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German Pages 567 Year 1741
Sebene *** .
Surts de Swölffen . königS.oon Schweden. Auf Deſſelben Befehl beſchrieben von
Hrn. Guſtavpon Adlerfeld, Königlichen Cammerherrn.
Mit Anmerkungen erläutert und fortgefekt, wie auch
mit nohtigen Abriſſen verſehen . Zweiter Theil. Frankfurt und Leipzig 1741,
pod KONINKLIKE
BIBLIOMES
2
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1
他 Vorrede. a der zweite Theil der Adlerfeldtiſchen Hiſtorie König Carls des Zwölften , von Schweden die Preſſe verlåſt, hat man
vor gut befunden , ſolchem dasjenige Schreiben vorzuſeßen ,1 welches der bekante franzöſiſche Tichs ter i Franz Arouet von Voltaire , wegen der
franzöſiſchen Ueberſetzung derſelben an den itigen venetiauiſchen Generalfeidmarſchal, Herrn Mat thias JohannGrafen von Schulenburg abgehen laſſen , der bekanter maſſen ehedem als General
leutnant in des Königs von Polen , Auguſt des Andern , Dienſten geſtanden , und welches im
Teutſchen alſo lautet : 3
r Ercellenz Feldzüge von denen Jahren $ ureeintauſend ſiebenhundert dreiund vier , wo
„mit Dieſelben mich beehren wollen , ſind mir
„ von dem franzöſiſchen Herrn Abgeſandten durch „ einen eigenen Boten zugefchikt worden. Ich
I „ muß von Ihnen , wie vom Cdfar , ſagen : Sie ( 2)
„ haben
Vorrede.
„ baben mit eben ſolchem Muhte gefochten als ges „ ſchrieben.
Eure Ercellenz können verſichert
ja ſeyn , daß an dergleichen Geſchenke mir nicht
wenig gelegen , und ſoldes mich veranlaſſen „wird,, an Ihnen von neuen einige Fragen abges
hen zu laſſen ; wie ich dann dieſeiben angelegents „ lich erſuche, mir alles dasjenige zuzuſenden , was
رد
,,mir bei denen Kriegesbegebenheiten des Königs
Carlo des Zwölften zu einigem Unterricht dienen » tan .
„ Bei dieſer Gelegenheit habe ich die Ehre, Eus „ ter Ercellenz das Tageregiſter der Feldzüge dies روfes Königes zuzuſenden ,welcher würdig gewes
- fen , Dieſelben aus demFelde geſdlagen zuhas I
„ ben. Es geht ſolches bis auf die pultaviſche „ Schlacht, dieſe mit inbegriffen ,und iſt von dem » Berri von Adlerfeldt, einein ſchwediſcheu Hof. , bedienten , aufgefeßet. Der Verfaſſer ſcheinet
وز
» ſo gute und genaue Nachricht gehabt zuhaben, 3
als man nur iinmer verlangen kan. Doch fehlt
,, noch viel, daß es eine volſtåndige Geſchichte in » ſich balten ſolte; allein es ſind vortrefliche Stük, ,, ke darin anzutreffen, um eine Hiſtorie daraus zu vérfertigen, und gedenkeich meineBeſchreibung
„ nach dieſem Adlerfeldtiſchen Werke um ein merés liches zu verbeſſern . رو
Indeſſen muß ich Eurer Ercellenz geſtehen ,
„ daß darin verſchiedene ſonderbare Umſtånde nicht
ohne Vergnügen vorgefunden , die mit denen r »Mi
Vorrede. $
„ mir bei meiner Arbeit an die Hand gegebenen Nachrichten völlig überein ſtimmen . Weil ich an allen , vornemlich aber an geheimen Urkune „ den , zu zweifeln Pflege, ro fing ich ſchon an , in verſchiedenen von mir vorgebrachten Sachen,
t's 16
„ mir ſelbſt Unrecht zugeben. Ich glaubtealſo nicht mehr, daß der franzöſiſcheAbgefandte, Grafvon
18
„ Guiscard , mit dem König Carl dem zwölften , „ bei der Landung auf Seeland , in einein Schiffe geweſen . Es war mir leid , daß ich geſchrieben , ,,als ob der Cardinal Priinas , der doch ſonſt zuder
11
112
Abregung des Königs Auguft ſo viel beigetragen , „ ſich unter der Hand der Wahl des Königs Sta
es
, nislaus widerſetet habe. Ich ſcháinete michfaſt,
as
„ daß ich angeführet, der Herzog von Marlboroug
he
,, habe bei der Königes von Schweden Einbruch in
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Sachſen, da er dieſem leßtern aufgewartet, 1 in reis nen obhábenden Verrichtungen ,fidy ſich cher zu dem Freiherrn von Górz gewendet, als er noch den „ Grafen Piper geſprochen. Der Herr de la Mos
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„, traye hatte wegen aller dieſer Stücke mir init
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„ ſolcher Dreiſtigkeit einen Verweiß gegeben , daß „ ich in den Gedanken ſtand, er haberecht; und dents „ noch finde ich dieſelben Stücke in der Adlerfeldtis „ ſchen Hiſtorieauf eben demſelben Fuß, wie ich ſie
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», erzehlet, beſtåtiget.
„ Aus ſolcher erſehe ich nicht weniger, daß nach
211
„ meinein ebenmäſſigen Vorgeben , derKönig Carl
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„ der Zwölfte mit dem Könige Auguſt, welchen er
e11
„ doch von Thron und Zepter gebolfeui, unterwci
nir
(3 )
„ len
Vorrede „ len geſpeiſet, und ihm die rechte Hand überlaſſen , babe. Imgleichen , daß König Auguſt und König ووStanislaus an dem ſchwediſchen Hofe einander
,, begegnet , gegrüſſet, und doch nicht geſprochen „ haben. Det fouderbare Beſuch, welchender Kös
„ nig von Schweden bei ſeinem Abzuge aus denen
fächſiſchen Erblanden, bei dein Könige Auguſt zu „ Dreßden abſtattete , iſt darin auch nicht vergeſ ren ; ja der finreiche Einfal des Freiherrn von
„ Stralenheim bei dieſer Gelegenheit vonWort zu ,, Wort,auf die Artwie ich ihn angeführet, gleich . „ fals beigebracht worden . Dan bat daher in der
„ Vorrede zu des Herrn von Udlerfeld Buche fols
„ gende Worte gebrauchet: Es ſtehet nicht zu
„läugnen, daß la Motraye den Voltaire „ mehrentheils ohne Urſache angegriffen, „aud) in denen wenigen Blättern ſeiner
- Anmerkungen nid)t weniger Fehler , als Voltaire felbſt mit einflieſſen laſſen. Jedoch muß ich die Warheit bekennen, wie ich
,,nunmehr durch das Adlerfeldtiſche Tageregiſter augenſcheinlich überführet worden , daß ich mich 9
bei Erzehlung verſchiedener Begebenheiten in „ dieſem Kriege geirret. Zwar habe ichdie wahre
,,Anzahl dererin der denkwürdigen Schlacht bet Narva gegenwärtig gewefenen ſchwediſchen und
„ Moſcowitiſchen Völker richtig angegeben, allein bei verſchiedenen andern Gelegenheiten merklich gefehlet. Die Zeit iſt bekanter maſſen die Muta
وز
Ister
Vorrebe. „ter der Warheit; wietvol ich noch nicht weiß , ob n
man die lettere jemalen gånzlich entdecken wird . Eure Ercellenz werden ſelbſt ſehen, daß Sie we. „ geu:Ihres unvergleichlichen Rüfmarſches über
1
„ Stücken nicht überein ſtimmen. Allein ich ſtelle
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die Oder mit dem Heren von Adlerfeld in einigen in ſulchem Falle dem teutſchen Generale mehr
Glaubenzu, der alles wiſſen ſollen , als dem » ſchwediſcheit Bedienten , dem nur ein Theil das
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von zu Ohren gekommen.
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ber
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Ich werde indeſſen mein Wert nachEurer Ers
cellenz Nachrichten und der Adlerfeldtiſchen Ges „ Ichichte zu verbeſſern ſuchen, wozu ich noch einen
» Auszugaus der ſchwediſchen Hiſtorie KönigCarls
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„des Zwölften, ſo ſein Beichtvater, der Herr Nors
en ,
„berg aufgefebet, erwarte. Zwar beſorge ich, der » Caplan werde die Sachen zuweilen mit andera „ Augen angeſehen haben, als die fremden Geſandi
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„ten, die mir mit denen Werkſtücken zu meiner
„ Arbeit an die Hand gegangen ſind. Und ob ich ich
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gleich feinen Eifer vor ſeinem Herrn loben und „hoch halten muß ; da ich aber niemalen weder
„ des Königes von Schweden noch des Czaren » Hofprediger geweſen bin , und nichts anders als
dieWarheit ans Lichtzu bringen getrachtethabe, „ ſo werdeich jederzeit ohne Scheu heraus ſagen,
» daß Carls des Zwölften Hartnåkigkeit zu Bens „der, fein Eigenſin, zehn ganzer Monatedas Bette „ju hüten, und verſchiedene andere Vergehungen „ üach der unglütlichen Schlacht bei Pultava mir (4)
„ nicht
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Borrebe.
nichtſo wolwiegroße Heldenthatei, aló vielmehr - wie ſeltſame Ebentheuer vorkommen .
„ Um die Geſchichte recht nukbar zu macheng folltemanmeinem Bedunken nach , dasjenige ana
merken , was Könige zum Beſten oder Schaden
des menſchlichen Gechlechtsverrichtet haben. Wann alſo KönigCarl, nachdem er den Auguſt , umdie polniſche Krone gebracht, und einen ans „ dernKönig in Poleneingeſetet, auch denKönig „ von Dannemare zu paaren getrieben hatte, als ein Ueberwinder und Friedensſtifter wieder nach » ſein Königreid gekehretwäre , wann er ſich dars auf geleget håtte, die Künſte und Handlungen in
,,Schweden im blühenden Stande zu bringen , ſo
,,würde er einwarhaftig groſſer Herrgeweſen ſeyn ; ,, dahingegen er bloß ein tapferer Kriegesheld ges „, blieben , und endlich von einemFürſten überwuns .den worden , vor dem er gar keine Hochachtung hegte . Wie dann überhaupt wegen des algemeis nen Beſtens fu wünſchen,daſ Peter der Groſſe
,, nicht ſo grauſam , und Carlder Zwölfte nicht ſo
,, eigenſinnig geweſen wäre. Ich riche ſowol dem einen als dem gnberg ;ووdenjenigen groſſen Herrn weit vor , welcher die » Leutſeligkeitvor die vornemſteTugend hålt, und „ſich nicht eher zum Kriege anſchift ,als bis és die 9
Noht erfordert; der den Frieden beibehalt, weil 9
er die Menſchen liebet; der die Künſte und Wil
ſenſchaften aufzuntuntern und empor zu bringen „ ſuchet
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Vorrede.
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ſuchettoeilerſie insgeſamtwohlverſtehet und inde hat; kurz ein König, der ein Weltweiſer iſt. Ein
siſolcher iſt inein Held ! Eure Excellenz glauben „ nicht, daß dergleichen Fürſt ein bloſſes Hirnges 11
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ſpinſte und nirgends zu finden ret ? Er iſt würts „ lich ſchon in derPerſon eines jungenKöniges ans >
uſt
zutreffen , wovon das Gerüchte bald bis zu Ih. „ren Ohren kommen , und alsdann erheben wird,
1114
s, ob ichmich in der von ihm geſchöpften Hofnung
en .
nig
„,betrogen habe. Er iſt wehrt, dergleichen Gene:
als
rale , wie Sie ſind , unter ſich zu haben , und iſt
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jes ein Vergnügen , die Hiſtorie ſolcher Könige zu
ars n i111
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„, beſchreibet.
» Papier zu bringen , weil man alsdann zugleich
„ die Geſchichte der menſchlichen Glüffeligkeit mit
on ;
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„ Man unterſuche hingegen den Stof, woraus
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„ das Adlerfeldtiſche Tageregiſter beſtehet, was
ang
„ wird man anders, als folgendes darin vorfinden :
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Am Montag , als den dritten April, wurden ſo
urte tro
„ viel tauſendMenſchen auf dieſer oder jener Wahl,
ern die ind die
„ ſtat abgeſchlachtet. Des Dienſtags wurden gange „ Dörfer in die Arabegeleget, und die Weiber mit ,,ihren Kindern , die ſie noch in den Armen hatten, -, jåminerlich durch die Flamme verzehret. Am
„ Donnerſtag wurden die Häuſer ciner freien und „ unſchuldigen Stadt mit tauſend Bomben im ,, Brand geſtecket und eingeſchert, weil ſie ſich
peil
„ nicht entſchlieſſen können , an einem bei denen
Bif
,, Mauren ihrer Stadt vorbet ziehenden fremden „ Ueberwinder ſo gleich hundert tauſend Thaler „ baar (5)
gen
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Vorrebe. baarzu erlegen . Des Freitages tamenfunfzehn „biß rechszehnhundert Gefangene vor Kälte und »Hunger um . Und dennoch iſt dieſes faſt der gantze Jnhalt derer vier Bånde der Adlerfeldtis jſchen Hiſtorie. Haben Eure Ercellenz nicht zum öftern nach. „ gedacht , daß das Kriegeshandwerk zwar eine وو
nohtwendige, aber auch entretliche Sache fer ? der Herr von Adlerfeld vertuſchet bisiveilen eis
W 1
ay
„nige Grauſamkeiten, die in der Thateiner ganzs „lichen Vergeſſenheit anbeim geſtellet werden ſols „ ten , damit ſie nieinals von andern nachgeahmet
»
, würden. Man hat mir verſichern wollen , daß „ der ſchwediſche Feldmarſchal Rehuſchdid noch ſechs Stunden nach dem Treffen bei Frauſtadt
„ zwölf bis funfzehnbundertMoſcowiter mit grors „ ſer Kaltſinnigkeit vor der Fauſt niederhauen laſ „ ſen, die doch auf den Knien um ihr Leben gebeten. Der Herr von Adlerfeld giebt zwar zu , daß des ren nur ſechshundert geweſen , allein ſie wäreu
gleich nach der Schlacht niedergeſåbelt worden. Eurer Ercellenzwird am beſten beiwohnen, was
„ dazuinal vorgefallen , indein Sie zum Gefecht folche Veranſtaltung und Einrichtung gemacht „ hatten 1, welche die Schweden ſelbſt bewundern
,, müſſen. Ste werden alſo die Geneigtheit haa ,, ben, und mir die rechte Warheit davon wiffen ,, laſſen, die mir nicht weniger lieb als Ihre eigene
,, Ehre iſt.
„ Die
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Vorrede. „Die übrigen Nachrichten, fo Eure Ercellenz id
er
„ mir wollen zukommen laſſen , erwarte ich mit „ der äuſerſten Ungedult. Wobei Sie mir erlau:
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ben werden , daß ich frage, was Sie von des
„Königs von SchwedenMarſch nach der Ukraine; „ von ſeiner Flucht nach der Türket; und von des 9
he
Patkuls Hinrichtung halten ? Sie können ei.
„ nem Secretair verſchiedene Sachen in die Feder
?
, vorragen, und dadurch eine und andere Warhet.,
Pis 7%
,,mit Dante erkennen wird , und davor , daß man
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„ Eurer Ercellenz Thaten bisher bewundert hat,
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„ ſolche Nachrichten hinwiederum mit Verlangen
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OP aſs
11 .
„ ten an das Tages Licht bringen , die ein jeder
erwartet.
Ich verbleibe übrigens mit der ehrfurchtvolles »ſten Hochachtung, und dem aufrichtigſten Wuns ſche vor die Erhaltung eines Lebens, welches Sie » ſo oft in die Schauze geſchlagen , Eurer Ercelleng,
11.
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» Haagden zweiten Auguſt, 1.740.
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Die
unterthänig gehorſamſter De Voltaire.
„ Beim
Vorrede. „ Beim Beſchluß dieſes Briefes bringe ich in Erfahrung , daß die Hiſtorie König Carls 92
„ des Zwölften ,welche rein Capelan Rorberg ور
aufgeſetzet, iin Haag gedrukt werde. Dieſe wird alſo vor mir ein neues Farbebret renn, worin ich meine Pinſel eintunken muß , um
3)
mein hiſtoriſches Gemahlde abermal zu ver. „ beſſern . , Man war anfänglich 'willens, dieſen Brief
mit einigen Anmerkungen zu begleiten , und des
Verfaſſers Parteilichkeit , unbeſonnenheit , Un verſchämtheit, Pralerei , Spotterei und Unwar,
heiten etwas genauer zu beleuchten ; weil man aber zu einer andern Zeit ihm, als Hiſtorienſchreis
ber , Teine völlige Abfertigung zu geben geſonnen iſt, überdem einem jeden, welcher das aðlerfeldis fche Wert und die Arbeit des Voltaire durchlieſet
und gegen einander hält, die ſchönen Eigenſchaf ten des Briefſtellers ſogleich in die Augen fallen ; ro hat man geglaubet, vor dieſesmal folder Müh, waltung überhoben zu ſenn. Doch um nur eines oder das andere daraus zu berühren , ſo iſt zu verwundern , mit was vor
101 #
einer Stirne Voltaire in reinem Schreiben vors
geben mögen , als ob in denen adlerfeldtiſchen Ges ſchichten das pultaviſche Treffen mit beſchrieben
und begriffen ſei, da doch in der gedrukten frans zöſiſchen Ueberſetzung mit ausdrůtlichen Worten befindlich , daß der Herr von Adlerfeldt mit ſeia nem
Worrebe.
h in Carls
nem Tageregiſter nur bifz auf den Tag vor der
berg
ben durch eine Stůlkugel , nahe bei des Königs
Schlacht bei Bultawa gekommen , und in derſels
Dieſe
Sånfte, erſchoſſen worden. Wo ſtehetin der ads
enn,
lerfeldtiſchen Hiſtorie, wie Voltaire vorzugeben
um bers
ſich erdreiſtet , daß der Herzog von Marlboroug,
als er zum Könige von Schweden nach Sachſen gekommen I, in ſeinen aufhabenden Verrichtuna gen , ehe er noch den Grafen Piper geſprochen ,
Brief
ſich an den Freiherrn von Görtz gewandt habe?
des
da der Herr von Adlerfeldt vielmehr das Gegen
Uns
vars
man
preis
nen
eldis ceſet
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theil hiervon1 erzehlet. Eben derſelbe, und der feindliche General von Schulenburg ſelbſt in reis nem an den König Auguſt abgeſtatteten Bericht, erwehnen , daß der ſchwediſcheFeldmarſchal Rehn fchold einen Theil der verkleideten Moſcowiter in währender Sdlacht bei Frauſtadt , nidit aber rechs Stunden hernach , wie man dem Voltaire
verſichern wollen , niederhauen laſſen , der auch ohne Grund dem Herrn von Adlerfeldt beimiſt,
len ;
tüh:
daß er ſechshundertderſelben angegeben habe. Noch mehreredes Voltaire Abweichungen von
aus
der hiſtoriſchen Warheit findet man in denen Ans
vor
merkungen angezeiget, welche dieſer teutſchen Auss
Ors
gabe der adlerfeldtiſchen Geſchichte hin und wieder
Hes
ben
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eten
reis
con
beigefüget, und zur Ergåntung derſelben , aus der Lebensbeſchreibung König Carls des Zwölften
gezogen ſind , die der HerrDoctor Georg Nords berg, Paſtorzu Stokholm, in ſchwediſcher Spra:
che drucken ldft, und nach welcher und denen Ada lerfeld
Vorrede.
terfeldtiſchen Nachrichten , Voltaire feinen gans zen Kram umzuſchmelzen und zu verbeſſern vors
giebt, obgleich bei ſeiner höniſchen Erwehnung -
der norbergiſchen Arbeit , er ſchon zum voraus erblicket, daß der Herr Doctor die Sachen mit
andern Augen werde angeſehen haben ; auch nach dieſemn des Königs von Schweden aufeine uners
laubte und ſtrafbare Weiſe ſpottet, und zuletzt auf die Gedanken geråht , daß in denen von dem
Herrn von Adlerfeld ſo ſorgfältig und ruhmwürs dig aufbehaltenen Geſchichten König Carls des Zivolften nicht viel mehr als einige wunderbare
Ebentheure oder grauſameMordgeſchichte anzua treffen wären.
Man kan hieraus abnehmen , wie wenig des Voltairemit nichts als poetiſchen Ausſdhweifun:
gen angefülter Kopfzu natürlicher und lauterer Ers jehlung hiſtoriſcher Sachen geſchikt ſei, und er das her weder Glauben noch Beifal verdienen könne ;
wic ſehr feine gar zu lebhafte und flüchtige Einbils dungskraft ihn verleitet, um den Lerer bei der Aufinertſamkeit zu erhalten , in ſeiner Lebensbes ſchreibung des Kriegeriſchen Königes von Schives den alleuthalben ſinreiche Gedanken ,I und ſcherz. hafte Reden , oder auch Porfen , einzuſchieben und
ME
anzubringen ; und wie er hiernächſt, allem Ans ſeben nach , nicht gewuſt, was die Hiſtorie unſes ter Zeiten , und die Geſchichte eines darin lebena den Königes und groſſen Herrn aufzuzeichnen und
auf die ſpate Nachwelt zu bringen , vor Kräfte and
I ha
Borrede.
114
und Nachrichten erfodere ; und daß es endlich
Drs
nicht gleich viel fet, das Leben Carls des Zwölftet
ny
und des Comödianten Moliere , wie er und Feiri
15
Borgånger , der Sprachmeiſter Grimaret, ges than , miteinerlei Federzu beſchreiben.
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Mit mehrer, Glaubwürdigkeit pranget ges genwärtiges Adlerfeldtiſche unſterblicheWere,der Ten dritter Theil ohnverzüglich hervortreten, und
mit nicht wenigern Vorzügen , als die beiden era ſtern , ausgezieret ſeyn wirð.
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11
Dennman hat das Glüt gehabt, mit ziem . lichen Koſten , den ganzenBriefwechrel des ehes dem bei dem höchſtſeligenKönige Carl dem Zwölf
PB
ten in der TürkeigeſtandenenHochfürſtlichen Hol
ſteingottorfiſchen Miniſters , Herrn von Fabrice zu überkoinmen, 03
Wienun folcher, mit gnädigſter Erlaubnis,
ܪ ils
aus dem Archiv ſelbſt gezogen , mithin ſehr rare
er
und glaubhafte Berichte befaſſet, welche damals
es
von denen vornemſten Vorfađen und Angelegens heiten dem Hofe abgeſtattet worden ; auſſerdem
aber noch eine Anzahl nie gedrukter Stücke von
ID
nicht geringerer Wichtigkeit , worunter einige zwis
Tes
ſchen beiden Königen ,Carl dem Zwölften und Stas nislaus , gewechſelte Schreiben , ſich dabei befins
114
den ; ſo iſtman geſonnen , nicht allein zu mehrern
nd
Anſehen dieſer teutſchen Ausgabe der Adlerfeldti
Fte
rohenHiſtorie, ſondern auch zum Vergnügendes
10
Leſers,
Vorrede. gefers., der hierdurch vieles ſchon befante auf bündigſte bewahret , und noch ein mehrers von beſondern Umſtänden des Königs von Schwedent entdecker finden wird , altes oberwehnte demDrut
zugleich mit zu übergeben und ſolches entwédet Dem nächſtkommenden dritten und letten Theil
des Werks anzuhången , oder , fale derſelbe das V
durch vermuthlich zu ſtarkwerden ſolte, in einem
beſondern vierten Theile aufdas forderſamſteans Licht treten zu laſſen. 1
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Rngelina Ham
er glúkliche Fortgang der Schwediſchen 1703 Waffen hatte bey denen Confdderirten deſto gröſſern Nachdruk,weil deren Bes volmachtigte * eben zu ſelbiger Zeit im Lagerwaren, und alſo mit Augen anges ?
ſehen hatten , was der König von Schweden beyBes lagerung und Eroberung der Stadt Thorn vor Ehre eingeleget.
Sie reiſeten aber bald darauf wies 0.7
der zurúf , nachdem der König ihnen verſprochen, Od. jemand abzufenden , der ihre fernere Vortrage einho:
len ſolte , wozu denn auch nachgehends der Reſident Wachslager ernennet ward. Zweiter Theil.
ข
Ueber
• Sie hieſſen ulabislaw Czarnkoski und Ludewig Gorjenski. The
Antrag beſtand darin, daßſie vernehmen wolten, wie der Sidnig don Schweden geſinnet wäre, und ob er die von denen Sachſen unterdrükte Freiheit wieder empor ju helfen, und den ſo lange ges wünſchten Friedenzu befordern willensfen. Zu dem Ende wolten jie
2
Leben Carls des Zwölften ,
2
1703 Ueber das fanden ſich nunmehr noch andere Abges D. 12 ordnete von denen herumliegenden Palatinaten , als
OA.Dobrzin , Cujavien , Ploczkound Polniſch -Preuſſen
D. 14haufenweiſeein, mit"fehnlichem Begehren ,in die Confos fie die Schwediſchen Vorſchläge vorher anhören , dieſelben her: nach ihrem Stånige vortragen , und denſelben zwingen , ſolche zu des Landes beften einzugehen . Als ſie dieſes in einer Audieng am achtzehenden September vortrugen, ließ der Fönig ihnen durch den Graf Piper antworten : daß ihrAnbringen nnd Abſicht wes
gen Beſchleunigung eines heilfamenFriedensihm ſehr angenehm wäre, und er nichts mehrers wünſche, wolle ſich auch dahin bes arbeiten , damit das Werk ju ftande komme. Weiter aber kons ne er ſich nicht heraus laſſen, weil theils ſein Begehren ſchon be: tant ſey, theils es hierdurch das Anſehen gewinnen möchte, als ob er der Freiheit der Confideration auf ſolche Weiſe Eintrag
thun wolle. Doch könne man nach Eroberung der StadtThorn , womit man bald fertig zu ſeyn gedachte, weitere Unterhandlung pflegen . Hiermit waren ſie jivar dašumahl friedlich , verlangs ten aber Tages nach Einnahme der Stadt , als den fünften
Dctober, eine fernereUnterrebung, und mufte alſo Hermelin fich zu ihnen nach der Vorſtadt in des Graf Sapieha Rehauſung verfügen . Hier betheureten fie nun aufs hochite , daß der vor: nehmſte polniſche Abel beſchloffen habe, den Stonig Auguft ab: 3
zuſeßen , indem ſie insgeſamt vor ihre Freiheit und des Reichs Gerechtſame nicht genugfame Sicherheit ben ſeiner Regierung fånden. Weil aber dieſe Partei noch die ſchwachſte rey , ſo habe ſie die anderen, ro zwar auch den Frieden wünſchten , aber doch den Stonig von Polen beibehalten wolten , nicht vor den Kopf ftoffen dürfen. Ihre Meinung gebe alſo dahin I, daß der Stónig von Sdymeden gleichfals einige Gevolmachtigte in der Confo: derirten Lager ſenden,und durch ſelbige ſolcheFriedensvorſchla: ge thun laffen mögte, die der Stónig Auguft unmöglich annehmen könne. Alsbannwolten ſie die wohlgefinnten Conföderirten, denen
übrigen Polen weiſen , daß ihr König den Frieden von der Hand abweiſe , und konten ſich leichtlich einige Zufddle eräugnen , daß die andern in feine Abſeßung willigten . Nachdem auch Hermes
lin zu wiſſen verlanget, worin des Königes von Schweden Vor: ſchläge beftehen ſolten , legten ſie einige im vorigen Jahre ſchon übergebene Puncten vor. Allein Hermelin zweifelte, das der Stônig dieſe ſchon einmahl abgeſchlagene Artikel annehmen were de , und da des übrigen polniſchen Adels Verfamlung noch un: gewiß , ro rey bis dahin und zu der vornehmſten Mitglieder Zus Tanımentretung , die Abſchickung einiger Gevollmächtigten von ſchwediſcher Seiten auch unnöthig. Doch wolle er alles dem Stonige hinterbringen. Die Confoderirten beſtunden darauf, der Kønig von Schweden müfte inihr Begehren willigen , weilſons fen zu befürchten , daß die ganze Confederation fich trennen möchte,
Könige von Schweden.
· 3
ges
Conföderation aufgenommen zu werden . Der Kids 1703
als
nig gab ihnen allen gnadiges Gehår , wiewol man gröſten theils aus ihrem Geſichte lefenkonte , daßfie nicht ſowohl freiwillig, als aus Zwang ſich hierzubes quemet hatten , oder weil ſie dadurch hoften , derer ſchmediſchen Parteien , ſo die Kriegesſteuern bey ih nen abzuholen pflegten , vom Halſe loß zu werden . Gleichwol betrogenſie ſich in der legten Hofnung ges waltig , weil der König vor rahtſam befand , ihnen folchergeſtalt alzeit den Daumen aufsAuge zu hals
fien die
efós ber:
be zu
Dieng
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ten . Hierzu fam noch dieſes , daß, nachdem der Kos
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Brandenburg, als König über Preuſſen erfant, fich
nig von Schweden um dieſe Zeit den Churfürſten von
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überal
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möchte , und alſo ihre Mühe umſonft , fie aber unglüflich reyn .
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Nachdem Hermelindem Stonige vor allem Bericht abgeſtattet, wolte dieſer anfangs nichts davonhören, weil ſolches ſeinen vos rigen Declarationen zuwider rey ,doch endlich ließ er denen Übs
vor :
tab: eichs
erung ;
geordneten folgenden Beſcheid wiffen : Er billige ihr Vorhaben , um zu einem dauerhaften Frieden und Wiederaufrichtung der polniſchen Freiheit zu gelangen , und habe mit ihnen gleiches Abs
habe - doch
ſehen, wolle auch ſelbiges mitaller Macht und Nachdruk unters Augen , als das kraftigfte und bequemſte Mittel die Striegesuns
Kopf
ruhe zu dämpfen , und das vertrauliche Vernehmen zwiſchen beis den Reichen wieder herzuſtellen . So wolle er auch mit dem ebiften Feine Gevolmachtigte an die Confoberirten renden , und bofte er , ſie würden das ihrige mit beitragen , um zu einen ges wünſchten Schluß zu kommen . In einem um dieſe Zeit an den nachmahligen Conföderationsmarſchal Peter Hronics von ſchwer
tonig
Confó sichia chmen denen Sand )
daß
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Vor: dhort
5 der
diſcher Seiten abgelaſſenem Schreiben , gab der Stónig deutli: cher zu verſtehen , daß die Abſendung ſeiner Gevolmachtigten mehr um dem Verlangen des Adels ein Genügen zu thun , als die Unterhandlungen würklich anzufangen , bewilliget wäre.
Denn ſo lange Sidnig Auguft nicht den Thron verlaſſen habe, ſey an keinen Frieden zu gebenken.
7 wery
ch un: er Zus n bon
5 dem
f, der Elfons
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Uebrigens ſchien die Cronarmee zwar auch wohl zur Con:
föderation treten zu wollen , allein man trauete ihr ſchwediſcher /
Seits nicht vielzu , und wolte erft kraftigere. Proben ihrer Bes fiändigkeit ſehen . Potocki Anerbieten aber , der wegen feines Verſehens Åbbitte thun wolte , ward gänzlich vom Stonige abges mieſen , weil er ihn ſchon einmahl hintergangen. Dem Dginse ki , der auch unter der Hand reinen Frieden machen wolte ,
ward weder gutes noch boſes zurüt geantwortet.
Leben Carls des Zwölften , 1703 überal ein Gerüchte ausbreitete * , ob wäre zwiſchen beiden Mächten ein naheres Vündniß getroffen , wels N
ches der Republik nichts gutes bedeuten durfte, wos
fern dieſelbeſich nicht zur Confdderation entſchlieſſen folte. um • Dieres verhielt ſich aud in der Chat allo. Es batte diere Tras ctaten der ſchwedische Graf Niels Lillieroth nebit dem Stonigli: lichen preuſſiſchen Minifter Freiherrn Wolfgang Schmettau in Haag ſchon am neun und zwanzigſten des Monats Julius zu fande gebracht, worauf der Stónig Friedrich folchen den rechten Des nechftfolgenden Monats Auguft ju kůbenwalde ratificirte , da er dann hiernechft auf einer Holdnderei , eine Mcile vom Stos niglichen ſchwediſchen Lager von preuffiſcher Seiten zwiſchen dem Feldmarſchal Graf Hermann von Wartensleben und dem Reſidenten Rubach ; von ſchwediſcher aber durch die beiden Ses cretarien Hermelin und Cederhielm ausgewechſelt wurde. Der Inhalt gieng dahin , daß die vorigen Verträge von 1696 1698 und 1699zum Grundegeleget , und von neuen bekräftiget wur: den , auch verſprach einer den andern in den Heſiß ſeiner Låns der zu handhaben , und ſeinen Feinden nicht beizuſtehen ; abſon : derlich erkante Schweden die neuerrichtete seonigliche Würde in .
Preuſſen , und machte ſich anbeiſchig die Republic Polen gleichs fals dahin zu bewegen ; beideKønige wolten dem Prinzen Jacob Sobieski vor allen erlittenen Schaden billigen Abtrag vcrſchafs fen ; was wegen eines gewiſſen Diſtrict:3, der Fürſtenſchlag ge: nant, an der pommerſden Gränsen ftreitig ſer , folle mit ebiften abgethan werden , ſo wolle auch Schweden bey den bevorſtehens den Friedenstractaten alles beitragen , damit Preuſſen zu den Genuß der orangiſchen Erbſchaft gelangen möge ; und rolle übris
gens dieſes Bündniß sehen Jahr dauern , und ſo viel meglich geheim gehalten werden . Die beſondern Artikul beſtanden in Wiederherſtellung und Beſchütung der evangeliſchen Religion überhaupt , und vornemlich in Polen ben obhandenen Frieden ;
imgleichen daß Preuffen , fals Schweden mit der Republic Polen im Strieg verfallen folte , fich darein nichtmiſchen ; Schweden hingegen , wann Preuſſen wegen dieſes Hündniſſes angefeindet odër angegriffen werden würde, ſolchem beiſtehen wolle ; hier: ndchſt ward die Zollfreiheit des Elbftroms ausbedungen , nicht meniger die Gewährleiſtung des altonaiſchen und travendali: den Friedens beſtätiget. Weil dieſe Alliance ziemlich gebeiis blieb , machte fie
bep -denen abſonderlich , ro etwas , vor ihnen verfängliches , dar: in zu ſeyn vermeineten , allerhand Nachſinnen , bis endlich die Zeit ſie eines andern belehrte , indem nichts von dem erfolgte, was fie fich trobl eingebildet hatten , 1
Königs von Schweden. Sen
5
Um dieſe Zeit hatten die Schweden in Eurland 1703
dels
mit des Oginski * Anhang unaufhdrlich zu thun.
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Denn obgleich dieſer immerfort den furzern 30g , ro jukte ihm doch ferner die Haut nach Sdlagen , und zerrete daher die Schweden ſo lange, biß der Obriſt
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Peer Baneer mit dem Dbriſtleutnant Glaſenap und Um
D. 30 dreihundert Pferden über die Gränze zu gehen beor: dret OG . # 3
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• Wiewol dieſer ſeit einiger Zeit durch des tonigs Auguft Betra:
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gen ziemlich vor dem Stopf geſtoſſen war. Der Verlauf hiervon
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beſtand darin, daß , dem lubliniſchen Reichsſchluß zuwider, die fapiehiſchen Hemter und Bedienungen noch in Lublin vor Ablauf
der den Sapieha verſtatteten Friſt der ſechs Wochen von dem Stönig von Polen waren vergeben , und Wiedniowicki zum Feld : herrn , Pocen zum Unterfeldherrn , und Wolowiß zum Schaki meifter ernennet worden . Nun war zwar serabredet , daß diefe Promotion geheim gehalten werden , und keiner die ihm beige: legten Titul vor Endigung der rechs Wochen gebrauchen möchte, daher auch die Vefallungen verſiegelt und unausgeliefert lieger
bleiben ſolten ; allein die Neuerhobenen bedienten ſich ohne weis teres Bedenken ihrer Titul, wid kehreten ſich an der Königs Auguſt Abmahnungen nichts. Db nun gleich der Stönig von
Schweden ſowol als die Confoderirten diefes als eine neue Pros be anführeten , wie wenig der Stönig von Polen denen Reichs: ſchlüſſen und reinein eigenen Worte nachkomme; fo fuchten doch die auswärtigen Miniſter die Sache zu vermänteln , und gaben vor, der stønig Auguſt fen zu Vergebung der Dienfte genohtiget worden; allein Stonig Carl antwortete, daß dergleichen Verfaba ren , da er zumahl dic fapiehiſche Familie ausdrůklich in ſeinem Schuß genommen , den Frieden durchaus nicht befördern würde.
Dginski nun war am allerwenigſten mit der ganzen Sache zu: frieden , denn weil er glaubte zu der Sapiehen Niederlage und
ligion
Vertreibung das meifte beygetragen zu haben, ſo meinte er auch daß deren Šemter ihm von Rechts wegen am erſten håtten bei:
eden ;
geleget werden ſollen. Er drohete alſo fich zu den Sapiehen
Polen weden eindet hier: nicht
relbſt zu ſchlagen , und dieſelben in ihre Güter in Lithauen mies der einzulegeti. Konig Auguft ſuchte ihnı zwar mit einem jahr: lichen Gehalt von funfzehntauſend Reichsthalern zufrieden zu ftellen ; allein der Wiederwille des Oginski warzu groß, abfona Derlich da er unter der Hand von allem Vergleich abgerahten wurde. Um weil auch Wiesniowicki die Unterfeldherrnſtelle
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dem Oginski lieber als dem Pocer gegonnet hatte , ſo gieng die Verbitterung ſo weit, daß jener den Soldaten verbot, den Pocen bey ſeiner Ankunft weder mitden gewöhnlichen Ehrenbezeugungen ju begegnen , noch vor ihm ins Gewehr zutreteu. Dieſesvera broß dem Pocen ſo ſehr, daß er mit reinen Lithauern den stønig Auguſt verließ, der fidalſovon allerbewährten Mannſchaft fat entblöffet fabe.
6
Leben Carls des Zwölften ,
1703 bretward , der dieſelben bey ganiska einholete, und redlich abklopfte.
Dieſelbe Nacht_30g der Obriſtleutnant Lorenzen mit einer Partei Fußknechte und fünf und zwanzig
Grenadieren aus Seelburg aus , gieng hieraufüber die Dúna und nach Slaboda zu , wo er die Vors wachten aufhub , die aus etlichen Fahnen Wals
lachen beſtand. Er überfiel ſodanndie übrigen, und ließ über funfzig davon über die Klinge ſpringen. Bwanzig wurden nebſt vielen Pferden gefangen eins gebracht, ohne daß die Schweden einen einzigen Mannverlohren hatten. Einige Tage hernach ſchikte der Obriſt Poſſe den Hauptmann Frommerie mit ſechzig Mann zu Fuß aus , um Brandſchakung einzutreiben . Dieſer ſtieß bey ſeiner Zurükkunft auf fünfhundert Polen, welche zwanzig mit allerhand Lebensmitteln beladene Was gen aus Curland nach Birſen bringen wolten. So bald ſie der Schweden anſichtig worden waren , gins gen ſie auf dieſelben loß , wurden aber dergeſtalt ema
pfangen , daß ſie mit Verluſt vieler Mannſchaft ſich jurul ziehen , und ihre Karren im Stich laſſen muſteri,
welche Frommerie zu Bauske glúklich einbrachte. Um dieſe Zeit huben acht Compagnien Dragoner und Polacken unter einem Major, Namens Broms, eine von unſern Parteien auf, welche dazumahl zu Polangen ſtand. Dieſer Vorfall veranlaſſte den
Obriſten Niels Skytte , ſo in Libau commandirte, unter dem Major Patful und Capitain Lode drei: hundert Mann zu Fuß und zu Pferde , imgleichen
hundert Kopfe von des Sapieha Leuten auszuſchicken , um jenen den Rúlweg zu weiſen. Ritmeiſter Meck,
den Vortrab von funfzig Pferden und die Polaks ten des Sapieha führete, traf die Feinde bey Cres tingen an , ging auf ſie luß , machte vierzig davon nieber , neunzehn zu Gefangene, und erbeutete alle ihre
.
Könige von Schweden .
und
7 ihre Pferde und Bagage. Wie Major Patkul hier: 1703 auf zułam , ſekte man den Feind noch weiter nach,
Eingen
der ſich zwar, weil er verſtärket worden, wieder wens
anzig
uber
dete, und Patfuln in einem Dorfe angrif, aber von neuen mit Verluſt von vierzig Mann zuruf getries
Pors
ben wurde.
Sals und
igen. eins
igen
Nachdem die Schweden ſich wieder auf ben Weg nach Libau begeben , verfolgte ſie der Feind von fria
ſchen ,und holete ſie aufeiner Ebene, nicht weit von einer Brücke ein , über die ſie kaum gekommen was ren , als ſie ſich in Schlachtordnung ſtellten, und den
Den
Fuß
ſtieß elche Bas SO gins ems
Feind , der ſie ſogleich angrif, in Unordnung brachs ten , und mit Verluſt von funfzig Mann über die Brücke jagten ; und ob dieſe gleich wieder anſekten und den Nachtrab der Schweden anfielen ,/ wurden ſie dennoch mit abermahligem Verluſt von zehnbiß
zwolf Kópfen abgehalten , worauf Patful ſeinen Weg ohngehindert fortſekte, und gluklich zu Libau anfam .
lich Efterly
Unterdeſſen ward Graf Stenbock nach Danzig abgeſchicket, um zu der fachſiſchen Gefangenen, wie
2. coner
auch aller in Polen eroberten Siegeszeichen Abfühs
jms,
1 zu Den
rung nach Schweden nohtige Anſtalt zu machen ,
nachdem zu dieſem Behuf ſchon einige Schiffe von Cartscron dahin beordert waren *. Darauf ließ der 24 Konig
irte
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alle
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• Der engliſche Geſandte Robinſon Fam zu Ende des Octobermo: nats von Warſchau im ſchwediſchen Lager an, und hatte hundert Schweden , ſo in verſchiedenen Gelegenheiten gefangen worden, bey fich. Seine Abſicht war, dagegen alle von den Schweden ge!
fangene Sachſen loß zubekommen 1, und ſolche, mit des Königs Auguft. Genehmhaltung , vor die hohen Alliirten anzuwerben . Der Seonig von Schweden verwieß ihn nach Chorn , wo er ſich
nach Belieben bey der Canzlei melden könne, aber nicht deswe: gen nach dem Hauptquartier zu kommen nöthig habe. Die ge: fangene Schweden rolten gegen ſo viel Sachſen ausgewechſelt, und noch überdem vierzehn Officier fren gegeben werden , um
nach Warſchau zu gehen. Der übrige Vorſchlag fund dem so: nige
i
Leben Carls des Zwölften ,
8
1703 König almähligdie Armee Regimenterweiſe nach des nen auf der Seite von Danzig gemachten Cantonies
rungsquartieren abmarſchiren . Er ſelbſt aber blieb mit wenigen Regimentern zu Fuß ſo lange ſtehen, biß die kranten Sachſen , nebſt der Artillerie, auf Witinen geregt, und unter Begleitung des Obriſten Rancks und ſeines Regimentes den Weichſelſtrom 8.4 hinunter abgefahren waren. Die Geſunden , mit des 1 dreien in dieſem Feldzugegefangenen Generals, Nov. nen perſonen, Beuſt, Róbel und Caniß ,und die übrigen Officier insgeſamt, tolgten kurz hernach , unter Bes Deckung einer ſtarken Dragonerpartei zu Lande nach
Danzig.
Einige aber davon wurden gegen die
Schweden, ſo dieſe Zeitüber gefangen worden, auss
gewechſelt, und durch einen Ritmeiſter mit hundert Pferden nach Warſchau geliefert, da dann der Obriſt, Graf Sanct Paul, welcher in dem pultowskiſchen Treffen in ſchwediſche Gewalt gerahten, nachgehends aber, um ſich an ſeinen Wunden heilen zu laſſen, auf ſein nige nicht an , weil die im vorigen Jahre in ſchwediſche Dienſte getretene und nach Pommern geſchikte Sachſen meiſtens durch: gegangen waren.
Es wurden alſo ſowol die gefangenen Sachſen , als die alten und verlahmten Schweden , ſo keine Dienſte weiter thun konten , nach Schweden gebracht, und bekam von dieſen noch ein jeder funfzehn Reichsthaler zum Zehrpfenning , und lebenslang zu
Wadſtena ſeinen Unterhalt. Der Schoutben Nacht Claes Sparre war ſie abzuholen, mit acht Striegesſchiffen und zwölf andern , auf der danziger Rhede ankommen , und der Graf Stenbock hatte den hierzu nohtigen Proviant in Dirſchau , Oliva , und der Ge:
gend herum zuſammen gebracht , wiewol vorher verſchiedene Sachſen davon liefen.
Bey dem zu Ende dieſes Monats ohnfern Gottland erlittenen unerhörten Sturm liefen einige von denen Fahrzeugen zu Carls.
crona , andere bey Dalod , und die übrigen auf gedachter In: ful Gottland ein. Die bey Pillau ausgetretene Sachſen lieſſen
fich zwar in preuſſiſche Dienſte annehmen , wurden aber auf ( chwediſchen Anfordern wieder ausgeliefert. 1
1
Von denen dret
idcftrchen Generalsperſonen bedienten fich Beuft und Canis ber
gegebenen Erlaubniß, tiach Sachſen zu reiſen , Róbel aber wolte
gorerft reine Sachfen nach Schweben in Sicherheit bringen , und ihre Perpflegung darelbft mit anfehen .
h
Königs von Schweden .
୨
ſein Wort nach Warſchau zu gehen Erlaubniß bes 1703 Fommen hatte , gleichergeſtalt gegen Obriſtleutnant Königsheim , und Capitain Funck ſeine Freiheit ers hielte.
Nachdem nun alles ben Thorn richtig , und died. It Stadt die verwilligte Summe Geldes erleget hatte, Nov. brach der König mit denen Trabanten von dannen auf , ging bey Althuſen und der Stadt Sulm liber
die Weichſel, an welchem Fluß die Armee in die lang
ge hinunter verleget war.
Der König quartirte ſich
in dem Kloſter Topolno, fünf Meilen von Thorn. Die Trabanten legten ſich nicht weit davon in den
Dörfern bey denen teutſchen Bauernein, das Leibs regiment zu Fuß aber in Culm und Schwek. Dochd. 12 folgendenTageserhub ſich der König hinunter nach Dirſchow , vier Meilen von Danzig ,alwo er ſich mit Graf Stenbock wegen der Winterquartier beſprad ), und that der Graf damals den Vorſchlag , die Ar:
mee rowol in der Gegend von Danzig , Marienburg und Elbing, als auchin dem Biſchofthum Ernieland zu verlegen. Nachdem der Konig dieſe Veranſtal tungen gemacht, kam er bald wieder zuruf, und hatte
in Begleitung des Prinzen von Würtemberg und eis niger wenigen Officier zwei und dreiſſig Meilen in zwei Tagen geritten.
Der Čzaar hingegen ließ ſichs aniko nicht halb ſo ſauer werden. Denn der Feldzug war zu Ende, dars um begab er ſich wieder nach Moſcau, nachdem vors
her die Gränzen beſeket , auch die Truppen gegen Narva über verleget worden , und war auf nichts mehr bedacht, als wie er ſeinen Einzug prachtig ges nug einrichten möchte. Die Stadi Moſcau hatte
ihm zu Ehren vier Siegespforten aufbauen laſſen, wodurch der Einzug auf Schlitten, in Gefolge feiner Generalen und anderer groſſen Herrn ein weitläuftis d. 13 ges Anſehen machte. Die ärmeweggeſchleppetelief , བ། 5
und
IO
geben Carls des Zwölften ,
1903 und ingermanländiſche Bauren hatten hierbey auch die Ehre , daß fie zwiſchen der Leibgarde die Reihe vermehren durften , damit gleichwol die Unterthanen nicht muhtmaſſen möchten , als wäre dieſer herrliche Aufzug für die lange weile, und des Czaren glúkliche
Waffen ohne Nußen geweſen , da ihnen eine ſolche Anzahl Gefangenen vorgeführet wurden. Der König Auguſt war indeſſen , wie ſchon gemels bet, nach Jaworow abgegangen , und hatte daſelbſt die Senatoren von ſeiner Partei zuſammen gebracht,
auchihnen vorgeſtellet, daß weil man ihm auf dem Reichstage zu Lublin frey gegeben , nach ſeinem Ges fallen mit auswärtigen ' Potentaten Bündniſſe zu ſchlieſſen ; ſo finde er bey gegenwartigen Umſtanden der Republik nichts heilſamers zu ſeyn , als mit dem Czar in eine genauere Verbindungzu treten, im Fau
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ſonſt kein Mittel ſichwurde erſinnen laſſen, den Fries den zu erhalten. Er ware deswegen willens , eine Geſandſchaft nach Moſcau zu ſenden , und wurde derculmiſche Woiwod Thomas Dzialinski ſchon auf
dem Wege dahin ſeyn . Doch die Herren waren wunderlich, und ſprach ſonderlich der Feldherr Lubos
mirski,nebſt zwölf andern Senatoren dagegen v, er: meinende, daß auf dieſe Art die Pferde hintermWas
gen geſpannet, der Friede weit ſchwerer gemacht, und vielmehr das Feuer an den vier Ecken des Reichs
angezündetwerden würde *
Es ſahe ſich alſo der Kidnig
• Abſonderlich , da der Stónig Auguſt felbft zu verſtehen gab , daß er nicht mehr nohtig habe , auf den Frieden zu denken , nach: dermablet ihn der Cjar mit einer ſo anſehnlichen Summe Gel:
des unter die Armegegriffen , daß er wohl vierzig. Standarten damit anwerben könne, wozu er noch in kurzen einige tauſend friſche und brave Leuteaus Sachſen , und zwanzig tauſend Ruſ fen und Coſaken gewärtig wäre." Weil auch die zu Jaworov verſamleten Magnaten inErfahrung brachten, daß der Woiwode pon Culm ein und zwanzig tauſendChaler von denen ruſſiſchen
Geldern betommen hatte 2, woraus, ſie nicht viel gutes vor ihr Saterland
5
Königs von Schweden .
II
König Auguſt gendhtiget, von dieſen ſeinein Vorha: 1703 ben abzuſtehen und hingegen den Woiwoden von
Culm durch eine im Conſilio zu Jaworow geſchehene
feierliche Erklärung unterm vier und zwanzigſten No: vember wieder zurük zu berufen , wobey er denen
Polen die ſchmeichelnde Verſicherungthat,1 daß er die ihm gegebene Erlaubniß in dergleichen Fälle nies mals mißbrauchen wolle.
Indeſſen war ihm doch
dieſe Widerſpenſtigkeit ungelegen ,und damiter dem Widerſprechen ein Ende machen möchte, brauchte er
den Vorwand, als wäre hier der Ortſowohl für ſeine Hofſtat , als die Senatores und ſo viele Edelleute zu
enge,daßman alſo gendhtigetwurde, das angefangene Conſilium aufzuheben. Nachdem dieſes geſchehen, begab er ſich zwar nach Sachſen, ließ aber dennoch feine Abſicht, eine Geſandſchaft an den Ezar zu ſens
den , nicht aus den Augen , wie wir hiernachſt hören werden.
General Rhenſchöld hingegen war nicht weniger bemuhet , der Conföderation in Großpolen auf die Beine zu helfen , und weil verſchiedene Ebelleute ſich
derſelben unter dem Vorwandzu entbrechen ſuchten,
als muſten ſie , wegen Anſchaffung der Schakungen für die bey ihnen ſtehende Schweden, zuhauſe bleiben ; alſo Vaterland ſchloffen, und überbem die Ruffen nicht auch noch in
Polen locken oder wiſſen wolten ; ſolieffen ſie zwar den lublini: ſchen Reichstag in ſeinem Wehrt ; da aber die Abſendung des culmiſchen Woiwoden eine mebrere Ueberlegung vorber erfodert hdtte ; geſchabe die Proteftation Dawiber , und als bem ohnges
achtet die Reiſe des Geſandten nach Moreau dennoch vor ſich
ging , ſchrieben die beiden Feldherrn Cubomirski undSinianski nebſtnoch achtzehn andren Senatoren und vornehmſten des Reichs ihm einen harten Brief zu, worin ſie ihm rein internehmen ſehr verwieſen , und allerhand Drohungen mit einflieſſen lieſſen.
Nun hattezwardieſes Betragen denWoiwoden von Fortſetung ſeiner Reiſe abſdyreden ſollen , Dornentlich da der Cjar die Ge,
landſchaft, weil fie ohne der geſamten Republit Einwilligung vor ſich gegangen, vor ungültig anſahe; allein er lehrete fich an allen dem nichts , ſondern ließ die Antwort zu Anfang des Des cembermonate abgeben, beren Inbalt unten vorkommen wird.
12
Leben Caris des Zwölften,
1703 alſomarſchirte der General den neunzehenden Seps tember von Kurnick nach Sirotſchin ; von dar den
vier und zwanzigſten nach Bobigecoski, eine kleine Stadt ; und des folgenden Tages, als am fünf und
zwanzigſten nach Slaskow ; hiernachlt: den erſten Di ctober nach Zronieck ; von welcher Stadt er wieder aufbrad), und den dritten deſſelben Monats zu Lets now , einem Stadgen zwei Meilen von Gneſen , und 4
auſſerhalb der Woiwodſchaft Poren gelegen, anfans gete. Wiewol er auch hier nicht lange ſtille ſtund, ſondern, wie es die Zeit erfoberte, weiter rufte , und mit ſeinen Leuten den zwei und zwanzigſten ſich ber Gorkidombski lagerte. Nachdem er den Könige von
hieraus einige Nachricht gegeben , marſchitte er den zweiten November nach Sezrelſe, einen Edelhof, los
dann den vier und zwanzigſten nach Lubin , einem andern abelichen Gute, woer nichtwenig erſtaunete, 8. 24 als er den König auch an eben dem Tage alda ankom Nov.men rahe. Es war derſelbe von Topolno herüber
geritten, und hatte nicht mehr als etliche Trabanten und einen Generaladjutanten mit ſich genommen.
Allein ihre Pferde wolten in die lange nicht aushars ren , und als der König zu Lubin ankam , hatte au ſein Gefolge, biß auf den Cammerpagen Slinkows ſtrdi , hinten nach bleiben müſſen. General Rehnſchild erſchrať über dieſe unvermuhs tete und einſame Ankunft des Königes um fo viel
mehr , als die Wege wegen der feindlichen Parteien und Rauber uberal unſicher waren . Um allen fers
nern unglüflichen Zufallen vorzubeugen, weil der Kds nig gleich den folgenden Tag wieder zurük wolte, ſchikte er eine Partei voraus, die Straſſen ſauber zu 8. 25 halten. Und alſo kam dieſer Herr zu Topolno glufs
lich wieder an , nachdem er in dieſen zweien Tagen abermal einen Rit von vier und dreiſſig Meilen zu:
růk geleget hatte. Doch verweilete er auch hier nicht lange ,
to
Königs von Schweden.
13
lange, ſondern gieng des andern Tages nach Dir: 1703 (chow , indem ſchon verſchiedene Regimenter die ans d. 26
gewieſene Winterquartiere zu beziehen im Marſch Nov. waren .
Unterdeſſen hatten ſich in Großpolen nicht allein ein haufen Quartianer verſtreuet , die ſo genanten
Hibernen oder gewöhnliche Abgiften vor die Winters quartiere einzuheben , ſondern auch der Staroſt von Gneſen , Smigelski , mit einigen zuſammengeraften Edelleuten that denen Confðberirten mit ſtetigen
Streiffereien allen Dampf an . Dieſe unterlieffen nicht, dem General Nehnſchold ihre Noht zu flagen , und um Beiſtand anzuhalten. Derſelbé ſchikte dess wegen verſchiedene Parteien aus , ihnen auf den
Dienſt zu paſſen , und hatte Döriſtleutnant Guſtav Zulich ſonderlich das Glük , einen haufen davon zu
ertappen, und nach wacker ausgetheilten Schlagen viele Gefangene zurúk zu bringen . Der General ſelber brach hiernachſt mit der Ars mee wieder von Lubin auf , um die Confiderirten
deſto beſſer zu bedecken. Sein Weg gieng aufzwei Zugen nachZiernewo, einem adelichen Hof, und von var den eilften December nach Skroda , wo die Cons foderirten ihren Sammelplak hatten. Von Stroda marſchirte er den zwolften nach Zrin, einer kleinen Stadt , ſodann den vierzehenden nach Ziondz , den
funfzehenden nach Zarodzin einerStadt, und hiers von den ſiebenzehenden nach Pleskau , einen kleinen Flecken. Den neunzehenden gelangte er zu Kaliſch an , wo er ſich aber nur zwei Tageaufhielte. Den erſten Tag des tauſend ſiebenhundert und vierdten
Jahres verfügte er ſich nac, Blaſice, und von dar nach der Staðt Siradien, alwo er ſich des Schloſſes bemachtigte, um alſo nichts zu unterlaſſen , was der
nen Conföderirten einiges Vertrauen gegen ihn era wecken ,
14
Leben Carls des Zwölften ,
1703 wecken, und zur Sicherheit der poſniſchen Woiwods
ſchaft , als woran ihm viel gelegen , nothig ſeyn fonte.
So bald war der General Rhenſchild nicht zu Siradien ankommen, als die Provinj ,ſo davon den
Namen führet , ihm einige Abgeordnete zufertigte, um wegen Verringerung der ausgeſchriebenen Schajs zungenanzuhalten , als womit manſie beleget hatte, nachdem ſie der Conföderation beigetreten waren. Die von Lenzize und der Gegend von Vielnu baten ebenfals um Erleichterung , und ward ihnen ihr Bes
19
gehren zum Theil zugeſtanden , damit ſie deſto näher zuſammen treten , und wegen Abfeßung des Königs
Auguſts feſte halten mochten, als mitwelcher man
1
ißo im Werke begriffen war. Bey Danzig war man nunmehr auch mitEinſchife fung der gefangenen Sachſen , der eroberten Sies geszeichen und des groben Geſchüßes fertig worden , und ging die zu dem Ende von Schwedenund Earlss crona hergekominene Flotte, unter dem Viceadmiral
Freyherrn Claes Sparre mit ſo gutem Winde aus 4
der Khede von Pußig zu Segel, daß man in kurzer
15
Zeit ſchon die ſchwediſche Küſten erkennen fonte.
d. 27 Allein die Freude wahrete nicht lange , ſo uberfielſie Nov. ein ſo gewaltiger Sturm , daß er die Flotte gang
aus einander jagte, und jedes Schif den erſten Has d. 28 fen zu ſuchen ndhtigte. Endlich nach vielem hins und hertreiben , fam Sparre mit den meiſten Schiffen wieder zu Danzig an , eines aberdavon mit fünfhuns
dert Sachſen beladen , lief in Pillau ein , alwo bez meldte Gefangene den Capitein zwungen , ſie ans Land zu ſehen , worauf fie gröſtentheils davon liefen .
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Die übrigen Schiffe hatten ſich an andre Derter ges
rettet, und war nicht mehr als ein einziges mit Puls ver und Kugeln an Curland geſtrandet. Sonſten waren viele Sachſen , die derSeeluft nicht gewohnet waren ,
190
Königs von Schweden .
15 waren , und folche nicht vertragen Ponten , auf dieſer 1703
Reiſe geſtorben , die ber ſolcher Gelegenheit an den
Tag legten , wie ſehr ſieſich vor den Tod fürchteten , und durch ihr unabläffiges Gebet , welches fie vor ihre Erhaltung gen Himmel ſchikten , die entſeßlich.
ften Fluche, ſo ſie biß zuihrer Einſchiffung beſtandig von ſich hören lieſſen, einigermaſſen wieder gut mach. ten. Die Flotte" lief kurz darauf von Danzig zum andern mahle aus , da dann allesglúklich ging , und
fie unbeſchadiget in Schweden anlangete. Doch ward denen Generals und andern vornehmen Sachs
fifchen Officiren vergonnet, den Landweg dahin zu nehmen , und ſich innerhalb einer gewiſſen Zeit, ſo ihnen der König zugeſtanden , einzufinden . Mitlerweile hatte Graf Stenbock bey der Stadt
Elbing um einen Durchzug vor dieſchwediſchen Trups
pen angehalten , ſoiko auf dem Wege ins Ermlans diſche, um die Winterquartiere zu beziehen, begriffen waren , auch darbey begehret, man mochte je eher je lieber über den Nogatſtrom bey der Stadt , über
welchen man nichtwendig muſte , eine Brücke verfers tigen. Die Elbinger durften zwar dieſes vor der Fauſt nicht abſchlagen , gleichwol ward zu Verfertis
gurg der Brücke unter allerhand nichtigem Vorwand Peine Anſtalt gemacht, abſonderlich ſchusten ſie vor, es ware ihnen ſolches von denen brandenburgiſchen Truppen , ſo in der Vorſtadt, und nahe herum las gen , verboten. Allein man wuſte davon gewiſſere
Zeitungen. Denn ob ſie gleich bem Grafen Stens bock einen freyenDurchmarſch ſchon verſprochen, ſo
war ihnen doch dabey bange e , s dürfte der König von Schweden, wegen einige Monat vorher verweis
gerter Bezahlung der von ihnen verlangten Gelder ihnen eine Züchtigung zumuhten , und hatten deswes gen die brandenburgiſchen Volfer zu ſich entboten. Sie machten es aber durch ihre Fürſichtigkeit noch ,
forgetimmers,
16
Leben Carls des Zwölften,
1703 ſchlimmer , indem der König dadurch und durch ihre
bißherige Verzögerungen aufgebracht ward , daß er
augenbliflich den Obriſtleutnant von der Fortificas tion Joachim Chriſtian von Scheven , und den Mas
jor Adolf Mörner mit einem in des Königes Namen
D.30von GrafStenbockgeſchriebenen Briefan den Magis Nov. ftrat ſchifte, welche eineſchlüßliche Antwort, obſie ſich dem Könige unterwerfen,und ſchwediſche Volter eins nehmen wolten oder nicht zurul bringen folten. Gemeldte Officiers kamen gar bald mit einer ſchriftlichen Antwort an Graf Stenbock wieder, und
wuſten nicht genug zu ſagen , wie hochmúhtig fid, die Elbinger anſtellten , und in nichts finden wolten . Wie der König von dem was vorgefallen war, Nachs richt erhalten , gab er alſofortund ins geheim an den Generalmajor Niels.Stromberg Befehl, ſein Res giment zu Fuß ſtraks beritten zu machen !, und damit
nach Ruſchof, einen Ort zwiſchen Marienburg und Elbing zu marſchiren , wohin ſich auch das Leibregis ment zu Pferde', ſamt Generalleutnant Mórner und
deſſenRegiment Reuterei einfinden ſolten. Inzwis fchen muſte Dbriſtleutnant Scheven mit hundert Mann in der Nacht einen weiten Umweg nehmen, und ſich zwoer Schleuſen , anderthalb Meilen von
Elbingen, wodurch man die Stadt rund um unter Waſſer ſetzen konte , verſichern.
Nachdem alle dieſe Veranſtaltungen fertig waren,
und der GrafStenbock dem commandirendenPreuss fiſchen Officier zu Elbing des Kónigsvon Schweden Durchzug durch die Stadt ſchriftlich fund gemacht hatte , fing man des Nadits um eilf Uhr an , zu marſchiren . Der König hatte den Prinzen von Würtemberg, den General Mörner, Graf Stenbock und Obriſten
Lagercrona bey ſich. Generalmajor Stromberg aber
ging mit etwas Reuterei voraus , einige Pramen an Die
1
Königs von Schweden .
17
die Hand zu ſchaffen, um damit, weil es noch Nacht1703 war, über den Strom zu gehen, und fich jenſeits feſte zu regen. Bey ſeiner Ankunft fand er , daß alle Pramen hinüber auf der andern Seite, wo einige Preuſſen die Wacht hatten, geleget was
ren, woraufer ihnen ſagen ließ, fie mochten dieſelben abfolgen laſſen. Doch dieſe wolten ſich nicht dazu verſtehen , indem ſie keinen Befehl von ihrem Obris
briſten håtten. Stromberg ließ alſo einen Ritmeis ſter mit etlichen Reutern auf einem kleinen Bote nach der andern Seite zu gehen , und dieſer brachte nach
einem ziemlich harten Wortwechſel einige abgeloſete Pramen mit ſich zurúf. Eben damals kam der König mit dem Leibregiment
an, und ging nebſt dem Prinzen von Würtemberg, den Generalsperſonen und etwadreiflig Pferden über. Er beſahe alſobald die Zugange der Stadt und ritte biß an den Stadtgraben , ohne daß die Schildwache es ſolte inne geworden ſeyn, biß endlich die Wacht des einen Thores Unraht vermerkte, und : Wer da ?
rief,auch weil niemandantwortete,einigeFlintenſchuſſe that, wovon ein Pferd im Kopf getroffen ward. Der König zog demnach mit denen dreifiig Reus tern in die Vorſtadt, und hielt ſich ſo viel möglich,
bedekt und verborgen, weil er rein Vorhaben nicht wolte ruchtbar machen. Hierauf ward Dbriſt las gercrona ſogleich mit einem Trompeter in die Stadt
geſchickt, um Antwort zu fordern , ob die Elbinger
Bes Königes Truppen einzulaſſen ſich entſchlieffen konten , oder nicht? Mitlerweite aber beſefte der
König durch die übergekommene Reuterei alle Zu
gånge rund um die Stadt. Gegen neun Uhr des Dec. 6. ! Morgens Fam Obriſt Lagercona mit dem Bericht zu: rúk, daß die Bürgerſchaft drei Stunden Vedenkzeit gefodert, welche er ihnen auch eingewilliget, da ſie denn inzwiſchen Abgeordnete mit Antwort heraus zu Zweiter Theil,
3
ſenden
18
Leben Carls des Zwölften ,
1703 ſenden verſprochen.. DerKönig machte ſich dieſe Zeit zu nuße , und ließ die Völker immer weiter an die
Stadt rücken ,1 doch ro , daß fie zwiſchen denen nach: ſten HäuſernI, Garten und Hecken bedekt waren. Weil nach verfloſſenen drei Stunden noch keine
Abgeordnete ſich einſtellen wolten ,ward dem Könige die Zeit zu lange, und mufte Graf Stenbock alſo fich
nochmalen in die Stadt begeben , mit ausdruklichem Befehl , über eine Viertelſtunde ſich daſelbſt nicht aufhalten zu laſſen , ſondern kurz um ihre endliche
Meinung zu verlangen , und alſobald wieder zukoma men.. Der Graf fand den Raht noch zuſammen ,
und ſtellete ihnen die augenſcheinliche Gefahr fehë
lebhaft für, in welche ſie' ſich ohnfehlbar ſtürzten, im Fall fie durch dergleichen Zaubern oder Widerſpens
2
ſtigkeit den Zorn des Königes noch mehrreißen,und daðurd, den gänzlichen Untergang ihrer Stadt beförs dern wurden , brachte es auch endlich , nach vielen
Weberlegen und Rahtſdlagen , theils durch Drohuns gen, theilsdurch Vermahnungen dahin , daß ſie ſich endlich entſchloſſen , aus der Noht eine Tugend zu machen, die Thore zu eröfnen , und des Königs von Schweden Gnade ſich zu unterwerfen . Graf Stenbock ſtattete hierauf ungeſäumt an den
König Bericht ab , der eben im Begrifwar , die Auſſenwerke der Stadt umzureiten, und dieſelben in Augenſchein zu nehmen. Daher konte nicht ſobald das Thor eröfnet werden, als der König hinein, und
auf dem Wall und ſonſten überal herum ritt. Nächſt dieſem gab er Befehl die Thore zu befeßen , und die drei Regimenter , ſo er bey ſich hatte , in der Stadt einzuquartieren . Der Kidnig ſelbſt nam von ohnges fehr ſein Quartier in einem Hauſe, wo vor dieſem ſowol deſſen höchſtſeliger Groß Herr Vater , Konig Carl Guſtav, glorwürdigſten Andenkens, als auch
deſſelben damalige Gemahlin, nunmehr verwittwete Königin
Na
Königs von Schweden.
19
Königin HedwigEleonora, gebohrne Prinzeſſin von 1703 Holſtein , ſich aufgehalten hatte. Nachdem der König über alles, was geſchehen ſols
te, in eigner hohen Perſon Ordre geſtellet, wolte der Raht und die Bürgerſchaft den begangenen Fehler, daß ſie einen ſo ſieghaftenHelden ſich widerſeket, und daburch ſeine Ungnade fich aufden Hals gezogen, auf
andere Art verbeſſern, und ſuchte daher Gelegenheit, dem Könige die Hand zu küſſen , und um Gnade zú bitten . Allein fie wurden dieſes mahl , mit einer
Schrift abgewieſen, worin ihr Verbrechen, und wie fie ſich der Königlichen Gnade verluſtig gemacht, weits lauftig ausgeführet war, deswegen ihnen dann hiers mit angedeutet wurde , zweimal hundert tauſend
Reichsthaler Brandſchagung zu bezahlen. Und da ſie ſich vorhin die gefoderte Kriegesſteuren zu erlegen
entzogen , muſten noch funfzig tauſend Reichsthaler, auch über dieſes ,weil ſie im verwichenen Sommer eine gewiſſe Anzahl Wagens, den von Schweden ans gekommenen Krieg esvorraht nach Thorn abzuführen, 1
nicht herbey ſchaffen wollen, nochzehntauſend Reichs thaler folgen.
Bey dieſer Schrift frakten ſichdie guten Elbins €
ģer gewaltig hinter die Ohren , abſonderlich , da ſie wuſten , daß ihr heimliches Verſtändniß mit denen
D
worden , und alſo die Hofnung zur Gnadegar maſſig
1
brandenburgiſchen Völkern gegen die Schweden kund
0
war. Doch kamen ſie nachzwei Tagen ſchriftlich 0.4
1
wieder ein , und erboten ſich , nach auferſtem Vermos Dec. gen die zweimahl hundert tauſend und ſechzig Reichs. thaler aufzubringen , und ſo wurden ſie endlich zum
Handkuß gelaſſen.
11 1
Sobald man ſich nun folcher geſtalt Meiſter von der Stadt gemacht hatte , wurden die Zeughauſer
durchgeſuchet, und ſowol an der Stadt eigenen , als
Sachfiſchen, hundert achsig groſſeund kleine Stücke, 1
B2
mit
Leben Caris des Zwölften, 1703 mit überflüſſigem Vorrahte, und hundert und ſechsig Centner Pulver gefunden , bey welchem allen man eis né ſchwediſche Wache beſtellte. Die Befakung aber, beſtehend aus fünfhundert Stadtſoldaten , und viers hundert Polen , ſo unter dem General Taube ſtans
den , lieferte ihr Gewehr alsbald von fich , und wurs de nebſt dem Commandanten und übrigen Officiers zu Striegesgefangenen gemacht. Hierauf muhtete man den brandenburgifchen Truppen ,ſo noch in derVors ſtadt lagen , zu , ihre Quartiere denen Schweden zu
überlaſſen , weil es inder Stadtgar zu enge, und über das noch ein Regiment Fußvolk im Anzuge war, welches auch einige Tage hernach ankam, da die beis
den Regimenter Reuterei nach ihren Quartieren in Ermeland abmarſdirten.
Graf Schlippenbach , Königlicher preuſſiſcher Ges neralmajor , kam dieſer Urſachen halber nach Elbins
gen , und als er beym Könige Gehér gehabt,1 auch mit Graf Stenbock einige mahl in Unterrebung ges
weſen, ließ er die preufſiſchen Völler ausziehen , nur daß einige wenige, zu Bezeugung der Pfandgerecha tigkeit, welche dem Könige von Preuſſen über das elbingiſche Gebiete zuſtehet ; zurük bleiben konten.
8. 5. Inzwiſchen brach des Konigs von Schweden Hofs Dec. ſtat, Trabanten , Garde , und Dalregiment aus iha ren Quartieren um Topolno herum auf, und mars (dirten durch Neuburg, Meve und Marienburg auf
Elbingen zu . WegenEintreibung der Anlagen aber wurden zu Graudenz einige Truppen gelaſſen , und Obriſt Arel Sparre blieb auch in Strasburg ſtehen, zu dem der Obriſtleutnant Claes Honde ſtieß, als welcher mit einiger Reuterei die ganze Gegend jens feits der Driben; unter Brandſchakung hielte. . 10
Der König von Polen aber ging,nachdem ihm die Zuſammenkunft in Jaworow nichtangeſtanden, nach Cracau, hielt die Weinachtsfeiertage Daſelbſt aus, und
Königs von Schweden.
21
und reiſete ſo nach Sachſen , um dem alba ausge:1703 ſchriebenem Landtage beizuwohnen , und die Stande
um eine freiwillige Beiſteuerund Hülfe anzuſprechen. Mitlerweile aber vertrieb er zu Leipzig die Zeit und
Sorgen mit Tanken und andern Eradßlichkeiten , und ließ ſeine vier biß fünf tauſend Sachſen , die ſich
bey Cracau zuſammen zogen , auf ſeine Zurükkunft warten .
Der König von Schieden hingegen war nur ſo lange in Elbing, biß die Hofſtat und Trabanten an. d. 14
gelanget,da er dann ſtraks des andern Tages aufs Dec. brach, und durch das Dorf Neukirchen, drei Meilen, d. is nach der Stadt Braunsberg *, zwei Meilin , mara ſchirte. Die aber alhier liegende königliche preuſſis (che Truppen , ſuchten ihnen andere Quartiere.
Von Braunsberg gieng der Marſch weiter durch Solldorf, zwei Meilen , und Lichtenau , drittehalb d.19
Meilen , nach Heilsberg , wo der Biſchof 'von
Ermeland rein Hoflager" hat. Alhier nahm der d. 22 König ſein Quartier , und lag den ganzen Winter B3 ſtille. * Hier beſuchte der Stönig das berühmte Jeſuitercollegium , wel: ches der gelehrte Präſident des tridentiniſchen Concilii , und Biſchof von Ermland , der Cardinal Stanislaus Hoſius geſtiftet
hat, und von ihm Hoſianum genannt wird. Carl der Zwdifte hörete bey einer Stunde lang und mit groſſer Gedult dem Vor:
nehmſten des Sollegii von Religionsſachen zu , und antwortete ihm auch verſchiedentlich . Heym Weggehen ward er einiger ſchönen tupferſtiche gewahr, und fragte daher den Jeſuiten ins beſondere : » Db die Catholickenaudy Erel unterihre Heiligent båtten ? , Dieſer antwortete mit Nein , auſſer was den heiligen Antonium von Padua betråfe , und ein Wunderzeichen ,ſo mit ihm vorgegangen wäre. Denn nachdem rolcher einen Erel et: liche Tage über hungern laſſen , regte er ihm ein Maas Hafern
vor, worin er eine geweihete Hoftie verſtekt hatte. Wie der Erei dieſer leßtern gewahr wurde, fiel er nieder auf ſeine Senie
und wolte den Hafer nicht weiter berihren. Der Konig frug ſodann den Jeſuiten : „ Glaubt ihr dasals eine richtigeWarheit ? >» Dieſer gab zur Antwort: „ Ja es iß wirklich wahr. nig verfekte : „ Was ſpricht denn der Efel mehr ?
Der std: Allein der
gute Pater ging zur Chår hinaus , und ließ ſich nichtwieder feben .
Leben Carls des Zwölften ,
22
1703 ſtille. Die ben ſich habenden Völker liefſen ſich ber Denen Edelleuten und Bauren was zu gute thur. Die übrige Armee aber erſtrekte fich von Ermeland
bis in Caſſuben , und ſo an der Weichſel hinauf, bis nach Thorn * .
Carl der Zwölfte, der ſeine Hauptabſicht, nemlich den König Auguſt vom Thron zu bringen , nicht aus D. 23 den Augen ſekte, ließ in einer des andern Sages nach
Dec. ſeiner Ankunft zu Heilsberg ans Licht geſtellten
Schrift, denen Conföderirten, ſo von Tage zu Tage nochimmer mehr erbittert wurden , den Prinz Sos bieski zum König und Haupt der Republic antras
gen **. So hatte auch der Cardinal Primas ſchon durch ausgeſchriebene Univerſalien den ſämtlichen polniſchen Ädel auf den vierzehenden Januarius nach Warſchau zuſammen berufen. Weil aber zu ſolcher
Zeit ſich nur wenige Abgeordnete von ihnen einfúns Den , ward die Eröfnung des Reichstages bis auf den Die fchwediſchen Völcker insgeſamt ſowol in Polen als Preuſ » ſen beſtanden zu Ende dieſes Feldzuges in ſiebenzehntauſend
» ſiebenhundert zu Fuß, neuntauſend fünfhundert zu Pferde, und » Wiertauſend Dragoner , die vier neue zu errichtende Regimen:
» ter nicht mit eingerechnet.» ** Schon im Octobermonat hatten der Cardinal Primas und der Unterfeldherr Siniawski dem Prinz Jacob Sobieski nach Dlau in Schleſien zu entbieten laſſen , daß , falls einige Veränderung
in Polen vor ſich sehen möchte , würden ſie nicht ungern ſehen, wann er den polniſchen Chron beſteigen ſolte, zu dem Ende ſie
ſeine Gegenwart vor nohtig hielten .
Dieſes überſchrieb der
Prinz dem stånige von Schweden , dem er zugleich ſein Glúe und Wohlfart anheim ftellete, und in allem zu folgen verſprach. Weil aber der Stónig ſich noch zu nichts entſchloſſen hatte, .ro beſtand die Antwort nur in ſolchen Ausdrückungen , die den Prin :
gen von des Königs Hochachtung und Freundſchaft verſicherten. Doch der Prin; Sobieski gingweiter, und zohe fid dadurch das Unglük zu, daß ihn der stonis Auguft einige Zeit bernach und terweges aufheben ließ. Denn er ſchikte den Dbriſten Sauer: brer zu den franzöfiſchen Gefanten Bonac , ſo von Warſchau
weggegangen war, und ſich zu Danzig aufhielt. Mit dieſem trat er in Unterhandlung , daß nemlic, Frankreich dem Pring Jacob
Königs von Schwedent.
23
den dreiſſigſten deſſelben Monats verſchoben. An 1703 dieſem Tage erſchienen die Bevolmachtigte der Cons fdderirten won allen Ecken und Enden daſelbſt , und 3
weil es ihnen nunmehr ein Ernſt zu werden ſchien ,
) }
dem Könige von Schweden allen erſinnlichen Åbtrag und Sicherheit zu verſchaffen , ſo merkte zwar der
um zu einien dauerhaften Frieden zu gelangen, auch
1 !
Cardinal wohl , wie die Gemühter geſinnet waren , weil er aber die genommenen Masreguln zu volliger Abfeßung des Königs Auguſt noch nicht hinlänglich genug hielt, ſowuſte er, aus dieſeroder auch aus ans ðernUrſachen , mit ſeiner wahren Meinnng dergeſtalt
5
hinter dem Bergezuhalten, daß man anfänglich nicht
1
darauf fiel, den polniſchen Thron vor erledigt zu ers
)
klären, wie wol einige vorgeſchlagen hatten . Er that noch mehr, und ſchrieb ſo gar an den König Auguſt,
um ihm von dem , was vorging, Nachricht zu geben. Der Endzwek dieſer Zuſammenkunft war, wie man vorgab, nichts anders, als einen ſichern Frieden mit dem Könige von Schweden zu ſchlieffen , und weil der Cardinal von dem Könige in dieſer Abſicht Bes volmachtigte verlanget hatte, ſo wurde der Generals major, Freiherr Arwid Horn, und derReſident Georg Wachslagerdazu ernennet, worauf dieſer voraus reiz
ſete, und ſogleich beydem Cardinal Gehör erhielt* B 4
Der
Jacob mit Gelbe beiſpringen rolle , wofür er Truppen anwerben , und damit einen Einfall in Sachſen thun wolle , und ift kein
Zweifel, daß der Stönig von Schweden auch ſeine Leute darzu hergeben ſollen. Weil aber hierdurch im römiſchen Reiche neue
Unruhe geftiftet worden wäre, der König Carl auch von ſeinen Verwandten nicht den Vorwurf haben wolte , daß er zu ihrem Nachtheil mit Frankreich in heimlichen Verfåndnis ftehe, ſo mufte der Secretair Cederhielm dem Prinzen Sobieski hinter:
bringen, daß der König von Schweden nicht der Meinung wäre, mit dergleichenAnſchlagen ſichzu befaſſen, worauf iener fich ers klarte , daß er den Obriſten Sauerbrey zürük berufen , und fich im übrigen ftill und ruhig halten wolle.
Wachslager war auf der Conföderirten inft&ndiges Anhalten ſchon imvorigen NovemberMonat nad Unienowgereifet, to thre
24
1703
Leben Carls des Zwölften ,I Der Anfang dieſer Friedenshandlungen warð mit
einem Umgang gemacht, welchem der Cardinalmit
einem Wachslichte in der Hand , an der Spiße der übrigen Abgeordneten beiwohnete , auch , nachdem er
fich nach gehaltener Hochmeſſe und Predigt nach den
Drtder Verſamlung verfüget 1, eine Anredefolgenden U
Inhalts that : Daß, da weder die Conſilia zu Thorn, Marienburg und Fawarow , noch weniger der Reichs tag zu Lublin einige Früchte des Friedens ſondern vielniehr nur Verbruß und Unheil zuwege gebracht,
ro habé er auf nahere Mittel geſonnen ; ſtelle ſich alſo unter dem Creuße dar , um vor die Freiheit, als die einzige Stüße der Republic zu fechten, daher er auch
denen Herren Confdderirten von Grospolen dankte, daß ſie als Kinder des Friedens ſich mit ihm vereinigen wollen , in welchen Gedanken er ſie zu beharren ers
fuche, und obgleich der König Auguſt von ihnen ges
wichen , ſo habe er doch den königlichen Siß nicht verlaſſen , und wo nicht die Majeſtát ſelbſt, doch eis nen Schatten davon vorſtellen wollen , maſſen er das Wohl des Vaterlandes, mit Hindanſekung ſeiner Ges
ſundheit und eigen Veſtens, genug zu Hergen nehme. Der Marſchal von Grospolen beklagte ſich hier: auf, daß man ſie als Aufwiegler anſahe, und ſolches
1
durch EL
.
ihre Berfamilung war , hatte aber nichts fruchtbarliches ausge: richtet. Denn weil ihrer nur einige hundert Perſonen beiſam . men waren , unter denen die meiſten riefen , daß ſie ſogleich mit dem Sidnige von Schweden Frieden machen wolten , zeigte er ihnen , daß man ſich ohnmöglich mit ihnen , ro lange ſie nicht ftarker und zahlreicher waren,einlaſſen könne. Ward alſo , nach gepflogener ſchriftlichen Ueberlegung mit dem Cardinal Primas , die weitere Zuſammenkunft der Conföderirten nach Warſchau verleget und ausgefest, und Wachslager reiſete wieder zurük
nach Sopolno. Nach abgeſtattetem Bericht war der Stönig von Schweden mit demgethanen Vorſchlag , daß der König Auguft entweder die polniſche Strone oder den Fachfiſchen Churhut fah ren laffen folte , nicht zufrieden , ſondern ließ in ſeinem Schreis ben an demCardinal ausdrůklich mit einflieſſen , daß das lektere Rein Rittel wäre, um zu einem dauerhaften Frieden zu gelangen .
Königs von Schweden .
25
durch die ihnen auf dem lubliniſchen Reichstage wis 1703 derfahrne Beſchimpfung und den von den fachſiſchen Vdifern verübten Mutwillen ſatſam an den Tag ges leget, Daher fie, die Conföderirten, vor rahtſam hiel
ten, ſich unter des Cardinals Schuß zu begeben .
1
7
Des folgenden Tages ward zur Wahl eines Cona föderationsmarſchalsgeſchritten , und fiel ſolche auf den Staroſt Pisdri, Peter Broniß, Marſchal von Grospolen , der eben derjenige war, der , wie gleich iſo erwehnet worden , ſo nachdruklich und herzhaft
geſprochen hatte, und nach geleiſtetem Eid den Mars ſchalsſtab empfing. Der Generalmajor Horn war um dieſe Zeit auch zu Warſchau ankommen , und weil er in ſeinem Beglaubigungsſchreiben als Com miſſarius ernennet , und, ſeinem Vorgeben nach , bes
7
volmachtiget war, mit der Republic wegen des Fries dens zu handeln ,1 und die in dieſer Abſicht zuu thuena
I
1
den Vorſchläge anzuhören , fo trat man einige Tage hernach mit ihm in Unterredung.
5
7
ļ
In wahrender Zeit war von ſchwediſcher Seite wiederum eine algemeine Kriegesſteuer ſowol über Ermeland, als dem Danziger und marienburger Wers
der ausgeſchrieben . Dieſes Geld kam zu Anwer bung des zwolfhundert Mann ſtarken neuen Regis ments zu Fuß , worüber Obriſtleutnant Claes Efes
blad Dóriſter ward, und vier anderer Dragonerregis menter * , wohl zu ſtatten . Eines Davon errichtete BS
Generals
Die Werbungen gingen ſo wohl von fatten , daß allein in un
um Elbing in einer Woche über neunhundert Mannangenom : men wurden , und bekamen die Reuter zehn Reichsthaler, die Sufknechte aber fünf auf die Hand. Dergleichen Zulauf hatten dieSchweben auch in Marienburg. In Danzig fand Duckert nicht ſowol von Seiten des Rahts , als wegen der Einwohner einige Schwärigkeit. Doch als nach gethanem Bericht an den Konig
Leben Carls des Zwölften , 1703 Generalmajor , Graf Stenbock , und das andere 26
Dbriſt Meyerfeld. Die Generaladjutanten aber, Baron Taube und Ducker , wurben die beiden übris gen an , und erhielten wegen ihrer ausnehmenden
Verdienſte, darüber vom Kønige die Obriſten Stellen.
1704 Unter denen Generalen und Obriften gab es auch
0.9. Jan. zu Anfange dieſes Jahres und hernach einige Vers ảnderung. Der Generalleutnant und Obriſte vom Leibregiment zu Pferde , Freiherr Jacob Spens, ward zum General von der Reuterei, und Munſters herrn über Schweden gemacht ; der Generalleut
nant Freiherr Carl Guſtav Frolich zum1 General über
Das Fußvolk, und zum Gouverneur in Riga ; der Generalmajor Freiherr Carl Guſtav Mörner, zum
Generalleutnant im Munſterherrn über Schweden ;
der Generalmajor Alexander Stromberg, zum Ges neralleutnantund Landshöfðingzu Giefle; der Ges neralmajor Ridderhielm zum Generalleutnant und Gouverneur in Wismar , an des General Lievens
Stelle, ſo vor Thorn erſchoſſen ward ; und die Ges neralmajors,Carl Nierohtund Freiherr Arwib Horn, wurden zuGeneralleutnants bey der Reutereiernens net. Doch behielt dieſer lektere reine vorige Bedies nung alsCapitainleutnant über dieTrabanten dabey. Zu Obriſten wurden dieſesmal gemacht, inGenes ral Spens Stelleübers Leibregiment, der Obriſt: leutnant Freiherr Carl Guſtav Creuß ; und vor Ger neral Stönig von Schweden , dieſer nochmalen verficherte , daß alles ohne Unordnung zugehen rolle, und er , im Fall einer weitern Widerſpenftigkeit von deni gemeinem Volke , ſchon Mittel und
Wege finden wolle , ſolches zu züchtigen, ging die Werbung vor fich , und ohne Slagen und Unluft ab. Webrigens iſt die legende unwahr, als ob der Stånig von Schwes ben in denen catholiſchen Stirchen zu Marienburg lutheriſche
Predigten habe halten laſſen, maſſenſolches nie geſchehen , auch nicht einmahl zu Heilsberg in der biſchoftidhen Capelle auf dem Schloſſe, wohl aber in einem groffen Sale darelbit. 1
1
Königs pon Schweden.
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neral Mörner über die Dítgothen zu Pferde , der 1704
Dbriſtleutnant Jacob Burenſchólb. Der Quartiers meiſter von den Trabanten , Freiherr Guſtav Horn ward nach Generalleutnant Ridderhielm , Dbriſter über das nord-ſchoniſche Regiment zu Pferde, und Dbriſtleutnant Carl Dernſtedt bekam das ſüder -ſchos
niſche Regiment,welches Generalleutnant Alerander Stromberg gehabt hatte. Einige Zeit hernach wurs
den auch die Obriſten Anders Lagercrona, Álerans der Hummerhielm und Johann Auguſt Meyerfeld zu Generalmajors erhoben *. Unter dieſen war Hums
merhielm, nach demTreffen bey Dorfnifi im vorigen Jahre, lange beim Wiesniowicki gefangen geweſen, endlich aber in demMonat Merzgegen den in Thorn gefangenen Fachfiſchen Dbriſt Golg ausgewechſelt worden **
:
Nachdem Nachfolgende merkwürdige Beräuberungen ſind noch bieber zu rechnen : Der königliche Rahtund Generalgouverneur in Eſth: land , Graf Arel Julius de la Gardie erhielt auf Begehren ſei: nen Abſchied ; Generalmajor Graf Magnus Stenbock , ward zum Generalleutnant bey der Infanterie ernennet ; In des ab:
gelebten Hofcanzlers , Freiherrn Johann Bergenhielms Stelle kam der Canzleiraht Georg Friedrich Snoilski, ſo einige Zeit zu Regensburg geweſen war ; vor dem verſtorbenen Generalmaa jor Cronhiort ward der Lagman Haron Johann Creuß Lands: hauptman in Nyland. Die Generaladjutanten Guſtav Adam Taube und Carl Guſtav Důckert wurden, wie ſchon gedacht, ein
jeder Obrifter ben ſeinem neugeworbenem Dragonerregiment; Dbriftleutnant Claes Edeblad gleichfals Obrifterbey dergleichen Regiment ; Obriſtleutnant Gabriel Horn Obrifter bey der Lief: l &ndiſchen Abelsfahne; Dbriſtleutnant Carl Friederich von meng: den , ſolte Obriſter über ein neu Regiment ſeyn , welches er in Liefland anwerben wurde.
** Das Hummerhielm in ſeiner Gefangenſchaft in Sithauen durch
die Jeſuiten ,abſonderlich den Pater Berens viel Gutheit und Handreichung genoffen , ift ſchon erwehnet worden. Dieſen let:
ten nahm hummerhielm -ben ſeiner Erledigung mitſich nachHeils: berg , wo ihm der Stånig von Schweden ein anſehnlich Geſchenk
verehrete , auch ſich zum öftern mit ihm im Geſpräch einließ, worauf der Jeſuitjedesmahi mit groſſer Beſcheidenheit antwor:
tete, ſo daß der König ihm wohl leiden mogte. Ben feiner 26: reiſe
28
Leben Carls des Zwölften ,
1704 Nachdemder König Auguſt zuAnfang dieſes Jah bJan. . 6. res * aller Abmahnungen und Vorſtellungen vieler ſeiner reiſe und Abſchied bat 'er den Stónig , ihm eine Gnade zu erzeis .
gen . Dieſer verlangte zu wiſſen , worin folche beftehen ſolte ?
Nachdem nun der Jeſuit des Soniges Gottesfurcht und Gnade gegen ihn in teutſcher Sprache herausgeſtrichen , tam alles da: hin aus , daß der Konig reinen groffen Nainen nicht beſſer ver:
verrlichen könne , als wann er ein paar Jeſuiten erlaubte , fich in Schweden aufzuhalten , wann es auch nur in Lapland reyn
folte. Dieſe ſoleen alsdann nur einen kleinen Plaß einnehmen, vor baarGeló leben , ordentliche Anlagen mit bezahlen auch in Leibesſtrafe serfallen ſeyn , fals ſie ſich unterſtehen würden, im Lande umher zu reiſen , oder Stinder zur Information anju: nehmen , oder dergleichen gegen das Verbot und gegebene Er: laubniß zu thun. Der Stónig frug hierauf , was dann die Je: fuiten in Schweben machen folten ? Der Pater verfekte , nichts
anders , als , da ſie in der ganßen Welt bey Heiden und Chri: ften , in Ort und Weftindien von ihren Drdensbrüdern hätten, fie auch zwey davon in Schweden haben dürften. Nein , erwie:
derte der König , wir dancken Gott, daß wir folche nicht einge: laſſen haben. Doch wenn Pater Berens einmahl Pabft wird , und /
rein Wort über dasienige , was er nun geſagt, giebt , ſo kan es
reyn , daß ich ihm traue. Pater Berens antwortete mit tieffer Ehrfurcht, daß dieſes zwar eine gnädige Antwort , aber daben ein ftarker Abſchlag von ſeinenı Begehren rey , weil es ohnmog: lich , daß ein Jeſuit Pabſt werden könne. Der Stønig frug, war: um nicht? Der Jeſuite antwortete , das heilige apoftoliſche Col: legium habe einen Canonem , welcher alſo laute : Petre nolired . dere claues Jeſu, quia nunqvam es recepturus. Der stønig ver: ſeşte : So kennt das Heilige Collegium die heiligen Patres Jes fuitarum auch ? Wie ſolte es ſie nicht kennen , war des Jeſuis ten Antwort , weil ſie dem römiſchen Stule reine grofte Starde
geben ? Wir kennen ſie auch , erwiederte der König , ſo wohl frug: Adergnädigfter Stonig, foll dann dieſesmein Abſchied reyn ? , Jaſagte der Sošnig Carl, vor dieſesmahl , reichte ihm zugleich die Hand , und ſekte mit lächelndem Munde folgende lateiniſche aus der Hiſtorie , als aus eigener Erfahrung. Der Pater Herens
Worte hinzu : Abite nunc & nuntiate Petro .
• Um eben die Zeit , niemlich den zweiten Januarius, hatte Stonig Auguft ein Placatausfertigen und austheilen laſſen , in welchem /
durch allerhand gebäffige Ausbruckungen denen Schwebeu vieles zur Laſt geleget , und die Republic erſuchet ward , dem lekten Reichstagesſchluß nachzukommen , und den Strieg gegen Schwes
den zu declariren , auch alles vor ungültig zu erkennen , was in andern Verſamlungen geſchehen wäre , oder noch geſchehen wür: be , und ſolten alle diejenigen , fo fich zur Conföderation fchlů . gen , bart angefeben und mit doppelten Contributionen beleget werden .
A
Königs von Sdweden.
29
feiner Generalen und Cronbedienten ohngeachtet, 1704 dennoch den Woiwoden von Culm als Ábgefanten nach Moſcau abgeſchikt, hatte er ſelbſt, wie ſchon er's
wehnet, ſich diemeiſte Zeit in ſeinen Erblanden aufs
gehalten , um bey Eröfnung des um dieſe Zeit aus geſchriebenen Landtages gegenwärtig zu ſeyn. Auf ſolchem erlangte er unter andern von denen Standen funfzehn malhundert tauſend Reichsthaler zu Aus
führung des Krieges, nebſt ſechszehntauſend Mann
neu angeworbener Soldaten, welches alles ihm, nach ſeinem Begehren zugeſtanden wurde. Als aber vers ſchiedene eigene Boten aus Polen ihm die unanges
nehme Zeitung von der Verſamlung des Adels gu
Warſchau überbrachten , begab er ſich in aller Eil d.Jan.24 von Dresden nach Eracau zu ſeinen Truppen, um in der Nähe zu ſehen, wo dasDing hinaus wolte, wels
ches ganz Europa in Aufmerkſamkeit ſekte und ihn ſelbſt am meiſten anging . Es auferte ſich auc) balb, wiewol zu ſeinem ſchlechten Troft. Dann er erfuhr
gar gefchwinde,daß die von dem Cardinal gebiligte und unterſtugte Conföderation eben in dem Begriffen, 1 1
den polniſchen Thron vor erledigt zu erklären , und daß der Confiderationsmarſdal den Vorſchlag ges than , weil doch die ſchwediſchen Commiſſarien durch aus
1
!
werden . Allein wegen ſeiner Abweſenheit aus dem Reiche war dieſes von keinem Nachdruk. Ser Feiner machmaligen Ankunft zu Cracau , und da er die erſten Tage mit allerhand Faſtnachtsluftbarkeiten zugebracht hatte,
wurden zwar mit denen anweſenden polniſchen Magnaten als dem Biſchofe von Culm , dem Caftellan von Wilda , dem Fürften Wiesnowiki , denen Woiwoden von Staliſch und Marienburg, benen Cron : auch lithauiſchen Unter : Canzlern ; lithauiſchen Referendarien, und ſogenanntem Regent der Croncanzeley ver: ſchiedene Berathſchlagungen gepflogen , und abſonderlich mit dem
neuen påbftlichen Nuntius und Erkbiſchof von Theben viele ges heime Interrebungen zu Wiederherſtellung der Einigkeit zwiſchen
dem Stonige und denen Stånden gehalten, und des Pabftes Bers mittelung angeboten , jedoch , wie der Ausgang gewieſen , mit fohledtem Erfolge.
Leben Carls des Zwölften, 30 1704aus vorher nichts anfangen oder eingehen wolten , biß die Abſegung des Königs Auguſt ihnen zuges búndige Urkunde und Schluß errichten und ausferti:
ſtanden und bewilliget wäre , daß man hierüber eine
0.6 gen möchte, welches dann auch nach einigem Widers
Feb.fpruch ins Wert gerichtet ward *, und nachſtehendes enthielt :
„ Demnachder allerdurchlauchtigſte König Auguſt, 99
Herzog zu Sachſen , unſeren Sefeßen und Gerechts
ſamen nicht nachgekommen ** , und alſo vermdge un des Gnhalts der Pactorum conventorum , uns von
fernerer • Vorher war dafelbft den erffer Februarius beſchloſſen worden daß einige von denen Deputirten zu dem ſchwediſchen General und Ambaſſadeur Horn ſich verfügen und bey ihm vorbringen folten , daß , weil man vernommen , wie er einige Driginaldos
cumente in Händen habe , woraus man des Königs Auguft vor: gehabten ſchädlichen Vorſaß gegen die Republic würde erſehen können , der stønig von Schweden auch in ſeinen öffentlichen Declarationen ſich darauf berufen, ſo wolle man den General Horn erſuchen , ſolche dem Cardinal mitzutheilen , damit ſie ins Lateiniſche und polniſche überſetet , und an alle Coimodſchaften .
zur Nachricht gefandt werden könten. Dieſe brachten bey ihrer Zurükkunft in der Verſammlung des folgenden Tages von ver: ſchiedenen teutſchen und franzöfiſchen Briefen Abſchriften mit,
To Sešnig Auguſt theils dem Könige von Schweden felbft , theils Graf Pipern undeinem andern General durch die Gräfin Königs: mark, und den Cammerherrn Vişthum zugeſchrieben hatte, wos bey auch etliche Billets von demſelben an dieſen leztern . Aus
ſolchen erhellete , daß der König Auguſt die Republic habe auf: opfern , und mit dem Könige von Schweden einen der polniſchen Nach : Nation verkleinerlichen Frieden ſchlieffen wollen . dem nun die Abgeordneten eidlich verſichert hatten , daß dieſe Abſchriften mit den eigenhändigen Urkunden genau überein få .
men, wurden ſie abgeleſen , und mit ſolcher Verbitterung an . gehöret ,daß man kaum damit zu Ende war , als alle Anwerende ſolchen Schimpf zu rächen einmůthig riefen . Zu dem Ende era ſuchten ſie den Cardinal , von wegen des ganzen Reichs dem Stonige Äuguſt den Gehorſam aufzukündigen . Dieſer wolte ſich hierzu bereit finden laſſen , wann er nur von ihrer Beſtändigkeit
Verſicherung hätte , worauf endlich der Confiderationsſchluß erfolgte.
** Ins beſondere ward der Stønig Auguft darin beſchuldigt: er habe mit Fleiß die Uneinigkeit int Reiche unterhalten ; undden Strieg im Lande angeblaſen ; fremdes Sefindel berein geſchleppet, die dem
.
Königs von Schweden .
31
„ fernerer Unterthänigkeit entbunden ; als fündigen 1704 >
wir ihm hiermit alle Treu und Gehorſam auf; und wollen ihm nichtlanger anhangen. Wir rufenauch alle ben ihm befindliche Senatoren und Cronbediens
92
„ ten zuruf, und erklären ihn mit allen ſeinem Ans
hange vor des Reichs Feinde. Wir erſuchen den وزCarðinal Primas, den Thron vor erledigt zu erklä „ ren , die Gerechtigkeit indeſſen zu handhaben , und
„ über die Cammergefalle die Aufſicht zu haben, auch 1
1
„,die Zeit einer neuenWahl anzuberaumen .,, Dieſe Erklärung warð einige Tage hernach burch folgende Schlüffe nochmalen beſtätiget : „ Es folle nemlich ein Doppelter Auffaß eines Eides verferti:
7
, get werden, als einer vor die Senatoren und Crons 9
bediente, und der andere vor die Edelleute, welchen
92
alle diejenigen, ſo in die Confóberation ſich begeben
1
wurden , beſchweren muſten . Dieſer Eid folle vor denen Marſchallen und Abgeordneten jeder Wois
», wodſchaft geleiſtet, und darüber ein ſchriftlich Zeug niß qusgeſtellet werden . Nachdem man alſo vor die innerliche Sicherheit geforget, wolle man auch ,, die bem webklagenden Volke das Slut vollends ausgefogen ; die por niſche Freiheit habe nur noch einen Schatten übrig behalten; die Pacta Conventa waren in keinem Stücke gehalten ; des aller: chriftlichſten Königes Geſandten beſchimpfet und dadurch das Völkerrecht verleşet; der Strieg wider Schweden ohne Wiſſen
der Republic angefangen ; die fächſiſche Armee zu des Landes Ün: terdrückung und Verwüftung darin herum geführet ; wider die Republic viele gefährliche Anſchlåge gemacht ; und in dieſer Ab: ficht auch ein Bündniß init dem Czaren geſtiftet; nicht weniger in verſchiedenen Grångveftungen moſcowitiſche Beragungen ge: leget ; der Aufftand der Bauern in der Ukraine unterfüßet; das Hand zwiſchen Polen undLithauen zerriſſen ; die vornemſten Fa: milien im Reiche unterdrücket; dieCronfeldherrn Würde gerings ſchåßig gehalten ; verſchiedene Geſandſchaften ohne Der Stånde Einwilligung , abſonderlich die an den Czaren , eigenmächtig ab: geſchickt , etc.
Hierauf frug der Generalmarſchal zu dreyen unterſchiedenen malen, ob ſie alle mit dieren Puncten einig waren , und nach: dem ſie hinwiederum alle mit ja geantwortet , geſchahe die Uns fündigung des Interregni.
32 Lében Carls des Zwölften, 1704 , die auferliche vor die Hand nehmen , und werde zu dem Ende der Marſchal die Bevolmachtigten der „ Republic herben fordern, um denen Friedenshand lungen beizuwohnen , auch ſolle der Entwurf von
ſolchem durch geſchikte Leuteaufgeſeket, und ſodann „ Dem Marfdal eingeliefert werden. Ben nunmehr erledigtem Throne folle der Cardinal Primas den „ Aufbot des Abels ergehen laſſen. Weil auch die
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Landrage in Kleinpolen herannaheten, ſo wolleman mit dem forderſamſten eine algemeine Conföderas 9 tion unterzeichnen, und dieſelbe dem Cardinal, dem Marſchal und denenAbgeordneten zuſtellen , um ſie
رو
9
„ auf ſolche Landtage herum zu ſenden .. 0.9.
Diefen Entſchlieſſungen zufolge, muſten die anwes
Feb.fenden Senatoren und Abgeordnete ſogleich den Eib leiſten *, und ward der Staroſt Wiousti nach Heils,
berg abgefertiget, um alles , was vorgefallen , dem
Könige von Schweden kund zu thun. Wie der Konig Auguſt * Die Eibesformul mar ohngefehr folgende : Ich ſchwere zu dem heiligen dreyeinigen Gött einen Eid ,daß ich durch Beytretung der Generalconföderation , die heilige catholiſche Religion will beſchůßen , und zu widerherftellung der Geſeke, Gerechtfame und Freyheiten des Königreich Polen und Großberßogthums Lithauen , Vertheidigungdes Cardinals Primas , Conföderations: marſchals und meinerMitbrüder derer übrizen von Adel, welche dieſer Conföderation ins beſondere bergetreten find , oder ned
bentreten werden , meine Strafte , Hlut und Vermogen zu aller Seit und Gelegenheit beiſetzen , und midy hiervon nicht trenner wil , biß die Republic innerlidimo durerlich gånglich befriedis
get ſeyn wird. Daher wil ich mich auf keinerley Weiſe , weder burch Anreben der Perſon , Geſchenke , Verſprechungen , Haß noch Freundſchafthiervon abwendig machen laſſen "; fundern des
nen Univerſalien des Cardinals uno Marſchals mich gehorſam bezeigen und ſolche nachkommen , nicht weniger der Republic mit
heilſamen , redlichen und unſchädlichen Ratliſchlagen beitreten ; der Gegenpartey von keiner Sache Nachricht geben , noch auch die Geheimniſſe offenbaren , oder in einen nachtheiligen Krief: wechſel mic) einlaſſen , vielmehr alles verfångliche, ſo ich in Er: fahrung bringen kan , entdecken und abnenden ; und endlich alle vor Gericht fenende Sachen nach Recht und Billigkeit , auch mei:
nemGewiffen richten. So mahrmir GOtt helfe, und das uns fchulbige Leiben feines allerbeiligften Subnes.
T
Königs von Schweden .
33 Auguſt merkte, daß ſeine Sachen ſich ſo ſchlecht an- 1904 lieſſen, und anbey wol vorher fahe, daß es daber nicht bleiben , und man endlich zur würklichen Wahl
eines neuen Königes ſchreiten wurde, entſchloß er ſich, nachdem er es mit denen ihm noch getreuen Senator
renuberteget, dieobgedachte warſchauiſche Verfams lung derConföderirten vor unzuläſſig und unrechtmass ſig zu erklären,einfolglich alle aufſelbiger gemachte und feſtgeſtelte Schlüſſe zu vernichtigen , auch die Confos Derirten ſelbſt als Aufrührer * und Ungehorſame ans zuſehen ** Zu gleicher Zeit ſuchte der Ezar den Zweiter Theil.
E
Cardinal
• Die Urſachen , warum er die warſchauiſche Confdberation ein Criminoſum Conventiculum nennete , hatten die Anhånger des Stonigs Auguft bewogen eine Reconföderation aufzurichten , To zu Sendomir pollends ju Stande kam . Vorißo führte der Erork
vicecanzlerin eiuer Rede jenes ſeine Langmuth und Gütigkeit weits Iduftig aus , und zugleich einige Urkunden an , um dadurch das unverantwortliche Verhalten des Cardinal Primas ju beweiſen .
Es beftanden aber ſolche Documente erftlich in einer Inftruction des Cardinals , ſo derſelbe dem fönig von Schweden sugeſchikt haben ſolte , um nach dem Treffen bey Cliflow den König Auguſt und die Sachſen weiter zu verfolgen ; hiernacht in einem Briefe des Prinzen Jacob Sobieski an die Woiwodin von Lenzice; im:
gleichen dieſer ihrer Antwort; und einem andernvon deſſelben Beichtvater , dem Pater Stettas. an Patkul , einen beſondern Frieden mit dem Czaren angehend ; ſodann in einem Schreiben des Cardinals an den General Rebn [d81d ; auch einen andern deffets ben an den Prinz Jacob. Wie dieſe Zeitung nebſt den Abſchriften der Briefe bey denen
Confiderirten zu Warſchau einlief ,erklärete der Cardinal , nach
derſelben Verleſung, ſolche insgeſamt vor falſche undunterges ſchobene Chartequen , mit der Verſicherung , daßwannman ſeine 1
Unterſchrift und Petſchaft herbeibringen könne , er vor einen Bes trüger und Lügner paßiren wolle , wo aber nicht, ſo wolle er ſich ben der ganzenRepublie und allen Woiwodſchaften durch ein of fentliches manifeft rechtfertigen . Imgleichen ſeine Unſchuld in denen ihm zur Laft gelegten Stüden an den Tag zu bringen ; biernachft folle er die Cronarmee nebra dem Eronfeldherrn zu ſichfodern ,und den gangen polniſchen Adel
aufbieten ; auch ſeine Völker miteheften aus Sachſen kommen laſſen ; abſonderlich aber ber fremben machten Hülfe ſuchen .
Nun war sconig Auguft, was dieren lestern Punct anbelang
get,/ von des Cjaren Beifand felt verſichert. Nach Copenhagen abes
1
Leben Caris des Zwölften, 34 1704 Cardinal und den verbundenen Abel durch ein gar hartes Schreiben abzuſchrecken , wobey er ganz Pos len , woferne man in dem gefaſſten Vorhaben wider Den König Auguſt fortfahren wurde, mit Sengen und Brennen erſchreklich drohete * . Vornemlich aber ſchiene der Prinz Jacob Sos biesti, des vorigen Königes von Polen Johannes des dritten Sohn, dem Kidnige Auguft ſehr gefährlich zu feyn.
Denn weil er wuſte , daß der Adel auf dieſen
Prinzen groſſe Rechnungmachte, auch was das meis ſte, der König von Schweden dem Hauſe Sobieski
jederzeit gewogen geweſen **, ſo meinte er , dieſer würde aber muſte General Flemming abgehen , um am däniſchen Hofe wegen Ueberlaſſung einiger Truppen anzuhalten. Weil nun Dannemark mit Holſtein wegen der Lůbekiſchen Coadiutorieſache
übern Faß geſpannet war , hiernachſt ſtark werben ließ, und der Kednig eine Reiſe nach Norwegen that, überdem auch der dås niſcheMiniſter in Polen, von Jeſſen , von ſeinem Herrn Drdre bes
kam , dem Stonige Auguft mit allem an die Hand zu gehen , ro machte man hieraus allerhand Folgerungen ; allein der Ausgang
wieß, daßDannemark nicht geſonnen ſey, ſich in einen neuen Strieg
einzutaſſen , vielmehr bot es in ſeinem Schreiben an die Gene: ralftaten und die Republic Polen feine Dienfte an , um zu einen Vergleich mit dem Sidnige Auguft zu gelangen.
Der General Flemming meinte hierauf in Berlin etwas aus:
zuwürcken, allein der preußiſcheHof gab ihm zu verſtehen, daß der Sfonig Auguft beſſer thun wurde,1 wann er Frieden machte, als zu mehrern Hlutvergieſſen Anlaß gåbe. So konte auch der
påbſtliche Nuntius ben denen Polen nichts ausrichten , und des Pabſtes Schreiben an den Cardinal Primas war gleichfals ver: gebens abgelaffen. Denn weil der heilige Vater nur auf die Seibehaltung der königlichen Würde gedrungen , von des Königs Auguſí Conſervation aber nicht ein Worterwehnet hatte ; To meinten die warſchauiſchen Conføderirten , da die Beſchüßung der Reichsgefeße und catholiſchen Religion ihr Augenmerk rey, daß der Pabft ihr Unternehmen nicht gemißbilliget habe.
:
Die Conföderirten funden in denen feſten Gedanken , daß das Czarifche Schreiben in der Achfiſchen Canzley ausgebecket rep .
Alsdaher der Confdderationsmarſchal frug,was man darauf antworten folle , ftimmete die Berſamlung einmüthig dahin, daß man folches vors erfte auf die Seite legen könne.
* Daß Carl berzwolfte dem fobieskirchen Haufe nicht abhold getes fen , wird nicht geldugnet. Doch zweifeln einige , ob des Sto: +
nigs
5
Königs von Schweden. -
•
35 würde , wann es zur Wahl fáme, ihm wol die meis 1704 ſten Handel machen, und ware alſo zu ſeinem eigenen Beſten nichts gerahteners, als ſelbigen aufdieSeite
1
bringen zu laſſen. Wieheimlich aber dieſesVorhaben
-
4
P
gehalten ward, brach es dennoch aus , und ward der ,
Prinz Jacob von guten Freundendeswegen verſchier
dentlich gewarnet. Doch dieſer konte nicht glauben, I daß man des Kaiſers Schwager auf faiſerlichem * Grund und Boden , indem er in Schleſien wohnete, i anzutaſten ſolte das Herz haben , und ſchlug alſo alle í Warnungen in den Wind. Als er daher einmald. 18
3 von Breslau nach ſeinem Schloſſe Wolau reiſen Feba
1
wolte, ward er durch dreiſſig fáchfiſche Reuter , und etliche Officier, unter Anführung eines * , Namens
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1
$
Wrangel, unter weges in ſeinem Wagen angehalten, und nebſtſeinem jüngſten Bruder, Prinz Conſtantin, der jenen nicht verlaſſen wolte , ohne Zeitverluſt nadi
Leipzig geführet, alwo ſie aufdem Schloſſe zwar bes wachtet, aber gleichwol nach ihrem Stande gehalten
wurden . Der König Auguſt unterließ nicht , den Kaiſer ſogleich hiervon zu benachrichtigen, und auf dem Reichstage zu Regensburg durch ſeinen Geſans ten den Grafenvon Werther eine Schrift uberges den zu laſſen . Ben der Republic aber und dem pols niſchen nigs von Schweben Declaration zum beften des Prin; Jacobfich in der That alſo verhalten habe , und nicht vielmehr erdichtet fen , um des leztern Verhaft zu rechtfertigen , und wurde der Beweiß von jenem ziemlich ſchwer fallen . Daß der Cardinal Primas bem Prinzen von Conti ergeben geweſen , ift bekant.
Nach anderer Bericht, hat der Obrift Stofpoth bey der Prin: zen Aufhebung das Commando geführet. Sie muften ihren Wagen verlaffent , und ſich zu Pferde begeben , da ſie dann in der erften Nacht in der groften Eil zwsif Meilen zurüklegeten,
und den fünften Tag zu Leipzig anlängten . Auf dem Schlofie Pleiſſenburg wurden beide Pringen anfänglich in einer Cammer bewachet, und hatten inwendig einen Officier und ztvölf Gemeine mit bloffen Degert bey fich , und ſo viel auch ftanden auffent vor dent
: Gemache. Doch nach einigen Lagen wurde iene Wadeweg genommen .
36
Leben Caris des Zwölften,
1704 nifchen Adel entſchuldigte er ſich durch einen Brief, daßer, um ſeine Erone von des Prinzen Nachſtellungen zu befreien , hierzu ware gezwungen worden. Was
er hiermit ausgerichtet , werden wir in kurzen vers nehmen.
Dem Könige von Schweden lag man indeſſen von allen Seiten an , den Bogen nicht zu hoch zu ſpans nen, noch ſeinen Feind aufs áuſerſte zu treiben. " Die
.
Königin von Engelland hatte unter andern in den
verbindlichſten Ausdruckungen * an ihn geſchrieben,
und ihn zur Verſöhnung mit dem Könige Auguſt zu bewegen geſucht. So hatte ihm auch der kaiſerliche Gefante , Graf von Zinzendorf, eine Vorſtellung gleiches Inhalts überreichet ** , allein alles dieſes
5
A
machte » Man ſuchte den König von Schweden auf allerhand Art zum » Frieden zu bewegen , und weil nicht unbekant war, daß er in die Fußſtapfen des groffen Guſtav Adolfszu treten ſuche, über: » ſante man ihm folgende Verre aus Teutſchland in lateiniſcher » Sprache , welcher Carl der Zwölfte wohl fündig war, um ihn » dadurch anzufriſchen , Deutſchland , wie vormals Konig Guftas » Adolf , zu befreien . ad inviétisfimum Suecorum Regem.
CAROLE , vicifti ! fat eft , moderare Triumphos , Sarmata ab invicto fædera Rege petit. Da veniam victis , habeat jam Viſtula pacem ! Gloria ſervato major ab hofte venit.
Huc tua fas & honor femper victricia duxit Agmina : Nunc alio te bona cauſa vocat. Refpice triſte jugum , qvod terris fata minantur.
Publica felici pendet ab enfe falus. Maxima gesfifti , fed adhue majora ſuperſunt, Si qværis proavis digna trophæa tuis, Europæ fuccurre malis & frange catenas ; CAROLE GUSTAVI lic imitator eris .
In der Antwort des König Carls unterm neunten Februarius be: Sauret er, daß das Striegesfeuer in Deutſchland ſo weit um fich gegriffen , hoft aber, daßdie Reichsfånde, ſo die Sträfte und die
Gelegenbeit baju baben , folches zu löſchen, nicht müßig figen werden. Er [ eibe babe mit ſeinen treulofen Feinden genug fu thum
4
19
Königs von Schweden .
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thachte bey Carl dem Zwölften ſo wenig Eindruk, 1904 daß er vielmehr den General Rehnſchild Befehl ers theitete, nach Cracau zu marſchiren , und den König
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Auguſt daſelbſt zu überfallen .
3
Dieſem zu folge hatte ſich Rehnſchold, nachdem er die firadiſche und lenciziſche Woiwodſchaften bewos
gen,zurwarſchauiſchen Conföderation zu treten, den
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eilften Jenner mit ſeinen Leuten nach Zlozom , den
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dreizehenden nach Vielun, einem Stáðgen, den ein und zwanzigſten nach Trzebukow , einem Edelhof nicht weit von derStadt Jalupu , und von dar nach
dem feſten und reichenKloſter Czenſtachowabegeben *, Nachdein der Obriſte Horn mit ſeinem Regimente
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in die Stadt eingerůcket war, und ſich darin feſtges Feket hatte, ging der GeneralerRehnſchild mit ſeinen nius auf der and n Seite uvnong Czer andern Truppen chowa nach Nedzing , alwo er in Erfahr brachte,
daß Konuimg Augeugſett nocheinn Cracau , un nd ſſeeine Leurtse war . Um nu die zu übe da her verl n rumpeln , begab er ſicnhdennach Krusſina , einemomadsekliiche Tage naſcthenRad wis, keiis Gute , undn des ftolge e d n i a r e o Bobro St , w des Staro ne kl zwo thun , doch wolle er dem Stanfer mit ſeinem Contingent an Gels oder Volt beizufringen nicht ermangeln . Daß ihm aber auf:
gebärdet werde 1, als ob er die hungariſche Rebellion unterhalte, ro bezeuge er bey Gött , daß ſolchesfalſch und er an dergleichen .
Unterfangen keinen Gefallen trage. Doch weil dem Vernehmen nach , dieſe Unruhe aus einem Gewiſſenszwang entſtanden , ro
wünſche er, daß denen Hungarn die Religionsfreiheit verſtattet, und ſie alſo wieder zum Gehorſam gebracht werden möchten. Uebrigens rey ihm des Geſandten Perſon gar angenehm , ete. Anfänglich mochte wohl die Abficht feynt , des hier befindlichen groſſen Schakesfich zu bemachtigen ; allein durch Graf Pipers
pielgeltendes und nachdrückliches Abrathen mard dieſes Vorha. ben rückgängig. Denn dieſer ſtellte dem Stónige von Schweden vor , was vor einen Aufſtand es in gang Polen erwecket habe, ald des stenigs Großherr Vater , Stonig Earl Guſtav ein gleiches 1
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Derſuchen wollen , imgleichen wie groffen Eintrag ſolches in de: nen gegenwärtigen Angelegenheiten thun könne,die ſonſten ins: geſamtnach des Königes Verlangen ausſchlugen.
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Leben Carlé des Zwölften ,
* 704310 Compagnien , welches fapiehiſche Truppen was
ren, undunter dein Gruſinski ſtanden, zu ihm ſtiefſeni. Hier brachten die Wallachen einige Sachſenals Gefangene ein, welche die von Cracau erhaltene Nach
richtbeſtätigten. Dieſes veranlaſſte Rehnſchilden,feis dFeb. . za nenMarſch dahin zu beſchleunigen. Er brach alſo den zwei und zwanzigſten des Hornungs von Radomski 0.23
wieder auf, gelangte den folgenden Tag zu Zittna,
einem Staðgen, und von dar zu Koniespoli an. Nachs d . 24.bem er den vier und zwanzigſten Siekuzewo, und den
d. 36 ſechs und zwanzigſten Wolbrom erreichet, überrums pelten die ſchwediſchen Vortruppen hier einen ſächſis
ſchen Fähnrich mit wenigen Gemeinen , welche vom General Venediger auf Kundſchaft ausgeſchicket was ren. Doch ſo ſehr man auch eilete, konte gleichwol nichtverhindertwerden, daß nicht der Feind von dies fem Anmarſch folte Nachricht erhalten haben , und d. 27 vernam alſo der General Rehnſchóid den ſieben und
zwanzigſten bey ſeinerAnkunft zu Gangorod , daß Kos
nig Auguſt albereit Tages vorher über Hals und Kopf von Eracau aufgebrochen , und die Brücke hins ter ſich abgeworfen håtte. Der General rúkte zwar
hierauf noch etwas fort, hielt aber nachgehends uns D. 28 nohtig, weiter zu gehen , und ſchikte nur den Obriſts leutnant Funk mit dreihundert Leibdragoner dahin, um Lebensmittel vor die Armee herben zu ſchaffen.
b. 1 Rehnſchåld begab ſich hiernachſt nachZierkovice, zwei Mart Meilen von Eracau , wo er in Erfahrung brachte, daß König Auguſt ſich nachSendomir gezogen, und alda eine Brücke über die Weichſel geſchlagen hatte, theils um eine von ſeinen Parteien , die noch jenſeits DesFluſſes war, an ſich zu ziehen, theils um mit dems
jenigen Abel freie Hand zu behalten , welcher auf ſeis
nem Befehl ſich in Dfie verſamlen ſolte * Diere zu Anfange des Merken trat der Cronfeldherr Fürü Lubomirsti
aud der Confóberation ben , nachdem er vorher mit ſechs Fahs nen
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2 Ei
1
Königs von Schweden.
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Dieſe Edelleute wolte General Rehnſchoto aus 1704 einander ſtaubern , und ging deswegen gerade auf Sendomir zu, nachdem er Obriſtleutnant Funk nebſt
vielen mitgebrachten Proviant , wieder zu ſich koms
6.5 men laſſen. Kam alſo den fünften MerzzuSkalmiers,Mart einem Stadgen an, wo er die Beſtätigungvon der 0.7 Verſamlungdes Adels zu Oſiek erhielt. Er beſchleus nigte alſo ſeinen Marfch nach Slota , und gieng von
dar den zehenden dieſes Monats nach Pieſtriz, dend. 10 zwolften nach Schiediß , und den vierzehenden nach . 12
Klimentow , woſelbſt Zeitung einlief, daß KönigAuse. 14 guft nicht Luft gehabt, ihn abzuwarten , ſondern von Sendomir fortgegangen fen, die gebauete Brückenies Derreiſſen laſſen, undſich nach Zavichoſtin ziemlicher Eil gezogen hatte. Rehnſchóð ſchifte ſogleich einen
Ritmeiſter mit vierzig Pferden nach ,um aufdesFeins des Bewegungen acht zu haben. Dieſer brachte eis nen fachfiſchen Corporal und vier Gemeine ein, und
zugleich die Zeitung, daß König Auguſt ſich nach Pies tromin gewendet hatte, um an dieſem Orte eine neue
Brücke(dlagen zu laſſen. Inzwiſchen hatte Prinz Alerander Sobieski ein
Schreiben an den Cardinal Primas abgehen laſſen, und ſich über das wiederrechtlicheVerfahren desKos niges von Polen gegen ſeine beiden Brüder gar hefs tig beſchweret, zumalen Da es auf des KaiſersGrund und Boden geſchehen ware , wober er die Republic um Schuß ſowol vor ſich als ſeine zwei Brüder ans flehete.
Dieſer Zufal trug nicht wenig ben, die aufgebrach , ten Gemüter noch mehr zu erbittern, und den uns C4
willen
gen zu Warſchau ankonimen , und von denen Deputirten wohl empfangen worden. Er war ſchon im Monat Januarius zu Lem: berg durch einige Abgeordnete dazu eingeladen ,und verſicherte nun: mehr in der Derramlung, daß er Gut und Blut daran wagen wote , damit die Republic wiederum jur Kube und Friede ges langen möge.
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Leben Caris des Zwölften,
1704willen der warſchauiſchen Verſamlung zu vergrofſern. Als daher das ſobiestiſche Schreiben zu verſchiedenen malen abgeleſen , und die Aufhebung der Prinzen in Berahtſchlagung gebracht wurde , fahe man dieſes Vergehen des Königes Auguft als was ganz abſcheus
liches an, und ſekte der Cardinal Primas einen Brief an den Pabſt auf, wo er alle des Königes von Polen bisherige Unternehmungen wiðer die Freiheit der Res
publicmitlebendigen Farben abmalete,undſodann von
Der Entführungder Prinzen zu reden Gelegenheit nam, welches, wie feine Worte lauteten, doch Kinder was ren eines grofſen Kidniges, der Wien entſeget, und den Türken den Weg nach Italien verleget hátte; der bey ſeinen Unterthanen in beſonderer Liebe, und
beyauswärtigen in nicht weniger Hochachtunggeſtana den , und ein Schrecken ſeiner Feinde geweſen . Daalfo Prinz Alerander Sobieski fich in Breslau nicht ſicherzu ſeyn hielte, und hingegen von allen Seiten von desKöniges von Schweden Gewogenheitmehrere
Verſicherungbekain,ſahe er vorrahtſaman, fid) ineis nes ſo grosmühtigen Herren Schußzu begeben *. Das mit „ Um zu zeigen , daß diejenigen , lo einniahl in des ſtöniges von » Schweden Gnadeund Freundſchaft fünden , alles von ſeiner
» Erkentlichkeit zu erwarten båtten , machte ein kluger Stopf nach : » ftehende Derſe auf des Stonigs Hund Pompejus, von welchem „ er ſo viel gehalten , daß er ihn nach ſeinem Todé noch nach
- Schweden bringen und alda begraben ließ : 9 Pompejus egregius Canis , invictiflimo Suecorum >
Regi merito charus,
„ In Polonia mortuus , inde in Sueciam 110 extra Patriam tumularetur , miffus.
,, Hic eft, qvi Dominum per tela fccutus & ignes ,, Dignus Hyperborei Regis amore fuit ,, Rex amat extinctum ,Patriamqve remittit ad Arcton ; Sic hofti has etiam fuftulit exuvias.
„ Pompei cineres & clari nominis umbra Debita Parhafio funt monumenta Polo. Quid inodo non præftet fidis Rex gratus amicis,
,, Si neqve dilc &ti negligit offa Canis.
7
7
Königs von Schweden.
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mit er aber nicht gleicher geſtalt weggeſchnappet'iver: 1704 den mochte; ward ihm , auf ſein anhalten , durch den
Dbriſten Lilichok von der poſenſchen Befaßung der Dbriftleutnant Weidenheimmit hundert Pferden und funfzig Fußknechten zur Begleitung entgegen geſchift. Dieſer gingan der ſchleſiſchen Grange nach Rawiß, alwo er das Fußvolk zurufließ, mit der Reuterei aber d. 24
nachBreslau * marſchirte, und von dannen den Prin. Mart zen biß Poſen begleitete wo er von Lilliehdf mit allen Ehrenbezeugungen eingeholet ward. Aufdieſem Wes ge hätte Smigelski der Partei gerne einen Streich verſeket, wann er es nur wagen dürfen ; ſo aber war ſein Aufpaſſen vergebens, und der Prinz ward nadha gehends von Poſen weiter biß Warſchau in Sichers heit gebracht.
Hatte die Wegnehmung der Prinzen die warſchauia ſche Verfamlung in nicht geringe Bewegung geſebt, ſo wurdeſie durch den Tractát, welchen der culmiſde
Woiwode jüngſthin mit dem Ezaren geſchloſſen ,noch weit mehr aufgebracht. Dieſes neue zum Schug unoTruß errichteteBündniß zwiſchen dem Ezar, dem ging dahin , daß Könige Auguſt, und der Republic, C S.
der
* Unterweges begegnete Weidenheimen noch ein beſonderer Zufall. Er ftieß nemlich von ohngefehr auf zehn beladene Frachtwagen , die nicht mehr als die benöthigten Fahrleute und einige Staufs mannsbiener ben ſich hatten . Auf beſchehene Nachfrage von Wei: denheimen , twem dieWaren zugehåreten und wohindieweiſe ginge,
bekam er zur Antwort, daß ſolche einem moſcomitiſchen Stauf mann zuſtünden , und von Leipzig kamen . Hieraufmard ein kurz zer. Proceß gemacht: die Leute erhielten Freiheit , hinzugehen wo ſie wolten , die Waren aberwurden mit einiger Infanterie nach Raviß zur Reuteren, und alsdann weiter geſchift, und fans den ſich darunter dreitauſend Flinten , ſo vielPaarPiftolen, gols
dene Treſſen , Geld und andre Waren. Anfänglich wolte man viel Weren daraus machen , daß ſolches auf Staiferlichem Grund und Boden geſchehenware: da aber den Sachſen freigeftanden , die Pringen Sobieski in kaiſerlichen Landen aufzuheben , wie vielmehr denen Schweden , ihren offenbaren Feinden dergleichen Striegesvorrath wegzunehmen und alſo ward nicht mehr davon
geſprochen.
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Leben Carls des Zwölften ,
1704 der erſtere denen lektern zwölftauſend Mann ſtellen und ſolche auf ſeine Koſten unterhalten , auch über
dieſes jährlich zwei Millionen herſchieſſen wolte ; ro ſolten auch diejenigen Derter, fo man in Liefland eros bern wurde, der Republic überlaſſen werden.
Man erhielt indeſſen unter der Hand die zuverlass fige Nachricht, daß in gedachtem Tracat noch einige geheime Artikel enthalten , die der letern Verbina dung gänzlich entgegen waren , maſſen der Ejar vers
moge derſelben ſichdielieflandiſchen Hafen vorbehal ten hatte.
Alles dieſes vergröſſerte das algemeine
Mißtrauenund die bisherige Verbitterungdergeſtalt, daßman ſich anden König Auguſtnicht weiter kehre: te, ſondern endlich zu einer neuen Wahl ſchritte. Damit nun aber auch die Lithauer zur Confödera:
tion und Beiſtimmung des warſchauiſchen Schluſſes mochten bewogen werden , hatte Generalmajor Graf
Lowenhaupt Befehl erhalten, aus Curland dorthin zu gehen, und die Gemüter dazu zu bereden. Um zu ſeinem Zwekzu gelangen, ließ er ein an den Landgdel
gerichtetes Manifeſt untermerſten Merz ausſtreuen , und, nachdem er vierhundert Fußknechte aus der Bes
fakung von Riga unter dem Obriſten Stackelberg an ſich gezogen, brachte er ohngefehr dreitauſend Kopfe rowol zu Pferde als zu Fuß zuſammen. Sein Abſes hen hierbey war ſowol fich mit Lebensmitteln zu vers
forgen , als auch die Widriggeſinten zu paaren zu treiben * ,
Zu * Et waren hier ſchon vorher verſchiebene Sdyarmůßel vorgefal: len . Alſo hatte Major Patkul bey Cretingen fünf Fahnen von
Oginski Leuten angetroffen , ſolche in die Flucht geiaget , vier: sig Mann davon niedergehauen , und vierzig verwundete gefan: gen bekommen. Eben derſelbefrigte auchvon einer andern Par: tey bey Polangen vierzehn Gefangene. So traf auch Obriftleut:
nantJohann Menkerben gedachtem Sretingen auf vierhundert Stopfe von Dginski Truppen, die nach einer Stande Schieſſen, und
Königs von Schweden .
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Zudem Endemarſchirte erdurchSamogithien gegen 1704
Lithauen nach Chelm . Doch damit er den Rücken frer Mart d.6 hatte, und für die Befaßung in Birſen und andern ſtreiffenden Parteyen des Oginski geſichert wäre,
ſchikte er den Obriſten Otto Berend Stafelberg und den Major GuſtavGabriel Appelmann, ſo der Ges neral Carl Guſtav Frölich mit einiger Manſchaft vor
kurzen aus Riga dahin geſand hatte, nebſt etlichen
hundert Fußknechten und tauſend Pferden nach Lins kau , welches drey Meilen von Bauske, und ſechs
von Birſen*gelegen iſt. Stafelberg traf den Regis
mentarius * Ddakowski und ſechshundert Polenuns
weit Birſen an , und warf ſie übern Haufen . Graf
Lowenhaupt fekte indeſſen ſeinen Marſch von Chelm nach der feydaniſchen Seite fort , und brachte den Abel überal dahin ,daß er ihm den zu Warſchau abs
gefaſſten Schluß gefallen ließ. Der Graf wäre auch weiter gegangen , wann nicht Stafelberg ihm Hof nung gemacht hatte, etwas fruchtbarliches gegen Bics ſen auszurichten ; angeſehen dieſer von verſchiedenen
Ueberlaufern ſo vielNachricht erhaltenli, daß im Fall 1
die Schweden ſich nur bemeldter Stadt nahern wür
1
den, niemand ſich darin zu wehren willens ware. Los
1
wenhaupt wolte dann zum wenigſten verſuchen ,I was
1
daber
1
und nach einem Verluſt von dreißig Mann, die Flucht nahmen . In dieſem Mergmonat war Major Joachim Danckward von Ja . niski in Samogithien mit dreihundert und funfzig Pferden, zweihundert Fußknechten und zwey kleinen Feldftůcken ausgeſchikt worden , um Proviant einzutreiben , welches die Polen in denen drey Meilen herum belegenen Dörfern zu hindern fuchten. Uns terweges erfuhr er nebit dem Capitain Johann Swarts , ro die
Infanterie anführte , daß die ftreiffende Polen neun Compagnien ftark waren, u.einen Flintenſchuß davonſich in einem Dorfe Jakiski aufhielten . Db nun gleich ſehr hoch Schnee lag gingen die dwe:
den boc mit heftigenSchieffen und dem Degen in der Fauft darauf 1
loß, worauf iene die Flucht ergriffen , undeinen vornehmen Df ficier nebſt andern Todten zurüklieffen. „ Dieſer Regimentarius untermarf ſich endlich den neun und » imanjigften April dieſes Jahre dem königlichen Sdute.
Leben Carls des Zwölften,
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1794baber zu thun , und wandte ſich mit ſeinen Truppen
dahin ; alleinman fahé fich in der Hofnung heßlich betrogen, als die in der Stadtdurchgehends einen sols ·
kommenen Vorſak bezeigeten, eine Belagerung auszus dauren. Dennoch gewann Lowenhaupt hierdurch fo viel , daß er iſzo beſſer dahinter kam , was der Feind
im Sdilde Führete. Denn fobald jener auf Birſen zu marſdirte , begunten die an der Grange ſtehende Moſcowiter ſich zu rühren , wodurch er dann bewogen warb , ſich wieder nach Curland zu ziehen
und abzuwarten , was der Feind vorzunehmen geſona nen wäre . 0. 12
Der König von Schweden , der inzwiſchen aus
Mart Heilsberg nicht gewichen war, entſchloß ſich um dieſe Zeit die Quartiere ſeiner Arntee zu beſuchen . Er reiſete alſo nebſt dem Pringen von Würtemberg und ſeinem gewöhnlichen Gefolge nach Elbing, und von bannen nach Danzig , wo die Wache in der Vors
ftadt ihn nicht durchlaſſenwolte , weil ſie nicht wuſte, daß er der König von Schweden war. Allein diefer ſpornete rein Pferd an r und hatte die Schildwache bey nahe übern Haufen gerant,iagte alſo die Vors
ſtabt, ohne fernern Aufenthalt durd), und gelangte noch felbigenAbend ganz fpat vor Puzig an,alwo der Obriſt Clerk mit ſeinem Regimente in Beſats zung lag.
Die Wache wolte in der Nacht niemanden hineint lafſen , ohne wenigſtens den Commendanten vorher davon zubenachrichtigen. Earl dem Zwolften waha rete hierben die Zeit zu lange; er fand alſo , nach eis nigem Suchen , eine Stelle, wo er zwiſchen den Pals liſaden durchdringen konte , nahm Daher ohne Vers weilen den Prinzen von Würtemberg mit ſich , klets terten beide die Wälle hinauf , und gingen gerade
nach des Obriſten Clerk Behauſung, den ſie noch im Bette, und nicht wenig beſturget funden , als er ſeis nen 1
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Königs von Schweden. ?
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nen König vor ſich fahe, ohne das geringſte davon ges 1704 wuſt zu haben . Doch dieſer hielt ſich an dieſem Ort nicht lange auf, ſondern nachdem er die Veſtungs
werke beſehen , und megen der aus Schweden hier >
erwarteten Vilfer die nöthigen Verhaltungsbefehle
geſtellet, gingdie Reiſe aufHeilsberg wieder zurück,d. 16
woſelbſt unterdeſſen der Woiwode von Poſen, GrafMart Stanislaus Lesczinski ankommen war. Dieſen hatte die Conföderation in Warſchau mit einigen Gewerben an den König von Schweden abs geſchickt, und war derſelbe ein junger , ſchöner und
wohlgeſtalter Herr zwiſchen zwanzigund dreißig Jah, ren , ein Sohn des berühmten Generals in Großpos
len und nachmahligen Reichsſchaßmeiſters , Grafen Raphael Lesczinski. Sein Großvater mütterlicher Seiten war der FeldherrJablonowski , welcher bey Der Republic jederzeit in groſſen Anſehen geweſen. In betracht dieſer feiner vornehmen Abkunft , abs
ſonderlich aber auch wegen ſeiner perſönlichen Vers dienſte , hatte man diefen jungen Grafen Lesczinski ſchon im ein und zwanzigſten Fahre ſeines Alters zum Waiwoden von Poſen und Senatoren des Reichs erkläret.
Er hatte alſobald des folgenden Tages nach des d. 17
Königes Zurukkunft bey demſelben Gehör ,* und bes ſtand ſein Vortrag darin , daß er um einen beſtandi: gen Sduß der Conföderirten anhalten ſolte, und daß
anbey der König von Schweden denjenigen , welchen die . Das der Stónig Carl der Swolfte , wie er den Grafen Lereinsti
1
zum erften mahle geſehen , auf denſelben gewieſen , und zu des nen gegenwärtigen Generalen gefaget baben ſolle: Sebet, daß ift der Stonig , den die Polen wahlen müſſen, »" ift ein unges
21
reimtes Gedichtvon Voltaire. Denn wie hätte der Stónig von Schweden nachmals zu Ausgang des Aprilis den Prinz Alexan :
11
ei
ell
der Sobieski fragen können , ob er die polniſche Erone annebs
menwolle ? menn er den Boimoden son Poren ſchon vorherdazu 14. auserleben gehabt
Lebcu Caris des Zwölften ,
46
1704 die Wahl des Abels , wozu man alle Vorbereitung machte , treffen wurde , zu unterſtüßen und zu bes
fchuken geruhen möchte. Ueber das ſtellete er vor, wie nothwendig es wäre , die Cronarmee auf der
Conföderation Seite zu bringen , und beruhe die Sache nur darauf, daßman etwas Geld daran wens
dete, worunterder König denen Conföderirten leicht behúlflich ſeyn könne.
Der König ließ dem Grafen antworten , daßer die im verwichenen Jahre ausgeſtelte Sicherheitss
verſchreibung ins Werck zu richten geſonnen wäre, ohne die geringſte Zertheilung der der Republic zus ſtehenden Länder oder Provinzen vor fich zu verlans gen ; So balb der polniſche Thron werbe vor erles
digt erklaret , und man mit der Wahl eines neuen Kðniges fertig ſeyn ; wolle der König feine Truppen aus dem Reiche ziehen , und der Republic zu Befries digung der Cronarmee fünf mahl hunderttauſend
Thaler vorſchieſſen ; Man wolle fodann mit zuſama mengeſekten Kräften auf den Feind loßgehen , und alles was man erobern wurde, fotle denen Confodes
rirten gelaſſen , undvorißo alle in fchwediſcher Ges walt fich befindende Gefangene frer gegeben werden. Es iſt aber die Bezahlung gedachter Gelder nies
malen erfolget, obwohl Graf Piper und andre ans fänglich der Meinung waren , ſolches zu thun , und die Anlagen nachzulaſſen. Denn weil der Eronfelds herr, Fürſt Lubomirski nur aus beſondern Abſichten zur So viel aber ift gewiß , daß der Stonig Carl gleich anfangs ein groſſes Belieben an des Stanislaus Perſon und Umgang ge:
funden , weil dieſer ihm von allen Vorfallen , wann von dem ros miſchen Reiche , Franckreich , Polen , oder ſonft einem Staat die Kede fiel, gründlichen und umſtändlichen Beſcheid , und mit einer artigen Manier zu geben wuſte. Daher auch der Stonig don Schweden feit ſeiner Anweſenheit ohne feine Geſelſchaft fat nicht leben fonte , und ihm ben ſeiner Abreiſe nach Warſchau .
ausdrůklich verſicherte : „ Daß er ſein Freund regu mode, folange er lebe..
Königs von Schweden.
47
zur Conföderation getreten , und nach Warſchaukom : 1704 men war , welche wir gleich hernach entdecken werden,
hinfolglich nach geendigter Königswahl wieder ums ſattelte, und ſich aufs neue an den KönigAuguſt hing; fo hielt man am ſchwediſchen Hote nicht mehr nöthig zu ſeyn , etwas an dergleichen Volk zu wenden, des
renFreundſchaft ſo wenig treu , alsdie Feindſchaft gefahrlich wdre. Dieſe gute Gelegenheit bahnete dem jungen Gras fen Lesczinski den Weg , ſich in des Königes von Schweden Gewogenheit gånzlich teſt zu ſegen, und hernachmalen mit deſto weniger Mühe den Ehron
ju beſteigen maſſender Konig fich einzig undallein vor ihm erklarete, abſonderlich , nachdem derPring Alexander Sobieski die Crone anzunehmen ſich ges weigert hatte. Inzwiſchen war der General Rehnſchólo von Klied.17
mentow ab, und den fiebenzehendenMerz nach Lo,Mart ſtow , den neunzehenden aber nach Boboſum marzd. 19
ſchiret. WieerdieStadt Opatow vorbey zog, blieb l .
f
ein Haufen Marketenter und Troßvolk zurücke , wel che bald von denen Wallachen und einer fachfiſchen Partei überrumpelt , und biß auf einige wenige, ro man gefangen nam , niedergehauen wurden. Der Marſch ward hierauf nach Tarlow fortgeſeßet, und 0.21 Rehnſchild bekam hier Nachricht, daß der KönigAus guſt ſich zu Pietrowin aufhielte, und ein Theil der
Sachſen über die fertiggewordene Brücke gegangen 1 1 B
ware, und ſich diſſeitsfeſtgeſeket hatte , des Vorhas bens , die Schweden anzugreiffen . Auf dieſe Zeitung brach der Generaldesfolgenden0.22
Tages auf, und nachdem die Bagage, unter Bebek, d . 22 kung bey einem Paß zurükgelaſſen worden ,marſchirte er in Schlachtordnung aufdas Dorf Solecz zu, wels ches gegen Pietrowin uber lieget. Es fehletewenig, ſó hátte man hier den König Auguſt felbſt erwiſchet, Denn
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Peben Caris des Zwölften ,
1704 Denn als Tehuſchdid noch ohngefehr eine Meile von
bemeldtem Dorfeab war, nam er einige Officiers und ſeine Wallachen zu ſich , und ritte voraus, um
von dem Feinde Kundſchaft einzuziehen . Ben Sos lecz aber warb man unten am Ufer etlicher Pferde gewahr , denen der General durch die Wallachen nachſeßen ließ. Dieſe brachten auch einen Edelfnas
ben des Königs Auguſt,einen ganitſcharenteutnant, und einen fachfiſchen Fähnrich , ſo die Wache beym
Konig Auguſt gehabt hatten , gefangen mit ſich zurúf, und berichteten , daß der König nebſt dem Marſchal Danhof an diefer Seite auf der Jagd geweſen , und kaum denen Wallachen über die Brücke entgehen können , welches dieſer ſeinem guten Pferde zu dans
ten gehabt, der König Auguft aber dadurch entfom . men , ware baber gleich zum voraus nach der Brücke zu gejaget. Rehnſchdid ließ darauf die Armee alſobald näher anmarſchiren, und weil am Ufer ſich viel Buſch holz befand, wurin man das Fußvolk leicht verſtecken
tonte, mufte die Infanterie zuerſt heran rücken , und ging er mitder Reuterei hinten nachgerades Weges auf ein vor der Brücke aufgeworfenes Werk loß,
grif es auch mit dem Degen in derFauſt an, und jags te die darin liegende dreihundert Sachfen über Hals
und Kopf heraus, welche in groſſer Unordnung und nach einiger Gegenwehr denen von ihnen zuſammen gebrachten Boten und Pramen zueileten , nachdem fie ein Drittheil der Brücke hatten wegflieſſen laſſen , um auf ſolche Art der Schweden Ueberkunft zuvers
hindern. Sie fiengen aber auf der andern Seite aus Dreizehn Stücken heftig an auf die Schweden zu
feuren , doch geſchahe fein groſſer Schade, als daß ihrer neunverwundet und erſchoſſen wurden. Nachſt dieſem ließ der Generaldas feindliche Werk mitbey
håriger Manſchaft beſegen , und muſte Obriſt Hugo
Johan Hamilton mit fünfhundert Pferden dabey zurük bleiben
5
3
Königs von Schweden .
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bleiben , er ſelbſt aber verlegte die Regimenter auf1704 die nachſtgelegenen Dörfer, doch weil alda nichtFuts terung genug vorrdhtig war, ging er noch eineMeiled. 24 weiter nach des Marſchal Dànhofs Gut Lipkom . Marc
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Der König Auguſt ließ hierauf den ſieben undd. 27 zwanzigſten inder Nacht, den Reſt der Brücke aba brechen , der im herabflieſſen auf der feindlichen Seite des Ufers anlegte; imgleichen muſten die beladenen Pramen den Strom hinunter nach Caſimir voraus gehen . Daher war zu befürchten , er möchte nach
Barſchau gehen , und die Confdberation verſtoren wollen , abſonderlich , als ſich der König anſtellete, ob hatte er friſche Všlfer bekommen *. Dieſem vorzubeugen , brach Rehnſchild von Lipsd. 31 kow auf, jog ſich über den Pilczafluß gegen Warka, und kam nach Kazzanow , von dar den zweiten April 0.2
nach Gobow , hierauf nach Jedlinka und Guſtow , Apri und den achten nach Warka. Hier verlegte er dieRes gimenter jenſeits des Fluſſes Pilcza , der dieſeStadt
vorbey flieſſet, und nicht weit davon ſich in dieWeiche ſelergieſſet. Zu gleicher Zeit warf er auch einiges Fußvole"vom ſúdermanlandiſchem Regiment indie Stadt Novamiaſto , welche an demſelben Fluß und Zweiter Theil.
D
an
*
* Um dieſe Zeit , und da der Sonig Auguft von Petromin abgane gen war , begegnete ihm den lezten Tag des Merzen ein groſſes Unglük durch Brandſchaden. Denn in der Nachtlagerkam Feuer
aus , welches dergeßalt überhand nahm und um ſich grif, daß Pferde, Bagage , und abſonderlich der gröfte Theil ſeiner ben
ſich habenden Bedienten darin umkamen : nemlich der Hofmars ſchal von Bomsdorf nebft vier Bedienten ; der Cammerherr und Cammerrath von Wißleben ; der Caminerherr Pflug mit dren Knechten ; der Cammerjunder Pentig mit einem Stnechte ; der Cammerpage Bandemar mit einem Stnechte ; der Leibmedicus Doctor Pretten mit einem Senechte ; der Leibchirurgus Enker mit
einem Senechte ; der Hofbaumeiſter Diet mit einem Senechte ; der Cammerdiener Fiſcher , zwey Heyducken , fünfStalknechte , zwey, Drbonanzreuter,und fünfKüchenbediente.Der Stønig Auguft war felbft in fo groſſer Gefahr, daß er ſich im bloſſen Hemde aus demi Senfter retten mußte ; body wufte niemand , wober das Feuer ents fanden mahta
Leben Carls des Zwölften ,
50
1704an dem andern Ende der ſchwediſchen Quartiere lag, d. 22 um ſie von dieſer Seite her zu bedecken . Er naherte April ſich hiernachſt mit ſeiner ganzen Armee biß auf eine halbe Meile , erfuhr aber gar bald , daß König Aus guſt ſich wieder nach Sendomir zurük begeben , eine
neue Brücke daſelbſt über die Weichfel geſchlagen , und die Manſchaft in die Stadt geleget hatte, um ſich darin zu verſchanzen. General Rehnſchóid folgte ihm wieder nach , damit er die Sachſen nicht gar weit aus den Augen verlieren möchte , wiewol er ſie in der Stadt anzugreiffen wenigKräfte hatte . Zu dem Ens de ging er bey Novamiaſto über die Pilſa, marſchirte :
d. 4 den vierten Mai bis Przitalowice, und den andern Tag nach Sporzina, nicht weit von der Stadt Srinno. Der Woiwode von Poſen war mitlerweile von
Maji
$.- Heilsberg nach Warſchau zurük kommen, und brachte dem Cardinal und Confédericten die Botſchaft von
des Königes von Schweden guter Meinung gegen ſie alle , und daß er die Cronarmee zu bezahlen verſpros chen , im Fall diefelbe der Conföderation beizutreten ſich entſchlieſſen wurde. Nun hatte ſich der Erons
feldherr in dieſer Abſicht ſchon nach Warſchau beges ben , wo jederman mit dieſer Erklärung ganzvergnügt war , und zu Anfang des Maimonats offentlich kund gemacht ward, daß der Thron erlediget ware. So wurden auch die Landboten von denen Landtagen eins
geladen, ſich den neunzehenden Junius zu Warſchau .
einzufinden , und zu einer neuen Königswahl zu ſchreis
ten, welches alles dem Könige von Schweben hinters bracht wurde.
So bald war dieſes nicht geſchchen, als die ſchwes
diſchen Commiſſarien Befehl erhielten , mit derRea 8.27 public in Unterhandlung zu treten . Siewurden hier: April aufin einem prachtigenAufzug zur Verfamlung aufs Schloß eingeholet , alwo der General Horn eine
Schrift des Inhalts ablaß : "„ daß da des Königes w bon
Königs von Schweden.
51
„ von Schweden Willensmeinung auf nichts anders 1704
)
92
als die Handhabung des Oliviſchen Friedens , Bes
„ feſtigung der alten Bündniſſe, und Wiederherſtels „, lung der Ruhe gerichtet ſey, habe derſelbe ihn dies
E
,, dieferwegen zu ihnen abgeſandt, und ſey er auch bes „ reit, ſo bald es nur gefällig , Unterredung in dieſer Sache zu pflegen , zu dem Ende er ſie erſuchet has ,, ben wolle, gleichfals Bevolmachtigte,zu ernennen, ووmit denen er den Anfang machen könne.sj Er lies 99
e
fertehierauf einigeTagehernach denen Commiſſarien der Confdderirten diejenige Urkunde aus , welche der
| König von Schweden auszuſtellen verſprochen hatte. . Der Cardinal hingegen ließ an alle polniſche Stabte
Einladungsſchreiben umher gehen , damit ſie die Cons
føderation annehmen und erkennen möchten. 7 Um die polniſche Krone bewurben ſich ihrer viele . 1 Duch waren diemeiſten Augen vor allen andern wol auf das ſobieskiſche Haus gerichtet , und ſonderlich s auf den Prinz Alerander Sobieski, einen wackern Herrn und von vielen Verdienſten. Denn was Pring
Jacob und Prinz Conſtantin anbelanget, ſo faſſen , dieſelben gefangen , und es war dem Könige Auguſt | gar zu viel daran gelegen , als daß man håtte ſollen Hofnung haben , er wurde dieſelben bey dieſen Ums
į ſtandenauf freien Fuß.ſtellen. Ålein bemeldter Pring Alexander ,anſtatdaß jederman mutmaſſete, er wurs de nach dieſe Krone mit beiden Handen greiffen, ſchlug ſie grosmuthig aus, und bat, man möchte nur nicht
$ einmal an ihn gedenken . Dennweil er eine beſondes re zártliche Liebe zu ſeinen Brüdern trug , ſo wolte
♡ er durch Annehmung einer Krone,die König Auguſt noch als ſein Eigenthum anſehe, denenſelben in ihrem Gefängnis fein ferneres Verderben übern Hals zie: $ hen. Viele ſind in der Meinung geſtanden , als has be ſowol die Königin , ſeine Frau Mutter , als der
kaiſerliche Hof ihn zu ſolcher Entſchlieſſung vermocht, N
D2
und
Leben Carls des Zwölften ,
52
1704 und er dieſe mit fo vielen Dornen umflochtene Sprone auch aus der Urſache von ſich gewieſen , weil er wol vorher geſehen , daß er die darzu erforderlichen Auss gaben und unkoſten ohnmöglich würde beſtreiten konis ſo blieb der Pring nen. Doch dem ſey wieihmwolle, in ſeinem Vorſake unbeweglich. Damit er auch den Unwillen des Königes von Schweden ſich nicht auf d . 29 dem Halfe laden mochte, reiſete er ſelbſt nach Heilss
April berg,und führte die Urſachen an , warum er demjes nigen , was man bey der inſtehenden Wahl feinetwes gen vorhätte, nicht beifallenkonte. Er danfete indeſs fen Earl dem Zwolften für den bisher ihm ſowol als ſeinem ganzen Hauſe erzeigten Schuß und Freunds ſchaft , und als er ſich einige Tage beim Könige
d. 5 auf dem Schloſſe aufgehalten *, ging erwieder nach Maji Warſchau zuruf , nachdem er zwar mit der Aufnahs me des Königes von Schweden wohl zufrieden war,
aber durch keine Vorſtellung deſſelben zu bewegen ges weſen , daß er fich zu Annehmung der königlichen Würde hätte entſchlieſſen ſollen. Als man nun fahe, daß PrinzAlexander Sobieski
zur polniſchen Krone keine Luſt hatte **, kamen vers fchiedene „ Deſſelbigen Tages , als der Prinz Alerander von Heilsberg ab: reiſete, batte der ſchwediſche Oberftalmeiſter Hård das Unglül, » dafelbft erſchoſſen zu werden. >>
Der Cardinal Primas hatte den Prinz Alexander Sobieski ſchon vorher angelegen , um die polniſche Erone fich zu bewerben , als das beſte Mittel , aller Unruhe ein Ende zu machen , und des Landes Beſtes zu befordern . Allein der Prinz ſchlug es ihm rein
ab. Ben ſeiner Ankunftzu Heilsberg mit dem Schaßmeifter Sas pieba, ſprach zwar der Stönig von Schweben das erfte mal nichts mit ihm von der Wahl, doch gefiel ibm fein duſerliches gutes
Anſehen , Beſcheidenheit und deberlegung in ſeinen Reden über !
die maſſen wol. Einige Tage hernach beſuchte ihn Graf Piper , da denn der Diſcurs von der polniſchen Crone vorfiel, und Prinz Alerander fich merken ließ , daß er ben Antrag derfelben nicht gånglich ablehnten wolle , fals man ihm ſchwediſcher Seits mit
Dolce an die Handzu geben geronnen wäre , mit welchem und etliden tauſend Polen er in Sachſen einfallen und ſeine gefans gear
Königs von Schweden.
