schriftsteller, Kaufleute, auch Handwerker, Fabrikarbeiter und Tagelöhner und zählte bald 4000 Mitglieder.236 Von der Montagsgesellschaft waren Köchly, Blöde, Bakunin und Semper dabei. Auch Wagner stieß zum Vaterlandsverein, beeinflußt von August Röckel, der mit den »Volksblättern« das maßgebliche Sprachrohr des Vereins herausgab und später Abgeordneter im Landtag wurde.237 Vom Literarischen Museum kam der Arzt Bernhard Hirschel, der im Vaterlandsverein bald eine Führungsrolle einnahm.238 Er hatte bereits 1846 anonym eine kritische Schrift mit dem Titel »Sachsens Regierung, Stände und Volk« (Mannheim 1846) veröffentlicht. Nun nahm er mit »Sachsens jüngste Vergangenheit. Ein Beitrag zur Beurtheilung der Gegenwart« (Freiberg 1849) erneut Stellung zu den Zeitereignissen. Er gehörte am 10. Mai 1848 zu den Unterzeichnern einer Erklärung, die Presse- und Glaubensfreiheit sowie Versammlungsrecht forderte. Im selben Jahr entwarf er eine neue Verfassung für das Königreich Sachsen, der er unter anderem die amerikanische, englische und schweizerische Verfassung sowie die Grundrechte

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Vgl. ebd., S. 431. Ebd., S. 432. Der Vorschlag wurde in der Diskussion verworfen und dann abgelehnt. Ebd., S. 435, Tagebuch vom 2.5.1848. Ebd., Tagebuch vom 5.5.1848. Vgl. ebd., S. 432, Tagebuch vom 19.4.1848: »Ich glaube, man kann dem Verein nur durch Opposition nützen. Diese Leute können das alte Regime nicht vergessen, nicht aus den alten Gewohnheiten kommen. Wenn die gebildeten Stände nicht die Revolution im ganzen Umfange adoptieren wollen, so werden sie davon zurückgelassen werden.« Vgl. ebd., S. 433, Tagebuch vom 20.4.1848. Vgl. ebd., S. 429, 435, 437ff., Tagebuch vom 7.4., 3.5., 19.5., 1.6.1848. Vgl. ebd., S. 437, Tagebuch vom 15.5.1848. Vgl. die Akte im SächsHStA, Sign. 12493: »Vaterlandsverein zu Dresden 1848–1849«; Bericht äber die Thätigkeit des Deutschen Vaterlandsvereins zu Dresden. Dresden 1848; zu demokratischen Vereinen vgl. Siemann, Die deutsche Revolution, S. 99ff. Vgl. Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 151. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 122. Für das folgende vgl. Domke, Der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel, S. 21ff.

der Frankfurter Nationalversammlung zugrunde legte.239 Er forderte namentlich Mitsprache von Volksvertretern, Selbstregierung des Volkes, Justiz-, Schul- und Kirchenreformen. Richard Wagner beschreibt in seinen »Lebenserinnerungen« die Atmosphäre im Vaterlandsverein, etwa die Teilnahme an Sitzungen eines Ausschusses zu Fragen der Volksbewaffnung. Er verfaßte einen Aufsatz über ein republikanisch geordnetes Staatswesen mit dem König von Sachsen an der Spitze, aber gegen die »parasitären Fürsten«, der am 14. Juni 1848 im »Dresdner Anzeiger« erschien und am Tag darauf von Wagner in einer Versammlung von 3000 Menschen vorgelesen wurde.240 Über sein Engagement schreibt er: Ich selbst fand immer mehr Anregung, über die alle Welt beschäftigenden politischen und endlich sozialen Fragen mich ebenfalls und allmählich mit wachsendem Eifer vernehmen zu lassen, als ich der schrecklichen Seichtigkeit und aus den abgedroschensten Phrasen zusammengesetzten Beredsamkeit der Wortführer dieser Zeit bei Versammlungen und überhaupt im persönlichen Umgange inneward.241

Wagner beteiligte sich aktiv an den revolutionären Vorbereitungen.242 In seiner Wohnung in der Friedrichstadt fanden Treffen der Revolutionäre statt, kamen Bakunin und Röckel zusammen, wurde über einen bewaffneten Aufstand beraten.243 Am 8. April 1849 veröffentlichte er in Röckels »Volksblättern« anonym den Artikel »Revolution«, in dem es heißt: »Ja, wir erkennen es, die alte Welt, sie geht in Trümmer, eine neue wird aus ihr entstehen, denn die erhabene Göttin Revolution, sie kommt dahergebraust auf den Flügeln der Stürme, das hehre Haupt von Blitzen umstrahlt.«244 Der Schriftsteller Alfred Meißner erinnert sich an ein Gespräch mit Wagner, das bereits im Jahr 1846 stattgefunden hatte: Richard Wagner hielt die politischen Zustände für reif zur gründlichsten Änderung, und er sah einer in nächster Zeit stattzuhabenden Umwälzung als etwas Unausbleiblichem entgegen. Die Umwandlung werde leicht und mit wenig Schlägen vor sich gehen, denn die staatlichen und gesellschaftlichen Formen hielten nur noch ganz äußerlich fest. Ich erinnere mich noch ganz genau der Worte: Eine Revolution sei bereits in allen Köpfen vollzogen, das neue Deutschland sei fertig wie ein Erzguß, es bedürfe nur noch eines Hammerschlages auf die tönerne Hülle, daß es hervortrete.245

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Bernhard Hirschel: Entwurf einer neuen Verfassungs-Urkunde für das Königreich Sachsen. Dresden 1848. »Wie verhalten sich republikanische Bestrebungen dem Königtum gegenüber«; vgl. Wagner, Mein Leben, S. 427f.; Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 81. Wagner, Mein Leben, S. 428. Vgl. Michael Bakunin, Gottfried Semper, Richard Wagner und der Dresdner Mai-Aufstand 1849. Symposium des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung am 27. Oktober 1995 in Dresden. Dresden 1995; Gertrud Strobel und Werner Wolf: Einleitung. In: Richard Wagner. Sämtliche Briefe, hg. im Auftrage des Richard-Wagner-Familien-Archivs Bayreuth. Bd. 2. Briefe der Jahre 1842–1849, Leipzig 1970, S. 5–66, hier S. 35ff. Vgl. Jäckel, Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand, S. 40. Richard Wagner: Leben und Werke in urkundlichen Zeugnissen, Briefen, Schriften, Berichten. Hg. von Wolfgang Golther. Ebernhausen 1936, S. 73f. Alfred Meißner: Dresden im Herbst 1846. In: Die Gegenwart 22 (1883), Nr. 47, S. 328.

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Im Vorfeld des Dresdner Maiaufstandes von 1849 entwickelte sich auch eine Sitzung des Vereins selbständiger Künstler zu einer politischen Veranstaltung, durch Mitglieder, die bereits in der Montagsgesellschaft, im Deutschen Verein und im Vaterlandsverein politisierten. Theobald von Oer schreibt in einem Brief an Robert Reinick, Dresden, März 1849:246 Vorgestern war Versammlung der selbständigen Künstler, und wurden die Ehrenmitglieder gewählt. Es zeigte sich eine radikale Partei, [Rudolph] Meyer an ihrer Spitze, der u.a. Dr. Herz und Todt vorgeschlagen. Diese fielen durch; dagegen gelang es ihnen Köchly, und Jul. Hammer durchzusetzen; gewählt wurden: Schulz, v. Gutschmidt, v. Lindenau, Köchly, Hammer, Weinlig, v. Quandt, Spitzner, Ed. Devrient. – Durchgefallen: Carul [Carus], Seebeck, Stieglitz, v. Strießen, Löwe, Müller, Herz, Todt. In der Mehrzahl kann man also zufrieden sein. Zu meinen Kandidaten gehörten nur jene zwei nicht, dafür Müller und Carus.247

Die ältere Stadtgesellschaft blieb den Vorgängen gegenüber zurückhaltend. Im gleichen Monat feierte der Verein Albina sein 21. Stiftungsfest. Auch darüber berichtete Theobald von Oer: Sonntag war ich mit Matthäi zum Stiftungsfest-Diner der Albina – sehr hübsch – gegen 100 Personen. Konservative Stimmung, sehr indigniert gegen die Kammern. Selbst der früher radikale Metzler sprach sich unumwunden so aus. Schlechte Gedichte !!!248

Im Handwerkerverein hingegen, der im Frühjahr 1848 auf Vorschlag Gustav Freytags gegründet worden war, wurden jetzt die Zeitereignisse verhandelt, etwa mit Adolph Drechslers »Festrede zur Jahresfeier der Erhebung des deutschen Volkes am 17. März 1849«.249 Gustav Freytag schildert in seinen »Erinnerungen« seinen Anteil an der Entstehung des Vereins auf einer Versammlung von Handwerkern, Arbeitern, Gehilfen, die ihr Schicksal als Ortsfremde beklagten: Da lag es nahe, ihnen zu sagen, daß sie selbst das Behagliche, was ihrem Leben fehlte, ebensogut haben könnten wie die Reichen, wenn nicht einer allein, doch im Bunde mit anderen. Dazu gerade seien die Vereine gut, und ich rechnete ihnen vor, wenn jeder der Anwesenden von seinem Verdienste monatlich nur wenige Groschen abgebe, so könnten sie sich auch einen Saal mieten mit Kronleuchter und Tapeten, mit einem erwählten Kastellan, der ihnen zu billigem Preise Speise und Getränke verkaufen, mit Zeitungen zum Lesen, vielleicht später mit einer kleinen Bibliothek, einem Gesangverein u.s.w. Wenn sie wirklich dazu den guten Willen hätten, so werde sich wohl jemand finden, der die nötige Bürgschaft gegen den Besitzer des Lokals übernehme, und wenn 5–600 Mann zusammenkämen, so wollte ich ihnen das besorgen.250

Ein Komitee trat zusammen, man entwarf Statuten, mietete ein Lokal und veranstaltete an mehreren Abenden in der Woche Vorträge mit anschließender Diskussion zu histo-

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Unter dieser Bezeichnung bei Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 22, gemeint ist vermutlich der Künstlerverein. Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 190. Ebd. Adolph Drechsler: Festrede zur Jahresfeier der Erhebung des deutschen Volkes am 17. März 1849 gehalten im Handwerkerverein zu Dresden. Dresden [1849]. Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben. In: Gesammelte Werke. Bd. 1, Leipzig 1887, S. 1–256, hier S. 149f.

rischen und politischen Themen, gründete eine Gesangsgruppe, richtete einen Fragekasten und Antwortabend ein und veranstaltete sonntägliche Ausflüge, zuweilen mit Gästen, auch mit Frauen.251 Freytag wurde von Julius Hammer unterstützt, der auf literarischen Abenden Stücke jungdeutscher Autoren (Gutzkow, Laube, Prutz) vortrug.252 Gustav Freytag war bei dem Engagement für den Handwerkerverein seinem »Drang nach politischer Thätigkeit«253 gefolgt. Auch wenn der Verein in den Statuten politische Neutralität erklärt hatte, so wurde er dennoch von den Zeitereignissen berührt. Gustav Freytag schreibt: »Doch war natürlich die Politik von den Erörterungen nicht fern zu halten, und es galt hier zunächst den Unsinn abzuwehren und zu verhindern, daß die Gesellschaft nicht von dem werbelustigen Vaterlandsverein als Jagdgebiet benutzt wurde.«254 Der Handwerkerverein war eine Einrichtung, die den Arbeitern und Handwerkern einerseits gesellige Zusammenkünfte bieten und andererseits durch Bildung und Belehrung aufhelfen sollte. Er blieb aber eine von Bürgerlichen geleitete Institution mit Tendenzen zur Kontrolle der potentiell zu sozialpolitischer Unzufriedenheit neigenden Unterschicht. Freytag, der sich von Deutschen Verein und Vaterlandsverein fernhielt,255 rühmte sich denn auch in seinen »Erinnerungen«, daß sich von 500 Mitgliedern nur fünf am blutigen Maiaufstand 1849 beteiligt hätten:256 Im Ganzen muß ich wahrlich sagen, daß mich diese Zeit gelehrt hat, wie gutherzig und anhänglich die Seelen in diesen Kreisen des Volkes sind. Aber auch, daß sie in der Empfindung eigner Schwäche zu Werkzeugen ihrer Führer werden, und daß ein Vereinsleben, wie das geschilderte, nur gedeihlich wirken kann, wenn es von gebildeten Männern unablässig behütet wird.257

Gegen diese Art bürgerlicher Dominanz richteten sich zwölf Jahre später die ersten Arbeiterbildungsvereine. Bei den Landtagswahlen am Ende des Jahres 1848 setzten sich die Demokraten, namentlich die Kandidaten des Vaterlandsvereins durch und errangen die absolute Mehrheit, in der zweiten Kammer erhielten sie 66 von 75 Sitzen. Im Februar 1849 trat das Kabinett zurück, weil die Linken von ihren radikalen Positionen nicht abließen. Beide Kammern forderten die Annahme der liberalen Reichsverfassung, die die Frankfurter Nationalversammlung beschlossen hatte, und machten davon ihre Zustimmung zum Haushalt abhängig.258 Am 30. April 1849 löste König Friedrich August II. den Landtag auf. Drei Minister des fünfköpfigen Kabinetts traten zurück. Außenminister Ferdinand von Beust, ein entschiedener Gegner der Reichsverfassung, übernahm die Regierungsgeschäfte.259

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Vgl. ebd., S. 150f. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 82f. Freytag, Erinnerungen, S. 149. Ebd., S. 150f. Vgl. ebd., S. 146f. Vgl. ebd., S. 152. Vgl. ebd. Vgl. über die Reichsverfassungskampagne bei Siemann, Die deutsche Revolution, S. 204ff. Vgl. Doering-Manteuffel, Dresden und sein Geistesleben im Vormärz, S. 84; Jäckel, Dresden zwischen Wiener Kongreß und Maiaufstand, S. 36ff.; Hahn, Auf dem Weg zur Großstadt, S. 151ff.

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Seitdem bedrängten »Deputationen aller Art den König«,260 die Reichsverfassung anzuerkennen, wie Theobald von Oer am 3. Mai 1849 an Robert Reinick schrieb, darunter auch Vaterlandsverein und Deutscher Verein sowie eine Delegation der Stadtverordnetenversammlung, deren Adresse Bernhard Hirschel initiiert hatte.261 Jetzt setzten sich auch Angehörige der älteren Stadtgesellschaft für die Annahme der Verfassung ein wie Carus, der während des Septemberaufstandes 1830 noch »rohe Massen«262 durch die Straßen hatte ziehen sehen. Die Einheit von gebildetem Bürgertum, politischer Elite und Hofgesellschaft zerbrach in diesen Tagen. Prinz Johann schrieb in seinen »Lebenserinnerungen« über den 3. Mai 1849: Den ganzen Vormittag war mein Bruder mit Deputationen bestürmt worden, die ihn zum Nachgeben bewegen wollten. Selbst wohl gesinnte und treue Leute, wie mein Freund Carus, stimmten in dieses Lied ein. Dieser warf sich der Königin zu Füßen und bat sie, meinen Bruder umzustimmen. Mein Bruder, tief erschüttert, warf sich vor Gott auf die Knie, und gestärkt durch das Gebet, gab er den bestimmten Fällen kund, auf seinem Vorsatz zu beharren. Auf diese Nachricht begann der Aufruhr in der Stadt.263

Am 3. Mai kam es zu einem Aufstand einer größeren Volksmenge aus Handwerksgesellen, Fabrikarbeitern, anderen Angehörigen der Unterschicht, einigen Soldaten, an deren Spitze sich bald die anfangs selbst überraschten Demokraten des Vaterlandsvereins setzten. In der Nacht vom 3. zum 4. Mai 1849 flohen König und Regierung mit dem Dampfschiff auf der Elbe und zogen sich auf die Festung Königstein zurück.264 Die ehemaligen Mitglieder der Montagsgesellschaft verhielten sich den revolutionären Vorgängen gegenüber unterschiedlich. Köchly gehörte zum Sicherheitsausschuß der Stadtverordneten.265 Semper unterstützte den Bau von Straßensperren, unter seiner Leitung entstand die große Barrikade an der Waisenhausstraße. Bakunin ließ am 6. Mai das alte Opernhaus in Brand zu stecken. Wagner befand sich am Nachmittag des 3. Mai in einer Vorstandssitzung des Vaterlandsvereins, entfernte sich aber, als die Wogen hochschlugen, und kam gerade auf den Postplatz, als dort die Sturmglocke geläutet wurde. In den folgenden Tagen gab er sich angeblich nur der »beobachtenden Teilnahme an den unerhörten Ereignissen« 266 hin. Er hielt sich wie Hirschel zumeist im Rathaus auf,

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Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 205f. Vgl. Domke, Der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel, S. 28. Vgl. Carus, Lebenserinnerungen, Bd. 1, S. 508. Johann von Sachsen: Lebenserinnerungen. Eigene Aufzeichnungen des Königs über die Jahre 1801 bis 1854. Hg. von Hellmut Kretzschmar. Göttingen 1958. (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 42), S. 283. Vgl. Karin Jeschke und Gunde Ulbricht (Hg.): Dresden, Mai 1849. Tagungsband. Wissenschaftliche Tagung »Mai 1849. Barrikaden in Dresden – Ursachen, Akteure, Ziele«. 7. und 8. Mai 1999. Dresden 2000, S. 83–91; Jörg Ludwig und Andreas Neemann: Revolutionen in Sachsen 1848/49. Darstellung und Dokumentation. Hg. von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Dresden 1999; Siemann, Die deutsche Revolution, S. 209ff.; das Verhalten des Königs Friedrich August II. beschreibt Hans-Christof Kraus: Friedrich August II. (1836–1854). In: Frank-Lothar Kroll (Hg.), Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918, München 2004, S. 237–262, hier S. 255ff. Vgl. Ines Werner: Identität in der Krise: Die Dresdner Stadtverordneten und der Maiaufstand. In: Dresden, Mai 1849, S. 117–126. Wagner, Mein Leben, S. 460 und ff.

dem Zentrum des Aufstandes.267 Vom Balkon rief Köchly nach der Flucht des Königs die provisorische Regierung aus, zu der auch der Advokat Dr. Gustav Blöde gehörte, Stadtverordneter und Abgeordneter der Nationalversammlung in Frankfurt. Wagner beobachtete, wie sich Bakunin über die naive Ausführung der Revolution belustigte, wie Röckel bewaffnete Turner anführte.268 Und er riet Semper, in die militärische Kommission einzutreten, um die Konstruktion der Barrikaden zu verbessern.269 Die anderen Staatsdiener hielten sich zurück, auch wenn sie für politische Veränderung eintraten wie Devrient. Zusammen mit Rietschel rückte er kurzzeitig mit der Bürgerwehr aus, die gegen »Militair und Proletarier«270 Ruhe und Ordnung, bürgerliches Eigentum sichern wollte.271 Rietschel sprach später von »Proletariern und Gesellen«272 als Träger des Aufstandes. Ludwig Richter arbeitete während der Kämpfe ungerührt an den Kupferplatten seiner Idyllen weiter.273 Carus blieb, abgesehen von einigen Patientenbesuchen, zu Hause. Schnorr von Carolsfeld versuchte die Gemälde der königlichen Galerie vor Zerstörung zu sichern.274 Karl Gutzkow berichtete später von der mangelnden Begeisterung für die Vorgänge auf den Straßen: Carus, Rietschel, auch der zweite Leibarzt des Königs, von Ammon […], viele andere Bekannte trafen sich auf kugelsicheren Stellen der Stadt und tauschten ihr Wissen um das Bevorstehende oder schon Zurückgelegte in dem unglücklichen Kampfe aus.275

Robert Schumann war mit seiner Familie auf das Gut von Friedrich Anton Serre geflüchtet. Die provisorische Regierung der Demokraten und Radikalen hatte keinen Rückhalt bei den Angehörigen des konstitutionell-liberalen Bürgertums, auch wenn einige wenige weiter ihre demokratischen Hoffnungen pflegten, wie Oer am 19. Mai mitteilte, zehn Tage, nachdem der Aufstand auch mit Hilfe preußischer Truppen niedergeschlagen worden war: Für jetzt also leben wir ruhig und sicher, und wären nicht die für manche drückenden Lasten der Einquartierung und der bange Hinblick auf die infolge der Ereignisse und zur Deckung der anderthalb Millionen Schaden zu besorgenden neuen Abgaben und Stadtschulden, so würden mit Ausnahme der eingefleischten Radikalen wohl fast alle froh und zufrieden mit der Wendung der Dinge sein. Freilich auch die enragierten Deutschvereinler sind zum Teil

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Vgl. Domke, Der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel, S. 28f. Vgl. auch die Briefe an Minna Wagner, 2.5., 16.5.1849 und an Eduard Devrient, 17.5.1849. In: Richard Wagner. Sämtliche Briefe. Hg. im Auftrage des Richard-Wagner-Familien-Archivs Bayreuth von Gertrud Strobel und Werner Wolf. Bd. 2. Briefe der Jahre 1842–1849. Leipzig 1970, S. 652ff. Vgl. auch Heidrun Laudel: Was trieb Gottfried Semper auf die Dresdner Barrikaden? In: Dresden, Mai 1849, S. 83–91. Devrient, Aus seinen Tagebüchern, S. 478. Vgl. ebd., S. 478ff.; Wagner, Mein Leben, S. 462. Vgl. Brief an Carl Schiller, Dresden, 28.5.1849. In: Künstler und Kunstfreund im Gespräch. Ernst Rietschel und Carl Schiller. Briefwechsel 1847–1859. Hg. von Monika Arndt. Berlin 1991. (Quellen zur deutschen Kunstgeschichte vom Klassizismus bis zur Gegenwart 1), S. 76. Vgl. Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 404. Vgl. Franz Schnorr von Carolsfeld: Aus Julius Schnorrs Tagebüchern. In: Dresdner Geschichtsblätter 4 (1895), S. 165–178. Gutzkow: Rückblicke auf mein Leben. Berlin 1875, S. 354.

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so kurzsichtig und verblendet, selbst jetzt noch zu glauben, man würde durch Annahme der Verfassung das Ungewitter verscheucht haben; zu diesen scheinen selbst unsere Freunde Hübner und Bendemann zu gehören.276

So galt am Ende wohl doch, was Ferdinand Hiller an Reinick über ihre gemeinsamen Bekannten nach dem Maiaufstand 1849 schrieb: »Die meisten billigen die Reaktion im Interesse der Ordnung.«277 Bis zum Sommer wurden 869 Personen verhaftet. Röckel war schon am 8. Mai gefangengenommen worden, er wurde 1850 zum Tode verurteilt, zu lebenslanger Haft begnadigt und saß bis 1862 im Zuchthaus. Blöde wurde am 9. Mai verhaftet, später gegen Kaution freigelassen, dann zu lebenslanger Haft verurteilt, konnte nach Nordamerika fliehen. Bakunin wurde auf der Flucht verhaftet, zum Tode verurteilt und an Rußland ausgeliefert. Köchly floh nach Brüssel, später nach Zürich, Wagner ebenfalls nach Zürich, Semper nach Paris, wo ihm der Bankier Oppenheim mit seinen Verbindungen zur Familie Rothschild half.278 Mit der Rückkehr Friedrich August II. Anfang Juli 1849 hielt die Reaktion Einzug in Dresden. Das Eintreten für politische Partizipation der Untertanen war von Literarischem Museum und Montagsgesellschaft ausgegangen. Die politischen Vereine hatten die Ideen auch in untere Schichten verbreitet. Doch jetzt war das demokratische Engagement, das sich in Diskussionen und öffentlicher Artikulation von Forderungen, in Vorbereitung von und Teilnahme an Wahlen manifestiert hatte, beendet.

5.5. Unterhaltung und Geselligkeit: die Montagsgesellschaft nach der Revolution: 5.5.1. Neugründung und Geschichte Die Politik der deutschen Regierungen nach 1848/49 war auf Unterdrückung demokratischer Bestrebungen ausgerichtet und am »Leitbild vom unpolitischen Untertanen«279 orientiert. In Sachsen führte der Minister Ferdinand von Beust die Reaktion an. Im Sommer 1850 wurde der Landtag aufgelöst, nachdem er sich geweigert hatte, einer Änderung des allgemeinen Wahlrechts von 1848 zuzustimmen, und durch den konservativen ständischen Landtag der Vormärzzeit ersetzt. Die Stadtverordnetenversammlung in Dresden bestand bereits seit dem 24. August 1849 nicht mehr, der Vaterlandsverein war seit dem 21. August 1849 verboten. Das Pressegesetz, im März 1851 verabschiedet, schränkte die Meinungsfreiheit stark ein. Anfang August 1854 kam der König bei einem Unfall ums Leben, sein Bruder Johann übernahm die Regierungsgeschäfte, der Philaletes der Academia Dantesca. An der Politik der Reaktion änderte das nichts.280 276 277 278 279 280

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Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 247f. Ebd., S. 247. Vgl. Rosenau, Semper and German Synagogue Architecture. Siemann, Die deutsche Revolution, S. 228. Vgl. Reiner Groß: Johann (1854–1873). In: Frank-Lothar Kroll (Hg.), Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige. 1089–1918, München 2004, S. 263–278.

Das Vereins- und Versammlungsrecht nach dem Königlich Sächsischen Gesetz vom 22. November 1850 gab die Gründung von Vereinen auch nach den Ereignissen von 1848/49 zwar grundsätzlich frei und bestimmte in § 18: »Zur Bildung von Vereinen bedarf es keiner Genehmigung.« Der Staat verlangte allerdings in § 19 präzise Auskunft und stellte Vereine unter polizeiliche Aufsicht: Jeder Verein, dessen Zweck sich auf öffentliche Angelegenheiten bezieht, soll Statuten entwerfen. Der Vorstand eines solchen Vereins hat die erfolgte Bildung desselben, den Namen, welchen er sich beilegt, die Vorsteher und sonstigen Beamten, welche er gewählt hat, den Zweck, zu welchem er zusammengetreten ist, die entworfenen Statuten, desgleichen alle etwa später in allen dem eintretenden Veränderungen längstens innerhalb drei Tagen, von dem Zusammentritte des Vereins und beziehendlich von der vorgekommenen Veränderung an gerechnet, der Ortspolizei schriftlich anzuzeigen, nicht minder derselben alle sonst auf den Verein bezügliche Auskunft auf Verlangen zu ertheilen.281

Die Ausführungsverordnung vom 23. November setzte fest, daß das Gesetz sich auch auf »Vereine zum Zwecke geselliger Unterhaltung«282 beziehen sollte, da sie »nebenbei mit Erörterung und Besprechung öffentlicher Angelegenheiten sich befassen«. Ausdrücklich wurden neben geschlossenen Gesellschaften und Gesangsvereinen auch Lesevereine genannt. Nach den Erfahrungen von 1848/49 standen die Vereine und ihre Aktivitäten im öffentlichen Raum nun für Jahrzehnte unter aufmerksamer Beobachtung der Obrigkeit. Sämtliche Veranstaltungen, die von der wöchentlichen Zusammenkunft abwichen, beispielsweise Musikdarbietungen, Theatervorstellungen, Vorträge, bedurften der ausführlichen schriftlichen Anmeldung oder sogar der polizeilichen Erlaubnis, wenn kein »höheres Interesse der Kunst«283 vorlag. Selbst Tanzveranstaltungen und Kostümbälle unterlagen noch im Regulativ von 1892 diesen Bestimmungen, das die Bewertung der Veranstaltungen im übrigen völlig dem Ermessen der Polizeibehörde anheimstellte: »Darüber ob bei einer Veranstaltung ein höheres Interesse der Kunst oder Wissenschaft obwaltet, sowie darüber, ob eine Veranstaltung als öffentliche anzusehen ist, entscheidet die Königliche Polizei-Di-

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Gesetz, das Vereins- und Versammlungsrecht betreffend. Vom 22. Nov. 1850. In: Bernhard Francke (Hg.), Die Gesetzgebung des Königreichs Sachsen seit dem Erscheinen der Gesetzsammlung im Jahre 1818 bis zur Gegenwart. Verzeichniss der sämmtlichen in der Gesetzsammlung, der Sammlung der Gesetze und Verordnungen und dem Gesetz- und Verordnungsblatte für das Königreich Sachsen enthaltenen Erlasse. Bd. 1: Die Jahre 1818–1850 enthaltend, Leipzig 1884, S. 830f.; der wiedererrichtete Deutsche Bund bekräftigte dies durch Bundesbeschluß vom 13. Juli 1854, vgl. Thomas Vormbaum: Die Rechtsfähigkeit der Vereine im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des BGB. Berlin, New York 1976 (Münsterische Beiträge zur Rechts- und Staatswissenschaft 21), S. 91. Francke (Hg.), Die Gesetzgebung des Königreichs Sachsen, S. 123. Regulativ die polizeiliche Aufsichtsführung über Lustbarkeiten, Musikaufführungen, Schaustellungen, Vorträge, Aufzüge und andere ähnliche Veranstaltungen in der Stadt Dresden betreffend. In: Das Vereins- und Versammlungsrecht nach dem Königl. Sächs. Gesetz vom 22. November 1850. In: Vereins- und Adreßbuch für Dresden, Dresden 1906, S. 54ff.

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rektion.« (§ 10)284 Außerdem konnte eine bereits genehmigte Veranstaltung jederzeit »beim Vorhandensein besonderer Veranlassung untersagt werden«. (§ 14)285 Bei Theateraufführungen, Gesangsdarbietungen, deklamatorischen und anderen Vorträgen durfte nur zur Aufführung gelangen, »was in sittlicher, religiöser oder politischer Beziehung kein Bedenken erregt«. (§ 15)286 Als Strafe für »Zuwiderhandlungen« drohten 1892 etwa 150 Mark oder 14 Tage Haft. Zur Überwachung der Versammlungen bestimmte die »Verordnung zu Ausführung des Gesetzes«287 die Entsendung von Polizeibeamten in die Veranstaltungen und die Anfertigung eines Protokolls. Die Behörden konnten bei der Unterdrückung der Vereinstätigkeit auf vorauseilende Maßnahmen der Bürger rechnen, wie das Beispiel der Montagsgesellschaft zeigt. Sie wurde bereits im November 1849 von einigen ehemaligen Mitgliedern erneut gegründet. Im handschriftlichen Gründungsaufruf vom 20. November 1849 heißt es: Es ist mehrfach der Wunsch geäußert worden, die geselligen Zusammenkünfte unserer Künstler und Kunstfreunde, die vor dem März 1848 einige Jahre lang allwöchentlich in Engels Wirthschaft Statt fanden, sie diesen Winter wieder ins Leben zu rufen. Dies veranlaßt die Unterzeichneten, die frühere Herrn Mitglieder dieses Vereins und einige andere Herren, denen solche Versammlungen willkommen sein dürften, hiermit freundlichst aufzufordern 1.) durch ihre Unterschrift zu erklären, ob sie sich an diesen Versammlungen zu betheiligen gesonnen sind. 2.) bereits nächsten Montag, 26 Novbr, gegen 8 Uhr sich im Lokal des Herrn Torniamenti am Judenhofe zum ersten Male einzufinden. Die geehrten Herren Theilnehmer haben keine weitere Verpflichtung, als sich Montags, so oft als möglich, im genannten Lokale einzufinden, um sich mit ihren Freunden und Bekannten einige Stunden unterhalten zu können. 288

Initiatoren des Aufrufs waren Kunstmaler Friedrich Pecht und Kreuzschullehrer Karl Gustav Helbig. Schon am 3. September 1849 hatte Pecht aus Partenkirchen an Helbig geschrieben: »Der darniederliegenden Montagsgesellschaft wollen wir, so Gott, will, im Herbst schon wieder aufhelfen.«289 Ihre Teilnahme sicherten 42 Männer durch zum Teil persönliche Unterzeichnung zu, von denen 36 regelmäßig erschienen. Unter ihnen waren Eduard Devrient, Hübner, Bendemann, Rietschel und Hähnel, dazu Gutzkow, Auerbach, Klee, Schnorr von Carolsfeld, Richter, Reinick, Rethel, von Ramberg und von Weber.290 Es fehlten die

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Ebd., S. 56 Ebd., S. 57. Ebd. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 22sten November dieses Jahres, das Vereinsund Versammlungsrecht betreffend. Vom 23. Nov. 1850. In: Francke (Hg.), Die Gesetzgebung des Königreichs Sachsen, S. 823f. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, hier Bl. 6. Zit. nach Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 24. Vgl. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 6 u.7.

nach dem Maiaufstand des Jahres geflohenen oder verhafteten ehemaligen Mitglieder Röckel, Wagner, Semper, Blöde, Wigard und Wittig. Einige Unterzeichner waren Mitglied des Deutschen Vereins gewesen, der 1848/49 immerhin die konstitutionelle Monarchie auf parlamentarischer Grundlage gefordert hatte. Aus der Erfahrung des blutigen Umsturzversuchs und unter dem Eindruck der scharfen politischen Reaktion sehnten sie sich anscheinend nach harmloser, unpolitischer Geselligkeit, wie Pecht in seinen Lebenserinnerungen berichtet: Als ich im Oktober 1849 nach Elbflorenz zurückkehrte, sah die einst so freundliche Stadt sehr traurig aus. Überall in den Straßen, besonders aber am Neumarkt und in der Wilsdruffergasse, bemerkte man noch Kugelspuren, ja selbst im Heiligtum der Kunst, in der Galerie, waren sie zu finden. […] Nur Hähnel und Ramberg waren noch von meinen näheren Freunden da. Mit ihnen verkehrte ich denn jetzt auch mehr als je, dann mit dem guten Conrektor Helbig und seiner heiteren Frau. […] Die meisten aber hatten so Schreckliches erlebt, daß sie vor allem das Bedürfnis empfanden, zu vergessen und durch neue Geselligkeit sich über die entsetzlichen Erinnerungen wegzuhelfen. So blühte denn die stark dezimierte Montags-Gesellschaft bald wieder lebhafter als je auf.291

Die Erinnerung an die blutigen Ereignisse des Maiaufstands und die politische Reaktion, so Pecht hier, standen am Beginn der neuen Montagsgesellschaft, die nunmehr allein als geselliger Verein erscheinen wollte. Wegen der politischen Vergangenheit der Montagsgesellschaft verhielten sich auf der anderen Seite manche der früheren Mitglieder abwartend. Julius Schnorr von Carolsfeld notiert nach Erhalt der Einladung in seinem Tagebuch unter dem 21.11.1849: Damals bekam die Versammlung einen sehr demokratischen und wühlerischen Charakter, die politischen Tendenzen wie auch der beizende Tabak trieben mich weg. Ich kann es nicht geradezu ablehnen, nun wieder mich einzufinden, schwerlich wird aber meine Theilnahme lebhaft und dauernd werden. Wie ich, werden meine näheren und lieberen Freunde denken; so wird wohl die Sache überhaupt wieder anders sich gestalten, als die Unternehmer und Aufforderer es wünschen und meinen.292

Auch Ludwig Richter beobachtete zunächst die Entwicklung, »weil die Literaten dort das große Wort führten, der große Gutzkow zumal«.293 5.5.2. Mitgliederstruktur Zwar hatte sich die Mitgliederstruktur des Vereins nach 1849 nicht wesentlich verändert, noch immer dominierten Künstler, Musiker, Schriftsteller, aber nicht mehr künstlerische Anregung, wie seinerzeit von Hiller beabsichtigt, sondern das Feierabendgespräch »friedlicher« Bürger stand im Vordergrund. So mischten sich unter die Künstler zunehmend Juristen, Lehrer und andere Beamte.294

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Pecht, Aus meiner Zeit, Bd. 2, S. 1f. Schnorr von Carolsfeld, Aus Julius Schnorrs Tagebüchern, S. 165–178, hier S. 172. Zit. nach Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 25. Vgl. ders., Die Dresdner Montagsgesellschaft 1846–79, S. 166.

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Das erste, im Februar 1852 gedruckte Mitgliederverzeichnis führt 58 Namen an.295 Auerbach, Bendemann, Devrient, Gutzkow, der jedoch keine tragende Rolle spielte296 und 1862 nach Weimar zog, Hähnel, Helbig, Hübner, Klee, Meyer, Pecht, Peschel, Rayski, Ramberg, Reinick, Rethel, dessen 1849 erschienene Holzschnittfolge »Auch ein Totentanz« sein Erlebnis des Septemberaufstandes 1848 in Frankfurt verarbeitete,297 Richter und Rietschel hatten bereits vor 1849 zur Montagsgesellschaft gehört. Insgesamt gab es 37 Angehörige künstlerischer Berufe, unter ihnen 20 Maler, drei Bildhauer, ein Holzschneider (Bürkner), ein Münzgraveur, ein Kupferstecher (Moritz Steinla), zwei Baumeister, ein Schauspieler, ein Organist und sieben Schriftsteller: Auerbach, Gutzkow, Hammer, Reinick, Otto Ludwig, der seit 1849 in Dresden lebte, und Wilhelm Wolfsohn,298 der zuvor Mitglied des Herwegh-Clubs in Leipzig gewesen war und mit Fontane korrespondierte, sowie Adolf Peters, der als Gymnasiallehrer in Meißen tätig war. Unter den Künstlern waren zehn Professoren. Dazu kamen unter anderen ein Gerichtsvizepräsident, drei Regierungsräte, ein Staatsrat, ein Advokat, ein Generalmajor, ein Offizier a. D., ein Kapitän, vier Professoren, drei Lehrer (Klee, Helbig, Baltzer) und ein Eisenbahndirektor (Max Maria von Weber), die sich zumeist auch als Fachschriftsteller oder dilettierende Dichter betätigten.299 Drei Mitglieder gehörten dem Adel an, drei waren jüdischer Herkunft (Auerbach, Bendemann, Wolfsohn). Der im Mitgliederverzeichnis nicht genannte Bankier Martin Wilhelm Oppenheim war im Sommer 1851 aufgenommen worden, wie das Protokoll informiert.300 Mitgliederstruktur der Montagsgesellschaft 1852:301 Beruf Schriftsteller Bildende Künstler Baumeister Schauspieler Musiker Richter Räte Professoren

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Anzahl 7 26 2 1 1 1 4 4

Vgl. Mitgliederverzeichniß der Dresdener Montagsgesellschaft 1852. Dresden 1852. [SLUB und StA Dresden]. Vgl. Karl Göhler: Karl Gutzkow und die Dresdner Montagsgesellschaft. In: Nord und Süd 107 (1903), S. 352–362. In Holz geschnitten von Hugo Bürkner und mit Begleitversen von Robert Reinick versehen. Vgl. Wulf Wülfing: Herwegh-Klub. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 202–207; Erhard Hexelschneider: Wilhelm Wolfsohn, ein jüdischer Kulturvermittler zwischen Rußland und Deutschland. In: Zwischen Integration und Vernichtung. Jüdisches Leben in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert (Dresdner Hefte 14 (1996), H. 1), S. 58–62. Vgl. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft 1846–79, S. 166. Vgl. StA Dresden, Ratsarchiv, A. XXIV. 72x, Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849– 1879, Bl. 9f. Vgl. Mitgliederverzeichniß der Dresdener Montagsgesellschaft 1852.

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Beruf Lehrer Offiziere Eisenbahndirektor Advokat Kapitän Sonstige Gesamt Adelige Juden

Anzahl 3 3 1 1 1 3 58 3 3

Das Verzeichnis von 1865 nennt 54 Personen, dazu 21 auswärtige Mitglieder.302 Auerbach, Bendemann, Devrient, Gutzkow und andere hatten Dresden inzwischen verlassen. Neu hinzugekommen war unter anderem der Historienmaler David Simonson303 sowie zwei Schriftsteller: Eduard Duboc (Pseudonym Robert Waldmüller) und Ferdinand Gustav Kühne. Duboc gehörte zu den führenden Schriftstellern Dresdens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.304 1857 bedichtete er sinnbildlich für die »Freiheitslust« der Revolution von 1848/49 ausgerechnet einen ungarischen Zigeunertanz: Ungarmädchen stehn im Kreise, Die Zigeunerbande geigt, Alles lauscht der herben Weise, Hält den Atem an und schweigt.

In seiner Gedichtsammlung von 1857 schrieb er in epigonaler Manier vom Individuum, der Kunst und den ewigen Dingen. Er veröffentlichte Oden, Sonette, Balladen und Ghaselen, die von »Welt und Gemüth« handeln, von »Lenzschauer« und »Lenau«, »Herbstfarben«, »Herbstmorgen«, »Herbstes Mahnung« und »Spätherbst«, und den Lesern anraten: »Du lebst nur, wenn du fröhlich lebst«.305 Außerdem verfaßte er zahlreiche Romane, Novellen und Theaterstücke, die zumeist historische Stoffe behandelten. Duboc verfügte offenbar auch über gute Kontakte zum Hof, denn er gab die dramatischen Werke und die Tagebücher der Prinzessin Amalie heraus.306 Kühne hingegen war ehemaliger jungdeutscher Autor, Zeitschriftenherausgeber und Mitglied des Leipziger Literatenvereins.307 Der Schriftsteller Otto Roquette hatte

302 303

304

305 306

307

Vgl. Mitglieder-Verzeichniss der Dresdener Montags-Gesellschaft. Dresden 1865. Vgl. Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. 7 Bde. Czernowitz 1925–1935, hier Bd. 5, S. 534. Vgl. biographische Informationen bei Marlene J. Norst und James M. Ritchie, Aus der »Sammlung Duboc« in Australien. (Briefe von Ludwig Anzengruber, Ludwig Feuerbach, Ferdinand Freiligrath u.a.), in: Euphorion 59 (1965), S. 416–448. Vgl. Robert Waldmüller: Gedichte. Hamburg 1857. Robert Waldmüller (Hg.): Dramatische Werke der Prinzessin Amalie, Herzogin zu Sachsen, aus dem Nachlasse vervollständigt. 4 Bde. Leipzig 1873; ders. (Hg.): Aus den Memoiren einer Fürstentochter [Prinzessin Amalia von Sachsen. 1794–1870]. Dresden 1883. Vgl. William P. Hanson: F. G. Kühne. A forgotten Young German. In: German Life & Letters 17 (1964), S. 335–338; Edgar Pierson: Gustav Kühne, sein Lebensbild und Briefwechsel mit Zeitgenossen. Dresden [1889].

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zwischenzeitlich zur Gesellschaft gehört. Er wurde als auswärtiges Mitglied geführt.308 Außerdem traten zwei bedeutende Naturwissenschaftler der Gesellschaft bei: der Botaniker Matthias Schleiden309 und der Mathematikprofessor am Polytechnikum Oskar Schlömilch.310 Insgesamt bestand die Montagsgesellschaft weiterhin überwiegend aus Künstlern und Schriftstellern, dazu Lehrern und anderen Beamten, Gelehrten, und Advokaten. Das letzte gedruckte Mitgliederverzeichnis stammt von 1871 und führt 42 Personen an, dazu 24 auswärtige und 29 Mitglieder, die seit 1852 verstorben waren.311 Zu den ordentlichen Mitgliedern gehörten drei Ärzte und drei Buchhändler, ein Advokat, zwei Theologen und ein Baumeister. Die Gruppe der Lehrer, Professoren und Gelehrten überwog jetzt die der künstlerischen Berufe. Duboc und Kühne waren die einzigen Schriftsteller, auch die Gelehrten Schlömilch und Schleiden waren ausgeschieden. Mitgliederstruktur der Montagsgesellschaft 1871:312 Beruf Schriftsteller Bildende Künstler Baumeister Musiker Beamte Professoren Lehrer Advokaten Ärzte Theologen Privatgelehrte Buchhändler Gesamt Adelige Juden

Anzahl 2 7 1 2 2 4 12 1 3 2 3 3 42 3 3

Handschriftliche Ergänzungen dieses Verzeichnisses aus den Jahren 1875, 1876 und 1877 zeigen, daß die Gesellschaft zuletzt noch aus 26 Mitgliedern bestand. Zu den inzwischen 37 verstorbenen Mitgliedern gehörten Grahl, Hammer, Klee, Helbig, Ludwig, Oppenheim, von Ramberg, Reinick, Rethel, Rietschel, Steinla, Wolfsohn.313 Am 29. September 1879 lud der Geschäftsführer noch einmal per Rundschreiben zur neu-

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311 312 313

Aufgenommen im Winter 1854/55, siehe Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, hier Bl. 10. Vgl. Ilse Jahn: Matthias Jacob Schleiden (1804–1881). In: Darwin & Co. Eine Geschichte der Biologie in Portraits, hg. von ders. und Michael Schmitt, München 2001, S. 311–331. Vgl. Rolf Sonnemann u.a. [ Autorenkollektiv]: Geschichte der Technischen Universität Dresden. 1828–1988. Berlin (DDR) 1988, S. 49, 53, 57, 79, 85f. Vgl. Mitglieder-Verzeichniß der Dresdener Montags-Gesellschaft 1871. Dresden 1871. Vgl. ebd. Vgl. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, hier Bl. 5.

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en Wintersaison ein. Von 28 angeschriebenen Personen bezahlten nur noch 23 den Mitgliedsbeitrag von zwei Mark.314 Eine weitere Vereinstätigkeit ist nicht belegt. 5.5.3. Organisation des Vereins In den Akten der Gesellschaft seit Mai 1850, die Helbig führte, finden sich zwar anfangs Hinweise auf die vorrevolutionäre Montagsgesellschaft,315 aber der Zweck der Gesellschaft blieb, wie bereits im Einladungsschreiben angekündigt, allein »gesellige Unterhaltung«: Ein v. Dr. Peters gemachter Vorschlag, allwöchentlich oder in größeren Zwischenräumen einen Theil des Abends zu künstlerischen oder literarischen Productionen zu verwenden, wurde mit großer Majorität zurückgewiesen. Zwanglose Unterhaltung soll der Zweck der Zusammenkünfte sein und bleiben.316

Der Organisationsgrad der Gesellschaft war einfach, wie das Protokoll im Mai 1850 festhält: Bei den ersten gelegentlichen Besprechungen über die Einrichtung dieser Gesellschaft wurde beschlossen, von allen bindenden Bestimmungen und Gesellschaftsformalitäten möglichst abzusehen. Nur wegen Aufnahme neuer Mitglieder wurde festgestellt, daß ein neu aufzunehmendes Mitglied 8 Tage vorher von einem Mitgliede vorzuschlagen sei und daß 3 verneinende Stimmen die Aufnahme hindern sollten. Die Abstimmung sollte durch Stimmzettel geheim mit Ja oder Nein statt finden.317

Diese Regel wurde auf der Versammlung nach Pfingsten 1850 modifiziert: Daß über ein neuvorgeschlagenes Mitglied mindestens 15 Mitglieder abstimmen müssen. Sind bei der gewöhnlichen Abstimmung nicht 15 Mitglieder anwesend, so sind die Namen der Abstimmenden zu protokolliren und die Abstimmung ist das nächste Mal oder, wenn die Zahl noch nicht voll ist, noch 8 Tage später durch nachträgliche Abstimmung von den bei der ersten Abstimmungen nicht anwesenden Mitglieder zu ergänzen.318

Das einzige Amt war das des Geschäftsführers. Helbig hatte es bis 1870 inne, ihm folgten der Arzt Dr. Friedrich, 1875 der Realschulrektor Prof. Niemeyer, 1878 der Pfarrer Steck, 1879 der Arzt Dr. Reimer. Von ihm stammt die letzte Eintragung in den Akten der Gesellschaft, die »Rechnung auf das Jahr 1878/79«.319 Eine Satzung existierte nicht. Das Programm, der Zweck der Gesellschaft waren Zwang- und Zwecklosigkeit.320 314 315

316 317 318 319 320

Vgl. ebd., Bl. 49. Wenn es heißt, man beabsichtige, »hiesige Künstler, Literaten und Kunstfreunde zu einem Kränzchen zu vereinigen, wie es vor dem Anfang der deutschen Bewegung im Engelschen Lokale bestanden hatte«, ebd., Bl. 8. Ebd. Ebd. Ebd. Vgl. ebd., Bl. 50 Die Zwanglose Gesellschaft in München, die seit 1837 besteht, war wesentlich formeller organisiert, die Zwecklose Gesellschaft in Breslau, die von 1826 bis 1830 tagte, verfolgte sehr wohl einen Zweck, nämlich die Förderung der Mitglieder »in allem Wahren, Guten und Schönen«; vgl. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 2. Hannover 1868, S. 35.

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Die Gesellschaft scheint sich offiziell nie als Verein konstituiert zu haben, so daß auch die Anmeldung bei der Polizeibehörde entfiel. In deren überlieferten Beständen finden sich jedenfalls keine Aufzeichnungen zur Montagsgesellschaft.321 Die Versammlung der Mitglieder bestimmte die Neuaufnahme durch Mehrheitsbeschluß. Die Mitgliedschaft konnte in jedem Herbst durch Unterschrift auf einem Umlaufschreiben erneuert werden, wenn der Geschäftsführer die Mitglieder des Vorjahres zum Beginn der Zusammenkünfte im Winterhalbjahr einlud. Im Winter 1851/52 wurde der Wahlmodus geändert, so daß zehn Mitglieder ausreichten, um über die Aufnahme abzustimmen, ein Hinweis auf die Zahl der gewöhnlich bei den wöchentlichen Versammlungen anwesenden Mitglieder. Gästen wurde der Zugang zu Veranstaltungen nach Bedarf gewährt oder untersagt. Nach der Aufführung eines Frühlingsscherzes schrieb der Geschäftsführer Helbig am 27. Februar 1855 an Max Maria von Weber, der unter Protest ausgetreten war, weil man seinen Gast zu der Vorstellung nicht zugelassen hatte: Unsre Gesellschaft ist so eigenthümlicher Art, daß das allgemeine Gesellschaftsrecht auf dieselbe nicht angewendet werden kann. Sie hat keine Statuten, kein Programm, es herrscht darin nur ein traditioneller Brauch; bei der Aufnahme neuer Mitglieder ist sie sehr exklusiv – lauter Eigenthümlichkeiten, die vielleicht manchmal für die Mitglieder etwas unbequem sind, aber anderseits einen solchen Verkehr allein möglich machen, wie er hier in Dresden nur in unsrer Montagsgesellschaft möglich ist.322

5.5.4. Einfluß auf die Mitglieder Im Frühjahr 1850 wurde ein Narrenfest veranstaltet, an dem auch die Ehefrauen teilnahmen. Höhepunkt des Abends war die Aufführung einer Fastnachtsposse, die »Monumentskonkurrenz«. Sie handelte davon, daß sich die wichtigsten Mitglieder der Montagsgesellschaft um das Monument bewerben, das der Deutsche Verein angeblich demjenigen stiften will, der sich um das Vaterland am meisten verdient gemacht hat.323 Die Zeichnungen für das Puppenspiel lieferten Pecht und Ramberg; Verfasser war der in der Revolution als Radikaler aufgetretene Friedrich Rudolph Meyer,324 Rektor Klee sprach den Text als Souffleur. Als Figuren traten unter anderem auf: Helbig, der Maler Bary, Peschel, Richter, Meyer, Hähnel, Rietschel, Beyer, Spitzner, Schulz, Auerbach, Reinick, Gutzkow, Ramberg, Rethel, Pecht, Müller, Klee, Bendemann, Hübner, Friedrich Pecht schreibt in seinen Lebenserinnerungen: Dem Bedürfnis, sich von der Last, welche die an uns vorübergegangenen Ereignisse auf jeden gewälzt, womöglich durch Humor zu befreien entsprungen, führte die von uns allen komponierte, von dem Maler und Schriftsteller in Knittelversen sehr witzig redigierte Puppenkomödie den Titel »Wer soll ein Monument haben?« Der »deutsche Verein« hat nämlich, nachdem er erst das Vaterland von der Anarchie gerettet, die Notwendigkeit empfunden, nun

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Vgl. SächsHStaA, B 622 Vol. 6, V, Kreishauptmannschaft Dresden 1100. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, hier Bl. 14. Text, Bilder und Einzelheiten der Aufführung gedruckt bei Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 26ff., 43ff. Über Meyer vgl. ebd., S. 27f.

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doch auch etwas für die Kunst zu thun, und also beschlossen, für einen großen deutschen Mann und Zeitgenossen ein Monument zu errichten. Bei Hebung des Vorhangs sieht man es auch schon auf öffentlichem Platze stehen, nur fehlt ihm noch der Kopf, da man sich nicht über die Person einigen konnte, welche hoch geehrt zu werden verdiene. Man ergreift also das Mittel, die Bewerber einzuladen, ihre Verdienste selber geltend zu machen. Diese, aus den berühmtesten Gliedern der Gesellschaft bestehend, traten nun nacheinander auf, um ihre Ansprüche auf den Dank des Vaterlandes auseinanderzusetzen. Aus Auerbach Gutzkow, Rietschel, Hähnel, Schnorr, Eduard Devrient, Ramberg selber, Helbig und Gott weiß wem noch bestehend, wurden sie von Ramberg und mir, furchtbar karikiert, als Hampelmänner gezeichnet. Sie erregten denn auch bei ihrem jeweiligen Erscheinen ein unermeßliches Gelächter, das durch die beißende Aufzählung ihrer vermeintlichen Verdienste begreiflich noch sehr gesteigert ward.325

Das Fastnachtsspiel verfolgte eine kathartische Absicht. Anspielungen auf die politisch brisante jüngere Vergangenheit durchziehen das Stück, Erwähnungen der Barrikade,326 der Radikalen327 etwa. Meyer ließ sich auch selbst als Figur auftreten und verspottete seine radikale politische Betätigung während der Revolutionszeit: Ich zahle als durchaus radikaler Emeritierter Historienmaler Meine Steuer, volle drei Thaler, Leb’ ich lang, wird damit reichlich bezahlt, Was ich etwas schon habe zu viel gemalt. Jeder Mensch ißt, so lang es ihm schmeckt, Ich habe an dem Pinsel mich satt geleckt, Liebe abwechselnden Genuß Mit möglichst wenig Beschwerde. D’rum halt ich mir einige Steckenpferde, Schreibe Kritiken über Kunstgrenzen Und reite zeitgemäße Tendenzen Auf einem hartmäuligen Pegasus, (Stammt noch her aus der Friedrichsstadt, Die einen famosen Viehmarkt hat). Bin ziemlich in alle Sättel gerecht, Nur Politik – die reite ich schlecht, Und als ich Stadtverordneter war, Fiel ich herunter bei einem Haar. [S. 50]

Deutlich zeigt sich auch die Absicht, das Interesse der liberalen Bürger von der Politik auf den autonomen Bereich der Kunst zurückzuführen. Bary, der Vorsitzende des Vereins selbständiger Künstler, sagt über den Deutschen Verein: Es opfern die deutschen Vereine – ja! Mit Freuden ihr Gut und Blut – ja! Jetzt ist die politische Leine – ja! Zerrissen, gesunken der Mut – ja! D’rum lenken wir ihre Gedanken Auf Monumentales der Kunst

325

326 327

Pecht, Aus meiner Zeit, Bd. 2, S. 5f.; vgl. auch die ausführliche Schilderung bei Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 606f. Vgl. ebd., S. 49. Ebd.

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Und ziehen ihr Geld in die Schranken Für anderweit bläulichen Dunst. [51]

Auch der Deutsche Verein selbst, der sich von den Vorgängen im Mai 1849 distanziert und eindeutig staats- und königstreue Position bezogen hatte, wird parodiert. Er erscheint als politisch wetterwendisch. Auftritt des Vorstands Spitzner, der im Dezember 1848 in die Zweite Kammer des sächsischen Landtags gewählt worden war:328 Vorsichtig bedacht ist der Deutsche Verein Auf jedwemögliche Endung. Ein Ding unschuldig und scheinbar klein Kriegt oft gefährliche Wendung. Wir brauchen einen Mechanikus, Der eine Fahne erfinde, Die sehr empfindlich sein muß, Für alle politischen Winde, Sonst wissen wir nicht, ob radikal, ob demokratisch breiter. Auch brauchen wir für den schlimmsten Fall Einen guten Wetterableiter. Denn oftmals hat er dergleichen Vapeurs, Die dann im Leibe ihm grimmen, Bald sind es radikale Claqueurs, Bald conservative Stimmen. Auch hätten wir gerne ein Perspectiv Für die historische Ferne. Wir sähen dann besser, wenn etwas schief Ausfiele – das sehen wir gerne. Und für den reactionairen Geist, Der wie Scheidewasser auf Stahl Uns Löcher in die Geschichte beißt Ein Conservativ-Futteral. [54f.]

Kritik an der politischen Reaktion wird nur einmal vernehmbar, als Bary mit Blick auf Deutschen Verein, Kunstverein und Künstlergesellschaft feststellt, man habe »Verboten den drei Vereinen zu muksen« [64]. Politik, Revolution – das erscheint hier überhaupt als zweifelhaft, als kindische Verirrung und der Verspottung würdig. Von politischen Dingen selbst wird nicht gehandelt. Staat, Verfassung, Demokratie, Parlamentarisierung werden nicht angesprochen. Vorsichtige Anpassung an die Normen der politischen Reaktion findet sich auch auf der inhaltlichen Ebene, wenn freie Diskussion und der Prozeß demokratischer Entscheidungsfindung parodiert werden: alle daran teilnehmenden Mitglieder spielen sich während der Debatte eitel in den Vordergrund. Auch wird der Sinn demokratischer Mehrheitsentscheidungen durch freie Abstimmung in Frage gestellt, wenn die Figur Ramberg sagt: Weil eben der Hübner dafür, So stimm’ ich bestimmt dagegen.

328

Gegenkandidat und Verlierer im Wahlkreis war Bernhard Hirschel, vgl. Domke, Der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel, S. 26.

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Zusammen passen wir Wie Sonnenschein und Regen. [68]

So kommt denn auch am Ende die Entscheidung der Monumentskonkurrenz nicht durch Abstimmung zustande, sondern Meyer erscheint im Auftrag des Kunstvereins und verkündet, der Deutsche Verein wolle aus politischen Gründen vorerst von der Entscheidung absehen: Weil nun die Aufgabe etwas schwer – so meinte der Vorstand – für Viele wär, Um auszuweichen polit’scher Tendenz, – Ward nicht gestimmt für Concurrenz. Es ist auch der Künstler bereits gedungen, Ein schöner Entwurf ihm schon gelungen, Er wird sich sogleich im glänzend hellem Und strahlendem Lichte dem Auge stellen. Das Denkmal in alleredelstem Zopf In Händen den Lorbeer und ohne Kopf. [69f.] Alle: […] Der Kunstverein schenket Den Körper von Stein, Den Kopf dazu denket Der Deutsche Verein, Der Deutsche Verein.

Die politische Demonstration bleibt aus, die ein Denkmal bedeutet hätte. Gleichwohl zeigt der Ausgang eine Verlagerung politischer Forderungen in den Bereich individueller Selbstbestimmung, der zwar dem Zugriff der Obrigkeit entzogen ist, gleichzeitig aber ein Sinnbild politischer Ohnmacht darstellt. Die neue Montagsgesellschaft – und die mit ihr verbundenen Vereine Kunstverein, Verein selbständiger Künstler und Deutscher Verein – hatten mit dem Fastnachtsspiel eine politische Stellungnahme abgegeben, die die Polizeibehörde ebenso zufriedengestellt haben mag wie die Tatsache, daß sich ausgerechnet die vor kurzem noch als demokratische Aktivisten bekannten Meyer und Klee hierbei hervortaten. Auf der Veranstaltung trug Ramberg als Marktschreier auch »Witze« zu Bildern vor, die sich auf Dresdner Ereignisse und Mitglieder der Montagsgesellschaft bezogen, darunter auch politische Anspielungen wie »Der Hund auf den die rothe Republik gekommen«, »Zügel einer volksfreundlichen Regierung«, »Schwarzrothgoldne Wurst die Jemand nach der weiß grünen Speckseite geworfen«, »Das Blut das der Deutsche Verein für die Reichsverfassung gelassen«, die erahnen lassen, daß Reinigung und Überwindung durch Verlachen im Vordergrund standen.329 Schon am 18. Januar 1850 hatte Robert Reinick in einem Brief an Franz Kugler, Dresden, 18.1.1850, über die Ausrichtung der Montagsgesellschaft festgestellt:

329

Vgl. »Witze von Ramberg als Marktschreier beim Narrenfeste bildlich gezeigt«. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 51f.

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Auch Hübner brachte kürzlich in unsern Verein schöne, anmutige Kinderkompositionen. Sollten das die Folgen unserer großen Zeit sein? Die Kunst flüchtet sich zu den Kreisen hin, von denen sie ausging, zu den Kindern; die superklugen und doch oft unendlich dummen Männer verscheuchen sie mit überpoetischen Faseleien, die für Politik zu albern und für Poesie zu hohl sind.330

Das literarische Element spielte in der Montagsgesellschaft nach 1849 keine herausragende Rolle. Es sind in den Akten nur wenige Gedichte überliefert. Literatur diente der Ausschmückung von Veranstaltungen. So wurde bereits 1849 eine gemeinsame Weihnachtsfeier mit Verlosung von Geschenken durch ein längeres Gedicht von Gutzkow eingeleitet.331 Dieses Gelegenheitsgedicht enthält harmlose Anspielungen auf politische Ereignisse der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders auf Vormärz und Revolution. Sie sind aber vage formuliert, tragen den Charakter summarischer Erwähnung und bleiben politisch indifferent. Genannt werden »ein verbotener Dichter, ein censurgezwickter Drucker«, das »halbe Jahrhundert« tritt auf als »rüst’ger Fünfz’ger, tut nur ein wenig husten und schnaufen,/ Das macht, er hat sich vor zwei Jahren im März zu sehr überlaufen«, erinnert wird an die Tatsache, daß noch immer Kriegszustand herrsche und ab elf Uhr nachts Sperrstunde gelte. Eine Gefahr für die öffentliche Ordnung ging von dieser Gesellschaft offenbar nicht mehr aus. Belege für polizeiliche Beobachtung konnten jedenfalls nicht ermittelt werden.332 So setzte sich auch die Tätigkeit der Gesellschaft weiter fort: gesellig, unterhaltsam, im ganzen unpolitisch. Im Sommer veranstaltete man gemeinsame Ausflugsfahrten die Elbe entlang nach Schandau, etwa im Juni 1850, im Winter gesellige Abende wie die Feier des Schillergeburtstags am 11. November 1850 mit einem Festmahl. Gesellige Riten wurden eingeführt, etwa »daß jedes Michaelis Ehemann oder Vater gewordenes Mitglied der Gesellschaft baldmöglichst nach der Hochzeit od. respektive Kindtaufe die anwesenden Mitglieder mit Punsch zu tractiren habe«.333 Das von Helbig bis 1870 geführte Protokoll verzeichnet diese Veranstaltungen sowie die Aufnahme neuer Mitglieder, auch die Ablehnung einzelner Kandidaten. Dennoch finden sich immer wieder versteckte Reminiszenzen an die Phase bürgerlich-liberaler Hoffnungen. Das ebenfalls während der Weihnachtsfeier 1849 vorgetragene Gedicht von Adolf Peters, der 1848 »Deutschland und die Freiheit. Preisgesänge« veröffentlicht hatte, atmet noch deutlich den bürgerlich-liberalen Geist des Vormärz, spricht von Hoffnung, von Freiheit und deutschem Kaisertum, den auf Verfassung gegründeten Nationalstaat im Blick:

330 331

332 333

Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 286. Das Gedicht »Zum Weihnachtsbaum der großen Kinder am 29. December 1849« umfaßt 74 Verse, gedruckt in Göhler, Karl Gutzkow und die Dresdner Montagsgesellschaft, S. 356ff.; ein gedrucktes Exemplar auch in Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 53ff.; vgl. auch Reinick an Kugler, Dresden, 25.1.1850. (Höffner (Hg.), Aus Biedermeiertagen, S. 293). Vgl. SächsHstA. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, hier Bl. 9.

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Am 29. Decbr. 1849 gesprochen. --Zwar auf vielverschlung’nen Bahnen, Wankend dort und irrend hier, Mit umflorten deutschen Fahnen, Doch zum Gipfel steigen wir. Nur ein Tag erst ging zur Neige, Muth und Hoffnung, bleibet jung! Immer neu zum Himmel steige, Sonne der Begeisterung! Stralt ihrer heil’gen Halle, Glüht von jeder schönen Pflicht, Hört im Braus der Zeitenwelle, Was die deutsche Stimme spricht: »Nicht gewankt und nicht gewichen, Ernst gewettet, frisch gewagt, Nicht geschmeichelt und geschlichen, Fröhlich, frei und unverzagt!« »Deine Freunde brav und bieder, Deinem Liebchen traut und treu, Hort und Hülfe Deiner Brüder, Gottes Kind in heil’ger Schau!« »Deinem Vaterland, dem schönen Großen ganzen Vaterland, Ohne eitlem Ruhm zu fröhnen, Leib und Leben, Herz und Hand!« »Doch die Menschheit nur als Schranke! Frei von Thatenlust durchglüht! Und in Allem der Gedanke Und in Allem das Gemüth!« »Ueber Alles Gott und Freiheit, Doch die Liebe mit im Bund! Eins in Dir mit dieser Dreiheit Und Dein Herz ist kerngesund.« – »Blickst du in den Sachsenspiegel, Schaue dies Gesicht dich an: An der Stirne trüg’s das Siegel Von dem ächten deutschen Mann.« Solche Mannheit soll uns heben Auf den alten Kaiserstand, Solcher deutsche Mann soll leben! Mit ihm lebt das Vaterland! Adolf Peters.334

334

Ebd., Bl. 96.

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Das politische Ideal ist noch nicht untergegangen, »nur ein Tag erst ging zu Neige«, es kann noch erreicht werden, »nicht gewankt und nicht gewichen«, von jedermann, den das Gedicht anspricht und der sich »deutscher Mannheit« erfreut. Politische Anspielungen enthielten auch die Texte, die als Antworten auf Fragen des Fragekastens vorgetragen wurden. Jedes Mitglied konnte eine Frage auf einen Zettel schreiben, die dann zur Beantwortung verlost wurden.335 Neben als geistreich geltenden Fragen und Antworten (»Ob Venus oder Eva schöner war?«; »Sind die leichtsinnigen oder die soliden Männer bei Frauen beliebter?«) sind auch Auseinandersetzungen mit literarischen und literarästhetischen Themen überliefert: »Was ist’s das hinter diesem Schleier sich versteckt? Schiller« oder »Was ist langweilig?«336 Am Rande wurde die Sozialform Verein behandelt. Bei der Frage »Sind die leichtsinnigen oder die soliden Männer bei Frauen beliebter?« wurde etwa darauf Bezug genommen, daß die Montagsgesellschaft auf Statuten verzichte, weil sie sich auf die »Solidität des Einzelnen«337 gründe. Auffällig ist die Einbeziehung politischer Themen in Fragen und Antworten. So stellte Auerbach die auf politische Einheit der deutschen Länder zielende Frage: »Wenn die alte Germania an die Montagsgesellschaft schriebe, sie soll ihr ein Gesamtministerium für alle Departments ernennen, wer wäre zu bestimmen und welches wären die ersten Erlasse eines jeden Ministers und seiner Unterstaatssecretaire?«338 Und ein unbekannter Verfasser ging in seiner Antwort unverhohlen kritisch auf Politik und die aktuelle politische Lage ein, nachdem er den Fragesteller gerügt hatte, daß seine Frage eigentlich unpassend sei, weil ihr ein »heiterer Sinn« fehle. Bezogen auf die erstarrte Situation in der Reaktionszeit heißt es, […] daß in Politik Der brennendsten Frage kaum Antwort noch wird. Man dreht sich und wend’t sich von Tag zu Tag, Eh’ man sich die Finger verbrennen mag.

Monarchistische Regierung ohne verfassungsmäßige Ordnung erscheint als Folge individueller Willkürakte: Wie sollt’ auch der beste, der schärfste der Denker So voraussehn die Acte der Staatenlenker?

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338

Über eine ähnliche Einrichtung im Dresdner Handwerkerverein, anscheinend auch als Mittel der Disziplinierung eingesetzt, berichtet Gustav Freytag: »An mehren Abenden der Woche wurden Vorträge gehalten, bald wurde ein Gesangverein eingerichtet, ein Fragekasten aufgestellt und die zahlreichen hineingeworfenen Zettel am Abend von dem Vorsitzenden besprochen. Es erwies sich, daß dieser Kasten ein gutes Mittel abgab, die Bedürfnisse und Stimmungen der Mitglieder kennen zu lernen und unberechtigten Wünschen entgegen zu treten.« Freytag, Erinnerungen aus meinem Leben, S. 150. Vgl. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 55ff.; vgl. zum Fragekasten Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 36ff. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 56. Ebd., Bl. 94.

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Die Aufteilung Deutschlands in eine Vielzahl von Ländern wird – auch unter finanziellen Gesichtspunkten und den verschärften Bedingungen der Reaktionszeit – ironisch beleuchtet: Zudem an Gouvernements fehlt es uns ja nicht, Das ist ja am Deutschen so klar wie das Licht, Das fühlt er und sein Beutel; und kurz ohne Lug, Regieret wird jetzo ausreichend genug.

Germania, so heißt es, interessiere sich deshalb nicht, wie vom Fragesteller gedacht, für ein deutsches Gesamtministerium, sondern setze sich für genuin bürgerliche politische Interessen, ja Tugenden ein: Alma mater würd’ also wohl Andres betreiben, Sie thät sich ein Fläschchen Selfgovernment verschreiben.

Nur eine englische Vokabel kann bezeichnen, was den deutschen Verhältnissen fehlt: Self-government. Das war aber nicht nur die im Vormärz erstrebte politische Partizipation, sondern für viele Liberale auch die aufgeklärte, moralische Regierung des Selbst, die im geselligen Miteinander des Vereins eingeübt werden konnte.339 Der Antwortende hatte aber die staatlichen Verhältnisse im Blick, und mit denen stand es in Deutschland nicht zum besten: Der Stärkung, daß weiß sie, bedarf sie gar sehr, Die wäre mehr werth als Essenz und Odeur. Doch müßt sie rein deutschen Ursprunges sein, Sonst gähret und braust sie, wie schlechter Branntwein. Wüßt’ ich nur wo ein Fläschchen recht Deutsches sich fände, Ich schickt’ ihr’s und wär’ es bis an der Welt Ende.

Da die Lösung unter den vorherrschenden politischen Umständen ausbleiben muß, wendet sich der Text wieder zurück ins Heitere, Geistreiche, auch Selbstironische: Führende Mitglieder der Montagsgesellschaft wie Hänel und die in der Revolutionszeit aktiven Liberalen Klee und Helbig werden als Vertreter eines Gesamtministeriums vorgeschlagen. Das Regierungsprogramm setzt auf Einheit und Brüderlichkeit der Deutschen: »Ihr Deutschen«, beginnt es, »seid wackere Kumpane, Steht allezeit treulich zu Eurer Fahne; Seid brüderlich, einig, zusammengesellt, Denn habt Eure Sach’ Ihr auf Nichts nicht gestellt.

Allerdings ist eine zentrale, wohl auch an die Montagsgesellschaft gerichtete Forderung: Zecht fröhlich und heiter, solange Ihr mögt, Ihr lebt ja nur einmal, drum lebet auch recht.

Die 1848/49 gescheiterte politische Veränderung wird weiterhin erwartet, als objektiv gegebene Notwendigkeit, bezeichnet durch die »Zeit«:

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Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 18.

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Was der Einzelne brütet – ’s wird doch nichts daraus, Was die Zeit aber kocht, kommt zuletzt schon heraus Gott geb’ nur es komme ohn allzuviel Blut, Und find uns, wenn’s komme, auf unserer Hut.

Politische Anteilnahme ist aber bis dahin nicht vorgesehen, sondern Rückzug ins Private oder eben in den geselligen Verein: Inzwischen machs Jeder, recht lieblich und fein, Genau wie der löbliche Montagsverein.

Die erstaunliche Offenheit dieses Textes deutet einerseits darauf hin, daß bei den geselligen Versammlungen der Gesellschaft polizeiliche Bespitzelung wohl nicht erwartet wurde, und daß andererseits in den ersten Jahren der Reaktionszeit die politischen Ideen des Vormärz auch im liberalen Bürgertum lebendig blieben. Sie lagen noch unter der Oberfläche verborgen, konnten im Verein unter Gleichgesinnten berufen werden, bevor gemeinsame Aktivität aus Mangel an Möglichkeit dann in die Felder des Geselligen und Ästhetischen abgelenkt wurde. Ähnlich wird auch in der Beantwortung der Frage »Welche Beziehungen hat der Name ›Torniamenti‹ zu unseren Montagszusammenkünften?« argumentiert, die sich eigentlich auf den Wirt des Versammlungslokals bezog: Das Kränzchen, welches sich am blauen Montag versammelt, und mit vielem Tabakdampf auch vielen blauen Dunst um sich verbreitet – die characteristische Atmosphäre der Künstler und Consorten – dies blaue Montagskränzchen würde vielleicht längst die glückliche Laufbahn der Harmlosigkeit mit einer politischen vertauscht haben. Dann freilich hätte die Welt ihr blaues Wunder gesehen, so lange dieses nämlich sammt seinen Erfindern frei herumgelaufen wäre. Da man aber gemeiniglich für solche Erfindungen den Orden pour le merite nicht erhält, und der Duft solcher blauer Vergißmeinnichtkränzchen unbeliebt scheint, ja zuweilen sogar der einzige Lohn, den man davon trägt, ein Paß nach Cayenne ist (wo viel Pfeffer, aber bis dato wenig Kunstsinn gedeiht,) oder auch einem eine unfreundliche Wohnung im Vaterlande selbst angewiesen wird, zwar unentgeldlich, aber mit sehr schlechtem Atelier-Licht – so ist es, dies Alles wohl erwogen, doch immerhin ein Glück zu nennen, daß Ihr blauen Montagsleute Euch an Eurem Tabakswolken genügen ließet.340

Deutlich wird hier politische Betätigung in der Zeit nach der Revolution als gefährlich bezeichnet und statt dessen die gesellige, unpolitische Haltung der Gesellschaft hervorgehoben. Über weitere literarische Arbeiten des Vereins läßt sich wenig mehr feststellen als eine für das Bürgertum und die epigonale Literatur der Zeit charakteristische Anknüpfung an das ästhetisch vertraute, bewährte und politisch unverdächtige Vorbild der Klassiker. So berichtet Stegmann, daß Fastnachtsspiele jährlich veranstaltet wurden. Einmal verfaßte Helbig einen dritten Akt zu Goethes Fragment »Esther und Mardochei«, ein anderes Mal diente das »Jahrmarktsfest zu Plundersweilern« als Grundlage. Eine Wirkung nach außen, in die Öffentlichkeit hinein, blieb aus. Sie war – aus politischen Gründen – nicht beabsichtigt.

340

Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 60.

112

5.5.6. Position der Mitglieder im Netz der Vereine341 Nach 1849 bestand noch eine Kontinuität in der personellen Verflechtung der Montagsgesellschaft mit Deutschem Verein (Helbig, Spitzner, Bendemann, Devrient, Hübner, Klee, Reinick, Rietschel), Kunstverein (Gonne, Richter, Peschel, Bürkner, Brossmann)342 und dem Verein selbständiger Künstler (Meyer, Devrient, Hammer, Spitzner, Schulz).343 Zudem waren Klee, Oppenheim und Hübner Mitglied des in der hohen Beamtenschaft und im Bürgertum verankerten Wohltätigkeitsvereins Verein zu Rath und That, der seit 1808 existierte und dem bereits Mitglieder des Liederkreises angehört hatten.344 Karl Gustav Helbig befand sich 1870 unter den Gründern des Geschichtsvereins.345 Ein Ableger der Montagsgesellschaft und nach Stegmann der »Stein der Abnahme«346 war die Dresdner Schillerstiftung, die 1855 gegründet wurde und bis heute besteht. Sie entstand auf Initiative einer die verschiedenen Kreise der älteren und neueren Gesellschaft übergreifenden Allianz von Serre, Winkler, Hammer, Carus, Gutzkow, Auerbach und anderen, die sich zu »Dienstagsgesprächen« trafen. Anläßlich des 50. Todestags Schillers wurde sie zur Unterstützung bedürftiger Schriftsteller und Schriftstellerinnen sowie ihrer Hinterbliebenen ins Leben gerufen. Eine Art Vorläufer besaß sie in der Tiedgestiftung von 1842. Am 9. Mai 1855 sprachen bei einer Festveranstaltung die Montagsgesellschaftler Auerbach, Gutzkow und Wolfsohn.347 In den folgenden Jahren entstanden in 16 Städten weitere Zweigvereine, so daß sich kurz vor dem 100. Geburtstag Schillers die Deutsche Schillerstiftung in Dresden als Dachorganisation konstituieren konnte. An der Gründungsversammlung waren aus Dresden Auerbach, Carus, Gutzkow, Hammer und Serre beteiligt. Gutzkow wurde für den Dresdener Zweigverein in den Vorstand gewählt, 1861 löste ihn Hammer ab, als Gutzkow als Generalsekretär der Schillerstiftung nach Weimar wechselte.

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Vgl. Anhang, Tabelle 3. Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1869. Dresden 1869, S. 142. Im Frühjahr 1859 kam es vorübergehend sogar zu einer weiteren Annäherung an diesen Verein, der der Montagsgesellschaft das Angebot unterbreitete, einen Raum in seinem Vereinslokal zu nutzen und als Gäste an den geselligen Veranstaltungen des Künstlervereins teilzunehmen. Vgl. Rundschreiben von Helbig, 13.4.1859, in dem zu einer Abstimmung über den Antrag aufgefordert wird. Auch wenn sich die Mehrheit der Mitglieder mit dieser Art Kooperation einverstanden erklärte, so fanden die Sitzungen der Wintersaison 1859/60 wieder in der angestammten Restauration Götze in der Großen Brüdergasse statt. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 23ff. Vgl. Drei und fünfzigste Nachricht des Vereins zu Rath und That in Dresden auf das Jahr 1860/61. Dresden 1861. Vgl. Paul Rachel: Die historische Gesellschaft zu Dresden 1870–1920. In: Dresdner Geschichtsblätter 30 (1921), S. 33–46, hier S. 33. Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz, S. 39. Vgl. Susanne Schwabach-Albrecht: Die Deutsche Schillerstiftung 1909–1945. In: Archiv für die Geschichte des Buchwesens 55 (2001), S. 1–156, hier S. 10f.; Julius Hammer: Die Geschichte der Schiller-Stiftung. In: Jahrbücher der Schiller-Stiftung 1 (1857), S. 121–206. Rudolf Goehler: Die Deutsche Schillerstiftung 1859–1909. Bd. 1: Geschichte der Deutschen Schillerstiftung. Berlin 1909.

