Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter: Die Regierungszeit Ludwigs des Bayern (1314–1347): (Abt. B: Abhandlungen zur Deutschen Rechtsgeschichte) [1 ed.] 9783428545445, 9783428145447

Das Buch untersucht die Bedeutung der königlichen Gerichtsbarkeit unter Ludwig dem Bayern für die regionalen Konfliktbei

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Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter: Die Regierungszeit Ludwigs des Bayern (1314–1347): (Abt. B: Abhandlungen zur Deutschen Rechtsgeschichte) [1 ed.]
 9783428545445, 9783428145447

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Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Neue Folge · Band 77 Abt. B: Abhandlungen zur Deutschen Rechtsgeschichte

Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter: Die Regierungszeit Ludwigs des Bayern (1314–1347) Von

Masaki Taguchi

Duncker & Humblot · Berlin

MASAKI TAGUCHI

Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter: Die Regierungszeit Ludwigs des Bayern (1314–1347)

Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Herausgegeben vom Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br.

Neue Folge · Band 77 Abt. B: Abhandlungen zur Deutschen Rechtsgeschichte

Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter: Die Regierungszeit Ludwigs des Bayern (1314–1347)

Von

Masaki Taguchi

Duncker & Humblot · Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten © 2017 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: Textforma(r)t Daniela Weiland, Göttingen Druck: CPI buch.bücher.de gmbh, Birkach Printed in Germany ISSN 0720-6704 ISBN 978-3-428-14544-7 (Print) ISBN 978-3-428-54544-5 (E-Book) ISBN 978-3-428-84544-6 (Print & E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Vorwort Beim Erscheinen eines Werks verpflichtet sich der Autor vielfach zum Dank, besonders wenn wie bei dieser Arbeit ein japanischer Wissenschaftler versucht, sich näher mit dem deutschen Mittelalter zu befassen Mein aufrichtiger Dank gilt zuerst dem verstorbenen Herrn Prof. Dr. Peter Moraw, der in meiner Gießener Zeit und auch danach diese Untersuchung angeregt, beobach­tet und gefördert hat. Seine profunden Kenntnisse und tiefgehenden Einsichten zur Verfassungsgeschichte im deutschen Spätmittelalter haben dieses Werk wesentlich geprägt. Ich bedanke mich bei Frau Prof. Dr. Karin Nehlsen-von Stryk herzlich für die eingehenden Gespräche, die den Werdegang der Arbeit begleitet haben. Auch von ihren Kenntnissen habe ich enorm profitiert. Frau Nehlsen-von Stryk hat dar­ über hinaus den Entwurf der Arbeit sorgfältig durchgelesen und sprachlich korrigiert. Für diese Mühe und Freundlichkeit bin ich zu großem Dank verpflichtet. Die Diskussionen mit Herrn Prof. Dr. Karl Kroeschell waren für mich immer ausgesprochen anregend. Auch hierfür habe ich herzlich zu danken. Herr Prof. Dr. Bernd Kannowski hat einen Teil des Manuskripts gelesen. Seine Bemerkungen dazu waren sehr hilfreich. Dank schulde ich auch den ehemaligen Mitarbeitern des Lehrstuhls für deutsche Rechtsgeschichte in Freiburg, vor allem Dr. Werner Amelsberg, Dr. Gianna Burret, Dr. Kai-Oliver Giesa, Dr. Maike Huneke, Denis Keil, Dr. Tilman Schierig, Dr. Sven Ufe Tjarks und Dr. Nils Wurch. Die Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, war eine der besten in meinem Leben. In der letzten Phase des Arbeitsgangs hat Herr Prof. Dr. Wolfgang Kaiser die Vollendung des Manuskripts betreut. Dafür bedanke ich mich herzlich bei ihm und seinen Mitarbeitern, und zwar Dr. Jörg Domisch, Andreas McDougall, Wenzel Moritz Pross und Olga Warth. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) haben mir längere Aufenthalte in Deutschland ermöglicht, ohne die diese Untersuchung nicht hätte entstehen können. Auch diesen Organisationen gilt mein Dank für die großzügige Unterstützung. Das Manuskript war im Sommer 2012 inhaltlich abgeschlossen. Die seitdem erschienene Literatur konnte nur vereinzelt berücksichtigt werden. Herrn Prof. Kaiser danke ich für die Aufnahme dieses Werks in die Reihe „Freiburger Rechts­ geschichtliche Abhandlungen, Neue Folge“.

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Vorwort

Nicht zuletzt vielen Dank meiner Familie, vor allem meiner Frau Ryoko, für Geduld und Hilfe. Sapporo/Japan, im August 2014

Masaki Taguchi

Inhaltsverzeichnis A. Forschungsstand und Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 I. Die Zeit Ludwigs des Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 II. Königliche Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 III. Fragestellung und Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 B. Mittelrhein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 I. Mittelrhein als historische Landschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 II. Wege und Techniken der Konfliktbeilegung in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1. Fehdeführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2. Verhandlung und Vermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3. Schiedsgericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4. Kirchliches Gericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5. Lehngericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 6. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 III. Konfliktbeilegung im Mittelrhein-Gebiet: Strukturen, Beispiele und Entwicklungen 60 1. Städtebünde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 2. Verbindungen unter den Adligen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 3. Vormacht in der Region: Erzbischöfe von Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 a) Von 1314 bis 1320 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 b) Von 1320 bis 1328 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 c) Von 1328 bis 1337 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 d) Von 1337 bis 1347 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung . . . . . . . . . . . . . . . . 139 1. Landfriede und Königtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 2. Unmittelbare königliche Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 3. Konflikte unter den Adligen und Königsgerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 4. Königsgerichtsbarkeit als politische Waffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

8

Inhaltsverzeichnis 5. Streit um regionale Hegemonie und Königsgerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 196 6. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

C. Elsass und Oberrhein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 I. Strukturen in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 1. Die Habsburger und Konfliktbeilegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 2. Die Herren von Rappoltstein und ihre Konflikte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 3. Die Stadt Straßburg und ihre Auseinandersetzungen mit den umgebenden Kräften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung . . . . . . . . . . . . . . . . 249 1. Anfänge: von 1314 bis 1329 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 2. Adel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 3. Die Stadt Straßburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 4. Königsstädte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 5. Königsunmittelbare Klöster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 6. Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 7. Landfriede und Königsgerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 D. Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 I. Strukturen in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 II. Konfliktbeilegungen in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 E. Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 Personen- und Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435

Abkürzungen BDLG DA HJLG HRG HZ MGH Const.

Blätter für deutsche Landesgeschichte Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Historische Zeitschrift Monumenta Germaniae Historica, Legum sectio IV., Constitutiones et acta­ publica imperatorum et regum MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung QFIAB Quellen und Forschungen aus den italienischen Archiven und Bibliotheken QuF Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich REK Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter REM Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396, 1. Abteilung Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814–1503 RET RGK Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060–1486, Bd. 1 Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065–1437, Teil 1 RGS Regesta Habsburgica RHB Rhvjbll Rheinische Vierteljahrsblätter RKLB Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347) Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515 RMB RPR Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214–1400 UB Urkundenbuch UK Urkunden UR Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451 Vorträge und Forschungen VuF WUB Westfälisches Urkundenbuch Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ZBLG ZGO Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins ZHF Zeitschrift für historische Forschung ZRG Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung GA Kanonistische Abteilung KA

A. Forschungsstand und Fragestellung I. Die Zeit Ludwigs des Bayern Zahlreiche Forschungen sind seit dem 19. Jahrhundert Ludwig dem Bayern gewidmet1. Er gilt als einer der bekanntesten und populärsten Herrscher des Alten Reiches und vor allem in Bayern als eine zentrale Figur der deutschen und bayerischen Geschichtsschreibung2. Die Bewertung seiner Person und Regierung ist trotzdem immer noch in voller Diskussion. Seine Regierungszeit ist in ihrer ersten Hälfte von dem Thronkampf mit den Habsburgern3 und vor allem in ihrer zweiten Hälfte von der Auseinandersetzung mit der Kurie charakterisiert. Das war eine bewegte Zeit. Dementsprechend sind die Quellen nicht so geordnet und übersichtlich überliefert. Nicht selten auftauchende Widersprüche seiner Politik und un­erwartete Wandlungen seiner Haltung machen dazu noch ein Urteil über 1 Zu älteren Forschungen vgl. die Gesamtdarstellung bei Grundmann, Wahlkönigtum, Territorialpolitik und Ostbewegung. 2 Zur Persönlichkeit Ludwigs und seiner Regierungszeit im allgemeinen s. Angermeier, Kaiser Ludwig der Bayer; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347); Moraw, Von offener Verfassung, S. 229–239; Schütz, Ludwig der Bayer – König und Kaiser; ders., Ludwig der Bayer; Rall, Die Wittelsbacher in Lebensbildern, S. 52–63; Boockmann, Stauferzeit und spätes Mittelalter, S.  212–226; Prinz, Ludwig der Bayer; Fritze, Ludwig der Bayer; Miethke, Ludwig IV. der Bayer; Schimmelpfennig, Ludwig der Bayer (1314–1347); Kraus, Geschichte­ Bayerns, S. 145–161; Hartmann, Bayerns Weg in die Gegenwart, S. 104–112; Menzel, Ludwig der Bayer; ders., Ludwig der Bayer (1314–1347) und Friedrich der Schöne (1314–1330). Dass er auch in der neueren Zeit Biographen gefunden hat, zeigt seine Popularität. Für das breitere ­P ublikum s. Benker, Ludwig der Bayer. Auch für das Publikum, aber mit höherem wissenschaftlichen Anspruch s. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347). Seine „Rezep­ tionsgeschichte“ hat auch neuerdings stärkeres Interesse gefunden. Die Geschichtsschreibung vor 1800 behandelt Ludwig den Bayern durchaus unterschiedlich, je nach ihrer Entstehungszeit, ihrer Gattung und der Haltung ihres Autors. Als neuere Forschungen vgl. Kraus, Das Bild Ludwigs des Bayern; Moeglin, Das Bild Ludwigs des Bayern. Zu dem Wandel der ­„Memoria“ Ludwigs seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts s. Menzel, Die Memoria Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 265 ff. Zu der Repräsentation Ludwigs in Kunstwerken s. Glaser, Schwierige Erinnerung. Zum Ludwigsbild im 19. Jahrhundert und seiner Bedeutung für die Integration des Königreichs Bayern s. Murr, Das Mittelalter in der Moderne. 3 Grundlegend Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige Ludwig und Friedrich. Wilhelm­ Erben hat die entscheidende Schlacht bei Mühldorf im Jahre 1322 eingehend untersucht. Vgl. Erben, Die Berichte der erzählenden Quellen; ders., Die Schlacht bei Mühldorf. Zu Friedrich dem Schönen von Habsburg, dem Rivalen Ludwigs im Thronkampf s. Wilhelm, Die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Friedrich von Österreich; Strnad, Das Bistum Passau; Hödl, Friedrich der Schöne; Wiesinger, Zur deutschen Urkundensprache des österreichischen Herzogs Friedrichs des Schönen; Pauler, Friedrich der Schöne; Prötel, Großes Werk eines „kleinen Königs“; Heckmann, Das Doppelkönigtum Friedrichs des Schönen und Ludwigs des Bayern (1325–1327); Garnier, Der doppelte König.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

ihn schwer. Ludwig war seinen Zeitgenossen schon ein Rätsel4 und ist uns immer noch eine Aufgabe. Seit dem 19.  Jahrhundert lag der Schwerpunkt der Forschung über Ludwig den Bayern auf seiner Auseinandersetzung mit der Kurie. Was die Studien seit den 1870er Jahren bis zum Anfang des 20.  Jahrhunderts betrifft, kann man an In­teresse und Fragestellung den Zusammenhang mit dem Kulturkampf erkennen. Die Verbindung mit dem Aufschwung des deutschen Nationalismus und der­ nationaldeutschen Geschichtsschreibung ist ebenfalls kaum zu übersehen5. Ludwig repräsentierte dabei die deutsche Nation und er kämpfte als solcher mit dem ultramontanen Papsttum6. In diesem Kontext wurden zu der Auseinandersetzung zwischen Ludwig und den Päpsten allgemeine Darstellungen geschrieben7. Spezielle Untersuchungen wurden auch durchgeführt8. Die einschlägigen Quellen wurden näher studiert9 und ediert. Die Forschung behandelte, wie einzelne Kräfte sich angesichts des Gegensatzes zwischen Ludwig und der Kurie verhielten10. Vor allem süddeutsche Bistümer wurden eingehend untersucht, und die Ergebnisse 4

Zu der Bewertung Ludwigs durch Matthias von Neuenburg und Albertino Mussato s. Fritze, Ludwig der Bayer, S. 274 f. Zu der Darstellung Albertinos vgl. auch Giese, Bemerkungen zu Albertino Mussatos Ludovicus Bavarus. 5 Kaufhold, Öffentlichkeit im politischen Konflikt, S. 449 f.; Moeglin, Das Erbe Ludwigs des Bayern, S. 17. 6 Allerdings gab es noch eine andere einflussreiche Meinung, die den national-deutschen politischen Kurs nicht durch Ludwig, sondern durch die Kurfürsten, vor allem den Erzbischof Balduin von Trier verkörpert gesehen hat. Vgl. Stengel, Avignon und Rhens; ders., Baldewin von Luxemburg. S. auch Scholz, Politische und weltanschauliche Kämpfe, S. 310 f. Die neuere Forschung weist dagegen erneut darauf hin, dass Balduin durchaus eigene Interessen verfolgte. S. Thomas, Ludwig der Bayer: Reichspolitik und Landespolitik; Schmid, Die Bistumspolitik Ludwigs des Bayern, S. 62 ff. 7 Etwa die Arbeiten von Preger, Der kirchenpolitische Kampf unter Ludwig dem Baiern; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie; Möller, Ludwig der Bayer und die Kurie. Z. B. betrachtet Möller, Ludwig der Bayer und die Kurie, S. 227 ff. nicht Balduin, sondern Ludwig als Vertreter des Interesses des Reiches, der konsequent für den liberalen säkularen Staat mit der Kurie kämpfte. 8 Riezler, Die literarischen Widersacher der Päpste; Chroust, Die Romfahrt Ludwigs des Bayern; Pflugk-Harttung, Die Wahl des letzten kaiserlichen Gegenpapstes; Aistermann, Beiträge zum Konflikt Johanns XXII.; Scholz, Politische und weltanschauliche Kämpfe. 9 Dies gilt insbesondere für die Appellationsschriften Ludwigs aus den Jahren 1323/24. Vgl. Müller, Ludwigs des Bayern Appellationen gegen Johann XXII.; Zeumer, Zur Kritik der Appellationen Ludwigs des Bayern; Hofer, Zur Geschichte der Appellationen König Ludwigs des Baiern; Bock, Die Appellationsschriften König Ludwigs IV. Zu dem Text von „Licet ­iuris“ von 1338 s. Zeumer, Ludwigs des Bayern Krönungswahlgesetz Licet iuris. Zu den Prokuratorien bei der Verhandlung zwischen Ludwig und der Kurie s. Bock, Die Prokuratorien Kaiser Ludwigs IV. 10 Kunze, Die politische Stellung der niederrheinischen Fürsten; Pflugk-Harttung, Anhang, Gegner und Hilfsmittel Ludwigs des Bayern; Hetzenecker, Studien zur Reichs-und Kirchenpolitik des Würzburger Hochstifts; Hauber, Die Stellungnahme der Orden und Stifter des Bistums Konstanz; Schäfer, Zur politischen Stellung des niederrheinischen Adels; Dormann, Die Stellung des Bistums Freising; Schütte, Zur Stellung der Städte und Fürsten am Rhein; Fink, Die Stellung des Konstanzer Bistums. Derartige Forschungen erschienen noch in der zweiten

I. Die Zeit Ludwigs des Bayern

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waren sogar bei den dem Herrschaftszentrum Ludwigs benachbarten Bistümern wie Freising oder Augsburg sehr komplex. Sie zeigen lokale Zwistigkeiten und chaotische Situationen11. Auch in der zweiten Hälfte des 20.  Jahrhunderts waren die Verhandlungen­ zwischen Ludwig und der Kurie Gegenstand ausführlicher Untersuchungen12. In diesem Zusammenhang erschienen relativ viele Beiträge über das Verhältnis Ludwigs zu den Intellektuellen, besonders den Franziskanern13. Die herrschende Meinung der Forschung hat die Frage der Herrschaft in Italien als den substantiellen Grund des Gegensatzes zwischen dem Wittelsbacher und Avignon angesehen14 und die Einflüsse der Intellektuellen wie Wilhelms von Ockham oder Marsilius’ von ­Padua auf die Politik eher nüchtern und nicht so hoch eingeschätzt15, Hälfte des 20. Jahrhunderts, vgl. Zöpfl, Die Augsburger Bischöfe und ihre Stellung; Lenzenweger, Konzilsbestimmungen und Praxis der Kurie von Avignon. 11 Die Situation war in dem gleichen Bistum je nach der Zeitspanne verschieden. Es kam nicht selten vor, dass ein vom Papst providierter Kandidat und ein vom Domkapitel gewählter Kandidat um einen Bischofsstuhl kämpften und dass dabei letzterer eher den Vorrang gewann. Bischof, Domkapitel und einzelne Orden konnten sich unterschiedlich verhalten. In dem gleichen Mönchsorden konnten die leitenden Personen des Ordens und die meisten Mönche unterschiedliche Haltungen einnehmen. Die Haltung des Domkapitels und die Stellungnahme der einzelnen Mitglieder konnten ebenfalls gegensätzlich sein. Das Dom­ kapitel konnte Ludwig unterstützen, während zugleich einzelne Mitglieder bei der Kurie um Pfründen werben konnten. Vgl. Lenzenweger, Konzilsbestimmungen und Praxis der Kurie von Avignon. 12 Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie; Lückerath, Zu den Rekonziliationsverhandlungen Ludwigs des Bayern; Schütz, Die Appellationen Ludwigs des Bayern; ders., Die Prokuratorien und Instruktionen Ludwigs des Bayern; ders., Papsttum und Königtum in den Jahren 1322–1324; ders., Die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Benedikt XII.; Thomas, Französische Spionage; ders., Kaiser Ludwigs Verzicht; ders., Clemens VI. und Ludwig der Bayer. Ludwigs Tod im Kirchenbann hat den Wittelsbachern ein schwieriges Erbe hinterlassen, vgl. Pfeiffer, Um die Lösung Ludwigs des Bayern aus dem Kirchenbann. 13 Offler, Meinungsverschiedenheiten am Hof Ludwigs des Bayern; Hofmann, Der Anteil der Minoriten; Brampton, Ockham, Bonagratia and the Emperor Lewis IV.; Bosl, Der geistige Widerstand am Hofe Ludwigs des Bayern; ders., Die „Geistliche Hofakademie“; Schütz, Der Kampf Ludwigs des Bayern gegen Papst Johannes XXII.; De Boer, Ludwig the Bavarian and the scholars; Nehlsen, Die Rolle Ludwigs des Bayern. 14 Z. B. Offler, Empire and Papacy; Miethke, Kaiser und Papst im Spätmittelalter; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 122 ff.; Schimmelpfennig, Ludwig der Bayer (1314–1347), S. 463 f.; Menzel, Ludwig der Bayer (1314–1347) und Friedrich der Schöne (1314–1330). Zum Verhältnis Ludwigs zu Italien s. Berg, Der Italienzug Ludwigs des Bayern; Pauler, Deutsche Könige und Italien, S. 115–172. 15 Offler, Meinungsverschiedenheiten am Hof Ludwigs des Bayern; Brampton, Ockham, Bonagratia and the Emperor Lewis IV.; Schütz, Der Kampf Ludwigs des Bayern gegen Papst Johannes XXII., S. 393 ff.; Boockmann, Stauferzeit und spätes Mittelalter, S. 220, 222 f.; De Boer, Ludwig the Bavarian and the scholars; Becker, Das Kaisertum Ludwigs des Bayern; Miethke, Wirkungen politischer Theorie; Schmid, Die Hoftage Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 442 ff. S. auch schon Hofmann, Der Anteil der Minoriten. Godthardt, Marsilius von P ­ adua, betont allerdings wieder die Einflüsse Marsilius’ von Padua auf die Politik Ludwigs in der Phase um die Kaiserkrönung.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

während Karl Bosl sie immer noch betonte16. Die Forschung ist sich aber über wichtige Fragen immer noch nicht einig, z. B., wie einzigartig die Kaiserkrönung Ludwigs war17, warum die langjährigen Verhandlungen zwischen Ludwig und der Kurie nicht zum Ende des Gegensatzes führten18, wie man die Eigenschaft und Aussagekraft der Prokuratorien und Instruktionen in den Verhandlungen als Quelle bewerten soll19, wie man die Ereignisse vom Jahre 1338 als den Höhepunkt der Auseinandersetzung, besonders das sogenannte Rhenser Weistum der Kurfürsten, einordnen soll20. Es ist immerhin bemerkenswert und wich 16 Bosl, Der geistige Widerstand am Hofe Ludwigs des Bayern; ders., Die „Geistliche Hofakademie“. 17 Die Forschung meinte bisher, dass ein Laie, Sciarra Colonna, als Repräsentant der stadtrömischen Bürger Ludwig gekrönt habe. Heinz Thomas hat dagegen die Einzigartigkeit dieser Kaiserkrönung abgeschwächt. Die exkommunizierten Bischöfe hätten Ludwig zum Kaiser gekrönt. Nach der Wahl des Gegenpapstes Nikolaus V. habe dieser Ludwig erneut gekrönt. Die Diskussion bleibt noch offen. Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 206 ff.; Becker, Das Kaisertum Ludwigs des Bayern, S. 132 f. Kritisch gegenüber der These von Thomas ist Menzel, Ludwig der Bayer, S.  114; ders., Ludwig der Bayer (1314–1347) und Friedrich der Schöne (1314–1330), S. 399. 18 Schwöbel und Schimmelpfennig haben in der inkonsequenten Haltung Ludwigs einen Grund des Scheiterns der Verhandlungen gesehen, die Ludwig und die Kurie geführt hatten, um die Versöhnung zu erreichen. Schütz hat dagegen behauptet, dass Papst Benedikt XII. sich zwar zunächst kompromissbereit verhalten, seine Haltung sich aber nach 1337 durch den Druck des franzö­sischen Königs verhärtet habe. Nach Schütz hat Papst Clemens VI. von Anfang an gar nicht beabsichtigt, sich mit Ludwig zu versöhnen. Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie; Schimmelpfennig, Benedikt XII. und Ludwig der Bayer; Schütz, Ludwig der Bayer – König und Kaiser, S. 76 ff.; ders., Die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Benedikt XII. Zu der Haltung Clemens’ VI. steht Thomas in der Nähe von Schütz, vgl. Thomas, Clemens VI. und Ludwig der Bayer. Felten hat weder einen „Verrat“ Benedikts XII. noch Inkonsequenzen Ludwigs gesehen, s. Felten, Kommunikation zwischen Kaiser und Kurie, S.  76 ff. Kritisch zur Auffassung von Schütz Modestin, Heinrich von Diessenhofen. Zum Verhalten Ludwigs um 1337 vgl. auch Schmid, England. Bayerns Blick nach Westen; Plöger, Das Reich und Westeuropa. 19 Nach der Forschung wurde das Prokuratorium als offizielle Stellungnahme für die Verhandlungen der Kurie vorgelegt, während die Instruktion als heimliche Mitteilung gegenüber den Gesandten der Kurie nicht bekannt gemacht wurde. S. Bock, Die Prokuratorien Kaiser Ludwigs IV.; Offler, Über die Prokuratorien Ludwigs des Bayern; Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie; Miethke, Kaiser und Papst im Spätmittelalter; Felten, Kommunikation zwischen Kaiser und Kurie, S. 72 ff. Schütz hat dagegen behauptet, dass auch die Instruktion der Kurie ausgehändigt wurde, vgl. Schütz, Die Prokuratorien und Instruktionen Ludwigs des Bayern; ders., Die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Benedikt XII. 20 Während Stengel und andere Forscher die mindestens latente Diskrepanz zwischen dem Rhenser Weistum der Kurfürsten und dem Kaisergesetz „Licet iuris“ Ludwigs betont haben, hat Schubert versucht, in beiden eine gemeinsame Tendenz zu der vom Papsttum unabhängigen Reichsverfassung zu finden, vgl. Stengel, Avignon und Rhens; Schubert, Die Stellung der Kurfürsten, S. 112 ff. Vgl. auch Weinfurter, Ludwig der Bayer und sein Koblenzer Programm. Stengel und andere Forscher haben auch in dem Kurfürsten Balduin von Luxemburg, Erz­ bischof von Trier, einen Politiker gesehen, der bei seinem politischen Handeln das Interesse des Reiches hervorragend vertreten habe, s. Stengel, Avignon und Rhens; ders., Baldewin von Luxemburg. Einige Forscher haben dagegen auf Balduins Interesse an seinem eigenen Haus

I. Die Zeit Ludwigs des Bayern

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tig, dass die Unter­suchungen oft auf die Beziehung zwischen dem Handeln Ludwigs und dem gelehrten Recht hingewiesen haben. Die Appellationen Ludwigs von 1323/24 stellten ein Rechtsmittel dar, die von der Kurie betriebenen Prozesse zu suspendieren21. Die Verhandlungen zwischen Ludwig und der Kurie wurden nach 1330 im Rahmen der Absolution und Rekonziliation, also im Rahmen des kanonischen Pro­zesses durchgeführt22. Das kaiserliche Gebot „Fidem ­catholicam“ von 1338 z­ itierte viele Stellen aus den Schriften des gelehrten Rechts23. Die Forschung stimmt darin überein, dass die Auseinandersetzung Ludwigs mit dem Papsttum überhaupt mit dem gelehrten Recht viel zu tun hatte. Ludwig konnte außer bei den Franziskanern, die der kurialen Verfolgung auswichen und an dem Hof Ludwigs Schutz suchten, bei dem deutschen Klerus und in seiner Kanzlei mit dem gelehrten Recht vertraute Personen finden, wenn sie auch nicht so zahlreich waren24. Ein bedeutendes Beispiel stellt Markwald von Randegg dar, der Kleriker des Bistums ­Augsburg war, manchmal zu den Gesandten nach Avignon gehörte und dort eine beein­druckende Rede hielt25. Die langjährige AuseinanderLuxemburg und der territorialen Politik als Erzbischof von Trier hingewiesen, vgl. Offler, Empire and Papacy, S.  45; Thomas, Ludwig der Bayer: Reichspolitik und Landespolitik, S. 154 f. Als ausgewogene Bewertung s. Schubert, Kurfürsten und Wahlkönigtum, S. 103, 113. Zum Verhältnis Ludwigs zu den Kurfürsten vgl. auch Homann, Kurkolleg und Königtum;­ Huber, Das Verhältnis Ludwigs des Bayern. Menzel, Feindliche Übernahme, weist ­darauf hin, dass die Positionen, die Ludwig in seinem Kampf mit der Kurie eingenommen hatte, in die Goldene Bulle von 1356 stillschweigend übernommen wurden. 21 Becker, Die Appellation vom Papst an ein Allgemeines Konzil, S. 83 ff. Vgl. auch B ­ öttcher, Johannes XXII. 22 Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie; Lückerath, Zu den Rekonziliationsverhandlungen Ludwigs des Bayern; Schütz, Die Prokuratorien und Instruktionen Ludwigs des Bayern. Aber die Forschung ist sich nicht einig, welches Gewicht der kirchenrechtliche Rahmen im Verhandlungsverlauf wirklich hatte. 23 Becker, Das Mandat „Fidem catholicam“; Schütz, Der Kampf Ludwigs des Bayern gegen Papst Johannes XXII., S. 392. Man vermutet die Teilnahme Bonagratias von Bergamo an der ­ ona­ Abfassung dieser Schrift. Unter den mit der Kurie entzweiten Franziskanern verfügte B gratia über die reichsten Kenntnisse im Kirchenrecht. Zu Bonagratia s. auch Becker, Zwei unbekannte kanonistische Schriften; Maier, Zwei unbekannte Streitschriften gegen ­Johann XXII.; Flüeler, Eine unbekannte Streitschrift aus dem Kreis der Münchner Franziskaner; Wittneben, Bonagratia von Bergamo. Zu den Beziehungen zwischen den Ereignissen von 1338 und dem gelehrten Recht s. auch Becker, Das Kaisertum Ludwigs des Bayern, S. 135 ff. 24 Z. B. hatte Ulrich der Hofmaier von Augsburg, der in den 1330er und 1340er Jahren in der kaiserlichen Kanzlei als Protonotar tätig war, kirchenrechtliche Kenntnisse und nahm an mehreren Gesandtschaften nach Avignon teil. Vgl. Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 208 ff. Zu den anderen rechtsgelehrten Personen in der Kanzlei Ludwigs s. Bansa, Studien zur Kanzlei König Ludwigs des Bayern, S. 227 ff.; Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 262 ff. Zu den im Dienst Ludwigs tätigen gelehrten Juristen im allgemeinen s. Moraw, Gelehrte Juristen, S. 87 ff. Moraw hat allerdings eine geringere Präsenz der gelehrten Juristen am Hof Ludwigs festgestellt als bei seinem Vorgänger Heinrich VII. von Luxemburg oder gar bei seinem Rivalen Friedrich dem Schönen von Habsburg. 25 Pelster, Die zweite Rede Markwarts von Randeck; Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie, S.  25 ff., 191 ff., 247 ff., 357 ff.;­ Modestin, Heinrich von Diessenhofen, S. 333 ff.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

setzung Ludwigs mit dem Papsttum zeigt, dass das deutsche Königtum in dieser Zeit durchaus Gelegenheiten hatte, das gelehrte Recht, vor allem das kanonische Recht, zu berücksichtigen und entsprechend dem von ihm geregelten Verfahren vorzu­gehen. Im Übrigen haben neuere Forschungsarbeiten diese Auseinander­ setzung aus der Sicht der „öffentlichen Meinung“ oder der Kommunikation im Spätmittelalter behandelt26. Während sich viele Untersuchungen dem Gegensatz zwischen Ludwig und der Kurie widmen, haben die Politik und Regierung Ludwigs in Deutschland nur deutlich weniger Studien gefunden. Abgesehen von den im Rahmen der Münchener diplomatischen und kanzleigeschichtlichen Forschung durchgeführten Arbeiten über die Kanzlei Ludwigs27, gibt es nur wenige ältere Untersuchungen28. Das dürfte mit der negativen Einschätzung der Reichsverfassung im Spätmittelalter zu tun haben. Erst seit den 1980er Jahren haben die Arbeiten über den innenpolitischen Bereich in der Zeit Ludwigs langsam zugenommen29. Seine Hausmachtpolitik30, 26 Kaufhold, Gladius spiritualis; ders., Öffentlichkeit im politischen Konflikt; Felten, Kommunikation zwischen Kaiser und Kurie; Schubert, Ludwig der Bayer. Zur Rechtfertigung der Herrschaft am Hof Ludwigs auf Grund des Ritterideals vgl. Moning, Der Traum gelebter Ritterlichkeit. 27 Bansa, Studien zur Kanzlei König Ludwigs des Bayern; ders., Zum Problem des Zusammenhangs von Formular und Registereintrag; Wrede, Leonhard von München; Rall, Die Kanzlei der Wittelsbacher; Schütz, Zu den Anfängen der Akten- und Registerführung; Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern; ders., Personelle Beziehungen der Reichskanzlei; Fischer, Studien zu den Arengen. Zu der Zeit vor der Thronbesteigung s. Sprinkart, Kanzlei, Rat und Urkundenwesen; ders., Die Kanzlei der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern. 28 Nur im Überblick Wiessner, Die Beziehungen König Ludwigs des Bayern. Zu der Landfriedenspolitik Ludwigs s. Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 123–174. Zu seiner Territorial- und Kirchenpolitik s. Bock, Die Gründung des Klosters Ettal. Zu seiner Heiratspolitik s. Huesmann, Die Familienpolitik der bayerischen Herzöge. Zu seiner Gesetzgebung s. Lieberich, Kaiser Ludwig der Bayer. Die enge Beziehung Ludwigs mit den Städten war ausnahmsweise schon vorher sehr beachtet worden, s. Knöpfler, Kaiser Ludwig der Bayer und die Reichsstädte, und vor allem zur finanziellen Bedeutung der Städte ders., Die Reichsstädtesteuer in Schwaben, Elsass und am Oberrhein. Dass Knöpfler dabei eine konsequente Städtepolitik und fortschrittliche Wirtschaftspolitik Ludwigs zu erkennen geglaubt hat, ist angesichts des heutigen Forschungsstandes inadäquat und bedarf der Korrektur. Zum Finanzwesen unter Ludwig vgl. auch die etwas oberflächliche Darstellung von Gradenwitz, Beiträge zur Finanzgeschichte. 29 Zu der Regierungstätigkeit Ludwigs hinsichtlich Deutschlands s. Thomas, Ludwig der Bayer: Reichspolitik und Landespolitik. Als Überblick zur Quellenlage s. Menzel, Quellen zu Ludwig dem Bayern. Zur Beschreibung der Veröffentlichungen der Kaisergesetze „Licet iuris“ und „Fidem catholicam“ bei den Reichsversammlungen im Jahre 1338 durch die zeit­ genössischen und etwas späteren Chroniken s. Moeglin, Das Erbe Ludwigs des Bayern. 30 Patze, Die Wittelsbacher in der mittelalterlichen Politik; Volkert, Ludwig der Bayer. Es gibt Versuche, das politische Handeln Ludwigs aus dem Blickpunkt der Hausmachtpolitik als konsequent zu erklären. Angermeier, Kaiser Ludwig der Bayer, S. 372 ff.; ders., Bayern in der Regierungszeit Kaiser Ludwigs IV., passim; Kraus, Geschichte Bayerns, S. 157. Gegenüber dieser Sicht kritisch Menzel, Ludwig der Bayer (1314–1347) und Friedrich der Schöne (1314–1330), S. 404; ders., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen. Eine neuere Mono-

I. Die Zeit Ludwigs des Bayern

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Hoftage31, Kirchen- und Klosterpolitik32 und „Memoria“-Politik33 sind erforscht worden. Spezielle Arbeiten haben die Beziehungen Ludwigs zu bestimmten­ Regionen und Städten untersucht34. Als grundlegendes Quellenwerk ist die Neu­ bearbeitung der Regesta Imperii für die Regierungszeit Ludwigs in Angriff genommen worden. Dieses immer noch laufende Projekt regt seinerseits neue Studien an35. Das politische Handeln Ludwigs als bayerischer Landesherr ist mit großem Interesse verfolgt36 und Themen wie das oberbayerische Landrecht37 oder die Entwicklung und Bedeutung Münchens als Residenz38 sind aus baye­rischer Sicht behandelt worden39. Während man seit dem 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Versuch der Textedition den Entstehungsprozess und die Handschriften des oberbayerischen Landrechts viel diskutiert hat, gibt es immer noch nur wenige Studien zu seinem Inhalt40. Es ist wiederum bemerkenswert, dass neuere Forschungen auf den Zusammenhang zwischen dem gelehrten Recht und dem oberbayerischen Land-

grafie über die Tiroler Affäre von 1341/42 schätzt ihre Auswirkung auf die Politik am Ende der Regierungszeit Ludwigs geringer ein als die bisherigen Meinungen vgl. Wegner, Die Eheangelegenheit der Margarethe von Tirol. Zu dieser Affäre s. auch Miethke, Die Eheaffäre der Margarethe Maultasch; Nehlsen, Die Rolle Ludwigs des Bayern. Zu den Töchtern und Frauen der Wittelsbacher s. Schlütter-Schindler, REGIS FILIA; dies., Wittelsbacherinnen. 31 Schmid, Die Hoftage Kaiser Ludwigs des Bayern. Zur Kunst am und um den Hof Ludwigs vgl. Suckale, Die Hofkunst Kaiser Ludwigs des Bayern; ders., Kaiser Ludwig der Bayer. 32 Schmid, Die Bistumspolitik Ludwigs des Bayern. Zu dem Reichslehenswesen unter Ludwig s. Rödel, König Ludwig des Bayern Lehnkuss. 33 Menzel, Die Memoria Kaiser Ludwigs des Bayern. 34 Volkert, Amberg und Ludwig der Bayer; Schmuck, Ludwig der Bayer. Während Volkert immer noch sehr enge und harmonische Beziehungen Ludwigs zu den Städten geschildert hat, zeigt die neuere Untersuchung von Schmuck schon mehr Nuancen. Vgl. auch Bihrer, Der Kaiser vor Meersburg. 35 Acht (Hrsg.), Die Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern. Zu diesem Projekt im allgemeinen s. Acht, Die Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern. Vorgeschichte des Unternehmens. 36 Als allgemeine Darstellung s. Angermeier, Bayern in der Regierungszeit Kaiser Ludwigs IV. Vgl. auch den diesem Fragenkreis gewidmeten Band ZBLG 60–1 (1997). 37 Jaroschka, Das oberbayerische Landrecht; ders., Ludwig der Bayer als Landesgesetz­ geber; Schlosser/Schwab, Oberbayerisches Landrecht; Schwab, Das Landrecht von 1346. Vgl. auch Volkert, Zum Rechtsbuch Kaiser Ludwigs, als kritische Besprechung zu der Edition von Schlosser und Schwab. Die Edition des Landrechts wurde vor kurzem von Volkert vorgelegt, s. Volkert, Rechtsbuch Kaiser Ludwigs des Bayern. Zu dem Rechtsbuch siehe die Einleitung dieser Edition (S. 1–242). 38 Störmer, Stadt und Stadtherr; ders., Die oberbayerischen Residenzen; Wanderwitz, Die Beziehungen König Ludwig IV. zu München; Döbereiner, Residenz- und Bürgerstadt; Orth, München und die Reichsstädte; Fried, Die Städtepolitik Kaiser Ludwigs des Bayern; Bauer, München als Landeshauptstadt. 39 Zu seiner Beziehung mit den Kirchen und Klöstern in Bayern s. auch Holzfurtner, Zur Kirchenpolitik Ludwigs des Bayern; Diepolder, Getreue des Kaisers. Über diesen Fragenkreis schon früh Bock, Die Gründung des Klosters Ettal; Fleischer, Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns, S. 116 ff. 40 Als neuere Beispiele s. Volkert, Der Judenartikel im Rechtsbuch; ders., Grundleihe und Leibherrschaft. Zu der Judenpolitik Ludwigs s. auch Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

recht hingewiesen haben41, während ältere Forschungen das Landrecht als einen Ausdruck des einheimischen deutschen Rechts betrachteten. Trotz dieses neueren zunehmenden Interesses hat die Königsgerichtsbarkeit unter Ludwig dem Bayern keine umfassende Untersuchung gefunden42. Diese Lücke hat viel mit dem allgemeinen Forschungsstand zur königlichen Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter zu tun.

II. Königliche Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter Erst seit den 1970er Jahren wenden die Forschungen sich mit neuem Interesse der Königsgerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter zu. Zu diesem Thema entstanden einige Werke in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts. Als einen der wichtigsten Beiträge kann man eine Monographie Otto Franklins über das Reichshofgericht im Mittelalter anführen43. Die königliche Gerichtsbarkeit im Spätmittelalter schätzten aber diese älteren Untersuchungen44 insgesamt negativ ein, und diese negative Beurteilung haben viele Lehrbücher der Rechts- und Verfassungsgeschichte aufgenommen. Drei Mängel der Königsgerichtsbarkeit haben dabei die negative Bewertung gestützt. Erstens wurde auf die mangelnde Spezialisierung und Institutionalisierung hingewiesen. Der König war eigentlich der höchste Richter des Reiches und konnte selbst die Entscheidung über einen bestimmten Streit treffen. Der große Mainzer Reichslandfriede von 1235 setzte dazu noch fest, dass ein Hofrichter als Vertreter des Herrschers eingesetzt werden sollte. Ein Hofgerichtsschreiber sollte dem Hofrichter zu Seite stehen und die Geschäfte führen. Dieses Gefüge wurde auch von den Königen nach dem sogenannten Interregnum übernommen. Das deutsche Hofgericht entwickelte sich aber nicht zu einer vom Königshof getrennten Behörde wie in England oder Frankreich, sondern reiste mit dem Königshof im Reich umher. Der Hofrichter stammte meistens aus dem Hochadel und verfügte daher nicht über Kenntnisse des gelehrten Rechts45. Die Zusammensetzung der Ur­teiler war von den jeweiligen bei Hof Anwesenden abhängig, von regelmäßigen Ge-

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Schlosser/Schwab, Oberbayerisches Landrecht, S. 172 ff. Thomas hat auch auf den Bedarf eingehender Untersuchung hingewiesen: Thomas, Ludwig der Bayer: Reichspolitik und Landespolitik, S. 150 f. Erkens, Sol iusticie, hat das Verhältnis Ludwigs zum Recht unter dem Gesichtspunkt der Sakralität des Herrschers erörtert. 43 Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter. 44 Tomaschek, Die höchste Gerichtsbarkeit; Vogel, Beiträge zur Geschichte des Reichshofgerichts; Lechner, Reichshofgericht und Kammergericht; Spangenberg, Die Entstehung des Reichskammergerichts. 45 Schulte, Der hohe Adel. 42

II. Königliche Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter 

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richtsterminen war keine Rede. Diese Umstände befriedigten den institutionellen Anspruch der älteren Forscher kaum. Zweitens haben die älteren Studien angenommen, dass die Zuständigkeit des Königshofs im Verlauf des Spätmittelalters immer geringer wurde. Dies habe zum einen in den vom Herrscher verliehenen Privilegien seinen Grund. Es handelte sich dabei um zwei Arten von Privilegien: privilegia de non evocando und ­privilegia de non appellando. Die ersteren beseitigten das königliche Evokationsrecht, mit dem der Herrscher jeden noch nicht durch Urteil entschiedenen Gerichtsfall an sich ziehen konnte. Die letzteren schlossen die Appellation zum Herrscherhof über den durch Urteil entschiedenen Gerichtsfall aus. Je mehr Privilegien solcher Art den Reichsständen zuerkannt wurden, desto kleiner sei der Tätigkeitsbereich der Königsgerichtsbarkeit geworden. Der sogenannte Austrag habe noch zusätzlich das Seine dazu beigetragen. Die Vertragspartner einigten sich über ein Schiedsgericht, vor dem die Streitigkeiten zwischen ihnen beigelegt werden sollten. Auch solche Vereinbarungen hätten die Zuständigkeit der königlichen Gerichtsbarkeit beeinträchtigt. Drittens fehlte es nach der Meinung der älteren Literatur dem Königshof an wirksamen Vollstreckungsmitteln. Mit dem allgemeinen Verfall der Reichs­gewalt wurden die traditionellen Zwangsmaßnahmen, Reichsacht und Anleite, immer unzureichender. Die obsiegende Partei musste selbst für die Verwirklichung des Urteils sorgen. Die Entscheidung des Königshofs habe dadurch ihre Wirkung verloren. Während diese negative Bewertung nach dem zweiten Weltkrieg noch eine Weile vorherrschend war, bildete sich eine neue Richtung erst seit etwa 1970 langsam heraus. Parallel mit dem zunehmenden Interesse an den Reichsgerichten in der Frühen Neuzeit46 wurden auch zur Königsgerichtsbarkeit im Spätmittel­alter Quellenwerke veröffentlicht und spezielle Untersuchungen durchgeführt. Als grundlegendes Quellenwerk sind die von Bernhard Diestelkamp herausgegebenen Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451 zu nennen47, die jetzt das Jahr 1400 erreichen. Das Achtbuch der Könige­ Sigmund und Friedrich III. ist von Friedrich Battenberg ediert worden48. Kürzlich sind die Protokoll- und Urteilsbücher des königlichen Kammergerichts von 1465 bis 1480 erschienen49. Als neuere Untersuchungen zur Königsgerichtsbarkeit im Spätmittelalter sind die Aufsätze von Diestelkamp und die Werke von 46 Zum Projekt der Quellenveröffentlichung über die höchste Gerichtsbarkeit des Alten Reiches im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit s. Diestelkamp, Bericht über das Projekt. Zum Projekt der Inventarisierung der verstreuten Akten des Reichskammergerichts in der­ frühen Neuzeit s. ders., Der Stand der Arbeiten; ders., Verzeichnung der RKG-Prozess­a kten. 47 Diestelkamp (Hrsg.), Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hof­ gerichts bis 1451 (QuF Sonderreihe), Köln u. a. 1986 ff. 48 Battenberg (Bearb.), Das Achtbuch der Könige Siegmund und Friedrich III. 49 Battenberg und Diestelkamp (Hrsg.), Protokoll- und Urteilsbücher.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

Rödel, Neumann und Rotter zu nennen. Oestmann hat neuerdings entsprechend den einzelnen Fragestellungen die oben genannten Urkundenregesten systematisch erschlossen. Über die Tätigkeiten der Königsgerichtsbarkeit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Aufsätze von Mitsch und Maurer erschienen50. Vor allem hat Friedrich Battenberg zahlreiche Arbeiten über verschiedene Aspekte der Königsgerichtsbarkeit veröffentlicht. Mit seinen Studien über den Hofrichter, die Hofgerichtskanzlei und ihre Schreiber, das Achtbuch und das Hofgerichtssiegel hat Battenberg die institutionelle und personelle Basis des königlichen Hofgerichts und ihre Entwicklung geklärt 51. Er hat vor allem in der Gerichtskanzlei eine nicht unerhebliche Institutionalisierung erkannt. Der Hofgerichtsschreiber war ein Fachmann des Gerichtsverfahrens am Hofgericht. Er war zwar kein gelehrter Jurist, aber ein durch lange Praxis erfah­rener Mann. Auf dieser Ebene blieb Kontinuität trotz des Wechsels der Königs­dynastie erhalten. Als Epochen der Institutionalisierung des Hofgerichts hat ­Battenberg zum einen auf den Zeitraum von der zweiten Hälfte der Regierungszeit Ludwigs bis zur Zeit Karls IV. und zum anderen auf die Regierungszeit des Königs Ruprecht von der Pfalz hingewiesen. In der ersteren sind die Stabi­ lisierung des Gerichtsschreibers und der kontinuierliche Gebrauch des Achtbuchs in der Hofgerichtskanzlei zu beobachten. Battenberg betonte weiter die Formalisierung der Hofgerichtsurkunde besonders seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts und die Etablierung fester prozessualer Gewohnheiten am Hofgericht und erkannte darin noch die potentielle Entwicklungsfähigkeit des königlichen Hofgerichts. Nach der Sicht Battenbergs trennte sich das Hofgericht mit dieser Entwicklung funktionell von dem Herrscher als Person. Der Herrscher hat daraufhin selbst ein anderes, ihm näher stehendes Gericht entwickelt, weil das königliche Hof­ gericht für ihn immer mehr institutionelle Barrieren bedeutete. Es handelte sich dabei um das königliche Kammergericht. Dieses Gericht trat seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts in Erscheinung, während das königliche Hofgericht mit dem Jahre 1451 aus den Quellen verschwand. Nach Battenberg soll dieses Verschwin 50

Diestelkamp, Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht; ders., Der König als Richter; ders., Das Gericht des deutschen Königs; ders., Königsferne Regionen; ders., Das königliche Hofgericht; ders., Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht; Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit; Neumann, Herrscherliche Aufträge; Nève, Das königliche Hofgericht; Rotter, Das königliche Hofgericht; Oestmann, Rechtsverweigerung im Alten Reich; ders., Prozesse aus Hansestädten; Mitsch, Gerichts- und Schlichtungskommissionen; Maurer, Das Königsgericht und sein Wirken. 51 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei; ders., Das Hofgerichtssiegel der deutschen Kaiser und Könige; ders., Das Achtbuch der Könige Siegmund und Friedrich III.; ders., Das Reichsachtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III.; ders., Die Hofgerichtsbriefe Karls IV. von Luxemburg; ders., Studium zum Personal des Königlichen Hofgerichts; ders., Die königlichen Hofrichter. Als Zusammenfassung und Einordnung seiner institutions­ geschichtlichen Untersuchungen s. Battenberg, Wege zu mehr Rationalität. Vgl. auch ders., Das römisch-deutsche Königtum; Battenberg/Eckhardt, Der Richter in eigener Sache.

II. Königliche Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter 

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den durch die aus Sicht des Herrschers zu weit fortgeschrittene Institutionalisierung ver­ursacht worden sein. Man muss es aber offen lassen, ob seine These über das Schicksal des königlichen Hofgerichts zutrifft, umso mehr als seine Forschungen der Kritik, dass der Grad der Institutionalisierung des Hofgerichts überschätzt worden sei, ausgesetzt worden sind52. Was das Verhältnis der Privilegien zur Reichsgerichtsbarkeit betrifft, hat U ­ lrich Eisenhardt die Bedeutung der privilegia de non appellando besonders in der frühen Neuzeit erneut untersucht und damit für die Bewertung der Privilegien im Spätmittelalter Anstoß gegeben53. Er hat erneut festgestellt, dass die Appellation im eigentlichen Sinne in Deutschland erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in die weltliche Gerichtsbarkeit eindrang. Die sogenannten privilegia de non appellando vor dieser Zäsur hätten mit der eigentlichen Appellation nichts zu tun gehabt, sondern nur die alte Urteilsschelte ausgeschlossen, oder sie seien im Fall einer Appellation nicht benutzt worden. Man könne deswegen vor der Mitte des 15. Jahrhunderts nicht von privilegia de non appellando sprechen. Danach hat wieder Battenberg die Gerichtsstandsprivilegien bis 1451 zu einem Regestenwerk gesammelt54. Er hat auch zu der Bewertung der Privilegien einige interessante Hinweise gegeben55. Battenberg hat zuerst erneut bestätigt, dass es in diesem Zeitraum bis 1451 nur eine kleine Zahl von privilegia de non appellando gab. Dieser Typ von Privilegien stelle deshalb eher ein frühneuzeitliches Phänomen dar. Die Bezeichnung von privilegia de non evocando sei ihrerseits auch nicht zutreffend. Das Privileg befreie den Empfänger nicht gezielt von der Evokation zu dem Herrscherhof, sondern im allgemeinen von der Ladung an ein fremdes Gericht. Es gebe aber einige Privilegien, die dem Empfänger sogar den Gerichtsstand vor dem Herrscherhof bestimmten. Battenberg hat deswegen unter dem Begriff Gerichtsstandsprivileg einschlägige Urkunden gesammelt. Er hat auch die Gerichtsstandsprivilegien dahingehend interpretiert, dass die Königsgerichtsbarkeit damit statt der alten vagen unbeschränkten Zuständigkeit fest umrissene präzise Kompetenzen gewonnen habe. Er sah darin eine Rationalisierung der Königs­gerichtsbarkeit. Nach seiner Sicht stammten die Parteien und Benutzer der Königsgerichtsbarkeit oft aus den Regionen, in denen man viele Empfänger der Privilegien fand. Die Privilegien wirkten außerdem nur dann, wenn ihre 52 Vgl. die Kritik von Jürgen Weitzel. Aber wiederum ist seine Konzeption zu bezweifeln, die vor dem 15. Jahrhundert dem Herrscher keinen Spielraum, den Fall selbst zu entscheiden, zuerkennt. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1251 ff., besonders S. 1257 f. Vgl. auch die Kritik von Thomas, Ludwig der Bayer: Reichspolitik und Landes­politik, S. 150 f., gegen Battenberg. 53 Eisenhardt, Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando; ders., Entstehung und Bedeutung; ders., Die kaiserliche privilegia de non appellando. 54 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien. 55 Ebenda, S. 5 ff. Zur Bewertung des Gerichtsstandsprivilegs im Zusammenhang mit der Territorialisierung der Gerichtsbarkeit vgl. auch Willoweit, Die Territorialisierung der Blut­ gerichtsbarkeit.

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A. Forschungsstand und Fragestellung

Empfänger sich wirklich auf sie beriefen. Wir müssen seine Interpretation über die Gerichtsstandsprivilegien als Hypothese dahingestellt sein lassen. In der Zahl der verliehenen Privilegien sind zwei epochale Sprünge sowohl unter Rudolf von Habsburg als auch unter Karl IV. zu beobachten. Besonders diese zwei Epochen sollen in einer anderen Studie näher untersucht werden. Im Übrigen hat Battenberg auch zu der Wirksamkeit des königlichen Gerichts eine Monographie über Acht und Anleite veröffentlicht und die Bedeutung er­ örtert, die diese traditionellen Mittel noch im Spätmittelalter haben konnten56.

III. Fragestellung und Quellen Auf der Grundlage dieses neuen Forschungsinteresses und seiner Ergebnisse soll in dieser Studie versucht werden, die Königsgerichtsbarkeit unter Ludwig dem Bayern etwas anders zu bewerten als die ältere Forschung. Dabei ist als Quellen­ basis der 5. Band der obengenannten Urkundenregesten zugrundegelegt, der wiederum von Battenberg bearbeitet ist und die Zeit Ludwigs und Friedrichs des Schönen, des Rivalen Ludwigs, behandelt57. Der Band enthält nicht nur 97 eigentliche Hofgerichtsurkunden, die mit dem Siegel des Hofgerichts besiegelt wurden, sondern auch 367 Urkunden, die meistens von dem Herrscher selbst im verschiedenen Sinne zur Konfliktlösung ausgestellt wurden. Betrachtet man die zeitliche Verteilung dieser beiden Typen von Urkunden, liegt der Schwerpunkt deutlich nach 1330, also nach der Kaiserkrönung Ludwigs. Deswegen sollte man vielleicht zur Zeit Ludwigs eher von einer kaiserlichen als königlichen Gerichtsbarkeit sprechen. Aus der Perspektive des Konflikts selbst gesehen, nimmt das Regestenwerk jedoch nicht alle einschlägigen Quellen auf. Viele Streitigkeiten wurden nicht nur am Königshof behandelt, sondern auch außerhalb des Königshofs durchgefochten. Das Regestenwerk nimmt aber auf Grund seiner Auswahlkriterien nur die Urkunden auf, die sich direkt auf die Königsgerichtsbarkeit beziehen58. Diese Beschränkung regt jedoch die Frage an, welche Stellung im Gesamtverlauf eines Kon­f liktes die Tätigkeit der königlichen Gerichtsbarkeit innehatte.

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Battenberg, Reichsacht und Anleite. Urkundenregesten, Bd. 5 (bearb. v. Battenberg). Die erzählenden Quellen, die von den neueren Forschungen zur Konfliktbeilegung im Früh- und Hochmittelalter als hauptsächliche Argumente einbezogen und eingehend analysiert worden sind, klammert dagegen die vorliegende Studie im Prinzip aus. Es ist freilich von der Forschung ebenfalls versucht worden, bei der Untersuchung über das Spätmittelalter die erzählenden Quellen zu analysieren, vgl. Garnier, Zeichen und Schrift; dies., Symbole der Konfliktführung; dies., Injurien und Satisfaktion; Dartmann, Schiedsgerichtsbarkeit. Das urkundliche Quellenmaterial aus der hier behandelten Zeit, also der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ist sehr reichlich und kaum vergleichbar mit dem Hochmittelalter, erst recht dem Frühmittelalter. Die Urkunden können damit ausreichend Informationen über die Konfliktbeilegung vermitteln. 58 Diestelkamp, Bericht über das Projekt, S. 455. 57

III. Fragestellung und Quellen

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Diestelkamp und Battenberg haben schon einige Konflikte in ihrem ganzen Verlauf rekonstruiert und die Rolle geschildert, die darin die Gerichtsbarkeit des Herrschers und des Reiches gespielt hatte59. Wenn man aber den gesamten Vorgang eines Falls einschließlich der verschiedenen Versuche zur Lösung, die sich außerhalb des Herrscherhofs entwickelten, berücksichtigen will, muss man sich mit einzelnen Regionen befassen60. Ein Konflikt wird nicht isoliert, sondern in den politischen und rechtlichen Gefügen einer Region durchgeführt und ausgetragen. Nur einen Bruchteil stellt die Phase dar, die vor dem Königshof behandelt wird. Es handelt sich dabei natürlich um keinen Instanzenzug61, sondern es war für die Kontrahenten durchaus möglich, das für sie aussichtsreichste Gericht auszusuchen und sich gegebenenfalls an eine andere Instanz zu wenden62. Will man diesen Bruchteil angemessen bewerten, muss man den Hintergrund, die Konflikte in einzelnen Regionen und ihre Lösungsversuche berücksichtigen. Nicht zuletzt ist die Beziehung zwischen dem Königshof und einzelnen Regionen von Region zu Region sehr unterschiedlich. Damit müssen auch zahlreiche einschlägige Urkunden, vor allem Bündnisurkunden und Schiedsgerichtsurkunden, einbezogen werden.

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Diestelkamp, Rechtsfälle aus dem Alten Reich; Battenberg, Der Reichshofgerichtsprozess um den Dottenfelder Hof; ders., Zur Territorialpolitik der Herren von Lichtenberg; ders., Die Lichtenberg-Leiningensche Fehde; ders., Reichskämmerer Konrad von Weinsberg; ders., Ein hessischer Appellationsprozess. Siehe auch die Aufsätze in Battenberg, Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit. 60 Die Dissertation von Ute Rödel hat die Regionen im Südwesten behandelt, aber in Bezug auf die Parteien sich auf die Fürsten und Grafen beschränkt, s. Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit. 61 Diestelkamp hat neuerdings dem Königshof vor der Mitte des 15.  Jahrhunderts eine Funktion als Appellationsinstanz abgesprochen. Diese Stellungnahme entspricht weitgehend den oben genannten Hinweisen von Eisenhardt und Battenberg. Vgl. Diestelkamp, Die Durchsetzung des Rechtsmittels. Weitere Untersuchungen wären aber nötig, weil Diestelkamp kaum die Fälle berücksichtigt, die vor der Wendung an den Königshof in anderen Gerichten be­ handelt wurden. Auch die appellationsähnlichen Beispiele vor der Mitte des 15. Jahrhundert sollte man vorsichtiger überprüfen. 62 Kroeschell, Eine Totschlagssühne vor 700 Jahren, bietet ein anschauliches Beispiel.

B. Mittelrhein I. Mittelrhein als historische Landschaft1 Das Mittelrheingebiet bezeichnet die Forschung auch als das Rhein-Main-­ Gebiet, das mittlere Rheingebiet2 oder das Mittelrhein-Untermain-Gebiet3. Es umfasst den Rhein von der Grenze mit dem Elsass bis nach Koblenz. Vom Rhein nach Osten umfasst es den Kraichgau und wird von Odenwald, Spessart und Vogelsberg abgegrenzt. Die nördliche Grenze bilden Westerwald und Mosel. Im Westen reicht es moselaufwärts bis etwa Kochem und umfasst die heutige Rheinpfalz. Dieser hier zu untersuchende Raum macht einen Teil  der Region Mittelrhein-­ Hessen-fränkischer Oberrhein aus, die Peter Moraw als eine der 14 politischen Großregionen des Heiligen Römischen Reichs nördlich der Alpen herausgestellt hat4. Diese Großregionen werden eher aus der Sicht des politischen Kräftespiels als unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Beziehungen zum Herrscher definiert. Wir untersuchen in der vorliegenden Studie nicht die gesamte Groß­ region Mittelrhein-Hessen-fränkischer Oberrhein, weil für unsere Fragestellung das Verhältnis zum Königshof wesentlicher ist. Versucht man sich aber die regionale Struktur für die Konfliktbeilegung zu erklären, muss man doch teilweise über die oben skizzierte Grenze hinausgehend die Großregion insgesamt und sogar die benachbarten Regionen in die Betrachtung einbeziehen. Das Mittelrheingebiet in unserem Sinne trennte sich seit dem 13. Jahrhundert territorialpolitisch langsam von der Niederrheinregion5. Es gab noch am Ende dieses Jahrhunderts mehrere Güter und Gerechtsamen des Erzstifts Köln im Mosel 1 Zum Überblick über die territorialpolitische Geschichte des Mittelrheins s. Petry, Das politische Kräftespiel; ders., Träger und Stufen; Dotzauer, Der historische Raum (für die hier zu untersuchende Zeit, bes. S. 227 ff., 245 ff.). Zur Charakterisierung des etwas enger als hier begrenzten Rhein-Main-Gebietes als historische Landschaft vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit s. Petry, Das Rhein-Main-Gebiet. 2 Ziwes, Studien zur Geschichte der Juden, bes. S. 12 ff. 3 Zum verschieden verwendeten Begriff „Mittelrhein“ s. Staab, Reich und Mittelrhein, S. 59–61; Volk, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 3 ff. Mit dem Begriff bezeichnen die Geographen das Rheintal im engeren Sinne, während die Historiker weitere Orte wie Mainz oder Worms einbeziehen, vgl. Sante (Hrsg.), Geschichte der deutschen Länder S. 60, 71. Hinsichtlich der Bündnisse der Handwerker wird das Mittelrhein-Gebiet ähnlich wie hier eingegrenzt, vgl. Göttmann, Handwerk und Bündnispolitik. 4 Moraw, Die Entfaltung der deutschen Territorien, S. 96 f.; ders., Von offener Verfassung, S. 175 f. 5 Zur territorialpolitischen Verflechtung zwischen Niederrhein und Mittelrhein vom Frühmittelalter bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts s. Steinbach, Geschichtliche Räume, S. 16 ff., besonders zur Verbindung zwischen dem Erzstift Köln und dem Erzstift Trier ebd., S. 23 ff.

I. Mittelrhein als historische Landschaft

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raum, aber danach wurde die Abgrenzung zwischen beiden Regionen immer deutlicher6, wenn auch einige niederrheinische Fernbesitzungen bis zur frühen Neuzeit erhalten blieben7. Peter Moraw hat einen Teil unseres Mittelrhein-Gebiets als königsnahe Landschaft charakterisiert. Er hat aus der Perspektive des Königshofs das Gesamtreich des Spätmittelalters in sechs verschiedenartige Zonen eingeteilt. Eine dieser­ Zonen stellt die königsnahe Landschaft dar, die trotz des Dynastiewechsels durch das Wahlkönigtum im deutschen Spätmittelalter stets enge Beziehungen zu dem Herrscherhof beibehielt. Als eine solche königsnahe Landschaft hat Moraw vier Regionen herausgestellt: Franken, Mittelrhein, Teile Schwabens und den SaaleMittelelbe-Raum, letzterer verlor aber im Verlauf des Spätmittelalters langsam seinen königsnahen Charakter8. Vor allem bei den übrigen drei Regionen handelt es sich um das Erbe der sogenannten Reichslandpolitik unter den staufischen­ Herrschern im 12.  und 13.  Jahrhundert9. Bis tief in das Spätmittelalter blieben die Königsgüter und Königsstädte, im Mittelrhein vor allem Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen, Wetzlar und Oppenheim, in diesen Regionen erhalten, wenn sie auch gerade unter Ludwig dem Bayern und Karl IV. massenhaft verpfändet und damit teilweise dem Königtum entzogen wurden10. Im Mittelrhein lagen noch dazu in Gestalt von Mainz, Worms und Speyer drei Bischofsstädte, die seit dem Hochmittelalter besonders enge Verbindungen mit dem Königtum pflegten. Diese Nähe zum Königtum kam zum Ausdruck in dem großen Rheinischen Städtebund von 1254, dessen Anfang und Kern gerade in diesen Städten lagen. Der Adel vom Mittelrhein kannte auch eine Tradition der Beziehung zum Herrscherhof und setzte sie das Spätmittelalter hindurch fort. Die mittelrheinischen Grafen und Herren waren schon in die staufische Reichslandpolitik einbezogen oder durch den Dienst für die staufischen Herrscher aufgestiegen. Diese Tradition fortführend erschienen sie auch im Spätmittelalter häufig in der Nähe des Herrschers. Weil viele Familien des mittel­rheinischen Nieder­adels aus der staufischen Reichsministerialität stammten, lag es für sie nahe, auch nach dem Aussterben der Staufer den Herrschern Dienst zu leisten. Für alle diese Kräfte war die Wechselbeziehung von Herrscherdienst einerseits und Erwerb von Gütern sowie Privilegien als Lohn andererseits charakteristisch. Während die Beziehung zu dem Herrscherhof damit für die mittelrheinischen Städte und den Adel gewinnbringend war, konnte das Königtum seinerseits eine 6

Janssen, Kleine Rheinische Geschichte, S. 102 ff. Zur seit dem 11. Jahrhundert beleg­ baren Zweigliederung „Niederland – Oberland“ s. Meisen, Niederland und Oberland. 7 Wisplinghoff, Niederrheinischer Fernbesitz, S. 77 ff. 8 Moraw, Franken als königsnahe Landschaft, S. 124 ff.; ders., Hessen und das deutsche Königtum, S.65 f.; ders., Von offener Verfassung, S. 175. 9 Zur staufischen Reichslandpolitik in diesem Raum s. Bosl, Die Reichsministerialität, S. 140 ff.; Schwind, Die Landvogtei in der Wetterau, S. 1 ff. 10 Zur Verpfändung unter Ludwig dem Bayern s. Landwehr, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, S. 21 ff.

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B. Mittelrhein

größere Möglichkeit der Einwirkung in diese Region erwarten. Seine Politik konnte hier größere Wirksamkeit entfalten als in der königsoffenen oder königsfernen Landschaft. Der Herrscherhof besuchte das Mittelrhein-Gebiet regelmäßig. Ludwig der Bayer nahm vor allem in Frankfurt viele Aufenthalte11. Auch mehrere wichtige Hoftage unter Ludwig fanden in dieser Region statt12. Das hier zu untersuchende Mittelrhein-Gebiet zeigt aber insofern noch ein komplexeres Gefüge, als es die Kurfürstenterritorien einschließt, die wiederum Moraw aus der Sicht des Herrscherhofs als eine der sechs Zonen unterschied. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Kurmainz und Kurpfalz, deren Rivalität im ganzen Spätmittelalter die politische Konstellation dieser Region entscheidend prägte. Man könnte dieses Kräftespiel als eine Ellipse mit zwei Brennpunkten bezeichnen13. Das Erzstift Mainz14 besaß über unsere Region hinaus noch zahlreiche Rechte und Ansprüche, vor allem in Hessen und Thüringen. Diese weitläufigen main­ zischen Besitzungen werden in der vorliegenden Studie grundsätzlich nicht untersucht, aber bei der Betrachtung der politischen Konstellation, vor allem der Bündnisverhältnisse, zum Teil berücksichtigt. Ludwig der Bayer hatte als Wittelsbacher eine verwandtschaftliche Beziehung zu den Territorialherren der rheinischen Pfalzgrafschaft15. Das ist zwar im Spätmittelalter nicht ungewöhnlich angesichts der Tatsache, dass auch nichtwittels­ bachische Herrscher nach der Thronbesteigung durch Ehe die Verwandtschaft mit den Pfalzgrafen herstellten. Vor dem Vertrag von Pavia im Jahre 1329 verwaltete Ludwig aber selbst die Pfalzgrafschaft provisorisch, oder er stritt sich um sie mit seinem älteren Bruder Rudolf. Auch nach dem Vertrag von Pavia behielt Ludwig sein Interesse an der Pfalzgrafschaft bei, wenn auch seine pfälzischen Vettern, vor allem der tatkräftige Ruprecht der Ältere, nicht immer treu seiner politischen Linie folgten. 11 Vgl. die Itinerarkarte Ludwigs in Moraw, Von offener Verfassung, S.  231. Schalles-­ Fischer, Pfalz und Fiskus Frankfurt, S. 657 ff., zählt die Aufenthalte Ludwigs in Frankfurt und zwar sieben in den 1310er Jahren, 18 in den 1320er Jahren (meistens in der ersten Hälfte), 14 in den 1330er Jahren und 13 in den 1340er Jahren. Siehe auch Bund, Frankfurt am Main im Spätmittelalter, S. 85. 12 Nach der Zählung durch Alois Schmid fanden acht von insgesamt zehn Hoftagen Ludwigs im Mittelrhein statt, vgl. Schmid, Die Hoftage Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 428. 13 Grundlegend Ziehen, Mittelrhein und Reich. Auch Petry, Das Rhein-Main-Gebiet, S. 409 ff.; ders., Das politische Kräftespiel, S. 81 f. Beide um die Hegemonie in der Region kämpfenden Mächte hatten außer dem eigentlichen Territorium ein weiteres Einflussgebiet. Zu dem Konzept vom pfälzischen Raum s. Petry, Das politische Kräftespiel und Schaab, Die Festigung der pfälzischen Territorialmacht, S. 186 ff. Zu dem Konzept vom historischen Mainzer Raum s. Sante, Allgemeine Geschichte, S. 13 ff. 14 Zum Mainzer Erzstift im Spätmittelalter jetzt grundlegend Heinig, Die Mainzer Kirche. S. auch Jürgensmeier, Das Bistum Mainz, S. 121 ff. 15 Zur rheinischen Pfalzgrafschaft im Spätmittelalter zuletzt Schaab, Geschichte der Kurpfalz, S. 69 ff.; Rödel, Mittelalter. Der Griff nach der Krone. Zu ihrer besonderen Stellung im Reich s. Moraw, Die kurfürstliche Politik.

II. Wege und Techniken der Konfliktbeilegung in der Region 

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Während Kurmainz und Kurpfalz in dieser Region eine zentrale politische Rolle spielten, wirkte Kurköln nur am Rande. Nachdem die hegemoniale Stellung des Erzstifts Köln durch die Niederlage in der Schlacht bei Worringen von 1288 gefährdet worden war, beanspruchte das Ringen mit den Dynastien vom Niederrhein einen erheblichen Teil seiner Kräfte, und der kurkölnische Vorstoß in das Mittelrhein-Gebiet büßte damit an Ausdehnungskraft ein16. Kurtrier hatte da­gegen mit der politischen Geschichte unserer Region mehr zu tun. Als äußerst tüchtiger und sorgfältiger Reichs- und Territorialpolitiker war Balduin von Luxemburg tätig, dessen Amtszeit als Erzbischof von Trier den Zeitraum der vorliegenden Untersuchung völlig umfasst17. Diese Präsenz der rheinischen Kurfürsten, die sowohl die das Königswahlrecht ausübenden Fürsten als auch die rivalisierenden Territorialherren waren, führte in dieser Region zu einer komplizierteren politischen Konstellation als dies in anderen königsnahen Landschaften wie Franken oder Schwaben der Fall war. Das Königtum konnte sich einerseits auf die mit dem Herrscherhof eng verbundenen Städte und Adligen stützen, musste aber andererseits die Interesse der Kurfürsten berücksichtigen.

II. Wege und Techniken der Konfliktbeilegung in der Region Hier sollen zuerst aus dem mittelrheinischen Quellenmaterial verschiedene Wege und Techniken für die Beilegung von Konflikten beschrieben werden. Diese Beschreibung soll dazu beitragen, die Möglichkeiten und Eigenschaften der Konfliktbeilegung in damaliger Zeit klarzumachen und damit für die danach folgende konkretere Betrachtung Rahmen und Horizont zu schaffen. Um die Bedeutung der Königsgerichtsbarkeit einzuschätzen, ist es ratsam, mögliche alternative Methoden der Konfliktbeilegung darzulegen, unter denen das formelle Gerichtsverfahren und Gerichtsurteil, wie unten beschrieben, nur einen kleinen Anteil einnimmt18. Aus den Quellen im Mittelrheingebiet sehen wir nun die Grundzüge der möglichen Wege der Konfliktlösung. Wir gehen dabei bewusst nicht auf den konkreten landesgeschichtlichen Hintergrund ein. Es kommt hier vielmehr darauf an, die Variationen der Methoden für die Konfliktbeilegung in der Region eindeutig herauszuarbeiten.

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Steinbach, Geschichtliche Räume, S. 25. Zu Balduin s. Stengel, Baldewin von Luxemburg; Heyen, Balduin von Luxemburg. 18 Zu einem anschaulichen Fall, in dem die Parteien verschiedene Mittel zur Konfliktbeilegung eingesetzt haben, vgl. Kroeschell, Eine Totschlagssühne vor 700 Jahren. 17

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B. Mittelrhein

1. Fehdeführung Die Fehde war immer noch ein mögliches Mittel, einen Konflikt auszutragen. Obwohl, wie später eingehend analysiert wird, mehrere regionale Landfrieden im Mittelrheingebiet entstanden, waren sie räumlich und zeitlich begrenzt. Weil die Landfrieden darüber hinaus die Fehde nicht prinzipiell ausschlossen, blieb die Fehdeführung als legitimes Mittel durchaus möglich19. Der große Mainzer Reichslandfriede bestimmte zwar schon im Jahre 1235, dass man erst nach der erfolglosen Beschreitung des Rechtswegs den Fehdeweg betreten durfte20, aber die mittelrheinischen Quellen unserer Zeit bestätigen die Existenz dieser Subsidiarität nicht21. Den schriftlichen Niederschlag fand die mittelrheinische Fehde zum einen im sogenannten Fehdebrief, mit dem der Fehdeführende seinem Gegner absagte22. Die Fehdeerklärung galt als entscheidendes Kriterium der rechten Fehde, die man vom unrechtmäßigen Überfall unterschied23. Wollte man vor allem seine Ehre nicht verlieren24, musste diese Form der Widersage beachtet werden, während die anderen Formen der Fehdehandlung, die Otto Brunner in seiner einfluss­reichen Monographie ausführlich beschrieben hat25, für die rechte Fehde nicht immer­ unentbehrlich erschienen. 19

Zur Fehde im allgemeinen Kroeschell u. a., Deutsche Rechtsgeschichte, 2, S. 167 ff. Während Otto Brunner die Fehde als rechtmäßiges Mittel herausgearbeitet hatte, fehlten danach noch kritische Meinungen gegen die Auffassung von Brunner nicht, s. etwa Rösener, Zur Problematik des spätmittelalterlichen Raubrittertums; Patze, Grundherrschaft und Fehde und zuletzt Andermann, Ritterliche Gewalt. Bei dem letzten ist das städtische Bestreben, die Fehde zu kriminalisieren, als die Perspektive der Untersuchung bewusst ausgewählt. Wie irrational und schadenbringend die Fehde aus heutiger Wahrnehmung auch aussieht, so scheint es doch schwierig, angesichts der Praxis der Konfliktbeilegung den legitimen Charakter der Fehde zu leugnen. Die Landfrieden im Hoch- und Spätmittelalter haben die rechte Fehde nicht ver­ boten, s. Garnier, Die Legitimierung von Gewalt, S.  234 ff. Zur Haltung der Landfrieden im Hochmittelalter gegenüber der Fehde s. auch die Untersuchungen in Wadle, Landfrieden, Strafe, Recht. Bei den verschiedenen Rechtsquellen, Gerichtsurteilen und Verträgen war die Möglichkeit der legitimen Fehdeführung vorausgesetzt, s. Reinle, Innovation oder Trans­ formation?, S. 201 ff. Freilich neigte die Lehre der Kanonisten, Theologen und Philosophen vom gerechten Krieg dazu, die praktizierte Fehdeführung nicht als gerechten Krieg anzusehen, s. ebd., S. 206 ff. 20 MGH Const., 2, Nr. 196, c. 5, 6. 21 Zu diesem Problemkreis Brunner, Land und Herrschaft, S. 49 f.; Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt, S. 63 ff. 22 Zur Fehdeerklärung Brunner, Land und Herrschaft, S. 73 ff.; Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt, S. 35 ff. 23 Asmus, Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, S. 40 ff. Die Städte neigten im Verlauf des Spätmittelalters dazu, die Fehde zu kriminalisieren, und sahen ebenfalls in der Absage ein ausschlaggebendes Kriterium, legitime Fehde von unerlaubter Gewaltausübung zu unterscheiden, s. Andermann, Ritterliche Gewalt, S. 157. 24 Zu der Rolle der Ehre für Beginn und Führung einer Fehde s. Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt, S. 80 ff. 25 Brunner, Land und Herrschaft, S. 41–106.

II. Wege und Techniken der Konfliktbeilegung in der Region 

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Balduin von Luxemburg als Pfleger des Mainzer Erzstuhls erklärte zum Beispiel im August 1333 gegen Hermann und Hermann, Brüder, Herren zu Treffurt, und Hermann, Fritzens Bruder von Spangenberg, feierlich seine Absage. Der Grund war ein Unrecht, das Fritz von Spangenberg und seine Genossen dem Amtmann und einigen Bürgern der Mainzer Kirche angetan hatten. Fritz und­ andere hatten sie gefangengenommen und einige von ihnen sogar im Gefängnis getötet26. Die Adligen sagten ihrerseits den Klerikern ab. Vor 1334 kündigten die Edelknechte Hildeger von Langenau, Johann von Appelbüre, Friedrich von Lindenberg, Richwin von Dienetal und Sywert von Scheuern eine Fehde gegen den Dompropst und die Domherren des Mainzer Erzstuhls an, weil diese dem ­Juncker Emicho von Nassau angeblich ein Unrecht angetan hatten27. Obwohl die Gottes­ friedensbewegung seit dem Ende des 10. Jahrhunderts und anschließend die Landfriedensbewegung im Hochmittelalter sich bemüht hatten, die Kirche und Geistliche als Fehdeobjekt auszuschließen, konnte es den Geistlichen im deutschen Spätmittelalter auch geschehen, dass ihnen die Fehde erklärt wurde. Bei der Fehde treten meistens die Parteien nicht individuell auf, sondern als Gruppe. Die Freunde, Verwandten und Helfer wurden in die Fehde der direkt Betroffenen hineingezogen. Die persönlichen Verbindungen unterschiedlicher Art trugen zur Fehdeführung bei28. Man verabredete gegebenenfalls in der Einigung und Sühne eine bestimmte Frist, die der Fehdeführende nach der Fehdeerklärung bis zum Anfang der Fehdehandlung einhalten sollte. Graf Philipp von Sponheim versprach im No­ vember 1336 im Übereinkommen mit dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen, während seiner Entzweiung mit dem Grafen Wilhelm niemanden anzugreifen, ohne einen Monat vorher eine Absage zu schicken29. Es wurde in der Übereinkunft, die Abt Diether von Prüm zwischen Ägidus, Herrn zu Daun und Graf Wilhelm von Katzenelnbogen, Diethers Bruder, vermittelte, festgestellt, dass keiner von ihnen den anderen angreifen durfte, wenn er es ihm nicht acht Tage vorher zu dem Haus, in dem dieser wohnte, verlautbarte30. Auch bei einem vorläufigen Waffenstillstand konnte man eine ähnliche Frist vereinbaren. Erzbischof Matthias von Mainz versprach im August 1322 dem Abt Heinrich von Fulda, dem Vermittler des Waffenstillstandes, bis zum nächsten Walpurgistag, d. h. bis zum 1.  Mai des nächsten Jahres, mit dem Landgrafen Otto von Hessen Frieden zu halten und von da an bis zur Absage, die vierzehn Tage vor dem Beginn der 26

REM, Nr. 3316; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 291. REM, Nr. 6021. 28 Gestützt auf die Quellen aus dem spätmittelalterlichen Franken hat Joseph Morsel umgekehrt darauf hingewiesen, dass die Fehde unter den mitkämpfenden Adligen und den konfrontierenden Städten soziale Verbindungen schuf, s. Morsel, Das sy sich. Diese Funktion ist auch zu berücksichtigen. 29 RGK, Nr. 851. 30 RGK, Nr. 923. 27

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B. Mittelrhein

feindlichen Akte erfolgen musste31. Die Frist wurde offensichtlich von Fall zu Fall unterschiedlich bestimmt32. Die Fehde wurde zum anderen in der Sühne und der sogenannten Urfehde schriftlich belegt33. Ritter Friedrich Stahel von Biegen schloss im November 1329 mit der Stadt Frankfurt eine Sühne. Nach der Befreiung aus der städtischen Gefangennahme gelobte er, drei Schiedsrichter aus den Ratsherren der Stadt Frankfurt auszuwählen und sich ihrer Entscheidung zu unterwerfen. Für Friedrich gewährleisteten sein Lehnsherr Graf Gerlach von Nassau und andere Grafen, Herren und Ritter im Mittelrheingebiet die Einhaltung seines Versprechens. Die Urkunde wurde dazu noch für Friedrich von dem Grafen Gerlach von Nassau, Herrn Gottfried von Eppstein und Herrn Kuno von Falkenstein besiegelt34. Mehrere Urfehden sind aus dem Mittelrhein unserer Zeit überliefert, sowohl bei den Fehden unter den Adligen35 als auch bei den Fehden zwischen den Städten und den Adligen36. Diese Urfehden wurden immer noch den Fehdekontrahenten beschworen, nicht der Obrigkeit wie seit dem ausgehenden Spätmittelalter37. In den meisten Fällen traten auch die Lehnsherren, Verwandten, Freunde und Standesgenossen der Urfehdegelobenden als Bürgen des Versprechens oder Besiegler und Aussteller der Urkunde auf. Aus den Sühne- und Urfehdebriefen lassen sich damit die personellen Vernetzungen des mittelrheinischen Adels erkennen. Man kann vor allem bei den Adligen stets damit rechnen, dass der Weg der Fehde durchaus möglich war, selbst wenn er nicht wirklich aufgenommen wurde. Die Fehdeführung warf in diesem Sinne auf die gesamte Konfliktbeilegung ihren Schatten. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ist zwar kaum ein Beispiel zu finden, in dem der Betroffene zur Fehdeführung de facto gezwungen wurde, um seine Ehre zu wahren38. Aber bei Adligen blieb die Fehde immer eine Alternative, auch wenn andere Wege der Konfliktbeilegung ausprobiert wurden39. 31

REM, Nr. 2345. Der Mainzer Reichslandfriede von 1235 forderte drei ganze Tage, s. MGH Const., 2, Nr. 196, c. 6. Zu Beispielen aus den Fehden der Stadt Frankfurt seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts s. Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt, S. 41 (zwischen einem Tag und einem Jahr, häufig vier Wochen oder ein Vierteljahr). 33 Brunner, Land und Herrschaft, S. 105 f.; Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt, S. 92 ff. 34 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1911; UB Frankfurt, 2, Nr. 372. 35 Z. B. die Urfehden, die dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen gelobt wurden, RGK, Nr. 560, 601, 646, 721, 729. Vgl. auch UK, Stolberger, Nr. 62. 36 Z. B. die der Stadt Speyer geschworenen Urfehden, UK, Speyer, Nr. 295, 326, 402. Vgl. auch die Urfehden gegenüber der Stadt Wetzlar, UB Wetzlar, 1, Nr. 1205, 1451. 37 Zur Typologie und Entwicklung der Urfehde zunächst Weber, Urfehde. Über die Entwicklung im Südwesten grundlegend Blauert, Das Urfehdewesen im deutschen Südwesten. Zu den konkreten Beispielen im spätmittelalterlichen Göttingen Boockmann, Urfehde und ewige Gefangenschaft. 38 Hillay Zmora sieht als die Ursache der Fehde in Franken am Ende des Mittelalters eher materielle Gründe als die Ehrenhändel an, s. Zmora, Adelige Ehre. 39 Die Fehde und andere Methoden der Konfliktbeilegung konnten parallel gebraucht werden und waren austauschbar. Die Berücksichtigung der sozialen Netzwerke und der öffent 32

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2. Verhandlung und Vermittlung Es konnte auch geschehen, dass die Kontrahenten direkt miteinander verhandelten und eine Lösung fanden. In den Urkunden wird die dem Abkommen voraus­ gehende Verhandlung zwar meistens nicht explizit erwähnt, aber es ist davon auszugehen, dass vor einer Vereinbarung Einzelheiten verhandelt worden sind. Um den Ablauf solcher Verhandlungen genauer zu erkennen, muss man sich in erster Linie an die erzählenden Quellen wenden, wie es die neueren Arbeiten zum Frühund Hochmittelalter versucht haben. Aus unserem Gebiet sind mehrere Fälle überliefert, in denen die Grafen und Herren scheinbar unmittelbar nach der Verhandlung Vereinbarungen trafen. Gottfried (IV.) von Eppstein und seine Frau Lorette verglichen sich im März 1317 mit Philipp dem Älteren von Falkenstein, dem Oheim Gottfrieds, und seiner Ehefrau Mechtild. Sie teilten die Güter und Rechte40. Graf Gerlach von Nassau verglich sich im Mai 1322 mit Dieter von Katzenelnbogen, seinem Neffen, wegen der Geschehnisse unter ihnen und ihren Freunden. Dieter konnte von dem Grafen und seinen Erben 200 Mark beanspruchen, wenn er mündig wurde41. Graf Emicho I. von Nassau-Hadamar und sein Sohn Graf Johann verglichen sich mit Kuno von Falkenstein, Herrn zu Münzenberg, über die Festsetzung der Mitgift der verstorbenen Ehefrau Kunos42. Bei diesen Fällen handelt es sich um Streitigkeiten unter Verwandten, die meistens um Erbe und Heiratsgüter gekämpft haben. Der Abschluss einer Vereinbarung unmittelbar nach vorausgehenden Verhandlungen ist nicht nur für Grafen und Herren, sondern auch für Fürsten bezeugt. Im Juli 1318 vereinbarte Erzbischof Peter von Mainz mit dem Bischof Gottfried von Würzburg, dass fünf Mainzer Amtleute dem Bischof und fünf bischöflichen Amtleuten geloben sollten, allen Schaden, den die Würzburger von der Mainzer Seite erfahren hatten, zu ersetzen. Fünf Würzburger Amtleute sollten umgekehrt dasselbe geloben43. Im März 1328 versöhnten und verbündeten sich zudem Erz­ bischof Matthias von Mainz und Graf Johann von Ziegenhain, besonders gegen den Landgraf von Hessen44. Die Adligen führten Verhandlungen auch mit Geistlichen, Bürgern und Bauern. Gottfried von Eppstein verglich sich im Dezember 1322 mit den Einwohnern zu Hochheim, den dort begüterten Mainzer Bürgern und anderen Grundbesitzern lichen Meinung konnte dabei eine wichtige Rolle spielen, s. Jendorff/Krieb, Adel im Konflikt. Zur Bedeutung der öffentlichen Meinung bei der Fehdeführung s. schon Boockmann, Mittelalterliches Recht. 40 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 627. Vgl. ebd., Nr. 633–635. 41 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1746; RGK, Nr. 633; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 154. 42 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1972. 43 REM, Nr.  2024; Monumenta Boica, 39, S.  86 f., Nr.  37, „duorch friedes vnd gemachs wegen“. 44 REM, Nr. 2898; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 193 ff., Nr. 66.

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wegen seiner Vogteirechte. Gerechtsame Gottfrieds und die ihm zu liefernden Abgaben wurden ausführlich festgestellt45. Die wetterauischen Herren, unter ihnen Kuno von Falkenstein, Ulrich von Hanau und Gottfried von Eppstein, schlossen im Dezember 1346 mit den Städten Frankfurt, Friedberg und Gelnhausen einen Vertrag wegen der lang umstrittenen Pfahlbürgerfrage46. Vergleiche mit dem Kloster Eberbach sind auch überliefert. Ritter Johann Marschall von Waldecken, Schultheiß, und 14 Schöffen von Lorch versöhnten sich im Juli 1340 mit dem Kloster wegen der Bede von den verpachteten Weinbergen des Klosters47. Auch Clays von Scharpenstein, Ritter, Ludwig, Schultheiß, und die Schöffen zu Hattenheim verglichen sich im Januar 1346 mit dem Kloster48. Bei diesen und ähnlichen Fällen ist allerdings zu berücksichtigen, dass unter Umständen etliche Vermittler sich hinter dem Schweigen der Urkunden verbergen konnten. Traten andere Personen als die Kontrahenten etwa als Zeugen in Erscheinung, darf man gegebenenfalls die Vermittlung durch sie vermuten. Als Philipp von Falkenstein und Luther von Isenburg sich im Mai 1334 wegen der Mark HochWeisel und der Holzung zu Cleeberg versöhnten, erschienen dabei einige Ritter als Zeugen49. Abt Wilhelm von Arnstein stand als der erste in der Zeugenreihe bei dem Vergleich, den im Dezember 1342 Burggraf, Burgmänner, Schöffen und Bürger zu Oberlahnstein wegen des Vermögens einzelner Vicarien in der Pfarr­ kirche zu Oberlahnstein mit dem Grafen Gerlach von Nassau schlossen50. Es scheint auch nahe zu liegen, in dem (Mit)besiegler der Vergleichsurkunde den eventuellen Vermittler zu suchen. Unter den Adligen waren es meistens Verwandte, die bei solchen Fällen die Urkunden (mit)besiegelten. Graf Walram von Sponheim bekundete im Januar 1333 eine Versöhnung mit seinem Schwager, dem Grafen Wilhelm (II.) von Katzenelnbogen. Diese bezog sich auf Mitgift und­ Wittum von Elisabeth, Gattin Walrams und Schwester Wilhelms. Graf Johann von Sponheim, ein Vetter Walrams, besiegelte die Urkunde auf Bitten Walrams mit. Außerdem brachten noch Graf Simon von Sponheim, der Vater Walrams, und seine Söhne Johann und Reinhold ihre Siegel an, um ihre Zustimmung zu der Vereinbarung zu bekunden51. Während die letzten drei als nächste Verwandte ihre Zustimmung geben mussten, könnte Graf Johann sich als Vermittler betätigt haben. Raugraf Georg, seine Frau Margarethe und ihr Sohn beurkundeten im Juli 1335 einen Vergleich mit dem Grafen Wilhelm (II.) von Katzenelnbogen. Der Vergleich kam auf Rat ihrer Verwandten und Freunde zustande. Sie verzichteten da 45

UB Nassau, 1, 3, Nr. 1756. UB Nassau, 1, 3, Nr. 2450; Böhmer, Codex diplomaticus Moenfrancofurtanus, S. 607. 47 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2213; vgl. ebd., Nr. 2214. 48 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2411. 49 UK, Isenburger, Nr. 419. 50 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2288. 51 RGK, Nr. 805; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 198. Vgl. RGK, Nr. 748. 46

II. Wege und Techniken der Konfliktbeilegung in der Region 

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mit auf Erbe, Lehen und Güter, auf die Georg im Namen seiner Frau, Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen und damit Schwester des Grafen Wilhelm II., Ansprüche erhoben hatte. Wenn sie diesen Vergleich nicht einhielten, verloren sie die Hilfe der mitbesiegelnden Verwandten, diese durften dann sogar dem Grafen Wilhelm helfen. Die Urkunde besiegelten außer Georg und seiner Frau auch sein Bruder Konrad und die beiden Grafen­ Simon und Johann von Sponheim(-Kreuznach), Brüder52. Graf Wilhelm (II.) von Katzen­elnbogen verglich sich im Dezember 1343 mit seinem Bruder Graf Eberhard (V.). Wilhelm fand seinen Bruder mit einer jährlichen Gülte von 300 Pfund Heller ab, während Eberhard seinerseits auf seinen Anspruch auf das Erbe seines verstorbenen ­Vaters verzichtete. Neben drei Rittern und einem Edelknecht besiegelten außer Wilhelm selbst auch Abt Diether von Prüm, Bruder Wilhelms und Eberhards, und Graf Walram von Sponheim(-Kreuznach), Schwager ­Wilhelms, mit53. Diese Verwandten könnten zu der Verfügung über das Familiengut ihren Konsens gegeben haben, aber sie könnten auch die Einigung vermittelt haben, ging es doch darum, eine für die Machtstellung des Grafenhauses ungünstige Erb­ teilung zu vermeiden. Bei dem Niederadel tauchten solche (Mit)besiegler ebenfalls auf54. Als Reinhard von Westerburg sich im Dezember 1343 wegen Gerlach Knebels mit den Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren und Ruprecht dem Jüngeren versöhnte, siegelten außer Reinhard und Gerlach die Grafen Adolf von Nassau und Johann von Solms mit anderen Rittern und Edelknechten die Urkunde55. Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen und andere Grafen und Herren besiegelten im Mai 1346 die einschlägigen Urkunden mit, als Reinhard von Westerburg und Philipp von Falkenstein mit Erzbischof Balduin von Trier Sühnen schlossen56. Bei diesem letzten Fall dürfte es sich um eine Wirkung des Bündnisnetzes handeln, das Erzbischof Balduin im Mittelrhein wie unten beschrieben aufgebaut hatte. Die oben genannten (Mit)besiegler könnten auch als Bürgen der Vereinbarung in Erscheinung getreten sein. Von den neueren Forschungen ist schon zum Frühund Hochmittelalter festgestellt worden, dass ein Vermittler auch für die Gewährleistung des Vergleichs eine wichtige Rolle spielen konnte. Die Funktionen von Vermittler und Bürge decken sich damit weitgehend. In anderen Fällen finden wir offensichtliche Vermittler. Zum Ablauf der Vermittlung im Einzelnen geben unsere urkundlichen Quellen uns leider wieder keine Einsicht. Um der Tätigkeit des Vermittlers näher zu kommen, sind erzählende Quellen 52

RGK, Nr. 838; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 203. Vgl. RGK, Nr. 845. RGK, Nr.  942; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr.  216. Wilhelms Schwester­ Elisabeth war Ehefrau des Grafen Walram. 54 UK, Isenburger, Nr. 362; Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, Nr. 104; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1971, 2005, 2193. 55 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2334. 56 RGK, Nr. 984. 53

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zu untersuchen57. Hier ist zuerst aus den urkundlichen Materialien festzustellen, welcher Personenkreis im Mittelrheingebiet unserer Zeit als Vermittler tätig war. Bei den Konflikten unter Grafen und Herren betätigten sich als Vermittler ihre Standesgenossen, die oft mit den Parteien durch Verwandtschaft verknüpft waren. Im April 1324 vermittelte Graf Gerlach von Nassau zwischen seinem Bruder Graf Walram von Nassau und seinem Neffen Graf Wilhelm von Katzen­elnbogen. Graf Gerlach gestand zu, dass sein Bruder dem Grafen Wilhelm Unrecht angetan hatte und versprach Kriegsdienst, den Graf Walram dem Grafen Wilhelm zu leisten hatte. Graf Gerlach sollte jedoch statt seines Bruders dienen, falls Walram seine Pflicht nicht erfüllte. Graf Gerlach selbst fungierte in diesem Sinne gewissermaßen auch als Partei58. Philipp der Ältere von Falkenstein ließ im November 1321 einen Vergleich zwischen Graf Gerlach von Nassau und seinem Neffen Gottfried (IV.) von Eppstein wegen ihrer Hörigen zustande kommen59. Im März 1328 vermittelte Graf Gottfried von Ziegenhain zwischen seinen Neffen Johann von Isenburg und Reinhard von Westerburg einerseits und seinem Neffen Philipp von Falkenstein andererseits wegen der Güter der Herrschaften Falkenstein und Münzenberg, die Johann und Reinhard von ihrer verstorbenen Mutter und ihrem verstorbenen Oheim Johann von Falkenstein her zustanden60. Godert von Sayn und Gerlach von Isenburg vermittelten im Januar 1340 zwischen Graf Johann von Sayn und Graf Wilhelm von Wied wegen des Dorfs Irlich61. Nachdem diese Vermittlung den Streit nicht völlig aus der Welt schaffen konnte, kam im Februar 1341 noch eine Versöhnung durch die beiden vorgenannten Vermittler und Graf Johann (II.) von Katzen­ elnbogen zustande62. Dieser Vergleich blieb wieder nicht endgültig, denn es ist überliefert, dass im August 1343 beide Kontrahenten sich durch die Vermittlung von Gottfried von Sayn, Gerlach und Salent von Isenburg, Reinhard von Westerburg und Robin von Sayn, Priester zu Wetzlar, erneut verglichen63. Bei den beiden letzten Vergleichen dürfte es sich schon um ein Schiedsgericht gehandelt haben. Einflussreiche Fürsten traten oft als Vermittler in Erscheinung. Der Konflikt zwischen dem Kloster St. Alban bei Mainz und dem Kloster Eberbach über die Viehweide auf dem Hainerhof in der Gemarkung Leesheim wurde im Juni 1315 auf den Rat von Erzbischof Peter von Mainz und Ritter Konrad von Rüdesheim hin geschlichtet64. Für das Auftreten des Erzbischofs dürfte seine Stellung als 57 Vermittler und ihre Tätigkeit im Früh- und Hochmittelalter werden von Hermann Kamp hauptsächlich auf Grund der zeitgenössischen erzählenden Quellen untersucht, s. Kamp, Friedensstifter und Vermittler; auch ders., Vermittler in den Konflikten. 58 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1744; RGK, Nr. 632; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 153. 59 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1733; Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 720. 60 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 768. 61 Schultze, Fürstlich Wiedisches Archiv zu Neuwied, S. 19. 62 Schultze, Fürstlich Wiedisches Archiv zu Neuwied, S. 20. 63 Schultze, Fürstlich Wiedisches Archiv zu Neuwied, S. 22. 64 REM, Nr. 1778 (Baur, Hessische Urkunden, 1, Nr. 362). Im November 1315 bat der Abt von St. Alban den Grafen Ludwig von Rieneck um die Bestätigung der Vergleichsurkunde. Der Graf stellte eine Urkunde aus, in der er seine Zustimmung zur Schlichtung gab. Die

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kirchliches Oberhaupt ausschlaggebend gewesen sein. Im Mai 1332 führte Pfalzgraf Ruprecht der Ältere eine Sühne zwischen Graf Friedrich von Leiningen und Philipp von Falkenstein wegen der Schädigung der Stadt Pfeddersheim durch den Grafen Friedrich herbei65. Das Lehnsverhältnis zwischen Ruprecht und Friedrich könnte dabei eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Bei einem Streit zwischen mächtigen Fürsten trat ein anderer Fürst als Vermittler auf. Der Friede zwischen Erzbischof Matthias von Mainz und Landgraf Otto von Hessen scheint im August 1322 durch den Abt Heinrich von Fulda vermittelt worden zu sein66. Der Erzbischof von Mainz hat seinerseits einen eigenen Streit von anderen vermitteln lassen. Der Konflikt zwischen Erzbischof Matthias von Mainz einerseits und Dekan und Kapitel von Fritzlar andererseits wegen des Nachlasses des verstor­ benen Fritzlarer Dekans Gerhard von Seelheim wurde im Oktober 1322 durch die Vermittlung Emichos von Sponheim, Kanoniker der Mainzer Kirche, geschlichtet67. Auch der Niederadel konnte als Vermittler fungieren, aber zumeist bei den kleineren, auf niedrigerem sozialem Niveau angesiedelten Streitigkeiten. Bertold Faut von Ursel und Walter von Cronberg vermittelten im Januar 1329 zwischen Gottfried (IV.) von Eppstein und Winter und Gerlach von Rödelenheim einerseits und den Eingesessenen zu Langenhain andererseits68. Edelknecht Gerhard Reschenkel von Metzenhausen verglich sich auf die Veranlassung des Priors zu Eberbach und durch die Vermittlung der Ritter Konrad von Rüdesheim und Johann von Katzenelnbogen, Burggrafen von Scharfenstein, mit Johann von Gisenheim, dem Mönch von Kloster Eberbach, wegen eines Pferdes. Beide Vermittler besiegelten auch die Urkunde69. Im Juli 1331 bewerkstelligten Emerich Lumelzun von Lewinstein, Friedrich der Alte von Schonenburg, Johann Randecken, Ritter, und Johan von Lewinstein gen. von Gudelbach eine Sühne zwischen Gottfried von Randecken und Johann von Wizenstein, Ritter, mit Zustimmung der beiden Parteien70. Es könnte sich dabei um ein Schiedsgericht gehandelt haben. Emich Truchsess von Alzey, Propst zu Werden, Philipp von Wunneberg, Vitztum im Rheingau, und Kasele Ringen, die Schwester Philipps, vermittelten im Januar 1340 eine Sühne zwischen Eberhard Vetzer von Geispitzheim, Ritter Philipp von Wunnenberg und seinem Bruder Arnold, den Söhnen des verstorbenen Werner. Das ungewöhnliche Auftreten einer Frau als Vermittlerin erklärt sich aus dem Umstand, dass es dabei um das Lehen des verstorbenen Gerhard von Wunneberg, d. h. offenUrkunde wurde auf den gleichen Tag wie die Vergleichsurkunde zurückdatiert, s. REM, Nr. 1779 (Baur, Hessische Urkunden, 1, Nr. 361) und 1804. 65 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 809. 66 REM, Nr. 2345. 67 REM, Nr. 2374. 68 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1889. 69 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1908. 70 Pöhlmann, Grafen von Veldenz, Nr. 388; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 276, Nr. 200: „…geredit han einen rechten Bescheyth, bit ir beyder wizze unde willen…“.

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sichtlich um die familiäre Streitsache von Wunneberg ging71. Im November 1340 entstand ein Vergleich zwischen Graf Wilhelm von Wied und Ritter Johann von Rupach wegen der Freiheit zu Gericht Rupach durch die Vermittlung von Ludwig von Cleeberg, Johann und Gise von Braunsberg, Eberhard Rudelin und Johann von Wunneberg. Neben Ludwig, Eberhard und Johann von Wunneberg besiegelte Ludwig Walpode mit72. Ritter Eberhard Vetzer von Geispitzheim und sein Sohn Friedrich einerseits und Edelknecht Karl von Bechtolsheim andererseits versöhnten sich im August 1341 durch den Bescheid der vier Ritter und Edelknechte, der Ritter Busch von Schornsheim und Wickenant von Biebenheim sowie der Edelknechte Konrad Kirschbaumer von Odernheim und Heinrich Durre von Bechtolsheim. Diese vier Personen könnten sich als Schiedsrichter betätigt haben73. Die Städte vermittelten in einigen Streitigkeiten. Im Dezember 1319 vermittelte die Stadt Friedberg einen Frieden zwischen Philipp dem Älteren von Falkenstein und Erwin von Trohe wegen einer Geldschuld, die Erwin dem Falkensteiner schuldete74. Drei Schöffen der Stadt Frankfurt bekundeten im August 1343 einen Vergleich zwischen Zenechen, Heylman Lynunges Sohn, und dem Weissfrauenkloster zu Frankfurt. Die Urkunde wurde mit dem Siegel der Stadt Frankfurt besiegelt75. Es lag vor allem bei den Streitigkeiten zwischen den Städten nahe, dass andere Städte als Vermittler in Erscheinung traten. Im März 1325 entstand die Einigung zwischen Erzbischof Matthias von Mainz und den Bürgern von Mainz durch die Vermittlung der Bürger von Worms und Speyer. Die Vermittlung durch die beiden Städte war hinsichtlich des Sachverhalts umso näherliegend, weil es in dem Streit um Steuer und Zoll ging. Auch die Stadt Oppenheim besiegelte die Urkunde mit76. Dieser Überblick über die tätig gewordenen Vermittler entspricht der regionalen Struktur der Konfliktbeilegung, mit der wir uns später noch beschäftigen werden. 3. Schiedsgericht Das Schiedsgerichtswesen spielte bei der Konfliktbeilegung in dieser Region eine bedeutende, beinahe zentrale Rolle. Die bisherige Forschung hat festgestellt, dass das deutsche Spätmittelalter im allgemeinen als Blütezeit des Schieds­gerichts anzusehen ist77. Im Mittelrheingebiet einigten sich oft die Geistlichen auf ein 71

UK, Dalberger, 1, Nr. 57. Schultze, Fürstlich Wiedisches Archiv zu Neuwied, S. 20. 73 UK, Dalberger, 1, Nr. 61. 74 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 682. Die Urkunde fehlt in UB Friedberg. 75 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2319. 76 REM, Nr. 2606; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 153 ff., Nr. 48. Vgl. REM, Nr. 2607; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 156 f., Nr. 49. 77 Bader, Die Entwicklung und Verbreitung der mittelalterlichen Schiedsidee, S.  232 ff.; Janssen, Die Anfänge des modernen Völkerrechts, S.  35 f.; ders., Bemerkungen zum Auf 72

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Schiedsgericht, aber auch Laien erschienen nicht selten als Parteien, obwohl es kaum Fälle gab, in denen kein Geistlicher an dem Schiedsverfahren teilgenommen hat78. Bei der Betrachtung des spätmittelalterlichen Schiedsgerichtswesens ist zwischen dem institutionellen Schiedsgericht und dem isolierten bzw. nicht institutionellen Schiedsgericht zu unterscheiden79. Ersteres wurde oft in der Bündnis­ urkunde für die Beilegung der zukünftigen Konflikte im allgemeinen festgesetzt, während letzteres nach dem Ausbruch eines Streits ad hoc aufgestellt wurde, um den ausgebrochenen Streit beizulegen. Jedoch ist es irreführend, die andere begriffliche Unterscheidung zwischen dem öffentlich-rechtlichen Schiedsgericht und dem privaten Schiedsgericht beizubehalten, die von der älteren an der Geschichte des Völkerrechts orientierten Forschung benutzt worden ist80. Als das private wird das Schiedsgericht bezeichnet, das zwei Personen vereinbart haben, um ihre Streitigkeiten anstelle eines staatlichen Gerichts zu entscheiden. Das­ öffentlich-rechtliche Schiedsgericht soll dagegen einen Ersatz für eine nicht vorhandene Gerichtsbarkeit darstellen. Aber bei dieser Unterscheidung wird eine eindeutig geordnete und flächendeckende Zuständigkeit der staatlichen Gerichte vorausgesetzt, von der im Mittelalter nicht auszugehen ist81. Es kommt angesichts der neueren Entwicklung der Forschung darauf an, das Schiedsgericht dadurch zu charakterisieren, dass den Schiedsrichtern die Lösung des Konflikts übertragen wird und dass die Parteien sich ihrer Entscheidung unterwerfen. Das Schiedsgericht ist gerade an diesem Punkt von der Schlichtung durch die Vermittler zu unterscheiden82. Dieser Unterschied wird von den neuekommen der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 78. Zur Forschung über das Schiedsgerichtswesen vgl. Kroeschell u. a., Deutsche Rechtsgeschichte, 2, S. 26 ff. 78 Zu den Parteien, die das Schiedsgericht benutzten, Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S.  41 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S.  168 ff., 194; Schöttler, Die Schiedsgerichtsbarkeit unter der Deutschen Hansa, S. 100 ff.; Kobler, Das Schieds­ gerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 27 ff. 79 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 36 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 13 f.; Waser, Das öf­ fentlichrechtliche Schiedsgericht, S. 75 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 188 ff.; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 24 f.; Janssen, Die Anfänge des modernen Völkerrechts, S. 35. 80 Sellert, Schiedsgericht, Sp. 1386 erwähnt diese Unterscheidung, aber bezeichnet sie als (nur) dem heutigen Rechtsverständnis entsprechend. 81 Vgl. schon den Hinweis von Krause, Die geschichtliche Entwicklung, S. 2. Auch Kobler hat dieser Unterscheidung nur geringere Bedeutung beigemessen, s. Kobler, Das Schieds­ gerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 26. 82 Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 12 f.; Waser, Das öffentlichrechtliche Schiedsgericht, S. 41 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 185 ff. Nach Garnier, Amicus amicis, S. 236 f. konnte das Wort mediator in den Quellen des 13. Jahrhunderts sowohl Vermittler als auch Schiedsrichter bedeuten. Aber Garnier hat zugleich auf die Institutionalisierung des Schiedsgerichts im Verlauf des 13. Jahrhunderts und die dadurch herbeigeführte Stabilität bei der Konfliktbeilegung hingewiesen, die man bis zum 12. Jahrhundert nicht kannte, s. ebd., S. 290 ff.

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ren Forschungen oft vernachlässigt. Der Grund hierfür liegt vor allem in dem Umstand, dass sie hauptsächlich die Konflikte im Früh- und Hochmittelalter untersuchen, als das eigentliche Schiedsgerichtswesen sich noch nicht voll ent­ faltet hatte. Es konnte, wie noch unten behandelt wird, zwar geschehen, dass die Kontrahenten nach dem Kompromiss nochmals erneut versprachen, dem Urteil der Schiedsrichter Gehorsam zu leisten, oder im Gegenteil Gehorsam verweigerten. Der Ablauf und die Entscheidung des Schiedsgerichts selbst waren aber weit­gehend von dem Willen der Parteien abhängig. In diesem Sinne wurde die Grenze zwischen dem Schiedsgericht und der Schlichtung durch Vermittler noch im Spätmittelalter verwischt. Die zeitgenössischen Quellen lassen dementsprechend nicht selten eine klare terminologische Abgrenzung vermissen83. Aber es gilt trotzdem, beide Typen der Konfliktbeilegung zu unterscheiden, weil das Schiedsgerichts­wesen über mehrere feste Elemente verfügt und damit für die Konfliktbeilegung andere und institutionellere Bedingungen als die Vermittlung bietet. Zu der umstrittenen Frage nach dem Ursprung des mittelalterlichen Schiedsgerichtswesens wird damit schon eine bestimmte Position eingenommen84. Es ist kaum zu leugnen, dass man seit alters her versuchte, nicht durch formelles Gerichtsverfahren, sondern durch Schlichtung einen Konflikt zu lösen. Will man eine solche Schlichtung doch von dem Schiedsgericht unterscheiden, so nähert man sich damit der Meinung, die für die Entstehung und Verbreitung des Schiedsgerichts in Deutschland den kirchlichen Einfluss seit dem 12. Jahrhundert als ausschlaggebend betrachtet, auch wenn eine monokausale Erklärung in dieser Richtung vermieden werden soll85. Im folgenden sollen die Elemente des Schiedsgerichts auf Grund der mittelrheinischen Urkunden der hier untersuchten Zeit dargestellt und mit den Ergebnissen der anderen regionalen Studien verglichen werden. Für das Schiedsgericht war, wie gesagt, das Versprechen der Kontrahenten konstitutiv, sich der Entscheidung der Schiedsrichter zu unterwerfen. Beide Kon­ 83

Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 2 ff. Die Forschung hat immer wieder auf die germanische bzw. einheimische Herkunft gepocht, s. Krause, Die geschichtliche Entwicklung, S. 3 ff.; Rennefahrt, Beitrag zur Frage; ders., Nachlese zur Frage; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 107 ff., 121; ders., Zu den Anfängen der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 108 f. 85 Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 166 ff.; ders., Die Entwicklung und Verbreitung der mittelalterlichen Schiedsidee. Bader hat die Verbreitung des Schiedsgerichts von Italien über die Schweiz bis Süddeutschland skizziert, ebd., S. 241 ff.; Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts, S. 148 ff.; Janssen, Die Anfänge des modernen Völkerrechts, S. 33 f. Reinhard Schneider hat den römisch-kirchlichen Einfluss auf das Schiedsgericht gesucht und angeblich gefunden. Es scheint mir aber dabei an dem expliziten Versprechen der­ Unterwerfung unter das Schiedsurteil zu fehlen, s. Schneider, Zum frühmittelalterlichen Schiedswesen. Zu den urkundlichen Beispielen der Schiedsgerichte, an denen sich geistliche Richter im spät­m ittelalterlichen Eichstätt beteiligten, s. Buchholz-Johanek, Geistliche Richter, S. 94 ff. 84

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trahenten bestellten in der Regel gleich viele Schiedsrichter86. Die zweistufige Ein­setzung eines Schiedsgerichts ist gelegentlich bezeugt. Im Juli 1324 erwählte Erz­bischof Matthias von Mainz drei Ritter, Johann von Riedern, Erwin Löw von Steinfurt und Konrad Rüdt. Landgraf Otto von Hessen erwählte ebenfalls drei Ritter, Wenzel von Kleen, Burggraf zu Friedberg, Johann Riedesel und Bernhard von Göns. Von ihnen sollten je zwei von beiden Seiten mit dem Grafen Emicho von Nassau als Schiedsleute die Entscheidung treffen87. Bei einer solchen Bestellung gleich vieler Schiedsrichter von jeder Seite entstand ein Schiedsgericht, in dem das Interesse jeder Seite mit gleichem Gewicht vertreten war. Das Gleichgewicht konnte dazu führen, dass das Schiedsgericht sich auf die Entscheidung nicht zu einigen vermochte. Außer den von beiden Seiten benannten Schiedsleuten wurde deswegen oft noch ein Obmann festgesetzt88. Wenn Frey festgestellt hat, dass in Oberitalien im 12. Jahrhundert das Schiedsgericht mit Obmann nicht bekannt und erst im 13. Jahrhundert vereinzelt überliefert ist, deutet dieser Befund auf den weiterentwickelten Charakter der Institution des Obmanns hin89. Damit erhöhte sich theoretisch die Chance, zu einer Entscheidung zu gelangen. Relativ viele Schiedsgerichte im Mittelrhein wurden dennoch ohne Obmann bestellt90. Dies zeigt, dass das Gleichgewicht zwischen den Kontrahenten respektiert werden sollte und zugleich, dass die Spannung zwischen ihnen relativ groß war. Der Obmann wurde in der Regel mit Zustimmung beider Kontrahenten bestellt. Der von Usteri beschriebene Modus, nach dem nicht die Parteien selbst, sondern die von den Parteien ernannten Schiedsleute einen Obmann erwählten,91 ist in unserem Gebiet nur selten zu beobachten. Ausnahmsweise bestimmte aber eine Partei alleine den Obmann. Im Mai 1346 schloss Erzbischof Gerlach von Mainz 86 Zur Bestellung der Schiedsrichter s. Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 56 ff; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 110 ff., 127 ff.; Krause, Die geschichtliche Entwicklung, S. 31 f.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 194 ff.; Waser, Einleitung, S.  23 f.; Kobler, Das Schieds­ gerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 45 ff.; Janssen, Bemerkungen zum Aufkommen der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 89; Garnier, Amicus amicis, S. 244 ff. 87 REM, Nr. 2533; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 219, Nr. 159 (Hessische Ausfertigung). 88 Zum Obmann s. Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 63 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 135 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 196 f.; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 44 f. 89 Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S.  139. Kaufhold, Entscheidungsstrukturen in Dynastie und Reich des 14. Jahrhunderts, betont den qualitativen Unterschied zwischen dem Schiedsgericht mit einer ungeraden Zahl von Schiedsrichtern und dem mit einer geraden Zahl. Vgl. auch Kaufhold, Deutsches Interregnum, S. 136 ff. 90 Nach Usteri finden sich in der spätmittelalterlichen Schweizer Eidgenossenschaft ebenso viele Schiedsgerichte mit Obmann wie ohne Obmann, s. Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 60. 91 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 68 ff.

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mit Erzbischof Balduin von Trier ein Bündnis, in dem festgesetzt wurde, dass jeder Erzbischof einen Mann als Schiedsrichter ernennen sollte und beide Schiedsrichter ihrerseits einen Obmann bestimmen sollten. Kam es darüber nicht zu einer Einigung, sollte Erzbischof Balduin den Ausschlag geben92. Dieser Artikel des Bündnisses zeigt die deutliche Übermacht Balduins, die mit der schwierigen Lage, in der sich Gerlach während des Kampfes um den Mainzer Erzstuhl mit dem kaisertreuen Heinrich von Virneburg befand, ohne weiteres erklärt werden kann. Es war natürlich nicht einfach, sich auf einen Obmann zu einigen. Notfalls wurden mehrere Obleute bestellt. Usteri hat auf einige Fälle aus der Westschweiz in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hingewiesen, in denen man zwei Obleute bestellte, was aber seit 1350 keine Nachfolge fand93. Auch Kobler hat in den bayerischen Quellen im 13. und 15. Jahrhundert ähnliche Fälle gefunden94. Aus unserem Gebiet sind auch einige Beispiele für die Verwendung mehrerer Obleute überliefert. Ulrich von Hanau einigte sich im Dezember 1334 mit Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen dahin, dass jede Seite zwei Schiedsrichter bestellen sollte. Wenn diese sich nicht einigten, sollten sie die Sache an drei Oberleute, Gerlach von Limburg, Luther von Isenburg und Ulrich von Bickenbach, weitergeben. Diese drei Oberleute sollten dann wie ein Mann sein95. Auch bei dem Streit zwischen Ulrich von Hanau und Reinhard von Westerburg sollten Erzbischof Heinrich von Mainz, Propst Johann von Xanten und Philipp von Falkenstein, also wieder drei, wie ein Obmann sein96. Als Erzbischof Balduin von Trier und Erzbischof Walram von Köln im April 1334 ein Bündnis für die Sicherheit der Kaufleute und der Pilger am Rhein schlossen, bestellten sie gemeinsam Dietrich von Isenburg als Obmann, aber dazu noch Gerhard von Blankenheim sozusagen als Ersatz beim Tod Dietrichs97. Ein Freundschaftsbündnis zwischen Erzbischof Heinrich von Mainz und Abt Heinrich von Fulda vom Jahre 1338 teilte zwei Obleuten einzelne regionale Sprengel zu. Jeder bestellte je einen Schiedsrichter für zwei Gebiete, für das Gebiet zwischen Fulda und der Montad zum einen und für das jenseits der Fulda nach Thüringen und Hessen hin gelegene Gebiet zum anderen. Damit entstanden zwei Schiedsgerichte mit je zwei Schiedsleuten. Für jenes Gebiet sollte dazu noch Konrad von Bickenbach als Obmann tätig sein, während für dieses Gebiet Hermann von Lissberg als Obmann fungieren sollte98. Im November 92

REM, Nr. 6135. Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 77 ff. Von 1395 bis 1430 finden sich in der Ostschweiz dann wieder die Schiedsgerichte mit mehreren Obleuten, ebd., S. 79 f. 94 Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 45 f. 95 RGK, Nr. 828; UB Hanau, 2, Nr. 416: „… unde die dri herren sollent ein man sin…“. 96 REM, Nr. 4519; UB Hanau, 2, Nr. 546, (5. V. 1340): „… die drie sullent ein obirman sin …“. 97 REM, Nr. 3352; UB Niederrhein, 3, Nr. 279. Vgl. eine ähnliche Vereinbarung zwischen Kaiser Ludwig und König Johann von Böhmen im September 1335, REM, Nr. 3453; Weech, Kaiser Ludwig der Bayer, S. 191, Nr. 5. 98 REM, Nr. 4165; Schannat, Historia Fuldensis, S. 258, Nr. 161. 93

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1340 ließen Erzbischof Heinrich von Mainz und Pfalzgraf Ruprecht ein Schiedsgericht zustande kommen, um ihren langjährigen Streit zu schlichten. Jeder bestellte je zwei Schiedsleute und dazu ernannten beide zusammen noch Graf Ludwig von Öttingen, den Schwager des Pfalzgrafen, und Schenk Konrad von Erbach als Schiedsrichter hinzu. Sie sollten aber als „ein gemein man“ fungieren99. Bei diesen Fällen wollte man einerseits das Zustandekommen des Schiedsurteils ermöglichen, aber andererseits die Waage zwischen den streitenden Parteien möglichst gleich halten. Es wurde auch manchmal festgesetzt, wie man einen Schiedsrichter oder Obmann für den Fall seines Todes oder seiner Verhinderung ersetzen sollte. Erzbischof Balduin von Trier vereinbarte im April 1315 mit dem Erzbischof Peter von Mainz ein Bündnis, nach dem jeder Erzbischof bei Tod oder Verhinderung eines Schiedsrichters innerhalb eines Monats einen neuen erwählen sollte100. Bei einem Bündnis zwischen den Grafen Simon und Johann von Sponheim(-Kreuznach), Wildgraf Johann von Daun und Walram von Sponheim(-Kreuznach), Simons Sohn, im Jahre 1329 wurden 14 Tage Frist vereinbart101. Eine von dem Erzbischof Matthias von Mainz errichtete Sühne vom Jahre 1323 schrieb beim Tod eines Schiedsrichters Kooptation vor102. In der Sühne zwischen Erzbischof Matthias von Mainz und Landgraf Otto von Hessen vom Jahre 1324 wurde festgelegt, dass Abt Heinrich von Fulda bei dem Ableben des Obmanns einen Ersatzmann bestellen sollte, der gerade als Vermittler diese Sühne herbeigeführt hatte103. Ein Bündnis zwischen Erzbischof Balduin von Trier, Herrn und Schirmer des Mainzer Erzstuhls, und Graf Ulrich von Württemberg vom Juni 1329 enthielt eine minutiöse Regelung über die hier erörterte Problematik. Wenn der Obmann, Graf Boppe von Eberstein, die Konfliktlösung nicht übernahm oder vor dem Ausbrechen des Konflikts starb, sollten die Ritter Albrecht der Hofwart und Konrad von Helmstadt in Wimpfen einreiten und einen dritten Mann bestimmen. Wenn sie ebenfalls verhindert waren, sollten die Ritter Eberhard von Rosenberg, Amtmann zu Dürn, und Burchard Sturmfeder in Mosbach einreiten und genauso einen dritten Mann ernennen104. In einem Bündnis zwischen Erzbischof Matthias von Mainz und­ Herzog Otto von Braunschweig vom August 1324 sah man bei dem Ausscheiden des Obmanns sogar vor, mit einem Würfel zu entscheiden105. Diese Beispiele verdeutlichen, dass bei den angespannten Beziehungen zwischen den Kontrahenten die Bestimmung der Schiedsrichter und vor allem des Obmanns als eine heikle Aufgabe angesehen wurde. 99

REM, Nr. 4615; Pfälzische Regesten, S. 195. REM, Nr. 1760; MGH Const., 5, Nr. 262, c. 7. 101 REM, Nr. 2986. 102 REM, Nr. 2442; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1763. Wenn die Schiedsrichter sich nicht einigen konnten, sollte mehrheitlich entschieden werden. 103 REM, Nr. 2533; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 219, Nr. 159. 104 REM, Nr. 3017. 105 REM, Nr. 2541. 100

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Von großem Interesse ist die Frage, wer im einzelnen als Schiedsrichter oder Obmann in Erscheinung trat. Aber dieser Problemkreis wird erst später im Zusammenhang mit der Bedeutung der regionalen Struktur für die Konflikt­beilegung zur Sprache kommen106. Es wurde auch geregelt, wer die Kosten für das Schiedsgericht auf sich nehmen sollte107. Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen bekundete im Januar 1339 den Vergleich mit dem Grafen Wilhelm (II.) von Katzenelnbogen. Nach diesem Vergleich hatte derjenige Graf, der nach dem Urteil der Schiedsleute die Schuld an den Streitigkeiten trug, die durch die Schiedsleute verursachten Kosten zu übernehmen108. In einem von Kaiser Ludwig errichteten Vergleich zwischen Erzbischof Heinrich von Mainz und Balduin von Trier vom Juli 1338 wurde festgesetzt, dass beide Parteien jeweils ihrem Schiedsrichter Kost geben sollten. Die Kosten für den Obmann musste die Seite bezahlen, die ihn zuerst gefordert hatte109. Eine nicht unbedeutende Frage war die Bestimmung des Ortes, an dem die Schiedsleute sich versammeln sollten110. Da vor allem bei den politisch bedeutenden Konflikten jeder Kontrahent über eigene Einflusszonen und Stützpunkte verfügte, konnte der Treffpunkt in der Nähe oder sogar in der Mitte der Einflusssphäre einer Partei liegen. In einem solchen Fall konnte diese Partei einen günstigen Ausgang erwarten. Der Druck auf die Schiedsleute vor Ort war kaum zu unterschätzen. Dementsprechend wurde in der Übereinkunft für das Schiedsgericht fast regelmäßig der Ort vereinbart, an dem das Schiedsgericht stattfinden sollte. Eine solche Vereinbarung wurde manchmal noch komplizierter. In einem Frieden zwischen Erzbischof Matthias von Mainz und Landgraf Otto von Hessen vom August 1322 wurde bestimmt, dass die Schiedsleute in Treysa zusammentreten sollten, wenn die Streitigkeiten „niden in dem lande“ ausbrachen. Bei den Streitigkeiten „oben in dem lande“ sollten sie sich dagegen in Marburg versammeln111. Als Erzbischof Matthias von Mainz im Februar 1327 den Konflikt zwischen dem Bischof Wolfram von Würzburg und dem Abt Heinrich von Fulda schlichtete, wurde festgesetzt, dass alle zukünftigen Streitigkeiten im Salzgau und 106

Zur Persönlichkeit von Schiedsrichter und Obmann Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 176 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 44 ff., 106 ff., 118 ff.; Schöttler, Die Schiedsgerichtsbarkeit unter der Deutschen Hansa, S.  110 ff.; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 49 ff.; Garnier, Amicus amicis, S. 278 ff. 107 Zu den Kosten des Schiedsgerichts Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 113 ff. (besonders zur Übernahme der Kosten, S. 119 ff.) 108 RGK, Nr. 868; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 143, Nr. 208. 109 REM, Nr. 4204; MGH Const., 7,1, Nr. 430; UR, 5, Nr. 313; Hontheim, Historia, 2, S. 134 f., Nr. 649. 110 Zum Tagungsort Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eid­ genossenschaft, S. 94 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 150 f.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 201; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 78. Zur Diskussion in der gelehrten Prozessliteratur Litewski, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 200. 111 REM, Nr. 2345, vgl. Vogt, Mainz und Hessen, 2, S. 24.

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im Amt Lichtenberg von Schiedsleuten an der Sulza, die im Niederland ihrerseits bei der Brücke zu Westheim oder bei dem Dorfe Bonlant entschieden werden sollten112. Nach dem Bündnis zwischen dem Erzbischof Heinrich von Mainz und dem Landgrafen Friedrich von Thüringen vom März 1337 sollten die Schiedsleute in Eisenach oder Gotha, also in Orten des Landgrafen, zusammentreten, wenn das Bündnis gegenüber dem Landgrafen gebrochen wurde. Dagegen sollten sie in einem der erzbischöflichen Schlösser zu Erfurt oder Heiligenstadt zusammenkommen, wenn der Friede gegenüber dem Erzbischof gebrochen wurde113. Das Bündnis zwischen dem Erzbischof Heinrich von Mainz und dem Pfalzgrafen­ Rudolf vom August 1339 enthielt eine ähnliche Bestimmung. Die Schiedsrichter sollten in mainzische Beinheim, wenn die Mainzer Seite verletzt wurde, oder in pfälzische Neustadt, wenn die pfälzische Seite verletzt würde, zusammentreten114. Im Juli 1338 schlichteten Erzbischof Heinrich von Mainz und Pfalzgraf Ruprecht gemeinsam den Streit zwischen Graf Walram von Sponheim(-Kreuznach) und Graf Johann (III.) von Sponheim(-Starkenburg). Andere Streitigkeiten zwischen beiden Grafen sollten von drei Schiedsleuten entschieden werden, die in Kirchberg oder Enkirch einfuhren, je nachdem, ob die Mahnung von Walram oder von Johann ausging115. Bei diesen Beispielen zeigt sich deutlich, welche Auswirkung der Tagungsort auf die Verhandlung der Schiedsleute haben konnte. Der Artikel über die Entscheidungsfrist scheint in dieser Region ein konstitu­ tives Element der Vereinbarung für das Schiedsgericht zu sein116. Der größte Teil der Prozessliteratur des gelehrten Rechts vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum 13.  Jahrhundert betrachtete die Bestimmung der Frist nicht als unbedingt nötig117. Usteri hat für das Gebiet der Eidgenossenschaft festgestellt, dass das Schiedsgericht mit Frist seltener als das ohne Frist war118. Aber dieser Befund trifft auf das Mittelrheingebiet unserer Zeit nicht zu. Die Frist wurde manchmal auf 14 Tage119, manchmal auf einen Monat festgesetzt120. Die Schiedsrichter konnten gegebenenfalls mit Zustimmung der Parteien die Frist verlängern121. Erzbischof­ Matthias von Mainz versprach am 12. August 1322 als der erwählte Schiedsrich-

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REM, Nr. 2787; Monumenta Boica, 39, Nr. 149. REM, Nr. 4036; UB Erfurt, 2, Nr. 160. 114 REM, Nr. 4407. 115 REM, Nr. 4230. 116 Zur Frist für die Entscheidung Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S.  101 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 163 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 202; Waser, Einleitung, S. 26 f.; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 76. 117 Litewski, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 195. 118 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 101 f. 119 REM, Nr. 4165; Schannat, Historia Fuldensis, S. 258, Nr. 161. 120 REM, Nr. 1760; MGH Const., 5, Nr. 262, c. 5; REM, Nr. 2787; Monumenta Boica, 39, S. 297 ff., Nr. 149, hier S. 301. 121 Zur Meinung der gelehrten Prozessliteratur Litewski, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 200. 113

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ter im Streit zwischen dem Komtur Kuno und dem Haus des deutschen Ordens zu Marburg einerseits und dem Ritter Dietrich gen. Schutzbar andererseits, bis zum Michaelstag eine Entscheidung zu treffen, behielt sich aber das Recht vor, mit der Zustimmung beider Parteien die Frist zu verlängern122. Die regelmäßig erscheinende Bestimmung über die Entscheidungsfrist weist darauf hin, dass die Kontrahenten nur provisorisch durch das Verfahren des Schiedsgerichts gebunden wurden. Es war ihnen im Prinzip immer möglich, nach dem Ablauf der Frist andere Mittel als das Schiedsgericht auszuprobieren123. Insofern zeigt diese Bestimmung die Grenzen der Institution Schiedsgericht. Bei dem Zustandekommen des Schiedsgerichts wurde oft explizit erklärt, dass möglichst eine gütliche Einigung erstrebt werden sollte. Ein Rechtsspruch durch Schiedsrichter war erst zu treffen, wenn eine solche gütliche Lösung sich als unmöglich erwies. Erzbischof Matthias von Mainz bekundete als Schiedsrichter zu dem obengenannten Konflikt zwischen dem Haus des deutschen Ordens zu Marburg und dem Ritter Dietrich gen. Schutzbar, dass er bis zum Michaelstag durch Rechtsspruch zu entscheiden hatte, wenn er die Parteien nicht gütlich schlichten konnte124. Auch in der obengenannten Sühne zwischen dem Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach) und den Herren Philipp und Kuno von Falkenstein wurden Erzbischof Matthias von Mainz und weitere sechs Adlige als Schiedsrichter von den Kontrahenten anerkannt. Die Schiedsrichter sollten zuerst möglichst die Minne mit dem Wissen beider Seiten in den Vordergrund treten lassen. Wenn­ ihnen die Schlichtung nicht gelang, dann sollten sie Recht sprechen, unter Umständen mit Mehrheit125. Bei dem Streit zwischen Ulrich von Hanau und Philipp von Falkenstein setzten Erzbischof Heinrich von Mainz und zwei andere Obmänner den Parteien drei Termine zu Seligenstadt fest. Die Obmänner erklärten, die Lösung mit Minne zu versuchen und erst danach auf dem dritten Termin ein ­Urteil zu fällen126. 122 REM, Nr.  2346; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr.  427. Der Erzbischof verlängerte später tatsächlich die Frist, s. REM, Nr. 2371, gedruckt ebenfalls in UB DeutschordensBallei Hessen, 2, Nr. 427. Vgl. auch REM, Nr. 2442; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1763. 123 S. auch Waser, Einleitung, S. 26 (im Zusammenhang mit der Fehdeführung). 124 REM, Nr. 2346; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr. 427: „… ipsas causas, lites vel controversias supradictas usque ad instans festum beati Michahelis archangeli debemus, nisi de scitu partium concordare possimus easdem, mediante justitia diffinire, …“. 125 REM, Nr. 2442; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1763: „… wyr vorgescreben sieben dye gewolt han sye myntlichen oder rechtlichen zu riechten dye mynne mit yr beyder wiszen ob wyr mugen. Mochten wyr des nit, so sullen wyr yn eyn rechte sprechen off unser yet so wyr rechtes ­mugen an geverde. Isz ist auch geryddet, wer daz wyr sieben nit eyndrechtig en worden, war dan daz merdeyl unser bestunde, das sal macht han und sullen daz richten als hye vorge­screben steet …“. 126 REM, Nr. 4545; UB Hanau, 2, Nr. 552: „Unde sollen wir auch uf den vorgenanten tagen besehen unde virsuchen, ob wir sie mit mynnen berichten mogen; mochten wir des nit getün, so sollent sie gerichtet unde gesünet sin uff deme dritten, lesten tag noch deme rechten, alse wir vorgesprochen han, und den gezügnissen unde kuntscheften, als ire iegelicher dan bracht hat.“

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Auf diese Bevorzugung des Austrags mit Minne und die Subsidiarität der Beilegung mit Recht hat schon die Forschung hingewiesen127. In der bisherigen Forschung ist dagegen immer noch umstritten, ob es eine Form des Minnespruchs gab, der allein nach Billigkeit, ohne Bindung an Verfahrensnormen und materielles Recht entschieden und gefällt werden konnte128. Es ist schwierig, aus den hier untersuchten Quellen einen solchen Minnespruch zu belegen. Unsere Quellenbelege legen eher nahe, die Minne nicht im Kontext der Alternative zwischen Billigkeit und prozessual-materiellem Recht zu sehen, sondern im Kontext der Alter­native zwischen dem Schiedsspruch, dessen Inhalt beide Parteien ihre Zustimmung gaben, und demjenigen, dem eine Partei die Zustimmung verweigerte, zu verstehen129. Im September 1339 schlossen Erzbischof Heinrich von Mainz,­ Bischof Otto von Würzburg und Burggraf Johann von Nürnberg ein Bündnis. Die Lösung mit Minne wurde dabei als die Lösung mit dem Wissen und Willen der Bundesgenossen, die Entscheidung mit Recht dagegen als die ohne ihr Wissen und ihren Willen explizit umschrieben130. Damit zeigt sich die wesentliche Bedeutung, die der Wille und die Zustimmung der Parteien im Schiedsgerichts­wesen in unserem Gebiet hatten. Da schon bei der Vereinbarung eines Schieds­gerichts die Kontrahenten im allgemeinen versprochen haben, sich der Entscheidung des Schiedsgerichts zu unterwerfen, scheint es theoretisch überflüssig, erneut die Zustimmung beider Seiten einzuholen. Dass dennoch die Billigung der Parteien erneut gewünscht und die Lösung mit Minne in diesem Sinne bevorzugt wurde, offenbart die grundlegende Bedeutung des Willens der Parteien. Sei es mit Minne, sei es mit Recht bewerkstelligt, konnte das Ergebnis freilich von Fall zu Fall sehr verschieden sein. Zum Beispiel konnte eine kirchliche 127 Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 193; Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 254; Hattenhauer, Minne und recht, S. 335 f.; Stehkämper, Pro bono pacis, S. 340 ff. 128 Vor allem Karl Siegfried Bader sah in der Minne einen Vergleich, s. Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 193 f., aber er leugnete auch nicht die Möglichkeit eines Schiedsspruchs im Verfahren nach der Minne, s. ders., Die Entwicklung und Verbreitung der mit­tel­alterlichen Schiedsidee, S.  233, Anm.  22. Die Existenz des Minnespruchs befürwortend Us­teri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S.  246 ff.; Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S.  68 ff.; Krause, Minne und Recht. Die früher von Dietrich Schäfer behauptete Gleichstellung von der Formel minne und recht mit dem lateinischen Ausdruck consilio et iudicio ist jetzt wohl auf Grund der Widerlegung durch Hermann Krause abzulehnen. Vgl. Krause, Consilium et iudicium; ders., Minne und Recht. 129 Allerdings soll die Frage offen bleiben, ob bei der lateinischen Formel „arbiter, arbitrator seu amicabilis compositor“ „arbitrator“ und „amicabilis compositor“, wie Bader früher behauptet hat, in erster Linie Vergleichsstifter, dagegen „arbiter“ den eigentlichen Schiedsrichter bedeutete, s. Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 166 f.; ders., Die Entwicklung und Verbreitung der mittelalterlichen Schiedsidee, S. 242; ders., Arbiter, arbitrator seu ­amicabilis compositor, mit reichen Belegen, aber auch mit der Modifizierung seiner früheren These (bes. ebd., S. 287). Dazu distanzierend Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 41 ff. 130 REM, Nr. 4421; Monumenta Boica, 40, Nr. 136–1, 136–2.