53
ſchiedene ausländiſche Fürſten im Vorſchlag, woruns 1704. ter der Churfürſt von Bayern , der Prinz Conti * , D 3
g
Pring
gene beiden Brüder befreyen kønne. Graf Piper antwortete : Der Stônig von Schwedenwerde als ein Mitglied des römiſchen Reichs nicht gerne in Deutſchland unluft und ſeinen Bundes : verwandten dadurch Verdruß ermeden ; der Prinz ſolle die Wahl zu Ehre ſeines Hauſes nur annehmen , ſo werde fich alsdann die Erledigung ſeiner Brüder ſchon geben. Ylein der Prinz war der Meinung, daß er dadurch ſeinen Brüdern nur noch gröſſere Lebensgefahr zuziehen , und ſich endlich gezwungen reben wurde,
die angenommene Erone um ihrentwillen dem Stånige Auguſt
wieder abzutreten . Graf Piper warf ihm zwar ein , daß dieſer )
-11
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be
*
lektere denen beiden Prinzen kein groſſeres Leid anthun dürfe, weil er auf die Art und wegen der groſſen Liebe , ſo die Polen vor die Sobieskiſche Familie hätten , feines eigenen Lebens nicht ficher wäre. Dieſesſtund der Prinz zwar zu , glaubte aber doch , daß ro lange stønig Auguft noch Geld und voll aus Sachſen ziehen könne , in Polen aufkeinen Frieden ju denken fey ; und
obgleich Piper verficherte , daß ſein Herr die Republic nicht hülf: loß laffen würde, biß er ſie in vodiger Sicherheit råbe, auch wol gär ſich entſchlieſſen möchte , fals Stonig Auguſt nicht auf eine andere Weiſe zu zwingen were , ihnnach glůklich geendig: ter Wahl , in Sachſen zu beſuchen ; ſo blieb doch der Prinz bey reinem Vorfaße , die polniſche Crone nicht anzunehmen , welches auch des folgenden Tages geſchahe , als er beim stönige von Schweden allein war , und dieſer nicht nur die vorigen Gründe wiederholete , ſondern audy noch andere hinzurezte , und ihn vol:
lig überführete. Hierzu fol den Pringen, wie er ſich wohlgegen ſeine Freunde geduſert, am meiſten bewogen haben , daß er der Polen Unbeftåndigkeit gar zu wohl keune, als welche bald wieder umfatteln , wann man ihnen nicht Geld genug gebe, wie ihn /
dann einige gleich nach ſeinerAnkunft zu Warſchau ſchon darum angeſprochen håtten ; über dem beſorge er , daß die dem neuen Stonige vorzulegenden Pactaconventa ihm die Hände ro binden wůrben , daß er mehr den Namen als die Gewalt eines Königes behalten dürfe. Der König von Schweden war über dieſe ab: ſchlägige Antwort ſehr inißvergnügt , und ließ fich folches bey des
Prin ; Üleranders Abreiſe gnugſam merken , die Conföderirtenaber in Warſchau waren nunmehr gar nicht mit dieſemzu frieden , ſons dern ganz erbittert , daß er ſeine Bequemlichkeit der Wolfart
reines Vaterlandes vorziehe , welches er doch zu retten ſchuldig ware.
• Meil man anfänglich einen Ausländer haben wolte , ſo hatte der
Cardinal die Sache unter der Hand ſchon ſo weit getrieben , daß viele den Prinz Conti verlangten , als welcher ihrer Reinung
nach, ſchon einmal gewehlet wäre, und iso nur confirmiret wer: den dürfte.
Als aber der Cardinal dieres dem General Horn portrug,
/
Leben Caris des Zwölften , 1704 Prinz Ragotski*, ein Prinz Odeſchalchi, und andere 54
mehr vortrug , und folcher es dem stånige von Schweden berichtete, wolte derſelbe durchaus nichts davon, wiſſen , fondern gab Horn Befehl, mit Hånden und füffen dagegen zu arbeiten . Denn ob ſchon es demStonig Carl gleich viel wäre , wann nur ein ander Stönig in Polen erweblet werde , ſo rey doch dieſer Candidat ſo wol vor Polen als Schweden ſchädlich , maſſen die Aliirten nie
einen franzöſiſchen Herrn auf dem polniſchen Throneleiden , fon : dern ſich aufdie Art vielmehr des Scônigs Auguft mit macht an : nehmen würden .
Aus eben dieſer Urſache fonte der Churfürſt von Bayern , ims gleichen der Prins Ragotski nicht ſonderlich im Vorſchlag kom:
men , weil beidemit Franckreids zu tief verwickelt waren , und legterer noch gefährlicher würde geworden ſeyn , wann er den
polniſchen Scepter in Händen bekommen hätte. Einige fielen auf den Herzog Leopold von Lothringen , noch andere aufden Pfalkgrafen Carl Philip von Neuburg,fo man vordem A. tauſend .
ſechshundert ſieben und neunzig ſchonmit auf die Wahl gebracht; wie aber ſolches dem Könige von Schweden von ſeinen Geſand: ten hinterbracht wurde , fand er ſehr bedenklich , einen der gar ju gut kaiſerlich , dazu zu verhelffen . Daß aber Carl dem Zwolf:
ten von Graf Pipern rey angerathen worden, die polniſcheErone vor ſich ſelbſt zu behalten , und das ganze Stönigreich Polen zum Lutherthum zu bekehren , iſt ein ſchåndlich Gedicht des Poeten Voltaire , welches er vor ſeine eigene Rechnung verantworien mag .
* Es hatten fchon ſeit den zwölften Merz ein paar ungariſche E:
delleute , Paulus Kada und Michael Dkolifanus, ſich im ſchwer diſchenHauptquartier aufgehalten ,und ſehr beſcheiden aufgefüh: ret. Der erſte war lutheriſch und der andere refornirt. Doch hatten ſie nichts wegen der Wahl von dem Ragotski anzubrin;
gen . Ihr Vortrag beſtand darin , daß, im Fall die Mißvergnüg:
ten Ungarn mit dem Sediſer ſich vergleichen folten, die Sinige von Schweden und Preuſſenwegen der Religionsfreiheit ihrten die Gewehr leiſten möchten. So eifrignun auch Stönig Carl in ſeiner Religion war, wolte er ſich doch, als es ihm von GrafPiper vors getragen ward , im geringſten nicht darauf erklären , auch die beiden Ungarn nicht einmal vor ſich laſſen , damit niemand ihm nachragen könne, daß er wider Treu und Glauben handele, und
ſich in des Staiſers Strieg miſche. Beim Abſchied, ſo ſie von Graf Piper nahmen , um in dergleichen Angelegenheiten nach Berlin zu gehen , erhielten ſie die Verſicherung , daß wenn es zum Vergleich kommen, und der Stónig von Schweden von bei:
den Seiten wegender Garantie angeſprochen werden ſolte, wolle er alsdann dasienige thun , was zu der Chriſtenheit Ruhe und Wohlfart diene , worauf ihnen der Graf ein Schreiben an Ra: gotski, fo er in algemeinen Ausdrůdungen abgefafft, fuftelte.
Beim Weggeben kam der Stónig baju , worauf ſie ihm in des Orafen
Königs von Schweden ."
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mehr waren . Doch weil die Conföderirten beſchlof=1704
1
fen, nur eitten einheimiſchen und wolverdienten Piaſt zu erwahlen , worunter ſie dem Könige von Schwer Ben auch den gråſten Gefalen erzeigen fonten *, ſo
4
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fielen
Grafen Quartier folgten, und um Erlaubnis , ihm aufzuwarten , 3
anhielten , welches ihnen endlich zugeftanden ward. Jm Diſcurs verſicherten ſie unter andern ,. daß die Ungarn mit Frankreich in
Alian: flůnden , welches verſprochen , keinen Frieden zu machen , biß die Proteftanten mit eingeſchloffen waren. Der stånig ers
widerte , daß ſolches alſo zuverlåſſig genug rey ; allein die uns 10
garn antworteten , daß in allen andern Sachen , aber nicht in Religionsgeſchäften, auf Frankreichs Wort zu bauen ren, darum habe man ſich in Zeiten , um der stånige von Schweden und
Preuffen Beibülfe umſehen wollen . Worauf ſie über Dannig, da fie mit dem franzöfiſchen Abgeſanten ſich beſprachen , nach Berlin abgingen. 48
11
n
1
Weil bey der bevorſtehenden Wahl alles nach des Königes von Schweden Willen ging , ro duſerte ſich erſt der Neid über ſein Glük, und ſuchte man abſonderlich bey denen Auiirten des Sto: nig Carls hartes Gemüte auszuſchreien , als welcher darum mit dem Stonig Auguft ſich nicht vertragen wolle, damit er die Frans jóſiſche Partei in Polen befordern könne, wober zugleid, das ro miſche Reich, die ſchwediſche und ſächſiſche Hülfsvölker gegen
Frankreich entbehren müſſe. Hierauf ließ der König von Schwes den antworten : ſo ungern man alliirter Seit8 Fähe,daßSpanien und Frankreich bey einander blieben , ro wenig kønne er auch wegen ſeiner Sicherheit den Stönig Auguſt auf dem polniſchen Chrone leiden ; er habe keinen franzöſiſchen Prinzen, wohl aber einen gebohrnen Polen dazu vorgeſchlagen ; je långer man ihm an reiner Abſicht hindere, ie ſpäter kønne er denen Alliirtenmit Volk dienen , wie ſich ſolches beim Ende des Krieges zeigen werde.
Auf Dånnentarks Vorſtellung boten zwar die Hollander ihre
Vermittelung zwiſchen Sinig Auguft und der Republic an , jo: gen aber nachher ihr Wort aus einer ſchlechten Entſchuldigung wieder zurül, doch ftunden ſie dem Ezaren mit Schiffen und Striegesvorraht bey. Engelland hatte an Dannemark Geld zu Ausrüſtung der Flotte zugeſagt, im Fall stönig Earl Danzig an:
greifen ſolte. Preuffen konte zwar,wegen des vorm Jahre mit Schweden geſchtoffenen Berbündniffes , dieſen fich nicht wider: reken , doch ſolte der bekante Hoppius nach Berlin von Danzig
geſchite worden ſeyn, um Hülfe gegen Schweden zu erhalten, wozu , und Danzig mit viertauſendMann zu bereken , Preuſſen nicht unabgeneigt geweſen , aber doch mit dem Hedinge, daß dieſe Stadt ſich dem preuffiſchen , wie bisher dem polniſchen
Scute allein unterwerfen , jährlich ein gewites bezahlen, und preufliſche
Leben Carls des Zwölften, 56 1704 fielen die Gedanken wegen obbemeldter Ausländer weg, obgleich der Cardinal folche in Qorſchlag ges bracht hatte *. Unter preuſſiſche manſchaft zur Beſaßung einnehmen rolle, welches andere hingegen vor einungegründetes Gerücht anſehen. Der stdifer hatte mit Franckreich und Ungarn beide Hände vol zu
thun , und obgleich der wienerſche Hof , nach einigen gegen die Malcontentenerhaltenen Vorteilen, dem ſchwediſchen Geſandten , Strahlenheim , ſprøder begegnete , ro blieb doch Sönig Carl im Herken gut Kaiſerlich , und dienete zur Probe, daß als er einen Paß auf zwey Wagen mit Soramwaren ausgeſtellet hatte, und der Franzöſiſche Geſandte zu Danzig , Bonac , Davor ſolche mit Ge: wehr nad Ungarn beladen hatte , der Stónig von Schweden die agen und das Gewehr nad Danzig jurul bringen ließ.
Wie der Cardinal fahe , daß er mit dem Prinzen Conti feinen Zwed nicht erreichenfonte, ward er nichtwenigmisvergnügt, und Hel auf die Gedanken,. lieber den Stonig Auguft zu behalten , als einen einheimiſchen zu wehlen , weil keiner darunter im Stande
ſex , die Crone ben der gegenwärtigen Unruhe , und gegen die vornemſte Familien , ſo ſelbſt darnach trachteten , zu behalten . Nach einigen Unterredungen und darin vorgefallenen harten Wortwechſel mit dem ſchwediſchenGevolmachtigten,GeneralHorn , erEldrete er fich endlich vor diejenige Perſon , ſo der Confdde: ration und zugleich des stöniges von Schweden Seifal baben würde. Zu Friedendjeiten wurde es an cronmürdigen Piaften
von Berfand und Jahren nicht fehlen , aber bey der ikigen Uns einigkeit in Polen und Furchtvor des Stonigs Auguft macht aus ſeinen Erblindern , wüfte er niemand , der im Stande wäre, die königliche Würde aus eigenen Straften zu behaupten. Doch des folgenden Zages als den dreizehenden man ſchlug er exftlich den Großcanzler von Lithauen , Fürſt Kadjivil; hiernächſt den Cron : feldherrn Lubomirski ; und zulegt denWoimoben von Poren Sta : nislaus Lezcinskí vor. ann übrigens Voltaire nebft andern vorgeben , als rey der
Cardinal Primas ben dem Stønig von Schweden geweſen , und habe nachfolgende sur polniſchen Erone vorgeſchlagen , erftlichden Fürften Sapiesa , mit dem Zuſaße , daß er von einem harten und
hochmüthigen Sinne rey , To fich vor einfrenes Pole nicht ſchis de; zweitens den Cronfeldherrn Lubomirsti , mit dem Anhange, daß er geißig wäre ;und leßtens den Woiroden von Poren , mit der Erinnerung , daß er ju jung und unerfahren ; auch hernach ein Geſpräch anführen , lo stiſchen dem König und dem Cardinal wegen des Woiwoden Jugend vorgefallen, ſo ift ſolches alles er : dichtet , maffen wider die arbeit , dag ber Cardinal den Stonig Carl feit ſeinem Anwefen zu Deilsberg geſprocheu, nach einem
ubmarſchnach Warſchau verlangte der Cardinal zuzweyen mas len , dem Stónige aufzuwarten , es wurde ihn aber ſolches abge:
fohlagen , biß GeneralHorn eine Zufammenkunft imwiſchen beis ben im Monat Junius auswürfte .
Königs von Schweden .
1
B
57
Unter den Polen redete man hiernachſt auch von 1704 verſchiedenen , nemlich von denen Fürſten Lubomirski und Radzivil, dem Woiwoden von Poſen, ſonderlich aber von einem Opalinski , welcher nicht allein einer
hel
BA
von den reichſten und angeſehenſtenin Polen, ſondern auch vor dieſem ſchonbey der Wahl in Betrachtung gezogen war.. Doch, dieſer hatte ſich nachgehends Durch ſein farges und filziges Weſen bey denen meis ften verhafſt gemacht, und über das ſtarb er recht um dieſe Zeit.
Esfielen alſo die meiſten Gedancken, nach dem
158
Prinz Alexander, auf den Woiwoden von Poſen, Grafen von Leczno Leczinski, ro wol weil er ein Piaſt war, und abſonderlich, weiler besKöniges von Schwes den Gewogenheit und Hochachtung gewonnen hatte. So hieltman überdemſolches vor das ſicherſte Mitx
1
tel, den Frieden und dieRuhe im Reiche wieder hers
Il 11
20
zuſtellen .
Nachdem die fchwediſchen Commiſſarien Befehl erhalten , mit allem Eifer vor das Beſte dieſes juns gen Grafen zu arbeiten , ſo bezeugete der Cardinal
zwar Anfangs viel guten Willen vor ihm , ließ ſich auch ſo weit heraus, daß er ihm nicht wolle zuwider ſeyn . Daß aber ſolches deni Cardinal fein rechter Ernſt geweſen , und er was anders im Schilde ges
führet, fand ſich nachgehendDs * Doch hielt er To S
lange
1
skan konte anfänglich nicht begreifen , warum ber Cardinal fo
zaudgre , da die Conföderation ſo ſehnlich nach das Ende ihrer er es thue , um vor dem Prinzen Conti einen Anhang zuſammen zu bringen. Andere fanden in den Gedanken , daß weil der Feldherr Sapieha fich wohl merken laſſen , wie er Luft zur Crone habe, ſo wolle der Cardinal warten , biß jener mit ſeinen Vól: kern nach Lithauen marſchiret fey. Nod andere hielten dafür, ber Cardinal babe beimliche ſchriftliche Abrede mit dem Stånige yon Schweden genommen , damit dieſer indeſſen einen Vorwand
Berſamlung verlangte. Der Stónig von Schweben meinte, daß
habe , die Contributionen einzutreiben , und iener ſich in ſeiner Gewalt defto mehr befeftigen könne. Dod ſo wenig. ſolches lej: tere
Leben Caris des Zwölften, 58 1704 lange hinter dem Berge, bis die Heiraht des Podes jazy Courouni, des jungen Towiański, des Woiwos den von Lencici Sohn , mit der Tochter des Crons feldherrn , Fürſten Lubomirski, vorbey war. Denn ba
tere gegründet war , defto mehr beforderte es den Schluß der Sachen. Der ſchwediſche Obriſtleutnant Claes Bande, inglei:
chen der Generalfriegescommiffarius Jöran Adlerfteen waren mit denen Leuten zu hartverfahren , und darüber viele Slagen ein : gelaufen , alſo daß viele von der Conföderation abgehen , und ſich wieder zum König Auguſt wenden wolten , welches auch einige wurklich thaten. Esward alſo an denKønig von Schweden ge.
ſchrieben ,und nach ſeiner gegebenen Erklärung, an alle Woi wodſchaftender inſtehende Schluß der Conföderation zwar berich :
tet, da aber ſolcher dennochnach einiger Zeit nicht erfolgte, und man in den Gedanken ftand , daß die Verzögerung von ſchwe: diſcher Seite herrührete , ſchickteman einenBedientendes Schaz. meiſtersSapieha, Namens Limont, nach Heilsberg , und begehrte, daß die Tractaten möchten angefangen , und zu Hemmung der fåchfiſchen Streifferepen in Großpolen , mehrVoledahin geſan
werden. Der Stønig ließ durch Graf Piper in der Antwort auf die bevorſtehende Wahl bringen , nach welcher ſich alles ſchon finden würde , doch wolle er denen Sachſen unverzüglich den Weg weiſen. Weil nun der Cardinal dem Adel aus desstönigs von Schweden Antwort nur ſo viel Nachricht gab, als ihm gut beuchte , ftand jener in furchten , ob verlange der Stónig ein
Stůcke Landes von Polen. Inzwiſchen blieb der Cardinal be: ftåndig daben , daß ein Piaft ben ißigen Umſtänden den Thron ohnmöglich wurde behaupten können , daher er reine Unterband lung mit denen auswärtigen Candidaten fortſezte. Der ſchwe:
diſche General Horn entſchloß ſich alſo zu ihn zu reiſen, ihm den Schaden vorzuſtellen , ſo beiden Reichen daraus entftes ben würde , wann ein Fremder zur Crone gelangen folte , und abſonderlich ihn zu befragen , was er an den Woiwodeli son Poſen auszuſeßen habe. Hier geſtand der Cardinal , daß er den
Stanislaum Lezcinski nicht im Ernſte , ſondern nur Vorſchlags: /
weiſegenannt habe. Dem General verdroß es rehr , daß der Pri: mas ihn bey der Naſe herum führen , und fein gegebenes Wort wieder zurütziehen wolle; ro beklagte ſich auch derWoiwodevon Poſen des folgenden Tages , nachdem er alles von Horn wieder erfahren , ſelbſt gar fehr ben dem Cardinal", daß er ihn in der
Leute måuler bråchte , als wann er nach der Erone trachtete, und dieſerwegen mit Schweden ſich verftünde; da doch dem Car:
dinal am beſten bekant ſeyn müſſe , daßer , der Woiwode, daran /
nicht gedacht haben würde , wann der Primas ihm nicht ſelbſt dazu Anleitung gegeben hätte. Der Cardinal wolte zwar ans
fänglich die Sachen von ſich ab , und auf den lezcinski fchieben, wie er aber damit nicht fortkommen konte, verſicherte er ihm mit
Königs von Schweden .
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va er durch dieſes Verbündnis ſich mit dem lektern 1704 befreundete, weil der junge Towianski dem Carðinal wegen ſeiner Mutter verwandt war, ſo ſtand man in den Gedanken, daß, weil der Cardinal dem Woiwos den von Poſen zugethan ſchiene, er nunmehr auch
den Lubomirski gar leicht dieſe Partei anzunehmen, wurde bewegen können.
Weil den ſchwediſchen Geſandten anbefolen war, des Woiwoden von Poren Wahl vor allen andern zu
unterſtügen , alſo freueten ſie ſich nicht wenig , da ſie ſahen , daß die Sachen einen ſo guten Anfang nah,
men. Denn, nach ſo vielfältig wiederholeten Vera ſicherungen des Cardinals, war es nicht wohl möglich ,
daß man ſich einbilden folte, ob wurde er mit allem Eifer vor den Cronfeldherrn arbeiten , und ihm die Crone zu zuſpielen ſuchen ; und dennoch war nichts
gewiſſers als dieſes , wie wir hiernachſt vernehmien werden * .
In mit Chränen , daß er rein Freund reyn , und mit allen Sträften ihm die Erone auföuſeßen ſuchen wolle . Daßaber die Towianska dennoch den Fürften Lubomirski dem Woiwoden von Poſen vor: gezogen , konte daher rühren , weil ſie von denen Schweden ver: nommen , daß ihnen gleich viel gelte, was vor einen Pia: ften man zum Könige in Polen erwählen würde ; der Cronfeld: herr aber habemehrmeriten , und rey im Stande die ganze Cron:
armee vom Auguft ab , und an ſich zu ziehen , und folglich die Erone beſſer zu mainteniren. Dem ſev wie ihm wolle , fo bekamen die ſchwediſchen Gene: ralmajors Nils Stromberg und Andres Lagercrona Befehl, ohn : verzüglich mit einigen tauſend Mann zur Sicherheit der Confo: derirten nach Warſchau zu marſchiren , die dann auch ſchon am
Donnerſtag nach Pfingſten bey Pomichau am Narwaſrom vier 8
Reile von Warſchau ftanden . Nun war dieſer Tag zur Wahl angereket /, weil aber die Verſamlung zu ſchwach , überdem Der Cardinal die beftigen Streifferepen der lächfiſchen Wolfer
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vorſtellete, ſo die Wege unſicher machten, daßnoch vielEdeleute erwartet wurden , ward der Sache noch ein achtTage und lån. ger Anſtand gegeben.
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. Inzwiſchen verſäumete der påbftliche Nuntius keinen Tag , als ihm die Veranſtaltungen zur Wahl bekant worden , dawider än des Pabſtes Namen zu proteſtiren , und bedieute er ſich bei feinem
geben Carls Des Zwölften ,
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1704 In Schweben war man nun mit der Ueberfart der neugeworbenen Leute für die Armee fertig wors den, feinen Abſchiede unter andern dieſer Worte : Er wolle feiner
Wege gehen , damit er die mißgeburt nicht anſehen dürfe , fo
aus des Cardinals Gehirneentſpringen würde . Nan mschte fich billigwundern , warum derPabſtreine Gedanken auf ſolche Wei re geduſert , und was ihm dazu Anleitung gegeben , wann nicht
befant mdre, daß Stonig Auguft den Lagnaſco ben gorigen Wins ter nach Kom gefandt, und den Pabſt zugleich verſichert habe,
daß wann er ſich ſeiner Sache mit Eifer aunehmen würde, folle nicht allein die catholiſche Religion in Sachſen freien Lauf ba? hen, ſondern auch der Churpring, ſein Sohn, darin erzogen wer:
den. Und dieſes war die warhafte Urſache , warum der vorige Nuntius zurüt berufen , der ißige aber an ſeine Stelle geſchikt worden .
Gonft beftand der Cronfeldherr Fürft Lubomirski nebit etlichen damaligenConföderirten gewaltig darauf, daß man einen Ein: bruch in Sachſen thun , und dadurch ihrem Vorhaben einen
groſſen Nachdruk geben ſolle. Wann daher Schweden nur eis nige Regimenter dajuberjugeben geſonnen, woltenfie in kurzer Zeit einige tauſend Polen zuſammen, bringen , ſo die von den Sachſen in Polen erpreſſete Contributionen ſchon wieder einfo:
dern, und den Stonig Auguft dahin swingen folten, feine Anhån: ger im Stiche zu laſſen . Allein der Stönig von Schweden wolte
von dieſem Vorſchlage nicht einmal hören . Man muhtmaſſete, daß er darum zumider wäre , weil er die Polen zu Ausführung deſſelben nicht vor tüchtig halte, undſie hinfolglich die Schwes den in Sachſen im Stiche laffen würden ; oder auch , daß fie, fals es ihnen nach Wunſch gelingen ſolte , Sachſen ausfaugen ,
plündern , in die Arche legen und imSrundeverheren möchten. Doch andere wolten die wahre Urſache aus der Stóniges von Schweden Munde vernommen haben , welche darin beſtand, daß,
ſo lange er noch Hofnung babe,auf eine andere Art Satisfaction ju erlangen, nemlich durchſeine Vereinigung mit der Republic, und Detroniſation des Sdnig& Auguft, als das einzigfte und ficherſte Mittel zu ſeiner und der Polen Beruhigung , verlange .
er Sachſen nicht zu ſehen noch zu betreten. Einige Zeit vorher, nemlich am acht und zwanzigften des let :
tern Aprilmonats , war die zwiſchen der Eron Schweden , Chur Braunſchweig u, nd dem Herzog von Lüneburg und Zelle errich : tete Defenſivallianzzu Stokholm von ſchwediſcher Seiten durch die bevolmachtigte Grafen und Freiherren Gylenftolpe , Polus,
Lillieroht , Bergenhielm , Snoilski , und abſeiten Hanover und Selle durch den von Grote unterzeichnet worden . Solche batte die Ruhe im rómiſchen Reiche und den ungehinderten Befik aller jedem Theile darin zuftändigen Länder zum Endywek , worüns ter auch Lauenburg undHadeln neft Zweibrüden begriffen, und die Hülføvdiker von jedweder Seite aufdrechstauſend mann und ter
Königs von Schweden .
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den , und famen ſelbige nach gerade auf der danziger 1704 Rhede über *. Gleicher geſtalt waren auch die vier neugeworbene Dragonerregimenter, als Stenbock,
Meyerfeld,Saube und Duckerin Preuſſenim Stans de, um nach des Königs Befehl zu marſchiren. Nur mit der Staðt Danzigließ es ſichzu einiger
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Mißhelligkeit an1 ** ,, welcheleicht zu groſſen Weits lauftigkeiten vor die Stadthatte ausſchlagen können, wann
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ter gewiſſen Bedingungen gefekt waren. In denen beſondern Articuln ward vornemlich die Ruhe des niederſächſiſchen Creiſes, die Handhabung des travendaliſchen Friedens zum Beften des res
gierenden herzoglichen holſteingottorfiſchen Hauſes , imgleichen der lübeckiſchen Coadiutoriemahl bep dierer fürftlichen Familie ; nicht weniger der swiſchen denen meklenburgiſchen Herzogen zu
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Anfange dieſes Jahrhunderts, getroffeneBergleid) ; und endlid auch die Reichsfreiheitder Stadte Hamburg, Lübek, Mühl-und Fordhauſen, auch Goslar feftgeſtellet. 7
* Sie machten in allem etwa fiebentauſend Köpfe aus. So lans gete aud Dbriften Ekeblado Regiment zu Fuß von zwolfhundert Mann um dieſe Zeit zu Dliva aus Pommern an ; ingleichen etli: the hundert Recruten vor die neugeworbenen Dragonerregimens ter. Dieſe'marſchirten nach Heilsberg, wo der Stinig fie berabe:
Ekeblads Regiment aber nach Elbingen in Beſaßung, wo der Dbriſt nachmals zum Commendanten verordnet , ihm zweihuns dert Mann von der Artillerie zugegeben , und zu ihrem inter: halt Pomerellen , Polniſchpreuffen , das marienburgiſcheWerder
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und Ermland angewieſen ward.
* Die Zwiſtigkeiten mit Danzig hatten ſchon im vorigen Aprilmos nat ihren Anfang genommen. Oraf Stenbock verlangte von ihs
nen die jdhrlichen Einkünfte , ſo stenig Auguſt bißher daraus .
gezogen , und zwar von dieſem und vorigen Jahre , nebfi einer richtigen Berechnung derſelben ; bierndcbit rolle der vor kurßen
pom tonig Auguft eingeſente Präſident der Burggraf wieder
abgeſegt werden, als welcher dieſem zu Gefallen, dem stånige von Schweden lauter Verbruß , und der Stadt nur Schaden
perurſachen würde. Die Gelbfoderung rührete vom Jahr taus ſend vierhundert acht und funfaig her , und war dajumal theils
auf Häuſer geliehen , theils auch der Stadt Danzig felbft vorges Kreckt worden , und trugen die Zinſen bep nahe zweihundert und funfzig Jahr aus . Wer dieſes angegeben babe , ift unbekannt,
Yo viel aber gewiß, daß als die Sache dem Könige von Schwes den berichtetund vorgetragen worden, er Stenbocken durch Graf Piper jurid ( ebreiben lief ; er rolle der Stadt- Dannig mit ro pieler
Leben Carls des Zwölften,
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1704 wann ſie nicht vor rahtſam gefunden, ſich dem Wilken
des Königes ohnverzüglich zu unterwerfen . Es war nemlich Generalmajor Graf Stenbock dahin abges ſandt, um die Stadt zur warſchauiſchen Conföderas
tionzu bereden, wogegen die Danziger vieles einzus wenden hatten. Doch als ſie des Sidniges von Schwes d. 20 den Ernſt ſahen , welcher etliche Regimenter in der
Maji Nähe zuſammen rücken ließ , denen er ſelbſtnachs folgte , auch ihnen eine gewiſſe Zeit , ſich zu erklären anfeßte, mit dem Anhange , daß ſie jede Stunde, ſo über die Zeit verſtreichenwürde, mit tauſend Thaler
buſſen ſolten, über dem es allerdings gefährlich war, einem machtigen und ſieghaften Herrn ſich zu widers
Teken , vieler Zinſerechnung und von ſo langen Zeiten hernicht beſchwers lich fallen , ſondern auf ein doppelt Capital accordiren , und das
mit alles zuſammen aufgehoben ſeyn laſſen, wann nur dieStadt ſich vor die Confederation erklären wole. Zu dieſem leßtern Punct rieth ihr der Cardinalin einem Schreiben auch allein ſolcher ging ihr ro ſchwer ein , daß auch der Syndicus mit dem
Grafen Stenbock deswegen in ſcharfen Wortwechſel gerieth . wegen des gemeinen Volks, Zeit aus, welche ihr auch , nachdem der engliſche Geſandte Robinſon ſeines Hores Vermittelung an: geboten , vom Könige von Schweden zugeftanden wurde. Nach Verlauf eines Monats wolte dierem die Zeit zu lange dauren , weil er vor Endigung dieſer SachevonHeilsberg nicht
Endlich aber bequemte ſich die Stadt faſt zu allem , bat ſich aber,
aufbrechen wolte , alſo mufte Graf Stenbock den achtzebenden
Mai von neuen nach Danzig , und bey dem Stadtmagiftrat an : derweitige Vorftellungen thun , die auch ſo viel fruchteten , daß am zwanzigſten dieſes Monats zwei Deputirte dem Grafen den 1
von Bürgermeiſter und Raht auch denen übrigen Ordnungen der Stadt Danzig deſſelben Tages -unterſchriebenen auch beſiegelten
Beitrit zur warſchauiſchen Conföderation und Entſagung des Stonigs Auguft zuLangenfuhr überbrachten , der folchedurch den Striegescommiffarius Otto Bromell überſandte. Der Stönig von Schweden , ſo mit groſſer Ungedult auf den Ausgang dieſer Sa. che wartete, war ſchon aufdem Weg nach Danzig , und zu Dir: fchau ankommen , als ihm Hromellbegegnete, worauf er nicht
nur der Conföderation zu Warſchau , fo dieferwegen anfänglich in Sorgen war, davon Nachricht gab, weil ſolche durch dieſen Heitrit neue Hülfe und Anfehen erhielt ; ſondern auch denen Danzigern deshalben und zu ihrer Freiheit und Sicherheit eine
gnadigfte Verſicherung unterm ſieben undzwanzigften mai auss fellete,
Königs von Schweden .
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ſegen , und deſſelben Ungnade auf den Hals zu laden, :704 !
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gaben ſie nach und namen die von Graf Stenbock d. 30 gethanen Vorſchläge an , und verſicherten ſchriftlich : Maji Daß ſie nicht allein ihrem dem Könige Auguft ges „ ſchworenen Eide abſagten, ſondern auch denen cons „ fóderirten Standen , ſo in Warſchau verſamlet was
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ren , ſich beifügeten. Sie erklärten auch zugleich 79
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den Konig Auguſt und deſſen Anhang für ihre und
„ des Reichs Feinde, und gleich wie derKönig von „ Schweden ihnen in ihrer Handlung allen Schuß 99
und Sicherheit verſprochen ; alſo machten ſie ſich
, hergegen anheiſchio, Denen Feinden des ſchwediſchen ,, Reichs weder mit Raht noch That an die Hand zu gehen , ſondern bey aller Gelegenheit dem Könige روvon Schweden ihreDienſtfertigkeit und guten Wils „ len zu bezeugen . , Ueber Das bezahlten ſie auch der 97
gyllenſtierniſchen Familieeine alteSculo , ſo noch von des ſchwediſchen Königes Carl Knutſons Zeiten , aus dem funfzehenden Jahrhundert herrührete . Dies ſer Herr war dazumalvon dem Könige von Dánnes
marf , Chriſtian , genohtiget worden, nach Danzig über zugehen, und ſich daſelbſt einige Jahre lang aufs zuhalten . Ben ſeiner Rüfreiſe nach Schweden hatte er der Stadt etliche und zwanzig tauſend Thaler ges laſſen , die darüber einen Schein ausgeſtellet, fo in dem königlichen ſchwediſchen Archiv aufbehalten wors den.
Weilen nun die Gyllenſtierne, Stenbocken und
einige andere vornehme Geſchlechter durd) getroffene Heirahten mit des König Knutſons Nachkommen Ans theil daran nahmen , hinfolglich die Danziger ihnen obige Summe Geldes ſchuldig waren , ſo muſten ſie auch dieſelbe abtragen. Mit dieſem Betragen der Stadt Danzig war der König von Schweden zufries den , und als er darauf wieder nach Heilsberg zurük
kam , ward alles zum Aufbruch und baldiger Ers sfnungdes Feldzuges veranſtaltet. Der
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Leben Carls des Zwölften,
1704 Der General Rehnſchild hatte indeſſen, wie oben gemeldet,ſich gegenSendomir gewendet undzu Spors zina ,nicht weitvon der StadtSrinno, geſeget, al
wo König Auguſt jenſeit desWeichſelſtroms ſtand, nur daß er achtzehn Fahnen Polen von der Cronars
mee unter Baranofs Anführung, die Schweden zu beunruhigen , hatte herüber gehen laſſen. Dieſer Baranofüber fiel den Quartiermeiſter vomcraſſauis
ſchen Regiment, Namens Korf, mitdreiſſig Pferden, übermannete auch denſelben dergeſtalt, daß der Quara tiermeiſter ſelbſt gefangen ,I und die Manſchaft meiſt nieder gehauen ward , nachdem ſie ſich, überaus wol,
ſo lange Kraut und Lüht vorhanden geweſen, geweha ret hatten * . Die Solches geſchahe noch etliche mal hinter einander , daß einige
kleine fchwediſche Partepen, weil ſie von der Feinde Menge über:
legen waren , den kürgern ziehen muften, worauf dieſe den Vers luft zehnbiß zwanzig mal fårker ausgaben. Die Confiderirten in Warſchau bielten alſo fich , den General Rebnfcholt und ſeine Armee vor verlohren. Doch nachdem derſelbe in nadomund Dpolsno Volk geleget, und das oftgothiſche Regiment zu Fuß, und des BaronErichSparrens teutſches Regiment an ſich ges
zogen hatte, entſchloß er fitch, ndher nach Sendomir zu rücken . Und das war eben der Orarſch , welchen die warſchauiſchen Con : /
føderirten ſo langegetoünſchet hatten , weil ſie bißher beforget, daß Sonig Auguft den GeneralRehnſcheid ſo wohl von Warſchau als von Šendomir ablocken , den conföderirten Adel überfallen , und allesübern Haufen werfen möchte. Auffer diefen und einigen auf des stenigs Auguf Anftiften
zwiſchen etlichen Polen und Schweden vorgefallenen Scharmüts jeln von ſchlechter Wichtigkeit hatte derfelbe in Großpolen zwei Parteien , die denen Conföderirten um dieſe Zeit groſſen Abs druch thaten. Die erſte führete der bekanteSmigelskian , und beſtand aus etlichen hundert Polen und dreißig Sachſen ., mit welchen ſie die Stadt Liſſa , ſo dem Woiwoden Stanislaus les
zcinski zugehörete, plóklich überrumpelten , plünderten und abs brandten . Nachdeni er noch die Helfte ſo viel Volks an fich
gezogen , nahm er beyPoren hundert Pferde von der Weide weg. Generalmajor Marderfeldt jagte ihn zwar nach , konte ihn aber nicht einholen . Es muſten ihn alſo der Obrift Dobroſoler.ski mit vier Fahnen von der Cronarmee , ſo eben ankommen was ren, und Obrifleutnant Hagen mit hundert ſchwediſchen Reus
tern nachreben , die sihn vierthalb Meilen von Poſen antras fen ,
Königs von Schweden.
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Die Armee brach hierauf von Sporzina auf, und 1704 marſchirte nach Ziedlovice, einer kleinen Stadt ; vond. 27 dar folgenden Tages nach gufe, einem andern Stad: Maji gen ; ferner nach Grabovice,fechs Meilen von Sens d . 2 domir ; worauf ſie ſichdes andern Tages nach Bod: Junii
zekof wandte, und die Stadt Oſtrowice zur Seite d. 3 liegen ließ.
Hiererfuhrber GeneralRehnſchild; daß die Sachs ſen wieder über die Weichſel gegangen waren , und nur difſeits der Brücke in der Stadt Sendomir eis
niges Fußvolk gelaſſent, auch einen Theil der Brücke,
To der Stadtam nächſten ,abgeworfen hatten. Rehna 6.7 ſchold ſchikte hierauf einige Tage hernach zwei Pars
teien auf verſchiedenen Wegen aus, derenjede dreis
$
hundert Pferde ſtark war , und die erſte unter dem Obriſtleutnant Carl Wolfraht ſtand. Sie ſolten Brandſchakungen eintreiben , und Proviant herben bringen , maſſen die Edelleute in dieſer Gegend das ihrige verlaufen , und fich anderwerts hingewandt
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hatten.
Denſelben Tag wurde von König Auguſt gleich 4
fals eine Parteivon viertauſend Polen und ſechs's hundert Sachſen , alle zu Pferde, quscommandiret, die aufRehnſchilds Lager einen Verſuch thunfolten. Es geſchahe ſolches auch um zehn Uhr des Abends,
da ſie die Vorwachten anfielen, und einen Capitain DO 10
leutnant von dem pommerſchen Regiment Reuterei des General Mellins, Namens Morik, nieder fchoſs Zweiter Theil.
ſen.
fen , und dergeftalt warm hielten , daß fechasig auf dem Plak blieben , und ſieben und drepßig gefangen wurden , worunter fid
西
gin Ritmeiſter , zwei Leutnants und brei und zwanzig Sachſen befanden, die übrigen retteten ſich mit der Flucht. Die andere von denen obigen Parteien unter dem General von Großpolen Radomisli verurſachte beim Confoberirten Abel nicht geringern Schaden . GeneralMarderfeldt ſchikte ihm zwar auch den Dos brorolenski undden Dbriftleutnant Gabriel von Weidenheim mit
etliche Hundertzu Pferbe und zu Fuß entgegen, die aber nicht ſonderlidyes ausrichteten.
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Leben Carls des Zwölften ,
1704 fen . Als ſie aber zu ſtarken Widerſtand fanden , 305 gen ſie ſich über Halsund Kopfzuruf, uin obgemeldte
beide Parteien aufzuſuchen. Nun hatte Rehnſchóid diefelben warnen laſſen , daß fie auf ihre Hut ſeyn
móchten , allein Wolfraht fonte davon nichts wiſſen ,
weil derBote ſeiner verfehlete, und alſoward er des d. 8 Morgens um vier Uhr überrumpelt, als er eben im JuniiBegrif ſtand, nach dein Lagerzuruf zu Pehren . Der Feind ſtieß zu erſt auf Capitain Dlof Lowiſin der den Vortrab führete , und grif, ihn augenbliklich
an, dem aber Wolfrahtkurz hernach zu Hülfe fam .
Die Polen hatten ſich in einem Schwarm geſtellet, ſo daß man die dahinter verſtefte Sachſen nichtſehen Fonte. Doch ſobald die Schweden ihnen naher kas men , dfnetenſie ſich, und gaben denen Sachſen Naum, herfür zu rücken , da ſich dann die Polen auf beiden
Seiten in die runde herum zogen, ſo daß die Schwes den von hinten und vorne was zu thun kriegten. Dies ſem ohngeachtet grif Wolfraht zu erſt die Sachſen an ,/ und trieb ſie zu Anfange verſchiedene mal zurút. Als aber die Polen ihm immer in die Seite und den
Rücken hieben, und den grøften Theil der Parteinies derfabelten *; ſo muſte er ſich endlich entſchlieſſen, mit Dem Degen in der Fauſt durch die Feinde durch zu brechen ." Er ſekte daher ohne Verzug in die Polen hinein, welches ihn auch in ſo weit gelung, daß er ſie
trennete, übern Haufen warf, und ſelbſt, wiewol am Arm übel gequetſcht, nebſt einem Ritmeiſter , einem
Cornet,auch hundert und vier Gemeinen , fo ebenfals meiſt alleverwundet waren , hindurch und zurük kam. Weil Von fchwediſcher Seiten wurden abſonderlich die jweene Brüder, Dlof und Nils Lowiſin bedauret, ſo geblieben waren. Der erſte fand als Capitain bei denen Leibdragonern ,/ und der andere als
Ritmeiſter beim Leibregiment, welche beide ſich über die maſſen wohl gebalten batten
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Königs von Schweden.
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1
Weil der General Rehnſchdid befürchtete, es moch : 1904 te der andern Partei unter dem Obriſtleutnant Reus ter nicht beſſer ergehen , ſchikte er alſobald dreihung dert zu : Pferbe, und zweihundert Fußknechte aus,
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um denſelben auf allem Nohtfal zu verſtärken . Doch
į diefer hatte, der empfangenen Ordre gemaß, ſeinen
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3
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Marſch ſo eingerichtet, daß dem Feinde keine Geles genheit, ihn anzugreiffen , war gegeben worden. Dieſe geringe über die Schweden erhaltene Vors theile waren dennoch Fraftig genug, die zu Sendo. mir angeſtellte Zuſammenkunftmerklich zu befördern, vornemlich , da es dem General Rehnſchdid an hina
langlichen Kraften gebrach, ſie zu ftoren , oder etwas zu ihrem Nachtheil zu unternehmen. Es hatte nemlich König Auguſt einen Theil des
50 . polniſchen Adels nach Sendomir berufen * , welcher daſelbſt unter des Marſhal Danhofs Aufſicht alle diejenigen vor Aufrührer und Verráhter des Vaters 2 landes hielte , die ſich zur warſchauiſchen Conföderaa
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tion geſchlagen hatten , und ihnen nur eine Friſt von E 2
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1 21
3
Der Bifchof von Culm , als der vornemſte von denen beim Stós
nig Auguft im Lager bey Sendomir anweſenden Senatoren hatte zuerſt in einer weitlduftigen Rede vorgeſchlagen, der warſchauis fchen Confideration eine andere entgegen zu feßen . Ihm warð von den übrigen , an derZahl neun und dreiſſig, Beifal gegeben , und Stanislaus Dänhofzum Marſchal,derSchaßmeiſter in Cras cau aber , Petrus Tworzpanski, zum Confóberationsſecretarius ernennet. Jener , nemlich Dånhof, war im vorigen Jahre, als der Stönig von Schweden von Cracau nach Lublin marſchirte, ins Hauptquartier ankommen , um ſeine Aufwartung fu machen , und
erbot fidh zugleich, weil er im Sendomiriſchen viele Güter habe,
und in grofſem Anſehen ren,ſo wolle er den dortigen Abel dahin vermogen , auf die ſchwediſche Seite zu treten . Weil er aber nicht fo begegnet ward , als er wohl mochte vermuhtet haben, auch nicht einmal den König von Schweden zu ſprechen bekonis men konte , der ſich dazumal bey denen im vollen Marfche be: griffenen Regimentern aufhielt , ſo deutete er ſolches vot eine
Verachtung aus , undſchlugfichgånzlich zum König Auguft. Nach gezeichneter Confoderation Tchwur ſowol der König Auguſt als bisSenatoren einen doppelten Eid . Dieres
Lebeu Caris des Zwölften, 68 9704 vier Wochen zur Wieberkehr Verſtattete , auch den ju erwahlenden neuen König vor unrechtmaſſig erklas rete. Man kan leicht erachten , daß des Cardinals
hierben nicht werde ſeyn geſchonet worden , wie dann wurklich Abgeordnete an den Pabft geſchikt wurden , um denſelben dahin zu vermogen , daß er denPrimas
wie auch den Biſchof von Poren ihrer Würde ents reken mogte, mitlerweileman ihre geiſtlichenEinfünf
te einzuziehen willens ware, um folche zu Bezahlung der Cronarmee anzuwenden . 10
Nachdem der König Auguſt inBegleitung von fechszehnSenatoren ſich an den Ort der Verſama
lung verfüget, hielt er eine weitläuftige Rede,in wels der er verſicherte, daß er den von neuen von ihm vers
langten Eid abzulegen bereit und willig wäre, vermoge deſſen er aller unumſchränkten Herrſchaft und Regies rung entfagte, und die Freiheit und Geſeke des Reichs
zu beſchußen und zu handhaben verſprach. Dieſes 1
geſchahe auch von ihmam drei und zwanzigſten Mai,
mit algemeinen Frolocken des Adels und des Volkes.
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Die Senatoren und Edelleute leiſteten ihm hinwies
der den Eid , und unterzeichneten die neue Eonfodes ration ,vermoge welcherſie ſich verſchworen , beyihm
feſt zu halten , und ihn in dem Beſig der polniſchen Crone zu beſchüken. Nachdemn man alſo die Haltung eines Senatusconfilii auf den erſten Julius feftges feßet hatte , ward der Lobgefang angeſtimmet , und dazu das grobe Geſchüß gelóſet. Der Dieſes alles wdre denen warſchauiſchen Confoberirten nicht ſo ihreGů: Auguft als und daßder konte davon ſo viel rerauch nahe in SefißKönig ließ ,nunmeh nehmen tergegangen habhaftwerden. Doch gaben ſie ſich in etwas zu frieden,als der
König von Schweben ſie ſchriftlich berficherte , daß fats fie nur die neue Stonigswahl beſchleunigen würden , er ihnen sor alles Erfattung verſchaffen wolle. Vor ito rey ihin unmöglich , in einem fo weitläuftigen Lande überal ju lepn .
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Königs von Schweden.
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B 3
69 Der Ejar trug durch den glúklichen Fortgang fei: 1704 ner Waffen in Liefs und Ingermanland nicht wenig bey, daß benen ſendomiriſchen Confdderirten der Muht wuchs. Denn als er nach geſchloſſenem vorigen Felds zug ſeine Truppen in Ingermanland und da herum in die Winterquartiere verleget, und inzwiſchen durch oftere Parteien den Generalleutnant Maibel , ſo in
und bey Wiburg den Winter uber ſtille geſtanden,
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zu beunruhigen verſuchet hatte,ließ er ihnzwar eine
Zeitlang mit frieden ; allein diefes dauerte nur biß die See zugefroren war. Denn ſo bald war ſolches nicht geſchehen, als eine ruſſiſche Partei von zweitaus ſend Kopfenden vierzehenden Genner über den Arm derſelben , fo zwiſchen Finland und Ingermanland
1
lieget , ging , einen Vortrab von ſechzig Pferden se überfiel,und ſolchen mit unglaublicher Hiße zu dreien
es
unterſchiedenen malen angrif. Nun wurden zwar die
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Ruſſen mit nicht wenigerHerzhaftigkeit zum weichen ' gendtiget, allein zulegt umringeten ſie die ſchwediſchen i Truppendergeftalt, daß der ſchwediſche Officier, uns
5.
ter dem ſie ſtunden, mit dem Degen in der Fauſt auf
3
B fie eingieng und fich glúklich durdyfchlug, alſo daß er 33 wieder zu Wiburg einkami nachbein er acht Todte
1
I
1
3
bekommen , und zwanzig theils Verwundete theils Gefangene auſſerdem von den Seinigen vermiſſet. Der Verluſt des Feindes hingegen war viel gröſſer, der ſich hierauf zurük 309 , ohne weiter etwas zu uns ternehmen .
Etliche Tage hernach ſchikte der General Maidel einePartei über das Eis aus. Dieſe drungen , ob
gleichderSchnee ziemlichhoch lag, in Ingermanland ein , huben zwo feindliche Poſten auf,machten alles
nieder , was nicht davon kam , und brachten eine groffe Anzahl Gefangenemit zurücke.
- Šinige Zeit nach dieſem , nemlich im Monat Fes bruarius, kam eine andere ruffiſche Partei von taua E 3
fend
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Leben Carls des Zwölftent,
1904 ſend Pferden und einigem Fußvolk über dieSee, und nohtigte die ſchwediſchen Vorwachten i nach einer herzhaften Gegenwehr, ſich zurük zu ziehen. Allein nachdem dieſe von Wiburgaus mit hundertNews tern von der Beragung verſtärket worden , muſte der Feind den Rufweg über das Eis aufs ſchleunigſte wieder ſuchen .
Der Ejar hatte ſich indeſſen vorgenommen , mit eis ner anſehnlichen Macht in lieflandeinzubringen und Marva, wie auch Dórpt zu belagern , abſonderlich, da ſich Schlippenbach mit ſeinen Truppen unter Res val gezogen, und nicht mehr im Stande war, ihindie Spike zu bieten Der Ezar ließ alſo die meiſten Regimenter ,ſo bisher um Petersburg geſtanden hats ten g, egen Narva ánrůcken , auch überdem den fünfs ten Mann von ſeinen Boyaren und Bauren anwers ben. Zu gleicher Zeit wurden aufallen Seiten fleiſſig Parteien ausgeſchikt, um von denen Schweden Kunds ſchaft einzuziehen.
Eine von dieſen Parteien gericht im Monat April einer andern ſchwediſchen in die Hände , die zwar an
Manſchaft geringer, an Herzhaftigkeitaber jenenweit überlegen war, und wurden die Moſcowiter derges ſtalt mitgenommen, daß zwanzig von ihnen zu Gefans
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genen gemacht, die übrigen aber in Häuſern einges ſperret wurden , wo ſie insgeſamt verbranten. Die Stadt Narva war indeſſen ſchon ſeit dem Aile prilmonat her an der Waſſerſeite von dem Feindebes ſebet. Denn nachdem der darin commandirende Gesli neralmajor Horn noch mit genauerNoht ein ihm zus geſandtes Regiment zu Fuß zu fich hinein bekommen ; wolte der Feind folches ins künftige nicht mehr leiden ,
ſondern fchnitteder Stadt durch einigeaufgeworfene Batterien an dieſer Seitealle Zufuhr ab, indem er
folcher geſtalt ate Schiffe und Fahrzeuge beſchieſſen fonte. Und daher geſchahe es,daß, da der ſchwebis ſche !
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Königs von Schweden. 71 ſche Viceadmiral de Prou mit erſtem offenen Waffer 1704 von Schweden ben Wiburg mit ſeiner Esquadre ans ländete, um von dannen nach Narva zu gehen , und . mehrere Manſchaft und Lebensmittel hinein zu wers fen, auch zu den Ende im Maimonat von des Genes ralleutnant Maidels Truppen zwolfhundert Mann
einnam ; dieſer gleichwol zu ſeinem Zwek nicht gelans }
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gen fonte, ſondern weil die Ruſſen ſich ſchon von deni Deluftes Einlaufbey Narva
mit verſchiedenen Bat:
terien beſeßt hatten, unverrichteter Sachen wieder Ć nach dereſthniſchenKüſte gegen Neval,woer ſeine
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é gurut kehren muſte. Es wandte fichalſodeProu zwodífhundert Mann ausſekte, um zu dem General i Schlippenbach zu ftofſen. Generalleutnant Maidel ließ fich , ro bald es die igid Jahreszeit leiden wolte, und das Graß zu wachſen
8 begunte, mit ohngefehr viertauſend Mann zu Pferde
und zu Fuß auf der finniſchen Seite im Felde ſehen . i Zu gleicher Zeit rúlten die Ruſſen mit einer zahlreis i chen Manſchaft gegen Wiburg an, und ſchien wol
i des Ezaren Abſichtzu ſeyn , dieſen Ort zu belagerii.
Allein er bedachte ſich nachgehends eines andern, kehrte y7 unverſehens wieder um , und zog alle feine Macht, nur daß die Grenzveſtungen gegen Finnland befeket
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blieben , nach Narva , und schloß alſo dieſen Ort jos
wol zu Lande als Waſſer , genau ein.
Der Generalleutnant Schonbek hatteanfangs ind.17 des Ezaren Abweſenheit die Aufficht über die Belas April gerung, nachher aber ward ſolche dem Feldmarſchalo. 20 Georg Bendir Ogilvi aufgetragen, der vorhet'in fais
ſerlichen Dienſten geſtanden . Der Feldmarſchal Scheremethof aber ward mit einer andern Armee
Dórpt anzugreifen beordret , worin der befehlhas
bende Obriſte Carl Guſtav Skytte ,fo vielmöglich, die Beveſtigungswerke indefien , verbeſſerte und alle . 20 .
Belienserbeffekty E 4 MX580
Anſtalt
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Leben Carls des Zwolften ,
1704Anſtalt gemacht hatte , fich aufs duſerfte zu wehren . Nun aber fonte der Ezar die Belage ang Dðrpts.
nicht vornehmen , ſo lange die Schweden von dem
Peipusſee Meiſter waren , undmit einerFlotte von vierzehn bis fünfzehn guten Schiffen diefelbe rein hielten . Dieſerwegen hatte er imAnfangedesFrühs lings eine groſſe Menge Fahrzeuge ausrüſten laſſeng um mitdenenfelben ſein Vorhaben zuunterſtügen Die Schweden hatten ſich den Winter über unter Dorpt auf dem Embachſtrom ſtille gehalten , ſobald
aber die Jahreszeit es zulaſſen wolte,machte ſich der Commandeur Loſchert fertig , den Strom hinunter in die Seezu laufen, und nach Gewonheitzu freugen.
Die Ruſſen kriegten hiervon Nachricht, und na herten ſich mit ihrer kleinen Flotte bis an die Inſel Porkagari, ſo am Ausfluß des Embachſtroms lieget,
gingen von dar weiter den Fluß hinauf, und befegten das Ufer, wo der Embach am ſchmaleſten , und Los ſchert nohtwendig durch muſte, mit Fußvoit. Dies ſer aber ließ ſich ſolches nichtanfechten , ſondern wagte ſich unvorſichtig in die Enge, da die Schiffe einander
nicht beiſtehen , noch ihr grobes Geſchüß wider die Ruſſen brauchen konten, als welche ſich auf gewiſſe Hohen zu beiden Seiten geſeket hatten , und diejenis gen Schweden , ſo ſich auf ihre Schiffe nur blicken
lieffen , niederſchoſſen. Und ſolcher geſtalt war es dem Feinde ein leichtes , innerhalb wenig Stunden ein Fahrzeugnach dem andern, und endlich die ganze Flotte den vierten Mai des Morgens zu erobern, nachdem vorher Lorchert, wie er ſeine Unvorſichtigkeit inneward , und, um den gänzlichenVerluſt nicht ans b.4. zuſehen , ſich nebſt ſeinem Schiffe Carolus in die "
Maji Luft geſprenget *
Zweihundert Schweden kamen noch
Wie dem Könige vonSchwedendieſe Zeitung zuOhren kam, ſagte 3) ér ju denen , fobazumal um ihn waren : & dichert iſt alsein Pria
yirtroſe, aber nicht als eig Shrift geforben. >>
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Königs von Sqweden .'? ,
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noch davon und in die Stadt hinein , die aber gro: 1704 ſtentheils hart verwundet waren. Auf folche Weiſe hatten die Kuffen auf dem Pais
pusſee und Embachſtrom allein zubefehlen , und ſetze ten ſich hierauf mit acht oder neuntauſend Mann auch DreiMeilen von Dörpt feſte,rúkten aber im Anfang des Junius näher, lagerten ſich rund um die Stadt, und muſte ihre Flotteden Fluß herauf gehen, als der Commandant die Vorſtadt abbrennen ließ . Man wartete dann nicht lange , der Stadt mit Bomben und Feuerkugeln heftig zu zuſeßen , und wurden auf drei Seiten die Laufgraben ersfnet. Weil unten ein
weitläuftiger Bericht vorkommen wird, den der Com mendant und Dbriſt Skytte von dieſer Belagerung ; ſo wilman an den König von Schweden abgeſtattetPhoetroas hier noch erwehnen , daß der Ezar in
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fáumet wurde, ſelbſt zwiſchen Narva und Ddrpt ab und zu reifete, und alſo beiden Belagerungen zugleich €
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beiwohnete.
Der GeneralmajorHorn hatte indeſſen ſich ſehr ben mühet, aus der Stadt einen Brief dem 2 Generalmas jor Schlippenbach in dieHände zu ſpielen , worin er ſeine äuſerſte Noht zu verſtehen gab ,und ſich um bals
bige Hülfe ſehr befúminert anſtelte, maſſendie forms liche Belagerung ſchon den vier und zwanzigſtenMai ihren Anfang genommen hatte. Dieſer Brief aber
ward von denen Ruſſen aufgefangen , und gab dem Czarenan die Hand, auf eine Kriegeslift zu denken und zu verſuchen , ob er einen Theil der Befagung qus der Veſtung locken konte , welches ihm auch zum
Theil glükte. Denn weil die darin liegende Schwes den ſich eines Entfaßes gewiß verſichert hielten , ſo
wolte er ihnen einbilden , daß derſelbe vorhanden mare.
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Lebeu Caris des Zwölften ,
1704 Zu dem Ende ließ er einsmals des Nachts, da es d. 9 ſehr dunkel war, einige tauſend Mann in aller Stille Jun.
aus dem Lager rücken , welche des andern Morgens,
mit Anbruch des Tages , alle blau auf ſchwediſch ges kleidet, anmarſchiret kamen, und alsſienoch eineziema liche Ecke weg waren, mitStücken die doppelte ſchwes
diſche Loſung ſchoffen , welches das in dem herausges fchiften aberaufgefangenem Briefe abgeredete Zeis chen war. Horn, nicht anders denkend, als daß dies fes die erwarteten ſchwediſchen Hülfsvoller waren,
1
antwortete aus der Stadt mit zweien Schuſſen. Ims
mittelſt kam der verlarvete Succurs naher, und band mit denen ruſſiſchen Vorwachten zum Schein an.
Dieſe hingegen ſteltenſich an ,alsob ſie über dieſem Lerm ganz betreten waren. Die Armee warð eilends ,
in Ordnung gebracht, ein Theil der Gezelte abgebros chen , die gegen die Stadtausgeſtelte Wacht einges zogen , und alles zur Schlacht fertig gemacht. Beide Armeen giengen dann mit ſtarten Schuſſen aus Stuf: Fen und Musketen auf einander loß, und daurete dies
ſes Spiegelfechten über eine Stunde, als endlich dies jenigen , ſo in dieſem Spiel die Ruſſen bedeuten ſolten, Die Flucht nach einer über dem Strom geſchlagenen
Brücke ergriffen. Horn zweifelte nun nicht mehr, daß die Schweden ihm zu Hülfe Foinmen was ren , und hatte , da das Gefecht am hikigſten geſchies
nen, den Obriſten Cari Morat mit hundert undfünfs zig Pferden , und Dbriſten Georg Johan Lodde mit
achthundert zu Fuß auszufallen beordert, um denen vermeinten Schweden dieSache leichter zu machen , und ihnen den Sieg vollends erſtreiten zu helfen . Als nun Morat ſahe , daß die Ruſſen in der Fluchtwas ren , rufte er gegen das Lager an, ward aber alſobald , weil er etwas zuweit gegangen war, von dem feindlis chen Hinterhalt umzingelt, und muſte ſeineLeute theils
niędeč gemacht, theils gefangen ſehen , worunter ein Obriſts
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Königs von Schiveden.
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Driſtleutnant, zwei Kitmeiſter , und verſchiedene ans 1704 dere Officiers , nebſteinem Haufen Bürger , ſich bes fanden , ſo ohne allem Zweifel brave Beute zu machen im Sinn gehabt, und deswegen mit nachgefolget was ren. Dbriſt lodde aber, der noch zu rechter Zeitden Lunten roch, kam mit ſeinen achthundert Fußknechten unbeſchadigt wieder zurük, weil er zu ſeinem Glücke ſid, nicht zu weit von derStadtabgegeben hatte, und
brachte dem Commendanten die Nachricht, daß die andern in die Falle gerahten , und kein Entfak weis terzu hoffen ware.
Generalmajor Horn verlohr durch dieſen Unfall noch nicht allen Muht , und wie er nunmehr wohl
merkte, daß die Ruſſen dieſes mal nicht gekommen waren, die Stadt bloß einzuſchieſſen, ſondern durch
eine förmlicheBelagerung dieſelbe unter ſichzu brins gen ; ſo beſchloß er ,ſich in derVeſtung aufs äuſerſte zu wehren, und ließmittelft zeitiger Ausfälle dem Feins
de allen möglichen Abbruch thun, und deſſen Arbeit was dem Feinde einigen Vortheil verſchaffen fonte, an Hauſern,Gartenund Zäunen niedergeriſſen ward. Nachdem es nun dem Czaren in ſeinen Anſchlag
verhindern 1, wie dann auch in der Vorſtadt alles,
alſoin etwas gelungen, und von Generalmajor Schlip
penbach die Kundſchaft bey ihm eingelaufen war,daß d.15
Derſelbe mit drei Regimenter Reuterei und Dragoner,Junii fo zuſammen nicht mehr als vierzehnhundert Mann ausmachten, an einem Orte genant leſna, im Weyers land , zwiſchen Reval und Narva ſtünde, und zwo Vorwachten bey Loah und Arbafer ausgeſeket hatte, commandirte er achttauſend Mann unter Obriſten Rónne aus , um ſie von dar weg zu treiben . Nund. 16
zogen ſich zwar die Schweden zurák, wie aber die Ruſſen ſie den fechszehenden Junius zwiſchen Wits tena und Lillejdyi antrafen , muſten ſie ſtand halten ,
undſich fertig machen , mit den Feinden einenGang
76 Leben Caris des Zwölften, 1704zu wagen . Schlippenbach mit ſeinen Leuten wehrete fich ungemein tapfer. Doch als die Ruſſen ihm zu ftark waren, und er über das merkte , wie ein Theil
davon einen Umweg nam, und ihnabſchneiden wolte, to war er ben Zeiten auf ſeine Sicherheit bedacht. Attein die Feinde hielten ihn ſo warm , daß er nach
einigem Gefechte die volle Flucht nehmen muſte. Er behielt auch nicht mehr als zweihundert Pferde bey
PA The
ſichy, denn die übrigen wurden theils zerſtreuet, theils nieder gehauen und gefangen genommen , unter wela
chen legtern der Obriſt Fritz Wachtmeiſter mit war . Rönne aber ging wiedergerades weges nach Narva
gurul. Nachdem der König von Schweden mitlerweile
den Entwurf des bevorſtehenden Feldzuges gemacht hatte , wurde alles zu baldiger Erdfnung deſſelben veranſtaltet. Seine Truppen brachen alfo aus ihren
bisherigen ermländiſchen und polniſch -preuffiſchen Winterquartieren auf. Damit auch alles deſto beſſer im Gange kommen möchte, nam der König in Bes gleitungder beidenPrinzen von Sachfengotha und Würtenberg, eine Reiſe von Heilsberg aus nach als d. 1.! len Quartieren vor .
Der Anfang ward mit der
Junii Stadt Melfach gemacht, wo das Leibregiment ſtand, von dar er ſich nach Elbing und denen andern Quars tieren begabD , und , nachdem er alle Regimenter in
gutem Stande angetroffen, ſtellete er allenthalben die nohtigeOrdre zum Aufbruch. Graf Piper mit der Hofftat und denen Trabanten, welche in Abweſenheit des Generalleutnants Arwid
Horns, unter dem Dbriſten Graf Cart Wrangeb ſtanden,empfing Befehl, den Weg geradein Polen hinein , durch das königliche preuſſifche Gebiete zu d. 12nehmen , und marſchirte derfelbe alſo den erſten Tag d . 13 vier Meiten nach Ottendorf ; den andern Tag drei Meilen nach Schawoven , durchdie StadtWartens burg .
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Königs von Schweden.
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burg. Von Schawoven ging der Marſch weiter 1704 ! drei Meilen nach Butrin einemDorfe auf der bran -d. 14 denburgiſchen Gränze; und folgendes Tages durchs Junii
Brandenburgiſche in Polen ,dieStadtJanowa vora d. 15 19 bey , nach dem Dorfe Schembrofski , ſechstehalb d.16 Meilen .
Hier ruhete man einen Tag I, und kam fol- d. 17
gendszwei Meilen nach Krzywanowa, und ſo weiter d. 18 nach Praznik 1, auch zwei Meilen. Die Leibgarde zu Fuß und das Leibregiment zu Pferde namen eben denſelben Weg , die übrigen Regimenter aber gingen jedes für ſich , und kam als ſo die Armee auf diefer Seite der Weichſel nicht zu: fammen.
In Prazniť kam der Königdes Nachmittages wies der zum Hauptquartier, nachdem er in ſieben Tagent einen Rit von hundert und etliche Meilen abgeleget,
und den Marſch der ganzen Armee eingerichtet hatte. Der Weg ging alſo vors erſte nach Czirkanowa, breid. 20 Meilen ; und von dar nach der Stadt Novamiaſto, d. 21
drei Meifen . Von hier ritderKonig nach der Stadt Zakrotzin, fo an der Weichſel lieget, voraus , und nachdem er daſelbſt einen bequemen Ort in der Nähe, um uber bemeldten Fluß zu gehen , ausgeſehen hatte, das 0. 22 ließ, er den Hof und die Trabanten vier Meilenalwo der ,Bugſtrom fällt. Hirten in die riiifen ,, álmo Dorf Muttelin demWeichſel nemlich nach hin Kónig einige Tage ſtille, und nachdem alle Bagage auf Pramen übergefegetwar, folgte er mit den Tra banten nach , und marſchirte alſozwei Meilen, nach d . 25 einem Dorfe, Truczowa , welches vier Meilen von Warſchau lieget. Sobald der Generalleutnant Horn etwas von des
Königes Ankunft vernommen , eilete er ihm aus Wars ſchau entgegen , und berichtete, wie weit die Sachen alba
Leben Carls des Zwölften ,
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1704 alda gekommen waren *. Der König fegte ſich hier: auf * Es hatten nemlich die Confoberirten zu Warſchau eine Antwort
gegen den ſendomiriſchen Conföderationsſchluß aufgereget, und
in
ſolche am ſechszebenben Junius auf dem Wahlplaße abgeleſen .
Ob man nun wol ſpårete , daß nichts mit rechtem Eiferwürde anrukte ,polief dieſer doch der Verfamlung von Cirkanowaaus wiſſen , daß er nunmehr alles gethan habe , wozu er ſich anheir ſchig gemacht, und dürfte ſie nicht darauf warten , daß er einen ?
vorgenommen werden, ebe der Stönig von Schweden nicht näher
Schritt weiter thate . Würden ſie einen Stónig erwehlen , in
dem manVertrauen regen konte, ſo wolle der Scénig Carlſeinem Berſprechen auch nachkommen , fonft aber alles widerrufen has ben , welches denen Conföderirten gewiß keinen Vorteil bringen möchte.
Wie der Cardinal dieſes rahe , bat er den General Horn ſolches noch nicht kund zu machen und ihm vorher Gelegenheit
zu verſchaffen, daß er den Stönig felbft ſprechen kønte ; allein der
Graf Piper antwortete zurük, der Stónigkönne vor iſo, daer mit Zuſammenbringung der Armee beſchäftiget, und nicht lange auf einer Stelle wäre, dem Cardinal keine Zeit noch Ort zur
Unterrebung beftimmen ; überdem wären ia die ſchwediſchen Com miſſarien ſchon bevolmachtiget, alles zu beider Reiche Sicherheit
nothige abzuhandeln . Der Cardinal blieb daben , und bezeugete auf öffentlichem Wahlplake, daß dader Adel nunmehr in ftarker
Anzahl beiſammen, und dieWahl nicht langer aufzuſchieben ſey , er mit dem Könige von Schwedenunumgänglich von verſchie:
denen Dingen vorher reden müſſe, abſonderlich aufwasArtman den zu erwahlenden Konig künftig vor ſeine Feinde beſchüßen wolle.
Als General Horn den drei und zwanzigſten dem
Könige Carl in dem Člofter Biala , eine Meile von War: ſchau , dieſe Nachricht ins gebeim überbrachte und zu einer Zuſammenkunft mit dem Cardinal ftark anrieht,
war der König doch nicht dahin zu bewegen , ſondern meinte, ber Primas müfte erft weiſen, daß er beſſer gefinnetfey . Zu dieſer Standhaftigkeit des Sdnigs trug viel bey , daß er in
denen Gedanken fefe ſtand, ob wolle der Cardinalihn, fals er, einen Schluß in der Hauptſache zu Warſchau zu haben wünſche, ju diefer Unterredung gleichſam zwingen. Allein , wann dem ats
So geweſen , båtte der Cardinal übel gethan , und die Sachen beim unrechten Ende angefangen , weil König Carl vor allem Zwang einen Abſcheu batte. Jndeſten ließ er ihm doch durch den Graf Piper melden , daß er ſeinen Antrag ſchriftlich einſens
den möchte , Io ſolten die ſchwediſchen Commiſſarien darüber nuch bevolmachtigt werden , und indeſſen der Cardinal dahin trachten , damit zu Warſchau alles zum gewünſchten Endegelange,
maffen der König im Begrif ftehe, den Feldzug zu eröfnen. 1
Nunmehr
Soitiga von Schweden .
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auf zu Pferde, begab ſich mit Horn dahin * zurúf, 1904 und :: 0 Nunmehr ließ General Horn die aus Eirkanowa oberwehnter maffen erhaltene Verſicherung des Königes von Schweden 8f:
fentlich ableſen , und ſolche dem Cardinal und Generalmarſchal einbåndigen, worauf der Adel mit ungeftum auf die Beforderung der Wahl zu bringen anfing. Der Sönig Carl rit den ſieben und zwanzigften Junius von Truc:
zowa nach Praſcowa , zwei Meilen von Warſchau , wo General ftand der Sachen , ritten ſie beidenad, Warſchau , da dann der
Horn zu ihm kam , und nach abgeſtatteten Bericht von dem Zu: Cardinal und die andern gleich nach Horns Haufe,wo der Stønig
abgetreten war, fich verfügten ,und mit einanderbiß in die ſpåte Nacht ſich beſprachen . Der Cardinal ließ ſich heraus , daß er den Woiwoden von Poren nicht geſchikt zum Stónig halie, romol
11 1
wegenſeiner Jugend , als ſeiner Familie halben,weil man weit
vortreflichere Geſchlechter in Polen aufweiſen könne, überdem habe feine Gemahlin nicht ſonderlichen Verftand. Stönig Carl erwiderte: Der Graf Leſczinski ſen gleichwol ſchon ſieben und zwanzig Jahr alt, und alſo kein Sind mehr ;habe fich auch auf Teinen Reiſen in Wien, Rom, Floreng, Venedig und Frankreich
mit jedermans Beifal aufgeführet, und bekleide reine ißigeEhs renſtellen volkommen wohl: Wasſeine Familie anbetråfe, könne ſie dem Cardinal vielleicht beſſer bekant reyn , doch habe der Sto: nig gehöret, daß ſie mit den vornemſten Häuſern in Europa in Verwandſchaftftehe: Mit der Woiwodin , als ſeiner Gemahlin , 1
1 1
1
!
Verſtand inoge es beſchaffen ſeyn , wie es wolle: Werde ler: czinski zum Scénig erwähiet fo habe er nicht nohtig ihren Raht viel zu folgen , niaffen die Regierung ihm und nicht der Frauen zukomme. Der Cardinal verſekte : Ein auswärtigerPrinj mochte dem Stonigreiche Polen doch nůßlicher und erſprieslicher ſein , weil er bey itigen Umftanden denChron beffer tvůrde behaupten
können , als ein einheimiſcher, indem zwiſchen dieſen Abgunft .
und Uneinigkeit herrſchte , und ein ieder glaubte der nachſte zur Crone ju renn , auch daher dem andern nicht nachgeben würde. Der Kønig Carl antwortete : Polen hat an den stønig Auguft ja
einen auswärtigen Szerren gehabt, was þat erder Republicge. bolfen ? Der Cardinal fugte bierüber ein wenig , doch befann er ſich und ſagte : Er fåndė, daß der König recht habe, und wolle alſo die fremden Candidaten vorbey geben , allein unter denen inländiſchen ſchiene es doch beſſer zu feyn , wann eine bejahrte und angeſehene Perſon im Vorſchlag fame, womit er auf den Cronfeldherrn und denWoiwoden von Širadien , Pieniazek, sielete,
welcher lettere ein kluger Nann , und ſchon ben Jahren war, maſſen er ſich vor bennabe funfzig Jahren in der warſchauer Schlacht zu Stönig Carl Guftavs Zeiten mit befunden, und darin das eine Hein verlobren hatte. Der Stonig antwortete nichts weiter , ald: e babe gehalten und wolle noch halten alles was
1
80 Leben Caris des Zwölften, 1704 und unterredete ſich mit dem Cardinal Primas, bem d. 26 Cronfeldherrn Lubomirski , und andern Grufſen mehr,
Junii abſonderlich mit dem erſten , wegen des zu erwehlens ben neuen Kidniges. Die zurWahl anberahmte Zeit warnunmehr vers
handen, undſonſten allesdazu veranſtaltet. So föderirten Woiwodſchaften ſchon ſeit dem vorigenMos
hatten ſich auch die abgeordnete Landboten der Cons
nat eingefunden . Den neunten Junius war mit einer
Hochmeſſe und Prédigt der Anfang gemacht worden, und ein jeder begab ſich darauf nach dem gewöhnlis chen Wahlplak. Hier fanden ſich auch der Cardinal
Primas , der Cronfeldherr, Fürſt Lubomirsti, der Crons
er verſprochen , fein Volk aber aus der Stadt und Schloß zu Warſchau zurük beordern . Wolte damit nach ſein Hauptquartier zurük reiten , wann ihn General Horn nicht überredet båtte, die Nacht über bey ihm zu bleiben .
Hierüber ward der Cardinal über die maſſen mißvergnügt, konte aber doch damit nichts ausrichten . Der Adel wolte dem
Grafen Leſczinskiwohl, und ließ ſich daherausdrůklich und mit hartenScheltworten vernehmen , er wolle die Woiwodin Towi:
anska in dem Strom érſ&ufen , wann ſie ihm in feinem wichtigen Vorhaben noch långer imWegewäre.
Der Cronfeldherr Lubomirski hatte indeffen zum stönig von Schweden geſchikt, und ihn erſuchen lasſen , einige ſchwediſche Sruppen zur Sicherheit der Cronarmee zu ſenden , als welche
aus fünftauſend Kopfen beftůnde, und vom Stonige Auguft fich abgefonbert babe , dieſerwegenauch aus Vollinienweichenmuſs ren , und ißo von denen Coſacken und Sachſen von Sendomir
her verfolgetwürde. Der Sonig Carl merkte gleich ., daß die: les ein mit dem Cardinal abgeredeter Handel ren , theils um
Zeit zu gewinnen , ihre neue Fünfte anzubringen , theils durch die Menge der neuankommenden die Partei des Lefesinskizu übertåuben , und ließ daher antworten , die Polen bey der Cron :
armee wären ſelbft ſo tapfer , daß ſie der Schweden Hülfe gegen die Cofacken nicht nobtig Batter, Der General Horn rekte bierauf dem Cardinal noch Tchårfer
zu, und drobete, im fall er nicht zur Sache thun, und die Wahl beſchleunigen wolle ,man den Biſchof yon Poren , Swieſinski, der ohnebem einen Groll wider den Stonig uuguft im Herzen habe, dazu brauchen werde; desgleichen ffeltete ihm auch der Woiwode Perezinski nachdruklich vor , daß er von ſeinem gege:
berren Worte nicht abgehen , und das Waterland hänget in das gewißbeit fónne ſchweben laſfen.
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81 Königs von Schweden . Sronſchazmeiſter Sapieha nebſt ſeinem Sohn , die 1704
Woiwoden von Poſen , und von Sirabien , imgleis 1
chen der von Lencicie mit ſeinem Sohn , der Erona mundſchenck, der Conföderationsmarfchal und die übrigen Abgeordneten ein.
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Dieſer,nemlich der Conföderationsmarſchal, Bros nik Staroſta Pyörzski, war auch zum Marſchal bey der Wahl einmuthig ernannt und hierauf die Zuſammenkunft, nach einigem Streit, auf den
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ſechszehenden verleget worden. Man ſchlug noch
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malen bie oben benenten auswärtigen Fürſten , doch
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ohne Wůrkung vor.
Denn der Adel und die Cons
I fóberation wolte von keinem andern , als einem Pias
5. ſten oder einheimiſch gebohrnen Polen , wiſſen . Auf dieſe Weiſe,und da die meiſten Senatoren
LEI 16
und Abgeordneten ſichvor den jungen Woiwoden von
,
Poſen erkläreten ,dieſchwediſchen Commiſſarien auchi
be
!
erhaltenem Befehl gemäß , ſeine Partei nahmen, ward deſſelben Anhang immer ſtarker. Der Cardis
nalhatteſich biß dahin geſtellet, als wann er ihm nicht entgegen wäre. Dahingegen bemühete ſich derWois
wode ſehr , um dem Cardinal wieder einen Gefallen zu thun , dieSeuraht zwiſchen dem jungen sowianski und des Cronfeldherrn Fürſten Labomirski Sochter
zum Schluß zu bringen . Denn wie er nicht anders glaubte , als daß der Cardinal für ſeine Perſon es gar aufrichtigmitihm meinte ; fo gedachte er zugleich
Hierdurch die LubomirskiſcheParteiauf ſeineSeite mit einergroſſen ju ziehen. Die Hochzeit ging auch
Pracht in Warſchau vor ſich. Sobald aberdies felbe vorbey war , legte der Cardinal die biſher ges
brauchte Verſtellungvoltømmen ab , und wolte nicht geſtehen , daß er in dergleichen Abſicht für dem Wois
woden ſich im geringſten hatte heraus gelaſſen; da Zweiter Theil.
F
doch
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Leben Carlo des Zwölften ,
1704 doch nichts gemiſfers war, alsdaßer denmehrers wehnten Woiweben von Poſen beydem ſchwediſden Commiffarius , dem Generalleutnant Horn ſelbſt im
Vorſchlag zurErone gebracht hatte. Dieſer Streich verdroß dem legtern dermaſſen , daß er ſich gar in einer Zuſammenkunft einige Tage hernach mit dem Cardinal verunwilligte, und ihm etliche hartlautende
Worte ins Geſicht ſagte. Allein der Cardinal bes: ſtand auf ſeinem Kopf, und konte weder Prinz Aleps ander Sobieski , welcher fich des Woiwoden von Poſen ſehr annahm , und deswegen an die Towianss kin , des Cardinals gute Freundin und Verwandtin ,
groſſe Verſprechungen that, noch auch ſonſt jemand den Cardinalauf andere Gedancken bringen ; fons
dern er erklärete ſich nunmehr offenbar fürdem Fürs ften Lubomirski ; und ſuchte unter der Handdes
Woiwoden Freunde an fich zu locken . Der Wahls marſchal Bronią war auch dem Feldherrn nicht zus wider, und hielt es in dieſem Fall mitdem Cardinal, Der groſte Theil des Adels aber trat auf des Wois woden Seite , daher dann der Cardinal und deſſen
Anhang veranlaſſet wurden , um nachgerade ihren Zweck zu erreichen , auf alle Art undWeiſe die Wahl
auf die langeBank zu fchieben. Dennob man gleich fchon zu verſchiedenen malen auf dem Wahlplak zus ſammen geweſen war ; ſo hatte doch der ſchlaue Cara 2
dinal die Karten fo zu miſchen gewuſt, daß nimmer etwas daraus geworden .
Um die Zeit , da dieſes sorging, fam der Sidnig von Sdweden an. Sein erſter Antrag war , daß
manohnverzüglich die Wahl eines neuen Ridniges von Polen vornehmen möchte, wozu er den Woiwos
d. 29den von Poſenvon neuen vorſchlug. Dieſes, unddaß ܪ܃
Junii der Königfich einige Tage hernach mit einigen Res
gimentern nach Blonie, naber an Warſchau erhub , fekte /
Königs von Schweden .
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feßte die Widriggeſinnten in nicht geringe Furcht1764 und Schrecken *. Nun merkten diejenigen , fo es mit dem Woiwos den hielten , gar wol, daß der Cardinal und deſſen Anhang nichts anders im Sinne hatten i als die Wahl fo lange aufzuhalten , biß des Feldherrn Brus
der , der Cammerherr Lubomirski, deffen Frau des Königs Auguſt Kebsweib ju feyn die Ehre hatte, daa
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zu kommen . Denn derſelbe war auch zur Conföderas tion getreten, und anikt mit einigentauſend Polacken von Lublin her nach Warſdau im Anmarſch . Hiers durch vermeinte der Cardinal fo viel zu gewinnen ,
daß man auf dem Wahlplaß des Woiwoden Partei 7
ubertauben , und dergeſtalt ſeinen Zweł erhalten fónte.
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Dieſem vorzubeugen fand man von Seiten des Woiwoden keinen beſſern Raht, als mit allem Ernſt
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1 auf einen forderſamen Schluß zu dringen, da es dann 1
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auch ſo weit kam , daß ein Sonnabend , nemlich der andere Julius , zur endlichen Wahl feſtgeſtellet , und
aller fernere Aufſchub verworfen ward. Man füchte inzwiſchen ſowol den Cardinal als Feldherrn zu billis
gern Gedanken zu bewegen, und daß ſie ſich nach dem F 2
Wahls
• Der Woiwvode lerezinski kam des folgenden Tages, als am lets ten dieſes Monats relbft nach Hlonie zum Sidnige, und hielt ben
ihm um eineneue Verſicherungsſchrift vor die Republic und ſeine eigene Perſon an , fals er die Crone davon tragen ſolte. Dieſe warb ſogleich aufgeregt, und ihm zugeſtellet, und war mit der, 2 fo Limontüberbracht hatte, einerlen Inhalts, nur mitdem aus bruflichen Zuſate, daß tvann die Wahl auf dem Woitoden
Leſzcinski fallen folte , der stånig alsdenn ſein voriges Verſpres chen halten , und ihn mit allen träften unterſtüßen wolle.
Als
er rolde Schrift den folgenden Tag vorzeigte, Tenkte der Abel
fich völlig auf ſeine Seite , und lagdemMarſchal an, die Wahl zu volziehen . Dieſer molte noch einige Schwierigkeit machen ,
Graf Gembichi aber fiel ihm in die Rede , uno sriffen fte beide
von Worten zum Sabel, wurden abervon einander gebracht. Dermarſchal ſuchte zwar dieWahl aufzuſchieben , der del aber fand darauf, daß dieſelbe auf morgen por fid geben mdffte. 1
Leben Carls des Zwölften,
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1704 Wahlplak verfügen mögten ; doch dieſe ſahen nur mit Schmerzen nach des Eroncammerherrn Lubos mirski Ankunft aus . 8.2
Endlich war der beſtimte Tag erſchienen , und bes
Julii gabenſich der Biſchof von Poſen , die Caſtellans von Bref , von Cujavien , von Radzious , von Ezersk, und von Snowlodaw nebſt dem Adel des Nachmite tagsgegen drei Uhr nach dem Kolo oder Wahlfelde *, und fandten alſobald einen Ausſchuß aus ihrem Mits
tel an den Cardinal, an den Cronfeldherrn , an die Woiwoden von Poren , von Siradien I, von Lancici, und von Podlachien ; desgleichen an den Caſtellan von Plosko, und lieſſen ſie zu fich heraus bitten. Der Cardinal machte ſich kranf, und begehrte nebſt Lubos mirski , der ſich eben dazumal bey ihm befand , die
Ernennung des neuen Königes bis Montag auszus regen , alsdann fie fich ohnfehlbar einſtellen wolten , unterdem Vorwand , es wäre ſchon zu ſpät am Tas
ge , als daß man ein ſo wichtiges Werk ſolte zum Schluß bringenkönnen.
Der Woiwode von lans
cicie, und der Caſtellan von Plosko liefſen ſich auf eben die Art heraus ; die Woiwoden von Siradien
und Podlachien entſchuldigten ſich auch mit einer Uns paßlichkeit , doch wolten ſie demjenigen , was ihre
Mitbrüder beſchlieſſen würden , Beifal geben. Der Woiwode von Poren aber , und diejenigen , ſo ihm zugethan waren , kamen heraus.
Nachdem dieAbgeſchikte von ihren Verrichtungen Bericht abgeſtattet hatten , machte ſich der Wahl: marſchal Bronik gleich des Cardinals und der übris gen • Hier war auf der einen Seite einige polniſche Reuterei geftellet,
welches jederzeit der Gebrauch ſeyn ſol , um alles Unweſen und Auflauf zu verhindern . So hatte auch General Horn , auf des dels beſonderes Begehren , von der fchwediſchen Beratung aus Warſchau zwey hundert Mann nach der andern Seite hinmars
ſchiren laſſen , um zurBebedung vor allem feindlichen Anfal zu bienen .
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Königs von Schweden ,
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gen Entſchuldigung zu nuke, und frigte ſofortvon 1704
ſeinem AnhangeBeifal, indemermit groſſem Uma ſchweif vorſtellete ,wie gefährlichdie Uebereilung in
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einer ſo wichtigen Sache ſeyn kónte, abſonderlich,da
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die zur Wahi beſtimte Zeit ja nicht zu Ende ware,
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und es ohnedem immer gebräuchlich geweſen, nicht
eher als beydeſſen Ausgang einen Königzu wehlen. Es konten ſich mitlerzeitnoch mehrere Landboten eins ſtellen , und durch ihre Anweſenheit und Stimmen der Rechtmaſligkeit der Wahl ein groſſes Gewichte geben, dahingegen derſelben nichtwenigan ihrer Güls tigkeit abgehen würde , wenn man um eines Tages willen desCardinals und der vornehmſten Gegenwart nicht abwarten wolte.
Allein die lefczingiſche Partei hatte den andern ſchongar zu tiefin die Karte geſehen, als daßſieihre Abſicht nicht hätte errahten ſollen. Sie widerlegs te alſo die gegenſeitigen Einwürfe dergeſtalt und mit guten Gründen : daß bey dem Zuſtande und Ums ſtanden der Republic Fein Augenblié Bedenfzeitzu verſtatten ware ; daß eine zumalen gweideutige Ger wohnheit keine verbindliche Geſeke mache, vielmenis ger aber ſich die polniſche Nation daran zu Fehren
hatte, als welcher eben ſo wol frey ſtundě, ein ges machtes Geſek abzuſchaffen, als ein neues zu geben. Ueberdem fühe man garkeinen Nuken, ob man gleich die Zeit nochſo weit verlängerte,dahingegen das uns nohtige Zaubern vieleUngelegenheit nachſich ziehen, und das Feuer an den vier Ecken des Reichs anzúns Den konte. Was den Cardinal und den Feldherrn
Lubomirski anbetrafe , ſo wäre man entſchuldiget, nachdem man ihnenſo viel zu Gefallen gethan hátte,
alszu thun moglich geweſen. Schiene es doch, als ob man ihnen nicht viel Gutes mehr zutrauen dürfte,
da ſie ſic ro offenbar dem Willen der meiſten Confos S 3
derirten
86 Leben Caris des Zwölften , 37e4 Serirten , und folglich dem algemeinen Nußen entges gen rekten.
Dieſer Streitward inimer heftiger fortgeführet, und konte man durchaus nicht einig werden , ob die
Wahl noch iko, vor ſich gehen , oder ob man dies ſelbe bis Montag aufſchieben ſolte. Als aber die Sonne darüber unter gieng, fo befürchteten dieſomer Diſchen Commiſſarien , welche gleichfals dabey zuc Stelle waren , es mochte , allem Anſehen nach, dies ſesmal gar nichts daraus werden .
Vermahneten
berhalben nochmals die Anweſendezum Schluß und zur Einigkeit, und brachten es auch ſo weit , daß ein
groſſer Haufen die Wahl auf dieſen Tag zu endigen ſich entſchloß. Sie wurden von dem Biſchof von terſtüket, als welcher der Verfamlung vorſtellete, fie Inschte fich weder durch die Abweſenden , noch durch
Poſen *, fo des Cardinals Stelle vertrat, kraftig uns
das Vorhaben der gegenwärtigen Senatoren irre machen laſſen , als welcher legterer Abſicht dahin ging, dem Prinzen Jacob Sobieski die Crone aufzuſeßen, welches doch wegen ſeiner Verhaftung unmöglich ware . Hierauf warfen einige** ihre Mugen in die höhe , und riefen immer : Vivat Stanislaus Rex ;
Es lebe der König Stanislaus . ' Allein ihnen ward Diefen nennen einige einen guten Brandweinsbruder , derglei: chen auch in dem reudomirſchen Manifeft geſchiehet , wo und fonften vorgegeben wird , daß er mit dem General Horn den gans
ten Wahltag über brav gerechet, und bernach den Stanislaus mit vollem Wuthe und Halſe zum König ausgeruffen habe. So viel iſt gewiß , daß er zu dreien malen hinter einander gefra : get : Db die anweſende Herrn und Brüder der Republic den
Woiwoden Leſzeinski vor ihren stønig erkennen wolten ? worauf auch ju fo viel maten mit heller Stimme ja und Mivat geantwor: tet worden .
* Daß stenig Carl der zwölfte dagumal mit auf dem Wahlplake gegenwärtig geweſen fern und zum erſten das Vivat ausgeruffen baben ſolle , wie Voltaire und andere mit ihm vorgeben , ift of
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fenbar falſch . Denn dieſer war , wie unter vorkomt, ju der Beit in Blonie , vier Teilen davon .
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Königs von Schweden ,
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warb auf einmal durch das Gefchrei und Nieposvo. 1704 lem der andern wiederſprochen. Es waren aber ſols ches die Abgeordneten des poblachiſchen Adels, welche ſich der Wahl widerfekten . Einer unter ihnen , der Fahnrich von Bielzice, Namens Jeruſalski,nam hier: auf das Wort, und ließ ſich vernehmen, daß erdurch aus nicht eher in die Wahl willigen wurde, biß der
Tractat mit Schweden vorher geſchloſſen und unters zeichnet wäre, welchein er noch andere Urſachen hins zu fügte, warum er ſeine Einſtimmung nicht geben
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konte. Die andere Partei ſeşte ſich ihm heftig ents gegen , und fing von neuen an , den Woiwoden auss
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zurufen. Nachdem auch der Biſchof von Poſen jes nen angedeutet, daß wenn ſie ja ihre Stimmezu ges
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ben Bedenken trügen , ſie ſich von dem Wahlfelde weg begeben möchten, ernennete er Stanislaum zum König in Polen , mit denen gebrauchlichen Worten :
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In nomine Domini nomino Regem Poloniæ
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& Magnum Ducem Lithuaniæ , STANIS Jin Nas LAUM LESCZINSKI & c. men des Herrn , ernenne ich STANISLA
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UM LESCZINSKI zumn Könige von Pos len ,, und Großherzog von Lithauen xu. Man ſeßte ſtraks daraufgegen neun Uhr des A bends den neuen König zu Pferde, und ward ders ſelbe , inzwiſchen daß man aus Flinten und Piſtolen ohn Unterlaß Feuer gab, und die Muken in die hohe
warf, vom Adel nach der Stadt in die Domkirche
begleitet, woſelbſt ihn der Biſchof von Poſen mitden gewohnlichen Gebrauchen , vor dem Altar einſegnete,
und das Vivat STANISLAUS primus Rex Poloniæ , Es lebe Stanislaus der erſte, Ro
nig von Polen , dreimal ausrief, welches von einer unglaublichen Menge Volkes unaufhárlich nachges F4
ſchrien
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Seben .Carlé des Zwölften ,
8704 fchrien wurde , worauf man den Lobgefang : Herr Gott dich loben wir , anſtimmte. Niemand klang dieſes verdrüslicher in die Dhren, als dem Cardinal und Lubomirski , welche anfänglich durchaus nicht wolten ja dazu ſagen , doch endlich,
weil ſie wol merkten , daß ihre Widerſpenſtigkeit zu d . 6 nichts helfen wurde, ſich ebenfals unterwarfen , und
Julii zum KönigeStanislaus kamen. Kurz hernach langs te auch der Eroncammerherr Lubomirski mit ſechzig Fahnen Polen auf der andern Seite der Weichſel an, und als er auf einigeMeilen nahe an Obriſtleut.
nant Claes Bonde kam , welcher mit einer ſchwedis ſchen Partei von etlichenhundert Pferden zu Praag lag, fchikte er an denſelben , und begehrte von ihm eine Begleitung von ein paar hundert Reutern , das mit er konte ſicher nach Warſchau gelangen , anges
ſehen ihm eine Partei Sachſen in den Eiſen waren . Nun kam er zwarſolchergeſtalt ohn einigen Anſtoß fort, allein die Wahl war verfáumt1, deswegen folgte er der andern ihrem Beiſpiel, unterwarf ſich gleichfals dem neuen Könige und machte bey demſelben ohne Anſtand ſeineAufwartung, desgleichen auchdas voru
nehme Frauenzimmer beyder Gemahlin des Stanis, laus verrichtete. Der König von Schweben war in währender Zeit nicht aus Blonie gekommen , und bezeugte nicht wes niges Vergnügen über dieſe Wahl , als ihm die Zeis tung davon durch ſeinen CammerpagenKlinkowſtrom noch ſelbigen Abends ohngefehr um eilf Uhr gebracht wurde, da der König ſich ſchon ſchlafen geleget hatte. .3 D. 3 Folgenden Tages that es ihm KönigStanislaus felbſt durch einen Brief zu wiſſen , darauf Carl der Zwölfte ihm ſogleich durch ein höfliches und zärtlis dhes Glükmünſchungsſchreiben antwortete, auch alſos
balbzu Pferde ſtieg, und dem neuen Könige auf dem halben
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Köntge von Schwedena
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halben Wege nach Warſchau entgegen ritte. Nachs 1704 dembeide Herrnſich auf das freundlichſte umarmet*, blieben ſie, nebſt dem Grafen Piper einige Stunden bey einander, und überlegten , wie der Friede im Kids
nigreiche Polen wieder herzuſtellen , und ihr gemein ſchaftlicher Feind , Auguſt, baraus ganzlich zu vers treiben ware.
Nun hatten die Confoberirten ſowol vor als unter
der Wahl begehret, es möchteder König von Schwes den mit ihnen ein naheres Bündnis eingehen , und
einen beſtandigen Vergleich aufrichten . Solches o fondern Tchon wurklich der Anfang dazu gemacht
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war ihnen auch vom Königenicht allein zugefaget,
worden . Man ſchob es aber nachgehends auf, doch mit dem Verſprechen , ſobald man mit der Wahl wurde zu Stande kommen ſeyn, ſolten die Tractaten
wieder vorgenommen , und zur Volkommenheit ges
Et bracht werden . So wolte denn der König nunmehr e ſein Wort halten , und ernante hierzu drei Ambaſſas
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deurs, welche mitdem neuen Könige und der Repubs
lic Polen in Unterhandlung treten ſolten . Es was ren ſolche der Generalleutnant Arwid Horn, als der vornemſte unter ihnen ; der Statsſecretarius Georg Wachslager, welcher bisher beſtandig als ſchwediſcher Reſident am polniſchen Hofe ſichaufgehalten; und brits tens der Vicepräſident des dårptiſchen Hofgerichts Juſt von Palmberg , welche mit nohtigen Verhals tungsbefehlen an den neuen König und die confoder rirte Republic abgefertiget wurden.
In welchemZuſtande ſich dazumal undeinige Tage nach der WahldieSachenbefunden , ſolches wird aus nach . fs * Diefes gefchabe auf freiem Felbe , darauf fie in ein nabe onbey gelegenes Bauerhaus gingen und über vier Stunden zuſammen
(prachen. Auffer Øraf Piper war auch derGdameifter Sapieha baben .
)
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Leben Carlo des Zwölften ,
1704nachſtehendeni Schreiben des gweiten Gefanten Wachslagers erhellen * . So bald man darauf bedacht war , durch die Wahl eines neuen Königes den erledigten polnis 39 ſchen Thron wieder zu beſeßen , kam die Familie >
,, des verſtorbenen Königes , Sobieski , vor allen andern dazu im Vorſchlag. Allein nachder Aufs hebung des Prin; Jacobs ', und der abſchlägigen ,, Antwort des Prinz Aleranders , als welcher die Crone durchaus nicht annehmen wolte , weil ſolche ihm mit vielen Beſchwerlichkeiten verknüpft zu ſeyn, ,, und den gänzlichen Verderb ſeiner gefangenen Bruder nach ſich zu ziehen ſchien , fing man in 99
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Warſchau'an, einige andere auswärtige Prinzen
„ aufs Tapet zu bringen , welche ich in meinemge „ ſtrigen erwehnet habe. Allein diefeswarvon feis ner Würkung , nachdemmalen die Conföderirten durchaus einen Piaſten oder eingebornen Polen vers langten , und hierin auch von dem Könige unters
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» ſtúşet wurden .
Der erſte Piaſte , auf welchen manſeine Gebans ,, Fen richtete, und auf den man ſchon vorher die Augen geivorfen hatte , war Dpalinski, einer , der reichſten Herrn im ganzen Königreiche. Atein 39
er hatte ſich durch ſeinen Geiß aller Menſchen Haß
: 59 zugezogen ,
und überdem ſtarb er eben zu der Zeit ,
, da am meiſten die Rede von ihm war.
Der Cardinal ſchlug in einer mit dem General
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,Sorn gehaltenen Unterrebung noch verſchiedene ans
dere Poren vor, und unter dieſen Lubomirski, und den siwoden von Poſen . Wie Horn hiervon wan
» Et war dieſer Brief an den Verfaffer diefer Hiſtorie, Guftar » von Adlerfeldt , aus Warſchau geſchrieben , der an den ſchwes » Oiſchen Statsſecretaire Wachslager verſchiedene die Wahlanges » legenheiten betreffende Fragenbatte abgehen laſſen.
" Königs von Schweden.
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an dem König Bericht abgeſtattet hatte, wurde ihm 1704
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,, anbefohlen , des legtern Angelegenheiten allen ans 2 dern vorzuziehen , weil folcher der würdigſte und „ am beſten geſinnet ware. Als der Cardinal Dies
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,,ſesinErfahrungbrachte,hatte erſein Wort gern
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5, wieder zurükgezogen. Zwar fonte er nicht in Ab: ?
rede feyn , daß er ſeiner nicht erwehnet habe. Als
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s, lein er wandte vor, daß er ihn nur zulebt und als
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den jüngſten angeführet habe. Man gab ihm aber 3, zu verſtehen , daß er dem Könige an angenehmſten se 9
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ſey , ſo wohl wegen ſeines Verſtandes, als auch ! s, wegen ſeiner übrigen Tugenden und ausnehmenden
,, Eigenſchaften . 79
So werde er auch überdem von
den grospolniſchen Abgeordneten unterſtüket.
er
„ Die Verbindung zwiſchen denen Häuſern Rads 99 zieowski und Lubomirski , welche durch die Heurath des - Towianski mit der Tochter des Cronfeldherrn geſchahe , vermochte den Cardinal , ſich vor dem
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,, lektern herauszulaſſen , und man glaubt gar, daß
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wann derſelbe ſeinen Zweck wurde erreichet haben, alsdenn die Feldherrnſtelle dem Towianski durfte „ gu Theil worden ſeyn. Die Wahl ging alſo am
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,, andern Julius vor ſich. So gerne man ſolche noch
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n vor dieſer Zeit vorgenommen hatte , war es doch ,, nicht wohl möglich . Die podlachiſchen Abgeordnes او
ten machten zwar hierbey eine Trennung, verſichers
„ten aber zugleich, daß ſie nicht die Wahl des Stas nislaus mißbilligten , ſondern nur, daß ſie eben auf 9
„ demſelben Tage vor ſich gehen ſolle , vornemlich, da der Cardinal und die ŭbrigen Senatoren vera - ſprochen hatten , der Verſamlung auf dem nächſte kommenden Montag beizuwohnen ,1 und durch die
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Abweſenheit derſelben der ganzen Handlung ihr „ gróſter Pracht entzogen , und die bißher gewöhnlis >
chen Gebrauche dadurch auf die Seite geſeßet wura ,,den . Doch ſtimmeten (ke hernach mit deinen andern ॥
einmühtig
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Leben Carls des Zwölften,
5.704,, einmühtig überein ,und machten durchihren fårma ,, lichen Beitrit die Wahl eben ſo gültig , als wann oberwehnte Herrn in Perfon ſich dabeieingefunden hatten .. Nachdem alſo alles zudes Königes von Schweden
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gånglichen Vergnügen zu Stande kommen war, nahm derſelbe an eben dem Orte von dem Stanis,
laus Abſchied , wo ſich beide Könige zum erſtenmal geſprochen hatten *.
0.9 Carlder Zwolfte brach hierauf von Blonie auf, ' S
Juliiund ließ dieRegimenter nach geradefich auf dem Wege nach Zavigoft hinziehen , alwoGeneral Rehas ſchild gegen den vierzehenden mit ſeinenLeuten folte zu ſtehen kommen , alswelcher Tagsvorher von Bos
jekowdurch Bidzinimarſchiret war. Nachdem er ben Obriſtleutnant Zülich mit einiger Reuterei nach
Sendomir geſchikt, fand dieſer, daß König Auguſt ſich in aller Eil von bar weg , und nach Jaroslaw begeben , auch ſein von Getreide und andern Vors
rahtwohlverfehenesMagazin in Stich gelaſſen hatte, deſſen Zülich rich bemachtigte.
Des Königes erſterMarſch von Blonieging nach Mfzonowa , vier Meilen , woſelbſt man einen Tag ſtille ſtund ; und ſo weiter nach Biala , drittehalo Meilen ; Der Ort bieß Ditarred , wei meiten von Warſchau , und was tendieſesmal der Cardinal, derCronfeldherr, derSchallmeifter Sapieha , der Woiwode von Siradien und andre Herrn mehr
dabei. Der Diſcurs betraf vornemlich die Bezahlung der Cron: armee , ro nun mit dem Caminerherrn Lubomirski in Anmarſch war , vonwelchem man einen Brief berlaß , darin er berichtete, daß die Sachſen hinter ihm darein waren , und etliche Wagen weggenommen hatten; daß die Towarßen in ſo ſchlechten Zu: ftande waren etc. Der Schluß der Zuſammenkunft war , daß To bald die Cronarmee wurde ankommen ſeyn, und dem stonig Stanislaus geſchworen haben , fode General Horn ihr fünf und
zwanzig tauſendReichsthaler auszahlen , das übrige aber einige Zeit hernach an ihr entrichtet werden. Auſſer dem blieben tau: ſend Orann zu Fuß und zweihundert zu. Pferde unter General
Horn ju des Stanislaus Sicherheit in Warſchau liegen.
Königs von Schweden.
93 Meilen ; von Dar nach der Stadt Novamiaſto úber 1704
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dem Fluß Puße , drei Meilen. Hier lag die Armeed. 10
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wiederum einen Tag ſtille, und.ward nachgehendsJulii
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der Marſch durch Blow fortgefeget nach Przyſtick,1 d.s 14 vier Meilen ; von dar durd, die Stadt Radom nach 8. 18 Cobillani, fünftehalb Meilen ; und ſo weiter nach d. 18 Cirudica , zwei Meilen ferner nach Boreya, vier d. 23 ; Meilen ; hierauf nach Wismutow , zwei Meilen ; 0. 23 und endlich nach Sendomir *, drei Meilen , alwod. 26 eine Brücke über die Weichſel geſchlagen warb, und Rehnſchdid zu dem Könige ſtieß.
Unterbeffen ll
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. Es ift bas rendomitſche ein über die maffen volfreiches und ges ſegnetes Land , und der Adel darin in ſo groſſer Anzahl, daß ſie leicht sehntauſend dann aufbringen konten. " Es giebt hier auch
verſchiedene Bergwerke, vortrefliche Früchte und alles mas zur Leibes Nahrung gehöret. Weil der Marſchal der ſenbomirſchen Conföderation in dieſem Lande feine Güter liegen hatte , ro be:
kam der Dhriſtleumant Claes Bonde Befehl, ſolche liberal mit Seuer und Schwerdt zu verwiiften . Daher kein Wunder, daß die Bauern daberum überal davon flüchteten, die ſich aber hers nachmals wieder einfteiten .
Unter währenden dieſer Narſch des Stonigs von Schweden nad Sendomir, langte der junge Graf Sapieha mit einem Schreiben des ståniges Stanislaus bei ihm an, worin derſelbe zu Beſorgung der Angelegenheiten des neuen Stöniges bei dem
Ichivediſchen Hofe bevolmachtiget war. Nachdem der Stånig Carl ihn davor erkannt, hielt er um folgende Puneten an : daß erft: lich die Tractaten zu Warſchau möchten wieder zur Hand ges nommen und vor der Crónung geendiget werden , hierndchi eis nige ſchwediſche Regimenter, weil die Sachſen in Großpolen viel Unfug betrieben , unter dem Namen von Hülføvolkern , mit den polniſchen Armeen in Sachen einbrechen ; ferner gab er von der .
Ankunft eines Geſandten vomTartarchan an denKönig Staniss laus Nachricht, und endlich foderte er die Bezahlung der Erons armee .
Hierauf erhielt er zur Antwort: Die Erónung des neuen Kos niges kønne nicht aufgeſchoben werden ; wann die Ruhe in Pos
ten hergeftellet ſeg , folten die Sachſen auch beimgeſuchet wer: den ; mit dem tartariſchen Geſandten könne König Stanislaus nad Belieben ein Bündniß fchlieffen , undendlichfolle die Crons Armee , nach einiger Zeit bezablet werden. Somufte auch Ge! neral Reperfeld mit drei Regimentern zu Pferde der Cadren
Sresel in Großpolen tu Aeuren ſuchen .
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Leben Carls des Zwölften , 1
1704 Unterbeſſen hatten ſich die ſchwediſchen Geſandten
in Warſchau zur öffentlichen Audiens bey dem Kos nige Stanislaus fertiggemacht,. undnadidem man wegen des Ceremoniels , ſo Dabei beobachtet werden ſolte, war einig geworden , ward der neunzehende Julius zum öffentlichen Einzuge anberamet , womit
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es folgender geſtalt zuging : Die Ambaſſadeurs, ſo fidhnach dem Carmelitercloſter in der Vorſtadt Leczna,
nach der NeuſtadtSeite, begeben hatten wurden dafélbſt von drei Senatoren , nemlich dem Woiwo: den von Siradien und denen Caſtellanen von Inows ladislaw und Plocko empfangen und bewillommet. Sie hatten des Königes nebſt einer Folge von andern
1. Wagen mitgebracht, die Geſandten darin abzuhos len , welche ſich dann auch zugleid, mit denen Senas
toren in des Königes groſſe Kutſche fekten , alſo daß dieſe legtern den Schlag einnahmen ; wobei der Ges fandſchaftsmarſchal, Chriſtiern Albebyl, vorher ritte.
Der Zug sing in Begleitung vieler von Ådel, ſowohl zu Wagen als zu Pferde nach dem königlichen Schloffe. 1
Vor dem Stadtthor aß ein Theil der
Cronarmee zu Pferde, und machte mit des Cronfeld herrn Reuterei eine Gaſſe aus, wodurch die Ambaſs
fadeurs , unter Trompeten und Pauckenſchal und ans derer Feldmuſic, fahren muſten. Inwendig in der Stadt ſtund des Cronfeldherrn Fußvoll ins Gewehr. Auf dem đuſerſten Burgplatz aber war des Cardinals brandenburgiſche Bache aufgezogen , und auf dem
innerſten waren zweihundert ſchwediſche Soldaten geſtellet, da ſich dann immittelſt von denen Altanen
des Schloſſes die Muſicanten tapfer hdren lieſſen. Bei der Treppe ,als die Ambaſſadeursaus dem Was
gen traten , wurden ſie von dem Untercronſtalmeiſter Poninski, der zugleich des Königs Marſchal war, empfangen , und jeder bei der rechten Hand von des
nen drei oben erwehnten Senatoren hinauf geführet, bie
Könige von Schweden.
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die ihnen alſo die Dberhandgaben. An der erſten 1704
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Thure kam ihnen der Troncammerherr Fürſt Lubos mirski, entgegen , und begleitete ſie durch den Tra
7
bantenſaal biß an die Thure des föniglichen Gemachs,
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almo fieden lithauiſchen Schaßmeiſter Sapieha, der des Canßlersſtelle vertrat , antrafen. So bald,der König , ſo in dieſem Gemache unter einem rohten ſammetenen Himmel ſtand, ihrer ges wahr worden , ging er ihnen einige Schritte entges
gen , trat aber alſofort an ſeine Stelle zuruf, und Blieben die Geſandten in einer Reihe vor ihm ſtehen.
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Nachdem nun dieſe ihre Hüte aufgeſetet,1 begunte
1
der General Horn , als dervornemſte von ihnen , ſeine
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Rede in Latein , und übergab bei derſelben Schluß
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das Beglaubigungsſchreiben dem Königer da denn
of der Schakmeiſter Sapiehaim Namen des Königes
" auch lateiniſch antwortete. ce. Nachdem dieſe Audien; geendigeć war , begaben hl die Ambaſſadeurs, in Gefolge mehrbemeldter fich 24
Senatoren, nach der Königin Zimmer, alwo der General Horn ebenfals ſein Gewerbe auf Latein ans
te brachte, angeſehen dieſe Sprache in der erſten Aus dienz auch bey denen Königinnen von Polen gebrauchs 1 lich iſt. Zwar bedekten ſich auch hier die Gefanten er mit ihren Hüten , namen aber ſelbige beim Anfang. der Kede ſofort ab , und blieben nachgehends immer, in Anſehung der Königin , als einer Frauensperſon, mit entblöſſten Häuptern beſtehen . Der Weihbis 11 ſchof von Gneſen , als der Königin Canzler , that ihn 1 rentwegen die Antwort gleichergeſtalt in lateiniſcher . Sprache. 3
Von der Königin gingen die Ambaſſadeurs , doch ohne Begleitung der Senatoren , hinüber nach des Königes FrauMutter, welche dieſelben ander Thüre
des Dritten Gemachs empfing, und von dem Schazı meiſter
Leben Caris des Zwölften , 1704meiſter Sapieha geführet ward. Die Gefantën ſeks 96
ten ſich auf Lehnſtilen , und wurde auf beiden Seis ten franzöſiſch geredet * Als ſie ſich nun auch von hier weg begaben , wurden ſie von denen vorgemeldes ten Senatoren indem Saal vor des Königs Gemach
wieder empfangen , hinunter bis an dem Wagen bes gleitet, und in voriger Drönung nach ihrem Hauſe gebracht.
d. 20
Sogleich nach dieſer Audienzfing man an dem bes
Julii. ftimten Ortean zuſammen zu treten , und den Grund
zu einem dauerhaften Frieden und genauen Bündniß
zwiſchen beideReiche zu legen. Von polniſcher Seite waren vom Könige zu Commiſſarien ernennet der Biſchof von Poren , der Cronfeldherr Lubomirski, die Woimoden von Siradien und Podlachien , der
Caſtellanvon Fhomladislaw , derUntercronſtalmeiſter
Poninski, nebſt andern mehr**,I und wurden die Unterhands • Der Ambaſſadeur Horngab der Mutter det stönigs Stanislaus das Prádicat: „ Ihro Durchlauchtigkeit. » Sonften geſchahe es in derAudieną beim Stonige Stanislaus , daß ſo oft ſeinoder des Königes von Schweden Name genannt wurde ,I der König ſo wohl als die Ambaffadeurs das Haupt entblöſſten. In denen Stutſchen der Ambaſſadeurs befunden ſich die beiden Gefand: Fchaftsſecretarien , Alexander Schmidtberg , und Nils Reuters holm.
Ihre Namen waren folgende : Der Biſchof von Poren , Nico: laus Swieciski; derCronfeldherr, Hieronimus Lubomirski; der
Woiwode von Siradien ,Johan Piencioject ; der Wvimode von Poblachien , Stephan Branid ; der Caftellan vonSnowladiss law , Franciſcus Grybowski ; der Reichsunterftalmeifter , ulas dislaus Poninski; der Capitain von Zacrotzin , Ludwig Anton
Laſoski; Uladislaus Czarncowski; der Fåndrich des Landes Biels : ti, Wenceslaus Jerufalski; der Unterbroft vom Lande Drobici, Caſimir Skinesti; der Pifar vonLithauen , Michael Sapieha ; derCapitain von Slonim , Joſeph Sapieha ;-und der Capitain 1
von Nechorovien , Daniel Bihoroski. Der Ort ibrer Zuſammenkunftwar auf einem groffen Saale des Carmeliterclofters an einem langen Ciſche,da die Schwe:
den die rechte unddie Polen die linkeSeite einnahmen . General Horn machte mit einer Rede den Anfang , welchen der Biſchof von Poſen antwortete. IR
Königs von Schweden . 97 Unterhandlungen ſolchergeſtalt fleiſſig fortgeſeßt,das 1904 mit man die legte Hand an dem Werke legen konte. Wir haben oben erzehlet, wieGeneralmajor Graf Löwenhaupt mit etliche tauſend Mann in Lithauen ges:
gangen, umalda den in Warſchau gefaſſten Schluß, und die geſchehene Conföderation beliebt zu machen , auch durch was Gelegenheit ſich ſelbiger wieder nach den curländiſchen Grängen gezogen . Es fand dema
nach der lithauiſche Feldherr Graf Sapieha ſeines.
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eigenen Beſtens wegen ſehr dienlich zu ſeyn , anſtat Daß er bisher mit ſeinen Truppen dem Könige von Schweben in Polen gefolget, nunmehr nach Lithauen zu gehen , und zu gemeldtem Graf Lowenhaupt zu ſtoffen . Zu dein Ende marſchirte er dahin , als Der König Carl noch in denen Winterquarties ren zu Heilsberg ſtand , und nam den Weg durch Preuſſen nach Curland. Allein Fürſt Wiesniowicki hatte ſo bald nicht von deſſen Anmarſch Wind erhals ten ,I als er ſich fertig machte, ihm zu begegnen , und
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zu verhindern,daß er mitdenenSchweden ſich nicht
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vereinigen möchte. Ereilete alſo was er konte, und
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wie er immer durch Holzungen und unbekante Wege
309, ſo war er dem Sapieha ſchon auf zwei Meilen
fo nahe kommen,ehe dieſer Das geringſte davon wuſte. Zweiter Theil.
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Um dieſe Zeit kam bas manifeft zum Vorſchein , welches die
ſendomiriſche Conföderation , ebe ſie aus einander gegangen war, mit groffer Heftigkeit aufgereget und wider die Detroniſation
des Königs Auguft , und die Wahl des Stonigs Stanislaus ger richtet batte. So ließ auch der Pabft von Rom unterm dritten Auguft ein Tehr hartes Schreiben an den Cardinal Primas abgehen , worin erdasjenige, ſo zu Warſchau wegen der Wahl vorgefallen war,
hochſtensmisbilligte , abſonderlich daß manſich dabei einesfets zeriſchen Fürften undteķeriſcherWaffen bedienet habe. Der Cari dinal warb zugleich bei Strafe der Cenſur-und des Ungehorſams binnen drei Monat nad Rom zu kommen gefodert ; allein er 1. 3
tebrete fich daran nicht, ſondern farb vierzehn Monat bemach * Pannig.
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Leben Carls des Zwölften ,
1704 Unterdeſſen hatten ſich die fchwediſchen Geſandten in Warſchau zur offentlichen Audieng bey dem Kos nige Stanislaus fertig gemacht, und nachdem man wegen des Ceremoniels , fo dabei beobachtet werden ſolte, war einig geworden , ward der neunzehende Julius zum offentlichen Einzuge anberamet , womit
es folgender geſtalt zuging: Die Ambaſſadeurs, ſo fidh nach dem Carmelitercloſter in der Vorſtadt Leczna, nach der Neuſtadt Seite , begeben hatten ,wurden dafelbſtvon drei Senatoren , nemlich dem Woiwo: den von Siradien und denen Caſtellanen von Inows
ladislaw und Plocko empfangen und bewilfommet. Sie hatten des Königes nebſt einer Folge von andern
Wagen mitgebracht, die Geſandten darin abzuhos len , welche ſich dann auch zugleid mit denen Senas
toren in des Königes groſſe Kutſche fekten , alſo daß dieſe legtern den Schlag einnahmen ; wobei der Ges ſandſchaftsmarſchal, Chriſtiern Albebyl, vorher ritte.
Der Zug ginginBegleitung vieler von Adel, ſowohl fu Wagen als zu Pferde nach dem königlichen
Schloſſe. Vordem Stadtthor faß ein Theil der Cronarmee zu Pferde, und machte mit des Cronfelds
herrn Reuterei eine Gaſſe aus , wodurch die Ambaſs fadeurs , unter Trompeten und Pauckenſchal und ans berer Feldmuſic, fahren muſten. Inwendig in der Stadt ſtund des Cronfeldherrn Fußvolk ins Gewehr. Auf dem duſerſten Burgplatz aber war des Cardinals
brandenburgiſche.Wache aufgezogen , und auf dem innerſten waren zweihundert ſchwediſche Soldaten
geſtellet, da ſich dann immittelft von denen Altanen
des Schloſſes die Muſicanten tapfer hören lieſſen. }
Bei der Treppe, als die Ambaſſadeurs aus dem Was
gen traten , wurden ſie von dem Untercronſtalmeiſter Poninski , der zugleich des Königs Marſchal war,
empfangen , und jeder bei der rechten Hand von des nen drei oben erwehnten Senatoren hinauf geführet, Die
Königs von Schweden.
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die ihnen alſo die Dberhand gaben. An der erſten 1704
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Shure kam ihnen der Croncammerherr Fürſt Lubos
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mirski, entgegen , und begleitete ſie durch den Tras
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bantenſaal biß an die Thüre des königlichen Gemachs, alwo ſie den lithauiſchen Schafmeiſter Sapieha , der des Canklersſtelle vertrat, antrafen. So balb der König , ſo in dieſem Gemache unter einem rohten ſammetenen Himmel ſtand , ihrer ges
wahr worden , ging er ihnen einige Schritte entges gen , trat aber alſofort an ſeine Stelle zurük , und blieben die Geſandten in einer Reihe vor ihm ſtehen. Nachdem nun dieſe ihre Hüte aufgeſetzet, begunte
derGeneral Horn , alsder vornemſte von ihnen , ſeine
Rede in Latein , und übergab bei derſelben Schluß das Beglaubigungsſchreiben dem Königer da denn der Schaßmeiſter Sapieha im Namen des Königes W auch lateiniſch antwortete. te. Nachdem dieſe Audien geendigeć war , begaben die Ambaſſadeurs , in Gefolge mehrbemeldter fich 28 Senatoren , nach der Königin Zimmer , in der General Horn ebenfals ſein Gewerbe auf brachte, angeſehen dieſe Sprache in der erſten Aus auch bey denen Königinnen von Polen gebrauchs diený V lich iſt. Zwar bedekten ſich auch hier die Gefanten E! mit ihren Hüten , namen aber ſelbige beim Anfang. 1 der Rede ſofort ab,und blieben nachgehends immer, 3
Di
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1
1
in Anſehung der Königin, als einer Frauensperſon,
mit entblöſſten Häuptern beſtehen . Der Weihbis ſchof von Gneſen , als der Königin Canzler , that ihs rentwegen die Antwort gleichergeſtalt in lateiniſcher Sprache.
Von der Königin gingen die Ambaſſadeurs , doch ohne Begleitung der Senatoren , hinüber nach des Königes Frau Mutter, welche dieſelben an der Chure Des dritten Semachs empfing, und von dem Schatz.
1
1
meiſter
Leben Carls des Zwölften , 1704meiſter Sapieha geführet ward. Die Gefantën fets 96
ten ſich auf Lehnſtülen , und wurde auf beiden Seis ten franzöfiſch geredet *. Als ſie fich nun auch von hier weg begaben , wurden ſie von denen vorgemeldes ten Senatoren indem Saal vor des Königs Gemach wieder empfangen, hinunter bis an dem Wagen bes gleitet , und in voriger Ordnung nach ihrem Hauſe gebracht. 0. d . 20 Sogleich nach dieſer Audien ; fing man ån dem bes
Julii. ftimten Orte an zuſammen zu treten , und den Grund zu einem dauerhaften Frieden und genauen Bündniß
jroifchen beibe Reiche zu legen. Von polniſcher Seite waren vom Könige zu Commiffarien ernennet der Biſchof von Poſen , der Cronfeldherr Lubomirski, die Woimoden von Siradien und Podlachien , deč
Caſtellan von Showladislaw , der Untercronftalmeiſter Poninski, nebſt andern mehr **, und wurden die Unterhands • Der Ambaſſadeur Horn gab der Mutter des Königs Stanislaus das Prádicat: „ Ihro Durchlauchtigkeit. » Sonften geſchahe es
in der Audieng beim Stonige Stanislaus , daß ſo oft ſein oder des Königes von Schweden Name genannt wurde , der König
ſo wohl als die Ambaffadeurs das Haupt entblöſſten. In denen stutſchen der Ambaſſadeurs befunden fich die beiden Gefand ſchaftsſecretarien , Alexander Schmidtberg , und Nils Reuter: holm .
Ihre Namen waren folgende : Der Biſchof von Poren , Nico: lans Swieciski ; der Cronfeldherr , Hieronimus Lubomirski; der Woiwode von Siradien , Johan Piencioject ; der Woiwode von Poblachien , Stephan Branid ; der Caftellan vonSnowladis: law , Franciſcus Grybowski ; der Reichsunterftalmeifter , ula: dislaus Poninski; der Capitain von Zacrotzin , Ludwig Anton Laſoski; Uladislaus Efarncowski; der Fåndrich des Landes Biels: ti , Wenceslaus Jeruſalski; der Unterbroft vom Lande Drobici, Cafimir Skinesti; der Piſar vonLithauen , Michael Sapieha ;
derCapitain von Slonim , Joſeph Sapieha ;- und derCapitain 1
von Nechorovien , Daniel Wibowski. Der Ort ihrer Zuſammenkunftwar auf einem groſſenSaale des Carmeliterclofters an einem langen Diſche, da die Schwe: den die rechte und die Polen die linkeSeite einnahmen. General
Horn machte mit einer Rede den Anfang , welchem der Biſchof pon Poſen antwortete. VIH
Königs von Schweden.
97
Unterhandlungen ſoldhergeſtalt fleiſſig fortgeſekt, das 1904 mit man dielegte Hand an dem Werke legen konte. Wir haben oben erzehlet, wie Generalmajor Graf Löwenhaupt mit etliche tauſend Mann in Lithauen ges: gangen , um alda den inWarſchau gefaſſtenSchluß,
und die geſchehene Conföderation beliebt zu machen auch durch was Gelegenheit ſich ſelbiger wieder nach den curländiſchen Grängen gezogen. Es fand dema
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nach der lithauiſche Feldherr Graf Sapieha ſeines.
eigenen Beſtens wegen ſehr dienlich zu ſeyn, anſtat daß er bisher mit ſeinen Truppen dem Könige von
Schweben in Polen gefolget, nunmehr nach Lithauen zu gehen , und zu gemeldtem Graf Lowenhaupt zu
ſtoffen . Zu dem Ende marſchirte er dahin , als Der König Carl noch in denen Winterquarties ren zu Heilsberg ſtand, und nam den Weg durch Preuſſen nach Eurland. Allein Fürſt Wiesniowicki
hatte fo bald nicht von deſſen Anmarſch Wind erhals ten , als er fich fertig machte, ihm zu begegnen , und
zu verhindern, daß er mitdenenSchweden ſich nicht vereinigen möchte. Er eilete alſo was er fonte, und wie er immer durc) Holzungen und unbekante Wege 309, ſo war er dem Sapieha ſchon auf zwei Meilen fo nahe kommen, ehe dieſer das geringſte davon wuſte. Bey Zweiter Theil. um dieſe Zeit Eat Das manifeft zum Vorſchein , welches die rendomiriſche Conföderation , ebe fie aus einander gegangen war, I
mit groffer Heftigkeit aufgefeget und wider die Detroniſation des Königs Auguft , und die Wahl des Stonigs Stanislaus ges
richtet hatte.
So ließ auch der Pabft von Rom unterm dritten Auguft ein ſehr hartes Schreiben an den Cardinal Primas abgehen , worin er basienige , ſo zu Warſchau wegen der Wahl vorgefallen war,
höchftensmisbilligte ,abſonderlich daß manſich dabei eines ket: zeriſchen Fürften undkeķeriſcherWaffen bedienet habe. Der Cars Dinal mard zugleich bei Strafe der Eenſur - und des Ungehorſams
binnen drei Monat nad Rom zu kommen gefodert ; allein er
tebrete fich daran nicht, ſonbern farb vierzehn Monat bernad # Dennis
98
Leben Carls des Zwölften,
1704Bey Graf Lowenhaupt aber , den ſeineKundſchaf ter beſſer bedienten , war ſchon Nachricht davoneins
gelaufen , welcherſofort ſechshundert Pferde zu deſs Jen Beſtárkungabſchikte. Dieſe langten noch zu rechs ter Zeitan , und verrukten dem Wiesniowieki, ober gleid) vier tauſend Mann ſtarfer war, ſein Ziel ges waltig 1, welcher hierauf nach Birſen abmarſchirte, um dem Oginski und denen Moſcowitern deſto nás her zu ſeyn ,unterdeſſen aber demGrafen Löwenhaupt
Raumgab , im Anfange des Juniuszu demFelds herrn Sapieha in Wobotnicki zu ſtoſſen . Hierzu tam noch einige von Riga ankommende Manfchaft,
und ward daher beſchloſſen , den Feind aufzuſuchen . Doch dieſer wolte nicht Stand halten, indem Wiess
niowieki und Oginski fich nach Cauno zogen. Zwar fekte man ihnen einige Tage nach , allein es war vers
gebens, nur daß dieſchwediſchen Vortruppen hin und wieder ihren Nachtrab einholeten , und etliche davon nieder machten , funfzig oder ſechzig aber gefangen
namen , undetliche Wagen, worauf einigetauſend polniſche Gulden am Gelde, nebſt des Oginski Canzs bei und ſeinen Briefwechſel mit denen Moſcowitern erbeuteten. Dieſes wird aus dem folgenden Schreiben des Grafen Löwenhaupt mit mehrern erhellen , ſo
er von Ponemice aus an den Secretair Diepenbrook
nach Mietau abgehen laſſen : ,, Seit unſerm Marſch von Wobolniki habe uns
möglich ſchreiben können ,1 indem ich beſtandig die „ feindliche Armee verfolget , welche unter den Fürs „ſten Wiesniowicki und Oginski ſtehet, und hat wohl ,, kein Haſe den Hunden auf eine beſſere Art aus „ dem Wege zu weichen geſuchet, als dieſe Herrn
„ gethan haben ,undſolcheszwardurch Moraſteund ,, ungebahnteWege , eingig und allein , damit ſie
snichtüberfallen ,und ſichmit denunſrigeninein Treffen
41
Königs von Schweden.
99
„ Treffen einzulaſſen gendthiget werden möchten , ob- 1904 „ gleich ſie ſich vor weit ſtarker ausgaben , als wir
„ find. Indeſſen haben doch einige von unſern Vors f
,, truppen über fünfzig Gefangene von ihnen erhas - ſchet, und faſt ſo viele Pferde erbeutet, imgleichen etliche Wagen mit Gelde, welches gegen zehntaus
2
„ ſend polniſche Gulden austraget. Äuſſerdem hat ,, man des Oginski Schriften bekommen , worunter
1
einige von groſſer Wichtigkeit , abſonderlich die
»; Abſchrift einesbeſondern Vergleichszwiſchen den
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1
Czar und den Lithauern wieder unſern König , ima gleichen einige moſcowitiſche Briefe, deren Inhalt wir aber nicht wiſſen , weil niemand unter uns ſie
lefen , noch verſtehen kan. Gegenwärtig halten ſich „ die Feinde ganz nahe bei Birſen auf, und ſuchen „, die Moſcowiter, als auf welche ſieihre einzigHofo e 9)
,, nung gefekti zu überreden , daß ſiezu ihnenſtoffen ,, mochten. Die Ruſſen ſtunden noch vorgeſtern im » Handel mit ihnen , erſtlich um die Anzahl und
„ Štarte des wiedniowickiſchen Fußvolks zu ſehen , ,, und dann alle und jede hohe und andere Officires und
>> Gemeine dieſer Armee eiblich dahin zu verbindent, و»وfie im Nohtfal nichtzu verlaſſen ; gleich als ob die „ Furcht nicht über alle Eide ginge, und es nicht bei , Gott ſtünde, etwas dieſem Eide zuwider zu vers - hangen . Man muß erwarten , wozu fie ſich ents », ſchlieſſen werden , und ob ihnen die Luſt ankommen
in wird , uns anzugreiffen. Ich hoffe, daß fie mit Gottes Hülfe ziemlich gefeget werden follen. Ues
77
, brigens verharre etc. Wir bekommen täglich viel Ueberläufer vom » Feinde. Die zulegt angekommenen fagen aus, daß 3
jo ſie alle Tage auf neue Hülfeaus Moſcau hoffen . „ Allein aus allen dem wird nichts werden, und Gott,
ig auf dem wir uns verlaſſen , wird uns beiſtehen .
» Konte der Herr Generalmajor Schlippenbad burch seinen
100
Leben Carls des Zwölften ,
1704 ,, einen Einfal in das polniſche Liefland die Ruffen von ,, uns abziehen , fame uns folches ſehr wohl zu ſtats
„ten. Denn mit Wiesniowicki und ſeinen Leuten , ,, imgleichen mit denen Moſcowitern bey Birſen wols 9.len wir, wils Gott, ſchon fertig werden . Ich bin
„zufrieden , daß vondieſem Briefe eineAbſchrift an , die königliche Canzlei geſchikt werde. » Graf Löwenhaupt wolte einem Feinde, der ſo leicht zu Fuß war , nicht vergeblich mehr nachlaufen , ſons
Pern lieber erwarten, ob man wurde das Herz haben ,
ſeine unddie ſapiehiſchen Truppen anzugreifen. Denn Dginski hatte ſich von Kauno wieder in die Krümme
herum nach Birſen gezogen, und ſtand mitdem Czar, wegen Erlangung einiger Hülfsvölfer, in Handlung. Hierzu veranlaſſte ihn , weil ſeine Feinde, die Sa picha , überal den Meiſter ſpieleten , daher wolte er lieber wegen ſeiner Zwiſtigkeiten einen ſo machtigen Herrn in ſein ſchon verheertes Vaterland herein loks
fen , und ihm dazu den ndhtigen Unterhalt herbei ſchaffen I, als ſich lange mit der Ueberlegung aufhals ten, daß die Moſcowiter in Lithauen weitmehr Uns
heil und Schaden anrichten wurden als die Schwes den , indem ſie weit ſtarker als dieſe waren.
On währender Zeit ließ derFeldherr Sapieha in Poniewice eine Zuſammenkunft des Adels ausſchreis
ben , um die warſchauiſche Conföderation zu verſtars fen . Es war auch nicht ohne Nuken , indem vers ſchiedene Edelleute ſich daſelbſt einſtelleten und zur Conföderation befanten. Wiesniowicki aber auf feiner Seite that ein gleiches , und ließ den Adel in einer andern lithauiſchen Stadt zuſammen rufen , um
demlubliniſchen Reichstagsſchlußbeizutreten. Doch ſein Abſehen war wol dieſes , daß durch ſolche Vers theilung des Adels die vom Sapieha angeſtette Zus
ſammenkunft folte deſto ſchwacher werden. Worin es
Königs von Schweden .
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3
es ihm auch ziemlich glükte , und wurden die Feindres 1704 ligkeiten von beiden Seiten gegen einander mit einer
unmenſchlichen und barbariſchen Grauſamkeit ausges ůbet, wie aus folgendem zu erſehen .
Der Staroſt von Minsko , Graf Zawiska , war
-1 1
von dem Feldherrn Sapieha gegen die Mitte des Junius mitneunhundert Mann ausgeſchikt, welcher in aller Stille durch dicke Hdlzungen und unbekante Derter nach Druya , dreiflig Meilweges, fortrukte, um ein feindliches Magazin , fo für die erwartende Moſcowiter aufgerichtet worden, zu Grunde zu richs ten.
Es gelung ihm auch dieſes nicht allein glúklich ,
ſondern er überrumpelte zugleich dabei fünfhundert feindliche Reuter und zweihundert Dragoner , und
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hieb die meiſten davon in die Pfanne.
Endlich waren doch Wiesniowicki und Oginski
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mit denen Moſcowitern nicht ohne Mühe einigwors den. Denn dieſe wolten anfänglich gar nichts mit einem ſolchen Volfe zu thun haben , das, wann es
wasgelten folte, undmitten im Treffen , davon lief, und ſeine Bundesgenoſſen und Spießgeſellen im Stich lieſie, wovon fie Tchon Erempel anzuführen ruſten. Derohalben muſten ſich vorher die Lithauer mit eis
nem Eide verpflichten, daß ſie Stand halten und nicht mehrDuchgehen wolten. Es ſtiefſen darauf beiderſeits
Truppen zuſammen, und wardbeſchloſſen, Seelburg ein altes Schloß in Semgallien auf der curiſchen Grange, welches eine ſchwediſche Beragungvon dreis hundert Mann unter dem Major Carl Lind {chold einhatte, zu belagern. Sie legten ſich alſo , vierzehn bis funfzehn tauſend Mann ſtark, ſo wolLithauer als Moſcowiter, davor,
und machten ſich nacheiner zehntágigen Belagerung
zum Sturm fertig. Dieſen Ort aber zu entfeßen, Feldherr
brach
Sapieha und Graf (ówenhaupt
auf, und trafen die fapiehifchen Truppen unterwegës 3
dreihuns
102
Leben Carlé des Zwölften,
1704breihundert Wagen an, ſo untereiner Bedeckung von Birſen kamen , und nach dem lithauiſchen Lager vor Seelburg gehen folten. Die Beutebeſtund in einem volſtandigen ſilbern Tafelgeſchirre, vier und zwanzig tauſend Reichsthaler baren Geldes und Vorraht an Pulver und Kugeln, auch einem metallenen Stücke. So bald die Lithauer und Moſcowiter von des
Sapieha und Löwenhaupts Ankunft Nachrichteins gezogen,, und von dem Vortheil, fo fie über die ihris
gen erhalten , huben ſie die Belagerung auf und gins gen in möglicher Geſchwindigkeit über die Grange,
To daß die Schweden , wie ſie dahin kamen , nichts
feindlichesmehr antrafen, alsbloß die Sturmleitern D. 26 und anderes zur Belagerung ndhtiges Gerahte. Sas Julii picha und Lowenhaupt fekten ihnen weiter nach, und
brachten ſie bahin,baß ſiezwomeilen vonSeelburgbey einem Orte, Jacobſtadtgenant, Stand halten muſten. Powenhauptgrif ihnen zu erft auf die Haut, nachdem er die ſapiehiſchen Truppen , den Rücken ſicher zu har
ben , hinter ſich geſtellet hatte. Die Lithauer aber waren wieder die erſten , ſo nach einigem Gefechte die Flucht namen , und ihres geleiſtetenEides ohnges achtet, die Ruſſen im Stich lieffen , um ſich allein zu wehren ,1 ſo gut fie konten . Dieſe.hatten ſelbiges
Tages eine anſehnliche Verſtärkung von Dragonern zu ſich bekommeri, und warennoch fünftauſendMann ſtark fochten daher hartnäckigt genug , doch muſten ſte zulegt das Feld räumen ; worauf dann die fapies hiſchen einhieben, und alles, was nicht ſchon auf dem Plak niedergemachtwar, in Stucken haueten ,biß ends lich die Nacht dazwiſchen trat, ſie von einander ſchied,
und dem Blutvergieſſen mit dreitauſendMann,welche die Feinde dabey verloren hatten, ein Ende machte *. Lowena * Die Schweden blieben nach erhaltenem Siege die ganze Nacht unterm Gewehr ftehen , und bekamen auf der Wahlftat bes fols genden
Königs von Schweden.103 Löwenhaupten fiel alſo alle ihre Bagage, Stúder704 und andere Siegeszeichen mehr, nebſtvielenGefans genen , in die Hände, worunter auch unterſchiedliche Schweden ſich befunden, die von den Feinde vor dies
ſem waren gefangen, und mit herumgeſchlept wore ben. Oginski aber , der ſich von dieſer Niederlage in geraumer Zeit nicht wieder erholen konte , begab 1
ſich zum Czar vor Narva. Dieſer hatte mitlerweile der Stabt ziemlich hart zugeſeget, und kam mit ſeiner Arbeit davor taglich
weiter, gleichwol war noch kein Anfangzum Beſchief ſen , oder Feuereinwerfen gemachtworden. Inzwis ichen war der Viceadmiral deProu darauf bedacht
9
geweſen ,wieer.mit ſeiner Flotte,ſo aus einem Schiffe von der Linie, fünf Fregatten , ſo viel Brigantinen, und einem Brander beſtand, die feindlichen Werke,
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welchedie Ruſſen aufderGnſel Retufari, auf den
11
Grängen von Finland und Ingermanland, vier Meis len von Petersburg angeleget, zu Grunde richten
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es
möchte.
Der Ejar hatte die Lage dieſer Inſel ſehr vortheils
haft gefunden, um ſeiner neu angelegten Stadt gleicha ſam zum Bolwerk und Vormauer zu dienen. Denn S4
weil
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genden Morgens brei und fwanzig ſchone metallené Stúdent,
daruntereinige halbe Cartaunen waren , viele Fahnen und Stans barten , allerhand Gewehr und Striegesvorraht, auch alle ruſti: ſcheund lithauiſcheBagage. Die Feinde waren von Wiesnios wicki und dem ruſſiſchen GeneralSternitski commandiret ; die Schweden dreitauſend fünf und achtig, und die ſapiehiſchen Bols Fer etwasüber dreitauſend Stopfe ftark. GrafLöwenhaupt hatte
relbft den linken , und Obrift Stackelberg den rechtenFlügel , lo wie Obrift Anders Wennerſtedt die Mitte angeführet. Der Verluft von ſchwediſcher Seiten war gar geringe, und von DF: ficiren nur drei geblieben , und fünf verwundet. Vondés Sa:
pieha Leuten aber ward ein Dbrifter erſchoſſen. Oraf Lowen . ?
thun ordentlichen haupt Freudenſchüſe lief in denen ; fo ward auch Settupben in Mietanatt hinten denken ,, und und
angeftimmet,die Stücke gelofet,und andere Freudenbesenguins gen betrieben , auch hierauf das Schloß Seelburg dard den Ds briften Cloot wurklich geſprenget
104
Leben Carls des Zwölften ,
1704weil die Schiffe an der Mittagsſeite des Eilandesnur .
eine einzige Einfart des Nevaſtroms hatten Nord werts aber ſolcher aus Mangel der Tiefe gar nicht bes regelt werden konte , fo konte er auf die Art den
Mund desFluſſes gar füglichdadurchſperren . Zu dem Ende hatteer einige Batterien aufrichten laſſen, und ging igo damitum, wie er auf einer Sandbank, nahe bey der Inſel , welche durch die nunerwehnte
Einfart davon abgeſondert war , ein feſtes Schloß anlegen möchte, welches auch hernachmal unter Šem Namenvon Cronſchlot genugbekant worden. In dieſer Abſicht lag ſeine ganze Flotte an dieſem Orte,
und heſtand ſolche aus zwei uuð vierzig Galeren , ſies ben Fregatten , und vielen andern Fahrzeugen mehr, .
um die neuen Werke zu bedecken .
Man war in Schweden von dieſem Anſchlag des Czaren gar wohlunterrichtet, und ſahedie gefährlis chen Folgen, welche durch dieſe neuangelegte Veſtung เzum Nachtheil der Erone entſtehen konten , ſchon vors her, és wäre dann, daß man ſich der Inſul und folgs lich der Einfart des Stroms bemachtigte. Das Schlimmeſte war, daß man den Viceadmiral de Prou nicht ſtärker ausrüſten können , damit er eine Sache yon folcher Wichtigkeit deſto beffer hatte ausführen
mogen. Dem ohngeachtet, ſuchte er zu Anfang des Junius mit ſeiner kleinen Flotte etwas zu unterneh
men , allein wegen der feſten feindlichen Batterien, und wegen des heftigen Feuers von den ruſſiſchen Schiffen , wolte esihm nichtglücken. Doch ließ er
fich durch dieſen Verſuch nichtabſchrecken,ſondern nam von Des GeneralleutnantMaidels Truppen , ſo bey Syſterbek ſtanden , tauſend Mann ein, mit wels chen er den neunten Julius nach Retuſari anſegelte. Weilnun in denen neuangelegten Werken nurfunf: Lehnbündeft Mann lagen, überdem dasSchloßTrong
fchlotnoch #icht fertigl,und dieruffiſche Flotte nicht De
ber
Königs von Schweden .
105
bey der Hand war , ſo wurden die Schweden ohne 1904 Hinderniß ausgeſeget, die dannunter dem Döriſtleuts nantRoſe und dem Maior Leyon die Feindemit fols
cher Wuht anfielen , daß dieſe alles im Stiche laſſen und die Flucht ergreifen muſten, wobey man die, ro nicht niedergehauen wurden , zu Gefangene machte,
und das ganzefeindliche Geſchug erbeutete.
Der Czar hatte kurz hernach einige Parteien nach ber wiburgiſchen Seite hingeſchikt,um auf die Bes wegungen desGeneralleutnantMaidels achtzu haben . 3 Eine derſelben etliche tauſend Reuter und zweihuns Dert Grenadiers zu Pferde ſtark,that auch einen Ans _ #grif auf deſſen Lager bey Waltaſari unter der Bets
i
tunde, in Meinung ſelbigen zu überrumpeln. Allein - 11
8
ihre Rechnung wolte nicht eintreffen ,ſondern ſie wurs den von Maidel mit Verluſt zuruf gewieſen , und mit dem Degen in der Fauſt bis Nyenſchanz verfols
I
get. Zwar ſekten ſich die Ruſſen drei viertelMeilen
ot
Ďavonbey einem engen Wege, und wolten den Schwes den den Paß ſtreitig machen , ſie wurden aber auch
19 2
hier zum weichen gezwungen , undzogen ſich unter die
1
Stücke eines ihrer unter der Veſtung liegenden
the Schiffe. Nun wäre zwar. Maibel von Herzen gern en über Ben Strom geweſen , um Nyenſchanz angreifen
zu können ; ſo aber mangelte es ihm an bendhtigten W
Fahrzeugen , und muſte er wieder zurük gehen , nacha dem er žym wenigſten verſchiedene feindliche magas
11
zinen ,ſowol aufder noteburgiſchen als petersburgis
el al
ichen Seite ,in die Afche hatte légen laſſen.
36
1
Vor Dorpt * hingegen hatte der Sjar albereits von unterſchiedenen Batterien mit ſchieſſen den Ans
fang gemacht ; und wie der Feind mit ſeinen Lauf graben „ Das Derreichnis von dem , was in währenber Belagerung der
Stadt Dorpt bis zum Ende derſelben vorgefallen ,To wie es >> der Commendant, Obrif Slytte felbft aufgereket , findetfich im Anhange dieſes zweiten Theils der Adlerfeldiſchen Hiſtorie..
>>
106
Leben Carls des Zwölften ,
1704 graben immer näher kam , fo ließ der Commendant, Obriſt Carl Guſtav Skytte einen Ausfal thun , um
denſelben herauszu jagen . Es gelung auchſo weit, daß anfänglich einige hundert niedergemacht wurs den, doch als dieſe bald darauf von andern Beiſtand erhielten,, ſo muſten die Schweden mit Verluſt des D. 28 Obriſtleutnants Heinrich JohanBrandt , fo denAuss Julii fal commandirte, nebſt vieler andererManſchaft, ſich wieder nach der Stadt ziehen. Der Feind aber hielt unaufhörlich an mit ſchiefſen , Brandkugelnund
Feuereinwerfen, wodurch beides Kirchen undHauſer zu Grunde gingen , und auf zwei Orten der Stadt zugleich eineDefnung geſchoſſen ward, nemlich bey dem
b. 7 fo genanten ruſſiſchen Choremit fúnfund zwanzig groben Stücken , und bey dem Jacobsthor mit ſechs Canonen .
Nachſt dieſem warb ein Graben von denen Lauf graben , biß hinunter an den Embachſtrom gezogen,
wodurch der Feind ganz nahe unter einem vor dem rußiſchen Thore aufgeworfenen und von denenfeinds lichen Batterien albereit ſehr gernichteten halben Mond fich reßte.
Hierauf fingen die Ruſſen auf
ſolcher Seite Åbendsum halb ſieben Uhr an zu ſturs men , und waren ſchon meiſt über die Paliſaden dies ſes neuen Werks , als der Leutnant , fo darin ſeinen
Poſten hatte , noch zu rechter Zeit entſeget warb ,daß er die Feinde, mit Verluſt vieler Todten und Vers wundeten , abtreiben fonte. Gleichwol fekten ſie mit
friſcher Mannſchaft wieder an , und ſolchen Anlauf Die ganzeNachtdurch fort, ſo daß gegen Morgen die Ruſſen ſchon biß ans Stadtthor ſelbſt fich hindurch gedrungen hatten . Und nun dauchte es dem Coms
mendanten nachgerade Zeit zu ſeyn ,die Trommelzur
Uebergabezu rühren ; indem aber einTrommelſchlas ger hervor treten will, wirft ihn eine Kugel todtžur Erden , und eben dergleichen Unfal -begegnete auch CE )
dem
Königs von Schweden. 107 dein andern . Der Commendant war alſo gezwuns 1704
Igen , in die Trompete ſtoſſen zu laſſen , worauf dann | alſofort an beiden Seiten mit ſchieſſen inne gehalten
ward. Man unterredete ſich demnach mit; einander,
die Officirer wurden gegen einander ausgewechſelt,
e die Capitulation aufgefeßet, darüber gerahtſchlaget,
si nu it a
folche unterſchrieben , und darin unter andern bewils
liget, daß nur drei Compagnien mit ,die übrigen aber ohne Gewehr , den Weg aufReval zu abziehen ſols ten. Die Officiers behielten ebenfals ihr Gewehr, und wurden ihnen Pferdeund Fuhrwerk zum Abmarſch vergonnet. Die Beſakung raumete ſodann die Ves ſtung, und nahm der Czar ſelbſt, ſo dazumahl gegens wärtig war , und ſeine Leute beym Sturm angefria
(chet hatte ,folche in Beſiß , und denen Einwohnern 2 den Eid der Treue ab.
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Um dieſe und die umliegende Völker mit Gute zu ge gewinnen , erlaubte er allen Bauren , ſo nach Dörpt De geflüchtet waren , wider zu dem ihrigen zu kehren ,
n und ermahnete ſie , ihre Länderzu bearbeiten1 ;-woben
bet er zu mehrer Aufmunterung, ihnen achtjährige Freis
heiten erſtattete , und anigo Salvegarden mitgab. Put Weil auch die meiſten Leute auf dem platten Lande fich hin und wieder in denen Hölkungen verſtecket hats
ten, ſo verſprach der Szar vor jebwebenEdelman, ro man ihm wieder zurük bringen wurde, hundert, vor einem Prieſter funfzig Thaler, und fünf und zwans
met zig vor jedem andern Bedienten ,1 um das Volk ,
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worüber er in kurzen gänzlich Herr zu werden ges dachte , init Glimpf undGute an ſich zu ziehen , gleichs wie auch ſeine Generalen thun muſten . So gab er auch eine Verſicherung zum beſten der Lieflander an d.12
dem Tag,worin denen! r,oʻſich ihm gutwillig unter. Iulii werfen wurden , groſie Vortheile verſprochen wurs den .
Die Bedingungen aber bei der Üebergabe der
und Stadt Dörpt wurden der ſchwediſchen Befagung nicht
108
Leben Carls des Zwölften,
1704 nicht in allen Stücken gehalten. Denn das gute Ges wehr, ſo dieſelben , ſolchen gemaß , hatten behalten
follen,ließ der Ejar mit ſchlechtern austauſchen , und zwang die Befagung , ſich auf drei Wege, theils
nachRiga , theils nachWiburg,und theils nach Res
in
val zu vertheilen.
d. 28
Nichtlange hernach brach derCzar mit ſeiner Ars
Iulii
mee in Begleitung Scheremetofs von Dörpt nach Narva auf, um die davor liegende Völker zu vers
ſtarken . DbriſtSkytte muſtemit fort, und auf Bes fehl ſich in die Laufgraben begeben, um dem Coms mendanten und Generalmajor Rudolf Henning Freis herrn Horn zu erzehlen , wie es mit ihm abgelaufen, unddaß Schlippenbach geſchlagen ware. d. 31. Nun warman gegen des EzarenAnkunft mit des nen Batterien fertig worden , und ward darauf an
einem Sontag , da das Volf ebenaus der Kirche kam , mit funfzehn Mörfern der Anfang zu Einwers fung der Bomben geniacht, welche nachgehends auf vier und zwanzig, und auf etliche vierzig Stücken vers
mehretwurden . Hiermit feierte manweder Tag noch Nacht, und muſte nicht allein die Brücke zwis
ſchen der Stadt und dem Schloſſe Fvanogorod, fons dern auch abſonderlich das ſogenante Bolwerk Victos ria, nebſt andern Stellenviel leiden , und ſahe man inkurzer Zeit durch dieſes erſchreklicheſchieſſen und Feuer einwerfen die Stadt * ſehr übel zugerichtet. Endlich hatte man auch auf beiden Hauptſeiten der
Victoria Breſche geſchoſſen, und war der Feind mit ſeinen » Ein Officier von der ivanogrodiſchen Befaßung , der fich nicht av genennet, hat eine merkwürdige und glaubhafte Beſchreibung
>> alles deſſen , was bei der narviſchen Helagerung vom erfter >> April biß den vier und zwanzigften Auguſt des tauſend Fiebens » Hundert und vierten Jahres paßiret, aufgeſeket, bie hernach >> dem Stonige von Schweben übergeben worden . Solche bat »man , weil ſie etwas weitläuftig gerahten biß zum Anhange » dieſes zweiten Theils der adlerfeldiſoben Hiſtorie Stonis Carte # def zwölften verſparen wollen. >>
.
Königs von Schweden .
109
feinen Laufgraben ſchondicht unter bemeldteBreſche 1704 gekommen . Nichts deſto weniger thaten die Belas
gerten ihr beſtesmit Ausbeſſerung der Mauer , und Abſchnitte machen , damit man , ſo viel möglich , im Standezubliebe , einen aushalten zu kons
nen . Es dürfte auch auf dieſer Seite dem Feinde noch manchen Kopf gekoſtet haben, wann nicht noch .
3
ein ander Unglül die Stadt betroffen hatte. Denn zu gleicher Zeit fiel von einem Bolwert, Honor ges nant , die ganze Seite mit Bruſtwehr ,Batterie und allem Plunder in dem Graben , und teichte dens
ey
ſelben ganz aus, wobei dann die Mauer fich von eins
ander gab, und eine ſo gefährliche Defnung machte,
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daß hundert Mann in einer Breite dadurch marſchis
DC
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ren konten. Zwarließ der Commendant ungeſäumt die Einwohner zur Arbeit aufbieten , um ſich an dies ſer Seite wieder zur Gegenwehr zu reken , . allein die
Mühe wolte nicht gar zu weit reichen .
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Noch ſelbigen Tages ſchikte der Feldmarſchal D - 0.10
24
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10
gilvi durch einen Trummelſchlager einen Auffode: Aug. rungsbrief in die Stadt, und ließ indeſſen mit ſchief fen inne halten ; als er aber eine kurze und abſchlás
gige Antwort erhielte , ging das Feuren von vorne wieder an , und machten ſich nunmehr die Ruffen bes
710
reit , an vier Stellen zugleich zu ſtürmen. Generals
El 14
mit
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leutnant Schönbeck führte den Angrif auf die Bres
ſchen von Victoria : Generalmajor Tſchammer grif die niedergeſtürzte Honorsſeite an , und General von Wreden ein Ravelin zwiſchen denen Bolwerken Glos
ria und Fama, ohne daß noch ein anderes Raveling
ise zwiſchen Honor und Gloria beſtürmet ward. !
his
SO
be my:
出
Der
Anfang davon geſchahe gleich nach Mittage, um wels dhe Zeit ſonſten die Ruſſen nicht gern etwaspflegen
vorzunehmen . Und dieſes hatte auch den Generali major Horn ſicher gemacht, daß er vielen , ſo wohl Offis 4
ΙΙΟ
Leben Carls des Zwölften ,
1704 Officiren als Gemeinen , erlaubt hatte , vom Watt zu gehen I, und nach der ſchweren Arbeit etwas guss Nichts beſtoweniger that Horn mit der juruhen . Manſchaft, ſo noch bei der Hand war , ſein duſer's ।, den Feind ungeſegnet zu empfangen , ſchlug ſels ftes
bigen auch im Anfang zurúk. Allein dieſer hatte als zeit friſches Volt daran zu wagen , dahergegen bei
den Schweden die abgematteten Kraftenichtzunehs men wolten , und der Entſaß aus der Stadt konte
nicht ſobald ſeine Poſten wiederfinden. Alſo drung Der Ruffe zuerſt durch die Honorsſeite , und fing alda an beidesOfficiers alsGemeine, Bürger und Baua ren nieder zu megeln . Die ſo in die Stadt zu ents
fliehen gedachten , zeigeten dem Feindezugleich den Weg dahin , welcher darauf überal plünderte', biß ✓
endlich der Czar ſelbſt dazu kam , und Einhalt thun
ließ. Generalmajor Horn nebſt fünf Obriſten ur verſchiedenen Regiments-undandern Officiren, wurs den in der Stadt gefangen , ſo daß nur wenige fich nach Ivanogorod begeben konten , worin ein Obriſts
leutnant mit zweihundert Mann in Beſakung lag. 0.13 Dieſes Schloß ward auch alſobald , nach Eroberung
Aug. der Stadt aufgefodert , und obgleich dieGegenwehr nach der Stadt zu gar ſchwachwar , und über das wenige Lebensmittel vorhanden , fo wolte doch der Commendant nicht daraufantworten . Dem Ejar vers
broß dieſes machtig ,und drohete alles Unglüf 1, im Falman ſich auf Gnade undUngnade zu ergebenſolte .)