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Im Vorstand des Dresdener Zweigvereins der Schillerstiftung, der sich seit 1863 Serresche Zweigschillerstiftung zu Dresden nannte, betätigten sich auch Helbig und Duboc.348 Letzterer gehörte zwischen 1870 und 1904 dem Verwaltungsrat der Deutschen Schillerstiftung an, in der Verwaltungsperiode 1875 bis 1879 hatte er den Vorsitz der Stiftung inne.349 Die Deutsche Schillerstiftung war eine Stiftung des deutschen Volkes für seine »Dichter und Denker«, eine demokratische Einrichtung als Gegensatz zur Wohltätigkeit der Fürsten und trug dem politisch-nationalen Wunsch des Bürgertums nach einem geeinten Land Rechnung.350 Schiller erschien hier noch einmal als der Dichter der bürgerlich-liberalen Bewegung, der er besonders im Vormärz gewesen war.351 So beteiligten sich denn auch elf ehemalige Abgeordnete des Frankfurter Parlaments an der Gründung von Zweigvereinen. Das Vermögen der Schillerstiftung ging auf eine National-Lotterie zurück, die Serre veranstaltet hatte und die bis 1862 einen Gewinn von 300000 Talern einbrachte. Die Stiftung unterstützte in den folgenden Jahren auch Dresdner Schriftsteller und ihre Hinterbliebenen, Angehörige der Montagsgesellschaft wie der späteren literarischen Vereine. Als erster erhielt Otto Ludwig eine Zuwendung in Höhe von 400 Talern. Außerdem wurden zwischen 1862 und 1879 durch Ehrengaben oder Pensionen unterstützt: Fanny Tarnow, die zum Dresdner Liederkreis gehört hatte,352 Julius Mosen,353 Julius Hammers Witwe und Mutter,354 Otto Roquette,355 Berthold Auerbach,356 Wilhelm von Chézy aus dem Umfeld des Liederkreises,357 Witwe und Tochter Eduard Devrients.358 Weitere Mehrfachmitgliedschaften sind nach 1850 nicht nachzuweisen, bis auf einige Freimaurer: Julius Hammer wurde 1859 Mitglied der Loge Zum Goldenen Apfel,359 der Devrient, Meyer und Rayski schon vor 1850 angehörten, Max Maria von Weber war seit 1850 Mitglied der Loge zu den Drei Schwertern.360 Die bürgerliche Stadtelite, zu der immer noch ein Teil der Mitglieder der Montagsgesellschaft

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352 353 354 355 356 357 358 359

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Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1869. Dresden 1869, S. 142. Vgl. Goehler, Schillerstiftung, S. 199, 223, 324. Vgl. Schwabach-Albrecht, Die Deutsche Schillerstiftung, S. 12; Material zur Schillerstiftung im StA Dresden: 12.2. Schiller-Stiftung. Über Schillerfeiern im Vormärz vgl. Rainer Noltenius: Dichterfeiern in Deutschland. Rezeptionsgeschichte als Sozialgeschichte am Beispiel der Schiller- und Freiligrath-Feiern. München 1984, S. 71ff. Goehler, Schillerstiftung, S. 58, Ebd., S. 72f. Ebd., S. 94. Ebd., S. 96. Ebd., S. 109. Ebd., S. 147. Ebd., S. 244. Vgl. Matrikel der Freimaurerloge Zum goldenen Apfel im Orient Dresden vom Jahre 1776 bis 1876. In: Die Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1776–1876, S. 31. Peuckert, Die ger. und vollk. St. Johannisloge, S. 263.

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gehörte, stellte nicht mehr das Gros der Logenbrüder, die jetzt neben Beamten und Angehörigen freier bürgerlicher Berufe auch Kleinbürger, Handwerker und sogar Angehörige der niederen Schichten aufnahmen wie Lohndiener oder Schulboten.361 Diese nach 1850 allgemein zunehmende Demokratisierung des Vereinswesens erreichte die Montagsgesellschaft nicht. Das Interesse an ihr hatte über die Jahre kontinuierlich abgenommen. Ähnlich wie der Dresdner Liederkreis verlor sie durch Wegzug und Tod wichtige Mitglieder, neue blieben aus. Auch die Verbindung zu kulturellen Institutionen der Öffentlichkeit wie Kreuzschule, Hoftheater, Kunstakademie hatte sich gelöst. Das Dresdner Adreßbuch zählte für das Jahr 1869 insgesamt 28 Vereine für gesellige Unterhaltung, darunter die Albina und den Leseverein.362 Dazu kamen an 27 Gesangsvereine, sieben kleinere gesellig-dramatische Vereine und 49 Vereine für Wissenschaft und Kunst. Die Vereinsinteressen differenzierten sich aus in den Jahren vor der Reichsgründung. Aus der literarisch-geselligen, liberalen Künstler- und Schriftstellergesellschaft war eine rein gesellige Vereinigung geworden, die mit einer Vielzahl ähnlicher Vereine in der Stadt konkurrierte. Literatur verschönerte nur noch die festlichen Anlässe, wie etwa das »Tafel-Lied zum Fastnachts-Mahl der MontagsGesellschaft am 12. Februar 1872«,363 das sogar die Abnahme des Interesses thematisierte: Viel wackre Zecher seh’n wir vereinigt ja zum Schmaus Und seh’n leider mehr noch, die geblieben sind zu Haus.

Das literarische Interesse hingegen wurde bereits seit einigen Jahren im Literarischen Verein zu Dresden gepflegt.

5.6.

Die Kultur des Einverständnisses: der Literarische Verein zu Dresden

5.6.1. Entstehung und Geschichte Die rigide Polizeipraxis der Reaktionszeit führte zu einem Ausweichen bürgerlichen Engagements in unpolitische Bereiche. Die geselligen, wissenschaftlichen und wohltätigen Vereine nahmen sprunghaft zu, die Vereinszwecke vervielfältigten sich. Nachdem Prinzregent Wilhelm 1858 in Preußen die Regierung übernommen hatte, begann die Neue Ära mit Auswirkungen auf die übrigen deutschen Länder. Auch das Vereinswesen erhielt noch einmal einen Schub. Zu Anfang der sechziger Jahre setzte eine Welle von Vereinsgründungen ein. In dieser Phase entstand der Literarische Verein zu Dresden. Er war 30 Jahre lang der führende Literaturverein in der Residenzstadt und einer der bedeutenden literarisch-kulturellen Vereine in Deutschland. Als Datum der Vereinsgründung gilt der

361 362

363

Vgl. ebd., S. 263ff. Vgl. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1869. Dresden 1869, S. 143ff. Der Verfasser ist nicht vermerkt. Es ist das letzte Gedicht in der Aktenüberlieferung. Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849–1879; StA Dresden, Ratsarchiv A. XXIV. 72x, Bl. 106.

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3. Januar 1863, der Tag der Niederschrift einer Ursatzung.364 Dieser literarisch-kulturelle Verein existierte bis mindestens 1943/44. Vorläufer des Vereins war ein literarischer Kreis um den Redakteur der nationalliberalen »Constitutionellen Zeitung«, den Advokaten Ludwig Siegel, der seit 1856 regelmäßig dienstags im Gasthaus zum Goldenen Ring zusammenkam.365 Ihm gehörten anfangs Berthold Auerbach, Karl Gutzkow, Julius Hammer, Gustav Kühne, auch Eduard Duboc, Wilhelm Wolfsohn sowie der schriftstellernde Advokat Edmund Judeich366 an. Es handelte sich um eine Gruppe von Schriftstellern aus der Montagsgesellschaft, die hier genuin literarische Interessen verfolgten, als die literarisch-künstlerische Grundrichtung des Vereins der Geselligkeit wich. Sie nannten sich Der Goldene Ring, Urverein, Dienstagskränzchen, auch nach dem Initiator Siegelring. Statuten wurden noch nicht beschlossen, Akten nicht geführt. Nachdem Gutzkow, Hammer und Auerbach Anfang der sechziger Jahre Dresden verlassen hatten, verfolgte Siegel ab Frühjahr 1862 zusammen mit anderen Schriftstellern die Absicht, einen literarischen Verein zu gründen: Kühne, Duboc, Wolfsohn, Judeich, Moritz Heydrich,367 Ferdinand Stolle, Theodor Drobisch und Emil Peschel kamen im Gasthaus zum Goldenen Ring zusammen. Auf einer Maifeier zu Fichtes 100. Geburtstag 1862 kam es zur Verbindung mit Gelehrten, die sich dem literarischen Kreis anschlossen: der Botaniker Matthias Schleiden, der Direktor der naturwissenschaftlichen Sammlungen Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, der Mathematiklehrer am Polytechnikum Oskar Schlömilch und der Astronom und Philosoph Adolf Drechsler, Direktor des physikalisch-mathematischen Salons.368 Auch Juristen, Ärzte, Lehrer und Kaufleute, die als Fachschriftsteller oder Gelegenheitsdichter auftraten, nahmen bald am Dienstagskränzchen teil, in dem es zu »anregenden Unterhaltungen, Darbietungen und Bestrebungen«369 kam. Andere Vereine erbaten die Unterstützung dieses Klubs bei Dichterfeiern, so etwa zur Gedenkfeier des Turnvereins für den im August 1862 gestorbenen Julius Hammer: Am 19. September 1862 hielt Edmund Judeich im Saal der Turngenossenschaft einen Vortrag über den

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368 369

Vgl. Frank Almai, Rolf Parr: Literarischer Verein zu Dresden. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 269–294; Richard Mahrenholtz: Abriß der Geschichte des Literarischen Vereins zu Dresden (1862–1887). Unter Mitwirkung der Vorstandsmitglieder. Dresden 1889; Heinrich Zschalig (Hg.): Gedenkbuch des Literarischen Vereins zu Dresden zur Feier seines 50jährigen Bestehens. 1863–1913. Unter Mitwirkung von Felix Zimmermann. Dresden 1913; Zum 50jähr. Bestehen des Literarischen Vereins zu Dresden. In: Salonblatt 8 (1913), No. 3, 18.1.1913, S. 89–92; Zur Halbjahrhundertfeier des Literarischen Vereins. In: Dresdner Nachrichten, Nr. 11, 12.1.1913, S. 10; 80 Jahre Literarischer Verein zu Dresden. In: Sächsischer Postillon, Nr. 2, 4.1.1943. Für die »Constitutionelle Zeitung« vgl. Hanspach, Die periodische Presse der Stadt Dresden, S. 173ff. Vgl. Edmund Judeich: Politische Gedichte. Dresden 1866; ders.: Der Fideikommiß. Erzählungen aus dem Rechtsleben. Dresden 1868; ders.: 1870. Zeit-Gedichte. Dresden 1871. Exemplare dieser Werke sind nicht mehr nachzuweisen. Vgl. die liberale Vergangenheit: Moritz Heydrich: Schwarz-gold-roth! Deutsches Bannerlied. Allen deutschen Brüdern gewidmet. [Leipzig 1848]. Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 5f. Ebd., S. 7.

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verstorbenen Kollegen. Auch auf Veranstaltungen verschiedener Gewerbevereine, des Handwerker-Fortbildungsvereins und des Dresdner Buchdrucker-Vereins hielten Angehörige des Dienstagskränzchens Vorträge.370 Auf der Zusammenkunft des Dienstagskränzchens vom 30. Dezember 1862 kamen die Anwesenden der Gründung eines Vereins näher. Advokat Judeich schrieb eine aus vier Punkte bestehende »Ursatzung« nieder, die zeigt, wie anscheinend Vereine in Dresden auch Anfang der sechziger Jahre noch mit obrigkeitlichem Mißtrauen zu tun hatten. Sie wurde den Angehörigen des Dienstagskränzchens, die der Zusammenkunft nicht beigewohnt hatten, zur Unterschrift vorgelegt: Am 30. Dezember hat unser »Dienstagskränzchen« sich verschiedenen formellen Betrachtungen hingegeben. Man lehnte zwar allseitig ab, sich als »Verein« zu konstituieren, hielt es aber doch für nothwendig, einige drakonische Gesetze für den ungebundenen Urzustand der Gesellschaft zu vereinbaren. Zuerst wurden drei »Vertrauensmänner« gewählt: Herr Düboc, " Oberlehrer Fischer, der Unterzeichnete, welche sich des Titels »Vorstand« durchaus nicht anmaßen, sondern nur ihren »Verstand« benutzen werden, um seiner Zeit Debatten – Fischer setzt hinzu: allgemeine! allgemeine Debatten – über Dr. Stolles Fragekasten und dessen Inhalt herbeizuführen. – – – Für heute strengt man sich nur zur Meldung folgender am 30. Dezember a. dom. 1862 gefaßter Urgesellschaftsbeschlüsse an – wie gesagt, Vereinsbeschlüsse ist ein ominöses, polizeilich rügbares Wort: – 1. Die bisherige Stunde der »Vereinigung« (auch für den vorstaatlichen Zustand der Gesellschaft brauchbar) bleibt. 2. Mitgliedschaft – oder unverfänglicher und hegelisch ausgedrückt: das gesellige Sein im Nichtvereint-Sein – erwirbt man durch Anmeldung bei den Vertrauensmännern. Abstimmung irgendwelcher Art wurde verworfen. 3. Gäste haben einmaligen Zutritt, auswärtige unbeschränkten. 4. Jedes Gesellschaftsmitglied hat pro Jahr Einen Thaler Beitrag zur Gesellschaftskasse zu bezahlen – und zwar stets je eher desto besser. Die Frage des Lokals ist weiteren Erörterungen vorbehalten worden. – Man ersucht diejenigen geehrten Mitglieder, welche nicht anwesend waren oder sich noch nicht unterschrieben haben, ihre Vereinigungsmitgliedschaft durch gütige Namenzeichnung auf beiliegender Liste zu bekunden. Dresden, am 3. Januar 1863. Die Vertrauensmänner Durch E. Judeich, Adv.371

Die Polizeibehörde gestattete die informelle Konstituierung der Gesellschaft nicht. Im April 1863 kam der Verein den Bestimmungen des Vereinsgesetzes nach und meldete

370

371

Vgl. Hermann Steinbrück: Der Dresdner Buchdrucker-Verein. Vorgeschichte, Errichtung und Entwicklung während der Jahre 1862 bis 1912. Verfaßt aus Anlaß der 50jährigen Jubelfeier. Dresden 1912, S. 21; Zschalig, Gedenkbuch, S. 7f. Das Schreiben befand sich in den Vereinsakten von 1863/64, wie Zschalig, Gedenkbuch, S. 8, schreibt, der es S. 8f. gekürzt abdruckt.

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die Gründung, den Zweck und die Vorstandsmitglieder, anscheinend aber erst »auf besonderes Verlangen«:372 Der Königlichen Polizeidirektion zu Dresden zeige ich hierdurch an, daß sich hierorts ein Verein von Schriftstellern und Freunden der Literatur gegründet hat, dessen Zweck es ist, die Sache der deutschen Literatur durch gesellige Besprechung, durch Vorträge pp. zu fördern. Da der Verein den Charakter eines geselligen Vereins trägt, der sich von allem juristischen Formenwesen möglichst fern hält, hat man Statuten nicht entworfen, sondern lediglich zur Besorgung der geschäftlichen Vereinsangelegenheiten einen Vorstand gewählt, den zur Zeit die Herren: Professor Kummer, Maler, Duboc gen. Waldmüller, Schriftsteller Fischer, Oberlehrer, Judeich, Advokat, bilden. Die Sitzungen des Vereins finden alldienstäglich im Kromfeld’schen (jetzt Strasser’schen Lokal) am Jüdenhof statt. Ein Verzeichnis der Mitglieder des Literarischen Vereins liegt bei.373

Doch die Polizeibehörde bestand auf der gesetzlich vorgeschriebenen Abfassung von Statuten, wie Schriftführer Judeich erfuhr, der am 29. April 1863 vorgeladen wurde. Die Vertrauensmänner Judeich, Duboc und Ernst Fischer entwarfen sie in den nächsten Tagen, und die Mitgliederversammlung nahm sie am 12. Mai 1863 einstimmig an.374 5.6.2. Mitgliederstruktur Während Dresdner Liederkreis, Albina und Montagsgesellschaft eher informell geleitet wurden, stellte der Literarische Verein zu Dresden einen gut organisierten Verein dar. Das erste, handschriftliche Mitgliederverzeichnis, das durch Steindruck vervielfältigt wurde, umfaßt 49 Namen.375 Unter ihnen waren die Schriftsteller Carl Banck, Wilhelm Buchholz, Eduard Duboc, Julius Hammer, Moritz Heydrich, Rudolf Kulemann, Gustav Kühne, Franz Anton Lubojatzky, Richard von Meerheimb, Ludwig Ferdinand Stolle und Wilhelm Wolfsohn, der Redakteur Feodor Wehl, der Advokat Edmund Judeich, der Arzt Bernhard Hirschel, der Hofkapellmeister Carl August Krebs, der Hoftheaterdramaturg Julius Pabst, die Gelehrten Matthias Schleiden und Oskar Schlömilch. Schriftsteller, Redakteure, Künstler und Musiker stellten die größte Gruppe, gefolgt von Lehrern und Verwaltungsbeamten. Zu den Vereinsgründern gehörten fünf Adelige und zwei Juden (Hirschel, Wolfsohn). Außer einem Buchhändler waren Gewerbetreibende ebenso wenig beteiligt wie Kaufleute, Bankiers oder Fabrikbesitzer. Außerdem fehlten Handwerker und Frauen.

372 373 374 375

Ebd., S. 10. Ebd. Vgl. ebd., S. 75f. Wiedergegeben ebd., S. 11f.

118

Gründungsmitglieder des Literarischen Vereins 1863:376 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller und Redakteure Künstler Musiker Dramaturgen Lehrer Privatgelehrte Beamte Ärzte Advokaten Buchhändler Privatiers Dr. phil. Ohne Angaben Gesamt Adelige Juden

Anzahl 21 15 3 2 1 6 2 7 3 1 1 1 1 6374 49 5 2

Anteil 40,7 % 30,6 % 6,1 % 4,1 % 2% 12,2 % 4% 14,2 % 6,1 % 2% 2% 2% 2% 12,2 % 100 %375 10,2 % 4,1 %

Der Kreis der Mitglieder erweiterte sich kurze Zeit nach der Vereinsgründung um Gelehrte wie den Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Professor an der Polytechnischen Schule, Adolf Stern379 (Mitglied bis 1876), Schriftsteller wie Robert Prölß und Friedrich Gerstäcker (Mitglied bis 1867). Gutzkow hatte von Weimar aus weiterhin Verbindung zur Gesellschaft. Auch Nicht-Schriftsteller wurden jetzt aufgenommen, Ludwig Richter, die Schauspieler Bogumil Dawison, Peter Viktor Ferdinand Heine, Weiße, Jaffé, Dettmer, der Regisseur Ferdinand von Strantz. Den aktiven Mitgliedern stand nun eine passive Gruppe gegenüber, den Schriftstellern die Literaturfreunde. Die Schriftsteller gestalteten das Programm und schufen sich so ihr Publikum im Verein. Von einem reinen Schriftstellerverein, der sich als Interessenvereinigung verstand, kann allerdings kaum die Rede sein. Die Mitgliederstruktur ähnelte der Montagsgesellschaft nach 1849. Von den 49 Mitgliedern des Jahres 1863 sind 20 als Schriftsteller, Redakteure, Künstler und Musiker zu identifizieren. Es folgten acht Lehrer, drei Ärzte, ein Advokat, ein Buchhändler, drei Staatsräte, ein Kanzleirat, ein Sanitätsrat, zwei Direktoren von staatlichen Institutionen, ein Universitätsprofessor, ein Hoftheatersekretär. Dazu kommen sieben Personen, deren Beruf nicht ermittelt werden konnte. Unter den Mitgliedern waren vier Adelige, vier Juden (Wolfsohn, Hirschel, Dawison, Stern) und ein Ausländer (Muralto). Die gesellschaftliche Verbindung von Lehrern, Adeligen, hohen Beamten, Künstlern und Juden war im 19. Jahrhundert nur in der Sozialform Verein möglich. Frauen wurden nicht in den Verein aufgenommen.

376 377 378 379

Ebd. Davon zwei Personen namentlich nicht zu ermitteln. Hier wie bei allen weiteren Tabellen Abweichungen von 100 durch Rundungen. Vgl. Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. 7 Bde. Czernowitz 1925–1935, hier Bd. 6, S. 10–12.

119

Es dominierten die Bildungsbürger, dabei halten sich freie, auch künstlerische Berufe und staatsnahe wie die Staatsräte, Direktoren und Lehrer die Waage. Vertreter des Wirtschaftsbürgertums fehlten: Kaufleute, Fabrikbesitzer, Gewerbetreibende. Den Vorsitz des Vereins führte zu Anfang des ersten Vereinsjahrs der Schriftsteller Eduard Duboc, im Verlauf des Jahres übernahm der Maler Robert Kummer. Als Schriftführer fungierte der Advokat Edmund Judeich, als Schatzmeister der Oberlehrer Ernst Fischer. Die Mitgliederzahl nahm bis 1876 kontinuierlich zu. Im Jahr 1864 betrug sie bereits 60, im folgenden Jahr 115 und erreichte 1876 mit 188 Mitgliedern einen vorläufigen Höhepunkt. Bis 1887 stagnierte die Zahl zwischen 175 und 185, sank dann bis 1890 auf 160, 1900 auf 99.380 Die Mitgliederstruktur änderte sich anfangs wenig. Das erste gedruckte Verzeichnis von 1867 enthält 126 Mitglieder.381 Es weist fünf »Schriftsteller« und »Literaten« aus: C. Clauss, Friedrich Gerstäcker, Gustav Moritz Heydrich, Ferdinand Gustav Kühne und Franz Anton Lubojatzky, dazu die Redakteure Drobisch (»Dresdner Nachrichten«) und Feodor Wehl (»Constitutionelle Zeitung«) sowie den Zeitungssekretär Günther (»Dresdner Journal«). Die Gruppe der Schriftsteller ist um fünf Mitglieder zu ergänzen, die nicht ausdrücklich als solche bezeichnet sind: Rudolf Doehn, Eduard Duboc (»Rentier«), Rudolf Kulemann, Richard von Meerheimb, Ludwig Ferdinand Stolle, Adolf Stern. Die bildenden Künstler waren vertreten durch einen Bildhauer und zwölf Maler, unter ihnen vier Professoren (Ehrhardt, Gonne, Kummer, Richter). Hinzu kamen fünf aktive Hofschauspieler (Fallenbach, Jaffé, Koberstein, Strantz, Weiss) und zwei pensionierte (Bogumil Dawison, Heine), ein Theatersekretär (Dramaturg Pabst), vier Musiker in hoher, staatsnaher Stellung (Hofkapellmeister Krebs, Musikdirektor a. D. Lecerf, Konservatoriumsdirektor Pudor, Musikdirektor Winkelmeier). Die Gruppe der künstlerischen Berufe bestand aus 41 Mitgliedern, die Gruppe der Lehrer und Professoren umfaßte insgesamt 24 Personen, die meisten im Staatsdienst: drei Sprachlehrer, ein Musiklehrer, ein »israelitischer Lehrer«, sechs Lehrer, zwei Oberlehrer, ein Institutslehrer, ein Gymnasiallehrer, ein Gymnasialprofessor (Michael), ein Konrektor, drei Direktoren von Privatschulen, ein Professor an der Artillerieschule, ein Professor am Kadettenkorps, ein Professor an der Polytechnischen Schule, ein Professor a. D., dazu zwei Privatgelehrte. Der Verein hatte zudem zwölf weitere Mitglieder im Staatsdienst: fünf Königlich Russische Staatsräte, einen Geheimen Finanzrat, einen Kanzleirat im Ministerium des Äußeren, einen Schaumburg-Lippeschen Sanitätsrat (Hirschel), den Bibliothekar der Königlichen Bibliothek und Direktor des Münzkabinetts (Lossnitzer), einen Landständischen Archivar, einen Landtagsstenograph und einen Bezirksarzt. Dazu kamen ein General, ein Major, ein Generalmajor a. D. Angehörige von Wirtschaftsberufen finden sich jetzt auch: drei Buchhändler (Burdach, Ehlermann, Kuntze), vier Kaufleute, der Generalagent einer Lebensversiche-

380 381

Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 84f. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867. In: Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867. Dresden 1867, S. 9–16.

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rung, ein Bankier (Schoepe), dazu aus dem unfreien Verbandswesen ein Sekretär der Handels- und Gewerbekammer sowie drei Konsulen. Ein Ingenieurassistent repräsentierte die technischen Berufe. Zur Gruppe der freien Berufe gehörten neben den freien Künstlern und Schriftstellern zehn Advokaten, davon fünf als Notare zugelassen, unter ihnen der dichtende Edmund Judeich, und drei Ärzte. Theologische Berufe waren vertreten durch einen Konsistorialrat, einen Archidiakonus, einen Pastor, einen katholischen Prediger, und einen Cand. theol. sowie den Dresdner Oberrabbiner Wolf Landau,382 der anscheinend zu den Honoratioren der Stadt gehörte. Sieben Mitglieder werden nur als Dr. phil. aufgeführt ohne weitere Berufsbezeichnung, ein Mitglied als Stenograph, ein Mitglied ohne jede Bezeichnung. Vier Privatiers, zwei Rentiers und ein Particulier bilden die letzte Gruppe. Nur Prof. A. Fevre gen. Maillard (Artillerieschule) und der Italienischlehrer Muralto sind eindeutig als Ausländer zu erkennen. Die Konfession der Mitglieder läßt sich nicht bestimmen. Sie wird überwiegend protestantisch gewesen sein, Ausnahmen bilden der katholische Prediger und die Mitglieder jüdischer Herkunft: Hofschauspieler Bogumil Dawison, Oberrabbiner Wolf Landau, der israelitische Lehrer Meyer Schwarzauer, Adolf Stern und der Arzt Bernhard Hirschel. Das soziale Gefälle reichte von den überwiegend adeligen russischen Staatsräten bis zu den Sekretären, den einfachen Lehrern und dem Cand. theol. Handwerker oder Angehörige der Unterschichten gehörten nicht zu den Mitgliedern, adelig waren sieben Mitglieder. Mitgliederstruktur des Literarischen Vereins 1867:383 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller/Redakteure Künstler Musiker Schauspieler Lehrer und Professoren Verwaltungsbeamte Offiziere Wirtschaftsberufe Kaufleute Buchhändler Bankiers Versicherungsagenten Handelskammersekretäre Konsuln Technische Berufe

382

383

Anzahl 41 15 16 4 8 24 12 3 15 4 3 1 1 1 3 1

Anteil 31,5 % 11,5 % 12,3 % 3,1 % 6,1 % 18,5 % 9,2 % 2,3 % 11,5 % 3,1 % 2,4 % 0,8 % 0,8 % 0,8 % 2,4 % 0,8 %

Vgl. Simone Lässig: Wolf Landau. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde, hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001, S. 136–137. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867. In: Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867, Dresden 1867, S. 9–16.

121

Beruf Freie Berufe Ärzte Rechtsanwälte Theologen Dr. phil. Sonstige Rentiers Particuliere Privatiers Ohne Berufsbezeichnung Gesamt Adelige Ausländer Juden

Anzahl 13 3 10 6 6 1 2 1 4 1 130 7 2 5

Anteil 10 % 2,4 % 7,7 % 4,6 % 4,6 % 0,8 % 1,6 % 0,8 % 3,1 % 0,8 % 100 % 5,4 % 1,6 % 3,9 %

Der Verein war überwiegend von Bildungsbürgern geprägt, namentlich von verbürgerlichten Schriftstellern, Künstlern sowie den Lehrern und Professoren. Die Leitung hatte ein Advokat inne, Edmund Judeich. Sein Stellvertreter war der Redakteur Feodor Wehl, als Schriftführer fungierte der Landtagsstenograph Julius Woldemar Zeibig, als Kassierer der Verlagsbuchhändler Kuntze. Im folgenden Jahr, 1868, veränderte sich bei nunmehr 135 Mitgliedern die soziale Struktur des Literarischen Vereins kaum.384 Die Zahl der Juden erhöhte sich nach dem Eintritt des Bankiers Ludwig Philippson auf sechs. Er war 1864 Mitgründer des jüdischen Bankhauses Gebr. Arnhold gewesen, das sich in den folgenden Jahren zum führenden Bankhaus Sachsens entwickelte.385 Der Vereinsvorstand setzte sich 1868 zusammen aus dem Russischen Staatsrat und Professor für Botanik a. D. Matthias Schleiden (Vorsitzender), dem Hofrat, Dr. phil. und Professor für Mathematik an der Königlichen Polytechnischen Schule, Oskar Schlömilch (Stellvertreter), dem Privatgelehrten Dr. phil. Ernst Richard Treitschke (Schriftführer) und dem Verlagsbuchhändler Kuntze. Acht Jahre später, auf dem vorläufigen Höhepunkt der Mitgliederentwicklung, zeigt das Mitgliederverzeichnis von 1876 ein ähnliches Bild.386 Es führt 188 Mitglieder auf. Unter ihnen waren acht »Schriftsteller« (Duboc, Heydrich, Kühne, Kulemann, Lubojatzky, Meerheimb, Stegmann, Weiland) und zwei Redakteure. Henrik Ibsen war bereits wieder ausgeschieden, er gehörte dem Verein während seines Dresdner Aufenthalts zwischen 1873 und 1875

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385

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Vgl. Verzeichniss der Mitglieder des literarischen Vereins zu Dresden im März 1868. In: Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1868. Dresden 1868, S. 9–16. Vgl. Gerald D. Feldman: Two German Businessmen. The Postwar Correspondence of Hans Arnhold and Kurt Schmitt. In: The Berlin Journal 2 (2001), S. 16–19, hier S. 16; Vgl. Simone Lässig: Familie Arnhold. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde, hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001, S. 142–145. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder des Literarischen Vereins zu Dresden am 1. März 1876. Dresden 1876.

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als Gast an.387 Von den fünf Mitgliedern jüdischer Herkunft des Verzeichnisses 1868 war nur der Oberrabbiner Wolf Landau geblieben, hinzugekommen der Historienmaler David Simonson. Zu den Lehrern gehörte auch der Rektor des Vitzthumschen Gymnasiums, E. Ziel, dessen Oberlehrer Max Jancovius, die Oberlehrer an der Kreuzschule Oehmichen und Uhle, der Conrektor des Neustädter Gymnasiums, Richard Richter, sowie dessen Oberlehrer Johann Schütz und Hermann Ziel. Dem Vorstand des Jahres 1876 gehörten an: als Vorsitzender der Gymnasialprofessor Diestel (Vitzthumssches Gymnasium), als sein Stellvertreter der Gymnasialprofessor Kämmel (Neustädter Gymnasium), als Schriftführer der Advokat Meyer, als Kassierer der Verlagsbuchhändler Kuntze. Die Lehrer hatten inzwischen die Führung des Literarischen Vereins übernommen. Gustav Diestel, Gotthelf Häbler, Otto Kämmel und Hermann Dunger wechselten sich als Vorsitzende bis 1889 ab.388 Weiter betätigten sich besonders häufig als Mitglieder des Vorstandes der Privatgelehrte Treitschke als stellvertretender Schriftführer von 1867 bis 1889 und der Buchhändler Kuntze als Kassierer von 1865 bis 1882. Seine Aufgabe übernahm bis 1889 Ludwig Philippson. Karl Gustav Helbig, der 1870 seinen Posten als Geschäftsführer der Montagsgesellschaft aufgegeben hatte, trat im selben Jahr dem Literarischen Verein bei und wurde sofort zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er wirkte 1874 als Schriftführer. Vor dem deutlichen Rückgang der Mitgliederzahl führt das Verzeichnis des Jahres 1887 noch 181 Vereinsangehörige auf.389 Ein Generationswechsel zeichnete sich ab. Ein Reihe wichtiger Mitglieder der ersten Jahre fehlte bereits: Schlömilch, Judeich, Kuntze, Heydrich, Schleiden. Neue, junge Schriftsteller und Redakteure waren hinzugekommen. Die Zahl der Schriftsteller lag beinahe unverändert bei zwölf (Feodor Wehl, mittlerweile in Stuttgart, als Ehrenmitglied, Otto Banck, der Feuilletonchef des »Dresdner Journals«, Eduard Duboc, Friedrich Friedrich, Gustav Kühne, Rudolf Kulemann, Franz Anton Lubojatzky, Richard Meerheimb, Otto Schmitz-Dumont, Hugo Schramm-Macdonald, Rudolf Stegmann, G. Winter), dazu die Redakteure Ludwig Ferdinand Dieffenbach (»Dresdner Journal«), Paul Schumann (»Dresdner Anzeiger«) und Ferdinand von Witzleben. Es gab acht Maler390 (unter ihnen drei Professoren an der Kunstakademie391) und drei Bildhauer.392 Die Zahl der Schauspieler war stark zurückgegangen, nur der Hofschau-

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Vgl. Zum 50jähr. Bestehen des Literarischen Vereins zu Dresden. In: Salonblatt 8 (1913), No. 3, 18.1.1913, S. 89–92, hier S. 91. Näheres war nicht zu ermitteln. Bereits 1873 und 1874 führte der Gymnasiallehrer Karl Gotthelf Häbler den Vorsitz, er hatte das Amt von Eduard Duboc übernommen. Diestel war 1875 und 1876 Vorsitzender, Kämmel folgte ihm 1877 und 1878, bevor Häbler 1879 wieder übernahm. Abgesehen von den Jahren 1880 und 1881, in denen Duboc erneut als Vorsitzender fungierte, folgten dann Diestel, Konrektor Hermann Dunger (Wettiner Gymnasium) und Häbler, bevor 1885 und 1886 mit dem Literaturwissenschaftler Wilhelm Scheffler ein Professor der Technischen Hochschule die Führung übernahm. 1887 folgte noch einmal Häbler, 1888 Duboc, 1889 und 1890 mit Richard Mahrenholz erneut ein Lehrer. Verzeichnis der Mitglieder des Literarischen Vereins zu Dresden am 1. Februar 1887. In: Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr 1887 nebst Mitgliederverzeichnis am 1. Februar 1888, Dresden 1888, S. 9–20. Adolph, Ehrhardt, Flamant, Gonne, Hammer, Kummer, Lichtenberger, Simonson. Ehrhardt, Gonne, Kummer. Andresen, Brossmann, Flockemann.

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spieler Senff-Georgi war Mitglied des Literarischen Vereins. Er war auch Lehrer am Konservatorium. Dessen Direktor Pudor gehörte noch immer zu den Mitgliedern, auch der Lehrer am Konservatorium Schmole. Weitere Musiker waren der Konzertmeister Feigerl und der Tonkünstler Studniczka. Die Gruppe der künstlerischen Berufe war kleiner geworden, sie umfaßte 1887 nur noch 28 von 181 Mitgliedern, also 15,5 Prozent. Die Gruppe der Lehrer und Professoren (außer Kunstakademie) umfaßte 17 Lehrer (vom Musiklehrer bis zum Gymnasialprofessor und Konrektor) und die Professoren Götze (am Kadettenkorps), Wilhelm Scheffler (am Polytechnikum) und den Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt393 (Polytechnikum) sowie Zeibig (für Stenographie). Dazu kamen ein Direktor einer Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen sowie als auswärtige Ehrenmitglieder ein Gymnasialrektor in Leipzig, ein emeritierter Rektor in Braunschweig und ein Professor in Berlin. Insgesamt umfaßte die Gruppe der Lehrer und Professoren ohne Ehrenmitglieder 21 Personen oder 11,6 Prozent. Sie standen überwiegend im Staatsdienst, ebenso wie die Gruppe unterschiedlicher Staatsdiener, die 24 Personen umfaßte.394 Die Staatsdiener, die von den beamteten Künstlern über die Lehrer und Räte bis hin zu den Offizieren reichte, stellten die größte Gruppe der Mitglieder. Ihnen standen zwei Mitglieder gegenüber, die in der bürgerlichen Selbstverwaltung der Stadt bzw. in der Repräsentation des Landtags tätig waren, Stadtrat C. W. Hendel und der Abgeordnete A. G. Penzig. Die Wirtschaftsberufe waren vertreten durch sechs Kaufleute, zwei Kommerzienräte, drei Buchhändler (Cords, Lehmann, Warnatz), einen Apothekenbesitzer, einen Buchdruckereibesitzer, zwei Fabrikanten sowie die Bankiers Ludwig Philippson und O. Wiener. Dazu kamen zwei Konsuln, ein Konsulatssekretär und zwei ehemalige Konsuln. Der agrarische Sektor war vertreten durch einen bürgerlichen Rittergutsbesitzer, der technische durch einen Ingenieur. Der Direktor des privaten naturkundlichen Museums im Vorort Blasewitz nahm eine Zwischenstellung zwischen Wirtschaft, Kultur und Naturwissenschaft ein. Die freien Berufe repräsentierten sieben Rechtsanwälte, einer von ihnen auch Notar, und zehn Ärzte. Zu den Theologen gehörten ein Pfarrer, ein Pastor, ein Superintendent aus Dippoldiswalde, ein Archidiakonus und ein Diakonus, beide emeritiert, sowie ein Lic. und Dr. theol. Es gab drei Dr. phil., zwei Dr. und einen Dr. iur. ohne weitere Berufsbezeichnung. Die große Gruppe der Privatleute umfaßte acht Partikuliere, zehn Privatiers und 15

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Vgl. Jürgen Paul: Cornelius Gurlitt (1850–1938). In: Auf dem Weg zur Universität. Kulturwissenschaften in Dresden 1871–1945, hg. von Johannes Rohlbeck und Hans-Ulrich Wöhler, Dresden 2001, S. 196–217. Ein Kommissionsrat, ein Russischer Staatsrat, zwei Geheime Regierungsräte a. D., der Hofund Stabsarzt Brauer, der Direktor der Blindenanstalt Büttner, ein preußischer geheimer Regierungsrat, der Direktor des Königlichen physikalisch-mathematischen Salons Drechsler, zwei Standesbeamte, der Kustos an der Königlichen öffentlichen Bibliothek, ein Arzt an der städtischen Arbeitsanstalt, ein Eisenbahndirektor a. D., der Direktor des Körnermuseums Emil Peschel, ein Obersteuer-Inspektor, ein Kanzleirat a. D., außerdem zwei aktive Offiziere im Rang eines Hauptmanns und eines Oberstlieutenants sowie sechs Offiziere außer Dienst, davon vier preußische, sowie der preußische Generallieutenant Wegerer in Berlin als Ehrenmitglied.

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Rentiers. Neun Mitglieder werden ohne Berufsbezeichnung aufgeführt, zwei von ihnen mit ihrem Adelstitel (Detlev Willibald von Biedermann und Baron von Küster). Die soziale Schichtung der Mitglieder reichte erneut von den adeligen russischen Staatsräten bis hin zu den Inspektoren, Sekretären und einfachen Lehrern. Dazwischen steht relativ hoch angesiedelt die Gruppe der neuen Wirtschaftsbürger, der Bankiers und Fabrikanten. Handwerker und Unterschichten fehlen. Zum Verein gehörten elf Adelige, zwei Mitglieder jüdischer Herkunft (Philippson, Simonson), kein Ausländer. Mitgliederstruktur des Literarischen Vereins 1887:395 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller/Redakteure Künstler Musiker Schauspieler Lehrer und Professoren Beamte Offiziere Wirtschaftsberufe Kaufleute Kommerzienräte Buchhändler Bankiers Druckereibesitzer Fabrikanten Konsuln Technische Berufe Gutsbesitzer Freie Berufe Ärzte Apotheker Rechtsanwälte Theologen Dr. (phil. und iur.) Sonstige Rentiers Particuliere Privatiers Ohne Angaben Gesamt Adelige Ausländer Juden

Anzahl 30 15 10 4 1 21 16 8 23 6 2 3 2 1 2 5 1 1 18 10 1 7 6 6 3 15 8 10 9 175 11 0 2

Anteil 17,2 % 8,6 % 5,7 % 2,3 % 0,6 % 12,0 % 9,2 % 4,6 % 13,2 % 3,5 % 1,1 % 1,7 % 1,1 % 0,6 % 1,1 % 2,9 % 0,6 % 0,6 % 10,3 % 5,7 % 0,6 % 4,0 % 3,5 % 3,5 % 1,7 % 8,6 % 4,6 % 5,7 % 5,2 % 100 % 6,3 % 0% 1,1 %

Seit 1867 hatte sich die Sozialstruktur des Literarischen Vereins verändert. Der Anteil der künstlerischen Berufe sowie der Lehrer und Professoren, die in den Anfangsjahren 395

Vgl. Verzeichnis der Mitglieder des Literarischen Vereins zu Dresden am 1. Februar 1887. In: Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr 1887 nebst Mitgliederverzeichnis am 1. Februar 1888, Dresden 1888, S. 9–20.

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zusammen die Hälfte der Mitglieder gestellt hatten, war auf ein Viertel zurückgegangen. Zugenommen hatte innerhalb der 20 Jahre vor allem die Gruppe der Privatiers und Rentiers.396 Ausländer und Juden waren kaum beteiligt, Adelige spielten keine besondere Rolle. Handwerker und Unterschichten kamen nicht vor. Neues Wirtschaftsbürgertum fand erst am Ende des Jahrhunderts allmählich Zugang in den Literarischen Verein. Im Jahr 1895 bildeten die künstlerischen Berufe, die Lehrer und Professoren sowie die Privatleute immer noch die großen Gruppen innerhalb des Vereins.397 Unter den Schriftstellern befand sich jetzt auch Ferdinand Avenarius, der Herausgeber des »Kunstwart«. Hinzu kamen neben den Rechtsanwälten, Ärzten und Offizieren auch mittlere Verwaltungsbeamte. Es befanden sich nur zwei Fabrikbesitzer und drei Kaufleute unter den 137 Mitgliedern. Staatsräte gab es keine mehr, dafür findet sich der Nachfolger Landaus als Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde, Dr. phil. Jakob Winter.398 Das Mitgliederverzeichnis vom 1. Januar 1900 führte 94 Mitglieder auf.399 Neben zahlreichen Künstlern, Lehrern, Professoren, Rechtsanwälten und Ärzten standen ein Kaufmann, ein Kommerzienrat und Konsul von Ecuador sowie zwei Fabrikanten und ein Versicherungsdirektor. Wie einst im Dresdner Liederkreis dominierten im Literarischen Verein noch immer die Angehörigen des Bildungsbürgertums. Die Veränderungen in der Zusammensetzung des Bürgertums an der Jahrhundertwende, die Zunahme der Wirtschafts- und Kleinbürger im letzten Drittel des Jahrhunderts etwa, spiegeln sich in der Sozialstruktur nicht wider. Und anders als Jahrzehnte zuvor war die städtische Führungsschicht, die politische Elite, führende Wirtschaftsleute, Direktoren staatlicher Institutionen, nicht mehr maßgeblich am Verein beteiligt. 5.6.3. Organisation des Vereins Der Literarische Verein arbeitete im Gegensatz zu den vorhergehenden literarischen Gesellschaften in Dresden auf der Grundlage einer gesatzten Ordnung. Es wurden Vereinsakten mit Sitzungsberichten und Urkunden geführt, die nicht überliefert sind.400 In der ersten Satzung vom 12.5.1863 heißt es: § 1. Zweck des Vereins ist Förderung der Literatur, Kunst und Wissenschaft. § 2. Der Verein hält einmal in der Woche Sitzung. […]

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Vgl. Almai, Expressionismus in Dresden, S. 46, über den hohen Anteil der gebildeten Pensionäre, Rentiers und Privatiers als Schicht, die das literarische und künstlerische Leben befruchtete. Vgl. Verzeichnis der Mitglieder des Literarischen Vereins zu Dresden am 1. Januar 1896. In: Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr 1895 nebst Mitglieder-Verzeichnis vom 1. Januar 1896. Dresden 1896, S. 8–19. Er war Literaturwissenschaftler, übersetzte jüdische theologische Schriften ins Deutsche und schrieb Werke zur jüdischen Literaturgeschichte; vgl. Ingrid Kirsch: Jacob Winter. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde, hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001, S. 154–155. Vgl. Verzeichnis der Mitglieder des Literarischen Vereins zu Dresden am 1. Januar 1900. In: Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr 1899 nebst Mitglieder-Verzeichnis vom 1. Januar 1800, Dresden 1900, S. 6–14. Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, der die Akten erwähnt, S. VII und S. 4.

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§ 5. Gäste haben einmaligen Zutritt zu den Vereinsversammlungen, auswärtige unbeschränkten. § 6. Jedes Mitglied hat für das Jahr einen Thaler zur Vereinskasse zu zahlen.401

Die Satzung führte demokratische Elemente wie Zuwahl von Mitgliedern durch Mehrheitsentscheidung an: § 3. Anmeldung beim Vorstande und Unterzeichnung des Statuts bewirkt Mitgliedschaft. In dem Ermessen des Vorstands überlassenen Fällen stimmt der Verein über Aufnahme oder Nichtaufnahme sich Anmeldender schriftlich durch einfache Stimmenmehrheit ab.

Für den Vorstand war Rotation und Aussetzen vorgesehen, um der Verkrustung von Strukturen entgegenzuwirken.402 § 4. Der Verein wählt aus seiner Mitte durch schriftliche Abstimmung mit einfacher Stimmenmehrheit vier Vorstandsmitglieder, von denen aller 6 Monate zwei ausscheiden. Dem erstmaligen Ausscheiden entscheidet das Los, später die Zeit des Eintritts. Unmittelbare Wiederwahl der Ausscheidenden findet nicht statt.

Die Satzung wurde am 19. Dezember 1865 erweitert. Der Zweck des Vereins lautete jetzt unter Paragraph 1: »eine gesellige Vereinigung von literarisch oder künstlerisch gebildeten Männern zum Zwecke gegenseitiger Anregung und Förderung in Literatur, Kunst und Wissenschaft«.403 Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgte nicht mehr durch Anmeldung beim Vorstand und in besonderen Fällen durch Abstimmung mit einfacher Mehrheit, sondern nach Zustimmung von drei Vierteln der Mitglieder, was eine hohe Homogenität der Gruppe garantieren sollte. Die Aufnahme konnte jetzt nur noch zum jeweils neu beginnenden Winterhalbjahr vollzogen werden (§ 3). Vereinsversammlungen sollten wöchentlich abgehalten werden (§ 2), das Vereinsjahr dem Kalenderjahr entsprechen und eine Mitgliedskarte die Mitgliedschaft belegen (§ 4). Bei der Aufnahme mußte das Statut unterschrieben werden, was einem Bekenntnis oder Vertrag gleichkam. Als Mitgliedsbeitrag war jährlich ein Taler zu entrichten (§ 5). Die Vereinsmitglieder wählten zu ihrer »Vertretung nach Aussen«404 mit einfacher Mehrheit einen Vorstand, dem auch die »Leitung nach Geschäftsordnung und überliefertem Brauch« oblag. Er bestand aus vier Personen. Halbjährlich wurden der Vorsitzende und sein Stellvertreter abgelöst, unmittelbare Wiederwahl war ausgeschlossen (§ 6). Abstimmungen über Aufnahme von Mitgliedern und bei Vorstandswahlen sollten schriftlich geschehen, waren also geheim (§ 7). Die Vorstandswahl fand Anfang Januar und Juli statt (§ 8). Die Auflösung des Vereins konnte nur mit einer 4/5-Mehrheit beschlossen werden. Die Arbeit des Vorstands regelte die »Geschäftsordnung des literarischen Vereins zu Dresden«.405 Sie legte die Zusammensetzung des Vorstandes aus dem Vorsitzenden,

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404 405

Ebd., S. 75f. Vgl. ebd. Statut des am 3. Januar 1863 gestifteten literarischen Vereins in Dresden. In: Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867. Dresden 1867, S. 1–3. Ebd., S. 2. Vgl. ebd., S. 4–8.

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seinem Stellvertreter, einem Schriftführer und einem Kassierer fest. Punkt 4 bestimmte ausdrücklich die Leitung der Vereinszusammenkünfte durch den Vorsitzenden »nach parlamentarischem Brauch«. Er hatte am Ende der Versammlung die Tagesordnung für die folgende Sitzung aufzustellen. Auch seine Führungsrolle in inhaltlichen Fragen wurde festgeschrieben, denn der Vorsitzende hatte »dafür zu sorgen, dass es keiner Versammlung an Stoff zur gemeinsamen Anregung und Verhandlung gebricht, und soll im Nothfalle durch Vortrag oder sonst selber eintreten«. Die Aufgabe des Schriftführers war die Pflege der Vereinsakten. Er legte ein »Fremdenbuch« an und fertigte ein Protokoll über die Vereinssitzungen, das zu Beginn der folgenden Versammlung verlesen wurde. Außerdem gab er zu Beginn eines neuen Vereinsjahrs einen schriftlichen »Bericht über die Vereinsthätigkeit im verflossenen Jahre«, der ebenfalls zu den Akten genommen wurde. Der Kassierer führte die Kasse und die »Mitgliederrolle«, gab Mitgliedskarten aus und zog die Beiträge ein. Für außerordentliche Ausgaben benötigte er die Zustimmung des Vorstandes, in besonderen Fällen auch der anderen Mitglieder. In der ersten Sitzung des neuen Vereinsjahrs berichtete er über die Einnahmen und Ausgaben und stellte den Mitgliederstand fest. Die Geschäftsordnung legte darüber hinaus allgemeine Verfahrensweisen fest. So waren Gäste vor der jeweiligen Vereinsversammlung dem Vorsitzenden anzumelden, der sie der Versammlung persönlich vorstellte. Sie durften Vorträge halten und sich – ohne Stimmrecht – an den Verhandlungen beteiligen, wenn sie nicht »innere Vereinsangelegenheiten« betrafen. Einheimische durften nur zweimal als Gäste erscheinen, Fremde unbeschränkt. Die Anmeldung zur Mitgliedschaft geschah beim Vorstand auf persönliche Empfehlung durch mindestens ein Vereinsmitglied. Jede Vereinsversammlung galt als beschlußfähig, jedoch mußte bei Änderungen des Statuts und der Geschäftsordnung ein Drittel aller Mitglieder anwesend sein. Die Geschäftsordnung kannte zwar auch Regularien für die Verfolgung des Vereinszwecks, für die inhaltliche Seite also. Sie waren jedoch informell gehalten: Für die Betheiligung der Mitglieder am Vereinszwecke durch freie Vorträge, literarische Referate, schriftliche oder mündliche Mittheilungen oder sonst, ist keine besondere Form vorgeschrieben. Vorträge, die länger als 20 Minuten dauern, können vom Vorsitzenden nach befinden unterbrochen werden. Wenn und worüber ein Mitglied sprechen will, ist bei dem Vorsitzenden rechtzeitig anzumelden.406

Der Diskussionsablauf hingegen war genau geregelt: Bei Debatten gilt für das Sprechen die Reihenfolge der Anmeldungen. Vor der Reihenfolge hat das Wort: »zur faktischen Berichtigung« den Vorrang und noch vor diesem das Wort: »zur Geschäftsordnung«. In derselben Sache darf in der Regel Ein und Derselbe nicht mehr wie zweimal, auch nicht länger als zehn Minuten sprechen, mit Ausnahme des Antragstellers und Referenten. Wer nicht »zur Sache« spricht, dem kann der Vorsitzende nach befinden das Wort entziehen, ebenso dem, der unschickliche und beleidigende Aeusserungen macht, wofür überdies dem Vorsitzenden ein ausdrücklicher Ordnungsruf zusteht. Nur der Vorsitzende darf einen Sprecher unterbrechen. Nach angenommenem Antrage auf Schluß der Debatte, den nur Derjenige stellen darf, der sich daran nicht betheiligt hat, dürfen selbst die bereits angemel-

406

Ebd., S. 6.

128

deten, aber noch nicht zum Wort gelangten Redner nur mit Genehmigung der Versammlung sprechen. – Anträge werden dem Vorsitzenden schriftlich unterbreitet. Derselbe darf sich nicht in das Materielle der Debatte mischen, wofern er nicht den Vorsitz zeitweilig abgibt.407

Nicht von ungefähr erinnert die Geschäftsordnung an die parlamentarische Geschäftsordnung. Nach dem Scheitern der parlamentarischen Träume von 1849 rettete sich der Wunsch nach parlamentarischer Selbstverwaltung in den Verein, in das Statut und die Geschäftsordnung. Die literarischen Vereine vor 1848 hatten diese Art gesatzter Ordnung noch nicht gekannt, nicht diesen Grad demokratischer Verfaßtheit. Grundlage der wöchentlichen Vereinsversammlung war die Debatte, aber sie hatte nach Regeln zu erfolgen, war reguliert nach Reihenfolge, Vorrang, Zeit, Genehmigung der Versammlung, schriftliche Anträge. Das Statut wurde am 4. März 1870 geändert, die Geschäftsordnung jedoch nicht.408 Vor allem Verfahrensweisen wurden verbessert: die Ausübung des Stimmrechts an Anwesenheit in der Versammlung gebunden, wenigstens »der achte Theil des jeweiligen Mitgliederbestandes« mußte bei Zuwahlen von Mitgliedern anwesend sein. Für neue Mitglieder wurde das Eintrittsgeld von einem auf zwei Taler angehoben. Außerdem war die neu eingeführte Vereinssteuer zu entrichten. Für die Vorstandsmitglieder galt nun die Wahl auf ein Jahr, außer dem Vorsitzenden waren sie auch wiederholt wählbar. Die Zusätze zum Statut aus den Jahren 1875 und 1876 sind nicht überliefert. Die Änderungen des Jahres 1885 sahen die Ernennung von Ehrenmitgliedern vor, wenn verdiente Mitglieder Dresden verließen.409 Der Kassierer hieß jetzt »Schatzmeister«. Die Mitglieder mußten einen Jahresbeitrag von drei Mark bezahlen. Der Vorsitzende war nun auf ein zweites Jahr wählbar. In die Geschäftsordnung war als weitere Aufgabe des Vorsitzenden der Passus aufgenommen worden: »Auch steht ihm in dringenden Fällen die Vertretung des Vereins in gesellschaftlicher Beziehung ohne besonderen Auftrag zu.« Für zeitweilig in Dresden sich aufhaltende »literarisch oder künstlerisch gebildete Männer« wurden nun Semester-Gastkarten zu drei Mark ausgegeben, wenn der Vorstand zustimmte. Sie durften ebenso wie die Gäste sich an den Verhandlungen beteiligen und Vorträge halten, jedoch kein Stimmrecht ausüben. Anmeldungen zur Mitgliedschaft mußten nun vor der Abstimmung »durch schriftlichen Anschlag im Vereinsorte zur Kenntnis von zwei Vereinsversammlungen gebracht« werden. Erst die »Satzungen« von 1909 ermöglichten neben »Schriftstellern und künstlerisch oder wissenschaftlich gebildeten Literaturfreunden« auch Frauen – »Damen aus entsprechenden Lebenskreisen« – die Teilnahme als »außerordentliche Mitglieder«.410 Sie waren nicht stimmberechtigt. Über ihre Aufnahme konnten die Vereinsmitglieder nicht befinden, sie lag im »sorgfältigen Ermessen des Vorsitzenden und Schatzmeisters«.411

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Ebd., S. 7f. Vgl. Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1870. Dresden 1870. Bericht darüber in Statut und Geschäfts-Ordnung des Literarischen Vereins zu Dresden. Dresden 1885, S. 2. Vgl. Satzungen und Geschäftsordnung des Literarischen Vereins zu Dresden. Dresden 1909, S. 5. Die dort S. 4. erwähnte Änderung des Statuts von 1893 ist nicht überliefert. Ebd., S. 6.

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Die Geschäftsordnung von 1909 legte den Inhalt der Vereinssitzungen, der Vorträge und Debatten fest, schloß jetzt erst bestimmte Themenfelder ausdrücklich aus: »Den Stoff liefern, mit Ausnahme des Politischen und Konfessionellen, alle im Vereinszweck inbegriffenen höheren Kulturwerte der Welt, obenan jedoch das deutsche Forschen und Schaffen der Vergangenheit wie Gegenwart.«412 Ausdrücklich sollte nun auch Dresdner Schriftstellern, Künstlern und Gelehrten »Gelegenheit zum Hervortreten« gegeben und »emporstrebende Talente« gefördert werden, »soweit sie Würdiges darbringen«. 5.6.4. Einfluß auf die Mitglieder413 Die Aktivitäten im Inneren des Literarischen Vereins zu Dresden bestanden aus wöchentlichen Zusammenkünften und gelegentlichen Dichtergedenkfeiern. Im Sommer fanden Ausflüge statt, im Winter veranstaltete man Weihnachtsbescherungen, Damenabende und Stiftungsfeste mit Ball. Die Veranstaltungen sind ab 1884 in den »Jahresberichten« des Vereins dokumentiert. Über die Zeit davor informieren die Vereinsgeschichten, die sich auf die nicht überlieferten Vereinsakten stützen.414 Die Zusammenkünfte des Vereins fanden anfangs ganzjährig statt, Dienstag nachmittag zwischen 5 und 7 Uhr, »bei der unvermeidlichen Tasse Kaffee im dichten Urweltnebel der unerläßlich dazu gehörigen Zigarre«.415 Ab 1874 wurden sie durch Sommerferien unterbrochen, mit Rücksicht auf die zahlreichen Vereinsmitglieder im Schuldienst. Als Versammlungsort diente das »Künstlerlokal«, in den neunziger Jahren der »Rote Saal« im Italienischen Dörfchen. Im Sommer verlegte man die Sitzungen bei gutem Wetter in den Großen Garten in Lindigs Wirtschaft, auf das Stadtgut Räcknitz oder auf den Loschwitzer Burgberg. Auf den wöchentlichen Vereinssitzungen hielten die Mitglieder Vorträge, gaben kleinere Mitteilungen und unterzogen bekannte deutsche Dichtungen »kritischer Besprechung«.416 Ebenso wie die Montagsgesellschaft betrieb man einen Fragekasten, den der Schriftsteller Ferdinand Stolle verwaltete. Dieser Fragekasten belebte die vereinsinterne Diskussion, wie Heinrich Zschalig, Oberlehrer an der städtischen höheren Töchterschule, Schriftführer zwischen 1885 und 1888 und ab 1904 Vorsitzender, im »Gedenkbuch« zum fünfzigjährigen Bestehen des Vereins schrieb: Da gab es mitunter gar schwierige akademische Fragen zu beantworten, deren sofortige Lösung, wie die des Sphinxrätsels, nicht immer möglich waren. [sic] Aber gerade durch das schlagfertige Auseinanderplatzen der Geister, das zuweilen auch zu kleinen und größeren Verstimmungen, mitunter sogar zu Austritts-, meist jedoch zu Wiedereintrittserklärungen führte, wurde das Vereinsleben stets in Spannung erhalten. 417

412 413 414 415 416 417

Ebd., S. 10. Vgl. Anhang, Tabelle 5. Vgl. Mahrenholtz, Abriß der Geschichte; Zschalig (Hg.), Gedenkbuch. Ebd., S. 17. Ebd., S. 31. Ebd., S. 18. Die Fragen scheinen anders als in der Montagsgesellschaft eher philologischen oder literarischen Charakter gehabt zu haben: »Ist Stambul oder Istambul ein türkisches Wort, oder kommt es aus dem Griechischen […]?«, Was meint wohl Rückerts »Haus im Walde«? Wer ist »der stille Mann« in Scheffels Trompeter«? – Vgl. ebd,, S. 76f.

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5.6.4.1. Vorträge zu Dichtergedenktagen In den ersten Jahren dominierten anscheinend literarische Vorträge, besonders zum Gedenken an verstorbene Dichter. Später kamen philosophische, historische und kulturgeschichtliche Themen hinzu, 1866 und 1870/71 auch patriotische, nationale. In den Jahren nach 1863 wurde immer wieder auf den Vereinssitzungen durch Vorträge an Schriftsteller erinnert: am 10. Mai1864 durch Hofrat Reichenbach an Christian Friedrich Henrici und Andreas Gryphius. Am 17. Mai sprach der Vorsitzende Feodor Wehl über Friedrich Rückert. Moritz Heydrich berichtete über die Shakespeare-Feier in Weimar und hielt einen Vortrag über die dortige Aufführung aller historischer Tragödien Shakespeares.418 Unter dem Eindruck dieser Sitzung schrieb der als Gast anwesende Dichter Ernst Donath eine Stegreifdichtung nieder: Ich finde hier die heil’ge Glut, In der die wahre Kunst gedeiht, Ein Männerkreis, der sich voll Mut Der Pflege des Erhabnen weiht. Ich trete ein als schlichter Sproß Aus einem Boden ungepflügt, Und da ich nie mir selbst genügt, So wag’ ich nicht mich zum Genoß Der edlen Geister zu erheben. Ich finde hier ein neues Leben, Und davon angefüllt will ich zurück, Zurück in die Verbannung kehren! – O, diese Stunde, welch ein Glück! – Die Nachwelt wird solch Streben ehren.

Das Gedicht wurde von Heydrich vorgelesen – »unter allgemeinem Beifall«,419 sicher auch, weil es die im Literarischen Verein zu Dresden vorherrschende Literaturauffassung wiedergab. Dichtung (»wahre Kunst«) wurde hier zu etwas Hohem, Hehren, Erhabenen stilisiert, der Realität, dem Alltagsgeschehen entrückt, dem sich ein Männerkreis edler Geister mit Empathie zu nähern, zu »weihen« habe, mit »heil’ger Glut«, ein ehrenwertes »Streben«. Diese Literaturauffassung spiegeln auch die Vorträge der Anfangszeit wieder. Verehrte literarische Vorbilder scheinen am historischen Horizont auf. So sprach etwa am 16. Mai 1865 Professor Wollens zur Feier des 600jährigen Geburtstags Dantes »über das poetische Schaffen und die politische Wirksamkeit des großen Schöpfers der ›Göttlichen Komödie‹«420, am 5. November 1867 feierte man Hans Sachs’ Geburtstag durch eine kurze Gedenkrede und Vorlesung seines Fastnachtspiels »Der Teufel mit dem alten Weibe«, am 12. November 1867 Schiller durch einen Vortrag Rudolf Doehns über »Schiller als Historiker«.421 Am 21. Januar 1868 sprach Gustav

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Später gab er unter den Schriften Otto Ludwigs auch dessen Shakespeare-Studien heraus, vgl. Otto Ludwig: Shakespeare-Studien. Hg. von Moritz Heydrich. Leipzig 1874. (Nachlassschriften Otto Ludwig’s Bd. 2). Zschalig (Hg.), Gedenkbuch, S. 25. Ebd., S. 25f. Ebd., S. 28.

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Kühne »zu Ehren Lessings«,422 am 10. November 1868 hielt Richard Treitschke eine Rede am Geburtstag Luthers und Schillers. Am 28. März 1876 sprachen die Mitglieder Diestel, Doehn und Duboc zum Gedächtnis des kurz zuvor verstorbenen Ferdinand Freiligrath. Er war erst 1869 nach einer allgemeinen Amnestie für politische Vergehen aus dem Londoner Exil zurückgekehrt. Aus einem Schreiben Eduard Dubocs an Ida Freiligrath vom 22. März 1876 erhellt eine nach Reichsgründung und liberalem Arrangement mit den neuen Machtverhältnissen zeittypische Einschätzung des politischen Dichters, die wohl auch in der Gedenkrede zum Ausdruck gebracht worden ist: Ganz Deutschland trauert um den Entschlafenen, auch Diejenigen, denen er in jugendlichem Freiheits-Drange einst zu weit ging, hat doch seine Stimme unzählige zu politischer Theilnahme an dem Wohl u Wehe des Vaterlandes wachgerufen, u ist doch endlich alles zu gutem Ende gediehen. Daß ihm im Gegensatz zu Uhland, Platen, u so vielen früher Abgerufenen der Himmel vergönnt hat sich noch der neu heraufgestiegenen Zeit zu freuen, dessen wollen wir dankbar bewußt sein u diesem reichen Leben die Ruhe in deutscher Erde von Herzen gönnen.423

In der Sitzung vom 15. Februar 1881 feierte man den 100. Todestag Lessings durch eine Rede, am 24. Mai den 200. Todestag Calderons, den die Romantiker geschätzt hatten. Auch verstorbene Dichter aus den eigenen Reihen wurden gewürdigt, so etwa Otto Ludwig am 28. Februar 1865, dem Tag seiner Beerdigung, durch Gustav Kühne.424 Er sprach am 15. Oktober 1867 auch über den in Oldenburg gestorbenen Julius Mosen, ehemals Mitglied der Montagsgesellschaft. Und Dr. Hölbe hielt einen Vortrag zu Ehren des Rektors Klee, der zwar kein Mitglied des Vereins gewesen war, sich aber als führendes Mitglied der Montagsgesellschaft »um die deutsche Literatur mannigfach«425 verdient gemacht hatte. Am 14. Februar 1882 hielt Häbler eine Gedenkrede auf den wenige Tage zuvor in Cannes verstorbenen Auerbach. 5.6.4.2. Vorträge und Diskussionen zwischen 1863 und 1883 Vorträge konnten auch zu Auseinandersetzungen führen, die gelegentlich über mehrere Sitzungen fortgeführt wurden, wie etwa über die Reform der Orthographie, über Materialismus und über Frauenunterricht. Am 6. Februar 1877 referierte Oberlehrer Kleinert über die Reform der Orthographie und forderte den Umsturz des bestehenden Systems von einem radikalen phonetischen Standpunkt aus. Am 3. April 1877 antwortete ihm der Gymnasialprofessor Hermann Dunger mit einer gründlichen Polemik. Am 25. September 1877 referierte Steck über »Langes Widerlegung des Materialismus«,

422 423 424

425

Ebd., S. 31. Hs. in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Atg. Nr. 938. Vgl. Feodor Wehl: Zeit und Menschen. Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren von 1863– 1884. Bd. 1. Altona 1889, S. 16f., der Dichtung ebenfalls als etwas Hohes, Weihevolles sieht: »Gustav Kühne hat in seiner Erinnerungsrede auf den Heimgegangenen im Literarischen Verein sehr bezeichnend den Orgelton seiner Dichtungen hervorgehoben und damit sehr glücklich das Feierliche, Gewaltige, weihevoll Gehobene seiner Schöpfungen angedeutet.« Es finde sich in seinem Werk »nie die conventionelle Alltäglichkeit«, »die Blachfelder der dramatischen Trivialität hat der Fuß seiner Dichtung nie betreten«. (Ebd., S. 19) Zschalig, Gedenkbuch, S. 27.

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worauf sich »lebhafte Erörterungen«426 anschlossen, die auch auf der Sitzung vom 23. Oktober fortgeführt und durch einen Vortrag am 6. November (Gleisberg: »Wissenschaftliche physiologische Beweisführung wider den Materialismus«) neu entfacht wurden. Für längere Diskussionen sorgten auch Budichs Vortrag aus Dührings Buch über den Frauenunterricht und die Reform der Universitäten (2.10.1877) und Bessers Referat »Helmholtz und die Metaphysik« am 4. Dezember 1877. 5.6.4.3. Kommunikation der Schriftsteller untereinander Die Schriftsteller des Vereins tauschten sich untereinander über ihre Arbeiten aus. Feodor Wehl beispielsweise korrespondierte mit Otto Ludwig, führte Gespräche mit Gustav Kühne über Ludwig. Moritz Heydrich informierte Wehl über Ludwigs Shakespeare-Studien und seinen Nachlaß.427 Franz Anton Lubojatzky brachte Wehl sein neues Buch und berichtete über den Beginn seiner Veröffentlichungen bei Brockhaus in Leipzig.428 Und Matthias Schleiden teilte mit, daß Hans Christian Andersen, der längere Zeit in Dresden und auf dem Gut des Major Serre zu Gast gewesen war, dessen Witwe nun »feierlich die Freundschaft gekündigt habe, weil sie, wie überhaupt ganz Deutschland preußisch geworden sei und in Folge dessen kein Däne mit einem Deutschen fernerhin etwas zu schaffen haben könne«.429 Wehl schrieb auch in der liberalen »Constitutionellen Zeitung« über literarische Themen, besprach etwa die Wiederaufführung von Otto Ludwigs Trauerspiel »Der Erbförster«430 und verfaßte einen ausführlichen Nachruf auf Julius Mosen, ehemals Mitglied der Montagsgesellschaft, der am 10. Oktober 1867 in Oldenburg gestorben war. Wehl hob hervor, Mosens Dichtung sei »von einer starken Ader nationalen Bewußtseins durchpulst«, sei »deutsch in ihrem Denken und Empfinden«431 gewesen. 5.6.4.4. Die Kriege von 1866 und 1871 Der Deutsche Krieg zwischen Preußen und Österreich im Sommer 1866, in dem Sachsen auf Seiten Österreichs stand, bewegte auch die Vereinsmitglieder. Schon im Vorfeld des Krieges, am 9. Januar 1866, noch als Reflex auf Dänemarks Abtretung Schleswigs, Holsteins und Lauenburgs an Preußen und Österreich nach dem DeutschDänischen Krieg hatte Ferdinand Stolle »zum Ruhme Schleswig-Holstein«432 sein Gedicht »Was sich die Wellen erzählen«433 vortragen lassen. Namentlich Schleiden, Stolle und Wehl schrieben Gedichte über die kriegerischen Zeitereignisse, die mit der Besetzung Dresdens durch preußische Truppen am 18. Juni 1866 begannen und nach

426 427

428 429 430 431 432 433

Ebd., S. 36. Vgl. Wehl, Zeit und Menschen. Bd. 1. Tagebuch vom 28.2. und 10.3.1865 sowie 28.12.1867. Ebd., S. 20ff., 64ff. Vgl. Tagebuch vom 23.10.1865. Ebd., S. 24f. Tagebuch vom 19.4.1867. Ebd., S. 51. Vgl. Tagebuch vom 28.2.1865. Ebd., S. 21. Tagebuch vom 13.10.1867. Ebd., S. 59. Zschalig, Gedenkbuch, S. 27. Nicht nachzuweisen.

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der Niederlage Österreichs und seiner sächsischen Verbündeten bei Königgrätz am 3. Juli vorläufig endeten.434 Schleiden dichtete »Zwei Erlebnisse im Jahre 1866«: »1. Auf einer Villa bei Dresden (d. 25. Juni)« und »2. Der Landwehrposten bei Dresden (26. Juni)«,435 von denen nur das zweite, fünfzehnstrophige Gedicht eindeutig Stellung gegen die Auseinandersetzung zweier deutscher Staaten bezog, indem an die Befreiungskriege erinnert wird: Im Jahre dreizehn war’s, in Segensjahren, Als Deutschland aus der langen Nacht erstand, Wo jeder Deutsche sich zu muth’gen Schaaren Mit Deutschen einigte für’s Vaterland. [Strophe 5]

Der damaligen vermeintlichen nationalen Einigkeit wird die preußisch-österreichische Auseinandersetzung gegenübergestellt, wenn der 1866 auf Posten stehende Landwehrmann seine Situation mit der seines Vaters vor 53 Jahren vergleicht: Doch anders ist die Zeit. Nicht kühnes Wagen, Nicht Recht und Treue führt zum Kampf uns heut, Denn ob wir fallen, ob die Feinde schlagen, Gleich heftig brennt die Wunde in dem Streit. Da faltet zum Gebete er die Hände, Und murmelt in die Nacht hinaus das Wort: »Ich seh’ des Elends und der Schmach kein Ende, Kein »Gott mit uns« ist unsrer Schlachten Hort. Ich fühle hoffnungslos die Thräne fließen, Denn solchen Kampf, den segnen Götter nicht, Wenn Brüder haßentbrannt auf Brüder schießen. Gott, gehe mit uns gnädig in’s Gericht!«

Die Gedichte nehmen indes nicht für eine der kriegführenden Parteien Stellung, obwohl Schleiden zuvor das »Vaterland, das deutsche«436 besungen hatte und im Herbst 1866 eine »Friedensklage«437 anstimmte, weil nicht »der Fürst« das »Elend« des Krieges »büßen« müsse, gegen den allein doch die Feinde Krieg zu führen versprachen, sondern wie immer das Volk. Innerhalb des Vereins scheint es zwischen sächsischen Patrioten und Anhängern Bismarckscher Einigungspolitik zu Differenzen gekommen sein, denn Zschalig konstatiert im »Gedenkbuch«, »daß sich nicht nur in die Gedichte, sondern auch in den gesellschaftlichen Verkehr hin und wieder politische Parteileidenschaft einmischte«.438 So nahm der Dichter und sächsische Major Richard von Meerheimb am Krieg teil. Er kehrte nach Verwundung und längerer Genesungszeit erst im Dezember 1866 zurück. Feodor Wehl hingegen, Redakteur der liberalen »Constitutionellen Zeitung«, 434

435 436 437 438

Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 27: »Natürlich war es, daß die Aufregung der Zeit in poetischen Worten sich zu klären suchte.« Matthias Schleiden: Gedichte. Zweite Sammlung. Leipzig 1873, S. 207ff. Aus dem Gedicht »Laß’ die Todten ruhn«. In: Schleiden, Gedichte, S. 206. Ebd., S. 213f. Zschalig, Gedenkbuch, S. 27.

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adressierte zahlreiche Gedichte an die kriegführenden Parteien,439 polemisierte gegen Österreich: Habsburg, du glorreich Haus, mit deinen Tücken, Mit denen Gentzen, deinen Metternichen Hast Du die Freiheit leise oft beschlichen, Mit deinem Drachenleib sie zu erdrücken.440

Bereits am 29. Mai 1866 hielt Wehl im Tagebuch fest: Die Zeitverhältnisse werden immer bedrückender und trüber. In einer Versammlung von politischen Freunden meinte man kürzlich: eine großartige Friedensdemonstration des deutschen Volkes könne am Ende noch den Ausbruch eines deutschen Bürgerkrieges verhindern. Obschon ich dieses Glaubens keineswegs bin, ließ ich mich doch bestimmen, einen Aufruf zu entwerfen, in dem es hieß: »Deutsches Volk! Das Vaterland ist in Gefahr! Nicht auswärtige Feinde bedrängen es zur Zeit; innere Zwietracht zerspaltet es. Zwischen Krieg und Frieden noch schwankt die Schaale. Wirf gegen die Eisenrüstungen des Krieges die ganze Wucht deiner Friedensliebe in’s Gewicht. Fordere allgemeine Abrüstung der Heere, Zusammenberufung des deutschen Parlaments in Gemäßheit der Bundesbeschlüsse vom 30. März und 7. April 1848.« Dieser Aufruf ward nachher in einer Volksversammlung in Chemnitz angenommen, in etwas veränderter Verfassung gedruckt und versandt. Aber der Zustand zwischen Österreich und Preußen ist bereits ein zu gespannter und derartiger geworden, daß er, wie ich es immer geahnt und vorausgesagt: endlich zum blutigen Austrage kommen muß.441

Der Liberale Wehl stand auf Seiten der preußischen Politik, weil sie ihm auf die nationale Einigung zu zielen schien. »Ich weiß, sein Kampf nur Deutschlands Heile gilt«,442 schrieb er in einem Gedicht an Preußen. Am 27. Juni 1866, wenige Tage nach der Besetzung Dresdens durch preußische Truppen, notierte er: Der Krieg scheint unvermeidlich. Ich fühle deutsch und mein Herz blutet bei dem Gedanken, daß Deutsche gegen Deutsche kämpfen sollen. Aber geschehen wird es müssen, denn eine der beiden Großmächte muß entschieden zur Abdankung in Deutschland gezwungen werden, wenn Deutschland aus dem geographischen Begriffe heraus zur politischen Wirklichkeit werden soll.443

Nach der Niederlage der österreichischen und sächsischen Armee richtete sich der Unmut der sächsischen Patrioten gegen die »Constitutionelle Zeitung«, in der Wehl das Eintreten der Redaktion für Preußen in einem Leitartikel rechtfertigte: Wie immer, so haben auch in den gegenwärtigen schweren Conflikten die Männer unserer Redaction ihre heilige Ueberzeugung mit reinem Gewissen vertreten und einzig im Hinblick auf den Genius ihrer Nation gehandelt. Nie haben wir uns gescheut, zu behaupten, daß uns dieser an Preußen verweise und daß nur mit ihm sich Deutschlands Größe und Machtstellung vollenden und sichern ließen. Religion, geistige Intelligenz, Handel, Industrie und alle patriotischen Wünsche unseres Herzens nehmen die Richtung, die Preußen nimmt. Preußen ist der Staat der Aufklärung, des Fortschritts, der

439 440 441 442 443

Vgl. Feodor Wehl: Vom Herzen zum Herzen. Gedichte. Leipzig 1867, S. 119–174. Ebd., S. 120. Wehl, Zeit und Menschen, Bd. 1, S. 44f. Wehl, Vom Herzen zum Herzen, S. 133. Ebd., S. 45.

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freisinnigen Entwicklung, der Staat mit dem Vollbewußtsein und dem Athem des neunzehnten Jahrhunderts. Wer das leugnet, der leugnet seine Zeit. Diese Aussprüche, die wir hundert Mal gethan, wir thun sie hier wieder. Unsere Anschauungen sind unerschüttert geblieben, unerschüttert unter allen Anklagen, Verdächtigungen und Verleumdungen, die wir in den jüngsten Wochen zahlreich sich über uns haben ergießen sehen.444

Im Literarischen Verein schadete ihm seine politische Ansicht anscheinend nicht, denn im Frühjahr 1867 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins gewählt. In diesen Wochen berichtete Eduard Duboc über einen Besuch bei Victor Hugo auf Guernsey: Er fand den verbannten französischen Dichter auf dem Platten Dache seines Hauses ganz nackt unter einem Zeltdach stehen und sich in der freien Luft waschen, was er für äußerst gesund und kräftigend hält. […] Im Verlaufe der Unterhaltung meinte Hügo, als man auf Luxemburg und den Rhein zu sprechen kam: Grenzen würde es bald nicht mehr geben, denn die Weltsprache würde demnächst alle Völker zu einem Volke machen.445

Daß er darunter sich nur Französisch denken konnte, wunderte Wehl nicht, der im übrigen in seinem Tagebuch gegen Napoleon III. und Frankreich polemisierte, dabei sah er eine kriegerische Auseinandersetzung mit Preußen voraus. Nach der französischen Niederlage schrieb Duboc einen Brief an den aus dem Exil zurückgekehrten Hugo, in dem er ihn an sein Wort erinnerte, »Daß alle Völker sich unter einander lieben sollten und daß das Wort »frontières« nur hinsichtlich der Abgrenzung verschiedener Sprachen ein nicht widerwärtiges sei«,446 weswegen man auch die von Frankreich früher annektierten Provinzen zurückfordern wolle. Den Deutsch-Französischen Krieg begleitete der Verein anders als die preußischösterreichische Auseinandersetzung in patriotischer Bewegtheit geeint. Ludwig Richter schildert in seinem Tagebuch unter dem 24.7.1870 die einigende Wirkung der französischen Kriegserklärung: Alles war aufs tiefste empört darüber, und zündete eine Flamme der Begeisterung plötzlich aller Deutschen Herzen; alles eilt zum Kampfe, und wer nicht mitziehen kann, bringt freiwillige Opfer. Dies urplötzliche Einigwerden ganz Deutschlands binnen acht Tagen ist wie ein Wunder, und noch nie dagewesen, man ist selbst davon überrascht, und die Begeisterung wird um so heiliger und hinreißender.447

Schleiden schrieb das Gedicht »Herbei, Ihr Männer, herbei!«,448 in dem er erneut auf die Befreiungskriege anspielte: Wir schlugen den Räuber in wilder Schlacht, Vor deutschen Hieben zerstob seine Macht. Der Feind lag am Boden im eignen Blut, Wir wähnten vertilgt die Räuberbrut. Das that der Deutschen Racheschrei: Herbei! Herbei!

444 445 446 447 448

Zit. nach ebd., S. 46. Vgl. Tagebuch vom 15.5.1867. Ebd., S. 52f. Zit. nach Zschalig, Gedenkbuch, S. 31f. Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 665 Schleiden, Gedichte, S. 217f.