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Sühne auferlegt werden. Im August 1322 sprach Erzbischof Matthias von Mainz im Streit zwischen dem Ritter Emercho von Ingelheim und dem Stephanstift zu Mainz ein Schiedsurteil. Emercho musste „mit 50 Rittern und Knappen vom Mainzer Stadttor gen. Dyetporte bis zum Mainzer Dom vor den Martinsaltar und von da bis vor den Altar der Stephanskirche an einem Tag vor dem 29. September (Michaelstag) in der Zeit der Messen (infra missarum sollempnia) ziehen“, wobei jeder eine Wachskerze von einem Pfund offen in der Hand tragen musste. Die Kerzen waren im Stephanstift zurückzulassen, zehn für die Beleuchtung, der Rest zum Nutzen der Kirchenfabrik von St. Stephan. Emercho hatte um Verzeihung zu bitten und zu versprechen, dass er das Unrecht, das er dem Stift zugefügt ­ achen würde. Weiter folgt die Regelung über den zu leistenden hatte, wieder gut m Schadens­ersatz131. Viele Schiedsgerichte führten jedoch keine materielle Entscheidung wie das gerade beschriebene Beispiel herbei, sondern eine Entscheidung prozessualer Art. Kobler hat aus den bayerischen Quellen gleichermaßen auf die materiellen wie prozessualen Entscheidungen hingewiesen132. Aber aus unseren Quellen treten eher die prozessualen Entscheidungen in den Vordergrund. Die Kundschaft vor Ort war anzuordnen133. Oft wurde die Beweislast den Parteien zugeteilt. Von Streitpunkt zu Streitpunkt wurde festgesetzt, welche Seite Beweis erbringen sollte und wie134. Unter Umständen wurden Streitpunkte an die anderen Foren über­ wiesen135. Im November 1324 traf Graf Emicho von Nassau als Obmann mit vier anderen Schiedsleuten zu den Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof Matthias von Mainz und dem Landgrafen Otto von Hessen eine Entscheidung. Darin wurde je nach dem Streitpunkt die Überweisung an das zuständige Gericht bestimmt, vor allem über die Lehenssache sollte in dem Mannengericht des Erzbischofs geurteilt werden136. Graf Gerlach von Nassau und drei andere Schiedsrichter entschieden im Januar 1341 den großen Konflikt zwischen dem Erzbischof Heinrich von Mainz und dem Pfalzgrafen Ruprecht. Ihre Entscheidung teilte auch einige Streitpunkte dem Urteil anderer Schiedsgerichte zu137. An diesem Übergewicht der prozessualen Entscheidungen zeigt sich deutlich ein unautoritärer Charakter, der das Schiedsgericht von dem Eingriff in die substantiellen Verhältnisse fernhält. Die Aufteilung des gesamten Konflikts in einzelne Streitpunkte scheint andererseits die Abstammung des Schiedsgerichts aus 131

REM, Nr. 2356; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1751 (Teildruck). Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 86 f. 133 Z. B. REM, Nr. 4302. 134 Z. B. REM, Nr. 2573 (Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 292 ff., Nr. 295, 10.11.1324), 4302, 4540 (UB Hanau, 2, Nr. 550). 135 Wie Janssen, Bemerkungen zum Aufkommen der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 91. 136 REM, Nr. 2573; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, Nr. 295. Die Überweisung an das Lehnsgericht wurde gesondert beurkundet, s. REM, Nr. 2574; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 139 f., Nr. 46. 137 REM, Nr. 4649. 132

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dem gelehrten Recht anzudeuten. Diese Artikulierung des gesamten Streits kann ein Erzeugnis juristischen Denkens sein138. Hierin weist das mittelrheinische Schiedsgericht im 14. Jahrhundert gegenüber dem pauschalen Charakter der Konfliktbeilegung im Frühmittelalter große Unterschiede auf. Der Vorrang der prozessualen Entscheidung hat auch zur Folge, dass man aus unseren Quellen die dem Schiedsurteil zugrundeliegende Norm kaum erkennen kann139. An diesem Punkt steht das Schiedsgericht der Vermittlung näher als dem Gericht im modernen Sinne. Bei einigen Schiedsgerichten sind Maßnahmen für den Fall zu finden, dass die Parteien trotz ihres Versprechens der Entscheidung des Schiedsgerichts keinen Gehorsam leisten140. Mehrere Schiedsgerichte, an denen der Mainzer Erz­bischof teilnahm, sahen Bußgeld oder Strafgeld vor. Es betrug meistens 100 Mark­ Silber141, in einem Fall je 100 Mark Silber an den Erzbischof als Schiedsrichter und an den Kontrahenten142. Auch der Verlust des Streitfalls konnte als Sanktion angeordnent werden. Nicht selten wurden Bürgen bestellt. Sie verpflichteten sich oft, in das sogenannte Einlager einzutreten, wenn die Parteien ihre Versprechen nicht ein­hielten. Wenn andere als die Aussteller die Schiedsurkunde mitbesiegelten, darf man wie bei der Vermittlung vermuten, dass sie wie ein Bürge die Befolgung der Entscheidung gewährleisteten143. Im Oktober 1325 besiegel 138 Als Niederschlag des gelehrten Rechtsdenkens trifft man bei den Streitigkeiten zwischen Geistlichen vereinzelt den sogenannten artikulierten Prozess an, s. REM, Nr. 1646, 1791; UB Frankfurt, 2, Nr. 30, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 50. Zur Artikulierung des Schiedsspruchs s. auch Kobler, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen, S. 86. Auf eine vollständig nach den Normen des kanonischen Zivilprozesses geschriebene Schiedsgerichtsurkunde vom Jahre 1360 hat Buchholz-Johanek, Geistliche Richter, S.  100 hingewiesen. Beide Parteien waren dabei Geistliche. 139 Zu den dem Schiedsgericht zugrundeliegenden materiellen Normen Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S.  246 ff., 282 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 153 ff. (Frey hat den großen Spielraum für die Schiedsrichter betont); Waser, Einleitung, S. 28 f. Waser hat zum Schieds­gericht im Grafenhause Savoyen von 1250 bis 1300 festgestellt, dass man sich auf etwaige Normen, wie römisches Recht, Kirchenrecht oder Lehnrecht, nur ausnahmsweise berief. Bader hat eine strenge Gebundenheit an das materielle Recht bezweifelt, s. Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S.  211 f. Stehkämper hat bei den Schiedsgerichten, an denen Albertus ­Magnus teilnahm, relativ viele Erwähnungen von Gewohnheitsrecht gefunden, s. Stehkämper, Pro bono pacis, S. 346 f. Aber er sah auch den Schwerpunkt der Entscheidung von Albertus als Schiedsrichter eher in der Billigkeit als in der Anwendung der Normen, s. ebd., S. 379 f. Zur Diskussion in der gelehrten Prozessliteratur Litewski, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 202. 140 Zur Sanktion gegen die ungehorsame Partei, Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schieds­ gericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S. 128 ff.; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S.  174 ff.; Waser, Einleitung, S.  30 ff.; Kobler, Das Schiedsgerichts­ wesen nach bayerischen Quellen, S. 93 ff.; Garnier, Amicus amicis, S. 273 ff. 141 REM, Nr. 1783, 1791 (UB Frankfurt, 2, Nr. 30): Bezahlung innerhalb von vier Monaten, 1839 (UB Frankfurt, 2, Nr. 50), 2641 (UB Frankfurt, 2, Nr. 278). 142 REM, Nr. 2820. 143 Zu Beispielen aus Westfalen s. Dartmann, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 244.

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ten Erzbischof Matthias von Mainz, Bischof Emich von Speyer, die Markgrafen von Baden, die Grafen von Württemberg, Katzenelnbogen, Helfenstein und Herr Kraft von Hohen­lohe den Vertrag, den Engelhard der Ältere von Weinsberg mit den Brüdern Konrad und Engelhard dem Jüngeren von Weinsberg auf Grund eines Schiedsspruches geschlossen hatte. Die Siegler sollten gegen Engelhard den Älteren stehen, wenn er den Vertrag nicht einhielt144. Trotz der ausgeklügelten Maßnahmen war es durchaus möglich, dass ein Schiedsgericht keine Einigung erreichte oder an der Weigerung der Parteien scheiterte145. Um den Streit zwischen dem Erzbischof Peter von Mainz und dem verstorbenen Bischof Syboto von Speyer beizulegen, wurden im Juli 1314 erneut drei Schiedsrichter gewählt, weil die früheren Schiedsrichter den Streit nicht schlichten konnten146. Betrachtet man das mittelrheinische Schiedsgerichtswesen in dem hier untersuchten Zeitraum insgesamt, ist nicht zu Unrecht auf seine Eigenschaft als Institution hinzuweisen. Darin kann man den neueren Forschungen zustimmen, die vor allem im Vergleich mit der Konfliktbeilegung im Frühmittelalter den institutionellen Charakter des Schiedsgerichts betont haben147. Diese institutionelle Eigenschaft ist aber nicht zu überschätzen. Sie konnte doch die Fragilität des Schiedsgerichtswesens nicht beseitigen. Diese Fragilität resultiert aus der Vorherrschaft der Parteien im gesamten Verfahren148 und aus den Spannungen unter i­ hnen. Einschlägige Aspekte und Vorzeichen haben wir schon oben erörtert. In diesem Sinne stellt das Schiedsgerichtswesen die Fähigkeiten und Möglichkeiten der regionalen Kräfte, ihre Streitigkeiten selbständig beizulegen, aber zugleich ihre Grenzen dar.

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REM, Nr. 2661. Zur Weigerung der Parteien trotz des vereinbarten Kompromisses s. Frey, Das öffentlich-­ rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 10 f. (im Zusammenhang mit der Nicht­erzwing­ barkeit des Urteils des Schiedsgerichts). Waser, Einleitung, S. 35 ff., hat auch auf die miss­ lungenen Fälle hingewiesen, vor allem auf das Ringen zwischen den Grafen von Savoyen und den Dauphins. Dieser Hinweis scheint auch uns interessant im Zusammenhang mit den unten eingehend zu erörternden Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof Heinrich von Mainz und dem Pfalzgrafen Ruprecht. 146 REM, Nr.  1660. Frey hat für Oberitalien im Hochmittelalter auf die Ersatzschiedsgerichte hingewiesen, die für den Fall bestimmt wurden, dass das primäre Schiedsgericht nicht wirksam wurde, s. Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S. 100, 142 ff. Vgl. auch Waser, Einleitung, S. 24. 147 Garnier, Amicus amicis, S. 290 ff. 148 Vgl. auch Stehkämper, Pro bono pacis, S. 334 ff., 379 f. 145

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4. Kirchliches Gericht Es ist bekannt, dass die kirchliche Gerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter weite, nicht unumstrittene Zuständigkeiten innehatte149. Auf der Grundlage der mittelrheinischen Quellen ist der weit entfalteten Tätigkeit der geistlichen Gerichte nachzugehen. Vor allem die Konflikte, die Geistliche betrafen, wurden vor die geistlichen Gerichte gebracht. Es war aber möglich, zunächst nicht eine Klage zu erheben, sondern den höheren Instanzen Probleme und Beschwerden mitzuteilen und auf diese Weise eine Lösung zu suchen. Relativ viele Quellen überliefern solche Umstände. Das Frauen­kloster Lippoldsberg hat sich z. B. bei dem Erzbischof von Mainz über die Bedrängung durch den früheren Mainzer „Offiziat“ beschwert. Der Erz­bischof befahl dem jetzigen „Offiziat“, Untersuchungen anzustellen und sich gegebenenfalls für das Kloster einzusetzen150. Ferner ordnete der Erzbischof auf die Beschwerde der Dominikaner hin an, dass die Geistlichen in der Erzdiözese das Beichtrecht der Dominikaner nicht verhindern sollten151. Eine Beschwerde ist auch anzunehmen, wenn der Erzbischof von Mainz 1319 den Geistlichen in Frankfurt und Oppenheim befiehlt, die Bulle von Papst Bonifaz VIII., nach der die Auferlegung des Interdikts wegen Geldschulden oder aus anderen Gründen verboten worden war, zu befolgen152. Im Februar 1322 erkannte der Erzbischof von Mainz auf die Bitte von St. Peter, einem Kloster zu Mainz, und nach den Ergebnissen der von ihm angeordneten Untersuchung das Vorbringen des Klosters an153. Nach der Urkunde des Erzbischofs Matthias von 1326 oder 1328 hatte sich das Kloster Eberbach beim Erzbischof von Mainz über die Verletzung des klösterlichen Besitzes durch die Burgmannen von Oppenheim beschwert. Der Erzbischof befahl daraufhin den Bürgern von Oppenheim, die Burgmannen die Verletzung einstellen und den Schaden erstatten zu lassen. Wenn die Burgmannen dem widersprachen, sollte der Erzbischof selbst darüber Richter sein154. Im August 1337 verbot Erzbischof Heinrich von Mainz auf die Beschwerde des Klosters St. Antonius hin den an­deren Geistlichen, entgegen der päpstlichen Bulle von der Verehrung des St. Antonius zu profitieren155. Im August 1344 befahl Erzbischof Heinrich auf die Beschwerde des Nonnenklosters in Oberstenfeld hin dem Bischof Gerhard von Speyer, den Übergriff auf das Kloster einzustellen und die Kirchenstrafe zu widerrufen156. Der Erzbischof 149

Zunächst Kroeschell u. a., Deutsche Rechtsgeschichte, 2, S. 15 ff.; Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts, S. 34 ff.; Nehlsen-von Stryk, Der römisch-kanonische Zivilprozess. 150 REM, Nr. 2016. 151 REM, Nr. 2028. 152 REM, Nr. 2131; UB Frankfurt, 2, Nr. 129; REM, Nr. 2134. 153 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1740. 154 REM, Nr. 2951. 155 REM, Nr. 4067. 156 REM, Nr. 5181; Stengel, Nova Alamanniae, 2, 1, Nr. 770.

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hatte schon im Juni von dem Bischof gefordert, die Kirchenstrafe zu widerrufen, weil das Kloster von der bischöflichen Kompetenz exemt und der erzbischöflichen zugehörig gewesen war. Das Kloster habe deswegen keine Pflicht, an den Bischof Steuer zu zahlen. Die Auferlegung der Kirchenstrafe aus dem Grund der Steuerverweigerung war zu Unrecht erfolgt und sollte zurückgezogen werden157. Der Bischof schrieb am 24. September dem Erzbischof, dass er selbst sich vor dem Erzbischof verantworten werde158. Nachdem eine Klage erhoben worden war, konnten sich die Parteien immer noch vergleichen. Nach einer Urkunde des Erzbischofs Heinrich von Mainz vom 26. Februar 1343 verklagte Johannes von Paderborn, Kustos der Minoriten in Hessen, den Reynold, Pleban der Pfarrkirche in Hersfeld. Reynold sollte die Franziskaner bedrängt und ihre Rechte beeinträchtigt haben. Der Erzbischof beauftragte die anderen Geistlichen, die beiden Parteien am 24. März vor ihm erscheinen zu lassen. Das Kloster Hersfeld und die Stadt Hersfeld teilten dem Erzbischof aber am 20. März mit, dass die Parteien sich geeinigt hatten. Sie baten ihn um die Entsendung von Boten, um diesen Fall ausführlicher zu untersuchen159. Bei den Streitigkeiten zwischen geistlichen Parteien holte man gegebenenfalls von einem anderen gelehrten Geistlichen ein fachliches Gutachten ein, um eine Entscheidung über besonders schwierige Fälle zu treffen. Überliefert ist ein solches Gutachten, das ein gelehrter Geistlicher wahrscheinlich aus Metz 1316 in Bezug auf die Abtswahl in Hersfeld anfertigte160. Gelegentlich wurden subtile Distinktionen zur Konfliktlösung angewandt. So wurde der Streit zwischen dem Kloster St. Alban in Mainz und anderen Personen einerseits und dem Kloster Eberbach andererseits um das Viehweiderecht durch die Vermittlung des Erzbischofs von Mainz und anderer Geistlichen geschlichtet. Dabei unterschied man gratia und ius. Das Kloster Eberbach konnte nicht mit ius, sondern aus gratia 32 Milchkühe weiden lassen. Die gratia sollte ewig gelten. Eberbach musste aber als Zeichen dieser gratia und zur Erinnerung jedes Jahr dem Kloster St. Alban zwei Pfund Wachs abliefern. Das Weiderecht hinsichtlich anderen Viehs, das Eberbach nach Recht und Gewohnheit besaß, sollte ihm unverändert vorbehalten bleiben161. Nicht nur Streitigkeiten zwischen Geistlichen, sondern auch Konflikte zwischen Geistlichen und Laien wurden in dem kirchlichen Gericht behandelt. Im Juli 1314 verklagte Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen den Priester Johann von Heppenheim vor dem kirchlichen Gericht in Mainz. Es ging um das Präsentationsrecht162. 157

REM, Nr. 5159. REM, Nr. 5195; Stengel, Nova Alamanniae, 2, 1, Nr. 776. 159 REM, Nr. 4951, 4965. 160 REM, Nr. 1821, 1822 (mit zahlreichen Hinweisen auf die einschlägigen Stellen des kanonischen Rechts). 161 REM, Nr. 1778; Hessische Urkunden, 1, Nr. 362. 162 REM, Nr. 1659; RGK, Nr. 547. 158

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Es gibt auch einen weiteren Fall, in dem ein Laie Geistliche vor dem kirchlichen Gericht verklagte163. Öfter sind solche Fälle zu finden, in denen eine Kirche oder ein Geistlicher einen Laien vor dem kirchlichen Gericht verklagte. Im April 1318 traf der Kantor des Bartholomäusstifts in Frankfurt im päpstlichen Auftrag eine Entscheidung über den Streit zwischen dem Kloster Thron und der Gemeinde von Neuenhain um die von der Gemeinde auferlegte Belastung164. Das Kloster hatte sich wahrscheinlich an den Papst gewandt. Nach einer Urkunde der Mainzer Stuhlrichter hatte der Erzbischof Peter von Mainz wegen des Streites um ein Dorf gegen den Wild­ grafen Friedrich Klage erhoben. Der Wildgraf war nicht erschienen. Das Gericht entsprach der Forderung des Erzbischofs, das hohe Alter des Zeugen berücksichtigend schon vor der litis contestatio das Zeugenverhör durchzuführen. Die Zeugen wurden ausführlich vernommen und ihre Aussagen dokumentiert165. Das Stift St. Stephan in Mainz erhob im März 1323 über den Raub und die Brandstiftung durch den Ritter Emercho von Ingelheim eine ausführliche Klage. Der Mainzer Erz­ bischof verurteilte im August als Schiedsrichter Emercho zu einer Kirchenstrafe. Emercho sollte Kerzen tragend in die Kirche hineintreten und Buße leisten166. Im Juni 1325 verwarf das Stift St. Johann in Mainz die Entscheidung des Gerichts von Östrich. Das Stift behauptete eine Immission. Die Mainzer Stuhlrichter entschieden im Januar 1326 über diesen Fall167. Das Mainzer Gericht verurteilte im März 1342 auf die Klage des Stifts St. Peter in Mainz hin den Ritter Hartmut von­ Cronberg und seine Helfer168. Der Streit zwischen der Stiftskirche von Aschaffenburg und einem Wenzel gen. Schelm wurde ebenfalls von Klerikern behandelt. Nachdem drei Geistliche das Testament und den übrigen Sachverhalt überprüft hatten, erschienen die beiden Parteien zu dem festgesetzten Termin vor dem Erzbischof. Er fällte selbst ein Urteil und die Parteien versprachen, der Entscheidung Gehorsam zu leisten169. Ein geistlicher sowie ein weltlicher beauftragter Richter beendeten im November 1330 die Streitigkeiten zwischen dem Kloster in Seligenstadt einerseits und 163

REM, Nr. 5503. Zur Klage von Laien gegen Geistliche vor kirchlichen Gerichten vgl. auch Budischin, Der gelehrte Zivilprozess, S. 12 f. 164 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1649; UB Frankfurt, 2, Nr. 96. Am gleichen Tag traf der Kantor auch über den Konflikt zwischen dem Kloster Thron und den Brüdern von Ginnheim eine Entscheidung. Nach der Urkunde hatte das Kloster eine Klage erhoben. Nachdem die Parteien sich unter der Vermittlung der Frankfurter Bürger geeinigt hatten, verkündete der Kantor die Vereinbarung, s. UB Frankfurt, 2, Nr. 95; UB Hanau, 2, Nr. 191. Zur Klage von Geistlichen gegen Laien vor kirchlichen Gerichten vgl. auch Budischin, Der gelehrte Zivilprozess, S. 14–18. 165 REM, Nr. 2151. 166 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1742, 1751; Zwei Urkunden, S. 22, Nr. 1, 2. 167 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1807, 1815. 168 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2269. 169 REM, Nr. 2737, 2754; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 248, Nr. 182, S. 249, Nr. 183.

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dem Vogt, dem Schultheiß sowie den Schöffen von Seligenstadt andererseits. Es ging um das Patronatsrecht. Das Kloster erhielt ein günstiges Urteil170. Bei den Konflikten um das Patronatsrecht standen die Laien oft als die Interessenten im Hintergrund, auch wenn die direkt Betroffenen Geistliche waren171. Die Advokaten der Parteien konnten auch in der Form des Artikelprozesses ihre Positionen austauschen172. Es war nicht einfach, Laien der Entscheidung des kirchlichen Gerichts zu­ unterwerfen. Oft war es schwierig, die Beklagten vor dem Gericht erscheinen zu lassen. Ein Bote, der beklagten Rittern den erzbischöflichen Ladungsbrief zustellte, wurde von ihnen schwer verprügelt173. Man versuchte deshalb, auf anderem Weg als der formellen Klageerhebung sein Ziel zu erreichen. Der Offizial von Koblenz schrieb im Dezember 1327 den Geistlichen in Villmar und anderen Orten über eine Gewalttat. Die Edelknechte Gottfried von Bicken und Wilhelm von Hachenburg sowie andere Personen hatten in den Gütern von Dieter, dem Sohn des Grafen Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen und dem Pastor der Pfarr­k irche zu Bieber, geraubt. Die Täter waren dann bei dem Grafen von Sayn versteckt worden. Der­ Offizial wies die Geistlichen an, sich an den Grafen zu wenden und mit seiner Hilfe innerhalb eines Monats die Edelknechte zur Leistung von Schadensersatz zu veranlassen. Sonst sollte das Interdikt über das Gebiet des Grafen verhängt werden174. Der Erzbischof von Mainz führte als die obere Instanz der kirchlichen Hierar­ chie gegen die Geistlichen in seiner Diözese eine inquisitio durch. Der Erzbischof gab 1318 zwei Geistlichen den Auftrag, den Mordverdacht gegen einen Kanoniker der Stiftskirche in Frankfurt zu untersuchen und zu urteilen175. Nach dieser­ inquisitio wurde der Verdacht der infamia nicht nachgewiesen. Der Erz­bischof verkündete die Unschuld des Kanonikers, nachdem dieser vor ihm mit fünf Eideshelfern seinen Reinigungseid geleistet hatte176. Im Juni 1339 beauftragte Erz­ bischof Heinrich den Offizial von Fritzlar und andere Kleriker, das Vergehen der Kanoniker des Klosters in Wetter zu untersuchen177. Der Erzbischof beauftragte 170

REM, Nr. 3116; Hessische Urkunden, 1, Nr. 531. RGK, Nr. 852, 853 (Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 205), 909 (Hessische Urkunden, 1, S. 572, Nr. 836 (Teildruck) 7.5.1346); UK, Isenburger, Nr. 427; Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, Nr. 120 (Teildruck) (15.6.1335). Insgesamt elf Zeugen wurden vernommen. 172 UK, Isenburger, Nr. 367; UB Hanau, 2, Nr. 317. Über diese Angelegenheit wurde danach weiter gestritten: UK, Isenburger, Nr. 392, 392a (UB Nassau, 2, Nr. 366; Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, S. 105, Nr. 108), 393 (UB Nassau, 2, Nr. 368), 394, 395 (Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, S. 105, Nr. 108, Anm. 3), 396 (UB Hanau, 2, Nr. 369), 397. Der Isenburger be­ anspruchte erneut sein Patronatsrecht. Das kirchliche Gericht versuchte, die Zeugen vorzu­ laden und zu verhören. Zum Artikelprozess zunächst Oestmann, Artikelprozess. Vgl. auch Budischin, Der gelehrte Zivilprozess, S. 94–99, 169–176. 173 REM, Nr. 1862. 174 RGK, Nr. 695. 175 REM, Nr. 2037. 176 REM, Nr. 2042; UB Frankfurt, 2, Nr. 111. 177 REM, Nr. 4371. 171

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auch im Januar 1345 die Stadt Siegen, die nachts Unfug verübenden Geistlichen gefangen zu nehmen und ihm zur Bestrafung vorzuführen178. Um die Entscheidungen des kirchlichen Gerichts durchzusetzen, konnten die Exkommunikation und das Interdikt eingesetzt werden. Einige Beispiele der Exkommunikation durch die Erzbischöfe von Mainz sind überliefert179. Um die Exkommunikation aufzuheben, wurde üblicherweise die Bezahlung der Buße gefordert180. Die andere Partei konnte auch um die Aufhebung der Exkommunikation bitten, wenn sie einen Vergleich erwartete181. Die Mainzer Stuhlrichter hoben im Juni 1326 das Interdikt auf, das über den Ritter Syfrid von Lindau und andere verhängt worden war, weil sie versprochen hatten, an das Kloster St. Peter in Mainz die vorbehaltenen Zinsen zu zahlen182. Es war allerdings verboten, wegen einer Geldschuld das Interdikt aufzuerlegen183. Trotz dieser Zwangsmaßnahmen war auch im kirchlichen Bereich die Zustimmung der Parteien oft ausschlaggebend. Im Januar 1315 gab Erzbischof Peter dem Kantor von Mariengreden zu Mainz den Auftrag, in dem Streit zwischen dem Kanoniker Kuno von St. Peter und dem Dekan sowie dem Kapitel zu Frankfurt um die Pfarrei in Oberursel die Parteien vor das Gericht zu zitieren. Die Kontrahenten wurden zum Termin am 30. Januar vorgeladen. Am 31. Januar verschob man aber den Gerichtstermin mit der Zustimmung der beiden Parteien auf den 4. März. Am 10. März verzichtete dann Kuno auf seinen Anspruch184. Es ist nicht klar, ob der Gerichtstermin wirklich stattfand. Der Konflikt löste sich schließlich durch das Nachgeben einer Partei. Der Kleriker Heinrich von Attendorn verzichtete im Juli 1315 vor den Mainzer Stuhlrichtern zugunsten des Klosters Arnsberg auf seinen Anspruch auf die Güter in Wicker, um die Kantor Gobelo von St. Johann und das Kloster vorher gestritten hatten185. Nachdem das Stift St. Bartholomäus und die St. Leonhard-Kirche in Frankfurt sich 1318 auf eine Vereinbarung geeinigt hatten186, erhob St. Leonhard vor dem Erzbischof von Mainz wieder eine Klage. Der Konflikt dauerte diesmal von 1321 bis 1323. Es ging um die Zeremonien in der Kirche und vor allem um die Prozession. Der Scholaster von St. Mariengreden in Mainz wurde beauftragt, diesen Fall zu beurteilen. Er vernahm die Klagen von St. Leonhard und die Antworten von St. Bartholomäus. Dieser Austausch wurde wieder in Form des Artikel­ 178

REM, Nr. 5251. REM, Nr. 1652, 1658, 3986. 180 REM, Nr. 1652. 181 REM, Nr. 2166; Hessische Urkunden, 2, Nr. 838. Der Betroffene wurde schließlich wieder exkommuniziert, weil er sein Versprechen nicht eingehalten hatte. 182 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1823. 183 REM, Nr. 2131 (Hessische Urkunden, 2, Nr. 831), 2134. 184 REM, Nr. 1728; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1564, 1565, 1570–73; UB Frankfurt, 2, Nr. 7, 8, 14–16. 185 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1580. 186 UB Frankfurt, 2, Nr. 97. 179

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prozesses durchgeführt187. Man verhörte danach die Zeugen sehr ausführlich188, und St. Leon­hard setzte dabei die Fragen auch in Artikelform fest189. Hier bestätigte aber der neue Erzbischof Matthias erneut die Vereinbarung von 1318190, woraufhin St. Leonhard um die Unterbrechung des Verfahrens bat, weil die vorherige Vereinbarung und ihre Bestätigung den Konflikt schon gelöst hatten. Erzbischof Matthias beauftragte den Scholaster von St. Stephan in Mainz mit der Beurteilung und der Scholaster traf seine Entscheidung191. Die Parteien versöhnten sich am Ende192 und baten den Erzbischof um die Bestätigung der Versöhnung193. Werner von Hüftersheim, der Propst des Klosters Wirberg, fällte am 21. Juni 1338 über den Streit zwischen dem Kloster Marienborn und Gerlach von Bellersheim um den Kirchenzehnt sein Urteil zugunsten des Klosters, weil das Kloster den Zehnt seit über 50 Jahren unumstritten besaß. Aber die Parteien einigten sich am 28. Oktober, und das Kloster übergab Gerlach einen Teil des Zehnten194. Nach dem günstigen Urteil des kirchlichen Gerichts schloss man doch einen Kompromiss. Desgleichen ist ein ähnlicher Fall überliefert, in dem die Geistlichen auch nach dem gewonnenen Prozess das Urteil nicht durchsetzen konnten und schließlich einem Schiedsgericht zustimmten195. Die unzufriedene Partei konnte eine Appellation erheben. Während die Appel­ lation in der weltlichen Gerichtsbarkeit noch nicht zu finden war, praktizierte man sie im kirchlichen Gericht schon häufig. Appellationen an den Erzbischof von Mainz sind vielfach überliefert196. Die Appellation an die Kurie war auch möglich. So sind aus dem Mittelrhein­ gebiet zahlreiche Beispiele bekannt197. Nach einem päpstlichen Brief von 1328 stritten zwei Geistliche um die Rektorstelle einer Pfarrkirche. Der eine wurde dabei von einem Patron dieser Pfarrkirche präsentiert, der andere von Kaiser ­Ludwig dem Bayern, der das Patronatsrecht beanspruchte. Jener appellierte dann an die 187

UB Frankfurt, 2, Nr. 176. UB Frankfurt, 2, Nr. 181. 189 UB Frankfurt, 2, Nr. 180. 190 REM, Nr. 2300; UB Frankfurt, 2, Nr. 188. 191 REM, Nr. 2423; UB Frankfurt, 2, Nr. 208. 192 UB Frankfurt, 2, Nr. 215. 193 REM, Nr. 2438; UB Frankfurt, 2, Nr. 217. 194 UK, Isenburger, Nr. 442, 443, 446; UB Hanau, 2, Nr. 513. 195 REM, Nr. 4288; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, S. 173, Nr. 31. 196 REM, Nr. 1757, 1781, 1806, 2197, 2256, 4040 (UB Heiligkreuztal, 1, Nr. 395), 4082 (UB Heiligkreuztal, 1, Nr. 400), 4099 (UB Heiligkreuztal, 1, Nr. 402): Appellation durch einen Ritter, 4370 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 76), 4460 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 9, Nr. 119), 4472 (Päpstliche Urkunden, S. 319 f., Nr. 40). Als das Mainzer Domkapitel im Juli 1337 Hugo von Luczelburg als Prokurator und Boten einsetzte, wurde auch die Befugnis erteilt, eine Appellation zu erheben. Die Urkunde ist auch insoweit interessant, als sie die Verbreitung des gelehrten Rechts andeutet, s. REM, Nr. 4058. 197 REM, Nr. 1821, 1822, 1850, 3827, 3829, 3917, 3945, 3946, 3963, 3972 (UB Paulinzelle, Nr. 193), 4059, 4472, 5357, 5389, 6045. 188

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Kurie, dieser an den Erzstuhl von Mainz198. Es war auch möglich, die Appellation an die Kurie als Druckmittel zu benutzen199. Bei der Kurie konnte man nicht nur eine Appellation erheben, sondern auch eine Beschwerde vorbringen und Hilfe suchen. Die Kirche in Aschaffenburg bat z. B. die Kurie um Absolution und Dispensation200. Als Papst Johannes XXII. 1318 dem Erzbischof von Mainz und anderen Prälaten schrieb, die Franziskaner seien zu schützen, wurden Beschwerden seitens der Minoriten über das erlittene Unrecht, Bedrängnisse und Gewalt erwähnt201. Als er 1319 wieder dem Mainzer Erzbischof und anderen befahl, den Deutschen Orden zu schützen, wurde die entsprechende Bitte des Ordens erwähnt202. Nachdem der Papst 1322 den Schutz für die Johanniter befohlen hatte203, wies er 1324 den Erzbischof von Mainz an, die Unruhen innerhalb des Johanniterordens zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu treffen204. Auf die Beschwerde des Bischofs Heinrich von Bamberg hin schrieb der Papst 1325 dem Erzbischof von Mainz und anderen Geistlichen, Heinrich solle den­ Bischofsstuhl, um den er mit einem königlichen Kandidaten gestritten hatte, erhalten205. Der Papst schrieb 1326 wieder dem Mainzer Erzbischof, diesmal auf die Beschwerde der Bürger von Mainz hin. Die Beschwerde betraf vieles, von den Beschlüssen der Diözesansynoden über den Unfug, den Geistliche trieben, sowie den Weinverkauf durch den Klerus bis zur willkürlichen Einstellung der religiösen Handlungen. Der Papst schrieb dem Erzbischof, die korrekten Abschriften der Synodalbeschlüsse seien an die Kurie zu senden, damit er seinerseits angemessen reagieren könne206. Der Graf Ruprecht von Virneburg und andere Personen wurden im September 1330 vor die Kurie geladen, weil sie sich für eine Geldschuld gegenüber Kauf­ leuten aus Florenz als Bürgen gestellt hatten207. Die Beklagten scheinen trotzdem ihre Pflicht nicht erfüllt zu haben. Gegen sie wurde im nächsten Jahr von der Kurie die Exkommunikation verhängt208. Der Konflikt setzte sich fort. Aus einem päpstlichen Brief vom März 1337 geht hervor, dass einer der Florentiner in Bezug 198

REM, Nr. 2905; Monumenta Vaticana, Nr. 807. REM, Nr. 3961. 200 REM, Nr. 1893, 1908. 201 REM, Nr. 2067, 2097 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 157), 2098 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 1, S. 460) (Karmeliten). Vgl. auch REM, Nr. 2089: Der Mainzer Erzbischof beauftragte einen niederen Klerus, die päpstliche Bulle durchzusetzen. 202 REM, Nr. 2102; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr. 361. 203 REM, Nr. 2351, 2352 (Sauerland, Urkunden und Regesten, 1, Nr. 617), 2390, 2463. 204 REM, Nr. 2502. 205 REM, Nr. 2594, 2596 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 447). 206 REM, Nr.  2697 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr.  676), 2698, 2699, 2700, 2701 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr.  1309), 2704 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr.  678  – Teildruck): „…  mandamus quatinus, huiusmodi statui et confirmationis transsumpta conscripta fideliter … transmittatis …“, vgl. REM, Nr. 2667. 207 REM, Nr. 3910. Vgl. auch Nr. 3870, 3915. 208 REM, Nr. 3927. 199

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auf diesen Fall sechs Jahre lang inhaftiert war. Der Papst wies den Legaten an, den Sachverhalt weiter zu untersuchen209. Die Entscheidung im Bereich der geistlichen Gerichtsbarkeit wurde oft den Geistlichen übertragen, die vor Ort oder in der Nähe der Parteien tätig waren210. Der Mainzer Erzbischof bestätigte die Entscheidung solcher delegierten Richter211. Wenn eine der Parteien die Delegierung nicht anerkannte, hatten die Parteien vor dem Erzbischof selbst zu erscheinen212. Mit der Vollstreckung der Gerichts­ entscheidung konnten auch niedere Geistliche beauftragt werden213. Wie oben geschildert, hatte das kirchliche Gericht umfangreiche Zuständig­ keiten inne. Es entfaltete im Mittelrhein eine vielfältige Judikatur. Nicht nur Geistliche, sondern auch Laien traten als Partei auf. Das Verfahren wurde mit Begriffen und Vorgehensweisen des gelehrten Rechts vorangetrieben. Die Delegierung der Entscheidung und die Erhebung der Appellation fanden sich oftmals. Aber auch in diesem Bereich wie bei der weltlichen Konfliktbeilegung spielte der Wille der Parteien eine entscheidende Rolle. Man strebte Streitbeilegung durch Versöhnung oder Schiedsgericht an. In diesem Sinne koexistierte das kirchliche Gericht mit der Fehdeführung, Verhandlung und Vermittlung sowie dem Schiedsgericht. 5. Lehngericht Wenn zwei Vasallen eines gemeinsamen Herrn um ein Lehen streiten, wird die Sache vor das Lehngericht, das unter dem Vorsitz des Herrn selbst oder seines Vertreters von den Mitvasallen gebildet wird, gebracht und dort über sie geurteilt214. Natürlich handelt es sich dabei um eine besondere Konstellation mit bestimmten Parteien und besonderem Streitgegenstand. In den von der vorliegenden Studie berücksichtigten Quellen sind einige Urteile der Lehngerichte überliefert, in denen Kräfte aus dem Mittelrhein als Parteien auftraten. Entsprechend der Weiträumigkeit der Lehnsverhältnisse liegen dabei mehrere Lehenshöfe außerhalb des Mittelrheingebiets in unserem Sinne215. Als Lehnsherren treten die geistlichen Fürsten deutlich in den Vordergrund216.

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REM, Nr. 4033. REM, Nr. 1651; Hessische Urkunden, 5, Nr. 232; REM, Nr. 1781, 3096, 3937, 4097. 211 REM, Nr. 3040; UB Frankfurt, 2, Nr. 371. 212 REM, Nr. 2620. 213 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2204. 214 Zum Lehnrecht im allgemeinen s. zunächst Kroeschell, Deutsche Rechtsgeschichte, 1, S. 291 ff. Solche Fälle konnten aber ebenfalls durch ein Schiedsgericht beigelegt werden, vgl. Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 125 f. 215 Andererseits sind auch Fälle überliefert, in denen politische Akteure von außerhalb des Mittelrheingebiets als Partei vor einem Lehnhof innerhalb dieses Gebiets auftraten, s. REM, Nr. 5092, 5094. Vgl. auch Nr. 5067. 216 Die Tätigkeiten der Lehngerichte der weltlichen Lehnsherren sind aus unseren Quellen kaum zu erfassen. Zum Lehnshof der Grafen von Katzenelnbogen s. Diestelkamp, Das Lehn 210

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Erzbischof Heinrich von Mainz verkündete im August 1338 in Aschaffenburg ein Urteil der elf Mainzer und Aschaffenburger Stiftsmannen, das diese­ Vasallen über den Streit zwischen dem Ritter Dietrich Zobel von Giebelstadt und seinem Bruder Johann einerseits und dem Stift Aschaffenburg andererseits um ein Aschaffenburger Stiftslehen gefällt hatten. Es ist interessant, dass beide Parteien vor dem Urteil dieses Schiedsgericht anerkannt hatten217. Die von der älteren Forschungen erwähnte Verbindung des Lehngerichts mit dem Schiedsgericht218 ist auch hier festzustellen. Graf Ruprecht von Virneburg entschied im November 1341 in Aschaffenburg mit anderen Vasallen des Erzbischofs Heinrich von Mainz den Konflikt zwischen dem Ritter Wiprecht von Dürn und den Edelknechten Hermann und Heinrich, Brüder, gen. Philgerin um das Mainzer Lehengut des verstorbenen Ritters Heinrich gen. Gabele. Die Brüder Hermann und Heinrich sollten beweisen, dass sie mit dem verstorbenen Heinrich das Lehen zu gesamter Hand besessen hatten. Wenn der Beweis ihnen nicht gelang, sollte Wiprecht das von dem Erzbischof verliehene Lehen behalten219. Das Urteil war also nicht ein materielles, sondern ein Beweisurteil. Im April 1326 beurkundete Abt Heinrich von Fulda einen Streit um das Fuldaer Stiftslehen, einen Teil des Dorfes Schaafheim mit allem Zubehör, das Graf Dieter der Jüngere von Katzenelnbogen vorher besessen hatte. Nach der Urkunde des Abtes hatten Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen, Ulrich von Bickenbach und­ Ulrich von Hanau das Lehen beansprucht. Drei Termine in jeweils 14-tägigem Abstand waren anberaumt worden. Auf dem dritten Termin wurde entschieden, dass der Abt zwei seiner Vasallen erkunden lassen sollte, wer das bessere Recht an dem Lehen hatte. Darauf bestimmte man einen weiteren Termin. Zu diesem Termin erschienen Ulrich von Bickenbach und Ulrich von Hanau, aber nicht Graf Wilhelm von Katzenelnbogen. Den beiden erschienenen Herren wurde dann das umstrittene Lehen durch Urteil der Mannen zuerkannt220. Mindestens Ulrich von Hanau scheint in der Tat seinen Anteil erhalten zu haben. Im Juli 1355 versprach er dem Grafen Wilhelm  II. von Katzenelnbogen die Gülte von seinem halben Dorf Schaafheim als Mitgift seiner Tochter, die er an Wilhelm verheiratete221. Im Mai 1346 stellte wieder ein Abt, diesmal Abt Dieter von Prüm, über die Streitigkeiten zwischen dem Grafen Wilhelm  II. von Katzenelnbogen, Bruder des Abtes, und Johann von Katzenelnbogen, dem Neffen Dieters, um ein Prümer recht der Grafschaft Katzenelnbogen, S. 263–269. Die schriftliche Überlieferung fängt dabei erst im Jahre 1360 an. Zum Lehnshof der rheinischen Pfalzgrafen s. Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 125–134. Die Zahl der ausgestellten Lehnsurkunden der Pfalzgrafen nimmt erst ab 1350 deutlich zu, s. ebd., S. 273. 217 REM, Nr. 4242. 218 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizer Eidgenossenschaft, S.  25; Frey, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, S.  29 f.; Krause, Die­ geschichtliche Entwicklung, S.15 f. 219 REM, Nr. 4742. 220 RGK, Nr. 662; UB Hanau, 2, Nr. 300. 221 RGK, Nr. 1147.

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Lehen, das halbe Dorf Nastätten, eine Urkunde aus. Nach der Urkunde hatte Wilhelm sich mit einem Mannenurteil einverstanden erklärt, während Johann es ab­ gelehnt und ohne Erlaubnis das Gericht verlassen hatte. Graf Wilhelm hatte den Abt gebeten, ihm ein gnädiger Richter zu sein und ihm zu seinem Rechte zu verhelfen. Als der Abt seine Vasallen gefragt hatte, wie er sich verhalten sollte, hatten sie geantwortet, dass Graf Wilhelm beweisen sollte, dass er alle ihm in dieser Sache gesetzten Termine eingehalten hatte und dieses sein vierter Termin war. Graf Wilhelm hatte dann diesen Beweis erbracht. Auf die erneute Frage des Abtes hatten die Prümer Vasallen geurteilt, dass der Abt den Grafen Wilhelm in den Besitz des umstrittenen Lehens einsetzen sollte222. Das Gericht erkannte bei diesem Fall einer Partei ein materielles Recht zu, nachdem die Ordnungsmäßig­keit des Verfahrens festgestellt worden war. Im Übrigen hatte Johann von Katzen­ elnbogen Zinsen aus dem umstrittenen Dorf Nastätten als Mannlehen von dem Grafen Wilhelm inne223. Das Lehngericht des Kölner Erzbischofs traf im Februar 1347 in Köln eine Entscheidung. Es handelte sich um das Dorf Hausen mit den zugehörigen Wäldern und Rechten. Graf Johann von Katzenelnbogen beanspruchte das Dorf als Kölner Lehen, das ihm verliehen worden war, aber ohne den lehnrechtlich erforderlichen Belehnungsakt. Bischof Salman von Worms zog darauf die Güter an sich. Nachdem hier ebenfalls drei Termine mit 14-tägigem Abstand anberaumt worden waren, erkannte das Mannengericht dem Grafen die Güter zu224. In diesem Fall scheint der Bischof von Worms in das Verfahren überhaupt nicht eingetreten zu sein. Wahrscheinlich gelang es dem Grafen, nach dem Urteil das Lehen wirklich in Besitz zu nehmen225. Noch ein kurioser Prozess soll hier besprochen werden. Im Januar 1341 bat­ Johann von Reifferscheid das Lehngericht des Erzbischofs von Mainz um ein­ Urteil226. Es ging um die Burg Bedburg im Bistum Köln, die von Johanns Groß­ vater gebaut und ihm vom Kölner Erzbischof zu Lehen gegeben worden war. Dieses Lehen war auf Söhne und Töchter weiter übertragbar. Das Lehen ging nun über Johanns Vater an Johann weiter. Da aber Johann zunächst noch unmündig war, trug sein Oheim Heinrich statt seiner das Lehen. Obwohl Johann danach volljährig wurde, weigerte sich sein Vormund, ihm das Lehen zu übergeben. In diesem Streit hatten Graf Wilhelm von Jülich und Graf Ruprecht von Virneburg schon im März 1330 mit der Zustimmung des verstorbenen Lehnsherrn, des Erzbischofs Heinrich von Köln, einen Vergleich geschlossen227. Nun starb aber der Vormund Heinrich unter Hinterlassung einer vierjährigen Tochter. Johann forderte vom Erz 222

RGK, Nr. 982; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 152 f., Nr. 219. RGK, Nr. 1181 (1356 nach XII 25). 224 RGK, Nr. 1003. 225 RGK, Nr. 1777. Graf Dieter von Katzenelnbogen verpfändete 1384 dem Erzbischof Adolf von Mainz mit seinen anderen Dörfern auch das Dorf Hausen. 226 REM, Nr. 4631. 227 UB Niederrhein, 3, Nr. 247. 223

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bischof Walram von Köln die Belehnung, aber die Witwe und Freunde des verstorbenen Oheims taten ein gleiches für dessen Tochter. Johann wandte sich nun an den Erzbischof Heinrich von Mainz als seinen gnädigen Herrn und bat um eine Entscheidung. Das Urteil lautete, dass Johann mehr Recht auf das Lehen habe. Es ist schwer zu verstehen, warum sich in diesem Fall Johann an den Mainzer Lehnshof wandte und was er hiervon erwarten konnte. Die Gemeinsamkeit des Lehnrechts unter verschiedenen Lehnshöfen mag einiges erklären. Es kann auch einen faktischen Vorteil bedeutet haben, eine günstige Entscheidung eines so ange­ sehenen Lehngerichts wie des Mainzer hinter sich zu haben. Johanns Doppelvasal­ lität war jedenfalls die Voraussetzung für seine Handlung, und damit zeigt dieses Beispiel die Verflechtung der Lehnsverhältnisse im Westen des Reiches. Bei den dargestellten Beispielen fällt auf, dass in einigen Fällen eine Partei vor dem Gericht nicht erschien. Dass trotz dieser Abwesenheit eine Entscheidung gefällt werden konnte, zeigt einen Unterschied zum Schiedsgericht. Aber das Fernbleiben einer Partei deutet zugleich Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Urteils an. Darum scheint die Tätigkeit des Lehngerichts den Bedarf an Schiedsgerichten nicht verringert zu haben. Als weitere Gerichtsbarkeit in dieser Region ist noch der Landfriede zu berücksichtigen. Aber darauf werden wir später eingehen. 6. Zusammenfassung Wie bisher beschrieben, gab es für die Streitparteien viele alternative Mög­ lichkeiten der Konfliktbeilegung und damit einen breiten Spielraum. Das Einverständnis der Parteien war letztendlich ausschlaggebend für die Konflikt­ lösung. In dieser Situation spielte das Schiedsgerichtswesen als Verbindung von Gerichts­urteil und freiwilliger Unterwerfung für die Konfliktbeilegung eine zentrale Rolle. Viele Bündnisse aus dem Mittelrheingebiet enthielten Artikel über das Schiedsgericht für zukünftige Streitfälle. Es sind auch zahlreiche Fälle überliefert, in denen nach dem Ausbruch des Konflikts die Kontrahenten mit dem Schieds­ gericht einverstanden waren und das Schiedsgericht tatsächlich eine Entscheidung fällte. Nachdem das Schiedsgericht im 13. Jahrhundert zunächst in den kirchlichen Streitigkeiten im Mittelrheingebiet aufgetaucht war, ist es in unserer Zeit auch bei den Konflikten zwischen weltlichen Parteien in Gebrauch gekommen. Das Schiedsgerichtswesen weist im Vergleich zur frühmittelalterlichen Konfliktbeilegung einen gewissen Grad der Institutionalisierung auf. Es steht aber ebenfalls inmitten der Spannungen zwischen den Kontrahenten. Wie man oben aus den Variationen der Bestimmungen zum Schiedsgericht feststellen konnte, strebten die Parteien an, sich die Instanz möglichst günstig zu gestalten. Sie wollten dem Kontrahenten zuvorkommen. Die Konkurrenz wurde auf der Ebene der Einsetzung des Schiedsgerichts sozusagen in einem festeren Rahmen als im Frühund Hochmittelalter geregelt. Sie war aber ebenso hart wie in den früheren Zei-

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ten. Das Schiedsgericht selbst wurde immer noch von den traditionellen Mitteln wie der Fehdeführung oder der Vermittlung begleitet. Dieser Umstand gab dem Willen der Parteien umso mehr Gewicht. Das kirchliche Gericht und das Lehn­ gericht konnten diese Situation nicht entscheidend ändern, weil sie in ihrer Funktion letztlich von dem Schiedsgericht nicht weit entfernt waren. Es wäre in dieser Situation durchaus abwegig, allein bei der Königsgerichts­ barkeit anderes zu erwarten. Nach unserer Erörterung wird es jetzt immer deutlicher, dass die institutionelle Sichtweise der älteren Forschungen auf die Königsgerichtsbarkeit nicht zutrifft. Es kann tatsächlich keine Rede sein von einem über feste Zuständigkeiten verfügenden, die Konfliktlösung monopolisierenden und autoritativ Urteile fällenden Gericht. Aber es gab zugleich doch einen Herrscher, einen Herrscherhof und seine Gerichtsbarkeit in Deutschland. Zahlreiche Bündnisse und Schiedsgerichte im Mittelrhein zeigen zwar die Fähigkeit, Konflikte beizulegen und eine regionale Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese regionalen Bestrebungen haben dennoch unter Vorherrschaft des Willens der streitenden Parteien ihre Grenzen. Es war möglich, dass man unter diesen Umständen die Königsgerichtsbarkeit als eine Alternative ins Blickfeld nahm.

III. Konfliktbeilegung im Mittelrhein-Gebiet: Strukturen, Beispiele und Entwicklungen Nachdem wir oben zunächst verschiedene Wege der Konfliktbeilegung im Überblick behandelt und ihre Charakteristika erörtert haben, soll die Untersuchung im folgenden durch den Einblick in die mittelrheinischen regionalen Strukturen, ihren Wandel und die sich hier entfaltenden Methoden der Konflikt­ beilegungen vertieft werden. Die politischen Kräfte in der Region existierten nicht vereinzelt. Unter ihnen gab es einige Konstellationen, die eine bestimmte Kontinuität darstellten und als solche das Vorkommen und den Verlauf der einzelnen Konflikte prägten. Sie gaben ebenfalls den Lösungsversuchen einen Rahmen, in dem die Kontrahenten und die anderen Beteiligten die im letzten Abschnitt beschriebenen Methoden anwandten. Eine solche Konstellation bezeichnen wir hier als Struktur. Wir haben freilich auch zu beachten, dass eine solche Struktur durch einzelne Konflikte und Konfliktbeilegungen ihrerseits geändert oder sogar erst gebildet werden kann. Es ist die Aufgabe dieses Abschnitts, auf solche Strukturen hinzuweisen, anhand der konkreten Beispiele darzustellen, wie sie auf einzelne Konflikte und ihre Beilegung einwirkten, und damit verschiedene Bestrebungen der Konfliktlösung in der Region zu beschreiben. Da unter den zu erörternden Strukturen trotz der bestimmten Kontinuität zeitliche Änderungen festzustellen sind, wird auch die Entwicklung im Zeitablauf berücksichtigt. Während es im letzten Abschnitt darauf ankommt, verschiedene methodische Variationen für die Konfliktbeilegung fest-

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zustellen, ziehen wir in diesem Abschnitt die konkreten regionalpolitischen Umstände in Betracht. Die hier zu behandelnden Strukturen verdankten ihr Fortbestehen und ihre Funktion den Beziehungen, die die politischen Kräfte in der Region vernetzten. Einige Beziehungen wiesen dabei einen horizontalen Charakter auf, andere dagegen eher einen vertikalen. Drei Strukturen sind im folgenden zu beschreiben. 1. Städtebünde Die Städtebünde stellen die erste Struktur dar. Seit dem Hochmittelalter gibt es im römisch-deutschen Reich nördlich der Alpen Bündnisse zwischen zwei Städten. Darüber hinaus haben sich mehrere Städte seit dem 13.  Jahrhundert zu einem umfassenden Städtebund zusammen­ geschlossen228. Das hier zu untersuchende Mittelrhein-Gebiet ist eine der Regionen, aus denen die frühesten Zeugnisse über Städtebünde überliefert sind. Die Städtebünde im Mittelrhein hatten zwei Kerne. Die drei Bischofsstädte Mainz, Worms und Speyer bilden den ersten Kern. Die Königsstadt Oppenheim schließt sich an diese Verbindung sehr häufig an229. Die drei Bischofsstädte haben viele Gemeinsamkeiten. Sie reichen als städtische Siedlung mindestens in das frühe Mittelalter zurück, beherbergen Kathedralen in sich, haben damit geistliche Fürsten als Stadtherren und knüpfen auch seit dem frühen Mittelalter enge Beziehungen mit dem Königtum. In allen drei Städten begannen die Bürgergemeinden seit dem Ende des 11. Jahrhunderts gegen ihre bischöflichen Stadtherren die bürgerliche Autonomie zu entfalten230. Alle drei Städte besaßen größere Judengemeinden, die unter den Juden in Deutschland eine führende Rolle spielten231. Die Stadt Mainz nahm sowohl als Sitz eines Erzbischofs als auch aufgrund ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung die 228 Zur Entwicklung der Städtebünde im deutschen Mittelalter im allgemeinen s. Becker, Städtebund; Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 121 ff. Zur Forschungsgeschichte zuletzt Distler, Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, S. 15 ff. Kurzer Überblick der Geschichte der Städtebünde ebd., S. 38 ff. 229 Zu der Städtelandschaft Rheinfranken, die hauptsächlich diese vier Städte ausmachen, Escher/Hirschmann, Die urbanen Zentren, 1, S. 526 ff. 230 Zu der Entwicklung der Bürgergemeinden: in Mainz: Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit; Falck, Mainz in seiner Blütezeit; ders., Die Freie Stadt; Matheus, Vom Bistumsstreit bis zur Mainzer Stiftsfehde; in Worms: Keilmann, Der Kampf um die Stadtherrschaft; Bönnen, Zur Entwicklung von Stadtverfassung und Stadtgemeinde; ders., Die Blütezeit des hohen Mittelalters; ders., Zwischen Bischof, Reich und Kurpfalz; ders., Gemeindebildung und kommunale Organisation; Happ, Stadtwerdung am Mittelrhein; und in Speyer: Voltmer, Reichsstadt und Herrschaft; ders., Von der Bischofsstadt zur Reichsstadt, S. 272 ff.; Bönnen, Gemeindebildung und kommunale Organisation; Happ, Stadtwerdung am Mittelrhein. 231 Falck, Mainz in seiner Blütezeit, S. 125 ff.; Ziwes, Studien zur Geschichte der Juden S. 67 ff.

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wichtigste Stellung unter ihnen ein, während Worms und Speyer als sozusagen Zwillingsstädte fast gleiche Privilegien vom Königtum erwarben. Die Verbindungen unter diesen Städten hatten schon vor dem hier untersuchten Zeitraum eine längere Geschichte232. Zuerst um 1208 schlossen Worms und Speyer eine Vereinbarung über Zölle233. Die drei Bischofsstädte und Oppenheim waren auch die Keimzelle des großen rheinischen Städtebundes von 1254234. Diese Städte haben sich seit der Mitte des 13.  Jahrhunderts mehrmals zusammengeschlossen. Die Bündnisse zwischen Mainz und Worms235, zwischen Mainz, Worms und Oppenheim236 und zwischen Mainz und Bingen237 wurden alle im Jahre 1254 geschlossen und lagen dem großen rheinischen Städtebund zugrunde. Für Streitigkeiten unter den verbündeten Städten setzten diese Bündnisse fest, dass jede Stadt vier Schiedsleute erwählen sollte und dass diese Personen die Entscheidung treffen sollten238. Das Schiedsgericht setzt sich aus einer geraden Zahl von Schiedsrichtern zusammen und hat keinen Obmann. Es stellt also jenen weniger zwingenden Typ von Schiedsgericht dar, in dem eine mehrheitliche Entscheidung gegebenenfalls unmöglich war. Während der große rheinische Bund aus Anlass der Doppelwahl von 1257 zusammenbrach, setzten sich einzelne Verbindungen unter diesen Städten fort. Uns sind bekannt ein Bündnis zwischen Worms und Speyer von 1258239 sowie aus dem Jahre 1259 eine Erneuerung des früheren Bündnisses zwischen Mainz, Worms und Oppenheim von 1254240. Nachdem Worms und Oppenheim 1265 ihren alten Bund erneuert hatten, wurde ein Streit zwischen den beiden von je vier Schiedsrichtern, die jede Stadt gestellt hatte, geschlichtet. Ein anderer Streit zwischen Mainz, Worms und Oppenheim wurde im gleichen Jahr genauso beigelegt241. Mainz, Worms und Speyer erneuerten 1293 ihr Bündnis242. Diese drei Städte und Oppenheim einigten sich 1308 über die Schuld, die ein Bürger einer 232

Zu den Bündnissen dieser Städte vom Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1314 s. Kreutz, Mainz, Worms und Speyer, S. 314 ff.; ders., Städtebünde und Städtenetz, S. 61 ff.; ders., Königtum – Fürsten – Städtebünde, S. 180 ff. 233 Keilmann, Der Kampf um die Stadtherrschaft, S. 24. 234 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 209, 218. 235 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 172; UB Worms, 1, Nr. 253. 236 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 173; UB Worms, 1, Nr. 252. 237 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 174; Codex diplomaticus Moenfrancofurtanus, S. 102 f. 238 Codex diplomaticus Moenfrancofurtanus, S.  102 f. Vgl. Distler, Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, S. 145 ff. Die Bestimmung über das Schiedsgericht wurde auch in den großen rheinischen Städtebund von 1254 aufgenommen, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 209; MGH Const., 2, Nr. 428/1, c. 4. 239 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 175. 240 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 176. 241 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  178, 179; UB Worms, 1, Nr. 325. 242 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  180, 181; UK Speyer, Nr. 180; UB Worms, 1, Nr. 453.

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Stadt in einer anderen Stadt auf sich genommen hatte243. Die Streitigkeiten zwischen Speyer und Straßburg sollten 1303 von je zwei Schiedsrichtern geschlichtet werden. Wenn die Schiedsleute sich spalteten und keine gemeinsame Entscheidung treffen konnten, sollte Straßburg aus dem Rat oder zwölf Bürgern der Stadt Speyer einen Obmann ernennen. Seiner Entscheidung hatten sich die Städte zu unterwerfen244. In dem hier untersuchten Zeitraum entstanden folgende Bündnisse und Ver­ einbarungen245: Am 7.  Dezember 1314 einigten sich Worms und Speyer angesichts der Dop­ pelwahl und versprachen ein gemeinsames Vorgehen gegenüber den Kronkontrahenten246. Die beiden Städte hatten schon 1258 ein ähnliches Bündnis geschlossen und sich 1273 auch aus Anlass der Königswahl mit den wetterauischen Städten verbündet. Speyer, Worms und Oppenheim sowie Graf Friedrich von Leiningen verpflichteten sich am 20. Februar 1317, Frieden miteinander zu halten. Der Graf und die Städte schickten je zwei Richter, so dass insgesamt ein Friedensorgan aus acht Richtern errichtet wurde. Dieses Organ sollte über den Friedensbruch richten. Bei einem Konflikt zwischen den Bundesgenossen sollte auch die Mehrheit des Organs ein Urteil fällen247. Nach dieser Vorschrift scheinen die städtischen Richter die Mehrheit in dem Friedensorgan gestellt zu haben. Aber nach einer anderen Urkunde mit gleichem Datum wählte der Graf je zwei Bürger aus den drei Städten, während die drei Städte ihrerseits sechs Ritter wählten. Dabei sollten im konkreten Streitfall die zwei Bürger der jeweils betroffenen Stadt zusammen mit zwei Rittern als Schiedsrichter fungieren, um den Konflikt zwischen den Burgmannen und Untertanen des Grafen einerseits und der Stadt andererseits zu entscheiden. Konnten sie nicht zu Einigung kommen, sollte der Stadtrat von Mainz als Obmann fungieren. Gegen seine Entscheidung durfte kein Einwand erhoben werden248. Das eigentliche Schiedsgericht war also paritätisch besetzt, wenn die Stadt Mainz auch die Rolle des Obmanns spielte. 243

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 184; UK Speyer, Nr. 244; UB Worms, 2, Nr. 57. Es wurde untersagt, wegen der Schuld eines Bürgers einen­ anderen Bürger der gleichen Stadt zu arrestieren. 244 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde 1, Nr. 183; UB Straßburg, 2, Nr. 238. 245 Kreutz, Mainz, Worms und Speyer, S. 336 ff.; ders., Städtebünde und Städtenetz, S. 109 ff.; ders., Königtum – Fürsten – Städtebünde, S. 184 f. 246 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 187; UK Speyer, Nr. 283; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 110 f. 247 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 188; UB Worms, 2, Nr. 118; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 112 f. 248 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  189; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 58; UB Worms, 2, Nr. 119; Kreutz, Städte­bünde und Städtenetz, S. 113.

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Die Verbindung unter diesen mittelrheinischen Städten zeigte sich daraufhin in den 1320er Jahren in mehreren Landfrieden, die der städtischen Initiative ihre Entstehung verdankten. Die mittelrheinischen Städte haben sich dabei oft mit den Städten am Oberrhein wie Straßburg verbunden. Näheres ist im nächsten Abschnitt noch zu beschreiben. Um die Streitigkeiten mit Worms beizulegen, setzte Oppenheim im Februar 1330 ein Verfahren fest, wonach die Schuld eines Bürgers einer Stadt in der anderen Stadt eingefordert werden sollte249. Die Fälle sollten nach dem Stadtrecht des Beklagten durchgeführt und entschieden werden. Am 1. Mai 1338 schlossen Mainz, Worms, Speyer und Straßburg erneut ein Bündnis. Falls eine Stadt wegen ihrer Hilfe für den Kaiser oder aus anderen Gründen angegriffen wurde, sollten die anderen Städte ihr unter der Bedingung helfen, dass der Rat der angegriffenen Stadt den Angriff als Unrecht erklärte. Aber Straßburg brauchte nördlich von Selz nicht zu helfen, andere Städte nicht südlich von Selz. Die Bischöfe einzelner Städte wurden ausgenommen. Straßburg nahm dazu noch Basel und Freiburg aus. Mit diesem Bündnis sollten die früheren Bündnisse der verbundenen Städte nicht beeinträchtigt werden. Man nahm damit solche früheren Bündnisse ebenfalls aus. Das neue Bündnis galt bis zum 1. Mai 1340, also zwei Jahre250. Die vier Bischofsstädte verbanden sich erneut am 17.  Oktober 1340 mit Geltungsdauer bis zum 1.  Mai 1343. Wenn Straßburg mit einer der anderen drei Städte in Streit geriet, sollte Straßburg sich an den Rat einer Stadt wenden und sich seiner Entscheidung unterwerfen. Wenn die anderen drei Städte miteinander stritten, wurde der Streit von ihnen entschieden. War dies jedoch nicht möglich, traf der Rat von Straßburg eine Entscheidung. Die Rechte der Städte sollten aber mit diesen Artikeln nicht verletzt werden. Falls sowohl dieses Bündnis als auch das Bündnis mit Freiburg und Basel Straßburg um Hilfe ersuchte, sollte Straßburg dem zeitlich früheren Ersuchen nachkommen. Über das Bündnis zwischen Mainz, Worms und Oppenheim wurde Gleiches festgesetzt251. Mainz, Worms, Speyer und Straßburg verlangten um 1341 von der Stadt Würzburg ein Eingreifen wegen einer Klage von Mainzer Bürgern, wonach diese in Würzburg Leibrenten gekauft hatten, doch schon lange nicht bezahlt worden waren252. Diese vier Städte waren auch bei den Landfrieden im Mittelrhein-Raum eine der tragenden Kräfte. In den Texten von den Städtebünden und Landfrieden sind 249

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 190; UB Worms, 2, Nr. 233. 250 REM, Nr.  4164; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 364; UB Straßburg, 5, Nr. 78; UB Worms, 2, Nr. 301; MGH Const., 7,1, Nr. 398; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 132 f. 251 REM, Nr.  4600; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 365; UK Speyer, Nr. 465; UB Worms, 2, Nr. 314. 252 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 366; UB Straßburg, 5, Nr. 100.

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daher Verflechtungen und Zusammenhänge offensichtlich zu erkennen. Straßburg hat oft auch an den Landfrieden im Mittelrhein teilgenommen, aber dabei stets eine eigene besondere Position beibehalten. Diese Städte traten häufig als Vermittler oder Schiedsrichter auf, wenn eine von ihnen mit anderen Mächten Streitigkeiten hatte253. Otto von Ochsenstein, Landvogt im Elsass und Speyergau, erklärte sich im­ Januar 1318 bereit, seinen Streit mit Speyer durch den Schiedsspruch von Mainz, Worms und Oppenheim entscheiden zu lassen254. Nach der Urkunde stimmte auch Speyer dem Schiedsgericht zu. Die Stadt Landau scheint als Partei auf der Seite Ochsensteins an dem Streit mitgewirkt zu haben. Der Schiedsspruch wurde im April 1318 von sieben Schiedsrichtern gefällt, von zwei Mainzer, drei Wormser und zwei Oppenheimer Ratsmitgliedern255. Die Kontrahenten versprachen darauf im Januar 1319, Schreiben auszutauschen256. Im Oktober 1320 verabredete sich Graf Johann von Nassau in Vertretung der Witwe und der Söhne des verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf mit der Stadt Speyer. Die beiden kamen überein, sich dem Schiedsgericht von je zwei Schiedsrichtern und einem Obmann zu unterwerfen. Jakob Ebertz, ein Bürger von Worms, wurde dabei als Schiedsrichter ernannt257. Man kann auch aus einer Urkunde des Erzbischofs Matthias von Mainz erkennen, dass im März 1325 bei dem Streit zwischen dem Erzbischof und der Stadt Mainz um Zoll und Steuer Worms und Speyer eine Sühne vermittelt haben258. Der Erzbischof bestätigte auf Grund der Privilegien, die die Stadt von seinen Vorgängern erworben hatte, erneut, dass die Stadt von Zoll und Steuer befreit sei, und erklärte die Streitigkeiten für beendet. Vier Schiedsrichter aus Bonner Schöffen und Bürgern entschieden im Juni 1325 einen Streit zwischen Koblenz und Andernach. Dieser Fall bezieht sich nicht auf die hier behandelten Städte, gehört aber in einen ähnlichen Zusammenhang259.

253 Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 141 ff. Zu der engen Beziehung zwischen Städtebund und Schiedsgericht vgl. auch Sydow, Kanonistische Überlegungen, S. 227. 254 UK Speyer, Nr. 316. Zu diesem Konflikt Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 150 ff. 255 UK Speyer, Nr. 318. 256 UK Speyer, Nr. 323. 257 UK Speyer, Nr. 330. Zu diesem Konflikt Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 152 ff. 258 REM, Nr.  2606; UK Mainz, 1, Nr.  733; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 153 ff., Nr. 48; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, S. 99; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 92 f.; Falck, Mainz in seiner Blütezeit, S. 149; De­mandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S.  83 f.; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S.  155. Die Urkunde wurde nicht nur von Worms und Speyer, sondern auch von Oppenheim mit­ besiegelt. 259 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 203. Vgl. auch eine Entscheidung über Bonn und Koblenz im Jahre 1331: Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 205.

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Diesem Schiedsgericht lag auch ein Bündnis unter drei Städten zugrunde, das schon 1301 entstanden war260. Worms, Speyer und Oppenheim entschieden 1327 einen Konflikt zwischen dem Mainzer Erzbischof und der Stadt Mainz um einen Totschlag in Ingelheim. Ein Mann wurde in Ingelheim durch die städtischen Leute erschlagen. Der Erzbischof behauptete, dass ein erzbischöflicher Amtmann getötet worden sei, während es sich nach Ansicht der Stadt Mainz um einen Bürger handelte und daher die Stadt keineswegs schuldig sei. Nach der Entscheidung der Städte sollte die Stadt Mainz zu diesem Punkt Beweis vorlegen. Der Erzbischof brachte auch vor, dass Kraft zum Rebstock, Ratsmitglied von Mainz und Schultheiß von Ingelheim, nach dem Ereignis in Mainz eingetroffen sei und vorgeschlagen habe, nach der Vorschrift des Landfriedens oder nach dem Spruch der Ingelheimer Schöffen im Namen des Erzbischofs eine Entscheidung zu treffen. Die Stadt Mainz bestritt dies und behauptete, dass Kraft nie einen solchen Vorschlag gemacht habe und dass man vereinbart habe, diesen Fall im Mainzer Stadtrat zu behandeln. Die Schiedsrichter setzten fest, dass die Stadt Mainz gemäß dem Landfrieden den Erzbischof entschädigen sollte, falls der Erzbischof recht hatte. Wenn die Stadt Mainz aber gemäß Rechten, Freiheiten und Gewohnheiten der Stadt ihre Behauptung beweisen würde, sollte die Stadt von allen Schulden frei sein. Da der Landfriede gegenüber der Stadt Mainz gebrochen worden war, sollte die Stadt Mainz wegen der Schäden, die sie zugefügt hatte, weder dem Erzbischof noch den anderen verpflichtet sein261. Die Entscheidung scheint insgesamt für die Stadt vorteilhaft gewesen zu sein. Ritter Rudolf von Boppelmann und der Wormser Bürger Hanemann zum Rade entschieden im August 1328 als Schiedsrichter einen Streit zwischen dem Grafen Georg von Veldenz und der Stadt Speyer262. Das Schiedsurteil ist in 16 Artikel untergliedert. Boppelmann dürfte dabei die Position des Grafen, Hanemann zum Rade dagegen die der Stadt vertreten haben. Als im August 1331 Pfalzgraf Ruprecht der Ältere und die Stadt Speyer für zukünftige Streitigkeiten je zwei Schiedsleute wählten, bestimmte der Wormser Rat den Ritter Friedrich Großen von Waltdorf als Obmann263. Als im Mai 1335 Graf Friedrich von Leiningen und Speyer ebenso ein Schiedsgericht vereinbarten, sollte der Rat der Stadt Worms als Obmann fungieren264. Bedingt durch die Sozialstruktur in der Stadt, die wirtschaftliche Situation sowie den Zustand der Stadtverfassung brachen im 14. Jahrhundert in vielen deut 260 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  196 (Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus 3, 1, Nr. 6), 197. 261 REM, Nr.  2838; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 314; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 96; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 155 f. 262 UK Speyer, Nr. 380; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 154. 263 UK Speyer, Nr. 403. 264 UK Speyer, Nr. 415.

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schen Städten innerstädtische Auseinandersetzungen aus265. Auch im Mittelrheingebiet dieser Zeit finden sich hierfür Beispiele. An der Schlichtung der inneren Auseinandersetzungen in Speyer haben auch die anderen Städte mitgewirkt266. Gegenüber den Veränderungen bei der Zusammensetzung des Stadtrats, die sich für die bisherigen Ratsherren ungünstig ausgewirkt hatten, versuchte ein Teil der traditionellen Führungsschicht, die Veränderungen wieder abzuschaffen. In der Nacht vom 22. zum 23. November 1330 (Severinsnacht) ist die Verschwörung entdeckt worden und gescheitert. Das führte zu der Verbannung vieler führender Bürger aus der Stadt. Um über diese Unruhen zu befinden, wurden schon im November 14 Schiedsleute erwählt, je vier aus Mainz und Worms, je zwei aus Straßburg, Frankfurt und Oppenheim267. Ende Dezember trafen sie ihren Spruch und setzten die neue Zusammensetzung des Stadtrats fest, der nun aus 14 Hausgenossen, also der traditionellen Führungsschicht, und 14 anderen Bürgern bestehen sollte. Die Stellung und die Rechte der Hausgenossen wurden auch erneut festgelegt268. Heinrich Ring und Thilemann Nussborn, beide Oppenheimer Ratsmitglieder, rieten im März 1334 der Stadt Speyer, die nach den Unruhen aus der Stadt geflohenen Bürger wieder in die Stadt aufzunehmen. Siegfried Frosch und Gipel von Holz­ hausen, beide Schiedsrichter aus Frankfurt, rieten gleiches, und im April auch vier Schiedsrichter aus Worms269. Kaiser Ludwig setzte sich zwar ebenfalls für die verbannten Bürger ein, aber nicht so nachdrücklich270. An der Beilegung der inneren Auseinandersetzungen in Mainz wirkten auch andere Städte mit271. Im Zusammenhang mit dem später zu behandelnden Mainzer Schisma und der daraus folgenden Finanzlast brachen auch in Mainz Streitigkeiten zwischen den Patriziern und den anderen Bürgern aus. Je zwei Bürger aus Worms, Speyer und Frankfurt vermittelten am 24. November 1332 eine Sühne, nach der je 24 Patrizier und andere Bürger zum Stadtrat gehören sollten272. Der Konflikt war damit jedoch nicht beendet. Am 31. Oktober 1333 sprachen je zwei Schiedsrichter 265 Im allgemeinen Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 190 ff. Zum Verhältnis mit dem König­ tum grundlegend Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung. Die Verhältnisse außerhalb der Stadt mit berücksichtigend Haverkamp, „Innerstädtische Auseinandersetzungen“. Zu den verschiedenen Versuchen, die Auseinandersetzung unter den Bürgern zu beenden Kannowski, Bürgerkämpfe und Friedensbriefe. 266 Zu der Unruhe in der Stadt Speyer s. Voltmer, Reichsstadt und Herrschaft, S.  219 ff.; ders., Von der Bischofsstadt zur Reichsstadt, S. 324 ff. Als allgemeine Untersuchung über den inneren Bürgerkampf s. Haverkamp, „Innerstädtische Auseinandersetzungen“. Zu der Mitwirkung der anderen Städte Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 142 ff. 267 UK Speyer, Nr. 396. 268 UK Speyer, Nr. 397, 398. 269 UK Speyer, Nr. 427, 428; UB Frankfurt, 2, Nr. 489. 270 Voltmer, Reichsstadt und Herrschaft, S. 233. 271 Zu dieser inneren Auseinandersetzung s. Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 144 ff.; Falck, Das spätmittelalterliche Mainz, S. 116 ff.; Matheus, Vom Bistumsstreit bis zur Mainzer Stiftsfehde, S. 172 ff. Zu der Mitwirkung der anderen Städte s. Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 145 ff. 272 UB Worms, 2, Nr. 258.

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aus Worms, Speyer und Frankfurt einen Schiedsspruch, der die Rückkehr der vertriebenen Patrizier und die Rückgabe ihrer Güter regelte273. Die hier behandelten Städte haben sich also nicht nur miteinander verbunden, sondern auch vielfach untereinander vermittelt und geschlichtet. Diese Tätigkeit als Vermittler oder Schiedsrichter erstreckte sich von der Auseinandersetzung zwischen einer Stadt und dem umliegenden Adel über diejenige zwischen einer Stadt und ihrem Stadtherrn bis zu inneren Auseinandersetzungen unter den Bürgern. Die kaiserliche Beteiligung war dagegen eher selten und zurückhaltend, wie das oben erwähnte Beispiel von Speyer zeigt274. Den zweiten Kern der Städtebünde im Mittelrheingebiet stellen die vier Königsstädte in der Wetterau, d. h. Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen dar275. Diese Städte hatten gemeinsam den König als Stadtherrn und wurden in der staufischen Reichslandpolitik als eine Gruppe eingeordnet276. Die königlichen Privilegien erhielten oft alle vier Städte. Dass König Ludwig im August 1320 der Stadt Salmünster die Freiheiten und Rechte dieser vier Städte verliehen hat, zeigt die Einheit und Ähnlichkeit ihrer Rechte deutlich277. Seit dem 13. Jahrhundert blühten diese Städte auch wirtschaftlich auf. Die Bürgergemeinde stieg auch in diesen Städten empor, auch wenn diese Entwicklung im Vergleich mit den oben behandelten Bischofsstädten erst später eingetreten ist278. Die Stadt Frankfurt entwickelte sich im Laufe des 14. Jahrhunderts weiter, so dass sich gegenüber den drei anderen Städten ein größerer Abstand zu zeigen begann279.

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UB Frankfurt, 2, Nr. 477. Zu Beziehungen zwischen den Bürgerunruhen und der Königsgerichtsbarkeit im Spätmittelalter im allgemeinen vgl. Diestelkamp, Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht. 275 Zu der Wetterau als Städtelandschaft Escher/Hirschmann, Die urbanen Zentren, 1, S. 525 f. 276 Schwind, Die Landvogtei in der Wetterau, S.  10 ff.; ders., Zur staatlichen Ordnung, S. 201; ders., Königtum, Adel und Städte, S. 170 ff. Besonders zu Frankfurt, dem umliegenden Königsgut und ihrer Beziehung zum Königtum s. Schalles-Fischer, Pfalz und Fiskus Frankfurt. Zu den Anfängen der Stadt Gelnhausen s. Bechtold, Apud castrum Geylnhusen; Zettler, Gelnhausen als Gründung Friedrich Barbarossas. 277 UB Friedberg, 1, Nr. 236. 278 Zu Frankfurt: Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 481 ff.; Orth, Freiheit und Stadt; dies., Frankfurt am Main; Bund, Frankfurt am Main im Spätmittelalter. Zur Territo­ rialpolitik von Frankfurt: Schneidmüller, Städtische Territorialpolitik; Orth, Stadtherrschaft und auswärtiger Bürgerbesitz. Zu Friedberg: Menz, Burg und Stadt Friedberg; Ammann, Die Friedberger Messen; Stobbe, Die Stadt Friedberg. Zu Wetzlar: Hahn, Untersuchungen zur Geschichte der Reichsstadt Wetzlar; Felschow, Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters; Uhlhorn, Wetzlar und Limburg; Friedhoff, Beobachtungen zur Territorial-und Burgenpolitik im Raum Wetzlar. Zu Gelnhausen: Schwind, Reichsstadt und Kaiserpfalz Gelnhausen. 279 Zum Aufblühen der Frankfurter Messe, die zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt viel beitrug, vgl. Schneidmüller, Die Frankfurter Messen. Zu der Frankfurter Messe grundlegend Rothmann, Die Frankfurter Messen. 274

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Auch diese Städte haben seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts miteinander Bündnisse geschlossen280. Im Mai 1285 entstand ein Bündnis zwischen Frankfurt, Friedberg und Wetzlar auf zehn Jahre281. Im Dezember des gleichen Jahres verbanden sich die vier Städte erneut auf zehn Jahre282. Bei einem Streit zwischen zwei Städten oder den Bürgern von zwei Städten sollten die übrigen zwei Städte entscheiden. Dieses Bündnis wurde 1295 erneuert283. Nachdem Seligenstadt 1301 in das Bündnis eingetreten war284, verlängerten die fünf Städte 1306 das Bündnis wieder auf zehn Jahre285. Die vier wetterauischen Königsstädte behielten in dem hier untersuchten Zeitraum fast ohne Unterbrechung ihr Bündnis bei. Im April 1316 verlängerten sie ihr Bündnis auf weitere zehn Jahre286. Im September 1325 verbanden sie sich auf weitere sechs Jahre287. Über die Streitigkeiten unter den Städten wurde ein Artikel hinzugefügt, wonach zwei andere Städte gemäß dem Recht des Orts, an dem das umstrittene Gut lag, entscheiden sollten, wenn zwei Städte um Erbgut stritten und sich nicht einigten. Drei Städte mit Ausnahme von Gelnhausen verbanden sich im April 1334 auf etwa zwei Jahre288. In dem Bündnistext ist kein Artikel zu den Streitigkeiten unter den Städten vorhanden, der seit 1285 in den Bündnissen vorgeschrieben war. Der oben genannte Artikel von 1325 wurde so modifiziert, dass die dritte Stadt je zwei Personen aus dem Rat der beiden streitenden Städte erwählen sollte und dass diese dann die Entscheidung fällen sollten. Wenn sie sich nicht einigen konnten, sollte die Mehrheit der drei Städte entscheiden. Die dritte Stadt hatte also letztendlich eine ausschlaggebende Stimme. Gelnhausen schloss sich im März 1335 dem Bündnis an289. Die vier Städte schlossen erneut im Oktober 1340 ein Bündnis bis zum April 1344290. Die Streitigkeiten zwischen 280 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 457 ff.; Schwind, Zur staatlichen Ordnung, S. 208 ff.; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 465 ff. 281 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  396, 397; UB Frankfurt, 1, Nr. 498; UB Friedberg, 1, Nr. 82. 282 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 398; UB Frankfurt, 1, Nr. 503. 283 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 399; UB Friedberg, 1, Nr. 124. 284 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 400; UB Frankfurt, 1, Nr. 790. 285 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 401; UB Frankfurt, 1, Nr. 871. 286 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 402; UB Frankfurt, 2, Nr. 51. 287 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 403; UB Frankfurt, 2, Nr. 284. 288 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 406; UB Frankfurt, 2, Nr. 493. 289 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 407; UB Frankfurt, 2, Nr. 516. 290 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 409; UB Frankfurt, 2, Nr. 716.

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den Bürgern der verbundenen Städte sollten von den zwei Städten innerhalb eines Monats ent­schieden werden. Der Streit um Erbgut musste ebenfalls binnen einem Monat beigelegt werden. Die wetterauischen Königsstädte haben sich auf diese Weise im hier untersuchten Zeitraum kontinuierlich verbunden. Anders als bei den Bischofsstädten sind kaum Fälle bekannt, in denen die Städte selbst die Streitigkeiten der Bundesgenossen schlichteten oder entschieden. Wie später ausführlich analysiert wird, hat bei diesen Städten die Königsgerichtsbarkeit eine größere Rolle gespielt. Wie oben gezeigt, schlossen zwei Gruppen der Städte im Mittelrhein mit großer Kontinuität Städtebünde. Auf Grund der Gemeinsamkeit der Stadtverfassung und der wirtschaftlichen Lage stellten diese Bündnisse über die Verbindung ad hoc hinaus ein strukturelles Element dar. Sie waren auch in einen größeren Verband wie den Landfrieden einzugliedern, wie wir unten noch erwähnen werden. Wenn ihre Rolle für die Konfliktbeilegung unter den Mitgliedern auch zwischen den Bischofsstädten und den wetterauischen Königsstädten unterschiedlich aussehen mag, haben diese Städtebündnisse eine keineswegs zu unterschätzende Struktur gebildet, die bei der Bewertung der Königsgerichtsbarkeit zu berücksichtigen ist. 2. Verbindungen unter den Adligen Als zweite Struktur sind die Verbindungen unter den Adligen zu berücksichtigen. Neben den Städten, die, wie oben erörtert, sich zu Städtebünden zusammengeschlossen haben, und den unten noch zu erwähnenden Vormächten behaup­ teten sich im Mittelrheingebiet zahlreiche mittlere und kleinere Adlige als politische Kräfte. Darunter galten Grafen und Edelherren als die Kräfte mit größerem Gewicht291. Sie festigten in Verbindung mit der staufischen Reichslandpolitik ihre Stellung292, dienten den Vormächten als Lehensleute und bauten doch eigene Herrschaften auf. Unter diesen Grafen und Edelherren sind die Persönlichkeiten zu finden, die im Spätmittelalter enge Beziehungen mit dem Herrscherhof beibehielten293. 291 Zu ihrer Stellung in der Reichsverfassung im allgemeinen s. Spiess, Zwischen König und Fürsten. 292 Zum Zusammenhang der staufischen Reichslandpolitik in der Wetterau und den Grafen sowie den Edelherren vgl. Schwind, Die Landvogtei in der Wetterau, S. 51 ff. 293 Als ein Beispiel eines solchen Adligen ist Graf Eberhard I. von Katzenelnbogen zu nennen, der vom Ende des 13.  Jahrhunderts bis zum Anfang des 14.  Jahrhunderts mehreren Königen Dienst geleistet hat, vgl. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S.  209 f.; ders., Die Grafschaft Katzenelnbogen, S. 82 f.; ders., Die Grafen von Katzenelnbogen, S. 10. Zu Reinhard (I.) von Hanau und seinem Sohn Ulrich (I.) von Hanau, die etwa im gleichen Zeitraum für die Könige tätig waren, s. Schwind, Zu den Anfängen von Herrschaft und Stadt Hanau, S. 331 ff.

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Als solche Grafen und Herren294 sind zuerst diejenigen zu nennen, die in erster Linie links des Rheins ihre Herrschaft entfalteten. Nämlich von Norden nach Süden, die Grafen von Virneburg295, von Sponheim296, Raugrafen297, Rheingrafen, Wildgrafen298, die Grafen von Veldenz299, von Zweibrücken, von Leiningen300 u. a. Die Grafen von Sponheim hatten auch entlang des Rheins Stützpunkte inne. Die Grafen von Sponheim, Veldenz und Wildgrafen sammelten ihre Herrschaftsrechte besonders im Naheraum. Die Grafen von Leiningen entfalteten sich südlich des Mittelrheingebiets und grenzten damit direkt an die Herrschaft der Pfalzgrafen. Auf der anderen Seite entlang des Rheins von Norden nach Süden haben die Grafen von Sayn301, Herren von Isenburg302, Grafen von Nassau303, von Katzen­ elnbogen304 u. a. ihre Herrschaft aufgebaut. Dazu sind weiter zu nennen im Westerwald die Grafen von Wied305, von Diez306, die Herren von Westerburg307, von Limburg308, die Grafen von Solms309, in der Wetterau die Herren von Eppstein310, von 294 Zu den folgenden Grafen und Herren jetzt auch s. die einschlägigen Artikel in Paravicini, Grafen und Herren. 295 Iwanski, Geschichte der Grafen von Virneburg. 296 Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 91* ff.; Naumann-Humbeck, Studien zur Geschichte der Grafen von Sponheim; Mötsch, Grafschaft Sponheim; ders., Genealogie der Grafen von Sponheim; Fey, Die Begräbnisse der Grafen von Sponheim. 297 Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 80* ff.; Schnepp, Die Raugrafen. 298 Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 48* ff., 297 ff. Über den Zustand der Güter der Wildgrafen und Rheingrafen um 1200 und am Anfang des 16.  Jahr­ hunderts s. ders., Güter-Verzeichnisse. 299 Fabricius Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 71* ff.; ders., Die Grafschaft Veldenz. 300 Touissant, Die Grafen von Leiningen. 301 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 149 ff., 262 ff. (bes. 272 ff.). 302 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 171 ff., 290 ff. 303 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 155 ff., 278 ff.; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 367 ff.; Gerlich, Nassau in den politischen Konstellationen; Eiler, Die Städtepolitik der Grafen von Nassau. 304 Zu den Grafen von Katzenelnbogen, denen es gelang, im Mittelrheingebiet eine bemerkenswerte Herrschaft aufzubauen s. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 165 ff.; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 207 ff.; ders., Die Grafschaft Katzenelnbogen; ders., Die Grafen von Katzenelnbogen; ders., Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen; Diestelkamp, Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen; Kunze, Burgenpolitik und Burgbau; Maulhardt, Die wirtschaftlichen Grundlagen; Reichert, Finanzpolitik und Landesherrschaft; Sebald, Zoll und Residenz; Böhme, Burgenbaukunst und Herrschaftsstreben, S. 62 ff. Die Grafen hatten auch links des Rheins mit St. Goar und der Burg Rheinfels wichtige Regierungszentren inne. 305 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 144 ff., 250 ff. (bes. 253 ff.). 306 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 146 ff., 241 ff.; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 405 ff. 307 Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 181 ff., 306 ff.; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 440 ff. 308 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 436 ff.; Nieder, Die Limburger Dynasten. 309 Uhlhorn, Geschichte der Grafen von Solms; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 505 ff. 310 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 451 ff.; Schäfer, Die Herren von Eppstein.

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Hanau311, von Isenburg-Büdingen312, von Falkenstein313, im Untermain die Grafen von Rieneck314, von Wertheim315, im Odenwald die Schenken von Erbach316 und Herren von Breuberg317. Unter ihnen haben sich z. B. die Grafen von Sponheim und die Grafen von Nassau in mehrere Linien verzweigt318. Die Familien der oben genannten Grafen und Herren waren auch durch Eheschließungen vielfach verflochten319. Diese verwandtschaftlichen Beziehungen spielten eine Rolle, wenn Konflikte unter den Grafen und Herren beigelegt werden sollten. Wie unten gezeigt werden wird, gab es Fälle, in denen die Verwandten der Kontrahenten als Vermittler oder Schiedsrichter auftraten. Diese Adelsfamilien waren nicht nur durch Verwandtschaft verbunden, sondern auch durch Bündnisse320. In solchen Bündnissen wurde auch vereinbart, wie bei einem zukünftigen Streit zwischen den Bündnispartnern vorzugehen war321. Sowohl die Verwandtschaft als auch diese Bündnisse hatten im Prinzip horizontalen Charakter. Aus diesen Bündnissen und Wegen der Konfliktbeilegung unter den Grafen und Herren sind hier einige Beispiele zu erwähnen. Als Bündnis ist z. B. folgendes zu nennen: Im August 1324 verpflichteten sich Philipp und Kuno von Falkenstein, die Herren zu Münzenberg, und Reinhart, Herr zu Westerburg, sich weder zu befehden noch dem Feind des anderen Hilfe zu leisten322. Im Oktober 1326 verbanden sich Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen und Graf Georg von Veldenz auf vier Jahre323. Im Januar 1328 schlossen Gottfried (IV.) von Eppstein und Kuno von Falkenstein ein Bündnis324. 311 Schwind, Zu den Anfängen von Herrschaft und Stadt Hanau; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 288 ff.; Spiess, Dynastie und Herrschaft. 312 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 496 ff. 313 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 443 ff.; Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein. Zur Falkensteiner Burgenpolitik s. Böhme, Burgenbaukunst und Herrschafts­ streben, S. 51 ff. 314 Ruf, Die Grafen von Rieneck; Körner, Grafen und Edelherren, S. 105 ff. 315 Ehmer, Geschichte der Grafschaft Wertheim; Körner, Grafen und Edelherren, S. 110 ff. 316 Kleberger, Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds, S. 53 ff.; Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S.  490 ff.; Steiger, Zwischen königlichem Schenkenamt und pfalzgräflicher Klientel. 317 Kleberger, Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds, S. 78 ff. 318 Zur Genealogie der Grafen von Sponheim grundlegend Mötsch, Genealogie der Grafen von Sponheim. 319 Dazu grundlegend Spiess, Familie und Verwandtschaft. Zur Bedeutung der adligen Verwandtschaft in verschiedenen Bereichen ebd., S. 500 ff. Vgl. auch ders., Zwischen König und Fürsten, S. 22 ff. 320 Zum Bündnis im deutschen Spätmittelalter s. Koselleck, Bund, Bündnis, Föderalismus, Bundesstaat; Kroeschell, Einung; Garnier, Amicus amicis; Carl, Der Schwäbische Bund. 321 Zur Kumulation von Bündnis und Verwandtschaft s. Garnier, Amicus amicis, S. 210 ff. Zum Bündnis zwischen den Fürsten s. Carl, Der Schwäbische Bund, S. 71 f. 322 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1791. 323 REM, Nr. 2750; RGK, Nr. 677; GehHA München, Zweibrücker Urkunden 68. 324 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1871.

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Im Juli 1332 verbanden sich Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen und Reinhard, Herr zu Westerburg, auf zehn Jahre. Sie bestellten je zwei Schiedsrichter. Wenn ein Schiedsrichter früh verstarb, sollte ein Ersatzmann binnen einem Monat ernannt werden325. Raugraf Konrad versprach im April 1339, auf Lebenszeit seinem Neffen Grafen Johann von Sponheim(-Kreuznach) zu helfen326. In dem Burgfrieden, den die Grafen Johann (II.) sowie Eberhard von Katzen­ elnbogen und Graf Wilhelm (II.) von Katzenelnbogen im April 1345 zu Burg Dornberg schlossen, wurde je ein Richter eingesetzt. Falls sie sich nicht einigten, sollte ein neutraler Dritter erwählt werden. Der Dritte sollte von beiden Seiten „gelich“ sein327. Wer in concreto als Obmann fungieren sollte, wurde jedoch nicht festgesetzt. Im Dezember 1346 verbanden sich die Grafen Adolf sowie Johann von Nassau und Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen auf zehn Jahre. Sie ernannten je zwei Schiedsrichter. Die Schiedsrichter mussten innerhalb eines Monats entscheiden. Falls das nicht möglich war, sollten sie nach Mainz einreiten und dort bis zur Entscheidung bleiben328. Es ist bemerkenswert, dass in diesen Bündnissen und Vereinbarungen kein Obmann namentlich aufgeführt ist. Das Schiedsgericht unter Grafen und Herren scheint weniger zwingend gewesen zu sein als bei den Städten oder bei den Vormächten. Als Beispiele für die Konfliktbeilegung unter Grafen und Herren sind Folgende zu nennen. Dietrich von Runkel schlichtete im April 1319 einen Streit zwischen Graf Ger­ örige. lach von Nassau und Gottfried (IV.) von Eppstein um einen Wald und zwei H Die Parteien schlossen danach im Juni 1320 einen Frieden auf fünf Jahre329. Der Konflikt war damit jedoch nicht beendet. Im Oktober 1321 schlichtete Philipp von Falkenstein-Münzenberg erneut und entschied, dass die beiden versprechen sollten, die Hörigen des anderen nicht als Bürger der eigenen Stadt aufzunehmen330. Graf Gerlach von Nassau versprach im März 1323 nochmals, die Hörigen von Eppstein nicht in seinem Gebiet aufzunehmen331. Ritter Eckhard von Bicken schlichtete im Juni 1325 einen Konflikt zwischen den Herren von Falkenstein und den Herren von Foytsberg um ein Burglehen332. 325

RGK, Nr. 797. REM, Nr. 4358; Schnepp, Die Raugrafen, S. 162. Beide Grafen hatten schon im Oktober 1331 für zehn Jahre ein Bündnis geschlossen und es im Oktober 1333 erneuert, s. Schnepp, Die Raugrafen, S. 159. 327 RGK, Nr. 956; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 150 ff., Nr. 218. 328 RGK, Nr. 995. 329 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1685, 1705. Zum Verhältnis der beiden in dieser Zeit Schäfer, Die Herren von Eppstein, S. 402. 330 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1733. 331 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1759. 332 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 748. 326

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Im Mai 1326 erklärte sich der Edelknecht Heinrich Buttindal bereit, den Raugraf und zwei andere Ritter als Schiedsrichter für den Streit zwischen ihm und Rheingraf Johann anzuerkennen. Ritter Emerch Limilzun von Lewinstein siegelte für Heinrich mit333. Im Dezember 1327 entschieden fünf Ritter als gekorene Schiedsrichter einen Streit zwischen Luther von Isenburg und Konrad von Trimberg334. Am 31. Dezember 1327 traf Graf Gerlach von Nassau über den Streit zwischen Luther von Isenburg und Mechthild von Breuberg, Witwe Eberhards von Breuberg, seine Entscheidung. Die Parteien hatten jeweils Schiedsrichter eingesetzt und Gerlach als Obmann anerkannt335. Dieser Fall soll später noch näher besprochen werden. Ferner sind die Erbstreitigkeiten im Grafenhause Katzenelnbogen eingehender zu erörtern. Nachdem Graf Dieter V. 1326 gestorben war, stritten die Mitglieder des Grafenhauses miteinander. Die Parteien beauftragten im Juli 1326 den Grafen Gerlach von Nassau und vier andere Grafen und Herren mit der Beilegung des Streits336. Interessant ist die Behauptung des Grafen Wilhelm (I.) von Katzen­ elnbogen, die Burg Katzenelnbogen sei die Burg, von der er sein Wappen habe. Er habe als der Älteste der Herrschaft Anspruch auf die Burg. Niemand habe gehört, dass eine Frau an dieser Burg Anteil haben könne. Nur das Reich und seine Genossen, d. h. Herren, könnten diese Sache beurteilen. Aber er unterwerfe sich freiwillig dem Schiedsgericht337. Seine Erklärung deutet eine Entscheidung am Königshof an. Diese Möglichkeit wurde diesmal mit der Zustimmung der Parteien nicht aufgegriffen. Aber es ist dennoch bemerkenswert, dass diese Mög­lichkeit zumindest in Betracht gezogen wurde. Die Schiedsrichter führten im September 1326 eine gütliche Lösung herbei und erkannten den beiden Parteien einige Anteile zu338. Graf Gerlach von Nassau selbst erwarb über den Grafen Johann von Nassau den Anteil an der Burg Katzenelnbogen, der durch den Schiedsspruch der Gräfin Katharina von Katzenelnbogen zugeteilt worden war. Über diesen Anteil kam es dann zu einer Auseinandersetzung zwischen Graf Gerlach und Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen. Am 5. Dezember 1329 verglichen sie sich und schlossen einen Burgfrieden. Die Urkunde wurde von Gerlach von Limburg mitbesiegelt, was seine Vermittlungstätigkeit andeutet. Außerdem schlossen die­ beiden Grafen am gleichen Tag ein Bündnis, wodurch je ein Schiedsrichter eingesetzt wurde. Die Schiedsrichter mussten binnen einem Monat entscheiden. Falls sie sich nicht einigen konnten, sollten sie einen Obmann wählen. Ihr Urteil 333

UB Nassau, 1, 3, Nr. 1819. UK, Isenburger, Nr. 368; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 307 f., Nr. 302. 335 UK, Isenburger, Nr. 369; UR, 5, Nr. 105; Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, Nr. 108, S. 106. 336 RGK, Nr. 667, 668; Wenck, Hessiche Landesgeschichte, 1, S. 108, Nr. 163. 337 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1834; RGK, Nr. 672; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 107 f., Nr. 162. Zur Burg Katzenelnbogen Kunze, Burgenpolitik und Burgbau, S. 52 f., 101. 338 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1835; RGK, Nr. 673; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 164. 334

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war binnen einem Monat zu vollziehen. Wenn Graf Gerlach den Spruch brechen würde, sollte er in St. Goar, also einem katzenelnbogischen Ort, wenn Graf Wil­ odes helm, in Idstein, also einem nassauischen Ort, Einlager halten. Im Falle des T eines Schiedsrichters war innerhalb eines Monats ein Nachfolger einzusetzen. Wenn dies nicht geschah, sollte ebenfalls ein Einlager gehalten werden339. Graf Wilhelm (I.) hatte auch mit dem Grafen Johann (II.) von Katzenelnbogen einen Streit, wobei man sich auf das Schiedsgericht von Graf Gerlach von Nassau und Gerlach, Herr zu Isenburg, einigte. Das Schiedsgericht urteilte über die jeweilige Beweislast der beiden Parteien340. Graf Johann verkündete daraufhin am 27. August 1329 eine Sühne und zugleich ein Bündnis mit dem Grafen Wilhelm, worin je ein Schiedsrichter und Gerlach, Herr zu Limburg, als Obmann eingesetzt wurde341. Beide Schiedsrichter trafen in der Tat eine Entscheidung342. Gerlach, Herr zu Limburg, entschied weiterhin im Januar und April 1330 als Obmann. Im Januar setzte er für einzelne Streitpunkte zuständige Gerichtsorgane fest und wies die Beweislast jeder Partei zu. Im April fällte er nach der durchgeführten Kundschaft, also der Zeugenvernehmung und der Feststellung des Zustandes vor Ort, eine Entscheidung343. Die inneren Streitigkeiten im Grafenhaus Katzenelnbogen setzten sich in der nächsten Generation fort. Im Januar 1339 ernannten Graf Wilhelm (II.), Sohn des verstorbenen Grafen Wilhelm (I.), und Graf Johann (II.) drei Ritter als Schiedsrichter. Wenn einer Klage erhob, sollten sie binnen vierzehn Tagen nach Miehlen kommen und dort eine Entscheidung treffen. Sie hatten aber keine Befugnis, die Streitpunkte um die Herrschaft der Grafen zu entscheiden. Über diese Fragen sollten die Verwandten der Grafen urteilen344. Es ist interessant, dass die Befugnisse der ritterlichen Schiedsrichter und die der Verwandten so unterschiedlich und be 339 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1914, 1915; RGK, Nr. 723, 724; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 179, 180. Vgl. UB Nassau, 1, 3, Nr. 1868, 1869. Zur Auseinandersetzung zwischen dem Grafen von Katzenelnbogen und dem Grafen von Nassau um die Burg Katzenelnbogen vgl. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 211 f., 381. Beide Dynastien strebten den Ausbau ihrer Herrschaft rechts des Rheins an und stritten daher häufig in territorialen Angelegen­ heiten. Zu Gerlach (II.) von Limburg s. Nieder, Die Limburger Dynasten, S. 98 ff. Die Vermittlung durch ihn nimmt Nieder, ebd., S. 98 an. 340 RGK, Nr. 715. 341 RGK, Nr. 716. 342 RGK, Nr. 717. 343 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1927 (Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 123); RGK, Nr. 728 (Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, S. 183), 734, 735; Nieder, Die Limburger Dynasten, S.  99. Gerlach versprach im Juli 1329, dem Grafen Wilhelm, Hilfe zu leisten, UB Nassau, 1, 3, Nr. 1903; RGK, Nr. 713; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 177. Graf Wilhelm und Graf Johann haben im Dezember 1330 ein Bündnis geschlossen. Es entstand mit Rat der Freunde. Vier Ritter haben die Bündnisurkunde mitbesiegelt, UB Nassau, 1, 3, Nr. 1949; RGK, Nr.  753; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr.  191. Dieses Bündnis wurde im Oktober 1332 von Graf Johann und Graf Wilhelm  (II.), Sohn des Grafen Wilhelm, der im November 1331 gestorben war, erneuert. 344 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2159; RGK, Nr. 868; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 208.

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grenzt sind. Im März 1346 schlichteten dann Erzbischof Balduin von Trier und König Johann von Böhmen den Konflikt zwischen Graf Wilhelm (II.) und Graf Johann (II.). Diese Maßnahme ist im Zusammenhang mit dem erneuten Thronkampf zu verstehen345. Abt Dieter von Prüm, selber ein Katzenelnbogener, verkündete im Mai 1346 wie oben gezeigt über den Streit zwischen beiden Grafen ein Urteil seines Lehngerichts346. Der Streit um die Hälfte des Dorfes Nastätten wurde vor das Prümer Lehensgericht gebracht, weil das Dorf Prümer Lehen war. Während Graf Johann ohne Erlaubnis den Gerichtshof verließ, hielt Graf Wilhelm vier Termine ein. Das Lehngericht sprach daraufhin das umstrittene Gut dem Grafen Wilhelm zu. Dieter war zwar ein Verwandter der beiden Grafen, aber er verkündete hier als Lehensherr das Urteil. Im August 1329 setzten Ulrich, Herr zu Bickenbach, und Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen einerseits und Raugraf Heinrich und Ulrich von Hanau andererseits je einen Schiedsrichter ein. Als Obmann sollte Konrad Schenk von Erbach tätig sein347. Ulrich von Hanau und Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen führten die Streitigkeiten danach noch weiter. Ulrich versöhnte sich im Dezember 1334 mit dem Grafen Johann. Er übertrug je zwei Schiedsrichtern den Streit. Diese Schiedsrichter sollten bis zum 2. Februar 1335 eine Entscheidung fällen. Wenn dies nicht geschah, sollten die Schiedsrichter in Wiesbaden Einlager halten. Kam es danach immer noch nicht zu einer Einigung, durften sie von dort aus wegfahren und den Obmännern ihre Meinung schriftlich schicken. Als Obmänner fungierten Gerlach, Herr zu Limburg, Luther, Herr zu Isenburg, und Ulrich, Herr zu Bickenbach. Die drei sollten „ein Mann“ sein. Sie hatten binnen einem Monat nach dem Erhalt der Schreiben zu entscheiden. Einigten sie sich ebenfalls nicht, war mehrheitlich zu entscheiden348. Im Januar 1329 schlichteten Berthold Vogt von Ursel und Ritter Walter von Cronberg einen Streit zwischen Gottfried (IV.) von Eppstein und Ritter Winther und Gerlach von Rödelheim349. Im März 1330 söhnten sich Graf Emich von Nassau und Graf Bernhard von Solms vor Graf Gerlach von Nassau, Graf Heinrich von Nassau, Herrn Gerlach von Limburg und anderen Herren und Rittern aus350.­ 345 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2419; RGK, Nr. 973; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 217. Die Grafen von Katzenelnbogen pflegten seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts enge Beziehungen zu den Luxemburgern. Im Thronkampf zwischen Ludwig dem Bayern und Karl IV. gehörten die Grafen Wilhelm (II.) und Johann (II.) zum Lager des letzteren, vgl. Demandt, Die Grafschaft Katzenelnbogen, S.  83. Dieser Vergleich zwischen den beiden Grafen mag herbeigeführt worden sein, um das luxemburgische Lager zu verstärken. 346 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2430; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 219. Siehe oben S. 57 f. 347 RGK, Nr. 714; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 178. 348 RGK, Nr. 828; UB Hanau, 2, Nr. 416. 349 UK, Eppsteiner, Nr. 15. 350 UB Wetzlar, 1, Nr. 1165.

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Bischof Adolf von Lüttich und Graf Adolf von Berg schlichteten 1331 den Konflikt zwischen Gottfried I., Herrn zu Heinsberg und Blankenberg, und Graf Gottfried von Sayn351. Im Dezember 1332 stellten Rheingraf Johann dic. de Lapide und Gottfried d. J. (V.) von Eppstein wegen der seit der Generation ihrer Väter umstrittenen Güter je einen Schiedsrichter. Als Obmann war Graf Gerhard von Diez tätig352. Im Februar 1341 schlichteten Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen, Gotthard von Sayn, Herr zu Homburg, und Gerlach, Herr zu Isenburg, einen Streit zwischen Graf Johann von Sayn und Graf Wilhelm von Wied353. Im September 1343 schlichteten Graf Adolf von Berg und Graf Johann von Nassau einen Konflikt zwischen Graf Johann von Sayn und Graf Johann (II.) von Katzenelnbogen. Die Entscheidung wurde als Sühne erklärt und nach der Verlesung der beiderseitigen Urkunden getroffen354. Im Juli 1344 entschied Johann von Rüdigheim, Burggraf zu Ronneburg, als Obmann einen Güterstreit zwischen Heinrich von Isenburg und Herrn von Lissberg355. Im September 1344 wurde ein Streit zwischen Heinrich von Isenburg und Konrad von Trimberg um die Burg Birstein geschlichtet. Nachdem die Parteien je zwei Schiedsrichter und einen Obmann gestellt hatten, trafen zwei Schiedsrichter von der Seite von Isenburg und Graf Rudolf von Wertheim als­ Obmann mehrheitlich eine Entscheidung356. Die Grafen und Edelherren im Mittelrhein haben sich, wie oben geschildert, vielfach verbunden. Im Vergleich mit den Städtebünden waren diese Verbindungen weniger regelmäßig und seltener schriftlich fixiert. Unter den Adligen haben die verwandtschaftlichen Beziehungen eine wichtigere Rolle gespielt als die ausgehandelten Bündnisse. Solche Verbindungen trugen dennoch gleich wie bei den Städtebünden zur Konfliktbeilegung bei. Die verbundenen Adligen traten mehrmals als Vermittler, Schiedsrichter und Obmann auf. Der weltliche Adel im Mittelrhein, vor allem die Grafen und Herren, knüpften ihre Verbindungen wie die Städte. In schriftlicher Form handelte es sich meistens um ein Bündnis von zwei Adligen. Solche Verbindungen waren naturgemäß weniger kontinuierlich als ein Städtebund. In diesem Sinne ist die adlige Verbindung weniger als eine Institution anzusehen als die städtische Verbindung. Das adlige Netz war jedoch in nichtschriftlicher Form de facto durch Verwandtschaft oder Schwägerschaft weit und dicht verbreitet. Die Verwandtschaft konnte wie bei einem Erbstreit oft einen Grund des Konfliktes darstellen, aber auch bei der Konfliktbeilegung eine wichtige Rolle spielen, wie oben im Fall des Erbstreits der Grafen von Katzenelnbogen. Im Kontext dieser adligen Verbindungen traten bei 351

Fischer, Geschlechts-Register, Nr. 141. UB Nassau, 1, 3, Nr. 1992. 353 RGK, Nr. 897. 354 RGK, Nr. 937; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 214. 355 UK, Isenburger, Nr. 491. 356 UK, Isenburger, Nr. 493; UB Hanau, 2, Nr. 653. 352

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den Streitigkeiten unter den Grafen und Herren ihre Standesgenossen als Vermittler, Schiedsrichter und Obmann auf. Der Adel im Mittelrhein war sich aber zugleich bewusst, dass man sich gegebenenfalls an den Herrscherhof wenden konnte. Wie unten dargestellt werden wird, wurde dieser Weg tatsächlich vom Adel dieser Region beschritten. 3. Vormacht in der Region: Erzbischöfe von Mainz Als dritte Struktur ist die Vormacht in der Region zu erörtern. Im deutschen Spätmittelalter gab es unter den regionalen politischen Kräften einige Vormächte, die in mehrerer Hinsicht eine überragende Stellung in der Region besaßen. Das Reich war, wie oben erwähnt, in etwa ein Dutzend Regionen als politisches System einzuteilen, die je eine oder zwei Vormächte prägten, wie die Wittelsbacher in Bayern oder die Wettiner in Sachsen357. Eine solche Vormachtstellung konnte auf verschiedenen Gründen beruhen, und zwar nicht nur auf der militärischen oder wirtschaftlichen Überlegenheit, sondern auch auf den weit gespannten familiären Beziehungen, der langen Tradition, der angesehenen Stellung in der Reichsverfassung sowie der aus allen diesen Bedingungen resultierenden Hegemonie unter den Standesgenossen358. Die Stellung als Vormacht zeigt sich in der Ausgestaltung ihres Hofes und in Stand und Ansehen der zum Hofstaat gehörenden Personen. Sie lässt sich aber auch aus den von ihr ausgehenden Verbindungen herauslesen. Die Vormacht konnte z. B. durch das Lehnsverhältnis, den Dienstvertrag sowie die Aufnahme von Burgmannen in die eigene Burg die umliegenden politischen Kräfte an sich binden oder durch Bündnisse eine politische Konstellation arrangieren. Es ist als wichtiges Merkmal der Vormacht anzusehen, dass sie in den regionalen Land­ frieden die Initiative und die zentrale Stellung einnimmt359. Die Entstehung von Bündnissen gegen einen mächtigen Fürsten gilt in einem negativen Sinne ebenfalls als Zeichen von dessen Vormacht. Diese verschiedenen von der Vormacht ausgehenden Verbindungen konnten bei der Konfliktbeilegung eine wichtige Rolle spielen. Das Lehnsverhältnis oder die Aufnahme von Burgmannen führten zu den entsprechenden Gerichtsständen. Die herausragende Stellung der Vormacht legte ihr Auftreten als Vermittler oder Schiedsrichter nahe. In den Bündnissen wurden die Maßnahmen für die Beilegung von Konflikten oft ausführlich festgesetzt. In diesem Sinne beeinflusste die Vormacht auch die regionale Konfliktbeilegung. 357

Moraw, Die Entfaltung der deutschen Territorien, S. 116 f. Moraw, Die Entfaltung der deutschen Territorien, S. 118 ff. 359 Zur Funktion der regionalen Landfrieden im Spätmittelalter, eine politische Region zu markieren, vgl. Janssen, Kleine Rheinische Geschichte, S. 104. Zum interterritorialen Charakter der Landfrieden im Spätmittelalter s. Schubert, Die Landfrieden als interterritoriale Gestaltung. 358

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Betrachtet man die regionale Konstellation im Mittelrhein, fällt auf, dass es in dieser Region einige Vormächte gab, deren politische Macht, Tradition und Stellung in der Reichsverfassung durchaus überragend waren360. Als solche ist vor­ allem, wie bei der Beschreibung der Landschaft kurz erwähnt, der Erzbischof von Mainz zu nennen361. Er fungierte sowohl als Oberhirte der größten Erzdiözese im Abendland wie als Kurfürst des Reiches. Der Machtkern des Erzbischofs lag in der Mitte der Region. Das Erzstift hatte seit dem Frühmittelalter nicht nur im Mittelrhein, sondern auch in anderen Regionen zahlreiche Güter und Rechte erworben und im Verlauf des Spätmittelalters allmählich eine Ämterorganisation aufgebaut362. Viele Adlige im Mittelrhein waren Vasallen363 und Burgmannen364 des Erzstifts. Auch Dienstverträge wurden geschlossen365. Einige wichtige Zollstätten am Rhein ­lagen ebenfalls in seiner Hand. Aus diesen kirchenorganisatorischen, 360 Zu den folgenden Fürstentümern auch s. die einschlägigen Artikel in Paravicini, Dynastien und Höfe. 361 Zur Geschichte des Erzstifts Mainz im Spätmittelalter im allgemeinen vgl. Heinig, Die Mainzer Kirche; Jürgensmeier, Erzstift Mainz, S. 454 ff. Man muss aber den Umstand beachten, dass zum Teil wegen der wiederholten Streitigkeiten um den Erzstuhl das Domkapitel bei der Regierung des Erzstifts eine wichtige Rolle spielte. Zum Mainzer Domkapitel im Spätmittelalter vgl. Liebeherr, Der Besitz des Mainzer Domkapitels; Hollmann, Das Mainzer Domkapitel. 362 Zur Ausbildung der weit ausgedehnten Mainzer Herrschaft und ihrer Entwicklung im allgemeinen Christ, Erzstift und Territorium Mainz; zur Entstehung der weltlichen Herrschaft bis zum 13. Jahrhundert Stimming, Die Entstehung des weltlichen Territoriums. Über die Entwicklung der Erwerbspolitik im 13. und 14. Jahrhundert s. Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz. Zum Rheingau Witte, Herrschaft und Land. Zum Nahe-Raum Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 269 ff.; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz. Zum Untermaingebiet und Aschaffenburg Christ, Aschaffenburg; Fischer, Das Untermaingebiet und der Spessart. Zum Raum zwischen Neckar und Main Humpert, Die territoriale Entwicklung von Kurmainz. Zum Gebiet um Miltenberg Störmer, Miltenberg, S. 58 ff. Zur Bergstraße Fabricius, Verfassung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Zu der Mainzer Organisation in Hessen Falk, Die Mainzer Behördenorganisation. 363 Als Beispiele des Lehensverhältnisses zwischen dem Erzbischof und den Grafen und Herren unter Erzbischof Peter: REM, Nr.  1638 (Graf Wilhelm von Katzenelnbogen), 1667 (Graf Johann von Sponheim), 2240 (Philipp der Jüngere von Falkenstein, allerdings mit Übertragung des Lehens an die Stadt Mainz); unter Erzbischof Matthias: REM, Nr. 2497 (Grafen Johann und Heinrich von Solms); unter Balduin: REM, Nr. 2976 (Graf Wilhelm von Katzen­ elnbogen), 2992 (Luther von Isenburg), 2997 (Gerlach von Limburg), 3010, 3011 (Wildgrafen Johann und Hartrad von Daun), 3050 (Salentin von Isenburg), 3077 (Wildgraf Friedrich von Kyrburg), 3119 (Raugraf Georg), 3262, 3270, 3271 (Gerlach von Limburg); unter Erzbischof Heinrich: REM, Nr. 4399 (Gottfried von Eppstein), 4524 (Graf Siegfried von Wittgenstein), 4753 (Gottfried von Eppstein), 4868 (Gerlach von Isenburg). Diese Verhältnisse werden meist­ unten nochmals erwähnt. 364 Die Aufnahme von Angehörigen des Niederadels als Burgmannen ist häufig überliefert. Als Fälle der Aufnahme von Grafen und Herren unter Erzbischof Peter: REM, Nr. 1653 (Graf Johann von Sayn), 1654 (Graf Heinrich von Waldeck), 1802 (Graf Rudolf von Wertheim), 1934 (Eberhard Schenk von Erbach); unter Erzbischof Matthias: REM, Nr. 2393 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 111, Nr. 33) (Graf Siegfried von Wittgenstein). Einige von ihnen werden auch unten noch erwähnt. Zur Burgenpolitik der Mainzer Erzbischöfe s. Böhme, Burgenbaukunst und Herrschaftsstreben, S. 56 ff.; Grathoff, Burgenpolitische Schachzüge. 365 REM, Nr.1812, 2464, 4580 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, Nr. 58).

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reichspolitischen und territorialpolitischen Gründen prägte der Erzbischof von Mainz diese Region weitgehend. Als zweitwichtigste Vormacht ist der Pfalzgraf bei Rhein zu berücksichtigen. Obwohl der Pfalzgraf von den rheinischen Erzbischöfen aus seiner eigentlichen Machtstellung in Niederlothringen und im Moselraum immer mehr verdrängt wurde, baute er besonders im unteren Neckarraum ein ansehnliches Machtzentrum auf. Auch der Pfalzgraf verfügte über viele Vasallen und Burgen. Es ist geradezu augenfällig, dass wir in der pfälzischen Lehnsmannschaft, ebenso wie in der mainzischen, zahlreiche Grafen und Herren finden. Der Pfalzgraf war außerdem Herr der wichtigen Zollstationen am Rhein wie Eicholzheim bei Mannheim, Bacharach und Kaub366. Die politische Konstellation in dieser Region wurde von dem Gegensatz der beiden Vormächte, Mainz und Pfalz, weitgehend bestimmt. Unter diesem Umstand blieb den anderen geistlichen Fürsten, den Bischöfen von Worms367 und Speyer368, wenig Spielraum übrig, um ein eigenes Territorium auszubauen. Die beiden Hochstifte gerieten im Verlauf des Spätmittelalters unter den Einfluss der Pfalzgrafen. Der Erzbischof von Trier saß dagegen eher am Rande dieser Region, übte aber nicht unerheblichen Einfluss auf die mittelrheinische politische Konstellation aus, vor allem weil im hier zu untersuchenden Zeitraum mit Balduin von Luxemburg ein äußerst tüchtiger Politiker den Trierer Erzstuhl einnahm369. Versucht man die politische Konstellation näher zu analysieren, sind auch die Bündnisse zu berücksichtigen, die die obengenannten hegemonialen Mächte mit anderen hegemonialen Kräften schlossen, deren Machtkerne außerhalb dieser Region lagen. Als solche anderen hegemonialen Kräfte sind der Erzbischof von Köln, der König von Böhmen als Graf von Luxemburg, der Landgraf von Hessen, 366 Zur Entstehung und Festigung der pfälzischen Herrschaft im Spätmittelalter s. Schaab, Die Festigung der pfälzischen Territorialmacht; ders., Geschichte der Kurpfalz; ders., Kurpfalz, S. 256 ff.; Moraw, Die kurfürstliche Politik; Rödel, Die Geburt der Kurpfalz, sowie die Aufsätze in V. Rödel, Mittelalter. Der Griff nach der Krone, vor allem von Schaab, Spiess, Widder und V. Rödel. Zum Nahe-Gebiet Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 153 ff. Zum Lehenswesen der Pfalzgrafen grundlegend Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung. Zu den Burglehen der Pfalzgrafen Parzer, Die Burglehen der Pfalz­ grafen bei Rhein. Über die Kanzlei, die Räte und die Ämter im Hof und in der regionalen Verwaltung der Pfalzgrafen im 14. Jahrhundert Sprinkart, Kanzlei, Rat und Urkundenwesen; Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem. 367 Zum Hochstift Worms im Spätmittelalter Schaab, Hochstift Worms, S.  508 ff.; Keilmann, Das Bistum vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit, S. 71 ff. 368 Zum Hochstift Speyer im Spätmittelalter Duggan, Bishop and Chapter; Press, Das Hochstift Speyer; Andermann, Das älteste Lehnbuch; ders., Hochstift Speyer, S. 487. Zum Dom­ kapitel Fouquet, Das Speyerer Domkapitel. 369 Zum Erzstift Trier unter Balduin siehe die Aufsätze in Heyen, Balduin von Luxemburg. Zu seiner Burgenpolitik Berns, Burgenpolitik und Herrschaft. Zu dem Personal unter Balduin Burgard, Familia archiepiscopi. Zu dem Trierer Domkapitel im Spätmittelalter und seinen Mitgliedern Holbach, Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld. Über die Beziehungen Balduins zu den anderen Luxemburgern Pauly, Nature vinculum.

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der Landgraf von Thüringen, welfische Herzöge, der Bischof von Würzburg und der Graf von Württemberg zu nennen, obwohl sie als hegemoniale Mächte auf sehr unterschiedlichen Stufen der Etablierung standen. Der Erzbischof von Köln war zum Beispiel im Niederrhein und in Westfalen mit dem Erzbischof von Mainz im Mittelrhein vergleichbar, während der Landgraf von Hessen gerade am Anfang des Weges zur hegemonialen Macht stand. Angesichts des skizzierten politischen Klimas ist es angebracht, bei der Betrachtung der Struktur und Beispiele der Konfliktbeilegung in dieser Region vor allem den Mainzer Erzstuhl zu berücksichtigen und vier Zeitspannen zu unterscheiden: (1) von 1314 bis zum Tod des Erzbischofs Peter von Aspelt im Jahre 1320, (2) von 1320 bis 1328 als die Amtszeit des Erzbischofs Matthias von Buchegg, (3) von 1328 bis 1337 als die Zeit des Kampfes um den Erzstuhl zwischen Balduin von Luxemburg und Heinrich von Virneburg und schließlich (4) von 1337 bis 1347. a) Von 1314 bis 1320 Die erste Phase dauert von der Doppelwahl des deutschen Königs im Oktober 1314 einschließlich ihrer Vorbereitung bis zum Tod des Mainzer Erzbischofs Peter von Aspelt am 5. Juni 1320370. Diese Phase ist vor allem durch den Thronkampf und das Zusammenwirken von Erzbischof Peter von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier und König Ludwig geprägt, der mit seinem Bruder Rudolf um die Pfalzgrafschaft kämpfte und sogar über die pfälzischen Güter und Rechte verfügte. Nach dem Tod ihres Vaters und der Volljährigkeit des jüngeren Ludwig regierten die Brüder zunächst Oberbayern und die Pfalz gemeinsam, entzweiten sich aber wenig später, und schon vor 1314 mussten die Verhältnisse zwischen beiden wiederholt geregelt werden371. Dieser Bruderzwist trug wesentlich dazu bei, dass Rudolf bei der Königswahl nicht für den eigenen Bruder Ludwig, sondern für dessen Rivalen Friedrich den Schönen von Habsburg, Herzog von Österreich, stimmte. Ludwig versprach seinerseits im Vorfeld der Königswahl seinen Wählern nicht nur das Reichsgut, sondern auch wesentliche Bestandteile der pfälzischen Herrschaft372. Wie wir später eingehend betrachten, führte diese Verfügung nicht zuletzt zu großen Streitigkeiten zwischen dem Mainzer Erzstift und der 370 Zum Erzbischof Peter von Aspelt s. Heidemann, Peter von Aspelt; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 67 ff.; Arens, Die Reichspolitik des Erzbischofs von Mainz Peter von Aspelt; Gerlich, Die Machtposition; Jürgensmeier, Das Bistum Mainz, S. 121 ff.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 438 ff. 371 Zur folgenden Darstellung grundlegend Schaab, Geschichte der Kurpfalz, S. 78 ff. S. auch ders., Die Festigung der pfälzischen Territorialmacht, S.  174 f.; ders., Kurpfalz, S.  260 f.; Spiess, Erbteilung, dynastische Räson und transpersonale Herrschaftsvorstellung, S.  162 ff. Über die Kanzlei, Räte und Ämter am Hof und vor Ort unter Rudolf und Ludwig s. Sprinkart, Kanzlei, Rat und Urkundenwesen. 372 Über das Wahlversprechen und die weitreichenden Vergünstigungen Ludwigs für den Mainzer Erzbischof s. Gerlich, Die Machtposition, S. 266 ff., 275 f.

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Pfalz. Der Streit zwischen beiden Brüdern wurde bereits im Mai 1315 von neun ihrer Räte geschlichtet, von denen jeweils vier von einer Seite und einer, Liebhard von Nansheim, von beiden Seiten gemeinsam bestellt wurden373. Aber kurz danach flammten die Zwistigkeiten erneut auf, und es gelang König Ludwig, Rudolf aus der Herrschaft über Bayern und der Pfalz zu verdrängen. Dem älteren Bruder brachte die erneute Versöhnung im Jahre 1317374, deren Wirksamkeit die wittels­ bachischen Räte gewährleisteten375, nur die jährlich zu bezahlende Rente, dann folgte 1319 Rudolfs Tod. Danach kämpfte noch seine Witwe Mechthild, Tochter des Königs Adolf von Nassau, weiter, um für ihre Söhne das Erbe zu bewahren. Die hier skizzierten Ereignisse insgesamt lähmten die rheinische Pfalzgrafschaft als politische Kraft weitgehend. Da die Pfalzgrafschaft also als Vormacht erheblich geschwächt wurde, konnte Erzbischof Peter sich durch die Kooperation mit dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg eine überlegene Position sichern. Der proluxemburgische Zug charakterisierte Peters Politik überhaupt376. Indem sie auch König Johann von Böhmen in die eigene politische Linie hineinzog und festhielt, dominierte diese Koalition den Mittelrhein. Dieser Umstand kam in dem Bündnis zum Ausdruck, das Erzbischof Balduin von Trier im April 1315 mit dem Erzbischof Peter von Mainz schloss377. Als Bündnisurkunde ist nur die Trierer Ausfertigung überliefert. Das Bündnis sollte für die Lebenszeit der beiden Bündnispartner andauern, aber man konnte wohl keine lange Dauer erwarten, weil Erzbischof Peter damals schon 75 Jahre alt war. Als allgemeiner Zweck des Bündnisses wurde das „commune bonum terrarum et specialiter imperii ac ecclesiarum nostre Treverensis et Maguntine“ genannt378. Es ist aber offensichtlich, dass das Bündnis in concreto hauptsächlich auf den Kampf um den Königsthron zielte379. Bemerkenswert und von großem Interesse sind die ausführlichen Ausnahmeklauseln380, mit denen Erzbischof Balduin außer der ­Römischen Kurie und dem Heiligen (Römischen) Reich vor allem eine Reihe von mittelrheinischen Adligen als potentielle Feinde des Bündnisses ausschloss. Balduin nahm zuerst den Grafen Johann von Sponheim, Herrn von Star 373

RPR, Nr. 1766; Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, Nr. 253. Liebhard von Nansheim hatte übrigens vor 1314 kein wichtiges Amt unter Rudolf und Ludwig bekleidet, s. Sprinkart, Kanzlei, Rat und Urkundenwesen, S. 262. 374 RPR, Nr. 1785, 1787; Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, Nr. 255, 257. 375 RPR, Nr. 1786; Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, Nr. 256. 376 Gerlich, Die Machtposition. 377 REM, Nr.  1760; MGH Const., 5, Nr.  262; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 22 f.; Gerlich, Die Machtposition, S. 282 f. 378 MGH Const., 5, Nr. 262, c. 1. 379 MGH Const., 5, Nr. 262, c. 2, 3. 380 Zu Ausnahmeklauseln in Bündnissen s. Garnier, Amicus amicis, S. 184 ff., 226 ff.; Carl, Der Schwäbische Bund, S. 82 f. Mit der Verschriftlichung des Bündniswesens im 13. Jahrhundert konnte eine Reihe von Pflichten geregelt werden. Balduin hat hier diese Möglichkeit weitgehend genutzt.

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kenburg, als „fidelem nostrum et consanguineum“ unbedingt aus und dann auch die ­Grafen Georg von Veldenz, Gottfried von Leiningen den Jüngeren, Wilhelm (I.) von Katzen­elnbogen und den Edelherrn Dietrich von Isenburg, Herrn von Arenfels, mit der Bedingung, dass er ihnen gegen den Mainzer Erzbischof und seine Helfer nicht beistehen solle, wenn eine rechtliche Schlichtung, die er bei Streitig­keiten möglichst versuchen musste, unmöglich war381. Balduin schloss dann im allgemeinen seine Vasallen und Untertanen als Gegner des Bündnisses aus. Für die Streitigkeiten zwischen Vasallen und Untertanen beider Erzstifte wurden je zwei Schiedsrichter bestellt, aber dieses Schiedsgericht sah keinen Obmann vor. Das deutet an, dass die Bündnispartner das Gleichgewicht zu halten versuchten382. Außerdem nahm Balduin noch seine Verwandten „infra Mousellam ex utraque parte Reni“ wieder unbedingt aus, auch die Verwandten „citra Mousellam“, aber nur dann, wenn sie sich nicht weigern würden, von dem Erzbischof ein Urteil zu erhalten383. Nach der Schlussformel wurde noch hinzugefügt, dass Balduin ferner den Raugrafen Georg wie die oben genannten ausnahm, also unter der Bedingung, dass er die oben genannten vier Urteiler im Falle ihres Todes oder ihrer Verhinderung innerhalb eines Monats ersetzen sollte, und dass als seine Verwandten „­ citra Mousellam“ diejenigen verstanden werden sollten, die mit ihm bis zum fünften Grade verwandt waren384. Die ausgeklügelten Ausnahmeklauseln zeigen die große Sorgfalt Balduins. Aus der Reihe der namentlich aufgeführten Adligen lassen sich seine personellen Verbindungen im Mittelrhein klar erkennen. Es ist bemerkenswert, dass diese personellen Verbindungen Balduins sich weitgehend mit der Peters von Aspelt deckten385. Schon vor der Doppelwahl verbündete sich Erzbischof Peter am 27.  März 1314 mit seinem Vasallen und erblichen Amtmann, dem Grafen Georg von Veldenz. Das Bündnis nahm das Reich aus386. Am 8. April folgte ein Bündnis auf Lebenszeit mit dem Edlen Gottfried, Sohn des Grafen Friedrich von Leiningen. Das Bündnis nahm das Reich und die Mainzer Suffraganen aus387. Die Brüder Johann und Heinrich, Grafen von Sponheim­(-Starkenburg) weilten bei der Königswahl in dem wittelsbachischen Lager388. Peter gewann danach am 29. Juli 1314 den Grafen Johann von Sponheim­ (-Starkenburg) als seinen Vasallen389.