ſaumig ſeyn. Der Commendant ließ ſolches zu des Czaren Gutbúnken dahin ſtellen , dochkames endlich
zur Uebergabe , fraft welcher die Befaßung mit 8. 16 Dber- und Untergewehrnach Reval abmarſchiren ſolte. Gleichwol muſte nachgehends ein Theil davon, mider die Abrede,nach Wiburg gehen. Der Com's mendantMagnusStirnſtrahl fuhr mit denen Krans
ten zur See nach Reval, die Gefunden aber nahmen lands
Königs von Schweden .
III
a landwerts den Weg über Pojajeggiund Silamaggi, 1704
e welchen Paß die Ruſſen ſtark beſegt hatten.
Dieſer ihr Verluſt belief ſich bei der Belagerung
24
D gar hoch , und der einzige Sturm , den ſie thaten, fil tam ihnen bei dreitauſend Mann zu ſtehen, und buſ ſeten ſie dabei noch den Obriſten Berner , nebſt zwei anderen Obriſten , und fünf Majoren , auch vielen . Dahingegen erbeutete der anderen Officiren ein. Ezar in der Stadt ſowol als auf dem Sdiloſſe viele Stücke von verſchiedener Gropie , und eine gute de Menge an Kriegesvorraht; nemlich neun und fünf zig Stücken , vier Mdrſer , und eilf Haubigen , alles 9
von Metal ; زdesgleichen hundert neun und ſiebzig
1 Stücken , ein und dreißig Mórſer, und vier Haubis Ben., insgefamtvon Eiſen ; ferner viertauſend Boms hihu ben , und vierzig tauſend Grenaden , hundert und ſechstauſend Stukkugeln , dreimal hundert und ſiebene tauſend andere Kugeln , viertauſend Centner Pulver, L'
À mehr alstauſendCentner Blei, undſechs und ſechs's sig mit Eiſen beſchlagene ſpaniſche Reuter ; kurz zu i ſagen , den gröſten Theil von demjenigen , was der
- König von Schweben dem Ezaren vor vier Jahren
23
Ja
in der Schlacht bei Narva abgenommen hatte. 1
Die Bürgerſchaft und übrigen Einwohner muſten
hier ſogleich ,wie auch in Dórpt geſchehen, den Eid 1
der Treue ihrem neuen Herrn leiſten . Durch dieſer beider Stadte Eroberung behauptete der Czar die Herrſchaft über die gange Gegend, und machte ſeinen Günſtling , Alerander Menzitof , den er in den Fürſtenſtand erhoben , zum Stathalter über Ingers manland ,7 welches er ihm hernach gar als ein lehn
- eingab.
1
el
Der Commendant, Generalmajor Horn
aber ward , als man ihn zum erſtenmalvor dem
Czar führete, ſehr übel angelaſſen , und mit vielen ſchimpflichen Worten empfangen. Der Czar ſchlug
ihn auchmit der FauſtinsGeſicht, weil deſſen Briefe und
Lébén Carlo des Zwölften, 1704 und gegebene Antwort wegen der Auffoderung der II2
Staðtdem Ezaren gar zu empfindlichgeweſen. Er ließ ihn über das noch ins Stokhaus fegen , und hers
gegen den vorigen Commendanten in Noteburgi Schlippenbach, welchen Horn bißherin Verhaft ges halten , indem er ihnbeſchuldigte , ſeine anvertraute Veſtung zur Unzeit aufgegeben zu haben , wieder auf freien Fuß ſtellen I, und erlaubte ſelbigem nach Stocks holm zu reiſen , und ſeine Sache daſelbſt auszuführen.
Mitlerweile, daß der Czar noch vor Narvaſtand, langte derWoiwode vom Culm ,Thomas Dialings ki, als Geſandter vom Könige Auguft bei ihm an. Dben iſt angeführetworden , wie man auf dem lub:
liniſchen Reichstage demſelben zugeſtanden , Gefanda ten am fremde Höfe zu ſchicken , und daß diefem zu
folge der Woiwobe von Culm auserſehen worden, nach den Czar zu gehen ; imgleichen , wie Lubomirski und andere Senatoren ſich dawider geſperret , und wie Dzialinski unterweges durch ein Schreiben des
Senatusconfilium zurükberufen und ihm unterſaget worden ſer , nicht weiter zu reiſen. Dieſer hatte ihnen in ſeiner Antwort zu verſtehen aegeben , daß weil er von allen breien Standen des Reichs zu dieſer Geſandſchaft ernant worden, waren
fie allein nicht befugt, ihn wieder zurük zu berufen, es wäre dann daß ſie ihin einen ausõruflichen Befehl
des Königs Auguſt dieſerwegen zuſchikten. Weil aber ſolcher nicht bei ihm einlief, Teßte er ſeine Reiſe über Kiow nach Mofcau fort, wo er aber den Czar nicht vorfand , und alſo von bar über Pleskou nach
Narva ging , da er mit vielem Gepränge Gehör bekam, und alles , was ihm vom Könige Auguſt aufs getragen worden , erhielte. Der Inhalt des durch
ihn zwiſchen beiden Herrn geſchloſſenenBündniſſes war folgender : Es folle daſſelbe ſtat haben , ſo wol
wann ſie ihren gemeinſamen Feind anzugreifen , als ſich
Königs von Schweden .
113
fich zur Gegenwehr zu ſeken gendhtiget würben ; und 1704 daher zweitens ein volkommenes gutes Verſtändnis zwiſchen denen moſcowitiſchen , polniſchen und ſächſia fchen hohen Krieges- und andern Bedienten beſtáns dig unterhalten ; auch drittens kein beſonderer Friebe eingegangen werden ; viertens wurde Bialacerkiom und andere in der Ukraine liegende, und von dem
Palen vorenthaltene Derter der Republicwieder zus geſtellet; auch fünftens die Stadte und Veſtungen, deren der Ezar fich in Liefland bemachtiget, nebſt dies
ſer ganzen Provinz an Polen wiederabgetreten, ohne
1
daß der Ezar das geringſte vor die Wiedererſtattung der Kriegesunkoſten verlangen wolle ; vielmehr übers
IN
Et
laſſe der Czar ſechſtens der Republic zwolftauſend Mann Fußvolk, und unterhalte ſolche in wahrendem Kriege aufſeine eigene Koſten ; bezahle auch ſiebens
dens jährlich zwei millionen Gulden zu Unterhaltung der polniſchen und lithauiſchen Armee, auſſer was er dem Könige von Polen noch ins beſondere reichen
laſſe ; wird man achtens den König von Schweden
aus dem Königreich Polen zu vertreiben , undalsban den Krieg in ſein eigen Land zu ſpielen ſuchen .
Auſſer dieſem frug der Geſandte des Königs Aus guſt noch beim Gjar vor , ob , und auf was Art ders
â felbe den påbſtlichen Nuncium annehmen wolle und
bat zugleich , denen Catholiſchen in der Stadt Moſs i cau und zu Smolensko , die freie Uebung ihres Glaus
š bens zu verſtatten. Der Czar machte wegen des erſteren einige Schwus rigkeiten , angeſehen 'er den Pabſt nicht vor das Haupt der Kirchen erkennen fonte. Gleichwol wolte er demſelben , wann es ſo weit kommen wurde , den
Rang für aller andern Mächten ihren Geſanten ends lich gonnen , auch denen Catholiſchen die begehrte Religionsfreiheit zuſtehen . Zweiter Theil.
Man
114
Leben Caris des Zwölften ,
1704 Man bekam bald genug zu wiſſen, daß auſſer dies ſem noch ein geheimer Artikel vorhanden , der Dem obs gebachten fünften ganz zuwider wäre, alswodurch der Tjar ſich einige liefländiſche Hafen vorbehalten hatte, Hierdurch wurden die Gemüter bey der groffen wars
ſchauiſchen Confdderation dergeſtalt im Harniſch ges bracht, daß ſie endlich den polniſchen Thron vor erles digt erklärten , und, wie oben erzehlet worden , einen neuen Konig erwahleten .
Um dieſe Zeit war es , als Oginski fich zu Narva einfand. Dennals er berührter maſſen, bey Jacobs ſtadt pon dem Sapieha und Löwenhaupt Schläge bekommen hatte, begab er ſich hieher, und hielte beim Czaren an, daß er an ſtat der an die Republic vers ſprochenen zwölftauſend Mann , lieber ſelbſt mit der ganzen Armee in Polen gehen wolte. Der Czar vers fprach es ihm, undmachte immittelſt alle erforderliche Anſtalten zum Feldzuge , worin es noch ſcharfer als
in denen vorhergehenden hergehen ſolte. Und weil er mit hundert tauſend Moſcowitern und ſechzig taus fend Coſaquen in Polen einzurücken willens war, ſtelte
er in ſeinen weitlauftigen Landen groſſe Werbungeni an. Seine Abſicht war dabey, ſich Lieflandes vollends
zu bemachtigen, als woſelbſt die Sd;weden ohnedem ſchon ſehr ſchwach waren ; doch war ihm nicht unbes wuft , daß der König von Schweben neue Vólfer dahin überbringen laffen , auch einezahlreiche Flotte
in den finländiſchen Seebuſen erſcheinen , und die Ins fel Retuſari, imgleichen die neuangelegte Stadt Pes tersburg zu zerſtören trachten werde.
g te derCzarDamit, daß der Fürſt Den Anfanmach Menzikofnad )Wilna gehenmuſte , wo fchon ſechs tauſend Moſcowiter fich zuſammen gezogen hatten . Derſelbe trat mit denen Häuptern der ſenbomiriſchen Conföderation in Unterredung,welchen er von neuen
Dusjenige verſicherte, was demWoiwoden von Culm und
Königs von Schweden. :
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und dem Oginski ſchon vorher von dem Ejar war 1797 zugeſaget worden. Dieſer aber begab ſich nach der
21
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Hauptſtadt Moſcau , alwo er , wegen des To glúflich zuruf gelegtenFeldzuges, ganz beſondere Freudenbes zeugungen anſtellenließ.
Aufdie polniſchen Begebenheiten wieder zu kome men, ſo entſchloßſich der Graf Löwenhaupt, nachdem (
34
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116
er auf obbeſchriebene Art die Lithauer und Moſcowi: ter aus dem Felde geſchlagen ,1 Birſen anzugreifen, welche Veſtung der Feind die ganze Zeit über in Bes
fik gehabt, und vonDannen immer diecurländiſchen Gränzenbeunruhigte. Er legte ſich alſo davor,nam d.Ju16 li
es, nachdem er es einige Wochen Septembers über ziemlich enge durch eingeſchloſſen hatte , zu Ende des
Vergleich ein , und ließ die Befeſtigungswerke ber Erden gleich machen. Zog rich nadygehends mit ſeis nen Truppen wieder nach Curland, nachdem er jedoch den Dbriſten Anders Wennerſtedt mit einiger Reus tereiin Samogithien zurükgelaſſen, um aufbesFeins desVornehmen acht zu haben .
Esiſt oben ſchon erwehnet worden, daß der König Auguft, um den Verluſt ſeiner in Thorn gefangenen Infanterie, und anderwerts im vorigen Feldjuge ers littenen Schaden zu erſeken , von denen fachfiſchen
mbe
Stånden eine Beiſteuer verlanget habe , auch ſolche
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ihm von denenſelben ſen bewilliger worden. Mit dies
Tun
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ſem Gelde, ward, wiewol nichtſonder groſſe Mühe, eine Armee von zwolf bis vierzehn tauſend Sidpfen errichtet , welche in Polen einzurucken Befehl bes kam. Denn Königs Auguſt Gedanken gingen dahin ,
nachdem er die vom Czaren zugeſchikte zwölftaufend Mann, welche ſchon von Kiow unter wegeswaren,
wurde an ſich gezogen haben, wolte er Dergleichen mit Fotosde feinen Sachſen thun, die inzwiſchen ben Guben über EUR die Oder gegangen, und durch Schleſien nach Polen
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marſeiretwaren auchſich langſi Denen( blefiſchen H 2
Granzen
116
Leben Carls des Zwölften ,
3704 Grangen verleget, und ſowol in Koſtyn als andern Drten ihre Magazins aufgerichtethatten.
Der
grospolniſche General Radomicki, nebſt ſeinem Brus der, dem Caſtellan von Poren ; und dem Staroſten Smigelski ſtieſſen hierzu , und machten zuſammen eine anſehnliche Armee aus. Die ſenbomiriſchen Confds Derirten bekamen durch dieſe Hülfe zugleich neuen
Muht, und ſtunden in denen Gedanken , daß fich in kurzen eine Veränderungin des Königs Auguft Sai dhen eräugnen , und dieſelben ein ganz anderes Anſes hengewinnen würden. Die Schweden hatten indeſſen Poſen inne , und lag Generalmajor Marderfeld nebſt Dbriſten Lillies
hok darin zur Beſagung, welchen der bekante Pars teigånger des Königs Auguft, Smigelski, nicht wes
nig Hanhel machte. Man fand alſo vor rahtſam , zur Sicherheit der Stadt, und zu Bedeckung der
Conföderirten in grospolen, den Generalmajor Meis erfeld mit ſeinem Regiment Dragoner, imgleichen dem taubiſchen Dragenerregiment , welche beide erſt errichtet waren, und meiftentheils aus Téutſchen und abſonderlich Schleſiern beſtanden, dahin zu ſchicken , und ihm das norder - ſchoniſche Regimient Reuterei, unter dem Obriſten Guſtav Horn zuzugeben . Mit dieſen drei Regimentern brach der General
Meierfeld aus der Gegendvon Danzig auf, kam den vierzehenden Junius durch Woklaw , und lagerte ſich ju Tirſchaw an der Weichſel, zwei Meilen. Folgens den Tages ging der Weg nach Meve, einem Stáds
gen auch an der Weichſel, drei Meilen, wo man den ſechszehenden ſtille lag. Den andern Tag marſchirte
man nach Neuburg, an demſelben Fluß gelegen, drei Meilen ; und den Tag darauf, Graudenz vorben,
nach Weſtphalen , vier Meilen , wo die Regimentér
zwei Tage ſtille lanen. Den ein undzwanzigſten 30$ gen fie nahe unter dem Stadgen Schwes weg, wo der
Königs“ von Schweden .
117
der GeneralPoſie mit einem Theildes Leibregiments1704
1
zu Fuß im Winterquartiere geſtanden , und machten halte gerade gegen der Stadt Culm über , wo funfs jehn hundert Mann von der Garde gelegen hatten,
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biß: ſie ſich in dem Dorfe Krotſchen , fünf Meilen , las
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gerten.
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Den zwei und zwanzigſten Junius marſchirten ſie nach Strelik, wo ſie den folgenden Tag blieben, und amvier und zwanzigſten ſechs Meilen thaten, worauf
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ſie um ein Uhr nach Mitternacht bey der Brücke vor
Thorn ankamen , daſelbſt den andern Tag ſtille lagen , und die Lebensmittel aus der Stadt kommen lieſſen .
Den ſieben und zwanzigſten brachen ſie wiederauf, kamen durch die Derter Putgurſche und Gnieffom ,
wo der Marſchal von der warſchauiſchen Conföderas tion, der Staroſte Bobroniski, zu wohnen pflegte, und blieben bey dem Dorfe Oſtrowo ſtehen , worauf ſie mit Tages hernach eine Partei von ſechzig Pferden zu
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Eintreibung der Brandſchakungen ausſchikten , und
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Den neun und zwanzigſten durch Barkin , Muttelburs
ſchiß und dem Stadgen Radziwo marſchieten , und
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ſich unten am Berge lagerten ;ſo dann des folgenden Tages biß Zemen , drei Meilen , rúften , wo furg vorher der Obriſte Ducker mit den andern Regimens tern der königlichen Armee geſtanden hatte , und wo ſelbſt ſie auch den legten dieſes Monats ſtille lagen, und den Ritmeiſter Bennet mit funfzig Pferden zu Einfoderung der Kriegesſteuren ausſandten. Der Marſch ward hieraufden erſten des Auguſts monats durch das Stadgen Grbiza fortgefeßt wo Smigelski einige Tage zuvor mit dreihundert Pfera den geweſen war, und bey dem Dorfe Swientoslas
vice halte gemacht, wo man den andern Tag ſtille ſtand, und den dritten das horniſche Regiment, fo zurücke blieben war, einwartete. Am fünften brachen alle drei
1 mo
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Regimenter auf, das meierfeldiſche ging voran , das $ 3
ichoniſche
Leben Carls des Zwölften , 1704 (choniſchein der Mitten, und die taubiſchen Dragos 118
ner machten den Schluß, auf welche Art man taglich abwechſelte , und durch groſſe Holzungen fünf Meis len zurük legte , in welchen , auſſer einen Einſiedler,
niemand anzutreffen, biß man nach Sleſin kam ; da
dann die Regimenter den ſiebenden durch das Stad: gen Klekowanach dem Dorf Koſruti, bey der Stadt
Slupſie, achtMeilenvon Poren marſchieten,dafelbft ben achten ſtille ſtanden ; den neunten dichte vor
Slupſie vorbei nicht weit von derStadt Wreſna ſich lagerten , und den folgenden Tag ausruheten. Weil aber des Abends Drdre einlief, den Marſch zu
beſchleunigen , brach der General Meierfeld ſogleich auf, ging die ganze Nacht und den folgenden Tag biß um Mitternachtfort, da er zum dritten male, eine INeile von Poſen halte machte, hierauf endlich den
eilften vor der Stadt anlangte, und ſein Lager auf einer Höhe vor dem Waſſerthore aufſchlug.
Weil König Stanislaus ebenfals dorthin wolte, ließ er den Generalmajor Meierfeld wiſſen , daß eć mit der Cronarmee und einem Haufen von Adel , ſo
ber ſeiner Ankunftauffigenſolte,zu ihm ſtoffenwurde, um alſo denen Sachſen Füſſe zu machen ,welche mitler's weile eine Anlage über den ganzen Strich Landes ausgeſchrieben hatten. Doch aus dem ganzen Anſchlas ge ward nichts, wie wir ſo gleich vernehmen werden. Generalleutnant Schulenburg , fo in Abwea ſenheit des Feldmarſchals Steinau die rachfiſche Armee commandirte ! und von groſſer Einſicht
und Kriegserfahrenheit, auch nicht wenigern An fehen war , hatte ſofort von Meierfelds Ankunft und Starke Kundſchaft eingezogen . Faſſte das eher je lieber eine her den Entſchluß , dieſem jeje eher Rappe zuzuſchneiden , ehe er fonte verſtärket werden . Doch wolte er hiermit die ganze Armee nicht bemus
hen , ſondern nam nur den beſten Kern von der Reus terei
Königs von Schweden .
119 terei und Fußvolk heraus , und marſchirte mit dieſen 1704 auserleſenen dreitauſend fünfhundert Soldaten in
aller Stille Tag und Nachtſieben Meilweges , über die Warta , anderthalb Meilen von der Stadt. Nichts deſto weniger kriegte Meierfeld durch einen Ueberläufer von denen bareuthiſchen hiervon Wind, und machte ſich fertig , ihnen den Kopf zu bieten .
Er ließ alſo die Reuterei gleich zu Pferde figen, 309
al
Diejenige ſo noch in der Stadt Poſen war, nebſt viers
14
hundert Fußknechten , unter demObriſtleutnant Weis Denheim und Ritmeiſter Helm Wrangel , auch zwei Regimentsſtucken an fid)) , und erwartete ' alſo die Sachſen die ganze Nachtdurch in fertiger Ordnung. Schulenburg ſtellete ſich des andern Morgens zei: tig genug ein . Denn es war noch nicht Tag, als eč ſchon angetreten kam , in Meinung, denen Schwes ben den Schlaf aus den Augen zu wiſchen, dod) warb
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er nicht wenigbeſtürzt, als er ſie in voller Schlacht: ordnung vor fich ſtehen fand. Weil er aber nicht 1
wieder umkehren wolte , ohne vorher was ausgerichs
1
tet zu haben , ließ er das ſchwediſche Lager an drei
>
Orten zugleich angreifen. General Meierfeld führte den rechten Flügel. an, ſo aus zwei Schwadronen von Earl Horn , ſeiner
Leibcompagnie, und denen vittinghofiſchen , gerſtdors fiſchen und trudnerſchen Compagnien von ſeinem Res giment beſtand,1 und empfing die Feinde mit ſolcher
Munterkeit, daß nachdem er drei Feuer ausgehalten , und mit ſeinen zwei Stücken ohne Unterlaß auf ſie
loßgebrant, er mit dem Degen in der Fauſt eindrang, ſie trennete, und, obſchon ſie noch einmal ſo ſtark waren , übern Haufen warf. Dbriſt Taube jagte ihnen hierauf mit ſeinen kleinen Schwadronen biß an einem Walde nach , wohinein die Sachſen flucha
teten , nachdemſie über hundertTodte bekommen, und
bey fechzig Gefangene im Stich gelaſſen. $
4
Indem
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I20
Leben Caris des Zwölften ,
1704 Indem diefes auf dem rechten ſchwediſchen Flügel vorging, that die ſachſiſche ber zweitauſend Mann
ſtarke Infanterie, nebſt dem Reſtihrer Neuterei, aut den ſchwediſchen linken Flugel einen Anfal, und weil ſie ihm an Fußvolk weit überlegen war , ſo zwung fie ihn, ſich nach einiger Gegenwehr , unter die Stücke von Poſen mit wenigem Verluſt zu ziehen. Doch ward er von denen Sachſen nicht weiter verfolget,
ſondern dieſe fekten ſich ſo fort in dem ſchwediſchen Lager , und fingen an darin zu plündern und zu brennen.
Dbriſt Taube Fam .inzwiſchen vom Nachſeßen der Feinde wider zuruf , und als er die neuen Gäſte im
{ ager fahe, ſuchte er wieder zu Meierfeld zu ſtoſſen, und den Feind von neuem auf die Haube zu greifen.
Es gelung ihm auch das erſte, allein Sdulenburg roch den Braten zu zeitig , und nahm zu rechter Zeit einen fo groſſen Vorſprung, daß die Schweden ihm keinen fernern Schaden zufügen konten . Doch ſekte MajorChriſtian Álbrecht Grothuſen vom meierfels diſchen Regiment, ihm mit dreihundert Pferdenhins ten nach , nahm ihm die zwei ſchon erbeuteten Regis mentsſtücke wieder ab , und brachte verſchiedene Ges
fangene mit im Lager zurück , imgleichen vierzehn Ules
berläufer, welches lauter Franzoſen, und Grenadier vom fúrſtenbergiſchen! Regiment waren. In dieſem Treffen ward GeneralmajorBrauſe verwundet ; und bůſſeten die Sachſen bei nahe ſechs hundert Mann an Todten , Verwundeten und Ges
fangenen ein ; dagegen die Schweden dreihundert Mann , nebſt etlichen Standarten verlohren.
Nun fonte Méierfeld ihm leicht die Rechnung machen , daß Schulenburg nicht wurde fåumig ſeyn, ihm mit der ganßen Armee ubern Hals zu kommen . . und weil über das die ſeine Verwundeten in Poren , 1
ſchien ;
Königs von Schweden.
31
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1211
ſchien ; angeſehen man die Nachricht hatte , daß es 1704 ..., denen Sachſen an dazu behörigemgroben Geſchük mnangelte , 209 er ſich mit ſeinen Truppen und der Bagagé um ein Uhr nach Mitternacht aus der Stadt tieffer ins Land hinein, um ſo viel näher bei der Hand
zu feyn , wenn König Stanislaus etwa zu ihm ſtora ſen wolte.
Den erſten Tag kam er biß nach einem Stadgen
Podviſizca, vier Meilen I, alwo er den folgenden ſtille lag , und den Ritmeiſter Brennet mit hundert Pferă
den nach Poſen zurückſchikte , um den Reſt ſeiner
Det
Bagage heraus zu holen , der den Tag hernach wies
16
der bei ihm eintraf. Nachdem Meierfeld noch ein paar Tage an dieſem Orte ſich aufgehalten , brách er Den vierzehenden Julius von dar um Mitternacht
auf, marſchirte biß auf den Abend, da er Mielzin erreichte. Als er am funfzehenden beidem Stadgen
Schlupfie anlangte , ſuchte Smigelski der Piquets ho
wachteins anzubringen ,ward aber abgewieſen . Ges gen Abend brachen die Regimenter wieder auf, mars Ichirten die gange Nacht über durch eine groſſe Hols
gung, in welcher einige Wagen zurückbleiben muften, lle
und gelangeten ſodann zu Klitſchow , vier Meilen , an, wo ſie einige Tage ſtille lagen, und hierauf den Marſch nach Kuniga, drei Meilen , fortſekten , wo ſie ſehr ſpat anlangten.
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In währenden Aufenthalt von etlichen Tagen an dieſem Orte, fam der Obriſt und Regimentarius
men
Mirzewski mit tauſend Polen dahin, und hatte Briefe vom König Stanislaus und dem General Horn an
UONA
Meierfeld ber ſich , kraft welchen dieſer nach Lowik gehen , und den Primas, fo fich von Warſchau das
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hin begeben, begleiten ſoite, von dar er nad) Danzig
niet
und ſo weiter nach Thorn zu reiſen willens ware ,ſo
ving vernahm er auch bei dieſer Gelegenheit , daßderKids
ffer uunig
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Auguſt fich nahe bei Warſchau aufhielte. 25
Den
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I22
Leben Carls des Zwölften ,
1704 Den zwanzigſten fekte der General Meierfeld Peis nen Weg nach Solo ,einem mit Waſſer umgebenen Stadgen fort, undlegte währenden folgendengangen Tag und Nacht ſieben Meilen biß an der kleinen
StadtLancici zurük., welches einbeſchwerlicher und mit Moráſten umgebener Paß iſt. Den drei und zidanßigſten kam man vor Lowig an , wo der Primas von Polen fich gemeinlich aufzuhalten pflegt , und woſelbſt der Cardinal ſich bazumalauch befand. Den
fünf und zwanzigſten zogen die Regimenter durch die Stadt, und ſeßten ſich auf der andern Seite. Nachs
dem der Cardinal nebſt ſeiner Hofſtat, und die mit ihm reifeten , vom Schlofie abgefahren waren , nah men die Regimenter Meierfeld und Horn ſeine Kuts (che zwiſchen ſich inne, und auf ſolche Art kam man nach dem Dorfe Tofaring an der Weichſel , und fols
genden Tages nach Wladislaw , von dar der Obriſts leutnant vom meierfeldiſchen Regiment nebit zweis hundert Pferden den Cardinal vollends biß Thorn begleitete. Der General folgte den acht und zwans sigften mit denen Regimentern durch das Stadtgen Nigerwa und Radzunſek nach gelangete des andern Tages zu Thorn an ; und begab ſich, nachdem er durch
die Stadt gezogen , nach dem Dorfe Mockern , wo
der König von Schweden in wahrender lektern Bes lagerung ſein Hauptquartier gehabt hatte. Den
dreißigſten rükten die Regimenter in die Stadt ein, wo wir ſie eine zeitlang laſſen ,I und uns wieder nach Poren wenden wollen .
Einige Tage hernac), als Meierfeld von hier war weggegangen , kam die gange fáchſiſche Armee dar angeſtiegen , und lagerte ſich an der Warta , eine
halbeMeile von Poſen. Inzwiſchen aber ,daß Schus lenburg, alhier eine Brücke ſchlagen , und etwas ſtille
ſtehen muſte, wediſelte er die in dein Treffen bekoms mene Schweden gegen ſeine gefangene Sachſen aus, und 2
Königs von Schweden .
123
und hielt im übrigen die Befakung in Pofen genau 1704 eingeſchrenket.
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3
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1
Der König von Schweben war mitlerweile , nachsd. 29 dem Rehnſchåld mit feiner Armee zu ihm geſtoſſen, Julii von Sendomir aufgebrochen , und hatte vorher die von denSachſen lekthin daſelbſt aufgeworfene Wers de fchleifen laſſen. Er marſchirte über die Brücke
den Weg nach Jaroslaw , wohin ſich Konig Auguſt begeben hatte, und ging den erſten Tag drei Meilen, : biß an ein Dorf Pilkof, alwo die gange Armee ſich
in 3100 Linien lagerte. Von dannen ward der Marſch d. 30 weiter nach Przybel, drei Meilen, ſortgeſebet *, wo die Stadt Ulanon gegenüber den Sanſtrom lieget. Von hier ferner nach Skarzina , drei Meilen , und ſo immer an den Sanſtrom hinauf Stadt und Clos
?
alda aufzurichten , ſondern auch vom König Auguſt,
*
welcher ſich ſchon weiter fortgemacht hatte ,nachdem
1
8. I
ſter Leicziska vorbei biß Wicijewice,drittehalb Meilen. Aug. Althier ward Generalmajor Graf Stenbock nach d. 3 Jaroslaw voraus gefand , nicht allein ein Magazin er
Hier werden die meiften in Polen gebrduchliche Fahrzeuge,Vit: tinen genant , verfertiget. Auf dieſem Marſche Runden
Ren ?
fchen und Pferde unglaubliche Beſchwerlichkeit aus , indem fie
von der Sonnenhiße und dem tiefen Sande gang verbrandten
und faſt verſchmachteten. Einige Soldaten fielen auf der Stelle nieder, daher man gar auf die Gedanken gerieth , daß die Brun :
nen vergiftet waren , und Wache dabei regen ließ, hernach fand fid , daß ſolches von dem binigen Trinken berrúbrete. Um dieſe Zeit hatte man von Stockholm aus jur Sicherheit
der Handlung denen nach Frandreich und Spanien handelnden Stauffardeiſchiffen ein Striegesſchif zur Convoi unter dem Capitain Guftav von Pſilander mitgegeben , wekher als der engliſche Schout bei Nacht William Wefton mit acht Schiffen, auf der engliſchen tufte Freugte , und ihm begegnete , vor jenem nicht die Seegel ftreichen wolte. Der Engelländer regte ihm darauf
dergeſtalt zu, daß er das Schif jiemlich durchlocherte, undmaft: los machte , auch die ſchwediſche manfchaft in folchem Stande brachte , daß ſie ihrer eigenen Stúde fich nicht mehr bedienen tonte , worauf er dieConvoi zu Noore aufbrachte. Doch ward die Sache durch den ſchwediſchen Minifter Lejoncrona und den
engliſchen Gefandten Robinſon in der Güte beigeleget.
124
Lebeu Caris des Zwölfteit,
37c4er die moſcowitiſchen Sjúlfsvölker an ſich gezogen *; Kundſchaft einzuziehen. Damit aber dieſer deſto beſu ſer mochte verborgen halten wohin er ſich gewendet, hatte er den Generalleutnant Brandmit zweitauſend Pferden zurüfgelaſſen , welcher auf der Schweden
Bewegung acht haben , und ſich immer zwiſchen ih , nen und dem König Auguſt in der Mitten halten muſte. b. s
Carl der Zwölfte kam hierauf Stenbocken bald
Aug. nach, und ſchlug ſein Lager nicht fern von Jaroslaw ,
wo er eine Zeitlang ſtilleſtand, und unterdeſſen vers fchiedene Parteien ausſchifte, fo wohl Lebensmittel für die Armee herbei zu bringen, als auch des Oginski und anderer Anhänger des Königs Auguſt ihre Gua
ter , fo an den ungariſchen Geburgen lagen , zu brandſchagen.
Dieſer nahm feinen Marſch nach Zokal und Zas moſc. Von hier ließ er die zwolf tauſend Moſcowis ter nach Breſpicie, auf den Granzen zwiſchen Polen und Lithauen gehen; er ſelbſtzogſich mit ſeinen Sach , ſen und acht tauſend Corafen , nebſt des General
Brands Truppen, nach der lubliniſchen Seite. Denn
weiler einen ziemlichen Vorſprung vor den Schwes den hatte , konte er ſich wenden , wohin er wolte.
So ſehr auch König Auguſt ſeinen Marſch zu vera bergen ſuchte, ſo ließ ihn doch derKönig von Schwes dendurch ausgeſchikte Parteien von Polen und al 0.6 lachen immer nach ſpuren . Eine davon überrumpelte
auch nicht weit von Zamoſc etliche Sachſen , woruns ter zwei Obriſtleutnants ,drei Capitains , zwei feuts nants, acht Unterofficier , nebſt einigen Soldaten und Synech * Es beſtanden folche aus zwölf taufend Nuffen , von weldien eine groſſe Menge erkrankte und ftarb ; aus acht tauſend Coraken und ohngefehr drei tauſend Sachſen. Auf die Polen Ponte der König Auguſt keinen ſtaat machen , indem ſie , wie ſie ankamena aud wieder davon gingen .
Königs von Schweden.
125
Knechten ſich befanden , ſo von ihren Regimentern 1704 zurük geblieben waren , und dem Begräbniß eines $
ihrer Obriſten, Namens Fiſcher, beigewohnethatten , welche insgeſamt zu Gefangene gemacht wurden.
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In mitlerzeit hatteder König durch den Generals
1
major GrafStenbock von der Stadt Lemberg Kries
I
gesſteuren einfodern laſſen , welche aber wegen des
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Eides, womit ſie dem Könige Auguft verpflichtet, ſich entſchuldigten. Galetsli, der Woiwodevon Kaliſch , war von dem leßtern zum Gouverneur darüber gee ſeget, und wie dieſer einen anſehnlichen Entſak von
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bem corakiſchen Feldherrn Mazeppa vermuthenwar,
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alſo gab er nicht viel gute Worte , und zwang die Stadt, nicht das geringſte zu bewilligen ; wiewol zu ſeinem ſelbſteigenenUnglük. Denn Carl der Zwolfte hatte ſchon langſt Luft ges
habt, denen Coſaken einſt in die Haare zu gerathen , und war über das dem Galetski nod eine Zuchtigung
ſchuldig, weil er , da er kurz vor dem Anfang des Krieges Königs Auguſt Geſandter am ſchwediſchen Hofe geweſen , dieſen hintergangen hatte,und unter andern am meiſten mit zum Kriegemochte gerathen
haben. Alſo beſchloß der König dahinzu gehen , und brach derowegen von Jaroslaw mit fünfzehn Regis mentern auf; Rehnſchild aber muſte daſelbſt mit zwolf Regimentern halb Reuterei und halb Fußvolt 5
biß auf weiterin Befehl, ſtehen bleiben. Am erſten Tage ging der Marſch nach Saleska- 8. 22
wola , drei Meilen , wo der König die Infanterie Aug.
nebſt dem groben Geſchüße zurük ließ, und nur mit Der Neuterei und den Dragonern durch die Stadt Jawarow nach Noviejezów , fünf Meilen, fortrufte.
Alhier ward alle Bagage , unter Bedeckung einiger Reuter , gelaſſen , und folgendes Tages Nachmittagsd.23 der Marſch nur mit drei Dragonerregimentern weis
ter fortgeſeket, in derAbſicht , des andern Morgens, mit
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Leben Carls des Zwölften,
1704 mit Anbrechung des Tages vor Lemberg zu feyn, und entweder die Stadt zu überrumpeln , oder den Mas jeppa , ſo in vollem Armarſch renn folte, zu verhins
dern , daß er kein Vole hineinwerfen mögte. Der Weg war ſehr beſchwerlich , weil man durch
einen dicken Wald muſte, und machte der einfallende Regen die Nacht ſo finſter , daß man nicht dieHand ' vor den Augen ſehen konte. Hierdurch geſchahe es,
daßſich die Truppen von einander verloren , und der Konig gegen1 Mitternacht gezwungen warb, Halte zu machen , und um die Seinigen zuſammen zu brins gen , Feuer anzünden , auch in die Trompete ſtoſſen zu laſſen. Er ſelbſt wickelte ſich inzwiſchen in ſeinem
Mantel, und legte ſich auf bloſſerErde in eines Ofs ficiers Schoß bei dem Feuer zu ſchlafen nieder. Der
junge Prinz von Würtenberg that desgleichen , und suheten beide gar wohl, obgleich der ſtarke Regen ſie durch und durch naß gemacht hatte. So bald begunte nicht der Tag wieder anzubres D. 25 Aug. chen , als der König zu Pferde blafen ließ , und weis
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ter marſchirte, biß man erſt gegen neun Uhr ohnges
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fehr eine Meile von Lemberg ankam . Weil aber der
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Anſchlag , die Stadt ohnverſehens zu überfallen , theils obangeführter Urſachen halber, theils auch, daß die Feinde durch ausgeſchikte Parteien , ſo fich jedoch bald zurükzogen , von dieſem Anmarſch Kunds
ſchaft erhielten ; zu nichte ward ; fo ließ der König dieſen Tag die Regimenter , fo ohnedem ſehr ermus det waren , bei einem Dorfe ſtille ſtehen , und aus ,
d . 26 ruhen , und erſt des folgenden Tages dieſelben vor die Stadt rucken , da ſich dann zwar eine groffe Menge Polen von des altern Wiesnowicki und des
5. Cronreferendarien Remudski Volfe zeigete , auch von weitem Feuer gaben , doch als der König nur die
Portruppen auf fie loßzubrechen beorderte ,alſobald Davon
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Königs von Schweden.
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davon gingen , und dieſesmal nicht mehr zu Geſicht 1704 famen .
Der König ließ darauf die Reuterei in zwo Colons nen näher herbeikommen , und die Stadt von allen Ecken berennen , rufte ſodann ziemlich nahe unter die Walle und Mauren 1, und ritte ſelbſt überal herum ,
die Gelegenheit des Ortes in genauen Augenſchein zu nehmen. Der Woiwode von Kaliſch , Galetski,
und der Commendant Camminski legten ſtraks die Vorſtadt in die Aſche , und branten ihre Stücken und Doppelhafen auf die Schweden fleißig loß, und dieres ſo wohl von den Wallen , als aus einem bes veſtigtem Kloſter der Barfüſſer Münde. Der Ges neraladjutant Nils Hielm warb dadurch an der Lents de verwundet, der Capitain Orehufwed und der Leuts
nant Blirenfelt aber nebſt etlichen Pferden erſchoſſen . Dieſe Stadt , welche die Polen Luwow , und die
Deutſchen Lemberg nennen, iſt die Hauptſtadtdes Palatinats von Rothreuſſen , und an dem Fluß Pets tau , funfzehn Meilen von denen carpathiſchen Geo burgen gelegen . Sie iſt an ſich ſelbſt und auch wes
gen ihres Reichthumes gar wichtig , dabei groß, und nach polniſcher Art zimlich , obwolen nur mit Holk befeſtiget. Dbgebachtes verſchanztes Clos ſter dienet ihr an ſtat der Citadelle, und weil ſie rund
berum mit Bergen umgeben , und niedrig lieget, ro ſtehet auf der andern Seite auf einer Hihe, von
welcher man dieStadt überſehen fan, noch ein altes verfallenes Schloß , welches nebſt andern Stellen mehr der König auserſahe, um dem Ort am beſten
beizukommen. Weil Lemberg wohl vordem von des nen Türfen und Tartarn mit einer Armee von dreis
mal hundert Kopfen ,! ganger drei Monat hinter eins ander war belagert, aber nicht eingenommen wors
den, ſo berühmte fie fich noch eine Jungfer zu ſeyn ; allein Carl der Zwölfte ward bald mit ihr fertig, und nahm
Leben Carls des Zwölften , 1704nahm ſie in wenig Stunden , ohne Fußvolk und Ges 128
ſchůb , nur mit einigen Dragonerregimentern , durch Sturm und mit dem Degenin der Fauſt
Nachdem der König gegen Abend die Dragoners
obriſten , Ernſt Detlef Eraſſow , Chriſtian Albrecht Buchwald und Duckert, zuſammen rufen laſſen, that er ihnen ſein Vorhaben kund , wie er nemilich die Stadt an der ſchon auserſehenen beqvemen Stelle
anzugreiffen willens ware, ohne vorher das Fußvole
noch dieStücken abzuwarten. Hierauf friegten die Officiers hinlänglichen Befehl wegen des Angrifs , und wurden die Regimenter an einem bedekten Orte
zwiſchen dem Schloß und der Stadt in Ordnung
geſtellet, auch ihnen Pulver und Blei ausgetheilet. Der Angrif ſolte den andern Morgen gank früh auf diejenige Ecke geſchehen , wo das befeſtigte Klos fter lag , welches man vorbei, und deswegen noths wendig zuerſt erobern muſte.
Nun hatte man vor
ſich einen truckenen Graben , und nachgehends den Wall, worauf zwiſchen zwei Bolwerken ein bedecks ter Gang von Holß mitSchießſcharten gebauet ſtand, deſſen man ſich auch bemachtigen muſte . Hinter dies
fem Wall war noch ein Waſſergraben , worüber man mittelſt einer Brücken zur Stadtmauer gelans gete , allein der Feind konte folche aufziehen.
Wie der König , nach ſeiner beſondern Einſicht, einer Sache gar bald gewahr wurde, alſo hatte er
dieſe Brücke, zu Bewerckſtelligung feines Vorhabens, gar bald in acht genommen. Er legte ſich dieſe gange
Nacht nicht zur Ruhe , ſondern blieb beſtandig bei denen Regimentern auf , welche er ſelbſt , ſowohl Officiers .als Gemeine , ganz ſorgfältig fragte , ob ſie ſeine Meinung und Befehl recht eingenommen hatten . Nachſt dieſem ward die gewohnliche ſchwer
diſcheLofung: Mit GOttes Hülfe, ausgegeben, und
Königs von Schweden .
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und die Reuterei beordert, fleißig um die Stadt zu 1704 patrolliren , und gegen Morgen darauf begunte man
auf die Stadt in folgender Ordnung anzumarſchiren : Der Capitain Johann Heinrich Duckert mit funf- 0. 27 zig Mann ging voran und auf das Kloſter loß , und Aug. nahm es nach einigem Widerſtand der Feinde ein. Der Obriſte Freiherr Crafſau aber ließ ſelbiges auf
der Seite liegen , und führte die Attaque mitten auf dem Wall zwiſchen den zweien Bolwerfen an. Ihm 3
zur Rechten marſchirte Obriſt Buchwald , und zur
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lincken Dbriſt Důcker. Vor jedem Obriſten ging
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ein Leutnant mit vier und zwanzig Mann ; darauf
folgte ein Capitain mit funfzig Mann und einigen Zimmerknechten mit Arten und andern zu Abwers
fung des bebekten Ganges dienlichen Werkzeugen. Dbrift Craffau ward gleich Anfangs im vorbeimars
diren vom Kloſter aus verwundet, und muſte fich wegbringen laſſen . Obriſt Buchwald that alsdann den erſten Angrif
mit vieter Hershaftigkeit und Vorſichtigkeit , und nachdem er den Wall erſtiegen , hielt er den Feind
fo lange mit Handgranaten von dem Plankwerk zus ruk, biß die Zimmerleute darin eineDefnung machen Fonten .
Auf den andern beiden Stellen fáumete
man auch nicht hinüber zu kommen , und durch den erwehnten Gang zu brechen . Carl der Zwolfte war ſelber mit unter den vors
derſten, die Sturmliefen, undder iunge undtapfere Prinz von Würtenberg mit der Piſtol im Gürtelbei
ihm . Es befand ſich auch der König bald auf derit Walle, und obgleich die Officiers , ſo ihm folgteni, de ihn ſehnlich baten , ſich nicht der beſorglichen Gefahr fo blos zu geben,1 erhielten ſie doch keine andere Ants
wort, als : daß es ſeine Schuldigkeit wäre, bei Zweiter Theil.
g
denen
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leben Caris des Zwölftert,
1704 denen Seinigen zu bleiben, und nun nicht ana ders ſeyn könte. Nun ſuchte zwar der Feind fid) über die Brücke in die Stadt zu retten , allein der sidnig , welcher,
wie oben gemeldet worden , dieſe Brücke nicht auſſer der acht gelaſſen hatte , folgte ihnen ſo nahe auf dem Fuſſe nach, daß die Schweden faſt zugleich mit hins ein örungen, und die meiſten Feinde alhier fallen mus ſten , ſo ſich etwa widerſeßen wolten. Man nam hierauf den Markt alſofort ein , und machte ſich Meiſter von denen Gaſſen , nadidem ans fänglich einige Häuſer waren ausgeplundert worden . Der König war, ſo zu ſagen , ſelblt Schuld daran, indem er den Generaladjutanten , Graf Torſtenſon , nebſt verſchiedenen Compagnien besrdert hatte , die Walle durchzuſehen ; ben welcher Gelegenheit dann etliche Dragoner , unter dem Vorwand , den Feind
aufzuſuchen , der Plünderung nachgingen. Doch ließ len die ſchwediſchen Truppen ohnedem dazu nicht ges derKönig dieſem Unweſen bald Einhalt thun, zumas
neigt waren.
Die Beratung, ſo aus ſechs oder ſiebenhundert
Köpfen , ohne die Bürgerſchaft beſtand , ward zu Kriegesgefangenen gemacht. Weil der Gouverneur im Schlafrokin das Jeſuitercloſtergeflüchtet war,krigs ten ihn etliche Trabanten, und unter dieſen Fóran Sils Verhielm daſelbſt beim Kopf, welches auch vielen ans dern Officieren wiederfuhr , die , nachdem alles vers
loren, ſich dahin verſtecket hatten. Unter dieſen ward aud) Der alte Generalmajor Berenz in dem Bernhars dinercloſter gefunden. DerGraf Stenbock, ſo hiers über zukam , kanteden alten Woiwoden Galetski bald wieder, und empfing ihn mit dieſen Worten : Wie
uun , mein guter Alter , treffen wir uns hier an ? Zu gleicher Zeit verfekte er ihm ein paar derbe Mauls
Königs von Schweden.
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Maulſchellen , weil er vordem in Danzig von dem 1704 Grafen übel geſprochen hatre , und ſeine Briefe mit Füſſen getreten haben ſolte. Man bemachtigte ſich hiernachſt auch des Zeughaus ſes, welches wohl verſehen war , und erbeutete man
barin hundert und ein und ſiebenzig groſſe und kleine /
Canonen, nebſt einer groſſen Anzahl Gewehr und Kriegesvorraht. Die in der Stadt ſich befindende türkiſche und tartariſche Sclaven ließ der König iha
rer Eiſen entſchlagen , und aus denen Gefängniſſen
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hervor bringen, und erwekte dadurch bei dieſen Elens
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ben eine ungemeine Freude. Der Stadt aber ward vom Kdnige durch den GeneralmajorGraf Stenbock auferleget, dreimal hundert tauſend Reichsthaler zu
bezahlen. Man machte auch ſchon den Anfang dies ſelben abzutragen , und waren die Einwohner reich und gnugſam vermogend ſolches zu thun ; dod) auf des Königs Stanislaus Vorbitte bei ſeiner Ankunft, wurden von dieſer Foderung die noch rükſtehenden
hundert fünf und ſiebenzig tauſend Thaler nachgelaſ ſen , wodurch er die Gemüter derſelben nicht wenig an ſich zohe.
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/ Folgenden Tages, als das Fußvolk mit dem gro- . 28 benGeſchüß und derBagage zuLemberg nachgekom : Aug.
men ; rükte der König ein ſtúk Weges von der Stadt, und ließ ein ordentliches Lager ausſtecken, um den Mazeppa mit ſeinen vielen tauſend Cofafen abzuwara ten , und um zu ſehen , ob er das Herz haben wurde,
daſſelbe anzugreifen.
Nun war dieſer zwar ſchon
auf dem Wege begriffen geweſen, er lehrete aber ges ſchwinde zuruf, nach der Üfraine; ro bald er vernoms, men ,, daß fich Konig Auguſt nach Sofal und ſo weis
ter hinauf nach Lublin gezogen , obgleich er ihm ause bruflich verſprochen hatte, auf ihn zu warten , und
nichts ohne ſeinen Willen vorzunehmen. 2
Weil
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Leben Caris des Zwölften ,
1704 Weil des Königs Auguſt Hauptabſicht war, reis nen Mitbuhler , den Stanislaus , aus Warſchau zu vertreiben , und er ſchon einen ziemlichen Weg vor Denen Schweden voraus hatte, und hiernachſt von
ihren Marſch nach Lemberg Nachricht erhielt, beſchloß h thun, er, immittelſt ſolchen VerſucaufWarſchauzu und zu ſeiner in Grospolen ſtehenden ſáchfiſchen Ars mee zu ſtoſſen. Er nam dieſerwegen ſeine teutſche Reuterei und einen Theil Coſafen mit ſich , ging bei Maciciowice über die Weichſel, und richtete ſeinen Weg gerade auf Warſchau ein. Generalleutnant
Brand aber blieb an dieſer Seite , und nam ſeinen Weg auf Prag , welches die Vorſtadt von Wars ſchau iſt. Die Zeitungvon dieſem Anmarſch brachte den Kids nig Stanislaus auf andere Gedanken. Denn an ftat, daß er ſich zu General Meierfeld nach Grospos len wenden wolte, ließ er dieſes Vorhaben nunmehr
d. 18 anſtehen, und Pehrte in Eil den achtzehenden Auguſt Aug. wieder nach Warſchau, um von da die Königin ſeine Gemahlin , imgleichen ſeine Frau Mutter und Kinder
weg zu bringen ,und ſolche nach Preuſſen und Elbins gen in Sicherheit abzuſenden . 0. 19 Bei ſeiner Ankunft ließ er des folgenden Morgens ganz frühe bey dem Cronfeldherrn ; Fürſten Lubos mirski, Kriegesraht halten, was man bei dieſen Zeits läuften am ſicherſten beginnen ſolte ? Der Generale leutnant Horn , ſo ſich dabei befand, fiel auf die Ges
danken , daß es ndhtia und rühmlich wäre, bei dieſen Vorfällen , mit der Cronarmee , nebſt der verhandes
nen übrigen Reuterei und Fußvolfe dem König Aus guſt herzhaft unter die Augen zu gehen , und denſela ben , ehe er noch könne'verſtarcket werden , zu einem Treffen zu zwingen. 1
Sonia Stanislaus nebſt andern Maanaten mehr
liefſen ihnen dieſen Vorſchlag wohl gefallen ; nur der
Königs von Schweden . 她
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der Fürſt Lubomirski wolte nicht mit einſtimmen, 1704 vorgebend, er hátte kaum zwei Compagnien , auf des ren Treu er ſich verlaſſen fonte. Einige haben dieſes dem Feldherrn als eine Fürcht ausdeuten wollen ,
* M
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hingegen andere meinen , er habe ſchon damals im Sinn gehabt, umzuſatteln . Es fan aber gar wol móglich ſeyn , daß ſo wol das erſte als das lektere hieran Schulb geweſen . Doch all's dieſes verhinderte den General Horn nicht , an den Major Anders Lejonhielm , ſo mit eis
1
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ner Partei von vierhundert Fußknechten in dem Stadgen Latowice , fieben Meilen von Warſchau, eine ganze Zeit gelegen, und Brandſchaßungen, auch
Proviant eingetrieben hatte, den Befehl ergehen zu laſſen , ſich ſo fort von bar juruf zu ziehen ,und ihn 1
mit ſeinen Leuten zu verſtärken . Allein Brand war ihm ſchon ſo nahe auf den Hals gefoinmen , daß er # muſte ſtehen bleiben , und fich wehren. Nun ſchien der mitMoraſt rund umgebene Drt noch bequem gea nug dazu zu ſeyn, und deswegen faſſte man in Wars
ſchau die Entſchlieſſung, bemeldtem Major Lejonhielm zu Hülfe zu kommen, welches König Stanislaus über ſichnam ,und über die Brücke beiWarſchau in Bes
gleitung des Prinzen Alerander Sobieski, des Crons Feldherrn , Fürſten Lubomirski, und ſeines Bruders, des Croncammerherrn und anderer Magnaten mehr, i nebſt denen Truppen von der Cronarmee , fort mars i ſchirte. Weil aber des Stanislaus Perſonbei des nen Polen nicht gar zu ſicher war ; ro gab Generals leutnant Horn ihm ſo viel Reuterei mit, als er das
jumal bei der Hand hatte. Da auch dieſer der Hofs Konig Stanislaus in ſeinem Unters , nung lebte daß nehmen glúklich ſeyn , und bald wieder kommen wurs de , ließ er die Brücke über die Weichſel noch nicht abbrechen , ſondern machte mit denen in Beragung
liegenden noch übrigen vierhundert undachzig Schweo dent I3
134 Leben Carls des Zwölften, 1704den alle nohtige Anſtalt.ſich zu wehren , im Fal der König Auguſt ſolte willens ſeyn, ihn anzugreifen. Die beiden ſchwediſchen Ambaſſadeurs , Wachslas ger und Palmberg ſperreten ſich auf dem Schloſſe ein. Des Stanislaus Familie aber , als ſeine Ges malin , Mutter , und ſeine Tochter die zwei Prins
zeſſin Anna und Maria, hatten nebſt denen Woiwos den von Siradien , von Lancicie , von Podlachien ,
und ihren Gemahlinnen , imgleichen dem Cronſchags meiſter Sapieha , und andern Groſſen mehr, fich ſchon den Abend vorher , als den neunzehenden Aus 1
guſt, auf dem Weg nach Preuſſen und Elbingen ges macht.
Der Anſchlag, den Major Lejonhielm mit ſeinen Leuten zu entſegen, lief nicht nach Wunſch ab. Denn ehe noch Konig Stanislaus bei ihm anlangte , hatte Brand den Moraſt um fatowice ausgraben und abs
leiten laſſen , und dergeſtalt denen Schweden alle weitere Gegenwehr benommen ; und ob ſich gleich dieſe nach dem Kirchhof begaben , ſo muſten ſie ſich doch endlich auf Gnade und Ungnade ergeben . Sie waren auch ſchon wurklich als Kriegesgefangene ans genommen, als die Cofaken des General Prands fich
noch über einen Theil derſelben hermachten, diefelben niederhieben , und ſonſt heßlich handthierten.
Db
nun wol Konig Stanislaus von allem dieſen Nachs richt erhielt, feßte er dennoch ſeinen Marfch gegen Brandimmer fort, und kamgegen Abend eine viers tet Meilweges von ihm zu ſtehen . Nun hatte Stas nislaus groſſe Luft, einen Gang zu wagen, wann nur
der Eronfeldherr , welcher ſchon machtig zu wanken begunte, nicht ware zuwider geweſen, und weil weder Bitten noch Vorſtellungen etwas bei ihm vermocha ten, bekam der General Brand dadurch Gelegenheit,
gluflich davon und nach Prag vor Warſchau zum König Auguſt zu gehen. Dieſer
Königs von Schweden.
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Dieſer hatte mitlerweile die Stadt ſchonberennet, 1704 und den General Horn eingeſchloſſen , ſo daß er kaum d. 21 Zeit gehabt, ein Stuk von der Brücke abzuwerfen, Aug.
hey 5 10
welche jedoch , ſo bald.Brand auf der andern Seite beim König Auguſt ankam , ſo fort wieder ergánzet ward. Db nun gleich Horn vom Stanislaus die
Nachricht erhalten , daß es unmöglich ware, ihn zu . entſegen, ſo wehrete er ſich doch mit ſeinen Schweden und etlichen neu angeworbenen Leuten des Königs Stanislaus in der Stadt ſo viel als möglich war, weil er aber vor Augen ſahe, daß er ſich darin nicht
lange würde halten können , hatte er ſich nach dás Schlos gezogen. König Auguſt ließ ihn ſogleich Pin auffodern, ſich zuergeben, weil er aber zur Antwort )
bekam , daß Horn ſich aufs ķuſerſte wehren wolle,
hi
fing man an , das Schloß dergeſtalt zu beſchieſſen , 8.23 und mit gluendenKugeln zu ångſtigen, daß das Feuer
20
ſchon unterſchiedliche Stellen darin ergrif, aber noch zu allem Glül, durch den damals einfallenden heftis gen Plaßregen , wieder geldſchet ward.
Her
GeneralBrand, der inzwiſchen mit ſechstauſend Mann über die Weichſel gegangen war , verlangte hierauf im Namen feines Königes zum andern mal, e daß Horn mit feinen Leuten ſich ergeben möchte ; als lein dieſer wolte lieber den angedroheten Sturm abs
11
ToTag
inh 港
warten , als das Schloß , wie begehretward , auf Gnade und Ungnade übergeben . Als man aber denen Schweden das Waſſer abſchnitte , wodurch man bisher das Feuer gedämpfet hatte, ſchien es wolp. 25
punmöglich zu ſeyn, die Belagerung in der Lange aus:
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gudauren , und dieſes veranlaſſte den General Horn , ſich zu einem Vergleich zu bequemen. Solchen zu erhalten , ſchikte er einige Officiers an den Feind , und verlangte, daß der Biſchof von Poſen und der Reſident Wachslager darin mit eins
geſchloſſen werden möchten ., obgleich man den legter S 4.
als
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Leben Caris des Zwölften,
1704als einen Abtrünnigen anfahe, weil er aus Thorn ges bürtig war. Endlich kam man folgender maſſen übers ein : daß die ganze Beſaßungzwar das Gewehr nies
derlegen und Kriegesgefangene ſeyn ; der General Horn aber , und die Officiers , wie auch die übrigen Bediente ihr Gewehr und Sachen behalten , und von denen Coſaken oder Polen auf keinerlei Art be fchimpfet oder beunruhiget werden folten , wie man den auch alle , ſo den Könige Auguſt vorher gedienet
hatten, wieder zu Gnaden annehmen wolle , wann fie nur keine Ueberläufer waren. Es hatte aber Horn Darum auf ſeine und der feinigen Sicherheit wegen der
Coſaken gedrungen , weil das Blutbad zu Latowice, und die gegen achzig Schweden unterweges ausgeübte Grauſamkeit, noch in friſchem Andenken war . d. 26
Es jog alſo der General Horn mit ſeiner noch aus
Aug. acht hundert Kopfen beſtehenden Befagung aus, und ſtieg , wie er vor dem Könige Auguſt vorbei kam,
vom Pferde , um ihm aufzuwarten D . ie Gemeinen wurden hierauf nach Sachſen , der Biſchof von Pos ſen aber von dar nach Rom abgeführet * , nachdem
ſein und des Cardinals , Cronfeldherrn und andrer Hauſer und Güter geplundert worden. Horn erhielt Erlaubniß,auf ſein Wort nach dem König von Schwes den zu gehen , und ihn von allem , was vorgefallen, zu benachrichtigen, alsdann aber folte er ſich wieder zu
Leipzig einſtellen , und daſelbſt biß zur Auswechſelung in der Gefangenſchaft verbleiben. Mitlerzeit hatte Konig Stanislaus ſeinen Marſch fortgefeget, und war, Lublin vorbei **, nach Faross law Er ward nach einigen Jahren vom Pabft widerlobgegeben , und farb nicht , wie Voltaire vorgiebt , in Sachſen , ſondern im Jahr tauſend Fiebenhundert und ſieben in Wien , auf der Nüf: reiſe nach Polen.
Vorher hatte er bei dem Stónig von Schweden durch den Dbris Men Poniatowski ſchriftlich angefraget, und zu wiſſen begehret,
,
3
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Königs von Schweden.
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lama gegangen , um zu dem General Rehnſchild zu 1704 ſtoſſen. Dieſer , nachdem er ſich oberwehnter maſſen vom Könige von Schweden abgeſondert hatte , brach mit ſeinen ſechs Regimentern zu Pferde und zu Fuß den erſten September auf, ging nach Biala, und o. E
von dar den zweiten nach Cieffanom , einer kleinen Sept. Stadt, wo der König Stanislaus zuihm kam. Dies ſer reiſete darauf, inGefelſchaft des Prinzen Alerans
Der Sobieski, unter einer ſchwediſchen Bedeckung zu Pferde, nach Lemberg * ,7 wo er den achten glüklich $
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anlangs
ob es bem snige gefalig mare , daß die Eronarmee ins ( chwes diſche Lager kåme.Er bekam aber zur Antwort, daß , da Ges' neral Rehnſchild ſchon Befehl erhalten , nach Warſchau zu ges hen , ſo ſei es am beſten , daß der König Stanislaus mit ſeinen Truppenzu ihm ftofie, undwolle der König von Schweden ohn:
verzüglich nachkommen , und das Rauptwerk zu beforbern ſuchen .. * Zu Anfang des Septembers tam ein Pole , Namens Diga , im ſchwediſchen Lager an , und berichtete , daß der Woiwode von Kisw , Potoki , nebſt allen reinen Brüdern und dem Erzbiſchof von Lemberg , auch einigen andern der vermogenften Edelleute auf des Königs Stanislaus Seite zu treten geſonnen , fo bald dieſer fie darum erſuchen , und der König von Schweden zugleich
Verſicherung darüber geben würde. So brachte auch ein ander, Janiska , von dem Unterfeldherrn Siniawski dergleichen Bot: Tchaft, und daß er dem Stonig Stanislaus mit aller reiner un: terhabenden Mannſchaft beiſtehen wolle , wobei er ihm zum Zei: chen ſeiner Aufrichtigkeit von des Mazeppa und Wiesniowici Vorhaben einige gewiſſe Zeitungen melden ließ , und zugleich Hofnung machte , daß nicht allein die Türken mit Moſcau bre:
'chen , ſondern auch die Tartarn in die Ukraine einfaden důrf: ten , zu deffen mehrern Seweif er det Tartarchans franzöſiſchen Brief an den Siniawski vorzeigete. Wann alſo der Stönig von
Schweden ihnı etwas Geld herſchieffen wolle , fei er dagegen er: botig, viere von ſeinen vornemſten Obriſten als Geiffel in reine Hån : de zu liefern. DesStonigs Antwort durch den GrafPiper an beide fieldahin aus, daß obwohl man an ihrer Redlichkeit nicht zweifle, ſo råhe man doch lieber , daß fie fich ſelbſt einſtelleten , um eines und das andere zum beften der Republic su dberlegen . Potocki fand ſich auch kurz hernach wůrklich ein , und warð ſein Volk in Lemberg zu Verftárkung der Befaßung gebraucht , und ihm
der Oberbefehl über die Stadt und das ganze Land anvertrauet.
Die beiden Woiwodſchaften Belß und Reußland wurden auch um dieſe Zeit von dem Könige von Schweden eingeladen , fich dem Stanjslaus ju unterwerfen .
138 Leben Caris des Zwölften , 1704 anlangte * , welchem darauf den zwölften der Genes ral Horn, unter einerſächſiſchen Begleitung, folgete**. Der Cronfeldherr , Fürſt Lubomirski aber blieb mit
der Eronarmee auf der Seitevon Neſchow , wo ihm
ein Schloß zugehårete , den ſechszehenden beſtehen, verlegte die Truppen daherum, und gabvor , es ware ſchon zu ſpät im Jahre , als daß er langer im Felde aushalten fonte.
Generalleutnant Schulenbarg war immittelſt biß hieher mit der fachfiſchen Armee bei Poſen ftile ges
ſtanden , brach aber nunmehr auf, und marſcirte nach Warſchau, um zu dem Kidnige Auguſt zu ſtoſſen. Hierdurch bekam die Stadt wieder ein wenig Luft. Denn obgleich bei der über die Warta geſchlagenen Brucke noch einige hundertPferde unter dem grosspols niſchen • Weil des Sdnigs von Schweden Brief denStanislaum verfehlet
hatte ,ſo wuſte niemand ein Wort von ſeiner Ueberkunft, biß er würtlich angelanget war. Indeffen ward ihm doch Zeit reis
nes Anweſens alle Éhre erzeiget, und die ſchwediſchen Leibtra: banten und Garde zu ſeiner täglichen Wacht verordnet ; ſo be:
gleitete ihn auch der Stonig Carl jedesmal, ſo oft er ins Lager fam , nach Lemberg zurüt , und brachten ſie oftmals ganze Stuns ,
den mit einanderalleine zu.
** Es beſtand ſolche aus dreißig von der Konigs Auguft Trabanten , welche die vier Tage über , daß General Horn fich;beim Könige
von Schweden aufhielt , aus der königlichen Stüche und Seller verpfleget und bei der Abreiſe beſchenket wurden . Man ſagt,
Horn habe dem stånige Carl erzehlet , wie Stonig Auguft ſein Derſehen beklage , daß er wider die Schweden fich in Schlach . .
ten eingelaſſen , nunmehr wolle er fie durch Marrche abmatten. Wann er ſich recht beſonnen , båtte er gleich nach der Niederlage
bei der Duna nach Sachren gehen ſollen ,unddenen Polen ihren neus enKonigmehlenundkrónenlaffen. Würde dann der Stónig von Schweden genothiget feyn , den Cjaren beimzuſuchen , fals er ihn nicht zu groß wolle werden laſſen ; ro rei er , der König Aus guft , willens furuf nach Polen zu kommen , und alle gemachte (chwediſche Anſtalten übern haufen zu werfen . Stönig Carl has be hierauf geantwortet : Der General rolle den stønig Auguſt
gleich wieder gefraget haben , ob er ſich nicht vorſtelle , daß der STönig von Schweden bei ſolchen Vorfällen auch den Rüden wenden , ihn in Polen laſſen , und gerade nach Sachſen gehen würde. Und wer weiß , fete stønig Cart hinzu , was nun 'ges
fdicht, wann ich von hier wegmarſchire.
!
Königs von Schweden . $
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niſchen General Radomizei zurufblieben , ſo daurete 1704
POR
es doch nicht lange , als auch dieſe nach Koſtin abzos
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gen , und dem Generalmajor Marderfeld Raum gas ,
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ben, durch eine Partei die Brücke nebſt einer groſſen Menge Faſchinen , ſo die Sachſen mitlerweile vers
hu
fertiget hatten , zu verbrennen . Der Commendant HY
Lilliehof war auch nicht ſäumig , für die Beſakung Proviant und allerhand Lebensmittel einzutreiben, wiewoldieſes Mühe genug koſtete. Denn die feinds lichen Parteien ſtreiften ohne Unterlas herum , und
hatte ſonderlich Radomizki dem in Skrode verſams leten Adel bei Leib- und Lebensſtrafe alle Zufuhre nach Poren verboten.
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Der Generalmajor Meierfeld hatte indeſſen bes
1
ſtandig ſich bei Thorn aufgehalten. Doch ro bald er
erfahren, daß Schulenburg fic, von Poſen entfernet, und der General Radomiškimit ſeinen Truppen nicht 11
weiter als zwo Meilen von der Stadt an einem Orte,
Stenziewo, ſich geſeket hatte, eilete er, ſo viel mog, lich , dahin zu kommen . Um aber ſeinen Marſch verborgener zu halten , verſtellete er ſeine Vortrup, pen mit einerſächſiſchen Mondirung, und nam alles,
was ihm von Polen unterweges aufſtieß, mit ſich NA
One
Hot
fort.
Der Aufbruch von Thorn geſchahe den rechſten 0.6 September um zwei Uhr nachMitternacht mit den Sept. drei Regimentern , die ſchon oben genant worden, nachdem er vorher ſeine Kranken nach Elbing geſchikt hatte. Er langete um Mittag zu Zeita an , wo er bis gegen Abend im freien Felde halte machte, und
.
de
ſodan die ganzeNacht hindurd, den Weg durchgroſſe
13
Holzungen fortſekte. Die Regimenter kamen alſo 0.7 mit anbrechenden Tage bei dem Dorfe Wallopiga
FX
wo ſie die Nacht uber blieben . Des folgenden Tages d.
an , und marſchirten bis Labezin , einem Stadgen, fogen fie durch Zuin , welches eine kleine Stadt; erreichten
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Leben Carls des Zwölften,
1704 erreichten loppino, und hiernachft Powelczista , drei Meilen ; und famen in der Nacht bis auf eine Meile an Poſen , wo ſie ſtille ſtanden . Der Commendant war nicht wenig verwundert , als er den General
Meierfeld ſo nahe wuſte, ließ ihn aber ſofort durch
die Stadt ziehen, um ſeinenWeg geradenachStens ziemo fortzuſeßen, wo er auch um ſechs Uhr des Mors
gens in vollen Rennen mit den ſeinigen anlangte; fo war ihm auch der Generalmajor Marderfeld bald nachgefolget.
Meierfeld ließ ſo fort auf das polniſche Lager den Angrif thun , in welchem ſich auch dreihundertSachs ſen von der ſchulenburgiſdhen Armee befanden. Die Polen kriegten endlich , wiewol mit groſſer Mühe, und meiſtentheils ohne Sattel , die Pferde zwiſchen dieBeine, undiagten mit verhengtemZugel davon , daß alſo , obgleich man ſie zwoganzer Stunden vers
folgte n , ur wenige erſchlagen oder gefangen wurs Den . Doch blieb ein mit allerhand Vorraht anges
fülletes Lager im Stiche, welches nebſt denen Zelten,
Pferden und übrigen Gerahtſchaft der Plünderung überlaſſen ward. Der grospolniſche General hatte ſo gar ſein Generalszeichen *, nebſt eilf paar Paus Een unddrei Fahnen vergeſſen , welche hernachmals nach Poſen geſand wurden . Man blieb hiernachſt noch zwei Stunden hinter einander auf der Wahlſtat und in voller Schlachts ordnung ſtehen , worauf das Lager angeſtekt, und der Weg nach Kunerzemo , einen ſchönen adelichen
Hofe fortgefeget, ſo dem Caftellan von Poſen ,einem Bruder Auf polniſch Fontchaue.
Il If eine Handpieke mit verguldeter Spike, wovon ſich allerhandFedern von verſchiedenenFarben aus:
breiten , und wird denen türkiſchen Eugen oder Roßſchweifen glich gerechnet, ſo die Haffen führen. Radomisli tolte ſeinen Stab mit zweitauſend Ducaten wieder einlöſen , ſo ihm aber
abgeſchlagen werd.
Königs von Schweden .
141
Bruder des Generals Radomisti, zugehdrete. Nach 1704
dem man hier einige Tage ſtille gelegen ,brach der General Meierfeld den dreigehenden des Abends von
Kunerzewo auf, marſchirte die gange Nacht 1, und gelangete den vierzehenden mit anbrechendem Sage
wieder zu Poſen an , wo er ſeine Truppen in die Vorſtadt verlegte .
Weil der König Auguſt ſichentſchloſſen hatte, dieſe
Stadt zu belågern , ſolte Generalleutnant Brand diefelbe miteinigen Truppen berennen, und der more cowitiſche General Patful mit etlichen tauſend Ruſs
ſen dazu ſtoſſen. Brand fam auch wúrklich von d.19 Warſchau einige Tage hernach an , nadidem Meier: Sept. feld fich in die Vorſtadt geleget, und ſeßte ſich an
derſelben Stelle , wo Schulenburg vor dieſem ſein Lager gehabt, und die von Marderfeld abgeworfene Brucke úber die Warta geſtanden hatte.
Nun hatte eben dazumal Mejerfeld den Obriſten Guſtav Horn mit fechshundert Pferden nach Koſtin,
und dieübrige Reuterei aufdie Futterung ausgeſchikt; als Brand hiervon benachrichtiget ward , und ſo gleich den Schluß faſte; entweder diefelben aufzuhes
ben , oder ſie zum wenigſten an ihrer Fouragirung zu behindern, zu dem Ende muſten zwei tauſend Polen
und fachfiſche Cuiraßirer dahin , und weil die Warta an einigen Orten fo feichte war , daß man gemacha lich durchreiten konte ; ſo muſte noch ein anderer
Haufe teutfcher und polniſcher Volfer über den Fluß gehen , um ſich denen Schweden in dem Weg zu
ſeßen , wann ſie etwa denen Futterknechten Hülfe zus ſchicken wolten.
Es waren bereits bei zweitauſend Mann hinüber,
als Meierfeld Kundſchaft davon einzog, und alſobald den Reſt feiner Reuterei auffigen ließ , welcher aus
ſeiner Leibcompaanie , und zwo andern , nemlich Dbriſtleutnants Bolth und des Majors ſeiner, und in
1
{
142
Leben Carls des Zwölften,
904 in allen ohngefehr aus dreihundert und funfzig Mann beſtunde , und ſolchenden Feind entgegen rücken ließ . Der Obriſtleutnant Trautfetter, ſo nebſt dem Eapis tain GrafEduard Gyllenſtolpe, und dem Dragoners hauptman Morton den Vortrag von ſiebenzig Mann
anführeten , fielen darauf ungefäumt den Feind mit dem Degen in der Fauſt an, und brachten denſelben, ohngeachtet er ein ſtarkes Feuer auf fie gab , in Uns ordnung, und ob er gleich den alten Weg durch das
Waſſer wieder zurük ſuchte, ſo wurden doch viele davon, abſonderlich von denen bareuthifchen Dragon
nern , in den Strom gejaget, und nieder gemacht, ohne daß General Brand , To mit der ganzen Macht
aufder andern Seite des Fluſſes dieſes anſehen muſter denen ſeinigen beiſpringen fonte. Meierfeld kam eben mit ſeinen übrigen Leuten hierauf zu , und blieb alſo
am Waſſer, gerade gegen dem Feinde über, ſtille ſtes hen, bis alle ſeine Fouragirer unter dem Major Burs
man, auf einige wenige nach, ſo ſich verloren hatten , zuruf kamen . Als die Polen auf der andern Seite zu wiſſen bes kamen , wie trefliche Schläge es an der Warta gea regnet ; fürchteten ſie ſich ebenfals ihrer Haut , und
lieſſen die Schweden ungehindert ihres Weges ziehen, Der Verluſt war auf ſchwediſcher Seite gar geringe, undhatte man nur einige Mann eingebuffet, und von
Officiren war nur der Graf Gyllenſtolpe am rechten Arm , aber übel verwundet. Hingegen hatte man
vom Feinde ein paar Paufen und eine polniſche Fahne erbeutet, da doch derſelbe, nach der Gefangenen Bes
richt, ſechszehn tauſend Mann ſtarkgeweſen, als viers tauſend fachfiſche Reuter , und zweitauſend dreihuns Dert Köpfe von General Brands Truppen , und der Reſt hatte aus Ruſſen , Polen und Coſaken beſtanden . Weil man merkte, daß die Sachſen ganzlich ents
ſchloſſen waren , Poſen zu belagerna fand der Genes ralmajor
013
Königs von Schweden .
143 ralmajor Meierfeld gerahten zu ſeyn , ſich mit ſeinen 1704 drei Regimentern in die Stadt ſelbſt zu werfen, ans geſehen man in der Vorſtadt ſich nicht gar zu wohl wehren , noch vor einem Ueberfal gar zu ſicher fenn konte.
Es ward demnach gegen einelangwierige
Belagerung alle Anſtalt gemacht , doch muſte man
in Sorgen ſtehen , es durften die Lebensmittel aufs legte nicht zureichen. Generalleutnant Brand hingegen blieb in der Nas
2
, nd erwartete die Ankunftdes Patkuls he ſtehen u
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mit dem Fußvolke und dem groben Geſchüße , da denn die Stadt nachgehends vermittelſt einer forma lichen Belagerung angegriffen ward. Und obgleich dieſelbe nicht ſonderlich im Stande war , ſich lange
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zu wehren , als was die Schweden an den alten und
mehrentheils verfallenen Befeſtigungswerken mochten ausgeflicket haben, ſo hatte man doch darin den Ents
(chlußgefaſſet, es aufs äuſerſte ankommen zu laſſen .
In dem königlichen ſchwediſchen Lager ber Leme 0.4 berg glaubte man in voller Sicherheit zu ſeyn , als Sept. der Fürſt Wiesniowicki, der altere , und der Crons
referendarius ſich daſelbſt von neuen ſehen lieſſen, und einen Verſuch darauf thaten, indem ſie den viers
ten September des Nachts bei Mondenſchein , die
Vorwachten mit einem groſſen und dieſem Volpe gea wohnlichem Geſchrei anfielen, und alles ſofort in Bes wegung brachten .
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Der König von Schweden eilete in Begleitung des Prinzen von Würtenberg augenbliklich nach den Drt zu , wo der Feind eindringen wolte. Das ſchwes
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diſche Fußvolf, To noch meiſtens im Hemde war, ſtelte ſich in ſo guter Ordnung mit ihren Patrontas
11
fchen und Degen als nur immermöglich , und es bei
einer bevorſtehenden Schlachthatte geſchehen fons nen , hielt auch den erſten feindlichen Anfak, der nicht
über eine halbe Stunde dauerte, aus. Denn wie ſie nur
144
Leben Carls des Zwölften ,
1704 nur ein einziges Feuer ausgeſtanden hatten , namen
ſie über Hals und Kopf und in der gröſten Unord nung , die Flucht, nachdem ſie keinen andern Schas den gethan , als daß etliche Pferde ſich loß riſſen und davon liefen.
Doch muſten ſie beides Gewehr und
Mundirung auf dem Plake laſſen , ihre Verwundes ten aber ſchlepten ſie mit ſich fort. Ihre wahre Ab
ſicht mochte wol ſeyn , das vor dem Lager auf der
Weide gehende Vieh wegzutreiben. Die Stadt Lemberg anbelangend, ob ſchon dieſelbe: vor kurzen ihren Eid beimKönigAuguſt erneuret hatte, fo leiſtete ſie doch ſolchen nunmehr auch dem König *ro
Stanislaus ,
ſo bald er nur ankommen war , und
trat alſo der warſchauiſchen Conföderation aufs feie erlichſte bei. Der Ábel daherum ſtellete ſich ebenfals
fleiſſig ein, und unterwarf ſich dem neuen Könige. Damit ſie auch ihren Eifer für die ſchwediſche Partei deſto ſcheinbarer mochten an den Tag legen , fchiften
ſie etliche und dreiſſig Schweden , ſo lange Zeit bei Denen Edelleuten gefangengeſeſſen,und hier und dar waren weggenommen worden , wieder zurük. Nächſt dieſem ward der gefangene Commendant Caminski auf freien Fuß geſtellet , und ihm die Stadt wieder
von neuen , auf dieſelbe Art wie vorher anvers trauet , nachdem er mit ſiebzehn Officiers und der
ganzen Befakung in König Stanislaus Dienſteúbers getreten. Doch waren hundert und achzig Sachſen bahin nicht gerechnet, als welche Gefangene blieben, und bei der Armee mitgeführet wurden .
: Sonſten hatte man im Lager bei dieſerStadt gute Sage, weil die Lebensmittel daherum in Ueberfluß
waren , undabſonderlich vortrefliche Fiſchè i guter ungariſcher Wein , und zwar wegen der Nachbars
ſchaft, in wohlfeilem Preiſe, zu bekommen waren . 2118
Königs von Schweden .
145
Als nun derKonig ſolchergeſtalt mit Lemberg fer: 1704 tia worden , ließ er die imZeughaus gefundene Stúde
fprengen. Denn weil man ſie nichtmit ſich nehmen fonte, wolte man ſie auch dem Feinde nicht nachlaſ
"11
ſen; ſo hatte auch über das die Stadt noch Stúcle genug , um ſich zu wehren.
Hierauf nahm ſich der König von Schweben vor,
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1
eine Sache von Wichtigkeit auszuführen , nachdems malen er in Erfahrung gebracht, daß Schulenburg neue Völker aus Sadiſen erhalten hatte. Er machte v. 13 fich alſo zum Aufbruch bereit, ließ das Fußvolt nach Sept. Zolkiew voran gehen, und folgte des andern Tages 0.14 mit der Reuterei nach. Doch die ſchlimmen Wege
und Moráſte , die man hinter fich legen muſte , was
ren Urſache, daß es anfánglich furßeMarſchen gab, indem man den erſten Tag nicht weiter als eine Meile , biß an das DorfDrohoſiof I, und eben ſo weit des folgenden Tages biß an das Dorf Mazio: esti0. 1 $ hi
chin , und zwar durch die Stadt Zolkiew ging
iſt ein Schloß, ſo dem Pringen Conſtantin zugehöret, und ein Lehen bei dieſer Familie iſt, ſo ihm von ſeinem Vater , dem Verſtorbenen Könige, hins
terlaſſen worden , und wo er ſich zuweilen aufzuhals ten pfleget.
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Von dar ging der Marſch weiter auf das Dorf0.16
Dobruzin , zwei Meilen ; und ſo weiter durch die Stadt Rava, biß an ein Dorf Rebena * ,I dreio. 17 Meilen. Alhier iſt merkwürdig , daß in dieſem Dorfe die Bauren von undenklichen Zeiten her ; wes gen gluflicher Heilung der franzöſiſchen Krankheiten, Zweiter Theil.
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jederzeit
* Hier ging Stonig. Stanislaus von der ſchwediſchen Urmee ab, und zu dem General Rebníchåld . Ob gleid das Gerüchte lief
Daf Nazeppa und dieCofafen im Inmarſch und ſchon in Pola hinien modren , ließ fich doch der sednig von Schweden nichtsan: fechtent ſondern hielt fic pielmehr o ficher, daß keine Dors
wachten im die Armee des Nachts mebr ausgeféketwurden , um das Doll auch dabard nicht abzumattente .
146
Leben Carls des Zwölften ,
1704 jederzeit berühmt geweſen , wie ſie dann noch täglich von denen nohtleiðenden Polen dieſerwegen beſucht
werden , als welchevon allen vier Enden des Königs reichs ihre Zuflucht dahin nehmen. D. 19 Von Rebena marſchitte der König weiter biß nach Sepee Somaſchow , viertehalb Meilen ; und ſo biß an das D.20Dorf Labonie , drei Meilen 2, welches nichtweitvon
Zamoſc ablieget. Dieſes iſt eine der ſtärkſten Ves ſtungen in Polen , mit hohen Mauren , tiefen Gras ben , und guten Auſſenwerken umgeben. Dieſerwes gen , und weil der Ort ſich in ſolchem Stande befand, verweigerte der Herr davon , To fich einen Fürſten von Zamoſc nennet , nicht allein im Jahr tauſend ſiebeng 2
1
Hundert und drei, als Generalmajor Graf Stenbock
alda mit einer Partei in der Nähe geſtanden , denen Schweden den Durchzug *, ſondern hatte auch dies ſes Jahr des Königs Auguſt Truppen gleichergeſtalt
nicht wollen durchziehen laſſen. Unißo aber führten fie ſich ganz anders auf. Denn als die von Zamoro merkten , • Graf Stenbock verlangte auch die Auslieferung des Juchtens und anderer Waren , to die rußiſchen Staufleute daſelbft nieder geleget hatten , und als ihm ſolches abgeſchlagen wurde , brans ten die zamoſcier die Vorſtådte ab , und machten ſich zu einer
ordentlichen Belagerung fertig. Wie der König von demeden im Anfang des Augufts bei Jaroslaw ftand, ſchikte der Herr veta Zamoic dahin , und ließ ſich wegen deſſen , was dazumat vor. gefatten , entſchuldigen , weil er noch unter ſeiner Mutter Por: mundſchaft geftanden , die nun todt were , erbot ſich zu allen , aufferju Eröfnung der Shore , weit er folches bei Verluft des Eigenthums und der Freiheit nicht thun dürfte. StónligEarlließ ihm antwerten , er werde ſich nach der Sachen Beſchaffenheit zu .
richten wiffen.418 dieſer Abgeordnete bif Pemberg der fchwebes fchen Armee nachkam , vermittelte es sidnig Stanislaus dabin ,
daß einer von denen Brüdern ſelbft aufwarten ſolte. Dieſes ges ſchabe mit guter Manier, indem derHerrvon Zaniore den kos nige von Schweden dasSchloßzum Nachtlager antragen , und einen Cheil der verlangten Summa fogleid bezahlen lief , audi
fich anerbot, so lange bei der fehwediſchen Armee zu bleiben , biß der Ueberrer bezahlet måre , und war alles. fo wohl aufge:
nommen , daß man das Gewehr den folgenden Lag deBejats jung wad der Bürgerfoaft wieder imfelieth
M
147 Königs von Schweden. merkten, daß der König von Schweden diefen Weg 1704 nehmen wolte, kam des regierenden Herrn Bruder
heraus, um ſeine Aufwartung zu machen , und muſte er beim Könige aufs unterthànigſte abbitten , was vor dieſem dem Grafen Stenbock wiederfahrenware.
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Er dfnete auch ſofort der unter dem Dbriſtleutnant Claes Bonde von dem Könige dahin geſchikten Par ,
tei die Thore ; die Befaßung gab das Gewehr ab, und die Bürgerſchaft verſtunde ſich auch , funfzig tauſend Reichsthaler vor die ſchwediſche Armee zu 1
bezahlen.
Es iſt unmöglich zu beſchreiben , was die Armee auf dieſem Marſche ausgeſtanden. Die Kriegesges rahtſchaft konte in dem fetten und ſumpfigten Lande nicht fortkommen , und blieb alle Augenblik ſtecken . Und weil die armen Einwohner davon gelaufen was ren, und das ihrige im Stich gelaſſen hatten , ſo konte man oft nicht eines Biſſen Brodts theilhaftig wers
my den , vornemlich , als die Reuterei nach Wingerom voraus gegangen war ; denn da gingen oft ganze Tage vorbei , daß man weder zu beiſſen noch zu bres
et chen hatte. Von Zamoſo ging der Marſchweiter bis an das 0.22 IA
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Dorf Moferow , drei Meilen ;ܪܐferner nach Dworis Sept. ,, drei Meilen ; von wannen der König mit derd. 23 jom
Reuterei voraus nach Wiſoiski, auch drei Meilen ,d.24 ging *, und das Fußvolk ſachte nachkommen ließ . Si 2 Der • An dieſem Orte erhielt der König von Schweden durch den Stas nislaus die Gewißheit , daß der Eronfeldbert Fürft Lubomirski,
unter dem Vorwande , daß die Jahrszeit verlaufen , und er nicht långer im Felde ftebettkonine, don Refchiow abgereifet rei, und ſich wieder zum Sidnig Auguft gewendet habe.. DieſesHetragen tam dem Sdnig Cart nicht fremde vor, der ſeine Unbeftandigteit fdhon vorher geſehen hatte , abſonderlich nadident that die hofs 1
xung zur polniſchen Crone fehl geſchlagen, Lubomirsti lleges dabei nicht bewenden , ſondern ſuchte duch der Moitoden von Niort , Potodiju überreden , ſich zu der Sonigs Auguß Partei
tu fulagen ,
148 Leben Carlo des Zwölften, C 1904 Der General Rehnſchild , zu dem der König Stas nislaus in wahrender Zeit kommen war , sing dem Könige von Schweden mit ſeinen Leuten immer zur
Seiten. Er war den ſiebenden September von Czies ſanow nach Zanck, und den folgenden Tag nach Knies ſpoli kommen , alwo er bis den zwei und zwanzigſten ausgeruhet hatte, da er auf brach, und nach Pillowa, unddes folgenden Tages nach Gorce,einem Stadts gen marſchirte. Den ſechs und zwanzigſten ging er nach Biskopi; und von dar den andern Tag nach Kielkowice, und befand ſich alſo nur eine kleine viers tel Meile von des Königs Armee, die er zu einer , und die Weichſel zur andern Seite hatte.
b. 29 Konig Carl Teßte ſeinen Marſch mit der Reuterei
Sept. von Wieſoiski fort bis an das Dorf Strzijewice, Meileenn,srund von dannen durch die Stadt Bela eform K n P i ,n irte irche ſt ach alike icht cice , wo
0.28 drei
weit von Lubli , drei Meile , da Gener Gra almum Stenbock mit neiner groſſen nPartei ſtand, ajorUntersf d. 30 halt für die Armee herbei zu ſchaffen. Der König áber cufte nach Refzin, fünftehalb Meilen ; und fers ner nach Baranow , eine Meile ; woſelbſt man in D. ' Geſchwindigkeit eine Brücke über den Wieperſtrom Oct. e
fchlug, und darüber eine halbe Meile davon bis an 1 das Dorf Dronezów marſchirte. Der König Auguſt ſtund um dieſe Zeit mit ſeiner
ganzen Macht jenſeits des Bugſtroms um Pultowsk herum , ſeine Parteien aber ſtreiften bis an Lublin , damit er von des Königs von Schweden Marſch des ſto beſſer könte benachrichtiget werden. Die ſchwes diſche ausgeſchikte Parteien ſtieſſen auch hin und wies der auf die fachfiſche, und behielten ålzeit die Obers 0.2
hand, brachten auch verſchiedene Gefangene ein . Graf Stenbock traf den zweiten October mitſeis nen Leuten beim Könige ein , welche er von Lemberg
durch Lublin geführet hatte. Er war unterweges hin und
Königs von Schweden.
ry
149 und wiederangefallen worden , abſonderlichhatte ſich 1704 gemeldten Tages eine groſſe Partei Wallachen an Jeine Bagage nicht weitvon Baranow gemacht,doch wurden dieſelben mit Verluſt vieler Todten undVers
wundeten abgewieſen , und muſten ſich in der gröſten
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Unordnung zurúk ziehen. Wie derKönig von Schweden von denen polnis fchen und fachfiſchen Gefangenen, welche unſere Pars teien täglich im Lager .einbrachten , Kundſchaft eingea fogen, auf was Art der König Auguſt ſeine Quartiere
um Pultomsk eingerichtet; beſchloß er , ſo bald es
53
nur möglich, ſich dahin zu begeben. Nachdem er alſo d. 3
Od. bei Dronezon etwas ſtille geſtanden, marſchirte er Oct weiter nach Ezelikow , fünftehalb Meilen ; und von 0.4 dannen bei Wodelin vorüber nach liponi, eben ſo
weit. Hierauf ging der Marſch ferner die Stadt 05 . .
41
Liva vorbei, zur rechten Seite nach Wingerom , eis nem Stadtgen, fünf Meilen, wo eine nicht gar zahl reiche lutheriſche Gemeine iſt, fo von einem Radzivil ihren Urſprung genommen . So bald hatte der König nicht ſowol von denen
ut dortigen Einwohnern , als durch einen fachſiſchen i Ritmeiſter, der ſich verweilet hatte , ſeiner Partei zu
8
folgen , und darüber mit ſechs andern Reutern ges fangen worden , in Erfahrung gebracht, daß eines
fina fächſiſche Partei hier des Nachts vorher geſtanden
ond
hatte; als er dem Obriſten Creuk mit neunhundert
Pferden anbefahl, ſolche aufzuſuchen . Der König d.6
ging felbſt mit, desgleichen auch der Prinzvon Wurs
os tenberg, und marſchirten die ganze Nacht durch , bis
De
be
fie den andern Morgen gar fruhe zu Wiskowa ans langeten , alwo man die Sachſen zu überrumpeln meinte. Allein dieſe hatten nebſt ihrem Obriſten
Henſchin Lunten gerochen , und ſich ſchon wieder über den Bugſtrom gezogen , bis auf einige Knechte, und
andere ſo fich verſpåtet, und hier und dar ertappet SE 3
wurden.
150
Leben Carls des Zwölften ,
1704 wurden. Hierauf fekte fid, der König an demſelben Fluſſe mit der Partei, beidem Stadigen Caminiec, und weil das Waſſer daſelbſt gar niedrig war, ließ er eine Partei Wallachen übergehen , welche bis una
ter Pultowsk ſtreiften, und mit etlichen Gefangenen zurük kamen.
König Auguſt entſagte ſich über die Ankunft der Schweden nicht wenig, und beſchloß , dieſen ihm porm Jahre ſo unglúklich gewefenen Drt zu verlaſs
ſen , und ſich ſofort nach Wiſchegorod zu ziehen, wos ſelbſt ſich ſeine Armee vermittelft der in aller Eil alda geſchlagenen Brücke verſamlete.
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0.7
Nachdem der König von Schweden den Obriſten Q & . Creuß mit ſeiner Partei zu Caminiec gelaſſen , ritte
er ſelbſt mit dem Prinzen von Würtenberg und einis
gen wenigen Officiren nac, Wingerow zuruf , und weil das Fußvolt noch nicht ankommen war , brach er von dannen mit der Reuterei und denen Dragon
nern auf, und legte denſelben Tag durch einen ges ( chwinden Marſdneun Meilenbis Radzimin hinter
d . 8 fich, welches drei Meilen von Warſchau zwiſchen der Weichſel und dem Bug lieget.
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Weil er beſtandig in denGedanken ſtand, den Kión
mig Auguſt zuüberraſchen,und ihm eins anzuhangen ; 0.9 ſo war er nicht ſo bald zu Radzimin ankommen , als
M
er , ohne ſich im geringſten aufzuhalten , mit einigen Dragonerregimentern den nächſten Weg nach dem Bugſtrom nam , und weil er bei ſeiner Ankunft auf der andern Seite einer fachſiſchen Wache anſichtig wurde, muſte Obriſtleutnant Funk mit etwas Fuß, voll auf Båten hinüber , und ſich alda feſte ſegen .
Die Sachſen zogen ſich auch nacheinigem Widers Stand zuruf, und ward ein ſchwediſcherCapitain and
etliche Gemeinen hierbeierſchoſſen. Hiernachſt ließ der König eine Brücke über den Fluß ſchlagen , und
ging der Obriſte Dücker mit zwei Regimentern hin, ubers
+
B
Königs von Schweden. ?
151
über , fchikte auch allenthalben Parteien auf Kunds 1704 ſchaft aus. Doch die Sachſen waren ſchon über die auf der Weichſel gemachte Brücke in groſſer Unord nung davon geeilet , und hatten ſelbige hinter ſich abs
AN
geworfen.
Inzwiſchen war Konig Stanislausnebſt dem Ges neral Rehnſchild und deſſen aus zmodif Regimentern beſtehenden Armee in der Vorſtabt Prag bei Wars ſchau ankommen. Sie hatten ihren Weg durch die
Stadt Belcicé auf Konskawice genommen , und was Ben den erſten October zu Koſmin , einem Stadtgen am Weipsſtrom , angelanget.
Des folgenden Tas
NE
ges Fam die Armee zu Richella ; den dritten zu Was lajulatorska ; und den vierten zu Latovice, einer Fleis
$
nen Stadt, zu ſtehen. Den fünften ging der Marſch weiter nach Kaluzino ; den ſechſten nach Minsko ;
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den achten mit der Reuterei nach Ofumon ; ܪund WW
他
ma
endlich erreichten der Konig Stanislaus und der Ges
neral Rehnſchildam gehenden obgedachte Vorſtadt Prag. Die Infanterie von der Pöniglichen Armee folgte ihnen bald nach , als welche bisher , wie ſchon
erwehnet, durch die ſchlimmen Wege aufdem Marſch von Lemberg etwas zurük geblieben war.
M
Der Generalmajor Graf Stenbock langte mit ſeis ner Partei auch zu Praag an , und alle dieſe Regis menter wurden in der Nähe herum , biß auf weiteren
sin
i
5
Befehl verleget. Der König von Schweden aber d.Oct. 14 reiſete ſelbſt nach Praag, unð ließ alſofort zu Versoa. fertigung zweer ' Brücken über die Weichſel eifrige Anſtalt machen .
Konig Auguſt hingegen , To jenſeit des Fluſſes zu
Warſchau ſtand that ſein auferſtes , Den Uebergang
o deſſelben ſo viel möglich , ſchwer und ſtreitig zu mas
X
chen. Zu dem Ende ward Tag und Nacht anVers pchankung der auf beiden Seiten der Stadt in der
Weichſel liegenden zwo Infeln gearbeitet , und das 4
zwiſchen
Leben Carlé des Zwölften ,
152
1704 zwiſchen langſt dem Strom hinauf eine Linie und Bruſtwehr aufgeworfen. Er ließ auch auf vier oder fünf Meilweges , ſo wohl über als unter Warſchau,
Heißig patrolliren , daß es alſo das Anſehen hatte 2
als ob es hier , wie vormals bei der Dúna , etwas
feßen würde.
Weil die ſchwediſchen Parteien, nach einer ges nauen Unterſuchung; gefunden hatten , daß die bes
quemſte Stelle über den Stromzukomment,vier Meilen oberhalb Warſchau wäre , wodie Sachſen eine kleineFnſul eingenommen , und ſelbige mit zwei
Stücken nebſt etwas Fußvoll befeßet hatten ; ward
einige Manſchaft in einer finſtern Nacht dahin ges fchikt, welchedieſelbe überrumpelten , und die Feinde meiſtenteils niederhieben . Zwei Leutnants und funfs zehn Gemeine wurden gefangen genommen , und die Stücken erbeutet. Ob nun gleich beide Armeen ein
ander ro dicht vor der Naſen lagen , daß man ſich ſehen und ſprechen konte; ſo ſchoſſen doch die Sachſen ſehr wenig auf die Schweden , und dieſe hingegen gar nicht.
Man fan nicht umhin , bei dieſer Gelegenheit ans
zuführen , daß wie der König Auguſt alle Tage hera um ritte, um die Werke , fo er angeordnet hatte, zu befehen , ſolches auch einsmals im Geſichte des Kos nigs von Schweden und des Königs Stanislaus ges fchahe
da dieſe eben auf der andern Seite der
Weichſel und gegen eine Inſul über , wo die Sachs Ten eineBatterie hatten , ſpaßiren ritten. Man hielt ſo fort auf beiden Theilen ſtille, doch ohne ſich zu keni
nen. Die Officires, ro denen dreien Königen nachs folgeten , gaben ſich hierauf mit einander ins Ges ſprach , und ſchieben nach einigem Wortwechſel mit
pieler Höflichkeit von einander, ohne daß die Könige rich
Königs von Schweden..
153
fich in ihrer Unterredung gemiſchet, oder ſich einer 1704 dem andern kund gegeben haben ſolte *.
Man war nunmehr mit der Brückenarbeit fertig worden , und waren ſie ſo eingerichtet , daß man ſie aus einander nehmen , undS anderwerts hinführen es
fonte .
» Man hat von dieſer Begebenheit noch einen andern Bericht. ;) Es rollen nemlich der Stônig von Schweden und der Konig
» Stanislausnebit dem Prinzen von Würtemberg auf der oben bemeldten Inſul geweſen feon, Stånig Auguſt aber mit ſeineno >> Cammerherrn Digthuman dem Ufer jenſeitder Weichſel fich » befunden haben . Dieſer rufte denen Schweden zu: Mesſieurs,
1
,, wolt ihrnicht zu uns herüberkommen ? Der Stönig Carl antwoor:
- tete:Wirſind nichtſo boſe. Vikthum rufte ferner: Ift euer >>» Stonig nicht da ? Des Stonigo Cammerpage,1 ſo auch zugegen
5,war , ſagte : Ja hier iſt er; und wieß auf denKönig. Weiter s fragte Vikthum nach einigen Befanten am ſchwediſchen Hofer »
1
? Mesſieurs , nous >> beſcheidene Antwort, darauf beſchloß jener: vous attendrons ici. Der Cammervage rufte : Mesſieurs , parole !
5. Darauf verſeßte Sinig Auguft felbft : Parole en maitre. Nahm den Hut ab, und ſagte: Adieu Mesſieurs . „ Es kan wohl möglid, ſeyn , daß dieſes anf ſolche Art vorge: „ gangen , allein in meines Vaters Tagebuche findet ſich nicht, daß dieReinige dajumal einander ſolten geſprochen haben, und
» dieſes ift der Gemütsbeſchaffenheit Carl des Zwolften am ahn:
„ lichften .
>>
Doch fan es auch ſeyn , daß derPrint von Wür:
tenberg dasjenige , was zu der Zeit vorgefallen , an ſeinem Secre:.
tair geſaget habe, der ohne Namen dieſes Prinzen Reifen und Campagnen herausgegeben , als in welchem Buche auf der huns dert und fünf und achtziaften Seite der zweiten Auflage vom Jalr tauſend ſiebenhundert neun und dreißig in octavo dieſe
he
von
Gedichte befindlich ift.
„ Herr Bardili, welcher dem Prinjen Maximilian Emanuel
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„ von Würtenbergallenthalben gefolget, und nunmehro ein würs. diger Prälat ju Herberſteig im Herzogthum Würtenberg ift,
» hat obige Beſchreibung der Feldzuge etc. in teutſcher Sprache, » zu Stutgard tauſend ſiebenhundert dreißig in octavo zum er: „ fenmale ans Licht gegeben ,worinnen viele beſondere und
他
hid
» glaubhafte Umſtände von dem Könige von Schweden erzehlet.
作
» werden , die in dieſem adlerfeldiſchen Werke und denen Uns > merkungen hin und wiedermit vorkommen. . Es find ſolche
叫
!
„ Nachrichten in dieſem tauſend Fiebenhundert und vierzigften Jahre auch in franzöſiſcher Sprache unter folgendem Citul : Memoires de Maximilien Emanuel , Prince de Wurtemberg , con .
他 3
他
» tenant pluſieurs anecdotes de la Vie de Charles XII,Roi de Suede. Amſterd. 12. erſchienen ,in welcher Ueberſekung aber nach Ge: » fallen verſchiedenes gedudest oder ausgelaſſen worden . »
leben Carls des Zwölftet ,
154
1704konte. Es ſahe alſo der König einen bequettten Ort über die Weichſel zu gehen , vier Meilen über Wars
ſchau ,bei einem Dorfe Kirgiow , nicht fernevon des Bielinski Gut und Schloß Hotfocks , aus . Hier's nachſt warð ein Theil der Reuterei und desFußvolls, welche nemlich am nächſten lagen , beordert, dorthin , b. 17 der übrige Réſt abernachPraag zu rücken. Dieſes oa , geſchahe auch gegen Abend. Die eine Brücke legte man auf funfzig Wagen , welchenebſt dem nsthigen groben Geſchüß auch dahin abgeführet wurden , um das jenſeitige Ufer zu beſtreichen. Der König von Schweben undder König Stanislaus, nebſt denen Pringen von Sachſengotha und Würtenberg , und dem Prinzen Alexander Sobieski nahmen denſelben
Weg. Der Generalleutnant Freiherr Nils Stroms berg aber blieb mit denenjenigen Truppen , ro in Praag gelaſſen wurden juruf, und hatte zugleich die Aufſicht über die Brücke, To da folte geſchlagen .
werden. Bei ihm hielt ſich auch GrafPiper mitder Canzlei und der Hofftat auf.
d. 18. Nachdem der Marſch die ganze Nacht hindurch fortgeſébet worden , tamen die Konigemit demeinen Haufen der Armee nach Kartjion , wo der Dbriſt Burenſchdid fchon den Abend zuvor fich feſtgefeget hatte. Bei anbrechendem Tage zohe ſich das Fußs volt ſofort hinunter nach dem Strom , wo das grobe
Geſchuß gepflanşet, und zur Zuſammenfeßung der Brücke der Anfang gemacht ward.
Der Cronreferendarius, welcher nach des Königs von Schweden Abzug von Lemberg unſerer Armee immer nachgefolget,1 und ihr dann und wann eins 4
anzuhängen bemühet geweſen war ,fahe nicht ſobald , daßdieInfanterieſichdie Weichſel hinab jog, und an dem Uferderſelben ſtellete, als er einen Verfuch that, in die Bagage ju fallen , und ſie zu plündern .
Der König Cart rannte bei dem erſtenFeuer gleich mit **
Königs von Schweden . *
155
mit der Reuterei herbei, und umzingelte die Polen 1704
dermaſſen, daß fiefaſt eine gange Compagnie muſten im Stiche', und theils niederhauen , theils gefangen
nehmen laſſen , worunter ſich auch der Ritmeiſter,
i fo fie angeführet , ſelbſt befand .. *
Die Sachſen hatten jenſeits des Stroms hinter einer Bruſtwehr und aufgeworfenen Schanke eine
Wachtvonhundertund funfzigMann, wiedieſe das
Schieſſen auf unſerSeite håreten und merkten , daß der König von Sdweben an dieſer Stelle über die Weichſel zu gehen Vorhabens ware , liefſen ſie ihren Cameraden wiſſen, naher heran zu rücken , die dann auch mit verhangtem Zugel herbei eileten , und ſich $ in dem ein paar hundert Schrit vom Ufer gelegenen The Holge zuſammen zogen . Doch da an ihrer Seite 1 das Ufer niedrig und fandigt war , die Schweden
aber auf der ihrigen die Sydhe zum Vorteil hatten
ließ der König Carl auf ſelbiger, in wahrender Zeit daß man mitErrichtung der Brücke beſchäftigetwar , einige Feldſtücken pflanzen , welche ſo wol die Bruſts wehr und andere feindliche Werke als auch die jens. i feitige Ebene dergeſtalt beſtrichen , daß verſchiedene ne vonden Feinden unſanft von den Pferden geworfen, is und endlich alle gezwungen wurden , die am Ufer ges 100
machte Schanßen zu verlaſſen , und ſich in das obers
* wehnte nachſte Holz zu verſtecken. Man unterliege * nicht, aufdie daſelbit ſchon befindlichefeindliche Reus
um
ed
terei ebenfals Feuer zu geben , die ſich hierauf tiefer in den Wald hinein gog .
Wie die Brücke nachMittage fertig war , ließ der König zuforderſt den Leutnant von der Garde Carl
SeinrichWrangel mit dreißig Granadiren auf Bda ten hinüber gehen , um dieſelbe an der andern Seite zu befeſtigenundanzuhangen . Alleindurch den ſchnels len Strom und das grojie Gewaſſer,fo von dem vies
len Regen aus den ungariſchen Gebürgenentſtanden, ging
156
Lebcu Caris des Zwölften,
1704 ging die Brücke mitten von einander , alſo daß der König von Schweden , ſo ſich eben mit hundert
Mann darauf befand, gendthiget wurde , mit ſiebens sig davon ſich zurük zu ziehen , die andern dreißig aber
kamen zu denen Granadiren von der Garde über , welche, wie geſagt, ſich auf der andern Seite des Fluſſes geſekt hatten . Dieſe blieben insgeſamt im
Angeſicht der Feinde eine lange Zeit ſtehen , ohne daß fie waren angegriffen worden . Um ſie zu verſtärken, ward mehrere Mänſchaft auf Kahnen und dazu ges machten Flöſſern übergeſekt, womitman die gange Nacht foctfuhr, biß des andern Tages der meiſte Theil des Fußvolts hinüber war. DerKönig hatte ſich ſchon den Abend vorher überfeßen laſſen,und auf dem Sande beim Feuer , zwiſchenfeinen Soldaten , zu ſchlafen niedergeleget. 0.19 Des andern Morgens mit Anbruch des Tages
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AN
Oa. wolte Cart der Zwolfte die übrige Infanterie nicht abwarten , ſondern nam ſo viel Fußvolk zu fich , als
damaten auf dieſer Seite vorhanden war , und ging alſo mit dem Leibregiment und denen Uplandern ges rade auf die Holzung zu, wohineinder Feind ſichbes
t
geben hatte. Alleinder König befand, daß die Vos
gel ſchon ausgeflogen waren, und daherbeſchloß er, ohne Umſchweif gerades Weges auf Warſchau zu gehen. Zu dem Ende marſchirte er ſelbſt eineMeile
zu Fuß mit dem Leibbataillon der Grenadirer, und hernach noch zwei andere Meilen bis Golliof, wo ſich das Fußvolk zuſammen zog , welches noch imnier bei Karziow übergeſeßet wurde.
Der König von Schweden hatte bißher immer ges.
meinet, ſeinen Feind nod) zu Warſchau anzutreffen, oder zum wenigſten den General Niels Stromberg die Ueberfart bei der Vorſtadt leichte zu machen .
Jedoch Konig Auguſt hatte ſich von Dannen aus dem Staube gemacht, und war ſchon eine ziem : liche
| PL
Königs von Schweden .
157
Le fiche Ecké davon , nachdem er ſeine Bagage einige 1704 het Dage vorher voraus geſchikt, und die Regimenter M beordret hatte,nachgerade auf dem Wegenach Ras
AK by
m
wa gegen Schleſien abzumarſchiren . Generalleutnant Stromberg war hingegen .ro bald er von dieſem Abzug etwas gemerket, nicht mit
Verfertigungder Brücke fáumig geweſen . Es ging aber damit faſt wie mit der erſten , maſſen die Floſſer ,
woran fie befeſtiget war , dem reiſſenden und ſchnels
18
len Strom nicht widerſtehen fonten , ſondern von
DIV
anderer Fahrzeuge bald wieder erſeket, und die Brücke
einander riſſen . Doch ward der Schade vermittelft
het eċgånget, alſo daß die Armeemit aller Gerahtſchaft m glúklich hinuber kam , und des andern Morgens ſchon
or
an der warſchauiſchen Seite ſtand , worauf Stroms
34
waren , das Schloß alſofort in Beſiß nehmen ließ.
berg durch die erſten Truppen I, ſo hinüber kommen Wie der König von Schweden von dem Abzuge
des Königs Auguſt vergewiſſert war , wandte er ſich
da mit einem Theil der Infanterie nach Farczin , wo si verſchiedene Regimenter unterweges zu ihm kamen . o General Rehnſchild bekam auch Befehl, ſich in aller Eil mit der Reuterei, ſo bei Karziow übergeſeßt war, # nach Movamiaſto zu begeben ; and ſolte der Reſt das von nebſt den Trabanten , von Karziow zuruf nach
* Praag, undaldaunter General Wellings Anführung über die Weichſel gehen . Doch da auch hier zu als
olem Unglücke die Brucke gebrochen war, ſo verzögerte
T
es ſich in etwas damit.
Inzwiſchen rit der König gegen Abend ſelbſt nach Warſchau , und nachdem er wegen Ergänzung der
Brucke, imgleichen wegen des künftigen Marſches und andern Sachen die ndhtige Verordnung gemacht,
rit er ſelbigen Weg wieder zurük zur Infanterie,mitd . 29 welcher er des andern Tages feinen Marſch, Tarczin Qa
vorbei, nach Selcke, pier Meilen, fortſegies,und das übrige
158 Leben Carls des Zwölften, 1704 übrige Fußvolk gerabe nach Rava zu gehen beorderte, weil man in den Gedanken ſtand , der König Auguſt habe ſich dahin, und ſo weiter nach Cracau gewendet.
Unterweges wurden hin und wieder viele Sachſen gefangen, und brachten unter andern drei ſchwediſche Trabanten fünf und zwanzig davon ein.
8.2 dt.
Von Selcke gingder König von Schweden nach Lencice zwei Meilen , alwo erdie Infanterie ſtehen bieß , und 'nur mit dem Prinzen von Würtenberg und
Gefolge Novamiaſto vorbei, ſeinem gewohnlichen nach Goſtanie, drei Meilen ritte, als wohin General Rehnſchild mit ſeiner Reuterei ſchon gerúkt war .
Selbigen Tages brach auch General Otto Welling, nachdem er über die Weichſel gegangen , mit dem Reſt der Cavallerie, ſeiner Order gemaß, von Wars
ſchau nach Rava auf, und kam nach Naderczin , drei Meilen . Generalleutnant Stromberg aber mit den
bei fich habenden verſchiedenen Regimentern zu Fuß, blieb noch ſo langezurük, biß das Geſchüß und die
Bagage über die Weichſelwar, und ſodann kam er hinten nach .
Wie der König Carl in Erfahrung brachte , daß die Sachſen , ro anfänglich ihren Weg auf Ravages
nommen , ſich von dargegen Lowiß gewendet hatten,
beſchloß er, ſie dahin zuverfolgen , und that nebſt dem König Stanislaus , denen Prinzen von Sachſen und Wurtenberg und der Reuterei dieſen Tag einen
d. 22 Marſch von ſieben Meilen biß Drezom, oder Diesa hof. Man ertappete unterweges wiederum einHaufa
fen von ihrer Armee abgekommenerund nachgebliebes nen Sachſen und Moſcowiter , und wurden die leke
ten alle niedergehauen , die erſten aber gefangen behalten.
Der General Welling fam dieſen Tag biſ Sas 6.93 vadie , fünf Meilen ; den folgenden nach Drezow ,
fiebenbehalb Meilen ; und hierauf.biß Bfura, fünf Meilen .
EU
et
13
Königs von Schweden .
159 Meilen. Hier überfiel man des Feindes Nachtrab, 1704
son dreihundert Pferden , welcher ganzlich geſchlagen , und grðſtentheils niedergehauen ward. Einen Mas jor nebſt ſechszig Reutern , welche nicht ſo geſchwinde hatten zu Pferde kommen können ,nahm man gefans gen, desgleichen aud) einen Trabanten des Königs Auguft, welcher ein Schreiben von demſelben andem
Feldmarſchal Steinau überbringen ſolte, worin er verlangte, daß dieſer mit der Reuterei nach Petris
cono gehenmöchte , in währender Zeit , daß General
Schulenburg über die Oder ſich nach Sachſen ziehen würde, wohin er , der König Auguſt, zulegt felbft wann die Schweden ihm zu hart zuſekten , ſeine Zus
flucht zu nehmen geſonnenwäre. Der König Slieb die Nacht über an dem Orte beid. 24 Piontek halten , wo die Feinde vorher geſtanden hat: oa. ten ! und brach von dar des andern Morgens ganz
früh wieder auf, marſchirte dieſen Tag ſiebendehalb Meilen bis Uniejow , einem Stadgen in der Wois wodſchaft Lencice in Grospolen , woſelbſt die ſchwedis
ſehen Vortruppen dem ſächſiſchen Nachtrab aufs neue in die Haare gerieten. Doch dieſe machten ſich bald über die Warta aus dem Staube, und konten wes gen der einfallenden Nacht von denen Schweden nicht
weiter verfolgetwerden . General Welling kam dies ſen Tag nach Piontef , und machte unterweges vers
ſchiedene zu Gefangenen , den folgenden aber auch nach Uniejow . Alhier hatte ſich König Auguft von der übrigen Armee abgeſondert, und nachdem er folche dem Ges
neralleutnant Schulenburg übergeben, ſich mit zweis taufend Pferden nach Cracau gewandt, in der Abs ficht, den König von Schweben ſolcher geftalt hinter fich her zu locken , und ihn alſo von dem Fachfiſchen
Fußvolk abzuziehen , als welches sondenen Schwes den
160
Leben Carls des Zwölften ,
1704 Den dergeſtalt verfolget wurde, daß es wegen der uns
glaublichen ſtarken Marſche faſt nicht mehr fort Ponte.
Allein Carlder Zwölfte verſtand das Kriegeshands werk viel zu gut, daß er ſich auf ſolche Arthátte ſollen verführen laſſen, und weil er die Verſtellung des Ko
nigs Auguſt wol merkte, ließ er ſich von ſeinem Vors nehmen nicht abwendig machen, ſondern ſekte Schus d. 25 lenburgen immer nach , und langte alſo zu Sariez, Od drei Meilen , an. Des andern Tages rúkte er bis
d . 26 an Kalis, auch drei Meilen ; alwo ſich der ſáchſiſche Nachtrab aufs neue zeigete , aber ſo fort durch die Stadt 30g , und nur einige Manſchaft beim Shore
zuruf ließ , welche den Einzug zu verwehren , die Brücke aufzog. Dieſe anzugreifen muſte ein Haufen Dragoner abs ſigen , da unterdeſſen der Konig ſelbſt mit der Reutes rei fich über denkleinen Strom Proſna an die andere Seite der Stadt 309 , und dem Obriſten DückerBes
fehl gab , das Thor aufzuhauen. Er richtete anch ſolchen ins Werk , und war damit am beſchäftigſten , als einer von denen Sachſen , welche ſich auf eine alte Mauer verſtecket , und denen man ſchon Quartier
angeboten und verſprochen hatte, des Königs Cams merpagen , Klinkowſtróm , To dem Obriſten Dücker zur Seiten rit , dergeſtalt traf , daß er todt von Pferde fiel. Weil Carl der Zwolfte viel von ihm
hielt, indem er ihm von Jugend an aufgewartet hatte, und in allen Schlachten geforget und nicht von dec
Seite gewichen war, ging ihm dieſer Verluſt ſehr nahe, undzuBezeigung feines Leidesließ er den Leich ,
nam anfänglich bei der Armee nachführen , und nach , her nach Pommern bringen . Daher bei der Armee Das Gerüchtentſtand,daß der junge Prinz von Wuts
stenberg erſchoſſen worden. Man
Königs von Schweden .
161
Man bekam in der Stadt den Dbriſten Riebe, ei-1704
nen Ritmeiſter , drei leutnants, und ohngefehr funf jig Gemeine gefangen , auch wurden beim erſten Eins
trit in die Stadt nicht wenig niedergehauen. Gene: ral Welling kam dieſen Tag biß Zarſchir , fünfMeis
len, wo er den Obriſten Buchwald zurút ließ, um diejenigen, ſo nicht hatten nachkommen können , zu: ſammen zu bringen und abzuwarten.
Von Šalis ward der Marſch nach Raskow , fünfd. 27 , Meilen , fortgeſeket ; und von der nach Krotoczin, Qet drei Meilen ; alwo man in der Demmerung ankam , und die Sachſen im Begrif fand,alhier ihr Nachts
i
lager aufzuſchlagen ,weil ſie ſich nicht einbildeten, daß die Schweden fo nahe waren . Nunmehr aber' fans den ſie vor rahtſam , weiter fort zu gehen , und mars fchirten die ganze Nacht hindurch , biß ſie in Sicher, heit zu ſeyn glaubten . Doch lieſſen ſie bei einem ſo übereiltem Åbzug verſchiedene Gefangene hinter ſich , und bekam man von ihnen zuweilen gehen , oft zwans
zig , und etliche mal ihrer hundert in die Hände, die, weil ſie ihrer Armee nicht nachkommen fonten , iht Gewehr alsbald niederlegten , fo bald ſie nur eines blauen Nockes anſichtig wurden . Wie dann zwei
HT
Muſterſchreiber unter andern fünf und zwanzigauf
einmal anhielten. Dem General Welling wurden unterweges auch nicht wenig davon zu Theil, der dies Nu
12
ten
ſen Tag ſechs Meilen that , und durch Salis zu Rass Fow anlangte. ge mehr General Schulenburg dem Könige von Schweden aus den Augen zu kommen ſuchte, ie hefs tiger eilete ihm dieſer des andern Morgens nach , ins dem er fünfMeilen durch Cobelin , welches die Sachs d. 28 ſen bei ihrem Abzug in Brand geſtekt hatten , nach Der Stadt Poniec oder Punik , an den ſchleſiſchen
Gränzen marſchiete. Hier ſtund der Feind mit ſeis her ganzen aus swolf Battaillons und bierzehen Zweiter Tbeil.
£
Schwa:
Leben Carls des Zwölften , 1704 Schwadronen beſtehenden Macht, bei dem nachften
162
DorfeSaniß, und wie die Schweden albereits auf dem Wege den ſächſiſchen Nachtrab angetroffen, und
bis dahin verfolget hatten, ohne ihm Zeit zu laffen fich zu regen , alſo rahe Schulenburg Peine weitere
Auswege zu entfommen , ſondern muſte ſich zum ſtes
hen entſchlieſſen. Er ſtellete ſich auch gar vorteilhaf tig in Schlachtordnung. Denn aufder einen Seite
war fein linker Flügel durch das Dorf Ganiß, und auf der andern der linke mit einem Moraft bedecket,
6
und vor ſich hatte er einen Graben , nebſt einem Haus
fen Wagen , wozwiſchen die Canonen gepflanzet
14
ſtunden.
Nun war es zwar ſchon ziemlich ſpåt am Tage, als beide Armeen einander ins Geſicht bekamen, und über das hatte der König von Schweden noch nicht
alle reine Reuterei bei ſich, gleichwol entſchloß er ſich, mit denen bei ſich habenden Truppen den Anfang u
machen , ehe die Sonne gar untergehen möchte, und ſchikte an die übrige Reuterei, ſo doch ſchon in vollem
Marſch begriffen war, Befehl, fortzueilen. Sms
1
mittelſt geſchah der Angrif mitvier Regimentern , als den rehnſchildiſchen , craſſauiſchen und ducherſchen Dragonern , und Dbriſten Earl Dernſtedts Regis ment Reuterei, welche legtere der König ſelbſt ans führete, und die insgeſamt von den ſchweren Mars ſchen ſehr ermüdetwaren . Die ſachſiſche Cavallerie ward alſobald mit dem
Degen in der Fauſtubern Haufen geworfen, undmits ten unter die Fußvolker gejaget, durch welchen Stof dieſe auch in Unordnung geriehten , ſo daß fich ganze Bataillons muſten zur Erde werfen , und die Pferde von beiden Theilen über ſich hinlaufen laſſen. Nach ,
dem nun des Feindes Reuterei dergeſtalt durchgegan.
gen, gewann fein Fußvolk gleichwol ſo vielZeit,daß es wieder in die Sdhe kommen , und ſich in Drdnung ſtellen
VO
Königs von Schweden.
163 Stellenkonte. Die ſchwediſche Reuterei fiel hieraufvon 1704 neuen auf daſſelbe loß, undbrach ,ohngeachtet des heftis genfeindlichen Feuers,und der vielen Graben ,auch des gepflugten landes, lo ſie vor ſich fand, dennoch durch
la
die fachfiſchen Glieder zu dreien malen , als es nuns
mehr ſtokfinſter ward, und über dem die Pferde
durch das Schieſſen der Feinbe ganz ſcheu wurden, alſo daß auc, etliche von unſern Schwadronen darus
aber in Unordnung geriehten 7, die man doch bald wies & der zurecht brachte.
Die übrigen fünf Regimenter unter Generalmas jor Hummerhielm waren inzwiſchen auch angekoms Dic
men , und fing man ſchon an
.
bringen ; und von it Neuensfonen dem Könige vorſtelleten , wieman neuen wieder draufloß zu gehen , als dieſchwediſchen
in der Dunkeln Nacht doch nichts ausrichten konte,
und es alſo am beſten wäre, alles biß auf den andern Morgen anſtehen zu laſſen .
: General Schulenburg muſte fich vermuthen, daß
TA
die ſchwediſche Reuterei abſteigen würde ; da abeſ ſolches nicht geſchahe, wolteer ſich der Finſterniß bes dienen , ließ alles Fußvolk ſich ſogleich ins gevierte ſtellen , und nahm alſo Durch das Dorf Janiſ, ſo ihm zur linken lag , ſeinen Abſchieb. Konig Carldem Zwölften war dafür ſchon bange geweſen , und hatte Deswegen einige Manſchaft beordert, um von dem
> Feinde Kundichaft einzuziehen , und ſich ihm in dem Weg zu legen. Allein der ausgeſchikte Officier hatte fich im Dunkeln verirret , und alſo gewannen die Sachſen Zeit ; Gurau zu erreichen , welches ein
Stadtgen , fo 'drei Meilen von der Bahlſtatgeles gen , iſt
Der König von Schweden, ſo ſich aufdieſen Of ficier völlig verlaſſen hatte, wunderte ſich nicht wes nig , als er die grofje Stille in dem Dorfe wabe 2 mahni,
164 Leben Caris des Zwölften , 1704 nahm1 , und daß der Feind allem Anſehen nach , das von gegangen I, und ſchon ziemlich weit ſeyn würde.
Um gewiſſere Nachricht einzuziehen, begab er ſich ſelbſt dahin , und befand daß der Officier , an ſtát das Dorf auf der einen Seite zu befeßen11, auf der andern
unten bei einem Hügel abgeſtiegen war , und alſo dem FeindeZeit gelaſſen hatte, aufobgemeldteWeiſe zu entwiſchen. Der König ſtugte hierüber , und war anfänglich einige Zeit in Gedančen', doch ließ er nicht das geringſte Mißvergnügen von ſich ſpüren, ſondern
Teine Leutein das Dorf biß auf den andern Morgen einrucken, welche gar zu vielabgeinattetwaren, als daß
U
fie die Nacht hindurch denen Sachſen hattennach Feken können . Man brachte indeſſenverſchiedene
1
verwundete und kranke Gefangene von ihnen zuſams men , die man theils in dem Treffen bekommen , theils in Puniß gefunden hatte. Wie dann auch die facha fiſche Artillerie von neun Feldſtücken ,1 imgleichen ein
#
Theil der Bagage erbeutet war.
Auf der Wahlſtat lagen von den Sachſen weis hundert Fußknechte, und ohngefehr ſechzig Reuter todt, fo meiſtens durch den Rücken geſtochen waren , die Officiers, als einen Major, zwei Leutnants, einen Regimentsquartiermeiſter und andere ungerechnet. Von ſchwediſcher Seite warenhundert und dreiffig Mann geblieben , imgleichen der Generaladjutant lans tingshuſen, die Ritmeiſter Hiepen, Gager, Gyllentroſt Baſilier, und gegen hundert verwundet. Unter dies
ſen fanden ſich der Obriſte Dietrich Friederich Pats kul, die Generaladjutanten Carl Hard , und Graf
Anders Torſtenſon, nebſt dem Major During vom traſſauiſchen Regimente; Ritmeiſter Bluchert und Fahlmann ; ܪdem Ritmeiſter Ehrenpreis war bas
Pferd unterm Leibe toðt geſchoſſen 1, und er von den Sachſen gefangen worden . Dieſe hatten auch ein
paar Pauken erhaſcht, als einige ſchwediſche Schwas dronen
bi
事
Königs von Schweden .
165
dronen durch das Schieſſen , wie ſchon gebacht , gers 1704 trennet worden. Ueberhaupt aber hatten diePferde das meiſte erlitten , und die Schweden deren nicht wenige verlohren.
Des andern Tages brach der König mit der Armeeb.29 nicht eben gar zu frühe auf, unterließaberdoch nicht, Oa. dem Feindenachjuſeken , der ſich in verſchiedene kleine
Parteien zertheilet hatte , um den rechten March von dem größtenHaufen ſeines Fußvolts deſto beſſer zu verbergen . Dbriſt Crafſau muſte alſo mit ſeinem
Dragonerregiment zu Verwahrung der Gefangenen und Verroundeten bleiben ; der König aber ging Gus ra , mo Schulenburg um Mitternacht durchformen
war, nahe vorbei, nach Riken in Schteſien , und ſo weiter über den Paß Bartiſch , und bekam unterwes
ges viel Gefangene. Ob es auch gleich viel Mühe Foſtete, die Wallachen ſo voran marſchirten , abzuhala ten,daß ſie nicht, nach ihrer Gewohnheit, die Feinde, ſo ihnen aufſtieſſen , niedergehauen hätten; To ließ
AK
ihnen doch der Konig rolches bei harter Strafe vera
離
bieten , welches denn ſo viel würfte, daß die Gefana gene nicht nur beim Leben erhalten I, ſondern auch wohl gehalten wurden.
1
《
Die Sachſen ſeşten inzwiſchen ihren Marſch in folcher Eil fort, daß fie in wahrender Nacht und des andern Morgens, fechs Meilen , ohne ausjuruhen ,
jurul legten , und alſo noch bei guter Tageszeit die Dder erreichten. Sie machten ſogleich den Anfang ? zumalen ſie von einem Jugelund Damm bedecket waren , über den Fluß zu gehen , eben zu der Zeit,
als die ſchwediſchen Schwadronen in der Gegend Lukki gegen Abend anlangten . %
Die Dunkelheit fam dem Feinde abermal wol zu
ſtatten, der die ganze Nacht hindurch mit dem Uebers
die legen zubrachte, wiewol nicht wenige dabei erſoffen gore und umfamen. Da es alſo nicht wol thunlich war, £ 3
ihm
1
166
leben Carls des Zwölften ,
1904 ihm daran zu verhindern oder gar anzugreifen ; To
fand der GeneralSchulenburg Zeit und Gelegenheit,
:
ſich und die ſeinigenaus der Schlinge zu ziehen ,und bem ungemein eifrigen Nachſeßen des Königes von Schweden zu entgehen. Es ſtehet zwar zu glauben , daß er bei ſeinem Einmarſch in Polen ſchon darauf bedachtgeweſen, wie er ſich in allem Falle mitEhren wieder heraus ziehen möchte ; jedoch muſten die altes ften Officier auf beiden Seiten geſtehen, daßfie ders gleichen Marſch nie erlebet hatten , und die ſchwedis
ſche Reuterei, bei den Angrif des ſáchſiſchen Fußvolks nicht geringen Muht blicken lafſen.
DerKönig von Schweden wolte nicht weiter forts marfchiren , ſondern blieb die Nacht über bei dem Dorfe Krangelmiş, vier Meilen von der Oder ſtehen , und weil man fdhon auf kaiſerlichem Gebiete war,
gab er Befehl, alles was die Truppen hier verzehren würden , für bares Geld einzukaufen.
General Welling legte denfelben Tag fünf Meis ten bis nach Sembrowa bei Liſſa zuruf, und weit Kundſchaft beiihm einlief, daßeine moſcowitiſche Partei nicht weit davon ſich aufhielte, ſchifte erden
Dbriſtleut vom Stenbockiſchen Regiment,GrafErich
Löwenhaupt mit einer Partei dahin , welche funfzig bis fecuzig davon in die Pfanne hieben , und zwölfe nebſt etlichen Karren einbrachten .
D. 30. WeilMenſchen und Vieh noch ganz ermudet war
od ren , blieb der König auchden Sontag zu Krangels wiß ſtehen. General Welling aber ging diefen Tag Drei Meilen bisan das Dorf Zillerot, nahe bei Fraus ftadt. Sein Vortrab , unter dem Obriſtleutnant
Graf Erich Löwenhaupt 1, hatte fchon von früh Morgens hin und wieder Moſeonyiter angetroffene die Haufenweiſe zu zehn bis wurden vierzigen marſchieten, und alteſamt niebergehauen
man folgte
denen übrigen anf dem Fuß nach , bis man endlich den
167 Königs von Schweden . den größten Theil davon in dem Dorfe ohnfern 1704
34
Frauſtadt einholete. Die Schweden waren noch zu ſchwach fie anzugreifen, und alſo bekamen ſie Zeit, eine Wagenburg rund um ſich zu ſchlagen , und eilf metallene Feldſtücken dazwiſchen zu pflanzen. Der General fam hierauf reibſt mit allen Regimentern herbei, und fiel fie, des groſſen Feuers aus ihrem
groſſen und kleinen Geſchütze ungeachtet, zu Pferde, und weil einige feiner Dragoner abfißen muſten auch zu Fuſſe an , und jagte ſie aus einem Hauſe ins andere, und dekte ihnen von allen Ecken To warm zu , daß fie bis auf einem Major , einem Leuts
nant und vierGemeinen nach, ro Quartier bekamen, darin verbrennen muſten , und ward ihre Bagage rein ausgeplundert. Anfänglich meinte man , daß auf dem Plake nur ſechs bis ſiebenhundert Ruſſen niedergemacht waren, allein der Bürgermeiſter , fo fie begraben und zahlen ließ , befand , daß ſich die Anzahl derſelben auf neun
hundert und zwsif belief, die verbranten ungerechnet. Einige hatten ſich noch verkrochen , und wurden erſt t nach einigen Tagen entdecket und hervor gebracht, Bon welchen zwölf Gemeinen und einem Unterofficier. das Leben geſchenket ward , und weil ſie nachgehends vor dem Könige ihre Striegsübungen wohl und hurtig
machen konten , bekamenſie Unterhalt, und wurden 18 am Hofe in Dienſte genommen , um im Stal und anderwerts arbeiten zu helfen . Die Schweden verlohren den Obriſtleutnant Gras
THE
fen Erich Löwenhaupt, den Ritmeiſter Anders Trefs
fenhielm , einen Quartiermeiſter , nebſtzwanzig Ges meinen ; Obriſt Burenſchild aber , nebſt zwei Rits meiſtern und vierzig Gemeinen waren verwundet. Welling war willens , den andern Eag weiter zu
marſchiren , ward aber vom Könige beordret, bis auf 24
weitern
Leben Carls des Zwölften ,
168
1704weitern Befeht , ſtehen zu bleiben ; alſo ließer die Regimenter in Frauſtadt und die umliegende Dörfer perlegen.
König Auguſt hatte ſich nicht ſobald von Wars chau wegbegeben , und gemerkt , daß der König von Schweden ſeine Ärmee zu verfolgen willens , als er
dem Patkul anbefahl , die Belagerung von Poſen aufzuheben * . Dieſer hatte indelſen nicht allein die Stadt beſchoſſen und mit Feuer beangſtiget , ſondern
auch ſchon Breſchen , eine dreißig und die andere ſechszig Schritte breit, geleget , ſo daß nunmehr als les zum Sturm fertig ſchiene. Er ließ daher die Stadt durch einen Brief auffodern , doch der Coma mendant wolte weder weiß noch ſchwark antworten .
Denn weil er Patkuln als einen bei denen Schweden verurtheilten Veerahter, und folglich lebendig todten Menſchen anſahe, fo hatte er die manier , mit abs
geſtorbenen Leuten ſich einzulaſſen , nicht gelernet . Als aber des Königs Auguſt Ordre ankam ,1 verließ Patful alles , und nahm mit ſeiner Armee , die er int verſchiedene Haufen vertheilete , den geradeſten Weg nach Schleſien. Von dieſen warb eine Partei ges
fchlagen , wie eben erwehnet worden. D. 31 Den lezten dieſes Monats gingen einigeSchweden
Od über die Oder und ſuchten die Tiefe des Fluſſes zu ergründen , um zu wiſſen , wo die Sachſen überges Teßet hätten. Sie ftatteten hiervon an den König Bericht ab , und frugen zugleich an , ob ſie den Feind nicht weiter verfolgen folten. Carl der Zwolfte lå. chelte über dieſen Antrag , gab , ohne ſich weiter hera aus »
Von dieſer Belagerung , imgleichen was vor und nach derſel: ben geſchehen , hat derCommendant und Generalmajor Freis
wherr Arwis Arel Marderfeldt ein ausführliches Tageregifter hinterlaſſen , welches man aus dem eigenhändigen Aufſatdeft » felben in dem Unhange des zweiten Theils diefer adlerfeldiſchen » Geſchichte ans Licht fu Bellen vor gut befunden.
Königs von Schweden. ?
169
aus zu laſſen , Befehl, fich marfchfertig zu halten ,1704 nam aber , wieder aller Vermuhten , den Rukweg nach Polen.
Unterweges erhielt er Nachricht, daß eine Partei: Coſafen von zweitaufend Mann nicht weit von ihm
E!
2
abſtunden. Dieſe ſuchte er auf, grif fie an , und hieb ſie gröſtenteils nieder. Die übrigen wurden in denen Häuſern, worin ſie ſich verſtecket , zu Pulver vers
brandt, weil die Schweden wegen der an ihren Lans desleuten von denen Cofafen bei Latowice verübeten 1
unmenſchlichen Grauſamkeiten ungemein erbittert waren , und daher die Aſchhaufen von neuen durchs
ſucheten , und ein halb hundert noch etwas lebenden den Reſt gaben . Doch ward zweihundert und zwóls fen auf König Stanislaus Vorbitte das Leben ges
ſchenkt; ein Obriſter aber nebſt funfzig Coſaken, Ro
!
am beſten beritten waren , kam glúklich davon. Dieſen Tag legte der König drei Meilen hinter ſich, und kam nach Schlichtingsheim ; hatte alſo in gehen Sagen einen Rit von fechszig Meilen i von der Weichſel biß an die Oder, und durch faſt unbrauch: bare Wege gethan , und in wahrender dieſer ganzen Zeit weder Kleider noch keinengeräthe vom Leibe ges zogen , daher auch die beiden Prinzen ſo wohl als die
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Dfficiers und Gemeinen ganz zerlumpet hergingen. DerMarſch ward demohngeachtet nach Frauſtadtd. « fortgeſeket, und nahm der König fein Hauptquartier Nov. in einem adelichen Hof, Roersdorf. Die Regimens ter wurden daherum auszuruhen verleget , welches
ihnen nach einem ſo ſchweren Marloh höchſtadtigi ſchiene.
Der König ließ auch bald darauf zu Eina
theilung der Winterquartiere Anftalt machen , und bezog alſo ein jedes Regiment den ihn angewieſenen Ort. Er ſelbſt ging mit denen Trabanten nach Ras
wiß , einer kleinen artigen Stadt ganz nahe an der
ſchleſiſchen Gränzen , wo erLwieder feine biſherige S
Gewohns
1
170
Leben Carls des Zwölften ,
1704 Gewohnheit einen ſchönen adelichen Hof , nicht weit vom Stadtthore bewohnete.
Die Canzlei , imaleis
chen die Hofitat bifamen auch recht gute Quartiere, nicht weniger der Prinz von Würtenbera , der aber bas ſeinige, weil es von dem Könige zu weit entfers
net war ,mit einem andern naher gelegenen , obſchon nicht eben bequemern, vertauſchte. Rawiß iſt ein Ort; dermit einem Wall umgeben , und ſonſten ordentlich gebauet iſt , alſo daß man von
einer gewiſſen Stelledie vier Stadtthore fehen fan. Es wird da nichts als Teutſch geſprochen , und die Einwohner ſind insgeſamt Lutheriſch , daher die ans
gränzende evangeliſchen Schleſier fich oft dahin bes geben, um dem offentlichen Gottesdienſte mit beizus wohnen . Es gibt viel Tuchmacher daſelbſt, daß alſo
ihre gråſte Handlungin Lacken beſtehet, welches die Kaufleute in Polen biß Faroslaw und Lemberg , auch wol biß Lublin verführen , und ob fie gleich wegen der vielen ſowol zu Krieges: als Friedenszeiten vors fallenden Streifereien und Räubereien ein groffes
wagen müſſen , ſo gibt es doch reiche Leute unter ihs nen, und die ſich gar wohl ſtehen. Vor dem Schluß dieſes Jahres müſſen wir doch noch ſehen , wie der Generalleutnant Maidel ſeinen
Feldzug in Finland geendiget habe. Dieſer hatte die Ruſſen , als ſie im Monat Julius fein Lager nicht
weit von Walfefari anfielen , abgewieſen , daher fchikten ſie im folgenden Monat einige Parteien auf jenſeit der Neva aus, die aber ebenfals zurükgetries ben wurden. Maidel hingegen fandte von ſeiner Seite einige Manſchaft nach der Gegend von Notes
burg und Petersburg aus , welche verſchiedene feinds liche Magazins zu Grunde richteten. Weil die Moſcowiter fich nicht mehr ſo auf den
Grangen ſehen lieſſen , muſten die Schweden naher in Finland einrücken . Dem ohngeachtet ſchifte der General
Rönigs von Schweden.
171
General Maidel im Septembermonat einenRitmeis 1704
0
meiſtermit ſechszig Fußknechten undachzigPferden die durch Carelien und den ganzen Labogaſee
aus,
Nachdem ſie einige Wochen Hei hiermit zugebracht , kamen ſie glüklich wieder zurúk, und hatten unterdeſſen ſich einer feindlichen Schanze
alina herum marſchirten.
bemachtiget , welche mit fünf von Erde und Holz aufgeworfenen Bolwerken , vier Thurmen , und oben mit ſpaniſchen Reutern verſehen war. Inwendig las
1
gen ſiebenhundertRuffen zur Beſaßung, ſo abermeis
* ftens durch dasFeuer , ſo die Schweden auf die 1
1
Schanje und das nahe gelegene Dorf machten , vers
13
brant wurden. Der Commendant ſuchte zwar mit
o
etwa fiebenzig Mann davon, und in die nachſt ans ftehende Hölzung zu flüchten,I allein man hieb ſie alte nieber, biß aufetliche wenige nach , die wieder zurut nach dem Schloſſe zu liefen , und nebſt andern , ſo ſich unter den Pferden verkrochen hatten, an der Zahl ges'
3
gen funfzig Mann gefangen wurden. Man fand nach gelöſchtem Brande vier metallene
Stůcken, und eilf eiſerne, nebſt einer groffen Anzahl Feuerrdhre, Flinten, Stúkkugeln, und andererSeries
A
gesgerahtſchaft. Der Ritmeiſter nam die Gefanges
15
nen und eine menge Gewehr und Vieh mit ſich , das
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úbrige aber warb verbrant oder zernichtet. Die
Hit
ak
Schweden verloren einige von ihren Leuten , und bes kamen auſſerdem nicht wenig Verwundete, unter
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welchen ſich ein Hauptman , zwei Leutnants und ein Unterofficier befanden. Dieſe Schange lag bei dem
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Dorfe Condo , funfzig Meilen von Wiburg, alwo
Mit
der General Maidel ſeine Truppen die Winterquars tiere beziehen ließ.
Sonſt fiel in wahrender Zeit nichts denkwürdiges
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vor , als daß der Feind von Petersburg aus eine
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einige Baumé umzuhauen , und Balken daraus zu verfertigen ,
18
Partei nach der andern Seite der Neva ſchikte, un
172
Leben Caris des Zwölften ,
1704verfertigen , die man bei der Veſtung zu brauchen willens war. Allein dieſe Leute wurden von der >
Schweden übel empfangen ,1. und insgeſamt nieders gemacht. Der König Stanislaus hatte ſich auf fein Schloß Ridzin oder Reuſſen , eine Meile von polniſch Liffa oder Leßno zu wohnen begeben , welches der leſczinsa
Eiſchen Familie zugehdret , und wovon dieſelbe den Namen führet. Dieſes Schloß, welches eines der ſchönſten Gebäude in Polen war, ehe es im Jahr eintauſend ſiebenhundert und fünf von den Sachſen Verheret wurde, iſt in einer überuus angenehmen Ges gend nahe bei einem Dorfe und Walde gelegen , und zur Jagd ſehr bequem , welche der König Staniss, laus von jeher nicht wenig geliebet hat. Weil er
durch das Holz einen Spaziergang durchhauen daſſen, fo konte ervon ſeinein Schloſſe nach die Stadt Liſſa in gerader Linie hinſehen. Unter denen vielen pracha tigen Gemachern deſſelben befand ſich eines unter an.
dern , welches ganz gefirniſſet war, und dem ſächſis ſchen General , welchem dieſes vortrefliche Haus zu verrouſten anbefohlen worden , dergeſtalt in die Aus
gen fiel, daß er ſolches Zinimer als wasauſſerordents lich ſchones,und welches man ſo bald nicht wieder hers ſtellen fonte, verſchonete. Ein anderes Gemach war
ganz und gar mit venetianiſchen Spiegelgläſern auss gezieret ; an andern Dertern ſahe man koſtbare Bås
der, welche wegen der eingelegten herrlichen Arbeit wehrt waren, daß ein groffer Herr fich ihrer bes dienete.
Der Prinzvon Würtenberg, ſo ſich ſehr wohl bei
dem König Štanislaus ſtand ,beſuchte ihn zumeha rern malen auf dieſem Schloſſe, und wohnte alsdann der Jagt mit bei , ſo oft er nemlich von dem Könige von Schweden abkommen konte, welches doch gar
felten geſchahe. Es hatte ſich dieſer junge Serrin der
NE
Königs von S @ weden .
173
der kurzen Zeitdergeſtalt auf das ſchwediſche geleget, 1704 daß er ſolches wie ſeine Mutterſprache redete u , nd
dadurch, imgleichen daß er ſich alle Mühevon derWelt gab, um ſich dem Könige von Schweden gefällig zu machen , die Hochachtung und Freundſchaft deſſelben fich gar bald zuwege brachte.
Der polniſche Ädel ſtellete ſichgleichfals aufdem Schloſſe Ridzin fleiſſig ein, um bei dem Könige Stas nislaus ſeine Aufwartung zu machen, deſſen Hofſtat von Tage zu Tage anſehnlicher wurde. Auf einem zu Koſtyn in Grospolen gehaltenen Landtage, hatten
die Edelleute beſchloſſen , einigeTruppen auf die Beis ne zu bringen , welche zu feinem Dienſte dem inſtes henden Feldzuge mit beiwohnen folten. So hatte man auch unterdeſſen ein neu Regiment zu Fuſſe aufs
gerichtet, deſſen erſich nebſt zweihundert Pferdenzur Reibracht bedienen ſolte. Weil des Königes Stas nislaus Gemahlin mit den ihrigen ſeit ihrer Abreiſe von Warſchau fich noch in Preuſſen aufhielt, ſo that derſelbe eine Reiſe dahin , um ſie zu beſuchen .
Die Bagage der ſchwediſchen Armee , ſo die ganze Zeit über bei der Infanterie geweſen, kam auch als M
ix
18
N os 1 DTV
mahlich nach , und hatten die Generalleutnants. Stromberg und Poſſe, deren jeder einen Theil der Fußvolker unter fich hatte , unterweges eine groſſe SMenge Sachſen aufgefangen , welche ſie mit ſich füha reten . Die Armee war alſo längſt benen ſchleſiſchen Granzen von Pietrelow an , wo Stromberg ſtehen blieb , biß an das brandenburgiſche verleget. gn Thornlag Obriſt Carl Horn mit ſeinem poms
merſchen Infanterie Regiment ; die neuen Dragos nerregimenter aber vonStenbock, Meierfeld ,Taube und Ducker bekamen ihre Quartiere in Preuſſen 1, um daſelbſt friſche Leute anzuwerben, nachdem ſie in dem zurüfgelegten Feldzug nicht wenig erlitten hatten.
Desgleichen thaten auch dieandernRegimenter, und machte
Leben Carls des Zwölften , 3704machteman überal gurWerbung und Ergänzungder 174
Armee den Anfang.
So bald war nicht an denen auswärtigen Höfen die Zeitung eingelaufen , daß der König von Schwes den ſein Winterquartier zu Rawiß genommen , als perſchiedene fremde Gefanten ſich dahin begaben, um
die ihnen aufgetragene Sachen vorzubringen ; allein fie wurden insgeſamt , wie ſchon ehedem geſchehen
war , an die konigliche Schwediſche Canzlei nach Stockholm gewieſen. Weil aber doch einige unter ihnen gerne geſehen hatten , daß der König von iha
ren obhabenden Verrichtungen ſelbſteinige Wiſſens ſchaft haben möchte, überdem ſie nicht gefonnen was ren, eine ſo weite Neiſe nach Schweden zu überneh
men , ſo lieffen ſie den Gefantentitul fahren , und hielten ſich nur nis Durchreiſende bei der Armee aut, und wurden auch auf ſolche Art bei dem Könige vors gelaſſen .
Ob nun dieſer zu Rawiß zwar eben nichtbeſtandig mit dergleichen Dingen beſchäftiget war , ſo brachte er doch ſeine meiſte Zeit in der Canzlei mit dem Gras fen Piper und dem Canzleiraht Hermelin zu , und hielte ſich den ganzen Morgen nach geendigter Bets
Mittage ſtunde, und biß um ein oder zwei Uhr nad) Darin auf; da dann nicht allein der Zuſtand ſeines
eigenen Kønigreichs und ſeiner Armee vorkam , ſons dern auch die gegenwartige Beſchaffenheit der bes
nachbarten und anderer Höfe nebſt ihren verſchiedes nen Abſichten in Erwegung gezogen wurden . Bei
müſſigen Stunden arbeitete der König an einige neue Handgriffe bei den Kriegesübungenſeiner Soldaten , welche auch nachher bei ihnen eingeführet , und durch ben Druk gemein gemacht worden . Und auf ſolche rühmliche Weiſe beſchloß Carl der
Zwölfte den Feldzug des tauſend ſiebenhundert und vierten Jahres ,nachdem er in einer Zeit von ſechs Monaten ,
Königs von Schweden.
175
Monaten, als vom ein undzwanzigſten Junius an1704
10
bis zu Ende des Decembers faſt keineRuhe genoſſen hatte. Denn er war erſtlich von Heilsberg in Preuſ ſen nach Warſchau aufgebrochen , und von hier nach Sendomir und Lemberg marſchiret. Von dieſem legtern Orte ging er wieder zurük nach Warſchau, und hatte, nachdem er Puniß verlaſſen , indeſſen eis
nen Rit von ohngefehr zweihundert Meilen gethart. In wahrender ſolcher Zeit hatte er dem Könige Aus guſt die Krone abgenommen , und dieſelbe dem Staa nislaus aufs Hauptbefeſtiget ;die Stadt Lemberg ohs ne Fußvolt, nur mit einiger Reuterei eingenommen ;
dreimal über den Weichſelſtrom geſeget ; und endlich nach dem Treffen bei Punit ſeinen Feind aus dem 1
Königreiche Polen getrieben.
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fchmeichelten die Anhänger des Konigs Auguſt fich
i
ſeinem Beſten eine Veränderung eraugnen wurde,
Aller dieſer glútlichen Begebenheiten ungeachtet1705 noch immer mit der Hofnung, daß fich in kurzen zu
* Sie gründeten ſichabſonderlich auf die Verſiches rung ,To ihm ſein Bundesgenoß derCzar gegeben,
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daß er ihn nemlich mit einer anſehnlichen Hülfe an Geld und Völkern beiſtehen wolle. König Auguſt hatte fich mitlerweile biß im November immer in Cracau aufgehalten , und den Theil ſeiner Reuterei, fo erbei fich gehabt, daherum auf dem Lande und in
den Städten einquartiren laſſen . Hier ſtelten ſich ein
à Haufen Senatoren, nebſt andern vom Adel bei ihm Nein , und beſchloſſen , ein algemeines Senatusconſis
di
lium zu halten . Bei dieſem fanden ſich ſo går vers ſchiedene von denen mit ein , die vorher der Wahl
I des Königes Stanislaus mit beigewohnet hatten, daß alfo Auguſt faſt nicht mehr wufte , wie er dran 18 war , und auf wem er ſich verlaffen folte , maſſen die
014
Unordnung der unbeſtandigen Polen immer"mehr
Heberhand nahm . Die Klugften , und welche es noch
176
Leben Carls des Zwölften ,
1705 noch am redlichſten meineten, wandten ſich zu feiner von beiden Seiten , wodurch gleichſam eine dritte Partei im Königreiche enſtand, welcher man den Nas men der Unparteiſchen beilegte. Der Cronfeldherr Fürſt Lubomirsti, eben ders ſelbe , ſo ſich kurz vorher um die polniſche Crone ben worben hatte , folgte dem groſſen Haufen der übris gen, undbegab ſich ebenfals nach Cracau. Hier bat er dem Könige Auguſt auf das demüthigſte um Vers
jeihung , daß er ſich von ſeiner Partei getrennet hatte, jedoch wolte er ſich hiermit aufs neue demſelben wies
Der unterwerfen , und zugleich alle ergebenſte und uns verbrúchlichſte Treu gegen des Königes Perſon und in deſſen Angelegenheiten angeloben.
Damit aber die erbare Welt, in Beurteilung dies ſer ſeiner Aufführung ſich nicht übereilen , und folche als was beſonders anſehen möchte ; ſo machte er ſeine Urſachen durch den Druck kund *, warum er von der
warſchauiſchen Verbindung hatte abſpringen muſs ſen .
Der ſcheinbarſte Bewegungsgrund ,1 den er
wegen feiner getroffenen Veränderung anführete, war, daß König Auguſt zweene feiner Söhne von Warſchau aus einem Cloſter wegnehmen, und nach Sachſen bringen laſſen . Nun ſcheinet freilich wol
die Abſicht dabei geweſen zu ſeyn, daß er den Vater durch Aufhebung desjenigen, was er auf der Welt am liebſten hatte , deſto beſſer zwingen möchte , zu feiner Partei wieder über zutreten. Allein wann man das Betragen des Cronfeldherrn nur etwas ges nauer unterſuchen wit ; ſo kan man gar ſicher glaus ben , daß er über die Verhaftung und Abführung ſeiner Kinder nach Sachſen ſich mehr gefreuet als
betrübet habe. Denn nunmehr konte er unter einem wahrs Sie ſtehen in denen -Memoircs ſur les dernieres Revolutions de wla Pologne von der 186ften bis 210ten Seite.»
Königs von Schweden . 1
>
177
wahrſcheinlichen Vorwand dasjenigeins Werk ſtels 170 $ len , was er ſchon langſt, und da ihm feine Hofnung zur Crone durch die Wahl des Konigs Stanislaus fehlgeſchlagen , im Sinn gehabt,, und ohnedein ges २
#than hatte, dabei aber aller Welt weiß machen , daß
er bloßwegen ſeiner Kinder Befreiung des Königs . Auguſt Parteiwieder ergreifen múffen. Dieſem hins ſo ohnedem gnugſame Urſachen hatte , allen ihm ? Cracau von neuen geſchehenen Befeurungen a nicht zu trauen kamen die wiederholten Verſiches rungen von des Lubomirski Treue und Ergebenheit 21 um ſo viel mehr verdachtigvor , weil er wohl wuſte;
daß Verdruß und Neid ihn dazu am meiſten verans laffet hatten , daher ihmauchdurchdieſeUmſattelung des Cronfeldherrn eben kein groſſerGefallen geſchahe. Nachdem alfo der König Auguſt bei ſeinen Truppen die nothigen Befehle geſtellet , auch dem verſamleten !! Adel ſeine Angelegenheiten aufs beſte empfolen hatte, reiſete er zu Ende des vorigen Jahres nach Sachſen, fo wohl den im vorigen Feldzuge erlittenen Abgang .
Feiner Volfer wieder zu erſegen , als auch zu feines Landes Vertheidigung defto náher bei der Hand zu 1
feyn , im fall derKönig von Schweden in Sachſen
$
zu gehen Luſt bekommen ſolte.
Indeſſen war der Kaiſer nebſt Engelland und Hole
land beſchäftiget , die polniſche Unruhen beizulegen, und durch eine Friedenshandlung zwiſchen den König von Schweden und den König Auguſt, die Ruhe in der Nachbarſchaft wieder herzuſtellen , weilen er uns
1
gerneſahe, daß die ſieghafte ſchwediſche Armeefich ſo nahe an den ſchleſiſchen Grängen aufhielte. In diefer Abſicht bekam der kaiſerliche Geſandte Graf i
von ZingendorfBefehl ſich nad Ravik zu verfügen, undum Erlaubniß anzuhalten , mit einigen ſchwedia
Then Miniflern dieſerwegen Untertebungzu pflegen . Den Soniga chiftedenSecretair Hermelin zu ihm , Zweiter bei
HOME ** galeri
der
178
Leben Carle des Zwölften ,
1705 ber nach abgeſtattetem Bericht-bem Grafen hinters
bringen muſte, wie der Konig von Schweden durch. aus bei ſeinen gefaſtem Vornehmen verharre , den
König Auguſt zu ndthigen , daß er die polniſche Erone an den neuerwehlten König Stanislaus obtrete , und, fich lediglich mit demköniglichenTitul begnuge, und daß auſſer dieſemauf keinen Frieden zu gedenken ſei. und bei dieſemVorfaß blieb der Konig von Sdwes
den unbeweglich , daß alſo der, engliſche Geſandte, Robinſon, der ſonſt bei Hofe wohl gelitten war, alle Mühe, den kaiſerlichen Abgeſandten in ſeinem Sus chen zu unterſtüßen , umſonſt anwandte *
Dben iſt angeführet worden,daß der Konig Stas nislauszu Ende des vorigen Jahres nach Preuſſen D. 14 gegangen. Hier hatte er den vierzehenden Januarius in
Jan.