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So sprachen die Väter. Ihr Männer heran, Auf’s neue die welschen Räuber nah’n. Als Söhne bewährt Euch im heiligen Krieg, Und singt den Enkeln beim sicheren Sieg Das Lied vom deutschen Racheschrei: Herbei! Herbei! [Strophe 4–5]

Wie diese Ereignisse zeigen, führte »die transnationale Verbreitung der Vereine«449 im 19. Jahrhundert, die europäische und nordamerikanische Praxis der Geselligkeit, anders als die Aufklärung erwartete, nicht zu einem gemeinsamen Bewußtsein von »Zivilität«. In Deutschland wurden alte antifranzösische Ressentiments wiederbelebt. Auch der Literarische Verein zu Dresden richtete seine Vorträge thematisch auf die Zeitereignisse aus. Bereits am 19. Juli 1870, dem Tag der französischen Kriegserklärung an Preußen, sprach Helbig im Verein über den Napoleon-Kultus in Sachsen 1806–1813. Außerdem wurde ein Gedicht des burschenschaftlichen Freiheitsdichters Hermann Rollett vorgetragen und Helbigs »Erinnerungen an L. Jahns Volkstum«, Kühne und Judeich rezitierten eigene patriotische Gedichte.450 Das von dem späteren Vorsitzenden Zschalig verfaßte Gedenkbuch legt allerdings Wert auf die Feststellung, daß der Verein seine literarischen Ziele darüber nicht vergessen habe und namhafte Mitglieder Muße zu Vorträgen fachwissenschaftlichen und allgemeinverständlichen Charakters fanden. Auch wenn der Verein sich in Diskussionen und Vorträgen mit den Ereignissen auseinandersetzte, wurde politische, das heißt also patriotische oder nationale Betätigung ausgelagert, als die Ereignisse im Winter 1870/71 ihren Höhepunkt erreichten und mehrere Vereinsmitglieder einem damals gegründeten »patriotischen Klub«451 beitraten. Duboc zog ins Feld und wurde Korrespondent im sächsischen Hauptquartier. Das Vereinsmitglied Hauptmann Berlepsch fiel am 1. September 1870. Das Gedenkbuch vermerkt: »Selbstverständlich wurde seiner in einer Sitzung gedacht.«452 Im Innern des Vereins gab es durch den Deutsch-Französischen Krieg und die Reichsgründung 1871 angeblich einen patriotischen Schub, wie das Gedenkbuch 40 Jahre später vermerkt: »Der Verein fuhr fort, sich als ein deutscher Verein zu bekunden, doch jetzt weniger durch den unmittelbar zeitgeschichtlichen Inhalt der Vorträge, als vielmehr durch sein echt deutsches Streben. Vorwiegend ward die Literatur im engeren Sinne gepflegt.«453 5.6.4.5. Systematische Auswertung der Vorträge zwischen 1884 und 1900 Die Untersuchung der Vorträge in den achtziger Jahren, deren Titel vollständig überliefert sind, ergibt allerdings ein anderes Bild. Die Themen sind nicht national verengt, sondern befassen sich in erstaunlicher Bandbreite namentlich mit ausländischer Literatur. Im Vereinsjahr 1884 wurden auf 43 Sitzungen 28 Vorträge gehalten und 46

449 450 451 452 453

Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 70. Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 32. Ebd., S. 33, Näheres nicht zu ermitteln. Ebd., S. 32. Ebd., S. 34.

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kürzere Mitteilungen gemacht.454 Sie waren in vier Bereiche unterteilt: »Sprache und Literatur«, »Philosophie«, »Geschichte und Kunstgeschichte« und »Verschiedenes«. Im Bereich »Sprache und Literatur« wurden 1884 folgende Vorträge gehalten: Datum 15.1.1884 15.1.1884 22.1.1884 5.2.1884 5.2.1884 19.2.1884 4.3.1884 4.3.1884 11.3.1884 25.3.1884 1.4.1884 8.4.1884

Referent Häbler Landau Locella Häbler Schumann Häbler Israel v.Meerheimb Scheffler Dunger Schmitz-D. Abel

22.4.1884 22.4.1884 29.4.1884 29.4.1884 6.5.1884 6.5.1884 20.5.1884 27.5.1884

Duboc Pfeilschmidt Abel Scheffler Häbler Klencke Ziel Israel

10.6.1884 24.6.1884

Doehn Thiemann

1.7.1884 8.7.1884

Häbler Locella

9.9.1884 23.9.1884 30.9.1884 7.10.1884 28.10.1884

Häbler Thiemann Scheffler Israel Scheffler

11.11.1884 25.11.1884 9.12.1884 16.12.1884

Böhme Winter Opitz Hohlfeld

Thema Proben aus Trojans Gedichten Über den jüdischen Satiriker J. B. Romit Über N. d’Azeglio Über das Leipziger Lutherfestspiel von Hensen Über phonetischen Sprachunterricht Über Lenaus epische Dichtungen Nochmals lautphysiologischer Unterricht Humor im Leide Über Sagen und Märchen der Franzosen Welche Fremdwörter sind entbehrlich Über die Sage vom ewigen Juden Über die Verwandtschaft des kaukasischen Sprachstammes Festrede zur Geibelfeier Dichterischer Nachruf an Geibel Fortsetzung vom 8.4. Über Dr. Schweitzer Übersetzung zweier Gedichte von Béranger Über Spielhagens »Gerettet« Friederike von Sesenheim Wordsworth Prelude, Einleitung und Übersetzung des dritten Gesangs Über die Gedichte von Cullen Bryant Über die deutsche Literatur des XVIII. Jahrhunderts im Lichte der zeitgenössischen italienischen Kritik Über Voltaires Pucelle Über neuere deutsche Werke über italienische Literatur Nix für unguot Fortsetzung vom 24.6. Artikel über H. Laube von E. Zabel Über K. L. Immermann Über die musikalische Seite der französischen Volkslieder und Tänze Über Göthes Beziehungen zu seinem Vaterhause Über P. Déroulèdes Über die revidierte Lutherbibel Zur Lutherbibel

Art Mitteilung Vortrag Vortrag Mitteilung Mitteilung Vortrag Mitteilung Mitteilung Vortrag Mitteilung Mitteilung Vortrag Rede Lesung Vortrag Mitteilung Mitteilung Mitteilung Vortrag Vortrag Mitteilung Vortrag Mitteilung Vortrag Mitteilung Vortrag Mitteilung Mitteilung Vortrag Vortrag Mitteilung Vortrag Mitteilung

Im Vereinsjahr 1884 hielten 20 Referenten insgesamt 33 Vorträge über Literatur und Sprache, darunter 14 längere und 17 kürzere sowie eine Festrede und einen Gedichtvortrag. Unter den Referenten waren sieben Lehrer oder Professoren (Dunger, Häbler,

454

Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr 1884 nebst Mitglieder-Verzeichnis am 1. Februar 1885. Dresden 1885, S. 1.

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Hohlfeld, Israel, Scheffler, Thiemann, Ziel), drei Schriftsteller (Duboc, von Meerheimb, Schmitz-Dumont), ein Redakteur (Schumann), ein nur mit Dr. phil. bezeichnetes Mitglied (Winter), ein Dr. phil. als Rentier (Doehn), zwei Theologen (Oberrabbiner Dr. Landau, Superintendent Opitz), ein Rechtsanwalt (Pfeilschmidt), ein Arzt (Klencke), ein Konsulatssekretär (Locella). Zwei Vortragende gehörten nicht dem Verein an (Böhme, Abel). Neben dem Vortrag eines eigenen Gedichts waren sechs der Vorträge sprachwissenschaftlichen Themen gewidmet, 15 Vorträge behandelten Themen aus der deutschen Literatur, elf Vorträge drehten sich um ausländische Literatur (italienische, französische, englische), zwei um jüdische Themen. Eine Beschränkung der Themen auf die Nationalliteratur fand also nicht statt. Je etwa zur Hälfte wurde Literatur der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit einerseits und Literatur der Vergangenheit andererseits behandelt. Spielhagens Drama »Gerettet« beispielsweise war gerade erst erschienen (Leipzig 1884). Die Klassiker spielten in diesem Jahr keine besondere Rolle, Schiller fehlte, und Goethe kam mit zwei biographischen Themen vor. Neun Vorträge trugen biographischen Charakter, 14 Vorträge beschäftigten sich mit Werken (Lyrik, Drama, Epik, Sagen und Märchen, Roman, Bibel), drei gaben Berichte über Literaturkritik, zwei boten motivgeschichtliche Untersuchungen (Humor im Leide, Sage vom ewigen Juden). Im Bereich Philosophie standen folgende Vorträge auf dem Programm: Datum 8.1.1884

17.6.1884 1.7.1884 2.9.1884 9.9.1884

Referent SchmitzDumont Seemann Hohlfeld Doehn SchmitzDumont Seemann Cohn Hohlfeld Seemann

9.9.1884 7.10.1884 2.12.1884

Seemann Hohlfeld Ziel

8.1.1884 12.2.1884 25.3.1884 10.6.1884

Thema Über Wissenschaft und Islam

Art M

Über Freidenker und Agnostiker Über die Theorie der Festrede Über Giordano Bruno von Jacobi Genie und Wahnsinn

M V M M

Über Nordau’s Konventionelle Lügen Zu Genie und Wahnsinn Über Pythagoras und die Pythagoräer von Schröder Über Lavelays Schrift über das Verhältnis des Sozialismus zum Liberalismus Über die Reize des Spieles Über Berneys Buch über Lucian und die Cyniker Über Ehre und Ehrenkränkungen

V M V M M M M

Sechs Referenten hielten insgesamt zwölf Vorträge, drei längere und neun kürzere. Zwei Referenten waren Lehrer, die auch im Bereich Literatur Vorträge hielten (Hohlfeld, Ziel), daneben ein Schriftsteller (Schmitz-Dumont), zwei Dr. phil. (Seemann, Doehn) und ein Arzt (Cohn). Sieben Vorträge waren Literaturberichte (»Über Giordano Bruno von Jacobi«, »Genie und Wahnsinn«, »Über Nordau’s Konventionelle Lügen«, »Zu Genie und Wahnsinn«, »Über Pythagoras und die Pythagoräer von Schröder«, »Über Lavelays Schrift über das Verhältnis des Sozialismus zum Liberalismus«, »Über Berneys Buch über Lucian und die Cyniker«), drei waren sozialphilosophischen Inhalts (»Über die Theorie der Festrede«, »Über die Reize des Spieles«, »Über Ehre und Ehrenkränkungen«), zwei religionsphilosophisch orientiert (»Über Wissenschaft und Islam«, »Über Freidenker und Agnostiker«).

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Im Bereich Geschichte und Kulturgeschichte hielten sieben Referenten insgesamt 13 Vorträge, davon acht längere: Datum 8.1.1884 29.1.1884 5.2.1884 1.4.1884 13.5.1884 1.7.1884 16.9.1884 7.10.1884 14.10.1884 21.10.1884 18.11.1884 25.11.1884 30.12.1884

Referent Doehn Duboc

Thema Katscher, Charakterbilder aus dem XIX. Jahrhundert Friedrich der Große, Rheinsberg und Prinz Heinrich von Preußen Doehn Über die Bestattungsarten der nordamerikanischen Indianer Seemann Les Allemands von Père Didon Schnackenburg Über Leo XIII. Doehn Artikel über Droysen Dieffenbach Ludwig IX. von Hessen und sein Minister Doehn Artikel über Makart Diestel Über die Girondistenpartei in der frz. Revolution Locella Über die Ausstellung in Turin Seemann Tote und Lebende von Gagern Seemann Fortsetzung vom 18.11. Dieffenbach Kursächsische Politik im Zeitalter Ludwig XIV.

Art M V M M V M V M V V V V V

Zu den bereits in anderen Bereichen hervorgetretenen Referenten kamen nur drei hinzu, Major Schnackenburg, Gymnasialprofessor Diestel und Redakteur Dieffenbach. Fünf Vorträge betrafen historische Themen, vier gaben Literaturberichte, einer einen Ausstellungsbericht, zwei anscheinend die Wiedergabe eigener Artikel (zum Tode des Historikers Johann Gustav Droysen und des Historienmalers Hans Markart), ein Vortrag war kulturgeschichtlicher Natur. Die Themen waren nicht auf Deutschland beschränkt. Auffällig ist auch ein Beitrag zur Französischen Revolution. Im Bereich Verschiedenes hielten elf Referenten insgesamt 16 Vorträge: Datum 12.2.1884 26.2.1884 4.3.1884 18.3.1884 6.5.1884 10.7.1884 9.9.1884 16.9.1884 16.9.1884 30.9.1884 7.10.1884 28.10.1884 4.11.1884 4.11.1884

Referent Häbler Gurlitt Knauth Drechsler Doehn Zeibig Scheffler Doehn Gurlitt (Graz) Scheffler Zeibig Hohlfeld Israel v. Meerheimb

23.12.1884 30.12.1884

Hülse Scheffler

Thema Herzogin J. Maria Erlebtes Komischer Zeitungsausschnitt Über astronomische Instrumente Reisebriefe von C. Herzog Über stenographische Statistik Bericht über den Schriftstellertag in Schandau Bericht über den Schriftstellertag in Schandau-Prag Über den Parnon nach Sparta Über Fr. X. Gabelsberger Über die Berichterstattung im engl. Parlament Zur Geschichte des Tanzes Über das Bach-Denkmal in Eisenach Über den von ihm errichteten Schutzbau Sachsendank Reise nach Jerusalem Die Sylvesternacht vor Paris 1871

Art Nachruf V M V M M M M M M M M M M V M

Zu den bereits erwähnten Vortragenden traten der Direktor des Königlichen physikalisch-mathematischen Salons, Hofrat Dr. Drechsler, der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt, der Privatier Knauth, der Professor für Stenographie Zeibig, als Nichtmitglieder des Vereins der Grazer Archäologieprofessor Wilhelm Gurlitt und der Kaufmann 140

Hülse. Die Vorträge umfaßten Berichte aus der Berufspraxis der Vortragenden, Erlebnisberichte und kulturgeschichtliche Themen. Dem Vortrag »Die Sylvesternacht vor Paris 1871« kann eine national-erbauliche Tendenz unterstellt werden. Der Vortrag »Über die Berichterstattung im englischen Parlament« befaßte sich mit der Parlamentspraxis einer seit Jahrhunderten etablierten Demokratie. Den Berichten über den Schriftstellertag eignet berufsständischer Charakter. Von den 31 Referenten gehörten 27 dem Literarischen Verein an, der am 1. Februar 1884 177 Mitglieder zählte. Demnach beteiligten sich 15 Prozent der Mitglieder am Vortragswesen. Unter ihnen befanden sich der Vorsitzende Häbler (Gymnasiallehrer) mit sieben Vorträgen, der stellvertretende Vorsitzende Schmitz-Dumont (Schriftsteller) mit drei Vorträgen, der Schriftführer Schumann (Redakteur) mit einem Vortrag, der Vorsitzende des Jahres 1885, Scheffler (Literaturwissenschaftler), mit sieben Vorträgen. Lehrer und Schriftsteller führten die Liste der Vortragenden an, Mitglieder aus Wirtschaftsberufen waren nicht vertreten, Theologen, Offiziere, Freiberufler, Privatiers und Rentiers nur in geringer Zahl. Es zeigt sich, daß der Verein nicht nur im Bereich der Mitglieder und des Vorstandes von Lehrern und Schriftstellern dominiert wurde. Sie stellten das Gros der aktiven Mitglieder, während die anderen das Publikum der Vorträge bildeten. Auf den Bereich Literatur entfiel beinahe die Hälfte aller Vorträge. Insgesamt waren die Themen vielseitig, nicht auf die Nationalliteratur und -kultur beschränkt. Sie waren nur zu einem geringen Teil aus den Berufsfeldern der Referenten gewählt. Abgesehen von Informationen über neu erschienene Bücher waren die Themen historisch oder überzeitlich orientiert. In den Jahren 1883/84 erschienene schöne Literatur wurde außer Spielhagens »Gerettet« nicht vorgestellt. Aus den Bereichen Musik und Kunstgeschichte fanden kaum Vorträge statt. Aktuelle politische, ökonomische und soziale Themen wurden nicht behandelt. Das Bild änderte sich in den folgenden Jahren.455 Die literarische Entwicklung der Gegenwart wurde für den Verein zu einem wichtigen Thema, wie eine systematische Sichtung der Vorträge der Vereinsjahre 1885 bis 1890 und als Ergänzung 1900 sowie einige weitere Stichproben ergeben. Auch wenn die Vorträge generell nicht gedruckt wurden, so lassen sich doch aus der Auswertung der Titel Schlüsse für die Beschäftigung der Vereinsmitglieder mit Kultur und Politik ziehen. Sprachgeschichtliche und sprachwissenschaftliche Themen gehörten ebenso zum wissenschaftlichen Interesse der Gesellschaft. Der Literaturwissenschaftler Scheffler führte die Diskussion an: Datum 24.3.1885 5.5.1885 6.4.1886 4.5.1886 28.12.1886

455

Referent Scheffler Scheffler Scheffler v. Biedermann Dunger

Thema Über Krause’s französische Grammatik Über den Ausdruck Gemüt Über die germanischen Sprachen Das »Sch« in der deutschen Sprache Bereicherung unserer Sprache durch neue Wörter

Vgl. Jahresbericht des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr ... Dresden [1885– 1900].

141

20.12.1887 Scheffler 20.12.1887 Schuppli 9.4.1889 Kirchbach 7.1.1890 Opitz

Zur Frage der Weltsprache, vom allgemein sprachlichen Standpunkt Zur Frage der Weltsprache, vom historischen Standpunkt aus Zur Fremdwörterfrage Über das Wort »man«

Entsprechend der bürgerlichen Kulturorientierung war die Beschäftigung mit Goethe über die Jahre gesehen ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsarbeit: Datum 27.10.1885 2.2.1886 11.1.1887 1.2.1887 6.12.1887 3.1.1888

Referent Linde Meisner Friedrich Besser v. Biedermann v. Biedermann

20.3.1888 4.12.1888 11.11.1890 16.12.1890 29.5.1900

Mahrenholtz Marquart Matthias Locella Opitz

Thema Vorträge aus Shakespeare und Göthe »Goethe als Jurist«, von Meisner »Göthe und kein Ende«, von Dubois-Reymond Ein Kuriosum Herman und Dorothea betreffend Das Manuskript von Göthe’s Urfaust, von Dr. Schmidt hg. Über das Manuskript des Urfaust von Goethe und die Faustliteratur Über V. Hehns Buch: Gedanken über Goethe Goethe und Dubois Raymond Über Goethes »Iphigenie« Über Goethe und Italien Mitteilungen über Goethe

Neue Forschungsliteratur wurde vorgestellt, biographische, vor allem berufspraktische Aspekte behandelt und Goethes Werke untersucht, namentlich die Dramen. Er diente aber auch zur Besinnung, durch die Erinnerung an Goethe-Zitate. Für Goethe galt anscheinend noch immer, was das Vereinsmitglied Ludwig Richter schon am 13. August 1871 ins Tagebuch geschrieben hatte: Als unser deutsches Vaterland getrennt, zerrissen, ja vom Fremden unterjocht war, fand der Deutsche sein Vaterland, seine Heimat in seiner Literatur, die in Goethe am tiefsten und höchsten sich erschloß. Dies geistige Vaterland hat sich allmählich seinen Körper, seine äußere Gestaltung und Einigung erkämpft.456

Schiller, den Freiheits- und Einheitsdichter des liberalen Bürgertums, hatte man auch in Dresden 1859 auf einem großen Fest gefeiert. Nach Nationsgründung und politischer Anpassung der Liberalen aber hatte er nur noch als nationaler Volksdichter gegolten, bevor man ihn anscheinend vergaß. Er kehrte erst ab 1890 nur für kurze Zeit und nicht als Dichter wieder ins Bewußtsein der Vereinsmitglieder zurück: Datum 21.1.1890 18.2.1890

Referent Kirchbach Hohlfeld

4.3.1890

Bucher

27.2.1900

Duboc

456

Thema Die Schiller-Biographie Richard Weltrichs Schiller als Philosoph, nach einem Buch von Friedrich Überweg Bemerkungen über Schillers militärische und taktische Kenntnisse Ein Enkel Schillers als Journalist

Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, S. 673.

142

Neben der Beschäftigung mit den Klassikern wurden auch andere Dichter gewürdigt. Das Interesse des Vereins reichte dabei deutlich über das Gebiet der eigenen Nationalliteratur hinaus, auch wenn diese im Mittelpunkt stand. Entsprechend den Anfängen der Germanistik begann das Interesse an deutscher Literatur im Mittelalter: Datum 3.3.1885 11.1.1887

Referent Dunger v. Biedermann

Thema Über die Vorlage zum Tristanteppich Frauenturnier, altdeutsches Gedicht

Frühneuzeitliche deutsche Literatur wurde nicht besprochen, das literaturgeschichtliche Programm begann erst mit der Frühaufklärung: Datum 5.1.1886 9.3.1886 22.2.1887 3.5.1887

Referent Landau Knauth v. Biedermann Marquart

14.6.1887

Hohlfeld

4.10.1887 4.10.1887

Hohlfeld Knauth

11.10.1887 1.11.1887

Knauth Scholtz

Thema Moses Mendelssohn »Die Wiege«, von Langbein Über die moralischen Wochenschriften Haller’s Ausspruch: »Ins Innere der Natur dringt kein erschaffner Geist« Lessing’s Verhältnis zu Aristoteles, nach einem Schriftchen von Dr. E. Gotschlich Woher hat Lessing das Motto zu s. Laokoon genommen? Einiges über Schröder’s Mitteilungen über Eckhoff und Charlotte Ackermann Nicolai über Eckhoff Briefe deutscher Fürstinnen an Peter den Großen

Die Literatur des frühen 19. Jahrhunderts war wenig vertreten: Datum 1.9.1885 12.10.1886 13.9.1887

Referent Israel Doehn Scholtz

5.6.1888 Duboc

Thema Siegeslied von A. v. Arnim Ein Aufsatz über Justinus Kerner Beziehungen des Buchhändlers Arn. Brockhaus zur Palms Schrift über Deutschlands Erniedrigung Zum Andenken an Friedrich Rückert

Auch die deutsche Literatur der nahen Vergangenheit spielte keine große Rolle in den Vorträgen der Jahre zwischen 1884 und 1900: Datum 7.9.1886

Referent Prölß

2.11.1886 25.1.1890 4.11.1890 11.12.1900

Besser Mahrenholtz Mahrenholtz Zähler

457

Thema Über Heinrich Heine und »Winteridyll« [1885] von Karl Stieler Don Juan von E. Duller Festrede auf Jos. Christ. von Zedlitz457 Über Grillparzer und den modernen Grillparzer-Kultus Charakteristik der »Frau Nüssler« aus »Ut mine Stromtid«

Vgl. auch Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 28.1.1890 über die Beteiligung der Dienstagsgesellschaft; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst.

143

Die Weltliteratur der fernen und nahen Vergangenheit hingegen und die Forschungsliteratur zu ihr nahmen einen großen Platz in der Vortragstätigkeit ein: Datum 3.2.1885 17.2.1885 2.6.1885 16.6.1885 16.6.1885 23.6.1885 8.9.1885 6.10.1885 27.10.1885 13.4.1886 7.9./12.10/ 2.11.1886 26.10.1886 4.1.1887 28.1.1887 1.2.1887 8.3.1887 4.10.1887

Referent v. Biedermann Ihlberg Zschalig Knauth Sahr Seemann Rahn Locella Linde Senff-Georgi Sauer Zschalig Lehmann Mahrenholtz Seemann Locella Scholtz

15.11.1887 22.11.1887 17.1.1888

Mahrenholtz Doehn Häbler

28.2.1888

Opitz

17.4.1888 26.6.1888 15.1.1889 26.3.1889 21.5.1889

Schmitz-D. Mahrenholtz Mahrenholtz Schmitz-D. Thiergen

4.6.1889 17.9.1889 3.12.1889

Ziolecki Thiergen Mahrenholtz

14.1.1890 18.11.1890 24.6.1890 18.11.1890 2.12.1890 2.12.1890 9.12.1890 6.11.1900 27.11.1900

Merbach Opitz Locella Opitz Meerheimb Zschalig Schultz Kötzschke Glomme

144

Thema Über eine Pergamenthandschrift, von Dr. Heydenreich Vagantenpoesie des 12. und 13. Jahrhunderts Erinnerungen an Victor Hugo Humoristische Proben aus Burns Über Burns A. Büchner über Victor Hugo Georg Brandes über Emigrantenliteratur (1872) Über Felice Romane Vorträge aus Shakespeare und Göthe »Der Rabe« von E. Poe Über Urkundenfunde zur Geschichte des christlichen Altertums Altfranzösische Dichterinnen Über Savage Landor als Denker und Weltweiser »La France jugeé par l’Allemagne«, von Grand-Carteret Marmontel’s »Denkwürdigkeiten« Lorenzo Stecchetti und Giosuè Carducci Ein Gedicht aus dem Jahre 1573 zur polnischen Königswahl von H. v. Valois Das Mythische in den Berichten über Jeanne Darc Über armenische Poesie Lieder vom Goldenen Horn von Carl Foy und anatolische Volkslieder, herausgegeben von Leopold Grünberg Über das Leben des Aristoteles und die Schicksale seiner Schriften Über altindische Literatur (nach Leopold Schröders Werk) Rousseaus Lehr- und Wanderjahre Über Beaumarchais Materialien zur Shakespearefrage Die englische Bühne zu Shakespeares Zeit nach neueren Forschungen Über südslawische Volkspoesie und serbisches Heldenepos Altschottische Sitten und Sagen Über A. Ehrhard, »Molière en Allemagne, le Thêatre et la critique« Über Giovanni Guarini und seinen Pastor fido Über Dantes göttliche Komödie Über Ariosts Satyren und Elegieen Über Dantes göttliche Komödie König Robert von Sizilien, von Longfellow Über Lamartine Über das persische Heldenepos und Firdusi A. S. Puschkin, Rußlands Lieblingsdichter Der dänische Dichter Andersen

Fremdsprachige Literatur wurde auch in Übersetzungsarbeiten der Mitglieder vorgestellt: Datum 1.9.1885 22./29.12.1885 26.10.1886

Referent Besser Grieben Zschalig

23.9.1886 Besser

Thema Übertragungen englischer und lateinischer Gedichte Übertragungen aus Tennyson’s »In Memoriam«458 »Die drei Tage des Chr. Columbus«, von C. Delavigne, mit Übertragung Einiges aus den Übersetzungen englischer Dichter vom ehemaligen Stadtrat Heubner

458

Ausländische Literaturgeschichte war in den untersuchten Vereinsjahren mit insgesamt 41 Vorträgen noch stärker vertreten als die deutsche Literaturgeschichte, die auf 35 Vorträge kam. Motiv- und gattungsgeschichtliche Vorträge ergänzten die Literaturberichte: Datum 3.3.1885 23.6.1885 15.12.1885 15.12.1885 15.12.1885 19.1.1886 2.3.1886 23./30.3.1886 30.3.1886 20.9.l887

Referent v. Meerheimb Hohlfeld v. Biedermann Scheffler Grieben Kulemann Besser Scholz Besser Sauer

Thema Zwei Gedichte aus dem Volke Bearbeitungen der Sage von Eros und Psyche Über Wahl- und Denksprüche Bemerkungen über die Don Juan-Sage Eine neue Deutung der Loreley-Sage Über das Epigramm Nachdichtungen Der Johannesname und seine Bedeutung im Volksglauben Gedichte über A. Hofer Die Siegfriedsage

Über zeitgenössische Literatur wurde regelmäßig berichtet, allerdings ebenso ausgewählt wie über Literatur der Vergangenheit. Ein großer Teil der Vorträge war dabei der ausländischen Literatur gewidmet, die für die literarische Beschäftigung des Vereins eine große Rolle spielte, namentlich die französische, englische, italienische, skandinavische, russische und auch bereits die amerikanische. Über deutsche Gegenwartsliteratur und literarisches Leben berichteten die Mitglieder in 43 Vorträgen: Datum 28.4.1885 28.4.1885 28.4.1885 5.5.1885

Referent Knauth Häbler Doehne Zschalig

2.6.1885 3.11.1885 24.11.1885 1.12.1885 1.12.1885 19.1.1886

Häbler Scheffler Häbler Knauth Liepsch Knauth

458

Thema Proben aus Dichtungen von Frida Schanz[-Soyaux] Proben aus Dichtungen von Ludwig von Soyaux »Renate«, von Ludwig von Soyaux Über C. Agrippa und sein Buch über die Vortrefflichkeit der Frauen Rudolf Baumbachs »Pathe des Todes« Die Zeitschrift »Für edle Frauen« Günther Walling Gedichte von Edmund Dorer Lyrisches aus Hamerling, Rittershaus, Wildenbruch, Baumbach Edmund Dorers Camoëns

Edouard Duboc hatte Tennyson übersetzt, vgl. Enoch Arden. Aus dem Englischen von Alfred Tennyson übersetzt von Robert Waldmüller. Hamburg 1868.

145

Datum 16.2.1886 9.3.1886 30.3.1886 29.6.1886 13.4.1886 4.5.1886 27.5.1886 1.6.1886 1.6.1886 22.6.1886 7.9.1886 14.9.1886 28.9.1886 12.10.1886 15.11.1886 8.12.1886 8.12.1886 4.1.1887 11.1.1887 8.2.1887 14.6.1887 13.9.1887 12.6.1888 8.1. 1889 8.1.1889 5.2.1889 14.5.1889 15.10.1889 30.9.1890 2.9.1900 11.9.1900 9.10.1900 18.12.1900

Referent Knauth Meerheimb

Thema Vier Gedichte von Edmund Dorer Die Revolution in der Literatur, angebahnt durch das jüngste Jungdeutschland Häbler Lyrische »Gedichte« von Pauline Schanz Dieffenbach Die Burg Rodenstein im Odenwald im Hinblick auf das Scheffel-Denkmal Doehn Ein Aufsatz über Viktor von Scheffel [Nachruf] Doehn Ein Aufsatz über Dr. von Kletke [Nachruf] Duboc J. V. von Scheffel Doehn Nachklänge zur Scheffel-Feier Hohlfeld »Der deutsche Professor der Gegenwart« [1886] von Johannes Flach Kämmel Leopold von Ranke Prölß Über Heinrich Heine und »Winteridyll« [1885] von Karl Stieler Häbler »Fünfzehn Jahre Stuttgarter Hoftheater« von Th. v. Wehl Rahn »Deutscher Kultureinfluß« in Frankreich, von Süpfle Hohlfeld »Balladen und Elegien« [1886] von Wilhelm Hosäus Häbler »Ahasver« von Haushofer Israel J. Lassalle gegen Julian Schmidt459 Opitz »Reden« von Emil Dubois-Reymond Häbler »Jost Wülfling« von Haushofer Senff-Georgi Gedichte von seinem Vater und von H. Seidel Feller Was ist Realismus? Duboc »Ein deutscher Schriftsteller« [1887], von M. von Eckstädt Meerheimb Streiflichter auf Auswüchse der modernen Literatur. 1. Plagiator H. Böttcher, 2. Ferdinand Grohs Häbler Über Heinrich Seidels Buch: Neues von Leberecht Hähnchen [!] Meerheimb Gedichte von Friederike Kempner Häbler Aus Rudolf Baumbachs »Frau Holle« [1882] Doehn Aus Ulricis (G. Walling) Buch über Spanien Häbler Aus Heinrich Seidels Skizzenbuch Besser Über den österreichischen Dichter Hermann von Gilm Häbler Über drei Bändchen Novellen von Justus, Seidel, Pichler Reuschel Adolf Bartels, der junge Luther Reuschel Der Schriftsteller Adolf Flachs Diestel Ernst Wiechert, Richter und Dichter J. Duboc Die Tragödie Heinrich von Kleist von Wilhelm von Polenz

Ausländische Gegenwartsliteratur kam in 18 Vorträgen zur Sprache: Datum 9.6.1885 30.3.1886 13.4.1886 9.11.1886

459

Referent Locella Zschalig Duboc Doehn

Thema Über Pietro Cossa Der »Cri du peuple« über P. Déroulède Déroulède in Deutschland »Memoiren« von U. S. Grant

Vgl. Herr Julian Schmidt, der Literarhistoriker. Mit Setzer-Scholien hg. von Ferdinand Lassalle. Berlin 1862. [4. Aufl. Leipzig 1886]

146

Datum 19.4.1887 15.5.1888

Referent Mahrenholtz Kämmel

4.9.1888 30.10.1888

Mahrenholtz Zschalig

5.3.1889 28.5.1889 4.3.1890 28.1.1890 4.11.1890 16.12.1890 27.3.1900 20.11.1900 4.12.1900 26.5.1891

Zschalig Locella Doehn Doehn Mahrenholtz Locella Vollmöller Weis Zschalig460 Doehn

Thema E. Zola’s Selbstbekenntnisse in seinem Roman expérimental Graf Leo Tolstoi als Kriegsdarsteller (in seinem Romane: Krieg und Frieden) Über Daudets Roman: L’Immortel Hervorragendes aus der literarischen Gegenwart Dänemarks (bez. Drachmann und Gjellerup) Über Holger Drachmann und Vorlesung einer Erzählung desselben Moderne italienische Roman- und Novellenliteratur Über Henrik Ibsen Amerikanische Skizzen: Das Unglück von Johnstown 1889 Über P. Bourgets »Disciple« und E. Zolas »Bête humaine« Über Marco Pragas »Vergini« Die Artussage und ihr hervorragendster Dichter Gildemeisters Essay über Desdemona in Shakespeares Othello Henrik Ibsens ältere Dramen Über neuere amerikanische Literatur

460

Zur Beschäftigung mit Gegenwartsliteratur gehörte auch der Vortrag eigener Dichtungen der Vereinsmitglieder: Datum 4.1.1887 1.3.1887 28.6.1887 14.2.1888 14.2.1888 14.2.1888 6.11.1888 27.11.1888 30.4.1889 7.1.1890 25.2.1890 14.10.1890 21.10.1890 30.1.1900 20.2.1900 1.5.1900 13.11.1900

460

461

Referent Kulemann Kulemann Stegmann:

Thema »Sonst und Jetzt«, Gedichte Der Pessimist auf dem Spaziergange Vorlesung aus seinem Trauerspiel: Die Baglionen oder die Bluthochzeit von Perugia Friedrich Vorlesung eines Fastnachtscherzes Israel Vorlesung einer Humoreske: Das Schulmeisterleben Lichtenberger Vorlesung eines Gedichtes: Der Emeritus Meerheimb Vorlesung seines Monodramas: Shakespeares Beichte in der Westminster-Abtei461 Kirchbach Vorlesung seiner Dichtung: Die edlen Faunen Kulemann Vorlesung aus seinem Gedichte: Nimrod Meerheimb Graf Mansfelds Ende. Ein Psychodrama Kirchbach Festprolog zum Winterfeste des Vereins Stegmann Die Heimkehr des Odysseus, ein Drama Stegmann Die Heimkehr des Odysseus, ein Drama Fuchs Eigne Dichtungen v. Tempsky Vorlesung aus seinem Roman »Margot« Duboc Eigene Dichtungen Flachs Eigne Dichtungen

Zschalig korrespondierte mit Ibsen und übersetzte das erste Quellenwerk über ihn: Henrik Jaeger: Henrik Ibsen 1828–1888. Ein literarisches Lebensbild. Mit Genehmigung des Verf. aus dem Norwegischen übertragen, erweitert und mit Zusätzen vers. von Heinrich Zschalig. Dresden, Leipzig 1890. Richard von Meerheimb: Shakespeares Beichte in der Westminster-Abtei. In ders., Material für den rhetorisch-declamatorischen Vortrag. Monodramen neuer Form (Psycho-Monodramen), N. F. 4.-6. Heft, Dresden [um 1882], S. 175–178.

147

Im untersuchten Zeitraum befaßten sich 63 Vorträge mit deutscher Gegenwartsliteratur, darunter waren insgesamt 20 Lesungen aus Werken und Vorträge über Bücher der Vereinsmitglieder, sowie 18 Vorträge mit der aktuellen Entwicklung der Literatur im Ausland, so daß den 76 Vorträgen zur Literaturgeschichte 81 Vorträge zur Gegenwartsliteratur gegenüberstanden. Der Verein nahm regen Anteil an der Literaturentwicklung seiner Zeit und spielte darüber hinaus eine bedeutende Rolle in der vordisziplinären Beschäftigung mit deutscher Literatur während der Institutionalisierungphase der neueren Literaturwissenschaft als eigenes Fach an der Universität. Nur drei Vorträge handelten von Schriftstellerinnen (Schanz-Soyaux, Schanz, Kempner). Und auch wenn dabei die modernen, naturalistischen oder den Naturalismus beeinflussenden internationalen Strömungen durchaus rezipiert wurden,462 so blieb doch die deutsche Literatur des Naturalismus nahezu ausgeblendet, wenn man von Meerheimbs Vortrag über die »jüngsten Jungdeutschen« vom 6. März 1886 absieht. Die Beschäftigung mit deutscher Gegenwartsliteratur blieb in konventionellen Bahnen der Epigonen. Lediglich Kirchbach, der als Vorläufer des Naturalismus bereits in den frühen achtziger Jahren Romane mit Gegenwartsthemen geschrieben hatte, brachte mit seinen Vorträgen über »Literarische Nervensucht« (17.51892) und das »Theater der Modernen« (22.5.1894) weitere Informationen über moderne literarische Strömungen. Ein Jahr vor dem Erscheinen seiner völkischen »Geschichte der deutschen Literatur« wurde indes bereits Adolf Bartels vorgestellt. Von den im Literarischen Verein vorgetragenen Dichtungen ist kaum etwas überliefert. Aus den Titeln und den bekannten Texten ist ersichtlich, daß es sich um epigonale, zumeist triviale Literatur handelte, »in Serie«463 produzierte Gedichte. Sie vermittelten Lebenshilfe, »durch Erhebung über die Alltagsmisere zum eigentlichen Wahren und Guten«.464 Der Realschuloberlehrer Reinhold Fuchs etwa schilderte in seiner Lyrik Dichtung als Gegenwelt, als einen Ort der Erholung, Stärkung, weltabgewandt, archaisch-idyllisch, in dem das nach Höherem strebende Individuum christlich grundierte Erbauung erfahren könne, um den Alltag in der realen Welt des Geldes und der Großstadt zu bestehen, wie in dem »Prolog« geschildert, der seinen »Gedichten« von 1885 vorangestellt war: Wer Du auch seist, der zögernd in die Hand Dies Buch Du nimmst in einer müßigen Stunde, Auf dessen Seiten sich im Reimgewand Frohsinn und Trauer eint in trautem Bunde; Drin heit’re Märchen aus dem Feenland Abwechseln mit manch’ düstrer Schicksalskunde; – Wer Du auch seist: – ist je Dein Herz erglommen Am Strahl der Schönheit, sei als Freund willkommen!

462

463 464

Vgl. Mahrenholtz: »Über Hippolyte Taine«, 26.6.1894; Zschalig: »Ibsens Dramen ›Hedda Gabler‹ und ›Klein Eyolf‹«, 18.5.1897; Mahrenholtz: »Entwicklung des neueren französischen Romans von den Preziösen bis Zola«, 19.4.1898. Günter Mahal: Einführung. In: ders., Lyrik der Gründerzeit, Tübingen 1973, S. 1–36, hier S. 20. Jörg Schönert: Die populären Lyrik-Anthologien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zum Zusammenhang von Anthologiewesen und Trivialliteraturforschung. In: Sprachkunst IX (1978), 2. Halbband, S. 272–299, hier S. 283, Hervorhebung im Original.

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Komm folge mir! – Entfernt vom wüsten Streit, Von dem das Forum und die Gassen schallen, Laß fliehen uns zur Waldeseinsamkeit, Zu lauschen dem Gesang der Nachtigallen; – In Alpenthäler gieb mir das Geleit, Wo Herdenglocken im Geklüfte hallen, Und hoch aus Gletscherthoren Catarakte Sich stürzen jäh vom Fels im Donnertakte. Dort laß uns ruh’n und in die Sterne schau’n Und jene Krämerseelen still verachten, Die Tag und Nacht dem Mammon Tempel bau’n; Die gern die Welt zur Actienbörse machten; Dort laß dem Fels, dem Wald uns anvertrau’n Der Zukunft Losung, und für künft’ge Schlachten Das Schwert uns schärfen, das dereinst zerspalten Das Haupt dem Lügengeiste wird, dem alten. Und kehren in der Weltstadt laut Gewühl Wir dann zurück, wird auf dem Gang begleiten Im Herzen uns ein selig Nachgefühl, Ein Hauch aus Gottes grünen Einsamkeiten, Daß nicht wir fürder achtlos, fremd und kühl Vorüber an des Elends Hütten schreiten; Daß ohne Haß die Feinde wir bestehen Und selbst im Sünder noch den Bruder sehen …465

Immerhin bewegte das Interesse für »des Elends Hütten« Fuchs einige Jahre später, als er in naturalistischer Manier eine Zeitungsmeldung unter dem Titel »Statistisches« kommentierte: Nur fünfundzwanzig Menschen haben sich Getötet hier in dem vergangenen Monat; Bei sieben andern blieb es beim Versuch, Dieweil man sie rechtzeitig abgeschnitten, Aus dem Kanal und aus der Spree gefischt Ein Schwesternpaar, das lang mit Mantelnähen Sich durchgeschlagen, doch erwerbslos nun, Hat sich vereint mit Kohlendunst erstickt Und wurde polizeilich aufgehoben In der Mansarde, die es räumen sollte Den nächsten Tag, weil ihm der Mietzins fehlte. Im Ganzen aber konstatieren wir Erfreut, daß selten noch in unsrer Stadt Die Zahl der Leute je so niedrig war, Die dieses Dasein unerträglich fanden.« – So stand zu lesen jüngst in einer Zeitung Der großen Hauptstadt der Intelligenz, Die täglich reicher, schöner blüht empor, Mit Skat- und Rennklubs, mit ästhetischen Thees Und Schulvereinen für die Kongoneger,

465

Reinhold Fuchs: Gedichte (1878–1885). Dresden 1885, S. 1f.

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Und Börsenfürsten stolz ihr eigen nennt. Dicht hinter jenen schauerlichen Zeilen Lud, fettgedruckt, ein Dutzend Bühnen ein Zu Possen, Opern, glänzenden Balletten, Indes mit Weißbier, feschen Kellnerinnen Und Tanzmusik sich hundert Vorstadtkneipen Den Gästen freundlichst in Erinnrung brachten. Warum doch kehrte stets zurück mein Blick Zur trocknen Meldung des Lokalreporters, Draus wie ein Schrei der Qual, wie Todesröcheln Es in das Ohr mir gellte schauerlich, Verzweiflungsvoll wie aus der Hölle Dantes? »Wann wirst du endlich, Thor, so fragt’ ich mich, An derlei Kleinigkeiten dich gewöhnen, Die achzelzuckend mit der schönen Phrase Vom »Kampf ums Dasein« der Philister abweist, Wenn seinen Mittagsschlaf sie stören wollen, Indes sie dich mit Geierklauen packen, Daß dir’s durch Leib und Seele schmerzlich krampft? Wie wenig braucht’s, um stillvergnügt zu sein Gleich dem Manchestermann, dem wohlgenährten, Dem trefflich eine neue Gründung glückte, Und der sich gütlich thut bei Sekt und Austern! Sag, was dir fehlt? – Ein weit Gewissen bloß, Ein Tropfen holden Leichsinns und – ein Herz, das härtern Stoffes als der untre Mühlstein!« –466

Angesichts der Ungerechtigkeit der kapitalistischen Welt steht das Ich allerdings nur verstört beiseite, mitleidend zwar, aber ohne Handlungsabsicht. So blieben Fuchs’ Gedichte auch weiterhin überwiegend dem »Wahren und Schönen«467 gewidmet, beschäftigten sich mit »Wanderklängen vom Garda«, handelten von »Capri«, »Parkwegen« und »November«, beschrieben »Einsamkeit«, »Auferstehung« und »Entsagung«, lobten »Insel-Idyll«, »Hünengrab« und »Deutsche Treue« – führten das Programm epigonaler Dichtung des 19. Jahrhunderts exemplarisch vor. Vereinsmitglieder stellten auch neue Bücher ihrer Vereinskameraden vor: 468469470

Datum 1.9.1885 17.11.1885 20.4.1886

466 467 468 469 470

Referent Israel Duboc Israel

Thema »Unter dem Krummstab« von Duboc468 H. Hettner, ein Lebensbild von A. Stern469 Der Babylonische Talmud in seinen haggadischen Bestandteilen, von D. D. Wünsche470

Reinhold Fuchs: Strandgut. Neue Gedichte. Gera 1890, S. 97ff. Ders: Gedichte (1878–1885), S. 42. Vgl. Eduard Duboc: Unterm Krummstab. In Zwing und Bann. Roman. Leipzig 1858. Vgl. Adolf Stern: Hermann Hettner. Ein Lebensbild. Leipzig 1885. Vgl. Der Babylonische Talmud in seinen haggadischen Bestandtheilen. Wortgetreu übersetzt und durch Noten erläutert von August Wünsche. Leipzig 1886.

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Datum 25.11.1890 9.2.1897 471472

Referent Thema Schumann Über die Treitschkesche Schrift: Die Zukunft des deutschen Gymnasiums471 Mahren- Über Julius Dubocs Werk »Fünfzig Jahre Frauenfrage«472 holtz

Die Vorstellung neu erschienener Werke der Vereinsmitglieder gehörte ebenso zu den identitätsstiftenden Maßnahmen des Vereins wie die Nachrufe und Erinnerungen an Vereinsmitglieder und andere verdiente Dresdner: Datum 24.4.1888 6.11.1888 1888 29.1.1889 30.4.1889 28.1.1890 11.3.1890 6.5.1890 15.4.1890 23.10.1900

Referent Duboc Scholtz

Thema Nachruf an Dr. G. Kühne Aus Theinert-Mickleys persönlichen Erinnerungen an Gutzkow, Auerbach und Laube Philippson Nachruf an Hofrat Dr. med. Breuer Duboc Characterbild des Grafen Wolf Baudissin. Rede zur Feier seines 100jährigen Geburtstages Duboc An Klaus Groth, zur Erinnerung an seinen 70. Geburtstag Duboc Über Feodor Wehl Duboc Über Gustav Kühne Duboc Über Ludwig Richters religiöse Entwicklung Scholtz Nachruf an Friedrich Friedrich Diestel Elisa von der Recke

Auch Vereinsthemen standen gelegentlich auf dem Programm, besonders im ersten Jahr nach der Einführung der »Jahresberichte«, einer Phase der Etablierung des Vereins mit hohen Mitgliederzahlen und ausgereifter Organisation: Datum 1.9.1885 6.10.1885

Referent Zschalig Besser

6.10.1885 20.10.1885

v. Gagern Scheffler

3.11.1885 13.3.1888 25.6.1889

Doehn Meyer Diestel

3.3.1891

Duboc

Thema Über den allgemeinen deutschen Sprachverein Das poetische Gedenkbuch des Literarischen Vereins zu Regensburg Über den wissenschaftlichen Club zu Wien Jahresbericht des deutschen gesellig-wissenschaftlichen Vereins zu New York Bericht über den Schriftstellertag in Berlin Über die Gründer der ersten deutschen Sprachgesellschaft in Berlin Über die Goethe-Gesellschaft, das Goethe-Jahrbuch, den GoetheTag Über den Weimarischen Verein zur Verbreitung guter Schriften

Das Spektrum der kulturhistorischen Themen blieb über die Jahre facettenreich. Es umfaßte die Zeit von der griechischen Antike bis in die Gegenwart, reichte von China über Afrika, Amerika und das europäische Ausland bis zu Dresdner Lokalfragen.

471 472

Vgl. Heinrich von Treitschke: Die Zukunft des deutschen Gymnasiums. Leipzig 1890. Vgl. Julius Duboc. Fünfzig Jahre Frauenfrage in Deutschland. Geschichte und Kritik. Leipzig 1896.

151

Bildende Kunst und Musik473 spielten eine geringere Rolle als etwa kulturell-religiöse, philosophische und historische Themen. Auch Reise- und Erlebnisberichte gehörten zum Vortragsprogramm, berufsständische Informationen für Schriftsteller jedoch nicht mehr. Während in der Behandlung literarischer Themen ein starkes Interesse an anderen Nationalliteraturen vorhanden war, beschäftigten sich historische Vorträge vorwiegend mit den Ereignissen der deutschen Geschichte. Dabei wurde Politik nur als historisches Phänomen berührt. Referate über die sächsische Geschichte gab es nicht. Allein die Erinnerung an preußische Geschichte stand nun im neuen Reich im Vordergrund: an den Großen Kurfürsten,474 Friedrich den Großen,475 Napoleon I.,476 1806,477 1813,478 1870/71,479 als Würdigung Wilhelm I.,480 Bismarcks.481 Überhaupt fällt die Präsenz militärischer Themen im Vortragswesen auf, selbst Schiller und Tolstoi wurden unter diesem Blickwinkel betrachtet, insgesamt ein Hinweis auf die Bedeutung des Militärischen, des Militärs überhaupt im Kaiserreich: Datum 15.5.1888

Referent Kämmel

12.10.1886 31.1.1888 19.3.1889 4.3.1890

Lehmann Bucher Bucher Bucher

8.3.1892

Mahrenholtz

21.6.1892

Häbler

31.1.1893

Bucher

473

474 475

476

477

478

479 480

481

Thema Graf Leo Tolstoi als Kriegsdarsteller (in seinem Romane: Krieg und Frieden) Einiges aus der neuesten deutschen Militärliteratur Über Heeresergänzung und Wehrkraft Die französische Armee der Revolutionszeit 1789–1798 Bemerkungen über Schillers militärische und taktische Kenntnisse Über Delbrücks Buch »Vergleich der Strategie des Perikles mit der Friedrichs des Großen Erlebnisse des Militärschriftstellers Tanera im deutsch-französischen Kriege Über kriegerische Beredsamkeit

Vgl. die vereinzelten Vorträge zur Musikgeschichte, etwa Kaden: »Über Ludwig van Beethoven«, 17.6.1890; ders.: »Über Gluck und Haydn«, 11.11.1890; des.: »Zum Gedächtnisse Mozarts«, 8.12.1891; ders.: »Über Händel und Bach«, 23.4.1895; ders.: »Über Chopin, Schubert und Schumann«, 10.9.1895. Zeitgenössische Musik wurde nicht, bildende Kunst selten besprochen, etwa Opitz: »Die Sezessionisten und die neueren Erwerbungen der Galerie zu Dresden«, 6./13.3.1894; ders.: »Die Wiege der neueren deutschen Malerei«, 1.12.1896. Vgl. Diestel: »Über den großen Kurfürsten«, 14.6.1898. Vgl. Mahrenholtz: »Charakteristik Friedrich des Großen«, 27.1.1891; Opitz: »Friedrich der Große in seinen Briefen«, 6.4.1897 Ilgen: »Verschiedene Beurteilungen Napoleon I.«, 24.4.1888; Bucher: »Napoleon I. und Blücher im Jahre 1815«, 22.3.1892; ders.: »Napoleon I. in Erfurt«, 20.9.1892. Bucher: »Bilder aus dem Jahre 1806«, 25.9.1888; ders.: »Die Besetzung Braunschweigs durch die Franzosen im Oktober 1806«, 24.9.1893. Bucher: »Freiherr von Odeleben, Königlich sächsischer Oberst und 1813 Ordonnanzoffizier Napoleons«, 30.10.1900. Eduard Duboc: »Tagebuchblätter aus der Belagerung von Paris«, 9.6.1896. Häbler: »Kaiser Wilhelm, seine Ahnen und sein Reich, zur Feier seines 90. Geburtstages«, 22.3.1887; Mahrenholtz: »Zum 100. Geburtstage Kaiser Wilhelm I.«, 16.3.1897. Vgl. Stegmann: »14 Proben aus seinem Werke über den Fürsten Bismarck«, 17.4.1892; Eduard Duboc, »Über den Fürsten Bismarck als Journalist«, 2.3.1897; Kohl: »Fürst Bismarck als Briefschreiber«, 7.11.1899.

152

Datum 9.5.1893 9.1.1894 17.9.1895 17.3.1896 5.5.1896

Referent Bucher Bucher Bucher E. Duboc Gottschling

26.1./ 2.2.1897 5.10.1897

Gottschling

10.5.1898 10.1.1899 20.3.1900

Bucher Gottschling Bucher

Bucher

Thema Über General Holk (1599–1633) Tiere als Kampfmittel im Kriege Die Frauen und der Krieg Über die Belagerung von Paris während des Krieges von 1870/71 Die Enthüllungen des Generals Lebrun über den Ursprung des Krieges von 1870. Der Seekrieg und seine Bedeutung für die Kultur der Menschheit Sachsen und Kosaken im Kampfe gegen das erste Napoleonische Kaiserreich Völkerrecht, kriegsrecht und die Genfer Konvention Moltkes militärische Korrespondenz Bilder aus dem russischen Feldzuge 1812

Aktuelle politische Fragen wurden in den Vortragstiteln nicht thematisiert. Weder die Lage im Dreikaiserjahr 1888, der Rücktritt Bismarcks 1890, die imperialistische Flotten- und Kolonialpolitik Wilhelm II. oder das Erstarken der Sozialdemokraten riefen Vortragsthemen hervor. Auch Verfassungsfragen wurden nicht aufgeworfen, Fragen nach bürgerlicher Selbstverwaltung und -repräsentation, die im Vormärz an der Tagesordnung gewesen waren, nicht gestellt, weder die Lokal- noch die »große« Politik behandelt. Auch ökonomische und soziale Fragen wurden nicht behandelt. Zu den wenigen Ausnahmen im Zeitraum 1884 bis 1900 gehören die Vorträge des Bankdirektors Ludwig Philippson zum Thema »Deutscher Kleinstaat« (14.3.1885, 14.6.1887), des Schuldirektors a. D. Bruno Marquart über »Göttingen und Hannover in der Zeit des Verfassungskonflikts« (18.10.1887), des Schriftstellers Rudolf Doehn, »Die Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika« (8.5.1888) sowie eines Professor Weber aus St. Petersburg, »Tolstois Kreuzersonate, Bebels Schrift über die Frau und die deutsche Familie der Wirklichkeit« (21.4.1891). Außerdem las Julius Duboc einen Aufsatz über den Frankfurter Tumult am 18. September 1848 vor (20.9.1848) und bemühte »Erinnerungen an das Jahr 1848« (24.11.1896).482 Gustav Diestel, Konrektor des Vitzthumschen Gymnasiums, sprach über »Michael Bakunin« (29.9.1896). Und wenn Professor Zeibigs Vortrag »Das englische Parlament und die Berichterstattung über dasselbe« (5.3.1889) wohl eher seinen stenographischen Interessen folgte, so berichtete er immerhin aus einer parlamentarischen Praxis. Berichte über aktuelle politische Phänomene bezogen sich nur auf das Ausland, die Vereinigten Staaten, Rußland, England. Die auf Deutschland bezogenen Themen griffen auf die Vergangenheit zurück. Vorträge zwischen 1884 und 1900 mit (historisch-)politischen Themen: Datum 14.3.1885 14.6.1887

482

Referent Philippson Philippson

Thema Deutscher Kleinstaat Deutscher Kleinstaat

Der Vortrag des Oberstlieutenant Bucher, »Dresden in den Jahren 1848 und 1849«, 25.10.1898, dürfte seinen anderen Vorträgen militärischen Charakters nach zu urteilen eher eine kritische Auseinandersetzung mit der liberalen und demokratischen Bewegung gebracht haben.

153

Datum 18.10.1887 8.5.1888 5.3.1889 21.4.1891

Referent Marquart Doehn Zeibig Weber

29.9.1896 24.11.1896

Diestel J. Duboc

Thema Göttingen und Hannover in der Zeit des Verfassungskonflikts Die Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten Das engl. Parlament und die Berichterstattung über dasselbe Tolstois Kreuzersonate, Bebels Schrift über die Frau und die deutsche Familie der Wirklichkeit Michael Bakunin Über den Frankfurter Tumult am 18. September 1848/ Erinnerungen an das Jahr 1848

In manchen Vortragsthemen finden sich Reflexe der innen- und außenpolitischen Entwicklung, Kolonien, Seemacht, Gebietstausch, zunehmende Kontakte mit Ostasien: Datum Referent 3.3.1885 Scholtz 10.2.1891 Thiergen 17.11.1891 5.1.1892 17.6.1893 2.10.1893 16.6.1896 8.12.1896 5.1.1897 26.1./ 2.2.1897 23.1.1900

Zeibig Mahrenholtz Israel Henckel Whitman483 J. Duboc Schrader Gottschling

Thema Artikel über die erste Besteigung des Kamerungebirges Über die englische Kolonialpolitik, dargestellt an der Eroberung von Britisch-Indien Japan als Kulturstaat Über Helgoland und seine Bewohner Afrika und die Sklavenfrage Über chinesische und japanische Sprache und Literatur Über das nationale Leben in England und Deutschland Oom Paul Krüger Cecil Rhodes Der Seekrieg und seine Bedeutung für die Kultur der Menschheit

E. Duboc

Aus dem Burenlande

Der Vortrag des amerikanischen Journalisten Sidney Whitman wurde als »Beitrag zur Verständigung der beiden großen Nationen«484 gewertet. Bereits am 14. April 1896 hatte der Gymnasialoberlehrer Burkhard Henkel seine Bücher »Imperial Germany. A critical study of fact an character«, London 1889, und »Teuton Studies«, London 1895, vorgestellt. Letzteres übersetzte er auch, es erschien unter dem Titel: »Aus deutschem Leben« 1896 in Hamburg. Gegen Ende des Jahrhunderts macht sich neben den weltvermittelnden Beiträgen allmählich ein Interesse an national-mythologischen Themen bemerkbar, an »Volkstum«, an regionaler Literatur, auch an Richard Wagner: Datum 5.5.1891 1.3.1892 14.6.1892 13.9.1892 1.11.1892 30.1.1893 27.11.1893 4.2.1896

483 484

Thema Kaden Kirchbach Zschalig Kaden E. Duboc Hausmann Kaden J. Duboc

Referent Richard Wagner und sein Theater in Baireuth Karl Stieler, der Dichter Oberbayerns Über die Volksgebräuche und Sagen in Heiligenblut Richard Wagners »Parsifal« Franz v. Loehers Ansicht über die Urheimat der Germanen Aus deutschen Sagen Richard Wagner und das Wagner-Museum Über das Recht des Stärkeren

Sidney Whitman war Gast des Literarischen Vereins. Zschalig, Gedenkbuch, S. 48.

154

Datum 11.10.1898 28.11.1899 12.2.1901 26.2.1901

Thema Schumann Hohlfeld Meiche Reuschel

Referent Über die Erhaltung der Volkstrachten Wernicke, »Richard Wagner als Erzieher« Unser Volkstum im Lichte der Personen- und Familiennamen, Adolf Bartels: »Die deutsche Dichtung der Gegenwart«

Im 19. Jahrhundert hatte der Literarische Verein zu Dresden einen bedeutenden Anteil an einer deliberativen Praxis des Bürgertums.485 In seinen Vorträgen informierte und verständigte sich ein Teil der städtischen Gesellschaft jenseits staatlicher Lenkung über kulturelle Grundlagen am Beispiel der eigenen Literatur- und Kulturgeschichte, auch über nationale Identität, die an die preußische Traditionslinie anknüpfte und andere, kleinstaatliche Traditionen, sächsische zumal, weitgehend ausblendete. Im Bereich der Literatur ging das Interesse deutlich über die nationalen Grenzen hinaus, umfaßte Vergangenheit und Gegenwart anderer Nationalliteraturen. Die Themen Politik und soziale Realität gehörten jedoch nicht zu den Inhalten der bürgerlichen Kultur. Die Zahl der Vorträge ging über die Jahre kontinuierlich zurück. Die Abnahme der Mitgliederzahlen und das Ausbleiben neuer Mitglieder als qualifizierte Referenten machten sich bemerkbar. Waren 1884 bei 177 Mitgliedern in 43 Sitzungen noch 28 Vorträge und 46 kleinere Mitteilungen gehalten worden (insgesamt 74 Vorträge), ging die Zahl bis 1890 bereits auf 37 Vorträge und elf kleinere Mitteilungen zurück (48), bei 156 Mitgliedern. Im November 1894 verschickte der Vorstand ein Werbeschreiben, in dem zur Teilnahme eingeladen und auf die wöchentlichen, »fesselnde[n] Vorträge«486 des Vereins hingewiesen wurde. Doch im Jahr 1900 hatte der Verein nur noch 94 Mitglieder, denen in 36 Sitzungen 40 längere und kürzere Vorträge geboten wurden. 5.6.4.6. Andere Veranstaltungen zwischen 1863 und 1900487 Der Literarische Verein veranstaltete neben Vorträgen auch Dichterfeiern, die über einen Gedenkvortrag auf der regulären Vereinssitzung hinausgingen, außerdem Stiftungsfeste, Sommerausflüge und kleinere Feiern unterschiedlicher Art. Für den Zeit485

486

487

Auch andere Vereine verfügten über ein florierendes Vortragswesen. Das Dresdener Adreßbuch verzeichnet für das Jahr 1880 allein 64 Vereine für Kunst und Wissenschaft, 15 Vereine für gesellige Zwecke und 156 gemeinnützige und wohltätige Vereine, für das Jahr 1890 66 Vereine für Kunst und Wissenschaft, 26 Vereine für gesellige Zwecke und 193 gemeinnützige und wohltätige Vereine. In den meisten dieser Vereine wurden Vorträge aus ihren Spezialgebieten, aber auch zu allgemein kulturellen Themen gehalten, zur Unterhaltung und Bildung der Mitglieder. So veranstaltete etwa der 1874 gegründete Gemeinnützige Verein zu Dresden, der sich »die Förderung der sittlichen, geistigen und öconomischen Interessen der Bevölkerung Dresdens und Umgebung« auf die Fahnen geschrieben hatte, eine Reihe von Vorträgen, zu denen bereits im zweiten Jahr seines Bestehens 700 Zuhörer aus allen Schichten der Bevölkerung kamen. Und der Verein Volkswohl zu Dresden veranstaltete regelmäßige »Volksunterhaltungsabende«, auf denen auch literarische Vorträge gehalten wurden; vgl. Gemeinnütziger Verein zu Dresden. Rechenschafts-Bericht pro 1874–1875. Dresden 1875, S. 19; Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden. Dresden. 1888/89. [Rundschreiben,] »Dresden im November 1894«. In: StA Dresden, Drucksammlung A 143: Literarischer Verein. Nach Zschalig, Gedenkbuch, und Jahresberichte 1884–1900.

155

raum 1882 bis 1883 sind einige Veranstaltungen im »Gedenkbuch« erwähnt, zwischen 1884 und 1900 sind sie in den »Jahresberichten« festgehalten. Es gab Stiftungsfeste, Winterfeste, Sommerausflüge, Herrenabende, Gastvorträge, Dichtergeburtstage (unter anderem Jean Paul, Theodor Körner, Shakespeare, Emanuel Geibel). Diese Veranstaltungen dienten in erster Linie der Geselligkeit und der Vergesellschaftung, der Identitätsbildung des Literarischen Vereins. Bei den Festen, Gedächtnisfeiern und den Ausflügen waren zumeist die Ehefrauen zugelassen, andere Gäste seltener. Eine Außenwirkung war mit den Stiftungsfesten und Dichterfeiern nicht beabsichtigt. Stärker als bei den allgemeinen Vorträgen konzentrierte sich das Festprogramm auf literaturgeschichtliche Vorträge und Rezitationen. Die gefeierten Dichter entsprechen den im Vortragswesen gehegten Interessen: Shakespeare als »deutscher Klassiker«, Romantik, nahe Vergangenheit, die Brüder Grimm als Märchensammler und Sprachforscher, Herder und die Volkslieder, auch in vergleichender Sicht. Theodor Körner wurde als nationaler Held der Befreiungskriege hoch gehandelt, während die Geburtstagsfeier für Wilhelm I. im Zusammenhang mit den auch andernorts angestellten offiziellen Bemühungen stand, eine neue, preußischdeutsche Festtradition zu installieren.488 In welcher Weise Uhland hier gefeiert wurde, politisch oder poetisch, bleibt ungeklärt. Nach 1889 nahm auch die Zahl dieser Veranstaltungen ab. Ein Sommerausflug fand offenbar nicht mehr statt, das Stiftungsfest, bis zur 25-Jahr-Feier die zentrale Veranstaltung des Vereins, wurde 1889 gar nicht und in den folgenden zwei Jahren nur noch »in üblicher Weise« durchgeführt, wie die Jahresberichte des Vereins lakonisch vermelden, 1892 anscheinend ganz eingestellt. 5.6.5. Wirkung nach außen489 Die Beteiligung an öffentlichen Veranstaltungen und Sammlungen sowie eigene öffentliche Vorlesungen des Literarischen Vereins dokumentiert Zschalig im Gedenkbuch.490 Demnach war der Verein an Ereignissen der kulturellen und politischen Öffentlichkeit Dresdens und darüber hinaus beteiligt. In den ersten Jahren nach der Vereinsgründung, begünstigt durch die Lockerung der Reaktion, konnte an die alten liberalen Traditionen angeknüpft werden. Darauf weist das Zusammenwirken mit dem Turnverein hin, vor allem bei der Gedenkfeier am 16. Januar 1863 für den zwei Monate zuvor gestorbenen Ludwig Uhland, den man noch immer als den Demokraten von 1848 ansah. Liberale Tendenzen waren wie in der Montagsgesellschaft in den sechziger Jahren anscheinend auch im Literaischen Verein unter der Oberfläche noch lebendig. Das zeigt auch eines der politischen Gedichte Wehls, des zweiten Vorsitzenden des Vereins, der im Januar 1863 vor dem Turnverein die Gedenkrede auf Uhland gehalten hatte. Es stammt aus der Zeit nach der Gründung des Norddeutschen Bundes

488

489 490

Vgl. Fritz Schellack: Sedan- und Kaisergeburtstagsfeste. In: Dieter Düding (Hg.), Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, Reinbek 1988, S. 278–297. Vgl. Anhang, Tabelle 6. Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 13ff.; siehe unten ANHANG 6.

156

1867. Der Nationalliberale kritisierte darin die kleindeutsche Lösung und erinnerte an Uhlands Eintreten in der Frankfurter Paulskirche am 28. Oktober 1848 für den Zusammenhalt mit Österreich: In deinem Grab wirst du dich, Uhland, wenden, Wenn du vernimmst: sie schließen Oestreich aus, Jetzt, da sie baun der deutschen Einheit Haus Mit kühn gewölbten, riesenhaften Wänden. Du standest da mit flehendlichen Händen Und riefst hinunter in der Stimmen Braus: Im Herzen tief erfaßte mich ein Graus, Säh die von Oestreich ich von hinnen senden. Es hieß im Geist das große Werk dir schänden, Die schönste Blume nehmen aus dem Strauß, Die Einheit ohne Oestreich zu vollenden. Und jetzt wird solchem Handeln doch Applaus! Das furchtbare Geschick läßt sich nicht wenden, Der Löw’ im Netz fand diesmal keine Maus!

Das Gedicht schlägt nationale Töne an, die um 1848 noch gemeinsam mit liberalen zu vernehmen gewesen waren, diese aber ab 1866 verdrängten. Nun kam ein vorgeblich apolitischer, kulturell überhöhter nationaler Einheitsdrang als irrationales Nationalgefühl, als »Trieb« und »Sache des Herzens« daher. Das zeigt auch die Beteiligung von Vereinsmitgliedern am ersten offiziellen deutschen Sängerfest, das symbolisch genau 50 Jahre nach der Schlacht von Waterloo stattfand. Wehl schrieb dazu in seinem Tagebuch: Das große Dresdner Sängerfest wie alle nationalen Feste Deutschlands in heutiger Zeit bekunden zunächst und vor Allem, daß unser Volk in seinem innersten Wesen nicht nur den Wunsch, nein, das Bedürfnis trägt: seine Zusammengehörigkeit und Einheit weit hin und so glorios als möglich zu manifestiren. Man will sich selbst und der ganzen Welt bekunden, daß man in Deutschland anfängt: sich als Volk zu fühlen und daß man dieses Gefühl anerkannt und gewürdigt wissen will. Auch unser Sängerfest ist im Grunde nur eine Demonstration, die schönste, die heiligste, die eine Nation geben kann: die Demonstration, daß der Deutsche, nach dem Wort seines großen Lieblingsdichters: »ein Volk von Brüdern sein will«, daß er »mächtig« in sich den »Trieb zum Vaterlande empfindet«, daß er es »festhält mit seinem ganzen Herzen« und darin allein »die starken Wurzeln seiner Kraft« allmälig wahrzunehmen und zu schätzen gelernt hat.491

Bei dem Liberalen Wehl läßt sich verfolgen, wie Schiller, der 1859 noch einmal als Dichter der bürgerlichen Freiheit und Einheit gefeiert worden war, wenige Jahre später zu einer messianischen Figur der angestrebten Nationsgründung wurde, von Recht und Freiheit, demokratischer Selbstbestimmung war dabei keine Rede mehr. Wehl bezeichnete ihn mit Zitaten aus Gustav Kühnes »Schiller-Buch« (Dresden 1860) als »Freund, Führer und Lehrer« vor allem »im Blick auf das große Ganze des Vaterlandes« und der »Priester, der die Weihe bringt, das menschliche Thun heiligt, die Hände, die sich zum Bunde schließen, segnet«. Für Wehl war Schillers »Volkszugehörigkeit« an der Liebe des Volkes zu seinem »nationalen Dichter« auszumachen. Das gelte auch

491

Wehl, Zeit und Menschen, S. 32. (Tagebuch vom 12.7.1865)

157

für das Sängerfest, auf dem seine Verse ertönen werden, was beweise, daß das Sängerfest eine »politisch-ideale, eine national-moralische Bedeutung«492 habe. Schiller war vollends zum politischen Anführer geworden, zu einem Führer eines auserwählten Volkes.493 Er trat als nationale Identifikationsfigur neben den deutschen Dichterhelden der Befreiungskriege Theodor Körner. Schiller erschien als ein bürgerlicher Wahlfürst, eine fiktive Führerfigur, die 1866 und 1870/71 durch eine reale ersetzt werden konnte: Bismarck.494 Nationalpatriotische Hintergründe hatte auch die offizielle Feier der Stadt Dresden am 26. August 1863, dem 50. Todestag Theodor Körners, an der sich auch der Literarische Verein beteiligte. Peschel, der Anreger eines Körnerdenkmals, spätere Gründer und Leiter des Körnermuseums, hielt hier eine Rede. Pabst verfaßte ein Festspiel für die offizielle Veranstaltung im Hoftheater, und der Verein veranstaltete auch eine eigene Gedenkveranstaltung. Die Körnerfeiern bedeuteten zugleich eine Erinnerung an den Beginn der Befreiungskriege 50 Jahre zuvor. In diesen Kontext von patriotischem Pathos und nationaler Sinnstiftung gehörte ebenfalls die Teilnahme des Vereins am Festakt zum 100. Geburtstags Ernst Moritz Arndts, der am 26.12.1869 im Stadtverordnetensaal und in Brauns Hotel stattfand. Bei öffentlichen Feiern von Denkmalseinrichtungen kam es zur Politisierung ästhetisch-kultureller Phänomene, kam es zur Korrelation von kultureller und politischer bürgerlicher Öffentlichkeit. Das Kulturelle, die Erinnerung an bestimmte Schriftsteller wurde mit politischer Bedeutung aufgeladen, zunächst liberal-demokratisch und national, dann nur noch national. Auch die Beteiligung des Vereins an öffentlichem Engagement für Dichter, Künstler und Gelehrte hatte eine nationale Komponente, oft im Zusammenspiel mit anderen Vereinen der bürgerlichen Öffentlichkeit: durch Spenden für Denkmäler (Bürger, Richter), durch finanzielle Unterstützung nationaler Unternehmen wie die Herausgabe von Klopstocks Werken, des Voß-Hauses in Eutin, bei Festreden auf Jean Paul und Alexander von Humboldt. Die geplante Gründung eines Shakespeare-Vereins zielte auf Hebung der nationalen kulturellen Verhältnisse, darauf, »die deutsche Produktion dramatischer und musikalischer Bühnenwerke zu fördern« und darauf hinzuwirken, »daß das Theater seine Bestimmung als Kunstanstalt ganz erfülle«.495 Die Teilnahme an dem Kongreß des Allgemeinen deutschen Schriftstellervereins (1868), dem Journalistentag (1878), der Versammlung des Deutschen Schriftstellerverbandes und Schriftstellervereins (1887) und dem Deutschen Schriftstellertag (1892) waren Aktivitäten, die der Information und der Kommunikation über die Belange des Schriftstellerstandes dienten.

492 493

494

495

Ebd., S. 34. Vgl. Barbara Drucker: Ein deutscher Messias. Das kulturelle Schema der Schillerrezeption bei den Feiern von 1859. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 48 (2004), S. 167–184, hier S. 183. Vgl. Rainer Noltenius: Schiller als Führer und Heiland. Das Schillerfest 1859 als nationaler Traum von der Geburt des zweiten deutschen Kaiserreichs. In: Dieter Düding (Hg.), Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, Reinbek 1988, S. 237–258, hier S. 253f.; ders.: Die Nation und Schiller. In: Helmut Scheuer (Hg.), Dichter und ihre Nation, Frankfurt a. M. 1993, S. 151–175, bes. S. 161ff. Vgl. Zschalig, Gedenkbuch, S. 24.

158

Verschiedene Initiativen für den Schutz des geistigen Eigentums, die vom Verein ausgingen oder die er mittrug, waren in die politische Sphäre gerichtet, an den Norddeutschen Bundestag, später an den Reichskanzler und den Reichstag. Das öffentliche Vorlesungswesen des Jahres 1866/67 befaßte sich sowohl mit kulturellen als auch berufsständischen Themen: Rechtsanwalt Judeich sprach über »Das Recht der Schriftsteller und Künstler an ihren Werken«. Nach der Reichsgründung und dem Sieg im deutsch-französischen Krieg gehörte die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Rückkehr der sächsischen Truppen ebenso zu den Selbstverständlichkeiten der äußeren Betätigung des Vereins wie die Niederlegung eines Lorbeerkranzes bei der Beerdigung des sächsischen Königs Johann, den man allerdings auch als bedeutenden Dante-Übersetzer ehrte, und die Teilnahme an den Festlichkeiten zum Besuch Kaiser Wilhelms in Dresden im Sommer 1882. Der Verein erwies sich als verläßlicher Teil der bürgerlichen Stadtgesellschaft, der bei Bedarf im Zusammenspiel mit der Obrigkeit an nicht literarischen Feiern, insbesondere an »vaterländischen« Veranstaltungen mitwirkte. Auch am Festzug zum 400. Geburtstag Luthers beteiligte sich der Verein »vollzählig«, wie es in den Akten heißt.496 Und für ein Dresdner Bismarck-Denkmal gab man 1894 eine Spende. Über die Jahre gesehen waren die Außenaktivitäten des Literarischen Vereins nicht zahlreich und nicht zielgerichtet, das öffentliche Vortragswesen etwa gab man wieder auf, die Beteiligung an Veranstaltungen anderer Vereine scheint nach wenigen Jahren bereits eingestellt worden zu sein. Auch zu einer Publikationstätigkeit etwa durch Almanache oder eine literarische Zeitschrift kam es nie. Die von Wehl bereits früh angeregte Herausgabe eines »literarisch-artistischen Jahrbuchs«,497 die Einrichtung einer Vereinsbibliothek, die Anlage eines Mitgliederalbums mit Autographenkartei wurden nie verwirklicht. So konnte der Verein in der Öffentlichkeit keine publizistische Wirkung entfalten und auf diese Weise keinen Einfluß gewinnen. In den neunziger Jahren nahm im Zuge des Rückgangs der Mitgliederzahl und der Vereinsaktivitäten im Innern auch die aktive Außenwirkung ab. Man befaßte sich anscheinend lieber zurückgezogen im Kreise Gleichgesinnter mit Literatur und anderen kulturellen Fragen, anstatt an offiziellen Feiern teilzunehmen oder auf die Öffentlichkeit einzuwirken. 5.6.6. Stellung im Netzwerk der Vereine498 In den Jahren zwischen 1863 und 1900 waren einige Mitglieder des Literarischen Vereins auch an anderen Dresdner Vereinen und darüber hinaus beteiligt. Aus der Montagsgesellschaft stammten noch Helbig, Richter, Schleiden, Schlömilch, Wolfsohn, Duboc, Simonson. Sie spielten in der Anfangszeit des Literarischen Vereins eine Rolle. Helbig war Mitglied des Pädagogischen Vereins und gehörte wie Wolfsohn, Duboc und Judeich der Dresdner Zweigschillerstiftung an. Richard Mahrenholtz, Vorsitzender in den Jahren 1895 bis 1897 sowie 1899 und 1900, war auch Mitglied anderer literarischer Vereine, die sich in Dresden in den acht-

496 497 498

Ebd., S. 40. Ebd., S. 18. Vgl. Anhang, Tabellen 3 und 4.

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ziger Jahren bildeten, der Gesellschaft für Literatur und Kunst und der Literarischen Gesellschaft.499 In dieser spielte Rudolf Doehn eine führende Rolle. Wilhelm Scheffler, Sprachlehrer für französische Sprache am Polytechnikum und seit 1885 außerordentlicher Professor,500 von 1885 bis 1887 Vorsitzender des Literarischen Vereins, war Mitglied der Gesellschaft für Litteratur und Kunst, hielt Vorträge in der Litterarischen Gesellschaft und gehörte dem Verein Dresdner Journalisten an. Außerdem war er Stadtverordneter und 1878 Gründungsmitglied der Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie. Hier fungierte er anfangs als Schriftführer und wurde 1888 als Vorsitzender aufgeführt, Heinrich Zschalig als Kassenwart, Richard Mahrenholz als Mitglied, später auch der Redakteur Paul Schumann.501 Zur Historischen Gesellschaft kamen aus dem Kreis des Literarischen Vereins Helbig, Schleiden, der Geographieprofessor Sophus Ruge,502 Julius Pabst, Dramaturg am Hoftheater, der Gymnasialprofessor und Vorsitzende der Jahre 1875, 1876 und 1882, Diestel, der Literaturwissenschaftler Adolf Stern. Ihr gehörte auch der Literatur- und Kunsthistoriker Hermann Hettner an, Professor am Polytechnikum und Mitte der fünfziger Jahre zeitweise Mitglied der Montagsgesellschaft.503 Adolf Stern hielt Vorträge im Kunstverein504 und wirkte im Volksbildungsprogramm des Gemeinnützigen Vereins mit, referierte vor Gewerbe- und Handeltreibenden, Arbeitern, Beamten, selbständigen Frauen und Schülern über literaturgeschichtliche Themen.505 Mitglieder des Literarischen Vereins waren auch an auswärtigen Vereinen beteiligt: Richard von Meerheimb

499 500

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505

Siehe unten Kap. 5.7 und 5.8. Scheffler unterrichtete auch Parlamentsstenographie, englische und norwegische Stenographie, englische und französische Fachsprache für Techniker, vgl. Sonnemann u.a., Geschichte der Technischen Universität Dresden, S. 86. Vgl. Mitglieder der Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie. Dresden 1888; Herbert Zeißig: Eine deutsche Zeitung. Zweihundert Jahre Dresdner Anzeiger. Eine zeitungs- und kulturgeschichtliche Festschrift. Dresden 1930, S. 282; Jahresberichte der Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie. Braunschweig 1886/88, Adreß- und Geschäftshandbuch Dresden 1879, S. 165. Über den Vereinzweck dort: »die Gesellschaft für neuere Philologie (gegr. 9.1.1878) beschäftigt sich mit der Grammatik, Geschichte und Literatur der neueren Sprachen und bezweckt das Studium derselben vom wiss. und pädagog.-didactischen Standpunkte zu fördern. Die Ges. sucht diesen Zweck durch regelm. Referate aus den einschlagende Fachschriften, Besprechungen über neu erschienene Werke und selbstständige Vorträge ihrer Mitglieder zu erreichen. Zu Mitgliedern sollen in der Regel nur solche Männer ernannt werden, welche Vertreter der neueren Sprachen an den hiesigen höheren Lehranstalten sind. Gäste können durch Mitglieder eingeführt werden.« Vgl. Marianne und Werner Stams: Das Lebenswerk des Geographen und Historikers Sophus Ruge, des Begründers der geographischen Hochschullehre in Dresden. Mit einem Werkverzeichnis und einem Verzeichnis biographischer Veröffentlichungen. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 73 (2002), S. 113–150. Vgl. P. Rachel: Die Historische Gesellschaft zu Dresden 1870–1920. In: Dresdner Geschichtsblätter 30 (1921), Nr. 3/4, S. 34. Vgl. Programm zum Fest-Actus des Sächsischen Kunstvereins, 7.4.1878, und Jahresbericht des Sächsischen Kunstvereins auf das Jahr 1878. Dresden 1879; in: SächsHStA 12509, Nr. 189. Z. B. »Hans Sachs«, 11.2.1875; »Claudius, der Wandsbeker Bote«, 18.11.1875, »Christian Daniel Schubart, der deutsche Chronist«, 21.1.1876, »Johan Peter Hebel, der rheinische Hausfreund«, 3.2.1876; vgl. Gemeinnütziger Verein zu Dresden. Rechenschafts-Bericht pro 1874–1875 Dresden 1876.