381

MGH Const., 5, Nr. 262, c. 4. MGH Const., 5, Nr. 262, c. 5. 383 MGH Const., 5, Nr. 262, c. 6. 384 MGH Const., 5, Nr. 262, c. 7. 385 Zu den folgenden Verbindungen s. Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 169 f. 386 REM, Nr. 1637. 387 REM, Nr. 1639. 388 REM, Nr. 1691; MGH Const., 5, Nr. 96. Rheingraf Friedrich stand auch im Dienst des Mainzer Erzbischofs. 389 REM, Nr. 1667 (Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, 81). Vgl. REM, Nr. 2088. 382

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Die gemeinsame Front gegen das habsburgische Lager wurde im Jahre 1317 weiter verstärkt. Am 19. Juni schlossen König Ludwig, beide Erzbischöfe und König Johann von Böhmen ein Bündnis390. Es ist bei diesem Bündnis ebenfalls eindeutig, dass es gegen König Friedrich und seine Anhänger gerichtet war. Das Bündnis zeigt dazu noch eine erweiternde Tendenz. Die Bundesgenossen versprachen einander, zu versuchen, auch ihre Verwandten, Vasallen, Dienstmannen und Freunde in das Bündnis hineinzuziehen. Wenn diese selbst den Bündniseid leisteten, sollte man ihnen den Bündnisbrief geben und sie als vollberechtigte Bundesgenossen aufnehmen. Wenn ein Bündnispartner starb, sollten die anderen noch seinem Nachfolger helfen. Die Bundesgenossen versprachen auch, sich mit Friedrich ohne die Zustimmung der anderen nicht zu versöhnen. In den gleichen politischen Kontext wie dieses Bündnis ist der große Landfriede einzuordnen, den König Ludwig am 22. Juni, also drei Tage nach Abschluss des Bündnisses, zu Bacharach mit Rat und Zustimmung der Kurfürsten von Mainz, Trier und Böhmen, der anderen Adligen und der Städte errichtete. Als die zustimmenden Städte sind Köln, Mainz, Worms, Speyer, Aachen, Oppenheim, Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar genannt391. Der Friede sollte sieben Jahre dauern392. Im Vergleich mit dem oben beschriebenen Bündnis zeigt dieser Friede die oft bemerkbare Neigung der Städte zum Landfriedenswesen, die als Drei­ teilung des Friedensbezirks ihren Niederschlag gefunden hat. Je ein Landfriedenshauptmann war für die niederen, die wetterauischen und die oberen Städte zu bestellen. Während bei den niederen Städten allein Köln namentlich erscheint, werden die oberen Städte mit Mainz, Worms, Speyer und Oppenheim umschrieben393, und nur für diese oberen Städte wird ein genauer Modus der Zusammensetzung und Tätigkeit des Landfriedensgerichts festgesetzt394. Es fällt angesichts der politischen Situation auf, dass der Friede auch den Beitritt des Erzbischofs Heinrich von Köln, des bedeutendsten habsburgischen Anhängers am Niederrhein, vorsieht, indem er ihm einen eigenen Anteil an dem Friedenszoll gewährt395. Der wittelsbachischen Partei kam es wohl darauf an, mit dem Mittel des Landfriedens den politischen Gegner näher an sich zu ziehen. Außer dem Friedensbrief sind zahlreiche Urkunden überliefert, mit denen die Kurfürsten und die Adligen überwiegend aus den niederen Regionen versprachen, den Frieden einzuhalten396. Alle diese Urkunden wurden in Köln ausgestellt und 390

REM, Nr. 1910; MGH Const., 5, Nr. 412–415. Vgl. MGH Const., 5, Nr. 416, 417. REM, Nr.  1912; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 288; MGH Const., 5, Nr. 421. Zum Bacharacher Landfrieden s. Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 12 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 126 ff.; Gerlich, Die Machtposition, S. 283 ff. 392 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 3. 393 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 6. 394 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 7. 395 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 2. 396 MGH Const., 5, Nr. 424–426 (Erzbischof von Mainz, Erzbischof von Trier und König von Böhmen), ebd., Nr. 427–434 (Graf Johann von Sponheim-Starkenburg, Graf von Arns 391

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in der stadtkölnischen Kanzlei geschrieben397. Andere Belege über die Wirksamkeit des Friedens sind ebenfalls überwiegend in Köln überliefert. Aus unserer mittelrheinischen Sicht ist besonders interessant, dass zwei konkrete Streitigkeiten im Friedenstext berücksichtigt werden, obwohl sie vor der Entstehung des Landfriedens ausgebrochen sind. Die Klage der Bürger von Mainz gegen Konrad von Kerpen, seinen Bruder und Wilhelm von Manderscheid wegen „name“ wird wie eine im Frieden geschehene betrachtet398. Desgleichen wurden die Streitigkeiten zwischen den Bürgern von Worms einerseits und Jakob Ebertz, Holderbaum und Kunz Diemar andererseits berücksichtigt399. König Ludwig setzte noch am 23. Juni 1317, also einen Tag nach dem Abschluss des Landfriedens, zusammen mit drei Kurfürsten nähere Regeln über die Zoll­ erhebung fest400 und stellte am 3. Juli ein Gebot über den Landfriedenseid aus401. Aber die königliche Mitwirkung trat danach in den Hintergrund, während bei der Beilegung der folgenden Streitigkeiten im Niederrhein die Einigung der drei Erzbischöfe eine ausschlaggebende Rolle spielte. Obwohl diese Streitigkeiten sich außerhalb unseres Gebietes entfalteten, sollen sie hier kurz berührt werden, weil ihre Beilegung doch auch die mittelrheinische Konstellation beleuchtet. Am 9. Juli 1317 trat der Kölner Erzbischof tatsächlich dem Landfrieden bei, allerdings mit dem Vorbehalt, dass seine Hilfe für den von ihm gewählten König den Frieden nicht brechen sollte402. Eine solche Divergenz zwischen Landfrieden und reichspolitischer Verankerung bereitete natürlich Schwierigkeiten. König Friedrich schrieb am 10. Februar 1318 dem Kölner Erzbischof, dass der Erzbischof statt des Königs selbst sich gegen den Bacharacher Landfrieden einsetzen und die Widersacher als Majestätsverbrecher bestrafen sollte403. Es ist nicht uninteressant, dass Friedrich dabei den Bacharacher Landfrieden in erster Linie als städtisches Werk schilderte. In der Tat sind aus der zweiten Hälfte des Jahres 1317 einige Schreiben überliefert, die regen Austausch unter den Städten belegen404. Der Erzbischof von Köln geriet in Konflikt mit der Stadt Köln, dem Erzbischof Balduin berg, Herr von Greifenstein, Grafen von Jülich und Berg, Stadt Duisburg, Grafen von Geldern und Hennegau-Holland). 397 Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 18. 398 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 12. 399 MGH Const., 5, Nr. 421, c. 13. 400 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 289; MGH Const., 5, Nr. 422. Ludwig verlegte dabei die Friedenszollstationen nach Koblenz und Remagen und sprach dem Kölner Erzbischof im Fall des Beitritts zu dem Frieden Zollanteile in Andernach und Bonn zu. Die Anreize für den Kölner wurden also gesteigert. 401 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 290; MGH Const., 5, Nr. 423. 402 MGH Const., 5, Nr. 435. 403 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 295; MGH Const., 5, Nr. 472. 404 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, Nr.  291–294; MGH Const., 5, Nr. 437, 438, 463, 464.

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von Trier, dem Grafen Gerhard von Jülich und den anderen Adligen405. Brühl, der wichtige Stützpunkt des Kölner Erzbischofs, wurde belagert und im Juli 1318 eingenommen406. Aber schon vor der Einnahme von Brühl begann der Versuch, den Konflikt beizulegen. Am 17. Juni 1318 übertrugen Graf Johann von Sponheim(-Starkenburg), Kraft von Greifenstein, Gerhard von Endelstorp, Truchsess von Jülich, und die namentlich genannten vier Kölner Bürger im Namen der Grafen von Jülich, der Stadt Köln und anderer Eidgenossen den Erzbischöfen Peter von Mainz sowie Balduin von Trier und dem Deutschordenshochmeister Karl von Trier die Entscheidung über ihre Klage gegen Erzbischof Heinrich von Köln wegen des Landfriedensbruchs407. Am gleichen Tag stellten die Schiedsrichter zwei Urkunden aus, wonach die Geistlichen, die nicht den Erzbischof, sondern die Stadt Köln unterstützt hatten, auf ihren Posten bleiben sollten408. Dass sowohl der Mainzer und der Hochmeister als auch der Trierer und der Hochmeister jeweils eine Urkunde ausstellten, deutet wieder die Berücksichtigung des Gleichgewichts zwischen beiden Erzbischöfen an. Daraufhin entschied Erzbischof Peter von Mainz als Schiedsrichter am 22. August 1318 die Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Erzbischof von Trier. Erzbischof Heinrich von Köln sollte die Schäden, die er dem Trierer zugefügt hatte, ersetzen und dafür Bürgen bestellen409. Nach dieser Vorkehrung schlossen die drei Erzbischöfe am nächsten Tag ein Bündnis410. Die Erzbischöfe versprachen, sich nicht zu befeinden, aber unter dem Vorbehalt, dass sie jeweils den eigenen König unterstützen konnten. Falls sich ein König im Thronkampf durchsetzte, sollte der Erzbischof, der ihn als König gewählt hatte, den anderen Erzbischof, der der unterliegenden Seite gedient hatte, befürworten, um die königliche Gnade wieder zu erlangen. Wenn einer der Erzbischöfe in einen Konflikt mit den Verwandten der anderen Erzbischöfe geriet, war die Entscheidung von den zwei übrigen Erzbischöfen als Schiedsrichtern innerhalb dreier Monate zu treffen. Wenn die Burgmannen, Ministerialen, Bürger, Vasallen und Untertanen zweier Erzbischöfe miteinander stritten, sollte der dritte Erzbischof als Schiedsrichter fungieren. Was allerdings geschehen sollte, falls zwei Erzbischöfe selbst in Streitigkeiten gerieten, wurde nicht gesagt. 405 Vgl. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 296; MGH Const., 5, Nr.  488, 489. Zur gleichzeitigen Auseinandersetzung zwischen dem Erzbischof Heinrich und dem Domkapitel vgl. Höroldt, Studien zur politischen Stellung des Kölner Domkapitels, S. 287 ff. 406 Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 20 ff. 407 REM, Nr.  2018; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 298; MGH Const., 5, Nr. 491. 408 REM, Nr. 2019; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, Nr. 299, 300; MGH Const., 5, Nr. 492, 493. 409 REM, Nr. 2040. 410 REM, Nr.  2041; MGH Const., 5, Nr.  502, 503. Zu diesem Bündnis s. Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 24 f.; Gerlich, Die Machtposition, S. 286 f. Zum Bündnis zwischen den rheinischen Kurfürsten Garnier, Amicus amicis, S. 71 ff.

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Das Bündnis von 1318 ist von der älteren Forschung durchaus negativ beurteilt worden411. Sie hat darin das Eigeninteresse der geistlichen Kurfürsten gesehen, die der eigenen Sicherheit und Neutralität Vorrang gegeben und damit das Reichs­ interesse oder das hohe Ziel des Friedens vernachlässigt hätten. Aber man darf für das Spätmittelalter nicht von einer derartigen Priorität der Reichssache aus­gehen. Für die geistlichen Fürsten war es durchaus normal und wünschenswert, das Gedeihen der eigenen Kirche und der Herkunftsfamilie zu erstreben. Vielmehr ist an diesem Bündnis die nicht zu unterschätzende Fähigkeit der rheinischen Erz­ bischöfe zu erkennen, im Nieder- und Mittelrhein den reichspolitischen Gegensatz zu entschärfen und Ruhe zu halten, wenn dies, wie unten beschrieben, auch die Streitigkeiten nicht völlig aus der Welt schaffen konnte. Im Dezember 1318 entschieden Erzbischof Balduin von Trier und Deutsch­ ordenshochmeister Karl von Trier als Schiedsrichter den oben genannten Konflikt zwischen dem Erzbischof von Köln einerseits und der Stadt Köln und dem Grafen von Jülich andererseits412. Der Spruch ist in einer Urkunde Balduins überliefert. Auch der Mainzer Erzbischof hat an der Entscheidung teilgenommen. Alle Gefangenen, die seit dem Beitritt des Kölner Erzbischofs zum Frieden gefangengenommen worden waren, waren freizulassen. Der Landfriede musste von ihm eingehalten werden. Alle Geistlichen waren wieder in alle Rechte und Nutzungen einzusetzten, mussten aber ihre Bündnisse gegen den Erzbischof von Köln auf­lösen. Der Kölner musste die Schäden, die er den Klägern nach dem Beitritt zu dem Frieden zugefügt hatte, ersetzen. Wenn aber die Kläger sich über das Ausmaß der Schäden nicht einigen konnten, sollten der Erzbischof von Mainz und der Erz­bischof von Trier als Schiedsrichter entscheiden. Obwohl der Gegensatz sich 1320 noch einmal verschärfte413, zeigt sich an diesem Schiedsspruch, dass das Bündnis von 1318 eine gewisse Wirksamkeit ent­ falten konnte. Für diese erste Phase ist noch hervorzuheben, dass Erzbischof Peter von Mainz einige Bündnisse schloss, um dem Landgrafen Otto von Hessen entgegenzutreten. Die Konfrontationen mit dem Mainzer Erzbischof bestimmten im Spätmittelalter das politische Handeln des Landgrafen weitgehend414. In dieser Zeit handelte

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So noch Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 128 f. REM, Nr.  2076; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 302; MGH Const., 5, Nr. 519. 413 Der Erzbischof von Trier und die Stadt Köln vereinbarten im Februar 1320, dass Graf Johann von Sponheim als Burggraf von Brühl eingesetzt werden sollte, weil der Erzbischof von Köln den Frieden nicht eingehalten hatte. Sie schlossen zugleich ein Bündnis gegen den Kölner Erzbischof, s. REM, Nr.  2153; Ennen, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 4, Nr. 77. Der Streit musste noch im August 1320 von dem Grafen Gerhard von Jülich, den der Kölner Erzbischof und die Stadt Köln als Schiedsrichter erwählt hatten, geschlichtet werden, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 303; UB Niederrhrein, Nr. 180. 414 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 315 ff. 412

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es sich um die Lehen des Erzstifts415. Landgraf Heinrich I. von Hessen hatte vier Söhne aus seinen zwei Ehen, Heinrich den Jüngeren und Otto I. aus der ersten Ehe, Johann und Ludwig aus der zweiten. Es kam zu einer Auseinandersetzung um die Herrschaft. Sie wurde 1296 vor dem König Adolf von Nassau durch ein Gerichtsurteil entschieden416. Der Spruch sah die Landesteilung vor. Daraufhin nahm Heinrich der Jüngere Oberhessen als Anteil für sich selbst und seinen Bruder Otto, während Niederhessen an die Söhne aus der zweiten Ehe fiel, und zwar an Johann, denn Ludwig wurde schon früh für die geistliche Laufbahn bestimmt. Nach dem Tode Heinrichs des Jüngeren (1298), Heinrichs I. (1308) und Johanns (1311) entstand Streit um die Lehen, die Johann in Niederhessen besessen hatte. Während der Erzbischof von Mainz die Lehen als heimgefallene betrachtete, wollte Landgraf Otto als einziger noch lebender Sohn Heinrichs I. sie behalten. Diesen Wunsch verstärkte der Umstand, dass die Herrschaft des Landgrafen nicht durch Realteilung, sondern durch die sogenannte Mutschierung, die Zuteilung der Nutzungsrechte, den Söhnen zuerkannt worden war. Zu dieser Lehensfrage kam die reichspolitische hinzu. Erzbischof Peter von Mainz war einer der Wähler, die Ludwig von Wittelsbach zum König wählten, während Landgraf Otto von Hessen sich für Friedrich von Habsburg einsetzte. Zu dieser politischen Orientierung könnte beigetragen haben, dass König Ludwig kurz vor der Wahl dem Mainzer zugesagt hatte, dass er die von dem Landgrafen Johann behaltenen Lehen nicht an Otto geben, sondern an das Reich ziehen und dann dem Erzbischof zu deren Erlangung verhelfen würde417. Auf jeden Fall schlossen König Friedrich und Landgraf Otto am 24. März 1315 ein Bündnis gegen den „Herzog“ Ludwig, den Erzbischof Peter von Mainz und die Anhänger Ludwigs418. Erzbischof Peter suchte dagegen seine Bundesgenossen unter den­ hessischen Grafen und Adligen. Schon im September 1312 gewann er den Grafen Johann von Ziegenhain419 als Erbburgmann von Amöneburg. Beide versprachen einander Hilfe und Öffnung ihrer Burgen, nahmen aber als Feind das Reich und den Landgrafen von Hessen aus. Diese Verbindung zwischen dem Erzbischof und dem Grafen war also im Augenblick noch nicht gegen den Landgrafen gerichtet. Die Streitigkeiten zwischen den Amtleuten und Untertanen beider Seiten sollten von dem Dekan Ger 415 Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 187 ff.; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 71, 74 ff.; Vogt, Mainz und Hessen, 2, S. 27 ff.; Gerlich, Die Macht­ position, S. 279 ff.; ders., Könige – Kurfürsten – Landgrafen, bes. S. 26 ff. 416 UR, 4, Nr. 121; Vogt, Mainz und Hessen, 2, S. 48. 417 REM, Nr. 1677; MGH Const., 5, Nr. 57, c. 20. 418 REM, Nr. 1752; MGH Const., 5, Nr. 245. 419 Zu den Grafen von Ziegenhain s. Brauer, Die Grafschaft Ziegenhain, vor allem zum­ Grafen Johann, ebd., S. 35 f.; s. auch Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 203 ff. Die Grafen von Ziegenhain hatten ihre Herrschaft in der Mitte zwischen dem Erzstuhl und den Landgrafen von Hessen und wurden damit von beiden Seiten als Bundesgenossen umworben, vgl. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 205 f.

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hard von Fritzlar, dem Ritter Johann gen. Riedesel, und, wenn diese zwei sich nicht einigen konnten, dem Ritter Werner von Schweinsberg als Obmann entschieden werden. Ihrer Entscheidung mussten beide Seiten bei Strafe von 50 Mark Kölner Denare Gehorsam leisten. Gegen Räuber sollten sich die Amtleute beider Vertragschließenden gegenseitig beistehen420. Im Januar 1314 verglichen sich der Erzbischof und die Bürger von Fritzlar durch die Vermittlung Philipps von Falkenstein und Johanns von Ziegenhain421. Die Bürger von Fritzlar stritten seit geraumer Zeit mit dem Erzstift und schlossen sich seinem Gegner, dem Landgrafen von Hessen, an422. Graf Johann von Ziegenhain versprach daraufhin im August 1316, dem Erz­ bischof gegen den Landgrafen Otto von Hessen zu helfen. Der Erzbischof sollte ihm ebenso helfen. Bezeichnenderweise wurde die Ausnahmeklausel über den Landgrafen von Hessen, die in der Vereinbarung von 1312 enthalten war, explizit beseitigt423. Das verdeutlicht die zunehmende Spannung zwischen Mainz und Hessen. Im August 1317 sagte Erzbischof Peter dem Grafen Johann nochmals seine Hilfe gegen den Landgrafen Otto zu, obwohl die Urkunde von 1312 ihn ausgenommen hatte424. Der Graf von Ziegenhain wurde aber auch von dem Landgrafen von Hessen umworben. Der Landgraf teilte sich im November 1317 mit dem Grafen Johann die Burg und Stadt Borken. Bei dem Krieg mit dem Erzbischof von Mainz sollte Graf Johann von Borken aus nicht angegriffen werden425. Diese Haltung des Grafen dürfte ihren Grund in der Auseinandersetzung der Grafen von Ziegenhain mit dem Abt von Fulda gehabt haben. Die Grafen von Ziegenhain als Hochvögte des Klosters Fulda gerieten im Hochmittelalter wie bei anderen Beziehungen zwischen Adligen und Klöstern in Gegensatz mit dem nach Emanzipation strebenden Kloster426. In dieser Auseinandersetzung fanden die Grafen oft in den Landgrafen von Hessen Bundesgenossen und Helfer427. Die Verbindung zwischen dem Erz­ bischof und dem Grafen von Ziegenhain scheint trotzdem im August 1319 noch bestanden zu haben428.

420 REM, Nr.  1514; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum 3, S.  142, Nr.  113 (Teildruck). 421 REM, Nr. 1632. 422 REM, Nr. 565 (Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter, 2, S. 186, Nr. 16), 1450 (Wenck, Hessische Landesgeschichte, 3, Nr. 214), 1512 (Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, S. 41, Nr. 19); Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 75. 423 REM, Nr. 1855; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 141, Nr. 113. 424 REM, Nr. 1933. 425 REM, Nr. 1944; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 275. 426 Witzel, Die Reichsabtei Fulda. 427 Auch in dieser Zeitspanne, s. Witzel, Die Reichsabtei Fulda, S. 48 ff. 428 Graf Johann war damit einverstanden, dass Erzstift und Graf das Präsentationsrecht für die Pfarrkirche in Schwarzenborn wechselweise ausüben sollten, REM, Nr. 2112 (Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, S. 131). Der Dienstvertrag des Bischofs Gottfried von Würzburg mit dem Grafen Johann nahm den Erzbischof aus, REM, Nr. 2117.

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Im Februar 1315 schlossen Werner von Westerburg, Reinher von Dalwigk, Hermann von Holzhausen, sämtlich Ritter, Werner von Romrod, Kanoniker des Fritzlarer Stifts als Vormund im Namen seines Neffen gen. von Löwenstein, Heinrich von Schweinsberg, Fritzlarer Kanoniker als Vormund seines Bruders Hermann, und Werner von Westerburg, Edelknecht, mit dem Erzbischof Peter von Mainz ein Bündnis gegen den Landgrafen Otto von Hessen. Militärische Maßnahmen wurden vereinbart. Sie versprachen außerdem, keinen Frieden mit dem Landgrafen ohne den Erzbischof zu schließen. Sie sollten auch ihre Freunde und Verwandten für das Bündnis zu gewinnen versuchen429. Im Zusammenhang mit diesem Bündnis ist es einzuordnen, dass im Dezember 1317 Gerhard, Dekan von Fritzlar, Ritter Wolfram von Aschaffenburg, Vitztum, und Ritter Gottfried von Hatzfeld, Amtmann zu Amöneburg, den Streit zwischen dem Erzbischof und dem Ritter Ludwig von Romrod über das Gericht zu Buhlenstruth entschieden. Der Erzbischof sollte das Gericht behalten, aber dem Ritter Ludwig 130 Mark Pfennige bezahlen und dafür die Bürgen ernennen. Wenn Ludwig vor der Auszahlung starb, sollten die Bürgen Hermann von Romrod für das Geld haften430. Mit dem Grafen Heinrich von Waldeck431 geriet Erzbischof Peter in Konflikt, weil der Graf mit Hessen und der Stadt Fritzlar gemeinsame Sache gegen das Erzstift machte432. Aber sie verglichen sich schon vor der Doppelwahl. Im Januar 1313 beurkundete Graf Heinrich von Waldeck ihren Vergleich. Erzbischof Peter bestellte den Dekan Gerhard von Fritzlar und den Ritter Volrad, Schultheiß in Frankfurt, Graf Heinrich hingegen die Ritter Dietrich von Mederich und Ulrich von Escheberg als Schiedsrichter. Beide wählten den Edelherrn Eberhard von Breuberg, Landvogt der Wetterau, als Obmann. Sie vereinbartren, sich der Entscheidung der Schiedsrichter zu unterwerfen. Falls aber diese sich nicht einigten, sollte der Obmann die Entscheidung fällen. Wenn Eberhard vor der Entscheidung verstarb, sollte Ritter Johann, Marschall von Lorch, auf den man sich früher ge­ einigt hatte, Obmann sein. Er musste aber schwören, sich nicht durch seine Beziehung zu dem Erzbischof beeinflussen zu lassen433. Graf Heinrich einigte sich dann im September 1313 mit dem Erzbischof Peter über verschiedenen Streitfragen, vor allem über die Stadt Neustadt, die Burg und Stadt Naumburg, die Burg Haldessen, das Dorf Kalden und die Burg Gieselwerder434. Im Juni 1314 übertrug Graf 429

REM, Nr. 1739; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 112 ff., Nr. 89. REM, Nr. 1955. 431 Zu den Grafen von Waldeck s. Bockshammer, Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck. Vor allem ihre Auseinandersetzungen mit dem Kölner Erzstift sind ausführlich geschildert ebd. S. 113 ff.; s. auch Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 521 ff., hier bes. S. 524 f. 432 Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 75. 433 REM, Nr. 1544. Zu Johann von Waldeck, Marschall zu Lorch, wie oben Anm. 431. 434 REM, Nr. 1607 (Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, S. 57, Nr. 31). Die Bestätigung durch den Erzbischof findet sich in REM, Nr. 1608. 430

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Heinrich dem Erzbischof einige seiner Allodialgüter, um sie als Erbburglehen des Erzbischofs zu besitzen435. In diesen Jahren scheinen die Anhänger von Mainz und Hessen aneinander geraten zu sein, aber der Zusammenstoß entwickelte sich noch nicht zu einem richtigen Krieg436. Die Machtprobe fand erst in der nächsten Periode statt. Es ist auch im Zusammenhang mit dem Thronkampf zu verstehen, dass Erzbischof Peter im Vorfeld der Königswahl den alten Streit mit dem Bischof von Speyer wegen des Klosters Klingenmünster schlichten ließ. Der Streit wurde im Juli 1314 von den erneut gewählten drei geistlichen Schiedsrichtern entschieden. Die neugewählten Äbte von Klingenmünster mussten die Bestätigung des Erz­ bischofs und die Weihe des Bischofs erlangen, dafür aber nichts bezahlen. Das Kloster sollte überhaupt abgabefrei sein bis auf das Pferd, das der Abt dem Erzbischof zu königlichen Heereszügen stellen musste. Sonst sollte der Abt dem Bischof von Speyer unterstehen437. Erzbischof Peter war außerdem bei den Streitigkeiten zwischen seinen Unter­ tanen und den ihm als Oberhirte unterstehenden Geistlichen als Schiedsrichter tätig. Er entschied im Juli 1315 als Schiedsrichter den Streit zwischen dem Mainzer Domkapitel und dem Ritter Johann von Waldeck, Marschall von Lorch, zugunsten des Domkapitels438. Johann taucht mehrmals bei Konfliktbeilegungen im Mittelrhein auf, und wir werden später noch davon sprechen. Er knüpfte Verbindungen nicht nur mit dem Mainzer Erzbischof sondern auch mit den Grafen von Katzenelnbogen und wohl auch mit den Pfalzgrafen439. Derartige mehrseitig geknüpfte Bindungen waren unter den anderen Adligen im Rheingau ebenfalls üblich440. Bei dem Streit zwischen der St. Bartholomäuskirche zu Frankfurt und dem Kleriker Siegfried bestellte der Erzbischof im September 1315 den Magister Jakob, Scholaster von Mariengreden zu Mainz, als Obmann, nachdem jede Partei jeweils einen Schiedsrichter ernannt hatte441. Beide Parteien waren Geistliche und der Erzbischof betätigte sich „ex officio nostro“. Im Mai 1317 entschied der Erzbischof wieder selbst als Schiedsrichter die Streitigkeiten zwischen den namentlich aufgeführten Bürgern von Tauberbischofsheim einerseits und den Nonnen­klöstern in 435

REM, Nr. 1654; Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, S. 71 ff., Nr. 39. Vgl. auch REM, Nr. 1666; Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 2, S. 76, Nr. 40. 436 Als vereinzelte Belege s. REM, Nr. 1739, Anm., 2092, 2093. 437 REM, Nr. 1660; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3630. Daraufhin versprach das Kloster Klingenmünster im August 1314, bei der Abtswahl die Bestätigung des Erzbischofs ein­ zuholen, REM, Nr. 1671; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3631. 438 REM, Nr. 1783; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1579. 439 Witte, Herrschaft und Land, S. 48 f. 440 Witte, Herrschaft und Land, S. 35 ff. 441 REM, Nr. 1791; UB Frankfurt, 2, Nr. 30. Es geht um einen gut dokumentierten artikulierten Prozess, vgl. UB Frankfurt, 2, Nr. 30, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 50.

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Gerlachsheim und Seligental und den Geistlichen in Tauberbischofsheim andererseits wegen den Klöstern geschenkter Güter442. Wie oben kurz besprochen, versuchten die Grafen und Herren im Mittelrhein ihre Streitigkeiten untereinander zu schlichten. Dietrich von Runkel schlichtete im November 1319 den Streit zwischen dem Grafen Gerlach von Nassau und Gottfried (IV.) von Eppstein um zwei Hörige und einen Wald443. Danach schlossen beide im Juni 1320 einen Frieden auf fünf Jahre444. Aber der Konflikt scheint nicht vollständig beendet worden zu sein, denn Philipp von Falkenstein­ (-Münzenberg) vermittelte im November 1321 einen Vergleich zwischen Gerlach und Gottfried dahin, dass sie gelobten, ihre gegenseitigen Hörigen nicht als Bürger aufzunehmen445. Im Jahre 1320 erklärte wieder Graf Gerlach von Nassau, dass er und Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen zur Beendigung der Kriege und Streitigkeiten, die sie bisher geführt hatten, gemeinsam einige Schiedsrichter bestellt hatten. Beide Grafen sollten zur Untersuchung durch die Schiedsleute die Urkunden vorlegen, die sie von König Ludwig erhalten hatten446. Graf Gerlach von Nassau galt seit der Doppelwahl als ein wichtiger Anhänger des Königs Friedrich im Mittelrhein. Aber wahrscheinlich hatte er schon vor dieser Erklärung das politische Lager gewechselt. Er versöhnte sich am 8. März 1320 mit dem Wittelsbacher und trat in ein Bündnis mit Ludwig ein447. Zu den königlichen Urkunden Ludwigs ist nichts bekannt. Wir wissen auch nichts über die Nähe dieses Schiedsgerichts zum­ Königshof. Graf Gerlach von Nassau schlichtete dann im April 1322 seinerseits den Streit zwischen seinem Bruder, dem Grafen Walram, und dem Grafen Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen. Gerlach versprach für sich und seinen Bruder, dem Grafen Wilhelm zu dienen, vorausgesetzt aber, dass Graf Walram mit dem Erz­ bischof Balduin von Trier inzwischen versöhnt wäre. Gerlach von Limburg und Luther von Isenburg wurden außerdem bei der Dienstleistung ausgenommen448. Es gilt hier daran zu erinnern, dass Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen und Dieter von Isenburg 1315 in dem Bündnis zwischen Mainz und Trier von Balduin von den Feinden ausgenommen worden waren. Man kann die gesamten Ereignisse in den Kontext der Wendung Gerlachs zu den luxemburg-wittelsbachischen Verbindungen einordnen. Wie oben dargestellt, entstand in dieser ersten Phase das Zusammenwirken des Erzbischofs von Mainz, des Erzbischofs von Trier und des Königs Ludwig, der 442

REM, Nr. 1896; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 737, Nr. 70. Die Bürger erklärten im Juni ihre Akzeptanz des Schiedsspruchs und verzichteten auf ihre Ansprüche, REM, Nr. 1904; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 495. 443 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1685. 444 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1705. 445 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1733; Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 720. 446 RGK, Nr. 619; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 150. 447 RGK, Nr. 607; MGH Const., 5, Nr. 576. 448 RGK, Nr. 632; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 153.

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faktisch auch über die Pfalzgrafschaft verfügte. Diese Verbindung kontrollierte die Region. Dabei wurde dafür gesorgt, zwischen den beiden Erzbischöfen den Schein des Gleichgewichts zu erhalten, aber der Mainzer hatte im Mittelrhein die bedeutendere Position. Erzbischof Peter verstärkte sein Lager im Thronkampf, indem er die aus der Zeit vor der Doppelwahl stammenden Konflikte zu Ende führte. Dem Landgrafen von Hessen, der im Thronkampf den habsburgischen Gegenkandidaten unterstützte, begegnete der Erzbischof durch Bündnisse mit anderen Adligen. In dieser Konstellation traf er auch seine Entscheidungen als geistliches Oberhaupt sowie als weltlicher Herr seiner Untertanen. b) Von 1320 bis 1328 Die zweite Zeitspanne deckt sich weitgehend mit der Amtszeit des Matthias von Bucheck als Erzbischof von Mainz449. Er stammte aus einem Grafenhaus in der heutigen Nordschweiz und wurde am 4. September 1321 von Papst Johannes XXII. providiert450. Nach seiner Herkunft und den Umständen seiner Amts­einsetzung ging die Kurie davon aus, dass er ein Anhänger der Habsburger sei. Er versprach in der Tat schon vor der Provision am 10. Juni 1321 den Habsburgern, ihnen im Thronkampf unbedingt beizustehen. Außerdem übertrug er König Friedrich die Entscheidung über die Streitigkeiten zwischen dem Erzstift und der Pfalz­gräfin Mechthild, der Witwe des Pfalzgrafen Rudolfs I., und ihren Kindern451. Damit waren die territorialpolitisch wichtigen Streitigkeiten gemeint, mit denen auch Kaiser Ludwig sich in den 1340er Jahren beschäftigen sollte. Am 30. November 1321, also nach der Providierung, versprach er erneut den Habsburgern seine Unterstützung452. Danach war seine politische Haltung dennoch eher schwankend. Das hatte mit den reichspolitischen Vorgängen, vor allem der entscheidenden Schlacht bei Mühldorf vom 28. September 1322 zu tun, die König Friedrich nicht nur verlor, sondern bei der er auch selbst in die Gefangenschaft des Wittelsbachers geriet. Die politische Haltung Matthias’ hatte aber einen weiteren Grund darin, dass er die stärkere Position des wittelsbachischen und luxemburgischen Lagers im Mittelrhein berücksichtigen musste. Dass das Mainzer Domkapitel nach dem Tod Peters von ­Aspelt keinen anderen als Balduin von Luxemburg als seinen Nachfolger gewählt zu haben scheint453, weist auf eine ansehnliche proluxemburgische Anhängerschaft im Domkapitel hin. Balduin wich zwar der Konkurrenz mit dem päpst 449

Zu Erzbischof Matthias s. Vogt, Erzbischof Mathias; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 84 ff.; Jürgensmeier, Das Bistum Mainz, S. 126 ff.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S.  453 ff. Zu seiner instabilen politischen Haltung im Thronkampf und in der Konfrontation zwischen König Ludwig und der Kurie vgl. auch Schmid, Die Bistumspolitik Ludwigs des Bayern, S. 57 ff. 450 REM, Nr. 2285; Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 261. 451 REM, Nr. 2280; MGH Const., 5, Nr. 628; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 15 f. 452 REM, Nr. 2289; MGH Const., 5, Nr. 643; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 16. 453 Dazu Vogt, Erzbischof Mathias, S. 9 ff.

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lichen Kandidaten aus und nahm seine Wahl durch das Domkapitel nicht an. Aber seine Präsenz im Mittelrhein war kaum zu unterschätzen. Nach dem Ausbrechen des heftigen Konfliktes zwischen der Kurie und König Ludwig verhielt sich Matthias ebenso wie Balduin eher zurückhaltend und neutral. Das politische Klima im Mittelrhein veränderte sich trotzdem im Vergleich zur ersten Phase. Das wurde umso deutlicher, als Erzbischof Matthias sich besonders nach 1324 wegen des Drucks aus Avignon und der großen Geldleistung, zu der er sich bei seinem Amtsantritt der Kurie verpflichtet hatte, zu dem habsburgisch-kurialen Lager neigte. Der Wandel ist schon in dem Landfrieden zu spüren, den Erzbischof Matthias im April 1322 mit den Städten Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim zustande kommen ließ454. Der Friedensbezirk umfasste den Rhein von oberhalb Straßburgs bis Bingen und dazu noch das Land je drei Meilen seitlich des Flusses. Der Friede sollte für ein Jahr gelten. Obwohl der Bacharacher Landfriede noch nicht abgelaufen war, entstand jetzt ein neuer Landfriede. Dieser Umstand deutet wieder neuen Bedarf an. Die städtische Tendenz dieses Landfriedens zeigt sich vor allem darin, dass sich der Geschädigte zuerst an die nächste Stadt wenden und sie um Hilfe bitten sollte. Wenn diese Hilfe nicht ausreichte, sollte die zuerst betroffene Stadt ihrerseits die nächstgelegene Stadt um Hilfe bitten. Dieser Landfriede verfügt also über kein eigenes Landfriedensorgan. Dieser Befund rückt den Landfrieden näher an den Städtebund. Der Mainzer Erzbischof hatte insofern eine Ausnahmeposition, als er außerhalb des eigentlichen Friedensbezirks bis zehn Meilen seitlich des Rheins die Hilfe des Landfriedens fordern konnte. Wenn der Erz­bischof selbst abwesend war, sollte statt seiner Ritter Hartmut von Cronberg, Burggraf von Starkenberg und erzbischöflicher Vitztum am Rhein455, die Hilfe anfordern. Der Friede verpflichtet die Teilnehmer nicht zur Unterstützung eines bestimmten Königs und erkennt ihnen damit den politischen Spielraum zu, ihrem eigenen König beizustehen, ohne den Frieden zu brechen. Andererseits würde ihnen der Landfriede nicht helfen, wenn sie durch ihre Unterstützung Schaden nahmen. Man kann hier die gleiche Tendenz wie bei dem Bündnis der drei Erzbischöfe erkennen, den regionalen Frieden von dem Thronkampf zu trennen. Dass eine solche Klausel für das mittelrheinische Gebiet bestimmt wurde, ist aber neu. Was den Beitritt zu dem Frieden betrifft, können Ritter und Geistliche ohne weiteres aufgenom­ men werden. Über den Beitritt der Herren entschied dagegen die Stadt Straßburg in ihrem Land allein, während die übrigen Städte die Herren ihrer Region gemein­ sam aufnahmen. Dieser Artikel zeigt auch das städtische Interesse in diesem Landfrieden. Der Friede sieht außerdem einen Friedenszoll zu Oppenheim vor456. 454 REM, Nr. 2319; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, Nr. 304; MGH Const., 5, Nr. 649. Zu diesem Landfrieden Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 55 ff., 61 ff.; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 22; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 130 f. 455 Zum erzbischöflichen Viztum im Rheingau s. Witte, Herrschaft und Land, S. 95 ff. 456 Die Stadt Oppenheim versprach, diesen Zoll einzutreiben, REM, Nr. 2320; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 305; MGH Const., 5, Nr. 650.

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Die Wirkung dieses Landfriedens zeigt eine Urkunde, die am 3 Juni 1322 die Raugrafen Heinrich der Ältere, Konrad der Ältere, die Brüder Georg und Konrad und Edelknecht Wirich Landir ausstellten457. Sie erklärten ihren Verzicht auf den Ersatz der Schäden, die ihnen der Erzbischof von Mainz und die Städte wegen des Friedens zugefügt hatten. Wenn es unklar wäre, ob die Schäden innerhalb des Friedensbezirks entstanden seien, sollten die von den Städten gewählten Leute entscheiden. Wenn diese Leute die Schäden als außerhalb des Friedensbezirks geschehen erachteten, sollten die Schäden trotz des oben genannten Verzichts ersetzt werden. Wenn sie die Schäden als innerhalb des Friedens entstandene ansahen, sollte der Erzbischof von Mainz die Sache entscheiden458. Es ist also vorgesehen, dass der Erzbischof ähnlich wie ein Obmann fungiert. Den Landfrieden und den Friedenszoll zu Oppenheim genehmigte König Friedrich am 13. Juni 1322 in Schaffhausen459. Dieser Friede war für den Habsburger akzeptabel, der wohl in ihm die Einwirkung des Erzbischofs sehen mochte. Aber als die Städte sich im Sommer 1323 entschlossen, den Friedenszoll und das Geleit zu Oppenheim zu verlängern, sahen sie Verhandlungen mit König Ludwig und seine Zustimmung vor460. Diese Diskrepanz zwischen dem Erzbischof und den Städten schien zu enden, als Erzbischof Matthias im Juli 1323 in Nürnberg König Ludwig traf und dort von ihm in seinen Rechten bestätigt wurde461. Aber im Verlauf des Jahres 1324 entfernte sich Matthias von dem Wittelsbacher wieder, in erster Linie wegen des päpstlichen Drucks462. Im März 1325 schlossen Erzbischof Matthias von Mainz, Bischof Wolfram von Würzburg, Bischof Berthold von Straßburg und Herzog Leopold von Österreich in Durlach ein Bündnis463. Zum Schutz ihrer Lande und zu Ehren und Dienst des Papstes und des römischen Stuhles sollten die Verbündeten vor allem gegen den „Herzog Ludwig von Bayern“ auf Lebenszeit einander helfen. Der Erzbischof von Mainz und der Bischof von Würzburg sollten die Befugnis haben, nördlich von Speyer die Städte, die Burgen und die Dienstmannen des Reiches unter die eigene Herrschaft zu ziehen. Südlich von Speyer sollten der Bischof von Straßburg und der Habsburger die gleiche Befugnis haben. Erzbischof Matthias nahm aus diesem Bündnis den Erzbischof von Köln, den Erzbischof von Trier und den König von Böhmen als Kurfürsten und alle seine Suffragane aus. Diese Ausnahmeklausel zeigt wieder die Haltung, den Thronstreit und die eigene Sache zu trennen. 457 REM, Nr. 2329; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde 1, Nr. 306; MGH Const., 5, Nr. 660. Vgl. Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 112. 458 MGH Const., 5, Nr. 660, c. 3. 459 REM, Nr. 2332; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, Nr. 307; MGH Const., 5, Nr. 661. 460 REM, Nr. 2457; MGH Const., 5, Nr. 766. 461 REM, Nr. 2452–2455; MGH Const., 5, Nr. 759–762; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 27 ff. 462 Vogt, Erzbischof Mathias, S. 32 ff. 463 REM, Nr. 2609; MGH Const., 6, 1, Nr. 30; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 43 f. Zur gemeinsamen militärische Aktion von Matthias und Leopold vgl. REM, Nr. 2610.

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Die Städte vereinbarten dagegen ohne den Erzbischof einen Landfrieden. Am 24. April 1325 entstand der Landfriede der fünf Städte Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und Oppenheim464. Der Friedenstext beruht weitgehend auf dem von 1322. Aber die besondere Klausel für den Mainzer Erzbischof fällt verständ­ licherweise aus. Der Friede sollte vom Mai 1325 bis zum November 1326 gelten. Der Friedenszoll sollte diesmal zu Mainz eingerichtet werden. Am 1. Mai gelobte Bischof Emich von Speyer, den Frieden einzuhalten465. Am 27. August trat auch Markgraf Friedrich von Baden dem Landfrieden bei466. Bei dem Bischof von Straßburg und dem Herzog Leopold von Österreich scheint dies auch der Fall gewesen zu sein. Aber es fehlt jede Spur, dass auch Erzbischof Matthias dem Frieden beitrat. Die Beteiligung des Bischofs von Straßburg und des Herzogs Leopold an diesem Landfrieden ist aus dem Interesse der Stadt Straßburg zu erklären, die doch in den Landfrieden am Rhein meistens eine besondere Stellung beibehielt. Es ist dagegen auffällig, dass ein Landfriede im Mittelrhein überhaupt ohne den Erzbischof von Mainz entstehen konnte. Dieser Umstand macht den nachfolgenden Beitritt des Erzbischofs eher unwahrscheinlich. König Ludwig bestätigte seinerseits am 5. Mai diese „liga“ für den Frieden mit einigem Zögern467. Die Städte verlängerten am 8. April 1327 diesen Landfrieden468. Der neue Friede sollte noch bis zum April 1328 dauern. Die städtische Initiative für den Frieden lief am 20. Mai 1327 auf einen großen Landfrieden hinaus, den Mainz, Worms und Speyer mit den Städten Straßburg, Basel, Freiburg, Konstanz, Zürich, Lindau, Überlingen, Bern und dem Grafen Eberhard von Kyburg schlossen469. Diese Verbindung, die sich vom Mittelrhein bis zum Bodensee erstreckte, scheint auf die Initiative der Stadt Straßburg hin zustande gekommen zu sein, weil seine Vorschriften sich weitgehend mit denen des Bündnisses deckten, das 1326 Straßburg, Freiburg und Basel geschlossen hatten470. Die ungewöhnliche Ausdehnung dieses Friedens erklärt sich wohl aus der Italienfahrt und Abwesenheit Ludwigs. Im Jahr 1254 464 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 309; MGH Const, 6, 1, Nr. 49; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 57 f.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 131. 465 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 310; MGH Const., 6, 1, Nr. 50. 466 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 312; MGH Const., 6, 1, Nr. 100. 467 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 311; MGH Const., 6, 1, Nr. 51. 468 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 313; MGH Const., 6, 1, Nr. 288; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 58, 62; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 60; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 131 f. 469 REM, Nr.  2822; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 518; UB Straßburg, 2, Nr. 478; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 131 f.; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 121 ff. Sankt Gallen kam später hinzu. 470 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 503; UB Straßburg, 2, Nr. 470, vgl. auch Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 502.

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hatte ein ähnliches Vakuum den großen rheinischen Städtebund herbeigeführt. Dieser Friede sollte bis zum 23. April 1329 gelten. Da dem Frieden viele Städte aus dem habsburgischen Einflussraum beitraten, wurde wieder festgesetzt, dass die Friedensgenossen keinen König wegen des Landfriedens unterstützen sollten. Der rheinische Landfriede vom April 1327 entfaltete erneut gegen die Adligen seine Wirksamkeit. Edelknecht Albrecht Wüst von Wonsheim versöhnte sich im Juli 1327 mit der Stadt Worms und versprach, in Zukunft die fünf Städte, die zu dem Landfrieden gehörten, und den Erzbischof Matthias von Mainz und den Grafen Philipp von Sponheim nicht anzugreifen. Eine Gruppe von Niederadligen trat als Bürge für Albrecht auf471. Graf Johann von Sponheim(-Kreuznach) versprach im August 1327 wegen des Landfriedens den gegen die Burg Rheingrafenstein gerichteten Angriff der Städte zu unterstützen. Der Graf und die Städte sollten nicht alleine mit den Feinden Frieden schließen. Um über die Verteilung der Gefangenen zu entscheiden, sollten sie je zwei Leute auswählen und diese sollten die Entscheidung treffen472. Graf Johann war wohl vorher in den Frieden eingetreten und verabredete darauf mit den Städten besondere militärische Maßnahmen. Diese militärische Aktion hatte Erfolg. Im Juni 1328 öffneten Rheingraf Johann und andere Gemeiner von Rheingrafenstein dem Erzbischof Matthias von Mainz, dem Grafen Johann von Sponheim(-Kreuznach) und den Städten ihre Burg. Sie gelobten zugleich, zukünftig nicht mehr von der Burg aus die Kaufleute auf den Straßen zu schädigen und niemanden als Gemeiner aufzunehmen, der nicht dasselbe geloben würde. Sollten sie das Versprechen nicht einhalten, sollten sie in den Bann des Papstes und die Acht des Reiches fallen und ohne Friedensbruch angegriffen werden können. Die Urkunde wurde auf Bitte des Rheingrafen und der anderen durch Gottfried (IV.) von Eppstein, Luther von Isenburg und Ulrich von Bickenbach mitbesiegelt473. Erzbischof Matthias sowie die Städte Oppenheim und Worms schlossen eine Sühne auch mit dem Wildgrafen Hartrad von Daun und anderen Gemeinern von Rheingrafenstein474. Der Erzbischof trat also wohl nach April 1327 doch dem Frieden bei. Danach machten er und die Städte wieder gemeinsame­ Sache. Schon im Dezember 1327 verlängerten Matthias und die Städte erneut den Landfrieden bis zum Januar 1330475. Damit scheint Matthias zu dem politischen Kurs seines Amtsvorgängers zurückgekehrt zu sein. 471

UB Worms, 2, Nr. 216. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.316, MGH Const., 6, 1, Nr. 341. 473 REM, Nr.  2926; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 318; MGH Const., 6, 1, Nr. 469. Vgl. Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 114 f. Ulrich von Bickenbach trat zu dieser Zeit im Mittelrheingebiet haufig als Vermittler oder Schiedsrichter in Erscheinung, s. zu ihm Möller, Urkundliche Geschichte der Edelherren von Bickenbach, S. 106 ff. 474 REM, Nr. 2927. 475 REM, Nr.  2879; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 317; MGH Const., 6, 1, Nr. 377; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 58; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 132. 472

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Diese Rückkehr zeigt sich in dem Bündnis, das Matthias und Erzbischof Balduin von Trier im Mai 1327 auf sechs Jahre schlossen476. Sie nahmen die Kurfürsten sowie diejenigen, die von einem Kurfürsten ihre Rechte innehatten, und ihre eigenen Untertanen aus. Mit den Kurfürsten dürften dabei die von Mainz, Köln, Trier und Böhmen gemeint gewesen sein, wie im Durlacher Bündnis von 1325. Für die zukünftigen Streitigkeiten zwischen beiden Erzbischöfen wurden je zwei Schiedsrichter, für Trier Heinrich Beyer von Boppard und Eberhard Brenner von Lahnstein, für Mainz Ritter Heinrich Schetzel von Lorch sowie Ritter Johann von Katzenelnbogen, ernannt. Als Obmann sollten Graf Georg von Veldenz oder Graf Johann von Nassau tätig sein. Diese alternative Obmannregelung ist bemerkenswert und deutet wieder auf das sorgsam beachtete Gleichgewicht der Bündnispartner hin. Denn Graf Georg von Veldenz war zwar ein Vasall des Mainzer Erz­bischofs, hatte aber ebenfalls mit dem Trierer ein Lehnsverhältnis und stand diesem näher als jenem. Graf Johann von Nassau war dagegen, wie gleich näher ausgeführt wird, als Hauptmann in dem Krieg gegen Hessen mit dem Mainzer Erzbischof eng verbunden. Unter Erzbischof Matthias eskalierte der schon bestehende Konfllikt zwischen Mainz und Hessen um die Mainzer Lehen in Niederhessen zu einer nicht un­ erheblichen Militäraktion477. Während Erzbischof Matthias zunächst im August 1322 dem Abt Heinrich von Fulda einen Waffenstillstand versprach478, strebte er wie Peter von Aspelt an, durch Bündnisse seine Position zu verstärken. Matthias knüpfte zuerst mit den kleineren Kräften im hessischen Raum Verbindungen. Er erwarb im Juli 1322 erneut die Adligen von der Burg Falkenberg als Burgmannen von Fritzlar479. Das Mainzer Domkapitel nahm sie schon in der Sedisvakanzzeit, im Juli 1321, auf480. Die Ritter Heinrich gen. Kalp und Volpert von Hohenfels gelobten, dem Erzbischof mit ihrer Burg Blankenstein als Burgmann zu dienen481. Sie hatten ihre Burg als Pfand von dem Landgrafen Otto von Hessen inne. Wegen dieser Pfandschaft wurde die Burg Blankenstein für den Erz­ bischof wichtiger. Der Erzbischof verglich sich im Oktober 1322 mit den Herren von Spangenberg und sicherte sich ihren Kriegsdienst482. Er gewann sodann im November 1322 Herrn Hartrad von Merenberg als Erbburgmann zu Amöne 476 REM, Nr. 2821; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 25 ff. Im September unterstützte Erzbischof Matthias tatsächlich die Belagerung Boppards durch den Erzbischof Balduin, REM, Nr. 2859. 477 Zu der Beziehung zwischen Matthias und Hessen s. Vogt, Erzbischof Matthias, S. 24 f., 29 f., 42 f., 56 ff.; ders., Mainz und Hessen, 2, S. 39 ff.; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erz­ bistums von Mainz, S. 84 ff.; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen. 478 REM, Nr. 2345. 479 REM, Nr.  2340; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S.  282 f., Nr.  283 (Teildruck) (mit falschem Datum vom Juni). 480 REM, Nr. 2250; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 88. Die von Falkenstein nahmen die Kölner Kirche aus. 481 REM, Nr. 2343. 482 REM, Nr. 2377.

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burg483 und den Grafen Sigfried von Wittgenstein als Burgmann zu Battenberg484. Im Januar 1323 wurden die Brüder Thilo und Johann von Itter erzbischöfliche Burgleute auf Burg Naumburg485. Im Mai 1323 traf der Erzbischof mit dem Ritter Ruprecht Schenk von Schweinsberg und seiner Frau eine Vereinbarung und gewann ihn als Vasall486. Landgraf Otto von Hessen wusste seinerseits mit Bündnissen dem Erzbischof entgegenzutreten. Er schloss am 22. Juli 1322 mit den Grafen von Waldeck und Ziegenhain ein Bündnis487. Inzwischen fiel Landgraf Otto von den Habsburgern ab und näherte sich König Ludwig. Dieser politische Wechsel führte am 7. April 1323 zur Belehnung mit den Reichslehen, die nicht nur Otto, sondern auch sein verstorbener Bruder Johann innehatte488. Ludwig bestätigte nochmals am 29. Juli 1323 dem Landgrafen alle­ Privilegien, Schenkungen und Gerechtsame, die Otto und seinen Vorfahren von dem König gewährt worden waren489. Diese Anerkennung durch das Reichsoberhaupt konnte sich natürlich für den Landgrafen günstig auswirken. Erzbischof Matthias baute gleichermaßen sein Verbindungsnetz weiter aus. Die Grafen Johann und Heinrich von Solms490 übertrugen im August 1323 dem Erzbischof ihre Burg Hohensolms. Die Burg wurde von ihm den Grafen sofort als Lehen verliehen. Die Grafen versprachen ihm Kriegsdienst, vor allem gegen den Landgrafen von Hessen491. Am 12. Juli 1324 vermittelte dann Abt Heinrich von Fulda492 eine Sühne zwischen Mainz und Hessen. Beide Seiten wählten je drei Ritter, unter denen zwei als Schiedsrichter tätig sein sollten. Als Obmann wurde Graf Emicho von Nassau gewählt. Beide Seiten bestellten je zehn Ritter als Bürgen. Im Falle des Todes des Obmanns sollte der Abt von Fulda einen Ersatzmann ernennen493. Weil der Abt 483

REM, Nr. 2392; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 286 f., Nr. 287. REM, Nr. 2393; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 111. Der Graf nahm den Erzbischof von Köln und die Grafen von Nassau und Arnsberg aus. 485 REM, Nr. 2405; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 200, Nr. 146; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 113. Beide nahmen die Kölner Kirche aus. 486 REM, Nr. 2429; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 118. 487 Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 22. 488 MGH Const., 5, Nr. 733; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 30. 489 Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 265, Nr. 266; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 24. 490 Zu den Grafen von Solms s. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 505 ff.; Uhlhorn, Geschichte der Grafen von Solms. Zu Graf Johann besonders ebd., S. 135 ff. 491 REM, Nr. 2464; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 205 ff., Nr. 152; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 124. Die Grafen nahmen den Grafen von Wittgenstein und Hartrad von Merenberg aus. Diese beide waren ihrerseits mit dem Mainzer Erzstift verbunden. 492 Zu Abt Heinrich von Hohenberg Mohr, Die äußere Politik; Lübeck, Die Fuldaer Äbte, S. 219 ff.; besonders zu dieser Vermittlung von 1324 Mohr, Die äußere Politik, S. 8 f., 53. 493 REM, Nr. 2533; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 219 ff., Nr. 159 (Hessische Ausfertigung). 484

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von Fulda 1323/24 seine Streitigkeiten mit dem Bischof von Würzburg von dem König, dem Erzbischof und dem Grafen Berthold von Henneberg als Schiedsrichtern entscheiden ließ494, könnte er sich mit Einverständnis des Königshofes als Vermittler betätigt haben. Daraufhin versuchte der Mainzer, mit Zeugen die eigene Position zu verstärken. Am 2.  November bezeugte der Ritter Heinrich Karp die von dem verstorbenen Landgrafen Heinrich I. durchgeführte Landesteilung495. Das Zeugnis des Ritters Wolfram von Bommersheim war dagegen eher vage496. Eine Urkunde vom 6. November ist von hessischer Seite überliefert. Darin erklärten drei Schiedsrichter des Landgrafen, dass Ottos Vater das umstrittene Gut in der Tat langjährig besaß und der Erzbischof seine Ansprüche vor dem Gericht beweisen sollte497. Die Mainzer Schiedsrichter scheinen eine andere Position vertreten zu haben. Nach dieser Uneinigkeit kam der Spruch des Obmanns. Der Obmann Graf Emicho von Nassau fällte am 10.  November 1324 einen Schiedsspruch und überwies die Entscheidung an das Mainzer Lehngericht498. Das nachfolgende Verfahren verlief zugunsten des Mainzers. Der Niederadel und die Bürger von Amöneburg versicherten am 11. November wieder die von Heinrich I. durchgeführte Landesteilung499. Die Aussage wurde am 30. November erneut beurkundet500. Endlich sprach das Lehngericht am 2. Januar 1325 die um­strittenen Lehen dem Erzbischof zu501. Von diesem Prozess wird im Zusammenhang mit der Königsgerichtsbarkeit später noch die Rede sein. Als hessische Reaktion ist ein Bündnis anzusehen, das Landgraf Otto am 20. Mai 1325 mit König Ludwig schloss. Ludwig versprach dem Landgrafen, sich nicht ohne ihn mit dem Erz­ bischof zu versöhnen502. Die geistlichen Richter vidimierten am 13. Oktober 1326 die Urteile des Lehngerichts503. Nachdem der Erzbischof sich damit rechtliche Rückendeckung gesichert hatte, bereitete er sich auf den Zusammenstoß vor. Im Mai 1326 schloss der Erz­bischof mit den Herren Philipp und Kuno von Falkenstein ein Bündnis. Die Falken 494 UR, 5, Nr. 71 (Monumenta Boica, 39, Nr. 120, S. 248–250), vgl. auch UR, 5, Nr. 61. Zum Verhältnis Heinrichs zu Ludwig vgl. Mohr, Die äußere Politik, S. 65 ff. 495 REM, Nr. 2570; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3687; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 28 f. 496 REM, Nr. 2567. 497 REM, Nr. 2571; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, Nr. 294; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 29. 498 REM, Nr. 2573; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 292 ff., Nr. 295. 499 REM, Nr. 2575; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 294 f., Nr. 296; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 29. 500 REM, Nr. 2577, 2578; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3690, 587. 501 REM, Nr. 2588; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, 141; Wenck, Hessische Landes­ geschichte, 2, S. 298 ff., Nr. 298. 502 MGH Const., 6, 1, Nr. 63; Vogt, Erzbischof Mathias, S. 44. 503 Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 33.

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steiner nahmen König Ludwig aus, während der Erzbischof nur das Reich ausnahm. Das deutet seine zurückhaltende Stellungnahme gegenüber Ludwig zu dieser Zeit an. Bei den Streitigkeiten zwischen den Vasallen des Erzbischofs und den Falken­steinern sollten die Kontrahenten sich dem Schiedsspruch des Erz­bischofs unterwerfen. Bei den Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof selbst und den Falken­steinern sollten je drei Schiedsrichter die Entscheidung treffen504. Die Falkensteiner waren schon unter dem Erzbischof Peter mit dem Erzstift verbunden. Erzbischof Matthias von Mainz und Abt Heinrich von Fulda schlossen im Oktober 1326 ein Bündnis auf zehn Jahre. Zukünftige Konflikte zwischen beiden sollten ebenfalls durch je drei Schiedsrichter entschieden werden505. Um die Jahreswende 1326/1327 haben sich die beiden der Kurie angeschlossen. Das Bündnis zwischen Erzbischof Matthias und Abt Heinrich ist auch im Kontext dieser politischen Richtung zu sehen506. Es könnte auch in diesem mainzisch-hessischen Kontext gesehen werden, dass der Erzbischof im päpstlichen Auftrag den Konflikt zwischen dem Bischof von Würzburg und dem Abt von Fulda schlichtete. Nach seinem Schiedsspruch sollten die Behauptungen beider Seiten im Gericht entschieden werden. Die Streitigkeiten zwischen den Untertanen beider Seiten sollten von je zwei Schiedsrichtern beigelegt werden. Wenn diese Schiedsrichter uneinig wären, sollte der Erz­bischof oder sein Vertreter mit den Schiedsrichtern mehrheitlich entscheiden507. Der Abt von Fulda war mit dem Schiedsspruch nicht zufrieden und beschwerte sich bei der Kurie508. Das Bündnis zwischen dem Erzbischof Matthias und dem Grafen Johann von Nassau enthielt ähnliche Artikel wie das Bündnis mit den Falkensteinern509. Die weite Ausnahmeklausel lässt die personellen Verbindungen der Vertragspartner erkennen. Erzbischof Matthias nahm das Reich, die Kurfürsten, die Mainzer Suffragane, den Abt von Fulda, alle Herzöge von Österreich, den Herzog Otto von Braunschweig, die Grafen Ulrich von Württemberg, Johann von Sponheim, Gerlach von Nassau, Rudolf von Wertheim, Boppe von Eberstein und die Herren Konrad von Weinsberg, Luther von Isenburg, Ulrich von Hanau, Gottfried von Eppstein sowie Philipp und Kuno von Falkenstein aus. Der Graf nahm seinerseits das Reich, den König Johann von Böhmen, die Erzbischöfe von Trier und Köln, die Herzöge Rudolf und Ruprecht von Bayern und die Kinder ihres Bruders Adolf (d. h. die pfälzische Linie der Wittelsbacher), alle Grafen von Nassau, den Grafen von Berg, die Grafen Adolf, Simon und Johann von Sponheim, die Kinder des Grafen Simon von Sponheim(-Kreuznach), Philipp von Sponheim gen. von Bolanden, Eberhard von 504

REM, Nr. 2716; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 2626. REM, Nr. 2751; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 245 ff., Nr. 181. 506 Mohr, Die äußere Politik, S. 55 ff.; Lübeck, Die Fuldaer Äbte, S. 222 ff. 507 REM, Nr. 2784, 2787; Monumenta Boica, 39, Nr. 149. 508 Zur päpstlichen Reaktion REM, Nr. 2810; Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 836 (1.4.1327). 509 REM, Nr. 2806; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 190 ff., Nr. 65 (Teildruck). 505

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Katzenelnbogen und die Herren Gottfried von Eppstein, Luther von Isenburg sowie Philipp und Kuno von Falkenstein aus. Matthias gewann zugleich den Grafen Johann als Hauptmann für den Krieg gegen Hessen510. Im März 1328 vereinbarten der Erzbischof von Mainz und Graf Johann von Ziegenhain, dass der Graf dem Erzbischof vor allem gegen den Landgrafen von Hessen beistehen sollte511. Der Graf war schon Bundesgenosse des Vorgängers von Matthias gewesen. Der Landgraf schloss dagegen am 6. August 1327 mit dem Grafen Hans von Waldeck ein Bündnis512. Der Krieg begann spätestens im Mai 1327. Dem Mainzer gelang es zunächst den wichtigen hessischen Stützpunkt Gießen zu erobern, aber die erzbischöflichen Leute erlitten am 10. August 1328 bei Wetzlar eine schwere Niederlage. Der Graf Johann von Nassau fiel. Dies schwächte die Mainzer Position in Hessen erheblich513. Kurz danach, am 9. September, starb Erzbischof Matthias. Angesichts des großen Gegensatzes zwischen Mainz und Hessen sind in diesen Jahren sich kreuzende Bindungen unter den hessisch-wetterauischen Kräften zu beobachten. Philipp von Falkenstein vermittelte im November 1321 den Vergleich zwischen dem Grafen Gerlach von Nassau und dem Herrn Gottfried (IV.) von Eppstein514. Im August 1324 gelobten Philipp und Kuno von Falkenstein und Reinhard von Westerburg, gegeneinander keine Fehde zu führen und den Feinden der anderen nicht zu helfen515. Abt Heinrich von Fulda und Graf Johann von Ziegenhain verglichen sich 1325 durch die Vermittlung Luthers von Isenburg und schlossen zugleich ein Bündnis516. Dieser Vergleich sollte allerdings die Streitigkeiten nicht völlig beseitigen517. Gottfried (IV.) von Eppstein und Kuno von Falkenstein schlossen 1328 ebenfalls ein Bündnis518. Graf Gottfried von Ziegenhain vermittelte im März 1328 die Sühne zwischen seinem Neffen Johann von Isenburg und Reinhard von Westerburg einerseits und seinem Neffen Philipp von Falkenstein andererseits. Es war ein Erbstreit519. Erzbischof Matthias errichtete im Juni 1323 eine Sühne zwischen dem Grafen Walram von Nassau und anderen einerseits und den Herren Philipp und Kuno 510

REM, Nr. 2807; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, S. 358 ff., Nr. 106. REM, Nr. 2898; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 193 ff., Nr. 66. 512 Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 35. 513 REM, Nr.  2825, 2830, 2852, 2866, 2939; Vogt, Erzbischof Mathias, S.  57 ff.; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 34 ff. 514 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 720. 515 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1791. 516 REM, Nr.  2638; Schannat, Historia Fuldensis, S.  245 f., Nr.  144. Der Graf nahm das Reich, den Landgrafen Otto von Hessen, seinen Neffen Grafen Heinrich von Waldeck und seinen Schwager Luther von Isenburg aus, während der Abt das Reich, das Stift Mainz, den Grafen Berthold von Henneberg und Luther von Isenburg ausnahm. 517 Witzel, Die Reichsabtei Fulda, S. 52 f. 518 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1871. 519 Löffler, Die Herren und Grafen von Falkenstein, 2, Nr. 768. 511

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von Falkenstein andererseits. Beide Seiten versprachen, sich der Entscheidung der ­sieben Schiedsleute zu unterwerfen. Unter den Schiedsrichtern sind vor allem Erzbischof Matthias von Mainz, Graf Gerlach von Nassau, Gottfried (IV.) von Eppstein und Gerlach von Limburg zu finden. Der Erzbischof sollte den Tagungsort und die Verlängerung der Entscheidungsfrist festsetzen520. Aus dieser Sühne ist die führende Stellung des Erzbischofs gegenüber den rheinisch-wetterauischen Grafen und Herren herauszulesen. Einige Bündnisse zeigen die Verbindungen am Rhein. Am 6. August 1325 verbündeten sich Erzbischof Balduin von Trier und die Brüder Simon und Johann, die Grafen von Sponheim(-Kreuznach)521. Die Grafen nahmen den Erzbischof von Mainz, sein Stift, König Johann von Böhmen, seine Erben als Grafen von Luxemburg, Adolf, Pfalzgraf vom Rhein, seine Erben in Kurwürde, die Grafen von Nassau, die Raugräfin Kunzelin, die Herren von Starkenberg, Wildgraf Johann von Daun und andere aus. Balduin nahm seinerseits die Erzbischöfe von Mainz und Köln und ihre Stifte, die Grafen von Jülich, Berg und Veldenz und andere aus. Auch Graf Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen und Graf Georg von Veldenz schlossen 1326 ein Bündnis auf vier Jahre522. Erzbischof Matthias setzte auch die Tätigkeit seines Vorgängers als Schiedsrichter fort. Dabei trat seine Stellung ebenso als kirchlicher Oberhirte wie als weltlicher Landesherr deutlich in den Vordergrund. Im August 1322 wurde der Streit zwischen dem Ritter Dietrich gen. Schutzbar und dem Deutschordenshaus zu Marburg dem Erzbischof als Schiedsrichter übertragen523. Die Frist der Entscheidung wurde einmal verlängert 524. Der Erz­bischof bestätigte im Oktober 1322 das Urteil des Offizials zu Koblenz zugunsten des Deutschordens. Dietrich durfte in dieser Sache nicht erneut Klage erheben. Aber er sollte von der Bezahlung der Prozesskosten, die das Urteil des Offizials ihm auferlegt hatte, befreit werden, weil er nicht aus Arglist, sondern aus Unkenntnis diesen Prozess geführt hatte525. Auch im August 1322 fällte Matthias einen Schiedsspruch über die Streitigkeiten zwischen dem Ritter Emercho von Ingelheim und dem Stift St. Stephan zu Mainz zugunsten des Stifts526. Die neue Einrichtung eines Kollegiatstifts in Frankfurt wurde 1325 durch den Schiedsspruch des Erzbischofs entschieden527. Zwei Witwen aus Frankfurt be­ antragten die Einrichtung. Der Erzbischof ließ den Pleban zu Frankfurt die Sache 520

REM, Nr. 2442; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1763. REM, Nr. 2651; RGS, Nr. 448. 522 REM, Nr. 2750; RGK, Nr. 677. 523 REM, Nr. 2346; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr. 427. 524 REM, Nr. 2371; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr. 427. 525 REM, Nr. 2381; UB Deutschordens-Ballei Hessen, 2, Nr. 430: „jura civilia milites arma, non leges scire desiderant“. Der Erzbischof entschied als arbiter. 526 REM, Nr. 2356; UB Nassau, 1, 3, Nr. 1751 (Teildruck). 527 REM, Nr. 2617, 2622, 2627, 2640, 2641, 2642; UB Frankfurt, 2, Nr. 270, 272, 273, 277, 278. 521

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verkünden und fragen, ob es Einwände gäbe. Einer erhob Widerspruch mit der Begründung, dass er das Patronatsrecht ererbt hatte. Der Erzbischof bestimmte darauf einen Termin für die endgültige Entscheidung und befahl den Geistlichen, in Frankfurt Kundschaft zu holen. Der Erzbischof ließ dann die beiden Parteien den Streit ihm übertragen und erkannte die Behauptung der Witwen an. Der Erzbischof fällte im Mai 1327 als Schiedsrichter eine Entscheidung über den Streit zwischen dem Mainzer Domkapitel und dem Kapitel von Mariengreden528. Aus diesen Jahren sind auch Beispiele zu finden, in denen die Städte bei den Streitigkeiten einer anderen Stadt als Vermittler oder Schiedsrichter fungierten. Worms und Speyer vermittelten im März 1325 die Sühne zwischen dem Erz­ bischof und der Stadt Mainz um Zoll und Steuer529. Erzbischof Matthias hatte schon früh Schwierigkeiten mit der Stadt Mainz530. Er nahm den Raugrafen Heinrich den Jüngeren zum Burgmann auf der Burg Klopp. Der Raugraf sollte ihm besonders gegen die Bürger von Mainz Dienst leisten531. Die Stadt Mainz wandte sich ihrerseits 1326 direkt an die Kurie. Worms, Speyer und Oppenheim entschieden 1327 den Streit zwischen dem Mainzer Erzbischof und der Stadt Mainz wegen der Bestrafung eines Totschlags in Ingelheim. Der Erzbischof hatte die Bestrafung durch die Stadt Mainz als Landfriedensbruch angeklagt. Nach der artikulierten Schilderung der Behauptungen beider Seiten trafen die Städte die Entscheidung. Die Stadt Mainz sollte Beweis erbringen, teilweise nach Recht, Freiheit und Gewohnheit der Stadt532. Diese Auseinandersetzungen mit der Stadt Mainz hinterließ Matthias seinen Nachfolgern. Wir haben oben behandelt, wie der Erzbischof Matthias anders als sein Vorgänger sich von König Ludwig distanzierte und wie er sich schwankend zeitweise für das habsburgische Lager einsetzte. Er richtete auch den Landfrieden ohne Ludwig auf, während die Städtebünde den Kontakt mit König Ludwig weiter beibehielten. Diese Distanzierung von dem den Thronkampf gewinnenden Königtum Ludwigs scheint sich auf die erzbischöfliche Stellung im Mittelrhein negativ ausgewirkt zu haben. Erzbischof Matthias bemühte sich dagegen, mit Hilfe zahlreicher Bündnisse und durch Konfliktlösung unter seinen Anhängern seine Position zu verstärken. Die militärische Konfrontation mit dem Landgrafen von Hessen führte jedoch zur Niederlage der mainzischen Seite und unterminierte damit die Position des Erzstifts weiter. Obwohl der Erzbischof als Schiedsrichter oder Richter weiter tätig war, war die Vormachtstellung des Erzstifts nicht unerheblich angeschlagen. Der nachfolgende Erzbistumsstreit trug weiter dazu bei. 528

REM, Nr. 2820; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 2630. REM, Nr. 2606; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 3, S. 153 ff., Nr. 48. Oppenheim hat auch mitbesiegelt. Siehe auch oben S. 65. 530 Vogt, Erzbischof Mathias, S.  48 ff.; Liebeherr, Der Besitz des Mainzer Domkapitels, S. 23 f.; Gerlich, Könige – Kurfürsten – Landgrafen, S. 32. 531 REM, Nr. 2472; Würdtwein, Diplomataria Maguntina, 1, S. 477, Nr. 267. 532 REM, Nr.  2838; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 314. Siehe auch oben S. 66. 529

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c) Von 1328 bis 1337 Die dritte Phase begann mit dem Tode des Erzbischofs Matthias im September 1328 und dem anschließenden Schisma des Mainzer Erzstifts. Diese Phase dauerte bis zum Juli 1337, als Erzbischof Heinrich von Virneburg sich den Mainzer Stuhl endgültig sicherte. Nach dem Tod Matthias’ postulierte das Mainzer Domkapitel wie im Jahre 1321 wieder Balduin von Luxemburg. Das Kapitel bat den Papst um die Anerkennung der Postulation und die Erlaubnis der kumulierenden Besetzung von zwei Erz­ stühlen. Balduin akzeptierte diesmal die Postulation. Er war auch bereit, mit der Beauftragung durch das Domkapitel die Verwaltung und die Herrschaftsrechte auszuüben. Papst Johannes XXII. behielt sich dagegen wieder den erzbischöflichen Posten vor und setzte durch Providierung Heinrich von Virneburg ein, einen Neffen des gleichnamigen damaligen Erzbischofs von Köln. Balduin und Heinrich stritten daraufhin um das wichtigste kirchliche Amt im römisch-deutschen Reich nördlich der Alpen533. Vor allem für Balduin war es von großer Bedeutung, am Mainzer Erzstuhl festzuhalten. Wenn er mit Trier und Mainz zwei hegemoniale Mächte in seiner Hand vereinigen könnte, würde sich ihm eine Möglichkeit öffnen, im Mittelrhein eine weit überlegene Position aufzubauen. Um sich den Mainzer Erzstuhl zu sichern, entfaltete Balduin rege politische Aktivitäten. Einerseits versuchte er, durch Vereinbarungen die bisherigen territorialpolitischen Konflikte mit den Nachbarn zu lösen. Andererseits schloss er zahlreiche Bündnisse, um seine Anhänger zusammenzuführen und zukünftige Streitig­keiten unter ihnen vorzubeugen534. Als Balduin am 12. Oktober 1328 die Postulation akzeptierte und dem Dom­ kapitel verschiedene Zusicherungen gewährte, versprach er gegenseitige Unter­ stützung bei Fehden535. Die Urkunde wurde von der älteren Forschung als Wahl­ 533

Zu diesem Mainzer Schisma zwischen 1328 und 1337 s. Schrohe, Mainz in seinen Bezie­ hungen, S. 97 ff.; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 94 ff.; Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, Teil 2; Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 94 ff.; Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 248 f.; Jürgensmeier, Das Bistum Mainz, S. 132 ff.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 459 ff.; Debus, Balduin als Administrator; Grathoff, Burgen um Mainz, S. 31 ff. Besonders zur Postulation und Beauftragung mit der Verwaltung durch das Domkapitel s. Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, Teil 2, S. 94 ff. 534 Als Überblick über die von Balduin geschlossenen Bündnisse s. Debus, Balduin als Administrator, S. 422. Zur Bedeutung der Bündnisse in seiner Landfriedenspolitik Nikolay-Panter, Landfriedensschutz, S. 353 ff. Zu seiner Burgenpolitik um die Stadt Mainz herum vgl. Grathoff, Burgen um Mainz, S. 35 ff. 535 REM, Nr. 2970; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3735; Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S.  169 f.; Debus, Balduin als Administrator, S.  415 f. Unter Balduin und dem Erz­ bischof Heinrich galt das Domkapitel als bedeutender politischer Faktor, s. Liebeherr, Der­ Besitz des Mainzer Domkapitels, S. 24 ff.

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kapitulation betrachtet536, aber sie ist de facto einem Bündnisvertrag ähnlich. Balduin versprach ferner, seinen Neffen König Johann von Böhmen zu veranlassen, sich für die Einhaltung des Vertrages zu verbürgen. Johann fügte in der Tat später der Urkunde sein Siegel hinzu. Als weitere Bürgen für die Einhaltung durch Balduin wurden die folgenden Adligen benannt: die Grafen Gerlach von Nassau, Georg von Veldenz und Siegfried von Wittgenstein, die Herren Gottfried (IV.) von Eppstein, Gerhard von Blankenheim, Wilhelm von Manderscheid, Ulrich von Bickenbach, Johann von Braunshorn, die Ritter Heinrich gen. Beyer von Boppard und Eberhard gen. Bremer. Sie gelten zu diesem Zeitpunkt als Anhänger Balduins. Es ist auch bemerkenswert, dass der Graf Georg von Veldenz schon im Jahre 1315 als einer der mit Balduin verbundenen Adligen erscheint537. Balduin baute darüber hinaus seine Anhängerschaft aus, indem er mit den anderen Grafen und Herren im Mittelrheingebiet enge Beziehungen knüpfte. Balduin benutzte dabei verschiedene Mittel, nicht nur Bündnisse, sondern auch Lehensverhältnisse, Dienstverträge oder Aufnahmen in die Burgmannschaft. Am 20. März 1329 schloss Balduin mit dem Herrn Gerlach von Limburg ein Bündnis gegen Heinrich von Virneburg. Balduin sicherte sich vor allem das Recht, die Stadt Limburg als Stützpunkt zu benutzen538. Am 10. Juni 1329 gewann Balduin den Grafen Johann (II.) von Katzenelnbogen als Diener und Helfer besonders gegen Heinrich von Virneburg und die Stadt Mainz, die seinen Rivalen Heinrich unterstützte539. Die von dem Grafen Johann ausgestellte Urkunde wurde von dem Grafen Gerlach von Nassau mitbesiegelt. Wir haben ihn schon oben als einen der mit Balduin verbundenen Grafen genannt. Wahrscheinlich hatte er diesen Vertrag vermittelt. Die Brüder Otto und Philipp, Herren von Bolanden, verpflichteten sich am 26. Dezember 1330, gegen Heinrich von Virneburg sowie die Stadt Mainz und für Balduin lebenslang Dienst zu leisten540. Am 21. Januar 1331 schloss Balduin mit den Grafen Gerlach und Emicho von Nassau, Johann von Sayn, den Herren Gerlach von Limburg und Gyso von Molsberg ein Landfriedensbündnis541. Graf Gerlach von Nassau und Herr Gerlach von 536 Stimming, Wahlkapitulationen, S. 29 ff. sowie immer noch, Debus, Balduin als Administrator, S. 415. 537 Siehe oben S. 82 f. 538 REM, Nr.  2996. In einer wahrscheinlich gleichzeitig ausgestellten Urkunde versprach Balduin seinem Vasallen Gerlach seine Hilfe. Wenn er sich mit der Stadt Limburg ausein­ andersetzen würde, sollte Balduin Vermittler sein. REM, Nr. 2997. 539 REM, Nr. 3019; RGK, Nr. 712. 540 REM, Nr. 3123. 541 REM, Nr. 3127; Günther, Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 172; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 134; Nieder, Die Limburger Dynasten, S. 99. Vgl. REM, Nr. 3126.

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Limburg waren schon mit Balduin verbündet gewesen. Indem er die anderen Grafen und den Herrn von Molsberg in dieses Bündnis hineinzog, weitete er seinen Anhängerkreis noch aus. Graf Philipp von Solms versprach am 17. März Balduin seinen Dienst und die Öffnung seiner Festen Solms und Königsberg542. Bemerkenswert ist wieder, dass Graf Emicho von Nassau und Herr Gyso von Molsberg die Urkunde mitbesiegelten. Man kann gut nachvollziehen, dass Balduin durch die persönlichen Verbindungen sein Netzwerk Schritt für Schritt ausgebaut hat. Am 18. Februar entstand ein Bündnis zwischen Balduin und den Rittern Gerhard und Gerhard von Landskron. Balduin ließ danach im April die gegen sie verhängte Exkommunikation aufheben543. Am 4. April 1331 verpflichtete sich Gerlach, Herr zu Isenburg, dem Erzbischof Balduin lebenslänglichen Dienst mit seiner Burg Isenburg zu leisten, ausgenommen jedoch Dienst gegen den Erzbischof von Köln, den Grafen Adolf von Berg, den Grafen Johann von Sayn und seine Hausgenossen zu Isenburg544. Die Urkunde wurde von seinem Vater Dietrich von Isenburg, Herrn Johann von Braunshorn und seinem Neffen Herrn Wilhelm von Braunsberg mitbesiegelt. Herr Johann von Braunshorn trat schon oben als Anhänger Balduins in Erscheinung. Am gleichen Tag entstand ein Lehensverhältnis zwischen Gerlach und Balduin. Balduin kann Gerlach gegen jedermann einsetzen, außer gegen den Grafen Johann von Sayn, Gerlachs Herrn und Neffen. Gerlach versprach am 1. November wieder seinen lebenslangen Dienst mit seinen Festen Isenburg und Weltersburg. Die Urkunde wurde auch wieder von seinem Vater Dietrich, Johann von Braunshorn und Paul von Eych mitbesiegelt545. Am 3. November verpflichtete sich auch Wilhelm von Braunsberg, Herr zu Isenburg, für Balduin lebenslänglich Dienst zu leisten546. Wilhelm wurde damit von Balduin als Anhänger gewonnen. Die Zeugen sind dabei Gerlachs Neffe Dietrich von Isenburg, Johann von Braunshorn und Ritter Ludwig von Cleeberg. Am gleichen Tag entstand auch ein Lehensverhältnis zwischen Dietrich von Isenburg und Balduin547. Am 11. Juni 1331 wurde eine Sühne zwischen den Erzbischöfen von Trier und Köln einerseits und den Herren Simon von Kempenich und Johann von Eltz andererseits vereinbart548. Die Parteien bestellten Graf Johann von Sayn, Herrn Diet 542 REM, Nr. 3135; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 181. Die Herren von Falkenstein und Ulrich von Hanau werden als mögliche Feinde ausgenommen. 543 REM, Nr. 3139; RET, S. 74; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 2, S. 1045 f., Nr. 111; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 2, S. 1043 f., Nr. 108. 544 REM, Nr. 3137; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 179. 545 REM, Nr. 3170. 546 REM, Nr. 3171. Die Pfalzgrafen, Graf Wilhelm von Katzenelnbogen und Graf Ruprecht von Virneburg wurden ausgenommen. 547 REM, Nr. 3171. 548 REM, Nr. 3145; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 2, S. 1048 ff., Nr. 114.

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rich von Isenburg und Herrn Gerlach von Isenburg als Schiedsrichter. Wie oben gezeigt, pflegten alle drei enge Beziehungen zu Balduin. Am 3. Dezember 1332 gelobte Raugraf Konrad, Balduin lebenslänglich zu dienen549. Als Zeugen erscheinen sein Bruder Georg, Wildgraf Johann von Daun und sein Ritter Wolvelin. Raugraf Georg schloss schon am 20. Januar 1330 mit Balduin einen Dienstvertrag550. Die Verbindung mit Balduin scheint sich also über Georg zu Konrad erstreckt zu haben. Es gab jedoch im Mittelrhein eine Adelsfraktion, deren Spitze sich gegen Balduin richtete. Balduin hatte schon als Erzbischof von Trier Konflikte mit einigen Adligen. Es gelang ihm aber letztlich, mit seiner geschickten Bündnispolitik diese Opposition zu beseitigen. So schlossen diese opponierenden Adligen auch ein Bündnis, um gegen Balduin Widerstand zu leisten. Am 2. Januar 1329 schlossen nämlich die Brüder Simon und Johann, Grafen von Sponheim(-Kreuznach), Wildgraf Johann von Daun und Walram von Sponheim, Sohn des Grafen Simon, ein Bündnis gegen Balduin und die Gräfin Loretta von Sponheim(-Starkenburg)551. Für alle Streitfragen bestellten Graf Simon und Walram von Sponheim den Grafen Simon selbst, Graf Johann den Eberhard Kindelmann von Dirmstein, und Wildgraf Johann den Hermann von Hosenbach als Schiedsrichter. Wenn einer der Schiedsrichter ausscheiden würde, sollte er binnen 14 Tagen ersetzt werden552. Balduin zog aber diese Bündnispartner nacheinander in sein Lager herüber. Er versöhnte sich am 25. April 1329 mit den Brüdern Wildgrafen Johann von Daun und Hartrad wegen aller bisherigen Fehden und Streitigkeiten und schloss mit ihnen ein Bündnis gegen den Erzbischof von Köln und Heinrich von Virne­ burg553. Durch die Auftragung der allodialen Güter seitens der Wildgrafen und ihre Verleihung als erzbischöfliches Lehen wurde zugleich ein Lehensverhältnis zwischen Balduin und ihnen errichtet. Die Wildgrafen sollten außerdem 549

REM, Nr. 3259. Vgl. ein von der Kanzlei Balduins stammendes Formular des Dienst­ vertrages mit einer Burg, REM, Nr. 3661; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 302. 550 REM, Nr. 3070. 551 Gräfin Loretta von Sponheim stammte aus dem Grafenhaus von Salm. Nach dem Tod­ ihres Mannes übte sie als Vormund ihres jungen Sohnes Herrschaftsrechte aus. Bevor das Mainzer Schisma ausbrach, hatte sie auch mit Balduin Streitigkeiten ausgefochten. Sie hatte ihn sogar gefangengenommen. Vgl. Mötsch, Trier und Sponheim, S. 374. Zu dieser tatkräftigen Frau zuletz Schäfer, Handlungsspielräume. 552 REM, Nr. 2986; RGS, Nr. 482; Mötsch, Trier und Sponheim, S. 377. Es ist merkwürdig, dass Graf Simon und Walram Simon selbst als Schiedsrichter benannten. Zur sogenannten ersten Schmidtburger Fehde, die der von den hier genannten Adligen unterstützte Wildgraf Friedrich von Kyrburg gegen Balduin führte, und ihrer Vorgeschichte s. Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 45 ff.; Eulenstein, Landfriedenspolitik, S. 242 ff. 553 REM, Nr.  3010, 3011 (Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr.  160); SaldenLunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S.  116.; Eulenstein, Land­friedens­ politik, S. 245 ff.

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auf ihre Ansprüche gegen den verstorbenen Erzbischof Matthias und das Mainzer Stift verzichten. Graf Georg von Veldenz, Herr Gottfried von Eppstein und Herr Heinrich von Hohenfels stifteten am 17. Juni 1329 eine Sühne zwischen Balduin einerseits und den Grafen Simon und Johann von Sponheim(-Kreuznach) andererseits554. Beide Grafen von Sponheim gehörten zum oben genannten Bündnis und es gelang Balduin damit, sich mit weiteren Feinden zu versöhnen. Unter den drei Vermittlern standen Graf von Veldenz und Gottfried von Eppstein, wie oben festgestellt, dem Erzbischof nahe. Am 1. Dezember 1329 vermittelten dann Balduin und Gottfried von Eppstein als erwählte Ratsleute einen Friedensvertrag zwischen den Grafen Simon und Johann von Sponheim(-Kreuznach) einerseits und der Gräfin Loretta von Sponheim­ (-Starkenburg), den Gemeinern von Wildberg und Herrn Johann von Braunshorn andererseits555. Johann von Braunshorn war schon bei der oben genannten Vereinbarung zwischen Balduin und dem Mainzer Domkapitel als Bürge in Erscheinung getreten. Balduin hat damit nicht nur seine ehemaligen Feinde an sich gebunden, sondern auch die Auseinandersetzungen im Sponheimer Grafenhaus beigelegt. Hier zeigt sich auch eine Einwirkung der hegemonialen Macht auf die Konflikte unter verwandten Grafen. Balduin schlichtete am 31. Januar 1331 als Schiedsrichter einen Konflikt zwischen dem Grafen Walram, Sohn Simons, von Sponheim(-Kreuznach) und dem Ritter Heinrich von der Leyen556. Walram verpflichtete sich danach im April, Balduin zu dienen557, schloss im August mit Balduin ein Bündnis auf Lebenszeit558 und trat in ein Lehensverhältnis mit ihm ein559. Der von Walram ausgestellte Lehensrevers wurde außer ihm von den Grafen Simon von Sponheim(-Kreuznach) und Wilhelm von Katzenelnbogen mitbesiegelt. Am 29. Juni 1331 vereinbarte Balduin weiterhin mit den Brüdern Simon und Johann, Grafen von Sponheim(-Kreuznach), den Kaufleuten Geleit zu geben560. Wenn ein Kaufmann die Straße verlassen hatte oder einem Kaufmann Schaden aus der Stadt Mainz geschehen war, sollte er keinen Anspruch auf Ersatz haben.

554 REM, Nr.  3021; RGS, Nr.  488; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr.  162;­ Eulenstein, Landfriedenspolitik, S. 244 f. 555 REM, Nr. 3060; RGS, Nr. 497. 556 REM, Nr. 3128; RGS, Nr. 535. 557 REM, Nr. 3138. Sein Vater Graf Simon, sein Vetter Graf Johann von Sponheim, Graf Wilhelm von Katzenelnbogen, Graf Rudolf von Haigerloch, Wildgraf Johann von Daun und Heinrich, Sohn des Grafen Georg von Veldenz, wurden jedoch ausgenommen. 558 REM, Nr. 3156. Dieselbe Personen wie im April wurden wieder ausgenommen. 559 REM, Nr. 3157; RGS, Nr. 552, 553. 560 REM, Nr. 3148, 3149; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 177; ­Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 134; Mötsch, Trier und Sponheim, S. 377 f.

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Graf Friedrich von Leiningen, der lange auf der Seite des Erzbischofs Heinrich geblieben war, schloss zuletzt am 29. März 1335 ein lebenslängliches Bündnis mit Balduin und den anderen561. Auf diese Weise hat Balduin die oppositionelle Fraktion aufgelöst und Beziehungen mit den einzelnen Mitgliedern der Opposition geknüpft. Der starken Anhängerschaft Balduins im Mittelrhein entspricht seine rege Tätigkeit als Schiedsrichter oder Vermittler bei den Streitigkeiten unter den Grafen und Herren in dieser Region. Balduin entschied am 30. Oktober 1333 die Erbstreitigkeiten zwischen dem Raugrafen Georg und seiner Frau Margarete einerseits und dem Grafen Wilhelm (II.) von Katzenelnbogen, Margaretes Bruder, andererseits. Um Eigen und Erbe verwies er die Parteien vor die Schöffen und das Gericht, wo das umstrittene Eigen und Erbe lagen. Um Lehen wurden beide Parteien an das Urteil der Mannen der Lehensherren verwiesen. Die Unklarheiten sollten durch Urkunden oder durch Eid entschieden werden. Die Zuständigkeit der Gerichte und die Beweislast wurde damit genau verteilt. In der Entscheidung Balduins findet sich der Begriff „noxien“, der auf Kenntnisse des gelehrten Rechts hindeutet562. Am 29.  November 1334 schlichtete Balduin den Konflikt zwischen Raugraf Konrad und Gottfried, Sohn des Wildgrafen Friedrich von Kyrburg, und noch am gleichen Tag den zwischen Raugraf Georg und Wildgraf Friedrich von Kyrburg. Er fügte der Sühneurkunde seine Siegel hinzu563. Balduin und Graf Georg von Veldenz stifteten am 30. Mai 1336 Frieden zwischen Kuno von Daun, Herr zum Stein, einerseits und Margarethe, der Witwe des Ritters Eberhard vom Stein, ihrem Sohn Wilhelm Bozzel, Kunigunde, der Witwe des Ritters Andres vom Stein, und ihrem Sohn Johann andererseits. Wer den Frieden brach, sollte meineidig, treulos und ehrlos sein und in den Bann des Papstes und die Acht des Kaisers fallen564. Balduin führte außerdem am 10. Juni 1336 eine Sühne zwischen Graf Georg von Veldenz und Graf Walram von Zweibrücken herbei. Die Parteien hatten um ein Burglehen gestritten565. 561 REM, Nr. 3419; Debus, Balduin als Administrator, S. 422. Der Graf nahm aber das Reich und die Pfalzgrafen aus. Mit gleichem Datum entstand das Lehnsverhältnis zwischen Balduin als dem Erzbischof von Trier und dem Grafen, REM, Nr. 3418. 562 REM, Nr.  3329; RGK, Nr.  815; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr.  295. Der Begriff­ „noxien“ wird in c. 7 verwendet. 563 REM, Nr. 3398; Schnepp, Die Raugrafen, S. 158. 564 REM, Nr. 3515. Balduin hatte sich vorher im April 1336 mit Kunigunde und ihren Söhnen versöhnt, REM, Nr. 3506. 565 REM, Nr.  3520; GehHA München, Zweibrücker Urkunden 87; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 82. Es gab auch Konfliktbeilegungen Balduins, bei denen als Kontrahenten nicht die Grafen und Herren erschienen. Im Juni 1336 führten z. B. die Boten, die Balduin gesandt hatte,

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Nicht nur unter den mittelrheinischen Grafen und Herren hatte Balduin Feinde. Die Auseinandersetzung mit dem Landgrafen von Hessen stellte ein belastendes Erbe dar, das er von seinem Vorgänger Matthias zu übernehmen hatte. Angesichts des Streits um den Erzstuhl bemühte sich Balduin, mit Zugeständnissen das Verhältnis zu Hessen zu verbessern, mindestens nicht zu verschlechtern. Es gelang ihm nicht, das Problem endgültig zu lösen, aber doch, den Zustand zu stabilisieren566. Balduin und Landgraf Heinrich von Hessen vereinbarten am 8. November 1328 die Einsetzung eines Schiedsgerichts567. Als Schiedsrichter benannte Balduin den Grafen Gerlach von Nassau, der Landgraf den Bischof Ludwig von Münster, seinen Vetter. Angesichts der engen Beziehung Gerlachs zu Balduin ist diese Benennung nicht überraschend. Als Obmann sollte König Johann von Böhmen fungieren. Beide Schiedsrichter sollten bis zum nächsten Osterfest ihre Entscheidung treffen. Wenn sie sich nicht einigen könnten, sollte der König von Böhmen entscheiden. Wenn er aber keine endgültige Entscheidung fällen könnte, sollten beide Schiedsleute wie ein Mann sein, gemäß dem Wunsch des Bischofs von Münster entweder nach Friedberg oder nach Münster kommen und binnen eines Monats eine Entscheidung treffen. Der hohe Stand der Schiedsleute und des Obmanns­ offenbart die Bedeutung dieses Konflikts. Es scheint aber schwierig gewesen zu sein, dass die Schiedsleute wie geplant entschieden568. Balduin behauptete zwischenzeitlich in einem Dokument, dass die hessische Argumentation zur Erbfolge des Lehens von Vater zu Sohn keineswegs stichhaltig war. Er zitierte dabei die Libri feudorum und das Corpus iuris civilis. Die Behauptungen Hessens widersprächen sowohl dem Kaiserrecht als auch den Gewohnheiten des Landes569. Am 30. Oktober 1329 wurde ein Waffenstillstand bis zum 2. Februar 1330 geschlossen570. Endlich kamen am 11. Dezember 1329 eine Sühne und ein Bündnis zustande. Das Bündnis sollte vom Walpurgistag an drei Jahre gelten. Beide Parteien nahmen das Reich und den König von Böhmen als möglichen Feind des Bündnisses aus. Balduin nahm außerdem noch den Markgrafen von Meißen, die Mainzer­ Suffragane, die Grafen von Württemberg, Gerlach von Nassau, die Herren von Eppstein, von Isenburg und von Falkenstein sowie die Mainzer Untertanen aus, der Landgraf nahm seinerseits Erzbischof Otto von Magdeburg, Bischof Ludwig von Münster, den Markgraf von Meißen, die Grafen Heinrich von Henneberg, von eine Versöhnung zwischen der Stadt Kaiserslautern und dem Prämonstratenser-Kloster in Kaiserslautern herbei, REM, Nr. 3523, 3524; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 83, 84. 566 Zur Beziehung zwischen Balduin und Hessen s. Vogt, Mainz und Hessen, 2, S.  46 ff.; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 94; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 464. 567 REM, Nr. 2977; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 310 ff., Nr. 305. 568 REM, Nr. 3016, 3024. 569 REM, Nr. 3023; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 213. 570 REM, Nr.  3047; StA Marburg, Verträge mit Mainz, 1 (30.10.1329). Vgl. auch REM, Nr. 3464.

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Wittgenstein, die Herren von Falkenstein, von Lissberg und die hessischen Untertanen aus. Balduin nahm auch den Landfrieden in der Wetterau aus. Man kann an solchen Ausnahmeklauseln gut die damalige Bündnisstruktur ablesen. Um den Frieden zu bewahren, sollten beide für drei Bezirke je einen Schiedsrichter, also insgesamt je drei, wählen. Als Obmann wurde Thilmann von Itter bestimmt. Wenn er ausscheiden und Balduin und der Landgraf einen Nachfolger nicht binnen einem Monat stellen sollten, sollten die Schiedsleute in Münzenberg ein­ treffen und von dort nicht weggehen, ohne einen neuen Obmann zu benennen571. Gemäß dem Abkommen stellte Balduin Ludwig von Selheim, Stefan von Haldessen und Hermann von Bilzingsleben als Schiedsleute, während der Landgraf von Hessen Johann Riedesel, Tylemann von Elben und Hermann Dieten als Schiedsleute einsetzte. Wenn ein Amtmann einen Bruch des Waffenstillstandes oder einen Auflauf auf Verlangen nicht binnen acht Tagen richten würde, sollte ein Amtmann von Mainz in die hessischen Stützpunkte, ein Amtmann von Hessen in die mainzischen Stützpunkte einreiten. Wenn die Amtleute dann nicht binnen eines­ Monats ihre Entscheidung trafen, sollten ihre Herren die Amtleute absetzen und selbst entscheiden572. Die Spannungen scheinen jedoch danach fortgedauert zu haben. Im August 1332 erwarb Balduin den Grafen Johann von Ziegenhain als Hauptmann in Hessen573. Im September des gleichen Jahres urteilten Abt Heinrich von Fulda, Graf Gerlach von Nassau, Landvogt in der Wetterau, und Luther, Herr zu Isenburg, als erwählte Schiedsleute über den Friedbruch beider Seiten574. Nach der Urkunde Balduins vom 1.  August 1334 wurde zwischen ihm und Hessen ein Friede bis Lichtmess 1336 geschlossen575. Der Friede deckte sich weitgehend mit dem Frieden vom Jahre 1329. Wenn die Parteien sich aber nach dem Ablauf des Friedens entschieden, weiter zu kämpfen, sollten sie zwei Monate vorher absagen. Ihnen war also bewusst, dass der Friede keineswegs endgültig war. Die Auseinandersetzung mit den Pfalzgrafen stellte einen anderen bedeutenden territorialpolitischen Konflikt dar, mit dem Balduin sich beschäftigen musste. Hier entstand ebenfalls eine vorläufige Vereinbarung. Balduin und die Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht der Ältere versöhnten sich nämlich am 21. August 1331576. In die Vereinbarung wurden die Erzstifte Mainz und Trier, das Bistum Speyer, Graf Georg von Veldenz und die Stadt Landau eingeschlossen. Die Streitigkeiten zwischen den beiderseitigen Untertanen sollten gütlich beigelegt werden. Ein Schiedsgericht von fünf Männern, je zwei Schiedsrichtern und einem Obmann, sollte die entstehenden Streitigkeiten innerhalb zweier Monate schlichten. Am 8. November 1334 schlossen Balduin und Pfalzgraf Ruprecht der Ältere ein 571

REM, Nr. 3062; Vogt, Mainz und Hessen, 2, S. 49 ff., Beilage II. REM, Nr. 3063. 573 REM, Nr. 3230; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3759. 574 REM, Nr. 3246. 575 REM, Nr. 3379. 576 REM, Nr. 3163; RPR, Nr. 2119; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, Nr. 18. 572

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Landfriedensbündnis auf zwei Jahre577. Beide Seiten erwählten Schiedsrichter, und zwar für den Bezirk oberhalb von Mainz Philipp von Sponheim, Ritter Konrad Schenk von Erbach und Wiprecht Swenden (Lehensmann Ruprechts), für den Bezirk unterhalb von Mainz Ritter Johann von Stein, Ritter Heinrich Beyer von Boppard und Knecht Konrad Knebel (ebenfalls Vasall Ruprechts). Balduin übte auch auf die beiden Hochstifte im Mittelrhein, Worms und Speyer, Einfluss aus. Ihre Domkapitel trugen ihm die Verwaltung des Hochstifts auf. Das Wormser Domkapitel traf zweimal, 1331 und 1335, eine solche Maßnahme, um sich dem vom Papst providierten Salman Waltpot, einem ehemaligen Bürger von Mainz, zu widersetzen578. Bischof Walram von Speyer aus dem Grafenhaus von Veldenz und das Speyerer Domkapitel verweigerten der päpstlichen Provision von Berthold von Bucheck, dem späteren Bischof von Straßburg, ihren Gehorsam und übertrugen 1331 Balduin das Bistum579. Mit den politischen Kräften der an den Mittelrhein angrenzenden Regionen schloss Balduin ebenfalls mehrere Bündnisse. Die weit verstreuten Güter und Herrschaftsrechte der Mainzer Kirche machten es nötig, weiträumig territorial­ politische Maßnahmen zu ergreifen. Auf diesem Feld betätigte sich Balduin sorgfältig und energisch. Obwohl diese Bündnisse sich über das Mittelrheingebiet hinaus erstreckten, geben wir hier einen kurzen Überblick, um das Bild der Bündnispolitik Balduins zu vervollständigen. Am 7. Juni 1329 verband sich Graf Ulrich von Württemberg mit Balduin bis Pfingsten 1333580. Das Bündnis richtete sich besonders gegen die Herzöge von Österreich, was dem Interesse von Württemberg entsprechen mochte. Das Bündnis nahm als seine Feinde die folgenden aus: einen einmütig gewählten König, die Markgrafen von Baden, Graf Rudolf von Hohenberg, Graf Heinrich von Werdenberg, die Herren Otto und Johann von Ochsenstein, Herrn Ulrich von Hanau, die 577 REM, Nr. 3395; RPR, Nr. 2417; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 202; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 32 f. 578 Zum Verhältnis Balduins mit dem Hochstift Worms s. Debus, Balduin als Administrator, S. 435 f.; Keilmann, Das Bistum vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit, S. 92 ff. Balduin trat 1335 von der Administration des Hochstifs Worms zurück, traf aber im Juni mit dem vom Papst providierten Bischof Salmann eine Vereinbarung, in der Salmann auf alle seine Ansprüche gegen Balduin verzichtete, REM, Nr. 3438; Stengel, Nova Alamanniae, 2, 1, Nr. 791, Art. 15. Vgl. auch die Vereinbarung zwischen Balduin und dem Wormser Klerus im Oktober 1335, REM, Nr. 3461. 579 Zum Verhältnis Balduins mit dem Hochstift Speyer s. Duggan, Bishop and Chapter, S.  104 f.; Debus, Balduin als Administrator, S.  433 ff.; Fouquet, Das Speyerer Domkapitel, S. 210 ff. Nachdem Bischof Walram am 28. August 1336 gestorben war, wurde Gerhard von Ehrenberg am 25. November vom Domkapitel zum neuen Bischof gewählt. Balduin traf am 10. April 1337 mit ihm eine Vereinbarung und setzte die Erstattung der inzwischen angefallenen Kosten fest. Die Streitpunkte sollten durch je drei Schiedsleute entschieden werden. Auf diese Weise trat Balduin von dem Hochstift Speyer zurück, REM, Nr. 3613; UB Bischöfe Speyer, 1, Nr. 548. 580 REM, Nr. 3017; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 2639.

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Herren von Hohenlohe, Ludman von Lichtenberg und die Teilnehmer des Landfriedens. Aus dieser Ausnahmeklausel wurden aber wieder Heinrich von Virneburg und die Stadt Mainz explizit ausgenommen. Der Graf verpflichtete sich somit, Balduin gegen die beiden zu unterstützen. Das Bündnis kam damit auch dem politischen Ziel Balduins entgegen. Die Streitigkeiten zwischen den Leuten der Bündnispartner sollten vor den Mainzer Amtmann von Dürn gebracht werden. Der Amtmann sollte einen Termin in Möckmühl oder Widdern ansetzen und nach dem Urteil des Grafen Boppe von Eberstein und zweier weiterer Schiedsrichter innerhalb eines Monats den Streit schlichten. Die Modalität zur Einsetzung des Nachfolgers des Grafen von Eberstein wurde ebenfalls ausführlich geregelt. Die Rolle des Mainzer Amtmanns deutet die überlegene Stellung Balduins an. Am 26.  Januar 1330 entstand zwischen Balduin und Gottfried von Hohenlohe sowie dessen Frau Elisabeth eine Vereinbarung über Burg und Stadt Krautheim581. Jede Seite sollte einen halben Anteil an Krautheim innehaben. Verabredet wurden Ausbau und Erhaltung der Burg. Über den Streit zwischen den Knechten beider Seiten sollte der Amtmann Balduins entscheiden, aber der Streit zwischen den Amtsleuten sollte von den drei Schiedsrichtern entschieden werden. Gottfried von Hohenlohe versprach ferner am 29. Oktober 1335, Balduin zu dienen, ihm alle hohenlohischen Festen zu öffnen und keine entgegengesetzten Bündnisse zu schließen582. Balduin kam am 8. Juli 1334 mit dem Grafen Heinrich von Rieneck, seinem Sohn Gerhard, Gräfin Elisabeth, der Witwe des Grafen Ludwig des Älteren, und ihren Söhnen Gerhard und Albrecht überein583. Für den möglichen Konflikt wurden Schiedsrichter bestimmt, aber der Mainzer Vitztum oder der oberste Amtmann zu Aschaffenburg sollte dabei als Obmann fungieren. Balduin stellte den Ritter Eberhard von Rosenberg, Vogt zu Dürn, als Schiedsrichter, die Grafen von Rieneck den Edelknecht Heinrich Phal von Grünsfeld. Es war natürlich für die Mainzer Kirche günstig, dass ein Mainzer Amtsträger als Obmann tätig sein sollte. 581

REM, Nr. 3071; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3739. REM, Nr. 3460; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 75; UB Hohenlohe, 2, Nr. 483; vgl. auch REM, Nr. 3464; UB Hohenlohe, 2, Nr. 484. 583 REM, Nr. 3371; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 55. Zu dem Grafen Heinrich von Rieneck und seinen Söhnen s. Schecher, Die Grafen von Rieneck, S. 90 ff.; Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S.  66 f., 84. Zu dem Grafen Ludwig dem Älteren und seinen Söhnen Schecher, Die Grafen von Rieneck, S.  90 ff.; Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S.  66 f., 71 ff. Hintergrund dieser Vereinbarung war, dass Graf Ludwig der Jüngere aus der Linie Rieneck-Rothenfels, der dem Grafen Heinrich und seinem verstorbenen Bruder Graf Ludwig dem Ä ­ lteren aus der Linie Rieneck-Lohr entgegengestanden war, 1333 ohne männlichen Nachkommen starb. Um das Erbe wurde von den Grafen von Rieneck-Lohr, den Herren von Hohenlohe und den Herren von Hanau gestritten. Von diesem Abkommen mit Balduin erwarteten sich die Grafen die Stärkung ihrer Position im Erbstreit. Das Erzstift erwarb damit aus dem Erbe die wichtige Schirmvogtei über Aschaffenburg, vgl. Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S. 184 f.; Körner, Grafen und Edelherren, S. 107. Zu dem Grafen Ludwig dem Jüngeren Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S. 62 f. 582

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Diese Verbindungen Balduins bezeugen damit eher seine Überlegenheit als die Gleichheit der Partner. Am 11. Juli 1334 nahm Balduin noch den Deutschen Orden und besonders seine Häuser wie in Mergentheim und anderen Orten unter seinen Schutz584. In April 1333 wurde eine Vereinbarung zwischen dem neu erwählten Erz­ bischof Walram von Köln und Balduin getroffen. Nach der Urkunde Balduins vom 25. April 1333 scheinen Balduin, Walram und sein Bruder Graf Wilhelm von Jülich ein Landfriedensbündnis geschlossen zu h­ aben. Der Erzbischof von Köln sollte die Prozesse und die Befehle der Kurie wegen des Mainzer Problems nicht öffentlich verkünden. Walram und Wilhelm versprachen außerdem, in den folgenden fünf Jahren gegen Balduin nicht feindselig zu sein. Wenn der von Balduin zur Reichsherrschaft („imperium“) erwählte Mann (also Kaiser Ludwig) die Brüder Walram und Wilhelm angreifen würde, sollte Balduin ihm militärisch nicht helfen. Wenn sie aber ihrerseits den Kaiser an­greifen oder das Reichsgut schädigen würden, sollte Balduin ihm helfen585. Walrams Vorgänger Erzbischof Heinrich von Köln war als Onkel Heinrichs von Virneburg seine bedeutende Stütze gewesen. Nachdem Erzbischof Heinrich im Januar dieses Jahres gestorben war, kam es für Balduin darauf an, sein Verhältnis mit dem Kölner Erzbischof neu zu regeln. Dass Balduin hier unter bestimmten Bedingungen seine Hilfe für Ludwig versagte, zeigt wieder die Solidarität und Autonomie unter den rheinischen Erzbischöfen. Am 11. April 1334 verbanden sich Balduin und Walram erneut zum Landfrieden586. Beide versprachen, jeweils im eigenen Bereich Kaufleute und Pilger zu schützen und einander nicht anzugreifen, sondern einander zu helfen, wenn jeder allein dem Friedensbrecher nicht gewachsen wäre. Um Streitigkeiten zwischen ihnen beizulegen, benannte Balduin die Ritter Eberhard Bremer und Paul von Eych, Walram seinerseits Heinrich von Löwenberg und Heinrich von Sinzig. Als Obmann wurde Dietrich von Isenburg bestimmt. Wenn er sterben würde, sollte Gerhard von Blankenheim Obmann sein. Anders als die bisherigen Bündnisse der rheinischen Erzbischöfe schreibt dieses Bündnis einen Obmann vor, aber doch zwei nacheinander. Das könnte möglicherweise noch das Gleichgewicht zwischen den Erzbischöfen andeuten. Wenn man aber die oben erwähnte Beziehung des Dietrich von Isenburg zu Balduin berücksichtigt, könnte dies doch auf seine überlegenere Position hinweisen. Erzbischof Walram von Köln vermittelte dann am 14. April eine Sühne zwischen Balduin und Heinrich von Virneburg um die Burg Mayen587. Das oben ge 584

REM, Nr. 3372; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 4, Nr. 159. REM, Nr. 3276; UB Niederrhein, 3, Nr. 268. Zu diesem Landfriedensbündnis und dem Bündnis der beiden Erzbischöfen s. Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 27 ff. 586 REM, Nr. 3352; UB Niederrhein, 3, Nr. 279; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 31 f. 587 REM, Nr. 3352; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 198. 585

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nannte Bündnis dürfte seinem Auftreten als Vermittler zugrunde liegen. Während der große Streit um den Mainzer Erzstuhl sich immer noch weiter fortsetzte, versuchte man einen lokalen Konflikt zu lösen. Am 13. November 1334 wurden auch mit Herzog Rudolf von Lothringen eine Sühne und ein Schutzbündnis geschlossen588. Balduin versöhnte sich am 15. Juli 1334 mit dem Bischof Bernhard von Paderborn über die bisherigen Streitigkeiten589. Einige Streitpunkte sollten durch die Kundschaft geklärt werden. Auch ein Bündnis mit dem Herzog Heinrich von Braunschweig wurde am 9. August 1334 geschlossen590. Balduin versprach im Januar 1329 dem Landgrafen Friedrich von Thüringen seine Hilfe. Das Bündnis sollte vom 2. Februar an drei Jahre dauern. Das Reich wurde ausgenommen. Wenn Friedrich mit jemandem einen Streit haben und Balduin davon Bescheid geben würde, sollte Balduin versuchen, binnen acht Wochen ihm mit „minne oder rechts“ zu helfen. Wenn es ihm nicht gelingen würde, sollte Balduin den Landgrafen militärisch unterstützen591. Im September 1335 fiel Balduin in Thüringen ein, um den Landgrafen von­ Thüringen und den Grafen Heinrich von Honstein zu bekämpfen. Er bat dazu den Kaiser Ludwig um Hilfe592. Ein Bündnis zwischen Landgraf Friedrich von Thüringen und Landgraf Heinrich von Hessen gegen Balduin entstand am 3. Oktober, was die Position Balduins in Thüringen gefährdete593. Ende 1335 oder Anfang 1336 scheint doch ein Bündnis zwischen Balduin und Landgraf Friedrich zustande gekommen zu sein. Sie haben am 28. Januar 1336 erneut ihr Bündnis bestätigt und es teilweise verändert594. Am gleichen Tag haben vier Schiedsleute, der Domdekan Johann von Mainz595, Heinrich der Ältere, Vogt ­ ltere, festvon Gera, Hermann von Lissberg und Johann Groze von Swezin der Ä gesetzt, dass die genannten Vollstrecker, Fritze von Wangenheim, Wetzel vom

588

REM, Nr. 3396. Zu den vorausgehenden Auseinandersetzungen zwischen Balduin und Rudolf vgl. REM, Nr. 3342, 3343, 3347. 589 REM, Nr. 3376; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 713. 590 REM, Nr. 3381; UB Braunschweig-Lüneburg, 1, Nr. 572. 591 REM, Nr. 2991; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 209. 592 REM, Nr. 3454; UR, 5, Nr. 248; Stengel, Nova Alamanniae 1, Nr. 379. Nach dem Schreiben Balduins hatte der Kaiser selbst auch aufgrund der Forderung Balduins das Unrecht des Grafen von Honstein verfolgt. Das zeigt, wie Balduin den Kaiser benutzt hatte, um seine politischen Ziele zu erreichen. 593 REM, Nr. 3456. 594 REM, Nr. 3484, 3485; UB Erfurt, 2, Nr. 140, 141. 595 Der Domdekan Johann trat in dieser Zeit oft als Schiedsrichter auf. Er führte unter Balduin und seit 1337 unter dem Erzbischof Heinrich das Mainzer Domkapitel bis zu seinem Tod von 1345. Er hatte in Bologna studiert. Zu seiner Person und Wirkung eingehend Braband, Domdekan Johannes Unterschopf. Ferner Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 461 f.

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Stein, Otto von Stotternheim, Dietrich Vogt zu Mühlberg, Apel von Echers­ hausen und Johann von Wintzingerode, die landgräfliche Feste in Thamsbrück zu Eisenach dem Erzbischof überantworten sollten, wenn der Landgraf das Bündnis brach. Wenn umgekehrt Balduin das Bündnis brach, sollten sie das Mainzer Haus zu Mühlberg dem Landgrafen überantworten596. Sechs Vollstrecker stellten am 15. März 1336 eine Urkunde aus, nach der sie gemäß der mehrheitlichen Entscheidung von vier Schiedsleuten oder bei Uneinigkeit der Schiedsrichter dem Urteil eines Obmanns Mühlberg und Thamsbrück überantworten sollten. Als Obmann wurde Graf Berthold von Henneberg der Ältere bestimmt, aber wenn er nicht zugegen war, sollte Graf Johann von Ziegenhain ihn ersetzen597. Balduin versöhnte sich dann auch mit der Stadt Erfurt, die als der wichtigste Stützpunkt der antiluxemburgischen Partei in Thüringen galt. Ferner schloss er am 15. September 1336 ein Bündnis mit dem Landgrafen Friedrich von Thüringen und dem Landgrafen Heinrich von Hessen, um gegen Friedrich von Spangenberg gemeinsam vorzugehen598. Nach diesem Überblick wenden wir uns wieder dem Mittelrhein zu. Um seine politische Stellung zu verstärken, griff Balduin auch auf das Mittel des Landfriedens zurück. Er versuchte, die führende Position zu übernehmen, die der Mainzer Erzbischof traditionell in den rheinischen und wetterauischen Landfrieden besessen hatte. Er wollte damit die Adligen und die Städte in der Region enger an sich binden, was natürlich nicht nur der Friedenswahrung dienen, sondern auch seinen politischen Zielen zugute kommen sollte. Am 27. Dezember 1328 vereinbarte Balduin mit dem Grafen Gerlach von Nassau, Ulrich von Hanau, Gottfried von Eppstein, Luther von Isenburg, Kuno von Falkenstein-Münzenberg und den Söhnen Philipps von Falkenstein, also hauptsächlich den Adligen in der Wetterau, und mit den vier wetterauischen Königsstädten, d. h. Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar, einen Landfrieden bis zum Januar 1331. Der Kaiser, das Reich und „die freien Städte“ Mainz, Worms, Speyer und Straßburg wurden als Feinde ausgenommen. Balduin und die Adligen sollten vier Ritter wählen, die Städte ihrerseits vier Bürger. Diese acht Leute und Berthold, Vogt von Ursel, als Obmann sollten das Friedensorgan bilden. Noch weitere vier Ritter und vier Bürger sollten als Ersatz gewählt werden. Die Neun sollten monatlich das Landgericht zu Frankfurt besetzen und über Landfriedensbrüche richten599. Anders als die rheinischen Landfrieden, die sich mit der Stadt Straßburg auf das Oberrheingebiet erstreckten, beschränkte sich dieser Friede auf

596

REM, Nr. 3486. Vgl. auch REM, Nr. 3497 (UB Erfurt, 2, Nr. 144), 3499, 3501. REM, Nr. 3496. 598 REM, Nr. 3551. 599 REM, Nr. 2985; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 380; MGH Const., 6, 1, Nr. 525. Zu diesem Landfrieden Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 45 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 133 f. 597

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den rechtsrheinischen Raum, der sich weitgehend mit der Mainzer Einflusszone deckte, womit die politische Bedeutung dieses Landfriedens im Mainzer Schisma umso deutlicher hervortritt. Als ein Zeugnis der Wirkung dieses Landfriedens ist eine Urkunde des Friedensorgans zu sehen600. Berthold, Vogt von Ursel, und die Acht schrieben an den Grafen Emicho von Nassau, dass die Bürger von Wetzlar gegen Gerhard Rose, einen Amtmann Emichos zu Altweilnau, wegen Gefangennahme ihrer Bürger auf der Reichsstraße im Landfriedensbezirk Klage erhoben hatten. Der Graf sollte nun dafür sorgen, dass die gefangenen Bürger freigelassen und entschädigt würden. Sonst werde der Landfriede gegen Gerhard vorgehen, wie das Landgericht bereits beschlossen hatte. Am 23.  Oktober 1329 erhielt die Stadt Oppenheim beim Landfriedensorgan eine Entscheidung, nach der die Bürger von Oppenheim weder für die Schuld des Mainzer Erzbischofs noch für die des Domkapitels pfändbar sein sollten601. Am 12.  Oktober stellten die Neun eine Urkunde aus, die verkündete, dass Abt Dielmann von Seligenstadt gegen den Müller Wicker, seinen Bruder und seinen­ Neffen Klage erhoben hatte, dass die Beklagten aber nicht vor Gericht erschienen waren602. Die Neun fällten noch am 26. September 1330 ein Urteil zugunsten der Stadt Wetzlar. Obwohl die Stadt zuvor bei dem Landfriedensgericht gegen den Grafen Johann von Solms eine günstige Entscheidung erhalten hatte, verweigerte der Graf die Vollstreckung. Die Stadt bat deshalb um ein erneutes Urteil603. Hauptsächlich benutzten die Städte den Landfrieden für ihre Interessen. Dies­ entsprach auch der Zusammensetzung des Friedensorgans, in dem die Bürger fast die Parität erreichten. Zu den rheinischen Landfrieden stellten Johann, Dekan zu Mainz, und Ritter Hartmann von Cronberg, Burggraf zu Starkenburg, mit Vollmacht Balduins am 3.  Mai 1329 eine Urkunde aus604. Balduin sollte auf Bitten der Städte Worms, Speyer, Straßburg und Oppenheim die Zölle zu Gernsheim und Kessel abschaffen, solange der rheinische Landfriede galt. Die Güter, die die Bürger von Mainz innerhalb und außerhalb des Landfriedensbezirks innehatten, sollten steuerfrei sein, solange der Landfriede seine Gültigkeit behielt. Balduin sollte den Landfrie 600 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 381; UB Wetzlar, 1, Nr. 1178. 601 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 382; MGH Const., 6, 1, Nr. 644. 602 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 383; UB Hanau, 2, Nr. 344. 603 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 384; UB Wetzlar, 1, Nr. 1175. Zu den dauerhaften Feindseligkeiten zwischen der Stadt Wetzlar und den Grafen von Solms s. Felschow, Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters, S. 30 f. Die Grafen von Solms versuchten vor allem die Handelswege Wetzlars zu beherrschen. 604 REM, Nr.  3013; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 319; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 78.

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den schützen, den die Städte beschworen. Wenn die Untertanen von Balduin den Bürgern von Worms, Speyer und Oppenheim Schaden zufügten und wenn sie trotz Mahnung nicht entschädigt wurden, sollte aus dem Anteil Balduins an dem Friedensgeleit zu Mainz eine Wiedergutmachung geleistet werden. Wenn die Bürger von Mainz Balduin seinen Anteil entzogen, sollten die Bürger der oben genannten drei Städte Rückgabe fordern, als ob es ihre eigenen Anteile beträfe. Wenn der Anteil tatsächlich zurückgegeben würde, sollten die Bürger ihn an Balduin aus­liefern. Wie oben erwähnt, wurde der rheinische Landfriede im Dezember 1327 von Erzbischof Matthias und fünf Städten bis zum 2. Februar 1330 verlängert605. Der Tod von Matthias und das Mainzer Schisma haben die Situation verändert. ­Balduin hat im Prinzip das Weiterbestehen des Landfriedens anerkannt und zu nutzen versucht, was man nutzen konnte. Balduin hat darüber hinaus eine neue Ausgestaltung von Frieden geschaffen Am 22. September 1333 errichtete Balduin in Kaiserslautern einen Landfrieden für den Bezirk von der Saar bis nach Koblenz.606 Der Friede sollte vom 11. Novem­ ber an vier Jahre gelten, erstreckte sich aber nicht auf den Bezirk des voraus­ gehenden rheinischen Landfriedens von Straßburg bis Bingen. Der rheinische Landfriede war vorher im Juli 1332 auf zwei Jahre unter Mitwirkung des Kaisers neu errichtet worden. Wer im Kaiserslauterer Landfrieden geschädigt würde, sollte sich zuerst an den nächsten Adligen wenden. Wenn dieser dem Geschädigten nicht ausreichend helfen konnte, sollte er den nächsten Adligen um Hilfe bitten. Wenn die Adligen überhaupt nicht helfen wollten, sollte der Verletzte vor dem erzbischöflichen Amtmann zu Kaiserslautern Klage erheben. Dieser Amtmann sollte mit den Rittern Wolfram von Lewensteyn und Johann von Wartenberg als Ratsleuten fungieren und eine Entscheidung über den Friedensbruch treffen. Der Amtmann zu Kaiserslautern sollte auch mit der Zustimmung eines oder zweier weiterer Ratsleute über die Aufnahme neuer Mitglieder in den Land­frieden entscheiden. Wer im rheinischen Landfrieden geschädigt wurde, sollte sich an die Sieben des Landfriedens wenden, aber wenn die Sieben binnen sechs Wochen und drei Tagen keine Entscheidung getroffen hätten, sollte der Landfriede von Kaisers­lautern dem Kläger Hilfe leisten. Wenn es für den Geschädigten schwierig war, vor den Ratsleuten Klage zu erheben, sollte er sich an Balduin selbst wenden. Balduin sollte dabei die gleiche Befugnis haben wie die Ratsleute. Balduin sollte auch zu diesem Landfrieden seine Fahne senden. Die Führungsrolle Balduins ist­ offenkundig607. Die Teilnehmer des Friedens waren Graf Georg von Veldenz, Graf Gottfried von Leiningen, die Raugrafen Heinrich, Georg, sein Bruder Konrad 605

Siehe oben S. 97. REM, Nr. 3322; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 140, Nr. 2; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 66. Zu diesem Lauterer Landfrieden Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 25 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 134 f.; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 117; Nikolay-Panter, Landfriedensschutz, S. 343 ff. 607 Zu der führenden Position Balduins in diesem Landfrieden Nikolay-Panter, Landfriedensschutz, S. 346. 606

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sowie Ruprecht, Sohn Heinrichs d. Älteren, Wildgraf Friedrich von Kirberg, Wildgraf Johann von Daun, Philipp Junker von Falkenstein, Friedrich Herr zu­ Hohenberg, sein Neffe Konrad, Kuno von Daun, Herr zum Stein, Konrad von Hohenfels gen. von Rippoldeskirchen, Johann von Kirkel, Isenbard und Georg von Heinzenberg sowie Rheingraf Johann von Rheingrafenstein608. Es ist bemerkenswert, dass dieser Friede nur den Adel, aber keine Stadt umfasste. Das ist im Vergleich mit den anderen Landfrieden ungewöhnlich. Die beteiligten Adligen hatten meistens links des Rheins, vor allem im Naheraum ihre Herrschaftsrechte. Der Landfriede hatte die Funktion, diese Adligen unter der Führung und Autorität Balduins zusammenzuschließen. Obwohl Balduin eine so rege Bündnis- und Landfriedenspolitik verfolgte, konnte er sich letztlich im Mainzer Schisma nicht durchsetzen. Das ist umso erstaunlicher, als sein Rivale Heinrich von Virneburg im Mittelrheingebiet und in den benachbarten Regionen nur wenige Anhänger sammeln konnte. Heinrich von Virneburg war nämlich außer der Unterstützung der Kurie und der Stadt Mainz im Prinzip nur auf seine eigenen Verwandten, vor allem Erzbischof Heinrich von Köln und Graf Ruprecht von Virneburg, angewiesen609. Der Erzbischof von Köln exkommunizierte Balduin und die anderen Kleriker, die auf der Seite Balduins standen610. Am 21. Mai 1329 schloss Heinrich mit seinem Neffen Graf Friedrich von Leiningen einen Dienstvertrag. Für die Schuld Heinrichs traten wieder viele Bürgen auf, vor allem Graf Ruprecht von Virneburg, Propst Johann von Xanten und Reinhard von Westerburg, Kanoniker zu Köln. Heinrich selbst und die Bürgen verzichteten darauf, aufgrund weltlichen oder geistlichen Rechts oder des Landfriedens, der bestand oder noch geschlossen werden mochte, sich von ihrer Verpflichtung zu befreien611. 608 Die Grafen Simon und Eberhard von Zweibrücken traten im August 1334 ein, vgl. Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 27. 609 Zur Unterstützung durch den Papst s. REM, Nr.  3803 (Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 259 f., Nr. 189, S. 260 ff., Nr. 190), 3811 (Sauerland, Urkunden und Re­ gesten, 2, Nr.  1560), 3813 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, 232), 3822, 3825 (Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, Nr.  1579), 3867, 3868, 3872 (Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, Nr.  1750), 3886 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr.  1243), 3892 (MGH Const., 6, 1, Nr. 736), 3897 (Schmidt, Päpstliche Urkunden, S. 248, Nr. 413). Zur Privilegienbestätigung durch Heinrich zugunsten der Stadt Mainz vgl. REM, Nr.  3847–3851; Baur, Hessische Urkunden, 3, Nr. 969. Die Privilegien sind von Erzbischof Heinrich von Köln, Johannes, Propst zu Xanten, Bruder Heinrichs von Virneburg, Graf Ruprecht von Virneburg, Reinhard von Westerburg, Kanonikus zu Köln, und anderen mitbesiegelt. Zur Bürgschaft und Kreditübernahme von Graf Ruprecht von Virneburg und den anderen für Heinrich von Virneburg s. REM, Nr. 3858, 3870. Zu den Grafen von Virneburg s. Iwanski, Geschichte der Grafen von Virneburg, besonders zu der politischen Geschichte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts S. 43 ff. 610 REM, Nr. 3876. Zu den Exkommunikationen gegen die Stadt Erfurt und die Geistlichen in Erfurt und Thüringen s. REM, Nr. 3873 (UB Erfurt, 2, Nr. 80), 3874 (UB Erfurt, 2, Nr. 78), 3877, 3889 (UB Erfurt, 2, Nr. 84). 611 REM, Nr. 3855.

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Während Balduin eine rege Bündnispolitik entfaltete und zahlreiche Bündnisse schloss, waren die Bündnisse Heinrichs kaum bemerkenswert. Dementsprechend war seine Tätigkeit als Vermittler oder Schiedsrichter sehr beschränkt. Am 17. Oktober 1330 übernahm Heinrich aus Verehrung für seinen Oheim, den Erzbischof von Köln, die Schlichtung des Konflikts zwischen Dekan und Kapitel von St. Severin in Köln einerseits und Johannes de Augusta, Kanoniker und Scholaster dieser Kirche, Notar des Erzbischofs, andererseits. Er traf seine Entscheidung zugunsten St. Severins612. Am 31. Oktober siegelte Heinrich als Bürge bei der Sühne zwischen dem Erzbischof von Köln und der Stadt Köln mit613. Heinrich entschied mit drei anderen Leuten den Erbstreit zwischen dem Ritter Ruprecht von Tomberg und seinem Neffen Werner. Die anderen drei waren der Propst Johann von X ­ anten, Graf Ruprecht von Virneburg, und Walrave von Tomberg, ein Deutschordens­ bruder, also die Verwandten Heinrichs und Ruprechts von Tomberg614. Diese Fälle zeigen deutlich, dass die Mitwirkung Heinrichs an der Konfliktlösung sich im Rahmen seines Verwandtenkreises bewegte. Erst am Ende des Mainzer Bistumsstreits trat ein bedeutendes Bündnis in Erscheinung. Am 31.  Oktober 1337 verband sich Heinrich mit dem Landgrafen Friedrich von Thüringen auf acht Jahre. Vier Bürgen sollten für die Geldzahlung Heinrichs gestellt werden, aber der Landgraf hatte das Recht, zwei davon abzulehnen. Die Bürgen sollten gegebenenfalls zu Eisenach, also einem landgräflichen Ort, in das Einlager eintreten615. Nach der anderen Urkunde gleichen Datums sollte das Bündnis sich gegen Balduin, die Adligen und die Städte in Thüringen und im Eichsfeld richten. Friedrich sollte in Thüringen und im Eichsfeld kein Bündnis gegen Heinrich schließen. Heinrich konnte sein geistliches Gericht in einer Stadt beibehalten, wozu Friedrich seine Zustimmung geben würde. Friedrich gelobte auch, die Tätigkeit dieses geistlichen Gerichts zu beschützen. Vier Schiedsrichter sollten zukünftige Konflikte „nach minne oder recht des landes“ entscheiden. Wenn die Seite Heinrichs den Vertrag brechen würde, sollten sich die Schiedsrichter in Eisenach oder Gotha, also in landgräflichen Städten, versammeln. Wenn die Seite Friedrichs das tun würde, dann in Erfurt oder Heiligenstadt, also in mainzischen Orten. Wenn die vier Schiedsrichter sich nicht einigen könnten, sollte Dietrich, Vitztum zu Apolda, als Obmann hinzutreten616. Wir skizzieren an dieser Stelle kurz das Ende des Mainzer Schismas617. Im Mai oder Juni 1334 wurde schon der Verzicht Balduins auf den Mainzer Stuhl erwogen, indem geplant wurde, Bischof Adolf von Lüttich nach Mainz zu versetzen

612

REM, Nr. 3911. REM, Nr. 3913; Ennen, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 4, Nr. 165. 614 REM, Nr. 3931; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 2, S. 1074 ff., Nr. 138. 615 REM, Nr. 4035; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 80. 616 REM, Nr. 4036; UB Erfurt, 2, Nr. 160. 617 Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, 2, S. 103 ff.; Debus, Balduin als Administrator, S. 425 ff. 613

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und Heinrich von Virneburg mit dem Bistum Lüttich abzufinden618. Spätestens um die Mitte des Jahres 1335 scheint Balduin den Verzicht und die Aus­söhnung mit der Kurie in Betracht zu ziehen. Am 4. Juni 1336 erklärte das Mainzer Domkapitel, dass der Verzicht Balduins auf das Mainzer Erzstift ratsam sein mochte619. Die Aussöhnung mit Heinrich wurde im August verhandelt620. Nachdem Papst Benedikt XII. am 15.  Oktober die Exkommunikation Balduins und die Suspension des Domkapitels verkündet hatte621, verzichtete Balduin im April 1337 offiziell auf den Mainzer Stuhl622. Verschiedene Friedensmaßnahmen waren inzwischen getroffen worden623. Im Mai 1337 kündigten die Vasallen der Mainzer Kirche gegenüber Balduin ihren­ Treueid624. Heinrich und das Domkapitel versöhnten sich am 2. Juli 1337625. Balduin konnte sich also im Mainzer Schisma nicht durchsetzen. Aber seine Tätigkeit in der Stiftsfehde war beachtenswert. Er hat durch die Aussöhnung mit den territorialpolitischen Rivalen seine Stellung gefestigt und durch die geschickte und weitgehende Bündnis- und Landfriedenspolitik eine starke Anhängerschaft aufgebaut. Es ist angesichts dieses Umstandes interessant, dass der Papst im April 1333 Gerald von Bisturre, den Dekan zu Angers und päpstlichen Kaplan, nach Deutschland gesandt und ihm die Befugnis gegeben hat, die Verträge und Bündnisse, die Balduin geschlossen hatte, zu lösen626. Die soeben erwähnte Kündigung seitens der Mainzer Vasallen ist ebenfalls interessant, weil sie das Mainzer Lehensverhältnis unter Balduin verdeutlicht. Als sich bisher Balduin als dem Verweser der Mainzer Kirche verpflichtende Lehensmannen wurden die folgenden genannt: die Grafen Gerlach, Otto und Adolf von Nassau, Graf Johann von Sponheim, Graf Friedrich von Leiningen, Raugraf Georg, zwei Grafen von­ Rieneck, Graf von Ziegenhain, Graf Johann von Katzenelnbogen, die Grafen von Diez und Wittgenstein, Herr von Brauneck, Herr Ulrich von Hanau, die Herren von Eppstein und Bickenbach, Herr Konrad Schenk von Erbach, die Herren von 618 REM, Nr. 3362; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, S. 259, Nr. 21; vgl. REM, Nr. 3363– 3367 (Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 339–345), 3983 (Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, Nr. 2182), 4019 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 1803). Gegen April 1334 wurde noch ein Tausch zwischen Heinrich von Virneburg und dem Bischof Albrecht von Passau in Erwägung gezogen, REM, Nr. 3991; Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, Nr. 2198. Über diese Pläne Debus, Balduin als Administrator, S. 426 f. 619 REM, Nr. 3518; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 398. 620 REM, Nr. 4024. 621 REM, Nr. 3561 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 1839), 3562, vgl. auch Nr. 3567. 622 REM, Nr. 3611, 3618, 3621; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 449, 453, 455. 623 REM, Nr. 3578–3582 (Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 431; Riezler, Vatikanische A ­ kten, Nr. 1857–59, 1870), 3599, 3601, 3613 (UB Bischöfe Speyer, 2, Nr. 1), 3614, 3624–26 (Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 454, 457, 458), 3627 (UB Bischöfe Speyer, 1, Nr. 548, 2, Nr. 1), 3631 (Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 461). 624 REM, Nr. 3624; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 454. 625 REM, Nr. 4045; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 79. Vgl. auch Nr. 4046, 4047. 626 REM, Nr. 3280; Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, Nr. 2165.