Generalleutnant Horn mochte nach der Zurükkunft aus ſeiner Gefangenſchaft wol den erften Vortrag von denen Friedensvor:
ſchlågen gethan haben , worin er folgends von dem Grafen vor Zinzendorf unterſtüßet ward. Dieſer machte ſich anbeiſchig , den Konig Auguftdabin zu bringen, daß er derpolniſchen Strone entragen , und fich mit dem toniglichen Situl begnügen rolle. Dabingegen muffe auch Stönig Stanislaus ſchriftliche Verfiches rung von fich ftellen , daß er nicht franzöfiſche Partei ergreifen , unddenenAnhängern des Auguft vergebenwolle. GrafPiper vers
langte zu wiſſen , ob der fdiſerliche Gefante diefes auf Befehlſeines Herrn odervon ſelbſten vortrage,8aer danndasleştere geftand. Der Andere EdiſerlicheBotſchafter beim StonigeAuguft Graf Strateman ,
batte dieſem vorgeſchlagen , daß er nun öffentlich und mitEhren aus der Sache kommen und die königliche Würde fahren laſſen Ionne , jumalen da er aus feinen Erblanden ſo groſſe Summen Gelbes jabrlich dabei zulege. Anfänglich gab eonig Auguſt fols chem Antrag ziemlichen Beifal, und trug GeneralleutnantKorn ,
so wol gelitten war, und manches vertrautes Wort mit ihm (prach , baju nicht wenig bei ; allein , ſo beimlich auch die ganze Sache gehalten werden ſolte, lo entdekte fie doch der fånig Xus guft dem Stadthalter von Sachſen , dem Fürftenvon Fürftenberg. Dieſerſabe wol , daß bei dergleichen frieben er rejne Bebienung nicht langer behalten dürfte ; Saber auch Flemming und Patkul dem Stonige befandig in die Ohren sagen ,und ihm verſicherten , daß er mit ſeiner Bundesgenoſſen Hülfe ſich noch auf eine ana
tonne. Daß alſ auch dieſe HåndigeArt ausdieſem Kriege midsin förne .
Stiebensvorſchläge vor diflesmai zu Waffer pusdienas 1
Königs von Schweden.
|
179 In einem Dorfe nicht weit von Danzig * eine lange1705 Unterredung mit dem Cardinal Primas ,I der ſich an
u
dieſem Orte, als hinter einem Vorhange, aufhielt,
8
3
um daſelbſt abzuwarten , was die Sachen vor einen
Ausgang gewinnen wurden . Und von ſolcher Zeit an fingen des Stanislaus Angelegenheiten an , ein bers feres Anfehen zu gewinnen . Denn die Abweſenheit
und der lange Aufenthalt des Königes Auguſt in
* Sachſen waren dieſem in fo weit nachtheilig , weil
ali
1
man dadurch auf die Gedanken gerieth , daß er nicht wieder nach ** Polen zu kommen ſich getrauete, uno M 2
fo
• Der Cardinal vermochte den Stonig Stanislaus dahin , daß er ,
obwolen unbekanter weiſe, mit ihm in die Stadt fuhr. In ihrer Unterredung ſtelte der Cardinalſich rechtaufrichtig an, und gab die beften Worte, obgleid, man wufte, daß rein Herz anders befchafs
fen war. Man glaubte , daß der franzöſiſche Geſante mit im Spiel geweſen , und die Unruhe in Polen zu unterbalten geſucht
habe, weil Frankreich in denen Gedanken ſtand 1, daß der Fønig in Schweden nach wieder hergeſtelten Frieden in Polen , dem.
Staiſer und ſeinen Hundesgenoffen zu Hülfe kommen wurde, welches aber ungegründet war. ** Daß derKonig von Schweden dem Stonige Auguft um dieſe Zeit auf die polniſche Grånje und in Schleſien mit rechs und dreiſſig Dfficirer und vier und zwanzig Gemeinen habe aufpaffen laſſen , ift eine erdichtete Unwarheit. Denn als im Jahr tauſend fie? benhundert und zwei der Cardinal dem Stonige von Schweden unter der Hand wiſſen ließ, daß der Stónig Auguftwol geſonnen ware, jujenem felbftzukommen, unddeſto eber einenVergleich zu treffen, ließ Stonig Carl zurůt entbieten, daß er ſehr wilkoma men ſeyn ., und frei auch ungehindert hin und her reiſen konte.
Wie der König von Schweden im Jahr tauſend ſiebenhundert
TE
und vier im Octobermonat nach Prag bei Warſchau ankommen war, und einſten des Morgens am Strande die Weichſel hinun
arte
Lange gewahr, derða zwiſchen einigen groſſen Steinen mit einent
pil
Stußer verborgen lag. Auf Refragen und gegebene Antwort, waser da mache , befahl ihm der ſtønig von Schweden, ſichaugens bliklich von dar weg zu begeben, mit der harten und ausdrúfli: chen Bedrohung, daß mann er ſich dergleichen unterftehen 1, und
ter ritte , ward er ganz unvermuhtet ſeines Leibknechtes , mons
einen Schuß nach den Stonig Auguft thun, auch ihn treffen odec
serfehlen würde, er ihm den Kopf vom Leibe reiffen laſſen, wolle. Doch iſt man nicht in Abrede, daß die fchwediſchen Parteien
nicht auf die råchfiſchen Expreſſen , oder Recruten , auch auf die son Breßlau kommende moſcowitiſche Kaufleute gelauret haben ſolten , niemalen aber und vorbebedtlicher Weiſe auf des Stonig .
Auguf eigens Perror .
180
Leben Carls des Zwölften ,
1705 (o groſſe Verſicherung erauchſeinen Anhängern wer genfeiner Zurüftunft geben mochte; fo jweifelten ſie doch beſtandig daran , undlieffen den Muth ganglich ſinken , biß dieſe Ungewißheit endlich den Cardinal
Primas dahin brachte , daß er des Stanislaus Pars teiergrif. Der König von Schweben hatte zwar ſchon bei ihm vernehmen laſſen , ob ' er die Zeit der Erönung des neuerwehlten Königes zuernennen und feſtzuſets zen gefonnen ſey ? allein der Cardinal wolte ſich hiers zu nicht anders als unter gewiſſen Bedingungen vers ſtehen. Er verlangte alfo zumerſten , daß derKonig
Carl das Königreich Polen die nechſtbevorſtehende fünf Jahre übeč in ſeinen Schuß und Schirm nehs men, und wieder alten etwanigen Ueberfal und Feindo Feeligkeit des Königs Auguft von feiten des Churfürs
A
ſtenthums Sachſen bewahren möchte. Da auchzweis tens bie Polen ihre Krafte und Vermogen gang ers .
( chöpfet hatten , folten die Schweden nicht befugt Teyn , ſie weiter mit einigen Anlagen zu beſchweren .
LE
Endlich wurde auch der König von Schweben nach
allem Vermogen zu verhindern trachten , damit der Pabſt den Cardinal nicht weiter und aufsauferſte vers
folgen und die gegen ihn ausgeſtoffene Drohungen , weil er ſich zu desKönigs StanislausParteigeſchlas gen , insWerk zu richten ſuchen möchte. Der König antwortete auf den erſten Punct , daß er beſtandig acht tauſend Mann in Pommern auf den Beinen halte, und alſo den neuerwehlten König wider allen etwanigenAngrif genugſam bebecken fons ne. Was die Steuren anbetrafe, wurdeman folche nur von denen Feinden einzutreiben wiſſen , auch hierin nichts ohne des Königs StanislgusVorroirs ſen unternehmen . Um aber die ſchablichen Würcluns
gen des påbſtlichen Zorns abzuwenden , wolle man
auf dem Reichstag einige Abgeordnete bepolmachtis
NE
Königs von Schweden .
181 gert, die nach Rom reifen, und des CardinalsAnst765
gelegenheiten daſelbſt betreiben , auch den Pabſt su befanftigen ſich befleißigen folten. Unter dieſen Bes dingungen nunbegab ſich der Cardinal auf des Königs Stanislaus Seite , und hielt hiernachſt den Landtag
ju Cracau , worauf er auch die Univerſalien zum als gemeinen Reichstag nach Warſchau ausfertigte ,um alsbann die Crdnung des erwehlten Königes vorzus nehmen , wie nach dieſem ſol erwehnet werden. Die Cronarmee ließ ſich inzwiſchen hin und wies
12
F.
-5
der bei denen ſchwediſchen Quartieren ſehen. Sons Derlich ſtreifte Smigelski mit einer Partei von ſechs biß acht hundert Pferden , meiſt polniſcher Truppen, unaufhörlich herum . Doch verurſachte er mehrLerm als Schaden , wie dann ſonderlich merkwürdig iſt, daß ein Leutnantmit vier und zwanzig Mann ſich ges gen des Smigelski ganzen Haufen dergeſtalt geweh, ret , daß dieſer ihm nicht das geringſte añhaben Fönnen. Es hat aber hiermit dieſe Beſchaffenheit :
der Leutnant, ſo Guſtav Piſtol hieß, lag zu Clifforca, 1
nichtweit von Pietricow , wo ein Theil von des Ges neralleutnant Strombergs Partei ſein Quartier hatte, zu Eintreibung der Brandſchaßungen . Von
el
18
dieſen , und daß er ſehr ſchwach feyn folte, frigte Smigelski Nachricht, und meinte ſelbigen ſchon ſo gut als im Sack zu haben . Er rufte zu dem Ende 0.3
bahin , und ließ ihn angreifen. Doch der Leutnant Jan. hatte ſeine Leute beizeiten zuſammen gefrigt, und hielt biefen erſten Stos tapfer aus. Als er aber fahe, Daß die Anzahl der Feinde immer anwuchs, zog er fich ins Dorf , und machte ihnen jeder Gaſſe und Haus ſtreitig, bis er ſich aufs legte auf dem Edelhof regte , mit der Entſchlieſſung, ſich aufs auferſtezu wehren. Nun gedachte zwar Smigeleki ſchon das Spiel gewonnen zu haben ,doch brenneten dieSchwes
ben dem Feinde ſo beſtändig auf dem Peli , daß er M 3
den
1
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Leben Carls des Zwölften ,
1705den Angrif fchwerer befand , als er wol vertnuhter geweſen ,, angeſehen er durch alle feine Bemuhung, wobei er viel Vote einbüſlete, nicht einmal das Haus in Brand zu ſtecken vermochte , weil die Schweden
unaufhörlich Feuer gaben unb felten verfehleten .
Dieſes Gefecht Baurete vom Morgen an bis nach Mittags, da Smigelski weil er durch dieſe aufferors
dentliche Gegenwehr abgeſchrekt und überdrüffig wurde, dem Leutnant einen ehrlichen Abzug anbot *. Doch da dieſer fein Wort davon hören wolte, muſte endlich jener mit einer langen Naſe abziehen, und noch dazu einen haufen Schlitten mit Dobten und Verwundeten mit ſich nehmen. Dieſe That gefiel
dem Könige von Schweden ſo wohl, daß er kurz dars auf den Leutnant zum Major machte. Auf gleiche
Weiſe mißlung es desSmigelski Partei, oder beffen Anhängern öfters, und krigten hin und wieder, wann
fie, nach ihrer Gervohnheit, denen Schweden eins anbringen wolten, unvergleichliche Stoſſe. Die Stigelsti hatte den firadiſchen Marſchal, Juandli , bei fidy, welden er Eurz vor Weinachten weggeſchnappet batte. Dieren swang er , daß er einen Brief an den Leutnant Piftol in lateinis icher, franzöſiſcherund polniſcher Sprache ſchreiben mufte , wor: in demſelben gute Bedienungen zugeſtanden wurden , wann er
00: Rich ergeben wolte. Piſtol gab dem fåchfiſchen Briefträger zur Untwort: er perftehe nichts anders als gut ſchwediſch , und als
526 15
ein Schwede wolle er bis auf den lezten Mann fechten , wäre
19 der gegenſeitige Officier ein ehrlicher Kerl , würde er wol reinen Namen unter dem Brief gerekethaben, indeſſen könne derSacre
die Schweden nachzehten , und ſeinem Officier wieder ſagen , daß der Leutnant noch feine vier und zwanzig Mann beieinander ,
ſtürmete Smigetski auch StrautundLobtvor habe.darauf jenem aber loß, mufte heftiger nochübrig über wei Stunden hierauf endlich nachlafen und verſchiedene Todte und Perwundete auf dem Plaß liegen laffen, auffer diejenigen, ſo er in zehn Schlitten
mit wegführte. Er bielt zwar dasDorf die Nacht über befekt, und den Leutnant in beſtändigem Lermen , allein dieſer erhielt folgendes Tages hundert Mannaus Petricou ju Hülfe, morauf Smigelski davon fog. Die Schweden hatten nur zwei Todte
imb eilf Verwundete : ohngeachtet der Feind noch dreiffig mal tårter war.
Königs von Schweden.
183
* Die Crokarttee, fo auseinander gegangen war, 1705 30g indeſſen zerſtreuet herum , und ſuchte nach eiges
nem Belieben die Winterquartiereaus , trieb auch moeit und breit die ausgeſchriebene Anlagen , oder wie mans in Polen gemeiniglich zu nennen pfleget, die Hybernen ein . In Lowiß , fo bem Cardinalzugehd,
rete, hatteſich der Caſtellan von Polangen , Czers minski, mit vierzehn Fahnen und etlichen Compagnien Reuter und Dragoner vondenen ſo genanten Quar tianern eingeleget. DieSchwedenwolten dieſeGaſte ſo nahe in der Nachbarſchaft nichtleiden,darum ward
der Dbriſtleutnant, Idran Lübecker, vomLeibregiment,
mit acht bis neunhundert Pferden in aller Stille das hin beordert. Dieſer marfchirte auch Tag und Nacht 0.4 fort, und legte in drei Nachte zwanzig Meilen zuruf, Tan . hatte ſie alſo ohne Zweifelim Schlafe überrumpelt; wann nicht ſeine Ankunft nur eine Stunde vorher ihnen ware verrahten worden.. So aber waren ſie zu Pferde kommen , und hatten durch die Stadt die Flucht genommen , ohne daß die Schweden ſie eine holen fonten . Gleichwol machte man fünfzig oder $
ſechsig davon nieder, und zwölfzu Gefangenen. Alle Gerahtſchaft, und was ſie an Vieh und andern Les bensmitteln zuſammen getrieben, ward erbeutet. Lús
becker blieb nachgehends eine Weile hier ſtille ſtehen ; die Polen aberwolten denen ſchwediſchen Quartieren de nimmer wieder ſo nabe kommen .
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Ebenſo wenig ließ man die Sachſen in ihren Quars
cu tieren , fö ihnenbei denen ungariſchen Geburgen und 10 , daherum angewieſen worden , unberuhiget. Denn en
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als die fachfiſchen Generals ſich im Zipſerland einnis ſteln wolten , welches einem jungen Lubomirsti, des
verſtorbenen Eronmarſchallen Sohn, zugehdrete ;
r verließ dieſer die kaiſerlichen Dienſte , worin er biss her geſtanden , und gieng nach Hauſe, feine neuen
Gaſteizu befehen , die ihn über den Hals kommen M4
waren.
384
Leben Cario des Zwolften ,
gros waren. Weil ſie ihm aber nicht anſtehen mochten , ſo famlete er einige Truppenzuſammen, und nohtigte Die Sachfen, von dannen zu gehen. Er war hiermit noch nicht vergnüget, ſondern erklärete ſich gegensRos
nigAuguſt vollenkommen feindlich, und fügtemit fein nen zuſammengebrachtenzwei bis dreitaufend Ungarn benen Sachſen einen und andern Schaden zu. Er uberrumpelte auchendlichgar dieſelbenin ihren Quars tieren bei Eracau , nam dafelbft verſchiedene ſowol hos heals geringeOfficices gefangen, und frigte ein paar ſilberne Paufen zur Beute. 12
Auſſer dieſem Lubomirski begunte fich noch eine Partei in Neuſſen und Volhinien zurühren , welche war anfänglich , wie oben gemeldet, ſich zu feinem Theil bekennen wolte , doch endlich gegen König Aus guſt auf des Stanislaus Seite trat, weil jener fo
lange verweilete , aus Sachſen wieder nach Polen zu kommen . Der Woiwode von Kiow , Potocki, war hiervon der Anführer, welcher unter der Hand Volt
auf die Beine gebracht, und nunmehr um Lemberg herum ſchon fechs oder achttauſend Mann beiſammen hatte. Er that viel Dabei, baß des Stanislaus Freunde , fo in der Gegend fich befunden , guten Muht behielten , die aber demſelben nicht gut waren ,
durften ſich nicht regen , und ſtund er über das bereit, auf dem erſten Wink näher anzumarſchiren. So
half auchdie Unterredung des Potocki mit dem ſchwes diſchen Generalleutnant Stromberg nicht wenig zu dieſem Entſchluß,welchemer ſechzig Sachſen auslies ferte, die er bei einem Scharmúzel bekommen hatte. Hingegen Pam dieſer Vorfal der dem König Aus
guſt zu Liebe in Cracau angeſtelten Rahtsverſamlung fehr bedenklich für, und ſehnteſieſich dannenher nicht moenig nach deſſen baldiger Zuruffunft aus Sachfen , damit man durch ſeine Gegenwart aller ſchädlichen
Folge mochte vorbeugen können. Allein König Aus guſt,
1 Könige von Schweden .
185
guft, ſo vielleicht wegen der allenthalben, auch ſo gar 1705 bis in Schieſien aufpaſſenden ſchwediſchen Parteien,
el
würde Mühe gehabt haben durchzukommen , und uis ber das in ſeinem eigenen Lande noch viel zu beſtellen
hatte, entſchuldigteſein Auſſenbleibenauf allerleiArt
mi
und Weiſe, und ſchob die Zeit auf, ſo lange er fonte. Wie diefe Antwort ju Cracau eingelaufen war , bes
Schloß man,die Reichsverſamlung drei Wochennach des KönigsAuguſt Ankunft erſtlich zu halten , wiewol aus obiger Urſache undum ſeiner mehrern Sicherheit halber , der eigentliche Tag nicht benennet wurde.
Inzwiſchen warbdurch GeneralleutnantArwid Horn, mai fo damals in Dresden war ,, an einer Auswed )ſelung
In beiderſeits Gefangenen gearbeitet, welche dann auch ito zu Stande tam , und wardHorn felbft gegenden
ruflichen Generalleutnant Allart, der in der Schlacht
et
bei Narva gefangen worden , und ſeit der Zeit gefeſs
5
fen hatte , ausgetauſchet.
2
Indem dieſes in Polen vorging , machte der Czar
elit von Mofcau Anſtalt, beinachſtem Feldzuge mit einer anſehnlichen Armee in Lithauen zu gehen , und alſo
fein Wort zu halten, welches erim vergangenen Jahre
*
fowol dem Abgefantendes KönigsAuguſt, dem Bois woden von Culm , Thomas Dzialinski, als auch dem t Narva ges Zeit wahrender Belagerungvor to Oginski c mer
i hatte. Und weil geben s ihm darneben úm Riga im Sinne r e rfo m nicht meh bef , als ein u O a groſſe und ſchwere Artillerie mit allem Zubehör an die Hand zu ſchaffen , um dieſem wichtigen Plaß mit
i
11
allem Ernſtezuzuſeßen.
Nachdem er alſo alle hierzu nohtige Veranſtaltun,
gen gemacht hatte, mufte der Feldmarſchal Scheres methof mitachtzehn bis zwanzig taufenb Mann vors
aus marfchiren , bei der Ezar mit der übrigen Ars
mee bald nachfolgte, und durch die Woiwodſchaft Polocot in Lithauen einrúkte,wobeiernur,ſo vielzurut Ms.
ließ,
186
Leben Carls des Zwölften ,
1705ließ , als zur Befeßung der Stabte Marva , Ddept, und einiger kleinen andern eroberten Plage nohtig waren. Soward auch einegulangliche Manſchaft in Finland gelaſſen , um alda dem General Maidelund
denen unter ihm ſtehenden ſchwediſchen Truppen die Spiße zu bieten. Der Cjar hatte auch Urſache, wegen dieſes wacha famen und muntern Officires in Furchten zu ſtehen,
deffenHerzhaftigkeit ihm vomlegtern Feldzuge hec gnugſam befantwar. Denn obgleich Maidelſichnicht im Stande fahé auszuſchlagen , ſo wolte er doch die
Zeit mit ſeinen Truppen in der Winterquartieren
nicht unnugzubringen , ſondern fuchte dem Feinde 1
allen Abbruchzu thun. Nun hatte der Czar , wie im vorigen Jahre ans
geführet worden , bei der Einfart des Nevaſtroms auf der Inſul Retuſari ein Schloß anlegen laſſen, ſo hernach unter dem Namen son Cronſchlot berühmt worden , und welches an der daran erbaueten Stadt
ftofſet,die bekanter maſſen Cronſtadt genant iſt. Von dieſem Orte wolteMaibel fich Meiſter machen , weil aber dieſes durch eine unvermuhtete Ueberrums .
pelung geſchehen muſte ; fo ließ erzu Ausgang des gennermonats eine Partei unter Carl Arnfelts Ans führung in aller Stille ausgehen , und durch unbes kante Wege, damit er nicht entdekt wurde , forts
marſchiren .Doch als dieſer über den gefrornenArm der See muſte, fo zidiſchen der Jnſul Retuſari und
Finland iſt, verirrete ſich der Wegweiſer in der ſehr dunkeln Nacht, und führte ihn auf dieſer ganz mit
Eiß und Schnee belegten und bedekten Ebene weit auf jenſeits der Schanze , ohne daß Arnfelt das ges ringſte davon inne wurde.
Wiedie Ruſſen alſo von dem Anſchlagder Schwes ben Wind undZeitbekamen i, ſtelten ſie ſich nicht als
lein zur Wehre, ſondern zogen auch in allerEilfünfs hundert
187 * Königs von Schweden ? hunbert Mann von Retuſarimaifics in das Ohloß.1705 Was ſonſtenauf der Inſul an Reuterei und Fußvole übrig war ,ī ftelte fich in dem darauf neuangelegten Cronſtadt , und in dem von dem Ezaren erbaueten
Pallaſt in Ordnung, um die Schweden zu empfangen. Arnfeltwar ſchon zu weit kommen , daß er unvers richteter Sache fich zurufziehen mogen ; alſo ließ eć
#
ſich dieſen ſchlechten Anfang nicht abfdrecken , ſons
te bern kehrete wieder nach der Inſul, grif den Feind * in der Stadt an,und jagte ſelbigenaus feinemVors a theil heraus. Die rußiſche Reuterei ging alſofort
i
durch , das Fußvolk aber , ſo ſich ins Schloß retten
wolte, ward meiſtentheilsunter den feindlichen Stut ken aufden Eiſeabgeſchlachtet, und denen Ruſſen , fo ihnen aus dem Schloffe zu hülfe famnen ; ging es
Hins faſt nicht ein Haar beffer. Die übrigen verfolgte in man biß an ihre ſpaniſche Reuter, und den um das
wy
Schloß drei Faden breit aufgeeiſeten Graben . Doch gegen dieſes teßtere ſelbſtwarnichtsauszurichten , darum wandte ſich Arnfelt wieder zur Stadt , alwo
man von allerhand Eßwaren einen Ueberfluß, nebſt einem groſſen Speicher von Lebensmitteln fand, wela
ches zuſammen , mit des Cjaren Pallaſt und einem Haufen rußiſcher Fahrzeuge , von denen Schweden in die Aſche gelegetward.
Nicht lange hernach ließ Maibel durch eine ans 2
7. DerePartei beiødteburg feinHeil verſuchen , welche unde
n nte uno liegende Schiffeviele verbra u Sr eingefrorne richtererußiſche auch daherum li rMit im 7 Rufmarſch durch Brennen verſchiedenen anderen
Schaden dem Feinde verurſachete.
Mun konten
Bon Die Moſcowiter dieſen Verluſt leichtverſchierte
zen , gleichwol gewann Maidel hierdurch ſo viel, daß ver Feind ſich beſtandig innen hielte, und durch ſein
Streifen und Verheren dieſen Strich Landes nicht
gn
weiter beunruhigte.
188
Leben Carls des Zivolften ,
1995 In Curland aber ſchienen die Schweden grøffece Sefahr zu laufen , nicht alleinwegenderEntfernung
des KönigsvonSchweden ,fondern auch weilGraf i Löwenhaupt mit ſeinen wenigen Leuten der ganzen
entfeßlichen herannahenben moſcowitiſchen Machtzu widerſtehen nicht machtig genug zu feyn (chiene. Jes doch wir werden ſehen , daß er dieſer anſehnlichen
Menge nichtallein bie Spike bot, ſondern ſie auch wurklich zurük trieb . Die gute Verfaſſung und Ans
ftaltendesGrafen Löwenhaupt trugen nichtwenig zu
AL
dem glúklichen Fortgang der ſchwediſchen Waffen in
dieſer Gegend bei. Seine vornemſte Sorge ging bahin , ſowol Kar Lande zu ſchußen und ſolches, dem Cjaren Fuß
Fuß ſtreitig zu machen , als auch
abſonderlich auf allem Nohtfal bie freie Handmit Riga zu behalten , und von ſelbiger Stadt eine Bes
W
lagerung abzuwenden , welches beides ihm auch glúts lich von ſtatten ging .
Er hatte zu demEnde die Truppen aus Libau und andern abgelegenen Dertern in Turland , wie auch
die Regimenter, ſo der GeneralmajorSchlippenbach
de
im vorigen Feldzuge in Liefland bei fich gehabt, an
ME
fich gezogen. Mitau aber und das Schloß zu Bauste
verfahe er mit ndhtiger Beſagung , damit man hiers durchdem Feindeetwas zu thun gabe ., bevor er vor Riga ginge, , und man alfo Zeit gewinnen möchte, neue Hülfsvölker anruden zu lafſen , wovon unten wird ferner zu reden ſeyn.
Mitlerweile hatte der König von Schweden die Partei ſo unter Obriſtleutnant Lubecker Ftand, von d . 12 Lowitz zuruf kommen laſſen . Es war aber dieſer Ian , nicht ſo bald da weggegangen, als ſich ſchondieQuars tianer aufs neue baherum ſehen lieſſen , und an dem Drte, Couallen genant, in Cujavien , den alda mit hundert Pferden zur Eintreibung der ausgeſchriebea nen Anlagen liegenden Ritmeiſter Elf berg anpakten . 2
Die
1
189 Königs von Schweden. ? Die Quartianer waren acht und zwanzig Fahnen 1905
Enftark, und hatten zweihundertteutſche Dragoner bei
& fich. Wie der Ritmeiſter ſahe , daß dieſe Leute ihm
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an Manſchaft überlegen waren, hielt er nichtvor raht.
fam,fie auffreiemFelbe anzugreifen, damiter nicht ümringet und ganzlich geſchlagen werden möchte. Er jog fich alſo auf den Kirchhof, und hieltden Feind hinter der ſteinern Mauer tapfer vom Leibe.Die Polen #lieffen daher ihre Dragoner abfißen , damit ſie Stege und Bretter zufammen tragen , und die Mauer Damit
herſteigenmöchten . Ein haufen Polen ſtiegen auch auf das nächſte Spausim Prieſterhof, und thaten mit Stus Bern unter die Schweden einigen Schaden. Solchen
abzukehren , fiet Gifbergmit einem Theil ſeiner Mans d! fchaft aus, und verjagte nicht allein dieDragoner von der Mauer, ſondern feßte auch den Prieſterhof im Brand, und obgleich die Polen das Feuer auslos Tcheten , ſo machte doch diefer brave Officier , nach
zweimaligen Ausfällen , ihnen die Hölle ſo heiß, daß nachdemer das Haus von neuen angeſtekt hatte, viele i barin verbrennen , und die übrigen daraus entlaufen i muften. Dieſem ungeachtet, ſtürmete der Feind auf
den Kirchhof von neuen loß, allein er ward zweimal
ie
abgeſchlagen , und gendhtiget fich mit Verluſt vieler
6 Todten und Verwundeten , nachdem dieſes Gefecht von Morgens um ſieben Uhr bis nach Mittages um
I vier ohne auf hören gedauret hatte, nach Lowię abzus zichen , woſelbſt er ſich regte, und mit mehrern vers
Du ſtarfte.
Generalleutnant Nieroht, fo im gnefenſchen Ges > biete im Qartier lag, frigte ſofort hiervon Nachricht und ſchitte den Major Carl Piper mit dreihundert
und funfzig Pferden ihnen nacy, welcher in der Nacht
swiſchen den letzten Hornung undden erſten Merzone Feb. dieſelbe in Lowik anħiel und wacker Klopfete, auch nachdem er eine groſſe Anzahl Davon erſchlagen , die übrigen
190
Leben Carls des Zwölften,
1705 übrigen überHals und Kopf zurStadthinausjagte, undihnen ihren Kriegesvorraht und Gerähte abnahm . Gleichwol ſchamete fich der Feind, der nunmehr viers sig Fahnen ſtark war, weiter zu laufen , ſondern ſtelte
ſich auf dem Felde in Schlachtordnung. Piper that Desgleichen, und wieer etliche von denen lithauiſchen Truppen des Sapieha, und einige Wallachen unter
dem Ritmeiſter Johan Gabriel Lilliefwerd bei fich hatte, ließ er diefelben den erſten Anfal thun. Als aber dieſeihrerHaut ſchoneten, undziemlichſchläfrig zu Werke gingen , fekte Piper mit denen Schweden ihnen vorbei mitten unter die Feinde , und jagte fie
nach einigem Gefechte in die Flucht und über einen Paß, woſelbſt noch viele, ohne was auf dem Plak geblieben , umkommen muſten . Man frigte ſieben zehn Sachſen mit zwei Unterofficier und einigePolen gefangen , zwo Standarten aber , zwo Fahnen I, und
ein paar Paufenzur Beute * Um dieſe Zeit kam der Fürſt Lubomirski, deſſen wir oben erwehnet, bei dem Könige von Schweden im Hauptquartier zu Rawiß nebſt funfzehn hundert Ungarn und einer Fahne Polen an , und brachte mit ſicheinen Majoren , drei Capitains , einen Leutnant,
und eilf Unterofficiers, ſo er denen Sachſen bei Cras cau weggenommen , und dem Könige ſchenkte.
Er
ward von dieſem ſehr gnädig empfangen , und ſeine Eruppen • Nach etlichen Monaten wette der Caftellan Cerminski dieſe
Scharte wiederredlich aus. Liliefwerd lag mit ſeinen Wallas chen zu Miſchalowice , einige Meilen von Warſchau, um Brand : fchakung einzutreiben . Als der gröfte Theil von dieſen Leuten
am ſechszehenden Mai auscommandiret war , kam eine czess minskiſche Partei von vierhundert Mann angerůdet. Nunwar Lilieſwerd ein braver Officier, ro ſich vor ſeine Perſon ungemein tapfer wehrete , als aber von denen Wallachen etliche erſchoffen
waren , namen sie übrigen die Flucht, und lieffen den Nitmeis fer nebit dreiffig Mann im Stiche, die alſo , nachbett fie fich
And wohl gebalten , insgeſamt niedergebauen wurden .
Königs von Schweden.
191
Eruppen beiGeneral Stromberg in die Winterquars 1705 tiere geleget.
Dieſer erhielt ſofort darauf Befehl, mit vier Res gimenter Fußknechten und einiger Reuterei gerade nach Cracău zu gehen , und ſowohl die Sachſen von dar zu vertreiben , als auch das ganze Palatinat zur
M
Partei des Königs Stanislaus zu bewegen,als wozu ſich ſchon der groſte Theil des Adels geneigt erzeigte, abſonderlich nachdem man auf ſo vieleSchreiben und
Vorſtellungen an den König Auguſt wegen deſſen Znrutkunftwenig Troſt erhalten hatte. Alleindie
了情
Sachſen hatten ſchon vorher ausrechnen können , daß fie alhier nicht gar zu ſicher für die Schweden ſeyn wurden, und waren deswegen bereits von Cracau fort über die Weichſel nach der ſendomirſchen und lublis
niſchen Seite gegangen . Nur allein Smigelski und deſſen Anhang blieb dieſſeits der Weichſel, und ſtreifte hin und wieder , that auch auf des Pringen Lubosd. 20
mirskiVoll inihrenQuartieren einenunvermuthes Mart
The
TO
ten Anfal, und hieb einige davon , worunter ein Dbris ſter, nieder, dennoch muſte er zuleßt mit guten Stoſs ſen weichen. Einen ſeiner Anfänger, Namens Swis narski, überrumpelte auch eine ſchwediſche Partei an Der ſchleſiſchen Gränze, und nahm ihn ſelbſt gefans machte pohl er einige Zeit hernach ſich wieder los
machte, und davon wiſchte. Nachdem Lubomirstib. 28 mit der gnädigen Aufnahme , ſo ihm im ſchwediſchen rese Sauptquartier von dem Stónige und der Hofſtat wies
ine
w
derfahren , gar wohl zu frieden war , wartete er nicht lange in Rawik, fondern ging mit einiger ſchwedis ſchenManſchaft verſtärketzuruf, und ſtieß beiCras cau'ju dem Generalleutnant Stromberg , nachdem er vorher Bem Konig Stanislaus fich unterworfen ,
beftandige Treue und Gehorſamverſprochen und hatte. Oben
Leben Carls des Zwölften ,
192
1705 Oben iſt beiläufig angeführet worden , wie derGes neralleutnant Horn wegen Auswechſelung derGefans
genen zu Dreßden Handlung gepflogen. Nachdem Die Sache zu Stande Pommen war , wurden die
Schweden ,ſo bißher in Sachſen gefangen geſeffen , unter einer Begleitung auf der Gränze nach Sorau
gebracht, woſelbſt der Obriſt von dem bremiſchen Regiment Reuterei, Freiherr Carl Horn , fie'entges,
genzu nehmen , und hergegen die gefangeneSachs fen , nachdem ſie auf des Königes von Schweden Befehl neu gekleidet worden , wieder auszuliefern 1
beordert ward.
Inzwiſchenwar der Konig Stanislaus wieder nach fein Schloß Ridzin gekehret , wohin ihm feine Ges mahlin und Mutteraus Preuſſen' bald nachfolgten, und zu gleicher Zeit mit ihm alba anlangten. SO bald hatte die Königin nicht ihreAnkunft dem Könige von Schweden durch den Generalmajor Sauerbrei
kund gethan, als der König ſie hinwiederdurch ſeinen Cammerherrn Klingenſtierna bewilkoinmen ließ, und Den Tag hernach ſeibſt dahin reiſete , um bei ihr den
d. 14 erſten Beſuch abzuſtatten. Wobei ihm der Pring Mart von Würtenberg, nebſt einigen Generalen und Hofs.
bedienten begleiteten.
Er ward von der Königin
auſſen vor ihrem Gemach empfangen , und führete ſie bei der Hand hinein , da man ſich hernach nieders
ſekte. Der Konig redete wenig und Teutſch , weil
die dnigin dieſeSprache etwas verſtehenfonte . Doch wahrete dieſes Geſprach eine ganze Stunde,
und alsdann Pehrete der König, nach genommenen hofs lichenAbſchied,von der Königin wiedernach Rawiz. Dieſer Fleine Ort war dazumal mit angenehmer Geſelſchaft und artigen Leuten wohlverſehen,unders
gdgteman ſich alda mitſo vielmehrern weil man aller dergleichen Luſtbarkeiten
peit ein
,
Jahren an des König Carlo Hofſtat gar nicht ges wohnet
Königs von Schweden.
11
1
193
wohnet war. Wie denn überhaupt die Stadt ſehr 1709 vorteilhaftig gelegen iſt, maſſen man dahin von den pommerſchen und ſchleſiſchen Gränzen gelangen kan, ohne durch Polen einen groſſen Umweg zu nehmen. Weil auch der König von Schweden feinen Minis ſtern und vornemſten Hofbedienten vergonnet hatte, ihre Gemahlinnen dahin kommen zu laſſen , ſo gab
-/
folches zu allerhand Zuſammenkünften und Zeitvers kürzungen Anlaß. Unter andern hatte die Grafin Piper , des foniglichen Rahts und Grafen Pipers Gemahlin ihre Schweſter, Inga Cornflycht, aus Schweden mit ſich dahin gebracht, die mit dem
11
kürzlich aus ſeiner Gefangenſchaft von Dresden ans gelangten Generalleutnant Arwid Horn verſprochen war, und ihmzu Rawiß ehelich beigeleget wurde, und
ging die Hochzeit mit allem Pracht vor ſich. Die Königin von Polen ſtattete bei dieſer Gelegen, heit hinwiederum ihren Gegenbeſuch bei dem Konige von Schweden ab. So war auch der Konig Stas nislaus bei dieſem Feſte init ſeiner ganzen Hofftat ges genwärtig, und wurden dieſe königlichePerſonen mit auten ihnen zukommenden Ehrenbezeugungen empfans
gen ; wie dann der König Carl fich recht angelegen ſeyn ließ , feine Gaſte herlich und nach Wurden zu bewirthen.
Diefe und andere Ergoklichkeiten mehr wurden
unterweilen durch allerhand Zufälle geſtoret * 'und fix
ele ni
FA
Zweiter Theil.
N
unters
• Nawiß ift iwar an ſich ein artiger wolgebaueter Ort , aber nur mit einem Tchlechten Erdwalle umgeben , der ſo verfallen , daß man an einigen Stellen darüber in dieStadt hinein reiten kan . Die Thore waren nur mit etlichen Bürgern bereket, und einem jeden erlaubt, nicht allein aus und ein zu fahren , ſondern auch täglichden Stonig (peifen zu ſehen . Weil nun die Neubegierde viele Fremden , abfonderlich ans Schleſien , herbeilokte, ſo ver: urſachte folches allerhand nachdenkert , und erſuchte matt den
Honig von Schweden inftandigft, etliche Compaġnien Fußbote in die Stadteinrücken zu laſſen , vorausda einige feindlichePar: teien
!
1
· 194
Leben Caris des Zwolften ,
1905 unterbrochen *,dieman anfänglich anfahé,als wann fie hatten,nachmals as nur von ohngefehr fid ) zugetragen ber die Urſachen und Urheber derſelben entdekte. Alfo
in brach einmal des Vormittags um zehn Uhr mittenber teien fich auf der Nähe reben lieffen. Allein Carl der Zwolfte hielt dieſes vor. ſo unnohtig , daß er vielmehr alle Tage , reiner Gewohnheit nac , mit einem kleinen Gefolge ausrit. Gleich nach dem neuen Jahre thatt er einen ſolchen Rit nach Wielun und andere Derter an dér cracauiſchen Seite, wo Regimenter lagen , und kam , weil die andern ihm nicht nachkommen kons
ten, nur ſelbander zurük. In was vor Gefahr der Kisnig dazus mal geweſen , erhetete kurz darauf aus dem Bericht eines polnis ſchen Edeimanns, der beini Smigelski gefangen gefeffen , und nunmehr entwiſchet war. Derſelbe erzehlete, daß Šmigelski mit zweihundert Pferden in dem nechften Walde bei Rawiß fid vers itekt gehalten, und den Stonig felb vierte ausreiten ſehen . Weil dieſer aber wider feine Gewohnbeit ganz fachte und langſam ges ritten , habe er daraus geſchloſſen , daß es nicht der Stónig reynt müffe , und alſo keinen Lerm angefangen , bis er bernach erfahs
ren , daß es gleichwol der Stónig geweſen , per ihm vorbei ge: ritten , worauf er unverrichteter Sache abgelogen. Von dieſem Vorfal namen nicht allein diejenigen , ro am nachften um und bei dem Könige waren, Gelegenheit,ihm zu ſeiner Sicherheit allerband Vorſtellungen zu machen , fondern der preus: fiſche Gefante , Graf Schlippenbach , wies ſo gar reine Verbale ungsbefehle auf , in welchen der Stönig von Preuffen ſeine Bes Kümmernis bezeugete,weilder Stönig Carlreine Perſon ſo wenig chonete, und leichtfeinen Feinden in die Hände gerabten konte. Dieſer nam folche Vorſorge feines Bundesgenoſſen wohl auf, und gab dein Gefanten zur Antwort : „Daß ernicht zweifle, Gott „ , werdeihn bewahren ; im übrigen aber moge és kommenwie mes wolle , ſo foule ihn doch kein Menſch lebendig in feine Ges walt bekommen . » . Doch fruchtete dieſes ſo viel , daß nicht allein auf die im ſchwediſchen Hauptquartier ankommende mehr
acht gegeben , ſondern auch zwolftauſend polniſche Gulden auf des Šmigelski Stopf geſeket wurden, der aber den Braten roch und ſich nach Cracau zurüde zog. Hieher gehöret bas Abfterben des Staiſer Leopolbe. Weil er son dem Könige Carl viel gehalten , und ihm , wie man von guter
und ſicherer Band berichtet war, mehr dann einmal als einMu: Her eines tugendhaften verſtandigenunbtapferen Söniges vors geftellet uno anbei gewünſchet hatte, daß die Weltmehrere folde ſo ging dieſerwegen und regierende Herrn , wie ihn, haben möchte, aus anbern Urſachen rein ábfterben dem Stonige von Schweben Tehr nahe, wie er ſolches ſowol mündlich dem tåiferlichen Ges
ſandten Grafen! von Zinzendorfzu verftehen gab , als auch in dem Erauerſchreiben an den Rifer Joſeph Ausbruden ließ.
Königs von Schweden .
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der Stadt in einem Hauſe Feuer aus, welches nichtweit 1705 von des Prinzen von Würtenberg Quartier gelegen wat. Der König von Schweden eilete alſobald hers
zu, und begnügte ſich nicht, ſeine Leute von ferne zu Dámpfung der Feuersbrunſt anzufriſchen ; ſondern begabſichſebſt auf das Dach dieſes Hauſes , worin das Gemach,auf welchem erſtand, ſchon lichterlohe brandte. Als man im Begrif war einen Theil des Dachs herunter zu reiſſen 1, um dem Feuer beffer beizukommen , warb man zwiſchen dem Rauche des Königes mitten unter den Flammen gewahr. Bei diefem entſeßlichen Anblik ſtunden allen getreuen Schweben die Haare zu berge, weil ſie in groſter, Angſt waren , ihren König , vor dem ſie ſonſt ihr les
ben ſo oft in die Schanze geſchlagen , bei dieſer aus genſcheinlichen Noht, ohne die geringſte Rettung auf einmal zu verlieren.
Da nun alles Flehen und Bitten , der König mochte fich doch von dieſen gefährlichen Ortweg begeben, 13
ehe er ſamt dem Boden in das Feuer hinunter fiele, gleichwol nichts verfangen wolte, ſondern er , feiner bekanten Gewohnheit nach , auch dieſe Gefahr vers, achtete, ſo daß die Zuſchauer von unten darüber ers
ſtaunten , und dennoch ſich niemand unterſtund , die Treppe , ſo bereits auch im Brand war , hinauf zu M
al!
ſteigen ; ſo wagte ſich endlich der junge und brave Prinz von Würtenberg zu ihm, und brachte ihn durch vieles inſtandiges Zureden dahin , daß er ſich in Sie cherheit begab. Er war aber kaum auf die Seite ges bracht, ſo fiel das Stokwerk und der Boden, worauf er geſtanden , ein und übern Haufen. Bei dieſem blieb es noch nicht, ſondern da aus Unvorſichtigkeit eine Feuerleiter umgeſchmiſſen wurde , ſchlug ſolche den König zu Boden, mit Erſtaunen und lautem Ges ſchrei der Umſtehenden ; doch ſtund er behende wies
der auf, und ſagte ganz gelaſſen zu denen, ſo ihm aufs N
richten
196
Leben Carls des Zwölften,
1705richten wolten , ſeiner Gewohnheit nach : The ska
der intet : Das ſchadet nichts , wie man denn auch in ſeinem Geſichte keine Veränderung noch Schaden merken fonte. So viele Mühe fich nun der König mit ſeinen Leuten gegeben , das Feueč zů
löſchen, ſo konte man doch nicht verhindern, daß nicht in wenig Stunden zwei und zwanzig Gebäude übern Saufen und indie Äſche lagen.
Es kam nach dieſem bald wieder , und zwarzum zweiten malFeuer aus, doch ohne ſonderlichen Schas Den . Woher ſolche Brünſte gekommen , konte man
eigentlich nicht erfahren,wenigſtens muhtmaſſete nies mand , daß es angeleget , und auf des Königes Pers
ſon felbſt angeſehengeweſen. Erſt zwei Jahr hers nach , da man an dieſe Sache nicht mehr gedachte, meldete ſich ein Kerl bei Hofe , mit der Anzeige: et
hatte etwas geheimes dem Könige zu offenbaren. Dowolen nunder König fich gar nicht begierig bes zeugete, dieſe Heimlichkeit zu wiſſen , To ließ er ihn Dennoch vor fich kommen , und hörete von ihm die
freiwillige Befántnis, daß er das Feuer angeleget, und im Sinn gehabt, weil er voneinem gewiſſen Hofe Geld darauf empfangen,den Königim Auflauf
zu erſtechen, ſei ihm auch inwährendem Brandenahe an der Seite geſtanden , undbereitswillens geweſen, ihm das Meffer in den Leib zu ſtoſſen , er habe aber die That nicht volbringen können , gleichſam als ob ihm alle Kräfte waren benommen geweſen. Weil ihm nun dieſes immer auf ſeinem Gewiſſen liege, und
keine Ruhe laſſe , ſo habe er es anzeigen wollen. Nachdem der König die ganze Erzehlung dieſes Bds fewichts mit aller Gelaſſenheit ausgehöret hatte, las chelte erdarüber , und machte ſichnicht viel aus der
Sache, ſondern ſagte zu den Anweſenden, daß er den
Kerl vorwahnſinnig hic!te, und daß man ihn wieder laufen laſſen konnte.
Der
Königs von Schweden.
197
Der Generalleutnant Strömberg hatte inzwiſchen1705 durchſeine Aufführung und gute Ordre bei ſeinerwes
nigen Manſchaft, es in dem cracauiſchen Palatinat ſo $
weit gebracht, daß der Adel gróſtenteils entſchloſſen war, dem Könige Auguſt allePflicht und Gehorſam
aufzukündigen , und auf des Königes Stanislaus Seite zu treten. Denn dieſer hatte an die Woiwoda
ſchaft Univerſalien oder Circularbriefe abgehen laſſen , um ſie dahin zu bewegen , daß ſie an einem gewiſſen Drte, den ſie vor gut dazu befinden wurðen, ſich vers
famlen , und alda einen Landtag halten möchten . Es . geſchahe auch im Anfange des Maimonats , daß mehr b. !
als neunhundert Edelleute in der Stadt Prozovice Maji zuſammen kamen , und einhelliglich beſchloſſen , von der in Sendomir geſchmiedeten Confdderationabs 14
und hergegen der warſchauiſchen beizutreten, auch folgs lich Stanislaum für den rechtmäßigen Konig in Pos len und ihr Oberhaupt zu erkennen . 3
Hierzu kam noch dieſes, daß die Confdderirten ans
hielten , es möchte der König von Schweden die im
vorigen Jahre angefangene und wieder unterbrochene Tractaten von neuen aufnehmen , und fortſegen laſs
ſen , und als der König ihnen dieſes verſprach , bes ſchloſſen ſie verſchiedene Abgeordnete abzuſenden , und zwar erſtlich an den Stanislaus,um ihn ordentlicher weiſe als König zu erkennen , und den Eid der Treue
zu leiſten ; hiernachſt an den König von Schweden, Damit die bißherigen Anlagen aufhören möchten ; ferner an den Cardinal Primas wegen Feſtlegung des Crdnungstages des neuerwehlten Königes, und Ers ſcheinung in eigener Perſon dabei ; ſodann an den
Cronmarſchal , um ihn zu erſuchen , Dem übrigen Adel
dieſer Woiwodſchaft mit beizutreten , auch der Erds W nung mit beizuwohnen ; hierauf an die benachbarten & Palatinate, auf daß fie ebenfals vor des Stanislaus
Partei ſich erklären ,undhingegen dieſendomitfcheCons a
N 3
føderation
Leben Caris des Zwölften ,
198
1705 foderation verlaſſen möchten ; endlich an die Crons armee, um ſie dahin zu bewegen, daß ſie von neuen Dem Eronmarſchal folge, und alſoder Republic nuks ſiche Dienſte leiſte , auch bei der vielerwehnten Eros
nung ſich einfinde; undzulegtan den pabſtlichen Nuns
cium , damit er Den Pabſt abhatte, auf keinerlei Weiſe etwas gegen den Cardinal Primas, oderden
Biſchof von Poſen vorzunehmen. Der Cardinal ließ die Abgeſchikten in Danzig vor fich, undweil er mit dem Könige von Schweden vers abredet hatte, den Stanislaus als König zu erkena
0 21 nen ; fo ſchrieb er zuforderſt Univerſalien aus * , und
Maji jepte nach Gewohnheit einegerviſſe Friſt, nemlichden ſedyszehenden Junius an, an welchem über ganz Pos len die Landtage folten gehalten werden ; und nacha
gehendsward Der erſte Julius zumalgemeinen Reichs, tag in Warſchau anberahmet,und die Landboten das
su eingeladen ,ſich mit ihren Volmachten dabei einzus finden .
Zu gleicher Zeit ließ der Marſchal der warſchauis Ichen Conföderation , Petrus Jacobus von Paradis Bronig, To ebenfals mit dem Cardinal nach Danzig gewichen war, auch in ſeinem Namen Univerſalien ausgehen , die an demſelben Tage wie des Cardinals
ſeine gezeichnet , und auch an alle Palatinate in eben Der Abſicht gerichtet waren , um zu Warſchau eine algemeine Zuſaminenkunft anzuſtellen . Nun Weil der Cardinal in dieſen Univerſalien vorgegeben , der side nig von Preuſſen habe ,da er alle Hofnung zurWiedervereinis
gung des Königes von Schweden mit dem Stônige Auguf ,nach angewandter vielen Rühe, verloren , und wohl geſehen , daß der Stönig Carl von dem Stanislaus nicht ablaffen werde , dieſen lektern vor einen Stönig von Polen erkant ; Po nam der
preußiſche Hof ſolches ſehr übel auf , und ließ der Fesnig von Berlin aus , unterm ſechsten Junius ein Schreiben an den Car:
je dinal aßgeben , worin der Angrund dieſes Borgebens an den Tag geleget 'warb.
Königs von Schweden. 199 Nun rahe König Auguſt, po noch beſtändig abwe:1705 fend war, gar wol,was dieſes endlich für eineſchlechte Folge vor ihm haben wurde, wann er nicht ſchleunig baju thate, darum war er auf allen * Seiten bemůs 1
het, ein Mittel hierwieder zu erſinnen. Die Nacha richt von des Cardinals und des Marſchals der wars
ſchauiſchen Conföderirten Betragen hatte ihn ſehr N4
beſtürzt
1
In diefer Abricht ließ er durch ſeinen Riniffer Gersborf in Haag bei denen Generalftaten , und bei dem Herzog von Marlborough 1
1
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1
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durch den General Flemning um Hülfeanhalten . Patkul mufte in Berlin den preußiſchen Hof durch groſſe Verſprechungen auf des Cjaren Seite zu ziehen ſuchen , und anhalten , daß die dies ſes Jahr in die Diree ftechende moſcowitiſche Flotte in die preuſs fiſchen und brandenburgiſche Hafen frei einlaufen dürfte. Der Sönig ließ ihn nicht einmal vor fich, ſondern der von Jlgen mufte ihn mit RinemAntragvordieſesmal abweiſen. Wie er ſabe, daß hier vor dem Ezar nichts zu thun war, zog er andere Saiten auf, undließ fich verlauten , denCjar zum Frieden mit Schwes den zu bringen, und den König Auguſt žu Niederlegung der pola niſchen Crone zu bewegen , maffen weder der Ezar noch die facha fiſchen Landftånde mit ihm zu friedenwaren, weil er die groffen von beiden empfangene Geldſummen unnußer weiſe verwandt, und ſeine Soldaten nicht bezahlt hatte. ' Wann alſo er, Patkul,
beim Stånige von Schweden wieder zu Gnan angenommen werden könne, wolle erdieſes wichtige Werk ohm hlbar ill Stande bringen , 2018 Stonig Carl von dieſen Vorſchlagen benachrichtis get ward, ließ er ſich nicht weiter heraus, als daß er zum Fries den mit dem Czaren nicht ungeneigt rei , nur müſſe ſich dieſer
erft deutlich erklären, was er an Schweden vor dem verurſachteur Schaden vor Abtrag zu geben geſonnen.
Folgende Begebenheit fiel zu Ende dieres MonatsJunius por: Der Konig Auguft hatte einer Prinzeßin Lubomirski ein gewiſs
fes Einkommen in Thüringen auf Lebenszeitgeſchenket, wohin fie alſo auch würflich abreiſete. Der ſchwediſche Obriſtleutnant,
Hagen,rodavon Stundſchaft eingezogen , paſjete ihr unterwes ges nebft etlichen Dragonern an denſchleſiſchen Grängenauf bemachtigte fich ihrer und ihres bei fich habenden anſehnlichen
Schakes an Geld , Juwelen , Silberzeug und andern Koſtbare teiten . Wie hiervont die Nachricht im ſchwediſchen Hauptquars
tier ju Rawiß einlief , ſchrieb der Sönig von Schweden gleich folgenden ausdrůklichen Befehl dahin : „ Der Obriſtleutnant » wird augenblitlich feine Gefangene, mit allem was ihr zugeho: . ret loß geben , weil wir keinen frieg mit dem Frauenzimmer führen . Solte fie auch bei ihrer nod bevorſtehenden Reiſe » ſich nicht ganzlich ſicher zu feyn glauben , sotan der Dbrifts leutnant fie bis an die rådfirebé Grånje begleiten . »
200
Leben Carls des Zwölften ,
1705 beſtürzt gemacht, und alſo ſuchte er vom Carlsbad int
Böhmen aus , wo er dajumal eben den Geſundbruns nen brauchte ihnen eine Hindernis im Wege zu les D. 12 gen , indem er ein Schreiben an die Senatoren der b.
JuniiRepublic, und gleichfals Univerſalien an alle Woie wodſchaften des Königreichs abgehen ließ. In dies
ſen führteer die Urſachen an, die ihn gendhtiget hats ten , ſich ſo lange in ſeinen Erblanden aufzuhalten.
Er entſchuldigte ſein Auſſenbleiben theils mit einer Krankheit, theils daß man ihn zu reifen abgerahten , weil er wegender ſchwediſchen Parteien, fovon allen Seiten auf ihn pafſeten , nicht ficher durchkommen wurde. Er verſicherte anbei der Republic , daß er
gleichwol ihr Beſtes ihm nichts deſto weniger, auch auſſerhalb Landes, zum höchſten angelegen feyn lieſſen und wolte er bald mit einer ſtarken Armee, fo er ſchon
auf den Beinen hátte , ihnen zu Hülfe ankommen ;
nur ſolten ſie inzwiſchen beſtandig ſeyn, und dieCrons armee in gutem Stande repen .
Ueber dasarbeiteteauch KonigAuguſt dahin mit allen Kraften wie er doch den Pabſt bewegen möchte, fich zwiſchen vie biſherigeUnruhe zu legen, und durch
feine geiſtliche Waffen die inſtehende Crdnung zu vers
hindern. In dieſer Abſicht fante er den Grafen las gnaſco nach Rom , und wie dieſer durchtriebene Mis
niſter diepábſtlichenAusſprüche uber dieweltlicheHerre ſchaften der hohen Häupter ſich zu Nuge zu machen wuſte , alſo wurkte er ein vom Pabſtam erſten Junius unterzeichnetes, und an alle Erz- und Biſchofedes Kids nigreiches Polen gerichtetes Schreiben aus, worin dieſer bei Strafe des Kirchenbannes verbot, zu der 1
Crónungdes neuerwählten Königes zu ſchreiten, viels weniger ſolcher beizuwohnen. gmmitler Zeit wurden auf des Cardinals ausges
gebene Univerſalien die Landtage in Polen,ſonderlich wo man für die feindlichen Truppen dazugelangen konte,
Königs von Schweden.
er
sta
el
201
tonte, eifrig fortgefeget. Ja ſo gar der Adel des1795 ſendomiriſchen Palatinats , welcher doch bisher meis ſtentheils auf des Auguſts Seite geweſen , auch der für ihm geſchloſſenen Conföderation den Namen ges geben , kam gleich anfangs des Monats Junius in d. ! Der Stadt Opatow zuſammen , nachdem er.von Ger Julii neralleutnant Stromberg auf Begehren den Obriſten Clerk mit deſſen Regiment und den Ritmeiſter Canis
fer nebſt etlichenhundert Pferden zu ſeinerBedeckung
EL 11
erhalten hatte.
Dieſes Palatinat folgtealſo demErempel des cras çauiſchen, und ob ſich gleich viele Auguſtiſdigeſinnete
1
bei dieſem Landtage einfanden , um durch ihren Wis
derſpruch denSchlußdeſſelben zu hindern, ſo wurden ſie doch von denen Anhängern des Königs Staniss
laus überftimimet, und beſchloſſen, die fendomiriſche Conföderation aufzuheben , und folche für nul und nich ,
07
tig,den Stanislaus aber für ihren König zu erklären.
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und den Caſtellan von Sendomir Mycouski mit mehs rern an denKönig Stanislaus ab, um ihm den gefaffs
Man ordnete ſtrakshierauf denLandtagsmarſchal, d. 6
ber
ten Schluß zu überbringen . Es waren auch dieſe fchon auf dem Wege dahin , als ſie vom Smigelski
OM
führet wurden . Doch dieſem ungeachtet verſamlete
angepacket und aufgefangen, auch nach Brzeczi ger d. 16
10
ind
Om
ſich der Adel aufs neue zu Opatow , und befraftigte nicht allein dasjenige , worüber man vorhin einig ges worden; ſondern erwahlete auchvierzehn Gevolmacha tigte , fo von bemeldtem Palatinatzum inſtehenden Reichstage nach Warſchau reiſen folten.
此地
Das påbſtliche Schreiben wovon ſich König Auguſt ſo groſſe Hofnung gemacht hatte* , gelangte endlich auch in Polen an . In dieſem bezeugte NS
» Der
in der am fecho und fwansigften mal von dem Pabfte in ſeinem
Pakafte gehaltenenVerfamlung, wobei die Cardindle Carpegna, Rareſcotti,
1
Leben Carls des Zwölften , 1706, Der Pabſt an alle geiſtliche Stande des Königs 202
9
reichs Polen ſein Mißvergnügen darüber, daß man ſo hart mit dem Könige Auguſt verfahren , und weil er nun vernehmen muſte , daß man gar zut
Crónung des Stanislaus zu ſchreiten im Sinne hátte, ſo wolte er ſie ernſtlich vermahnen , hiervon ,, abzuſtehen. Würde aber dieſe Vermahnung nichts helfen, ſondern ſich jemand hierunter zu gehorſamen
,, entziehen ; ſo erklärete er hiermit alle diejenigen , ,, ſo durch Raht und That daran Theil nehmen ſols si ten, für verbannet und aus der chriſtlichenGemeine ausgeſchloſſen. Nun meinte man zwar anfänglich , es könte dieſes etwas bei? denen Erzbiſchöfen, Biſchöfen, und andern geiſtlichen Standen in Polen wurken 1, und ſtunden
auch einige , dem rómiſchen Stul ergebene, in denen Gedanken, daß man Urſache hatte , fich für des Pabs
ftes Bann und Drohungen zu fürchten , und deinſels ben , da er im geiſtlichen das meiſte zu gebieten hat, nichts zuwider zu thun. Allein der polniſche Abel, po ſonſtdem Pabſt gehorſam genug iſt, begunte anigo
beſſen hochmúhtiges Betragen hierbei etwas genauer zu unterſuchen , und wie man fand, daß dasjenige, was man in Polen vorhätte, fein Glaubensweré ware , alſo dünkte fie , der Pabſt könne hierin mit Rechte nichts -zu ſagen haben ; abſonderlich , da Pos len eine freie Republic, und alſo in weltlichen Sachen
unumſchrankte Hände zu thun und zu laſſen behalten muſte. Skareſcotti , Spada, Panciati undPaolucci gegenwärtig waren , überlegte man , wie mit dem Cardinal Primas in Polen zu ver: fahrenſei ,welcher dem Vernehmen nach von dem Könige von Schweden dreiſſigtaufendReichsthaler bekommen ,unddavor
den neuerwehlten Konig Stanislaum zu crônen verſprochen ha: ben folte.
In dem Schreiben ſelbſtwar,eben wie in dem oben auf der ſies ben undneunzigften Seite angeführten , derhæreticorum invaſorum & acatholicorum nicht zum beften erwebnet worden.
ES
Königs von Schweden.
203 müſte . Daher war der Abel in Grospolen damit 1705 nicht zufrieden , daß er dem Pabſt und ſeiner einges bildeten Macht einanderes wohlgefaſtes und grunds
liches Schreiben entgegen fekte ; ſondern auch den
Entſchluß faſſte, ſolchem , und allen demjenigen, was er ins fünftigezum Nachtheil des Königes Staniss laus beginnen möchte, durch eine öffentliche gedrukte Schrift * aufs feierlichſte zu wiederſprechen . Nicht weniger nam er ſich auch des Biſchofs von Poren an, welchen der Pabſt noch immer zu Rom feſt hielte, und erklärete ausdruklich , daß man dieſem gar keine Macht, einen polniſchen Senator gefangen zu halten, einzuráumen gedachte. Und alſo machte der König Auguſt, anſtat daß er zu feinein Zwel zu gelangen vermeinte,ſeine Sachen nur immer ärger, und brachte die hochmuhtigen Polen nur weiter im Harniſch , als
welche auf ihre Freiheiten und Gerechtfame ohrebem perpicht und eiferſüchtig ſind. Endlich kamauch die zur Zuſammenfunft in Wars 0.! (chau beſtimte Zeit heran , und funden ſich nebſt dem Julii.
Conföderationsmarſchal, Peter Bronik, der ſich, wie geſagt, bißher in Danzig aufgehalten, auch einige Abs geordnete von denen Palatinaten dabei ein , fo daß vermoge der polniſchen Geſeke der Reichstag feinen Anfang nehmen konte, wie dann auch geſchahe. Der Marſchal hielt hierauf eine wohlgeſeßte Ang rede an die Anweſende , und ſtelte ihnen vor, daß
man , es möchten ihrer viele oder wenige gegenwars tig ſeyn , Dennoch zu denen Tractaten mit denen Schweden ſchreiten , und den Frieden zu befordern
trachten müſte, als wornach das Reich mit Schmers
zen ſeufzete, worauf er die Verſamlung biß auf den achten Dieſe führte folgenden Zitul; Equitis PoloniEpiftola de poteftato
Pontificis Romani, & ejusdem decreto adverſus Primatem & Epis fcopos, Regni Polonix Senatores; und hielt man den Staroften
Radziomsti vor dem Verfaſſer derſelben .
204
Leben Caris des Zwölften ,
1795 achten verlegte. An pieſem Tage ftattete er in einer nicht minder wohl eingerichteten und verbindlichen Rede denen Abgeordneten ſchuldigſten Dank ab, daß ſie ſich bemühen , und auf dem gegenwärtigen Reichss tage erfcheinen wollen , um daſelbſt dasjenige auszus machen, was zur Wohlfart der Republic dienſam und erſprieslich fer . Hierauf nahmen alle und jede die des vorigen Jahres geſchloſſene Conföderation an , wonachſt man zur Wahl eines neuen Marſchals
fchrit ,I die gleichfals auf eben denſelben Bronik ausfiel.
Dieſer ſegte alſo ſein Amt fort,I und ſchlug denen
Landboten dreierleivor; das erſtewar, an den Cara dinal Primas zu ſchreiben , damit er ſich unverzügs lich auf dem Reichstag einſtelle , weil er ihn ſelber veranlaſſet habe; baß andere beſtand darin , daß man
den König von Schweben erſuchen wolle, ſeine Ges volmachtigte anher zu ſenden , um die Friedenshands lungen zum Schluß zu bringen ; zum dritten muſſe man bei dem neuerwehlten Könige anhalten , daß er es bei dem Könige von Schweden in die Wege richs
te, damit denen übrigen Abgeordneten aus Grospos len Sicherheit verſchaffet wurde, als welche ſich nicht
getraueten , ſich aufdenWegnach den Reichstag zu begeben, weil Smigelski mit ſeinen unaufhdrlichen Streiffereien alles beunruhigte. Solche drei Puncte wurden zwar von der Verfamlung genehm gehalten, die vøllige Abthuung der Sachen aber ward aufges .
ſchoben , bis noch mehrere Landboten und der Cardis
nal ſelbſt ſich einſtellenwürden, als welcher noch ims mer dazuHofnung gab.
In währender Zeitdaß alles dieſes vorging,war Der König von Schwedenzu Rawig unaufhörlich bes
Tchaftiget , ſeine Armee in 'guten Stande zureßen , damiter die(polniſchen Angelegenheitenmit Ruhm und Ehre i, und auf die Art, wie er ſich es vorges nommen
Königs von Schweden.
205
nommen hatte, endigen mochte. Es wurden alſo die 1705 Monate Mai und Junius mitMuſterungſeiner Leute und beſtändiger Beſichtigung ſeiner Regimenter zur
W.
gebracht, und alles nach Verlangen eingerichtet. So gelangeten auch indeſſen nicht wenige vorneha
11 be
me Fremde und Standesperſonen an , und unter ans dern ein Prinz von Bevern , und der Prinz Cart
1
Leopold von Meckelnburg , der ſich bis ins folgende
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Jahr beym Könige aufhielt. Desgleichen traf das ſelbſt die Pfalzgräfin von Stegeborg , eine nahe Vers
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3
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wandtin des Königes , aus Schweben ein ; die Hera
zoginnen aber vonBernſtadt 1, Juliusburg undmecka lenburg kamen dahin bloß wegen ihrer eigenen Anges legenheiten.
Ein gewiſſer Stalianer, welcher ſich vor einen Füçs ſten ausgab , und daß er aus dem Hauſe Mazarani
herſtammete , fand ſich auch ein, und weil er ſeinen Glauben veränderte, legte ihm der König ein jährlis
ches Gnadengeld bei, welches er auch zwei Jahrlang, aber mit wenigen Vergnügen genoß, worauf er in Polen unter überhauften Beſchwerlichkeiten und
Krankheiten verſtarb. Hingegen beurlaubte der Prinz Johan Wilhelm von Sachſengotha, fich beim Könige, um in Kaiſers liche Dienſte zu treten. Er war ein Herr von vielem
Verſtande und Tapferkeit, der ſeit etlichen Jahren dem Könige und der Armee gefolget war , und zus
legt einigeStreitigkeiten miteinem ſchwediſchen D, briſten Lagerkrona, ſo nachher Generalmajor wurde, hatte , die er aber auf eine grosmúhtige Weiſe zu Endebrachte. Es beſchloß dieſer preiswurdige Fürſt
ſein ruhmvolles Leben zweiJahr hernach vor Toulon in Frankreich , und wurde von allen ehrliebenden Gemühtern der ſchwediſchen Armee beklaget , als welche ihn ſehr hoch und werth bielten , Die
206
Leben Carls des Zwölften,
1705 Die Sachſen anbelangend, die ,"wie oben gemels .
det , bei des General Strombergs Annaherung nach Cracau, fich von dannen in Eil weg, und nach Lubs lin .gemacht, hatten ſich nunmehr wegen des Wois woden von Kiow PotockiAnzug aus Volhinien , weis
ter hinauf ins Land nach Breſzici,1 einen Paß auf denen lithauiſchen Gränzen begeben . Sierzu ſtieffen an dieſem Orte etliche Parteien von der Eronarmee unter des Comentofski, Polanietski, und des Res
ferendarii Regvatski und einiger anderer Anführung, welche bisherdiſſeits derWeichſel geſtanden waren. Sie verlegten ſich darauf langſt dem Bugſtrom , um ſo wohl ein wachendes Auge auf die Verfamlung in Warſchau zu haben , als auch auf allem Fal zu dem Czaren zu foſſen , welcher mit ſeiner ganzen Armee in Lithauen * ftand.
Dieſer hatte den Feldmarſchal Scheremethof mit einer Ärmee von funfzehn bis zwanzig tauſend Köpfen
voraus gefandt, und folgte mit einer gröſſern Macht durch die Woiwodſchaft Poloczko gegen Wilna hins ten nach.
Seine groſſe und anſehnliche Artillerie
nebſt aüemKriegesvorraht und zu einerBelagerung nohtigen Gerathſchaft nahm denſelben Weg Ii blieb
aber in der Stadt Poloczko ſtehen , weil ſie auf der Duna am bequemſten nach Riga zu bringen war.
Denn der Czar ſehnte ſich recht ängſtlich nachnichts mehr , als entweder dieſe Stadt durch eine Belages rung wegzuſchnappen , oder wenn dieſes ſich nicht wolte
Der Cjar hatte bei ſeinem Einmarſch in Polen" ein zu Polojd ben drei und zwanzigſten Junius gegebenes , und an die Senatorer und den famtlichen polniſchen Adel gerichtetes manifeft and licht geſtellet , worin er ſeine wohlgemeinte und ohne dem geringften
Eigennus jum beften der Republic abzielende Abſichten an den Cag legete; bergegen der Schweden bisheriges Verfahren mit gatik andern Farben abmalete, als die unter andern ſich ſchon bas Herzogthum Curland zueigneten , und von welchem der Graf Lowenbäuptin ſeinen Patenten ſichſchon einen Bicegouverneur nennete etc.
Königs von Schweden.
207
wolte thun laſſen , dieſelbe zum wenigſten mit Feuer 1705 zu beangſtigen. Ehe er aber ein ſo wichtiges Vorhaben zu Stande brachte, ſahe er wol voraus , daß er zuvorderſt bea
CM
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dacht ſeyn muſſe, die in Curland ſtehende ſchwediſche
Truppen unter dem General Graf Lowenhaupt ju
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Grunde zu richten , und weil dieſe ſehr ſchwach waren , auch ſich kaum auf ſiebentauſend Mann beliefen , ſo
in
waren ſie ſchon in Hofnung von dem Czaren ganzlich verſchlungen Er ſchikte alſo dem Feldmarſchal
11 .
Scheremethof Befehl zu , aufs ſchleunigſte in Curs land einzubringen , und den Grafen Löwenhaupt ſus chen zum Treffen zu bringen. Es beſtand aber die moſcowitiſche Ärmee Dazumal aus vierzehntauſend zu
Pferde, Reuterei und Dragoner, viertauſend Fußs knechten I, und zweitauſend Cofafen oder Tartarn . Meil'den Scheremethof nichts aufhielt, war es
gar leicht, biß ins Herz des Landes einzubrechen . Graf £ dwenhaupt, ſo mit guten Kundſchafternvers
ihm
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ſehen , und folglich ſchon beidem Anfange des Jaha res von des Czaren Abfichten benachrichtiget war, hatte feine Sachen ſo wohl eingerichtet , daß er bei
Dieſem Anmarſch des Feindes alle ſeine Truppen zus
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fammen ziehen konte , und nachdem er den Obriſten
Knorring mit einem Cheile von deſſen Regimente in der Stadt und dem Schloſſe Mietau gelaſſen ,
entſchloß er ſich zu aller möglichſten Gegenwehr, und den Feind mitveſtem Fuſſe abzuwarten .
Indeſſen that der rufifche Generalmajor Pater auf Mietau mit zweitauſend Pferden einen Anfal, und nam etliche Schweden gefangen , hieb auch eis
nige, ro das Schloß nicht erreichen können , nieder. Dbriſt Snorring ſelbſt, ſodamals unten in der Stadt war , kam mit Lebensgefahr davon , nachdem er ſich lange in ſeinem Quartier durch Chůr und Fenſter
herum gefboſſen, und,ſolchergeſtalt durch eine Hins terpforte
208
Leben Caris des Zwölften,
5708 terpforte entkommen war , dochdaßdie Bagageund Regimentsfahnen alle im Stiche blieben. Löwens
haupt, der ſofort hiervon benachrichtiget wurde, brach nun zwar auf, um den Feind wieder aus der Stadtzu jagen , ließ auch zu Erſparung der Zeit ; das Fußvolt ein ſtut Weges von Mitau bei einem Edels hof, Gemauerthof genant; zuruf, und rúkte mit der Neuterei und denen Dragonern ferner nach Mitau ; d . 14 Allein die Feinde hatten ſich ſchon aus dem Staube
Julii gemacht, und zurút ins Lager gezogen , welches nicht weiter als vier Meilen von hier war.
Lowenhaupt ging dieſerhalben wieder zur Infang terie , alwo er ein vorteilhaftes Feld antraf , und das her den Feind an dieſer Stelle abwarten wolte. Er
durfte ſich auch die Zeit nicht langwerden laſſen, ing dem die Moſcowiter ſchon im Begrif waren nan aufzuſuchen , und bald darauf angezogen D. 16 Löwenhaupt hatte ſeineArmee in zwei Linien geſtels let , und die Bagage hinter ſich geſeget. Auf der
rechten Hand war ein groſſer Moraſt, und zur ling ken ein kleiner Strom . Der Tag neigete ſich albes reit zum Ende, und ließ daher Löwenhaupt nach vers richtetem Abendgebete die Loſung ausgeben : Mit
Gottes Hülfe ; in Jeſus Namen , da inzwis 1
fchen der Feind immer näher kam . Weil aber dieſer
Zeit haben muſte , ſich in Ordnung zu ſeßen; ſo wolte lowenhaupt ihm dieſelbeabſchneiden , und ging dess wegen mit ſeiner kleinen Machtauf ihn loß. Doch dieMoſcowiterempfingen die Schweden nicht allein
ungemein muthig ſ, ondernlieſſen auch einen Theilder Reuterei, ſo das Fußvolkhinter ſich auf demPferde hatter » In dem Anbange dieſes zweiten Theils der adlerfeldifchen les bensgeſchichte König Carls des Zwolften von Schweden findet » ſich eine ausführlicheRelation von dieſer Schlacht bei Gemdua »» erthof, welche einOfficier , fobabei geweſen ,aufgefefet , und >> an die königlice fchwediſche Canzlei geſchikt bat. »
Königs 'von Schweden.
209
hatte, überdem Strom, und denen Schweden in 1705 die Seitegehen . Hierdurch ward Lowenhaupts Flů: gel anfänglich zurüfgetrieben , doch kam man ihm bald darauf Bergeſtalt zu Hülfe, daß die Reuterei fich wieder davon machen muſte , und ſo ging alles Ungea witter über die nachgebliebene feindliche Infanterie,
5
welche auf einmal ins Sraut gehacket waró.
Inzwiſchenwarder ſchwediſche rechte Flügel noch
&
glútlicher. Denn dieſec hieb alles vor der Fauſt nies ber , ſo daß die rußiſchen Fußknechte in Rotten und Glieder, wieſie geſtanden , fein ordentlich den Tod
fanden, und hierdurch gewan Löwenhauptmehr Plaß, und tam unter des Feindes Stücke. Doch der Feind
hatte aufs neue ſeinen rechten Flügel hinten um übern
1
Strom gehen laſſen , und fiel denen Schweden zus gleich in die Bagage und im Rücken , To daß die Schweden hinten und vornen beide Hände vol zu thun krigten . Weil aber Löwenhaupt den einen ſo wohl durch den andern zu entſegen wuſte , als zog ſich endlich der Feind zurücke, und ließ einige Canonen darüber im Stiche. Allein dieſer war kaum jenſeits
出
.
des Stroms kommen , als er ſich von neuen wieder
in Ordnungſtellete. 1V
Lowenhaupt ging ihm daher
nach übers Waſſer , und ſchlug denſelben noch eins mal fort, indem er durch ein beſtandiges Feuer der
Infanterie die Cavalerie, welchevon der feindlichen # Reuterei weit überlegen war , und deswegen bisweis people len Noht litte, immer entſeßen ließ . co Dieſe gefährliche Arbeit hatte nun bereits fünftes til halb Stunden angehalten und waren die Ruſſen ben eine halbe Meile zuruk getrieben , auch die Schwes
13
it
and
man
Huma
den hierdurch über die maſſen abgemattet worden, als Löwenhaupt nöthig erachtete, ein wenig ſtille zu ſtes hen , und die Flügel, ſo zeit wahrenden Treffens fich
von einander abgeſondert, wieder zuſammen zu zies hen . Er ſtellete ſich alſo wiederum in voller Sclachte 3mçitar Theil
ords
210
Leben Carls des Zwölften ,
1705 ordnung , um der feindlichen Reuterei die legteDer lung zu geben , denn die gange Infanterie warſchon auf dem Plage zur Ruhe gegangen . Doch dem Feins de war ſolches ungelegen , darum grif er zur vdligen
Flucht, plunderte ſeine eigeneBagage, ſo eine halbe Meile davon ſtand , undnachdem er hieſelbſt die in Mitau bekommeneGefangene, ſo wohlOfficires als
Gemeine, auf eine grauſame Manjer niedergefábelt, lief er wieder dahin , wo er hergekommen. Hierüber brach auch die Nacht völlig ein, und blieb Löwens
haupt auf dem Wahlplake in vollenkommener Schlachtordnung biß an den andern Tag ſtille ſtehen Des Feindes gänge Bagage , dreigeben Canonen ,
nebſt vielen Standarten und Fahnen , waren dem , nd hatten die Ruſs Ueberwinder zu Theil worden u fen in dieſem Treffen bei nahe ſiebentauſend Mann, worunter ihr ganzes.Fußvolt , eingebuffet. Herges gen war auch von denen Schweden der Dbriſte Gas briel Horn , zwei Dbriſtleutnants , zwei Majors , eis nige Nitmeiſter und Capitains , nebſt fiebenhundert Gemeinen auf dem Plage geblieben .
Dieſe vor die Schweden fo glúklich abgelaufene Schlacht, wovon der dabei ſelbſt verwundete Sches remethof dem Czar die unangenehme Zeitung übers brachte, eben als dieſer bei der Stadt Wilna ſeine Armee in Gegenwart vieler polniſcherund lithauiſcher Edelleute muſterte , war Urſach , daß der Czar ſeine vorigen Anſchläge veranderte und das ſchwereſte
Geſchüs,jobereitsaufdem Wege war,vonPos loczko die Dúna hinunter nach Riga 34 gehen 1, zurük beorderte. Und hierdurch ward die ſo feſt geſtelte Bombarbis rung dieſer Stadt dieſesmal krebsgängig , welche ſonſt ohne Zweifel erfolget ware , wenn Löwenhaupt ſolte nicht ſo glúklich geweſen ſeyn ; doch drohete der
Czar gewaltig , mit einer ſtarkérn macht ſich wegen diefes
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dieſés erlittenen Schadens bei den Schweden wiedet izog zu erholen. Undweil ſolche Drohungen nicht unmög
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lich ſchienen,ſo befand Lówenhaupt gerahten zu ſein, nachdem er doch einer ſo groſſen feindlichen Menge die Wage im Felde zuhalten nicht vermochte z nich dergeſtalt zu ſehen , daß er ſich nach Gefallen untet Riga ziehen konte. Es geſchahe auch ſolches nachs
7
gehends, alſo daß er der Ehre des erhaltenen Sieges angeachtet , gezwungen wurde igan ; Curland bent
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Czaren offenzulaffen : Nur Bauste und Mietau blieben gleichwol mit ndhtiger Beragung verfehen , um zum wenigſten den erſten Anlauf des Feindes aufzuhalten .
Unterdeſſen hatte der König von Schwedenauf Anhalten des Königes Stanislaus undzur Sichers
heitderer ſowol in Warſchau ſchon verſamleten,als nachgerade noch ankommenden Abgeordneten , den Generalleutnant Nieroth mit denen brei Regitens tern zu Pferde ,dahin abgeſchikt, welcher bei ſeiner Ankunft unten eine vierter Meile vor der Stadt, bei
Ujasdow , und am Ufer der Weichſel ſein Lager aufe
fchlug. Und weil nichts nohtwendigers war,alsdies fen Ort , ſo lange der Reichstag dauerte, und man
mit Wiederaufnehmung der Tractaten mit Schwes den beſchäftiget ſeyn würde, beſten Fleiffes zu bedek's fen ; ſo ſolten noch zwei Regimenter zu Fuß zu des Men übrigen ſtoſſen , um den König Stanislaus dahin zu begleiten. Wie dann dieſer, nadybem er von dem
Könige von Schweden Abſchied genommen, und von derganzen königlichen ſchwediſchen Hofitat zu Rdwig vorher war beſuchet worden , aufbrachir unddie ſchwes diſchen Ambaſſadeurs, ro im vorigen Jahre beiſeiner Wahlin Warſchau gegenwärtig geweſen ,ſich mitihm
auf die Reiſe dorthin begaben . Dem König Auguſt war hauptfachlich baran geles
gen, daßdieſer Reichstag i ſo zu ſeinem Nachtheil * gehalten
212
Leben Caris des Zwölften ,
1705gehalten werden ſolte,möchte verſtdret, und alledie
nach Warſchau zur Erdnung ſeines Gegeners vers fchriebene Ebelleute auseinander zerſtreuet werden, und weilNieroht iko noch ſchwach genug ſchiene, ſo hatte man allerhand Anſchläge, dieſenaufzuheben . Er hatte in dieſer Abſicht an den Generalleutnant Paitul * geſchrieben , der aniſo dieſelben ſächſiſchen Völker in Polen anführete , die vorher bei Stroms
bergs Ankunftnach Cracau bavon geflohen, und erſte lidh nach Breſizi und von dar über den Busſtrom gewichen waren. Paikul • Dierer war eben von dem Czaren jurul gekommen , mit welchen er abſeiten des Stôniges Auguft wegen Sortießung des Strieges Unterredung gepflogen batte . Dtto Arnold Paikul war fong ein ſchwediſcher Unterthan in Liefland gebohren , wo er ſeine uns beweglichen eigenthümlichen Ländereien verduferte, und in frems de Dienſte trat. Bei Anfang dieſes Strieges war er mit denen Sachfenin Liefland und vorRiga, nam aberhernach ſeinen Abs ſchied, und begab ſich auf ſeine Güter in der Mark Brandenburg . Nunmehr hatte ihn Patkul überredet, daß er die Reiſe zum Eja : ren antrat, undendlich gar das Commando über die Sachſen und
ihre ſämtliche Angelegenheiten in Polen über fich nam . Als er in dem gleich zu erwehnenden Treffen gefangen wurde , warf er
ein Haufen Papiere und Schriften von fich , die aber ein ſchmes dilmer Reuter insgeſamtaufnam , undan gehörigem Orte einlies ferte. Weil er mit dem Dbriften Burenſchold in ſeiner Jugend
ugleich in franzöſiſchen Striegesbienften geftanden , hielt ibn dies 23
fer ſehr woht , wobei Paikul des Glückeswechſel erkante , indem er der feſten
einung geweſen , die Schweden mit ihrer weit
geringern manfchaft in ſeine Gewalt ju bekommen , dahingegen 234 ihre Capferkeit und ſeiner Leute Zagheit ihn nun in ihre Hande geliefert. Håtte der ſchwediſche Obriftleutnant Claes Bonde abs gewartet, bis er mit mehreren Truppen verſterketworden , ſo mürbe **** folcher noch beim Leben, und er, Paikuliso nicht gefangen ſeyn .
WÁus ſeinen aufgefangenen Briefſchaften erfaheman des Cjas und ren Vorfaß , mit ſeiner Armee nach derWeichſel zu geben , .
3 * fich daſelbft fefte zuregen, auch durch ſeine Neuterei die Schwe: ben abzumatten, aber ſich durchaus in keine Hauptſchlacht einzu :
Tulaffen , als bis manfolchemit zuverläſſiger Sicherheit wagen könne. Hierdurch nun folten die Sachſen Luft bekommen , wies der nach Polen ju kehren und fich mit der Eronarmee zu conjunts
giren , auch auf ſolche Art die Schweden von allen Seiten in die Enge treiben . Doch dieſer Anſchlag ward durch Paikuls Nies derlage und Scheremethof Berluft in Curland zu Waſſer , und
der Czar, fo die Zeitung von beiden auf einmal betam , hielt vors
sja rahtſampte, fich obrserfte wieder zurât iu sieben .
0
Königs von Schweden .
313 Paiful nun hielt ſich denen Schweden fo wor an 1705 Manſchaftweit überlegen , als weil achtig bis neuns
zig Fahnenjvonder Cronarmee nichtweitvon ſeinem Lager ihm an der Hand waren . Er ſtieß demnach ſofort zu dieſen, ließ Striegesraht halten und beſchloß ,
7. at
je eher; je lieber , und bevor Nieroht mit dem Fußs
3
volke verſterket wurde, die Schweden anzugreifen , fie fortzuklopfen , und alſo durch den Reichstag ein
Loch zu machen . Von dieſer Entſchlieſſung krigte Nieroht durch ſeine Kundſchafter zwar zeitigeNachs richt ; doch weil die Weichſel fo wol uber als unter
Warſchau,I an etlichen Stellen ſo niedrig war, daß die Cavallerie durchreiten konte; fo wuſte er nicht gewiß , an welchem Drte er dieſelben warnehmen
ſolte. Er ſchiktedaher zwei Parteien, jede von hun :0.18 Julii dert und achig Pferden , aus , um von dem Feinde náhere Kundſchaft einzuziehen ; die eine unter dem Dbriſtleutnant Stolhammer gegen Gura , und die
andereunter dem Dbriſtleutnant Claes Bonde gegen Kaſum .
Dieſer teştere , ſo langſt der Weichſel hinunter ging , frigte auch des Nachts über Nachricht, daß
bie Sachfen invollem Marſche,undauf dieſer Seite im Begrif waren , ſich über den Fluß zu ziehen. Unt
aber der SachenDefto gewiſſer zu feyn , rufte er mit b. 19 etlichen zwanzig Pferden dahin , und ließ die übrigen von ſeiner Partei ein ſtuk Weges furuk bleiben . Nur
fand er beiſeiner Ankunft ſchon einen Theil derFeins de diſſeits des Fluffes , welchem Claes Bonde alſofort auf die Haut ging, und denſelben wieder hinüber jas gen wolte. Allein die Sachſen waren ihm nicht als Jein damals ſchon weit überlegen , ſondern frigten auch immerfort mehr Vole herüber, ſo daß diere woes nige Schweben ubermannet , und mit ihrem Obriſts
leutnantmeiſt alle nieder gemacht wurden. Der Reſt
von der Partei unter denenRitmeiſtern Wrangel, D3
Witting
214
Leben Carls des Zwölften,
3795 Witting und Elfberg Pam zwar dazu , um ihrObers haupt zu retten , weilaber einerſogroſſen Mengedie Spike zu bieten ihre Kräfte nicht zureichten, wurden
ſie ſo übel empfangen , daß ſechzig davon ,nebſt dem Ritmeiſter Witting aufdem Plageblieben, und Elf berg gefangen ward. Ritmeiſter Wrangel und die übrigen achzig Mann ſchlugen ſich durch , undbrach ,
tenNierohtdieNachrichtvon ihrer Niederlage, und daß Paikul über den Fluß gegangen ware.
Dieſer ſchmeichelte ſich durch den gelungenen
Streichmit derHofnung, daßweil er am Volte weit ſtarker war , er nunferner keine Hindernis
vors
finden wurde , um mit Nieroht ebenfals ſo wie mit D. 20 ſeiner Partei bald fertig zu werden. Er ließ alſo Julii bieſen und den folgenden Tag den übrigen Theil der Armee ohne Aufſchub über die Weichſel gehen , und in dem guten Vertrauen auf ſeine Macht regte et ſeinen Marſch gegen Warſchau fort. Nieroht hatte nicht ſo.bald von der Feinde Ans kunft Nachricht erhalten , als er aus ſeinem Lager in einer Linie ihnen entgegen rufte , damit er gegen den
weit machtigern Feind ſich beſſer ausbreiten konte. Beil die darüber einfallende Nacht verhinderte, daß es nicht zum Treffen kam , zog ſich der ſchwediſche General wieder gegen die Stadt , alſo daß ſein rechs ter Flügel nahe an dem lubomirskiſchen Palaſt zu ſtehen tam , der linke aber fich von üjaſt bis an das Dorf Rakoviſterſtrekte. $. 21
Am folgenden Tage, des Morgens um vier Uhr, gab Nieroht Befehl, gerade auf den Feind loßzuges hen. Er hatte nur drei Regimenter bei fich, als das ſmolandiſche, oſtergothiſche, und des Obriſten Carl Guſtav Kruuſen , welche zuſammen nicht mehr als zweitauſend Mann ausmachten. Der General ſtand
in der Mitten , Kruus aber führte den rechten und Surenfchold den linken Flügel an. Die Schwadros nen
Königs von Schweden.
215
nen waren zwei Mann hoch , und auf einer Linie ge 1705
1
3
ſtellet. Zwo Stunden hernach ward man des Feins bes gewahr, und daß er wurklich heran marſchirte. Die Sachſen, ſo in zwölf Regimentern beſtanden , und wiederum in drei und vierzig kleine Schwadros nen , in dreiLinien vertheifet waren, machten in allem
etwa viertauſend Mann zu Pferbe aus , und wurden von dem GeneralPaikul, dem Generalmajor Schus
tenburg und dem Generalmajor Saint Pot angefüh. ret. Die Polen hielten auf beiden Flügeln ,und zwar, 1
&
.
!
auf dem rechten vierzig Fahnen von der Eronarmee
unter dem Marſchat Commentofski, dem Marſchal Denhof und Polanieczki. Auf der linken ftanden funfzig Fahnen , jede von fechsig Mann , unter dem Fürſten Johann Wiesniowicki,und dem Referendas rius Kuvatski. Beide Flügel betrugen ohngefehr fechstauſend Köpfe, und waren auf zwei lange Linien ausgebreitet.
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Es war um acht ihr des Morgens, als beide Ars meen an einander kamen , und die Sachſen muhtig
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vonvorne den Angrif thaten, in währender Zeit, daß
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die Polen ihre langeLinien auseinander drhneten um
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die Schweden einzuſchlieſſen , und ihnen zugleich von denen Seiten und im Rücken einhieben , To daßes anfänglich vor die lestern ſchlim genug ausfahe. Denn ſowol Nieroht ſelbſt als die Obriſten Kruus und Burenſchold hatten jeder ſo viel für ſich zu thung daß3 ſie ſich nicht allein einander zu Hülfe zu kommen
keine Zeit hatten , fondern gar fich von einander zu trennen gendhtiget wurden .
Wie Paiful den groſſen Zwiſchenraum bei den ſchwediſchen Regimentern gewahr wurde , ließ er gleichfechs Schwadronen dem kruuſiſchen Regimente von derSeite einfallen, die einige ſchwediſche Schwas bronen in Unordnung brachten , und ihnen drei Stans
barten wegnamen. In wahrender Zeit , daß der Du
Dbrifte
216
Leben Carls des Zwölften ,
1705 Obriſte Kruus alle erbentliche Mühe anwandte ,das mit ſeine Leute ſich wieder legen möchten , ward der Sachſen linker Flügel des Dinges müde, und nam
die Flucht, welchem Nieroht tapfer nachiagte , und fie ziemlich dünne machte. Gleichen Fortgang hatte auch Dbrifter Kruuſe , als welcher in den Feind eins brach , und ihn ganzlich aus einander ſtauberte.
Obrift Burenſchdid , welchem bisher der ganze feindliche rechte Flügel auf dem Halfe gelegen, bekam hierdurch mehr Luft. . Denn fo bald Obriſtleutnant Carl Philip Sack mit einigen Schwadronen vom
KruuſiſchenRegiment und rechzig Fußknechten unter dem Hauptman Kafle ihmzuHülfe kam , gab der Feind es auch hier nähern Kaufs , maſſen erfo viel zu thun bekam , daß erendlich dem Beiſpiel der andern folgte, und auch das Haſenpanier aufwarf, und mit verhängtem Zugel nach das Dorf Wola zuranate.
Hier fekte er ſich zwar einmal nieder, wardaber von neuen übern Haufen geworfen , und der General
Paiful gefangen genommen . Er wolte alſo nicht ferner anbeiſſen, ſondern filohe ſporenſtreichs nach der Weichſel guruk, über welche er in der groften Unords nung ging. Man verfolgte ihn nicht gar zu weit.
Dennweil viele Cofalen und Tartarn unterdeſſen über die Weichfel gegangen und in Nierohts Lager gefallen waren ; fo kehrete ein Theil derer Schwes den dahin zurük, und jagte eine Partei der Raubvda gel in den Strom , daß viele davon erfaufen muſten. Um zwei Uhr Nachmittages war alles vorbei, das her Nieroht feine Leute wieder an ſich 309 , und in
guter Ordnung, auch Trompetens und Paukenſchal fich wieder in ſein voriges Lager feßte , und aufſer
dem General Paikul, einen Kitmeiſter , fünf Leuts nants , zwei Feldprediger , fünfUnterofficier , einen Trompeter , nebfi hundert und ſieben fachfiſchen Ges meinea , und einigen Polen gefangen einbrachte. Die
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Königs von Schweden.
217
DieSachſen buffeten auf dem Plaße und in der 1705 Flucht den Obriſten Wiedeman ; die Obriſtleutnants Winkelman und Diecke, den MajorQuaſt, verſchies dene Ritmeiſter , und ohngefehr fünfhundert Köpfe
ein , die Polen , deren ein groß Theil in der Weichs fel umkamen , ungerechnet.
Von ſchwediſcherSeiten war beym ſüdländiſchen Regiment der Cornet Lindebrand tod, undſieben vers wundet. Vom oſtrogothiſchen waren die Ritmeiſter
Lagerfelt, Bagge undBrummer, imgleichen die Leut
nantsHack, Webing,Norman , Dalgren und Bars lou, fechsUnterofficier ,undſiebenzig Reuter geblica ben ; die Ritmeiſter Carl Behm , Erich Arel Edehielm
und Hans Brun , wie auch zwei Cornets , drei Cors porals , ein Trompeter, und ein und achzig Gemeine verwundet. Des Obriſten Kruuſen Regiment verlohr zwei Leutnants , drei Unterofficier, und vier und dreif ſig Reuter ; und unter den Verwundeten rechnete man einige Leutnants und Cornets , zwei Unteroffis cier , und dreißig Reuter. Wie die zu Warſchau verſamlete Abgeordnete den Anmarſch der Sachſen und Polen und daß ſie ſo ſtark waren, in Erfahrung gebracht hatten , wurden ſie gang mit Furcht und Schrecken eingenommen; maffen ſie ſich nicht einbilden konten, daß die Schwes
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denihnen die Spige bieten dürften ,ohne den Kürßern
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zu ziehen , und in dieſen Gedanken waren ſie alle ,
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geſchwind es ihnen möglich geweſen , davon gereiſet. Nur der einzige Marſchal Bronig blieb beiNieroth,
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und wohnete dem Treffen und aller Gefahr mit bei, ließ auch ſofort, nach deſſelben glúklicher Endigung,
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die abgereifeten durch eigene Boten zurük berufen,
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welche ſich denn auch nachgerade zugleichmit denens 0. 25
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jenigen , fo von dem cracauiſchen und rendomitiſchen Julii
Palatinat abgeſchikt waren , wieder einfunden. Der Marſchal theilete ihnen hierauf die Zeitung mit, daß DS
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218
Leben Carls des Zwölften,
1905 der König Stanislaus nebſt denen ſchwediſchen Ges
fandten ſchon unterweges nach Warſchauwaren,die angefangene Handlungen fortzuſeßen . Am meiſten aber wurden die erſchrockenen Gemüther durch die Ankunft des Obriſten Valentin Daldorfs wieder bes
ruhiget,welcher mit zwei Regimentern zu Fuß, nem lich dem Upländiſchen, und Dahlregiment zu Nieroth in ſeinem Lager ſtieß , und die Stadt Warſchau in
deſto gröſſere Sicherheit feßte , ſo daß die Sachſen, welche gebrohet mit einer ſtarkern macht ſie wieder
heim zu ſuchen , nunmehr ſich eines andern bedachten , und lieber ſich nach Lithauen , näher zum Ejar wens den, als noch einmal ein blaues Auge wagen wolten .
În mitler Zeit hatte derKönig von Schweben eis nige um Rawiß liegende Regimenter zu Pferde ges muſtert, und dieſelben nach der von ihm ſelbſt diefen
Winter tiber erſonnenen Einrichtung die Striegess übungen verrichten laſſen. UeberwelcheArbeit auch die erfahrneſten Generals wegen der befondern Plus
gen Einſicht des Königes , und des daraus zu hoffens
Ben Nußensihre Verwunderung bezeugeten . Nachſt dieſen befahe der König die aus Pommern angekoms mene drei Dragonerregimenter , undmachte nachges
rade alles zum Aufbruch * und inſtehenden Feldzug bereit. • Weil der König vonSchweden wol ſahe,daßſo langestønigAugufteine anſehnliche macht auf den Beinen und aus Sachſen beſtändig Ver: fårkung ju gewarten baben wurde, nichts auszurichten ware : nam er fich ſchondazumal in ganzem Ernſtevor in Sachſeneinzubrechen, zu dem Ende verſchiedene ſchwediſche Parteien von denen zu dieſer Abſicht nohtigen Wegen und Stegen auch Ueberfahrten über die
Dder in Schleſien und dafelbft befindlichen Fahrzeugen genaue der Konig ſeine Meinung-ånderte , war wol , weil er Hofnung hatte , daß die Tractatenzu Berlin ju ftande kommen ſolten , als woſelbſt der ſchwediſche Extraordinairambaſſadeur und Präſident des wisnariſchen Tribunalo Freiherr Joban Roſenhane, ſchon
Stundſchaft einziehen muften. Die vornemſte Urſache, warum
ju Ende des Aprilmonats dieſes Jahres feinen feierlichen Einzug
gehalten, und zu Anfang des Maien reine offentlicheAudien ; ges babt hatte. Denn alsdan war König Carl gewillet , mit ſeiner ganjen Armee dem Cjaren auf den Hals ju fallen .
Königs von Schweden .
219 bereit. Das ſchwediſche Frauenzimmer aber , To ben 170 $ Winter über im Hauptquartier ſich aufzuhatten Ers
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laubniſ gehabt, brach , da esder Armee nicht weiter
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über Breßlauwieder nach Haus. Weil der König von Schweden vor ndthig anfaher eine Armee in Großpolen ſtehen zu laſſen , theils um
folgen konte, zum erſten von Rawiß auf, und reifete
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folches zu bedecken , theils auch , um auf der Sachs
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ward GeneralRehnſchild beordert, mit dreizehn Res gimentern ſo wohl zu Pferde als zu Fuß , alba ju
ſen * Bewegung aufdenen Grängen acht zu haben , bleiben , undwaren ſolche die Adellehninger , Schos
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nen und Uplander, alle drei Reuterei; ingleichen fünf. Dragoner,nemlich das Leibregiment, von Buchwald ,
3
Craffau , Mellin und Marſchalk, und fünf Regimens ter zu Fuß : als Weſtmanland, Südermanland,
* Skaraborg , Nericia , Wermland und Weſterboths
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nien .
Der König brach hierauf ſelbſtmit dem Reſt der v. 29 Armee auf, und nahm mit der Hofitat und denen Iulii
Trabanten den geradeſten Weg nach Warſchau. Des erſten Tages hatte man einen beſchwerlichen Marſch Dieſe waren , rechstauſend Ruffen mit eingerechnet, ohngefehr ein undzwanzig tauſend Mann ſtark. Sie ſchlugen eine Brüde über die Oder , und ſtelleten fich , als wann fie darüber gehen , und in Polen einbrechen wolten . Weil ſie aber dennoch bedent: lich finden mochten , es zu wagen , hielten ſie fid in ihren
Schranken. Indeffen ward das Land und die Soldaten ſo ſehr mitgenommen , und die lektern geriethen in ſolche Noht, daß fie durch eine Feldſchlacht nicht mehr båtten verlieren können . General Rehnſchild verfamlete reine Armee erftlich bei Neferit , und ging hierauf nach Benßin , welches gar vortheilhaftig geles gen war, da er das Doll in verſchiedene Lager vertheitete die aber in einer Stunde Zeit wieder beieinander reyn fonten, und
weil ſie mit kleinen Flüffen und Nordften umgeben waren , keis nen Ueberfal zu beſorgen hatten. Lebensmittel und Futterung hatte er um ſich herum , auch aus Schleſien und dem Brandens
burgiſchen täglich Rarkt, daher er auch biß zu Ende des No: pembers hier stehen blieb.
3
220
Leben Carls des Zwölften,
* biß nach 1905 Marfd über Koblin , Stun, Safchina ,*
Krotoczin, fünf Meilen , alwo der Sammelplak als ler beym Könige befindlichen Regimenter war, und mufteein jees für ſich , aus ihren Quartieren hieher kucken .
Der gefangeneGeneralleutnant Paiful ward dens felben Tagunter einer ſtarken Begleitung dahin ges
bracht. Man fand bei ihm verſchiedene Briefſchafa ten , welche die feindlichen Anſchläge gnugſam zu ers kennen gaben , unter andern , daß der Czar fich ans
heiſchig machte, ſich den zwanzigſten Auguſt mit viers sig tauſend Mann in Warſchau einzufinden , den Reichstag aufzuheben , und mit Hülfe der Sachſen, die vonder andern Seite in Polen einbrechen ſolten, die Schweden in die Klemme zu bekommen . Diefes Vorhaben war nicht übel ausgeſonnen , allein Cari
der Zwölfte war ſó wenig vor die Ausführung defs felben in Sorgen , daß er vielmehr gegen ſeine vors
nemſten Hofbedienten ſich lachlend vernehmen ließ : Er wünſchte , daß der Feind rein Wort halten möchte. Den folgenden Tag råkte die Armee biß an die Iulii
6. 30
Stadt Raskow , drei Meilen ; den andern biß Kas
D. 31 liſch) eben ſo weit ; hierauf über Dobra nach Kas
b .I voikin , vier Meilen ; und von dar Tages hernach durch die Stadt Uniejow , drei Meilen , biß nach 3.2 0.3
Wiehofska , drittehalb Meilen ; alwo der Konig eis nen Tag ſtille ſtand **, des folgenden Tages aber den
Weg Bon andern werden dieſe Derter Sarna , Gerken , Jutroſin und Selun genant.
•
DerSönigvon Schweden feierte hier den idhrlichen vierten groß ſen Buß-und Bettag , wobei nadiftehende Begebenheit vorfiel. Wie der Stönig nach vollendeter Abendandacht aus dem Feld:
Predigertelte gieng , trat ein Münch von dem Drden , fo Fratres Miſericordiæ genant werden , auf, und hielt eine lateiniſcheRede, des Inhalts , daß der Konig Carl ihrem Elofter zu Lovis dod einige
221 Königs von Schweden. Wegweiterfortſegte biß an die Stadt Piontek,vier 1705
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Meilen ; weiter nach Lowik, vier Meilen ; und von s.6 Dannen in einem Marſche durch Bolemo nach Blos Aug.
nie, ſechs Meilen ; welches vier Meilen von Wars 0. 7 fchau liéget, undwoder König im vergangenen Jahre M
ſein Hauptquartier gehabt hatte. Nachdem alſo die
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Armee in acht Tagen dreißig Meilen zurufgeleget, blieb der König beiBlonie ſtehen , und verlegte die
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nachgerade ankommendeRegimenter hier herum ,um
ſie einige Ruhe genieſſen zu laſſen , welcher ſie hochs 01
bendthiget waren. Der König Stanislaus nebſt ſeiner Hofſtat, ims 0.8 gleichen dieſchwediſchen Ambaſſadeurs waren ſchon vorher zu Warſchau angelanget, undwahrte es nicht
lange, wie auch die Königin von Polen ſicheinfano. Des andern Tages reiſete der König vonSchweden nad) Warſchau , beſahe den Ort, wo Nieroth die
Sachfen geſchlagen hatte, und ließ zur Verfertigung U
einer Brücke über die Weichſel Anſtalt machen , das mit er auf der andern Seite freie Hand haben möchte,
wobei ihn der Prinz von Würtenberg allenthalben begleitete Die ſchwediſchen Ambaſſadeurs hatten einige Zeit d. 21 hernach beim König Stanislaus eine beſondere Aus
Diene. Denn weil die im vorigen Jahre war offent lich
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einige Gnabe erweiſen möchte. DerBewegungsgrund dazu folte
Dan
ſein ,weil nach dem nierothiſchen Treffen bei Warſchau die Runde einen übel verwundeten ſchwediſchen Reuter aufgenommen , ihn zur heiligen catholiſchen Rutterkirche convertiret , biernachft
vor ſeinem Endedas Nachtmahl gereichet, und ſodann ehrlic begraben hätten. Weil Carl dem Zwolften eine kleine Köhte im Geſichte aufftieg, ſo merkte man gleich, daß ihm dieſes Com ะ
Pell
pliment und Anmuhten gar nicht anfund." Doch ſprach der König Hermelin folgendeWorte jagen : » Wann du , oder einer von
nicht ſelbft mit dem Ordnch , ſondern ließ ihm durch den Canzleirabt
deinen Cameraden , nocheinen einigen Mann von meinen Leus
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» ten pervertiren wirft, und ich erfahre e$, ſol es dir oder ihnen >> gewiß abel bekommen. >>
222
Leben Carls des Zwölften ,
1705 lich geweſen , fo konte man nunmehr das dabei siblis
•
che Gepränge ſparen. Unter andern überreichte der Ambaſſadeur Horn ſeinesKöniges Brief, worin der 5. König von Schweden dem Sidnige von Polen einer beſtändigen Freundfchaft verſicherte und daß er nun abermals feine Abgeſandten zu ihm hatteſenden wols
len , um das Friedensgeſchäfte wieder vorzunehmen, und die lekteHand andas zwiſden beide Eronen zu
fchlieffende Bündniß zu legen, und folglich dieRuhe inbeiden Reichen wieder herzuſtellen.
D. 22 Hierauf nahmen die Zuſammenfünfte in einem Aug. Carmeliter Cloſter zu Warſchau ihren Anfang, und vom Perdeſſen verſchiedene , ſo im vorigen Jahre
vom Könige Stanislaus zu dieſer Sachen Abhand ,
lung warenbevolmachtigetworden , entweder auf Pie feindliche Seite getreten , wie der Cronfeldherr,oder Bildern gefangen worden , als der
; ſo
wurden in deren Stelle der Biſchof von Caminiek, nebſt zwei weltlichen Senatoren , denen Caſtellanen
von Siradien und Sandel , auch andern vornehmen polniſchen Herrn ernennet.
Das erſte , fo man ſchwediſcher Seiten vortrug war , daß man einen gewiſſen Tag zur Crónung ans
beramen ; hiernachſt ein näheres Bündniß gegen den Czar und den Konig Auguſt eingehen ; undendlich das fapiehiſche Haus in ſeinem vorigen Stand, Rechs ten und Würden wieder eingelegt werden möchte.
Hergegen ward von polniſcher Seiten begehret, erſts tich die Erneurung und Feſthaltung des oliviſchen Friedens; ſodann daß kein Theil oder einiges Stück Landes oder Stadt vonder Republic Polen möchte .
abgeſondert; auch die Anlagen fernerhin nachgelaſs ſen ; und zuleßt die der Republic gehörige Stücken und anderes Geſchük, nebſt Zubehör, ſo denen Schwes den in dieſein Kriege in die Hände gefallen , wieder
ausgeliefert werden, und was über das noch mehr, nach
Königs von Schweden. 723 nachAnweiſung dernachgehends geſchloſſenen Fries 1705 denshandlungen aufs Tapetgebracht worden.
Inzwiſchen ſekten die landboten und Abgeordnete le
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auf dem Reichstage ihre eigene Verfamlungen für ſich mit vieler Emſigkeit fort, worinnen einhellig bes ſchloſſen ward, dem Pabſt auf ſeinen an die polniſche Geiſtlichkeit abgelaſſenen Brief zu antworten , und
ſich zugleich wegen Gefangennehmung und langwies riger Verhaftung des Biſchofs von Pofen auf der Engelsburg zu beſchweren . Und war man auf den
heiligen Vater ſo erbittert, daß etliche Abgeordnete ſich nicht ſcheueten zu ſagen , wie er in dieſer Sache ſich weder als Chriſti Stathalter , noch als Petri
Nachfolger, ſondern als Pharaon aufführe, der die Freiheit mit dem Glauben vertilgen wolte.rs Dieſer Brief ward auch wurklich den neunten September neuen Styls nach Rom fortgefant, und an die verwitwete Königin vonPolen zur Ueberliefes
rung gerichtet. Ueber das bekräftigten auchdie Pas
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latinaten in Grospolen von neuen Ben wider den
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Pabſt gefaſſten Schluß und das abgelaſſene Schreia ben den König Stanislaus betreffend , auch ward nunmehr zu ſeinem Erdnungstage dervier und zwane
* zigſte September feſtgeſtellet. Allein wegen desDr:
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tes , wo die Crónung geſchehen ſolte, hatte man ſich noch nicht verglichen. Denn weil nach denen Lang
desſakungen und altem Gebrauche, eben wie die Wahl alzeit zu Warſchau , alſo auch die Erdnung zu Cracau
geſchehen muſte ; fo machten ſich viele Polen ein Ges wiſſen daraus etwas hierin zu ändern, und beſtunden anfänglich darauf, daß manes bei der alten Weiſe laſſen , hinfolglich der neue Konig zur Salbung und Crónungſichnach Eracau verfügen folte.
Die fchwediſchen Geſanten hingegen ſtelleten gar men bundig vor , daß aller beſorgenden Weitläuftigkeit 18
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vorzubeugen , man wol vor dieſesmal von dem bishes rigen
224
Leben Carlé des Zwölften,
1995 rigen Herkommen abgehen könne, indem man fürs nemlich ſich nach der Zeit, welche alles entſchuldigte, und die man nicht verlieren dürfte , richten muſte. Es wurde auch darunter denen Landesgeſeßen nichts fu nahe geſchehen, weil die Nohtwendigkeit eine Sache
bald zu Stanbe zu bringen, über allesginge, und die algemeine Ruhe und Wohlfart lediglich davon abs hinge.
DieſenBewegungsgründen gaben endlich diePos ten Beifal ; doch daß man in denen zur Bekantmas
chung der Erönung abzuſendenden Ausſchreiben die
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ausdrüfliche Verſicherungmit einrükte, daßdasjenige, was ißo zu Warſchau vorgenommen wurde, denen alten Gewohnheiten und Gebrauchen in Polen hiers nachſt nicht ſolte zum Nachtheil oder einiger Verans Berung gereichen . Wie dieſe Schwürigkeit gehoben war , entſtund noch die Frage : wer denn die Erdnung verrichten
folte ? Zwar war der Cardinal Primas nichtallein noch am Leben , ſondern hielt ſich auch in einer inner
halb denen polniſchen Gränzenbelegenen Stadt auf; állein dieſer hatte ſo viel Entſchuldigungen einzuwens
den , daß man ſeiner nicht konte habhaft werden *. Doch • Dem Cardinal war vor des Pabits Abmahnungsſchreiben bans se, hatte aber doch ſolche Anfalten gemacht, daß man ihm fol: ches ſo leicht 'nicht beibringen konte. Allein ein Canonicus von Braunsberg, Namens Echembel, ſo ſichin Danzig aufhielt, ließ es bei Nachtzeiten an des Cardinals Thüre ſchlagen . Ein Münch in Warſchau wagte fich, es dem Weihbiſchof von Chelm
einzuhändigen , der es ſogleich dem SednigStanislaus vorzeigete. Rit dem Biſchof von Caminiet, Gniski, war nichts anzufangen, und der Erzbiſchof von Lemberg hielt ſich an einem abgelegenen Orte in Preuffen auf. Denn als der Staroſte Bobrowski ibn aufſuchte ., fand er ihn mit einer kleinen Geſelſchaft zwiſchen eis
nem Wald und Morak in einem Zelte campiren. Der Erzbis Fehof lief fich endlichüberreben, dieErdnungzuverrichten , und, warð unter einer ſchwachen ſchwediſchen Bedeckung nach Wars dau gebracht. Dem Cardinal hatte General Meierfeld vorber
angeboten , ihn mitetliden Regimentern ſicer nachWarſchau zu begleiten ,
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Königs von Schweden .
225
Doch da der Erkbiſchof vonLemberg zu Warſchau 1705 ankommen war , und des Cardinals Stelle zu vers treten über ſich nahm , Der Cardinal auch felbſt mite
telſt eines Schreibens darin gehelete, und alleswas in ſeiner Abweſenheit in der Sache geſchehen wurde, gut zu heiſſen verſprach ; ſo hatte dieſes ſeine geweis ſete Wege, und machte man nunmehr zur Crónung
alles fertig. Denn obgleich die polniſche Crone, wos mit dieKönigeſonſt gecrdnet zuwerden pflegten , vom Könige Auguſt war in Sicherheit gebracht worden , ſo ließ man doch in Deçen Stelle zwei andere von
flarem Golde und mit Edelgeſteinen beſeget , ſo wohl für den König als die Königin , mit denen übrigen Zierathen verfertigen.* . In mahrender Zeit , daß man dieſe Verana ſtaltungen vorkehrete **, war der Czar ſelbſt nach Curland im Anmarſch , und wolte ſich wegen des un
ter Scheremethof kurk vorher erlittenen Verluſtes P
Zweiter Theil.
rachen .
begleiten , der aber dazumal keine Dhren dazu hatte. Wie er aber vernam , daßallesfich zur Crónung anſchitte,verlangte es einige Manſchaft zu ſeiner Sicherheit und wolte überkommen , welches auch König Stanislaus , wegen der Wirkung , robes
2
Cardinals Gegenwart thun wurde , gerne geſehen hatte. Allein Carl der Zwolfte war mit des Cardinals Aufführung nicht zuz
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frieben , und gab anfänglich vor , er kónne feineLente durch eix
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nen ſo beſchwerlichen arſch nach Preuſſen nicht abmatten laſſen wie er aber doch endlich darein tilligte, ſchriebes der Cardinal ſelbft ab.
Daß die Cronė von vergulbetem Bleche geweſen , wie in benert
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teutſchen Anmerkungen über des Voltaire Lebensgedichte seinig Carle des zwölften , und von andern vorgegeben wird , i eine unerfindliche Unwarheit. In ſolcher Zeit, nemlich am weiten September , langten aud der königliche preuffiſche Geheimeraht von Prinz und derGraf pon Schlippenbach von Berlin im Königlichenſchwediſchen Haupta
1207
tager ju Blonie Anti Was ihre Verrichtungen anbelangte , ist
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es warfcheinlich , daß ſolche die mit dem ſchwediſchenAmbaladeur Angefangene Unterhandlungen betroffen haben . Doch wars da: pon nichts bekant getracht, fondernbeide reifeten am vjergebena ben deffelben Monats ganz vergnügt aus der Dauptquartier
wieder nach Berlin ab . !
226 Leben Carls des Zwölften , 1708 rachen. Es kam auch ſeiner unter Menzikof, Rónne und Repnin ftehenden Armee nicht ſchwer an , dieſes Herzogthum Mietau und Bauske ausgenommen,,
unter ſeine Botmaſſigkeit zu bringen. Löwenhaupt hatte die Zurükkunft der Moſcowiter fchon vorher
geſehen , und weilereinem ſo machtigen Feinde uns möglich die Spiße bietenkonte, ſich ſchon nach Riga unterdie Stucken der Veſtunggezogen, ſelbige zu bedecken , welches ihm defto leichter war, indem er meiſtens Fußvolk bei ſich hatte. Es war auch dieſes von der Wůrkung, daß der Czar vor Riga zu gehen nicht das Herz hatte , als welcher wol rahe, daß die Eroberung einer Stabe, zu deren Beſchugung ſo viel
Volt die Fauſt an den Degen geleget , eine harte Nuß zu beifſen ſeyn würde. Erwolte gleichwol diefen Zug nicht für die lange Waile gethan haben , und weil er doch dem Lówens
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haupt nicht ankommen konte, lo folten zum wenigſten
hNietau und Bauske nicht frei ausgehen, und fchikte unterdeſſen eine groſſe Partei ab , ſowol auf Lowens haupts Bewegung acht zu haben , als auch ihn von
d. 15 Curland abzuſchneiden. Das Schloß Mietau ward Aug. alſo zuerſt berennet, und legte ſich der Czar mit der Armee in und um die Stadt. Als man aber das
Schloß aufforderte, um ſich als Kriegsgefangene zu 1
ergeben , gab der Obrift jdran Knorring nicht allein eine in dergleichen Fällen bei tapferen Commendans ten gewohnliche Antwort zurüt , ſondern drohete auch , Feuer in die Stadt zu werfen I, im Fal der Feind etwas von der Seite her gegen das Schloß folte vornehmen . Er richtete auch hierdurch ſo viel aus, daß auf vieles Anhalten der Bürgerſchaft der CzarVerſicherung gab, daß ſich das Schloß von der Stadther nichtszu befürchten hatte. Und alſomus fte der Ángrif von einer andern Stelle, auf der Seite
des Fluſſes geſchehen , welches verurſachte, daß man megep
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Königs von Schweden.
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toegen des herumliegenden Moraftes etwas langſa: 1995 mer zu Werke ging. Doch war der Troſt hierbei für die Schwedenmaſſig genug. Denn weil Fein
Entfaß zu hoffen, fo muften doch endlichdie mit neun d. 3 Stucken und etlichen Mörſern wohlverſehene Batte: Sept. rien fertig werden , und donnerte der Feind damit ro
heftig auf die Walle loß, daß die ohnedem ſchlechte
Beveſtigungswerke vollends übern Haufen geworfen wurden . Es ward alſo innerhalb vier undzwanzig
Stunden Breſche geſchoſſen , und durch einhundert eingeworfene Bomben zwei Bolwerke des Schlofjes bergeſtalt zu Grunde gerichtet , daß der Feind ſofort Anſtalt zum Sturm machte.
Der Commendant, welcher dem Könige das Volt 1.4 zu erhalten ſuchte, wolte es dazu nicht kommen laſs
Fen, ſondern gab den folgenden Tag durch den Troms
melſchlag ein Zeichen, daß er ſich ergeben wolle. Sein bei der Belagerung die Aufſicht hatte , zugeſtanden,
Begehren wärd ihm von dem General Repnin , ſo
woraufer mit allen gewohnlichen Ehrenzeichen , Flins gendem Spiele, fliegenden Fahnen , zwölf Stücken, einem Mörſer , und dreizehn Ladungen vor jedes Stúf, nebſt andern Vorraht vor die Soldaten aus:
marſchirte ,und durch dasronniſche Dragonerregis ment nach Riga begleitetwarb. Das Schloß zu Bauste, ſo nochweniger als das ju Mietau imStande mar fich dem Feinde zu widers legen , hielt ſich nicht ſo lange , daß alſo der Czar
Durch, Eroberung dieſer beiden Derter einen feſten Fuß in Curlandkrigte, indem er diefelben mit nothis
ger Befaßung belegte, und über das den General Bauer mit einer anſehnlichen Macht in dieſem Hers 30gthume ſtehen ließ. Der Feldmarſchal Sderemets
hof blieb mit einer gleichen Anzahl in Liefland; der Czar ſelbſt aber ging mit ſeiner Armee wieder zurük
in Lithauen , und nahm von ſeiner großen Artillerie P 2
mehr
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Leben Carls des Zwölften,
1905 mehr als hundert Canonen mit ſich , nachdem er die fchwereſten Stücke in Poloczko gelaſſen . Bei ſeiner Ankunft zu Grobno , ließ er dieſen Ort befeſtigen ,
und mit einigen Verſchanzungen verſichern ,befekte auch den Paß Tycoczin mit Voll , und richtete To wohl hier als anderwerts für die überal herum vers legte Armee Magazins auf, welche er nicht nur mit dem, was er aus dem Lande 309 , ſondern vornema lich mit allem , was man aus denen Provinzen Plesa kow und Smolensko dahin bringen fonte, anfüllete. Wieer denn über das ſeine Poſtirungen gegenWars ( chau biß an Pultowsk und an den Bug ausgebreitet hatte , ſo daß nunmehr ganz Lithauen ihm zu Gebote ſtand , welches er zu behalten , und mit der Zeit an Rußland zu verknüpfen ſich diegroſte Hofnung macha .
te, abſonderlich da man erweiſen kan , daß er bereits
zum voraus in einigen ſeiner Briefe, welche man auf: gefangen, fich den Titel eines Grosherzogs von Lis thauen angemaffet.
On dem polniſchen Preuſſen hatten ſich indeſſert D. 22 ebenfals neue Gaſte ungebeten eingefunden . Denn Sept. nicht allein der Woiwode von Maſüren , Commens towski *, mit mehrern andern von der Cronarmee
überrumpelten in der Stadt Marienburg eine kleine Partei Commentomsti tar Anfänglich gut fchwediſch gefinnet , biß er por zwei Jahren an zu wanken fing ,und Obriſtleutnant Claes Sonde ſeine Güter meiftens in die Aſche legte , da er ſich gång: lich zur andern Partei ſchlug , und einen groſſen Theil der Erons armee unter rein Commando bekam , womit er denen Schweden Allen Schaden zuzufügen ſuchte. Wie er zu hören bekam , daß es dem Šmigelsti geglütt hatte , fohlich er fid, durch verſchies dene beimliche Wege mit breitauſend Pferden in Ermland ein , trieb groffe Geldſummen zuſammen , ging in das arienburgiſche,
unb thatbesgleichen. Nun fandte zwarDbrift Ekeblad aufberstadt Marienburg Segehren von Elbingenhundert Rann , welche die Stadt zu unterbalten , und nebit derBürgerſchaft , fo aus fünfs bunbert Stopfen beftand , beſchüßen ſolte. Wie abet Comments
towski dqvor tam , unb Sie Brüde angreifen ließ , mabmen die Siram
Königs von Schweden .
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Partei von der elbingiſchen Befakung , ſo ſich nach 2705 einiger Gegenwehr muſten gefangen geben , plünders ten nachgehends dieStadt, und erpreſſeten eine Brands ſchakung daraus und vom Lande ; ſondern auch der
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Šmigelski fiel vorher in dem Bißtuhm Ermland eis nige wenige zu Eintreibung der ausgeſchriebenen Ans lagen in Heilsberg und daherum vertheilte Schwes
den an, hob dieſelben auf, und nam ihnen das zuſamo men gebrachte Geld ab. Nur der ſchwediſche Capis
tain , Graf Drenſtierna , krigte feine wenige Mans ſchaft zu rechter Zeit zuſammen , und wehrete ſich in
einem kleinen Flecken dergeſtalt, daß ihm Smigelski mit ſeinen Polen nach einem haften und verzweifels
ten Gefechte nichts anhaben fonte, fondern fich zuruf zohen, und aus Furcht eines Entraßes von Elbingen, Ermetand wieder verlieffen , und was fie in der Eile fortzuſchleppen vermochten , mit ſich namen. Auſſer dieſem Marſo des Czaren 30g fich noch ein ander " Wetter über Polen zuſammen . Denn der Cjar hatte auch an den roſakiſchen Feldherrn Mas zeppa Befehl gegeben , durch die Ukraine und Vols hynien in Polen einzubrechen. Dieſer war gehors
fam , und breitete ſich mit einer ſolchen anfehnlichen P 3
Macht,
Surger bad Reifaus , und obgleich die im Stide gelaffenen Schweden ſich tapfer wehreten, waren ſie doch übermannet,das alſo achtund zwanzig von ihnen blieben und die übrigen mehs fentheils gefangen wurden. Der Major Graf GuftavDrenftierna war vom Obriften Edes blad beordert , rein Hauptquartier ju Heilsberg mitten im Lande zu nehmen, auch wann er Parteien ausſchikte , niemalen unter bundert und ſechssig mann beifich zu behalten . Db dieſem letu
teren eben nachgelebetworden, kan man nichtſagen ,wohlaber, dab Smigelski eines Tages mit rechshundert Mann anmarſchiret tam , als der Graf Drenſtierna mit der Gråfin eben gu Tifche raß , worauf Smigelsti alles wegnahm , und einen ſchwediſchen
Deutnant , brei Unterofficier und vier und zwanzig Rann , fo
ihr Gewehr abgaben , ſchåndlich niedermachen ließ. Die Orafin Kam zwar loß , und reiſete naci Elbingen , der GrafDrenſtierna aber nebit denen übrigen Gefangenen wurden erftlich im Monat
November voru sönige Auguft wieder freigegeben.
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leben Carls des Zwölften,
1705 Macht,ſofichvierzig bis funfzig tauſend Mannſtart fchrieb, bis an Zamoist über die Wiepez in der Wois wodſchaft Belg, und bis an Lublin aus. Und zwar
ward Zamoistnach einer kurzen Belagerung in der Gute eingenommen , Lublin abernebit dem ganzen Strich Landes bis an die Weichſel mit Brandſteus ren beleget. * Und ſo gewan es durch das Ánrucfen ſo vieler Truppen und von allen Seiten , nunmehr das Anfes ob der Krieg erſt von neuen angehen , und hen als , die Schweden von fo vielen Völkern auf einem Biffent wurden verſchlucket werden.
Denn Kdnig Auguſt hatte gleicher geſtalt in Sachs fen eine Armeevon zwanzig tauſend Kópfenzuſammen gebracht, weldye ganz fertig ſtand, umauf dem erſten Wink in Polen und dem GeneralRehnſchild aufs
Leib ju fallen . Nichts deſtoweniger ging taum ein Jahr vorbei, als alle dieſe Schrekgeiſter gleichſam
durch ein Wunderwerf verſchwunden, ſo bald König Carl mit ſeiner Armee in Lithauen den Fuß ſegte. Yn wahrender Zeit warder Woiwode von Kiom , Graf Potocki, mit ſeinen Truppen zu Warſchau ans kommen , unter welchen ſich achthundert calmuckiſche
Tartaren befanden , welches beider ſchwediſchen Ara mee ein neues und beſonderes Aufſehen machte, als welcher jener ihre Lebensart eben ſo fremd und wun ,
derlich , als ihre eingedrukte und grauſame Geſichter porfamen. Die Pferde, fo ſie mit ſich führeten , was
ren nicht minder ungeſtaltet wie ſie,aber hergegen im Laufen unermüdet, und konten in zwei Tagenund
einem Futter eine Reiſe von dreiſſig und mehrMeis ten zurük legen . Daher auch der König, nebſt dem Pringen von Würtenberg, und andern mehr, eine
gute Anzahl derſelben an ſich kauften, und jedes Pferd mit vierzig bis ſechzig Ducaten bezahleten . Der
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Königs von Schweden.
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Der nur gemeldete Graf Potodi ſtieß wenige Zeit 1709 hernach zu dem Feldherrn Sapieha, und gingenbeide, um den Lebensunterhalt mitmehrer Bequemlichkeit zu haben , über die Weichſelauf die andere Seite.
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Zwar wolte Fürſt Wiesniowicki, ſo ſich bei Wengos rod und der Gegend geſeget hatte, ihnen anfänglich folches verbieten allein er wagte endlich nichts , Tons
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bern zog nach geſchehenerCrdnung feineWege:
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natoren und Landboten die Pacta Conventa oder Res
3
gimentsverpflichtungen, wornach der Konig in Regies rung des Reichs fid) zu richten hat, abgefaſſet, daß man alſo aufnichts als den Erdnungstag warten
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durfte. Des Abends aber vor demſelben, erhubſich b. 23 Der König Stanislaus aus dem bielinskiſchenPale Sept. laſt, welchen er bewohnete, nach der Johanniskirche,
In Warſchau hatten indeffen die anweſende Ses
.
um nur bemeldte Pacta Conventa zu beſchweren , welches in folgender Ordnung geſchahe. Voran fuhrender Woiwoden und Landboten Was
gen ; hierauf folgten die Senatoren und Biſchöfe; nachſt dieſen der Ädel zu Pferde, und endlich der Kids nig allein in ſeiner Kutſche,welcher die Leibgarde zu Pferde folgete. Indem ſich nun die übrigen an der
groſſen Kirchthüre,des Königes Ankunft abzuwarten,
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in Ordnung ſtelleten , eilete der Erzbiſchof von Lems berg Scielinski, voraus, damit er , ehe der König anlangete , in der gehörigen biſchöflichen Kleidung ; por dem Altar erſcheinen konte. Darauf ward der König durch die auf beiden Seiten mit Wachslichs
tern hell gemachte Kirche dahin begleitet , und legte,
nach der vondem Erzbiſchofé ihm vorgeleſenen Vors
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ſchrift, denEid kniend ab. Nachſtdieſemfuhr man
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in voriger Ordnung wieder zurül, doch mit dem Uns terſcheid , daß der Erzbiſchof und der Biſchof von
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Caminiel, Spiski, vom Könige mit in feinem Was gen genominen wurden.
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232
Leben Carlé des Zwölften ,
1905 Des andern Morgens begab ſich der König und 8.24 dieKöniginmit der Hofſtat in aller Stille ujid una Sept. belanter weiſe aufsSchloß in die vor ihnen zubereite Gemacher , nachdem ſie vorher drei Tage gefaftet,
sind ihre Andacht gehalten hatten , um ſich ſo wohl zum Gebrauch des heiligen Ábendmals , als zu Ans
nehmung der königlichen Hoheit und Würde angus
fchicken . Unterdeſſenaber ,daß alleSenatoren, Åbu
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geordnete Edelleuteangekleidet. fich verfamleten warbpom der Er, zwar Konig insund Fidnigin Haupt zu Fuß in vollem Harniſch, mit einem nach pola niſcher Art über den Schultern hangenden rohten
und mit Zobelfellen gefutterten Mantel; Sie aber als eine Braut in einem weiſſen Silberſtücke , mit
unaufgepukten Haaren und koſtbaren Schmuck , ro woht auf der Bruſt als am Haupte. Doch war der
Kopfſchmuk ſo niedrig gemacht , daß er weder an Auffeßung noch Befeſtigung der Crone hinderte. Die fchwediſchen Ambaſſadeurs funden fich , nach vom Hofe empfangenen Bericht , daß alles fertig,
ohngefehr um zehn Uhr aufs Schloß ein
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und wur's
denmitbehöriger Ehre empfangen . Auf dem inner's ften Schloßplate ſtand einObriſtleutnant mit ſeiner
Manſchaft ins Gewehr, und rührete die Trommel. Unten an der Treppe beim Wagen kam ihnen det
HofmarſchalPoninski, und einigeStiege höherder lithauiſche Pižarss oder Cronſchreiber , Graf Sas
pieha , entgegen , welcher die Ambaſſade
hinauf
urs begleitete . Indem Trabantenſaal , wo die Trabans ten ins Gewehr fkunden , empfieng fie deren Obrifter
Poniatowski und bei der Thüre des föniglichen Vorgenrachsder Senator und Caftellan von Siras bien mit einigen Abgeordneten , welche im Namen
des Königes und der Confideration die Ambafías deurs berpilformeten. Im Vorgemach begegnete
ihnen der lithauiſche ScharmeiſterSapieha, lo hiers bei
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Königs von Schweden. ;
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233 bei bes Cronmarſchallen Dienſt verrichtete, und füh: 1705 rete dieſelben zu dem Könige und der Sdnigin ins Gea
1
mach , alwo die Glühwünſche abgeleget wurden.
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Memlich an denen Thüren die Wache von ſchwedia
In der Kirche war bieſe Anſtalt gemacht , daß
ſchen Soldaten gehalten wurde , bei jedem Poſten aber muſte ein polniſcher Officier ſeyn , der die Leute
zu unterſcheiden avuſte. In der Kirche ſelbſt,wię
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auch im Chor , war des Königes Leibgarde zur Was che beſtellet, welche ſo wohl voran als auch auf beis den Seiten in doppelten Reihen um einer mit dem
hohen Altar gleich hoch und gerade gegen denſelben über gebaueten erhabenen Bühne ſtanden . Auf dies fer hatte man zweene Thronen , nach dem Altar ju, 1
mit denen darůber hangenden Himmeln aufgerichtet. Dieſes Gerüſteſo wohl als der ganze hohe Chor war
an der Erde mit rohtem Tuche beleget, und vor dem
Altar , wo der König und die Konigin ſolten gecros
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net werden , ein groſſer Teppich ausgebreitet. Von benen Banken auf beiden Seiten des Chors hatte man die eine denen [chwediſchen Generals und Ofs ficiers ; und die andere gegen über denen polniſchen
Magnaten und Abgeordnetenangewieſen. Zwiſchen Der erſten Bant aber und demAltar waren drei lehne
ſtule vor die Ambaſſadeurs geſeket. Dben über dem Chore konte man von der Schloßs .
men feite aus einem Gemache in die Kirche ſehen, als
by woſelbſt ſonſt die Könige dem Gottesdienſte pflegten beijuwohnen , nun aber vor dem König von Schwes den ledig gelaſſen warb, als welcher dieſe Erdnung,
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ohn erkant zu ſeyn , mit denen Prinzen von Würtens berg und Mecklenburg, dem königlichen Raht, Gras
fen Piper und noch einigen wenigen andernzugleich mit anſehen wolte. Gerade gegen dieſem Gemacha über auf der andern Seite vom Chor war ein kleiner PS ausges
234 Leben Carls des Zwölften , 1705 ausgebauter Erfer für des Königs Frau Mutter, und das fürnemſte Frauenzimmer von ihrem Gefolge. Als nun folchergeſtalt alles bereit, ftellete man den Marſch aus des Königes Gemach durch einen langen Gang, To über die Gaſſe nach der Kirche führete, und aufbeiden Seiten mit gehöriger Wacht beſeßetwar, in folgender Ordnung an. Zu erſt gingen der Ges ſanten Leute voraus, nechſt dieſen ein Haufe polniſcher Edelleute und Abgeordnete. So vann folgte derjes
nige', ſo das Schwerd trug , und hinter dieſen die andern Reichsinfignien , ein jedes vor ſich auf einem
Kuffen von filbern Zeuge mit güldenen Blumen , als nemlich zwei Cronen , zween Scepter , doch das dies
jenigen , ſo der Königin juſtunden ,etwas kleinerwa ren , und zuleßt der Reichsapfel. Das Schwerdt
ward von dem polniſchen Schwerdträger, Garofofi, getragen ; der Apfel von dem Caſtellan von Radziec; die Scepters von denen Caſtellanen von Liv und gu niwladislaw , die Cronen aber von dem Woiwoden
von Wilna , Feldherrn von Lithauen , und dem Cas ſtellan von Siradien , Zapolski. Das Reichspanier oder die Fahne, lo ſonſten neben dem Schwerdt pflege
getragen zu werden , ward dieſesmal zurük gelaſſen. Hinter denen Cronen ging derSchakmeiſter Sas pieha, in des Reichsmarſchals Stelle, mit einem zur Erde geſenktem Stabe, welchen er nicht eher als nach vollendeter Crónung, der polniſchen Gewohns heit gemäß , in die Höhe richtete. Vor dem Könige jahe man die beiden AmbaſſadeursWachslager und Palmberg, und hinter demKönige dieKönigin. Der
Ådnig ſelbſt ward geführet von dem polniſchen Pis zarszoder Eronſchreiber Potoki und dem Staroſten Grafen Sapieha; die Königin aber von dem erſten
ſchwediſchen Ambaffadeur Horn ; worauf nadges hends das Frauenzimmer und die vornemſten Hofbes bienten folgeten. So
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Königs von Schweden ."
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So bald die vorderſten in die Kirche kamen , nam 1795
die Muſic von zwei Chdren ihren Anfang, und ers
ſchalletegegen die Zeit,daßſich der Königſehen ließ, immer ſtärker.
Die , fo voran gingen , verfügeten
ſich nach gerade zu ihren angewieſenen Stellen ; wels dhe aber die Reichsinfignien trugen , traten damit
vor dem Altar, und überlieferten alles der daſelbſt
perſamleten Prieſterſchaft i welche ſolches ſo fortauf dem Altar niederlegeten , Doch ſo , daß des Königes Trone eine Stuffe höher als der Königin und die übrigen Zierahten zu ſtehen fam . Dieſes allesward
nachgehends ſamt dem Schwerdte von dem Erzbis fchof eingeweihet. Unten vor demhohen Altar an der Treppezum
Thron ward der König von zwei Biſchofen und zwei
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Prelaten mit einer kurzen Rede und Vermahnung
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zur Gottesfurcht und andern ſowohl chriſtlichen als
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toniglichenTugenden, empfangen . Woraufdie beis den Biſchofe denſelben zwiſchen ſich zum Altar hins
führeten ; die Königin aber trat ſo lange in die Sacriſtei. Vor dem Altar faß der Erzbiſchof in ſeiner geiſts licben Kleidung , welchen der Biſchof von Caminiec mit dieſen Worten in lateiniſcher Sprache anredete ;
Die heilige Kirche, unſereMitter, verlanget, * daß dieſer tapfere Ritter und erwählte König
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moge gecrónetwerden . Der Erzbiſchof fragte, ob er es wurdig ware , und der ihm dabei obliegens
den Pflicht nachzukommen gedachte ? und als hier: auf der Biſchof antwortete : Ja , er iſt ſo wohl
würdig als bereit ſein möglichſtes zu thun; ſo verrichtete der Erzbiſchof ein Dankgebet , und hielt dem Könige fürzlich für, was feines Amtes würde ſeyn , fragte auch zugleich , ob er demſelben zu geles ben willens ware. Der König , ſo zwiſche denen beiden
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236 Leben Caris des Zwölften, 1905 beiden Biſchofen faß, erklärete ſich hierzu willig , und 1 fiel ſodann auf die Knie. Der Erzbiſchof und feine Beiſtande namen ihn den Sturmhut oder Helm vom Haupte , und kufſete
er hiernächſt des Erzbiſchofs Ring , legte ſein Bes
kantnis mitdem Eide ab , daß er denGlauben , fein Reich und deſſen Einwohner beſchüken , aud die Reichsgeſeße und Pacta Conventa , ſo ißm vorgeles get waren , halten , und davonnicht abweichen wolte. Beym Schluß des Eides: So war mir Gott helfe und ſein heiliges Evangelium , legte er beide Hände
auf die Bibel, welche von dem Erzbiſchof ihm erof net vorgehalten wurde. Manſprach diefemnachft noch einige Gebete über den König , und ward die Litanei und noch mehrers geſungen , als indeffen der Erzbiſchof ſein Haupt entbloſjete, und mit der übria
gen Prieſterſchaft auf dieKnie fiel, der Königaber ſich mit ausgeſtrekten Armen platan die Erde legete. Wie das Singen zu Ende, regte ſich der Erzbie ſchof wieder aufdem Stuhl, und der König richtete ſich auf die Knie. Man nam ihm alsdann den Man.
tel nebſt dem Leib- und Armſtucken des Harniſches ab , und der Erzbiſchof tunfte ſeinen rechten Daus men in das geweihete Del, beſtrich damit creußweiſe des Königs rechte Handinwendig nebſt dem Elena bogen , und ſprach dabei die gewdhnlichen Worte :
Ich ſalbe dich zum Könige im Namen des Baters, des Sohnes und des heiligen Geiftes. Folgends truknete der Erzbiſchof den Daum mit Brod ab und wuſch ſich , als unterdeſſen die andern Biſchofe mit friſchem Brodt und Baumwolle das
Del bem Königeabwiſchten , und bei jeder Verrich
tung ihre abſonderliche Worte und Gebete ges ·brauchten . Det
Königs von Schweden.
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237 Der König ward hieraufin die Sacriſtei geführet, 1905 jog bafelbſt feine Kriegeskleidungaus, und legete ein Weiſſes eingeweihetes Biſchofskleid an , welchesnachs gehends zur Einkleidung , wann er ſtirbt, muß vers wahret werden , wie ſich dann findet, daß König Jos hann in ebender Kleidung , welche erbei ſeiner Erds nung angehabt, begraben worden. Als der König in dem biſchöflichen Rock wieder vor dem Altar era ( chien , nahm der Erzbiſchof, nach verrichtetem Ges
bete, das Schwerdt, und gab es ausgezogen dem Könige in die Hand mit beigefügter Vermahnung, Daſſelbe zu Beſchůkung desGlaubens und der Gefege zu gebrauchen. Der König überreichte es dem Schwerdträger wieder , und dieſer gab es mit der
Scheide an den Erzbiſchof, welcher es dem Könige an die Seite gürtete , und als er es von neuem auss
gezogen , auch dem alten Gebrauch nach , etliche Lufts
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ſtreiche damit gethan, ſtekte ers wiederindie Scheide.
Man laß hiernachſt noch einige Gebete über des Königs Haupt, welchem ſodann der Erzbiſchof die
königlicheErone aufſeßete, doch daß die andern Bis
Ein ſchöfe felbige zugleich mit halten muſten . Der Apfel N aber ward dem Könige in die linke , derScepter aber
it in die rechte Hand gegeben , und alles mit abſonders
5 lichen Gebetern und Vermahnungen begleitet.
Als nun der König aufſtund, gab er das Schwerdt FlytE wieder von ſich an den Schwerdträger, und ging mit DER denen übrigen Regalien , unter Begleitung der Bis m fchofe und fürnemſten Herrn vom Altar zum Trone, alwo wiederum einige Gebete und Glülwünſchungen
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über ihm abgeleſen wurden . Die Prieſterſchaft trat
iten unterdeſſen abermal vorm Altar, die andern aber.blies N
ben alle', bis man aus der Kirchen ging, bei dem
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Trone ſtehen . Nach vollendetem Gebeteholeten zwei Biſchofe und zwei Prelaten den König wieder vor
den Áltar, da er denn von dem Erzbiſchof begehrete, Das
Leben Carls des Zwölften, 17'os daß er auch die Königin crdnen möchte, und als der 238
Erzbiſchof daraufgeantwortet, ward der König zus rul zum Eron geführet. Die andern beiden Biſchofe brachten demnach bie Königin aus der Sacriſfei vor dem Altar, da dieſelbe
faſt auf gleiche Art, wie der König gecronet warð. Denn man ermahnete fie, man betete, und inbeſſen daß der Segen geſungen ward , legte ſie ſich plat auf die Erde nieder , man ſalbete ihre Hand und oben den Rütgrad, und trufnete es wieder ab ; ſie ward
in dieSacriſtei geführet, und mit einem eingeweihes ten Mantel von ſilbernen Zeuge mit Hermelin gefuta tert, bekleidet, deſſen Schweif Fieben des fürnemſten
Frauenzimmers nachtrugen . Man ſegte ihrfolgends die Crone aufs Haupt, und gab ihr denZepter in die
rechte Hand, womit ſie zum König auf den Tron ges führet ward.
Als die Biſchofe hierauf wieder zum Altar zurúl
kamen , begunte man den Lobgefang unter dreimalis ger Löſung der Stücken und des dazu verordneten
Musquetenſchieffens zu ſingen. Vor dem Altar ward ferner das Evangelium abs
.
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geſungen , welches ein Biſchof dem Könige und der
Königinju kuſſenüberbrachte .Hieraufführetenzwei Biſchöfe, eben wie vorhin, erſtlich den König und ſos van die Königin zum Áltar , woſelbſt fie beide zwei kleine grünemit Gold gefüllete Beutel, als ein Dpfer
dem Biſchof überreichten , welches ernach Belieben 's
ju milden Sachen anwenden darf. Beim Abtrit Fuſſten ſie des Erzbiſchofes Ring, und einige im Glaſe verwahreteHeiligthümer. Nach dieſem brachte man fie auf den Tron zuruf, doch kamen ſie zum Gebrauch des heiligen Abendmals bald wieder herunter , und warð ihnen nach gehaltener Meſſe, und nachdem der Erzbiſchof felbſt das Nachtmal genommen hatte, fos wol das Brob als der Reich gereichet. Endlich wur's den
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239 Königs von Schweden. : den ſie wieder auf den Tron geführet, und nach ges 170$ Ichloſſener Meſſe erſtlich von dem Reichsmarſchalund
folglich von der ganzen Verfamlung ausgerufen : Vivat Rex & Regina.
Als nun folchergeſtalt alles dieſes Gepränge geena
diget war , begab man ſich in voriger Ordnung aus der Kirche in des KönigesSemach zuruf, almo der Biſchof von Caminiec im Namen der Ses natoren und des Adels an den König und der Könis
gin auf dem groſſen Sale eine überaus artige Rede bielte , und ihnen Glufwunſchte. Hierauf antwors
tete der Scharmeiſter Sapieha, und wurden ſodan alle zum Handfuß gelaſſen. Sowol der König als die Königin legten nadiges
hends ihre gewohnliche Kleideran , und gingen dars aufzu Eiſche. Beide nebſt denenſchwediſchen Ams baſſadeurs Taſſen im Speiſeſale an einer durch etliche Stuffen erhdheten Tafel, und wurden von denen vors Remſten Cronbeamten bedienet. An der andern zur rechten Hand ſpeiſete der Erzbiſchof mit denen Bis
fchofen , Senatoren und Generalsperſonen ; an der
dritten aber das Frauenzimmer , und die übrigen ſchwediſchen und polniſchen Herrn. Dieſes Feſt daurete unter allerhand Muſik bis gegen Abend, da der König und die Königin nach ihrem Pallaſt zurút fehreten , und von den Vornems ſten dahin begleitet wurden. Denn das warſchauer Sdiloß war beider legten Belagerung im vorigen
Jahreübel zugerichtet, und alle Gemacher noch nicht wieðer ausgebeſſert. Unterdeſſen hatte ſich Prinz Alexander Sobieski
aufs land 'nach Villanova, einem dem ſobieskiſchen Hauſe zuſtehenden Pallaſt nicht weit von Warſchau, begeben , nicht ſowol aus Furcht, den König Auguft gegen ſeine noch gefangene Brüder zu erbittern,
wanner der Crónung beiwohneté, als weil die ſchwes diſchen
240
Leben Carle des Zwölften,
1705 diſchen Ambaffadeurs, ihm zu verſtehen gaben , fie wurdenbei einer ſo offentlichen Handlungſowol als an der königlichen Tafel ihm die rechte Hand nicht
einräumen a, lſo wolte er hierdurchaller Streitigkeit entgehen . Aus eben dieſer Urſache fand fich auch des Königes Mutter dabei nicht ein , indem man ſchon bei des Königes Michael Erdnung das Erema pel erlebet hatte ,daßdesKönigs Mutter unter den .
nenſchwediſchen Abgeſantenzu Tiſche geſeffen * Gleich nach verrichteter Crónung erhob ſich der König von Schweden wieder nach ſeinem Lager bei Blonie , wohl vergnügt, daß er nunmehr dieſes Werk , woran ſo viele zweifeln wollen , ſo weit enda lich gebracht hatte. Der Prinz von Würtenberg
hatte ihn dahin begleitet, und kam noch ſelbigen as bend nach Warſchau zuruf, um bei dem König Stas
nislaus ſeinen Glúkwunſch abzulegen , worauf dieſer mit ihm nach Blonie abging , da ſich dann beide Kos
nige mit aller Freundſchaft und Zärtlichkeit umara meten ; König Stanislaus aber mit dem Prinzen kehreten wieder nach Warſchau , alwo der lektere
einige Tage über blieb , und denen angeſtelten häufia genLuſtbarkeiten mit beiwohnete. Des » Folgende Verre wurden auf die Erönung des Königes Stanios >> Taus verfertiget : LAURUS GOTHICA .
Vaticano fulmini oppofita , cum Illuftriffimus & Re
verendiffimus Archiepiſcopus Leopolienfis Dominus „ Zielinſcius Sereniffimum Regem Poloniz , STANIS LAUM I. coronaret :
, Qvid metuis Latii, Zielinſci, Fulmina Cali , Imponas Regi cum diadema novo ? Nam fi coelefti Laurus non tangitur igne,
9, Aſpice , jam tanto parta medela malo eft. , Frondes Laurigero qvas portat Carolus 'enſe, Adde Comis : Bruto fulmine tutus cris.
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Königs von Schweden .
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Des folgenden Tages nach der Erdnung begaben 1705 fich noch verſchiedene Perſonen beiderlei Geſchlechtsb.25 zum Könige und der Königin I, um ihnen viel GlückSept. anzuwünſchen. Beideverfügten ſich hieraufnach den Ambaſſadeur Horn, wo biß in die Nacht getanzet, und nachgehends die ganze Woche mit dergleichen
Ergoglichkeiten zugebracht ward.
In währender
Zeit kamen noch viele vonAdel, fo bei der Crónung
zu Warſchau nicht zur Stelle geweſen , nach , und machten bei dem neuen Könige ihre Aufwartung, ſo daß beides von Preuſſen und Lithauen als Groß- und Kleinpolen es an Abgeordneten nicht mangelte, wels che fid, dem König Stanislaus zu allerTreu vers pflichteten. Dieſer beordertehierauf den Woiwoben von Kiow ,
nach Preuſſen zu gehen, um mit einem Theil der Crons armee dem Comentowski und denen daſelbſt häufs fig eingeniſtelten Quartianern den Weg hinaus zu weiſen , als welche unmenſchlicheGrauſamkeiten vers übeten. Um ihnen beſſer beizukommen , muſte der Piſſart oder Eronſchreiber Potoki, ein Verwandter des Fiowiſchen Woiwoden , nebſt dem Staroſten Bos
brunski, Grafen Sapieha , zu gleicher Zeit mit mehr als dreitauſend Polen ihren Weg bei Warſchau uber
die Weichſel, Blonie vorbei , gerade dahin auch neha men.
Der Woiwode aber ſelbſt ging mit dem Reſt
nach der andern Seite , um den Feind in die Mitte zu bekommen , und ſtiefſen darauf beide Parteien an einem abgerebeten Orte zuſammen . Die Quartianer hatten den Braten ſchon geros
chen, und ſich nach Polen gezogen , und obſchon der Woiwode von Kiow ſie beſtandig verfolgete, konte er ſie doch nimmer dahin bringen, daß ſie Stand gea halten hatten. Gleichwol verlor der Feind bei dies ſem ſteten Nachiagen viel Vole , und mehr dann fünfa
hundert Mann , die man, weil fie zurücke geblieben Zweiter Theil.
waren ,
Leben Carlé des Zwölften , 242 1705 waren,gefangen nahm. Zulegt wurden die Quartianer dergeſtalt aus einander geſtaubert, daß ein Theil gar über die Gránze in Schleſien , und die andern nad, der ſendomitiſchen Seite über die Weichſel ents laufen muften.
Indem dieſes vorging, zog ſich der Woiwode von Siow ganz von der praagiſchen Seiteweg , und der
Reſt der nachgebliebenen polniſchen Armee über die Weichſel, um zu der ſchwediſchen zu ſtoſſen, daß alſo nur die helfte von desKöniges Stanislaus Leibregis ment zu Fuß, ſo etwa hundert und funfzig Mann aus, machen konte, in Praage zurúk war , und nebſt einer
kleinen ſchwediſchen Wacht an der Brücke ſtand. Die andere helfte gedachten Leibregiments hatte der Woiwode von Kiow bei fich .
Wie die Ruſſen und des Wiesniowicki Volk , fo
in und um Pultowsť ſtunden, von dieſem Abzuge der
polniſchen Armee Nachricht erhielten , dauchte es ihs nen ein gefunden Freſſen und überaus gute Gelegens
heit zu ſeyn , ſowol die Brücke zu Grunde zu richten,
als auch die dabei zuruk gebliebenen wenigen Leute aufzuheben . D. 14 Šie bedienten ſich alſo der Nacht zu ihrem Vors O & t. haben , und kamen einige tauſend Mann ſtark an, úberrumpelten den Obriſtleutnant Lilliegrip , der ſich
bei dieſem1 Theil des Leibregiments befand , daß er,, ohngeachtet aller Gegenwehr, nicht allein ſelbſt übel verwundet, ſondern auch mit aller Manſchaft gefans gen ward , wobei die Ruſſen noch die Fahnen fürs ganze Leibregiment, fünfe an der Zahl, nebſt zwei Feldſtücken erbeuteten . Der Feind wolte ſich dieſen erhaltenen Vortheil zu Nuge machen , und grif Daher die ſchwediſche Wacht an der Brücke mit ſolchem Eifer an , daß ſię zuruf weichen , und dem Feinde Raum laſſen muſte,
mit Abwerfung der Brücke einen Anfang zu machen. Der
Königs von Schweden . 1
.
243
Der Obriſte Daldorf, der wie oben gemeldet wors 1705 den , ſich in dem nierothiſchen Lager befand , hatte nicht ſo bald den Lerm und das Schieſſen gehöret, als er ſich zu Pferde ſekte, und bei der Brücke einen kleinen haufen von Officirern und Gemeinen zuſamo men brachte , womit er dem Feinde auf die Haube grif, und ſelbigen bis in Praag zurük trieb, ſchükte auch ſo lange die Brücke, bis mehr Fußvolk dazu
kam . Er ward hierbei nebſt vielen andern Officiern ſo übel von denen Ruſſen verwundet, welche ſich in die nächſten Häuſer begeben, und ſcharfaufdie Schwes
den loß feuerten, daß er ſich wegführen laſſen muſte. Dbriſtleutnant Guſtav Heinrich Siegeroht, ſo in demſelben Augenblik mit einem Theil des Dahlregis ments darüberzufam, ſeşte mit ſolchem Eifer auf die
Ruſſen ein, daß er ſie erfilich aus denen Häuſern und andern Vortheilen, und endlich auch gar aus der
Vorſtadt veriagete. Doch auf dem freien Felde ſtels lete ſich der Feind wieder in Ordnung, nicht anders ,
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als ob er in rechtem Ernſt eine ordentliche Schlacht wagen wolte. Allein dieſes Spiegelfechten wahrete
nur ſo lange, bis etliche ſchwediſche Schwadronen auf ihn anrukten . Denn ſobald war dieſes nicht ges ſchehen, als derFeind das Reißaus nam . Die Schwes den fekten ihm hurtig, nach, weil er aber den Weg
出
zuruk über den Bugſtrom gar zu ſchnel zu finden wus
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ſte , konte man nur die hinterſten allein einholen , die nicht wohl beritten waren , und entweder nieder ges
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hauen , oder auch gefangen genommen wurden.
SchwediſcherSeits vermiſſte man achzigMann und darunter die beiden Capitaine Guſtav Adolf Anrep
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und Sevallin, und zwei Leutnants . Vierzig waren verwundet , worunter fich der Obriſt Daldorf, der
Major Caſimir Wrangel, der Capitain Apel Bure,
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die Leutnants Matthias Bišrling und Mdiler befans togena den . Des Obriſten Wunde am Haupte warſoges R2
fährlich,
Leben Carls des Zwölften , 1705 fährlich , daß man ſich gendhtiget ſahe, ihm zu zweien 244
malen ein Loch im Hirnſchedel zu bohren, und faſt an ſeinem Leben verzweifelte. Doch kam er wieder auf, und ward völlig geheilet.