160

war Ehrenvorsitzender der Litterarischen Gesellschaft Psychodrama in Bremen.506 Friedrich Friedrich war 1884 Vorsitzender, Doehn 1885 Beisitzer des Allgemeinen deutschen Schriftstellerverbandes.507 Außerhalb der kulturellen Öffentlichkeit waren nur noch wenige Vereinsmitglieder aktiv. Über die Oberrabbiner Landau und Winter bestand eine Verbindung zum Mendelssohn-Verein zur Förderung der Wissenschaft, Kunst und des Gewerbes der israelitischen Jugend.508 Scheffler war Mitglied des Vereins Volkswohl.509 Philippson gehörte seit 1865 der Loge zu den Drei Schwertern an.510 Ruge und Häbler waren Brüder der Apfelloge.511 Liberale Schriftsteller um die »Constitutionelle Zeitung« hatten 1863 den Urverein des Literarischen Vereins gegründet. Eduard Duboc schrieb für Paul Lindaus liberal-bismarckfreundliche »Gegenwart«512 und für Heinrich Bernhard Oppenheims »Deutsche Jahrbücher für Politik und Literatur«,513 die, anfangs der Fortschrittspartei zugeneigt, nach 1866 ins nationalliberale Lager wechselte. Duboc gehörte zu den wichtigsten Mitgliedern des Vereins, war Vorsitzender in den Jahren 1863, 1869, 1871–1872, 1880 bis 1881 und 1888. Bis zum Jahr 1900 hielt er mehr als 30 Vorträge, Fest- und Gedenkreden. Judeich, Wehl, Doehn, dazu der Versicherungsagent Walther Delbrück und der Rechtsanwalt und Stadtrat C. W. Hendel befanden sich unter den neun Mitgliedern des Komitees, das den Verein der freisinnig-deutschen Partei am 4. Mai 1867 in Dresden ins Leben rief.514 Judeich hatte Verbindungen zur Freidenkerbewegung in Dresden, publizierte in ihrem Organ.515 Wehls publizistisches Engagement für die preußische Führungsrolle 1866/1871 in der liberalen »Constitutionellen Zeitung«, deren Redakteur Ludwig Siegel den Literarischen Vereins ins Leben gerufen hatte, lag auf dieser politischen Linie, ebenso Doehns Vortrag über »Die Arbeiterbewegung in den Vereinigten

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Vgl. Kürschners Literaturkalender 1884 und 1885. Vgl. Goehler, Schillerstiftung, S. 265. Vgl. Adolf Diamant: Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung. Mit einem Geleitw. von Robert M. W. Kempner. Darmstadt 1973, S. 179; Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anläßlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001. Dresden 2002, S. 100. Vgl. Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden. Dresden.1888/89. Dresden 1890. Vgl. Peuckert, Die ger. und vollk. St. Johannislog, S. 268. Vgl. Die Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1776–1876, S. 35, S. 39. Vgl. etwa Robert Waldmüller-Duboc: Joseph Ignaz Kraszewski. In: Die Gegenwart 15 (1879). Vgl. etwa ders.: Das künftige deutsche Auswanderungsziel. In: Deutsche Jahrbücher für Politik und Literatur 5 (1862). In der Einladung und Statuten-Entwurf des Vereins der freisinnig-deutschen Partei zu Dresden hieß es unter § 1: »Der Verein bezweckt mit allen ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln darauf hinzuwirken, daß unter besonderer Berücksichtigung der Staatlichen und wirtschaftlichen Zustände und der Beziehungen des Königreichs Sachsen zum Gesammt-Vaterlande die einheitliche Neugestaltung Deutschlands sich durch Stärkung der Centralgewalt bei freiheitlicher Ausbildung im Innern immer mehr entwickele und vom Volke in allen seinen Schichten als ein Segen anerkannt werde.« In: StA Dresden, Drucksammlung A 136: Politische Parteien und Vereine bis 1914. Vgl. die von Oskar Klemich in Dresden herausgegebenen »Blätter für geistigen Fortschritt des Volkes. Zeitschrift für denkende Laien« 1874–1876.

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Staaten von Nordamerika« (8.5.1888). Rudolf Doehn galt als Amerikaspezialist, war selbst in den Vereinigten Staaten gewesen und hatte Einfluß auf die zeitgenössische deutsche Amerikarezeption, publizierte etwa in der »Gartenlaube«516 und veröffentlichte 1868 »Die politischen Parteien in den Vereinigten Staaten von Amerika mit Rücksicht auf die gegenwärtige politische Parteistellung in Deutschland. Eine politisch-historische Studie« (Leipzig). In der Vorbemerkung heißt es: Hüben wie drüben galt und gilt es noch, den alten Kampf siegreich zu Ende zu führen, den Kampf für Völkerfreiheit und für Herstellung allseitig rechtlicher Zustände im Volksleben gegenüber den verderblichen Gelüsten materieller und geistiger Willkür- und Gewaltherrschaft. Wie in der nordamerikanischen Union die Sklavenhalter ihre Sklaven verloren haben, wie da Negerbaronen die politische Alleinherrschaft entrissen ist, so werden auch in Europa die ärgsten Despoten immer mehr gezwungen werden, auf den klar ausgesprochenen Willen der Nationen zu hören und dem Volke zu geben, was des Volkes ist.517

Er hörte »im alten Europa das Rauschen der goldenen Flügel des Geistes der Freiheit immer näher und immer deutlicher«.518 Daß er mit seinen Prognosen und Hoffnungen auf Deutschland zielte, wird erst am Ende des Buches deutlich. Nachdem er eine umfassende Darstellung der politischen Entwicklung in den Vereinigten Staaten gegeben und sich als Kenner der Parteiprogramme, der parlamentarischen Kämpfe und des Verfassungssystems gezeigt hatte, heißt es, man könne die augenblicklichen Staatsverhältnisse Deutschlands mit denen vergleichen, in welchen sich die 13 Staaten Nordamerika’s zur Zeit der alten Konförderationsartikel von 1778 befanden. So wenig, wie diese Konförderationsartikel eine wahre Union zu schaffen im Stande waren, so wenig kann man vernünftiger Weise von der jetzigen Verfassung des noddeutschen Bundes die Schaffung eines wahren Bundesstaates erwarten; aber dennoch waren jene alten Artikel die Vorläufer der gegenwärtigen Bundeskonstitution der Vereinigten Staaten, und eben so könnte – wir wiederholen es – könnte aus dem norddeutschen Bunde und seiner Verfassung ein freies und einiges Deutschland mit einer wahrhaft freiheitlichen und konstitutionellen Bundesverfassung hervorgehen.519

Doehn hatte als politisches Ziel die parlamentarische Demokratie im Blick, denn es gelte, »die Verwirklichung einer wahren, das Wohl und Wehe aller Klassen der Gesellschaft berücksichtigenden Parlamentsregierung mit aller Kraft anzustreben«.520 Auch wenn besonders Wehl und Doehn zwischen 1866 und 1871 deutliche Worte fanden, Stellung bezogen, so ist doch nicht nachweisbar, daß die Mitglieder der Freisinnig-deutschen Partei im Literarischen Verein nach 1871 mit politischen Ansichten hervorgetreten sind. Doehn etwa hielt Vorträge über Schiller, über armenische Poesie, dann über Bestattungsarten der Indianer, auch über die amerikanische Arbeiterbewe-

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518 519 520

Zu Doehn vgl. Wilhelm Kosch (Hg.): Deutsches Literaturlexikon. Bd. 3. Bern, München 1971, S. 375; vgl. auch Undine Janeck: Zwischen »Gartenlaube« und Karl May. Deutsche Amerikarezeption in den Jahren 1871–1913. Aachen 2003. (Berichte aus der Geschichtswissenschaft) (Zugl. Phil. Diss. Marburg 2000), S. 186, S. 213ff. Rudolf Doehn: Die politischen Parteien in den Vereinigten Staaten von Amerika. Eine politisch-historische Studie. Leipzig 1868, S. VI. Ebd., S. VII. Ebd., S. 308. Ebd., S. 310; Hervorhebungen im Original.

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gung und amerikanische Gegenwartsliteratur. Aber über die politischen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten berichtete er anscheinend nicht. Allerdings veröffentlichte er nach 1881 noch einmal ein Buch über amerikanische Politik,521 befaßte sich aber ansonsten eher mit kulturellen Fragen amerikanischer Vergangenheit und Gegenwart.522 Da über Doehns Tätigkeit für die Freisinnig-deutsche Partei in diesen Jahren nichts bekannt ist, auch nicht, ob er an anderer Stelle politische Vorträge hielt, kann er nur mit Einschränkung als ein Beispiel für den Verzicht der Liberalen auf politische Forderungen nach der Erfüllung wesentlicher politischer Ziele in der nationalen Einigung von 1871 angesehen werden. Mit Institutionen der Öffentlichkeit war der Verein über einige Mitglieder verbunden. So konnten sie ihre spezielle Kulturauffassung auf weitere Kreise über den Verein hinaus wirken lassen. Neben der »Constitutionellen Zeitung« (Siegel, Wehl) gab es bis 1880 auch einen Redakteur der »Dresdner Nachrichten« (Drobisch), eher ein Unterhaltungsblatt, und des offiziellen »Dresdner Journals« (Ludwig Ferdinand Dieffenbach), das auch »Königlich Sächsischer Staatsanzeiger« und Verordnungsblatt der Ministerien war. Am Ende des Jahrhunderts kam das Feuilleton des »Dresdner Anzeigers« (Paul Schumann) hinzu, das auch als Amtsblatt fungierte. Schumann übernahm 1886 die Kunstkritik und wurde zu einem Wegbereiter der neuen Kunst in Dresden.523 Über Schlömilch, Scheffler und Stern war der Verein mit dem Polytechnikum, der späteren Technischen Hochschule, verbunden. Lehrer an der Kreuzschule waren Helbig, Oehmichen und Uhle, am Vitzthumschen Gymnasium E. Ziel (Rektor), Zähler, Michael, Diestel, Jancovius, am Neustädter Gymnasium Kämmel, Richard Richter (Konrektor), Johann Schütz, Hermann Ziel, am Wettiner Gymnasium Hermann Dunger (Konrektor). Der Kunstakademie gehörten die Professoren Ehrhardt, Gonne, Kummer und Richter an, Knoth war Professor am Kadettenkorps, Fevre an der Artillerieschule. Pabst Dramaturg am Hoftheater, Krebs Hofkapellmeister, Lossnitzer Bibliothekar der Königlichen Bibliothek. Der Literarische Verein war der maßgebliche Dresdner Literaturverein des späten 19. Jahrhunderts.524 Er informierte seine Mitglieder in Hunderten von Vorträgen über die Inhalte bürgerlicher Kultur und verbreitete die Kulturauffassung des Bürgertums auch über die Vereinsgrenzen hinaus, unterstützte andere Vereine bei ihren Feiern,

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522

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Vgl. Rudolf Doehn: Beiträge zur Geschichte der Nordamerikanischen Union. Bd. 1: Die Administrationen der Präsidenten U. S. Grant und R. B. Hayes. Leipzig 1881. Weitere Bände nicht erschienen! Vgl. Rudolf Doehn: Aus dem amerikanischen Dichterwald. Literarhistorische Skizzen. Leipzig 1881; außerdem seine Vorträge und Artikel wie »Der deutsche Sprachunterricht in den öffentlichen Schulen der Vereinigten Staaten«. In: Magazin für die Literatur des Auslandes (1876), S. 342–344; Doehn berichtete 1881 in der »Gartenlaube« auch über Korruption in der amerikanischen Politik, sein Porträt des neu gewählten amerikanischen Präsidenten Garfield widmete sich ausführlich der Biographie, den Familienverhältnissen und der äußeren Erscheinung, »die Aussagen und Informationen zum Politiker Garfield sind eher spärlich«. (Janeck, Zwischen »Gartenlaube« und Karl May, S. 216. Vgl. Werner Nickold: Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse 1880–1900. Dresden 1934. (Zugl. Phil. Diss. Leipzig), S. 35ff.; zu Schumann ausführlicher siehe unten Kap. 5.12. Zu den Modernisierungsbestrebungen des Dresdner Bürgertums, wie Almai, Expressionismus in Dresden, S. 37, vermutet, gehörte der Literarische Verein in dieser Zeit nicht.

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nahm an offiziellen Ereignissen des politischen Lebens teil, und seine Mitglieder hatten Einfluß in Schulen und Hochschulen. Der Literarische Verein begann als Vereinigung liberaler Schriftsteller und Journalisten in den sechziger Jahren, die in den siebziger Jahren den politischen Wandel, das liberale Arrangement mit Bismarck und dem neuen Reich vollzogen. Fortan bewegten sie sich im breiten Fahrwasser der offiziellen bürgerlichen Kultur, halfen selbst, diese zu vermitteln, in den eigenen Reihen und darüber hinaus. Sie führten eine Kultur des Einverständnisses mit den politischen Gegebenheiten vor. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen gehörten ebenso wenig zu den Inhalten ihres Kulturbegriffs wie die künstlerische und literarische Moderne, die Frauenbewegung, die Arbeiterbewegung, die Politik im allgemeinen. Neue Ideen dieser Art konnten nicht eindringen in das Kartell der epigonalen Schriftsteller, obrigkeitsloyalen Lehrer und Privatleute. An ihrer Stelle waren um 1900 eher die ersten gemanisch-mythologischen, völkischen Töne zu hören.

5.7. »Erörterungen von politischen, religiösen und socialen Fragen sind thunlichst auszuschließen«: die Gesellschaft für Litteratur und Kunst 5.7.1. Entstehung und Geschichte Die zunehmende Differenzierung der Vereinslandschaft in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts gilt als Zeichen einer Demokratisierung des Vereinswesens.525 Immer mehr Menschen hatten Teil am sozialen Leben, im Fall der literarischen Vereine an der kulturellen Öffentlichkeit. Das betraf nicht nur die Erweiterung der sozialen Schichten unter den Mitgliedern, sondern auch die Teilnahme von Frauen, die in den meisten Vereinen des 19. Jahrhunderts von den Männern nicht zugelassen wurden. Die neuen literarisch-kulturellen Vereine in Dresden, die Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre gegründet wurden, nahmen dagegen ausdrücklich auch Frauen auf und eröffneten ihnen so die aktive Teilnahme am geselligen Leben der Bürgergesellschaft. Über die Frühzeit der Gesellschaft für Litteratur und Kunst ist nichts bekannt. Sie wurde am 25. November 1888 als freie Vereinigung gegründet, konstituierte sich am 25. Februar 1890 als Dienstagsgesellschaft für Litteratur- und Kunstfreunde und verabschiedete am 11. März 1890 Satzungen, die vierzehntägliche Versammlung, Vorträge über literarische und philosophische Themen abwechselnd mit Veranstaltungen musikalisch-deklamatorischer Art vorsahen.526 Das Protokoll beginnt mit dem 19. November 1889.527 Seit 28. Oktober 1891 firmierte der Verein unter dem Namen Gesellschaft für Litteratur und Kunst.528

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Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 104. Die Satzungen sind im Protokoll nicht überliefert. Angaben nach Kürschners Literaturkalender 1892, S. 59; vgl. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 11.3.1890; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Vgl. ebd. Vgl. ebd., 28.10.1891.

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Das Hauptinteresse des Vereins bestand aus »Darbietungen vorzugsweise auf den Gebieten der Musik und Deklamation«,529 wie die Satzung vom 1. September 1893 festlegte, also Unterhaltung. Die Satzung bestimmte: »Erörterungen von politischen, religiösen und socialen Fragen sind thunlichst auszuschliessen.«530 In den Jahren nach der Jahrhundertwende traten an die Stelle der Mitgliedervorträge Lesungen bekannter Schriftsteller. Die letzten Akten datieren aus dem Jahr 1937. 5.7.2. Mitgliederstruktur Ein handschriftliches Mitgliederverzeichnis informiert erst ab 1896 über die Sozialstruktur des Vereins.531 Demnach bestand der Verein im Jahre 1896 aus 163 eingetragenen Mitgliedern, unter ihnen 45 Frauen. Die absoluten Mitgliederzahlen, namentlich die Zahl der Frauen, lagen allerdings wesentlich höher, da 67 Familien, 22 »Fräulein Töchter«, 29 »Frau Gemahlinnen«, drei Mütter, eine Schwester, vier Pensionärinnen und eine Gesellschafterin mit aufgenommen waren, ohne namentlich genannt zu werden. Deshalb verzeichnet Kürschners Literaturkalender für 1892 120 Mitglieder, für das folgende Jahr bereits 200, für 1896 dann 500 Mitglieder, für das Jahr 1900 800 Mitglieder. Mitgliederstruktur der Gesellschaft für Litteratur und Kunst 1896:532 Berufe Künstlerische Berufe Schriftsteller Künstler Musiker Schauspieler Lehrer Professoren Verwaltungsbeamte Wirtschaftsberufe Kaufleute Fabrikbesitzer Konsuln Versicherungsdirektor Kassierer Direktor Institutsvorsteherin Recitator Technische Berufe Freie Berufe Apotheker

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530 531 532 533

Männer 15 1 1 13 6 3 16 29 15 6 2 1 1 3

Frauen 17 1

Gesamt 32 2 1 29 -

16533 5

11 3 16 31

2

15 6 2 1 1 3 2 1

2 1 6 13

6 13 3

3

Zit. nach Rolf Parr: Gesellschaft für Literatur und Kunst [Dresden]. In: Handbuch literarischkultureller Vereine, S. 161–162, hier S. 161f. Ebd., vgl. auch Kürschners Literaturkalender 1892, S. 59. Vgl. StA Dresden 13.14/13: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Ebd. Vorwiegend Konzertsängerinnen und Pianistinnen.

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Berufe Ärzte Rechtsänwalte Pastoren Dr. phil. Offiziere Rentiers Privatiers Ohne Angaben

Männer 9 2 3 2 4 1 4 16

Gesamt

118

Adelige Ausländer Juden

1 1 -

Frauen

Gesamt 9 2

1 3 ?

3 2 4 2 7 16?

45534

163535

5 2 -

6 3 -

Die Gesellschaft für Litteratur und Kunst versammelte ihrem Vereinszweck entsprechend zahlreiche Musiker und Musikerinnen, namentlich Konzertsängerinnen und Pianistinnen. Als einzige Schriftsteller wurden R. Kempf-Kron und Ludmilla Köhler genannt.536 Im Gegensatz zum Literarischen Verein dominierten am Ende des Jahrhunderts die neuen Wirtschafts- und Technikberufe – in der Mehrzahl Kaufleute, Fabrikbesitzer, Gewerbetreibende und Ingenieure – dazu freie Berufe und, anders als bisher, auch zahlreiche kleinere und mittlere Beamte, ein Oberpostkassen-Buchhalter, zwei Oberpostsekretäre, ein Oberbaurath… Lehrer spielten eine geringe Rolle, ebenso Professoren, Adelige und Ausländer. Juden waren nicht unter den Mitgliedern. Eine besondere Staatsnähe ist nicht festzustellen. Den größten Anteil an den Mitgliederzahlen hatten jedoch die Frauen, zumal Ehefrauen und dem Pensionat entwachsene, unverheiratete Töchter. 5.7.3. Organisation des Vereins Die Gesellschaft änderte mehrfach ihren Vereinszweck. Kürschners Literaturkalender führt für 1892 an »Vorträge über litterarische und philosophische Themen abwechselnd mit Veranstaltungen musikalisch-deklamatorischer Abende«,537 1895 »Vorträge über litterarische Themen abwechselnd mit Konzert-Abenden«538 und im Jahr 1900 »Vorträge über litterarische, ästhetische und philosophische Themata. Jeden Winter fünf Kammermusikabende.«539 Vereinssitzung war alle vierzehn Tage am Mittwoch, Vereinslokal das Restaurant Drei Raben. Der Vorsitzende beschrieb am 23.1.1892 in einer Festrede die Entwicklung: 534

535 536 537 538 539

Unter den Mitgliedern des Verein waren mehr als 105 Frauen, aber die Angaben im Mitgliederverzeichnis bleiben vage, deshalb wurde hier wie im folgenden auf die Angabe von Prozentzahlen verzichtet. Vermutlich mehr als 223 Mitglieder. Keine biographischen und bibliographischen Angaben zu ermitteln. Kürschners Literaturkalender 1892, Sp. 59. Ebd., 1895, S. 31. Ebd., 1900, S. 30.

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»Aus einer Gesellschaft für Litteratur- u. Kunstfreunde sind wir eine Gesellschaft für Litteratur und Kunst geworden. Wir haben uns dadurch höhere Ziele gesetzt, unsere Aufgabe ist gewachsen.«540 Die Gesellschaft habe als »Vereinigung von wissenschaftlich, literarisch und künstlerisch gebildeten Männern und für geistige Interessen empfängliche Frauen« für »edele Unterhaltung und geistige Anregung« sorgen wollen, dann aber auch eine darüber hinaus gehende Wirkung intendiert: »ein engeres Aneinanderschließen gebildeter Familien zur Förderung geistiger Interessen in weiteren Kreisen«.541 Im Frühjahr 1892 beriet der Vorstand eine neue Satzung, die den Mitgliedern am 30. März zur Diskussion vorgelegt wurde. »Nach theilweise recht erregter Debatte«,542 wie das Protokoll vermerkt, wurden die ersten neun Paragraphen genehmigt. Die Beratung des Paragraphen, der die Aufnahme neuer Mitglieder regelte, wurde wegen der vorgerückten Stunde auf eine außerordentliche Sitzung am 6. April vertagt. Die Fassung des Paragraphen 10 stieß aber auch im April auf Widerstand. Deshalb wurde die Verabschiedung einer neuen Satzung auf die Vorstandswahl im März des folgenden Jahres verschoben, jedoch »nach mannigfachen Vorschlägen u. Discussionen«543 ein Wahlausschuß aus drei Frauen und drei Männern gewählt, der über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden sollte. Erst in der Sitzung vom 14. Juni 1893 wurde die Satzung erneut »vorgelesen, zur Discussion gestellt u. durch Abstimmung fast mit Einstimmigkeit von 1 bis 15 in der vom Vorstande entworfenen Fassung angenommen«.544 Sie regelte zusätzlich zu der Fassung vom Vorjahr noch den Austritt, die Aufstellung und Veröffentlichung einer Tagesordnung am Sitzungstag im »Dresdner Anzeiger«, Änderungsmodalitäten der Satzung und das Verfahren zur Auflösung der Gesellschaft. Sie trat am 1. September 1893 in Kraft. Zusätzlich gab sich der Verein eine Geschäftsordnung, der das Vortragswesen und die Wortmeldungen während der Sitzungen regelte.545 Die Gesellschaft für Litteratur und Kunst befand sich anfangs ganz in den Händen von Mitgliedern des Literarischen Vereins. Den Vorsitz hatte 1890 Professor Dr. theol et. phil. August Wünsche inne, Direktor einer Mädchenschule und Verfasser der ersten deutschen Talmud-Übersetzung. Stellvertreter war der Schriftsteller Otto Schmitz-Dumont, Kassierer Richard Mahrenholtz, Schriftführer Bruno Judeich, möglicherweise ein Nachkomme des Rechtsanwalts Edmund Judeich, der in der Anfangszeit des Literarischen Vereins eine führende Rolle gespielt hatte.546 540

541

542 543 544 545

546

Vgl. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 23.1.1892; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Dresdner Anzeiger, nach 23.1.1892, zit. nach Protokoll der Dienstags-Gesellschaft 1889– 1893; ebd. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 14.6.1893; ebd. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 6.4.1892; ebd. Vgl. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 25.3.1890; ebd. Vgl. Satzungen der Gesellschaft für Litteratur und Kunst in Dresden. Dresden 1893; ebd. Die Vorträge mußten mindestens 14 Tage vorher beim Vorsitzenden angemeldet und von diesem genehmigt werden, sie sollten nicht länger als 45 Minuten dauern. Auch Nichtmitglieder waren zu Vorträgen zugelassen. In der nachfolgenden Diskussion sollten Beiträge nicht länger als zehn Minuten dauern. Vgl. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 25.3.1890; ebd.

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Zwei Jahre später, 1894, setzte sich der Vorstand zusammen aus Wünsche als Vorsitzendem, Mahrenholtz als Stellvertreter, Judeich als Schriftführer. 1896 fungierten als Wünsches Stellvertreter der Oberpostdirektionssekretär Schmidt, als Schatzmeister der Gymnasialoberlehrer Zähler, als Schriftführer der Ingenieur Hülse.547 Im Februar 1890 erhielt die Gesellschaft für Litteratur und Kunst von der ebenfalls in diesen Jahren gegründeten Litterarischen Gesellschaft548 das Angebot einer Fusionierung. Der Vorsitzender Wünsche berichtete auf der Sitzung vom 25. Februar 1890: Als Gründe, die für eine Vereinigung sprechen, führt Herr Dr. Wünsche an, daß die Litt. Gesellsch. ein starker Verein mit Statuten u. Vermögen sei, welches letztere es ermöglichen würde, ein Lokal zu mieten. Dagegen spricht, daß unser kleinerer Verein von dem größerem absorbiert werden würde, daß uns schließlich die Absicht einer Vereinigung würde in die Schuhe geschoben werden, und daß durch eine Fusion unsere Gemütlichkeit Einbußen erleiden würde.«549

Der Wunsch der Litterarischen Gesellschaft wurde einstimmig abgelehnt. Deren fortschrittliche, vor allem frauenrechtlerische Ausrichtung scheint den Ausschlag gegeben zu haben, denn in der vorausgehenden Diskussion wies der Schriftsteller Schmitz-Dumont darauf hin, daß es neben den geschriebenen Statuten auch ungeschriebene gebe, »die sich im Ton einer Gesellschaft äußerten«, daß in einer aus Frauen und Männern bestehenden Gesellschaft »Rücksichten mancherlei Art«, etwa Bezug auf die Vortragsthemen zu nehmen seien, eine Rücksicht, die in der Litterarischen Gesellschaft allerdings »nicht immer gewahrt worden sei«. Frau Wünsche, die bis 1888 selbst aktives Mitglied der Gesellschaft gewesen war, bezweifelte die Höhe des angeblichen Vermögens, entwarf »von einer zukünftigen Gemütlichkeit bei einer etwaigen Fusion kein angenehmes Bild« und erklärte, »daß die Abneigung gegen eine Fusion im Vereine überwiegend sei«. 550 5.7.4. Einfluß auf die Mitglieder Das Protokoll der Jahre 1889 bis 1893 verzeichnet die Vorträge und anderen Veranstaltungen der Gesellschaft. Es beginnt mit einer Begründung der Aufzeichnungen: 19. November. [1889] I. Schon ward zur Sorge es in unserm Kreise, daß wir nach altbewährter Weise das was wir thuen sollen aufzeichnen fest in Protokollen. So kommt’s, daß manches Wort verhallte, dem lauter Beifall nicht erschallte, daß manche froh verlebte Stunde von unserm jungen Dienstagsbunde im Wechseltanz der flücht’gen Horen

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Vgl. Kürschners Literaturkalender 1896, Sp. 29f. Siehe unten Kap. 5.8. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 25.2.1890; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Ebd.

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auch dem Erinnern ging verloren: der Mensch lebt schnell in unsern Tagen, »getrost doch kann man heimwärts tragen das was man Schwarz auf Weiß besitzt«: O hätten wir dies ehr benützt, wie’s angemahnt Herr Dr. Scholz!* Wieviel was Dr. Marenholtz beschrieb mit so beredten Worten wär’ darin eingetragen worden! Wie ausgezeichnet sich Herr Dr. Lincke als »Herr von Langsahm [?]«, der nicht flinke.** 2. Wieviele Töne sind verklungen, die Frl. Lengnick uns gesungen!*** Wie oft saß Lene Judeich am Clavier, und doch verkündet’s rühmend kein Papier! Wie weit war’s uns vergönnt im Geist zu fliegen! Den »Eiffelturm« hab’n wir bestiegen An Frl. Lengnicks zarte Hand.**** Wir durften dort von seinem Rand – Denn ausgebreitet lag’s zu unsern Füßen – Paris, die Seinesstadt begrüßen. An ihrer Hand war’s uns vergönnt zu ziehn Und anzuschauen Galerien, wir/hie [?] hingen Rea- u. Naturalisten, Hie [?] standen sehr [?] Gorillabüsten! Ich schweige – denn das was ich heute Mit schwachen Worten an nur deute, muß schmerzlicher es uns nur machen, daß alle diese schönen Sachen – Ein ganzes Buch wär’ schon wohl voll! – Uns nicht bewahrt ein Protokoll. Drum traf es wohl auch aller Wünsche, als sich erhob Herr Dr. Wünsche. Er sprach: Ein Protokoll wird frommen! 3. Und dieser Wunsch blieb keiner von den frommen, Er sprach’s u. es ward angenommen. Viel schwerer man die Sache fand, Wie’s hieß: Er ist Protokollant? Er hat sich schließlich auch gefunden Und schreibt nicht Prosa, nein gebunden. Doch meint er, es wär’ nicht dumm, Wenn’s Protokoll ging’ reiherum. Kurz dem Verein ist zu berichten, das will dem Wunsch noch zu ich dichten, * ** *** ****

»Hatte bereits früher einmal poetische Protokolle geliefert.« »In der gemeinsam gelesenen Posse »Der Wirrwar« von A. von Kotzebue.« »Frl. Margarethe Lengnick.« »Die Malerin Frl. Emmely Lengnick hatte uns einen Vortrag über ihren Besuch der Pariser Ausstellung gehalten.«

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daß heut’ an Dr. Linckes Hand* Wir ziehen in das Römerland. Den nächsten Abend wird mit Tönen Und Frl. Lengnick hold verschönen, Und zart begleitend ihre Worte Spielt meine Schwester Pianoforte.** Bruno Judeich Als Protokollant

Die Vorträge waren nicht auf literarische Themen beschränkt, sondern behandelten Gegenstände aus unterschiedlichen Bereichen. Im Vereinsjahr 1890/91 fanden folgende Sitzungen statt:551 Datum Referent/-in Thema 11.3.1890 Frl. Sandvoß, Frl. Schmitz-Du- Musikalische Abendunterhaltung mont, Frl. Lengnick, Renger 11.3.1890 Mahrenholtz Die Entwickelung des höheren Mädchenschulwesens in Frankreich 25.3.1890 Frl. Judeich Aus dem Leben einer Lehrerin von Robert Niedergesäß 25.3.1890 Zähler Vergleich zwischen der Poesie und einem Kettenhund (Gedicht) 8.4.1890 Lincke Felix Dahn als Dramatiker 8.4.1890 Renger F-moll Sonate von Beethoven 22.4.1890 E. Duboc Mitteilungen über den französischen Dichter François Coppée 22.4.1890 Fr. von Gottberg-Herzog Vortrag einiger Lieder 6.5.1890 Fr. von Gottberg-Herzog Lieder 6.5.1890 Frl. Boemm, Frl. Schmitz-Du- Klavierstücke mont, Frl. Knauthe 6.5.1890 Frl. Doberenz, Frl. Judeich Deklamationen 6.5.1890 Zähler, Judeich Eigene Gedichte 20.5.1890 Zähler Das Elternhaus und die ästhetische Erziehung seiner Töchter 20.5.1890 Frl. Lengnick Vortrag einiger Lieder Wer waren Dornröschen und Schneewittchen? 3.6.1890 Hausmann552 3.6.1890 Fr. von Gottberg-Herzog Deklamation eines eigenen Gedichtes »Wer weiß«, Vortrag von Liedern Über die Persönlichkeit und die Werke Grabbes 17.6.1890 Stegmann 17.6.1890 Frl. Lengnick Vortrag einiger Lieder 1.7.1890 Häbler Homer 1.7.1890 Fr. von Gottberg-Herzog Arie aus »Freischütz« 15.7.1890 Scheffler Norwegen und Einzelheiten zur Kaiserreise 15.7.1890 Frl. Judeich Vortrag von Dialektdichtungen Stielers 16.9.1890 Wünsche Die Treue in unserer alten nationalen Dichtung 23.9.1890 Locella Über die Satiren des Ariost

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552

»Herr Dr. Lincke: Vortrag über seine Reise in Italien.« »Frl. Helene Judeich« Vgl. Protokolle der Dienstags-Gesellschaft 1889–1893; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Prof. Dr. Hausmann, Direktor der Ratstöchterschule.

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Datum 7.10.1890 21.10.1890 21.10.1890

Referent/-in Mahrenholtz Frl. C. u. R. Boemm Frl. Doberenz

21.10.1890 21.10.1890 21.10.1890 21.10.1890 21.10.1890 21.10.1890 4.11.1890 18.11.1890 2.12.1890 16.12.1890 16.12.1890

Frl. Lengnick Frl. C. Boemm Frl. L. Boemm Gramatke Judeich Frl. Schmitz-Dumont, Kaden Judeich Hohlfeld Fr. von Gottberg-Herzog Frl. Reichel Frl. Judeich

16.12.1890 Fr. von Gottberg-Herzog 16.12.1890 Hoffmann 16.12.1890 Frl. Zervas 30.12.1890 30.12.1890 10.2.1891 10.2.1891

Zimmer (Leipzig) Frl. Doberenz Weis Frl. Judeich

24.2.1891 Hausmann

Thema Franz Grillparzer553 Brahms, Ungarische Tänze Deklamation, u.a. Richard von Meerheimbs Kriegsepisode »Am Biwakfeuer« Vortrag einiger Lieder Chopin, Fantasie-Impromptu Deklamation von Görners »Das Salzfaß« Vortrag einiger Lieder Haidekraut (Gedicht) Gade, D-moll-Sonate Über Hermann Sudermann und seine Werke Die Anmut Über Carmen Sylva Klavierstücke Deklamation des Gedichts »In der alten, alten Weide« von R. Waldmüller-Duboc Vortrag einiger Lieder Klavierstücke Deklamationen, u.a. »Drei Juchzer« von Rosegger Streifzüge ins deutsche Altertum Deklamation eines Psychodramas von Meerheimb Eine Reise nach Argentinien Deklamation eines Fastnachtsgedichts von Bruno Judeich Die germanische Frau nach ihrer Stellung in Dichtung und Sage

553

Es wurden 19 Vortrags- sowie zwei Deklamations- und Liederabende veranstaltet. Die Vorträge hielten in der Regel die Männer. Die einzige Referentin, Adelaide von Gottberg-Herzog, sprach über die Schriftstellerin Carmen Sylva, die rumänische Königin und Ehrenmitglied der Literarischen Gesellschaft war. Im Mittelpunkt des zweiten Sitzungsteils stand zumeist eine Musik- oder Deklamationsdarbietung, für die in der Regel die Frauen zuständig waren. Dilettanten wie der Lehrer Zähler, der Redakteur Bruno Judeich und Adelaide von Gottberg-Herzog trugen dabei eigene Gedichte vor. Drei Vorträge behandelten ausländische Literatur. Das Spektrum reichte von der griechischen Antike über die italienische Renaissance bis zur französischen Gegenwartsliteratur, von Homer über Ariost zu Coppée, der in seinem Roman »Les Humbles« das Leben der Armen auf sentimentale Weise beschrieben hatte.554 Sieben Vorträge waren der deutschen Literatur gewidmet: zwei motivgeschichtliche (Treue, Dornröschen), ein werkorientierter (deutsches Altertum), fünf werkbiographische, die von einer Schriftstellerin (Sylva) und vier Schriftstellern (Grabbe, Grillparzer, Dahn, Sudermann)

553

554

Mahrenholtz hatte kurz zuvor veröffentlicht: Franz Grillparzer. Sein Leben und Schaffen. Im Hinblick auf den 100. Geburtstag des Dichters. Leipzig 1890. Spätere Vortragsthemen zur ausländischen Literatur lauteten etwa »Tennysons Leben« (E. Duboc, 11.11.1891), »Die moderne dänische Litteratur« (Zschalig, 28.10.1891), »Das altspanische Theater« (Vollmöller, 28.12.1892).

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handelten. Drei von ihnen waren Gegenwartsautoren. So schloß der Redakteur Bruno Judeich seinem Vortrag über Sudermann und seine Werke »Frau Sorge«, »Katzenstieg« und »Die Ehre«, wie es im »Neuen Dresdner Tageblatt« hieß, »Betrachtungen über die neuesten Bewegungen in unserer modernen Litteratur«555 an, deren Inhalt das Protokoll nicht überliefert hat, da Judeich Schriftführer des Vereins war und niemand seinen Vortrag protokollierte. Der Referent Lincke versuchte in seinem Vortrag, Dahn auch als Dramatiker zu würdigen, richtete sich dabei gegen Thesen des Literaturwissenschaftlers Adolf Stern, der nur den epischen und Balladendichter anerkannte.556 Der Vorsitzende Professor August Wünsche erläuterte anläßlich des zweiten Stiftungsfestes am 23. Januar 1892 in seinem Festvortrag »Litteratur und Kunst in ihrem Verhältnisse zu einander, in ihrem Zusammenhang mit dem Leben u. in ihrer Bedeutung für das Leben«557 die Grundlagen des Vereins. Er definierte die »schöne Litteratur« als Teil der Kunst, sah daneben eine »Litteratur im weiteren Sinne«: die »Gesamtheit der in Sprache und Schrift niedergelegten Geistes-Erzeugnisse«, mithin »alle Wissenschaften«. Die Bedeutung dieser Literatur sah er in der Beförderung des wissenschaftlichen Fortschritts, »durch das leichtere Hinweghelfen des sich damit Beschäftigenden über die kl. Miséren des Lebens, dann aber u. vor allem durch die enormen u. Epoche machenden Errungenschaften, die besonders die Litt. auf dem Gebiete der Naturwissenschaften u: der Mathematik hervorgebracht haben. Die naturwissenschaftliche Litt. ist in unseren Tagen führend geworden.« Für die Kunst im engeren Sinne griff er in seiner programmatischen Rede jedoch auf Ansichten einer konventionellen Ästhetik zurück: Mit dem Leben aber steht die Kunst insofern in lebendigem Zusammenhange als sie zunächst unsere ganze Innenwelt wiederspiegelt. Wir finden in ihren Gebilden unser eignes Denken und Fühlen. Daß daneben die Kunst eine vortreffl. Lehrmeisterin der Zeiten u. Völker ist, wird Niemand bestreiten.«

Die Kunst erscheint bei Wünsche im Sinne einer religiös angereicherten Kunstprogrammatik der Weimarer Klassik, als »eine gewaltige Macht«. Die »Schönheit« bringe »die Kunst zum lebendigen Ausdrucke« und übe diese Macht über den Menschen aus. So verschieden auch die Schönheit von den Aesthetikern definiert worden, darin stimmen wohl alle miteinander überein, daß sie etwas Göttliches, ein himmlischer Funke, der den Menschen ins Herz gelegt wurde. Litteratur u. Kunst sind somit Liebesgaben aus Gottes Hand u. nur durch den Einfluß beider erlangt der Mensch die wahrhaft harmonische Bildung.

Das Vortragsprogramm des Vereinsjahres 1890/91 zeichnet sich nicht durch eine Vielfalt der kulturellen Bereiche aus.558 Historische und theologische Themen fehlen ganz. Philosophie (Hohlfeld: »Die Anmut«, 18.11.1890), Musik (Opitz: »Beethoven als Seelenmaler, Naturmaler, Geschichtsmaler«, 7.9.1892) und bildende Kunst (Kraukling: »van Eyk«, 14.1.1890) kamen selten vor, Natur, Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und

555 556 557

558

Neues Dresdner Tageblatt, 5.11.1890. Vgl. Neues Dresdner Tageblatt, 11.4.1890. Vgl. Protokolle der Dienstags-Gesellschaft, 23.1.1892; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Das gilt auch für die Jahre 1889/90, 1891//92 und 1892/93.

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Politik nie. Literarische Themen standen im Vordergrund. Daneben spielten Reiseberichte eine Rolle. Professor Scheffler verband in seinem Vortrag am 15. Juli 1890 über die Norwegenreise des Kaisers den Reisebericht mit »vaterländischer« Haltung. Die Vorträge, die Frauen in den Mittelpunkt rückten, sind auf den hohen Anteil weiblicher Mitglieder im Publikum zurückzuführen. Sie standen kaum in Zusammenhang mit der öffentlichen Erörterung der »Frauenfrage« und zeigten wenig Annäherung an die bürgerliche Frauenbewegung. Helene Judeich559 konnte in ihrem Literaturbericht (25.3.1890) noch die kritische Haltung des Verfassers gegenüber Frauen, Lehrerinnen und der Emanzipationsfrage überhaupt herausstellen, und es folgte eine »sehr lebhafte Debatte«.560 Der Hinweis Richard Mahrenholtz’ auf die mangelnde öffentliche Schulbildung für Mädchen in Deutschland nahm eine Kritik der bürgerlichen Frauenbewegung auf.561 Oberlehrer Zähler hingegen blieb in seinen Ausführungen über »Das Elternhaus und die ästhetische Erziehung seiner Töchter« im Rahmen einer gesellschaftlicher Norm, die sich auch ihrer Klassiker sicher wußte: Das Endziel der häuslichen Erziehung ist die jedes weibliche Wesen so anmutig kleidende Seelenschönheit. »Aus Schönheiten müssen Schönheiten gemacht werden«, dieser ästhetische Grundsatz Schillers muß nun zu diesem Ziele zu gelangen, die Basis der Gesamterziehung der Mädchen im Elternhause bilden.562

Schul- oder gar Berufsausbildung, die Hauptforderungen der bürgerlichen Frauenbewegung, wurden nicht angesprochen, standen auch in der Folgezeit nicht auf dem Programm. Dem Redner wurde »reicher Beifall zuteil«, vermerkte das Protokoll. In den folgenden Jahren wurden diese Themen nicht wieder berührt. Andere politische Aussagen finden sich selten. Als historische Ereignisse wurden auch in der Gesellschaft für Litteratur und Kunst wie in den anderen Vereinen die Jahre 1848 und 1870/71 hervorgehoben. Zeibig berichtete über seine »Erlebnisse beim Frankfurter Parlament« als offizieller Stenograph (14.7.1891)¸ aus den »sturm- u. drangvollen Jahren 1848/49« zwar von »dem ersten deutschen Parlamente«, eigene »Erlebnisse aus jener hochinteressanten Zeit«. Von einer »eingehenden Schilderung der aus der Geschichte genügend bekannten historischen Thatsachen« sah er aber ab und berichtete nur »persönliche Erlebnisse« und Beziehungen zu einzelnen Mitgliedern. Die politischen Verhältnisse, die Arbeit des Parlaments und seine Ziele wurden als Thema nicht aufgegriffen. Und um keine Zweifel aufkommen zu lassen, die sich anscheinend selbst in den neunziger Jahren mit der Wahl des Themas und der dama-

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562

Sie war die Tochter Edmund Judeichs, einem der Gründer des Literarischen Vereins, Dozentin am Dresdner Lehrerinnenseminar und Schriftstellerin; außerdem eine Schwester Bruno Judeichs; vgl. Weiß, Wonneberger: Dichter, Denker, Literaten, S. 92f. Protokolle der Dienstags-Gesellschaft, 25.3.1890; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Aus dem »Neuen Dresdner Tageblatt«, 13.3.1890: »Der geschätzte Herr Redner schloß seinen interessanten Vortrag mit einem Hinweis auf den gewaltigen Aufschwung, welchen das Mädchenschulwesen in Frankreich in den letzten 10 Jahren genommen hat. Man kann wohl sagen, daß man in Frankreich darin weiter vorgeschritten ist als in Deutschland, wo noch keine einzige Mädchenstaatsschule besteht: wir haben nur Privat- und Kommunalmädchenschulen.« Ebd., 22.5.1890.

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ligen Tätigkeit des Referenten verbinden konnten, hielt das Protokoll fest, daß es sich bei Zeibig um einen »hochgeschätzten Beamten des sächsischen Staates« handele.563 Welche Gefahren von Parlamenten drohten, erläuterte hingegen Wilhelm Scheffler anläßlich der Kaiserreise nach Norwegen: Politisch kann Norwegen ein unglückliches Land genannt werden. So kalt und zurückhaltend der Norweger im gewöhnlichen Leben ist, in Bezug auf politische Fragen wird er von einer blinden Parteileidenschaft beherrscht. Ein aus Bauern zusammengesetztes demokratisches Parlament terrorisiert das Land und veranlaßte einst einen Norweger zu dem Ausruf: »Wenn wir einen Tyrannen hätten, würden wir ihn erdolchen, so aber haben wir 700 Tyrannen.«564

Die Rede von »Parteileidenschaft«, auch die Denunzierung demokratischer Arbeit, erinnert an die Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und ihren Folgen in Deutschland, namentlich an Schillers Wortwahl bei der Propagierung seines kulturpolitischen Programms in der Vorrede zu den »Horen«, die Abwendung vom »unreinen Parteygeist«, vom »Dämon der Staatscritik« hin zu einer »Unterhaltung von ganz entgegengesetzter Art«, die »fröhliche Zerstreuung« gewähren soll beim Umgang mit »Musen und Charitinnen«, beim Schwenken »der Fahne der Wahrheit und Schönheit«. So wußte Scheffler denn auch von der »hohen Wertschätzung der deutschen Literatur« in Norwegen zu berichten, die dort »die Basis der geistigen Erziehung« 565 bilde. Und Wünsche erklärte am 16. September 1890, der Deutsche schätze die alte germanische Treue: Auch die modernste Geschichte aber legt Zeugnis davon ab, daß die alte Treue im deutschen Volke noch lebt, in der Familie sowohl als auch in bezug auf nationale Anforderungen des Vaterlandes. Im Jahre 1870, da hat sich die Mannenstreue des deutschen Volkes in der glänzendsten Weise bewährt, und es wird sich dieselbe auch dereinst wieder bewähren, wenn ein neuer Feind das junge deutsche Reich bedrohen sollte.566

Aus dem Jahr 1870/71 berichtete die Kriegsepisode »Am Biwakfeuer« des Oberst a.D. Richard von Meerheimb, die Fräulein Doberenz am 21. Oktober 1890 vortrug. Und am 24. Februar 1892 sprach Wilhelm Scheffler »Über seine Erlebnisse in Orléans am 27. Febr. 71«.567 Staatsnah war der Vortrag des Polizeiassessors Wengler über »Modernes Polizeiwesen« (25.11.1892), patriotisch die Feier zu Körners 100. Geburtstag (15.9.1891) mit einem Vortrag Judeichs »zum Gedächtnis dieses Sängers und Helden der deutschen Befreiungskriege«,568 zu Moltkes 90. Geburtstag (4.11.1890), dem »Mitbegründer des Deutschen Reiches«,569 und zum Geburtstag Kaiser Wilhelm II. (27.1.891), auf der der Vorsitzende »die Anwesenden aufforderte, sich zum Zeichen der Verehrung für den allverehrten jungen Herrscher von den Plätzen zu erheben«.570 563

564 565 566 567

568 569 570

Alle Zitate nach Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 14.7.1891; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Neues Dresdner Tageblatt, 18.7.1890. Ebd. Ebd., 14.9.1890. Vgl. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 24.2.1892; StA Dresden 13.14: Gesellschaft für Literatur und Kunst. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 15.9.1891; ebd. Protokoll der Dienstags-Gesellschaft vom 4.11.1890; ebd. Neues Dresdner Tageblatt, 28.1.1891. Den Festprolog hatte Meerheimb gedichtet.

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5.7.5. Wirkung nach außen Die Wirkung der neuen Gesellschaft nach außen blieb in den neunziger Jahren begrenzt, auch wenn die Mitgliederzahlen stiegen. Eine Beteiligung an den Feiern anderer Vereine oder bei offiziellen Anlässen innerhalb der Stadtgesellschaft fand nicht statt. In den ersten Jahren kam es zu folgenden Veranstaltungen mit Gästen: Datum 13.1.1891

Anlaß 1. Winterfest

Teilnehmer Mitglieder und Gäste

10.2.1891

Fastnachtsabend

Mitglieder und Gäste

23.1.1892

2. Stiftungsfest

Mitglieder und Gäste

18.1.1893

3. Stiftungsfest

15.2.1893

Fastnachtsfeier

Mitglieder und Gäste Mitglieder und Gäste

Inhalt Musik- und Deklamationsdarbietungen, Festrede Wünsche: Das Vereinsleben im vergangenen Jahr Vortrag Weis: Eine Reise nach Argentinien; Frl. Judeich: Deklamation eines Fastnachtsgedichts von Bruno Judeich Prolog von Pfeilschmidt, deklamiert von Frl. Judeich; verschiedene künstlerische Darbietungen; Vortrag Wünsche: Litteratur und Kunst in ihrem Verhältnisse zu einander, in ihrem Zusammenhang mit dem Leben u. in ihrer Bedeutung für das Lebens »Die Wette«, Singspiel von Zähler Frl. Zervas und Judeich: Prolog; 32 junge Damen: Blumenreigen

Ort Helbigs Weißer Saal

Vereinslokal

Königl. Belvedere

Königl. Belvedere 3 Raben

Eine Wirkung in die Öffentlichkeit der Stadt hinein erhielt die Gesellschaft durch die regelmäßig im »Neuen Dresdner Tageblatt« veröffentlichten Referate der Vereinssitzungen, Berichte über Vorträge, musikalisch-deklamatorischen Abende und Stiftungsfeste. Sie mögen ihr neue Mitglieder zugetragen haben. 5.7.6. Stellung im Netzwerk der Vereine571 Führende Angehörige der anderen Literaturvereine gehörten der Gesellschaft für Litteratur und Kunst an, nutzen wahrscheinlich die gepflegte Unterhaltung jenseits des wissenschaftlich ambitionierten Literarischen Vereins: Neben dem Vorsitzenden August Wünsche sind Rudolf Doehn, die Künstler Flamant und Kraukling, Arthur Lincke, Superintendent Opitz und Professor Paul Hohlfeld, Richard Mahrenholtz, Rechtsanwalt Pfeilschmidt, Wilhelm Scheffler, Otto Schmitz-Dumont, Professor Zeibig zu nennen. Wolfgang Kirchbach hatte nur in der Anfangszeit an den Sitzungen teilgenommen.

571

Vgl. Anhang, Tabelle 4.

175

Wünsche gab zusammen mit Hohlfeld die Werke des Dresdner Philosophen Karl Christian Friedrich Krause heraus. Mit dem Oberrabbiner Jakob Winter, auch Mitglied des Literarischen Vereins, stellte er eine Anthologie jüdischer Literatur zusammen.572 Wünsches Frau gehörte neben der Gesellschaft für Litteratur und Kunst auch der Litterarischen Gesellschaft an (bis 1888), wo sie mit zahlreichen Vorträgen zu literarischen Themen hervortrat, ebenso Marie Constance von Malapert-Neufville,573 Schriftstellerin und Leiterin einer Erziehungsanstalt für höhere Töchter. Die Gesellschaft für Literatur und Kunst war in den neunziger Jahren in erster Linie ein Ableger des Literarischen Vereins mit gesellig-unterhaltender Tendenz. Die Inhalte des Vortragsprogramms waren weniger differenziert, weniger wissenschaftlich. Die literarästhetische Orientierung bezog die Gesellschaft vom Literarischen Verein, aus der klassikepigonalen Dilettantenbewegung. Politische und soziale Fragen gehörten nicht zu den Inhalten der Kultur, wohl aber »vaterländische« Themen und nationale Gedenktage, die Staatsnähe demonstrierten. Nach den Bildungsbürgern, die die Literarische Gesellschaft dominierten, wurden in der Gesellschaft für Litteratur und Kunst nun auch verstärkt Angehörige von Wirtschaftsberufen erreicht. Sie stellten zusammen mit freien Berufen und Beamten die Mehrheit der Mitglieder. Die Schriftsteller, Schriftstellerinnen, Künstler, Musiker und Musikerinnen gestalteten in erster Linie das Vortrags- und Unterhaltungsprogramm. Die Gesellschaft nahm »selbständige« Frauen und weibliche Familienangehörige auf. Es kam aber nicht zu einer Neubewertung der Frauenrolle in Verein und Gesellschaft.

5.8. Bürgerliche Frauenbewegung und Literatur der Moderne: die Litterarische Gesellschaft 5.8.1. Entstehung und Geschichte Die Litterarische Gesellschaft brach die kulturpolitische Hegemonie des Literarischen Vereins und der mit ihm verbundenen Gesellschaft für Litteratur und Kunst auf und verbreiterte die Basis derjenigen, die über den Verein Zugang zur kulturellen bürgerlichen Öffentlichkeit suchten. Am 24. Juli 1880 kamen einige Mitglieder des Literarischen Vereins zusammen, um freie gesellige Versammlungen abzuhalten, die jenseits eines geschlossenen Vereins der persönlichen Anregung dienen sollten.574 Nachdem die Teilnehmerzahlen rasch stiegen, gründeten Schriftsteller, Maler, Bildhauer wie Hugo SchrammMacdonald, Rudolf Doehn, Alexander Flamant, Emmerich Andresen unter dem Vorsitz des Reise- und Kulturschriftstellers Gustav Diercks einen geselligen Verein, die Offene

572

573 574

Jakob Winter, August Wünsche: Die jüdische Litteratur seit Abschluß des Kanons. Eine prosaische und poetische Anthologie mit biographischen und litterargeschichtlichen Einleitungen. 3 Bde. Berlin 1894/96. Vgl. Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Bd. 2. Berlin 1898, S. 9f. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge« zu Dresden. Dresden 1882, S. 5; Jahres-Bericht der Literarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1886/87 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen und BibliotheksOrdnung am 1. Februar 1887. Dresden 1887, S. 1f.

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Loge. Am 24. Februar 1881 konstituierte sie sich unter gleichem Namen als literarischkultureller Verein neu. Das handschriftliche Protokoll der Sitzung ist überliefert: Herr Dr. Diercks eröffnet die Sitzung mit der Mitteilung, dass für die in Aussicht genommenen geselligen Abende der Offenen Loge der obere Saal des Kgl. Belvedere zur Verfügung stehen werde, und bringt sodann die Frage zur Debatte, welcher Tag als Gründungstag des Vereins angesehen sei. Es wird auf Anträge der Herren v. Witzleben, Dr. Schramm und Döhn beschlossen im Falle der Erinnerung des Stiftungstages des früheren nur geselligen Vereins »Offene Loge« diesen, im entgegengesetzten Fall den 24. Februar als Gründungstag zu betrachten. Auf Antrag des Vorsitzenden wird hierauf eine Wiedererwägung der Statuten vorgenommen, als deren Resultat sich die gegenwärtige Fassung desselben ergibt. Als Mitglieder werden sodann in den Verein einstimmig aufgenommen: H. Bankier Henri Palmié (Winkelmannstr. 9 II) H. Kaufmann Fedor Scheffler (Winkelmannstr. 9 I) Frau verw. San. Räthin Kayser-Langerhanns (Terrassen Ufer 3) Verlagsbuchhandlung v. E. Pierson Sämmtl. vorgeschlagen durch H. Dr. Diercks, ferner Frl. v. Brun-Barnow, vorgeschl. durch H. v. Witzleben, H. Schriftsteller Th. Gampe, vorgeschlagen durch H. Dr. Hänel. Auf Antrag des H. Dr. Schramm wird schließlich beschlossen, dass das Protokoll jeder Sitzung zur Eröffnung der folgenden verlesen werden soll.575

Auf der nächsten Sitzung am 3. März 1881 wurde über die neue literarische Ausrichtung des Vereins diskutiert: Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung durch ein Referat über die Ziele und Zwecke des Vereins. Dieselben bestehen im Anschluß an den Allg. Deutschen Schriftstellerverband in der Vertretung aller schriftstellerischen Interessen und als Localverein in der Centralisierung der litterarischen und künstlerischen Bestrebungen von Dresden im Gegensatze zu den particularistischen und decentralisierenden Bestrebungen ähnlicher hier bestehender Vereine. Zur Erreichung dieser Ziele werden die Begründung eines Lesecabinets zugleich als ständigen Vereinslocales sowie einer Vereinsbibliothek ins Auge gefasst. Ferner sollen in den Vereinsversammlungen Mitteilungen über Wissenwürdiges, Berichte und Kritiken über neue litterarische Erscheinungen, in den geselligen Monatsversammlungen dagegen größere Vorträge verschiedener auch musikalischer Art stattfinden. Kunstwerke u.a. Producte von Mitgliedern u. deren Freunden sollen ausgestellt, sowie Kunst- u. Buchhändler zur Mitteilung v. Neuerscheinungen veranlasst werden. Zu den geselligen Versammlungen sollen anfänglich nur persönliche Einladungen ergehen, späterhin aber auch das größere Publikum herangezogen werden. Ferner wird als den Zwecken des Vereins entsprechend bezeichnet die Feier von Jahrestagen bedeutender Schriftsteller u. Künstler, sei es durch Ergreifen der Initiative, sei es durch Beteiligung seitens des Vereins. In gleichem Sinne werden später die Tendenzen des Leipziger Lessingvereins durch H. Schmidt erwähnt. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen aufstrebenden Talenten durch Empfehlungen zur Anerkennung zu verhelfen. Alle diese Punkte finden den Beifall der Versammlung.576

Die Offene Loge verstand sich als berufsständische Vertretung der Dresdner Schriftsteller, als integrierender literarisch-kultureller Verein und als ein Forum für die Diskussion und Förderung der Gegenwartsliteratur. Im ersten Jahresbericht, der 1882 erschien, wurde die Richtung des Vereins noch weiter gefaßt:

575

576

Protokoll der ordl. Vereinsversammlung vom 24. Febr. 1881; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft. Ordl. Sitzung v. 3. März 1881; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft.

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Das geistige Leben Dresdens durch persönlichen und geselligen Verkehr unter den hier lebenden und wirkenden Schriftstellern, Künstlern und Gelehrten, Männern wie Frauen, zu fördern, in regem Fluss zu erhalten, und damit auch auf weitere, sich für Litteratur, Wissenschaft und Kunst interessirende Kreise einzuwirken.«577

Nach einigen unruhigen Jahren, Wechseln des Versammlungslokals, zahlreichen Austritten von Mitgliedern, häufigen Wechseln im Vorsitz konsolidierte sich der Verein erst im Verlauf des Jahres 1885, um sich im Frühjahr 1886 als Litterarische Gesellschaft für Herren und Damen neu zu konstituieren. Die Bezeichnung »Gesellschaft« klang moderner, nicht verstaubt, philisterhaft wie der ältere Begriff »Verein«. 5.8.2. Mitgliederstruktur Der Verein Offene Loge hatte im Januar 1882, nach dem ersten Jahr seines Bestehens, 75 Mitglieder: 68 ordentliche, zwei Ehrenmitglieder und fünf korrespondierende Mitglieder. Unter ihnen waren 28 Frauen, zehn unverheiratet. Zehn Mitglieder waren im Verzeichnis als Schriftsteller ausgewiesen: das Ehrenmitglied Józef Ignacy Kraszewski, der im Dresdner Exil lebte, die korrespondierenden Mitglieder Hugo von Kupffer, Berlin, Jonas Lie, Hamburg, und Martin Möller-Seligmann aus Kopenhagen, Detlev von Biedermann, der Philologe und Lehrer an der Kadettenschule Paul Carus, Rudolf Doehn, Alexander Flamant, Eugen Friese, Theodor Gampe. Zu den Schriftstellern gehörten – wenn auch nicht als solche genannt – Hugo Schramm-Macdonald und Ferdinand von Witzleben, außerdem die Redakteure Paul Schumann, Leonhard Lier und Hermann Thenius (alle »Dresdner Anzeiger«), Wilhelm Lange. Drei Schriftstellerinnen wurden aufgeführt: das korrespondierende Mitglied Mite Kremnitz aus Bukarest, Ida von Brun-Barnow, die als Stiftsdame in Dresden lebte, und Agnes Kayser-Langerhannß, hinzu kam das Ehrenmitglied Königin Elisabeth von Rumänien, die unter dem Pseudonym Carmen Sylva Gedichte schrieb. Es gab drei Künstler,578 einen Musiker579 und zwei Sängerinnen.580 Insgesamt betrug die Zahl der Angehörigen künstlerischer Berufe 23 oder 30,6 Prozent. Die Angehörigen der Wirtschaftsberufe kamen insgesamt auf elf Mitglieder oder 13,3 Prozent: ein Unternehmer,581 zwei Kaufleute,582 zwei Buchhändler,583 ein Musikalienhändler,584 ein Direktor585 und vier Bankiers.586 Die freien Berufe waren durch vier Ärzte vertreten und kamen auf 5,3 Prozent,587 die Gruppe der Offiziere außer Dienst auf drei Mitglieder oder 4

577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587

Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge« zu Dresden, S. 5. Andresen, Poetzsch, Flamant. Musikdirektor Gustav Ehrlich. Auguste Götze (Kammersängerin) und Hagen-Torn (Konzertsängerin). Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde. Fedor Scheffler, Clemens Seiffarth. Robert v. Zahn und Edgar Pierson. Franz Ries. H. Henckel. Bernhard Günther, Otto Harlan, E. Mankiewicz, Henri Palmié. Alfred Gast, Ferdinand Mossdorf, Edmund Warnatz, Ritter.

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Prozent.588 Außerdem führte das Verzeichnis sechs Beamte, Richter und Räte589 (8 Prozent), zwei Angehörige technischer Berufe590 (2,6 Prozent) und ein Gelehrter (1,3 Prozent) auf.591 Lehrer und Professoren wie im Literarischen Verein gab es nicht, außer der Gesangslehrerin Anna von Meichsner. Zwei männliche Mitglieder hatten keine Berufsbezeichnung: Bruno Dietz und Ivar Heckscher. (2,6 Prozent) Dazu kamen 21 Frauen ohne Beruf. (28 Prozent der Gesamtmitgliederschaft und 75 Prozent der Frauen), von denen sechs Ehefrauen männlicher Mitglieder waren. Von den 75 Mitgliedern gehörten 17 dem Adel an, fünf waren Ausländer, vermutlich einer Jude (Ivar Heckscher). Mitgliederstruktur der Offenen Loge, Januar 1882:592 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller Künstler Musiker Lehrer Beamte Wirtschaftsberufe Technische Berufe Freie Berufe Gelehrte Militär a. D. Ohne Beruf Gesamt

Männer 16 (21,3 %) 15 (20 %) 3 (4 %) 1 (1,3 %)

Adelige Ausländer Juden

11 (14,6 %) 2 (2,6 %) 1 (1,3 %)

6 (8 %) 11 (14,6%) 2 (2,6 %) 4 (5,3 %) 1 (1,3 %) 3 (4 %) 2 (2,6 %) 47 (62,6 %)

Frauen 7 (9,3 %) 4 (5,3 %) 2 (2,6 %) 1 (1,3 %)

21 (28 %) 28 (37,3 %) 6 (8 %) 3 (4 %)

Gesamt 23 (30,6 %) 18 (23,9 %) 3 (4 %) 3 (4 %) 1 (1,3 %) 5 (6,6 %) 10 (13,3 %) 2 (2,6 %) 4 (5,3 %) 1 (1,3 %) 3 (4 %) 26 (34,6 %) 75 (100 %) 17 (22,6 %) 5 (6,6 %) 1 (1,3 %)

Der Verein wurde von Männern geführt. Als Vorsitzender amtierte der Schriftsteller Hugo Schramm-Macdonald, der populäre historische Darstellungen verfaßte.593 Sein Stellvertreter war der Regierungsassessor Arthur von Studnitz, Schriftführer der Redakteur Paul Schumann, stellvertretender Schriftführer Wilhelm Lange. Als Bibliothekar fungierte der Arzt Ritter.

588 589

590 591 592

593

Jordan W. Schoch, v. Uechtritz, Gebhard von Blücher. Arthur von Studnitz, Bernhard Rinck, Albert Weingart, Birch-Hirschfeld, Ludwig Gessner, der Leiters der königlichen Sammlungen für Wissenschaft und Kunst, Woldemar von Seidlitz. Die Ingenieure Büchner und Emil Fleischer. Der Sinologe Friedrich Hirth als korrespondierendes Mitglied in Shanghai. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge« zu Dresden. Dresden 1882, S. 1ff. Vgl. Hugo Schramm-Macdonald und Franz Otto: Illustrirte Chronik des Deutschen Nationalkrieges im Jahre der deutschen Einigung 1870/1871. Mit 350 Abbildungen u. 13 Tonbildern. Leipzig 1872; ders. und Otto Richter: Chronik des Sächsischen Königshauses und seiner Residenzstadt vom 18. Juni 1853–18. Juni 1878. Dresden 1878; ders.: Ein Pereat den Duellen! Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Duells. Leipzig 1869.

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Das erste Mitgliederverzeichnis der Litterarischen Gesellschaft führte am 1. Februar 1887 66 Mitglieder auf, unter ihnen als Ehrenmitglied weiterhin Carmen Sylva, und sechs korrespondierende Mitglieder (fünf Männer und eine Frau). Mitgliederstruktur der Litterarischen Gesellschaft 1887:594 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller Künstler Musiker Schauspieler Lehrer Beamte Wirtschaftsberufe Technische Berufe Freie Berufe Dr. phil. Gelehrter Rentier Ohne Beruf Militär Gesamt Adelige Ausländer Juden

Männer 12 (18,1 %) 11 (16,6 %)

Frauen 4 (6 %) 3 (4,5 %)

1 (1,5 %) 3 (4,5 %) 2 (3,0 %) 8 (12,1 %)

1 (1,5 %) 5 (7,5%)

Gesamt 16 (24,2 %) 14 (21,2 %) 1 (1,5 %) 1 (1,5 %) 8 (12,1 %) 2 (3 %) 7 (12,1 %)

3 (4,5 %) 2 (3 %) 1 (1,5 %) 1 (1,5 %) 1 (1,5 %)

25 (37,8 %)

3 (4,5 %) 2 (3 %) 1 (1,5 %) 1 (1,5 %) 26 (39,3 %)

32 (48,4 %)

34 (51,5 %)

66 (100%)

3 (4,5 %)

1 (1,5 %) 1 (1,5 %)

4 (6 %) 1 (1,5%)

Der neue Ansatz des Vereins kam nach den ersten Jahren nun deutlich zum Vorschein: Der Anteil der Frauen war unter den ordentlichen Mitgliedern auf über die Hälfte gestiegen, im Vorstand herrschte jetzt Gleichstand zwischen Männern und Frauen, aber den Vorsitz stellten diese nicht. Noch immer war die Mehrzahl der Frauen nicht berufstätig, nur als Schriftstellerinnen und Lehrerinnen. Elf der 34 Frauen (32,2 Prozent) waren nicht verheiratet, 25 Frauen waren nicht berufstätig. Das entspricht einem Anteil von 73,5 Prozent. Die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts vieldiskutierte »Frauenfrage« zeigt sich in dieser Tabelle: die fehlende Berufsausbildung und Berufstätigkeit einerseits und das hohe Heiratsalter junger Frauen andererseits, die Abnahme der Eheschließungen generell. Hinzugekommen waren drei Lehrer. Der Anteil der Adeligen war von 14 auf 4 Prozent zurückgegangen. Juden und Ausländer fehlten anscheinend. Vorsitzender des Vereins war der Oberlehrer Johannes Rahn. Das Amt des Schriftführers hatte der Oberlehrer Spalteholz inne, seine Stellvertreterin war Cäcilie Dose. Kassiererin des Vereins war Bertha Eysoldt, Natalie Selten ihre Stellvertreterin. Das Verzeichnis der Mitglieder am 1. März 1893 führte 85 Personen auf: 65 ordentliche (33 Männer und 32 Frauen), ein Ehrenmitglied (Carmen Sylva), zwölf korrespondierende Mitglieder (neun Männer und drei Frauen) und sieben Semester-

594

Vgl. Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen und Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 1887. Dresden 1887, S. 9ff.

180

mitglieder (fünf Männer und zwei Frauen).595 Elf Frauen waren unverheiratet. Die Mitgliederstruktur veränderte sich nur wenig: Künstler, Musiker und Schauspieler gehörten der Gesellschaft nicht mehr an. Unter den zwölf Schriftstellern befand sich jetzt auch der Philosoph Julius Duboc, ein Bruder Eduard Dubocs. Die Anzahl der Schriftstellerinnen verdoppelte sich von drei auf sechs. Deutlich stieg die Zahl der Mitglieder ohne Berufsangabe: auf 43. Ihr Anteil betrug 51 Prozent. Gegen Ende des Jahrhunderts nahmen die Mitgliederzahlen dann sprunghaft zu. Seit 1897 veranstaltete der Verein anstelle der Mitgliedervorträge Lesungen bekannter Schriftsteller und Aufführungen von naturalistischen und impressionistischen Dramen, die bisher in Dresden nicht zu sehen gewesen waren.596 Im Jahr 1902 betrug die Zahl der Mitglieder bereits mehr als das Zehnfache der Zahl von 1893: Der Litterarischen Gesellschaft gehörten jetzt 964 Personen an.597 Mitgliederstruktur der Litterarischen Gesellschaft 1902:598 599

Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller, Redakteur Künstler Musiker Schauspieler, Regisseure Lehrer Professoren Beamte599 Richter, Staatsanwälte Reichstagsabgeordnete Wirtschaftsberufe Bankdirektoren/Bankiers Fabrikanten AG-Vorstandsmitglieder Kunsthändler Kaufleute Kommerzienräte Konsuln Pensionswirte Prokuristen Bankbeamte Buchhändler

595

596

597

598

599

Männer 40 (4,1 %)

Frauen 33 (3,4 %) 19 9 5 7

20 6 18 6 1 90

17 11 3 2 22

9 11 16 1 1 21 4 10 2 7 1 15

Gesamt 73 (7,5 %) 36 (3,7 %) 20 (2 %) 8 (0,8 %) 9 (0,9 %) 42 (4,3 %) 6 (0,6 %) 18 (1,8%) 6 (0,6 %) 1 (0,1 %) 99 (10,2 %) 11 (1,1 %) 16 (1,6 %) 1 (0,1 %) 1 (0,1 %) 21 (2,1 %) 4 (0,4 %) 10 (1%) 2 (0,2 %) 7 (0,7 %) 1 (0,1 %) 15 (1,5 %)

Vgl. Jahres-Bericht über das Jahr 1892–1893 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen und Bibliotheks-Ordnung, den 1. März 1893. Dresden 1893, S. 9ff. Vgl. Geschichte der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden nebst Verzeichnis der für das Winterhalbjahr 1909/1910 geplanten Vorträge und dramatischen Vorstellungen und Satzung vom 5. Mai 1902 (bez. 28. März 1904). Dresden 1909, S. 3f. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Abgeschlossen 1. Juli 1902. Dresden 1902. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Abgeschlossen 1. Juli 1902. Dresden 1902. Das Spektrum reichte von Forstassessor, Regierungsbauführer, Oberrevisor, Legationsrat, Generaldirektor der kgl. Hoftheater bis zu Hofmarschall und Justizminister.

181

Beruf Gutsbesitzer Institutsvorsteher Pensionatsinhaber Juweliere Rezitatoren Technische Berufe Ingenieure Chemiker Baumeister Cand. rer. techn. Freie Berufe Rechtsanwälte Ärzte Apotheker Architekten Geistliche Pflegeberufe Dr. iur./Referendare Stud. iur. Dr. Dr. phil. Offiziere Privatiers Rentiers Ohne Beruf Gesamt Adelige Ausländer Juden

Männer

Frauen 1

1 3 3

1 1 12 5 3 2 2 49 16 29 2 2 1 1 9 1 2 5 13 4 6 25 308 (31,8 %) 17 3 17

10 3 582 660600 (68,2 %) 56 9 28 [?]601

Gesamt 2 (0,2 %) 3 (0,3 %) 3 (0,3 %) 1 (0,1 %) 1 (0,1 %) 12 (1,2 %) 5 (0,5 %) 3 (0,3 %) 2 (0,2 %) 2 (0,2 %) 49 (5 %) 16 (1,6 %) 29 (3 %) 2 (0,2 %) 2 (0,2 %) 1 (0,1 %) 1 (0,1 %) 9 (0,9 %) 1 (0,1 %) 2 (0,2 %) 5 (0,5 %) 13 (1,3 %) 14 (1,4 %) 9 (0,9 %) 607 (62,7%) 968 (100 %) 73 (7,5%) 12 (1,2 %) 45 [?] (4,6%?)

600601

Die Mitgliederstruktur der Litterarischen Gesellschaft im Jahr 1902 zeigte einige gravierende Veränderungen: doppelt so viele Frauen wie Männer, auffallend viele Ehepaare, Mütter mit ihren Töchtern, Eltern mit ihren herangewachsenen Söhnen und Töchtern gehörten der Gesellschaft an. Die größte Gruppe stellten die Mitglieder ohne Beruf (62,7 Prozent), Frauen in der Mehrheit, ein rezipierendes Publikum. Der Anteil der Wirtschaftsbürger (vor allem Kaufleute, Fabrikante, Bankiers) lag jetzt bei 10 Prozent. Sie stellten die zweitgrößte Gruppe vor den Lehrern und Lehrerinnen, die 4,3 Prozent erreichten. Die Schriftsteller und Schriftstellerinnen kamen auf 3,7 Prozent, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 1882, als sie einen Anteil von 23,9 Prozent der Mitglieder stellten. Die Wirtschaftsberufe hatten einen Anteil von 25,2 Prozent an allen 357 Berufstätigen, die Lehrer 11,7 Prozent, die Schriftsteller 10 Prozent. Die 19 Schriftsteller und Redakteure waren Ferdinand Avenarius, Wolf Hugo von Baudissin, Anton Heindl, Franz Koppel-Ellfeld, Leonhard Lier, Anton Meyer, Gustav Morgenstern, Elias K.

600 601

334 Frauen waren unverheiratet. Zahl nicht genau zu ermitteln.

182

Nicolai, Otto Oertel, Georg von Ompteda, Wilhelm von Polenz, Alfred Georg Carl von der Ropp, Paul Schumann, Josef Rudolf Schwanzara (Leo Lenz), Karl Söhle, Willy Soendermann, R. Stiller, Alfred Stoessel und Wilhelm Wolters. Zu den 17 Schriftstellerinnen gehörten Bertha Behrens, Anna Brunnemann, Caroline Camp, E. Emmel, Alice von Gaudy, Adelaide von Gottberg-Herzog, Marie Karchow-Lindner, Alma Kriesche, Marie Johanna Lankau, Marie Constance von Malapert, gen. v. Neufville, Marianne Mevis (M. Wittich), Frida Nier, Adele Osterloh, H. Schlender, Marie Silling, Frau von Tümpling, Lisa Weise. Unter den Mitgliedern befand sich auch Professor Karl Vollmöller, Romanist an der Technischen Hochschule, Marie Hauptmann, Ehefrau Gerhart Hauptmanns, mit ihrem Sohn Ivo, außerdem der sächsische Justizminister Viktor Alexander von Otto, die Ehefrau des Finanzministers Werner von Watzdorf und Alfred Südekum, der Reichstagsabgeordneter der SPD war und 1918 preußischer Finanzminister in der vorläufigen Regierung wurde. Die Anzahl der Mitglieder jüdischer Herkunft und ihrer Angehörigen war bis 1902 signifikant gestiegen. Sie lag etwa bei 45.602 Das entsprach 4,6 Prozent aller Mitglieder, einen ähnlich hohen Anteil hatte es bisher nur im Literarischen Verein 1863 gegeben. Unter ihnen waren die Rechtsanwälte Felix Bondi, der 1898 das Amt des Gemeindevorstehers von seinem Vater, dem Bankier Joseph Bondi übernahm, und sein Cousin Julius Bondi mit ihren Ehefrauen.603 Außerdem gehörten der Bankier Alfred Maron und seine Ehefrau zu den Mitgliedern, die Brüder Georg und Max Arnhold604 mit ihren Ehefrauen, letzterer hatte 1864 mit Ludwig Philippson605 ein Bankhaus gegründet, dazu ein Bankier Salomon mit Ehefrau, drei Kaufleute Schlesinger mit Ehefrauen. Im Mitgliederverzeichnis von 1899 findet sich auch der jüdische Schriftsteller Eugen Isolani (eigentl. Eugen Isaacsohn), der 1900 nach Berlin zog.606 Unter den Frauen war im Jahre 1902 Emma von Kaskel, Witwe des 1894 gestorbenen Aufsichtsratsvorsitzenden der Dresdner Bank, Felix von Kaskel, und die reichste Person Sachsens nach dem König.607 5.8.3. Organisation des Vereins Der Verein Offene Loge beschloß am 24. Februar 1881 seine Statuten. Paragraph 1 bestimmte als Vereinszweck, »die Interessen der deutschen Schriftsteller zu vertreten

602

603

604

605 606 607

Die genaue Zahl ist nicht festzustellen, da keine Informationen über die Konfession der Ehefrauen vorliegen. Vgl. Simone Lässig: Familie Bondi. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde. Hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Dresden 2001, S. 128–131. Vgl. dies.: Kultur und Kommerz – Das Beispiel der Bankiersfamilie Arnhold. In: Sammler und Mäzene in Dresden (Dresdner Hefte 15 (1997, H. 1), S. 39–46; dies.: Familie Arnhold. In: Einst und jetzt, S. 142–145. Siehe oben Kap. 5.6.2. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft. 1. Februar 1899. Dresden 1899. Vgl. Kaskel, Vom Hoffaktor zur Dresdner Bank, S. 183.

183

und durch gegenseitige Anregung und durch Ideenaustausch seine Mitglieder in ihren literarischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen zu fördern«.608 Der Verein war zugleich Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes, begann seine Arbeit nicht nur, aber auch als berufsständische Organisation. Dem entsprach Paragraph 2 der Statuten, der die Mitgliedschaft ermöglichte für »Schriftsteller, Künstler und Freunde der Literatur und Kunst«. Frauen wurden ausdrücklich, wenn auch noch vorsichtig, zugelassen: »Damen sind nicht ausgeschlossen.« Aufnahme erfolgte durch Zuwahl mit Zweidrittelmehrheit in der Vereinssitzung. Es mußte mindestens die Hälfte der Mitglieder anwesend sein. (§ 3) Versammlungen sollten wöchentlich donnerstags stattfinden. Gäste waren zugelassen, Dresdner aber nur dreimal. (§ 4) Der Minimalbeitrag zu Vereinskasse betrug 1,50 Mark. (§ 5) Paragraph 6 regelte die Leitung des Vereins: Der Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden, seinem Stellvertreter, dem Schriftführer und dem Schatzmeister, welche im Januar auf ein Jahr gewählt werden. Der Vorsitzende muß selbständiges Mitglied des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes sein.

