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German Pages 341 [352] Year 1997
Lehr- und Handbücher zur Ökologischen Unternehmensführung und Umweltökonomie Herausgegeben von
Dr. Carlo Burschel Bisher erschienene Werke: Birke · Burschel · Schwarz (Hrg.), Handbuch Umweltschutz und Organisation Bringezu, Umweltpolitik Steger (Hrg.), Handbuch des integrierten Umweltmanagements Strebel · Schwarz (Hrg.), Kreislauforientierte Unternehmenskooperationen
Kreislauforientierte Unternehmenskooperationen Stoffstrommanagement durch innovative Verwertungsnetze
Herausgegeben von Universitätsprofessor
Dr. Heinz Strebel und
Dr. Erich Schwarz
R.Oldenbourg Verlag München Wien
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kreislauforientierte Unternehmenskooperationen : Stoffstrommanagement durch innovative Verwertungsnetze / hrsg. von Heinz Strebel und Erich Schwarz. - Wien : Oldenbourg, 1998 ISBN 3-486-24493-0
© 1998 R. Oldenbourg Verlag Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0, Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus Thomas Müntzer GmbH. Bad Langensalza ISBN 3-486-24493-0
Vorwort
Das Institut für Innovationsmanagement hat in den Jahren 1996/97 Grundlagenarbeit im Bereich recyclingorientierter Unternehmensnetzwerke geieisten. Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Jugend und Familie (D.I. Hans Christian Eberl), dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung FA le (Dr. Wilhelm Himmel, D.I. Gerhard Jägerhuber) sowie dem Wifi Steiermark (D.I. Peter Posti) wurden - vor allem in der obersteirischen Industrieregion - in mehr als 30 Produktionsunternehmen detaillierte Stoffstromanalysen erstellt und Impulse für eine Vernetzung im Verwertungsbereich gesetzt. Das vorliegende Buch enthält die schriftlichen Fassungen der Vorträge anläßlich des Symposiums „Verwertungsnetz Obersteiermark" im Frühjahr 1997 in Graz, die dankenswerterweise von Frau Filippina Risopoulos-Pichler layoutiert wurden.
Notwendigkeit und Chance einer auf kooperativen Prinzipien beruhenden Zusammenarbeit von betrieblicher und öffentlicher Rückstandswirtschaft ergeben sich aufgrund von Engpässen im Bereich der Entsorgung auch im Hinblick auf die Umsetzung der Deponieverordnung und durch eine zunehmende Bereitschaft von Produktionsunternehmungen anstatt von Primärstoffen Rückstände einzusetzen.
Vorwort
Durch Zusammenarbeit von Produktionsunternehmungen einer Region - unter Einbeziehung von Altstoffhändlern - können produktionsbedingte Rückstände (wie etwa Altholz, Zunder, Lacke) und kommunale Rückstände (z.B. bestimmte Kunststoffarten, Altreifen, Klärschlämme) innerhalb bereits bestehender Industriestrukturen einer stofflichen und/oder thermischen Verwertung zugeführt werden. Ein derartiges Netzwerk wird als regionales Verwertungsnetz bezeichnet.
Charakteristisch für ein Verwertungsnetz ist die zielgerichtete Zusammenarbeit zahlreicher Unternehmungen aus unterschiedlichen Branchen. Zwischen den Netzwerkakteuren finden Austauschprozesse statt, wie -
Vertriebs- und Transformationsprozesse von Rückständen (d.h. primär Transport- und Recyclingvorgänge) und/oder
-
der Austausch strategisch relevanter Information, z.B. über Verwertungspotentiale, Recyclingtechnologien, Genehmigungsverfahren etc.
Ziel der beteiligten Unternehmen ist es, die nicht vermeidbaren und im eigenen Unternehmen nicht verwertbaren Rückstände im Rahmen der ökonomischen, technischen und ökologischen Möglichkeiten innerhalb des Netzes als Stoffersatz und als Energieträger einzusetzen oder zum System passende Unternehmen zu integrieren. Zahlreiche Rückstandsarten, die in der eigenen Branche aufgrund ähnlich gelagerter Fertigungsstrukturen keiner Verwertung zugeführt werden können, sind bei branchenübergreifender Vernetzung von Betrieben zu wirtschaftlichen Bedingungen rezyklierbar. In der Praxis existieren für ein Verwertungsnetz aber eine Anzahl von Hemmnissen.
So können
Recyclinglösungen, die sowohl
vom wirt-
schaftlichen, technischen als auch ökologischen Standpunkt aus sinnvoll erscheinen, aus rechtlichen, sozialen oder informatorischen Gründen scheitern:
Vorwort
•
Einzelne Bestimmungen im Abfallwirtschaftsrecht behindern beispielsweise ökologisch und ökonomisch zweckmäßige Verwertungslösungen.
•
Zunehmende Komplexität und steigende Entfernungen zwischen den Netzwerksbetrieben reduzieren die Möglichkeit, zum Kennenlernen und erschweren damit die Bildung des für den Rückstandsaustausch erforderlichen Vertrauens. Die Bereitschaft zur "ehrlichen Zusammenarbeit" ist aber eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren der Beziehungen innerhalb des Netzes. Dabei spielt das Verhalten der Akteure in der Vergangenheit eine wesentliche Rolle sowohl für die Entwicklung des gesamten Netzes als auch für deren eigene Handlungsmöglichkeiten.
•
Fehlende Informationen über potentielle Verwertungsmöglichkeiten und Recyclingtechnologien sind ein wesentlicher Grund dafür, daß bereits im Netzwerk integrierte Unternehmungen unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten verwertbare Rückstände teilweise einer Entsorgung (Beseitigung) zuführen. Die partielle Auslagerung von Informations- sowie von Koordinationsaufgaben an spezialisierte Unternehmungen im Verwertungsbereich kann daher notwendig sein.
Durch die Vorteile eines solchen Unternehmensverbundes (z.B. reduzierte Transaktionskosten zur Erichtung neuer Verwertungsbeziehungen durch Intensivierung der zwischenbetrieblichen Kommunikation sowie gestiegenes Informationsniveau der Netzwerksakteure bezüglich anfallender Rückstände, Verwertungstechnologien und -möglichkeiten) erhöht sich das Potential an wirtschaftlich verwertbaren Rückständen in einer Region. Dies fördert auch die betriebliche und regionale Entsorgungs- und Versorgungssicherheit. Verwertungsnetze bieten dem produzierenden Sektor somit die Möglichkeit die „eigenen" Produktionsrückstände weitgehend ohne Inanspruchnahme öffentlicher Entsorgungseinrichtungen systemintern zu verwerten. Weiters kann
Vorwort
ein funktionierendes Verwertungsnetz die öffentliche Hand bei der Verwertung von Konsumrückständen substantiell unterstützen. All dies liegt auch im Sinne einer regionalen Kreislaufwirtschaft.
Erich J. Schwarz Heinz Strebel
Inhalt Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes Prof. Dr. Heinz Strebel
1
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze Dr. Erich Schwarz
11
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks An Integrated Strategy Dr. Ernie A. Lowe
27
Industrial Ecology - Organisatorische Voraussetzungen der Kontinuität eines Netzwerkes Prof. Dr. Hartmut Kreikebaum
59
Industrielle Ökologiemit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung Dr. Hans Peter Wallner
81
Industriesymbiosen im Verhaltenskontext Prof. Dr. Hans-Ulrich Zabel Volkswirtschaftlich-ordnungsökonomische Aspekte zwischenbetrieblicher Verwertungsbeziehungen im produzierenden Bereich Doz- Dr. Karl Farmer
123
165
Rechtliche Hürden beim zwischenbetrieblichen Recycling Mag. Michaela Schwarz
199
Das Verwertungsnetz Obersteiermark und sein Potential Mag. Alfred Posch, Dr. Erich Schwarz, Mag. Gerald Steiner, Prof. Dr. Heinz Strebel, Dipl.-Ing. Stefan Vorbach
211
Inhalt
Analyse zwischenbetrieblicher Verwertungsmöglichkeiten, aufgezeigt anhand ausgesuchter Beispiele Dipl.-Ing. Stefan Vorbach
223
Industrielle Klärschlammverwertung Mag. Alfred Posch
251
Recyclingmöglichkeiten für Farbrestpulver Mag. Gerald Steiner
273
Anforderungen aus der Praxis für Recyclingnetzwerke am Beispiel des Zementwerkes Retznei Dipl. -Ing. Christian Breitenbaumer
287
Verwertungspotential in einem Agrarunternehmen Ing. Franz Luidold
299
Das Projekt Ressourcenschonung im Oldenburger Münsterland Mag. Arnulf Hasler, Dr. Thomas Hildebrandt Dipl.-Ing. Clemens Nüske
305
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg Ein frühes Beispiel eines Recycling-Netzwerks Dipl.-Ing. J0rge Christensen
323
Autorenverzeichnis
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1
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes Strebel, H.
1. Problem Verwertungsnetze zwischen Industrieunternehmen sind ein Instrument der Kreislaufwirtschaft.
Die Idee einer Kreislaufwirtschaft ist durch die große Menge an unerwünschten, aber in gewissem Maße unvermeidlichen Rückständen der Produktion entstanden. Im Gegensatz zum deutschen KrW-/AbfG ist dem österreichischen AWG die Verwertungspflicht des Abfallbesitzers nicht zu entnehmen. Doch weist die programmatische Formulierung des § 1 (2) AWG .Abfälle sind zu vermeiden, soweit dies ökologisch vorteilhaft und technisch möglich ist, die dabei entstehenden Mehrkosten ... nicht unverhältnismäßig sind und ein Markt für die gewonnenen Stoffe vorhanden ist oder geschaffen werden kann ..." in Richtung einer Kreislaufwirtschaft.
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Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
Kreislaufwirtschaft meint eine Methode des Wirtschaftens, bei der eingesetzte Stoff- und Energiemengen nicht als Rückstand oder Abfall aus dem Wirtschaftsprozeß ausscheiden, sondern wieder in demselben oder in einem anderen Produktions- oder Konsumprozeß genutzt werden. Bezogen auf eine bestimmte Stoffart, ζ. B. Kupfer, die in einem Produktionsprozeß eingesetzt war, könnte man dieselbe Menge immer wieder verwendet und nichts davon ginge verloren. Solange der Bedarf nach diesem Rohstoff nicht zunimmt, könnten dann die noch vorhandenen natürlichen Vorräte bewahrt werden und die Gefahr der Erschöpfung natürlicher Ressourcen wäre gebannt.
Folgt man dieser Idee, so stößt man unmittelbar auf die natürlichen Vorgänge. Die belebte Natur betreibt nämlich Kreislaufwirtschaft in sog. Ökozyklen. Über die Nahrungsketten werden alle Stoffe wieder verwertet und .Abfall" kommt im Prinzip nicht vor. Natürliche Ökosysteme haben die Fähigkeit zur Selbstregulierung, bei Abbau und Umbau energiereicher Substanzen paßt sich das Ökosystem an die lokal begrenzt verfugbaren Stoffmengen an. Nur Sonnenenergie muß zugeführt werden. Menschliche Eingriffe sind überflüssig, ja zumeist störend. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel natürlicher Kreislaufwirtschaft ist die Photosynthèse. Die Pflanzen - die einzigen ökologischen Produzenten - produzieren aus Kohlendioxid der Luft, Wasser aus dem Boden und Sonnenenergie Zukker und Sauerstoff. Menschen und Tiere, die ökologischen Konsumenten, verbrauchen Zucker und Sauerstoff und emittieren Kohlendioxid, das die Pflanzen wieder aufnehmen und verarbeiten. Industrielle Produktionssysteme haben - im Gegensatz zu den natürlichen Produktionssystemen - keinen natürlichen Stoff- und Energiekreislauf. Sie sind unfähig zur Selbstregulierung. Nur der Mensch kann das System im Gleichgewicht halten, indem er es von außen steuert. Außerdem benötigt diese Produktion lau-
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
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fend Zufuhr an zusätzlichen, nicht im System enthaltenen Stoff- und Energiearten und -mengen. Andererseits produziert es stoffliche und energetische Rückstände, die es selbst nicht mehr verwertet. Damit hier dennoch eine Kreislaufwirtschaft stattfindet, müssen die entstandenen Rückstände anderen
Produktions- oder Konsumtionsprozessen zugeführt
werden, so daß diese insoweit auf Zufuhr natürlicher Ressourcen verzichten können. Allerdings liegen die Wiederverwertungsraten der wirtschaftlichen Realität in der Regel deutlich unterhalb von 50 %, obwohl viele Stoffe eifrig gesammelt und - nach Aufbereitung - wieder verwertet werden.
2. Das Konzept Verwertungsnetz Wie in der Natur Rückstände eines Prozesses der Stoffverarbeitung von einem anderen Verwender genutzt werden, können Rückstände eines Unternehmens oft bei einem anderen Betrieb als Sekundärstoffe verwertet werden. Dann haben beide Partner wirtschaftliche Vorteile. Der Rückstandserzeuger hat dauerhafte Rückstandsabnehmer und vermeidet Entsorgungskosten (für Aufbereitung, Ableitung, Transport, Verbrennung, Deponierung). Er wird auch gegebenenfalls von Abfall- und Abwasserabgaben befreit und erhält manchmal Erlöse durch Rückstandsverkauf. Der Rückstandsverwender reduziert Material- und Energiekosten und erwirtschaftet gelegentlich Erlöse durch Rückstandsübernahme (ζ. B. Zementwerke bei Abnahme von Altreifen). Einsatz von Rückständen als Erzeugnisstoffe kann in manchen Fällen sogar die Produktqualität erhöhen und dann zu besseren Pro-
4
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
duktpreisen fuhren, wie etwa die Verwendung der früher auf Deponien abgelagerten Kraftwerksasche als Erzeugnisstoff bei der Zementherstellung.
Kooperieren bei dieser Rückstandsverwertung mehrere Unternehmen aufeinanderfolgende Produktionsstufen, so entstehen
schließlich Verwertungsnetze.
Funktionierende Verwertungsnetze verarbeiten beachtliche Mengen an Rückständen systemintern und können insoweit auf Emissionen, Verbrennen und Deponieren verzichten. Kostenvermeidung für alle, mehr Umweltschutz und ein besseres Verhältnis zu Anliegern und Umweltbehörden sind die Folgen. Beispiele aus Dänemark, Deutschland und Österreich zeigen die oft beachtlichen ökonomischen Vorteile solcher Aktivitäten.
Soweit keine Rückstandsmittler beteiligt sind, fließen betriebsextern verwertete Rückstände unmittelbar, sonst mittelbar von einem Rückstandserzeuger zu einem Rückstandsverwerter. Die Partner bilden dann eine sog. Verwertungszelle.1 Der Materialfluß zwischen den Partnern ist regelmäßig Ergebnis einer (längerfristigen) Kooperation. Eigene Untersuchungen in Österreich haben dafür Vertragsdauern von 10 -15 Jahren ergeben.2 Beispiele für Verwertungsnetze sind lange nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Die Ursprünge der sog. Industriesymbiose Kaiundborg, die 1992 auf der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro vorgestellt worden ist, reichen zurück in die frühen 70er Jahre. Ganz unabhängig von Kaiundborg ist 1985 ein Verwertungsnetz zur Gestaltung einer Industrieansiedlung bei der Stadt Emden an der
1 2
vgl. Schwarz 1994 vgl. Strebel/Schwarz/Schwarz 1996, S. 173 ff
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
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Emsmündung in Nordwestdeutschland entworfen worden, das aber nie realisiert worden ist.3 Unerläßliche Bedingung eines funktionierenden Verwertungsnetzes sind hinreichende qualitative Unterschiede im produktionsbedingten Input und Output der beteiligten Unternehmen. Nur unter dieser Voraussetzung können nämlich die Rückstände eines Unternehmens tatsächlich als Input (Sekundärstoff) eines anderen Produzenten
dienen. Verwertungsnetze sind also im Prinzip keine
„Branchenlösungen", wenn man unter Branche nur Betriebe mit weitgehend übereinstimmenden Input- und Outputarten versteht.
Eine umfassende Rückstandsverwertung im Verwertungsnetz verlangt die Existenz folgender Bedingungen: 1. Kenntnis aller relevanten Partner 2. Umfassende Kenntnisse der Stoff- und Rückstandsströme 3. Längerfristige Recyclingbeziehungen im Verwertungssystem 4. Existenz einer „Network Identity" für das System 5. Existenz gemeinsamer Zielvorstellungen. Diese Aspekte werden jetzt - vor allem im Kontext mit unserem Projekt Verwertungsnetz Obersteiermark - erläutert. Bei diesem Projekt ging es und geht es immer noch darum, solche Bedingungen im Laufe der Zeit zu realisieren.
zu 1.: Da mit diesem Projekt ein Verwertungsnetz erst entstehen sollte, mußten wir zunächst Unternehmen in der Region über das Konzept informieren und bei diesen Unternehmen die Bereitschaft erzeugen, an dem Konzept mitzuwirken. Über dreißig Unternehmen waren nach einschlägigen Informationen und Gesprä3
vgl. Schuller 1985, S. 55 ff
6
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
chen dazu bereit, und diese Teilnehmer sind dann in ihrer Eigenschaft als Teammitglieder miteinander bekannt gemacht worden.
zu 2.: Um ein funktionsfähiges Verwertungsnetz zu schaffen, braucht man zunächst eine vollständige Übersicht der von den beteiligten Betrieben erzeugten Rückstände nach Art und Menge. Dabei interessieren insbesondere solche Rückstände, die bisher nicht verwertet werden. Mit Unterstützung der beteiligten Firmen hat das Institut für Innovationsmanagement für jedes Unternehmen eine vollständige Stoffbilanz entwickelt. Diese Stoffbilanzen sind vom Institut vereinbarungsgemäß vertraulich behandelt worden. Auf dieser Basis hat das Institut aber nun einen vollständigen Überblick der im System entstehenden Rückstände erhalten. Diese Übersicht läßt erkennen, welche Rückstände eines Betriebes möglicherweise als Sekundärstoff im eigenen Betrieb, aber auch in anderen Betrieben des Netzwerks in Betracht kommen. Diese Übersichten müßten eigentlich allen Systemteilnehmern zugänglich sein, um im Prinzip alle möglichen Rückstandseinsätze erkennen zu können. Genau dieses Prinzip besteht etwa in der Industriesymbiose Kaiundborg, von der wir noch in einem eigenen Vortrag näheres hören werden. Dort geht es darum, immer neue Verwertungsmöglichkeiten zu sehen und zu nutzen. Der Direktor der Erdölraffinerie in Kaiundborg hat das so formuliert: „Es entsteht die Frage, wer das meiste tun kann".4
Ein solches Ausmaß an Information ist zwar systemgerecht, verlangt aber bereits ein erhebliches Maß an Vertrauen zwischen den Partnern. Die Entwicklung eines Verwertungsnetzes ist aber eine Innovation, und Innovationen sind mit Unsi-
4
vgl. Schwarz 1994
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
7
cherheiten verbunden, welche die Betroffenen zunächst scheuen. Im Interesse des Projekterfolges erschien es daher fur die Forschergruppe empfehlenswert, die Teilnehmer in ihrem eigenen Interesse zur Aktivität anzuregen, anstatt selbst die Initiative zu ergreifen. Dies steht übrigens in vollem Einklang mit der empirisch orientierten Innovationsliteratur.5
So ist es Aufgabe des Instituts aufgrund seiner inzwischen erworbenen Erkenntnisse über Massenströme die betroffenen Unternehmen vertraulich auf interne Einsatzmöglichkeiten für Rückstände bzw. auf Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen hinzuweisen, in der Absicht, Kooperationsvereinbarungen zur Rückstandsnutzung im Verwertungsnetz zu veranlassen. zu 3.: Ein Verwertungsnetz besteht erst dann, wenn auch Kooperationsvereinbarungen zur Rückstandsnutzung zwischen den Beteiligten existieren. Nur dann können ja die ökologischen und ökonomischen Erfolge eintreten, welche mit der Kreislaufwirtschaft im Netz angestrebt werden. Solche Kooperationsvereinbarungen haben wir vor etwa drei Jahren schon in einem anderen steirischen Netzwerk identifiziert. Dort ist aufgefallen, daß die Existenz des Netzwerks unter den Teilnehmern im Prinzip unbekannt war. Jedes Mitglied hatte nämlich Kontakte nur mit seinen unmittelbaren Rückstandslieferanten und -abnehmern. Ein Netzwerk nach den obigen fünf Kriterien hat also dort eigentlich noch nicht bestanden. Immerhin hat dieser Industrieverbund pro Jahr mehr als 1,2 Mio t Rückstände systemintern verarbeitet, welche bei Fehlen der Verwertungskooperationen auf Deponien und in Verbrennungsanlagen verschwunden wären.6 In der Obersteiermark geht es also (noch) darum - quasi in Weiterfiihrung des Projektes - das Netzwerk weiter zu entwickeln und gewissermaßen Katalysator 5 6
vgl. Spence 1994, S. 109 f vgl. Strebel/Schwarz/Ortner 1994
8
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
für das Entstehen eines steirischen Verwertungsnetzes zu sein. Wie auch das Musterbeispiel Kaiundborg zeigt, ist ein solches Netzwerk niemals abgeschlossen, sondern in dauernder Innovation. So versucht man in Kaiundborg auch, weitere Unternehmen anzusiedeln, die mit ihren Rückstandsströmen zum bestehenden Verwertungsnetz passen. Verwertungsnetze können so durchaus auch im Dienste der Regionalentwicklung stehen, und der Gedanke, beim Entwurf von Industriestandorten auch auf die Rückstände der ansiedlungswilligen Betriebe zu achten und nicht nur auf ihre erwünschten Produkte ist mittlerweile recht aktuell.
zu 4.: Ein Verwertungsnetz sollte schließlich - analog zu einer Corporate Identity - eine Network Identity bekommen. In Kaiundborg ist dies geschehen. Die Mitglieder der Industriesymbiose Kaiundborg sehen sich als Mitglieder einer Gemeinschaft, die zum gegenseitigen Nutzen arbeitet. Das gegenseitige Kennenlernen und das wachsende Vertrauen im Verwertungsnetz fordert die weitere Rückstandsverwertung. Barrieren, die Verwertungskooperationen behindern könnten, werden leichter ausgeräumt. Systemkenntnis und Kommunikation im System führt also zu tendenziell höheren Verwertungsraten
als bei isolierten Verwer-
tungsbeziehungen und damit auch zu höheren wirtschaftlichen Vorteilen für die Beteiligten. In diesem Zusammenhang ist allerdings ein langfristiges Denken gefordert, während man vielfach noch zu sehr in kurzfristigen Kalkülen verhaftet bleibt.
zu 5.: Eine Network Identity ist auch Ausdruck gemeinsamer Zielvorstellungen. Dies beginnt bei der tragenden Idee des Verwertungsnetzes, umschließt aber dann auch die betriebswirtschaftlichen Ziele der einzelnen Mitglieder, soweit es um Beiträge aus dem Verwertungsnetz geht. Auch in diesem Punkt muß vorab auf die Industriesymbiose Kaiundborg verwiesen werden. Zwar waren hier ökologische Knappheiten, insbesondere der Mengen an Trink- und Brauchwasser und an Entsorgungsmöglichkeiten für Rückstände Auslöser fur das
Entstehen
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
9
des Netzwerkes. Aber im übrigen werden ökonomische Ziele verfolgt, und es wird auf kurze Amortisationszeiten für notwendige Investitionen geachtet.7 Im Interesse einer funktionsfähigen Kooperation müssen dann vorab die Aufgaben und Ziele der Beteiligten definiert und abgesprochen werden und es muß Absprachen über die Erfolgsverteilung geben. Bloße Trittbrettfahrer sind auszuschalten. Solche Vereinbarungen sind Basis jeder erfolgreichen Kooperation8 und daher auch eines wirksamen Verwertungsnetzes.