Gleich zu Anfange dieſes unvermuhteten Ueberfalı les , hatte man dem Könige von Schweden die Zeis tung gebracht, daß die ganze ruſſiſche Armee im Bes
grif ware , über die Weichſel zu gehen . Er ließ alſo feine Armee ſich bewegen , und marſchirte damit nach Wlosky , eine halbe Meile von Warſchau , von dat
ervoraus ging, um von der Sache wahren Beſchaf fenheit Gewisheit einzuziehen . Bei ſeiner Ankunft ju Praag kam der König Stanislaus nebſtdem Prins zen von Würtenberg zu ihm , als eben alles vorbei war. Der Königvon Schweden ſchikte daher an
ſeine Armee nach Wolsky Befehl , daſelbſt ſtehen zu bleiben , welches ſie auch bis den achtzehenden Dctos ber that, da ſie wieder zu Blonie einrukte .
König
Stanislaus begab ſich hieraufnach Warſchau. Da man aber einen anderweitigen Ueberfal beſorgen mus fte , blieb der König von Schweden die Nacht über ju Praag , und kehrete nicht eher wieder zur Armee, d. 18 bis ſeine Schwadronen zurut Kamen , und die Vers oa. ficherung mitbrachten , daß der Feind wurklich über Den Bugſtrom gegangen ware * . Bei • Sonſt gingen in dieſem Sonate noch einige Scharmüßel sor. alſo wardiRegimentSquartiermeiſter Treffenfeld vom oftergothi: fchen Regiment zu Fuß mit fünfzig Mann in einem Slofter nicht
weit von Cjenſtochowa von dem Commentowski angefallen , aber to empfangen ,daß über hundert Polen auf dem Plaße blieben. Als Treffenfeld hieraufwegen ſeines Abmarſches mit denen Feins den Abrede nehmen wolte, ward er meuchelmordiſcher weiſe von dieren vor der Shure des Cloffers ins Haupt geſchoffen , darauffein Leutnant mit denen Schweden fich tapfer wehrte ,biß Commen: .
towskidasCloſter im Brand ftekte, worin jene ſich ſo langehielten, biß das Dach ihnen auf dem Stopf fallen wolte , da ſie ſich uns ter die Feinde wagten , und ihr Leben theuer genug verkaufe
ten. Das alſo Commentowski nad, geendigtem Feibjuge von dreis tauſend
245 Königs von Schweden. Bei allen diefen Kriegesgeſchäften vergaß Carl der1705 Zwolfte die Statsſachen nicht. Und weil er mit dem unermüdeten Fleiſſe ſeiner Miniſter wohl zu frieden war , legte er dem foniglichenRaht und erſten Statss miniſter Grafen Piper die Stelle eines Obermarſchals
bei. Ferner ward HermelinguinCanzeleiraht; Eebers hielm zum königlichen Secretarius ; und Hulten zum Regiſtrator gemacht. Da man aber dennoch vor einem neuen feindlichen Angrif nicht konte ſicher ſeyn , ließ der Sidnig.dem Stanislaus vortragen , daß ſeine Gemahlin nach Stettin in Pommern ſich begebenmögte , um alda
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in Sicherheit zu verbleiben . König Carl ritfelbſt nach Warſchau hinein , um von ihr Abſchied zu nehmen , worauf ihr Aufbruch von dieſem Orte auch d.27 einige Tage hernach , nebſt ihren beiden PrinzeßinsO & . nen , und des Königs Stanislaus Mutter geſchahe.
Der Prinz von Würtenberg, der AmbaſſadeurHorn, und verſchiedene Generale und andere Officiers bes gleiteten ſie i biß nach der Fürſtin Razivil ihrem Sandgute , wo dieſe ganke vorneme Geſelſchaftprachs tig bewirthet ward 1, worauf die Königin und die bei
ihrwaren , ihreReiſe fortſeten, und glüklich zu Stets tin anlangeten .
Um dieſe Zeitgingder Cardinal Primas Michael
Radzieowski in Danzig mit Tode ab ,und war hiers bei merkwürdig, daß er den Tag nach der Crónung
1x des Königes Stanislaus krank wurde , und biß am d. 3 ten
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tauſend Pferden kaum fechshundert übrig behielt. Da auch eis nige Ochſenhåndler aus Mofcau undUkraine unter reiner Bedek: kung ihr eh ſicher nad , Deutſchland durchzubringen vermeins ten , fanden ſie ſich in ihrer Rechnung heslich betrogen , und .
nahm ihnen der ſchwediſche Striegescommiſſarius Soldan zu zweien malen funfzehn hundert Stuck Ochſen weg.
So überrumpelteauch im folgenden November der aus ſeiner Sefangenſchaft zurüfgekommene ſchwediſche Major Graf Drens
Hierna zweiFahnen von desSmigelski Leuten in Braunsberg, und nahm ſie gefangen .
246
Leben Carts des Zwölften,
pros dritten October betlágerig war , da er ſeinen Geift aufgab , und von allen denen i die feine Verdienſte kanten , bedauret wurde.
Durch dieſen Todesfall war das Erzbiſthum Gnes ſen , wie auch die Stelle eines Primas des Reichs Polen ledig worden . Beide Bedienungen wurden von beiden Cronwerbern an zwei verſchiedene Perſos
nen vergeben. Denn König Stanislaus legteſie als
fofort dem Erzbiſchof von Lemberg , welcher ihn ges cronet, bei , und ernante hiernachſt den Biſchof von Caminiec zum Biſchof von Eracau , und den Confós derationsmarſchal zum Woiwoden von Poren. Hins
gegen war König Auguſt nicht weniger darauf bes dacht, wie er einem andern , ſo es um ihn verdienet
hatte,dieſe Stelle auftragen möchte. Ermachte alſo den Biſchof von Cujavien , ſo ihn beides gewahlet und gecrónet hatte , zum Erzbiſchof von Gneſen und
Primas des Königreichs.
Doch ehe er ſolches vers
richten Fonte, erforderten die Landesgeſebe, daß der
Konig muſte in Polen gegenwärtig ſeyn. Weil nun ſeine Sachen nach des Ezaren Ankunft in Lithauen nicht mehr ſo ſchlecht ousſahen , er auch überdem von
dem General Patkul, der als rußiſcher Abgeſandter des Czaren Angelegenheiten bei ihm warnahm , bes
ftandig angeſtrenget , auch durch die ſchlechten von Warſchau eingelaufenen Zeitungen veranlaſſet ward, ohnverzüglich ſich nach Polen zu begeben ; ging er in der Stille von ſeiner bei Guben an der Doer ſtehens den Armee weg , und hatte niemand als den Dbris
ſten Golß und noch zwo andere Perſonen bei ſich . d. 18.Nachdem er den achtzehenden October zu Danzig ans
Oet, gelanget, reiſete er ohne Zeitverluſt von dar über das friſche Haf nach Königsberg , da er des Abends um
neun Uhr bei dem Raht Negelein aptrat , der ihn mit vier Pferden nach Tykoßin brachte, welches ein wohlgelegener Poſten , den die Ruſſen befekt hatten, und
Königs von Schweden.
247
und in Podlachien ander Mereny, zwölf Meilen von 1708 Bugſtrom , und fünf und dreißig von Warſchau ges legen iſt. Von hier aus berichtete er nicht allein dem Czas
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ren ſeine Ueberkunft, ſondern gab auch allen denen, fo ihm noch anhingen , davon durch eine gedrukte Schrift Nachricht, welche bald überal ausgebreitet ward. Er ging hierauf nach Grodno, und von dard.30
nachder cuffiſchen Armee zum Czar, der ihm entges Oát. gen kam , und die fünf Standarten ſchenkte, ſo man denen hundert und fünfzig Soldaten vom ftanislai:
ſchen Leibregiment bei Praag , vorerwehnter maſſen abgenommen hatte.
Zu Grodno theilte er den neuen ausSachſen mit: gebrachten Ritterorden vom weiſſen Adler aus , der an einem blauen Bande getragen wird , und die las
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teiniſche Worte zum Wahlſpruch hat : Pro Fide, Rege & Lege. Es erhielten ſolchen , um ſie an ſich zu ziehen , verſchiedene Groſſen in Polen , imgleichen einige ruſſiſche Generalsperſonen . Da nun eine groſſe Anzahl von geiſtlichen und weltlichen Senato ren ſich bei ihm einfand , hielt man in Grodno eitt
Senatusconſilium , worin unter andern Dingen bes ſchloſſen warb : erſtlich dem Könige Auguſt treu zu bleiben ; vors andere die Cronarmee mit der ruſſis ſchen zu vereinigen ,und ein genaues und feierliches Bündnis mit dem Czar wider den König von Schwes den und den Stanislaus aufzurichten ;und drittens der lithauiſchen Armee ihre rúfſtandige Bezalung zu verſchaffen.
Indem man in Grodnomit Schlieſſung gedachter Allianz beſchäftiget war, liefdurch einen eigenen Bos .
ten die unangenehme Zeitung an , daß ſich zu Afras can , und inder Gegend etliche mißverguügte Unters thanen zuſammen gethan und einen Aufſtand erreget
hatten ,auch ihnen des Ejaren Abweſenheit aniko zu 24
Nuße
Leben Carls des Zwölften,
248
1705 Nugemachen wolten. Es ließalſo diefer von ſeiner ganzen Armee eine ſtarke Partei in aller Stille nach Denen rußiſchen Gränzen gehen, um allem fernern Uns wefen Einhaltzu thun ,begab ſich auch nach geſchloſſenen Senatusconfilio ohne weitern Aufenthalt von Grods
no ſelbſt dahin , und übergab dem Könige .Auguſto beiwelchemder Feldmarſchal Ogilvi unddes Czaren
Liebling Menzikof verbleiben muſte , feine in Lis thauen ſtehende Armee.
Der Czar hatte kaum den Rücken gewendet, als der König Auguſt einigen ſeiner Rahte und denen
Groſſen in Lithauen Gehör gab, welche nicht ohne Verdruß anſehen konten , wie ihre Güter von denen 1
Ruſſen verwüſtet wurden. Dieſe fekten ihm allers hand Argwohn im Kopf, wodurch das bisherigegute Vernehmen zwiſchen ihm und dem Ezar fehr geſchwas chet ward. Und obwol das Verbündnis mit dem
Czar und der Republic Polen zur Richtigkeit war; ſo hatte doch König Auguſt Patkuln * in Verdacht, als ob er an einem geheimen Vergleich zwiſchen dem Czar und dem König von Schweden unter der Hand arbeitete, Kraft deſſen der erſtere Lithauen behalten
ſolte. Er ließ alſo plóklich nach Sachſen Befehl abs abgehen ,um gedachtenPatkul beim Kopf zu nehs
men **. Ein folches Verfahren machte ein groſſesAufs fehen , Dieſer war bei denen Kuffen wegen ſeines groffen Credits bei bent Czar verhaft; bei denen Polen , weil er dië Noſcowiter in Les
thauen hineingeführet; und beim Stonig Auguft, weil er dieſem vorwarf, daß er die vom Ezaren zu Unterhaltung und Bezab . lung ſeiner Fachfiſchen Eruppen empfangene groffe Gelder ja ans dern unnüßen Ausgaben angewandt habe. Patful roch den Bras ten , daß man ihn feftjufeßen dachte , und war daher willens fich nach der Schweiß zu begeben , wo er groffe Guter angekauft hatte, und ſich vorher mit einer reichen Wittwe , einer Numorin 1
von Geſchlechte , verheurathen wolte. Man nahm ihn aber deſ: felbigen Abends beiin Stopf und brachte ihn nach der fåchfiſchen Deftung Sonnenftein .
Saß zu gleicherZeit ward der Biſchof von Ermeland, Baluski, )
des font beim König Auguft ziemlich am Sret war , wegen ver: dächtigen
Königs von Schweden .
249
ſehen , und hatte leicht zur öffentlichen Feindſeligkeit 1705
zwiſchen dieſen zweien Bundesgenoſſen ausſchlagen können : doch ward die Zwiſtigkeit bald beigeleget, nachdemmalen beide Parteien «gar leicht begriffen , wie unumgänglich nohtig es fen , daß ſie ſich nicht trennen lieſſen , ſondern vielmehr beſtändig mit eins ander vereiniget blieben * . Vier Tage nach der Erdnung des Königs Stas nislaus warð der zu errichtende Vergleich zwiſchen Schweden und der conföderirten Republic Polen zu
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Warſchau wieder vorgenommen und auch endlich zu
Stande gebracht. Er enthielt dreiſſig Artikel, nebſt 41
beſondern weitläuftigen Erklärungenvon einigen ders
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ſelben. Die Unterzeichnung geſchahe den achtzehen- d. 18 den November , und den vier und fünf und zwanzig: Nov.
ften dieſes Monats ward alles was darin beſchloſſen d. 24 25
war, d. 25
dichtigen Briefwechſels in Verhaft genommen , und die Sache nach Rom berichtet . Der Pabſt gab dem Stonige Recht , und verurtheilte den Biſchof dahin , daß er von ſeinem Chun und Laſſen Red und Antwort geben ſolte .
Co warb auch der Cronſchatzmeifter Prebendowski bei ſeiner Zurükkunft von Berlin vom Könige Auguft nicht gar zu wohl empfangen . Denn weil jener die Friedenshandlungen daſelbſt nicht nach Wunſch zu Ende zu bringen vermocht, ward ihm der
künftige Unterhalt verſaget , daber er ſich wieder nach Berlin begab , und von dar zum Stonig Stanislaus wenden wolte , der:
gleichen auch des Cronfeldherrn Bruder, Lubomirski , in wil. tens hatte, weil man aber ihnen und mehrern andern nicht redyt trauen konte I, kam nichts zu Stande.
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• Da inzwiſchen Stonig Auguſt den ganzen Sommer über ſeine Lruppen unverrichteter Sache und mit groſſen Soften und Zu: fuhre aus Sachſen unterhalten müſſen 1, und nun wegen der Winterquartier annoch beforget war , weil er ſie nad Polen nicht durfte kommen laffen , wo General Rehnſchåld mit ſeinen Leur: ten ihnen im Wege ftand , ließ er dieſelben an Engeland und
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Holland antragen. Der Herzog von Marlborough ſchlug ſolches Ånerbieten ab, weil man dabei ausbedingen wolte , daß, nach
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geſchloſſenen Frieden mit Frankreich , Engelland den Stónig Aus guft wieder in Polen einfeßen ſolte.
Der wienerſche Hof ware
wohl fremder Vdiker wider die ingarn benohtigetgeweſen , allein die Sache tam doch nicht zum Stande.
250
Leben Carls des Zwölften,
1905 war, von beiden Königen genehm gehalten und gleichs
8.27 falsunterſchrieben ,undkurz hernach zu Warſchau Nov. mit Trompeten undPauken verkündiget. Man ließ auch deswegen ſowol in dieſer Stabt als im Lager
den ambroſianiſchen Lobgefang anſtimmen , und bez zeugete abſonderlich König Stanislaus hierüber ſeint
Vergnügen durch ein prachtiges an ſelbigem Tage angeſteltes Freudenfeſt. Nachſt dieſem namen die fchwediſchen Ambaſſadeurs von dem Könige ihren
Abſchieb, und ſchieb folchergeſtalt dieſe Verſamlung vergnügt aus einander. 1 '
Der Inhaltdes nur gedachten Tractats warfots
gender : Es wird erſtlich ein immerwarender beſtan
diger Friede und aufrichtige Freundſchaft zwiſchen beiden Königen , ihren Nachfolgern und Reichen ſeyn ; und zum andern, der oliviſche Friedensſchluß in allen
ſeinen Stücken beſtatiget, ausgenommen dasjenige, was zum gemeinen Beſten hierin anders verordnet oder ausgeleget worden ; zum dritten wird eine ewis
ge Vergeſſenheitaller vorgegangenen Feindſeligkeiten geboten , und denen von der widrigen Partei drei Monat Zeit gelaſſen , um darin begriffen zu werden ; zum vierten ſol mit dem Könige Áuguſt kein Friede
noch Stilſtand ohne beiderſeits Bewilligung getrofs
fen werden ,und mit dieſem ausbrütlichen Bedinge, daß er der polniſchen Crone entſage, und dem Könige von Schweden ſowol als der Republic Polen vor als : len durch den gegenwärtigen Krieg verurſachten Schas den , billigen Abtrag verſchaffe; wie dann auch des Königs Auguſt lektere Erklärung, imgleichen alle Zeit wahrendendieſenKrieg in ſeinemNamen heraus ges kommene Gefeße, Handlungen und Schlüſſe vor nich, tig und ungegründet angeſehen werden ſollen ; nicht weniger werden fünftens auch alle der Cron Schwes
den nachtheilige Vündniſſe aufgehoben , und die Res
public Polen wird nicht zugeben , daß ihre Könige dergleichen
Königs von Schweden.
251
dergleichen jemalen eingehen ; man wird ſechſtens 1705 dem Czar von Moſcau mit vereinigten Kräften auf den Leib gehen , und ihn dahin anhalten , das$ zus
gefügte Unheil zu vergúten, auch keiner ohne dem andern ſich mit ihm einlaſſen. Auf was Art und mit welchem Bedinge aber beiderſeits Armeen fich
miteinander vereinbaren ſollen , wird durch einen
beſondern Vergleich vorher ausgemad)t werden ; die Cron Schweden verſpricht ſiebendens, die Wafs fen nicht eher nieder zu legen , biß die Ruhe in Pos len wieder hergeſtellet , und König Stanislaus in dem völligen Beſit dieſes Reiches befeſtiget worden ; ſo verſichert auch eben dieſelbe zum achten , daß ſie alle von dein Ezar wieder zu erobernde Derter der 1
Republic Polen, gegen Erſtattungder Unkoſten ab: treten wolle ; nur daß neuntens Schweden Macht
haben ſolle , in denen eingenommenen Plazen Bes fakung zu legen und zu halten ; auch ihm zehntens er: M
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laubtſein,ſeine Armee durch gank Preuſſenund andere Provinßen der Republic zu führen ; auch werden eilftens die ndhtigen Fahrzeuge zur Ueberfahrt der
ſchwediſchen Truppen zugeſtanden , und ſollen ihm die Seehafen des Reichs dazu offenſtehen; wannzum zwölften Schweden oder Polen im Krieg mit ihren Nachbarn verwickeltwerden möchten , ſoli Reiner des andern Feinde beiſtehen ; zum dreizehenden , machen
ſich der König und die Republic Polen anheiſchig, ihre Unterthanen im Zaum zu halten , damit ſie künftigs
hin die Waffen wieder Schweden nicht ergreiffen ; der vierzehende, funfzehende und ſechszehende Artikel betrift dieGefangene und Ueberläufer von beiden Seis
ten vermoge des fiebzehenden fol das fapiehiſche Haus in ſeinen vorigen Wurden , Ehren , Gutern und Aemtern wieder eingeſeket werden ; zum achtzes
henden verſprechen der König und die Republic Pos
len ,1 die Proteſtanten bei der Ruheund Sicherheit #Y
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252
Leben Caris des Zwölften,
1905 zu erhalten und zu ſchüßen , die ſie biſher genoſſen , und welche ihnen durch die Pacta -Conventa , Confos
Derations etc. zugeſtanden und beſtätiget worden, alſo daß die Religion , welche ſie bekennen , ihnen an
nichts hinderlich ſeyn ſoll , ſo lange ſie nemlich ſich das beigeruhig undſtille aufführen werden. Man wird ihnen auch bei ihren Verſamlungen an denen bißher gewohnlichen und ihnen abgetretenen Dertern nichts im Wege legen , auch zulaſſen , daß fie ihre Kinder ohngehindert in ihrer Vorfahren Glauben erziehen und unterrichten können. Ebenmaßig werden denen preußiſchen Städten hierdurch alle geiſt- und weltliche Vorrechte und Gerechtſame bekräftiget, in derenBes fiß fie ſich ſowohl vor als nach dem oliviſchen Frieden befunden haben . Vom neunzehenden biß zum fünf und zwanzigſten Artikul war verſchiedenes die beiders
feitige Handlung und Schiffart abſonderlich zu Riga betreffend, enthalten . Im ſechs und zwanzigſten waren alle falſche Münzſorten verboten , als wallachiſche Schillinge und dergleichen , auch feſt geſtellt , daß wann die Republic Polen neues Geld můngen laſſen würde , ſolches alsdann mit dem Werth des Schwes
diſchen übereinkommen ſolle ; zum ſieben und zwanzigs ſten verbindet ſich die Republic, ihre Könige zu Nachs gelebung dieſes Tractats anzuhalten , und vor allen Schaden, bei eraugendem Fälle , einzuſtehen ; Wann zum acht und zwanzigſten andere Königreiche , Res publiquen und Statenin dieſes Bündniß mit einges ſchloſſen zu werden verlangen , rollen ſolche mit beis
derſeits Bewilligung darin aufgenommen werden ; Zum neun und zwanzigſten fol die Gewährleiſtung Dieſes Tractats bei denenjenigen Machten geſuchet
werden , welchen die Erhaltung beider Reichen zu Serzen gehet ; Endlich und zum dreißigſten ſól ders felbe in Zeit von einer Woche von beiden Seiten ges
pehm gehalten und ausgewechſelt worden , von dem Tage
Königs von Schweden.
253 Tage nemlich anzurechnen , da ſolcher unterſchrieben 1705 worden .
3
Diefem zu folge warb gebadyter Tractat von drei
und zwanzig polniſchen Gevolmachtigten , welches die vornemſten von denen Geiſtlichen, Senatoren , und dem Adelwaren , unterſchrieben . Die Genehmhals tung abſeiten des Königes Stanislaus geſchahe kurk . hernach, welche ſein geheimer Secretarius, der Stas roſte von Inowlad , Radouski, gleichfals unten uns terzeichnete. Die Unterſchrift von ſchwediſcher Seite geſchahe durch die drei Ambaſſadeurs, Horn, Wachs.
3:
lager und Palmberg , und weiter unten durch die
Geſandſchaftsſecretarien Reuterholm und Adlerberg; worauf nachher die Beſtätigung des König Carls ſelbſt zu Blonie erfolgte, welche Graf Piper unten mit unterſchrieb.
Bißher waren die Feinde nicht wenig bekümmert geweſen , warum Der König von Schweden in ſeis
nem Lager zu . Blonie feit ſo vielen Monaten ſo ſtille geſeffen ; nachdem aber der geſchloſſene Friede fund gemachtworden, konten ſie leicht erachten, daß er ſie nicht langer in Ruhe laſſen würde, nachdemmalen er nunmehr alle Schwurigkeiten , fo fidh feiner Haupts abſichtbisher im Wege geleget, ſo glúklich uberftans den hatte.
Es lauerten alſo die Feinde in Lithauen und ans derwerts auf nichts mehr, als wohin der König von
Schweden ſich nunmehr wol wenden folte. Denn das es ihnen ohne Zweifel gelten muſte , ſchloffen ſie dara
aus,weil General Rehnſchold in Grospolen um Pos ſen herum die Winterquartiere bezogen , und der lunghe DB, 등츠 00
König Carl nicht allein nochin ſeinemvorigen Lager ſtand , ſondern auch den Generalleutnant Stroms berg , To bisher mit vier Regimentern zu Fuß und eta was Reuterei bei Cracau gehalten , mit ſeinen Leua
ten nach Warſchau zu ſich kommen laſſen , und übers 1
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254
Leben Carls des Zwölften,
1705 haupt bei ſeiner Armee den Befehl ergehen laſſen, ſich auf den erſten Wint marſchfertigzuhalten. Die Feinde machten unterdeſſen alle möglicheVers
faſſung zur Gegenwehr , abſonderlich befeſtigten die Rüſſen alle Poſten mit groſſer Sorgfalt, vonGrodno an bis nach Breſzici an dem Bugſtrom , um ſich in Lithauen, Podlachien und Poleſien , wo ſie den Meis ſter ſpieleten , in Sicherheit zu regen , und denen Schweden den Eingang wo nicht gar zu verwehren, doch aufs wenigſte ſchwer genug zu machen.
Weil aber derKönig Auguſtgarwohl begrif, daß er ſich weder auf der Polen Beſtändigkeit, noch auf der Ruſſen Herzhaftigkeit murde verlaſſen können,
der grófte Theil aber ſeinerſächſiſchen Armee nichtin Polen einzubringen vermochte, weil alle Päſſe dahin von denen Schweden befeßet waren ; ſo hatte erdem
Czar die Gefahr vorgeſtellet, die aus einer Schlacht entſtehen dürfte, welcheder ganzen Sache den Auss ſchlag geben könte , und alſo hatten dieſe beide Herrn beſchloſſen und auch ihreLeute beordert, ſich beiLeibe
in fein Treffen einzulaſſen , ſondern im Falman ſie in Lithauen beſuchen würde , fich in ihren Verſchans -zungen zu wehren, und ſolchergeſtalt die Schweden abzumatten.
Der moſcowitiſche General Rónne , ſo mit einigen Regimentern in Pultowsk poſtiret war , ließ ſeine Parteien fleiſſig gegen Warſchau ausgehen , um von dem ſchwediſchenAufbruch und Bewegungen etwas zu vernehmen . Doch da er dieſelben in ihrem Lager
ganz ſtille fand, undkeine Gefahr obhanden zu ſeyn merken konte ; ließ er unterdeſſen in Plocsko an der
Weichſel einen ſchwediſchen Capitain 1, ſo mit ſechzig Dragonern über den Fluß zu Eintreibung der ausges ſchriebenen Anlagen ausgegangen war , durch eine
groſſe groſſe Partei angreifen, welcheauch die Schwes Den , nachdem ſie ſich tapfer gewehret, und das Feuer segen
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Königs von Schweden .
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gegen einander vom Morgen bis an den Abend ges 1705 dauret, gefangen bekam.. Der König von Schweden ſtand hingegen ohne fich zu rühren , mit ſeinen Truppen bei Blonie bis zum Schluß des Decembermonatsſtille, es fonte auch
Fein Menſch erfahren, wann er aufbrechen oder wohin
er ſich wenden wolle. Esbeſtund aber ſeine bei ſich has bende Armee aus folgenden acht Regimentern : Das Leibregiment, .
Das ſchoniſche Regiment . Reuterei.
Das Leibregiment , vier Bataillons,
Das Regiment von Horn, Teutſche, } Fußvolt. zwei Bataillons. Die Regimenter von
Stenbock, Meierfeld,
Dragoner.
Dücker und Saube.
Bei Generalleutnant Nieroht, der bei Warſchau an der Weichſel fich mnit feinen Leuten gelagert hatten
befanden ſich nachſtehende fünf Regimenter : Smaland,
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Dſtgothen , Reuterei. Kruus.
Upland , zwei Battaillons, s lkeelen , zwe i Bataillón . Fußvolk. Dah
Hierzu kam der Generalleutnant Stromberg mit ſeiner Partei von Cracau, welche vier Regimenter zu Fuß, nebſt etwas Reuterei ausmachte. Es was ren aber ſolche : Dſtgothen , zwei Bataillons,
Gonkišping , zwei Bataillons, Calmar, zwei Bataillons,
Weſtgothen , zwei Bataillons. ]
Fußvolf.
Leben Caris des Zwölften , 256 1705 Es iſt faſt unglaublich , daß Soldaten bei einer ſo ſpåten Jahreszeit und durchdringenden Kalte , als eben dazumal einfiel, unter blofſen Zelten es auszus halten , und dem rauhen Wetter wiederſtehen fóna nen , wann nicht die ſchwediſche Armee davon ein Beiſpiel gegeben hatte , worüber ganz Europa er
ſtaunen muſte. Denn aller dieſer Beſchwerlichkeis ten ungeachtet , blieb der König mit ſeinem Lager ftes
hen, und behalf ſich in einem ſchlechten Gezelte ,wels ches man auf eben die Art , wie im Monat October
des eintauſend ſiebenhundert underſten Jahres ges ſchehen war , als der Konig zu Wurgen in Eurland
Fein Hauptquartier hatte ; des Nachts über mit glús enden Kugeln anhikete, und dadurch einen unleidlis chen Geſtank verurſachete.
Am Tage pflegte ſich der König in der Hauptwas che zu wärinen , und weil zu allem Unglüt die Küche von dem Zelte ziemlich weit entfernet war, wo er ors
dentlich zu ſpeiſen pflegte, ſo war das Eſſen meiſtens theils eiskalt , wann es auf die Tafel gefeßet ward. Ein ander wurde dieſer unbequemen Lebensart bald überbrüßig worden ſeyn , der König von Schweden
aber blieb beiſeinem einmal gefaſten Vorſaße unbes weglich, nicht eher aufzubrechen , biß die Flüſſe und Seen mit Eiſe belegetwaren, um deſto geſchwinder den Feind zu überfallen.
Dem Prinzen von Würtenberg, auch denen vors nemſten Bedienten erlaubte der König ; zu ihrer Ges
machlichkeit,Hütten aufzubauen ; andere gruben groſſe Löcher in die Erde , welche ſie mit Brettern und Eros fchollen überlegten , auch wohl mit Leinwand überzos gen , um ſich wider Wind und Wetter zu beſchůßen , daß alſo die Schweden dazumal einer übelgerathes nen Pflanzſtadtaus Island nicht undhnlich waren . Die Weichſel ging dazumalſo ſtark mit Eis, daß
Die Warſchaner Brücke Dadurch zerbrochen , aber aud
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Königs von Schweden . 457
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auch bald wieder ergänzet ward. Der König von 1705 $ Schweden gab hierauf Befehl zum Aufbruch, der d. 29
auch ſodannvon Blonie erfolgte, und legte der Ros Deć. Lag biß Warſchau in Nierohts Lager an der Weiche fel, vier Meilen hinter ſich, und war ein Theil von
Enig nebſt der Hofſtat und den Trabanten den erſten Des legtern Partei ſchon über den Fluß gegangen .
Des folgenden Tages ging der König Carl nebſtb. 30
dem König Stanislaus, und dem Prinzen von Wurs tenberg gleichfals über die Weichſel , welchem die Hofſtat beider Könige , die Trabanten, und die ger Tamten Regimenter bald nachfolgten, und zwar mit ſo guter Ordnung, daß keiner den andern in ſeinem Marſche hinderte , oder aufhielte.
Bei aller dieſer Bewegung , wuſte noch niemand, wohin der Konig fich wenden würde. Einige muhte maſſeten zwar, daß es dem cofakiſchen Feldherrn Mas
zeppa, deſſen ganze Macht bei Lublinherum ſich aus: gebreitet hatte , gelten möchte ; doch andere hielten mitmehrer Wahrſcheinlichkeit davor , daß es auf die
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Moſcowiter , ſo in Lithauen allenthalben den Meiſter ſpieleten , gemünzet wáre.
Dieſe Ungewißheit verurſachte, daß der preuffiſche General, Graf Schlippenbach , welcher ſich eineZeit: lang und von Raviş her am ſchwediſchen Hofeauf
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* gehalten , auch demſelben weiter zu folgen entſchloſs .
28 ſen war , wofern man ſich nach Lithauen , oder die preuſſiſchen Gränzen wenden folte, endlich gleichwol Die ſchwediſche Armee verlaſſen und zurük gehen
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muſte, indem ihm der Endzwek dieſes Marſches zu
errahtenunmöglich. Denn der König vonSchwed. 31 den nam feinen Weg über dieStadt Dkumiofnach den Flecken Michaelow , vier Meilen ; und ging von Dannen bis Stanislaw , zwei Meilen ; alwo ihm
links und rechts der Weg offen ſtand und alſoweder Zweiter Theil.
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Leben Carls des Zwölften I,
1706 Freund noch Feind wiſſen fontë, was der König im 8. I
Sinn hatte. Den erſten Tag des eintauſend ſiebenhundert und
Jan. ſechſten Jahres, nach dem alten Stil,lag die Armee in Stanislaw ſtille, da inzwiſchen ein ſo ſtarkerFroſt einfiel, daß die Lebensmittelund alle fluffige Sachen
erfroren. Dieſer hielt die beiden Monate Januaris us und Februarius an , und erleichterte den Marſch unvergleichlich , weil die vielen Flüſſe und Moráſte, worüber man ohne Unterlaß muſte, mit Eiſe bebrúfa ket wurden. 0.2
Des folgenden Tages ward der Weg fortgefeßet . bis zur Stadt Wengarow , fünf Meilen ; und weil das Eis noch nicht ſo ſtark war , daß es groſſe Laſten hátte ertragen mogen, ſo blieb hier ein Theil des Ges
ſchußes und der Bagage ſtecken. Der König kam gleich herbei, um folche zu helfen und wieder los zu
machen , abſonderlich einen Ruſtwagen des Prinzen von Würtenberg , welcher ſo tief eingeſunken war, daß funfzig Leute ihn kaum heraus heben konten. Das Eis brach an eben dem Orte, wo der König und der Prinz ftanden , allein weil ſie nicht ſonderlich tief hinein fielen , wurden ſie bald wieder heraus gezogen . Doch tamen auf dieſem Marſche viele Pferde und Knechte um , der König muſte auch in. Wengarow eis
nen Tag ſtille liegen , um die Bagage abzuwarten. Dazumal begunte man zu erſt merken , daß denen
Moſcowitern in Lithauendieſe Kappe ſoltezugeſchnits ten ſeyn, in welchen Gedanken man noch mehr ges 0.4 ſtarket ward , als die Armee bis an ein Dorf Koros vice , drei und eine halbe Meile marſchiete, welches an der Straſſe nach Grodno lieget. d. s Des folgenden Tages kam man nach einem ans dern Dorfe Krzimenca , welches zwei Meilen von jes nem , und am Bugſtrom lieget. Dieſer Fluß war
noc nicht ſo hart gefroren , daß man ohne Gefahr Darüber
Königs von Schweden.
459 darüber hátte kommen mogen ; es ließ alſo der König 1906
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zu verſchiedenen malen Stroh darauf bringen , und TE
folche Stellen fleiſſig mit Waſſer begieſſen, und nachs dem dieſes alles hart und feſt zuſammen gefroren war , ging die Reuterei , die Bagage , das Ges
ſchuß und das Fußvolk ohne den geringſten Anſtoß darüber, nur daß dieſe gefrorne Brücke zulegt an den beiden Enden bei den Ufern abbrach , wodurch einige
Leute und Pferde ins Waſſer fielen, aber glútlich ges rettet wurden.
Das beſchwerlichſte hiernachſt war,
Daß jenſeits von dem Siſe ein ſteiler und glatter Berg alt ſich zuſammen geſeket hatte, worüber man nohtwens dig muſte. Die Artillerie nebſt der Bagage und der
fanie Reuterei hatten unbeſchreibliche Mühe varuber zu i klettern, und blieben dabei viele Pferde auf der Stels le liegen .
Nachdem man alſo über den Bugſtrom kommen , d. 7 ward Der Marſch bis Poplawice, vier und eine halbe Jan.
*
Meile fortgefeßet, alwoman wieder einen Tag ſtille
募言 營 急 善養
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hielte. Dieſes Dorf, fo in Podlachien, einer Mois wodſchaft des Grosherzogthums Lithauen gelegen, war nur von etlichen armen Edelleuten bewohnet,und weil die Ruſſen und Sachſen alles mit fortgefchleps pet, von Lebensmitteln ganzlich entbloſſet, daher auch
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ren Menſchen und Vieh bei der Armee viel ausſtehen muſten.
Nachdem der König an dieſem elenden Orte einen d.9 veids Tag über Halte gemacht, kam er weiter durch die
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Stadt Suras bis Borofski, vier Meilen ; nicht weit
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davon hoben die ſchwediſchen Wallachen einen Rus, fiſchen Leutnant mit achtzehn Mann auf, nachdem ſie funfzehn nieder gemacht hatten. Weil auch hier von dem Feinde alles aufgezehretwar, und die Kälte uns
unei gemein zunam , ſo wurde es Mühe gekoſtet haben , Les juf
bensunterhalt zu finden , und ſich vor dem ſtrengen Froſt zu bergen , wann nicht die Armee zu Slabus d . 107 R2
doma,
460 Leben Carle des Zwölften , 1706 doma, einem Stadtgen ,drei Meilen davon, wohin ſie des andern Tages ging, und wo eine reformirte Kirs
dhe iſt, einigen Proviant und abſonderlich Fütterung vor die Pferde vorgefunden hatte. Alhier muſte die Armee einen Tag über nicht viel beſſer als unterm bloſſen Himmel, fich lagern. Denn obgleich die Kälte ungemein war ; ſo hielt doch der
Kidnig nicht für rahtſam , die Truppen ſich weit aus einander breiten zu laſſen , und in die nahegelegne Dörfer zu verlegen , angeſehen ſeine Abſicht dahin
ging , vor dem Feinde ſo viel möglich zu verbergen , wie ſtarkdie Sdweden waren. Es bekamen auch die Ruſſen von dieſem Anmarſch
fo wenig Kundſchaft, daß fich einige Parteien von ihnen hin und wieder in ihren Quartieren überrums peln liefſen. Als ſie aber mit ihren Schaden merfs
ten , und von denenjenigen , fo denen ſchwediſchen Walachen entwiſchet waren , vergewiſſert wurden , daß der König ro nahe , waren ſie auf nichts mehr 1
bebacht, als wie Tikoczin und Grodno genugſam bes feßt werden möchten , maſſen am lektern Orte der
König Auguſt ſich ſelbſt in Perſon noch befand. Es
1
wurden alſo friſche Vdiker hinein gelegt, voraus, da
der Czar ausdrůklichen Befehl hinterlaſſen , daß die feinigen auf offentlichem Felde mit denen Schweden ſich nicht einlaſſen , ſondern vielmehr in ihren Vors
theilen die Sicherheit ſuchen folten . 2
Es muſten endlich die Ruſſen überal glauben , daß
der König von Schweden ihnen naher ware, als fic b. 12 fich eingebildet. Denn da der König von Slabodoa Jan. wa nach Krimpi, fieben ſtarke Meilen , ohne auszus ruhen mit der Armee marſchirte, auf welchen Weg man zwölf Stunden , von acht Uhr des Morgens ,
bis in die linkende Nacht zubringenmuſte, hatten die
fchwediſchen Wallachen, ſo voraus gegangen waren , in ißtbemeldtem Stadtgen einige fách riſche Trabans ten
here
Königs von Schweden .
461 ten angetroffen , wovon gleichwol der grdſte Theil 1706
e
davon kam , und nach Grodno die gewiſſe Nachricht
CIUN
brachte, daß der König von Schweden ihnen unvers
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züglich auf den Hals ſeyn würde.
Dieſe unvermuhtete Zeitung und auſſerordentlicher Marſch veranlaſſte den König Auguſt, die ſonſt auf dem Lande zerſtreuete Regimenter in die Stadt Grods no zuſammen zu ziehen , als welchen Drt die Ruſſen
bisher ziemlich befeſtiget hatten , und nunmehr mit allem Éifer die Auſſenwerke zur Volkommenheit zu bringen bemühet waren , um eine langwierige Bes lagerung in allem Falle ausſtehen zu können. Nachdem der König von Schweden einen Tag d. 14
und zwei Nachte zu Krimki geſtanden, und in ſolcher Jan. Zeit die Häuſer denen Kranken zu ihrer Verpflegung gelaſſen hatte, erhub er ſich ſechſtehalb Meilen weiter nach dem Dorf Michalowice, ſonur eine kleine Meile von Grodno ab lieget. Weil nun die Moraſte ſchon
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zuruk geleget waren ,! und die Armee ein offenes Feld vor ſich hatte , wo ſie ſich nach Belieben ausbreiten
konte , ließ ſie der König ſamt der Bagage und dem
groben Geſchuß in verſchiedenen Colonnen mars fchiren.
Eine von dieſen überrumpelte eine ruffiſche Vors poſt, und bekam folche nebſt einem Leutnant gefans gen. Weil die Bagage fehr ſpåt an Ort und Stels le kam , blieb die Armee im Schnee bis ziemlich in die Nacht unters Gewehr. Da geſchahe es , daß eis
ne feindliche Partei, fo mit vielen Wagen ſich in die Stadt zu werfen im Begrif war, im dunkeln auf die
ſchwediſche Vorwachten ſtieß , und ſie anfänglich für . Sachfen und Freunde annam. Sie wurden aber Des Jrthums bald gewahr, und kam ihnen die finſtre
Nacht ſich zu retten , überaus wohl zu ſtatten, gleichs wol muſte ein Theil davon mit allen Wagen im Stiche bleiben. R 3
Des
1
Leben Carls des Zwölfteit,
462
1706 , Des andern Morgens'ließ der König von Schwes den die Armee näher an die Stadt růcken , nachdem
er beſchloſſen hatte, die Niema, eine halbe Meile über Grodno, zu paſſiren. Dieſer Fluß, welcher zugefros ren war , hatte an dieſer Seiteein hohes und gáhes
Ufer , ſonderlich an der Stelle , wo der König über zu gehen bedacht war, ſo daß die Reuterei hierbei viele Schivurigkeiten fand, abſonderlich da ſie im Ans geſicht der Feindevorbei mufte, ſo ſich auf der andern
Seite in Drdnung fekten , um denen Schweden den Uebergang zu verwehren.
Denn was die nachfols
gende ſchwediſche Artillerie und Bagage anbelanget, To hatte man höher hinauf einen bequemen Ort ans getroffen.
Inmittelſt hatte der Feind bei der erſten Bewes gung der Armee alle ſeine Reuterei und Dragoner nebſt dem gröſten Theil des Fußvolkes aus Grodno gezogen, ließ aber die lektern nicht weit von der Stadt Itehen, und rúkte mit denen erſtern denen Schweden egen , um ihnen zu verwehren , über den Fluß zu
kommen . Doch fo balb der König bei der Niema ankam , ließ er die Armee Halte machen , und ging felbſt mit ſechshundert Granadiers von der Leibgarde den Strom hinunter , ſtellete die Manſchaft auf dem
Eife in Ordnung , und ging ſo hinüber mit dem Bas fonet auf der Flinte dem Feinde unter Augen , wels
cher vom Pferde abgeſeſſen war, und allejenſeitige Höhen undvorteilhafteſte Plage eingenommen hatte. Die Anführung eines ſo tapfern Königes in Pers
ſon verdoppelte bei denen ſchwediſchen Soldaten ders geſtalt den Muht, daß die Ruſſen, ungeachtet ihrer Vortheile und weit gröſſeren Anzahl, dem hißigen Angriffe der erſtern ausweichen , und nach geringer
Gegenwehr, und einigen gethanen Schüſſen ſich auf die Pferde werfen , und ob ſie gleich ſich wieder in
Schlachtordnung(telleten , dennoch geſchehen laſſen muſten,
Königs von Schweden . Shoe madik
Meile Erzugea
463
muſten , daß die Schweden mit wenigen Verluſt ſich1706 auf der Höhe feſte fegeten. Hiernachſt ließ der Ko Kids
nig feine Dragoner überkommen. Es fiel aber der nen Pferden überaus ſchwer , das beſagte hohe Ufer
andgoat .auf und nieder zu klettern , und dieſerwegen ging es etwas langſam daher ; nichts beſtoweniger rufte der
önige
ei him König mit einigen wenigen Schwadronen, fo zu ihm
fie in
ffieffen , mit dem Degen in der Fauft immer weiter
eraltion auf dem Feind los. Doch dieſer bewieß zum Sdilas
gen gar ſchlechte Begierde, indem er beſtandig und in guter Ordnung hinter ſich widy, bis an den Ort, wo ſich das Fußvolk in einem Fhale an der Stadt
Tabela
Die geſeket hatte, daß es ſid , alſo dieſes mal , weil der Konig ſowenig Leute bei ſich hatte, zu einem fernern
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ordentlichen Gefechte nichtanlaſſen wolte. Nur einige freiwillige machten ſich einzelner weiſe
3 by die Luſt denFeind auf dem Wege dorthin anzufallen ,
berichte und ihre Piſtolen zu löſen , damit ſie doch nicht gar con zu müſſig ſeyn mochten , welches aber einem Capitain , nya Namens deSaro bald übel bekommen ware. Dieſer erhe talianer hatte ſich vor dem in moſcowitiſchen Diens
uropa ften aufgehalten , doch der Abſchied war ihm nad ). .
Pikad nials lieber 1, als die bei denenRuſſenausgeſtandene
auf verdrůsliche Begegnung, worüber er ſich ſehrbeſchwes De* rete, geweſen , und nunmehr hielt er ſich ſein Glük en, en zu machen , welches er auch nachgehends gefunden,
comida bey der ſchwediſchen Armee auf. Es ward ihm aber
en het in dieſer Begebenheit das Pferd unterm Leibe erſchoſs
in
ſen , daß er nohtwendig mit zur Erden muſte. Dies
Tent
fer Gelegenheit gedachten ſich die Ruſſen zu bedies nen , und Teßten haufenweiſeauf ihn loß, funden aber
heyat yon diefem einzigen ſo muhtigen Widerſtand, daß es
sverige lange daurete , bevor ſie ihm mit dem Sabel einen ifthi
en
guten Streich über dem Kopf verſeken konten , wels cher ihm denn dieHände ſinken machte, abſonderlich
onlista da noch ein Schuß demſelben durch die Lenden 'ges
itya
R4
gangen .
464
Leben Carls des Zwölften,
1706 gangen . Die Ruſſen hatten ihn alſo ohne Zweifel mit fortgeſchleppet , wenn nicht zu ſeinem Glücke der Prinz von Würtenberg, fo viel von ihm hielt, nebſt
Dem lithauiſchen Pizars, Graten Sapieha, mit einer Schwadron ihm in ſeiner Nohtzu Hülfe geeilet, und dergeſtalt mit dem Degen in der Fauſt gerettet hätten. Bei diefen kleinen Scharmükeln ging es ziemlich
ſcharf her , indem die Schwediſche Freiwillige kein Quartier weder gaben nochnahmen , biß unterdeffen dierußiſchen Reuter und Dragonerbei ihrem Fußa volk anlangeten , da dann ihre erſteSorge war, fich
beſtermaſſen in Schlachtordnungzuſehen. Inzwis ſchen kamen von der ſchwediſchen Årmee auch immer mehr Truppen über den Niemafluß, welche der Kós nig fofortſtellete, und auf dem Feind anrücken ließ. Allein diefe an ſchwediſcher Seite bezeugte uners
ſchrockene Bewegung machte die Moſcowiter vollends ſo furchtſam , daß fie fich ganzlich hinter ihre gedopa pelte Verſchankungen verſtaréten ľ, und ihren vom
Czar bei ſeinem Abjuge empfangenen Befehl gemaß , alda den König von Schweden abwarten wolten. Doch dieſer hatte keine andere Abſicht, als ohne fers
nern Aufenthaltüber den Strom zu kommen , und fand alſo im geringſten nicht vor ndhtig , fie dorten aufzuſuchen , ſondern gab ihnen vielmehr Raum , die noch übrigen Truppen an ſich zu ziehen , indem man fchon vorher ausrechnen konte, daß mit der Zeit der gröfte Haufen davon aus Mangelund durch Krank: heiten, fals ſie nichtweichen wolten, von ſelbſten muſte zu Grunde gehen , ohne daß man deswegen einen eins zigen Kopf zu wagen Urſache hatte.
DieArme warnuninehr, auſſer einigen zum Nachs zug und Bedeckung der Bagage und des grobenGez ſchüßes zurückgelaſſenen Regimentern, mehrentheils über den Niema ; " weil aber die Nacht einfiel, und man
en ,
Königs von Schweden.
465
em Sludge)
man biſfeits zu Einquartirung der Armee weder Håus 1706 fer noch Dörfer genug vor fich fand, über dem die
hm hielt, ne
Gezelte und übrige Gerathſchaftnochzurück waren ;
ieha, mit eiers
Hülfe gelen
Fußvolck in ats muſte ſo wohl die Reutereials Schlachtordnung die Nacht über untern blauen Hims
r Fauftgerein
mel und auf freiem Feldebei dem Dorfe Dzieivictos
ohne Zweck
wize , eine halbe Meile von Grodno , ausbauren,
ging es pient und durch angemachtes Feuer , fich ſo gut ſie konten , Freiwillige# biß unterk
erwarmen .
Die Regimenter , ſo vor Müdigkeit nicht mehr auf
bei ihrem i den Füſſen ſtehen konten , und vor Kalte gang erfros Sorge war,
ren waren , legten ſich daher an den Orten auf die
u ſehen. Jeg Erde nieder, wo ſie am Tage über geſtanden hatten,
Armee aud en
und zwar einer zwiſchen desandernFüſſen, da ihnen
8, meldeder
dann ihre Mantel, ſo ein jeder mitſich zu führenpfle.
nd anrücken is
get w , ohl zu ſtatten kamen. Die beiden Könige und
Rite bezeugte
der Prinß von Würtenberg hatten ein groſſes Feuer
Roſcowiter noble in einem vonStroh verfertigten Raum anzünden laſ hinterihre que ſen, um wider Rauch und Wind einigermaſſen bes undihen: Decket zu ſeyn ; wiewohlderKönigCarlfaſtgarnicht
nen Befehlgame darin blieb, ſondern den gröſten Theil der Nachtdas abwarten melk
, aß er ſeine Regimenter durchſahe, mit zubrachte d
slicht, alses auch ſich der Stadtunterweilen näherte, um von nzu komma,es dem FeindeKundſchaft einzuziehen , und zu ſehen o ,b 'nohtig,fie ihnen etwa die Luftankommen mochte einenAusfall I
einige dieſe Nacht ielmehrRaum, guwagen . Man erbeutetezwar n die gange ziehen , indem w
Karren mitLebensmittel ,welche aber vor
Daß mit der Zeit
Armee wenig verſchlagen wolten ; als welche vom
el und duro S
Hunger und noch mehr 'vom Durft geplaget war ,
en, von ſelbftenog maſſen das Waſſer ſo felten zu bekommen , daß dnie deswegeneinen ein Soldaten herklich gerne ein Glaß vol bezahlete ,
tte .
Ter einigenzum Mat
wann ſie deſſen nur habhaft werden konten.
Des folgenden Morgens ließ der König die Armee d. 16
und desgroben11 auf eine halbe viertel Meile , und biß unter die Jan. entern , mehrent Werke der Stadt ſich nahern , und zwar in derſele
Te Nachteinfiel,w . ben Ordnung , wie ſie des Tages über geſtanden hats RS
te.
466
Leben Carls des Zwölften ,
Er felbft ritte auch mit dem Generalleutnant Stenbol und einem Gefolge von Quartiermeiſtern ??
1706 te.
und etlichen andern Officiern aus, den Drt in Augens
ſchein zu nehmen , welches die Feinde mit vielen Tas nonenſchuſſen zu verwehren fuchten , aber dadurch keis nen Schaden verurſacheten. Der Kidnig von Schweden begrif gar bald aus der
Moſcowiter Verhalten , daß ſie allerdinges geſinnet waren , in ihren Vortheilen zu bleiben , und ſich nicht aufsfreie Feld heraus begeben würden . Es muſte alſo die Armeeeine halbe Wendung rechts um machen, und
ſich auf der andern Seite zwiſchen Grodno und Wils na ſeben , alwo ſie zwar ſo viel als möglich in die bes nachbarten Dörfer verleget ward , doch weilman die Hauſer meiſtentheils niederreiſſen, und das Holz zur ndhtigen Feurung, wegen der grimmigen Kälte, braus
dhen muſte, ſo war nichts anders zu thun, als noch eine Nacht ohne Obdach , wiewohl mit weniger Bes ſchwerlichkeit, ſich zu behelfen ; Éin Theil der Bas gage kam auch almählig nach , nur daß etliche mit FrankenSoldaten beladene Wagen im finſtern des
Weges verfehleten , und gerade auf die Stadtzus
fuhren , folglich aber dem Feinde in die Hände ges riethen.
b. 17. Tages darauf blieb die Armee an demſelben Orte Jan. ſtehen , und nahm der König ſein Quartier zu Grans jije , eine viertel Meile von der Stadt. Die fchwea
diſchen Parteigånger ſchmiſſen ſich inzwiſchen mit dem Feindeherum , und ging es aus der Úrſache hier ſcharf her , weil kein Theil dem andern Quartier gab.
Gegen Abend langte auch der Ueberreſt der fchwes diſchen Bagage glüklich an. O. 18
Des folgenden Tages zog ſich der König zwei und eine halbe Meile von der Stadt ab , biß an ein Dorf
Skalubow , woſelbtdie Armee mehr Raum kriegte, und
ZAM
I
Königs von Schweden .
467
und weil ſie in die herumliegende Dörfer verleget 1706 ward, ſich von denen vielen und groſſen Beſchwera lichkeiten einige Tage ausryhen konte. Biſher hatte ſich derKönig Auguſt in Grodno aufs gehalten , nunmehr aber entſchloß er ſich dieſe Stadt zu verlaſſen , und ging von dar mit ſeiner Leibgarde,
etlichen ſächſiſchen Regimentern , und vier rußiſchen Dragonerregimentern nach Warſchau , nachdem er
den Feldmarſchal Ogilvi, den Fürſten Wisniowieki, und die Genecale Allard , Venediger und andere nebſt der ganzen ruſſiſchen Infanterie in Grodno zu: rukgelaſſen. Dieſen wurde vorgeſchrieben , ſich hinter denen Bruſtwehren ſo lange eingezogen zu halten, und nichts
zu wagen , biß er mit dem fächſiſchen Entſaß wurde zuruf gekommen ſeyn ,1 als welcher bereits in Polen einzubrechen , und den an der ſchleſiſchen Grange ſtes henden fchwediſden GeneralRehnſchóid auf die Haut zu gehen , volkommenen Verhaltungsbefehl hatte. Dgilvi folgte hierin desKönigs Auguſt Willen ſo genau ,, daß er die gange Zeit mit ſeinen Fußknechten Faum über ſeine Verſchankungen herausgukte, allein
er ward bald gewahr, daß die Noth und der Mans gel an Unterhalt, wie auch allerhand Seuchen an
. dergleichen Vorbereitungenſich nicht kehreten. Denn
3
der Ort war zu klein , als daß eine ſo groſſe Menge
$
hatte unters Dach kommen können, und über das bes
3
gunten die Lebensmittel von Tage zu Tage ſehr ſpars ſam zu werden1 , wodurch ſtarke Krankheiten in der Stadt einriſſen, welche , weil ſie den gangen Wins ter anhielten , ungemein viele Leute unter der Erde brachten .
Die beiden Könige von Schweden und Polen bra d. 22 chen hierauf mit der Armee von Skalubowa auf in Jan.
zwei Haufen oder Colongen . Kidnig Carl marſchirte mit
Leben Carlé des Zwölften, 1706 mit der erſten nach Holowaczi, drittehalb Meilen ; 468
und hatte folgende Truppen bei ſich : Das Leibregiment, Die Dſtgothen , 2 Reuterei. Die Smalander,
Kruuſen Regiment. Die Garde,
Die Uplander,
Die Dahlkerlen, Fußvolt . Die Dſtgothen ,
Jonkidping, Calmar . Stenbock ,
0 } Dragoner.
Meierfeld , und Taube.
König Stanislaus gingmit demandern Zug oder Colonne nach Striowka . Bei ihm blieben :Die Ars
tillerie ; dieWeſtgothen ,und Hörn, Fußknechte; das ſchoniſche Regiment Reuterei, und eine Partei von den důckerſchen Dragonern. Weil man geglaubet hatte , die in die Kunde vers legten Regimenter wurden in dieſen neuen Quartiern
mehr Lebensunterhalt vorfinden,als man inderThat d. 25 antraf; regte der König von Schweden nach dreien .
Jan. Tagen ſeinen Weg ferner fort biß Kamiunka, brei
Meilen ; Konig Stanislaus aberwar Tages zuvor ſchon zu Zembrowa ankommen. Die polniſchen Vols
Fer unter dem Feldherrn Grafen Sapieha, dem Wois woden Kiowski, dem Staroſten Bobruiski und ans dern marſchirten dem Könige Stanislaus immer zur
linken Seite, und richteten ihren Weg nach eigenem Gefallen ein , wodurch das Land gang zu Grunde ges richtet ward. Das
ten hal Dia
i.
Königs von Schweden. '
469
Das Elend folgte denen Schweden auf dem Fuſſe 1706 nach. Denn weil die Einwohner dieſer Landſchaften aufjener ihre Annaherung davongeflohen waren , und in Lithauen , Weiß- Reuſſen aufden moſcowitiſchen Gránken und in der Ukraine der Gebrauch iſt , daß
fie dasausgedroſchene Korn nicht in denScheunen, noch das geſamlete Honig und anderen Vorraht in ihren Häuſern bei ſich behalten , ſondern alles in Kels ler oder Löcher unter der Erde eingraben , welche, abſonderlich im Winter, fchwer zu finden ſind, weil der Schnee alles bedecket ; ſo waren die Schweden
gendhtiget, wolten ſie ſonſt nicht Hungers ſterben, dieſe Stellen ſo wohl um denen Häuſern herum als auſſerhalb denen Dörfern und Flecken , ia gar in des
nen Hölgungen , mit ihren Degen und Piquen auf zuſuchen und auszugraben.
Dieſe Arbeit war nun deſto mühſamer, weil wegen des ſtarken Froſtes man nicht wohl in die Erde koms men konte. Doch durch das viele Suchen fanden ſie
meahre;
verſchiedene von dieſen unterirdiſchen Kornſpeichern , abſonderlich war es beim Thauwetter leicht, ſolche
Platte
zu entdecken , indem der Schnee uber dieſe neugegras
7:
bene und gevdibte Plage gar bald zu ſchmelken pfles get.
Jedoch ſo ſchwer es war , folche Derter auss
Duarte
zuſpuren ; ſo gefährlich war es auch dabei , wann
Der14 ich Boy fa,
man ſie angetroffen , ſogleich hinein zu ſteigen. Denn
25
viele von denen Schweden , ſo ſolches gethan, blies ben augenbliklich auf der Stelle todt , daher die ans dern hieran ein Beiſpiel nahmen , und kluger wurden,
en
lieſſen alſo die háuffigaus dergleichen Gewölben aufs
ICT "
ſteigende Dünſte vorher verrauchen , damit ſie von dem Dampf nicht erſticken möchten.
Doch war dieſes nicht die einzige Beſchwerlichkeit, daß man in einem verheereten und verwuſteten Lande das Sorn aus der Erde hervor graben mufte. Denn
nachdem ſolches geſchehen , war derSolbatauch noch gezwuns
1
Leben Caris des Zwölften , 470 1906 gezwungen , es ſelbſt zu mahlen und zu backen . Dies ſes ging nun nicht allein ſehr langſam zu , ſondern wann auch alles ſchon zubereitet und fertig , war es doch nicht hinlänglich eine ſo groſſe MengeVolks zu erſättigen.
Derelende Zuſtand des Landes ließ ſich auf den toniglichen Tafeln ſpüren. An ſtat der Butter ward allesmit Delund Speck zugerichtet, welches viefera lei Krankheiten verurſachte , wovon auch der König Stanislaus ſich nicht befreiet ſahe. Jedoch war dass jenige , was dieSchweden ausſtanden , vor nichts ges gen das unbeſchreibliche Elendund Sammer zu recha nen , worin ſich die Beſakung zu Grodno befand. Wie daher Ogilvi fahe, daß die Schweden ſich von
Grodno entferneten , war er einzig darauf bedacht, wie er ſich dieſes zu Nuke machen , und ſeinen ausges hungerten , kraftiofen und Francken Truppen einige Erfriſchung verſchaffen möchte, als welche Haufens weiſe , wie die Fliegen , dahin fielen. Erſchikte deswegen ſeine Dragoner aus der Stadt, welche von dem Landman um Grobno Proviant und
Lebensmittel eintreiben ſolten , doch gingen dieſe ſo behutſam darunter zu Werke , daß ſie ſich niemals
über die Niema wagen , ſondern lieber dieſen Fluß zwiſchen ihnen und denen Schweden zur Grange reta zen wolten. b. I
Bei dem Könige von Schweben war nicht ſo bald Feb.die Nachricht hiervon eingelaufen , als er den Genes
ralmajor Meierfeld und den Dbriſten Burenſchold mit zweitauſend Pferden ausſchikte ,den Feindaufs
zuſuchen , undihnen ihren zuſammengebrachten Vors rahtwieder abzunehmen. Dieſe Partei ging in als ler Stille über die Niema durch dieStadt Luna, und
ſekte ſodann den Weg weiter fort biß zur Stadt Ins
dura , worin damals ein rußiſches Regiment Dragos ner ſtand, um dasMagazin zu verwahren , ſoman aus Der
Königs von Schweden.
471
er vom Lande hereingeſchlepten Beute errichtete,1706 und welches hiernachſt nach Grodno ſolte abgeführet werden .
Weil rund um Endura ein flaches Feld iſt , po tonte man unmöglich verhüten , daß die feindlichen Vorwachten nicht ſolten den Anmarſch der Schwes den entdekt haben , wiewol jene nach gar ſchlechter
Gegenwehr , den Weg zur Stadt bald zu treffen wuſten , Weil ſie Furcht und Schreden mit hinein brachten , und die barinnen nicht beherſter waren, ſekte es das ganze Regiment ſofort aufs laufen , wos bei diejenigen am glúklichſten waren 1, fo zu Pferde hatten kommen können . Gleichwol wardeinzurük. gebliebener Capitain nebſt einem Leutnant und ſechg's
zig Gemeinen auf der Stelle niedergehauen, undfunfs zig gefangen .
Die einfallende Nacht verurſachte , daßMeierfeld zu Jnduramuſte ſtille halten, dadenn zwar die Feins De ſich mitlerweile von allen Ecken zuſammenzogen, $
auch noch ſelbigen Abends den Schweden zu Geſichte
e
kamen , und ſich anſtelten , als wannſie einen Angrif wagen wolten , doch ro bald die Schweden ſich zu ruhren begunten , flohen ſie alle mit einander über Hals und Kopf nach Grodno , und lieſſen ihren mit
sy groſſer Mühe und Gefahr eingetriebenen Proviant und Futterung im Stiche. Die ſchwediſchen Wallachen ſowol als die lithauis
TlON
enim Berchen Bauren und der da herum wohnende Adel, ſo rew wider die Ruſſen ſehr erbittert waren , brachten bei
einde dem GeneralMeierfelt des folgenden Tages noch
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tien verſchiedene Gefangene ein , welche ſich beidem eils
zingiga fertigen Abzuge der Feinde von denen andern verlos Bun a ten hatten . Lunge Um dieſe Zeit ließ der König Carl in einer zu Kamna Stadig
eurt op junkaden neun und zwanzigſten desJennermonats Lithauen formand gegebenen , und an die Einwohner von X
ger richteten
472
Leben Carls des Zwölften,
1706 richteten offentlichen Schrift , denen Standen und Edelleuten " dieſes Grosherzogthums die Urſachen kund machen, „, welche ihn bewogen, mit gewafneter
1; Hand in Polen einzubringen, um den von dem Kos ووnige Auguſt erregten blutigen Krieg von ſich abzus ,, welzen , und die Republik von der Unterdrückung
s, deſſelben gånzlich zu befreien. Da nun der Hims des Königs von Schweden Waffen geſegnet, Polen ſich nunmehr einen andern König in habe ܵܕܕ ܳ ܕܕmel
der Perſon des durchlauchtigſten Stanislaus auss رو
erſehen , und ſolchen mit allem gebräuchlichen Ges
s prange gekrdnet.
Gleich wieaber der Konig von
Schweden bei dieſem allen mehr auf den aus einem aufrichtigen und unzertrenlichem Bündniſſe entſtes 92henden Nußen gefehen, als daß er vorher und vor יל
,, ſich einen billigen Abtrag hatte begehren ſollen , als , ſo habe er nicht die geringſte Schwürigkeit gemacht,
», das ehmalige gute Vernehmen durch einen Vera gleich mit der Republik wieder herzuſtellen, der vor
99
j, dieſer nicht weniger rühmlich und nuklich ſei, alser , hingegen dazu diene, die böſen Abſichten der Ruffen „ und Sachſen zu hintertreiben , gegen welche der
5, König den Krieg fortſeßen, und nicht eher aufhos jren wurde , bis ſie beiderſeits gånzlich aus Polen , vertrieben , die Ruhe in dieſem Reiche wieder hers gebracht, und des Königs Stanislaus Thron und
„ Regierung völlig befeſtiget ware. In dieſer Abſicht
,, kame der König nach Lithauen , nicht zweifelnde, ,, die Stände und der Abel diefes Landes , welche biss her von dem Feinde unterdrůcket worden , daß ſie
,, etwas rechtſchaffenes zu unternehmen nicht vermos gend geweſen , wurden nunmehr , da ſie ráhen , daß „ Der König ihnen mit feinen Völkern zu Hülfe fås ,, me, das unerträgliche goch dieſer fremden Hers „ ſchaft mit eben ſolcher Begierdevom Halſe zu wers
m, fen ſuchen , als ſie folches bis anigt mit groſſer Ges dult
Königs von Schweden.
473
bult ertragen müſſen . Das Erempel von Polen 1706 fónne ihnen hierbei zur Folge dienen , und würden
ſie denenjenigen beiſtimmen , die bei ißigen glúklis chen Zeitläuften vor die Erldſung ihres Vaterlans ,, des arbeiteten . Ihr ſehet ſchon, lauteten die Wors „te , die Standarte der Freiheit I, ſo euch durch des
Königes Stanislaus Anmarſch angekündiget wird,
9
s, deſſen Befeſtigung auf dem polniſchen Throne iht
„ um fo viel deſto eifriger zuwünſchen habet, weilihr jan ihn einen gelinden und tapfern Fürſten haben ,, werdet i der die Landesgeſeke kennet. und wehrt hált, und die Freiheit, worin er ſelbſt erzogen wors , den , zu beſchußen trachten wird. >
„ Der König von Schweden verſicherte ſie ferner
» ſeines königlichen Schußes und feiner redlichen „ Abſichten , woran , nach denen in Polen gegebenen - Proben von feiner Aufrichtigkeit, um ſo viel weni „ger mit Recht zu zweifeln wäre, weil er ſein Volk
und Blut vordie algemeine Ruhe und Wohlfart „ aufgeopfert habe. Hergegen warb ihnendas Betragen des Könis „ ges Auguftvor Augen geſtellet, und die Anſchlage, 7, ſo er von Anfange ſeinerRegierungzur Unterdruks kung der Freiheit in Polen und vornemlich in lis
رو
>
, thauen geführet habe.
Weil er aber in ſeinem
NE The
ſtrafbaren Vorhaben unmöglich fortkommen köns ,,nen , und durch des Königes von Schweden fiega
eith
reiche Waffen ſeine Hofnung vollends zu Waſſer
lohet
3 worden , habe er den argſten Todtfeind des polnis W naſchen Namens herein gelocket, und mogeman nur
Te bene
9,eine Vergleichung anſtellen zwiſchen diefer Erklas then rung des Königes, fo durch den legtern Tractat bes Suche ss ftatiget worden , und welchedahin ginge , daß die
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,, Republik Polen wider alle Anfälle beſchüßetund
JUBE le nicht das geringſte ſtuk Landes davon abgeriffen copic roje » werden ſolle ; unddenen Abſichtenderer Morcomis
toráter Theil.
a ter
1
Lobert Carls des Zwölften, 474 1706 ,, ter und der andern bar bariſchen Völfer , wodurc) ganz Lithauen überſchwemmet ware, und die dem 9
„ Könige Auguſt nicht wurden zu Hülfefornmen ſeyn, „, wenn dieſer ſeinem getreuen Bundesgenoſſen vor
>
- feinen ungerechten Beiſtand nicht eine anſehnliche 7, Vergeltung Verſprochen hatte. Und wenn ja jes mand hierán noch zweifeln wolte, ſo würde er in
>
,,denen in verwichenen Jahren nach Moſcau geſchries
benen Briefen von des Ezaren Vorhaben noch
23
» weit gegründetere Mutmaſſungen antreffen, als in » welchen er das Grosherzogthum Lithauen unter
2
.
9
w die übrigen Titul deſſelben mit erſehen würde. Der König von Schweden warne daher eincp
- jeden , ſich durch einen ſcheinbaren Vorwand derer ووunbeſonnenen Anhänger des Königs Auguſt, durch „ welche dieſe Peſt über die polniſchen Gränzen ware w gezogen worden, nicht verblenden noch einnehmen zu laſſen. Ueber dem , lauteten die Worte ferner, kan ,, man wol glauben , daß derjerrige, ſo mehr als eins mal dargethan hat, wie die Haltung der Tractas ten und Bündniſſe ihm nicht zu Herzen gehe , dies
g;felben künftighin ſorgfältiger beobachten werde ?
„ Wie kan man vondeſſen Freueverſichertſeyn, der
رو
„ verſchiedene Proben ſeines unerfatlichen Gemuhtes : ., von ſich ſpüren laſſen, der die Polen und Lithauer als Sclaven regieret hat, und ſolte der in andern
>>
9
10
4
94
1
96 F
9
» Sachen Maſſe halten können , der die heiligſten 9)
Sachen entweihet! So bald wird er nicht mehr
„9 durch die Furcht unſerer Waffen zurůk gehalten g ,werden , als erdie bisherige Larve der Sanftmuht „ und Gelindigkeit gleich ablegen wird. Alsban wird
„ er ſeinen Gönnern und Anhängernſelbſtdeſto hårs ter begegnen , weil er wol merket , daß diefe , nach „ dem ſie erkant , daß ſie von ihm hintergangen ſind, ihn mit ſchelen Augen anfehen . Was haben diejes
nigen , ſo dem Könige Auguſt bisher zugethan gen weſen
u
Königs von Schweden.
elften,
475
ölfer, molek 5 geweſen ī, vor Nugen von ihrer Widerſpen. 1706
Rre, und diede
» ſtigkeit gezogen ? Keinen andern, als daß ſie ſich
rúlfe fonmenja 5„ felbſt in Gefahr gefeget, verloren zu gehen , dafi ſie
Indesgenoffen:
>>
ihr Vaterland verwüſtet geſehen , und ihre Vera
t eine anſehrain , وفwandte, Freunde, Weiber und Kinder in die Ges Und wenn i
fangenſchaft geführet worden , die unter dem mos
ſo würden „ ſcowitiſchen Goche feufzen müſſen. » Zulegt vermahnet ſie der König , zu beſſern Ges 1) Moſcau geli Vorhaben „ danken zu ſchreiten, und ſich mit denenjenigen zu
n. antrefenis sy vereinbaren, die mit dem König Stanislaus fich m lithauere ,si bearbeitet hatten, der unterdrukten Freiheit wieder rſehen windt „, aufzuhelfen . Die Anhänger des Königs Auguſt
warne dagers » wirdman wieder aufund annehmen ,und was von
en Vormand X 99 ihnen geſchehen , in Vergeſſenheit ſtellen .
Man
mig3 Augeix »verſprichteinemjedenSdus ,undbenenVerbina n , in welche thenGránes » dungen aufs genaueſtenachzukomme nocheinelts man ſich eingelaffen ,umdieSachenzum Beſten Werteinne », undAufnehmen beider Reicheauszuführen.Das
te , fo mehr oft
hingegen die, ſo dieſes Anerbieten geringe ſchagen
1 Herzen gen he, „ mit ſichngführet, bedrohet werden . Zu meenhrer Vera beobachte we » fideru , daß der Könitg von Schwed alles was i verſichertfan. „ er bei dieſer Gelegenhe zugeſaget , zur Wurklich ſei, befehlet er dieſes von Fjätleinchen Genel „ keit zu bringen bene iegeſonnen nbdenmit dem königlichſecnhaIfntſeines Pol und Risk , ihm untrearfſtcightre u Sgcthhruemis an alle Woiwod folte der inalle » gel'bek o z r e n uen h um s der die bei „ des Gerno rtLiietrha amjhuenrka zuenſendeeun. a u q t b p e u g d a is r e m , d n K i H wi er nigr » B ,, und zwanzigſten Fenner , eintauſend ſiebenhundert offen zurut ou rrve der Sample 9, und ſechs . hnet : wird. Altar War gezeic Carl. gern felbfitdepot
ket, daß dices m hintergangen
Daskönigliche Siegel.
und weiter unten :
Was habent
bisher zugerpa
6. Piper : 2
Inzwis
Leben Carle des Zwölften , 476 1706 Inzwiſchen hatten des Fürſten Wisniowicki Trups pen , To bei Kauno und in Samogitien ſtunden , eis
nen Anſchlag gemacht, dem Woiwoden von Kion, Potocki, welcher mit ſeinen Polen und den Lithauern
des Sapieha dem Könige von Schweden folgete, und der Colonne des Königes Stanislaus an dec
Seite ſtand, unvermuhtlich eins anzubringen. Damit dieſes deſto beſſer von ſtatten gehen mocha te , ſoward folches durch einen Brief mit dem Dgile vi åbgeredet, als welcher auch ſeiner Seits zu dem Endeeinige Truppen an einem gewiſſen Tage beors e
b
dern ſolte. Doch zu allem Glücke fiel der bemeldte Brief dem Könige Stanislaus in die Hande, der dann , um dem Feinde vorzukommen ; obbenandten Woiwoden von Kiow unverzüglich ausſchikte. Dies fer ruhete auch weder Tag und Nacht, bis er dem Feinde unverſehens auf den Hals fam , denſelben aufs Haupt ſchlug, und ein haufen Gefangene eins brachte. Ade Bagage, drei Canonen und viel ans
dere Beute fiel der liegenden Partei in die Hande.. Ja der feindliche Generát Schimetski konte ſelbſt mit genauer Noht und zwar in Bauerkleidern der
Gefangenſchaft kaum entgehen, ließſich auch auf der
Flucht nichtdurch das geringſte aufhalten , bis er in Samogitien und Curland angelanget war , alwo
General Bauer mit acht bis zehntauſend Moſcowia tern ſtand .
Wir haben oben gemeldet, daß König Auguſt fich mit etlichen ſächſiſchen Truppen und vier Regimens
tern ruſſiſcher Dragonernach Warſchau begeben , die in allen ſiebentauſend Mann ausmachen konten. Bei
ſeiner Ankunft den ſechs und zwanzigſten Januarius, ließ er dem General Brauſe , ſo in Cracau lag , zu
entbieten , ſich mit ſeiner Manſchaft auf den erſten Wink marſchfertig zu halten , um deſto eher zu ders
jenigen Armee ſtoffen zu können, welche unter dem General
Königs von Schweden .
477 General Schulenburg aus Sachſen ſchon auf dem 1706 Weg war , und unverzüglich in Polen einbrechen, e auch hiernachſt den General Rehnſchild angreiffen, pana und ihn entweder gar aufheben , oder doch nach . Preuſſen hinjagen ſolte.
Zufolge dieſes Befehls hatte Schulenburg ſchon dendreiſſigſten deſſelben Monats die Oder zurük ge leget, und damit Der Einbruch in Polen in deſto beſs ſerer Ordnung geſchehen mochte, ſo muſte ſich ſeine Reuterei famtdem Fußvolle in verſchiedene Haufen theilen, und ſolchergeſtalt nach der ſchleſiſchen Stadt Slawa den Marſch fortſeßen . Der fchwediſche General Rehnſchild , war bisa
her mit ſeiner Armee ganz geruhig in denen Erfris. ſchungsquartieren geſtanden , welche von der Stadt Koſtyn an bis an die brandenburgiſche Grangelauf the acht Meilweges fich erſtrekten ; doch ro bald er die
Nachricht vonder Sachſen erſten Bewegung erhals i ten, und daß ſie aus ihren Quartieren aufgebrochen,
med . und in Schleſien zu gehen geſinnet waren , zog er ebenfals ſeine Armee zuſammen , die aus adht Regis mentern zu Pferde, worunter fünf Dragonerregis 1 1. menter waren , und aus fünf Regimentern zu Fuß i beſtand , mit welchen er gerade den Weg auf Liffa zu nam .
Als Kehnſchild hier hårete , daß der Feind ſchon über die Oder gegangen ware, und bei Slawa ſtúns de, rükteer gegen dieGränzen an , um die Sachſen in Schleſien anzugreifen , wo ſich eine Gelegenheit däzu eräugnen folte.
Gleichwol ward er anders
Sinnes,I wie er merkte , daß General Schulenburg
ill
die Schweden vorbei nach Poſen zu gehen , und die Warta zu erreichen trachtete, damit er deſto füglia
0
cher zu denen ſächſiſchen Truppen ſtoſſen könte, die von Cracau aus unter dem General Brauſe ihnen
in vollem Marſche entgegen kamen . Denn nunmehr begrif 3
6
478. Leben Carls des Zwölften , 1796 begrif er des Feindes Abſehen gar balb , welcher ihm folchergeſtalt den Rücken unſicher zu machen ges ſonnen war.
Um allen etwanigen Ueberfal zu entgehen, hielt er fürs rahtſamſte, fich ſo fort, Frauſtadt vorbei, nach Schweiß zurưe zu ziehen. Um auch den Feind deſto ſicherer hinters Licht zu führen , und ihm zu einer Schlacht herbei zu locken, ehe er durch friſches Volt verſtärket wurde , ließ er allenthalben ausſprengen, daß er nimmer willens ware, mit denen Sachſen fich in eine Schlachteinzulaſſen. Schulenburg maß dieſem mit Fleiß ausgeſtreuten Gerüchte vdiligen Glauben bei, daher er, an ftat ſein
erſtes Vorhaben ins Werk zu richten , ſich begnügter der ſchwediſchen Armee immer nachzuſeken. In fola chen Gedanken ,daß die Furcht den General Rehns
fchold zum weichen gendhtiget, ward er deſto mehr beſtarket, als eine fachlifdie Partei , ſo derer Schwes
den Bewegung in Dbacht nehmen ſolte , mit etlichen von dem Nachzuge erbeuteten Bagagewagenzurük bekam. In dieſer Einbildung fegte er alſo den Marſch immer nach Frauſtadt fort , wo er ſtehen blieb.
Rehnichold hatte nicht ſo bald hiervon Gewißheit Feb.eingezogen , als er voller Freude, daß ihm ſeine Vers
D. 3
1
ſtellung ſo gelungen war,ohne Zeitverluſt wieder ums 1
Kehrete 1, und mit zwolf Bataillons und ſieben und
dreißig Schwadronen in drei Colonnen und guter Ordnung dem Feinde entgegen ging . Wie Schulenburg von der Schweden Ans marſch Wind bekam , und nunmehr woht fahe, daß 1
ſie nichts weniger als zuweichen im Sinnhatten, (chámete er ſich auch, aus der Stelle zu gehen , abſons derlich da er mit ſeinen neun und zwanzig Bataillons und vierzig Schwadronen eine weit ſtarkere Anzahl aus machte, daß es alſo nohtwendig hier zum fchlagen
kommen muſte.
Er ſtellte daher ſeine Armee in jwo
1
Königs von Schweden.
479
nie gwo Linien in Drbnung, und zwar Bas 'Fußvolk 1706 & zwiſchen zweien nahean Frauſtadtbelegenen Dörfern, Gågersdorf und Roersdorf. Die erſteLinie beſtandaus ſechszehn, und die zweite aus neun Bataillons.
Die Infanterie war mit ein
92 und dreiſſig groſſen und kleinen Canonen , nebſt vier 11 und vierzig kleinen Mörſern , woraus die Granaten 4 folten geworfen werden , voran bedekt, und über das
1 ſchienen die Spaniſchenreuter , ſo mit Eifen ſcharf beſchlagen , und durch Stetten an einander gehänget
waren , eine gute Bruſtwehr zu ſeyn. Damit auch die Schweden nicht von der Seite in die beiden
* Dórfer eindringen möchten ; ſo ließ er in jedes gleich * fals zwei Bataillons růcken , und ſeßte ſeine ganze Reuterei zu mehrer Sicherheit des Fußvols auf beis de Flügel. Auf jedem hielten zwanzig Schwadrons, die uin einander deſto beſſer zu Hülfe zu kommen, auf vier Linien geſtellet waren .
Der General Rehnſdott rúkte unterdeſſen immer weiter vor ſich, und nachdem er auf eine gewiſſe Weite
gekommen , machte eraus ſeinen drei Colonnen zwei Linien , deren erſtere acht Bataillons in ſich begrif, und in der Mitten , unter denen Generalmajors Aret Sparre und Mardefeld hielte. Sie hatten zu ihrer rechten zwölf Sdwadronen ; zwiſchen welche zwei Bataillons ſtanden. Der GeneralRehnſchöld führte dieſen Flügel ſelbſt an. Auf dem linken bekam Ges neralmajor Hummerhielm eilf Schwadronen und
zwei Bataillonen dazwiſchen , wie beim rechten Flúz gel , unter ſich .
Die zweite Linie war vierzehn Schwadronen ſtark,
und zwiſchen jedereiniger Raum gelaſſen d, och ſtans onthe
den fo wot zur rechten als zurlinken vier Sdwadros
he
nen auf den duferſten Ecken , um ein ander beffer zu unterſtüken. 4
Det
1
480
1906
Leben Carls des Zwölften ,
Der fachſiſche General Schulenburg, ein erfahr , ner, und ſehr geſchikter Kriegesheld, hatte die ſchönſte Anordnunggemacht, um die Schweden wohl zu ems
pfangen. Es lieffen alſo die Sachſen dieſeungehins dertbiß auf hundert Schrit ohngefehr ſich nähern , da fie alle ihre Canonen mit geſchwinden Schüſſen abfeureten , um die ſchwediſchen Reihen und Glies.
der etwas dunner, und ſie bei ihren ſtolzen Ans
marſch irre zu machen. Allein man ließ ihnen nicht fovielZeit, mit ihrem Schieſſen anzuhalten, ſondern che noch ihre Stücke zum dritten male geldſet was ren , ward unſer linker Flügel, als der am weiteſten poraus hielt , mit ihnen Handgemein . Die in der
Mitten folgten dieſen bald nad), und wagten alle den Angrif mit groſſen Muth und Heftigkeit. Die vordas ſächſiſche Fußvolk geſtelten Spania ſchenreuter ſchienen anfänglich die Schweden ein wes nig ſtußen zu machen , doch wurden ſie endlich , unges adytet des ſtarken gegenſeitigen Feuers, mit dem Des
gen in der Fauſt an die Seite geworfen, und ſolchers geſtalt der Feind in weniger als einer viertel Stunde zum laufen gendhtiget , da denn die bißher von den
Schweden geſpareten Schüſſe denen Sachſen unaufs faſt zu gleicher Zeit auch ihre andere Liniedarüber in Unordnung gerahs
hörlich in den Rücken gingen , 0
ten muſte. Nichts deſtoweniger fekte ſich dieſe ganz unerſchrocken und mit einem ungemeinen Feuer des nen erbitterten Schweden entgegen , es waren aber alle ihre eifrige Bemühungen nur vergebens. Denn obwolen ſie noch allen Widerſtand thaten,
auch ſich zu verſchiedenen malen wiederherſtelten, und balo in ein langlicht Viereck fekten , bald der beiden
nahe gelegenenDörfer zuihrem Vortheil fich bedies nen wolten , indem ſie ſich hinter dié Hecken und
Zaune ſtekten , und tapfer von ſich ſchoſſen , um den Sieg noch einiger maſſen zweifelhaft zu machen ; po muſten
Königs von Schweden.
481
muſten ſie doch endlich denen Schweden das Feld 1706 raumen und Frauſtadt vorbei , nach das hinter ſela
biges liegende Dorf vollends das Reißaus nehmen . Auf dem rechtenFlügel gab es noch kürzere Arbeit. Der General Rehnſchdid , To ſolchen ſelbſt anführete , fand alhier ſechstauſend Moſcowiter in zehn Batails lonen vor ſich , die in ihren umgewendeten Rocken ſich
11
für Sachſen wolten anſehen laſſen . Ob man nun gleich aufſie groſſe Rechnung gemacht hatte, ſo ver ſtunden ſie doch das Handwerk ſo elend , daß fie fo
TIN
fort, nach dem erſten Feuer, aller Ordnung vergaſs ſen und das Gewehr von ſich warfen. Rehnſhold ließ darauf die Spaniſchenreuter ohne einige Hinderniß ftraks niederreiffen , und als hier:
durch dieReuterei eine Defnung fand. fo traf das Unglük die Ruſſen dergeſtalt empfindlich , daß ohne einziges Erbarmen ſie alle mit einander zu Grunde gingen , und nicht ein einziger davon kam , auſſer das
ihr General Weſtromirski gefangen genommen wurde.
G.
Dem übrigen Theile des Fußvolks , To wol in dec Mitten als auf den Flügeln , ſo nunmehr überal an nichts als andlaufengedachte, ward von denen ſchwes diſchen Schwadronen vorgebeuget. Denn nachdem
11
dieſe die feindliche Reuterei übern Haufen geworfen, und verfolget hatten , wurden ſie der gånzlichen Nies dertage der Fachfiſchen Fußknechte gewahr, und ſchnit: ten ihnen daher den Weg zur fernern Flucht vollig ab , worauf ſie bei dem Dorfe Birzen von allen Seis
en!
ten umzingelt , das Gewehr zu ſtrecken , und ſich als
ber
Kriegesgefangene zu ergeben gendhtiget wurden , ſo daß innerhalb einer Stunde General Schulenburg
in lliy
ſich aus dem Staube machen 1, und ſeine ganze Ina fanterie zum beſten geben muſte. 5
Die
482
Leben Carls des Zwölften ,
1706 Die feindliche Reuterei watte, die Warheit zu fas gen , zu einem ſcharfen Gefechte ſchlechtes Belieben erwieſen , und war alſo gar gnädig davon gekommen, indem ſie ſo fort im Anfange die Pferdeherungewors fen , welches hierauf den Verluſt des Fußvolks und
die ganzliche Niederlage nach ſich gezogen. Doch mußman zween Schwadronen der fächſiſchen Chevas
liergarde unter demDbriſten Koſpoth bas Lob laſſen , dasals ihnen Obriſt Buchwaldmit ſeinen Dragos nern in die Haare gerieth , ſie faſt aleinig ihre Schul digkeit beobachtet , wiewol ſie doch zulegt übern
Haufen geworfen , und übel mitgenommen wurs den , nachdem ſie von den andern Schwadronen ihres rechten Flugels im Stich gelaſſen worden. )
Der General Rehnſchóid hatte zwar dem Generals major Dünewald, ſo diefeindliche Reuterei anführes
te, mit verhängtem Zugel nachſeßenlaſſen, doch , da die Furcht ihnen Füſſe gemacht hatte, war es ohnmogs lich ſelbige einzuholen. Etliche hundert von denen, die fich hin und wieder zerſtreuet hatten , fielen denen
ſchwediſchen Wallachen in die Fauſte , und wurden ſo wohl auf dem Felde als in der nächſten Waldung niedergefäbelt.
AufſolcheWeiſe warb die ganze Fachſiſche Armee, die man mit ſo groſſer Mühe und Koſten auf die Beis ne gebracht, und welche einen Kriegeserfahrnen Ges
neral andieSpiße hatte, auch überdem denen Schwes den an Mannſchaft weit überlegen war , in weniger
als einer Stunde zu Grunde gerichtet. Ueber ſieben tauſend davon lagen auf der Wahlſtat ausgeſtrecket. Unterden Gefangenen zehlete man den Generalleut nant Wuſtromirski, den Generalmajor Lúßelburg,
den Obriſten Mellarede, und noch einen andern Ds
briſten , der aber alſobald an ſeinen empfangenen Wunden verſchied , nebſt vierhundert Dber-und Uns
terofficiers, und ſieben tauſend ſechs hundert und drei und
Königs von Schieden.
483
und ſechszig Gemeine , daß alſo von der ganzen feind: 1706
livet lichen Infanterie kaum fünfhundert Mann davon
186
kamen . Ueberdem erbeutete man mehr als hundert
ceny
Fahnen und Standarten , wie auch ein und dreißig
Ein
Stücken .
M ller
Auf ſchwediſcher Seite waren vierhundert Mann
geblieben, und vierzehn hundert verwundet. Unter Denen erſtern fanden ſich von vornehmen Dfficiren der AN
Obriſt Lilliehdce, Commendant in Poren; der Obriſte leutnant Cronhielm, und der Major Dernſtedt. Der
Dbriſt Buchwalb , die Majors Wrangel und Snos: ki , der Capitain Loder und einige andere Officiers waren verwundet. Dem General Rehnſchdid ſelbſt ward ein Pferd unterm Leibe erſchoſſen. Dieſer trug hierauf ſowol für die Todte als Gequetſchte und Ges fangene alle nohtige Vorſorge, marſchirte folgends M
70
TAM
an
OM
etliche Meilen von Frauſtadtweiter , und endlich ges
gen Poſen , wo die Armee aufs Land umher verleget ward, um nach dieſer heiſſen Arbeit fich etwas auss
zuruhen. Konig Auguſt, fo vor dem Treffen mit denen bei fich habenden zehn biß zwolftauſend Sachſen, Polen und Moſcowitern ſich von Warſchau weiter hieher:
werts gezogen , ſtundwahrender Schlacht nicht mehr als funfzehn Meilen davon , indem er gehoft , die
Schweden zwiſchen ſich und Schulenburg in die Falle zu bekommen , und ſie deſto leichter aufzureiben . Als
aber dieſe Hofnung durch die Niederlage der ſeinigen
in dem Brunnen gefallen , ging er unverzüglich auf Warſchau wieder zurúk, und von dar nach Cracau, alwo er an Befeſtigung der Stadtmit aller Macht arbeiten , und inzwiſchen die Schweden durch den
Smigelski beobachten, auch ſie zuweilen in ihren Quartieren beunruhigen ließ. Mitlers
484 1706
Leben Carls des Zwölftent,
1
Mitlerweile war der König von Schweden bès ſchäftiget geweſen , feiner Armee einige Erfriſchungsa quartiere anzuweiſen ,i worin dieſelbe nach ſo ſchwes rem Marſche, welchen fie in der grðſten Kalte auss geſtanden , etwas wieder zu Athem und zur Ruhe kommen möchte.
0.10
Er brach daher mit ſeiner Armee von Kamjunka r.auf, und nahm ſein Quartier vier Meilen davon in
Febr.
1
dem Stadgen Zaludek, ineinem Franciſcanercloſter, eine Meile von dem Fluß Niema, welcheserſtere des
nen Sapieha zugehöret. DerKonig Stanislausging auch mitſeinen Leuten von Zembrowa nach Waſieleski, vier Meilen von Kamjunka ,und etlicheMeilen von Zas
ludek, wodieZeitungvon dem durchdenGeneral Rehn ſchold befochtenen Sieg zum erſten einlief. Die Armee ward rund um die Quartiere der beis
den Könige, doch nichtweit aus einander, verleget. Nichts deſtoweniger waren alzeit einige Parteien im Felde, welche ſich der feindlichen Bewegung in Grods
no erkundigen muſten , alwo die Befaßung zuſehens abnahm . Denn nachdem die fachliſche Armee in Großpolen gånzlich aufgerieben worden , auch der Czar, welcher mit zwanzig tauſend Mann bei Smos lensko ſtand, zu ihrem Entſake wenig Hofnung von fichblicken ließ ; ſo gab es ein verzweifeltes Anſehen
in Grodno , und ſahe Ogilvi keinen Weg aus dieſer Falle zu entwiſchen , zum wenigſten ſchien es unmög: lich zu ſeyn , fo lange die Niema gefroren , daß man denen Schweden aus denen Augen ſolte entlaufen können. Ueber acht tauſend Man hatten ſchon durch
Krankheit ihr Grab hier gefunden ,und der Ueberreſt befandſich in dem kläglichſten underbarmenswürdig: ſten Zuſtande, wie ſauer ſichs auch der Feldmarſchal werden ließ , dieſem Uebel abzuhelfen. Der beſte Raht war demnach vor Ogilvi, hinter denen Bruſts
wehren ſtille zu figen , und das auferſte auszuſtehen und
Königs von Schweden.
1
485 und abzuwarten, ob er vielleicht bei beſſerer Jahres:1906 zeit mit mehrer Sicherheit davon kommen würde.
by
Gleichwol hatte er die Reuterei von der Hand und
aus der Stadt geſchaft, und ſelbige um Tykoczin und
andern Dertern verleget, da dann auch zu Auguſtos waneue Magazins folten aufgerichtet werden. Als der König von Schweden bei guterZeit hiers von Nachricht erhielt , ſchikte er den Obriſten Baron Carl Kruusmit dreizehen hundert Pferden unverzugs
lich aus , nach bemeldtes Auguſtowa zu gehen , ſola sches wegzunehmen , und unter weges dem Feinde'ala ten möglichen Abbruch zu thun , auch denen , die er
ertappen kønte, ohne Weitläuftigkeit den Hals zu | brechen. Dbgenanter Obriſter nahm eben denſelben Weg auf Indura zu , den kurz vorher Generalmajor
C.
Meierfeld marſchiert war. Doch wie ſich niemand alhier mehr wolte antreffen laſſen , ſo ging die Reiſe auf Grodno zu , da denn eine halbe Meile von der
Stadt eine kleine Partei, ſo zu Eintreibung des Pro viants ausgeſchikt geweſen, in die Pfanne gehauen ward .
Hierauf ging der Marſch im AngeſichtderFeinde, Grodno vorbei , nach der Stadt Nowiword zu ,1 ſo zwiſchen Grodno und Tikoczin lieget. Unterweges ließ Kruus ſeine Partei in dasſeitwärts liegende Holz einbrechen , und einen ziemlichen Haufen darin bes findlicherAuſſen niederſtoſſen. Auf ſelbigem Wege
ward auch ein Capitain , ſo ein Engelländer, mit einer Partei von ſiebenzig Mann angetroffen , welcher ſich zwar anfangs in einem Dorfe aus denen Häuſern wehren wolte , und auf die Schweben los feuerte, doch bald daraufmit einem geringen Reft ſeiner Leute fich gefangen geben ,, und zuſehen muffe ,wie die übris gen vor ſeinen Augen niedergehauen wurden. Inder Stadt Nowiword überrumpelte der Obriſte
Kruus gleichfals einen Leutnant mit ſechzig Drago. nern,
486
Leben Caris des Zwölften ,
1706 nern, welche alle mit einander , auſſer den Leutnant, ſo gefangen ward, und zween Gemeinen, die fich mit der Flucht zu retten das Glük hatten, über die Klinge ſprungen. Die Schweden blieben hier eine Nacht
über ſtehen , und alsKundſchaft einlief, daßzweis tauſend dreihundert Pferde in dem langen Dorfe Dlugowice fich aufhalten ſolten , welches eben derjes nige Drt iſt, wo der König von Schweden bei ſeis
nem erſten Einbruch in Polen denen polniſchen Ges fandten im Jahr eintauſend ſiebenhundert und zwei vor ſich ließ ,ſo gieng der Obriſte des andern Morgens
ganz früh gerades Wegcs dorthin , in Meinung ſelbige alda noch anzutreffen. Doch dieſe hatten ſich durch die zwei Dragoner , ſo Tages vorher aus Nos wiword entkommen , warnen laſſen , und jagten über Hals. und Kopfvon dannen nach der Stadt Lipfier worin auch noch ein ander Regiment Moſcowiter lag, welches mit denen vorigen die heilſame Ents
ſchlieſſung faſte, um mit einander auf Grodno zu zurennen.
Dbriſt Kruus fegte ihnen zwar unverzüglich nach, ließ auch , felbige aufzuhalten, die Wallachen voraus
reiten , allein die Ruſſen wolten niemalen Stand halten , ſondern fuchten nur zu entwiſden , gleichwol
muſten ſie im Nachfeßen einen Leutnant, der gefans gen ward, und funfzig biß ſechzig Gemeine einbüffen. Es wolte aber Kruus einen Feind , der nur zu ents
fliehen und ſich in Sicherheit zu regen gedachte, nicht weiter verfolgen , abſonderlich weil man von ſeinen
Marſch überal ſchon Kundſchaft bekommen, wendete ſich alſo auf einmahl nach Äuguſtowa, wohin er noch zehn Meilen hatte.
Hier muſte er durch einen groſſen Wald , der acht Meilen breit, ito aber dergeſtalt verhauen war ,daß man über lauterMoráſte,Stróme und Seen einen
neuen Weg su fuchen fich gewungen fahe, da et denn
1
1
Königs von Schweden.
487
denn endlich bei einem Kloſter mitten im Holze ans 1706 di langete, und unterweges in einem kleinen Dorfe fies
benzig Ruffen mit zween Leutnants übernHalskam , * felbige grøjtentheils zu Boden ſchlug, und die übris gen ſamt denen beiden Officiers gefangen mit ſich führete. Als er nicht weit mehr von Auguſtowa war, fchiks
the te er hundert Pferde voraus, die Zugänge der Stadt zu beſeßen , und folgete mit dem Reſt ſeiner Partei
i
ihnen auf dem Fuſſe nach. Allein der ruffiſche Mas
jor 1, ſo mit einigen hundert Dragonern darin geles igen , hatte Tages vorher den Braten gerechen , und o fich in Preuſſen gezogen , an deſſen Gränzen Augus
ſtowa hårtanſtoſſet, ſo daß die Schweden beim Âns ifriends grif zwar die Thore mit Pallifaden wohl verſehen , Doch von der Befagung nur einen Leutnant, einen Fahnrich, und ſiebenzig Dragoner antrafen , welche
We
& uberrumpelt und alle zuſammen kalt gemacht wurs den , ohne nur daß der Fahnrich , fo ein Scotlan,
WW '
11
Der , Quartier erhielte.
Nach dieſem Zug ruhete Kruus mit ſeinen gang ermüdeten Leuten hier ein wenig aus, und verzehrete den vom Feinde geſamleten Vorraht an Lebensmits
by teln und Futterung,brante hiernachſt dasjenige auf,
* . was er nicht mit ſich fortführen konte, und Fehrete über Liepnin und Merecz wieder zuruf, alwo er uns i terweges einige Eruppen des Wiesniowicki ins
Kraut hieb , und ſodann den Marſch nach der Ars mee und des Kidniges Quartier fortſeßete , wo er auch glúklich anlangete , nachdem er dieſes mal in 0 -1 ſechs Tagen einen Weg von zwei und funfzig Meis
L
len hinter ſich geleget , und nur fünf Mann verloren hatte.
Denen polniſchen und lithauiſch Armeen , unter dem Woiwoden vonWilná, Grafen Sapieha, und
dem von Kiow , Grafen Potcki, war inzwiſchen vom König
Leben Carls des Zwölften , 488 1706 König Carl das kauniſche Gebiet zum Winterquar. tier angewieſen worden. Weil aber dieſes etwas abwerts lag , und ſie denen in Curland ſtehenden
Moſcowitern nichts gutes zutraueten , ging es ihnen hart ein , ſich von denen Schweden
weit zu entfers
nen. Sie hatten auch nicht geringe Urſachen fich eines argern zu befürchten , indem der ruſſiſche General Bauer mit einer Partei von dreitauſend Mann zu dem Fürſten Wiesniowicki, Oginski und
Zaranek geſtoſſen , und dieſe alſo in Samogitien zu Sadowa beinaheachttauſend Mann ſtark waren .
Wie der König hiervon durch den Grafen Pos tocki ,1 Woiwoden von Kiow benachrichtiget ward, fand er vor nohtig , den Dbriſten Dücker ſamt neuns
hundert Dragonern zu ihrer Verſtärkung fortzuſchiks Een, mit Befehl, dem Feind aller Orten aufzuſuchen , und mit guten Stöſſen abzufertigen , damit die pols niſchen Truppen in ihren angewieſenen Quartieren
Ruhe haben möchten . Im Rukmarſch aber ſolte er die feindliche Guter Derbe heimſuchen, und dieStadt Wilna mit Brandſchakung belegen . D. 22 Dieſer empfangenen Ordre gemaß trat bemeldter Febr. Obriſter ſeinen Marſch an nach der Stadt Wolkis
niiki, und verweilete dorten ſo lange , bis die beiden polniſche und lithauiſche Woiwoden mit ihrem Vols ke zu ihnen ſtiefſen . Mitlerweile hatte ſich General
Bauer, ſo von allen dieſem nichts wuſte, in der Meis nung aufgemacht, denen Polen unverſehens eines zu verſeken , war auch ſchon ſo nahe kommen , daß als Důcker von Wolfinicki wieder aufgebrochen , ſie ſich eine viertel Meile von befagterStadt in einem Wals
de begegneten , und die ſchwediſchen Vortruppen fich alſo über alles Vermuhten angegriffen ſahen .
Es war wenig Plas zwiſchen den Bäumen , gleich , wol ſtelte Důcker ſeine Schwadronen nach einander,
fo viel es möglich , in Drdoung, ynd drang folcher geſtalt
Königs von Schweden .
489
r: geſtalt über zweihunbert Schritte vor fich , alwo ſich 1706 et
mitten im Hotze ein kleines ebenes Feld, eröfnete,
mr darauf erfeine Eruppen aus einander breitete , das
5Sh
mit ſie beſſer in die Augen fallen möchten . Kaum war ein Glied von fünf oder fechs Mann hergeſtels
let , als die Feinde mit einer entféklichen Buht aus
dem Walde hervor , und auf dieSchweden losbras the chen, doch mit dem Degen in der Fauſt folcher geſtalt in bervilkommet wurden , daß fie unordentlich genug
ihren Weg zurük ſuchen , und weiter ins Holz fick Verkriechen muften .
Dieſer erſte Aderlaß hatte ihnen die Hige noch
THE
nicht abgefühlet; darum fekten ſie zum andern mal in groſſerer Anzahl an , und ſuchten auf allen Seiten
2001
zugleich denen Schweden beizukomnien ; allein ſolcher Verſuch wolte ihnen ſo wenig gelingen wie der erſte, und man trieb ſie auch zum andernmale zum Holje
*
wieder hinein .
Endlich aber wolte Důcker dem dritten Anfal, 2
3 wozu ſich die Feindeaufs neue ruſteten, vorkommen ,
WO
ließ einen Theil ſeiner Dragoner abfißen , und ging alſo halb zu Pferde und halb zu Fuß in den Wald
denen Ruffen auf die Haut , welche aber nicht mehr
als ein Feuer gaben, und gleich darauf aus einander
my liefen , auch die Schweden eine gute Ecke hinter ſich
RE
her jagten. In dieſem Treffen verlor der Feind eia
13
nen Dbriſten , zwei Dbriſtleutnants, vier Capitains
ins
al
nebſt vielen Toðten und Verwundeten , die ſie, ihrer Gewohnheit nach , mit fich fortnamen. Dücker kehrete hierauf nach Wolkinicki wieder zuruf, damit er ſeine drei verwundete Capitains, drei Leutnants und etliche und rechzig Dragoner verbins
den taſſen konte. Von denen polniſchen Truppen fanden ſich nur einige wenige bei dem Gefechte ges genwärtig, welche über dasnichts anders thaten , als mit geſchränkten Armen muffigeZuſchauer desSpiels Zweiter Theil. abzugeben ; A
490
Leben Carlo des Zwölften ,
1706abzugeben ; die übrigen kamen , wie alles vorbei, hins ten nach angeſtiegen , daß alſo Dücker bloß mit ſeis nen neunhundert Dragonern einen dreimal ſtarfern Feind aus dem Felde ſchlagen muſte.
d. 25 Des andern Tages geſchahe der Aufbruch gegen Feb. die Stadt Wilna zu , wohin ſich die Ruffen gezos gen ; es hatten aber ſelbige kaum die Zeitung erhals
ten , daß die Schweden im Anzuge waren ,als ſie über Hals und Kopf auch dieſen Drt verlieſſen , und nad Samogitien und der curländiſchen Grảnze forts
5
eileten , auch eher nicht ruheten , bis ſie in Sicherheit waren . Das lächerlichſté bei der Sache war , daß der ruſſiſche General Bauer nach ſeiner Ankunft zu Mietau den ambroſianiſchen Lobgeſang anſtimmen ließ , vermuhtlich aus der Urſache , um Gottzu dana ten , daß er ihn ſo glúklich aus denen Händen des Dbriſten Duckers errettet habe . Dieſer kam zwar ju Wilna an , fand aber keine Seele darinne, fo fich für Feind auszugeben das Herz gehabt hätte. Er blieb daher hier ſtille ſtehen , und ferte die Stadt un, ter Brandſchakung .
9
Die polniſche Armee hatte auch noch nicht Luſt, fichvon denen Schweden zu trennen , und ihre anges wieſene Quartiere eher zu beziehen , bevor ſie für die
in Curland ſtehende Ruſſen gnugſam geſichert was ren , und blieben alſo auch zu Wilna.
Als aber die
Moſcowiter bald darauf bemeldtes Land verlaſſen hatten , und General Bauer nach Verwuſtung des mietauiſchen Schloſſes wieder nach Rußland gegans gen war, kehreten auch die Polen ohne alle Furcht nach ihren Quartieren in der Gegend Rauno zurút.
Nachdem die Zeitung von demerhaltenen Siege bei Frauſtadt inLithauen eingelaufen war, lieſſen die noch übrigen Anhänger des Königes Auguſt den Muht vođends ſinken , und der ohnedem ſchwurige
Abel, weil er Freunde und Feinde ernahren und uns terhaltea
Königs von Schweden .
lly
491 terhalten muſte ,fing nachgerade an ſich zu bemühtis 1906 gen, und durch Beitretung der warſchauiſchen Cons
its
föderation Stanislaum für ihren Herrn und König
9
21
.
.
zu erkennen . Das Ausſchreiben , ſo der König von Schweden , oberwehnter maffen , in dieſem Gross Herzogthum ergehen laſſen , that nunmehr vortreflia che Wurkung , alſo daß von allen Orten , wo man nicht daran verhindert ward , Geſante und Abgeorda nete fich Haufenweiſe in des Königs Stanislaus Hauptquartier zu Waſilieski einſtelleten. Der Fürſt Radzivil, Canzler von Lithauen , und
des ſapiehiſchen Hauſes geſchworner Feind , war der
e einzige unter denen Groſſen , welcherdem mehriſtent 1
- Haufen und dem Beiſpiel der andern nicht nachfols gen wolte, ſondern halsſtarriger weiſe dem Könige
to
EX
Auguſt anhinge. Fürſt Wiesniowicki, Oginski und einige anderewaren mit ihm gleicher Meinung, wels ches ihnen aber theuer genug zu ſtehen kam , indem alle ihre Guter, welche in dieſer Gegend in groſſec Anzahl lagen , von denen Polen und Schweden vers brant undim Grunde verwüſtet wurden . Die Lebensmittel begunten um dieſe Zeit in den
Quartieren der beiden Könige wieder häufiger zu
werden , wozu die Juden viel halfen , die überhaupt in dieſem ganzen Kriege benen Schweden gute Diena ſte thaten, und allerhand Vorraht von Eßwahren abſonderlich von guten Wein, oft mit groſſer Gefahr einbrachten. Die königsberger Kaufleute thaten desgleichen , und obwolen ſie wegen der bei Kriegess
zeiten in Polen unausbleiblichen Raubereien und Plackereien ein groſſes wageten , befanden ſie ſich doch ſo wohl bei dieſem Handel, daß ſie ſolches ihre ganze Lebenszeit ſpuren konten.
Die Pferde hingegen ſtanden, aus Mangel der Futterung, ſehr viel aus , ſo lieffen auch die Krants,
beiten nicht nach , obſchon die Truppen aller Rube. genaffen .
492
deben Caris des Zwölften ,
1706genaffen . Der König Stanislaus ſelbſt aberwars wieder von feiner Unpaßlichkeit hergeſtellet, wiewol man anfänglich vor einer üblen Folge nicht wenig beſorget war .
mitlerweile hatte der König von Schweden eine
Brücke über die Niema oder Memel anlegen laſſen, eine Meile von ſeinem Hauptquartier, und neun Meis ten von Grodno, bei dem Dorfe Olowa , wo der Ges
neralleutnantGrafStenbock mit dem Dahlregiment 1
fein Quartier ,und zugleich über die Verfertigung iktBefagter Brücke die Aufſichthatte. Wie der König von Schweden ſelbſt oft hieher zu reiten pflegte , um dieArbeiter anzufriſchen, und den
Fortgang beider Brücke in Augenſchein zu nehmen, 8.8 fo trug es ſich eines Tages des Abends zu, daß, ins Mart dem er an der Brücke iſt, und auf dem noch gefrors
nen Fluſſe , wo er am ſchmaleſten war, gehen wil, um fein Pferd zu holen und wieder nachſein Quars tier zu reiten , ber Konig mit dem (dwachen Eife an
dieſem Orte durchbrach,und bis am Halſe insWaſs fer ſank .
Die Gefahr war entfeßlich ,und deſto groſſer, weil die Heftigkeit des Stroms ihn gar leidt augenbliks
fich unters Eis hátte wegreiffen können , ohne daß es möglich geweſen , ihm zu Hülfe zu kommen . Zu als tem Glúčke fand der König auf dem Grunde des Wass
fers unter ſeinen Füſſen eine groſſe Eisſcholle ; auf welche er fuffete, und ſich einige Zeitgegen den Strom anſtrammete.
In dieſer & uſerſten Nohtwarf ſich der Prinz von
Wurtenberg, fo demKönige nichtvon der Seiten zu weichen pflegte , und ihm ſchon einmal das Leben gerettet hatte,zugleich mit dem Dbriſtleutnant vom
Dahlregimente , Siegroth , und einem jungen Gras fen Wachtmeiſter , die dem Könige am nachſten was
čen , ſofort aufdem Bauch , und hielt der Prinz von Würtens Y
Königs von Schweden .
493
Würtenberg den König ſo lange bei der Hand in die 1706
Hohe, biß ihrer mehr zu Hülfe kamen, und ihnnicht DIE
ohne groſſe Mühe und Gefahr aus dem Waſſer hers por zogen . Man kan nicht anders fagen , als daß
9
ch
dieſes eine von den gröſten Gefährlichkeiten geweſen , worin dieſer tapfere Held in ſeinem ganzenLebenſich
befunden , welches er ohnfehlbar eingebuſſet haben würde , wann das Eis auch gebrochen wäre, wors 1
auf diejenigen ſtanden , ſo ihm zu Hülfe kamen.
Graf Stenbok kam mit andern Officieren vom *
Regimente hierauf zu , und ftunden beter is Ans
bliť alle gang erblaft und unbeweglich. Der Graf bat den König , dieſeNachtzu Dlowa bei ihm in ſeis nem Quartiere zu bleiben, andere Kleider anzulegen und ſich zu warmen ,I allein Cart der Zwolfte wolte
s nicht, ſondern ſagte nur nach ſeiner Gewohnheit auf ſchwediſh: The skader intet, das ſchadet nichts, S fekte ſich gleich, ſobalb er ans Land, zu Pferde, und
$1
DE
ritte , ungeachtet die Kleider gang durchhin naß was ren , und das Waſſer fo wohl von ſolchen, als durch
die Stiefeln floß, auch die Kalte durchdringend war, in dieſem Aufzuge zum Hauptquartier nach Zaludel zurük.
Man folte glauben, dieſes ware Gefahr genug auf einenTag. Aber es folgete in derſelben Stundenoch ein gedoppeltes Unglüt, deren keines viel geringer, als das erſte war. Denn da der König ſeinem Ges brauch nach in vollen Rennen nach Haus eilete, und ihm unterweges einige Wagen mit Bauholk :zur
Brücke begegneten , ſtürkte er mit dem Pferde To, daß er unter einem Wagen , der im Fortgehen war, fiel, und erbärmlich wurde zugerichtet worden fenn,
wenn denenPferden nicht durch ſtarkes Kufen wäre Einhalt geſchehen. 3
Er
{
494 · Leben Caris des Zwölften, 1706 Er regte ſich auch hier gleich wieder zuPferde, ritte wie zuvor, ſturkte aber vor Žaludek noch einmal, daß Das Pferd auf ihm zu liegen kam , und er Hülfe nehs men muſte. Das war demnach ein Tag, dergleichen
cin Konig ſchwerlich wird erlebt und überſtanden has d. 9 ben . Den folgenden Tag blieb der König zu Haus, Mastwelches ſelten geſchahe, und ließ die Abgeordneten von Wilna vor fich).
Währender Zeit hatte der Cjar den coſafiſcher
Feldherrn Mazeppa mit dreiſſig biß vierzig taufend Coſafen zu ſich nach Smolenskokommen laſſen. Dieſe
lieſſen ſichhin und wieder in der Nähe blicken, und nachdem ſie durch einige tauſend Moſcowiter verſtars ket waren , namen ſie ihre Quartiere in Minsko, Sluczł , Niezwiecz , Lacowiecz und mehrern andern Stadten , und ſtreiften immerfort von einem Drte gum andern herum , ob ſich vielleicht eine Gelegens beit finden mochte, denen Sdyweden Abbruch zu thun. Ob nun gleich der König von Schwedenauchauf
jener Seite desNiemaoderMemelſtroms ſeine Para teien hatte , po beorderte er doch den Obriſtleutnant Srautfetter mit hundert und achtzig Mann nach Nos wogrodeck, daß er ſich zu den daſelbſt in Befaßung ſtehenden zweihundert und ſiebenzig Pferden fügen , und denen funfzehn hundert Coraken Füſſe machen
folte, welche ſich in der Stadt Niezwiecz, dem lis thauiſchen Großcangler , Prinz Radzivil zugehörig , gefekt hatten . Denn in die Feſtung ſelbſt , ſo etwas von der Stadt ablieget, dieſelben aufzunehmen , war
dem daſigen Commendanten bedenklich vorgekommen. Es richtete demnachder Obriſtleutnant, ſeiner Drs d. 13 der gemaß , den Marſch dergeſtalt ein , daß er des
Morgens ganz zeitig denen Feinden vor Niezwiecz übern Hals kam, da er jo fort einen Theil ſeiner Dragoner abſißen , und ſich in drei Batailtonen vers
teilen ließ , womit er die Walle der Stadt glúklich beſtieg
*
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ili
Königs von Schweden .
495
beftieg , und nachdem er die Thore eingenommen, 1706 ohne einziges Säumen von allen Seiten auf die Cos ſaken loß drang. Dieſe hatten ſich auf dem Markte geſtellet , alle
Gaſſen fo viel nioglich geſperret, und gaben auf die Schweden unaufhörlich Feuer. Nichts deſtowenis ger thaten dieſe Den Angrif , machten ſich alſobald Meiſter von vier metallenen Stücken , ſo die Feinde
bei ſich hatten, und dauerte es kaum einehalbe Stuns de, ſo walketen ſich dreihundert Coſaken ſamt ihrem Anführer im Blute auf der Erde herum . Immittelſt ließ Trautfetter ſeine Reuterei durch
alle Gaſſen gehen ,damit ſeinerentwiſchen ſolte. Defs ſen ohngeachtet aber waren fünfhundert in ein nahe belegenes Cloſter entkommen , und der Reſt nam die rund um den Markt liegenden Häuſer ein, woraus fie ſo ſtark feuerten , daß viele Söweden darůbervers wundet wurden. Damit man aber ihnen dieſes abs
gewehnen möchte, ſo war das geſchwindeſte Mittel, die Häuſer in Brand zu ſtecken , wodurch fünf biß ſechshundert Coraken zu Pulver verbrandten 1, und diejenigen , ſo dem Feuer entſprungen , gaben ſich guts willig zu Striegesgefangene , deren Anzahl mit allen,
To manin dem Treffen ſelbſt bekommen , ſich auf huns dert und achtzig belief. Denen aber , ſo ſich im Elos ſter eingeſchloſſen hatten , konte Trautfetter nicht in dieHaare gerathen , ſondern muſte ſie wider Willen zufrieden laſſen. Er wolteſichalſo hier nicht langer aufhalten , fons
Dern ſchikte Gefangene und Verwundete , derer mit Officires etliche und vierzig waren , von ſich nach der Armee , und weil zugleich ſeine Dröre im Munde fühs
rete , daß er die zweitaufend Coſaken . , ſo bei den Schloſſe Lakowiecz ſtunden , ebenfals wegiagen fölte, namn er feinen Weg dorthin , und ließ noch eine ans
Dere ſchwediſche Partei zu fich kommen, 24
Doch
496
Leben Carls des Zwölften,
1906 Doch der Anſchlag war vergebens. Denn weil der Feind ſich ſchon aufs Schloß gezogen , und einen
Theil der Stadt in die Afde geleget hatte , ſo konte nichts mehr ausgerichtet werden . Trautfetter ging daher nach Novogrodeck zurúk , doch ließ er die in 1
der Nähe befindliche feindliche Güter unterweges durch ſeine Parteien in Feuer reken , welche denn hin und wieder mit dem Feinde handgemein wurden.
0.26 Nicht lange hernach ſchikte derKönig noch eine ans Mart dere Partei, von ſechshundert Pferden , unter des Dbriſten vom Leibrégiment, Freiherrn Earl Creuß Anführung aus, 3 welche nach Slomin gehen , und das
herum den Feind in obacht nehmen , auch zugleich die jenſeit des Fluſſes Niema ſtehende Parteien an ſich ziehen , den Feind überal fortjagen , wo er ihn ans treffen wurde, und nach allem diefen die Coſaken in
Lakowiecz mit guterMuſſe belagern ſolte. Dod) als Dbriſter Creutz bei Slomin anlangete , fand er nicht der Mühe werth , dem Feinde nachzuſeßen , welcher
an dieſer Seite aus elenden herumſchweifenden Pos len beſtand , und niemals willens war, denen Schwes Den förmlich den Kopf zu bieten.
Er war daher zu frieden , die andere an verſchies bene Derter ausgeſchifte Parteien ſeiner Order ges
maß an ſich zu ziehen, und nachdem ſolches geſchehen, marſchirte er , in allem funfzehnhundert Reuter und Dragoner ſtark , einige Walachen und polniſche Truppen nicht mit gerechnet , gerade nach Lakowiect ju ; da fich zwar anfangs gleich ein Haufen Coſaken fehen lieffen , die aber bald in die Feſtung zuruk ges trieben wurden . Creut nam hierauf die noch ubris
gen Hauſer Der Vorſtadt ein , ſo nicht mit im Rauch aufgegangen waren , und hieltalſo den Feind beſtans
dig eingeſchloſſen , obgleich dieſer unaufhörlich loße
feuerte, und durch vielfältige vergebene Ausfälle, die Dducer
Kdnigs von Schweden .
497
1
Hyduſer , worin die Schweden lagen , in Brand zu 1706
o
přecken ſuchte. Zu gleicher Zeit ohngefehr war der Niemaſtrom
E t
aufgegangen , und hatte ſo wohl das hohe Waſſer, als auch die groſſe Menge Eiſes , welches von oben herunter trieb, die von den Schweden nicht weit von Duowa erbeute Brückeentzwei geriſſen . Ob man
ex
of gleich dieſelbe ohne Zaubernwieder zurecht machte Jo hatte doch Dgilvi alsbald Kundſchaft davon einges
zogen , und dieſeZeit fo wohl in acht genommen,daß er endlich iko Grodno uberHals und Kopf verlaſſen d. 31
konte, nachdem er faſt alle Stückeund Kriegesvor: Mart
M
raht, wovon eine anſehnliche Menge noch vorhanden war , vorher in die Niema verſenket hatte. Es hatte Dgilvi die Zeit über , daß diefe Stadt war eingeſchloſſen geweſen , darin uber acht tauſend
l
Mann nebſt zwei Generalen durch Krankheiten vers loren. Die übrigen waren ſo elende und ausgehuns
11
gert, daß noch davon ein groffer Theil den Todt
en
unterweges auf dieſen übereileten Abzuge fand, welcher in verſchiedenen Haufen über Breßici und andere Derter durch dicke und dünne und lauter uns
gewohnte Wege nach Volhynien ging . Gleichwol pot hatte er die Vorſorge , in denen Moraſten , wo ein
Paß war , einige Parteien zuruf zu laſſen , welche die # Schweden aufhalten folten , im Fall dieſelbe ihnen di wurden nachſeßen.
Wie unmöglich es nun auch zu ſeyn ſchien , den
* Feind einzuholen , der einen fo merklichen Vorſprung EN von etlichen Tagen genommen hatte, abſonderlich, da die Brücke eingeriſſen , und die Wege ſo tief was
*
ren ; fo wolte doch der König von Schweden in des
nen Quartieren nicht langerverweilen , ſondern brach ſofort nach Ergänzungder Brücke auf, ging mit ſeis
0.4
nemTheil der Armeeüber die Niema und noch einem April
Wandern kleinen Strom , worüber gleichfals eine Brücke nicht
498
Leben Carls des Zwölften ,
1700 nicht weit von Orta geſchlagen worden ; und Faman dieſem erſten Tage über Skura nach Dcrezini, fünf und eine halbe groſſe Meilen.
Es iſt unbeſchreiblich, was Menſchen und Pferde aufdieſem einzigen Marſch ausſtehen müſſen. Weil die lektern, aus Mangel der Futterung gang ausges hungert waren , und das Land mit Moraſt bedekt iſt, überdem man über einen leimichten Grundmuſte, wo
alles wegen des herannahenden Frühjahres aufges thauetwar , hatte die Reuterei die größteMühe von
der Welt durchzukommen , die Bagage aber fiel ſo tief hinein, daß man ſie in zwei Tagen kaum herauss
ziehen konte, ſo muſten auch des Kôniges Wagen zus ruf bleiben . On währender dieſer Zeit war es nicht
möglich , des Königes Tafel zu decken, ſondern man war glúklich, wann man in einem ſo verwuſteten und
verheereten Lande nur ein Stücke Brod aus der Tas fche eſſen konte. 0.5
Der König vonSchwedenſekte des folgenden Tas
April ges den Marſch fort nach Blezenice, zwo Meilen; alwo er einige Tageſtilleſtand, dieBagage abzuware ten. Der König Stanislaus aber , der drei Regis 0.6 menter zu Fuß , nemlich die Artillerie , Rank und Clerck, und etwas Reuterei bei fich hatte, welche der Generalleutnant Stromberg anführete, verließ um dieſe Zeit nebſt denen Groſſen aus Polen und Lithaus
en , ſo ihm folgten, auch fein Quartier zu Waſiliski, und marſchirte dieſen Tag drei Meilen biß Zaludel, von dar er eben denſelben Weg nahm, den der Kids 1
nig Carl gekommen war , und gleicheBeſchwerlichs keiten mitihnen ausſteheni mnufte.
0.IO
So muhſam nun auch dieſer-Marſch war,ſo fekte
ihn der König von Schweden doch fort, nachdem die Bagage angelanget. Allein er fonte nicht weiter als biß Zezernice, eine Meile Davon, kommen , und muſte hier abermal einige Tage Halte machen , maſſen die Wege
Königs von Schweden .
499
Wege durch die vielen Moraſte, die man alle Augens1706 blicke vor fich fand, gang unbrauchbar waren . Zu allemUnglük waren die Häuſer und Dörfer,wodurch bie Armee muſte, unbewohnt und ledig , alſo daß ſie nirgends den geringſten Vorraht an Lebensmitteln vor fid , fand.
Aller dieſer Hinderniſſe ungeachtet, blieb der König
Carl bei ſeinem einmal gefaſten Vorfaße, die Ans hanger des Königs Auguftauf ihren Gütern zuzus ſprechen und heimzuſuchen. Zu dem Ende entſchloß er ſich , nach Poleſien und Völhinien ſich zu wenden ,
* theils damit ſeineVölker beſſernLebensunterhalt das felbft finden möchten, theils und vorneinlich aber, um
et die Mißvergnügten zu paren zu treiben. Und obs Il gleich ihm vorgeſtelletwurde , daß von dem Orte, wo er ſtúnde, biß nach Kiow nichts als Moraſte anzus treffen , und die Arme einen ſolchen Marſch ohnmdgs
lich ausſtehendewürde; fo ging nichts deſto wenigerd. 14 die Reiſe nach Roſanka , drei Meilen, fort, welche April ziemlich groſſe Stadt denen Sapiehern zugehöret. Siewar aber nebſt dem Schloſſe dazumal von Ds
1 ginski'und denRuſſen gang verwüſtet, alſodaß auſs ſer einigen Juden , fo alda eine Schule hatten , fich teine lebendige Seele ſpuren ließ . Hier fangen die Moráſte erſt recht an ,und erſtrecken ſich ,, wie ſchon erwehnet, ohne Aufhören dieſen ganzen Weg über. Die ſchwediſche Armee rükte hierauf in Poleſien d. 16
ein, wo die vornemſten lithauiſchen Geſchlechter herrs liche Landgüter beſigen , und kam vors erſte nach eis nem Dorfe, Alba , zwei Meilen. Man fand alda ein ſchönes dem Staroſten Bobrowiski aus dem fapies
* hiſchen Hauſe zuſtändiges Gebäude , undeinenans fehnlichenVorraht von Korn , der denen Schweden
)
wohl zu ſtarten kam . Hier lief beim Kidnige Kunds fdjaft ein , daß funfzehn hundert ruſſiſche Dragoner
in
fich fünf Meilen vondannenbeidemCloſterBereza geſtellet
500
Leben Carls des Zwölften,
1706geſtellet hatten , um den wichtigen Paß zu beſchußen, welcher einige tauſend Schrit lang , und dabei fo Ichmal iſt, daß nur etliche wenige in der Breite
Raum haben ; nicht zu gedenken , daß in dieſem lans e ſich befinden , wo gen Damme verſchiedenAbſchnitte die Feinde die darüber gelegten Brucken abgeworfen und zernichtet, und folglich den Durchzug noch bes
ſchwerlicher gemachthatten.
Der König von Schwedenließ ſogleich zwei Bas taillons von der Leibgarde zu Fuß und einige Cano . nen des Nachts ganz ſtille durch dicke Wälder und
tiefe Moraſte voraus dahingehen , alwo die Ruſſen auf der andern Seite des Paſſes wurklich an einer Bruſtwehr und kleinen Schanje in voller Arbeit bes b. 17 griffen waren . Der König folgte den andern Mors
April genganzzeitig nach, und weil er das Fußvolt ſchon zur Stelle fand , ließ er jo fort die Stücke auf den Feind richten, wodurch zehn bis zwölf Mann unſanft
niedergeleget wurden allein die ſchon erwehnte Durchſchnitte legten bei dem fernein Unternehmen nicht wenig Hinderniſſe im Wege. Doch aller Schwurigkeit ungeachtet, und ohne eis
nen Augenblit ſich zu bedenken , nam der König die Leibgrenadiers zu ſich , und marſchirte ſelbſt, in Bes gleitung des Prinzen von Würtenberg, des Generals major Meierfelds, und einigeranderer Officierer, .
muhtig an. Wolte man aber über diejenigen Stels
2
len hin, wo die verwüſteten Brücken geſtanden , fo war kein ander Raht,als bis an die Schulter durchs Waſſer zu waden . Dieſes that auch der König beim erſten Abſchnit, und hielt es dennoch hart, angeſehen man mit Pieken fich erkundigen muſte, ob es auch mit dem Verſaufen Gefahr hatte. 1
Nun wáre ja alem Anſehen nach , nichts leichters geweſen, als mit einer geringen Manſchaft eine zahls
reiche Armee hier aufzuhalten ; gleichwol wie die Ruſſen
1
Königs von Sdweden . Soi & Kuſſen merkten , mit welcher Gleichgültigkeit die 1706
o Schweden ankamen , fo fabe ihnen das Ding fo
fürchterlich aus , daß ſic deren Ankunft nicht erwars zugleich eine andere ſtarkePartei,fo einige Meilen Davon bei Sielce ſich verſchanzt hatte, hierdurch in folches Schrecken feßten , daßdieſe gleicher geſtalt, ohngeachtet ihres vorigenEntſchluſſes, Fuß zu hala ten , mit geſchwinden Schritten und in groſſer Uns ten wolten , ſondern die vollige Flucht namen , und .
X
ordnung ſich nach Pinsk zog:
Als der König -alſo hier durch gekommen , ließ er die Wallachen 1, weil ſonſt keine Reuterei bei der
Sand war , dem flüchtigen Feinde nachjagen , wovon my denn verſchiedene Gefangene zurük gebracht wurden. To Unter denen Verwundeten lag auf dem Plaß ein Cas
u pitain *, von Geburt ein Franzoſe, welchem der linke
di Arm zu Anfange des Gefechts durch einen Canonens
ſchuß weggenommen , er auch an derſelbigen Seite i mitten durch geſchoſſen war.
TH
Wie Carl der Zwolfte dieſen Officier in einem ſo
elenden und erbarmensipürdigen Zuſtand liegen fahe, ward er aus angebohrner Grosmuht und einem firies gesheld anſtändigen Mitleiden bewogen , bei ihm ſtes hen zubleiben, und ihn fragen zu laſſen, ob er glaubs te, daß er noch kónne wieder geheilet werden . Der
Capitain , ſo des Königes gewahr ward, und aus der Beſchreibung, fo man ihm wol von ſeiner Pers
ſon mochte gemacht haben , ſo gleich muhtmaſſete, daß er es ſelbſtware,beantwortete diefes nicht, fons dern frug die Umſtehenden mit vieler Bewegung , ob nicht derKönig von Schweden bei dieſem Scharmus zel Grimaret in ſeinen Feldzugen Stönig Carls des Zwslften nen: net dieſen Capitain Buſanville , welches gar wohl reyn kan ,
„ obgleich dieſer name in meines Baters Werte ſich nicht bes >> findet. E...Adlerfeldt.
502
Leben Carlé des Zwölften ,
1706zel ſelber gegenwärtig geweſen welchen vor ſeinem Tobe zu ſehen , er ein heftiges Verlangen bezeugete, Er ward ſeines Wunſches gewahret, nachdem der Prinz von Würtenberg ihm ſolchen mit der Hand gezeiget, worauf der Officier eine ungemeine Freude
Darüber blicken ließ, ſich tief gegen den König búkte, und nebſt Anwünſchung alles Glückes gegen ſeine Feinde , verſicherte, daß er nunmehr gutes Muhtes und vergnügt ſtürbe, nachdem er den König von Schweden noch vor ſeinem Ende geſehen. Man
trug ihn hierauf fort ins Dorf, doch weil ihm nicht ju heffen ; ſtarb er einige Stunden hernach mit rois cher Gelaſſenheit and Freudigkeit d , aß ein jeder fola
che berunderte , und der Konig Cari ſelbſt einiger maſſen dadurch beweget wurde, auch das Ende eines To tapfern Mannes bebaurete.
Er ward Baſelbſt
des folgenden Tages mit allen gebräuchlichen Ehrens bezeugungen begraben. Die ſchwediſche zwei Bataillonen nun blieben in
Bereza ſtehen , der König aber , nachdem er zur Ers rit Anſtalt gemacht, des Paſſes Brücken gänzungder nds t m es inzett igen och ſelb
Tag
des Abe
mi de
Pr
Don Würtenberg , obſchon ſie durchaus naß waren,
0.18nach Alba ins Hauptquartier zurük ; von dar er des
April folgenden Morgens mit der Armee aufbrach , und nach Bereza marfchirte. Der König legte ſichſelbſt nebſt der Hofſtat in ein Carteuſerclofter ein ,welches reich , und in einer gar angenehmen und fruchtbaren
Gegend ſehr ſchön erbauet iſt, und von einem Sao pieha geſtiftet worden.
d. 20 Nachdem der Konig hier einen Tag ſtille gehals ten , ging er mit der Armee weiter.Durch einen groſs fen Moraſt und mit ungemeiner Mühe nach dem 8.21 Dorfe Lekowice , drei Meilen ; und von dar nach
dem Stadgen Comot , drittehalb Meilen ; und ließ Die
1
503 Königs von Schweden. die dem Fürſten Wisniowicki zugehörige kleine Dec1706 ſtung Zabirs eine viertel Meile von der Stadt auf
der linken Hand liegen, welche mit Moraſt faſt ganz
umgeben, und nuran einer Stelle einen Zugang hat, auch über das mit vier Bolwerken, einen gutenGras ben und Palliſaden , nebſt mehr als vierzig Canonen wohl verfehen iſt.
und
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☺
Auf dem Marſch hieher warb eine feindliche Pars tei,aus drei FahnenFußknechten beſtehend ,nebſteinem Döriſtleutnant von PoczieisBölkern, welchen lektern König Auguſt zum Cronſchakmeiſter in Lithauen ges macht hatte , entdecket und auf eine beſondere Art gefangen genommen . Sie waren nemlich beordert, ſich in die Veſtung Zabirs zu werfen , und ging nuns mehr auch der Weg gerade darauf zu , als zu ihrem Unglük der Eronſchafmeiſter Sapieha, der Generals adjutant Fitingshof, der Dbriſtleutnant Hammers hielm , der Hofjunker Cart Adlerfelt und einige ans dere , diezuſammen mit ihren Knechten zwolf bis ſechszehen Perſonen ausmachten, und auf dem Marſch etwas vom Wege abkommen waren , unvermuhtlich auf dieſelbe ſtieſſen , auch ohne langes Bedenken ihs nen zumuhteten , das Gewehr niederzulegev . Nun wolten ſich zwar jene anfangs mouficht mas
4
chen , doch daihnen dieſchwediſche Armeezu Geſicht Fam , liefſen ſie ſich behandeln , und ergaben ſich ju Kriegesgefangene. Der König fam føbſt hieruber zu, und verordnete einigeMannſchaft, fo die Gefana
genen mit ihren Wagen und Bagage nach Comok
bringen ſolten. Wie er aber vernahn, daß die Leute dem Pocziei angehdreten , wurden fe noch ſelbigen Abends loßgelaſſen, und ſolcher geſtilt gezeichnet, daß man ihnen die eineSeite des Baites wegſchor, und die Róde glat am Leibe biß an den Gürtel abſchitte ;
über das bandman ihnen einen Paß am Halſe, und ließ ſie ſo laufen , mit angehängter Warnung, nims mermehr
504
Leben Carls des Zwölften ,
1706 mermehr wieder den König von Schweden zu dienen, wofern ſie nicht den Galgen hinan klettern wolten.
Dieſes wiederfuhr denen Gemeinen , allein die Offis ciers muſten zuruk bleiben und mitfortmarſchiren. Denn nachdem der König einen Tag über zu
Somok ſtille geſtanden , und gegen die Veſtung Zas d. 23 birs nicht das geringſte unternommen hatte , regte er April
ſeinen Weg fort nach dem Dorf Druzalovice ,drei 8. 24 Meilen ; und von tar nach Pinsk, fünf Meilen. 4
Dieſer Drt , ſo nach Breßizi am Bugſtrom , die
Hauptſtadt in Poleſien iſt,1 und zu des Königes von Polen Tafelguter gehöret, damals aber dem Wiss niowiecki zuſtunde, iſt von ziemlichen Umfang , und
würde noch artiger ſeyn , wann die darin angefans gene Häufer ausgebauet waren. Wisniowieki ſelbſt hatte dazumal einen groſſen und geraumen Pallaſt nebſt einem ſchönen Garten hier angeleget, war aber
noch nicht damit zu Ende gekommen.
2.Es lieget dieſe Stadt gleichſam imMittelpunctder ungeheuren polniſchen Moráſte, welche alhier ſo groß ſind , daß ſie das Anſehen einer offenbaren See has
ben , ja man kan hierauf mit Boten und Fahrzeugen
gar biß unter Kiom kommen, abſonderlich vermittelſt des Fluſſes Pina , welcher viele andere Ströme mit ſich in den Nieper nimt , und einem Theile der flüch: tigen Ruſſer überaus wohl zu ſtatten kam , weil fie
hierdurch wederum einen Weg nach Moſcau zurük funden. Mitten in dieſem weitläuftigen Moraſte oder
Meere ſiehet mon erhabenes Erdreich als wie Inſuln
liegen, deren Einwohner unter ſich keine andere Ges meinſchaft haben tónnen , als zu Waſſer vermittelſt kleiner Schiffe oder Kahne T, und obgleich alles mit
Schilfrohr bewachſen , undeinem Irrgarten nicht unáhnlich iſt, ſo ſind benen Einwohnern dennoch alle und
Königs von Schweden .
505
mit und jede Ein- und Ausgange, imgleichen die Umwege 1706
* ſobétant,daß fie ſich dadurch fortarbeiten,und,wos hin ſiewollen , anlangen können, nicht anders, als wie gu fahren gewohs i man in Holland durch die Candle น
i
net iſt, dahingegen ein Fremder ſich hundertmal vera
irren und des rechten Weges verfehlen würde.
In Pinsk iſt ein Jeſuitercollegium befindlich, und in ſolchem eine Apotheke, welches in dieſen Ländern etwas ſeltnes iſt.
+
Sonſt wird der Ort ſo wol von
Juden , die hier eine Schule haben , als von allers
hand Glaubensgenoſſen , abſonderlich von Griechen, bewohnet. So wird auch daſelbſt Juchtenleder vers
fertiget, und vor das beſte im ganzen Reiche gehala ten ; wiedann überhaupt die Landeseinwohner arbeits
ſamer als in andern Provinzen ſeyn föllen. Man hat nimmer gehöret , daß eine Armee fich hieher gewaget hatte I, und in den altiſten polniſchen Geſchichten findet man keine Spur , daß dergleichen
geſchehen wäre , weil man jederzeit indenen Gedans ten geſtanden , es ſei unmöglich , die alle Augenblik vorkommende Beſchwerlichkeiten des Marſches und Der faſt unendlichen Moraſte in dieſem Lande zu übers winden. Daher leicht zu erachten , mit wasvor Eps *
ſtaunen die Schweden empfangen worden. So bald der König in Pinsk angelanget, und vom
Pferde geſtiegen war,ging er nach dasJeſuitercolo legium , um von der Höhe des Thurms die herum, liegende beſondere Gegend zu beſehen , weil er aber
nichts als Waſſer um undvor fich ſahe, ſagte er im lachen : Hier ſteht mein non plus ultra ange. ſchrieben . Und in der That iſt es ganz unmöglich, entweder durch Brückenoder Fahrzeugegerades és 1 ges von hier nach Volhinien zu kommen , als welches
zu erreichen der König ſich anfänglich vorgeſeket hatte. i Jweiter Theil.
u
An
Leben Carls des Zwölften , 506 1706 An dieſem Orte ftant man einige Wochen ſtille, Damit die legten Regimenter, ſo noch eine gute Ecke Dahinten waren, nachkommen konten. Inzwiſchen aber ließ der König die Wege mitallem Fleifſe vers beſſern , und wo es der Moraſt leiden wolte , auch,
der Marſch unumganglich durch ging, einige Bruts ken verfertigen , damit wenigſtens der Auszug aus dieſem Lande bequemer feyn möchte, als der Eingang beſchwerlich geweſen war . Währender Zeit hatte der Obriſte Creuß , wele cher , wie oben erwehnet worden, die Veſtung Las
kowiece eingeſchloſſen hielt, die Zeitungerhalten , daß einige tauſend Coſaken und Moſcowiter ſich anſtel ten, als wenn ſie beſagter Veſtung zu Hülfe kommen wolten. Er ſchikte daher einige Parteien aus , um
des Dinges gewiſſer zu werden , welche ihm denn die
Nachricht brachten , daß der Feind alberett biß auf brei Meilen in und um der Stadt Kletsk in Bereits
ſchaft ſtünde , und willensware, den folgenden Tag alda ausjuruhen , gegen Abend aber vondar weg zu
mi
gehen , und dieSchweden im finſtern zu überrumpeln. Wie nun Creußnoch ſelbigen Tages einen Major mit vier hundert Dragonern , welchen der König auf
dem Marſch zu deſſen Verſtärkung hieherbeordert, an ſich gezogen , alſo beſchloß er , ohne fernern Aufs Schub , dem Feinde vorzukommen 1, und brach des Nachts um eilf Uhr auf, nachdem er den Obriſtleuts
nant Trautfetter zurükgelaſſen, um die Veſtung noch weiter eingeſperretzu halten .
So groſſe Vorſorge aber auch der Dbriſtetrug,
d
ſeinen Marſch geheim zu halten , ward er doch von
Denen feindlichenVorwachtenentdecket , wie er kaur noch eine viertel Meile zu marſchiren hatte, um dies
felben zu überrumpeln . Weilalſo ber Feind Zeit genug übrig gehabthatte, trafCreuß bei ſeiner Ans
kunft des Morgens denſelben theils in der Stadt Kletski
1
Königs von Schweden.
507
Kletsk , theils jenfeit derſelben über einen Moraft, ſo 1706 mit einer Brücke beleget war , in Schlachtordnung geſtellet vor fich ſtehen . Ueber das waren die Gaſs: Ten der Stadt mit ruſſiſchen Fußknechten und coſas Fiſchen Reutern beſeßet.
Dieſer herlichen Anſtalten und Zubereitungen um die Schweden wohl zu bewilkommen, ungeachtet,
ließ Creugan allen Ecken, und wo es Gelegenheit ges ben wolte, dieſelben angreifen . Es glükte ihm auch
dergeſtalt, daß , obgleich die Feinde heftigunduns aufhörlich feureten , dennoc innerhalb einer halben Stunde alles in Unordnung gerieht. Die Reuterei
Fowol als das Fußvolk warb in den Moraft gejaget,
ET Da ſie weder vor noch hinter ſich konten , ſondern ſich
alleſamt muſten todt ſchlagen laſſen . Ja bie Brucker Mfo wie geſagt , jenſeit der Stadt über den Moraft führete, lag mit verwundeten und todken Córpern
| und Pferden ſo vor, daß es dem Obriſten Creuk nicht geringe Mühe koſtete , einen Weg hinüber zu finden , und die auf der andern Seite noch übrigen
Truppen fortzuiagen, als welche ihm dieſen Paß auf
3 alleWeiſe ſtreitig machen wolten.
Es kam endlich gleichwol eine Schwadron nach der andern über die Brücke, welche denn nachgeras de dem Feinde mit dem Degen in der Fauſt und fola
chem Nachdruk aufdie Saut drungen , daß er ebens
fals auch hier den Rücken wendete
und theils zu
Pferde, theils zu Fuß auf eine viertelMeilweges fich
aus einander breitete. Creuk ließ ſeinen Leuten einglei. Ex ches thun, damit er demſelben deſto beſſer in den Eiſen
: liegen konte, abſonderlich), da es ohnedem ſchwer gea
weſen wäre , mit ganzenSchwadronen und geſchloſ 1 ſenen Truppen in einem ſo ſumpfigten kande fort zu tommen. Mach dieſer Veranſtaltung warð alles zu Boben geſchlagen, was man nur auf einehalbeMeia
o de abreichen konte, denn weiter wolte Creus dieſela 42
bert
508
Leben Carlé des Zwölften ,
1706ben nicht verfolgen , ſondern jog fich nach der Stadt wieder zurük , und fchikte einige Manſchaft umher ,
aken undRuſſen, fo fich in denen Haus welche dieCoſen verkrochen hatten, abſchlachten mus ſern undDef îten , daß alſoſowol in der Stadt als aufdem Felde ohngefehr viertauſend Todte gezehlet wurden , wors unter ſich auch der Coſaken Anführer , Namens A. poſtol Andres, befand , welchen Mazeppa an ſeine
e. Stelle hierher gefant hatt l
Der ruſſiſche Genera kam noch mit einer Wunde am Armdavon. Aucherhielt ein cofakiſcher Dbris fter und Capitain nebſt ſiebenzig Gemeinen Quartier ,
und wurden zu Gefangene gemacht.
Imgleichert
erbeutete man vier metalleneStücke, rechszehen Fahs nen und Standarten , nebſt vier paar Pauken .
Kaum hatten die Belagerte in Lakowiece ges merket, daß ein groſſer Theil der Belagerer abmars ſchiret ware, als ſie die Zeit ihrer Entfernung in acht
zu nehmen , und denen Zurükgelaſſenen einsanzus bringen , gedachten . Sie thaten "beswegen einen Ausfal über den andern , und wie dieſelben immer ſtarker geſchahen , ſo warb Dbriſtleutnant Trautfeta
ter gendhtiget , ſolches dem Dbriſten Creuß durch eis nen eigenen Boten wiſſen zu laſſen, welcher dann, fo balo das oben angeführte Treffen vorbei, nur
jwei Stunden in Kletsk aušraſtetë , und alsdann
ſtraks zurük marſchirte , auch ſelbſt einige wenige Leute zu ſich nam , und mit felbigen voraus ging. Als die Belagerten den Obriſten mit einer ſo ges ringen Anzahl ankommen ſahen, bildeten ſie ſich nicht anders ein , als daß die Schweden ohne Zweifel
wurden geſchlagen ſeyn , worüber fie mit Pauken und Trompeten ihre Freudegar zu früh bezeugeten. Denn es kam der hinkende Botebaldhernach , wie .
fie den übrigen Reft der Partei, fo fich unterweges nicht aufgehalten hatte, ſamt benen Siegeszeichen 34
Königs von Schweden .
509 & zu Geſichte Frigten , und Creuß mit denen eroberten 1706 pier Stücken die doppelte ſchwediſche Loſung aufs 16 Schloß geben ließ. . Ueber das wurden alſofort i Batterien aufgerichtet, und die Laufgraben gegen der Veſtung gedfnet. Hierbei ward denen Belas gerten ſo übel zu Muhte , daß ſie die Trummel ruha
ren lieſſen , und unter gewiſſen Bedingungen die Ves 1
ſtung überliefern wolten .
Dieſes Anmuhten ward ihnen rund abgeſchlagen, d. 2 und muſten ſie ſich insgeſamtaufGnadeund Ungnade Maji ergeben . Legten alſo eintauſend dreihundert ein und
ſechzig Mann mit Ober-und Unterofficiers das Ges wehr nieder , da denn wiederum neun Canonen und
neun Fahnen oder Standarten denen Schweden zur De Beute blieben.
31
n!
->
Der König Stanislaus war indeſſen mit ſeinen vier Regimentern, wie oben berühret worden , dem Könige von Schweden auf den Fuß nachgefolget, und wie er der Veſtung Zabirs naher kam , ließ er Den Commendanten im Vorbeimarſchiren auffodern
um folche an ihm zu übergeben . Állein dieſer ers
theilte hierauf nicht allein eine abſchlagige Antwort zuruk, fondern ließ auch würklich auf des Staniss laus LeuteFeuer geben. Wie der König von Schwes ben hiervon Nachricht erhielt, beorderte er alſobald
den Generalmajor Meierfelt bahin , welcher ſelbigen
Drt von neuen auffodern muſte, und anfänglich eine abſchlagige Antwort erhielte.
Dieſes veranlaſſte den König Carl, ſich ſelbſt da: hin zu begeben , und nachdem er die Veſtung umher
geritten und in Augenſchein genommen , fo vielDer Moraſt zulaſſen wolte, ließ er alle Zugänge bereken, und Lehrete wieder nach Pinst, um das grobe Ses
schuk herbei zu bringen , 133
Als
GIO
geben Caris des Zwölftet ,
1706 Als der Commendant dieſes merkte , gab er eg bald nähern Kaufs , abſonderlich ,i nachdem der Kids
nig ihn init einer übeln Begegnung bedrohen laſſen, im Fal er ſich eigenſinnig erweiſen wurde. Er übergab daher die Veſtung nebſt der darin befindlichen Bes fakung von ſiebenhundert Kopfen auf Gnade und
Ungnade, da dann der Ort , weil er dem Wisnios
voici zugehörete, gånglich geſchleift ward. Etliche vierzigdaſelbſteroberte Canonen wurden geſprenget und geſchmolzeri, auch alle Häuſer nebſt denen Mas gazinen in die Aſche geleget. Der König Stanislaus wandte fich von Comok nahe bei Zabirs mehr auf die rechte Hand gegen Pos Yen , und nachdem er durch Opolien kommen war, marſchirte er durch die Stadt Motol nach Morodos
wa , welches fünftehalb Meilen von Pinsk lieget, wo
er den ſieben und zwanzigſten April fein Quartier nam .
Um dieſe Zeit lief bei dem Könige vonSchwedex die Nachricht von der Niederlage der Ruffen und Cofaken zu Kletsk durch den Dbriſten Creuß, ein;
da man aber die Zeitung vonder Uebergabe der Ves
ftung Sakowice noch nicht erhalten hatte, ließ er die vorher nach Zabirs beſtimte Artillerie nunmehr das
Hin abführen,undgabihrfunfzig Dragonerzur Ben Deckung mit. Er ſelbſt aber machte ſich heimlich um
zwei Uhr nach Mitternacht aus feinem Dartier auf, und nam keinen Bedienten oder ſonſt jemand , aufſet
den einzigen Prinzen von Würtenberg mit ſich , dem Daz er ſchon des Abends zuvor dieſe Reiſe kund gemacht Maji Batte .
Dieſe beide Herrn tegten den Tag über bis Lakos 0.5 wice zwanzigMeiten in einem Rit hinter ſich . Doch der Drt war, wie oben vermeldet, vor des Königes
Ankunft fchon übergegangen , und weil alſo hierbei
nichts mehr zu thun , befahl der König, daß alles, ausgenoms
Königs von Schweden. -
511 it ausgenommen das innerfte Gebaude, weil dieſes 1706 € Schloß denen Sapiehern zuſtunde, dem Erdboden gleich gemachtwerden ſolte , welches auch geſchahe. be
Hierauf reiſete der König nach der Stadt Kletsk, 6. 7.
a beſahe den Wahlplak ,und brach nach ſeiner ZuruesMajl funft mit Creuzens Partei von Lakowiece auf , und
marſchirte nach Niezvice , woſelbſt der Dbriſtleut-b. 10 Enant Erautfetter , wie ſchon berichtet , einer Partei
von funfzehn hundertCoſaken derbe Stöſſe zugeſtels let, und die Stadt , ſo etwas von der Veſtung abs
lieget, in Brand geſtecket hatte. In Lakowieceaber ward ein Dbriſtleutnant mit einiger Mannſchaft zus
stuk gelaſſen 1, um ſo wohl über die Gefangene genaue
Wacht zu halten , und die vollige Einreiſſung der
Walle und Mauren umsSchloß zu bewerkſtelligen. So bald der König bei Niezvice angelanget, wors in die Befakung , ohne die Burger und anderes Ges findel, daß der Commendant an fich 'gezogen , zweis de hundert Mann ſtark war , ließ er durch den Generals 1
i adjutanten Roſenſtierna daſſelbe auffodern , und wie der Commendantdazu nein ſagte , Denfelben ſo wohl als die ganze Beſaßung mit dem Stricke bedrohen, woferne man wurde gendhtiget werden, die Schaufet in die Erde zu ſtecken , oder eine Stúkkugel daran zu wenden . Dem Commendanten war es ungelegen ,
fein Leben auf dieſe Belohnung daran zuwagen,desa
ď wegen kroch er nach einer Stunde Bedenfzeit zu. i Creuße, und ergab ſich zu des Königes Gnade und . Ungnade.
1
Dieſe Veſtung war eine von denen ſchönften , fo
man in Polen finden mag , mit vier gemauerten Bots j werken und Contreſcarpen , und konte man darin feis nen Mangel analler Zubehör und guter Anordnung anmerken . Die ſiebzehn metallene und vier eiſerne Stücke, welche man daſelbſt antraf, wurden mit eins
ander verſchmolgen , und aufdes Königs Befehl Ans U 4
ſtalt
512
Leben Carls des Zwölften, .
306ftalt gemacht, die Veſtung, fo dem Prinzen Rads živil zukomt, zu ſchleifen , und mit Pulvér in die Luft ju ſprengen. Es muſten auch einige Parteien des ißtbeſagten
Radzivils übrige Herrſchaften , die um Niezvice laa >
gen , und in ihrem Umfange ſich ſo weit als ein fchoa nes Fürſtenthum erſtreften , verwuſten. Dergleichen
quch verſchiedenen andern Gütern derer Widerſpens B. 12 ſtigen wiederfuhr. Der König Cart begab ſich hiers
Maji qufmit dem Prinzen von Wurtenberg nachStucsk, wo das Schloß, lo dem Pfalßgrafen Carl Philip von Neuburg , von wegen ſeiner Gemahlin, einer gebohrnen Prinzeßin von Radzivil zuſtand , die Thos re gutwillig dfnete. Doch verweilete der König auch hier nicht lange, ſondern hinterließ dem Obriſten Creuk die ndhtigen Befehle ,1 um auf die ganze Ges
gend ein wachtfames Auge zu haben , abſonderlich aber alle in Slucsk befindliche Canonen , ſo unter
acht Pfund ſchoſſen , und daher vom Feinde im Felde Ponten bequem gebraucht werden , ſprengen zu laſſen ;
D. 13 worauf er ſich ſo dann auf die Rúkreiſe nach Pinst ohne einige Begleitung begab. : Es warum ſechs Uhr des Abends, als der König yon Slucsk ausritte, und führete er ſelbſt fo wohl
als ein jeder von ſeinem Gefolge ein lediges Pferd zum Umrocchſeln an die Hand , womit er ſolcher ges ſtalt gerade zu über Moraſte und Stróme, breiſſig Meilweges zurut legete , und des folgenden Tages
um vier Uhr nach Mittage glüklich in ſeinem Quars 0.14tiere anlangte. Es hatten aber nur der Prinz von
Wurtenberg , der Generalmajor Meierfeldt nebſt groeen andern mit dem Könige aushalten können, Denn die übrigenwaren hin und wieder auf dem Wes ge dahinten geblieben .
Einige
Königs von Schweden. ?
$ 13 Einige Zeit vor ihrer Ankunft zu PinstPan der Kor 1706 nig und die bei ihm waren , an einem See , und weil
fie keinen Menſchen fanden, der ſie überführen konte, waren ſie darüber in etwas verlegen , nad, langen
Suchen trafenſie endlicheinen Kahn ,deſſen ſie ſich zu bedienen beſchloſſen. Der König Carl, als der
Schiffart mehr kurdig, nam das Steuer, die ans Dern ruderten , der Prinz aber hielt die Pferde, und
ließ ſolche neben demRahn herſchwimmen. Bis dahin ging noch alles gut, als aber die Pferde fein Land meðr vor ſich ſahen , wolten ſie ihremFüha rer nicht weiter folgen , ſondern ſtraubten fich , das her der Prinz von Würtenberg alle ſeine Krafte ani wenden muſte, folche bei der Hand zu behalten , ins dem ſie das Bot hin und her zogen , biß ſie wieder
Land vor ſich ſahen , da ſie dann willig fortſchwum
BV
men , und das Rudern alſo beförderten , daß ſie bald
und ohne Schaden ans Land , und ſo wie gemeldete glúklich im Hauptquartier ankommen . Mitlerweile hatte Creuß ſeiner empfangenen Drs 31
19
dre ein genügen gethan. Niezvice war der Erden
gleich gemacht,I und ganz ausgebrant, daher er von hier aufbrach , um wieder zur Armee zu ſtoffen .