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Hohenfels und Lissberg627. Viele von ihnen waren mit Balduin auch durch andere Beziehungen als Lehensverhältnisse verbunden. Dass die schwäbischen Königsstädte im Januar 1332 Balduin um Vermittlung zwischen dem Kaiser und dem Papst baten628, zeigt auch die mächtige Position, die Balduin in den 1330er Jahren im Westen des Reiches aufgebaut hat. Nach dem Verzicht auf Mainz scheint seine Stellung im Mittelrhein etwas geschwächt gewesen zu sein, aber sein Einfluss blieb noch bedeutend. Am 20. Dezember 1338 schlossen Balduin, die Grafen von Nassau, Graf Wilhelm von Katzen­ elnbogen, Gerlach von Limburg, Luther von Isenburg, sein Sohn Heinrich und Graf Siegfried von Wittgenstein ein Schutzbündnis auf Lebenszeit. Wenn ein Bündnis­ partner angegriffen wurde oder einen Anspruch hatte, sollten die anderen verpflichtet sein, ihm zu helfen und einen Schlichtungstermin zu vermitteln. Wenn er aber den Termin ablehnte und sofort Fehde führte, sollten ihm die anderen nicht helfen. Ohne die Zustimmung des Hauptkriegsführenden konnten sich die anderen mit dem Feind nicht aussöhnen, außer in dem Fall, dass Balduin, die Grafen Heinrich von Nassau, Gerlach von Nassau, Johann von Nassau und Herr Gerlach von Limburg ausreichenden Schadensersatz beschafften. Die Neu­aufnahme in das Bündnis war auch möglich mit der Zustimmung entweder dieser fünf oder­ Balduins und weiterer zwei. Das Reich und die Kurfürsten wurden ausgenommen, was den Zusammenhang mit den Ereignissen zu Rhens andeutet629. Nach all dem kann man zusammenfassend feststellen, dass diese dritte Phase durch den Streit um den Mainzer Erzstuhl und vor allem durch die weitgreifende Politik des Balduin von Luxemburg geprägt war. Die rege Tätigkeit Balduins fällt auf. Er baute nicht nur ein dichtes Netzwerk mit den Grafen und Herren im Mittelrhein auf, sondern band auch die zunächst gegen ihn stehenden Adligen durch einzelne Abkommen an sich. Mit den Landgrafen von Hessen und den Pfalz­grafen bei Rhein, den regionalpolitisch mit dem Mainzer Erzstift rivalisierenden weltlichen Fürsten, errichtete Balduin Waffenstillstände und vorläufige Versöhnungen, um die Verhältnisse mindestens zu stabilisieren. Einschließlich der vielfältigen Verbindungen mit den Kräften außerhalb des Mittelrheingebiets entfaltete Balduin eine rege Bündnispolitik. Bei diesen Bündnissen wurden subtile Techniken wie die ausführlichen Ausnahmeklauseln oder die Differenzierung einzelner Gebiete und gegebenenfalls auch Kenntnisse des gelehrten Rechts eingesetzt. Im Kontext dieser Bündnispolitik trat Balduin immer wieder als Schiedsrichter und Obmann in Erscheinung und führte eine Lösung der regionalen Konflikte herbei. Im Bereich der Landfriedenspolitik hat Balduin die traditionelle Position des Erz­bischofs von Mainz übernommen und sie sogar im Kaiserslauterer Landfrieden wesentlich ausgebaut. Sein endgültiger Verzicht auf den Erzstuhl zeigt allerdings die Grenzen der 627

REM, Nr. 3624; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 454. REM, Nr. 3183; MGH Const., 6, 2, Nr. 205. Zu den gleichen Bitten von Augsburg und Konstanz vgl. REM, Nr. 3200, 3208. 629 UB Nassau, 1, 3, Nr. 2155; RGK, Nr. 867. 628

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re­gionalen Bündnispolitik gegenüber den Entscheidungen der Kurie und dem großen politischen Klima des Gegensatzes zwischen Kaisertum und Papsttum. d) Von 1337 bis 1347 Nachdem das Mainzer Schisma zum Ende gekommen war, versuchte Erz­ bischof Heinrich in der vierten Periode nach unserer Einteilung erneut, sich durch Bündnisse und andere Verbindungen mit den benachbarten Mächten zu arrangieren und die Stellung des Erzstifts wiederherzustellen630. Aber seine Tätigkeit ist schließlich an Grenzen gestoßen. Im Zusammenhang mit dem erneut auf­ flammenden Kampf zwischen Kaiser Ludwig und der Kurie stritten wieder zwei Kandidaten um den Mainzer Erzstuhl. Diese Periode endete daraufhin in Unruhe und Verwirrung. Obwohl Heinrich von Virneburg wie oben erwähnt mit päpstlicher Unterstützung schließlich den Erzstuhl behalten hatte, blieb seine Position im Erzstift unsicher. Er schloss im Juli 1337 mit dem Domkapitel eine Wahlkapitulation und sicherte sich damit die Akzeptanz der Domherren, ihn als Erzbischof aufzunehmen. In der Wahlkapitulation wurde aber festgesetzt, dass die finanziellen Maßnahmen und die anderen wichtigen Regierungshandlungen des Erzbischofs an die Zustimmung des Domkapitels gebunden seien. Das Domkapitel erwarb damit eine große Einflussmöglichkeit auf die Regierung des Erzstifts631. Aus den Jahren 1338/39 sind mehrere Bündnisse zwischen dem Erzbischof Heinrich und den wichtigen Mächten in den Nachbarregionen überliefert. Wie seine Vorgänger versuchte auch er mit diesen Bündnissen die Verhältnisse mit den territorialpolitischen Rivalen zu arrangieren und sich für künftige Auseinandersetzungen vorzubereiten. Diese Vereinbarungen sind hier kurz darzustellen, wenn sie sich auch über das Mittelrhein-Gebiet hinaus erstreckten. Am 26. März 1338 vereinbarte Heinrich in Speyer mit dem Bischof Bernhard von Paderborn, dass der Konflikt zwischen ihnen von je zwei Schiedsrichtern, dem Kantor Liborius von Paderborn sowie dem Ritter Herbold von Papenheim von der Paderborner Seite und dem Domdekan Johann von Mainz sowie dem Grafen Ruprecht von Virneburg, dem Bruder des Erzbischofs, von der Mainzer Seite 630 Zur Politik Heinrichs und des Domkapitels seit 1337 im Zusammenhang mit der Konfrontation zwischen dem Kaiser und der Kurie s. Uhl, Untersuchungen über die Politik Erz­bischofs Heinrichs III. von Mainz. Zu dem Erzstift in dieser Periode auch Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 97 ff.; Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, 1, S. 70 ff.; Jürgensmeier, Das Bistum Mainz, S. 136 ff.; Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 249 f.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 469. 631 REM, Nr.  4045, 4046; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, S.  289, Nr.  78, 79; Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S.  90 ff.; Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, 1, S. 71; Liebeherr, Der Besitz des Mainzer Domkapitels, S. 17 f.; Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 170 ff.

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mit Frist bis zum 31.  Mai entschieden werden sollte. Noch verbleibende Streitpunkte sollten danach bei einer persönlichen Zusammenkunft in der mainzischen Stadt Hofgeismar verhandelt und entschieden werden632. Am 1. April ist dann mit Rat der Schiedsrichter eine Vereinbarung über die Burg Krukenberg und die Stadt Helmarshausen zustande gekommen633. Erzbischof Heinrich schloss am 26. April mit dem Markgrafen Friedrich von Meißen, Landgrafen von Thüringen, einen Vertrag, demgemäß er sich verpflichtete, keine Untertanen des Markgrafen, seien es Grafen, Dienstmannen, Ritter oder Knechte, an sich zu ziehen. Der Markgraf versprach seinerseits, dem Erz­ bischof zu helfen, falls die Kurie ihn bedrängte634. Am 1. Mai haben Erzbischof Heinrich und Abt Heinrich von Fulda ein Bündnis geschlossen. Die Streitigkeiten zwischen ihnen oder ihren Untertanen sollten durch ein Schiedsgericht entschieden werden. Erzbischof und Abt benannten dazu je einen Schiedsrichter für das Gebiet zwischen der Fulda und der Montad und noch je einen Schiedsrichter für das Gebiet jenseits der Fulda nach Thüringen und Hessen hin. Für das erste Gebiet wurde der Ritter Friedrich von Hutten von dem Abt und der Ritter Friedrich Schelriss von dem Erzbischof ernannt. Für das zweite Gebiet traten der Ritter Heinrich von Schlitz von der fuldaischen Seite und der Ritter Otto von Stotternheim von der mainzischen Seite auf. Als Obmann wurde für das erste Gebiet Konrad von Bickenbach, für das zweite Hermann von Lissberg eingesetzt. Ersterer scheint dem Mainzer näher gestanden zu haben, letzterer dem Abt. Wenn der Kläger einen Gerichtstermin forderte, sollte der Beklagte binnen 14 Tagen vor Gericht erscheinen und antworten. Die Schiedsrichter sollten daraufhin wieder nach 14 Tagen ihre Entscheidung fällen. Der Obmann sollte binnen einen Monats entscheiden635. Heinrich verband sich im Januar 1339 mit Bischof Bernhard von Paderborn, Herzog Ernst von Braunschweig und Herrn Simon von Lippe. Das Bündnis richtete sich vor allem gegen den Niederadel wie die von Hinnenburg und die von Staufenberg636. 632 REM, Nr.  4144; Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S. 102; Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, 1, S. 72. 633 REM, Nr. 4149; StA Marburg, Kloster Helmarshausen 29 (01.04.1338). 634 REM, Nr. 4163. Freilich erweiterte sich der Gegensatz mit dem Wettiner in Thüringen zu einer großen Auseinandersetzung, in welche die Stadt Erfurt und die Grafen in Thüringen mit hineingezogen wurden. Der Sachverhalt wird in einem anderen Aufsatz des Verfassers er­ örtert werden. 635 REM, Nr. 4165; Schannat, Historia Fuldensis, S. 258, Nr. 156; Mohr, Die äußere Politik, S. 60 f. 636 REM, Nr. 4311; StA Würzburg, Maizer Urkunden 2719. Im Januar 1341 haben sich der Erzbischof und der Bischof von Paderborn in ihrem Streit um die Burg Krukenburg und die Stadt Helmarshausen versöhnt, REM, Nr. 4630; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 350 ff., Nr. 343. Vgl. auch REM, Nr. 4640. Erzbischof Heinrich schloss im Februar 1342 ein Schutzbündnis mit dem Herzog Heinrich von Braunschweig, dann im März mit den Grafen von Eberstein und anderen, REM, Nr. 4769, 4770, 4800; UB Braunschweig-Lüneburg, 2, Nr. 2, 3.

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Am 7. Mai 1339 hat Erzbischof Heinrich sich mit Bischof Otto von Würzburg auf vier Jahre verbunden. Die künftigen Streitigkeiten zwischen den beiden sollten von je einem Schiedsrichter, dem Ritter Eberhard von Rosenberg, dem Vogt zu Dürn, für den Erzbischof und dem Ritter Conrad Jemerer, Amtmann zu Hohnberg, für den Bischof, und einem Obmann, Graf Rudolf von Wertheim, entschieden werden. Bei dem Konflikt sollten beide Schiedsrichter binnen acht Tagen nach der Mahnung in Wertheim eintreffen. Wenn sie sich nicht einigen könnten, sollte der Obmann eine Entscheidung treffen637. Dieses Bündnis wurde am 29. September 1339 zu einem Bündnis mit dem Burggrafen Johann von Nürnberg auf sechs Jahre erweitert. Der Erzbischof hat dabei den Stuhl von Rom, das Reich, alle Kurfürsten, seine Suffragane, die Pfalzgrafen Rudolf, Ruprecht den Älteren, Ruprecht den Jüngeren, Markgraf Friedrich von Meißen, den Landgrafen von Hessen, die Grafen Gerlach von Nassau, Johann von Sponheim, Ulrich von Württemberg, ihre Landesherren, Mannen und alle seine Verbündeten ausgenommen. Aus dieser weitgehenden Ausnahmeklausel kann man die damaligen Verbindungen Heinrichs gut erkennen. Die drei Bündnispartner sollten je einen Schiedsrichter bestellen, und zwar der Erzbischof den genannten Ritter Eberhard von Rosenberg oder seinen Amtsnachfolger, der Bischof den gleichfalls genannten Ritter Conrad Jemerer oder seinen Amtsnachfolger, und der Burggraf Burkhard von Seckendorf, den Amtmann zu Ansbach, oder einen Amtsnachfolger. Als Obmann sollte wiederum Graf Rudolf von Wertheim fungieren. Die Schiedsrichter sollten sich in Wertheim versammeln. Wenn dort keine Sühne oder kein Urteil zustande käme, sollte jeder Schiedsrichter dem Grafen von Wertheim seine Meinung schriftlich mitteilen und danach den Obmann mündlich beraten. Graf Berthold von Henneberg, die Grafen von Öttingen und Ludwig von Hohenlohe durften bis zum Martinstag in das Bündnis eintreten. Eine Möglichkeit der nochmaligen Erweiterung wurde damit eingeplant638. Der Bischof und der Burggraf verabredeten sich gesondert. Wenn jemand von denen, die sie als Feind des Bündnisses ausgenommen hatten, Unrecht tun würde, sollten sie ihm, falls er ihr Vasall wäre, einen Gerichtstag anberaumen und ein Urteil der Lehensmannen herbeiführen. Falls er kein Vasall wäre, sollten sie ihn vor einem anderen Gericht verklagen. Wenn er dem Gerichtsurteil nicht gehorsam wäre, sollten sie Hilfe leisten, wie gegen jeden Gegner639. Am 8. Juli 1339 verband sich Heinrich auch mit den thüringischen Grafen, vor allem den Grafen Honstein und Schwarzburg640. 637

REM, Nr. 4364; Monumenta Boica, 40, Nr. 128. REM, Nr. 4421; Monumenta Boica, 40, Nr. 136, 1, Nr. 136, 2. Vom Standpunkt des Bischofs Otto von Würzburg aus hatten diese Bündnisse die Bedeutung, dass er sich der kaiserlichen Partei näherte, zumal 1338/39 in Deutschland die Unterstützung für den Kaiser gegen die Kurie wuchs. Erzbischof Heinrich, Burggraf Johann, die Grafen von Henneberg und Öttingen und Lutz von Hohenlohe waren alle mit Kaiser Ludwig eng verbunden, s. Hetzenecker, Studien zur Reichs- und Kirchenpolitik des Würzburger Hochstifts, S. 46 f. Zum Hochstift Würzburg in der Zeit Ludwigs von Bayern s. auch Scherzer, Das Hochstift Würzburg, S. 33 ff. 639 REM, Nr. 4423; Monumenta Boica, 40, Nr. 136–3, 4. 640 REM, Nr. 4390, 4391. 638

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Im Mittelrhein trat Heinrich nun in die Bündnisse mit Balduin ein, mit dem er gerade um den Mainzer Erzstuhl gekämpft hatte. Es galt für Heinrich, die Beziehung mit Balduin zu arrangieren, weil dieser als Erzbischof von Trier aus dem Hause Luxemburg nach dem Mainzer Schisma immer noch eine der bedeutendsten politischen Kräfte in der Region blieb. Am 13.  Juli 1338 verkündete Kaiser Ludwig in Bacharach, dass er zwischen Heinrich und Balduin geschlichtet hatte641. Der Rhenser Kurverein und das Rechtsweistum vom 16. Juli 1338 beruhten schon auf dem Zusammenwirken der beiden Erzbischöfe642. Eine kaiserliche Urkunde zeigt zwei Tage nach den Rhenser Ereignissen die Bedeutung, die die beiden Erzbischöfe in der damaligen Reichs­ politik innehatten643. In dieser Urkunde erklärte der Kaiser, dass er sowohl dem Erzbischof von Köln als auch seinen Suffraganen die versäumten Formalitäten hinsichtlich der Reichslehen insoweit nachsehen wolle, als die Erzbischöfe von Mainz und Trier es für angemessen erachteten. Sie übernahmen damit sozusagen die Rolle der Vermittler zwischen dem Kaiser und den geistlichen Fürsten im Nordwesten. In dieser Maßnahme klingt auch die traditionelle besondere Verbindung unter den drei rheinischen Erzbischöfen an. Am 28. Oktober 1338 kamen Erzbischof Heinrich von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier und die Grafen Walram und Johann von Sponheim für das Gebiet zwischen Mainz und Trier überein, die Kaufleute zu schützen644. Die drei Erzbischöfe haben sich dann am 19. April 1339 auf Lebenszeit verbunden645. Nach der Kölner Ausfertigung wurde als Zweck des Bündnisses der Schutz von Kaufleuten und Pilgern aufgeführt. Heinrich sollte verbieten, dass die beiden anderen Erzbischöfe von Mainzer Gebiet aus angegriffen würden. Die Bündnispartner sollten einander bei Friedensbrüchen helfen. Die Erzbischöfe von Mainz und Köln benannten je zwei Schiedsrichter, die Ritter Hermann von Bassenheim und Schilling von Lahnstein für den Mainzer, die Ritter Johann Waltbode und Heinrich Roman von Sinzig für den Kölner. Als Obmann sollte Gerlach, Herr zu 641

REM, Nr. 4204, 4205; MGH Const., 7, 1, Nr. 430, 434, 435; UR, 5, Nr. 313, 314, 315. REM, Nr. 4214 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, S. 164, Nr. 26), 4216 (Zeumer, Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung, Nr. 141c); MGH Const., 7, 1, Nr. 448. Zu den Ereignissen in Rhens und der Konfrontation zwischen dem Kaiser und der Kurie s. Stengel, ­Avignon und Rhens, S. 85–224; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 298 ff.; Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 215 ff. Im Übrigen schlossen der Erzbischof Balduin von Trier und der Pfalzgraf Rudolf im Juni/Juli 1338 auf sechs Jahre ein Bündnis. Die künftigen Streitigkeiten sollten von dem Ritter Johann von Meckenheim als Pfälzer Schiedsrichter, Johann von Randecken, dem Amtmann von Kaiserslautern, als Trierer Schiedsrichter und dem Raugrafen Georg als Obmann entschieden werden, s. Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 1166; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 93, 94, 95. 643 REM, Nr. 4226; MGH Const., 7, 1, Nr. 450; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 600. 644 REM, Nr. 4285; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, Nr. 30. Vgl. REM, Nr. 4291; Winter­ feld, Die kurrheinischen Bündnisse, S.  40 ff.; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 121. 645 REM, Nr. 4356; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 42 f. 642

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Isenburg, in Oberlahnstein, dem mainzischen Ort, oder in Andernach, dem köl­ nischen Ort, tätig sein. Der Wortlaut der Bündnisurkunde beruht weitgehend auf der Bündnisurkunde von 1334 zwischen Köln und Trier. Am 20. Juni 1339 haben alle drei Erzbischöfe erneut ein Bündnis auf zehn Jahre geschlossen. Das Bündnis sollte mit gegenseitiger Unterstützung das Geleit auf dem Rhein von Oppenheim bis Rheinberg unterhalb Neuss und drei Meilen zu Lande zu beiden Seiten dieser Strecke schützen. Neue oder erhöhte Zölle waren in diesem Bereich nicht zu dulden. Wenn ein Konflikt zwischen zwei Erzbischöfen ausbrach, sollte der dritte als Schiedsrichter nach „minne“ oder nach „recht“ mit seiner fürstlichen Ehre binnen sechs Wochen entscheiden. Der Erzbischof von Mainz nahm den Stuhl zu Rom und das Reich aus und dazu noch weiter die Pfalzgrafen Ruprecht den Älteren und den Jüngeren, seine Suffragane, Vasallen und andere. Der Erzbischof von Trier nahm unter anderem Pfalzgraf Rudolf, Graf Johann von Nassau, und Gerlach, Herrn zu Limburg, aus, der Erzbischof von Köln unter anderen den Landgrafen Heinrich von Hessen646. Es ist wieder bemerkenswert, dass hier die Erzbischöfe sozusagen als „natürliche“ Schiedsrichter erscheinen. Die Erzbischöfe von Mainz und Trier haben im Juni 1340 als Schiedsrichter in dem Streit zwischen dem Erzbischof Walram von Köln und dem Grafen Gerlach von Nassau eine Entscheidung getroffen und die Beendigung der Fehde sowie den Verzicht auf die beiderseitigen Ansprüche festgesetzt647. Im Mai 1342 schlichtete der Trierer den Streit wegen eines Todesfalls, der zwischen Untertanen der beiden anderen Erzbischöfe bestand, und bestimmte die Befreiung der beiderseitigen Gefangenen648. Das Bündnis hat auf diese Weise tatsächlich Wirkung entfaltet. Heinrich bemühte sich auch, die Beziehung zu Hessen zu verbessern, die das Mainzer Erzstift lange belastet hatte. Am 5. Februar 1338 hat Erzbischof Heinrich mit dem Landgrafen Heinrich von Hessen einen Frieden bis zum Walpurgis­ tag 1341 geschlossen. Der Erzbischof nahm das Reich, den Markgraf von Meißen, seine Suffragane, die Grafen Gerlach von Nassau, Adolf von Berg, Johann von Sponheim, Ulrich von Hanau, die Herren von Eppstein, von Isenburg, und von Falkenstein sowie die Untertanen aus. Die Bündnispartner versprachen sich aber auch gegen diese, ausgenommen das Reich, gegenseitig Hilfe zu leisten, wenn sie „des rechtis uz gen“. Der Erzbischof nahm außerdem seinen Landfrieden mit den wetterauischen Städten aus. Ein Schieds­gericht sollte auf die Einhaltung des Friedens achten. Als Obmann wurde Ritter Albrecht Holtz­appel von Voytsberg eingesetzt. Wenn er verstarb, sollten die beiden binnen einem Monat einen Nachfolger benennen. Wenn dies nicht geschah, sollten sie in 646 REM, Nr. 4379; UB Niederrhein, 3, Nr. 343: „Uz diesem verbuntnisse nemen wir, … den stul von Rome und daz Romische riche, wand der selbe stul und das riche und wir von irn wegen, als des riches fursten, daz riche schirmen und weren sullen.“ Vgl. Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S.  128 f.; Winterfeld, Die kur­ rheinischen Bündnisse, S. 43 ff. 647 REM, Nr. 4534; UB Niederrhein, 3, Nr. 351. 648 REM, Nr. 4820.

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Münzenberg einreiten. Für die drei geteilten Gebiete, „obin in dem lande“, in Hessen und an der Werra, wurden je zwei Schiedsrichter, also sechs ­insgesamt, von den beiden Parteien eingesetzt. In dem ersten Gebiet wurde der Ritter Ludwig von Selheim für Mainz und der Ritter Johann Riedesel für Hessen ernannt, im zweiten Gebiet der Ritter Stefan von Haldessen für Mainz und der Ritter Tyle von Elben für Hessen und im dritten Gebiet der Ritter Hermann von Bilzingsleben für Mainz und der Ritter Apelin von der Aue für Hessen. Die Amtleute, die auf eine erhobene Klage hin dem Befehl der Schiedsrichter nicht nach­kamen, mussten selbviert einreiten und zwar im oberen Land die Amtleute des Erzbischofs in Grünberg und die des Landgrafen in Amöneburg, in Hessen die des Erzbischofs in die Stadt Homberg und die des Landgrafen in die Stadt Fritzlar, an der Werra die mainzischen Amtleute in Eschwege und die hessischen in Heiligenstadt. Es ist also so geregelt, dass die mainzischen Amtleute in die hessichen Orte, die hessischen in die mainzischen Orte einreiten sollten. Sie sollten innerhalb eines Monats die Beschwerden abstellen, sonst sollten sie von ihren Fürsten entlassen werden. Wenn jemand den Frieden nicht einhielt, sollte ihm eine Strafe von 500 Mark Silber auferlegt werden. Wenn die Strafe binnen eines halben Jahres nicht bezahlt war, sollte ein Unterpfand gegeben werden649. Der Friede wurde durchaus ausführlich geregelt, was der langen Auseinandersetzung zwischen Mainz und Hessen entsprach. Heinrich hat ferner am 20. April 1340 mit den Brüdern Ludwig und Hermann, Landgrafen von Hessen, ein Bündnis geschlossen und versucht, sich mit ihnen bei der persönlichen Verhandlung in Friedberg oder Amöneburg über ihr „vetterliches Erbe“ und andere Streitpunkte zu einigen. Bei der Verhandlung sollten auch drei Schiedsrichter, Propst Johann von Xanten, Domdekan Johann von Mainz und Herman von Lissberg, zugegen sein650. Diese drei tauchen bei Konfliktlösungen des Erzbischofs von Mainz häufig auf. Am 6.  Januar 1341 hat der Landgraf Heinrich von Hessen erklärt, dass der Friede mit Erzbischof Heinrich von Mainz, der bis zum 1. Mai geschlossen war, um weitere drei Jahre verlängert werden sollte. Ein Schiedsgericht von je sechs Leuten sollte errichtet und im Dorf Marsdorf oder in Amöneburg versammelt werden651. Der Erzbischof hat am gleichen Tag den Landgrafen Heinrich von ­Hessen mit seinen Brüdern, Ludwig und Hermann, versöhnt652. Erzbischof Heinrich verband sich am 5.  Januar 1342 wieder mit dem Landgrafen Heinrich von Hessen­ gegen die Brüder gen. von Rusteberg auf Burg Arnstein wegen der Räubereien, durch die sie das Erzstift geschädigt hatten. Die beiden Parteien versprachen ein 649 REM, Nr. 4123; StA Marburg, Verträge mit Mainz, 2 (05.02.1338); Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S. 96. 650 REM, Nr. 4513. Die Landgrafen stellten eine Urkunde gleichen Inhalts aus. StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3845. 651 REM, Nr. 4635. 652 REM, Nr.  4636; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3865; Wenck, Hessische Landes­ geschichte, 3, Nr. 247.

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gemeinsames Vorgehen653. Am 6.  September 1342 verband der Erzbischof sich wieder mit dem Landgrafen Heinrich gegen die von Stockhausen, die die Burg Bramburg innehatten, wegen der Gefangennahme des Propstes von Heiligenstadt und der Bürger von Mühlhausen auf der Straße, die der Landgraf vom R ­ eiche hatte, bis zur Wiedergutmachung654. Dieses Zusammenwirken gegen Gewalttaten des Niederadels dürfte die Entspannung zwischen dem Erzstift und Hessen in dieser Zeit widerspiegeln. Erzbischof Heinrich traf auch Maßnahmen in Bezug auf ein anderes großes territorialpolitisches Problem, nämlich die Schwierigkeiten mit den Pfalzgrafen. Am 28.  August 1339 hat Erzbischof Heinrich sich mit dem Pfalzgrafen Rudolf verbunden mit dem Versprechen gegenseitiger militärischer Hilfe. Der Pfalzgraf hat das Reich, Kaiser Ludwig, alle Kinder Ludwigs, Erzbischof Balduin von Trier, seinen Bruder Ruprecht, seinen Neffen Ruprecht, die Grafen Gerlach von N ­ assau und ­Johann von Sponheim, ihre Kinder und seine Untertanen ausgenommen. Er sollte aber auch gegen diese vorgehen, ausgenommen den Grafen Johann von­ Sponheim, wenn sie vom Unrecht nicht abließen. Für die zukünftigen Streitigkeiten hat der Pfalzgraf die Ritter Kuno von Reifenberg und Engelhard von Hirschhorn als Schiedsrichter benannt, der Erzbischof Eberhard von Rosenberg, Vogt zu Dürn, und Herbort Ring. Eberhard von Rosenberg war auch in dem Bündnis mit dem Bischof von Würzburg als Schiedsrichter in Erscheinung getreten. Als Obmann wurde Konrad Schenk von Erbach erwählt. Sie sollten in Bensheim oder Neustadt, falls die pfälzische Seite verletzt würde, eintreffen. Das Bündnis sollte bis zum 8. September 1345, also fast sechs Jahre, gelten655. Am 27. Mai 1340 haben der Mainzer Erzbischof und Pfalzgraf Rudolf sich erneut verbunden. Die beiden nahmen den Kaiser Ludwig und seine Söhne aus. Rudolf verpflichtete sich, keine Bündnisse zu schließen, ohne den Erzbischof auszunehmen. Die alten Verträge, die sie miteinander geschlossen hatten, sollten auf Lebenszeit gelten. Wenn eine Seite es forderte, sollte die andere jederzeit in eine für beide bequem gelegene Stadt kommen, um die alten Bündnisse zu erneuern656. Angesichts der sich zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen dem Erzbischof und dem Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä. um Zwingenberg und andere Orte hatten die Verbindungen mit Rudolf für Heinrich große Bedeutung. Parallel zu dieser Bündnispolitik trat Erzbischof Heinrich bei Konfliktbeilegun­ gen als Obmann oder Vermittler auf. Am 21. September 1337 erklärten Reinhard von Westerburg und seine Frau Berthe, dass sie zur Beilegung ihres Streites mit Herrn Ulrich von Hanau zwei Schiedsrichter gewählt hatten. Die Westerburger 653 REM, Nr. 4758; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 64. Dieses Bündnis wurde im Februar 1342 wieder erneuert, REM, Nr. 4773. 654 REM, Nr. 4872; StA Marburg, Verträge mit Mainz 3 (06.09.1342). Die Ausfertigung des Landgrafen findet sich in StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3896. 655 REM, Nr. 4407; RPR, Nr. 6598; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 45 ff. 656 REM, Nr. 4531; RPR, Nr. 2228; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 47 ff.

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hatten nämlich den von Schonhalse und Holtzappil von Foytsberg gewählt, während der Herr von Hanau Wygande von dem Boychis und Eppichin von Doyrfelde ernannt hatte. Als Obmann wurde Erzbischof Heinrich benannt. Wenn er aber verstarb, sollte Graf Gerlach von Nassau ersatzweise Obmann sein657. Da Reinhard ein Verwandter Heinrichs war, mochte seinem Auftritt als Obmann die verwandtschaftliche Beziehung zugrunde liegen. Das entspricht der noch unsicheren Position Heinrichs als Erz­bischof von Mainz, nachdem erst kurz zuvor Balduin von Luxemburg auf den Mainzer Stuhl verzichtet hatte. Anlässlich eines Konflikts zwischen diesen beiden Kontrahenten ist nach einigen Jahren wieder ein Schiedsgericht zustande gekommen, nachdem sie sich wohl befehdet hatten. Ulrich von Hanau bekundete am 5. Mai 1340, dass die Par­ ppichin teien je zwei Schiedsrichter erwählt hatten658. Der Herr von Hanau hatte E von Doyrfelde und Konradin von Bommersheim, der Westerburger Gyselbrecht Schönhalsin und Johannes von Beldirsheim gewählt. Sie waren alle Ritter und deckten sich zum Teil  mit den Schiedsleuten von 1337. Die Parteien ernannten auch drei Obmänner, Erzbischof Heinrich von Mainz, Propst Johann von Xanten und Philipp von Falkenstein, Herr zu Münzenberg. Wenn die Schiedsrichter sich nicht einigen könnten, sollten diese drei Obmänner entscheiden. Die drei sollten als „ein Obmann“ fungieren und einer, zwei oder drei von ihnen sollten die Entscheidung treffen. Sowohl die Schiedsleute wie die Obmänner sollten bis zum nächsten Pfingsten entscheiden. Die Parteien haben versprochen, sich der Entscheidung der Schiedsrichter und Obmänner zu unterwerfen und dafür viele Bürgen gestellt. Wenn eine Partei die Entscheidung nicht einhielt, sollten die Bürgen von Hanau gemäß der Forderung der anderen Seite in Limburg, die von Westerburg in Frankfurt zum Einlager eintreten. Dabei wurde aber vorgeschrieben, dass die Forderung mit der Urkunde des Erzbischofs von Mainz geltend gemacht werden sollte. Hiermit wurde die überlegene Position des Erzbischofs anerkannt. Die drei Obmänner haben am 29. Juni gemeinsam eine Entscheidung gefällt659. Die Schiedsrichter beider Seiten hatten den Obmännern ihre Auffassung schriftlich mitgeteilt und die Obmänner ihrerseits haben mit diesen Schreiben und mit dem Rat der anderen entschieden. Sie haben je nach Streitpunkt die Beweismittel festgesetzt. Wenn eine Partei mit dem festgesetzten Beweismittel Beweis erbringen konnte, sollte sie den Punkt gewinnen. Als Beweismittel wurden unter anderem Eid, Urkunde, Kundschaft und anderes herangezogen. Die Obmänner haben am 6. Juli drei Termine in Seligenstadt bestimmt. Die Parteien sollten bei diesen Terminen entsprechend den Beweismitteln, die im Juni festgesetzt worden waren, Beweis führen. Die drei sollten sich daraufhin bemühen, die Parteien zu versöhnen. Wenn es nicht gelang, sollten sie ein Urteil fällen660. 657

REM, Nr. 4077; UB Hanau, 2, Nr. 488. REM, Nr. 4519; UB Hanau, 2, Nr. 546. 659 REM, Nr. 4540; UB Hanau, 2, Nr. 550. 660 REM, Nr. 4545; UB Hanau, 2, Nr. 552. 658

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Nach einer Urkunde vom Juni 1338 haben Erzbischof Heinrich und Pfalzgraf Ruprecht eine Sühne zwischen Kuno von Daun, Herr zum Steine und Schieles, Herr von Daun einerseits und Raugraf Konrad und Wildgraf Johann von Daun­ andererseits errichtet661. Heinrich und Ruprecht haben am 25. Juli 1338 außerdem einen Streit zwischen dem Grafen Warlam von Sponheim(-Kreuznach) und dem Grafen Johann von Sponheim(-Starkenburg) als Schiedsrichter geschlichtet. Die kommenden Streitigkeiten zwischen beiden sollten von drei Schiedsrichtern beigelegt werden. Sie sollten bei einer Klage Walrams nach Kirchberg, bei einer Klage Johanns nach Enkirch zum Einlager kommen und bis zur Entscheidung bleiben662. Erzbischof Balduin von Trier bekundete am 1. September 1338, dass er und Graf Walram von Sponheim(-Kreuznach) zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten je zwei Schiedsrichter erwählt hatten: Balduin also die Ritter Paul von Eych und Berthold von Sötern, der Graf Wildgraf Johann von Daun und Ritter Johann von Reichenstein. Sie sollten bis Allerheiligen ihre Entscheidung treffen. Wenn dies nicht möglich wäre, sollte Erzbischof Heinrich von Mainz als Obmann bis Weihnachten entscheiden663. Es ist bemerkenswert, dass die Stellung Heinrichs als Obmann auch von Balduin anerkannt wurde. Wie oben schon erwähnt, wurde am 28. Ok­tober 1338 eine Vereinbarung zum Schutz der Kaufleute zwischen Heinrich, Balduin und zwei Grafen von Sponheim geschlossen664. Offensichtlich lagen der ­Vereinbarung die hier geschilderten Maßnahmen zur Konfliktbeilegung zugrunde. Zu diesem Konflikt zwischen Balduin und Walram hat Erzbischof Heinrich Anfang 1339 mindestens mit der Zustimmung Balduins die Frist der E ­ ntscheidung verlängert665. Der Streit wurde wahrscheinlich darauf von Erz­bischof Heinrich beigelegt666. Nach einer anderen Urkunde vom 28. Oktober 1338 erklärte Reinhart der ­Ältere, Herr zu Westerburg und Kanoniker zu Mainz, als einseitig erwählter Schiedsrichter, dass das Gut zu Trechtingshausen, das zwischen den Klarissinnen zu Klarental auf der einen Seite und Lipmute, der Witwe Johanns von Trechtingshausen, und ihren Söhnen auf der anderen Seite umstritten war, den Klarissinnen zukommen sollte, weil es ihnen im geistlichen Gericht zuerkannt worden war. Er sollte sein schiedsrichterliches Erkenntnis dem Erzbischof Heinrich als Obmann übergeben667. Heinrich war also schon vorher als Obmann bestimmt worden. Die Position Heinrichs als kirchlicher Oberhirte mochte zu seiner Berufung als Obmann beigetragen haben. Dieser Fall ist übrigens im Hinblick auf das Verhältnis zwischen dem geistlichen Gericht und dem Schiedsgericht interessant. Die Klarissinnen konnten mit dem geistlichen Gericht ihr Ziel nicht erreichen. Sie 661

REM, Nr. 4185; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 120. REM, Nr. 4230; RPR, Nr. 2442; RGS, Nr. 691; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 120. 663 REM, Nr. 4251; RGS, Nr. 694; Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 60 f. 664 REM, Nr. 4285; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 7, Nr. 30. Vgl. REM, Nr. 4291. 665 REM, Nr. 4310, 4319; RGS, Nr. 719; Mötsch, Trier und Sponheim, S. 379. 666 Mötsch, Trier und Sponheim, S. 379. Allerdings gibt es keine urkundliche Überlieferung. 667 REM, Nr. 4288; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, Nr. 31. 662

III. Konfliktbeilegung im Mittelrhein-Gebiet

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brauchten noch eine Entscheidung durch das Schiedsgericht, um die hartnäckigen Gegner zum Einlenken zu bewegen. Es ist bemerkenswert, dass die Tätigkeit Heinrichs als Schiedsrichter und Obmann sich auf das Jahr 1338 konzentrierte. Dies mag in Zusammenhang mit den reichspolitischen Ereignissen wie zu Rhens und der Rolle Heinrichs in dieser Bewegung stehen. Nach 1339 ist seine Tätigkeit zur Konfliktbeilegung dagegen nicht auffällig. Außer dem oben genannten Schiedsgericht zwischen Hanau und Westerburg ­findet sich nur noch ein bedeutender Fall. Bischof Salmann von Worms auf der einen Seite und Konrad Schenk von Erbach sowie Engelhard Schenk, Propst der Dreifaltigkeitskirche in Speyer, die Brüder des verstorbenen Bischofs Gerlach von Worms, auf der anderen Seite kompromittierten nämlich am 3. März 1343 in allen ihren Streitigkeiten auf den Erzbischof Heinrich, den Deutschordensmeister und den Domdekan Johann. Am 8. März fällten diese drei Schiedsrichter ihre Entscheidung668. Das seltenere Auftreten Heinrichs als Schiedsrichter und Obmann entspricht den territorialpolitischen Tendenzen in diesen Jahren. Trotz der regen Bündnispolitik, die am Ende der 1330er Jahre von Heinrich betrieben worden war, geriet das Mainzer Erzstift in den 1340er Jahren in eine schwere territorialpolitische Krise669. Das Erzstift hatte sich lange in Thüringen mit den Wettinern, in Hessen mit den Land­ useinandersetzungen begrafen von Hessen und am Rhein mit den Pfalzgrafen in A funden. Diese drei Komplexe von Streitigkeiten verschmolzen zu einem. Die Auseinandersetzung zwischen Mainz und den Wet­tinern und die zwischen Mainz und Pfalz bedeuteten für Kaiser Ludwig innere Un­einigkeiten im kaiserlichen Lager. Es kam ihm besonders darauf an, diese ­Konflikte beizulegen. Kaiser Ludwig und Erzbischof Heinrich haben sich am 30. Oktober 1342 auf Lebenszeit verbunden. Wenn zwischen ihnen ein Streit ausbrach, sollten Graf Rudolf von Wertheim, Gottfried, Herr zu Brauneck, und Konrad Schenk von Erbach als Schiedsrichter tätig sein. Sie sollten nach der Mahnung in Wertheim eintreffen und den Ort nicht verlassen, ohne eine Entscheidung zu treffen. Die drei sollten auch die Einhaltung des Bündnisses beaufsichtigen670. Dieses Bündnis ist im Zusammenhang mit der großen Auseinandersetzung in Thüringen zu sehen. Heinrich hat am 4.  Oktober 1342 auch mit den Geistlichen von Mainz eine Vereinbarung getroffen. Die Geistlichen versprachen dem Erzbischof zukünftige Hilfe. Die Streitigkeiten sollten von je einem Schiedsrichter, Konrad von Steckelnberg für das Domkapitel und Konrad von Rietberg für den Erzbischof, sowie einem Obmann, dem Domdekan Johann, geschlichtet werden671. 668

REM, Nr. 4954, 4956; Stengel, Nova Alamanniae, 2, 1, S. 513, Art. 18, 19. Zu dieser Entwicklung im allgemeinen Braband, Domdekan Johannes Unterschopf, 1, S. 73 ff. 670 REM, Nr. 4897, 4898; GehHA München, Hausurkunden 225. 671 REM, Nr. 4888. Zu Konrad von Steckelberg Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 453. Zu Konrad von Rietberg ebd., S. 433. 669

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Die politische Krise des Erzstifts Mainz tritt dagegen darin deutlich zutage, dass sich am 22. September 1344 die Pfalzgrafen Ruprecht der Ältere und Ruprecht der Jüngere, Landgraf Heinrich von Hessen und Landgraf Friedrich von Thüringen gegen den Erzbischof und das Erzstift von Mainz auf vier Jahre verbunden haben672. Seit dem Anfang der 1340er Jahre hatte die Spannung zwischen Mainz und den Wettinern in Thüringen zugenommen. Zugleich war im Mittelrhein das Verhältnis zwischen dem Erzbischof und den Pfalzgrafen immer angespannter geworden. Die Auseinandersetzung zwischen Mainz und Hessen hatte wie oben geschildert eine lange Geschichte hinter sich. Die Erzfeinde der Mainzer Kirche hatten sich nun geeinigt. Dieses Bündnis hat auch die kaiserliche Hilfe für den Erzbischof einberechnet. Wenn Kaiser Ludwig dem Erzstift zu Hilfe kommen und gegen einen der Verbündeten zu Felde ziehen sollte, sollten die anderen den Kaiser nicht mit Raub und Brand angreifen, sondern dem Angegriffenen ihre Leute zu Hilfe schicken. Die Bündnispartner haben sich also nicht gescheut, unter bestimmten Be­ dingungen dem Kaiser zu trotzen. Die Städte und Burgen, die in Thüringen, Hessen, Sachsen, Westfalen und im Eichsfeld dem Erzbischof abgenommen würden, sollten dem Landgrafen von Hessen und dem Wettiner gehören. Die Städte und Burgen, die in Schwaben, Franken und am Rhein abgenommen würden, sollten dagegen den Pfalzgrafen gehören. Diese Aufzählung von Regionen macht deutlich, wie weit die Herrschaftsrechte der Mainzer Kirche reichten. Danach hat am 1. Oktober der Landgraf von Hessen den Waffenstillstand gekündigt673. Der Landgraf verband sich am 4.  Oktober mit dem Grafen Johann von Ziegenhain und seinem Sohn Gottfried, um den Krieg gegen den Erzbischof vorzubereiten674. Erzbischof Heinrich hat sich seinerseits am 10.  März 1342 mit Hedwig, der Witwe des verstorbenen Grafen Boppe von Eberstein, und ihren Söhnen verbunden675, am 30. Mai 1344 den Knecht Simon von Waldeck als Burgmann zu Lahnstein erworben, am 1.  Juni Philipp, Herrn zu Isenburg, zum Dienst auf 6 Jahre gewonnen676 und die Grafen und die anderen Adligen in Thüringen durch Bündnisse und Vereinbarungen eng an sich gezogen677. Der Erzbischof belohnte am 15. August den Raugraf Ruprecht, der dem Erzbischof gegen den Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach) Dienst geleistet hatte678. Am 17.  September gewann Heinrich Syfrid von Liebenstein auf ein Jahr für den Krieg gegen die Pfalzgrafen, Graf Walram von Sponheim(-Kreuznach) und Graf Gerlach von Nassau679. Der Erzbischof erwarb weiter am 4. Oktober den Ritter Johann von Liebenstein für den Krieg gegen die Pfalzgrafen und ihre Anhänger, aber er nahm den Grafen Walram 672

REM, Nr. 5194. REM, Nr. 5197. 674 REM, Nr. 5200; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 359, Anm. 675 REM, Nr. 4800; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3883. 676 REM, Nr. 5145, 5146; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, Nr. 46. 677 Z. B. REM, Nr. 5172, 5274 (UB Erfurt, 2, Nr. 205), 5275, 5358. 678 REM, Nr. 5179 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 116). 679 REM, Nr. 5189; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 73. 673

III. Konfliktbeilegung im Mittelrhein-Gebiet

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von Sponheim(-Kreuznach) aus680. In dieser Zeit scheinen die Verhandlungen zwischen dem Erzbischof und dem Grafen Walram schon im Gang gewesen zu sein, die zu dem im weiteren Verlauf eingehend erörterten Schiedsgericht führten. Am 28. Oktober befahl Heinrich, einen Feuerschützen von Ehrenfels nach Aschaffenburg zu schicken681. Im April 1345 hat sich der Erzbischof mit dem Grafen Otto von Waldeck verbunden682. Gegen drei mächtige Fürsten konnte Erzbischof Heinrich aber insgesamt nur kleinere Kräfte als Anhänger gewinnen. Dies reichte nicht, um die Situation wesentlich zu verbessern. Erzbischof Heinrich war schon seit 1337 kurz nach der­ definitiven Erlangung des Mainzer Erzstuhls durch die Schulden seiner Vorgänger und des Domkapitels finanziell schwer belastet. Seine finanzielle Situation verschlechterte sich 1344/1355 noch erheblich. Dieser Umstand steigerte noch seine Notlage683. Angesichts der schwierigen Situation wurden Sühnen und Verhandlungen angestrebt. In die Auseinandersetzung mit den Pfalzgrafen griff der Kaiser wie unten ausführlich geschildert ein. Für den Konflikt mit dem Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach) scheint ein Schiedsgericht errichtet worden zu sein. Je zwei Schiedsrichter von beiden Seiten, Gottfried Stahel von Biegen und Johan von Bellersheim von der Mainzer Seite, Heinrich Junggraf von Veldenz und Johann von Reichenstein von der Sponheimer Seite, erklärten am 17. Oktober 1344 jeweils die eigenen Auffassungen684. Es ging um den Streit über die Zugehörigkeit von Untertanen. Am 29. Oktober entschied Graf Georg von Veldenz als Obmann685. Am 24. Juni 1345 hat Abt Heinrich von Fulda einen Frieden zwischen Mainz und Hessen herbeigeführt686. Der Friede sollte bis zum 1. Mai 1349 gelten. Auch die früheren Frieden sollten ihre Gültigkeit behalten. Die Streitfragen, die sich vor der nächsten Zusammenkunft mit dem Landgrafen ergaben, waren durch Hermann von Lissberg, Amtmann zu Amöneburg, und Heinrich von Eisenbach, Amtmann zu Alsfeld, zu schlichten. Wenn einer mit auswärtigen Kräften Krieg führte, sollte sich der andere bemühen, einen Frieden zu vermitteln. Auch wenn jeder jeweils dem einen der miteinander kämpfenden Kontrahenten half, sollte der Friede zwischen Mainz und Hessen beibehalten werden. Das Erzstift versuchte damit, den früheren Waffenstillstand wiederherzustellen. 680

REM, Nr. 5201; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, Nr. 48. REM, Nr. 5216. 682 REM, Nr. 5299, 5300. Vgl. auch Nr. 5298. 683 Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S.  142 f.; Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 21 f. Erzbischof Heinrich forderte von den Kirchen und Geistlichen in der Diözese die Zahlung der Steuer. Im Dezember 1338 schloss sich das Stiftskapitel von Fritzlar zusammen. Die Kanoniker versprachen, einander zu helfen, um dem Erzbischof Widerstand zu leisten, REM, Nr. 4299; StA Marburg, Stift Fritzlar 26 (01.12.1338). 684 REM, Nr. 5207, 5208. 685 REM, Nr. 5218. 686 REM, Nr. 5322. 681

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B. Mittelrhein

Der Erzbischof hat aber wohl von August 1345 bis Anfang 1346 eine sehr ausführliche Klageschrift verfasst, dass der Landgraf doch den Frieden gebrochen habe687. Die Klage ist in drei Teile, betreffend die Ämter Amöneburg und (Hof-) Geismar sowie die Stadt Fritzlar, eingeteilt worden. Zu jedem Teil  enthält sie zahlreiche Artikel. In dem ersten Artikel zum Amt Amöneburg wird davon ge­ sprochen, dass der Deutsche Orden vor dem Kaiser, den Fürsten und den drei Schiedsrichtern den Landgrafen für den Frieden verklagt hat, weil der Landgraf auf dem Gut des Ordens eine Burg gebaut hatte. In dem 12. Artikel zur Stadt Fritzlar ist davon die Rede, dass der Landgraf diejenigen, die das Stadtsiegel von Fritzlar verfälscht hatten und vor dem Reich, also wahrscheinlich am Kaiserhof, verurteilt worden waren, unter seinen Schutz genommen hat. Abt Heinrich von Fulda entschied als Obmann am 29. Mai 1346 diese Streitigkeiten688. Nachdem der Abt die Meinungen von je zwei Schiedsrichtern, den Rittern Friedrich von Karben, Burggraf zu Friedberg, und Friedrich Schelris, Forstmeister zu Aschaffenburg, für den Erzbischof und den Rittern Volprecht von Dernbach und Symon von Homberg für den Landgrafen, eingeholt hatte, teilte er für die einzelnen Streitpunkte die Beweislast zu. Auch der Kaiser scheint sich danach in diese Auseinandersetzung eingeschaltet zu haben. Als der Erzbischof am 1. August 1346 dem Landgrafen das Geleit gewährte, wurde diese Maßnahme aufgrund der kaiserlichen Urkunde getroffen, die den Landgrafen nach Gelnhausen zitiert hatte689. Papst Clemens VI. hatte inzwischen im April 1346 den Erzbischof Heinrich abgesetzt und Gerlach von Nassau, den Sohn des Grafen Gerlach von Nassau, als neuen Erzbischof providiert. Da die Konfrontation zwischen Kaiser Ludwig und der Kurie sich wieder zugespitzt hatte, nahm der Papst die Providierung vor, um die Stellung Ludwigs in Deutschland zu schwächen und den Weg für die Wahl des Gegenkönigs freizumachen. Der Mainzer Erzstuhl wurde nun wieder von zwei Kontrahenten angestrebt690. Heinrich von Virneburg hat mit der Unterstützung des Kaisers und des Domkapitels einige gegen Gerlach gerichtete Bündnisse und Dienstverträge geschlossen691. 687

REM, Nr. 5396; Stengel, Nova Alamanniae, 2, 1, Nr. 793. REM, Nr. 5455. 689 REM, Nr. 5483; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, Nr. 65. 690 Zum Streit zwischen Heinrich und Gerlach um den Erzstuhl s. Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau; Gerlich, Nassau in den politischen Konstellationen, S. 33 ff.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 470 ff. 691 REM, Nr. 5449 (Ritter Lamprecht von Schönenberg), 5465 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 119) (Rheingraf Johann), 5480 (Graf Gottfried d. J. von Ziegenhain), 5486 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, Nr. 66) (Heinrich und Gottfried von Neuenahr). Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 19 f. nennt als die Adligen, die zu Erzbischof Heinrich standen, die Grafen Ruprecht und Adolf von Virneburg, die Grafen Johann II. und Eberhard IV. von Katzenelnbogen, Graf Gerhard von Rieneck, Graf Johann von Solms, Graf Otto von Waldeck, Graf Gottfried von Ziegenhain, Rheingraf Johann, Richard von Daun, Konrad von Trimberg, die Herren von Westerburg und die Herren von Isenburg. 688

III. Konfliktbeilegung im Mittelrhein-Gebiet

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Inzwischen trat aber Heinrich von der Regierungstätigkeit zurück, zum Teil um dem gegen ihn selbst gerichteten Vorwurf seitens der Kurie auszuweichen. Im September 1346 übertrug er mit Zustimmung des Kaisers und des Domkapitels auf vier Jahre dem Domscholaster Kuno von Falkenstein, dem Domherrn Niko­ üren, laus Stein von Oberstein, dem Ritter Eberhard von Rosenberg, Vogt zu D dem Ritter Johann von Randecken, Viztum im Rheingau, und dem Ritter Johann von Bellersheim die Regierung des Erzstifts692. Von ihnen waren Eberhard von Rosenberg und Johann von Bellersheim oft als Schiedsrichter oder Vermittler in Erscheinung getreten. Die fünf taugten aber nicht für den Kampf gegen Gerlach von Nassau und beauftragten ihrerseits Konrad von Kirkel, Mainzer Kanoniker und Dompropst von Speyer, mit der Regierung693. Wie im nächsten Kapitel beschrieben wird, hatte Konrad in der Auseinandersetzung mit dem Straßburger Bischof Berthold von Bucheck seine politischen und militärischen Fähigkeiten bewiesen. Er leitete daraufhin die Politik des Domkapitels, bis er im Februar 1348 von den Grafen von Nassau, die den Erzbischof Gerlach unterstützt hatten, gefangengenommen wurde694. Konrad von Kirkel verhandelte im Auftrag des Erzbischofs Heinrich mit dem Erzbischof Balduin von Trier und erzielte am 12. September 1346 eine Vereinbarung695. Der Erzbischof Heinrich sollte das Trierer Erzstift nicht angreifen, sofern der Friede zwischen dem Kaiser und Balduin erhalten blieb. Wenn zwischen ihnen abgesagt wurde, sollte auch Heinrich nach der Absage Krieg führen. Für den zukünftigen Konflikt wurden je ein Schiedsrichter und ein Obmann bestellt, die sich in Oberlahnstein oder Capellin versammeln sollten. Der Rivale Gerlach hat auch eine rege Bündnispolitik betrieben. Er hat sich am 24.  Mai 1346 mit Balduin verbunden. Gerlach versprach, kein für Balduin un­ günstiges Bündnis zu schließen. Die Streitigkeiten sollten von je einem Schiedsrichter und einem Obmann geschlichtet werden. Wenn die beiden sich nicht auf die Bestellung eines Obmanns einigten, sollte Balduin entscheiden. Dies zeigt deutlich die Überlegenheit Balduins in diesem Bündnis696. Am 12. Juli versprach der neue König Karl IV., Gerlach gegen Heinrich zu unterstützen697. Um das ­Lager 692

REM, Nr. 5501 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 106, Nr. 4); Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 22 ff.; Stein, Einungs- und Landfriedenspolitik, S. 11. Zu Kuno von Falkenstein, der nach der Gefangennahme des Konrad von Kirkel im Domkapitel eine führende Rolle spielen sollte, s. Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 363. Zu Nikolaus Stein von Oberstein ebd., S. 455. 693 REM, Nr. 5606 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 130, Nr. 8), 5607 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 120, Nr. 7); Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 40 f.; Stein, Einungs- und Landfriedenspolitik, S.  16 ff. Zu Konrad von Kirkel s. Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 394. 694 Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 46. 695 REM, Nr. 5612; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, S. 513, Nr. 348. 696 REM, Nr. 6135. 697 REM, Nr. 6142; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 334 f., Nr. 243; Winter­ feld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 49 f.

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Gerlachs zu verstärken, hat Balduin am 31. Juli den Streit zwischen den Grafen Gerlach, Johann und Adolf von Nassau geschlichtet698. Am 28. April 1347 wurde ein Streit zwischen Gerlach und dem Landgrafen von Hessen um die Burg Neustadt von fünf Schiedsrichtern, unter anderen dem Grafen Gerlach von Nassau, dem Vater Gerlachs, beigelegt699. Am 22.  Mai haben Gerlach und seine Brüder Adolf und Johann von Nassau ein Bündnis ge­schlossen700. Gerlach versprach am 13.  Juli 1347 dem Pfalzgrafen Ruprecht, seine Hilfe gegen Heinrich zu belohnen701. Am gleichen Tag hat Gerlach auch mit dem Grafen Philipp von Sponheim einen Dienstvertrag geschlossen702. Zusammenfassend ist festzustellen: Nachdem Heinrich von Virneburg sich bei dem Kampf um den Mainzer Erzstuhl durchgesetzt hatte, blieb seine Stellung in der Region instabil. Obwohl er um 1338 einige Teilerfolge erzielt hatte, geriet das Erzstift in den 1340er Jahren durch die Verbindung seiner territorialpolitischen Rivalen, der Pfalzgrafen, der Landgrafen von Hessen und der Wettiner, in eine Krise. Die Entstehung dieses großen Gegenbündnisses zeigt im negativen Sinne die Bedeutung der Mainzer Vormacht und zugleich, dass diese Vormacht nicht unbesiegbar war. Der erneut entflammte Kampf zwischen Kaiser Ludwig und der Kurie und der darauf folgende Streit um den Erzstuhl kamen hinzu. Als Kaiser Ludwig im Oktober 1347 unerwartet starb, beherrschte ein Schisma das Mainzer Erzstift. Mit der Spaltung der Vormacht stand der Region eine Zeit tiefgehender Unruhe bevor. 4. Zusammenfassung In diesem Abschnitt haben wir die Städtebünde, die Verbindungen unter den Adligen und die Vormacht als die Strukturen aufgegriffen, die für die einzelnen Konfliktlösungen den Rahmen bildeten. Wir haben im letzten Abschnitt fest­ gestellt, dass in den Variationen der Konfliktaustragung und Konfliktbeilegung der Wille und das Verhalten der Kontrahenten eine entscheidende Rolle spielten. Dieser Befund trifft nun auch auf die Strukturen zu, die in diesem Abschnitt behandelt worden sind. Die Städtebünde und die Verbindungen unter den Adligen

698 REM, Nr. 6145. Der Graf Gerlach von Nassau, der Vater des Providierten, scheint zunächst dem Kaiser näher gestanden zu haben als seine Söhne, s. Eiler, Die Städtepolitik der Grafen von Nassau, S. 168. 699 REM, Nr. 6159; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 3, Nr. 252. Vgl. REM, Nr. 6160, 6162; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 339 f., Nr. 247 (Hessische Ausfertigung, in der Graf Gerlach von Nassau als Schwager des Landgrafen von Hessen bezeichnet wird). Vgl. auch REM, Nr. 6166. 700 REM, Nr. 6165. Vgl. auch Nr. 6173. 701 REM, Nr. 6175; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 6, Nr. 124; Winterfeld, Die kur­ rheinischen Bündnisse, S. 50 f. 702 REM, Nr. 6176.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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waren ihrem Wesen nach horizontal und hatten deswegen wenig Spielraum, Parteien gegen deren Willen eine Entscheidung aufzuzwingen. Die Vormacht hatte zwar vertikale Eigenschaften, aber keine absolute hegemoniale Stellung. Auch war die Vormacht auf die Unterstützung und Zustimmung seitens der anderen politischen Mächte innerhalb und außerhalb der Region angewiesen. Diesem Umstand entsprechen die Ergebnisse, dass auch bei einer Vormacht die Bündnisse eine wesentliche Rolle spielten. Die politischen Kräfte in der Region versuchten unter den hier behandelten strukturellen Rahmenbedingungen, mit der Fehdeführung, der Verhandlung und Vermittlung und dem Schiedsgericht sowie anderen Methoden die Konflikte auszutragen und beizulegen, wie in diesem Abschnitt ausführlich dargestellt worden ist. Nun ist zu fragen, welche Bedeutung die Königsgerichtsbarkeit in dieser Situation haben konnte.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung Wie sieht die Tätigkeit der königlichen Gerichtsbarkeit hinsichtlich der mittelrheinischen Konflikte aus, wenn man sich die oben geschilderten Strukturen in der Region vergegenwärtigt? Die Aktivitäten der königlichen bzw. kaiserlichen Gerichtsbarkeit unter Ludwig dem Bayern sollen hier nach einigen typischen Merkmalen kategorisiert und näher untersucht werden. Aber wir werden zuerst anhand der Zusammenhänge zwischen dem Königtum und dem Landfrieden die Beziehungen zwischen der Regierung Ludwigs und dieser Region in ihrem zeitlichen Wandel im Allgemeinen darstellen. 1. Landfriede und Königtum Die Beziehung des Mittelrheingebiets zur Regierung Ludwigs hat sich um 1330 nicht unerheblich geändert. Vor 1330 gab es deutliche Grenzen für die Einflussnahme der königlichen Herrschaft Ludwigs, wenngleich diese Region eigentlich königsnah war. Nach 1330 ist es Ludwig dagegen gelungen, allmählich auf diese Landschaft einen immer größeren Einfluss auszuüben. Diese Tendenzen treten in den Landfrieden dieser Region hervor703.

703 Zu der regen und kontinuierlichen Friedenstätigkeit Ludwigs im Mittelrhein nach 1330 s. Angermeier, Königtum und Landfrieden, S.  164 ff. Die in der vorliegenden Studie befolgte Methode, aus den kleineren Änderungen der Texte der nacheinander entstandenen Landfrieden die geschichtliche Entwicklung in bestimmten Regionen herauszulesen, wird von ­Ludiger Tewes auf die Landfrieden in Westfalen angewandt, s. etwa Tewes, Westfälische Landfrieden im 14. Jahrhundert; ders., Der letzte westfälische Landfrieden. Zur prozessrechtlichen Bedeutung der Landfrieden Nehlsen-von Stryk, Prozessuale Verteidigung.

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Wie schon oben erwähnt, entstand am 22.  Juni 1317 der Bacharacher Landfriede704. Diesem lag auch ein Bündnis zwischen König Ludwig, Erzbischof P ­ eter von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier und König Johann von Böhmen vom 19.  Juni zugrunde705. Mit diesem Bündnis wollte man am Rhein die Anhänger Ludwigs zusammenführen und gegen König Friedrich Front machen. Der Landfriede selbst wurde von König Ludwig mit Rat und Zustimmung der drei Kurfürsten, des Adels und der Städte auf sieben Jahre errichtet. Es war jedoch auch vorgesehen, dass der Erzbischof von Köln, ein Anhänger des Habsburgers, in den Landfrieden eintreten würde. Drei Erzbischöfe haben danach im August 1318 in Koblenz ein Bündnis geschlossen und sich wechselseitig Hilfe versprochen706. Obwohl Ludwig den Landfrieden errichtet hat, beherrschte in dieser Phase die Autonomie der hegemonialen Vormächte die Situation707. Es wurde schon im letzten Kapitel dargestellt, wie sich nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Peter von Aspelt das Verhältnis zwischen seinem Nachfolger Matthias und König Ludwig gestaltet hat und die Landfrieden unter Matthias konzipiert wurden. Nachdem Erzbischof Matthias im November 1321 mit König Friedrich und den Habsburgern ein Bündnis geschlossen hatte708, errichtete der Erzbischof im April 1322 mit den Städten einen Landfrieden709, dem König Friedrich seine Genehmigung gewährte710. Nach der Schlacht von Mühldorf stand dieser Landfriede auf der Seite Ludwigs. Als die Städte im Sommer 1323 die Verlängerung von Geleit und Zoll in Oppenheim vereinbarten, sahen sie Verhandlungen mit Ludwig und seine Bestätigung vor711. Am 24. April 1325 wurde aufgrund des Friedenstextes von 1322 von den Städten ein Landfriede errichtet712. Ludwig bestätigte ihn am 5. Mai713. Er gewährte aber seine Bestätigung nur insoweit, als diese Liga ihm und dem Reich nicht nachteilig wäre und sich bei dem Krieg mit seinen Feinden und Rebellen neutral verhielte. Er hat sich auch die Befugnis vorbehalten, nach seiner Ankunft im Rheingebiet mit dem Rat der Städte den Frieden zu verändern. Ludwig wollte den Frieden nicht bedingungslos anerkennen, sondern sich eine Möglichkeit vorbehalten, den 704

REM, Nr.  1912; MGH Const., 5, Nr.  421; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 12 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 126 ff. 705 MGH Const., 5, Nr. 412–415, vgl. auch Nr. 416, 417. 706 REM, Nr. 2041; RET, S. 68; MGH Const., 5, Nr. 502, 503; Winterfeld, Die kurrheinischen Bündnisse, S. 24 f. 707 Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 128 f. 708 REM, Nr. 2289; MGH Const., 5, Nr. 643. 709 REM, Nr.  2319; MGH Const., 5, Nr.  649; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 57, 61 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 130. 710 REM, Nr. 2332; MGH Const., 5, Nr. 661. 711 REM, Nr. 2457; MGH Const., 5, Nr. 766. 712 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 309; MGH Const., 6, 1, Nr. 49; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 57. 713 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 311; MGH Const., 6, 1, Nr. 51; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 58.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Frieden nach seinem Willen zu gestalten. Diese Stellungnahme lässt schon seine Landfriedenspolitik nach 1330 ahnen. Am 20. Mai 1325 versprach Ludwig dem Landgrafen von Hessen, sich nicht ohne ihn mit dem Erzbischof von Mainz auszusöhnen und ihm Hilfe zu leisten714. Um den Erzbischof im Zaum zu halten, hat Ludwig den langjährigen Streit zwischen Mainz und Hessen ausgenutzt. Im Juli 1326 hat Ludwig dem Bündnis, das Boppard mit Bacharach, Diebach, Kaub und allen ihm gehörenden Tälern geschlossen hatte, seine Zustimmung gegeben715. Weil alle Städte außer Boppard zu der Herrschaft der Pfalzgrafen gehörten, fällt hier die Stellung Ludwigs als Pfalzgraf ins Gewicht. Andererseits hat er aber seine Urkunde als König ausgestellt. Das Verhalten der Stadt Boppard ist vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Erzbischof Balduin von Trier zu verstehen716. Boppard war eigentlich eine Königsstadt, aber die Stadt war 1312 mit Oberwesel von Kaiser Heinrich VII. an den Erzbischof verpfändet und ihre Verpfändung bei der Königswahl von 1314 von König Ludwig bestätigt worden717. Boppard widersetzte sich aber der Pfandherrschaft des Erzstifts und vor allem den Eingriffen des erzbischöflichen Amtmanns, und die Spannungen nahmen gerade in dieser Zeit zu. Die Stadt unterwarf sich aber schließlich im September 1327 und wurde daraufhin in das Trierer Territorium eingegliedert. Auf diese Weise hat Ludwig im Verlauf der 1320er Jahre seine Einwirkung auf diese Region und seine Verbindungen mit den ansässigen Kräften langsam verstärkt. Ludwig ist daraufhin nach Italien zur Kaiserkrönung aufgebrochen, womit zwangsläufig ein gewisser Verlust von Einfluss auf das Mittelrheingebiet einherging. Nachdem er 1330 in das Gebiet nördlich der Alpen zurückgekehrt war, war er bestrebt, seine Einwirkung auf diese Region wieder zu verstärken und weit­gehender zu gestalten als in den 1320er Jahren. Kaiser Ludwig hat sich am 11.  Dezember 1331 mit Balduin von Luxemburg verglichen. Der Vergleich entstand durch die Vermittlung von Graf Berthold von Henneberg, Deutschmeister Wolfram von Nellenburg und Heinrich von Zipplingen, Landkomtur zu Franken, von der kaiserlichen Seite und Kuno von Dudelndorf, Komtur zu Trier, Ritter Johann von Braunshorn und Ritter Hartmut von Cronberg von der Seite Balduins. Die beiden Parteien versprachen, sich nicht ohne den anderen mit dem Papst auszusöhnen. Der Kaiser sollte Hilfe leisten, sobald die Stadt Mainz gegenüber Balduin und den Mainzer Geistlichen dem Recht nicht

714

REM, Nr. 2628; MGH Const., 6, 1, Nr. 63. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 204; MGH Const., 6, 1, Nr. 192. 716 Heyen, Reichsgut im Rheinland, S.  143 f.; Flach, Stadtrecht und Landesherrschaft in Kurtrier, S. 322 ff. 717 MGH Const., 4, 2, Nr. 833; MGH Const., 5, Nr. 156. Die Verpfändung wurde von Ludwig 1320 erneut bestätigt, MGH Const., 5, Nr. 575. 715

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gehorsam wäre. Sie sollten sich auch darum bemühen, dass eine den beiden genehme Person den Kölner Erzstuhl besetzen würde. Die zukünftigen Streitig­keiten zwischen beiden sollten von den fünf obengenannten Männern außer Hartmut von Cronberg als Schiedsrichter geschlichtet werden. Viele bedeutende Personen auf beiden Seiten haben außerdem Eide geleistet718. Die Zusammensetzung des Schiedsgerichts scheint dem Kaiser günstig gewesen zu sein, aber auch Balduin konnte eine neutrale Entscheidung erwarten, wenn man die gewichtige Rolle, die Graf Berthold von Henneberg seit der Zeit Heinrichs VII. in der Reichspolitik gespielt hatte, und sein daraus stammendes hohes Ansehen berücksichtigt719. Dieser Vergleich zwischen dem Kaiser und Balduin ist natürlich im Zusammen­ hang mit dem oben dargestellten Mainzer Schisma zu sehen. Vor dem Hintergrund des kaiserlichen Kampfs mit der Kurie und der Auseinandersetzung Balduins mit dem Papst und der Stadt Mainz haben sie sich einander angenähert. Aus dem kaiserlichen Versprechen für Balduin gegen die Stadt Mainz ist die Absicht Balduins zu erkennen, die kaiserliche Macht für das eigene Interesse zu nutzen. Es war auch für den Kaiser wichtig, sich mit dem Kontrahenten zu verbinden, der mit dem päpstlichen Kandidaten um den Erzstuhl gestritten hatte. Der Kaiser hat am 19. Dezember auch mit König Johann von Böhmen720 eine Vereinbarung getroffen. Johann durfte die Reichsgüter, die Kaiser Ludwig schon in Besitz genommen hatte, nicht erwerben. Die Reichsgüter, die der Kaiser noch nicht besessen hatte, durfte Johann dagegen als Pfand erhalten. Über den Betrag ihres Lösungsgeldes waren von Balduin für die luxemburgische Seite und Graf Wilhelm von Holland für die kaiserliche Seite zu entscheiden. Im Fall ihres Todes sollte der Nachfolger erneut gekoren werden. Falls der Kaiser vor der Einlösung der Pfandschaft starb, durften sein Nachfolger oder die Erzbischöfe von Mainz und Trier die Pfandschaft einlösen721. Es ist interessant, dass den Erzbischöfen eine 718

REM, Nr. 3175, 3176; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, Nr. 4, 5; UR, 5, Nr. 134, 135; MGH Const., 6, 2, Nr. 188, 189. Der Deutsche Orden hat mit Ludwig enge Beziehungen gepflegt und damit eine Stütze für seine Herrschaft dargestellt, s. Pflugk-Harttung, Anhang, Gegner und Hilfsmittel Ludwigs des Bayern, S. 230 ff.; Hauber, Die Stellungnahme der ­Orden und Stifter des Bistums Konstanz, S. 302 ff.; Patze, Die Wittelsbacher in der mittelalterlichen Politik, S. 54 f. 719 Zur Tätigkeit Bertholds in der Reichspolitik grundlegend Füsslein, Berthold VII. Graf von Henneberg, S. 151 ff. 720 Zu Johann von Luxemburg, dem König von Böhmen, der zu den Hauptakteuren der damaligen Politik im Reich und in Europa gehörte, Hlavacek, Johann der Blinde; Margue (Hrsg.), Un itinéraire européen; Pauly (Hrsg.), Johann der Blinde; ders., Der Traum von der Kaiserkrone. Johann war einer der wichtigsten Fürsten des wittelsbachischen Lagers im Thronstreit. Um seinen Dienst in der Schlacht von Mühldorf zu belohnen, hatte Ludwig ihm im Oktober 1322 die Burg und Stadt Kaiserslautern und andere Königsgüter verpfändet, MGH Const., 5, Nr. 684, 685; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 479; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 714; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 1, 2. Vgl. auch MGH Const., 5, Nr. 812; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 9. Das Verhältnis zwischen den beiden verschlechterte sich aber danach immer wieder. 721 REM, Nr. 3178; MGH Const., 6, 2, Nr. 190. Zu dieser Versöhnung Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 270; Menzel, König Johann von Böhmen und die Wittelsbacher, S. 327.

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königsgleiche Stellung zuerkannt wurde. Mit diesem Abkommen wurde insgesamt die Erhaltung des Status quo am Rhein angestrebt. Die beiden haben sich ferner am gleichen Tag bereit erklärt, sich für die vergangenen und kommenden Streitigkeiten der Entscheidung von drei Schiedsrichtern zu unterwerfen. Als Schiedsrichter wurden Berthold von Neuffen von der­ kaiserlichen Seite, Hartmann von Cronberg von der luxemburgischen Seite und Lutz von Hohenlohe als dritter Mann eingesetzt. Wenn eine Klage erhoben würde, sollten sie binnen vier Wochen in Frankfurt einreiten und entscheiden. Wenn Hartmann starb, sollte der Kaiser binnen vier Wochen aus den luxemburgischen Räten einen Nachfolger auswählen, wenn umgekehrt Bertold starb, dann sollte Johann gleichermaßen aus den kaiserlichen Räten auswählen. Falls Lutz sterben würde, dann sollten die anderen Schiedsrichter gemeinsam den Nachfolger bestimmen. Wenn die Schiedsrichter von beiden Seiten durch dringende Not verhindert würden, sollte wie im Todesfall ein Ersatz gewählt werden. Falls Lutz nicht kommen könnte, sollten die anderen zwei seinen Vertreter wählen. Nicht nur die einstimmige, sondern auch eine mehrheitliche Entscheidung sollte gültig sein. Wenn Johann den Herzog Heinrich von Niederbayern, seinen Schwiegersohn, in das Abkommen hineinzog, sollten der Kaiser und Heinrich auch ihrerseits drei Schiedsrichter benennen und sich ihrer Entscheidung unterwerfen. Wenn sie sich über den dritten Mann nicht einigen könnten, sollten Hartmann und Berthold eine Entscheidung treffen722. Die ausführlichen Artikel über das Schiedsgericht zeigen das Bemühen, ein Gleichgewicht zwischen den Beteiligten zu wahren und­ zugleich ein entscheidungsfähiges Schiedsorgan zu schaffen. Indem Kaiser Ludwig sich mit den luxemburgischen Kurfürsten verglichen hat, die im Mittelrheingebiet eine kaum zu unterschätzende Position aufgebaut hatten, schuf er eine wichtige Basis seiner Landfriedenspolitik. Spannungen zwischen Ludwig und Johann blieben allerdings danach nicht aus. Kurz nach dem oben genannten Abkommen verschärfte sich die Situation wieder, aber Balduin griff vermittelnd ein. Der Kaiser bestätigte am 17. August 1332 die Sühne, die Balduin zwischen ihm und den Herzögen von Niederbayern errichtet hatte723. Auch die Herzöge von Niederbayern haben am gleichen Tag gelobt, diese Sühne einzuhalten724. Der Kaiser erklärte am gleichen Tag, dass Balduin ihm Hilfe versprochen habe, falls Johann das Abkommen vom letzten Dezember nicht einhalten wollte. Der Kaiser sollte seinerseits Balduin und seine Güter gegen einen möglichen Angriff Johanns beschützen725. Durch die Vermittlung von Balduin entstanden dann am 23. August eine Sühne und ein Bündnis zwischen dem Kaiser und dem König von Böhmen726. Am 24. August wurde vereinbart, dass Ludwig 722

MGH Const., 6, 2, Nr. 191. REM, Nr. 3234; UR, 5, Nr. 175; MGH Const., 6, 2, Nr. 319. 724 REM, Nr. 3235; Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, 2, Nr. 286. 725 REM, Nr. 3236; MGH Const., 6, 2, Nr. 321. 726 REM, Nr. 3241; MGH Const., 6, 2, Nr. 331; Pauly, Nature vinculum, S. 19. 723

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und Johann für zukünftige Streitigkeiten je neun Schiedsrichter erwählen sollten. Balduin sollte Obmann sein und die Einhaltung des Abkommens beaufsichtigen727. In einer anderen Urkunde gleichen Datums haben beide Parteien Balduin um Aufsicht gebeten728. Die Rolle Balduins tritt in der Tat deutlich hervor. Die Auseinandersetzung zwischen Ludwig und Johann wurde trotzdem nicht völlig beendet. Johann hat sich in seinem Schreiben an Balduin vom 8. Juni 1334 beschwert, dass ihn der Kaiser vor dem Ablauf des Friedens angegriffen habe. Er erklärte sich aber bereit, mit dem Kaiser zu verhandeln. Er äußerte auch, dass er sich in seinem Streit mit dem Grafen von Jülich dem Schiedsspruch durch Balduin und Erzbischof Walram von Köln unterwerfen wolle729. Die beiden sind am 16.  September 1335 erneut zu einem Frieden bis zum 24. Juni 1336 gelangt730. Sie haben auch ihre Anhänger in den Frieden einbezogen. Balduin wurde von beiden Seiten genannt. Für die Streitigkeiten während des Friedens haben Johann Heinrich von Leipa, Peter von Rosenberg und Wilhelm von Landstein, der Kaiser Graf Berthold von Neuffen, Burggraf Johann von Nürnberg und Lutz von Hohenlohe als Schiedsleute („burgen“) benannt. Dass Heinrich und Peter dem böhmischen Adel angehörten, zeigt ein stärkeres böhmisches Gewicht und das Zurücktreten des Einflusses von Balduin. Die Schiedsrichter sollten nach der Mahnung in Passau eintreffen und durften es nicht verlassen, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben. Wenn sie sich nicht einigen könnten, so sollte ­Bischof Albrecht von Passau, und wenn er nicht anwesend wäre, sein Bruder Herzog Rudolf von Sachsen, Obmann sein. Die anderen Schiedsrichter sollten der Entscheidung des Obmanns gehorchen. Dass gerade zwei Askanier als Obmann namentlich erwähnt wurden, deutet wieder auf das Gleichgewicht zwischen den Parteien hin. Es war für die böhmische Seite günstiger, dass die Schiedsrichter sich in Passau versammeln sollten. Denn die kaiserlichen Schiedsrichter sollten in Regensburg, die böhmischen dagegen in Passau solange Einlager halten, bis der Obmann seine Entscheidung fällen würde. Wenn ein Schiedsrichter starb, sollte die betroffene Partei aus je vier vorweg benannten Leuten den Nachfolger auswählen.

727

REM, Nr. 3242. REM, Nr.  3243; MGH Const., 6, 2, Nr.  335. Johann übertrug am 19.  August Balduin Kaiserslautern und die anderen Königsgüter, die Ludwig einst ihm verpfändet hatte, und der Erzbischof wurde damit neuer Pfandherr. Der Kaiser bestätigte am 24. August diese Über­ tragung und verpfändete Balduin erneut die betreffenden Königsgüter, s. Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, S. 246 f., Nr. 7, S. 255 f., Nr. 17; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 549, 550; UB Kaiserslautern, 2, Nr.  48, 49, 50. Vgl. auch Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr.  557, 558, 559; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, Nr.  9, 10, 12; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 62, 63, 64. 729 REM, Nr. 3519; Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 401. 730 REM, Nr. 3453; Weech, Kaiser Ludwig der Bayer, S. 119, Nr. 5. Zu den Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und den Luxemburgern um Tirol und andere Probleme seit 1335 Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 191 ff.; Miethke, Die Eheaffäre der Margarethe Maultasch. 728

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Am 20. März 1339 haben Erzbischof Heinrich von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier, Herzog Rudolf von Sachsen, Graf Reinald von Geldern und Graf Wilhelm von Jülich einen Konflikt zwischen Ludwig und Johann um Reichslehen entschieden. Die Parteien haben wieder Schiedsrichter gestellt731. Ihre Auseinandersetzung dauerte also lange an. Aber kehren wir jetzt zu den Landfrieden im Mittelrhein zurück. Gegen Juli 1332 hat Kaiser Ludwig mit dem Rat von Balduin, von den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht und den Städten Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim einen Landfrieden bis zum Juli 1334 errichtet732. Nach der unten zu besprechenden Auseinandersetzung hatten Balduin und die Stadt Mainz sich im Juni versöhnt. Die Mitgliedschaft des Mainzer Erzbischofs und der fünf Städte war auch in den früheren Landfrieden zu sehen. Der Kaiser hat ihnen die wittelsbachischen Pfalzgrafen hinzugefügt und den Frieden zustande kommen lassen. Dieser Friede ist jedoch als Zusammenwirken des Kaisers und Balduins oder als kaiserliche Unterstützung der Friedenstätigkeit Balduins zu betrachten. Wenn ein Adliger innerhalb des Friedensbezirks geschädigt wurde, sollte er drei Räte zur nächsten Stadt schicken. Sie sollten sich dort mit drei Räten, die der Stadtrat bestimmen sollte, und dem Obmann Hartmut von Cronberg besprechen. Von ihrer Mehrheit sollte entschieden werden, ob der Friede gebrochen worden war und ob daher der Landfriede dem betroffenen Adligen helfen sollte. Dieser Friede hatte also kein ständiges Friedensorgan, sondern das Friedensgericht wurde von Fall zu Fall errichtet. Nur der Obmann wurde vorher bestimmt. Aber dieser Hartmut von Cronberg stand Balduin nahe. Wenn eine Kirche oder ein Geistlicher im Friedensbezirk geschädigt wurde, sollte es zuerst Balduin mitgeteilt werden. Balduin sollte dann gleichfalls seine Räte schicken. Falls ein Friedensbruch bestätigt wurde, sollten Balduin und seine Amtleute zuallererst, vor den Städten, Hilfe leisten. Bei den Kirchen und Geistlichen trat also Balduin noch offenkundiger als verpflichteter Schutzherr auf. Wenn übrigens eine Stadt oder ein Bürger geschädigt wurde, sollte der Landfriede dem Verletzten unter der Bedingung helfen, dass die Mehrheit des Rats der betroffenen Stadt den Friedensbruch bestätigte. Stadt und Bürger konnten damit im Vergleich mit dem Adel oder Geistlichen die nötige Hilfe einfacher erhalten. Wenn diejenige Adligen, die in den Frieden eingetreten waren, einander befehdeten, durften die Städte keine Hilfe leisten. Die Fehde sollte dabei außerhalb des Friedensbezirks geführt werden. 731

REM, Nr. 4345; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, Nr. 22; REM, Nr. 4346. Am gleichen Tag belehnte der Kaiser Johann mit dem Königreich Böhmen, s. RI, Nr.  1980; RKLB, 5, Nr. 241. 732 Der Friedenstext, der in der kaiserlichen Kanzlei hergestellt wurde, ist nicht überliefert. Im Wortlaut bekannt ist nur eine Urkunde, in der die Städte am 22. Juli die Einhaltung des Friedens beschwören, REM, Nr.  3224; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 320; MGH Const., 6, 2, Nr. 307. Möglicherweise hat die kaiserliche Kanzlei keine Urkunde erstellt. Siehe auch Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 59, 63 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 166 f.

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Die militärischen Kräfte, die die Mitglieder gegen den Friedensbrecher ein­ setzen sollten, wurden geregelt. Der Kaiser sollte dem Landfrieden nötigenfalls die kaiserliche Fahne verleihen. Das Fahnegeben ist auch in dem Lauterer Landfrieden, den Balduin im September 1333 errichtete, zu finden. Dieser Artikel mochte daher wohl auf seinen Vorschlag zurückgehen. Der Kaiser hat es verboten, im Friedensbezirk ohne vorausgegangene Gerichtshandlung anzugreifen und ohne beweisende Urkunde zu pfänden. Wer dieses Verbot brach, sollte in die Ungnade des Kaisers und des Reiches geraten. Der Kaiser wollte damit die Geltung des Friedens mit seiner Autorität untermauern. Unter den Friedensmitgliedern hat die Stadt Straßburg besondere Regelungen erhalten. Straßburg nahm den Bischof von Straßburg sowie die Städte Basel und Freiburg aus, die in einem anderen Bund mit der Stadt Straßburg verbunden waren. Falls Straßburg sowohl von dem Landfrieden als auch von diesem Städtebund um Hilfe ersucht wurde, sollte die Stadt der früheren Bitte Folge leisten. Straßburg konnte auch in den Landfrieden im Elsass eintreten oder den oben genannten Städtebund verlängern, während der Landfriede am Rhein noch gültig war. Man konnte die Waren, die von Straßburg beschlagnahmt worden waren, nicht zurückfordern. Wer dies trotzdem verlangte, sollte die kaiserliche Gnade verlieren und als Friedensbrecher gelten. Diese Regelungen berücksichtigten die komplexe Stellung Straßburgs. Die Geleitsstelle für die Finanzierung des Friedens sollte dazu noch in Oppenheim eingerichtet werden. Balduin hat am 21. August die Einhaltung dieses Friedens gelobt und verkündet, dass auch seine Amtleute die Einhaltung beschwören sollten733. Am 4. Mai 1333 hat Graf Friedrich von Leiningen mit seinem Landfriedenseid versprochen, die Stadt Speyer, ihre Bürger und die Kirchen und Klöster in und um Speyer nicht zu bedrängen. Wenn er mit der Stadt Speyer und den anderen Streitigkeiten hätte, sollten vier Schiedsrichter entscheiden. Der Graf sollte dabei zwei aus dem Stadtrat von Speyer auswählen, die Stadt Speyer zwei aus der Burgmannschaft des Grafen. Wenn sie nicht übereinkommen könnten, sollte der Stadtrat von Worms als Obmann fungieren734. Nachdem der Graf vorher schon seinen Friedenseid geleistet hatte, kam es wohl zu einem Zusammenstoß zwischen dem Grafen und dem Landfrieden sowie vor allem der Stadt Speyer. Im Mai 1333 hat Wildgraf Johann auf seinen Anspruch verzichtet, den er ­gegen die fünf Städte vom Landfrieden wegen der ihm von diesen Städten zugefügten Schäden erhoben hatte735. Am 1. Juni 1333 haben die Brüder Werner und Hermann 733 REM, Nr.  3238; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 321; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, S. 128 f., Nr. 90. 734 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 322; UK Speyer, Nr.  415. Am gleichen Tag versöhnte der Graf sich ebenfalls mit der Stadt Worms, s. UB Worms, 2, Nr. 262. 735 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 323; UK Speyer, Nr. 417; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 69.

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von Hohenfels verkündet, dass sie aufgrund der Klage der Herren und Städte des Landfriedens vor den gewählten Sieben erschienen waren und dass sie sich ihrer Entscheidung unterwerfen wollten. Für den Fall, ihr nicht gehorsam zu sein, haben sie versprochen, in Worms Einlager zu halten, und dazu Bürgen gestellt736. Die Brüder hatten wohl einen Adligen oder eine Kirche geschädigt, und das Friedensorgan wurde auf diese Klage hin eingesetzt. Am 15.  Juni 1333 haben sich Markgraf Rudolf von Baden-Pforzheim und Markgraf Rudolf von Baden genannt Hesse mit dem kaiserlichen Kanzler Hermann von Lichtenberg und der Stadt Speyer ausgesöhnt. Über die Schäden, die die ­Diener der Markgrafen der Stadt zugefügt hatten, sollte in Speyer von sieben namentlich genannten Schiedsrichtern entschieden werden. Die Markgrafen sollten Bürgen stellen. Wenn die Markgrafen und ihre Bürgen aber das Einlager nicht hielten, sollte der Landfriede der Stadt Speyer beistehen, als ob es kein Abkommen gäbe737. Es bleibt unklar, ob die Parteien eine Vereinbarung trafen, nachdem das Verfahren des Landfriedens bereits begonnen hatte, oder ob sie doch zuerst durch Verhandlungen unter den Parteien versuchten, die Streitigkeiten beizulegen. Der Kaiser und andere Friedensteilnehmer haben am 4. August 1333 über das Geleit in Oppenheim nähere Regelungen festgesetzt738. Um das Geleitgeld einzutreiben, sollten der Kaiser und die Fürsten einen Schreiber, einen Beschauer, vier Junker und vier Knechte einsetzen. Die Städte sollten drei Junker und drei Knechte benennen. Der Schreiber und der Beschauer sollten unter Aufsicht der sieben Junker arbeiten. Aus den eingetriebenen Geldern sollten zuerst 1600 Heller an die Städte gezahlt werden. Das war der Betrag, den die Städte dem Landfrieden für die Zerstörung der Burgen geliehen hatten. Die Fürsten und die Städte sollten dann ihre Anteile bekommen. Das Geleit sollte auch nach dem Ablauf des Landfriedens fortbestehen, bis die Junker und Knechte, die die Städte bestellt hatten, vollständig besoldet waren. Wenn alle Anteile ausbezahlt waren, sollte das Geleit abgeschafft werden, wenn der Friede nicht verlängert würde. Nach dieser Übereinkunft scheint die Eintreibung des Geleitgelds erst ein Jahr nach der Entstehung des Landfriedens begonnen zu haben. Bei der Ernennung des eintreibenden Personals ist das Gewicht des Kaisers und der Fürsten größer geworden. Als letzte Nachricht über die Tätigkeit dieses Friedens ist ein Spruch von den Sieben des Friedens aus dem Mai 1334 überliefert. Das Kloster Otterberg hat Hermann von Hohenfels verklagt. Ein Gerichtstermin wurde bestimmt, aber beim Termin ist nur ein bevollmächtigter Bote des Abts erschienen. Die Sieben haben 736

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 324. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 325; UK Speyer, Nr. 419. 738 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 326; UB Straßburg, 5, Nr. 16. 737

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daraufhin ein Urteil zugunsten des Klosters gefällt. Die Urkunde wurde von dem Obmann Hartmut von Cronberg besiegelt739. Bei diesem Frieden von 1332 hat also Balduin als Verweser der Mainzer Kirche die traditionelle Stellung des Mainzer Erzbischofs in den Landfrieden am Rhein übernommen, und der Kaiser hat sich angeschlossen und die Initiative Balduins mit kaiserlicher Autorität unterstützt. Es sind relativ viele konkrete Tätigkeiten des Landfriedens bekannt, die die Unruhen in der Zeit des Schismas wider­spiegeln. Diese Quellen zeigen, dass dieser Landfriede eine nicht zu unterschätzende Wirksamkeit entfaltete. Ludwig hat am 30. November 1334 mit dem Rat von Balduin, den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht dem Älteren und fünf Städten wieder einen Landfrieden am Rhein zwischen Straßburg und Bingen errichtet740. Dieser Friede beruhte auf dem Landfrieden von 1332 und sollte diesmal bis zum 30. März 1337 gelten. Der Friedenstext stimmt weitgehend mit dem von 1332 überein. Es gibt aber diesmal ein ständiges Friedensorgan. Der Kaiser, Balduin und die Pfalzgrafen sollten je einen, Mainz, Worms und Speyer gemeinsam drei Richter ernennen. Diese bildeten mit dem Ritter Konrad Schenk von Erbach als dem siebten Mann das ­Friedensorgan. Die Sieben sollten regelmäßig in Worms zusammenkommen und über Friedensbrüche urteilen. Die besonderen Regelungen für Straßburg ­wurden auch beibehalten. Wer die Sieben, ihre Freunde und ihre Verwandten wegen ihrer Tätigkeit für den Frieden angriff, sollte die Gnade des Kaisers und des Reiches verlieren. Andere Friedensteilnehmer sollten den Sieben Hilfe leisten. Es fällt auf, dass in diesem Landfrieden die führende Rolle Balduins deutlich zurückgetreten ist. Der Kaiser hatte jetzt die Befugnis, einen Richter zu bestimmen. Im Vergleich mit dem Landfrieden von 1332 ist die kaiserliche Mitwirkung und Rolle bedeutender geworden. Die Sieben haben am 14. März 1335 verkündet, dass die Stadt Straßburg nach ihrer Entscheidung die politischen Kräfte südlich von Selz in den Landfrieden aufnehmen dürfe. Wenn der Stadtrat von Straßburg den Frieden gegen die Stadt für gebrochen erklärte, sollte der gesamte Landfriede der Stadt Straßburg bei­stehen. 739 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 327; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, S. 133 ff., Nr.95. Zu den Streitigkeiten um das Kloster Otterberg und dem Landfrieden s. Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 70 f.; Kaller, Geschichte von Kloster und Stadt Otterberg, S. 100. Zur Inanspruchnahme des Friedensorgans durch das Kloster dürfte der Umstand geführt haben, dass Otterberg seit 1332 unter der Schutzvogtei der Pfalzgrafen stand, die sich an dem Zustandekommen des Landfriedens beteiligt hatten, s. Kaller, Geschichte von Kloster und Stadt Otterberg, S. 66, 99 f. Zu dem zisterziensischen Kloster Otterberg Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahe­ gebietes, S. 258 ff.; Kaller, Geschichte von Kloster und Stadt Otterberg. 740 REM, Nr. 3399; UB Straßburg, 5, Nr. 37; MGH Const., 6, 2, Nr. 623; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 59, 65 f.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 167. Das Versprechen der Städte, den Frieden einzuhalten, ist auch überliefert, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 328; UK Speyer, Nr. 432.

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Die Urkunde ist mit dem Siegel des Landfriedens besiegelt. Da man anders als bei dem letzten Landfrieden diesmal ein stehendes Organ gegründet hatte, wurde auch ein eigenes Landfriedenssiegel hergestellt741. Straßburg hat in der Tat am 8. Dezember 1335 die Stadt Hagenau in diesen Landfrieden („nidern lantfriden“) aufgenommen. Wenn die Stadt Hagenau geschädigt würde, sollte sie vor dem Stadtrat von Straßburg klagen und die Mehrheit des Stadtrats sollte dabei den Friedensbruch bestätigen. Deutlich tritt die führende Position zutage, die Straßburg am Oberrhein zuerkannt wurde742. Am gleichen Tag, dem 14. März 1335, haben die Sieben das Urteil vidimiert, das vorher für das Kloster Otterberg gefällt worden war743. Der Konflikt scheint sich fortgesetzt zu haben. Am 17. Juli haben die Sieben auf die Klage der St. Stephan Kirche zu Mainz hin festgesetzt, dass Philipp und Ulmann von Montfort und andere den Frieden gegen die Kirche gebrochen hatten. Die Urkunde wurde in Worms ausgestellt und wieder mit dem Landfriedenssiegel versehen744. Kaiser Ludwig hat vom 22. bis zum 24. Mai Urkunden ausgestellt und darin erklärt, dass die Maßnahmen, die Worms, Speyer und Mainz gegen die Friedensbrecher getroffen hatten und noch treffen würden, auf dem besonderen Befehl des Kaisers beruhten und deswegen dem Kaiser und Reich nicht feindlich waren. Der Kaiser sollte wegen dieser Maßnahmen keinen Anspruch haben745. Diese eindeutige Mitwirkung des Kaisers zeigt die sich weiter vertiefende Beziehung zwischen dem Kaiser und dem Landfrieden. Der Kaiser hat auf diese Weise nicht nur den Landfrieden unterstützt, sondern auch versucht, ihn genauso wie z. B. den Landvogt als Empfänger des kaiserlichen Gebots und seinen Vollstrecker zu instrumentalisieren. Ludwig hat schon am 31. Mai 1336 den Städten Straßburg, Mainz, Worms und Speyer befohlen, dass sie den Landvogt Gottfried von Eppstein beschützen sollten, weil er diesem einen Anteil des Zolls in Mainz verliehen hatte.746. Dieses Gebot mag einen solchen Versuch des Kaisers zeigen. Noch deutlicher hat der Kaiser am 23. September 1336 den Sieben des Landfriedens befohlen, dass sie der Rheingräfin Hedwig helfen und keine Klage gegen sie erheben sollten, weil der Kaiser ihr erlaubt hatte, in 741

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 329; UB Freiburg, 1, 2, Nr. 156; UB Straßburg, 5, Nr. 40. 742 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 332; UB Straßburg, 5, Nr. 55. 743 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 330; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 97. 744 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  331; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr.  100. Zu den Streitigkeiten im Zusammenhang mit St. Stephan in Mainz und dem Landfrieden Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 71 ff. 745 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 333–335; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 102; UK Speyer, Nr. 438. 746 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 336; MGH Const., 7, 1, Nr. 87; UK Speyer, Nr. 439.

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B. Mittelrhein

Oppenheim und den anderen Städten ihre Hörigen zurückzufordern747. Ludwig hat ferner am 20. Juni 1337 den Sieben des Landfriedens geboten, dass sie hinsicht­ üter, lich des oben genannten Streits der Kirche St. Stephan zu Mainz um die G die zu Dromersheim in der Gemarkung Apisheim lagen, die Kirche St. Stephan wegen des Landfriedens gegen Philipp und Ulman von Montfort beschützen sollten. Die von Montfort hätten der Kirche Unrecht getan. Es sei bewiesen, dass sie auf diese Güter keinen Anspruch hätten, wie es auch den Sieben des Friedens be­ wiesen worden sei. Die Kirche St. Stephan hatte wohl zuerst vor den Sieben des Landfriedens geklagt, eine Urkunde von ihnen erworben und sich danach mit dieser an den Kaiser gewandt748. Die Gerichtsbarkeiten von Landfrieden und Kaiser wurden damit zusammengeführt und der Kaiser griff ein, um die Entscheidung des Friedens­organs zu verstärken. Kaiser Ludwig hat sich am 29.  Juni 1337 mit dem Erzbischof Heinrich von Mainz versöhnt und versprochen, ohne den Erzbischof keinen Frieden mit der Kurie zu schließen749. Bischof Gerhard von Speyer, Pfalzgraf Ruprecht, Graf Gerlach von Nassau und andere Kräfte im Mittelrhein einerseits und Graf Ruprecht von Virneburg, Propst Johann von Xanten und die anderen Verwandten Heinrichs andererseits haben am gleichen Tag gelobt, dem Kaiser zu helfen, falls Heinrich das Abkommen nicht einhielt, und sich nicht zu bemühen, sich durch den Papst oder die anderen von dieser Pflicht befreien zu lassen750. Diese Versöhnung mit dem Erzbischof Heinrich sollte auch der nachfolgenden kaiserlichen Landfriedenspolitik zugrunde liegen. Aus einer kaiserlichen Urkunde vom 12. Juli 1337 ist zu erkennen, dass der Kaiser den Frieden, der eigentlich am 30. März abgelaufen sein sollte, noch um zwei Jahre verlängert hat751. Das oben erwähnte Gebot wurde also den Sieben des verlängerten Landfriedens gesandt. Der kaiserliche Befehl setzte aber die Kontinuität der Sieben voraus, so dass die Zusammensetzung der Sieben sich nicht verändert zu haben scheint. Am 24. Juli hat Bischof Gerhard von Speyer gelobt, diesen verlängerten Frieden einzuhalten752. Der Bischof hat erklärt, dass er den Frieden einhalten werde, wie 747

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 337; MGH Const., 7, 1, Nr. 151. 748 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 338; MGH Const., 7, 1, Nr. 242; UR, 5, Nr. 290; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 99. 749 REM, Nr. 4043; MGH Const., 7, 1, Nr. 246; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 305 ff., Nr. 219. 750 REM, Nr.  4044; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr.  81. Zu Johann, dem Propst von Xanten, dem Bruder des Erzbischofs Heinrich von Virneburg sowie dem Kanoniker des Mainzer Domkapitels s. Hollmann, Das Mainzer Domkapitel, S. 463. 751 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 339; MGH Const., 7, 1, Nr. 263; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 76. 752 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 340; MGH Const., 7, 1, Nr. 281; UK Speyer, Nr. 442.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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es die kaiserliche Urkunde mit dem kaiserlichen Siegel vorgeschrieben hatte. Der kaiserliche Charakter des Friedens tritt in den Vordergrund. Dieser Friede wäre wie oben erwähnt im März 1339 abgelaufen, aber er wurde wohl weiter verlängert. Am 29.  August 1339 hat der Kaiser den sieben Haupt­ leuten und den rheinischen Städten, die den Landfrieden beschworen hatten, mitgeteilt, dass der Krieg gegen den Bischof Berthold von Straßburg und Hanemann von Lichtenberg durch den Pfalzgrafen Rudolf und Konrad von Kirkel von Reiches wegen durchgeführt wurde, und befohlen, dass sie mit voller Kraft diese Heer­fahrt unterstützen sollten. Die Unterstützung sollte solange andauern, bis der Bi­schof beim Kaiser sein Reichslehen und am Kaiserhof sein Urteil erlangt hätte. Diese Bedingung ist bemerkenswert. Der Kaiser hat noch geäußert, dass er auch dem Land­frieden im Elsass das gleiche Gebot geschickt hatte. Auch hier wurden also die Landfrieden als Empfänger und Vollstrecker eines kaiserlichen Gebots behandelt. Der Kaiser wollte auch versuchen, eine Lösung für den Streit zwischen dem Bischof und Lichtenberg bei ihm oder einem anderen geeigneten Gericht zu finden753. Noch am 1. September hat er der Stadt Frankfurt geschrieben. Bei dem Krieg zwischen dem Pfalzgrafen Rudolf und den Bischöfen von Straßburg und Basel seien die Bischöfe die Feinde des Kaisers und Reiches, dagegen führe der Pfalzgraf den Krieg des Kaisers und des Reiches wegen. Für diesen Krieg habe er seinen Sohn Stephan gesandt. Der Kaiser hat dann der Stadt befohlen, für dieses Kriegsunternehmen ihre Hilfstruppe zu schicken754. Kaiser Ludwig hat am 29. November 1339 mit dem Rat von Erzbischof Heinrich von Mainz, Bischof Gerhard von Speyer, den Pfalzgrafen Rudolf und ­Ruprecht dem Älteren und fünf Städten wieder einen Landfrieden errichtet755. Der Friede galt am Rhein, ab einer Meile oberhalb von Straßburg bis Bingen, und an beiden Rheinufern drei Meilen seitlich des Flusses. Die Artikel des Friedens wurden weitgehend aus den früheren Landfrieden übernommen. Die Zusammensetzung des Friedensorgans wurde aber neu geregelt. Der Kaiser sollte zwei Richter erwählen, der Erzbischof einen, die Pfalzgrafen auch einen, und die Städte außer­ Oppenheim vier. Als Obmann sollte wieder Konrad Schenk von Erbach fungieren. Die führende Position, die Balduin einmal innegehabt hatte, ist jetzt verschwunden, während der kaiserliche Einfluss sich vergrößert hat. Dieser Friede sollte vom 26. März 1340 bis zum 10. März 1342 gelten. Der damals geltende Friede sollte dagegen bis zum 26. März Geltung behalten. Zwei Frieden schließen sich also ohne Unterbrechung aneinander an. Am gleichen Tag haben die Fürsten und die Städte jeweils gelobt, den Frieden einzuhalten756. 753

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  341; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 792; UB Straßburg, 5, Nr. 96; MGH Const., 7, 1, Nr. 649. 754 UB Frankfurt, 2, Nr. 669; MGH Const., 7, 1, Nr. 650. 755 REM, Nr. 4451; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 107; UB Worms, 2, Nr. 306; MGH Const., 7, 1, Nr. 684; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 60, 66. 756 REM, Nr.  4451, 4452 (Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 107); Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 343, 344.

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B. Mittelrhein

Von den Aktivitäten dieses Friedens ist bekannt, dass bei der Sühne, die der Kaiser am 5. September 1340 zwischen den Erzbischöfen von Mainz und Trier auf der einen Seite und Wildgraf Johann von Daun auf der anderen Seite errichtet hat, der Kaiser zusammen mit dem Landfrieden den Erzbischöfen beistehen sollte, falls der Wildgraf die Übereinkunft gebrochen und sich daraus zur Bußzahlung verpflichtet hatte757. Der Landfriede sollte auch hier zur Durchsetzung der kaiserlichen Entscheidung beitragen. Am 10. Januar 1341 hat Werner von Hohenfels auf alles verzichtet, was er wegen der ihm vom Landfrieden zugefügten Schäden beansprucht hatte758. Zuvor hatte es wohl bewaffnete Zusammenstöße zwischen Werner und vier Bischofsstädten gegeben. Am 14. August 1341 haben die Neun des Landfriedens auf die Klage des Stifts St. Stephan zu Mainz hin Philipp von Montfort, der trotz der Ladungen abwesend geblieben war, zum Schadenersatz verurteilt759. Die Parteien befanden sich seit 1335 im Streit. Die Neun haben auch am gleichen Tag das Urteil, das 1335 die Sieben des Friedens gefällt hatten, bestätigt760. Ferner haben die Neun am 25. September 1341 aufgrund des Friedens den Erzbischof Heinrich von Mainz um Hilfe für das Stift St. Stephan gebeten761. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Schreiben, das die Städte Mainz und Speyer im Juni 1341 an den Kaiser schickten, auch wenn es mit dem Landfrieden nicht direkt zu tun hat762. Sie hatten auf das kaiserliche Gebot hin die Streitigkeiten innerhalb der Wormser Bürgergemeinde untersucht, den Stadtrat und die aus der Stadt geflohenen Bürger vernommen und vor allem vom Stadtrat die Rechtfertigungen seiner Ausschreitung gehört. Sie teilten daraufhin dem Kaiser die Ergebnisse mit. Bei den Konflikten in den mittelrheinischen Bischofsstädten haben die Nachbarstädte sich häufig an der Beilegung von Auseinandersetzungen beteiligt, wie wir oben dargestellt haben. Ein Eingriff des Herrschers blieb dagegen selten. Dass nun aus dieser Zeit, den 1340er Jahren, ein kaiserlicher Unter­ suchungsbefehl doch bezeugt ist, spiegelt die Durchsetzungsfähigkeit Ludwigs des Bayern im Mittel­rheingebiet wider, wie wir sie hier bei der Entwicklung der Landfrieden beobachten. Nach einer Urkunde vom 11. März 1342 wurde der Landfriede, der am 10. März ablaufen sollte, durch Heinrich von Zipplingen, Diebold den Güsse von Güssen 757

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 345; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 94, S. 204. 758 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 346; UB Straßburg, 5, Nr. 104. 759 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 347. 760 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  348; Schaab,­ Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 115. 761 REM, Nr.  4727; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 349; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 110. 762 UR, 5, Nr. 423; UB Worms, 2, Nr. 317; Diestelkamp, Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht, S. 79.

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berg und Konrad Gross mit dem kaiserlichen Gebot und in dessen Auftrag ohne Änderung des Texts wieder um zwei Jahre verlängert. Diese kaiserlichen Boten hatten sich zuvor mit den Boten der Fürsten und Städte, die an dem letzten Landfrieden teilgenommen hatten, besprochen und daraufhin den Frieden verlängert763. Am 23. März haben die Städte diesen erneuerten Frieden beschworen764. Der Kaiser hat am 1. April der Stadt Oppenheim die Verlängerung des Friedens mitgeteilt und sie angewiesen, wie man das Geleitgeld eintreiben sollte. Ferner hat er befohlen, wegen des Kaisers und des Reiches das Geleit zu schützen. Das zeigt den zunehmend kaiserlichen Charakter des Friedens765. Der Kaiser hat am 19. September 1342 verboten, die Stadt Mainz wegen der Schäden, die sie in der Zeit des Mainzer Schismas den anderen zugefügt hatte, zu verklagen, und den Neun des Landfriedens befohlen, die Stadt zu beschützen766. Ferner ist ein kaiserliches Schreiben an Speyer vom 15. Mai 1343 überliefert. Der Kaiser hat die Stadt wegen ihres Schutzes für die Juden gerühmt und be­fohlen, auch in Zukunft die Juden zu Stadt und Land zu beschirmen. Wer dem zuwider handelte, war mit Hilfe des Landfriedens von der Stadt anzugreifen. Ein solcher Angriff sollte weder ein feindlicher Akt gegenüber dem Kaiser noch ein Friedensbruch sein. Leonhard, ein Schreiber der kaiserlichen Kanzlei, war wohl vorher nach Speyer gekommen und hatte mitgeteilt, dass ein solcher Angriff dem Kaiser und dem Landfrieden nicht feindlich sein sollte767. Der mittelrheinische Landfriede wurde unter Ludwig zum letzten Mal am 2.  Mai 1344 in München verlängert768. Nach der Urkunde verlängerte der Kaiser selbst mit dem Rat von Erzbischof Heinrich von Mainz, Bischof Gerhard von Speyer, den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht dem Älteren sowie den Städten Mainz, Straßburg, Speyer, Worms und Oppenheim den Frieden, der bis zum 6. Juni 1348 gelten sollte. Um die Wirksamkeit des Friedens zu steigern, fügte man

763 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 350; UK Speyer, Nr. 469; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 60. 764 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 351; UB Straßburg, 5, Nr. 110. Für die Urkunde der Fürsten s. REM, Nr. 4803; Ruser, Die Urkunden und­ Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 352. 765 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  353; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 635. 766 REM, Nr. 4878. 767 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 354; UK Speyer, Nr. 474. 768 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 355; UK Speyer, Nr. 481; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 647; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 60, 66 ff. Weiterhin ist eine Urkunde mit Datum vom 10. Mai überliefert, in der die Städte Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim sowie der Erzbischof von Mainz, der Bischof von Speyer und die Pfalzgrafen bei Rhein versprechen, den Frieden einzuhalten, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 356, 357; UB Worms, 2, Nr. 339, 340.

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neue Regelungen hinzu. Das Friedensorgan sollte z. B. auch dann seine Entscheidung treffen, wenn die Neun nicht alle anwesend waren. In Bezug auf diesen Landfrieden erklärte Frenkel von Hohenfels am 21.  Februar 1345, dass er sich wegen der Tötung seines Knechtes und anderer Schäden mit dem Landfrieden und der Stadt Speyer versöhnt habe769. Er war wahrscheinlich wegen Landfriedensbruchs von der Stadt Speyer verklagt worden. Der Erzbischof Balduin von Trier schrieb am 3. August 1346 der Stadt Straßburg. Er hatte gehört, dass der Adel und die Städte im rheinischen Frieden einen Feldzug gegen den Grafen Emicho von Leiningen, einen Anhänger Karls IV., vorbereiteten. Der Erzbischof forderte die Stadt Straßburg auf, auf den Adel und die Städte einzuwirken, um eine solche militärische Aktion zu verhindern770. Dieses Schreiben zeigt, dass der Landfriede im Mittelrhein für das kaiserliche Lager mobilisiert werden konnte. Die Neun des Landfriedens schrieben ihrerseits am 30. August 1346 der Stadt Straßburg und forderten, mehr Truppen zu schicken als der Friede festgesetzt hatte, um die von Kaiser Ludwig und den anderen bei ihnen und dem Landgericht erlangten Gerichtsurteile zu vollstrecken771. Diese Quelle zeigt auch, dass Kaiser Ludwig in dem erneuten Thronkampf versuchte, den Landfrieden als politisches Druckmittel einzusetzen. Die dargestellte Veränderung der Beziehungen zwischen Ludwig und den Landfrieden im Mittelrhein spiegelt den Wandel der Präsenz seiner Regierung in dieser Region wider. Während am Anfang die Autonomie der Erzbischöfe am Rhein vorherrschte, begann Ludwig in den 1320er Jahren langsam seine Beziehungen mit dieser Region zu verstärken. Ludwig hat dann nach 1330 an der Friedenswahrung im Mittelrhein ernsthaft mitgewirkt, Balduin von Luxemburg, der zunächst die Initiative ergriffen hatte, abgelöst und die kaiserliche Stellung in den Landfrieden kontinuierlich ausgebaut. Seit dem Ende der 1330er Jahre wurden die Landfrieden als Vollstreckungsorgan der kaiserlichen Entscheidungen und Anordnungen eingesetzt. Die Landfrieden konnten also mit der Gerichtsbarkeit am Kaiserhof verbunden werden772.

769

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 358; UK Speyer, Nr. 491. 770 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 360; UB Straßburg, 5, Nr. 142. 771 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 361; UB Straßburg, 5, Nr. 144. 772 Nach Angermeier, Die Funktion der Einung, S.  484 f. soll Ludwig die Möglichkeiten, die der Landfriede für die Königsherrschaft innehatte, kaum genutzt haben. Diese negative ­Einschätzung trifft aber mindestens hinsichtlich der Landfrieden im Mittelrhein nicht zu. Seit 1330 vermehrte sich auch in den anderen Regionen der Einfluss des Herrschers auf die Landfrieden, s. Kraus, Geschichte, S.  153. Zur Bedeutung der regionalen Land­ frieden als Machtbasis Ludwigs im Thronstreit mit Karl IV. s. Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 283 f.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Nach dieser Erörterung der Beziehungen zwischen der Regierung Ludwigs und dem Mittelrhein werden wir nun, nach typischen Bereichen gegliedert, die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit schildern und ihre Bedeutung bewerten. 2. Unmittelbare königliche Herrschaft Den ersten Typ stellen die Fälle dar, die unmittelbar die königliche Herrschaft tangieren. Dass sie vor den Königshof gebracht werden, überrascht nicht. Es liegt nahe, dass der Herrscher als der Entscheidende auftritt, wenn eine oder beide Parteien unter unmittelbarer königlicher Herrschaft stehen. Diejenigen, die zur unmittelbaren königlichen Herrschaft gehörten, waren sich auch in der Tat bei der Lösung ihres Konfliktes bewusst von der Möglichkeit, sich an den Herrscherhof zu wenden. In diesem Zusammenhang ist eine Urkunde der Stadt Wetzlar von 1330/31 interes­sant773. In dieser Urkunde hat die Stadt Wetzlar der Stadt Frankfurt mitgeteilt, dass sie sich der Entscheidung der je zwei Schiedsrichter und eines Obmanns, des Ritters Hermann von Hochweisel, unterwerfen wolle, um ihren Streit mit dem Ritter Emmerich von Reifenberg beizulegen, und dass sie für die Einhaltung des Schiedsspruchs drei Bürger von Friedberg als Bürgen gestellt habe. Obwohl Wetzlar den Schiedsspruch774 vollstreckt und die Bürgen von ihrer Pflicht befreit hatte, haben die Bürgen dennoch die Befreiung von ihrer Bürgenpflicht verlangt. Obwohl Wetzlar sich bereit erklärt hatte, vor dem Kaiser, dem Landvogt, den Städten als Bundesgenossen oder dem Landfrieden die Durchsetzung des Schiedsspruchs und die Befreiung der Bürgen zu beweisen, haben die Bürgen den Vorschlag Wetzlars abgelehnt und den Wetzlarern Waren im Wert von 200 Pfund Heller im unter dem kaiserlichen Schutz stehenden freien Raum zu Wetzlar, auf der Messe zu Frankfurt und auf dem Markt zu Friedberg geraubt, ohne sich vorher um eine friedliche Lösung zu bemühen. Wetzlar hat daraufhin die Stadt Frankfurt um Hilfe gebeten. Das erste Forum stellt das Schiedsgericht dar, in dem Ritter Hermann von Hochweisel als Obmann fungierte. Er hat sich übrigens selbst im November 1331 einschließlich seines Bruders Anselm mit der Stadt Wetzlar verglichen. Als um die Durchsetzung des Schiedsspruchs gestritten wurde, hat Wetzlar als Instanz den Kaiser, den Landvogt, die Städte und den Landfrieden nebeneinander vorgeschlagen. Wetzlar hatte gerade in diesen Tagen bei dem Landfriedensgericht ein günstiges Urteil erhalten775, so dass der Landfriede für die Stadt eine brauchbare Möglichkeit war. Der Kaiserhof wurde als eine der Möglichkeiten angeführt. Das zeigt einerseits, dass der Kaiserhof eine Alternative 773 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 405; UB Wetzlar, 1, Nr. 1181. 774 Der Schiedsspruch durch den Obmann wurde am 16. Mai 1330 gefällt. Am 19. September 1331 hat Wetzlar mit dem Ritter Emmerich von Reifenberg eine Sühne geschlossen, s. UB Wetzlar, 1, Nr. 1166, 1167, 1182. 775 UB Wetzlar, 1, Nr. 1175, 1178.

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war und kein gestuftes Verhältnis zu den anderen Instanzen bestand, und andererseits, dass man sich den Gang zum Kaiserhof als durchaus möglich vorstellte. Als Konflikt über die unmittelbare königliche Herrschaft kann man z. B. eine Auseinandersetzung innerhalb einer Königsstadt776 oder einen Streit zwischen einer Königsstadt und einem benachbarten Herrschaftsträger nennen. Unter den Königsstädten im Mittelrhein haben die vier wetterauischen Städte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar sowie die Stadt Oppenheim am Rhein besonders enge Kontakte zu Ludwig geknüpft. Der Herrscher hat zahl­reiche Privilegien verliehen und dafür Militärdienste oder Steuern für sich genutzt777. Was die Königsstadt betrifft, sollten nicht alle Streitigkeiten innerhalb und außerhalb der Stadt direkt vor den Herrscherhof gebracht werden. Über die Fälle, in denen einzelne Bürger der Königsstadt die Beklagten waren, wurden die Zuständigkeit der Gerichtsbarkeit des Hofes und die des städtischen Gerichts unter Ludwig dem Bayern allmählich voneinader abgegrenzt. Unter den Königsstädten in der Wetterau hatten Frankfurt, Friedberg und Gelnhausen 1291 von König Rudolf von Habsburg ein Privileg erworben, das die Bürger dieser Städte von der Ladung vor auswärtige Gerichte befreite778. Dieses Privileg wurde für die Stadt Frankfurt durch Adolf von Nassau und Albrecht I. bestätigt779. Auch Ludwig hat für Frankfurt generell die bisherigen Privilegien und 1336 erneut ein ähnliches Gerichtsprivileg bestätigt780. Er hat 1329 der Stadt noch ein Privileg verliehen, wonach die Bürger von Frankfurt in weltlichen S ­ achen nur vor dem Stadtschultheiß und nicht vor dem kirchlichen Gericht außerhalb der Stadt verklagt werden sollten781. Das Privileg von 1291 wurde auch für Friedberg durch Adolf und Albrecht I. bestätigt782. Die eindeutige Bestätigung durch Ludwig ist nicht überliefert, aber die allgemeine Bestätigung der früheren Privilegien wurde mehrmals gegeben, und zwar im Januar 1315, Mai 1320 und nach der Kaiserkrönung im Juni 1329 und April 1330783. Man kann also davon ausgehen, dass Ludwig auch für Friedberg dieses Privileg anerkannt hat. Ludwig hat auch für 776 Zum terminologischen Unterschied zwischen Königsstadt und Reichsstadt vgl. Moraw, Reichsstadt, Reich und Königtum. 777 Frankfurt erwarb von Ludwig zahlreiche Privilegien und unterhielt sehr enge Beziehungen mit dem Herrscher, s. Bund, Frankfurt am Main im Spätmittelalter, S. 85 f. Besonders zum wichtigen kaiserlichen Messeprivileg von 1330 (UB Frankfurt, 2, Nr. 386; RKLB, 8, Nr. 171) und den anderen die Frankfurter Messe fördernden Privilegien Schneidmüller, Die Frankfurter Messen, S. 72, 79 f.; Dilcher, Die Messe in der mittelalterlichen Rechtsordnung, S. 103 f.; Rothmann, Die Frankfurter Messen, S. 68 f. Zu dem Verhältnis zwischen Wetzlar und Ludwig Felschow, Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters, S. 23 f. 778 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 126–128. 779 Ebd., Nr. 152, 185. 780 Ebd., Nr. 416. 781 Ebd., Nr. 348. 782 Ebd., Nr. 147, 186. 783 UB Friedberg, 1, Nr. 207, 234, 266, 268.

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Gelnhausen 1331 das Privileg Rudolfs von Habsburg bestätigt und 1333 erneut ein Privileg verliehen, wonach die Bürger von Gelnhausen in Streitigkeiten um Eigen und Erbe nur vor dem Schultheiß oder dem Ammann der Stadt verklagt werden sollten784. Die drei Städte außer Frankfurt haben wohl wie Frankfurt selbst auch das Privileg hinsichtlich der weltlichen Sachen besessen785. In diesen Privilegien wurde das Verhältnis zwischen dem Herrscherhof und den städtischen Gerichten nicht ausdrücklich geregelt. In dieser Hinsicht ist aber eine Urkunde interessant, in der Kaiser Ludwig im August 1333 der Stadt Wetzlar das gleiche Privileg wie Frankfurt zuerkannt hat. Die Bürger von Wetzlar sollten ebenfalls von der Ladung durch das Hofgericht befreit und gemäß dem Herkommen anderer Reichsstädte nur vor dem Ammann in der Stadt zu Gericht stehen. Es gab aber eine Ausnahme. Wenn der Kaiser selbst Ansprüche geltend machte, dann sollten die Bürger vor den Kaiser und das Hofgericht geladen werden786. In dieser Urkunde zeigt sich deutlich die Einstellung Ludwigs, dass also die Bürger grundsätzlich vor dem städtischen Gericht Recht empfangen sollten, mit einer Ausnahme. Diese Einstellung bestätigen die konkreten Maßnahmen des Herrschers in Fällen, in die einzelne Bürger oder Burgmannen verwickelt wurden. Fünf Burg­ mannen von Friedberg haben im Oktober 1342 auf den Befehl und im Auftrag des Kaisers einen Streit zwischen Friedrich von Karben und seinen ­Ganerben einerseits und Hartmann und Ditwin, Grossjohanns Söhnen, andererseits um die neue Fleischbank in der Stadt entschieden787. König Rudolf hat 1287 den Burgmannen zu Friedberg ein Privileg verliehen, wonach die Burgmannen außer vor dem Hofgericht nur vor ihrem Burggraf verklagt und verurteilt werden sollten788. Dieses Privileg wurde von König Adolf bestätigt789. Eine ausdrückliche Bestätigung von Ludwig ist nicht bekannt, aber er hat im Januar 1315 den Burgmannen alle früheren Privilegien bestätigt790. Dieses Gerichtsprivileg war wohl auch einbezogen. In diesem Fall haben vermutlich eine oder beide Parteien die ­Sache vor den Herrscherhof getragen, aber der Kaiser hat am Hof keine Entscheidung getroffen, sondern den Fall an die Burgmannen überwiesen. Der Kaiser hat im Oktober 1346 die Klage abgewiesen, die Friedrich von Selbod gegen die Witwe des Ulrich von Mömbris vor dem Hofgericht erhoben hatte791. Die Klage sollte vor dem Burggraf zu Gelnhausen erhoben werden, weil die Witwe 784

Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 387, 400. Ebd., Nr. 355. 786 Ebd., Nr. 401; MGH Const., 7, 1, Nr. 465; UB Wetzlar, 1, Nr. 1225. 787 UR, 5, Nr. 463; UB Friedberg, 1, Nr. 328. 788 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 116. 789 Ebd., Nr. 131. 790 Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Regesten der Urkunden, Nr. 189. 791 UR, 5, Nr. 556; UB Hanau, 2, Nr. 557, 4, S. 828, Nr. 33. Zu der Königsburg Gelnhausen Bechtold, Apud castrum Geylnhusen, S. 47 ff. Zu den Burgmannen in Gelnhausen Schwind, Reichsstadt und Kaiserpfalz Gelnhausen, S. 290 f. Sie sind seit der Stauferzeit bekannt, sind aber nicht so hervorgetreten wie die in Friedberg oder in Oppenheim. 785

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eine Burgfrau von Gelnhausen war. Wenn sich aber die Witwe weigern würde, dort Recht zu nehmen, dann sollte der Fall am Hofgericht behandelt werden. Es steht nicht fest, ob die Burgmannen von Gelnhausen ein gleiches Privileg wie die von Friedberg innehatten. Aber der Kaiser hat auch hier entschieden, den Fall zuerst den Burgmannen vor Ort zu übertragen. Zeitweilig trat der Herrscher aber selbst als Partei gegen einen Bürger auf, weil er als Stadtherr selbst in der Stadt über Gerechtsame verfügte. Kaiser Ludwig hat z. B. im September 1344 aufgrund der Klage von Jungen von Breitenbach, Bürger von Gelnhausen, und anderen auf seinen Anspruch auf Zoll und Marktrecht von Gelnhausen gegen Entschädigung verzichtet und befohlen, dass die Stadt Gelnhausen das Recht von Jungen und den anderen nicht verletzen soll792. Wenn die gesamte Bürgergemeinde oder Burgmannschaft als Partei auftrat, wurde der Konflikt dagegen häufig am Herrscherhof behandelt und beigelegt. Eine Entscheidung des Streits zwischen Frankfurt und Gelnhausen wurde im­ August 1338 in Frankfurt verkündet793. Es wurde vor dem Kaiser durch den Spruch des Adels und der Ritter festgesetzt, dass die Stadt Gelnhausen in Zukunft nicht ein Drittel der Reichssteuer, sondern einen ihrer Einwohnerzahl entsprechenden Betrag bezahlen müsse. Da um die Reichssteuer gestritten wurde, lag es nahe, diesen Fall am Herrscherhof zu entscheiden. Unter solchen gemeinschaftlichen Konflikten verdient die Auseinandersetzung zwischen der Burgmannschaft und der Bürgerschaft von Friedberg besondere Aufmerksamkeit. Dieser Gegensatz reicht bis zum 13.  Jahrhundert zurück. Es gab in der Burg Friedberg eine mächtige Burgmannschaft, die unmittelbar zur königlichen Herrschaft gehörte und einen Burggraf an ihrer Spitze hatte794. Die Burgmannschaft hatte eigentlich auch gegenüber der an die Burg angrenzenden Stadt eine über­ legene Position. Als die Stadt aber im 13. und 14. Jahrhundert vor allem wirtschaftlich emporstieg, hat sich die Auseinandersetzung zwischen den aufsteigenden Bürgern und den Burgmannen verschärft795. 792

UR, 5, Nr. 523; Zieg, Gelnhäuser Regesten, Nr. 398; UB Hanau, 2, Nr. 658. UR, 5, Nr. 316; MGH Const., 7, 1, Nr. 457; UB Hanau, 2, Nr. 507. 794 Als grundlegende Literatur vgl. Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik. Eine Untersuchung der Burgmannschaft in der frühen Neuzeit mit den mittelalterlichen Voraussetzungen findet sich bei Rack, Die Burg Friedberg. Ludwig errichtete im Juli 1337 zu Burg Friedberg einen Burgfrieden. Dies zeigt die der unmittelbaren königlichen Herrschaft zugehörige Stellung der Burgmannschaft. Vgl. Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Regesten der Urkunden, Nr. 253; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 776; UB Friedberg, 1, Nr. 312. 795 Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik, S. 174 ff. Zu der Verfassung von Burg und Stadt vgl. auch Menz, Burg und Stadt Friedberg. Zu der wirtschaftlichen Entwicklung Friedbergs durch die Verarbeitung von Wolle und die Messe Ammann, Die Friedberger Messen; ders., Der hessische Raum, S. 60 ff.; Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfas 793

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Mit diesem Problem haben sich schon die Vorgänger Ludwigs befasst. König Rudolf von Habsburg hat im Juli 1285 mit der Zustimmung der Burgmannen und der Bürger eine Sühne errichtet. Es wurde verboten, einander anzugreifen und ein Unrecht anzutun. Die Auseinandersetzung sollte nach der althergebrachten Gewohnheit von Friedberg entschieden werden796. Um König Albrecht I. zu unterstützen, haben sich die Burgmannen und die Bürger verbunden. Für die kommenden Streitigkeiten haben sie je vier Bürger und Burgmannen und den Guardian der Barfüßer in Friedberg als Obmann eingesetzt. Sie sollten binnen 14 Tagen ihren Schiedsspruch fällen797. Aber die Auseinandersetzung wurde von diesem Schiedsgericht nicht völlig beigelegt. König Albrecht I. hat im Juli 1306 erneut das Verhältnis zwischen Burgmannen und Bürgern geregelt. Die Bürger sollten sechs Leute aus der Burgmannschaft auswählen und sie in den Stadtrat aufnehmen. Wenn ein Burgmann von einem Bürger verklagt würde, war sein Gerichtsstand das Burgmannengericht. Wenn umgekehrt ein Bürger von einem Burgmann geklagt würde, war sein Gerichtsstand das städtische Schöffengericht. Der Burggraf sollte beiden Gerichten vorstehen. Er sollte außerdem den Stadtschultheiß einsetzen798. Während die Sühne von 1285 einen vorläufigen und den status quo bewahrenden Charakter hatte, sollte diese Entscheidung von 1306 als grundlegende Regelung zwischen Burgmannen und Bürgern dauerhaft beibehalten werden. Aber es kam auch danach noch mehrmals zum Ausbruch von Streitigkeiten. Bei dem Streit zwischen einem Burgmann und einem Bürger wurde entsprechend der Entscheidung von 1306 die Gerichtszuständigkeit festgesetzt. Wenn Streitigkeiten zwischen der Burgmannschaft und der Bürgerschaft insgesamt ausbrachen und es damit um die Verfassung von Friedberg ging, war es schwierig, in Friedberg eine Lösung zu finden. Der Fall wurde dann vor den Herrscher gebracht. Bei den Streitigkeiten zwischen Burg und Stadt Friedberg in den 1330er Jahren ging es vor allem um den Modus der Ersetzung der städtischen Schöffen und die Rolle, die der Burggraf dabei spielen sollte, die Erbauung der St. Katharinen­ kapelle in der Stadt und die Errichtung eines Gebäudes auf dem Friedhof. Ludwig hat am 21. Juli 1331 von Nürnberg aus angeordnet, dass Burgmannen und Bürger bis zu Michaelis einen Waffenstillstand halten und während des Friedens die Entscheidung von Albrecht I. aus dem Jahre 1306 einhalten sollten799. Während des Waffenstillstands sollten die jetzigen Schöffen unverändert ihre Befugnisse ausüben. Die aus der Stadt Geflohenen sollten wieder in die Stadt zusung, Verwaltung und Politik, S.  190 ff. Zu der Stellung Friedbergs im Mittelrhein­gebiet Stobbe, Die Stadt Friedberg, S. 162 ff. 796 UR, 3, Nr. 478; UB Friedberg, 1, Nr. 85; Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik, S. 187. 797 UB Friedberg, 1, Nr. 141; Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik, S. 187. 798 UR, 4, Nr. 369; UB Friedberg, 1, Nr. 162; Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittel­ alter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik, S. 188 ff. 799 UR, 5, Nr. 122; UB Friedberg, 1, Nr. 274; MGH Const., 6, 2, Nr. 132.