7 8
vgl. Schwarz 1994, S. 113f vgl. Strebel 1983
10
Das Konzept des regionalen Verwertungsnetzes
Literaturverzeichnis Schuller, D.: Alternative Industrieszenarien, in: Zusammenfassende Umweltuntersuchung Dollarthafenprojekt Emden, hrsg. von R. Wettmann u. a. Im Auftrag des Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft und Verkehr. Gefördert im Rahmen des Bundesministers des Innern (Forschungsbericht 10901005), o.O. 1985, S. 55-63
Schwarz, E.: Unternehmensnetzwerke im Recyclingbereich, Wiesbaden 1994 Spence, W. R.: Innovation. The Communication of change in ideas, practice and products, London u. a. 1994 Strebel, H.: Unternehmenskooperation bei Innovationen, WiSt 12 (1983), S. 5965, 102-103 Strebel, H.: Ökologie und Produktion, in: Handwörterbuch Produktionswirtschaft, hrsg. von Kern, W./Schröder, H.-H./Weber, J„ 2. Aufl. Stuttgart 1995, Sp. 1303-1314
Strebel, H./Schwarz, E./Ortner, C. H.: Rückstandsströme in einem Verwertungsnetz der steirischen Grundstoff- und Investitionsgüterindustrie, Müll und Abfall 26(1994) 6, S. 313-330
Strebel, H./Schwarz, E./Schwarz, M.: Externes Recycling im Produktionsbetrieb, Wien 1996
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Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze Schwarz, E. J.
1. Einleitung Durch die enge Zusammenarbeit von Produktionsunternehmungen, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Altstoffhändlern, und sonstigen Rückstandsmittlern, können sowohl produktionsbedingte Rückstände (wie etwa Schlacken, Holzabfälle, Lösungsmittel, Klärschlämme) als auch kommunale Rückstände (z.B. bestimmte Kunststoffarten, Altreifen,) innerhalb bereits bestehender Industriestrukturen einer stofflichen und/oder thermischen Verwertung zugeführt werden. Ein derartiges Netzwerk, in dem Rückstände aus der Produktion sowie aus dem Konsumbereich innerhalb der regionalen Industrie als Rohstoffersatz sowie als Ersatz für Primärenergieträger eingesetzt werden, wird als regionales Verwertungsnetz bezeichnet.
2. Formen zwischenbetrieblicher Recyclingbeziehungen Kristallisationskeime industrieller Verwertungsnetze sind die recyclingorientierten Zweierbeziehungen zwischen Unternehmungen, sogenannte Verwertungszel-
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Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
len. Die Beziehung zwischen Rückstandsabgeber und Rückstandsannehmer ist dadurch gekennzeichnet, daß der rückstandsbezogene Informations- sowie Materialfluß nicht nur auf eine singulare Aktion beschränkt bleibt, sondern zumeist langfristig angelegt ist.
In einer Verwertungszelle ist somit ein Unternehmen jeweils für eine bestimmte Zeit oder für eine bestimmte Anzahl von Transaktionen Quelle einer Rückstandsart und das zweite deren Senke. Beispiele hierfür sind etwa ein Sägewerk, das eine definierte Menge an Holzspänen als Sekundärrohstoffe in bestimmten zeitlichen Intervallen oder auch kontinuierlich an ein Spanplattenwerk verkauft oder eine Brauerei die Treber einem landwirtschaftlichen Betrieb wiederholt zur kostenlosen Abholung zur Verfügung stellt.
Die spezifischen Recyclingbeziehungen innerhalb von Verwertungs- bzw. Recyclingzellen sind dabei vor allem definiert durch:
-
Art, Qualität und Quantität des Rückstandes
-
Lieferkonditionen (z.B. Rückstandspreis, Lieferzeit)
-
Dauer und Art der Bindung (handelt es sich beispielsweise um eine wiederholte Marktbeziehung (im Sinne von Zielschuldverhältnissen) oder um eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Recyclingpartnern (Dauerschuldverhältnisse)).
Um Recyclingbeziehungen zwischen zwei Unternehmungen aufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten sind zahlreiche Hemmnisse zu überwinden. So müssen gegebenenfalls -
potentielle Partner (=Lieferant und Abnehmer für Rückstände) erst identifiziert,
-
Rückstände auf ihre Einsatzeignung analysiert,
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
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-
Sammel-, Sortier-, Aufbereitungsanlagen adaptiert und genehmigt,
-
Transportsysteme errichtet und
-
Verträge über Liefer- bzw. Abnahmekonditionen zwischen den beteiligten Unternehmungen abgeschlossen werden.
Strukturiert man diese Aufgaben nach Bereichen, so ergeben sich für die Unternehmungen folgende Problemfelder, die vor Abschluß einer Recyclingbeziehung zu klären sind und die auch im Rahmen nachstehender Beiträge intensiv diskutiert werden:
-
informatorische, organisatorische und soziale Aspekte,
-
rechtliche insbesondere abfallrechtliche Aspekte des zwischenbetrieblichen Recyclings und
-
technologische und wirtschaftliche Aspekte.
Wie bereits oben erwähnt, ist der Typ einer zwischenbetrieblichen Recyclingbeziehung wesentlich von der Rückstandsart abhängig (vgl. Abb. 1). So wenden sich beispielsweise Unternehmen, die Rückstände, wie Altpapier, Schrott, Altglas und zum Teil auch Altkunststoffe oder Altöle, bei denen bereits etablierte Verwertungsschienen existieren, primär an spezialisierte Altstoffhändler und Aufbereiter. Aus Sicht der Abgeber kommt den AJtstofthändlern dabei vor allem die Aufgabe des kontinuierlichen Abholens und Transportierens der Rückstände zu. Da für diese Rückstände zumeist Marktpreise in Abhängigkeit der stofflichen Zusammensetzung existieren, und die Anzahl potentieller Dienstleister zur Erfüllung oben genannter Aufgaben groß ist, werden von den Rückstandsabgebern diese Dienstleister primär aus kurzfristigen Kosten- bzw. Erlösüberlegungen ausgewählt. Bei den bislang identifizierten Verwertungssystemen1 fallen in allen
1
Vgl. Schwarz 1994; Strebel/Schwaiz/Ortner 1994; Schwarz/Bruns/Lopatka 1996
14
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
untersuchten Unternehmungen zumindest eine, zumeist aber mehrere der oben genannten Rückstandsarten an. Nahezu unabhängig von der jeweiligen Menge erfolgt die Abgabe zur Verwertung im Wege des Altstoffhandels. Diese Verbindungen werden bei der Darstellung eines Verwertungsnetzes nicht explizit ausgewiesen (vgl. Beitrag von Posch et al. im vorliegenden Buch).
Rückstände mit „etablierter" Verwertungsschiene (z.B. Schrott, Altglas)
Abgeber: primär marktliche Beziehung mit Altstoffhändlern Annehmer: häufig kooperative Beziehung mit Altstoffhändler und Aufbereiter
Rückstände mit „unzureichend etablierter" Verwertungsschiene (z.B. Lacke, Schlacken)
Abgeber und Annehmer: häufig in direkter kooperativer Beziehung
Abbi.: Typen zwischenbetrieblicher Recyclingbeziehungen Höhere Anforderungen an Altstoffhändler und Aufbereiter stellen jenen Unternehmungen, die Rückstände als Sekundärstoffe und/oder alternative Energieträger in großen Mengen einsetzen wollen. Da bezogene Rückstände zumeist gleiche Anforderungen wie Primärstoffe erfüllen müssen, d.h. in qualitativer und quantitativer Hinsicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein müssen, werden Altstoffhändler und Aufbereitungsunternehmungen ähnlich behandelt wie strategische Lieferanten von Primärrohstoffen. Neben dem Preis spielen vor allem Faktoren wie qualitative Konstanz oder maximaler Gehalt an bestimmten Schadstoffen (etwa Chlorgehalt von Kunststoffen, die in einem Zementwerk zur thermischen Verwertung Einsatz finden sollen) eine zentrale Rolle. Häufig bestehen Kooperationsvereinbarungen zwischen diesen Altstoffhändlern und aufnehmen-
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
15
den Unternehmungen. Diese recyclingorientierten Beziehungen finden bei der Analyse von Verwertungsnetzen Berücksichtigung. Schwierig gestaltet sich die Partnerwahl für jene Unternehmungen, die Rückstände zur Verwertung abgeben wollen, für die noch keine etablierte Verwertungsschiene existiert (Schlämme, Schlacken, Lacke, etc) bzw. für jene Unternehmungen, die bereit sind, derartige Sekundärrohstoffe und Energieträger zur betrieblichen Leistungserstellung zu verwenden. Angesichts des Fehlens des Rückstandsmarktes (Rückstandshandels) ist es oft notwendig einen direkten Partner zu finden. Dabei sind die möglichen Gründe für die Schwierigkeiten, einen geeigneten Verwertungspartner zu finden, mannigfaltig:
-
fehlende oder unzureichende Informationen über Verwertungstechnologien,
-
fehlende oder geringe Anzahl an potentiellen Verwertungspartnern,
-
fehlende Unterstützung durch die öffentliche Hand, um den Beginn einer Verwertungsschiene zu etablieren (etwa zu wenig Einsatz von Rezyklaten bei öffentlichen Bauwerken),
-
Rechtsunsicherheit, ob die Verwertung des Rückstandes komplizierte und langwierige Genehmigungsverfahren mit sich ziehen wird,
-
restriktive Ausschreibungspraktiken bei Großprojekten, die die Verwendung von Rückstände als Primärstoffersatz behindern oder gar ausschließen,
-
zu niedrige Entsorgungskosten von Rückständen, sodaß in rein kostenorientiert geführten Unternehmungen die Sinnhaftigkeit des Ressoureneinsatzes, die für das Auffinden innovativer und letztlich wirtschaftlicher Verwertungslösungen notwendig sind, nicht erkannt werden,
-
Notwendigkeit von großen rückstandsspezifischen Investitionen (z.B. Bau von Aufbereitungsanlagen oder Transporteinrichtungen),
-
Ablehnung des Rückstandseinsatzes durch die eigenen Mitarbeitern und/oder Anrainern aus rein emotionalen Gründen.
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Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
Gelingt es einem Unternehmen nach intensiver Partnersuche und Überwindung oben genannter Hemmnisse einen potentiellen Abnehmer bzw. Abgeber für die vorhandene bzw. gewünschte Rückstandsart zu identifizieren, erweist sich aus transaktionskostentheoretischen Überlegungen die recyclingorientierte Kooperation oftmals als die günstigste Beziehungsform.
Kooperationen werden im Vergleich zu marktlichen Lösungen nämlich dann präferiert, wenn beispielsweise für den Aufbau von Recyclingbeziehungen Investitionen (z.B. Bau von Aufbereitungsanlagen oder Transporteinrichtungen) notwendig sind, sich diese aber bei einmaligem Rückstandsaustausch nicht rentieren würden. Sind diese Investitionen nicht oder nur mit großem Wertverlust anderwärtig "einsetzbar", setzt sich das Unternehmen der Gefahr opportunistischer Verhaltensweisen der Partner aus. Durch Abschluß langfristiger Kooperationsverträge kann dieser Gefahr entgegengewirkt werden. Auch wird die Versorgungs- oder Entsorgungssicherheit, d.h. Rückstände zu bestimmten Konditionen (Qualität, Menge, Preis) zu erhalten bzw. abgeben zu können, durch Kooperationen erhöht.
Alle empirischen Untersuchungen von regionalen Verwertungssystemen des Instituts für Innovationsmanagement zeigen, daß Unternehmungen mit einem hohen Ressourcenverbrauch oder großen Mengen nicht vermeidbarer Rückstände oft nicht nur in einer, sondern in einer Vielzahl derartiger Verwertungsbeziehungen bzw. -zellen eingebunden sind. Kommt es zu einem gemeinsamen Vorgehen dieser Unternehmungen im Recyclingbereich, das heißt zur Gründung eines Verwertungsnetzes, so sind positive dynamische Effekte für alle Beteiligten zu erwarten.
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
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3. Das regionale Verwertungsnetz Als Verwertungsnetz wird die zielgerichtete Zusammenarbeit mehrerer Unternehmungen bezeichnet, bei der versucht wird, alle ökonomisch sinnvollen Verwertungsbeziehungen unter Beachtung umweltrechtlicher Rahmenbedingungen zu realisieren. Diese Zusammenarbeit im Interesse einer langfristigen Existenzsicherung wird vor allem ausgelöst durch restriktiver werdende Rahmenbedingungen (z.B. zunehmende Versperrung der Entsorgungsalternative, Kostendruck durch Billigimporteure).
Ziel der an einem Verwertungsnetz beteiligten Unternehmen ist es, ausgehend von vorhandenen Produktionsverfahren und Rückstandsmengen bzw. -arten, die nicht vermeidbaren und im eigenen Unternehmen nicht verwertbaren Rückstände im Rahmen der ökonomischen, technischen und ökologischen Möglichkeiten innerhalb des Netzes als Stoffersatz und als Energieträger einzusetzen oder zum System passende Unternehmen zu integrieren. Zahlreiche Rückstandsarten, die in der eigenen Branche aufgrund ähnlich gelagerter Fertigungsstrukturen keiner Verwertung zugeführt werden können, sind bei branchenübergreifender Vernetzung von Betrieben zu wirtschaftlichen Bedingungen rezyklierbar. Charakteristisch für ein Verwertungsnetz ist die zielgerichtete Zusammenarbeit zahlreicher Unternehmungen aus unterschiedlichen Branchen. Zwischen den Netzwerkakteuren finden Austauschprozesse wie -
Vertriebs- und Transformationsprozesse von Rückständen (d.h. primär Transport- und Recyclingvorgänge) oder auch "nur"
-
der Austausch strategisch relevanter Information wie Informationen über Verwertungspotentiale, Recyclingtechnologien, Genehmigungsverfahren etc. statt.
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
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Wesentlicher Bestandteil für das Wachsen und positive Gedeihen eines Verwertungsnetzes ist die Bildung einer Vertrauenskultur zwischen den beteiligten Unternehmungen. Nur dann können auch die Transaktionskosten, die für das Entstehen einer regionalen Rückstandswirtschaft notwendig sind, hinreichend niedrig gehalten werden. Bonus bezeichnet das Vorhandensein einer Vertrauenskultur sogar für das Entstehen einer Marktwirtschaft für unabdingbar, „...eine solche kulturelle Tradition ist unbezahlbar, weil sie glaubhafte Bindungen ermöglicht. Hierher gehören auch Treu und Glauben und die Sitte, daß man sein Wort hält."2 Durch die recyclingorientierte Zusammenarbeit zahlreicher Unternehmungen einer Region können sich für die am Netzwerk beteiligten Unternehmungen folgende Vorteile ergeben:
-
Durch die Installierung von Kommunikationsforen können Transaktionskosten zur Erichtung neuer Verwertungszellen reduziert werden. So können beispielsweise Erfahrungen etwa im Umgang mit der Behörde, mit Anrainern etc. (=Anspruchsgruppen) bei Genehmigungsverfahren ausgetauscht werden und damit das Genehmigungsverfahren beschleunigt und Kosten gespart werden.
-
Treten in einem funktionierenden Verwertungsnetz Probleme auf, so können diese oft leicht durch informale Kontakte zwischen einander bereits vertrauenden Partnern gelöst werden.
-
Etablierte Schnittstellen zwischen mehreren Netzwerksteilnehmern erweisen sich als innovationsfördernd und sichern ein höheres Maß an Akzeptanz für Neuerungen bei den anderen Unternehmungen.
-
Die Sicherheit von bestehenden Verwertungsbeziehungen wird erhöht, da Unternehmungen insbesondere in informationsmäßig gut verbundenen Ver-
2
vgl. Bonus 1994, S. 15
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
19
wertungsnetzen, in denen das Verhalten der einzelnen Kooperationspartner für Dritte leichter beobachtbar ist, weniger dazu neigen, sich unkooperativ zu verhalten. -
Durch Teilung von Anlagen (z.B. gemeinsame Trocknungseinrichtung für Faserschlämme) oder durch das gemeinsame Engagieren von Experten (z.B. Spezialist für abfallrechtliche Genehmigungen) können Ressourcen effizienter genützt werden.
-
Koordiniertes Vorgehen wesentlicher regionaler Unternehmungen im Rahmen eines Verwertungsnetzes und die Vermarktung der Recyclingbemühungen kann das Image der beteiligten Unternehmungen bei der Bevölkerung, der Behörde, Angestellten oder Kunden wesentlich verbessern.
-
Durch die Tatsache, daß Unternehmungen beginnen, sich mit der Frage auseinander zu setzen, wie aus einem Rückstand ein Rohstoff- oder Energieträgerersatz wird, erhöht automatisch die Bereitschaft und die Fähigkeit für zusätzliche Recyclinglösungen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der betrieblichen Rückstandsproblematik können auch Vermeidungspotentiale gefunden werden.
Entsteht in einer Region ein Verwertungsnetz aufgrund zuvor genannter erwarteter Nutzenpotentiale, so stellt sich einerseits die Frage, wie interorganisationale Beziehungen in einem derartigen Netz gestaltet sein können und ob bzw. wie eine Aufgabenverteilung zwischen den Netzwerksteilnehmern aussehen kann.
Eine Möglichkeit der zwischenbetrieblichen Beziehung besteht in einer Kapitalverflechtung zwischen mehreren Partnern, beispielsweise in dem gemeinsame Aufbereitungsanlagen für Rückstände errichtet und betrieben werden (z.B. Aufbereitungsanlage als Tochterfirma mehrerer Produktionsbetriebe). Beispiele für personell-organisatorische Interorganisationsbeziehungen wären ein gegenseitiger Personalaustausch oder andere informale personale Kommunikationsnetzwerke.
20
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
Die Abstimmung der jeweiligen Managementsysteme, die Verwendung eines gemeinsamen interorganisationalen Informationssystems oder das Schaffen einer speziellen, das Netzwerk koordinierenden Organisationseinrichtung sind Beispiele für technisch-organisatorische Beziehungen.
Im Fall des Verwertungsnetzes Kaiundborg verbindet die beteiligten Unternehmungen vor allem ein personales Kommunikationsnetzwerk,3 in dem mehr oder weniger informaler Informationsaustausch stattfindet. Weiters wurde in diesem Verwertungsnetz eine gemeinsame Koordinationsstelle geschaffen, die auch von den Netzwerksteilnehmern finanziell getragen wird.