Was aber die Befagung in Niezvice anbelanget,ſo hatte der König dieſelbige, noch vor ſeiner Abreiſe,
famt dem Commendanten auffreien Fuß geſtellet ; doch war ihnen vorher angedeutet worden , wie man fie alle wurde aufknüpfen laſſen , wann ſie noch eins mal wider den König von Schweden oder den König Stanislaus Kriegesdienſte nehmen wurden. Nunmehr machteſich der König von Schweden fertig Pinsk zu verlaſſen. Doch muſte noch zufors
ン 。
berſt ein neues Werk, ſo gleichſam als einSditoß oder Pallaft aufſerhalb der Vorſtadttag,/ und dem
Wisniowicki zuſtand, iu die Luft geſprenget, auch us
die
Leben Caris des Zwölften , 514 1706 die Vorſtadt felbſt, welche ebenfals demſelben juges hårete, ganzlich in die Aſche geleget werden. 0.33 Der König nam hierauf ſeinen Marſch von Pinsk Mají zur rechten , damit die groffen Moráſte nicht mochten im Wege ſeyn , nach Dubog , drei Meiten, welches ein Cloſtergut, und denen Gefuiten zuPinsk zuſtans
dig iſt. Deffelbigen Tages that der König noch eis nen Rit nach Zabirs , um ju fehen ob man mit Schleifung dieſes Ortes ſchon weit kommen ware. Der Prinzvon Würtenberg hatte bierbei das Uns
glük , in einen Moraſt zu ſtürzen , woraus er mit groſſer Mühe wieder gezogen ward ,I fein Pferd aber blieb darin ſtecken.
d . 25. Von hier ging der Weg nach Dolski, über den Fluß Pina , ſechs Meilen ; wo die Armee drei Tage d. 28ſtille ftand, und folgends weiter nach Lubiszowa oder Dubieski , auch drei Meilen . Weil dieſe Stadt 5
unter des Wisniowicki Botmaffigkeit belegen, ward B. 29 ſie mit Stumpf und Stiel abgebrant. Von dar
marſchirte der König auf Horonize , zwei Meilen ; D. 30 hiernachft nach Serviza oder Lesnuki , vier Meilen ;
d.0. 31 weiter bis Novaruba, gleichfals vier Meilen ; wo die Armee einige Tage ausruhete, und die zurük ges bliebene Bagage abwartete. Denn weil die über die Moråſte gelegete Brücken die Laſt von ſo vielen
beladenen Wagen nicht aushalten konten , waren ſie
an verſchiedenen Orten gebrochen. Der Marſch ward hierauf nach der Stadt Hos Junii luwka , viertehalb Meilen , fortgeſezet; ferner nach d. 3 Zokulof, vier Meilen ; weiter neben dem Sterfluß her, d. 4 nach Roficze, zwei Meilen ; alwo der Konig eine abs geworfene Brücke über dieſen Strom wieder ergáns 0.2
d. 6 zen ließ , und mittelft derſelben rúkte die Armee enda
lich in Volhinien ein , und kam nach Kolezin , anderts
d. 9 halb Meilen ; von daryſie, die Stadt Luko vorbei nach
Königs von Schweden.
515
nach dem Schloſſe Garislowice, dreiMeilen weiter 1766 marſchirte , und hieſelbſt eine Zeitlang Halte machte.
Es hatteaber der König von Schweden , um den Marſch ſo viel mehr zu beſchleunigen, die Armee vera ſchiedene Wege nehmen laſſen , und denen leßtern
Truppen, ſo den Nachtrab ausmachten , Befehl ers theilet, die feindlichen Güter zugleich mit Feuer abs
zuſtrafen . Ueber das mufte Generalmajor Meierfeld mit vier Regimentern ſeinen Weg auf Breßici , dent IN
OS
befanten Paß zwiſchen Polen und Lithauen , zu nehmen , weil man Zeitung hatte , ob ſoltePocziei mit einem Schwarm Polen ſich daſelbſt einniſteln wollen . Dóch fand Meierfeld , wie ſehr er auch das
hin eilete , nichts mehr als ein lediges Neſt. Er ſekte ſich derhalben an dieſen Ort feſte, wels
È cher wegen der hohen Schule der Juden alda ſehr berühmt iſt, als welche aus Stalien , Deutſchland,
& Mähren und Schleſien in groſſer Menge ſich dahin
i th ! Me w
W/
begeben , um dort zu ſtudiren und die academiſchen Würden anzunehmen . Die Woiwodſchaft führet von der Stadt den Namen , wiewohl andere fie Pos leſien nennen. Sonſt iſtin dieſerLandſchaft nochein anderer Plag , Namens Lipski, der ſonderlich wegen des vortreflichen Meths bekant iſt, ſo da gemacht, und von vielen noch dem Weine vorgezogen wird.
General Meierfeld nun brachte Zeit ſeiner Anwes fenheit zu Breßici denAdel dort herum , theils durch
Gute 1, theilsdurch Drohungen auf des Königes Stanislaus Seite , welche aber nicht zu bewegen
waren, muſtenfolche Wiederſpenſtigkeit durch Šins aſcherung ihrer Guter buffen. Des SapiehaTrups pen , ſo etwa vier bis fünftauſend Mann ausmachen
mochten , frieſſen nachgehends auch zu dieſer Partei, derer fich Meierfeld zum hin und wieder herumſtreifa wuſte , wie dann ſelbige wohl eilf zu bedienen fen einſtens auch, gar Fahnen on
einem Regis ment
$ 16
Leben Carls des Zwölften ,
1706 ment zu Fuß gefangeneinbrachten , welche zuſamninen
nachmalsin Königs Stanislaus Dienſte traten . Dieſer war mit ſeiner Hofſtat und denen bei ſich habenden Regimentern aus ſeineinQuartierzu Mols Dowa den vier und zwanzigſten Mai aufgebrochen, als den Tag hernach wie der König von Schweden das feinigeauch verlaſſen hatte , und war biß Bros
1
niķa , vier Meilen , gekommen , wo die Regimenter einen Tag ſtille lagen.
Den ſechs und zwanzigſten
warb der Marſch nachBalandize , auch vier Meilen , durch Moraſteund den engen Paß beider Niedzitze, welches ein Årm des Pinafluſjes ifi,fortgeſeget. Den acht und zwanzigſten Pam män nach Dolsky, anderts
halb Meilen ; den folgenden Tag gingen die Regis menter uber die Pina , Luboſchow eine halbe Meile vorbei , und gelangten zu Wola , drittehalb Meis len , an.
1. Den ein und dreiſſigſten Mai marſchirte der Kids nig Stanislaus nach Sczerwika ,drei Meilen ; wos felbft er einen Tag ausruhete I, und den zweiten Jus nius Novaruda, zwei und einehalbe Meile, erreichte. Den andern Tag ging der Weg durch die Stadt Trojanacka, nach Holunka , drei Meilen ; und den fünften dieſes Monats biß Zanuki, auch brei Meis len . Man kam hierauf den Tag hernach zu Rockije an , ſo gleichfals drei Meiten , wo man überden Stir
eine Brücke ſchlug, worüber die Artillerieregimenter von Rank und Clerk nicht gingen , ſondern auf die andere Seite blieben .
Der König Stanislaus marfchirte den neunten )
Sunius nach Kolkin , anderthalb Meilen , wo er mit feiner Hofſtat und Garbe, auch dem Generalleuts nant Stromberg und einiger Reutereiſtille lag. Der 9
Ueberreſt von ſeinem Haufen ging den zehnten dieſes Monats nach Dorohoitai, drei Meilen "; ferner nach Cargos
Könige von Schweden .
517 Cargoniko , zwo Meilen , welches von dem Haupt- 1706
& quartier zu Farislawicenureine Meile abgelegen war. Mai
Inzwiſchen waren die Einwohner in Volhinien bei Annaherung der ſchwediſchen Armee weit und breit flüchtig worden. Deſſen ungeachtet , ließ der
König von Schweden , hier Magazins aufrichten, das
mit die Truppen von dem ausgeſtandenen Elende fich wieder erholen möchten. Dieſes Land ſchiene in Ans fehung dererjenigen Provinzen , wodurch man kom men war , ein wahres Paradies zu ſeyn maſſen die
Fruchtbarkeit deſſelben ſo groß, und ein ſolcher Uebers fluß an Getreide vorhanden iſt , daß die Einwohner
12
folches nicht verzehren können , welches dann denen Schweden wohl zu ſtatten kam . Únd obſchon die Scheuren dieſer Orten ziemlich groß, ſind fie doch bei weiten nicht zulänglich, die eingeerndten Fruchte darin aufzuheben,daher die Garben unter dem freien Himmel ſo geſchiklich in die Runde gleich kleinen Šhurnenauf einander in die Hdhe gebauet werden , fo daß die Sehren alle einmarts , dieHalme aber auss warts liegen , oben aber der Bau oder Schober,
gleicheinemDache zugeſpißt iſt, daß der Regen nicht durchdringen , ſondern füglich abflieſſen kan , in wels chem Stande dann das Getreide lange Zeit ohne i Schaden aufbehalten wird .
: Es ſind dieſer Fruchthaufen ſo viele, daß, wer ſic
ů yon ferne anſiehet, und der Sache nicht kundig iſt, o folche für eine Stadt oder Dorf halten wird ,ſintes
mal diefelbigewie eine Mauer an einander ſtehen, und ganze Gaſſen ausmachen . Man findet dain des
nen Wäldern wilden Roſmarin , auch Spargel und andere Kräuter , die von denen mit der Band ges pflanzten faſt nicht zu unterſcheiden ſind.
In dieſem fetten und fruchtbarenLande ſuchten die
Schwedennach einemſomuhfamen Marſchefichwies derum zu erholen. Es wurden daher verſchiedene Parteien
)
518
Leben Carlo des Zwölften ,
7706 Parteien ausgeſchikt , die ausgeſchriebene Brands chakungen vom Lande einzutreiben , und die Halss ſtarrigen mit ſengen und brennen zur Bezahlung ans
zuhalten. Denn dieſes iſt das allerſicherſte Mittel, dié widerſpenſtigen Polen nach ſeiner Pfeife tangen zu machen : Als aber die ſchwediſchen Parteien bis unter Kion fich ausbreiteten, ward denen Dufſen hierbei ſo bange, daß ſie ſich dort herum auf einem Haufen zogen, und nichts anders befürchteten ,
als
daß der König ſelbſt ſie bei dieſer Gelegenheit befus chen würde.
Doch in Volhinien gab es bei des Königes von Schweden unvermutheter Ankunft unter denenjenis
gen Edelleuten ; ſo dem Könige Auguſt zugethan was ren und ihre Güterdaſelbſt liegen hatten , noch weit
groſſere Augen , weil ſie ehe des HimmelsEinfal bes
forget , als daß es der ſchwediſchen Armee ſolte mogs lid, gefallen ſeyn , mit dem groben und ſchroeren Ges ſchuße und der Bagage über funfzig entſeßliche Mos raſte , ſo viel enge Wege und Paſie, wodurch bis das bin niemand eindringen können , zu kommen , und in éin Land einzubrechen , wo man von keinem Feinde etwas gewuſt hatte.
Inſonderheit war dem lithauiſchen Groscanzler, Prinz Radzivil gar übel hierbei zu Muhte. Denn auſſer daß ſeine meiſten in Lithauen belegene Güter albereit durch ſchwediſche Fackeln in die Åſhe lagen ;
ſo muſteer anigo geſchehen laſſen ,daß der Feindſich in dem übrigen Reft ſeines Eigenthums theilete, ins dem der Konig ſelbſt nur einige Meilen von Diyka, einer demn Radzivil zugehörigen ſchönen Stadt und Schloſſe, woſelbſt eine hohe Schule befindlich , fich
auf hielt, und in dieſem Orte eine ſchwediſche Beſas .zungzu legen vor rahtſam anſahe. Der Generalmas
jor Meierfeld aber nahe bei Biala, ſo auch eine vors trefliche radziviliſche Herrſchaft ift, und nicht weit von ;
Königs von Schweden. 0
$19
son Brefczici lieget, ſeine Hüttenaufſchlug , Daß als57c6 ſo dieſe beiden Derter unmöglich ihrem auferſten Verderben entgehen konten.
Nicht weniger hatte ſowol der Woiwode von Reuſſen, Jablonowski, als deſſen Bruder, der Crons
fahnrich , mit dieſen neuen Gäſten ſich lieber verſchos net geſehen. Denn ohngeachtet fie' des Königes Stanislaus eigene Mutterbruderwaren ; hingen fie doch mehr auf des Königes Auguſt feine Seite, als
deſſen Freundſchaft ſie der Blutsverwandſchaft vors
XI
zogen , und machten ſich daher die unfehlbare Recha nung , daß ſie wenig gute Worte von denen Schwes den wurden zu gewarten haben. So konteauch der
34
1
Croncammerherr Lubomirski, nebſt deſſen Bruderss fohne , Dem Oboignicoronni, oder Crongeneralquars tiermeiſter ihnen nichts beſſers als eine empfindliche
11
bil
T!
Nache vom Könige von Schweden dieſesmal vorher ſagen , abſonderlich, da fie albereitsvormals zur wars ſchauiſchen Conföderation ſich bekennet , bald aber nach des Königs Stanislaus Wahl, zugleich mit dem nunmehr verſtorbenen Cronfeldherrn umgeſats
telt und zu des Königes Auguſt Partei fich geſchla gen hatten . Dieſe Herren nun ſowol als noch viele andere fuchten allen ihren Wik hervor , wie fie bei ſo ges
fährlichen Zeitläuften ihre Perſon kluglich ſpielen, und ſich von neuen einſchmeicheln , dabei aber die Sachen ſo einrichten möchten ,damit ihnen nach dies
ſen allemal frei ſtünde, ſich zu wenden zu wem fie wolten . Das erſte, woju fie ſich entſchloſſen , war, ſich gegen den KonigStanislaus auſerlich gar bemus tigjanzuſtellen , und um gut Wetter zu bitten , auch wegen ihrer künftigen getreuen Aufführung die theus reften Verſicherungen von ſich zu geben. Dieſeruns
gemein gütige und ſanftmütige Herr nam ſie nicht nur zu Gnapen an, ſondern perſprach auch , ihnen einen
520
Leben Carlé des Zwölften,
3906 einen freien Zutrit beim König von Schweden aus züwurken . Carl der Zmdifte hatte ſchon durch fo mannigfats tige Proben der Polen Wanfelmuht aus dem Gruns de kennen gelernet, und hielt es daher dieſes mal ſehr hart, von ihm dasjenige zu erhalten , was der König
Stanislaus jenen zugeſaget hatte. Gleichwol ließ er fich endlich durch vielmaliges Anſuchen bewegen,
denen Polen eine gewiſſe Zeit anzuberamen , darin ſich jeder zum Gehorſam einſtellen folte, welchem fie Dann alleſamt willig nachkamen und ſich dem neuen Könige einmutig unterwarfen.
Der einzige Fürſt Radzivil zaudérte am lángſten mit ſeiner Ausſöhnung, alſo daß die ihm angeſepte
Friſt ſchon zu Ende gelaufen war , ehe er ſich dieſers wegen anmelden ließ. Nachdem ihm aber von neuen
ausdruklich anbefohlen worden , ohne langern Aufs ſchub den König Stanislaus zu erkennen , ihm als ſeinen Herrn zu folgen , und bei demſelben ſeiner Dienſte warzunehmen ; fonte er ſich deſſen ferner nicht weigern. Dieſem Beiſpiel folgte der übrige volhiniſche Adel , und unter ſolchem ein Fürſt Czars torinski,1 verſamleten ſich , und ſchiften Abgeordnete an den Könis Stanislaus ab , und nainen ihn als
ihren rechtmäſſigen Konig mit aller Unterthaniafeit an. Daß alſo der König von Sdweden ſeinen Ends
jwel in Volhinien gar bald erreichte und fertig ward, alſo nicht ndhtig hatte, an weiterer Ausführung ſeis nes Vorhabens fich hieſelbſt aufhalten zu laſſen .
König Auguſt ftund dazumalnoch beiCracau, und hatte von allem , was in Volhinien zu ſeinem Nachs theil geſchahe, gewiſſe und volkommene Nachricht. Er hielt ſich daher an dieſem Orte nicht mehr garzu
ficher, abſonderlich da der General Rehnſchofd fich in der Nähe gefegt hatte , und aus ſeinen Beweguns
gen zu befürchten war, er möchte ihn einzuſchlieffen ſuchen,
Königs von Schweden .
321
ſuchen ,1 voraus , wann der König von Schweden 1706 auch von der andern Seite ihm auf den Hals koms men ſolte. Es fiel daher der Schluß des Königs Auguſt dahin aus, den nächſten Weg nach Lithauen wieder zu nehmen , theils um dem Czar deſto näher
zu ſeyn , theils zu verſuchen, ob vielleicht dadurch der i König von Schweden aus Polen zurük dorthin ges 1 locket werden konte.
Er ließ alſo in Eracau eine zur Gegenwehr hins # längliche Befaßung , und ging mit denen übrigen Truppen und etlichen ruſſiſchen Regimentern tag und Nacht Radom vorbei nach der Weichſel, úber 1
welchen Fluß er in aller Eile marſchirte.
NachdemKönig Auguſt zur Cronarmee geſtoſſen,
mit ftellete er fich , als wolte er gerades Weges nach
Breſczizie , um Meierfeldten auf die Haut zu gehen.
Doch ward er anders Sinnes , und wendete ſich auf einmal von Breſczizie zwölf Meilen zum Bugſtrom , und weil das Waſſer dazumal ſehr niedrig , ſo war es ein leichtes , dahin über, und folgendsnach Tycos czin und in Lithauen zu kommen, wo er ſeine Volker il bei Novogrodek herum verlegete, und mit Ungedult MAN erwartete, obder König von Schweden hieher nach : # zufolgen Luft haben würde. Adein dieſes ſeine Gedanken zieleten auf gar was
anders, als daß er ſich langer ſolte vergebene Mühe
AN
machen , dem Feinde nachzuiagen , welcher vor ihm
MM
auseinem Lande in, das andere, und von einem Fluſſe über den andern flohe, und voriko darum nur ſo eia
ill
H
an
nen weiten Vorſprung genommen hatte, damit er den König von Schweden von ſeinem Hauptendjwel abziehen , und unterdeſſen ſeine Armee durch unauf hörliche und beſchwerlicheMarſche aufreiben und zu Grunde richten möchte. Es beſchloß alſo König Cart bei fich , dem Kriege ein vor allemal ein Ende zu mas
chen, zu dem Ende in Sachſen felbſt einzubrechen, Zweiter Tbeil.
und
322
Leben Carls des Zwölften ,
1706 und ſolchergeſtalt entweder den König Auguſt zu Nies derlegung des polniſchen Zepters zu zwingen , oder auch ſeine Erblander in einen ſo ſchlechten und
ohnmächtigen Stand zu fegen , daß ſie in langen Zeis ten ſich nicht wieder erholen konten , hinfolglich äus guſt ſichſobald keines Zuſchubes daher getrdſten dürfte. Doch hielt er dieſes ſein Vorhaben ſo heimlich , daß,
obgleich alles zum Aufbruch ſich anſchicken muſte, dennoch kein Menſch des Königes von Schweden Gedanken errahten konte.
d. 27 Zu Gariſlowice fiel indeſſen des Königes Geburtss
Juni tag und zwar auf einem Sontag ein , wurde aber Der Gewohnheit gemaß , ohne einiges Geprange ges feiert, und von andern Tagen nicht unterſchieden, wie dann weder Paufen noch Trompeten daran ges høret wurden , auſſer da man das Zeichen zu denen
Vor- und Nachmittags gehaltenen Predigten , ges wohnlicher maſſen damit gab. Einige Tage hernach nahm Carl der Zwölfte eine Standeserhebung vor, dergleichen man ſich weder zu ſeiner , noch bei ſeines höchſtſeeligen Herrn Vas
ters , Konig Carls des Eilften Regierung zu beſing nen wuſte. Und zwar wurden acht Perſonen zu ko:
niglichen Rathen ernennet, welches die höchſte Ehs renſtelle im ganzen Reiche Sdweden iſt. Es ward
alſo Graf Otto Welling , Königlicher Rath u, nd Präſident des finländiſchen Hofgerichts zu Abo; Graf Gyllenſtierna, königlicher Rath und Generals gouverneur des Herzogthums Bremen ; Graf Rehns Iddid , königlicher Rath , und Feldmarſchal ; Genes ral Frölich , kóniglicher Rath , und Präſident des
Hofgerichts zu Dðrpt;General Nils Stromberg, Föniglicher Rath , und Gouverneur zu Reval ; Graf holm ; General NieruchoStadthalter zu Stoks
Praſident des Hofgerichts zu Jónkioping; der Freis berr
Königs von Schweden.
323 herr Arwid Horn ward zum Grafen , Königlichen :1706
M
und Canzeleirath erhoben ; desgleichen GrafMagnus Stenboť zum General und Gouverneur von Schos nen ; Graf Adam Ludewig Löwenhaupt zum General
und Gouverneur von Riga ; der Baron Arwid Arel Mardefelt aber und Maidel wurden beide zu Genes rals bei dem Fußvolke ernennet. Auſſer dem wurden
!! noch dreizehn Generalmajors bei derInfanterie und
E Cavallerie ; imgleichen fiebzehen Dbriſten , gemacht, der Obriſtleutnants, Majoren , und darauf folgens i der Officier nicht zu gedenken , welche der König mit einer höhern Bedienung begnadigte.
Hierauf kam es zum Aufbruch von Farislowice, und marfchirte der König , nachdem er die zu Eintreis
bung der Brandſchagung ausgeſchikte Parteien an
ſich gezogen , den erſten Tag über den Stirſtrom , d. 7. Scheckne vorbei , und der Stadt Luſuc zur Seite Juli nach Skurts , vier Meilen , wo er mit der Armee einen Tag ſtille lag , und von dar den folgenden durch 0.9
die Stadt Woinin nad Sainſika , zwei Meilen, marſchirte; fo dann ferner auf Podhaize, auch, gweid. 10 Meilen , durch verſchiedene Wege. Von hier gingo. 11
die Reiſe weiter durch die StadtWlodzimir bißHos rodla, ſo in Roth- Reuſſen und in der Woiwodſchaft Belk lieget , drei Meilen ; alwo der König mit gesd. 12 ,
ringer Mühe den Bugſtrom hinter ſich legte , der ohnferne von hier entſpringet, und an dieſer Stelle noch nicht fchifbar iſt.
Man kam hierauf zur Stadt Dubinka , zwo Meis len , ſo dem König Stanislaus zugehöret , woſelbſt ein Theilder Armee, fo bißher einen andern Weg genommen hatte , zu dem andern ſtieß , und ſo dann d.14 biß zur Stadt Chelm den Marſch fortſekte , welches die Hauptſtadt in der Woiwodſchaft gleiches Nas mens iſt , wo man einen Tag ſtille ſtand. Von dar 8. 16
wendete der König ſich nach Moglize, drittehalb Meis X2
len ;
324
Leben Carls des Zwölften,
1706 len ; folgenden Tages nach Lenczna , drei Meilen, 0.19 und ließ Lublin auf der rechten Seite liegen ; ging
;
Julii daraufweiter nach Nazutow , viertehalb Meilen ;
d. 18 ferner durch die Stadt Korowbiß nach Pularaan d. 19 ber WeichſelfünfMeilen , ſo ein Gut iſt, dem Wois
woden von Belk , Siniawski, zugehörig , welchen Konig Auguſt in des verſtorbenenFürſtenLubomirsti Stelle zum Cronfeldherrn gemacht hatte. Es ging aber mit dieſem Marfche ausVolhynien ſo geſchwinde zu , daß ehe man von des Königes von
Schweden Aufbruche aus Garislowice das geringſte wuſte , derſelbe fchon an der Weichſel ſtand. Der kaiſerliche Geſandte, Graf Zinzendorf war auch eben im Begrif, fidh mit ſeinem Secretaire von
Adelshauſenund ſeinem übrigen Gefolge über dies ſen Strom reben zu laſſen , in der Meinung, den
Konig von Schweden noch auf denen Grangen von Volhynien anzutreffen ,I als ſchon die Vortruppen ihm hier entgegen kamen , und die Nachricht gaben , daß er den Konig fo weit nicht ſuchen durfte . Auf dieſe unvermuthete Zeitung begab ſich der Gefandte
zum Graf Piper , und bat inſtandigſt, ihm beim Rós nige Gehör zu verſchaffen.
Er erhielt ſolches ohne
verzüglich , und nahm fo dann Gelegenheit,demKdo nige von Schweden deutlich zu verſtehen zu geben, wie man am kaiſerlichen Hofenicht alzu gute Gedanken hes
geteund faſt beſorgenmüſſe,ermöchte vorigoinSachs ſen einbrechen , und dadurch bei gegenwärtigen Zeits lauften dieSachen zum groſſen Nachtheil des Reichs ausfallen , zumalen , da Schweden jederzeit in befons
ders gutem Verſtändniß mit Frankreich geſtanden . Man verſicherte hinwiederum dem Grafen von Zins zendorf vonſchwediſcher Seiten, daß der Kaiſer von des Konig Carls aufrichtiger Meinung verſichert les ben könne ; als welcher nichts mehr ſuche, als mit
demſelben in beſtandigem guten Vernehmen zu ftes hen,
Königs von Schweden .
325
hen ,unddurchaus keine weder dem Kaiſer noch Reis1706 che nachtheilige Anſchlage habe; das guteVerſtands niß gehe weder die ſachfiſchen noch polniſchen Angeles genheiten im geringſten an, und habe mitdenen Fries
m
genden Parteien gar keineVerbindung,, und endlich ſei dem König vonSchwede n niemalen im Sinn kom
06
100
men , die Ruhe des römiſchen Reichs zumn Vortheil eines andern zu 8 ſtören ; mit welchen Verſicherungen
und Vertröſtungen fich auch der Geſandte vor dies fesmal abfertigen ließ. Unterdeſſen wurden alle nothigeAnſtalten zu zweien Brücken gemacht, die fo wohl bei Pulawa ; als
Ni
bei der Stadt Caſimir über die Weichſel folten ges
oth ty
fchlagen werden , damit die Armee deſto bequemer über kommen mochte, als welche in unterſchiedliche Saufen marſchirte, bei deren einen der König Stas
nislaus ſich befand. Die Partei aber des Generals major Meierfelts i ſo bißher in Brefisi geſtanden, nahm ihren Weg auf Lukow , in der Woiwodſchaft
Lublin , und ging ro ferne über die Weichſel,doch * erlitte er auf dieſem Marſche den Verluſt , daß ein in Capitain mit ſechszig Dragonern , ſo Proviant eins
treiben ſolte, von etlichen tauſend Polen angegriffen * und meiſtenteils niedergehauen wurden . 8
Nachdem die Brücken fertig , røfte der König vond. 23 Schweden fort von der Weichſel nach Swolin, vier Julii . 8 Meilen ; und von dar des andern Tages biß zur d.24 Stadt Radom gleichfals vier Meilen , alwo die Árs
mee ſtilleſtand. Des folgenden Tages um eilfUhr 0.25 gel des Åbends faſte der König die Entſchlieſſung, acht:
o zehn Meilen zum Feldmarſchal Graf Rehnſchód überzureiten , als welcher mit ſeinen Truppen ſich dazumal bei Piontek aufhielt. Er nahm den Prinzen von Würtenberg, den Pring Cårl Leopold von Mekelnburg , den Generalmajor
Meierfelt, den Generaladjutant Canifer, zwei Tras * 3
banten
326
Leben Carls des Zwölften ,
1706 banten und einen polniſchen Wegweiſer ,in allem fies ben Perſonen aus demHauptquartier in aller Stille
mit ſich. Als er mit dieſen zweiMeilen von Radom in der ſpäten und dunkeln Nacht durch ein Holz kam ,
ſtieß er auf eine feindliche Parteivon dreihundert Polen auſſer dem Walde an einem Wege,1 und war gleich anfangs ſchon ſo gutals mitten unter ihnen. Und gleichwie die Feinde nicht anders meinten , als daß es von ihren eigenen Leuten etliche ſeyn muſten ; alſo rahe der König fie gleichfals für ſchwediſche Wallachen an. Doch daDer Generaladjutant Cas nifer, fo mit dem Wegweiſer voran ritte, und der
polniſchen Sprache ziemlich machtig war , dieſelben mit Wer da ! anrief , dieſe aber nicht antwortent
wolten , ſo vermerkte man Unraht , und ſuchte ein jeder durch die Flucht ſich in Sicherheit zu legen . Der Feind gab hierauf Feuer , und verfolgte den König und die mit ihm waren , doch konte er nichts
dadurch ausrichten . Denn ſo wohl die dunkle Nacht als die dicke Hölkungkamihnen ſo wohl zuſtatten,
daß fie glúklich durchwiſchten , auch vielleicht der Feind einen Hinterhalt beſorgen muſte, und deswes gen nicht wagen wolte ihnen gar weit nachzuſeken.
Inzwiſchen zerſtreuete fich des Königes Gefolge mitdem Pferde ſtürzte, niemand umihnwar,ſó ihm
dergeſtalt , daß als er ſelbſt kurk hernach gefährlich
zu Hülfe kommen können , weil er aber im fallen den Zügel in der Hand behalten hatte ,fu muſte das Pferd warten , biß er wieder aufgeſeffen , gleichwol gerieth er hierdurch vollends vom Wege und von des nen ſeinigen að . Der Prinz von Mecklenburg fiel gleichergeſtalt mit ſeinem Pferde , und da ſolches durchging , ſo muſte er fich zu Fuß behelfen , und die dicken Buſche zur
Sicherheit ſuchen DerPrinz von Würtenberg aber und
Königs von Schweden .'
327
und Generalmajor Meierfeld nebſt denen übrigen was 1706 Gren auf dem Wege geblieben , und wuſten nicht ans maders , als daß der König nicht weit von ihnen , und i ſeiner Gewohnheit nach , voran geritten wäre. Wie hund ſie aber zu Radom angelanget, und ſich kein König finden ließ, ward ihnen nicht allerdings wohl dabei it zu Muthe. Sie ſáumeten daher nicht, dem königs
De lichen Raht, Graf Piper ,von allem was vorgelaufs fen , völlige Nachrichtzu geben ,welcher denn ſo fort mit zweihundert,Pferde mit dem Obriften Burenſchild
ausſchikte , den König überal auf dem bemerkten Wege aufzuſuchen . Db nun gleich dieſe Partei fich in alle Winkel vera theilete, ro war doch der angewandte Fleiß diesmal
9
vergebens. Nur den Prinzen von Meklenburg traf 想
man unterweges in einer wunderlichen Ausrüſtung an , worüber man zu einer andern Zeit fich des Las chens nicht wurde haben enthalten können. Denn
dieſer hatte zwar endlich bei einem Dorfe ein ſchlechs tesBauerpferd gefunden ,deſſen erſich bediente, das Hauptquartier damit zu ſuchen. Weil aber weder
Žaum noch Sattel darauf war, hatte er alle Mühe von der Welt , es aus der Stelle zu bringen . Auch
wuſte er vom Könige eben ſo wenig Nachricht zu geben. Dieſer hatte inzwiſchen nach langem hin und wies i der reiten , da die Sonne bereits aufgegangen war, 0.. 26 endlich gleichwol nach Radom den Weg zurük gefuns Julii. den , alwo er auch ganß allein anlangete. So bald
er aber vernommen , daß eine Partei von zweihuns
dert Reutern von dar ausgegangen ware, ihn zu ſus chen , ließ er ſich ſo gleich ein friſches Pferð geben,
und folgte ihnen ohnverzüglich mit dem Capitainleuts nant von den Trabanten
Generalmajor Graf
Wrangel hinten nach , und holete ſie zwei Meilen pon Radom wieder ein. 1
* 4
Der
328
Leben Carls des Zwölften,
1906 Der König nahm hierauf funfzig Pferde davon zu fich ,und fchikte die übrigen nach dem Hauptquartier
zurút, regte mit jenen ſeine Reiſe fort, und langte ſolcher geſtalt ganzunvermuthet bei dem Feldmars
ichal Grafen Nehnſchdid zu Unienow , achtzehn Meis len von Radom gelegen 1, gluflich an, welcher fich nicht wenig über des Königs Ankunft verwunderté, maffen er ihn noch jenſeit der Weichſel zu ſeyn glaubte.
Hier hielt fich der Kidnig nur einen Tag auf, in welcher Zeit er die Regimenter befahe, ließ ſeine von
Radom mitgenommene Begleitung beider rehnſchols
diſchen Armee, und nahm von dieſer eine andere mit d. 28 fich, reiſete alſo wieder nach dem Hauptquartier zu Jukiwoſelbſt er noch zwei Tage verweilete, biß unterdeſs ſen die Armee über den Fluß gehen konte.
Mitlerweile hatten ſich die Ruffen wieder mit ſtars Pen Parteien von der Seite von Kiow hervorgethan. Denn weil ſie merkten , daß Rußland diesmal mit
einem Befuche von denen Schweden wurde verſchos net bleiben , wovor ihnen bei des Königes beſchwers lichem Marſche mit der Armee durch Poleſien bange geweſen war ; ſie auch in Erfahrung brachten , daß er Volhynien albereits verlaſſen , ſo dauchte es ihnen eben Zeit zu ſeyn , das Land wiederum unter ihren
Gehorſam zu bringen , abſonderlich , da ſie iko nirs gends einigen Widerſtand befürchten durften. Doch ward unter vielen andern nur eine ſtarke
Partei denen Schweden nachgeſchikt, um ihren Nach, trab auf dem Marſche zu beunruhigen , welche auch
ju Lublin , denn ſo weit waren ſie gleichwol gekoms men , einen ſchwediſchen Leutnant mit vierzig Pfers
den ertappete. Dieſer nún , als er die ganze Zeit
über zuEintreibung der ausgeſchriebenen Brandſchats jungen ausgeweſen , und jenſeit der Weichſel zur Ars mee
Könige von Schweden ,
329
timee zu ſtoffen gezogert hatte, muſte endlich hier nach 1706
meinem langen Gefecht Haar laſſen , ſo daß er nur u ſelbſt übel verwundet mit einigen wenigen über den FM Fluß zur Armee entkommen konte. Doch die Ruſs mi len wolten nicht weiter nachfolgen , ſondern blieben de difſeits des Stroms ſtehen und ſpietten nach dieſem überal den Meiſter , inſonderheit , da nicht lange hera
nach Menzikof miteiner Armee von zwanzig tauſend Kópfen durch Lithauen dem Könige Auguſt zu Hülfe kam , wovon weiter zu gedenken , unten wird Geles genheit ſeyn. Der König von Schweden ajer brach von Radomo.31 dio auf , und marſchirte ſechs Meilen zur Stadt Nova Julii
- miaſto über den Fluß Pilſa ; ging von dar des fols
WWW
经
genden Tages biß Rawa, vier Meilen ; und ſo feri d. I
ner nach der StadtBerezini , fünf Meilen , alwo Aug. man etliche Tage ausruhete , und einen Faſts und d.2 Bettag hielt, dergleichen des Jahres úber in Schwes den verſchiedene gefeiret werden . Die Armee ſekte ſodann den Weg fort biß Strikowa, zwei Meilen, d. 6
58
刊
eine Stunde von Piontek , wo der Feldmarſchal Graf Rehnſchód bißher geſtanden , daß alſo beide
-1
Armeen hier zuſammen ſtiefſen , und der Konig ſeine ganze Macht in Polen nunmehr bei einander hatte. Einige Tage hernach rúkte die Armee weiter nacho. 11
7.
marſchirte Graf Rehnſchóid mit ſeinem Theile ims
der kleinen Stadt Lutomiers , fünf Meilen , und
À mer an der Seiten . Von hier ging der Weg aufd. 13.
no deemil
die Stadt Warta, auch fünf Meiten ; von dar biß
Blaski, zwoMeilen ; ferner auf das CloſterDlobock,d. 15 drittehalb Meilen ; weiternach Oſtrowice , zwo Meisd. 16 len ; und endlich biß zur Stadt Solmerzice, drittes d. 19 halb Meilen , welche dem Könige Stanislaus zuges d. 18 håret,I unb an ber Tchleſiſchen Grange lieget. Ws
As
330 1706
Leben Caris des Zwölften,
Als der König von Schweden auch hier wieberum
d .21etliche Tage ſtille geſtanden , ging er in einem Mars Aug. (che fortdurch die Stadte Zoun , Jutrozin und Gors
UE
ME
ka biß auf Rawiß , ſechs Meilen , woſelbſt er zwei Jahr vorher die Winterquartiere gehalten hatte. Ob nun wol bei König Carl dem Zwölften der
HE
Schluß feſtgeſtellet war, das Königreich Polen auf
CG
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einige Zeit zu verlaſſen , und in Sachſen einzudring gen, ſo hatte er doch den Generalmajor Marderfelt beordert, mit einer Anzahl Volker bei Kalis in Gross polen zuruk zu bleiben !, theils um auf des Feindes
Bewegungeneinwachſames Auge zuhaben , theils um dieſe Landſchaft zum beſtandigen Gehorſamund
Treue gegen den Konig Stanislaus anzuhalten ,1 als welcher darin nicht wenig Anhänger hatte.
WC
Es beſtanden aber diefe zurukgelaſſene Truppen aus dem ſchoniſchen Regiment zu Pferde, unter dem
Dbriſten Guſtav Horn ; aus drei Regimentern teuts ſcher Dragoner, nemlich des GeneralmajorsCraſſau, und der beiden Obriſten Marſchalk und Müller ; 1
aus drei Regimentern teutſcher Fußknechte, als erſts lich das pommerfche, unter dem Dbriſten Carl Horn, dasbaierſche, unter einem Dbriſten Namens Gork, nebſt zwo Battaillonen Sdweißer und Franzoſen , die in der Schlacht bei Frauſtadt gefangen worden ,
und gleichdaraufſchwediſche Dienſte genommen . Sie hatten anfanglich einen Franzoſen aus dem Haus ſe goneufe zum Obriſten , der bei dem erſten , oder vielmehr dem andern Feuer der Schweden erſchoffen
ward , und dajumal war ihr Obriſter Johan Funk. Die Polen ſtanden unter dem Woiwoden vonKiow , und dem Grafen Sapieha. So ward auch in Pos
fen zu Beſchüßung des Orts ein Regiment zu Fuß gelaſſer .
Die engliſchen und holländiſchen Geſandten , Ros binſon und Haerſolt, ſo ſich bisher auf Befehlihrer Obern
1 ten
ME
ften ,
Königs von Schweden.
hier wiebera in einem Me
trozin und G:
woſelbſt er jo halten hatte.
m Zwölftent
331 Obern beſtandig zu Danzig aufgehalten , erhielten 1706 um dieſe Zeit die Abſchrift einer gewiſſen Schrift, welche allerhand. Betradtungen in ſichfaſſte über den Abtrag I, ſo Schweden von dem
Könige Auguſt
verlangte , und die Bewegungsgründe enthielt , wac: um der König von Schweden nach Sachſen zu gehen
greich Polene
ſich gemüſſiget fähe. Gedachte Abgeſandten ſchries
achſen einzudrs ajor Mardui
ben dieſerwegen an den Graf Piper, damit er ſeinen
ei Kalis in a
auf des Ferns
zu haben , the in Gehorſam u
5 anzuhalten,i
r hatte.
elaſſene. Trupi
Herrn von dem Vorſake, das Churfürſtenthum feinde lich zu überziehen , abwendig machenmöchte. König Carl, der inzwiſchenvon Rawigmit ſeiner, Armee aufgebrochen , in Schleſien eingerůcket, und Aug. über Herrnſtadt bis Obermühle, nicht weit von Steis nau an der Oder , ſechs Meilen , kommen war , ants wortete von hier aus auf das Schreiben der Geſands
ferde, unterlo
ten beider Seemachte durch eine in feinem Namen vom Grafen Piper unterzeichneteErklärung, welcher
Regimentente
legtere auch zu gleicher Zeitdie Federanfegte..
almajors Croix
alf und Mül
In beiden waren die Urſachen vorgeſtellet, wels , che den Konig veranlaſſten, in die Erblande des Kids
bknechte, aledi
97
nigs Auguſt einzubrechen , wobei zugleich verſichert ward, daß das comiſche Reich an der Aufrichtigkeit
riſten Carl Her 3
des Königes von Schweden bei dieſem ſo billigen
>
ienſte genomme
Unternehmen durchaus nicht zweifeln dürfe, maſſen die von Schwedens Feinden bei ſolcher Gelegenheit ausgeſprengten Reden und Geruchte ganz unger
oſen aus dem man dem erſten, ok
frolocken, und die Reichsſtände ſich hoffentlich nicht
1 Namens Shoes
r und Franse
gefangen mode
chwedenerſchel fter Jnohan Full
grundet waren . Frankreich werde nicht darüber
überreden laſſen , als ob von dieſem Einbruche fó gefährliche Folgen zu beſorgen .
Man hege das
imode vonKich
„ Vertrauen zu denen hohen Bundesgenoſſen , daß
ward auch in Regiment zu
„ſie des Königs von Schweden wohlgemeinte Abs
dter
Geſan ,3) r auf Befehlihrre Dobe
ſichten gar leicht einſehen und billigen , hinfolglich ,, dieſerwegen ohne alle Sorge ſeyn wurden . Und da man ſich ſchwediſcher Seits von Anfang des 9
, Krieges her alle Mühe gegeben , um ſeinen Freuns „, den
332
Leben Carlé des Zwölften,
1906 ,, den und Alliirten zu Willen zu leben , ſo wdre dies » fes Betragen ein gar deutliches Merkmal, daß der Sönig von Schweden nichts anders als eine billige ܵ ܕܪErſegung des bisherigen Schadens
und die ndhtige
Sicherheit wegen des Zukünftigen verlange.,, · Zu Steinau fekte der König Carl mit ſeiner Reus terei durch den Fluß , und ließ für das Fußvolt , Ges رو
1
ſchůk und übrige Gerahtſchaft eine Brúce darüber ſchlagen , da dann KönigStanislaus mit denen Ries gimentern, die Graf Stromberg führete , und wos 5. bei er ſich jederzeit aufgehalten , zugleich mit herüber ka kamm ..
Nachdem alſo die ganze ſchwediſche Armee
bei einander war , beſtand fie aus nachfolgenden Truppen :
Zu Pferde. Die königliche Trabanten
• hundert mann .
Leibregiment unter dem S Dbriſten Creuß Das ſchoniſche Regiment unter
dem Obriſten Dernſtedt
zwolfhundert tauſend
Generalmajor Kruuſen Regis giment Adelfahne, unter dem Generals
tauſend
major Hummerhielm Smalander, unter dem Obriſten Dahldorf Dſtgothen , unter Roſenſtierna , Nylander, unter dem Obriſten Grafen Torſtenſon
tauſend tauſend
tauſend
tauſend
3
insgeſamt, fiebentauſend dreihundert Mann . Dragoner.
Königs von Schweden .
nit,
ſo ware) mal, daß
Els eine bil
333
Dragoner .
i7c6
Die Leibdragoner, unter dem Grafen Rehnſchold Generalmajor Meierfeld
sd die note
Generalmajor Buchwald
Flange.
Obrift Dücker
tauſend Mann . tauſend tauſend tauſend tauſend
it ſeinerM Dbriſt Taube
Fußvolf, ! Dbriſt Hielm cude dark
tauſend
zuſammen , ſechstauſend Mann.
mit denen
Fete, uns
zu Fuß.
h mit hat Das Leibregiment, beſtehend in vier ediſcheArts
nachfolgend
und zwanzig Compagnien und vier Bataillons , unter dem
Obriſten ,GrafenPoffes dreitauſend Mann. Uplander
zwolfhundert
Súdermanlander
zwolfhundert
undert het Dahlkerlen
zwolfhundert
Weſtgothen
zwolfhundert
Dſtgothen
zwolfhundert zwolfhundert
olfhunder Calmar
ufend
Jonkidping Cronberg
zwolfhunderts zwölfhundert
Weſtmanlander
zwolfhundert
Nerite und Wermland
zwolfhunderts
ufend . 1
ufend
thut : funfzehntauſend Mann . achthundert Mann.
1
uſend ,
iſend
tſend
ndert Marian
te Dragos
Zur Artillerie Bei jedem Regimente waren
vier Feldſtücken , welche vier bis neun Pfund ſchoſſen. > Wallachen fünfhundert . macht alles in allen : neun und zwanzig taufend
Techshundert Mann . Inbeſſen
Leben Carls des Zwölften ,
334
8706 Indeſſen fehlte noch viel daran , daß die Regimens ter To ſtart geweſen waren , als ſie in dieſem Vers
zeichniſſe angegeben worden , und da der König von Schweden nach Sachſen ging, maſſen ſie durch bes ſtandiges Marſchiren und die vielen Krankheiten , ims
gleichen durch die mannigfaltigen Scharmükel,ſo in čithauen mit dem Feinde vorgefallen, ſehr verringert 1
worden. Ueberdem hatte, wegen gar zu groſſen Ents fernung des Reichs Schweden , der Abgang derfela
ben inPolen nicht wieder erſeket werden können , daß alſo einige Regimenter bei ihrer Ankunft auf
dem teutſchen Boden , ſehr ſchwach an Manſchaft waren.
Doch hat man ſie hier ſo hoch und auf dem
Fuß angerechnet, wie ſie ordentlicher Weiſe , ſo wol
in Krieges-alsFriedenszeiten ,in Schweden zu ſeyn pflegen* , und befandſich ihre Anzahl auch kurz hers nach in Sachſen würklich ſo groß, fie durch die ſowol in Schweden als Schleſienneu angeworbenen Leute merklich verſtärket worden. 0.23 Nachdem die ganze Armee bei Steinau über die Aug. Oder gegangen war , marſchirte ſie zwei Meilen bis Altſtadt , nahe bei der Stadt Lieben ,1 wo ſie die D. 24 Nacht über ſtehen blieb. Des folgenden Tages ward der Weg bis nach Geltis, nicht weit von Kleins
5.25 haus , drittehalb Meilen , fortgeſeket; ſo dann nach Dem Dorfe Loisdorf, drei Meilen , welches nur eine viertelMeile von der Stadt Löwenburg abgelegen d. 26 iſt, und von dannen nod) drei Meilen zum Dorfe
Krummendeis , nicht weit von der Oberlauſigiſchen Gränze bei der Stadt Greiffenberg . Db nun zwar dieſer unvermeidliche Durchzug des
Königes von Schweden durch Schleſien dem fáiſer: lichen „ Doch ift das einzige Leibregiment davon auszunehmen , wels
» ches anipo nichtſoſtark mehr, und zuFriedens;eiten nur aus >> brei Bataillons beftebet, darunter ein Bataillon Grenadier. E. MR . . Adlerfeldi.
Königs von Schweden . i
0) 31
335
lichen Geſandten Grafen von Zinzendorf bei Zeiten 1706 war angezeiget, auch ſowol am wieneriſchen Hofe als ſonſten anderwerts behöriger maſſen angemeldet und entſchuldiget worden ; ſo machte man doch überal groſſes Lermen u , ndklungen die Urtheile von dieſem vermeintlichen Bruch des Landfriedens, und unvers warneten Einfal in das rdmiſche Reich , ganz unters
ſchiedlich, nachdem nemlich die Freund- oder Feinde
CC
1
†
ſchaft gegen die Schweden die Gemüter an denen Hofen ſtimmete , und waren die Geſandten derer bei dieſer Sache Antheil nehmenden Machte ſehr wacha ſam , ihrer Herren Beſtes hierbei zu beobachten.
Sonderlich hielten des Königes Auguſt Abgeſandten ſowol zu Wien als Regenſpurg und im Haag heftig
an, es möchte der Kaiſer und das Reich ſich des Churfürſtentuhms Sachſen mit Ernſt annehmen, und mittelſt einer ſchleunigen Hülfe daſſelbe von den nen Schweden entledigen . Sie frigten auch deſto mehr Gehör , je weitläuftiger die Folge dieſes Eins bruchs zu ſeyn ſchiene, und je leichter das ganze teuta ſche Reich , wegen des genguen und bekanten Vers
einigungsbandes zwiſchen Schweden und Frankreich, 3
dadurch konte in Gefahr geſeßt werden . Hingegen aberverſicherten die ſchwediſchen Geſands.
ten beſtandig, daß der König von Schweden an nichts weniger gedachte, alswiderdasrómiſche Reich etwas gefährliches vorzunehmen ,vielmehr ſeier nach wie vor Willens, in allerguten Neigung gegen daſſelbe fortzus 5
fahren . Nur måſte man ihm den Einfal in Sachſen nicht übel deuten, weil ſolches Land ſeinem Feinde zuges
hore, und König Auguſt ſich nur deſſen beðiene *, den ľ
Krieg „ Man fagt , daß der Stónig Auguft vom Anfang des Strieges big „ auf dem Einmarſch desStøniges von Schweden in Sachſen ,
* » aus ſeinen Erblanden acht und achtzig Millionen Thaler an ~ Geld ', achthundert Canonen , wie auch rechs und dreiſſig taus » fend fechs hundest und acht und vierzigSoldaten getogeuhave. C. PR . N. Adlerfeldt.
336
Leben Carts des Zwölften ,
1706 Krieg ewig zu machen , wovon doch der König von Schweden gerne bald ein Ende zu ſehen verlangte, und in dieſer Abſicht würde er gezwungen ſeyn , alle diejenigen , ſo ſich unndhtiger weiſe hierin miſchen wolten , gleicher geſtalt in die Rolle ſeiner Feinde zu
fchreiben . Inzwiſchen könne ſeine Maffigung bei der ehmahligenLandung in Seeland eine hinlänglis che Probe und Verſicherung abgeben ,1 daß man ſich
in dergleichen Fällen und anißt nichts verfängliches von ihm zu verſehen habe.
Mit dieſer Erklärungwar man endlich zufrieden , ob man gleich lieber geſehen hatte, es ware der legs tere Marſch gar nachgeblieben. In Sachſen befand ſich inzwiſchen alles in der
11
gröſten Beſtürzung. Schon im Anfang des Auguſts Hionats hatte ſich die Zeitung von des Königs von
Schweden vorhabenden Einfal mit ſolchen Umſtans
den ausgebreitet , als obder König nicht mehr als fechs bis ſiebentauſend Schweden mit ſich bringen, die übrige Armee aber aus etliche zwanzigtauſend Pos fen beſtehen würde, von denen das Land die erbarms fichſte Verwüſtung zu erwarten hatte.
Dhngeachtet man nun keinen gewiſſen Grund dies
fes Gerüchts anzuführen wuſte,1 nam doch der alges meine Schrecken ſo überhand, daß von des Königs Auguſt geheimen Rahtsverfamlung in Dresden alle
wichtige Urkunden und Schriften aus der bisherigen Verwahrung genommen und ſchleunigſt aus dem Lande geſchaft wurden ,und ein jeder Einwohner ſeis
ne Güter je eher je lieber an die Seite zu bringen 1
bedacht war.
Es vermehrete ſich auch die Furcht bei denen Leus
ten deſto mehr' , als die dresdeniſche Regierung, fo vonder Drdre des KönigsAuguſt, welche ihnen nachgehends aus Polen eingefant ward, noch nichts wuſte, einen Befehl ergehen ließ, worin der zu bes ſorgende
QE M
Könige von Schwedens
337
migt forgende gammer nachbrúklich abgemalet par, ina 1796 LAM dem man einen Üeberfluß von Beiſpielen anführen
NO
konte * , wie grauſam die Schweden in Polen zu Werke gegangen , auch wie manche Derter doch zus lekt in die Aſche hatten fallen müſſen , obgleich ans
no/.
fänglich zu einen gelinden Verfahren ihnen ware Hofnung gemacht worden , und daß man baraus nicht undeutlich von ihrem künftigen Betragen in
Sachſen den Schluß machen könne : Eswurde das her der beſte Raht ſeyn , alles gegen Ankunft der
Ein
fremden Gäſte einzupacken , und aud,das allergerings ſte zur Sicherheit in die Stadte zu bringen , welche
man nichtwenigeralsdieDörfer mit Sdlagbaus men und andern Mitteln wohl verwahren müſſe, um
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dadurch den Feind überal aufzuhalten , wiees dann
auch an gnugſamer Manſchaft und Officiers, welche man dazu ſenden wurde, nicht ermangeln ſolte. Her brigens aber ward bei Verluſt Leibes, Ehre und Gus tes ernſtlich verboten , auf keinerlei Weiſe weder in
einem nochandern dem Feinde an die Hand zu gehen . Doch dieſer Schrecken verlohr ſich in Sachſen bald , als die Briefe aus Niederlauſit ,1 durch welche man den König vermuhten war , von nichts feindlis ches wiſſen wolten. Weswegen dann auch des for nigs Auguſt und der Königin toſbareſte Gachen , ſo
albereits auf dem Sprunge ſtunden weggeſchaft zu Zweiter Theil.
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werden,
GanzSachſen war damals mit allerhand ſchåndlichen und ans njüglichen Schriften wider den stønig von Schweden angefüls „ let. Der ſchwediſche Oberfachwalter hatte verſchiedene derſel: „ bën aufgezeichnet und übergab das Regiſter davon dem soos nige Carl dem Zwölften . Allein dieſer, an ftat ſich darüber ju » erzurnen , antwortete mit aller Sanftmuht: Laſſer fieſchreiben , „ was ſie wollen ; und uns thun, was wir follen. Welche Groß
w muht dieſen elendenSchreibern wohl zu fatten kam, die ſonft „ ihre Zeit übel würden zugebracht haben , wann ſie ihre Feder wieder einen andern groſſen Herrn angeſekt hätten
der wes
» niger guddig als derKönig sön Sweden generen were. C. M. *. Adlerfelde
1
338 Leben Carls des Zwölften , 1706 werden , vors erſte im Landeblieben. Und weil man demnach das vorige Gerüchte vor einelautere Fabel
hielte; alſo ging es mit der Ausſchreibung der Des fenſion und Landesmiliß , imgleichen der gågerei , welche nebſt allem , was Gewehr tragen konte , war aufgeboten worden, deſto ſchläfriger daher. Damit manaber gleichwol keine Ueberrumpelung zu befürchs ten hatte, wurde immittelft in Dreßden , Wittens berg , Leipzig und der Veſtung Pleiſſenburg einige Manſchaft geleget , und was von geworbenen Voks 4
Bern übrig war , muſte ſich an der niederlauſigiſchen
Grange zuſammen ziehen , um ſich dem ſchwediſchen Einbruch zu widerſeken . Allein dieſeFreude wahrete nicht gar lange. Denn der König von Schweden hatte einen ganz andern Weg nach der Oberlauſitz genommen , und hielte fchon an der fachfiſchen Granze , als man im Lande Baum mehr glauben wolte, daß er kommen wurde. Mitlerweile ſtand König Auguſt mit ſeinenTrups pen bei Novogrodek in Lithauen, und hatte albereits aus des Königes von Schweden Marſch uber die
Weichſel nach Grospolenſo viel abgemerket, daß es zweifelsohne über ſeine Erblander würde hergehen . Die Verwüſtungvon Sachſen fdiene ihm alſo eine ausgemachte Sache zu ſeyn ,doch wie derſelben vors zubeugen ware, wolte ſich weder links noch rechts ein Mittel erdenken laſſen.
Denn das römiſche Reich hatte alle Hande ſo vor zu thun, daß daher einige Hülfe ſchwerlich zu erwars ten . Und wie wenig der König Auguſt ſich auf reis
nesBundesgenoſſen , des Ezaren, Beiſtand verlaſſen dürfe , war ihm aus vielfältiger Erfahrung zur Gnús ge bekant, als welcher noch niemalen etwas zu uns
ternehmen ſich getrauet hatte, ſo bald ſich nur der König von Schweden in der Nähe blicken laſſen. Zwar hatte derſelbe ihm zwanzigtaufend. Mann zu Hülfe
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COM
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1
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Königs von Schweden .
339
Hülfe geſant, die ihm jedoch aniko mehr hinderlich 1706
und beſchwerlid, waren , als daßer einigen Vortheit davon håtte hoffen mögen.
Eine ſtarkere macht
aber konte er von dem Czaren nicht erwarten , um Den Schweden den Rükweg aus ſeinem Churfürſtena
thum zu weiſen , abſonderlich da die ſchwediſcheArs mee aus lauter alten und geübtenKriegesleuten bes 1
ſtand . Ueber alles dieſes war nicht abzuſehen , wie
derſelbe in Eil und mit Vortheil ſeinen Feind auf eine andere Art von ſeinem Vorhaben abwendig mas
chen würde. Endlich war von denen Polen , To es noch mit ihm hielten , bei denen gegenwärtigen bes
denklichen Umſtanden , ebenſo wenig Troft zu hof fen , indem niemand davor gut ſeyn konte, ob ſie nicht
endlich ihres Gehorſams wurden müde werden , und ihn allein ſtecken laſſen . Da alſo vor dem Könige Áuguſt keine Hofnung übrig blieb, die polniſche Kros ne beizubehalten , und er indeſſen ſeine Erblande in feindlicherGewalt ſehen muſte , ſo war kein anderer
Ausweg, als dasjenige kluglich fahren zu laſſen, was ihm doch nicht mehr werden konte , um dasjenige, was er noch in ſeiner Gewalt hatte, nicht zu verwars loſen. Alle dieſe Bewegungsgründe vermochten den Kids nig Auguſt dahin , dem Könige von Schweben einen Frieden anzubieten , ohne daß er dem Ezaren von dies
ſem ſeinen Vorhaben das geringſte kund gemacht
hatte, als welcher nichts unterlaſſen haben wurde, ihn davon abſpenſtig zu machen. Zu dem Ende er's nante er den Cammerpräſidenten Freiherrn Anton Albrecht gmhof und den geheimen Referendarium
Georg Ernft Pfingſten zu ſeinen Gevolmachtigten , und ſchikte ſie ſchon im Auguſtmonat, als er noch bei Novogrodek ſtand , mit vollenkommen hinlanglichen
Verhaltungsbefehlen ab , um ſich bei dem Königvon Schweden um einen Vergleich zu bewei ben . 2
Bergleichen
Leben Carls des Zwölften, 340 1706 Es gab ihnen aber bemeldte Inſtruction oder Ans weiſung folgende drei Mittel an die Hand. Denn
folte der König von Schweden ſich nicht wagen in
Sachſen einzubrechen , ſondern auf der Gränze ftes hen bleiben , fo konten beide Gevolmachtigte ihnen ſolches zu nuke machen , und ſich einen deſto vortheils
haftern Frieden vor ihren Herrn ausbedingen . Wurs de aber der Feldmarſchal Rehnſchotd nebſt dem Kós nige Stanislaus ins land gehen , ſolten ſie ſich uns
verzüglich zum König von Schweden verfügen , und den Frieden, ſo wie er es verlangte, ſchlieſſen , wann er auch gleich mit volliger Abtretung der polniſchen Crone an den König Stanislaus erkauft werden muſte , welches lettere fie auch drittens in acht zu nehmen hatten , im Fal der König von Schweden
ſich entſchloſſen hatte, ſo gleich ſelbſt in Sachſen eins zubringen .
Der König Auguſt hatte zu gleicher Zeit durch eis nen eigenen Boten der Dresdniſchen Regierung von der aufs Tapet feyenden Friedenshandlung Nach richt gegeben , welche daher , als der König von
Schweden bereits in Schleſien eingerůcket war , ihm einen Trompeter mit dieſer Nachricht entgegen Tchiks te , und einen freien Paß für obgedachte beide Com , miſſarienverlangte. Man antwortefe ſchwediſcher Seits hierauf nicht eher , als biß Pfingſten ſelbſt zu Glogau in Schleſien
angekommen , von wannen er ſo fort einen roms melſchlager mit des Königs Auguſt eigenhändigen Briefe an den König Carl nach dem ſchwediſchen las
ger abſandte. Gener bezeugte darin ein heftiges Vers langen , die vorige Freundſchaft des Königes von Schweben wiederum zu gewinnen , und mit demſels ben in Friedenshandlung zu treten , auf ſolcheBes dingungen , wie der König Carl ſie ſelbſt für billig,
und nach ſeinem Gefallen zu feyn , befinden wurde.
Königs von Schweden .
1)
cen
11
TIM
341
Es wurden demnach die benöthigten Paſſe vor er: 1706
wehnte beide Gevolmachtigte, Imhof und Pfingſten , aus der königlichen ſchwediſdhen Canzlei ausgefertis get ; mit Befehl, dem Könige von Schweden auf dem Wege entgegen zu kommen. Je weniger mannun in Sachſen von dieſem allen etwas wuſte , gleichwol aber der Anzug der Schwes
di den nicht mehr fonte in Zweifel gezogen werden ; 10 war die Furcht von neuen deſto grdſſer, und das - Fluchten ſo wohl aus denen Städten als vom Lande a ungemein , indem ein jeder beſchäftiget war, das ſeis
19
nige unſichtbar, und die Stramláden ledig zu machen. Man hat hierbei angemerket, daß allein das Fuhrs lohn für die bloß aus Leipzig fortgeſchaften beweglis
14
chen Güter einige Connen Goldes gekoſtet, und da mandaſelbſt auf der Wage nur für jeden Centner eis
*
3
nen Pfenning erleget, gleichwol felbiges Wagegeld einige tauſend Reichsthaler ausgemacht habe. Die Königin von Polen , mit Ihro Hoheit, des Königs. Auguſt Frau Mutter, und dem Churprinzen begaben ſich gleicher geſtalt nebſt vielen andern aðes
lichen Geſchlechtern aus dem Lande, und reiſete die
Kónigin zu ihrem Herrn Pater dem Marggrafen nach Bareuth und Culmbach ; der Churprinzaber und Shro Hoheit begaben ſich nach Magdeburg,
Hamburg und Rendsburg in Holſtein . Die koſtbaa reſten Sachen aber wurden auf den Königſtein in
Sicherheit gebracht. Um nun deren Einwohnern des Churfürſtenthums
Sachſen alle unndthigeSorge zu benehmen , ließder König von Schweden folgenden Schußbrief zu ihrer Sicherheit und Befriedigung ausgehen : „ Wir Y 3
342
Leben Cario des Zwölften,
„ Wir Carl von Gottes Gnaden , der Schweden ,
1706
Gothen und Wenden König etc. Chun kund und zu: wiffen hiermit, daß weilen wir mit unſerer Kries gesmacht in die churfächſiſcheLander zu rücken , und 1 daſelbſt den gang unrechtmäſſigen Krieg, dem dies
„felben ſo wohl feinen Anfang als Wachsthum ges , geben 1 gånzlich zu dámpfen zu ſuchen ſind verans laſſet worden ; So hatten wir zwar groſſe Urſas 9 chen mit felben auf gleiche Art zu verfahren , wie .
„ ſich ihr Churfürſt, der König Auguſt, vorAnfang dieſes Krieges, gegen Unſere Provinzien und Grans , zen erwieſen und annoch erweiſet. Nichts deſtowe:
s; niger aber haben wir gewiſſerUrſachen halber Uns „ fere Ahndung in ſo weit auf die Seite feßen , und
whiermit Kraft dieſes Unſersoffenen Briefes , allen a , in denen churfürſtlichen Ländern feienden Standen „,und Einwohnern To Hohen als Niedrigen , in Gnaden anbeuten wollen , daß alle und jede, die da in ihren Häuſern und Wohnungen verbleiben , !
davon ihr Eigenthum nicht verführen, ſondern gute
95
willigund ohne Widerrede dasjenige, was zu Uns
ferer Truppen Nohtdurft undUnterhaltung ihnen ,,mochte auferleget werden bezahlen und erlegen,
22
follen nicht allein in Unſern königlichen Schus und Schirm genommen , ſondern auch ſo wohl ihrer
>>
Perſon , als zugehörigen Geſindes , Gúter, Haus infer undEigenthums, auchHandels und Hanthierungs
»wegenvorkommene Sicherheit dergeſtalt zugenieſs:
» ſen haben , daßkeiner von Unſern Kriegesbedienten weder ihnen, noch was ihnen zugehöret, eigenwils „ ligerweife , einigen Schaden und Gewalt oder Eins
trag auf keinerleiArt und Weiſe thun oder zufügen „ ſolle. Dagegen aber diejenigen , fo lich zur Ges
„ genwehreregen , ihre Häuſer und Wohnungen vers „, laufen , ihre Sachen und Baarſd /aften aus dem
» Wegeſchaffen, felbe bergen oder vergraben, dess gleichen 1
* -343 „ gleichen auch fich trage oder wiederſpenſtig erzeigen,1706
Königs von Schweden .
basjenige abzutragen , was ihnen von Unſern Bes „ fehlshabern und Commiſſarienauferleget wird, oder
37 !
T.
ſonſten demjenigen nicht nachkommen , was ihnen , mochte befohlen und geheiſſen werden, ſollen alle,
» wes Standes nnd Würden ſie ſeyn mogen , dieſer - Unſer Gnade nicht allein verluſtig geſchaket, ſons ,, dern auch gleich Feinden aufdas ſcharffte und ohne - einige Gnade und Verſöhnung, an was Drt und Stelle man ſie entweder ſelber, oder ihre Hauſer und Eigenthümer finden oder antreffen möchte, mit
» Feuer undSchwerd verfolget und heimgeſuchetwers , den. Urkund'deffen haben wir dieſes eigenhandig unterſchrieben , und mit Unſerm königlichen Gnſia » Sel bekraftiget. Geben in Unſerm Hauptquartier „ bei Krummenolſe den acht und zwanzigſten Auguſt
„ ( fünften September ) tauſend ſiebenhundert und » ſechs. Carolus.
( L.S. )
3
C. Piper.
Königes von Es hattdavon dieſe Verſ,iche e auch gegangen rung des albereits Hauſe welche nicht Sch enigbei en , daßzudiej weden den Nuß en , werden berlich als die Regierung in Dreßden ihren vorhin gegebenen Befehl, daß fid ) ein jeder aus dem Staube machen ſolte, nunmehr zu Folge der von Könige Aus
guſt angekommenen Order , und damit die Unterhands lungen deſto mehr möchten befördert werden , durdy
eine neue Verordnung dahin veranderte , daß jeder, mit ſeinen Gütern ſolte daheim bleiben , ſeinen Dienſt abwarten, und die auferlegte Schakung gutwillig an
die ſchwediſche Armee erlegen , ſo lieb ihnen waren eine feindliche Begegnung zu vermeiden . rs Y 4
Unte
.
344
Leben Carls des Zwölften,
1906 Unterbeffen fekte der König von Schweden feinen Marſch von Krummendlſe fort, und ging durch die Oberlauſitz in Sachſen , nachdem er den Weg durch die Stadtę Greiffenberg und Markliſſa genommen, d. 27 bis Schönbers, drittehalb Meilen , alwo er einen }
Aug. Tag ſtille ſtund. Da hier die Zeitungeinlief, daß
einigein der Niederlauſitz geftandene fåchfiſcheErups pen , weil man den König von Schweden dadurch Vermuhten geweſen, ſich von dar nach der Oberlauſis
gezogen, um auf die Schweden ein wachſames Auge zu haben , ward der ehedem in fachſiſchen Dienſten geſtandene Obriſt Górk mit einigen hundert Pfers 0. 29
den ausgeſchikt,ſelbige aufzuſuchen. Von der Stadt Schonberg ging der König auf
das Dorf Markersdorf -zwo Meilen , welches eine halbe Meile von der Stadt Görlig lieget ; von dans d. 30 nen drei Meilen weiter. bis Böſchitz, eine halbe Meis le von der Stadt Baußen, welchem leßtern Ort nebſt Görlik ein Stuk Geldes zu erlegen anbefolen ward. 0.1 Von Boſchig ging die Reiſe durch Baugen ferner
Sept. bis zur Stadt Biſchofswerda , drittehalb Meilen. Bei des Königs von Schweden Ankunft daſelbſt
langte der Obriſt Görg mit ſeiner Partei auch alda án , und berichtete , wie er mit zwei ſächſiſchen Regis mentern , ſo beide nur aus ſechshundert Pferden bes ſtanden ; hart an einander geweſen , und ſolche aus
einander und in die Flucht gejaget habe. Neunzig joaten von den Sachien auf der Stelle geblieben ,
und mehr als hundert verwundet worden. Den Ges neralmajor gordan ; fo ſie angeführet , habe er zu zweien malen mit eigener Hand durchgeſtochen , daß er mit ſeinen Wunden kaum entkommen mogen , an
welchen er doch des andern Tages geſtorben wäre. Schwediſcher Seits wäre nur ein Unterofficier und etliche Dragoner permiſſet, und der Capitain Ehe
xenpreiß tödtlich verwundet. Nach dieſer Begebens heit
Königs von Schweden .
345
fla heit hatten ſich die übrigen ſächſiſchen Truppen insLand 1706
c . gezogen, und alſo dem Könige von Schweden reine
Bar
Bahn gemacht.
Zu Biſchofswerda langten die vom KönigeAuguſt in zu denen Friedensgeſchäften verordnete Commiſſas frien ,1 Imhof und Pfingſten bei der ſchwediſchen Ärs 24
mee an.
Weil aber der König Auguſt ſich in Polen
mitten unter denen Moſcowitern befand, vor welchen lai man dieſe wichtige Sache, ſo viel als möglich vers.
Holy
bergen muſte, um den König Auguſt nicht der Rache.
feines Bundesgenoſſen aufzuopfern , ward alles was vorging ſehr geheim gehalten . Es wurden alſo ges.
gedachte beide Gevolmachtigte bei dem Könige von ist Schweden ſelbſt nicht vorgelaſſen, ſondern gaben ſich 36 nur bei Graf Pipern an , und brauchten übrigens i den Vormand, als hätte ihre Ankunft kein anderes Abſehen als nur die Verſchonung des Landes zu ers bitten, und die Kriegesſteuern einzurichten ; wie dann
in eben der Abſicht oben berührter Trompeter und 8 Trommelſchlager von der Königin und der Dresdes til en niſchen Regierung waren abgeſchikt worden .
Inzwiſchen ward in aller Stille zu denen Fries denshandlungen geſchritten . Als man aber fachlis
fcher Seits eine Cheilung des polniſchen Reichszwis ſchen König Auguſt und KönigStanislaus aufs Tas pet bringen wolte, fo.ward ſelbige vom Könige von Schweden rund abgeſchlagen , indem er von feinem
*
Vergleich zu wiſſen verlangte, odeč folcheneingehen würde , wann nicht vorher folgende Stücke, die er dem Grafen Piper vorſagte, und welcher ſie alſofort Naufſchrieb, zum Grunde geleget und zum voraus zus : 1. geſtanden wurden :
,,Daß erſtlich der König Auguſt auf ſeine Lebenss in geit die Krone Polen abtrete,und den König Sta.:
,, nislaus als rechtmäſſigen König von Polen erkenne, n auch zugleich angefobe i den polniſchen Thron nies Y s
„ malen,
Leben Carls des Zwolften , 346 1706 ,, malen , auch nicht nach des Königs Stanislaus Abſterben wieder zu beſteigen ; daß eben derfelbe zweitens allen Bündniſſen , abſonderlich mit denen » Moſcowitern , entſage; daß er drittens die gefans genen polniſchen Prinzen Sobieski mit allen Eha 9
renbezeugungen loßlafle, auch alle ſchwediſche Ges fangene, fo er etwa bekommen möchte, wieder frei gebe; und daß er endlich alle fchwediſche Uebers laufer, ſo in feine, des Königs Auguſt, Dienſte ges
9
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,, treten, undabſonderlich den Reinhold Patkui auss liefere, auch alles rechtliche Verfahren wieder dies
INC
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jenigen einſtelle, ſo etwa aus feinen Dienſten zu
,, dem Könige von Schweden übergegangen reyn 9 mochten . ,
Auf dieſe Bedingungen ſolte der Graf Piper einen Vergleich mit des Königs Auguſt Gevolmachtigten
eingehen . Wie dieſe die Unmöglichkeit vor Augen fahen , den König von Schweben auf andere Gedan:
fen zu bringen , oder wegen Niederlegung der polnis fchen Crone ein ander Mittel auszufinden , willigten ſie endlich in dasjenige, fo man von ihnen verlangte,
fo daß in Biſchofswerda fo wol dieſe als die andern davon abhängenden Puncte abgethan, und der meiſte
Theil des nachmalsgeſchloſſenen Friedens zur Richs 3
tigkeit gebracht worden. Der König von Schweden brach hierauf von Bis
Sept. fchofswerda auf,und ging nach Radeberg, zwo Meis len , worelbſt er den Generalmajor Meierfeld beors
derte , mit einigen Regimentern ſeinen Marſch obers halb Dreßden nach Pirna und das Schloß Sonnens d. 4 ſtein zu nehmen ; des folgendenden Tages aberſekte ſich der König Carl ſelbſt unterhalb der Stadt in
den Weinbergen eine halbe Meile von Meifſen bei Weißbyhl, drittehalb Meilen , ſo daß es das Anfea hen gewann , als wenn etwas gefährliches gegen
Dreßden obhanden wäre , woran doch der König bei
be
Königs von Schweden . 347 bei ißiger der Sachen Beſchaffenheit nicht mehr ge: 1906
|
dachte.
Álhier überbrachte der preuſſiſche Miniſter , Mars quard Ludewig von Prinz , einen Glukwunſch vonſeis nem Könige überdieAnkunft des Königes von Schwes i den in die Nachbarſchaft , und trug zugleich ſeines 6 Herrn Vermittelung zur Beilegung der zwiſchen Kids
ale nig Cart und König Auguſt ſchwebenden Streitigkeis ten an, wozu man auch ſchwediſcher Seits auf bes
*
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☆
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dürfenden Fal fich nicht ungeneigt erklarete. Der Freiherr von Grote war als churbraunſchweigiſcher Gefanter mit dem Herrn von Prinz und in gleichen
Verrichtungen beim Könige von Schweden. anges kommen. . inzwiſchen ging die ſchwediſche Armee durch Meifsdos
ſen undbei derStadt über die Elbe , alwo das War:Sept. ſer ſo niedrig war , daß die Reuterei durchhin waden Fonte. Das Fußvolk aber und die Bagage ging über
die Brücke,und blieb derKönig mit demHauptquartier in denen Bergen an der Elbe und in dem Dorfe Zhes ren , eine Meile von Meiſſen , einen Tag ſtille ſtehen , da mitlerweile dem meißniſchen Ereiſe zwanzig taus
fenb Thaler zu erlegen anbefolen ward . So bald war der König Carl nicht über die Elbe
gekommen , als ſo wohl die leipziger und wittenbers ger Beſagungen , als auch diejenigen Truppen , ſo in der Lauſitz geſtanden , fich fortgemacht hatten , und denen Schweden aus demWege gingen , womit dieſe Städte wohl zu frieden waren, je beſchwerlicher fois che Gäſte denen daſetbſt blühenden Wiſſenſchaften und der Handelſchaft geweſen .
Die Stadt Leipzig ſchikte alſofort einigeAbgeords nete an den König nach Zheren . Sie unterwarfen
fich feiner Gnade ,, und baten umSchuß wegen Hans bel und Wandel, ingleichen daß ſie mit einer Befats
zung und Einquartirung möchten verſchonet bleiben. Dieſes
348
Leben Carls des Zwölften ,
1706 Dieſes Begehren ward ihr durch eine wenige Tage hernach im Hauptquartier zu Taucha am zehenden
September gegebene offentlicheVerſicherung zuges ftanden ; daß alſo die Leipziger Michaelismeſſe kurz
darauf ohneden geringſten Anſtoß vor ſich ging , und die auswertigen Kaufleute ſich mit aller Sicherheit dahin begaben , ohne das ſie durch die ſchwediſchen Soldaten im geringſten waren beunruhiget worden. 0.7
Von Zheren fekte der König ſeinen Marſch weiter Sept. fortbiß zur Stadt Grimma, nachdem er dieſen Tag ſechs Meilen zurükgeleget , und wie er vernam , daß
dieſich zurükgezogene Fachſiſchen Völkernicht ferne von hier waren , wurden des Nachts neun hundert
und funfzig Pferdeauch fünf hundert Wallachen auss geſchikt, ihnen nachzuſeßen , und ging der Konig ſelbſt nebſtOf dem Prinzen von Würtenberg mit. Nichtweit von Sound Weiſſenfels ſtieffen auch die Wallas
chen auf des Feindes Nachtrab ,machten einen Haus fen davon nieder , und nahmen einen Capitain und
einen Leutnant mit vier und dreißig Gemeinen ges
fangen, wobei aber der Wattachen Dbriſter erſchofs fen ward.
Dieſe Stoffe, und weil der Feind ſich mehr ders gleichen veriuhten war, machten ihn deſto hurtiger, ſich fortzupacken , abſonderlich , da die Schweden ihm ziemlich nahe in die Eiſen waren , und nahmen die
Ruſſen nebſt einigen ſáchſiſchen Regimentern ihren Marſch immer aufNaumburg und Erfurt zu , denen dieSchweden getroſt nachfolgeten. Der König ſelbſt rit nicht weiter als eine Meile
jenſeits Maumburg, von dar er nebſt dem Prinzen von Würtenberg zurükkehrete , und dem Obriſten Górk die Ordre hinterließ , mit ſeiner Partei dem
flüchtigen Feinde ohne Aufhören nachzueilen , biß er ihn angetroffen , und zum ſtehen würde gebracht haben.
Indeſſen
Königs von Schweden . 349 Indeſſen brach dieArmee, inAbweſenheit des Kds 1706 3 niges von Schwedengleichwol von Grimmeauf, d.9 und ging der Generalquartiermeiſter Gyllenkrook mit Sept. denen übrigen Quartiermeiſtern und funfzig Dragos i nern nach Leipzig voraus , ferte ſich daſelbit auf dem
Markte , und ließ den Stabtraht zuſammen ruffen, um alles, was zu Verlegung der Armee dortherum
nohtig ware, zu überlegen . Weil aber im Schloſſe Pleiffenburg annoch eine Beratung von zweihundert Mann Landmilik lag , worüber die Stadt nichts zu befehlen hatte; ſo liefſe Gyllenkrook ſelbiges auffo dern. Nun wolte zwar Anfangs der Commendant darin den Kopf ſchütteln , und ſich dem Schein nach : wehren ; doch weil er wenig Troft ſahe , ergab er ſich und ſeine Leute zu Kriegesgefangene. Er ward aber .
nachgehends vom Könige ſelbſt auf freien Fuß geſtels let , und denen übrigen anbefolen , nur wieder nach Hauſe zu kehren .
Hierauf bezog die Armee ihre angewieſene Quar:D. 10 tiere , und warb das Hauptquartier in Taucha ans
geſchlagen , welches ein Flecken , eineMeile von Leips zig iſt, und den Bürgermeiſter und Raht zugehdret, alwo der König einen Tagſtille lag , und verſchiedes
nen Geſanten von denen fachfiſchen Höfen auch an . Dern Fürſten , ingleichen einigen Creißabgeordneten
des Churfürſtenthums Sachſen Gehör ertheilete. Den folgenden Tag veranderte er ſein Hauptquar-d. 11 tier, und wie er ſich in keine Stadt legen wolte, fo
nahm er einen adelichen Hof, Namens Altranſtadt, ein , anderthalb Meilen jenſeits Leipzig I, wo der Kids nig Guſtav Adolf im Jahr tauſend Techshundert und davonzur ſo nicht , imZeitQuartier geſtanden tufen , zwei undweit dreiſſig, der Schlacht bei Lügen,
und welchen Drt der König Carl auch vor ſeine Pers ſon anikt weit bequemer befand, ſo daß er nachges hends
350
1
Leben Caris des Zwölften,
1706 hends die ganze Zeit feines Aufenthalts in Sachſen 1
alda ſtehen blieben.
Der Reſt von der Armee , ſo hinten nach kam , ward auch in verſchiedenen Flecken und Dörfern, rund um Attranſtadt, verleget. Generalmajor Meis
erfelt aber , der mit obbemeldten drei Regimentern ſeinen Marſch oberhalb Dreſden genommen , und das ſelbſt úber die Elbe geſeßt hatte, bekam Befehl zus ruk zu gehen , und ſich ſolchergeſtalt zu poſtiren , daß
er dieſe Stadt fonte eingeſchloſſen halten , welchem er auch nachlebte.
Inzwiſchenhatte Obrift Góry die fachfiſchen Trups pen auf dem Wege nad Erfurt beſtandigverfolget, und weil dem General Schulenburg ſein Begehren ,
ſich in ſelbige Stadt zu werfen , war abgeſchlagen worden als muſte dieſer ſeinen Stab weiter nach
der Stadt Ilmenau und den thüringer Wald forts .
feßen , und wie er denſelben erreichet, ließ er die Reuterei mit der Bagage voraus gehen , und folgte mit dem Fußvolte hinten nach.
So batd Odrk bei Ilmenau anlangete , fand er die fachfiſchen Wachten vor ſich , welche alſobald forts getrieben und verfolget wurden. Zwo Meilen in dem
Walde , auf dem Wege nach Coburg, ſtieſſen die Schweden auf die Moſcowiter, welche mit nieders
gehauenen Bäumen denohne das ſchmalen Weg ders geſtalt verriegelt hatten , daß man feitwerts keinen Fuß feßen konte.
Dem ohngeachtet ließ Górk die vorderſten Drago ner abſiten, und den Feind mit aller erſinnlichen Hefs
tigkeit angreifen, fand aber eine ſo ſtarke Gegenwehr, daß er viel Voltnebſt zwei Capitains im Stiche lafs Ten muſte , wobei noch ein anderer Capitain tödtlich
verwundet ward. Es gefiel ihm alſo nicht mehr , auf dieſer Seite anzubeiſſen , weil er vor unverantworts
Tich hielt, fo viel Manſchaft ohne anſcheinenden Vors theil
Königs von Schweden .
351 theil in augenſcheinliche Gefahr zu ſehen. Er ſuchte1706 daher einen Umweg , damit er dem Feinde fonte in
dem Rücken fallen ; traf auch alſobald einen Baus ren an , welcher gegen eine geringe Vergeltung ihm Durchs Holg den Weg wieß , doch blieben zweihun Dert Pferde zuruf,den Feind zu beobachten. Sols
chergeſtalt hatte Gort kaum eine Stunde marſchis ret, als man ein Bataillon Franzoſen ins Geſicht Frigte.
Die Dragoner muſten alſo wieder vom
Pferde herunter, und darauf loß gehen . Jene aber wehreten ſich lange , ro daß Gork ſie zu umzingeln, zweene Ritmeiſter vom Leibregiment zu Pferde bes orberte, hinten um zu reiten.
Dieſe, worunterder eineTórnflycht,1 des Grafen Pipers Schwager war, faſſen auch ſo fort mit ihrer
Manſchaft ab , und griffen ſie rúkwerts zu Fuß an. Gleichwol Daurete dieſes Gefechte eine gute Stunde, da endlich die Franzoſen das Gewehr von ſich wurs fen , und zum Walde eingingen . Achzig wurden
aufdem Plake nieder geleget ,und funfzig gefangen . Mit denen übrigen hatte ſich inzwiſchen Schulenburg aus dem Staube gemacht, und weil der Wald weita
läuftig , fonte man ſie deſto weniger einholen , da ſie auch über das dergeſtalt aus einander gelaufen , daß ſie faſt einzelner weiſe herum wanderten .
Wie nun Górk ſahe, daß alſo nichts ferner zu >
thun übrig , kehrete er mit der Partei wieder zuruf, um zur Armee zu ſtoſſen , welches auch einige Tage hernach geſchahe. Schulenburg aber nam mit ſeis nem übrigen Volfe, und dem Reſt der ſchönen ſách
fiſchen Armee ſeinen Weg nach dem Rhein zu, wie Denn auch dieſe Truppen als ein Reichscontingent wegen des Churfürſtenthums Sachſen wider Franks reich hatten gebraucht werden ſollen. Des andern Tages nach des Königes von Schwe: 8. 12 den Ankunft zu Altranſtabttrug derſelbe Verlangen, Sept. den
1
352
Leben Caris des Zwõiften ,
1706den Wahlplaß bei Lüßen zu beſehen , wo der König Guſtav Adolfaufeine ſo rühmlicheWeiſe fein Leben vor die teutſche Freiheit in die Schanze geſchlagen hatte. Er begab ſich alſo mit einem kleinen Gefolge an dieſem Drt, und nam zwei alte ehrliche Bürger
aus der Stadt mit ſich, denen aus der mündliden Erzehlung ihrer Eltern, die Stellen bei dieſem Trefs fen hin und wieder garwohl bekant waren.
Carl der Zwolfte beſahe hierauf mit ungemeiner Neubegierde alle kleine Höhen , enge Wege und Graben des Dres, erinnerte ſich auch , Kraft ſeines unvergleichlichen Gedächtniſſes, alles deſſen , was er ehmals in den Geſchichten geleſen , mit ſolchen Ums ſtanden , daß er ſich eine geraume Zeit darüber mit dem Prinzen von Würtenberg, Graf Rehnſchold, Nieróht und andern , ſo mit ihm waren, unterredete,
und ihnen die Namen der Regimenter , imgleichen die Schlachtordnung, auch wie fie mit dem Feinde gefochten, herzunennen wuſte. Seine lekten Worte
waren hierbei auf eine bewegliche Weiſe : Wir has ben alzeit geſuchet ſo wie der König Guſtav Adolf zu leben , vielleicht thut uns Gott die
Gnade, und låſt uns auch auf die Art, wie ihn , ſterben . Mitlerweile vergaß man auch der Friedenshand: lungen nicht, und ob man zwar zu dieſem Werke felten zuſammen treten konte, indem viel daran gelen gen , daß alles möchtegeheim gehalten werden ; fo
wurden Dennoch durch Zwiſchenſchickung des Secres
taire Cederhielman die churfürſtliche Regierung zu Dreßden , die rúfſtandigen Puncte fowol , als diejes nigen , worüber man bereits in Biſchofswerda war d. 14 einig geworden , gänzlich abgethan. Hierauf ges Sept fchahe von dem königlichen Raht und Obermarſchal, Graf Carl Pipern , nebſt dem Statsſecretaire Dlof Hermelia
ME
Königs von Schweded.
353
Hermelinſchwediſcher Seits, auf ſáchfiſcher Seite 1906 aber vondem Freiherrn Anton Albrechtvon Imhof
und Georg ErnſtPfingſten die Unterſchrift. Gleichwol fonte diefer Friedenstractat an dema
ü König Auguſt noch nicht überſant werden. Denn weil nach feſtgeſtelter Niederlegung der potnifchen
+
Krone, König Stanislaus an dieſen Geſchäften keis nen geringen Theil nam , ſo muſte dieſer nohtwendig darum wiſſen . Sedechielm ward daher, demſelbeu
folches Fund zu machen , nach Meiſſen geſchikt, uno als man auch polniſcher Seits einige Erinnerungen beigefüget, und darüber mit denen Fachfischen Coma miſſarien ſich beſprochen hatte, ward endlich der Fries
de in behöriger Form aufgefeßet , und ins reine ges
fchrieben , auch von denen polniſchen Abgeordneten, nemlich dem Woiwoden von Reuſſen , Grafen gas blonowski, welcher des Königs Stanislaus Mutter
Bruder, und dem lithauiſchen Marſchallen , Grafen Sapieha, fo zu dem Ende nach Leipzig kamen , gleis cher geſtalt unterzeichnet. Diefe wichtige Angelegenheit wurde mit ſo groſſer Verſchwiegenheit betrieben , daß man auch ſelbſt am Hofe nicht das geringſte davon erfuhr. Und ſolcher geſtalt rahe man einen Frieden geſchloſſen , welcher nach einem rechtmaffigen , obgleichlangwierigen und
#blutigen Krieg, zurEhreund volkommenen Zufries denheit des Kidniges in Schweden gereichte.
Es lautet aber ber Friedensſchluß aus dem lateinis & fchen überſeget alſo :
» Im Namen der allerheiligſten Dreieinigkeit. „ Nachdem , als der Durchlauchtigfte und Großs 9
machtigſte Fürſt und Herr , Herr Fridericus Alus guftus , König zu Sachſen etc.
tien >றம்பல் ZweiterஇடுuNd Shufig in Saalipa „ polniſchen
Leben Carte des Zwölften , 354 1706 , polniſchen Scepter führete, ein ſchwerer Krieg ents 1) tanden , auch da derſelbe albereit in das fiebende
„Fahr fortgeführet, und durch ſolchen nicht nur die Königreiche Polen und Schweden , ſondern auch das Churfürſtenthum Sachfen mit allerhand Bes
,, fchwerden1 Trúbfal undUngemach überſchwemmet
,worden , iſt indeffen eine ſolche Veranderung ents „ ſtanden , daß die Republique Polen , weil ſie in uns
terſchiedlichenTrennungengerathen , den Durchs hlauchtigſten und Großmachtigſten Fürſten und ), Herrn , Herrn Stanislaum , dieſes Namens den » Erſten , zu ihrem König erwehlet , und zu Beſchüts
mzung deſſen königlichen Throns mit dem Durchs
lauchtigſt- undGroßmachtigſten Fürſten undHerrn, Herrn Carolo , dieſes Namens dem Zwolften , Kó nig in Schweden ,, ſich in Bündniß eingelaſſen , hat » fich doch begeben , und iſt durch fonderbare Gütige keit GOttes geſchehen , daß ob gleich die ausgebros
chene Kriegsflamme heftiger zu brennen, und ſich immer weiter auszubreiten geſchienen , dennod , die »kriegenden Königeund Fürſten eine wahre Begiers de des Friedens in ihren Herzen empfunden , und - zu Dämpfung diefes trúbfeligen Kriegsfeuers insges famt allen fonderlichen Fleiß angewendet: allermaſs
» fen dannzu ſolchem Ende, undzu Beförderung dies >> ſes heilſamen Werks gewiffe Commiffarii, nemlich : Von Seiner Kidniglichen Majeſtát in Schwes
„ den , als königlichen polniſchen Bundsgenoſſen , der » Hody- und Wohlgebohrne Herr , Graf Carolus
», Piper , königlicher Geheimterrath ,Obriſtermars „ Ichal,und der Univerſitätzu Upſal Cangler etc. wie auch Herr Dlaus Hermelin , königlicher Staats.
» ſecretarius und Canzeleirath ; Von Seiner Königlichen Majeſtät in Polen , jy als Seiner Majeſtat in Schweden Bundsverwanda 32
nnten , die Hochs und Wohlgeborne Herren , Herr , Johans
355 Könige von Schweden. Johannes Stanislaus , Graf von Sablonowsky,1996 Woiwodeund General derer reuſſiſchen Landſchafa
,, ten etc. Herr Alerander Paulus , Graf Sapiehar
desGroßfürſtenthums Lithauen Obriſtermarſchal;
TE
4
„Von Seiner Königlichen Majeſtät und Chuck fürftlichen Durchlauchtigkeitzu Sachſen , die Hocha
1
„ und Wohl-Ebelgeborne Herren , Herr Anton Ale
1
,,brecht, Freiherr vonImhof, dero Geheimterrath und Cammerpräſident, ingleichen HerrGeorg Ernſt Pfingſten , deroſelben geheimer Referendarius, era , nennet , und allerſeits mit gnugſamer Volmacht ,verſehenworden , welche denn insgeſamt, nachdent fie indem königlichen ſchwediſchen Lager zufammen kommen , ihre ſchriftliche Volmachten gegen eina
ander ausgewechſelt, die Sache durch gottliche ,, Gnabeund Beiftand dahin gebracht, der långfi herbei daß ngewünſchte Friede geſtellet, und nie
eine gemeinſameFreundſchaft,unter nachfolgenden » Bedingungen ,1 geſtiftet worden : 1
Der erſte Artikel.
„Sol ein immerwahrender beſtandigerFriede und » aufrichtige Freundſchaft ſeyn , zwiſchen dem Durcha lauchtigft- und Großmachtigſten Fürſten und Herrn , HerrnCarolo dem Zwolften , vonGottes Gnadeni
» der Schweden ,1 Gothen , und Wenden Konigi Großfürſt in Finnland, Herzog in Schoneri,Eſtheni Liefland , Carelen , Bremen , Wehrden , Stetin ; 02
Pommern , der Caffuben und Wenden, Fürſten
wžu Rügen , Herrn über Ingermanland und Wiß. , mar , wie auch Pfalzgraf beym Rhein , in Baya wern , zu Jülich , Cleve und Bergen Herzog etc. etc... „ ſamt deſſen nachkommenden Königen in Schres
nben , wie auch allen deroſelben unterthänigen Reis when i 82
356
Leben Carls des Zwölftent,
1706 , chen und Lande : Ingleichen Seiner Königlichen „ Majeſtat in Schweden Bundsverwandten dem Durchlauchtigſten Fürſten und Herrn , Herrn Sta: 79 » nislao dem Erſten ,von Gottes Gnaden , Könige in Großherzogen in Lithauen , zu Reuſſen , in 92Polen ,
,, Preuſſen , Mazovien , Samogitien Xyovien , Bols „ hynien , Podolien, Podlachien, Liefland, Schmos
lenſcien , Severien und Schernicovien , etc. etc. famt deſſen Nachfolgern , denen funftigen Königen in Polen und Großherzogen in Lithauen , wie auch 59
„ derð unterthänigen Reichen und Landern , an eis nem , und dem Durchlauchtigſten Großmachtigſten » Fürſten und Herrn , Herrn Friderico Auguſto , von
1 Gottes Gnaden Konig Herzog zu Sachſen 1 Jülich, „» Cleve und Berg , auch Engern und Weſtphalen, „ des heiligen römiſchen Reichs Erkmarſchal und +
Churfürſt , Landgrafin Thüringen, Marggrafen 130 1931 Meiſſen , auch Obers und Niederlaußnit ,Burgs » grafen zu Magdeburg etc. etc. nebenſt deſſen Erben
„undNachkommen andern Theils ; ſogar, daßnach » nunmehr beigelegten allen Feindſeligkeiten , kein ,, Theil dem andern, weder heimlich noch offentlich, „ weder vor fich umd unmittelbar , noch durch andere und mittelbarer Weiſe ferner das geringſte Leib
oder Schaden zufügen , oder zufügen laſſen , viels » weniger ein Theil zu des andernSchaden und Abs
, bruchetwas ſich unterfangen , noch beſſen Feinden , auf einigerlei Weiſe Hülfe leiſten , am allerwenigs
„ſten aber dieſem Friedenſchluß zuwider, mit denens » felben ſichineinigeBündniſſeeinlaſſen ſollen. Sons dern es iſt ein jeglicher unter ihnen verbunden, hins künftig des andern Ehre , Nußen und Beſtes zu „ ſuchen und zu befördern getreue Nachbarſchaft und aufrichtige Freundſchaft beſtandig und unvec: prúkt zu pflegen und zu unterhalten .
Det
Königs von Schweden .
1706 Der zweite Artikel. 99 Sotien alle diejenigen Schaden , welche eines 95
OM
328
357
oder das andere derer obgemeldten dieſen Friedent ſchlieſſenden Theile, bei wahrendem Krieg erlitten;
aufewig vergeſſen , und keinem derſelben,zugelaſs „ ſen feyn , dasjenige, ſo etwa unter der Kriegeszeit 3 borgegangen , zu ahnden oder zu unterſuchen , viels
1,wenigerdie aufdieſenKrieg gewendete Koſten und x ſonſt erlittenen Abbruch , oder deſſen Erregung unter keinerfei Schein , weder mit Gewalt , noch durch
„ Riecht von dem andern zu ſuchen , noch deſſen Ers w ſtattung zu begehren. 8. 1. 23 Keinem Privato ,jedoch ohne Nachtheildes
„ unten folgenden ſiebenden Artickels,iftzugelaſſen,dass jenige , was bei Kriegszeiten dem Siſco heimgefale „ len , durch Recht wieder zu begehren oder zu ſuchen.
9
Der dritte Artikel.
» Und damit dasjenige, was gleichſam die Wurs » gel diefes jammerfeligen Kriegs und aller biſherigen
» Feindſchaft geweſen , gånglich ausgerottetwerden „ moge , ſo hat der Durchlauchtigſte Fürſt und Here,
Herr Auguſtus , KönigundChurfürftzu Sachſen, „aus Trieb und Liebe zum Friedert ſich des Konig » reichs Polen begeben , auch allen auf Polen und
„Das Großherzogthum Lithauen , wie auch aller ,, darzu gehörigen Landſchaften habendenRechten und „ Anſprüchen vor jeko und künftighin abgeſagt, thut „auch ſolches hiermit, und erflaret und erfennet hina » gegen, in Kraft dieſer Handlung , den Großmacas
» tigſten Fürſten und Herrn
Herrn Stanislaum
,, den Erften ; vor einen wahren und rechtmaſſigen 3* i Kønigin Polen , und Großherzogen in Lithauen , y dergeſtalt und alſo , daß weder bei ſeinem Leben,
nod nad deſſen Tode, daferne er denfelben erle: 33
ben
358
Leben Caris des Zwölften,
1706„ ben wurde, auf ſolches Königreich Polen , und das Großherzogthum Lithauen noch einige dazu gehd,
rige Lande,er ferner einige Anforderung oder Ans »» ſprüche machen wolle. 3
$. 1. „ Hierbei iſt dieſes abgerebet und verglichen , ,, daß der Durchlauchtigſte König und Churfürft zu no ,jedoch ohne Benennung des Königreichs , Sachſen n
„
, Führung deſſelben Wappens ,fich des Nas
, mens und der Ehre eines Königs auf die Zeit ſeis nes Lebens gebrauchen und behalten ſolle. Der vierte Artitel.
%
„Ueber diß verſpricht derDurchlauchtigſte König „ und Churfürſt, daß dieſen Schluß und loßfage oder
Yufgebung derpolniſchen Crone er denen ſamtlichen Standen der Republique Polen ordentlich und in „ Schriften fund und zu erkennen geben , dieſe Schrift aber innerhalb ſechs Wochen , von dem
»Tage, da dieſes geſchloſſenund unterzeichnet wors », den, anzurechnen , dem DurchlauchtigſtenKönig von Schweden zuHänden liefern laſſen wolle 1, wie qyer dann nunmehround durch dieſenFriedenſchluß - dieſelben geſamten Stände der Republique Polen, w wie auch alle und jede polniſche und lithauiſcheEins
jy wohner, von demjenigen Eyd und Gehorſam , wos mit fie ihm vorhero verbunden und zugethan gewes
- ſen , entbindetundfrei (pricht, hergegen aber ſelbe », in die Pflicht und Unterthänigkeitdes Durchlauchs y tigſten Königs Stanislai des Erſten übergiebet, y gelobet dabei aufrichtig , daß von nun an er mit
,denenſelben weder heimlich noch offentlich rathſchlas ygen , keinen unter ihnen , der des neuen Königs > Macht und Regierung entweder noch nicht anges asnommen , und erkennet , oder hinkünftig anguneh : men und zu erkennenbobhaftig verweigern wurde, $
aufneh
ed
Königs von Schweden..
359 „ aufnehmen , bem oder denenſelben helfen und ſie 1706 „ ſchügen , noch etwas ſonſt, ſo dieſem Schluß ents gegen , oder dem Durchlauchtigſten König Stanisa las und der Republique nachtheilig und Schaden bringen konte, mit ihnen anfahen oder auf einige ,, Weiſe verhangen wolle.
Der fünfte Artikel.
» Desgleichen ſollen alleBündniſſe und Vergleiche, „To mit andern Fürſten und Stånden , wiðer die
» Durchlauchtigſte Könige und Reiche Polen und 9
Schweden , vornemlich aber dasjenige, waswider.
„ die ißtgenante Könige und Reiche vor, oderbeiges
genwärtigem Krieg , mit dem Ezar von Moſcau
geſchloſſen worden , in KraftdieſesFriedensſchluſs »les aufgehoben und vor ungültig erkläret ſeyn. Ş. 1. „ Wie denn der Durchlauchtigſte König Aus guſtus nur ermeldetem Czar von Moſcau nicht nur „ ferner kein Volk zu Hülfe ſenden , ſondern auch alle
,, diejenigen von der fächſiſchen Nation , ſo hiebevor „ dahin überlaſſen worden , und biß anhero unter
,, moſcowitiſchen Namenin Kriegsdienſten geſtanden , von dar zurük rufen wird .
Der rechste Artikel. „ Nicht weniger follen auch alle Gefeße und Oros » nungen , welche, der gemeinen Redensart nach, Laus
,, da ( Landtagsſchluſſe ) genant werden , vornemlich „ aber diejenigen , fo in dem Senatusconfilio zu Wars
ſchau , in denen Conventen oder Verfamlung zu Marienburg, Thorn , Etbingen , Jaworow , Sens.
»domir, Eracau, Breßici, Difonik, und teßlich zu 9
Grodno und andern Diten angeſtelt geweſenen Conventen oder Zuſammenkunften , ja dem Reichss. 34
n tag
360
Leben Carls des Zwölften ,
$ 06,, tag ju Lublin felbſt gemacht worden ,I fo ferne fie
1
„ dieſem Friedensſchluß entgegen ſind alle Einzica
93
„ hung gewiſſerGüter , Entſegungen von Ehren und - Aemtern feither den fünften , oder funfzehenden ► Februar tauſend ſiebenhundert und vier, wider
„ Ungehorſame ergangene Verordnungen nun und nju ewigen Zeiten aufgehoben und abgeſchaft feyn. 9. I. „ Ingleicher diejenigen Ehrenamter, und ſo m wohl geiſtlicheals weltliche Einkünfte , fo vondem * Durchlauchtigſten König und Churfürſten denen
»feinigen verlichen worden , ſollen dem Durchlaucha , tigftenKönige in Polen, dieſelben in ſolchemStana
» dezu laffen , und diejenigen Beſigere dabei zu ers halten , oder folche andern zu übergeben ſ zu freyer
n.Macht und Willkühr überlaſſen ſeyn. Der ſiebende Artitel. „ Die polniſche Crone und andere zum Edniglichen
Somutdes Königreichs Polen gehorigen Kleinpa dien, wie auch alle des Königreichs Acta und Uhra » kunden , fo etwan nach Sachſen gebracht worden
n feyn möchten, rollen mit allem Zierrath und Edela » ſteinen alſobald nach Ratihabition dieſes Vera gleichs nur gemeldetem Durchlaucbtigſten Könige so ausgeantwortet werden .
Der achte Artikel.
» Zu gleicher Zeit follenauch die Durchlauchtigſten » Soniglichen Pringen , Prinz Jacobus, und Prinz » Conſtantinus, wenn fie vorhero, daß fie inskünf w tige weder die biſher erbuldete Verwahrung , noch w was ſie fonſt bei wahrendem Kriege erlitten , eds
chen , oder jemanden deswegen Leides zufügen wola - len , gaugfame und ſchriftliche Verſicherung von
» fich
11
Königs von Schweden .
13
.
361
„ fich gegeben , aus ihrer bisherigen Verwahrung ges 1786 „ laſſen , in vollige Freiheit geſeket , und gebührens der maſſen in das königliche ſchwediſche Lager ges » ſtellet werden ; Doch verſprichtder Durchlauchtigs »
m
"
ſte Konig und Churfürſt , daß er dem Durchlaucha
1
„ tigſten Pringen gacobo , die, vermoge gegebener
ll!
» Handſchrift, fchuldige Summa Geldes, nachricha „ tig gemachten Liquido , ohne Ausflucht bezahlen
7
W
„ wolle. Der neunte Artikel.
Gleicher geſtalt folle qud, allen Polen und Lir „ thauern ,I wes Standes und Würden ſie ſeyn , wels che nach Sachſen gebracht, und daſelbſt oder ans derſt wo auf des Durchlauchtigſten Stönigs und „ ChurfürſtenBefehl gefangen gehaltenworden , ihre „ vorige Freiheit gegeben , und ſie auf freien Fuß ges „ ſtelletwerden , wobei der Durchlauchtigfte Konig „ und Churfürſt verſichert, bei dem romiſchen Pabſt, „ daß der Biſchof von Poſen eheſtens in Freiheit ges » ſepetwerde, alle mögliche Dienſte anzuwenden . Der zehende Artikel. Alſo ſollen auch alle Schweden , wes Standes
„ und Ehren ſie ſeyen , ſo in dieſem Kriege gefangen, „ und biß anhero in ſachfiſcher Verwahrung gehals , ten worden ,nach Beſtätigungdieſes Friedens, ohne Ldfegeld erlaſſen werden gleichwie auch Seiner „ Durchlauchtigſten Königlichen Majeſtátvon Schwes „ Den fo viel Gefangenevon der ſächſiſchenNation,und
,, uber dieſes alle Generales und Dberofficiers jurols „ cher Zeit ohne Ranzion erlaffen werden, die übrigen » gemeinen Soldaten abermogen ſelbe auf Artund
» Weiſe, wie ihre eigene Geryorbene, und Thro mit 35 End
362
Leben Carls des Zwölffen ,
1906 ,, End Berbundene Leute nach eigenem Gefallen bes „ halten , und unter dero Armee nehmen . 5. I. „ Welcher von beiderſeitigen Officiren unter „ wahrender Gefangenſchaft Schulden gemacht, oder, „Geld aufgenommen , derſelbe iſt verbunden , ſolches 95 , vor erlangter Freiheit zu bezahlen , oder deswegen Burgen zu verſchaffen . Der eilfte Artikel. 9
Der Durchlauchtigen königlichen Majeſtát von
Schweden follen alle Flüchtige und Verrahter , fie
„ ſeynd gebohrns Schweden , oder aus ſchwediſchen Landen gebürtig, ſo viel deren in Sachſen befinds lich , und unter denen vornemlich Johan Reinhold „ Patkul , welcher jedoch bis zur Ausliefecung in fis cherer Verwahrung behalten wird , ausgeliefert „ werden .
Der zrodlfte Artikel 2
gm übrigen ſollen alle Moſcowiter , fo viel das von im Churfürſtenthum Sachſen annoch übrig, in
Seiner königlichen Majeſtát Gewalt überliefert » werden .
Der dreigehende Artikel. » Alle Kriegszeichen , Fahnen , Pauken , Stücken, und was dergleichen , ſo den Schweben abgenoms „ men worden , ſich ſonſt finden mochte, und als Sies
„ geszeichen zu gebrauchen ſeyn , ſollen insgeſamtzus „ ſammen gebracht, und Seiner durchlauchtigſten tos „ niglichen Majeſtät von Schweden , ohne einigen Hinterhalt, unter was Vorwand es auch ſeyn ſolte, „ ausgeantwortet werden. Der
Königs von Schweden . }
$
363
1706 Der vierzehende Artifel. Und weiten dem Obriſten Görk, welchen Seine
„ durchlauchtigſten königlichen Majeſtät von Schwes », den in Dienſt und Pflicht genommen , bei ſeinem Abweſen und ungehörter Sache eine harte Strafe
zuerkant und angethan worden ; fofol ſelbigegángs „, lich aufgehoben, und er in voriger Ehr undWürde wiederum geſegt werden.
رو
Der funfzehende Artikel. ,,Nachdem auch , wegen Entlegenheit derer Dera „ ter , die Genehmhaltung dieſes Friedensſchluſſes ; „ ſamtdenen unten bemeldten Garantien binnen der
„ gefekten Zeit nicht zu erhalten feyn möchten , fol Seinergeheiligtenköniglichen Majeſtät von Schwes „Den frei ſtehen , dero Kriegsvdiker in dem gangen
,, Churfürſtenthum Sachſen und deſſen zugehörigent ,,Landen in die Winterquartiere zu vertheilen , und
,, daſelbſt ſowol ihren Unterhalt als Sold zu erheben, 39
daindeſſen Seiner geheiligten königlichen Majeſtát
„ und churfürſtlichen Durchlauchtigkeit Kriegsvölker, , welche in Sachſen verbleiben , gewiſſeKreiſe oder Bezirke, in denen ſie ihren Unterhalt und ſichere
,, Ruhe genieſſen können , angewiefen werden ſoúen. Diejenigen aber , fo annoch in Polen ſtehen , ſollen auf eine unnachtheilige Art alda , und zwar in des
99
„ nen von den ſchwediſchen Gränzen genugſam entles „genen Provinzen ſo lange, bis die ſchwediſche Mis „ lik aus Sachſen nach ihrem Vaterlande abgefühs 3
„ ret werden kan , liegen bleiben, und alda gleichfals ihren gebührenden Unterhalt genieſſen. Derfechszehende Artikel. Eben zu folcher Zeit follen auch die Städte und
ochldfſer zü Erakau und Tykozin , ſamt andern verwahrs
364
Leben Carls des Zwölften,
* 706 ,, verwahrten und mit fachlichen Völkern belegten, und denenjenigen Plagen , welche Seine königliche „ Majeftat in Polen annoch namhaft machen , und anzeigen wird , ihrer Beſatzung entnommen , und Derofelben mit allen zu der Zeit darinnen befindlis
,,chen Stücken und andern Siriegszeuge übergeben „ und eingeräumet werden.
99
4
Der fiebzehende Artikel. 9
„ Dieweil auch die Stadt Leipzig ſamt dem daran
„ gelegenen und übergebenen Schloß , imgleichen Wittenberg, ſchwediſche Beragung eingenommen,
ſo iſt verglichen , daß dieſelben, fo bald denen Puna 5
„ cten dieſer Bündnis und deren Inhalt ein Genügen geleiſtet ſeyn wird , von gedachter ſchwediſchen Bes » Tagung befreiet, und volkomlich in vorigen Stand „ gefeßet, auch fodan die gange ſdywediſche Armee
», auf einengewiſſen Tag von denen Fachfiſchen Lars », den und Gränzen abgeführet werden ſol. Der achtzehende Artikel. Alle Feindſeligkeiten in Sachſen und denen churs „, fürſtlichenLanden ſollen alſobalb von der Zeit an, da dieſer Bund oder Friedevon beiderſeits verords
,, neten Commiſſarien geſchloſſen und unterſchrieben feyn wird ,in Polen und Lithauen hingegen, ſo bald die Nachricht dieſes getroffenen Friedens zu beiders ſeitigen Armeen , worzueine Zeit von vierund zwans
,, sig Tagen hiermitverordnet iſt, wird gelangen kons , nen , aufhören , ſtat dèren aber ein vorkommener Stilſtand erfolgen , und treulich gehalten werden .
Der neunzehende Artikel. „ Durch dieſe gegenwärtige Abhandlung iſt grois
„ ſchen den Durchlauchtigſten König von Schweden und
19
EX
König . von Schweden .
365
„ und dem durchlauchtigſten Konig und Churfürſten 1706
ngu Sachſen verglichen,daß ſie beiderſeits als Glies
99
der des römiſchen teutſchen Reichs, nach Anleitung
„des weſtphaliſchen Friedens die Religion befeſtigen, und ſolche, wie ſie befeſtiget, ſchußen . An denen us „ brigen des Reichs betreffenden Sachen aber mit einander Raht pflegen , und ſich zuſammen thun.
Und damit die Standeund Einwohner in Sachfen. ,, und Lausniß eines ungekranften Gebrauchs der
evangeliſchen Religion genieſſen ,und darinnen um „, ſo viel deſto mehr geſtarket 'werden mogen , ſo vers ſpricht aufSeiner geheiligten Majeſtatvon Schmes
ܪܕ܂
den als Garants des gedachten weſtphalifchen Fries ووdens , Erſuchen , Seine königlichen Maieſtat und churfürſtlichen Durchlaucht,vor ſich und ihre nach kommende Churfürſten zu Sachſen , daß ſie in nur gedachtem Churfürſtenthum und Landen zu keiner
„Zeit einige Veranderung in der evangeliſchen Relis „gion zulaſſen oder einführen , nod) daß ſie einige „ Kirchen und Schulen , academiſche Collegia, Kilds „ſter und andere Derter , denen papiſtiſchen Relis „ gionsverwandten dergleichen aufzubauen , oder ang
»sjurichten, weder igo noch künftig,geſtatten wollen . 2
Der zwanzigſte Artikel. gſte
ti h er urchlauch g c u Köni und d D iu M. 99Churfürſt zu Sachſen wegen dieſer Bündniß von .
WMV
WW
dem Czar aus Moſcau oder jemand anders mit
» Krieg angegriffen würde, wollen die Durchlauchs tigſte König von Polen und Schweden Deroſelben
„ wider folehe andringende Gewalt Hülfe leiſten . 5.$ I. „1922Dabei verſprechende, wann es zu einem " Frieden mit dem Czar aus Mofcau kommen folte,
* Sie vor dem Durchlauchtigſten König und Chur „ fürſten
366
Leben Carlé des Zwölftent ,
1966 , fürften dergeſtalt,daß deſſen rechtmäßigen Anſprda chen Genugen geſchehen müſſe, inſonderheit Sorge tragen wollen .
Der ein und zwanzigſte Artikel.
4
Alles dasjenige, fo vorher ſtehet, und durch dieſe „ Handlung abgeredet und verglichen, wollen die dars
innen benennete, und zeithero kriegendeDurchlauchs
tigſten Könige und Fürſten vor ſich und die ihrigen
>>
, nicht alleine heilig und unverlegt halten , auch daſs 99
felbe in allen Stücken und Puncten dieſes Friedens.
ſchluffes und Bündniſſes aufs genaueſte und treus 99
>>
99
lichſteerfüllen ; ſondern es nimmt auch der Durchs
, lauchtigſte König und Churfürſt zu Sachſen , das mit dieſer Friede deſto feſter und beſtandiger feyn
وز
moge , auf fich , den Atterdurchlauchtigſten und .
Großmachtigſtenrömiſchen Kaiſer, dieDurchlauchs tigſte und Großmachtigſte Königin von Großbrita 92
99
tanien , wie auch die Hochmogenden Herren Genea ralſtaaten deren vereinigten Niederlanden dahing
,, daß fie darob bie Gewahr, und Bürgſchaft übers
nehmen 1, auch desfals innerhalb ſechs Monaten
von Zeitder Unterſchriftdieſes anzurechnen, ſolenne und ſchriftliche Verſicherung ausſtellen mogen , ſich
auszubitten , wie denn dem Durchlauchtigſten Kós ,,nige von Schweden gleicher Geſtalt freiſtehet, über
92
„ jektgemeldte Potentien , als Bürgen dieſes Fries Dens, feiner Seits nach Belieben noch andere una
,, mehrere zu erwehlen und anzunehmen . Der zwei und zwanzigſte Artikel. ,, Endlich ſol dieſer Friedenſchluß, deſſen zwei gleich , lautende Inſtrumenta verfertiget innerhalb reche:
„, Wochen , pon dem Lage der Unterſchrift anju. „ technen ,
1
Königs von Schweden .
» rechnen , von jedweden Deret hohen : Principalen1706 ,, vergleichenden Theile beſtatiget , die Eremplaria
NO
aber vonSeiten ſeiner DurchlauchtigſtenMajeſtát von Schweden allefamt , von Seiten Seiner
„ Durchlauchtigſten Königlichen Majeftat undChur. رف
fürſtlichen Durchlaucht hingegen zwei Exemplaria
gefertiget, volzogen, und innerhalb derobgemeld „ ten Frift an dem geſeßten Tag undDrt , durch beia
54 hen
9
,, der Commiſſarien ausgeſtellet werden .
Zu deren
allen Beglaubigung, haben wir oben benante mit
„ genugſamer VolmachtundGewalt verſehene Com miſſarii, den rechten und wahrhaften Inhalt dieſer Abhandlung allenthalben mit unſern Handſchriften , unterzeichnet, und mit unſern Inſiegeln beftarket,
982
17
„ So geſchehen in dem Dorf Altranſtadt, den viers
jehnten oder vier und zwanzigſten Dctober, taufend ſiebenhundert und ſechs. ( L. S. ) 6. Piper. ( L.S.) Anton Albrecht , Freis herr von Imhoff
(L. S. ) D. Hermelin , ( L.S.) Georg Ernſt Pfingſten.
hethese
Tu IM
367
3
Abſonderlicher Artikel. Do zwar der durchlauchtigſte Fürſt, Herr Fries derich Auguſt, König , Herzog und Churfürſt zu Sachſen , indem ein und zwanzigſten Artikeldieſes Friedens verſprochen , die daſelbſt benanten Garang
tien innerhalb ſechs Wochen zu verſchaffen und „auszuantworten, es hingegen aber ſich begeben konte , daß aus ſonderbaren Urſachen dieſelbe , bin , 9
nen dieſer Zeit nicht zu erhalten waren , und alſo
99
die Ausantwortung über ſolche gefekte Zeit ſich „ Verweilen
1
Leben Carls des Zwölften , 368 1706 ,, verteilen möchte,fo hat man ſich dahin verglichen, ,, daß deffen ohngeachtet der Friededennoch bei feie nen vollen Kraften bleiben , und ihm destvegen an
feiner Beſtändigkeit nichts benommen ſeyn , noch daß er dieſerhalb einigen Abbruch leiben müſſen
,, dafür gehalten werden , wie dann wir im Eingang ,, dieſes Friedensinſtruments benenneteCommiſſarien s, diefem Artikel allediejenige Kraftund Macht, als sob er inſothanem Jnſtrument ſelbſt enthalten ware,
; geben und beilegen , und daßereben in der Zeit, wie das Hauptwerk ſelbſt von den hohen Princis
,, palen volzogen geliefert werden ſolle, geloben und „, verſprechen , haben alſo zwei gleichlautende Ereme ,, plarien , ſo barůber verfertiget, unterſchrieben , und Geſchehen in ܵ ܕܪmit unſern Inſiegeln verwahret. , dem Dorf Attranſtabt, den vierzehnten oder vier ,, und zwanzigſten. Dctober , tauſend ſiebenhundert „ und ſechs. , ( L. S.) 6. Piper.
( L. S. ) Anton Albrecht, Freis herr von Imhoff ( L. S. ) D. Hermelin.
( L. S. ) Georg Ernſt Pfingſten. Man kan ſich nicht gnug verroundern , daß ein ſo wichtiges Werk , welches das Schikſal einer Krone und eines ganzen Reiches betroffen, habe ſo ſtille und verſchwiegen gehalten werden können . Doch ſcheis net es , als ob beide Parteien nicht geringe Urſachen dazu gehabt. Denn der König von Schweden war wohl zufrieden , ſeinen Zwek allein zu erreichen , ohne
eine Mittelsperſon dazu 'nohtig gehabt zu haben , ins dem zu befürchten war , es mochte langſamer von
ſtarten gehen, wenn ſich andere Darin miſcheten. Und weil
Königs von Schweden . ?
369
Tin
weil über das ungewiß, ob aus demFrieden noch gar 1706
i
etwas werden würde,indem man des Königs Auguſt wahre Herzensmeinung noch nicht wuſte, noch wenis ger, ob derſelbe dievorgeſchriebene Bedingungen des Friedens annehmen , oder um die Vermittelung ans derer machte Anſuchung thun wurde; ſo wolte man auswärtige Potentaten , die ihre Dienſte hierunter
angetragen hatten vnicht gerne umſonſt bemuhen. 1 Und eheKönigAuguft ſich und ſeine fachfifchen Trups
open in Sicherheit gebracht, und von denen Polen und Ruſſen , welche jenen weit überlegen waren , abs geſondert hatte, war ihm gleichfals viel daran geles
sagen , daß die Sache nichtmöchte zur Unzeit ruchtbar
ey
werden .
Gleich wie nun der vornemſte Punct des Friedens unter andern darin beſtand , alle Feindſeligkeiten aufs juheben , alſo war er nicht ſo balð gezeichnet, als der d. 19
Kónig von Schweden in der Abſicht, den getroffenen Septo Vergleich noch ferner geheim zu halten , des folgens den Tages darauf zu Aitranftabt, bei Trompeten und Paukenfchal, einen Stilſtand von zehn Wochen kund machen ließ, welcher alſo lautete :
„ WirCarl von Gottes Gnaden, derSchweden , , Gothen und Wenden König, 2. Nachdem woire is vor gut befunden , alle Feindſeligkeiten in dem
,, Churfürſtenthum Sachſen und dazugehdrigen Lans
„ den aufzuheben , und in einem Stilſtand von zehn „ Wochen zu willigen ; als verordnen und gebieten as wir allen und jeden Dber- und Unterofficiren, auch jyallen ſo in unſern Kriegesdienſten ſtehen , nicht wes * »niger allen unſern Unterthanen , ſich binnen ſolcher + Zeit aller Thatlichkeiten wider das Churfürſtenthum Sachfen , feine Völker und Einwohner zu enthals
H IN
siten , und ihnen auf keine Weiſe Schaden noch Uns
s luſt zu zufügen , vielmehr ſie bei aller Gelegenheit
freundlich und günſtig zu begegnen , dabei aber ihs Zweiter Theil.
Aa
nen
Lebeu Carls des Zwölften ,
370
3706ܕܳܐ,ܶ݁ ܕnen anzubeuten , mit denen fachlifchen Voffern leis
„ nen Umgang noch Gemeinſchaft zu haben ; alles bei ernſtlicher Strafe gegen die Uebertreter dieſer uno fern Befehle, wornach ſich ein jeder gehorſamſt zu »;achtenhat. Urkundlichhaben wir dieſes eigenhans ,, dig unterſchrieben und mit unſerm königlichen 1
Infiegel bekräftigen laſſen. Gegeben in unſerm Hauptquartier zu Altranſtadt , den funfzehenden ► September , des eintaufend fiebenhundert und sfechften Jahres. Carl. weiter unten :
€ . Piper.
Der geheime Referendarius Pfingſten machte ſich hierauf fertig , mit dem unterzeichneten Frieden ohne Verzug nach Polen zu reiſen , und ſeines Konis ges Genehmhaltung darüber einzuo Seneral Mars derfelt, wie nicht weniger Konig Stanislaus an den 1
Woiwoden Kiowski zugleich Briefe mitgaben , wors
in beide ihren in Polen ſtehenden Truppen Befehl ertheileten, ſich aller Feindfeligkeitgegen dieSachſen zu enthalten ; fo geſchahe doch folches mit dem Bebinger daß beſagte Briefe nicht eher ſolten überliefert wers den , bevor König Auguſt alles vor gültig erkläret hatte, was abgeredet undgeſchloſſen worden . Ues berdem muſte Pfingſten feine Reiſe alſo einricha ten , daß er innerhalb der im Frieden beſtimten fechs Wochen könte wieder zurük kommen , fals aber fóls ches nicht geſchehe , ſolte der Königvon Schweben an dem , wozu erſich eingelaſſen , nicht weiter gebuns den ſeyn , und bierauf machte fich Pfingſten auf den Weg.
me IE
Königs von Schweden .?
371
Carl der Zwölfte , der bisher bei ſeinen Soldaten1706 eine genaueund ſcharfe Kriegszucht eingeführet und
Il
beobachtet hatte, gab nunmehr durch eine neue und am felbigen Tage mit dem Frieden , nemlich am viers
gehendenSeptember, gezeichnete Verordnung, eine
anderweitige Probe von feiner Liebe zur Billigkeit undGerechtigkeit an den Tag. Es ward forceals elle len fchwediſchen Regimentećn zugeſchikt,undvermoge
In
derſelben allen und jeden , Dfficieren fówor als Ges
meinen,ernſtlich anbefohlen, ſich bei ſchwererStrafe in Sachſen darnach zu richten . Sie iſt ungemein
billig und löblich, und wehrt, daß ſiehierganzlich mit eingerukt werde :
„ Wir Carl der Zwölfte von Gottes Gnaden ,1 der
„Schweden, Gothen und Wenden König, 226. Erſter sel Artikel. Nachdem wirdie
„ verfüget, daß , alle, ſomol höhere als gemeine Officiers, und ges 2
meine Knecht und Reuter ihr richtiges Feldtractas mentmonatlich zu genieſſen haben ſollen , als wird
hiermit gnädigſt undernſtlich befohlen, und verorbs „ net, daß niemand ſich unterſtehen ſollte, ohnebahre Zahlung in denen Quartieren etwas zu fordern und .„ 3u empfangen, die Fourage ausgenommen , welche 99
,,, nicht bezahlet wird ,worauf denen Officieren dens
„ noch oblieget gute Aufſicht zu haben , daß ein Dorf moder Einwohner , nicht mehr dann der andre bes
ſchwert und mitgenommen werde *. A
2
Zweiter
» Zu Erklärung des erften Puncts dieſer Ordonanß die Fourage >> betreffend , wurdehernach kund gemacht, daß auf einPferd » alle vier und zwanzigStunden in allen gegeben werden ſolte : „ Sechsjebn Pfund Heu leipziger Gewichts . » Eine leipziger Rebe oder zmo fchwediſche stannen Hafern ..
» Zwo 3na Reben oder sier fowebirde Kannen Hakerling.
29 30
372
Peben Catls des Zwölften, Zweiter Artikel.
3706
Da nun auf berührte Weiſealles, was die Dis ficiers und Gemeine an Effen und Trinkenund ans
derer Nohtdurft zu dero Subſiſtenz bedürfen , bar 57
n von bezahlet werden muß, ſo bleibet allen und jede !
s unſerer Miligſchlechterdings verboten, mit Gravgs /
„ tion der Wirthe, einige Gäſte zu ſich in die Quars ** tiere zu laden .
1
$
:
Dritter Artikel.
,, DieMarquetenter nebſt dero Volfund Pferbe , haben in denen Quartieren nichts frei zu genieſſen,
», ſondern müſſen alles, was dieſelben an Victualien „ Getränt und anderer Nohtdurft empfangen , wie wnicht weniger die Fourage, mit barem Gelde benen „ Wirthen bezahlen . Vierdter Artikel.
1
Es unterſtehe ſich auch keiner zu deſſen privaten Behuf einigen Vorſpan bei denen Edelleuter, ( 3) Prieſtern , Bürgern oder Bauren zu begehren , oh »; ne nur gegenernbare eBezahlung, dergleis nſten rfordwann rt iaber e i h D d c i r m f e blieget f D e w o , » D ,, ſpandenen Eigenthümern unbeſchadiget wieder zus 29
»gebracht 9
Jo Ermangelung des Heues wurden acht regen oder fechas
»» iehn Sannen Hakerling und zwei Meßen Rebl tåglidh gp: sliefert „ Jn Ermangelung aber des Heues und Hafers wurden tág: » lich geliefert sehen Reken Haferling und drei egen ros » den Mehl, oder auch in Ermangelung des vorbergeben . 3 den vier gute Garben ungebroſchnen Rockens. >>Wobei zu merken , daß hundert und sehn Pfund einen Cents » ner , und rechsiebn leipziger Meßen einen Scheffel aus: 5) machen . C. M. 1. Adlerfeldt.
iek
Bu
Könige von Schweden .
373
„ gebracht und geliefert toerbe, widrigen fals er vor 17063 7 Den dahero entſtehenden Schaden reſponſable iſt. Fünfter Artikel. „ Wann ein Officier oder Gemeiner aus denen Quartieren wegcommandiret wird , folle ſelbiget : w nicht befugt ſeyn , vom Wirth einige Bezahlung : 9
„ oder Entgeld zu fordern, deswegen, daß der Wirth
2.wahrender Zeit von der Einquartierungund würt's
„lichen Lieferung der Fourage frei gewefen. 1 ..
Sechster Artikel „ Es iſt auch allerdings verboten , jemanden dahin si ju zwingen ,daß ſelbiger feine Pferbeentweder vers - tauſchen oder verkaufen folle , vielweniger mag ſich a njemand gelüften laſſen , Pferde oder ſonſten etwas , „ es ſei auch was es wolle, ohne Bezahlung Benett
„ Eigenthümern zu nehmenundabzuhandigen. Siebender Artikel.
» Reinem Officier oder Gemeinen iſt erlaubt, nach eigenem Gutdůnken Quartier einzunehmen , odec ng auch ſolche gegen andere zu verwechſeln , oder an „ ſtat derſelben , es ſei auch unter was Pratertes wolle, denen Bauern oder Einwohnern etwas abs „ fuprefſen ,maſſen den Poſſeſſorn der Güter auf fole »chen Fal Macht und Freiheit hiermit gegeben wird , ور
diejenigen , ſo hierwider handeln , zu greifen , und 2 bis ans nächſte Regimentjur Beſtrafung zu führen. Achter Artifel.
M
ELE
Alles Jagen und Schieſſen , ſo ins aks auſſerhalb denen Gehegen 1, Wildbahnen und Thiergarten ,
» wird hiermit ſchlechterdings verboten ; imgleichen alles Fiſchen mit Negen ; und fonſten Abſtechung
>>>
der Daminels wie nidit weniger Abbrechung dere » Frucht 2a 3
374
Leben Caris Des Zwölften ,
1906 , Früchte in denen Garten und Weinbergen ohne „ Entgeld und Bezahlung. Neunter Artikel.
9 , Niemand unterſtehe ſich feinenWirth , oder deſ „ Sceltworten anzugreifen , vielweniger auf offents „ fen Volk und Dienſtboten zu ſchlagen oder mit
licher Landſtraſſen , Wegen , Gaſſen , in Schinken
sünd. Stadten , Dörfern und Häuſern zu rauben, „ und andere Gewaltthätigkeitenzu verůben. Zehnter Artikel. Es wird auch hiermiternſtlich verboten , mit der
„ Fourage nachläſſig und überflüſſig umzugehen , ims
maſſen diejenigen , ſo damit betreten werden , den Schaden erfegen , und folches denen Officierern
jvon ihrem monatlichen Tractament abgezogen wers „ den ſolle.
Eitfter Artikel „ Die Dfficiers fowot als Gemeine haben das Feuer in denen Quartieren wohl in acht zu nehs , men, maffen aller durch ihre Nachlaffigkeit daher entſtehende Schaden , auf ihre Verantwortung ans „ kommen wird.
Zwolfter Artikel.
Damit wir auch Rundſchaft haben mögen , wie
,unfere Miliz fich in denen Quartieren verhalt,fo „ gebieten und befehlen wir hiermit durch die beiuns „ ſern Regimentern commandirende Officiers , da felbige monatlich , oder ſo oft ſie andere Quartier s beziehen , von denen Poffeſſoren , oder deren Gevols
sร machtigten ,wie auch denen Schultheiſſen in denen Dörfern gehörige Atteſtata nehmen , und alſo fort 1
manunſer Generalkriegscommiſſariat einſenden ſollene, w wi
Königs von Schwederi. 375 3,wie dieſer unſerer Verordnungnachgelebet worden ,1706 9 feiner aberunterſtehe ſich jemanden andereAtteſtas ,, ta abzuzwingen , als wie es ſich in der That und „ Warheit verhalt. Dreizehnter Artikel. 9
Ade Atteſtata, Quittungen und Urkunden ,for
denen Einwohnern hieſiges landes ertheilet, muffen in teutſcher Sprache verfaffet werden , damit dies „ felbe den Einhalt davon verſtehen mögen . Vierzehnter Artikel.
„ ودSo wird auch unſerer geſamten Milik immits 97
telft ernſtlichen verboten und unterfaget, die Poſten
I
s und deren freien Laufzu hindern oder aufzuhalten, ,, nachdem abermal unſer gnadigſter Wille iſt, daß
IM
13 gedachte Poſten , wie nicht weniger die reiſende
31
15
EN
7
», Leute und Wahren , ſo auf ber Poſt, Frachtragen , 97
oder andern gebrauchlichen Voituren fortgebracht
» werden , frei und ohngehindert pafſiren ſollen .
5, Noch vielweniger unterſtehe ſich jemand, die Poſten » und andere Wagen oder Fuhren zu viſitiren , weis
5, len alle Reifendeauf der Poſt ſo wol , als andere
„ vor dero Perſonen , Bediente , Fuhrleute, Pferde » Wagen, Karren, Geld, Wahren, Haab und Gus 97 » ter , alle Sicherheit und Beförderung zu genieſſen » haben ſollen , abſonderlich ſol niemanden verſtattet
» ſeyn , in denen Poſthauſern , in Städten oder auf ,, dem Lande die Poſtpferde, ohne vorhero bedungene » Bezahlung, wegzunehmen, maſſen wir die Poſtama ter nebſt darzu gehörigen Pferben und Fuhrleuten . » in unſern gnadigen Schuß genommen , und von ala g, ler Einquartierung befreiet haben wollen . Funfzehnter Artikel. „ Wir befehlen auch hiermit, und gebieten , daß Ioann etroas wiber vorhergehende Puncte oder uns A24 „ fere
376
Leben Carls des Zwölften ,
6706 ,, fere Kriegsartifel verbrochen oder gehandelt wird , jy die Einwohner dieſes Landes folches erſtlich bei
dem
commandirenden Officierer jeglichen Regis
ments, oder wann es Parteien, bei denen, ſo folche
commandiren , kläglich anbringen ſollen , wann fels
77 bige aber vermeinen , daß ihnen daſelbſten Fein » Recht wiederführe, haben ſie ihre Klagen bei uns
n fern Generalériegsconimiſſariatju inſinuiren, als welches ihnen zu Erhaltung prompter Juſtig bes , húlflich ſeyn wird.
1 »„ Wir gebieten und befehlen bannenhero allen und » jeden ins gemein , ſamt jeglichen beſonders. lo von L
„ unſertwegen einiges Commando führen , daß fie ,, nicht allein ſelbſt dieſer unſerer Verordnung ſtricte , nadzleben , ſondern auch darüber Hand halten , daß derſelben von ihren Unterhabenden nicht zuwider ngehandelt werde, fo lieb ihnen iſt unſere Ungnade „ und Beahndung zu entfliehen , die Verbrecherę » aber haben eine ungeſáumte eremplariſche Strafe 99 zu erwarten . Urkundlich haben wir dieſes mit uns
ſerer eigenhandigen Unterſchrift und vorgedrukten > 3nſiegel bekräftigen laſſen , 2c. 16ong Carl
6. Piper. Dieſe herrliche Verordnung warð überal in Sachfen kund gemacht, und verurſachte im Lande
deſto groſſere Freude, weil man von des Königes von Schweden rechtliebenden Gemüthe verſichert war, daß er derfelben in allen Stücken nachzukoms 1
then trachten wurde. Undin der That hatte wan
aus verſchiedenen nachdruflichen Zuchtigungen und Beſtrafs
Königs von Shiveden.
377 Beſtraffungen * ſchon abnehmen können , wie der 1706 Konig durchaus nicht geſonnen, feinen obwol ſieghafa
} j
ten Leuten zu verſtatten , daß ſie in einem Lande, wo Reichthum und ſonſten alles im Ueberfluſſe befinda lich , der geringſten Muthwillen oder Frebel ausüben durften .
ngwiſchen langten die Gefanten von verſchiedes nen Hofen häufig zu Altranſtadt an. Denn ohne die
i ſchonangeführtenpreußiſchen und churbraunſchweia giſchen Gefanten , von Prinz und Brote, ſchifte der Kaiſer auch den Grafen Wratislaw dahin , und ließ ſeine Vermittelung antragen , und daß er nach allem
Vermogen denKönig Auguſt zur ganzlichen Nieders legung der polniſchen Krone zu bewegen ſuchen wolle. Er ward bei Hofe ſehr wohl aufgenommen, und reis
1 fete kurk hernach ganz vergnügtwieder von Altrans ſtadt weg. Auſſerdem fanden ſich auch die engliſchen a A
s
und
„ Man wil ninter vielen anjaführenden Erempeln hiervon , bez „ ren nur zwei beibringen. Zu Markersdorf, nicht weit von » Gorlig hatten zwei Soldaten vom Leibregiment in einem Hauſe M
4
1
» eine Schalemit dicker Milch weggenommen , und einen Sina: » ben ., po fie daran verhindern wollen , hart geſchlagen , und gar
» verwundet. Der König vonSchweden rit in demſelben Aus » genblik dar vorbei, und weil er den Lerm hårete , hielt er o ſtile und frag nach , was da zu thun wire ? Nachdem der Vaz » ter ſeinen gang blutrünftigen Sohn dem Stonige vorgeführet,
w ließ dieſer die beiden Soldaten alſobald beim Stopfnehmen, ss und muften fie ſpielen , wer ſterben ſolte, derjenige , welchem » $ traf, mufte ſogleich fein Leben laſſent, obwol allé Dffi:
s ciersvon ſeinem Regiment, weil er ein wohlgeftalter Sterl war
so
, vor ihm baten .
Einige Tage hernach hatte ein Dragoner von Düders Re: w giment ſeinem Wirtheübel begegnet , weil er nicht zugeben w wolte, das jener einiges Federvieh abſchlachten ſolte . Der Sto: » nig von Schweden , fo eben darüber zu kam , und bei welcher > ſich der Sauer beſchwerete , verordnete ſogleich , daß der Dras - goner gleichfalsdieTodesſtrafe ausſtehen mufte. Dieſe kurz auf meinander folgende ſcharfe Zuchtigungen festen die Soldaten bei >
allen Regimentern in ſolche Furcht und Schreden ,daß ſie
» wider die Einwohner in Sachſen nidis thatlidhes weiter vor: > nahmen .
E. 2. 0. Adlerfeldt.
378
Leben Carls des Ziðifter,
1706und holtándiſchen Gefanten , Harefolt und Robinfon, la nach einander von Danzig ein; ingleichen der Freia i herr von Geffen , abſeiten des Königes Danemark, welcher in ſeines Herrn Namen dem Könige vor Sweden neun fchöne däniſche Pferde verehrete. Der Geheimeraht, Freiherr Georg Heinrich Górk, kam abſeiten des Herzogs von Holſteingottorf; ſo wie
he
der Hofmarſchal Freiherr von Settler von demLands
grafen von Heſſencaffet ;undder Herr von Rheinburg
IM
von dem Churfürſten von Mayne; viele andere von
benen kleinen fachfiſchen Fürſten , und denen benach
barten Hofen nicht zu gedenken , welche dem Könige
bi
aufwarteten , und ſich ſeiner Gnade und Schuß empfolen .
Inzwiſchen, daß dieſes in Sachſen vorging, war der König Auguſt von Lithauen nach Lublin aufges
brochen , alwoer zu denen alhier ſtehenden moſcowis & tiſchen Hülfsvdſkern ſtieß , dieunter dem General und Fürſten Menzikof in Reuterei und Dragonern bes NE und zwanzig tauſend NE Handen , und alſo mit etlichen Mann bei Caſimir über die Weichſel nachGroßpo: IN len marſchirtę , des Vorhabens den General Mars
Derfelt aufzuſuchen ,welcher ,wie oben gemeldet wors den , mit einer ſtarken Partei fich alhier aufhielt. Er war ſchon biß nach der Stadt Petricom ges
kommen , alsder geheimeReferendariusvon Pfings ften mit dem in Altranſtadt geſchloſſenen Frieden ans langete, welchen er nicht allein fo fort genehm hielt,
fondern auch Pfingſten ohnverzüglich wieder zurüffchit's te, und ihmeine unterzeichnete Volmacht mitgab, um
die vollige Genehmhaltung des Friedens, undwas ſonſt dahin gehören würde, darauf auszufertigen . Es wird geſagt, als wann Pfingſten dem Könige
Auguſt alle in dem Friedensſchluß enthaltene Stücke nicht gar zu richtig ausgedeutet, ſondern in ein und ans
dern hinterm Berge gehalten habe,1 in Hofnung, der König
Königs von Schweden .
379
Ridnig von Schweden werde noch ein und andere 1906 harte Puncte mildern , wann er ſehen würde , daß
Der König Auguſtſich alles gefallen lieffe. Solte fich 1
diefes alſo verhalten haben, hatte Pfingſten fich ges
wiß eine groſſe Verantwortung über den Hals ges fogen. Doch dem ſeinun wie ihm wolle , fo iſt dies
ſes ausgemacht, daß Pfingſten ohnverzüglich wieder zurükgeſchikt worden, theils um die Zeit zu gewinnen , theils auch, weil der König ſonſt niemand bei fich ges
! habt, dem er die Ausfertigung der zu Genehmhals
M
tung des Friedens gehdrigen Urkunden, wie auch ſels bige ins reine zu bringen ,anvertrauen wollen. Pfingſten begab ſich alſo ungeſäumtwieder auf die Reiſe , und wolte nunmehr, wie es ihm aufgetragen
3
war, die ihm anvertraueten Briefe an den General
Marderfelt und den Woiwoden von Kiow ſelbſt übers
$
bringen , weil hieran wegen der augenſcheinlichen Ges fahr um ſo viel mehr gelegen war , nachdem die ims mer weiter anruckenden Nufſenvon derSchweden
.
wenigen Anzahl ganz genaue Kundſchaft erhalten und dieſerwegen den König Auguſt deſto heftiger ans lagen, auf ſelbige loß zu gehen, und ſie ausdem Felde
zu ſchlagen . Dochweilihm ſolchergeſtaltdie Zeitnach
3
Sachſen wieder zuruf zu kommen mochte zukurk ges Fallen fenn , als mufte er die Briefe durch einen ans dern Weg überſchicken , welches aber verhinderte, daß ſelbige nicht zur rechten Zeit dem General Mars
derfeld konten eingeliefert werden , hinfolglich das hernachmals erfolgte Unglük veranlaſſten. Menzikof mit ſeinen Ruſſen trieben mitlerweile inis mer ſtarker darauf , es möchte König Auguſt die
Schweden endlich aufſuchen, und wolte er ſich nicht gar beiihnen verbachtig machen , ſo war keine Urſas che mehr übrig, warum er nicht weiter fortrůcken folte , doch verließ er fich noch immer hierauf, daß
Marderfelt albereit obbemeldte Briefé würde em pfangen '
380
Leben Carls des Zwölften ,
1706pfangen haben. Um aber deſto ficherer zu gehen, und eine förmliche Schlacht zu vermeiden, ließ er dems felben noch zum Ueberfluß von ſeinem Vorhaben uns
ter der Hand und durch eine getreue Perſon , welcher man den geſchloſſenen Frieden anvertrauet hatte , bie
Nachricht geben, mit Begehren ,es mochte Mars derfeld fich ein wenig zuruf ziehen , da er dann nichts ferner zu befürchten haben ſolte ,! ſtellete ihm anbei vor, wie ſtark dieRuſſen , und wie weit ſie der ſchwes diſchen Macht überlegen waren. Marberfeſt aber
hatte von allem , was bißher wegen des Friedens vors gegangen , nicht das geringſte vernommen , noch die vermeinten Briefe geſehen , hielt alſo den vom Ros
nige Auguſt mitgetheilten Raht vorverdachtig , und daß er ihn nur in die Fale zu locken willens, ents
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ſchloß ſich alſo ganz andere Maßregeln zu ergreifen ,
$
als diejenigen , ſo ihmvorgeſchlagen wurden .
Solcher geſtaltrükten beide Ármeen einanderſo nahe auf die Haut, daß es nohtwendig bei Kaliſch zum Treffen kommen muſte. Denn GeneralMars Derfelt hatte um ſo viel mehr Luſt , dem Feinde den Kopf zu bieten, als die polniſchen Truppen unter des Woiwoden von Kiow Anführung aufs hochſte verſis cherten , daß ſie unbeweglich Stand halten , und biß auf dem lekten Blutstropfen fechten wolten, aufwela chem Fall er dann ſich ſtark genug ſchakte , einen Sang mit denen Feinden zu wagen .
Er hatteſich daher an einem vortheilhaften Orte geſeget , und zwar zwiſchendenen Dórfern Doberfez
I di
KO
$
und Koſelnaviſch , auf dem Weg nach Poſen. Hinz ter ſich hatte er den Fluß Proſną, der rund um Kas liſch flieſſet, und war dieſe Stadt etwa nur einevier. tel Meile von der Wahlſtat entferiret.
Die ſchwediſchen Truppen waren in der Mitten auf gwo Linien , und die Reuterei mit denen Fuß,
knechten eines ums andere geſtellet. Sie mochten ohnges
8
, Könige von Schweden .
381
hngefehr etwas mehr als viertaufend Mann auss 1706 machen , und wolte ber General folche felbft anfühs
21
ren . Auf denen beiden Flügeln ſtunden die Polen, in drei Linien, der erſte unter dem Kiowski , und der zweite unter dem Sapieha.
Die Schlacht nahm des Nachmittages zwiſchen S. 19 den, ſo denen Schweden an Macht weit überlegen drei und vier Uhren ihren Anfang. Bei denen Feins
waren , machten die ?Ruſſen den rechten , und die i Sachſen den linken Flügel aus. Kaum war es zum *1 Freffen gekommen , als die Polen zum erſten , nach
geringem Widerſtande, ſia) übern Haufenwerfen und 1
in dieFlucht jagen lieſſen , wovon ſich ein Theil in die nahe am Fluſſe nicht weit von dem Wahlplake
4
von ihnen gemachte Wagenburg über Hals und
3
21
Kopf johe.
Dieganze feindlicheMacht fiel alſo denen Schwes
den auf dem Leib , welche zwar alles verſuchten ,was immer möglich geweſen ,auch den Feind zu verſchies 5
denen malen zurük klopften ; doch als die Reuterei von beiden Seiten mit unglaublicher Hiße auf eins
ander loßgegangen, war die einfallende Nacht ſchuld, daß ſie ſich von einander ſondern und verlieren mus ften , da dann ſolchergeſtalt eine Schwadron nad,der andern von des Feindes Menge umzingelt, und nache dem jeder Haufen fich ins beſondere noch lange ges
nug gewehret , endlich theils niedergemacht,theils gefangen ward.
Das Fußvoll hielt am lángſten aus, und ein Theil davon unter andern , wo der General Marderfelt
ſelbſt an der Spiße fochte, ſegteſich ins gevierdte und that eine ſo cühmliche Gegenwehr , daß es dem Feins de unmöglich fiel, folche anders, als vermittelſt eines imfreien Felde zu treffenden Vergleichs, zu Kriegess gefangene zu machen . arbera
382 Leben Carls des Zwölften , 1706 Marderfelt muſte fich alſo dem Feinde ergeben , nachdem er alles gethan , was man von einem braven und erfahrnen General verlangen konte. Welches auch dem Obriſten Guſtav Horn , Carl,Horn, Mars
(chalk, undMüllerwiederfuhr. Nur Generalmajor 5e Craſſau allein hatte das Glük mit etlichen hundert ... Pferden nach Poren zu kommen, nachdem er im duns
feln von denen übrigen Truppen war abgeſchnitten worden , und alſo nicht wieder zu Marderfelt komis men können .
Hierauf wurden auch die Polen ,fo fich in die Wagenburg verſtecket, gleichfals umringet , und als
Kriegesgefangene angenommen. Hierunter befand ſich der Woiwode von Kiow mit vielen andern der vornemſten, und ihrem Frauenzimmer. Nicht wenis ger muſten ſich die dreihundert Mann , fo General
Marderfeld in Kalis einquartiret, nebſt benenjenis gen, welche ſich nach dem Treffen dorthin begeben hatten , mit allem , was denen Schweden darin zus
gehörete ; ergeben , maſſen ein ſtarker Haufen von Calmucken fie von der andern Seite dergeſtalt eins 1
geſchloſſen hielt , daß ſie ohnmöglich entkommen konten.
Nach dieſer Schlacht gewann es nun das Anfes hen , als ob ſich des Königs Auguſt Sachen auf eis
nem beſſern Fuß regen wolten , abſonderlich , weil er hierdurch von ganz Polen , Poſen ausgenommen , Meiſter geworden . Man vermuthete auch nicht ans ders, als daß es nunmehr dieſer Stadt gelten dürfte, und daß das ſchwediſche Pommern für einem feindlis chen Einfal nicht gar zu ſicher ſeyn wurde. Es ſtes het auch dahin , wie weit die Ruſſen , oder König
Auguſt, ohngeachtdes genehm gehaltenen Friedens, dazu Luſt gehabt. Dieſes 1
1
Königs von Schwedert. 383 Dieſes iſt gewiß ,daß das Unternehmen auf Pos 1906 ſen um fo viel zweifelhafter ausſahe, je weniger es
DiefemDrte an gnugſamer Befagung und andern nde
9tigen Mitteln zu einer tüchtigen Gegenwehr mane
gelte. Ueber das hatte Konig Auguſt nur bloſſe Reuterei bei ſich ; denn das moſcomitiſche Fußvolt ftund noch jenſeits der Weichſel und in Reuſſen. Was aber den Einfal in Pommern anbelangefy fo muſte man freilichbefürchten, es wurde der Konig von Schweden in Sadſen, wo er denMeiſter( pies lete , alles wieder vergelten und verwüſten, auch zus 1
gleich denen Einfallenden den Rükmeg ſperren . Alle dieſe Vorſtellungen waren kraftig genug , die Freude über den erhaltenen Sieg, welchen der Kos
12
nig Auguſt gleichfam -wider ſeinen Willen befochten hatte, ziemlich zu vermindern . Da er auch nicht wiſſen konte, wie der König von Schweden die Nacha
richt von dieſer erlittenen Niederlageaufnehmen wurs de ; ſo mufte er wegen ſeines Zornsoder Rache gleich 6
fals noch in Furchten ſtehen . Demn ſeinun wie ihm wolle, ſo hielt Konig Aus guſt für das rahtſamſte, an den König von Schwes Den ſetbſt zu ſchreiben , das vorgefallene Treffen mit
der Nohtwendigkeit zu entſchuldigen , um damit des nen Ruſſen allen Argwohn von einer etwanigen Fries denshandlung zu benehmen. Und in der That rúkte er nach der Schlacht bei Saliſch nicht weiter fort,
ſondern nam dieGefangenen mit ſich nach Warſchau, denen Ruffen aber wieſe er die Quartiere in Volhi.
nien an , damit er dieſelben etwasweiter von der Sand chaffen möchte. Die fachſiſchen Truppen marſchirten nach Cracau , und wurden daherum vera leget.
Damit 6
384
Leben Carls des Zwölften,
1706 Damit aber nieniand aufdie Gedanken gerahten eden nige chen re te fol , ob wä
zwiſ
dem Kö
von Schw
und ihm ein Friede aufgerichtet ,ließ er in Warſchau Univerſalien musgehen , die Stände auf ein Conſili um zuſammen rufen , und mit Nachdruk den Krieg fortzuſeßen Anſtalt machen , verbot anbei bei Strafe des Feuers und des Schwerdtes , daß niemand ſich n elennen , ſondern augenbliks lich dieſelbe verlaſſesp
Gn wahrender Zeitwar Pfingſten mit des Königs Auguſt Genehmhaltung des Friedens nach Sachſen
zurút kommen ,welche auch ſofort gegen einander 1
ausgewechſelt wurden , und weil erzugleichvom Kos
nig Auguſt einenBrief an denKönig von Schweden mitbrachte ,worin jener ſein Vergnügen über den ges (chloſſenen Frieden und wiederum errichteter Freunde (chaft an den Tag legete , und dabei ſich dieſer Auss
Drückungen bediente : „ Daß, da der Verluſtvon des 5, Róniges von Schweden Gewogenheitihmmehrmißs ,, vergnügen gemacht, als er bei dem Befik der pols w niſchen Krone Vergnügen gehabt hatte ; ſo konte 1
es ihm nunmehr gleich viel gelten , ob er dieſe vers
,, liere, wann ernurdadurch des Königes von Schwes ,, den Freundſchaft wieder gewinnen wurde; „, ſo er:
freute ſich Carl der Zwölfte deshalbennichtwenigi und beantwortete ſolchesSchreiben auf eine ſehr vers pflichtete Art.
Man hatte biſher in Sachfen noch nicht die ges ringſte Nachricht von dem , was in Polen vorgefals len war , erhalten . Doc als nicht lange hernach
aus Marderfelts Brief Das unglükliche Treffen bei Kaliſch kund ward , undman zum voraus ſeşte , daß er des Königes von Schweden durch Pfingſten übers fandte Briefe wurde erhalten haben,Fonte mannicht P
anders gedenken , als daß ſolches mit Fleiß und Vora
fak gefdjehen , auch König Auguſt nichts wenige wurde 1
Königs von Schweden .
ti
385
mürde im Sinn haben , als den geſchloſſenen Frie: 1706 den zu halten .
Dieſes alles mufte den König von Schweden
nothwendig ſehr heftig verdrieſſen . Doch wie er bei
allen Gelegenheiten Herr über feine Neigungen gé's ¿ weſen , alſo wuſte er auch vor dieſesmal die erſten Bewegungen ſeines Unwillens zu verbergen , und wolte fich vorher auf das allergenaueſte erkundigen, ob man ihn in dieſer Sache mit Willen hintergan
V
gen , oder alles nur von ohngefehr und ohne Vor's bedacht geſchehen ware.
Er faſte alſo hierbei eine Entſchlieffung, die ohne Zweifel bei der Nachwelteine Verwunderung vers Vienen wird . Denn der Secretaire Eederhielm mus
ſte fich ſofort zu denen ſächſiſchen Commiffarien beges
ben, undihnen andeuten ,daß im Fall dieſes vorſes
Elicher weife geſchehen , und man hierdurch vermeinte einen Vorteil erjaget zu haben oder ſie nunmehe Hofnung hatten , ihr Werk beffer als vorhin durch den Degen auszuführen; ſo ware Konig Cart ſchon
damit vergnügt, und bereit, ihnen ihren Frieden zur dieſen erlittenen Schaden allerdinges gebührenden
#ruf zu geben , abſonderlich ,da er noch über das für Abtrag haben wolte.
Wie ſehr nun die fachfiſchen Commiffarien über 1 dieſe zwar kurze doch nachörufliche Antwort beſtürzet wurden , und wie ſauer ſie ſichs auch werden lieffen, bas vorgegangene zu entſchuldigen, fo wolteſich doch
an
der König von Schweden den einmal gefaſſten und ben laffen . Doch dauerte dieſes nur einige Tage.
ziemlich gegründeten Argwohn nicht ſo leicht ausres*
Denn kurz hierauf lief das ſchonerwehnteSchreiben von dem König Auguſtan Pfingſten ein , in welchem # er nicht allein das geſchehene höchlich beklagte , und
yil
betheurete, daß die Schlacht wider feinen Millen por ſich gegangen, ſondern erbot ſich auch zu einer ants Zweiter Theil.
Bb
fehnlichen
Leben Carls des Zwölften , 386 3706 ſehnlichen Schabloshaltung, im Fal der König von Schweden nicht wurde zu gewinnen reyn. Und dies
fer von des Königs Auguft eigener Hand geſchries alſo vorgezeigte bene und dem Könige von Schweden Brief hatte auch bei demſelben die Wurkung, daß er alle Erſegung großmůhtig nachgab , und nur bloß die bei Kalis Gefangenen wieder foderte, Damit man aber gleichwol módyte verſichert ſeyn,
ob es dem Könige Auguſt mit dem Frieden ein rechs ter Ernſt ware, und ob er ſolchen in allen Stücken
nachzukommen willens ; fo drung man ſchwediſcher Seits nunmehr hart darauf, daß die darin enthaltes
ne Bedingungen mochten erfüllet werden, worunter die Loslaſſung der polniſchen Prinzen eine mit von denen erſten war. Doch eine Zeit und Woche ſtrich nach der andern hin, und geſchahe weder in dieſem noch andern Stüke ken das geringſte weiter , indem die fácbfiſchen Come
miſſarien vorſchüßten, fie.durften ohne eigenhändigen Befehl des Königes Auguſt nichts unternehmen. Hierübernam dasMißtrauen deſto mehr überhand,
als taglich die Zeitungen aus Polen einliefen , wie vertraulich König Auguſt mit denen Ruſſen umginge, mit denen vornemſten Polen ſichnoch immer berahts
ſchlagete, und gegen die Schweden allerhand wis brige Verfaſſungen machte.
As man dieſes denen Fachfiſchen Gevolmachtigten
portrug und ihnen zu verſtehen gab , wie ſehr nahe dein Könige von Schweden ein ſolches Betragen ges hen muſſe, als welches denen legtern feierlichſten Verſicherungen des Königes Auguſt ſchnurſtraks zus wider wäre , gaben ſie vor , daß ſolches von ihrem Herrn zu keinem anden Ende geſchahe, als nur die Ruſſen und Polen einzuſchlafern, damit der König
fich von ihnen deſto ſicherer loswickeln, und in eiges ner Perſon nach Sachſen kommen könne. Es mulle alſo
Königs von Schweden .