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rückkehren. Der Kaiser selbst sollte versuchen, die Streitigkeiten „nach mine oder nach recht“ zu entscheiden. Die Parteien waren wohl vor dem Kaiser in Nürnberg erschienen und hatten sich auf das Schiedsgericht des Kaisers verwillkürt. Wenn der Kaiser verhindert wäre, könnte er den Waffenstillstand verlängern. Wenn die Burgmannen und die Bürger während des Waffenstillstandes sich versöhnten, sollte die Übereinkunft gültig sein, insofern sie die Rechte des Kaisers und­ Reiches nicht verletzte. Wie bei dem Schiedsgericht die Beilegung „nach minne“ vorgezogen wurde, so sollte auch hier das Abkommen zwischen den Parteien­ gegenüber dem Schiedsgericht Vorrang haben. Aus der Sicht des Herrschers stellt die Form des Schiedsgerichts einen eher indirekten Eingriff dar. Während König Rudolf und Albrecht I. die Sühne oder das Abkommen errichtet hatten, setzte der Auftritt Ludwigs als Schiedsrichter die ­Zustimmung der Parteien voraus. Dieses Schiedsgericht hatte aber zugleich ähnliche Aspekte wie ein direkter Eingriff. Die Rechte des Kaisers und Reiches wurden gegenüber der Übereinkunft der Parteien ausdrücklich vorbehalten. Der Kaiser hat sich dazu noch die Befugnis vorbehalten, die Frist des Schiedsspruchs zu verlängern. Diese Züge entsprechen der Stellung Ludwigs als Stadtherr. Der Kaiser hat zudem in dieser Schrift Luther von Isenburg, Gottfried (IV.) von Eppstein und Ulrich von Hanau befohlen, dass sie alle oder zwei oder einer von­ ihnen am 30. Juli nach Friedberg kommen sollten. Er hat auch die Städte Frankfurt, Wetzlar und Gelnhausen angewiesen, dass sie zwei oder mehr Bürger nach Friedberg schicken sollten. Diese Adligen und die Bürger sollten vor Ort von den Burgmannen und den Bürgern das Gelöbnis einholen, den Waffenstillstand zu halten. Die vier wetterauischen Königsstädte hatten sich, wie oben erwähnt, zu Städtebünden zusammengeschlossen800 und der Kaiser wollte diese Verbindung unter den Städten nutzen, um den Konflikt einer friedlichen Lösung zuzuführen. Das Vermittlungsergebnis oder der Schiedsspruch durch die benachbarten Königs­städte sind bei diesem Streit nicht bekannt. Wir finden auch sonst unter diesen vier Städten anders als bei den mittelrheinischen Bischofsstädten kaum konkrete Ergebnisse der Konfliktlösung. Die Städte fügten sich auch hier eher passiv in die kaiserlichen Maßnahmen. Unter den oben genannten drei Adligen war Gottfried (IV.) von Eppstein in den 1320er Jahren und nochmals seit dem Juli 1333 als Landvogt in der Wetterau tätig. Er hat besonders enge Beziehungen zu ­Ludwig ­geknüpft801. Ulrich (II.) von Hanau stand dem Kaiser ebenfalls nahe. Sein Dienst für Ludwig wurde gerade in dieser Zeit durch die Verpfändung der Königsstadt Gelnhausen belohnt802. 800

Siehe oben S. 68 ff. Schwind, Die Landvogtei in der Wetterau, S.  126 ff.; ders., Zur staatlichen Ordnung, S. 213; Schäfer, Die Herren von Eppstein, S. 321. 802 UB Hanau, 2, Nr. 308 (24.12.1326), Nr. 349 (22.02.1330), Nr. 350 (29.03.1330), Nr. 351 (25.04.1330). Schäfer, Die Herren von Eppstein, S. 321 weist darauf hin, dass in der Wetterau die Herren von Eppstein, Hanau, Falkenstein und Isenburg wichtige Stützen Ludwigs dar­ stellten. Zu den Beteiligungen Gottfrieds von Eppstein an den Schlichtungen der Konflikte unter den mittelreihnischen Adligen, siehe oben S. 97, 103, 106, 109. 801

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Wie oben dargestellt, trat Gottfried bei den Streitigkeiten unter den Adligen vielfach als Vermittler oder Schiedsrichter auf. Der Herrscher konnte sich in der Wetterau auch auf sie stützen. Der Kaiser hat den Streit dann am 1. Februar 1332 in Frankfurt entschieden803. Wie am Anfang der Urkunde deutlich erwähnt, geht es um einen Schiedsspruch. Zuerst hat der Kaiser die beiden Parteien aufgefordert, einen Frieden zu errichten und gegenseitig auf die Ansprüche zu verzichten. Der Kaiser selbst hat auf seine Ansprüche wegen der Taten gegen den Kaiser und das Reich bis auf einige Ausnahmen verzichtet. Der Herrscher tritt hier in gewisser Beziehung auch selbst als Partei in Erscheinung. Die jetzigen Schöffen sollten in ihrem Amt bleiben. Ihnen wurde das Kooptationsrecht zuerkannt. Wenn die Kooptation binnen eines M ­ onats nach dem Tod eines Schöffen nicht durchgeführt würde, sollte der Burggraf einen neuen Schöffen einsetzen. Die St. Katharinenkapelle, um die die Burg und die Stadt gekämpft hatten, sollte vom Kaiser auf seine Kosten abgebaut werden. Für die zukünftigen Streitigkeiten war zuerst zu versuchen, eine Vereinbarung zwischen den Parteien zu schließen. Die Rechte des Kaisers und Reiches wurden wieder ausgenommen. Diese Schäden waren nach der Bewertung des Kaisers oder seines Amtmannes zu ersetzen. Wenn die Parteien eine Lösung mit der Zustimmung der beiden nicht finden konnten, sollten sie den Fall vor Kaiser Ludwig oder seinen Nachfolger bringen und sich der Entscheidung des Herrschers unterwerfen. Der Modus der Beilegung des diesmaligen Streites sollte also ein Vorbild für die Zukunft sein. Es wurde außerdem noch festgesetzt, dass bei dem Bruch der Übereinkunft Strafgeld zu bezahlen war, dass über das Gebäude auf dem Friedhof Kundschaft durch­ zuführen war und dass die Anordnung von 1306 ihre ­Gültigkeit behalten sollte. Ludwig hat erneut am 10. Februar für die Stadt Friedberg angeordnet, dass die Schöffen die althergebrachten Gewohnheiten, Ehre und Rechte beibehalten sollten, dass sie gegebenenfalls mehrheitlich durch Kooptation ergänzt werden sollten und dass ihnen das Siegel, das Rechnungsbuch, die Urkunden und die Rechtstexte der Stadt übergeben werden sollten. Wenn sie dem Gebot nicht gehorsam wären, sollte dies als eine Rebellion gegen den Kaiser behandelt werden. Der Artikel über die Übertragung des Stadtsiegels deutet den Zuständigkeitsstreit zwischen dem Stadtrat und den Schöffen an804. Die Auseinandersetzung zwischen der Burg und der Stadt Friedberg wurde durch diese Entscheidung noch nicht beendet. Der Kaiser ordnete nunmehr an, den Streit dem Schiedsgericht vor Ort zu überlassen. Nach dem kaiserlichen Befehl vom 24. November 1332 hatte der Kaiser wohl schon vorher die Anordnung er­lassen805. Je drei Schiedsrichter waren aus den Städten, wohl Frankfurt, Wetzlar und Gelnhausen, sowie aus den Burgmannen einzusetzen. Wenn sie sich nicht einigten, sollte der siebte Mann als Obmann fungieren. Diese sieben sollten nach 803

UR, 5, Nr. 152; MGH Const., 6, 2, Nr. 225; UB Friedberg, 1, Nr. 276. UR, 5, Nr. 153; RKLB, 8, Nr. 250; MGH Const., 6, 2, Nr. 229; UB Friedberg, 1, Nr. 277. 805 UR, 5, Nr. 184; MGH Const., 6, 2, Nr. 365; UB Friedberg, 1, Nr. 285. 804

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dem Rat des Grafen Gerlach von Nassau ihre Entscheidung treffen. Der Kaiser hat dann am 24. November angeordnet, dass die drei Städte ihre Schiedsrichter bestimmen und binnen eines Monats eine Entscheidung treffen sollten. Der Kaiser hat den Städten auch mitgeteilt, dass er die gleichen Befehle an den Grafen von Nassau, die Städte und den Burggrafen von Friedberg gesandt hatte. Wenn die Bürger oder die Burgmannen den Schiedsspruch nicht vollstreckten, sollten der Graf von Nassau und die Städte dem Kaiser davon Bescheid geben. Der Kaiser sollte daraufhin den jeweils anderen helfen. Nach diesem Schreiben ist das Verhältnis zwischen dem Obmann des Schiedsgerichts und dem Grafen Gerlach von Nassau unklar. Es ist jedoch ein kaiserlicher Befehl gleichen Datums überliefert, in dem der Kaiser dem Grafen diesen Inhalt mitgeteilt und ihn mit der Vernehmung und Entscheidung beauftragt hat806. Aus kaiserlicher Sicht war also wohl Graf Gerlach als Obmann vorgesehen. Der Kaiser hat zugleich angeordnet, dass Gerlach einer Partei helfen und davon dem Kaiser Bescheid geben sollte, falls die andere Partei der Entscheidung des Grafen nicht gehorsam wäre. Dieses Verfahren stellt eine Mischung aus kaiserlicher und schiedsgerichtlicher Entscheidung dar. Als direkte Form zur Konfliktbeilegung wurde ein Schieds­ gericht gewählt. Aber der Kaiser hat zugleich die Errichtung des Schiedsgerichts angeordnet und seinen beauftragten Richter als Obmann vorgesehen. Graf Gerlach von Nassau war ein Sohn des Königs Adolf von Nassau und als solcher ein wichtiger Mann unter den Grafen und Herren im Mittelrhein807. Er hatte während des Thronkampfes zunächst mit dem Pfalzgrafen Rudolf zum habsburgischen Lager gehört, sich jedoch im März 1320 mit Ludwig versöhnt und damit das politische Lager gewechselt. Schon seit den 1320er Jahren ist er bei den Konflikten unter Grafen und Herren wie oben geschildert häufig als Vermittler, Schiedsrichter oder Obmann in Erscheinung getreten und war in dieser Zeit als Landvogt in der Wetterau tätig808. Was dagegen Friedberg betrifft, hat der Kaiser im Juli 1331 den Burgmannen geschrieben, dass sie gemäß der Anordnung Gerlachs eine neue Burg in Friedberg aufbauen sollten809. Der Kaiser hat einen Landvogt als Verwalter seiner unmittelbaren Herrschaft zur Konfliktbeilegung eingesetzt. Er hat andererseits wiederum die Verbindung unter wetterauischen Städten genutzt. Es ist unbekannt, ob dieses Schiedsgericht überhaupt entstanden ist und welche Entscheidung es getroffen hat. Gerlach von Nassau wurde als Landvogt in der Wetterau danach im Juli 1333 durch Gottfried (IV.) von Eppstein abgelöst810. 806

UR, 5, Nr. 185; MGH Const., 6, 2, Nr. 366; UB Friedberg, 1, Nr. 286. Zu Graf Gerlach von Nassau s. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 380 f.; Gerlich, Nassau in den politischen Konstellationen, S. 23 ff. 808 Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige Ludwig und Friedrich, S.  72, 116, 133, 136 ff., 146 ff.; Schwind, Die Landvogtei in der Wetterau, S. 127. Siehe auch oben S. 74, 76. 809 UB Friedberg, 1, Nr. 273; MGH Const., 6, 2, Nr. 132. 810 Böhmer, Codex diplomaticus Moenfrancofurtanus, S. 523; UB Hanau, 2, Nr. 404; Vgl. MGH Const., 6, 2, Nr. 453. 807

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Die Bürger und die Burgmannen haben dann im Juni 1334 eine Vereinbarung getroffen811. Sie haben jeweils auf ihre Ansprüche, die aus diesen Auseinandersetzungen entstanden, verzichtet und zu ihrem Gerichtsstand die Gültigkeit der Entscheidung Albrechts I. festgestellt. Für die zukünftigen Streitigkeiten sollten vier Schiedsrichter eingesetzt werden. Die Burgmannen sollten dabei zwei aus den städtischen Schöffen und die Bürger zwei aus der Burgmannschaft auswählen. Sie sollten innerhalb eines Monats entscheiden. Wenn sie zu keiner Entscheidung kamen, so sollten sie in Frankfurt zusammenkommen. Die vier sollten ein Jahr im Amt bleiben. Danach sollten neue vier gewählt werden. Das Abkommen sollte vier Jahre in Kraft sein. Es ist unklar, wie die einzelnen Streitpunkte seit 1331 beigelegt wurden. Allein der Rahmen für die zukünftige Konfliktlösung wurde vereinbart. Gottfried (IV.) von Eppstein war bemerkenswerterweise bei der Entstehung des Abkommens zugegen und hat die Urkunde mitbesiegelt. Seine Vermittlung ist durchaus vorstellbar. Wenn man die kaiserliche Anordnung von 1332 berücksichtigt, liegt es auch nahe, dass die Absicht des Kaisers im Hintergrund gewirkt hat. Auf die geschilderten Auseinandersetzungen in Friedberg hat Kaiser Ludwig weniger direkt als seine Vorgänger eingewirkt. Der Kaiser hat sich freilich als Stadtherr behauptet und war geneigt, selbst als Partei aufzutreten. Aber er hat ein Schiedsgericht zur Konfliktbeilegung gewählt und sich darum bemüht, zwischen den Parteien eine gütliche Lösung zustande kommen zu lassen. Der Kaiser hat dabei seine Landvögte, den Adel in der Wetterau und die wetterauischen Königs­ städte eingesetzt und genutzt. In dieser Hinsicht stütze seine Tätigkeit sich auf die regionalen Struktur. Als Ergebnis scheint der Konflikt vorläufig wirksam bei­ gelegt worden zu sein. Aus der Regierungszeit Ludwigs ist kein weiterer Zusammenstoß überliefert812. Wie oben dargestellt, hat Kaiser Ludwig die Verbindung unter den wetter­ auischen Königsstädten und die Adligen in der Wetterau genutzt, um die Streitigkeiten in Friedberg beizulegen. Er versuchte nun seit Mitte der 1330er Jahre, die Städte und den Adel intensiver einzusetzen und enger zu verflechten. Die vier­ Königsstädte in der Wetterau haben sich wie erwähnt kontinuierlich zu Städtebünden zusammengeschlossen. Der Kaiser hat im Mai 1336 für die Städte erklärt, dass ihnen jeder Herr, Ritter und Knecht im Notfall helfen könne. Das sollte geschehen, als ob der Kaiser zugestimmt hätte813. Im Mai 1337 haben sich Landvogt Gottfried von Eppstein, andere Adlige in der Wetterau und vier Städte auf kaiser-

811

UB Friedberg, 1, Nr. 295. Zu dem Waffenstillstand und der Sühne vom Mai 1349 vgl. UB Friedberg, 1, Nr. 387, 388, vgl. auch Nr. 394, 426, 531. Die Beschwerden der Burgmannen und die Antwort der Bürger im September 1376: UB Friedberg, 1, Nr. 595, 596. Zu dem Gegensatz und den Streitpunkten zwischen Burg und Stadt seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Schilp, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik, S. 200 ff. 813 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 408; UB Frankfurt, 2, Nr. 562. 812

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lichen Befehl zu einem Landfrieden zusammengeschlossen814. Die Städte haben sich im Oktober 1340 erneut verbunden815. Der Kaiser versuchte im Juli 1341, wieder einen Landfrieden zu errichten816. Der Kaiser erlaubte den vier Städten dann im Januar 1344, mit den Herren, Rittern und Knechten ein Bündnis zu schließen und sie wie eigene Bürger zu be­ schützen. Ein solcher Schutz sollte der Ehre und dem Interesse des Kaisers, des Reiches und des Landes entsprechen817. Zu dieser Zeit hat der Kaiser den Städten die Befugnis gegeben, diejenigen anzugreifen, die gegen den Kaiser und die Städte standen und vor den kaiserlichen Amtleuten oder den Schultheißen der Städte ihr Recht nicht empfangen wollten. Wenn die Städte gegen diese vorgingen, sei dies kein Handeln gegen das Reich und die Städte seien dem Kaiser nicht verantwortlich. Weil die Städte auf kaiserliches Gebot tätig waren, durften diejenigen, die von den Städten geschädigt worden waren, diese nicht verklagen818. Die vier Städte haben darauf im April 1344 in der Tat mit Graf Johann von Nassau-Merenberg ein Bündnis gegen die Brüder Gerlach und Kraft von Isenburg und den Burggrafen Johann von Rieneck geschlossen819. Die Städte nannten sich am Anfang der Bündnisurkunde „dy vier des richs stede in Wedreybe“. Das Bündnis setzte militärische Aktionen voraus. Die Städte haben sich nicht verpflichtet, die Schäden von Graf Johann zu ersetzen, aber sie sollten den Kaiser darum bitten, den Grafen zu entschädigen. In der Urkunde des Grafen Johann mit gleichem Datum ist die Rede davon, dass er sich auf kaiserlichen Befehl mit den Städten verbunden hatte820. Der Kaiser stand im Hintergrund und veranlasste dieses Bündnis. Außerdem hat er im September 1344 angeordnet, dass die Städte Frankfurt, ­Friedberg und Wetzlar die Bürger von Gelnhausen hinsichtlich Zoll, Marktrecht und anderen Rechten gegen alle Verletzungen beschützen sollten821. 814

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 389; UB Frankfurt, 2, Nr. 611; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 49 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 165 ff. 815 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 409; UB Frankfurt, 2, Nr. 716. 816 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 391; UB Hanau, 2, Nr. 575; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 54. 817 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 410; UB Hanau, 2, Nr. 639; RKLB, 8, Nr. 516. Der Kaiser mag schon im Januar 1343 eine ähnliche Erlaubnis verliehen haben. Die einschlägige Quelle ist nicht im Original, sondern nur in einer Abschrift überliefert, UB Hanau, 2, Nr. 613. 818 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 412; UB Hanau, 2, Nr. 640. 819 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 412; UB Hanau, 2, Nr. 644. 820 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  413; Böhmer, Codex diplomaticus Moenfrancofurtanus, S. 586. 821 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 414; UB Hanau, 2, Nr. 659.

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In diesem Kontext ist es zu verstehen, dass Ludwig sich bemüht hat, die Streitigkeiten zwischen den Königsstädten und den Adligen in der Wetterau um die Pfahlbürger beizulegen. Ludwig hat einerseits grundsätzlich keine Pfahlbürger an­erkannt, aber andererseits die adligen Ansprüche, ehemalige Hörige aus den Städten zurückzufordern, eingeschränkt822. Der Kaiser hat am 23. September 1333 den vier Städten mitgeteilt, dass er mit dem Rat der Herren die Pfahlbürger abgeschafft und die Aufnahme der Hörigen der Herren in die Städte verboten hatte823. Die bisherigen Pfahlbürger sollten allerdings bis zum 16. Oktober ihren Wohnsitz in den Städten bekommen. Sonst könnten die früheren Herren sie zurücknehmen. Ludwig hat am 15. September 1338 der Stadt Gelnhausen versprochen, neue Bürger, die jetzt in der Stadt wohnten, vor dem Herausgabeverlangen der ehemaligen Herren zu schützen824. Hinter diesen Maßnahmen standen wohl Einflußnahmen von beiden Seiten. Der Kaiser hat dann am 11.  September 1340 den Streit zwischen den vier­ Städten und Oppenheim einerseits und den Herren in der Wetterau andererseits entschieden825. Er hat befohlen, dass die Pfahlbürger erneut abgeschafft würden und sie entweder in den Städten oder bei den Herren ihren Hauptwohnsitz haben sollten. Wenn die Herren ihre Hörigen zurückforderten, sollten sie die Beweislast tragen. Wenn sie den Beweis schuldig blieben, sollte der Fall durch Vergleich oder Schiedsgericht erledigt werden. Die Herren dürften sich jedenfalls nicht der­ ehemaligen Hörigen bemächtigen. Die kaiserliche Entscheidung regelte also nicht einzelne Zugehörigkeiten der Untertanen, sondern teilte die Beweislast zu, war also prozessualen Charakters. Auch die endgültige Lösung durch die Parteien vor Ort wurde vorgesehen, wenn der Beweis nicht eindeutig wäre. Am 21. Dezember 1346 versöhnten sich unter der Mitwirkung Ludwigs in der Tat die Herren von Falkenstein, Hanau und Eppstein mit den Städten Frankfurt, Friedberg und Gelnhausen826. Die Pfahlbürger wurden wieder verboten. Wer aber in den Städten bleiben wollte, dürfte sich mit Frau und Kindern in die Städte hinein begeben. Die Herren sollten ihn nicht hindern. Wenn jemand diese Regelung 822

Allgemein dazu Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 98 f. In die Stadt Wetzlar z. B. traten die Leute in erster Linie aus dem umliegenden Gebiet der Stadt und aus dem Westerwald neu ein, s. Felschow, Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters, S. 18 f. Zu den Streitigkeiten zwischen der Stadt Wetzlar und den Grafen von Solms um die Pfahlbürger ebd., S. 30. Als ein allgemeiner Grund der Konfrontation zwischen den Städten und dem Adel ist die Auswirkung der städtischen Territorialpolitik zu nennen. Frankfurt entfaltete im Spätmittelalter eine­ ziemlich rege Territorialpolitik und häufte Güter und Rechte um die Stadt herum an. Einzelne Bürger von Frankfurt erwarben auch Güter auf dem Land bei der Stadt, s. Schneidmüller, Städtische Territorialpolitik; Orth, Stadtherrschaft und auswärtiger Bürgerbesitz. 823 MGH Const., 7, 1, Nr. 481; UB Frankfurt, 2, Nr. 473. 824 UB Hanau, 2, Nr. 499. 825 UR, 5, Nr. 377; UB Hanau, 2, Nr. 554; UB Frankfurt, 2, Nr. 714. Ludwig erklärte im Juli 1341 wiederum die Abschaffung des Pfahlbürgers im gesamten Reich, s. RKLB, 1, Nr. 330. 826 UR, 5, Nr. 560; UB Hanau, 2, Nr. 710.

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brechen würde, sollten Schiedsrichter über ihn urteilen. Die Herren und die Städte sollten je einen Schiedsrichter benennen. Für den dritten Mann sollten beide Parteien je drei Kandidaten bestimmen und dann sollte ein Würfel geworfen werden. Die Seite, die beim Würfeln gewonnen hatte, sollte einen Obmann aus den drei Kandidaten der anderen Seite auswählen. Danach sollten die Parteien von Jahr zu Jahr wechselseitig einen Obmann benennen. Diese drei sollten binnen acht Tagen eine Entscheidung treffen. Das komplizierte Verfahren der Zusammensetzung des Schiedsgerichts zeigt deutlich die Spannung zwischen beiden Lagern und das Interesse, das Gleichgewicht zu wahren. Der Kaiser tritt hier eher als Vermittler denn als Gerichtsherr auf. In dieser Zeit, da sich der Kampf zwischen dem Kaiser und dem kurialen-luxemburgischen Lager verschärfte, war es für den Kaiser auch von großer politischer Bedeutung, die beiden Stützen der kaiserlichen Macht im Mittelrhein, die Städte und die Herren in der Wetterau, auszusöhnen. Die kaiserliche Anordnung hat also dazu geführt, dass die Parteien den Konflikt untereinander durch Übereinkunft beilegen konnten. Bei den Streitigkeiten im Bereich der unmittelbaren königlichen Herrschaft sind noch die Auseinandersetzungen um die Juden zu berücksichtigen827. Die Juden wurden seit dem 13. Jahrhundert als kaiserliche Kammerknechte bezeichnet, unter den Schutz des Herrschers gestellt und dafür zur Zahlung einer besonderen Steuer verpflichtet. Aus Sicht des Herrschers galten sie sowohl als Gegenstand seines Schutzes wie auch als wichtige Einnahmequelle. Obwohl das Judenregal im Verlauf vom Hoch- zum Spätmittelalter in den meisten Teilen des Reiches dem Herrscher verloren ging, bestand es in einigen Bischofsstädten und vor allem den Königsstädten fort. Solche Rechte wurden oft verpfändet, um die dem Herrscher Dienst leistenden Fürsten und Adligen zu belohnen, aber sie blieben damit immer noch für den Herrscher nützlich. Kaiser Ludwig versuchte einerseits, die Einnahmen aus den von der jüdischen Bevölkerung zu leistenden Abgaben zu erhöhen, indem er 1342 eine neue Kopfsteuer, den sogenannten goldenen Opfer­ pfennig, einführte828. Er traf andererseits Schutzmaßnahmen gegen die ausbrechenden Judenverfolgungen. Da die Juden auf diese Weise einen Gegenstand von Schutz und Steuererhebung bildeten, traten sie selbst bei den Konflikten meistens 827 Zu den Beziehungen zwischen dem Königtum und den Juden vom 13. bis zum 15. Jahrhundert Aufgebauer/Schubert, Königtum und Juden. Zur früheren Zeit Willoweit, Vom Königsschutz zur Kammerknechtschaft. Zu den Beziehungen Ludwigs zu den Juden Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 289 ff.; Volkert, Der Judenartikel im Rechtsbuch, S. 137 ff. Zum Verhältnis zwischen dem Königtum und den Juden im Mittelrhein Ziwes, Studien zur Geschichte der Juden, S. 97 ff. 828 Aufgebauer/Schubert, Königtum und Juden, S. 289; Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden, S. 54. Zur Haltung Ludwigs, die von den Juden zu leistenden Zahlungen zu nutzen, vgl. auch Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden, S. 40 ff. Ludwig verlieh übrigens den mittelrheinischen Adligen und anderen zahlreiche Judenansiedlungs­ privilegien, die dem Empfänger erlaubten, in seinen Ort Juden aufzunehmen. Vgl. Ziwes,­ Studien zur Geschichte der Juden, S. 104 ff. Dies zeigt ebenfalls die Haltung Ludwigs, die­ königliche Schutzherrschaft über die Juden für seine Herrschaft zu mobilisieren.

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nicht als Partei in Erscheinung, sondern wurden vom Herrscher als Inhaber des Juden­regals vertreten. Ludwig hat im Januar 1315 der Stadt Worms gegenüber auf alle Ansprüche verzichtet, die er und die Bürger von Kaiserslautern wegen eines aus Kaiserslautern stammenden Juden in Worms gehabt hatten829. Er hat im November 1317 angeordnet, dass die Juden zu Speyer dem Erzbischof von Mainz ein Zehntel der Steuer wie vorgeschrieben auszahlen sollten830. Der Erzbischof hatte sich wohl vorher bei dem König über das Ausbleiben der Steuer beschwert. Der königliche Befehl mag eine Antwort gewesen sein. Um 1337 hat Ludwig den Herren von Eppstein und Hanau befohlen, in ihren Herrschaften keine Judenmörder zu dulden, dies der Stadt Frankfurt fest zu versprechen und mit der Stadt zusammenzuwirken831. Es handelte sich um eine Maßnahme gegen die sogenannte Armleder-Verfolgung, die 1336 aus Franken kam und sich, viele einfache Leute mit sich ziehend, bis zum Jahre 1338 im weiten Raum von Mittelrhein und Oberrhein verbreitete832. Dieser kaiserliche Befehl wurde wohl auf Bitten Frankfurts ausgestellt. Es ist dagegen unklar, ob die Juden selbst zum Herrscherhof Zugang gefunden und direkt um den kaiserlichen Schutz gebeten haben. Am 17. August 1337 hat der Kaiser der Stadt Frankfurt geschrieben. Er habe auf Bitten der Stadt hin den Herren von Eppstein und Hanau befohlen, die Juden zu schützen und die Judenmörder nicht zu dulden. Er habe dazu noch dem Erzbischof von Mainz geschrieben, dass der Erzbischof die Juden beschützen und tun sollte, was Frankfurt fordere833. Der Kaiser hat nochmals am 22. August befohlen, dem Erzbischof Hilfe zu leisten, um die Juden zu schützen834. Die Konflikte, die die unmittelbare königliche Herrschaft betrafen, wurden wie oben erwähnt, naturgemäß am ehesten vor den Herrscherhof gebracht. Der Herr 829

UR, 5, Nr. 3; UB Worms, 2, Nr. 96; UB Kaiserslautern, 1, Nr. 593. REM, Nr. 1945; MGH Const., 5, Nr. 460. 831 REM, Nr. 3615. 832 Zu dieser Judenverfolgung Lotter, Hostienfrevelvorwurf und Blutwunderfälschung; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S.  289 f.; Ziwes, Studien zur Geschichte der Juden, S. 238 ff. 833 REM, Nr. 4068; UB Frankfurt, 2, Nr. 622; MGH Const., 7, 1, Nr. 289. Der Kaiser hat schon im April 1337 der Stadt Frankfurt befohlen, die Juden in Frankfurt zu schützen und Klagen gegen sie vor dem kirchlichen Gericht zu verhindern, UB Frankfurt, 2, Nr. 610; MGH Const., 7, 1, Nr. 218. 834 REM, Nr.4070; UB Frankfurt, 2, Nr. 624; MGH Const., 7, 1, Nr. 299. Im Übrigen beschwerte sich Gerlach von Limburg bei dem Kaiser über die kaiserliche Maßnahme vom Mai 1336, mit der Kaiser Ludwig dem Herrn Gerlach von Isenburg und anderen Adligen die Einkünfte aus den Juden in Limburg übertragen hatte. Gerlach von Limburg hat mittels Urkunden der Könige Rudolf von Habsburg und Adolf von Nassau nachgewiesen, dass die Juden in Limburg vom Königtum den Herren von Limburg verpfändet worden waren. Der Kaiser wies darauf im Juli 1336 den Herrn von Isenburg und die anderen an, den Herrn von Limburg in seinen Rechten nicht zu behindern, UR, 5, Nr. 272; MGH Const., 7, 1, Nr. 109; Nieder, Die Limburger Dynasten, S. 101. 830

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B. Mittelrhein

scherhof hat aber diese Fälle nicht bedingungslos angenommen. Das Ver­hältnis der Zuständigkeiten des Hofes und der städtischen Gerichte wurde allmählich eingehender geregelt. Diese Entwicklung ist als eine der Tendenzen zur Ratio­ nalisierung der Königsgerichtsbarkeit zu sehen, die auch in Deutschland in Gang gekommen war, wenngleich sie im Vergleich zu den west- und südeuropäischen Königreichen deutlich später und zögerlicher vor sich ging. Ludwig hat zugleich diese Fälle nicht unbedingt am Hof entschieden, sondern dafür Sorge getragen, sie durch Versöhnung oder Schiedsgericht vor Ort lösen zu lassen. Er hat dabei die regionale Struktur im Mittelrhein gebührend berücksichtigt und sie genutzt. 3. Konflikte unter den Adligen und Königsgerichtsbarkeit Wie im letzten Kapitel beschrieben, versuchte der Adel im Mittelrhein, versuchten vor allem die Grafen und Herren, ihre Konflikte durch Vermittlung oder Schiedsgericht unter Adligen selbst beizulegen. Die Königsgerichtsbarkeit hatte jedoch in dieser Region ihrerseits mit den Konflikten unter den Adligen zu tun. Einige vereinzelte Spuren sind schon seit den 1320er Jahren zu finden, auch wenn die Herrschaft Ludwigs damals, wie oben gezeigt835, im Mittelrhein nicht so fest verankert war. Wie schon oben erwähnt, erklärte Graf Gerlach von Nassau 1320, dass er zur Beilegung des Streits mit dem Grafen Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen gemeinsam mit diesem Schiedsleute ernannt hatte und dass Gerlach und Wilhelm den Schiedsleuten zu deren Entscheidung eine Urkunde vorlegen würden, die die beiden von König Ludwig erhalten hatten836. Gerlach hatte sich zwar am 8. März 1320 mit Ludwig dem Bayern versöhnt und mit ihm ein Bündnis geschlossen837, aber es ist unklar, um welche Urkunde es hier geht. Graf Gerlach von Nassau traf am 31. Dezember 1327 seine Entscheidung über den Streit zwischen Luther von Isenburg und Mechthild von Breuberg, der Witwe Eberhards von Breuberg838. Die Kontrahenten hatten sich darauf geeinigt, Gerlach als Obmann anzuerkennen und sich seiner Entscheidung zu unterwerfen. Nach seinem Urteil konnte man das Lehen, das andere Ganerben hatten, nicht ohne deren Zustimmung zum Wittum bestellen, selbst wenn der Lehnsherr seine Zustimmung geben würde. Mechthild sollte deshalb die Zustimmung von Luther nachweisen. Die Aussage, die Gerlach vor seiner Entscheidung machte, ist bemerkenswert. Ihr zufolge hatte er vor dem König von den Herren, Rittern und Rechtskundigen die nötigen Rechtskenntnisse eingeholt. Erst nachdem er also die erforderlichen Informationen von den Adligen und anderen, die am Herrscherhof 835

Siehe oben S. 139 ff. RGK, Nr. 619. Siehe oben S. 92. Zu den territorialpolitischen Auseinandersetzungen der beiden Dynastien Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 211 f. 837 RGK, Nr. 607; MGH Const., 5, Nr. 576. 838 UK, Isenburger, Nr. 369; UR, 5, Nr. 105; Simon, Ysenburg und Büdingen, 3, S. 105–108, Nr. 108. 836

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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versammelt waren, erhalten hatte, fällte er sein Urteil. Der Hof fungierte für den Adel in der Region als ein Zentrum von personellen Verbindungen und Infor­ mationen. Freilich weilte der Herrscherhof zur Zeit der Ausstellung der Urkunde in Italien, und der Besuch des Grafen Gerlach am Hof hatte deswegen wahrscheinlich vor geraumer Zeit stattgefunden. Die Bedeutung des Herrscherhofs für den Adel im Mittelrhein zeigt auch der Erbstreit im Grafenhaus Katzenelnbogen, wie oben dargestellt. Nachdem Graf Dieter V. 1326 verstorben war, stritten die Mitglieder des Grafenhauses um das Erbe. Die Parteien beauftragten im Juli 1326 zur Entscheidung des Streits fünf Schiedsleute, vor allem wieder den Grafen Gerlach von Nassau839. Die Parteien teilten dabei den Schiedsleuten ihre Positionen schriftlich mit840. Graf Wilhelm (I.) behauptete darin, dass eigentlich nur seine Standesgenossen und das Reich über diesen Sachverhalt urteilen könnten, aber er erklärte sich bereit, die Entscheidung von fünf Schiedsleuten annehmen zu wollen841. Diese Äußerung zeigt, dass der Graf die Entscheidung am Herrscherhof im Blickfeld hatte. Die Schiedsleute legten freilich ohne nachweisbare Mitwirkung des Hofes im September 1326 den Konflikt gütlich bei, d. h. mit der Zustimmung der Parteien842. Nachdem Ludwig der Bayer ab 1330 stärker Einfluss auf die Region nahm, vermehrten sich die Fälle, in denen der mittelrheinische Adel sich an den Herrscherhof wandte. Als ein Beispiel ist ein Streit zwischen dem Grafen Johann von Sponheim und dem Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach) um die Burg Dill zu erwähnen. Eine Urkunde vom kaiserlichen Hofgericht wurde darüber am 5. August 1333 in Frankfurt ausgestellt843. Der Urkunde zufolge hatten die beiden Grafen sich geeinigt, den Streit fünf Schiedsrichtern zu übertragen. Ein Schiedsrichter war dabei der Hofrichter Konrad von Gundelfingen, der selbst diese Urkunde ausgestellt hatte, und ein weiterer war der kaiserliche Küchenmeister Ulrich Staufer, also auch ein Mitglied des Herrscherhofs. Die anderen drei waren Graf Philipp von Sponheim, Rudolf von Sachsenhausen und Siegfried von Barfuss, die aus der mittelrheinischen Region stammten. Die Schiedsleute setzten sich also aus Persönlichkeiten des Herrscherhofs und dem regionalen Adel zusammen. Mit dieser Urkunde verkündete der Hofrichter die Entscheidung von drei Schiedsrichtern, von Rudolf von Sachsenhausen, Ulrich Staufer und ihm selbst. Da das Urteil zugunsten des Grafen Johann gefällt wurde, traten wahrscheinlich die beiden ersten als Schiedsrichter von der Seite Johanns und Konrad von Gundelfingen als Obmann auf. Der Hofrichter hat am 7. August auf Bitten des Grafen Johann die Entschei-

839

RGK, Nr. 667, 668. Siehe auch oben S. 74 ff.  UB Nassau, 1, 3, Nr. 1833; RGK, Nr. 670, 671; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 163. 841 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1834; RGK, Nr. 672; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 162. 842 UB Nassau, 1, 3, Nr. 1835; RGK, Nr. 673; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 1, Nr. 164. 843 UR, 5, Nr. 204; Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 151 f. Zu dem Hintergrund dieses Streites Mötsch, Trier und Sponheim, S. 383 f. 840

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B. Mittelrhein

dung nochmals verkündet844 und den Grafen Walram angewiesen, dass er den Grafen Johann wegen der Hälfte der Burg Dill, die dieser durch Urteil erlangt hatte, nicht behindern solle845. In diesem Fall deckt sich die Entscheidung im kaiserlichen Hofgericht mit der des Schiedsgerichts in der Region. Der Streit zwischen dem Ritter Friedrich vom Stein einerseits und den Rittern Heinrich und Wilhelm, den Söhnen des Nemotz von Gymnich, andererseits verlief ähnlich. Nachdem eine Klage vor dem Hofgericht erhoben worden war, einigten sich die Parteien auf drei Schiedsrichter, die Ritter Konrad von Lössnich, Konrad von Asch und Winnemar von Gymnich. Der Hofrichter beurkundete im Juli 1335 diese Vereinbarung846. Das Hofgericht förderte damit die Lösung durch das Schiedsgericht vor Ort. In diesem Fall ist also ebenfalls eine Verbindung zwischen dem Hofgericht und der regionalen Beilegung zu finden. Im September 1335 stimmte Reinhard Herr von Westerburg, Kanoniker zu Köln, der Versöhnung zu, die unter dem kaiserlichen Siegel zwischen dem Herrn von Runkel und Haynen von Lurenburg entstanden war. Zu einer konkreten Mitwirkung des Kaisers ist nichts weiteres bekannt847. Er war wahrscheinlich als Vermittler tätig geworden und hatte die Gültigkeit der Parteivereinbarung mit ­eigenem Siegel bestätigt. Kaiser Ludwig widerrief im Mai 1336 in Frankfurt die Freiheiten, die er zugunsten des Grafen Gottfried von Diez und seines Sohns Gerhard ihrem Ort­ Altweilnau und dem Dorf Wernborn verliehen hatte. Er habe zuvor dem Grafen Gerlach von Nassau versprochen, dass die Städte, Märkte und Dörfer unter den Grafen von Nassau durch die Privilegien, die anderen gegeben würden, nicht geschädigt werden sollten848. Der Graf von Nassau hatte sich wohl beim Kaiser über die Maßnahme für die Grafen von Diez beschwert. Über die territorialpolitischen Gegensätze zwischen beiden Adelsdynastien rechts des Rheins wurde eine kaiserliche Entscheidung getroffen. Am 17. Juli 1337 bestätigte der Kaiser die Versöhnung zwischen den Grafen Johann (II.) und Eberhard von Katzenelnbogen einerseits und Konrad von Falkenstein andererseits und befahl den Parteien, die Versprechen einzuhalten. Diese Versöhnung wurde von fünf Schiedsleuten, Konrad und Eberhard Schenken von Erbach, Johann Kämmerer von Worms gen. von Waldeck, Konrad von Werberg und Gerhard Schlüchterer von Erfenstein errichtet849. Der Herrscher wirkt hier mit, um der Beilegung des Konflikts durch den mittelrheinischen Adel Festigkeit zu verleihen. 844

UR, 5, Nr. 206. UR, 5, Nr. 207. 846 UR, 5, Nr. 246; MGH Const., 6, 2, Nr. 695. 847 Schultze, Fürstlich Wiedisches Archiv zu Neuwied, S. 17. 848 UR, 5, Nr. 266; MGH Const., 7, 1, Nr. 73. Eiler, Die Städtepolitik der Grafen von Nassau, S. 166. 849 RGK, Nr. 855; UR, 5, Nr. 292; MGH Const., 7, 1, Nr. 275. Die Kaiserurkunde ist auf Seiten der Grafen von Katzen­elnbogen überliefert. 845

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Der Konflikt zwischen Ulrich von Hanau und Philipp dem Älteren von Falkenstein um die Burg Laubach fand den Weg zum Kaiserhof. Nach der Urkunde, die Berthold von Neuffen am 27. Juni 1341 ausstellte, hatten die Parteien ihren Streit vor den Kaiser gebracht, der damals in Frankfurt weilte. Kaiser Ludwig ließ die Parteien je zwei Schiedsrichter erwählen und ernannte mit der Zustimmung der Parteien Berthold als Obmann. Der Herr von Hanau verklagte dann den von Falkenstein und die Schiedsrichter ließen die einschlägigen Urkunden vorlesen. Nach der Lesung erklärte das Schiedsgericht, dass die Burg zunächst an Ulrich von Hanau zurückgegeben werden sollte. Man sollte aber erst nach der Kundschaft, also der Zeugenverhörung vor Ort, entscheiden, ob die Burg Eigen oder Lehen wäre oder ob sie aus der Herrschaft Münzenberg stamme. Wenn sich herausstellte, dass die Burg tatsächlich aus der Herrschaft Münzenberg stammte, sollte dem Falkensteiner die Gelegenheit gegeben werden, sie zurückzukaufen. Wenn die Burg mit der Herrschaft Münzenberg nichts zu tun hätte, könnte der Herr von Hanau über sie verfügen. Die Kundschaft sollte innerhalb von sechs Wochen und drei Tagen durch­geführt werden. Bei der Kundschaft sollten Eberhard von Heusen­stamm, Rudolf von Wehrheim sowie Konrad von Bommersheim von der Hanauer Seite und Friedrich von Karben, Gottfried von Trohe sowie Konrad Setze­pfad von der Falkensteiner Seite vernommen werden. Diese sechs einigten sich darüber hinaus auf Johann Wais von Echzell als Obmann. Diese sieben sollten das Ergebnis der Kundschaft dem Frankfurter Schultheiß Rudolf von Sachsenhausen mitteilen, der dann den Parteien ihre einstimmige bzw. mehrheitliche Auffassung schriftlich übergeben sollte850. Wir finden hier wieder eine ähnliche Zusammensetzung wie bei dem oben­ beschriebenen Fall der Grafen von Sponheim. Berthold von Neuffen war ein Vertrauter des Kaisers. Indem er als Obmann fungierte, setzte sich das Schieds­ gericht wieder aus Hofpersonal und mittelrheinischen Adligen zusammen. Dieses Schiedsgericht machte dann die Entscheidung von der Kundschaft vor Ort abhängig. Es ist auch bemerkenswert, dass das Ergebnis der Kundschaft den Parteien über den Schultheiß von Frankfurt übermittelt werden sollte. In dieser Form konnte auch die Organisation der unmittelbaren kaiserlichen Herrschaft in der Wetterau eingesetzt werden. Am 13. August stellte Rudolf von Sachsenhausen in der Tat eine Urkunde aus, in der er verkündete, dass nach der Kundschaft die Sieben einstimmig die Herkunft der Burg Laubach aus der Herrschaft Münzenberg festgestellt hatten851. Darauf­ hin wurde wahrscheinlich dem Falkensteiner die Gelegenheit zum Rückkauf an­ geboten. Der Konflikt wurde tatsächlich beendet, indem der Herr von Hanau im Oktober dem Falkensteiner die Burg verkaufte852.

850

UK, Solmser, Nr. 225; UR, 5, Nr. 425; UB Hanau, 2, Nr. 574. UK, Solmser, Nr. 227; UR, 5, Nr. 429; UB Hanau, 2, Nr. 577. 852 UK, Solmser, Nr.  229–233, 235; UB Hanau, 2, Nr.  581–585. Vgl. auch Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 448. 851

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B. Mittelrhein

Bei den oben beschriebenen Fällen wurde die Entscheidung meistens von dem Herrscherhof in Frankfurt getroffen. Angesichts dieses Befundes ist der Konflikt zwischen dem Grafen Johann von Sponheim(-Starkenburg) und dem Grafen Georg von Veldenz interessant. Nach der Urkunde, die Graf Johann am 9. April 1344 ausstellte853, hatten die Parteien für ihren Streit um Baumholder bei Birkenfeld vier Schiedsrichter bestellt, die Ritter Wilhelm von Manderscheid und Volker von Starkenberg von der Sponheimer Seite, die Ritter Bertram Gang und Wolfram von Lewenstein von der Veldenzer Seite. Wenn sie aber den Konflikt „mit minne“, also mit der Zustimmung der Kontrahenten, nicht beilegen könnten, sollten sie sich an den Kaiserhof wenden und dort von den Herren und Rittern Recht nehmen. Der Herrscherhof sollte hier sozusagen als Obmann fungieren. Eine bemerkenswerte Bedingung wurde allerdings hinzugefügt: Die Schiedsleute sollten sich nämlich nur dann an den Hof wenden, wenn er bis zum 24. Juni in Frankfurt oder in dieser Gegend am Rhein erscheinen würde. Sonst sollte der Graf Philipp von Sponheim einen Termin festsetzen. Die Parteien sollten dabei weniger als 20 neu­trale Ritter stellen und sich ihrer einstimmigen oder mehrheitlichen Entscheidung unterwerfen. Dieser Fall zeigt die Bedeutung der Präsenz des Herrscherhofes in der Region, wenn er bei der Konfliktbeilegung unter dem mittelrheinischen Adel eine Rolle spielen sollte854. Im Herrscherhof wurden auf diese Weise häufig Fälle entschieden, deren Parteien die mittelrheinischen Adligen waren. Es kam aber auch vor, dass ein Fall an das Gericht in der Region zurückgewiesen wurde. Der Kaiser sandte im Dezember 1340 an den Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach) ein Schreiben855. Bischof Gerhard von Speyer hatte vor dem kaiserlichen Hofgericht eine Klage gegen den Grafen erhoben und ihn vor den Hof geladen. Pfalzgraf Rudolf hatte aber dem Kaiser mitgeteilt, dass der Graf vor dem Pfalzgrafen Recht geben und nehmen sollte. Kaiser Ludwig wies daraufhin den Grafen an, vor dem Pfalzgrafen zu erscheinen, weil der Graf ein Lehnsmann des Pfalzgrafen war856. Der Kaiser wollte die Rechte Rudolfs nicht verletzen857. Er dürfte dabei das kaiserliche Privileg vom September 1338 gemeint haben, wonach die „diener“ des Pfalzgrafen nur vor diesem Recht nehmen sollten858. Die Lehnsgerichtsbarkeit des Pfalzgrafen wurde hier jedenfalls gegenüber dem Hofgericht bevorzugt. 853

UR, 5, Nr. 519; HstA München, Rheinpfälzer Urkunden 2790. Zu den häufigen Aufenthalten Ludwigs in Frankfurt Schalles-Fischer, Pfalz und Fiskus Frankfurt, S. 657 ff. Zu den konkreten Gebäuden des Aufenthalts ebd., S. 491 f. Zur Bedeutung der praesentia regis in verschiedenen Formen für die Königsherrschaft vgl. auch Zotz, Präsenz und Repräsentation. 855 UR, 5, Nr. 392; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 625; Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 248. 856 „…, wan du siner alten manne einer bist …“. 857 „… wir im sin reht noch friheit nit wellen brechin noch ubervaren.“ 858 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 428; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 606. Dem Pfalzgrafen Rudolf wurde im Juni 1344 ein weiteres Privileg mit erweiterten Inhalten verliehen, s. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 452. 854

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Um sich Bedeutung und Grenzen der Entscheidung des Hofgerichts zu ver­ gegenwärtigen, stellt der Streit zwischen dem Grafen Georg von Veldenz859 sowie seinem Sohn Heinrich einerseits und dem Wildgrafen Johann von Daun860 andererseits ein interessantes Beispiel dar. Der Erzbischof Balduin von Trier hatte bereits im Oktober 1338 die beiden Parteien geschlichtet und sich als Schiedsrichter anerkennen lassen861. Das Schiedsurteil war im Januar 1339 gefällt worden, aber der Konflikt hatte sich fortgesetzt. Nach der Urkunde des Wildgrafen vom 11. August 1339 einigten sich die Parteien auf ein Schiedsgericht von je drei Rittern. Die Schiedsleute sollten sich mehr als acht Tage danach am Sonntag in Sobernheim versammeln und dort verhandeln. Wenn die Versöhnung nicht zustande kam, sollte bis zum 8. September (Mariä Geburt) eine Entscheidung nach Recht gefällt werden. Wenn die Schiedsrichter sich dabei nicht einigen könnten, sollte der Erzbischof Heinrich von Mainz als Obmann einen Termin in Bingen festsetzen. Er sollte dort mit dem Rat von 20 Rittern seine Entscheidung treffen, aber diese Ritter sollten nicht Vasallen einer der Parteien sein. In der Zwischenzeit durfte Wildgraf Johann von dem Urteil, das er vor dem Hofgericht erlangt hatte, keinen Gebrauch machen. Wenn der Erzbischof bis zu der Frist seine Entscheidung nicht treffen könnte, sollte er seine Befugnis als Obmann zurückgeben. Wenn er aber eine Entscheidung finden könnte, sollte das Urteil, das Johann beim Hofgericht erlangt hatte, grundsätzlich nichtig sein862. Mit demselben Datum stellten die Grafen von Veldenz eine Urkunde gleichen Inhalts aus863. Dass der Erzbischof Heinrich hier als Obmann auftritt, erklärt sich aus der Mainzer Vormacht. Aber es deutet zugleich ihre Schwäche unter dem Erzbischof Heinrich an, wenn man von vornherein mit der Möglichkeit rechnete, dass er seine Entscheidung nicht treffen könnte. Man hat zwar oft für den Fall der Verhinderung des Obmanns Ersatzmaßnahmen bestimmt und in der Regel eine Frist für die Entscheidung des Schiedsgerichts festgesetzt. Aber es ist eher selten, dass die Rückgabe der Obmannsbefugnis im Voraus so deutlich geregelt wurde. Wie diese Urkunden andeuten, scheint der Wildgraf Johann schon früher vor dem Kaiserhof seine Klage erhoben und ein günstiges Urteil erstritten zu haben. Dies legt auch das folgende Schreiben nahe: Am 20. Mai 1339 schrieb der Kaiser dem Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach), dass der Wildgraf Johann 859 Zu dem Grafen Georg von Veldenz s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahe­ gebietes S. 72*. 860 Zu dem Wildgrafen Johann aus der Dauner Linie s. Klafki, Die kurpfälzischen Erbhofämter, S. 85. 861 Stengel, Nova Alamanniae, 1, Nr. 567; Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 60; Eulen­ stein, Landfriedenspolitik, S. 256. 862 REM, Nr. 4400/2; UR, 5, Nr. 341; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3828: „… ist ez aber, daz wir mit ein gesuonit werden, so sol allez daz reht tode sein, daz wir vor dem keyser irkobert haben, uzgescheyden allerley argelist an allen disen stucken und an yr yglichem besunder …“. 863 REM, Nr.  4400/1; UR, 5, Nr.  342; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3829; Salden-­ Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 120.

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und der Graf Heinrich von Veldenz sich auf die Lösung mit „minne“ durch je zwei Schiedsrichter geeinigt hatten. Wenn das Schiedsgericht die Parteien nicht schlichten könnte, sollte Walram als Obmann bis zum 25. Juli mit „minne“ oder „recht“ seine Entscheidung treffen864. Dieses Schreiben wurde mit dem Siegel des Hofgerichts ausgestellt. Dies lässt sich damit erklären, dass es sich um die Änderung eines Hofgerichtsurteils handelte. Es gab möglicherweise Schwierigkeiten, das Urteil in der Region durchzusetzen. Der Kaiser änderte daher das frühere Urteil ab und beauftragte ein Schiedsgericht mit dem Grafen Walram als Obmann mit der Entscheidung des Falls. Nachdem dieses Schiedsgericht wahrscheinlich gescheitert war, dürfte ein Schiedsgericht mit einem gewichtigeren Obmann, dem Mainzer Erzbischof, in der Region erneut angestrebt worden sein. Der Kaiser übertrug im März 1339 in Nürnberg dem Wildgrafen Johann das Lehen zu Kaiserslautern, das in den Kirchspielen von Reichenbach und Theisberg gewesen und von dem Grafen Georg von Veldenz an das Reich heimgefallen war865. Diese Maßnahme dürfte auf dem Urteil des Hofgerichts beruht haben. Der Wildgraf Johann von Daun hatte schon mehrmals mit einer Klage­erhebung vor dem Hofgericht Erfolg gehabt. Siegfried und Konrad von Brühl stellten im Oktober 1332 über ihren Streit mit dem Wildgrafen eine Urkunde aus. Nach dieser Urkunde hatte der Wildgraf sie vor den Kaiser vorgeladen, weil sie den Knechten, die sie dem Wildgrafen verkauft hatten, verboten hatten, ihm Gehorsam zu leisten. Die von Brühl versprachen daraufhin in der Urkunde, dem Wildgrafen­ wegen dieser Sache zukünftig keinen Schaden mehr zuzufügen. Sie setzten auch fest, wie die schon erlittenen Schäden erstattet werden sollten, wer als Lehnsmann Gehorsam leisten sollte und wie sie ihre 200 Mark Schulden an Johann bezahlen sollten. Sie gelobten außerdem, auf ihre Kosten vor dem Kaiser weiter mit dem Wildgrafen zu verhandeln. Weil die Urkunde durch die Siegel des Grafen Simon von Sponheim(-Kreuznach) und des Ritters Heinrich von Heimersheim mitbesiegelt worden ist, liegt es nahe, dass die Versöhnung durch ihre Vermittlung entstand866. In diesem Fall scheint es dem Wildgrafen Johann gelungen zu sein, mit der Klageerhebung vor dem Hofgericht die Kontrahenten zu bedrängen und sie zum Nachgeben zu zwingen. Allein die Klageerhebung vor dem Hofgericht konnte schon als Druckmittel eingesetzt werden, auch ohne ein Urteil zu erwirken. 864 UR, 5, Nr. 336; MGH Const., 7, 1, Nr. 613: „… uf vier man gangen sint suͤ mlicher sache, als si ein ander ir offen brief dar uͤ ber geben hant, die si minneclich und lieplich suͤ nen und rihte[n] s[uͤ ]l[n]. Moͤ hten aber die vier niht getuͤ n, … du danne fuͤ nfter man siest und si helffest rihten mit der minne oder mit dem rehten …“. 865 UB Kaiserslautern, 2, Nr. 98; MGH Const., 7, 1, Nr. 590: „… alles daz gut und daz burgsezze, daz uns und dem ­r iche vervallen und ledig worden ist von Georyen, deme graven von Veldentz, …“. 866 UR, 5, Nr.  179. Der Wildgraf Johann hatte am 14.  September 1331 von Siegfried und Konrad von Brühl das Haus Steyr, das Dorf Schindilberg und das Dorf Sweppinhusen inklusive der Vasallen gekauft. Mit diesen Gütern war er am 23. März 1332 von ihrem Lehensherrn, dem Pfalzgrafen bei Rhein, belehnt worden, s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahe­gebietes, S. 172.

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Johann von Daun erwarb häufig kaiserliche Privilegien und hatte gute Aussicht, von dem Kaiserhof günstige Entscheidungen zu bekommen867. Zu dem Konflikt zwischen den gleichen Parteien wurde am 4. Juni 1339 noch eine Hofgerichtsurkunde in München ausgestellt. Der Hofrichter Herzog Ludwig von Teck ernannte den Burggrafen von Rheineck als Anleiter und befahl ihm, für 1000 Silber Mark, die der Wildgraf am Hofgericht erworben hatte, binnen sechs Wochen und drei Tagen dem Wildgrafen die Anleite über die Güter von Brühl zu geben868. Der Zusammenhang mit der oben genannten Urkunde von 1332 ist nicht völlig klar. Zumindest ist aber festzustellen, dass der Wildgraf Johann diesmal ein Urteil erzielt und dazu noch die Bestellung eines Anleiters erhalten hat. Eine weitere Inanspruchnahme des Hofgerichts durch den Wildgrafen Johann ist belegt. Ein Ladungsbrief des Hofgerichts, der wohl im November 1334 aus­ gestellt wurde, befiehlt den Rittern Georg von Heinzenberg, Friedrich, Ulrich,­ Johann Plage, Eberhard und Emmerich genannt von Stein, Wilhelm von Schwarzenburg, Emmerich von Nussbaum, sowie Otto von Senheim, sich vor dem kaiserlichen Hofrichter gegenüber dem Grafen Johann zu verantworten869. Johann von Daun macht also häufig vom Hofgericht Gebrauch. Kehren wir aber nun zum Streit zwischen den Veldenz und dem Wildgrafen zurück. Die drei Schiedsleute von der Seite des Wildgrafen, die Ritter Lamprecht von Schönenburg, Johann von Eltz und Philipp von Ingelheim, teilten dem Erz­ bischof Heinrich ihre Entscheidung mit870. Die Grafen von Veldenz sollten die Schäden, die sie dem Wildgrafen an der Fischerei zugefügt hatten, ersetzen. Die Hörigen der Grafen von Veldenz hatten nach dem Zustandekommen der Versöhnung durch den Erzbischof die Hörigen des Wildgrafen vertrieben. Wenn es mit dem Ein­verständnis der Grafen geschehen sein sollte, sollte dies als Unrecht gewertet werden. Diese Auffassung vertritt natürlich die Position des Wildgrafen. Nach der unten besprochenen Urkunde trafen auch die Schiedsrichter von der Veldenzer Seite am 6.  und 25.  September ihre Entscheidungen871. Wie schon im August zu erahnen war, kam keine Einigung zwischen den Schiedsrichtern beider Seiten zustande.

867 Der Kaiser verlieh am 29. Juli 1330 einem wildgräflichen Ort Tal unter dem Rotenberg bei Daun das Frankfurter Recht, s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 343. Mit gleichem Datum wurden die Urkunden ausgestellt, nach denen den wildgräflichen Städten Offenbach und Grumbach das Recht der Stadt Kaiserslautern verliehen wurde, s. UB Kaiserslautern, 2, Nr.  38, 39; RKLB, 8, Nr.  191. Johann wurde am 29.  Mai 1332 von dem Kaiser mit den Reichslehen, die Johann bisher erhalten hatte, belehnt, s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes,S. 50*f. Als anderes Beispiel der Anleite für einen Adligen im Mittelrhein s. UR, 5, Nr. 345 (28.09.1339 für Dietrich Kind von Rüdesheim). 868 UR, 5, Nr. 337; Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 172. 869 UR, 5, Nr. 227; Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 282, Nr. 3a. 870 REM, Nr. 4412; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 5286. 871 REM, Nr. 4508.

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Infolgedessen wurde nun, wie vereinbart, Erzbischof Heinrich von Mainz angerufen. Er traf am 7. Oktober 1339 in Bingen als Schiedsrichter seine Entscheidung. Nach der erzbischöflichen Urkunde dieses Datums konnten die oben genannten drei Schiedsleute des Wildgrafen und die drei der Grafen von Veldenz, die Ritter Wilhelm d. Jüngere von Manderscheid, Wolfram d. Ältere von Löwenstein und sein Sohn Wolfram d. Jüngere von Löwenstein sich nicht einigen. Der Erz­bischof entschied dann den Streit mit dem Urteil der 20 Ritter und seiner Va­ sallen: Raugraf Konrad, Heinrich von Bacharach, Theoderich Kint, Friedrich Greifenklau, Johann von Morsbach, Egidi von Leyen, Emerich von Trechtings­ hausen, Johann von Planig, Albrecht Holzappel, Thileman Winther, Walter von Cronberg, Billung von Ingelheim, Heinrich Rode, Syfrid Merxheim, Johann von Katzenelnbogen, Friedrich von Rüdesheim, Symund Brumezer, Johan Marschall von Lorch, Johan von dem Stein und Gerhard von Biegen. Die Grafen von Veldenz waren an dem ersten und zweiten Termin in Mettenheim erschienen, aber sie hatten sich am dritten Termin durch die Ritter Peter Wisze und Wolram d. Jüngeren von Löwenstein vertreten lassen, weil der Raugraf, der bisher nicht erschienen war, mit einem großen Gefolge zugegen war. Die Grafen hatten trotzdem durch die Vertreter alle Zeugnisse vorgelegt, damit den dritten Termin nicht versäumt und waren dem Wildgrafen darüber hinaus zu nichts verpflichtet. Nach dieser Feststellung bewertete das Urteil sowohl die Schäden, die der Wildgraf den Veldenzer Schiedsrichtern zugefügt hatte, als auch die Schäden, die die Veldenzer Seite nach dem Beginn des Schiedsgerichtsverfahrens dem Wildgrafen zugefügt hatte, als Unrecht. Das Urteil erklärte schließlich auch die kaiserliche Urkunde, die der Wildgraf gegen die Grafen von Veldenz erlangt hatte, für ungültig872. Diese Entscheidung ist deshalb interessant, weil sie eine Mischung aus dem Schiedsgericht und dem Lehnsgericht des Erzbischofs mit seinen ritterlichen Lehensmannen darzustellen scheint. Nachdem diese Entscheidung über das Verfahren und die Schäden getroffen worden war, verschob der Erzbischof in einer anderen Urkunde gleichen Datums den Termin des Schiedsgerichts, für den er mit den 20 Rittern nach Bingen gekommen war, mit der Zustimmung der Parteien auf den 17. November. Der Graf Georg von Veldenz war bei dieser Maßnahme anwesend, während der Wildgraf Johann von Hug, Knecht, Truchsess und Vormund des Wildgrafen, und dem ­Ritter­ Lamprecht von Schönenberg vertreten wurde. Wenn der Erzbischof bis zu dem neuen Termin die Parteien nicht schlichten könnte, sollte er selbst eine Entscheidung treffen. Die Forderung, die der Wildgraf vor dem Kaiser erhoben hatte, sollte bis dahin suspendiert werden873. Diese Verschiebung deutet die Schwierigkeit an, diesen Konflikt zu beenden, über dessen Beilegung tatsächlich danach nichts überliefert ist. Der Erzbischof

872 873

REM, Nr. 4430; GehHA München, Zweibrücker Urkunden 99. REM, Nr. 4431; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3834.

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vidimierte am 7. April 1340 als Schiedsrichter die einschlägigen Urkunden, die aber keine neue Kunde enthielten874. Der Konflikt zwischen den Grafen von Veldenz und dem Wildgrafen Johann von Daun zeigt, dass die Entscheidung des Hofgerichts in der Region nicht widerstandslos akzeptiert wurde. Die Strategie Johanns, das kaiserliche Hofgericht zu nutzen, erwies sich gegenüber dem Niederadel als wirksam. Sie funktionierte aber nicht gegenüber den Grafen von Veldenz, und der Fall wurde schließlich dem Schiedsgericht übertragen. Graf Georg von Veldenz hatte, wie oben schon vielfach erwähnt, bei den Bündnissen, den Landfrieden, aber auch den Konfliktbeilegungen im Mittelrhein eine wichtige Rolle gespielt875. Es war nicht leicht, gegen einen solchen Grafen ein Hofgerichtsurteil durchzusetzen. Wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit diesem Konflikt schlossen am 19. Juli 1340 Graf Georg von Veldenz, Graf Johann von Sponheim(-Starkenburg), Wildgraf Friedrich von Kyrburg, Ägidius, Herr zu Daun, sowie Kuno von Daun, Herr zum Steine, ein Bündnis mit den Erzbischöfen Balduin von Trier und Heinrich von Mainz gegen den Wildgrafen Johann von Daun. Nach der Bündnisurkunde könnten die Grafen alleine mit dem Wildgrafen keinen Frieden schließen, während die Erzbischöfe sich insoweit mit ihm versöhnen könnten, als es die Grafen nicht schädigen würde. Zu der gemeinsamen militärischen Aktion gegen Johann von Daun wurden die Heeresanteile, die die Mitglieder stellen sollten, die Zugehörigkeit der Gefangenen, der Bau der Burgen und die Übernahme ihrer­ Kosten ausführlich geregelt876. Auf diese Weise kam ein großes Belagerungsnetz gegen Johann zustande. Die Bundesgenossen bauten in der Nähe der Burg Daun zwei Burgen, St. Johannisburg und Martinstein, und versuchten damit den Wildgrafen Johann aus dem Nahegebiet zu verdrängen. In diesen Tagen fand eine Fehde zwischen den beiden Lagern statt. Nach dieser Eskalation führte der Kaiser am 5. September 1340 in Frankfurt eine Schlichtung zwischen den beiden Erzbischöfen und dem Wildgrafen Johann herbei. Der Kaiser sollte bis zum nächsten Johannistag, dem 24. Juni 1341, mit je 874 REM, Nr. 4508. Der Erzbischof vidimierte hier die zwei Urkunden vom 11. August 1339, die Entscheidungen der Veldenzer Schiedsleute vom 6. September und vom 25. September, die Vollmacht des Wildgrafen für den Truchsess Hug vom 25. September, das Schiedsurteil vom 7. Oktober, die Verschiebung des Termins vom gleichen Datum und die Entscheidung der Schiedsleute von der wildgräflichen Seite. 875 Siehe oben S. 72, 83, 98, 103, 106, 109 f., 112, 119, 135. 876 REM, Nr.  4567. Die Ausfertigung des Erzbischofs Balduin von Trier: StA Würzburg, Mainzer Urkunden, Nr. 831. Vgl. REM, Nr. 4568 (Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S.  312; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, S.  418, Nr.  261), 4570 ­ (Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 312, Nr. 225), 4571 (Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 312 f., Nr. 225 [Mainzer Ausfertigung]; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, S. 417, Nr. 260), 4848. Zu dieser Auseinandersetzung s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 68*, 342; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 129 ff.; Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 62 ff.; Grathoff, Burgenpolitische Schachzüge, S. 83; Eulenstein, Landfriedenspolitik, S. 257 ff.

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zwei Schiedsrichtern eine Entscheidung treffen. Es ist bemerkenswert, dass die Parteien als Bürgen für die Unterwerfung unter die Maßnahmen dieses Schiedsgerichts sehr viele Adlige nannten. Wildgraf Johann nannte als Bürgen den Pfalzgrafen Ruprecht, den Markgrafen Friedrich von Meißen, die Dompröpste Friedrich von Leiningen in Worms und Konrad von Kirkel in Speyer, den Grafen Gerlach von Nassau, den Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach), die Grafen Johann und Bernhard von Solms, die Raugrafen Georg und Konrad, die Herren Gottfried von Eppstein, Gerlach von Limburg, Gocze von Brauneck, Reinhard von Westerburg, Konrad von Trimberg, Konrad Schenk von Erbach, die Ritter Gerlach Knebel und Friedrich von Montfort. Die Bürgen für den Erzbischof von Mainz waren der Pfalzgraf Ruprecht, die Grafen Johann und Bernhard von Solms, der Raugraf Ruprecht, die Herren Gottfried von Eppstein, Gocze von Brauneck, Philipp von Falkenstein, Konrad Schenk von Erbach, die Ritter Eberhard von Rosenberg, Johann von Waldeck, sein Marschall, und Walter von Cronberg. Die Bürgen für den Erzbischof von Trier waren der Graf Friedrich von Leiningen, der Graf Gerlach von Nassau und sein Sohn Adolf, die Raugrafen Georg und Konrad, die Herren Gerlach von Limburg, Reinhard von Westerburg, die Ritter Wilhelm von Manderscheid und Symon von dem Walde. Wenn ein Verstoß geschah, sollten die Bürgen der Erzbischöfe nach Kreuznach, die des Wildgrafen in Oberwesel zusammenkommen und dort bleiben, bis über den Verstoß eine Entscheidung gefällt und 3000 Mark Bußgeld bezahlt würden. Wenn aber die Erzbischöfe gegen die Schlichtung verstießen, sollte der Kaiser dem Wildgrafen Johann helfen. Wenn Johann dagegen verstieß, sollte der Kaiser mit dem Landfrieden am Rhein den Erzbischöfen helfen. Falls Johann von Daun sich der Entscheidung nicht unterwarf, sollte er unter die Reichsacht fallen und alle Rechte verlieren. Die Gefangenen beider Seiten sollten befreit werden. Der Kaiser verkündete schließlich, dass diese Versöhnung mit der Zustimmung der beiden Parteien zustande­ gekommen war877. Die Bürgen, die die drei Parteien nannten, decken sich vielfach. Dass keiner der Adligen, die das oben genannte Bündnis mit den Erzbischöfen geschlossen hatten, in Erscheinung trat, ist verständlich, weil sie selbst die Betroffenen des Konflikts 877 REM, Nr. 4584; UR, 5, Nr. 374; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 94; Mötsch, Balduineen, S. 635 ff., Nr. 10; ders., Trierische Territorialpolitik, S. 64 f. Weiterhin ist ein Fragment eines kaiserlichen Schreibens wahrscheinlich an den Erzbischof Heinrich überliefert, in dem der Kaiser erklärt, dass er den Streit zwischen dem Erzbischof und dem Wildgrafen Johann entscheiden werde. Er habe dem Wildgrafen ebenso geschrieben. Wenn jemand dem Kaiser eine böse Absicht gegen den Erzbischof nachsagte, sollte der Erzbischof daran nicht glauben. Die Datierung dieses Schreibens ist aber unklar, REM, Nr. 6072; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 371, Nr. 16. Im Übrigen bestätigte der Kaiser ebenfalls im September 1340 in Frankfurt einen Vergleich zwischen dem Erzbischof Balduin von Trier und dem Pfalzgrafen Rudolf, s. UR, 5, Nr. 372; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 621; Günther, Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr. 263. Vgl. auch die kaiserlichen Befehle an die Stadt Kaiserslautern zugunsten Balduins: UR, 5, Nr.  371;­ Stengel, Nova Alamanniae, 2, Nr. 1452; UB Kaiserslautern, 2, Nr. 104, 105.

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waren. Es deutet freilich auf eine enge Beziehung zwischen dem Erzbischof Balduin von Trier und dem Grafen Georg von Veldenz hin, dass Wilhelm von Manderscheid, einer der Veldenzer Schiedsrichter bei dem gerade oben genannten Streit, als Bürge für den Trierer Erzbischof erschien. Es ist auch verständlich, dass der Wildgraf Johann die meisten Bürgen stellte, weil das Risiko des Verstoßes bei ihm das größte gewesen zu sein scheint. Ihr hoher Stand fällt jedoch auf. Es ist eher fragwürdig, dass Johann allein solche vornehmen Bürgen aufbieten konnte. Vielmehr liegt es nahe, dass der Kaiser für Johann die Bürgen bereitstellte. Das Auftreten der kaiserlichen Verwandten, der Pfalzgrafen bei Rhein und des Markgrafen von Meißen, deuten dies an. Jedenfalls wurde der Streit an das Schieds­ gericht gebracht, wo der Kaiser als Obmann fungieren sollte. Um die Wirksamkeit des Schiedsgerichts zu verstärken, wurden die Verbindungen im Mittelrhein eingesetzt. Man versuchte, das kaiserliche Schiedsgericht mit den regionalen Verbindungen zu verflechten. Daraufhin versprachen Graf Johann von Sponheim(-Starkenburg) und die Grafen Georg und Heinrich von Veldenz am 21. September 1341 in Trier, die Versöhnung zwischen ihnen und den Erzbischöfen einerseits und dem Wildgrafen Johann andererseits einzuhalten878. Falls die Grafen die Versöhnung nicht einhalten und daraus den beiden Erzbischöfen oder einem von ihnen bzw. ihren Stiften Schaden entstand, sollten sie innerhalb von drei Wochen Entschädigung leisten. Wenn der Schadensersatz nicht geleistet würde, dürften die Erzbischöfe die Güter der Grafen angreifen. Der Wildgraf Johann versprach dies zwei Tage danach in Trier gleichfalls, allerdings unter der Bedingung, dass er sich nur bis zum 24. Juni 1341 verpflichte879. Nach Ausstellungsort und Inhalt zu urteilen, wurden die Versprechen wahrscheinlich vor allem von Erzbischof Balduin von Trier veranlasst. Zur Entscheidung des kaiserlichen Schiedsgerichts haben wir keine Überlieferung. Zwischen den beiden Lagern wurde spätestens im September 1341 die Fehde wiedereröffnet880. Im Juli 1342 kam eine Versöhnung zwischen dem Erzbischof Heinrich und dem Wildgrafen Johann zustande. Nach der Urkunde, die der Erzbischof am 9. Juli in Bingen ausstellte, hatten sich die beiden wegen des Krieges des Grafen Georg von Veldenz, eines Vasallen des Erzbischofs, versöhnt. Der Erzbischof versprach, dem Wildgrafen von der Burg Martinstein und der darunter gegründeten Stadt aus keine Schäden zuzufügen und ihn binnen eines Monats zu entschädigen, wenn es doch zu Schädigungen kommen sollte. Der Wildgraf versprach dies gleichfalls. Der Domdekan Johann und das Domkapitel besiegelten die Ur-

878 REM, Nr. 4596, 4597; UR, 5, Nr. 382, 383, Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 2, S. 426 f., Nr. 265; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, S. 206 f., Nr. 95; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3860. 879 REM, Nr. 4598; UR, 5, Nr. 384. 880 Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 67 ff.; Eulenstein, Landfriedenspolitik, S. 259 f.

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kunde mit881. ­Johann von Daun stellte am 13. Juli seinerseits eine Urkunde aus, in der er ebenfalls die Versöhnung mit dem Erzbischof Heinrich wegen des Krieges mit dem Grafen Georg von Veldenz verkündete. Falls Johann binnen eines Monats nach der Mahnung dem Erzstift zu Unrecht zugefügte Schäden nicht­ ersetzte, dürfte der Erzbischof die Burg und Stadt Martinstein zu Fehdehand­ lungen nutzen. Sonst sollte der Erzbischof den Wildgrafen von Martinstein aus nicht schädigen. Die Amtleute des Erzbischofs mussten dies auch geloben. Die Urkunde wurde von dem Grafen Walram von Sponheim, dem Schwager Johanns, mitbesiegelt882. Auf diese Weise versöhnte sich der Mainzer Erzbischof mit dem Wild­grafen Johann, unter der Bedingung, dass die neu aufgebaute Martinsburg doch unter der Herrschaft des Erzstifts blieb. Der Wildgraf hat sich ebenfalls mit dem Erzbischof Balduin von Trier versöhnt und am 12. Juli eine Sühneurkunde ausgestellt883. Johann sollte auf alle Ansprüche auf die Burg Schmidtburg verzichten, mit der Burg St. Johannisburg, die Balduin während der Fehde errichtet hatte, belehnt werden, dem Erzbischof noch andere allodiale Güter übertragen und sie als Trierer Lehen wieder erhalten. Der Graf Walram von Sponheim (-Kreuznach) und zehn andere Adlige haben die Sühneurkunde mitbesiegelt und damit für den Wildgrafen gebürgt. Der Konflikt zwischen Johann und Balduin wurde auf diese Weise zugunsten des letzteren beendet. Diese Konflikte mit dem Wildgrafen Johann von Dhaun könnten vielleicht die Entscheidung vom September 1342 veranlasst haben, nach der bei dem kaiserlichen Hofgericht nach dem geschriebenen, von den Königen und Kaisern festgesetzten Recht geurteilt werden sollte. Gemäß der Urkunde des Erzbischofs von Mainz vom 21. September versammelten sich der Kaiser, die Kurfürsten, die Fürsten und die anderen Herren in Frankfurt, um über die Lage des Reiches zu­ beraten. Unter den dabei vorgelegten Problemen war auch die Frage des Hof­ gerichts. Dort werde nach alten „bösen Gewohnheiten“ so ungerecht geurteilt, dass sowohl den Vornehmen als auch den nicht Vornehmen, sowohl den Reichen als auch den Armen große Schäden entstanden seien. Nachdem der Kaiser und die Kurfürsten sich besprochen hatten, einigten sie sich, dass in Zukunft vor dem Hofgericht nach dem geschriebenen, von den Königen und Kaisern gesetzten Recht geurteilt werden sollte. Wenn das gesetzte geschriebene Recht von den „bösen ­Gewohnheiten“ vedrängt oder durch sie zu Unrecht geworden wäre, könn 881 REM, Nr. 4861; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 111. Vgl. REM, Nr. 4848. Zu Martinstein s. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S.  95. Die Burg St. Johannisburg wurde als Trierer Lehen dem Wildgrafen Johann übertragen, s. Fabri­cius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 344; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 130. 882 REM, Nr. 4862; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, S. 236, Nr. 111. Die Urkunde des Johann von Daun wurde auf seine Bitte hin von dem Grafen Walram von Sponheim mitbesiegelt und von den Mainzer Stuhlrichtern bestätigt. 883 Mötsch, Balduineen, Nr.  1620; Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, 3, 1, Nr.  281; Mötsch, Trierische Territorialpolitik, S. 73; Eulenstein, Landfriedenspolitik, S. 258, 261 ff.

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ten und sollten der Kaiser und die Kurfürsten mit dem Rat des Adels das Recht verbessern und neu errichten, auch wenn die Rechte und die guten Gewohn­heiten der Kurfürsten beibehalten werden sollten. Der Kaiser bestätigte in seiner Urkunde g­ leichen Datums diese Entscheidung und erklärte, dass das errichtete und geschriebene Recht die von den Kaisern und Königen dem Erzstift verliehenen Rechte und die guten Gewohnheiten nicht verletzen sollte884. Der konkrete Anlass dieser Entscheidung ist bisher von der Forschung nicht­ geklärt worden. Dass der Erzbischof Heinrich von Mainz eine zentrale Position­ innehatte, lässt vermuten, dass bei einem ihn betreffenden Fall ein angeblich un­ gerechtes Urteil gefällt wurde. Ein solches Urteil könnte die Entscheidung sein, die der Wildgraf Johann von Daun gegen die Grafen von Veldenz, also gegen seinen Lehensherrn Erzbischof Heinrich erlangte. Die Grafen und der Erz­bischof bemühten sich, dieses Urteil zu entkräften, aber das belastete sie nicht unerheblich. Aus dieser konkreten Erfahrung sollte nun die Rechtsprechung des Hofgerichts allgemein geregelt und verbessert werden. Wenn man diesen Zusammenhang vermuten darf, zeigt er auch die Wirkung, die das Hofgericht bei der Konfliktlösung im Mittelrhein ausüben konnte. Wir haben oben die Beteiligung des Herrscherhofs an den Konflikten unter dem mittelrheinischen Adel beobachtet. Ihm stand vor allem seit 1330 der Herrscherhof als eine wichtige Alternative für die Konfliktlösung vor Augen. Die große Präsenz des Kaiserhofes in dieser Region scheint diese Wahrnehmung substantiell zu untermauern. Der mittelrheinische Adel konnte eine Klage vor dem Hofgericht erheben und dort ein günstiges Urteil erstreiten. Aber auch wenn der Kläger ein solches Urteil erreichte, war es oft schwer, es gegen einen mächtigen Adligen in der Region durchzusetzen. Wenn wir diesen Umstand berücksichtigen, ist es verständlich, dass bei mehreren Fällen eine Mischform aus Hof­gericht und Schiedsgericht in der Region zu finden war885. Wie wir schon im letzten Abschnitt festge­ ösung vor Ort zu stellt haben, zogen der Kaiser und das Hofgericht eher vor, eine L erreichen als eine am Hof gefundene Entscheidung in der Region durchzusetzen. Dieser Haltung entsprachen auch die kaiserlichen Bestätigungen, die die Wirksamkeit der regionalen Entscheidungen verstärken sollten. Die Königsgerichtsbarkeit wurde also in dem Sinne ausgeübt, die Versuche der Konflikt­beilegung in der Region anzuerkennen, ihnen eine Richtung zu geben und sie zu autorisieren.

884 REM, Nr. 4879, 4880; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 113; Zeumer, Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung, 1, Nr.  143; Kroeschell u. a., Deutsche Rechtsgeschichte, 2, S. 239; Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts, S. 172 ff. 885 Als ein anderes Beispiel für ein Auftreten des Kaisers als Schiedsrichter vgl. UR, 5, Nr.  553 (27.08.1346). Es ging um einen Konflikt zwischen dem Pfalzgrafen Rudolf und Dietrich von Hattenheim. Der Kaiser traf die Entscheidung mit Zustimmung der beiden­ Parteien: „… sprechen wir und scheiden zuo der minne…“.

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4. Königsgerichtsbarkeit als politische Waffe Die Königsgerichtsbarkeit war aber auch als politische Waffe einzusetzen, um in einer bestimmten politischen Konstellation den Gegner zu bedrängen und dem Willen des Herrschers zu unterwerfen. Dieser Aspekt ist bei den Streitigkeiten um die Stadt Mainz in der Zeit um 1330 zu zeigen886. Wie schon im letzten Kapitel dargestellt, brach nach dem Tod des Erzbischofs Matthias in 1328 ein Schisma am Mainzer Erzstuhl aus. Das Mainzer Dom­ kapitel wählte Erzbischof Balduin von Trier als seinen Oberhirten und bat den Papst um Genehmigung. Balduin selbst nahm die Wahl durch das Domkapitel an und ­ernannte sich zum Administrator der Mainzer Kirche. Papst Johannes XXII. providierte Heinrich von Virneburg, den Neffen des Erzbischofs von Köln, mit der Absicht, damit gegen die kaiserliche Partei das päpstliche Lager in Deutschland zu stärken. Der Erzbischof von Köln galt als ein treuer Anhänger der Kurie. Auf diese Weise stritten nun zwei Kontrahenten um den Mainzer Erzstuhl. Während das Domkapitel und die meisten Geistlichen in der Diözese hinter Balduin standen, unterstützten viele Geistliche in der Stadt Mainz und vor allem die Stadt Mainz selbst den Virneburger887. Als Grund der städtischen Haltung ist eine Auseinandersetzung zwischen der Stadt und dem Domkapitel anzunehmen888. Im März 1326 entschied sich das Domkapitel, von nun an keinen Mainzer Bürger mehr in das Domkapitel aufzunehmen889, aber die Stadt widersetzte sich mit päpstlicher Hilfe dieser Maßnahme. Zwischen dem Domkapitel sowie Balduin und der Stadt gab es jedoch zunächst noch einen Spielraum für Verhandlungen. Am 3. Mai 1329 schafften der Domdekan Johann und Hartmann, der Burggraf von Starkenburg, auf Bitten der Bürger von Straßburg, Worms und Oppenheim die Zölle in Gersheim und Castel ab. Die Mainzer Bürger wurden dabei auch für ihre Güter von den Zöllen befreit. Wenn die Stadt Mainz die Einkünfte aus dem Mainzer Geleit, die sie sich an den Erzbischof zu zahlen verpflichtet hatte, nicht an Balduin zahlen würde, sollten die Städte Speyer, Worms und Oppenheim von der Stadt Mainz die Bezahlung

886 Zu diesem Streit und dem Verfahren s. Debus, Balduin als Administrator, S.  423 ff.;­ Battenberg, Herrschaft und Verfahren, S. 52–68. Ferner Matheus, Vom Bistumsstreit bis zur Mainzer Stiftsfehde, S. 171 ff. Siehe auch oben S. 105. 887 Zu dem Sachverhalt und der folgenden Auseinandersetzung ausführlich Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S.  146 ff. Schmid vermutet allerdings, dass das Kloster St. Alban nicht von Anfang an Balduin fest unterstützte und erst nach dem unten erwähnten Überfall entschieden gegen die Stadt Mainz stand, ebd., S. 148 f. 888 Falck, Das spätmittelalterliche Mainz, S.  114 f.; Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 87 ff. Die Auffassung, dass die Weigerung Balduins, Privilegien zu bestätigen, die städtische Unterstützung für Heinrich verursachte (so Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 98) ist abzulehnen, vgl. Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 93. 889 REM, Nr. 2691.

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fordern890. Es ist zu erwarten, dass die Verbindung unter den mittelrheinischen Städten auf diese Weise zwischen beiden Lagern vermitteln konnte. Nach der Notariatsurkunde vom 11.  März 1330 beauftragten Balduin und König Johann von Böhmen die vier Ritter Hartmann von Cronberg, Burggraf von Starkenburg, Heinrich von Lindau, Vitztum im Rheingau, Gottfrid gen. Stahel von Biegen und­ Johannes gen. von Katzenelnbogen damit, der Stadt Mainz den Sachverhalt zu erklären. Die Ritter riefen danach im Juli oder August 1329 mehrmals die Bürger aus der Stadt und versuchten, eine Bürgschaft dafür anzubieten, der Stadt von den Kirchen St. Alban, St. Jakob und St. Viktor aus keine Schäden zuzufügen. Die Stadt lehnte aber das Angebot ab891. Die Situation spitzte sich schließlich so zu, dass die Mainzer Bürger am 10. August 1329 die drei genannten Kirchen überfielen. Sie zerstörten das Kloster St. Alban und das Chorherrenstift St. Viktor, eroberten das Kloster St. Jakob und bauten es zur städtischen Befestigung um892. Die Kirchen lagen direkt vor der Stadtmauer und hatten deshalb bei militärischen Auseinandersetzungen eine wichtige strategische Position inne. Wegen dieses Übergriffs verurteilten die Mainzer Stuhlrichter die Bürger. Die Betroffenen scheinen exkommuniziert worden zu sein893. Heinrich von Virneburg erkannte jedoch das Vorgehen der Bürger an und befahl im Mai 1330 den Mainzer Stuhlrichtern, die Exkommunikation gegen die Bürger aufzuheben894. Der Papst löste im Juni 1330 ebenfalls die Bürger aus dem Interdikt895 und wies im Juli 1330 den Erzbischof von Köln und die anderen Geistlichen an, die Exkommunikation der Bürger aufzuheben896. Kaiser Ludwig erlegte seinerseits den Bürgern die Reichsacht auf. Es ist unklar, wann die erste Reichsacht verkündet wurde. Der Kaiser löste aber daraufhin am 2. August 1331 in Regensburg den Stadtrat und die führenden Bürger aus der 890

REM, Nr. 3013; UB Worms, 2, Nr. 230; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 99; Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 156 f. 891 REM, Nr.  3031, 3073; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, S.  258, Nr.  62; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S.  101; Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S.  98; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 151. 892 REM, Nr. 3032; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 101 f., 219; Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 97 ff.; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 151 ff.; Grathoff, Burgen um Mainz, S. 40 ff. 893 REM, Nr. 3152; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, S. 261, Nr. 63. Zum folgenden Verlauf bis zur Lösung Grathoff, Burgen um Mainz, S. 43 ff. 894 REM, Nr. 3900; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 269 ff., Nr. 196; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 111 (mit falschem Datum); Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 156. 895 REM, Nr. 3087; Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, S. 336, Nr. 1915. 896 REM, Nr. 3902 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 1339; Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, S. 341, Nr. 1919), 3903 (Riezler, Vatikanische Akten, Nr. 1340; Sauerland, Urkunden und Regesten, 2, S. 342, Nr. 1920). Im September hob der Erzbischof von Köln in der Tat die Exkommunikation auf, REM, Nr. 3939; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 156.

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Acht897. Da er bei der Befreiung von der Acht die Zerstörung des Klosters St. Alban durch die Bürger erwähnte, ist zu vermuten, dass die Klage von St. Alban diese erste Reichsacht veranlasst hatte. Am 9.  November 1330 nahmen die Mainzer Stuhlrichter ihr früheres Urteil zu der Zerstörung von St. Alban zurück898. Die Verhältnisse um die Stadt Mainz wurden danach wieder angespannt. Der Kaiser vereinbarte am 11. Dezember 1331 in Frankfurt mit Balduin gegenseitige Hilfe899. Auch in Bezug auf die Stadt Mainz garantierte er Balduin seine Hilfe, wenn die Stadt sich Balduin, den Kirchen und dem Domkapitel gegenüber nicht nach Recht verhielt. Der Kaiser setzte zum 27. Januar 1332 in Frankfurt einen Gerichtstermin fest900, aber die Bürger von Mainz scheinen nicht aufgetreten zu sein. Er traf daraufhin für Balduin und die geschädigten Kirchen rechtliche Maßnahmen gegen die Stadt Mainz901. Nach einer Urkunde, die der Kaiser am 28. Januar für das Domkapitel ausstellte, verklagte das Domkapitel auf diesem Termin insgesamt 211 genannte Bürger. Es behauptete, dass die Bürger die Kirchen gestürmt, niedergebrochen und beschädigt und die Häuser und Höfe des Domklerus zerstört hätten, ohne vorher vor dem geistlichen oder weltlichen Gericht eine Lösung zu suchen. Daraus seien insgesamt 200.000 Silber Mark Schaden entstanden902. Daraufhin wurde ein Urteil durch die Fürsten, Grafen und Ritter gefällt. Nachdem die Vorladung und die Anberaumung des Termins festgestellt waren, sollte der Kaiser zugunsten des Domkapitels die Reichsacht über die Bürger verhängen und dem Dom­kapitel die Anleite über die Güter der Bürger geben. Als Anleiter wurde auf Bitten des Domkapitels Graf Georg von Veldenz bestellt. Dazu wurden wieder auf Gesuch des Domkapitels noch zahlreiche Helfer und Schirmer benannt. Alle Privilegien, die die Stadt Mainz früher von dem Domkapitel erhalten hatte, sollten ungültig sein. Der Kaiser und das Reich sollten die Mainzer Bürger weder aus der Acht lösen noch die Anleite aufheben, ohne dass die Kläger damit einverstanden wären. Diejenigen, die künftig den Bürgern von Mainz halfen, sollten ebenso verantwortlich sein wie die Bürger selbst. Falls die oben genannten Schirmer und Helfer den Klägern nicht halfen, sollten der Kaiser und das Reich auch sie verurteilen. Sowohl die Vereinbarungen mit den Bürgern von Mainz als auch die Versprechen gegenüber ihnen sollten keine Kraft haben, weil die Bürger sich rechtswidrig verhalten hätten. Vom gleichen Datum ist ein anderes kaiserliches Schreiben überlie 897 REM, Nr.  3155; MGH Const., 6, 2, Nr.  134; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 105; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 157. 898 REM, Nr. 3115; Baur, Hessische Urkunden, 5, Nr. 287. 899 REM, Nr. 3175; MGH Const., 6, 2, Nr. 188; Felten, Die Bulle Ne pretereat, 2, S. 239 ff., Nr. 4. 900 REM, Nr. 3187. 901 Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 105 ff.; Demandt, Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, S. 100 f.; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 158. 902 REM, Nr. 3190; UR, 5, Nr. 141; MGH Const., 6, 2, Nr. 220. Zu den Namen der betroffenen Bürger Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 220 ff.

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fert, in dem der Kaiser anordnet, dass der Anleiter, Graf Georg von Veldenz, sowie die anderen Helfer und Schirmer dem Domkapitel Hilfe leisten sollten903. Für Balduin als den Schirmer der Mainzer Kirche, St. Alban, St. Jakob und ­St. Viktor wurden die Gerichtsurkunden mit gleichem Inhalt und die Anordnungen gegenüber dem Anleiter sowie den Schirmern und Helfern mit dem gleichen Datum ausgefertigt904. Die Schäden betrugen 200.000 Silber Mark für Balduin, 100.000 für St. Alban, 10.000 für St. Jakob und 6.000 für St. Viktor. Als Anleiter für Balduin wurde Ulrich von Hanau bestellt, für St. Alban und St. Jakob Gottfried von Eppstein und für St. Viktor Gottfried von Eppstein und die Amtleute, Burg­ leute und die Stadt von Oppenheim. Für die Schäden von 4.000 Silber Mark, die der Ritter Billung von Ingelheim erlitten hatte, wurde die Aberacht über die namentlich aufgezählten Mainzer Bürger verhängt905. In dieser Phase hat man die Acht und die Anleite, über die die Königsgerichtsbarkeit im Spätmittelalter als Zwangs- und Vollstreckungsmittel verfügte, in großem Umfang eingesetzt906. Unter den Anleitern sind Ulrich von Hanau und Gottfried von Eppstein schon oben im Zusammenhang mit Friedberg erwähnt worden. Die beiden waren als Landvögte in der Wetterau tätig und hielten enge Kontakte mit dem Kaiserhof. Gottfried von Eppstein gehörte zu den Adligen, die seit Beginn des Mainzer Schismas mit Balduin verbunden waren. Auch Ulrich von Hanau schloss am 29. Januar 1332 ein lebenslängliches Bündnis mit Balduin907. Damit kamen der Kläger und der Anleiter einander noch näher. Der Graf Georg von Veldenz, der Anleiter für das Domkapitel, ist auch schon oft als eine wichtige Persönlichkeit im Mittelrhein aufgetreten. Er knüpfte auch mit Balduin enge Kontakte. In der Auswahl der Anleiter können wir also nicht nur das Interesse des Kaisers sondern auch das Balduins erkennen. Es ist weiter sehr bemerkenswert, dass außerdem noch zahlreiche Helfer und Schirmer aufgezählt worden sind. Als Helfer und Schirmer für das Domkapitel sowie St. Alban und St. Jakob: König Johann von Böhmen, die Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht, die Grafen von Holland, Markgraf Friedrich von Meißen, Landgraf Heinrich von Hessen, Graf Ulrich von Württemberg, die Mark­grafen Rudolf, Friedrich und Hesse von Baden, die Grafen Johann und Simon von­ Sponheim(-Kreuznach), die Raugrafen Georg, Konrad und Heinrich, die Wild-

903

UR, 5, Nr. 142; MGH Const., 6, 2, Nr. 221. REM, Nr. 3189, 3191–3194; UR, 5, Nr. 143–150; RKLB, 7, Nr. 338; MGH Const., 6, 2, Nr. 220a-220d, 221a-221d. 905 REM, Nr. 1415; UR, 5, Nr. 140; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, S. 267–269, Nr. 67. 906 Grundlegend Battenberg, Reichsacht und Anleite. Zur Wirkung der Reichsacht gegen Städte, Diestelkamp, Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht, S. 98 ff. Seit der Zeit Ludwigs des Bayern hat die Königsgerichtsbarkeit nicht mehr peinliche Strafen verhängt und die Reichsacht wurde damit das einzige Sanktionsmittel, vgl. Diestelkamp, Das Gericht des deutschen Königs. 907 REM, Nr. 3197. 904

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grafen Johann und Friedrich, die Grafen Götz und Friedrich von Leiningen, die Grafen Gerlach, Heinrich und Emich von Nassau, Luther, Dietrich und Salentin Herren zu Isenburg, Herr zu Limburg, Gottfried von Eppstein, Ulrich von Hanau, Kuno und Philipp von Falkenstein, die Grafen Johann (II.) und Wilhelm (II.) von Katzen­elnbogen, Straßburg, Speyer, Worms, Oppenheim, Köln, Aachen, Ober­ wesel, Boppard, Koblenz, Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen, Wetzlar. Die Schirmer und Helfer für Balduin waren fast dieselben, aber Graf Wilhelm von Holland und Gerlach von Limburg wurden eigens genannt und Graf Georg von Veldenz und Ulrich von Hanau waren auch dabei. Die Liste für Balduin ist damit vollständiger als die für das Domkapitel. Die Schirmer und Helfer für St. Viktor waren Graf Ulrich von Württemberg, Graf Georg von Veldenz, die Grafen Simon und Johann von Sponheim(-Kreuznach), die Grafen Heinrich, Emicho, Gerlach von Nassau, die Grafen Joffried und Friedrich von Leiningen, die Raugrafen Georg und Friedrich, die Wildgrafen Johann von Daun und Friedrich von Kyrburg, ­Ulrich von Hanau, Kraft, Lutz und Götz von Hohenlohe, Wolfram, Sohn des genannten Grafen Simon von Sponheim(-Kreuznach), Gottfried von Eppstein, Straßburg, Speyer, Worms, Burgmannen und Stadt zu Oppenheim, Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar im Land Wetterau, Köln, Aachen, Boppard, Koblenz und Oberwesel. Bei dieser letzten Liste fallen die Fürsten und die Grafen aus, die relativ weit entfernt von Mainz saßen, während die anderswo nicht g­ enannten Herren von Hohenlohe in Erscheinung traten. Diese etwas engere Auswahl dürfte dem Umstand entsprechen, dass die Schäden von St. Viktor wie oben gezeigt deutlich niedriger als die der anderen Kläger lagen. Dass als Anleiter die Amtleute, Burgmannnen und Bürger von Oppenheim auftraten, deutet ebenfalls eher auf bescheidene Verhältnisse hin. Diese lange Reihe der Helfer und Schirmer stellt einerseits die persönlichen Verbindungen dar, die von Kaiser Ludwig ausgingen. Graf Wilhelm von Holland, die Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht und Markgraf Friedrich von Meißen waren alle kaiserliche Verwandte und wichtige Anhänger des Kaisers in den einzelnen Regionen. Die Adligen aus dem Mittelrhein wie Gottfried von Eppstein, Ulrich von Hanau und Graf Gerlach von Nassau, die als Landvogt in der Wetterau oder in anderen Ämtern dem Königtum Dienste leisteten, fehlten nicht. Es ist auch aus der Beziehung mit dem Königtum zu erklären, dass die Bischofsstädte im Mittelrhein, die Königsstädte in der Wetterau und die niederrheinischen Städte wie Köln in Erscheinung traten. Die zahlreichen Helfer und Schirmer zeigen aber andererseits die Verbindungen, die Balduin durch seine Bündnispolitik im Mittelrhein und benach­barten Gebieten aufgebaut hatte908. Graf Georg von Veldenz, Graf Gerlach von Nassau und Gottfried von Eppstein waren schon seit dem Ausbruch des Mainzer Schismas seine Anhänger, der König von Böhmen war ohnehin ein Luxemburger. Mit den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht, Markgraf Friedrich von Meißen, Landgraf 908

Zu dieser Bündnispolitik Balduins siehe oben S. 105 ff.

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Heinrich von Hessen, Graf Ulrich von Württemberg, den Grafen Simon und Johann von Sponheim, Graf Wilhelm von Katzenelnbogen, Wildgraf Johann und Gerlach von Limburg hatte Balduin bis zu diesem Zeitpunkt Bündnisse geschlossen. Am nächsten Tag verband er sich wie oben erwähnt mit Ulrich von Hanau. Das riesige Netzwerk von Balduin wurde hier gegen die Stadt Mainz eingesetzt. Der Kaiser und die Kläger mobilisierten auch die städtischen Verbindungen in und um den Mittelrhein. Die Stadt Mainz selbst gehörte als wichtiges Glied zu dieser Verbindung. Die in den anderen Fällen mehrfach erprobte Vermittlung durch die Nachbarstädte half der Stadt Mainz nicht, wenn sie auch in der Anfangsphase der Konfrontation in Betracht gezogen zu werden scheint909. Kaiser Ludwig benutzte in einem anderen Fall die städtischen Verbindungen, um die Ausein­ andersetzungen in der Stadt Worms zu beenden. Nach dem Schreiben der Stadträte von Mainz und Speyer vom Juni 1341 beauftragte der Kaiser die Ratsmitglieder der beiden Städte, die gerade in Frankfurt weilten, nach Worms zu gehen und dort Anhörungen durchzuführen, um die Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Worms und den dort vertriebenen Bürgern beizulegen. Die Stadträte benachrichtigten dann den Kaiser, dass sie gemäß seinem Befehl die Verhöre durchgeführt hatten910. Aber diese Streitigkeiten um Mainz waren politisch so bedeutend, es ging ja um das wichtigste Kirchenamt in Deutschland, dass Ludwig in diesem Fall keine städtische Vermittlung zugelassen haben dürfte. Gegen diese kaiserlichen Maßnahmen wies der Papst im April 1332 einen Teil der Geistlichen in Mainz an, die Vorladung und Verurteilung der Bürger durch den Kaiser für nichtig zu erklären911. Der Papst erklärte auch im Mai, dass die von Ludwig verhängte Acht überhaupt keine Rechtskraft haben sollte912. Diese Unterstützungsversuche seitens der Kurie entfalteten aber kaum Wirkung angesichts des riesigen kaiserlich-balduinischen Netzes im Mittelrhein. Diesem großen Konglomerat, das der Kaiser und Balduin mobilisierten, unterwarf sich letztlich die Stadt Mainz. Am 23. Juni 1332 kam es zur Versöhnung zwischen Balduin und dem Domkapitel einerseits und der Stadt Mainz andererseits. Zwei Urkunden überliefern den Inhalt der Vereinbarung. In der ersten Urkunde wurden die Rückkehr des Domkapitels und der anderen Geistlichen, die Auf­hebung aller einschlägigen Urteile der geistlichen Gerichte und der Kirchenstrafen, die Restitution der Position und der Güter derjenigen, die Balduin beige 909

Kreutz, Städtebünde und Städtenetz, S. 157 ff. Kreutz nimmt an, dass Worms und Speyer deshalb auf das Ersuchen nicht engagiert eingriffen, weil Balduin damals auch die beiden Hochstifte Worms und Speyer verwaltete und weil die Städte den Gegensatz mit ihm vermeiden wollten, um die Balance zwischen dem Bischof als Stadtherrn und der Bürgergemeinde keiner Gefahr auszusetzen. Da es keinen direkten Nachweis in den Quellen gibt, müssen wir die Frage offen lassen. 910 UR, 5, Nr. 423; UB Worms, 2, Nr. 317. Dass die Ratsmitglieder von Mainz und Speyer am Kaiserhof in Frankfurt weilten, zeigt wieder die Königsnähe der Kräfte im Mittelrhein. 911 REM, Nr. 3952; Otto, Zur italienischen Politik, S. 249, Beilage Nr. 27. Vgl. REM, Nr. 3953. 912 REM, Nr. 3955; Rieder, Monumenta Vaticana, S. 275, Nr. 947.

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standen hatten, die Verbannung der jungen Bürger, die den Mainzer Dom gestürmt hatten, das Bleiben der amtierenden Bürger, die Erlaubnis für die Erhebung des Pfundzolls durch die Stadt, die Rückgabe der geraubten Güter von beiden Seiten sowie das Einhalten dieses Friedens und anderes geregelt913. Die zweite Urkunde enthält Maßregeln für zukünftige Streitigkeiten und ist also unter dem Aspekt der Konfliktbeilegung interessanter914. Die Stadt versprach, binnen drei Jahren die zerstörten Häuser und Höfe der Domkanoniker wiederherzustellen. Wenn die Schäden danach noch nicht ausgeglichen waren, sollte die Stadt alle zwölf Wochen 100 Pfund Heller bezahlen. Wenn bei diesem Punkt Zweifel bestanden, sollten das Domkapitel und die Stadt je einen Schiedsrichter wählen. Diese beiden Schiedsrichter sollten die Entscheidung treffen. Wenn sie sich aber nicht einigen könnten, sollte Ritter Nicolaus von Scharfenstein als Obmann entscheiden. Im Fall seines Todes sollte die Stadt binnen eines Monats einen Obmann aus Dylmann von Rüdesheim, Konrad von Rüdesheim und Friedrich von Greiffen­ klau zu Vollraths auswählen. Hinsichtlich der Zerstörung der anderen Kirchen sollten jährlich 1.000 Pfund Heller für zwei Jahre und dann ab 1334 jährlich 3.000 Pfund Heller bezahlt werden, bis die Zerstörung vollkommen behoben wäre. Die Hälfte der Summe sollte für St. Alban verwendet werden, die andere Hälfte für St. Jakob und St. Viktor. Das von der Stadt einbezahlte Geld sollte von zwei Männern verwaltet werden, die Balduin und der Stadt Rechnung legen sollten. Von diesen zwei Männern vertrat einer den Kaiser, Balduin bzw. den Mainzer Erzbischof oder Pfleger und die genannten Kirchen, während der andere für die Stadt Mainz tätig war. Wenn die Bezahlung versäumt und nach vier Wochen nach der Mahnung nicht geleistet wurde, musste die Stadt dem Kaiser, dem Reich, Balduin und den anderen Kirchen die Hälfte der versäumten Summe als Strafe leisten. Wenn die versäumte Summe dann noch nicht bezahlt werden sollte, musste die Stadt die Beschlagnahme dulden. Alle als Kandidaten für den Obmann Genannten waren dem Erzstift dienender Niederadel und standen damit dem Domkapitel und Balduin nahe. Auch wenn die Stadt einen auswählen durfte, so war doch diese Versöhnung auf jeden Fall Balduin und dem Domkapitel günstig. Es ist auch bemerkenswert, dass der Kaiser und das Reich neben Balduin, dem Domkapitel und den betroffenen Kirchen ­erwähnt wurden. Die Position von Balduin und den anderen deckte sich mit der des Kaisers und des Reichs. Nach dieser Vereinbarung der Parteien in der Region versöhnte sich auch der Kaiser am 5. August 1332 mit der Stadt Mainz. Er hat die über die Bürger verhängte Reichsacht aufgehoben und verkündet, dass in Zukunft die Bürger keine Schäden wegen der Reichsacht erleiden sollten. Dies ordnete er für alle Fürsten, Grafen und Ritter ebenso an. Ferner hat er alle Privilegien bestätigt, die die Stadt 913 REM, Nr. 3221; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 34; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 158 f. 914 REM, Nr. 3222; MGH Const., 6, 2, Nr. 302.

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früher erhalten hatte, und festgesetzt, dass die Bürger vor kein Gericht außerhalb der Stadt vorgeladen werden sollten, wenn sie sich in der Stadt verantworteten915. Nach dem genannten Urteil vom Januar war die Aufhebung der Acht von der Zustimmung der Kläger abhängig. Es war daher eine Voraussetzung dieser kaiserlichen Entscheidung, dass Balduin, das Domkapitel und die anderen Kirchen sich im Juni mit der Stadt Mainz verglichen hatten. Die Beteiligung des Kaisers an diesem Konflikt war in diesem Sinne passiv, aber seine Unterstützung für Balduin und das Domkapitel war untrennbar mit seiner Politik gegen die Kurie verbunden. In dieser Hinsicht wurde der Kaiser keineswegs ohne sein Zutun in die Sache hineingezogen. Es ist auch auffällig, dass hier das Gerichtsstandsprivileg der Stadt Mainz bestätigt wurde. Das Privileg dieser Stadt hatte schon eine lange Tradition. Kaiser Friedrich II. hatte der Stadt 1236 ein Privileg verliehen, nach dem kein weltlicher Richter die Mainzer Bürger außerhalb der Stadt zitieren durfte. Die kaiserliche Gerichtsbarkeit wurde aber dabei ausgenommen916. Dieses Privileg wurde danach von König Rudolf von Habsburg und König Albrecht I. bestätigt917. König Rudolf ordnete 1285 an, dass der Hofrichter Klagen gegen die Bürger von Mainz an den König verweisen sollte. Der König sollte dann die Klage an das Gericht in der Stadt Mainz weiter verweisen918. Während das Privileg von Kaiser Friedrich II. noch die Zuständigkeit der kaiserlichen Gerichtsbarkeit vorbehalten hatte, wurde mit dieser Maßnahme festgesetzt, dass die Befreiung von dem Gericht außerhalb der Stadt auch gegenüber der Königsgerichtsbarkeit gelten sollte. Diese Urkunde wurde auch von König Albrecht I. und König Heinrich VII. bestätigt919. Ludwig selbst bestätigte dann kurz nach der Königskrönung im Dezember 1314 dieses Privileg920. In dem Verfahren, das zu dem Achturteil vom Januar 1332 führte, wurde jedoch dieses Privileg einfach ignoriert. Die Mainzer Bürger wurden vor den Kaiserhof in Frankfurt geladen und durch dieses Urteil wurde die Acht verhängt. Dieser Verlauf ist zum einen aus der politischen Bedeutung des Falls zu erklären. Aber er mag zum anderen auch rechtlich erklärbar sein. Nach dem oben erwähnten Privileg für die Stadt Wetzlar wurden die Bürger sowohl von Gerichten außerhalb der Stadt im Allgemeinen als auch vom Hofgericht befreit, ausgenommen war lediglich die Klageerhebung durch den Herrscher selbst921. Diese Konstellation deuten die Formulierungen in der Vereinbarung vom Juni an, dass nämlich der Kai 915 REM, Nr. 3229; UR, 5, Nr. 174; MGH Const., 6, 2, Nr. 310; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 159. 916 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 36. 917 Ebd., Nr. 69, 167, 169. Vgl. auch ebd., Nr. 46, 110, 168, 170, 243. 918 Ebd., Nr. 110. 919 Ebd., Nr. 170, 243. 920 Ebd., Nr. 269. 921 Siehe oben S. 157.

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ser neben Balduin und dem Domkapitel in Erscheinung getreten war. Nach diesen Ereignissen wünschte die Stadt wahrscheinlich die Bestätigung a­ ller früheren Privilegien, aber bei der kaiserlichen Bestätigung im August wurde die kaiserliche Gerichtsbarkeit und ihre Beziehung zum Gerichtsstand der Bürger nicht erwähnt. Am 21. August 1332 verbot der Kaiser als vorläufig letzte Aktion den vier Königsstädten in der Wetterau, wegen der Taten, die Konrad von Trimberg gegen die in der Acht befindliche Stadt Mainz verübt hatte, diesem Schaden zuzufügen922. Die Reichsacht gegen die Stadt Mainz scheint aber relativ lang nachgewirkt zu haben. Der Kaiser erklärte im April 1335 erneut, dass er die Stadt aus der Acht gelöst hatte und dass alle der Stadt nachteiligen Urkunden ungültig sein sollten923. Diese Erklärung bedeutet wahrscheinlich nicht, dass inzwischen eine neue Reichsacht verhängt worden war, sondern dass der Kaiser nochmals die Aufhebung von 1332 verkündete. Der Hintergrund ist unklar, aber man kann darin durchaus eine mögliche Nachwirkung der Reichsacht sehen. Der Kaiser erklärte daraufhin nochmals im Januar 1336, dass die Acht gegen die Stadt Mainz wegen der Sache des Ritters Billung von Ingelheim schon auf­ gehoben worden war und dass alle Urkunden, die Billung und die anderen zuungunsten der Stadt innehatten, ungültig sein sollten924. Hinter dieser Erklärung dürfte stehen, dass Billung und die anderen unter dem Vorwand der früheren Acht die Bürger von Mainz geschädigt hatten. Noch im September 1342 verbot der Kaiser zugunsten der Stadt Mainz, wegen der Schäden, die die Stadt in der Zeit der Auseinandersetzungen zwischen ihr und dem Kaiser verursacht hatte, gegen die Stadt Klage zu erheben, und er befahl den Neun des Landfriedens, die Stadt zu schützen925. Die Reichsacht von 1332 hat also lange nachgewirkt. Diese Maßnahmen zeigen auch, dass die Reichsacht von 1332, die im Einverständnis der regionalen Mächten verhängt worden war, eine weite Auswirkung entfalten konnte. Als die Stadt Mainz im August 1332 aus der Reichsacht gelöst wurde, wurde ihr das Privileg, dass die Bürger nicht vor Gerichte außerhalb der Stadt geladen werden sollten, erneut verliehen. Aber die Stadt wurde trotzdem erneut vor das Hofgericht zitiert. Diesmal handelte es sich um einen Konflikt zwischen der Stadt und dem Erz­bischof Heinrich von Mainz. Die Wiederherstellung der zerstörten Häuser und Höfe des Domklerus und die damit einhergehenden Fragen waren immer noch nicht völlig geklärt worden. Nachdem sich die Kontrahenten im Juni 1332 versöhnt hatten, stritten sie um Vollstreckung und Umsetzung der Vereinba 922

UR, 5, Nr. 176; MGH Const., 6, 2, Nr. 325; UB Hanau, 2, Nr. 385. REM, Nr. 3420; UR, 5, Nr. 238; MGH Const., 6, 2, Nr. 665; StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Bd. 23, S. 72. 924 REM, Nr. 3482; UR, 5, Nr. 255; MGH Const., 7, 1, Nr. 4; StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Bd. 23, S. 72. 925 REM, Nr. 4878; StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Bd. 23, S. 75. 923

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rung. Hierzu kam am 22. Juli 1341 wiederum ein Vergleich zustande926. Die Parteien sollten ihre Rechte behalten. Der Erzbischof sollte seine geistlichen und weltlichen Gerichte behalten und die Zahlung der Zinsen entgegennehmen, zu der sich die Bürger ihm bisher verpflichtet hatten. Die Stadt sollte dem Erzbischof, den Kirchen und den Geistlichen deren Befreiung von dem Ungeld erneut versichern. Auch die Inhaber der erzbischöflichen Ämter in der Stadt sollten ihre Rechte behalten. Der Stadtrat sollte unverändert bestehen bleiben und wie früher von den Bürgern frei gewählt werden. Die Stadt musste das besondere Strafgeld für die Zerstörung der Kirchen, Klöster und Höfe nicht bezahlen, aber sie sollte sich zu ihrer Wieder­herstellung verpflichten, wie es die Sühne vom Juni 1332 festgesetzt hatte. Die Stadt sollte die drei zerstörten Kirchen unter ihren Schutz nehmen. Bemerkenswert ist, dass diese Vereinbarung von acht Männern herbeigeführt wurde, die von den Parteien bestellt worden waren, und zwar von jeder Partei drei und Graf Gerlach von Nassau sowie Herr Gottfried von Eppstein als Obmänner. Die Existenz von zwei Obmännern deutet das Gleichgewicht der Parteien an. Die je drei Männer wurden nicht namentlich genannt. Da die Urkunde aber von dem Grafen Ruprecht von Virneburg, dem Bruder des Erzbischofs, und den Städten Straßburg, Speyer und Worms mitbesiegelt wurde, liegt es nahe, dass einer der erz­ bischöflichen Leute der Graf Ruprecht war und dass die Leute für die Stadt Mainz aus den drei genannten Städten stammten. Die Verbindung unter den Städten im Rheingebiet taucht also auch hier auf. Obwohl auf diese Weise die Beilegung in der Region versucht worden war, scheint der Streit sich weiter fortgesetzt zu haben. Die Bürger von Mainz wurden am 9.  Dezember 1342 auf die Klage des Erzbischofs Heinrich hin zu dem Termin vom 27. Januar 1343 vor das Hofgericht geladen927. Das Privileg für die Stadt wirkte dem Hofgericht gegenüber wiederum nicht. Das Ergebnis des Pro­ zesses vor dem Hofgericht ist aber nicht überliefert. Die Streitigkeiten um die Stadt Mainz zeigen, wie die königliche Gerichtsbarkeit im Kontext des Mainzer Schismas und des Gegensatzes zwischen dem Kaiser und der Kurie als politische Waffe eingesetzt wurde. Aber die Urteilsverkündung allein garantierte die Wirksamkeit noch nicht. Entscheidend war, durch eine weitere regionale Vernetzung auf den Kontrahenten Druck auszuüben. Mit der Bestellung der Anleiter, Helfer und Schirmer wurde ein breites regionales Netz mobilisiert. Dies ging zum Teil auf den Kaiser selbst, aber zum Teil auf Balduin von Luxemburg zurück. Das von ihm durch die rege Bündnispolitik geknüpfte Netz trug zu der endgültigen Unterwerfung der Stadt Mainz wesentlich bei928. Gestützt 926

REM, Nr.  4698; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, S.  218, Nr.  102, S.  222, Nr. 103; Schrohe, Mainz in seinen Beziehungen, S. 113 f.; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 182. 927 REM, Nr. 4919; UR, 5, Nr. 498; Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 282. 928 Die Forschung hat schon darauf hingewiesen, dass die Effektivität der Königsgerichtsbarkeit häufig von der konkreten politischen Situation beeinflusst wurde, vgl. Diestelkamp, Das privilegium fori; ders., Der König als Richter.

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durch diese Bündnisse wirkte die Reichsacht so effektiv, dass man ihre Nachwirkung noch jahrelang spürte. Der Streit um das Bistum Worms ist ebenfalls unter dem Gesichtspunkt des politischen Einsatzes der königlichen Gerichtsbarkeit zu betrachten929. Nach dem Balduin von Luxemburg wahrscheinlich im Herbst 1336 auf seine Stellung als Administrator der Wormser Kirche verzichtet hatte, bestellte der Erzbischof Heinrich von Mainz ­erneut Administratoren. Das Domkapitel unter der Führung des Dom­dekans Theoderich von Meckenheim weigerte sich aber, die Maßnahme des Erzbischofs zu akzeptieren. Kaiser Ludwig übertrug daraufhin im Juli 1339 dem Erzbischof die Güter des Hochstifts930 und befahl dem Domkapitel, dem Erz­ bischof Gehorsam zu leisten931. Am 29. November 1339 verhängte der Kaiser die Reichsacht über den Domdekan Theoderich932. Nach der kaiserlichen Urkunde hatte sich Theoderich gegen den Nutzen der Wormser Kirche verhalten und war damit zum Feind des Kaisers und des Reiches geworden. Dieser Acht war die Exkommunikation durch den Erzbischof vorausgegangen. Erzbischof Heinrich hatte am 7. Oktober 1339 den Domdekan Theoderich exkommuniziert, weil nach der Visitation des Bistums Worms bekannt wurde, dass jemand sich trotz Bann­ spruches an der Verwaltung des Bistums beteiligt hatte933. Es ist seit dem Hochmittelalter häufig geschehen, dass der Kaiser mit der Reichsacht die Exkommunikation der Kirche unterstützte. Aber auch unübersehbar ist die politische Absicht, dem Erzbischof zu helfen, der damals in der Reichspolitik mit dem Kaiser eng verbunden war. Gegen die Exkommunikation durch den Erzbischof scheint Theoderich an die Kurie appelliert zu haben. Der Landfriede nahm ihn am 19. November 1339 wegen der Appellation von dem Frieden aus934. Die Kurie unterstützte aber ihrerseits Salmann, den der Papst 1333 erneut zum Bischof von Worms providiert hatte. Da das Domkapitel jedoch von Anfang an seine Aufnahme abgelehnt hatte, war die Situation für das Domkapitel aussichtslos935. Der Domdekan Theoderich versprach schließlich am 4. Mai 1340, Ludwig als dem Kaiser und Heinrich von

929

Zu diesem Konflikt Keilmann, Das Bistum vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit, S. 95 ff. Zur Administration Balduins von Luxemburg über das Bistum Worms siehe auch oben S. 113. 930 REM, Nr. 4395 (Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, S. 193, Nr. 94), 4396 (UB Worms, 2, Nr. 304); MGH Const., 7, 1, Nr. 640, 641. 931 REM, Nr. 4403, 4414. Vgl. REM, Nr. 4415; UB Hohenlohe, 2, Nr. 567 (Auszug). 932 REM, Nr. 4453; UR, 5, Nr. 350; MGH Const., 7, 1, Nr. 685; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 363, Nr. 9. 933 REM, Nr. 4429; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 80. 934 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 342; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 107, S. 155. 935 Der Bischofsstuhl war seit 1329 zwischen Gerlach Schenk, den Ludwig der Bayer unterstützte, und Salmann, den Papst Johannes XXII. providiert hatte, umkämpft. Mit der Unterstützung des Domkapitels und der Stadt Worms hat sich Gerlach durchgesetzt. Nachdem dieser 1333 gestorben war, gelang es Salmann immer noch nicht, in die Stadt einzuziehen. Vgl. UB Worms, 2, Nr. 231, 232, 242, 243, 251, 259, 280, 307–309, 311, 316.

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Virneburg als dem Erzbischof von Mainz zu gehorchen, die Verwaltung des Bistums Worms und die Durchführung der Visitation durch den Erzbischof anzuerkennen, und die Schäden, die er dem Kaiser und dem Erzbischof zugefügt hatte, nach der Bewertung des Gottfried von Eppstein und des Konrad Schenk von Erbach wiedergutzumachen936. Traf die Reichsacht jemanden, der die Vormacht in der Region gegen sich und keine Hilfe der Kurie in Aussicht hatte, so wirkte sie als ernste Bedrohung. Von dem Einsatz der königlichen Gerichtsbarkeit als politischer Waffe wird auch bei dem erneuten Mainzer Schisma in den 1340er Jahren die Rede sein937. Nachdem Heinrich von Virneburg zunächst als Kandidat der Kurie 1337 den Erzstuhl behalten hatte, wurde er doch ein treuer Anhänger des Kaisers, was bei der Kurie natürlich Unbehagen hervorrief. Erzbischof Heinrich wurde daher am 15. Oktober 1344 in Avignon wegen „contumacia“ verurteilt und von seinen Amtshandlungen suspendiert938. Am 7. April 1346 verkündete Papst Clemens VI. schließlich seine Absetzung939. Gerlach, der Sohn des schon vielfach erwähnten Grafen Gerlach von Nassau, wurde am gleichen Tag zum Erzbischof von Mainz providiert940. Ein Teil der Geistlichen in Mainz neigte allmählich dazu, Gerlach zu unterstützen, während das Domkapitel bei Heinrich blieb941. Gegen die päpstlichen Maßnahmen leistete nun der Kaiser mit der kaiserlichen Gerichtsbarkeit dem Virneburger Hilfe. Eine Voraussetzung war dabei das Bündnis zwischen dem Kaiser und dem Mainzer Domkapitel vom 18. März 1346. Der Kaiser versprach, dem Domkapitel zu helfen und sich nicht ohne es mit der Kurie zu versöhnen. Falls der Papst jemanden durch Providierung zum Erzbischof bestellte, sollte der Kaiser das Domkapitel unterstützen. Wenn der Papst auch bei den anderen Stellen seine Kandidaten providierte, dürfte das Domkapitel eine Berufung an die Kurie einlegen, aber das Verfahren nicht weiter vorantreiben. Der Kaiser sollte einen Hauptmann bestellen, um das Domkapitel zu schirmen942. In einer Urkunde vom gleichen Datum schildert das Domkapitel die Entstehung des

936 REM, Nr.  4518; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 364, Nr. 10. 937 Zu diesem Streit um den Mainzer Erzstuhl vgl. Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau; Stein, Einungs- und Landfriedenspolitik, S.  5 ff.; Gerlich, Nassau in den politischen Kon­ stellationen, S. 33 ff.; Heinig, Die Mainzer Kirche, S. 470 ff. Vgl. auch Rödel, Graf Adolf von Virneburgs Einsatz. Siehe ebenfalls oben S. 136 ff. 938 REM, Nr. 5206. 939 REM, Nr. 5433. Vgl. auch Nr. 5437, 5438 (MGH Const., 8, Nr. 76), 5445 (MGH Const., 8, Nr. 31). 940 REM, Nr. 6117; MGH Const., 8, Nr. 4. 941 Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 29 ff.; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 183 f. 942 REM, Nr.  5418; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 371 ff., Nr. 17; Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S. 144; Stein, Einungs- und Landfriedenspolitik, S. 7 f.

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Bündnisses folgendermaßen: Das Domkapitel war von den Bündnissen der Fürsten und der Landesherren um das Erzstift so schwer bedrängt, dass es sich mit dem Kaiser verband943. Diese Aussage entspricht gut der am Ende des letzten Kapitels erwähnten territorialpolitischen Krise des Mainzer Erzstifts944. Am nächsten Tag ­erklärte der Erzbischof selbst, dass seine Amtleute und Untertanen nicht ihm, sondern dem Domkapitel gehorsam sein sollten, wenn er seine Pflichten gegenüber dem Kaiser versäumt hätte945. Nachdem der Papst wie oben erwähnt am 7. April Erzbischof Heinrich abgesetzt hatte, wurden noch Maßnahmen getroffen, um den Kampf gegen den kurialen Kandidaten effizienter zu führen. Wie schon im letzten Kapitel erwähnt, bestellte Heinrich mit Einverständnis des Domkapitels für vier Jahre fünf Vormünder und er selbst trat von der Regierungstätigkeit zurück946. Die Vormundschaft scheint aber nicht gut funktioniert zu haben. Laut dem kaiserlichen Schreiben an den Erzbischof Heinrich vom 24. Januar 1347 vernahm der Kaiser aus dem Brief der Vormünder, dass sie ihre Stelle aufgeben wollten. Er schrieb ihnen, dass sie im Amt bleiben sollten, bis er einen Termin setzen, dort ihre Beschwerde hören und seine Entscheidung treffen würde. Der Kaiser versprach dann dem Erzbischof, die Ehre und den Ruhm der Mainzer Kirche gegen den Wettiner und den Landgrafen von Hessen zu verteidigen947. Der Kaiser verhängte daraufhin am 19. März 1347 über die Geistlichen, die den päpstlichen Erlass gegen den Erzbischof Heinrich und das Domkapitel, d. h. zugleich gegen den Kaiser und das Reich, verkündet hatten, die Reichsacht und ordnete an, dass die Städte Mainz, Speyer, Worms, Oppenheim und Frankfurt sowie die Fürsten, Grafen, Herren und anderen Adligen diese Geistlichen nicht aufnehmen sollten948. Ludwig versuchte also in dieser Phase, vor allem die Verbindung unter den Städten zu mobilisieren, um die Wirksamkeit der Reichsacht zu gewährleisten. Außerdem befahl der Kaiser am 11. April den Gerlach unterstützenden Mainzer Geistlichen, binnen eines Monats ihren Treueid gegenüber Gerlach zurückzunehmen. Diejenigen, die es in dieser Frist nicht tun wollten, sollten in die Acht fallen949. Die Acht wurde verhängt über die Geistlichen, die Gerlach schon Treue gelobt hatten, weil sie sich in die Versöhnung, um die sich der Kaiser auf die Klage 943

REM, Nr. 5420; Wichert, Jacob von Mainz, S. 365, Nr. 9. Siehe oben S. 133 ff. 945 REM, Nr. 5421. 946 REM, Nr. 5501. Vgl. Nr. 5502 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 106, Nr. 4); Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S.  22 ff.; Stein, Einungs- und Landfriedenspolitik, S. 11. 947 REM, Nr. 5538; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 5, S. 201, Nr. 47. 948 REM, Nr. 5551; UR, 5, Nr. 564; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 376, Nr. 19. 949 REM, Nr. 5563; UR, 5, Nr. 567; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 378, Nr. 21. 944

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des Virneburgers hin bemüht hatte, nicht einbeziehen ließen, ja sogar Gerlach gehorcht und gegen den Kaiser, das Reich und Heinrich gestanden ­hatten950. Das kaiserliche Hofgericht gestattete in einer Urkunde, die es am 22. Juni 1347 für den Ritter Gerlach Knebel ausstellte, dem Konrad Bissinger wahrscheinlich wegen dieser Sache die Anleite über die Güter des Klosters St. Alban und der anderen Klöster in Mainz. Nach der Urkunde hatte Konrad anstatt des Kaisers diese Klöster verklagt951. Konrad Bissinger war als Schreiber des Hofgerichts tätig952, aber er konnte selbst anstelle des Kaisers Klage erheben und ein Urteil erlangen. Ferner verurteilte das Hofgericht auch am 13. August wegen der Klage Konrads für den Kaiser viele Kirchen, Klöster und Kleriker in die Reichsacht. Das Vorgehen Konrads und der anderen gegen diese Geistlichen sollten weder beim Reich noch beim Landfrieden verurteilt werden953. Diese Klagen gegen den Mainzer Klerus führten danach zum Teil zur Versöhnung. Am 27.  September 1347 erklärte das Kloster St. Alban seinen Vergleich mit dem Erzbischof Heinrich und Gerlach Knebel954. Am 30. September verkündete der Kaiser die Vereinbarung mit St. Peter zu Mainz und die Aufhebung der Reichsacht. Er befahl, das Kloster zu schützen. Er wies die Stadt Frankfurt an, im Namen des Kaisers und des Landfriedens dem Kloster Schutz zu geben955. Nachdem das Domkapitel sich inzwischen im Juni mit den Vormündern und im Juli wieder mit dem Kaiser verbunden hatte956, traten am 8. August die Vormünder von ihrem Amt zurück und Konrad von Kirkel trat als Vormund in den Vordergrund957. Wie im letzten Kapitel schon erwähnt, sollte er bis zu seiner Gefangennahme im Februar 1348 die Politik des Domkapitels bestimmen. In der lange beherrschenden politischen Konstellation des Gegensatzes zwischen Kaiser Ludwig und der Kurie wurde das Achturteil des Hofgerichts als­ politisches Druckmittel eingesetzt, um den Gegner zu bedrängen und zu unterwerfen. Wie wirksam diese Waffe dabei funktionierte, hing von der Unterstützung ab, die der Herrscherhof in der Region mobilisieren konnte, und dem Netzwerk, auf das sich die Partei selbst vor Ort stützen konnte. Bei der Konfrontation zwischen 950 REM, Nr. 5564; UR, 5, Nr. 568; Müller, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der römischen Curie, 2, S. 377 f., Nr. 20; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 184. 951 REM, Nr. 5593; UR, 5, Nr. 571; Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 114 f., Nr. 5: „… an unsers vorgenannten herren stat des Kaisers …“. S. auch Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 184. 952 Zu Konrad Bissinger Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 107 ff. 953 REM, Nr. 5608; UR, 5, Nr. 572; Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 132 f., Nr. 9. 954 REM, Nr. 5615; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 6, Nr. 73; Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 184. 955 REM, Nr.  5616; UR, 5, Nr.  578–580; UB Hanau, 2, Nr.  730; Böhmer, Codex diplo­ maticus Moenfrancofurtanus, S. 602 f. Vgl. auch REM, Nr. 5619; Baur, Hessische Urkunden, 3, Nr. 1205. 956 REM, Nr. 5596 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 130, Nr. 8), 5603 (Pfeil, Der Kampf Gerlachs von Nassau, S. 120, Nr. 7). 957 REM, Nr. 5606, 5607.

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Balduin und der Stadt Mainz wurden die Ressourcen in höchstem Maße mobi­ lisiert und die Unterwerfung des Kontrahenten trat daher schnell und deutlich ein. Der kaiserliche Eingriff mit der Verhängung der Reichsacht zugunsten Erz­ bischof Heinrichs in den 1340er Jahren musste dagegen den stärkeren Widerstand des Rivalen Gerlach und der ihn unterstützenden luxemburgischen Partei in Kauf nehmen. Die Reichsacht konnte trotzdem wohl einige Wirksamkeit entfalten. 5. Streit um regionale Hegemonie und Königsgerichtsbarkeit Unter den Konflikten im Mittelrhein gab es Fälle, die wegen der Kontrahenten und der einschlägigen Situation sowohl in der Region als auch am Herrscherhof schwer beizulegen waren. Bei solchen Streitigkeiten wurden verschiedene Methoden der Beilegung in der Region ausprobiert und der Herrscherhof beteiligte sich ebenfalls daran. Der Weg zur Beendigung war dennoch lang und gewunden. Als Beispiele dafür sind hier am Schluss des Abschnitts die Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Pfalzgrafen bei Rhein um die regionale Hegemonie zu behandeln. Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass die beiden Mächte im Mittelrhein um die Hegemonie gekämpft haben. Diese Konfrontation prägte das ganze Spätmittelalter hindurch die Region Mittelrhein958. Der Pfalzgraf sollte bei diesem Wettbewerb im Verlauf des Spätmittelalters langsam und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entscheidend die Oberhand gewinnen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts überwog jedoch noch die Mainzer Vormacht. Sie war aber durch das Schisma des Erzstuhls geschwächt, und die Mainzer Position tendierte wie schon erwähnt besonders unter dem Erzbischof Heinrich dahin, sich zu verschlechtern. In diesem Rahmen wurde nun um 1340 ein Kampf zwischen den beiden Mächten ausgefochten. Der Streit war also im Großen und Ganzen gesehen strukturell bestimmt und von der Gemengelage der Güter und Rechte am Rhein, an der Bergstraße und an anderen Orten abhängig959. Aber er hatte einen näheren direkten Grund in dem Umstand, dass König Ludwig in dem Thronkampf nach der Doppelwahl von 1314 die Güter des Pfalzgrafen Rudolf, seines Bruders, an den Erzbischof Peter von Mainz übertragen hatte, weil Rudolf trotz der Verwandtschaft doch den Habs­burger Friedrich als König gewählt hatte. Weinheim an der Bergstraße, um das später viel gestritten werden sollte, wurde mit der Burg Reichenstein, Trechtingshausen, Ober- und Nie 958

Siehe oben S. 26, 79 f. Über den Streit um die Güter des Klosters Lorsch Kleberger, Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds, S. 65 ff.; Schaab, Bergstraße und Odenwald, S. 243 ff.; Fabricius, Verfassung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit, S.  28 ff.; Christ, Erzstift und Territorium Mainz, S. 188 ff.; Heinig, Die Bergstraße und Kurmainz, S. 61 ff. Das ehemalige Reichskloster wurde 1232 von Kaiser Friedrich II. dem Mainzer Erzbischof übergeben, aber der Pfalzgraf war als Vogt des Klosters um die Güter und Rechte von Lorsch bemüht. 959

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derheimbach und anderen Orten dem Erzbischof übergeben. Lindenfels wurde zudem verpfändet960. Erzbischof Peter hatte zwar zuerst 1308 nach­gegeben und dem Pfalzgrafen die Altstadt von Weinheim übergeben und ihn mit der Oberen Abtei um Fürth belehnt. Der Erzbischof hatte aber dann 1311 für 5.000 Pfund Heller ganz Weinheim als Pfand übernommen961. Mit der oben genannten Veräußerung Ludwigs erwarb das Erzstift über die Pfandschaft hinaus die vollkommene Herrschaft über Weinheim. Die Pfälzer gaben aber nicht auf und wagten die Konfrontation962. Ende der 1330er Jahre stritt man zunächst um die Burg Zwingenberg im Odenwald und die Burg Fürstenstein, die der Erzbischof in ihrer Nähe gebaut hatte963. Erzbischof Peter hatte schon 1315 das Öffnungsrecht an Zwingenberg erworben964, aber der Pfalzgraf hatte ebenso das Recht, diese Burg für sich öffnen zu lassen. Zu dem Streit um diese Frage errichtete der Kaiser am 30. November 1339 einen Waffenstillstand zwischen den beiden bis acht Tage nach dem nächsten Osterfest, dem 23. April 1340. Als Termin wurde der 9. Februar 1340 in Frankfurt festgesetzt. Die Kontrahenten sollten dort erscheinen. Der Kaiser sollte dabei zunächst versuchen, mit Hilfe der Räte von beiden Seiten den Streit zu schlichten. Wenn das aber nicht möglich wäre, sollte er mit der Mehrheit der Räte sein Urteil fällen965. Nach einer kaiserlichen Urkunde vom 1.  Dezember wurden vom Kaiser und den beiden Parteien fünf Schiedsrichter, und zwar der Deutschmeister Wolfram von Nellenburg, Graf Albrecht von Hohenberg, Graf Berthold von Neuffen, Konrad Schenk von Erbach und Albrecht von Erligheim gewählt. Wolfram von Nellen­ burg hatte enge Kontakte zum Kaiserhof. Albrecht von Hohenberg und Berthold von Neuffen waren Vertraute des Kaisers. Konrad Schenk von Erbach war gerade 960 REM, Nr. 1678; MGH Const., 5, Nr. 58; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 78; Heinig, Die Bergstraße und Kurmainz, S. 64 f. Weinheim war einer der Orte, die nach der Veräußerung von Lorsch zwischen Mainz und Pfalz umkämpft waren, s. Schaab, Bergstraße und Odenwald S. 252 ff. Zu dem Versuch des Schiedsgerichts von 1300 vgl. REM, Nr. 649 (Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, 2, Nr. 218); Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 69. Nach der Königswahl von 1314 wurden die Burg Fürstenstein (gegenüber Lorch) und Rheinböllen ebenfalls dem Erzbischof von Mainz verpfändet, REM, Nr. 1697; MGH Const., 5, Nr. 107; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 79. König Ludwig verpfändete im Juni 1317 dem Erzstift noch die Burg Fürstenberg sowie die Burg und Stadt Alzey für den Fall, dass er dem Erzbischof die Burgen Reichenstein und Lindenfels nicht innerhalb der Frist übergeben könnte, MGH Const., 5, Nr. 440, 442; RKLB, 7, Nr. 107, 108. 961 REM, Nr. 1225 (Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, 2, Nr. 231), 1442 (Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, 2, Nr.  242); Humpert, Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, S. 41; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 69 f., 73. 962 Zum Verlauf bis zu den 1320er Jahren REM, Nr. 1764 (Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia, 2, Nr. 253), 1886 (MGH Const., 5, Nr. 392), 1900, 1919 (MGH Const., 5, Nr. 440), 1920 (MGH Const., 5, Nr. 441), 1922 (MGH Const., 5, Nr. 442); Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 80. 963 Zu der folgenden Auseinandersetzung s. Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 12 ff.; Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 98 f.; Schaab, Bergstraße und Odenwald, S. 257. 964 REM, Nr. 1738. 965 REM, Nr. 4454; UR, 5, Nr. 351.