Analysiert man die Möglichkeiten einer Aufgabenverteilung in einem Verwertungsnetz, so ist zu untersuchen, ob ein Netzwerkspartner die Fähigkeit und Bereitschaft aufweist, beispielsweise
-
Führungsaufgaben und/oder
-
Informations- und Koordinationsaufgaben und/oder
-
Rückstandsaufbereitung zu übernehmen.
Ein regionales Unternehmensnetzwerk, wie es auch bei einem institutionalisierten steirischen Verwertungsnetz der Fall wäre (vgl. Beitrag von Posch et al. im vorliegenden Buch), ist dadurch charakterisiert, daß dieses keine langfristig dominante Führung aufweist und die Netzwerkmitglieder zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche überbetriebliche Funktionen erfüllen.
Eines der Unternehmen kann für eine bestimmte Zeit für die Planung und Koordination der Netzwerksaktivitäten zuständig sein. Dieses Unternehmen wird auch
3
vgl. Schwarz 1994
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
21
als "head firm" bezeichnet4. Oft handelt es sich dabei um jene Firma, die den Kontakt zum Markt hält, die größeren Investitionen tätigt und die höheren wirtschaftlichen Risiken trägt. Dieses Unternehmen verfügt jedoch in der Regel nicht über die vertraglich gesicherte Machtbasis, um eine signifikante Kontrolle auf andere Mitglieder des Netzes ausüben zu können. Geeignet für die Übernahme von Führungsaufgaben für eine bestimmte Periode sind insbesondere jene Unternehmungen, für die eine kontinuierliche Versorgung- und Entsorgungssicherheit von existentieller Bedeutung ist. In Abbildung 2 steht das eisenerzeugende Unternehmen im Mittelpunkt des Beziehungsgeflechts .
Abb. 2: Recyclingpartner eines eisenerzeugenden Unternehmens Das Projekt „Verwertungsnetz Obersteiermark" hat gezeigt, daß zum Teil erheblicher Informations- und Kommunikationsbedarf seitens der steirischen Industrie vorherrscht. Fehlende Informationen über potentielle Verwertungsmöglichkeiten und Recyclingtechnologien sind ein wesentlicher Grund dafür, daß bereits im Netzwerk integrierte Unternehmungen unter wirtschaftlichen und ökologischen 4
vgl. Inzerelli 1990
22
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
Gesichtspunkten verwertbare Rückstände teilweise einer Entsorgung (Beseitigung") zufuhren.
Die partielle Auslagerung von Informations- sowie von Koordinationsaufgaben an spezialisierte Unternehmungen im Verwertungsbereich wäre eine Möglichkeit, diese Probleme im Rahmen eine Verwertungsnetzes zu lösen. Als mögliche Aufgabengebiete einer regionalen Verwertungsagentur sind zu nennen: -
Beschaffung, Aufbereitung, Verwaltung und Bereitstellung von recyclingrelevanten Informationen (etwa über Qualität von Rückständen, mögliche Technologien) für die Partnerunternehmungen,
-
Identifikation von zum Netzwerk passenden Produktionsbetrieben und Hilfestellung bei deren Integration in ein bereits bestehendes Verwertungsnetz (Verwertungsagenturen knüpfen damit als unternehmerische Leistung Netzwerke vertraglicher Leistungsbeziehungen zwischen rückstandsverursachenden und -verarbeitenden Unternehmungen),
-
elektronische Vernetzung der Partnerunternehmungen etwa mit Hilfe des Internet sowie
-
die regionsspezifische Darstellung von Unternehmungen, deren Produktionsprogrammen sowie den anfallenden Rückständen in Geographischen Informationssystemen (GIS).
Auch die Aufbereitung von Rückständen als betriebliche Teilfunktion könnte verstärkt an dafür spezialisierte am Netzwerk beteiligte Unternehmungen ausgelagert werden. Da die Recyclierung von noch nicht oder nur schwer verwertbaren Rückstandsfraktionen angesichts eines fortschreitenden und fortschrittlicheren Umweltrechts in Zukunft verstärkt notwendig wird und unter der Annahme, daß komplexe Aufbereitungsverfahren mit entsprechenden Investitionskosten verbunden sind, ist davon auszugehen, daß es verstärkt zur Herausbildung spezialisierter Aufbereitungsunternehmen kommen wird. Diese übernehmen aufgrund
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
23
der Ausnützung des Betriebsgrößenvorteils und damit zusammenhängender Fixkostendegression die Aufbereitung der Rückstände für andere Unternehmungen (gemeinsame Trocknung von Klärschlämmen).
4. Ausblick Durch die aus einem recyclingorientierten Unternehmensverbund resultierenden Vorteile (z.B. reduzierte Transaktionskosten zur Erichtung neuer Verwertungsbeziehungen durch Intensivierung der zwischenbetrieblichen Kommunikation sowie gestiegenes Informationsniveau der Netzwerksakteure bezüglich anfallender Rückstände, Verwertungstechnologien und -möglichkeiten) erhöht sich das Potential an unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in einer Region verwertbaren Rückständen. Dies wirkt sich auch unmittelbar positiv auf die betriebliche und regionale Entsorgungs- und Versorgungssicherheit aus. Verwertungsnetze stellen somit die Möglichkeit dar, daß der produzierende Sektor weitgehend ohne Inanspruchnahme öffentlicher Entsorgungseinrichtungen die „eigenen" Produktionsrückstände - auch im Interesse der Implementierung einer gesellschaftlich erwünschten Kreislaufwirtschaft - systemintern verwertet. Weiters kann ein funktionierendes Verwertungsnetz die öffentliche Hand bei der Verwertung von Konsumrückständen substantiell unterstützen.
Abfallhändlern und Beratern wird ein Weg gezeigt, ihr Leistungspotential in Richtung einer zuvor skizzierten Verwertungsagentur zu erweitern.
Regionalplanern wird mit dem Konzept des industriellen Verwertungsnetzes ein Baustein für die Planung von Betriebsansiedlungen und Industrieparks nach kreislaufwirtschaftlichen Gesichtspunkten zur Verfügung gestellt. Denn es ist sinnvoll, daß sich Produktionsbetriebe vor allem dort ansiedeln, wo sie entweder
24
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
Rückstände als Rohstoffe einsetzen können oder andere Produzenten ihre Rückstände verwenden können. Auf diese Weise werden Primärstoffe und Primärenergieträger in geringerem Maße eingesetzt und Deponieraum geschont.
Für die regionale Abfallplanung bieten Verwertungsnetze die große Chance, geplante und politisch nur schwer durchsetzbare Entsorgungsanlagen kapazitätsmäßig zu reduzieren, in dem bereits existierende Anlagen von Produktionsbetrieben verstärkt genutzt werden. Gesetzgeber und vollziehende Behörde sollten zusätzliche aber auch bereits bestehende Reglementierungen, die das zwischenbetriebliche Recycling betreffen, auch vor dem Hintergrund der bereits existierenden und hier aufgezeigten Verwertungsbeziehungen kritisch prüfen, damit das Umweltengagement und Innovationsverhalten von im Umweltbereich engagierten Unternehmungen nicht beeinträchtigt sondern gefördert wird.
Ökonomische Aspekte regionaler Verwertungsnetze
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Literaturverzeichnis Bonus, H.: Die Langsamkeit von Spielregeln. In: Die Beschleunigungsfalle oder der Triumph der Schildkröte, hrsg. v. Backhaus, Klaus; Bonus, Holger, Stuttgart 1994, S. 1-18 Inzerelli, G.: The Italian Alternative: Flexible Organization and Social Management, Int. Studies of Management and Organisation (1990) 4, S. 6-21 Schwarz, E. J.: Unternehmensnetzwerke im Recyclingbereich, Wiesbaden 1994 Schwarz, E. J./ Bruns, K./ Lopatka, M.: Rückstandsbezogene Zusammenarbeit im Ruhrgebiet. In: Umwelt und Energie, Handbuch für die betriebliche Praxis, Haufe Verlag. Heft 7 vom 12.12.1996 Kapitel 4, 297-322
Strebel, H./ Schwarz, E. J./ Ortner, Ch.: Rückstandsströme in einem Verwertungsnetz der steirischen Grundstoff- und Investitionsgüterindustrie, Müll und Abfall 26 (1994) 6, S. 313-330
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks An Integrated Strategy Lowe, E. A.
Introduction Once we decide to eliminate the concept of waste, as industrial ecology proposes, we open a new vision of economic development. When companies see that they now pay to produce and discard an often amazing number of unmarketed products they start seeking the ways to either market them or stop producing them. When communities see that they pay high costs to gather and store the discards of households and commercial businesses in landfills, they seek opportunities for recycling and reusing this resource stream. In the 70s many small businesses sprang up to fill this resource recovery niche. Many states in the U.S. have mandated "aggressive" solid waste reduction goals 30 to 50% reductions by 2010. However, the city of Canberra in Australia has
28
Regional Resource Recovery, and Eco-Indus trial Parks
taken all-out leadership by setting the goal of zero waste by 2010.1 While the Second Law of Thermodynamics still holds in Australia, a zero waste goal challenges business people, householders, and government planners to abandon the assumption that high levels of wasting is acceptable.
In Canberra and around the world this redefinition is opening cost saving and revenue generating opportunities for businesses. Businesses that operate more efficiently are stronger financially and more likely to stay in business. Defining waste out of existence is creating economic development opportunities for communities and entrepreneurs. More efficient and less polluting use of resources benefits the environment while it improves the economy.
In this paper we explore the potential value of seeing management of streams of resources from all sources, not just industrial, as a single, complex, selforganizing system. We propose that eco-industrial parks, with resource recovery facilities as their hub or anchor, can become an organizing force for this integrative strategy.
Another, earlier article that this one builds upon is Lowe, Ernest A. 1997. "Creating By-Product Resource Exchanges for Eco-industrial Parks, Journal of Cleaner Production, Volume 4, Number 4, an industrial ecology special issue, Elsevier, Oxford.
1
Australian Capital Territory 1996
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
29
Eco-Industrial Parks (EIP) An eco-industrial park is a community of manufacturing and service businesses seeking enhanced environmental and economic performance through collaboration in managing environmental and resource issues including energy, water, and materials. By working together, the community of businesses seeks a collective benefit that is greater than the sum of the individual benefits each company would realize if it optimized its individual performance only.
The goal of an EIP is to improve the economic performance of the participating companies while minimizing their environmental impact. Components of this approach include new or retrofitted design of park infrastructure and plants; pollution prevention; energy efficiency; and inter-company Partnerin*. "2 mg.
An EIP is not only an efficient collaboration among co-located industries; it is also an excellent urban neighbor. The emphasis on material, energy and water use efficiency reduces demands on the environment for resources and cuts pollution when compared to a traditional industrial park. While the goals of an ecoindustrial park include efficient use of resources, the full concept seeks improvement in all aspects of environmental performance.3 Indigo Development, working in collaboration with Urban Ore, a Berkeley resource recovery company, has evolved a specific type of EIP design in which the park is anchored by a diverse cluster of resource recovery firms.
2 3
Lowe, Moran, & Holmes 1997 See Appendix, Strategies for Designing Eco-industrial Parks
30
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Between page three and four there are charts modeling how this resource recovery-based eco-industrial park can serve industry, commerce, government, households, and agriculture in regaining the value of what we now call waste. In the Appendix, Proposed Recruitment Targets, we list the types of companies we would like to have in an EIP we have proposed back home in California.
The Resource Recovery Industry
The resource recovery industry includes reuse, recycling, remanufacturing and composting, as well as the marketing and end-use of reclaimed discarded materials. As a vertical industry it involves a wide range of business activities including collection, sorting, and processing of industrial and biological materials; repair, refurbishing, or dismantling of equipment; and wholesale or retail sales. The unifying concept is that discarded materials, goods, and by-products are turned into salable materials and products.
Businesses and communities benefit through a reduction in disposal costs, creating new revenues, and by opening new sources of materials and goods. The environment benefits from reduction in demands on limited natural, virgin resources and on the capacity of the environment to accommodate solid waste and pollution.
The resource recovery anchor for the eco-park would include new, expanding, or relocating companies directly involved in gathering discarded materials and goods, upgrading them, and moving them to market. Re-refiners and reprocessors of oil and chemical products could have direct connections with major manufac-
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
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turers in the areas. Firms gathering and processing agricultural, food processing, and restaurant by-products into marketable materials or products would be another important target (Their customers include composting, animal feed production, fish farms, and ethanol production.)· Defining the preferred mix of companies will be guided by the community metabolism study described below.
An investment recovery company could be a valuable coordinator of the logistics of materials acquisition, movement, and recycling/reuse by the diverse network of companies involved. It could also manage the resource recovery facility that serves as the entry point for discard resources in the EIP. 4
Other Companies in the Eco-Park
The major streams of materials and goods coming through resource recovery companies (and direct connections with other industrial sources in the region) would define the initial set of companies to recruit or develop for the EIP. These would include: manufacturers using recycled feedstocks; remanufacturers of capital or consumer equipment; companies with major supply requirements that could be filled by the outputs of other tenants or plants in the area; users of reclaimed materials and energy by-products or agriculture and aquaculture firms if there is by-product energy or water available to the site.
Another group of prospective tenants would be those with a broader environmental mission, including: manufacturers of renewable energy and energy efficiency equipment; companies pioneering the use of bio-materials; firms provid-
4
See the Appendix for information on investment recovery
32
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
ing services and products for sustainable agriculture industry; and industrial ecology and other environmental consultants.
Finally, the EIP would provide a socio-economic infrastructure to support new and expanding firms. This will include a business incubator, an entrepreneurial support network, coordination of access to financing for tenant companies, education and training, and support in handling regulatory and permitting issues.
What Types of Location and Facilities are Required?
This EIP should have excellent transportation access for moving materials in and out (rail, highway, and local). Proximity to industrial users or suppliers of discarded materials, water, or energy would be important. It should also be accessible to individuals and small businesses wishing to buy or sell/discard goods. The optimum size would be between 100 and 200 acres, although the property could be two or three non-contiguous parcels relatively near to each other. Contamination levels from previous use should be low enough to allow cleanup and clearance of liability in a timely fashion, with the previous owner covering costs. Site design must optimize logistics for two functions: 1) easy access for industrial or individual drop-off of materials and product discards, for customers, and for niche collection companies; 2) easy management of materials and product flows between the reception point and user companies. Landscaping of an ecoindustrial park can include natural ponds for treatment of storm water run-off and lightly contaminated process water from tenants. It should reflect and contribute to the ecology of the region.
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
33
What Benefits Would this Development Offer? An eco-industrial park offers a combination of economic development and environmental benefits. The resource recovery foundation for an EIP increases the local economic value of these returns, which include: -
Expansion of existing firms and creation of new local businesses;
-
Job development at a broad range of skill levels and with a good pay range;
-
Utilization of industrial energy and materials by-products now wasted;
-
Recovery of economic value of many materials and products households now send as solid waste to landfills;
-
Utilization of restaurant, agricultural and food processing discards;
-
An attractive, ecologically designed and landscaped industrial complex;
-
High environmental standards for the park tenants and the park management.
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Integrated Management of Discards Cservlce & commercial sectora~^>
Government facilitation and regulation C^ucation & research"^) 01M7 Indigo Development
Fig. 1: The Integration of Discard Resource Management
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
An EIP Serves Regional Manufacturing
Fig. 2: EIP Serves Regional Manufacturing
35
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Resource Recovery as Hub to EIP
Fig. 3: Resource Recovery as Hub to EIP
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
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Inside the Eco-lndustrial Park Finance Sources & Customers
Sources & Customers Government A conceptual model, not a map Fig. 4: Inside the Eco-lndustrial Park
One or more eco-industrial parks as outlined here could serve as agents to integrate planning and management of the total stream of resources that we now call waste. Essential elements and issues in this process of integration include: 1.
Over time, integrate management of industrial, commercial, civic, residential, and agricultural discard streams.
2.
Create the process and institutional structures needed to coordinate this diverse, self-organizing set of activities.
3.
Identify which elements of this stream are already reused and recycled. Determine the level of value of recovery and the companies or agencies responsible.
4.
Identify the "service voids", the resources no one is now utilizing and the technologies and business models needed to put them to work.
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
38
5.
Be aware of any environmental or health hazards that may be opened by using some present discards (With special awareness of emerging research.)·
6.
Identify any institutional, business, or household values that support continued wasting.
1. Integrate industrial, commercial, civic, residential and agricultural discard streams Industrial ecology and the concept of industrial symbiosis or recycling networks have tended to focus on the conditions necessary to optimize business to business by-product exchanges. In our work we have suggested that one of these conditions is creating a resilient system of resource recovery also including household, municipal, and commercial streams of discards. We now add agricultural discards to complete the mix.
This holistic view develops the scale of activity required to accumulate many materials in economically usable quantities and it supports recognition of business opportunities for entrepreneurs. In some cases these will be special niche collection and processing firms, such as food waste collection and recycling or used oil and solvent re-refining. Industrial plants with large volumes of energy or materials by-products available will usually seek one or a few major customers to reduce transaction costs (including possible physical infrastructure). However, such firms will also benefit from a diverse resource recovery economy, able to provide backup and to utilize smaller by-product streams.
Regional Resource Recovery, and Eco-Indus tri al Parks
2.
39
Create the process and institutional structures needed to coordinate this diverse, self-organizing set of activities
The "management" of this integrating process is really development of selforganizing processes. While the ultimate outcome will be a complex system, getting there will not be through a large, top-down planning process. The basic question initially is what are the set of conditions required for this complex system to evolve out of market forces and the self-interests of the participants? We suggest these initial conditions include •
a vision (the magic);
•
strong leadership from the business sector;
•
access to information on discard resource streams, technologies, and business models;
•
cross-agency collaboration in planning, permitting and regulations;
•
public policy and regulations enabling full competition for discard streams;
•
access to capital; and
•
opportunities for personal communication among players.
Different private and public entities will take the coordinating roles required to establish these conditions, depending upon the community and region. Clearly trade associations, chambers of commerce, and educational institutions have a role in creating an effective forum for public communication and vision building, as well as in researching the regional resource flows. In the appendix we discuss a new business form, investment recovery, that could play this major coordinating role from the private sector side. It is important that industry and commerce play the central role, supported by public agencies who share the vision.
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
The World Wide Web and the Internet are notable technical resources for selforganization, already playing a vital role in sustainable community processes. While cyberspace should not replace face to face discussion, it enables businesses, agencies, researchers, and environmentalists to master the complex variety of information involved in the transformation to a closed-loop economy. All stakeholders can share channels of local and international communication and access to technical, business, organizational, and governmental aspects of integrated resource recovery and eco-industrial parks. Some areas of information can be closed to local access only, if required.5
3.
Identify elements already reused and recycled, their level of value, and the companies involved
A study of the metabolism of a community tracks all major flows of energy and materials, identifying the resource recovery agents already active and assessing the level of value of recycling or reuse. "Waste characterization studies" may be available as a source on materials flows, although data may be aggregated at too gross a level to yield all needed information. Company and household surveys may be needed to get more precision on materials, and to gather data on possible energy by-products (usually taken for granted in industry and commerce as an inevitable waste). University students and school children could be recruited for the household surveys. Urban Ore, a Berkeley reuse company, surveyed resource recovery companies in this California town and discovered a much higher number than anyone expected. These businesses tended to gather in geographic clusters such as resellers
5
See Holland 1996 for an excellent introduction to complex adaptive systems
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
41
of used or surplus building materials and components (one of Urban Ore's major niches). In many cases the existing agents of resource recovery will be a mix of for-profit, not-for-profit and public organizations. An inventory and map of such companies is an important base for planning to eliminate waste. Surveying the community's metabolism should also seek to understand the relative value of recycling and reuse that the different firms achieve. For instance, orange peels from juice companies are usually recycled as cattle feed or compost. Odwalla Juice in California searched for higher value alternatives and found at least seven nutritional elements available from processing, including vitamin C, bioflavanoids, and rutin. With organic oranges as its input, the firm could incorporate processes to capture these higher values.
A resource recovery system should continually be seeking higher value functions which the materials it processes can serve.6
4. Identify the "service voids" and technologies and business models tofillthem The community metabolism study will highlight service voids where major resources are now treated as waste. The study team needs to prioritize them by both quantity and potential reuse value. Urban Ore uses a set of categories for discards based upon actual reuse markets. The twelve master categories are:
6
See Lowe, 1997 and Lowe, Moran, & Holmes 1997 for more detail on the processes for community metabolism surveys
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
paper
plant debris
putrescibles
ceramics
soils
wood
metal
glass
plastic
chemicals
textiles
reusable goods
Service voids in any of these categories (or their subcategories) may indicate business development opportunities. Sometimes an existing business may be able to expand to recover a particular material or class of materials. An asphalt company, for instance, might profitably expand to handle concrete and asphalt construction and demolition debris, providing it with a recycled feedstock. With some materials, research will be necessary to find technologies ready for commercial application or firms that have demonstrated proprietary technologies which may be available for licensing.