387
alſo aus dieſer Urſache der Friede nohtwendig noch 1966 geheim gehalten werden, weil ſonſten der König Aus guſt der Rachbegierde derer Ruſſen überlaſſen wurs Der von welcher er fich alles zu befahren hatte. Nichts deſto weniger fand der König von Schwes
ben ſo viel zweifelhaftes und verſteltes Weſen bei dieſer Sache, daß er einmalden Schluß faſſte, die Sundmachung des Friedens nicht langer hinter der Hand zu halten , abſonderlich da man bei Auswecha
ſelung der beiderſeitigen Genehmhaltung deſſelben war eins worden , daß man nur noch eilf Tage mit
Dem Werke folte geheim fenn , als welche Zeit ges
I
raum genug ſchiene, dem Könige Auguſt Nachricht davon zu geben , und ihn wieder den Unwillen ſeines
Bundesgenoſſen in Sicherheit zu legen. So wolte auch der König von Schweden auf der andern Seite die Geſandten von denen auswärtigen Hofen nicht langer aufhalten , als welche den Fries den zu vermitteln in Leipzig lagen, und deswegen ala lerhand Vorträge thaten , wie denn der Graf von
Zinzendorf erſt neulich wieder an des Grafen von Wratislaw Stelle von Wien ankommen war , und 1 neue Friedensvorſchläge abſeiten des Kaiſers mit ſich E gebracht hatte. 2: Die Haupturfache aber des Königes von Schwes
1
ben war woi diefe, daß er dem Könige Auguſt alle Gelegenheit benehmen wolte , andere Gedanken zu
faffen, und ſich in neue und verdriesliche Ungelegena heiten zu verwickeln , oder einige wider ein und andes
ren Punct der Tractaten ſtreitende Ausflüchte zu machen.
ho
Er ließ alſo vierzehn Tage nach ausgemachter bei: d. 16
Derſeitiger Genehmhaltung des Friedensſchluſſes die: Nov. i ſen leßtern offentlich und bei allen europäiſchen Hös fen durch ſeine Geſandten und durch Briefe kund the machen. Es verurſachte,aber dieſes uberal ſo viel Bb: 2 groſſere
388
Leben Carls des Zwölften ,
3706 groſſere Augen , je weniger man einen für den König
von Schweden ſo rühmlichen und vorteilhaftenFries den vermuhten geweſen . Die ſádyſiſchen Geſandten aber im Haag und anderwerts ſchienen ſich deſſelben zu ſchamen , und hatten Mühe ſolchen vor achtzu ers
tennenund anzunehmen . So groſſe Vorſichtigkeit hatte man gebraucht, die ganze Unterhandlung ges beim zu halten.
Weil Konig Stanislaus hierbei am meiſten Theil mit nam , ſo fáumete er daher nicht, mittelſt einer Geſandſchaft, welche aus dem cracauiſchen Boimos
den Landsforonski und dem polniſchen Untercanzler Scjufa beſtand , dem Könige von Schweden vor
den ſo wol zu feinem , des Stanislaus,als des gans zen Königreichs Polen Vortheil gereichenden Fries den zu danken . Ihre Anrede thaten ſie in lateinis
ſcher Sprache, und ward ihnen in des Königes von Schweden Namen in eben derſelben von dem Statss
fecretarius Hermelin beantwortet. Wenige Tage hernac), ſandte Earl Der Zwölfte den Königlichens und Reichsraht, auch Grafen des
aboiſchen Hofgerichts , Grafen Otto Welling , nebſt dem obgedachten Hermelin wiederum an den König
Stanislaus , die ihm zu dem nunmehrigen völligen Beſie der polniſchen Krone Gluk wünſchen muſten. Es geſchahe folches gleichfals in einer zierlichen und
wohlgefeßten lateiniſchen Rede, worauf der Unters canßler Sczuka in ſolcher Sprache antwortete. Die
Glůkwünſche von andern Höfen traffen auch nach ges rade , wiewol etwas langſamer ein , nachdem dieſels ben vorSchweben gut oderſchlecht geſinnet waren . Der König von Schweden war mitlerweile bes
dacht die Volziehung des Friedens zu bewerkſtelligen , und zugleich mit denen ſachfiſchen Standen wegen
Erlegung der Steuren zum Unterhalt der ſchwedis Esben Armee einen Schluß zu faſſen. Es war auch ſchon
Königs von Schweden ,
Xo
389 fchon dieſerwegen an jene ein Befehl ergangen , daß 1706 ſie ſich gegen den andern October neuen Stils , mit
gnugſamen Verhaltungsbefehlen und Machrichten in Leipzig einfinden ſolten . Ob nun gleich demn zu folge die Landſtande des Churfürſtenthums, der Ober- und Niederlauſik , der Grafſchaft Mansfeld , wie nicht
ilm weniger der beiden Stifter Merſeburg und Naums burg zu beſtimter Zeit in ziemlicher Anzahl ſich vers n3 ſamleten ; ſo war man doch unterdeffen in Dreßden
In dieſerwegennichtwenig beunruhiget, und bemühete fich diedortige Regierung aufalle erſinnliche Árt, Dieſes Werk verhaft zu machen ,I und wohl gar zu
hintertreiben , oder zum wenigſten es alſo zu karten ,
me daß man vielmehr mit ihr als mit denen Standen this hierüber in Berahtſchlagung treten módyte. Sie hatte aus dieſer Ürſache. Denen zu Leipzig anweſenden Abgeordneten der Stadte durch einen
Befehl unterfaget, daß fich keiner von ihnen durch aus unterſtehen folte , ſich mit dem ſchwediſchen Commiſſariat einzulaſſen , bevor ſie ſich bei dem ſächſiſchen Cammerpräſidenten Freiherrn von Ima hof angemeldet, und von demſelben Beſcheid er: erhalten hatten , was zu thun oder zu laffen ware.
gn währender Zeit, daß man denen ſáchfiſchen Abs Column geordneten von Dreſden aus allerhand Schwürigs fonte feiten in dem Weg legete , und dadurch die Sachen I UM nur aufzuhalten ſuchte, mahlete dieſelbe churſächſiſche 4. Regierung denen Schweden die Stande als harts ruber nackigt ab, die ohne die auferſte Gewalt ſich zu nichts mW berſtehen ipurden. I
豪蒙嘉
II
Dieſe Verſtellungen fruchteten auch ſo viet, daß die anberamte Zeit vergebens vorbei ſtrich, ſonderlich weit
der Cammerpräſident Imhof denen fachſiſchenStana Weil aber der or Graf riatsdirect gescommiſſa ſchwediſcheGeneralkrie Stenbok hierin gane anderer Meinung war, ſo ward
in man den alles allein vortragen wolte.
Bb 3
dieſe
3
390
Lebert Caris des Zwölften ,
1706 dieſe Uneinigkeit endlich durch einen neuen Befehl des
Königes von Schweden gehoben, welcher dahin ging, daß man mit denen Standen des Churfürſtenthums
felbſt unmittelbarer weiſe handeln ſolte. Und hierauf geſchahe denenſelben am vierten October nachfolgens
der vierfacher Vortrag : Erſtlich muſte ausführlich aufgezeichnet und einges geben werden , wie viel Domainen oder Cammera
guter vorhanden , und was ſolche in denen jüngſtvers Floſſenen zweien Jahren an ordentlichen und aufſers ordentlichen Gefällen , wie ſie auch heiſſen möchten, ausgetragen ; wohin die Gefandſchaftskoſten , freis
willige Geſchencke, Beihulfe zum Kriegesítat, Vers zinſung der aufgenommenen Capitalien , Vermogens: A
Korn Defenſions- und Rauchfutterſteuren , ſamt Accife: Land und Trankſteuern, und dergleichen mehr gehöreten .
Hiernachft ſolten ſie durch die ergangene Ausſchreis ben darthun und beweiſen, auf wasArt, nach Schoks
Ken und Hufen , eine jede von dieſen Schaßungen ſei eingebracht worden.
Ferner muſten die in jedem Creiſe liegende herrs
ſchaftliche Güter benennet, und nebſt dem, was ſie in denen zweien legten Jahren gegeben , auchzugleich die Namen, Beſtalung und Aufenthalt der Bediens ten eines jeden Amtes bezeichnetwerden.
Und endlich folten ſie die Abſchiede von dem was von tauſend ſiebenhundert und vier biß iko auf denen Landtagen verhandelt worden , einſchicken. Denen beiden Stiftern aber , Naumburg und
Merſeburg warb unterm fünften October angeſons
nen , bei dem ſchwediſchen Generalkriegescommiſſas riat ein genaues Regiſter beizubringen , wie viel an der churfürſtlichen Regierung aus dieſen beiden Bißs thümern in denen zwei leßten Jahren an ordentlichen
und auſſerordentlichen Gefällen ſeigehoben worden ; dann
M
Königs von Schweden.
391 11! dann durch ergangene Ausſchreiben an die Hand zu 1706 in geben , ob nach Schocken oder Hufen ſei geſteuert ithu worden, und endlich zu benachrichtigen , auswas vor hin Befugniß die Stifter zu dergleichen Auflagen gehala to ten waren.
Die churfürſtlichen fachſiſchen Standekamen hiers
De auf mit ihrer Erklärung ein , und begehrten zu wifi
como fen , ob unter denen Domainen oder Cammergutera anelen die Rentcammer zu verſtehen wäre, welchenfals ſie
davon keine Nachricht ertheilen könten. Ubrigens: moet brachten ſie ein Verzeichniß fo wohl von denen Creis
1, fen , als nemlich dem Churcreiſe , thüringiſchen , me ſchen , neuſtädtiſchen ,auch obers und niederlauſigis
ti meißniſchen , leipziger , erkgeburgiſchen , voigtlandis
ſchen Creiſen , nebſt allen Åbgiften bei , und wie hoch
1
ſolche in denen lezten Jahren ſich betragen; und vera
ſicherten zugleich,daßin denen Jahren tauſend ſiebens hundert vier und fünf, zwanzigein halb, und drei und
zwanzig ein halb Duatember bewilliget, vier und
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zwanzig auſſerordentliche Quatember aber unbewillis get durch gewaltſame Eintreibung waren gehoben
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Ueber das bezeichneten ſie alle in jedem
worden .
in Creiſe belegene Aemter, undwem ſolche zugehöreten, geſtunden auch , daß zwar im Jahr tauſend ſiebens hundertund vier einAusſchußtag gehalten , doch des
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nen Standen kein Receß oder Abſchied ertheilet ſei; feit dem aber weder Lands noch Ausſchußtage anges
ſtellet worden . Welchem aber ſie noch einen Auffage von allen gangbaren Schocken beifügeten. Graf Stenbok, ſo die Cammer allerdings zu des
contenen Domainen wolte gerechnet wiſſen , wandte ſich dieſerwegen an den Präſidenten Imhof, muſte aber Die mit der Entſchuldigung zufrieden ſeyn , daß er alles
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urhat onta W
bereits an die Schwediſche Canblei geliefert habe, Was die beiden Stifter Merſeburg und Naum , 1
burg anbelanget, ſo führeten diefelben in ihre Beant: B64
wortung
392
Leben Carlé des Zwölften ,
37c6wortung aus, daß fie ganz abgeſonderte unmittels bare Reichsleben wären, ſo nicht zu dem Churfürs ſtenthum Sachſen gehöreten , ſondern ihre eigene Adminiſtratores und regierende Landesherrn hatten,
die vermittelſt des Domcapitulsdurch Poſtulationes Dazu gelangeten , welchen auch allein gehuldiget
würde, und denen , kraft ihrer eigenen Verfaſſung, auf den von ſelbigen ausgeſchriebenen Stiftstågen, die Verwilligung allein geſchehen , und alle und jede
Schakungen zugehöreten, wie dann auch dem Churs fürſten von Sachſen weder gehuldiget nod etwas
verwilliget wurde. Daßaber ein Drittel dergefale ligen Landſteuer von denen Poſtulatis aus der Cams
njer jährlich an den Churfürſten gereichet worden, folches ware vermittelſt beſonderer Vertrage für den Schuß und Uebernehmung aller Reichss und Creißa anlagen bewilliget worden.
Unterdeſſen erhielt der Cammerpräſident gmhof ſo viel, daß er am zehnten Dctober denen churfürfts lichen Standen eröfnen durfte, wie des Königes von Schweden Wille durch den Grafen Stenbock denen ſáchfifchen Geheimenrathen albereit ware hinters bracht worden , welcher darin beſtunder baß monats
lich von denen alten und neuen Erblanden , die Stifs ter und Schwaraburgiſchen , nebſt andern zu Lehen
gehenden Ländern mitgerechnet, ſechshundert, fünf und zwanzig tauſend Reichsthaler verlanget wurden davon für die Futterung monatlich hundert fünf und zwanzig tauſend Reichsthaler abgezogen , und das übrige baarnach denen Schocken bezahlet werden ſolte.
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Dieſe Anfaderung ſchienedenen Standenunmog. lich , und denen Stiftern nebſt der Unmöglichkeit zus gleich bedenklich , daß fie ſo mit in die Brühe folten geworfen werden. Es thaten aber die Lekten von
neuen Vorſtellungen , und baten daring man möchte fie
Königs von Schweden .
393
mit
ſie doch bei ihren beſondern Gerechtſamen und Vers 1706 faſſungen laſſen , indem ſie ja auf feineWeiſe zu dem
eta cinta
Churfürſtenthum Sachſen gehöreten , obſchon ſách fiſche Fürſten , vermoge der geſchehenen Poſtulation ſolche adminiſtrirten ; Ueberdashattenſie zu dem polniſchen Kriege nicht das mindeſte beigetragen .
Ella
immer mit der augenſcheinlichen Unmöglichkeit ilo viel Geld aufzubringen , und bewegten auch den Kos nig von Schweden dahin , daß er überhaupt für Steuren und Fourage mit fünf mal hundert tauſend Reichsthaler monatlich zu frieden zu ſeyn fich erklas
Die Stande entſchuldigten ſich auf ihrer Seite
DO
rete. Doch weil die Stände ſelbſt nicht wuſten , zu
was ſie ſich entſchlieſſen ſolten ; ihnen auch , obanges führter maſſen , die Hände gebunden waren , daß ſie nach ihrem Gutbefinden nicht ſchalten durften ; alſo des Zauberns kein Ende war , und man fachſiſcher Seiten noch allerhandHinderungen machte; ſoward endlich der König von Schweden des Dinges ubers
drufſig, und befahl die Truppen, nach Anweiſung
onetan
17.
und Verhältniß der Schocken einzuquartieren , auch darnach die Schakungen einzutreiben . Es waren aber mit denen übrigenUrkunden und Schriften auch die Nachrichten von denen Steuren und Schocken
bei Ankunft der Schweden aus dem Lande geſchaft
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worden , und ob zwar verſchiedene Regiſter der
Schocken zum Vorſchein kamen, ſo wolte doch keines mit dem andern übereinſtimmen.
Endlich erſchien
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eines unter des Königs Äuguſt Cammerſiegel, Darin viele Schocken aufgeführet waren , fo feit derHaupts
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sig nicht mehr eigetrieben werden können , und worin
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die Stifter , abſonderlich Thüringen und mehr Ders ter,Tehr beſchweret waren. Weil der König von Schwebenkein anderesVers zeichniß hatte , muſte die Armee fich nach dieſem im
2M
molta
veranderung von tauſend ſechshundert acht und zwans
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Lande
Leben Carls des Zwölften , 394 3706 Lande ausbreiten, wie nicht weniger die Kriegesſteus ren angeſchlagen , und durch die Truppen eingetries ben wurden. Nun beſchwerten ſich zwar die zu hoch
angeſetzten Derter heftig, daß ihnen zu viel Schocken angerechnet worden , und muſte die churfürſtliche
Geheimerahtsſtube es ſelbſt durch ihr Geſtandniß bes. kennen : allein ſie kamen zu ſpät. Denn weil die Truppen bereits ihre angewieſene Quartiere bezogen
hatten, und die Einrichtung darnach verfüget wors ben ; ſo muſte es dabei bleiben , und wurden alſo von
jedem Schock monatlich vier Kaiſergroſchen auf die Monate September , October, November und Des cember dieſes laufenden tauſend ſiebenhundert und
ſechsten Jahres von denen Sachfen abgefodert.
Uebrigenswaren dieſchwediſchen Völker aufnacho ſtehenden Fuß in Sachſen vertheilet: (Das Hauptquartier
7 zu Altranſtadt.
Die Leibdragoner Der Generalmajor
bei Merſeburg.
Kruus, Reuterei Der Obriſt Búnau nebſt einen Theil der Artilles
zu Naumburg.
rie
in Pegau.
Die Weſtgothen , Fuß in Rochlik.
volk
Jin Leipzi. Der König Stanislaus ger Creiß.
mit ſeiner Hofſtat und Gefolge
in Leißnik.
Die Dalferlen , Fußvolk in Grimme. Das grobe Geſchuh in Mutſchen . Das Leibregimentzu Fuß in Wurtſchen . 2
Die Adelsfahne , zu : 3 in Taucha. Pferde Der Obriſt Dücker,
Dragoner
Jin Ddlik . :: Das
Königs von Schweden .
395
5 gm Thus ( Das Leibregiment
71
1706
ringiſchen { -zu Pferde in Sangershauſen , Creiß. Die Waloſchen in der Schulpforte. Der Generalmajor Im Churs
creiſe
Buchwald , Dras goner
in Hånichen .
9
Die Uplander , in Wittenberg.
1 Fußvolk
Der DbriſtTaube,
in Groſſenhayn.
Dragoner Das calmarſche
Regiment zu Fuß in Meiſſen . gmmeiſnig Das jonkiopingis Tchen Ereiſe ſche Regiment zu Fuß
in Döbeln .
Der Generalmajor
Meierfeld , Dra:
in Pirna .
goner
Smolander, Reus terei
in Freiberg.
Súdermanlander, > Im ersges zu Fuß in Auguſtusburg. burgiſchen Dſtgothen, zu Fuß in Pšenik. Weſtmanlander , Ereiſe
zu Fuß
in Anneberg.
Nericke u. Werms .
lander, zu Fuß
Jin Schneeberg.
Im Vogts ( Die Dſtgothen , zu lande
Pferde
in Plauen.
Im neuſtas (Die Nylander; zu ) in Neuſtadt. Hielm Obriſt , Der ( Gn der Dr Dragoner in Zittau. In Der Dbriſt Crons bertaufis mann, oder Erons, berg-Lehn, zu Fuß Jin Kamenk.
tiſch . Creifel Pferde
Die
Leben Carle des Zwölften, 396 1706 Die Regimenter, fo nicht Raum genug in denen Städten hatten , wurden in denen nahe belegenen Flecken und Dörfern, auch andern umliegenden Ders tern eingeleget .
Wir haben den König Auguſt in Warſchau gelas
ſen , wo er ſich anſtelte, als wann er eine groſſe Rahtsverſamlung halten , und den Krieg fortſeßen wolte. Allein dieſe Verſtellung folte nur dazu dies nen , daß er mit ſeinen fachſiſchen Miniſtern und
Truppen ſich deſtofüglicher aus Polen fortmachen konte. Denn nachdem er die Moſcowiter , unter DemVorwand,daßſiedie Winterquartiere in Vol hynien beziehen ſolten , von ſich geſchaft hatte , ging er, ehe man ſichs verſahe, aus Warſchau und Polen
weg, und trät unvermuhtlich zu Leipzig bei dem Cams 0.6 merpräſidenten von gmhof ab.
Dec. Vsiker aber hatte er bis auf weiteren Befehl bei Cracau ſtehen laſſen . 0.7
Des folgenden Morgens ließ er dem Könige von Schweden ſeine Ankunft wiſſen, und reiſete ſelbſt eis nige Stunden hernach um Mittage mit einem kleis
nenGefolge zu dem Grafen Piper nach Güntersdorf, welches eine kleine halbe Meile von dem Hauptquars
tiere lag, in Hofnung, und wie man ihm verſichert hatte , den König Carldaſelbſt vorzufinden. Wie Graf Piper dem Könige von Schweden aus genbliklich hiervonNachricht gegeben, ſtand dieſer ſo gleich von der Tafel auf, und rit nach des Grafen Quartier hin . König Auguſt empfing ihn an der Saaltreppe, da denn der König Carl eilete um fels
bige geſchwind hinauf zu ſteigen , damit der König nicht ndhtig hatte , weiter zu ihm herunter zu koms
men. Beide Könige empfingen undumarmeten ſich hierauf, und bezeugten einander viele Freundſchaft.
Nachdem ſie ſolcher geſtalt eine Zeitlang beiſammen geweſen , und von querhand gleichgültigen Sachen gar
1
1:
1,
Könige von Schweden .
397
a in das beiderſeits gar vertraulich miteinandergeſprochen ,ſtiegenfie 1746 zu Pferde , da ihnen ohngefehr hundert
E belegen
enden
Perſonen L meiſtentheis Officiers , nachfolgeten ,die hierher gekommen waren , um dieſe Zuſammenkunft
chau gali mit anzuſehen.
Beide Könige erhuben ſich nach Altranſtadt, da eineforritor Carlder Zwölfte den König Auguſt unterweges bes ſtandig zurrechten Hand reiten ließ . Nach ihrer
00:0) Sternd
Ankunft im ſchwediſchen Hauptquartier blieben fie noch bei drei Stunden bei einander, da König Aus guſt ſo von der Reiſe nochermüdet war, ſich in des Königs von Schweden Schlafgemach begab, und dafelbſt, bis man angerichtet hatte , in einem Lehna ſtuhl ein wenig ausruhete.
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An der Tafel hatce König Auguſt gleichfals die Dberhand, und ward von zwei Cammerherren bedies que ner. Carl der Zwolfte faß ihm zur linken, nnd fourt waren noch mit zurTafelgezogen der churſachſiſche Dbermarſchal Graf von Pflug, ſo nahe beim König Auguſt faß ; der Graf Piper; lo dem Könige von Schweden zur Seiten war; der Feldmarſchal Graf Poſſe, der Cam Rehnſchold , der Stadthalter Graf
、
28
metpräſidentvon Imhof, der Präſident Graf Otto Welling, und der General Gräf Stromberg. Nach aufgehobener Tafel, wo man ſich nicht lans ge aufgehalten hatte, begleitete der König Carl den König Auguſt in ſein Schlafgemach, und nachdemſie noch einige Zeit mit einander geſprochen , begab ſich
/
der König von Schweden in einem andern Zimmer des Hauſes im oberſten Stokwerk zur Ruhe. Zwolf Trabanten aber hatten indeſſen vor des Königs Aus guſt Gemach die Aufwartung.
Des andern Tages blieben die beiden Könige bis 0.8
Mittag beiſammen , da Konig Auguft nac, Leipzig Dec. Des. wieder zurük reiſete, und unterdeſſen die Veranſtal. tung zu Loslaſſung der beiden Prinzen Sobieski machte.
Leben Caris des Zwölften , 398 1706 machte. Der König von Schweden Tchikte zu dem Ende auch den Generalmajor Meierfelt und den Ses cretair Cederhielm nach Dreßden , welche die Prins zen empfangen muſten , nachdem alles , was Sonig Auguſt von ihnen , und die Prinzen wiederum von dem Könige zu fodern hatten , verglichen und ſchrifts lich abgethan war .
Weil auch König Auguſt zugleich wegen Zurükges bung derer in wahrenden Kriege von denen Schwes
Den erbeuteten Siegeszeichen Ordre geſtellet hatte ;
als wurden ſelbige nach Inhalt des Friedensſchluſſes dem General Meierfelten zugeſtellet, und beſtunden fie in dreizehn Standarten und zweipaar Paaken. d. 11
Kurz darauf erhub ſich der König von Schweden
Dec. an einen Vormittage nach Leipzig , und machte bei d . 13 Dem Könige Auguſt ſeinen Gegenbeſuch . Zwei Tage hernach kam dieſer wieder nach Altranſtadt, kehrete aber noch ſelbigen Abends zurük nach Leipzig , und ging von dar des andern Tages nach Dreßden , wo
er fich etliche Wochen überaufhielte. Und wegen dieſer Aftern Beſuchungen machte ſich jederman auf
eine beſtandige Freundſchaft zwiſchen beiden Kdnigen, die ohnedem leibliche Geſchwiſter Kinder waren * , ganz ſicherere Hofnung. Nach Bei dieſer Gelegenheit ward eine Minge gepråget, ba auf „seiner Seite dieGötter Mars und Hercules zuſehen waren, » deren erſterer den stönig von Schweden , der andere åber den >> Stonig Auguft vorftellen folte. Sie gaben einander die Hände so ju Verſicherung ihrer Freundſchaft, und traten die Zwietracht
»mit Fiffen. Drůber ftanden aus dem zwölften Suche Heneis » dos des Virgilius diefe Worte :
Cogniato ſanguine viéta. „ In der unterften Naum aber : Pax Sueciam inter & Poloniam facta Alt-Ranſtadt 1706 . » Die
-Königs von Schweden .';
Zwölften
399
Nach einigen Tagen ſeßte ſich der König von 1706 wierfelt cicfet heunddeinebest Schweden zu Pferdeum dem Könige Stanislaus Dec. entgegen d.17 , welc dieA
weden chilepot
alles, wasfi
vien wiedern
glichen und hwegenzuten
» Die andere Seite felete die Stadt Leipzig oor , wo der frieden grøftentheils mar geſchloffen worden . Rercurius, der UberſolcheRog , kündigte dieſenHandelsorte den Frieden und die Sicherheit in dieſen Worten an :
23
99
Alta pax Genteis alat , enſesque lateant, Senec. Her. Fur,
„Auf dem åuſerften Randewar folgendes aus des Virgilius achs
egefellethe
Friedenslet
„ ten Buche Aeneidos , und dem rechshundert neun und dreis: w figſten Verſe gereket:
no matt
,, Fidem inter fe, pofito certamine Reges, ,, Fadera jungebant. „ Noch eine andere ſehr ſchöne Múnge toard su Stokholm ges » fchlagen , die der gelehrte und berühmte Antiquarjus und Urs » ſeſſor, Nicolaus Steder , erfunden , der bekanteStempelſchneis
5. Zweig
> der aber, A. Starlſtein, verfertiget hatte. Auf der ginen Seite > war des Königes von Schweden Ýruftbild , und um ſolches :
tad,k
CAROLUS XII, D. G. REX SVECIAE ; Auf der andern
Leiruga Presiden,
ein Palmbaum , woran ein Schild hing , unten aber allerhand w Siegeszeichen befindlich waren , nebſt dieſer Seiſchrift:
und kui
von Cohen
INN
20.FANS Mudah
>
92
Nexum fecere Triumphi.
» Und auf einer Reihe unter dem Palmbaum ftand:
Arma pofita in Pago Alt -Ranſtadt XIV. Sept. MDCCVỊ.
„ Unter einer unendlichen Menge Sedichte , po um die Zeit » sum Lobe des Königes von Schweden zum Vorſchein kamen, uj wil man nur diejenigen hier beibringen, welche die ſchöne uno » klugeGrafin MariaAurora von Sidnigsmart verfertiget hatte. Sie hielt ſich dazumab in Leipzig auf, wo fie in groffem Unſes از مو
» hen lebte , und von vielen fremden Gefanten und benen vors » nemften der ſchwediſchen Armee beſuchet ward. Weil ſie eine
» gebohrne Schwedin und Unterthanin Stönig Carls desZwolf: » ten war, wolte ſie ihre Ehrfurcht gegen ihn durch nachſtehen: de Verſe an den Tag legen , die fie dem Grafeni Piper nach > feinemQuartierzuGuntersdorf zuſchikte , welcher dieſelben dem Stonige von Schweden vorzeigte , worauf verſchiedeneAb: » ( chriften davon in die Welt ausgeflogen :
-99 CHARLES, votre conſtance, à qui tout eſt poſſible, Vient d'achever tnille faits inouïs.
Pour vous ravir le nom de Guerrier invisible,
Mille projets ſe font évanouis, Mais
400
Leben Carle des Zwölften,
1706 entgegen zureiten ,welcher auf dem Wege von Leifs nigk nach Altranſtadt begriffen war , und die losges laſſenen Mais d'où vient, jeune Roi , qu'avec tant de
mérite, Vous avec peu de vrai bonheur ; Par tout environné d'honneur, » Aucun Plaiſir ne marche à votre ſuite. Certes , votre bel ail , votre taille divine >
„ Mérite un prix plus doux & plus charmant. Pardonnez mon audace , en ſecret je devine,
„ Qur'un tel Héros doit devenir Amant. S'il eft une beauté qui peut par fa tendreſſe Charmer le plus grand des Mortels, 92
Nous lui drefferons des autels,
19
Ouvrez les bras, recevez la Déeffe. وو
M. A. C. de K.
, Je l'ai vu ce Héros , que tout le monde ade mire,
Et je conviens que c'eſt un demi-Dieu. Honneurs , Gloire Gloire ,
Vertus , le reſpect qu'il inſpire,
Pour en douter ne laiſſent aucun lieu . ,, La Victoire le prouve & la Gloire l'attefte .
,, Mais parmi des exploits fi beaux,
Après tant de fameux travaux, Vit-on jamais un Vainqueur plus modefte ?
Conſolez -vous, AUGUSTE, & plaignez inoins vos pertes,
CHARLES de Suède et un Roi vertueux .
,, Il ne triomphe pas de vos peines ſecretes En conquerant d'un orgueil faftueux. Vous vaincrez ſon grand cæur en vous vain quant vous-même, „ Quittez votre animofité ; ,, Loin d'ici fauſſe vanite !
7, Son amitié vaut plus qu'un Diadême. M. A. C. de K.
pro
„ Auf den Stönig Äuguft hatte fie einige Zeit vorber folgende » gemacht:
Königs von Schweden . 401 laſſenen beiden Prinzen Sobieski bei ſich hatte. Carl 1706
der Zwölfte hatte in ſeinem Gefolge verſchiedeneDfs
ficiers , und abſonderlich den Prinzen Maximilian Emanuel von Würtemberg,der von der Reife, ro er nach Stutgard zu ſeiner Frau Mutter, mit dem Generalmajor Kruus gethan hatte ,1 gurút kommen
war .
mi Carl eine halbe Stund geritt Wie der König e en ,
traf er den König von Polen , und die bei ihm was
ren , an, welche ausihren Kutſchen und zu Pferde
ſtiegen , und darauf insgeſamt des Mittages zu Alts ranſtadtanlangeten. Die polniſchen Prinzen wieders
holeten ihre Dankſagung beidem Könige von Schwes
Den , daß er ſie 3zu ihrer Freiheit verholfen hatte, und empfingen hinwiederum von denen ſchwediſchen Ges
neralen , der ganzen Hofſtat, und allen vornehmen Perſonen die Glukwunſche dieſerwegen . Nachdem man zur Tafel gegangen war , regte ſich
König Stanislaus oben an undzur rechten Hand Des Königs von Sdweden , und hatte die beiden Prinzen Sobieski neben ſich hiernachſt folgte der Woiwode von Reuſſen undLemberg Graf Jablos
nowski; der Marſchal von Lithauen , Graf Sapies
ha ; und der andere Graf Sapieha , Piſart von Lis
thauen. An der linken Seite des König Carls faß
Der dritte polniſche Prinz , Alexander Sobieski ; bei
Diefern der obgedachte Prinz von Würtenberg ; nes ben ihm der Großſcharmeiſter von Lithauen, undGraf Welling. Der König Stanislaus und ſeineGefels Tchaft kehreten gegen Abend wieder nach Leißnigt,1 und waren die polniſchen Prinzen mit denen ihnen zu Alts ranſtadt wiederfahrnen Ehrenbezeugungen gar wohl
zufrieden.
Was zu Anfang des tauſend ſiebenhundert und 1709 fiebenden Jahres , das zwiſchen dem König von
Schweden und dem König Auguſt herrſchende gute Zweiter Theil.
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Vernens
นี้
402
Leben Carls des Zwölften,
1907 Vernehmen und Vertraulichkeit noch mehr zu befes ftigen ſchien , war, daß der König Carl,auf der ſache fiſchen Stande oft wiedecholte Vorſtellung, in der zu erlegenden Steuer etwas nachgab , ſo daß fie für ben Jenner und Hornung dieſes Jahres nur drei Groſchen ; für den Merz und April nur zwei Gros Ichen, und für den Maimonat endlich nur eineG n ros
fchen vom Schocke bezahlen oder in deſſen Stelle
überhaupt neunzehn malhundert tauſend Reichsthas fer auf gewiſſe Friſten geben folten. Ob nun gleich auch dieſes dem Lande noch ſchwer genug fallen mochte,To ſahen die ſachfiſchen Stande dod wol, daß da durch des Königs von Schweden Großmuht fo viel ſchon nachgelaſſen war , ihnen die
grofie Anzahl der im Churfürſtenthum ertheilten fchwediſchen Truppen feine fernere Einderung vers ipurde . r ſtattennwar dahe in Sachſen darauf bedacht,1 wie Ma dieſe Summe aufzubringen , und fiel endlich der Schluß dahin , felbige auf des Landes Verſicherung auswertig zu borgen. Es wurden auch zu dem Ens
de Gevolmachtigte nach Holland geſchikt ; dochda )
König Auguſt ihnen zugleich anmuhtete, auch fürihm felbft ins beſondere noch funfzehnhunderttauſend
Reichsthaler aufzunehmen , hierbei aber ſich ein und andere Schwurigkeiten in Holland vorfanden , als gericht der ganze Anſchlag in Stecken , und wolte man daher weder auf dieſe oder jene Weiſe ſich zum
Porſchuß des Geldes verſtehen . Wie die Nachricht hiervon zu Altranſtadt einlief, beſchloß derKönig von Schweben von neuen bei dea nen Schocken zu bleiben , und nach deren Anzahl die Anlagen ſelbſt durch ſeine Truppen eintreiben zulaſs. ſen. Diefemnach ergingen an die Obriſten die hiers
zu bendhtigten Verordnungen , und ward alſo die
pom Könige erleichterteSoarung nachSchocken auss geſchrieben.
Königs von Schweden. 403 geſchrieben . Als König Auguſt den von ihm hierun :1707 ter begangenen Fehler vermerkte, hatte er überaus gern die Eintreibung der Auflagen vor das angefans gene taufend fiebenhundert und ſiebende Jahrwieder
1
an fich gezogen , allein es gieng ihm hierin nicht nach
ſeinem Willen. Denn der König von Schweden hatte auch vielleicht ſeine Urſachen , warum er ſolche
lieber ſelbſt in Händen behalten , und das Geld durch ſeineeigene Truppen beiſammen bringen laſſen holte. Die Sachſen wurden des Untečſcheides am beſen
gewahr , nemlich ob es gerahtener geweſen , entwo der dasjenige einzugehen , was man ſchwediſcher
Seits anfänglich von denen Standen in Leipzig bes
gehret ,, oder aber es darauf ankommen zu laſſen, Daß , wie nachgehends geſchehen , der Soldat alles
cung
felbft ausſuchen durfte. Die Stadt Leipzig zog einen gar anſehnlichen Vor
pachet
theil aus der Nachbarſchaft der ſchwediſchen Hofſtat,
endió
maſſen fie nicht nur mit einer Menge von fremden
Berlichem
niit; M auch füiradine n n pu derta ver fich eine
r vorfante ,it
ken,and momre e Weile hey adt Itranff
Gefandten angefület war , die ſehr viel drauf gehen
lieffen, ſondern ſich auch verſchiedene Reichsfürſten als
da nach und nad einfanden, und ihre Aufwartung machten.
Am neuen Jahres Sage kam der Herzog von Go 0.1
tha mit denen ſämtlichenfachliſchen Fürſten nach Art, Jan. ranſtadt,um dem Königevon Schweden zum neuen Jahre Glúk zu wünſchen , alwo auch der Adminis firator von Holſteingottorf, Herzog Chriſtian Aus guſt; der Markgraf von Anſpach ; der Landgrafvon
Heffendarmſtadt ; der Landgraf von Heſſenhomburg;
zwei Meklenburgiſche Prinzen ; der Erbprinz von von nou h deren Anbeznahl Wolffenbüttel ; zwei Beveriſche Prinzen ; und viele en eintrei anzut andere Standesperſonen gegenwärtig waren , die zus i
f gleich verſchiedene von ihren Angehörigen beifick Dbri d n i u m praocatots hatten, und weil der König Carl dem vornehmen gnapS eletering Frauenzimmer erlaubet hatte , ' aus Schweben zu p CC 2 '
kommen
>
Leben Carls des Zwölften , 404 1707 kommen , und ihre Männer zu beſuchen ; ſo waren
Idd
die Gefelſchaften über die maſſen angenehm und lebhaft . So fanden ſich auch nicht wenige,der angeſeheng ſten polniſchen Herren daſelbſt ein ,die ſich bisher am meiſten geſperret hatten , den Stanislaus als König in Polenzu erkennen , unter welchen der Biſchof von Ermland , der General Brand und einige andere waren .
Weil der König von Schweden gern fahe, das an jedweder einen freien Zutrit haben möchte, um ihn ſpeiſen zu ſehen , ſo war Altranfadt taglich mit unzehligen Fremden angefüllet , und der Eßrahl oft fo vol davon , daß die Edelknaben und andere Bes
bienten faſt nicht Raum genug hatten , bei der Tafel aufzuwarten . Wann aber der Plaß zu enge war, muſten diejenigen , ſo den König ſehen wulten , auf Stůle und Fenſter' ſteigen , welches die ganze Zeit über wahrete, ſo lange er ſich in Sachſen aufhielte. König Auguſt hatte amneuen Fahrs Tage der Friedenin allen Kirchen abkündigen, und Gottdafür danken laſſen ; dergleichen zu thun der König in Schwes den in ſeinem Reiche und Landen gleichfals anbefohs fen . Da auch um dieſe Zeit verſchiedene Schriften
in Polen zum Vorſchein kamen , die auf Befehl des Konigs Auguſt aufgefekt ſeyn ſolten , um wegen des geſchloſſenen Friedens die Gemüter in Zweifel zu ers
halten , fo lief dieſer dagegen ſolche offentlich durch
den Druk in Leipzig vor untergeſchoben erklären . Denſelben Tagging der König von Schweden
mit dem Könige Auguſtauf die Hirſchjagt, wo aber jener nur wenige Stunden verweilete. Beide Hers ren beſuchten einanderauch zum öftern und ſchienen in dem beſten Vernehmen von der Welt zu ſtehen . König Stanislaus aber und König Auguſt kamen niemalen zuſammen . Doch gefahe es eines Tages, daß
G
Königs von Schweden.
405
Daß fie fich von ohngefehr in Leipzig begegneten . Weil 1707 4
aber des Königs Auguſt ſein Pferd , als ſie eben nas her an einander kamen , zu ſtolpern anfing, gab dies
fer ihm die Peitſche,und zukte im Vorbeireiten den Hut vor den König Stanislaus, der ſolche Höflichs
/
keit mit einer gleichmäſſigen erwiederte.
In wahrender Zeit waren die ſchwediſchen Offis cier ohne Aufhören mit Ergänzung ihrer Regimens
ter , und mit Anſchaffung der bendhtigten Pferde bes fcháftiget. Die alten ſchwediſchen Regimenter bekamen ihre
ut
neu geworbenen Leute aus Schweden . Die neuen
in Preuſſen, im Jahr tauſendſiebenhundertund vier,
07
Der Tag
engen outen 4
errichteten Dragonerregimenter wurben an verſchies denen Dertern, vornemlich aber in Breßlau und ans dern foleſiſchen Städten an , und zwar mitſo gutem
Erfolg, daß fie in weniger Zeit ihre Manſchaft bei
6
einander hatten, maſſen die jungen Burſche bei Haus fen ihrer ElternHauſer verlieſſen, um unter demKids nige von Schweden Dienſte zu nehmen; daß alſo die Officier unter die ſchönſten und wohlgewachſena 30 Sot M nigin uw ften Leute die Wahl hatten , diejenigen auszuſuchen , ganya
if ourist
"fals anein fo ihnen am beſten anſtanden. Der Obriſt Gorg hatte ſchon ſeit den Octobermos t g e l e BaufBeinat des vorigen Jahres eine Volmachtgehabt, ein um hogen) Regiment Dragoner aufzurichten. Er brachte alſo
Dene Bowling
jes in Zweifel wat das ſtärkſte zuſammen,ſo vielleicht von dieſerArt die , Kopfen dreitauſend von , nemlich geweſen malen g e offentli
oben erflaicu insgeſamt anſehnlich, wohl berittenundgutgekleidet g von Schreiben waren. Nach ſeinem Tode wurden daraus zwei
iridhiagt,wo Siegimenter gemacht , wie weiter unten vorkommen ete. Bende wird .
Zu Ende des Monats gelangte desKönigs Augufto. 25 oftern und sieben Der Weltzufript Semahlin von Bareuth zu Leipzig an , und kurz hers Jan.
Honig hugui fer nach fand ſich auch der Churprinz wieder daſelbſt ein , d.28
suheet cises
An dieſem Eage fit der König von Schweden mit
Leben Carls des Zwölften , 406 1909 dem König Auguſt, ſofo bei ihm zu Altranſtabt geroes ſen war , nach Leipzig um die Königin von Polen zu
d. 31 beſuchen.
Hingegen kam den leßten dieſes Monats
Jan. der Churprinznach Altranſtadt zum Könige von Schweden, und warð von ſelbigem mit vielerFreunds lichkeit empfangen. Er ging hierauf nach Lichtena: burg , wo ſeine Frau Großmutter , die verwitwete
Churfürſtin , ausHolſtein angelanget war. So groß aber, dem Scheine nach , diefe Vertraus
lichkeit und Freundſchaft von alen Seiten war , ſo Woare ſie doch bei nahe durch einen unvermuhteten
Zufal ganzlich erfaltet, und neue Unruhen und Zwis Rigkeitenerreget worden. 0.7 Der König Auguſt hatte den König von Schwes
Febr. den zu einer groſſen wilden Schweines- undHirſch jagt nach Liebenwerda eingeladen , und dieſer auch
verſprochen, ſich einzuſtellen. Der Prinz von Wurs tenberg war mit verſchiedenen ſchwediſchen Generas ten und andern vornehmen Hofbedienten und hohen Officiren ſchon dahin abgegangen , und der König don Schweden hatte indeſſen und binnen drei Tagen
bei der verwitweten Churfürſtin von Sachfen , Muts ter des Königs Auguſt und ſeiner Mutter Schweſter ,
zu Lichtenburg einen Beſuch abgeleget , und ſich mit Derſelben nach der Tafel drei ganzer Stunden lang
unterredet, als er nach ſeiner Zurufkunft ſeine Meis nung aufeinmal anderte, weilihm gewiſſe Nachrichs ten zu Ohren kommen waren , die nicht eben unges
gründet zu ſeyn ſchienen. Er ſchikte alſo den Genes ralmajor Lagercrona zum König Auguſt, und ließ fich .
Burch ihn wegen feines Auſſenbleibens entſchuldigen, auch bitten , mit der Jagt nicht langer auf ihn zu warten .
Doch würben obgedachyte Gerüchte ihn eben nicht abgehalten haben , nach Liebenwerda zu reiten, wann
thm nicht ein und andere in Polen aufgefangene Briefe
Königs von Schweden.; 407 Briefe waren zugeſchikt worden. Unter dieſen fahe5707 er nicht ſonder Erſtaunen einige eigenhändige Vers
Haltungsbefehle vom ſächſiſchen Hofe an die Polen, und zwar an dem berufenen Parteigänger Smigelski, um den Woiwoden von Kiow aufzuheben , der bei
Kaliſch gefangen, durch den altranſtädtiſchen Frieden aber wieder in Freiheit gefeßet worden war. Zu
gleicher Zeit war ihmanbefohlen worden , die Polen aufzuheben, damitſie den polniſchen Thron von neus
en vor erledigt erklären und zur anderweitigen Wahl fchreiten möchten , wobei man den neuerwählten Rós
7.12
Be
เธ งาน
nig auf alle Weiſe zu unterſtüşen verſprach. Es befanden fich auch darunter Briefe am Czar, deſſen Miniſters und einige polniſche Magnaten , wors
aus man klarlich erfahe , daß des Königs Auguſt Abſicht nur dahin ging, den König in Schweden
von *
en me
fo lange aufzuhalten , bis ſich eine Gelegenheit zeis gen würde , mit Hülfe der Rüſſen ein Loch durch den Frieden zu machen.
0 der Ab
en drei Tu Sachfen; ter Sagan nd
DieEntdeckung aller dieſer gefährlichen Handel, imgleichen die vielerlei Reden , To dazumal herum gingen , als ob man wider des Königs von Schwes .
den Perſonetwas im Schilde führe, waren Urſache, Daß dieſer Herr ſich nicht nach Liebenwerda verfügte. Weil man auch ſchwediſcher Seits in Sachſen hins
u It,Stunden ter gemiſie Schriften kommen war, welche dem ges Eunftjefeine9 troffenen Frieden gerade widerſtrebeten überdem gewiſ Master Der KönigAuguſt immer von Tage zu Tage die nicht das te,also den& Erfüllung desjenigen , wozu er ſich doch vermoge des
Friedensſchluſſes anheiſchig gemacht hatte, aufzuſchies ben ſuchte , fo konte die Freundſchaft des Königs von bens entlehnt Schweden nicht wohl anders als gar ſehr erkalten. langer auf Nun ſuchte man zwar am fachſischen Hofe alles, vielmdglich , zu bemanteln , doch Carl der Zwolfte ſo ruichte ihr eben ſtund feſte darauf, alle dieſe Verzögerungen ein vor erta reito M alle mal aus dem Wege zuraumen . Es muſie alſo Polan auricians der
ugult undlegte
¢4
Leben Carls des Zivõiften , 1907 der Secretair Ceberhielm , fo fich zu Leipzig aufges 408
halten und die ganzliche Erfüllung der Friedens Ars
tikel bisher bei denen ſachfiſchen Miniſtern, doch um
ſonſt, betreiben muffen , zu dem Könige Auguſt nach Dreßden reiſen. Dieſem fulte er vortragen , daß er
zu Unterdrückung aller bis anigoheraus gekommenen , dem Friedenzuwider laufenden Schriften eine beſons bere guftige Urkunde von ſich ſtellen , auch die ſchleus nige Volziehung derer noch unerfülten Friedensartis
lei bewurken möchte, maſſen der König von Schwes ben folche Sache zur Erleichterung des Churfürſtens thums Sachſen gernegeendiget rahe, als welches er nicht eherverlaſſen würde, bis aues vorher zu Stans De gebracht worden. 0.9
Cederhielm fand bei ſeiner Ankunft zu Dresden
Feb. ben König Auguſt eben im Begrif, ſich mit ſeiner ganzen Hofſtat auf die erwehnte groſſe Jagt nach Liebenwerda zu erheben , und alſo ward nicht das gès
fingſte ausgerichtet. Indeſſen bekam er doch Befehl, den Konig Auguſt dahin zu begleiten , alwo er zwar vors erſte einen von demſelben eigenhandig unters ſchriebenen Entwurf erhielt, wodurch alle vorher ans geführte Schriften vernichtiget wurden , ein mehs rers aber konte er wegen der Jagt, womit die Zeit verlief, nicht erhaten. Es wurden übrigens auf ſols cher hundert neun und neunzig wilde Schweine, und mehr als fünfhundert Hirſcheerleget.
Das größte Bedenken beiVolſtreckung des Fries bens verurſachte des Patkuls auslieferung, als wors an man um ſo viel weniger wolte , weil man dem Czaren verſprochen , dieſe niematen zu verſtatten , maſſen erbis dahin deſſelben gevolmachtigter Geſands ſächſiſchen Hofe geweſen. Und hielt dieſes ter Ding ſo hart , das obgleich Cederhielm zu beſſerer Bewurkung mit der Hofſtat zugleich von der Jagt
nach Torgau zuruf ging, wo dieKönigin von Polen ſich
Königs von Schweden.
409
fick bajumalaufhielt, dennoch kein endlicher Schluß 1709 und Antwort darauf erfolgte, und er unverrichteter Sache umkehren muſté. Er ward aber ſtraks hers nach von dem Könige von Schweden mit einem Bes
glaubigungsſchreibenund völligen Verhaltungsbes fehlen wieder nach Dreßden geſchikt, mit der auss druklichen Drbre, nicht eher ,1 als bis alles beigeleget, zurük zu kommen.
Wie Cederhielm zu Dreßden anlangte, befand ſich der ſächſiſche Hof in groſſe Unruhe. Denn weil man
alda nunmehr nachgedacht und reiflich überleget hats te , warum der König von Schweden, der ſonſt dass jenige, was er zugeſaget, ſo heilig zu halten pflegte, vor diefes mal ſeinem Verſprechen nicht nachgekoms
men und von der angeſtelten Jagt weggeblieben ſeyn
möchte, auch verſchiedene andere ausgebrachte Zeis tungen und Muhtmaſſungen daß Mißtrauen vermehs reten ; überdem man nicht vorher ſehen konte, wie der König von Schweden dasjenige, wasvorgegans
gen war , aufnehmen würde, ſo ließ man ſich von eis
ut
ner neuen Berbitterung und Feindſeligkeit zwiſchen
beiden Künigen viel gefährliches traumen. Allein die Gemüteränderten ſich bald , und ſchien
alles abgethan und vergeſſen zu ſeyn, nachdem man
014 IL
von der einen und andern Seite beſſere Nachricht eingezogen , vornemlich aber , als der König Auguſt
verſichert hatte , wie er dem getroffenen Frieden in allen Stucken nachzukommen geſonnen ware.
als
Der Artikel, worin die Einhändigung der polnis
nanM
ſchen Krone und Reichskleinodien an den König Stas
Biela
nislaus bedungen worden , war, nechſt der Äuslies ferung des Patkuls , dem König Auguſt der unanges nehmſte. Was aber am meiſten die Bewurkung
llt die
uSerpent Der Join
deffelben aufhielt , war , daß ſolche dem Stanislaus felbſt übergeben werden muſten , als woran der Kids
nig Auguſtdurchaus nicht wolte, ſondern meinte, daß CC
es
1
Lebent Carlb des Zwölften , 410 1907 es genug ſei, wann ſie dem Könige von Schweden überliefertwurden ; welches lettere dann auch, nach des erſtern Verlangen , ins Werk gerichtet ward. Was hiernachſt dem Könige Auguſt nicht wenig zu Herzen ging, war, daß er den Titul und das Was pen eines Königes von Polen fahren laſſen , und ſich Lebenslang mitder bloffen Ehre und dem Namen eis nes Königes allein begnugen folte, und gab er in dies
fem Stücke erſt nach vielen geſchehenen Vorſtelluns gen nach . Denn noch lange Zeit nach dem von ihm
genehm gehaltenen Frieden ,! war in dem offentlichen Kirchengebete, ohne die geringſte Veranderung, vor ihm gebeten, auch aufdenenen Münzen das polniſche Wapen und Deć Citul nach wie vor, beibehalten worden , bis er ſich endlich beiber Theile begab .
So verurſachte auch denen Schweden nicht wes nig Nachdenken , daß kein Buchdrucker in Sachſen den Friedensſchluß drucken wolte, daher man nicht
anders glauben konte, als daß ſolches auf geheimen Befehl des dreßdenſchen Hofes geſchehe. Doch
machten die ſchwediſchen Dragoner baldandereAns ſtalten dazu , und brachten die Druckereien in vollem Gange.
Alle dieſe verdruslichen Umſtände verurſachten , daß die ſchwediſche Armee ,1 über Vermuhten und
langer , als man anfänglich willens geweſen , ſich in Sachſen aufhalten muſte. Denn der König von Schweden wolte die durch ſo viel vergoffenes Blut
und Schlachten , auch erhaltene Siege , zuwege ges brachten Vorteile nicht aus den Händen laſſen , bis
er alles was in dem Frieden ausgemacht worden war, wurklich erhalten hatte.
d. 28 Zu dem Ende des Merzen ward Patkut aus der Mart Veſtung Königſtein geholet, und einer fchwediſchen Partei überliefert, auch hiernachſt bei der Armee gar forgfältig bewachet. Um
Königs von Schweden. more
Um ſelbige Zeiterfante der KönigAuguftdurch nach 1707
d.29 ſtehenden Brief Den Stanislaus alsKonigvon Polen : Mart „Mein Herr Bruder ,
Me
7!
411
„Daß wir nicht eher auf das von Eurer Majeſtát erhaltene geehrteſte Schreiben geantwortet haben, „,iſt die Urſache dieſe geweſen , weil wir allen beſons dern Briefwechſel zwiſchen uns vor unndhtig ges
halten. Doch um des Königes von Schweden » Majeſtät zu Gefallen zu leben, und damit uns nicht „ beigemeſſen werden moge, als ob wir Schwierigs „ keit machten , feinem Verlangen ein Gnügen zu thun , wünſchen wir Eurer Majeſtát zu erlangter
99
,, Krone durch gegenwärtiges, viel Giúk, und daß dies
felben in ihrein Vaterlande getreuere und gehorſas 9 , mere Unterthanen vorfindenmogen , als wirdaſelbſt hinterlaſſen haben. Die ganze Welt wird uns
12
„ hierin Recht wiederfahren laſſen , daß vor unſere Gutthaten und unſágliche Mühwaltungen wir mit Undank belohnet worden , und daß die meiſten uns
„ ter ihnen auf nichts anders bedacht geweſen, als
Parteien wieder uns zu ſtiften, und dadurch unſern
úntergang zu befördern . : „ Wir wünſchen , daß Eure Majeſtát dergleichen „ Veränderung nicht unterworfen ſeyn mogen , wos 9
mit wir dieſelbe des Hochſten Schuß empfehlen.
9
Gegeben zu Dreßden den neun und zwanzigſten
Merz, eintauſend ſiebenhundert und ſieben.
„ Meines Herrn Bruders, „ guter Bruder und Nachbar, » Auguſt , König. „ Die Aufſchrift lautete : An Ihro Majeſtát,
„ dem Könige von Polen. „ Der 1
412
Leben Caris des Zwölften ,
1709 Der König Stanislaus antwortete auf dieſem Brief einen Monat hernach , und war ſein Schreis
ben etwas weitläuftiger eingerichtet. Der Inhalt ging dahin , „ daß er dem Könige von Schweden vor
» ſolchen ihm zu wege gebrachten Briefwechſelmit dem » KönigeAuguſt von neuen verbunden , und ihm dies
» ſes gethaner Glukwunſch wegen des beſtiegenen pol. niſchen Thrones gar angenehm ware ; erwoltehofs 72 fen , daß ſeine Unterthanen feine Urſache finden ſols
y ten , ihm untreu zu werden , weil er denen Reichss o gefegen nachzukommen geſonnen ware. »
Es war der König Stanislaus von Polen ſchon im verwichenen Hornung von dem Könige von Preuſs fen davor erkant worden , dahingegen jener die Kos nigliche Würde in Preuſſen gleichfals vor bekant ans nahm . Da auch der König von Schweden von jeher
mit denen Fürſtlichen Braunſchweiglúneburgiſchen Häuſern in gutem Verſtändniß geſtanden hatte , vers mochte er den König Stanislaus bahin, daß er dem
Churfürſten von Hannover und demHerzog von Wols fenbüttel ſeine Gelangung zur polniſchen Krone ſchrifts lich kund machte. Beide erkanten ihn in ihren Ants
wortſchreiben als Konig in Polen , welches auch der König von Frankreich that , der einen Officier von
feiner Schweißergarde nach Sachſen fchikte , und ihm dieſerwegen Glük wünſchen ließ.
Solchergeſtalt nun ſahe der König von Schweden eine vor menſchlichen Augen unmögliche Sache mögs lich gemacht. Denn wer håtte vor ſieben Jahren, als drei Feinde zugleich gegen Schweden den Degen
zuften , dergleichen glúklichen Ausgang vorherſagen Und gleichwol hat ein machtiger Konig ſeine Krone und Scepter einem andern überlaſſen muffen,
können.
Königs von Schweden . 413 müffent, den der König von * Schweden felbſt dazu 1709 erſehen . Da „ Ran tan faft nichts lefen , daß beffer ausgeführet wäre, als fols „gendes Gedichte aufden altranftddtiſchen Frieden
ſo aus
>> Frankreich nach Sachſen geſchikt wurde und groffen Beifal er: hielt. Der Nahme des Verfaſſers † ward dabei nicht genant : „ . . #blerfeldt.
„ Bildniß
Carls des Zwölften , im Jahr tauſend fiebenhundert und ſieben » entworfen .
11 faudroit um * pour peindre un Alexandre; Apelle : CHARLES eft l'Alexandre du Norda Du vainqueur de l'Afie il a l'air & le port, ,, Et va du même pas à la gloire immortelle.
Mais où trouver encore un Apelle nouvсau ! Le Peititre manque au parallèle.
Pour moi , bien au -deſſous de ce fameux modèle, 7 Je compte en prenant le pinceau, Moins ſur mon Art que ſur son zèle, ,, Et ſur le ſujet du Tableau :
,, Si dans les moindres traits je puis être Adèle, Le portrait ſera toujours beau. ng
,, Et d'abord , car je dois aux dons de la Nature,
„ Le prémier rang dans ma peinture; Le viſage en ovale avec grace allongé, » Frappe par de grands traits , qu'un air doux acte
11
compagne :
w
9 Un teiut que le hále a chargé,
eam
... En t
€ $ ift ſolches der Jefuite p. du Cercean. Man findet dies „ res Gedichte in der dritten Auflage ſeiner,Werke, ro taur
» ſend ſiebenbundert ſechs und zwanzig ju Paris ans Licht » gekommen , auf den bundert fünf und fiebrigften Blat. „ E. M. v. Ådlerfeldt.
Leben Garis des Zwölften ,
414
1707 Da alſo der Friebe in allen ſeinen Stücken erfüts let war, hinfolglich die bisherigen Zwiſtigkeiten gångs fich gehoben und beigeleget worden ; ſo verzögerte ein , En garant des exploits de plus d'une campagne.
99
Sous un front ouvert & férein ,
,, Deux yeux vifs & brillans d'une noble lumière, Témoignent cette ardeur guerrière
,, Qui dès les premiers coups que fut lancer ſa main , - นA l'Europe étonnée annonça fa carrière. Pour tempérer le feu , qui brille dans ſes yeux, „ La Nature avec art a formé ſur la bouche 1, Un ſouris fin & gracieux,
,, Qui charme à ſon abord le coeur le plus farouche, Comme un fimple Soldat vêtu groffièrement, Pour la forine & pour la matière, ,, Un habit lui ſuffit une Campagne entière.f
4
Grand chapeau , gands de buffle , & pour l'aſſor timent,
Ceinturon de même parure ,
9
D'où pend un large coutelas, „ Peu brillant au-dehors , peu chargé de dorure, Mais terrible dans les Combats. „ Enfin cravate à la Dragonne ,
97
C'eſt tout l'ajuſtement, qu'il ſouffre en la perſonne. Mais me ſuis-je mépris ? eſt-ce un grand Potentat ? „ Eft-ce un Roi que je viens de peindre C'eſt un Roi, mais un Roi Soldat,
Qui dépouillé d'un vain éclat, , N'en fait pas moins fe faire craindre,. „ Cet air de négligence & de ſimplicité, N'altere point en lui fa Majefté. „ Sans rien devoir à la magnificence, t „ Dieſes verbditfich nichtalſo, maffen der Konig von Schwer „ den oft zweimal des Monats ein neues Stleid , und iwar » Don dem feinften Tuche, anlegte. Welches die einzigeRos O
» ften waren , fo er an ſeinen Seibe wandte.
Königs von Schweden .?
415 eiti neuer Zufal des Königes von Schweden Abzug 1997 aus Sachſen , und würde es vielleicht zu offentlichen Feindſeligkeiten zwiſchen ihm und dem Kaiſer ausges
ſchlagen ſeyn , wann man nicht bei Zeiten Mittel ges funden hatte , folchen vorzubeugen. „ Il eft fervi, craint , reſpecté,
9 Et paroit Roi dès qu'il s'avance. Une fage frugalité,
3
„ Dont il donne l'exemple avec autorité, . „ De fon Camp bannic la mollefle ; 77
Et le défend lui-même , au feu de la jeuneſs,
D'un écueil plus à rédouter,
Que tous les Ennemis que ſon bras fut dompter. Tout le jour agiffant fans ceffe,
, Il n'accorde qu'à peine à la néceſſité, „ Un court ſommeil ſur la nuit emprunté, Et qui ſouvent interrompu , ne laiſſe Nulle priſe à la volupté. „ Dans lui la probité ſurpaſſe le courage, Et les loix de l'honneur ſont les préinières loix . 7. Il ne bianque jamais à la foi qu'il engage; „ Il parle peu , mais avec poids. ,, Ami de la Vertú , zèlé pour la Juſtice, ,, Ennemi déclaré du menſonge & du vice,
„ Au feul & vrai mérite, il ſe laiſſe touchers, Sans attendre qu'il ſe préſente, Lui-même „ il le prévient d'une main bienfaiſante, 99Et s'empreſſe pour le chercher. Dans ce Conquérant fi terrible,
„ La fière Majefté n'eſt point inacceflible,
A toute heure, en tout tems, il ſe laiſſe aprocher ; Aimé de ſes Sujets , en vrai Père il les aime, ,, Et l'on trouve toujours en lui, Autant de douceur pour autrui, go Quc d'aufterité pour lui-même,, 7.Hardi.
416 3707
Leben Caris des Zwölften ,
Es befand ſich nemlich der ſchwediſche Geſandte amwienerſchen Hofe Freiherr Henning von Stras lenheim bei einem kaiſerlichen Miniſter zu Wien zu Gaſte,alwoderGraf MarcusAdam von Zoborgleicha
fals zugegen war. Dieſer war ein Ungar vonGeburt, Cammerherrbeim Kaiſer,unddes reichen Fürſten von Lichtenſtein Schwiegerſohn , ſonſten aber ein unans fehnlicher und dabei übermühtiger Mann . Unter andern Hardi , mais ſans témérité, ,, Il fait, quand il le faut, ſuſpendre Une trop vive activité, 1
,, Et médite longtems ce qu'il veut entreprendre . „ Mais lorſque la fageffe & la gloire ont di&té - Le parti qu'un Héros doit prendre, » Il part , il éxécuté avec rapidité, Ce que,
dans un ſecret que rien ne peut ſurprendre,
A loiſir il a médité.
„ Et que l'effet feul peut aprendre. ,, Alors il ne connoit ni peine , ni danger. Rien ne l'étonne , & ue l'arrête,
Rien ne peut le faire changer ; Et vit- il la mort toute prête,
ing Il faut, s'il l'a reglé, périr, ou fe vanger,
,, Delà le ſuccès de ſes armes
jg Et tous ces exploits glorieux, ,, Qui tiennent aujourdhui l'Univers en allarmes,
, Et du côté du Nord font tourner tous les yeux . Mais, à quelque haut point de gloire, „ Que l'ait élevé la Victoire, „ Toujours conſtante à ſuivre ſes projets ; „ On doute par toute la Terre;
. S'il a paru plus grand, lorſqu'il a fait la Guerte „ Oue lorsqu'il a donné la Paix .,,
i
Königs von Schweden.
417
andern ließ er fich dazumal einige unanſtandige Nes 1907 Den entfallen , aus welchen man muhtmaffen muſte,
daß er den König von Schweden damit"gemeinet,
as indem er ihn mit zween andern , ſo ſeinem Vorgeben i nach Europa in Unruhe regten , dem Stanislaus und
$
Ragotski , verglich, jedoch ohne die dritte Perſon zu nennen .
Hierüber wurden zwiſchen ihm und dem Stratens heim etliche harte Worte gewechſelt, welche dahin ausliefen , daß ſie ſich mit einander ſchlagen wolten. Der Freiherr von Stralenheim , ſo ander Tafel ges gen dem Grafen über ſaß , ſtrekte den Arm aus, das
mit der Graf ihm wegen der Ausfoderung durch eis nen Handſchlag Verſicherung geben möchte, wie er aber des Grafen Hand feſte hielt , gab er ihm eine
Derbe Maulſchelle. Die Geſelſchaft kam darzwis fchen , und verhinderte, daß es nicht zu weitern Thats lichkeiten ausſchlug.
1 Stralenheim Beſchwerete ſich hierauf heftig über den Braf Zobor, und verlangte anſehnlichen undhins långlichen Abtrag vor die ſeinem Könige wiederfahrs
nie Beſchimpfung. Um ihn einiger maſſen zu frieden zu ſtellen , warb der Graf auf des Kdifers Befehl in Verhaft genommen , um mit ihm rechtlicher Art nadı zu verfahren. Allein der König von Schweden war damit nicht vergnügt, zu welchem der Freiherr von Stralenheim gereiſetmar, ohne vorherbeim kaiſerlichen Hofe Abs ſchied zu nehmen. Zu allem Unglük begegneten ihm , auf ſeiner Reife nach Sachſen , einige Haufen von
zwanzig bis dreiffig Moſcowitern unter weges ,welche von denen funfzehnhundert waren , fo aus Sachſen ins Reich gewichen, und deren Auslieferung von dem Könige von Schweden ſchon vor einiger Zeit am wieneriſchen Hofe war verlanget worden , der aber mit der Antwort hierauf gefliſſentlich etwas gezdgert Zweiter Theil.
DO
hatte,
Leben Carlo des Zwölften , 418 3707 hatte. Um nun gewiß verſichert zu feyn , ob man von kaiſerlicher Seite ihnen bei ihrer Flucht durch
die Finger fehe, befahlStralenheim ſeinen Leuten, bei denen Moſcowitern vorzugeben , als ob er der
fáchfiſche Graf Wackerbart ware , und durch dieſe Liſt kam er hinter die Warheit. Der König von Schweden aber ward nicht wenig erbittert, als Stralenheim ihm davon Bericht abſtattete.
Auſſerdem waren ſchon einige Zwiſtigkeiten zu Breßlau vorgefallen, wo man mit einigen neugewors benen ſchwediſchen Soldaten übel umgeſprungen war , auch ein Corporaldavon getödtet worden .
Der kaiſerliche Hof ward durch die geſchwinde Abreiſe des ſchwediſchen Geſandten , und durch ans dere Umſtände in nicht geringe Unruhe geſeget , und fchikte daher einen eigenen Boten an denGrafen von
Zinzendorf, der dem Grafen Piper ein Schreiben von Dem Grafen von Wratislaw uberbringen muſte. in dieſem meldete er,daß der Kaiſer ihn auserſehen
hatte, um feines Willens Meinung dem Könige von Schweden vorzutragen ,und wie er feſt geſinnet was re, mit demſelben ein gutes Vernehmen zu unterhals
ten, auch alle Urſachen einiges Mißvergnügens, so viel fich wolte thun laſſen , aus dem Wege zu raus men ; daher er um Erlaubnis bat, überkommen zu dürfen .
zu gleicher Zeit erhielt der Graf von Zingendorf Befehl, den Stanislaus unter folgenden drei Bes dingungen als König von Polen zu erkennen. Erſt:
lich , wann derſelbe ſich anheifchig machte, und vers
ſprache, die altenzwiſchen das Haus Deſterreich und die vorige polniſche Könige errichteten Vertrage heis
ligund unverbrüchlichzu halten ; zum andern, ſich auf keinerlei Weiſe in die ungariſchen Handel zu mis fchen ; und drittens, den Kaiſer in allem ,was ihm ets
wa : wegen der Moſcowiter zuftoffen konte, ſchadlok
Königs von Schweden .
419
zu halten. Wiediefe drei Stücke einige Zeit her: 1707
1
nach zur Richtigkeit gebracht waren , erfante der
10
Kaiſer den Stanislaus gewöhnlicher maſſen als Kids nig in Polen. 2 1
3
In denen Berahtſchlagungen zwiſchen dem Gras fen Piper und dem Grafen von Zinzendorf ließ der König von Schweden auf den Artikel wegen der funfzehnhundert Moſcowiter, und um Abhelfung der
Religionsbeſchwerden in Schleſien heftig bringen , als in welivem Lande man denen Evangeliſchen vers ſchiedene Kirchen abgenommen ,I und nach dem weſt phaliſchen Frieden nicht wieder eingeräumet hatte, Deſſen Aufrechthaltung und Gewährleiſtung doch dem Kønige Carldem Zwölften , als Nachfolger an der Kron Schweden , von Rechts;wegen oblage. Hiernachſt ward bei dem kaiſerlichen Geſandten
aufeinen Nachlaß besjenigen Antheils angetragen , ſo Schweden wegen ſeiner teutſchen Länder , entweder an Gelde oderan Truppen bei der Reichsarmee zu ſtellen hatte, in Betrachtung, daß es ſelbſt noch in eis
s nem beſchwerlichen Kriege It lei. Die Eins ſchrenkung des Rechts der erſten Geburt in der hers zoglichen holſteiniſchen Familie, imgleichen die Beſtais tigung des Biſtums Lubek bei derjüngern Linie des gottorfiſchen Hauſesward , auch nicht vergeſſen . Ends lich wurde die Auslieferung des Grafen von Zobor und der breslauiſchen Officier allerdings voraus bes dungen und feſtgeſtellet , ehe man den Grafen von
11 Wratislaw kónne anher kommen laſſen. Graf Piso. 30
per ſchrieb hierüber einigeTage hernach an den Graf Mart von Zinzendorf , und fandte ihm zugleich des Königs von Schweden Erklärung wegen der Moſcowiter mit. Es wird untenweiter vorkommen , aufwas Art der
kaiſerliche Hof die Sache angegriffen , um dem bes vorſtehenden Wetter aus dem Wege zu geben . DO 2
gm
Leben Carls des Zwölften ,
420
1707 Im Aprilmonat kam der Freiherr von Boflens wald , auf ein mal, und ehe man ſich deſſen Verfahe, als franzdfiſcher Geſandter in Sachſen zum Vors ſchein. Er war als ein Kaufman durch das Reich
gereiſet, und alſoglüklich zu Leipzig angelanget, wo er bald einen anſehnlichen Staat zu führen anfing, Dieſes machte zu Regensburg und bei denen hohen
Bundesgenoffen nicht wenig Aufſehen , und wurde 3
bas Mißtrauen noch gröſſer, als zu gleicher Zeit auch ein baieriſcher Geſandter * fich in Sachſeneinfand.
Jedoch des Herzogs von Marlboroug Ankunft im Hauptquartier, und die Verſicherungen, ſchwediſchen ſo er daſelbſterhielt, benamen einem jeden allen biss her wider den König von Schweden gefaſten Args wohn.
Marlboroug war den fünften April aus Engelland in Holland angelanget , und machte ſich unverzüglich auf den Weg nach Sachfen, um hinter die eigentliche Meinung des Königs von Schweden zu kommen. Als er den ſiebzehenden deſſelben Monats Halle ers
reichet hatte, fand er den kaiſerlichen und hollandis fchen Gefanộten vor , die ihm bis dahin entgegen ges
gangen waren. Auf dem Wege nach des ådnigs von Schweden Hauptquartier erfuhr er , daß derſels be ihm erſt des andern Tages Gehör geben würde. Auf dieſe Zeitung fuhr er gerade nach des Graf Pia pers Quartier, der ihm dann verſicherte, daß ſeine Ueberkunft dem Könige gar angenehm feyn, und ſolo cher ihn morgen , als des Tages nach den Oſterfeys
ertagen , um eilf Uhr, nach volendeten Gottesdienſt, erwarten wurde.
Hierauf begab ſich der Herzog von Marlboroug nach das vor ihm zugerichtete Quartier in dem Dors
fe Kotſchau , welches eine kleine viertel Meile von dem » Diefes warvielleicht der Graf von Monafterole. C. M. 6. Adlerfeldt
Königs von Schweden. -
50
420
demfchwediſchen Hauptquartiere ab lag. Als er des 1709
I folgenden Tages um die abgeredete Zeit zu Altrans d. 18
ſtadt anlangte, fand er den Hofintendanten Düben; April und verſchiedene Officier vor ſich. Der Graf Piper empfing ihn in des Königs Vorgemach , und begleis tete ihn in das königliche Zimmer, wo der König
nebſt einigen Prinzen, Reichsráhten , Generalen , Es delleuten undDfficieren ſich befand.
: Marlboroug that bei dem Eintrit ſeinen Vortrag im Engliſchen und ganzkurz , welcher von demenglis
fchen Sefandten Robinſon dem Könige auf Schwes diſch verdolmetſchet wurde , maſſen jener derſelben Sprache volkommen machtig war. Er lautete ohne gefehr alſo : „ Ich habe die Ehre , Eurer Majeftat ; ein Schreiben von der Königin von Großbrittans
snien , meiner allergnädigſten Frau , zu überliefern;
» welches nicht in der Canzlei ausgefertiget, ſondern
, mit ihrer eigenen Hand und von Herzen geſchrieben shop Sie würde ſich ein beſonderes Vergnügen $ ift.
-
daraus gemacht haben, Eure-Majeſtát felbſt zu bes » ſuchen ,als einen Prinzen , den ganz Europa bes
wundert,wann es ihrem Geſchlechte anſtünde, eine s ſoweite Reiſezu unternehmen. Indeffen halte ich ,,mich vor glúklich , daß ich die Ehrehabe,Eurer Mas
jeftát aufzuwarten, und wurde esvor ein noch grofs »fer Glut ſchagen, wann meine Umſtände mir erlaus „ beten, unter einen fo groſſen General, als EureMas
jeſtat, dasjenige zu erlernen, was mir in den Kriegss
EX
, Wiſſenſchaften annoch fehlet. ,, GrafPiper verrichtete im Namen des Königesdie Antwort in ſchwedifcher Sprache, aus welcher Ros
# binſon folche in dieengliſche überfeste. Sie war in 4
i nachſtehenden Worten verfaſſet : „ Der Königin von
# „ GroßbritannienZuſchriftund des Herrn Perfon find i mir beide ſehr lieb , und werde ich vor die Vermits
„ telungIhrer großbrittanniſchen Majeſtát, und die DD 3
Angeles
1.
Leben Carls des Zwölften , 1707 , Angelegenheiten derer hohen Bundesgenoſſen jeders 422
» zeit diegrößte Hochachtung hegen. Ichbin wider ,, meinen Willen gezwungenworden , bei etlichen von ihren Mitgliedern einigen Verdacht zu erwecken ,und Eure Excellen ; werden ſelbſt leicht einſehen, daß.ich
» gegründete Urſachen gehabt, mitmeinen Truppen in
„, dieſe Länder einzurucken. Uebrigens können ſie die „ Königin, meine Schweſter,Verſichern, daß ich geſona „ nen bin , Sachſen, ſo bald man mir den verlangten „ Abtrag zugeſtanden, aber auch nicht eher, zu verlaſs », ſen ; doch werde ich inzwiſchen nichts unternehmen ,
„ſo der algemeinen Sache überhaupt, und der protes ſtantiſchen Religion ins befondere einigen Nachtheil
3)
„ verurſachen konte. ,,
DerHerzog vonMarlboroug ſprachy hierauffranzos fiſch, welches der König von Schweden zwar wol vera ſtand, aber niemalen rebete, unddaher alzeit aufſchwes
diſch antwortete, da es dann Robinſon dem Herzoge auf engliſch auslegte. Die Unterredung ward hernach bei einer Stundealgemein, worauf ſich der König nach dem Speiſeſaal begab, welchem Marlboroug, imgleis chen die ſchwediſchen Generale und Hofbedienten folgs ten. Der Herzog ward an der Tafel dem Könige zur
rechten , Graf Piper aber zur linken Hand geſeket, ús ber dem Eſſen aber nichts geredet. Nur der Herzog 1
von Marlborous ſprach allein mit dem Grafen Wels
ling, ſo neben ihm fuß, franzöſiſch und ganz fachte. Nach aufgehobener Tafel, die ein wenig langer, als gewdhnlich wahrete, und über welche man dieNacha richt erhielt, daß der König Auguſt von Dreßden wies der zu Leipzig angelanget ware, verfügte ſich der Kos nig von Schweden mit dem Herzogenach dem Audis
enggemach, von dar die übrige Gefelſchaft fich kurz hers nach hinweg begab.
Hier ſprachMarlboroug ausführlich von denen
ihm aufgetragenenGefchaften ſeinerReiſe, welche das hin
Königs von Schweden.
423 hin gingen , ſich wegendes Königes eigentlichen Gedan : 1707 to ten und Abſichten bei denen damaligenZeitläuften in in
Europa zu erkundigen.
Carl.der Zwolfte hörte ihm
mit groſſer Aufmerkfamkeit und Vergnügen zu , dess gleichen auch der Graf Piperund der Statsſecretair
Hermelin thaten , welche beide gegenwärtig waren.
# Sraf Piper antwortete jedesmal vor dem Kðnig, und betrafbasGeſpräch den Krieg in Brabant,dieSchlach , by ten bei Hochſtebt und Schellenberg, imgleichen andere mit den Krieg angehende Sachen .
Carl der Zwolfte hielt ſich hierbei weitläuftig auf, und ließ eine ſo groſſe und gründliche Wiſſenſchaft in der Kriegeskunſtſehen, daß der Herzog von Marlbos roug darüber erſtaunete.
Dieſe Unterrebung wahretebeizwoStunden . Wie
hierauf die zwölf königlichen Trompeter das Zeichen
100
zur Nachmittagspredigt gegeben hatten , beurlaubte fich der Herzog beim Könige, der ſodann dem Gottes,
dienſte beiwohnete.Marlboroug aber legte bei der Grås
NI
fin Piper einen Beſuch ab , nnd war hernach mit dem
1 Grafen eine geraume Zeit in Berahtſchlagung, nach
72
welcher er die Gemahlin Des Feldmarſchals , Graf
Rehnſchilds beſuchte, und ſich zulegt nach ſein Quars tier begab .
Des folgenden Morgensrit der König von Sdwes
8. 19 den ganzfrüh nach Leipzig, um den König Auguſtin A ...
pels Garten zn beſuchen . BeideHerren beſprachen ſich April
bei zwoStunden gang freundlichmit einander,wodurch alle Muhtmaſſungen , fo man ſeit der oben erwehnten groſſen Fagt,wegen eines Mißverſtändniſſes zwiſchen ihnen gehabt, gänzlich hinweg fielen . Der König Carl
der Zwolfte kehrete hieraufwieder nach Altranſtadt. In währender Zeitwar der Herzog vonMarlboroug in Jochers Garten abgetreten,von dar er igleich nach
des Konigs von Schweden Abreiſe, ſich zu dem König DO 4
Alus
{
424 Leben Carle des Zwölften, 1707 Auguſtbegab, und fich mit ihm eine halbeStunde lang unterredete. Er fuhralsdann nach Güntersdorf * ,wo er bei dem Grafen Pipermit dem Grafen von Zingens dort, dem engliſchen Geſandten Robinſon , dem Gras
fen Pflug unddemFreiherrn von Gör;fpeifete. Nach Der Mahlzeit waren der Herzog,der Graf Piper, Górz und Robinſon lange wegenden holſteiniſchen Angeles
-
genheiten bei einander, worauf Marlboroug das Abendeffen bei dem Feldmarſchal Rehnſchild einnam . D. 20 Des andern Tages kam der Konig Auguft mit dem
April Grafen Pflug,dem FeldmarſchalDgilvi, denen Genes calendbelund Wackerbart, dem Oberfalkenier Gras
fen Vikthum unddemGrafen Lagnaſco im Hauptquars tier zu Altranſtadtan.Beide Königebliebenalleine bei einander, bis die Tafel gedekt worden, an welcher Kos
nig Auguſt, wie bisher geſchehen ,oben an faß, und hats te an ſeiner Seite denPrinzen von Meklenburg. Von fchwediſchen Generalen und Herren war niemand als Der Graf Rehnſchild allein daran gezogen.
Nach aufgehobener Safel, die ohngefehr eine Stundegedauret, trat König Auguſt mitdem Ronis ge pon Schweden in des legtern Zimmer , wo beibe Herrn „ Ich war eben zu Güntersborf ba der Herzog vou marlboroug » bort ankam , um bei dem Grafen Piper jul effen , Cages por: » her hatte ich bei der königlichenafel zu Altranftadt aufgewartet, als wie derHerzog darelbft fpeiſete. Wie erzu Güntersdorf ans
» langte, hatte er den Freiherrn Górz beiſich in der Sutſche. Graf » Piper war hierüber empfindlich,daß Marlboroug ein ro groſs » Tes Vertrauen zu Gor; hacte,und ließ ihn ein wenig vor der »Thüre halten, eheerihm , um ihn zu empfangen, entgegen ging,
DerHerzog nam dieſes übel, und wie er den GrafPiper ankom » men ſahe, ließ er den Schlag auf der andern Seite der Stutſche » aufmachen , worauf erausſtieg, rein Waffer an der Mauer eines
» gegen des Grafen Haus über gelegenen Gartens abſchlug, und dieſen eine ziemliche Zeit ſtehen und warten ließ, bis er ſich ends
» lich umkehrete , den Grafen , bewilkomte , und mit ihm in ſein » Quartier eintrat, auch alda ſpeiſete. Der Canzleiſecretair Selins », kowftrom wartete bei der Tafel auf, an deren Ede der Herzog von » Marlboroug atlein und oben an faß, und zur rechten die Grafin
>> Piper, jur linten aber die engliſche Geſandtin neben ſich hatte. » O. 0. Adlerfeldt.
Könige von Schweden .
425
elo Serrn noch eine Zeitlang mit einander ſprachen. Je 1907 ner kehretehieraufwieder nach Leipzig, und ward von
in Carl dem Znólften, demGrafenRehnſchild und ans men dern Hofbedienten biß auf dem halben Weg begleitet.
Der Herzog von Mariboroug, ſo inzwiſchen des & Morgens von dem Grafen Piper, Rehnſchold und ans dern Beſuch angenommen , und des Mittages bei dem
i Freiherrn von Görk geſpeiſet hatte, beurlaubte ſich hierauf beidem Könige von Schweden. Ehe er noch i ganglich Abſchied genommen, ward der König Stas e nislaus angemeldet, dermit dem lithauiſchenMarſchal, & Grafen Sapieha, in des Königs Vorgemach fich bes finde. Nachdem Marlboroug zu verſtehen gegeben,daß
ET
er gegenſeine Ankunftnichtseinzuwenden habe,maſſen
*
die Königin von Großbritannien ihm ſchon durch den Gefanten Robinſon Glufwünſchen taffen, gingder Kos
11
*
21
78
nigvon Schweden dem Stanislaus entgegen und fühs rete ihn ins Zimmer hinein, worauf diefer und derHers
zog von Marlboroug einander alleHöflichkeit erzeigten.
Marlboroug reiſete daraufnach Leipzig,und von dar, ohneweitern Aufenthalt, nach Berlin, wohin zu koms men ihn der König von Preuſſen durch ein eigenhandia. ges Schreiben erſuchet hatte. Bei feiner Ankunft im
Haag, fo den erſten Maigeſchahe, geſtand er offentlich , daß er von ſeiner Reiſe nachAitranſtadt, und mit dem Könige von Schweden volkommen zu frieden fei, defs fen Perſon er jedesmal mit allen Lobeserhebungen ecs wehnte.
Den ein undzwanzigſten April brach der Königvond.21 Polen mit ſeinem Gefolge von Leipzig nachDreßden April auf, und ward damit alles, was bißher zwifchen ihm
and den König von Schweden wegen Volziehung des Friedens verabredet worden, geendiget.
Allein im ſchwediſchen Hauptquartiere ward man einige Tage hernach in nicht geringe Verwunderung gefert, als man zu hören bekam , daß die beiden Fries DOS
densa
426
Leben Carls des Zwölften ,
1707 densſtifter , Imhof und Pfingſten in ihren Haus fern zu Dreßden in Verhaft genommen ,und kurs
nachher aufdie Veſtung Königſtein gebracht worden. Die Miniſter des Königs Auguſt behaupteten , daß folches mit allem Fugund Rechtgeſchahe, weilſie ihren Verhaltungsbefehlen nicht getreulich nachgekommen waren , ihre Volmachten überſchritten , und vor dem Könige Auguft einen Cheil des Friedens verborgen hats ten , weilſie immer in denen Gedanken geſtanden , daß der König von Schweden in folchen noch wohl nachges ben würde.
Dem ſei, wie ihm wolle , ſo konte man aus dieſem
Verfahren gnugfam des Königs Auguſt Abſehen bes greifen, und daß er, da er ſo offentlich dengetroffenen Frieben mißbilligte, auf nichtsanders bedacht ſei , als
beider erſten fichern Gelegenheit denſelben zu brechen, auch fals das Glük dem Könige von Schweden den
Rücken zukehren ſolte, alles ubern Haufenzu werfen . Doch dieſerwegen war man im ſchwediſchen Haupts quartier zu Altranſtadt unbekümmert,undnachdemdes Königs StanislausGemahlin nebſtſeiner Frau Muta
ter von Leiſnigtnach Stettinabgereiſetwaren, fing der König von Schweden an, ſeineTruppenin ihren vera ſchiedenen Quartieren zu beſichtigen . Die Trabanten waren die erſten , ſo gemuſtertwurden, und muſteein jes der,ſo ſie ſahe,geſtehen,daß er,was das gute u.kriegeris ſcheAnſehen betrafe, ihres gleichen nichtgefunden habe. Carl der Zwolfte befahe hierauf das oſtergothiſche Regimentim Vogtlande, welches zu Plauenund das herum im Quartier lage. KönigAuguſt, ingleichen der Herzog undAdminiſtrator von Holſteingottorfwaren bei dieſer und einiger andern Regimenter Muſterung
gegenwärtig, wie auch der Prinz von Würtenberg, der den König von Schweden allenthalben folgete.
Die Truppen befanden ſich allein recht guten Stans de, und war an denen Leuten, Pferden und Kleidung, Desgleichen
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3
Königs von Schweden .
427 Desgleichen an der Fertigkeit ihrer Kriegesübungen 1707 und W ndungen nichts auszuſeßen. DerKönig von Schweden grief ſich hierbei ſo ſtark an, daß er, in waha render Muſterung eines Regiments Reuterei,in einem Tage zwei Pferde zu ſchanden rit , biß fie todtnieders fielen, welches audh dem Prinzen von Würtenberg wies derfuhr, als der, wie nungeſagt, ihm nicht von der Seis te wich .
Es iſtnunmehr Zeit, uns wieder nach Polen zu wens den , um auf die Bewegungen des. Czaren Achtung zu haben ,und dieHandel einer neuen Partei zu beleuchten,
Die ſich in dieſem Königreiche, in wahrender Abweſens heit des Königs von Schweden und Bes KönigsStas nislaus aufgeworfen hatte.
Wie der Czardes Königs Auguft Abreiſe aus Polen nach Sachſen vernommen hatte,und daß er vermoge
desmit dem Könige von Schweden getroffenen Fries densdie polniſche Erone niedergeleget,warb er darüber gar fehr erbittert ; noch mehr aber brachte ihn dieAuss
lieferung des Patkuls,als feines Geſanten in Harniſch, und erhuber dieſerwegen bei allen Hofen, mit welchen
er einige Gemeinſchaft hatte, ſeineKlagen . Sein Abgefanter im Haag, Matueof, ſchikte dem Herzoge von Marlboroug ein Schreiben des Ezaren
an dieKönigin von Großbritannien zu ,welches mit vies len Schmachreden wider den König Auguft angefüttet war. Zu gleicher Zeit ſchrieb derſelbe auch an Marlbos roug felbſt und übergab den vierten Jenner alten Stils
denen Staaten eine Schrift voller Gift und Galle, worin er vor allen andern darauf drang, daß dieſelben den Stanislaus nicht als Konig erkennenmochten .
Inwahrender Zeit, daß derEzar ſich ſo viel vergeba liche Mühe gab ,um die Erkennung des Königs von Pos len zu hintertreiben, dadurch aber nichts ausrichtete, weil ein jeder ſich fürchtete, den König von Schweden
toegen ſeinerüberroiegenden Macht zu erzurnen ,unters lies
Leben Carts des Zwölften , 428 alleGegenveranſtaltungen zumachen 1707 hieß erdoch nicht, ſo ihm die Vorſichtigkeit und Klugheit an die Hand gaben, damit er denen Schweden deſto nachdruklicher den Kopf bieten möchte, als welche fünftighin ihm alleine aufden Hals gehen wurden .
Seine Armee in Polen beſtand zu Anfange des taus fend ſiebenhundert und ſiebenden Jahres aus dreiffig tauſend Mannizu Fuß und eben ſo viel Dragonern , die
in Liefland und Eurland befindlichen Truppen, ingleis chen Dreiſſig Regimenter, jo man ausIngermanland und der Gegendvon Mofcau erwartete, nicht mitges
rechnet. Miteinerſoanſehnlichen Macht fand derCzar fich im Stande bei ſeinem Einmarſch in Polen überal
den Meiſter zu ſpielen, ſo wie der König von Schweden folches vor iðnigethan hatte. Wir haben oben geſehen ,daß Polen zu der Zeit zwei Primaten gehabt; einen Namens Szembet, ehmalis gen Bifchofvon Cujavien, derden König Auguſt gekeds net hatte, auch von ihmzum Primas war ernant wors ben,undden andern, Dzielinski, welcher vor dem Eres
biſchof zu Lemberg geweſen , dem KönigeStanislaus die Krone aufgeferthatte, und von demſelben zu ſolcher geiſtlichenWürde erhoben war. Der erſte ſtand in Furchten, daß wann Stanislaus auf dem Throne bliebe, er feinern Amtsbruder wurde
weichen muffen ,und rief alſo den Ezaren um Schuß an . Su gleicher Zeit ſeşte er ſich an die Spige dererjenigen, ko bißher desKönigs AuguſtPartei gehalten, und, weil fie den Stanislaus nicht als Konig erkennen wolten, darauf bedacht waren , wie ſie zu einer neuen Wahl
ſchreiten möchten . Sie erhielten auch durch den Fúra ften Menzitof die Verſicherung, daß der Ezar ſie nicht berlaſſen , ſondernmit eben ſo viel Gelde und Hülfsodis
kern,als erbiß dahinhergegeben,ihnen beiſtehen würde. Dieſer Primas ſchrieb nach Regensburg, und era
fuchte die Stande des römiſchen Reicheskeinen andern bor
1
Königs von Schweden .
7:
429 vor einen König in Polen zu erkennen,als derdurch eins 5709 ſtimmige Wahl der ganzen Republique erwahletwors den, und erofnete hierauf durch umher geſante Briefe aufben ſieben und zwanzigſten Jennereinen algemeinen
Reichstagder SenatorenundAbgeordneten des Abels zu Lemberg, um ſich alda über die gegenwärtige Bes fchaffenheit der Sachen zu berathſchlagen, imgleichen über die bequemſten und dienlichſten Mittel , um die
20
Wahl eines neuen Königes vorzunehmen . Inder Zeit,daß der Ezar damit umging,ſich Lemberg tu nähern ,um dem daſelbſt zu haltendenReichstag ein grofferes Gewicht zugeben, verlor er den ehmaligen bekanten -Anhanger des Königs Auguft, Smigelski. Dieſer hatte denWoiwoden von Kiow , und den Grae fen von Carlo zu Kaliſch in ſeine Gewatt bekommen
und zu Kriegesgefangenegemacht, weil aber der Fürft 8
Menzikof ihn hochmuthig begegnete, nahm er ſich nicht allein vor, die Ruſſen zu verlaſſen, und ſeine Ges fangene wieder frei zu geben, ſondern begab ſich auch
felbſtnach Sachſen,erkante den Stanislausals König und brachte hundert undfunfzig Ruſſen mit dahin, die *
er in Prziemisle aufgehoben hatte.
Der Ezar hingegen rufte nach Zolkiew ,wo der Fürſt
MenzikofſeinQuartier hatte, und verſchiedene Gropie aus Polenbei ihm anlangten ,worunter vornemlich dies jenigenwaren , ſo ihre Ehrenamter vom Kidnige Auguſt bekommen , und keine Hofnung ſolche zu behalten, hats ten, wann ſie ſich gleich dem KönigeStanislaus unters
würfen. Alle dieſe machten bei ihčem neuen Schuss herrn ihre Aufwartung, ehe ſie nach Lemberg gingen, und ſtunden ihm ſogleich hundert und vierzig tauſend
Pfund Brod täglich zu ,vor fiebenzig tauſend Mann, fo er bei fich hatte.
Um diejenigen ,foesmit dem König Stanislaus hiels
ten , noch mehr in Furchtund Schrecken zu ſeken, ſchikte 调
der Ezar die beiden Peneralen Ronne und Heinstemit einer
3
430
Leben Caris des Zwölften , T
Dragoner aus, und muſteder erſte 1907 einer ſtarken Partei ander preuſſiſchen Seite, der andere aber in Großpos len herumſtreifen , wo ſie alles mitFeuer und Schwerb verheereten ,undniemanden, ſo denKönig Stanislaus anhing, verſchoneten. Die nach Lemberg ausgeſchriebenegroſſe Verfams
lung ward aldaden acht und zwanzigſten Jenner erofs net, unbbiß aufden erſten Hornung verleget. Sie ber
ſtand aus dem Primas, vielen Senatoren, Biſchofen, Boimoden, Caſtellanen, und andern, ſo einige Ehrens
amter im Reiche bekleideten, und vom KönigeAuguſt 1
baju ernant waren , worunter ſich unter andern der
Cronfeldherr Siniawski, und der Fürſt Wisniowiki befanden .
Der Czar fandte den Knees Dolgorucki als Gevole
machtigten zu dieſer Zuſammenkunft. Als anfanglich gefragtward , was vor eine Einrichtung man dabei bes obachten ſoltes beſchloß man endlich , folche als eine
Folge der ſendomirſchen Conföderation anzuſehen , welche man hierdurch nach denen gegenwärtigen Zeits läuften verbeſſern und ergangen wolle. Es ward fers ner dieFrageaufgeworfen : Dbanißt ein König in Pos len ren oder nicht und das lektere behauptet , nach:
dem man die Aufführung des Königs Auguſt, ſeinen Abzug , den mit Sdweden geſchloſſenen Frieden, und feine Niederlegung derErone genau unterſucht hatte. man wolte ſodann denThron vor erledigt erklaren,
fand aber vor gut,einen Reichstag auf denMonatMai nach Lublin auszuſchreiben , nachdem man vorher die
Landtage indenen Woiwodſchaften angeſtellethatte. Zu gleicher Zeit ward auch feſtegeſtellet , diejenigen, ſo
ſich zurgegenſeitigen Partei geſchlagen , zu ermahnen, ſich dabei einzufinden ,und der Beſchüßung des Vaters landes gemeinſchaftlich beizuſpringen . Endlich kam man überein , daß der Prinias an die auswärtigen
Madyte ſchreiben, und ſie von der Beſchaffenheit der polnis
Königs von Schweden . ;; 431 polniſchen Freiheiten undGerechtfame unterrichten , 1707 zugleich aber erſuchen möchte, keinen als denjenigen vor einen König von Polen anzunehmen ,welcher durch
f die freien Stimmen aller Stande der Republicerwähs tet, und davor erkant worden .
Der Czar verſicherte die Mitgliederdieſer Verfams tung durch einen an den Siniawski geſchriebenen
E' Brief,daß er fie niematen verlaſſen, oder einen beſone dern Vergleich mit Schweden eingehen wolle. Er begab fich hierauf nach einigen Tagen ſelbſt nach Lems berg , wo er den ſiebenden des Hornungs nebſt ſeinem
i Sohn, dem Czarowiz ,dem Fürſten Menzikof und andern vornehmen Bebienten anlangte , und denen
Berathſdılagungen perſonlich beiwohnete, auch ſich alle Mühesab , die Semůter dahin zubewegen, daß ſie ohnverzüglich einen neuen Konig erwehlen möchten ." ; inzwiſchen hatte eine moſcowitiſche Partei unter
dem GeneralRønne den Erzbiſchofvon Gneſen , Dzies linski, welcher von dem König Stanislaus ehedem
zum Primas ernennetworden , erwiſchet und gefans gen bekommen, da er in Bauer Kleider ſich baið hier bald dort aufhielt, und eben im Begrif war, nach Sachſen zu entweichen . Er ward ſehr hart gehalten , und ob gleich der gegenfeitige Primas nebſt denen zu Lembergverſamleten Biſchofen ſich viele Mühe gaben , daß man ihn als einen Geiſtlichen ihnen ausantworten
möchte; fo wolte doch alles dieſes beidem Czar nichts verfangen, als welcher ihn nach Kiow führen , und in ein ſcharfes Gefängniß legen ließ.
Wie die Verfamlung zu Lemberg nach verſchiebes nen Zuſammenkunften unter ſich ſelbſt auch einigen Uns terhandlungen mit dem Czar undſeinenMiniſtern ihre
Berathſchlagungen geendiget hatte, beſchloß ſie, wenn man zu einem genauen Bündniſſe mit dem Cjar den
Grund gelegethaben würde,auch die nöthigen Maaßa tegeln genommen , um die ſendomiriſche Confdderas tion
432 Leben Carls des Zwölften, etc. 170, tion zuunterſtüßen, wollte man von dieſem Herrn einen Befehl auszuwirken ſuchen , um dieUkraine wiederan die RepublicPolen abzutreten. Es wurden zu dem Ens
bedieCommiſſarien beſtätiget, welche vondem groſſero Naht ernennet waren ,um gedachte Provink rieder zu übernehmen , desgleichen auch diejenigen , To man ers wahlet hatte, um nebſt denen vom Czar dazu verordnes
ten Bevolmachtigten die Beobachtung der Kriegess zucht warzunehmen .
Dieſem Schluß wurden noch zwo feierliche Verfis cherungen beigefüget, die der Czar und die Confdderas tion einander thaten , daß fie nemlich ihre gemeinſchafts
fichen Angelegenheiten nie von einander trennen wok ten.
Sie wurden am zwanzigſten Merz von beiden
Seiten , ſowol vom Ezar alsvon achtzehn Senatoren , untergezeichnet , unter welchen lebtern der Primas Stanislaus Szembeck und der General Siniawski fich voran befanden.
Der Egarkehrte hieraufwieder nach Zolkiety, und weil die Polen in Furchten ſtanden ,ermöchte ihnen auf Dem Reichstage zu Lublin ſeinenSohn zum König vors ſchlagen ,als die Rede ging ; rofchikte er denſelben wie Der nach Moſcau I, undließ hingegen , wie man zu Lems berg verabredet hatte,denen polniſchen und lithauiſchen
1
Truppen achtmal hundert tauſendGulden auszahlen.
:
Anhang
78
ed:
gro
ini
HIC
Anhang einiger Schriften , ſo zu
dem zweiten Theil D
/
der
Lebens - Beſchreibung König
Sarls des Swölften von Schweden , welche von
Herrn Guſtav von Adlerfeld verfaſſet worden, gehören.
.
4
くれた
しい
1
Ausführlicher Bericht von dem,
was in währender
Belagerung der Stadt Dörpt bis zu Ende derſelben , im Jahr tauſend ſiebenhundert und vier merkwürdiges vorgefallen ; aufgereist
von dem damaligen Dorptiſchen Commendanten
Obriſten Carl Guſtav Skytte. en fechszehenden April des Jahres tauſend ans ſiebenhundert und vier , waró der Com , bang
mandeur Löſchert von Hersfelt von dem 1904 Generalmajor Schlippenbach beordert, zum IOS fich mit feiner Eſquadre ſegelfertig zu machen, um Bla
des Feindes Bewegungen auf dem Peipusſee warzus nehmen , der denn auchden dritten Maivon der Khes
devon Dörpt abging. Die Ruſſen lagen zwo Meis len von dem Ausfluſſe des Embachſtroms , beieiner
Inſel Porkazari , welche der Commandeur vorbei muſte, ehe er in den Peipus einlief. Weil er eben einigegute Freunde auf ſeinem Schiffe bei ſich hatte,
und felbige bewirthete, auch tapfer einſchenken und bei jeder Geſundheit die Stücken abfeuren ließ , folgs Zweiter abeil. Ee 2 ten 1
t.
436
Leben Caris des Zwölften ,
An: ten die Feinde ohne Verzug dieſem Schieſſen nach,
bang ju
und kamen ihm entgegen .
Wie Lorchert davon bes
1904 nachrichtigetward , rúkte er gleichfals hinunter ; jes doch da ihm der Wein den Kopf eingenommen hatte, wagte er fich höchſt unvernünftiger Weiſe auf eine
ſehr engeStelle des Fluſſes, drei Meilen von Dórpt, wo ſeine Schiffe einander nicht konten zu Hülfe koms
men , daß alſo der Feind, nachdem er die Hohen auf beiden Seiten des Ufers mit Fußvolk beféket hatte,
ſid) von einem Fahrzeuge nachdem andern mit leichs ter Mühe Meiſter machte.
Den vierten Mai, zwiſchen ſechs und ſieben Uhr des Morgens hatten die Ruſſen vierzehn Schiffe weggenommen .' Lorchert woltë diefem Unfalle nicht überleben , legte alſo Feuer in die Pulverkammer,
und ſprengte ſich mit ſeinem Schiffe in die Luft, wors auf die Ruſſen mit neuntauſendMann, die ſie ausges
feket hatten , an dieſem Drte Stand faſſeten . Den zweiten Junius ging der Feind nach Kirums pal , und fing an , eine Brücke über den Strom zu ſchlagen. Um ihn zu verhindern , daß er damit nicht zu Ende kommen möchte , ſchikte ich einige Parteien aus, die ihn zwar hin und wieder beunruhigten, aber
von feinein Vorhaben nicht abwendig machen kons ten , daher ſie ſich wieder zurük zu ziehen gendtiget wurden .
Den fünften derſelben Monats kamen die Moſcos witer vor Dórpt an , und ſchloſſen die Stadt von
Kopkoia bis Tannenhof undMühlenhof, und jenſeits des Waſſers bis Haſſelau ein.
Den fechſten lief die Flotte den Embachſtrom hins
auf,woraufich die Vorſtabte im Brand ſtecken ließ. .
Den
1
Königs von Schweden . |
437
Den eilften bekam der Feind eine Batterie auf uns un der andern Seite des Embachſtroms, nicht weit vom bang 机
Stadtgerichte, fertig , und fuhr mit denen Laufgras 1904 ben eifrig fort. Den vierzehenden fing der Feind gegen Abend an ,
voneiner Batterie von acht Mörfern Bomben in die Stadt zu werfen , und zehlete man deren noch felbis gen Tages vier und dreiſſig.
Den funfzehenden wurden ſieben und zwanzig Bomben hereingeworfen, und dfneten die Ruſſen die Laufgraben ſowol vor dem teutſchen als moſcowitis
fchen Thore. Des folgenden Tages kamen sur achtzehen Boms ben ein . 1
Und weil es den fiebzehenden Faſt- und Bettag war , noch weniger.
1
Dergleichen auch den achtzehenden Junius ges fchahe.
$
Sergegen fieng der Feind wieder an , den neunges henden weit ſcharfer zu ſchieſſen , und über zweihuns
* dert Bomben einzuwerfen, wodurch viele Hauſerund abſonderlich die ſchwediſcheKirche beſchadiget wurde. Denſelben Tag nachten dieRuſſen die Brücke über den Embach ,bei Quiſtendal fertig, und ſekten die Ats taque an drei verſchiedenen Dertern fort , als die ers ſte von dem Lager bei Rahtshof an , auf dem Weg nach Narva , bis nach der oftlichen Seite der Stadt und des Embachs, und rúkten mit ihren Laufgraben
bis an die Ecke der Stadt, wo ſie fich von dem Pis Astorn bis an die ruſſiſche Seite und das teutſche Ee 3
Thor
438 ;"" Leben Carls des Zivolften, An Thor erſtrecket. Die zweite Attaque war hinter illa Kopkoja , und auf dem Weg nach. Riga , gegen Mits
bang
* 704 tag der Stadt und des Embachs , machte eine Linie gegen den Drt, Miſtberg genant , und feuerte man von dar unaufhörlich auf das zweite, dritteund vierte Bolwerk, und ſuchte näher unter die Böſchung des Grabens zu kommen. Die dritte war gegen Mits ternacht der Stadt nahe bei dem Dorfe Tekelfer ang
geleget, ging an der Weſtſeite des Embachs vorbei, und führte die Laufgraben gegen das fünfte Bolwert und das Jacobsthor.
Den zwanzigſten und ein und zwanzigſten warf der Feind mehr dann fünfhundert Bomben in die Stadt .
Den andern Tag gehlete man deren dreihundert und zwei und achzig , von welchen etliche Das Magas
zin und die teutſche Kirche beſchädigten . Den drei und vier und zwanzigſten bis gegen Mita tage bekamen wir hundert fieben und rechzig Bome
ben , die gluenden Kugeln nicht init gerechnet. Dieſen lekten Tag war der Feind mit ſeinen Laufs
graben von der Gegend Tekelfer bis auf dreiſſig
Schritte vom Jacobsthor kommen
alwo er eine
Batterie aufrichtete. Den fünf uud zwanzigſten ward das fünfte Bols werk heftig beſchoſſen , und ſelbigen Tages vier und achzig , des folgenden aber zweihundert und vierzig Bomben eingeworfen .
! Den ſieben und zwanzigſten ward auf beiden Seis ten noch immer ſcharf gefeuert. Sis
6
439 Königs von Schweden. Bis auf den acht und zwanzigſten Junius haben an hang
wir an getddteten etwa achzig Soldaten und ohnges fehr hundert Bürger und Bauern gehabt, und liegen 1704 unter die zerſchmetterten Hauſer gleichſam begraben. Dieſes iſt umſoviel erbärmlicher anzuſehen, weil wir
ſonſt keine Wohnungen vor die Soldaten haben , in welchen wenigſtens die Verwundeten geheilet werden Konten . Dem allen ohngeachtet, machte ich dennoch Anſtalt zu einem Ausfal an der Seite des Jacobss
thores . Dieſes geſchahe in der Nacht zwiſchen den acht und neun und zwanzigſten, unter des Obriſtleuts nant Brands Anführung. Man machte zwar ans fänglich bei vierhundert Mannvon dem Feinde nica der und zwang ihn in etwas zum weichen.
Weit
aber meinen gegebenen Befehlen nicht ganzlich nach gelebet worden , war es nicht möglich , ihn völlig vertreiben , noch die Laufgraben auszufüllen ,I wie ich wol gehoft hatte. Brand und zwei Hauptleute,
zwei Capitainleutnants, drei Fahnrichs und dreiſſig Gemeine von den unſrigen blieben auf dem Plate; zwei Capitains aber wurden gefangen. Den neun und zwanzigſten wurden die Todten von beiden Seiten begraben , auch des Nachts über
bis an den Morgen mit Einwerfung der Bomben fortgefahren. Den lekten dieſes Monats bekamen wir deren über
hundert und ſieben ; doch ward zuleßt nicht mehr ſo ſtark gefeuret. Den erftenJulius flogen hundert und dreißig, und ben zweiten vier und achzig in die Stadt, welchen des
dritten Tages eine groſſe Anzahl glúender Kugeln
nachgeſchickt wurden die viele Häufer im Brand festen. Ee 4
Die
2
440
Pebert Carls des Zwölften ,
Die drei folgenden Tage hielt fich der Feind rus in hig und ſtille. Hingegenfing er den fiebendenmit 1704 fünf und zwanzig groſſen Stücken an dem rußiſchen
hang
Chore, und in der Mauer , fo nach - Pinotorn hins gehet, eineDefnung zu machen; und ſolches geſchahe auch zwiſchen dem Jacobsthor und dem fünften Bols wert aus ſechs andern Canonen . Zu gleicher Zeit ward auch aus funfzehn hin und wieder geſtelten Mörfern eine groſſe Menge Bomben hereingeworfen, und damit unaufhörlich biß auf den dreizehenden ders felben Monats fortgefahren . Von unſer Seite wurs
.
4
den die Löcher in der Mauer ſogleich wieder zuges machet.
Den zwölften 30g der Feind einen Graben von Pekelfer biß an den Embach , vermittelſt welchen er biß an dem halben Mond anrukte, der vor dem ruſ: Biſchen Thore angeleget war,und durch das -feindliche
Schieſſen ganglich zu Grunde gerichtet wurde. Den dreizehenden feuerte der Feind mit unglaubs licher Heftigkeit, und beangſtigte die Stadt mit ſehr
pielen Bomben . Des Abends um halb ſieben Uhr ward ich gewahr , daß der Feind fich fertig machten den ſchon ganz verfallenen Mond zu beſtürmen , das her ich Befehl ertheilte, ihn wohl zu empfangen, Das Treffen war auf beiden Seiten ſehr hartnadig und blutig ; auch die Ruſſen ſchon an einer Stelle
durch die Sturmpfahle gebrochen , als ein Leutnant, der da feinen Poſten , aber faſt kein Pulver mehr hattei ſie aufhielt, und nachmals von etlichen Fußknechten,
ſo ich ihnen zuſchikte, dergeſtaltunterſtüketwurde, daß der Feind. zurük getrieben und vom Walle hinunter geiaget:ward . Weil er aber immer mit friſchen Leus
ten wieder anſekte, und damit die gange Nacht vom
vierzehenden Julius biß um ſechs ůhr des Morgens fortfuhr,
11
Königs von Schweden . ?
441
! fortfuhr, konten wir , da wir ohnedem ganz ermüdet An: !! waren , ihm nicht langer widerſtehen , daß er alfo big bang 1 an das Stadtthor durchdrung , unter welches er ſich 1704 eingrub. Da ich alſo kein Mittel in der Welt fahé, mich langer zu halten , auch durch langeres Widers Tegen denen armen Einwohnern der Stadt nur einen gewiſſen Tod wurde zugezogen haben , und daß man fie vor der Fauſt nieder gemacht hätte, war ich ges nohtiget , mich zu ergeben . Ich ließ alſo durcheinen
m Trommelſchlager das Spiel zu dem Ende rühren,
oder aber auf der Stelle erſchoſſen ward ; einem ans
dern , ſo an ſeine Stelle trat, wiederfuhr ein gleis ches ; daher ich in die Trompete ſtoſſen ließ. Hiers auf håreteman augenbliklich auf mit ſchieſſen , in wels
> cher Zeit ich einen Major zu dem General Scheres
methof (chikte , der hinwiederum einen Major in die
Stadt hinein fandte, mit welchem ich wegen nachſtes henden Puncten überein kam . Erſtlich ſolle der Beſakung erlaubt ſeyn , mit klins
gendem Spiele, fliegenden Fahnen, Kuget im Muns de, fechs metallenen Stücken , vier und zwanzig Ladungen vor einem jedweden , imgleichen allem Ges wehr , Bagage., und einem Monat Lohnung und
Proviantauszuziehen . gſt nur drei Compagnien zugeſtanden worden , 4
mit ihrem Gewehr auszumarſch iren ; auch behalten alle Officiers ihre Degen. Die ús
brige Befakung ziehet ohne Gewehr aus. Zweitens werden der Befakung Wagens gegeben , um ihre Krancke und Verwundete mit fich zu führen . Es find fo viele Fuhren zugeſtanden , alsman Berbeiſchaffen kan . Ees
Drittens
Leben Caris des Zwölften ,
442
An: Drittens mag fie den nächſten Weg nach Rieval ju abmarſchiren . 1704 gſt zugeſtanden.
H
bang
Viertens rolle denen Officieren vergonnet ſeyn , ihr Haußgeraht entweder vorher zu verkaufen, oder auch
rolches mit der ehiſten Gelegenheit nachkommen zu
BE
laſſen.
gſt zugeſtanden. Fünftens rolle kein Soldat von der Berakung wes der durch Liſt noch Bedrohung, oder auf andere Art
und Weiſeaus des Königes von Sehweden Diens ften abſpenſtig gemacht werden. Sít zugeſtanden. Sechſtens wird allen fchwediſchen Unterthanen,
wes Standes fie immer ſeyn mogen , ein freier Abs zug vergonnet , und fol ihnen auch zu ihrem Haab und Gute ein ſicheres Geleite verſtattet werden.
gſt zugeſtanden. Siebendens wird verlanget , daß Bürger und Raht, wie auch die Geiſtlichkeit bei ihren Freiheiten
tu
geſchuget werden mogen .
Iſt zugeſtanden. Achtens , daß man niemand auf- oder zurückhalte,
der vonihnen anderwerts hinzuziehen ſich entſchlieſſen möchte.
Iſt zugeſtanden. Neuntens , fals auch jemand von denen Einwohs nern das feinige ſchon anderwerts hinweggeſchikt hatte,
f
Königs von Schweden .
443 hatte , und folches nunmehr zurükkommen zu laſſen an: bang.
geſonnen ſen , moge man ihn an dieſem Vornehmen Sie nicht hindern. Iſt zugeſtanden.
1704
Zehntens verlangt man , daß die Veſtungswerke in dem Stande, wo ſie ſich ißo in befinden , dermals eins dem Könige von Schweden wieder überliefert werden .
ga. Wann der Fall ſich nach dieſem eraugnen ſolte.
Nachdem alſo alles auf dieſe Art zur Richtigkeit gebrad)t und abgethan worden , zog ich mit der Bes faßung zwar aus ; allein die Moſcowiter kamen dem
geſchloſſenen Vergleiche nicht in allen Stücken nach. Denn unſere Mannſchaft muſte ſich in drei Haufen
theilen , und der eineunter dem Obriſten Tiefenhaus
fén nach Riga, der andere nach Wieburg, und der dritte nach Reval abmarſchieren . Derren drei Coms
pagnien ward ihr beſtes Gewehr abgenommen , und an deſſen Stelle ließ ihnen der Czar viel ſchlechters reichen. Ich aber ward gezwungen , mit dem Czar nach Narva zu reiſen. Den fünf und zwanzigſten Julius brach die gange
isho rußiſche Armee von Dörpt auf, und begab ſich auf dem Marſch nach Narva. Den ſiebenden Auguſt muſte ich mich mit in die Laufgraben vor Narva verfügen , und mit denen Bes lagerten ſprechen.
Man hat nachgerechnet , daß in wahrender Belas
gerung der Stadt Dörpt fünf tauſend Bomben hins ein geworfen worden.
Carl Guſtav Skytte. os
SO
of
Glaub:
444 An : hang
Leben Caris des Zwölften,
Glaubhafte Beſchreibung alles deffen ,
1704 fumi
was bei der
108
Blat.
Belagerung der Stadt Narva bom
erſten April bis den vier und zwanzigſten Auguſt des tauſend ſieben hundert und vierten Jahres
ſich zugetragen ; wie ſolche
dem Könige von Schweden übergeben worden.
en erſten April kam der Feind von Sama her, ging zu Katterkyhla über das Eis , und rúkte ſodann in Liefland ein , nachdem er hin und wieder ſehr viele Bauern zu Gefangenen gemacht und eine
groſſe Anzahl davon getobtet hatte.
Den zwölften um zwei Uhr nach Mitternacht bes machtigte ſich eine mofcomitiſche Partei des ivanos grobiſchen Hanfmagazins oder Hakelwerks , und machte darin einen Reuter und viele Bauern mit
ihren Weibern nieder , nahm auch einige gefangen. Šo bald der Officier, ſo auf dem Bolwerk Horn die Wache hatte, davon benachrichtiget ward , eilte
er herbei, und jagte die Ruſſen wieder weg. Den ſieben und acht und zwanzigſten fieſſen ſich die Feinde mit einiger Peuterei bei der Mündung des Fluſſes ſehen . Den
.
Königs von Schweden .
445
Den neun und zwanzigſten fekten fie fich feſte, und ans richteten daſelbſt eine Batterie auf, ohngeachtet zwei bang
von unſern Fahrzeugen durch beſtändiges Feuer fie1704 daran zu verhindern ſuchten . Die Ruſſen hingegen ſchoſſen gleichfals ſehr heftig auf dieſelben loß , alſo daß fie auch eines von den zweien Schiffen durchboha reten , worauf ſie ſich beide vom Lande weiter ab bea
gaben . Der Generalmajor und Dbercommendant von Narva Freiher Henning Rudolf Horn hatte ſich aus der Stadt gezogen , um auf der Feinde Bewer
gung acht zu haben . Dieſe waren durch den kleinen erhaltenen Vortheil etwas dreiſte geworden , und
brenneten ihr Geſchüß auf ihn loß, thaten aber keis nen Schaden.
Den dreißigſten fuhr der Feind fort, an ſeine Wers * ke und Bruſtwehren zu arbeiten , kamen auch damit
7
ſo weit , daß weder die Schiffe,1 fo auf der Khede waren, zu uns kommen, noch die unfrigen, ſo unter den Stücken der Stadt lagen , aus dem Hafen auss
lauffen konten , wodurch wir dergeſtalt eingeſchloſſen wurden , daß es nicht möglichwar , Lebensmittel von auſſen zu erhalten.
Den erſten und zweiten Mai fekte der Feind ſeine Arbeit an denen Verſchankungen auf dem Wege
nach Ryhla ſehr emfig fort, um dadurch unſere Schiffe
abzuhalten , daß ſie nicht in die Stadt einkommen men auf die liefländiſche Seite über , überfiel einige
mochten. Um Mitternacht ging er mit etlichen Pras
von unſern mit Lebensmitteln beladenen Fahrzeugen , die folche in die Stadt einbringen , und uns damitvers ſorgen wolten. So baldbefand ſich der Feind nicht auf dieſe Seite des Fluſſes , als er uns von daher nach Vermogen allen Abbruch zu thun , und unſere Pferde und übriges Vieh wegzunehmen fuchte. Den
446
Leben Carlé des Zwölften ,
Den gehenden ward Dbriſt Loode mit dreihundert u Fußknechten , und der Dbriſte Morath mit zweihuns 1904 dertund funfzig Pferden abgeſchikt, um zu dem Obris ſten Rehbinder zu ſtofſen , und ihm allenfals beizus ſpringen . Denn dieſerwar mit ſeinem Regimentzu Fuß-von fechshundert Kopfen biß an die Rhede und An :
bang
Mündung des Fluſſes , gerade gegen die feindlichen
Batterien uber, gerucfet. Wie wir alda anlangten , fanden wir zwar den Feind auf unſereSeite nicht vor; allein fo bald hatte .
er uns nicht erblicket, als er in möglichſter Eile eine Brucke über den Strom warf, und augenbliklich auf
uns toßging. Unſere drei Obriſten berathſchlagten ſich ohnverzüglich , was bei dieſer Gelegenheit anzus
fangen , und fanden , daß es zu gefährlichden Feind anzugreiffen, und alſo rahtſamer wäre ſich zurúk zu zu ziehen. Und in der That waren wir weit ſchwas
cher wie die Ruſſen , und hatten überdem kein grobes
Geſchüß bei uns. So war auch das rehbinderſche Regiment nur mit ſchlechten Flinten verſehen , und
überhaupt hatten wir kein Werkzeug bei uns , damit wir uns verſchangen konten , im Fall der Feind uns etwa hátte überfallen wollen. Wir zogen uns alſo
in guter Drdnung auf folgende weiſe wieder zurük.
Das rehbinderſche Regiment ging voran, welchem die loodiſche Infanterie folgte , die hinwiederum von dreißig Granadieren bedecket, und der Nachtrab durch die Reuterei beſchloſſen wurde.
Die Ruſſen kamen hierauf in ziemlicher Anzahl uns immer naher , und fchienen Luſt zu haben , mit
uns anzubinden. Weil wir aber ſo glúklich waren, und dieBrücke zu Tarajegi bei zeitenhinter uns abs warfen, war es ihnen nicht möglich, uns weiter zu
verfolgen , daß wir alſo die Stadt mit Verluſt von wenig
Königs von Schweden.
447
An: mwenig Leuten erreichten . Der Generalmajor Horn bang
EN
ht
SU
warmit dem was hierbei vorgegangen , gar nicht zu bau
frieden, und ließ daher ſogleich ein Kriegesrecht halten. 1704 Den eilften und zwölften fahen wir die feindliche Reuterei auf der lieflandiſchen Seite hin und wieder
auf Kundſchaft ausgehen und dasLandDurchſtreichen, und zwar ſo viel wir abnehmen konten , in ziemlicher Anzahl.
Den dreizehenden hårete man von der Rhede her und bei dem Auslauf des Fluſſes ſtark ſchieſſen. Den ein undzwanzigſten wagte ſichder Feind fo
nahe unter die Stücken derStadt , daß er auch einis ges Vieh und verſchiedene Leute wegnahm . Den neun und zwanzigſten ließ er ſich bei Faval fehen , wo er etliche Pferde erbeutete. Es ſchien, als ob unſer Geſchuß ſeiner Reuterei einigen Schaden
gethan hátte. Deſſelbigen Tages , um viertehalb Uhr nach Mittage, kam der Feind mit einer ſtarken
Partei zu Pferde durch die Garten, und ging abers mal auf das Hackelwerk oder Hanfhaus loß, um als
les, was er darin antreffen wurde, niederzuhauen. Der Ritmeiſter Hochmuht , ſo nur mit funfzehen
Pferden elda ſtand, that alle möglichſte Gegenwehr, und hielt die Ruſſen auf, ſo lange er konte; allein weil er merkte , daß er von der Stadt wurde abges
ſchnitten werden , hielt er vors rahtſamſte , ſich uns ter die Contrefcarpe zu ziehen. Der Feind ſeşte ihm zwar nach , ward aber durch das Geſchüß von unſern
Bolwerken dergeſtalt begruſſet, daß er uberHals unb Kopf den Rukweg fuchte, und verſchiedene Pferde, wie auch einen rußiſchen wohlgekleideten Officier im Stiche ließ , fo man in die Stadt einbrachte. Seine Todten
Leben Carle des Zwölften , 448 ans Todten batte er, Der Gewohnheit nach, mit fortges bang ſchleppet. Ritmeiſter Hochmuht verlohr einige Reus und Pferde, und ward ihm fein eigenes unter dem Leibe todt geſchoſſen , er ſelbſt aber verwundet.
1704 ter
Inzwiſchenlegten die Ruſſen ihre Wachenbiß Rohs tenhan aus , kamen auch mit ihrem Fußvolte im. mer näher.
Den dreißigſten zogen wir unſere Vorwachten in aller Frühe von dieſer Seite an uns.
Denſelben
Tag Fahe man vieleTruppen in das feindliche Lager einrücken , die wir fo gut wir konten mit unſern Ses ſchuk willkommen hieſſen. Den ein und dreißigſtennäherte ſich der Feind von Gvanogorod her , in der Abſicht , unſer Vieh und
Pferde wegzuholen. Weil wir aber von der Wallen ftark auf ihn loß feureten , zog er ſich hinter den Hus
gel bei Rahtshof, regte ſich daſelbſt ohnverzüglich feſte, ſchlug ſeine Zelten auf, und ſtelte auf der Höhe des Berges feine verlohrne Schildwachten aus. Wir erfuhren nachgehends , daß es der Generalmajor Tſchammer mit ſeinem Regiment Dragoner ware, welches grún gekleidet war. Er hatte den Hafen ,
mo er bißher geſtanden, verlaſſen ,I und ſich an dieſem Drt begeben .
Den erſten Junius ließ der Feind ſich von neuen
mit vieler Reuterei hin und wieder im Felde ſehen, und wie es schien , uns zum Troke. Wirbanden alfo
dann und wann mit ihnen an , und thaten ihnen auch einigen Abbruch. Wie der Döriſtleutnant Marquard mit einiger Pferden am zweiten etliche Gefangene nach Joanogos rob brachte, fielen dieRuffenihn auf dem Rüfwege an . Allein
;
Königs von Schweden.
449
etttein fte wurden bald übern Haufen geworfen , und Ane
conunferer Reuterei,ſo hundertund funfzig Pferdebang
tark war, mit ſolchemMuhte zurükgetrieben und vers 1904
folget , daß ſie bis an das nachſte Holz weichen mus Tien . Hier feßten ſich die Feinde wieder, ſtelten fich in Schlachtordnung , und da ihnen eineſtarke Partei zu Pferde zu Hülfekam , zwungenſie uns ,den Rukweg zu ſuchen . Doch geſchahe dieſes mit ſolcher Unere ſchrockenheit, und mit aufgeſpanten Hanen auf uns
ſere Piſtolen , biß wir unter das Schloß Joanogos rod kamen , wo Major Funck unſer mit einigem Fuß» volke erwartete . So bald ward er nicht gewahr,
daß man uns nachfekte, als er mit ſeinem rechten Flus
gel los brach, um den Feind zurúk zu weifen ; doch dieſer wolte nicht weiter anbeiſſen , fondern zog fich ohne Verzug hinter dem Berge. Dem Dbriſtleutnant Marquard und dem Major
Funck war zwar aufgetragen geweſen, mit ihren Leua ten bis an das nicht weit davon ſtehende Lager fidy
zu nähern , ſolches ,wo es möglich , zu’uberfallen und ju plündern . Allein Funck ſtellte vor , daß er nicht
Befehliget fei, ein mehrers zu wagen , noch unſere Reuterei in ſolchem Falle zu unterſtüken . Daß alfo .
aller Vorteil den wir dieſes mal davon trugen, Darin beſtand , daß der Feind viele Leute und Pferde vers
lor. Bir fingen einen Dragoner auf, welcher auss ſagte , daß die Ruſſen zwar nur noch rechstauſend Mann ſtark waren ; man erwartete aber den Czar
5 ſtündlich mitvierzig tauſend Kopfen . In dieſem Ger fechte vermiften wir einen Leutnant, Namens Appos lof, einen Fähnrich , Namens Sparkul , und acht Reuter .
Als der Generalmajor Horn an felbigem Sage
mit einer anſehnlichen gewahrwurde,daßdieMuffen . Zwetter Theil.
Sf
Partei
en
Reben Caris des Zwölft , 450 Alin Parteir nach der fieflandiſchen Seite hinmarſchirteit, bang ſchikte er die Obriſten Rhebinder und Ferſen mit 1904 zwolfhundert Fußknechten , und den Döriſtleutnant Marquard mit zweihundert Pferden von Jvanogorod
aus, um den Feindenwieder einen Streich zu ſpielen, und ſich ihresLagers von der Seite zu bemachtigen.
Zu gleicherZeit hatte Rehbinder Drdre bekommen, ſich wieder indie Stadt zu ziehen , ſo bald ihm burch Berfung einer Bombe das,Zeichen dazu gegeben wurde.
Wie der General oben von ſeinem Hauſe
fahe, daß die Ruſſen in groſſer Menge zurük kamen,
ließ er,abgeordneter maſſen, die Bombe fliegen , das mit unſere Leute zurük kehren möchten , und ſchikte zu
dem Ende auch den Döriſtleutnant Bloman , ſo das
zumal Generaladjutantendienſte verrichtete, zu ihnen hin. Dieſer fand zwar unſere Reuterei mit dem Feinde fchon in Arbeit, doch lieſſen ſie auf erhaltenen Befeht davon ab, nachdem ſie einige Verwundete bes
Kommen , auch von den Ruſſen etliche Mann , und
unter folchen einen vornehmen Dfficier getödtet hatten . 1
Den vierten erblikte man ſowol einige feindliche Reuterei als Fußvolk von der lieflandiſchen Seite her, und gegen Abend hørete man auf der Rhede ſehr ſtark ſchieſſen. Den fünften nach Mittagelangte ein feindlicher Trommelſchlager mit einem Briefe vom Capitain Staal an , welcher den zweiten Mai von den Kuſſen war gefangen worden. Bei dieſer Gelegenheit ers fuhr man , daßLeutnant Maibel mit ſiebenzig Mann vom rehbinderſchen Regiment bei der Ueberfart aus
Schweden Schifbruch gelitten ,und mit dieſen Leus ten ware genommen worden . Der Trummelſchlás ger ward alſobaldwieder abgeſchikt, und ihm erlaubt, normas morgen
Königs von Schweden .
451
irt
morgen wieder zu kommen ,1 und die Antwort abzus atne
UTIK IM [ 18
Mittag , an welchem der Feind verſchiedene Bewer1704
holen.
Beides geſchahe des folgenden Tages um bang
gungen machte.
Den ſiebenden hårete man vonder Rhede her,
verſchiedentlich aus Musketen ſchieſſen , welches von I PRET
he
7.
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li
&
halb zwei bis drei Uhr dauerte, wobei man auch den
Rauch von weiten hoch in die Luft aufſteigen rahe. Der Feind ſuchte in wahrender Zeit unſer Vieh fort zu treiben , ward aber durch beſtändiges Schieſſen daran verhindert.
Den neunten hörte man um zwei Uhr Nachmita
tages zwei Canonenſchuſſe von der lieflandiſchen Seite und kurz hernach noch zwei andere weiter naher. Der Generalmajor, ſo nicht anders meinte, daß es der mit Schmerzen erwartete Entſak von Schlippenbach ware , ließ durch die in Schweden gebrauchliche Loſungantworten. Nicht langedarauf erblikten wir ganz ferneein wenig Rauch, woraus wir ſchloſſen , daß ſolches die ausgeſtelten ruſſiſchen Wachten und der Vortrab des Entſages ſeyn würde, welche aneinander gerahten.
Nach einiger Zeit fahen wir , daß die Ruffen fich mit ihrer ganzenMacht nach der Seite hinwandten, nachdem ſie ihre Zelten abgeſchlagen, und die gegen Die Stadt ausgeſekte Vorwachten an ſich zuruik gezo : genhatten. Wir bemerkten zugleich , daß ſie ſich in Schlachtordnung ſtelleten , und in zwei ſehr lange
"
Reihen ſo wol von Reuterei als Fußvole ausdehnes
11
ten , als wann ſie ſich einer Armee entgegen reken
wolten , die wir ebenfals zur linken Hand hinter eis nem Holze hervor kommen ſahen , und aus Truppen
zu Pferde und zu Fuß beſtand. Beide kamen einans Ffa
der
452
geben Carls des Zwölften ,
An der immer nahet , und gaben ſowol aus ihren Stüts als Flinten Feuer, daß man affo , dem Augens 1764 fchein nach , nicht anders ſchlieffen konte,als daß es bang ken
zwei Armeen waren , die ſich in die Haare gerahten . Der Generalmajor Horn ließ, alſo ohne Verweilen
den Obriſtleutnant Morát mit hundert und funfzig 1 Mann zu Pferbe heraus marſchiren , um unſern Leuten zu Hülfe zu eilen , weil wir feſt in den Gedanken ftans
den , daß der Entfaß angelanget rare. gn der groften Hiße des vermeinten Gefechts wurden wir gewahr , daß diejenigen , ſo wir por die
Ruſſen hielten , ſich , wie bei der erſten Belagerung, in aller Geſchwindigkeit nach der Bruické zurüt machs teit , wodurch unſere Reuterei zu glauben bewegt ward ,daß der Feindgeſchlagen wäre.Wie daher Mos 'rat ſich ein wenig bervor gab , um hiervon genauere
Kundſchaft einzuziehen, warder augenbliklich mitals len feinen Leuten umringet, und nebſt dem Ritmeiſter
Kons, denen Cornetten Hult,Dunkert und Pipenſtock gefangen genommen . Ritmeiſter Lindfran ; aber und funfzig Reuter wurden in die Pfanne gehauen. Der Leutnant Wilbrant war deſſelbigen Tages mit vierzig Mann auf der andern Seite nach dem
Sakelwerk ausgegangen , um die Schorſteine nieders zureiffen, wagteſich aber unvorſichtiger weiſezu weit, und ward gleichfals umzingelt, und ſeine meiſte Mans fchaft nieder gehauen , alſo daß er ſelbſt noch mit ges nauer Nohtmit der Flucht davon fam . So verlos
ren auch ſehr viele Bürger , Bauren und Weiber, diemit Lodde und Morat ausgezogenwaren ,und gute
Beute zu erhaſchen gedacht hatten, elendiglich ihr Les ben. Obriſt Lodde würde es nicht beſſer gegangen fenn , wann er nicht mit ſeinen Fußknechten ſich vere ſpåtet hatte. Den
Königs von Schweden.
453
Den zehenden langte ein feindlicher Trommets Ans fchlager mit einem Schreiben an den Commendan hang ten an , und ward auf morgen beſchieden , um die 1704
Antwort abzuholen , welches auch geſchahe. Dieſen Tag, als am eilften , ſahen wir den Feind ſich vere fichiedentlich bewegen , welches den Commendanten veranlaſſte, den Dbriſten Rehbinder mit einigem Fußs polke in die Conterſcarpe zu ſchicken , um ſich zu ers kundigen , was vorginge. Weil nun ein Bauer bei damaligen ſehr truben Wetter bis dahin ſich geſchlis chen hatte, brachte man in Erfahrung, daß derFeind ſich merklich verſtärkte, und ſehrvieleEinwohner um
Waskenarva in die Leibeigenſchaft geſchleppet habe.
UmMitternacht fingen die Ruſſenan ,zu Wippes khyla , Goldenhof und auf dem Wege nach Joala an ihren Verfchanzungen zu arbeiten , welches ohns gefehr eben dieſelben Derter ſind, wo ſie dergleichen bei der erſten Belagerung aufgeworfen. Den dreizehenden fandte man einen Trompeter zu den Kuſſen , welcher um Vergünſtigung die Todten zu begraben anhalten ſolte , die bei dem teßten Ges
fechtegeblieben waren . Weil aber ihr General das zumal abweſend war, kam er ohnverrichteter Sache wieder zurüf, der Feind hingegen ſeßte ſeineangefans gene Arbeit Tag und Nacht mit groſſer Emſigkeit fort,
Den vierzehendenmachten die Ruſſen den Anfang zu einem Graben, gegen die Stadt zu, um vor denen Ausfällen derer Belagerten ſicher zu feyn . Der
Trompeterward zwar wieder zu ihnen geſchikt, durfs te aber nicht in ihr Lager kommen , weil wir ihren
Trommelſchlager in die Stabt zu kommen gewehret hatten .
Ff 3
Den
1
454 An:
Leben Caris des Zwölften,
Den funfzehenden ließ man uns durch einen ruſſis
bang.fchen Trommelſchlager wiſſen , daß wirunſere Tods 3704
ten begraben konten, und ward von jeder Seite ein
Dfficier mit acht Mann beordert, um dabei gegens wärtig zu ſeyn, welches von unſer Seite den Kits meiſter Kalantin traf. Den fechstehenden kam der Feind mit ſeinen Wers
ten ſo weit,daß er ſich um ein Uhr nach Mitternacht bei Rohtenhahn feſte einſchanzte,und kontenwir ſols ches mit allen unſern dahin geworfenen Bomben
nichtverhindern. Erkam dieſe Nacht etliche zwans zig Klafter näher auf dem Hügel nicht weit vom Fluſſe. Den ſiebenzehenden muſte ObriſtFerſen mit achts
hundertSoldaten ſich nach demHakelwerk verfügen, um die dortigen Häuſer und Garten nieder zu reiffen, damit der Feind fich folcher nicht zu ſeiner Bedeckung und Nußen bedienen mochte. Dieſes Unternehmen ward glútlich ausgeführet, und bekamen wir dabei nurbi g Verwundete.
Denachtzehenden fuhr der Feind mit ſeiner Ars beit beſtandig fort. Wir ſahen verſchiedene Fahrs zeuge bei goala anländen ,1 die ihm grobes Geſchüke
zuführeten . Den zwanzigſten und ſonſt faſt alle Tage that der Feind ſein auſerftes, um unſer Vieh fo wol von der Seite von Narva als Jvanogorod wegzuholen, ward aber jedesmal durch unſere Stücken abgewieſen .
Denfelben Tag ließ der Generalmajor einiges Fuß: volk nebſt zwei Feldſtucken vor das Bolmer? Gloria heraus růcken , weil der Feind gerade auf den Hügel
Segelberg aninarſchirte . So bald unſere Canonen gerichtet 1
1
Königs von Schweden .
455
Ruſſen , fo fich,Ane gerichtet waren , bewilkomte man die Rüffen '
deſſen nicht vermuhteten , damit aufs beſte undlegteban
manchen unſanft zur Erden nieder , worauf dieübris 1904 gen die Flucht namen , und die Laufgraben verliefen , Wir hielten den ganzen Tag mit Schieſſen aus uns fern Mörfern und groben Geſchuge an. 2
Den ein und zwanzigſten näherte ſich derFeind dem Berge bei der Schif brůcke,um unſere Sulbas ten das Niederreiſſen der Schorſteine zu verwehren. Wir hingegen gaben aus unſern Musketen beſtandig Feuer auf ſie, und warfen nicht wenig Granaten uns ter ihnen . Sie thaten ein gleiches auf unſer neues
1
r
2
Werk, daher der Generalmajor veranlaſſet ward, des Abends anzubefehlen , daß kein Menſch ſich auf dem Walle fehen laſſen ſolte. Dieſen Tag kam ein ruſſiſcher Trommelſchlager zu uns, der Briefe von dein Obriſten Morat und andern überbrachte, wels
che den neunten dieſes Monats waren gefangen ge nommen worden.
Den drei und zwanzigſten kam der Feind mit feia
nen Laufgrabenbis unter dem Sjúgel von Segelberg, nahe beiLyfvenkylla, zwiſchen zwei Thaler, und rich tete die Spiße gegen das Bolwerk Victoria zu. Den drei und zwanzigſten lenkten die Ruffen ihre Arbeit abwerts nach der Waſſerſeite hin . Gegen Abend ſahen wir viel Fußvolk bei Rudhofsberg mars ſchiren, die viel Ruſtwagens bei fich hatten, und vom Munde Des Narvaſtroms herkamen .
Den fünf und zwanzigſten ſahen wir noch mehr Bagage im feindlichen Lager anlangen. Die Ruffen richteten ihreArbeit gerade auf das Bolwerk Jama. *
Ff 4
Den
456
Leben Caris des Zwölftent,
Un : Den fechs und ſieben und stängigffen waren fic mit ihren Laufgraben gegen Joanogrod beſchäftiget, 1904und gaben ſichgroffe Mühe , unſer. Viehwerk wegs gutreiben , wurden aber , wie jedesmal bißher durch die Canonen von unſern Wallen abgehalten. bang
Den acht und zwanzigſten arbeiteten fie unermus
Det an ihre Laufgraben hinter Rahtshof ; inzwiſchen feureteman aus gvanogorod tapfer auffie loß. Den neun unb.zwanzigſten führten die Ruſſen ihre Werke des Nachts über , den Berg hinunter gegen
den Weg nach Fama, woſie des ſtarkenFeuers der unfrigen aus der Stadt und dem Schloſſe ungeachs
tet, eine Bruſtwehreanlegten. Des Tages über hiels ten fie mit der Arbeit inne.
Den dreißigſten waren ſie mit ihren Laufgraben fchon biß an den jamaiſchen Weg kommen . Den erſten Julius befahl der Generalmajor an , daß alle Bürger ihre Pferde nach dem Schloſſe guae nogorod bringen ſolten , und wann die Officires etlis cher davon bendhtiget waren , konten ſie ſich nur das bin verfügen und weiterer Ordergewärtig ſenn. Als
er auch gewahr wurde, wie etlicheRuſſen ſich aus den Caufgraben nach einer nicht weit von Gvanogrod ges
legenen Waſſerquelle wagten , ließ er denen Officiern, po daſelbſt zu Pferde hielten , wiffen , fich möchten ſich nach einem Thale unten am Schloſſe begeben , und
nach gegebenenZeichen mit einem Canonenſchuß von einem gewiſſen Bolwerk, mit dem Degen in der Fauſt
und verhangten Zugel ben Berg hinauf reiten , um Denen aus ihren Laufgraben gewichenen Ruſſen den
Rukweg abzuſchneiden . Wiewir aber dahin tamen ,
fandenwir nur eineneinzigen Moſcowiter , der ſich gleich >
Königs von Schweden.
457 gleich zur Erben niederwarf, und lieber toðt machen an: han
ließ , als ergeben wolte. Der Feind feurete zwar ges dang waltig aufuns loß , that abernicht den geringſten 1904 Schaden , ob wir gleich nur dreißig Schritt aufsweis teſte von ihm hielten .
Weil dieſe Sache nicht nach Wunſch abgelauffen war , bot ſich der Ritmeiſter Hochmuht an ,er wolle nebſt etlichen Dragonern , fo eban wie er als Fiſcher gekleidet waren , ſich anſtellen , als wann ſie aufdrei Fahrzeugen zu fiſchen ausgingen , um die Ruſſen das 1
durch ins Neß und nahe an das Bolwerk Victoria zú locken . Atlein er war kaum ein Stukweges aufdem Strom kommen , als der Feind ihm dreißig Mann
entgegen fandte , und durch ſchieſſen ihn daran verhins dern wolte. Wieder Commendant dieſes Jahe, ſchikte er den LeutnantEſchener mit funfzig Mann dahin , um
die Moſcowiter abzuſchneiden, welches glúklichanging, und die Feinde ins Waſſer zu fliehen gezwungenwur:
Den. Hierauf ſtieg der Ritmeiſter Hochmuhtans Land , nahm acht Ruſſen gefangen, die übrigenaber muſten erſauffen . Der Leutnant ſtekte ſodann einige Hauſer im Brand, und hielt vonvier hundert alda poſtirten
Feinden ein beſtandiges Feuer aus ; rie aber dieſer ihr Anführer, einDbriſtleutnant, getödtet worden , gogen ſie ſich insgeſamtzurük, daß alſo die Unſrigen, ohne einen Mann verloren zu haben , ſich wieder nach
die Stadt zogen , nur ein Unterofficierund ein Gemeis ner waren verwundet. Wir erfuhren von denen eins gebrachten Gefangenen , daß Generalmajor Schlips penbach geſchlagen , der Dbriſt Frik Wachtmeiſter aber gefangen wäre. Den dritten kam ein feindlicher Trommelſchlager mit Briefen indie Stadt. Weil wir gewahr wurs
den , daß die Ruſſen an dem Orte, wo das Schars ' ffs mügel
458
Leben - Carlé des Zwölften ,
aln : mügel vorgeſtern vorgefallen war ,eineLinie gegendie hang Conterſcarpe des Bolwerks Gloria zogen , ward 1704Hauptman Frdlichmit achtig Mann ausgeſchikt, um fie hieran durch Schieſſen zu verhindern . Der Feind
ſchien ſich daran, und den etwanigen Verluſtnicht groß zu kehren , ſondern fuhr mit ſeiner Arbeit fort. Den viertenentdekten wir, daß der Feind in feinem lager von Waperkyhla an biß Joala ſehr verſtärket ward , und lagen abſonderlich an dem erſtern Orte
piete Fahrzeuge Den fünften hatte der Feind ſeine Linie biß auf sier biſ fünf Klaſter von demFluſſe vor dem gewolbs ten Gang ausgebreitet , und feuerte aus feinen Muss keten unaufhörlich auf unſere Walle loß. Wir fahen täglich neue Manſchaft in das feindliche Lager einrúfs fen, wurden auch gewahr, daß die Ruſſen beiWås perkyhla eine Brücke geſchlagen hatten . So waren auch ihre Zelten bei Sacronia auf der Seite vonGras nogorod vermehret worden .
Den ſechſten kam der Feind mit ſeinen Laufgraben biß an dem Strom , nahe bei Axelsmühle ; und auf der andern Seite biß an den bleekinger Weg. Db er auch gleich feine dreipfündige Canonen von der
Batteriebei Rahthofsberg auf unſereArbeiter in dem Bolwerk Horn , und endlich gar auf dieStadt felbſt richtete, that er uns doch keinen groſſen Schaden. 1
Biſher hatte jeden Tag ein Capitain mit achtig Mann in der Conterſcarpe geſtanden 1, um auf den Feind zu feuren , vom fiebenden dieſes Monats aber, ward nur ein Leutnant nebſt dreißig Gemeinen dahin
geſchikt. Jeder hatte dreißig Schüſſe bei fich , die
er alle verſchieſſen muſte, Der
Königs von Schweden.
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Der Feind reßte ſeine Laufgraben noch eine geraus An: me Ecke jenſeits des blefinger Weeges fort, und bes bang
dekte ſie voneinem Ende biß zum andern mitSchanks 1704 Forben. Um zwei Uhr nach Mitternachtentſtand von der ivanogroder Seite ein Lerm , wo etlichevon uns
fern Soldaten , ſo aufKundſchaft aus waren ,1 auf eine feindliche Partei ftieſſen , mit der ſie ſich herums ſchlugen , und wacker auf einander loßfeureten . Wir
bekamen drei Tobte und etliche Verwundete. Den achten erreichte der Feind mit ſeinen Laufs
graben von der ivanogrodiſchen Seite einen Ort , to Katterumpan heiſt , von dar er aus ſeinen kleinem Geſchür ein heftiges Feuer machte. An der narvis Ichen Seite legte er auf dem Hügel Goldenhof eine Schanke an. Des Nachmittags ſahen wir in dem feindlichen Lager dreizehen Fahrzeuge anlangen, die von dem Peispus kamen . Den neunten verſtärkten ſich die Ruſſen auf dem Wege nach Bleeking , von dat fie hinter ihre Laufs graben eine Linie zogen , und ſolche mit einer groſſen
Anzahl Schanzkörbe bepflanzeten. Den eilften kamen ſie mit ihrer Arbeit ſehr nahe biß an dem Graben des Bolwerks Honor auf der
linkenHauptſeite. Wir feuerten zwar ohneUnters laß auf ſie loß, undbliebenfie uns hingegen auch nichts ſchuldig , dabeifie doch den Vortheil hatten, daß ſie ſich zugleich einer ziemlichen Menge kleineč Mörfer und Granaten bedienen konten . Auſſerdem wurden täglich von beiden Seiten verſchiedenegetddi tet und verwundet.
Den zwölften råkte der Feind gegen das Bolwerk Victoria an .
Der Generalmajor war die meiſte Zeit V
460
Leben Carls des Zwölften ,
une Zeit mit denen mehreſten Officiren aufdem Wal, um bang tu
auf den Feind zu ſchieſſen, und verlohr er dieſen Tag 1704 durch einen Flinteaſchuß einen Finger aus der Hand. Den vierzehenden arbeiteten die Ruſſen ohnausges fekt an der ivanogorodiſchen Seite. Sie errichteten
daſelbſtzur rechten desbleekinger Weges eine Bats terie mit zwölf Schießſcharten gegen das Bolwert Victoria , und das Theil des Walles , welches der Sandwall heift. Einige von unſern Reutern erbeus teten dieſen Tag bei Juanogorod fechs Hammel und neun Pferde.
Den funfzehenden des Nachts hing der Feindſeine beide Linien vor der Feldbruſtwehr des Revelins an dem Königsthore an einander , und ſchnitt ſich fodann auf die Abdachung des bedekten Weges ein , ohne daßwir ſolches durch unſer heftiges Feuer aus dem groben Geſchüß vom Walle , und aus dem kleinen
von derConterſcarpe hatten verhindern mögen. Bei Katterumpan dehnete er feine Linie gleichfals weiter
aus, und beſpiſte ſiemit ſehr vielenSchankkörben. Wir ſahen überal viel feindliche Truppenmarſchiren. Den fechszehenden erhdheten die Ruſſen die vor zwei Tagen angelegte Batterie des Nachts über, und
vermehreten die Schießlocher biß auf zwanzig. So trugen ſie auch die ganze Nacht eine grofie Anzahl Reißbund nach Katerumpan , wo ſie gleichfals eine
groſſe Batterie anzulegen im Begrif waren. Dies fen Tag fingen fie an vonjenſeits des Fluſſes her auf unſere Arbeiter , ſo unter dem Bolwer Victoria ſtanden , zu feuren , und weil ſie ihre Linie an die
Conterſcarpe zwiſchen die Bolwerke Gloria , Honor und Victoria hingen , fo tamen fie uns alle Tage immer naher. Den
Königs von Schweden .
461
Den ſiebzehenden waren ſie noch mit ihren Battes An: rien beſchäftiget , deren eine von Mörſern ſie auf dem bang Segelberg errichteten. Wir fahen bei ihnen viel 1704 Reuterei aus Liefland anlangen.
Den neunzehenden wurde eine Mengegrobes Ges fchuß ins feindliche Lager eingebracht. Die Ruſſen bedekten ihre Linien mit ein Haufen Schankkorbe,
wodurch das Schloß Jvanogrod ganz eingeſchloſſen ward , und legten noch mehrere Batterien an. Dies
ſelbe Nacht fahen wir zwei Rafeten von der lieflans diſchen Seite aufſteigen und hierauf ſtark ſo wohl aus
groben als kleinem Geſchüße ſchieſſen. Um Mittage fing der Feind an zu dreienmaien aus hundert und Drei groſſen und kleinen Stücken Freudenſchüſſe zu thun , welche jedesmal mit Abfeurung der Musketen ,
welches die Lofung war, begleitet wurden. Bei jes der Loßbrennung ſtekten ſie vierzehn kleine Fahnen auf ihre Laufgraben und höreten bei Ivanogorod mit dem Schieffen auf.
Den ein und zwanzigſten zog der Feind eine neue Linie gegen den Hügel Garaſemsberg , alſo daß er den gangen Thal, der unter das Schloß Ivanogos sod lieget, überſehen konte. Um acht Uhr deſſelben Abends ließ ſich am Himmel ein ganz beſonderes
Luftzeichen fehen.
Man erblikte es anfänglich als
einen Sterngegen Dſten der Stadt, welcher fich nachher gleichſam in eine Rakete verwandelte, und von Often nach Weſten hinzog. Als dieſes Feuers feichen ſich auf dieErde weiter heruntergelaſſen , ward
man am Ende deſſelben eine Artvon einer Sonneges wahr, ſo aus ein ander sing und viele Stralen hins ter fich ließ,I aus welchen eine ſtoffinſtere Wolfe ents
kand , fo die gange Nacht über den Himmel bebekte, und erſtlichbeiAnbruchder Morgenrohte fich verlor. Den ?
462
Leben Carls des Zwölften,
An : Den drei und zwanzigſten ward uns ein Capitair bang Namens Drentei, auf dem Walle erſchoſſen. Die 1704 Ruſſen ſekten ihre Arbeit am hellen Tage fort, und fragten wenig nach dem Verluſt, den ſie dabei erlitten ,
Denfünf und zwanzigſten legten ſie am bleekinger Wege auſſer die zwei ſchon erwehnten noch einekleine Batterie an.
Am ſieben und zwanzigſten wurden wir noch einer andern weiter hinunter gewahr.
Den acht und zwanzigſten brachten ſie die Dielen , undden dreißigſten die Stücke und Mörfer auf ihre Batterien .
Als den ein und dreißigſten , welcher ein Sontag
war , die Leute gegen Mittage aus der Kirche gingen, fingen die Belagerer zum erſten mal an , die beiden
Hauptſeiten des Volwerks Victoria mit ſechs und vierzig groſſen Canonen , die ſie auf einmal abbrennes ten , zu beſchieſſen . Zu gleicher Zeit bombardirten
fie auch die Stadt aus funfzehn auf dem Bleeksberg geſtelten Mörfern. Drei groſſe Stücke ſtanden auf dem Garaſemsberg;vierzehn anderer aufeine Battes rie , die gegen die Brücke, worauf man aus der Stadt Narva nach das Schloß Ivanogorod komt, gerichtet waren . Noch neun Canonen lagen auf der
Batterie bei Onnekylla ; zwanzig andere auf dem
1
Poſtmeiſterberg, und hinter dieſer Batterie waren
zwei Mörfer , und noch zwei hinter Garaſim bei Ons nekylla , zwei Mörſer nebſt noch zwei andern Battes rien jede von vier Mörfern , und endlich ſtanden ber der Schifbrucke noch vier Mörſer, 1
Mit dieſem groſſenVorrahtevomgroben Geſchüße und allen Zubehör , wozu hernachmals noch funfzig Canonen
Königs von Schweden.
t:
1
1
El !
463
Caitonen und vier und zwanzig Mörſer kamen , feus un erte der Feind auf uns ohne Aufhdren loß , und zwar bang wurden die Bomben Tag und Nacht eingeworfen, 1704 mit den Canonen aber nur des Tagesüber geſchoſſen. Den erſten Auguſt fiel eine Bombe ins Zeughauß , welches mit allem was darin war, in die Äſche geles get ward , doch geſchahe weiter kein Schade. Wir Fahen viele Reuterei und Fußvolk auf dem lieflandis Ichen Weg nach Soala zu marſchiren . Den zweiten kamen die Belagerer dem Bolwerk Victoria , den Strom hinauf, gang nahe. Den dritten warfen ſie eine groſſe Menge in das Schloß Ivanogorod , ohne groſſen Schaden anzus
richten. Hingegen ward die Stadt erſchreflich bes angſtiget, maſſen viele Häuſer in der Neuſtadt durch dieFlamme verzehret wurden.
Den fünften lief ein Einwohner der Stadt Narva, ein Moſcowiter , zu dem Feinde uber , und berichtete
ihm , daß das Commendanten Hauß noch nicht bes ſchadiget ware. Sogleich wurden auf dieſe Zeitung 3
7
eine Menge Bomben darnach zu geworfen , welche zwar an dem Gebäude etwas verðarben , dem Ges neral aber und ſeiner Famille wiederfuhr nichts bós
ſes. Dieſelbe Nacht ging noch einer von Capitain Frólichs Compagnie zu den Ruſſen über. Wie der Leutnant Bloman am ſechsten in der
Conterſcarpe ſtand, um auf den Feind zu feuren, der ſeine Arbeit gerade auf die Breſche des Bolwerks Victoria fortſekte, wäre er mit allen ſeinen Leuten
ohnfehlbar durch funfzig Kuſſen abgeſchnitten wors den, wann er nicht alſobald nach des Königes Reves lin
464
Leben Carls des Zwölften ,
uns lin die Flucht genommen hatte . Wie er dem Coms
bang mendanten die Zeitung davonüberbrachte, wolte dies 1904fer ſeine Manſchaft ins fünftige nicht weiter in folche Gefahr reken , ſondern befahl, daß man nur dann und wann einige kleine Ausfälle thun, und dem Feins de feine Schankkorbe wegzubringen, und Feuer darin zu ſtecken ſuchen ſolte. Den ſiebenben , um neun Uhr des Morgens fand der Grund des Bolwerks Honor auf einmal hinwegi alſo daß die gange eine Hauptſeite, nebſtder Bruſts wehr , dem Walle und allem darauf ſtehenden Ges fchüge in den Graben fiel. Der obere Theil der Mauer tam einwerts und der untere auswerts zu lies
gen , daher der Feind nichtsweiter als nurdie Sturms leitern anzuſeßen ndhtig hatte , um mit etwa hundert Mann neben einander hinauf zu ſteigen. So bald 1
war dieſes Unglük nicht geſchehen ,als der Commens dant Befehl ergehen ließ , daß die Bauren , Knechte und Weiber aus allen Häuſern nach dem eingefallenen
Bolwerk fich verfügen und daran arbeiten folten ; wies
wol ihrer ſehrwenige dieſem nachkamen . Nach Mittage langte ein feindlicher Trummelſchlás
ger mit einem Schreiben von dem rußiſchen Feldmars Thal an unſern Commendanten an , „ um ihn dahinzu ,, bringen , daß er den Plaz übergeben , und Vergieſ, 92 fung alles menſchlichen , abſonderlich unſchuldigen ,, Blutes verhüten möchte, welches doch unausbleibs
„, lich geſchehen würde , wann der Ort mit Sturm ,, übergehen ſolte. Er ſtellete ihm weiter vor , daß es fdiene, als ob dieStadt dieſem Unglücke vorbehal
,, ten wgire, indem der Himmeldenen Ruſſen ſelbſt eine Defnung gemacht hatte. Ihm ſei nicht unbewuſt, daß der Commendant wenig Manſchaft und Lebenss „ vorraht habe, und auf keinen Entſag warten dürfe, 27
wic
Königs von Schweden.