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im Odenwald begütert, wo die beiden Mächte kollidierten, und ein Pfälzer Lehensmann aus der Familie, die das Erbschenkenamt am Pfälzer Hof geerbt hatte966. Wie oben gezeigt, wurde er in den mittelrheinischen Landfrieden von 1334 und 1339 als Obmann bestellt967, offensichtlich also vom Kaiser hochgeschätzt. Albrecht von Erligheim stammte aus dem den Pfalzgrafen dienenden Niederadel968. Sie trafen auf Grundlage der Urkunden, die die Parteien vorgelegt hatten, ihre Entscheidung. Wenn der Erzbischof nachwies, dass die Burgmannen von Zwingenberg Mainzer Ministerialen waren, sollten die drei Schiedsrichter, die zur Entscheidung dieses Konflikts von den Parteien gewählt worden waren, keine Befugnis mehr haben969. Ein anderes Schiedsgericht war also schon früher errichtet worden. Seine Entstehungszeit und Mitglieder sind nicht bekannt. Der wiederholte Versuch, ein Schiedsgericht zu bestellen, deutet aber die Schwierigkeit an, eine Lösung zu finden. Graf Rudolf von Wertheim erklärte daraufhin am 8.  Januar 1340 die Ergebnisse der Kundschaft, die auf Gesuch des Erzbischofs durchgeführt worden war. Nach seiner Urkunde hatten die Burgmannen von Zwingenberg bezeugt, dass sie die Ministerialen des Erzstifts waren970. Während der Kaiser einen Gerichtstermin in Frankfurt festsetzte, kam über die Burg Zwingenberg ein Schiedsgericht unter Beteiligung des Kaiserhofs zustande, und mit der Entscheidung der Schiedsrichter wurde das Verfahren vorangetrieben. Aber das Erzstift konnte damit seine Rechte noch nicht völlig durchsetzen. Die Parteien einigten sich am 27. Mai 1340 auf ein neues Schiedsgericht über ihren Streit um die Burg Fürstenstein vor Zwingenberg. Gottfried (IV.) von Eppstein wurde diesmal Obmann. Er sollte Johann, Domdekan von Mainz, Johann, Propst von Xanten, und Konrad Schenk von Erbach aus den Mainzer Räten, Ritter Siegfried von Venningen den Alten, Ritter Heinrich von Erligheim und Ritter Albrecht von Erligheim aus den Pfälzer Räten auswählen und mit ihnen bis acht Tage nach dem Johannes-Baptist-Tag (dem 24. Juni) eine Entscheidung treffen. Über die Aus­ einandersetzung der beiden Parteien sollten andere Schiedsrichter, die diese sieben wählen würden, entscheiden971. 966

Zu Konrad (IV.) von Erbach s. Klafki, Die kurpfälzischen Erbhofämter, S. 62 f.; Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 221, 312 f. Zu dem Lehnsverhältnis zwischen dem Pfalzgrafen und dem Schenken von Erbach s. Kleberger, Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds, S. 71. 967 Siehe oben S. 148, 151. 968 Zu diesem Pfälzer Rat s. Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 240; Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 240 ff. 969 REM, Nr. 4455; UR, 5, Nr. 352; Weech, 60 Urkunden, Nr. 38. 970 REM, Nr. 4471; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 87. S. im Übrigen zu dem Grafen Rudolf von Wertheim Ehmer, Geschichte der Grafschaft Wertheim, S. 48 f.; Körner, Grafen und Edelherren, S. 112. 971 REM, Nr. 4530; Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 125 f., Nr. 3. Zu Siegfried von Venningen s. Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 248 f. Zu Hennel von Erligheim, dem Vitztum von Heidelberg, Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 240; Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 243 ff., 356 ff.

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Aber die Schiedsrichter beider Seiten konnten sich nicht einigen. Zwei Urkunden vom 26. Juni 1340 überliefern die unterschiedlichen Positionen. Nach der Urkunde, die die Auffassung der Mainzer Seite enthält972, wurde die Entscheidung auf der Grundlage der vorgelegten Schriften getroffen. Da die Ritter von Zwingen­berg die Ministerialen des Erzstifts seien, hätten die früher gewählten drei Schiedsrichter über die Frage um die Burg Fürstenstein keine Entscheidungsbefugnis gehabt, was aber dem Bündnis zwischen Mainz und Pfalz nicht ent­gegenstehe. Dies alles werde von den fünf Schiedsrichtern in einer Urkunde mit dem kaiserlichen Siegel festgestellt. Die Mainzer Seite fasst damit die Ergebnisse des vorausgehenden Schiedsverfahrens zusammen. Die Behauptung über Fürstenstein folgt. Der Erzbischof habe die Burg Fürstenstein gebaut, um sich gegen ­offene Gewalt zu verteidigen. Er habe also keine Pflicht, sie abzureißen. Die Burg Zwingenberg sollte sowohl dem Mainzer als auch dem Pfälzer offen stehen. Zu der Entscheidung wurden vermutlich die Urkunde der fünf Schiedsrichter vom 1. Dezember und die Urkunde über die Ergebnisse der Kundschaft vom 8. Januar herangezogen. Die drei Schiedsrichter von der Pfälzer Seite behaupteten dagegen auf der Grundlage ihrer „Kundschaft“, dass der Erzbischof unter Verstoß gegen das Bündnis eine Burg erbaut habe, weil die Burg Zwingenberg den beiden Seiten offen stehen sollte. Die Burg Fürstenstein sollte daher abgerissen werden973. Der Obmann Gottfried von Eppstein erkannte dann am nächsten Tag die Entscheidung der Mainzer Seite an. Falls die Adligen der Mainzer Seite beeideten, dass sie die Ritter von Zwingenberg aufgefordert hatten, ihre Übergriffe gegen das Erzstift einzustellen, sollten die Pfälzer ihre Forderungen nicht weiter verfolgen und sich damit abfinden974. Kaiser Ludwig stellte zu dieser Frage am 1. September 1340 eine Urkunde aus. Das Schiedsurteil, das die drei Mainzer Schiedsrichter unter Teilnahme des Obmanns Gottfried von Eppstein gefällt hatten, war dann dem Kaiser, dem Erzbischof Balduin von Trier und dem Herzog Rudolf von Sachsen zur Bewertung übertragen worden975. Der Kaiser erklärte daraufhin, dass Gottfried bei der Entscheidung den drei Schiedsrichtern von der Mainzer Seite geholfen hatte, dass die Entscheidung der Mainzer Schiedsrichter gültig sein solle und dass die darüber hinausgehende Entscheidung Gottfrieds die beiden Parteien nicht verletzen solle. Der Kaiser stellte damit fest, dass das Verfahren zur Herbeiführung der Entscheidung rechtmäßig verlaufen war und dass nur die Entscheidung, die mehrheitlich und mit der Zustimmung einer Partei gefällt worden war, gültig sein sollte. Er setzte sich damit für die prozessuale Integrität und den Willen der Parteien ein. Es bleibt allerdings unklar, wann und wie die Übertragung der Schiedssache an den Kaiser und 972

REM, Nr. 4536; Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 127 ff., Nr. 5. REM, Nr. 4537; Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 126 f., Nr. 4. 974 REM, Nr. 4538; Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 129, Nr. 6. 975 REM, Nr. 4581; UR, 5, Nr. 366; Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, 3, S. 314, Nr. 226: „… an Uns, den Erzbischof von Tryre, und den Herzog von Sassen zu lutern bevolen und gelassen ist  …“; Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S. 131. 973

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die beiden Fürsten stattfand. Mit demselben Datum erklärten sich der Erzbischof von Trier und der Herzog von Sachsen ebenfalls wie der Kaiser976. Der Mainzer Erzbischof scheint schließlich die Burg Fürstenstein doch abgerissen zu haben977. Die kaiserliche Beteiligung an dem Konflikt zwischen Mainz und Pfalz ist aus dem Umstand heraus verständlich, dass gerade diese beiden Mächte im Mittel­rhein eine wichtige Stütze für die kaiserliche Politik darstellten und dass die Schlichtung daher dem kaiserlichen Interesse entsprach. Am Frankfurter Hof vom September 1340 schlichtete der Kaiser außerdem, wie oben erwähnt, die Streitigkeiten um den Wildgrafen Johann von Daun. Der Vergleich zwischen dem Erz­bischof Balduin von Trier und dem Pfalzgrafen Rudolf wurde vom Kaiser bestätigt. Ludwig versuchte also in diesen Tagen vielfach, die Konflikte im Mittelrhein beizulegen978. Man kann aber auch vermuten, dass der Erz­bischof, dem die territorial­politische Krise langsam bewusst wurde, sich an den Kaiser wandte und seine Hilfe suchte. Erzbischof Heinrich bat in der Tat 1339 in einer anderen Angelegenheit um einen kaiserlichen Eingriff. Den Konflikt zwischen dem Erzbischof und dem Pfalzgrafen beiseite lassend, beleuchten wir kurz den Sachverhalt. Es ging um das Erbe eines Grafen von Rieneck. Als die Linie der Grafen von Rieneck-Rothenfels 1333 ausgestorben war, gelang es dem Erzstift, aus dem Erbe die wichtige Vogtei über Aschaffenburg zu erwerben979. Nun brach ein Konflikt um das Mainzer Kirchenlehen aus, das ebenso zu dem Erbe gehörte980. Am 1. Juni 1339 urteilte das Lehngericht des Mainzer Erzbischofs unter dem Vorsitz des Grafen Georg von Veldenz in dem Streit zwischen dem Erzbischof Heinrich einer­seits und Kraft von Hohenlohe sowie Ulrich von Hanau andererseits um das­ Lehen, das der verstorbene Ludwig von Rieneck-Rothenfels von der Mainzer Kirche erhalten hatte. Während der Erzbischof den Heimfall behauptete, versuchten Kraft und Ulrich als die Verwandten des letzten Grafen aus der Linie von RieneckRothenfels das Lehen kraft Erbrechts zu behalten. Der Erzbischof erschien zu dem Termin, aber die andere Partei nicht. Ihre Boten baten darum, beweisen zu dürfen, dass Kraft und Ulrich wegen Krankheit nicht zugegen sein konnten. Aber dieser Antrag wurde vom Gericht zurückgewiesen. Das Lehngericht setzte den nächsten Termin auf den 16. Juni fest981. An diesem Termin fand das Lehngericht unter dem Vorsitz Ulrichs von Bickenbach statt. Die Seite von Hohenlohe und Hanau er 976 REM, Nr. 4581; UR, 5, Nr. 367, 368; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3856; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 59. 977 Schaab, Bergstraße und Odenwald, S. 257. 978 UR, 5, Nr. 372, 373, 374. 979 Christ, Aschaffenburg, S. 54. 980 Zu diesem Streit vgl. Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S. 186 ff. Vgl. auch Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 291 (Beschreibung aus Hanauer Sicht). 981 REM, Nr. 4369; UB Hanau, 2, Nr. 526; Salden-Lunkenhelmer, Die Besitzungen des Erzbistums Mainz, S. 120. Zuvor hatten wahrscheinlich die Bürger von Tauberbischofsheim dem Erzbischof in acht Artikeln ihre Klagen gegen die Herren von Hohenlohe und Hanau mit­ geteilt, REM, Nr. 6028.

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schien überhaupt nicht, weder die Herren selbst noch die Boten. Das Gericht setzte daraufhin den letzten Termin fest982. An diesem letzten Termin, dem 1. Juli fällte das Lehngericht wieder unter dem Vorsitz Ulrichs von ­Bickenbach ein Endurteil. Nachdem das Gericht entsprechend den Zeugenaussagen der Mainzer Seite das vorausgehende Verfahren festgestellt hatte, wurden die Lehensgüter, die der Erzbischof eingefordert hatte, sehr ausführlich aufgezählt. Dazu wurde noch eine von dem Erzbischof vorgelegte Urkunde als Zeugnis heran­gezogen, in der die Kontrahenten gestanden hatten, dass es sich um ein Mainzer Kirchenlehen handelte. Das Gericht hat daraufhin Kraft von Hohenlohe und Ulrich von Hanau wegen contumacia verurteilt und dem Erzbischof das umstrittene Lehen zugesprochen983. Aber das Gerichtsurteil führte nicht zur Beendigung des Konflikts. Es war offensichtlich schwierig, das Urteil durchzusetzen. Nach einer Urkunde vom 28. August 1339 einigten sich Erzbischof Heinrich, Kraft von Hohenlohe und Ulrich von Hanau auf ein Schiedsgericht. Die beiden Parteien sollten je neun Schiedsleute auswählen. Die Mainzer Leute sollten sich aus je drei Domkanonikern, Edelleuten und anderen Männern zusammensetzen. Eine Kundschaft sollte ab dem 6.  September durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollten am 28.  September den 18 Schiedsleuten mitgeteilt werden, die sich in Aschaffenburg versammeln sollten. Wenn die Schiedsleute nicht bis zum 13. Oktober ihre Entscheidung treffen könnten, sollten die Parteien unter dem gegenwärtigen Recht bleiben. Diese Urkunde erwähnt das frühere Urteil des Lehngerichts in keiner Weise984. In dieser schwierigen Situation wandte sich Erzbischof Heinrich an den Kaiser. Nach dem kaiserlichen Schreiben an den Erzbischof vom 18.  September 1339 scheint er den Kaiser darum gebeten zu haben, die Städte und Herren in der Wetterau schriftlich anzuweisen, ihn zu unterstützen. Der Kaiser antwortete aber seinerseits dem Erzbischof, dass er auf das Ergebnis des von den beiden Seiten festgesetzten Termins warten solle. Der Kaiser hat wohl in der Tat nicht zugunsten des Erzbischofs eingegriffen985. Die Parteien versöhnten sich schließlich am 15. Oktober. Das umstrittene Lehen sollte in zwei Hälften aufgeteilt werden. Der Obmann Konrad Schenk von Erbach und zwei weitere Schiedsrichter sollten entscheiden, was im einzelnen zu der jeweiligen Hälfte gehören sollte. Sie sollten dafür eine Kundschaft abhalten. Der Obmann Graf Rudolf von Wertheim und je zwei andere 982

REM, Nr. 4378; UB Hanau, 2, Nr. 527. REM, Nr. 4386; UB Hanau, 2, Nr. 528. 984 REM, Nr. 4406; UB Hanau, 2, Nr. 532. 985 REM, Nr. 4415; MGH Const., 7, 1, Nr. 658; UB Hohenlohe, 2, Nr. 567 (Auszug). Der Kaiser hatte übrigens im März 1339 als Schiedsrichter einen Streit zwischen dem Erzbischof Heinrich und dem Herzog Otto von Braunschweig um den Burgfrieden von Schöneberg bei Hofgeismar entschieden, UR, 5, Nr. 329; REM, Nr. 4339 (MGH Const., 7, 1, Nr. 580; Wenck, Hessische Landesgeschichte, 2, S. 346 f., Nr. 339); Uhl, Unter­suchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S.  128. Es ist ebenfalls überliefert, dass der Kaiser bei dem Konflikt zwischen dem Erzbischof Heinrich und dem Grafen Gerlach von Nassau sowie seinen Söhnen als Schiedsrichter auftrat. Dies dürfte um 1340 geschehen sein, UR, 5, Nr. 385; REM, Nr. 6062. 983

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Schiedsrichter sollten darüber die Entscheidung treffen, welchen Dienst die Herren von Hohenlohe und Hanau dem Erzbischof für die Hälfe der Burg Bartenstein leisten sollten. Von dem Ergebnis der Kundschaft, die in der früheren Urkunde vorgesehen war, wird wiederum nichts erwähnt986. Die Herren von Hohenlohe und Hanau versprachen dem Erzbischof danach im Juni 1342, für das umstrittene­ Lehen die vereinbarte Summe zu bezahlen987. Der Verlauf dieses Konfliks bezeugt also das Verhalten des Erzbischofs Heinrich, sich an den Kaiser anzulehnen, wenn er auch die gewünschte kaiserliche Hilfe nicht erlangen konnte. Nach diesem kurzen Exkurs kehren wir aber wieder zu dem Streit zwischen Mainz und Pfalz zurück. Außer um Zwingenberg und Fürstenstein stritten die beiden mittelrheinischen Mächte auch am Rhein vielerorts. Um die Streitigkeiten beizulegen, errichteten sie am 23. November 1340 ein Schiedsgericht mit sechs Schiedsrichtern, das bis Lichtmess seine Entscheidung treffen sollte988. Die Mainzer Schiedsrichter waren der Domdekan Johann und Johann von Waldeck, der erzbischöfliche Marschall, die Pfälzer der Graf Gerlach von Nassau und der Knecht Konrad Knebel, der pfälzische Burggraf zu Kaub. Als gemeine Männer wurden der Graf Ludwig von Öttingen, der Schwager des Pfalzgrafen, und Konrad Schenk von Erbach bestellt. Dass diese beide Obmänner sein sollten, bedeutet, dass man sehr darauf achtete, das Gleichgewicht zwischen den Parteien zu wahren. Die Konfrontation spitzte sich 1341 vor allem im Streit um Weinheim zu989. Die drei Pfalzgrafen, Rudolf, Ruprecht der Ältere und der Jüngere, gaben am 2. Januar 1341 den sechs Männern, unter anderen dem Grafen Gerlach von Nassau, die Vollmacht, das väterliche Erbe Weinheim von dem Erzbischof zurückzunehmen990. Sie hatten also ihren Anspruch auf Weinheim wieder erhoben. Das Bündnis der drei Pfalzgrafen vom November 1340 ist wohl als Basis des gemeinsamen Vorgehens gegen das Erzstift einzuordnen991. Am 25.  Januar 1341 trafen die vier Schiedsrichter, die im letzten November bestellt worden waren, ihre Entscheidung992. Die beiden Obmänner waren auch 986

REM, Nr. 4437; UB Hanau, 2, Nr. 534. REM, Nr. 4837; UB Hanau, 2, Nr. 598. Der Kaiser ließ übrigens mit dem Fuldaer Lehen und dem Würzburger Kirchenlehen aus dem Erbe des Grafen von Rieneck seine Söhne Ludwig (von Brandenburg) und Stephan belehnen. Er erweiterte damit die wittelsbachische Herrschaft in diesem Gebiet, das Bayern sowie Nürnberg und den Mittelrhein verband, s. Ruf, Die Grafen von Rieneck, 1, S. 188 ff. 988 REM, Nr. 4615. Zu Konrad Kneblin s. Spiess, Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, S. 241; Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 236, 417. 989 Zu dem folgenden Verlauf vgl. Fenner, Die Erwerbspolitik des Erzbistums von Mainz, S. 98 f.; Schaab, Bergstraße und Odenwald, S. 256; Heinig, Die Bergstraße und Kurmainz, S. 65. 990 REM, Nr. 4629; GehHA München, OA Germersheim 22. 991 REM, Nr. 4605; GehHA München, Hausurkunden 2412. 992 REM, Nr.  4649; GehHA München, Hausurkunden 2438; Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 280. 987

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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dabei. Aus dieser Entscheidung ergibt sich, wie weit sich die Streitigkeiten zwischen Mainz und Pfalz inzwischen erstreckten. Die Streitigkeiten am Rhein um das Kloster Höchst, Rüdesheim, Eberbach, Kaub, Bergheim und andere Orte wurden in acht Punkte unterteilt. Zu den anderen Streitpunkten wurde noch ein weiterer Termin festgesetzt. Der dritte Streitpunkt wurde einem anderen Schieds­gericht mit dem Obmann Gottfried Stahel von Biegen zur Entscheidung übertragen. Über den vierten Streitpunkt sollten Konrad Schenk von Erbach und der Ritter Johann von Hirschhorn entscheiden. Über den dritten Streitpunkt, die Auseinandersetzung zwischen der Bauerngemeinde Niederheimbach und Trechtings­hausen, trafen tatsächlich am 3. Mai der Domdekan Johann und der Ritter Konrad, der Sohn des verstorbenen Ritters Konrad von Rüdesheim, als die Mainzer Schiedsrichter und zwei pfälzische Schiedsrichter sowie der Obmann Ritter Gottfried Stahel von Biegen ihre Entscheidung993. 1343 wurde zwischen den Parteien intensiv verhandelt. Der Pfalzgraf Ruprecht der Ältere versprach am 4.  Oktober 1343 dem Erzbischof Heinrich von Mainz, die entstandene Vereinbarung einzuhalten, die auf der pfälzischen Seite Hennelin von Erligheim, der Vitztum zu Heidelberg, Kindelman von Dirmstein, der Burggraf zu Fürstenberg und Heinrich Belchendal, der Landschreiber, mit dem Erzstift verhandelt hatten994. Die Parteien einigten sich dann am 16. Oktober auf ein Schiedsgericht mit neun Männern. Diese waren Graf Walram von Sponheim(Kreuznach), Graf Ruprecht von Virneburg, Domdekan Johann, der Mainzer Dom­ kanoniker Konrad von Rietberg, der Vitztum zu Heidelberg Hennelin von Erligheim, Siegfried von Venningen, der erzbischöfliche Marschall Johann von Waldeck, Ritter Kindelman von Dirmstein und der pfälzische Landschreiber Heinrich Belchental. Sie sollten in Bingen zusammenkommen und bis zum 4. April 1344 entscheiden995. Unter diesen neun sind Graf Ruprecht, Domdekan Johann, Domkanoniker Konrad und Marschall Johann als die Mainzer Schiedsrichter einzuordnen. Vitztum Hennelin, Siegfried, Kindelman und der Landschreiber Heinrich kommen dagegen von der Pfälzer Seite. Der Graf Walram scheint also als Obmann bestellt worden zu sein. Diese Einteilung ist aber in der Urkunde nicht deutlich gemacht. Über die Streitigkeiten im Odenwald wurde inzwischen ein Schiedsurteil gefällt. Am 2. Dezember 1343 haben drei Schiedsrichter, Konrad Schenk von Erbach, Ulrich von Lindenfels und Werner Gauwer von Heppenheim, festgesetzt, dass die Parteien auf ihre Ansprüche wegen der Schäden aus der Errichtung der Burg zu Zwingenberg verzichten sollten, und dass sie auch die Überfälle in Amorbach, Fürth, Mörlenbach und Handschuhsheim einstellen und auf die einschlägigen Ansprüche verzichten sollten996. 993

REM, Nr. 4678; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 3870 (Notariatsurkunde). REM, Nr. 5039; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 5, Nr. 82. Zu Kindelmann von Dirmstein s. Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 420 f. Zu Heinrich Belchendal Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1, S. 395 ff. 995 REM, Nr. 5041 (Mainzer Ausfertigung); GehHA München, Hausurkunden 2439. 996 REM, Nr. 5063; Krieg von Hochfelden, Die Veste Zwingenberg, S. 129, Nr. 6. 994

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Nach dem Schreiben, das der Domdekan Johann am 4. Dezember ausstellte, verhandelten Domdekan Johann, Konrad Schenk von Erbach, Eberhard von Rosen­ berg, Gottfried gen. Stahel, Marschall Johann von Waldeck, Konrad gen. Rüdt, Burggraf in Starkenburg und die anderen Mainzer Leute vom 1. Dezember bis zum 4. Dezember in Bensheim mit den Leuten der Pfalzgrafen997. Der oben genannte Schiedsspruch dürfte sich aus dieser Verhandlung ergeben haben, aber man hatte sich wahrscheinlich zu den anderen Punkten noch zu besprechen. Es fällt auf, dass im Schreiben des Domdekans Konrad Schenk von Erbach als ein Mann der Mainzer Seite erscheint. Diesen Konrad ernannte der Erzbischof am 9. Januar 1344 als Schiedsrichter statt des Grafen Walram von Sponheim(-Kreuznach)998. Konrad hatte wie oben gezeigt schon vorher an der Verhandlung teilgenommen, aber er wurde nun einer der neun Schiedsrichter. Da bei der ersten Zusammensetzung des Schiedsgerichts der Graf Walram als Obmann gesehen werden konnte, dürfte auch Konrad als Obmann fungiert haben. Konrad war einerseits ein pfälzischer Lehensmann, aber er gehörte andererseits zu den Räten des Erzbischofs und tauchte bei der oben genannten Verhandlung unter den Mainzer Leuten auf. Seine Bestellung sollte also auch dem Erzstift nicht nachteilig sein. Sofern die Mainzer Seite später den Verlauf korrekt wiedergegeben hat, stimmten die Pfalzgrafen ebenso dieser Ernennung zu, und sie stellten dazu eine Urkunde aus, die allerdings nicht überliefert ist. Am 25. Februar 1344 versprach der Pfalzgraf Rudolf, der sich mit den Streitigkeiten nicht eingehender beschäftigt hatte, sich dem zu treffenden Schiedsspruch zu unterwerfen999. Am nächsten Tag verschoben die neun Schiedsrichter in Bingen den eigentlichen Termin vom 22. Februar auf den 14. März1000. Die Urkunde wurde von dem Grafen Ruprecht von Virneburg, Konrad Schenk von Erbach und Heinrich von Erligheim besiegelt. Ruprecht als ein Mainzer Schiedsrichter, Heinrich als ein Pfälzer und Konrad als Obmann ließen wohl ihre Siegel anhängen. Die Verschiebung deutet auf die Schwierigkeit der Einigung hin. Am 15. März übergab der Erzbischof den Schiedsrichtern von der Mainzer Seite, dem Domdekan Johann und dem Kanoniker Konrad von Rietberg 27 Urkunden, die die Ansprüche des Erzstifts untermauern sollten1001. Die Reihe der Urkunden beginnt mit der Kaiserurkunde von 1232, worin Kaiser Friedrich II. dem Erzstift die Abtei Lorsch übertragen hatte. Aus der neueren Zeit enthält die Serie vor allem die Urkunde des Pfalzgrafen Rudolf von 1311, worin er dem Erzstift Weinheim verpfändet hatte, die Urkunde Ludwigs des Bayern von 1314, in der dieser dem Erzstift die Burg Fürstenberg verpfändet hatte, und die Urkunde Ludwigs von 1315,

997

REM, Nr. 5064. REM, Nr. 5071. 999 REM, Nr. 5097. Am 15. März besiegelten neun Schiedsrichter die Urkunde, REM, Nr. 5106. 1000 REM, Nr. 5098; Würdtwein, Nova subsidia diplomatica, 6, Nr. 45. 1001 REM, Nr. 5105. 998

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in der der König angeordnet hatte, dem Erzbischof die Burg Reichenstein und die Burg Lindenfels zu übergeben. Die Parteien versprachen am 19. März in Bingen erneut, sich der Entscheidung der Neun zu unterwerfen1002. Die Versprechen scheinen das Ergebnis des verschobenen Termins zu sein. Ulman gen. zu Landecke stellte am 21. März in Mainz eine Urkunde aus und bezeugte, dass der Graf Gerlach von Nassau als Vertreter des verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf vor dem Mainzer Domkapitel und den Ratsherren den verstorbenen Erzbischof Peter aufgefordert hatte, die Verpfändung aufzulösen1003. Dieses Zeugnis dürfte sich für die Pfälzer Seite günstig ausgewirkt haben. Die Streitigkeiten gingen im April weiter. Aus diesen Tagen sind zwei Schriften überliefert, in denen die beiden Parteien ihre Positionen in Artikel untergliederten und dem Kontrahenten Artikel für Artikel widersprachen. Die Interessen der beiden Mächte kollidierten nach diesen Schriften in den weiten Fronten von Odenwald und Bergstraße über den Rheingau bis zu den Orten links des Rheins. In einer Schrift behauptete die Mainzer Seite ihre Position in sechs Artikeln1004: 1. Das Erzstift hatte von alters her das Fürstentum Lorsch inne. Die Burg und Stadt Weinheim, Fürth, die Burg und Stadt Lindenfels, Erbach, Schönberg, Freien­ stein und Michelstadt stammten aus dem Lehen von Lorsch und gehörten damit zu dem Mainzer Lehen. Die Pfalzgrafen hätten aber weder die Erzbischöfe Peter, Matthias und Balduin noch den Erzbischof Heinrich um ihre Belehnung gebeten. Die Lehen seien damit dem Erzstift heimgefallen. 2. Der Erzbischof hatte die Herrschaft von Dürn inne, wozu der Berg Dilsberg am Neckar gehört. Die Pfalzgrafen hätten aber auf dem Berg eine dem Erzstift gefährliche Burg gebaut. Der Erzbischof forderte den Berg und die Burg. 3. Die Pfalzgrafen hätten die Burg Reichenstein auf dem Stiftsgut errichtet und sie zum Schaden des Erzstifts behalten. Der Erzbischof forderte die Übergabe der Burg. 4. Die Pfalzgrafen hätten dem Erzstift die Burg und Stadt Alzey entrissen und ihm damit große Schäden zugefügt. Der Erzbischof verlangte die Rückgabe. 5. Nachdem die Burg Lindenfels von dem Kaiser [Heinrich VII.] und dem König [Ludwig dem Bayern] dem Erz­ bischof Peter verpfändet worden war, sei die Burg verfallen, ohne dass sie dem Erzbischof übergeben worden war und ihm die Schulden zurückgezahlt worden wären. Der Erzbischof forderte die Bezahlung der Schulden oder die Burg selbst. 6. Nachdem Fürstenberg und Rheinböllen von dem Kaiser und dem König dem Erzbischof Peter verpfändet worden waren, hätten die Pfalzgrafen ihre Übergabe abgelehnt. Der Erzbischof verlangte die Bezahlung der Schulden oder die Übergabe des Pfands. Der Erzbischof behielt sich die Möglichkeit weiterer Forderungen und Änderungen vor.

1002

REM, Nr. 5107, 5108. REM, Nr. 5109. 1004 REM, Nr. 5124; GehHA München, Mannheimer Urkunden, Mainz 6. 1003

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In der Schrift folgen dann die Widersprüche der Pfälzer Seite: 1. Der Erz­bischof von Mainz habe den Pfalzgrafen mit Gewalt das Kloster Lorsch genommen. Er habe den Pfalzgrafen, den Vögten und Herren von Lorsch, das Fürstentum entrissen. Die Pfalzgrafen hätten Lindenfels und Fürth als Fuldaer Lehen seit langem (nachgetragen: über 40 Jahre) innegehabt. Ihre Eltern hätten dem Erzbischof die Burg und Stadt Weinheim verpfändet. Sie forderten deren Rückgabe als Eigen oder wegen der Einlösung der Verpfändung. Wenn die neun Schiedsrichter Weinheim als Lehen erklärten, würden sie der Entscheidung gehorchen. Sie behielten Erbach, Schönberg, Freienstein und Michelstadt als Eigen und verliehen sie Konrad Schenk von Erbach als Lehen. Wenn die neun Schiedsrichter feststellen sollten, dass die Pfalzgrafen sie als Lehen innegehabt hätten, würden sie sich unterwerfen. 2. Die Pfalzgrafen hätten die Burg Dilsberg als ein vom Reich verliehenes Pfandgut inne. 3. Die Pfalzgrafen hätten die Burg Reichenstein als Lehen von i­hrem Vater erhalten. Sie hätten einen richtigen Lehnsherrn (nachgetragen; den Abt des Klosters Kornelimünster). 4. Die Burg und Stadt Alzey seien von ihren Vorfahren her pfälzisches Eigen. 5. Lindenfels sei von alters her pfälzisches Lehen. Man könne ohne die Zustimmung des Lehnsinhabers keine Schuld auf ein Lehen übernehmen. 6. Fürstenberg und Rheinböllen seien pfälzische Eigen. In der anderen Schrift zählten die Pfalzgrafen ihrerseits ihre Ansprüche in neun Artikeln auf1005: 1. Die Pfalzgrafen verlangten die Rückgabe der Burg und Stadt Weinheim, die ihre Eltern dem Erzbischof Peter verpfändet hatten. Wenn die neun Schiedsrichter dagegen entschieden, würden sie verlangen, die Verpfändung mit den ursprünglich verabredeten Summen einzulösen. 2. Weil der Erzbischof Peter die Aufforderung der pfälzischen Eltern zur Einlösung der Verpfändung und die von ihnen vorgelegten Summen abgelehnt hatte, sollten die neun Schieds­richter hinsichtlich der danach eingeflossenen Einnahmen aus Weinheim entscheiden, ob sie den Pfalzgrafen gezahlt oder mit den pfälzischen Schulden verrechnet werden sollten. 3. Nach einer Urkunde des Erzbischofs Peter sollten nach seinem Tod die Einnahmen aus Weinheim an die Pfalzgrafen gelangen. Die neun Schiedsrichter sollten darüber entscheiden. 4. Da die Altstadt von Weinheim und vier Dörfer nicht zu dem Pfand zugehörten, forderten die Pfalzgrafen, die seit der Besetzung des Erzbischofs geflossenen Einnahmen und den Ersatz der erlittenen Schäden erstattet zu erhalten. 5. Das Erzstift habe auf der Hofstätte zu Steinbach (nun zu Unrecht von dem Erzbischof Fürstenau genannt), einem pfälzischen Eigen, ohne die Zustimmung der Pfalzgrafen zu Unrecht Gebäude errichtet. 6. Die Pfalzgrafen forderten die Rückgabe von Trechtingshausen und Heimbach. Ihre Eltern hatten diese als „vogtbar und lehenbar gut“ inne, aber das Erzstift hatte sie aus den Orten mit Gewalt vertrieben. 7. Der Erzbischof und das Mainzer Domkapitel hätten den Pfalzgrafen die Vogtei über das Kloster Lorsch zu Unrecht ent­rissen. Die Pfalzgrafen verlangten ihre Rückgabe und Schadenersatz. 8. Die Pfalzgra 1005 REM, Nr. 5126; GehHA München, Mannheimer Urkunden, Mainz 4. Von diesen Urkunden stellten die Notare je eine Kopie her, REM, Nr. 5125, 5127.

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fen forderten die Übergabe oder den Abbruch der Burg Heimburg. Die Burg sei auf ­ihrem vogtbaren Gut errichtet worden. 9. Die Pfalzgrafen forderten die Rückgabe von Starkenburg, Heppenheim und Bensheim als vogtbare Güter. Sie seien Herren und Vögte über sie, der Erzbischof und das Domkapitel hätten sie zu Unrecht geraubt. Seitdem die Pfalzgrafen ihre Herrschaft angetreten und mit dem Kaiser ihre Güter geteilt hatten, behaupteten sie immer wieder diese Ansprüche, aber vergebens. In der Schrift folgte dann wiederum die Gegendarstellung der Mainzer Seite: 1. Die Burg, die alte und neue Stadt von Weinheim sowie vier Dörfer gehörten zu Lorsch. Das Fürstentum Lorsch habe aber von alters her als Eigen dem Mainzer Erzstift gehört. Die früheren Pfalzgrafen hätten die Orte von der Mainzer Kirche als Lehen erhalten, aber die jetzt herrschenden Pfalzgrafen hätten die Erzbischöfe Matthias, Balduin und Heinrich nicht um Belehnung gebeten. Das Lehen sei daher an seinen Herrn heimgefallen. Kaiser Ludwig habe es mit Zustimmung des verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf dem Erzstift übergeben. Die Pfandsumme erhöhte sich jetzt auf 17.000 Pfund Heller, weil die jährlichen Einkünfte aus dem Pfand weniger als erwartet, nur 400 Mark statt 600 Mark, betragen hätten. 2. Weinheim sei kein Pfand, sondern ein heimgefallenes Lehen, aber der Kaiser hätte es sicherheitshalber dem Erzstift übergeben. Der Versuch der Auslösung aus der Pfandschaft sei nicht rechtmäßig ausgeführt worden. 3. Zu diesem Punkt antwortete das Erzstift wie zu Punkt 2. Man fände zudem im geschriebenen Recht Folgendes: „wa lehenber gut sime herren, von dem iz zuo lehen ruoret, wirt verpendet, der in ist nyt schuldich wyder zuo gebene keinen den nucz, den er da von uff h­ ebet.“ 4. Die aufgezählten Orte seien Lehen, die an das Erzstift heimgefallen seien. 5. Das Erzstift besitze die Feste und Hofstätte seit (in dieser Stelle nachgetragen wie 10, 20, 30) 40 Jahren unumstritten als Eigen. 6. Das Erzstift besitze Trechtingshausen sowie die Burg und Stadt Heimbach über 40 Jahre unumstritten. Die Pfalzgrafen sollten die Forderung gegen das Domkapitel in rechtmäßiger Art und Weise erheben. 7. Das Erzstift habe die Herrschaft über das Fürstentum Lorsch über 100 Jahre ­unumstritten inne. Die neun Schiedsrichter sollten darüber eine Entscheidung treffen. 8. Die Mainzer Seite antwortete zu diesem Punkt nicht gesondert. Es handele sich auch um die Vogtei über Lorsch. 9. Ebenso wie zu Punkt 8. Es gehe wieder um die Vogtei über Lorsch. Die Ansprüche der beiden Parteien wurden auf diese Weise in Artikel unterteilt, miteinander vorgelegt und ihnen wurde wiederum Artikel um Artikel wider­ sprochen. Das Artikelverfahren, das für den gelehrten Prozess bezeichnend war1006, wurde im Rahmen des Schiedsgerichts angewandt. Dass in dem Mainzer Widerspruch das geschriebene Recht erwähnt und der unumstrittene Besitz von 40 oder 1006

Zum gelehrten Artikelprozess und seiner Entwicklung in Deutschland Buchda, Artikelprozess; Oestmann, Artikelprozess. Zu den urkundlichen Beispielen von Prozessen vor geistlichen Gerichten im deutschen Spätmittelalter Budischin, Der gelehrte Zivilprozess, S. 94 ff., 169 ff.

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100 Jahren behauptet wurde, legt den Einfluss des gelehrten Rechts nahe. Diese Kenntnisse des gelehrten Rechts dürften auf den Domdekan Johann zurück­ zuführen sein, der in Bologna studiert hatte1007. Es könnte sich auf die Folgen dieses Konflikts ausgewirkt haben, dass der Kaiser gerade in diesen Tagen einen mittelrheinischen Landfrieden errichtete, der auch die beiden Kontrahenten einschloss. Er verlängerte nämlich am 2. Mai 1344 mit dem Rat des Erzbischofs Heinrich von Mainz, des Bischofs Gerhard von Speyer, der Pfalzgrafen Rudolf, Ruprecht des Älteren und Ruprecht des Jüngeren, und der fünf Städte den am 14. März abgelaufenen Landfrieden bis Pfingsten (den 8. Juni) 13481008. Der Kaiser ordnete an, die bisherigen Regelungen des Friedens einzuhalten, und setzte einige neue Punkte hinzu, z. B. dass sich nicht mehr alle Neun versammeln mussten, um eine Entscheidung zu treffen. Weiterhin sollten aber die­ gegensätzlichen Interessen der Konfliktparteien Mainz und Pfalz bei der jeweiligen Zusammensetzung des Friedensorgans Berücksichtigung finden. Die Fürsten und die fünf Städte stellten am 10. Mai je eine Urkunde aus und gelobten, den Frieden einzuhalten1009. Die neun Schiedsrichter konnten aber keine einstimmige Entscheidung finden. Die divergierenden Entscheidungen sind in je einer Urkunde mit dem Datum vom 29. Mai überliefert. Die vier Schiedsrichter der Pfälzer Seite entschieden in Bingen wie folgt1010: 1. Wenn das Mainzer Domkapitel die Urkunde, die der Erzbischof Peter den Eltern der Pfalzgrafen zu der Burg und Stadt Weinheim ausgestellt hatte, weder mitbesiegelt noch bestätigt hatte, sollte Weinheim den Pfalzgrafen zurückgegeben werden. Wenn das Domkapitel sie bestätigt hatte, sollten die Pfalzgrafen das Recht haben, die Pfandschaft auszulösen. Dem Domkapitel dürfe es nicht erlaubt werden, zu beweisen, dass es die Urkunde bestätigt hatte, „da die Zubringung vorbaz nach den Anlassbriefen der gen. Herren keine Kraft besitzen soll“. Nachdem die Pfalzgrafen den Besitz an Weinheim erlangt haben, möge das Erzstift es als Lehen oder Eigen herausverlangen und Klage erheben. 2. Die schriftliche Vereinbarung zwischen dem Erzbischof Peter und dem verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf sowie dem jetzigen Kaiser Ludwig über die obere und niedere Abtei, d. h. über Fürth und Mörlenbach, war einzuhalten. 3. Das Erzstift sollte den Pfalzgrafen den Besitz der alten Stadt von Weinheim sowie der vier Dörfer resti­tuieren. Wie die Pfalzgrafen vor den neun Schiedsrichtern nachwiesen, hatte das Erzstift sie zu Unrecht aus ihnen vertrieben. Nach der Restitution möge das Erzstift sie erneut beanspruchen. 4. Das Erzstift solle seine Güter in der Abtei

1007

Zu Domdekan Johann vgl. Braband, Domdekan Johannes Unterschopf. REM, Nr.  5129; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 355; UK Speyer, Nr. 481; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 647. Siehe auch S. 153 f. 1009 REM, Nr.  5143; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 356, 357; UB Worms, 2, Nr. 339, 340; Schaab, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, 2, Nr. 119. 1010 REM, Nr. 5143. 1008

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und im Fürstentum Lorsch behalten, während die Pfalzgrafen und ihre Vasallen, vor allem Schenk von Erbach, ihre Güter und besonders die Burg und Stadt Weinheim behalten sollten. 5. Die Burg Fürstenau, die das Erzstift auf dem pfälzischen Eigen und zugleich dem Lehen des Schenken von Erbach zu Unrecht errichtet hatte, sollte den Pfalzgrafen (und dann von ihnen an Schenken von Erbach) übergeben oder abgerissen werden. 6. Wegen der Burg Lindenfels sollten die Pfalzgrafen dem Erzstift zu nichts verpflichtet sein. 7. Die mainzische Forderung gegenüber den Pfalzgrafen hinsichtlich der Burg Dilsberg sollte nicht bestehen. Die Pfalzgrafen hätten die Burg als vom Reich übergegebenes Pfand inne. Die Mainzer Forderung auf die Burg Fürstenberg und das Dorf Rheinbölle sollte ebenso nicht bestehen. Die Pfalzgrafen sollten mit ihrem Eid beweisen, dass sie zu ihrem Erbgut gehörten. 8. Desgleichen gelte hinsichtlich der Burg und Stadt Alzey. Die Pfalzgrafen hätten sie mit der Kundschaft als Erbgut bewiesen. 9. Was die Burg Reichenstein betrifft, sollten die Pfalzgrafen sie als eigenes Lehen beeidigen. 10. Die Vogtei über Trechtingshausen und Heimbach sollte den Pfalzgrafen mit Schadensersatz zurück­gegeben werden. Danach könne das Erzstift Ansprüche geltend machen. Die von dem Erzstift errichtete Burg Heimburg sollte abgerissen werden. Hinsichtlich des Landesteils, der durch die Erbteilung einem der Pfalzgrafen zugewiesen worden war, sollte dieser die pfälzische Rechtsposition vertreten. Diese Entscheidungen sollten binnen sechs Wochen und drei Tagen vollstreckt werden. Es ist deutlich, dass in den meisten Punkten zugunsten der Pfalzgrafen geurteilt worden ist. Die Schiedsrichter der Mainzer Seite und Konrad Schenk von Erbach entschieden dagegen auch in Bingen wie folgt1011: Das Fürstentum Lorsch, Fürth und die anderen Orte sollten dem Erzstift zuerkannt werden. Hinsichtlich der anderen Mainzer Kirchenlehen sollten die Pfalzgrafen nach der Überprüfung binnen eines Jahres den Erzbischof um Belehnung bitten. Sonst sollten auch sie an das Erzstift heimfallen. Der Mainzer Anspruch auf die Burg Dilsberg sollte zurückgewiesen werden, aber der Anspruch auf die Burg Reichenstein sollte anerkannt werden. Da diese Burg zu Unrecht gebaut worden sei, sollte sie dem Erzstift übergeben oder abgerissen werden. Die Burg und Stadt Alzey sollten den Pfalzgrafen gehören. Das Erzstift sollte seinen Anspruch gegen diejenigen, die sie dem Erzstift verpfändet hatten, oder diejenigen, die sie besessen hatten, erheben. Hinsichtlich der Verpfändung von Fürstenberg und Rheinböllen sollte der Anspruch des Erzbischofs zurückgewiesen werden. Er sollte seine Forderung gegen diejenigen, die ihm die Urkunden ausgestellt hatten, geltend machen. Was die Burg und Stadt Weinheim betreffe, sollte der Erzbischof die Pfalzgrafen ihre Pfandschaft auslösen lassen. Für die Auslösung sollte aber die Summe von 17.800 Pfund Heller bezahlt werden, weil zur eigentlichen Summe von 5.000 Pfund Heller jährliche Zinsen hinzuge-

1011

REM, Nr.  5144; Baur, Hessische Urkunden, Nr.  581 (Teildruck); Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, S. 280.

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kommen seien. Nach der Auslösung könne der Erzbischof über die „eygenschaf“ der Burg und Stadt Weinheim sowie der Dörfer mit den Pfalzgrafen streiten. Wer den besten Beweis vorlegen könne, solle sie behalten. Die alte Stadt von Weinheim und drei Dörfer sollte der Erzbischof den Pfalzgrafen übergeben. Zu Steinbach-Fürstenau sollte der Anspruch der Pfalzgrafen zurückgewiesen werden, weil der Erzbischof den Besitz über 40 Jahre nachgewiesen hatte. Der Schenk von Erbach könne dagegen zu Fürstenau gegen den Erzbischof Klage erheben, aber die Schiedsrichter hatten dazu keine Entscheidung getroffen, weil der Schenk nicht geklagt hatte. Die pfälzische Klage hinsichtlich der Vogtei in Trechtingshausen und Heimbach sollte zurückgewiesen werden. Die Klage das Fürstentum Lorsch, Starkenberg, Heppenheim und Bensheim betreffend sollte ebenso abgelehnt werden. Diese Entscheidungen sollten gleichfalls binnen sechs Wochen und drei Tagen vollzogen werden. Im Vergleich mit dem Urteil der pfälzischen Seite erscheint diese Entscheidung ausgewogener. Obwohl die beiden Urteile divergierten, stabilisierten sich die Einflusszonen von Mainz und Pfalz im Odenwald und an der Bergstraße nach diesen Entscheidungen in Bingen1012. Auch am Rhein wurde jetzt die Zugehörigkeit von Trechtingshausen, Heimbach und anderen Orten zu dem Erzstift festgestellt1013. Insofern haben die Bemühungen mit den wiederholten Schiedsgerichten etwas erreicht. Aber noch nicht alle Streitpunkte waren geklärt. Nachdem die festgesetzte Frist, sechs Wochen und drei Tage, verstrichen war, forderte der Erzbischof die Pfalzgrafen auf, den Schiedsspruch in vier Punkten zu vollstrecken: 1. Fürth und die Obere Abtei, 2. der festgesetzte Eid von den Pfalzgrafen, 3. die Rückgabe oder das Abreißen der Burg Reichenstein, 4. Lindenfels1014. Da die Mainzer Seite die Leistung des Eides, den die Pfälzer Schiedsleute bestimmt hatten, verlangte, war vermutlich nach den obengenannten Entscheidungen eine weitere Vereinbarung zustande gekommen. Das Erzstift scheint in diesen Tagen auch die Summe für die Auslösung der Pfandschaft von Weinheim erneut festgestellt zu haben1015. Hinsichtlich der Burg Reichenstein forderte das Erzstift am 16. Juli, sie nicht abzureißen, sondern zu übergeben, und die Übergabe wurde in der Tat am 21. Juli vor zahlreichen Zeugen durchgeführt1016. Der Konflikt zwischen den beiden Mächten wirkte aber noch nach. Der Erz­ bischof Heinrich gewann am 17. September 1344 Syfrid von Liebenstein für ein Jahr für den Krieg gegen den Pfalzgrafen Ruprecht den Älteren, den Pfalzgrafen Ruprecht den Jüngeren, den Grafen Walram von Sponheim und den Grafen Ger 1012

Schaab, Bergstraße und Odenwald, S. 258. Witte, Herrschaft und Land, S. 90 f. 1014 REM, Nr. 5161. Siehe auch eine Notariatsurkunde zu Fürth und den anderen Dörfern: REM, Nr. 5162; GehHA München, OA Germershheim 24, 24a. 1015 REM, Nr. 5163. 1016 REM, Nr. 5165, 5166, 5171; StA Würzburg, Mainzer Urkunden 926 (Notariatsurkunde); Witte, Herrschaft und Land, S. 90 f. 1013

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lach von Nassau1017. Am 22. September entstand andererseits das oben erwähnte große Bündnis zwischen den Pfalzgrafen, dem Landgrafen von Hessen und dem Wettiner gegen das Erzstift Mainz1018. In dieser Situation trat Kaiser Ludwig wieder in Erscheinung. Er erklärte am 10. Oktober 1344, dass er wegen des Konflikts zwischen Mainz und Pfalz einen Termin auf den 14.  November in Frankfurt festgesetzt habe, dass die Entscheidung dort am nächsten Tag aufgrund der von beiden Parteien vorgelegten Schriften gefällt werden solle, dass die Entscheidung durch die Mehrheit der Fürsten und der anderen gültig sein solle und dass die Partei, die ohne Grund den Termin versäumte, den Streit verlieren solle1019. Es ist auch bemerkenswert, dass der Kaiser am 14. Oktober mit dem Erzbischof, dem Mainzer Domkapitel und den vier Königsstädten in der Wetterau ein Bündnis geschlossen hat1020. Während der Kaiser auf diese Weise eingegriffen hatte, waren die von den Parteien bestellten früheren Schiedsrichter noch tätig. Am 10. November 1344 stellten die drei pfälzischen Schiedsleute Hennelin von Erligheim, Siegfried von Venningen und Kindelmann von Dirmstein je eine Urkunde aus. Sie bezeugten darin, dass sie keine Rechnung über Weinheim kannten1021. Über die Summe für die Aus­ lösung von Weinheim schienen die Kontrahenten sich noch nicht geeinigt zu haben. Der Kaiser verschob dann mit Zustimmung der Parteien den eigentlichen Termin vom 15. auf den 16. November1022. Die pfälzische Seite scheint aber vor diesem Termin Frankfurt verlassen zu haben. Am nächsten Tag, dem 16., wurde dann auf die Bitte des Erzbischofs hin ein Urteil gefällt. Vor dem Kaiser, der mit den Fürsten, Herren und Rittern zu Gericht saß, reichte der Erzbischof die Urkunde ein, die zunächst den Termin festgesetzt hatte, und die andere Urkunde, die ihn auf den nächsten Tag verschoben hatte. Er forderte daraufhin die Feststellung, dass der 16. November der Termin war. Der Kaiser fragte die anwesenden Fürsten, Herren und Ritter nach dem Urteil. Sie urteilten, dass der Erzbischof mit den Urkunden den Gerichtstermin ausreichend nachgewiesen hatte1023. Der Erzbischof legte daraufhin die Urkunde vom 16. Oktober 1343, wonach neun Schiedsrichter bestellt worden waren, und die Urkunde vor, in der die Pfalzgrafen erklärt hatten, dass sie Konrad Schenk von Erbach statt des Grafen Walram von Sponheim als Schiedsrichter gewählt hatten. Die anwesenden Fürsten, Herren und Ritter fällten daraufhin das Urteil, dass die Entscheidung durch die Mehrheit der Schieds­richter gül 1017

REM, Nr. 5189; Würdtwein, Subsidia diplomatica, 4, Nr. 73. REM, Nr. 5194. Siehe auch oben S. 134. 1019 REM, Nr. 5203; UR, 5, Nr. 524. 1020 REM, Nr.  5205; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 392; UB Hanau, 2, Nr. 660; UB Friedberg, 1, Nr. 344. 1021 REM, Nr. 5225; GehHA München, OA Germersheim 27, 28, 29. 1022 REM, Nr. 5227; UR, 5, Nr. 526; GehHA München, Hausurkunden 2442. 1023 REM, Nr. 5228; UR, 5, Nr. 527. 1018

212

B. Mittelrhein

tig sein sollte1024. Das bedeutete die Gültigkeit jener Entscheidung durch die vier Mainzer Schiedsrichter und den Obmann Konrad. Der Erzbischof hat auf diese Weise versucht, die Autorität und Wirksamkeit des regionalen Schieds­gerichts durch das kaiserliche Hofgericht zu verstärken. Diese Anrufung des kaiserlichen Hofgerichts bewirkte jedoch kein Einlenken der Pfalzgrafen. Gegen Dezember 1344 brach ein offener Krieg zwischen den beiden mittelrheinischen Mächten aus1025. Nach geraumer Zeit erklärte dann der Erzbischof am 7. Juli 1345, dass er dem Kaiser die Entscheidung in dem Streit mit den Pfalzgrafen um die Auslösung der Pfandschaft der Burg und Stadt Weinheim sowie das Urteil in Frankfurt überlassen hatte und dass er sich der kaiserlichen Entscheidung unterwerfen werde1026. Die Entscheidung solle bis zum 29. September getroffen werden. Wenn der Kaiser aber binnen der Frist keine Entscheidung finden könne, solle der Erz­bischof dennoch dem kaiserlichen Urteil gehorchen. Falls er abwesend wäre und wenn die Entscheidung ihm schriftlich mitgeteilt würde, solle er ebenfalls gehorchen. Da die Frist zur Entscheidung im Verfahren des Schiedsgerichts üblicher­weise eine nicht unerhebliche Rolle spielte, fällt die Haltung des Erz­bischofs auf. Wenn der Erzbischof sich der Entscheidung nicht unterwerfen sollte, könne der Kaiser trotz seines Bündnisses mit dem Erzbischof die Pfalzgrafen unterstützen. Laut der kaiserlichen Entscheidung sollte der Erzbischof sich mit den Pfalzgrafen völlig vergleichen. Der Erzbischof sollte sich bemühen, die Zustimmung des Domkapitels zu dieser Vereinbarung zu erlangen, aber er sollte sich auch dann dem Schiedsspruch unterwerfen, wenn die Zustimmung nicht erreicht werden könnte. Der Erzbischof hatte versucht, mit Hilfe der kaiserlichen Gerichtsbarkeit den regionalen Schiedsspruch durchzusetzen, aber dieser Versuch war wahrscheinlich an dem Widerstand der Pfalzgrafen gescheitert. Nun sollte erneut ein Schieds­ gericht unter Beteiligung des Kaisers errichtet werden. Der Kaiser verkündete daraufhin am 8.  Juli, dass er den Auftrag angenommen hatte1027. Die beiden Parteien hätten versprochen, sich seiner Entscheidung zu unterwerfen. Wenn eine Seite die kaiserliche Entscheidung nicht einhielt, sollte der Kaiser trotz des Bündnisses die andere unterstützen. Die Pfalzgrafen hatten also ihrerseits das kaiserliche Schiedsgericht akzeptiert. Nach diesem Verfahren fällte der Kaiser als Schiedsrichter am 14.  August 1345 seine Entscheidung1028. Das frühere dem Erzbischof in Frankfurt erteilte 1024 REM, Nr. 5228; UR, 5, Nr. 528; StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Bd. 20, Bl. 149v-150v. 1025 REM, Nr. 5246. 1026 REM, Nr. 5324; UR, 5, Nr. 535; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 1159. 1027 REM, Nr. 5325; UR, 5, Nr. 536; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 600. 1028 REM, Nr. 5340; RKLB, 2, Nr. 350; RKLB, 7, Nr. 644; UR, 5, Nr. 537; Uhl, Untersuchungen über die Politik Erzbischofs Heinrichs III. von Mainz, S. 143 f.

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

213

Urteil wurde aufgehoben und für nichtig erklärt. Die Pfalzgrafen könnten bis zum 6.  Januar 1346 die Pfandschaft Weinheim mit der Summe 5.000 Pfund Heller auslösen. Die Auslösung sollte auch nach der Frist möglich sein, aber die Summe sollte sich jährlich um 200 Pfund Heller erhöhen. Der Erzbischof müsse zu diesem Punkt die Zustimmung des Domkapitels anstreben, aber auch wenn die Zustimmung nicht erteilt würde, solle diese Entscheidung durchgeführt werden. Die Auslösung der Pfandschaft selbst war den Pfalzgrafen schon von dem früheren Schiedsgericht zuerkannt worden, aber es war noch um die Summe gestritten worden. Zu diesem Streitpunkt entschied das kaiserliche Schiedsgericht zugunsten der Pfalzgrafen. Sie erwarben in der Tat wohl im Dezember 1345 Weinheim1029. Der Kaiser hat aber dem Erzstift 8.000 Pfund gezahlt und es damit für den Verlust von Weinheim entschädigt1030. Bei dem früheren Gericht in Frankfurt hatte der Kaiser den Termin festgesetzt, die Parteien zitiert und in Ab­ wesenheit einer Partei autoritär die Entscheidung getroffen. Diesmal verhielt er sich als der von den Parteien beauftragte Schiedsrichter und stellte durch ein eigenes Opfer die beiden Seiten zufrieden. Die oben eingehend beschriebenen Streitigkeiten zwischen dem Mainzer Erzstift und den Pfalzgrafen bei Rhein stellten einen großen Konflikt zwischen der ersten Vormacht in der Region und der zweiten rivalisierenden Macht dar. Um diesen beizulegen, wurden alle Techniken eingesetzt. Man musste dennoch von einem Schiedsgericht zum anderen sehr mühsam eine Lösung suchen. Unter diesen Umständen trat der Kaiser auch als mögliche Instanz für die Konflikt­beilegung in Erscheinung. Erzbischof Heinrich von Mainz scheint in seinen territorialpolitischen Schwierigkeiten die kaiserliche Unterstützung gesucht zu haben. Auch der Kaiser selbst hatte guten Grund einzugreifen, weil eine Auseinander­setzung zwischen seinen wichtigen politischen Stützen möglichst zu vermeiden war. Aber wie der Streit um Weinheim deutlich gezeigt hat, war die kaiserliche Entscheidung ohne die Zustimmung der Parteien kaum durchsetzbar. Besonders bei solchen großen Streitigkeiten war der Wille der Kontrahenten ausschlaggebend. 6. Zusammenfassung Wir haben in diesem Abschnitt die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit in der Region Mittelrhein analysiert. Nach der Doppelwahl von 1314 beherrschte das­ wittelsbachische Lager die Region, aber Ludwig selbst war im Mittelrhein nicht so tief verankert. Wie es in den Landfrieden zu beobachten war, kontrollierte die Mainzer Vormacht in der Koalition mit dem Trierer Erzbischof Balduin von­ Luxemburg den Mittelrhein. Die beiden Erzbischöfe zogen auch ihren Kölner Amtskollegen mit Hilfe der traditionellen Verbindung zwischen den drei rheini 1029 RPR, Nr. 2548. Der Graf Walram von Sponheim wurde von den Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren und dem Jüngeren beauftragt, Weinheim in Besitz zu nehmen. 1030 REM, Nr. 5419.

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B. Mittelrhein

schen Erzbischöfen in ihre Angelegenheiten mit hinein. Ab 1330 versuchte Kaiser Ludwig, in der Region fest Fuß zu fassen und die Initiative für den Land­frieden an sich zu ziehen. Er hat am Ende seiner Regierungszeit die Landfrieden und die Städtebünde im Mittelrhein als Vollstreckungsorgane der Entscheidungen am Herrscherhof instrumentalisiert und sie als politische Ressourcen mobilisiert. Entsprechend diesem Verlauf entfaltete sich die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit auch vor allem seit 1330 in voller Breite. Eines der hauptsächlichen Tätigkeitsfelder waren die Konflikte, die sich auf die unmittelbare königliche Herrschaft, vor allem die Königsstädte, bezogen. Es war naheliegend, dass man sich bei solchen Streitigkeiten an den Herrscher als den Herrn des Königsguts wandte. Nicht zuletzt macht der erhebliche Umfang an Königsgütern den königsnahen Charakter des Mittelrheins aus. Um diesen Typ von Konflikten beizulegen, setzte der Herrscher die Landvögte, die Städtebünde und die königsnahen Adligen ein: die Elemente, auf die er sich im Mittelrhein verlassen konnte. Aber bei diesen Streitigkeiten bemühte man sich, sie nicht durch die autoritäre Entscheidung am Herrscherhof, sondern durch das Schiedsgericht oder die Versöhnung vor Ort beizulegen. Dieser Befund zeigt einerseits die zunehmende Selbständigkeit der Kräfte innerhalb des Königsguts, der Burgmannschaft und vor allem der Bürgergemeinde, er entspricht aber andererseits auch der Haltung Ludwigs, der eine­ Lösung mit Zustimmung der Parteien bevorzugte. Im Mittelrhein brachten zudem auch die Adligen, vor allem die Grafen und Herren, ihre Konflikte vor den Herrscherhof. Sie waren sich des Herrscherhofs als einer Möglichkeit zur Konfliktbeilegung voll bewusst. Die große Präsenz des Hofs im Mittelrhein und die daraus folgende enge Beziehung, die die Adligen in dieser Region mit dem Herrscherhof pflegten, stützten ihr Bewusstsein und ihre Praxis. Bei diesem Typ von Konflikten wurde häufig das Schiedsgericht benutzt. Das Hofgericht verschmolz in einigen Fällen mit dem regionalen Schiedsgericht. Der vielfache Einsatz des Schiedsgerichts erklärt sich auch aus dem Umstand, dass es manchmal schwierig war, die einseitige Entscheidung am Hof vor Ort durchzusetzen. Es konnte auch geschehen, dass derjenige, der am Hofgericht ein günstiges Urteil erlangt hatte, wegen seiner Isolation vor Ort auf die Vollziehung des Urteils verzichten musste. In dem Kontext der großen reichspolitischen Konfrontation wie der Ausein­ andersetzung mit der Kurie, der wiederholten Mainzer Schismen und des erneuten Thronkampfes mit dem Luxemburger Karl IV. war die Königsgerichtsbarkeit als eine politische Waffe einzusetzen. Die Verhängung der Reichsacht war für diesen Zweck eine mögliche Hilfe. Die praktische Wirksamkeit des Urteils war aber wieder weitgehend von der Situation in der Region abhängig. Bei dem Achtspruch gegen die Stadt Mainz wirkte das Urteil dank der Zusammenarbeit des Kaisers und Balduins von Luxemburg, vor allem wegen der Verbindungen, die der letztere im Mittelrhein aufgebaut hatte, sehr effektiv. Dies zeigt die höchstmögliche Wirksamkeit, die von einer Entscheidung am Herrscherhof unter Ludwig dem Bayern

IV. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

215

zu erwarten war. Andere Achturteile mussten Widerstände einberechnen, aber konnten die Betroffenen doch zu Unterwerfung oder Versöhnung zwingen. Bei den großen Streitigkeiten um die regionale Hegemonie hatte jedoch die Entscheidung des Hofgerichts keine Durchsetzungschance, wenn die Zustimmung der Parteien fehlte. Bei der Kollision zwischen zwei Mächten in der Region, dem Mainzer Erzstift und den Pfalzgrafen bei Rhein, versuchte man Verschiedenes, aber der Weg führte von einem Schiedsgericht zum anderen nur langsam zu einer vorläufigen Lösung. Der Kaiser selbst beteiligte sich an der Beilegung, aber die Gerichtsbarkeit des Herrscherhofs stieß dabei an ihre Grenzen. Vor allem bei den Konflikten von solcher politischen Größenordnung gab es für die Königs­ gerichtsbarkeit sogar in der Region, in der das Königtum über stattliche Ressourcen und Netzwerke verfügen konnte, eine deutliche Grenze. Aber diese Grenzen galten nicht nur für die Königsgerichtsbarkeit. Auch Lösungsversuche in der Region waren ohne die Zustimmung der Parteien praktisch unwirksam. In diesem Sinne bewegte die Königsgerichtsbarkeit sich auf der gleichen Ebene wie die regionale Konfliktbeilegung.

C. Elsass und Oberrhein I. Strukturen in der Region Dieses Kapitel behandelt als die zweite zu untersuchende Region das Gebiet­ Elsass-Oberrhein. Als Region Elsass-Oberrhein bezeichnen wir hier das Elsass links des Rheins, das sich im Norden bis nach Weißenburg erstreckt. Man könnte Weißenburg zum Mittelrhein rechnen, aber wir schließen auch Weißenburg in das Elsass ein, weil die Stadt Weißenburg mit anderen elsässischen Königsstädten ein Bündnis geschlos­sen hat, das als Zehnstädte-Bündnis bis in die Frühe Neuzeit hinein fortgesetzt wurde. Der Anfang dieses Städtebündnisses liegt im Jahre 1342, also gerade in unserer Zeit. Rechts des Rheins betrachten wir als Untersuchungsgegenstand die Oberrheinebene von Speyer bis Basel1. Wir berücksichtigen auch die Stadt Basel, weil diese Stadt mit Straßburg und Freiburg regelmäßig Bündnisse geschlossen hat. Der Hochrhein oberhalb Basels wird dagegen grundsätzlich nicht einbezogen, weil er mit dem Bodenseegebiet und dem schweizerischen Raum eng verbunden war2. Die so begrenzte Region Elsass-Oberrhein pflegte­ ihrerseits politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen mit den benachbarten Regionen3. Aber im Verlauf des Spätmittelalters traten z. B. die Vogesen allmählich als Grenze zwischen Elsass und dem lothringischen Raum hervor4. 1

Zur Begriffsgeschichte des Oberrheins vgl. Zotz, Der Oberrhein, S. 13–15. Der Begriff Oberrhein wird nicht nur in verschiedenen Fächern, sondern auch in den historischen Untersuchungen von verschiedenen Forschern unterschiedlich verstanden, s. Krieg, Zur Geschichte des Begriffs, S. 49 ff. 2 Die hier definierte Region deckt sich weitgehend mit dem Geltungsbereich der unten besprochenen Landfrieden im Oberrhein und Elsass in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Siehe die Karte in Schulz, Zünfte am Oberrhein, S. 311. Zur Abgrenzung von Oberrhein und Mittelrhein ebd., S. 307–312. Während die Geographen das Gebiet bis Mainz zum Oberrhein rechnen, betrachten die Historiker üblicherweise Mainz, Worms und Speyer als Zentren im Mittelrhein. Zu den unterschiedlichen Oberrhein-Begriffen von Geographen und Historikern s. auch Sante (Hrsg.), Geschichte der deutschen Länder, S. 70. 3 Zu den Beziehungen zwischen dem Elsass und den westlich benachbarten Gebieten Lothringen sowie Burgund Herrmann, Territoriale Verbindungen; Rapp, Routes et voies. Der Herzog von Lothringen hatte viele Lehensleute im Elsass und am Rhein, s. Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 150 f. Zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Elsass und der Schweiz vgl. Ammann, Elsässisch-schweizerische Wirtschaftsbeziehungen. Besonders zu der Bedeutung des Rheins für den Nord-Süd-Handel ebd., S. 56–59. Zum Absatz­gebiet von elsässischem Wein und Tüchern und zur Breite der wirtschaftlichen Tätigkeit vom Elsass aus Ammann, Von der Wirtschaftsgeltung des Elsass. 4 Die lothringischen Landfrieden von 1343/44 und 1348 bestimmten meistens die Vogesen als östliche Grenze ihres Geltungsgebietes, s. Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 153 f.

I. Strukturen in der Region

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Wir werden die soeben beschriebene Region untersuchen, wobei aber auch ihre Verflechtungen mit den anderen Regionen nicht aus den Augen zu verlieren sind. Die hier zu behandelnde Region erstreckt sich damit auf beiden Seiten des Rheins. Der Rhein galt im Spätmittelalter nicht als Barriere. Es gab vielmehr zwischen beiden Seiten des Rheins vielfache Verbindungen5. Die Städte beider Seiten haben wiederholt Bündnisse geschlossen. Die politischen Kräfte wie die Bischöfe von Straßburg oder die Herren von Lichtenberg haben ihre Herrschaft beiderseits des Flusses aufgebaut. Es liegt daher nahe, diese Region als Einheit zu sehen. Oft ist auf die territorialpolitische Zerrissenheit des Gebietes Elsass-Oberrhein im Spätmittelalter hingewiesen worden6. Dies hat die Region mit dem Mittelrhein, Westfalen und Franken gemein, während die Landschaften im Osten, z. B. die österreichischen Länder, die Länder unter der böhmischen Krone und Brandenburg, größere territoriale Geschlossenheit zeigen. Aber trotz dieser Zerrissenheit gab es doch eine überragende Macht, die die Hegemonie in der Region er­ streben konnte. Als eine solche Vormacht lassen sich die Habsburger betrachten7. Die Habsburger haben besonders im südlichen Elsass ihre Güter und Rechte kumuliert8. Sie hatten darüber hinaus in diesem Raum viele Anhänger9. Die Stellung der Habsburger im Südwesten geht schon auf die Zeit vor dem Interregnum zurück, aber die Tätigkeit Rudolfs von Habsburg als König trug viel dazu bei, sie weiter zu stärken. 5

Mone, Beiträge zur elsässischen Geschichte; Kammerer, Le Haut-Rhin entre Bâle et Strasbourg; Kammerer, Der Oberrhein im Mittelalter. Diese Sicht hatte jedoch vor allem nach dem ersten Weltkrieg auf deutscher Seite eine politische Implikation, das Elsass zurückzugewinnen, s. Krieg, Zur Geschichte des Begriffs, S. 53 f. Heute kann man indessen diese Sicht positiv bewerten, ebd., S. 54 f. 6 Bader, Grundzüge der territorialen Entwicklung; ders., Der deutsche Südwesten; Schaab, Grundzüge und Besonderheiten; Rapp, L’Alsace à la fin du Moyen âge, S. 11 ff. Zum spät­ mittelalterlichen Elsass im allgemeinen Dollinger, Le déclin du moyen age; Rapp, L’Alsace à la fin du Moyen âge; Reinle, Das Elsass im hohen und späten Mittelalter. Zur komplexen und fließenden Wahrnehmung des Elsasses im Mittelalter Rapp, Autour de l’identité regionale­ alsacienne. 7 Zu der habsburgischen Herrschaftsbildung im Südwesten Mayer, Die Habsburger am Oberrhein; Feine, Die Territorialbildung der Habsburger, besonders zur hier zu untersuchenden Zeit ebd., S. 232–250. Zu der Entwicklung der habsburgischen Herrschaft im sogenannten Vorderösterreich bis in die Frühe Neuzeit hinein Metz (Hrsg.), Vorderösterreich; Press, Vorderösterreich in der habsburgischen Reichspolitik; Quarthal (Hrsg.), Vorderösterreich, und die Aufsätze in Quarthal und Faix (Hrsg.), Die Habsburger im deutschen Südwesten. Besonders über die Verwaltung s. Lackner, Die Verwaltung der Vorlande. Vgl. auch Kammerer, Entre Vosges et Fôret-Noire, S. 92 ff. Zur habsburgischen Herrschaft rechts des Rheins Wellmer, Der vorderösterreichische Breisgau; Quarthal, Vorderösterreich. 8 Schmidlin, Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte; Stintzi, Die Habsburger im Elsass. 9 Zu der informellen Einflusszone der habsburgischen Herrschaft im Südwesten und zu­ ihrer Bedeutung Quarthal, Residenz, Verwaltung und Territorialbildung. Zu den Beziehungen zwischen den Habsburgern und Basel im 13. und 14. Jahrhundert Meyer, Tumult, Turnier und Trauerfeier.

218

C. Elsass und Oberrhein

Die strenge königliche Regierung Albrechts I. hat die habsburgische Position in der Region noch verfestigt. Nachdem die Habsburger im Osten, wie in Österreich, ihre Herrschaft ausgebaut hatten, erschienen die habsburgischen Könige und die Mitglieder der Familie immer noch oft in der Region10. Nach der Doppelwahl von 1314 hatte König Friedrich der Schöne von Habsburg auf dieser Basis die Region Elsass-Oberrhein fest in der Hand. Obwohl die Schlacht von Mühldorf und die Gefangennahme Friedrichs 1322 den Thronkampf zuungunsten der Habsburger entschieden hatten, erwarben die Habsburger 1324 durch die Eheschließung zwischen Herzog Albrecht, dem jüngeren Bruder Friedrichs, und Johanna von Pfirt, die ihren verstorbenen Vater Graf Ulrich von Pfirt beerbte, die Herrschaft der Grafen von Pfirt. Es gelang den Habsburgern damit, ihre Güter im südlichen Elsass zu erweitern und abzurunden. Was die Präsenz der Habsburger in dieser Region betrifft, bedeutete der Tod des Herzogs Leopold im Jahre 1326 allerdings eine Zäsur11. Nach seinem Tod ver­ringerte sich die Präsenz der Habsburger beträchtlich, auch wenn Agnes, die Tochter des Königs Albrecht I. und damit die Schwester des Königs Friedrich des Schönen und des Herzogs Leopold, die Witwe des Königs von Ungarn, in dem von den Habsburgern gegründeten Kloster Königsfelden eine kontinuierliche habs­ burgische Präsenz darstellte12. Dennoch erschienen die Habsburger bei wichtigen Anlässen weiterhin in der Region. Die habsburgische Vormacht war den Zeitgenossen auch bewusst. Die Stadt Straßburg hat 1326/27 in einem Bündnisentwurf die Feststellung getroffen, dass man im Elsass seit alters her ohne die Habsburger keinen Landfrieden errichten könne, da sie die Landgrafen im Oberelsass seien13. Das zeigt die ausschlag­ gebende Stellung der Habsburger in der Region. Die Entwicklung der elsässischen Landfrieden demonstriert in der Tat deutlich die habsburgische Vormacht. Der Text eines Landfriedens vom Februar 1318 ist überliefert14. Die Habsburger, die Bischöfe von Straßburg und Basel, der Landgraf von Unterelsass, die Grafen von Freiburg, die Herren von Ochsenstein und ­Geroldseck, die Städte Straßburg, Basel, Freiburg, Breisach, Neuenburg und 10

Zotz, Fürstliche Präsenz; Sauter, Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, S. 137 ff. Sauter, Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, S. 138. 12 Zur repräsentativen Bedeutung des Klosters Königsfelden, das an dem Ort der Ermordung vom König Albrecht I. gegründet wurde, s. Zotz, Fürstliche Präsenz, S.  354; Sauter, Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, S. 140–149. 13 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, S. 341; ebd., Nr. 504, Art. 13: „…, wande ein hertzoge von Österrich lantgrave ist in obern Elsasse, ane den man keinen lantfriden zuo Elsasse gemachen mag alz von alter herkomen ist …“. 14 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 423; MGH Const., 5, Nr. 474. Es gibt allerdings wegen des schlechten Erhaltungszustandes viele unlesbare Zeilen, s. Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 334 ff.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 119 f.; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 169 f. Zur räumlichen Erstreckung, siehe die Karte in Schulz, Zünfte am Oberrhein, S. 311. 11

I. Strukturen in der Region

219

Rheinfelden sowie die elsässischen Königsstädte haben den Landfrieden beschworen. Der Landfriede hatte als Friedensausschuss elf Männer, von denen drei von König Friedrich, zwei vom Bischof von Straßburg, einer vom Bischof von Basel, einer von Herzog Leopold, dem jüngeren Bruder König Friedrichs, einer vom Landgrafen im Unterelsass, zwei von der Stadt Straßburg und einer von der Stadt Basel ernannt werden sollten. König Friedrich sollte aber bei der Auswahl und Einsetzung einzelner Friedensrichter durch Otto von Ochsenstein vertreten werden15. Diese Zusammensetzung entspricht dem Gewicht der einzelnen Kräfte. Die Forschung hat auf den lockereren Charakter dieses Friedens hingewiesen. Im Vergleich mit den vorausgegangenen elsässischen Landfrieden von 1301 und 131016 hatte das habsburgische Königtum keine gesonderte Stellung inne17. In diesem Frieden waren in erster Linie die Gerichte der einzelnen Mitglieder für den Friedensbruch zuständig, und nur bei besonders schwierigen Fällen sollten die Elf ihnen beistehen18. Die Elf hatten in dieser Hinsicht lediglich eine beschränkte Befugnis. Dieser Landfriede hatte aber seine Bedeutung im Kontext gegen den Bacharacher Landfrieden, den König Ludwig und seine Anhänger, wie im letzten Kapitel beschrieben, im Juni 1317 errichtet hatten19. Die Initiative zur Errichtung des Friedens kam ohne Zweifel von den Habsburgern. Wenn der Landfriede die Gerichtsbarkeit der Mitglieder auch nur teilweise beschränkte, zeigt die Zusammensetzung des Friedens­organs doch die habsburgische Überlegenheit. Die Landfrieden im 14. Jahrhundert sind nicht aus der Entwicklung und dem Verfall der königlichen Friedenshoheit und Friedensgewalt zu bewerten, sondern als Produkt und Merkmal der regionalen Hegemonie zu betrachten. In diesem Sinne lässt der Landfriede von 1318 von der Entstehung und Struktur her die überragende Stellung der Habsburger in der Region erkennen. Diesem Frieden von 1318 scheint jedoch noch ein Landfriede vorausgegangen zu sein, der auch auf habsburgische Initiative hin entstanden sein dürfte20. König Friedrich und Bischof Johann von Straßburg trafen im März 1317 über den Konflikt zwischen dem Markgrafen von Baden und dem Landfrieden eine Entscheidung21. Die Neunzehn des elsässischen Landfriedens verurteilten im Dezember 1317 für die Äbtissin von Niedermünster zu Hohenburg Johann von Kirkel und andere Adlige als Friedensbrecher und stellten darüber eine Urkunde aus22. Sie ha 15

Art. 29. MGH Const., 4, 1, Nr. 129, 409; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 418, 421. 17 Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 335 f. 18 Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 119. 19 Siehe oben S. 84 f., 140. 20 Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 333 f.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 119; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 168. 21 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  422; UR, 5, Nr. 20; MGH Const., 5, Nr. 398. 22 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 1, S. 23, Nr. 4. 16

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C. Elsass und Oberrhein

ben auch den Bischof von Straßburg und die Städte Oberehnheim und Rosheim aufgefordert, der Äbtissin zu helfen23. Der Bischof und diese Städte scheinen daher ebenfalls dem Landfrieden angehört zu haben. Auch im Hochrhein und in der nördlichen Schweiz haben die Habsburger Landfrieden errichtet24. Sie verfügten auch in diesem Gebiet, z. B. im Aargau, über viele Güter und Rechte25. Ein Landfriede von November 1319 ist überliefert26. Es scheint schon am Ende des 13. Jahrhunderts einen Landfrieden in diesem Raum gegeben zu haben27. Ein weiterer Landfriede ist vom Juli 1337 bekannt28. Die habsburgischen Landvögte, die habsburgischen Städte, Basel, Konstanz, Zürich, St. Gallen, Bern, Solothurn und andere Orte haben sich dabei zum Frieden verbunden. Dieser Friede schloss die habsburgischen Städte wie Rheinfelden, Breisach, Neuenburg, Breisgau, Sundgau und andere Orte im Elsass ein. Er erstreckte sich damit auch auf unsere Region Elsass-Oberrhein. Neben den Habsburgern waren die Bischöfe von Straßburg eine bedeutende politische Kraft in der Region29. Bei dem Endkampf der Staufer mit dem Papsttum hatte sich der Bischof von Straßburg der päpstlichen Partei angeschlossen und sich die staufischen Güter und Rechte angeeignet. Nachdem der Bischof im Jahre 1262 die Schlacht von Hausbergen gegen die Bürger von Straßburg und den mit ihnen verbündeten Grafen Rudolf von Habsburg verloren hatte, scheiterte jedoch sein Bestreben, die regionale Hegemonie zu festigen, endgültig. Dennoch gelang es den Bischöfen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dank der guten Beziehungen zu den habsburgischen Königen, erhebliche Rechte im Nord- und Mittelelsass sowie auf dem rechten Ufer des Rheins zu erwerben30. Sie blieben damit immer noch eine der bedeutendsten Kräfte in der Region. Bischof Johann von 23

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 1, S. 23 f., Nr. 5. Vgl. Stercken, Herrschaftsausübung und Landesausbau. 25 Zuletzt hierzu Niederhäuser (Hrsg.), Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee. 26 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 476. 27 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 474, 475. 28 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  478. Die Be­ stätigung durch den Herzog von Östereich findet sich in Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 479, 480. Zu dem Funktionieren des Friedens Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  481, 482, 483. Dieser und der oben genannte Landfriede von 1319 sind von Stercken, Herrschaftsausübung und Landes­ ausbau, eingehend untersucht worden. 29 Kammerer, Entre Vosges et Fôret-Noire, S. 70 ff. Die Pfalzgrafen bei Rhein bauten übrigens in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert ihre Herrschaft als Vormacht im nördlichen Teil des Oberrheins aus, s. Zotz, Der Oberrhein, S. 18 f. und die dort nachgewiesene Literatur. 30 Zu den Gütern und Rechten des Bischofs von Straßburg in Zabern, Mollesheim, Bernestein, Rufach, Ullemburg-Ortenberg sowie Ettenheim s. Fritz, Das Territorium des Bistums Straßburg. Zu den rechtlichen Grundlagen der Bischofsherrschaft Kiener, Studien zur Verfassung des Territoriums der Bischöfe von Straßburg. Zum Herrschaftsaufbau rechts des Rheins Pillin, Die rechtsrheinischen Herrschaftsgebiete des Hochstifts Straßburg; ders., Die Ent­stehung der bischöflich-straßburgischen Landesherrschaft; Rapp, Hochstift Straßburg. 24

I. Strukturen in der Region

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Straßburg (1306–1328) war unter König Albrecht I. als Kanzler tätig und hielt mit den ­Habsburgern engen Kontakt. Bei der Doppelwahl von 1314 und danach verhielt er sich treu gegenüber den Habsburgern31. Sein Nachfolger Berthold von Bucheck stand den Habsburgern ebenso nah. Bei der Konfrontation zwischen der Kurie und Ludwig dem Bayern blieb er lange treuer Anhänger der Kurie32. Das Zusammenwirken des Hochstifts Straßburg mit den Habsburgern stellte damit vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts eine grundlegende Konstellation in der Region dar. Der Einfluss der Bischöfe von Basel auf diese Region war dagegen im Vergleich mit ihren Straßburger Amtskollegen eher beschränkt. Viele regionale Adlige wie die Grafen von Freiburg, die Grafen von Pfirt und die Herren von Rappoltstein empfingen zwar vom Basler Bischof ihre Lehen33. Die Bischöfe von Basel haben ihr Territorium aber hauptsächlich im schweizerischen Jura, also außerhalb unserer Region, aufgebaut34. In den 1320er Jahren stritten Johann von Chalon und Hartung Münch um den Stuhl des Bischofs von Basel. Johann bat dabei im Juli 1327 Herzog Albrecht von Habsburg um Unterstützung35. Auch verschiedene mittlere und kleinere Adlige behaupteten sich in diesem Raum. Im Oberrhein rechts des Rheins sind die Markgrafen von Baden36, die von ihnen abgezweigten Markgrafen von Hachberg, die Grafen von Freiburg37, die Herren von Geroldseck38 und die Herren von Üsenberg39 zu nennen. Es gab auch im Elsass mehrere mittlere Adelsherrschaften. Im südlichen Elsass sind die Grafen von Pfirt, deren Herrschaft wie oben erwähnt im Jahre 1324 von den Habsburgern übernommen wurde40, die Herren von Hattstatt41, im Mittelelsass die Herren von Rappoltstein42, die Landgrafen von Unterelsass43, im nördlichen Elsass die Herren 31

Zu Bischof Johann s. Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg. Zu Bischof Berthold s. Leupold, Berthold von Buchegg. 33 UB Rappoltstein, 1, Nr.  372, Ad 372. Zu den Lehen, die Heinrich von Rappoltstein-­ Hohenack von der Basler Kirche empfing s. UB Rappoltstein, 1, Nr. 407. 34 Zu der Entstehung der weltlichen Herrschaft des Bischofs von Basel im Früh- und Hochmittelalter Mayer-Edenhauser, Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel. Zum Überblick über die Güter und Rechte, die der Bischof bis zum Ende des Spätmittelalters besaß, Bühler, Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft, S. 1–10. 35 RHB, 3, Nr. 1847–1850. Zum Bistum Basel in dieser Zeit und zu seinen Beziehungen zur Kurie grundlegend Villiger, Das Bistum Basel. 36 Zu den Markgrafen von Baden im Spätmittelalter Schwarzmaier, Baden, S. 182 ff. 37 Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, S. 99–197; Sütterlin, Geschichte Badens, S. 225 ff. Butz, Adelige Herrschaft. 38 Bühler, Die Herrschaft Geroldseck; ders., Geroldseck. 39 Andrae-Rau, Der Anfall des Territoriums. Die zwei Linien der Üsenberger tendierten seit dem 14. Jahrhundert dazu, unter den Einfluss der Habsburger zu geraten. 40 Wilsdorf, Histoire des comtes de Ferrette. 41 Scherlen, Die Herren von Hattstatt; Feller-Fest, Die Herren von Hattstatt. 42 Rathgeber, Die Herrschaft Rappoltstein; Brieger, Die Herrschaft Rappoltstein; Sittler, Un seigneur alsacien; Jordan, Les sires de Ribeaupierre. 43 Eyer, Die Landgrafschaft im unteren Elsass. 32

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C. Elsass und Oberrhein

von Andlau44, die Herren von Lichtenberg, deren Herrschaft sich über den Rhein auf das rechte Ufer ausdehnte45, und die Herren von Ochsenstein46 zu erwähnen. Unter den ehemaligen staufischen Reichsministerialen gelang es den Herren von Fleckenstein im nördlichsten Teil des Elsass eine eigene Herrschaft aufzubauen47. Auch andere Ministerialen haben sich als Niederadel im mittleren und nördlichen Elsass sowie in der Ortenau durchgesetzt. Sie wurden in der Frühen Neuzeit als Reichsritterschaft organisiert48. Es gab in dieser Region auch einige reichsunmittelbare Klöster, wie Weißenburg49, Andlau50, Murbach51, Gengenbach52 und Odenheim53. Auch einige zister­ ziensische Klöster wie Neuburg54, Pairis und Herrenalb55 haben unmittelbare Schirmverhältnisse mit dem Königtum angestrebt. Das Königtum hat in dieser Region immer noch eine relativ große unmittelbare Herrschaft beibehalten. Das Erbe der staufischen Reichslandpolitik dauerte noch bis in das 14. Jahrhundert fort56. Das Königsgut kumulierte sich vor allem im nördlichen Elsass und auch noch in der Ortenau57. Unter Rudolf von Habsburg wurden zwei Landvögte im Elsass eingesetzt, um das Königsgut zu verwalten58. Auch für die Ortenau wurde ein Landvogt ernannt. Der Landvogt hat den König ­vertreten, 44

Mengus, Les sires d’Andlau. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg; Rathgeber, Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg; Eyer, Das Territorium der Herren von Lichtenberg; Weber, Lichtenberg; vor allem zur Herrschaft rechts des Rheins s. Battenberg, Hanau-Lichtenberg. 46 Vgl. auch Fave-Schwartz, Les Rathsamhausen. 47 Müller, Die Herren von Fleckenstein. 48 Zur Reichsritterschaft im Unterelsass in der Frühen Neuzeit Overmann, Die Reichsritterschaft im Unterelsass. 49 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Abtei und Stadt Weißenburg; Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg; Schweer, Weißenburg im Elsass, S. 26–34; Barth, Handbuch der­ elsässischen Kirche, S. 1678–1701. 50 Wagner, Studien zur Geschichte der Abtei Andlau. 51 Wagner, Untersuchungen über die Standesverhältnisse elsässischer Klöster; Bischoff,­ Recherches sur la puissance temporelle; Kammerer, Entre Vosges et Fôret-Noire, S. 58 ff. 52 Hitzfeld, Geschichte der Abtei und der Reichsstadt Gengenbach; Quarthal u. a. (Hrsg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, S. 228–242; Müller (Hrsg.), Die Klöster der Ortenau, S. 215–242; Schwarzmaier, Reichsprälatenklöster, S. 579–581. 53 Quarthal u. a. (Hrsg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, S. 464–471. 54 Pfleger, Die wirtschaftliche und territoriale Entwicklung. 55 Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb; Rückert/ Schwarzmaier (Hrsg.), 850 Jahre Kloster Herrenalb. 56 Zum staufischen Königsland im Elsass Bosl, Die Reichsministerialität, 1, S. 190 ff. Zu den Burgen, die die Staufer für Verteidigung und Verwaltung der Königsgüter im Elsass­ bauten, Biller/Metz, Der Burgenbau der Staufer. 57 Das Rechnungsbuch, das unter Herzog Stephan, dem Sohn des Kaisers, angelegt wurde, überliefert die Einkünfte aus dem Königsgut in den 1340er Jahren, vgl. Bansa, Herzog Stephans II. Wirken, S. 960–968. 58 Zum Landvogt im Elsass Becker, Die Wirksamkeit und das Amt der Landvögte; ders., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass; ders., Die Reichsdörfer der Landvogtei; ders., Geschichte der Reichsvogtei Kaysersberg. 45

I. Strukturen in der Region

223

gegebenenfalls Unterlandvögte eingesetzt und auch die Gerichts­gewalt ausgeübt. Somit hatte der Herrscher eine Möglichkeit, durch die Landvögte in die regionalen Verhältnisse einzugreifen. Das Königtum hat diese Königs­güter aber oft verpfändet. Gerade unter Ludwig dem Bayern begann die Verpfändung des Königsguts stark zuzunehmen59. Ludwig hat 1330 an König Johann von Böhmen Kaisersberg, Türkheim, Münster im Gregoriental und andere Orte im Elsass vorläufig verpfändet60. Die Landvogteien im Elsass wurden 1336 ebenfalls vorläufig an die Pfalzgrafen bei Rhein verpfändet61. Ludwig verpfändete 1334 an den Markgrafen von Baden auch die Landvogtei in der Ortenau mit der Burg Ortenburg sowie den Städten Offenburg, Gengenbach und Zell62. Die unmittelbare Königsherrschaft war durch die Verpfändung zu mobilisieren und auf diese Weise für die Belohnung der Dienste oder der politischen Unterstützung einzusetzen. Seit dem Hochmittelalter stellten die Königsstädte den bedeutendesten Teil des Königsguts dar. Die staufische Reichslandpolitik ließ auch in diesem Raum mehrere Königsstädte entstehen63. Im Elsass gab es von Norden nach ­Süden Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Colmar, Kaisers­berg, Türkheim, Münster im Gregoriental und Mühlhausen. Diese Städte schlossen die elsässischen Zehnstädtebündnisse64. Unter ihnen waren Hagenau65, Colmar66 und Schlettstadt relativ groß und meistens führend. Diese Königsstädte unterstanden der Verwaltung der Landvögte. Aber in den Städten entwickelte sich eine bürgerliche Autonomie. Es gab jedoch auch starke Spannungen unter den Bürgern. Sie führten in vielen Städten zu innerstädtischen Unruhen. Als die Königsstädte rechts des Rheins sind Offenburg67, Gengenbach68 und Zell zu nennen69. Sie waren auch unter der Landvogtei in der Ortenau und wurden zusammen mit der 59

Landwehr, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, S. 20 ff. MGH Const., 6, 1, Nr. 842. 61 MGH Const., 7, 1, Nr. 53; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 578. 62 RKLB, 2, Nr. 202; RKLB, 8, Nr. 305; RMB, 1, Nr. 930; MGH Const.,6, 2, Nr. 616. 63 Zu den Städten in dieser Region insgesamt Kammerer, Entre Vosges et Fôret-Noire, S. 105 ff. Zu den Städtelandschaften Oberelsass, Unterelsass und Breisgau Escher und Hirschmann, Die urbanen Zentren, 1, S. 528 ff. Zu den Städtegründungen durch die Staufer im Elsass, Reinhard, Der Wandel der oberrheinischen Kulturlandschaft, S. 32 ff. (mit Stadtplänen). 64 Zum Zehnstädtebündnis im Elsass Sittler, La Decapole alsacienne; ders., Der elsässische Zehnstädtebund. Zu den Grundzügen einzelner Städte, die sich zum Zehnstädtebund zusammenschlossen, vgl. Vogler, La décapole. 65 Grasser/Traband, Histoire de Haguenau; Metz, Hagenau als staufische Stadtgründung (mit Stadtplan). 66 Zur Entwicklung Colmars seit dem Hochmittelalter Zeilinger, Urbane Entwicklung. Zu Colmar im Spätmittelalter Sittler, La ville imperiale. 67 Kähni, Die Reichsstädte der Ortenau; ders., Offenburg und die Ortenau; Hillenbrand, Unser freyheit und alt harkommen, S. 11–30. 68 Kuner, Die Verfassung und Verwaltung; Hitzfeld, Geschichte der Abtei und der Reichsstadt Gengenbach; Kähni, Die Reichsstädte der Ortenau; Hillenbrand, Stadt und Kloster Gengenbach. 69 Zu den Königstädten in der Ortenau im allgemeinen Kauss, Die Vereinsstädte der Ortenau. 60

224

C. Elsass und Oberrhein

Landvogtei verpfändet. Die Städte Breisach, Neuenburg und Rheinfelden waren einst ebenfalls Königsstädte gewesen, aber sie wurden schon vor dem Regierungsantritt Ludwigs durch Verpfändung habsburgisch70. Die größte Stadt in dieser Region war jedoch Straßburg71. Es war diese Stadt, die in diesem Raum als Zentralort fungierte72. Nach der Schlacht von Hausbergen im Jahre 1262 festigte Straßburg seine Position als von der Bischofsherrschaft fast unabhängige autonome Stadt. Straßburg hat auch ein nicht unerhebliches eigenes Territorium erworben, wenn es auch im Vergleich mit den italienischen Kom­munen oder den schweizerischen Städten bescheiden blieb73. Auch in der Straßburger Bürgergemeinde gab es Gegensätze zwischen den politischen Gruppierungen. Nicht weniger bedeutend war die Stadt Basel, wenngleich sie den Bischof von Basel als Stadtherrn hatte. Aber auch in dieser Stadt erlangte die Bürgergemeinde ihre Autonomie74. Die Ausstrahlung der Stadt in die Region scheint jedoch geringer gewesen zu sein als die Straßburgs. Auch unter der Herrschaft der Habsburger und anderer Adliger haben sich einige Städte entwickelt. Darunter stieg die Stadt Freiburg, deren Stadtherren die Grafen von Freiburg waren, zu einer wichtigen Stadt auf 75. Unter diesen Städten wurden wie im Mittelrheingebiet Verträge und Bündnisse geschlossen76. Verträge zwischen zwei Städten sind auch in dieser Region relativ früh anzutreffen. Man hat z. B. über das Gerichtswesen Abkommen geschlossen. Der Vertrag zwischen Straßburg und Hagenau vom April 1314 regelte nicht nur die Gerichtsbarkeit, sondern auch andere Angelegenheiten77. Im März 1337 haben 70

MGH Const., 6, 2, Nr. 69; RKLB, 8, Nr. 216; Feine, Die Territorialbildung der Habsburger, S. 237; Treffeisen, Die Habsburger und ihre breisgauischen Städte, S. 130 ff. 71 Zu Straßburg im Spätmittelalter insgesamt Dollinger, L’émancipation de la ville; Heusinger, Die Zunft im Mittelalter, S. 34–45. Zu der Ratsherrschaft und der Bürgergemeinde vom 13. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts jetzt Egawa, Stadtherrschaft und Gemeinde. Zu den sozialen Gruppen, wie den Patriziaten oder den Zünften, s. Alioth, Gruppen an der Macht. 72 Zu dem interstädtischen Netzwerk, über das die Stadt Straßburg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfügte, s. Schmitt, Städtische Gesellschaft und zwischenstädtische Kommunikation. 73 Wunder, Das Straßburger Gebiet; ders., Das Straßburger Landgebiet. 74 Zur Stadt Basel Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, vor allem zu der hier behandelten Zeit, ebd., S. 228–257. S. auch Meyer, Basel im Spätmittelalter. 75 Über die Stadt Freiburg unter den Grafen von Freiburg Haumann/Schadek (Hrsg.), Geschichte der Stadt Freiburg, S. 133 ff. 76 Zu den Städtebünden in dieser Region insgesamt Kammerer, Entre Vosges et FôretNoire, S. 239 ff. 77 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  445,446; UB Straßburg, 2, Nr.  316. Siehe ebenfalls das Abkommen der beiden Städte im Februar 1316. UB Straßburg, 2, Nr. 344. Als Vorgeschichte gab es ein Vertrag zwischen Weißenburg und­ Hagenau von 1302: Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde,1, Nr. 442;

I. Strukturen in der Region

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Straßburg und Colmar ein Abkommen geschlossen78, und beide Städte haben es danach wiederholt erneuert79. Ferner sind das Abkommen zwischen Basel und Mühlhausen vom November 132380 und das zwischen Basel und Freiburg vom­ Dezember des gleichen Jahres81 überliefert. Städtebünde unter mehr als zwei Städten haben sich aber im Elsass-Oberrhein relativ spät entfaltet, während im Mittelrhein schon seit dem 13. Jahrhundert solche Städtebünde geschlossen wurden. Die rege Bündnispolitik von Straßburg, die schon früh zu den Bündnissen mit den mittelrheinischen Städten geführt hatte, ist eher als Ausnahme einzuschätzen. Vor allem die Königsstädte haben gerade ­unter Ludwig dem Bayern begonnen, miteinander Bündnisse zu schließen. Im Oktober 1342 entstand zum ersten Mal ein Bündnis unter den elsässischen Königsstädten außer Hagenau82. Das Bündnis nahm als möglichen Feind des Bündnisses den Kaiser und seinen Landvogt aus. Die Städte haben sich zum Nutzen und Frieden von Land und Städten verbunden. Der Kaiser und sein Landvogt traten nicht selbst in das Bündnis ein, aber sie scheinen seinen Abschluss unterstützt zu haben83. Dieses Bündnis wurde im Mai 1346 erneuert84. Im März 1342 haben sich die Herren von Rappoltstein sowie Colmar, Mühl­ hausen, Münster im Gregoriental, Türkheim, Kaisersberg und andere Städte gegen die Münze des Bischofs von Basel verbunden85.

ebenfalls ein Vertrag zwischen Freiburg und Straßburg von 1313: Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 443, 444; UB Straßburg, 2, Nr. 308; UB Freiburg, 1, 1, Nr. 86. 78 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 448; UB Straßburg, 5, Nr. 66. 79 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 449, 450, 451; UB Straßburg, 5, Nr. 92. 80 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 487; UB Basel, 4, Nr. 49. 81 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 488; UB Freiburg, 1, 2, Nr. 121. 82 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 452; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1, Nr. 207. 83 Schuler, Die Rolle der schwäbischen und elsässischen Städtebünde, S. 681 f. sieht in diesem Städtebündnis die Distanz zu Kaiser Ludwig. Die Bündnisartikel enthielten zwar keine besonders günstigen Regelungen für den Kaiser, aber der in der Urkunde genannte Zweck, dem Kaiser und Reich besser zu dienen, sei ernst zu nehmen. 84 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 454; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1, Nr. 224. 85 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 533; UB Rappoltstein, 1, Nr. 528. Colmar und Schlettstadt haben im Juni 1346 noch ein Bündnis mit den Herren von Rappoltstein geschlossen, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 453; UB Rappoltstein, 1, Nr. 536. Einen Münzvertrag haben im Januar 1344 die habsburgischen Landvögte, die Stadt Basel, der Bischof von Basel, die Stadt Zürich und die Äbtissin von Frauenmünster zu Zürich geschlossen, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 534; UB Basel, 4, Nr. 158.

226

C. Elsass und Oberrhein

Auffällig sind die Bündnisse von Straßburg, Basel und Freiburg. Im November 1326 haben die drei Städte sich zum ersten Mal verbunden86. Sie haben seitdem immer wieder Bündnisse geschlossen87. Dieser Zusammenschluss entwickelte sich damit zu einer konstanten Verbindung in der Region. Breisach trat im August 1342 ebenfalls in diese Verbindung ein88. Dieses Bündnis wurde auch danach erneuert89. Es könnte eine Wirkung des Bündnisses sein, dass die Stadt Straßburg im Februar 1341 die Stadt Basel darum bat, ihr einen Boten zu senden, um über den Streit zwischen dem Bischof Berthold von Straßburg und Götzeman Münch zu beraten90. Die Stadt Basel versprach im Juni 1346, den von der Stadt Straßburg vermittelten Frieden mit dem Ritter Johann von Schamaley und anderen Adligen einzuhalten91. Die Stadt Straßburg fällte im Oktober 1347 in dem Konflikt zwischen Freiburg und Breisach einen Schiedsspruch92. Im Vergleich mit dem Mittelrhein ist es bemerkenswert, dass solche konkreten Schlichtungen unter den Bundes­genossen aus dem Elsass-Oberrhein nur wenig überliefert sind. In diesem Sinne scheinen die Städtebünde in dieser Region noch in der Anfangsphase geblieben zu sein93.

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung Um die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit entsprechend unserer Fragestellung im Kontext der regionalen Konfliktbeilegung zu beobachten, streifen wir nun einige Abschnitte der Konfliktlösung im Elsass-Oberrhein. Wir haben im letzten Kapitel die strukturellen Elemente in der Region, die Städtebünde, die Verbindung unter den Adligen und die Vormacht hervorgehoben und die einschlägigen Ver­ suche zur Konfliktlösung beschrieben. Bei der Region Elsass-Oberrhein ist es wegen der Quellenlage schwierig, flächendeckend wie im Mittelrhein vorzugehen. Wir greifen daher einige politische Kräfte heraus und schildern die Konflikte, die 86 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 503; UB Straßburg, 2, Nr. 470; UB Basel, 4, Nr. 59. Eine Straßburger Instruktion für die Verhandlung findet sich bei Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 502. Ein später konzipiertes Formular des Bündnisses zwischen den drei Städten und den anderen Adligen bei Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 504. Zum Hintergrund des Bündnisses Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 340 f. 87 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 505, 506, 507, 508, 509, 510, 511, 513, 515. Das Bündnis wurde auch berücksichtigt bei Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 517. 88 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 512; UB Straßburg, 5, Nr. 111; UB Basel, 4, Nr. 153. 89 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 516. 90 UB Straßburg, 5, Nr. 105. 91 UB Straßburg, 5, Nr. 140. 92 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 1, Nr. 251. 93 Nachdem die Stadt Freiburg 1368 von der Herrschaft der Grafen von Freiburg zu der Herrschaft der Habsburger übergewechselt war, begannen die Habsburger als Stadtherren den Abschluss von Bündnissen durch die Stadt Freiburg zu beschränken, s. Treffeisen, Die Habsburger und ihre breisgauischen Städte, S. 116, 123 ff.

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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im Zusammenhang mit ihnen stehen. Die Auswahl der zu behandelnden Kräfte spiegelt aber ähnliche Gesichtspunkte wie beim Mittelrhein wider. Die zu erwähnenden Kräfte werden nämlich aus dem Bereich der im letzten Kapitel genannten drei Strukturen herausgenommen. Zunächst werden die Habsburger und die einschlägigen Konflikte behandelt. Aber die Untersuchung beschränkt sich grundsätzlich auf den Zeitraum bis 1330. Diese Begrenzung hat vor allem im Editionsstand der Regesta Habsburgica ihre Ursache. Da der Wittelsbacher Ludwig, wie unten gezeigt wird, aber erst ab 1330 seine Herrschaft in diese Region ausdehnen konnte, beschreibt unsere Unter­ suchung zunächst die Situation, in der die Habsburger allein die Region unter ihrer Kontrolle hatten. Die Herren von Rappolstein und die einschlägigen Strei­ tigkeiten werden dann als ein Beispiel aus dem adligen Bereich gestreift. Die Stadt Straßburg und ihre Streitigkeiten werden schließlich als ein Beispiel aus dem städtischen Milieu aufgegriffen. 1. Die Habsburger und Konfliktbeilegung Die Region Elsass-Oberrhein gehörte wie schon erwähnt seit der Doppelwahl von 1314 im Prinzip zum habsburgischen Einflussbereich. König Friedrich beteiligte sich also manchmal an der Beilegung der Konflikte in der Region, bis er 1322 in der verlorenen Schlacht von Mühldorf von dem Wittelsbacher gefangengenommen wurde. Nicht nur König Friedrich, sondern auch Herzog Leopold erschien oft, der im Südwesten des Reiches rege Aktivitäten entfaltete. König Friedrich beauftragte im März 1315 Hans den Schaffer zu Neuburg, das Kloster Fürstenzell gegen Übergriffe durch die Holzpröpste zu schützen94. Graf Johann von Habsburg und seine Stiefmutter Maria verglichen sich im Juni 1315 vor König Friedrich. Gestritten hatten sie um den Anteil Marias an dem Erbe des verstorbenen Grafen Rudolf, des Vaters von Johann. Diese Vereinbarung wurde von dem Grafen Werner von Homberg und dem Grafen Albrecht von Hals vermittelt95. Vier Tage danach schlossen Graf Johann und Graf Werner von Homberg wieder vor König Friedrich einen Erbvertrag96. Für diese beiden stellte Friedrich im Februar 1321 noch eine Urkunde aus. Nach der Urkunde waren Graf Johann, Werner, der Sohn des verstorbenen Grafen Werner von Homberg, und Graf Ulrich von Pfirt, der Vertreter des unmündigen Werners, vor König Friedrich erschienen. Das Reichslehen des verstorbenen Grafen war daraufhin an den jungen Werner gefallen und ihm zu Lehen aufgetragen worden97. Friedrich befahl im Juni 1315 94

RHB, 3, Nr. 124. RHB, 3, Nr. 251; UR, 5, Nr. 7. 96 RHB, 3, Nr. 253; UR, 5, Nr. 8; MGH Const., 5, Nr. 292. 97 RHB, 3, Nr. 1048; UR, 5, Nr. 44; MGH Const., 5, Nr. 614. Vgl. auch RHB, 3, Nr. 1050. Bischof Johann von Straßburg erkannte an, dass Graf Johann das Lehen, das Werner von der Straßburger Bischofskirche innehatte, erhalten sollte, wenn Werner ohne Erbe sterben würde. 95

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C. Elsass und Oberrhein

auf die Bitte der Stadt Straßburg hin dem Markgrafen Heinrich von Hachberg, der den Straßburger Bürger Egenolf von Landsberg gefangen genommen hatte, diesen freizulassen98. Der König schrieb noch im August der Stadt Straßburg, dass er die Landvögte im Elsass, den Grafen Ulrich von Pfirt und den Herrn Otto von­ Ochsenstein, angewiesen hatte, in dieser Angelegenheit mit den elsässischen Königsstädten der Stadt Straßburg zu helfen99. Dieser Anordnung können wir deutlich entnehmen, dass König Friedrich bewusst war, dass die Landvögte und die Königsstädte die Stütze der Königsherrschaft im Elsass bildeten. Nicht nur König Friedrich, sondern auch sein jüngerer Bruder, der Herzog Leopold, beteiligte sich an der Konfliktbeilegung. Er fällte im Juni 1316 in Biel als Schiedsrichter über den Streit zwischen dem Bischof Gerhard von Basel und dem Grafen Rudolf von Neuenburg seinen Spruch, der im Prinzip dem Bischof günstig war100. Der Bischof vollstreckte im Juli das Urteil101. Herzog Leopold verlangte wohl im April 1321 von der Stadt Freiburg, sich für die Entlassung eines Bürgers von Breisach, den der Graf Konrad von Freiburg festgenommen hatte, bei dem Grafen einzusetzen. Er schrieb der Stadt auch, dass er selbst bereit wäre, zu urteilen, wenn Graf Konrad in diesem Fall eine gerichtliche Entscheidung haben wollte. Die Beschwerde der Stadt Breisach ist ohne weiteres zu vermuten102. Bischof Johann von Straßburg bat im Mai 1321 die Stadt Freiburg um Gleiches. Nach seinem Schreiben hatten nicht nur Herzog Leopold sondern auch Graf Ulrich von Pfirt, Otto von Ochsenstein und die Königsstädte im Elsass eingegriffen. Ein Schreiben von Schlettstadt an Freiburg ist in der Tat überliefert103. Alle diese sich für Breisach einsetzenden Kräfte gehörten in dieser Zeit zum habsburgischen Lager. Die Habsburger versöhnten sich im September 1321 mit den Grafen von Freiburg und verziehen ihnen ihre Aktionen gegen die Habsburger104, aber schon davor hatten sie sich für Breisach eingesetzt. Im Februar 1322 bestätigte der Generalvikar der Diözese Konstanz den Vergleich, den Herzog Leopold in dem Streit zwischen dem Kloster Wettingen und dem Kirchherrn Johann von Baden um die Grenze der Pfarrei in Baden vermittelt hatte105. Herzog Leopold schlichtete ebenfalls im April 1322 den Konflikt zwischen den Grafen von Freiburg, ihren Dienern, den Rittern von Endingen, und anderen sowie der Stadt Freiburg einerseits und den Herren von Üsenberg andererseits. Die Entscheidung in dem Konflikt wurde Leuthold von Krenkin 98

RHB, 3, Nr. 255; UR, 5, Nr. 9; MGH Const., 5, Nr. 293; UB Straßburg, 2, Nr. 331. RHB, 3, Nr. 305; UR, 5, Nr. 12; MGH Const., 5, Nr. 294; UB Straßburg, 2, Nr. 335. König Friedrich setzte sich im Juli 1315 auch für die Freilassung eines Bürgers von Konstanz ein, s. RHB, 3, Nr. 277; UR, 5, Nr. 10; MGH Const., 5, Nr. 309. 100 RHB, 3, Nr. 460. 101 RHB, 3, Nr. 473, 474. Vgl. auch RHB, 3, Nr. 521. 102 RHB, 3, Nr. 1065. 103 RHB, 3, Nr. 1073. 104 RHB, 3, Nr. 1106, 1107. 105 RHB, 3, Nr. 1145. 99

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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gen, Heinrich dem Waffeler von Eckirch, Schultheiß von Schlettstadt, und Heinrich von Muntzingen von Freiburg übertragen. Leopold ging dabei mit Rat und Hilfe des Bischofs Johann von Straßburg, des Grafen Rudolf von Niddau und des Herrn Otto von Ochsenstein, des Landvogts im Elsass, vor106. Diese besiegelten auf die Bitte des Herzogs hin die Urkunde mit. Sie gehörten auch zum habsburgischen Lager, und die Tätigkeit Leopolds bei der Konfliktbeilegung ruhte damit auf der breiten Schicht der habsburgischen Anhänger in dieser Region. Drei Tage danach versprach der Herzog den Grafen von Freiburg und den anderen Adligen, den Üsenbergern nicht beizustehen, falls sie die Vereinbarung nicht einhielten107. In der Schweiz übernahm Herzog Leopold noch um 1322 eine Schlichtung zwischen den Brüdern Hartmann und Eberhard, den beiden Grafen von Kyburg108. Die meisten Aktivitäten der Königsgerichtsbarkeit unter König Friedrich be­ zogen sich auf diese Region. Einschließlich der Tätigkeit des Herzogs Leopold ist festzustellen, dass die Habsburger sich in dieser Region auch bei der Konflikt­ beilegung auf eine Reihe von Anhängern verlassen konnten. Die habsburgische Vormacht, die auf eine Tradition seit dem 13. Jahrhundert und das habsburgische Königtum zurückreichte und sich in den regionalen Landfrieden niederschlug, trug zu dem Auftreten der Habsburger als Vermittler oder Schiedsrichter bei. Im Zusammenhang mit dem Thronkampf hatten die Aktivitäten der Habsburger­ natürlich die Bedeutung, durch die Schlichtung der Streitigkeiten zwischen den Anhängern das eigene Lager zu verstärken. Obwohl wir solche Schlichtungen und Entscheidungen durch die Habsburger vereinzelt noch nach der Schlacht von Mühldorf finden, dürften sie entsprechend der Entwicklung in der Reichspolitik eher in den Hintergrund getreten sein109. Im Januar 1323 bestätigte Herzog Leopold den Schiedsspruch, den der von ihm beauftragte Schiedsrichter Heinrich von Griessenberg und sein Amtmann Walter, Vogt von Baden, Schultheiß von Säckingen, in dem Streit zwischen dem Kloster Kappel und Rudolf dem Stoker gefällt hatten110. Ferner fällte Leopold im November 1325 in dem Streit zwischen dem Grafen von Toggenburg und dem Kloster 106

RHB, 3, Nr. 1168; UB Freiburg, 1, Nr. 115; Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg, S. 53; Andrae-Rau, Der Anfall des Territoriums, S. 71. 107 RHB, 3, Nr. 1170; UB Freiburg, 1, Nr. 116. Im Juni 1322 verkündete Leuthold von Krenkingen seinen Schiedsspruch, s. UB Freiburg, 1, Nr. 118. 108 RHB, 3, Nr. 1240. 109 Von 1325 bis 1326 versuchte man mit den Vereinbarungen in Trausnitz, München und Ulm die Regierungspraxis des sogenannten Doppelkönigtums zwischen den beiden Königen, Ludwig und Friedrich zu regeln. Die Aktivitäten Königs Friedrich im Jahre 1326 dürften dieser Entwicklung entsprechen. Zum Doppelkönigtum Heckmann, Das Doppelkönigtum Friedrichs des Schönen und Ludwigs des Bayern (1325–1327). Die ebd., S. 68 f. erwähnte Teilung, die in der ersten Hälfte des Jahres 1326 Friedrich, dann in der zweiten Hälfte Ludwig regieren ließ, scheint nicht nachgewiesen zu sein. Zu der Bedeutung König Friedrichs in der zweiten Hälfte der 1320er Jahre auch Pauler, Friedrich der Schöne. 110 RHB, 3, Nr. 1264.

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C. Elsass und Oberrhein

St. Gallen einen Schiedsspruch111. Nachdem Leopold im Februar 1326 in Straßburg gestorben war112, fällte der Herzog Albrecht in dem Streit zwischen der Stadt Mühlhausen und dem Ritter Peter von Regisheim seinen Schiedsspruch113. Im Juni 1326 schlichtete König Friedrich mit dem Rat des Bischofs Rudolf von Konstanz den Streit zwischen dem Abt Johann von Schaffhausen und dem Konvent von Schaffhausen114. Bischof Johann von Straßburg, Markgraf Rudolf von Baden, Landvogt in der Ortenau, und Otto von Ochsenstein, Landvogt im Elsass, brachten im August 1326 im Auftrag des Königs Friedrich die Versöhnung zwischen der Stadt Straßburg und der Stadt Offenburg zustande115. Noch am 21.  Januar 1330 schlichteten Herzog Otto von Habsburg und Bischof Berthold von Straßburg einen Streit zwischen den Städten Colmar, Breisach sowie Neuenburg einerseits und Berthold von Wilgotheim, Heinzelin von Rappoltstein, dem Kirchherrn von Gemar, sowie Volz von Dornach andererseits. Der Herzog und der Bischof übertrugen dabei die Entscheidung einem Schiedsgericht von je zwei Schiedsrichtern. Wenn die Schiedsrichter der beiden Seiten sich nicht einigen könnten, sollte Rudolf von Bergheim Obmann sein. Die Parteien sollten die Sühne geloben. Falls sie die Vereinbarung nicht einhalten würden, sollten die drei Städte 300 Mark bezahlen, und die Adligen sollten ihre Ansprüche verlieren116. Da die politische Spannung zwischen den Habsburgern und dem wittelsbachischen Kaiser damals noch andauerte117, ist diese Maßnahme als ein Versuch zur Konsolidierung des habs­ burgischen Lagers zu sehen. Daneben erschienen die Habsburger häufig selbst als Partei. Sie ließen dabei manchmal die eigenen Konflikte durch ein Schiedsgericht beilegen. Einschließlich der Fälle in der Schweiz zählen wir im Folgenden einige Beispiele auf. Graf Ulrich von Helfenstein und sein Sohn vereinbarten im November 1314 mit Herzog Leopold als Vertreter Königs Friedrich, dass die Schäden, die sie in dem Thronkampf beiderseits erlitten hatten, gemäß dem Schiedsspruch von Herzog Simon von Teck, Burkhard von Ellerbach und Friedrich von Westerstetten zu ersetzen waren118. Im Mai 1315 wurde ein Vergleich zwischen König Friedrich sowie den anderen Habsburgern und dem Grafen Reinald von Mömpelgard geschlossen. ­Reinald sollte die Grafschaft Mömpelgard und die umstrittenen Güter in der ­Castellanei von Belfort gegen eine Jahresrente lebenslang behalten, und sie sollten nach seinem Tod seinen Erben und den Habsburgern gehören119. Ebenfalls im Mai 1315 versprach Herzog Leopold, den Schiedsspruch einzuhalten, den Heinrich von 111

RHB, 3, Nr. 1623; UB St. Gallen, 3, S. 457. RHB, 3, Nr. 1662. 113 RHB, 3, Nr. 1680; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1, 134. 114 RHB, 3, Nr. 1711; UR, 5, Nr. 91. 115 RHB, 3, Nr. 1729; UB Straßburg, 2, Nr. 467. 116 UB Rappoltstein, 1, Nr. 409. 117 Erst die Vereinbarungen und Maßnahmen in Hagenau im August 1330 führten zur Entspannung, s. MGH Const., 6, 1, Nr. 834–839. 118 RHB, 3, Nr. 24. 119 RHB, 3, Nr. 230. 112

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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Griessenberg in dem Streit des Herzogs mit dem Johanniterorden am Hochrhein um die Hörigen in Ruzingen und Bürglen sowie in dem Streit Leopolds mit den Herren von Müller mit Rat von Rudolf von Hallwil, Heinrich von Rümlang und Rudolf dem Stülinger gefällt hatte120. Im September 1323 einigten sich Herzog Leopold und Graf Johann von Habsburg auf ein Schiedsgericht. Der Herzog bestellte Heinrich von Griessenberg und Walter, Vogt zu Baden, als Schiedsrichter. Graf Johann benannte seinerseits die Ritter Burkhard Werner von Ramstein und Werner von Kienberg als Schiedsrichter. Als gemeine Männer, also von beiden Parteien anerkannte Obmänner, wurden Hugo von Werdenberg und Leuthold von Krenkingen bestellt121. Von diesen Schiedsleuten trat Leuthold von Krenkingen schon bei dem oben erwähnten Streit zwischen den Grafen von Freiburg und den Herren von Üsenberg als Schieds­richter in Erscheinung. Heinrich von Griessenberg war auch bei dem Streit zwischen den Habsburgern und dem Johanniterorden als Schiedsrichter tätig. Er und Walter, Vogt zu Baden, tauchten einmal ebenfalls als Schiedsrichter auf122. Laut einem Schreiben des Papstes Johannes XXII. vom Juni 1324 gab es um das Kirchenlehen, das der verstorbene Graf Ulrich von Pfirt von der Basler Bischofskirche erhalten hatte, einen Streit zwischen den Habsburgern als den Erben des Grafen und der Basler Kirche123. Laut dem Schreiben des Papstes an Herzog Leopold vom Januar 1325 beschwerte sich Bischof Gerhard von Basel beim Papst über die Verletzung der Rechte der Basler Kirche durch Leopold und seine Getreuen. Der Papst forderte den Herzog auf, die Übergriffe einzustellen124. Am 1. September 1324 kam im Thronkampf mit dem Wittelsbacher eine Vereinbarung zwischen Bischof Johann von Straßburg, Herzog Leopold, dem Grafen Konrad von Freiburg, der Stadt Colmar sowie den anderen Königsstädten einer­ seits und Johannes von der Hohen-Rappoltstein, Werner von Bergheim, Franz von Hatstatt, Otto von Girsberg und der Rappoltsweiler Unterstadt andererseits zustande125. Am 18. September wurde eine Sühne zwischen Herzog Leopold sowie Bischof Johann von Straßburg einerseits und dem Landgrafen Ulrich von Unter­ elsass sowie seinen Helfern andererseits geschlossen. Obwohl Ulrich versprach, den Wittelsbacher Ludwig nicht zu unterstützen, konnte er Ludwig doch helfen, wenn der Wittelsbacher im Elsass, in der Ortenau oder im Breisgau erscheinen sollte.­ Ulrich musste dabei freilich acht Tage zuvor den Habsburgern und den anderen ab-

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RHB, 3, Nr. 236. RHB, 3, Nr. 1314. Graf Johann versprach zugleich, in dem Thronstreit den Habsburgern beizustehen, vgl. RHB, 3, Nr. 1315. 122 Siehe oben S. 228 f. 123 RHB, 3, Nr. 1406. 124 RHB, 3, Nr. 1494; MGH Const., 6, 1, Nr. 16. Siehe auch das päpstliche Schreiben an den Bischof von Basel vom Februar 1325, das ihm den gleichen Inhalt mitteilte, RHB, 3, Nr. 1497; MGH Const., 6, 1, Nr. 21. 125 RHB, 3, Nr. 1433; MGH Const., 5, Nr. 971. 121

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C. Elsass und Oberrhein

sagen126. Die Stadt Hagenau schloss im Oktober 1324 einen Waffenstillstand mit Herzog Leopold, Bischof Johann von Straßburg, dem Markgrafen Rudolf von Baden und dem Herrn Otto von Ochsenstein bis zum nächsten Juni. Die Stadt versprach dabei, während des Waffenstillstandes den Wittelsbacher nicht in der Stadt aufzunehmen, außer in dem Fall, dass Ludwig mit Heeresmacht als König diesseits des Hagenauer Waldes erscheinen würde. Falls Ludwig nicht erschien, sollte die Stadt die Habsburger als Schutzherren akzeptieren127. Diese Reihe von Vereinbarungen brachte einen vorläufigen Frieden zwischen den Habsburgern und den wittelsbachischen Anhängern in der Region. In dem Konflikt zwischen Herzog Albrecht und dem Grafen von Fürstenberg fällten im August 1326 fünf Schiedsrichter, und zwar Graf Rudolf von Hohenberg, Bischof Johann von Straßburg, Herzog Ludwig von Teck, Otto von Ochsenstein und Walter von Geroldseck von Tübingen ihren Schiedsspruch128. Bischof Johann und Otto von Ochsenstein traten oft als Vermittler oder Schiedsrichter von der habsburgischen Seite in Erscheinung. Herzog Albrecht selbst erklärte im November 1326 das Zustandekommen einer Versöhnung129. Bei den oben aufgeführten Fällen, in denen die Habsburger mit dem Schiedsgericht einverstanden waren, traten solche Kräfte in der Region als Schiedsrichter auf, die sich meistens mit den habsburgischen Anhängern deckten. Bei der Entscheidung eines Schiedsgerichts hatten die Habsburger als Vormacht in der Region nichts Nachteiliges zu befürchten. Auf diese Weise konnten die Habsburger sich auf die reichen Ressourcen ihrer Anhänger verlassen und sie mobilisieren, sowohl bei der Konfliktbeilegung durch sie selbst als auch bei den eigenen Konflikten. Zu dieser tiefen Verwurzelung der Habsburger in dieser Region bildete die Tätigkeit Ludwigs des Bayern ab 1330 einen Kontrast, wie unten zu behandeln sein wird. 2. Die Herren von Rappoltstein und ihre Konflikte Als Beispiel aus dem Adel in dieser Region greifen wir die Herren von Rappoltstein heraus, die während des Spätmittelalters im mittleren Elsass eine kleine eigene Herrschaft ausgebildet haben130. Die Rappoltsteiner gehörten im Thronkampf zunächst zum wittelsbachischen Lager, wahrscheinlich wegen ihres Widerstands gegen die habsburgische Vormacht in der Region. König Ludwig versprach am 19. März 1315 Johannes, dem 126

RHB, 3, Nr. 1442; MGH Const., 5, Nr. 972. RHB, 3, Nr. 1453; MGH Const., 5, Nr. 997. 128 RHB, 3, Nr. 1730. 129 RHB, 3, Nr. 1755. Vgl. auch Nr. 1756. 130 Über die Herren von Rappoltstein s. Rathgeber, Die Herrschaft Rappoltstein; Brieger, Die Herrschaft Rappoltstein; Sittler, Un seigneur alsacien; Jordan, Les sires de Ribeaupierre. 127

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

233

Sohn des Anselm von (Hohen-)Rappoltstein, für den bisher geleisteten und noch zu leistenden Dienst 1.000 Silbermark in zwei Raten zu bezahlen. Falls Ludwig die Schuld nicht fristgemäß bezahlen konnte, sollte Johannes von seiner Treue gegenüber dem Wittelsbacher entbunden sein. Außerdem konnte er für den geleisteten Dienst das Königsgut und das Allod Ludwigs als Pfand in Besitz nehmen131. Dieses großzügige Versprechen deutet schon an, dass König Ludwig gerade in dem Einflussbereich der Habsburger seine Anhänger teuer erkaufen musste. König Friedrich verpfändete seinerseits am 25. März 1315 dem Heinrich von Rappoltstein das Dorf Hausen für 110 Silbermark, um seinen Dienst zu belohnen und die erlittenen Schäden zu kompensieren132. Am nächsten Tag folgte der Waffenstillstand zwischen König Friedrich einerseits und Johannes, dem Sohn des verstorbenen Heinrich von Rappoltstein, Johannes, dem Sohn des verstorbenen Anselm von Rappoltstein, sowie den anderen Adligen im Elsass andererseits133. Die Vereinbarung wurde von Erzbischof Heinrich von Köln, Bischof Johann von Straßburg und Herrn Johannes dem Alten von Lichtenberg vermittelt. Außer den Rappoltsteinern wurden Landgraf Ulrich im Unterelsass, Hanemann und Johannes der Jüngere von Lichtenberg, Hugo von Geroldseck am Wasichen sowie Burchard und Reinbold von Windeck in den Waffenstillstand eingeschlossen. Der Friede sollte bis zum 18. Mai gelten, und in diesem Zeitraum sollten die Adligen König Ludwig nicht unterstützen. Wenn Ludwig den ihnen versprochenen Lohn nicht bezahlen würde, sollten sie für Friedrich mit dem Wittelsbacher Krieg führen. Diesen Kriegsdienst sollte Friedrich mit den Gütern belohnen, die Bischof Johann von Straßburg und Johann von Lichtenberg gemeinsam bestimmen sollten. Wenn sie sich nicht einigen könnten, sollten die Adligen sich neutral verhalten. Während dieser Neutralität sollten sie sich wegen ihrer früheren Kriegsführung gegen König Friedrich mit ihm versöhnen. Wir können wohl den Bischof von Straßburg als einen Mann der habsburgischen Seite, Johann von Lichtenberg als den der adligen Seite und den Erzbischof von Köln als einen Quasi-Obmann einordnen. Auf diese Weise versuchten die Habsburger, den sich widersetzenden elsässischen Adel fest an sich zu ziehen. Nach der Schlacht von Mühldorf näherten sich aber einige der Rappoltsteiner dem Wittelsbacher an. Eine Urkunde des französischen Königs Karl IV. vom Juli 1324 zählt Johannes von Rappoltstein in der Unterstadt als einen der Grafen und Herren auf, die ihrem Treueid für die Habsburger den Rücken gekehrt hatten134. Die Habsburger sowie der Bischof von Straßburg, der Graf von Freiburg und die elsässischen Königsstädte wie Colmar schlossen ihrerseits wie oben erwähnt im September 1324 eine Vereinbarung mit den Adligen. Johannes von Hohen-Rappoltstein war darunter zu finden135. Er scheint geradezu eine Zentralfigur unter den 131

RKLB, 4, Nr. 8; MGH Const., 5, Nr. 237 UB Rappoltstein, 1, Nr. 317. 133 MGH Const., 5, Nr. 247; UB Rappoltstein, 1, Nr. 318; RHB, 3, Nr. 128. 134 UB Rappoltstein, 1, Nr. 375. 135 UB Rappoltstein, 1, Nr. 376; RHB, 3, Nr. 1433; MGH Const., 5, Nr. 971. Siehe oben S. 231. 132

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C. Elsass und Oberrhein

Adligen gewesen zu sein. Johannes wurde in der Vereinbarung erlaubt, dem Landgrafen Ulrich von Unterelsass zu helfen, wenn Ulrich oder seine Verwandten selber die Heeresmacht führen würden. Johannes sollte allerdings bei der Kriegshilfe nur 25 Knechte mitbringen. Wie oben geschildert, entstand erst einige Tage später, am 18.  September, der Waffenstillstand zwischen dem habsburgischen Lager und Ulrich, und Ulrich war deshalb damals noch mit den Habsburgern verfeindet. Man hat damit das Lehnsverhältnis zwischen Ulrich und Johannes von Hohen-Rappoltstein berücksichtigt. Falls Johannes Ulrich Hilfe leistete, müsste er dies spätestens einen Tag und eine Nacht davor dem bischöflichen Schultheiß zu Kestenholz und der Stadt Colmar mitteilen. Eine Mitteilung sollte für eine Kriegsfahrt reichen, wie lange sie auch dauern sollte. Wenn Johannes aber einmal zu seiner Burg zurückkehrte und wieder aufbrach, sollte er erneut absagen. Wenn es über diese Vereinbarung zum Streit zwischen den Parteien kam, sollten Heinrich von Waffeler sowie der bischöfliche Vitztum in Straßburg aus dem habsburgischen Lager und Werner von Hüneweil sowie Theobald Betschelere von Keysersberg für den Rappoltsteiner und die anderen Personen Schiedsrichter sein. Die Entscheidung sollte einstimmig oder mehrheitlich von ihnen getroffen werden. Wenn sie keine Lösung fanden, sollte Walther von Geroldseck der Ältere als Obmann entscheiden. Die Schiedsrichter und der Obmann sollten binnen acht Tagen nach Antritt ihres Amtes in dem jeweiligen Konfliktfall die Entscheidung treffen. Wenn eine Partei gegen die Entscheidung einen Einwand hätte, sollte sie ihn binnen eines Monats nach der Entscheidung erheben. Johannes von Hohen-Rappoltstein und die anderen baten Walther von Geroldseck den Älteren, Heinrich von Rappoltstein und Johannes den Jüngeren von Rappoltstein um Bürgschaft für diesen Waffenstillstand. Mit dieser Vereinbarung sicherten die Habsburger sich wie oben erwähnt die Neutralität der Adligen. Die Auswahl der Schiedsrichter und der Bürgen stellt die adligen Verbindungen des Johannes von Rappoltstein heraus. Zwei junge Rappoltsteiner scheinen der Italienfahrt des Wittelsbachers von 1327 bis 1329 Folge geleistet zu haben, auch wenn man diese beiden Herren namentlich nicht identifizieren kann136. Die Rappoltsteiner versuchten auf diese Weise, zwischen den beiden Königen schwankend, die eigene Herrschaft zu behaupten und möglicherweise auszubauen. Ein ähnliches Verhalten kam bei den von den Habsburgern sich etwas distanzierenden Adligen in der Region oft vor. Die Rappoltsteiner bewegten sich dabei im Rahmen der Verbindungen des regionalen Adels. Diesem Umstand entspricht ihr vielfaches Auftreten als Bürgen für andere Adlige in der Region. Bei dem Waffenstillstand zwischen Bischof Johann von Straßburg und den von Laubgassen vom 23. Oktober 1315 trat Heinrich von Rappoltstein als Schieds­

136

UB Rappoltstein, 1, Nr. 393.