Filling service voids effectively requires exploration of different technical and business options to find the ones that provide the highest value reuse that is economically feasible. This is particularly important given the variety of business transactions that will be involved. These include: -
Company to company deals that deliver a regular energy or materials stream (including reverse flows from reprocessors to manufacturers);
-
Company to collector arrangements, in which a fee is paid for collection or where the collector purchases higher value materials such as metal scrap;
-
Collector drop off of discards at the resource recovery facility, for fee or as purchase by RCF or a tenant company;
-
Household and individual drop off of discards at the resource recovery facility, for fee or as purchase;
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Paries
-
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Industrial or household purchase of goods or materials.
An investment recovery firm could act as the hub to a network of companies engaging in this variety of transactions, coordinating planning, logistics, and research.
5. Identify environmental hazards in using discards A regional initiative to achieve a high level of resource recovery must balance two environmental issues: recovery of materials and energy resources and human and ecosystem health. Many materials in the resource stream are toxic. Some are radioactive. Most plastics are quite limited in their recyclability and may present new levels of risks in light of emerging research. Assessing health and environmental risks is an increasingly complex question thanks to research in two areas: endocrine disrupters and synergistic interactions among chemicals. Continued awareness of the results of work on these topics should be a fundamental part of the process of searching for new uses for the economy's discards.
Conventional toxicology assesses risks on a chemical by chemical basis, using a linear model called the dose-response curve. The assumption is that there is a threshold level at which exposure is non-toxic. Risk assessment (primarily of human health risks) has been done on only a fraction of the tens of thousands of substances used in our industrial economy. Researchers have done relatively little evaluation of risks to wildlife and ecosystems.
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Our Common Future in 19967 summarized research suggesting that a variety of commonly used chemicals may be interfering with the normal functioning of human and animal endocrine systems. The hypothesis explored in this research is that these substances may be increasing the rates of selected cancers, and causing reproductive system abnormalities, learning and behavioral problems, and immune system deficiencies. With some chemicals, persistence and accumulation in the environment and in human and wildlife tissues further increases the risk factor. These substances also show, in some cases, a non-linear dose response, making prediction of risk even more difficult. The list of suspected agents is long, including heavy metals, pesticides such as DDT and lindane (both still in use in many countries), PCBs, emissions from burning or heating of plastics, and many compounds used in industrial and household products or generated through waste treatment, especially incineration. The possible impacts of such substances on endocrine functions may be augmented by the action of naturally occurring plant and animal hormones.
The complexity of risk assessment becomes even higher when we consider synergistic interactions among substances. In 1996 a research team at Tulane University published a paper in the journal Science8 which the San Francisco Chronicle covered under the headline, "With Pesticides, 1 Plus 1 Sometimes Equals 1,000". The results actually showed synergism multiplying effects of pesticide combinations up to 1600-fold over the substances tested individually. We know from medicine that even some individually healing substances can become deadly or highly damaging when prescribed in combination. The Tulane study and other recent research indicates that exposure to combinations of toxics 7 8
Colbum et al 1996 Arnold et al 1996
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
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at individually "safe" levels may be highly hazardous. The broader issue of synergism includes possible interactions among chemical pollutants, radiation exposure, impaired immune response systems, genetic susceptibility, drug resistant bacterial strains, and emerging disease agents.
University teams supporting development of regional resource recovery systems need to stay abreast of this area of research and continue to evolve their assessment of potential risks from materials being recycled and reused.
6. Identify institutional, business, or household values committed to wasting For centuries our economy has evolved as a linear system building value by moving materials from field or mine through production and consumption and into the landfill or the environment as waste and pollution. In the last decades we have been inching away from this wasting economy and starting to develop patterns for a closed-loop economy. However, the wasting mentality has been institutionalized in companies and agencies and still endures in many families. In the U.S. and many other countries waste management companies invest very heavily in the technologies for wasting: the collection packer trucks, expensive railroad packer boxes, and huge landfills. When they attempted recycling in the 1980s, they tended to choose capital intensive, high tech approaches, and, strangely enough, were unsuccessful in this business. They have recently been funding cost/benefit studies demonstrating that recycling is not economically feasible.
46
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
On the government side, the U.S. Environmental Protection Agency created the business niche for wasting through its regulations determining the design of "safe" landfills and its definition of waste. At state and local levels solid waste agencies are usually the ones that issue contracts and permits to waste haulers, derive major revenues from a share of disposal fees, and at the same time support development of the resource recovery industry. Is there a conflict of interest and values here? This conflict calls for development of transition strategies that enable businesses and agencies now aligned with continued large flows of waste to redesign their mission and values and to create a new raison d'etre. Without that, they will have only a small role to play in a closed-loop economy.
Conclusion This paper takes a step beyond our earlier work on eco-industrial parks.9 Heretofore we have primarily looked at EIPs, with a sidelong glance at the community systems of resource exchange that could make the parks more effective. As the result of collaboration with Urban Ore, one of the world's premier teams on design of resource recovery systems, we are now able to describe more fully the way in which the EIP can be a catalyst for efficient recovery of resources in all sectors of the community and its region. This integrated approach promises to lower demand on material and energy resources significantly. It can enable the gathering of economically useful stockpiles of materials which otherwise would be too small for any firm to bother with.
9
Lowe, Moran, & Holmes 1997 and Lowe 1997
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
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It offers a wide variety of opportunities for business expansion or creation, with many jobs at entry and skilled levels. Given the intertwined environmental and economic benefits of this approach, it opens a path to renewal of communities in industrialized countries as well as developing ones.
Since integration of management of all discard streams is a complex process, we recommend a market-driven, self-organizing, and adaptive strategy. Each major sector will take internal initiatives and identify support needed from others. Household resource recovery is already at a fairly high level in Styria. The manufacturing sector has spontaneously developed an inter-company exchange recycling network but still treats many unmarketed by-products as wastes. One or more resource recovery eco-industrial parks in the region could be the foundation for firms collecting, processing, and marketing materials from all sectors, recovering those materials not easily accomodated by plant to plant trade. Such EIP(s) would be home for profitable new manufacturing and service firms dedicated to sustainability.
Acknowledgments: The "we" used in this paper is not the royal "we" but rather, a reflection of the teamwork over time that has built the ideas I express here. My Indigo Development partner, Stephen Moran, has been a central contributor of ideas and inspiration since 1993. More recently Dan Knapp and Mary Lou Van Deventer (and other members of their resource recovery design team at Urban Ore) have helped me understand the market dynamics, sociology, and logistics of recovering all of our economy's discards. They've also taught me to finally use the word "waste" only for things that are genuinely worthless! My wife, Grace, and our daughter, Martha, are critics, editors, and researchers, helping me to get my ideas together and my communication clear. EL
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Sources and Resources Some Electronic sources The Baltimore EIP project is covered at Cornell University's web site: http://www.cfe.cornell.edu/wei/feip.html Brownsville's EIP project information can be found on the Border Information and Solutions Network web: http://www.triplesoft.com/bisn/ DOE
Center
for
Excellence
in
Sustainable
Development:
http://www.sustainable.doe.gov/industrial/index.html (includes papers on ecoindustrial parks and links to demonstration project web sites) The
Duwamish
Coalition
industrial
ecosystem
project
web
site:
http://www.pan.ci.seattle.wa.us/BUSINESS/DC/default.htm Indigo Development: www.indigodev.com for resources on industrial ecology, eco-industrial parks, and sustainable communities. President's
Council
on
Sustainable
Development
web:
www.whitehouse.gov/PCSD Includes detailed reports on the PCSD's four EIP demonstration sites: Baltimore MD, Brownsville, TX, Cape Charles VA, and Chattanooga TN. Zero Emissions Research Institute web: http://www.zeri.org/
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49
Bibliography Australian Capital Territory, No Waste by 2010. Publications and Public Communication for ACT Waste, Canberra 1996
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50
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Kirkpatrick D./Rosen A./Shore M.: The North Carolina Recycling Business Study: Employment, Capital Demands, and Technical Assistance Needs, June 1995 Lowe, E. A./Moran, Stephen R./Holmes, D. B.: Eco-lndustrial Parks: a guidebook for local development teams, Indigo Development 1997. This is essentially the same text as the Fieldbook for the Development of Eco-lndustrial Parks drafted by the same authors for US-EPA. It has been updated and arranged in a sequence designed for local EIP development teams. Available from Indigo Development (See the web site www.indigodev.com for ordering information.) This report includes guidelines on: initiating EIP projects and integrating them into broader economic development initiatives in communities; setting environmental performance objectives; planning, financing, and recruitment strategies; designing management systems; and a survey of options for design of infrastructure, buildings, and support services.
Lowe, Ε. Α.: "Creating By-Product Resource Exchanges for Eco-lndustrial Parks, Journal of Cleaner Production, Volume 4, Number 4, an industrial ecology special issue, Elsevier, Oxford 1997
Lowe, E. A./Warren, J. L./Moran, St. R.: Discovering Industrial Ecology: an executive briefing and sourcebook. Battelle Press. Cleveland OH 1997 (See the web site www.indigodev.com for ordering information)
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Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
51
Nemerow, N. L.: Ζero Pollution for Industry, Waste Minimization Through Industrial Complexes, John Wiley & Sons, NY 1995
President's Council on Sustainable Development: Eco-Efficiency Task Force Report. Includes detailed reports on the PCSD's four EIP demonstration sites: Baltimore MD, Brownsville, TX, Cape Charles VA, and Chattanooga TN 1996. Available from PCSD (in US) 800-363-3732, 202-408-5296 or on the web at www.whitehouse.gov/PCSD
President's Council on Sustainable Development: Eco-Industrial Park Workshop Proceedings. From conference in Cape Charles 1997, Virginia October 17-18, Washington DC 1996 Schwarz, E. J.: "Recycling-Networks: A Building Block Towards a Sustainable Development," International Solid Waste Association, 1996, International Congress Proceedings 1996 Schwarz, E. J./Steininger, Κ. W.: "Implementing nature's lesson: the industrial recycling network enhancing regional development", Journal of Cleaner Production, Volume 4, Number 4, an industrial ecology special issue, Elsevier, Oxford 1997
Wallner, H.P.: "Regional Embeddedness of Industrial Parks-Strategies for Sustainable Production Systems at the Regional Level," Journal of Cleaner Production, Volume 4, Number 4, an industrial ecology special issue, Elsevier, Oxford 1997
52
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Paries
APPENDIX STRATEGIES FOR DESIGNING AN ECO-INDUSTRIAL PARK (EIP) Several basic strategies are fundamental to developing an EIP or industrial ecosystem. Individually, each adds value; together they form a whole greater than the sum of its parts. Integration into Natural Systems Design the EIP in harmony with the characteristics and constraints of local ecosystems; Minimize contributions to global environmental impacts, i.e. greenhouse gas emissions. Energy Systems Maximize energy efficiency through facility design or rehabilitation, cogeneration,10 energy cascading," and other means: •
Achieve higher efficiency through inter-plant energy flows;
•
Use renewable sources extensively.
Materials Flows and 'Waste' Management for the Whole Site Emphasize pollution prevention, especially with toxics; Ensure maximum re-use and recycling of materials among EIP businesses; Reduce toxic materials risks through integrated site-level waste treatment; Link the EIP to companies in the surrounding region as consumers and generators of usable byproducts via resource exchanges and recycling networks;
10 Co-generation is the capturing and using of otherwise "wasted" heat from the electrical generating process. " Energy cascading is using residual heat in liquids or steam from a primary process to provide heating or cooling to a later process. For example, steam from a power plant is used in a district heating system.
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
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Water Design water flows to conserve resources and reduce pollution through strategies similar to those described for energy and materials.
Effective EIP Management In addition to standard park service, recruitment, and maintenance functions, park management does the following: •
Maintains the mix of companies needed to best use each others' byproducts as companies change;
•
Supports improvement in environmental performance for individual companies and the park as a whole;
•
Operates a site-wide information system that supports inter-company communications, informs members of local environmental conditions, and provides feedback on EIP performance.
Constraction/Rehabilitation New construction or rehabilitation of existing buildings follows best environmental practices in materials selection and building technology. These include recycling or reuse of materials and consideration of lifecycle environmental implications of materials and technologies.
54
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Proposed EIP Recruitment Targets The following are general categories for recruitment/development initially proposed in the eco-park proposed by Indigo Development and Urban Ore in the San Francisco Bay Area. Resource recovery (the anchor for the development) -
Reuse cluster targets reusable goods: materials and products (including repair shops);
-
Recycling cluster targets paper, plastic, chemicals, glass, textiles, and metals;
-
Composting cluster targets soils, ceramics, plant debris, putrescibles, and scrap wood (organic and mineral materials with no higher value use);
-
Dismantlers to reduce goods that cannot be repaired or reused to usable components;
-
Drop-off, buyback, and curbside collection strategies may be operated by plants in each category, by collection companies, or by resource recovery facility management.
Manufacturing -
Firms using recycled feedstocks or other outputs of park tenants (surplus heat, water, or other by-products);
-
Remanufacturing of capital and consumer goods (also repair shops, as needed);
-
Production of equipment for renewable energy and energy efficiency;
-
A crafts production and sales mall, with shared equipment, e.g. a metals foundary.
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
Other firms that "fit" -
Fish farm;
-
Greenhouse and intensive agriculture;
-
Specialty food processing;
-
Micro-enterprises;
-
Environmental consulting and service companies.
Wholesale and retail -
Reused products;
-
Remanufactured equipment;
-
Outlets for finished goods from other firms;
-
Commodity brokers.
Service and infrastructure -
A commons with meeting space, dining hall, and day-care;
-
Telecommunications/Information system;
-
Business incubator and entrepreneurial support network;
-
Coordination with financing, research, and training resources;
-
Shared business services including environmental management, purchasing, logistics, and accounting;
-
Bubble permitting for the site, or clusters of firms within it.
55
56
Regional Resource Recovery, and Eco-Indus trial Parks
Investment Recovery A new field of management, investment recovery, takes a systemic approach to ending waste. This is an integrated business process that identifies-for redeployment, recycling or remarketing-non-productive assets generated in the normal course of business. These assets include: -
Idle, obsolete, unused or inoperable equipment, machinery and facilities;
-
Excess raw materials, operating inventories and supplies;
-
Construction project residues;
-
Machinery, equipment and fixtures in facilities scheduled for demolition;
-
Off-grade, out of specification or discontinued products; and
-
Waste stream and process by-products.
Investment recovery specialists develop strategies and procedures to recapture highest value from all surplus assets in a company, group of companies, or a community. They seek ways to reduce operating and disposal costs, ways of preventing the waste, and markets for redistributing the by-products for increased economic value. Practitioners work with a broad range of projects, from office building, industrial plant or military base closings to disasters. An investment recovery firm could integrate the above functions into a comprehensive strategy for an EIP, for an industrial area, or for a whole community. If the firm's fees are based on a retainer plus percent of savings and/or revenues it would have an incentive for supporting this holistic approach.
Regional Resource Recovery, and Eco-Industrial Parks
57
An IR firm could also negotiate technical assistance from universities, national research labs, and environmental pollution prevention and energy efficiency programs. With client companies it would target unmarketed products that need this research input in order to be marketable. It could also recruit the right providers. The firm could take on the role of negotiating with regulatory agencies to define conditions for reuse of materials presently restricted. (Adapted from Lowe, 1997)
59
Industrial Ecology Organisatorische Voraussetzungen der Kontinuität eines Netzwerkes Kreikebaum, H.
1. Problemstellung und Aufbau Im folgenden Beitrag geht es um das Problem, ob bestimmte Erfolgsfaktoren eines Netzwerks existieren, auf die nicht verzichtet werden kann. Es ist zu prüfen, welche Organisationsstrukturen und -prozesse als geeignete Voraussetzungen bei der Implementierung ökologischer Netzwerke zu berücksichtigen sind. Das Ziel einer adäquaten Komplexität im Wandel steht dabei im Vordergrund. Der folgende Abschnitt befaßt sich deshalb mit der organisationstheoretischen Stellung regionaler Verwertungsnetze.
Die Anwendung ökologischer Überlegungen auf industrielle Prozesse läßt vermuten, daß sich Erkenntnisse aus der naturwissenschaftlich orientierten Symbioseforschung auf technisch-wirtschaftliche Systeme übertragen lassen. Diese Annahme soll am Beispiel der „Industriesymbiose" Kaiundborg kritisch überprüft werden. Im Mittelpunkt steht dabei der aus der Biologie stammende Symbiosebegriff.
Industrial Ecology
60
Interessant erscheint ferner ein Vergleich der organisatorischen Voraussetzungen unterschiedlicher Netzwerke. Deshalb werden die Erfolgsfaktoren der Verwertungsnetzwerke Kaiundborg und Steiermark einander gegenübergestellt und daraus organisatorische Konsequenzen abgeleitet. Da bei allen künstlichen Netzwerken und damit auch bei ökologischen Verwertungsnetzen Koordinationsprobleme auftreten, ist damit inhärent auch die Entstehung von Konflikten verbunden. Sie resultieren in unserem Fall vor allem aus opportunistischem Verhalten einzelner Netzwerkteilnehmer und erzeugen Verhaltensunsicherheiten. Im letzten Abschnitt ist zu untersuchen, in welcher Weise durch organisatorische Maßnahmen eine Vertrauensbasis aufgebaut und egoistisch-opportunistisches Ausnutzen von Vorteilen verhindert bzw. verringert werden kann. Ein Ausblick auf das im Entstehen begriffene Netzwerk Rositz beschließt den Beitrag.
2.
Organisationstheoretische Einordnung von regionalen Recycling-Netzwerken
Nach der Theorie interorganisationaler Beziehungen steht bei einem Netzwerk nicht das einzelne Unternehmen im Mittelpunkt, sondern das OrganisationsKollektiv, das in einer multiorganisationalen Umwelt agiert.1 Nach der von Astley und Fombrun entwickelten Klassifikation von Organisations-Kollektiven lassen sich diese weiter unterteilen, wobei die Beziehungen zwischen den Organisationen (direkt/indirekt) und die Art der Interdependenz (kommensalistisch/symbiotisch) als Unterscheidungskriterien dienen (vgl. dazu die folgende Abbildung 1).
61
Industrial Ecology
Agglomerate Collectives
Confederate Collectives
Substructural relationships Forms of internal
Indirect commensalism
Direct commensalism
Information flows
Personnel flows
interdependence Resource
flow
through network
Superstructural relationships Form of control*
Economic sanction
Social sanction
Emergent structures
Cartels
Collusion
Trade and professional
Informal leadership
of coordination
associations
1
vgl. Schreyögg 1996, S. 377-390
62
Industrial Ecology
Conjugate Collectives
Organic Collectives
Direct symbiosis
Indirect symbiosis
Work
Influence flows
Substructural relationships Forms of internal interdependence Resource
flow
flows
through network
Superstructural relationships Form of control"
Legal sanction
Political sanction
Emergent structures
Agreement/contract
Network organizations
of coordination
Interlocking directorates
institutionalized rule
Joint ventures
structures
" These forms of control parallel four major forms of rationality identified by Diesing (1973): economic, social, legal and political rationality. Significantly, Diesing states that the common function performed by each of these forms of rationality is the building up of some kind of order or control as a mechanism for ensuring the continued existence, or collective adaptation, of society.
Abb. 1 :
Joint Action in Organizational Collectives (Quelle: in Anlehnung an Astley/Fombrun 1983, hier: S. 581)
Industrial Ecology
63
Ob es sich um eine direkte oder indirekte Beziehung handelt, hängt von der Anzahl der in einem Organisations-Kollektiv zusammenarbeitenden Partner ab. Bei wenigen Teilnehmern liegt eine direkte Beziehung vor, bei vielen Partnern eine indirekte Beziehung. Bei direkten Beziehungen werden interaktive Kooperationsformen eingesetzt, während sich indirekte Beziehungen durch UnÜberschaubarkeit auszeichnen und stärkere Formen der Einflußnahme verlangen.
Bei der Art der Interdependenz unterscheiden die Autoren danach, ob „artgleiche" Organisationen miteinander agieren (= kommensalistische Interdependenz eines Organisations-Kollektivs) oder ob es sich um „artverschiedene" Organisationen handelt, die miteinander in einer symbiotischen Interdependenz stehen. Letztere können ihre Ziele nur gemeinsam durch kooperatives Verhalten erreichen.