465
wie er. ſolches ſelbſt von dem geweſenen dorptiſchen Hints
Commendanten, und einem Dragoner vergewiffert bang ܕwerden könne, als welche bei der Niederlage des Ges 1704 „ nerals Schlippenbach gegenwärtig geweſen , und z ihm zugleich berichten würden , wie gnädig der Czar mit der Beſakung zu Ndteburg, Nyen und Dorpt
,,verfahren habe, die ſich zwar tapfer gewehret háts „, ten aber es doch nicht aufs auferſte ankommen glaſſen .,
Der Commendant antwortete auf dieſem Brief, jedoch in fo anfioffigen und empfindlichen Redensars ten , daß er dadurch den Czar veranlaſte, ihn übel zu begegnen , und nach Eroberung der Stadt in ein beß , liches Gefängnis zu werfen . DieſenTag und den Abend vorher ſchoß der Feind neun Pfeile in die Stadt , woran Briefe geſtekt was ren. Allein der Commendant verbot bei Lebensſtrafe ſolche zu öfnen , und befahlſie ihm insgeſamt zu bring gen. Weil der moſcowitiſche Trommelſchlager fich noch in der Stadt aufhielt, ſo ward indeſſen mit des nen Feindſeligkeiten inne gehalten , und konte man fich von beiden Seiten ſprechen.
Dazumal führeteman den Obriſten Skytte zu uns, um die Eroberung der Stadt Dórpt umſtändlich zu bekräftigen und uns zu hinterbringen, daß er morgen ſeiner Beſaßung folgen wurde d , ie auf dem Wege nach Reval begriffen wäre. Des Abends höreten wir auf einmal, obwol ſehr von weiten undvon Liefs
land her , mit zwei Canonſchuffen ſchwediſche Lofung geben , worauf unfer Commendant aus zwei groffen
1 Stucken zu Fvanogorod antwortete . Der ruſſiſche Trommelfchlager blieb auch dieſe Nacht über in der Stadt. Dieſes machte demn Com ,
W
Zweiter Theih
9
mendan
466 Leben Carls des Zwölften , an: mendanten glauben , daß man in wahrender Zeitmit bang Einwerfung der Bomben einhalten wurde.
Wie
1704 aber der Feind merkte , daß man den Trommelfchlás ger ; den er doch zurük gefodert hatte , nicht wieder heraus geben wolte, warf er eine Menge Bomben und glúender Kugeln in die Stadt. Ein wenig nach Mitternacht enſtand ein blinder Lerm , indemn der
1
Feind ſich geſtellet hatte , als wenn er zwiſchen beide Bolwerke Honor und Victoria ſtürmen wolte , ec zog ſich aber bald zuruk, als wir aufihn losfeuerten . Den achten warb Obriſtleutnant Kinnert auf dem
Walle erſchoſſen , weil er ſich gar zu bloßgegeben. Die Ruſſen feuerten unerhört auf unſere Arbeiter , die mit Äusbeſſerung der Defnungen an Honor und Victoria beſchäftiget waren , und gieng kein Tag
vorbei, daß nicht dreiſſig bis vierzig Menſden waren getödtet, oder ihnen Ärm und Beine abgeſchoſſen worden . Dieſe Nacht war abermal blinder Lerm
beim Bolwerk Fortuna. Den neunten ſahe man , daß der Feind ſich fertig machte , um Sturm zu laufen . Denſelben Tag fiel eine Bombe auf eine Kiſte mit angefülleten Granas
ten , wovon ſechshundert zerſprungen; doch ging als les nod, glúklich ab. Dieſe Nachtwarb unswieder ein Schrecken bei den Bolwerken Victoria und Hos por abgejaget.
Am zehenden , als dem unglüklichen Tage vor dieſe arme Stadt, nam endlich der Sturm vonfeindlicher Seiten um zwei Uhrnach Mittage mit ſechszehnhuns
dert Nulſen feinen Anfang, ohne die Manſchaft zu, rechnen, To an vier verſchiedenen Orten geſtellet war, um jenen zu Hülfe zu kommen . Generalleutnant
Schonbek führte den Angrif auf Victoria'an ; Ges neralmajor
Königs von Schweden .
10
467
neralmajor Trchammer den auf Honor , ein dritter une 'ju : Den auf das Ravelin zwiſchen Honor und Gloria ; hang
und endlich der Generalvon Werden aufdas Ras 1704 pelin zwiſchen Gloria und Fama.
al
12 0
->
Threrſtes war, die gemachten Defnungen aus dem groſſen und kleinem Geſchüß und mit Granaten Ders geſtalt zu beſtreichen , daß niemand , wolte er nicht durch und durch geſchoſſen ſeyn , ſich baſelbſt durfte fes hen laſſen . Hierauf rúkten ſie mit ihren Haufen ima, mer näher , deren jeder grüne Fahnen führete, und liefen insgeſamt mit vieler Herzhaftigkeit und Hiße
Sturm , wurden aber jedesmal mitnicht wenigern Muhte faſt von allen Poſten abgeſchlagen , und war die Erde bald mit toðten Cörpern befdet. Weil aber
die Ruſſen an ihre Stelle augenbliklichwieder friſche Leute bekamen u , nd dieſe einander ablofeten , Fahen
fich unſere gute Soldaten , diedurch die langeGegens wehr ganz abgemattet waren , und von der unglaubs lichen Anzahl eingeworfener Granaten ziemlich dunne
worden , endlich genohtiget zuweichen , nachdem das Gefechte drei und eine viertel Stunde mit groſſemi Blutvergieſſen und Hartnäckigkeit gedauret hatte.
y
Es drung alſo der Feind zuerſt durch die eingefals lene Hauptſeite des Bolwecks Honor ein , und regte ) alba feffe. Es war zwar einige Manſchaft bedrs ſich dert geweſen ſolches und auch die andern zu beſchußen , allein hier kamen ſie vor dieſesmal zu ſpát, und übers
er dem war die Unordnung ſchon eingeriffen.
les
Der Obriſtleutnant Trenden warbei dieſem harten Sturm gegenwärtig , und ward durch den Major
in Funk, den Ritmeiſter Aminhof, den Capitain Gylı
- lenſpang, durch zwei Leutnants und zwei Fähnriche
unterſtüget. Funkund Gyllenſpangnebß denen Leute 692
nants
468
Leben Carls des Zwölften,
An: nants und Fahnrichs imgleichen die meiſten Soldas bang ten muſten über die Klingefpringen. Nachdemder 30
1704 Feind alſoallenthalben fo wohl in der Alts als Neus
ſtadt eingedrungen war , machte er alles , was ihm von Officieren und Soldaten vorkam ,1 nieder I, und zehlete man deren über fünfzehenhundert , eine groſſe
Anzahl Bürger , Weiber , Kinder und Bauren nicht mit gerechnet, die ſich in der Stadt befanden . Die Plünderung und das Niedermekeln wahrete etliche Stunden nach einander ,I biß endlid, der Czar dazu kam , und durch ſeine Gegenwart derſelben ein Ende machte.
Man kan leicht denken 1, wie viele Menſchen dabei umkommen ſeyn , denn wann man bei dreitaufend
Ruſſen nicht rechnen wil , die beym Sturm ihr Les ben laſſen muſten , wie viele von unſern Leuten blies ben nicht auf dem Plake, und wie viele von denen
armen Einwohnern wurden nicht unmenſchlicher weiſe niedergehauen ! Das Blut ſtromete auf den Gaſſen , und der Feind war binnen drei Stunden mit nichts anders beſchäftiget, als die Todten , Verwundeten und ſterbenden Krancken auf Wagen und Schlitten zu laden , und ſie nach die Brücke des Schloſſes Jvas nogorod zu führen , von dar fie unerhörter und uns **
barmherziger weiſe ins Waſſer geworfen worden, daß alſo unmöglich fält , den Jammer und das Elend,
ſo man in der Stadt auf allen SeitenFahe, zu bes ſchreiben. Wie der Feind durch das Waſſerthor, Dem Baſtion Honor gegen über eingebrungen war, feßte ſich zwar der Dbriſt Ferſen mit ſeinem Regis
mente, ſo etwa noch aus hundertKopfer beſtad, wa d bald demſelben herzhaft entgegen ; , allein er war ůberinannet und gefangen genommen , und was von ?
Gemeinen übrig blieb , enttam mitgenauer Noht in das Schloß Ivanogorod .
SO
Könige von Schweden .
469
So bald hatte fich der Feind der Stabt nicht be un: machtiget , als noch felbigen Abends ein rußiſcher hans Obriſter, Namens Ritter , ſich vor gvanogorod ſe 1704 hen ließ , und den Commendanten darin , Döriſtleuts
nant Stiernſtral zu ſprechen begehrte , welchem er einen Stilſtand anbot. Solcherwarb gar gerne angenommen , der Antrag aber ſich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, verworfen. Denn obgleich bie
Beſagung nur zwei hundert Mann ſtark, und der Drt nach der Stadt zu nicht ſonderlich befeſtiget war, fo ſtand der Commendant doch in denen Gedanken ,
daß er von dieſer Seite nichtangegriffen werden dürfte. Weil aber der Obriſte Ritter beſtandig auf die Uebergabe drang, ſuchte Stiernſtral ſeine Leute zuſammen zu bringen und ſich zur Wehre zu ſtellen , indeſſen aber den Döriſten aufzuhalten , biß er im Stande ware: zu dein Ende ſchikte er den Leutnant Blaman auf dem Wall , um ſich mit Rittern inzwis fchen zuunterreden . Allein dieſer wolte Antwortauf ſeinen Vortrag haben , daher ließ man ihm endlich ſagen , daß der Commendant des Schloſſes ſich in
der Stadt befinde, und man nicht wiſſe, ob er lebens dig oder todt ſei, ohne ihm aber könne weiter nichts
.
geſchehen , worauf derObriſt Ritter mit ſeinen Haufs fen ſich wieder nach der Stadt wandte. Stiernſtral hatte in wahrender Zeit eben ſeine
1
Manſchaft in Ordnung geſtellet , auch jebem feinen
Poſten angewieſen ,als ObriſterArnſtedt,ſo in ruſs fiſchen Dienſten ſtand2 , auch zu gleicher Zeit des Kos
nigs Auguſt Seſanter bei deni Czaren war, mit eis nem Schreiben ankam , welches der Capitain Frd
lich auffer dem Poften annahm ; worin eine neue Auffoderung , und ein Befehl vom Generalmajor Horn enthalten war, fich zu Kriegesgefangenen zu ergeben . 1
Der Commendant antwortete , daß da. G9 3 Horn
4
470
Leben Carls des Zwölften,
An Sgorn in Feindes Handen ,kønne er von ihm weiter bang Feine Order annehmen , und fei er geſonnen , ſich mit 1704feinen Leuten bis auf dem legten Blutstropfen zu wehren .
9. Es verhielt ſich auch wurklich alſo , daß der Genes ralmajor Horn gleich anfangs , als die Kuſſen in die Stadt gedrungen, war gefangen genommen worden, welches auch fünf Dbriſten zwei Dbriſtleutnants, fünf Majors , vier Ritmeiſter , ein und zwanzig Hauptleuten ,neun und zwanzig Leutnants ,dreißig Cornets undFähnrichs , allen Officieren von der Ars tillerie und denen Conſtaplern , nebſt ohngefehr 'taus
fend Gemeinen wiederfuhr , welche alle dem Schwerdt entrannen und Gngde erhielten .
3. Den eilften unddie folgenden Tage war der Com mendant des Schloſſes Ivanogorod ſehr beſchäftiget, Rich in gutem Stande und zur Gegenwehr zu ſeken nahm ſich auch vor , daß wann die Ruffen die ihnen
gethanen Vorſchläge nichteingingen, oderdasSchloß mit Sturm zu erobern gedachten , er viel lieber ſich mit feiner Beragung in die Luft ſprengen wolte, abe
fonderlichy, da kein Vorrahtvon Lebensmitteln , und nur noch etwas Mehl und Salz auf einige Tage übrig war. Den Cjar hatte die Antwort des Dbriftfeutnants Stiernſtrat fehr erbittert , daher hieß er uns durch
Arnſtedt von neuen wiſſen , daß wo wir nicht augens
bliklich und ohneden geringſten Verzug die angebos tene Gnade annahmen , wurde er alles was noch in
der Stadt Narva am Leben geblieben , und abfons derlich die ſchwediſchen Gefangenen , niederhauek laſſen , auch mit uns auf gleiche Weiſe verfahren,
und des Kindes im Mutterleibenicht verſchonen . Der
Königs von Schweden .
471.
Der Commendant erwiederte, daß dieſe Gründe que
1
1
nichthinlänglich waren , ihn zu bewegen , daß er diebang von ſeinem Könige ihn anvertrauteVeſtung ſo gleich 1704 übergeben würde, es ſtehe alſo dem Czaren freialles zu thun , was er nicht laſſen könne, er ſelbſt muſſe es
ſich vor einen groſſen Schimpf und Schande halten , wann er ſo verzagt feyn und ſich dem Feinbe auf
Gnade und Ungnade, und da es mit ihm noch nicht aufs áuſerſte kommen , ergeben ſolte. Wolte man
ihm aber einen ehrlichen Vergleichzuſtehen, ſo durfte
a
er ſich vielleicht entſchlieſſen , das Schloß dem Ezaren einzuräumen .
33
Der Feldmarſchal Ogilvi ließ ihm hierauf wieder melden, er mogenur diejenigen Bedingungen ſchrifte lich einſenden , die er zu erhalten gedenke ; es wäre noch Zeit, ſich des Ezaren Gnade zu Nußezu machen ,
und wundere er ſich ſehr 1, wie er mit ſeiner ausges hungerten Beſakung, von deren elenben Zuſtande iha
nen alle Umſtände gnug bekant waren , noch pochen dürfe. Er erwartete alſo des andern Tages , als am ſechszehenden Auguſt, drei ſchwediſche Officier in 2
HE
VIK
hor
Narva, um wegender Uebergabe des Schloſjesübers ein zu kommen , dahingegen er , der Feldmarſchal Ds gilvi, drei andere ruſſiſche von gleichem Range, als
Geiſſel zurük ſenden wolle, bis alles ſeine Richtigkeit habe.
Der Commendant muſte fich entſchlieſſent , dieſe Vorſchlage wider ſeinen Willen und faſt mit weis nenden Augen anzunehmen ; doch wolte er vorher die
Einwilligung ſeiner Dfficier dazu haben. Dieſe ſtel, leten ihm vor ,daß er die gröſten Urſachen von der Welt habe, ſich zu ergeben , indem der Feind uns in
wenig Tagen aushungern konte , maſſen überhaupt aur fünf Scheffel Mehl vordie ganze Befakung noch 3 9.4
vors
Leben Caris des Zwölften ,
472
An: vorhanden waren . Wann alſo dieſer ſchlechte Vors yang
ning raht auf , wäre kein ander Mittel übrig , als ſich auf
1704 Gnade und Ungnade zu ergeben , oder in die Luft zu
fprengen, weil der Feind dem.Anſehen nach, unsnicht einmal die Ehre thun würde, einen Sturm auf uns gu wagen .
Als man den ſechstehendenmit den Kufſen in Uns
terhandlung tretenwolte; fchükten dieſelben vor, daß es nicht geſchehen könne, weil ſie den Lobgeſang abs fungen, worauf das Geſchuß,fo noch brauchbar war, von den Wallen loßgebrant wurde. Der Czar ließ hiernachſt einen ganz neuen Mörſer vor des Prinzen Menzikof Haufe Teken ,weldien er zum Gouverneur derStadt gemacht hatte, ſolchen ganz mit Wein an füllen, und trank ſelbſt auf die Geſundheit ſeiner Ges
neralen , ſo ihm begleiteten , und wegen geſchehener Eroberung der Stadt. 1
Den fiebzehenden fandte der Commendant von go
vanogorod die drei Officier nach Narva, welches die beiden Capitains Frolich und Kors , imgleichen der
Regimentsquartiermeiſter Quenſel waren , und die Vergleichspuncte bei fich hatten. Sie wurden am Stadtthor von einem ruffiſchen Major , Namens Putkammer, empfangen . Zu gleicher Zeit ſchikten
die Ruſſen, abgeordneter maſſen , drei andere Capis tains wieder zurük, die an dem Schloßthore von des nen beiden Leutnants Blaman und Wilbrant anges
nommen wurden.
Unſer Commendant verlangte
mit fliegenden Fahnen , klingendem Spiele, Gewehr und Bagage auch vier Feldrucken auszuziehen , und nach Reval zu marſchiren ; auch ſolte benen Dfficies ren und Gemeinen , fo gu Narva Weiber und Kiins
der hatten, erlaubet regn, folche nebſt ihren alba noch
befindlichen beweglichen Gutern abzuholen. Der Felds
Königs von Schwedent." C M
1
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473
Feldinarſchal Ogilvi ftand diefes alles zu , die Cano,bang an nen und Fahnen ausgenommen .
Den achtzehenden nam der Feind um acht Uhr1704 des Morgens Befik von Jvanogorod und rúkte mit einem ganzen Regimente hinein . Wir wurden hier: auf noch zwei ganzer Lage aufgehalten, ehe die Ruſs ſen uns wolten ziehen laſſen . Man gab uns viele Lods dien oder Fahrzeuge , um die Kranken darauf fortzus ſchaffen. Unſer Commendant aber und etlicheandere Officier erhielten ein Schif ,um ihre Sachen damit
Ueberreſt aber der nach Reval bringen zu laſſen . Der Beſagung, ſo noch in guten Stande war, marſchirte $
mit ihren Weibern und Kindern zu Lande dahin.
Wie wir durch Pihaſeggiund Silaneggi kamen, wurde ich gewahr, Daß der Feind daſelbſt fleiſſig ars beitete, und es Tchwerwar , ſich dieſes Paſſes zu bes machtigen . Die Ruſſen verlangten hiernachſt, daß man zween von unſern Officieren und funfzig Mann erlauben möchte, nach Wiburg zu gehen , und als Stiernſtrahldie Urſache davon zu wiſſen verlangte, er hielt er zur Antwort, daß man dadurch gerne die Zeis tung von der Einnahme der Stadt Narva alda kund machen wolle.
Wir erhielten anfänglich einen ruſſiſchen Capitain
mit dreiſſig Dragonern, die uns ayf zehn Meilen bes gleiteten, woraufuns ein anderer init achzig Dragos nern von des Obriſten Konne Leuten zugegebenward.
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1 、
Dieſer marſchirte mit acht Regimenter Dragos ner vor uns her , um den Generalmajor Schlippens bach aufzuſuchen . Die lektere Bedeckung behielten wir zwei Tage über, nach welcher Zeit wir unſern
Marſch nach Reval alleine fortfesten 1, ohne das uns das geringſte unter weges aufgeſtoſſen wäre.
1.
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Leben Caris des Zwölften,
474 Ant bang
Bolſtändiges Tageregiſter von dem
1704 jum
was ſich vor und bei der
168 Blat.
Belagerung von Poſen im Jahr tauſend ſiebenhundert und vier zugetragen ;
aus dern eigenhändigen Auffats
des Generalmajors und Freiherrn
Arwid Aret Mardefelt ans Licht geſtellet. 18 ich in Breßlau von der Sachſen Zuſammens ls ziehung bei Guben vernommen ,und daß man ſicher meinte, daß ſolche Macht in Grospolen fich jiehen möchte ,und ich mich wegen der Stadt Poren befürchtete, daß ſolche bei dero ſchlechten Defenſionss
Sie
werken leicht konte emportiret werden , ( dann von
wegen Ihro Königlichen Maieſtat Verbot, ſeither dem Herbſt, an deren Verbeſſerung nicht war gears
beitetworden ) ſo habe aus fölchen Conſiderationen mich dahin begeben , um ſo vielmehr, als ich zum
Corpo , ſo unter dem Herrn General Rehnſchild
ſtand, und wohin ich gehörete, nicht kommen konte, indem ſelbiges entfernet, und bei Sendomir ſtand,
dafür haltend, daß ich in Ihro Majeſtat Dienſten nicht unnüglich oder ſtil ſeyn muffe, und es gleich viel gelten konte, an welchenDrt manſeinen Herrn nuas liche Dienſte thate. Den
Königs von Schweden.
475
Den ſieben und zwanzigſten Mai neuen Stils kam bang ans ich nach Poſen . In meiner Durchreiſe nach Liſa alla vernam ( chon , daß viele polniſche Fahnen , und einige 1704 hundert Sachſen in Kaliſch geſtanden , und gerade
nach dem poſniſchen gehen ſolten ; wie auch , daß die Sachſen ſchon ander Oder fich poſtiret, die Paſſage zu verſuchen . Wie in Poſen kam , hatte der Coms mendant, Herr Obriſte Lilliehst , ſchon eben ſolche Nachricht, welche auch von andern Dertern confics miret worden. Von den Polen wurde die fachfiſche
Armee ſehr ſtark ausgerufen ; die Nachrichtaberüber Breßlau aus Sachſen machte ſie ſechszehntauſend Mann , und eben fo berichtete der ſchwediſche Reſis
bentaus Berlin , und der Herr Feldmarſchal Mellin aus Pommern. Kurz nach meiner Ankunft warð eine Partei zu Pferde und zu Fuß ausgeſandt, die bei ſechiig Stuks te Kindvieh , und dreihundert Schafe einbrachten . Drei Tage hernach kam Smigelski, und nam der Officierer Pferde, ſo auf die Beide gingen , weg. Von der Garniſon kam zwar Volk aus zu Fuß und
zu Pferde, weil aber derWald nahe, und derFeind ſchon darin war , ſo muſte man ſolche fahren laſſen. Den Abend zuvor , kamder RegimentariusDo. broſolski , mit dreihundert Polen an, berufte ſich auf meinen Brief vom Generalleutnant Horn , der ſeine
Ankunft notificiret håtte.
Als aber ſolcher Brief
nicht ankommen war , fo ſo fonte man ihn nicht anneh ,
men , ſondern man ließ ihn eine guteMeile von der Stadt zu Swarzens bleiben , bis der vorgemeldte Brief angelanget ware. Als aber diefer Regimens tarius zeitig von Wegnehmung der Pferde vernoms men , kam er mit ſeinen Leuten vor die Stadt und bes
gehrete durchgelafſen zu werden , ſo wolte er dem
Smigelski
476 leben Caris des Zwölften, An: Smigelski 'nachhauen . Weil aber mehr gemeldter ha ng Brief noch nicht angelommen , ſo wurde dieſes Ang * 1704 erbieten nicht angenommen ; daher der Regimentas rius Dobroſolski verſprady,ſechs von den Vornem
ſten zu Geiſſel zu laſſen . Darauf er ohne Geiſſel, mit ſeinen Leuten über die Brücke , doch nicht durch die Stadt, ſondern umgeführet ward. Wie er nun
zu den Leuten von der Garniſon fam , frug ich ihm ,
wie er és anfangen wolte, daß er den Snigelski ats trapirte, weil er im Walde, und einen groſſen Fürs ſprung hätte. Er antwortete darauf, daß er ſich mit ſeinen Leuten bereden wolte ; that folches, fam bald
wieder, und ſagte: weil Smigelski die Nacht müſte von Koſtyn ausgegangen fenn, fo fechs Meilen von Poſen , er auch von der Garniſon nicht ware verfols get worden ; .ro wurde er nohtwendig unterwegens
einerwegen ruhen , und die Pferde graſen laſſen. Wenn er hundert Pferde von der Garniſon mit bekas me, ſo ihn ſoutenirten , woolte er ihren Hufſchlag nach: gehen , und hofte ſie anzutreffen. Darauf reſolvirte
hundert Pferde mitzugeben : und damit einer was re , der Äutoritat úber dem Regimentario nchme,
weil ich noch nicht allerdings trauen wolte ; ſo ließ Den fürſtlichen holſteiniſchen Obriſtleutnant Hagen mitgehen , dem das Commando überalles übergab : Dieſe Parteiiſt auch ſoglüllich geweſen, daß fie den
Smigelski ,po auſſer den Poſten nochſechsig fachlis ſche Neuter bei ſich hatte , antrafen , ſchlugen , und
faſt bis Koſtyn verfolgten. Wie viel Todte er bes kommen , kan man nicht wiſſen , weil die Polen , ſo
mit dem Regimentario gekommen waren , die gefans gene Polen vom Smigelski nur beraubten , und im Buſche wieder laufen lieſſen , doch wurde ein Ritmeis fter vom Smigelski, einer , ro Leutnant unter dem Feldherrn Lubomirski geweſen und Dienſte unter
Dem Smigelski genommen , nebenſt verſchiedenen >>
Gemeis
1
Königs von Schweden ?
477
Ans Bemeinengefangen , von den SachſeneinLeutnantbang und auch Gemeine. Aber die von der Stadt genom : " qu
mene ſchwediſche Pferde hatten ſie vor weg getrieben, 1904 daß fie nicht wieder konten geholet werden.
Nachdem der Regimentarius ein paar Tage gerus bet , und unterdeſſen der Brief vom Generalleutnant
Horn ankommen war ; ſo verſuchte man , ob man Koſtynı überrumpeln konte, und ward zu dem Ende
der Dhriſtleutnant Waidenheim mit dreihundert Mann Infanterie, drei Reginientsſtücken und hund
Dert und dreißig Pferden , nebſt dem Regimentario mit ſeinen Leuten dahin geſant. Als aber die Wacha ten in Koſtyn zeitig hievon Nachricht bekommen , und die Mauren und Wall beſekt hatten , der Ort auch
vorteilhaft lieget , indem er mit Moraſt umgeben und zwei Zugbrucken hat, auch auf dieſer Seite hoch umzugehen und über ſechs Meilen dazu durch einen ſchlimmen engen Weg muſten ; fo kamen dieſe alle wieder zurücke, indem mankeine Gelegenheitgefuns den , das Deſſein ins Werk zu richten .
Wenige Tage hernach ging der Regimentarius Dabroſoiski wieder mit ſeinen Leuten nach Wars fchau , weil er Orðre vom Feldherrn hatte, gegen
den Wahltagda zu ſeyn , man lieſſe ihn auch gerne ziehen , weil ſie viele Unordnung machten und vom Kaube lebten , dazu uns wenig nuge wurden, indem fie ſich laut vernehmen liefſen , daß fie gegen ihreBrus der nicht fechten wolten , weil ſie Pein Bellum Inte
ftinumin Polen einführen wolten. Der Commendant und Dbriſt Lilliehock , ließ das um die Stadt befindliche ausgebroſchene Getraider
in die Stadt führen und ins Magazin liefern ,und wie er nicht ni allein foldes Magazin mit groffeſter
Vorſichtigkeit geſparet, unddie ganze Zeiteine fona berliche
478
Leben Carls des Zwölftea ,
Ans Derliche Wachſamkeit undSorgfalt in allen Dingen Hang ſehen laſſen, ſo wieſe er auch nun eine ungemeineBes 1704 kümmerniß, daß eraus Gehorſam vorIhro Majeſtat Befehl, die Contribution nachgelaſſen , und alſo wes
nig Vorraht in der Stadt hatte, um ſo viel mehr als die fachfiſche Armee in Polen überkommen , und immer avancirete. Von den nächſtgelegenen Orten ward der befindliche Vorraht eingebracht , und an
die entlegenſten fonten unſere Parteien nicht koms men, indem der Smigelski auf allen Seiten ſich fand, und durch Sachfiſchefoutenirt ward uns von weiten einzuſchlieſſen. Die Garniſon beſtand in ſechshundert Mann gine fanterie und zweihunbertReutern , zehen kleinen dreis pfündigen Stücken , fo in Poſen bei der Dccupirung gefunden worden ,I beſtehend in vier metallenen und ſechs eiſernen Canonen , welche alle des Königs hochs
ſeliger Herr Vater dem Galetsky geſchenket, wie er Gefanter vom Kdnige Auguſtin Schwedenwar.
Die übrigen zwanzig metallene Stücke , ſo auch nur
von geringen Calibre,, waren anfangs, nach der Des cupirung , zu unſern gnädigſten Könige abgeführet, 1
und ſind nach Schwedengeſandt worden . Conſtabel war keiner als einer von Döriſt Lilliehocks Regiment. Daß bei der Dccupirungbefindliche Pulver hatte der Herr General Rehnſchiold damals gleich aus und zur Armee führen laſſen , weil es ihm daran gebrach.
Der Garniſon ihr Pulver war auch aufgebraucht, weil ſolche damals nicht langein Poſen bleiben ſolte, zu welchem Endewie vorgemeldta, uch an die Auſſens werke , auf wiederholeten Befehl nichts gearbeitet
worden . DieſeWerke ſo zur Beſchüßung der Stadt por Alters gemachet, waren nichtallein ganz verfals len , ſondern die Linien ſo übel geführet, daß die eine
Seite vor dem Breßlauer
hore nicht anders, als burch
Königs von Schweden .
479
Durch ein einziges Stük von der Mauer kan beſtris An:
chenwerden; ingleichen eine andere Seite an der halsbang ben Baſtion an der Gerber Schange , ſo gar nicht 1704 beſtrichen wird. Man hatte auch im Herbſt an der
1
linken Seite des Geſuitercollegii, ein neu Werk ans
i geleget, die Stadt, ſo alda ganz offen , zu bedecken . Doch ſolches war kaum halb fertig , war derhalben hoch nohtig , bei Herannahung der Sachſen die Des
fenſion , ſo vielmoglid ), in beſſern Stand zu regen , damit man im Stande ware einen Ueberfal abzuweis fen, auch mit der Zeit ſo weit zu kommen , um den Feind bei einer ordentlichen Belagerung einigeTage aufhalten zu können ,I bisman denEntſaß aus Preuſs fen erhielte. Die Garniſon , ob ſie gleichfür einen ſo weitläuftigem Orte zu fchwach, that doch ihren gros ften Fleiß , ſo wol im Arbeiten als Wachen . Zuans fange ſuchte man nur die Werke von auſſen aufzuſeta
jen und eine Bruſtwehr von auſſen, dem Scheinnach, zu haben. Man machte die Stellagen an den Maus ren, und ſtelte ſich in ſo guter Verfaſſung als es die 1
Zeit und Gelegenheit zulaſſen wolte.
1
Der Commenbant ſo wol als ich , berichteten an Shro Majeſtát zu unterſchiedenen malen die Nachs richt ſo man vom Feinde und von ſeiner Annaherung und Macht haben konte , welche leztere oft ſehr vers
ſchiedentlich war ; man berichtete dabei die Beſchafs
fenheit desjenigen , was man ſich promittirte mit Gottes Hülfe zu thun, im Fall der Feind ſein Deſſein
auf Poſen gerichtet haben ſolte, worju er von den Polen ſehr angereißet warb . Man berichtete auch Seiner Majeſtát, daß man ſich ſehr auf einen ſchleya. nigen Entfak verlieffe.
Bei ſo geſtalten Sachen kamen bie Polen einſtens des Morgens und triebenetwas Vieh weg ,als die Reuterei
.
480
Leben Caris des Zwölften ,1
ans Reuterwache juft ihren Poſten ablöſen ließ. Wie fie fahen , daß die Poſten übereilet und beides weggenoms 1704men worden , auch viel Polen folgeten , retirirte fich bang
die Reuterwache. Von der Garniſon kamen hundert zu Pferde und rükten aus ; in der Eit lieffen auch
gleich von der Infanterie etliche unter einemhurtigen
Unterofficierer, King genant,aus: Ich kam zu Pferde und folgete gleich nach , und wie im Thore kam , ging ein Capitain mit einiger Manſchaft zu Fuß aus, well chen ich in die Vorſtadt fandte , ſich vorn an der Gafa ſen hintern Zaun zu poſtiren , damit der Feind durch
die Gaſſe nicht kameund unſere Leute abſchnit ; ich jagte der Cavallerie nach , welche den Polen nachiags ten , um das weggenommene wieder zu holen . Die
wenige Infanterie ungefehr zwanzig Mann , mit dem Feldwebel Ring lieffen ohne Rangund Gliedern der Cavallerie nach , welche ich mit groſſer Müh zufams men brachte , eben wie unſere Cavallerie eine Halte machte, darüber mich anfänglich ſehr verwunderte, indem nichtwiſſen konte,warum man nicht auf den
Feind loßging . Der Ritmeiſtrr Wrangel kam ges ritten und winkte mit dem Hut, daran merkte , daß
er Suecurs haben wolte. So fort ritte zu ihm und
ward drei guter Schwadronen hinter demBerge vor dem Holze gewahr , darauf die zwanzig mann ging fanterie in einem Garten am Dorf Vilda poſtirte,lo nicht weit von der Vorſtadt war, und zog den Kits meiſter Wrangel dahin , und auch den Ritmeiſter
Benckeriş. Weil das Viehſchon weg undunterdem Holze war,hielte ich ſo eine gute Viertelſtunde ſtill. Die Polenkamen immer von weiten und wolten loks
ken , aber die andern Schwadronen ſo Sachſen was en hielten ſich immer verdekt. Ich fchikte, unter defa fen an den Commendanten, um die Vorſtadt mit eis
ner Manfchaft Infanterie zu befeßen , welchermich bitten ließ, nur wieder nach der Stadt zu rücken . Nach
11
ů
>
Königs von Schweden ."
481
Nach dem , wie erwehnet , eine Viertelſtunde Halte alim
gemacht, zog dieſe Leute biß gegen dreihundert Schritbang zurücke , und hielt wieder an, ſchikte unter deſſen an 1704 den Capitain , fo anderwerts , wie vor gemeldt, an
der Saffen ordonnirt hatte, ſich nur' abzuziehen , ſo bald ich mich rühren wurde. Nachdem auch hier eine
gute Viertelſtunde gehalten , ſo zog mich weiter ab ; in dem aber geſchahen etliche einzelne Schuſſe, aber
ſehr oft, und wurde gewahr , daß der Capitain im Dorfe war und mit denen Polen chargirte , auch eis
nige von ihnen erlegete , zog mich alſo wieder zu ihm
um ihn zu ſecundiren , weil auch fächſiſche Dragoner kamen und abſaſſen , bei unſerer Ankunft aber wege gingen. Ich ſchalt den Capitain , daß er weiter gegaas gen als ſeine Drdres waren , welcher meinte wohlgen than zu haben , indem er von ihnen etliche erleget und teinen Mann verloren hatte. Der Commendant ließ
mich wieder durch den Obriſtleutnant Waidenheim bitten , einzurücken , welches auch geſchahe; Im Ans
fang iſt doch ein Corporal vom craſſauiſchen Dragos nerregiment geblieben , hernach niemand mehr . Es wurden nachgehends von Zeit zu Zeit an Seie ner Majeſtát die weitere Bewegungen des Feindes bes richtet, ſo auch wie die Defenſion der Stadt avans
cirte , und daß man noch immer vom Feinde einges ſchloſſen ware ; Endlich bekam der Commendant eis nen Brief vom Generalmajor Meierfeld aus Danzig, vom fiebzehenden Junii alten Stils , darinnen erbes
richtete, daß er von Ihro Majeſtát mit fechs Regis mentern beordert ware, in Grospolen und nach Pos ſen zu gehen , båte man mochte Proviant für ſolche Leute anſchaffen . Dieſes war eine ſehr angenehme
Zeitung , und reſolvirteman folches ſtil zu halten, ob vielleicht der Feind dadurch Fønte attrapiret werden . Die Anſtalt zum Brodtbacken und Bierbrauen ward ZweiterTheil. H h gemachet,
Leben Caris des Zwölften ; 482 An gemachet, es verzog ſich aber ſolcher Succurs immer bang
weiter und weiter ,ſo daß ro wol das Brodt als Bier
24 wolte verderben 1704 , welches man der Garniſon deswer
gen austheilete, die ſolches ſchon nicht gerne nehmen wolte.
Unterdeffen ward nicht unterlaſſen , ſo wol mit der thorniſchen Poſt , als durch Erpreffe , welche doch ſchwer zu bekommen waren, Seiner Königlichen Mas jeſtät und dem General Rehnſchdld von allen Part
zu geben , inſonderheit aber an den Generalmajor Meierfelt , um von deſſen Mouvement Nachricht zu haben ; von Shro Majeſtät und Meierfelt kam keine Antwort. General Rehnſchóld ſchrieb , daß er fich
verſicherte, daß bei einer Attaque von uns alles ges ſchehen würde , was braven und redlichen Leuten ans
ſtünde. Endlich kam auch ein Brief vom Generals major Meierfelt aus Thorn vom zwölften Junius,
und berichtete, daß nach Inhalt Ihro Majeſtat Dr's dre, er mit einigen Regimentern in kurzen bei uns r ſeyn würde. Die Sachfen unter dem Generalleutnant Schus lenburg hatten ſich unterdeſſen von Meferik und längſt Der fchleſiſchen Gränze geleget , Koſtyn befekt, von Liffa groſſe Contribution genommen , zu Frauſtadt
undKoſton, auch an andernDertern Magazins ges macht, ein Theil war auch ſchon avanciret bis gegen
Zaun ; weil aber durch unſers Königs Truppen die Hofnung nach Cracau zum Auguſt zu kommen, ihnen benommen war , kamen ſolche zurüt. Der General von Grospolen , Radomiecki , und fein Bruder , der Caſtellan von Poſen , war im Anfang mit ſeinenFahs nen , ſo von ihm , und einigen Edelleuten , weldze von ihm zu deren Aufrichtung waren gereißet worden,
geſtoſſen ; imgleichen Smigelski. Sie hatten alle importante
Königs von Schweden.
483 importante Derter und Paffe an der Warte und No: bang An 3
ter wohlbeſegt , auch des Staroſten Sapieha fein bar s Schloß Wielun nachdem ſie deſſen Leute debauchirt,1764 o beſeget ; endlich aber verlieffen ſie es wieder, und nas men die Stücken heraus, und zogen ſich etwas näher: zuſammen.
X
e
Nun hatte man zu unterſchiedenenmalen Nacos. richt und Briefe vom Generalmajor Meierfelt ges
* habt, wie er immer avancirte, und endlich bis Slus
In*
pec , und gar bis Wresnia kommen ware. Endlich
gelangte eč mit ſeinen Truppen an, welche beſtunden in dreiRegimentern Cavallerie, als dem ſeinigen und Dbriſten Taubens 1, beide neugeworbene Dragoner , und Obriſten Guſtav Horns altes (choniſthes Regia ment; ſo abeë wegen zweihundert bei Generalleures
nants Horn zu Warſchau und anderwerts commans o dirten, nicht über ſechshundert Pferde war, und konte diefer Succurs kaum zweitauſend Pferde ſenn. Er fekte ſich eine viertel Meile von der Stadt, in einer
Linie , und hatte das Dorf Rataja auf dem rechten Flügel. Der Commendant hatte kurz vor Ankunft dieſer
Truppen , an den Generalmajor Meierfelt geſchries ben , und gebeten , fich anderthalb Meilen von der
Stadtan einen bequemen Ort zu ſeßen , und ſeine Subſiſtence vom Lande zu nehmen, weil wegen Ihro Majeſtät Verbot , wenig Vorraht ware ; aber es
half nicht, ſondern ſie muften mit Brodt und Bier aus der Stadt verſehen werden .
Etliche Tage für Ankunft dieſer Truppen war mit
einem Fieber befallen , und ob mich gleich ſtark mas Schen wolte, und auf ſeyn , wie denn auch den Herrn
Generalmajor Meierfelt in ſeinem Lager beſuchte, ſo Hh2
muſte
1
484
Leben Carls des Zwölften ,
Ans muſte doch wieder zu Bette, und traueten die anges
bang kommeneOfficier mir wenig gutes zu. Dieſe Krank 1704.heit war mir ſo viel mehr empfindlich , als mir eben
zu dieſer Zeit ſolche überfiel , weil dadurch verhindert wurde meines Herrn Dienſte zu verrichten , wie ges
hoffet hatte. Wegen dieſer meiner Unpaßlichỉeit Fonte auch desfals die Generalmuſterung über des GeneralMeierfeltsRegiment, ſo mir von Ihro Mas jeftat anbefohlen worden , nicht für ſich gehen. Der Herr Generalmajor unterließ nicht, alle Tagezu mic zu kommen , wie auch die Dbriſten , um zu überlegen was zu thun feyn fonte. Man beklagte allerſeits die Geringigkeit nno Schwache dieſes Succurſes, und .
obgleichdurchgehendsein guter Muht verſpuret ward, To fand man doch die Sachſen von ſolcher Force , das ſie mehr als zweimal ſo ſtart, wie die unſrigen was
ren. Man hatte zwar keine eigentliche Nachricht, weil die Relationes fehr diverſe waren , und etliche
die Fachfiſche Armee überaus ſtark machten. Man wolte desfals gerne eine Partei ausgehen laſſen , um
zu ſehen , ob man keine Gefangene bekommen konte. Einige waren der Meinung, daß man ohngefehr funf. zig Pferde ſolte ausſenden ,und ſolche durch einen weit
importanteren Haufen und vonvier biß fünfhundert Pferden ſouteniren laſſen. Andere hielten dieſes für
gefährlich und konten die fünfhundert Pferde leicht hiebei leiden , welches ein groffer Schade für uns
ware ; Es fonte eine gar geringe Partei fich beſſer durchſchleichen, und vielleicht einige attrapiren . Deßs halben ward reſolviret, einen Reuter vom bremiſchen
horniſchen Regiment mit zehn Mann , alsCorporal auszufenden, weil er ſich ſtets hurtig erwieſen und des Landes fundig war. Dieſer warð Den neunten Aus
guſt alten Stils des Abends felb zehn ausgeſandt;, ſolche Partei zu verrichten .
Denſelben
?
MUH
Königs von Schweden . 485 : Denfelben Abend, eine Stunde nachdem der Reus bang Am ter mit zehn Pferden weggangen , kam ein Ueberläuf: ju
fer som bareithiſchen Regiment zu Pferde, welcher 1704 de berichtete, daß die Sachſen mit viertauſend Reutern
EX
리
und zweitauſend Infanterie, aufdem Wege waren, ten ſchon bei der Warte um ſolche zu paßiren. Dies
!
fer Ort war nicht weit von der Stadt, und weil die
den Generalmajor Meietfelt zuüberfallen I, und was
Zeitung nicht zu verwerfen , ſobegehrte der Generals major Meierfelt, daß die Cavallerie in der Stadt mit
ausrucken möchte, wie auch einige Infanterie und ets
fiche Regimenter mitvier Stucken , worzu man gleich
En
Bereitwar , und ging der Obriſtleutnant Waidens heim mit dreihundert Mann Infanterie und zwei
Stücke aus, und folgte die Cavallerie mit , welche
auch zu rechter Zeit anfahmen. Wie eigentlich die
y Action nach und nach paßiret, kan nicht berichten, weil wegen betfageriger Unpaßlichkeit nicht dabeiſeyn i
Rønnen . Mit anbrechendem Tage , und wie es noch
faſt dunckel, fiing ſie ſchon an , und währete bei drei
*
Stunden. Endlich kamen einigeSchwadronen in Cons fuſion nach der Stadt , zulezt der Generalmajor Meis erfelt, Obrift Horn und ObriſtleutnantWaidenheim .
Der Commendant wolte die Leute nicht einlaſſen, ſons dern wieſe ſie wieder hin zum Fechten , weil er wenig
1
Lebensmittel in der Stadt hatte, auch nichts konte einbekommen , doch muſten ſie endlich eingelaſſen wers den , damit ſie ſich recolligiren konten. Vom Dbris
3
man nichts , ſondern man vermeinte , ſie waren ges
ah
ften Taube und Dbriſtleutnant Trautfetter wuſte blieben und die Leute verjagt. Zwo gute Stunden, nachdem der Generalmajor angekommen , kam der
Dbriſte Saube, welcher bleffiret, und Trautfetter, mit ihrenSchwadronenzurücke, und berichteten, daß der Feind auch nicht in der Ordnung, und nunwohl wasmöchte auszurichten ſeyn. Darauf ließ der Ges nerals Hh 3
486
Leben Carls des Zwölften ,
At: neralmajor zu Pferde blaſen , und rückte wieder hins
hang hinaus,marſchirte auch dem Feind nach,ſo fich ſchon 1704 abgezogen hatte, biß daß derFeindins Hold kam . Nachdem regte ſich der General eine kleine Meile von
der Stadt, marſchirte des andernTages weiter nach Lowis, des dritten Tages wurde die in Poſen geblies bene Bagage unter einer Eſcorte nachgeholet, und
nahm der Generalſeinen Marſch ,über Slupec i ges gen Warſchau. Blieben alſo von dieſem Corpo nichts, als ſchlecht bekleidete, ſo gegen hundert Mann fich beliefen , wie auch die Bleßirte in der Stadt; untet Den Bleßirten war Dbrift Taube , Döriſtleutnant
Grothauſen , Rittmeiſter Wauber, Cronberg und anderet
Etliche Tage hernach , als der Generalmajor wega marſchirt war, kam die gange ſachfiſche Armee unter dem Feldmarſchalleutnant Schulenburg an , und ſezte fich an der Warte, eine halbe Meile oberhalb Poſeup
beſtehend in fechsjig Schwadronen , ſo doch nicht gröſſer als Compagnien , und zwölf Batallions , an Artillerie aber nicht anders als Regimentsftücke hata terund ſchlug eine Brücke über die Warte. So wea render dieſer Zeit, kam zu unterſchiedenen malen ein
Trompeteč mit Briefen an den Commendanten , um
die Gefangenen auszuwechſeln . Bei der erſten Auss wechfelung hatte man allerhand Confiderationes und wolteman nicht gerne daran , ohne Ordre von Ihrs Majeſtát zu haben . Indem man aber betrachtete bic Entfernung Seiner Majeſtát; daß die Stadt einges chloſſen ; und die Correſpondence aus ; daß der Gea
fangenen fo viel ; und die Zahl derer ſo bewachet 1
wurden , gegen hundert Perſonen ſich belief; und fola de Wache einen groſſen Abgang von der geringen
Garniſon, zu Beſegung der Defenfionspoſten verura fachte ; darzu auch deren tägliche Unterhaltung nicht ein
1
Kdnigs von Schweden.
487
hi ein geringes erforderte, auſſer daß auch dadurch Ihro ants bang Maieftat Leute ihrer Gefangenſchaft erlediget und die
Garniſon in etwas Dadurch verſtárcket wurde, wil 1904 | ligte man darein. Der Commendant indeſſen wolte erſt meinen Cons
i
fens haben , welchen bei ſo geſtalten Sachen ihm gera
!
ne ertheilte. Diejenigen Polen aber als Trepka und ſeine Cameraden , wurden nicht abgefolget , ob gleich
$
folches inſtandig ,1 inſonderheitwegen Trepka geſucht wurde, weilen von Seiner Majeſtat deswegen ein anders verordnet worden .
1
Währender Zeit, daß die fachfiſche Armee ſo nahe ſtund , wurden wir immer enger eingeſchränkt, wie ſie dann mit der Infanterie nicht allein Porto hinter dem Cloſter faſſten , ſondern auch den Dom befekten.
Man hatte auch Nachricht, daß ſie ſehr viele Faſchis nen verfertigten , ſie wolten auch einmal des Nachts , durch etliche wenige Mann den Graben für der Gers
berſchanze recognoſciren , wurden aber durch das Schieſſen der Schildwacht davon weggejaget. Die gangeGarniſon lag unterdeſſen des Nachts an den Werken und Mauer, jeder auf ſeinem Poſten, wie ſie eingetheilet, und war folches bei dem anges
nehmen Wetter ihnen nureineLuſt. Dieſes geſchahe weil der Feind ſo nahe undman ſich eines Sturms und Surpriſemehr, als einer Belagerung befürchtete, ins Dem der Feind nichts als Regimentsſtücke bei fich
hatte, mitwelchen keine Breſche, weder im Wau noch an der Mauer , konte gemacht werden, Wir fahen endlich unverhoft die Armee mit aller
Bagage,in zwei Columnenam drittenSeptember neuen Stils übers Feld des Weges nach Wresnia Hh 4
mars
488 Leben Earls des Zwölften, An marſchiren ,und vernamen , daß einige hundert zu Pferb
Bang und zu Fuß, nebſt dem General Radomiecki, zu Bes 1904Deckung der Brücken gelaſſen waren .
Zwei Tage
hernach vernahm , daß die fächſiſche Infanterie der Armeenachmarſchiret, und die Polen und andere in
höchſter Eyi ſich nachyKoſtyn retiriret, darauf hundert Pferde auscommandiret wurden die Brücken zu rus iniren , oder ſamt den Faſchinen zu verbrennen , wels
dhes auch geſchahe. Um dieſe Zeit bekamen wir Nach richt von Generalleutnant Horn , daß der König Aus
guſt mit einer ziemlichen Macht , als ſechstauſend Sachſen, viertauſend Polen , Breitauſend Cofaden, ſechstauſend Moſcowiter , ohne des General Brands Leuten , gegen Warſchau im Anguge, und ſchon biß zwölf Meil von Warſchau avanciret waren . Er der
General Horn wolte ſich im Schloſſe regen , und eis nen Puf qushalten , wir folten auch ſo thun. Dieſes lautete ganzanders , als der Brief, ſo wir kurz vorher empfangen , nemlich , daß der König Stas nislaus fich mit ſeiner Armee von achttauſend Köpfen mit dem General Maierfelt conjungiren wurde, und in Großpolen , und nach Poſen gehen. Es hatte auch
der Konig Stanislaus ſchon nach Poſen geſchrieben,
und befohlen ,achtzehen Faſſer Wein für ihm aufzus kaufen ; aber dieſer legtere Brief berichtete , daß der
Stanislaus zurükgehen müſſen , und ſeine Leute auch wenig Nußen würden geſchaffet haben. Wir waren unterdeffen froh, daß wir ein wenig Luft bekommen hatten , und ward Furage eingeſama let aus der Stadt, denen Vorſtadten und Dörfern,
denn die dreihundert Pferde Sachſen , und Rados miecki mit feinen Polen, und einigen Fahnen von der Cronarmee waren wieder von Koſtyn nach Stenzema
gekommen , for drei Meilen von hier lieget, und besi fuchten
i 11
Könige von Schweden ."
489
fuchten uns oft, fo daß man nicht an allen Drten bang Ans
ausſenden konte Proviant einzubekommen . Unters in deffen ward doch an unterſchiedenen Dertern anges 1704 faget, Getreide zu dreſchen und einzuſchaffen . Es hatte aber der Adel in Skroda beſchloſſen , daß uns nichts folte zugeführet , fondern die folches thaten, am Leben geſtrafet werden ; darüber nichts einkam .
3
Als man unterdeſſen vernommen , daß der Genes ralmajor Meierfelt war nach Thorn gekommen ,uns
terließ man nicht, ihm den Abmarſch des Feindes, und den wenigen Reſt zu berichten . Die Antwort, ſo man von ihm bekam , war fo , daß man nicht wu:
ſte, ob er hinkommen würde, oder nicht, und als man einsmal einen Kaufmann examiniret, fo in den dritten
Tag von dar nach Poſen kommen, berichtete felbiger, daß der General Meierfeldt mit ſeinen Truppen das mals noch in Thorn geweſen.
Man verrounderte ſich daher gar ſehr, daman des andern Tages , als am neunzehenden September
neuenStils, des Abends um eilf Uhr vernam , daß der Generalmajor Meierfelt für dem Thore ware.
Der Commendant ließ mir folches wiſſen, und weil es uns unglaublich fürkam , ſo ging der Commendant
und Döriſtleutnant Weidenheim ſelber nach dem Thore , um alle Prácautiones zu nehmen , und ſo es wahr, ihm einzulaſſen. Dieſe kamen beide mit ihm ,
und Obriſtleutnant Hagen zumir, und wie ich ihm ſagte, daß nun Gelegenheit ſein würde, eine kleine
Revange zu bekommen, und auf die Sachſen und Polen loß zu gehen , ſo reſolvirte er gleich dazu.
Indeſſen waren die in denen Vorſtadten , nechfi
an der Warte gelegene Häuſer und Garten ruiniret sahs
und
Leben Caris des Zwölften , 490 An : und abgebrandt, die andern aber alte zu verbrennen, bang und die Sarten ju ruiniren, war dieſe Garnifon nicht 1704kraftig , indem noch immer ſonſt zu arbeiten war. Der Vorſtadt Valenciewo, für dem groffen Thor und der Brücken , war noch bisher geſchont ,auſſer daß zwei Hauſer ganz nahe an der Brücke, und ein maſſiv ſteinernes Gebäude mitten für der Brücke was
ren abgebrochen worden. Es ward zwar endlich die
Drdnung gemacht, daß die Burger von der Bors ftadt, das nechft gelegene Theilſolten abbrechen , das mit man der Materialien ſich bedienen konte, es ward
auch ein Anfang damit gemacht , als aber die Polen einritten , und aus denen Häuſern nach dem groffen
Chor und Mühlenſchanze, wiewolohn einigen Schas den fchoffen , wurden funfzig Muſquetierer auscoms mándiret, da die wenigen Polen gleich wegliefen, und
faſt die halbe Vorſtaðt gar leichte abgebrant ward, indem die Hauſer nahe an einander lagen , und keine Garten waren , ſo folche feparirten . Und als beide
Thore vom Waffer her, mitten fürdie Gaſſenlagen , burch welche langſt der Gaſſen bis auf den Markt 1
Fonte geſchoffen werden , indem dieſe ſofo wenig als
Breßlauer- und Gerberſchanzthore , keine Bedeckung hatten ; ſo wurden die Brücken amWaſſerthor, und Gerberſchanze abgebrochen , und die Thore mit Ers den , Miſt und Steinen gefüllet, ſo ſtark, daß keine
Earthaune ſolchedurchſchieſſen konte. Zum breßlauer Thor wurden zwei Kaſten gemacht,
im Gewölbe in die Quere zu ſeßen, dochfo, daß man aus und ein kommen konte ; hinter dem groſſen Chore
war angeordnet, einen groſſen Kaſten mitten in der Gaffen , welche breit, zu ſtellen , ſo daß man an beis den Seiten auch mit Wagen vorbei kommen konte, weil dieſe beide Shore nohtwendig muſten offen gehals ten werden , und doch für Canonen ſicher ſeyn , wesfals auch
|
3)
Königs von Schweden. ?
491
sans auch ſolche Kaſten , mit Erden und Steinen nachges bang henbs gefüllet wurden.
1704
Nachdem alle dieſe Veranſtaltungen gemacht was ren , ſchlug der General Meierfelt vor , er wolte in
einem Marſch durch die Stadt gehen . Ich ließ die Cavallerie in der Garniſon gleich auffigen , undmits
gehen , und wurden die Vortruppen voraus geſchikt. Ich ging ſelber mit als Volontair, der Obriſte Taube auch , ob er gleich nicht ganz von ſeiner Bleſſure ges neſen, und den Arm noch ineiner Binde trug. Dbriſte leutnant Grothuſen fekte ſich auch zu Pferde, konte
aber das Reiten noch nicht vertragen, ſondern muſte zu Hauſe bleiben. Der Marſch ging immer fort, undhatte man einen Wegweiſer aus der Stadt Pos
ſen genommen. Man ſagte, daß es nur zwei kleine Meilen von der Stadt waren , aber es waren faſt
drei , und ein ſchlimmer Weg ſo ſehr moraſtig, hielte uns auch auf, ſo daß wir mit anbrechender Cage nocheine Meile von ihnen waren, die Cavallerievon der Garniſon hundertund dreiſſig Pferdeſtark, hatte
den Vortrab. Obriſt Taubemit ſeinem Regiinent ten ; und Dbriſt Horn hatte die Arriergarde. Wie
machte die Avantgarde ; Meierfelt war in der mits man endlich durchs Holz kam , ſahe man ein Dorf,
und war es noch eine viertel Meile hin ; man machte eine kleine Halte, bis die Leute durchs Holz defiliret.
Als ſolches geſchehen , gingman gleich Schwadros nenweisim Galop durchs Dorf, und noch durch ein klein Holz, geradnach dem Dorfe zu , wo das Lager Har. Man wuſte, daß in dieſem Dorfe ein Wafſer und Paß war , und war man nur bekümmert , daß folches möchte beſeßt feyn.
Wieman aber hin kam ,
po war ſolches ganz offen , und konte man ſo wohl über die Brücke, als Durchs Waſſer reiten ; desfais
die Schwadronen immer Durchs Dorf fort gingen, und
492
Leben Carls des Zwölften ,
An: und gleich aufder andern Seite, zur rechten , gang bang nahe am Dorfe ,ſtand das polniſche Lager. Nach 1704derNachricht die man hatte, ſolten die Sachſen hins ter dem Dorfe , nach der linkenHand a part geſtanden feyn. Die Vortruppen gingen gleich durchs Dort, lángſt dem Weg, hielten ſich nichtmit dem Lager auf, fondern verfolgten die Polen, ſo in zwei Haufen auf dem Felde hielten , aber zeitig liefen : die Sachſen waren nicht zu ſehen . Der Dbriſte Taube mit ſeis nem Regiment, fo die Avantgarde hatte , und gleich nach den Vortruppen folgete , verfolgte ebenfals den Feind bei einer Meile ; es folgten auch andere von
unſern Schwadronen nach. Der Feind hatte ſich hier in etwas geſekt, und ob gleich unſere Pferde ſehr
fatigirt, ſo ging man doch auf ſie los , welche auch nicht lange warteten : Alsſolches geſchehen, zog ſich der Generalmajor Meierfelt wieder nach dem polnis
fchen Lager , welches unterdeſſen , ( nachdem man eis nige Polen , unter denen auch Leute von Qualitat,
erſchoffen ,) geplundert ward. Gefangen waren keis ne, als zwei polniſche Knechte. Der Obriſte Horn war ordoniret, das Lager zu
conſerviren , und nicht plündern zu laſſen , bis alle Truppen wiederkámen , und hat es an ſeinen guten
Willen nicht gefehlet ; warum aber ſolches nicht ges fchehen mogen, kan nicht berichten. Es ward hierauf
des Generalen von Grospolen ſeine Bontſchup erobert,
wie auch drei Fahnen , und eilf paar Paucen. Im Lager war ein guter Vorraht von Wein ,Bier und Brandtwein gefunden, welches alles in die Raps puſe gegangen . Und weilen die Leute fich zu beſaus fen anfingen , fo eilete man mit den Truppen davon, und gingennach des Caſtellan von PoſenRadomiecki fein Gut Gunnarcevo , alwo ein Regiment vorn im Hofer
Königs von Schweden .
493 Sofe , und zwei Regimenter in einem neu angelegten bang An : Garten ſich poſtirten , weilen beides der Hof undder ju Garten mit einer neuen Mauer umgeben waren. 1904 Hier muſte man nun die Nacht bleiben. Es war hier aber, auſſer der Fourage wenig zu finden ; das Vieh war alles weg. Des andern Tages ging ich
mit dem Dbriſten Taube, und der Cavallerieaus der Garniſon , wieder nach Poſen, ſo nur zwei Meis len war, doch ließ einen Cornetmit zwanzig Reutern bei ihm , dieweil ſolcher Nachricht von denen umlies
genden Dörfern geben fonte, daraus eine Subſis ſtence nach Gunnarcevo zu ſchaffen.
Ehe er von dar ging , als ich merkte , daß der Ges neralmajor Maierfelt im Sinne hatte, fich bald in die Vorſtadt von Poſen zu lagern , ſo nahm Gelegens
heit, mit ihme desfals zu reden , und remonſtrirete, daß man dadurch die nechſt an der Stadt gelegene Fourage conſumiren wurde, welche in die Stadt zur
Subſiſtence fürdie Pferde vonder Garniſonmåſte eingebracht werden , daß er auch da keinen Unterhalt
haben konte, anders, als was aus der Stadt gekauft wurde, da er hergigen , wann er vier biß fünf Meis len von der Stadt bliebe und cantonnirte, der Stadt
die Seite ficher hielte ; damit man allerhand in die
Stadt eintreiben , und ſomöglich ein importantes Mas gazin aufrichten konte ; weil faſt im halben Jahre nichts in die Stadt ware gebracht worden ; um ſo
vielmehr, als man keinen Feindvernehme , der ans
marſchirte, und da es geſchehen ſolte , man ihn zeis tig advertiren konte. Er antwortete aber : Daß die Leuteauf dem Lande geflüchtet, und keiner zu Hauſe,
daß dieLeute abgeriſſen, Stieféln, Flinten undHimbs Der haben muſten , und wiewol ich wieder bezeigte,
daß die Juden und Kaufleute ſolches heraus ſchaffen
ſolten, und obgleich die Leute auf demLandeim Ans fang
494
Leben Catis des Zwölften ,
Una fang flüchteten, ſo kamen ſie dochgleich wieder , wenn
hang fie nur fahen , daß Ordre gehalten würde. So res 704plicirte erdoch , daß er keine andereOrdre halten kóns te als er gethan , neue Leute waren ſo nicht im Zaum zu halten; Darza hatten ſie viel bei dieſem Feldzuge ers litten ; man tónte es ſo genau nicht mit ſie nehinen . Der Diſcours von der Kriegesdiſciplin ging weit hins aus, ſo hier nichther gehöret. Nur wil mit kurken
melden ; daß ob gleich der CommendantHerr Obriſter Liliehdeck auch ſeine Urſachen fürwendete, warum folches füglich nicht geſchehen könte ; fo brach doch der
Herr Generalmajor Maierfelt am vierzehenden Seps tember auf, und rúkte in die Vorſtadte. Fourage war etwas von ihnen dahin geſchaffet worden . Unter wärender Zeit bekam man Nachricht, daß ein Haufen Coſacken und Polen im Anmarſch von
Thoren waren. Die Relationen waren diverſe , doch ward für gewiß geſagt, daß ſolche bei dreitauſend
Mann in Powiziste ,lo brei gute Meiten von Poſen, unter dem General Brand ſtunden. Es continuirte
folches , und daß fie mehr Volk erwarteten , und unter andern den General Patkul und die Moſcowis
ter mit dem groben Geſchůk , um uns förmlich zu belagern. Man diſcuritte bei uns , ob man nicht folte hinges hen die Nacht durch , und wagen , ſie wegzuſchlagen, ehe ſie ſtarker wurden , denn hernach wurden ſie uns
Doch einſchlieſſen , daß man nicht wurde auskommen können. Es wurd aber nichts daraus, weil man es
zu gefährlich hielte , ſolche Entrepriſefürzunehmen ; Am neun und zwanzigſten September, war Michaes listag, ſahe man des Feindes ganze Ärmee auf dem Felde, über derWarte in zweiCotonnen marſchiren,
geradeden Weg wo die Sadlen herkamen , wie fic hingingen.
Königs von Schweden.
495
hingingen . Alsaber eine halbeMeile von der Stadt, Ans
wo die Sachſen zuvoreine Brücke hatten , ein Fuhrtbatis war , da man durchreiten konte, und unſere Ca- 1704 vallerie groſſeſten Theil aus war zu fouragieren , ſo fagte man ſolches dem Generalmajor Maierfelt, das mit ſie da nicht über gingen , und unſere Fouragierer abſchneiben möchten. Es ward zwar denen Fouragies
rerngleichnachgefandt,doch rúkte der Generalmajor mit dem Reſte , To zu Hauſe und nicht über dreihuns dert Pferde ſtark war , dahin ; fand aberdaß der Feind ſchonmit etlichen Schwadronen Sachſen und Polats Fen herüber waren , dennoch wurden dieſe herzhaft
angegriffen ,1 geſchlagen , und meiſt durchs Waſſer wis der gejaget ; hiebei ward Graf Gyldenſtolpe im Arm gefährlich bleßirt; eine polniſche Fahne, und ein paar Paufen , wurden hier wieder erobert , die Fouragies rer famen ohne Fourage zurücke , doch waren einige
wenige vom Feinde ertappet worden. Der Generals major Maierfelt, nachdem er den Feind zurücke gejas
get, und die Fouragierer wieder bekommen , fandte er den Dbriſten Tauben Doraus , mit mir und dem
Commendanten zu reden , daß er nohtig finde , mit ſeiner Cavallerie in dieStadt zu rücken , weil er in der Vorſtadt ſich nicht defendiren konte. Dieſes konte nicht verweigertwerden , nur war man bekúma mert, woher die Lebensmittel bei ſo geringen Vorraht
kommen folten. Woher aber ſolcher entſtanden , iſt vorher gedacht worden. Er verfpracy, daß die Leute
Geld bekommen , und ſich ſelbſt das bendhtigte kaufe fen ſolten . Kükte alſo der Generalmajor mit dieſen drei Regis
mentern in die Stadt. Die Stalle waren knap, und war darinnen anfangs eine ziemlicheUnordnung,ende ſich aber mufte man ſich behelfen . Des andern Tags
wurdaus den Vorſtädten foucagiret; und ſo alle Tage aus
496
Leben Carls des Zwölften ,
Anis aus den Dörfern , ohne einiger Verhinderung vom Cofacken undPolen wieſen ſich zwar dann
bang ille Feinde.
1704und wann, aber liefengleichdavon . Man hatte Nach ,
richt, daß einige tauſend Mann Infanterie im Ang marſch waren, und endlich erfuhr man , als wann fechstauſend Ruffen kamen . Sie nahmen ihren Weg überSrem ,weil ſonſten keine Brücke über die Warte
war , und kamen im Lager , eine kleine Meile von Pofen , an . Am vierzehnten October kam der Feind, mit der Armee in zwei Linien gegen die Stadt, und rezte ſich alſo auf der Ebene nahe an der Vorſtadt, ſo daß
man mit einem zwolfpfündigen Stücke einen Keras fchuß in ihr Lager hatte.
Den Tag vorher waren alle Poſten eingetheilet, und einem jeden angewieſen worden. Nach dem deč Feind an kam , ward einem jeden Poften ein Memos rial gegeben , wefſen er fich überhaupt und bei gewiſs ſen Fällen zu verhalten. Man hatte, wie vor gemela det , die nachſt an der Stadt gelegene Häuſer , in den Vorſtadten ,1 abgebrochen und abgebrant; wie
man aber den Feind änmarſchiren ſahe , wurden noch mehr abgebrant. Der Feind berezte gleich die Kirche Sanct Martin, und das Bernhardinercloſter , fchoffe aus denſelben mit Rohren auf unſere Leute , deren ſie doch wenig
zu ſehen bekamen , indem ſie ſich nach ihrer empfans genen Ordre ſtille und verdekt hielten , auſſer einigen,
denen vergont waraus Stußern bei Selegenheitauf den Feind zu ſchieſſen. Dieſen felben Abend ward der MajorDuderburg mit zehn Reutern , denen doppelte Pferde gegeben waren ,
Könige von Schweden.
497 # waren , ausgefant, umzuzuſehen, wie er entweder zu An:Thro Majeſtát felbſt, oder zu Herrn General Rehns
bang
fu Tot chóid kommen möchte, und ihnen mündlich den An: 1904 1 fang der Belagerung und den Zuſtand in der Stadt
zu berichten. Dieſe wurden durch hundert andere
Pferde anderthalb Meilen eſcortiret, und die Eſcorte 3 kam auch unattaquirt zurücke.
1
Den funfzehenden October neuen Stils , fing.Det Feind Morgens an zu ſchieſſen , mit ſechsbis achts zehnpfündigen Canonen ; warf auch Bomben , Gras
naten, Carcaſſen , Feuer und glúende Kugeln ein.
Zuerſt ſchoß der Feind nur aus ſechs Stucken , und gingen die meiſtenSchüſſe auf die Thürmeam bres. lauer Thor, dieſes aber warmehrSpielen , alsErnſt; die Nacht ward, wie am Tage, mit Schieſſen und Feuereinwerfen continuiret. In der Stadt war dess fals keine andere Anſtalt gemacht , als daß die Búrs ger jeder allezeitWaſſer auf den Böden, und Hacken die Feuerkugeln los zu machen , haben muſten. Ues brigens waren die Juden beſtelt, das Feuer zu lös fchen , und die Bomben zu dåmpfen .
Den ſechszehenden war es etwas ſtilte.
Man
war aus nach der Vorſtadt Valenzewo , und nach dem Dohm , weil die Seite über der Warta noch
frei gelaſſen , und nicht beſegt war . Man vermeinte hier etwas Fourage zu bekommen , es war aber ſehr wenig oder nichts. Des Abends fing der Feind
an , wieder zu canoniren , und Feuer einzuwers fen , und continuirte auch damit die Nacht bis ges gen fünf Uhr.
Den fiebzehenden wurdeeben fo bis gegen den Abend continuiret; die Nacht war es ſtille. Zweiter Theil.
Dén
498
Leben Caris des Zwölften ,
Den achtzehenden fingen fie des Morgends frühe 1904 bis auf den Abend um ſechs Uhr. Gegen neun Uhr Un .
hang wiederum an , und continuirten den Tag hindurci,
ward wieder drei mal canoniret. Weil man geſes
hen , daß der Feind ſeine meiſten Schuffe , ſo nicht mit gluenden Kugeln gingen,auf die Mauer zwiſchen
den breßlauer Thor und Schloß , und zwiſchen zwei Thurmen that I, alſo ward bei Zeiten angefangen eis
nen Abſchnit zu machen , nemlich eine geſenkte Bruſts wehr , mit zwei Flanquen auf den Seiten , und Pala liſaden vorher.
Den neunzehenden als des Sontags , fingen fie mit mehrern Stücken an zu ſchieſſen , continuirten bis an den Mittag, darnach ward es etwas ſtille, bis
2
ſie ſich gegen Abend um vierUhr fehr bemüheten, aus
fiebzehn kleinen und groſſen Stücken , Breſche auf der vorgenanten Stelle zu machen , machten auch ein
Kleines Loch . Das Cañoniren und Feuereinwerfen continuirte bis zehn Uhr Abends .
Als man gemeinet , der Feind hätte eine Schilde wache auf den Thurm des Dohms, fo ſante man eis nen Capitain mit fechszig Pferden , und ſechzig Mann Infanterie, ob ſie ſolchen attrapiren konten , es war -
aber niemand da , indeſſen bekamen ſie doch ein Fus der Heu , wobei zwei Diener -eines ſächſiſchen Rit:
meiſters , welche eingebracht, und nach Eraminirung den dritten Tag wieder loßgelaſſen wurden.
Dieſen Abendwarbangemeldet, daß ſich gegen der Mauren bei der Breſche ,Leute aufſtelleten . Man lief dahin , ſo war da nichts , ſondern es folte beim Schloſſe feyn, da war auch nichts ; endlich bei der Mauren hinter dem Stalle. Wie man nachforſchete,
waren einige wenige geweſen , ſo ſich hinter einer alten Wand
Königs von Schweden.
499
Wand geſekt, und von denen hatten etliche fich ans Ane
geſchlichen ,unddasBret vondem Teiche weggenom bang all men , um den Teich abzulaſſen , und lief auch das 1704 Waſſer ſo weg, daßdie Malzmühle, ſo innerhalbder i Mauren davon getrieben wurde , ſtille ſtehenmuſte.
in
ie
Den zwanzigſten October frühe um vier Uhr , fins gen ſie wieder an auf die Mauren , wo der Abſchnit
gemacht war , und Major Rathauſen ſeinen Poſten
hatte, ohn Unterlaß zu ſchieſſen, ſchoſſen auch ein groſs herunter ſes Stück vondenderMauerum acht Uhr und Canoniren ganzen Tag mit . ,See camerten gen Abend ſchoſſen ſie auchvon andern Batterien, den Strom beider Gerberſchanze zu beſtreichen . Ets liche Schüſſe gingen auch nach dem breßlauer Thor, aber meiſt zu hoch und überweg. Des Nachts ſchoſſen
ſie immer auf die Breſche, richteten aber wenig aus. Dieſen Abend ward ein Müllerknecht mit einem
Strik über die Mauer gelaſſen , welcher wieder ein Bret am Teiche für den Graben ſchlug , daß das Waſſer nicht ablaufen konte.
Den ein undzwanzigſten Dctober ſchoſſen ſie wies der frühe auf die Mauer , wo die Breſchen waren ;
anfangs ziemlich ſcharf, endlid, auf demTag ging es gemachlicher. So wurde auch mit Steinen einges worfen ; gegen Abend aber war es ſtille, und ward
auch die Nacht nicht geſchoſſen. Den zwei und zwanzigſten ruheteder Feind oom ſchieſſen , man ſahe in ihrem Lager hin und her mara ſchiren , ſo kam auch viel Fourage an. Gegen den
Abend fing er wieder an, mit Canonenauf der Breſcha mauer ſtark zu ſchieſſen , und continuirte faſt die Nacht über,
gia
Den
1
Leben Carls des Zwölften , 500 Alm " Den drei und zwanzigſtenmit frühen Morgen , fins mu gen ſie an mit groſſem Ernſte auf alle Batterienzu 1704 fchieffen , ſo wol vom Bernhardinerclofter nach der Gerberſchanz, als von Sanct Martin auf die Mauer
der Breſche ; machten auch eine groſſere Defnung, fie continuirten fo biß gegenAbend . Die Nacht ward
etwas an der Breſchemit Faſchinen und Erden wie der zugemacht. In der Nacht fingen ſie an , mit Musketen auf unſere Arbeiter zu feuren, thaten aber keinen Schaden.
Denſelben Abend ward dieſerPoſten mit hundert und funfzig Mannverftarket, auch waren vierzig Mann vom Meierfeldiſchen weggenommen i und viele von
den Schoniſchen wieder hingeſant. 9
Ein LeutnantvonObriſ TaubensLeibcompagnie, ward in der Gerberſchanze mit einer Stußerkugel an der Stirn getroffen, und blieb gleich todt. Man hats te hundert und zwanzig Mann commandirt, ein Ras velin übers Waſſer inder Ech aufzuwerfen , nachdem
aber der Feind auf die Inſel Poſto gefaſſet, blieb es nach .
Den vier und zwanzigſten machten ſie es wie zus por, und ſchoffen unaufhörlich in die Breſche, die in: nere Mauer aufzubrechen , weil fie ſchon zuvor daran
geſchoſſen, brachten es auch ſo weit, daß fie eine grofje Defnung gegen zwanzig Schrit groß machten , zu unſer groſſen Vergnügung, weil wir dadurch Play bekamen , aus dem Therefenclofter , durch die darin
poſtirte Manſchaft, unſern Abſchnit zu ſecundiren. I
Zu dem Ende wurden durch ſechzigArbeiter die Nacht
über die abgefallenen Steine weggenommen, und der Weg eben gemacht, um in dieſer fich zu poſtiren,
auch da es ndhtig , hindurch zu gehen ; wic dann alle Nacht
Königs von Schweden .
501
Nacht fechzig Mann diefe innere Breſche befekt hats bang An:
ten , als eine Reſerve zum Abſchnit. Dieſen Tag ban arbeiteten hundert Mann , um eine ſchußfreie Blens1704
dung , zwiſchen dem Waſſerthor und Gerberſchanze zu machen .
3
Die Nacht ſchoß der Feind mit Musketen ſehr i nach der Breſche, weil er da arbeiten hørete. Mán o ſchoß von der Mauer auch mit Musketerie auf den
Feind, weil man gleichfals da Arbeit vermerkte, und wurden allezeit , wenn man ſolches ſpurete, Pechs kranze und andere Feuer aufgehenfet , um in den
Graben zu ſehen . Den fünf und zwanzigſten fahe man drei groſſe Sturmleitern im Grabenliegen, ſo ſie verlaſſen hats ten. Denen Gemeinen wurde nun alle Tageein
Groſchen mehr gegeben , weil Lag und Nacht gears beitet wurde, wie dann hundert Main an den Blens
dungen beim Waſſerthor, und ſechzig an der Breſche
im Thereſencloſter arbeiteten. Sonſten geſchahen dies fen Tag im Anfang einige Schüſſe aus Canonen, hernach ward es ſtille.
Dieſe Nacht hatte fich der Feind auf der andern Seite der Warta mit Cavallerie und Infanterie ges
el
feket, und hatte ungefehr achzig Schrit vor der Brücke, auf den abgebranten Stellen eine Linie gezogen und mit kleinen Schanzkörben befekt, hatte auch das Ans ſehen , als wenn ſie eine Batterie gegen das groſſe Thor gemachthatten. Man ſchoß aus dieſen Linien
nach dem groſſen Thor und Mühlenſchanze , ward aber nur ein einzigerDragoner inder Mühlenſchanze
von einer geſenften Kugel bleſſirt. Man ordonirte, die Hauſer långſt demWaſſer mit Miſt undErden zu füllen ; es waren aber feine Wagen und Pferde giz
in
502
Peben Carls des Zwölften ,
An: in der Stadt, und muſten derer Officierer Wagen hang ju
und Pferde Nacht und Tag zu anderer Arbeit fahren.
1704
Den Abend , wie es finſter geworden , ward von der Mauer hinter dem State angemeldet, daß auf der Seiten über dem Graben ſehr gearbeitet wurde.
Man liefgleich dahin, ließ Feueraushängen, und bes
fand, daß ſie eine ganze Reihe groſſer Schanzkorbe längſt dem Graben gefeßt hatten , eine Batterie zu machen , und als man noch immer arbeiten hårete, lo
fieß man aus Musketen zum öftern dahin ſchieſſen. Dieſer Poſten ward dieſen Abend noch durch einen
Leutnant mit vierzig Mann verſtärket. Weil derFeind die Nacht vorher über den Strom
Pofto gefaſſet, und uns nunallenAus- und Eingang benommen , ich auch diefes für eine uns der gefährs
fichſten Entrepriſe hielte, indem ſie in einem Tag das groſſe Thor herunter fchieſſen , und die Bruſtwehr
der Mühlenſchanz raſſiren konten ; hernach der gans zen Brücke fich zu ihrem Vorteil bedienen , und die
Linie am Waſſer enfiliren möchten , auſſer daß fie dann die einzige Mühle ruiniret , und verhindert, die
Pferde zur Tranke zu führen ;ſo ſagte zum Herrit General Major Meierfelt, daß ich die Brücke abs brennen wolte.
Er antwortete aber, daß dieſes eine
Sache von Conſequence , und möchte ich der Obris
ften ihre Meinung hierüber hören. Ließ darauf ſolche zu mir kommen , und hielte ihnen meine Raiſons für: Da fie mir gleich antworteten : es ſtünde folches bei mir, als aber weiter zu ihnen fagte: daß man doch ihre Meinung hören wolte ; po antworteten fie : fie hatten nichts dagegen zu ſagen , weil wann der groſſe Thorthurm herunter geſchonen , man alsdenn zum Abbrennen nicht kommen konte ; ward alſo noch fels
bigen Abend Capitain Pulmann committirt, es am quette 1
Königs von Schweden.
503
La auferſten Ende zu bewerkſtelligen, welcher auch ſolches ans hang
durch einige Pechkránze verrichtete. Es ſchienezwar, als ob ſelbige nicht recht brennen wolten, denn es 1704
bliebe immer beim Schmauchen , doch wiele fichs ten nach der Batterie beim Carmeliterclofter gea hernach . Es wurden auch dieſen Tag einige Stuka
bracht.. #
PS
Am ſechs undzwanzigſten ward an der Blendung in der Gerbergaffen wieder mit hundert Mann gears beitet. Der Feind ſchoß einige Canonſchuſſe von dem
Carmelitercloſter auf das Brummerthor, that auch
ſo gegen Abend. Sonſten war es ſtille. Dieſe Nacht gingen zwei von Taubens Regiment über.
Den ſieben und zwanzigſtenMorgens um zehn Uhr, fing der Feind mit aller Macht an , Breſche am Brummerthor, und auf die Mauer zur linken Hand vom Thor i zu ſchieffen . Die Mauer war auch nicht ftark. Sie continuirten fu aus allen Stücken , von welchen die meiſten auf der Batteriegegen über , nahe am Graben , ſtunden . Weil diefes fo nahe , fo ließ man auch durch guteSchußen ,ſobald der Rauch vers ſchieſſen, welches auch gangen , in ihre Schießangeln
guten Effect that , und viele Artillerieleute getroffen wurden .
Nachmittags meldete ſich ein Trommelſchlager, welcher Briefe hatte. Man brachte ihn in dieStadt. Der eine Brief war an den Döriſtleutnant Gyldens ftern , von einem unbekanten ſchwediſchen Officierer ; der andere vom Generalleutnant Patkul , an dert
Commendanten Herrn Dbriſten Lidiehst, darinnen ſehr hoch , doch etwas dunkel zu verſtehen gegebent
ward, daß man ſich als Kriegsgefangene ergeben und
keine Extremitaten abwarten ſolte,drauender mit eia. gi4
nec
504
Leben Carls des Zwölften ,
sms ner greulichen Maſſacre, weil die Breſchen gemacht Dang waren.
Man lachte über dieſe Raiſon , weil der
1904 Feind ſchon von der erſten Breſche abgangenc,h und our b m dli ſeinen andere machte. Gyldenſtern earntsmünauf b ges a wardantwortete n Dem sa t u e l Brief, l a f r t fagt ,rdtaeßn man auf des eGerne r Brileichnich u o b o b e ü w t bes ziem der Tam fon , wor ant ſtürzt ward .
Den Abend ward das Brummerthor mit zwans
zig Mann verſtärket.
Die Nacht ließ der Feind mit
Musketen , und dann und wann aus einem Stücke
mit Cartetſchen, auf die groſſe Breſche ſchieffen. Den acht und zwanzigſten Dctober wurden huns dert Mann commandiret, das Brummerthor inwens dig mit Erden und Mift zu füllen , dod ſo , daß die beide Seiten , welche die Graben rechts und links
flanquiçten , offen blieben. Und weil der Feind die Breſche auf beiden Seiten des Brummerthors , an ber Mauer , entreprenirte, ward auf der rechten Seis te , in dem ſie eine Batterie da verfertiget, bei Zeis ten ein Graben gezogen , um eine Bruſtwehr zu has
ben . Aufder linten Seiten hätten ſie eine Defnung in der Mauer von dreißig Schritt gemacht, und ging es fchon , auch auf derinnern Mquer loß, welche auch nicht lange widerſtand. Man hatte ein Thor im
Cloſter Sanct Catharinen durchbrechen laſſen , um hinten zu der innern Mauer zu kommen ; aber Cloſter und Mauer ward ruiniret.
Dieſen Abend ward dies
ſer Poſten an der linken Hand des Brummerthors, mit ſechszig Mann Infanterie verſtärket , und der
Poſten dem holſteiniſchen Obriſtleutnant Hagen ans vertrauet. 1
Die Nacht warf der Feind etliche Feuerkugeln, und dergleichen ein , unter andern eine ziemlich groſſe Bombe
Königs von Schweden .
505
k
Bombe und Stücken davon. Es ward auch in dies An: ſer Nacht von ihnen , an ihren Batterien gegen dembang zu [ Brummerthor gearbeitet , doch nicht mit ſonderlis 1704
ichen Eifer. Unſerſeits wurden bis dreihundert Pferde, wegen Mangel des Futters ausgejaget, welche übers War
fer geführet und alda erſtochen , oder unbrauchbar gea macht wurden. Es war ſolches auch zweimal vorher
geſchehen , doch war dieſes bisweilen verſehen , daß man etliche ehe ſie überkamen , geſtochen , und wurs
den über funfzig toðte Pferde im Strom gefunden. Am neun und zwanzigſten Dctober fingen ſie mit anbrechenden Tage an, auf der Breſche beym Brums merthor, und erweiterten die Breſche, ruinirten auch
mehr die andere Mauer, und das Cloſter, und ging gen die Schüſſe durch die Mauren , in der Brummer,
gaſſen. Die Mauer zur rechten Hand war ſo gerins ge , daß die Kugeln durchgingen , und die innere Mauer , ſo noch ſchlechter , ehealsdie vorderſte über einen Haufen warfen. Die duſere machte es auch nicht länge. Es ward auch ſehr an dem hohen Thurn
geſchoffen, um durch die herabfallende Stücke unſere Leute zu incommodiren. Man verſuchte dieſen Tag einen Ausfal zu thun,
undward nach Mittage Capitain Polman mit hun dert Mann , halb gufanterie und halb Cavallerie zu
Fuß commandiret w, elche unter der Mühlen durch Defiliren muften . Weil aber der Feind ſolches zeitig
gewahr wurde, und die Mannſchaft ſo balde nicht .
durch die Mühle kommen konte , fo ward ſolche cons tramandiret, in dem auch ſchon ein Reuter im Auss gehen bleſſiret warb.
gis
Der
506 un : bang
Leben Carle des Zwölften ,
Der Feind hatte die Nacht Schanzkorbe, nahe
unter der Pointevon der Gerberbaſtion gebracht, und 1704 hatte es das Anſehen , als ob er eine Batterie da
machen wolte. Es ward deswegen Capitain Bants
hol , von Taubens Regiment, mit hundert Mann, Die Nacht dahin commandirt, ſolches zu ruiniren. Der Capitain, nachdem er ſeine Leuteaus dem Gras
ben bekommen , brachte ſie in Dronung und Abteis lung, und ging damit voran. Es kam aber ein Ruf unter die Leute , als wem der Feind avancirte i fo daß fie alle zurük gingen , ohn einigewenige ſo bem
Capitain folgeten , welche dennoch hingingen und die Schanzkörbe übereinen Haufen warfen . Es ward
des andern Tages darnach inquiriret, aber die Nacht hatte alles bedekt, daß man nicht wiſſen können , wer Anfänger darzu geweſen . Es ward auch Capitain Poiman wieder commans
biret, mit hundert und funfzig Mann , wie zuvor. Shm ward noch ein Capitain zugegeben , Namens Marton. Sie gingen den vorigen Weg , unter der Mühlen durch . Doch da es nochfinſter, fo daß fie in der Demmerung an die Ruſſen kamen, fo fidh hins
ter einer alten Mauer über den Graben , gegen der Juden Schlachterhaus über gelegt hatten , ſchoſſen fie etliche von ihnen tobt , und famen , ohne einen Mann zu verlieren , wieder zurücke. Dieſe Nacht
lieffen ſich zwei Dragoner von Meierfelten mit Stries ten über die Mauren ; und kamen glüklich davon.
Die Strickewurden gefunden . Dieſelbe Nacht was ren ſpaniſche Reuter , in der Breſche, an der linken
Hand des Brummerthors gebracht. Den dreiffigſten fingen ſie mit anbrechendem Tage, auf der Mauer an der rechten Seiten des Brums
merthores, ſtark mit zwolf Canonen an zu ſchieſſen, continus
3
Y >
tu
UN
un
Königs von Schweden.
507
continuirten auch eifrigſt den ganzen Tag ,ſo daß ſie an alda die Mauer bei vierzig Schrit lang nieder in den
hang
ju Graben wurfen , und ſolche Mauer ſo niedrig gefaſſt 1704 hatten, daß kein Fuß davon ſtehen blieb, dergeſtalt,
daß die Feinde mit geringer Mühe in die Breſche
kommen konten. Eswurden derhalben zwei Stücke im Brummerthor, eines aufjeder Seite, in der Flans
que geſeßt, dieſe beide Breſchen rechts und links mit Cartetfchen zu beſtreichen.
Gegenden Mittag wurden unterſchiedene Pfeile mit Briefen eingeſchoſſen, und wurden mir Vormits tag ſechs eingehandiget. Der Inhalt war dieſer :
daß dieTeutfchen, fo alhier befindlich , ſichſolten zu ihnen , gegen Empfahung einer guten Diſcretion, vers fügen ; die aber nicht kommen konten , mögten bei bes
vorſtehenden Sturm das Gewehrniederlegen , ſo ſols ten ſieverſchonet werden , das ſonſt keinen wiederfah. ren wurde. Die ſolchePfeife brachten, wurden wol recompenſiret. Die Leute waren überal fo eingeteis
let, daß ſie meliret, und fein Regiment einen Poſten allein hatte ; inſonderheit wurden die, von denen man
fupconnirte, an ſolche Derter geſtellet, wo kein Sturm zu vermuhten war.
Das Brummerthor, und inſonderheit die Breſche zur rechten Hand , ward denſelben Abend verſtärket,
daß ſolche unter drei Ritmeiſtern und Capitains, huns dert und achzig Mannſtark waren, und obgleich der Drt enge , To war dieſes doch ſo eingetheiet , daß eis ner den andern ſecundiren konte.' Weil man an des
Feindes Contenance gemerket , daß er Sturmleitern aufführen laſſen , auch die Leuteverſtärket worden ; ſe ward dieſen Abend befohlen,1 daß ein jeder mit per
ganzen Manſchaftaufſeinen Poftenſeyn ſolte. Ich fagte, daß ich dieſe Nacht ſelber bei der letter Bres robe
1
508
Leben Carls des Zwölften ,
An: (che bleiben wolte, weil ſolches diegefährlichſteſchiene. Herr General Meierfeltverſprach , bei der groſſen
hang Hua
1704 Breſche
zu bleiben. Der Commendant erwehlte bei
mir zu ſeyn, weil doch die andere Breſche an der lins
ken Hand des Brummerthors nahe bei war. Die Cavallerie hielte auf dem Markte, um hinzugehen , wo es ndhtig war, auſſer denen , ſo ſchon an gewiſſe Poſten geſant waren .
Die Nacht war es ziemlich ſtille. Etliche Stun, den vor Tage, wurfen ſieetliche Carcaſſen, und Feus erkugeln, aber ohne Schaden ein, ſchoſſen auch einige Schüſſe aus Canonen . Endlich erfolgte in derDems +
merung, auf einen Canonſchuß, ein erſchrókliches Ges ſchrei, der Obriſte Taube, deſſen Poſt ſich hieher er:
ſtrekte, undder die Nacht bei mirgeweſen war, lief alſofortzum Gewehr ; die Leute waren bald fertig, und rükten bis an die Breſche, da ſie ſich doch vers deft hielten , bis es Zeit feyn ſolte. Das Geſchrei warete immer fort, und war ſo groß , als wenn das ganze Lager zum Sturm fief, man vernam aber keine Leute, und der Tag war da, da ward es ſtille. Wir
urtheilten , als ob ſie durch ſolches Geſchrei uns in die Breſche hätten locken wollen, um mit Cartetſchendars unter zu ſchieſſen , welches ſie betrog.
So hielte
man auch dafür , daß fie falſchen Lerm , wegen eines Ausfals genommen hatten , weil dieſes Geſchrei au der andern Seiten der Stadt nicht gehöret worden . Den ein und dreißigſten Dctober fingen ſie mit Cas
nonen wieder an bei der alten und groſſen Breſche zu ſchieſſen , ſchoſſen auch die Mauer immer weiter hers unter, daß eineDefnungvon mehr als achzig Schritten
var. Unſer Abſchnit ward auch verlängert, und in gurr Defenfion geſegt. Um
3) 1
$
509 Königs von Schweden. Um den Mittag ward es ſtille, und meldete ſich hang An:
ein Trompeter, welcher eingelaſſen ward, und Briefe "au an den Generalmajor Meierfelt und den Commens 1704
Danten , angehend einiger Gefangenen Auswechſes lung , mitbrachte , dieſer ward gegen Abend wieder
ausgelaſſen , mit ſchriftlicher Antwort. Nach den fing man wieder an zu ſchieſſen , doch nicht ſogar hef
tig, es wurden auch einige Granaten und Carcaſſen eingetoorfen.
Dieſen Abend warbdie groſſe Breſche noch mit huns bert Mann , unter Major Bürneman verſtärket, wels cher die rechte Helfte des Abſchnits , und Major Rots haufen die linke Helfte commandirte, und war dieſe
Breſche nun mit vierhundert und ſechszig Mann bes ſeßt, und hatte der Obriſte Horn über dem die Auf: ficht auf der ganzen Seite , vom neuen Werk an bis
ans Schloß beide Derter incluſive i gerichtet; wie dann dem Obriſten Tauben die übrige Seite , ſo noch
weitlauftiger, committiret wår. Die Nacht ſchoſſen ſie mit Musketerie auf die groſſe Breſche, verhins derten dennoch nicht, daß die Defnung vollends mit
>
Spaniſchenreutern beſeßt ward. Gegen den Morgen
3
warfen ſie wieder etwas Feuer ein.
3
1
Den erſten November fing man an, mit groffer
Force aufden Reſt der Mauer ,an der groſſen Bres Iche, infonderheit aber aufden Reſt der innern Maus er, fo im Cloſter war, zu ſchieſſen , der Rnal Der Ca nonen war weit gröſſer und ftárker als jemals ; und
muſte, man glauben , daß fie mit doppelter Ladung ſchoſſen, ohne Zweifel, weildieſealte Mauer inwens dig mit einer neuen und ſtarkern Mauer; ſo auch ſtars te Pfeiler hatte, verdoppelt war . Die alte Mauer
fielbald , aber die andere blieb ftehen. Um
1
510 An :
bang W
Leben Carls des Zwölften ,
Um Mittagszeit meldete ſich ein Tambour an, wir wolten ihn aberdar uber Waſſer nicht einholen, ſons
1704 dern wieſen ihn nach dem breßlauer Thore. Um ein paar Stunden meldete ſich folcher an der Gerbers 1
ſchanze, ward aber wieder nach dem breßlauer Thor gewieſen , allein da meldete ſich niemand. Nach Mittag continuirte der Feind eben ſo ſtark mit Schieſſen , als vor Mittage, und weil ſolches To unaufhörlich geſchahe; ſo wunderte man ſich , daß kein Stücke ſprang. Die Nacht fuhr er ebenſo fort, wie zuvor , es ward auch aus Musketen geſchoſſen, und Feuer eingeworfen . Unſer Seits war alles wie die vorige Nachte allart, und auf ihren Poſten . Den zweiten November ,I war Sontag , wurden anfangs wenigeStukſchuſſe gehöret , hernach war es ſtille. Um neun Uhr kam ein Trompeter , und bes gehrte, daß ein Ritmeiſter auskommen möchte, zur Geiffel, weil einer nach der vorgeſtrigen Abrede eins kommen wurde. Alſo ward Ritmeiſter Hall beors dert, welcher auch deshalben felb dritte ausritte. ' A11 $
jener ſelb dritte einkam , wurde er zum Commendans ten geführet, und fand fich der Generalmajor Meis erfelt auch da ein. Als ſolche aber wegen der Ger
fangenen , fo fie abholten und nicht ſo bald fertig
werden konten, ſich aufhielten , auch zum Eſſen bei >
dem Commendanten blieben ; ſo kam ich gegen der Mahlzeit auch dahin, merkte aber , daß dieſer Rits meiſter mit ſeinen beiden Cammeraden nicht alzu lus ftig waren ; und wie ich vernam , daß ſie den Bots Ichup vom Generalmajor wieder gebeten hatten , kam ſolches mir lacherlich vor. Nach dem Eſſen ging ich
wieder nach Hauſe ,und gegen Ábend wurden ſie mit Denen Gefangenen Polen nach Ihro Majeſtát Drdre
ausgelaſſen , und Ritmeiſter Hali kam wieder ein . Wic
Königs von Schweden.
511 Wie es etwas ſchummer war , kam einer am bang Ans
Schloß, und legte ſich im Graben , welcher nach dem ju es Abends finſter , mit Stricken aufgezogen ward.1904 Dieſer war ein Dragoner vom meierfeltſchen Regis
ment , fo. in der Action mit Schulenburg gefangen worden ,1 und berichtete , daß man im Lager vom
Marſche ſprache, und daß alle Stücke, fiebzehn an der Zahl ſchon abgeführet ,und im Lager ftúnden. Von unſern Thúrnen undWerken hatte man auch
vernommen , das einige Stücken waren abgeführet
3
worden. Dieſen allen ungeadytet ward befohlen, dies ſelbe Nacht auf allen Poſten zur Stelle undallart zu ſeyn. Am Abend , da es finſter , ſchoſſen ſie mit eis nigen Musketen noch auf die Breſche , aber kein Stúkſchuß war zu hören. Auf den Batterien war
es ſtille , aber im Lager und zwiſchen den Cldſtern hörte man einen Lerni, als von Fahren der Wagen, und dergleichen . Den dritten November , wie es Tag war , fahe
man kein Stủk und kein Volk auf den Batterien , 3
-
aber in den Approchen und Blendungen am breßa lauer Thor waren noch Leute, ſo dann und wann hers aus ( choſſen ; wie denn auch der Regimentsfeldſches rer vom " füdermanländiſchen Regiment, am Kopf geſtreift ward.
Um neun Uhr ſaheman Infanterie und Cavallerie abmarſchiren. Bei dem Carmeliterclofter blieb eine ; ſächſiſche Reuterwache, und auch ein Theil des Las gers an der Wilda ſtehen . Man ließ die breßlauer
Pforterein machen,und die zugemaurte kleine Pforte am Teiche sfnen ,1 um einen Ausfal mit Infanterie und Cavallerie zu thun , aber einige funden zu viel
Shwürigkeiten fürihnen. Gegen Abend rührte ſich alles, und die Nacht ging alles weg..
Den
512
Leben Carls des Zwölften,
An : Den vierten November warb Anſtalt gemacht, alle ihre Werke zu ruiniren , Sturmleitern entzwei bans ju
1704 zu hauen , und zum Theil zu verbrennen . Denſels ben Tag fouragirte man aus des Feindes Lager, und wardda etwas Heu und Stroh gefunden.
Indieſer dreiwöchigen Belagerung ſind nicht mehr geblieben , als ein Leutnant von den Dragonern; ein 1
Unterofficier von der Infanterie, und neun Gemeis ne. In allen fieben und zwanzig Bleſſirte, und ein Capitain.
1
Arvid Axel Mardefelt.
1
Merkwür
2
Königs von Schweden .
513 Ané
Merkwürdige Relation
bang
von dem
bei Gemäuerthof , ohnweit Mietau in
1705
Curland ,
Blat.
ju
den fechszehenden Zulius des taufend ſiebenhundert und fünften Jabres
!
zwiſchen denen Schweden unter dem Generalmajor und Biceſtathalter in Eurland,
Graf Adam Ludvig Löwenhaupt ; und denen Ruffen ,
unter dem Feldmarſchal
Boris Petrowit Scheremethof,
vorgefallenem Gefechte, wie ſolche von einem dabei geweſenen (dwediſchen Officier aufgeſekt, und hernachmals
an die königliche ſchwediſche Canzlei gefant worden .
Begebenheiten , und denen $ leichwiderwieShrobei allen königliche Majeſtat von Schwes den,1 unter des Herrn Generalmajors, Graf Lowens
haupts Commando ſtehenden Truppen , währender ganzen Kriegszeit, verfloſſenen feindlichen Zügen in
Curland und Lithauen , Des Feindes Abſehen jeder
Zeit dahin gegangen, ſelbige volkommen aus Curs land zu vertreiben, damit er ſo dannideſto beſſere Ges Zweiter Theil
gelenheit
1
zum 208 1
Leben Carls des Zwölften ,
SIA
sen : legenheit haben möchte, die königlich fchwediſche taps bang
fere Waffen aus Polen zu ziehen , und folglich ſeine
1705 Unterwindungen mit deſto gröſſerem Nachdruť das felbft zu volziehen ;, alſo hat er auch in dieſem gegens
wärtigen Feldzug, fich höchſtens , und zwar abſons derlich mehr als vorhin , angelegen ſeyn laſſen , mit einer ſothanen Menge und den Ausbund ſeiner teutſch
gekleideten , woi mondirt und erercirten Volfer, der nen Schweden dergeſtalt auf den Hals zu kommen, daß es ſeiner Meinung nach , ihm nicht mehr fehlen konte oder muſte, ſeinen ſo lange abgezielten Zwek zu erreichen . (
Dieſem nach hat er in unglaublicher Stille mit zwanzigtauſend jeßt beſchriebener auserleſenſten mos ſcowitiſchen Manſchaft, als vierzehntauſend Reutern
und Dragonern , viertaufend Fußknechten und zweis taufend Coſaken , ſich eiligſt aus Weißreußland den Dunaſtrom herunter gezogen , des feſten Vorſakes, wolgedachten Sjerrn Generalmajorn, nebſt deſſen ans vertrauten Soldaten aufzuheben, hernach Eurland in w Befik zu nehmen , und alsdann auch die königliche 1
Veſtung Riga zu berennen und ſo bald ſein auf Struſſen gefektes ſchweres Geſchüß wurde ankoms men , wenigſtens zu bombardiren .
Nachdem aber die bereits in fo vielfältigen malen
bezeigte groſſe Wachſamkeit und Klugheit des Herrn Generalmajorn , Grafen Löwenhaupts, dem Feinde ſchon in die Karten geſehen , und von deſſen Vorhas ben zeitige Nachricht eingenommen , ſo gab mehrges dachter Herr Generalmajor, allen ſeinenunterhabens den Soldaten behdrige Befehle , fich eiligſt nach Zas gary, einen in Samogitien gelegenen Flecken zu vers fügen , erhielt auch noch dazu, auf geſchehenes Anhals ten von dem Herrn General und Gouverneurn Frds ! lieb
Königs von Schweden .
515
ſich tauſend Mann Fußvolt ausRiga , unter des Une Herru Obriſten Stackelbergs Anführung, allermaſſen bang 1705 er ſchon abgeſehen, daß man allerſeits, fals derFeind 17ος
keinen Widerſtand finden wurde, entweder crepiren , oder auch, nach erheiſchender Nohtwendigkeit , ſich entſchlieſſen muſte, mit einem kleinen Hauflein , Sote
tes Gnabe ſich ergebende, darauf loßzugehen .
Als nun vorerwehntem Befehl gemaß, die Volker zu Zagary fich algemdlich bis auf den Herrn Obris ften GabrielHorn und Herrn Obriſten GuſtavCarl von Schreiterfeldt, welche einen weiten Weg aus ihren Qartiren dahin ziehen muſten, eingefunden und
zuſammen geſtoffen hatten , brach endlich der Here Generalmajor den zwölften Julii, alten Stils , per : fönlich nach dem Sammelplaß auf, und erreichte ihn nod, denſelbigen Abend. Am folgenden Morgen , als den dreizehenden , um Fieben Uhr, langte auch der Herr Dbriſter Horn mit ſeiner unterhabenden Reuterei, und von Liebau beora derten Fußvolk an.
Um eben dieſe Zeit , kam aus der Mitau ein ges flüchteter Officiersknecht, mit der unangenehmen Zeis tung im Lager an, daß der Moſcowiter, in der Mors genſtunde ſelbigen Tages zwiſchen drei und vierUhr, mit zweitauſend Mann , in der ſo benannten Stadt
eingefallen , eine groſſe Anzahl ſchwediſch daſelbſt zur Wacht nachgelaſſener Soldaten nieder gehauen, und
viel Gefangene weggebracht hatte. Dahero derHerr Generalmajor eiligſt entſchloſſen , mit der geſamten Reuterei und Dragonern, nachdem die mit Herrn Dbriſten Horn angekommene Reuterei ein wenig ges füttert, nach der Mitau über Gemauerthof ſich zu verfügen , und das Fußvolk unter des Herrn Dbrie RE2 iften
Leben Carls des Zwölften , 516 Su: ftenStackelbergs Commando,bis aufweitern Befehl, bang
Pas zu Gemauerthofzu hinterlaſſen. Er erreichete ſolchers
1705 geſtalt bei der Sonnen Aufgangden vierzehnten Gus lii, nachdem man die ganze Nacht durch marſchiret,
die StadtMietau , ix Hofnung; den Feind entwes 1
dernoch dafelbſt, oder auch aufdem Rufweg anzus treffen, vernam aber , daß der Feind ſchon weg und nach ſeinem Lager bei Meſoten, vier Meilen von der
Mitau gewichen wäre, und was noch das erfreulichs fte, ſo hatte der gútige Gott ihn ſo verblendet , daß er von feinem gehabten damaligen Vortheil, wenig oder nichts zu profitiren geruft. Wie man nun an.
bei ſichere Nachricht erhalten , daß der Feind gervig genug Simes wäre , die unſerigen anzufallen , ruhes ten die abgemattete Menſchen und Pferdenurbis fünfUhr des Abends , da ſie abermalen aufbrachen , und die ganze Nacht durch ,in einem ſehr böſen und
dunkeln Regenwetter, nach Gemauerthofwieder zurul giengen, alwo endlich auch detHerr Obrifter Schreis terfeldt, mit ſeinem Volt ſich mitterweile eingefuns den , und alſo alle Shro königliche Majeſtat hierige Volker völligbei einander waren .
Denfunfzehens
den blieb dieArmee ſtille ſtehen. Den ſechszehenden
Julii ungefehr umzehn Uhr Vormittags, bekam man einen Allarm, weilen zwei Eſtandarten Coſaken zwene unſerer Marodeurs wegſchnapten. Worauf der Obriſtleutnant Magnus von Brömſe, mit etwan hundert Pferden ausgefant wurde, diefelbe
zu veriagen , und mithin eine halbe Meile vom Lager, Den Weg nach dem Feindehin, ſich zu ſeßen , auch zu bez obachten , ob auch eine ſtarkere Macht vorhanden ware. Da nun ohnaefehr um zwei Uhr Nachmits
tags gemeldeter Dbriſtleutnant berichtete, daß der Feind mit groſſenHaufen bereits ſich ſehen lieſſe, ers theilte der Herr Graf unb Generalmajor ſo fort det Befehle
Königs von Schweden. ?
i
517
in Befehl, daß die geſamte Armee , über den bei Gei Anz mnauerthof vorbei flieſſenden Bach růcken, undſich in bang
Bataille ſtellen ſoite . Inzwiſchen ritte er ſelbſt hin 1798 su dem Dbriſtleutnant Bromfen, des Feindes Anzug weiter zu verkundſchaften , alwo er gleich ſehen fonte 1 Daß die ganze feindliche Macht im Anzug begriffen 1 war ; eilete vannenhero wieder zurük, und wegen des engen Terrain , welches der höchſte Gott zu unſerer # beſten Avantage beſcheren wollen , ſtelte er die Armee
1}
in zwo Linien, dieerſte ſonderLucken, die andereaber * mit Lucken , fo , daß wir auf dem rechten Flügel eis nen groſſen Moraſt, und auf dem linken einen Bach ! hatten1 , welchen man in Fronte nicht paſſiren konte.
Die ſchwediſche Stücke waren zwiſchen die Batails lons und der Cavallerie auf den Flügeln der erſten
und andern Linie vertheilet , die Bagage aber blieb * hinten. Als dieſes ſchon in Ordnung gekommen,
0 hielte die Armee ihr Abendgebet, welches mit dem & ſchwediſchen Liede: Auf dem Herrn ſteht unſer Hülf
Tón
und Troſt, beſchloſſen I,und darauf die Loſung: Mit Gottes Hülffe , in Jeſus Namen, ausgetheilet wurde. Gleich darnach gingen der Herr Dberſter Stas delberg und Lorenz Löſchert von Hersfeldt nach ihrer Drdre, mit vier detachirten Truppen Cavallerie, ein paartauſend Schritt vor unſerer Front, des Feindes
Demarſche wohlzu recognoſciren ,welche, ſo bald ſie merken würden, daß es des Feindes vollenkommener Vorſaß ſei, uns anzugreifen, ſich wieder zuruf ziehen folten.
Weilen aber an ihrer linken Seite ein kleiner
Buſch war , der ſie verhinderte, den auf der linken Seite über den Bach ankommenden Feind zuſehen, geriehten ſie mit ihrem Volt beinahe itten unter
Þen Feino , che ſie ſolches wiſſen konten, der auch gleich aufſie loßging, aber mit einer ſolchen Salve
ſtugenmuſte,wodurch begrüſſetward,daß er darüber beides KE 3
518
Leben Carls des Zwölften ,
An: beides der Oberfterund Döriſtleutnant Zeit befaa men , ſich zurük zu denen Truppen zu verfügen.
hang
1705
Nachdem folcher geſtalt der Herr Graf und Ges neralmajor die Gewißheit überkommen , daß dere
Feind ihm unfehlbar einfallen wolte, anbei aber wol bedachtlich urtheilte, daß-zwar desFeindes lange und groſſe Linien unmöglich in der Eile konten rangiret werden , ordonirete derſelbe,ſonder dem Feind mehr
Zeit zugeben , mit der ganzen Fronte feiner beiden lis nien in guter Ordnung zu avanciren , und den Feind
erſt anzugreifen, welches auchmit einerſothanen Wurs
kung geſchah, daß die Schweden faſt vonallen Seis ten zugleich mit dem Feindezuſammen gerichten , Der
Feinddrang mit ſehr großer Furie auf unſern linken
1
Flügel los, warf das Fußvolt , ſo er mit ſich hinten auf den Pferden führete, ab , und grif ſowol mit Salven , als mit dem Degen in der Fauft,unſere Reuterei an. Und ob er wol mit gleicher Gewalt
von denen Unſrigen tapfer begegnetward, fo, daß beiderſeits einheftiges Metzeln entſtund, zwanger dens noch die Reuterei des linken Flügels nochſo viel eher zum Weichen , als einige des Feindes Eſquadronen
über den Bach kamen , und zugleich in die Flanque
erwähnter unſerer Reutereieinfielen, welchefodenn zugleich mit den Feinde, in der Confuſion, eine Bax
taillon Granadiers von des Herrn Grafen und Ges neralmajoren Regiment , fo in dem Zwiſchenraum
zwiſchenden beiden Linien ſtund, ubern Kaufenwars fen , ſo daß es bereits an der Seiten für uns ſehr ůbel auszuſehen begunte, jedennoch wurden ſie bald
von unſerer andern Linie , und der Infanterie in der erſten Linie des linken Flügels , dergeſtalt unterſtüßt,
daß der Feind ſich ganzlich wieder zurücke wenden muſte, dadurch die Unſrige, ſo vorhin in Unordnung
verfaden waren, Gelegenheitüberkamen, ſich in ihrer vorigen
+
Königs von Schweden .
519
vorigen Ordnung wieder zu ſeken , und die abgeworskbang An: fenefeindliche Infanteriezumaſſacriren . Mitlers
weile gingunſerm rechten Flügel alles nach Wunſch,1705 indem die ObriſtenHorn und Schreiterfeldt, mitih 1
1
ol
TH
rer Reuterei und Dragonern mit dem Degen in der Fauſt, wie imgleichen der rechte Flügel unſerer Fußs gånger alles was ihnen vorkam niebermadten und
auf des Feindes Canonen und ſeine ganzeInfanterie, welche bei nahe mit ganzen Rotten und Gliedern , ſo wie ſie geſtanden , meiſtentheils fallen muſten , geriehs
ten. Wie man nun folcher maſſen unaufhörlich ans rukte , und je långer je mehr Feld erhielte , kame es
dem Herrn Grafen und Generalmajorn wol zu flats ten , daß er wegen des vorhin alzu engen Plages , in dem Intervall, zwiſchen denen beiden Linien , einige Eſquadrons und Bataillons geſeket, mit welcher er
dieerſte Liniedes rechtens Flügels füllete, ſo daß man allemal eine gleiche Front mit dem Feinde füha ten fonte,
Da nyn alles in guter Ordnung fich befande und die Feinde alzeit vor uns daber giengen , waren nicht allein eine groſſe Anzahl derſelben, welche unſereReus terei aufm linken Flügel erſtlich in Unordnung brach . ten , uns auf dem yaRücken gekommen , ſondern auch ein ſtarker Haufen von ſeinem rechten Flügel über den Bach abgeſchikt , welcher unſere Bagage, zus gleich mit einigen unſerer eigenen Polen 1, ausplung derte , und daneben mit ungeſtumer Furie die Unſeris gen auch aufm Rücken angrif , als mitlerweil der Feind vor der Fronte ſich ſeşte und neben denen , ſo aufdem Rücken waren , auch ſo hißig die Unſerigen
nh
anfiel, daß man von ſolchen ſtarken Angrif nichts ans
en
uns ders in beiden unſern Linien zu thun bekam , alsRüt
rom ud
terweilen zu treffen und in Fronte , bald auf dem hen , abermalen zur Rechten , dann wieder zur Lins kens KE4
520
Leberti Caris des Zwölften,
Un: ten, allezeit einer dem andern , wo es die Noht ers forderte , zu helfen . Nimmer aber Fonte man mit 370s einer vonunſernLinien recht in front zu treffen koms meni weil der Feind , ſo oft als er auch repouſſiret
Bang
pard, immer von neuen ſich Fekete, und an allen Ecken
furieus einfiel. Dem aber ungeachtet, gab doch ends lich der höchſte Gott , welchen einig und allein , mit erbigem Preiß und Ehre, alles dieſes zuzuſchreiben ift , daß fo wol unſere erſte Linie; den vor ſich , als pie andere, den hinter ſich habenben Feind , in gros ter Verwirrung über den Bach an unſern linken
Flügel getrieben , woſelbſter abermalenin Ordre de Battaille feine Macht repete, und einige ſeiner Eas nonen , die er nicht überbringen kunte , in dem ers
mehnten Bach hinterliefie. Weilen es nundurch eine po heftige und allerdings extraordinaire Manier zu fechten , wozu der Feind uns obligiret hatte , nicht
anbers feyn fonte, als daß groſſe Confuſions und gin tervallen , in unſern Bataillons und Eſquadrons ents
ftehen muſten , ware des Herrn Grafen und Generals majoren höchſte Sorge, alles wiederum möglichſter maſſen in Orbre und eine Linie , allereiligſt zu redreſs ſiren , und nicht ehe über den Bach an den Feind zu gehen , ehe er die Trouppen von neuen möchte ſtels len können. gindem er aber dergeſtalt umging den linken Flügel , welcher ziemlich weit von dem Rechs ten ſich abgeſonderthatte, zu reguliren, war die Reus terei des rechten Flügels über den Bach gegangen
und mit dem Feind in dieHandgemenge gerahten. Das Fußvolt felbigen Flügels , dann fehend , war ſo 1
dann auch nichtweiter zu halten, ſondern liefe über den
Bach gegen den Feind, die Reuterei zu ſouteniren. Weshalben der Herr Graf und Generalmajor , den
linken Flügel , welcher bereits in Ordnung gekom ,
men, ebenermaſſen überzugehen, und auf ade Weife in einer Linie mit dem rechten Flügel fich wieder zus rammen
Königs von Schweden.
521 ufte fammen zu ziehen beorderte ; auch mitlerweil , allen An :
!! Unordnungen vorzubeugen, ſich nach dem rechten Flüs hang
en gel zu verfügen . Sothane Befehle wurden auch in 1905 f einem beſtandigen Feuer , und faſt auf eine Weiſewie in sorhin , ehe man über den Bady gegangen , von den ja kinken Flügel volführet ; Jedoch alſo , daß beſagten 1
linten Flugels Cavallerieabermalen durch des Feindes
mil Anfal zurücke weichen muſte , wiewol das Fußvolt, * vor welchem derFeind alleine Reſpectzu tragen anfing, beſagte Cavallerie alſo unterſtúkte, daß der Feind zu: růk geſchlagen , und der Cavallerie fich wiederum zu
fegen, Zeit gegeben wurde. Endeſſen hatte die Cas vallerie des rechten Flugels, alzuweit von der Infans terie ſich begeben , dahero dann geſchahe, daß ſelbige von der Feinde überlegenen Macht, auch in groſſer Unordnung zuruf und hinter daß Fußvolk bes gedach , ten Fiugels fich retiriren muſte , von welcher auch bes
fagte Reutereiſo tapfer entfeet ward, daßder Feind ſie nicht weiter verfolgen durfte, ſondern ſich inunges meiner Beſtürzung und Unordnung zurücke begab . Der Herr Graf und Generalmajor, welcher wol merkte , daß ſo lange die unſrigen nicht zuſammer kommen konten , ſie auch vom Feinde , welcher ſelbis
ge abzumatten ſuchte , nicht unangefochten bleiben würden, liefſen hierauf den rechten Flügel Halte mas chen , und ſich en Fronte ziehen , bis der linke Flügel mit ankam , der alsdann auchin felbiger Fronte rans of giret ward ,und bliebe in folcher Drönung des Feins
N
des Contenance weiter abzuwarten , ſtille ſtehen ,jus malen da die Nacht einfiel, und dazu beides Menſchen “die
Pferde der Unterthanen ermüdet waren , indem
Spiel ſchon in einem Diſtrict von einer halben Meile, und viertehalb Glockenſtunden gewahrt hatte. So bald der Feind folches und derunſrigen gute
Drbnung wahrgenommen, gab er alle feine vorige Contes
522
Leben Carts des Zwölften ,
An : Contenance verlohren , und ergriffe bis zu ſeiner Bas hang tu
34. gage ,welche eine halbe Meileweiter ſtund , in hocha 1705 fter Eile die Flucht , woſelbſt er allererſt , auf eine unter Chriſten nie erhörte grauſameundſehr barbas
riſche Weiſe , alle in der Mietau vorhin bekommene
gefangene Officiers und Gemeine, fchåndlichen nies bechaute, alles aus den Wagen, was in der Eile mit wegzubringen war , nam , die Strenge abſchnits te , und die Pferde mit ſich weg brachte, wie ſolches sweene unſerer wiedergekommenen , aber eben mit
vielenHieben und Wunden , beſtialiſch vor todt auf
dem Platz nachgelaſſener gefangenen Officiers zu bes richten gewuſt haben.
Mit einem Wort , dieſes fehr ſcharfe und hartnas kigte Gefechte, liefe mit Gottes Gnade ſo glüklich vor uns ab, daß der Feind dreizehn metallene Haus
bißen undRegimentsſtücke, alle Bagagewagen ,Zels ten , acht Fahnlein , und eine Eſtandarte, ohngerechs net was die Bauren an Fähnlein und Eſtandarten ,
die man nicht Zeit gehabt in der Action aufzuheben, mochten weggeſchleppet haben , im Stich gelaſſen.
Nachdem nun folcherGeſtalt der Feindvöllig von Dem Orte zurücke getrieben war , blieben die unſeris
gen auf dem Wahlplaş en Ordre de Bataille , die ganze Nacht durch , ſtille ſtehen , als mitler Zeit die
Bauren,1 den Reſt deſſen , was der Feind in ſeinen Wagen nachgelaſſen, ausplunderten . Von Seiten des Feindeswerden zum wenigſten fünf bisſechstaus fendgeblieben ſeyn, weiln die Gefangene ſelbſt ihre ganze Infanterie, fo in viertauſend Mann beſtanden , gänzlich verlohren zuhaben , geſtehen . Dis iſt eins mal gewiß, daß vom Feinde viel und hohe Officier verlohren , vielmehr aber verwundetfeyn . Der Felds
marſchalScheremethof, alsihrChefiftdurch denUns terleib
Königs von Schweden .
523
15 terleib geſchoſſen. General Roſen wird vermiffet ;bang Ans but und der Generalmajor Bauer fol hinten in der Lende
zu
In eine Bleffur bekommen haben . Die gefangenefeind:1705
oneliche Officiers und Gemeine, nebſt denen Siegeszeis. 3! chen, ſind bereits nach Riga verſchikt worden.
is
Von dieſer Seite weiß man die Anzahl der Jobs ten noch nicht genau zu melden, allermaſſennoch tågs lich viele , welche man vor todt gehalten , ſich wieder
:
algemahlid) einfinden ; am meiſten aber find zu bes
1 ed
Dauren, die brave gebliebene Dfficiers , als Herr Dbriſt Baron Gabriel Horn ; die Döriſtleutnants Dankwehrt, Kaulbars; wie auch der General Linds
3
#
*
fchold ; Major und Baron Wrangel, ohne die Kits meiſtere, Capitains und die übrigeSubalterns, wela che wegen der ihnen beiwohnenden Capacitat, noch ferner 3hro königliche Majeſtat gute Dienſte, wann
es Gott alſo gefallen wollen 1 , hatten leiſten können.
Dem hochſten Gottſei demnach unendlichgedans tet, vor dieſe uns abermal geſchenkte herliche Gnade, Sieg und Glük , der wolle auch ferner Shro königs lichenMajeſtat gerechtſame Waffen mit einem beſtans
dig gewünſchten Fortgang aller Drtén fegnen , Seis ner königlichen Majeſtát Familie vor allen Unfalbez wahren , alle Dero Feinde unter Sie demühtigen ,
Deroſelben Deſſeins regieren , und denFöniglichen Thron in unveränderlichem Flor und Wachsthum gnädigſt erhalten und beſtätigen.
VE Bericht,
524
Leben Carls des Zwölften,
Bericht,
Ans
bang ju
welchen
1706
Febr.
der Königliche und Churſächſiſche General
Matthias Johannes von Schulenburg wegen der en nd des Hornungs , des taufend rice am dreizehe benbundert und ſechſten Jahres
bey Frauſtadt
vorgefallenen Schlacht an den König Auguſt abgehen laſſen.
Allerdurchlauchtigſter, Großınachtigfter König , güerguådigſter Herr , ure königliche Maieftát werden bereits aus
meinem leßtabgelaſſenen erſehen haben , wie ich den anbefohlenen Marſch dergefalt fortgefeget, daß ich den neunten dieſes , ungeachtet des fehr ſchleunig eingefallenen groſſen Thauwetters , mitder Faitlis
lichen Armee über die Dder geſtanden , alwo ich denn, wegen der ermudeten Leute , gud wegen Empfang
ndtigen Proviants und Fourgge, den zehnten habe ras
ſtenmuffen. SelbigenTages erhieltich ſichere Kunds ſchaft, daß der Feind ſpäten Abends bei Frauſtadt , mit
derfamtlichen Armee angekommen ,und daß er tages Darauf
Königs von Schweden .
525
darauf ſich von dar eine Meile geaen mir ſehr vortheilsuns
haftig, hinter denungefrornen Moraſt bei Weiſchs.Sang dorf feßen ,und vielleicht naher gegen Eurer föniglichen 1906 Majeftat Armee rucken wollen , worauf ich den vors
gehabten Marſch gegen ErakundStuneva , die feinds liche Armee volligabzuſchneiden, und mich deſto fiches rer mit dem von Cracau heruntermarſchirenden Corps
fu conjungiren , andern muffen. Und bin darauf den eilften mit der Armee gegen Slawa gegangen ,und hat der Feind ſelbigen Tages , und wahrender Zeit, daß die Ärmeeeingerůcket, eine Partei von fünf bis fechshundert Pferden in die Schleſien marſchiren
laſſen , dieſelbe ließ ſich auch vor Ábends in der Nas he rehen .
Indeſſen ward der Obriſte Eichenſtadt,
mit fünfhundert Pferden, gegen des Feindes rechten Flügel eine Diverfion zu machen, in der Gegend des Dorfs Julien commanbiret, alwo er auch die Wals
lachen , fo feinen Vortrup überfallen wollen , attaquis ret und zerſtreuet, unterſchiedene davon bleffiret und
getödtet. Den fiebzehenden ging ich mit der ganzen Armee gegen Jilien, dem Feind in der Flanque deſto beſſer beizukommen ; ich vernam aber, daß derſelbegleich
11
frühe ztviſchen neun und zehn Uhr, nachdem er in der Nacht gegen Frauſtadt zurük gegangen, von dar aufs gebrochen, und nur eine und halbe Meile von bemelda
ter Stadtund zwar in der Gegend Schwengke ſich geſeket. Wiewol nun ich durch die Efpions, auch von denen gefangenen Deſerteurs Nachricht hatte, daß der Feind nicht über neun bis-zehntauſend Mann
ftart ſeynſolte, da er doch wurklichzwölftaufend Mann ift, ſo war ich doch gezwungen, ob ich wol abnehmen Fonte, daß vielleicht deffen Abfehen nicht war, fich völlig zurük zu ziehen, ſondern den Vorfaß hatte , an ein und andern Ort mich anzugreifen ,ferner in Pos len zu verbleiben und die Armee fubfiſtirend zu mas chen
1 .
Leben Caris des Zwölften , 526 An . chen , von denenSchleſiſchen Gränzen zu rücken , wes bang nigſtens FrauſtadtimRücken zuhaben, alda das bes 1906 ndhtigte Proviantweſen unverzüglich veranſtalten zu laffen . Und zudem komt Eurer Majeſtát Drdre, den
Feind , wenn er nicht verſtärket, aufzuſuchen , und zu attaquiren , er befinde fich auch wo er wolle : To habe
ich, da keine Verſtärkung erfolget, den dreizehenden mit Tage , nachdem ich die Nacht vorher zwei Pars teien von etlichen hundert Pferden , den Feind zu obs
ſerviren ausgeſchicket, die Armee aufbrechen , und den
Marſch , Schmiegelgegenüber, ſelbiges Tages forta feßen laſſen, dem Feindſtets, wenn erfich weiter retis riren folte , linker Hand , und in der Nähe bleiben zu
können . Dobemeldete Parteien griffen unterdeſſen 1
mit guten Succeß des Feindes Arriergarde an , res poufſirten deren Leute , und eroberten zwanzig bis Dreiffig Wågen, woraus denn ein groſſer Succeß hatte erfolgen können, wenn die commandirte Leute ſich des
Plünderns nicht gelüften laffen . Worauf ſich dennt
zugleich einige feindliche Eſquadrons ſehen laſſen, und erfuhr ich kurz darauf,daßungeachtet die vollige feinds liche Armee ſchon im Marſch geweſen , ſich weiter zu retiriren, dannoch beiderfelben reſolviretworden, eher wieder zurük zu Fehren, indemman nichtſehe,wo man ſich hinwenden, und recht legen konte, Eurer Majeftat Armee anzugreifen ,und ihr eine Battaille, ſo deſperat feyn würde, zu wagen, als auffer dieſem verlohren zu
gehen. Dieſemnach ſtelte ich gleich die Armee in Bato taille , und fegte dieſelbe, da der Feind noch entfernet
war, alſo , daß man bei dem erſten Anmarſch ,ihm, guia
fchen zwei Dörfer,wovon basienige ſozur rechten Hand tieget, Geyersdorf, das andere aber zur linken Hand,
Köhrsdorf genant wird , entgegen zu ſtehen kam ; wodurch das Erdreich zwiſchenbemeldetenbeiden Dörs fern allein durch die Infanterie vollig eingenommen,
und die ganze Frontemit ſpaniſchen Keutern, und ers preſſe
Königs vott Schweden .
527
1,1 prefie darzu verfertigten ſcharfen Meffern, ſo in Balsare hang w
CH NA
at
**
Pen eingeſchraubet, befeßet 1,. und ſo wol dieſe Fronte, als auch der übrige Réſtvon der Armee ficher und wol 1906 poſtiret geweſen . Es hatte zwar derGeneralleutnant Pidge Ordre , hinter Geyersdorf , ſo auf den rechten Flügel fich befande ; juruf zu ſtehen ; weilen aber der Feind längſt benen Hecken an dieſen Dorfe mit zehn
Eſquadrons anmarſchirte, iſt vormeldter Generalieuts nant, wie billig, dem Feind entgegen gangen, undhat Ihn attaquirt.
Die Linie zwiſchen denen beiden Dórs
fern beſtund in ſechszehn Battaillons, nebſt der Artils Ierie, welche bei die Corps der Infanterie vertheilet und geſeget wurde. Die ſechspfündige Stücken aber verblieben in der Mitten , die beiden Dörfer wurden
jedesmal mit zwei Battaillons befeßet. Die übrigen neun Battaillons formirten die andere Linie, und zwar in drei Theiten , wovon ein jeder Theil an bemeldete
Corps , ſelbige zu ſouteniren angewieſen war. Yeds weder Flügel von der Cavallerie beſtund in zwanzig t
este und jeder war eingetheile in zwei Corps ,
welches zwei Linien ausmachte, ſich deſto beffer foutes niren , auch damit im Fall der Noht die zwei leßtern Linien , als welche das Corps der Reſerve auf jedwes
den Flügel ausmachten , den Feind deſtobeſſer begegs nen , die vorfallenden Desorðres redreſſiren , ja gar Den Feind auf der Flanque angreifen zu können. Der rechte Flügel von der Cavallerie wurde an das Dorf
Röhrsdorf hinter die Infanterie, von wannen derſelbe gegen den Feind angerůcket, geſetzet, dem Feind, wels cher allen Vermuhten nach um das Dorf marſchiren , und füchen wurde, die Cavallerie alda anzugreifen , ſo
auch erfolget iſt, zu begegnen, indem auchzehn Eſquas drons der Orten angerucket , mit welchen man unſer Seits getroffen, und hat ſich vor allen andern die Cas valliergarde und Garde de Corps unter Anführung des Obriſten Kospoths ziemlich diſtinguiretund wurde dieſer
4
528
Leben Carls des Zwölften ,
An : dieſer Flügel durch den Generalleutnant Pidk , Genes bang ralmajor Lügelburg, Dbriſt Kospoth und Flau anges 3706 fiihret, der linke Flügel Cavallerie war poſtiret, mit Denen beiden erſten Linien hinter der Infanterie, dies felbe im Fal der Nohtſouteniren zu können, und weil ein langes DorfmitHecken und Zäunen von dem lins ken Flügel der Armee, bis in den Grund gegen einen Wald zulag, hatte man alda zwei Eſquadrons Dras goner abſikenund die Paſſage befeßen laffen ; die übris ge Eſquadrons vom Corps De Reſerve deslincken Flüs
gels die Retraite zu verſichern, maſſen einige Efquas drons davon Drdre hatten , ſo bald das Treffenans gehen würde , den Feind aufdie Flanque zu gehen, und felbigen anzugreifen . Der Feind hatte ſeine fämtliche Infanterie in einer Linie rangiret, und allezeit zwiſcher
zwei und zwei Battaillons drei Eſquadrons geſeket, womit er in beſter Ordnung auf die zwiſchen denen beiden Dörfern gefekte Infanterie mit gröſter Reſos lution loß ging , wie ſolches der in Eilverfertigte Rif mit mehren zeiget. Der feindliche Angrif geſchahe erſt auf die Mitten der Infanterie faſt zu gleicher Zeit, bald darauf zog ſich aber der Feind mehrentheils ger gen das moſcowitiſche Corps, ſo man wol vermuhtet, auch deswegen , ob ſie ſchon weiß gekleidet , dennoch aber roht doubliret, hab ich ſie die Röcke umkehren
taſſen. Dieſen Flügel auch deſtobeſſer zu verſichern, hat man eine Flanque von zwei Battaillons in der Lis
nie formiret, und zu dem Ende auch die ſechs groſſen Stücke der Orten poſtiret. Faſt zu gleicher Zeit wurs
dendie in Rdhrsdorf poftirte Dragoner angegriffen, und ob zwar das Corps de Reſerve von der Cavalerie des linken Flügels Drörehatte, fidy lángſt des Dorfs,
wenn es denFeind nicht in dieFlanquen kommen konte, hinauf zu ziehen, und demſelben aller Orten die Pass fage zuverwehren, retirirten ſich doch ſofortdie Dras
goner, ſo abgeſeſſen , wie auch der völlige linke Flugel, alles
Bu
Königs von Schweden .
529
alles ſo wol von dem Generalmajdr Dünewald , als Uh:
auch dem Dbriften Eichſtadt und Birkholt , ſamt ih, bang
11
ren nachgefekten Officiren alles angewandten Fleiſſes1706
i
und Bemühungen dieſelbe wiederum zu feßen , unges achtet ; wiewol kurz vorherò ehe dieſer Flügel durchs
a gieng, eine Bataillon von dem mofcoritiſchen Corps,
ſonder Noht zu weichen den Anfang gemacht, dem eis X ne Battaillon von Eurer Majeſtát Infanterie, fo die el flanquen mitten in der Linie formiret, gefolget. Wors
50
i
Durch dann eine groſſe Defnung gemachet worden , und der Feind bald daraufzu Fußund Pferd einges brungen iſt. Und wiewol ich durch die andere Linie; diefes gleich zu redreſſiren geſuchet , ſo war doch roli
ches nicht möglich ſo fort zu bewerkſtelligen, indem die burchgehende Manſchaft die übrigen Leute confus ges machet , abſonderlich aber , da die andere Linie des
moſcowitiſchen Corps, gleich anfangs und zwar ohne
Noht, nicht gar zu ſtandhaftig fich erroieſen, und das ganje moſcowitiſche Corps , ungeachtet der General Eleutnant Wuſtromirski ſelbſt, wie auch der Obrifte Golz und einige andere bei ſich habende Dfficieť , ale
-
les erfinliche angewandt, dieſe Leute in Drdnung zu
behalten, dennoch nachdem ſie ſich einmal geſondert, i alſo fortgewichen , und in gröſter Unordnung zuſama
eat
men gelaufen , und ihr Gewehr weg geworfen. Der Herr Generalleutnant Wuſtromirski ift zu
der Zeit vom Pferdegefallen, und man weiß nicht, ob
er tobt, gefangen, oder ob er ſich noch retiriret. Der Obriſte Golg, nebſt dem Dbriftleutnant Tens
gel, hat zwar einiger maſſen die Leute wieder herſtele lend gemacht; allein da der Feind auf ſie ferner ges "drungen, auch durch obbemeldte Defnung in der Lis nie fich verſtärket , ift pas moſcowitifche Corpo fo Zweiter Theil. । gleich
530
Leben Carls des Zwölften ,
Un gleich wiederum in die Flucht gerahten , von denen 21
hang feindlichen Eſquadrons umringet, und wol mehrens 1706 theils nieder gemachet worden .
Zu gleicher Zeit wurde der rechte Flügel Cavals lerie , wiewol wie oben gemeldet , einige Eſquas drons das ihrige recht wohl gethan , gendthiget zu weichen , und mit dem Theil der Infanterie der ans dern Linie fortzugehen , dergleichen auch ein Theil des Corps de Bataille , welches der Generalmajor Zeidler ,, nebſt dem Obriſten Sack,i und Braun , wos von derDbriſte Sack verlohren gegangen , und weiß man noch nicht, ob er todt oder gefangen, der Obrif Braun aber blefſirt iſt, commandirt, fo durch die
Defnung der Flanque angegriffen worden , und die andere Linie in Confuſion zu bringen , nicht wenig geholfen hat. Der Reſt des Corps de Bas tailleſo der General Zeiðler nebſt dem Obriſten Sack und Braun in Ordnung zu behalten , und die
andern zu realliiren beſtmöglichſt ſich bemühet,ſeynd bei dem rechten Flügel der Infanterie verblieben,
welcher in guter Ordnung biß faſt zulegt verharret, und den Feind repouſſiret, auch hat man durch eis
nige Bataillons und Eſquadrons den Feind , der ſich
faſt ſchon in Rücken geſeßet, zu zweienmalen repouſo ſiret, und mehr als eine Stunde lang gefucht , die Sache einiger maſſen zu redreſſiren , oder wenigſtens eine gute Retirade , mit der überbliebenen Infanterie (
zu machen , worzu auch der Obriſte Reibuß und Krás jer mit ihren Officiren alles zu contribuiren geſuchet:
Saſſen auch noch hier biß vier Eſquadrons Cavalles rie bei dieſer Infanterie , biß in der Gegend Fraus
ſtadt , verblieben : Allein es gerieth der Reſt von der gnfanterie zwar mehrentheils vom rechten Flügel,
( ſo derGeneralmajor Troft und Dbriſte Boſſe come mans
1
31
It
Tel
Königs von Schweden.
531
mandireten , undbiß zulekt in gedachterOrdnung ers An. halten , auch nebſt ihren Subalternen dem Feind vers hang
wehret , daſelbſt durchzudringen ,) endlich auch in 1906 völlige Defordre, und war keine Möglichkeit mehr, ungeachtet man dennoch einiae Bataillons wiederum
formirte; auch mit demrechten Flügel das geringſte mehr auszurichten , maſſen ſo bald nur der Feind ſich genáhert, alles ſo confus wiederum worden,daß keine
Hofnung mehr , demFeind nur einigen Widerſtand zu thun , da war. Worauf man diefelbe biß Fraus
ſtadt geführet, und wie die Leute,, ſo bald ſie nur in Unordnung gerathen , alles Bittens , Flehens und
Zuredens der ſämtlichen Officiers ungeachtet , die auch viele auf der Stelle niedergeſchoſſen , das Ges wehr gutentheils weggeworfen , und als unempfinds liche Leute ihren Weg fortaeſeget, haben endlid ) fünf feindliche Eſquadrons dieſe in Unordnung marſchis rende Leute umringet , und ihnen zugeruffen , ob ſie Quartier haben wolten ? welches dieſelben ſo gleich angenommen , und ſind viele abſonderlich von denen
Frankoſen , welche, ob ſie ſchon fünf biß ſechshuns dert Schritt aufderSeiten vorausweg geweſen, dens
noch zurücke gekommen , undhaben ſich gutwillig gefans gen nehmen laſſen1 , welches ich leider alles mit meis
nen Augen ſehen müſſen , indem , ſo lange ich noch immer vermeinet , einige Bataillons zu formiren , wodurch die Retirade gar leicht fortgeſeket, und die Leute ſalviret werden können, ich bei ihnen verblies ben . Die Artillerie hat nicht an allen Drten gat
guten Effect gethan 1, und iſt ebenfals verlohren ges gangen .
Man wird 24 wohl nicht begreifen können,
daß, da die ſämtliche Armee mit ſo groffen Freuden gegen den Feind gegangen , und nichts mehr gewiins ſchet, als mit demſelben in Action zu kommen, 'doch alles ſo elend abgelaufen. Doch iſt es geſchehen , El 2
daß
532
Deben Carls des Zwölften ,
ains daß man auf einmahl wahrnehmen müſſen , wie die Leute ſo garconſterniretundconfus worden, und das
bang
1706 Gewehr weggeworfen , daß ſie auch auf keinerlei Art und Weiſe wiederum zurechte zu bringen geweſen. Sonſt kan EurerKöniglichenMajeſtat allerunterthas
nigſt verſichern , daß nach aller gemachten guten Dis ſpoſition, und da manwahrnehmen können , wie bei
manniglich ein guter Muth und Verlangen geweſen , den Feind zu ſehen , man einen glúklichenAusſchlag der Sache hat hoffen müſſen , und die Gelegenheit
des Erdreichs, ſo ſich nach aller möglichen Leberles gungeiniger daraus zuerwartenden Avantage einnehs men laſſen ; so beſchaffen geweſen , daß ohne entzos gener ins Den Beiſtand , die Sache gar wohl und
glúklich und zu EurerKöniglichen Majeſtat Wunſch
und Verlangen ausſchlagen müſſen; Ich muß aber den unglúklichen Ausgang, woran fo viel lieget, und
worüber ſo beſtürzt bin , dahin geſtellet ſeyn laſſen und getróſte mich nichts , als daß wir alles,} To uns möglich geſchienen , vorgekehret haben . Es iſt aber ohnmöglich mit guten Succeſs eine Action zu endis gen , wobei der meiſte Theil von Cavallerie und Ins
fanterieweder Hers nochHand gebrauchenwill. Es müſſen ſich mitmir alle Officiers verwundern , und geſtehen , daß in ihren Kraften und Vermogen nicht geſtanden , die Leute in Contenence zu halien , auch zu ihrer Defenſion zu bringen ; ungeachtet ſie ſich ſo, als unvernünftige Menſchen todt ſchieſſen , ſtechen, und gefangen nehmen laſſen.. Ich wolte wunſdhen ,
daß mit Aufopferung meines Lebens nicht allein dies fes Unglük zu verhüten geſtanden ܪ;ܐſondern auch, daß
ich zu Eurer Königlichen Majeſtat gewünſchten Zwek damit gelangen können. Ich beklage aber von Hers zen , daß ich dahingegen ein ſolch Unglük überleben müſſen , und verſichere, daß ich forohi hierinnen als ſonſten .
Königs von Schweden .
533
ſonſtenalles erſinnliche vor Eurer Königlichen Majes An : ſtát beſten geſucht, und künftig noch , Gott gebe mit bang beſſeren Succeſs thun werbe * . 1706
Eurer Königlichen Majeſtát allerunterthänigſter Knecht Schulenburg. * Das Schreiben ,fo Voltaire an denſelben , nunmehrigen venetias nifchen Feldmarſchal und Grafen von Schulenburg ſo wohl mes gen dieſer reiner Feldzüge wider den stönig von Schweden , Carl den zwölften , als abſonderlich über das gegenwärtige ablers felbiſche hiſtoriſcheWert vor einiger Zeit abgehen laſſen , ift aus
dem franzöſiſchen überfeket, in der Vorrede dieſes andern Tbeils zu finden .
1
ech
THE a
pe
£ 13
In
Leben Çarls des Zwölften ,
534 An:
bang
1703 In Naufragium Saxonum , cum in Sueciam trajice p. 15
rent , MDCCIII *
ens acie toties quae decertavit iniqua, In folida quoties arma movebat humo : Scandit Hyperboreas poftquam captivą triremes,
Gens
Clade ſimul liquidas nobilitavit aquas. Perſequitur fortuna yiros : queis terra pepercit, Devotos poenae tradidit unda ſuae. Abnuit Hippotades placido traducere ponto Pectora ventofis mobiliora notis ,
Evocat egelidum Boream , Eurumque minacem , Ut vexent medio carbala tenſa falo .
Oebaliae fugere faces: nimboſus Orion Aequoreas turbat nube repente vias. Ipſa Thetis metuens gremiam inceftare pudicum , Longius invifum ferre recufat onus,
Corpora jactantur fcopulis illiſa marinis, In terris nunquam fiftere ſueta gradum .
Tiphy, malam mercem puppi transmittis adunca : Si neſcis , dirum vector hic omen habet,
Non fatis eſt fontes animas merfiffe profundo : Immeritos ſecum fors trahit illa viros.
Tantum crimen erat focia vexiſſe carina,
Perdere quos · tellus , aether , & unda volunt! Haec tria nam juftum poterant explere furorem Solus , quem fugiunt, ignis inultus erat. Diefes und das nachftehende Gedichte ſind ebenfals aus der
Feder des Cangleirahte Hermelin geflofſen.
Ad !
1
Königs von Schweden .
535
Ans Ad invictiſfimum Suecorum Regem CAROLUM XII, bang de capta Leopoli, Anno MDCCIV , die XXVII 3u 1704 P.129
Augufti.
,,' : tutelaLeopolis Sarmatici Inclyta incaffum Hactenus procis mille petita agri 1
ON
Quam jurato Dacus non terruit Iftro , Denſa nec indomitis turma Moeotis equis : Quamque fatigarunt non ſaeva Boriſthenis arma,
Cum quateret patrium 'mota procella folum . Quam non innumerae , Byſantia figna, phalanges Longinqua poterant perdomuiſſe mora : Nunc illibatum Tibi , CAROLE , cedit hoe? norem,
Non prece , ſed ferro ducta virago tuo.
Quam male fuftinuit jam primum luminis ictum , Quae timuit rigidas nullius ante minas !
Strata tuis pedibus, captivo vincula collo
Plorat , & ereptas virginitatis opes, Hinc Tibi fervavit laurum Fortuna recentem , Invia virtuti ne foret ora tuae.
Indulgensque Tibi , quod non imitabile cuiquam , Adfuit inceptis obftupefa &ta novis.
Non Te turrigeris adjectus moenibus agger, Non arx praerupto nubibus aequa jugo : Non plena armato moles cuſtode moratur, Telave , quae ſpiſſa grandine plura volant. Primus in adverſum per denſa pericula vallum
Tendis , & infeftos proruis enſe viros, Vix
214 (.
536 Leben Carlé des Zwölften, An Vix tamen in capto ftatuis fulgentia muro bang Arma , ſimul finem ſenſerat ira ſuum .
ju
1704 Non dolor ulterius ferro graffatur & igne: P#1297
Qua vincis , vi&tos protegis ipſe, manu .
Cum neſcis vinci , de Te tamen Ipſe triumphum Duciş : & hac proprium colligis arte decus. Pulchrum eſt ignoto poſuiſſe ſub axe tropaeum , Majorum nemo qua tulit ante pedem : Et cepiffe arces una velocius hora,
Quas nequiit longus comminuiſſe labor: Miles at illius venit in confortia laudis ; Decerpitque fibi, quod negat eſſe Tuum ,
Cum Tua vịctrices clementia temperat iras, Linquitur haec titulis integra palma Tuis.
VA
Ehe
: Königs von Schweden.
537
*
An : bang
* 1703
he die ſchwediſche Armee noch Heilsberg er: p. 21 reichte, und als man durch das Dorf Bleswig 309 !
kam durch Unvorſichtigkeit eines Knechtes , der
auf einer mitSchnee bedekten Scheune Vogel ſchiers ſen wolte , Feuerdarin , worauf ſie gank abbrante, und die ſchwediſcheCanzelei nichtwenig Gefahr das , bei lief.
Dieſes Heilsberg iſt die Hauptſtadtdes Biſchof
thums Ermeland, und Hätte ſich der Biſchof davon bazumal nach Königsberg begeben . Er iſt wie die
übrigen polniſchen Biſchöfe , zugleich Senator des Reichs, und gehdren ihm zwei Drittheil, und dem Capitul einDrittheil vondesStifts Einkünftenzu, welches zmodit Stádte in fich begreift, und von beis den gemeinſchaftlich regieret wird.
Heilsberg ift nach holländiſcher oder preuſſiſcher Art, wohl ges bauet, und hat ein ſchdnes mit einer Mauer umges
benes Schloß , welches der König von Schweden nebſt denen beiden Prinzen damals bewohnete. Die Einwohner reden zwar teutſch , ſprechen aber lieber polniſch. Der Ort iſt wegen des ehemaligen dafta gen Biſchofs , des berühmten Cardinals Stanislaus
Hofius, bekant, der Luthers abgeſagter Feind war. Šein Bildniß befand fich von ohngefehr in dem Saale , wo der König den Gottesdienſt verrichten
ließ. Solcherward, ſolange der Königvon Schmes den da war, taglich zweimal gehalten , als des Mors
gens um ſieben , und des Nachmittages um vier Uhr, welchemder König jedesmal auf den Knien beiwohs nete. Hiernachſt ging er in die Canzelei, und des
Nachmittages rit er aus, theils, und abſonderlid) 1s
gegen
1
Leben Carls des Zwölften ,
538
An gegen das Frühjahr, die Regimenter zu muſtern, theils bang auch die Frabanten zu exerciren , welche er in zwei 1703 Haufen zu verteilen , und den einen ſelbſt, den ans p.21 dern aber einer von feinen Generäten zu coinmandia
ren pflegte. Als er am fünften Mai des folgenden tauſend ſies benhundert und vierdten Jahres , an welchem der
Prinz Alerander Sobieski von Heilsberg abreiſete, gedachten Trabanten alle úbliche Wendungen mas chen , und ohnverſehens und aus Vergeſſenheit den
Ladeſtok inſeiner Piſtole,fo er blind geladen , ſtecken laſſen, traf er im Feuergeben den mit ſeiner Schwas dron auf ihm heftig einbringenden Cammerherrn und
Oberſtalmeiſter Hård dergeſtalt in die Bruſt, daß er Den dritten Dag hernach hiervon ſtarb. Der König,
ſo viel von ihm hielt, bedauerte ihn ſehr ; Hardaber ergab ſich der Göttlichen Schickung, und verſchied chriſtlich und mit groſſer Gelaſſenheit * . Beſſer war der Scherk, den er einige Tage hers nach gegen den Prinzen von Würtenberg machte. Denn er hub ihm die Peruque auf, und ſagte : Fhre Haare ſtehen ihnen viel beſſer ; darauf er jene gleich
abregte, und ſeine Haare, wie der König von Schwes ben trug. Nach dieſer Erzehlung iſt dasjenige, was in dieſem zweiten Theile am zwei und funftigſten Blat in denen Anmerkungen stebet , ju verbeſſern .
1 1
Um
Königs von Schweden.
539 An bang fu
1705
m dieſe Zeit, und ehenoch der Königvon Schwes P. 207 den vonRawiß aufbrady, machte ſich die ſchwes
diſche Flotte fertig von Carlscrona auszulaufen , um
auf Cronſchlót einen Verſuch zu thun. Es beſtand aber dieſelbe aus folgenden Schiffen : Schiffe. Weſtmanland ,
Stücke.
Mann.
funfzig,
Holand,
vierzig,
zweihundert. hundert u. neunzig.
Wachtnieiſter,
fünfu. dreiſlig, hundert u.ſechszig.
Gothenburg, Breede,
fünfu. Dreiſlig fünfu. dreiſſig, fünfu. dreifiig fünfu.dreiflig,
Norcoping, Reval,
Stralſund, Der Falk, Eleonorar
Sauerenſive, Der Delphin,
1
Der Poftillon Der Kuſchenſell,
hundert u. ſechszig. hundert u. ſechszig. hundert u. ſechszig. hundert u. Dreiſſig.
fünfu. dreiſſig, hundert u. funfzig. fünf u. achtzig .
zwanzig, zwanzig, zwanzig zwanzig , zwanzigi
fünf u. achtzig. fünf u. achtzig.
zwanzig.
fünf u.achtzig.
fünf u. achtzig. fünf u . achtzig .
funfzig. Brigantin Goya, funfzehn, Bombardiergalioten.
Schiffe.
1
Mann .
funfzehn,
funfzig.
Der Donner, funfzehn Veſuvius, funfzehn Ein Krankenfebif,. funfzehn,
zwanzig.
Caſtor,
A
Stücke.
zwanzig.
Dreiſſig. Ein Proviantſchif, funfzehn, dreihundertu .zwanzig. Eine Advisiacht, Dreiſſig. zidlf, Nachdem
540 AN :
Leben Carls des Zwölften ,
Nachdem dieſe Esquadre unter dem Admiral Ans
Bang Ferſtierna unddenenViceadmiralen Sparre und de 1905 Prou von Reval, wo ſie einige Recruten ausgefeget, $ .207 abgeſegelt war., langte ſie am rechsten Junius im Geſicht von Cronſchlot an. Der Admiral und Vices admiral der Prou hatten ſich in Schlachtordnung ges ſtellet, der Freiherr Sparre aber wardurch Hülfedes
Rauchesvon denen Stücken , mitſeiner Esquadre. gegen eine Ecke der Inſul Retuſari geſegelt, wo ein ruſſiſcher Dbriſt mit ſeinen Leuten poſtiret war.
In der Zeit , daß unſere Schiffe ein beſtändiges Feuer machten , und ohne Unterlaß Feuerkugeln und Bomben aufdie feindliche Flotte und Batterienwar,
fen , ließ Sparre ſeine Leute auf vierzig platte Fahrs zeuge ausſeßen , und verſuchen ,1 ob er in wahrenden
Schieſſen von unſern Schiffen irgendwo auf der Ins ful anländen konte. Allein weil die Fahrzeuge gar zu zeitig auf dem Grund geriethen , ließ er ein Zeis chen zum Abzug geben , nachdem er einige Manſchaft verlohren , und ſieben und dreiſſig Gemeine nebſt
zwei Unterofficiers, und die beiden Capitains Roſe und Fock mit fünf Fahrzeugen denen Feinden übers laſſenmüſſen .
Als Ankerſtierna einen abermaligen Verſuch was gen wolte, zugleich aber vernahm , daß der Feind ſich machtig verſtärket hatte , ſchikte er den Dbriſt Nies roth zum GeneralleutnantMaidel, um ihn gleichfals um einige Verſtärkung zu bitten. Maidel hatte keine Dhren hierzu. Denn weil er ſelbſt nur fünftauſend
Mann ſtark war , wolte er ſich nicht gerne verſchwas chen . Wie Nieroth mit dieſer Antwort zurükkam ,
bliebder Admiral dennoch bei ſeinem gefaſten Ent: fchluß den Feind anzugreifen, abſonderlich då ſo wohl die
Königs von Schweden.
541
panic die Officires als Soldaten und Matroſen eine groſſe bang Begierde dazu bezeigeten. 1708 Es warð alſo der funfzehende Julius dazu beſtim- p.307
met, und früh Morgens ſchon angefangen , ohnaufs hörlich auf den Feind loßzufeuren .Um vier Uhr nach Mittags ordnete derAdmiral den Angrif auf folgens deWeiſe an : Der Capitain Ungar von Sternberg ſolte mit hundert Grenadiren den Anfang machen , 1.
und ward er von dem Major Aderkas und dem Cas
pitain Menger unterſtüşet. Der Dbriſt Nieroth füh rete die Mitte an , und hatte zur rechten den Dbriſten Schlippenbach , und zur linken den Major Herzog. Dieſe Anordnung war zwar gut , allein der Auss
gang traf mit der Hofnung voneinem glúklichen Ers folg nicht überein . Dann die Boete ſtiefſen gleichang fangs auf einen ſeichten mit ſpißigen Klippen bedeks ten Grund , daher einige untergingen und andere uis
bern Haufen fielen. Doch ſprangen die Vortruppen unter Aderkas und Menger herkhaft ins Waſſer,
welches ihnen anfänglich biß an die Knie , hethach aber biß an den Hals ging, daß alſoviele von ihnen
verſaufen muſten .. Wie dieſe Schwurigkeit gehoben
3
war, ſtand ihnen eine weit gröſſere noch im Wege. .
Denn die Ruſſen hatten ſich auf dem Bauche vor ihre
mit Cartetſchen geladene Stücken und Batterien nies dergeleget, woraus und aus ihrem kleinenGeſchug ſie ein ſo erſchreklich Feuer machten , daß die ausgeſeks ten Schweden folches nicht aushalten konten, ſondern
fich in Unordnung nach ihre Fahrzeugezurul ziehen
muſten.
DerFeind ſchoß nicht allein im Nachſeßen
die ſo noch im Waſſer waren , todt, ſondern grif ro gar die Káhnean,und nahm einige Leute daraus weg, biß er endlich durch das Schieſſen von denen ſchwedis
ſchen Schiffen zurükgetrieben ward. Dieſes
542 An :
Leben Caris des Zwölften,
Dieſes Gefecht, fo kaum eine Stunde daurete, kos
hang ſtete uns zwolf Officiers , worunter die Capitains 170s Unger und Gilbert waren , und hat man nicht erfah,
P -207 ren, ob ſie todt oder lebendig geblieben. Neun ans Dere Officiers, und der Admiral felbſt waren vers wundet.
Vierhundert Gemeine blieben auf dem
Plaße und hundert und ſiebenzig waren zerquetſcht. Ünſer Verluſtwurde noch weit gröſſergeweſen ſeyn,
wann die Ruſſen , ſo die Schweden mit zwanzig Los dien verfolgten,ſolche eingeholet håtten. DerIng genieurcapitain Lavalle, welcher die Nacht zuvor die ğinful und Schanke in Augenſchein gnommen, hatte den Angrif fehr wiederrathen , und höflich betheuret, daß die Sache unmöglich wäre, und man ſie alſo,
wann fie unglüklich ablaufen ſolte, nicht auf ſeine Rechnung ſchreiben dürfte. >
Ende des zweiten Theils.
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