Damit wurde festgelegt, daß immer ein Schriftsteller an der Spitze des Vereins stand. Änderung der Statuten war mit Zweidrittelmehrheit möglich (§ 7), bei Abstimmungen mit Stimmengleichheit entschied der Vorsitzende (§ 8). Die Auflösung des Vereins sollte erfolgen, wenn die Mitgliederzahl unter drei sank oder auf Antrag mit Zweidrittelmehrheit. Das Vereinsvermögen sollte dem Pensionsfonds des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes zufallen. (§ 9) Das Protokoll vom 14. April 1881 berichtet aus der Vereinspraxis. Es zeigt die Anwendung der Satzung, den Ablauf einer Sitzung mit Antrag, Abstimmung, Beschluß und literarischen Beiträgen: Nach Eröffnung der heutigen Sitzung durch den ersten Hrn. Vorsitzenden Hrn. Dr. Diercks, ward in Stellvertretung der beiden abwesenden Schriftführer von Dr. Schramm-Macdonald das Protokoll über die letzte Sitzung vorgelesen. Hierauf meldete Hr. Dr. Diercks den durch Frau San. Räthin Kayser-Langerhanns eingeführten dänischen Schriftsteller Seligmann als Candidaten an. Die Zettelabstimmung ergab die Aufnahme des Hrn. Seligmann in die »Offene Loge«. Weiter machte Dr. Diercks Mittheilung von zweien in der letzten Vorstandssitzung gefaßten Beschlusse. Nach dem einen soll von einem zweiten Gesellschaftsabende in dieser Saison abgesehen und statt dessen im Monat Mai ein Frühlingsfest veranstaltet werden. Den andern auf Antrag der Damen Frln. v. Brun, Frau San. Räthin Kayser-Langerhanns, Frau LöhnSiegel u. Frl. v. Meichsner gefaßten Beschluß geht dahin, bis zur endgültigen Regulierung der Statuten fortan nur solche Damen in den Verein aufzunehmen, welche Schriftstellerinnen und Künstlerinnen von Fach, Frauen und Töchter von Schriftstellern, Künstlern u. Mitgliedern des Vereins sind. Nach diesen geschäftlichen Mittheilungen trug Hr. Theodor Gampe einige Scenen aus seiner Tragödie »Kambyses in Aegypten« vor, wodurch er die dankbarste Anerkennung der Anwesenden erntete; Dr. Schramm beklagte nur, daß dem Auditorium durch die zu heftige Vortragsweise des Dichters die Schönheiten u. außerordentlichen Vorzüge der Tragödie grossentheils verloren gegangen seien. Nachträglich machte Dr. Diercks noch die Mitteilung, daß der Vorstand beschlossen hätte, bei der Anzeige der Sitzungen im »Dresd. Anz« vorläufig keine Chiffre zu gebauchen.

608

Statuten des Vereins »Offene Loge« zu Dresden. Dresden, 24. Februar 1881.

184

Einer kurzen Pause folgte auf vielseitigen Wunsch der Vortrag eines anonym von auswärts eingelaufenen Lustspiels: »Die Verlobung durch Vermittlung« seiten des Hrn. Dr. Diercks. Auch dieser Vortrag erntete den Dank der Anwesenden. I. V. Dr. Hugo Schramm-Macdonald.609

Die Statuten der Offenen Loge wurden bereits im ersten Geschäftsjahr verändert, nachdem die Polizeibehörde eingeschritten war, wie das Protokoll der Generalversammlung vom 4. August 1881 festhielt. Der Schriftführer berichtete: Dem Verein fehlte bisher zu seinem gesetzlichen Bestehen die polizeiliche Genehmigung der Statuten. Referenten wurde am 29. Juni an Polizeistelle eröffnet, daß sich die Polizei infolge der eigenartigen Zusammensetzung des Vereins Offene Loge und der von ihm verfolgten Zwecke und Tendenzen veranlaßt sehe, denselben dem Vereinsgesetz zu unterstellen. Das Vereinsgesetz schreibt vor, daß Vereine, die sich mit öffentlichen Angelegenheiten befassen, nur dann in Verbindung mit einander treten können, wenn sie die Rechte einer Körperschaft erlangt haben. Infolge dessen wird vom Verein verlangt, daß er entweder sein Verhältnis zum Allg. Deutschen Schriftstellerverbande aufgiebt oder zugleich mit diesem Körperschaftsrechte erwirbt, widrigenfalls würde eine Auflösung erfolgen. Es wurde dem Verein zur Beschlussfassung über diesen Punkt eine Frist von acht Tagen gewährt. Somit wurde eine Statutenänderung infolge vereinsgesetzlicher Bestimmungen an und für sich notwendig.610

Zur Verabschiedung neuer Statuten griff man auf einen Entwurf zurück, den die »Statutenrevisionscommission«611 des Vereins am 16. Mai 1881 bereits vorgelegt hatte. Der Entwurf und die bei der Polizeibehörde eingereichten Statuten sind nicht erhalten. Der Verein beschloß in dieser Hauptversammlung, »in möglichst kurzer Zeit Schritte zu tun, um Körperschaftsrechte zu erlangen«.612 Das scheint jedoch nicht erfolgt zu sein, denn in der darauf folgenden Satzung der Litterarischen Gesellschaft von 1887 fehlte die Anbindung an den Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverband. Diese Satzung bestand aus 26 Paragraphen, sie wurde am 28. Januar 1887 gebilligt. Als Vereinszweck bestimmte sie: »Litteratur, Wissenschaft und Kunst zu pflegen und auf diesen Gebieten ihren Mitgliedern einen Gedankenaustausch zu gewähren.« (§ 1)613 Die berufsständische Ausrichtung der Offenen Loge war aufgegeben worden zugunsten eines umfassenderen kulturellen Ansatzes, der neben Literatur auch andere Bereiche umfassen sollte. Die gleichwertige Mitgliedschaft von Frauen wurde in Paragraph 2 festgelegt: »Der Verein besteht aus Herren und Damen.« Das hatte es zuletzt im ersten Drittel des Jahrhunderts im informellen Dresdner Liederkreis gegeben. Die Satzung unterschied zwischen ordentlichen Mitgliedern, Ehrenmitgliedern und korrespondierenden Mitgliedern (§ 2). Anwärter auf ordentliche Mitgliedschaft sollten durch ein Mitglied eingeführt werden und mindestens an drei Sitzungen teilnehmen, bevor über ihre Aufnahme durch Ballotage entschieden wurde. Zwei Drittel der abgegebenen Stimmen mußten erreicht werden (§ 4).

609 610 611 612 613

Protokoll vom 14. April 1881; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft. Generalversammlung vom 4. Aug. 1881; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft. Ebd. Ebd. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1886/87, S. 13ff.

185

Es mußten drei Mark Beitrittsgeld gezahlt werden sowie ein Jahresbeitrag in Höhe von drei Mark, für Familien galt Ermäßigung (4 Mark). Personen, die sich vorübergehend in Dresden aufhielten, erhielten Semesterkarten zu 3 Mark (§ 5). Gäste durften zu den Sitzungen mitgebracht werden, Dresdner jedoch nur dreimal.(§ 8). Der Vorstand sollte aus sieben Personen bestehen: 1. dem Vorsitzenden, 2. dessen Stellvertreter, 3. dem Schriftführer 4. dessen Stellvertreter 5. dem Kassierer 6. dem Bibliothekar, 7. dessen Stellvertreter. (§ 9)

Die Wahl der Vorstandsmitglieder sollte jährlich in der ersten Februarsitzung stattfinden, durch Stimmzettel und einfache Mehrheit. Wiederwahl der Vorstandsmitglieder war möglich (§ 10). In der ersten Februarsitzung sollten auch Jahresbericht, Kassenbericht erfolgen. Änderungen der Satzung sollten durch Dreiviertelmehrheit einer Hauptversammlung möglich sein (§ 13). Der Vorsitzende leitete den Verein im Innern und vertrat ihn nach außen (§ 16). Seine Stimme entschied bei Stimmengleichheit (§ 15). Er leitete die Sitzungen »nach parlamentarischem Brauche« (§ 21), konnte Ordnungsrufe verhängen (§ 21), bewahrte die Schriftstücke des Vereins auf und hatte in der Hauptversammlung den Jahresbericht zu erstatten (§ 22). Paragraph 14 regelte den Ausschluß eines Mitgliedes, das »durch sein Verhalten sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Vereins als nicht mehr geeignet zur Mitgliedschaft erscheint«. Auf Antrag des Vorstandes mußte sich eine Dreiviertelmehrheit der Anwesenden dafür aussprechen. Für die Sitzungen waren »Vorträge, litterarische Referate, schriftliche und mündliche Mitteilungen« vorgesehen, eine besondere Form nicht vorgeschrieben. Vorträge sollten allerdings in der Regel 30 bis 45 Minuten dauern, keinesfalls aber länger als eine Stunde (§ 17). Über jede Sitzung sollte der Schriftführer im »Dresdner Anzeiger« berichten, also im Gegensatz zum Literarischen Verein regelmäßig die Öffentlichkeit über die Vereinstätigkeit informieren (§§ 18, 24). Dem Schriftführer oblagen die Anfertigung von Protokollen und die Einträge von Gästen ins Fremdenbuch (§ 23). Neben der Satzung gab sich der Verein auch eine »Bibliotheks-Ordnung«. Unter Nummer 1 führte sie auf: Die Bibliothek der Litterarischen Gesellschaft wird dadurch gebildet, dass die Mitglieder des Vereins Bücher und Broschüren, vorzugsweise wissenschaftlichen und belletristischen Inhalts, auf gewisse Zeit zur allgemeinen Benutzung liefern.614

Der Bibliothekar katalogisierte die Bücher und besorgte die Verleihung (Nr. 2). Die Bücher sollten in einem Lesezimmer aufgestellt werden, das zu bestimmten Stunden den Mitgliedern als Lesekabinett dienen sollte (Nr. 4). Der Bibliothekar verwaltete zugleich das Vereinsarchiv (Nr. 6).615

614 615

Ebd., S. 17f. Über den damaligen Aufstellungsort und den späteren Verbleib von Bibliothek und Vereinsarchiv ist nichts bekannt.

186

Die Satzung wurde bei Bedarf jährlich ergänzt oder verändert, ohne daß eine neue formell verabschiedet worden wäre. So findet sich bereits in der Satzung, die dem Jahresbericht für das Vereinsjahr 1887/1888 beigegeben war, unter Paragraph 17, der das Vortragswesen regelte, der Zusatz: »Nur Religion und Politik sind als Vortrags- und Discussionsmaterialien ausgeschlossen.«616 Die Gesellschaft erweiterte im Jahr 1890 die Satzung um zwei Paragraphen. Paragraph 10 setzte neben dem Vorstand eine Vortragskommission ein, die aus einem Vorsitzenden und drei Mitgliedern bestand. Der Vorsitzende sollte zusammen mit dem Vorstand in der ersten Februarsitzung mit Stimmzettel und durch einfache Mehrheit gewählt werden. Die drei Mitglieder der Vortragskommission konnten sich freiwillig zur Übernahme des Amtes anbieten, sonst wurden sie ebenfalls gewählt. (§11) Sie beschafften die Vorträge, deren Auswahl und Reihenfolge dann der Vorsitzende bestimmte. Außerdem veranlaßte er die Bekanntmachung der Tagesordnung der Sitzungen im »Dresdener Anzeiger«. (§ 27)617 Im wesentlichen blieb die Satzung jedoch bis in die neunziger Jahre unverändert. Erst 1901 setzt die Überlieferung wieder ein mit einer inzwischen veränderten Satzung, die durch Beschlüsse vom 5. Mai 1902 und 28. März 1904 nur unwesentlich verändert wurden.618 Der Vereinszweck blieb »Litteratur, Wissenschaft und Kunst zu pflegen und auf diesen Gebieten ihren Mitgliedern einen Gedankenaustausch zu gewähren«. Religion und Politik wurden bereits in Paragraph 1 als Vortrags- und Diskussionsgegenstände ausgeschlossen. Wesentliche Veränderungen betrafen folgende Punkte: Korrespondierende Mitglieder gab es nicht mehr (§ 2). Vereinssitzungen fanden während des Winterhalbjahres zweimal monatlich statt (§ 3). Über die Aufnahme neuer Mitglieder entschied nicht mehr die Mitgliederversammlung, sondern der Vorstand (§ 4), was eine Zurücknahme demokratischer Elemente bedeutete. Der jährliche Mitgliedsbeitrag lag bei 8 Mark, die Aufnahmegebühr bei 10 Mark (§ 5). Das Amt eines dritten Vorsitzenden war eingeführt worden (§ 11). Die Litterarische Gesellschaft besaß einen hohen Grad an Organisation. Die fortlaufende Diskussion der Satzung, die zu Änderungen führte, zeigt, daß ihre Mitglieder die Art ihrer Vergesellschaftung in einem ständigen Prozeß reflektierten, ihre Vorstellungen von einem funktionierenden Verein erörterten und umsetzten, mit den Jahren allerdings dem Vorstand mehr Befugnisse übertrugen.

616

617

618

Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1887–88 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 1888. Dresden 1888, S. 16. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen über das Jahr 1890–1891 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung, den 1. März 1891. Dresden 1891, S. 13ff. Vgl. Satzungen der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Dresden 1901; Geschichte der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden , S. 11ff.

187

5.8.4. Einfluß auf die Mitglieder Die Offene Loge und die Litterarische Gesellschaft betrieben ein ähnliches Vortragswesen wie der Literarische Verein. Im ersten Vereinsjahr 1881 fanden folgende Vorträge und Rezitationen statt:619 620621622

Datum 23.3.1881 23.3.1881 23.3.1881 23.3.1881 7.4.1881

Referent/-in Diercks Diercks v. Witzleben Fr. Kayser-L. Doehn

7.4.1881

[Frl. Brun-B.]

14.4.1881

Frl. Brandt

14.4.1881 21.4.1881 21.4.1881

Schramm-M. Frl. Brandt

28.4.1881 19.5.1881 19.5.1881 26.5.1881 2.6.1881 September 1881 bis 31.12.1881:622

Hirth Ritter Schramm-M. Biedermann Cotterill

Schumann Doehn Biedermann Klencke Schramm-M. Schramm-M. Ritter Theodor Gampe v. Studnitz Fr. Kayser-L.

Carl Ulrici

23.11.1881

619 620 621 622

Schumann Doehn Lange

Thema Über Portugal Über amerikanische Alterthümer Wer ist der Unglücklichste Rezitation aus »Odin«620 Der amerikanische Maler und Dichter Washington Allston Fragekasten: Lesung des Manuskripts »Über die Frauenfrage« (anonym) Lesung einiger Szenen aus Theodor Gampes Trauerspiel »Kambyses in Ägypten«621 Fragekasten: Lesung aus dem Lustspiel »Die Verlobung auf Vermittlung« (anonym) Der Hellenismus als ideales Heidenthum Fragekasten: Lesung des Gedichts »Idealismus, Matterialismus u: Realismus« (anonym) Zeitungswesen in China Über Leidenschaften und Affecte Nachruf auf Dingelstedt Die Schliemannschen Ausgrabungen in Troja Reisen im Osten Afrikas

Das Kunstwerk der Zukunft Erlebnisse beim Schriftstellertage in Wien Über den Homunculus Erinnerungen an eine Reise nach Süd-Amerika Beiträge zur Geschichte des Feuilletons Über die Ramann’sche Liszt-Biographie Die Erblichkeit auf dem Gebiete des Geistes Eine Charakterstudie Über Friedrich Nietzsches »der Wanderer und sein Schatten« Rezitation von Gedichten aus Anton Sommers »Bilder und Klänge aus Rudolstadt im Volksmundart« (Rudolstadt 1859) Lesung eigener und aus dem Spanischen übersetzter Romanzen Anton v. Werner, Makart und Alphons de Neuville Streifzüge in die nordamerikanische Litteratur Über den Begriff des Schönen

Vgl. Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge« 1882, S. 6. Agnes Kayser-Langerhannß: Odin. Nordisch-germanische Göttersage. München 1881. Theodor Gampe: Kambyses in Egypten. Tragödie in fünf Aufzügen. Dresden 1880. Datumsangaben fehlen in der Quelle.

188

Das Vortragsprogramm des ersten Vereinsjahres bot einige Lesungen dichterischer Werke, aber nur zu etwa einem Drittel Referate über literarische Themen. Ein wissenschaftliches Programm wie im Literarischen Verein mit philologischem und literaturgeschichtlichem Anspruch fand nicht statt. Erlebnis- und Reiseberichte nahmen breiten Raum ein, Vorträge zu historischen Themen gab es nicht. Politik wurde ohnehin nicht angesprochen, Politisches nicht berührt, wenn man von Paul Schumanns Referat über den Historienmaler Anton von Werner absieht, der 1877 in seinem Gemälde »Die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs im Spiegelsaal zu Versailles am 18. Januar 1871« den deutschen Sieg und das neue Reich verherrlichte. Frauen beteiligten sich nur durch Rezitationen eigener und fremder Werke. Außerdem wurden in einem »Fragekasten« eingegangene Manuskripte vorgelesen, unter anderem am 14. April 1881 das Lustspiel »Die Verlobung auf Vermittlung« (anonym), und am 21. April 1881 vermerkt das Protokoll: Frau Silvie Brandt übernahm […] den Vortrag des dem Fragekasten entnommenen Manuskriptes: »Idealismus, Matterialismus u: Realismus«, das in gebundener Rede verfaßt, durch schöne Sprache begeisterte, u: in dem Gedanken »der Vereinigung des Glaubens mit der Wissenschaft« gipfelte. 623

Schramm-Macdonald und v. Biedermann schlugen danach vor, eine Kommission einzurichten, die poetische Werke eingehender diskutieren und kritisieren sollte, was anscheinend während der regulären Sitzung nicht möglich war. Am 7. April 1881, einer der ersten Sitzungen, hatte bereits die Vorlesung und Diskussion eines Manuskripts aus dem Fragekasten stattgefunden, das die im letzten Drittel des Jahrhunderts sozialpolitisch drängende »Frauenfrage« behandelte. Im Protokoll ist festgehalten: daß die Fassung, wenngleich das Manuscript nur den I. Theil eines größeren Werkes im Auszug enthielt, auf tiefes Studium Darwinscher u. Werke von Michelet schließen ließ, das Ganze aber den Eindruck machte, als wenn es von einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts selbst geschrieben sei, welche Anmuth u. Würde, den ureigensten Eigenschaften des Weibes so selbst als ureigen besitzt, daß von diesen ihren Eigenschaften ein Abglanz auf das ganze Werk u. das darin behandelte Geschlecht übergeht, durch welchen Heiligenschein das letzte, das Geschlecht, in seinen, namentlich in der Gegenwart auftretenden Erscheinungen, äußerster Emancipation wenigstens und wohl kaum als von dem richtigen Lichte beleuchtet, erscheinen dürfte.

An der Diskussion, so das Protokoll, beteiligten sich nur Männer, Diercks, SchrammMacdonald, Mossdorf, Doehn und von Studnitz, die hervorhoben, daß selbst radikale Verfechter der »Frauenemancipationsfrage« naturgegebene Grenzen anerkennten. Eine Betätigung in den Bereichen Politik und Medizin bliebe den Frauen jedenfalls verwehrt. Nachdem H. v. St. den Fleiß der Studentinnen in Zürich aus eigner Erfahrung hervorgehoben hat, u in dem darauf folgenden Redner H. Dr. Mossdorf ebenfalls aus den aus der Praxis geschöpften Wahrnehmungen vollste Unterstützung fand, konnte der letztere dann doch nicht umhin gerade aus seinen reichen Erfahrungsschatz, gesammelt auf ärztlichem Gebiete mit völlig überzeugender Glaubwürdigkeit, rein objectiv, zu erklären, daß als Assistenz, als Kinderärzte, als Krankenpflegerinnen unter einer gewissen, sachverständigen Leitung

623

Protokoll v. 21. April 1881; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft.

189

stehend, die Frauen, wie ja nicht nur im Krieg, sondern auch die Einrichtungen in Rußland, u. viel früher, wie Dr. Diercks erwähnte, sie unter den Mauren, es zur Genüge bewiesen, sich als vorzüglich qualificirt bewährt hätten. Wo hingegen es gälte selbständig aufzutreten, einen schweren Entschluß zu fassen, da seien sie nach Ausspruch anerkannter ärztlicher wissenschaftl. Autoritäten wie z.B. Volckmann, Villeroy durchaus nicht an ihrem Platze. — H Dr. Döhn verwieß namentlich das Eingreifen der Frauen in die Politik u. gibt aus seinen in Amerika hierüber aus eignem Augenschein gewonnenen Wahrnehmungen den amüsanten Zug zum besten, wie in Massachusets ein ganzes Geschworenengericht aus Frauen bestanden habe, die selbstverständlich den Angeklagten, einen Mann, verurteilt hätten. Ob dieser gegen den Spruch Appellation eingewandt, vermöge er nicht zu sagen, wolle es ihm jedoch geraten haben, den Frauen aber, sich streng an die ihr von der Natur angewießene Arbeitstheilung zu halten, nach welcher ihnen die Erziehung u. das Haus zufiele.624

Frauen äußerten sich nicht in der Diskussion. Doehns Ablehnung einer eigenständigen Rolle der Frau in der Gesellschaft war repräsentativ für die Haltung der Liberalen in der »Frauenfrage«.625 Wie der Jahresbericht später offenlegte, hatte Ida von Brunsig von Brun, die unter dem Pseudonym Ida von Brun-Barnow harmlose Liebesromane veröffentlichte, das Manuskript verfaßt.626 Die im letzten Drittel des Jahrhunderts vieldiskutierte »Frauenfrage« kam in der Offenen Loge zur Sprache. Im Literarischen Verein wäre das nicht möglich gewesen,627 wahrscheinlich ein Grund für einige seiner Mitglieder, in einem neuen Verein die Behandlung aktueller Themen zu verfolgen. Die bürgerliche Frauenbewegung jedoch hatte die Offene Loge Anfang der achtziger Jahre vorerst nur gestreift. Das Vortragswesen der Litterarischen Gesellschaft ist ab dem Vereinsjahr 1886/87 nachgewiesen.628 Im Unterschied zur Offenen Loge waren Frauen daran beteiligt – wenn auch im Verhältnis zum hohen Mitgliederanteil nur wenige. Vorträge und Deklamationen im Vereinsjahr 1886/87: Datum 22.1.1886 29.1.1886 5.2.1886

Referent/-in Biedermann Frl. Urban Rahn

5.2.1886 12.2.1886 19.2.1886 26.2.1886

Rahn J. Duboc Biedermann Hausmann

5.3.1886

624 625

626 627

628

Doehn

Thema Die verschiedene Form der Bücher Die Memoiren einer Idealistin von M. v. Meysenbug Briefwechsel von Göthes Mutter mit der Herzogin Amalie von Weimar Chateaubriand und seine Werke Eine Herzensgeschichte Über Spruchpoesie Zwei deutsche Märchen in ihrem Zusammenhange mit alten Göttersagen Die neueste Geschichtsforschung über Maria Stuart

Protokoll vom 7. April 1881; ebd. Vgl. Herrad-Ulrike Bussemer: Frauenemanzipation und Bildungsbürgertum. Sozialgeschichte der Frauenbewegung in der Reichsgründungszeit, Weinheim [u.a.] 1985. (Ergebnisse der Frauenforschung 7) (Zugl. Phil. Diss. FU Berlin 1982), S. 79. Vgl. Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge«, S. 6. Über die Haltung der Konservativen zur Frauenfrage vgl. Bussemer, Frauenemanzipation und Bildungsbürgertum, S. 54ff. Vgl. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden für das Jahr 1886/87, S. 5ff.

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Datum 12.3.1886 12.3.1886 20.3.1886 20.3.1886 27.3.1886 2.4.1886 9.4.1886 16.4.1886 30.4.1886 7.5.1886 14.5.1886 21.5.1886 21.5.1886 28.5.1886 11.6.1886 11.6.1886 18.6.1886 25.6.1886 25.6.1886 10.9.1886 10.9.1886 17.9.1886 17.9.1886 24.9.1886 1.10.1886 8.10.1886 15.10.1886 22.10.1886 22.10.1886 22.10.1886 29.10.1886 5.11.1886 12.11.1886 12.11.1886 26.11.1886 3.12.1886 3.12.1886 10.12.1886 10.12.1886 17.12.1886 7.1.1887 14.1.1887 21.1.1887 28.1.1887 28.1.1887

Referent/-in Rahn Frl. Baumeister Senff-Georgi Senff-Georgi Frl. Dose Frl. Albrecht

Thema Der arme Heinrich, übersetzt von Prof. Dr. Hausmann Deklamation Über Rhetorik Deklamation: Das Hexenlied von Wildenbruch Geschichte meines Lebens von Alfred Meissner Über den schwedische Dichter Wickström (Christer Swahn) und dessen Werke Scheffler Hochzeitsbrauch im französischen Volke Frl. Urban Heinrich Heines Werke von Robert Proelss Rahn Zum Gedächtniss V. von Scheffels Fr. Wünsche De la Rochefoucauld und seine Maximen J. Duboc Conrad Deubler, ein Bauernphilosoph Rahn Zum hundertjährigen Geburtstage L. Börnes Biedermann Eine Besteigung des Jungfrauengletschers Frl. Baumeister; Deklamationen Meerheimb Biedermann Verwendung der Tauben zum Feldpostdienst im letzten Kriege Fr. Wünsche Fritz Reuter Fr. Henneberg Eine Stunde aus dem Leben einer Thierschützerin Senff-Georgi Deklamation Spalteholz Isola bella von Robert Spalteholz Rahn Nachruf auf Wilhelm Scherer Doehn Abraham Lincoln Fr. Wünsche Die Frau und der Aberglaube Senff-Georgi Deklamation Häbler Pauline Schanz und ihre Dichtungen Rahn Aucassin und Nicolette, der älteste französische Roman Fr. Eysoldt Das Studium der Frau Scheffler Zur Charakteristik des norwegischen Mädchens Fr. Wünsche Feine Formen Spalteholz Das Kreuz von Vinje von Robert Spalteholz Rahn Zum Göthe-Schillerschen Briefwechsel von Oberlehrer Hesse Frl. Dose Die russische Literatur des 19. Jahrhunderts Mahrenholz Madeleine de Scudéry und ihr Verhältnis zum Pretiösentum J. Duboc In der Geduld. Novelle Doehn Gedichte von Lichtenstein Ring Julius Mosen Lindenberg Ein Stück realer Bildung des Weibes Meerheimb Dichtungen von Alma Kriesche Spalteholz Die sociale Frage. Phantasie Fr. Hagenauer Über die Einsamkeit Meerheimb Plaudereien eines harmlos spionierenden Touristen Roeder Lady Morgan Frl. Urban Der getreue Eckart von Julius Grosse Fr. Wünsche Der deutsche Michel mit seinem mythologischen Hintergrunde Fr. Kayser-Lan- Deklamation: Der deutsche Michel und zwei andere Dichgerhannß tungen Feller (Berlin) Deklamation

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Die Vorträge behandelten überwiegend Themen aus den Bereichen Literatur und Sprache. Von den insgesamt 53 Referaten und Deklamationen widmeten sich zehn anderen Bereichen wie Volkskunde, Geschichte, Reiseerlebnisse. Dabei war die Verteilung innerhalb des Themas Literatur einigermaßen ausgeglichen: Vergangenheit und Gegenwart, deutsche und ausländische Literatur, Schriftsteller und Schriftstellerinnen, Prosa, Lyrik, Briefe, Memoiren, Biographisches, Nachrufe. Mit Julius Mosen wurde auch in diesem Verein an den ehemals Dresdner Schriftsteller erinnert, mit einem Nachruf auf Wilhelm Scherer der Bogen zur Literaturwissenschaft geschlagen. Nachdem die »Frauenfrage« bereits in der Offenen Loge behandelt worden war, wenn auch noch mit distanzierter Sympathie, gehörte das Interesse und das Engagement für die bürgerliche Frauenbewegung in der Litterarischen Gesellschaft zu den zentralen Inhalten der Vereinsarbeit, wie die Vorträge »Die Memoiren einer Idealistin von M. v. Meysenburg« (29.1.1886), »Das Studium der Frau« (8.10.1886), »Ein Stück realer Bildung des Weibes« (3.12.1886), »Dichtungen von Alma Kriesche« (3.12.1886) zeigen. Für die ersten Jahre des Vereins, aus denen Jahresberichte überliefert sind, läßt sich ein Anwachsen der Diskussion über »Frauenfrage« und Frauenbewegung nachweisen. In den Jahren 1887 bis 1890 und 1892/93 wurden dazu folgende Vorträge gehalten: Datum 25.2.1887 18.3.1887 1.7.1887 7.10.1887 9.12.1887 20.1.1888 3.2.1888 13.4.1888 18.5.1888 29.6.1888 7.9.1888 26.10.1888 7.12.1888 1.3.1889 4.10.1889 25.10.1889 24.1.1890 6.6.1890 26.9.1890 3.3.1890 17.10.1890 1.4.1892 8.4.1892 22.4.1892 6.5.1892 16.9.1892

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Referent/-in Doehn Meerheimb

Thema Sophia Charlotte, die erste Königin von Preussen Unweibliches und Frauenfeindliches in der neuen Litteratur Doehn Zur socialen Verpflichtung der Frauen Doehn Das Jugendleben der Kaiserin Augusta Fr. Bülow v. D. Damenlatein Frl. Urban Lebensbild von Johanna Fichte geb. Rahn Fr. Bülow v. D. Das Ewig-Männliche Fr. Eysoldt (Zürich) John Stuart Mill und seine Stellung zur Frauenfrage v. Schlieben Byron und die Frauen Fr. Müller-G. Friedrich der Große und die Frauen Fr. Müller-G. Zur Lehrerinnenfrage Frl. Lindemann Dichter und Frauen Meerheimb Dresdner Bilderbuch von Silvia Brand Szallies Der Frauenluxus im römischen Recht Fr. Müller-Grotjan Frauentypen von Franz v. Nemmersdorf [d. i. Franziska von Reitzenstein] Frl. v. Lindemann Besprechung von »Die ratendende Freundin« und »Edle Herzen« von Marie von Lindemann Zschalig Über Ibsens Frauengestalten Frl. Zöllner Eine Ärztin aus königlichem Stamme Rahn Ein Frauenbild aus der französischen Literatur Frl. Zöllner Mutter Anna als Hausfrau Fr. Leichtweiss Die Frau in Amerika Henkel Über akademische Frauenbildung Discussion über den Vortrag des Herrn Henkel Discussion über den Vortrag des Herrn Henkel Wiebe Nachtrag zur akademischen Frauenbildung Rahn Ein Lehrerinnenexamen

Das Spektrum der Vorträge reichte von »Lebensbildern« bekannter Frauen – Vorträge, die zumeist von Männern gehalten wurden – über Frauen in der Literatur bis hin zur anscheinend lebhaften Diskussion des Frauenstudiums, die sich über vier Sitzungen erstreckte. Das übrige Vortragswesen der Litterarischen Gesellschaft unterschied sich von dem des Literarischen Vereins, war insgesamt eher an Literatur orientiert, thematisch aber längst nicht so differenziert, auch weniger wissenschaftlich als in dem von Lehrern und Professoren dominierten Verein. Mit Rücksicht auf die Kaufleute, Bankdirektoren, Fabrikbesitzer und die akademisch nicht gebildeten Frauen war es populär ausgerichtet. Die Klassiker des Bürgertums spielten überhaupt keine Rolle, zwischen 1886 und 1892 fand kein Vortrag über Goethe und nur einer über Schiller statt.629 Auch andere ältere deutsche Literatur wurde nicht behandelt.630 Dafür gab es Referate über literarästhetische Fragen631 und sprachgeschichtliche Themen.632 Im Mittelpunkt der literarischen Vorträge standen Schriftsteller der Gegenwart oder nahen Vergangenheit: Lenau,633 Rückert,634 Geibel,635 Uhland,636 Keller,637 Anzensgruber,638 Heyse,639 Liliencron.640 Das gilt auch für ausländische, namentlich die russische, französische, skandinavische und amerikanische Literatur.641 Gegenwartsliteratur, ja, die Literatur der Moderne, des Naturalismus zumal, wurde der älteren Literatur vorgezogen. Das Interesse an aktueller Literatur leitete auch eine größere Gruppe weiblicher Vereinsmitglieder, die sich neben den regulären Sitzungen sonntags in der Wohnung der Bibliothekarin trafen, »um durch Lesen und Besprechen neuerer litterarischer Erscheinungen die Bestrebungen des Vereins in zwangloser Form auch hier im engeren Kreise zu pflegen und zu fördern«.642 Andere kulturelle Themen kamen nur am Rande

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Vgl. Fr. Wünsche: »Schillers Fridericiade«, 24.6.1887. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wie Detlev von Biedermann: »Von der vrouwen turnni, ein altdeutsches Gedicht«, 18.2.1887. Roeder: »Poesie und Natur«, 1.4.1887; Julius Duboc: »Die Idylle«, 27.5.1887. Vgl. etwa Gottel: »Ueber Entstehung von Eigennamen«, 22.6.1889; Erkens: »Ueber Fremdwörter«, 21.2.1890; Rahn: »Phonetik und Orthoepie des Deutschen und Französischen«, 21.9.1888. Fr. Wünsche: »Lenaus Gedichte«,24.2.1888. Julius Duboc: »Über Rückert«, 16.1.1891 Vgl. Cords: »Geibel«, 25.3.1887. Vgl. Fr. Wünsche: »Zur Charakteristik Ludwig Uhlands«, 22.4. 1887; Rahn: »Uhland als Epiker«, 29.4.1887. Frl. Millinet; »Gottfried Keller und seine Werke«, 29.3.1889. Julius Duboc: »Zum Gedächtnis Anzensgrubers«, 10.1.1889. Vgl. Julius Duboc: »Zu Paul Heyses 60ten Geburtstage«, 14.3.1890. Vgl. Doehn: »Gedichte von A. von Puttkammer und Detlev von Liliencron«, 20.5. 1887. Vgl. z.B. Frl. Millenet: »Björnstjerne Björnson von Georg Brandes«, 3.6.1887; Doehn: »Aus dem amerikanischen Dichterwald«, 14.10.1887; Julius Duboc: »Verschollen von André Theuriet«, 11.11.1897; Cäcilie Dose: »Gontscharows Oblomow«, 2.11.1888; Frl. Albrecht: »Drei schwedische Dichter: Oscar Bernadotte, Carls Snoilsky und Christer Swahn«, 22.2.1889; Zschalig: »Über Ibsens Frauengestalten«, 24.1.1890; Rahn: »Victor Hugo’s Jugend«, 20.6.1890; Cäcilie Dose: »Iwan Turgenjew«, 7.11.1890; Rahn: »Alphonse Daudet und François Coppée«, 3.6.1893. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft 1887/88, S. 2.

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vor, etwa Kulturgeschichtliches,643 Reiseberichte644 oder der Verein als Phänomen.645 Auch gab es einige naturwissenschaftliche Vorträge.646 Nicht behandelt wurden Themen der Musik, wenn man von einem eher philosophischen Vortrag Julius Dubocs über »Wagner und den Zeitgeist« (11.1.1889) absieht, der bildenden Kunst, der Geschichte und Religion. Politisches wurde vermutlich gestreift in einem Vortrag über »Gottfried Johann Kinkel«,647 den Bonner Professor für Literaturgeschichte, Gründer der literarischen Gesellschaft »Maikäferbund« (1840–1848), Republikaner und Revolutionär, der 1850 nach London fliehen konnte. Ansonsten beschränkten sich die politischen Themen auf den Sedantag 1887 (2.9.), an dem Rahn und als Gast Scheffler »Erlebnisse aus dem Kriegsjahr 1870« berichteten. Neben Deklamationsabenden – im Vereinsjahr 1887/88 waren fünf von 55 Vorträgen Deklamationen, deren Programm nicht überliefert ist – gehörte auch die Lesung von Werken der Mitglieder zur Arbeit der Gesellschaft. Über eine kritische Diskussion der Texte ist nichts bekannt.648 Die Neuorientierung des Vereins ab dem Geschäftsjahr 1897 schränkte das Vortragswesen stark ein. Statt dessen wurden nun überwiegend Lesungen veranstaltet. Dresden gewann Anschluß an das gegen Ende des Jahrhunderts in Deutschland florierende Geschäft der Lesungen und Vorträge prominenter Redner und Schriftsteller. In der Vereinsgeschichte heißt es, der Vorsitzende Alfred Stoessel, ein Schriftsteller, und sein Stellvertreter, ein Major Nicolai, hätten 1898 den Plan gefaßt, »das geistige Leben der Gesellschaft durch Heranziehung namhafter auswärtiger Schriftsteller und Gelehrter als Vortragende und durch gelegentliche Aufführungen solcher Dramen, die gleichviel aus welchen Gründen in Dresden der Öffentlichkeit vorenthalten blieben, neu zu beleben«.649 Am Dresdner Hoftheater dominierten bis Mitte der neunziger Jahre noch immer die Klassiker, »Faust I«, »Egmont«, »Die Räuber«, »Maria Stuart«, dazu Shakespeare, Molière, Kleist. Gegenwartsautoren belieferten allein die Unterhaltungs- und Lustspielsparte: Richard Skowronneks »Im Forsthause«, Robert Bucholz’ »Liebeszauber«, Paul Lindaus »Der Andere«, Dora Dunckers

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Vgl. z.B. Frl. Zöllner: »Die Rothenburg ob der Tauber«, 16.7.1887. Den Vortrag hielt sie ebenfalls auf den Unterhaltungsabenden der Dresdner Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, 29.6.1891, vgl. J. A.: [Bericht aus Dresden unter der Rubrik »Briefe«]. In: Neue Bahnen 26 (1891), H. 16, S. 125; Frl. Zöllner: »Geschichte des Schmuckes«, 25.10.1889; Frl. Zöllner: »Der Deutsche in der Sommerfrische«, 27.6.1890. Hülse: »Bilder aus dem Orient«, 20.4.1888; Cahnheim: »Von Drontheim zum Nordkap«, 5.10.1888; Frl. Emmel: »Reiseskizzen aus Algerien«, 29.11.1889. Vgl. Spalteholz: »Die Vereinsbazille«, 4.5.1888. Vgl. z.B. Urban: »Die Ursachen der zahlreichen Magenkrankheiten unserer Zeit«, 4.11.1887; Bertold (Leipzig): »Neueste astronomische Forschungen und Entdeckungen im Sonnensystem«, 13.5.1887. Frl. Urban, 14.9.1888. Vgl. etwa Fr. Hagenauer: »Schuld auf Schuld. Lustspiel in 1 Act«, 27.1.1887; Stegmann: »Die Sterner. Patriotisches Schauspiel in 4 Akten«, 17.2.1888; Meerheimb: »Dresdner Bilderbuch von Silvia Brand«, 7.12.1887; Frl. Urban: »Jean Pauls Character in seinem Liebesleben von Julius Duboc«, 1.11.1889; Frl. Silling: »Gedichte und Novellen von Frl. von Lindemann«, 13.5.1892; Rumpelt: »Der Tiger. Humoreske«, 24.2.1893; als Gast Kirchbach: »Novellen«, 12.2.1892. Geschichte der Literarischen Gesellschaft, S. 4.

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»Um ein Haar« oder der Dresdner Franz Koppel-Ellfeld mit »Die Feuertaufe, militaristisches Genrebild in einem Aufzug mit Gesang«.650 Moderne Dramatik wurde erst ab 1897/98 zögerlich gespielt.651 Die Litterarische Gesellschaft hingegen setzte auf die Literatur der Moderne, vermittelte sie in das Dresdner Bürgertum hinein. Zwischen 1899 und 1909 traten insgesamt 115 Schriftsteller, Gelehrte und Künstler mit Lesungen und Vorträgen auf.652 Es handelte sich um Vertreter der literarischen Moderne wie Otto Julius Bierbaum, Wilhelm Bölsche, Michael Georg Conrad, Maximilian Harden, Karl Hauptmann, Otto Erich Hartleben, Arno Holz, Bruno Wille, Hermann Bahr, Cäsar Flaischlen, Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind. Dabei gehörten die Vortragenden Richard Dehmel, Otto Ernst, Gustav Falke und Detlev von Liliencron zum Führungszirkel der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg, die seit ihrer Gründung 1891 ebenfalls die Verbreitung der literarischen Moderne vorantreiben wollte.653 Neben bedeutenden Gelehrten wie Hermann Oncken, Georg Simmel und Werner Sombart traten einige Schriftstellerinnen der um 1900 entstandenen neuen Frauenliteratur auf wie Margarethe Beutler, Adine Gemberg, Anselma Heine, Agnes Miegel und Lulu von Strauß und Torney, des weiteren Frauenrechtlerinnen wie Elsa Asenijeff, Ellen Key und Helene Stöcker. Aus Dresden beteiligten sich an den Vorträgen unter anderem Franz Koppel-Ellfeld, Baron Locella, der Redakteur Paul Schumann, die Germanisten Adolf Stern und Oskar Walzel. Außerdem kam es in dem Zeitraum zu 21 Theateraufführungen von Autoren, die im Hoftheater nicht oder nur wenig gespielt wurden. Als erstes wurde Anfang April 1899 Max Halbes »Jugend« aufgeführt, das von der Zensurbehörde verboten worden war,654 dann Hofmannsthal, »Die Hochzeit der Sobeide«, Maeterlinck, »Der Ungebetne«, »Das Wunder des heiligen Antonius«, Strindberg, »Gläubiger«, Björnsen, »Über unsere Kraft«, d’Annunzio, »Die Gioconda«, Wilde, »Salome«, Wedekind, »Kammersänger«, Gorki, »Kleinbürger«, Keyserling, »Ein Frühlingsopfer«, Bahr, »Der Meister«, Clara Viebig, »Die Bäuerin«, dazu auch Heinrich Leopold Wagners Sturm-und-Drang-Tragödie »Die Kindermörderin«. Die Stücke wurden zumeist von auswärtigen Schauspielern gespielt, zum Teil auch von Schauspielern des Hoftheaters. Die Aufführungen fanden im Residenztheater (10), im Königlichen Schauspielhaus (9) und im Centraltheater statt (1). Wie der außerordentliche Anstieg der Mitgliederzahlen zeigt, befriedigte die Litterarische Gesellschaft mit ihren Veranstaltungen anscheinend ein kulturelles Interesse innerhalb des Bürgertums, das bisher in der kulturellen Öffentlichkeit nicht bedient worden war.655

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Vgl. Tage-Buch der Königlich Sächsischen Hoftheater. Dresden 1894, S. 43ff. Vgl. Almai, Expressionismus in Dresden, S. 60. Vgl. Geschichte der Literarischen Gesellschaft, S. 5ff. Vgl. Wruck, Literarische Gesellschaft zu Hamburg. Vgl. Geschichte der Literarischen Gesellschaft, S. 4. Nachdem der Literarische Verein auf diese Entwicklung reagiert hatte, sich in den Jahren nach 1900 auch der Literatur der Moderne zuwandte, Lesungen überregional bekannter Schriftsteller organisierte und Frauen als außerordentliche Mitglieder zuließ, stiegen auch in diesem Verein die Mitgliederzahlen bis Ende 1913 auf 590 Personen an; vgl. Zschalig (Hg.), Gedenkbuch, S. 50ff.

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5.8.5. Wirkung nach außen Die Offene Loge gab eine Vereinszeitschrift mit dem Titel »Die Neckloge« heraus.656 Sie führte wie die Litterarische Gesellschaft neben Vorträgen auch andere Veranstaltungen durch: Gesellschaftsabende, Frühlingsfeiern, Sommerfeste, Familienabende, zu denen meistens auch Gäste zugelassen waren, so daß Informationen über die Tätigkeit der Gesellschaft auch Angehörige der Dresdner Bürgergesellschaft jenseits der Mitglieder erreichte. Der Verein Offene Loge wirkte durch die Veröffentlichung von Berichten über seine Sitzungen und Feiern im »Dresdner Anzeiger« in Sachen Publizität deutlicher nach außen als etwa der Literarische Verein. Die Offene Loge nahm andererseits weniger an öffentlichen Veranstaltungen teil, bezog dafür aber durch Solidaritätsadressen eher Stellung zu bestimmten Ereignissen, wie etwa durch eine Adresse an die Rede- und Lesehalle der deutschen Studenten in Prag nach der »Schlacht von Kuchelbad«, einer Episode aus den deutsch-tschechischen Nationalitätenkämpfen im späten 19. Jahrhundert. Nach dem Attentat auf den Präsidenten der USA, James A. Garfield, am 2. Juli 1881 sandte der Verein eine Versicherung der Anteilnahme an den amerikanischen Konsul in Dresden, wohl veranlaßt durch das Mitglied Rudolf Doehn, der auch im Literarischen Verein als Spezialist für amerikanische Literatur und Kultur aufgetreten war. Der Text lautete, nach einem Entwurf zitiert: Herrn Jos. T. Mason, Consul der U. S. von Nordamerika in Dresden. Der hier bestehende Verein O. L., Zweigverein d. A. D. S. V. dessen Streben in erster Linie darauf gerichtet ist, die wissenschaftlichen, litterarischen u. künstl. Interessen seiner Mitglieder zu pflegen, hat in seiner Sitzung vom 7. Juli einstimmig beschlossen, in Veranlassung des verruchten Attentats vom 2. Juli seine vollständige Sympathie für den Präs. der Ver. St. James A. Garfield., den genauen Kenner und warmen Freund deutscher Literatur u. deutschen Wesens auszusprechen u. dem lebhaften Wunsche Ausdruck zu geben, daß das Oberhaupt der dem deutschen Reiche so befreundeten nordam. Union von seinen Wunden bald wieder genesen u. die Regierungsgeschäfte zum Wohle des Staates mit neuen Kräften fortführen möge.657

Außerdem kümmerte sich die Offene Loge im Vereinsjahr 1881 um zwei öffentliche Ereignisse aus dem Bereich der Literatur: Man gratulierte Gustav Kühne am 17. April zum 50jährigen Schriftstellerjubiläum und schickte zum 7. Juni einen Lorbeerkranz nach Tübingen, wo ein Hölderlin-Denkmal eingeweiht wurde, das das Mitglied Andresen geschaffen hatte. Die Litterarische Gesellschaft führte keine öffentlichen Veranstaltungen durch, beteiligte sich auch nicht an solchen. Aber das Anwachsen der Mitglieder auf beinahe 1000 Angehörige des Dresdner Bürgertums im Jahre 1902 bedeutete so etwas wie die Schaffung einer eigenen Öffentlichkeit, in der weitgehend frei von Zensurmaßnahmen Literatur vorgetragen, Theaterstücke gespielt wurden. Die Litterarische Gesellschaft ermöglichte eine Teilhabe anderer Gruppen innerhalb des städtischen Bürgertums am literarisch orientierten Vereinswesen, der Wirtschaftsbürger, Ingenieure, Frauen und Juden beispielsweise. Er bewirkte auch eine Neuausrich-

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Das Protokoll vom 21.4.1881 verzeichnet die Verlesung der zweiten Ausgabe der »humoristischen Zeitschrift«; StA Dresden 13.21: Literarische Gesellschaft. Die Zeitschrift ist nicht überliefert. Protokollbuch, 2.7.1881; ebd.

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tung der literarästhetischen Vorlieben, eine Abwendung von der Orientierung des Bürgertums an der überkommenen Literaturauffassung der Weimarer Klassik und ihrer Epigonen und eine Hinwendung zur Moderne. Im Zusammenspiel mit Presse und Theater wurde diese Entwicklung nach 1914 mit der Durchsetzung und Aneignung des literarischen Expressionismus in Dresden fortgeführt.658 5.8.6. Stellung im Netzwerk der Vereine659 Einige Mitglieder der Litterarischen Gesellschaft gehörten dem Literarischen Verein an, Detlev von Biedermann, Diercks, Doehn, Julius Duboc, Häbler, Locella, Mahrenholtz, Meerheimb, Rahn, Schumann. Zur Gesellschaft für Litteratur und Kunst stellten nur Doehn, Mahrenholz und Marie Constance von Malapert-Neufville eine Verbindung her. Daneben war die Frau des Oberrabbiners Winter, der Mitglied des Literarischen Vereins war, Angehörige der Litterarischen Gesellschaft. Neben Vereinsmitgliedern beteiligten sich auch Gäste am Vortragswesen, namentlich Mitglieder des Literarischen Vereins wie Häbler, Scheffler, Senff-Georgi, Zschalig und Wolfgang Kirchbach. Letzterer war dort für die wenigen Vorträge zur Literatur der Moderne verantwortlich, sympathisierte deshalb in der Folge eher mit der Litterarischen Gesellschaft und stand auch in Verbindung mit der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, wie ein Brief der Jugendschriftstellerin Maria Mancke an ihn zeigt.660 Über weibliche Mitglieder kam die Gesellschaft seit Ende der achtziger Jahre mit der bürgerlichen Frauenbewegung in Berührung, die in Dresden über eine starke Fraktion verfügte. Die Vorsitzende des Frauenbildungsvereins,661 die Schauspielerin und Schriftstellerin Anna Löhn-Siegel, hatte zu den ersten Mitgliedern der Offenen Loge gehört. Ihr Ehemann, Ludwig Siegel, Chefredakteur der »Constitutionellen Zeitung«, hatte den liberalen Urverein des Literarischen Vereins gegründet. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre entfalteten führende Protagonistinnen der Frauenbewegung wie Cäcilie Dose oder Gertrud Bülow von Dennewitz in der Litterarischen Gesellschaft Aktivität. Letztere war 1888 unter den Gründerinnen des Frauenvereins Reform in Weimar, der Bildung und Studium für Frauen erstrebte. Sie gehörte Mitte der neunziger Jahre dem Vorstand der Dresdner Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins an sowie 1898 dem Vorstand des Dresden Rechtsschutzvereins für Frauen. Später kämpfte sie gegen den Paragraphen 218 und forderte die Entkriminalisierung der Abtreibung.662 658 659 660

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Vgl. Almai, Expressionismus in Dresden. Vgl. Anhang, Tabelle 4. Vgl. aus einem Brief von Maria Mancke an Kirchbach, Dresden, 11.3.1896: »Sowohl in meinem als auch im Namen der Gräfin Bülow v. Dennewitz, der derzeitigen Vorsitzenden der Ortsgruppe Dresden, sage ich Ihnen den besten Dank für Ihre, uns entgegengebrachte Liebenswürdigkeit. Leider vermag ich Ihnen heute den Zeitpunkt des Vortragsabends noch nicht genau anzugeben, da Hr. Sudermann, an den sich die Gräfin selbst gewandt, noch nicht geantwortet hat.« (SLUB Dresden, Mscr. Dresd. p, Abt. B, 3259) Vgl. Rechenschafts-Berichte des Ersten Dresdner Frauenbildungs-Vereins. Dresden, 1876– 1880. Streitberg, Gisela von [i. e. Gertrud Bülow von Dennewitz]: Das Recht zur Beseitigung keimenden Lebens. § 218 des Reichs-Straf-Gesetz-Buches in neuer Beleuchtung. OranienburgBerlin [1904].

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Die bereits 1874 in Bern promovierte österreichische Psychologin Susanna Rubinstein war im Vereinsjahr 1887 eingeschriebenes Mitglied der Litterarischen Gesellschaft. Die Frauenbewegung griff wie die Arbeiterbewegung die liberale Idee des Vereins als gesellige Macht auf.663 In eigenen Frauenvereinen konnten sie ihre selbstgewählten Ziele verfolgen, etwa mit Vorträgen über Ehe-, Scheidungs- und Vormundschaftsrecht, Berufsausbildung, Erwerbsarbeit, Zulassung der Frauen zum Studium. Im Verlauf der neunziger Jahren organisierten sie sich auch in Dresden: etwa in der Montagsgesellschaft (gegründet 1890), deren Bezeichnung möglicherweise auf die große Vorgängerin aus der Zeit des Vormärz anspielte664 und die sich als Ortgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins konstituierte,665 sowie dem Rechtsschutzverein für Frauen (gegründet 1893).666 Nach dem Wechsel vom Vortragswesen zur Dichterlesung kamen einige Angehörige und Sympathisantinnen der Frauenbewegung auch zur Litterarischen Gesellschaft, allen voran die radikale Frauenrechtlerin Marie Stritt.667 Sie gehörte bis 1896 dem Vorstand des Frauenvereins Reform an, wurde 1899 Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine und 1911 Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht, 1919 Stadträtin in Dresden. Zu den weiteren Frauen gehörten Marie Meißner, Anna Brunnemann, Caroline Camp, Frau von Bucholtz, Alma Kriesche, Sophie Lewald, Adelaide von Gottberg-Herzog,668 die Feuilletonredakteurin des »Dresdner Anzeigers«

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Vgl. Hoffmann: Geselligkeit und Demokratie, S. 89; über Frauenvereine in Dresden allgemein Una Giesecke, Jayne-Ann Igel: Von Maria bis Mary. Frauengeschichten aus der Dresdner Neustadt. Dresden 1998, S. 76ff. Vgl. J. A.: [den Interessen der Frauenbewegung gewidmeter Unterhaltungsabende]. In: Neue Bahnen 26 (1891, H. 16, S. 125; Adele Gamper: Bericht über die Dresdner Montagsgesellschaft. In: Neue Bahnen 26 (1891), H. 22, S. 173–174; Hedwig von Alten: Mittel zur Verbreitung der Ideen des Allgemeinen deutschen Frauenvereins. In: Neue Bahnen 27 (1892), H. 2, S. 9–11; Marie Stritt: [Die Montagsversammlungen]. In: Neue Bahnen 27 (1892, H. 23, S. 179; Elke Schüller: Marie Stritt. Eine »Kampffrohe Streiterin« in der Frauenbewegung (1855–1928). Hg. vom Archiv der deutschen Frauenbewegung. Königstein/Taunus 2005, S. 105f. Vgl. Irene Stoehr: Emanzipation zum Staat? Der Allgemeine deutsche Frauenverein – Deutscher Staatsbürgerinnenverband (1893–1933). Pfaffenweiler 1990, S. 10. Vgl. Jahresberichte des Rechtsschutzvereins für Frauen in Dresden 1897–1915. Dresden 1898–1916; Cäcilie Dose: Rechtsschutzvereine für Frauen. Vortrag, gehalten am 1. Juni 1894 im Allgemeinen deutschen Frauenverein in Leipzig. Leipzig 1894; Marie Stritt: Der Rechtsschutzverein zu Dresden. In: Die organisierte Frauenbewegung. Teil 2. Berlin 1927. (Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. Hg. von der Helene-Lange-Stiftung, H. 19b); Beatrix Geisel: Klasse, Geschlecht und Recht. Vergleichende sozialhistorische Untersuchung der Rechtsberatungspraxis von Frauen- und Arbeiterbewegung (1894–1933). Baden-Baden 1997. (Schriften zur Gleichstellung der Frau 16), bes. S. 75–111. Vgl. Schüller, Marie Stritt. Ihre Mitgliedschaft in der Montagsgesellschaft von 1890 siehe ebd., S. 105ff., als wichtige Mitarbeiterin der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins siehe S. 109ff. Adelaide von Gottberg-Herzog stammte aus Breslau und wurde 1883 als auswärtiges Mitglied des literarischen Vereins Breslauer Dichterschule geführt, vgl. Mitglieder-Verzeichniß des Vereins Breslauer Dichterschule am 1. April 1883. In: Monatsblätter. Organ des Vereins »Breslauer Dichterschule« 9 (1883), No. 4, S. 51–52.

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Marie Silling, Baronin Locella.669 Auf der anderen Seite wurden weibliche Mitglieder der Litterarischen Gesellschaft zu Sympathisantinnen der organisierten Frauenbewegung, etwa Agnes Kayser-Langerhannß, die dem Rechtschutzverein beitrat. Auch männliche Mitglieder der Litterarischen Gesellschaft befaßten sich jetzt mit dem Thema, wie Julius Duboc, der 1896 sein Buch »Fünfzig Jahre Frauenfrage in Deutschland. Geschichte und Kritik« veröffentlichte. Er schilderte die Geschichte der Frauen seit den Germanen, beabsichtigte zwar »eine gerechtere Würdigung der Bedeutung der deutschen Frau als eines in die geschichtliche Entwicklung eingreifenden Culturmoments an der Hand der Thatsachen zu begründen«,670 blieb aber wie Rudolf Doehn der Ideologie der Liberalen verhaftet. So wandte er sich vehement gegen Frauenwahlrecht und Anteilnahme und politische Betätigung als Parlamentarierinnen. Gegen das Frauenstudium argumentierte er, »daß die weibliche physische Unterlage nicht stark genug ist, um ohne eigene schwere Schädigung den darauf zu errichtenden Geistesbau angestrenger intellectueller Bethätigung zu tragen«.671 Allein »socialpolitische Betätigung«672 räumte er den Frauen ein und trat für eine allgemeine Dienst- und Arbeitspflicht auf sozialem Gebiet ein. Manche der jüdischen Mitglieder hatten eine bedeutende Stellung innerhalb des Dresdner Vereinsnetzes inne. Die Brüder Arnhold unterstützen zahlreiche jüdische Vereine, namentlich den Mendelssohn-Verein, aber auch andere, vorwiegend wohltätige Vereine.673 Zusätzlich förderten sie Kunst und Wissenschaft, öffneten Personen aus Kunst, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ihr Haus für informelle Diskussionsrunden.674 Als Vermittler zwischen Vereinen und Autoren fungierte die Verlagsbuchhandlung Pierson, deren Gründer Edgar Pierson der Litterarischen Gesellschaft angehörte. Bei Pierson erschien seit Mitte der achtziger Jahre die Literatur der Moderne (Bahr, Gjellereup, Dauthendey, Schnitzler, Strindberg, Hesse, Kisch, Kretzer, Bleibtreu, Arent, Sternheim, Tolstoi) sowie die von Michael Georg Conrad herausgegebene Zeitschrift »Die Gesellschaft«, das Organ des Münchner Naturalismus. Es erschien auch Literatur über den französischen Naturalismus und über die Volksbühnen, die geschlossene Aufführungen moderner Theaterstücke zur Umgehung der Zensur ermöglichten.675 Außerdem hatte der Verlag, den nach 1900 Richard Lincke führte, die Werke der späteren Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner im Programm. Neben Dresdner Autoren (Friedrich von Criegern-Thumitz, Cornelius Gurlitt, 669

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Vgl. die Artikel bei Sophie Pataky (Hg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienenen Werke weiblicher Autoren, nebst Biographien der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Berlin 1898. Julius Duboc: Fünfzig Jahre Frauenfrage in Deutschland. Geschichte und Kritik. Leipzig 1896, S. IIIf. Ebd., S. 119. Ebd., 169. Zum Mendelssohn-Verein vgl. auch Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, S. 535f. Vgl. Simone Lässig: Familie Arnhold. In: Einst und jetzt. Die Geschichte der Dresdner Synagoge und ihre Gemeinde. Hg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Dresden 2001, S. 142–145. Vgl. Emil Burger: Emile Zola, Alphonse Daudet und andere Naturalisten Frankreichs. Dresden [u.a.] 1889; Hugo Kaatz: Die Frage der Volksbühnen. Dresden [u.a.]: Pierson [1890].

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Gustav Kühne, Wolfgang Kirchbach, Julius Pabst, Otto Roquette, Rudolf Stegmann, Carl Ulrici [Ps. Günter Walling], August Niemann, Heinrich Zschalig, Franz von Königsbrun-Schaup), Autoren der Litterarischen Gesellschaft (Franz Koppel-Ellfeld, Gustav Morgenstern, Wilhelm von Polenz, Paul Schumann) finden sich auch Bücher von Autorinnen (Ricarda Huch, Nataly von Eschtruth, Marie von Ebner-Eschenbach), von Dresdner Schriftstellerinnen (Ida Brun-Barnow, Agnes Kayser-Langerhannß, Marie Constance von Malapart-Neufville) und Angehörigen der Frauenbewegung (Alma Kriesche, Marie Meißner). Im Verlagsprogramm befanden sich auch Werke politisch agierender Schriftsteller, etwa Theodor Hertzkas Wirtschaftsutopie »Freiland« (1891) und Theodor Herzls Lustspiel »Die Glosse« (1895).676 Neue Kunst- und Literaturauffassungen vertraten auch die Feuilletonredakteure des »Dresdner Anzeigers« Paul Schumann, Leonhard Lier und Hermann Thenius.677 Lier ebnete Ibsen, Sudermann und Schnitzler den Weg in Dresden, trat für die Aufnahme von Hauptmanns Stücken in den Spielplan ein, schrieb überhaupt viel über den Naturalismus. Schumann verfaßte Artikel über Sprach- und Rechtschreibfragen, die Gleichberechtigung der Frau, das Frauenstudium und nahm Artikel anderer Mitglieder der Literaturvereine, denen er angehörte, ins Blatt auf: Gustav Diercks aus der Litterarischen Gesellschaft, Cornelius Gurlitt und Hermann Dunger aus dem Literarischen Verein. Außerdem veröffentlichte er Berichte über die Gesellschaft für Neuere Philologie und aus dem Literarischen Verein. Während der Literarische Verein Mitglieder verlor, seine jahrzehntelange Vorrangstellung in der kulturellen Öffentlichkeit einbüßte, zeigte die Litterarische Gesellschaft ein neues Profil, bediente ein neues Bedürfnis an gleichberechtigter Beteiligung der Frauen und der Juden. Er gewann dadurch ein anderes bürgerliches Publikum hinzu, das an Gegenwartsliteratur, an der Literatur der Moderne interessiert war: Wirtschaftsbürger und Techniker mehr als Beamte, Bildungsbürger und Künstler, auffällig mehr Mitglieder jüdischer Herkunft als in den Vereinen zuvor, auch Mitglieder, die den neuen politischen Bewegungen angehörten, der SPD und der Frauenbewegung. Alles in allem versammelte sich in der Litterarischen Gesellschaft um 1900 ein Publikum, das einen größeren Querschnitt durch das Bürgertum der modernen Industriemetropole Dresden aufwies als in den anderen literarischen Vereinen. Am Ende des Jahrhunderts begann ein Teil des Bürgertums in der Litterarischen Gesellschaft die Moderne zu finden.678

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Vgl. Katalog der Verlagsbuchhandlung E. Pierson’s Verlag in Dresden. Gegründet 1872. Dresden 1901. Vgl. Nickold, Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse, S. 26ff.; Herbert Zeißig: Eine deutsche Zeitung. Zweihundert Jahre Dresdner Anzeiger. Eine zeitungs- und kulturgeschichtliche Festschrift. Dresden 1930, S. 272ff. Vgl. zur Durchsetzung der literarischen Moderne in Dresden nach 1900 Almai, Expressionismus in Dresden; außerdem allgemein Thomas Nipperdey: Wie das Bürgertum die Moderne fand. Berlin 1988.

200

5.9.

Ein exklusiver Dichterclub: der Verein Vierzehner

5.9.1. Entstehung und Mitgliederstruktur Bereits seit 1871 existierte der Verein der Vierzehner, eine exklusive Gesellschaft von höchstens 14 Mitgliedern, wie die Satzung festlegte.679 Von Anfang an bestand eine enge Verbindung zum Literarischen Verein. Es tauchen aber auch Namen von Schriftstellern auf, die bisher in den Vereinen keine Rolle spielten. Am 2. Februar hatten sich im Hause Franz Koppel-Ellfelds,680 Schriftsteller, Journalist und ab 1890 Dramaturg des Hoftheaters, eine Gruppe von sieben Männern eingefunden: Karl von BeaulieuMarconnay, ehemaliger Diplomat aus Weimar, kulturhistorischer Schriftsteller und Mitbegründer des Weimarer Zweiges der Schillerstiftung,681 dazu der Bildhauer und Akademieprofessor Ernst Hähnel, der auch Mitglied der Montagsgesellschaft war. 1867 hatte er ein Standbild König Friedrich August II. geschaffen und 1871 die Körner-Statue, die der Literarische Verein initiiert hatte. Außerdem gehörten zum Vierzehner der Literatur- und Kunsthistoriker Hermann Hettner, Professor am Polytechnikum, Julius Pabst, Dramaturg am Hoftheater und Mitglied des Literarischen Vereins, der Geheime Rath Friedrich von Criegern-Thumitz, der sich später für das Rote Kreuz einsetzte,682 und vermutlich Karl Andree, Geograph und Publizist, der aber bereits nach der ersten Sitzung nicht mehr erschien. Beaulieu-Marconnay übernahm den Vorsitz. Die Versammlungen fanden im Winterhalbjahr mittwochs im Haus Koppel-Ellfelds statt. Seine Frau führte das Protokoll. Ergänzt wurde der Verein nach einiger Zeit durch den Mathematiker Oskar Schlömilch (Mitglied von 1871 bis 1881) und den Literaturwissenschaftler Adolf Stern (Mitglied von 1871 bis 1877, 1880 bis 1881), beide Mitglieder des Literarischen Vereins, sowie den Maler Hans von Marées, der in dieser Zeit in Dresden lebte. An die Stelle von Hähnel, Pabst und Marées traten Victor von Strauß und Torney, der 1850 als schaumburg-lippischer Kabinettsrat zum Bundestag abgeordnet gewesen war, der Major a. D. und Kammerherr Julius von Unger, die Schriftsteller Emil Bürde, Mitglied des Literarischen Vereins, Rudolf Genée und Robert Prölß, der Musikprofessor Emil Naumann sowie Wilhelm Roßmann, sächsischer Ministerialreferent für Kunstangelegenheiten. Auch Julius Grosse, der zwischen 1870 und 1902 Sekretär der Deutschen Schillerstiftung war und 1875 in Dresden lebte, gehörte dem Vierzehner an. Ab 1892 war auch Paul Lindau Mitglied des Vereins, seit 1895 Ehrenmitglied, der frühere Herausgeber der liberalen Zeitschriften »Die Gegenwart« und »Nord und Süd« und in den achtziger Jahren ein vielgespielter Dramendichter. Außerdem finden sich bis 1896 unter den Mitgliedern Hofschauspieler, Offiziere, Professoren, Architekten, 679

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Vgl. K. Mayhoff: Fünfundzwanzig Jahre der Vierzehner. Auszüge aus den Vereins-Protokollen als Gedenkblatt für Mitglieder und Freunde zusammengestellt. Dresden 1896. Die Protokolle sind nicht überliefert. Vgl. NDB Bd. 22, S. 530. Vgl. NDB Bd. 5, S. 623; ADB Bd. 46, S. 290–293; Goehler, Schillerstiftung, S. 287. Vgl. Friedrich von Criegern-Thumitz: Ein Kreuzzug nach Stambul. Studien und Erlebnisse auf einer Reise im Dienst des Rothen Kreuzes. Dresden 1879; ders.: Das rothe Kreuz in Deutschland. Handbuch der freiwilligen Krankenpflege für die Kriegs- und vorbereitende Friedensthätigkeit. Leipzig 1883; ders.: Lehrbuch der freiwilligen Kriegs-Krankenpflege beim Heere des Deutschen Reiches. Leipzig, 2. Aufl. 1891.

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Geheimräte, Hofräte, Richter, Bankdirektoren, ein Generalmusikdirektor, ein Museumsdirektor sowie der Rektor der Kreuzschule, Heinrich Stürenberg. Im Unterschied zum Literarischen Verein versammelte sich hier eine vorrangig an Staat, Hof und Aristokratie orientierte exklusive Gesellschaft. Zwischen 1871 und 1896 waren insgesamt 48 Männer Mitglieder des Vereins, zehn Adelige darunter, keine Ausländer, Lindau, Stern und Maréss mit jüdischer Herkunft. Die Sozialstruktur der Mitglieder blieb auch bei häufigen Wechseln in den folgenden Jahren konstant. Wie im Liederkreis zu Beginn des Jahrhunderts trafen Schriftsteller und Künstler mit Hofbeamten und Professoren zusammen. Victor von Strauß und Torney übernahm den Vorsitz des Vereins 1874, ihm folgte 1883 der Goetheforscher Woldemar von Biedermann,683 der das Amt mindestens bis 1896 innehatte. Nach einigen Jahren kam es anscheinend zur Abspaltung eines Dienstagsvereins unter Wilhelm Roßmann. Karl Woermann, Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, berichtet, er habe Ende der achtziger Jahre »fast nur aus alten Exzellenzen, Generälen und Beamten im Ruhestande«684 bestanden und sei im Begriff gewesen, »sanft an Altersschwäche zu entschlafen«.685 5.9.2. Organisation des Vereins Am 18. November 1873 wurde der Verein förmlich gegründet und verabschiedete Satzungen.686 Neue Mitglieder konnten durch einstimmigen Beschluß aufgenommen werden, als Gäste durften nur Nicht-Dresdner erscheinen. Zum Sitzungstag wurde der Dienstag bestimmt, ab 1889 Donnerstag, ab November 1890 Freitag. Als Vereinslokal diente anfangs Prätorius’ Restauration am Postplatz, ab 1775 wechselnde Etablissements, ab 3.11.1892 der Dresdner Club, seit dem 2. März 1893 das Hôtel du Nord. Der Verein wurde von einem Präsidenten geleitetet, der von den Mitgliedern gewählt wurde. Das Amt des Schriftführers scheint das einzige weitere Amt gewesen zu sein. Auch er wurde bei Bedarf von der Mitgliederversammlung gewählt. 5.9 3. Einfluß auf die Mitglieder Wie in anderen literarischen Vereinen wurde auf jeder Sitzung ein Vortrag gehalten, selten auch mehrere. Fast alle Mitglieder beteiligten sich am Vortragswesen. Zwischen 1873 und 1896 fanden insgesamt 523 Sitzungen statt. Für das Jahre 1884 sind beispielsweise folgende Veranstaltungen verzeichnet: Datum 8.1.1884

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Referent

Thema Weihnachts- und Sylvesterfeier: Vorführung von Mayhoff’s Bildern aus dem Leben des Klosters Vierzehnheiligen (8 Aquarelle)

Vgl. NDB Bd. 2, S. 222f. Ebd. Vgl. Karl Woermann: Lebenserinnerungen eines Achtzigjährigen. Bd. 2. Leipzig 1924, S. 102. Näheres nicht zu ermitteln. Am 22.10.1891 kam es zu einer Revision der Statuten, vgl. Mayhoff, Fünfundzwanzig Jahre der Vierzehner, S. 26. Welcher Art die Revision war, ist nicht bekannt.

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Datum 8.1.1884 25.1.1884 5.2.1884 19.2.1884 4.3.1884

Referent Becker Koppel-Ellfeld Koppel-Ellfeld v. Schreibershofen Mayhoff

18.3.1884 1.4.1884 22.4.1884 10.6.1884 15.7.1884 18.10.1884 4.11.1884 11.11.1884 18.11.1884 25.11.1884

Hauschild Gaedeke v. Biedermann

v. Biedermann Koppel-Ellfeld Koppel-Ellfeld v. Biedermann

2.12.1884

Distel

7.12.1884

Lipsius

Thema Musikalische Vorträge »Denken und Lenken« Akt 3 »Denken und Lenken« Akt 4 Das deutsche und das nordische Nibelungenlied II. Plaudereien über seine italienische Reise (in Briefform) mit Vorführung von Aquarellskizzen von Volks- und Straßenfiguren. Das arabische Haus Über Joseph II. Über Goethes Elpenor Gesellige Zusammenkunft Gesellige Zusammenkunft Abschiedsfeier für Mayhoff Wenn Versemacher Zeit haben, Plauderei Marguerite, Schauspiel in 5 Akten. Akt 1–3 Marguerite, Schauspiel in 5 Akten. Akt 4 und 5 Anlage und Zweck von Goethes Elpenor und die Gründe, warum er Fragment geblieben Das Verfahren Kurfürst August von Sachsen gegen Wolf von Schönburg Die Pläne für die akademischen Neubauten auf der Brühl’schen Terrasse

Literarische Themen und Vorträge eigener Dichtungen mischten sich mit der Aufführung eigener Kompositionen und der Vorführung künstlerischer Arbeiten. Im Jahr 1884 gab es außerdem Vorträge über Themen aus der Geschichte und der Architektur. Der Verein Vierzehner war ein produktiver Dichterclub: Die meisten Vortragsveranstaltungen zwischen 1873 und 1896, etwa zwei Drittel, entfielen auf eigene literarische Arbeiten der Mitglieder, Dramen, Novellen, Gedichte, Reiseberichte, Erinnerungen und Übersetzungen. Viele dieser Werke wurden von ihren Verfassern später zum Druck befördert. Eine gemeinsame Publikation in Form eines Vereinsorgans oder einer Anthologie existierte nicht. Jedoch gab Friedrich von Criegern 1878 einen Sammelband mit Gedichten zu Gunsten der Deutschen Heilstätte zu Loschwitz heraus, an dem etliche Mitglieder des Vierzehner beteiligt waren.687 Das dritte Drittel teilte sich in Vorträge zur deutschen und ausländischen Literatur, wobei die Literaturgeschichte dominierte, außerdem historische, philosophische und kulturgeschichtliche Themen.688 Goethe stand mit 37 Vorträgen im Vordergrund: etwa

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Friedrich von Criegern (Hg.): Caritas. Album von Original-Beiträgen Dresdner Dichter und Schriftsteller. Hg. vom Stiftungs-Vorstande der Deutschen Heilstätte zu Loschwitz durch den Vorsitzenden. Dresden 1878. Beteiligt waren u.a. Koppel-Elffeld, Strauß und Torney, Unger, Genée, Bürde, Pabst, W. von Biedermann, Hettner, Stern, Prölß, Grosse mit epigonaler Lyrik. Sie reichten von der Philosophie (Schlömilch, »Die sogenannten angeborenen Ideen. Populärphilosophische Abhandlung«, 28.4.1874) über die Architektur (Lipsius, »Monumentalbauten im alten Athen«, 13.5.1892) bis hin zum Verkehrswesen (v. Biedermann, »Die Organisation der sächsischen Staatseisenbahn-Verwaltung«, 22.11.1881), zur Kunst (Hettner, »Die Sixtinische Capelle«, 28.3.1876) und zur Kulturgeschichte (Lindau, »Die spanischen Stierkämpfe«, 2.4.1894).

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Themen wie »Goethe und das Schriftthum China’s« (v. Biedermann, 4.3.1892) oder »Goethe als Pädagog« (Langguth, 8.2.1887), aber auch Informationen aus der GoethePhilologie: »Goethes Haidenröslein und die sich daran knüpfende Polemik neuerer Gelehrten« (v. Biedermann, 6.2.1891). Schiller hingegen kam in 23 Jahren zweimal vor: als Unterhaltungsbeitrag: »Humoristischer Schiller-Citatencyclus« (8.4.1892), und durch v. Biedermann: »Brief Schillers an August von Kotzebue (Weimar 1803)« (25.11.1879). Daneben gab es Vorträge über Lessing,689 Voß,690 Moritz,691 Forster692 und »Des Knaben Wunderhorn«.693 Bei den Ausländern wurden englische, französische, russische Werke und die Literatur der Antike besprochen. Skandinavische Literatur stand, anders als im Literarischen Verein, ganz zurück. Vorträge zur ausländischen Gegenwartsliteratur waren die Ausnahme, nur Zola694 und Tolstoi695 wurden bedacht. Auch die deutsche Gegenwartsliteratur kam mit Ausnahme eines Referats über Otto Julius Bierbaum696 im Vortragsprogramm nicht vor. Unter den kulturgeschichtlichen Vorträgen finden sich auch Beiträge über Dresdner Themen.697 Der Vortrag von Biedermanns, »Mitteilungen über eine frühere Dresdner Montagsgesellschaft (1849–1879)«, am 24.2.1896, unterschlug die Geschichte der vorrevolutionären Montagsgesellschaft vor 1849. Insgesamt scheint der Vierzehner staats- und obrigkeitsloyal ausgerichtet gewesen zu sein, ebenso »vaterländisch« wie der Literarische Verein, was bei der Mitgliederstruktur nicht verwundert. Gedichte zu den Geburtstagen Bismarcks,698 Kaiser Wilhelms699 und des sächsischen Königs Albert700 wurden vorgetragen, wenn die Sitzungen auf die Geburtstage fielen, Erinnerungen an militärische Ereignisse, die nationale Legenden bildeten, hochgehalten.701 Am Sedantag 1895 hielt der Rektor Stürenberg die Festrede in der Kreuzschule (4.11.1895), anscheinend als Veranstaltung des Vereins oder zumindest

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Vgl. v. Biedermann: »Über das Verhältnis zwischen Lessing und Goethe«, 21.10.1879; 15.2.1881: »Feier des 100jährigen Todestages Lessing«. Schubart: »Über Vossens Luise«, 20.4.1886. Vgl. Stern: »Essay über Karl Philipp Moritz« (Anton Reiser), 30.3.1875. Vgl. Hettner: »Mittheilungen aus dem noch ungedruckten Briefwechsel Georg Forsters (Briefe aus Wilna 1785 u. 86)«, 17.11.1874. Vgl. v. Biedermann: »Leonore in des Knaben Wunderhorn«, 29.10.1878. Vgl. v. Criegern: »Emile Zola der Begründer des naturalistischen Romans«, 25.11.1879; ders.: »Die Schule Zola’s«, 26.4.1881; ders.: »Zur Genesis des modernen Romans in Frankreich«, 10.1.1882. Vgl. v. Bradke: »Mitteilung des Tolstoi’schen Gedichtes Patok der Recke«, 15.12.1886. Vgl. Koppel: »Über den Lyriker Otto Julius Bierbaum«, 26.11.1894. Vgl. z.B. Hettner: »Über den Dresdner Zwingerbau«, 3.2.1874; Bürde: »Über Tieck als Vorleser Shakespearescher Dramen«, 3.4.1876; Prölß: »Richard Wagner am Hoftheater zu Dresden«, 12.2.1878. Vgl. Koppel: »Gedicht zu Bismarck’s Geburtstagsfeier«, 1.4.1879. Vgl. Koppel: »Poetischer Toast auf Kaiser Wilhelms Geburtstag«, 22.3.1881; Ausnahme im Datum: ders.: »Prolog zum 90. Geburtstag des Kaisers Wilhelm«, 15.3.1887. Vgl. Koppel: »Geburtstagstoast auf den König«, 22.4.1895. Vgl. Koberstein: »Die Vertheidigung Colbergs durch Gneisenau 1806/07«, 4.11.1879; ders: »Das Lützow’sche Freikorps«, 25.1.1881.

204

unter seiner Beteiligung,702 eine von zwei Veranstaltungen, bei denen der Verein über seine geschlossenen Sitzungen hinaus in die Öffentlichkeit wirkte.703 Anklänge an Politisches und religiöse Fragen finden sich sehr selten unter den Vortragsthemen: ein Festvortrag zu Luthers 400jährigem Geburtstag,704 weltanschauliche Einlassungen,705 Informationen über deutsche Kolonialgebiete in Afrika706 und ein Vortrag Paul Lindaus über »Wilhelm II. und die Kunst« (22.1.1894). Politik erscheint überhaupt nur als historisches Thema relevant,707 politische Ereignisse nur in der Erinnerung vortragswürdig.708 Läßt sich über die Tendenz von Schlömilch: »Die Revolution in Weimar, Erinnerung aus dem Jahre 1848« (26.2.1878) nichts sagen, so erinnert von Strauß und Torneys »Fastnachtsspiel von der Demokratie und der Reaction (aus dem Jahre 1848)« (16.1.1877) an die Fastnachtsposse »Monumentskonkurrenz« der Montagsgesellschaft von 1850, in der die Revolution nur im parodistischen Sprechen berührt werden konnte, revolutionäre Betätigung selbstkritisch verspottet wurde. Andere Veranstaltungen des Vereins waren die regelmäßigen Weihnachts- und Sylvesterfeiern mit Musik- und Textdarbietungen. Außerdem kam es 1876, 1881, 1891 und 1896 zu Stiftungsfesten. Am 6. Februar 1877 gab der Schriftführer v. Unger anläßlich des Stiftungsfestes einen »Rückblick auf die Entwickelung des Vereins seit dem 18. November 1873«, am 2. Februar 1881 einen Bericht über zehn Jahre Vereinsleben. In den Jahren 1876 und 1877 wurde im Juni ein Sommerausflug nach Forchheim zu einem General von Biedermann durchgeführt, der auch zuweilen Gast der Sitzungen war. In manchen Jahren fanden während der Sommerpause gesellige Zusammenkünfte in Gartenrestaurants (1874, 1877, 1882, 1884, 1885) statt, außerdem die Festsitzung zur 125jährigen Geburtstagsfeier Goethes im Englischen Garten am 28. August 1874. Der inneren Gruppenbildung dienten auch die Geburtstags- und Jubiläumsfeiern bedeutender Vereinsmitglieder,709 die Ernennung von Ehrenmitgliedern710 und Ehrenpräsidenten.711 702

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Über den Versuch von offizieller Seite, im Kaiserreich Sedanfeiern zu etablieren, vgl. Fritz Schellack, Sedan- und Kaisergeburtstagsfeste. Die andere Veranstaltung war Schlömilchs Festvortrag bei der Versammlung des deutschen Ingenieur- und Architektenvereins, »Die ästhetischen Fragen bei Ingenieurbauten«, 12.1.1875. Vgl. Gaedeke: »Festrede zu Luthers 400jährigem Geburtstage (1883 im Polytechnikum gehalten)«, 3.3.1885. Vgl. v. Criegern: »Der Chauvinismus, völkerpsychologische Studie«, 10.3.1885. Vgl. Credé: »Das deutsche Witu-Gebiet und die deutsche Witu-Gesellschaft«, 9.1.1890. Mayhoff: »Über die politische und sociale Unfreiheit in den Republiken des klassischen Alterthums«, 3.2.1880; Kotzebue: »August von Kotzebue als politischer Schriftsteller«, 2.11.1880. Vgl. v. Criegern: »Kriegserinnerungen aus dem Jahre 1870«, 6.3.1877. Vgl. etwa 4.3.1879: »Feier v. Biedermann«; 11.3.1878: »Koppels poetische Toaste zur Geburtstagsfeier Hettners und der Frau v. Strauß«; 17.9.1878: »Vorfeier des 70. Geburtstages des Präsidenten v. Strauß«; 14.5.1887: »Nachträgliche Feier des 70. Geburtstages v. Biedermanns«; 11.6.1892: »Glückwunsch zur diamantenen Hochzeit des Ehrenpräsidenten Victor v. Strauß« 6.5.1895: »Nachträgliche Geburtstagsfeier für den Präsidenten«. Vgl. 8.4.1895: »Ernennung Lindaus zum Ehrenmitglied«. 30.10.1883: »Herr v. Strauß zum Ehrenpräsidenten ernannt«.