Die hier zu behandelnden Verwertungsnetzwerke werden von Schreyögg als „organische" Organisations-Kollektive interpretiert, die zueinander im Verhältnis einer symbiotischen Interdependenz stehen.2 Er bezeichnet sie als locker verknüpfte Handlungs-Kollektive oder auch als „(Umwelt)-Komplexitätsreduktions-Gemeinschaften". Nach Schreyögg ist kennzeichnend für interorganisationale Kollektive, daß sie mehrere (im Grenzfall viele) Organisationen umfassen, die über wechselseitige Erwartungsstrukturen aufeinander bezogen sind und mit dem Ziel eines gegenseitigen Nutzens gemeinsam handeln.3
Ein zentrales Instrument der Funktionsweise von Netzwerken stellt die Koordination dar. Die unterschiedlichen Koordinationsinstrumente lassen sich je nach
2 3
Schreyögg 1996, S. 383 vgl. Schreyögg 1996, S. 387
Industrial Ecology
64
gegenseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit und Handlungsspielraum der Netzwerkunternehmen differenzieren.4
Die folgende Abbildung 2 verdeutlicht diese Zusammenhänge:
Niedrig
Hoch
Handlungsspielraum der Netzwerkunternehmen
Abb. 2:
Koordinationsinstrumente für Netzwerke (Quelle: Wildemann 1997, hier: S. 428)
4
siehe dazu im einzelnen Wildemann 1997, S. 417-434
Industrial Ecology
65
Die Bindung zwischen den Netzwerkunternehmen beruht vor allem auf Vertrauen und Selbstverpflichtung, d.h. auf impliziten Verhaltensnormen. Auf diese Weise wird die Verhaltensunsicherheit reduziert und auf Opportunismusstrategien verzichtet. Mit anderen Worten: Kooperative Verhaltensweisen lassen den Verzicht auf umfangreiche Kontrollinstrumente zu und verringern den Koordinationsaufwand. Ökonomisch betrachtet geht es auch bei ökologischen Netzwerken um die Maximierung der Differenz zwischen den Erträgen der Zusammenarbeit und dem erforderlichen Koordinationsaufwand.
Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Netzwerken ist deren interorganisatorische Flexibilität. Sie wird durch folgende Faktoren bestimmt:5
-
in der Regel nur wenig spezifizierte Verträge
-
strukturelle und kulturelle Organisiertheit der Netzwerkbeziehungen im Sinne einer losen Kopplung
-
das im Netzwerk verfügbare Ausmaß an Slack und Redundanz und
-
durch die Höhe der Mobilitätsbarrieren, die sich einer einzelnen Unternehmung bei Ein- und Austritt aus dem Netzwerk entgegenstellen.
3. Die,,Industriesymbiose' ' aus ökologischer Sicht Der Begriff„Industriesymbiose" trifft nur einen Teilbereich der Ökologie, wenn man die folgende Definition Habers zugrunde legt: „Ökologie ist die Wissenschaft von den Beziehungen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt.".6 Denn im Industriebetrieb
bzw.
Produktionsbetrieb
sind
erstens
auch
Menschen
(= Lebewesen) tätig, aber neben anderen Personen und in Verbindung mit ande5
vgl. Sydow 1992, S. 116
66
Industrial Ecology
ren Produktionsfaktoren. Letztere bleiben jedoch bei dieser begrifflichen Abgrenzung unberücksichtigt.
Natürliche Ökosysteme verknüpfen zweitens jedes Lebewesen (als Systemelement) über Stoff- und Energieströme mit anderen Lebewesen, und zwar ohne Rückstände und homöostatisch durch Selbstregelung. In industriellen Produktionssystemen fehlen weitgehend natürliche Stoff- und Energiekreisläufe; Güterwirtschaften sind vielmehr angewiesen auf anthropogene Stoff- und Energiezufuhr von außen und geben Stoffe, Energien und Rückstände nach außen ab. Es handelt sich nicht um Organismen, sondern um Organisationen, denn die anfallenden Stoffe sind i. d. R. weder aus natürlichen Stoffen hervorgegangen, noch können sie in natürliche Elementarbausteine zerlegt werden, die von der Natur wiederzuverwerten sind.7
Auf der anderen Seite ist zu prüfen, wie weit Funktionsweisen natürlicher Ökosysteme auf „Techno-Ökosysteme"8 übertragbar sind, als Anstöße für tiefergehende Problemanalysen und für neuartige Problemlösungen (vgl. die Arbeitsweise der Bionik). Dies gilt insbesondere für das industrielle Recycling bei der „Industriesymbiose". Im dänischen Kaiundborg auf Seeland verwendet man bewußt einen Begriff aus dem natürlichen Ökosystem.
Unter „Symbiose" versteht man in der Biologie das permanente Zusammenleben von verschiedenartigen Organismen zum gegenseitigen Nutzen. Als Symbiosepartner („Symbionten") können verschiedene Pflanzenarten, Tierarten sowie Pflanzen und Tiere auftreten.
6
Haber 1992, S. 16 vgl. Strebel 1996, Sp. 1304 8 Haber
7
Industrial Ecology
67
Ja nach Intensität des Nutzenaustauschs lassen sich ein lockeres Nutzverhältnis („Mutualismus") und eine echte Symbiose unterscheiden. Mutualismus liegt vor, wenn Vögel größeren Säugetieren das ihnen selbst als Nahrung dienende Ungeziefer abfressen (ζ. B. Schafstelze den Schafen oder Krokodilwächter den Alligatoren).
Bei einem echten Symbioseverhältnis wird die Verhaltensweise beider Partner im Zusammenhang mit der Putztätigkeit spezifisch verändert. Beispielsweise fressen Fische anderen Fischen ihre ektoparasitischen Krebse ab. Bei einer Endosymbiose (als einer Form der echten Symbiose) bergen Tiere in ihrem Körper dauernd pflanzliche Organismen. Zum Beispiel fuhren Schwämme und Nesseltiere einzellige Algen in sich und erscheinen dadurch gelb oder grün (wie ζ. B. der Süßwasserpolyp). Die Algen werden geschützt durch den tierischen Körper und können sich entwickeln, indem sie die vom Wirt gebildete Kohlensäure nutzen. Sie selbst sind in der Lage, anorganische Stoffe zu assimilieren und scheiden dabei Sauerstoff ab; beides kommt wiederum dem tierischen Partner zugute.
Schließlich existiert eine intrazelluläre Endosymbiose beim Menschen und anderen Säugetieren. Sie können ζ. B. Tuberkelbakterien oft jahrelang in verkalkten Lungenkiluslymphknoten verbleiben. Sie verleihen dem Körper eine Infektionsimmunität und dem Bakterium eine Überlebensmöglichkeit, wenn auch bei stark eingeschränktem Stoffwechsel.
Aus der Forstwirtschaft ist die als Mykorrhiza bezeichnete Zusammenarbeit zwischen Bäumen und Pilzen bekannt. Der Pilz hilft mit bei der Ernährung des Baums durch Aufnahme von Phosphor, Kali und Sauerstoff. Wälder sind in der Lage, in gewissem Maße radioaktive Strahlen zu absorbieren. Es werden sowohl feinstverteilte radioaktive Stäube ausgefiltert als auch gasförmiges Jod aufgefangen.
68
Industrial Ecology
Als Fazit ergibt sich, daß aus grundsätzlichen Überlegungen heraus nur sehr eingeschränkt und allenfalls in Analogie von Symbiosen im Produktionsbereich gesprochen werden kann. Charakteristische Merkmale von Symbiosen im betrieblichen Bereich sind beispielsweise die Integrierung von Ressourcen und durch gesteuerte Eigentumsrechte Koordinationsprozesse. Demgegenüber steht bei Netzwerken ein Kooperationsverbund von weitgehend selbständig operierenden Unternehmen im Mittelpunkt, der Spezialisierungsvorteile durch die gemeinsame Nutzung von externen Ressourcen anstrebt. Verwirklicht wird dieses Ziel durch Einsatz geeigneter Informations- und Kommunikationstechniken sowie die Formulierung gemeinschaftlicher Werte und Regeln.9
4.
Erfolgsfaktoren der „Industriesymbiose" Kaiundborg im Vergleich zum Verwertungsnetz Steiermark
Es kann als offene Frage betrachtet werden, aus welchen Gründen das Netzwerkprojekt Küstenregion Emden/Dolllart nicht zustande gekommen ist und ob hier vielleicht die Erfolgsfaktoren der „industrial symbiosis" fehlten, die in Kaiundborg wesentlich waren.
Aus der Sicht eines Betrachters zeichnet sich der Modellfall Kaiundborg durch sechs Merkmale aus:10
(1)
Das Netzwerk wuchs ganz von selbst und entstand nach Aussagen von Jorgen Christensen als ein „Nicht-Projekt".
9
vgl. Picot/Neuburger 1997, S. 129 vgl. Schnabel 1997
10
Industrial Ecology
(2)
69
Die treibenden Kräfte waren ökonomische. Man stand unter dem puren Zwang, etwas tun zu müssen, und z.B. die riesigen Mengen an verbrauchter Nährlösung bei Novo Nordisk (dem Bio-Tech-Unternehmen) als Biomasse an die Landwirte in der Region weiterzugeben. Bei den insgesamt 13 Geschäftsbeziehungen wurde nach Aussagen der Beteiligten zum Teil sehr hart gehandelt und verhandelt.
(3)
Es bestanden keine Idealvorstelllungen von einer Zero Emission-Factory, wohl aber die Idee einer gegenseitgen Verflechtung mit dem Ziel, den Aufwand für jedes einzelne Unternehmen und die Gesamtbelastung für die Umwelt zu minimieren.
(4)
Die vertraglichen Beziehungen entstanden freiwillig und ohne Konkurrenzängste. Die Einsicht, daß sich nur Foren des Austausche schaffen lassen und Kommunikation nicht zu erzwingen ist, entsprach den Realitäten in Kalundborg.
(5)
Die Netzwerkpartner müssen über eine gewisse Größe und Produktmenge verfügen und dürfen auch räumlich nicht zu weit auseinanderliegen.
(6)
Noch wichtiger als qualitative Unterschiede im produktionsbedingten Input und Output der Firmen ist eine kurze mentale Distanz zwischen den Managern und den beteiligten Unternehmen. Der Fehlschlag in „Stigsnaes Industriemilio" zeigt, daß jeder Versuch einer bürokratischen Regelung regionale Recycling-Netzwerke vereitelt. Nur wenn eine offene Informationspolitik betrieben wird, entstehen keine oder nur unwesentliche Probleme mit lokalen Bürgerinitiativen. Dabei hat sich eine zentrale Koordination aller Informations- und PR-Aktivitäten durch einen Promotor als sinnvoll erwiesen.
70
Industrial Ecology
Die ersten netzwerkbezogenen Kooperationen entwickelten sich in anfänglich häufigen firmenübergreifenden Sitzungen. Die Folge war, daß durch größeres Wissen über eigene und fremde Rückstände zusätzliche Verwertungsbeziehungen geschaffen werden konnten und weitere Ausbaukonzepte entstanden. Zur Symbiose passende Unternehmen wurden direkt angesprochen und gebeten, sich in der Region anzusiedeln (z. B. eine Chemiefabrik, die die Abwässer aus der biotechnischen Fabrik verwerten konnte, und landwirtschaftliche Betriebe, welche mit der Abwärme des Kraftwerks Glashäuser beheizten).
Da Kaiundborg ein nicht komplexes, weil kleines Netzwerk darstellte, konnten die zentralen Koordinationsfünktionen freiwillig durch eine Person und wegen persönlicher Kenntnis der Kooperationspartner auch praktisch problemlos ausgeübt werden. Das regionale Netzwerk Steiermark zeichnet sich dagegen durch eine höhere Diversität, die Einbeziehung von zahlreichen Branchen und eine Vielzahl von Systemelementen und -beziehungen aus. Es handelt sich folglich um ein großes und recht komplexes Netzwerk. Dabei führen zahlreiche Kommunikationsbeziehungen zu einer überproportionalen Kostensteigerung infolge großer externer Skaleneffekte. Der Bekannheitsgrad der Manager untereinander ist relativ gering. Bei einer solchen Konstruktion erscheint die Übernahme der Koordinationsaufgaben durch eine überbetriebliche Institution sinnvoll. Deren Aufgaben liegen zunächst in der Information der Unternehmen über regional verfügbare Rückstandsmengen und -arten. Ebenfalls obliegt ihr die (unparteiische) Beratung der angeschlossenen Partner zwecks Erhöhung der Recyclingquote. Schließlich muß sich die Koordinationsstelle um die interne Förderungs- und Kommunikationsaufgabe kümmern, Öffentlichkeitsarbeit betreiben und allfällige Konfliktfälle lösen helfen.
Industrial Ecology
71
Zieht man aus dem Vergleich der beiden Netzwerke organisatorische Konsequenzen, so ergibt sich folgendes:11 (1)
Gegenseitiges Kennen und Vertrauen ist der wichtigste Faktor eines regionalen Netzwerks. Auf dieser Grundlage können interpersonelle und interorganisatorische Barrieren beiseite geräumt werden, die eine überbetriebliche Kooperation leicht scheitern lassen.
(2)
Unabdingbar sind gemeinsame Informationsveranstaltungen und spezifische Schulungsmaßnahmen der Arbeitskräfte, ζ. B. im Hinblick auf die Wartung und Sicherheit der Anlagen.
(3)
Wie insbesondere die Analyse des Steierischen Verwertungsnetzes zeigt, erfolgt ein intensiver Rückstandsaustausch nicht nur in streng kooperativer Form, sondern auch durch sogenannte Pseudokooperationen, d. h. durch wiederholte Marktbeziehungen zwischen den Teilnehmern ohne das Vorhandensein faktischer Bindungen.
(4)
Informations- und Organisationsbeziehungen sind leichter zu gestalten, je kleiner und überschaubarer das Verwertungsnetz ist. Mit wachsender Größe steigt auch das Risiko des Scheiterns und der finanzielle Koordinationsaufwand, bedingt durch die Notwendigkeit einer zentralen Koordinationsstelle.
Die Übertragung von unternehmensübergreifenden Koordinationsaufgaben auf eine speziell eingerichtete Zentralstelle (die sogenannte Schaltbrettunternehmung) ist vorteilhaft, wenn eine kaum noch überschaubare Vielzahl von Koordinationen zu bewältigen ist. Sie schließt die Kooperationsverträge mit den Netz11
vgl. dazu im einzelnen Strebel/Schwarz/Ortner 1994, Schwarz 1994 und Strebel 1995
72
Industrial Ecology
werkpartnern ab und sorgt für deren permanente Überprüfung und Anpassung an relevante Änderungen der Situation.12
5.
Der Umgang mit opportunistischem Verhalten
Für die Beziehungen zwischen zwei oder mehr Organisationen ist der Umgang mit Konflikten wichtig, die sich aus opportunistisch-egoistischem Verhalten eines Kooperationspartners ergeben. Die Möglichkeit opportunistischen Verhaltens besteht vor allem angesichts relativ offener und flexibler Verträge zwischen den Netzwerkunternehmen.13 Aus Effizienzgründen ist eine möglichst geringe Verhaltensunsicherheit anzustreben. Ein Dilemma ergibt sich allerdings durch die Forderung, eine durch offene Vertragsgestaltung mögliche und insgesamt wünschenswerte Flexibilität zu erhalten.
Als wichtigste Ursache für das Scheitern von Kooperationen gelten personelle Schwierigkeiten. Probleme im zwischenmenschlichen Bereich führen nach einer RKW-Umfrage zu egoistischem, nicht-kooperativem Verhalten (26 %). Als weitere Gründe gelten die mangelnde Bereitschaft zur Weitergabe von Informationen (19 %), nicht eingehaltene Absprachen (15 %) sowie eine zu einseitige Aufgabenverteilung (17 %).14 Eine Begrenzung der Verhaltensunsicherheit durch explizite Verhaltensnonnen wie Weisungen und Vorschriften scheidet aus, da diese die erstrebte Flexiblität verringern. Außerdem fehlt in der Regel eine hierarchische Instanz als zentrales Koordinationsinstrument. Da Netzwerke langfristig orientiert sind und komplexe
12
siehe Picot/Dietl/Franck 1997, S. 148-152 vgl. Wildemann 1997, S. 433 14 vgl. Kelting-Büttner 1991, S. 5 13
Industrial Ecology
73
Leistungsbeziehungen aufweisen, scheiden Sanktionen über den Markt im allgemeinen ebenfalls aus. Nach Wildemann ergeben sich zwei mögliche Lösungsansätze.15 Erstens kann durch Selbstverpflichtung der Netzwerkpartner die Verhaltensunsicherheit reduziert und damit ein erklärter Verzicht auf Opportunismus geleistet werden. Durch die Generierung von Vertrauen ergeben sich langfristige, kooperative Verhaltensweisen. Die Fokussierung auf gemeinsame Werte und Ziele beinhaltet einen Verzicht auf umfangreiche Kontrollmaßnahmen und reduziert dadurch den Koordinationsaufwand.
Zweitens kann Vertrauen durch geeignete personelle Beziehungen zwischen den Netzwerkpartnern aufgebaut werden. Dies geschieht ζ. B. in Form von gemeinsamer Teamarbeit, einem intensiven Informationsaustausch und der Verringerung von Schnittstellen. Ein Unternehmen kann seine Koordinationsreichweite über die eigenen Ressourcen hinaus vergrößern, indem es sich in ein überbetriebliches Netzwerk einbindet. Ein ,.Ressourcen-Leverage-Effekt'' entsteht dann, wenn die Kosten für die Koordination der unternehmensextern vorhandenen Ressourcen geringer sind, als wenn diese Koordinationsleistung unternehmensintern erbracht werden müßte. Mit anderen Worten: Die engere Einbindung und bessere Abstimmung aller zur Leistungserstellung in einem ökologischen Netzwerk notwendigen Unternehmen muß höher sein als die für den Recyclingaustausch aufzuwendenden Koordinationskosten zwischen den einzelnen Partnern. Der Leverage-Effekt ist um so größer, je effizienter die Koordination selbst gestaltet wird.
Opportunistisches Verhalten kann erfolgreich bekämpft werden, wenn zu den organisatorischen Voraussetzungen die personellen ergänzend hinzutreten. Dies 15
siehe Wildemann 1997, S. 436 f
74
Industrial Ecology
läßt sich auch für anders strukturierte Unternehmensnetzwerke belegen, wie beispielsweise Netzwerke in der Textilindustrie der Region Modena.16 Hier arbeiten eine große Anzahl von kleinen, spezialisierten Firmen komplementär zusammen. Ein Koordinationsspezialist („impannatore") engagiert Modedesigner, erkundet den Markt, initiiert die Herstellungsprozesse und veranlaßt die Versendung der Ware an den Handel. Er sorgt für die Durchsetzung einer flexiblen Spezialisierung innerhalb des Netzwerks, das durch ein gegenseitiges Vertrauen der Firmen untereinander und zu dem Impannatore zusammengehalten wird.
6.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Übertragung des Netzwerkgedankens auf den Umweltbereich hat sich nicht nur in Kaiundborg bewährt, sondern bietet auch künftige Chancen. Gerade weil die Zukunftsbranche Umwelttechnik mit ihren derzeit 6.400 deutschen Anbietern und rund 800.000 Arbeitnehmern zur Zeit stagniert, wenn auch auf hohem Niveau, ist nach Möglichkeiten der Vernetzung und Verzahnung zu suchen. So hat sich beispielsweise ein Netzwerk Umweltbiotechnologie etabliert, dessen Koordinationsstelle bei der DECHEMA e.V. verankert ist und das weitere Transferstellen bei der Ruhr-Universität Bochum und der TUHH-Technologie GmbH in Hamburg sowie ein umweltbiotechnologisches Zentrum bei der UFZ LeipzigHalle GmbH umfaßt. Die positiven Erfahrungen mit Kaiundborg legen es nahe, beim Aufbau ökologischer Netzwerke inkremental vorzugehen und mit zwei Partnern zu beginnen (zu den Perspektiven der Netzwerke im Bereich der Umweltbiotechnologie siehe Altenhöhner 199717). So ist beispielsweise in Rositz bei Altenburg im Osten Thüringens ein Zentrum für Umwelttechnik im Entstehen. 16 17
vgl. dazu Schreyögg 1996, S. 384 ff Altenhöhner 1997
Industrial Ecology
75
Auf dem Gelände eines alten Teerwerks sollen bis zum Jahre 2000 700 Arbeitsplätze geschaffen und 350 Mio. investiert werden (pessimistische Schätzungen gehen davon aus, daß zu den bestehenden 170 Arbeitsplätzen bei bisher 19 Unternehmen 200 hinzukommen werden). Das Ziel ist die Sanierung eines 400.000 m3 umfassenden Teersees und eines 43 Hektar großen Werksgeländes. Der Teersee wurde bereits im zweiten Weltkrieg zur Altlast (Leuna) und gehörte wie der Uranbergbau zu den größten Umweltlasten der DDR in Thüringen. Der Inhalt des Teersees soll vor allem zu Koks und Öl verarbeitet werden. Verwendet werden könnten z.B. sowohl Koks als auch Öl in einer Ziegelei, die von dem schwäbischen Unternehmer Anton Grehl mit 40 bis 50 Mitarbeitern und einer Produktionskapazität von 100.000 t im Jahr geplant ist. Das Öl dient als Brennstoff, der Koks als Beimischung zum Rohstoff, um feinste Poren in den Ziegeln zu erreichen.