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

235

richter und Bürge für die von Laubgassen auf137. Auch bei den Verlängerungen des Friedens vom Dezember und dem nächsten März erschien Heinrich als Schiedsrichter138. Am 15.  März 1323 verbürgten sich Johannes von Rappoltstein sowie Walther und Burchard von Horburg für die Ritter Walther von Schäffolsheim und­ Johann von Epfig gegenüber der Stadt Straßburg, den von Wickershein, den von Butenhein und ihren Helfern für die Einhaltung eines Waffenstillstandes bis zum 10. April139. Im September 1324 garantierten Otto von Ochsenstein, Hannemann von Lichtenberg, Johannes von Rappoltstein und viele andere elsässische Adlige der Stadt Hagenau, dass der Ritter Simon Fürst von Brumath, der von der Stadt Hagenau gefangengenommen und eingekerkert worden war, bis zum 6.  Dezember wieder in die Haft zurückkehren würde140. Sie verbürgten sich zudem dafür, dass die Bürger von Hagenau inzwischen von Simon und seinen Helfern keine Schäden erleiden sollten. Wenn Schadenshandlungen vorkommen würden, sollte der betroffene Bürger vor einem Ausschuss von drei Bürgern seine Klage erheben und von ihnen eine Einschätzung der Schadenssumme erhalten. Wenn die Adligen ihre Pflicht als Bürgen nicht erfüllen würden, könnte die Stadt vor dem weltlichen oder dem geistlichen Gericht sowie dem Landfrieden ihre Klage erheben. Im April beschworen Heinrich von Rappoltstein und Johannes von Rappoltstein in der Oberen Stadt mit den anderen Adligen für Ruschin von Regenshein, der von der Stadt Straßburg gefangengenommen und wieder frei gelassen worden ­war, eine Urfehde141. Im Mai 1325 war der Name Johann von Rappoltstein wieder unter den zahlreichen Adligen zu finden, die für den von der Stadt Hagenau verhafteten und freigelassenen Ritter Simon Fürst zu Brumath als Bürgen aufgetreten waren142. Die Rappoltsteiner fungierten ferner als Vermittler und Schiedsrichter bei den Adel betreffenden Streitigkeiten. Sie ließen auch eigene Konflikte von adligen Schiedsgerichten entscheiden. Graf Ulrich von Pfirt traf im Januar 1324 als Schiedsrichter eine Entscheidung über den Streit zwischen Bischof Johann von Straßburg einerseits und dem Grafen Georg von Veldenz, dem Herrn Walther von Geroldseck sowie dem Herrn Heinrich von Rappoltstein andererseits um Eckenheim, die Burg Ortenburg und andere Orte143. 137

UB Rappoltstein, 1, Nr. 325. UB Rappoltstein, 1, Nr. 326, 329. 139 UB Rappoltstein, 1, Nr. 368. 140 UB Rappoltstein, 1, Nr. 378. Eine ähnliche Bürgschaft wurde im Mai 1325 wiederholt, s. UB Rappoltstein, 1, Nr. 385. 141 UB Rappoltstein, 1, Nr. 383. 142 UB Rappoltstein, 1, Nr. 385. 143 UB Rappoltstein, 1, Nr. 371. 138

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C. Elsass und Oberrhein

Im Januar 1330 wurde ein Schiedsspruch über ein Attentat gefällt, das ein Rappoltsteiner begangen hatte144. Johannes von Hohen-Rappoltstein hatte den Edelknecht Konrad von Kienzheim getötet. Die Ritter Werner von Meienheim und Johannes von Kaisersberg, der Edelknecht Heinrich von Ellenweiler und Johannes Domherr, der Schultheiß von Colmar, trafen die Entscheidung. Die Kontrahenten sollten binnen fünf Wochen die Sühne beschwören. Johannes sollte die ewige Messe für die Seele des getöteten Konrads stiften, 100 Silber-Mark in zwei Raten bezahlen, versprechen, den Hinterbliebenen Konrads das nächste vakante Lehen bis zur Summe von 30 Silber-Mark zu verleihen, und die einschlägige Urkunde ausstellen sowie der Witwe Konrads 10 Mark Silber bezahlen. Die Betroffenen und die Schiedsrichter stammen aus dem Niederadel, und dieser Fall stellt damit eine Konfliktlösung unter dem Adel dar. Die Ritter Johannes von Kaisersberg und der Edelknecht Johannes Domherr von Colmar als die von dem Kloster Pairis gewählten Schiedsrichter teilten im­ Februar 1335 über den Streit zwischen dem Kloster und Walther Schop von Rappoltsweiler sowie Buckern von Cellenberg dem von den Parteien bestellten Obmann Johannes dem Jüngeren von Rappoltstein ihre Auffassungen mit. Aus dem Schreiben ergibt sich, dass Jekelin Metziger und Johans in der Walken als Schiedsrichter der anderen Partei tätig waren145. Im Februar 1340 entschied Johannes von Rappoltstein, Herr von Oberstadt, als Schiedsrichter den Streit zwischen seinem Oheim Ulrich, dem Domherrn von St. Diebold (St. Die), und dem Kapitel von St. Die146. Herzog ­Rudolf von Lothringen bestätigte im Dezember 1341 einen Spruch, den Heinrich von Blanken­berg in seinem Auftrag gefällt hatte. Der Sachverhalt war, dass Johann der Jüngere von Hohen-Rappoltstein den Abt Bencelin vom Kloster Moyen­moutier gefangen­ ­ einrich von ­Rappoltstein, genommen hatte und in der Haft hatte sterben lassen147. H Herr zu Hohenack, Graf Konrad von Freiburg, Graf E ­ berhard von Sulz und die anderen Adligen schlichteten 1341 den Streit zwischen ­Ulrich von Schwarzenberg und Susanna von Schwarzenberg um die Stadt Wald­k irch148. Im Oktober 1343 versprach Johannes von Rappoltstein, Herr zu Hohen-Rappolt­stein, den Brüdern Heinzemann und Wernlin von Hattstatt, ihnen bei ihrer Fehde gegen den Herzog Rudolf von Lothringen Hilfe zu leisten149. Die Rappoltsteiner schlichteten nicht zuletzt die Konflikte der unter ihrer Herrschaft stehenden Leute. Im September 1335 schlichteten Johannes von Rappoltstein, Herr von der Oberstadt Rappoltsweiler, und sein Vetter Johannes von Hohen-­Rappoltstein einen Streit zwischen dem Augustinereremiten Hein­ 144

UB Rappoltstein, 1, Nr. 408. UB Rappoltstein, 1, Nr. 454. 146 UB Rappoltstein, 1, Nr. 512. 147 UB Rappoltstein, 1, Nr. 524. 148 UB Rappoltstein, 1, Nr. 525. 149 UB Rappoltstein, 1, Nr. 538. 145

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

237

zelin und anderen Personen um das Erbe des Vaters Heinzelins, eines Bäckers in ­Rappoltsweiler150. Die Rappoltsteiner beteiligten sich am Lehngericht als Lehnsherr oder als Lehnsmann. Im Dezember 1336 erläuterte Johannes von Rappoltstein als Richter des Lehnsgerichts der Äbtissin von Andlau ein Urteil151. Johannes von Rappolt­ stein, Herr von der Oberstadt, verkündete im Januar 1340 einen Spruch seines Lehngerichts152. Im August 1341 gab es einen Streit zwischen den Vasallen des Johannes von Rappoltstein, des Herrn von Oberstadt153. Heinrich von Rappoltstein, Herr zu Hohenack, und Johannes von Rappoltstein, Herr von der Oberstadt, versprachen im August 1342 dem Herzog Rudolf von Lothringen, ihm beizustehen, wenn Albert von Awelin, der auf ihre Befürwortung hin frei gelassen worden war, und seine Familie es wagen würden, sich an dem Herzog zu rächen154. Die Rappoltsteiner hatten sich für Albert eingesetzt, weil er ihr Lehnsmann gewesen war. Aber sie versagten freilich weitere Hilfe. Die oben referierten Konflikte, die sich auf die Rappoltsteiner bezogen, ver­ deut­lichen die Situation des elsässischen Adels in dieser Zeit. Die Rappoltsteiner trafen freilich als Herren ihrer Untertanen die Entscheidung und beteiligten sich an dem Lehngericht. Zahlreiche einschlägige Konflikte wurden aber durch Vermittlung und Schiedsgericht beigelegt. In solchen Fällen trat der Adel in der Region als Vermittler, Bürge und Schiedsrichter auf, so auch die Rappoltsteiner selber. Die Konfliktbeilegung wurde auf diese Weise im Rahmen der Verbin­ dungen unter den Adligen praktiziert. Es gilt in dem nächsten Abschnitt zu überprüfen, wie sich die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit mit diesem adligen Netzwerk berührte. 3. Die Stadt Straßburg und ihre Auseinandersetzungen mit den umgebenden Kräften Zuletzt sollen die Konflikte der Stadt Straßburg als Beispiel aus dem städtischen Milieu kurz behandelt werden. Straßburg galt wie schon erwähnt als das städtische Zentrum dieser Region und hinterließ ein reiches Quellenmaterial. In Straßburg entfaltete sich seit dem 13.  Jahrhundert eine Autonomie der Bürger­ gemeinde, die vom Stadtrat geführt wurde155. Im Folgenden soll ein Überblick über Aspekte der einschlägigen Konflikte gegeben werden. 150

UB Rappoltstein, 1, Nr. 463. UB Rappoltstein, 1, Nr. 472, vgl. auch ebd., Nr. 477. 152 UB Rappoltstein, 1, Nr. 509, vgl. auch ebd., Nr. 511, 514, 522a, 522b, 523. 153 UB Rappoltstein, 1, Nr. 520. 154 UB Rappoltstein, 1, Nr. 532. 155 Siehe oben S. 224. Die Stadt Straßburg erwarb vor allem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgrund ihrer Wirtschaftskraft viele Privilegien von den Königen und anderen Mächten, s. Egawa, Stadtherrschaft und Gemeinde, S. 160 ff. 151

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C. Elsass und Oberrhein

Die Stadt Straßburg lehnte sich wiederholt, wie die anderen Bischofsstädte, gegen den Bischof als Stadtherrn und den Klerus in der Stadt auf. Bischof Johann und das Domkapitel schlossen im September 1319 ein Abkommen gegen die Bettelorden und die Stadt Straßburg156. Die Stadt erlebte aber auch, wie unten noch geschildert werden wird, heftige innere Auseinandersetzungen. Die Stadt hatte aber außerdem verschiedene Konflikte mit außerstädtischen Mächten. Es gab zum ersten die Streitigkeiten zwischen der Stadt Straßburg und den anderen Städten in der Region bzw. zwischen den Bürgern von Straßburg und den Bürgern anderer Städte. Im Juni 1315 fällte Heinrich von Mülnheim, der Zöllner und Zollrichter von Straßburg, einen Spruch über den Anspruch des Straßburger ritterlichen Bürgers Burchard Pfiler gegen die Bürger von Luzern. Burchard hatte behauptet, dass die Bürger von Luzern wegen Schulden des Herzogs von Österreich mit Beschlag belegt werden sollten, weil sie „eigine lute“ des Herzogs waren. Das Gericht schloß sich dagegen dem Widerspruch der Luzerner an, dass sie nicht „eigine lute“, sondern „vogetlute“ seien, und wies die Klage von Burchard zurück157. Die Stadt Straßburg und die Stadt Hagenau schlossen im Februar 1316 wie erwähnt eine Vereinbarung über das Verfahren gegen Schuldner. Nach der Urkunde gab es wohl davor Streitigkeiten zwischen den beiden Städten gerade über die Schulden158. Um weiteren Streit zu vermeiden, schlossen die Städte das Abkommen. Die Stadt Limburg verkündete im September 1316, dass zwei Bürger von Limburg über die Bezahlung der Schulden gegenüber den Bürgern von Straßburg eine Urfehde geschworen hatten159. Die Stadt Metz versprach im Juli 1318, wegen der Verhaftung und Beschlagnahme der Bürger von Metz durch den Straßburger ritterlichen Bürger (miles civis) Burchard von Mulenheim ihm und der Stadt Straßburg zukünftig keinen Schaden zuzufügen160. Die Stadt Metz versprach auch einen Waffen­stillstand bis zum 8. September161. Im August 1326 erklärten, wie schon oben erwähnt, Bischof Johann von Straßburg und die anderen Personen im Auftrag des Königs Friedrich die Ver­ söhnung zwischen Straßburg und Offenburg162. Eine Woche danach verkündete die Stadt Offenburg, dass 23 Bürger von Offenburg über ihre Gefangennahme und die in dem Krieg erlittenen Schäden gegenüber der Stadt Straßburg eine Urfehde geschworen hatten163. Vor der Versöhnung waren also die Waffen geführt worden. Peter Münch, der Küster von Lautenbach und Bürger von Basel, gelobte im Ok­tober 1326, dass er wegen seiner Gefangennahme der Stadt Straßburg keinen 156

UB Straßburg, 2, Nr. 388. RHB, 3, Nr. 273; UB Straßburg, 2, Nr. 332. 158 UB Straßburg, 2, Nr. 344. Siehe auch oben S. 224. 159 UB Straßburg, 2, Nr. 349. 160 UB Straßburg, 2, Nr. 368. 161 UB Straßburg, 2, Nr. 369. 162 UB Straßburg, 2, Nr. 467. Siehe auch oben S. 230. 163 UB Straßburg, 2, Nr. 468. 157

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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Schaden zufügen würde, und er bestellte sechs Bürgen für das Einhalten des Eids und die Bezahlung der Schulden164. Im November entstand das oben genannte Städtebündnis zwischen Straßburg, Basel und Freiburg165. In einer Urkunde vom gleichen Datum erklärte die Stadt Basel, dass Peter Münch und Johann Froweler, Bürger von Basel, eine Urfehde geschworen hatten166. Die beiden hatten Johann Marx, einen ritterlichen Bürger von Straßburg, gefangengenommen. Die Stadt Freiburg erklärte im Mai 1329, dass Walther der Waser von Burgheim, ein Bürger von Freiburg, sowie seine Mutter und Schwester einerseits und Peter von Regisheim, ein ritterlicher Bürger von Straßburg, andererseits, sich verglichen hatten167. Es könnte dabei um einen Erbstreit gegangen sein. Erzbischof Balduin von Trier schrieb im Juni 1331 der Stadt Straßburg, dass er bereit sei, gegenüber der Stadt Landau die Ansprüche Straßburgs zu vertreten168. Da die Stadt Landau und der Ritter Simon von Mulenhoven einige Bürger Straßburgs verhaftet hatten, bat Straßburg den Erzbischof um seinen Einsatz. Die Stadt Schlettstadt versprach im Juni 1332, wegen der Gefangennahme von sechs Söldnern und Bürgern von Schlettstadt keine Rache zu üben und der Stadt Straßburg keinen Schaden zuzufügen169. Die Stadt Straßburg versprach ihrerseits im Oktober 1333, wegen der Schäden, die Burckhart von Rosenowe, ein Bürger von Konstanz, dem Straßburger Ammannmeister Burckart Twinger und seinem Knecht Johannes Geishorn zugefügt hatte, die Stadt Konstanz nicht anzugreifen und zu schädigen170. Die Stadt Rottweil verkündete im Juni 1334 eine Versöhnung mit der Stadt Straßburg171. Die Ursache und der Verlauf der Auseinandersetzung sind unklar. Die Stadt Straßburg hatte also häufig wegen Schuldenfragen Konflikte mit anderen Städten. In ihrem Verlauf kam es zu bewaffneten Zusammenstößen oder eigenmächtigen Beschlagnahmen und zur Gefangennahme von Bürgern. Anschließend wurde versucht, den Konflikt durch Versöhnung, Urfehde und Bürgschaft zu lösen. Ein Abkommen über die Schuldenfrage und den Gerichtsstand zwischen Straßburg und einer anderen Stadt konnte geschlossen werden. Der Städtebund scheint dagegen in dieser Region eine eher geringere Rolle gespielt zu ­haben. Die kürzere Tradition des Städtebundes im Elsass-Oberrhein dürfte auf diese Weise nachwirken. Die Quellen aus Straßburg bezeugen charakeristischerweise zahlreiche Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem umliegenden Landadel. Viele Sühnen und­ Urfehden sind überliefert. 164

UB Straßburg, 2, Nr.  469. Einer der Bürgen war Nikolaus Zorn, der Schultheiß von Straßburg. 165 UB Straßburg, 2, Nr. 470. Siehe auch oben S. 226. 166 UB Straßburg, 2, Nr. 471. 167 UB Straßburg, 2, Nr. 504. 168 UB Straßburg, 2, Nr. 529. 169 UB Straßburg, 5, Nr. 3. 170 UB Straßburg, 5, Nr. 18. 171 UB Straßburg, 5, Nr. 26.

240

C. Elsass und Oberrhein

Von 1314 bis 1320 sind mehrere Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Straßburg und den Herren von Fleckenstein sowie denen von Berwarstein bezeugt. Die Stadt Straßburg und die Stadt Hagenau versöhnten sich im April 1314 über ihre vorausgehenden Streitigkeiten und vereinbarten eine gemeinsame militärische Aktion gegen Nikolaus von Lützelstein, Hugelin von Fleckenstein und Eberhard von Berwarstein. Sie entschieden sich, von Berwarstein über Sulz gegen Lützelstein vorzugehen172. Jakob von Fleckenstein stand den Städten bei173. Im Februar 1315 kam ein Vergleich zwischen Hugelin von Fleckenstein, Heinrich von Fleckenstein und Cune Vogt von Waszelnheim einerseits und der Stadt Straßburg, der Stadt Hagenau und Jakob von Fleckenstein andererseits zustande174.­ Hugelin war dabei die Zentralfigur, und die anderen zwei waren seine Helfer. Die Aus­einandersetzung zwischen Hugelin und der Stadt Hagenau sollte durch ein Schiedsgericht von fünf Männern beigelegt werden. Die Parteien sollten je zwei Schiedsrichter ernennen, die sich mit dem fünften Mann in Hagenau versammeln und einstimmig oder mehrheitlich mit Minne oder Recht entscheiden sollten.­ Hugelin versprach, sich der Entscheidung zu unterwerfen. Falls Hugelin vor dem Schiedsspruch sterben würde, sollte er der Stadt 500 Silber-Mark schulden. Hugelin bestellte dafür elf Bürgen, meistens aus dem elsässischen Adel. Der Streit zwischen der Stadt Straßburg und Nikolaus von Lützelstein wurde von einem Schiedsgericht unter dem Vorsitz Bischofs Johann von Straßburg bei­ gelegt. Im Februar 1316 beurkundeten Albrecht Rulenderlin und Claus Friedrich, ritterliche Bürger von Straßburg und Schiedsrichter der städtischen Seite, in Z ­ abern, einem bischöflichen Ort, ihr Urteil, in dem sie über den Schadensersatz und anderes entschieden175. Am gleichen Tag erklärten die Ritter Mettelo von Hattigny und Fritschemann Münch von Dehlingen, Schiedsleute der Lützelsteiner Seite, ebenfalls in Zabern ihre Auffassung176. Nach der Urkunde fand die Kompromittierung auf das Schiedsgericht unter Vermittlung von vier Adligen statt, unter denen Albrecht Rulenderlin und Claus Friedrich, also die oben genannten Straßburger Schiedsrichter, zu finden sind. Diese vier wurden „ratlute von beden siten“ genannt. Der Bischof Johann von Straßburg fällte daraufhin im November 1316 172 UB Straßburg, 2, Nr. 316. Im Juni 1314 versöhnten sich Berthold, Anselm und Rudolf von Drachenfels mit der Stadt in Bezug auf die Schäden, die ihnen das städtische Heer während der Belagerung der Burg Berwarstein zugefügt hatte und noch zufügen würde. Die Urkunde wurde auf Bitten von Drachenfels von der Stadt Landau mitbesiegelt, s. UB Straßburg, 2, Nr. 317. Es wird angenommen, dass die von Berwarstein und die von Drachenfels verwandt waren (Schultz, Der Codex Berwartstein, S. 11). Die von Drachenfels dürften damals den von Berwarstein beigestanden haben. 173 Im Dezember 1314 verzichtete Gottfried von Fleckenstein auf seinen Anspruch hinsichtlich der Schäden, die er erlitten hatte, und auf die Hilfeleistung von Straßburg und Hagenau für seinen Vetter Jakob von Fleckenstein. Gottfried sollte dem mit den Städten kämpfenden Eberhard von Berwarstein nicht helfen. Er verzichtete auch auf seine Ansprüche wegen seiner in diesem Krieg erlittenen Schäden, s. UB Straßburg, 2, Nr. 322. 174 UB Straßburg, 2, Nr. 341. 175 UB Straßburg, 2, Nr. 342. 176 UB Straßburg, 2, Nr. 343.

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

241

als „obeman“ in dem Streit zwischen Straßburg und Nikolaus von Lützelstein ein Schiedsurteil und setzte unter anderem die Entschädigung durch Lützelstein in drei Raten fest177. Der Konflikt mit denen von Berwarstein ging dagegen weiter. Im März 1316 schloss der Ritter Heinrich von Fleckenstein für zwei Jahre ein Bündnis mit der Stadt Straßburg gegen Eberhard von Berwarstein178. Die Stadt hatte bereits Anselm von den Eichen, einen Helfer der Berwarstein, gefangengenommen. Heinrich war wie oben erwähnt Helfer des Hugelin von Fleckenstein gewesen, aber er war in das Lager der Stadt gewechselt. Johann und Hügelin von Fleckenstein­ sicherten im Januar 1318 sowohl die Versöhnung zwischen Anselm von den Eichen und der Stadt Straßburg als auch seine Urfehde wegen der Gefangennahme179. Anselm war in Berwarstein gefangengenommen worden. Im Oktober 1318 schloss Graf Gottfried von Leiningen auf die Bitte der Stadt Straßburg hin ein Bündnis gegen Eberhard und Anselm von Berwarstein sowie ihre Helfer Merkelin von­ Friesenheim und andere Adlige. Der Graf versprach darin, der Stadt zu helfen, seine Burgen dafür zur Verfügung zu stellen und alleine keinen Frieden mit den Feinden zu schließen180. Nach der Urkunde scheint der Graf schon davor als Helfer der Stadt vor die Burg Berwarstein gezogen zu sein. Unter jenen Feinden versöhnten sich Anselm von Berwarstein und Merkelin von Friesenheim im November 1319 mit der Stadt Straßburg. Sie verzichteten dabei auf ihre Ansprüche wegen der von der Stadt zugefügten Schäden181. Die Urkunde wurde auf ihre Bitte hin von Bischof Emich von Speyer und seinem Bruder Graf Gottfried von Leiningen mitbesiegelt. Möglicherweise haben sie die Versöhnung vermittelt. Den Vergleich zwischen Eberhard von Berwarstein und Straßburg sowie Hagenau verkündeten im Dezember 1319 Bischof Emich von Speyer, die Grafen Friedrich und Gottfried von ­Leiningen, Graf Georg von Veldenz und Otto von Ochsenstein, der Landvogt im Elsass182. Eberhard und seine Helfer versprachen, auf ihre Ansprüche auf die durch die Belagerung von Berwarstein und bei anderen Gelegenheiten erlittenen Schäden zu verzichten. Die Rolle dieser fünf ist in der Urkunde nicht genannt, aber sie dürften ebenfalls die Vereinbarung vermittelt haben. Der Hofrichter von Speyer erklärte im April 1320, dass die Witwe und die Söhne des verstorbenen­ Johann von Berwarstein sich mit Straßburg und Hagenau verglichen hatten183. 177

UB Straßburg, 2, Nr. 352. UB Straßburg, 2, Nr. 345. Zu den Rittern von Berwar(t)stein, die aus den Ministerialen des Bischofs von Speyer aufstiegen, vgl. Schultz, Der Codex Berwartstein, S. 10 ff. Da sie im Verlauf des 14. Jahrhunderts in wirtschaftliche Not gerieten, kamen die Burg Berwarstein und die zugehörigen Güter 1347 in die Hand des Klosters Weißenburg. 179 UB Straßburg, 2, Nr. 359. 180 UB Straßburg, 2, Nr. 372. 181 UB Straßburg, 2, Nr. 389. 182 UB Straßburg, 2, Nr. 390. 183 UB Straßburg, 2, Nr. 394. Gotschalk Schaf zu der Ecke, ein Bürger von Speyer, trat zugleich in die Sühne zwischen Straßburg sowie Hagenau und Eberhard von Berwarstein ein, UB Straßburg, 2, Nr. 395. 178

242

C. Elsass und Oberrhein

Johann war Vater des Eberhard von Berwarstein und dieser Fall dürfte daher mit dem Krieg um Berwarstein im Zusammenhang gestanden haben. Die Auseinandersetzungen mit denen von Schäffolsheim sind auch überliefert. Der Ritter Wilhelm von Dorsweiler versprach im Dezember 1321, für 350 Silber-­ Mark der Stadt Straßburg gegen Walther von Schäffolsheim zu helfen184. Die Verteilung der Kosten, die Öffnung der Burg Dorsweiler für die Stadt und andere Angelegenheiten wurden ausführlich geregelt. Der Krieg scheint näher gerückt zu sein. Dieser Fall fand danach im April 1322 in der Versöhnung des Ritters Walther von Schäffolsheim mit der Stadt Straßburg ein vorläufiges Ende185. Walther verpflichtete sich, der Stadt 200 Pfund in zwei Raten zu bezahlen und bestellte dafür acht Bürgen wie Heinrich von der Dicke und andere. Falls ­Walther die Bezahlung versäumte, sollten die Bürgen in Erstheim das Einlager halten. Die Adligen wie die von Wikersheim und die von Butenheim hatten der Stadt bei­ gestanden, während der Ritter Johann von Epfig der Helfer Walthers gewesen war. Walther trat nach einigen Jahren nochmals als Feind der Stadt auf. Im Mai 1329 verglichen sich nämlich der Ritter Walther sowie die Edelknechte Wilhelm und Hänselein von Schäffolsheim mit der Stadt Straßburg und den Johannitern in Dorlisheim186. Es gab einen Krieg mit den Johannitern und Walther wurde dabei gefangen­genommen. Der Ritter Johann von Epfig versöhnte sich seinerseits im Juli 1327 mit der Stadt187. Da die Urkunde den städtischen Angriff gegen Johannes Keller, den Vogt von Bernstein unter Bischof Johann von Straßburg, erwähnt, scheint diese Versöhnung sich auf den Konflikt zwischen der Stadt Straßburg einerseits und dem Bischof, der Stadt Rheinau und dem Vogt von Bernstein andererseits bezogen zu haben188. Der Ritter Johann von Epfig tauchte schon bei den Streitigkeiten mit denen von Schäffolsheim auf und geriet oft in Auseinandersetzungen mit der Stadt. Im Mai 1330 versöhnte sich Dietmar von Epfig mit der Stadt Straßburg189. Nachdem Dietmar den Straßburger Bürger Hugelin Swap gefangengenommen hatte, versprach er in dieser Vereinbarung, die Stadt künftig nicht mehr anzu­ greifen, jedenfalls aber 14 Nächte vor einem Angriff abzusagen. Der Ritter Johann von ­Epfig und der Edelknecht Dietschelin von Epfig verbürgten sich für die Einhaltung des Versprechens. Johann erscheint hier als ein Bürge für den Verwandten. Johann versöhnte sich jedoch im Dezember 1335 wieder mit der Stadt190. Er versprach, die Stadt und die Bürger nicht zu bedrängen und bestellte vier Bürgen, Rudolf von Andlau, Arnold von Hyttenheim, Ludwig von Amolter und Berlewin von Utenheim. 184

UB Straßburg, 2, Nr. 410, 411. UB Straßburg, 2, Nr. 418. Vgl. auch Nr. 422. 186 UB Straßburg, 2, Nr. 502. 187 UB Straßburg, 2, Nr. 481. 188 UB Straßburg, 2, Nr. 474, 476. 189 UB Straßburg, 2, Nr. 515. 190 UB Straßburg, 5, Nr. 54. 185

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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Zu dem Kriegszug gegen die Burg Stauffenberg sind einige Urkunden über­ liefert. Edelknecht Albrecht Brune von Stauffenberg verglich sich im August 1329 mit der Stadt und Bischof Berthold von Straßburg und verzichtete auf seinen Anspruch wegen der Schäden, die er bei der Belagerung der Burg Stauffenberg durch die beiden erlitten hatte191. Im Dezember 1329 versprachen Berthold Stolle und seine Brüder, die Edelknechte von Stauffenberg, der Stadt Straßburg einen Waffenstillstand192. Bei einer Wiederaufnahme des Kampfes sollte man acht Tage davor absagen. Der Ritter Heinrich von Selbach und der Edelknecht Wernhern von Tieffenowe gewährten dafür Sicherheit. Herzog Otto von Österreich schlichtete dann im Juni 1330 den Streit zwischen Bischof Berthold von Straßburg und der Stadt Straßburg einerseits und den Markgrafen von Baden, dem Grafen Ulrich von Württemberg und den Herren von Stauffenberg andererseits193. Burckart Murnhart und Dyebolt Schencke verbürgten sich im Mai 1334 dafür, dass Diebolt Murnhart und Hanneman Murnhart acht Tage vor der Fehde der Stadt absagen sollten194. Diebolt und Hanneman sollten ihrem Bruder Andres nicht beistehen. Diebolt Murnhart, Haneman Murnhart und Andres Murnhart versöhnten sich dann im Januar 1336 mit der Stadt über den Überfall, den Andres gegen die Bürger von Straßburg begangen hatte195. Wir finden noch zahlreiche Beispiele, in denen ein von der Stadt verhafteter Adliger bei seiner Freilassung eine Urfehde schwor196. Bei der Urfehde, der Sühne oder anderen Versprechen hat man oft andere Adlige als Bürgen bestellt197 oder sie mitbesiegeln lassen198. Über die Fehdeführung wurde manchmal verabredet, dass man geraume Zeit vor dem Fehdeanfang gegenüber der Stadt die Fehde ansagen sollte. Der Ritter Walther von Giersberg bürgte im Januar 1331 für seinen von der Stadt gefangengenommenen Neffen Simon Fürsten von Brumat. Falls Simon die Stadt angreifen würde, sollte er ihr acht Tage davor seine Feind­ choler, Ritter schaft mitteilen199. Im Juni 1335 versprachen Rudolf und Peter die S von Basel, bei der Auseinandersetzung zwischen Straßburg und Fritzemann zu Rhein die Stadt nicht anzugreifen, wenn sie ihr vier Wochen zuvor nicht absag 191

UB Straßburg, 2, Nr. 505. Am nächsten Tag schloss Heinrich Brune von Stauffenberg einen ähnlichen Frieden mit der Stadt und dem Bischof, s. UB Straßburg, 2, Nr. 505, Anm. 3. 192 UB Straßburg, 2, Nr. 508. 193 UB Straßburg, 2, Nr. 516. 194 UB Straßburg, 5, Nr. 23. 195 UB Straßburg, 5, Nr. 58. 196 UB Straßburg,2, Nr. 366, 421, 430, 449, 454, 465, 466, 472, 477, 479, 483, 484; UB Straßburg, 5, Nr. 8, 62, 197 UB Straßburg, 2, Nr. 421, 449, 454, 466, 477, 483, 506; UB Straßburg, 5, Nr. 2, 8, 11, 52. 198 UB Straßburg, 2, Nr. 430; UB Straßburg, 5, Nr. 62. 199 UB Straßburg, 2, Nr. 524. Die Ritter Johann und Eberhard Puller baten im Februar 1331 die Stadt Straßburg um die Freilassung der Knechte, die von den Söldnern der Stadt gefangengenommen worden waren. Diese Knechte scheinen Simon Fürsten von Brumat beigestanden zu haben, s. UB Straßburg, 2, Nr. 526.

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C. Elsass und Oberrhein

ten200. Im Dezember 1335 sicherte der Ritter Götze von Staufen der Stadt zu, acht Tage Frist vor der Fehde einzuhalten201. Wie oben erwähnt, sind zahlreiche Streitigkeiten zwischen der Stadt Straßburg und dem umliegenden Adel überliefert. Dieser Befund dürfte mit der Eigenschaft Straßburgs als zentraler Ort und seiner Territorienbildung im Landgebiet zu tun haben. Es fällt auf, dass etwa seit 1330 die Adligen wiederholt versprachen, eine bestimmte Frist zwischen der Absage und dem Anfang der Fehdeführung festzusetzen und einzuhalten. Es ist auch bemerkenswert, dass außer dem direkt Betroffenen viele weitere Adlige als Bürgen oder sonstige Funktionsträger erschienen. Freilich forderte die Stadt ihrerseits solche Sicherungen, aber es beleuchtet zugleich die Verbindungen unter den Adligen in der Region. Um Streitigkeiten beizulegen, wurde auch hier das Schiedsgericht eingesetzt. Die Stadt Straßburg und der Markgraf Rudolf der Ältere von Baden einigten sich im Juni 1315 auf eine Lösung durch vier Schiedsrichter. Der Markgraf wählte Brune von Windeck und Heinrich von Selbach als seine Schiedsrichter, die Stadt Nikolaus von Kageneck und Reinbold Hüffelin, beide Bürger von Straßburg. Falls sie nicht mehrheitlich entscheiden könnten, sollte Bischof Johann von Straßburg als Obmann mit minne, also mit der Zustimmung der Parteien, die Entscheidung treffen. Falls der Bischof nicht als Obmann fungieren konnte, war es möglich, stattdessen einen anderen Obmann zu bestellen202. Im August verkündeten die städtischen Schiedsrichter ihre Beurteilungen203. Der Ritter Werner Gutemann von Hattstadt fällte im November 1316 als Obmann in dem Konflikt zwischen Werner von Bergheim und der Stadt Straßburg einen Schiedsspruch204. Im April 1319 entschied Burchard von Hohenstein als Obmann den Streit zwischen der Stadt Straßburg sowie Burkart Schoubes einerseits und der Stadt Schlettstadt sowie Bertolt Erlins und seinen Kindern andererseits205. Es ging um einen Erbstreit. Straßburg benannte Albrecht Rulenderlin und Heinrich Wezzel als Schiedsrichter, Schlettstadt Heinrich Waffeler von Eckirch und Walter Gebur. Sie legten dem Obmann jeweils ihre Positionen schriftlich vor. Nach deren Überprüfung fällte der Obmann eine Entscheidung. Zu diesem Streit hatte schon im März 1313 Burchard von Hohenstein als Obmann eine Entscheidung getroffen206. 200 UB Straßburg, 5, Nr. 43. Die Stadt und Fritzemann stritten schon vorher miteinander. Im Februar 1328 versprachen der Ritter Johann Ulrich vom Haus und andere, während der Fehde zwischen Fritzemann zu Rhein und Straßburg die Stadt nicht anzugreifen. UB Straßburg, 2, Nr. 486. 201 UB Straßburg, 5, Nr. 56. 202 UB Straßburg, 2, Nr. 330. 203 UB Straßburg, 2, Nr. 334. 204 UB Straßburg, 2, Nr. 350. 205 UB Straßburg, 2, Nr. 381. Vgl. auch Nr. 384, 385. 206 UB Straßburg, 2, Nr. 304.

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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Im November 1324 fällten die Straßburger Ritter Konrad Ripelin und Reinbold von Achenheim in dem Streit zwischen Johann von Mombronn und der Stadt Straßburg ihren Schiedsspruch207. Es wurde um das Erbe des Steinlin von Winstein, des früheren Ehemanns der Frau Johanns gestritten. Die beiden verkündeten als städtische Schiedsrichter ihre Entscheidung. Der Straßburger Ritter Hug Senftleben entschied daraufhin im April 1325 als Obmann ebenso wie die oben genannten Schiedsrichter von der Seite Straßburgs208. Nach der Urkunde Hugs hatten die von Mombronn bestellten Schiedsrichter, Heinrich von Finstingen und Klaus Zorn, der Schultheiß von Straßburg, keine Entscheidung getroffen. Bischof Johann von Straßburg bestimmte im Juli 1325 zu diesem Streit, den die Parteien zuletzt seiner Entscheidung überlassen hatten, dass der von Mombronn der Stadt 500 Silber-Mark bezahlen sollte, und überließ die restlichen Streitpunkte einem weiteren Schiedsgericht209. Die Stadt bestellte acht Bürgen, der von Mombronn­ ernannte Heinrich von Finstingen und Stehellin Kage als Bürgen. Als weiteres Schiedsgericht traf Wilhelm, der Burggraf von Osthofen und der Vitztum des­ Bischofs von Straßburg, im August 1325 zugunsten der Stadt eine Entscheidung210. Diese verkündete Bischof Johann211. Aber die Streitigkeiten zwischen der Stadt Straßburg und Johann von Mombronn gingen weiter. Im April 1326 schwor Ottemann von Mombronn wegen seiner Gefangennahme durch die Stadt eine Urfehde212. Er versprach zugleich, Johann von Mombronn nicht zu helfen213. Er bestellte dafür Berthold Munich und seinen Bruder Friedrich, Friedrich von Wildesberg, Gunther von Sweinhein sowie Eberlin von Griffenstein als Bürgen. Im August 1327 sagte Herr Heinrich von Finstingen der Stadt Straßburg seine Fehde an214. Entsprechend der Forderung der Stadt hatte er 14 Tage vor dem Fehdeanfang seine Absage geschickt. Über diesen Streit entstand im April 1329 ein Vergleich zwischen den Herren Heinrich, Hugelmann und Friedrich von Finstingen, dem Grafen Friedrich von Saarwerden sowie dem Ritter Wilhelm von Dorsweiler einerseits und der Stadt Straßburg andererseits215. Nach der Urkunde bezog dieser Konflikt sich auf einen Streit zwischen der Stadt und dem Ritter Johann von Mombronn, der schon 1325 Gegenstand einer schiedsrichterlichen Entscheidung gewesen war216. Die Adligen scheinen dabei Mombronn geholfen zu haben. Heinrich von Finstingen war schon 1324/25 als Schiedsrichter und Bürge 207

UB Straßburg, 2, Nr. 443. UB Straßburg, 2, Nr. 451. 209 UB Straßburg, 2, Nr. 458. 210 UB Straßburg, 2, Nr. 459. 211 UB Straßburg, 2, Nr. 460. 212 UB Straßburg, 2, Nr. 466. 213 UB Straßburg, 2, Nr. 458–460. 214 UB Straßburg, 2, Nr. 482. 215 UB Straßburg, 2, Nr. 496. 216 UB Straßburg, 2, Nr. 458–460. 208

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C. Elsass und Oberrhein

für Mombronn aufgetreten. Ritter Johann von Mombronn und seine Frau Rilind selber versöhnten sich schließlich im Mai 1329 mit der Stadt und verzichteten auf ihre Ansprüche217. Über den Konflikt zwischen dem Ritter Reinhard von Burkheim und der Stadt Straßburg trafen im Dezember 1324 der Ritter Hartung von Rathsamhausen und Walther Gebauer, Bürger von Schlettstadt, als Schiedsrichter der Burkheimer Seite ihre Entscheidung. Sie verlangten unter anderem Schadensersatz durch die Stadt218 Am gleichen Tag fällten die Straßburger Ritter Götz von Grostein und Johann Zorn als Schiedsrichter der städtischen Seite ihr Urteil. Sie­ forderten ­ihrerseits Schadensersatz und andere Leistungen von Reinhard219. Heinrich Waffeler von Eckirch, der Schultheiß von Schlettstadt, fällte schließlich im März 1325 zu diesem Streit einen Schiedsspruch220. Soweit die Entscheidungen der Schiedsleute der beiden Seiten sich deckten, folgte er ihrem einstimmigen Urteil. Wo die Auffassungen der beiden Seiten divergierten, übernahm er die der städtischen Seite. Im April 1327 verkündete der Bischof von Straßburg eine Versöhnung zwischen seinem Vogt zu Bernstein sowie der Stadt Rheinau einerseits und der Stadt Straßburg andererseits221. Die Versöhnung war auf den Schiedsspruch des Landvogts Otto von Ochsenstein und des Schultheißen Nikolaus Zorn hin entstanden. Die beiden Schiedsrichter fällten danach im April einen weiteren Schiedsspruch222. Die Stadt Freiburg teilte im September 1333 der Stadt Straßburg ein Schiedsurteil mit, das über den Streit zwischen dem Markgrafen Rudolf von Baden und Straßburg gefällt worden war223. Der Markgraf hatte schon im Juli auf seinen Anspruch wegen der Schäden, die sein Knecht von der Stadt erlitten hatte, verzichtet224. Im Juli 1335 einigten sich Heinrich, Hügelmann und Friedrich von Finstingen sowie Volmar von Lützelstein mit der Stadt Straßburg auf ein Schiedsgericht225. Die Parteien wählten je zwei Schiedsleute, und Graf Konrad von Freiburg wurde als fünfter Mann bestellt. Man sollte sich ihrer einstimmigen bzw. mehrheitlichen Entscheidung unterwerfen. Die Adligen versprachen auch, Johann von Schöneck nicht beizustehen. Der Streit zwischen denen von Finstingen und dem Spital von Straßburg sollte nach der Durchführung der Kundschaft von fünf Leuten ent­

217

UB Straßburg, 2, Nr. 499. UB Straßburg, 2, Nr. 445. 219 UB Straßburg, 2, Nr. 446. 220 UB Straßburg, 2, Nr. 448. 221 UB Straßburg, 2, Nr. 474. 222 UB Straßburg, 2, Nr. 476. 223 UB Straßburg, 5, Nr. 17; UB Freiburg, 1, Nr. 149. 224 UB Straßburg, 5, Nr. 15. 225 UB Straßburg, 5, Nr. 47. 218

II. Beispiele der regionalen Konfliktbeilegung

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schieden werden. Der Straßburger Stadtrat erklärte im November 1335, dass der Streit zwischen Hugelman von Finstingen sowie den anderen und dem Hospital in Straßburg durch den Grafen Konrad von Freiburg geschlichtet worden war226. Der Stadtrat und die Bürger von Straßburg trafen bei den Fällen, die die Bürger betrafen, manchmal selbst die Entscheidung. Die Straßburger Ritter Nikolaus von Kageneck und Claus Ottefriedrich urteilten 1313 oder 1314 über einen Lehnstreit zwischen den Bürgern von Offenburg und Johann Sturm sowie anderen Personen227. Über denselben Konflikt trafen die Straßburger Ritter Johann von Blumenau und Reinbold Hüffelin nach einem Urteil des Stadtrats eine Entscheidung228. Der Stadtrat entschied im Februar 1333 über die Klage eines Bürgers Johan Swarber gegen Otten Rippelin gen. Kuse229. Im März 1347 bildete der Stadtrat über den Streit zwischen dem Bürger Wilhelm von Greifenstein und Werner von Ramberg ein Schiedsgericht230. Die Parteien sollten je einen Schiedsrichter bestellen. Berthold Swarber, der Bürgermeister von Straßburg, sollte der Obmann sein. In der Bischofsstadt Straßburg übte außerdem das Offizialat statt des Bischofs die kirchliche Gerichtsbarkeit aus. Der Bischof selbst konnte das Gerichtsverfahren vorantreiben. Gegen diese Entscheidungen konnte man an die Kurie appellieren. Die Gerichtsbarkeit des Stadtrats erweiterte sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, und die Zuständigkeit der geistlichen Gerichte wurde damit zurückgedrängt231. Ihnen blieb dennoch ein nicht unerheblicher Spielraum übrig. Im Bereich der kirchlichen Gerichte waren schon damals einige Geistliche, die in Bologna Recht studiert hatten, zu finden232. Im Folgenden sollen hier auch die Grundzüge der Tätigkeit der geistlichen Gerichtsbarkeit skizziert werden. Bischof Johann von Straßburg beauftragte im August 1317 die Stadt Straßburg und die Geistlichen in der Diözese, das Verfahren gegen die Ketzer zu verkünden233. Um 1318 sezte der Bischof die Taxen der Advokaten und Prokuratoren am kirchlichen Gericht fest234. Papst Johannes XXII. beauftragte im April 1320 den Abt von Murbach und die anderen Prälaten, eine Untersuchung über die Appellation der Stadt Straßburg gegen die Exkommunikation durch den Propst der Allerheiligenkirche in Freiburg durchzuführen und ein Urteil zu fällen235. Delegierte Richter wurden bekanntlich bei der Appellation an die Kurie häufig eingesetzt. 226

UB Straßburg, 5, Nr. 53. UB Straßburg, 2, Nr. 319. 228 UB Straßburg, 2, Nr. 320. 229 UB Straßburg, 5, Nr. 10. 230 UB Straßburg, 5, Nr. 147. 231 Wanke, Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, S. 113 ff. 232 Zu Matthias von Neuenburg, der auch eine Chronik und eine Vita des Bischofs Berthold verfasste, und den anderen Rechtsgelehrten Wanke, Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, S. 119 ff. 233 UB Straßburg, 2, Nr. 358. 234 UB Straßburg, 2, Nr. 374. 235 UB Straßburg, 2, Nr. 393. 227

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C. Elsass und Oberrhein

Desgleichen setzte der Dekan der Kirche in Colmar als delegierter Richter der Kurie in Sachen Straßburgs gegen den Markgrafen Rudolf den Älteren von Baden einen neuen Termin für den Vertreter der Stadt fest236. Bischof Johann und das Dom­kapitel versprachen im Februar 1324, gegen die Appellation des K ­ onrad von Kirkel einander zu helfen237. Die Stadt Straßburg bestellte im September 1324 Konrad von Geispolsheim, einen Kleriker von Straßburg, für zwei Jahre als ­Prokurator der Stadt an der Kurie238. Der Hofrichter des Bischofs verkündete im Dezember 1324, dass Magister Burchard von Treffese auf seinen Anspruch wegen seiner Ver­haftung durch die Stadt verzichtet hatte239. Nikolaus, der Propst von St. Peter zu Straßburg, schlichtete im März 1330 den Streit zwischen der Äbtissin des Klosters St. Stephan und seiner Kellermeisterin Burcharda Jöche240. Der Dekan des Domkapitels entschied im August 1337 einen Streit241. In den 1340er Jahren kam es vor allem wegen der Steuerforderung des Bischofs zwischen ihm und dem Domkapitel von Straßburg wiederholt zu Streitigkeiten. Bischof Berthold traf im Januar 1343 hinsichtlich der Wiederherstellung der in der Konfrontation zwischen dem Kaiser und der Kurie verlorengegangenen Rechte der Straßburger Bischofskirche vor allem finanzielle Maßnahmen242. Das Domkapitel erklärte dagegen im November 1343 die Befreiung von der Steuer, die der Bischof auferlegen würde243. Der Bischof musste schon im November dem Domkapitel versprechen, in Zukunft das Schultheißenamt nicht ohne die Zustimmung des Domkapitels zu verleihen244. Der Bischof und das Domkapitel verkauften im November der Stadt Straßburg den Zoll245. Sie bestimmten auch im Januar 1344 gemeinsam, dass in Zukunft die Ämter des Schultheißen und des Burggrafen, der Zoll, das Münzrecht und die niedere Gerichtsbarkeit nicht veräußert werden sollten246. Im März 1345 fällte dann Matthias von Neuenburg in dem Streit zwischen­ Bischof Berthold und dem St. Thomaskapitel um das Subsidium einen Schiedsspruch247. Da Bischof Berthold nach der Auseinandersetzung mit dem Domkapitel wegen der Zahlung an die Mitglieder des Domkapitels finanziell in Bedrängnis geraten war, forderte er Ende 1342 Subsidien von den Geistlichen, der Stadt und der Diözese. Das St. Thomaskapitel behauptete dagegen seine Exemtion auf 236

UB Straßburg, 2, Nr. 406. UB Straßburg, 2, Nr. 434. 238 UB Straßburg, 2, Nr. 441. Vgl. auch Nr. 442. 239 UB Straßburg, 2, Nr. 444. 240 UB Straßburg, 2, Nr. 513. 241 UB Straßburg, 5, Nr. 70. 242 UB Straßburg, 5, Nr. 113. 243 UB Straßburg, 5, Nr. 118. 244 UB Straßburg, 5, Nr. 119. 245 UB Straßburg, 5, Nr. 120. 246 UB Straßburg, 5, Nr. 123. 247 UB Straßburg, 5, Nr. 131. Zu diesem Konflikt Wanke, Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, S. 119. 237

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

249

Grund des Privilegs von 1334, weigerte sich die Steuer zu bezahlen und geriet damit in Gegensatz zum Bischof. Der Konflikt wurde daraufhin Matthias, dem Schiedsrichter für den Bischof, dem Magister Reimbold Süsse, dem Schiedsrichter für das St. Thomaskapitel, und dem Obmann (superior) Nikolaus von Kageneck, dem Propst von Jung St.-Peter, zur Entscheidung überlassen. Matthias entschied dabei mit einigen Bedingungen, dass St. Thomas sich trotz seines Privilegs dem Bischof zur Bezahlung verpflichten sollte, während Reimbold eine Zahlungsverpflichtung von St. Thomas verneinte248. Der Obmann Nikolaus traf schließlich eine Entscheidung, die St. Thomas von der Pflicht befreite249. Dieser Fall stellt ein Beispiel eines Schiedsgerichts mit gelehrten Juristen dar250. Im März 1346 wurde noch in Avignon ein Verfahren gegen Bischof Berthold betrieben251. Wie in diesem Teil skizziert wurde, war Straßburg in zahlreiche Konflikte vor allem mit dem umliegenden Adel verstrickt. Dieser Typ von Konflikten führte meistens über die Fehde zur Sühne. Die gefangengenommenen Adligen wurden wieder freigelassen, nachdem sie eine Urfehde geschworen hatten. Bei der Sühne und der Urfehde wurden sehr oft Bürgen bestellt, um das von den Adligen geleistete Versprechen zu stärken. Diese Bürgen kamen auch aus dem Adel der Region. Straßburg forderte die Bestellung von Bürgen, um die Wirksamkeit der Vereinbarung zu sichern, und benutzte damit die Adelsbeziehungen zu eigenen Zwecken. Auch bei einem Schiedsgericht wurde diejenige Person als Obmann ausgesucht, die in der Region über vielfältige Beziehungen verfügte. Mit den hier skizzierten Methoden, der Fehde, der Sühne, der Bürgschaft und dem Schiedsgericht, hat sich die Stadt in der konfliktreichen Situation behauptet. Nachdem wir oben die Aspekte der Konfliktbeilegung im Elsass-Oberrhein aus drei verschiedenen Bereichen überblickt haben, betrachten wir nun die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit im regionalen Kontext.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 1. Anfänge: von 1314 bis 1329 Vor 1330 ist die Königsgerichtsbarkeit Ludwigs des Bayern mit den Mächten im Elsass-Oberrhein nur vereinzelt in Berührung gekommen252. Wie oben erwähnt blieb diese Region während des Thronkampfes durchweg eine Bastion der 248

UB Straßburg, 5, Nr. 131, Anm. 2. UB Straßburg, 5, Nr. 131, Anm. 2. 250 Matthias und Nikolaus hatten in Bologna studiert. Reimbold verfügte ebenfalls über Kenntnisse des gelehrten Rechts, s. Wanke, Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, S. 119. 251 UB Straßburg, 5, Nr. 134, 136. 252 Die Beziehungen Ludwigs mit dem Elsass bis 1330 sind untersucht worden von Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass. 249

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C. Elsass und Oberrhein

Habsburger253, wenngleich es, wie im letzten Abschnitt beschrieben, einige Adlige gab, wie den Landgrafen von Unterelsass sowie die Herren von Lichtenberg, Rappoltstein und Geroldseck, die aus Misstrauen gegenüber der Expansionspolitik der Habsburger und der Bischöfe von Straßburg zeitweise zum wittelsbachischen Lager gehörten254. Dennoch blieb die Überlegenheit der Habsburger im allgemeinen unerschüttert. Ludwig versuchte zwar in diesen Raum vorzurücken, aber meistens vergebens255. Der Einfluss Ludwigs hatte sich zwar kurz nach der entscheidenden Schlacht in Mühldorf von 1322 bis zur Mitte des folgenden Jahres verstärkt256. Die Königsstädte wie Colmar, Schlettstadt und Hagenau näherten sich nun dem Wittelsbacher257. Aber dies blieb kurzlebig. Die energisch entfalteten Aktionen des Herzogs Leopold von Österreich haben danach die habs­burgische Stellung in der Region wiederhergestellt258. Bischof Johann von Straßburg blieb treuer Anhänger der Habsburger259. Nach dem Tod Leopolds im Jahre 1326 hat sich die Situation kaum geändert260. Nach dem Tod König Friedrichs und der Rückkehr Ludwigs aus Italien im Jahre 1330 hat vor allem die Versöhnung mit den Habsburgern im August 1330 die Voraussetzungen für eine nennenswerte Regierungstätigkeit Ludwigs in dieser Region geschaffen261. Nur wenige Beispiele für ein Tätigwerden der Königsgerichtsbarkeit sind aus diesem Zeitraum überliefert. Ludwig hat im Januar 1315 für Konrad, den Sohn des Grafen Egen von Freiburg, eine Urkunde ausgestellt und versprochen, K ­ onrad wegen der Gefangennahme seines Vaters in Zukunft nicht zu verfolgen262. Graf Egen

253 Siehe oben S.  218 ff., 227 ff. Die Stadt Straßburg zeigte allerdings eher eine neutrale Haltung, vgl. Rosenkränzer, ­Bischof Johann I. von Straßburg, S. 49. 254 Siehe oben S. 231 f., 233 f. Im März 1315 entstand zwischen König Friedrich, Erzbischof Heinrich von Köln sowie Bischof Johann von Straßburg einerseits und diesen Adligen andererseits ein Waffenstillstand bis zum Mai 1315, s. Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg, S. 49. 255 Zu Ludwigs erstem Versuch von 1315, in das Elsass einzudringen, s. Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S.  28 ff., zu seinem zweiten Feldzug nach dem Elsass 1320 ebd., S. 42 ff. 256 Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 54 ff. 257 Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg, S. 53. 258 Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 58 ff.; Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg, S. 59 ff. 259 Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg, S. 54 ff. 260 Zu der Situation im Elsass während des Romzugs Ludwigs s. Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 75 ff. Im Mai 1327 berichtete Heydenreich, der Propst von St. Severin in Köln, der Kurie die Situation im Rheingebiet. Er schrieb, dass Schlettstadt, Colmar und fast alle Adligen im Elsass die Habsburger unterstützten, s. RHB, 3, Nr. 1815; MGH Const., 6, 1, Nr. 307. 261 Zu dem erneuten Gegensatz zwischen Ludwig und Herzog Otto von Österreich im Jahre 1330 und ihrer Versöhnung s. Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 86 ff. 262 UR, 5, Nr. 2; RKLB, 2, Nr. 7; Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg, ZGO 12, S. 97 f.; Freiburger UB, 3, Nr. 341.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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hatte davor mit dem Rat Ludwigs und der Freunde Konrads zugesagt, Konrad und seine Nachkommen nicht zu enterben263. Der Hintergrund war offensichtlich ein Zwist zwischen Vater und Sohn264. Konrad scheint sich wegen seiner Erbschaft nicht s­ icher gefühlt zu haben. Graf Egen dürfte wegen seiner Gefangennahme eine Klage vor König Ludwig erhoben haben. Ludwig hat dann mit den Freunden Konrads zwischen den Kontrahenten vermittelt. Graf Egen hatte schon unter den Königen Albrecht I. und Heinrich VII. oft das Königsgericht angerufen und war umgekehrt selbst vor dem Hof verklagt worden265. In dieser Hinsicht liegt es nahe, dass der Streit zwischen Egen und seinem Sohn Konrad vor den Herrscherhof kam. Aber dieser Fall soll gleich in die damalige politische Situation eingeordnet werden. Am gleichen Tag hat Ludwig mit einer anderen Urkunde für Konrad als Belohnung seines Dienstes im Kampf gegen den Herzog von Österreich 2000 Pfund versprochen266. In dieser Hinsicht ist die Vermittlung Ludwigs als eine Maßnahme zu bewerten, Anhänger zu erwerben. Konrad gehörte in der Tat danach geraume Zeit zur wittels­bachischen Partei267. Im März 1323 hat Ludwig aus Nürnberg ein Schreiben nach Straßburg geschickt268. Nach diesem Schreiben hatte die Stadt Straßburg sich schriftlich bei dem König über Hanemann von Lichtenberg beschwert. Der König hat die Klage überprüft und sich entschieden, seine Gesandten in dieser Angelegenheit, aber auch in anderen Angelegenheiten in das Elsass zu senden. Sie sollten mit dem Rat der Städte und der Landvögte Maßnahmen treffen, um den Frieden und das Einvernehmen wiederherzustellen. Als Landvögte waren damals Heinrich von

263

Graf Egen übertrug im März 1316 seinem Sohn die Herrschaftsrechte, s. Freiburger UB, 3, Nr. 401, 402. 264 Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, S. 134 f.; Sütterlin, Geschichte Badens, S. 227; Haumann/Schadek, (Hrsg.), Geschichte der Stadt Freiburg, S. 162 f. 265 UR, 4, Nr. 243, 262, 264, 327, 328, 438, 449–452. Zu den Auseinandersetzungen mit der Stadt Freiburg s. unten. 266 RKLB, 2, Nr. 8; Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg, ZGO 12, S. 96 f.; MGH Const., 5, Nr. 188. Ludwig erteilte am selben Tag der Stadt Freiburg ein Gerichtsstandsprivileg, das die Bürger von der Ladung vor auswärtige Gerichten befreite, s. RKLB, 2, Nr. 9; UB Freiburg, 1, S. 201 f., Nr. 94. Die Stadt hat auch im März und April von König Ludwig Privilegien erhalten, s. RKLB, 2, Nr. 19; UB Freiburg, 1, S. 202, Nr. 95. Sie hat jedoch im April 1315 auch von König Friedrich Privilegien empfangen, s. UB Freiburg, 1, S. 203, Nr. 96. Zu der neutralen Haltung der Stadt in dieser Zeit Haumann/Schadek (Hrsg.), Geschichte der Stadt Freiburg, S. 162. 267 Sütterlin, Geschichte Badens, S.  227 f. Ludwig hat Konrad im März 1315 erneut 100 Mark Silber Belohnung versprochen, s. RKLB, 2, Nr. 18; Freiburger UB, 3, Nr. 352; MGH Const., 5, Nr. 238. Konrad ist danach zu den Habsburgern gewechselt und hat am elsässischen Landfrieden von 1318 teilgenommen. 1330 hat er sich wieder Ludwig angeschlossen. 268 UR, 5, Nr. 50; RKLB, 4, Nr. 23; MGH Const, 5, Nr. 730; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 716; UB Straßburg, 2, Nr. 423; Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 57 f.

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C. Elsass und Oberrhein

Finstingen und Albrecht Hummel von Lichtenberg tätig269. Albrecht stammte übrigens nicht aus den elsässischen Lichtenbergern, sondern aus den württem­ bergischen Lichtenbergern. Über die Gesandtschaft und ihre Tätigkeit ist nichts überliefert270. Straßburg war in der Regel bei Konfliktbeilegungen auf den Herrscher nicht angewiesen. Wie oben geschildert, traf die Stadt selbständig verschiedene Maßnahmen. Da zu dem Konflikt der Stadt mit Hanemann von Lichtenberg nichts anderes überliefert ist, ist der Streitgegenstand uns nicht bekannt. Wo kann man den Hintergrund dafür finden, dass die Stadt Straßburg sich diesmal an den Königshof wandte? Gerade in dieser Zeit kurz nach der Schlacht von Mühldorf stieg das Ansehen Ludwigs im Elsass vorläufig. Straßburg verfügte über genügend Standfestigkeit, im Thronkampf meistens neutral bleiben zu können, obwohl die Stadt von beiden Seiten umworben wurde. Aber damals hat die Stadt begonnen, mit König Ludwig enge Beziehungen zu pflegen. Im April 1323 hat er der Stadt das Handelsprivileg von Heinrich VII. bestätigt271. Ludwig versuchte seinerseits in dieser Zeit, seinen Einfluss auf das Elsass zu verstärken. Vom Dezember 1322 bis zur Mitte des Jahres 1323 hat er den Königs­ städten wie Oberehnheim, Hagenau, Weißenburg und Colmar, dem Kloster Hohenburg und dem Johanniterorden im Elsass Urkunden ausgestellt272. Dass Ludwig in der oben genannten Urkunde nicht nur den Fall mit Hanemann, sondern auch andere Angelegenheiten als Aufgabe der Gesandten erwähnt hat, drückt seine Absicht aus, im Elsass seine Herrschaft zur Geltung zu bringen. Der Kontrahent, Hanemann von Lichtenberg, stammte aus den elsässischen Lichtenbergern und schloss sich sehr früh der wittelsbachischen Partei an. Er war schon bei der Königswahl Ludwigs in Frankfurt im Oktober 1314 anwesend. Ludwig hat sofort für seine geleisteten und zukünftigen Dienste versprochen, ins­ gesamt 1000 Mark Silber an Weihnachten und Ostern zu bezahlen273. Hanemann 269 Die beiden haben im Januar 1323 in Hagenau mit Eid beschworen, die Stadt Hagenau zu schützen, s. Becker, Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, S. 31 f.; Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 55 f.; Ehmer, Die Herren von Lichtenberg, S. 48. Zu Albrecht und seinem Bruder Hermann, der unter Ludwig dem Bayern als Kanzler tätig war, Bansa, Studien zur Kanzlei König Ludwigs des Bayern, S.  227 ff.; Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 205; Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 174 ff.; Ehmer, Die Herren von Lichtenberg, S. 40–67. 270 Zwsichen 1323 und 1325 hat Ludwig einige Male Zahlungen an Heinrich von Finstingen angewiesen, s. RKLB, 4, Nr. 23, Anm. 2. 271 RKLB, 4, Nr. 24; MGH Const, 5, Nr. 734; UB Straßburg, 2, Nr. 425. 272 RKLB, 4, Nr. 15–22, 25–28. 273 RKLB, 4, Nr. 1. Ludwig hat dies zugleich auch für Johann von Lichtenberg versprochen, s. RKLB, 4, Nr. 2; MGH Const., 5, Nr. 109. Für Johann von Lichtenberg wurde auch im März 1315 vorgesehen, ihn bis zu Pfingsten mit 2000 Silber-Mark zu belohnen, s. RKLB, 4, Nr. 8; MGH Const., 5, Nr. 236.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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ist aber danach im März 1315 zusammen mit den anderen elsässischen Adligen zum habsburgischen Lager übergewechselt274. Die Herren von Lichtenberg verzweigten sich seit dem 13. Jahrhundert in zwei Linien. Hanemann gehörte zu der älteren Linie. Beide Linien haben zunächst keine substantielle Teilung ihrer Herrschaft vorgenommen, aber wahrscheinlich gegen 1330 doch die Herrschaft geteilt275. Hanemann selbst scheute nicht vor dem Zusammenstoß mit den benachbarten Kräften zurück276. Seit 1328 befand er sich tatsächlich in mehreren Konflikten277. Weil es sich bei ihm um eine derart streitbare Person handelte, dürfte man kaum Aussicht auf eine Konfliktlösung in der Region gesehen und daher den Weg zum Königshof beschritten haben. Ludwig befreite im Dezember 1326 Gerhard und Johann Hertzog, Bürger von Kaisersberg, sowie Kuno von Limburg, Rufelin, Wartmann und Ulrich König, alle Bürger von Türkheim, mit ihren Bürgen von ihren Schulden, die sie bei den Juden im ganzen Elsass hatten278. Aus seiner plenitudo potestatis hat der König ihre Schulden und die Zinsen für ungültig erklärt. Die betroffenen Bürger von­ Kaisersberg und Türkheim hatten sich wahrscheinlich vorher beim König beschwert. Ludwig hat sich als Herr der Juden auf die Seite der Bürger der Königsstädte gestellt. 2. Adel Nach der Rückkehr aus Italien 1330 versuchte Ludwig, in dieser Region Einfluss zu gewinnen und Regierungsaktivitäten zu entfalten, während die Habs­ burger, die im Südwesten von Herzog Otto geführt wurden, sich mit Bischof Berthold von Straßburg verbanden und dem Kaiser gegenüberstanden. Nachdem beide Seiten ihre Streitkräfte vorbereitet hatten, führte die Vermittlung durch König Johann von Böhmen doch zu einem Friedensschluss. Am 6. August 1330 haben sich Kaiser Ludwig und die Habsburger in Hagenau versöhnt279. Nach diesem­ 274

MGH Const., 5, Nr. 247. Eyer, Das Territorium der Herren von Lichtenberg, S. 77 f.; Clemm, Die Lichtenbergische Teilung, S. 57 f. 276 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1, S. 38. 277 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1, S. 41 ff. Zu den Streitigkeiten unter den Lichtenbergern s. Eyer, Das Territorium der Herren von Lichtenberg, S. 82–86. 278 UR, 5, Nr. 94; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 1, Nr. 240; MGH Const., 6, 1, Nr. 231. 279 Zu der Versöhnungsurkunde und den anderen einschlägigen Urkunden vgl. MGH Const., 6, 1, Nr. 834–839; RKLB, 6, Nr. 28, 29; RKLB, 8, Nr. 193–196. Zum Verlauf bis zur Versöhnung vom August 1338 s. Schilling, Kaiser Ludwig der Baier in seinen Beziehungen zum Elsass, S. 86 ff.; Leupold, Berthold von Buchegg, S. 67 ff. Herzog Otto von Habsburg und Bischof Berthold von Straßburg schlossen im August 1329 in Rheinau ein Bündnis, RHB, 3, Nr. 1969; MGH Const., 6, 1, Nr. 643. Abt Konrad von Murbach sollte auch in das Bündnis aufgenommen 275

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C. Elsass und Oberrhein

Abkommen konnte Ludwig aber die gefestigte Position der Habsburger in dieser Landschaft nicht außer Betracht lassen. Bischof Berthold von Straßburg, ein bedeutendes politisches Element in der Region, blieb meistens dem Papsttum treu und mit den Habsburgern verbunden. Obwohl der Herrscher in diesem Raum Stützpunkte wie die Landvogteien oder die Königsstädte besaß, war die Lage nicht leicht zu beherrschen. Wenn man die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit im Elsass-Oberrhein mit der im Mittelrhein vergleicht, fällt deutlich auf, dass die Fürsten und Adligen sich kaum an den Herrscherhof gewandt haben. Herzog Konrad von Urslingen scheint 1331 eine Klage gegen Graf Konrad II. von Freiburg vor dem Hofgericht erhoben und seinen Fall gewonnen zu haben. Heinrich von Rappoltstein, Herr zu Hohenack, und Johann von Rappoltstein d. J. haben im Dezember 1331 dem kaiserlichen Hofrichter Konrad von Gundelfingen berichtet, dass sie für den Herzog von Urslingen in Burg und Stadt Freiburg, die dem Grafen Konrad von Freiburg gehörten, die Anleite von 100 Mark Silber durchgeführt hatten280. Dies ist einer der wenigen überlieferten Fälle, in denen weltliche Adlige aus diesem Gebiet die Gerichtsbarkeit des Herrscherhofs angerufen haben. Ludwig überwies dem Herzog im Oktober 1331 in Augsburg die Steuer aus der Stadt St. Gallen und das Einkommen aus der Landvogtei im Elsass für den von ihm geleisteten Dienst281. Herzog Konrad könnte damals auch in Augsburg den Spruch des Hofgerichts erhalten haben. Es fällt auf, dass als Anleiter die Rappoltsteiner tätig waren, die ihre Herrschaft im Elsass hatten, während beide Kontrahenten vom rechten Ufer des Rheins stammten, auch wenn der Urslinger von Ludwig die Gerechtsamen im Elsass erhielt und später Ende der 1330er Jahre als elsässischer Unterlandvogt erschien. Die Verwandtschaft dürfte dazu beigetragen haben; in dem obengenannten Schreiben bezeichnen die Rappoltsteiner beide Parteien als ihre Oheime. Man gewinnt damit hier einen Einblick werden. Otto beherschte damals die Vorlande der Habsburger und widersetzte sich Kaiser Ludwig. Dieser Bund sollte also das anti-wittelsbachische Lager konsolidieren. Otto verband sich im Mai 1330 auch mit König Johann von Böhmen, MGH Const., 6, 1, Nr. 749. Der Kaiser und Herzog Otto vereinbarten danach noch im November 1330, dass die Streitigkeiten zwischen den beiden der Entscheidung von sieben Schiedsrichtern übertragen werden sollten, MGH Const., 6, 1, Nr. 882, 883; RKLB, 5, Nr. 120, 121; RKLB, 6, Nr. 33, 34. Im Mai 1331 verlieh Kaiser Ludwig den Habsburgern das Herzogtum Österreich sowie andere Fürsten­tümer und Güter als Reichslehen sowie weitere Rechte, MGH Const., 6, 2, Nr.  69–75; RKLB, 8, Nr. 216–221. 280 UR, 5, Nr.  133; Schubring, Die Herzoge von Urslingen, S.  118 f.; Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg, ZGO 13, S.  101 f.; UB Rappoltstein, 1, Nr.  428. Zum Grafen Konrad II. von Freiburg s. Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, S.  138 ff.; Sütterlin, Geschichte Badens, S.  227 ff. Konrad versprach 1327 der Stadt, sie in Zukunft nicht zu verpfänden und zu veräußern; dies wurde aber nicht eingehalten, s. Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, S. 145; Haumann/Schadek, Geschichte der Stadt Freiburg, S. 164 f., 168. 281 Schubring, Die Herzoge von Urslingen, S. 118. Vgl. MGH Const., 6, 2, Nr. 166.

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in die verwandtschaftlichen Verbindungen und adligen Beziehungen, die sich in dieser Region über den Rhein erstreckten. Als im Juni 1337 der Kaiser selbst an seinem Hof zu Gericht saß, haben Graf Hugo von Hohenberg und seine Gemahlin Ursula zugunsten Herzog Albrechts von Österreich und seiner Gemahlin Johanna auf ihren Anteil an dem Erbe des verstorbenen Grafen Ulrichs III. von Pfirt verzichtet282. Hugo und Ursula haben dabei den Grafen Ludwig den Älteren von Öttingen als ihren Vertreter bestellt. Nachdem Graf Ulrich im März 1324 gestorben war, geriet sein Erbe wie oben beschrieben in die Hände von Albrecht und Johanna. Es gelang damit den Habsburgern, ihre Herrschaft im südlichen Elsass zu erweitern283. Der jüngeren Tochter Ursula hat man damals nur 2000 Mark Silber zugewiesen284. Der Verzicht der Hohen­berger von 1337 bestätigte endgültig diesen schon fixierten Zustand285. Die Parteien stritten am Herrscherhof nicht, sondern scheinen schon vorher ihre Vereinbarung getroffen zu haben. Sie kamen vor den Kaiser, um ihre Vereinbarung zu bestärken. Weil dieser Verzicht den Habsburger Albrecht begünstigt hat, ist die Maßnahme auch im Kontext der kaiserlichen Politik gegenüber den Habsburgern zu betrachten. Dass Graf Hugo von Hohenberg und Graf Ludwig von Öttingen dem Kaiserhof sehr nahe gestanden haben, dürfte auch dazu beigetragen haben, dass sie vor dem Kaiser den Verzicht leisteten. Graf Hugo war gerade in dieser Zeit als Landvogt im Elsass tätig286. Graf Ludwig war oft am Herrscherhof anwesend und trat einige Male als stellvertretender Richter des Hofgerichts auf. Er hat auch in den 1340er Jahren als Landvogt im Elsass fungiert287. Kaiser Ludwig hat am 5. März 1338 in Colmar eine Urkunde in Bezug auf die Streitigkeiten zwischen dem Grafen Friedrich, Sohn des Grafen Konrad II. von Freiburg, und der Stadt Freiburg ausgestellt288. Die Ursache der Streitigkeiten 282 UR, 5, Nr. 293; RKLB, 8, Nr. 373; MGH Const., 7, 1, Nr. 284; Herrgott, Genealogia Diplomatica, S. 659 f., Nr. 775. 283 Siehe auch oben S. 218. Zu dem letzten Grafen von Pfirt, Ulrich III., s. Wilsdorf, Histoire des comtes de Ferrette, S. 209 ff. Ulrich hat im Thronkampf von Anfang an den Habsburger Friedrich unterstützt und wurde von Friedrich zum Landvogt eingesetzt. Diesem politischen Kurs entsprach die Eheschließung zwischen seiner Tochter Johanna und dem Habsburger Albrecht II. Zu Johanna von Pfirt s. Claerr-Stamm, Jeanne de Ferrette. 284 Wilsdorf, Histoire des comtes de Ferrette, S. 238; Claerr-Stamm, Jeanne de Ferrette, S. 21 ff. 285 Bei der Erbschaft des Grafen von Pfirt 1324 hat der Bischof von Basel als Lehensherr Widerspruch erhoben, s. Wilsdorf, Histoire des comtes de Ferrette, S.  235 f., 241; ClaerrStamm, Jeanne de Ferrette, S. 21 ff. Die Habsburger haben den Widerspruch überwunden, indem sie die päpstliche Bestätigung erlangt haben. Dieser Sachverhalt hatte vielleicht etwas mit dem öffentlichen Verzicht zu tun. 286 Nach Becker, Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, S. 34 f. dauerte seine Amtszeit von 1336 bis 1338. 287 Becker, Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, S. 36 sieht den Zeitraum seiner Tätigkeit von 1344 bis 1347. Dass Ludwig so schwäbische Adlige als Landvögte im Elsass eingesetzt hat, deutet seine schwächere Position im Elsass an. 288 UR, 5, Nr. 304; RKLB, 2, Nr. 255; RKLB, 8, Nr. 387; MGH Const., 7, 1, Nr. 371; Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg, ZGO 13, S. 216 ff.

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C. Elsass und Oberrhein

ist unklar, aber Friedrich schien aus der Stadt vertrieben worden zu sein289. Die Stadt hatte wahrscheinlich darüber eine Klage erhoben. Die Bürger erschienen aber nicht vor dem Kaiser, während Friedrich auftrat. Der Kaiser hat dann in seiner Urkunde verkündet, dass Friedrich sich vor vielen Adligen am Kaiser­hof durch Eid gereinigt und von der Klage befreit hatte. Der Kaiser bezeichnete Friedrich als seinen Diener, und diese Beziehung könnte zur Verhandlung am Kaiserhof geführt haben. Ludwig hatte außerdem im Juli 1330 der Stadt Freiburg ein Privileg verliehen, wonach die Stadt nur vor dem Schultheiß in der Stadt, dem Kaiser und dem Hofgericht zu Recht stehen sollte. Auch dieses Privileg spricht dafür, dass der Fall am kaiserlichen Hof entschieden wurde290. Der Kaiser hat noch am 10. März dem Landvogt von Elsass, Albrecht von Hohenberg, den anderen Landvögten, Untervögten und den Königsstädten im Elsass und Breisgau befohlen, ihm bei dem Streit zwischen Friedrich und der Stadt Freiburg zu helfen291. Es ist interessant, dass nach der Urkunde vom 5.  März der Reinigungseid­ Friedrichs vor den Herzögen Stephan von Bayern, Sohn des Kaisers, Rudolf von Lothringen, Ludwig von Teck, den Grafen Berthold von Neuffen, Albrecht von Hohenberg, Albrecht von Werdenberg, Eberhard von Nellenburg und den anderen Herren und Rittern geleistet wurde. Herzog Stephan wurde in den 1340er Jahren vom Kaiser beauftragt, im Südwesten die wittelsbachische Herrschaft auszuüben292. Die Mutter Friedrichs von Freiburg stammte aus dem lothringischen Herzogshaus293. Der lothringische Herzog hatte auch im Elsass-Oberrhein viele Lehensleute. Andere der genannten Adligen hatten ihre Herrschaft in Schwaben. Herzog Ludwig von Teck war oft als kaiserlicher Hofrichter tätig. Auch Berthold von Neuffen war ein sehr enger Vertrauter des Kaisers294. Graf Albrecht von Hohenberg hat, wie später zu sehen sein wird, dem Kaiser als Landvogt im Elsass gedient. Hier sehen wir also den adligen Kreis im Südwesten, der mit dem Kaiser eng verbunden war. Die Stadt Freiburg und ihr Stadtherr, der Graf von Freiburg, lagen seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in ständigem Streit, weil die Bürgergemeinde immer mehr Autonomie anstrebte. Um die Streitigkeiten zu schlichten, traten die Herrscher oft in Erscheinung. König Rudolf von Habsburg hat 1282 seine Gesandten geschickt, um den Konflikt zwischen dem Grafen Egeno I. und der Stadt beizulegen, 1283 ihre Versöhnung beurkundet und 1289 als Schiedsrichter seine Entscheidung getroffen295. König Albrecht I. hat über die Stadt die Acht verhängt. Im Abkom 289 Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, S. 146; Haumann/Schadek, Geschichte der Stadt Freiburg, S. 162, 622, Anm. 142. 290 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 357; MGH Const., 6, Nr. 804. 291 UR, 5, Nr. 305; RKLB, 2, Nr. 257; MGH Const., 7, 1, Nr. 373; Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg, ZGO 13, S. 218 f. 292 Bansa, Herzog Stephans II. Wirken. 293 UR, 3, Nr. 589. 294 Zu Tätigkeiten Ludwigs von Teck als Hofrichter siehe S. 175, 271, 283. Zu Berthold von Neuffen siehe S. 143 f., 171, 197, 264 f., 284. 295 UR, 3, Nr. 372, 410, 572; UB Freiburg, 1, S. 92, Nr. 30, S. 99 f., Nr. 35, S. 108 ff., Nr. 43.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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men zwischen dem Grafen Egeno und der Stadt von 1299 wurde vereinbart, dass der König die Acht lösen würde und dass er nach der Vernehmung beider Seiten seine Entscheidung treffen würde, wenn die vier Schiedsrichter sich nicht einigen könnten296. Graf Egeno wurde wahrscheinlich auch 1307 wegen seines Konflikts mit den Bürgern vor den Hof geladen297. Wenn man die engen Beziehungen zwischen den ersten habsburgischen Königen und den Grafen von Freiburg sowie der Stadt Freiburg berücksichtigt, liegt es sehr nahe, dass diese Streitigkeiten am Königshof behandelt wurden. Diese Tradition könnte dazu geführt haben, dass auch unter dem Herrscher, der nicht aus dem habsburgischen Hause stammte, die Streitigkeiten beider Parteien ihren Weg zum Herrscherhof gefunden haben. Anhand dieser Fälle lässt sich der Zusammenhang zwischen der Regierung Ludwigs und den adligen Verbindungen im Südwesten beleuchten. Sie sind jedoch eher Ausnahmen. Dass die Fürsten und die Adligen in dieser Region den Herrscherhof als Mittel für die Konfliktbeilegung kaum benutzt haben, zeigt das entferntere Verhältnis dieser Region zur Herrschaft Ludwigs. Im Mittelrhein haben die Adligen auch versucht, die Konflikte untereinander zu schlichten. Es erschien für sie aber nicht als ungewöhnlich, sich an den Herrscherhof zu wenden. Der Herrscherhof war als eine Alternative eingerechnet, um Konflikte in der Region beizulegen. Im Elsass-Oberrhein war es offensichtlich anders. 3. Die Stadt Straßburg Es war auch seit 1330 eher selten, dass die Bischofsstadt Straßburg als Partei am Herrscherhof in Erscheinung trat. Im Mittelrheingebiet versuchten die Bischofsstädte wie Mainz, Worms und Speyer, ihre Konflikte durch Schiedsgerichte und andere Mittel innerhalb der Region beizulegen. Die Fälle mit Beteiligung der Bischofsstädte kamen dann vor den Hof, wenn der bischöfliche Stadtherr gegen seine Stadt Klage erhob, wie dies bei Balduin von Luxemburg gegen die Stadt Mainz um 1330 der Fall war. Diese Konstellation ist seit der Stauferzeit typisch für die Königsgerichtsbarkeit. Die Bischöfe von Straßburg standen jedoch in dieser Zeit Ludwig dem Bayern kaum jemals nahe. Bischof Johann war durchweg ein treuer Anhänger der Habsburger298. Bischof Berthold, der ihm 1328 auf den Bischofsstuhl nachgefolgt war, blieb meistens den Habsburgern und dem Papsttum verbunden299. 296 UR, 4, Nr. 207; Freiburger UB, 2, Nr. 273. Die Parteien haben sich darauf geeinigt, die Sache dem Schiedsgericht zur Entscheidung zu übergeben. Der königliche Spruch wurde daher nicht gefällt, s. UR, 4, Nr. 228; Freiburger UB, 2, Nr. 277. 297 UR, 4, Nr. 376; Freiburger UB, 3, Nr. 112. 298 Zur politischen Stellung der Bischöfe von Straßburg siehe auch oben S. 220 f. Zu Bischof Johann s. Glöckner, Geschichte des Bistums Straßburg, 1, S. 259–267; Rosenkränzer, Bischof Johann I. von Straßburg. 299 Zu Bischof Berthod von Bucheck, dem jüngeren Bruder des Erzbischofs Matthias von Mainz, s. Glöckner, Geschichte des Bistums Straßburg, 1, S. 268–287; Leupold, Berthold von Buchegg.

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C. Elsass und Oberrhein

Die Bischöfe hatten daher keinen Grund, sich an den Hof Ludwigs zu wenden, um Hilfe gegen die Bürger zu suchen300. Nur wenige Maßnahmen sind also überliefert, die Ludwig in Bezug auf die Konflikte der Straßburger Bürger getroffen hat. Ein Brief des Kaisers vom März 1338 ist zu berücksichtigen. Er schickte diesen Brief von seinem damaligen Aufenthaltsort Speyer nach Straßburg301. Der Kaiser forderte darin die Stadt auf, die Verbannung Johanns von Schöneck, den Straßburg auf zehn Jahre aus der Stadt verwiesen hatte, zu widerrufen. Viele Herren hätten für diesen Fürsprache bei ihm eingelegt und er habe diese Bitten erhört. In Straßburg ist im Mai 1332 ein Zusammenstoß zwischen zwei patrizischen Parteien, den Zorn und den Mülnheim, ausgebrochen302. Gegenüber der steigenden Spannung unter den Patriziern haben sich die anderen Bürger und Handwerker zusammengeschlossen und einen neuen Rat errichtet. Die beiden patrizischen Parteien wurden im August aus der Stadt vertrieben. Sie scheinen aber bald in die Stadt zurückgekommen zu sein, weil der Eidbrief vom Oktober 1334 die Namen der Patrizier, die an dem Aufruhr teilgenommen hatten, enthält. Auch Johann von Schöneck wurde wahrscheinlich damals aus der Stadt vertrieben. Nach der Verbannung hat er jedoch zusammen mit dem umliegenden Adel seinen Kampf gegen die Stadt fortgesetzt. Als sich im Juli 1335 Heinrich, Hügelmann und Friedrich von Finstingen sowie Volmar von Lützelstein mit der Stadt Straßburg auf fünf Schiedsrichter (Graf Konrad von Freiburg als Obmann) ge­einigt haben, um 300

Im Übrigen trat die Stadt Basel ebenso wenig als Partei am Herrscherhof auf. Die Stadt Straßburg hatte schon früh von den Kaisern und Königen Privilegien erworben, die ihre Bürger von der Ladung vor weltliche und geistliche Gerichte außerhalb der Stadt befreiten. Das Privileg wurde dann im November 1328 auch von Ludwig dem Bayern bestätigt (Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 347; RKLB, 2, Nr. 31; UB Straßburg, 2, Nr. 490). Ein Privileg dieser Art schloss aber die Ladung der Stadtgemeinde nicht völlig aus, wie wir im letzten Kapitel erörtert haben. Wie auch im vorigen Kapitel hinsichtlich der Stadt Mainz hervor­ gehoben wurde, konnte das Privileg ferner aus politischen Gründen ignoriert werden. 301 UR, 5, Nr. 309; RKLB, 4, Nr. 154; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 782; UB Straßburg, 5, Nr. 74; MGH Const., 7, 1, Nr. 387. 302 Über diese innerstädtischen Auseinandersetzungen und die Entstehung der neuen Ratsverfassung in Straßburg im Jahre 1332 gibt es viele Untersuchungen, s. etwa: Schulte, Das Geschölle der Zorn und Müllenheim; Borries, Zum Straßburger Geschelle; Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung, S. 122 ff.; Dollinger, Das Patriziat der oberrheinischen Städte, S.  202 f.; Egawa, Stadtherrschaft und Gemeinde, S.  198 ff.; Heusinger, Die Zunft im Mittelalter, S. 169 ff.; Gloor, Politisches Handeln, S. 278 ff. Egawa nimmt die Verbindung zwischen dem Kaiser und den Bürgern, die die beiden patrizischen Fraktionen vertrieben, aus dem Umstand an, dass Straßburg unter dem neuen Stadtrat in den mittelrheinischen Landfrieden des Kaisers Ludwig eintrat, s. Egawa, Stadtherrschaft und Gemeinde, S. 207 ff. Heusinger, Die Zunft im Mittelalter, S.  179 schätzt auch die Situation so ein, dass der neue Stadtrat von der früheren Neutralitätspolitik abgewichen sei und sich dem Kaiser angenähert habe. Sie weist dabei als Zeichen der engen Beziehung auf das kaiserliche Messeprivileg von 1336 hin. Diese angenommene Beziehung zwischen dem Kaiser und dem Straßburger Rat könnte als Hintergrund des kaiserlichen Befehls von 1338 eingeschätzt werden.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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ihren Konflikt mit der Stadt beizulegen, haben sie der Stadt versprochen, Johann von Schöneck und seine Helfer von nun an nicht zu unterstützen und ohne Verzug einen Spruch zu fällen, wenn die Stadt Johann und die anderen vor ihrem Gericht verklagen würde303. Im August 1335 haben Johannes von Bensdorf und Johannes von Furtbach sich mit Straßburg versöhnt und gleiches versprochen. Im Dezember hat Perrin von Dorsweiler zu denselben Bedingungen eine Vereinbarung mit der Stadt geschlossen304. Bischof Berthold von Straßburg hat dagegen Johann als seinen Diener aufgenommen305. Obwohl über die Herren, die sich beim Kaiser für Johann eingesetzt haben, nichts Näheres bekannt ist, hatte Johann offensichtlich nicht wenige Sympathisanten unter dem Adel um Straßburg. Es ist aber unklar, ob J­ ohann mit kaiserlicher Hilfe tatsächlich in die Stadt zurück­kehren konnte. Der Herrscherhof trat also eher selten bei den Konflikten auf, die sich auf die Stadt Straßburg bezogen. Wie wir im letzten Abschnitt festgestellt haben, durchlebte die Stadt damals keineswegs eine ruhige Zeit. In der konfliktreichen Situation hat die Stadt sich meistens ohne den Herrscher durchgesetzt. 4. Königsstädte Während die Fürsten und Adligen den Herrscherhof als Gerichtsinstanz kaum benutzt haben, lag dementsprechend das Schwergewicht der Tätigkeit der königlichen Gerichtsbarkeit in dieser Region deutlich auf dem unmittelbaren Herrschaftsbereich des Reiches. Die meisten Fälle bezogen sich auf die Königsstädte. Das Königtum hat als Erbe der staufischen Territorialpolitik in diesem Raum noch eine erhebliche Masse Königsgüter beibehalten, unter denen die Königsstädte in politischer, militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht den wichtigsten Teil dargestellt haben. Der König stand der Königsstadt als Stadtherr vor. Er konnte die Landvögte und die anderen Amtsträger seine Herrschaftsrechte vertreten lassen. Er stand aber auch hier gleich wie bei den Bischofsstädten dem bürgerlichen Bestreben nach Autonomie entgegen. Die bürgerliche Autonomie in den Königs­ städten hat sich etwas später entwickelt als in den alten Bischofsstädten, aber sie ist seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts weit gediehen. Wie in den Bischofsstädten kamen auch hier die Spannungen innerhalb der Bürgergemeinde hinzu. Wie wir oben am Beispiel Straßburgs sahen, haben viele Königsstädte in dieser Region seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts Unruhen innerhalb der Stadt erfah 303

UB Straßburg, 5, Nr.  47. Ebd. Anm.1 stellt sich die Frage, ob es sich bei Johann von Schöneck um dieselbe Person wie Hanseler von Schöneck handelt, der kurz nach dem Verfassungswandel von 1332 als Bürgermeister erscheint. Nach den Ratslisten erscheint aber Hanseler 1334/35, 1336/37 und 1338/39 unter den Ratsmitgliedern (UB Straßburg, 7, S. 886, 888, 890, 892). Es handelt sich also um unterschiedliche Personen. Nach RKLB, 4, Nr. 154, Anm. 1 wird Johann für 1332/33 als Mitglied des Rates gezählt, aber dies scheint nicht stichhaltig zu sein. 304 UB Straßburg, 5, Nr. 48, 57. 305 UB Straßburg, 5, Nr. 273.

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C. Elsass und Oberrhein

ren, die oft zur Vertreibung mehrerer Bürger und zur neuen Zusammensetzung des Stadtrates geführt haben. Mit diesen innerstädtischen Auseinandersetzungen hatte auch der Herrscher als Stadtherr viel zu tun. In solchen Fällen ist er oft selbst als Partei aufgetreten306. Während des Thronkampfes haben die Königsstädte in diesem Raum außer der kurzen Phase von 1322/23 meistens die Habsburger unterstützt. Das bedeutete aber aus der Sicht Ludwigs Ungehorsam gegenüber dem eigentlichen Stadtherrn. Er stand dabei selbst als Partei der den Gehorsam verweigernden Stadt gegenüber. Es handelte sich folglich nicht um einen Konflikt vor dem Herrscher, sondern um einen Konflikt mit dem Herrscher. Zu diesem Problem hat Kaiser Ludwig im Mai und Juni 1330 mehreren elsässischen Städten seine Verzeihung gewährt und verboten, die Städte in Zukunft wegen dieses Ungehorsams zu bedrängen. Die Maßnahmen wurden im Mai für Schlettstadt307 und Colmar308, im Juni für Hagenau309 getroffen. Schon im April hatte der Landvogt im Elsass, Albrecht Hummel von Lichtenberg, im Namen des Kaisers genauso der Stadt Oberehnheim verziehen310. In den kaiserlichen Urkunden ist die Haltung der Städte als Ungehorsam gegenüber Ludwig, dem eigentlichen Herrn des Reiches, charakterisiert. Damit ist implizit die Wiederherstellung der Position Ludwigs als Stadtherr gemeint311. Diese Maßnahmen stellen einen Teil der kaiserlichen Politik dar, die gerade in dieser Zeit energisch entfaltet wurde, um sich im Elsass durchzusetzen. Der Gegensatz mit den Habsburgern dauerte damals noch an und ein erneuter Zusammenstoß im Südwesten war in Sichtweite. Unter diesen Umständen versuchte Ludwig, die elsässischen Königsstädte auf seine Seite zu ziehen312. 306

Zu den Beziehungen zwischen den Auseinandersetzungen in Bürgergemeinde und der Königsgerichtsbarkeit im Spätmittelalter im Allgemeinen s. Diestelkamp, Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht. Vor allem zum Umstand, dass nicht die beiden streitenden Fraktionen als Parteien vor dem Herrscher auftraten, sondern der Herrscher selbst in die Streitigkeiten eingriff, vgl. ebd., S. 75 ff. 307 RKLB, 4, Nr. 40; Geny, Schlettstadter Stadtrechte, Nr. 18; MGH Const., 6, 1, Nr. 751. 308 UR, 5, Nr. 108a; RKLB, 4, Nr. 41; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 64. 309 UR, 5, Nr. 109; RKLB, 2, Nr. 97; RKLB, 4, Nr. 40, Anm.1; MGH Const., 6, 1, Nr. 784. 310 RKLB, 4, Nr. 40, Anm. 2; MGH Const., 6, 1, Nr. 737. Der Landvogt hat der Stadt versprochen, dass sie bis zum 2. Juni eine kaiserliche Bestätigung der bisherigen städtischen Privilegien bekommen werde. 311 MGH Const., 6, 1, Nr. 751: „… ex eo quod nobis tanquam vero vestro domino racione imperii obedire et subesse ut debuistis hactenus recusastis, …“. Fast der gleiche Text findet sich in zwei anderen Urkunden. 312 Vom März bis zum September 1330 hat Ludwig auch anderen Kräften im Elsass als den Königsstädten viele Urkunden ausgestellt und Privilegien verliehen. Für den Landgrafen im Unterelsass s. RKLB, 2, Nr. 83; RKLB, 4, Nr. 34; MGH Const., 6, 1, Nr. 717, die Rappoltsteiner: RKLB, 2, Nr.  84; RKLB, 4, Nr.  35; MGH Const., 6, 1, Nr.  721, die Lichtenberger: RKLB, 4, Nr. 36, 58; Mommsen, Beiträge zur Reichsgeschichte, Nr. 23, 31, das Kloster Weißen­burg: RKLB, 2, Nr. 88, 89, 90, 100; RKLB, 4, Nr. 42, 43; MGH Const., 6, 1, Nr. 764; Winkel­mann, Acta imperii inedita, 2, Nr.  518, das Kloster Königsbrück: RKLB, 2, Nr.  91;

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

261

Außerdem hat Ludwig in dieser Zeit den Königsstädten verschiedene Privilegien bestätigt und erneuert313. Diese Privilegierung hatte das gleiche politische Ziel. Der Kaiserhof begab sich ins Elsass, und die Versöhnung mit den Habsburgern wurde im August 1330 endlich erreicht. Nachdem der Hof das Elsass in Richtung Basel verlassen hatte, verlieh der Kaiser noch einigen Städten Privilegien314. Der Kaiser hat bei der Verzeihung zugleich seine rechtliche Stellung gefestigt, indem er auf die Gehorsamspflicht der Städte gegenüber ihrem Stadtherrn aufmerksam gemacht hat. Einige Städte wurden wiederum konkret zur Steuer­ zahlung aufgefordert315. Bei diesen Fällen, in denen der Herrscher selbst Partei war, konnte er aber nach seiner politischen Einschätzung vorgehen und ist in der Tat so vor­gegangen. Dieser politische Aspekt ist auch in den mittelrheinischen Fällen zu beobachten, in denen die Fürsten und die mächtigen Adligen mit­ein­ander gestritten haben, tritt aber besonders in dieser Konstellation in den Vor­dergrund. Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr.  519, das Kloster Odenheim: RKLB, 2, Nr.  93, den von Kirchheim: RKLB, 2, Nr. 101, 104, die Markgrafen von Baden: RKLB, 2, Nr. 105, den von Hohenberg: RKLB, 2, Nr. 107; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 523, den Deutschorden in Weißen­burg: RKLB, 4, Nr. 49, das Kloster Neuburg: RKLB, 2, Nr. 109, 110, 111, 112; RKLB, 4, Nr. 51, 52, 53, 54; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr. 506, 507, 508, 509, den Bischof von Straßburg: RKLB, 2, Nr. 116, 117; RKLB, 4, Nr. 56; MGH Const., 6, 1, Nr. 840; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr. 525, 526, das Kloster Gengenbach: RKLB, 2, Nr. 118, die Stadt Neuenburg: RKLB, 2, Nr. 123 und die Stadt Breisach: RKLB, 2, Nr. 130, 131; MGH Const., 6, 1, Nr. 862. Zur Politik Ludwigs um 1330, sich im Elsass und in Schwaben, in der Machtbasis der Habsburger, durchzusetzen, vgl. auch Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 119. 313 Hagenau, RKLB, 4, Nr. 37; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 515; Schlettstadt, RKLB, 4, Nr. 38; Geny, Schlettstadter Stadtrechte, Nr. 19; Colmar, RKLB, 4, Nr. 39; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 73 (fälschlich auf 1333 datiert). Kurz danach im Juni für Weißenburg: RKLB, 4, Nr. 47, im August für Oberehnheim: RKLB, 4, Nr. 61; MGH Const., 6, 1, Nr.  849 und für Mühlhausen: RKLB, 4, Nr.  62; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, Nr. 173; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr. 536. 314 Colmar: RKLB, 4, Nr. 64; MGH Const., 6, 1, Nr. 855; Oberehnheim: RKLB, 4, Nr. 65; MGH Const., 6, 1, Nr. 850; Schlettstadt: RKLB, 4, Nr. 66; Geny, Schlettstadter Stadtrechte, Nr. 20; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr. 541; RKLB, 4, Nr. 67; Geny, Schlettstadter Stadtrechte, Nr. 21; MGH Const., 6, 1, Nr. 857; RKLB, 4, Nr. 68; Münster im Gregoriental: RKLB, 4, Nr.  67, Anm.2; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr.  539. Unter den Privilegien, die Ludwig den Königsstädten in dieser Region gegeben hat, sind diejenigen zu finden, die die Bürger der Empfängerstadt von der Ladung ausserhalb der Stadt befreiten. Ein derartiges Privileg schloss aber die Gerichts­ barkeit des Herrscherhofs nicht vollkommen aus, wie wir im vorigen Kapitel ausgeführt haben. Zu solchen Privilegien vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 327 (Weißenburg, 29.12.1322; RKLB, 4, Nr.  19; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr.  480), 359 (Mühlhausen, 15.08.1330; RKLB, 4, Nr. 62; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1, Nr. 173), 360 (Oberehnheim, 20.08.1330; RKLB, 4, Nr. 65; MGH Const., 6, 1, Nr. 850), 361 (Schlettstadt, 21.08.1330; RKLB, 4, Nr.  66; Geny, Schlettstadter Stadtrechte, Nr.  20), 362 (Neuenburg, 22.08.1330; RKLB, 2, Nr. 123). 315 RKLB, 4, S. XXIV, Anm.139 (Colmar); RKLB, 4, Nr. 46 (Weißenburg).

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C. Elsass und Oberrhein

Ludwig hatte mehrmals mit innerstädtischen Auseinandersetzungen zu tun. Das 14. Jahrhundert gilt sowohl in Deutschland im allgemeinen als auch in diesem Raum als ein Zeitalter der bürgerlichen Unruhe316. Gegenüber dem Patriziat, das zunächst ausschließlich das Stadtregiment in der Hand gehalten hatte, stiegen neue Bürgerfamilien auf und stritten mit dem alten Patriziat um die Macht. Im Verlauf der Auseinandersetzungen haben auch die Handwerker in vielen Städten damit begonnen, durch ihre Zunftorganisation am Stadtrat teilzunehmen. Man darf aber den „demokratischen“ Charakter dieser Bewegung nicht zu hoch veranschlagen317. Es waren überall die vor allem durch Handel emporgestiegenen wohl­ habenden Bürger, die beim Wandel der Stadtverfassung eine führende Rolle gespielt haben. Ihnen hat sich gegebenenfalls auch ein Teil des Patriziats angeschlossen. Wenn die Ratsverfassung in mehreren Städten auch nach der Zunft­ organisation konzipiert wurde, waren es doch bestimmte Familien, die ihre Mitglieder in den Rat schickten. In den meisten Städten setzte sich im 15.Jahrhundert das oligarchische Regiment durch. Es ist aber von Stadt zu Stadt unterschiedlich, wie die Rats- und Stadtverfassung sich etablierte und konkret gestaltet wurde. Kaiser Ludwig ist seit 1330 mit den innerstädtischen Auseinandersetzungen in dieser Region in Berührung gekommen. Es wäre grundsätzlich möglich gewesen, dass die beiden miteinander streitenden Parteien vor den Kaiser kamen und ein Urteil durch den Kaiser oder seinen Hofrichter suchten. In Wirklichkeit erschien der Herrscher oft selbst als Partei. Der Kaiser als Stadtherr wurde von einer Partei angerufen und er hat der anderen Partei befohlen, den Streit zu beenden und sich zu versöhnen. Wenn das kaiserliche Gebot nicht akzeptiert wurde, ging der Streit in einen Konflikt zwischen dem Kaiser und der ablehnenden Partei über. Wir betrachten zuerst Hagenau318. Die Spannung unter den Bürgern geriet hier nicht zur Gewalttätigkeit, sondern führte zur friedlichen Gestaltung des neuen Rats. Der Kaiser blieb von Juli bis August 1330 in Hagenau. In diesem Zeitraum wurde von den Bürgern die neue Ratsverfassung verhandelt. Ein kaiserlicher Eingriff ist zu vermuten. Nachdem der Kaiserhof das Elsass verlassen hatte, entschied der Stadtrat über die neue Stadtverfassung319. Vorher hatten zwölf patrizische Ratsleute das Regiment geführt und auch als Schöffen fungiert. Sie wurden schon 1317 auf 24 Männer verdoppelt. In der neuen Stadtverfassung entstand ein Rat von 24 Mitgliedern, während der alte Rat auf zwölf Schöffen reduziert wurde. Die neuen 24 Ratsleute wurden aus den Zünften gewählt. Ludwig bestätgte im 316

Haverkamp, Innerstädtische Auseinandersetzungen; besonders zu den Auseinandersetzungen der 1320er und 1330er Jahre: ebd., S. 107–115. S. auch Kannowski, Bürgerkämpfe und Friedensbriefe. 317 Maschke, Verfassung und soziale Kräfte; Dollinger, Das Patriziat der oberrheinischen Städte; Isenmann, Die deutsche Stadt, S. 190 ff. 318 Schrieder, Verfassungsgeschichte der Stadt Hagenau, S. 41 ff.; Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung, S. 118 ff.; Grasser/Traband, Histoire de Haguenau, S. 45 f. 319 RKLB, 4, Nr. 84, Anm.; Hanauer/Klele, Das alte Statutenbuch der Stadt Hagenau, S. 46 f.; Schrieder, Verfassungsgeschichte der Stadt Hagenau, S. 59 f., Beilage 2.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

263

März 1332 in Nürnberg diese neue Stadtverfassung320. Der Kaiser hat dabei die städtische Urkunde, die im Jahr zuvor von den Bürgern ausgestellt worden war, als Vorlage herangezogen, sie aber zum Teil geändert. Die kaiserliche Urkunde hat festgesetzt, dass die Wahl der 24 Ratsmitglieder mit dem Willen und Rat des Schultheißen als des kaiserlichen Amtsträgers durchgeführt werden sollte. Der Kaiser hat auch den Gehorsamseid des Rats gegenüber dem Kaiser, Reich, Landvogt, Schultheiß und Ammann betont. Erst nach der Eidesleistung sollte der Rat seine Macht ausüben. Ludwig hat zwar die neue Stadtverfassung anerkannt, aber in dieser Weise seine Stellung gefestigt321. Die Rolle des Kaisers in der Auseinandersetzung in Colmar war viel komplizierter. Vom Juli 1331 ist ein kaiserlicher Brief überliefert, den Ludwig von Regensburg aus nach Colmar geschickt hat322. In diesem Brief hat der Kaiser die Vertreibung der kaiserlichen und antikaiserlichen Partei durch die anderen Bürger anerkannt. Jedoch sei es wünschenswert, dass die kaisertreuen Schwarzen in die Stadt zurückkehren würden. Wenn es schwierig sei, sollten die Bürger ihre Entscheidung verschieben, bis die kaiserlichen Gesandten, die er vom Hof aus schicken würde, bei ihnen eintreffen würden. Die Bürger sollten sich bis dahin mit den antikaiserlichen Roten nicht versöhnen. Wenn die Schwarzen wieder in die Stadt zurückkehren würden, würde der Kaiser zwischen ihnen und den anderen Bürgern schlichten. Nach diesem Schreiben scheinen die Bürger dem Kaiser die Ereignisse zuerst schriftlich mitgeteilt zu haben. Auch eine Beschwerde seitens der Schwarzen ist vorstellbar. Die Erwähnung von Gesandten zeigt die eher in­direkte Beziehung des Kaiserhofes zu dieser Region. In Colmar hatten sich während des Thronkampfes zwei Fraktionen des Patrizi­ ats herausgebildet323. Die Roten hatten König Friedrich unterstützt, während die Schwarzen sich König Ludwig angeschlossen hatten. Beide Parteien kämpften um die Macht in der Stadt. Aus einem unklaren Anlass empörten die übrigen Bürger sich gegen beide patrizische Fraktionen. Sie verjagten beide Parteien aus der Stadt und setzten am 27. Mai 1331 neun Männer als ein außerordentliches Organ für die Frist von fünf Jahren ein324. Der Ausschuss setzte sich aus vier Patriziern und fünf anderen Bürgern zusammen. Sowohl die Mitglieder des Ausschusses als auch die übrigen Bürger sollten keine Beziehungen mit den Schwarzen und den Roten unter­halten. Unter dieser neuen Verfassung wurde auch die Teilnahme der Zunft am Stadtregiment erweitert. Kaiser Ludwig hat durch das Schreiben vom 29. Mai 320

RKLB, 2, Nr.  164; RKLB, 4, Nr.  84; Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, 2, Nr. 606; MGH Const., 6, 2, Nr. 239. 321 Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung, S. 121. 322 UR, 5, Nr. 121; RKLB, 4, Nr. 79; Böhmer, Briefe Ludwigs des Baiern, Nr. 18; Finster­ walder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 70; MGH Const., 6, 2, Nr. 124. Vgl. Diestelkamp, Bürger­ unruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht, S. 76. 323 Mossmann, Recherches sur l’ancienne constitution, S. 38 ff.; Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung, S. 114 ff.; Sittler, La ville imperiale, S. 55. 324 Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 68.

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C. Elsass und Oberrhein

von Nürnberg aus der Stadt Colmar mitgeteilt, dass er den am Hof anwesenden Adligen, dem Grafen von Württemberg und dem von Rappoltstein, befohlen hatte, der Stadt die bisher vom Kaiser zugunsten der Stadt Colmar verliehenen Urkunden aus­zuhändigen. Der Kaiser teilte auch mit, dass er mit der Stadt Colmar gute Beziehungen beibehalten würde und dass die Bürger die anders lautenden Gerüchte nicht glauben sollten325. Nach diesen Ereignissen hat dann der Kaiser den oben genannten Brief gesandt. In diesem Brief hat sich Ludwig für die Rückkehr der Schwarzen in die Stadt ausgesprochen. Am 4.  Oktober 1331 entstand im Elsass eine Sühne zwischen der Stadt Colmar einerseits und den vertriebenen Schwarzen und Roten andererseits326. Die Sühne wurde auf Geheiß und Gebot des Kaisers errichtet327. Wenn jemand die Feindschaft fortsetzen würde, sollte er seine Ehre verlieren und kein Recht in Colmar haben. Sein Helfer sollte ebenfalls die Huld des Kaisers verlieren328. Wenn jemand sich in den Königsstädten und anderswo dem zuwider verhalten würde, sollte er ebenso die kaiserliche Huld verlieren. Es gab wahrscheinlich auch in anderen Städten Kräfte, die die Parteien in Colmar unterstützten329. Aus diesen Artikeln ist zu vermuten, dass die Sühne mit der Zustimmung des Kaisers zustande gekommen ist. Die beiden Parteien, die Schwarzen und die Roten, gelobten auch, sich dem Neunerausschuss und dem Rat zu unterwerfen und die Röcke der jeweiligen Partei in der Stadt nicht zu tragen. Bei dieser Sühne ist auch bemerkenswert, dass Heinrich von Rappoltstein, Herr von Hoheneck, und Johann der Jüngere von Rappoltstein die Sühneurkunde mitbesiegelt haben. Eine Vermittlung durch die beiden wäre denkbar. Weil das Schreiben vom 29. Mai auch einen Rappoltsteiner erwähnt, könnte man sich hinter der Vermittlung durch die Rappoltsteiner die kaiserliche Autorität vorstellen. Colmar hat in der Urkunde mit dem Datum vom 1. Oktober auf kaiserliches Gebot hin versprochen, Johann dem Jüngeren von Rappoltstein jährlich 300 Pfennig aus der Stadtsteuer zu bezahlen330. Der Fall ging aber danach in einen Konflikt zwischen dem Kaiser und der Stadt Colmar über. Der Grund ist nicht bekannt, könnte aber damit zu tun haben, dass Colmar nicht nur die Schwarzen, sondern auch die Roten wieder in die Stadt einließ. Der Kaiser sandte seinen Vertrauten Berthold von Neuffen in das 325

RKLB, 4, Nr. 78; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 69. RKLB, 4, Nr. 79, Anm.3; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 72. 327 „… von des hohsterbornen vnd vnseres gnedigen herren von Gotz gnaden keiser Lud­ wiges von Rome gebotte vnd geheisse, …“. 328 „Were, das ieman vnder vns hinnant hin das breche, von der gemeinde wegen, von Kolmer oder von deheiner missehele wegen, die wir ie gewinnen vntz an disen hutigen dag, das kuntlich were, ane geuerde, der sol sin elos, erlos, vnd meineide vnd sol dar zu niemer reht me gewinnen ze Kolmer, in deheinen weg, vnd wer im des hulfe mit worten oder mit werken, das der rat erkante vf den eit, das geuerlich were, der so in denselben schulden sin vnd sollent dar zu des keisers hulde verlorn han, …“. 329 „… vnd wer si daruber enthielte, in des Riches stetten oder anderswa, der sol och des keisers hulde verlorn han, …“. 330 Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 71. 326

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Elsass331. Wir treffen hier wieder auf eine Gesandtschaft in diese Region von außen her. Der Herrscherhof kam eher selten in diesen Raum, und der Kaiser konnte in der Region nicht genug vertrauenswürdige Leute finden. Berthold hat im Juli 1333 in Schlettstadt eine Urkunde ausgestellt332. Er hat sich hier als kaiserlicher Bevollmächtigter mit der Stadt Colmar versöhnt. Der Kaiser, der Landvogt und der Ammann sollten in Zukunft keine Ansprüche gegenüber der Stadt haben. Der Kaiser sollte den Neunerausschuss genehmigen, aber sich das Recht vorbehalten, dieses Gremium jederzeit zu entlassen. Ludwig selbst hat im August in Wimpfen die Maßnahme Bertholds bestätigt333. Nach seiner Urkunde hatte der Konflikt zwischen dem Kaiser und der Stadt sich auf die Verbannung einiger Bürger bezogen334. Der Neunerausschuss wurde als ein Organ charakterisiert, das die Stadt zur Beilegung der bürgerlichen Auseinandersetzungen eingesetzt hatte335. Der Kaiser hat unter dem Vorbehalt des Entlassungsrechts den bürgerlichen Versuch der autonomen Konfliktlösung anerkannt. Er kam aber im Oktober nach Hagenau und verlieh dem Markgrafen Rudolf von Baden die Reichssteuer von Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Mühlhausen und Rosheim336. Der Kaiser als Stadtherr behielt die Verfügung über die Stadtsteuer in der Hand. Unruhen unter den Bürgern brachen auch in Oberehnheim aus337. Auch in dieser kleinen Stadt hatte das Patriziat bisher eine vorherrschende Position besetzt und die Bürgergemeinde geführt. Es gab auch hier Cliquenstreitigkeiten unter den Patri­ziern. Auf Grund der finanziellen Probleme, die die Steuerforderung des Kaisers verursacht hatte, trug sich im Jahre 1339 eine innerstädtische Auseinander­ setzung zu. Nachdem die patrizische Ratsverfassung zusammengebrochen war, wurden die Patrizier aus der Stadt verwiesen. Der Kaiser hat wieder eine Gesandtschaft unter Führung des Herzogs Konrad von Urslingen, des Unterlandvogts im Elsass, geschickt und ihr befohlen, eine Entscheidung zu treffen. Die Gesandtschaft setzte sich außer aus dem Herzog Konrad aus drei Rittern, Eberhard von Landsberg, genannt Frentsch, Wilhelm von Greifenstein und Heinrich von Rosheim, zusammen sowie aus vier Gesandten aus den Städten Colmar, Schlettstadt, Breisach und Rosheim, also insgesamt aus vier Adligen und vier Bürgern.

331

Zu Berthold von Neuffen, der im Dienst Ludwigs vielfältigen Einsatz fand, s. Serck, Berthold von Neuffen; Decker-Hauff, Berthold von Neuffen. 332 UR, 5, Nr. 203; RKLB, 4, Nr. 89, Anm. 4. 333 UR, 5, Nr. 208; RKLB, 2, Nr. 89; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 74. 334 „… daz wir uns aller ansprache und vorderungen die wir haben an die stat ze Kolmar umbe alle uflöffe, missehellinge und krige, die sie untereinander bis her uf disen hiuttigen tage getan habent, daz si einander uszer der stat triben, … uns verzigen gen in haben luterlichen und verzihen uns och mit disem brief …“. 335 „… die Nwne, die si under in gesetzet habent, die ir sache us sullent richten, …“. 336 RKLB, 2, Nr. 192; Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, Nr. 77. 337 Lentze, Der Kaiser und die Zunftverfassung, S. 128–133. Zu Oberehnheim in der Regierungszeit Ludwigs s. Gyss, Urkundliche Geschichte der Stadt Oberehnheim, S. 46–62.

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C. Elsass und Oberrhein

Nachdem die Gesandtschaft die beiden Parteien hatte schwören lassen, sich­ ihrer Entscheidung zu unterwerfen, fällte sie am 5. März 1339 ihre Entscheidung. Die vertriebenen Patrizier sollten in die Stadt zurückkehren und in ihre Güter und Stellungen wiedereingesetzt werden. Der neue Rat sollte bis zum 11. November im Amt bleiben, aber die aus den Verbannten gewählten Patrizier sollten ebenfalls dazu gehören. Zum finanziellen Problem, das der direkte Anlass für die Unruhe gewesen war, wurde festgestellt, dass der Rat für die Erhaltung und Verwaltung der Stadtmauer zuständig sein sollte. Wenn der kleinere Rat nicht übereinkommen würde, sollte der größere Rat mit seiner Mehrheit entscheiden. Der Schultheiß sollte wie früher in der Stadt die Gerichtsbarkeit ausüben. Der Unterlandvogt Konrad von Urslingen behielt sich die Entscheidung über die Kosten vor, die die Stadt dem Kaiser für den Krieg mit Frankreich bezahlen sollte, und über die Entschädigung, die die Stadt für die Verfolgung der Juden leisten sollte. Er werde dazu seine Entscheidung treffen, nachdem er erneut die Meinung der Gesandtschaft eingeholt habe. Das Verfahren ähnelt einem schiedsgerichtlichen Verfahren, denn die Parteien haben geschworen, sich der Entscheidung des Achtergremiums zu unterwerfen. Die Gesandtschaft hat aber andererseits den beiden Parteien befohlen, den Eid zu leisten. An diesem Punkt steht die kaiserliche Autorität hinter der Gesandtschaft. Dieser Fall stellt daher eine Mischform aus einem einfachen Schiedsgericht und dem kaiserlichen Gebot dar. Während des Thronstreites gab es auch in Mühlhausen eine habsburgische und eine wittelsbachische Partei338. Aber die Stadt hat meistens zum habsburgischen Lager gehört. Das ist gut verständlich, wenn man die feste Position der Habs­burger im südlichen Elsass in Betracht zieht. Parallel dazu fand sich ebenfalls hier ein Gegensatz zwischen den Patriziern und den anderen Bürgern. Die Situation innerhalb der Stadt blieb dennoch friedlich. Aber im Jahre 1340 geschah ein Überfall der Bürger auf den Versammlungsort der Patrizier. Im Oktober 1340 hat Graf Albrecht von Hohenberg, Landvogt im Elsass, in­ Colmar die Auseinandersetzung unter den Bürgern Mühlhausens geschlichtet339. Der Schultheiß und die anderen Bürger erschienen vor dem Landvogt. Die Bündnisse in der Stadt sollten abgeschafft werden. Die Schuldigen sollten unter die Strafe des Einungsverbots fallen, aber es sollte von der Mehrheit des Schultheißen, des Rates und der Zunftmeister entschieden werden, wer schuldig gewesen war. Der Schultheiß und der Rat sollten auch die Entschädigung für den Landvogt und den Rat b­ estimmen. Der Landvogt Albrecht von Hohenberg hat zwar als Vertreter des Kaisers im Elsass in die städtische Auseinandersetzung eingegriffen, aber dem Schultheiß und dem Rat die substantiellen Entscheidungen überlassen. 338 Zur folgenden Situation in Mühlhausen s. Moeder, La politique de Mulhouse; ders., Les institutions de Mulhouse, S. 99 f., 109 f.; ders., Le patriciat de Mulhouse. 339 UR, 5, Nr. 388; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1, Nr. 202. Vgl. Diestelkamp, Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen deutschen Königsgericht, S. 88. Zu Albrecht von Hohenberg s. Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 205 f.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Wie oben geschildert, konnte die innerstädtische Auseinandersetzung in einer Königsstadt vor den Herrscher gebracht werden. Dies liegt nahe, wenn man die Stellung des Kaisers als Stadtherr der Königsstadt berücksichtigt. Wie im Fall von Colmar konnten die Streitigkeiten in einen Konflikt zwischen dem Herrscher und den Bürgern übergehen. Es handelte sich dann dabei eher um eine politische Entscheidung als um ein Gerichtsurteil. Jedenfalls haben der Kaiser und seine Landvögte oder seine Gesandten kaum eine konkrete substantielle Entscheidung getroffen. Sie haben die Bürger entscheiden lassen und nur die Position des Kaisers als Stadtherr betont. Auch die Streitigkeiten zwischen den Königsstädten und den umliegenden Mächten wurden vor den Herrscherhof gebracht. Die Konfrontation zwischen dem Kloster Weißenburg340 und der Stadt Weißenburg ist als ein solcher Fall zu nennen. Die Staufer scheinen schon vor ihrer Thronbesteigung die Vogtei des Klosters innegehabt zu haben, die nachher mit dem Königsgut verschmolz341. Da das Kloster in die Stadtmauer eingeschlossen worden war342, ähnelte die Konfrontation zum Teil  einer Auseinandersetzung innerhalb der Stadt. Der Abt war eigentlich der Grundherr des Stadtgeländes und des umliegenden Landes. Die Stadt wurde aber wahrscheinlich unter Friedrich Barbarossa vom staufischen Königtum gegründet und entwickelte sich danach als Königsstadt343. Die Herrschaft des Abtes über die Stadt blieb dennoch weiterhin bestehen. Nach einer Urkunde des Königs Adolf von 1292 mussten die Bürger sowohl dem Landvogt als dem Vertreter des Königs als auch dem Abt ihren Huldigungseid leisten. Die Stadt emanzipierte sich jedoch langsam vom Kloster. Sie leistete zum letzten Mal dem Abt Eberhard (1337–1381 im Amt) den Huldigungseid. Im Verlauf dieser Emanzipation kam es aber häufig zu Auseinandersetzungen. Aus dem hier zu untersuchenden Zeitraum sind Streitigkeiten um die Allmende um Weißenburg und andere Angelegenheiten überliefert. Es ging um die Fischerei an der Lauter und die Nutzung des Waldes. Wenn man die weit ausgedehnte Grundherrschaft und die anderen Gerechtsamen, über die das Kloster um die Stadt herum verfügte, berücksichtigt, war es einigermaßen unvermeidlich, mit der wirtschaftlich aufsteigenden Stadt in Kollision zu geraten344. Die Parteien verglichen 340 Zu dem Kloster Weißenburg s. Harster, Der Güterbesitz des Klosters Weißenburg; Lehmann, Urkundliche Geschichte der Abtei und Stadt Weißenburg; Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg; Schweer, Weißenburg im Elsass, S. 26–34; Barth, Handbuch der elsässischen Kirche, Sp. 1678–1701; Schultz, Der Codex Berwartstein. 341 Werle. Die salisch-staufische Obervogtei. 342 Siehe die Karte bei Schweer, Weißenburg im Elsass, S. 51 und Reinhard, Der Wandel der oberrheinischen Kulturlandschaft, S. 35. 343 Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg, S. 92 ff.; Schweer, Weißenburg im Elsass, S. 34 ff. 344 Über die sogenannte Mundat, die auf die Verleihung der Immunität durch den König Pippin von 760 zurückging, vgl. die Anhangskarte bei Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg; Schweer, Weißenburg im Elsass, S.  30 f. und Schultz, Der Codex Berwartstein, S. 3 ff.,17 ff.

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C. Elsass und Oberrhein

sich 1321 unter dem Landvogt Otto von Ochsenstein, der von König Friedrich in dieses Amt eingesetzt worden war345. Die Entscheidung wurde zwei Bürgern von Weißenburg, Johannes an dem Wasser und Eberhart Jungfaut, übertragen. Wenn sie sich nicht einigen könnten, sollte der Fall an das Kammergericht, das aus 14 Rittern und Hausgenossen bestand, überwiesen und dort entschieden werden346. Wenn auch diese Instanz keine Entscheidung finden könnte, sollte König Friedrich oder sein einstimmig gewählter Nachfolger ein Urteil fällen. Es gelang jedoch drei Wochen danach den beiden Bürgern, eine einstimmige Entscheidung zu treffen347. Kraft der Urkunde Königs Rudolf von 1275 sollte der Abt der Herr der Lauter sein. Der Fluss und der Wald sollten jedoch dem Kloster und der Stadt gemeinsam gehören und der Abt sollte daher die Nutzung des Flusses nicht willkürlich einschränken. Das Kloster und die Stadt stritten aber nach dieser Entscheidung erneut. Sie verhandelten im November 1324 und bemühten sich um die Beilegung des Streits348. Es handelte sich diesmal um die Benutzung des Waldes in der Nähe von Weißenburg. Was die Nutzung des Waldes betrifft, sollte ein Ausschuss mit je zwei Leuten aus dem Kloster und der Stadt eingesetzt werden. Erst mit der Zustimmung von zwei Mitgliedern konnte der Abt die Bürger vor das Gericht zitieren. Der Ausschuss stellte aber eine vorläufige Lösung dar, bis das Kammergericht mit 14 Leuten wiederhergestellt war. Wenn es wieder judizierte, sollten die Angelegenheiten erneut dort behandelt werden. Der Gegensatz spitzte sich dann 1333 zu. Die Bürger hatten einige Hörige des Klosters getötet und seine Freiheiten verletzt. Der Abt und die Mönche mussten augenblicklich Weißenburg verlassen und ein Refugium aufsuchen. In dieser angespannten Situation schlichtete Kaiser Ludwig im August 1333 in Frankfurt die Parteien349. Sie verzichteten auf ihre Ansprüche aus den Zwischenfällen und überließ einem Schiedsgericht mit drei Männern die Lösung des Konflikts. Das Kloster bestellte Rudolf von Boppelmann, die Stadt einen von Fleckenstein, den Deutschordenskomtur in Weißenburg, als Schiedsrichter. Der Kaiser ernannte Hermann von Lichtenberg, seinen Kanzler, zum Obmann. Er befahl den Parteien, sich der Entscheidung dieses Schiedsgerichts zu unterwerfen, und verstärkte damit die Autorität des Schiedsgerichts. Was den zu Unrecht errichteten Bau „an der wende“ betraf, sollte der Kanzler das Gebäude vor Ort besichtigen und eine Entscheidung treffen. 345 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Abtei und Stadt Weißenburg, S. 33. Zu diesem Konflikt im allgemeinen Harster, Der Güterbesitz des Klosters Weißenburg, S. 18–29. 346 Zum Kammergericht von Weißenburg, das nicht nur für die Auseinandersetzungen zwischen dem Kloster und der Stadt, sondern auch für die die Einwohner in der Weißenburger Mundat betreffenden Fälle zuständig war und aus je sieben Rittern und Hausgenossen bestand s. Schultz, Der Codex Berwartstein, S. 18. 347 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Abtei und Stadt Weißenburg, S. 33 f. 348 Lehmann, Urkundliche Geschichte der Abtei und Stadt Weißenburg, S. 34; Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg, S. 105. 349 UR, 5, Nr. 205; RKLB, 4, Nr. 87; MGH Const., 6, 2, Nr. 463.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Kurz nach dieser Maßnahme bestätigte der Kaiser, wie oben geschildert, das Urteil des Berthold von Neuffen über Colmar. Er beschäftigte sich in dieser Zeit viel mit der Konfliktbeilegung im Elsass. Die hier skizzierte Lösung für Weißenburg stellt eine Mischung aus der Gerichtsbarkeit am Herrscherhof und dem Schiedsgericht dar. Ein ähnlicher Befund hat sich schon oben im ­Mittelrhein gezeigt350. Der Kaiserhof weilte daraufhin von Oktober bis November in Hagenau. Am 11.  Oktober stellte der Kanzler Hermann zu diesem Fall eine Urkunde aus351. Nach seiner Urkunde hatten die beiden Schiedsrichter sich nicht geeinigt. Als Schiedsrichter der städtischen Seite war dabei Niklaus von Hagen, der Johanniterkomtur zu Eichen bei Weißenburg, statt des Deutschordenskomturs aufgetreten. Der Kanzler traf daraufhin mit Rudolf von Boppelmann, dem Schiedsrichter der klösterlichen Seite, die Entscheidung. Es wurde dabei erwähnt, dass diese Entscheidung auf kaiserlicher Anordnung beruhte352. Da das Schiedsgericht keine einverständliche Lösung finden konnte, versuchte man die Entscheidung mit kaiserlicher Autorität zu untermauern. Nach diesem Urteil sollten die Bürger zuerst dem Einzug des Abtes in die Stadt respektvoll beiwohnen. Einer der Täter aus den Bürgern sollte dabei barfuss und in schlichter Kleidung der Prozession vorangehen. Er sollte dann vor dem Abt kniend die öffentliche Buße leisten. Eine derartige Zeremonie wurde seit dem Frühmittelalter bei Konfliktbeilegungen gelegentlich ausgeführt und noch damals auch im Mittelrhein praktiziert. Die von dem Kloster mit Namen aufgezählten 22 Bürger sollten zudem vorübergehend nach Hagenau und anderen Städten ausgewiesen werden. Die Entscheidung über die anderen Streitpunkte wurde noch verschoben, weil der Sachverhalt noch nicht vollkommen geklärt worden war. Das Urteil scheint substantiell nicht so nach­teilig für die Stadt gewesen zu sein. Obwohl man ohne die Zustimmung der beiden Parteien entschieden hatte, fiel die Entscheidung maßvoll aus. Es ist außerdem unklar, ob die öffentliche Bußleistung wirklich ausgeführt wurde353. Als ein weiterer Konflikt zwischen einer Königsstadt und einem Kloster sind die Streitigkeiten zwischen der Stadt Offenburg und dem Kloster Gengenbach zu nennen354. Gengenbach war ein traditionsreiches Benediktinerkloster355. Seine Kastvogtei wurde aber vom Reich ausgeübt und mit der Landvogtei Ortenau ver 350

Siehe oben S. 169 f. UR, 5, Nr.  211; RKLB, 4, Nr.  87, Anm.1; Spach, L’abbaye de Wissembourg, S.  70 ff., Nr. 3. Zum Kanzler Hermann vgl. Ehmer, Die Herren von Lichtenberg, S. 40 ff. Sein Bruder Albrecht war in dieser Zeit als Landvogt im Elsass tätig. 352 „…mit willen und heize unsers herren des keysers …“. 353 Tyc, L’immunité de l’abbaye de Wissembourg, S. 105. 354 Zu dem Verlauf des Konflikts s. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes, S. 238 f.; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 169 ff.; Kähni, Die Reichsstädte der Ortenau, S. 51 f.; Hillenbrand, Stadt und Kloster Gengenbach, S. 100 ff. 355 Zu der Geschichte des Klosters Gengenbach s. Hitzfeld, Geschichte der Abtei und der Reichsstadt Gengenbach; Schwarzmaier, Die politischen Kräfte in der Ortenau, S. 9 ff.; Quarthal u. a. (Hrsg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, S. 228–242; Müller (Hrsg.), Die Klöster der Ortenau, S. 215–242; Schwarzmaier, Reichsprälatenklöster, S. 579–581. 351

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bunden. Das Kloster unterwarf sich in diesem Sinne dem Landvogt, während die Stadt Offenburg als die wichtigste Königsstadt in der Ortenau dem Landvogt unterstand356. Es handelte sich damit wieder um einen Konflikt innerhalb der un­ mittelbaren königlichen Herrschaft. Dass das Kloster in der Umgebung der Stadt Offenburg viele Güter hatte, war auch hier Anlass für Auseinandersetzungen. Kaiser Ludwig erkannte am 15. August 1330 der Stadt Offenburg das Recht zu, ein Bürgermeisteramt einzurichten, Zünfte zu gründen und sich Satzungen zu geben. Er behielt sich allerdings vor, diese Maßnahme rückgängig zu machen357. Der Kaiser befahl andererseits am 18. August von Mühlhausen aus dem Markgrafen Rudolf von Baden, dem Landvogt in der Ortenau, das Kloster Gengenbach besonders gegen Schädigungen durch die Stadt Offenburg zu schützen358. Das Kloster hatte sich wahrscheinlich beim Kaiser beschwert. Der Kaiser traf am 13. März 1331 von Lengenfeld in Bayern aus weitere An­ ordnungen gegenüber der Stadt Offenburg359. Die Bezahlung des Ungelds war­ zwischen dem Kloster und der Stadt umstritten. Der Kaiser hat auf das von ihm verliehene Privileg des Klosters hingewiesen und der Stadt befohlen, bei der Eintreibung des Zolls und des Ungelds das klösterliche Privileg zu beachten. Da sich herausstellte, dass die Stadt die Erhebung der Steuer zwar versucht, aber noch nicht durchgeführt hatte, verbot der Kaiser, die Steuer auf das Getreide aus den klösterlichen Gütern zu erheben. Andererseits gestattete er, die Steuer auf das Getreide oder den Wein zu erheben, die das Kloster eingekauft oder verkauft hatte. Er traf also eine relativ ausgeglichene Entscheidung. Der Kaiser hat zudem am 15. März dem Kloster die alten Privilegien, die es seit der Zeit des Königs Rudolf erhalten hatte, bestätigt und neue verliehen360. Die Sache war jedoch durch die kaiserliche Entscheidung noch nicht erledigt. Graf Ludwig von Öttingen, der Landvogt in der Ortenau, entschied am 18. Oktober 1333 den Streit der beiden Parteien um das Ungeld361. Das Kloster hatte sich vorher beschwert. Die Entscheidung war daraufhin einem Schiedsgericht mit je zwei Schiedsrichtern und einem Obmann, dem Grafen Ludwig, übertragen worden. Nach dem Schiedsspruch sollte das Kloster hinsichtlich der Früchte aus den eigenen Gütern grundsätzlich von dem Ungeld befreit werden. Das Kloster sollte aber dann steuerpflichtig sein, wenn es seinen Wein in der Stadt verkaufte. Die 356 Zu den Anfängen und der Entwicklung der mittelalterlichen Stadt Offenburg s. Kähni, Die Reichsstädte der Ortenau; Kähni, Offenburg und die Ortenau; Schäfer, Offenburg; Hillenbrand, Unser freyheit und alt harkommen, S. 11–30. 357 Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 190 f., Nr. 2. 358 RKLB, 2, Nr. 118; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 191, Nr. 3. 359 RKLB, 2, Nr. 144; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 209, Nr. 6. 360 RKLB, 2, Nr.  145/146, 147/148; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S.  191 ff, Nr.  4, S. 198 ff., Nr. 5. 361 RKLB, 2, Nr. 144, Anm. 2; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 209 f., Nr. 7; MGH Const., 6, 2, Nr. 489. Zur Tätigkeit der Grafen von Öttingen in der Ortenau vgl. auch UR, 5, Nr. 218; RKLB, 5, Nr. 182; RKLB, 8, Nr. 295; MGH Const., 6, 2, Nr. 557.