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5.9.4. Stellung im Netzwerk der Vereine712 Der Verein entfaltete keine Wirkung nach außen. Es gab keine Publikationen, keine öffentlichen Vorträge, keine Feiern, bei denen Nicht-Mitglieder zugelassen gewesen wären. Dennoch kann eine Einwirkung der Mitglieder in den verschiedenen Institutionen (Literarischer Verein, Schillerstiftung, Polytechnikum, Kunstakademie, Kreuzschule) vermutet werden. Unter den Mitgliedern waren neben den oben genannten weitere ehemalige Angehörige des Literarischen Vereins, die in den siebziger Jahren aber nicht mehr in den Mitgliedsverzeichnissen erscheinen: der türkische Generalkonsul Murad Effendi, der eigentlich Franz von Werner hieß und Theaterstücke schrieb (von 1875–1878) und der russische Gesandte Wilhelm von Kotzebue (1875–1878, 1879–1882, Ehrenmitglied seit 1881). Hermann Hettner war Mitte der fünfziger Jahre zeitweise Mitglied der Montagsgesellschaft und zwischen 1858 und 1861 Vorsitzender des Kunstvereins gewesen.713 Einige Schriftsteller wie Beaulieu-Marconnay und Strauß-Torney erschienen nur in diesem Dresdner Verein. Sie hielten sich von den anderen literarischen Vereinen fern, waren aber in überregionalen Vereinen aktiv. Woldemar von Biedermann war seit 1880 Vorsitzender der Dresdner Zweigstiftung der Schillerstiftung. Beaulieu-Marconnay gehörte seit 1885 dem Vorstand der Goethe-Gesellschaft an, war seit 1864 Ehrenmitglied, seit 1879 Meister des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt. Adolf Stern wurde 1904 Nachfolger Eduard Dubocs im Verwaltungsrat der Deutschen Schillerstiftung.714 Der Verein der Vierzehner stellte noch einmal einen Versuch dar, innerhalb der kulturellen Öffentlichkeit Elitenbildung zu betreiben, noch einmal wie zu Anfang des Jahrhunderts wichtige Mitglieder von Institutionen, die eine bedeutende Rolle in der Dresdner Öffentlichkeit spielten, zu versammeln. Das scheint auf Dauer nicht erfolgreich gewesen zu sein. Wie beim Literarischen Verein ließ das Engagement der Mitglieder mit Beginn der neunziger Jahre nach. Am 5. Dezember 1890 vermerkte das Protokoll: »Verschiebung des Vortrags wegen zu schwachen Besuches«,715 ebenso am 21. Januar 1892.716 Über die weitere Geschichte des Vereins ab 1896 ist nichts bekannt.

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Vgl. Anhang, Tabelle 4. Vgl. Der sächsische Kunstverein zu Dresden in der Zeit vom 7. April 1828 bis zum 7 April 1878. Ein Erinnerungsblatt zur Feier seines fünfzigjährigen Stiftungsfestes. Dresden. SächsHStA 12509, Nr. 189: Acten des Sächsischen Kunstvereins. Vgl. Goehler, Geschichte der Schillerstiftung, S. 394f. Mayhoff: Fünfundzwanzig Jahre der Vierzehner, S. 25. Vgl. ebd., S. 27.

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5.10. »Lustige Herrenfeste« und »die Interessen des öffentlichen Lebens«: Symposion. Dresdner Schriftstellerclub 5.10.1. Geschichte und Überlieferung Als zweiter Dichterverein, noch exklusiver als der Vierzehner, etablierte sich im Sommer 1888 Symposion. Dresdner Schriftstellerclub.717 Die Quellenlage ist dürftig, es existiert eine gedruckte Satzung vom 18.12.1890 und eine Dichtung aus dem Jahr 1889, »Die Ahnen des Symposion« von Carl Nicolaus von Gerbel-Embach.718 Außerdem finden sich einige Informationen über den Verein in Selbstzeugnissen seiner Mitglieder. Er bestand mindestens bis nach dem Ersten Weltkrieg.719 Der Verein wurde entweder von Wolfgang Kirchbach oder Ernst Eckstein gegründet.720 Karl Woermann berichtet in seinen Erinnerungen: An einem schönen Sommernachmittag dieses Jahres ließen sich vier der bekanntesten der damals in Dresden lebenden Schriftsteller, mein Freund Adolf Stern, mein Landsmann Eduard Duboc-Waldmüller, der damals viel gelesen wurde, Ernst Eckstein […] und Wolfgang Kirchbach, der damals schon ein anerkannt vielseitiger Dichter, […] bei mir anmelden. Als ich sie in meinem Garten willkommen geheißen, eröffnete mir ihr Wortführer Adolf Stern, ihr Besuch gelte nicht dem Galeriedirektor, sondern dem Lyriker. Sie kämen, mich aufzufordern, mich ihnen bei der Gründung eines geselligen Vereins Dresdner Dichter und schöngeistiger Schriftsteller anzuschließen.721

Der Verein gab sich den Namen Symposion in Anspielung auf eine Leipziger Gesellschaft, der Eckstein angehört hatte,722 und auf gesellige Versammlungen in der griechischen Antike. 5.10.2. Mitgliederstruktur und Organisation des Vereins Es sind 31 ordentliche, fünf außerordentliche, zwei auswärtige und zwei weitere Vereinsmitglieder ermittelt worden.723 Verzeichnisse sind nicht überliefert. Die meisten 717

718

719

720

721 722

723

Vgl. auch Rolf Parr: Symposion. Dresdner Schriftstellerclub. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 426–429. Satzungen des Symposion (Dresdner Schriftstellerklub). Beschlossen in der Hauptversammlung vom 18. Dezember 1890. (StA Dresden, Drucksammlung 185); Carl Nicolaus von GerbelEmbach: Die Ahnen des »Symposion«. Dichtung. Zum Stiftungsfest des Schriftsteller-Vereins »Symposion« in Dresden, im Jahre 1889. Dresden 1889. (StA Dresden, H Dresd. 1581) Vgl. Karl Woermann: Lebenserinnerungen eines Achtzigjährigen. Bd. 2. Leipzig 1924, S. 103, der berichtet, daß er »seit dem Weltkrieg« den Vorsitz innehatte. Kürschners Literaturkalender verzeichnet nur bis 1895. Vgl. Felix Borchadt: Im Siebenmeilenschritt. Erinnerungen eines Malers. Berlin 1927, S. 147, bezeichnet Eckstein als Gründer, Kirchbach hingegen will Eckstein vorgeschlagen haben, einen »litterarisch-geistigen Mittelpunkt« zu gründen. (Vgl. Wolfgang Kirchbach: Ernst Eckstein. Ein Gedenkblatt. In: Westermann Illustrierte Deutsche Monatshefte 90 (1902), S. 289–296, hier S. 390.) Woermann, Lebenserinnerungen Bd. 2, S. 101. Vgl. Kirchbach: Eckstein, S. 390; Karola Rimmel: Ernst-Eckstein-Bibliographie. Hg. von der Forschungsstelle Literarische Kultur in Oberhessen am Fachbereich Germanistik der JustusLiebig-Universität Gießen. Fernwald 1993, S. 12f. Vgl. Parr: Symposion, S. 429.

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ordentlichen Mitglieder waren Schriftsteller, wenn auch nicht immer im Hauptberuf. Einige von ihnen waren als Redakteure tätig, andere Offiziere außer Dienst wie Richard von Meerheimb, Lehrer wie Heinrich Zschalig, vortragender Rat im Innenministerium wie Anselm Rumpelt oder Professor wie Adolf Stern. Ein Drittel der ordentlichen Mitglieder gehörte dem Adel an, zwei stammten aus dem Ausland (Locella, Karl Gjellerup), Stern war jüdischer Herkunft. Der Verein gab sich trotz des geselligen Charakters Satzungen, die am 18. Dezember 1890 von der Hauptversammlung beschlossen wurden. Die Vereinssitzungen sollten wöchentlich stattfinden, nach Borchardt mittwochs,724 eine Hauptversammlung zur Erledigung der Vereinsgeschäfte in jedem Herbst (§ 2). Paragraph 1 bestimmte die Tätigkeit als »Verein schaffender Schriftsteller mit dem Zweck geistiger Anregung und geselligen Beisammenseins«.725 Deshalb wurden nur Schriftsteller als ordentliche Mitglieder aufgenommen. »Literarisch oder künstlerisch gebildete Männer anderer Berufskreise« (§ 5) hingegen konnten als außerordentliche Mitglieder teilnehmen. Frauen waren nicht zugelassen. Die Leitung lag in den Händen eines vierköpfigen Vorstandes, bestehend aus Vorsitzendem, Stellvertreter, Schriftführer und Schatzmeister (§ 3), der auf der Hauptversammlung mit absoluter Stimmenmehrheit für ein Jahr durch Stimmzettel gewählt wurde (§ 4). Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens die Hälfte der ordentlichen Mitglieder erreichen durfte (§ 5), konnten nicht zum ersten und zweiten Vorsitzenden gewählt werden und hatten bei der Aufnahme neuer Mitglieder, bei Statutenveränderungen und bei Beschlußfassungen, die wesentlich den Charakter des Vereins betrafen, kein Stimmrecht (§ 6). Für die Aufnahme neuer Mitglieder war eine Stimmenmehrheit von drei Vierteln der abstimmenden ordentlichen Mitglieder erforderlich, was die Exklusivität des kleinen Vereins sicherte. Jeder Bewerber mußte durch ein ordentliches Mitglied vorgeschlagen worden sein und die Vereinsversammlungen dreimal als Gast besucht haben (§ 7). Der Mitgliedsbeitrag lag mit 5 Mark im Halbjahr höher als in den anderen literarischen Vereinen. Paragraph 9 regelte den Ausschluß von Mitgliedern, über den auf Antrag von mindestens fünf Mitgliedern auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abgestimmt werden sollte. Des weiteren waren die Satzungsänderungen (§ 10), die Einberufung außerordentlicher Hauptversammlungen (§ 11) und die Auflösung des Vereins geregelt, die mit einer Mehrheit von 4/5 der ordentlichen Mitglieder beschlossen werden konnte. Im Jahr 1890 gehörten dem Vorstand Adolf Stern als Vorsitzender an, Wolfgang Kirchbach als Stellvertreter, Hugo Schramm-Macdonald als Schriftführer und Eugen Friese als Schatzmeister.726 Zehn Jahre später hatte der verantwortliche Redakteur der Zeitschrift »Universum«, Jesko von Puttkamer, den Vorsitz inne, Heinrich Zschalig

724 725

726

Vgl. Borchardt: Im Siebenmeilenschritt, S. 148. Satzungen des Symposion (Dresdner Schriftstellerklub). Beschlossen in der Hauptversammlung vom 18. Dezember 1890. StA Dresden, Drucksammlung 185. Vgl. Kürschner: Literaturkalender 1890, S. 42.

208

war zweiter Vorsitzender, Anton Heindl Schriftführer und Eugen von Tempsky Schatzmeister.727 Mitgliederstruktur des Symposion 1888–1924:728 Mitglieder Schriftsteller Redakteure Gelehrte Lehrer Verleger Beamte Musiker Gesamt Adelige Juden Ausländer

ordentliche 25718 1 2 1 – 2 – 31 9 1 2

außerordentliche – – – – – – 5 5 – – –

auswärtige 2 – – – – – – 2 – – 1

weitere 2 – – – – – – 2 – – –

Anselm Rumpelt, der unter dem Pseudonym Alexis Aar als Lyriker hervortrat, zog sich nach kurzer Zeit vom Verein zurück, weil ihm die Zwecklosigkeit nicht genügte. Er tauchte aber auch in keinen anderen literarischen Verein auf. Ernst Eckstein gehörte wie Eduard Duboc zu den beliebten Vielschreibern seiner Zeit.730 Er war Reisejournalist, bis 1882 Herausgeber eines gründerzeitlichen Almanachs (»Deutsche Dichterhalle«), Mitarbeiter zahlreicher Zeitschriften (»Daheim«, »Die Gartenlaube«, »Westermann’s illustrierte deutsche Monatshefte«). Er schrieb zahlreiche komische Epen, Lustspiele, historische Romane, Novellen und Humoresken (»Besuch im Carzer«, Leipzig 1875), und verfaßte am Ende des Jahrhunderts auch sozialkritische Romane (»Familie Hartwig«, Berlin 1894). Der Redakteur Paul Liman entwickelte sich – allerdings erst nach seinem Weggang nach Berlin 1894 – zu einem politischen Schriftsteller, der regierungstreue Schriften über Bismarck, Kaiser Wilhelm II. und die Hohenzollern publizierte.731 Der Rittergutsbesitzer Wilhelm von Polenz zählte nach Woermann zu den herausragenden Köpfen des Symposions.732 Er lebte aber zumeist in Berlin und ab 1894 auf seinem Gut Ober-

727 728 729 730

731

732

Vgl. ebd., 1900, S. 30. Vgl. Parr: Symposion, S. 429. Einige Schriftsteller waren zugleich auch Redakteure, einer Verleger. Vgl. Rimmel: Eckstein-Bibliographie, S. 14ff.; Ernst Eckstein. 1845–1900. Ein Lese- und Bilderbuch. Auch aus Anlaß seines 150. Geburtstages und des Gießener Stadtjubiläums. In die Erinnerung gerufen von Erwin Leibfried (Hg.). Mit Beitr. Gießener Studierender. Fernwald 1995. (Vergessene Gießener Dichter) Vgl. Paul Liman: Bismarck-Denkwürdigkeiten. Aus seinen Briefen, Reden, Gedanken und Erinnerungen und sonstigen Kundgebungen. Berlin 1899; ders.: Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leipzig 1901; ders.: Der Burenkrieg. Seine Ursachen und seine Entstehung. Leipzig 1902; ders.: Der Kaiser. Ein Charakterbild Wilhelms II. Berlin 1904; ders.: Hohenzollern. Berlin 1905; ders.: Der Kronprinz. Gedanken über Deutschlands Zukunft. Minden 1914. Vgl. Woermann: Lebenserinnerungen, S. 107.

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cunewalde in der Oberlausitz, wo sein naturalistischer, sozialkritischer Roman »Der Büttnerbauer« (1895) entstand. 5.10.3. Einfluß auf die Mitglieder Die Inhalte der Vereinstätigkeit können nicht im einzelnen analysiert werden, da keine Jahresberichte existieren. Im Mittelpunkt standen anscheinend Geselligkeit und Kommunikation, wobei sich die Gespräche der Mitglieder nicht nur um »Kunst, Dichtung, Philosophie«733 drehten, wie Wolfgang Kirchbach schrieb, sondern auch um »die Interessen des öffentlichen Lebens«. Es liegen allerdings keine Angaben über die Inhalte dieser Interessen vor. Vorträge und Lesungen standen nur selten auf dem Programm der Vereinssitzungen, ebenso die Mitteilung und Besprechung literarischer Texte. Nach Aussagen von Karl Woermann, der sich später vor allem an »die anregenden, fröhlichen und freundschaftlich belebten Abende«734 erinnerte, bildete eine »völlige Zwanglosigkeit«735 die ideelle Grundlage des Dichtervereins. Das Symposion veranstaltete allerdings »lustige Herrenfeste, gewürzt durch litterarische Satire, kleine aristophanische Parodien, ernste Beiträge der Teilnehmer«.736 Außerdem gab es Stiftungs-, Weihnachts-, Faschingsund Frühlingsfeste, auf denen kleine Aufführungen stattfanden und zahlreiche Gelegenheitsgedichte vorgetragen wurden. Ein Komitee dramatisierte Theaterstücke und Romane der Mitglieder in »drastischer Form«.737 Außerdem wurden den Mitgliedern Geburtstagsständchen gebracht, so für Franz Königsbrun-Schaup: »Einige zwanzig Symposiasten standen an gedachtem Tage frühmorgens im Frack, weißer Binde, mit grotesken Blumensträußen und einem eigens für ihn erfundenen prachtvollen Orden erwartungsvoll vor seiner Tür.«738 Alle 14 Tage, später einmal im Monat, fand ein Gastmahl statt, zuweilen wurden Konversationen auf Latein oder Altgriechisch gehalten, um den Geist des Altertums und der klassischen Bildung zu pflegen.739 Die freundschaftlichen Beziehungen untereinander wurden auch außerhalb des Vereins zu Austausch und Anregungen genutzt. So legte etwa Kirchbach anscheinend Stern die Dichtungen Julius Grosses aus dem Vierzehner ans Herz.740 Eine besondere Wirkung des Vereins nach außen hingegen ist nicht festzustellen. Sie lag nicht im Interesse der Mitglieder, die sich auf die nach innen gerichteten geselligen Aspekte ihrer Vereinigung stützten.

733 734 735 736 737 738 739 740

Kirchbach: Eckstein, S. 390. Woermann: Lebenserinnerungen, S. 103. Ebd., S. 104. Kirchbach: Eckstein, S. 390. Borchardt: Im Siebenmeilenschritt, S. 148. Ebd., S. 152f. Vgl. Kirchbach: Eckstein, S. 390. Vgl. Brief Sterns an Kirchbach, 2.11.1893. In: Wolfgang Kirchbach in seiner Zeit. Briefwechsel und Essays aus dem Nachlaß hg. von Marie Luise Becker und Karl von Levetzow. München 1910, S. 320f.

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5.10.4. Stellung im Netzwerk der Vereine741 Unter den Schriftstellern befanden sich Angehörige der anderen literarischen Vereine, namentlich des Literarischen Vereins wie Eduard und Julius Duboc, Friedrich Friedrich, Wolfgang Kirchbach, Wilhelm von Locella, Richard von Meerheimb, Hugo Schramm-Macdonald. Adolf Stern hatte dem Literarischen Verein bis 1876 angehört. Der Germanist dichtete selbst und betrieb populäre Literaturvermittlung, beschäftigte sich als Wissenschaftler mit der Gegenwartsliteratur.742 Nachdem er in den siebziger Jahren Vorträge im gemeinnützigen Verein gehalten hatte, setzte er diese Tätigkeit jetzt im Verein Volkswohl fort, der »unbekümmert um die politischen und konfessionellen Kämpfe der Gegenwart, echte Bildung und edle Geselligkeit […] fördern und durch seine Schöpfungen den Weg zum Herzen des Volkes und zum sozialen Frieden zu finden«,743 wie es im ersten Jahresbericht heißt.744 Polenz gehörte wie Wolf von Baudissin der Litterarischen Gesellschaft an. Es kamen aber auch Schriftsteller, die nur durch Lesungen aus ihren Werken in den anderen Literaturvereinen auftraten wie Carl Ulrici und Eugen von Tempsky. Ferdinand Avenarius, der Neffe Richard Wagners, war mit Wolfgang Kirchbach seit gemeinsamen Schulzeiten befreundet. Er verließ das Symposion allerdings bald wieder, weil ihm der Verein zu »harmlos« gewesen sei, wie Woermann meint. Der Däne Karl Gjellerup trat wegen eines nicht näher zu bestimmenden Mißverständnisses aus. Avenarius findet sich im Jahr 1895 unter den Mitgliedern des Literarischen Vereins, im folgenden Jahr aber bereits nicht mehr. Ab 1902 war er Mitglied der Litterarischen Gesellschaft. Er betrieb zusammen mit Gjellerup einen eigenen »Diskussionsclub«, in dem auch Vorträge gehalten und diskutiert wurden.745 Er hatte außerdem Verbindungen zu Houston Stewart Chamberlain746 und verkehrte in einem informellen Kreis mit Cornelius Gurlitt (Literarischer Verein),747 Woldemar von Seidlitz, dem Generaldirektor der Dresdner Museen (Litterarische Gesellschaft), und Julius Langbehn, dem »Stammvater aller Forderungen nach einer deutschen Kunst und Literatur auf der Grundlage von Boden, Stamm und Landschaft«.748

741 742

743 744

745 746

747

748

Vgl. Anhang, Tabelle 4. Vgl. Adolf Stern: Zur Literatur der Gegenwart. Bilder und Studien. Leipzig 1880; Richard Stiller: Adolf Stern und seine dichterischen Werke. Eine Studie. Dresden, Leipzig 1901. Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden 1888/89. Dresden 1890, S. 1. Stern sprach auf dem 17. Volksunterhaltungsabend am 6.1.1890 über »Hans Sachs«, wie schon im Gemeinnützigen Verein am 11.2.1875; vgl. Zweiter Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden 1890. Dresden 1891. Vgl. Kratzsch, Kunstwart und Dürerbund, S. 86. Weitere Angaben nicht zu ermitteln. Vgl. Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel. 1888–1908. Hg. von Paul Pretzsch. Leipzig 1934, S. 109; Er lebte zwischen 1884 und 1889 in Dresden. Vgl. Jürgen Paul: Cornelius Gurlitt (1850–1938). In: Auf dem Weg zur Universität. Kulturwissenschaften in Dresden 1871–1945. Hg. von Johannes Rohlbeck und Hans-Ulrich Wöhler. Dresden 2001, S. 196–217; Constanze Rudert: Zu den Traditionen der Dresdner Barockforschung. In: ebd., S. 218–234. Karlheinz Rossbacher: Heimatkunst der frühen Moderne. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. 7. Naturalismus, Fin de siècle, Expressionismus 1890–1918. Hg. von York-Gothart Mix. München 2000, S. 300–313, hier 306; Langbehn lebte von 1885 bis 1892 in Dresden.

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5.11. »Versammlungsplatz und Erholungsort«, Wirtschaftsunternehmen: die Lese-Gesellschaft Museum von 1897 5.11.1. Geschichte und Überlieferung Die Dresdner Lese-Gesellschaft Museum wurde 1897 gegründet. Sie stellte sich in die Tradition der Lesegesellschaften seit dem 18. Jahrhundert, berief sich in ihrem ersten Jahresbericht ausdrücklich auf die Intention einer Züricher Lesegesellschaft, die 1834 Jahre ins Leben gerufen worden war, und zitierte aus deren Bericht zum ersten Geschäftsjahr: Das Museum gehört fortan in den Cyklus unserer öffentlichen Anstalten, man darf es bereits, ohne unbescheiden zu sein, unentbehrlich heissen, und es wird stets mehr und mehr der Versammlungsplatz und Erholungsort gebildeter Männer Zürichs werden.

Und weiterhin: »Die Hoffnung darf ausgesprochen werden, in nicht entfernter Zeit wird in Zürich niemand, der auf Bildung Anspruch macht, ohne besonderes Hindernis dem Museum noch fernbleiben«.749 Zur Dresdner Gründung hatten sich »mehrere Hundert gemeinnützige Männer« zusammengetan und »durch Zeichnung eines Garantiefonds von über 40 000 Mark der Gesellschaft eine sichere Grundlage geboten«.750 Sie war ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges: Zur Eröffnungsfeier erschienen »die Vertreter der Staats- und Stadtbehörden, der Presse und der besten Kreise«,751 am Tag danach der sächsische König Albert, auch dessen Bruder Prinz Georg. Doch obwohl 9038 Rundschreiben versandt worden waren, Inserate in die Dresdner Tageszeitungen eingerückt und Acquisiteure eingestellt, außerdem die Aufnahme des Museums in einschlägige Reiseführer erreicht und für einzelne Berufsgruppen Eintrittsermäßigung gewährt wurde, war der Vorstand der neuen Lesegesellschaft über die Resonanz des Publikums einigermaßen enttäuscht: Leider können wir am Schluß dieses ersten Geschäftsjahres uns der Thatsache nicht verschliessen, dass unsere Bemühungen bei weitem nicht den Erfolg gehabt haben, den wir von ihnen erwarteten, und wir müssen konstatieren, dass die Zahl der ordentlichen Mitglieder, welche im Laufe des Jahres bis auf 381 gestiegen war, am 31. März 1898 auf 327 zurückgegangen ist. Wir haben vergebens nach den Gründen gesucht, welche diese unerwartete und befremdende Thatsache erklären.752

In Zürich, so der Geschäftsbericht, habe die Mitgliederzahl im ersten Geschäftsjahr vor 60 Jahren 393 betragen, Dresden hingegen sei gegenwärtig beinahe zwanzigmal größer. Andere Lesegesellschaften hätten meist mehr als 1000 Mitglieder. Man hatte

749

750

751 752

Erster Jahres-Bericht der Museums-Gesellschaft in Zürich. 1834. Zürich 1835; zit. nach Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, erstattet auf die Zeit vom 17. Januar 1897 bis 31. März 1898. Dresden 1898, S. 3. Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, erstattet auf die Zeit vom 17. Januar 1897 bis 31. März 1898. Dresden 1898, S. 3. Ebd. Ebd., S. 4f.

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mit etwa 400 bis 500 Mitgliedern im ersten Jahr gerechnet, um das Defizit im ersten Jahr gering zu halten. Der Vorstand teilte deshalb mit, »dass die Gesellschaft auf die Dauer nur bestehen kann, wenn ein zuverlässiger Stamm von Mitgliedern vorhanden ist, gross genug, um die laufenden Ausgaben der Gesellschaft zu decken«.753 Die Mindestzahl wurde mit 700 beziffert, »bei sparsamster Wirtschaft«.754 Die Lese-Gesellschaft war in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen. Vermutlich aus ökonomischen Gründen scheint sie das zweite Geschäftsjahr nicht überdauert zu haben. Weitere Geschäftsberichte sind nicht überliefert, auch im Adreßbuch ist sie nicht verzeichnet.755 Dennoch ist sie für die Dresdner Vereinslandschaft von Interesse, weil eine große Anzahl ihrer Mitglieder auch in den anderen literarischen Vereinen vertreten war. 5.11.2. Mitgliederstruktur und Organisation des Vereins Die 381 Mitgliedern – Männer und Frauen – gliederten sich laut Geschäftsbericht und Mitgliederverzeichnis von 1898 in folgende Berufsgruppen:756 Beruf Künstlerische Berufe Schriftsteller Künstler Lehrer Gelehrte Theologen Wirtschaftsberufe Bankiers Kaufleute Fabrikanten Buchhändler Rittergutsbesitzer Hoteliers Gewerbetreibende Pensionsinhaber Freie Berufe Architekten Juristen Ärzte Technisch-naturwiss. Berufe Rentiers Pensionäre (Offiziere a. D. u. Staatsbeamte a. D.)

753 754 755

756

Männer 21

Frauen 2 9 12

14 34 4 130

2 1

14 19 59 12 18 5 3 14

[?]746 14[?]

73 11 34 28 2 62 18

6

Gesamt 23 (6 %) 11 (2,8 %) 12 (3,1 %) 15 (3,9 %) 34 (8,9 %) 4 (1 %) 144 (37,6 %) 19 (4,9 %) 59 (15,4 %) 12 (3,1 %) 18 (4,7 %) 5 (1,3 %) 3 (0,8 %) 14 (3,6 %) 14 (3,6 %) 73 (19,1 %) 11 (2,8 %) 34 (8,9 %) 28 (7,3 %) 2 (0,5 %) 68 (17,8 %) 18 (4,7 %)

Ebd., S. 9. Ebd. Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, erstattet auf die Zeit vom 17. Januar 1897 bis 31. März 1898. Dresden 1898; Verzeichnis der im Museum aufliegenden Zeitungen und Zeitschriften. Dresden 1897. [beide SLUB Dresden]. Berufsbezeichnungen nach Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, erstattet auf die Zeit vom 17. Januar 1897 bis 31. März 1898. Dresden 1898, S. 5f., u. 15ff.;

213

Beruf Gesamt Adelige Ausländer Juden

Männer 358 (93 %) 23 6 6

Frauen 25 (6,5 %) 9 1

Gesamt 383 (100 %) 32 (8,3 %) 6 (1,5 %) 7 (1,8 %)

25 weibliche Mitglieder sind im Mitgliederverzeichnis ohne Berufsbezeichnung angeführt, es steht zu vermuten, daß sich unter ihnen die »Pensionsinhaber« befinden, außerdem Lehrerinnen und andere »Gewerbetreibende«. Die Wirtschaftberufe stellten die größte Gruppe (37,6 %). Ausländer und Juden waren kaum im Verein vertreten. Einige Mitglieder der Lese-Gesellschaft waren höhere Beamte oder standen dem Hof nahe wie der Präsident der königlichen Polizeidirektion, Le Maistre, Oberhofprediger Dr. Meier, Hofkapellmeister a. D. Schmitt, Oberbibliothekar a. D. Förstemann, der Direktor der Königlichen öffentlichen Bibliothek Schnorr von Carolsfeld, der Direktor der Gemäldegalerie Woermann, dazu ein Hofbuchhändler, Hofzahnarzt und als erster Handwerker in allen bisher untersuchten Dresdner Literaturvereinen des 19. Jahrhunderts ein Hoftischler. Unter den Mitgliedern waren des weiteren Stadtverordnete (Ritter, Gamper, Lehmann, Scheffler, Ackermann), der Oberbürgermeister Beutler und der Landtagsabgeordnete Behrens, insgesamt ein deutlich gehobenes, staats- und obrigkeitsnahes Publikum, Honoratioren. Statuten der Gesellschaft sind nicht überliefert. Sie verfügte aber über einen Vorstand, der aus Dr. med. Ritter, von Bradsky-Laboun (K. K. Truchseß), Dr. Ehlermann, von Fischer-Treuenfeld, dem Bankier Max Arnhold und dem Landtagsabgeordneten Bernhard Behrens gebildet wurde. Außerdem gab es einen Verwaltungsrat mit 28 Personen, unter ihnen Konrektor Diestel, Pastor Wilhelm Gamper, Rechtsanwalt Pfeilschmidt, Professor Scheffler und Professor Vollmöller von der Technischen Hochschule. 5.11.3. Einfluß auf die Mitglieder und Wirkung nach außen Der Einfluß der Lese-Gesellschaft Museum auf ihre Mitglieder blieb wegen der kurzen Zeit ihres Bestehens vermutlich begrenzt. Dabei war die Auswahl der Zeitungen, Zeitschriften und Bücher vielseitig:758 105 Zeitungen, 315 Zeitschriften, 148 Broschüren, 76 Nachschlagewerke werden im Jahresbericht genannt. Die Zeitschriften unterteilten sich in die Bereiche Theologie, Literatur, Staats- und Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft, Medizin, Naturwissenschaft, Geschichte, Philologie, Pädagogik, Länderkunde, Kriegswissenschaften, Handelswissenschaften, Bau- und Ingenieurswissenschaften, Jagd und Sport, Haus- und Landwirtschaft, Kunst, Unterhaltungsblätter, Frauenzeitungen (»Frauenbewegung« und Mode), Humoristisches, Architektur. Zahlreiche Zeitschriften aus dem Ausland befanden sich darunter, namentlich aus England und Frank-

757 758

Keine genauen Angaben zu ermitteln. Vgl. Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, S. 10; Verzeichnis der im Museum aufliegenden Zeitungen und Zeitschriften. Dresden 1897.

214

reich, aber auch etwa »Harpers Weekly«, New York. Außerdem wurden im Vereinsjahr 1897/98 acht Vorträge gehalten:759 Datum 15.11.1897

Referent Ritter

6.12.1897

Gamper

3.1.1898 17.1.1898 1.2.1898 23.2.1898 16.3.1898 30.3.1898

von FischerTreuenfeld von Kusserow Regler Wilding von Königsbrück Hesthal Kaufmann

Thema Die Entwicklung und der derzeitige Stand der niederdeutsch-vlämischen Bewegung in Belgien Stand der deutschen Schulvereinsbestrebungen in den gefährdeten deutschen Sprachgebieten Der Wettbewerb Deutschlands am südamerikanischen Welthandel Das Anwachsen des deutschfeindlichen Polentums in den Ostmarken des Reichs und die notwendige Gegenwahr Die deutschen Interessen in den niederdeutschen Freistaaten Südafrikas Die Entwicklung unserer Handelsflotte gegenüber dem Rückgang unserer Kriegsflotte Die Wertbedeutung und der Umlauf des Geldes Klondyke, das neue Goldland in Alaska

In der Lese-Gesellschaft berichteten Mitglieder anderer Vereine über deren Arbeit, wie der Pastor Gamper, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Allgemeinen Deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande.760 Deutlicher als bei den anderen Vereinen waren die Vorträge in den späten neunziger Jahren jetzt durch den »Normal-Nationalismus«761 des Kaiserreichs geprägt, der sich wie in anderen europäischen Staaten erst nach 1890 zu einem Massenphänomen entwickelte und seinen Ton verschärfte. Dazu gehörten der Allgemeine Deutsche Schulverein, der Ostmarkenverein, die Flotten- und Kolonialbegeisterung. Auch Wirtschaftsfragen betrachtete man hier aus nationaler Perspektive. Am Ende stand das gesteigerte Interesse an Macht und Weltgeltung. Da der Verein sich ans allgemeine Bürgertum richtete, noch einmal die bürgerliche Stadtgesellschaft (die »gemeinnützigen Männer«) unter dem Dach von Information und Kommunikation vereinen wollte, läßt diese Ausrichtung Rückschlüsse zu auf die durchschnittliche nationale Orientierung im Bürgertum am Ende des Jahrhunderts. Die Wirkung der Lese-Gesellschaft Museum in die Öffentlichkeit der Stadt kann nach einem Jahr des Bestehens kaum beurteilt werden. Sie war jedenfalls mit Verbindungen zu städtischer Obrigkeit, Hofgesellschaft und Landesherrschaft gut plaziert. 5.11.4. Stellung im Netzwerk der Vereine762 In der Lese-Gesellschaft Museum finden sich zahlreiche wichtige Mitglieder anderer Vereine wieder. Unter die Schriftsteller zählte das Mitgliederverzeichnis neben Eduard

759 760

761

762

Vgl. Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum, S. 10. Gamper hielt auch Vorträge im Protestantenverein, dessen Mitglied er sicherlich war; vgl. Wilhelm Gamper: Die Frauenfrage und das Christentum. Vortrag, gehalten im Protestantenverein zu Dresden, am 16. März 1893. Dresden 1893. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte. 1866–1918. Bd. 2. Machtstaat vor der Demokratie. München 1992, S. 597. Vgl. Anhang, Tabelle 4.

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Duboc (Montagsgesellschaft, Literarischer Verein, Symposion, Schillerstiftung) auch Redakteure wie Eugen Isolani, der ebenso wie Georg von Ompteda und Alfred Stoessel nur noch Mitglied der Litterarischen Gesellschaft war. Außerdem gehörten die Schriftstellerinnen Marie Silling (Litterarische Gesellschaft, Rechtsschutzverein für Frauen) und Agnes Kayser-Langerhannß (Litterarische Gesellschaft, Rechtsschutzverein für Frauen) zu den Mitgliedern, ebenso Adele Gamper, Ehefrau Wilhelm Gampers (Montagsgesellschaft von 1893, Mitbegründerin des Rechtsschutzvereins für Frauen). Unter den Gelehrten befanden sich Oskar Schlömilch (Montagsgesellschaft, Literarischer Verein, Vierzehner), außerdem Scheffler (Literarischer Verein, Gesellschaft für Litteratur und Kunst, Volkswohl, Gesellschaft für neuere Philologie; Stadtverordneter), die Lehrer Diestel (Literarischer Verein, Historischer Verein), Dunger (Literarischer Verein) und Zschalig (Literarischer Verein, Symposion). Dazu kamen der Assessor Häbler (Literarischer Verein, Loge Zum goldenen Apfel), der Kaufmann Hülse (Litterarische Gesellschaft), Baron Locella (Literarischer Verein, Litterarische Gesellschaft, Symposion), Wilhelm Gamper (Literarischer Verein, Allgemeiner Deutscher Schulverein; Stadtverordneter), Rechtsanwalt Pfeilschmidt (Literarischer Verein, Gesellschaft für Litteratur und Kunst) und Karl Woermann (Symposion).

5.12. Zwischen Arbeiterbildung und Antisemitismus: das Spektrum Dresdner Literaturvereine um 1900 In den neunziger Jahren kam es erneut zu einer Aufschwungsphase des europäischen Vereinswesens, zu einer Explosion der Zahlen. In Deutschland bekamen die bisher integrierenden Bürgervereine Zuwachs und gleichzeitig Konkurrenz aus einem sich erweiternden Bürgertum: Die neuen naturwissenschaftlich-technischen Berufe etablierten sich, die Frauen begehrten ebenfalls Teilhabe. Zusätzlich demokratisierte sich das Vereinswesen. Kleinbürger, Handwerker und Arbeiter organisierten sich längst in Vereinen, verfolgten ihre eigene Ziele. Das führte insgesamt zu einer Spezialisierung der Zwecke, auf Kosten des bürgerlichen Anspruchs auf Gemeinsinn und politischmoralische Führung.763 Die Einheit der gesellig organisierten bürgerlichen Gesellschaft zerfiel, ihre repräsentativen Vereine büßten das Deutungsmonopol über die zentralen Felder Bildung und Kultur ein.764 Ein neues Thema kam hinzu, das die kulturellen Bürgervereine nur im Vormärz aufgegriffen hatten: die Politik. Die Arbeiterbildungsvereine übernahmen das bürgerliche Deutungsmuster und verbanden es mit ihren politischen Interessen. Im Jahr 1877 veranstaltete der Dresdner Arbeiterbildungsverein, der 970 Mitglieder hatte, insgesamt 35 Vorträge.765 Davon behandelten 13 Referate ökonomische Fragen, etwa »Das Eigenthum« (16.6.1877), »Des deutschen Handwerks Auf- und Niedergang« (10.2.1877), vier Vorträge politische Themen: »Der Landtag und die Sozialdemokratie« (17.11.1877)

763 764 765

Vgl. Hoffmann, Geselligkeit und Demokratie, S. 86. Vgl. Bollenbeck, Bildung und Kultur, S. 225ff. Vgl. Bericht über den Stand und die Thätigkeit des Arbeiterbildungsvereins zu Dresden im XVII. Vereinsjahr 1877. Hg. vom derzeitigen Vorstande. Dresden 1878, S. 4f.

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oder »Die Behandlung der politischen Tagesfragen« (9.6.1877). Die anderen Vorträge widmeten sich historischen Themen, etwa »Der Juni-Aufstand 1848 in Paris« (23.6.1877), Reiseberichten, kulturellen, naturwissenschaftlichen und neuen technischen Fragen wie »Das Telephon« (22.12.1877). Die Referenten waren in der Mehrzahl Angehörige des Bürgertums, Kaufleute, Redakteure, Lehrer, Professoren. Ihre Namen tauchen in den Mitgliederlisten der Dresdner literarischen Vereine jedoch nicht auf. Auch wenn in den politischen Vereinen, namentlich den Wahlvereinen, gelegentlich staatsbürgerliche Bildung betrieben wurde und Diskussionen stattfanden,766 so war das Vortragsprogramm der Arbeiterbildungsvereine, das allgemein kulturelle Fragen mit politischen Themen verband, eine neue Erscheinung. Das Beispiel zeigt, daß es anders als zu Beginn des Jahrhunderts die homogene bürgerliche Kultur nicht mehr gab. Sie selbst geriet im Bewußtsein ihrer Träger in eine Krise, war nicht länger verbindlich, schien keine Antworten mehr auf die Fragen der modernen Zeit zu geben, keine Orientierung mehr zu bieten in einer zunehmend durch Technik, Wirtschaft und Naturwissenschaft geprägten Zeit. Nach der Religion verlor auch die überkommene Vorstellung von bürgerlicher Kultur ihre Funktion, das Leben zu ordnen und zu erklären. Zwischen Konvention und Moderne, Beharren und Aufbruch tat sich eine weltanschauliche Leere auf. Auch das weit differenzierte Spektrum der Vereine und Gesellschaften um 1900 erschien den Zeitgenossen nun als Zeichen einer Krise des Vereinswesens, es schien gerade aufgrund seiner demokratischen Pluralität seine gesellschaftliche Prägekraft verloren zu haben. In Dresden waren mit der Litterarischen Gesellschaft neue Ideen aufgekommen, weil Gruppen innerhalb des Bürgertums durch die Inhalte der konventionellen Kultur in ihrer Orientierung und Weltdeutung nicht mehr befriedigt wurden. Die Litterarische Gesellschaft, geprägt von der Literatur der Moderne und von der Frauenbewegung berührt, machte dem Literarischen Verein den Anspruch auf alleinige Vertretung literarisch-kultureller Interessen streitig. Die kulturelle bürgerliche Öffentlichkeit spaltete sich auf. In den Jahren um 1900 entstanden weitere literarische Vereine, die zum Teil miteinander konkurrierten. Dazu traten monothematische Vereine, die sich einem Dichter widmeten, der deutschen Sprache oder bei zunehmender Professionalisierung des öffentlichen Lebens auch den Berufsinteressen der Schriftsteller und Redakteure. Über diese oft kurzlebigen Vereine ist wenig bekannt, oft nicht mehr als ein Eintrag in Kürschners Literaturkalender. Zur Ausbreitung des literarischen Vereinswesens gehörte in Dresden auch die Gründung literarischer Schulvereine: an der Annenschule767 und an der Kreuzschule.768 Letzterer entstand um 1890 und wurde von Theodor Urbach geleitet.769 Er war

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Vgl. Nipperdey, Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, S. 83. Vgl. Programm zum Stiftungs-Fest des Literarischen Vereins der Annenschule. Dresden 1904. Vgl. Friedrich Salzburg: Mein Leben in Dresden vor und nach dem 30. Januar 1933. Lebensbericht eines jüdischen Rechtsanwaltes aus dem amerikanischen Exil im Jahr 1940. Bearb. u. eingel. von Sabine Wenzel. Dresden 2001. (Lebenszeugnisse – Leidenswege 13), S. 25ff. Theodor Urbach: Kleine Chronik der Kreuzschule. Erinnerungsgabe den alten Crucianern zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen des Kreuzschulgebäudes. Gewidmet von dem Patron und dem Lehrer-Kollegium der Kreuzschule. Dresden Lehmann 1891.

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Geschichts- und Geographielehrer sowie Mitglied des Allgemeinen deutschen Schulvereins für die Erhaltung des Deutschtums im Auslande und des Deutschen Sprachvereins.770 Im literarischen Verein der Kreuzschule traten erstmals antisemitische Tendenzen offen zutage, die am Ende des Jahrhunderts besonders an Schulen verbreitet waren: Jüdische Schüler wurden nicht als Mitglieder des Vereins aufgenommen.771 Der Goetheverein bestand seit dem 28. September 1895. Sein Zweck war es, »seine Mitglieder in regelmäßig stattfindenden Versammlungen (jährlich 8) mit dem Geiste, der Entwicklung, den Schöpfungen Goethes durch Vorträge, litterarische Referate vertraut zu machen«.772 Den Vorsitz hatte Adolf Stern inne, der neben seiner Tätigkeit an der Hochschule seit 1894 auch Theater- und Literaturkritiken für das »Dresdner Journal« schrieb.773 Ehrenpräsident war Woldemar von Biedermann. Im Jahr 1900 hatte der Verein 75 Mitglieder. Jahresberichte, die Kürschner anführt, sind wie andere Quellen nicht überliefert.774 Im Jahr 1903 wurde die Freie Literarische Gesellschaft gegründet, deren Vereinszweck lautete, »jedem Mitgliede Gelegenheit [zu] geben, in einem intimen Kreise von Kunstfreudigen und Kunstverständigen seine Individualität zu entwickeln, u. jeder künstlerischen Ansicht und Richtung eine Stätte gewähren, wo sie Widerhall und Nachklang findet; Vortrags-, Rezitations- und Diskussionsabende; Propaganda für hervorragende Leistungen der Mitglieder«.775 Mitglied konnte ausdrücklich »jede, auch auswärts wohnende künstlerisch tätige oder sich für Kunst und Literatur interessierende Person« werden. 40 Mitglieder hatte die Gesellschaft im Jahr 1904. Vorsitzender war der Hamburger Antisemit Alexander Wald, der im Jahr 1899 in Dresden wegen Wechselfälschungen verhaftet worden war.776 Der zweite Vorsitzender Friedrich Calebow stammte aus Stettin und verfaßte »vaterländische« Theaterstücke. Ein weiterer Literaturverein nannte sich Convivium Dresdense – Dresdner Verein für Kunst und Literatur (1904), der »Kunst und Literatur ohne Ausschluß einer Richtung«777 pflegen wollte. Der Vorsitzende Max Oberbreyer war mit Büchern über Kaiser Wilhelm und das sächsische Königshaus hervorgetreten,778 hatte zahlreiche Übersetzungen aus dem Lateinischen veröffentlicht sowie ein Buch über das Programm der SPD.779 Kürschners Literaturkalender verzeichnet den Verein zuletzt 1910.

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Vgl. Allgemeiner Deutscher Schulverein. Ortsgruppe Dresden. Mitgliederverzeichnis 1892. Dresden 1892; Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Sprachvereins Dresden. Dresden 1886. Vgl. Salzburg, Mein Leben in Dresden, S. 26. Kürschners Literaturkalender 1896, Sp. 30. Stern setzte sich mit der Literatur seiner Zeit auseinander, besprach etwa »Neue Romane«, vgl. Nickold, Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse 1880–1900, S. 13ff. Bei Kürschners Literaturkalender, zuletzt verzeichnet 1904. Kürschners Literaturkalender 1904, Sp. 24f. Vgl. Korrespondenzen. In: Im deutschen Reich (1899), H. 11, S. 617. Kürschners Literaturkalender 1905, Sp.26. Vgl. Max Oberbreyer: Charakterzüge Kaiser Wilhelms des Grossen. Leipzig [1897]; ders.: König Albert und Königin Carola von Sachsen. Festschrift zur 25 jährigen Regierungs- und 70 jährigen Geburtstags-Feier. Leipzig [1898]. Vgl. Max Oberbreyer: Das neue Programm der Socialdemokratie. Ein Taschenbuch für Jedermann. Mainz 1891.

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Im Jahr 1905 trat der Schriftstellerverein Die Feder (2.10.1905) in die Öffentlichkeit, möglicherweise eine Abspaltung oder Fortsetzung der Freien Literarischen Gesellschaft unter anderen Vorzeichen. Ihr ehemaliger zweiter Vorsitzender Friedrich Calebow betätigte sich jetzt als Schriftführer. Alexander Wald fehlte. Als Zweck des Vereins ist angegeben: »Die Wahrung und Förderung schriftstellerischer Standes- und Berufsinteressen sowie die Pflege kollegialer Geselligkeit.«780 Den Vorsitz führte der Redakteur Müller-Poyritz, zweiter Vorsitzender war Ernst Roitzsch. Als Vereinsblatt wird die überregionale »Literarische Praxis« genannt, die in Berlin erscheinende »Fachzeitung und Offertenblatt für Journalisten, Schriftsteller, Zeichner und Verleger«, wie es im Untertitel heißt. Denn der Verein bildete nach Kürschner mit der Freien Schriftstellervereinigung zu Berlin sowie einer Anzahl aus dem Allgemeinen Schriftstellerverband ausgeschiedener Einzelmitglieder einen eigenen Verband, das Deutsche Schriftsteller Kartell. Der Verein Die Feder wird bei Kürschner zuletzt 1908 angeführt. Er gehörte ebenso zu den berufsständischen Vereinen wie die Dresdener Journalistenvereine. Der Verein Dresdner Presse wurde bereits 1884 gegründet. Zu seinen ersten Mitgliedern zählten auch Angehörige anderer literarischer Vereine, Gustav Diercks (Literarischer Verein, Litterarische Gesellschaft), Jesko von Puttkamer (Symposion), Rudolf Stegmann (Literarischer Verein, Gesellschaft für Litteratur und Kunst), Ferdinand von Witzleben (Litterarische Gesellschaft).781 Zweck des Vereins war nach Paragraph 2 der Statuten:782 a) b) c) d)

Wahrung der Standesinteressen; Die Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder sowie ihrer Witwen und Waisen; Die Bildung einer Altersunterstützungskasse für die Mitglieder des Vereins Förderung des kollegialen Verkehrs.

Mitglieder konnten »Redakteure und ständige Mitarbeiter von Zeitungen und Zeitschriften, sowie die Verfasser selbstständiger, belletristischer oder wissenschaftlicher Werke« (§ 1) werden, Schriftstellerinnen jedoch ausdrücklich nicht (§ 4). Nach 1900 kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes.783 Im Jahr 1908 kam der Verein Dresdner Journalisten hinzu, dessen Zweck es war, »die Interessen und die Ehre des Journalistenstandes und das Ansehen der Presse in jeder Weise zu vertreten und zu fördern«.784 Ihm gehörte auch Ernst Roitzsch als Schatzmeister an. Zweite Schriftführerin war Katharina Scheven (Litterarische Gesellschaft). Sie hatte 1902 den Dresdner Zweigverein der Internationalen Abolitionistischen Föderation (zur Abschaffung der staatlich reglementierten Prostitution) gegründet, in einer Petition des Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine an das Dresdner Stadt-

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Kürschners Literaturkalender 1908, Sp. 34. Vgl. Kürschners Literaturkalender 1885, S. 614f. Statuten des Vereins Dresdner Presse gedruckt in Kürschners Literaturkalender 1885, Sp. 41f. Vgl. Gerald Kolditz: Rolle und Wirksamkeit des Alldeutschen Verbandes in Dresden zwischen 1895 und 1918. Ein Beitrag zum bürgerlichen Vereinsleben der nationalistischen Kräfte in der wilhelminischen Ära des deutschen Kaiserreichs. Phil. Diss Dresden 1994, S. 176f. Kürschners Literaturkalender 1908, Sp. 34.

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verordnetenkollegium die Errichtung einer städtischen Oberrealschule für Mädchen gefordert. Sie gab seit 1902 die Zeitschrift »Der Abolitionist« heraus. 1909 war sie neben Anna Brunnemann (Litterarische Gesellschaft, Rechtsschutzverein für Frauen) unter den ersten Studentinnen der Technischen Hochschule, hörte Vorlesungen des Altertumswissenschaftlers Georg Treu und des Kunsthistorikers Cornelius Gurlitt (Literarischer Verein, Symposion).785 Die Leitung des Vereins Dresdner Journalisten lag in den Händen zweier Redakteure des national ausgerichteten »Dresdner Anzeigers«, Leonhard Lier als stellvertretender Vorsitzender und Paul Schumann als Vorsitzender. Beide publizierten auch in Ferdinand Avenarius’ »Kunstwart« und waren im Dürerbund aktiv.

5.13. Die Partei der Unpolitischen: der Dürerbund Paul Schumann war eine zentrale Figur des Dresdner Vereinswesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts.786 Er gehörte angeblich 56 Vereinen an, darunter dem Literarischen Verein, der Offenen Loge/Litterarischen Gesellschaft, dem Deutschen Sprachverein, dem Goethebund (Berlin) und dem Dürerbund, den Avenarius 1901 gegründet hatte. An Schumann läßt sich die Entwicklung des gebildeten Bürgertums von der Honoratiorenkultur des 19. Jahrhunderts über die »Kulturkrise« um 1900 in eine neue weltanschauliche Orientierung jenseits von Tradition und Moderne verfolgen, die das Ideal der »arbeitenden Geselligkeit« allmählich verdrängte. Der promovierte Kunsthistoriker Schumann trat mit einigen Veröffentlichungen hervor, unter anderem zur Kunst- und Architektur Dresdens.787 Er war verheiratet mit Rudolf Doehns Tochter Elsbeth, die wie ihr Vater ebenfalls Mitglied der Litterarischen Gesellschaft war.788 Schumann begann zunächst im repräsentativen Literarischen Verein, hielt Vorträge und hatte 1884 das Amt des Schriftführers inne. Gleichzeitig engagierte er sich in der gegenwartsinteressierten Litterarischen Gesellschaft. Seit 1888 leitete er das Feuilleton des »Dresdner Anzeigers«. Als Redakteur förderte er die junge Malerei (Böcklin, Klinger, Uhde), zusammen mit Cornelius Gurlitt und Ferdinand Avenarius, mit dem er befreundet war. Mit seinen Artikeln trug er im Zusammenspiel mit höheren Beamten in den Kunstbehörden entscheidend zur Modernisierung der 785

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Zu Gurlitt vgl. Jürgen Paul: Cornelius Gurlitt (1850–1938). In: Auf dem Weg zur Universität. Kulturwissenschaften in Dresden 1871–1945. Hg. von Johannes Rohlbeck und Hans-Ulrich Wöhler. Dresden 2001, S. 196–217. Über Schumann vgl. Herbert Zeißig: Eine deutsche Zeitung. Zweihundert Jahre Dresdner Anzeiger. Eine zeitungs- und kulturgeschichtliche Festschrift. Dresden 1930, S. 277f.; Kratzsch, Kunstwart und Dürerbund, S. 128ff.; Gerhard Klußmeier, Hainer Plaul: Karl May. Biographie in Dokumenten und Bildern. Jubiläums-Bildband. Hildesheim, Zürich, New York 21992, S. 206. Paul Schumann: Der Dresdener Baumeister Friedrich August Krubsacius. Abdruck aus des Verfassers Buche Barock und Rococo. Leipzig 1885; ders.: Führer durch die Architektur Dresdens. Hg. aus Anlass der Deutschen Bau-Ausstellung 1900. Dresden 1900; ders.: Dresden. Leipzig 1909. (Berühmte Kunststätten 46) Nach der Scheidung Anfang der neunziger Jahre heiratete Elsbeth Doehn 1894 Ferdinand Avenarius; vgl. Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund, S. 129.

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Ankaufs- und Ausstellungspraxis bei.789 Er lehnte den literarischen Naturalismus ab. Seine zahlreichen Rezensionen der »socialen Literatur« dienten ihm zum Angriff auf die damit assozierte politische Richtung, die Sozialdemokratie. Außerdem wurde er als Gegner Karl Mays bekannt, den er und seine Redakteurskollegin Marie Silling (Litterarische Gesellschaft) im November 1904 »gnadenlos und fanatisch«790 angriffen. Er denunzierte ihn im »Dresdner Anzeiger« als »Gift für die Jugend« und »Gift für das Volk« und setzte »das Deutschtum und die allgemeine Kultur« dagegen, wie sie auch der »Kunstwart« vertrete,791 forderte eine »einfache«, »wahre«, »anständige« »Volksliteratur«.792 Schumann gehörte auch dem Dresdner Zweigverein des Deutschen Sprachvereins seit seiner Gründung 1885 an.793 Der Verein verfolgte den Zweck der »Erhaltung und Wiederherstellung des echten Geistes und wahren Wesens der deutschen Sprache und Reinigung derselben von fremden Bestandtheilen«.794 Er gehörte zum Spektrum der nationalistischen Strömungen im Kaiserreich.795 Im Jahr 1886 hatte der Zweigverein 187 Mitglieder, die Ortsgruppe des Allgemeinen deutschen Schulvereins 1890 bereits 1250 Mitglieder.796 Einige Mitglieder namentlich des Literarischen Vereins, aber auch der Lesegesellschaft, des Allgemeinen deutschen Schulvereins und des Vierzehner waren im Sprachverein aktiv.797 Eine führende Rolle spielten Heinrich Zschalig und Hermann Dunger, der den Dresdner Zweigverein gegründet hatte.798 Vom Literarischen Verein gehörten ihm unter anderem an: Besser, D. v. Biedermann, Diestel, Dittrich, Doehn, Eduard Duboc, Flockemann, Gamper, Gurlitt, Kummer, Lincke, Locella, Opitz, Philippson, Senff-Georgi, Scheffler, Schramm-Macdonald, Zeibig. Gurlitt war

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Vgl. Almai, Expressionismus in Dresden, S. 32f.; Nickold, Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse 1880–1900, S. 40ff. Paul Schumann in: Grimmaisches Ecce 1928. 49 (1928), S. 8; zit. nach Hainer Plaul: Literatur und Politik. Karl May im Urteil der zeitgenössischen Publizistik. In: JbKMG 1978, S. 174–255, hier S. 219. Vgl. Hermann Wohlgschaft: Große Karl May Biographie: Leben und Werk. Paderborn 1994. (Literatur- und Medienwissenschaft 27), S. 468. Vgl. Nickold, Das Feuilleton der Dresdner Tagespresse 1880–1900, S. 38f. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Sprachvereins Dresden. Dresden 1886. Satzungen des Allgemeinen deutschen Sprachvereins. Dresden 1886, zit. nach Herman Riegel: Der allgemeine deutsche Sprachverein. In: Zeitschrift des Allgemeinen deutschen Sprachvereins 1 (1886), Nr. 1, S. 2–3, hier S. 2. Der Verf. dankt Benjamin Svensson für die freundlich gewährte Einsicht in seine geschichtswissenschaftliche Magisterarbeit, »Hermann Riedel und der Allgemeine deutsche Sprachverein im Kaiserreich«. Universität Hamburg 2004; zit. nach ebd., S. 22. Vgl. Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 2, S. 601. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Sprachvereins Dresden. Dresden 1886; Rundschreiben des Vorstandes der Ortsgruppe Dresden des Allgemeinen deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande. Dresden, 2.3.1891, S. 3. Vgl. Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Sprachvereins Dresden. Dresden 1886. Neun Tage vor der Gründung des Vereins am 10.9.1885 hielt Zschalig im Literarischen Verein bereits einen Vortrag über den Allgemeinen Deutschen Sprachverein. Über Dunger vgl. Theodor Hüpgens: Hermann Dunger. In: ders. (Hg.), Gestalten und Gedanken aus der Geschichte des deutschen Sprachvereins. Festschrift zur Fünfzigjahrfeier, Berlin 1935, S. 28–40.

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gleichzeitig Mitglied im Allgemeinen deutschen Schulverein. Vom Verein Vierzehner war Koppel-Ellfeld dabei, von der Lese-Gesellschaft Museum kamen Franz Schnorr von Carolsfeld und Ritter. Von der Reinigung und Reinerhaltung der deutschen Sprache als nationale Aufgabe war es nicht weit zur Vermittlung deutscher Kunst zur Stärkung des Nationalbewußtseins. Schumann war wie Lier einer der führenden Mitarbeiter des »kulturkritisch-nationalen«799 »Kunstwart«, den Avenarius seit 1887 in Dresden herausgab.800 Im »Kunstwart« publizierten auch Karl Woermann (Symposion) und Cornelius Gurlitt. Letzterer war von Julius Langbehn und dessen völkischem Kultbuch »Rembrandt als Erzieher« fasziniert und finanzierte ihn zeitweilig.801 Außerdem betreute Adolf Bartels, der als Mitarbeiter der konservativen »Dresdner Zeitung« begonnen hatte, ausgerechnet gefördert von Adolf Stern, im »Kunstwart« als verantwortlicher Redakteur die Literatursparte. Seine völkische, rassistische »Geschichte der deutschen Literatur« wurde nach 1900 auch im Literarischen Verein besprochen.802 Der überkommene bürgerliche Begriff der »Kultur« wurde durch den »Kunstwart« allmählich mit neuen Inhalten angereichert. Die anfänglichen, herkömmlichen Abteilungen »Allgemeines und Vermischtes, »Literatur«, »Theater«, »Musik«, »Bildende und angewandte Kunst«, wurden ab 1907 erweitert, unter anderem durch »Vom Auslande«, »Bildung und Schule«, »Frauenfragen«, »Handel und Gewerbe«, »Heer und Flotte«, »Heimatpflege und Naturschutz«, »Körperkultur«, »Lebensreform«, »Politik«, »Vom Recht«, »Zu den Tagesereignissen«, »Zu den Tageskämpfen«, »Von Theater und Kino«, »Volkswirtschaft«.803 Der »Kunstwart« kam neuen Bedürfnissen des gebildeten Bürgertums entgegen. Er trat mit dem Gestus der Reform auf, vermittelte Modernität, bot insgesamt eine Gegenbewegung zur liberal-konservativen Stimmung der älteren Bürgergesellschaft des Kaiserreichs, zum »national-betulichen Geist«804 der Reichsgründerzeit. Anders als das »Dresdner Dichterbuch« von 1903, das über alle Vereinsgrenzen und literarästhetischen Positionen hinweg noch einmal integrieren wollte, »der alten und der neuen« literarischen Richtung ihr Recht verschaffen, die »wahre Kunst«, das »Herzensheitre und Schlichte« präsentieren, »in des Dichters Gebilden das eigne Innenleben abge-

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Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist. München 1990, S. 811. Vgl. Elisabeth Boer: Dresdner Kunstleben um 1890 und die Gründung des »Kunstwarts«. In: Dresdner Geschichtsblätter 44 (1936), Nr.1–2, S. 202; vgl. z.B. Paul Schumann: Vom deutschen Bauernhause. In: Kunstwart 11 (1897/98), I, S. 351; II, S. 385–388; Zur deutschen Volkskunde. In: Kunstwart 11 (1897/98), II, S. 141–145; Über die Erhaltung der Volkstrachten. In: ebd., S. 337–342; Zur Denkmalspflege. In: ebd., S. 210–214. Vgl. Paul: Gurlitt, S. 216; außerdem Cornelius Gurlitt: Langbehn, der Rembrandtdeutsche. Berlin 1927. Vgl. Reuschel: »Adolf Bartels, ›Die deutsche Literatur der Gegenwart‹«, 26.2.1901. Vgl. Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund, S. 119f. Zum Kunstwart vgl. auch H. Fred Krause: Der Kunstwart (1887–1937). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Zeitschriften des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach 1973, S. 215–227. Vgl. vom Bruch, Kunstwart und Dürerbund, S. 430.

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spiegelt«805 sehen wollte, war der »Kunstwart« betont einseitig. Er vermittelte Orientierung in Grundansichten, erhob Anspruch auf Führerschaft in Geschmacks-, Kunst-, Kultur- und dann auch politischen Fragen, kritisierte etwa die epigonale Literatur und die Moderne, setzte dagegen die neue Heimatkunst,806 speiste sein Reformverlangen aus antikapitalistischer Kulturkritik und einem weitverbreiteten Unbehagen an interessenpolitischer Segmentierung der Gesellschaft.807 In der Diskussion um Kulturkrise und Lebensreform, imperial-nationale und sozialreformerische Orientierung, nationalen Sozialismus und darwinistisch grundierte Volksgemeinschaftsideologie sowie kulturpolitisch definierten neuen Nationalismus wurden »die Übergänge zwischen Kultur und Politik«808 fließend und die Wege zum Radikalnationalismus des Kaiserreichs, zur völkischen Bewegung der Kulturkritiker kürzer.809 Eine Verbindung zur Ortsgruppe des nationalistischen Alldeutschen Verbandes ist jedoch nicht nachzuweisen.810 Weite Teile des gebildeten Bürgertums, durch die »Kulturkrise«, den Fortschritt der Naturwissenschaften und das Erstarken der Sozialdemokratie verunsichert, vertrauten sich der geistigen Führung des »Kunstwart« an. Im Jahr 1897 hatte er etwa 1000 Abonnenten, Ende des Jahres 1900 waren es bereits 8000, bis Ende 1903 stieg die Zahl auf 20 000 an.811 Der »Kunstwart« wurde zur eigentlichen Zeitschrift des Bürgertums zwischen 1900 und 1914, entfaltete eine enorme Wirkung. 50 Prozent der Leserschaft waren Lehrer, gefolgt von Beamten (12 %) und Kaufleuten (9 %).812 Avenarius schrieb 1898: Wollen wir unsere Ziele erreichen, so treiben wir Kunstpolitik, und keine Politik läßt sich treiben ohne Macht. Macht, Einfluß brauchen wir, eben unserer Ideale willen, deshalb dürfen

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Dresdner Dichterbuch. Dichtungen von Ferdinand Avenarius, Georg Freiherr von Ompteda, Wilhelm von Polenz Adolf Stern und anderen. Mit biographischen und bibliographischen Notizen hg. von Kurt Warmuth. Dresden 1903, S. VI. Es enthielt u.a. Dichtungen von König Johann von Sachsen, Julius Duboc, Ernst Eckstein, Gotthelf Häbler, Wolfgang Kirchbach, Franz von Königsbrun-Schaup, Otto Ludwig, Anselm Rumpelt, Frida Schanz, Pauline Schanz, Robert Waldmüller [i. e. Eduard Duboc], Karl Woermann, Heinrich Zschalig. Vgl. Günter Butzer, Manuela Günter: Literaturzeitschriften der Jahrhundertwende. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. 7. Naturalismus, Fin de siècle, Expressionismus 1890–1918. Hg. von York-Gothart Mix. München 2000, S. 116–136, hier S, 132; Gerald Heres: Kunstwart – Dürerbund – Heimatschutz. Ferdinand Avenarus und die kulturellen Reformbewegungen in Dresden. In: Jugendstil in Dresden. Aufbruch in die Moderne. [Anläßlich der Ausstellung des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 18. September bis 5. Dezember 1999 im Dresdner Schloß]. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunstgewerbemuseum. [Red.: Astrid Nielsen]. Wolfratshausen 1999, S. 171–178. Vgl. Vom Bruch, Kunstwart und Dürerbund, S. 430. Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1, S. 811. Zum Radikalnationalismus vgl. ebd., Bd. 2, S. 602ff. Vgl. Kolditz, Rolle und Wirksamkeit des Alldeutschen Verbandes in Dresden; außerdem die Akten der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes im StA Dresden, Drucksammlung 136: Politische Parteien und Vereine bis 1914. Über den Gegensatz von Alldeutschem Verband und Dürerbund siehe vom Bruch, Kunstwart und Dürerbund, S. 431f. Vgl. Kratzsch, Kunstwart und Dürerbund, S. 132f. Vgl. Herbert Broermann: Der Kunstwart in seiner Eigenart, Entwicklung und Bedeutung. München 1934, S. 129.

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wir nicht bloß in kleiner Gesellschaft reden und gehört werden, sondern müssen das überall, wo wirklich Gebildete in deutschen Landen die Pflege geistiger Güter rein wissen wollen.813

Eine Bewegung wuchs hier heran, die das gesellige bürgerliche Vereinswesen alter Prägung hinter sich ließ, die nicht mehr nur in der beschränkten Öffentlichkeit eines Vereins sich über eigene Ziele und Zwecke verständigen wollte, sondern die selbst Öffentlichkeit herstellen, das ganze Volk erreichen, Massenwirksamkeit erzielen wollte. Und diese Öffentlichkeit sollte kulturell und politisch zugleich konstituiert sein. Zur Unterstützung dieser Ziele gründete Avenarius 1901 den überregionalen Dürerbund, eine Volksbildungsbewegung mit kulturkritisch konservativen und zugleich betont modernen Tendenzen.814 Er bestand aus Einzel- und korporativen Mitgliedern. Vor 1914 besaß der Dürerbund etwa 6000 Einzelmitglieder und 350 Vereine, elf Zentralvereine und 339 Ortsvereine. Die Anzahl der Mitglieder wurde mit über 300 000 angegeben,815 eine Zahl, die die Gesamtheit der literarisch-kulturellen Vereine in Deutschland nie erreichte. Ein gewählter Vorstand aus teils namhaften Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Beamten – Männern wie Frauen – lenkte den Dürerbund. Neben Cornelius Gurlitt war Paul Schumann maßgebliches Mitglied des Bundes, gehörte dem Vorstand zwischen 1902 und 1907 als Schriftführer an. Der Dürerbund richtete sich an die Gebildeten, an »ethische Idealisten«,816 die sich von den bestehenden konservativen und liberalen Parteien nicht vertreten fühlten. Das Spektrum seiner Anhänger reichte bis weit in die linksliberale geistige Elite hinein.817 Ihnen wollte er jenseits von kultureller Orientierung auch eine politische Vertretung bieten, nationalkulturelle Identität vermitteln. Der Dürerbund hatte wie der »Kunstwart« Teil an der Reaktivierung des alten, überkommenden Deutungsmuster, die er mit Weltanschauung anreicherte.818 Der Verein war nun nicht mehr die Sozialform, in der Ansichten von »Bildung« und »Kultur« vermittelt, geschweige denn gleichberechtigt, frei und gesellig erörtert wurden wie seit der Aufklärung. Der Dürerbund führte einen ideologisch-propagandistischen Feldzug, ein quasireligiöses Einwirken auch über den Kreis der Mitglieder hinaus durch Flugschriftenreihen, Bücherlisten für Schulabgänger, Künstler-Bildermappen, Heimatkalender, Buchratgeber und Lebensreform-Romane in vielen hunderttausend Exemplaren.819 Ähnliches gilt für die mit ihm kooperierenden Organisationen – etwa der 1904 in Dresden gegründete Deutsche Bund Heimatschutz, der elitärere Charon,820 dessen literaturpädagogische Deutschtümelei vor allem auf Volksschullehrer wirkte, und der

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Kunstwart 12 (1898), I, S. 1. Vgl. Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1, S. 738. Vgl. Kratzsch, Kunstwart und Dürerbund, S. 336. Ebd., S. 141. Vgl. Vom Bruch, Kunstwart und Dürerbund, S. 431. Vgl. allgemein zu den Reformulierungsversuchen des Deutungsmusters von Bildung und Kultur in der Kulturkrise um1900 Bollenbeck, Bildung und Kultur, S. 268ff. Vgl. vom Bruch, Kunstwart und Dürerbund, S. 430. Vgl. Rolf Parr: Charon/Gesellschaft der Charonfreunde. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 61–76.

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völkische Werdandi-Bund,821 dessen erklärtes Ziel es war, »das Besondere und die Seelenkraft des deutschen Volkes durch das Mittel der Kunst zu erhalten«.822 Ihm gehörte Schumann ebenso an wie Avenarius, Bartels und Gurlitt. Avenarius verfolgte das »Sammeln einer tatstarken Partei, der Unparteilichen aus allen Fraktionen«,823 wollte eine »Partei der Sachlichen«824 schaffen, eine Partei der Unpolitischen.

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Vgl. ders.: Werdandi. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, S. 485–495; ders.: Der »Werdandi-Bund«. In: Handbuch zur »Völkischen Bewegung«, S. 316–327; ders.: Interdiskursive As-Sociation. Studien zu literarisch-kulturellen Gruppierungen zwischen Vormärz und Weimarer Republik. Tübingen 2000. Friedrich Seeßelberg: Wohin…? In: Werdandi 1 (1908), H. 1., S. 1–8, hier S. 7. Kunstwart 22 (1908), 1, S. 1. Kunstwart 15 (1902), 24, S. 509.

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6. Zusammenfassung

Die Analyse von Vereinen ist nach Max Weber »eine trockene, triviale, viel Geld und viel Arbeitskraft einfach in den Boden stampfende Arbeit«.1 Aber sie befördert auch Erkenntnisse. Die vorliegende Untersuchung stellte mit Alexis de Tocqueville die sozialwissenschaftliche Grundannahme an den Anfang, daß Vereinen per se politische Relevanz eigne, weil sie als Teil der Selbstorganisation des Bürgertums an der Konstituierung und Gewährleistung bürgerlicher Freiheit mitwirkten. Diese These ist nach Thomas Nipperdey auch von der Geschichtswissenschaft aufgegriffen worden und behauptet in gegenwärtiger Demokratietheorie ihre Gültigkeit. Eine zweite Annahme ging davon aus, daß Vereine eine demokratisierende Wirkung auf ihre Mitglieder ausübten, durch die Einübung demokratischer Praktiken und durch den sozialmoralischen Einfluß der ausgleichenden Geselligkeit. Dabei wollte die Untersuchung auch eine mögliche politische Relevanz der im Verein geübten kulturellen Praxis und ihrer Inhalte in den Blick nehmen, um zu einer Bestimmung des bürgerlichen Kulturbegriffs beizutragen und speziell die Rolle der Literatur herauszuarbeiten. Um diese Hypothesen am Beispiel literarischer Vereine zu überprüfen, wurde als Grundlage der Analyse hier erstmals die Geschichte literarischer Vereine von der Aufklärung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im europäisch-amerikanischen Kontext nachgezeichnet. Es zeigte sich dabei, daß die Entwicklung des literarischen Vereinswesens namentlich in Deutschland, Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten weitgehend parallel verlief, daß sich aber auch ähnliche Erscheinungen in den Niederlanden, Skandinavien, Italien, Frankreich und der Schweiz nachweisen lassen, in Ansätzen sogar in Rußland. Es wurde eine Typologie entwickelt, die das literarische Vereinswesen in dem Zeitraum der Darstellung einteilte in literarische Aufklärungsgesellschaften, Lesegesellschaften, literarisch-gesellige Vereine, Schriftsteller- und Schriftstellerinnenvereine, literarisch-kulturelle Vereine, literarisch-weltanschauliche Vereine und Dichtergesellschaften. Dazu traten literarische Vereine an Schulen und Universitäten, literarischwissenschaftliche Vereine und jüdisch-literarische Vereine. Eine Abgrenzung wurde aufgezeigt zu literarischen Zirkeln und Salons sowie zu Arbeiterbildungsvereinen. Anstelle der Analyse zahlreicher literarischer Vereine in unterschiedlichen Städten, von der bereits Davis D. McElroy meinte, »no single man could do it«,2 wurde eine fest umrissene sozial- und kulturgeschichtliche Situation ausgewählt: das Beispiel Dresden. Die Untersuchung ließ aussagefähige Daten erwarten, weil die nicht-preußische Residenzstadt über eine differenzierte Bürger- und Hofgesellschaft verfügte, die

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Weber, Geschäftsbericht, S. 59. McElroy, Scotland’s Age of Improvement, Introduction.