Das Beispiel macht deutlich, daß auch bescheidene Ansätze zur Bildung ökologischer Netzwerke sinnvoll sind, weil sie gleichzeitig betriebswirtschaftliche Ziele erfüllen und arbeitsplatzschaffende Auswirkungen beinhalten. Es zeigt aber auch, wie stark solche Projekte in den Sog politischer Auseinandersetzungen geraten können. Nachdem der ursprüngliche Versuch der von Lothar Späth gegründeten Jena Umwelt-Technik zur Schaffung eines umfangreichen ökologischen Netzwerks scheiterte, entstand als Auffanggesellschaft die Aufbaugesellschaft Ost. Sie wurde schließlich von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen übernommen, die inzwischen federführend für die Sanierung des Teersees ist.
Die folgende Übersicht gibt den gegenwärtigen Stand der Vernetzungen zwischen den am Projekt beteiligten Firmen wieder. Es handelt sich dabei um Produktionsunternehmen und Ingenieurbüros, Labors, Technikumseinrichtungen und Beratungsunternehmen.
76
Abb. 3:
Industrial Ecology
Umwelttechnologie und Recyclingpark Rositz (Quelle: Angaben der Retexo-RISP GmbH, Rositz)
Industrial Ecology
77
Eine wichtige Rolle bei der Errichtung des Umwelttechnologie- und Recyclingparks Rositz mit seiner am Prinzip der Kreislaufwirtschaft orientierten Konzeption spielt die Retexo-RISP GmbH in Rositz. Ihr Ziel ist es, einen konkreten Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung im Interesse der künftigen Generationen zu leisten. Das Unternehmen engagiert sich bei der Suche nach geeigneten Netzwerkpartnern, bei der Betreuung der angesiedelten Betriebe und bei der Vermarktung von Recyclingprodukten und -technologien zur Aufbereitung von Klärschlamm-, Kraftwerks- und Müllverbrennungsaschen. Es bietet den beteiligten mittelständischen Firmen die Möglichkeit eines gemeinsamen Einkaufs von Rohstoffen und Kreislaufwirtschaftsgütern an, eines gemeinschaftlichen Verkaufs von zusammenfassenden Endprodukten sowie eines gebündelten Marketings.
78
Industrial Ecology
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81
Industrielle Ökologie mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung? Wallner, H. P.
Dieser Beitrag befaßt sich mit der nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft und deren Wirtschaft. Mit der Interpretation der nachhaltigen Entwicklung als Evolutionsschritt der Gesellschaft wird ein Weg in Richtung ansteigender Komplexität vorgezeichnet. Als wichtige Bausteine der neuen komplexen Systeme werden Netzwerke mit den drei wesentlichen Wirkungsbereichen, Ökologie, Ökonomie und Soziologie, ausführlich diskutiert. Es sind diese umfassenden und mit der gesamten Gesellschaft verwobenen Netzwerke, die eine nachhaltige
Entwicklung
fordern
werden.
Als
lokale
und
regionale
Umsetzungsstrategie wird die Bildung von Öko-Clustern vorgeschlagen. Diese Öko-Cluster vereinen sowohl neue Systemstrukturen - die innovativen Störungen, die mit alten Strukturen in direkte Konkurrenz treten - als auch eine Anzahl von bereits bewährten Systemelementen, nachdem diese einen Prozeß der selektiven Auswahl
und
der
Adaption
an
neue Erfordernisse durchlaufen
sind.
Abschließend werden alternative Möglichkeiten für urbane und regionale Systeme diskutiert und ein Modellprojekt für die Entwicklungsleitbilder nach dem ÖKOFIT-Park-Konzept vorgestellt.
82
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
1. Die nachhaltige Entwicklung als globale und lokale Entwicklung
Unter einer nachhaltigen Entwicklung wird hier ein holistisches Szenario der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung verstanden, das eine soziokulturelle, eine ökologische und eine ökonomische Dimension aufweist. Diese Form der Entwicklung zeichnet sich durch Harmonie im Umgang der Menschen untereinander und im Umgang mit der Natur aus. Die menschlichen Aktivitäten orientieren sich dabei an den vorhandenen Potentialen und vorgegebenen Grenzen der Ökosysteme. Das Szenario der nachhaltigen Entwicklung wird sich nicht durch einfache, lineare Systeme auszeichnen. Es wird dies im Gegenteil eine von einer neuen Art der Komplexität getragene Entwicklung sein. Auf gegenseitigem Vertrauen basierende Nahverhältnisse, komplexe Netzwerke und ausgeklügelte Versorgungs- und Verwertungssysteme, sowohl lokal als auch global, werden zum neuen Mittelpunkt der menschlichen Aktivitäten. Den Konzepten für eine nachhaltige Entwicklung werden Lösungsvorschläge für die derzeitigen Krisen der Gesellschaft und Wirtschaft sowohl globaler als auch lokaler Natur abverlangt.
In der World Conservation Strategy1 wird die nachhaltige Entwicklung (engl, „sustainable development") erwähnt. In diesem Papier wurde jedoch der Fokus auf Ökosysteme gelegt und daher keine umfassende Definition gegeben. Wesentlich wichtiger und besser bekannt ist die Definition der nachhaltigen Entwicklung Development.
im Bericht der World 2
Commission
on Environment
Im sogenannten „Brundtland Report" wird die nachhaltige
Entwicklung zwar sehr vage, aber umfassend beschrieben: 1
and
WCS, 1980, publiziert von IUCN, WWF und UNEP
„Sustainable
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
83
development is development that meets the needs of the present without compromizing the ability of future generations to meet their own needs."3 Im umfangreichen Dokument „Agenda 21" als Ergebnis der UN Conference on Environment and Development (UNCED, in Rio de Janeiro, 1992) wird ein möglicher Entwicklungsprozeß beschrieben. Es soll ganz besonders auf Principle 25 hingewiesen werden: Environment, development and peace are interdependent
and
indivisible
(UNCED
Principles
of
Sustainable
Development)." Diese Aussage charakterisiert die nachhaltige Entwicklung und unterstreicht die Wichtigkeit einer simultanen und umfassenden Betrachtung von Umwelt- und Entwicklungsproblemen. Nur eine ausgewogene Entwicklung kann den Frieden sichern.
Die Agenda 21 und nicht zuletzt die sehr bescheidene Erfolgsbilanz ihrer Umsetzung bis zur Folgekonferenz in New York, 1997 (Earth Summit +5, United Nations General Assembly Special Session (UNGASS) to Review and Appraise the Implementation of Agenda 21), zeigt uns, daß wir mit den bisher bekannten und vertrauten Instrumenten keinen entscheidenden Durchbruch erzielen werden können. Das derzeitige Grundproblem der fehlenden Identifikation des einzelnen mit Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und deren Problemen, muß durch Weckung des Interesses an der Allgemeinheit durch Mitbestimmung und Einbeziehung gelöst werden. Die Umsetzung der Agenda 21 fordert daher eine bisher nicht dagewesene Delegation der Verantwortung auf die lokale Ebene der Kommunen und Gemeinden. In Kapitel 28 der Agenda 21 wird auch die Idee, kleine Einheiten, bestehend aus Kommunen und Gemeinden, zu bilden und einen Konsultationsprozeß mit der Bevölkerung zu starten, angeregt. Es sind die Bürger, die Initiativen, die Wirtschaftstreibenden, die lokalen Institutionen und andere Akteure, die in Zusammenarbeit ein Konzept für ihre Zukunft erarbeiten 2 3
WCED, 1987 ibid. Seite 43
84
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
und umsetzen müssen.4 Der inhaltliche Rahmen der Agenda 21 wird demnach nur durch eine starke bottom-up Bewegung erfolgreich implementiert werden. Die Gesellschaft muß auf die immanent Selbstorganisation
5
vertrauen
und
alte
vorhandenen
„top-down
Prinzipien
der
Programmierungen"
ausschalten. Durch Selbstorganisation kann sich die Gesellschaft zu einer verantwortungsbewußten und entscheidungsfreudigen Einheit entwickeln, die sich letztendlich automatisch an die Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung anpassen wird.6
2. Die nachhaltige Entwicklung als Evolutionsschritt
Dieser Arbeit liegt folgende Hypothese zu Grunde: Der Übergang von einer nicht-nachhaltigen in eine nachhaltige Gesellschafts- und Wirtschaftsform ist ein Evolutionsschritt. Demnach handelt es sich nicht um eine Weiterentwicklung des derzeitigen Systems durch Effizienzsteigerungen bei gleichzeitiger Beibehaltung der alten Strukturen, sondern um den Übergang in einen neuen Systemzustand. Das Entwicklungsmodell der „Inseln der Nachhaltigkeit" geht von innovativen Störungen - den Inseln der Nachhaltigkeit - aus, die neue Strukturen in das alte System einfuhren und somit dessen Strukturstabilität in Frage stellen können.7 Entstanden in der Diskussion mit Frau DI Andrea Grabher, Inst, für Verfahrenstechnik, TU-Graz, Handbuch zur Umsetzung der Local Agenda 21. Zum Thema Selbstorganisation der Gesellschaft siehe Krohn und Küppers (1992) und Moser und Narodoslawsky (1996) Die Ordnungspolitik gibt dazu natürlich auch weiterhin den Rahmen vor. Siehe dazu Wallner, Narodoslawsky und Moser (1996). Das Konzept der Strukturstabilität wurde den Arbeiten von Prigogine (1980) entnommen und in einem anderen Zusammenhang neu interpretiert.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
85
Der Adaptionsprozeß einer Region an eine nachhaltige Entwicklung wird als ein Prozeß in Richtung steigender Komplexität des Systems beschrieben. 8
2.1 Eine kurze Systembeschreibung
Komplexe Systeme finden sich sowohl in der Natur als auch in anthropogenen Systemen. Das Gehirn oder das Immunsystem eines Menschen, ein ausgereiftes Ökosystem (z.B. ein Tropenwald), eine Großstadt wie Mexiko City sind einige Beispiele hoch komplexer Systeme im natürlichen und anthropogenen Umfeld. Ihnen allen liegen Eigenschaften zugrunde, die sie als komplexe Systeme auszeichnen. 9
Wenn wir aus einem komplexen Meta-System einer Stadt oder Region nun ein Subsystem herausgreifen - z.B. das industrielle System - so muß klar sein, daß dieses Subsystem mit seinem Trägersystem in Kommunikation steht. Das industrielle System für sich ist wieder ein komplexes System auf einer niedrigeren hierarchischen Aggregationsebene. Es besteht aus einem Netzwerk von Betrieben, die in Interaktion miteinander stehen. Die Betriebe sind die Grundelemente des Systems, die Prozeßeinheiten
(PE). 10 Prozeßeinheiten sind
durch eine Reihe wichtiger Eigenschaften charakterisiert. Sie sind durch eine ® Auch wenn die Komplexität des regionalen Wirtschaftssystems ansteigt, wird die von den Individuen empfundene Komplexität durch ansteigendes Vertrauen eher vermindert werden. Vertrauen ist ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität (Luhmann, 1989). 9 In Holland (1995) werden sieben Grundlagen komplexer Systeme definiert. Es sind dies die vier Eigenschaften Aggregation, Nicht-Linearität, Flüsse, und Diversität sowie die drei Mechanismen Interne Modelle, Tagging und Bausteine. Für eine Definition der Prozeßeinheiten siehe Wallner, Narodoslawsky und Moser (1996).
86
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
Systemgrenze definiert, sie stehen mit ihrer Umgebung in Kommunikation durch den Austausch von Gütern, Energie, Information, Kultur, Personen, Kapital, et cetera - und zwar mit anderen PE, mit der Gesellschaft und mit der Ökosphäre. Die PE unterliegen einem Wettbewerb um vorhandene Ressourcen und
einem
Zwang
zur
Aktivität,
d.h.
zur
aktiven
Teilnahme
am
Wirtschaftsgeschehen. Die PE stehen miteinander in Kommunikation und bilden durch ihre Verbindungen eine Netzwerkstruktur aus. In Tabelle 1 wird ein kurzer Systemvergleich zwischen einer biologischen Zelle und einer wirtschaftlichen Einheit, einem Betrieb, versucht.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
•
Die biologische Zelle als
Der wirtschaftliche Betrieb als
Systemelement
Systemelement
die Zelle ist ein thermodynamisch
•
87
auch der Betrieb ist ein offenes System (Austausch von Personen,
offenes System
Materialien und Stoffen, Energie, Kapital, Information, Kultur, etc.) •
die Zelle steht in Kommunikation
•
mit der Umgebung (andere Zellen)
der Betrieb kommuniziert ebenfalls mit seiner Umgebung (Betriebe, Gesellschaft und Ökosphäre)
•
die Zelle steht in einem Wettstreit
•
auch für Betriebe stellen Ressourcen ein beschränktes Gut
um vorhandene Ressourcen
dar (auch Raumressourcen) •
für die Zelle besteht Zwang zur Aktivität
•
für den Betrieb gilt ebenfalls ein Zwang zur Aktivität und Weiterentwicklung
Tabelle 1: Systemvergleich und Analogiebeziehungen zwischen einer biologischen Zelle und einem wirtschaftlichen Betrieb. Die Eigenschaften der biologischen Zelle wurden einer Abhandlung von Roth (1990) über neuronale Netzwerke entnommen.
2.2 Die „simulierte" Komplexität
Der Hypothese, daß die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit mit einer Erhöhung der Komplexität des Systems verbunden ist, könnte entgegengehalten werden, daß bereits heute ein ungeheuer komplexes System vorliegt, dieses aber nicht-nachhaltig agiert. Wenn diese Analogie zwischen natürlichen und anthropogenen Systemen aber konsequent verfolgt wird, müssen auch einige Grundregeln der natürlichen Evolution beachtet werden. Die wichtigste Regel
88
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
dabei lautet, daß zum Aufbau der Komplexität eines Systems nur solare Energiequellen benutzt werden dürfen, wie eben auch in der Natur.11 Wenn daher das industrielle System seine Komplexität nur durch fossile Rohstoffe aufbauen und aufrechterhalten kann, so muß dies als simulierte Komplexität bezeichnet werden. Dadurch wird trotz hoher Diversität der PE und intensiven Interaktionen und Vernetzungen kein nachhaltiger Zustand erreicht werden. Es ist vielmehr ein
Kennzeichen
der nicht-nachhaltigen
Gesellschaft und
Wirtschaft, daß nur eine scheinbar hohe Komplexität, meist auf Kosten der Ökosphäre, erreicht werden konnte. Die wirkliche Reife des anthropogenen Systems und damit seine Nachhaltigkeit kann an dem gemessen werden, was an Organisation, Struktur und Funktion nach Wegfall der fossilen Rohstoffe aufrechterhalten werden kann, und hier besteht zweifellos Entwicklungsbedarf.
3.
Die nachhaltige Entwicklung der Industrie
Wenn wir den Übergang von Wirtschaft und Gesellschaft in eine nachhaltige Entwicklung als Evolutionsschritt verstehen, so wird diese Entwicklung also in Richtung einer höheren Komplexität auf solarer Basis fuhren. Gleiches kann auch für das industrielle Subsystem angenommen werden. Um nachhaltige Strukturen in der Industrie aufzubauen, müssen wir demnach die Komplexität im System erhöhen. Dazu gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die im folgenden diskutiert werden.
11
Siehe dazu Odum (1983) und Lotka (1922 und 1956).
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
89
3.1 Erhöhung der Komplexität als Ziel
Eine Grundeigenschaft komplexer Systeme ist die Aggregation der PE zu größeren Einheiten. 12 Bei der Aggregation der Grundelemente zu höheren Einheiten bilden sich neue Eigenschaften und somit neue „Meta-Einheiten" aus. Aus einzelnen Industriebetrieben entsteht durch weiterführende Aggregation (Vernetzung) das industrielle System einer Stadt und einer Region. Die Aggregationsstufen können bis auf die globale Ebene verfolgt werden. Die dabei entstehende Struktur der Systeme ist vereinfacht in Abbildung 1 dargestellt.
Die
Komplexität
des
Aggregationsebenen,
industriellen
Systems
kann
nun
auf
allen
auf der lokalen, der Urbanen, der regionalen, der
nationalen, internationalen bis globalen Ebene, erhöht werden. Zur Erhöhung der Komplexität eines Systems stehen folgende Systemparameter zur Veränderung zur Verfügung:
-
die Anzahl der Betriebe (PE) im System
-
die Diversität der PE (Branchenvielfalt und Größenverteilung)
-
die Interaktionen, d.h. der Grad der Vernetzung (erstens die Interaktionsdichte, d.h. die Vernetzungen pro Raumeinheit (z.B. auf eine Stadt bezogen), zweitens die Interaktionsintensität, d.h. die Interaktionen pro Zeiteinheit und deren Stärke)
12
Siehe Holland (1995)
90
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
" .·.«··'" ν , \.·... It ** 1 > t V ··· ) »«Y ;.··. ""J.J*»' ' J ; '..V'
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(A)
/ . . ^
1
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(Β)
Abb.l: Aggregation von Prozeßeinheiten (PE). PE (z.B.) Betriebe schließen sich zu größeren Einheiten zusammen (Industrie- und Gewerbeparks, Städte und Regionen) bis hin zu globalen Einheiten. (A): Aggregationen in einer Region (B): Symbolische Darstellung der Sub- und Meta-Einheiten (Holons13) Diese Parameter werden für jede Aggregationsstufe variiert und gelten sowohl zwischen den einzelnen PE (Betrieben) wie auch zwischen deren Aggregationen. Innerhalb der Grenzen des betrachteten Systems, z.B. innerhalb des betrieblichen Netzwerkes einer Stadt, müssen daher diese Systemparameter optimiert werden, sodaß sich eine optimale Komplexität des Systems entwickeln kann. Es ist zu betonen, daß ein solches System nicht von „extern" aufgebaut werden kann, sondern daß ausschließlich erste Rahmenbedingungen 1 4 vorgegeben werden können, die eine solche Systementwicklung möglich machen. Das System selbst muß sich durch Selbstorganisation entwickeln. 13
14
Köstler (1967) beschreibt die Bausteine komplexer Systeme als „Holons," als nach oben und unten offene Sub-Systeme, die zugleich Meta-System und Sub-System, sozusagen „Herr und Dienender", sind. Mit der Parabel des Uhrmachers „Bios" wird der Vorteil der Bausteine im Aufbau komplexer System beschrieben. Ein beliebiger Uhrmacher, der sein Werk Teil für Teil zusammensetzt, ohne zuvor größere Bausteine zu fertigen, ist dem besonderen Uhrmacher namens Bios, der aus den Einzelelementen größere Einheiten baut und erst diese zum Gesamtwerk der Uhr zusammenfugt um Klassen unterlegen. Dieser Mechanismus, der in der Evolution in der Natur eine herausragende Eigenschaft darstellt, muß auch für die Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschafts- und Wirtschaftsform genutzt werden. Auch die Rahmenbedingungen sind einem Entwicklungsprozeß unterworfen.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
91
Um jedoch eine nachhaltige Entwicklung anzustreben, werden weder alle Vernetzungen von Betrieben gleichbedeutend sein, noch alle Vernetzungen auch Positives bewirken. Es wird also durchaus Vernetzungen geben, die aus der Sicht der nachhaltigen Entwicklung nicht anzustreben sind. Um dieser Problematik entgegentreten zu können, wird folgende weitere Hypothese formuliert: Das System von Industrie und Gewerbe muß sich an die Natur anpassen und weiters in die Natur einpassen. Aus den angestellten Analogieüberlegungen folgt auch eine als Optimum angenommene Vernetzungsstruktur. Dieser Adaptionsvorgang wird im folgenden Abschnitt beschrieben.
3.2 Industrie und Ökologie (Ein- und Anpassung)
Auch wenn eine nachhaltige Entwicklung eine ökologische, ökonomische und soziale Dimension aufweist, ist der ökologischen Dimension eine deutliche Priorität einzuräumen. Es ist zu fordern, daß die Funktion der Ökosysteme als Träger aller menschlichen Aktivitäten gewährleistet bleibt, um die Basis für die menschliche Entwicklung in einem natürlichen Umfeld zu erhalten. Die Entwicklung der Gesellschaft und der Ökonomie muß sich demnach an den natürlichen Gegebenheiten - den regionalen und globalen Potentialen orientieren. Für die Funktionen und Strukturen von Industrie und Gewerbe wird in der Diskussion der .industriellen Ökologie"15 auf natürliche Ökosysteme Bezug genommen.16 Die menschlichen Aktivitäten und Verhaltensweisen sollen sich an „reifen" Ökosystemen orientieren und sich an deren Flexibilität, Dynamik und 15
Der Begriff "industriell" schließt hier Gewerbe und Dienstleistungen mit ein.
92
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
Kreativität zumindest annähern. Ökosysteme versuchen, angepaßt an die örtlichen Verhältnisse, die vorhandenen Rohstoffe in aktive Kreisläufe einzubinden und die verfügbare solare Energie sinnvoll zu nutzen.17 Die Vielfalt und Redundanz der biologischen Arten, deren Vernetzung durch Interaktionen, deren Synergien und Symbiosen entwickeln einen optimierten Systemzustand. Zu den Eigenschaften und Verhaltensweisen ausgewählter natürlicher Systeme können analoge Eigenschaften und Verhaltensweisen im industriellen System angegeben werden. In Tabelle 2 sind ausgewählte Beispiele solcher Analogien aufgelistet.