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von hohem Adel, Offizieren, Hofbeamten bis hin zu Bildungs- und Wirtschaftsbürgern reichte. Außerdem lebten hier über die Jahrzehnte zahlreiche Schriftsteller, und die Zahl der literarischen Vereine war im 19. Jahrhundert besonders hoch. Die Erwartung wurde nicht enttäuscht. Es konnten insgesamt 27 literarische Vereine zwischen 1801 und 1910 in Dresden beschrieben werden, vom Dresdner Wochenzirkel bis zum Dürerbund. Das Spektrum reichte von Lesegesellschaften und Lesekabinetten wie dem Literarischen Museum und literarisch-geselligen Vereinen wie dem Dresdner Liederkreis und der Montagsgesellschaft über literarisch-kulturelle Vereine wie dem Literarischen Verein oder der Litterarischen Gesellschaft bis hin zu Schriftstellervereinen wie Vierzehner und Symposion und endete beim weltanschaulich-literarischen Verein, dem in Dresden gegründeten Dürerbund. Die einzelnen Vereine wurden auf der Grundlage ihrer Akten- und Druckschriftenüberlieferung dargestellt und analysiert, unterstützt durch Vereinsgeschichten und Selbstzeugnisse sowie journalistische und literarische Texte. Die Untersuchung folgte in den Grundzügen einem Modell, das Max Weber auf dem ersten deutschen Soziologentag zur Analyse mit Vereinen vorgeschlagen hat. Im Einzelnen wurden untersucht: zuerst die Mitgliederstruktur, dann die Organisation des Vereins durch Satzungen und Geschäftsordnungen, sodann besonders der Einfluß der Vereinstätigkeit – Vorträge, Feiern und andere Veranstaltungen – auf die Mitglieder, weiter die Wirkung der Vereine nach außen, in die bürgerliche Öffentlichkeit hinein und schließlich – in Erweiterung des Weberschen Modells – die Stellung der Vereine und ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit, im Netzwerk des Dresdner Vereinswesens. Es zeigte sich bei der Untersuchung der Mitgliederstruktur, daß die Bildungsbürger beinahe während des gesamten 19. Jahrhunderts in den literarischen Vereinen dominierten, auch nach dem Wandel Dresdens zu einem bedeutenden Industriezentrum. Schriftsteller und Redakteure, Künstler, Professoren und Lehrer waren die eigentlichen Träger der literarischen Vereine. Bis in die dreißiger Jahre versammelte sich im Dresdner Liederkreis und in der Albina eine städtische Elite, die vom adeligen Minister über hohe Beamte, Professoren, Lehrer, Rechtsanwälte und Ärzte bis hin zu Künstlern und Schriftstellern reichte. Das Literarische Museum hingegen war eine Gründung von politisch denkenden Intellektuellen im Vormärz. Zu ihren führenden Mitgliedern gehörten Schriftsteller, Journalisten, Professoren, Lehrer, Rechtsanwälte, Ärzte und Künstler. Eine Verbindung zur Hofgesellschaft wie im Liederkreis fehlte dem Museum, nicht aber der literarischgeselligen Montagsgesellschaft, die von Künstlern, Musikern und Schriftstellern ins Leben gerufen und getragen wurde. Wie im Literarischen Museum fanden auch hier Juden vereinzelt Zugang, ja, führende Mitglieder der Montagsgesellschaft verkehrten in den Salons kunstsinniger jüdischer Bankiers. Nach der Revolution änderte sich die Struktur nur wenig, auch wenn wichtige Mitglieder aus Dresden geflohen waren. Aber in den siebziger Jahren, kurz vor der Auflösung des Vereins, waren Professoren und Lehrer gegenüber Künstlern und Schriftstellern in der Mehrzahl. Diese trafen sich inzwischen im Literarischen Verein, wo sie 30 Prozent der Mitglieder stellten, zusammen mit Angehörigen anderer künstlerischer Berufe sogar 40 Prozent, gegenüber 14 Prozent Beamten und zwölf Prozent Lehrern und Professoren, die dennoch mit den Jahren führende Positionen einnahmen. Ihr Anteil blieb ebenso 227

konstant wie der der Wirtschaftsberufe. Dieser lag seit den sechziger Jahren bei elf bis zwölf Prozent. Am Ende des Jahrhunderts hatte der Anteil der Schriftsteller allerdings deutlich abgenommen, war auf acht Prozent gesunken. Die Gesellschaft für Litteratur und Kunst, ein Ableger des Literarischen Vereins, der vor allem Deklamations- und Konzertabende veranstaltete und im Gegensatz zu den anderen Vereinen Frauen aufnahm, bestand kurz vor der Jahrhundertwende vor allem aus Musikern und Musikerinnen, Lehrern und Lehrerinnen, Verwaltungsbeamten und Wirtschaftsbürgern. Die Litterarische Gesellschaft hingegen setzte sich 1887 zu mehr als einem Drittel aus Frauen ohne Beruf zusammen, gefolgt von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, und erst mit Abstand von Lehrern und Lehrerinnen sowie Wirtschaftsbürgern. Im Jahr 1902 hatten sich die Zahlen signifikant verändert: die berufslosen Frauen stellten nun zwei Drittel der Mitglieder, die Wirtschaftsberufe ein Zehntel, gefolgt von freien und künstlerischen Berufen. Vierzehner und Symposion waren beinahe reine Schriftstellervereine, die auch Gelehrte, Journalisten und Fachautoren aufnahmen, im ganzen elitär und von Adeligen durchsetzt, während die Lese-Gesellschaft Museum, die in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen darstellte, einen ganz anderen Querschnitt aufwies, in dem Angehörige von Wirtschaftsberufen und freien Berufen in der Mehrheit waren. Frauen – Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Ehefrauen und Töchter – gehörten noch in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts zum Kreis der Vereinsmitglieder, der sich anfangs aus den informellen Zirkeln und Salons rekrutierte. Bereits im Verein Albina aber waren sie nicht mehr als Mitglieder aufgeführt, im Literarischen Museum und der Montagsgesellschaft fehlten sie ganz. Erst am Ende des Jahrhunderts, nach dem Einsetzen der Frauenbewegung, kehrten sie zurück, gaben sogar Anlaß zu Neugründungen von literarischen Vereinen, stellten auch bald nach der Jahrhundertwende die Mehrheit eines bei den neu eingeführten Dichterlesungen vorwiegend kulturkonsumierenden Publikums. Mitglieder jüdischer Herkunft erscheinen mit dem 1831 einsetzenden Emanzipationsprozeß in den literarischen Vereinen, allerdings bis zur Jahrhundertwende stets in geringer Zahl und zumeist, wenn sie ohnehin herausgehobene Positionen in der Stadtgesellschaft einnahmen wie der Sanitätsrat Hirschel im Literarischen Museum, die Oberrabbiner Landau und Winter im Literarischen Verein, die Bankiers Oppenheim in der Montagsgesellschaft und Philippson im Literarischen Verein, der Hochschullehrer Stern in verschiedenen Vereinen. Oder sie hatten selbst eine zentrale Stellung im Verein inne, wie die Künstler Hiller, Bendemann und Auerbach in der Montagsgesellschaft. Erst nach der Jahrhundertwende ist auch hier eine Veränderung festzustellen, eine Zunahme der jüdischen Mitglieder, von denen einige in der jüdischen Gemeinde und der Dresdner Stadtgesellschaft eine führende Rolle spielten. Adeligen kam nur in der älteren Stadtgesellschaft zu Anfang des Jahrhunderts eine besondere Bedeutung zu, im Verlauf des Jahrhunderts ging sie in den Vereinen, abgesehen von Vierzehner und Symposion, zurück. Handwerkern und Arbeitern blieb der Zugang zu den bürgerlichen Vereinen im gesamten 19. Jahrhundert verwehrt. Im Bereich der Sozialstruktur fand keine Demokratisierung statt. Die literarischen Vereine erreichten nicht alle Schichten. Ihre Zusammensetzung blieb bürgerlich – auch im Dürerbund – und, abgesehen von manchen Gewichtsverlagerungen, weitgehend konstant. 228

Die Organisation der Vereine war allerdings durch demokratische Elemente bestimmt. Die Satzung selbst stellte eine kleine Verfassung dar, erarbeitet zumeist von einem Ausschuß und beschlossen von der Versammlung aller Mitglieder durch Mehrheitsentscheidung in einer Abstimmung. Auch Zuwahl von Mitgliedern erfolgte durch Abstimmung, ebenso die Vorstandswahl oder eine Satzungsänderung. Auf Anträge folgten meist Diskussionen, bevor die Entscheidung anstand. Die Satzung bestimmte auch, wer überhaupt Mitglied werden konnte, regelte die Zusammensetzung des Vorstands, die Aufgaben der Vorstandsmitglieder, setzte die Frequenz der Zusammenkünfte, den Mitgliedsbeitrag, die Zulassung von Gästen fest. Der Grad der Bürokratisierung der Vereine war unterschiedlich ausgeprägt. Der Dresdner Liederkreis arbeitete nach festgelegten Regeln, ähnelte aber noch einem informellen Zirkel. Und die Montagsgesellschaft verzichtete ganz auf Satzungen, hielt sich aber an ungeschriebene Gesetze, die die Vereinspraxis leiteten. In der zweiten Jahrhunderthälfte nahm die Bürokratisierung der Vereine zu. Satzungen wurden gedruckt, verteilt, häufiger geändert, überhaupt auch in der vereinsinternen Auseinandersetzung wichtiger genommen. Möglicherweise wurde hier das gescheiterte Parlamentarisierungsbestreben der liberalen Bürger nach 1848/49 abgeleitet. Denn der Literarische Verein und die Gesellschaft für Litteratur und Kunst gaben sich eine Geschäftsordnung wie ein Parlament, und die Litterarische Gesellschaft diskutierte mehrere Sitzungen lang über einen einzigen Paragraphen, bevor die Entscheidung noch einmal vertagt wurde, für ein ganzes Jahr. Die Mitglieder der Dresdner literarischen Vereine übten bei der Verfolgung selbstgewählter Ziele nach eigenen Gesetzen demokratische Praktiken ein, ab etwa 1860 mit zunehmendem Eifer, um 1900 voll entwickelt. Inwieweit diese Tendenz zur Demokratisierung aber die einzelnen Mitglieder beeinflußte, ihr Verhältnis zur Politik, ihre Orientierung in der Gesellschaft, im Staat, kann nicht allgemeingültig beurteilt werden. Auffällig war zumindest, wie wenig Mitglieder literarischer Vereine sich gemeinnützig betätigten, geschweige denn tatsächlich politisch engagierten, als Mitglieder der Parteien oder Abgeordnete der Parlamente.3 Wenn man von der außerordentlichen Politisierung der Intellektuellen vor der Revolution von 1848/49 absieht, die den neuen politischen Parteien auch zahlreiche Bürger zuführte, so gab es in den Vereinen kein besonderes politisches Engagement. Zwar trafen sich die alten Liberalen des Deutschen Vereins in den fünfziger und sechziger Jahren weiterhin in der Montagsgesellschaft. Aber wenn sich auch vereinzelte Stimmen noch einige Jahre vernehmen ließen, die die politischen Hoffnungen des Vormärz hochhielten, so gedachte der Verein in seiner Mehrheit der politisch-demokratischen Aktivitäten vor und während der Revolution doch zumeist mit Spott und Ironie. Zwar fand sich namentlich in den sechziger Jahren im Literarischen Verein eine Keimzelle der Freisinnig-deutschen Partei. Der Verein war ja eine Gründung liberal gesinnter Schriftsteller und Journalisten um eine »oppositionelle« Zeitung herum. Doch durch das Arrangement der Liberalen mit Bismarcks Reichsgründung zerschlug

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Vgl. neben den Mitgliederverzeichnissen auch den Bestand im StA Dresden, Drucksammlung A 136: Politische Parteien und Vereine bis 1914. Die überlieferten Mitgliederverzeichnisse weisen keine Angehörige der literarischen Vereine aus, abgesehen vom Verein der Freisinnigdeutschen Partei.

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sich dieses Engagement anscheinend und führte zu einer bezeichnenden Wende. Ein Dresdner Liberaler wie Rudolf Doehn jedenfalls publizierte nun nicht mehr über Politik in den Vereinigten Staaten, sondern über amerikanische Literatur.4 Die Ereignisse von 1866 und 1870/71 hatten im Literarischen Verein noch zu Debatten und Dichtungen geführt, die Sozialistengesetze aber oder der Rücktritt Bismarcks fanden keinen nachweisbaren Widerhall mehr. Der Einfluß des Vereins auf die Mitglieder konnte anhand der Veranstaltungen untersucht werden. Im Liederkreis herrschte Geselligkeit vor und Lesungen eigener Werke, Musik- und Gesangsdarbietungen. Die »Harmonie der Harmlosen« gab den Ton an, die Pseudoromantiker waren sich einig in der freundlichen Bewertung ihrer epigonalen Erzeugnisse. Kritik und Diskussion war nicht vorgesehen. Dabei wirkte die Literatur als Medium der Vergesellschaftung dieser Bildungsbürger, deren Sozialstruktur eine für die Zeit ungewöhnliche Spannweite aufwies, vom Minister bis zum Lehrer hinunter. Die frühe Montagsgesellschaft wollte das Gespräch zwischen Schriftstellern, Künstlern und Musikern beleben, zu wechselseitiger Anregung führen. Mitglieder lasen aus ihren Werken vor, die dann besprochen wurden. Politisch ging es erst zu, nachdem die allgemeine Entwicklung und demokratisch gesinnte Mitglieder aus der Lesegesellschaft die Stimmung anheizten. Jetzt wurden politische Fragen und Tagesereignisse diskutiert. Aber nicht alle Mitglieder teilten das politische Interesse der Wortführer und entzogen sich der Einwirkung. Der literarisch-gesellige Verein war auf Dauer nicht der geeignete Ort der Auseinandersetzung und löste sich deshalb auf. Die Mitglieder trennten sich in Liberale, Demokraten und brave Untertanen. Die Montagsgesellschaft nach 1849 betrieb ein rein geselliges Programm mit Gedichten, Liedern, Fastnachtsspielen, Bearbeitungen von Klassikern. Die Erfahrungen des Vormärz und die Repressionen der Reaktion ließen die Mitglieder vor neuerlicher politischer Aktivität zurückschrecken. Der Literarische Verein entstand in der Neuen Ära und trat bereits wieder aktiver in Erscheinung. Sein umfangreiches literarischkulturelles Vortragswesen bietet ein eindruckvolles Bild bürgerlicher Kulturpraxis. Der Verein beschäftigte sich auf gründliche, zum Teil wissenschaftlich fundierte Art und Weise mit Literatur, deutscher und ausländischer, vergangener und gegenwärtiger, selbst produzierter oder rezensierter. Rezeption und Produktion gingen nebeneinander her. Schriftstellerei und Gelehrsamkeit, Dichter und Denker wechselten sich ab, ein klassisches Ideal wurde hier umgesetzt. Andere Referate handelten von bildender Kunst, Musik, Geschichte, Religion, Philosophie, Antike, Kulturgeschichte, Reiseund Erlebnisberichten. Historische Fragestellungen nahmen breiten Raum ein. Die Inhalte bürgerlicher Kultur sind hier klar umrissen. Das Spektrum der kulturellen Themen war so vielseitig, daß diese Pluralität als ein quasidemokratisches Element des Kulturverständnisses begriffen werden könnte, wenn nicht entscheidende Themenfelder ausgegrenzt gewesen wären: das Interesse für die Organisation des Gemeinwesens und politische Fragen, Tagesereignisse sowie Verfassungstheorie und -praxis etwa.

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Immerhin berichtete er im Literarischen Verein noch einmal 1888 über die amerikanische Arbeiterbewegung. Informationen über die Tendenz des Referats liegen nicht vor.

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Unter nahezu tausend Vorträgen, die zwischen 1884 und 1900 gehalten wurden, finden sich acht Referate über politische, politisch-historische und politisch-biographische Themen, wobei aktuelle politische Phänomene nur im Ausland beschrieben wurden, wie die Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten, für Deutschland jedoch die Politik der Vergangenheit. Neben Politik standen auch naturwissenschaftliche, ökonomische und soziale Themen nicht auf dem Programm. Diese Bereiche gehörten anscheinend nicht zu den Inhalten bürgerlicher Kultur. Die Untersuchung bestätigte Nipperdeys Feststellung, daß das Leben der deutschen Bürger – geleitet von Klassik- und Romantikrezeption – in und mit der Kunst im 19. Jahrhundert eine eigene »Provinz« des Daseins, neben Arbeit und Politik, darstellte. Bürgerliche Freizeit, so zeigt die Analyse der Dresdner literarischen Vereine, wurde tatsächlich in großem Maße bestimmt durch Bildung, durch die zweckfreie, aber ernsthafte Beschäftigung mit Kultur, die jedoch ohne praktischen Bezug auskam.5 Die Information über Bildung und Kultur wurde getragen vor allem von den Wissens- und Orientierungsvermittlern ersten Ranges, den Professoren, Lehrern und Schriftstellern, was die Wirkung unter den Mitgliedern noch erhöht haben mag. Unter den spezifischen Bedingungen der politischen Entwicklung in Deutschland wurde hier der Rückzug der Bürger in die Kultur, ins Unpolitisch-Ästhetische, eben in den kulturellen Verein, möglich. Das setzte sich in einer ebenso spezifischen Literaturauffassung fort, die in den Vortragsthemen aufscheint. Sie leitete sich von einem epigonalen Klassizismus her, dessen Patron Goethe war und nicht der durch politisch liberale Instrumentalisierung für einige Jahrzehnte verdächtige Schiller. Die ausführlich behandelte deutsche Gegenwartsliteratur ging von Viktor von Scheffel über zu Adolf Bartels. Ästhetisch, gesellschaftlich und moralisch verstörend wirkende Erscheinungen wie Naturalismus, Symbolismus oder Decadence ließ sie unbeachtet, soweit es sich um deutsche Literatur handelte. Die Vorträge über Zola, Tolstoi und Ibsen hingegen orientierten sich anscheinend eher am internationalen Erfolg dieser Autoren. Während im Literarischen Verein das kulturelle und wissenschaftliche Vortragsprogramm dominierte, standen in seinem Ableger, der Gesellschaft für Litteratur- und Kunst, neben vorwiegend literarischen Vortragsthemen die Musik- und Deklamationsdarbietungen im Vordergrund der Vereinsarbeit, mithin Unterhaltung und »Kunstgenuß«, ästhetische Feierabenderheiterung oder: »das leichtere Hinweghelfen […] über die kleinen Miséren des Lebens«, wie es der Vereinsvorsitzende in einem programmatischen Vortrag ausdrückte. Die Vermeidung des Politischen galt besonders für die Schriftstellervereine Vierzehner und Symposion. In der Litterarischen Gesellschaft bahnte sich zwar die Auseinandersetzung der Bürger und jetzt auch der Bürgerinnen mit der Kultur der Moderne an, wurden soziale Themen wie die »Frauenfrage« angesprochen. Auch gehörten ihr prominente Frauenrechtlerinnen an, bekannte Mitglieder der jüdischen Gemeinde und ein sozialdemokratischer Abgeordneter. Ihre Debatten blieben jedoch von den alten Liberalen beherrscht, die etwa der Gleichberechtigung der Frau in Studium und Politik Widerstand entgegensetzten. Auch wenn die kulturelle Praxis und die Diskussionen der Litterarischen Gesellschaft grundsätzlich stärker auf die Gegenwart ausgerichtet waren, gehörte Politik im Sinne von Organisation des eigenen Gemeinwesens oder gar 5

Vgl. Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 193.

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von Verfassungsfragen auch hier nicht zu den Inhalten der Kultur, ja, blieb per Statut als Vortrags- und Diskussionsthema ausdrücklich ausgeschlossen. Erst der Dürerbund erweiterte bürgerliche Kultur dann zu einem kulturellen Erziehungsprogramm jenseits des Vortrags- und Diskussionswesens, dessen politische Inhalte national, imperial und völkisch ausgerichtet waren. Die bürgerlichen Vereine begaben sich gleichzeitig allmählich der Möglichkeit zu Diskussion und Erörterung. Indem sie bevorzugt Lesungen prominenter Schriftsteller veranstalteten, wechselten sie von der Partizipation zur Rezeption. Die aufklärerische Tradition der literarischkulturellen Vereine, die der Vermittlung von Bildungsinhalten auch noch im Kaiserreich innegewohnt hatte, kam an ihr Ende. Denn nicht mehr geselliger Ausgleich stand im Mittelpunkt, sondern Kulturkonsum, während der Dürerbund längst quasireligiöse Unterweisung und Anleitung walten ließ. Seine Innen- und Außenwirkung wies eine weltanschaulich motivierte, ideologisch-polemische Zielrichtung auf, in von Weber gedachtem »propagandistischem Sinn und im Kampf«, der den literarischen Vereinen weitgehend fehlte. Die Wirkung, die der pseudoromantische Liederkreis in die Öffentlichkeit hinein erzielte, reichte da noch am weitesten. Denn seine vorgebliche Harmlosigkeit sowohl im geselligen Umgang als auch im Ästhetischen darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß Mitglieder dieses Vereins wie Karl Gottfried Theodor Winkler politischen Einfluß nahmen. Auf der einen Seite schlossen die aufgeklärten Bürger im Liederkreis und den ihm verbundenen anderen kulturellen Vereinen sowie den kulturellen Institutionen ein strategisches Bündnis mit den Vertretern der Staatsmacht und beförderten so schleichend die staatspolitische Reformtätigkeit. Führende Personen bestimmten auch die anderen Vereine der Stadtgesellschaft sowie die Freimaurerlogen. Sie dominierten außerdem weitere Einrichtungen der bürgerlichen Öffentlichkeit: Zeitung, Theater, Hochschule und Museum. Das Politikverbot wurde im Bereich des Kulturellen anscheinend informell umgangen. Auf der anderen Seite schlossen die Liederkreisdichter die Vereine und Institutionen gegen die Ansprüche einer jüngeren Generation auf Teilhabe ab und bekämpften sie mithilfe der eigenen kulturpolitischen Machtstellung, weil die neue, auf Tagesaktualität, Anteilnahme und Einmischung gerichtete Literaturauffassung die tarnende Harmlosigkeit bedrohte. Die Mitglieder der Montagsgesellschaft intendierten als Schriftsteller und Künstler, die das anregende Gespräch suchten, keine propagandistische Außenwirkung des Vereins. Sie begannen sich erst in der Öffentlichkeit politisch zu artikulieren, nachdem er sich aufgelöst hatte. In den Jahren der Reaktion wurde wegen der Erfahrungen der gescheiterten Revolution erst gar keine Wirkung nach außen gesucht. Mehr noch war für diese Zurückhaltung wohl die rigide Polizeipraxis der Reaktion verantwortlich, die nicht nur diejenigen Mitglieder, die sich in den Maitagen als Radikale exponiert hatten, vertrieb, sondern nun alle Vereine und ihre verbliebenen Mitglieder kontrollierte und disziplinierte. Stillhalten und Anpassung war die Folge. Das in der Neuen Ära wieder erwachende Vereinswesen artikulierte sich im Literarischen Verein mit bürokratischem Eifer, wissenschaftlichem Ernst und dem Bestreben, an den offiziellen Veranstaltungen der Stadtgesellschaft teilzunehmen. Nach wenigen liberalen Reflexen, etwa während des Krieges 1866 und in der Beurteilung ehemals demokratischer Dichter, herrschte in Dresden seit den siebziger Jahren in den 232

literarischen Vereinen, später auch den Schriftstellervereinen und der Lese-Gesellschaft, eine Kultur des Einverständnisses mit den gesellschaftlichen und politischen Zuständen. Nachdem sich die Liberalen mit Bismarck arrangiert hatten, gehörten auch sie zum Establishment. Das zeigte neben den Vortragsthemen die Beteiligung des Vereins an den Feiern des offiziellen Dresden, namentlich den Festlichkeiten zum Besuch Kaiser Wilhelms im Jahr 1882 und zu Luthers 400. Geburtstag. Es zeigte sich darüber hinaus in der Litterarischen Gesellschaft, die 1887 den Sedantag wie anderswo im Kaiserreich feierlich beging. Die Spezialisierung kultureller Aktivität im Verein bedeutete nach Nipperdey nicht notwendigerweise gleichzeitig den Verzicht auf gesellschaftliches oder politisches Engagement in anderen Vereinen: Erst eine die einzelnen Bereiche und Aktivitäten verbindende Gesamtbilanz des Lebens, die man aufgrund von biographischem Material für einzelne und für bestimmte Gruppen entwickeln könnte, würde darüber Aufschluß geben; die Gliederung der Lebensinteressen in verschiedenen Vereinen war nicht identisch mit einer Aufspaltung und Vereinseitigung des Lebens selbst.6

Die vorliegende Untersuchung erweiterte das Analyseschema Max Webers, um dieser Forderung Rechung zu tragen, soweit es die Quellen zuließen. Zu diesem Zweck wurden neben den 27 literarischen Vereinen in Dresden noch zahlreiche weitere Vereine untersucht, namentlich kulturelle, gemeinnützige, gesellige, wissenschaftliche und politische, sowie die Zugehörigkeit der Vereinsmitglieder zu informellen Zirkeln und Institutionen der Öffentlichkeit überprüft. Vom Dresdner Liederkreis bis zur Litterarischen Gesellschaft ist durch das gesamte Jahrhundert eine besondere Nähe der literarischen Vereine zu anderen kulturellen Vereinen festzustellen. Die bürgerliche Stadtgesellschaft erwies sich im ersten Drittel des Jahrhunderts als äußerst homogen, von einer bildungsbürgerlichen Elite geführt, die sich im Liederkreis und in den anderen kulturellen Gesellschaften, Alterthumsverein, Kunstverein und Künstlerverein wiederfand. Daß sie sich im Zeichen der Aufklärung formierte, aus dem Willen zur Verbesserung herrschender Zustände heraus und in Sorge für das gemeine Beste, ist auch aus der Verbindung einiger Mitglieder zur gemeinnützigen Gesellschaft Rath und That und zu Dresdner Freimaurerlogen und der Sächsischen Landesloge ersichtlich. Für die Mitglieder der Montagsgesellschaft sind vor der Phase der Politisierung keine signifikanten Mehrfachmitgliedschaften nachzuweisen, die auf ein besonderes Engagement hindeuten. Kurz vor der Revolution überschnitten sich dann Mitgliedschaften im Literarischen Museum, der Montagsgesellschaft und den politischen Vereinen. In den fünfziger und sechziger Jahren gehörten einige ihrer Mitglieder ebenfalls dem Kunstverein an, der Gesellschaft Rath und That aber nur noch drei. Eine Fortsetzung fand das öffentliche Engagement einiger Mitglieder in der Schillerstiftung und im Literarischen Verein. Unter den frühen Mitgliedern des Literarischen Vereins befanden sich ein Abgeordneter des Stadtrats und einer des Landtags. Gesellschaftliche Betätigung anderer Art, auch nennenswerte Mehrfachmitgliedschaften, sind nicht nachzuweisen, möglicherweise ein Anzeichen für die bedrängte Lage des Vereinswe-

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Nipperdey, Verein als soziale Struktur, S. 193.

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sens während der Reaktion und ein Hinweis darauf, daß die Einheit der Bürgergesellschaft durch die politische Fraktionsbildung und die staatliche Repression zerstört worden war. Für den Zeitraum 1870 bis 1910 wurden 90 signifikante Mitglieder der literarischen Vereine auf Mehrfachmitgliedschaften überprüft (siehe Anhang). Dabei trat zutage, daß die Mehrheit der Bürger, die sich in ihrer Freizeit der Kultur im allgemeinen und der Literatur im speziellen widmeten, keine anderen als kulturelle oder wissenschaftliche Aktivitäten entfalteten. Ausnahmen bildeten die fünf Gründungsmitglieder der Freisinnig-deutschen Partei und drei Stadtverordnete. Drei Personen gehörten dem Gemeinnützigen Verein an, nur noch einer dem Verein Volkswohl. In anderen Vereinen, geselligen, ökonomischen, technischen, religiösen, berufsständischen oder politischen, sowie den Freimaurerlogen waren keine Mitglieder der literarischen Vereine zu finden,7 mit Ausnahme der Frauen, die um 1900 eine Vernetzung zwischen der Litterarischen Gesellschaft und den Frauenrechtsvereinen herstellten. Die Bürger, die sich in den Dresdner literarischen Vereinen hervortaten, betätigten sich oft auch in anderen kulturellen oder wissenschaftlichen Vereinen, häufig in mehreren gleichzeitig, verzichteten aber nach 1849 weitgehend auf ein anderes gesellschaftliches oder gar politisches Engagement. Am Beginn des neuen Jahrhunderts entsprach die inzwischen erreichte Spezialisierung und Pluralität des bürgerlichen Vereinswesens der Fragmentierung der Bürgergesellschaft. Die Einheit, die die Aufklärung hergestellt hatte, war vollends zerfallen, und mit ihr die Bedeutung des literarisch-kulturellen Vereins für die Orientierung und Weltdeutung des Bürgertums. Die Kulturkrise um 1900, die Krise der bürgerlichen Deutungsmuster Bildung und Kultur, ging unter anderem darauf zurück, daß die kulturelle Praxis, wie sie im Literarischen Verein jahrzehntelang geübt worden war, für die großen Veränderungen in der Gesellschaft keine befriedigenden Erklärungen mehr bot. Auch dafür ist die Umstellung auf Dichterlesungen ein Indiz, für das Mißtrauen gegenüber der bürgerlichen Kultur und den Möglichkeiten einer deliberativen Verständigung über ihre Inhalte. Das Unbehagen an der hergebrachten kulturellen Orientierung hinterließ ein Vakuum, das die neuen literarisch-weltanschaulichen Bünde innerhalb kürzester Zeit erfolgreich mit neuen, politisch wirksamen Inhalten füllten. Hier, an der Wende zum 20. Jahrhundert, schlug das Unpolitische der bürgerlichen Kultur um, wurde es politisch instrumentalisiert, schob sich die Idee der Volksgemeinschaft vor die der Zivilgesellschaft, mit weitreichenden Folgen. Die Dresdner Vereine hatten während des gesamten Jahrhunderts an der Formierung und Ausdifferenzierung der bürgerlichen Öffentlichkeit mitgewirkt, als demokratische Sozialform per se und als Teil der freien Selbstbestimmung der Bürger. Eine demokratisierende Wirkung der »gespielten Demokratie« auf die Vereinsmitglieder konnte allerdings nicht nachgewiesen werden, auch kein nennenswertes politisches oder gesellschaftliches Engagement in den Vereinen und außerhalb, vom ersten Drittel des Jahrhunderts, wenigen Jahren vor der Revolution und der Frauenbewegung am Ende des Jahrhunderts abgesehen. Über weite Strecken herrschten in politischen Fra-

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Soweit zu übersehen, vgl. die Bestände zu anderen Vereinen im StA Dresden (v.a. Drucksammlung) sowie die Angaben in Adreßbüchern und im Vereins-Adreßbuch für Dresden. Dresden 1906.

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gen Zurückhaltung oder Einverständnis. Auch wenn politische Betätigung zu manchen Zeiten nicht ratsam erschien oder sogar verboten war, so zeigte doch das Beispiel des Arbeiterbildungsvereins, daß es auch in Deutschland Ansätze zu einem Kulturverständnis gab, das auf Geselligkeit, Bildung und Politik aufbaute. Dennoch gehörten die Vereine mit ihrer deliberativen Praxis auch zu den Institutionen, die an der Herausbildung einer Zivilgesellschaft bereits im Kaiserreich mitwirkten. Sie trugen bei zu einer untergründigen Demokratisierung, zu einer schleichenden Parlamentarisierung durch Tausende geselliger Parlamente in Deutschland. So bleibt am Ende eine sonderbare Situation zu konstatieren: das langanhaltende Wirken einer älteren, unpolitischen Kulturauffassung in einer modernen, demokratischen Sozialform, soziales Desinteresse in einer geselligen Institution. Manches Mitglied, das vom Literarischen Verein zur aufgeschlosseneren Litterarischen Gesellschaft wechselte, mag diesen Zwiespalt gespürt und danach gehandelt zu haben. Es scheint so, als zeige sich auch in den literarischen Vereinen ein früh verbreitetes Signum der bürgerlichen Welt, das Lothar Gall als »Wechselspiel von Bewegung und Erstarrung, von Modernität und Rückbindung an das Überlieferte«8 bezeichnet hat. Nach 1933, spätestens im Krieg, stellten die meisten literarischen Vereine in Deutschland die Arbeit ein. Das literarisch-kulturelle Vereinswesen mit kulturellen Vorträgen und Diskussion wurde nach 1945 nicht wiederbelebt, in den Vereinigten Staaten besteht es noch immer. Literarische Vereine betreiben in Deutschland heutzutage überwiegend Werkpflege einzelner Schriftsteller und Schriftstellerinnen, oder sie widmen sich der Organisation von Dichterlesungen. Man mag über die Bürger des 19. Jahrhunderts lächeln oder sie sogar tadeln, weil sie sich in ihren literarischen Vereinen über Politik und die Demokratie insbesondere nicht ebenso viele Gedanken machten wie die Amerikaner oder die Arbeiter. Wir halten uns für aufgeklärt und unsere Demokratie für gefestigt. Wo aber wäre gegenwärtig ein Ort, an dem sich Bürger, aus allen Schichten der Bevölkerung, selbstbestimmt nach eigenen Gesetzen versammelten und nicht nur über die Inhalte ihrer Kultur nachdächten, sondern auch die Gestaltung des Gemeinwesens und der politischen Institutionen erörterten?

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Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland. Berlin 1989, S. 46.

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7.

Quellen- und Literaturverzeichnis

7.1. Ungedruckte Quellen SächsHStA

Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden Kreishauptmannschaft Sächsischer Altertumsverein Deutscher Verein zu Dresden 1848–1849 Vaterlandsverein zu Dresden 1848–1849 Acten des Sächsischen Kunstvereins

StA Dresden

Landeshauptstadt Dresden, Stadtarchiv Lesekreis Acten der Dresdner Montagsgesellschaft 1849 Gesellschaft für Litteratur und Kunst Litterarische Gesellschaft Alldeutscher Verband – Ortsgruppe Dresden und Oberelbgau 1895–1939 Politische Parteien und Vereine vor 1914

SLUB Dresden

Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden 10 Briefe von Richard Mahrenholtz im Namen des Literarischen Vereins an Wolfgang Kirchbach 1888–1895 1 Brief des Literarischen Vereins an Julius Mosen 1866 1 Brief von Maria Mancke an Wolfgang Kirchbach 1896

SLB Dortmund

Stadt- und Landesbibliothek Dortmund 1 Brief von Eduard Duboc an Ida Freiligrath 1876

StaA Hamburg

Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg Bestand Politische Polizei

7.2. Gedruckte Quellen der Vereine 7.2.1. Literarische Vereine in Dresden Albina Ernst Georg von Brunnow: Albina, Die Elbnymphe. Eine Sage den holden Albinistinnen geweihet zur Feier des 16. April 1828. Dresden. [StA Dresden]. Zur fünften Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1832. [StA Dresden]. Mitglieder der Gesellschaft Albina im Jahre 1835. [StA Dresden]. Ernst von Brunnow: Rundgesang zur neunten Jahresfeier der Stiftung der Gesellschaft Albina, am 9ten März 1837. [StA Dresden]. Mit hoher Bewilligung wird das Kunst-Wachsfiguren- und Naturalien-Cabinet der Herrn Lion und vam Heemskerk im Local der Albina zur Schau gestellt sein [1841]. [SLUB].

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Mitglieder der Gesellschaft Albina im Monat August 1844. [StA Dresden]. Prolog zur Einweihung der neuen Festhalle der Gesellschaft Albina am 13. Dec. 1844. Dresden [1844]. [SLUB]. Zur vierzehnten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1842. [StA Dresden]. Zur sechzehnten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1844. [StA Dresden]. Zur siebzehnten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1845. [StA Dresden]. Zur achtzehnten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1846. [StA Dresden]. Zur neunzehnten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1847. [StA Dresden]. Zur dreiundzwanzigsten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1851. [StA Dresden]. Zur fünfunzwanzigsten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1853. [StA Dresden]. Gesetze der Gesellschaft Albina. Nach den Gesellschaftsbeschlüssen bis zum Jahre 1854 ergänzt. [StA Dresden]. Gesetze der Gesellschaft Albina. Nach den Gesellschaftsbeschlüssen bis zum Jahre 1854 ergänzt. [StA Dresden]. Zur siebenundzwanzigsten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1855. [StA Dresden]. Zur zweiunddreißigsten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1860. [StA Dresden]. Zur vierunddreißigsten Stiftungsfeier der Gesellschaft Albina 1862. [StA Dresden]. 1 Liederblatt. O. D. [StA Dresden]. Gesellschaft für Litteratur und Kunst Satzungen der Gesellschaft für Litteratur und Kunst in Dresden. Dresden 1893. [StA Dresden]. Israelitische Lesegesellschaft zur Beförderung der Cultur und Wissenschaft Israelitische Lesegesellschaft zur Beförderung der Cultur und Wissenschaft in Dresden. [StA Dresden]. Lese-Gesellschaft Museum Erster Jahres-Bericht der Dresdner Lese-Gesellschaft Museum. Erstattet auf die Zeit vom 17. Januar 1897 bis 31. März 1898. Dresden 1898. [darin: Mitgliederverzeichnis] [SLUB Dresden]. Verzeichnis der im Museum aufliegenden Zeitungen und Zeitschriften. Dresden 1897. [SLUB Dresden]. Lesekreis Begrüßung des Lesekreises im neuen Local. Am 1. December 1832. [alle StA Dresden]. Lieder des Lesekreises am Festabende des 23. März 1833. Lieder, gesungen beim Stiftungsfeste des Lesekreises, am 28./29. Septbr. 1833. Festlieder des Lesekreises. Am 1. März 1834. Festlieder bei der zweiten Stiftungs-Feier des Lesekreises, am 27. September 1834. Lieder beim Frühlingsfest des Lesekreises. Am 15. November 1835. Lieder beim dritten Stiftungsfeste des Lesekreises am 3. October 1835. Lieder beim Frühlingsfeste des Lesekreises am 18. März 1836. Lieder zum vierten Stiftungsfeste des Lesekreises, am 8. October 1836. Gesänge zur Stiftungsfeier des Lesekreises, den 14. October 1837. Lieder beim Stiftungsfeste des Lesekreises, dem 5. November 1841. Lieder beim zehnten Stiftungsfeste des Lesekreises am 11. November 1842. Lieder beim zwölften Stiftungsfeste des Lesekreises am 15. November 1844. Leseverein Der Leseverein zu Dresden. In: Dresdner Tageblatt, 1.2.1848. Lieder zum Ball des Lesevereins am 2. März 1848. [alle StA Dresden]. Erstes Tafellied zum, Fastnachtsball im Leseverein, den 21. Februar 1850. Speisekarte.

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Zweites Tafellied zum Fastnachtsball im Leseverein, den 21. Februar 1850. Dritte Tafellied zum Fastnachtsball im Leseverein, den 21. Februar 1850. Satzungen des Lesevereins. Redigirt im Jahre 1856. L. V. Zum 3. März 1864. L. V. Thé dansant am 3. März 1864. Zum Fastnachts-Balle des Lese-Vereins. Mittwoch, den 27. Februar 1867. L. V. Mittwoch, den 11. März 1868. [Abendprogramm]. Literarischer Verein zu Dresden Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1867. Dresden 1867. [StA Dresden]. Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1868. Dresden 1868. [StA Dresden]. Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1869. Dresden 1869. [StA Dresden]. Statut, Geschäftsordnung und Mitglieder-Verzeichniss des literarischen Vereins zu Dresden im Jahre 1870. Dresden 1870. [StA Dresden]. Verzeichnisse der Mitglieder des literarischen Vereins zu Dresden am … Dresden 1871–1882. [StA Dresden]. Jahresberichte des Literarischen Vereins zu Dresden über das Jahr ... nebst Mitglieder-Verzeichnis … Dresden [1882–1918]. [StaA Dresden]. Statut und Geschäfts-Ordnung des Literarischen Vereins zu Dresden. Dresden 1885. [SLUB, StA Dresden]. Stiftungsfest des Literarischen Vereins, Sonnabend, den 27. Februar 1886. [StA Dresden]. Programm für das Winterfest des Literarischen Vereins zu Dresden am 25. Januar 1890. [StA Dresden]. Satzungen und Geschäftsordnung des Literarischen Vereins zu Dresden. Dresden 1909. [StA Dresden]. Chronik des Literarischen Vereins zu Dresden 1913–1923. [SLUB]. Mahrenholtz, Richard: Abriß der Geschichte des Literarischen Vereins zu Dresden (1862–1887). Unter Mitwirkung der Vorstandsmitglieder. Dresden 1889. [StA Dresden] Zum 50jährigen Bestehen des Literarischen Vereins zu Dresden. In: Salonblatt 8 (1913), No. 3, 18.1.1913, S. 89–92. Zur Halbjahrhundertfeier des Literarischen Vereins. In: Dresdner Nachrichten, Nr. 11, 12.1.1913, S. 10. Zimmermann, Felix: 70 Jahre Literarischer Verein zu Dresden. In: Dresdner Jahrbuch und Chronik 24 (1933), S. 45–47. Zschalig, Heinrich (Hg.): Gedenkbuch des Literarischen Vereins zu Dresden zur Feier seines 50jährigen Bestehens. 1863–1913. Unter Mitwirkung von Felix Zimmermann. Dresden 1913. Literarischer Verein der Annenschule Programm zum Stiftungs-Fest des Literarischen Vereins der Annenschule. Dresden 1904. [SLUB]. Literarisches Museum Programm. Einladung zum Eintritt in ein hier gebildetes literarisches Museum. [StA Dresden]. Statuten der Gesellschaft des Dresdner literarischen Museum 1848. Neu redigirt und genehmigt durch die Generalversammlung vom 29. December 1845. [StA Dresden]. Litterarische Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden Jahres-Bericht der Literarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1886/87 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen und Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 1887. Dresden 1887. [alle StA Dresden].

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Tafel-Lieder zum Winterfest der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen in Dresden am 2. Januar 1888. Programm für das Winterfest der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden am 2. Januar 1888. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1887–88 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 1888. Dresden 1888. Familien-Abend der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden, 28.12.1888. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1888–89 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 188. Dresden 1889. Familienabend der Litterarischen Gesellschaft in den Sälen des Königl. Belvedere, 16. Januar [1890]. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen zu Dresden über das Jahr 1889–90 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung am 1. Februar 1890. Dresden 1890. Jahres-Bericht der Litterarischen Gesellschaft für Herren und Damen über das Jahr 1890–1891 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen u. Bibliotheks-Ordnung, den 1. März 1891. Dresden 1891. Jahres-Bericht über das Jahr 1892–1893 nebst Mitglieder-Verzeichnis, Satzungen und Bibliotheks-Ordnung, den 1. März 1893. Dresden 1893. [Rundschreiben:] Dresden imNovember 1894. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft. 1. Februar 1898. Dresden 1898. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft. 1. Februar 1899. Dresden 1899. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft. 15. Oktober 1899. Dresden 1899. Vortrags-Ordnung. Winter 1900/1901. Satzungen der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Neudruck in Folge Abänderung des § 5 durch Beschluss der ausserordentlichen Hauptversammlung vom 16. September 1901. Dresden 1901. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Abgeschlossen 1. September 1901. Dresden 1901. Programm am 9. Dezember 1901 Dichtungen von Richard Dehmel, vorgetragen vom Dichter. Programm 1901/02. Mitglieder-Verzeichnis der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Abgeschlossen 1. Juli 1902. Dresden 1902. Satzung der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Festgesetzt in der ausserordentlichen Hauptversammlung vom 5. Mai 1902. Satzung der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden. Festgesetzt in den Hauptversammlungen vom 5. Mai 1902 und 28. März 1904. Verzeichnis der in den Vereins-Jahren 1898/99 bis 1905/06 stattgefundenen Vorträge und TheaterVorstellungen. Geschichte der Litterarischen Gesellschaft zu Dresden nebst Verzeichnis der für das Winterhalbjahr 1909/1910 geplanten Vorträge und dramatischen Vorstellungen und Satzung vom 5. Mai 1902 (bez. 28. März 1904). Dresden 1909. Bericht über das Gesellschaftsjahr 1909/10. Dresden 1910 Neue Satzungen der Litterarischen Gesellschatz zu Dresden. Dresden o. J. Montagsgesellschaft Mitgliederverzeichniß der Dresdener Montagsgesellschaft 1852. Dresden 1852. [SLUB, StA Dresden]. Mitglieder-Verzeichniss der Dresdener Montags-Gesellschaft 1865. Dresden 1865. [StA Dresden].

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Mitglieder-Verzeichniß der Dresdener Montags-Gesellschaft 1871. Dresden 1871. [StA Dresden]. Tafel-Lied zum Fastnachts-Mahl der Montags-Gesellschaft am 12. Februar 1872. [StA Dresden]. Göhler, Karl: Karl Gutzkow und die Dresdner Montagsgesellschaft. In: Nord und Süd 107 (1903), S. 352–362. Gutzkow, Karl: Zum Weihnachsbaum der großen Kinder am 29. December 1849. In: Karl Göhler: Karl Gutzkow und die Dresdner Montagsgesellschaft. In: Nord und Süd 107 (1903), S. 352–362, hier S. 358ff. Stegmann, Hans: Die Dresdner Montagsgesellschaft 1846–1879. In: Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage 4 (1927), S. 166–171. Meyer, Friedrich Rudolph: Die Monumentskonkurrenz. Fastnachtsposse. Aufgeführt am 4. März 1850 bei Torniamenti. In: Hans Stegmann (Hg.), Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz. Nach der Handschrift in der Dresdner Stadtbibliothek, Dresden 1929 (Jahresgabe der Vereinigung der Bücherfreunde in Dresden 1929), S. 43–75. [StA Dresden]. Stegmann, Hans (Hg.): Die Dresdner Montagsgesellschaft und ihre Monumentskonkurrenz. Nach der Handschrift in der Dresdner Stadtbibliothek. Dresden 1929. (Jahresgabe der Vereinigung der Bücherfreunde in Dresden 1929). [StA Dresden] »Offene Loge« zu Dresden Statuten des Vereins »Offene Loge« zu Dresden. Dresden, 24. Februar 1881. [alle StaA Dresden]. Gesellschafts-Abend des Vereins »Offene Loge«, 24.3.1881. Verzeichniss der Mitglieder und Jahresbericht des Vereins »Offene Loge« zu Dresden. Dresden 1882. Gesellschafts-Abend des Vereins »Offene Loge«, 15.2.1882. Symposion Carl Nicolaus von Gerbel-Embach: Die Ahnen des »Symposion«. Dichtung. Zum Stiftungsfest des Schriftsteller-Vereins »Symposion« in Dresden, im Jahre 1889. Dresden 1889. [StaA Dresden]. Satzungen des »Symposion (Dresdner Schriftstellerklub). Beschlossen in der Hauptversammlung vom 18. Dezember 1890. [StaA Dresden]. Vierzehner Karl Mayhoff: Fünfundzwanzig Jahre der Vierzehner. Auszüge aus den Vereins-Protokollen als Gedenkblatt für Mitglieder und Freunde zusammengestellt. Dresden 1896. [SLUB].

7.2.2. Andere Vereine in Dresden Alldeutscher Verband – Ortsgruppe Dresden und Oberelbgau 1895–1939 Jahresberichte 1895–1910. [alle StA Dresden]. Mitgliederlisten 1895–1910. Allgemeiner Deutscher Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande Allgemeiner Deutscher Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande: Rundschreiben des Vorstandes der Ortsgruppe Dresden. Dresden 2.3.1891. [SLUB]. Allgemeiner Deutscher Schulverein. Ortsgruppe Dresden. Mitgliederverzeichnis 1892. Dresden 1892. [SLUB]. Allgemeiner Deutscher Schulverein. Ortsgruppe Dresden. (Vorort des Landesverbandes Sachsen). Jahresbericht 1896 erstattet in der Hauptversammlung am 16. Februar 1897. Dresden 1897. [SLUB].

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Arbeiterbildungsverein Wilhelm Liebknecht: Wissen ist Macht, Macht ist Wissen. Vortrag, gehalten zum Stiftungsfest des Dresdener Arbeiterbildungs-Vereins am 5. Februar 1872 und zum Stiftungsfest des Leipziger Arbeiterbildungs-Verein am 24. Februar 1872. Leipzig 1873. [SLUB]. Bericht über den Stand und die Thätigkeit des Arbeiterbildungsvereins zu Dresden im XVII. Vereinsjahr 1877. Hg. vom derzeitigen Vorstande. Dresden 1878. [SLUB]. Deutscher Sprachverein, Zweigverein Dresden Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Sprachvereins Dresden. Dresden 1886. [SLUB]. Deutscher Verein An das sächsische Volk! Der Ausschuß des deutschen Vereins an das Sächsische Volk [für die Monarchie und gegen die Democratie] Dresden 8. Juni 1848. [SUB Göttingen]. Liebe Mitbürger! Jetzt beginnen die Wahlen zum neuen Landtage. [Wahlaufruf] Dresden [ca. 1848]. [SUB Göttingen]. Verzeichniß der Mitglieder des Deutschen Vereins in Dresden. Dresden 1848. [SLUB]. Programm für die Hauptversammlung in Dresden am 15. October 1848. Leipzig 1848. [SUB Göttingen]. Wahlmanifest des Ausschusses des Deutschen Vereins. Dresden, 12. December 1848. [SUB Göttingen]. Dresdner Buchdruckerverein Steinbrück, Hermann: Der Dresdner Buchdrucker-Verein. Vorgeschichte, Errichtung und Entwicklung während der Jahre 1862 bis 1912. Verfaßt aus Anlaß der 50jährigen Jubelfeier. Dresden 1912. [SLUB]. Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie Mitglieder der Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie. Dresden 1888. [SLUB]. Jahresberichte der Dresdner Gesellschaft für Neuere Philologie. Braunschweig 1886/88. [SLUB]. Frauenbildungsverein Rechenschafts-Berichte des Ersten Dresdner Frauenbildungs-Vereins. Dresden 1876–1880. [SLUB]. Gemeinnütziger Verein zu Dresden Gemeinnütziger Verein zu Dresden. Rechenschafts-Bericht pro 1874–1875. Dresden 1876. [alle SLUB]. Gemeinnütziger Verein zu Dresden. Rechenschafts-Bericht auf das Jahr 1879. Dresden 1880. [darin: Mitgliederverzeichnis] Gemeinnütziger Verein zu Dresden. Rechenschafts-Bericht für das Jahr 1889. Dresden 1890. [darin: Mitgliederverzeichnis] Öffentliche Vorträge des Gemeinnützigen Vereins zu Dresden. im Winter ... gehalten im Saale der Stadtverordneten. [Dresden] 1893–1898. Handwerkerverein Drechsler, Adolph: Festrede zur Jahresfeier der Erhebung des deutschen Volkes am 17. März 1849 gehalten im Handwerkerverein zu Dresden. Dresden [1849]. [SLUB]. Kaufmännischer Verein Verzeichniss der Herren Mitglieder des Kaufmännischen Vereins. Zum Neujahr ... Dresden 1861–1862. [SLUB].

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Loge Zum goldenen Apfel Mitglieder-Verzeichnis der Loge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1829. Dresden 1829. [alle SLUB] Mitglieder-Verzeichnis der Loge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1829. Dresden 1844. Mitglieder-Verzeichnis der Loge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1829. Dresden 1869. Mitglieder-Verzeichnis der Loge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1829. Dresden 1877. Die Freimaurerloge Zum Goldenen Apfel im Orient Dresden 1776–1876. Festschrift zur Säcularfeier am 26. und 27. November 1876. Handschrift für Brüder Freimaurer. Dresden 1876. Festschrift zur Feier des 150jährigen Bestehens der Freimaurerloge Zum goldenen Apfel im Or. Dresden. 1776–1926. [Dresden] 1926. Loge Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute Verzeichniss der Brüder Mitglieder von den beyden vereinigten gerechten und vollkommenen St. Johannis-Logen zu den Drey Schwerdtern und Wahren Freunden zu Dresden. Dresden 1805. [alle SLUB]. Bestand-Liste der Mitglieder der Loge Asträa zur Grünenden Raute. Dresden 1827/28. Bestand-Liste der Mitglieder der vereinten Loge Zu den Drei Schwertern und Asträa zur Grünenden Raute im Oriente. Dresden 1848. Mitglieder-Verzeichnis der Loge Zu den Drei Schwertern und Asträa zur Grünenden Raute im Orient Dresden. Dresden 1869. Jahresbericht der Loge Zu den Drei Schwertern und Asträa zur Grünenden Raute im Orient Dresden. Dresden 1893/94. F. A. Peuckert: Die ger. und vollk. St. Johannisloge zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute im Orient Dresden 1738–1882. Ein Beitrag zur Geschichte der Freimaurerei in Dresden und Sachsen. Nach archivalischen Quellen bearbeitet. Leipzig 1883. Loge Zu den Ehernen Säulen im Orient Mitglieder-Verzeichniss der Loge Zu den Ehernen Säulen im Orient Dresden-Neustadt Dresden 1865. [alle SLUB]. Mitglieder-Verzeichniss der Loge Zu den Ehernen Säulen im Orient Dresden-Neustadt Dresden 1876. Pädagogischer Verein Bericht über die Thätigkeit des Pädagogischen Vereins zu Dresden in dem Vereinsjahre 1889. Erstattet von dem Vereinsvorstande. Dresden 1890. [darin: Mitgliederverzeichnis] [SLUB]. Rechtsschutzverein für Frauen Jahresberichte des Rechtsschutzvereins für Frauen in Dresden 1897–1915. Dresden 1898–1916. [SLUB]. Sächsischer Kunstverein Jahresberichte des Sächsischen Kunstvereins auf das Jahr … Dresden 1829–1850; 1876; 1881– 1886. [SLUB]. Jahresbericht des Sächsischen Kunstvereins auf das Jahr 1878. Dresden 1879. [SächsHStA]. Der sächsische Kunstverein zu Dresden in der Zeit vom 7. April 1828 bis zum 7 April 1878. Ein Erinnerungsblatt zur Feier seines fünfzigjährigen Stiftungsfestes. Dresden 1878. [SächsHStA]. Programm zum Fest-Actus des Sächsischen Kunstvereins, 7.4.1878. [SächsHStA]. Schillerstiftung Auerbach, Berthold: Zu Schillers Jubelfeier. Die Deutsche Schillerstiftung an die Deutschen. In: Blätter für literarische Unterhaltung 1859, H. 2, Nr. 46. Goehler, Rudolf: Geschichte der Deutschen Schillerstiftung. Berlin 1909.

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Friedrich Anton Serre: Rechenschaftsbericht. In: Jahrbücher der Schiller-Stiftung 1(1857), S. 207– 217. Tiedge-Stiftung Album der Tiedge-Stiftung. Gaben deutscher Schriftsteller. Gesammelt und hg. vom Comité der Tiedge-Stiftung zu Dresden. Bd. 1. Dresden 1843. Vaterlandsverein Bericht über die Thätigkeit des Deutschen Vaterlandsvereins zu Dresden. Dresden 1848. [SLUB]. Verein der freisinnig-deutschen Partei zu Dresden Einladung und Statuten-Entwurf des Vereins der freisinnig-deutschen Partei zu Dresden. [StA Dresden]. Verein Volkswohl zu Dresden Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden. Dresden. 1888/89. Dresden 1890. [alle SLUB]. Zweiter Jahresbericht des Vereins Volkswohl zu Dresden. Dresden. 1890. Dresden 1891. Volksunterhaltungsabend des Vereins Volkswohl. Dresden 1891–1899. Verein zu Rath und That Nachricht von der zu Rath und That verbundenen Gesellschaft zu Dresden. Dresden 1816–1826. [alle SLUB]. Nachricht von dem Vereine zu Rath und That zu Dresden auf das Jahr … Dresden 1827–1835, 1840, 1850/51, 1853/54. Nachricht des Vereins zu Rath und That in Dresden auf das Jahr … Dresden. 1855/56–1862/63. Rechenschafts-Bericht des Vereins zu Rath u That zu Dresden auf das Jahr 1877/78. Dresden 1878.

7.2.3. Vereine außerhalb Dresdens Verfassung und Gesetze der medicinischen Lesegesellschaft zu Braunschweig. [Braunschweig] [ca. 1820]. [Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel]. Plan und Gesetze der medicinischen Lesegesellschaft im Braunschweigischen Lande. Braunschweig 1822. [Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel]. Einrichtung und Gesetze des akademischen Lesevereins zu Freiburg. Nebst einem Verzeichnisse der Lesestücke. Freiburg i. Br. 1826. [UB Freiburg i. Br.]. Karl Schambach: Verzeichniss der für die historische Lesegesellschaft in Nordhausen von 1830 bis Ostern 1898 angeschafften Bücher. Nordhausen 1898. [Staatsbibliothek Berlin]. Erster Jahres-Bericht der die Museums-Gesellschaft in Zürich. 1834. Zürich 1835. Katalog der Theologischen Lesegesellschaft Stuttgart Amt. Plieningen 1891–1930. [Württembergische LB Stuttgart]. Bücherverzeichnis der Lesegesellschaft in Bad Dürkheim. Bad Dürkheim 1839–1924. [Pfälzische LB Speyer]. Lesegesellschaft Köln. 90 Jahre Lesegesellschaft zu Köln 1872–1962. Köln. 1962. Bericht über das Entstehen, die Zwecke und die bisherige Wirksamkeit des Leipziger Litteratenvereins. Vorgetragen in der 18. Versammlung des Vereins, den 30 April 1842 und als Manuscript für die Vereinsmitglieder gedruckt. [SLUB]. Mitglieder-Verzeichniß des Vereins Breslauer Dichterschule am 1. April 1883. In: Monatsblätter. Organ des Vereins »Breslauer Dichterschule« 9 (1883), No. 4, S. 51–52. [UB Breslau]. 25 Jahre Geschichte des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien 1885–1910. Wien 1911. [Österreichische Nationalbibliothek Wien].

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Dichtung und Prosa von Leipziger Frauen. Aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens hg. vom Leipziger Schriftstellerinnen-Verein. Vorr. von Elisabeth Thielemann. Leipzig 1914. [Staatsbibliothek Berlin]. Jahresbericht der literärisch-praktischen Bürgerverbindung in Riga über das 88. Gesellschaftsjahr 1890. Riga 1891. [SUB Hamburg]. Jahresbericht der Felliner Litterarischen Gesellschaft für die Jahre 1890–1895. Fellin 1898. [SUB Hamburg]. Sitzungsberichte der Kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst nebst Veröffentlichungen des Kurländischen Provinzial-Museums 1892. Mitau 1893. [SUB Hamburg]. 180 Jahre Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst. Katalog zur Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg. Lüneburg 1997. Franz Romanus: Festschrift zum 50jährigen Stiftungsfest des Primanervereins »Formica«. Hamburg 1937. [SUB Hamburg]. Niels Hansen: 100 Jahre Altonaer Wissenschaftlicher Primaner-Verein Klio. Altona [ca. 1928]. [SUB Hamburg]. Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft [Frankfurt am Main] 1 (1903). [SUB Hamburg]. Rechenschaftsbericht der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft [Frankfurt am Main] für 1902 und 1903. Frankfurt a. M. 1904. [SUB Hamburg]. Moritz Müller: Göthe als Arbeiter! Rede [an Arbeiter-Bildungs-Verein zu Pforzheim am 28. August gehalten] Pforzheim: Eigenthum des Arbeiter-Bildungs-Vereins 1865. [Staatsbibliothek Berlin]. Johannes Fritz: Schiller im Kampfe. Rede, am Schillerfeste (9. Nov. 1879) im Arbeiter-Bildungsverein zu Hamburg gehalten. Hamburg 1880. [SUB Hamburg]. Roth, Paul: Festschrift zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Allgemeinen Lesegesellschaft in Basel 1787–1937. Basel 1937.

7.2.4. Ausländische Vereine Young Men’s Literary Society Young Men’s Literary Society. In: The Liberator [Boston], 2.5.1847, S. 71. Indianapolis Literary Club Indianapolis Literary Club. Summarized Record. 1877–1976. Compiled by Francis H. Insley. Indianapolis 1977. The Chicago Literary Club The Chicago Literary Club. The First Hundred Years. 1874–1974. Chicago 1974. The Literary Club of Cincinnati The Literary Club of Cincinnati. 1849–1924. Cincinnati [1924].

7.3. Veröffentlichungen Dresdner Vereinsmitglieder (Auswahl) ABC-Buch für kleine und große Kinder gezeichnet von Dresdner Künstlern. Mit Erzählungen und Liedern von Robert Reinick und Singweisen von Ferdinand Hiller. Leipzig 1845. Die Ammen-Uhr. Aus des Knaben-Wunderhorn. In Holzschnitten nach Zeichnungen von Dresdener Künstlern. Leipzig [1843]. Avenarius, Ferdinand: Wandern und Werden. Gedichte. Dresden 1881. – Stimmen und Bilder. Neue Gedichte. Florenz 1896. – Goethe. Aus der Festrede bei der Dresdner Goethe-Feier am 18. October. In: Dresdner Anzeiger, 25.10.1899.

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Bähr, Johann Karl: Vorträge über Newton’s und Göthe’s Farbenlehre. Gehalten im Künstler-Verein zu Dresden. Dresden 1863. Beaulieu-Marconnay, Karl von: Tagebuch-Blätter aus dem Jahre 1866. Erlebtes und Durchdachtes. Darmstadt 1867. Biedermann, Karl: Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 1. Breslau 1886. Biedermann, Woldemar von: Zu Goethe’s Gedichten. Leipzig 1870. – Beiträge zur Goethe-Literatur. Zu Goethe’s 125. Geburtsfest den Vierzehnern gewidmet von ihrem Referenten im Goethefach. Dresden 1874. – Goethe und Dresden. Berlin 1875. – Goethe-Forschungen. 3 Bde. Frankfurt am Main, Leipzig 1879–1899. – Goethe’s Gespräche. 10 Bde. Leipzig 1889. Leipzig 1889–1896. Böttiger, Karl Wilhelm: Karl August Böttiger. Eine biographische Skizze. Leipzig 1837. Brunnow, Ernst von: Dichtungen. Leipzig 1833. Bülow von Dennewitz, Gertrud siehe Streitberg, Gisela von Carus, Carl Gustav: Ludwig Tieck. Zur Geschichte seiner Vorlesungen in Dresden. In: Historisches Taschenbuch 6 (1845), S. 195–238. – Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. Nach der zweibändigen Originalausgabe von 1865/66 neu hg. von Elmar Jansen. 2 Bde. Weimar 1966. Chézy, Helmina von: Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben. Bd. 2. Leipzig 1858. Choulant, Ludwig: Ueber den animalischen Magnetismus. Eine Vorlesung gehalten in der Gesellschaft Albina zu Dresden am 12. Februar 1840. Dresden 1840. [SLUB] Criegern-Thumitz, Friedrich von (Hg.): Caritas. Album von Original-Beiträgen Dresdner Dichter und Schriftsteller. Hg. vom Stiftungs-Vorstande der Deutschen Heilstätte zu Loschwitz durch den Vorsitzenden. Dresden 1878. – Ein Kreuzzug nach Stambul. Studien und Erlebnisse auf einer Reise im Dienst des Rothen Kreuzes. Dresden 1879. – Das rothe Kreuz in Deutschland. Handbuch der freiwilligen Krankenpflege für die Kriegs- und vorbereitende Friedensthätigkeit. Leipzig 1883. – Lehrbuch der freiwilligen Kriegs-Krankenpflege beim Heere des Deutschen Reiches. Leipzig, 2. Aufl. 1891. Devrient, Eduard: Aus seinen Tagebüchern. Berlin und Dresden 1836–1852. Hg. von Rolf Kobel. Weimar 1964. Diercks, Gustav: Entwicklungsgeschichte des Geistes der Menschheit. In gemeinverständlicher Darstellung. 2 Bde. Berlin 1881/1882. – Die Araber im Mittelalter und ihr Einfluß auf die Cultur Europa’s. Leipzig 1882. – Das moderne Geistesleben Spaniens. Ein Beitrag zur Kenntniß der gegenwärtigen Kulturzustände dieses Landes. Leipzig 1883. – Ein Jahrhundert nordamerikanischer Kultur. Ein Begleitbuch für den Chicago-Besucher. Berlin 1893. Diestel, Gustav: Bausteine zur Geschichte der deutschen Fabel. Dresden 1871. Doehn, Rudolf: Die politischen Parteien in den Vereinigten Staaten von Amerika mit Rücksicht auf die gegenwärtige politische Parteistellung in Deutschland. Eine politisch-historische Studie. Leipzig 1868. – Aus dem amerikanischen Dichterwald. Literarhistorische Skizzen. Leipzig 1881. – Beiträge zur Geschichte der Nordamerikanischen Union. Bd. 1: Die Administrationen der Präsidenten U. S. Grant und R. B. Hayes. Leipzig 1881. – Der Bonapartismus und der deutsch-französische Conflict vom Jahre 1870. Eine historische Studie. Leipzig 1870. – Der deutsche Sprachunterricht in den öffentlichen Schulen der Vereinigten Staaten. In: Magazin für die Literatur des Auslandes (1876), S. 342–344. Dose, Cäcilie: Moderne Frauentypen in der russischen Litteratur. Vortrag, gehalten in der Montagsversammlung des »Allgemeinen Deutschen Frauenvereins« zu Dresden am 1. Februar 1892. Dresden 1892.

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Rechtsschutzvereine für Frauen. Vortrag, gehalten am 1. Juni 1894 im Allgemeinen deutschen Frauenverein in Leipzig. Leipzig 1894. – und Alma Kriesche: Die Stellung der Frau und Mutter im Familienrecht der außerdeutschen Staaten und nach den Bestimmungen des Neuen Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich. Zus.gest. i. A. der Reichs-Commission des Bundes. Hg. vom Bund Deutscher Frauenvereine. Frankenberg (Sachsen) 1900. (Schriften des Bundes Deutscher Frauenvereine H. 4) Dresdner Dichterbuch. Dichtungen von Ferdinand Avenarius, Georg Freiherr von Ompteda, Wilhelm von Polenz Adolf Stern und anderen. Mit biographischen und bibliographischen Notizen. Hg. von Kurt Warmuth. Dresden 1903. Duboc, Eduard: Unterm Krummstab. In Zwing und Bann. Roman. Leipzig 1858. Duboc, Eduard siehe auch Robert Waldmüller Duboc, Julius: Fünfzig Jahre Frauenfrage in Deutschland. Geschichte und Kritik. Leipzig 1896. Dunger, Herman: Welche Fremdwörter sind nicht zu bekämpfen? In: Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins Band I, Nr. 1, 1. April 1886, Sp. 5f. – Bericht über die Hauptversammlung in Kassel am 29. und 30. September 1888. In: Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins Band II, Nr. 11, 1. November 1888, Sp. 161. – Wider die Engländerei in der deutschen Sprache. Ein Vortrag gehalten auf der 11. Hauptversammlung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Berlin 1899. – Zur Schärfung des Sprachgefühls. 200 fehlerhafte Sätze mit Verbesserungen und sprachlichen Bemerkungen geprüft von einem Ausschusse des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Mit einer einleitenden Abhandlung: Was ist Sprachgefühl? Warum soll es geschärft werden? Berlin 1906. – Die deutsche Sprachbewegung und der Allgemeine Deutsche Sprachverein 1885–1910. Festschrift zur Fünfundzwanzigjahrfeier des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins 10. Sept. 1910. Berlin 1910. Förster, Luise (Hg.): Biographische und literarische Skizzen aus dem Leben und der Zeit Karl Förster’s. Dresden 1846. Fuchs, Reinhold: Gedichte. Dresden 1885. – Strandgut. Neue Gedichte. Gera 1890. Gampe, Theodor: Kambyses in Egypten. Tragödie in fünf Aufzügen. Dresden 1880. Gamper, Adele: Bericht über die Dresdner Montagsgesellschaft. In: Neue Bahnen 26 (1891), H. 22, S. 173–174. Gamper, Wilhelm: Die Frauenfrage und das Christentum. Vortrag, gehalten im Protestantenverein zu Dresden, am 16. März 1893. Dresden 1893. Gurlitt, Cornelius: Geschichte des Barockstiles in Italien. Stuttgart 1887. (Geschichte der neueren Baukunst 5,1). – Geschichte des Barockstiles und des Rococo in Deutschland. Stuttgart 1889. (Geschichte der neueren Baukunst Bd. 5,2). – Die deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts. Ihre Ziele und Thaten. Berlin 1899. (Das neunzehnte Jahrhundert in Deutschlands Entwicklung 2). – Langbehn, der Rembrandtdeutsche. Berlin 1927. Gutzkow, Karl: Rückblicke auf mein Leben. Berlin 1875. Hammer, Julius: Zum Andenken Schillers. In: Sächsische Constitutionelle Zeitung (Dresden), Nr. 93, 25.4.1855. – Die Geschichte der Schiller-Stiftung. In: Jahrbücher der Schiller-Stiftung 1 (1857), S. 121– 206. [enthält auch »Provisorische Statuten«]. – Die Geschichte der Schiller-Stiftung. Zweite Abtlg. In: Jahrbücher der Schiller-Stiftung 6 (1861), S. 1–72. Helbig, Karl Gustav: Grundriß der Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen. Dresden 1843. – Die sächsischen Landesfarben. In: Im neuen Reich 1 (1871), H. 1, S. 90–96. – Der kursächsische Kammerpräsident von Hoym. Sittenbild aus dem 17. Jahrhundert. In: Im neuen Reich 1 (1871), H. 2, S. 473–488.

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Heydrich, Moritz: Schwarz-gold-roth! Deutsches Bannerlied. Allen deutschen Brüdern gewidmet. [Leipzig 1848]. – Sonnenschein auf dunklem Pfade. Gedichte. Leipzig 1870. [–] Otto Ludwig: Shakespeare-Studien. Hg. von Moritz Heydrich. Leipzig 1874. (Nachlassschriften Otto Ludwig’s 2). Hirschel, Bernhard: Sachsens Regierung, Stände und Volk. Mannheim 1846. – Entwurf einer neuen Verfassungs-Urkunde für das Königreich Sachsen. Dresden 1848. – Sachsens jüngste Vergangenheit. Ein Beitrag zur Beurtheilung der Gegenwart. Freiberg 1849. Hübern, Julius: Verzeichnis der Königlichen Gemälde-Gallerie zu Dresden. Mit einer historischen Einleitung und Notizen über die Erwerbung der einzelnen Bilder. Dresden 1857. Johann von Sachsen: Dichtungen des Königs Johann von Sachsen. Hg. von Carola von Sachsen. Leipzig 1902. – Lebenserinnerungen. Eigene Aufzeichnungen des Königs über die Jahre 1801 bis 1854. Hg. von Hellmut Kretzschmar. Göttingen 1958. (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 42). Judeich, Edmund: 1870. Zeit-Gedichte. Dresden 1871. Kayser-Langerhannß, Agnes: Gedichte. Berlin 1865. – Das friedliche Thal im Kriege 1813. Erzählendes Gedicht. Leipzig 1866. – Bausteine für Straßburg. Lieder von 1870. Dresden 1871. – Odin. Nordisch-germanische Göttersage. München 1881. – Gesammelte Dichtungen. 7 Bde. Großenhain, Leipzig 1891–1895. – Erinnerungen aus meinem Leben. Dresden 1894. Kind, Friedrich: Der Freischütz. Romantische Oper in drei Akten. Musik von Karl Maria von Weber. Berlin o. J. Kirchbach, Wolfgang: Was kann die Dichtung für die moderne Welt noch bedeuten?! Berlin 1888. (Litterarische Volkshefte 6). – Gustav Kühne. Sein Lebensbild und Briefwechsel mit Zeitgenossen. Dresden [1889]. – Ernst Eckstein. Ein Gedenkblatt. In: Westermann Illustrierte Deutsche Monatshefte 90 (1902), S. 289–296. [–] Wolfgang Kirchbach in seiner Zeit. Briefwechsel und Essays aus dem Nachlaß hg. von Marie Luise Becker und Karl von Levetzow. München 1910. Klee, Julius (Hg.): C. F. Gellert’s sämmtliche Schriften. 10 Bde. Berlin 1867. [–] Julius Ludwig Klee. Sein Leben, Character und seine wissenschaftliche Bedeutung. Ein Vortrag von [A.] Hölbe. Nebst einer Auslese von ungedruckten hinterlassenen Gedichten und einem Auszug aus seiner Abhandlung »Ueber das Schlagen«. Dresden 1867. Köchly, Hermann August: Über das Princip des Gymnasialunterrichts der Gegenwart und dessen Anwendung auf die Behandlung der griechischen und römischen Schriftsteller. Dresden 1845. – Zur Gymnasialreform. Theoretisches und Praktisches. Dresden 1846. – Vermischte Blätter zur Gymnasialreform. Eigenes und Fremdes. Dresden/Leipzig 1847. – Vermischte Blätter zur Gymnasialreform. Heft 2/3. Enthaltend die 20 Einzelberichte und den Schlussbericht des Gymnasialvereins zu Dresden. Dresden 1848. – Antrag des Stadtverordneten H. Köchly auf Organisation des Volkes in Volks-Gemeinden als die alleinige Verwirklichung der Volkssouveränität. Dresden 1848. – Deutsches Reich – Deutscher Bund – Deutsches Parlament. Kein Glaubensbekenntniß, sondern eine geschichtlich begründete Darlegung. Dresden 1848. Kriesche, Alma: Vom Lebenswege. Dresden 1887. Kuhn, Friedrich Adolf: Sr. Majestät dem Könige Friedrich August dem Gerechten am Tage seiner Jubelfeyer. Leipzig 1818. – Gedichte. Leipzig 1820. Landau, Wolf: Die Petition des Vorstandes der israelitischen Gemeinde zu Dresden und ihr Schicksal in der 2. Kammer. März 1843. Dresden 1843.

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Liman, Paul: Bismarck-Denkwürdigkeiten. Aus seinen Briefen, Reden, Gedanken und Erinnerungen und sonstigen Kundgebungen. Berlin 1899. – Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leipzig 1901. – Der Burenkrieg. Seine Ursachen und seine Entstehung. Leipzig 1902. – Der Kaiser. Ein Charakterbild Wilhelms II. Berlin 1904. Löhn-Siegel, Anna: Vom Oldenburger Hoftheater zum Dresdner. Letzte Theatertagebuchblätter. Oldenburg 1885. Mahrenholtz, Richard: Molière’s Leben und Werke vom Standpunkt der heutigen Forschung. Heilbronn 1881. (Französische Studien 2). – Voltaire-Studien. Beitrag zur Kritik des Historikers und des Dichters. Oppeln 1882. – (Hg): Voltaire’s Leben und Werke. 2 Bde. Oppeln 1885. – und August Wünsche: Deutsche Dichter von Gottsched bis auf unsere Tage in Urtheilen zeitgenössischer und späterer deutscher Dichter. Leipzig 1888. – Geschichte der ersten französischen Revolution. Ihre Entwicklung bis zur Auflösung des Convents (1789–1795). Im Hinblick auf ihre hundertjährige Feier. Leipzig 1888. – Grundzüge der staatlichen und geistigen Entwickelung der europäischen Völker. Oppeln 1888. – Jean-Jacques Rousseau. Leben, Geistesentwicklung und Hauptwerke. Leipzig 1889. – Jeanne d’Arc in Geschichte, Legende, Dichtung. Auf Grund neuerer Forschung dargestellt. Leipzig 1890. – Wandlungen der Geschichtsauffassung und des Geschichtsunterrichts, besonders in Deutschland. Hamburg 1891. Malapert-Neufville, Marie Constanze von: Maria und Magdalena. Erzählung. Leipzig 1895. Meerheimb, Richard von: Fürsten-Welt. Die Weltgeschichte in Lied, Wort und Spruch fürstlicher Persönlichkeiten von der ältesten Vorzeit bis auf die Gegenwart. Dresden 1873. – Erklärung der früheren Kriegsartikel. Für Unteroffiziere und Soldaten der Königlich Sächsischen Armee von Adolph von Berlepsch. In neuer Bearb. hg. Pirna 1876. – Material für den rhetorisch-declamatorischen Vortrag. Monodramen neuer Form (PsychoMonodramen). N. F. 4.-6. Heft, Dresden [um 1882]. – Psychodramen. Material für den rhetorisch-deklamatorischen Vortrag. Mit einem Vorwort hg. von Karl Friedrich Wittmann, Bd. 1. Leipzig [1888] Meißner, Marie: Entspricht das Gretchen im Faust dem deutschen Frauenideale? Vortrag, gehalten in der Montagsversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu Dresden. Dresden [1892]. – Das Liebeslied der neuen Zeit. Frauenliebe und Leben. Vortrag, gehalten im Rechtsschutzverein für Frauen zu Dresden. Dresden [1895]. Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie in ihren bedeutungsvollsten Meisterwerken. Nebst 1 Steindrucktafel. Dresden, Leipzig 1844. – Sämmtliche Werke. 6 Bde. Neue, vermehrte u. durch eine Biographie des Dichters von dem Sohne desselben bereicherte Auflage. Leipzig 1880. Murad Effendi [i. e. Franz von Werner]: Türkische Skizzen. 2 Bde. Leipzig 1877. – Dramatische Werke. 3 Bde. Leipzig 1881. – (Hg.): Türkdsche söjlemisiniz? (Sprechen Sie Türkisch?). Praktische Anleitung die türkische Sprache in kurzer Zeit sprechen und verstehen zu lernen. Mit einer Grammatik, Gesprächen, Lesestücken und einem deutsch-türkischen Wörterbuche. Leipzig 1882. Nostitz und Jänckendorf, Gottlob Adolf Ernst von: Protokoll der dem S. E. Br. Carl August Böttiger, Altmeister der g. u. v. [Freimaurerloge] z. goldnen Apfel in Dresden in der großen Landesloge von Sachsen am 8. November 5831 gewidmeten Jubel-Fest-Feier. [Dresden] [ca. 1831]. Oberbreyer, Max: Das neue Programm der Socialdemokratie. Ein Taschenbuch für Jedermann. Mainz 1891. – Charakterzüge Kaiser Wilhelms des Grossen. Leipzig [1897].

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König Albert und Königin Carola von Sachsen. Festschrift zur 25jährigen Regierungs- und 70jährigen Geburtstags-Feier. Leipzig [1898]. Peters, Adolf: Deutschland und die Freiheit. Preisgesänge. Dresden 1848. Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Roman. Berlin 1895. – Das Land der Zukunft oder Was können Deutschland und Amerika voneinander lernen? Berlin 1903. Reinick, Robert: Aus Biedermeiertagen. Briefe Robert Reinicks und seiner Freunde. Hg. von Johannes Höffner. Bielefeld, Leipzig 1910. [Rietschel, Ernst:] Künstler und Kunstfreund im Gespräch. Ernst Rietschel und Carl Schiller. Briefwechsel 1847–1859. Hg. von Monika Arndt. Berlin 1991. (Quellen zur deutschen Kunstgeschichte vom Klassizismus bis zur Gegenwart 1). Pecht, Friedrich: Aus meiner Zeit. Lebenserinnerungen. 2 Bde. München 1894. Richter, Ludwig: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Selbstbiographie nebst Tagebuchniederschriften und Briefen. Hg. von Heinrich Richter. Leipzig 1909. Ruge, Arnold: Aus früherer Zeit. Bd. 4: Die Philosophie und ihre Befreiung. Berlin 1867. – Briefwechsel und Tagebücher aus den Jahren 1825–1880. Hg. von Paul Nerrlich. Bd 1: 1825–1847. Berlin 1886. Scheffler, Wilhelm: Die französische Volksdichtung und Sage. Ein Beitrag zur Geistes- und Sittengeschichte Frankreichs. 2 Bde. Leipzig 1884/85. Scheven, Katharina: Die Uebel der Reglementierung der Prostitution. Dresden 1902. – Denkschrift über die in Deutschland bestehenden Verhältnisse in Bezug auf das Bordellwesen und über seine sittlichen, sozialen und hygienischen Gefahren. Dresden 1904. Schleiden, Matthias: Gedichte. Zweite Sammlung. Leipzig 1873. – Zur Erinnerung an Alexander von Humboldt. In: Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon. N. F. 5 (1869, S. 481–498. Schlömilch, Oskar (Hg.): Handbuch der Mathematik. 2 Bde. Breslau 1879/80. (Enzyklopedie der Naturwissenschaften Abth. 1, Th. 2). Schmitz-Dumont, Otto: Naturphilosophie als exakte Wissenschaft. Leipzig 1895. Schnorr von Carolsfeld, Franz: Aus Julius Schnorrs Tagebüchern. In: Dresdner Geschichtsblätter 4 (1895), S. 165–178. Schramm-Macdonald, Hugo: Ein Pereat den Duellen! Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Duells. Leipzig 1869. – und Franz Otto: Illustrirte Chronik des Deutschen Nationalkrieges im Jahre der deutschen Einigung 1870/1871. Mit 350 Abbildungen u. 13 Tonbildern. Leipzig 1872. – und Otto Richter: Chronik des Sächsischen Königshauses und seiner Residenzstadt vom 18. Juni 1853–18. Juni 1878. Dresden 1878. Schulze, Friedrich August: Memoiren, 3 Bde. Bunzlau 1837. Schumann, Paul: Der Dresdener Baumeister Friedrich August Krubsacius. Abdruck aus des Verfassers Buche Barock und Rococo. Leipzig 1885. – Vom deutschen Bauernhause. In: Kunstwart 11 (1897/98), I, S. 351; II, S. 385–388. – Führer durch die Architektur Dresdens. Hg. aus Anlass der Deutschen Bau-Ausstellung 1900. Dresden 1900. – Dresden. Leipzig 1909. (Berühmte Kunststätten 46). – Deutschtum und Höhere Schulen. Dresden 1917. Seeßelberg, Friedrich: Wohin…? In: Werdandi 1 (1908), H. 1, S. 1–8. Seidler, Louise: Erinnerungen. Hg. von Hermann Uhde. Mit einem Nachwort von Joachim Müller. Weimar 1965. Silling, Marie: Die Familie Schrätter oder Haus und Welt. Eine Mädchengeschichte fürs Backfischalter. Berlin [1888]. – Besprechung der Vorträge des Herrn Professor Fritz Schultze »Über das Seelenleben des Weibes«. Leipzig [ca. 1896]. Stegmann, Rudolf: Fürst Bismarck und seine Zeit. Festgabe zum 80. Geburtstag unseres eisernen Kanzlers. Wolfenbüttel, 2. Aufl. 1895.

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Stern, Adolf: Historische Novellen. Leipzig 1866. – Fünfzig Jahre deutscher Dichtung. 1820 bis 1870. Mit biographisch-kritischen Einleitungen. Leipzig 1871. – Zur Literatur der Gegenwart. Bilder und Studien. Leipzig 1880. – (Hg.): Christian Gottfried Körners gesammelte Schriften. Leipzig1881. – Geschichte der neuern Literatur. 7 Bde. Leipzig 1882. – Hermann Hettner. Ein Lebensbild. Leipzig 1885. – (Hg.): Otto Ludwigs gesammelte Schriften. 6 Bde. Leipzig 1891. – Otto Ludwig. Ein Dichterleben. In: Otto Ludwigs gesammelte Schriften. Bd. 1, hg. von Adolf Stern, Leipzig 1891. Strauß und Torney, Victor von: Zur hundertfünfundzwanzigsten Geburtstagsfeier Goethe’s. Festgedicht. Dresden 1874. Streitberg, Gisela von [i. e. Gertrud Bülow von Dennewitz]: Die verehelichten und die ehelosen Frauen. Berlin 1891. – Die Enterbten, Verlorenen und Gefallenen. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Weibes. Berlin 1891. – Die falsche Moral im Leben des Weibes. Berlin 1891. – Die Erziehung der Töchter. Grausamkeiten im Familien- und gesellschaftlichen Leben. Berlin 1891. – Das Recht zur Beseitigung keimenden Lebens. § 218 des Reichs-Straf-Gesetz-Buches in neuer Beleuchtung. Oranienburg-Berlin [1904]. Stritt, Marie: Weibliche Schwächen. Vortrag, gehalten in der Montagsversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu Dresden. Dresden [1892]. – [Die Montagsversammlungen]. In: Neue Bahnen 27 (1892), H. 23, S. 179. – Der Rechtsschutzverein zu Dresden. In: Die organisierte Frauenbewegung. Teil 2. Berlin 1927. (Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. Hg. von der Helene-Lange-Stiftung, H. 19b). Stolle, Ferdinand: Ausgewählte Schriften. Volks- und Familienausgabe. 30 Bde. Leipzig 1855– 1865. Urbach, Theodor: Kleine Chronik der Kreuzschule. Erinnerungsgabe den alten Crucianern zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen des Kreuzschulgebäudes. Gewidmet von dem Patron und dem Lehrer-Kollegium der Kreuzschule. Dresden 1891. Wagner, Richard: Leben und Werke in urkundlichen Zeugnissen, Briefen, Schriften, Berichten. Hg. von Wolfgang Golther. Ebernhausen 1936. Wagner, Richard: Mein Leben. Erste authentische Veröffentlichung. München 1963. Wagner, Richard. Sämtliche Briefe. Hg. im Auftrage des Richard-Wagner-Familien-Archivs Bayreuth von Gertrud Strobel und Werner Wolf. Bd. 2. Briefe der Jahre 1842–1849. Leipzig 1970. Waldmüller, Robert [i. e. Eduard Duboc]: Gedichte. Hamburg 1857. – Das künftige deutsche Auswanderungsziel. In: Deutsche Jahrbücher für Politik und Literatur 5 (1862), S. 398–408. [–] : Enoch Arden. Aus dem Englischen von Alfred Tennyson übersetzt von Robert Waldmüller. Hamburg 1868. – Ein Tag im Zuchthause. In: Im neuen Reich 1 (1873), S. 401–421. – (Hg.): Dramatische Werke der Prinzessin Amalie, Herzogin zu Sachsen, aus dem Nachlasse vervollständigt. 4 Bde. Leipzig 1873. – Joseph Ignaz Kraszewski. In: Die Gegenwart 15 (1879), S. 230–232. – Das Goethe-Haus 1832–1882. In: Im neuen Reich 11 (1881). – (Hg.): Aus den Memoiren einer Fürstentochter [Prinzessin Amalia von Sachsen. 1794–1870]. Dresden 1883. Wehl, Feodor: Vom Herzen zum Herzen. Gedichte. Leipzig 1867. – Zeit und Menschen. Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren von 1863–1884. Bd. 1. Altona 1889.