Soll sich das industrielle System an natürlichen Ökosystemen orientieren, müssen weitreichende Änderungen eingeleitet werden. Diese Änderungen können in zwei Bereiche gegliedert werden. -
Bereich 1: Einpassung in die Natur (Interface zwischen Anthroposphäre und Ökosphäre)
-
Bereich 2: Anpassung an die Natur (Strukturen, Funktionen, Handlungsweisen innerhalb der Anthroposphäre)
16
17
Ein umfassender Überblick der Entwicklung der „Industriellen Ökologie" wird in Erkman (1997) gegeben. "In every instance considered, natural selection will so operate as to increase the total mass of the organic system, to increase the rate of circulation of matter through the system, and to increase the total energy flux through the system, so long as there is presented an unutilized residue of matter and available energy" (Zitat aus Lotka, 1922, S. 148).
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
93
Analogie im industriellen
Eigenschaft in der Natur
Ökosystem •
Natürliche Artenvielfalt und
•
Redundanz
Typen von industriellen Aktivitäten mit Möglichkeiten zu Redundanz
•
Netzwerke - z.B. neuronale
•
Industrielle Netzwerke - z.B. produktionsorientierte Netzwerke
Netzwerke
oder Verwertungsnetzwerke •
Rohstoff- und Energiebedarf
•
(Kreisläufe und Kaskaden)
analog Rohstoff- und Energiebedarf (neue Kreisläufe und Kaskaden)
•
•
regional angepaßt (Tropenwald,
•
regional angepaßt an ökologische
Tundra) an klimatische
Potentiale und an das
Bedingungen
Humanpotential
fraktale Geometrie der Natur
•
quasi-fraktale Vernetzungsstruktur der PE
•
lernfähig - Entwicklung aus Krisen (Resilience, d.h. selbstlernend)
•
weniger technischer Fortschritt, aber besserer Umgang mit Problemen und mit Krisen
Tabelle 2:
Ausgewählte Analogiebeziehungen zwischen dem natürlichen und dem industriellen Ökosystem.
Der erste Bereich umfaßt die Austauschaktivitäten - die Kommunikation - des industriellen Systems mit der Ökosphäre. Austauschaktivitäten sind einerseits die Rohstoffentnahme (im weiteren Sinn, d.h. auch der Verbrauch von Raum) und andererseits die Abgabe von Emissionen. Der zweite Bereich konzentriert sich auf das anthropogene - hier im speziellen das industrielle - System selbst. Der Fokus liegt auf den Strukturen, den Organisationsformen, den Aktivitäten und Verhaltensweisen. Darunter verstehe ich z.B. die Verteilung der Unternehmen
94
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
nach Typen und Größe, deren räumliche Verteilung, deren Funktionen und Aktivitäten im System, deren Austauschaktivitäten untereinander und deren Organisationsformen (Netzwerke, Kooperationen, Cluster, etc.).
Viele Maßnahmen aus dem zweiten Bereich, d.h. solche, die das industrielle System
selbst
betreffen, werden
auch
direkte
Auswirkungen
auf
die
Kommunikation mit der Ökosphäre haben. Mit dem Beispiel der regionalen Verwertungsnetze verändert man erstens die Strukturen im System durch Kreislaufschließungen
und
Nutzungskaskaden.
Zweitens
haben
diese
Änderungen direkte Auswirkung auf die Austauschvorgänge des industriellen Systems mit der Ökosphäre. Die Rohstoffentnahme und die Emissionsabgabe werden verlangsamt und somit auf einen Zeitraum bezogen verringert. Der versuchte Vergleich der industriellen Systeme mit Ökosystemen zeigt weiters einen ganz wesentlichen Aspekt der nachhaltigen Entwicklung auf. Das optimale System kann nur im Zusammenhang mit den regionalen Gegebenheiten definiert werden. Es sind die regionalen Rahmenbedingungen, die ökologischen Potentiale und das Humanpotential, die eine nachhaltige Entwicklung der Region maßgeblich beeinflussen.18 Während sich in der Natur in einer Region ein tropischer Regenwald entwickeln kann, zeigt sich unter anderen Bedingungen die Tundra als das beständigste System. Für das industrielle System kann daher auch nur regionalspezifisch eine nachhaltige Entwicklung definiert werden. Die Unternehmenstypen und ihre optimale Vernetzungsstruktur - auch die Verteilung der globalen und lokalen Netzwerke und Kooperationen - lassen sich somit nicht allgemein spezifizieren. Der nachhaltig mögliche Rohstoff- und EnergieverDas Humanpotential einer Region unterliegt natürlich einem Entwicklungsvorgang. Auch die Potentiale der regionalen Ökosysteme können durch menschliche Aktivitäten beeinflußt werden.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
95
brauch kann auch nur aufgrund der lokal-regionalen Potentiale definiert werden. 19
Dennoch soll hier die allgemeine Hypothese formuliert werden, daß eine Intensivierung der Netzwerktätigkeiten und Kooperationen auf regionaler Ebene eine notwendige (natürlich keine hinreichende) Bedingung für eine nachhaltige Entwicklung ist.
Ebenfalls aus einer einfachen Analogieüberlegung von der Natur auf das industrielle System geschlossen, wird eine bestimmte Netzwerkstruktur als die für eine nachhaltige Entwicklung wünschenswerte Struktur angenommen (siehe dazu Abbildung 1). Auf lokaler (bzw. regionaler, urbaner) Ebene ist die Vernetzung am intensivsten. Die Interaktionsdichte (Anzahl der betrieblichen Vernetzungen im Systemraum) wird auf dieser Ebene am höchsten sein. Auf den folgenden
Aggregationsebenen,
d.h.
den
Meta-Regionen
nimmt
die
Interaktionsdichte zunehmend ab. Es ergibt sich eine quasi-fraktale Struktur der Vernetzung.
Diese quasi-fraktale und per Annahme einer nachhaltigen
Entwicklung
entsprechende Vernetzungsstruktur unterscheidet sich stark von der derzeitigen Struktur. Wenngleich bereits heute eine Zunahme der Vernetzungsdichte von der globalen auf die regionale Ebene übergehend zu verzeichnen ist, so reicht die derzeitige Vernetzungsdichte in der Regel auf den unteren Ebenen nicht aus, um funktionale Einheiten erkennbar zu machen (vergleiche die Ausbildung von Holons, dargestellt in Abbildung 1). Sind zu viele Betriebe einer Stadt oder Region international verflochten und global eingebunden, so fehlt dem 19
Die Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung lassen sich nur individuell für eine Region angeben. Die Möglichkeiten der Entwicklung für einen Industriebetrieb sind
96
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
regionalen Netzwerk der Zusammenhang und somit auch der „Sinn", so z.B. das gemeinsame Interesse und die Identifikation. Im anderen Extrem, d.h. einer ausschließlich lokal/regionalen Vernetzung entsteht zwar ein starkes Netzwerk, das aber keine Einbettung in höhere Aggregationen findet - somit kein entwicklungsfähiges Holon ist - und damit auch durch fehlendes Feedback krisenanfällig und nicht nachhaltig beständig sein wird. In einer nachhaltigen Entwicklung20 kommt dem regionalen Zusammenhang eine neue Bedeutung zu. Es ist erstens die Kooperationsbereitschaft, die Kultur der Zusammenarbeit, die eine nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene fordert. Zweitens kann nur ein regionales Netzwerk eine Einbettung in die Trägerregion (eine Verwurzelung) garantieren. Diese regionalen Wurzeln (d.h. auch eine starke Anbindung an die regionalen Potentiale und Talente) sind die Basis für die Ausweitung der Netzwerke nach „oben", also hin zu globalen Märkten. Die derzeitige nicht-nachhaltige Wirtschaft vermißt das Bindeglied zwischen den lokal/regional tätigen Betrieben und der internationalen und globalen „Elite". Diese Wirtschaft gleicht somit einem Baum, der den Kontakt zu seinen Wurzeln verloren hat. Aufmerksamkeit erregen (z.B. Wirtschaftspolitik betreiben) kann man zwar besser mit dem, was sich oberhalb der Erdoberfläche findet, die lebensnotwendigen
Prozesse laufen aber
großteils
unterhalb
ab.
Ohne
Verwurzelung kann man zwar über eine kurze Zeit (eben deshalb nicht nachhaltig) gut existieren und mit Hilfskonstruktionen (z.B. Börsenkurse) die Stabilität aufrecht erhalten, hat aber keine längerfristige Überlebensperspektive.
20
ebenfalls nicht isoliert zu definieren (z.B. durch Benchmarking) sondern über seine Funktion im regionalen System. Hier ganz allgemein gemeint, d.h. nicht nur auf das industrielle System bezogen.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
4.
97
Netzwerke und Kooperationen
Es wird im folgenden weiter die Netzwerkthematik diskutiert, wobei der Schwerpunkt der Umsetzung sich entsprechend der obigen Argumentation auf die lokale und regionale Ebene konzentriert.
4.1 Das Netzwerkparadigma
Cooke und Morgan haben den Begriff des „Netzwerkparadigmas (Network Paradigm)" eingeführt.21 In Anlehnung an den in der Literatur vielfach beschriebenen Paradigmenwechsel der Gesellschaft, vom mechanistischen zum holistischen Paradigma,22 wollen sie auf einen einsetzenden Umbruch der Entwicklung in Richtung Kooperationen und Netzwerke hinweisen. Im allgemeinen kann der Wechsel des vorherrschenden Weltbildes als mit der nachhaltigen Entwicklung Hand in Hand gehend aufgefaßt werden. Für den konkreten Fall der Ausbildung von Netzwerken und Kooperationen wird eine neue systemische Sicht der Welt angeboten. Jedes Systemelement findet eine neue Funktion im System vor. In einem Netzwerk entstehen Eigenschaften, die durch das Zusammenwirken der Elemente bedingt werden, wie sie in den Einzelelementen nicht zu finden sind. In einem industriellen Netzwerk als Beispiel übernimmt ein Betrieb auch eine Rolle als „Dienender des Netzwerkes", in dem Sinne, daß er bestimmte Funktionen für das Gesamtsystem ausführt. Die Einbindung in das Netzwerk und die Unterordnung bestimmter individueller Interessen zum Wohle des Gesamtsystems bedeutet jedoch nicht, daß der Betrieb 21 22
Siehe Cooke und Morgan (1993). Dieser Paradigmenwechsel wurde z.B. von Capra (1982) und von Moser und Narodoslawsky (1996) eingehend beschrieben. Andere Begriffe wie das Synergetic Paradigm (Haken, 1983) oder das Paradigma der Selbstorganisation (Krohn und Küppers, 1992) wurden ebenfalls geprägt.
98
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
die Eigenständigkeit im Sinne einer Selbstbestimmung und Selbstverantwortung aufgeben muß. Ausgewählte Charakteristika des Netzwerkparadigmas werden in Tabelle 3 skizziert.
Das Netzwerkparadigma •
Eine systemische Sichtweise der Welt dominiert; das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile;23
•
Einzelne Einheiten sind im Netzwerk sowohl „servants" als auch „masters" (Dienende und Herren);^ die Elemente gewinnen erst durch ihren Zusammenhang im Netzwerk ihre volle Bedeutung
•
Vor- und Nachteile im Netzwerk müssen geteilt werden25
•
Vertrauen und Kooperationsbereitschaft sind primäre Bedingungen für die Funktion eines Netzwerkes
•
Die Erfolgsfaktoren im Netzwerk sind nicht Perfektion und methodische Starrheit sondern Kreativität und Flexibilität26
Tabelle 3: Wichtige Charakteristika des Netzwerkparadigmas.
Diesen Charakteristika in Tabelle 3 kommt gerade in der Umsetzung von Netzwerken große Bedeutung zu. Es muß jedem Netzwerkteilnehmer klar sein, daß ein Netzwerk nicht nur Vorteile bringen wird. In einigen Bereichen muß im Netzwerk Rücksicht auf andere gleichwertige Teilnehmer genommen werden, 23 24 25 26
Siehe von Bertalanffy (1973) Siehe z.B. Moser (1986) Siehe z.B. Powell (1990) Die Tätigkeit "Wissenschaft" soll von den Tugenden der Exaktheit, Widerspruchsfreiheit, Maximiening des Wissens unter gegebenen Bedingungen u.v.a.m. geprägt sein. Feyerabend argumentiert, daß diese Tugenden den Erkenntnisgewinn durchaus behindern können, und daß folglich Lücken und Widersprüche, Unwissenheit und Dickköpfigkeit, Vorurteil und Lüge die eigentlichen Vorbedingungen sind, um den Erkenntnisgewinn nicht zum Stillstand zu bringen (Feyerabend, 1986). Ähnliches wird auch für die Dynamik der Netzwerke angenommen.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
99
was gerade in Bereich der KMU (Kleinen und mittleren Unternehmungen), die vollkommene Unabhängigkeit in der Entscheidungsfindung gewohnt sind, anfangs als Einschränkung empfunden werden kann. Heutige Netzwerke basieren sehr
oft auf
bereits
bestehenden
persönlichen
Beziehungen
zwischen
Unternehmern und sind daher eher zufallig verteilt als systemisch entwickelt. Für die Entwicklung von neuen Netzwerken in Städten und Regionen muß erst eine Vertrauensbasis, die eine Kooperationsbereitschaft entstehen läßt, geschaffen werden.
4.2 Netzwerkformen - eine Typologie
Für die Bildung von Netzwerken in einer neuen industriellen Ökologie stehen viele Möglichkeiten offen. Eine mögliche Einteilung von Netzwerken kann wie folgt vorgenommen werden (Tabelle 4):
100
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
Neizwerktypologie 1. nach dem funktionellen Wirkungsbereich und der Zielsetzung der Netzwerke (ökologisch / ökonomisch / sozial) 2. nach den involvierten Akteuren (Industrie, Gewerbe, Handwerk, Institutionen, Landwirtschaft, Kommunen, Einzelpersonen, etc.) 3.nach den Austauschgrößen (Information, Materie, Energie, Kapital, Personen, Kultur etc.) 4. nach der Intensität des Zusammenhangs (loser Zusammenhang bis vertragliche Fixierung, mobile Transportmittel bis Pipelines, Wählleitungen bis Standleitungen, etc.) 5. nach der zeitlichen Entwicklung (Aktivität nur bei Bedarf bis zu dauerhaft aktiven Netzwerken) 6. nach der Struktur und Organisation (linear bis fraktal, hierarchisch bis gleichberechtigt, Sieger und/oder Verlierer, horizontal-komplementär-vertikal) 7. nach dem räumlichen Wirkungsbereich (lokal bis global) Tabelle 4: Typeneinteilung von Netzwerken.
Die Funktionen, die Netzwerke zu erfüllen haben, können sehr verschieden sein. Der
primäre
funktionelle Wirkungsbereich
kann
ökonomische
Aspekte
schwerpunktsmäßig umfassen. Diese Netzwerke von Unternehmen dienen einer Verbesserung der ökonomischen Situation im weiteren Sinne. Folgende Ziele können mit diesen ökonomisch orientierten Netzwerken (vgl. Tabelle 4, Punkt 1) verfolgt werden:27 27
Für die Zusammenstellung der Netzwerktypen wurden Ideen teilwiese aus Amin (1994), Camagini (1991), Cook und Morgan (1993), ISW (1994), Neuschwander und Berthe (1992), Powell (1990), Schwarz (1994), Staudt (1992), Tödtling (1994), Woltron (1996) und Wood (1993) entnommen.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
101
Schaffung neuer oder/und Sicherung alter Märkte -
aus der Position der Stärke am Markt (Ausbau der Machtposition)
-
aus der Position der Schwäche
Verbesserung des Marketings und Erweiterung der Akquisitionsfelder Aufbau von Forschungs- und Entwicklungsnetzwerken bis hin zur Entwicklungskooperation Aufbau von Produktionsnetzwerken zur -
Erweiterung des Produktionsangebotes (ζ. B. vom Bauunternehmen zum Schlüsselfertighaus-Anbieter)
-
Spezialisierung des Produktionsangebotes (z.B. Ausrichtung der Produktion auf einen bestimmten Kunden)
-
Schließung von Wertschöpfungsketten (Veredelungsnetzwerke; z.B. vom Landwirt bis zum Spezialschinkenhersteller, Bauernläden bis zum Direktvermarkter)
-
Erweiterung der Produktionskapazitäten (z.B. um neue Abnehmer zu gewinnen)
-
Flexibilisierung der Angebotspalette (in Produktarten und Stückzahlen)
Aufbau von Dienstleistungsnetzwerken -
analog zu Produktionsnetzwerken
-
auch in Kombination, sodaß die Produktion und die Dienstleistung gekoppelt werden
Aufbau von Kapazitäts- und Auslastungsnetzwerken (z.B. Verleih von Fachkräften und von Maschinen) Schaffung von Einkaufsnetzwerken (z.B. für Roh- und Hilftsstoffe, Betriebsmittel, etc.) Aufbau von Vertriebsnetzwerken (verbesserter Kundendienst wie 24-Stunden Service, siehe auch Märkte) Errichtung von Aus- und Weiterbildungsnetzwerken
102
-
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
Bildung von Netzwerken für Prozeß- und Fachberatungen und für den Erfahrungsaustausch
-
Kooperationen (hier eher Kooperationen als losere Netzwerke) für gemeinsame Investitionen in: -
gemeinsame Infrastruktur (Transportpark, Energieversorgung, Büro- oder Lagerräume, EDV-Anlagen, Werksküchen, etc.)
-
gemeinsame Maschinen, Patentrechte, etc.
Aufbau von Innovations- und Technologienetzwerken (hier auf betriebliche Netzwerke bezogen, siehe auch Netzwerke mit regionalwirtschaftlicher Zielsetzung).
Netzwerke die primär vor allem eine regionalwirtschafliche Zielsetzung verfolgen, sind z.B.: -
Innovationsnetzwerke zur Schaffung eines „innovativen Milieus"28
-
LEDNs - Local Economic Development Networks29 -
Vernetzung und Integration von wichtigen Akteuren der regionalen Entwicklung (private Sektoren, Institutionen, Administration, Interessensvertreter, etc.).
Beim Aufbau z.B. eines LEDN steht vom Initiator des Netzwerkes die Stärkung der gesamten regionalen Wirtschaft bereits in der Konzeption im Vordergrund. In den zuvor genannten Beispielen steht jedoch primär der betriebswirtschaftliche Standpunkt im Vordergrund und der regionalwirtschaftliche ergibt sich im Anschluß. 28
In Camagini (1991) wird das innovative Milieu definiert: „An innovative 'milieu' may be defined as a set, or a complex network of mainly informal social relationships on a limited geographical area, often determining a specific external 'image' and a specific internal 'representation' and sense of belonging, which enhance the local innovative capability through synergetic and collective learning processes" (Camagini, 1991, Seite 3).
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
103
Das Beispiel der industriellen Verwertungsnetze (meist in der Form, daß unternehmensfremde Rezyklate Primärrohstoffe substituieren) zeigt ein Netzwerk mit einem primär ökologischen Wirkungsbereich, dem sich sekundär auch eine ökonomische Wirkung anschließt. Schwarz beschreibt zahlreiche Beispiele solcher
industriellen
Verwertungsnetze.
Sowohl im Rückstandsnetz
der
Küstenregion Emden/Dollart, dem bereits weltweit bekannten Kaiundborg Symbiosis
Park
und
im
von
Schwarz
detailliert
dargestellten
und
weiterentwickelten Verwertungsnetz Obersteiermark sind die ökologische und die ökonomische Dimension sehr positiv vereint.30 Die Einsparung an Primärstoffen bringt ökologische Vorteile durch einen reduzierten Ressourcenverbrauch und einer verringerten Abfallproduktion, da Stoffe durch Kreislaufführung und Kaskadenschaltungen länger im anthropogenen System gehalten werden können. In den gezeigten Beispielen sind diese ökologischen Vorteile fast ausschließlich mit ökonomischen Einsparungen verbunden. Joergen Christensen,31 der Initiator der Kaiundborg Industrie-Symbiose, betont auch die ökonomischen Vorteile der Netzwerke, da keine einzige Maßnahme in Kaiundborg zur Umsetzung hätte kommen können, wenn nicht die wirtschaftlichen Vorteile im voraus geklärt gewesen wären. Ein weiteres Beispiel eines Netzwerkkonzeptes, das primär ökologisch orientiert ist, wird mit dem ÖKOFIT-Biogas-Netzwerk dargestellt. Diesem Konzept entsprechend werden Fette und Flotate, als Reststoffe des Schlachtgewerbes, in einem Verwertungsnetz gemeinsam mit Schweinegülle von landwirtschaftlichen Betrieben in einer Biogasanlage energetisch verwertet. Die Nährstoffe 29 30 31
des
Substrates
werden
über
die
Biosphäre,
d.h.
über
Siehe Wood (1993). Siehe Schwarz (1994). Vortrag von Joergen Christensen in Graz, beim Symposium: Verwertunsgnetz Obersteiermark, 1997 und im persönlichen Gespräch.