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[Winckel, Therese aus dem:] Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit einer jungen Künstlerin. [August von Sachsen-Gotha und Altenburg und Therese aus dem Winckel]. Hg. von Wolf von Metzsch-Schilbach. Berlin 1893. Winkler, Karl Gottlieb Theodor: Des Maurers Leben, dargestellt in neun Gesängen. 3. Aufl. Dresden 1825. Winter, Jakob und August Wünsche: Die jüdische Litteratur seit Abschluß des Kanons. Eine prosaische und poetische Anthologie mit biographischen und litterargeschichtlichen Einleitungen. Berlin 1894/96. Woermann, Karl: Lebenserinnerungen eines Achtzigjährigen. Bd. 2. Leipzig 1924. Wolfsohn, Wilhelm: Theodor Fontanes Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn. Hg. von Christa Schultze. Berlin [DDR] 1988. Wolfsohn, Wilhelm: Dramatische Werke. 3 Bde. Berlin 1857/59. Wünsche, August: Der Babylonische Talmud in seinen haggadischen Bestandtheilen. Wortgetreu übersetzt und durch Noten erläutert. Leipzig 1886. Zschalig, Heinrich: Mahnung an die Deutschen. In: Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins Band II, Nr. 2, 1. Februar 1888, Sp. 22. [–] Henrik Jaeger: Henrik Ibsen 1828–1888. Ein literarisches Lebensbild. Mit Genehmigung des Verf. aus dem Norwegischen übertragen, erweitert und mit Zusätzen vers. von Heinrich Zschalig. Dresden, Leipzig 1890.

7.4. Weitere Quellen 7.4.1. Zeitungen und Zeitschriften Abend-Zeitung Constitutionelle Zeitung Dresdner Anzeiger Dresdner Tageblatt Kunstwart Neues Dresdner Tageblatt Werdandi

7.4.2. Adreßbücher und Literaturkalender Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau für das Jahr … Breslau 1870, 1872, 1881, 1884, 1886, 1888, 1900. [UB Breslau]. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr ... Dresden 1869–1910. [StA Dresden]. Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr … Hg. von Joseph Kürschner. Leipzig 1883–1902. Kürschners Deutscher Literaturkalender. Hg. von Gerhard Lüdtke und Werner Schuder. Berlin 1903–1910. Vereins-Adreßbuch für Dresden. Dresden 1906. [SLUB]

7.4.3. Gesetzestexte Bernhard Francke (Hg.): Die Gesetzgebung des Königreichs Sachsen seit dem Erscheinen der Gesetzsammlung im Jahre 1818 bis zur Gegenwart. Verzeichniss der sämmtlichen in der Gesetzsammlung, der Sammlung der Gesetze und Verordnungen und dem Gesetz- und Verordnungsblatte für das Königreich Sachsen enthaltenen Erlasse. 3 Bde. Leipzig 1884–96. Das Vereins- und Versammlungsrecht nach dem Königl. Sächs. Gesetz vom 22. November 1850. In: Vereins- und Adreßbuch für Dresden. Dresden 1906, S. 47–67.

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276

ANHANG

1

Körner – – – – – – – – – – – – – – – – ×

Tieck – – – – × × – – × – – – – – – (×) –

Tiedge – × – × × – – – × – – – – – – – –

Carus – – – – – – – – × × – – – × × – –

Quandt – – – – – – – – – – – – – × – – –

Serre – – – – – × – – – – – – – – – – –

– – × – – × × – × – – – – – – – –

– – – – – × – – – – – – – – × – –

– – – – – – – – – – – – – – – – ×

Miltitz

Nach ausgewerteten Mitgliederlisten, Selbstzeugnissen und Forschungsliteratur erstellt.

Arnold Böttiger Breuer von Brunnow von Bülow Carus Choulant Clauren Förster CD Friedrich Gehe Hase Hasse Hübner Prinz Johann Kind Kleist

Prinz Johann

1. Angehörige der Zirkel, Vereine und Institutionen in Dresden 1800–18401 Hofgesellschaft

278 Liederkreis – × × × – – – (×) × – × × × – – × –

Kunstverein – × – × – × – – × – × × × – – – –

Altertumsverein – × – – – – – – × – – × × – × – –

Albina – × – × × × × – × – – – – – – × –

Rath und Tath × × – – – × – – – – × × – – – – –

Hoftheater – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kriegsakademie – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – × – – – – – – – – – – – – – – –

Schwerterloge – – – – – – – – – – – – – – – – –

Landesloge – × – – – – – – – – – – – – – – –

»Abend-Zeitung« × × – – – – – × × – × – – – – × –

– – – – – × – – – – – – – – – – –

»Morgenzeitung«

279

Körner Kraukling Kuhn Lohrmann Lüttichau von Maltitz von Miltitz Mosen v. Nostitz-J. Peschel von Quandt Rietschel Schnorr v. C. Schulze Semper Serre Struve Tieck Tiedge Weber Winkler

Körner – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ×

Tieck – – – – × – – × – – – – – (×) – – – × – – –

Tiedge – – – – – × – – × – – – – – – – – × × – –

Carus – – – – – – – – – × – (×) × – – – – × – – –

Quandt – – – – – – – – – – – × × – × – – – – – –

Serre – – – – – – – – – – – × – – – × – × – – –

Prinz Johann – – – × – – × – – – – – – – – – × – – – –

Hofgesellschaft – – – – – – – – × – – – – – – – – × – – ×

Miltitz × – – – – – × – – – – – – – – – – – – – –

Liederkreis – (×) × – – – – – × – – – – × – – – (×) – × ×

Kunstverein – – × – – – – – × – × – – – × – – – – – ×

Altertumsverein – – – – – – × – × – × – – – × – – – – – ×

Albina – × × × – – – – × – × × – – × – × × – – –

Rath und Tath – – × – – – – – × – × – – – – – × – – – ×

Hoftheater – – – – × – – – – – – – – – – – – × – – ×

Kriegsakademie – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – × – – – – – – – – × – – – –

Schwerterloge × – – – – – – – – – – – – – – × – – – – ×

Landesloge – – – – – – – – × – – – – – – – – – – – ×

»Abend-Zeitung« – × – – – × – – – – – – – – – – – × – – ×

– × – – – – – – – – – – – – – – – × × – –

»Morgenzeitung«

Arnold Auerbach Bakunin Bähr Bary Bendemann Blöde Brunnow Bülow Carus E. Devrient Echtermeyer Franck Freytag Fröbel Fürstenau Gerstäcker Gutzkow

Arnoldsche Buchhandlung

× – – – – – – – – – – – – – – – – –

Liederkreis/Albina – – – × – – × × × × – – – – – – – –

»Abend-Zeitung« – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Mosen – – × × – – – × – – – × – – – – – –

Oppenheim – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Hillers Salon – × × – – × – – – × – – – – – – – –

Hiller-Kränzchen – × – – – × – – – – – – – – – – – –

Eduard Devrient – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Wagner – – – – – – – – – – – – – – – – × –

Literarisches Museum – – × – – – × × – – – × × – – – – –

Lesekreis – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Montagsgesellschaft – × – – × × × – – – – – – × – × – ×

Gymnasialverein – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kunstverein – – – × – – – – – × – – – – – – – – × – – – – × × – – – – – – –

– – –

Künstlerverein

2. Angehörige der geselligen Zirkel, Vereine und Institutionen in Dresden 1830–1849

– – – – – × – – – – – – – – – – – –

Künstlergesellschaft

280 Apfelloge – – – – – – – – – – – × – – – × – –

Schwerterloge – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Deutscher Verein – – – – – × – – – – × – – – – – – –

Vaterlandsverein – – × – – – × – – – × – – – – – – –

Handwerkerverein – – – – – – – – – – – – – × – – – –

Kreuzschule – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kunstakademie – – – × – × – – – – – – – – – – – –

Hoftheater – – – – – – – – – – × – – – – – – ×

Stadtverordneter × – – – – – × – – – – – – – – – – –

Landtag – – – – – – – – – – – – – – – – – –

– – × – – – – – – – – × – – × – – ×

»Deutsche Jahrbücher«

281

Hähnel Hammer Helbig Hiller Hirschel Hübner Klee Köchly Ludwig Lüttichau Meyer Mosen Oer Oppenheim Pecht Peschel Von Quandt Rayski Reinick

Arnoldsche Buchhandlung

– – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Liederkreis/Albina – – – – – – – – – – – – × – – – × – –

»Abend-Zeitung« – – – – – – – – – – × – – – – – – – –

Mosen × – – – – – – × × – – × – – – – – – –

Oppenheim – – – × – – – – – – – – – × – – – – ×

Hillers Salon – – – × – × – – – – – × – – × – – – ×

Hiller-Kränzchen – – – × – × – – – – – – – – – – – – ×

Eduard Devrient – – – – – – – – × – – – – – – – – – –

Wagner – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Literarisches Museum – – × – × – – × – – – – – – × – – – –

Lesekreis – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Montagsgesellschaft × – × × – × × × × – × – – × × – – × ×

Gymnasialverein – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

Kunstverein – – – – – – – – – – × – – – – – × – –

Künstlerverein – × – – – – – × – – × – × – – – × – –

Künstlergesellschaft – – – – – × – – – – – – × – – × – – ×

Apfelloge – – – – – – – – – × × × – – – – – × –

Schwerterloge – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Deutscher Verein × – – × × – – × – – – – – – – – ×



Vaterlandsverein – – – – × – – × – – – – – – – – – – –

Handwerkerverein – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kreuzschule – – × – – – × × – – – – – – – – – – –

Kunstakademie – – – – – × – – – – – – – – – – – – –

Hoftheater – – – × – – – – – × – – – – – – – – ×

Stadtverordneter – – – – × – – – – – × – – – – – – – –

Landtag – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Deutsche Jahrbücher«

282

Reißiger Rietschel Richter Röckel Ruge Schnorr v. C. Schulz F.A. Schulze Schumann Semper Serre Spitzner Wagner Wigard Winkler Wittig

Arnoldsche Buchhandlung

– – – – – – – – – – – – – – – ×

Liederkreis/Albina × × – – – – – – – – – – – – × –

»Abend-Zeitung« – – – – – – – – – – – – × – × –

Mosen – × – – × – – – – × – – – – – –

Oppenheim – – – – – – – – – × – – – – – –

Hillers Salon – × – – × – – – × × – – × – – –

Hiller-Kränzchen – × – – – – – – × × – – × – – –

Eduard Devrient – – – – – – – – – – – – – – – –

Wagner – – – × – – – – – – – – × – – –

Literarisches Museum × × – – × – – – – – – – – – – ×

Lesekreis – – – – × – – – – – – – – – – ×

Montagsgesellschaft × × × × – × × – × × – × × × – ×

Gymnasialverein – – – – – – – – – – – – – – – ×

Kunstverein – – – – – – × – – – – – – – – –

Künstlerverein – – – – – – × – – – – × – – – –

Künstlergesellschaft – – × – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – – – – – – – – – –

Schwerterloge × – – – – – – – – – × – – – – –

Deutscher Verein – × × – – – – – – – – × – – – –

Vaterlandsverein – – – × – – – – – × – – × – – –

Handwerkerverein – – – – – – – – – – – – – – – –

Kreuzschule – – – – – – – – – – – – – – – –

Kunstakademie – × × – – × – – – – – – – – – –

Hoftheater × – – × – – – – – – – – × – × –

Stadtverordneter – – – – × – – – – – – – – – – –

Landtag – – – × – – – – – – – × – – – –

– – – – × – – – – – – – – – – –

»Deutsche Jahrbücher«

283

Auerbach Bary Baudissin Bendemann Brossmann Bürk Bürkner Carus Delbrück Devrient Doehn Drechsler Drobisch Duboc Gerstäcker Gonne Gutzkow

Montagsgesellschaft × × × × × × × – – × – – – × – × ×

Kunstverein – – × – × – × × – – – – – – – × –

Künstlerverein – – – – – – – – – × – – – – – – –

Rath und That – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Tiedgestiftung

3. Angehörige der Zirkel, Vereine und Institutionen in Dresden 1850–1869 Dienstagsgespräche × – – – – – – × – – – × – – – – ×

Dresdner Schillerstiftung × – – – – – – × – – – – – × – – ×

Siegelring × – – – – – – – – – – – – × – – ×

Literarischer Verein – – – – × – – – × – – – × × × – –

Freisinnig-dt. Partei – – – – – – – – × – × – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – – – – – – – – – – –

Schwerterloge – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kreuzschule – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kunstakademie – – – – – – × – – – – – – – – × –

Polytechnikum – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Constitutionelle Ztg.« – – – – – – – – – – – – – – – – –

Stadtrat – – – – – – – – – – – – – – – – –

Landtag – – – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – – – × – – –

»Dresdner Salonblatt«

284 Hähnel Hammer Helbig Hendel Hettner Heydrich Hübner Judeich Klee Kühne Meyer Murad-E. Oppenheim Pecht Penzig Peschel Philippson Raisky Ramberg

Montagsgesellschaft × × × – × – × – × – × – × × – × – × ×

Kunstverein – – – – × – – – – – × – × – – × – – –

Künstlerverein – × – – – – – – – – × – – – – – – – –

Rath und That – – – – – – × – × – – – × – – – – – –

Tiedgestiftung – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Dienstagsgespräche – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Dresdner Schillerstiftung – × × – – – – × – – – – – – – – – – –

Siegelring – × – – – – – × – × – – – – – – – – –

Literarischer Verein – – × × – × – × – × – × – – × × × – –

Freisinnig-dt. Partei – – – × – – – × – – – – – – – – – – –

Apfelloge – × – – – – – – – – × – – – – – – × –

Schwerterloge – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Kreuzschule – – × – – – – – × – – – – – – – – – –

Kunstakademie – – – – – – – – – – – – – – – × – – –

Polytechnikum – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Constitutionelle Ztg.« – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Stadtrat – – – × – – – – – – – – – – – – – – –

Landtag – – – – – – – – – – – – – – × – – – –

– – – – × – – – – – – – – – – – – – –

»Dresdner Salonblatt«

285

Rethel Richter Schleiden Schlömilch Schnorr Schulz Serre Siegel Simonson Spitzner Steinla von Weber Wehl Winkler Wolfsohn

Montagsgesellschaft × × × × × × – – – × × × – – ×

Kunstverein – × – – – × – – × – – – – – –

Künstlerverein – – – – – × – – – × – – – – –

Rath und That – – – – – – – – – – – – – – –

Tiedgestiftung – – – – – – × – – – – – – – –

Dienstagsgespräche – – × × – – × – – – – – – × –

Dresdner Schillerstiftung – – – – – – × – – – – – – × ×

Siegelring – – – – – – – × – – – – – – ×

Literarischer Verein – × × × – – – – – – – – × – ×

Freisinnig-dt. Partei – – – – – – – – – – – – × – –

Apfelloge – – – – – – – – – – – – – – –

Schwerterloge – – – – – – × – – – – × – – –

Kreuzschule – – – – – – – – – – – – – – –

Kunstakademie – × – – – – – – – – – – – – –

Polytechnikum – – – × – – – – – – – – – – –

»Constitutionelle Ztg.« – – × – – – – × – – – – × – –

Stadtrat – – – – – – – – – – – – – – –

Landtag – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – – – – –

»Dresdner Salonblatt«

Andresen Avenarius Beaulieu-M. Besser D. v. Biedermann W. v. Biedermann Frl. Brandt Frl. Brun-Barnow Fr. Brunnemann Bülow v. D. Fr. Camp P. Carus Bürde Diestel Diercks Doehn Frl. Dose E. Duboc J. Duboc

Montagsgesellschaft – – – – – – – – – – – – – – – – – × –

Literarischer Verein × × – × × – – – – – – – × × × × × × ×

Vierzehner – – × – – × – – – – – – × – – – – – –

Offene Loge × – – – × – – × – – – × – – × × – – –

Literarische Gesellschaft – × – – × – – – × × × – – – × × – – ×

Ges. für Lit. und Kunst – – – – – – – – – – – – – – – × – – –

Symposion – × – – – – – – – – – – – – – – – × ×

Sprachverein – – – × – – – – – – – – – × – × – × –

Allg. Dt. Schulverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Historische Gesellschaft – – × – – – – – – – – – – × – – – – –

Zweigschillerstiftung – – – – – × – – – – – – – – – – – × –

Schillerstiftung – – – – – – – – – – – – – – – – – × –

– – – – – – – – – – × – – × – – – × –

– × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Dürerbund

4. Angehörige der Vereine und Institutionen in Dresden 1870–1910 Lese-Gesellschaft

286 Pädagogischer Verein – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Volkswohl – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Gemeinnütziger Verein – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Drei Schwerter – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Frauenbildungsverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Montagsgesell. 1890 – – – – – – – – – × – – – – – – – – –

Allg. Dt. Frauenverein – – – – – – – – – × – – – – – – – – –

Rechtsschutzverein – – – – – – – – × × × – – – – – × – –

Dresdner Presse – – – – – – – – – – – – – – × – – – –

Verein Dt. Journalisten – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Ges. für N. Philologie – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

(Werdandi Bund) – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Verlag Pierson – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

Stadtverordneter – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Dresdner Anzeiger« – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Kunstwart« – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Gymnasien – – – – – – – – – – – – – × – – – – –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Technische Hochschule

287

Dunger Flamant Förstemann Friedrich Gamper Fr. Gamper Grosse Gurlitt Häbler Hähnel Helbig Hettner Hohlfeld Hülse Isolani Israel Judeich Kämmel E. Kaskel Fr. Kayser-L

Montagsgesellschaft – – – – – – – – – × × × – – – – – – – –

Literarischer Verein × × – × × – – × × – × – × – – × × × – –

Vierzehner – – – – – – × – – × – × – – – – – – – –

Offene Loge – × – – – – – – – × – – – – – – – – – –

Literarische Gesellschaft – – – – – – – – – – – – – × × – – – × ×

Ges. für Lit. und Kunst – × – – – – – – – – – – × – – – – – – –

Symposion – – – × – – – – – – – – – – – – – – – –

Sprachverein × – – – × – – × – – – – – – – – – × – –

Allg. Dt. Schulverein – – – – × – – × – – – – – – – – – – – –

Historische Gesellschaft – – – – – – – – – – × × – – – – – – – –

Zweigschillerstiftung – – – – – – – – – – × – – – – – × – – –

Schillerstiftung – – – – – – × – – – – – – – – – – – – –

Lese-Gesellschaft × – × – × – – × – – – – – × × – – – × ×

Dürerbund – – – – – – – × – – – – – – – – – – – –

Pädagogischer Verein – – – – – – – – – – – – – – – × – – – –

Volkswohl – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Gemeinnütziger Verein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Drei Schwerter – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

Frauenbildungsverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Montagsgesell. 1890 – – – – – × – – – – – – – – – – – – – –

Allg. Dt. Frauenverein – – – – – × – – – – – – – – – – – – – –

Rechtsschutzverein – – – – – × – – – – – – – – – – – – – ×

Dresdner Presse – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Verein Dt. Journalisten – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Ges. für N. Philologie – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

(Werdandi Bund) – – – – – – – × – – – – – – – – – – – –

Verlag Pierson – – – – – – – × – – – – – – – – – – – ×

Stadtverordneter – – – – × – – – – – – – – – – – – – – –

»Dresdner Anzeiger« – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Kunstwart« – – – – – – – × – – – – – – – – – – – –

Gymnasien × – – – – – – – × – × – – – – – – × – –

– – – – – – – × – – – × – – – – – – – –

Technische Hochschule

288

Kirchbach Koppel-Ellfeld Kotzebue Krankling Frl. Kriesche Kulemann Landau Frl. Lewald Lier Lincke Locella Fr. Löhn-S. Mahrenholtz Fr. Malapert Meerheimb Frl. Meißner Murad Effendi Opitz Ompteda Pabst

Montagsgesellschaft – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Literarischer Verein × – – × – × × – – × × – × – × – – × – ×

Vierzehner – × × – – – – – – – – – – – – – × – – ×

Offene Loge – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Literarische Gesellschaft – – – – × – – × × – × – × × × × – – × –

Ges. für Lit. und Kunst – – – × – – – – – × – – × × – – – × – –

Symposion × – – – – – – – – – × – – – × – – – – –

Sprachverein × – – – – – – – – – × – – – – – – × – –

Allg. Dt. Schulverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Historische Gesellschaft – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Zweigschillerstiftung – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Schillerstiftung – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Lese-Gesellschaft – – – – – – – – – – × – – – – – – – × –

Dürerbund – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Pädagogischer Verein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Volkswohl – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Gemeinnütziger Verein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Drei Schwerter – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Frauenbildungsverein – – – – – – – – – – – × – – – – – – – –

Montagsgesell. 1890 – – – – – – – – – – – – – – – × – – – –

Allg. Dt. Frauenverein – – – – – – – – – – – – – – – × – – – –

Rechtsschutzverein – – – – × – – × – – – – – – – × – – – –

Dresdner Presse – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Verein Dt. Journalisten – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Ges. für N. Philologie – – – – – – – – – – – – × – – – – – – –

(Werdandi Bund) – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Verlag Pierson × × – – × – – – – – – – – × – × – – – ×

Stadtverordneter – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Dresdner Anzeiger« – – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

»Kunstwart« – – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

Gymnasien – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Technische Hochschule

289

Peschel Pfeilschmidt Philippson Polenz Rahn Richter Ritter S. Ruge Scheffler Fr. Scheven Schleiden Schlömilch Schmitz-Dumont Schramm-M. Schumann Seidlitz Senff-Georgi Frl. Silling Stegmann Stern

Montagsgesellschaft × – – – – × – – – – × × – – – – – – – –

Literarischer Verein × × × – × × – × × – × × × × × – × – × ×

Vierzehner – – – – – – – – – – – × – – – – – – – ×

Offene Loge – – – – – – – – – – – – – × × – – – – –

Literarische Gesellschaft – – – – × – – – – × – – – – × × – × – –

Ges. für Lit. und Kunst – × – – – – – – × – – – × – – – – – × –

Symposion – – – – – – – – – – – – – × – × – – – ×

Sprachverein – – × – – – × – × – – – – × × – × – – –

Allg. Dt. Schulverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Historische Gesellschaft – – – – – – – × – – – – – – – – – – – ×

Zweigschillerstiftung – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ×

Schillerstiftung – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ×

Lese-Gesellschaft – × – – – – × – × – – × – – – – – × – –

Dürerbund – – – – – – – – – – – – – – × – – – – –

Pädagogischer Verein × – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Volkswohl – – – – – – – – × – – – – – – – – – – –

Gemeinnütziger Verein – – × – – – – × – – – – – – – – – – – ×

Drei Schwerter – – × – – – – – – – – – – – – – – – – –

Apfelloge – – – – – – – × – – – – – – – – – – – –

Frauenbildungsverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Montagsgesell. 1890 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Allg. Dt. Frauenverein – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Rechtsschutzverein – – – – – – – – – – – – – – – – – × – –

Dresdner Presse – – – – – – – – – – – – – – – – – – × –

Verein Dt. Journalisten – – – – – – – – – × – – – – × – – – – –

Ges. für N. Philologie – – – – – – – – × – – – – – × – – – – –

(Werdandi Bund) – – – – – – – – – – – – – – × – – – – –

Verlag Pierson – – – × – – – – – – – – – – × – – – × –

Stadtverordneter – – – – – – × – × – – – – – – – – – – –

»Dresdner Anzeiger« – – – – – – – – – – – – – – × – – × – –

»Kunstwart« – – – – – – – – – – – – – – × – – – – –

Gymnasien – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – × – – × – – – – – – – ×

Technische Hochschule

290 Stoessel Strauß und Torney Frl. Stritt Vollmöller G. Winter J. Winter Woermann Wolfsohn Wünsche Fr. Wünsche Zeibig Frl. Zöllner Zschalig – – – – – – – × – – – – –

Montagsgesellschaft

– – – – × × – × × – × – ×

Literarischer Verein

– × – – – – – – – – – – –

Vierzehner

– – – – – – – – – – – – –

Offene Loge

× – × × × – – – – × – × –

Literarische Gesellschaft

– – – × – – – – × × × – –

Ges. für Lit. und Kunst

– – – – – – × – – – – – ×

Symposion

– – – – – – – – – – × – ×

Sprachverein

– – – – – – – – – – – – –

Allg. Dt. Schulverein

– – – – – – – – – – – – –

Historische Gesellschaft

– – – – – – – × – – – – –

Zweigschillerstiftung

– – – – – – – – – – – – –

Schillerstiftung

× – – × – – – – – – – – ×

Lese-Gesellschaft

– – – – – – – – – – – – –

Dürerbund

– – – – – – – – – – – – –

Pädagogischer Verein

– – – – – – – – – – – – –

Volkswohl

– – – – – – – – – – – – –

Gemeinnütziger Verein

– – – – – – – – – – – – –

Drei Schwerter

– – – – – – – – – – – – –

Apfelloge

– – – – – – – – – – – – –

Frauenbildungsverein

– – × – – – – – – – – × –

Montagsgesell. 1890

– – × – – – – – – – – × –

Allg. Dt. Frauenverein

– – × – – – – – – – – – –

Rechtsschutzverein

– – – – – – – – – – – – –

Dresdner Presse

– – – – – – – – – – – – –

Verein Dt. Journalisten

– – – – – – – – – – – – ×

Ges. für N. Philologie

– – – – – – – – – – – – –

(Werdandi Bund)

– – – – – – – – – – – – –

Verlag Pierson

– – – – – – – – – – – – –

Stadtverordneter

– – – – – – × – – – – – –

»Dresdner Anzeiger«

– – – – – – – – – – – – –

»Kunstwart«

– – – – – – – – – – – – –

Gymnasien

– – – × – – – – – – – – –

Technische Hochschule

291

2

Jean Pauls 100. Geburtstag

Theodor Körners 50. Todestag

Shakespeares 300. Geburtstag

Abschiedsmahl für Wehl Ehrenmitgliedschaft für Prof. Dr. R. Richter Familienabend; Chamissos 100. Geburtstag 20 Jahre Literarischer Verein Winterfest; Gedenkfeier 100 Jahre Herders »Stimmen der Völker«

Herrenabend Geibel-Gedächtnisfeier

24.3.1863

25.8.1863

26.4.1864

27.12.1867 Ostern 1880 27.1.1881

8.4.1884 22.4.1884

Mitglieder Mit Damen

Mit Frauen

Mit Frauen

Nur Mitglieder Nur Mitglieder

Nur Mitglieder

Mit Frauen und Gästen Mit Frauen

Teilnehmer

Festvorträge: Dunger: »Das deutsche Volkslied«; Duboc: »Das romanisch-slawisch-ungarische Volkslied«; Diestel: »Das nordische Volkslied«; poetische Vorträge; Herderbüste von Andresen als Saalschmuck; Ball Veranstaltet von Doehn und Knauth Festrede: Duboc Poetischer Nachruf: Pfeilschmidt Saalschmuck: Geibels Bildnis Musikalischer Rahmen: Doppelquartett des akademischen Gesangvereins Erato

Festrede: Diestel

Festsitzung und Festmahl; Aufruf zur Gründung eines Shakespeare-Vereins Reden

Besuch des Körnerhauses; Souper

Reden von: Reichenbach, Kühne, Löwe, Peschel, Judeich

Inhalt

Nach Zschalig, Gedenkbuch, und Jahresberichte des Literarischen Vereins 1884–1900.

20.2.1882 13.2.1883

Anlaß

Datum

5. Veranstaltungen des Literarischen Vereins zwischen 1863 und 19002

Königliches Belvedere

Künstlerlokal Künstlerlokal

Elbfahrt nach Loschwitz Künstlerlokal

Meinholds Säle

Ort

292

Sommerausflug nach Tharandt

22. Stiftungsfest 100 Jahre Jakob Grimm

Sommervergnügen: Schiffsfahrt nach Pillnitz Prof. Ziel, scheidender Rektor des Vitzthumschen Gymnasiums, zum Ehrenmitglied ernannt 23. Stiftungsfest 100. Geburtstag Wilhelm Grimms

Sitzung zum Andenken an Viktor von Scheffel Sitzung zum Andenken an Leopold von Ranke

18.6.1884

29.1.1885

27.6.1885

27.5.1885

22.6.1885

27.2.1886

22.9.1885

Anlaß

Datum

Mit Damen

Mit Damen

Nur Mitglieder

Mit Damen

Mit Damen

Mit Damen

Teilnehmer

Vortrag Kämmel

Festrede: Scheffler: »Charakteristik der germanischen Sprachen;« Auftritt junge Frauen als germanische Sprachen in Nationaltracht (engl., dt, norw., niederl.), huldigen Wilhelm Grimm; Festmahl, Ball Vortrag Duboc

Reden, Gesang, Abendessen; Musikalischer Rahmen: Doppelquartett des akademischen Gesangvereins Erato Festvortrag: Scheffler: »Verdienste der Brüder Grimm«; Gipsbildnis Jakob Grimm von Flockemann; lebende Bilder: Märchengestalten der Brüder Grimm; Dichtung dazu von Pfeilschmidt, gesprochen von Teich aus Loschwitz; Musik: eigene Kompositionen von Organist Janssen; Mahl, Ball Spaziergang durch den königlichen Garten, Abendessen und Tanzfest auf Wachwitzhöhe Geselliges Beisammensein, »ernste und heitere Abschiedworte«

Inhalt

Künstlerlokal

Künstlerlokal

Königliches Belvedere

Künstlerlokal

Pillnitz

Königliches Belvedere

Ort

293

24. Stiftungsfest 100. Geburtstag Ludwig Uhlands

Außergewöhnliche Sitzung: 90. Geburtstag des Kaisers, Wilhelm I. 25. Stiftungsfest Feier des 25jährigen Bestehens 100. Geburtstag Eichendorffs

Sommerfest

Gastvortrag

Stiftungsfest Stiftungsfest -

12.2.1887

22.3.1887

1.6.1888

9.10.1888

1889 25.1.1890 5.1.1891 1892–1900

2.2.1888

Anlaß

Datum

Mit Angehörigen und Gästen

Mit Damen

Damen und Gäste

Gäste und Frauen

Mit Damen

Teilnehmer

»In üblicher Weise« »In üblicher Weise«

Gastvortrag Prof. Körting aus Münster: »Die ShakespeareBacon-Frage«

Festrede Häbler über Uhland; Saalschmuck: Uhlandbüste von Flockemann; Selbstverfaßter Prolog und Uhlandgedichte: Frau SchrammMacdonald; Gesang und Klavier: Frl. Resi Beil und Frl. M. Schnabel Tafellieder: Besser, Zschalig Festmahl und Ball Festvortrag: Häbler: »Kaiser Wilhelm, seine Ahnen und sein Reich« Festrede: Duboc: »Wesen, Ziele, Schicksale des seit 1862 bestehenden Literarischen Vereins«; Ders.: Festrede auf Eichendorff; Gesang: Schüler und Schülerinnen des Königl. Konservatoriums unter Leitung Prof. Kranz Gesangvorträge: Frl. Wollten und Frl. von Berthold; Frau Schramm-Macdonald: Rezitation eines EichendorffGedichts; Saalschmuck: Eichendorf-Büste von Flockemann; Festmahl und Tanz

Inhalt

Victoriahöhe zu Loschwitz Helbigs Wirtschaft

Helbigs Weißer Saal Königliches Belvedere

Königliches Belvedere

Ort

294 Erinnerungsfeier der Stadt Dresden zum Theodor Körners Körners 50. Todestag: Festvorstellung »Zriny« im Hoftheater Körners 50. Todestag Körners 50. Todestag Krise der Schillerstiftung4 Initiative zur Gründung des Shakespeare-Vereins

Generalversammlung zur Gründung des Shakespeare-Vereins Sitzung mit Aussprache über Kindertheater am 21.2.1865

26.8.1863

1863/64

1864

24./25.9.1864

5

4

3

Aufruf des Vereins an Theaterdirektionen gegen das gewerbsmäßige Theaterspielen von Kindern

Verein sandte Lorbeerkranz mit silbernen Schleifen ans Grab in Wöbbeln Peschel: Anregung eines Körnerdenkmals, Gründung eines Körner-Museums, Sammlung Schiller- und Körner-Briefe Zuschriften an den Vorstand der Dresdner Zweigstiftung: 1. Erklärung von Advokat Engel; 2. gedruckt verteiltes Votum des Literarischen Vereins, verfaßt von Duboc 16.2.64 Anregung von Dawison; 18.3. auf Antrag Wolfsohns beschlossen »die sofortige Constituierung eines Shakespeare-Vereins«; Anfang April Aufruf zur Gründung eines Shakespeare-Vereins; 6. und 20.9. weitere Verhandlungen in den Sitzungen über Programm, daß der Generalversammlung vorzulegen 5 Eröffnung der Versammlung durch Wolfssohn, Reden von Banck, Wehl und Judeich

Unternehmung/Beteiligung Wehl: »Über des großen Meisters Leben und Werke« (Vortrag) Festrede: Duboc; Festgedicht: Wilhelm Buchholz; Rede: Judeich; Teilnahme des gesamten Vereins »Fleißige Mitwirkung des Vereins« Peschel: Vortrag über Körner Pabst verfaßte als Prolog zur Feier das Festspiel: »An Körners Grab«

Nach Zschalig, Gedenkbuch,S.13ff. Nach ebd., S. 22f., versuchte eine Gruppe innerhalb des Verwaltungsausschusses der Schillerstiftung anstelle der Unterstützung hilfsbedürftiger Schriftsteller die Stiftung in eine deutsche Akademie zu verwandeln und das Vermögen für Ehrengaben an deutsche Schriftsteller zu verwenden. Dagegen wandte sich der Verein mit Zuschriften an den Vorstand der Dresdner Zweigstiftung. Näheres nicht zu ermitteln.

Frühjahr 1865

Anlaß Uhland-Gedenkfeier des Turnvereins Jean Paul-Feier des Turnvereins

Datum 16.1.1863 20.3.1863

6. Beteiligung des Literarischen Vereins an öffentlichen Veranstaltungen zwischen 1863 und 19003 45

295

Vereinssitzung Vereinssitzung Zum Tode Julius Mosens

19./26.3.1867

1.9.1867

Mitte Oktober 1867 Pfingsten 1868

7

6

Feier der Geographischen Gesellschaft zum 100. Geburtstags Alexander von Humboldts Festakt zum 100. Geburtstags Ernst Moritz Arndts im Stadtverordnetensaal und in Brauns Hotel Teilnahme

Beratung, ob Beteiligung an Buchhändlerpetition in Sachen literarisches Eigentum, Kommission entscheidet für eigenständiges Vorgehen beim Norddeutschen Bundestag Festrede: Schleiden7

Teilnahme an den Verhandlungen und »gebührender Empfang der Fremden«

Teilnahme des Vereins Schleiden: »Geschichte der Menschheit und Entwicklung des Christentums« (5 Vorlesungen) Doehn: »Erste Ansiedlungen in Amerika« (2) Judeich: »Das Recht der Schriftsteller und Künstler an ihren Werken« (1; gedruckt) Kühne stellt Antrag, eine Petition an Norddeutsches Parlament wegen Schutz des geistigen Eigentums zu richten Auf Anregung des Leipziger Schriftstellervereins Wiederaufnahme des Antrags von Kühn, Einrichtung einer Kommission Beileidsschreiben an Mosens Witwe

Unternehmung/Beteiligung Teilnahme des Vereins, Grabreden von Heydrich und Duboc; danach im Verein Erinnerungsrede von Kühn Beteiligung dokumentiert durch Wehl und Schleiden6

Ermittelt aus Wehl, Zeit und Menschen, S. 32ff: Tagebuch vom 12.7.1865; Schleiden, Gedichte, S. 265f.: »Wohnungsnoth beim Dresdner Sängerfest«. Vgl. Matthias Schleiden: Zur Erinnerung an Alexander von Humboldt. In: Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon. N. F. 5 (1869), Leipzig 1869, S. 481–498.

26.12.1869

14.9.1869

5./12.1.1869

Kongreß des Allgemeinen deutschen Schriftstellervereins Vereinssitzung

Erstes offizielles deutsches Sängerfest in Dresden Beerdigung Wolfsohns Allgemeine Vorlesungen des Vereins

Ende Juli 1865

August 1865 1866/67

Anlaß Beerdigung Otto Ludwigs

Datum 28.2.1865

296 Festzug zum 400. Geburtstag Luthers

10.11.1883

8

Teilnahme, »vollzählig«

Teilnahme an Festlichkeiten

Teilnahme auf Einladung des Vorstandes der Tiedge-Stiftung

Peschels Antrag, Petition an Reichskanzler und Reichstag zu richten wegen Unterstützung oder Kauf des Körnermuseums, eine Kommission spricht sich nach Beratung dafür aus Absendung eines Abgeordneten zur Beglückwünschung des Mitglieds

Denkmal von Andresen geschaffen; zur Einweihung Lorbeerkranz gesandt8

Empfang der Teilnehmer und Teilnahme

Zeichnung einer Unterstützungssumme Niederlegung eines Lorbeerkranzes an der Gruft für den Dante-Übersetzer Teilnahme daran auf Anregung Peschels

Organisation der Feier bei Denkmalsweihe

Unternehmung/Beteiligung Verein setzt Sitzung aus und verteilt an die Soldaten zwei patriotische Lieder, die ein Siebenerausschuß durch Konkurrenzschreiben ermittelt hat

Beteiligung bei Zschalig nicht erwähnt, Angaben nach Dresdner Anzeiger, 7.6.1881. Dem Kranz beigefügt war ein weißes Atlasband mit den Worten: »Dem gedankenvollsten Flüchtling aus dem thatenarmen Vaterlande in die thaten- und gedankenreiche Griechenwelt, dem classischen Romantiker Deutschland’s, Friedrich Hölderlin, weiht an der Stätte dieses Denkmals in tiefem Mitgefühl mit dem tragischen Schicksal seines Lebens, in hoher Verehrung für seinen dem Hellenenthum verwandten Dichtergenius diesen Lorbeer der Literarische Verein zu Dresden.«

6.6.1882

Sommer 1882

Enthüllung des von Hölderlin-Denkmals in Tübingen Vereinssitzung

Anlaß »Feierlicher Einmarsch der aus dem Felde heimkehrenden sächsischen Truppen« Enthüllung des von Hänel geschaffenen Körner-Standbildes Hg. von Klopstocks Werken Begräbnis König Johanns Beabsichtigte Gründung eines Voßerinnerungshauses in Eutin Journalistentag

50jähriges Schriftstellerjubiläum Theodor Drobischs Einweihung des Julius Hammer-Denkmals in Loschwitz Besuch Kaiser Wilhelms in Dresden

1.10.1881

15.11.1881

Anfang Oktober 1878 7.6.1881

1872 Nach 29.10.1873 8.2.1876

18.10.1871

Datum 11.7.1871

297

1894

1894

1894

Herbst 1892 1892

Datum September 1887

Anlaß Versammlung des Deutschen Schriftstellerverbandes und Schriftstellervereins Deutscher Schriftstellertag Öffentliche Sammlung für ein Denkmal zu Ehren Ludwig Richters Öffentliche Sammlung für ein Gottfried-August-Bürger-Denkmal Öffentliche Sammlung für ein Bismarck-Denkmal in Dresden Öffentliche Sammlung für ein RichardWagner-Museum in Wien Beteiligung mit einer Spende

Beteiligung mit einer Spende

Beteiligung mit einer Spende

Abgeordnet: Mahrenholtz, Kirchbach, Duboc Beteiligung mit einer Spende

Unternehmung/Beteiligung »Aufopfernde Mühwaltung des Vorsitzenden« Duboc, trat an die Spitze des Dresdner Ortsausschusses

Personenregister

Abel 138f. Adolph, Gustav 123 Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius 145 Albert, König von Sachsen 204, 212 Albrecht, Fräulein 191, 193 Amalie, Herzogin von Sachsen-Weimar 190 Amalie, Herzogin zu Sachsen 101 Ammon, Christoph Friedrich 57, 95 Andersen, Hans Christian 56, 133, 144 Andree, Karl 201 Andresen, Emmerich 123, 176, 178, 196 Anton, König von Sachsen 50, 68 Anzensgruber, Ludwig 193 Arent, Wilhelm 199 Ariost 144, 170f. Arndt, Ernst Moritz 158 Arnhold, Familie 58 Arnhold, Georg 183 Arnhold, Max 183, 214 Arnim, Achim von 204 Arnold, Johann Christoph 63, 66f., 69, 74f. Asenijeff, Elsa 195 Auerbach, Berthold 52, 80, 81ff., 87f., 98, 100f., 104f., 110, 113f., 116, 132, 151, 228 August, Kurfürst von Sachsen 203 Augusta, deutsche Kaiserin 192 Avenarius, Ferdinand 126, 182, 211, 220ff. Bach, Johann Sebastian 140, 152 Bach, Ottilie 34 Bacon, Francis 43 Baehr, Johann Carl 57 Baggesen, Jens 64 Bahr, Hermann 195, 199 Bähr, Karl 58 Bakunin, Michail 58, 78, 81, 85, 90f., 94ff., 153f. Baltzer (Oberlehrer) 100 Banck, Carl 118 Banck, Otto 123 Bartels, Adolf 146, 148, 154, 222, 225, 231 Bary, Maler 104ff. Baudissin, Wolf Heinrich Graf von 56f., 66f., 83, 151 Baudissin, Wolf Hugo von 182, 211 Baumbach, Rudolf 145f.

298

Baumeister, Fräulein 191 Beaulieu-Marconnay, Karl von 201, 206 Bebel, August 54, 153f. Becher, Johannes R. 36 Beethoven, Ludwig van 152, 170 Behrens, Bernhard 214 Behrens, Berta 183 Bendemann, Ernst 80f., 83, 89, 96, 98, 100f., 104, 113, 228 Béranger 138 Berlepsch, Julius Adolf von 137 Bernhardi, August Ferdinand 55 Besser, Moritz Conrad 133, 142f., 145f., 151, 221 Beust, Friedrich Ferdinand von 93, 96 Beutler, Gustav Otto 214 Beutler, Margarethe 195 Beyer (Assessor) 76 Biedermann, Detlev Willibald von 125, 141ff., 156, 178, 188ff., 193, 197, 221 Biedermann, Karl 82, 85 Biedermann, Woldemar von 202, 203ff., 206, 218 Bierbaum, Otto Julius 195, 204 Birch-Hirschfeld 179 Bismarck, Otto von 152f., 157, 159, 204, 209, 229f., 233 Björnsen, Björnstjerne 193, 195 Bleibtreu, Karl 199 Blöde, Gustav 78, 85, 90, 95, 96, 99 Blücher, Gebhard von 179 Blum, Carl Gottlob 75 Blum, Robert 34 Blunck, Hans Friedrich 36 Böcklin, Arnold 220 Bodenstedt, Friedrich 34 Bodmer, Johann Jakob 21 Boemm, C. 170f. Boemm, R. 171 Böhme 138f. Bölsche, Wilhelm 195 Bondi, Felix 183 Bondi, Joseph 183 Bondi, Julius 183 Borchardt, Felix 208 Börne, Ludwig 191 Böttiger, Karl August 56, 60ff., 64, 66f.

Brachmann, Luise 60 Bradke, Emanuel von 204 Bradsky-Laboun, von 214 Brand, Silvia 188f., 192, 194 Brauer, Emil 124 Braun, Luise 34 Brecht, Bertolt 36 Brentano, Clemens 204 Breuer, Friedrich Ludwig 57, 60, 62, 67, 151 Brockes, Barthold Heinrich 21 Brontë, Schwestern 43 Brossmann, Gustav 113, 123 Brühl, Karl von 70 Brun-Barnow, Ida von siehe Brunsig von Brun, Ida Brunnemann, Anna 183, 198 Brunnow, Ernst von 56, 58ff., 64, 66, 73, 77, 78 Brunsig von Brun, Ida (Pseudonym Ida von Brun-Barnow) 177, 184, 188, 190, 200 Bryant, Cullen 138 Bucher, C. O. 142, 152f. Büchern (Ingenieur) 179 Buchholz, Wilhelm 118 Bucholtz, Frau von 198 Bucholz, Robert 194 Budich, H. M. 133 Bülow von Dennewitz, Gertrud 192, 197 Bülow, Karl Eduard von 56, 64, 72, 78 Burdach, C. Hermann 120 Bürde, Emil 201, 203f. Burke, Edmund 22 Bürkner, Hugo 52, 100, 113 Büttner, F. A. 124 Byron, George Gordon 192 Cahnheim 194 Calderon de la Barca, Pedro 132 Calebow, Friedrich 218f. Camp, Caroline 183, 198 Carlowitz, Carl Adolf von 56 Carlyle, Thomas 43 Carstenn-Lichterfelde, Johann Anton Wilhelm von 178 Carus, Carl Gustav 56f., 65ff., 71, 73, 77f., 81, 83f., 92, 94f., 113 Carus, Paul 178 Chamberlain, Houston Stewart 211 Chateaubriand, François-René de 190 Chézy, Helmina von 60f., Chézy, Wilhelm von 114 Chopin, Frédéric 83, 152, 171 Choulant, Johann Ludwig 57, 65f. Clasen-Schmidt, Mathilde 35 Claudius, Matthias 160 Clauren, Heinrich 64, 70 Clausen Dahl, Johann Christian 57

Clauss, C. J. Ed. 120 Cohn, Theodor 19 Conrad, Michael Georg 195, 199 Coppée, François 170f., 193 Cords, Adolf Eduard Ewald 124, 193 Cotterill 188 Credé, Benno 205 Criegern-Thumitz, Friedrich von 199, 201, 203, 204f. Cromwell, Oliver 41 D’Annunzio, Gabriele 195 d’Azeglio, N. 138 Dahn, Felix 36, 170, 172 Dante, Aligheri 131, 144, 158 Darwin, Charles 189 Daudet, Alphonse 193 Dauthendey, Max 199 Dawison, Bogumil 119, 120f. Déroulède, Paul 138, 146 Dehmel, Richard 195 Delbrück, Walther 161 Dettmer, Friedrich 119 Deubler, Conrad 191 Devrient, Eduard 52, 81f., 85f., 88ff., 92, 95, 98, 100f., 105, 113, 114 Dieffenbach, Ludwig Ferdinand 123, 140, 146, 163 Diercks, Gustav 176f., 184, 188ff., 197, 200, 219 Diestel, Gustav 123, 132, 140, 146, 151ff., 160, 163, 214, 216, 221 Dingelstedt, Franz 34 Distel, Theodor 203 Dittrich 221 Doberenz, Fräulein 170f., 174 Döblin, Alfred 36 Doehn, Elsbeth 220 Doehn, Rudolf 120, 131f., 138ff., 143ff., 147, 151, 153f., 160ff., 175ff., 188, 190, 192f., 196f., 199, 220f., 230 Donath, Ernst 131 Dorer, Edmund 145 Dose, Cäcilie 180, 191, 193, 197 Drechsler, Adolf 116, 124, 140 Drobisch, Theodor 116, 120, 163 Droysen, Johann Gustav 140 Duboc, Eduard (Pseudonym Robert Waldmüller) 101f., 114, 116ff., 120, 122f., 132, 136ff., 139f., 142f., 145ff., 150ff., 155, 158, 161, 170f., 181, 206f., 209, 211, 216f., 221, 223 Duboc, Julius 146, 151, 153f., 155, 181, 190f., 193f., 197, 199, 211, 223 Dubois-Reymond, Emil 146 Duncker, Dora 194 Dunger, Hermann 123, 132, 138, 141, 143, 163, 200, 216, 221

299

Ebner-Eschenbach, Marie von 200 Echtermeyer, Theodor 58, 77, 88 Eckermann, Johann Peter 74 Eckstein, Ernst 34, 207, 209, 223 Ehlermann, Dr. 214 Ehlermann, Louis G. Günther 120 Ehrhardt, C. Ludwig Adolf 120, 123, 163 Ehrlich, Gustav 178 Eichendorff, Joseph von 44, 60 Elisabeth, Königin von Rumänien (Pseudonym Carmen Sylva) 171, 178, 180 Emmel, E. 183, 194 Erkens 193 Ernst (Hofsekretär) 55 Ernst, Otto 195 Eschtruth, Nataly von 200 Eysoldt, Bertha 180, 191f. Falke, Gustav 195 Fallenbach, Rudolf K. 120 Feigerl, Emil 124 Feller 146, 191 Fevre gen. Maillard, A. 121, 163 Fichte, Johann Gottlieb 38, 116 Fichte, Johanna 192 Fischer, Ernst 117f., 120 Fischer-Treuenfeld 214f. Flachs, Adolf 146f. Flaischlen, Cäsar 195 Flamant, Alexander 123, 175f., 178 Fleischer, Emil 179 Flockemann. August 123, 221 Fontane, Theodor 35, 65 Förstemann, E. W. 214 Forster, Georg 204 Förster, Karl 56f., 60, 62, 64f., 67 Fouqué, Friedrich de la Motte 64, 70 Franck, Hermann 59, 77f. Franklin, Benjamin 22f. Freiligrath, Ferdinand 132 Freiligrath, Ida 132 Freytag, Gustav 54, 82, 86, 92f., 109 Friedrich August I., König von Sachsen 50, 68 Friedrich August II., König von Sachsen 51, 57, 93ff., 201 Friedrich II., König von Preußen 140, 152 Friedrich Wilhelm I., Kurfürsten von Brandenburg 152 Friedrich, Caspar David 51 Friedrich, Dr. 103 Friedrich, Friedrich 123, 142, 147, 151, 161, 211 Friese, Eugen 178, 208 Fröbel, Julius 82, 85 Fuchs, Reinhold 147ff. Fürstenau, Moritz 82, 88

300

Gabelsberger, Franz Xaver 140 Gaedeke, Arnold 203, 205 Gagern, von 151 Gampe, Theodor 177f., 184, 188 Gamper, Adele 216 Gamper, Wilhelm 214ff., 221 *DU¿HOG-DPHV$  Gast, Alfred 178 Gaudy, Alice von 183 Gehe, Eduard Heinrich 60, 64, 66, 69, 73 Geibel, Emanuel 34, 36, 44, 138, 156, 193 Geißler, Kaufmann 60 Gemberg, Adine 195 Genée, Rudolf 201, 203 Gentz, Friedrich 51 Georg, Prinz von Sachsen 212 Gerbel-Embach, Carl Nicolaus von 207 Gerstäcker, Friedrich 119f. Gessner, Ludwig 179 Gierke, Otto von 10 Gilm, Hermann von 146 Gjellerup, Karl 199, 208, 211 Gleisberg, E. P. 133 Glomme 144 Gluck, Willibald 152 Gneisenau, August-Wilhelm Neidhardt von 204 Goethe, Catharina Elisabeth 190 Goethe, Johann Wolfgang 33, 35, 46f., 55, 62, 65, 73, 75, 112, 138f., 142, 144, 151, 191, 193f., 203f., 218 Goldsmith, Oliver 22 Gonne, Friedrich 113, 120, 123, 163 Gontscharow, Iwan Alexandrowitsch 193 Gorki, Maxim 195 Gottberg-Herzog, Adelaide 170f., 183, 198 Gottel 193 Gottsched, Johann Christoph 21 Gottschling, Georg 153f. Götze, Auguste 178 Götze, Edmund 124 Grabbe, Christian Dietrich 170f. Graff, Anton 55 Grahl, August 82, 102 Gramatke 171 Grieben 145 Grillparzer, Franz 56, 171 Grimm, Jakob und Wilhelm 156 Grosse, Julius 191, 201, 203, 210 Grosz, George 36 Groth, Klaus 44, 151 Gryphius, Andreas 75, 131 Günther, Bernhard 178 Günther, Rudolf 120 Gurlitt, Cornelius 53, 124, 140, 199, 200, 211, 220f., 224f. Gurlitt, Wilhelm 140 Gutschmidt, von 92

Gutzkow, Karl 52, 58, 72, 77, 82, 84, 89, 93, 95, 98ff., 104f., 108, 113, 116, 119, 151 Häbler, Karl Gotthelf 123, 132, 138, 140f., 144ff., 152, 170, 191, 197, 216, 223 Hagenauer, Frau 191, 194 Hagen-Torn (Konzertsängerin) 178 Hähnel, Ernst Julius 52, 82, 84, 98f., 100, 104f., 201 Halbe, Max 195 Hamerling, Robert 34, 145 Hammer, Julius 65, 82, 87f., 92f., 100, 102, 113f., 116, 118, 123 Händel, Georg Friedrich 152 Hänel, Dr. 177 Harden, Maximilian 195 Hardenberg, Friedrich von s. Novalis Harlan, Otto 178 Hartleben, Otto Erich 195 Hase, Heinrich 60, 66 Hasse, Friedrich Christian August 60, 66 Hauff, Wilhelm 64, 68 Hauptmann, Gerhart 183, 200 Hauptmann, Ivo 183 Hauptmann, Carl 195 Hauptmann, Marie 183 Hauschild, Alfred 203 Haushofer 146 Hausmann, G. 155, 170f., 190f. Haydn, Joseph 152 Hebel, Johan Peter 160 Heckscher, Ivar 179 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 56 Heger, Schuldirektor 76 Heindl, Anton 182, 209 Heine, Anselm 195 Heine, Heinrich 70, 146 Heine, Peter Viktor Ferdinand 119f. Heinrich, Prinz von Preußen 140 Helbig, Karl Gustav 78, 82, 85, 88f., 98ff., 102ff., 105, 108, 111ff., 114, 123, 137, 158, 160, 163 Henckel, H. 154, 178 Hendel, C. W. 124, 161 Henkel, Burkhard 192 Henneberg, Frau 191 Henrici, Friedrich 131 Herder, Johann Gottfried 156 Hertzka, Theodor 200 Herwegh, Georg 35, 58, 85f. Herz, Dr. 92 Herz, Henriette 32 Herzl, Theodor 200 Hesse, Hermann 199 Hesthal 215 Hettner, Hermann 150, 160, 201, 203f., 205f. Heubner (Stadtrat) 145

Heydrich, Gustav Moritz 116, 120, 122f., 131, 133 Heyse, Paul 36, 193 Hiller, Ferdinand 52, 80, 83ff., 88, 96, 99, 228 Hirschel, Bernhard 76, 78, 90, 94, 106, 118ff., 121, 228 Hirth, Friedrich 179, 188 Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich 34, 58, 72f., 78, 86 Hoffmann 171 Hofmannsthal, Hugo von 195 Hohlfeld, Paul 138ff., 142f., 145f., 154, 171f., 175f. Hölbe, Albrecht 132 Hölderlin, Friedrich 196 Holz, Arno 195 Homer 170f. Hosäus, Wilhelm 146 Hottenroth, Woldemar 57 Houwald, Ernst Christoph von 64, 70 Hübner, Julius 52, 80, 89, 96, 98, 100, 104, 108, 113 Huch, Ricarda 200 Hugo, Victor 136, 144, 193 Hülse (Kaufmann) 140, 168, 194, 216 Humboldt, Alexander von 158 Humboldt, Wilhelm von 37, 48, 55 Ibsen, Henrik 122, 147f., 192f., 200, 231 Ihlberg 144 Ilgen 152 Immermann, Karl Leberecht 56, 138 Isaacsohn, Eugen (Pseudonym Eugen Isolani) 183, 216 Isolani, Eugen siehe Eugen Isaacsohn Israel, Gustav 138ff., 143, 146f., 150, 154 Jaffé, Theodor Julius 119f. Jahn, Friedrich Ludwig 75, 137 Jancovius, Max 123, 163 Johann, König von Sachsen 53, 57, 66ff., 77, 94, 96, 158, 223 Johnson, Samuel 22 Joseph II., Kaiser 203 Judeich, Bruno 167f., 170ff., 174f. Judeich, Edmund 116ff., 120ff., 137, 159, 161, 167 Judeich, Helene 169ff., 173, 175 Kaden, Richard Ferdinand 152, 155, 171 Kalckreuth, Friedrich von 60 Kämmel, Otto 123, 146f., 152, 163 Karchow-Lindner, Marie 183 Kaskel, Carl 83 Kaskel, Emma von 183 Kaskel, Felix von 183 Kaufmann 215

301

Kaufmann 86 Kautsky, Minna 35 Kayser-Langerhannß, Agnes 177f., 184, 188, 191, 199, 200, 216 Keller, Gottfried 193 Kempf-Kron, R. 166 Kempner, Friederike 146, 148 Key, Ellen 35, 195 Keyserling, Eduard von 195 Kind, Friedrich 56, 58ff., 64 Kinkel, Gottfried Johann 194 Kirchbach, Wolfgang 142, 147f., 154, 175, 194, 197, 200, 207f., 210f., 223 Kisch, Egon Erwin 199 Klee, Julius 82, 89, 98, 100, 102, 104, 107, 111, 113, 132 Kleinert (Oberlehrer) 132 Kleist, Heinrich von 44, 51, 55f., 64, 146, 194 Klemich, Oskar 161 Klencke, Julius W. H. 138f., 188 Klinger, Max 220 Klopstock, Friedrich Gottlieb 158 Knauth, C. 140, 143ff. Knauthe, Fräulein 170 Knoth (Professor) 163 Kobell, Franz von 34 Koberstein (Hofschauspieler) 120 Koberstein, Karl 204 Koch, Otto 82, 87 Köchly, Hermann August 58, 78ff., 85, 88, 90, 92, 94ff. Koenneritz, Julius Traugott Jakob von 77, 89 Kohl 152 Köhler, Ludmilla 166 Köhler (Oberlehrer) 76 Königsbrunn-Schaup, Franz von 200, 210, 223 Koppel-Ellfeld, Franz 182, 195, 200f., 203, 205, 222 Koppel-Ellfeld, Frau von 201 Körner, Christian Gottfried 55f, 66 Körner, Theodor 56, 156f., 174, 200 Kotzebue, August von 44, 169, 204f. Kotzebue, Wilhelm von 206 Kötzschke, P. R. 144 Kraszewski, Jósef Ignacy 178 Kraukling, W. 172, 175 Kraukling, Karl Konstantin 65 Krause, Karl Christian Friedrich 176 Krebs, Carl August 118, 120, 163 Kremnitz, Mite 178 Kretzer, Max 199 Kriesche, Alma 183, 191, 198, 200 Krug von Nidda, Oberst 65 Krüger, Oom Paul 154 Kügelgen, Gerhard von 60 Kügelgen, Wilhelm von 57 Kugler, Franz, 81, 107

302

Kuhn, Friedrich Adolf 59f., 62, 64, 66 Kühne, Ferdinand Gustav 52, 101f., 116, 118, 120, 122f., 131ff., 137, 151, 157, 195, 200 Kulemann, Rudolf 118, 120, 122f., 145, 147 Kummer, Karl Robert 118, 120, 123, 163, 221 Kuntze, Rudolf Th. 120, 122f. Kupffer, Hugo von 178 Kusserow, von 215 Küster, Baron von 125 La Rochefoucauld, François de 191 Lagarde, Paul de 46 Landau, Wolf 121, 123, 138f., 142, 161, 228 Langbehn, Julius 47, 211, 222 Lange, Wilhelm 178f., 188 Langguth, Eduard 204 Lankau, Marie Johanna 183 Lasalle, Ferdinand 146 Laube, Heinrich 34, 70, 93, 151 Lautier (Legationssekretär) 59 Le Maistre (Polizeipräsident) 214 Lecerf, Justus Amadeus 120 Lehmann, Friedrich Georg 124, 144, 152 Leichtweiss, Frau 192 Leip, Hans 36 Lenau, Nikolaus 138, 193 Lengnick, Emmely 169 Lengnick, Margarethe 169ff. Lessing, Gotthold Ephraim 132, 143, 204 Lewald, Fanny 32 Lewald, Sophie 198 Lichtenberger, H. Julius 123, 147 Lie, Jonas 178 Liebknecht, Karl 46 Liebknecht, Wilhelm 54 Liepsch 145 Lier, Leonhard 178, 182, 200, 220, 222 Liliencron, Detlev von 193f. Liman, Paul 209 Lincke, Arthur 169f., 172, 221 Lincke, Richard 199 Lincoln, Abraham 191 Lindau, Paul 161, 194, 201ff., 205 Lindau, Wilhelm Adolf 64f. Linde 142, 144 Lindemann, Marie von 192, 194 Lindenau, Bernhard August von 77, 92 Lindenberg 191 Lippert, Ferdinand (Pseudonym Philippi) 71 Lipsius, Constantin 203 Locella, Baronin von 199 Locella, Wilhelm von 138ff., 142, 144, 146f., 170, 195, 197, 208, 211, 216, 221 Loeben, Otto Heinrich von 56, 60, 62 Löhn-Siegel, Anna 184, 107 Lohrmann, Wilhelm Gotthelf 57 Longfellow, Henry Wadsworth 144

Lossnitzer, A. 120, 163 Lubojatzky, Franz Anton 118, 120, 122f., 133 Lüdemann, Wilhelm von 62, 68f. Ludwig IX., Landgraf von Hessen-Darmstadt 140 Ludwig Philipp I., König von Frankreich 86 Ludwig XIV., König von Frankreich 140 Ludwig, Otto 52, 82, 100, 102, 114, 132f., 223 Luther, Martin 132, 138, 158, 205, 233 Lüttichau, Ida von 56 Lüttichau, Wolf August von 56, 70, 81, 89 Maeterlinck, Maurice 195 Mahrenholz, Richard 123, 142ff., 146ff., 151f., 154, 158, 160, 167ff., 171, 173, 175, 191, 197 Malapert gen. von Neufville, Marie Constance von 176, 183, 197, 200 Malsberg, Baron von 60 Maltitz, Gotthilf August 56 Mancke, Christian Ludwig 58 Mancke, Maria 34, 58, 197 Mankiewicz, E. 178 Mann, Thomas 195 Marèes, Hans von 201f. Markart, Hans 140 Maron, Alfred 183 Marquart, E. Bruno 142f., 153f. Marx, Karl 77 Matthäi, Johann Friedrich 56, 65 Matthison, Friedrich von 75 May, Karl 221 Mayhoff, Karl 202f., 205 Meerheimb, Richard von 118, 120, 122f., 133, 138ff., 144ff., 160f., 171, 174, 191f., 194, 197, 208, 211 Meiche, Alfred 154 Meichsner, Fräulein von 184 Meier (Oberhofprediger) 214 Meisner 142 Meißner, Alfred 91, 191 Meißner, Marie 198, 200 Mendelssohn, Moses 33, 143 Menzel, Wolfgang 72 Merbach (Hofrat) 144 Merkel, Dankegott Immanuel 74 Mevis, Marianne 183 Meyer, Anton 182 Meyer, G. 123, 151 Meyer, Julius 76 Meyer, Rudolph Friedrich 82, 88, 92, 100, 104f., 107, 113f. Meynert, Hermann 70f., 75 Meysenbug, Malwida von 190 Michael (Lehrer) 163 Michelet, Jules 189 Miegel, Agnes 195

Mill, John Stuart192 Millinet, Fräulein 193 Miltitz, Carl Borromäus von 56f., 66f., 72 Miltitz, Dietrich von 56 Molière 194 Möller-Seligmann, Martin 178 Moltke, Helmuth von 190 Morgenstern, Gustav 182, 200 Moritz, Karl Philipp 204 Mosen, Julius 58, 72f., 78ff., 88, 114, 132f., 191 Mossdorf, Ferdinand 178, 189 Mozart, Wolfgang Amadeus 152 Much, Hans 36 Müller 92 Müller, Adam 51 Müller, J. 74 Müller-Grotjan, Frau 192 Müller-Poyritz, Karl 219 Müllner, Adolph 64, 70 Murad Effendi siehe Werner, Franz von Muralto, Adolf 119, 121 Napoleon I., Kaiser der Franzosen 48, 137, 152 Napoleon III., Kaiser der Franzosen 136 Naumann, Emil 201 Nicolai, Elias K. 183, 194 Nicolai, Friedrich 33, 154 Niemann, August 200 Niemeyer, Franz Ludwig 103 Nier, Frida 183 Nordau, Max 139 Nostitz-Jänckendorf, Gottlob Adolf Ernst von 56, 59ff., 64, 66f. Novalis 62 Oberbreyer, Max 218 Oehme 104 Oehmichen (Oberlehrer) 123, 163 Oer, Theobald von 92, 94f. Oertel, Otto 183 Ompteda, Georg von 183, 216 Oncken, Hermann 195 Opitz (Superintendent) 138f., 142, 144, 146, 152, 172, 175, 221 Oppeln-Bronikowski, Alexander von 60 Oppenheim, Heinrich Bernhard 161, 228 Oppenheim, Martin Wilhelm 83, 96, 100, 102, 113 Osterloh, Adele 183 Otto, Viktor Alexander 183 Otto-Peters, Louise 35 Otto-Walster, August 54 Pabst, Julius 118, 120, 158, 160, 163, 200f., 203 Palmié, Henri 177f.

303

Pecht, Friedrich 82, 84, 85ff., 98f., 100, 104 Penzig, A. G. 124 Peschel, Emil 116, 124, 157 Peschel, Karl Gottlieb 57, 80, 82, 100, 104, 113 Peters, Adolf 100, 103, 108f. Petrarca, Francesco 62 Pfeilschmidt, A. E. 138f., 175, 214, 216 Pfuel, Ernst von 56 Philippson, Ludwig 122ff., 151, 154, 161, 183, 221, 228 Pierson, Edgar 177f., 199 Pierson, Karoline 60 Pinther, H. G. 74 Platen, August von 132 Poe, Edgar Allen 144 Poetzsch 178 Polenz, Wilhelm von 146, 183, 200, 209ff. Pope, Alexander 22 Pocci, Franz von 34 Prölß, Robert 119, 143, 146, 191, 201, 203f. Prutz, Robert 58, 86, 93 Pudor, Friedrich 120, 124 Puschkin, Alexander Sergejewitsch 144 Puttkamer, Jesko von 208, 219 Quandt, Johann Gottlob

65f., 92

Raabe, Wilhelm 36 Rahn, Johannes 144, 146, 180, 190ff., 197 Ramberg, Arthur von 82, 98ff., 102, 104, 105, 107 Ranke, Leopold von 146 Rayski, Ferdinand von 82, 88, 100, 114 Recke, Elisa von der 56, 151 Regler 215 Reichel, Fräulein 171 Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig 57, 116, 131 Reimer, Dr. 103 Reinick, Robert 52, 80ff., 89, 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104, 107, 113 Reißiger, Carl Gottlieb 78, 82, 88 Reitzenstein, Franziska von 192 Renger 170 Rethel, Alfred 82, 98, 100, 102, 104 Reuschel, K. 146, 154, 222 Reuter, Fritz 44, 191 Rhodes, Cecil 154 Richter, Jean Paul Friedrich 56, 156, 158, 194 Richter, Ludwig 52, 57, 80, 82, 87, 95, 98ff., 104, 113, 119f., 136, 142, 151, 158, 163 Richter, Richard 123, 163 Ries, Franz 178 Rietschel, Ernst 52, 57f., 65, 78, 81, 84, 86ff., 95, 98, 100, 104f., 113 Rilke, Rainer Maria 195

304

Rinck, Bernhard 179 Ring 191 Ritter (Arzt) 178f., 188, 214f., 222 Rittershaus, Friedrich Emil 145 Röckel, August 90f., 95, 96, 99 Roeder 191, 193 Roitzsch, Ernst 219 Rollett, Hermann 137 Romit, J. B. 138 Ropp, Alfred Georg Carl von der 183 Roquette, Otto 101f., 114, 200 Rosegger, Peter 171 Roßmann, Wilhelm 201f. Rotteck, Carl von 19 Rubinstein, Susanna 198 Rückert, Friedrich 56, 131, 193 Ruge, Arnold 58, 77f., 81, 85 Ruge, Ludwig 77 Ruge, Sophus 160 Rumohr, Carl Friedrich Rumpelt, Anselm (Pseudonym Alexis Aar) 194, 208f., 223 Runge, Philipp Otto 51 Ruskin, John 43 Sachs, Hans 131, 160 Sahr 144 Salice-Contessa, Karl Wilhelm 70 Salomon (Bankier) 183 Sandvoß, Fräulein 170 Saphir, Moritz Gottlieb 34 Sauer, A. C. Th. 144f. Schaarschmidt, Karl Friedrich 57 Schanz, Pauline 146, 148, 191, 223 Schanz-Soyaux, Frida 145, 148, 223 Scheffel, Viktor von 146, 191, 231 6FKHIÀHU)HGRU  6FKHIÀHU :LOKHOP I II   151, 160f., 163, 170, 173ff., 197, 214, 216, 221 Scherer, Wilhelm 191 Scheven, Katharina 219f. Schiller, Friedrich 35, 46f., 73, 75, 114, 131f., 138, 142, 152, 157f., 191, 193f. , 204 Schilling, Friedrich Gustav 64f. Schlegel, August 55 Schlegel, Charlotte 55 Schlegel, Friedrich 55f. Schleiden, Matthias 102, 116, 118, 122f., 133f., 136, 158, 160 Schleiermacher, Friedrich 55 Schlender, H. 183 Schlesinger (Kaufmann) 183 Schlieben, von 192 Schlömilch, Oskar 102, 116, 118, 122f., 158, 163, 201, 203, 205, 216 Schmidt (Oberpostdirektionssekretär) 168

Schmidt, Julian 146 Schmieder, Robert 72 Schmitt (Hofkapellmeister) 214 Schmitz-Dumont, Fräulein 170f. Schmitz-Dumont, Otto 123, 138f., 141, 144, 167f., 175 Schmole, J. Georg 124 Schnackenburg, Hermann Rudolf 140 Schnitzler, Artur 199, 200 Schnorr von Carolsfeld, Franz Leopold 214, 222 Schnorr von Carolsfeld, Julius 52, 82ff., 95, 98f., 105 Schoch, Jordan W. 179 Schoepe, Otto 121 Scholtz (Gymnasial-Oberlehrer) 143, 151, 154, 169 Schopenhauer, Arthur 64 Schrader, Th. E. Stanislaus 154 Schramm-Macdonald, Hugo 123, 176ff., 184f., 188f., 208, 211, 221 Schreibershofen, Hans von 203 Schubart, Christian Daniel 160 Schubart-Czermak, Martin 204 Schubert, Franz 152 Schubert, Gotthilf Heinrich 51 Schultz, Hermann 144 Schulz, Heinrich Wilhelm 88, 104, 113 Schulze, Friedrich August (Pseudonym Friedrich von Laun) 55f., 58f., 63, 73f. Schumann, Paul 123, 138f., 141, 151, 154, 160, 163, 178f., 183, 188f., 195, 197, 200, 220ff., 224 Schumann, Robert 52, 80, 83, 95, 152 Schuppli 142 Schütz, Johann 123, 163 Schwab, Ludwig 74 Schwan, Sprachlehrer 74 Schwanzara, Josef Rudolf (Pseudonym Leo Lenz) 183 Schwarzauer, Meyer 121 Schweitzer, Albert 138 Seckendorf-Zingst (Minister) 59 Seebeck 92 Seemann, O. Samuel 139f., 144 Seidel, Heinrich 146 Seidfried, Karl Heinrich 59 Seidlitz, Woldemar von 58, 179, 211 Seiffarth, Clemens 178 Seifried, Karl Heinrich 60 Seligmann (Schriftsteller) 184 Selten, Natalie 180 Semper, Gottfried 52, 58, 65, 81, 83f., 86, 88, 90, 94ff., 99 Senff-Georgi, C. Th. G. 124, 144, 146, 190, 197, 221

Serre, Friedrich Anton 57, 66f., 72, 95, 113f., 133 Shakespeare, William 35, 41, 43, 73, 131, 133, 144, 147, 156, 194, 204 Shelley, Mary 43f. Siegel, Ludwig 116, 161, 163, 107 Silling, Marie 183, 194, 198f., 216, 221 Simmel, Georg 195 Simonson, David 101, 123, 125, 158 Skowronnek, Richard 194 Soendermann, Willy 183 Söhle, Karl 183 Sombart, Werner 195 Sondheim, David 76 Sophie Charlotte, Königin von Preußen 192 Soyaux, Ludwig von 145 Spalteholtz, Robert 180, 191, 194 Spielhagen, Friedrich 34, 138f., 141 Spitzner, Gustav Friedrich Adolf 89, 92, 104, 106, 113 Steck, J. Rudolf Julius 103, 132 Steffens, Henrik 55 Stegmann, Rudolf 122f., 147, 152, 170, 194, 200, 219 Stein, Heinrich Friedrich Karl vom 55 Stein, Lorenz von 10 Steinla, Moritz 100, 102 Stern, Adolf 53, 119ff., 150, 160, 163, 172, 195, 201ff., 206ff., 210f., 218, 222, 228 Sternheim, Carl 199 Stieglitz 92 Stiller, R. 183 Stöcker, Helene 195 Stoessel, Alfred 183, 194, 216 Stolle, Ferdinand 116ff., 120, 130, 133 Strantz, Ferdinand von 119f. Strauß und Torney, Lulu von 195 Strauß und Torney, Victor von 201ff., 205f. Strießen, von 92 Strindberg, August 195, 199 Stritt, Marie 198 Struve, Friedrich Adolf 57, 65ff. Struve, Gustav Adolf 65 Studniczka, Wenzel 124 Studnitz, Arthur von 179, 188f. Stürenberg, Heinrich 202, 204 Südekum, Alfred 183 Sudermann, Hermann 171f., 200 Suttner, Bertha von 199 Swift, Jonathan 22 Sylva, Carmen siehe Elisabeth, Königin von Rumänien Szallies 192 Taine, Hippolyte 148 Tarnow, Fanny 60, 114 Tasso, Torquato 62

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Tempsky, Eugen von 147, 209, 211 Tennyson, Alfred 145, 171 Thenius, Hermann 178, 200 Thiemann, Richard 138f. Thiergen, O. 144, 153 Tieck, Ludwig 51f., 55ff., 60, 64, 66ff., 73f., 204 Tieck, Sophie 55 Tiedge, Christoph August 56f. Tocqueville, Alexis de 4, 9ff., 13 Todt 92 Tolstoi, Leo 147, 152ff., 199, 204, 231 Torniamenti 98, 112 Treitschke, Ernst Richard 122f., 132 Treitschke, Heinrich 151 Treu, Georg 220 Trojan, Johannes 138 Troll-Borostyàni, Irma von 35 Tromlitz (Leutnant) 56 Tucholsky, Kurt 36 Tümpling, Frau von 183 Turgenjew, Iwan Sergejewitsch 193 Türk (Buchhändler) 76 Uechtritz, von 179 Uhde, Fritz von 220 Uhland, Ludwig 58, 132, 156f., 193 Uhle, H. 123, 163 Ulrici, Carl (Pseudonym Günther Walling) 145f., 188, 200, 211 Unger, Julius von 201, 203, 205 Unruh, Stadtrat 76 Urbach, Theodor 217f. Urban, Fräulein 190ff., 194 Varnhagen, Rahel 32 Veit, Dorothea 32 Vely, Emma 32 Viebig, Clara 195 Vogel von Vogelstein, Carl Christian 56f. Vollmöller, Karl Gustav 147, 171, 183, 214 Voltaire 138 Voß, Johann Heinrich 158, 204 Wachsmann, Carl Adolf von 60 Wachsmuth, Helene 34 Wagner, Heinrich Leopold 195 Wagner, Richard 52, 58, 81, 84, 86, 88ff., 94ff., 99, 154f., 194, 204, 211 Wald, Alexander 218f. Walling, Günther siehe Ulrici, Carl Walpole, Horace 22 Walzel, Oskar 53, 195 Warnatz, Edmund 178 Warnatz, Gustav H. 124 Watzdorf, Frau von 183 Weber, Carl Maria von 57, 60, 170

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Weber, Max Maria von 82, 98, 100, 104, 114 Weber, Max 5, 8, 11ff., 15, 226f., 233 Weber (Professor) 153f. Wedekind, Frank 195 Wegerer, A. v. 124 Wehl, Feodor 118, 120, 122f., 131, 133ff., 146, 151, 156ff., 161ff. Weigel (Hofrat) 60 Weiland, Richard Lothar 122 Weingart 179 Weinlig 92 Weis, J. Dan. Ad. 147, 171, 175 Weiß, Georg Fritz 120 Weiße 119 Welcker, Carl Theodor 10f., 13 Wendemann, Eduard Julius Friedrich 52 Wengler (Polizeiassessor) 174 Werner, Anton von 189 Werner, Franz von (Pseudonym Murad Effendi) 206 Wernicke, Maria 34 Whitman, Sidney 154 Wichert, Ernst 146 Wiebe 192 Wieck, Clara 83 Wieck, Friedrich 78 Wienbarg, Ludolf 72 Wiener, O. 124 Wiese, Lisa 183 Wigard, Franz Jakob 82, 88, 99 Wilde, Oscar 195 Wildenbruch, Ernst von 145, 191 Wilding von Königsbrück, Graf von 215 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 152, 156, 158, 204, 218, 233 Wilhelm II., Deutscher Kaiser 153, 170, 174, 205, 209 Wilhelm, Prinzregent von Preußen 17 Wille, Bruno 195 Winckel, Therese aus dem 55, 60f., Winkelmeier 120 Winkler, Karl Gottfried Theodor (Pseudonym Theodor Hell) 55, 59f., 62ff., 66ff., 69ff., 81, 88, 113, 232 Winter, Frau 197 Winter, G. 123 Winter, Jakob 126, 138, 139, 161, 176, 197, 228 Wittig, Ludwig 80, 82, 99 Witzleben, Ferdinand von 123, 177f., 188, 219 Witzleben, Karl August Friedrich von 60 Woermann, Karl 202, 207, 209ff., 214, 216, 222f. Wolfsohn, Wilhelm 100, 102, 113, 116, 118f., 158 Wollens (Professor) 131

Wolters, Wilhelm 183 Wordsworth, William 43, 138 Wünsche, August 150, 167f., 170, 172, 175f. Wünsche, Frau 168, 176, 191, 193 Zähler, W. Julius 143, 163, 168, 170f., 173, 175 Zahn, Robert von 178 Zeibig, Julius W. 124, 140, 153f., 173, 175, 221

Zervas, Fräulein 171, 175 Ziel, E. 123, 163 Ziel, Hermann 123, 163 Zimmer 171 Ziolecki, Dr. 144 Zola, Emile 146ff., 204, 231 Zöllner, Fräulein 192, 194 Zschalig, Heinrich 130, 134, 137, 144ff., 151, 154, 156, 160, 171, 192f., 197, 200, 208, 216, 221, 223

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