104
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
landwirtschaftliche Flächen, rezykliert. Es bilden sich auf diese Weise Netzwerke mit weitreichenden regionalen Vorteilen aus.32
Die bereits weit verbreiteten Local Exchange Trading Systems (LETS) können als Beispiel für Netzwerke mit primär sozialem Wirkungsbereich angegeben werden.33 Diese Netzwerke basieren auf einem Tauschsystem von Fähigkeiten der Menschen einer Region. Besonders jene Menschen, die aus einer aktiven Teilnahme am Wirtschaftsgeschehen ausgeschlossen sind, oder nur bedingt teilnehmen können, finden in diesen Netzwerken einen neuen Rückhalt, den das staatliche Sozialsystem nicht mehr bieten kann oder will. Es entsteht so durchaus ein kleines revolutionierendes Wirtschaftssystem innerhalb des anerkannten Systems („Schattenwirtschaft"). Somit werden diese Systeme vergleichbar mit der parallelen Einführung neuer Strukturen z.B. im Energiebereich, die den traditionellen Sektoren der Wirtschaft direkte Konkurrenz machen. Diese Systeme sind als innovative Störkeime zu interpretieren, die auf Selbsthilfe und Selbstbestimmung beruhen und somit eine nachhaltige Entwicklung unterstützen.
Die genannten Beispiele von bestehenden und in Entwicklung befindlichen Netzwerken
machen
deren
isolierte
Existenz
aus
der
Sicht
ihres
Wirkungsbereiches deutlich. Um die drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung, die ökologische, die ökonomische und die sozio-kulturelle Dimension, anzusprechen, müssen neue Formen von integrierten Netzwerken entstehen.34
32 33 34
Siehe dazu ÖKOFIT (1995 und 1996a) und Wallner und Schauer (1997). Beispiele finden sich in Dodge (1990) oder Douthwaite (1992). Die Punkte 2 bis 7 aus Tabelle 4 werden hier nicht gesondert diskutiert.
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
105
4.3 Adaption und selektive Vernetzung (Öko-Cluster)
In der industriellen Ökologie wird als Umsetzungsmaßnahme die Ausbildung von ökologisch verträglichen Industrie-Clustern forciert. Diese Cluster zeichnen sich durch eine rege Vernetzung auf Basis von Material- und Energieflüssen aus. Derzeit wird das Hauptaugenmerk den Nebenströmen des industriellen Metabolismus geschenkt. Während die größenmäßig wichtigen Rohstoff- und Produktströme aus den Betrachtungen nahezu ausgegliedert werden, versucht man intensiv die Reststoffe zu minimieren. Der Abfall des einen Betriebes soll zum Rohstoff eines anderen Betriebes werden. Zweifellos wird man durch diese Ansätze wesentliche Forstschritte in ökologischer Hinsicht machen, für eine nachhaltige Entwicklung wird aber diese Strategie alleine nicht zielführend sein. Selbst wenn alle Neben- und Restströme eines Kohlekraftwerkes in anderen Betrieben Verwendung finden können, wie z.B. die Niedertemperaturwärme über eine Fernwärmeversorgung für Heizzwecke in Kommunen und für Prozeßwärme in
Betrieben,
Gips
aus der
Entschwefelungsanlage
als
Rohstoff
zur
Gipskartonplattenerzeugung, oder die Aschen in der Baustoffindustrie als Additive, wird sich daraus kein nachhaltiges Produktionssystem ergeben. Auf die Kohlendioxidemissionen hat diese Clusterung zwar einen wesentlichen Einfluß (Reduktion um ein Drittel möglich), der Hauptrohstoff bleibt jedoch fossiler Herkunft. Eine stoffliche und energetische Vernetzung von Betrieben wird also im allgemeinen ökologisch sinnvoll sein, aber nur in bestimmten Fällen, d.h. in Abhängigkeit von den zu vernetzenden Prozeßeinheiten auch zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Die Strategie zur Clusterung von Betrieben - zur Ausbildung von Öko-Clustern - für eine nachhaltige Entwicklung soll daher sehr selektiv erfolgen. Folgende Vorgangsweise ist als zielführend anzusehen:
-
Aufbau von neuen Strukturen, mit kleinräumiger Ausdehnung, die mit den derzeitigen Strukturen der nicht-nachhaltigen Wirtschaft in Konkurrenz
106
Industrielle Ökologie - Mit Netzwerken zur nachhaltigen Entwicklung?
treten (Beispiel Energiesystem: nicht die Einbindung der Großkraftwerke auf Kohle und Ölbasis in „Quasi Öko-Cluster", sondern der parallele Aufbau völlig neuer Strukturen (z.B. Biomasse und Biogasanlagen, Solaranlagen, Windkraftanlagen etc.), muß forciert werden. -
Einbindung vorhandener Prozeßeinheiten des bestehenden Systems in die neuen
Öko-Cluster
der nachhaltigen
Entwicklung,
sofern
bestimmte
(>UND10 MA) • Steinmetzbetriebe (< 10 MA)
Abb. 4: Übersicht über die steirischen Steinmetzbetriebe
231
Verwertung von Granitabfállen
Abbildung 4
zeigt eine geographische Übersicht
über die
steirischen
Steinmetzbetriebe, wobei ca. 85 der 100 vorhandenen Betriebe eingezeichnet sind. Steinmetzbetriebe mit einer Größe von mehr als 10 Mitarbeitern sind auf der Abbildung durch eine Raute gekennzeichnet, die kleinen Betriebe unter 10 Mitarbeitern durch einen Punkt.
2.2 Entsorgungs- und Verwertungsmöglichkeiten Über die Gesamtmenge des in der Steiermark verarbeiteten Granits gibt es keine verbindlichen Zahlenangaben.9 Derzeit werden fast 100% der anfallenden Granitabfälle deponiert. Die anfallenden Reststücke aus Naturstein werden also im Betrieb in einen Container geworfen und bei Bedarf deponiert. Eine sortenreine Trennung der Granit- von den Marmorabfällen bzw. von den sonstigen Natursteinrückständen erfolgt bislang nicht. Die Bereitschaft zur Trennung der Granit- von den Marmorabfällen ist bei dem Großteil der kontaktierten Betriebe aber vorhanden. Plattenstücke aus Granit mit einer Dicke von ca. 3-4 cm werden in einem obersteirischen
Unternehmen,
das
Teilnehmer
am
Verwertungsnetz
Obersteiermark ist, zu kleineren Mauersteinen gebrochen. Diese sogenannten Zwicker, so werden die Granitstücke mit naturgebrochener Kante genannt, werden von einem Arbeiter auf einer hydraulischen Brecheinrichtung in die richtige Form und Größe gebracht, anschließend auf Paletten geschlichtet und
9
Weder der Landesinnungsmeister der Steinmetze, noch einige der telefonisch kontaktierten Steinmetzbetriebe konnten (oder wollten) eine genaue Schätzung darüber abgeben, welche Mengen an Granit pro Jahr in der Steiermark bzw. im jeweiligen Betrieb als Rückstand anfallen.
232
Verwertung von Granitabfällen
zum Selbermauern angeboten. Die Größe der Steine beträgt ca. 30 χ 50 χ 200 mm. Andererseits werden aber mit diesen Zwickern im Betrieb selbst auch Zaunsäulen und Zaunfelder sowie Brunnen individuell nach Farbe und Größe vorgefertigt und zum Verkauf angeboten.
Abb. 5: Selbstgemauerte Zaunsäulen (Foto:Fast)
Verwertung von Granitabfállen
Abb. 6:
233
Vorgefertigte Zaunfelder (Foto:Fast)
2.3 Voraussetzungen für die Verwertung Voraussetzungen für die Weiterverarbeitung der Abfälle zu Zwickern sind also:
•
eine ausreichende Größe der Steine und
•
sortenrein vorliegender Granit
Sind Granit- und Marmorabfälle vermischt, so muß der Marmor ausgesondert werden, da sich dieser nicht zur Weiterverarbeitung zu Zwickern eignet. Derzeit stellt das Unternehmen rund 5 Tonnen Granitzwicker pro Monat aus den eigenen Granitabfállen her. Es ist aber an den Granitabfällen anderer Steinmetzbetriebe
234
Verwertung von Granitabfállen
interessiert, um dadurch die Produktion an Zwickern ausweiten und die Nachfrage befriedigen zu können.
2.4 Potential der Granitverwertung
Steinmetzbetriebe in der Steiermark
• • • 4
Steinmetz be triebe (>10 MA) Steinmetzbetriebe («10 MA) Verwerter von Granitabfällen Potential
Abb. 7:
Potential an Granit-Abfällen in der Steiermark
Die Schätzungen der telefonisch kontaktierten Steinmetz-Betriebe reichen von wenigen hundert Kilogramm bis zu 2-3 Tonnen pro Betrieb und Monat. Ein vom Autor geschätzter Durchschnittswert liegt bei ca. 1 Tonne verarbeitbares Material pro Monat und Betrieb. Legt man diesen Durchschnittswert auf die Gesamtzahl der Betriebe in der Steiermark um, so kommt man auf ein hochgerechnetes Potential von 80-100 Tonnen im Monat.
Verwertung von Granitabfällen
235
Der einzelne Steinmetz-Betrieb erreicht durch die Weiterbearbeitung der GranitPlatten einerseits eine Verringerung seiner eigenen Abfalle, die sonst deponiert werden müßten, und andererseits können durch die Vorfertigung der Zaunsäulen, Zaunfelder und Brunnen in den winterschwachen Monaten Arbeitnehmer im obersteirischen Verwertungsnetz-Betrieb beschäftigt werden, die andernfalls freigesetzt werden müßten. Zudem entsteht aus Abfall ein verkaufsfähiges Produkt.
Bei einer Zusammenarbeit zwischen den Steinmetzbetrieben könnten also in der Zukunft die Deponien um diese Menge an Granitabfällen entlastet werden. Die Kooperation der Betriebe ist also aus einzel- und gesamtwirtschaftlicher Sicht durchaus begrüßenswert.
Verwertung von Grobasche, Flugasche und Reststoffen aus der Rauchgasreinigung von Kraftwerken
236
3. Verwertung von Grobasche, Flugasche und Reststoffen aus der Rauchgasreinigung von Kraftwerken Die Qualität und Quantität der Rest- und Abfallstoffe bei Wärmekraftwerken ist abhängig von der Art und Beschaffenheit sowie von Inhaltststoffen des Brennstoffs, vom Verbrennungsprozeß selbst und von der nachgeschalteten Rauchgasreinigung.
3.1 Entstehung der Aschen Bei der Verteuerung von Steinkohle im Brennraum von Kraftwerken entstehen schwankende Mengen an festen Reststoffen. Die in den Kohlemühlen aufgemahlene Kohle wird meist über spezielle Brenner staubförmig in den Feuerungskessel eingeblasen und verbrannt. Jene Ascheanteile, die in der Mühle nur unvollständig gemahlen oder durch Agglomerationsvorgänge im Feuerraum jene Größe und Gewicht besitzen, die ein Mitreißen mit der Verbrennungsluft bzw. mit dem entstehenden Rauchgasstrom unmöglich macht, werden je nach Feuerungs-und Kesselsystem direkt als Grobasche aus dem Kessel ausgeschleust. Im untersuchten Dampfkraftwerk fallen 4-9 Massenprozent des eingesetzten Brennstoffs als Grobasche an. Der
Großteil
der
Kohleteilchen
ist
so feinkörnig, daß sie mit
der
Verbrennungsluft durch den Kessel im Rauchgas mitgerissen werden. Dabei erfolgt eine fast vollständige Verbrennung des Kohlenstoffs, wodurch nur noch
Verwertung von Grobasche, Flugasche und Reststoffen aus der Rauchgasreinigung von Kraftwerken
237
unbrennbare Ascheteilchen mit minimalen Resten an Kohlenstoff in die speziellen, dem Kessel nachgeschalteten Feststoffabscheider gelangen. Mittels Elektrofilter werden diese festen Teilchen als Flugasche aus dem Rauchgasstrom trocken abgetrennt.
3.2 Entstehung des Trockensorptionsreststoffes Die Rauchgasentschwefelung erfolgt außerhalb des Kessels in einem eigens dafür vorgesehenen Reaktor. Beim Trockensorptionsverfahren wird CA(OH)2 in pulvriger Form und getrennt davon Wasser kontinuierlich in einen Wirbelschichtreaktor eingebracht, in welchem die Reaktion mit dem S0 2 erfolgt. Das Reaktionsprodukt (Trockensorptionsreststoff) wird anschließend in einem nachgeschalteten Filter abgeschieden, wobei ein Teilstrom zur Verfahrensoptimierung rezirkuliert wird. Als Besonderheit der Verfahrensfuhrung ist die Staubvorabscheidung zu erwähnen, die dazu fuhrt, daß die Entschwefelungsprodukte wahlweise und gezielt mit 20-100% der Flugaschen erzeugt und abgeschieden werden können.
Pro eingesetzter Tonne Brennstoff entstehen im untersuchten Dampfkraftwerk ca. 5 kg Grobasche, ca. 100 kg Flugasche und ca. 150 kg Trockensorptionsreststoff (TSR) als Entschwefelungsprodukt.
3.3 Zusammensetzung der Reststoffe Chemisch gesehen sind die Aschen aus der Verteuerung von Steinkohle Gemische von Oxiden, Silikaten und Alumosilikaten der in der Kohle
Verwertung von Grobasche, Flugasche und Reststoffen aus der Rauchgasreinigung von Kraftwerken
238
enthaltenen Elemente, die in den verschiedensten kristallinen Mineralphasen vorliegen können. Dort wo die Temperaturen hoch und die Verweilzeiten groß genug sind, treten auch glasige Bestandteile auf. Von der chemischen Zusammensetzung unterscheiden sich die Grobaschen nur geringfügig von den Flugaschen. Die wesentlichen Unterschiede sind die höheren Bestandteile an Unverbranntem (Glühverlust) in der Grobasche, welche durch Einschlüsse von nicht ausgebrannten Kohleteilchen hervorgerufen werden und andererseits der Feuchtegehalt der Grobasche, welcher durch den Austrag im Naßentschlacker bis zu SO % ausmachen kann. Flugaschen werden grundsätzlich aus dem Anlagensystem ausgeschleust. Die Spurenelementkonzentration in der Flugasche variiert je nach eingesetzter Steinkohle. Da sich manche aus der Kohle freigesetzten Schwermetalle bevorzugt an den Feinstpartikeln anlagern, können bis zu 20% der enthaltenen Menge eines Spurenelements im Reingas verbleiben; bei Quecksilber, Selen oder Arsen kann dieser Anteil noch höher liegen. Abhängig von der Sorte und Mahlfeinheit der Kohle fallen Flugaschen als sehr feine Pulver an (4 (Gips) anfällt. 1995 sind zwei neue Projekte dazugekommen. Das Kraftwerk baute ein Wassersammelbecken - einen künstlichen See - wobei Schwankungen der Kühlwasserentnahme ausgeglichen werden konnten.
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg
327
Zwischen Novo Nordisk und der Stadt Kaiundborg hat sich eine erneute Zusammenarbeit ergeben. Beide verfügten über separate Abwasserkläranlagen. Es stellte sich allerdings bald heraus, daß sich mit dem Einsatz der städtischen Kläranlage als Nachkläranlage für das bereits gereinigte Abwasser von Novo Nordisk ein noch höherer Reinigunggrad des Abwassers erzielen ließ, und man baute eine weitere Rohrleitung. Den jetzigen Stand der Entwicklung kann man der Abbildung 9, 10 entnehmen, die die gesamte Entwicklungschronologie darstellt. Abbildung 11 zeigt das gesamte System. 1989 haben wir begonnen das Industriesystem Kaiundborg ganzheitlich zu betrachten. Seit diesem Zeitpunkt sprechen wir von einem industriellen Ökosystem - einer industriellen Symbiose. Der Versuch weitere Projekte zu verwirklichen ist aufgrund wirktschaflicher Überlegungen gescheitert wie etwa Fernkühlung in Analogie zu Fernwärme oder der Bau einer Kartoffelmehlfabrik. Was sind nun die Resultate der Symbiose? Der Ressourcenverbrauch wird reduziert: 30.000 Tonnen Kohle (- 2 %), 20.000 Tonnen Öl (- 50%), 600.000 m3 von Wasser (- 12 %) und 130.000 Tonnen von Naturgips (- 100 %) sowie einige tausend Tonnen Stickstoff und Phosphor. Emissionen von 200.000 Tonnen CO2 und 100 Tonnen von SO2 werden jährlich reduziert.
328
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg
Wie verhalten sich diese Ergebnisse nun im ökonomischen Sinn? Wir kennen die Höhe der gesamten Investitionen: zirka ATS 670 Mio. Was wird dabei aber eingespart? Unsere Schätzungen belaufen sich auf über ATS 110 Mio. pro Jahr (und wahrscheinlich höher). Auf jeden Fall haben wir den investierten Betrag in doppelter Höhe zurückerhalten (Abb. 12).
Was sind die Merkmale der industriellen Symbiose? (Abb. 13). Die Symbiose besteht aus einer Reihe von bilateralen (oder bilateralen) Beziehungen, die auf Freiwilligkeit basieren. Diese Zusammenarbeit kann nur durch gute Kommunikation funktionieren. Weiters profitiert die gesamte „Lebensregion" Kaiundborg von der Symbiose, da es dadurch auch zu einer Zusammenarbeit in anderen Gebieten kommt. Wir sprechen oft von einer erweiterten Symbiose, einer "Regionssymbiose", wo man auf vielen anderen Gebieten (Kultur, interkommunale Administration, Unterricht, Sozialverhältnissen u.s.w.) zusammenarbeitet. Oft wird gesagt, daß Umwelt Geld kostet, was in vielen Fällen stimmen mag aber nicht bei einer Symbiose. Umweltvorteile, Ressourcenersparungen und wirtschaftliche Vorteile gehen Hand in Hand. Für eine Symbiose müssen allerdings gewisse Voraussetzungen gegeben sein. Die unterschiedlichsten Partner müssen zueinander passen. Jedes Projekt muß einen wirtschaftlich Hintergrund haben, anderenfalls akzeptierte man es nicht freiwillig nicht. Nicht nur der physische Abstand zwischen den Teilnehmern muß gering sein, sondern auch der mentale Abstand, d. h. man muß einander kennen und vertrauen. Warum entsteht eine Symbiose, und warum entsteht sie nicht?
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg
329
Beispiele industrieller Ökosysteme sind nicht so häufig, wie man es erwarten könnte. Umweltgesetze, Emissionsgrenzen usw. fördern das Entstehen von Symbiosen. Eine größere Abhängigkeit zwischen den einzelnen Symbiosepartner könnte sich negativ auswirken, doch hat die Erfahrung bis jetzt gezeigt, daß dies nur von geringer Bedeutung ist. Wer soll Symbiosen bilden?
Die Grenzen einer Symbiose liegen wahrscheinlich im menschlichen Kommunikationsvermögen. Ein solcher Mangel kann allerdings durch Informationen ausgeglichen, verbessert und gefördert werden. Die Initiative und Motivation zur Bildung einer Symbiose sollte von der Linienorganisation in der Industrie, die auch ökonomische Interessen vertreten, ausgehen. Nicht zu vergessen ist also, •
der kurze mentale Abstand und
•
die Begrenzung menschlichen Kommunikationsvermögens.
Die Amerikaner sagen: „Systems make it possible, people make it happen!" Welche Möglichkeiten sehen wir in der Zukunft? Innerhalb des Teilnehmerkreises des Symposiums „Verwerungsnetz Obersteiermark" können potentielle Netzwerke entstehen. In Dänemark werden weiter Möglichkeiten für das Recyclieren von Wasser untersucht. Das Verwertungsnetz Obersteiermark ist ein gutes Beispiel für weitere Symbiosebildungen. In neuen Industriegebieten gibt es Möglichkeiten rationelle Lösungen zu wählen, und um eine gute Kombination von Industrieunternehmen zusam-
330
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg
menzustellen. Ich verweise auf den Beitrag von Dr. Ernie Lowe, der sich mit der Zusammenarbeit amerikanischer Industrieparks beschäftigt hat.
Zum Abschluß möchte ich erwähnen, daß das Institut für industrielle Symbiose, daß von den Symbiosepartnern selbst ins Leben gerufen wurde, an sich ein Symbioseprojekt darstellt. Die Aufgabe dieses Instituts besteht darin, Information über die Symbiose zu verbreiten und Motivation zur Weiterentwicklung der industriellen Symbiose zu geben. Es ist gleichzeitig eine Umweltinitiative mit wirtschaftlichen Vorteilen und eine Wirtschaftsinitiative mit Umweltvorteilen - ein effektives Netzwerkmodell für die Produktion in der Zukunft.
Die industrielle Symbiose in Kaiundborg
331
Symbiose ist: Eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organismen zu gegenseitigem Nutzen GYPROC
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S TATO IL
energi
INSTITUT FUR INDUSTRIELLE SYMBIOSE Kalundborg. Dänemark
Abb. 1