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Stadt sollte ihrerseits von den Zinsen, die sie dem Kloster bezahlt hatte, befreit werden. Dieses Urteil entsprach im Allgemeinen der kaiserlichen Entscheidung und ergänzte sie in den noch übriggebliebenen konkreten Streitpunkten. In diesem Sinne ist hier ein komplementäres Verhältnis zwischen der Entscheidung am Herrscherhof und dem Schiedsgericht vor Ort festzustellen. Der Kaiser verpfändete danach im Oktober 1334 dem Markgrafen Rudolf von Baden die Rechte, die das Reich in der Ortenau besaß362. Die Städte Offenburg und Gengenbach sowie alle Vogteien, also auch die Kastvogtei von Gengenbach, wurden verpfändet. Aber auch nach dieser Maßnahme scheint das Kloster sich noch an den Herrscher gewandt zu haben. Im Juli 1337 schrieb Kaiser Ludwig von Frankfurt aus wieder wegen der Konflikte mit dem Kloster an die Stadt363. Es handelte sich diesmal um die Abgaben, zu denen die Stadt dem Kloster verpflichtet war, und um die anderen Forderungen des Klosters gegenüber der Stadt. Nach dem unten erwähnten Schreiben des Hofrichters von 1338 scheint vor allem um die Abgaben der eigentlichen Hörigen des Klosters gestritten worden zu sein. Nachdem der Kaiser schon vorher die Stadt angewiesen hatte, sich mit dem Kloster zu versöhnen364, zögerte die Stadt noch. Er befahl deshalb in jenem Schreiben erneut eine Versöhnung. Falls die Stadt sich immer noch weigern würde, sich mit dem Kloster zu versöhnen, würde der Kaiser auf die Klage des Klosters hin die Stadt zum Termin am 8. August vor den Hof­ zitieren. Der Kaiser zeigte damit die Möglichkeit eines Gerichtsverfahrens am Hof auf, aber er veranlasste zunächst eine Vereinbarung der Parteien. Das Verfahren am Herrscherhof wurde aber tatsächlich durchgeführt, und ein Achturteil scheint zugunsten des Klosters gefällt worden zu sein. Der Hofrichter Herzog Ludwig von Teck schrieb am 21. März 1338 von Hagenau aus, wo der Kaiser­hof damals weilte, an Bischof Berthold von Straßburg365. Der Hofrichter bezeichnete die Sache als einen Konflikt um die Hörigen des Klosters, die in der Stadt wohnten oder zwischen der Stadt und dem Land pendelten. Er teilte dem Bischof mit, dass über die Stadt Offenburg auf Grund der Klage des Klosters Gengenbach die Acht verhängt worden war, und ordnete an, die Bürger von Offenburg nicht aufzunehmen. Da das Schreiben im Kloster überliefert zu sein scheint, dürfte das Kloster auf die Ausstellung hingewirkt haben. Nach der Verpfändung von 1334 konnte der Herrscher sich auf den Landvogt in der Ortenau nicht mehr hinreichend verlassen. Das Auftreten des Bischofs von Straßburg als Empfänger der Anordnung ist in dieser Hinsicht bezeichnend. Bischof Berthold war eigentlich der Kurie treu, aber er beteiligte sich gerade in dieser Zeit an dem Land­ 362

RKLB, 2, Nr. 202; RKLB, 8, Nr. 305; MGH Const., 6, 2, Nr. 616; RMB, 1, Nr. 930. UR, 5, Nr. 291; RKLB, 2, Nr. 249; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 210 f., Nr. 8; MGH Const., 7, 1, Nr. 267. 364 Es gibt keine schriftliche Überlieferung des Mandats selbst, vgl. RKLB, 2, Nr. 248. 365 UR, 5, Nr. 308; RKLB, 2, Nr. 249, Anm. 2; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 211, Nr. 9; MGH Const., 7, 1, Nr. 383. 363

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frieden im Elsass. Während des Aufenthalts des Kaiserhofs im Elsass im März 1338 suchte man eine Annäherung366. Der Bischof sollte in dieser Endphase zur Beendigung des Konflikts beitragen. Im Verlauf dieses Streits von 1337/38 dürfte das klösterliche Privileg von 1331 erweitert, die Erweiterung auf 1331 rückdatiert und dem Kloster verliehen worden sein367. Wir haben danach einige Zeit keine Nachricht zu diesem Fall. Das dürfte damit zu tun haben, dass das Verhältnis zwischen Bischof Berthold und dem Kaiser wieder angespannter geworden war368. Der Spielraum des Bischofs wurde dadurch stark begrenzt. Erst im Januar 1343 versöhnten sich die Parteien. Sie stellten jeweils eine Urkunde aus369. Der Fall wurde als ein Streit um die Ausbürger der Stadt und die in der Stadt wohnenden Hörigen des Klosters bezeichnet. Der Streitpunkt war also wahrscheinlich derselbe wie bei dem früheren Schreiben des Hofrichters und bei der kaiserlichen Anordnung von 1337. Die Stadt verzichtete auf alle Ansprüche auf die Hörigen des Klosters, die außerhalb der Stadtmauer wohnten, während das Kloster auf seine Ansprüche an die Hörigen, die innerhalb der Stadtmauer wohnten, verzichtete. Das Kloster versprach ferner, weder den Schutz der geistlichen und weltlichen Gerichte zu beanspruchen noch Vorteile aus den bisher erworbenen Urkunden zu nutzen. Das Achturteil des Herrscherhofs dürfte damit ebenfalls wirkungslos geworden sein. Das Kloster hatte möglicherweise bei einer anderen Instanz als dem Kaiserhof eine günstige Entscheidung erhalten. Im Februar 1343 verkündete dann Bischof Berthold von Straßburg in einer eigenen Urkunde dieses Abkommen370. Die bischöfliche Urkunde ist in Verbindung mit der klösterlichen Versöhnungsurkunde überliefert. Die Versöhnung wird hier als mit dem Rat des Bischofs zustande gekommen beschrieben, und daraus kann man auf eine Vermittlung durch den Bischof schließen. Der Druck des Achturteils von 1338 könnte zudem diese Lösung befördert haben. In den oben geschilderten Fällen scheinen die Klöster sich an den Herrscherhof gewandt zu haben. Der Schutz der Kirche und der Klöster galt als eine tra­ditionelle Aufgabe des Herrschers. Er war auch Herr der Königsstadt, also des jeweiligen Kontrahenten. Es war also für die betroffenen Klöster naheliegend, beim Kaiserhof Hilfe zu suchen. Die kaiserliche Reaktion auf diese Hilfsgesuche war im Fall Weißenburg eine Mischung der Gerichtsbarkeit am Hof und des Schiedsgerichts vor Ort. Im Fall Gengenbach endete der Konflikt mit der Versöhnung, die durch den Bischof von Straßburg vermittelt wurde, nachdem das Hofgericht ein Achturteil gesprochen hatte. In diesem ganzen Verlauf stellte der Kaiserhof nur eine Zwischeninstanz dar. Der Kaiser selber hat aber 1337 zuerst eine Versöhnung an 366

Leupold, Berthold von Buchegg, S. 104 ff. RKLB, 2, Nr. 145/146. 368 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 109 ff. 369 RKLB, 2, Nr. 249, Anm. 3; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 212 f., Nr. 10, 11. 370 RKLB, 2, Nr. 249, Anm. 3; Mommsen, Die Landvogtei Ortenau, S. 213, Nr. 12. 367

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geordnet und die Parteien nur für den Fall vor den Hof zitiert, dass sie sich nicht einigen konnten. Die Versöhnung vor Ort wurde vom Herrscher selbst gewünscht. Als Beispiele, in denen der Kaiserhof sich an der Beilegung des Konflikts zwischen einer Königsstadt und dem Adel beteiligte, sind zwei Fälle aus der Stadt Hagenau zu nennen. Bei dem ersten Fall geht es um ein kaiserliches Schreiben an den Pfalzgrafen Rudolf aus dem Juni 1337371. Nach diesem Schreiben gab es einen Streit zwischen den Pfalzgrafen und der Stadt Hagenau um den Gerichtsstand der unter der Herrschaft Rudolfs stehenden Adligen. Die Stadt erschien vor dem ­Kaiser und wies nach, dass die Adligen, die sich dem Schultheiß von ­Hagenau unter­warfen, ihren Gerichtsstand vor dem Schultheißengericht der Stadt haben sollten, auch wenn sie dem Pfalzgrafen Dienst leisteten. Der Kaiser hat daraufhin die Behauptung der Stadt anerkannt und dem Pfalzgrafen befohlen, die Rechte der Stadt Hagenau nicht zu verletzen. Der Stadt Hagenau war im Dezember 1322 von König Ludwig ein Privileg verliehen worden, nach dem die Ausbürger der Stadt nur vor dem Schultheiß von Hagenau Recht nehmen sollten372. Die Stadt dürfte sich auf dieses Privileg berufen haben. Die Stadt bewies dabei allein die Richtigkeit ihrer Behauptung, ohne eine formelle Klage zu erheben. Dies ist in den Fällen der unmittelbaren ­königlichen Herrschaft vielfach zu beobachten. Am 21.  Juni 1341 traf der Kaiser in Frankfurt über den Streit zwischen der Stadt Hagenau und Hanemann von Lichtenberg eine Entscheidung373. Hanemann ist uns schon von seinen Problemen mit der Stadt Straßburg her bekannt374. Er hatte oft Auseinandersetzungen mit anderen Mächten. Die Konflikte mit der Stadt Hagenau sind aber eher strukturell bedingt, wenn man sich die Territorialpolitik der Lichtenberger vor Augen hält, die die Abrundung der Herrschaft sowohl links als rechts des Rheins anstrebten. Nachdem die Lichtenberger 1332 von dem Landgrafen im Unterelsass stattliche Güter, vor allem Brumath, gekauft hatten, war die Stadt Hagenau von ihrer Herrschaft eingeschlossen375. Eine Gefangennahme durch Hanemann war zwar konkreter Anlass des Streits, aber im Hintergrund stand die Pfahlbürgerfrage. Wie im letzten Kapitel erwähnt, war diese Frage durch das ganze Spätmittelalter hindurch zwischen den Städten und dem Adel sowie der Kirche umstritten. Das Königtum verbot die Pfahlbürger mehrmals. Auch Kaiser Ludwig bestimmte gerade am 15. Juni 1341 in Frankfurt, dass Pfahlbürger im gesamten Reich abgeschafft werden sollten376. Die Abschaffung sollte spätestens bis zum 25. Juli durchgeführt werden. Die Adligen durften aber 371

UR, 5, Nr. 288; MGH Const., 7, 1, Nr. 236. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr.  326; RKLB, 4, Nr.  18; MGH Const., 5, Nr. 710. 373 UR, 5, Nr. 422; RKLB, 4, Nr. 185; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 800. 374 Siehe oben S. 251 ff. 375 Eyer, Das Territorium der Herren von Lichtenberg, S. 30. Zu dem Güterkauf von 1332 vgl. ebd., S. 60–63. Zu der Entfaltung der Erwerbspolitik der Lichtenberger vgl. auch Weber, Lichtenberg, S. 31 ff. 376 RKLB, 4, Nr. 183. Zu dieser Frage siehe ebenfalls oben S. 165 f. 372

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ihre Hörigen zu der Gewährleistung oder dem ­Versprechen, unter ihrer Herrschaft zu bleiben, nicht zwingen. Sie konnten jedoch binnen eines Jahrs und eines Tags die nach­gewiesenen Hörigen zurückfordern. Da diese Urkunde im Kloster Murbach überliefert ist, scheint die Frage ­damals ­gerade im Elsass akut gewesen zu sein. Der Kaiser beantwortete dann am 2. September die Anfrage von Hagenau dahin­gehend, dass die bisherige ­Regelung über die Pfahlbürger eingehalten werden sollte, bis er im Rheingebiet oder im ­Elsass ankommen würde, und dass die Stadt sich in dieser Angelegenheit selber verteidigen könne. Er befahl zugleich dem Landvogt, die Stadt zu unterstützen377. Diese kaiserliche Haltung ist nuancierter als die Entscheidung vom 15. Juni. Der­jenige, der von Hanemann gefangen­ genommen worden war, könnte ein Pfahl­bürger von Hagenau gewesen sein. Der Kaiser wünschte in der Urkunde vom 21.  Juni, dass der Streit durch ein Schiedsgericht mit je zwei Schiedsrichtern beigelegt werden sollte. Wenn die Schiedsrichter sich nicht einigen könnten, sollte Bischof Berthold von Straßburg Obmann sein. Die von ihm befürwortete Meinung der divergierenden Auffassungen der Parteien sollte als Entscheidung des Schiedsgerichts betrachtet werden. Diese Bestellung eines Obmanns als ergänzende Maßnahme deutet eine Distanz zwischen dem Bischof von Straßburg und dem Herrscher an. Bischof Berthold galt, wie schon oft erwähnt, als ein treuer Anhänger der Kurie und widersetzte sich lange der Etablierung der kaiserlichen Herrschaft im Elsass. Nachdem die Konfrontation sich 1338/39 zugespitzt hatte, unterwarf er sich kurz zuvor dem Kaiser378. Nachdem Hanemann von Lichtenberg mit dem Bischof gegen den Kaiser und den Pfalzgrafen gestanden hatte, suchte er auch die kaiserliche Huld379. Gerade am 20. Juni versöhnte der Kaiser sich unter der Vermittlung Hanemanns mit der Stadt Brumath380. Hanemann bezahlte dabei dem Kaiser 600 Florin für die Stadt, zu deren Zahlung eigentlich die Stadt dem Kaiser verpflichtet war, und erwarb die kaiserliche Erlaubnis, diese Summe von der Stadt einzutreiben. Obwohl der Bischof und Hanemann also einen gemeinsamen politischen Weg gingen, war der Bischof von seiner Stellung im Elsass her für die Rolle des Obmanns geeignet. Der Kaiser überließ jedenfalls auch hier dem Schiedsgericht vor Ort die Entscheidung. Da die Urkunde die Zustimmung der Parteien zu dem Schiedsgericht nicht ausdrücklich erwähnt, könnte das Schiedsgericht eher von dem Herrscher angeordnet worden sein. Im Übrigen ist die Urkunde auf Seiten des Lichtenbergers überliefert. Der Kaiser agierte zeitweise noch als Stadtherr, nachdem er bereits die Stadt verpfändet hatte. Im August 1340 schrieb er von Nürnberg aus an die Stadt Breisach381. Die Stadt hatte ihm mitgeteilt, dass die Amtleute des Pfandherrn, des Herzogs von 377

RKLB, 4, Nr. 187. Vgl. RKLB, 4, Nr. 186. Leupold, Berthold von Buchegg, S. 109–123. 379 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 123 f. 380 RKLB, 4, Nr. 184; Winkelmann, Acta imperii inedita, 2, Nr. 632. 381 RKLB, 2, Nr. 291. 378

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Österreich, mehr Dienst und Steuer als gewöhnlich eingefordert hatten. Auf diese Beschwerde reagierend schrieb der Kaiser, dass er den Amtleuten des Herzogs schon seine Anordnung geschickt hatte. Er befahl der Stadt auch, zwei oder mehr Mitglieder aus dem Stadtrat als Gesandte zu ihm zu senden, falls die Habsburger dem kaiserlichen Befehl nicht gehorchen würden. Er würde dann die geeigneten Maßnahmen treffen. Ein kaiserliches Schreiben an die habsburgischen Amtleute mit dem Datum von zwei Tagen danach ist in der Tat überliefert382. Der Streit um die Zugehörigkeit zum Königsgut war ebenfalls vor dem Herrscherhof vorzubringen. Im Mai 1336 traf der Hofrichter Konrad von Gundelfingen über den Streit zwischen dem Ritter Eberhard von Müllheim und dem Ritter Heinrich von Wolfisheim sowie seiner Frau eine Entscheidung383. Eberhard hatte den Ritter Heinrich verklagt. Dabei ging es um das umstrittene Burglehen von Hagenau. Während der Kläger die Belehnung durch den Kaiser behauptet hatte, hatte der Beklagte vorgetragen, dass er das Lehen von dem verstorbenen Vater seiner Frau, der wiederum vom Kaiser belehnt worden war, geerbt hatte. Der Kläger hatte auch eine Urkunde vorgelegt. Das Urteil erlaubte daraufhin dem Beklagten den Beweis durch Reinigungseid. Der Beweis gelang, und das Gericht erkannte daher das Burglehen dem Beklagten zu. Da um das Burglehen in Hagenau gestritten wurde, ist es naheliegend, dass der Streit an den Kaiserhof gekommen ist. Wie wir oben eingehend untersucht haben, spielten die verschiedenen Konflikte um die Königsstädte unter den Fällen, die aus dem Elsass-Oberrhein an den Hof gebracht wurden, eine zentrale Rolle. Der Kaiser trat dabei manchmal selber in die Position einer Partei ein und traf seine Entscheidungen. Wie im Mittelrhein zeigte er dabei auch die Tendenz, die Sache einer regionalen Lösung durch Versöhnung oder Schiedsgericht zu überlassen. Dass er aber dabei oft Adlige wie Berthold von Neuffen oder den Grafen Ludwig von Öttingen, deren Herrschaft in dieser Region nicht verankert war, von außen her gesandt hat, deutet darauf hin, dass der Wittelsbacher sich in dieser Region nur auf eine begrenzte Zahl von Anhängern verlassen konnte. In dieser Hinsicht ist die Situation eine andere als im Mittelrhein. 5. Königsunmittelbare Klöster Der Herrscher galt seit dem Frühmittelalter als Schirmer der Kirche. Die Zister­ zienser hatten vor allem seit dem 12. Jahrhundert häufig den Herrscher als Vogt und stellten sich unter seinen unmittelbaren Schutz384. Daher lag es nahe, dass ein solches Kloster sich an den Herrscher wandte, wenn es in einen Konflikt hineingezogen wurde. 382

RKLB, 2, Nr. 292. UR, 5, Nr. 267. 384 Die Beziehung zwischen dem deutschen Königtum und dem Zisterzienserorden ist von der Forschung vielfach diskutiert worden, s. etwa Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienser­ klöster, S. 24–30; Schulz, Die Zisterzienser in der Reichspolitik. 383

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Als Beispiel ist der Streit zwischen dem Zisterzienserkloster Neuburg im ­Elsass und den Bauern in Uhlweiler und Niederaltdorf zu nennen385. Das Kloster Neuburg hatte viele Privilegien von den Staufern erworben386 und hatte im nördlichen Elsass um Hagenau Güter und Rechte inne387. Die Parteien stritten um das Gut Pferrichbruch und andere Sachen. Das Kloster gewann den Fall zunächst vor dem kirchlichen Gericht in Straßburg. Die Richter wiesen am 9. Dezember 1333 den Schultheißen von Hagenau an, das Kloster zu schützen388. Der Schultheiß gab darauf­hin am 24. Dezember dem Kloster die Nutzgewere von Pferrichbruch389. Die Situation eskalierte jedoch so weit, dass die Bauern am 3. Januar 1334 den Abt Eberhard ermordeten. Nach diesem Zwischenfall verkündete Graf Rudolf von Hohenberg, der Landvogt im Elsass, am 26. März 1334 seine Zustimmung zu dem Urteil des kirchlichen Gerichts und der Anleite, die der Schultheiß dem Kloster zuerkannt hatte390. Der Kaiser scheint ebenfalls dem Schultheißen von Hagenau befohlen zu haben, die Anleite zu vollstrecken391. Der Schultheiß hat am 7. Juni auf kaiserlichen Befehl dem Kloster das umstrittene Gut und die anderen Sachen zuerkannt392. Der Kaiser erklärte aber am 15. August 1334 in Konstanz, dass jedes Versöhnungsurteil zu diesem Fall, an welchem Gericht es immer gefällt würde, als auf kaiserlichen Willen und Befehl gesprochen betrachtet werden sollte393. Der Kaiser unterstützte einerseits die Vollziehung des Urteils des kirchlichen Gerichts, aber wünschte und versuchte andererseits, den Kompromiss der Parteien und damit die Wirksam­keit der Versöhnung zu garantieren. Daraufhin hat ein Gerichtsorgan, das unter dem Vorsitz des Grafen Rudolf von Hohenberg aus je zwei Rittern und Bürgern von Hagenau bestand, am 19. November dem Kloster die umstrittenen Güter zuerkannt und die Verantwortlichen für die Ermordung des Abtes ver­urteilt394. Graf Rudolf erklärte seinerseits am 20. Dezember 1334, dass das K ­ loster jenem ihm günstigen Schiedsspruch zugestimmt hatte, und dass auch die Stadt ­Hagenau den ­ auern von Spruch bestätigt hatte395. Aus dieser Urkunde ergibt sich nun, dass die B der Stadt Hagenau vertreten wurden, und dass das oben­genannte Organ ­damit als ein 385 Zu diesem Konflikt Pfleger, Der Neuburger Abtsmord; ders., Die wirtschaftliche und territoriale Entwicklung, S. 43 ff. 386 Schulz, Die Zisterzienser in der Reichspolitik, S. 169, 171. Die staufischen Herrscher erachteten das Kloster Neuburg als von ihren Vorfahren gegründet und behandelten es wie ein Eigenkloster, vgl. Oberweis, A nostris progenitoribus fundata, S. 181–186. 387 Zu dem Kloster Neuburg Pfleger, Die wirtschaftliche und territoriale Entwicklung; Barth, Handbuch der elsässischen Kirche, Sp. 906–909. 388 RKLB, 4, Nr. 106, Anm. 1. 389 Ebd. 390 Ebd. 391 RKLB, 4, Nr. 103. 392 RKLB, 4, Nr. 103, Anm. 1. 393 RKLB, 4, Nr. 106. Nur als Abschrift im 17. Jh. erhalten. 394 RKLB, 4, Nr. 106, Anm. 1. 395 Ebd. Weder das Mandat selbst noch seine Abschrift ist erhalten.

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Schiedsgericht mit Schiedsrichtern von beiden Seiten fungierte. Die kaiserliche Haltung, auf die Versöhnung der Parteien gerichtet, führte zu einem Schiedsgericht un­ aiser selbst bestätigte nach geter dem Vorsitz des kaiserlichen Amtsträgers. Der K raumer Zeit im Juli 1337 in Frankfurt diesen Schiedsspruch396. Im September 1340 bestätigte der Kaiser in Heidelberg wieder den Spruch und erklärte jedes entgegenstehende Urteil für nichtig397. Diese ­späteren kaiserlichen ­Bestätigungen lassen das Andauern des Konflikts nach 1334 an­nehmen, aber es gibt dazu keine weitere Spur. Dieser Fall war also zunächst vor das kirchliche Gericht gebracht und nach der Eskalation der Auseinandersetzung, der Ermordung des Abtes, vor dem Kaiser und dem Landvogt verhandelt worden. Wahrscheinlich hatte sich das Kloster an die Reichsgewalt gewandt. Der Kaiser hat die Entscheidung des kirchlichen Gerichts autorisiert, zugleich aber die Versöhnung vor Ort befürwortet und die Be­ endigung der Streitsache in Gestalt des Schiedsurteils herbeigeführt. Eine Kaiserurkunde, die im Dezember 1343 in Ulm ausgestellt wurde, gibt Auskunft über einen weiteren Fall, an dem ein Zisterzienserkloster im Elsass b­ eteiligt war398. Laut der Klage des Klosters Pairis im Elsass399 hatte Heinrich von Rappoltstein unter dem Vorwand der Vogtei dem Kloster Schaden zugefügt. Das Kloster hatte aber mit einer Urkunde der Stadt Colmar bewiesen, dass die Vogtei dem Kloster selbst gehörte. Der Kaiser entschied daraufhin, dass der Rappoltsteiner keine Vogtei besaß. Als Grund nannte er außerdem, dass das Reich als Vogt der Zisterzienser gelte. Obwohl der Rappoltsteiner behauptet hatte, dass er und das Kloster das umstrittene Gut gemeinsam in Besitz hatten, sollte diese Position nicht anerkannt werden, weil das Kloster die bessere Urkunde vorlegte 400. Der Kaiser beauftragte auf Bitten des Klosters die Städte Straßburg und Colmar, das Kloster zu schützen. Falls der Schutz seitens der Städte nicht ausreichte, würde der Kaiser auf Gesuch des Klosters hin noch weitere Beschirmer bestellen. Wegen der Erwähnung der Reichsvogtei über die Zisterzienser könnte man auch diesen Fall gewissermaßen in die unmittelbare Königsherrschaft einordnen. Auf die Beziehungen der Rappoltsteiner zum Kloster Pairis deutet übrigens hin, dass ein Rappoltsteiner, wie oben gezeigt, 1335 bei einem Streit des Klosters als Obmann auftrat401. Der Streit zwischen Kirche und Adel um die Vogtei war seit dem Hochmittel­ alter ein weit verbreiteter Konflikt nicht nur im Elsass, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands. Während der Adel durch die Vogtei reiche Güter und Rechte der Kirche und Klöster zu nutzen bestrebt war, suchten Kirche und Klöster die Freiheit von dem adligen Vogt oder die Revindikation der von dem Adel besessenen Vogtei. 396 RKLB, 4, Nr. 141; MGH Const., 7, 1, Nr. 262 (auch nur als Abschrift aus dem 17. Jh. überliefert). 397 RKLB, 4, Nr. 179 (ebenso Abschrift aus dem 17. Jh.). 398 UR, 5, Nr. 513; UB Rappoltstein, 1, Nr. 542. 399 Zu dem Kloster Pairis s. Barth, Handbuch der elsässischen Kirche, Sp. 1057–1059. 400 „… daz nut helfen sol, si habent denne besser briefe denne daz chloster, die wir gesehen hand …“. 401 Siehe oben S. 236.

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Das Kloster bat in diesem Fall den Kaiser um die Bestellung der Städte Straßburg und Colmar als Beschirmer. Da es sich um eine zwischen Adel und Kloster umstrittene Vogtei handelte, wollte das Kloster wohl einen adligen Schirmherrn vermeiden. Dass die Möglichkeit der Ernennung weiterer Beschirmer berücksichtigt wurde, deutet aber schon die Schwierigkeit der Durchsetzung des Urteils an. Das Kloster hatte in der Tat Probleme. Drei Schiedsrichter, der Ritter Sigfrid Schultheiß, der Edelknecht Johannes von Wittenheim und Wernlin von Limburg, Bürger von Colmar, setzten im November 1344 über den Streit zwischen Heinrich von Rappoltstein, dem Herrn zu Hohenack, sowie Johannes von Rappoltstein, dem Herrn in der Oberstadt, einerseits und dem Kloster Pairis andererseits die Rechte der Parteien ausführlich fest402. Die Parteien bestätigten im September 1345 den Schiedsspruch403. Im April 1347 fällte die Stadt Colmar noch ein Schiedsurteil404. Das Urteil erkannte dem Rappoltsteiner einen Ersatzanspruch wegen des Holzes zu, das das Kloster in dem gemeinsamen Gut geschlagen hatte. Nach der Urkunde kamen die Parteien nach Colmar, weil die beiden Bürger von Colmar waren. Es war tatsächlich schwierig, die Entscheidung des Herrscherhofs in der Region durchzusetzen, und man brauchte schließlich Schiedsgerichte. Auch im Mittelrhein war es nicht immer leicht, die am Hof getroffene Entscheidung vor Ort zu vollziehen. Dass die Schwierigkeit aber hier schon von Anfang an vorausgesehen wurde, deutet doch die größere Distanz zwischen dem Hof und der Region an. Aus dem Gebiet rechts des Rheins ist ein Konflikt zwischen dem Benediktinerkloster Odenheim einerseits und Albrecht dem Hofwart von Kirchheim sowie den Richtern zu Odenheim und Tiefenbach andererseits überliefert. Seitdem Friedrich II. 1219 die Vogtei des Klosters erworben hatte, gehörte sie zum Königtum405. Kaiser Ludwig hat auch am 29. Mai 1330 die Privilegien des Klosters bestätigt und erklärt, dass er die Vogtei innehaben sollte406. Er verpfändete aber am 4. Juli 1330 die Vogtei an Albrecht von Kirchheim für 300 Pfund Heller. Der Kaiser­ behielt sich dabei das Lösungsrecht vor407. Die Pfandschuld wurde am 18. Juli auf 660 Pfund Heller erhöht, und andere Pfänder aus dem Königsgut wurden hinzu­ gefügt408. Das Kloster Odenheim behielt aber auch nach der Verpfändung den Kontakt mit dem Herrscher bei. Nach einer kaiserlichen Urkunde vom 31.  Juli 1334 war ein Streit um den Eichelberg, einen Weinberg in der Nähe des Klosters, ausgebrochen. Das Kloster hatte sich dann an den Kaiser gewandt und mit einer Urkunde des Königs Heinrich (VII.) den Besitz des Weinbergs nachgewiesen. 402

UB Rappoltstein, 1, Nr. 564. UB Rappoltstein, 1, Nr. 571. 404 UB Rappoltstein, 1, Nr. 589. 405 Zum Kloster Odenheim s. Hodecker, Odenheim, S. 85 ff.; Schwarzmaier, Odenheim. 406 RKLB, 2, Nr. 93. 407 RKLB, 2, Nr. 101; Hodecker, Odenheim, S. 110. 408 RKLB, 2, Nr. 104. 403

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Der Kaiser wies daraufhin den Landvogt und die anderen Amtleute an, die Rechte des Klosters zu schützen409. Das Kloster scheint sich bei dem Kaiser über die­ Bedrängnis durch den Pfandherrn beschwert zu haben. Der Kaiser traf daraufhin am 20. Dezember 1334 in Augsburg eine Entscheidung410. Er hat aufgrund urkundlichen Beweises seitens des Klosters und der Ergebnisse der Kundschaft vor Ort den Gerichtsstand der Mönche bei dem zuständigen Bischof bzw. dem Abt und den der klösterlichen Hörigen bei dem Abt festgesetzt. Die Rechte des Klosters dürften nicht verletzt werden und der Streit, den der Vogt des Klosters gegen seinen eigenen Feind führte, sollte das Kloster nicht schädigen. Dieses Ergebnis sollte auch von der Kundschaft nicht verändert werden. Der Kaiser hat noch am gleichen Tag Albrecht die Angelegenheit mitgeteilt und ihm befohlen, das Kloster nicht zu bedrängen411. In diesem Fall scheint der Pfandherr nicht vor den Hof vorgeladen worden zu sein. Die Kundschaft wurde aber nicht nur von dem Kloster, sondern auch den Richtern zu Odenheim durchgeführt. In diesem Sinne wurde auch der Pfandherr in dem Verfahren vertreten. In dieser prozessualen Situation entschied der Kaiser schließlich zugunsten des Klosters. Wir finden noch Streitigkeiten um die Vogtei des Klosters Herrenalb im Nordschwarzwald. Herrenalb gehörte auch zum Zisterzienserorden412, aber die Gründerfamilie, die Grafen von Eberstein413, bemühten sich, die Herrschaft über das Kloster zu behalten. Das Kloster stand andererseits seit der Zeit Heinrichs  VI. auch unter kaiserlichem Schutz414. Während das Kloster die Freiheit von der Vogtei behauptete, beanspruchten die Ebersteiner die Vogtei und besaßen sie­ tatsächlich. Das Kloster beschwerte sich schon 1275 bei König Rudolf von Habsburg über den Missbrauch des Vogtrechts und die Bedrängung durch die­ Grafen von Eberstein und Zweibrücken. Der König ließ die Grafen das Vogtrecht aufgeben und versprechen, in Zukunft nicht Vogt, sondern nur Schirmer des Klosters zu sein. Er nahm das Kloster unter seinen Schutz. Das Kloster durfte einen Schirmer unter dem König aus dem Geschlecht der Ebersteiner auswählen. Dieser Schirmer sollte aber über kein Vogtrecht verfügen und sein Amt sollte vom Willen des Klosters abhängen415. Das Kloster stand danach unter dem Schutz der Markgrafen von Baden, die mit den Ebersteinern verwandt waren und einen Teil ihres Erbes übernommen hatten416. Das Kloster schloss außerdem Schirmverträge mit 409

RKLB, 2, Nr. 197; MGH Const., 6, 2, Nr. 592. RKLB, 2, Nr. 204; Wigand, Wetzlarische Beiträge, 1, S. 141; MGH Const., 6, 2, Nr. 626. 411 RKLB, 2, Nr. 205; MGH Const., 6, 2, Nr. 627. 412 Zur Geschichte des Klosters Herrenalb Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb; Rückert/Schwarzmaier, 850 Jahre Kloster Herrenalb. Vor allem zu der Situation in der Gründungszeit 1148/49 s. Rückert, Das Albtal im 12. Jahrhundert. 413 Zu der Geschichte dieses Geschlechts s. Hennl, Die Herren bzw. Grafen von Eberstein. 414 Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 41 f. 415 UR, 3, Nr. 67; Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb, S. 44 ff.; Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 42 f. 416 Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb, S.  67 ff.; Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 43. 410

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der Stadt Weil, dem Pfalzgrafen von Tübingen, dem Pfalzgrafen bei Rhein sowie dem Grafen von Württemberg417. Markgraf Friedrich II. von Baden, der Schirmer des Klosters, starb 1333.Das Kloster versuchte, einen anderen Schirmer als den Markgrafen Hermann  VIII., den Sohn des verstorbenen Friedrich, zu wählen418. Das Kloster ließ im Februar 1334 den Kaiser die 1275 von König Rudolf verliehenen Freiheiten bestätigen, aus den Verwandten der Ebersteiner den Schirmer frei auszuwählen419. Während das Kloster den Grafen von Württemberg wählen wollte, wandte sich der Markgraf Hermann dem entgegen. Kaiser Ludwig schickte daraufhin im April 1338 ein Schreiben an den Grafen Ulrich von Württemberg420. Da das Kloster Herrenalb sich beklagte, dass es durch den umliegenden Adel, vor allem den Markgrafen Hermann von Baden, viele Schäden erlitten hatte, befahl der Kaiser dem Grafen, das Kloster statt des Herrschers in Schutz zu nehmen. Der Kaiser erklärte auf Bitten des Klosters nochmals im Juni 1338, dass er selbst einen Schirmer aus dem Geschlecht der Ebersteiner für das Kloster auswählen würde, weil Herrenalb keinen Vogt haben sollte421. Außerdem ist noch ein kaiserliches Mandat an Rottweil, Esslingen und Reutlingen vom Januar 1339 überliefert422. Der Kaiser erklärte, dass er das Kloster Herrenalb in den Schutz des Kaisers und Reiches aufgenommen hatte, und teilte mit, dass er auf die Bitte des Klosters hin den Grafen Ulrich von Württemberg, den Landvogt, als Schirmer bestellt hatte. Außerdem befahl der Kaiser den Städten, auf Ansuchen des Grafen und des Klosters hin ihrerseits das Kloster zu schützen. Der Kaiser tritt hier als oberster Schirmer auf. Er verlieh am gleichen Tag dem Kloster das Recht, erneut einen anderen Schirmer zu wählen, wenn das Kloster wegen der Abwesenheit des Kaisers und des Grafen Ulrich oder aus anderen Gründen keinen Schutz mehr erwarten könnte423. Als Graf Ulrich 1344 starb, übertrug Kaiser Ludwig dessen Nachfolgern, den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg, den Schutz über das Kloster424. Der Markgraf von Baden war aber hiermit nicht einverstanden und griff die Güter des Klosters an. Zwischen dem Kaiser und dem Markgrafen wurde infolgedessen ein 417

Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb, S. 69; Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 44. 418 Zu dem folgenden Verlauf des Konflikts s. Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb, S. 69 ff.; Schreiner, Altwürttembergische Klöster, S. 235; Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 44. 419 RKLB, 1, Nr. 210; Urkundenarchiv Herrenalb, S. 215 f. 420 UR, 5, Nr. 310; RKLB, 1, Nr. 287; RKLB, 2, Nr. 261; RKLB, 8, Nr. 389; MGH Const.,7, 1, Nr. 390. 421 RKLB, 1, Nr. 288; RKLB, 2, Nr. 264; RKLB, 8, Nr. 393; MGH Const., 7, 1, Nr. 413;­ Urkundenarchiv Herrenalb, S. 223. 422 RKLB, 1, Nr. 297; RKLB, 2, Nr. 279; RKLB, 8, Nr. 404; MGH Const., 7, 1, Nr. 544;­ Urkundenarchiv Herrenalb, S. 224 f. 423 RKLB, 1, Nr. 298; RKLB, 2, Nr. 280; RKLB, 8, Nr. 405; MGH Const., 7, 1, Nr. 545. 424 RKLB, 1, Nr. 374.

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Krieg geführt, der zuungunsten des letzteren ablief. Nach einer kaiserlichen Urkunde vom 14. Februar 1346425 erschien Markgraf Hermann von Baden selbst vor dem Kaiserhof und erklärte, dass er keine Vogtei mehr innehabe. Er räumte damit ein, dass der Kaiser und das Reich alleine Schirmer des Klosters sein sollten. Er versöhnte sich zugleich auch mit dem Kloster. Der Markgraf selber stellte eine Urkunde mit dem gleichen Datum und Inhalt aus. Das Kloster sollte keinen anderen Vogt als das Reich haben. Falls der Markgraf unrechtmäßig das Kloster bedrängen würde, sollte er alle Reichslehen verlieren426. Da die Urkunde von den Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren und Ruprecht dem Jüngeren mitbesiegelt wurde, dürfte diese Vereinbarung vor allem durch den Pfalzgrafen Ruprecht den Älteren vermittelt worden sein. Der weitere Verlauf zeigt die Bedeutung des Pfalzgrafen. Der Kaiser und der Pfalzgraf Ruprecht der Ältere fällten als Schiedsrichter über den eigentlichen Streit zwischen dem Markgrafen und dem Kloster einen Schiedsspruch427. Die Parteien hatten ihnen schriftlich die Entscheidung des Streits übertragen. Der Schiedsspruch erkannte dem Kloster das Dorf Malsch zu428. Der Markgraf sollte dem Kloster die Urkunden zurückgeben, die er von den früheren Äbten erhalten hatte. Ihm wurde aber das Recht zuerkannt, das Dorf Malsch aus der Pfandschaft auszulösen. Das Kloster sollte seinerseits dem Markgrafen die Urkunden zurückgeben, die die Schulden des Markgrafen gegenüber dem Kloster dokumentiert­ hatten. Mit diesem Austausch der Urkunden sollten die Parteien sich über alle bisherigen Streitigkeiten versöhnen. Während das Kloster die Entscheidung des Schiedsgerichts akzeptieren wollte, weigerte sich der Markgraf, den Schiedsspruch anzunehmen. Der Kaiser traf daher im September 1346 alleine seine Entscheidung429. Die Urkunde schildert zunächst den früheren Verlauf: Die Parteien hatten sich auf das Schiedsgericht von Kaiser und Pfalzgraf geeinigt. Nachdem der Schiedsspruch gefällt worden war, hatte das Kloster seine Unterwerfung erklärt, während der Markgraf den Spruch nicht angenommen hatte. Der Kaiser verlieh jetzt dem Kloster das Recht über das Dorf Malsch, diesmal ohne Vorbehalt für den Markgrafen. Er wies zugleich den Landvogt und die Städte an, die Rechte des Klosters gegen den Markgrafen zu schüt 425 UR, 5, Nr. 543; RKLB, 1, Nr. 396; RKLB, 2, Nr. 355; RKLB, 8, Nr. 541; Urkunden­a rchiv Herrenalb, S. 336 f. Eine andere kaiserliche Urkunde mit dem gleichen Datum, in der der Kaiser den anderen Adligen verbot, vom Kloster Schadensersatz zu beanspruchen, findet sich in UR, 5, Nr. 542; RKLB, 1, Nr. 397; RKLB, 2, Nr. 356; RKLB, 8, Nr. 542; Urkundenarchiv Herrenalb, S. 337 f. Der Kaiser erklärte neun Tage danach, dass er den Markgrafen wieder in seine Huld aufgenommen habe, s. UR, 5, Nr. 545; RKLB, 2, Nr. 362; Urkundenarchiv Herrenalb, S. 338. 426 UR, 5, Nr. 544; Urkundenarchiv Herrenalb, S. 333 ff. 427 UR, 5, Nr.  546; RKLB, 1, Nr.  398; RKLB, 2, Nr.  363; Urkundenarchiv H ­ errenalb, S. 338 ff. 428 Malsch war einer der wichtigsten Güterkomplexe des Klosters, s. Andermann, Zur Besitz- und Wirtschaftsgeschichte, S. 117 f. 429 UR, 5, Nr. 555; RKLB, 1, Nr. 419; RKLB, 2, Nr. 374.

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zen. Auf diese Weise entschied der Kaiser schließlich selber. Es ist aber bemerkenswert, dass man sich zuerst um eine Lösung durch ein Schiedsgericht bemühte. Das Kloster Herrenalb blieb übrigens danach meistens unter dem Schutz der Grafen von Württemberg und wurde letztlich ein territoriales Kloster unter ihnen430. In dieser Region gab es eine nicht unerhebliche Zahl von traditionsreichen Benediktinerklöstern, die sich dem Königtum direkt unterstellten, und Zisterzienserklöstern, die oft durch die Reichsvogtei mit dem Königtum eng verbunden waren. Dementsprechend beteiligte sich der Herrscherhof mehrfach an Konflikten, die sich auf diese Klöster bezogen. Im Vergleich mit dem Mittelrhein stellt dieser Befund ein Charakteristikum dieser Region dar. Da diese Klöster aber oft zum Königsgut im weiteren Sinne gehörten, ist die im Mittelrhein gefundene Tendenz auch hier festzustellen, dass die Konflikte um die unmittelbare Königsherrschaft zur Beilegung an den Herrscherhof gebracht wurden. Es war dabei meistens das Kloster, das sich an den Herrscherhof wandte, um Schutz und Hilfe zu suchen. Der Herrscher traf manchmal Anordnungen zugunsten des Klosters, ohne die andere Partei vorzuladen oder einen Prozess zu betreiben. Dennoch bleibt her­vorzuheben, dass der Kaiser die regionale Beilegung mit der Zustimmung der ­Parteien bevorzugte. 6. Juden Unter den Konflikten hinsichtlich der unmittelbaren Königsherrschaft im ElsassOberrhein nahmen die um die Juden einen nicht geringen Teil ein. Wie wir schon im letzten Kapitel erwähnt haben, hat der Herrscher den Schutz und Schirm über die Juden beansprucht und ausgeübt431. Er hat dafür die Steuer aus den Juden­ gemeinden eingezogen. Die Juden stellten damit für das Königtum eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle dar, die aber von den spätmittelalterlichen Herrschern häufig verpfändet wurde. Gerade unter Ludwig dem Bayern wurde eine neue Judensteuer, der sogenannte Goldene Pfennig, eingeführt. Aus der Sicht des Herrschers galten also die Juden als ein Element der unmittelbaren Königsherrschaft. Bei den Streitigkeiten um die Juden trat der Herrscher selbst als Partei in Erscheinung, so dass die Juden grundsätzlich vom Herrscher vertreten wurden. Zu den Juden in dieser Region haben wir schon gesehen, dass König Ludwig 1326 die Bürger von Kaisersberg und Türkheim von ihren Schulden gegenüber den Juden befreite432. Als Beispiele ab 1330 sind die folgenden zu nennen: 430 Schreiner, Altwürttembergische Klöster, S.  235 ff.; Rösener, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, S. 44 f. 431 Siehe oben S. 166 f. Zur Beziehungen zwischen dem Königtum und den Juden im allge­ meinen vgl. Willoweit, Vom Königsschutz zur Kammerknechtschaft; Aufgebauer/Schubert, Königtum und Juden; vor allem zu den Beziehungen Ludwigs zu den Juden vgl. Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden; Volkert, Der Judenartikel im Rechtsbuch, S. 137 ff.; zu den Juden im spätmittelalterlichen Elsass vgl. Mentgen, Studien zur Geschichte der Juden. 432 Siehe oben S. 253.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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Im August 1330 befreite Kaiser Ludwig die Bürgerschaft von Colmar von der Bezahlung der Zinsen, die aus ihren Schulden bei den Juden resultierten433. Diese Maßnahme wurde mit den Schäden begründet, die die Stadt Colmar für den Kaiser und das Reich erlitten hatte. Die Stadt dürfte ihrerseits den Kaiser um diese Begünstigung gebeten haben. Ludwig befreite kraft kaiserlicher Gewalt die Stadt von der Bezahlung der Zinsen von zwei Jahren und befahl dem Landvogt im­ Elsass, der Stadt in dieser Angelegenheit zu helfen. Im September 1335 befahl der Kaiser von Nürnberg aus der Stadt Hagenau, nicht über die Schulden, die Ludman von Lichtenberg bei den Juden Isaak und Salomon (den Söhnen des Titel) gemacht hatte, zu entscheiden434. Die Stadt sollte sich der Entscheidung enthalten, bis der Kaiser sie erneut anweisen oder diese Vorbehaltsmaßnahme zurücknehmen würde. Der Kaiser befreite damit Ludman vorläufig von seinen Schulden bei den Juden. Während die Juden vor dem Gericht in Hagenau Klage erhoben zu haben scheinen, verließ Ludman sich auf den Kaiser. Wie wir schon festgestellt haben, wandte sich der Adel im Elsass-Oberrhein eher selten an den Herrscherhof. Die Haltung Ludmans liegt jedoch nahe, weil die Kläger Juden waren und weil die Klage vor dem Gericht in einer Königsstadt erhoben wurde. Dieser Fall kam aber damit nicht zum Ende. Kaiser Ludwig schrieb am 6. Mai 1336 an die Stadt Hagenau435. Nachdem er vernommen hatte, dass die Stadt wegen der Juden beabsichtigt hatte, Ludwig (d. h. Ludman) von Lichtenberg anzugreifen, befahl er der Stadt, dies einzustellen, weil der Lichtenberger als kaiserlicher Diener ihm Dienst leistete. Ein kaiserlicher Dienstrevers mit dem gleichen Datum ist in der Tat erhalten436. Die Stadt sollte vor dem Kaiser erscheinen und Klage er­ heben, weil der Lichtenberger als kaiserlicher Diener seinen Gerichtsstand am Kaiserhof hatte. Wie wir oben bei den Grafen von Freiburg gesehen haben, stellt ein solches Dienstverhältnis ebenfalls einen Weg dar, dass die Königsgerichtsbarkeit sich an der Sache beteiligte. Wenn man die territorialpolitische Konfrontation zwischen Hagenau und den Lichtenbergern berücksichtigt, ist die etwas hartnäckige Vor­gehensweise der Stadt verständlich. Über den weiteren Verlauf dieses Falls ist aber nichts bekannt. Johann von Hallwil, der Hauptmann des Herzogs von Österreich, bat am 15. März 1338 in Colmar das Hofgericht um ein Urteil über die Tötung der Juden, die in den vom Kaiser dem Herzog verliehenen Städten und Burgen wohnten437. Der Kaiser selber war anwesend. Das Hofgericht unter dem Vorsitz des Herzogs Ludwig von Teck urteilte dann mit kaiserlicher Zustimmung, dass Leib und Gut der Täter dem Herzog von Österreich übergeben werden sollten. Wenn die getöte 433

RKLB, 4, Nr. 64; MGH Const., 6, 1, Nr. 855. UR, 5, Nr. 249; RKLB, 2, Nr. 213; RKLB, 4, Nr. 112; MGH Const., 6, 2, Nr. 725; B ­ öhmer, Acta imperii selecta, Nr. 766. 435 UR, 5, Nr. 263; RKLB, 2, Nr. 216; RKLB, 4, Nr. 114; MGH Const., 7, 1, Nr. 43; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 768. 436 RKLB, 4, Nr. 114, Anm.; MGH Const., 7, 1, Nr. 44. Vgl. auch ebenda, Nr. 45. 437 UR, 5, Nr. 306. 434

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C. Elsass und Oberrhein

ten Juden keine Blutsverwandten als Erben hätten, sollten ihre Güter und Ansprüche dem Herzog gehören. Wer den Juden Güter entrissen hatte, sollte sie dem Herzog zurückgeben. Der Herzog sollte auch hinsichtlich der Tötung der Juden und Übeltaten gegen sie entschädigt werden. Wahrscheinlich hatte der Habs­burger­ gerade deshalb vor dem Hofgericht Klage erhoben, weil es sich um die Juden handelte. Dass die Urkunde die Anwesenheit und Zustimmung des Kaisers ausdrücklich erwähnt, deutet die enge Verbindung zwischen den Juden und dem Herrscher selbst an. Dieser Fall bezieht sich wie die folgenden Fälle auf die Judenverfolgung durch die sogenannten Armleder438. Da in dieser Zeit, um März 1338, der Herr­ lsass weilte, war er für Kläger aus dieser Region leicht zugänglich. scherhof im E Gleich am 15. März versöhnten sich Kaiser Ludwig und die Stadt Mühlhausen über die Tötung der Juden439. Während die Stadt dem Kaiser die Entschädigung bezahlen sollte, erlaubte der Kaiser der Stadt, die hinterlassenen Güter der Juden in der Stadt einzuziehen. Wenn die Stadt die volle Entschädigung geleistet hätte, sollten alle Schulden der Einwohner der Stadt gegenüber den Juden erlöschen. Wer während des Aufruhrs in der Stadt gewesen war, dürfte die Stadt nicht verlassen, bis seine Verantwortung festgestellt worden wäre. Wenn die Bürger von Mühlhausen die Juden, die sogenannten Kammerknechte unter kaiserlichem Schutz, in der Stadt töteten, verletzten sie damit das Recht des Kaisers. Er tritt deshalb selber als Partei in Erscheinung. Der Kaiser genehmigte im Oktober 1338 die Versöhnung, die Berthold von­ Neuffen und der Graf Albrecht von Hohenberg, der Landvogt im Elsass, mit­ Johann und Anselm von Hohen-Rappoltstein geschlossen hatten440. Die Herren von Rappolt­stein hatten dabei auch ihre Stadt Unterstadt-Rappoltsweiler vertreten. Es handelte sich um die Tötung der Juden in der Unterstadt-Rappoltsweiler. Über den konkreten Inhalt der Vereinbarung ist nichts überliefert. Der Kaiser erkannte nur im allgemeinen die Versöhnung an. Die Urkunde wurde in München ausgestellt. Berthold war ein kaiserlicher Vertrauter und auch im Elsass vielfach tätig. Albrecht war ebenfalls mit seinem Bruder im Elsass für den Kaiser tätig. Die beiden wurden aber bezeichnenderweise von außen her in das Elsass gesandt. In diesem Fall hat Kaiser Ludwig die Versöhnung vor Ort bevorzugt und sie ohne Veränderung bestätigt. Kaiser Ludwig schrieb im März 1346 von Marbach aus dem Grafen Ludwig von Öttingen, dem Landvogt im Elsass441. Die Juden von Colmar und Schlettstadt hatten mit Einverständnis dieser Städte die städtischen Söldner mobilisiert und die ­Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg wegen der Schulden, die deren ­Vater, der verstorbene Graf Ulrich, hinterlassen hatte, angegriffen. Der Land 438

Lotter, Hostienfrevelvorwurf und Blutwunderfälschung, S. 560 ff.; Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347), S. 294 f. 439 UR, 5, Nr. 307; RKLB, 4, Nr. 147; MGH Const., 7, 1, Nr. 378; Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, Nr. 197; Mentgen, Studien zur Geschichte der Juden, S. 316. 440 UR, 5, Nr. 325; RKLB, 4, Nr. 161; MGH Const., 7, 1, Nr. 516; UB Rappoltstein, 1, Nr. 502. 441 RKLB, 1, Nr. 405; RKLB, 5, Nr. 325.

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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vogt sollte dies verhindern, weil der Kaiser die Schulden der Grafen schon hatte er­löschen lassen. Er sandte seine Mandate ebenfalls sowohl an die Juden selber442 als auch an die beiden Städte443. Der Landvogt fungierte aber als wichtiger Vermittler des kaiserlichen Willens. Die Sache wurde jedoch durch das kaiserlichen Gebot alleine noch nicht er­ ledigt. Herzogin Johanna von Österreich stellte am 6. August 1347 eine Urkunde aus444. Nach dieser Urkunde hatte Kaiser Ludwig die Schulden des Grafen Ulrich des Älteren von Württemberg, die dieser bei den Juden von Colmar, Schlettstadt und anderen Orten gemacht hatte, erlöschen lassen und darüber eine kaiserliche Urkunde ausgestellt. Der Kaiser hatte diese Maßnahme auch für die beiden Söhne, die Grafen Eberhard und Ulrich, erneuert. Johanna bestätigte daraufhin auf die Bitte der Grafen hin die Gültigkeit dieser Schriften. Diese Feststellung ist zum einen im Zusammenhang mit dem erneut ausgebrochenen Thronkampf und dem damit verbundenen Zweifel an der Legitimität des Kaisers zu sehen, aber zum anderen als Zeichen der noch instabilen Situation. Wie wir hier skizziert haben, wurden einige Fälle um die Juden am Herrscherhof verhandelt. Die Juden selber erschienen allerdings nicht als Partei im Gerichtsverfahren, sogar kaum als Partei im Konflikt. Sie wurden meistens vom Herrscher vertreten. Der Kaiser konnte über ihre Güter verfügen, ihre Ansprüche auf die Schulden tilgen, aber auch die Schäden, die ihnen zugefügt wurden, ersetzen lassen. In diesem Sinne ging es hier um eine verstärkte Form des Gebotsverhältnisses wie bei den Königsstädten. 7. Landfriede und Königsgerichtsbarkeit Wie wir schon im letzten Kapitel dargestellt haben, spiegelt die Entwicklung der regionalen Landfrieden die Beziehung zwischen dem Herrscher und der betroffe­nen Region wider445. Während Ludwig zunächst mit den Landfrieden im Elsass-­Ober­ rhein kaum zu tun hatte, zeigten sich am Ende seiner Regierungszeit bemerkenswerte Veränderungen. Wir untersuchen hier am Schluss des Kapitels diesen Bereich. Ludwig hatte schon im Januar 1315 der Stadt Straßburg ein Schreiben geschickt und die elsässische Metropole zu veranlassen versucht, sich dem Landfrieden seiner Anhänger, der Erzbischöfe von Mainz und Trier sowie der mittelrheinischen Städte anzuschließen, aber vergebens446. Er versuchte auch 1320 unter der Mit­ wirkung des Erzbischofs Balduin von Trier und des Königs Johann von Böhmen, 442

RKLB, 1, Nr. 403, 404. RKLB, 1, Nr. 406, 407. 444 Mentgen, Studien zur Geschichte der Juden, S. 314. 445 Siehe oben S. 139 ff. 446 Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 333; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 119; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 165; MGH Const., 5, Nr. 201. 443

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also der beiden Luxemburger, einen Landfrieden am Rhein zu errichten. Er forderte wiederum die Stadt Straßburg auf, dafür Gesandte zu schicken447. Diese Absicht wurde aber wahrscheinlich nicht verwirklicht. Ludwig versuchte also schon vor 1330, die Stadt Straßburg, das städtische Zentrum im Oberrhein, in den mittelrheinischen Landfrieden einzubinden. Es gelang ihm aber nicht. Er zeigte auch kein Bestreben, einen eigenen Landfrieden im Elsass-Oberrhein zu errichten. Wenn wir die Vormacht der Habsburger in dieser Region bedenken, blieb kein Spielraum für Ludwig, hier die Initiative für einen Landfrieden zu übernehmen. Aber ab 1330 veränderte sich die Situation allmählich. Im April 1333 schlossen der Landvogt der Habsburger, Straßburg, Basel, die Königsstädte im Elsass, Breisach, Neuenburg und Rheinfelden ein Bündnis, um gegen die Burg Schwanau vorzugehen448. Die Burg stand auf einer Insel im Rhein, von der aus die Herren von Geroldseck jahrelang versuchten, den Rheinhandel zu kontrollieren. Die Bundesgenossen wollten die Burg erobern. Die Stadt Straßburg griff dazu noch die Stadt Erstein an, die auch in der Herrschaft der Geroldsecker lag. Der Bischof von Straßburg und der Graf von Freiburg scheinen sich später den Bundesgenossen angeschlossen zu haben. Dieser Bund vereinigte damit einen weiten Kreis der politischen Kräfte in der Region. Die Landvögte im Elsass und der Ortenau traten allerdings nicht in Erscheinung. Das Reich blieb insofern im Hintergrund, auch wenn die Königsstädte am Bund teilnahmen. Es gibt keine Anzeichnen, dass bei der Entstehung des Bündnisses Kaiser Ludwig mitgewirkt hat. Die Teilnahme der Habsburger und des Bischofs von Straßburg zeigt, dass dieses Bündnis noch im Rahmen der habsburgischen Vormacht zustande kam. Bei der nachfolgenden Heerfahrt wurde die Burg Schwanau im April 1333 erobert und zerstört. Die Straßburger nahmen im Juni die Stadt Erstein ein. Der Kaiser beteiligte sich jedoch danach an dieser Angelegenheit. Er fällte im Mai 1334 in Überlingen einen Schiedsspruch449. Die Parteien hatten auf die kaiserliche Entscheidung kompromittiert. Der Kaiser befahl daraufhin die Wiederherstellung der Freundschaft und ließ die Parteien auf alle Schadensersatzansprüche verzichten. Die Kontrahenten sollten jeweils einen Eid leisten und die Urkunde ausstellen. Es fällt aber auf, dass die Habsburger und der Bischof von Straßburg ein solches Gelöbnis nicht leisten sollten. Das Fehlen des Bischofs dürfte darin seinen Grund haben, dass der Bischof damals noch als Anhänger der Kurie gegen den Kaiser stand450. 447 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 424; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S.  57; Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 339; MGH Const., 5, Nr. 595. 448 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 426; RKLB, 4, Nr. 101, Anm. 1; UB Straßburg, 5, Nr. 12. Zu diesem Krieg s. Leupold, Berthold von Buchegg, S. 49 f., 89 f. 449 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  428; UR, 5, Nr. 221; RKLB, 4, Nr. 102; UB Straßburg, 5, Nr. 25. Zum Verhalten des Kaisers in dieser Angelegenheit s. auch Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S.  347 f.; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 197 f. 450 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 61 ff.

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Auch könnte die verhältnismäßig große Selbständigkeit der beiden Mächte berücksichtigt worden sein. Am gleichen Tag hat der Kaiser verboten, wegen der Kriegsschäden Rache zu üben und Ansprüche zu stellen, und damit die Wirkung des Schiedsspruchs bekräftigt451. Er bewertete dabei den Krieg der Bundesgenossen als eine Aktion für die Ehre und das Interesse des Reiches. Der Kaiser gab damit der militärischen Aktion eine nachträgliche Legitimation. Es ist auffällig, dass er in dieser Phase selber als Schiedsrichter auftrat und dass er der regionalen Kriegsführung für den Frieden danach die kaiserliche Legitimation hinzufügte. Dieser Fall stellt damit eine Etappe in der Entwicklung dar, in der Kaiser Ludwig seinen Anteil an dem Landfrieden allmählich vergrößerte. Außerdem ist noch eine Urkunde überliefert, die die Herren von Geroldseck infolge des kaiserlichen Schiedsurteils im Juni 1334 ausstellten452. Sie versprachen darin unter Eid, die Versöhnung zu bewahren, auf Ansprüche wegen der erlittenen Schäden zu verzichten, zukünftig mit oder ohne Gericht nicht gegen die Bundes­ genossen vorzugehen und ihren Helfern eben dann nicht beizustehen, wenn diese von den Bundesgenossen Schadensersatz verlangen würden. Die Bundesgenossen gaben dafür den Geroldseckern Erstein zurück. Die Herren von Geroldseck mussten aber versprechen, in Zukunft weder Schwanau noch Erstein wieder aufzubauen. Die Städte gelobten ihrerseits, die Vereinbarung einzuhalten und mit oder ohne Gericht die Geroldsecker nicht anzugreifen453. Zwei Tage danach schworen die in Erstein und Schwanau gefangengenommenen Adligen ihre Urfehde454. Walther von Tübingen, der Herr zu Geroldseck, und die anderen schlossen im November 1334 zuletzt eine Sühne mit der Stadt Straßburg. Sie verzichteten dabei auf ihren Anspruch auf die Einkünfte aus der Stadt Erstein während der Besatzung durch die Straßburger455. Der Konflikt war auf diese Weise mit der Versöhnung durch die Parteien infolge des kaiserlichen Schiedsurteils beendet. Im Februar 1338 entstand dann ein Landfriede für zwei Jahre456. Der Friede galt nicht nur im Elsass, sondern auch rechts des Rheins. Dieser Friede weist infolge 451 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr.  427; UR, 5, Nr. 222; RKLB, 4, Nr. 101; MGH Const., 6, 2, Nr. 566; UB Straßburg, 5, Nr. 24. 452 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 429; RKLB, 4, Nr. 102, Anm. 1; UB Straßburg, 5, Nr. 27. 453 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 430; RKLB, 4, Nr. 102, Anm. 2; UB Straßburg, 5, Nr. 28. 454 UB Straßburg, 5, Nr. 29, 30. 455 UB Straßburg, 5, Nr. 36. 456 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 431; UB Rappoltstein, 1, Nr. 494. Der Bischof von Straßburg, der Bischof von Basel und der Abt von Murbach bestätigten den Frieden, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 432; Cartulaire de Mulhouse, 1, Nr. 195. Zu diesem Landfrieden s. Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 77 f.; Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 348 f.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 162; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 206 ff. Zum Geltungsgebiet vgl. auch die Karte bei Schulz, Zünfte am Oberrhein, S. 311.

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der Beteiligung sowohl des Königtums als auch der Habsburger deutlich eine dualistische Struktur auf. Graf Albrecht von Hohenberg, der Landvogt im Elsass, und die elsässischen Königsstädte einerseits und Johann von Hallwil, der Landvogt der Habsburger, Rudolf von Andlau, der Vitztum des Bischofs von Straßburg, Graf Walraf von Tierstein, der Pfleger des Bischofs von Basel, Diebold Munhart, der Pfleger des Abtes von Murbach, Breisach, Neuenburg und Rheinfelden andererseits kamen in diesem Frieden zusammen. Die Stadt Straßburg und die Stadt­ Basel konnten auch in den Frieden aufgenommen werden, wenn sie es wünschten. Ein Friedensorgan mit acht Leuten sollte eingesetzt werden. Die kaiserliche Seite und die habsburgische Seite sollten je vier Mitglieder bestellen. Als Obmänner, die als ein Mann betrachtet werden sollten, ernannte die kaiserliche Seite den Grafen Albrecht von Hohenberg, den Landvogt im Elsass, während die habsburgische Seite Johann von Hallwil, den Landvogt der Habsburger, bestellte457. Die dualistische Struktur ist auch aus dieser Regelung offenkundig. Wenn diese zwei Männer sich nicht einigen könnten, sollte Johann von Rappoltstein als Obmann schließlich eine Entscheidung treffen. Über die Aufnahme eines neuen Mitglieds in den Frieden sollten jeweils die kaiserliche Seite und die habsburgische Seite entscheiden. Die Acht des Friedensorgans und beide Obmänner sollten jedes Jahr viermal in Colmar eintreffen und die Klagen über Friedensbrüche anhören. Falls ein Friedensbruch innerhalb der königlichen Güter vorkam, sollte zunächst bei dem Landvogt im Elsass Hilfe gesucht werden. Wenn eine Übeltat im Bereich des habsburgischen Lagers geschah, sollte bei dem habsburgischen Landvogt und den Vitztumen der Bischöfe Hilfe gesucht werden. Die Reaktion gegen den Friedensbruch wurde also ebenfalls dualistisch organisiert. Die Forschung hat bisher in diesem Frieden eher ein politisches Bündnis als einen echten Landfrieden gesehen458. Wenn man aber die frühere Situation in dieser Region, vor allem die habsburgische Vormacht, berücksichtigt, ist dieser Landfriede, in dem der Kaiser doch hinter einer der beiden Trägermächte stand, nicht als ein Rückzug von der kaiserlichen Friedenshoheit zu einem politischen Bündnis, sondern vielmehr als eine Etappe des kaiserlichen Vordringens in die Region einzuschätzen. Weiter schlossen im Mai 1338 Graf Albrecht von Hohenberg, der Landvogt im Elsass, der Bischof von Straßburg, der habsburgische Landvogt, der Abt von Murbach, die Herren von Rappoltstein, die Stadt Straßburg, die elsässischen Königs­städte, Breisach und Neuenburg ein besonderes Bündnis gegen die Juden­ verfolgung durch die Armleder459. Aus den Bündnisartikeln ist keine dualisti 457

Johann von Hallwil hat besonders in 1330er und 1340er Jahren in verschiedenen Funktionen für die Habsburger Dienst geleistet. Er war einer der markantesten Beispiele unter den nordschweizerischen Adligen, die im habsburgischen Dienst Karriere machten, s. Nieder­ häuser, Adel und Habsburg, S. 154 f. 458 Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 78 f. und auch die anderen nachfolgenden Forschungen. 459 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 433; UB Straßburg, 5, Nr. 79; Bork, Zur Politik der Zentralgewalt gegenüber den Juden, S. 47, 52; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 208 f.

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sche  Struktur wie im Landfrieden zu erkennen. Aber die Teilnahme des Landvogts im Elsass zeigt auch eine kaiserliche Beteiligung an der Friedenserhaltung in der Region. Eine Tätigkeit des Landfriedens vom Februar zeigt die Urkunde, die die Acht des Friedens im Juni 1338 ausstellten460. Der Ritter Lutz Schenk von Ehnheim hatte vor dem Friedensorgan die Stadt Oberehnheim verklagt. Er hatte behauptet, dass die Stadt sein Recht verletzt habe, obwohl er vor dem Kaiser ein Urteil erstritten hatte. Nachdem die acht Leute seine Klage, die kaiserliche Urkunde und den Widerspruch der Stadt überprüft hatten, urteilten sie zugunsten des Klägers. Da die Rechtsposition, die Lutz einmal vom Kaiserhof zuerkannt worden war, in der Region auf Widerstand stieß und verletzt wurde, zeigt dieser Fall in dieser Hinsicht eine Grenze der Königsgerichtsbarkeit. Aber der Landfriede wurde hier als ergänzendes Mittel eingesetzt, um die Entscheidung am Hof in der Region durchzusetzen. Es ist bemerkenswert, dass in der Form des Landfriedens eine Organisation in der Region entstand, die mit der Königsgerichtsbarkeit zusammenwirken konnte. Die Maßnahme scheint allerdings für den Kläger nicht ausreichend gewesen zu sein, weil die Acht des Friedens im Juli erneut für Lutz eine Anordnung in dieser Sache trafen461. Der Landfriede im Elsass spielte auch bei den Streitigkeiten um den Bischof von Straßburg eine wichtige Rolle462. Bischof Berthold war, wie schon vielfach erwähnt, lange Zeit der Kurie treu und stand damit gegen Kaiser Ludwig. Er stieß zudem auch mit dem Domkapitel zusammen. Der Domkanoniker Konrad von Kirkel und die anderen Geistlichen wagten sogar 1337, den Bischof zu verhaften. Nachdem er gegen Bezahlung des Lösegeldes freigelassen worden war, setzte sich die Konfrontation fort. Konrad übte in Verbindung mit dem Kaiser immer mehr Druck auf den Bischof aus. Unter diesen Umständen schrieb der Kaiser im September 1338 von Frankfurt aus an die Acht des Landfriedens im Elsass463. Bei dem Streit zwischen Bischof Berthold und Konrad von Kirkel hatte der Bischof Konrad Schaden zugefügt, obwohl Konrad auf kaiserlichen Befehl den Bischof freigelassen hatte. Die Kontrahenten hatten daraufhin ihren Streit der Entscheidung des Kaisers überlassen. Der Kaiser hatte einen Waffenstillstand herbeigeführt und einen Termin in Frankfurt festgesetzt. Konrad war zu diesem Termin erschienen, der Bischof aber nicht. Dies sollte als Friedensbruch betrachtet werden. Der Bischof hatte außerdem sein Ver 460

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 1, S. 24 f., Nr. 6. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 1, S. 25 f., Nr. 7. 462 Zu dem Sachverhalt s. Leupold, Berthold von Buchegg, S. 95 ff. Vgl. auch Wanke, Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, S. 117 f. Zur Rolle des elsässischen Landfriedens als Druckmittel gegen den Bischof von Straßburg s. Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 237. 463 UR, 5, Nr. 321; RKLB, 4, Nr. 158; RKLB, 5, Nr. 237; MGH Const., 7, 1, Nr. 504; Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 434; UB Straßburg, 5, Nr. 87; Böhmer, Acta imperii ­selecta, Nr. 786. 461

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sprechen nicht eingehalten. Er hatte in Speyer vor den anderen Bischöfen versprochen, von dem Kaiser die Regalien zu empfangen und den Klerus in der Diözese zur Treue gegenüber dem Kaiser zu verpflichten, wenn die Gesandten, die die Bischöfe nach Avignon zur Versöhnung zwischen dem Kaiser und der Kurie geschickt hatten, zurückkehren würden. Nach ihrer Rückkehr hatte der Bischof dies aber nicht getan. Der Kaiser wies daher den Landfrieden an, ihm Hilfe zu leisten. Er werde den Deutschmeister Wolfram von Nellenburg und andere Personen als Gesandte schicken, und die Acht des Friedens könnten Näheres von ihnen­ erfahren. Der Kaiser schrieb auch an die Stadt Colmar und die Stadt Münster im­ Gregoriental und befahl ihnen, bei der Vollstreckung gegen den Bischof Hilfe zu leisten, wenn der Bischof sein Versprechen nicht einhalten würde464. In diesem Fall war also ein Prozess vor dem Herrscherhof versucht worden, aber eine Partei hatte sich geweigert, in das Verfahren einzutreten. Dagegen hat der Kaiser den Landfrieden als Druckmittel eingesetzt. Im Elsass wurde daraufhin ein Krieg zwischen Bischof Berthold und den Kaiserlichen geführt465. Der Kaiser schrieb zudem im März 1339 an das Straß­burger Domkapitel und verbot, die vom Bischof auferlegten Abgaben zu bezahlen. Er drohte dabei, dass die Güter der die Abgaben Leistenden durch den Landvogt im Elsass in Beschlag genommen würden466. Der Pfalzgraf Rudolf trat auch 1339 als Anhänger des Kaisers auf. Er hatte schon ein Jahr vorher einen Streit mit Hanemann von Lichtenberg gehabt, der dem Bischof beistand467. Bischof Gerhard von Speyer fällte am 11. März 1339 im­ kaiserlichen Feldlager ein Schiedsurteil, das dem Pfalzgrafen vorteilhaft war. Dieser Spruch trieb aber Hanemann noch stärker in das bischöfliche Lager. Der Krieg im Elsass ging 1339 weiter. Die Situation wurde aber für den Bischof immer schwieriger, weil die Habsburger nach ihrem Bündnis mit dem Kaiser vom Mai 1339 die Hilfe für den Bischof einstellten468. Der Kaiser befahl im August 1339 von München aus den Sieben des mittel­ rheinischen Landfriedens, den Krieg des Pfalzgrafen Rudolf und des Konrad von Kirkel gegen den Bischof von Straßburg und seine Freunde zu unterstützen469. Die Aktion gegen den Bischof wurde darin als ein Krieg für den Kaiser und das Reich charakterisiert. Als Helfer des Bischofs wurde vor allem Hanemann von Lich-

464

UR, 5, Nr. 322, 323; RKLB, 4, Nr. 159,160; MGH Const., 7, 1, Nr. 505, 507. Leupold, Berthold von Buchegg, S. 114 f. 466 RKLB, 4, Nr. 162; UB Straßburg, 5, Nr. 90. 467 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 116 f. 468 RKLB, 8, Nr. 413; Leupold, Berthold von Buchegg, S. 118. 469 RKLB, 4, Nr. 163; MGH Const., 7, 1, Nr. 649; UB Straßburg, 5, Nr. 96; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 792. Der Kaiser ordnete im September an, dass die Stadt Frankfurt den Kaisersohn Stephan, der statt des Kaisers Krieg führte, unterstützen sollte, s. RKLB, 4, Nr. 163, Anm. 2; MGH Const., 7, 1, Nr. 650. 465

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

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tenberg genannt. Der Kaiser schrieb weiter, dass er den Königsstädten und dem Landfrieden im Elsass Gleiches befohlen hatte. Hier wurden zwei regionale Land­ frieden gegen die Feinde des Kaisers mobilisiert. Die Konfrontation verschärfte sich danach noch, aber die Stadt Straßburg trat im Oktober eindeutig in das kaiserliche Lager, und Bischof Berthold unterwarf sich schließlich dem Kaiser470. Der Bischof beschwor nämlich in Speyer vor dem Kaiser seine Treue und empfing von ihm die Regalien. Zu dem Streit zwischen Bischof Berthold und Konrad von Kirkel wurde wahrscheinlich ein Schiedsspruch von Kaiser Ludwig, dem Grafen Ulrich III. von Württemberg, den Grafen Friedrich II. und Ludwig VIII. von Öttingen gefällt471. Die Schiedsrichter hatten sich aber nicht geeinigt. Der Kaiser erklärte schließlich mit den anderen Schiedsrichtern bis auf den Grafen von Württemberg, dass der ­Bischof sein Versprechen, das er in der Haft und nach der Freilassung gegeben hatte, einhalten sollte, dass Konrad ebenso sein Versprechen einhalten sollte, und dass die Kontrahenten alle Ansprüche wegen der späteren Zusammenstößen aufgeben sollten. Graf Ulrich, der dem Bischof näher stand, hat allerdings diesem Spruch nicht zugestimmt und seine Unterschrift verweigert. Wie dieser Verlauf schon angedeutet hatte, bestanden noch S ­ chwierigkeiten bei der Durchsetzung des Schiedsspruchs. Kaiser Ludwig schrieb noch im Juni 1340 von Frankfurt aus an die Stadt Straßburg. Nachdem der Kaiser in dieser Angelegen­heit zugunsten Konrads geurteilt hatte, beschwerte Konrad sich bei ihm, dass das Urteil noch nicht vollzogen worden war. Der Kaiser wies daraufhin die Stadt an, den Bischof zur Befolgung des Urteils zu veranlassen. Bei diesem Urteil dürfte es sich um das obengenannte Schiedsurteil handeln, nicht um die Entscheidung am Hof von 1338, wie Battenberg vermutet472. Trotz dieser Schwierigkeiten war die Konfrontation im Prinzip zugunsten des Konrad von Kirkel beendet473. Bischof Berthold hat sich seinerseits bei dem Kaiser beschwert, dass die elsässischen Königsstädte die kirchliche Gerichtsbarkeit ignorierten und einen Bund mit dem Kaiser geschlossen hatten474. Er hat sich freilich danach nochmals der Kurie angenähert und die Absolution von der Kirchenstrafe erhalten475. Obwohl sein Verhältnis zum Kaiser sich nach der Absolution nicht sofort verschlechterte, bedeutete es doch eine erhebliche Beschränkung für die kaiserliche Regierungstätigkeit im Elsass, dass ihm die territorialpolitisch mächtigen Bischöfe von Straßburg fast kontinuierlich den Rücken kehrten. Dieser Fall zeigt aber eindrucksvoll mit seinem Verlauf von dem Gerichtsverfahren 470

Leupold, Berthold von Buchegg, S. 120. RKLB, 4, Nr. 172. 472 UR, 5, Nr. 360; RKLB, 4, Nr. 173; UB Straßburg, 5, Nr. 99; Böhmer, Acta imperii selecta, Nr. 794. 473 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 121 f. 474 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 125 f. 475 Leupold, Berthold von Buchegg, S. 128 f. 471

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C. Elsass und Oberrhein

am Hof über die Vollstreckung und den Druck durch die Landfrieden bis zum Schiedsgericht die Möglichkeiten und Grenzen der Königsgerichtsbarkeit. Im Mai 1343 entstand noch ein Landfriede zwischen dem Bischof von Straßburg, den Grafen von Öttingen, den Landgrafen von Unterelsass, der Stadt Straßburg und den elsässischen Königsstädten476. Dieser Friede galt ebenso wie der Friede von 1338 sowohl im Elsass als auch rechts des Rheins. Der Friede sollte bis zum November 1345 gültig sein. An diesem Landfrieden nahmen weder der Kaiser selbst noch die Habsburger teil. Die Abwesenheit des Kaisers ist von der Forschung als ein Zeichen des antikaiserlichen Charakters dieses Friedens verstanden worden477. Die elsässischen Königsstädte haben wie schon erwähnt im Oktober 1342 das erste Städtebündnis miteinander geschlossen und damit ihren Zusammenschluss gegen die Außenwelt verdichtet. In dem Landfrieden von 1343 nahmen die Städte einschließlich Straßburg eine wichtige Rolle ein. Das Friedens­ organ setzte sich aus zwei Richtern des Bischofs, einem der Grafen von Öttingen, zwei der Stadt Straßburg und drei der königlichen Städte zusammen. Als Obmann wurde der Ritter Berthold Swarber, der Straßburger Bürgermeister, bestellt. Der Bischof von Straßburg war aber im oben geschilderten Verlauf zu den Kaiserlichen gewechselt. Die Grafen von Öttingen waren in dieser Zeit auch als Landvögte im Elsass tätig478. Es dürfte also zu weit gehen, wenn man diesen Land­ frieden als antikaiserlich bezeichnet479. Die Feindschaft gegen den Kaiser und das Reich auf Grund des Landfriedens ist im Friedenstext ausdrücklich ausgeschlossen480, und dies ist ernst zu nehmen. Dieser Friede ist also nicht als eine Verbindung gegen den Kaiser, sondern als ein regionaler Zusammenschluss im Kontakt mit dem Kaiser zu bewerten. Im März 1345 schlossen der Bischof von Straßburg, der Abt von Murbach,­ Ulrich Diebold von Hasenburg, der habsburgische Landvogt und andere Amts­ inhaber der habsburgischen Herrschaft, die Grafen Ludwig und Friedrich von Öttingen, die Landgrafen und Landvögte im Elsass, die Herren von Rappoltstein, 476

Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 436; UB Straßburg, 5, Nr. 116; Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 79 ff. Im Juni trat der Graf Volmar von Lützelstein in diesen Frieden ein, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 437. Die Abwesenheit der Habsburger dürfte darin ihren Grund haben, dass der für die Regierung der Vorderen Lande zuständige Herzog Otto 1339 gestorben war und der allein überlebende kranke Herzog Albrecht II. danach von Wien aus die habs­ burgischen Güter im Westen verwaltete. 477 Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 163; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 163; Schuler, Die Rolle der schwäbischen und elsässischen Städtebünde, S. 682. 478 Becker, Die Landvögte des Elsass, S. 11. 479 Eine vorsichtigere Einschätzung als Bock vertritt Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 214. 480 UB Straßburg, 5, Nr. 116, S. 121: „In disem lantfriden so sint unser herre der keyser und daz riche uzgenomen, daz wir wider in und daz riche von diz lantfriden wegen nit tuon wellent aune alle geverde.“

III. Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung 

293

die Städte Straßburg, Basel und Freiburg, die elsässischen Königsstädte, Breisach und Neuenburg ein Bündnis für fünf Jahre481. Dieses Bündnis bestand also neben dem obengenannten Landfrieden. Der Text des Bundes beruhte auf dem des Bündnisses gegen die Armleder von 1338. Die Habsburger beteiligten sich diesmal an der Verbindung. Wenngleich der Kaiser selbst nicht erschien, ist auch dieser Bund nicht als gegen den Kaiser gerichtet anzusehen, weil vor allem die Landvögte im Elsass, die Grafen von Öttingen, als Inhaber kaiserlicher Ämter daran teilnahmen. Der Landfriede von 1343 wurde im Oktober 1345, also kurz vor Ablauf, mit fast gleichem Inhalt erneuert482. Der Text des Friedens bezeichnet diesmal deutlich, dass der Kaiser mit dem Rat der Friedensteilnehmer diesen Frieden errichtete. Die drei unter den neun Mitgliedern des Friedensorgans, die früher von den Königs­ städten gewählt worden waren, sollten diesmal von dem Kaiser und den Königsstädten gemeinsam bestellt werden. Der Kaiser sollte auch seine Erlaubnis geben, dass die Teilnehmer des Friedens die Bundesgenossen ihrer anderen Bündnisse von den Feinden des Friedens ausnehmen und den Landfrieden verlängern würden. Die Friedensurkunde selbst wurde in Landshut ausgestellt und mit dem­ kaiserlichen Siegel mitbesiegelt. Diese Abweichungen von dem Text von 1343 zeigen deutlich, dass dieser Friede durch die stärkere Initiative des Kaisers zustande gekommen ist. Wenn es auch offen bleiben muss, ob dieser Landfriede im Kontext der Konfrontation gegen den obengenannten die Habsburger einschließenden Bund zu verstehen ist483, bezeugt dieser Friede zumindest die kaiserliche Haltung, eine Konsolidierung der eigenen Position im Elsass-Oberrhein anzustreben. Der Landfriede wurde noch im August 1347 verlängert484 und blieb damit bis zum Ende der Regierungszeit Kaiser Ludwigs in Kraft. Die hier beschriebene Entwicklung der Landfrieden ab 1330 im Elsass-Oberrhein verdeutlicht, dass Kaiser Ludwig auch in dieser Region, im Stammland der rivalisierenden Dynastie, die Festigung seiner Herrschaft anstrebte. Die Forschung hat die Rolle Ludwigs in den Landfrieden in dieser Region als eher geringfügig angesehen, aber diese Einschätzung berücksichtigt seine schwierige Ausgangsposition nicht ausreichend. Die Habsburger blieben während des Thronkampfes in dieser Region dominant. Die Großen in der Region wie die Bischöfe 481 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 438; UB Straßburg, 5, Nr. 130; Bock Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 352; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 163; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 215. 482 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 439; UB Straßburg, 5, Nr. 133; Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 353; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 163; Fahrner, Der Landfrieden im Elsass, S. 216. Zu der Wirkung dieses Friedens vgl. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 440; UB Straßburg, 5, Nr. 161. 483 Bock, Landfriedenseinungen und Städtebünde am Oberrhein, S. 353. 484 Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 1, Nr. 441; UB Straßburg, 5, Nr. 152. Eine Liste der Adelbürger von Hagenau, die diesen Frieden beschworen, ist überliefert, s. Ruser, Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, 2, 2, Nr. 823.

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C. Elsass und Oberrhein

von Straßburg waren auch meistens habsburgertreu und blieben zum Teil  kontinuierlich auf Distanz zum Wittelsbacher. Unter diesen Umständen stellen die Landfrieden ab 1330 bemerkenswerte Versuche der Durchsetzung kaiserlicher Herrschaft dar485. Die Grenzen dieser Versuche sind aber auch unübersehbar. Die habsburgische Vormacht war sowohl in der dualistischen Struktur des Land­ friedens von 1338 als auch in dem Sonderbündnis von 1345 noch spürbar, während Kaiser Ludwig die kaisertreuen Adligen von außen her in das Amt des Landvogts im Elsass einsetzen musste. Die Distanz zur Region war offensichtlich.

IV. Zusammenfassung Anders als im Mittelrhein hatte Ludwig sich im Elsass-Oberrhein von Anfang an kaum durchsetzen können. Es gab zwar auch in diesem Raum wie im Mittelrhein relativ viele Königsgüter und Königsstädte. In enger Verbindung mit den Königsgütern standen einige verstreute Klöster, die mit dem Königtum vielfach Kontakt pflegten. Solche Stützpunkte für das Königtum waren aber im Thronkampf meistens fest in der Hand der Habsburger. Besonders zwei habsburgische Könige, Rudolf I. und Albrecht I., haben für die Habsburger eine überragende Stellung im Südwesten geschaffen. Die anderen Größen in der Region, wie die­ Bischöfe von Straßburg und Basel, waren ebenfalls eng mit den Habsburgern verbunden. Erst nach 1330 bekam Ludwig eine echte Chance, in dieser Region Einfluss zu erlangen. Die Ausgangsposition hat jedoch nach 1330 weiter ihre Wirkung ausgeübt. Das zeigt vor allem der Befund, dass sich im Vergleich mit dem Mittelrhein nur wenige Fürsten und Adlige zur Konfliktbeilegung an den Herrscherhof gewandt haben. Dies bedeutet aber zugleich, dass die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit meistens auf den direkten Herrschaftsbereich des Reiches beschränkt blieb. Innerhalb dieser Beschränkung hat aber der Herrscherhof eine nicht unerhebliche Masse von Fällen behandelt. Da die meisten Fälle wie erwähnt mit der unmittelbaren Königsherrschaft zu tun hatten, ist der Herrscher dabei oft selbst als Partei aufgetreten. Diese Konstellation kam besonders bei den Fällen vor, die sich auf die Königsstädte und die Juden bezogen. Es handelte sich häufig um das herrscherliche Gebot und den Ungehorsam gegenüber diesem. Der Konflikt ging d­ amit unmittelbar in eine politische Angelegenheit über, die ohne gerichtliches Verfahren erledigt wurde. Wenn der Herrscher sonst zwei streitende Parteien vor sich hatte, war eher die Konfliktbeilegung durch Versöhnung oder Schiedsgericht in der Region zu empfehlen als durch endgültiges Urteil am Herrscherhof. Kaiser Ludwig befahl 485 Zur Bedeutung der Landfrieden, die gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs in den Regionen Süddeutschlands entstanden, vgl. auch Angermeier, Bayern in der Regierungszeit Kaiser Ludwigs IV., S. 191; Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 283 f.

IV. Zusammenfassung

295

manchmal die Versöhnung und entsandte ein Mitglied des Hofes in das Schiedsgericht vor Ort. Auch bei solchen Fällen war die Zustimmung der Parteien für den Herrscher sehr wünschenswert. Dieses Verhalten dürfte seinen Grund zum einen darin haben, dass trotz der Errichtung der Landfrieden die Königsgerichts­barkeit bei der Durchsetzung des Urteils mit großen Schwierigkeiten rechnen musste. Aber diese Vorgehensweise mag auch daraus zu erklären sein, dass der Herrscherhof mit den Verhältnissen vor Ort nicht so gut vertraut war. Der Herrscherhof pflegte deshalb nur das Organ und das Verfahren zur Beilegung zu regeln und substantielle Maßnahmen der regionalen Entscheidung zu überlassen. Er hat damit nur die Rahmenbedingungen vorgegeben. An derartigen regionalen Entscheidungen hat sich der Herrscher durch seinen Landvogt beteiligt. Während im Mittelrhein der Herrscherhof regelmäßig in Frankfurt oder anderen Orten erschien, tritt er im Elsass-Oberrhein nicht so oft auf. Nach 1330 hielt sich der Kaiserhof nur in den Jahren 1330, 1333, 1338 und 1339 in dieser Region auf486. Wenn der Herrscher unter diesen Umständen in die­ regionale Konflikte einzugreifen versuchte, benötigte er den Einsatz des Landvogtes. In diesem Sinne hat der Landvogt nicht nur für die Verwaltung des Königsguts, sondern auch für die Königsgerichtsbarkeit eine wichtige Rolle gespielt. Es ist aber unter Ludwig dem Bayern auffällig, dass er vor allem im Elsass meistens solche Adligen als Landvogt eingesetzt hat, die ihre Herrschaftsrechte in erster Linie außerhalb der Region kumulierten. Darin unterschied sich Ludwig von den habsburgischen Königen. Gelegentlich schickte Ludwig vom Kaiserhof aus Gesandte in die Region, die ebenfalls meistens ihre hauptsächlichen Stützpunkte außerhalb der Region hatten. Dieser Befund zeigt wieder, dass Ludwig in diesem Raum nur auf relativ wenige Vertraute zählen konnte. Die Beziehung Ludwigs zu dieser Region ist damit in doppelter Hinsicht indirekt. Der Herrscherhof kam nicht so oft in die Region und die vom Herrscherhof angewiesenen Vermittler hatten auch nicht so enge Verbindungen mit den regionalen Kräften wie dies im Mittelrhein der Fall war. Dass Ludwig von den Habsburgern sowie den Bischöfen von Straßburg kaum große Unterstützung erwarten konnte, reduzierte seine Auswahl an Vermittlern stark. Seit dem Ende der 1330er Jahre versuchte Ludwig, die Landfrieden für die­ Effektivität seiner Gerichtsbarkeit zu mobilisieren. Er hat dabei den Landfrieden im Elsass und den im Mittelrhein zur Unterstützung der Entscheidungen am ­Kaiserhof instrumentalisiert und sie quasi als Vollstreckungsorgan fungieren lassen. Diese Modalität wurde gerade gegen den Bischof von Straßburg mit Erfolg angewandt. Sie ist aber wegen des Todes des Wittelsbachers im Jahre 1347 über Ansätze nicht hinausgekommen.

486

Vgl. RKLB, 1 und 4.

D. Westfalen I. Strukturen in der Region Als Westfalen wird hier die Region angesehen, die im Westen vom Rhein und im Osten von der Weser begrenzt ist1. Im Süden bilden Westerwald, Rothaar­ gebirge und Reinhardswald die Grenze zum Mittelrheingebiet. Im Norden enthält dieses historische Westfalen einen Teil des heutigen Landes Niedersachsen, z. B. Osnabrück, aber nicht die Stadt Bremen und das Bistum Verden. Wir lassen wegen der besonderen geschichtlichen Entwicklung Oldenburg und Ostfriesland außer Betracht. Man könnte auch innerhalb Westfalens noch einmal kleinere politische Regionen unterscheiden2. Aber wir untersuchen in der vorliegenden Studie Westfalen in dem oben abgegrenzten Sinne als Ganzes. Es gab auch verschiedene Verbindungen Westfalens zum Niederrhein im Westen, den welfischen Herzogtümern im Osten und dem Mittelrhein im Süden. Sowohl in Westfalen als auch im Niederrhein galten die Kölner Erzbischöfe als regionale Vormacht. Bündnisse wurden daher über die Grenzen der beiden Regionen hinweg geschlossen. Es gab Bündnisse, die von den Kölner Erzbischöfen aus­ gingen, aber es gab auch Bündnisse, die gegen die Erzbischöfe gerichtet waren3. Wir betrachten hier aber die Region Westfalen getrennt und für sich. Westfalen wurde seit dem Spätmittelalter als eine selbständige Region so bezeichnet und man kann aus den zeitgenössischen Quellen ein Westfalen-Bewusstsein erkennen4. Politisch war Westfalen aber im Verlauf des Spätmittelalters in zahlreiche Territorien zersplittert5.

1

Die Weser wurde schon im Spätmittelalter mehrfach als die Grenze zwischen Westfalen und der Einflusszone der welfischen Herzöge betrachtet, vgl. Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 385. 2 Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 81–92. Pfeiffer unterscheidet das Hellweg­ gebiet im Süden, das Emsland, das Gebiet an der unteren Weser und das Weserbergland. 3 Wrede, Herzogsgewalt und kölnische Territorialpolitik, S. 146. 4 Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 79 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 404; Johanek, Landesbewusstsein in Westfalen. 5 Zur Territorienbildung in Westfalen im Hoch- und Spätmittelalter Hömberg, Westfälische Landesgeschichte, S. 133 ff., bes. S. 156 ff.; Engel, Politische Geschichte, S. 93 ff.; Uhlhorn, Die deutschen Territorien, S. 586 ff.; s. auch Kohl, Der Ausbau der Territorien. Zur politischen Geschichte Westfalens im 14. Jahrhundert Rothert, Westfälische Geschichte, S. 309 ff. Einen Überblick der politischen und territorialen Geschichte Westfalens im Spätmittelalter gibt Scholz, Das Spätmittelalter, S. 404 ff.

I. Strukturen in der Region

297

Als Vormacht in der Region galten die Kölner Erzbischöfe6. Seit 1180 führten sie den Titel Herzog von Westfalen. Die Erzbischöfe haben immer wieder versucht, diesem Titel auch Substanz zu geben7. Die Reichweite der Herzogsgewalt war theoretisch auf das südliche Westfalen, das Erzbistum Köln im engeren Sinne und das Bistum Paderborn beschränkt. Die Erzbischöfe haben sich aber bemüht, die Herzogsgewalt auch auf das nördliche Westfalen, das Bistum Osnabrück und das Bistum Minden, zu erstrecken. Allein im Bistum Münster mussten die Kölner Erzbischöfe den Bischöfen von Münster eine herzogsgleiche Gewalt zuerkennen. Obwohl dieser Versuch des Erzbischofs, den Herzogstitel zur Territorialpolitik auszunutzen, insgesamt nicht sehr erfolgreich war, hat der Erzbischof im südlichen Westfalen eine mittelgroße Territorialherrschaft aufgebaut8. Schon vor 1180 besaßen die Erzbischöfe Stützpunkte in den Gebieten am Hellweg und an der Ruhr. Es gelang vor allem den Erzbischöfen Engelbert von Berg und Konrad von Hochstaden im 13. Jahrhundert, die Kölner Besitzungen weiter zu vermehren und im südlichen Westfalen die unmittelbaren Herrschaften zu erweitern9. Die Erzbischöfe haben auch viele Grafen und Adlige in Westfalen als Lehensleute aufgenommen. Die Territorialpolitik des Erzbischofs, die sehr weitläufig entfaltet wurde, ließ allerdings viele Lücken. Die Kölner Herrschaft in Westfalen war daher noch relativ locker zusammengefasst10. Diese Vormachtstellung der Erzbischöfe erlitt freilich einen erheblichen Rückschlag durch die schwere Niederlage bei Worringen im Jahre 128811, aber die Kölner Erzbischöfe galten trotzdem in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Hauptakteure in der westfälischen territorialen Politik12. Die 6 Zum Aufbau des kölnischen Territoriums in Westfalen im allgemeinen Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 380 ff.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 411 ff.; Klueting, Geschichte Westfalens, S.  48 ff.; Schoppmeyer, Die Formierung der Landstände. Zur Städtepolitik in Westfalen Ehbrecht, Der Erzbischof von Köln. Zur Entwicklung einschließlich des Niederrheins Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 405 ff, 466 ff.; Janssen, Der Bischof, Reichsfürst und Landesherr, S. 195 ff. 7 Pfeiffer, Bündnis-und Landfriedenspolitik S. 81 ff., 99 f. Erzbischof Heinrich von Köln behauptete schon in einer Urkunde von 1322, in der er der Stadt Rheinberg die Regelung über den Stadtrat genehmigte, als Herzog von Westfalen die Herrschaft über die Femegerichte im Herzogtum, vgl. Wurm, Veme, Landfriede und westfälische Herzogswürde, S. 32 f. Zum erzbischöflichen Anspruch der Befestigungshoheit gegenüber den Grafen in Westfalen vgl. z. B. Stöwer, Das Archiv des Vereins, Nr. 56, 57; REK, 4, Nr. 2002 (aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, gegen die Befestigungen durch den Grafen von Arnsberg). 8 Zum Übergang von der Behauptung der Herzogsgewalt in ganz Westfalen zum Territorienaufbau im südlichen Westfalen Janssen, Die Erzbischöfe von Köln. 9 Wrede, Herzogsgewalt und kölnische Territorialpolitik; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 409 ff. Zu Herrschaftsausbau, Städtepolitik, Verwaltungsorganisation und einzelnen Gerechtsamen in Westfalen unter Erzbischof Konrad von Hochstaden vgl. Prössler, Das Erzstift Köln, S. 38 ff., 43 ff., 77 ff., 190 ff. (Marschall von Westfalen), 220 ff. (Burg­ mannen), 296 ff.(Münzstätte). 10 Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 413. 11 Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 413 f. 12 Zu den Beziehungen des Erzbischofs Heinrich von Virneburg (1304–1332) zu den Bistümern in Westfalen Seng, Heinrich II. von Virneburg, S. 33–39. Am Anfang seiner Amtszeit wurden die Rechte, die das Erzstift in Westfalen beanspruchte, von dem westfälischen

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D. Westfalen

Schwerpunkte der Kölner Herrschaft lagen zum einen südlich der Ruhr um Recklinghausen13 und zum andern entlang dem Hellweg um Soest14. Der Erzbischof hat einen Marschall in Westfalen ernannt und durch ihn diese Herrschaften zu regieren versucht. Das Erzstift hat dann 1368 die Rechte der ausgestorbenen Grafen von Arnsberg erworben und damit sein Herzogtum in Westfalen abgerundet15. Außer den Kölner Erzbischöfen bauten auch die Bischöfe in Westfalen meistens mittelgroße Territorien auf. Für den einzelnen Bischof stellte es eine Herausforderung dar, dem Anspruch des Kölner Erzbischofs zu trotzen. Im östlichen Westfalen bildeten die Bischöfe von Osnabrück eine mittelgroße Territorialherrschaft. Sie haben dabei die Grafen von Ravensberg, die von Tecklenburg und andere Adlige bekämpft und sie weitgehend zurückgedrängt16. Es gelang den Bischöfen von Minden, im nordöstlichen Westfalen eine kleine Herrschaft um den Bischofssitz herum aufzubauen. Das Hochstift wurde dabei von den Grafen von Hoya und von Schaumburg im Norden und von den Herzögen von Braunschweig im Osten unter Druck gesetzt und in der Territorialpolitik stark eingeengt17. Die Bischöfe von Paderborn versuchten, im Süden von Westfalen eine eigene Territorialherrschaft Marschall Johann von Plettenberg aufgelistet, s. REK, 4, Nr. 377; Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg, S. 59. Zur Amtspolitik und ihren Ergebnissen in Westfalen unter Heinrich s. Tewes, Amts- und Pfandpolitik, S. 37 ff. Die kölnische Ämterverfassung in Westfalen entwickelte sich langsamer als im Niederrhein. Zu den Beziehungen des Erzbischofs Walram von Jülich (1332–1349) zu den politischen Akteuren in Westfalen Heyden, Walram von Jülich. Erzbischof von Köln, S. 118 ff.; vgl. auch Janssen, Walram von Jülich, S. 47 ff. Zur Ämterverfassung in Westfalen unter Walram Tewes, Amtsund Pfandpolitik, S. 56 ff. Die Erzbischöfe versuchten vor allem mit ihrer Finanzkraft, ihre Herrschaft auszubauen und zu arrondieren, s. Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 468 f. Diese Politik hat allerdings häufig die Finanzen des Erzstifts überbeansprucht und sogar zu dem Risiko geführt, über Verpfändungen Güter und Rechte zu verlieren, s. Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 470 f. Zur Territorialpolitik unter Erzbischof Heinrich von Virneburg vgl. Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg. Unter Erzbischof Walram von Jülich erlangte das Erzstift das Gefüge von Zentral-, Lokal- und Finanzverwaltung, das bis in die frühe Neuzeit bestehen sollte, vgl. Janssen, Zur Verwaltung des Kölner Erzstifts. 13 Burghardt, Das „Kölschland“. 14 Zu dem Verhältnis zwischen dem Erzbischof und der Stadt Soest im 13.  Jahrhundert­ Leidinger, Soest und das Erzstift Köln. 15 Zur Bedeutung des Erwerbs der Grafschaft Arnsberg als Einschnitt Ehbrecht, Der Erzbischof von Köln, S. 288. Zu der Entwicklung der Stände im Kölner Herzogtum Westfalen Schoppmeyer, Die Formierung der Landstände. 16 Schnath u. a., Niedersachsen, S. 372 f.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 105 f., 111; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S.  396 ff., 450; Scholz, Das Spätmittel­ alter, S. 438 f.; Schubert, Geschichte Niedersachsens, S. 699 ff., 825 ff. Zum Territorium der Bischöfe von Osnabrück grundlegend Prinz, Das Territorium des Bistums Osnabrück. 17 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 385 f.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 106, 108 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 428 f.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 72. Zur Entstehung und dem Regierungssystem des Territoriums der Bischöfe von Minden Blotevogel, Studien zur territorialen Entwicklung; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes. Zur Beziehungen zwischen den Bischöfen und dem Domkapitel Kruppa, Verhältnis zwischen Bischof und Domkapitel.

I. Strukturen in der Region

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auszubauen. Dies führte zu vielen Streitigkeiten mit den Erzbischöfen von Köln im Westen, den Herzögen von Braunschweig im Osten und den Erzbischöfen von Mainz sowie den Landgrafen von Hessen im Süden18. Besonders erfolgreich waren aber die Bischöfe von Münster im Norden19. Nachdem die Grafen von Cappenburg aus dem territorialpolitischen Wettbewerb verschwunden waren, gelang es den Bischöfen, sich im Emsland gegen die Grafen von Tecklenburg und die anderen Adligen durchzusetzen,20 und sie bemühten sich, das sogenannte Oberstift und Niederstift zu verbinden. Schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts haben sich die Bischöfe als Herzog im Bistum Münster betitelt21. Wie die Kölner Erz­ bischöfe hatten auch die Bischöfe von Münster in Westfalen die Grafen und die Adligen als ihre Lehensleute. Als Münsteraner Vasallen sind in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Herzog von Geldern, die Grafen von der Mark, Kleve, Ravensberg, Tecklenburg, Bentheim, die Herren von Steinfurt, Ahaus, Ottenstein, Borculo, Werth und zur Lippe aufzuzählen. Im 15. Jahrhundert kamen der Graf von Hoya, der Herr von Gemen und der Herr von Diepholz hinzu22. Es gab außerdem in dieser Region einige königsunmittelbare Fürstabteien wie Essen, Werden23, Corvey24 und Herford25. Es gelang ihnen jedoch nicht, eine territorialpolitisch bedeutsame Herrschaft zu errichten. Um die Vogtei über das Kloster Essen stritten der Erzbischof von Köln und der Graf von der Mark. Nachdem 18

Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 384 f.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 109 f.; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 422 f., 450 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 421 ff.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 70 f.; Brandt-Hengst, Das Bistum Paderborn, S. 100 ff.; Schoppmeyer, Der Bischof von Paderborn. Zu den Beziehungen zwischen dem Hochstift Paderborn und den Landgrafen von Hessen im Demelgebiet Schäffer, Paderborn und Hessen. Zur Organisation der bischöflichen Regierung grundlegend Aubin, Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn. Zur Entwicklung der Landstände im Hochstift Schoppmeyer, Die Entstehung der Landstände. 19 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 380 ff.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 85 ff, 102 ff.; Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 44 ff.; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 399 ff., 442 ff.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 433 ff.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 68 ff.; Kemkes u. a., Die Lehenregister der Bischöfe von Münster, S. 11 ff. Uhlhorn bezeichnet die Konfrontation zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Bischöfen von Münster als den westfälischen Dualismus, s. Uhlhorn, Die deutschen Territorien, S. 586 ff. 20 Zur Erweiterung der Münsteraner Herrschaft im sogenannten Niederstift Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster. Zu der Entwicklung der Landstände im Hochstift Münster vgl. Schmitz-Kallenberg, Die Landstände des Fürstbistums Münster. 21 Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 400 f. 22 Kemkes u. a., Die Lehenregister der Bischöfe von Münster, S.  15. Zu dem Lehen der­ Bischöfe von Münster Theuerkauf, Land und Lehnswesen. 23 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 421; Stüwer, Werden; Gerchow, Das Jahrtausend der ­Mönche. 24 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 386; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 425 f.; Stüwer, Corvey. Die weltliche Herrschaft der Abtei Corvey begann seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zusammenzuschrumpfen, vgl. Stüwer, Corvey, S. 259 ff. 25 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 386. Zur Geschichte des Reichsstifts Herford bis zum 13. Jahrhundert vgl. Kroker, Kaiser, Könige und fromme Frauen. Zu den Beziehungen zwischen dem Stift und der Stadt Herford vgl. Andermann, Geistlichkeit und Bürgergemeinde.

300

D. Westfalen

das Erzstift 1288 in der Schlacht bei Worringen geschlagen worden war, gehörte die Vogtei dem Grafen von der Mark. Da die Befugnis des Vogts begrenzt worden war, baute die Äbtissin danach ein kleines Territorium um die Stadt Essen auf26. Dagegen hat sich keine große weltliche Herrschaft in Westfalen entwickelt. Es ist bezeichnend für Westfalen seit dem Spätmittelalter, dass die geistlichen Territorien sich gegen die weltlichen Herrschaften im allgemeinen gut durchsetzen konnten27. In Konkurrenz mit den Erzbischöfen von Köln und den anderen Bi­ schöfen haben die Adligen, die meistens den Grafentitel innehatten, im Laufe der Zeit erst langsam eigene Territorien aufgebaut. Im Süden sind die Grafen von Berg als Beispiel zu nennen. Obwohl sie in der Rheinebene durch die Territorialpolitik des Erzstifts Köln nicht Fuß fassen konnten, haben sie das Berg- und Waldgebiet erschlossen, den Bergbau entwickelt und ihre Herrschaft ausgebaut28. Die Grafen von der Mark sind durch die langjährigen teilweise heftigen Kämpfe mit dem Erzstift vor allem im Hellweggebiet territorialpolitisch aufgestiegen29. Die Konfrontation zwischen dem Kölner Erzstift und den Grafen von der Mark stellt eine territorialpolitische Konstante im westfälischen Spätmittelalter dar30. Es gelang ihnen, die Erzbischöfe daran zu hindern, die niederrheinische Herrschaft des Erzstifts mit dem Kölnischen Gebiet um Soest zu verbinden. Während die märkische Herrschaft sich zunächst nur locker und zerstreut entfaltete, wurde sie im Kampf mit dem Erzstift, aber auch mit den anderen Kräften zu einem Territorium zusammengefasst. Die Grafen von Waldeck bauten in dem südlichsten Teil von Westfalen eine kleine eigene Herrschaft auf. Sie waren dabei ebenso wie die Märker mit dem Kölner Erzstift konfrontiert und haben eher bei den Erz­bischöfen von Mainz und den Landgrafen von Hessen Hilfe gesucht und gefunden31. Es gab aber 26

Scholz, Das Spätmittelalter, S. 421; Lux, Das Stift Essen, S. 25; Leenen, Positionierung zwischen den Mächten. Zur Entwicklung von Stift und Stadt Essen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts vgl. Bettecken, Stift und Stadt Essen. Zur Stellung der Grafen von der Mark als Vogt Schilp, Essener UB, 1, Nr. 294, 299, 300 (= S. 357 ff., Nr. 8), 389, 468, 497, 537, 649, 650. Zum Sachverhalt der Kölner Seite Schilp, Essener UB, 1, Nr. 323, 333–342, 364, 368, 371, 390. 27 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 410. Diese Tendenz ist deutlich vor allem im Norden von Westfalen, wo der Aufbau der Territorien der Bischöfe von Münster und Osnabrück Erfolg hatte. Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 386, 404 f. Die Überlegenheit der geistlichen Territorien dürfte einen Grund darin haben, dass die Erbteilung bei den Adligen in Westfalen lange beibehalten und praktiziert wurde, s. Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 451 f. 28 Wisplinghoff/Dahm, Rheinlande, S. 160 f.; Somya, Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 417 f. 29 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 387 f.; Wrede, Herzogsgewalt und kölnische Territorialpolitik, S. 146 ff.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 98 ff.; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 421 f., 453 ff.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 416 ff.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 59 ff.; Vahrenhold-Huland, Grundlagen und Entstehung des Territoriums der Grafschaft Mark; Stievermann, Städtewesen in Südwestfalen; Schoppmeyer, Ruhr-Lippe-Raum, S. 62 ff. 30 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 408. 31 Demandt, Mittelrheinlande, S. 198 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 424 f. Zum Aufbau der Waldecker Herrschaft Bockshammer, Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck.

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auch solche Geschlechter wie die der Grafen von Arnsberg, die schon im Verlauf des 14. Jahrhunderts ausgestorben waren32. Die Grafen von Schwalenberg er­ litten das gleiche Schicksal33. Im nördlichen Westfalen bauten die Grafen von Rietberg34, Ravensberg35, Tecklenburg36, Hoya37, Bentheim38 und Schaumburg39 sowie die Herren von Diepholz40 und zur Lippe41 auch in Konkurrenz mit den Erzbischöfen und Bischöfen eigene Territorien aus. Die lippische Herrschaft entwickelte sich unter der langen Regierung des Simon I. zur Lippe. Die Teilung nach seinem Tod 1344 führte zu einer Bedeutungseinbuße42. Aus diesen Dynastien stammten auch mehrere westfälische Bischöfe. Der Erzstuhl von Köln wurde aber in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Mitgliedern der niederrheinischen Dynastien besetzt. Obwohl die Grafen von Kleve ihre Rechte hauptsächlich im Niederrhein besaßen, waren sie mit Wesel, Duisburg und Dinslaken auch rechtsrheinisch be­ gütert. Die Ausbildung der klevischen Herrschaft war bis zur Mitte des 14. Jahr 32

Scholz, Das Spätmittelalter, S. 413; Tigges, Die Entwicklung der Landeshoheit der Grafen von Arnsberg. Das Erbe wurde 1368 von dem letzten Grafen Gottfried an das Kölner Erzstift verkauft. 33 Forwick, Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg. Nachdem die Grafen von Schwalenberg im 12. Jahrhundert eine mächtige politische Kraft dargestellt hatten, büßten sie vor allem durch mehrere Erbteilungen, aus denen die Grafen von Pyrmont und Waldeck sowie die Herren von Sternberg hervorgingen, ihre politische Bedeutung ein. Das Grafengeschlecht starb 1365 aus. Das Erbe gelangte überwiegend an den Herrn zur Lippe und an den Bischof von Paderborn. 34 Leech, Die Grafen von Rietberg; Scholz, Das Spätmittelalter, S.  432; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 74. 35 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 389; Rossberg, Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg (vor allem über die Markhoheit); Engel, Politische Geschichte; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 431 f.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 72 f. Im Jahre 1346 wurde die Grafschaft nach dem Tode des letzten Grafen Bernhard von den Grafen von Jülich geerbt. Die Grafschaft wurde damit ein Nebenland Jülichs. 36 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 389 f.; Gertzen, Die alte Grafschaft Tecklenburg; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 439 f.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 73 f. 37 Erler, Das spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 429 f.; Hucker, Die Grafen von Hoya; Schubert, Geschichte Niedersachsens, S. 745 f., 833 f. 38 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 440. Zu der Entstehung des Territoriums der Grafen von Bentheim seit dem Hochmittelalter Veddeler, Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim. 39 Scholz, Das Spätmittelalter, S.  427 f. Die Herrschaft der Grafen von Schaumburg lag größtenteils östlich der Weser, vgl. Schmidt, Die alte Grafschaft Schaumburg. Zur Herrschaftsbildung im Hochmittelalter vgl. Eick, Schaumburg und Holstein. 40 Moormeyer, Die Grafschaft Diepholz; Scholz, Das Spätmittelalter, S.  430 f.; Schubert, Geschichte Niedersachsens, S. 746 f., 829 f. Schubert weist darauf hin, dass die Diepholzer nicht so oft in die Fehde hineingezogen wurden, und dass ihre finanzielle Basis verhältnis­ mäßig stabil war. 41 Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 390 ff.; Kittel, Heimatchronik des Kreises Lippe, S. 57 ff.; Petri, Territorienbildung und Territorialstaat, S. 457 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 426 f.; Kiewning, Lippische Geschichte. Zu dem Aufstieg der Herren zur Lippe und ihrer Herrschaftsbildung im 13. Jahrhundert vgl. Prieur, Lippe und Livland. 42 Zu Simon I. vgl. Kiewning, Lippische Geschichte, S. 45 ff. Zu der Erbteilung von 1344 s. Kiewning, Lippische Geschichte, S. 55 ff.

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hunderts weitgehend abgeschlossen43. Die Grafen von Kleve verkörperten mit ihren Besitzungen beiderseits des Rheins eine enge Verbindung zwischen Niederrhein und Westfalen. Als Bischofsstadt44 gab es in Westfalen Münster45, Osnabrück46, Minden47 und Paderborn48, wo sich mehr oder weniger autonome Bürgergemeinden entwickelt haben. Münster und Osnabrück waren dabei in puncto Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft bedeutsamer, während Minden und Paderborn eher mittelmäßig blieben49. Münster und Osnabrück haben im jeweiligen geistlichen Territorium eine politisch wichtige Stelle eingenommen, die Selbständigkeit gegenüber dem Stadtherrn erweitert und die bürgerliche Autonomie entfaltet50, während Minden und Paderborn auch in diesem Bereich nicht so weit gelangten. Die Stadt Soest, eine zentrale Stadt im Kölner Territorium in Westfalen, entwickelte sich zu einer politisch, wirtschaftlich und rechtlich wichtigen Stadt 51. Die Bürgergemeinde hat sich auch hier etabliert und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ihre Befugnisse und Tätigkeitsfelder erweitert, allerdings meistens im Einverständnis mit dem erz­ bischöflichen Stadtherrn52. Die Entwicklung dieser Städte ist auch daran deutlich zu sehen, dass Münster, Osnabrück und Soest mit der unten noch zu erwähnen 43 Kastner, Die Territorialpolitik der Grafen von Kleve. Zum Grafen Dietrich IX. von Kleve, der von 1310 bis 1347 regierte, ebd., S. 106–173. Vgl. auch Schleidgen, Kleve und das Ruhrgebiet; Glezerman-Harsgor, Cleve. Besonders zur Kollision mit der märkischen Territorialpolitik Schoppmeyer, Ruhr-Lippe-Raum, S. 61 f. 44 Als eine vergleichende Untersuchung über die Entwicklung der vier westfälischen Bischofsstädte mit Schwerpunkt Osnabrück vgl. Schlüter, Die Entwicklung westfälischer Bischofsstädte. Zur Städtelandschaft (Süd-)Westfalen Escher/Hirschmann, Die urbanen Zentren, 1, S. 517 ff. 45 Zur Stadt Münster vom Hoch- bis zum Spätmittelalter Ehbrecht, Rat, Gilden und Gemeinde. 46 Rothert, Geschichte der Stadt Osnabrück; Schubert, Geschichte Niedersachsens, S. 674 ff. Über die Beziehungen zur Hanse Hergemöller, Osnabrück im mittelalterlichen Hanseverband. 47 Kruppa, Emanzipation vom Bischof. 48 Zu der Stadt Paderborn im Spätmittelalter Schoppmeyer, Die spätmittelalterliche Bürgerstadt, S. 199 ff. Zur Entwicklung der Bürgergemeinde im 13. Jahrhundert Kaeuper, Aufstand und Kommunebildung. 49 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 452 f. 50 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 451 f. Zu der Entfaltung der bürgerlichen Autonomie in Münster und dem Verhältnis zum Bischof Ehbrecht, Rat, Gilden und Gemeinde, S.  99 ff., 110 ff. Der Stadt wurde seit 1309 vor allem das Privileg zuerkannt, neben dem Domkapitel und dem Adel ihre Vertreter zu der ständischen Versammlung des Territoriums zu schicken, s. Ehbrecht, Rat, Gilden und Gemeinde, S. 124; Meckstroth, Das Verhältnis der Stadt Münster zu ihrem Landesherrn, S. 67 ff. 51 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 452 ff.; Leidinger, Soest und das Erzstift Köln; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest; Janssen, Soest; Ehbrecht, Einwohner und Bürger. Zu den Beziehungen zwischen Soest und der Hanse Ehbrecht, Soest: „Mutter der Hanse“. Zu den innerstädtischen Aspekten des spätmittelalterlichen Soest vgl. die Aufsätze in Heimann, Soest. Geschichte der Stadt. Besonders zur Entwicklung des Stadtrats und seiner Verwaltung Mersiowsky, Städtische Verfassung und Verwaltung. 52 Zu der Beziehung zwischen den Kölner Erzbischöfen und der Stadt Soest im Hoch- und Spätmittelalter Leidinger, Soest und das Erzstift Köln; Janssen, Soest.

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den Königsstadt Dortmund eine führende Stellung unter den Hansestädten in dieser Region einnahmen53. Im Verlauf des Spätmittelalters wurden außerdem zahlreiche Kleinstädte von den geistlichen und weltlichen Herren gegründet und mit städtischen Privilegien ausgestattet. Während sie als Militär- und Verwaltungsstützpunkte eine nicht unerhebliche Rolle spielten, entwickelten sie sich in puncto Bevölkerung und Wirtschaft kaum zu höherem Niveau54. In den westfälischen Städten ebenso wie in den anderen Regionen stiegen neue Bürgerfamilien empor. Sie erstrebten in Verbindung mit den Zünften gegenüber den alten Patrizier­ familien die Teilnahme an der städtischen Regierung. Die Auseinandersetzung zwischen den alten und neuen Kräften in der Stadt ist allerdings hier nicht so häufig und zugespitzt wie im Mittelrhein oder im Gebiet Elsass-Oberrhein ausgebrochen. In den meisten Städten wurde die alte Verfassung mit der überlegenen Stellung der traditionellen Patrizierfamilien beibehalten55. Im Spätmittelalter gab es in Westfalen kaum noch Königsgüter56. Nach dem Interregnum blieben im Nordwesten als Königsstädte nur Dortmund, Duisburg und Kaiserswerth übrig. Seitdem die Stadt Duisburg 1290 von König Rudolf von Habsburg dem Grafen von Kleve verpfändet worden war, war sie klevische Territorial­stadt. Die Stadt Kaiserswerth wurde auch oft den Erzbischöfen von Köln oder den Grafen von Jülich verpfändet. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts behauptete sich daher nur die Stadt Dortmund als einzige Königsstadt in West­ falen57. Auch sie wurde manchmal den Erzbischöfen von Köln oder den Grafen von der Mark verpfändet, aber es gelang ihr, sich aus der Territorialherrschaft der benachbarten Mächte zu befreien58. Die Grafen von der Mark haben aber nach der Verpfändung von 1300 einen Teil  der Königsgüter um Dortmund in die eigene Herrschaft einbezogen. Mit der Gründung der Städte um Dortmund herum haben sie die Königsstadt quasi belagert. Das Erzstift Köln hat ebenfalls die Stadt Dortmund nicht völlig aufgegeben59. Das Lehnsverhältnis zwischen dem Königtum und den Fürsten in Westfalen ist am Anfang des 14. Jahrhunderts locker geworden. Im Juli 1310 hat König Heinrich VII. zugelassen, dass Bischof Ludwig von Münster seine Reichslehen ein Jahr 53

Scholz, Das Spätmittelalter, S. 454. Scholz, Das Spätmittelalter, S. 448 ff. Zu den Städten unter den Bischöfen von Paderborn Schoppmeyer, Der Bischof von Paderborn. Zu den Städten unter den Grafen von der Mark Stievermann, Städtewesen in Südwestfalen. 55 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 456 ff. Zu der Situation in Münster Ehbrecht, Rat, Gilden und Gemeinde, S. 113 ff., 124 ff. Erst im 15. Jahrhundert trat die Auseinandersetzung in Münster in den Vordergrund. 56 Zu den Königsgütern im Niederrhein und in Westfalen unter den Staufern Bosl, Reichsministerialität, 1, S. 316 ff., 342 ff. 57 Zu Dortmund Richtering/Kittel, Westfalen-Lippe, S. 386 f.; Scholz, Das Spätmittelalter, S. 451 ff.; Klueting, Geschichte Westfalens, S. 67. 58 Schilp, Reichsstadt, S. 72 f. Zu einzelnen Verpfändungen Rübel, Die Dortmunder Reichsleute, S. 47 ff.; ders., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 351 ff. 59 Schilp, Reichsstadt, S. 77 f. 54

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ohne formelle Belehnung innehatte60. Der König traf damals Vorbereitungen für seinen Italienzug und zog danach im Oktober nach Norditalien. Auch wenn man diesen Umstand berücksichtigt, deutet diese Maßnahme doch eine Lockerung des Verhältnisses zwischen dem Königtum und Westfalen an, wie wir es später in anderen Zusammenhängen noch vielfach feststellen werden. Wie in den anderen Regionen kann man auch hier in Westfalen aus den Landfrieden die Strukturen in der Region und die Beziehungen zwischen Herrscher und Region gut herauslesen61. Um die Besonderheiten dieser Region zu erfassen, soll hier kurz die Entwicklung seit dem Ende des 13. Jahrhunderts skizziert werden. Im Jahre 1281 ließ König Rudolf von Habsburg einen regionalen Landfrieden zustande kommen und ernannte als Landfriedenshauptmann den Grafen Eberhard von der Mark62. Aber in Westfalen entstanden danach mehrere Landfrieden auf Initiative der Erzbischöfe von Köln. Dies entsprach der Kölner Stellung als Vormacht in der Region. Die nach der Niederlage bei Worringen immer noch relativ stark gebliebene Machtposition des Erzstifts und das von ihm behauptete Recht als Herzog von Westfalen ermöglichten dem Erzbischof die Initiative für die Errichtung des Friedens63. König Adolf von Nassau scheint schon 1292 dem Erzbischof Siegfried von Köln die Befugnis übertragen zu haben, in Westfalen den von ihm errichteten allgemeinen Landfrieden zu vollstrecken64. Im Juni 1298 ließ Erzbischof Wikbold von Köln einen Landfrieden zustande kommen65. An diesem Frieden nahmen Bischof Eberhard von Münster, Graf Eberhard von der Mark sowie die Städte Dortmund,

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WUB, 8, Nr. 556. Über die westfälischen Landfrieden im Hoch- und Spätmittelalter Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 379 ff. Zu den westfälischen Landfrieden im 13. Jahrhundert Pfeiffer, Bündnis-und Landfriedenspolitik, S. 95 ff. Zu den westfälischen Landfrieden unter Ludwig dem Bayern im allgemeinen Schwalm, Die Landfrieden in Deutschland, S. 108 ff.; Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S.  113 f.; Angermeier, Königtum und Landfrieden, S.  147 ff. Zu den westfälischen Landfrieden ab 1298, an denen die Städte sich beteiligten, Berns, Propter communem utilitatem, S. 68 ff. Außer an den unten geschilderten Landfrieden hat der Bischof Bernhard von Paderborn in den 1320er Jahren an dem Landfrieden teilgenommen, den der Herzog von Braunschweig, die Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt und die Städte Braunschweig Goslar, Hildesheim und Halberstadt geschlossen hatten, s. WUB, 9, Nr. 2537. Neben den von den Erzbischöfen von Köln initiierten Landfrieden brachten auch die Bischöfe von Osnabrück und Minden im nordöstlichen Westfalen häufig Landfrieden zustande, s. Tewes, Landfrieden im 14. Jahrhundert, S. 171. Zu den westfälischen Landfrieden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vgl. Tewes, Zu Teilnehmerkreis und Urkunde; ders., Landfrieden im 14. Jahrhundert; ders., Der westfälische Landfrieden; ders., Der letzte westfälische Landfrieden. 62 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 384. 63 Scholz, Das Spätmittelalter, S. 407 f. 64 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 385. 65 MGH Const., 4, 2, Nr.  1167; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S.  385 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 68 ff. 61

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Münster und Soest teil. Der Friede sollte fünf Jahre gelten. Diese Sechs sollten je zwei Richter des Friedensorgans ernennen. Aber die Befugnis, die Bestimmungen des Friedens gegen Friedens­brecher zu vollziehen, hatten der Kölner Erzbischof und sein Marschall in Westfalen inne. Hier zeigt sich die Kölner Schlüsselposition in diesem Frieden66. Im Jahre 1305 scheint der erzbischöfliche Marschall Johann von Plettenberg mit den Bischöfen von Münster und Paderborn für die erzbischöflichen Burgen und Städte einen Landfrieden zustande gebracht zu haben. Der Landfriede sollte ein Jahr gültig sein. Der Text des Friedens ist aber nicht bekannt67. Der Erzstuhl war damals vakant, nachdem Erzbischof Wikbold im März 1304 in Soest gestorben war. Am nächsten Landfrieden vom Oktober 1307 haben sich Erzbischof Heinrich, der Bischof von Paderborn und die kölnischen Burgen und Städte in West­falen wie die Stadt Soest beteiligt68. Der Friede wurde auf fünf Jahre befristet. Der Friedenstext wurde allein mit dem Siegel des Erzbischofs bekräftigt. Nur der Erz­bischof hatte die Befugnis, neue Mitglieder in den Frieden aufzunehmen. Der erzbischöfliche Marschall sollte dem Friedensorgan vorstehen. Der Marschall sollte auch die Mitglieder des Friedensorgans ernennen, und zwar zwei aus den Burgleuten und zwei aus den Städten. Er hatte dazu noch die Vollstreckungsgewalt für die Einhaltung des Friedens. Der Erzbischof und die Städte sollten je 30 Gewappnete zur Vollstreckung des Friedens bereitstellen. Der Inhalt dieses Friedens zeigt deutlich, dass es sich um einen erzbischöflichen Frieden handelt. Der Bischof von Paderborn hat dagegen im Friedensorgan und bei der Vollstreckung keine Rolle gespielt. Derartige Landfrieden, meistens vom Erzbischof von Köln, seinem Marschall, seinen Burgmannen und Städten getragen, kamen danach, wie unten gezeigt werden wird, noch 1325, 1326, 1344 und 1345 zustande69. Der oben genannte 66 Berns, Propter communem utilitatem, S. 72 f. warnt davor, die Stellung des Erzbischofs zu überschätzen, aber die Verwirklichung des Friedens hing von der Macht des Erzbischofs ab, weil die Vollstreckung zu der Aufgabe des Erzbischofs und seines Marschalls gehörte. 67 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 388; Berns, Propter communem utilitatem, S. 78; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 143 ff. Nur eine Urkunde aus dem Juli 1305 ist überliefert. Darin hat die Stadt Recklinghausen ihren Eintritt in den Landfrieden erklärt, s. Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 508; WUB, 11, Nr. 408. Die Stadt habe sich zur Erhaltung des Friedens dem Marschall in Westfalen und der Stadt Soest angeschlossen, weil sie „membrum ecclesie Coloniensis“ sei, vgl. auch Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 242 ff. 68 MGH Const., 4, 2, Nr. 1173; WUB, 11, Nr. 564; REK, 4, Nr. 274; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 388 ff.; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S.  247; Berns, Propter, S. 78 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 145 ff. Zu den Beziehungen zwischen dem Erzbischof Heinrich von Virneburg und den westfälischen Landfrieden vgl. Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg, S. 61. 69 Zu diesem Typ von Landfrieden Janssen, Die Erzbischöfe von Köln, S. 87 f.; ders., Territoriale Städteeinungen, S. 37 ff. Dieser Typ von Landfrieden spielte auch bei der Entstehung der Landstände im Herzogtum Westfalen eine wichtige Rolle, s. Schoppmeyer, Die Formierung der Landstände, S. 22 ff.

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Landfriede von 1305 ist auch zu diesem Typus zu rechnen. Diese Frieden sind zwar von den Landfrieden, die sich auf das gesamte Westfalen erstreckten, zu unterscheiden, aber sie waren nicht völlig auf das Kölner Territorium begrenzt; so nahm ja auch der Bischof von Paderborn an dem Frieden von 1307 teil. Die vom Erzbischof initiierten Landfrieden existierten also als zwei Typen, engere und weitere, parallel nebeneinander. Im Mai 1310 hat Erzbischof Heinrich von Köln die Bischöfe von Osnabrück und Minden sowie ihre Städte in den Frieden aufgenommen70. Der Landfriede erstreckte sich damit auf das nördliche Westfalen. Die mächtigsten Rivalen des Erzbischofs, der Bischof von Münster und der Graf von der Mark, nahmen dennoch an dem Frieden nicht teil. Gerade die deutliche Vormachtstellung des Erzbischofs musste von ihnen als unangenehm empfunden werden. Zum Tätigwerden dieses Landfriedens ist es bekannt, dass im Juli 1309­ Berthold, Edelherr von Büren, der erzbischöfliche Marschall Johann von Plettenberg und die anderen „conservatores“ des Friedens im Auftrag des Erzbischofs und des Herrn zur Lippe die Streitigkeiten zwischen den Brüdern von Holthausen und dem Frauenkloster Benninghausen um die Güter in Eickelborn beilegten71. Im Gerichtstermin zu Werl bekundeten die Zeugen, dass die umstrittenen Güter dem Kloster geschenkt worden waren. Dagegen haben die von Holthausen keinen Einwand erhoben. Die Güter wurden daher dem Kloster zugeteilt. In dem nächsten Landfrieden vom November 1319 trat die kölnische Vormachtstellung aber weit zurück72. Außer dem Erzbischof beteiligten sich die Bischöfe von Münster und Osnabrück sowie die Städte Dortmund, Münster, Osnabrück und Soest an dem Frieden. Der Landfriede sollte drei Jahre dauern. Als Streitkraft für den Frieden sollten der Erzbischof von Köln und die Stadt Soest 45 Gewappnete, der Bischof von Münster und die Stadt Münster 30, der Bischof von Osnabrück und die Stadt Osnabrück 15 und die Stadt Dortmund fünf bereitstellen. Der Anteil des Bischofs und der Stadt Münster ist beträchtlich. Das Siegel des Landfriedens sollte nicht vom erzbischöflichen Marschall, sondern von Monat zu Monat von einer anderen Stadt aufbewahrt werden. Soest, Münster und Osnabrück sollten im Namen des jeweiligen Stadtherrn das Siegel verwalten, nur Dortmund im eigenen Namen. Über die Zusammensetzung des Friedensorgans ist nichts aus­geführt. Das Friedensorgan hatte kein eigenes Recht, gegen Friedensbrecher vorzugehen. Im Gebiet südlich der Lippe sollte der kölnische Marschall mit dem Ratschlag 70

MGH Const., 4, 2, Nr. 1174–5; WUB, 11, Nr. 774, 779; UB Osnabrück, Nr. 104. Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 526; WUB, 11, Nr. 704; REK, 4, Nr. 465. Die Entscheidung wurde mit dem Rat von im ius civile Kundigen getroffen: „… de consilio plurium proborum virorum, in iure ciuili­ peritorum, qui tunc presentes aderant, …“. 72 MGH Const., 5, Nr. 555; WUB, 11, Nr. 1609; UB Dortmund, 1, Nr. 377; UB Osnabrück, Nr. 210; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 392 ff.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 83 ff. 71

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von Soest und Dortmund die Bestimmungen des Friedens vollstrecken, während nördlich der Lippe im Bistum Münster und Osnabrück der Bischof von Münster mit dem Ratschlag des Bischofs von Osnabrück, der Stadt Münster und der Stadt Osnabrück die gleiche Befugnis ausüben sollte. Der Einflussbereich des Bischofs von Münster wurde als sein Herzogtum („hertochrike“) bezeichnet. Der Kölner Erzbischof dürfte mit diesem Landfrieden unzufrieden gewesen sein. Aus seiner Sicht scheint es sich nur um eine vorläufige Regelung gehandelt zu haben. Die Entstehung eines solchen Landfriedens mag damit zu tun gehabt haben, dass in dieser Zeit am Rhein der Kölner Erzbischof der Überlegenheit des wittelsbachischen­ Lagers eher defensiv entgegenstand, wie wir oben im Kapitel über den Mittelrhein erwähnt haben73. Als Tätigwerden dieses Friedens ist überliefert, dass im September und Oktober 1322 ein Feldzug gegen die Friesen in Emsgau und Reiderland geplant wurde74. Im März 1325 schlossen sich die Burgleute und die Städte im kölnischen Herzogtum Westfalen mit Einwilligung des Erzbischofs Heinrich von Köln und des Marschalls, des Grafen Ruprecht von Virneburg, zum Landfrieden zusammen75. Der Landfriede sollte auch ein eigenes Siegel haben, das von Monat zu Monat­ abwechselnd von Soest und Brilon aufbewahrt werden sollte. Das Friedensorgan bestand aus sechs Richtern aus Soest, drei aus den anderen Städten und drei aus den Burgleuten. Der Friede sollte bis zum September 1326 gelten. Dieser Friede wurde im Februar 1326 weiter ausgebaut76. Der Friede wurde vom Erzbischof, seinem Marschall sowie den kölnischen Burgen und Städten mit der Stadt Dortmund geschlossen. Die Dauer war zwei Jahre. Das Friedenssiegel sollte wieder von den Städten verwaltet werden und zuerst bis Ende September von Soest aufbewahrt werden. Die Klage gegen Friedensbrecher sollte in der Stadt erhoben werden, wo das Friedenssiegel jeweils liegen würde. Zum Friedensorgan sollte die Stadt Dortmund sechs Leute stellen, damit bestand dieses aus 18 Mitgliedern. Über die Befugnis zur Vollziehung der Friedensbestimmungen ist nichts geregelt. Es ist unklar, ob der Erzbischof und sein Marschall ihre Rechte von 1319 bei­behielten77 oder das Friedensorgan jetzt das Recht zur Vollstreckung hatte78. 73

Siehe oben S. 84 ff. Der Droste von Lantegge, Johannes de Rasvelde, hat versucht, die Städte Münster und Osnabrück zur Heerfahrt zu bewegen. Dieser Feldzug wurde vor allem vom Bischof von Münster initiiert, s. WUB, 8, Nr. 1601; Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 48 f. 75 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 610; WUB, 9, Nr. 2571; WUB, 11, Nr. 2174; REK, 4, Nr. 1523; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 395 f.; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 255; Berns, Propter communem utilitatem, S. 88 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 155. 76 MGH Const., 6, 1, Nr.  152; UB Dortmund, 1, Nr.  428; REK, 4, Nr.  1578; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 396; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 156; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 255 f. 77 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 396; Berns, Propter communem utilitatem, S. 90 ff. 78 Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 148. 74

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Auch der nächste Erzbischof Walram von Jülich versuchte, die Initiative beim Landfrieden zu übernehmen. Es ist überliefert, dass er im März 1332 zur Ver­ abredung des Landfriedens die Bürger von Soest nach Bonn eingeladen hat79.­ Weiteres ist aber nicht bekannt. Ein Landfriede entstand danach wieder im Januar 1338. Daran haben Erz­ bischof Walram von Köln, Bischof Ludwig von Münster, Bischof Gottfried von Osnabrück sowie die Städte Münster, Osnabrück und Soest teilgenommen80. Der Text des Friedens deckt sich weitgehend mit dem von 1319. Im März 1338 sind dann Bischof Bernhard von Paderborn, die Grafen Adolf von der Mark, Wilhelm von Arnsberg, Bernhard von Ravensberg, Heinrich von Waldeck und der Herr Simon zur Lippe in diesen Landfrieden eingetreten81. Die Stadt Dortmund blieb aber fern. Die neuen Mitglieder behielten die Regelungen des Friedens vom Januar grundsätzlich bei, aber veränderten einige. Zur Verwaltung des Friedenssiegels sollten die neuen Mitglieder die gleiche Befugnis haben wie die Städte Münster, Osnabrück und Soest. Sie behielten sich auch ihr Recht vor, sich für ihre Verwandten und Freunde vor dem Friedensorgan und anderswo zu verantworten, wenn diese als Friedensbrecher verfolgt werden würden. Als solche Verwandten und Freunde benannte der Bischof von Paderborn den Grafen Otto von Rietberg, Berthold von Büren, Berthold von Wewelsburg, Walram von Büren, der Graf Adolf Konrad von der Mark und den Grafen von Tecklenburg, der Graf von Arnsberg seinen Sohn Gottfried, seinen Neffen Herrn von Bilstein und Heinrich Grafschaft, Herr Simon zur Lippe seinen Oheim den Herrn von Sternberg. Nach dem Friedenstext vom Januar sollte der Marschall bei einem Friedensbruch mit dem Ratschlag der Stadt Soest und der Zustimmung der Parteien nach Minne oder Recht richten. Die neuen Mitglieder sollten jetzt im eigenen Herrschaftsbereich mit dem Rat des Friedensorgans gleiche Befugnisse haben. Zum Friedensorgan sollten der Bischof von Paderborn zwei Ritter und zwei Bürger, der Graf von der Mark zwei Ritter, der Graf von Arnsberg zwei, der Graf von Waldeck zwei, der Herr zur Lippe zwei und der Graf von Ravens­berg einen Ritter schicken. Als Heeresmacht des Friedens sollten der Bischof von Paderborn 20 Gewappnete, der Graf von der Mark 30, der Graf von ­Arnsberg zehn, der Graf von Waldeck zehn, der Herr zur Lippe 20 und der Graf von Ravensberg zehn bereitstellen. Es ist bemerkenswert, dass die märkische Streitkraft die zweitgrößte nach der erzbischöflichen und gleichgroß wie die münsterische war. Das zeigt die Bedeutung des Grafen von der Mark in West­ falen. Zum Wirkungsbereich dieses Landfriedens ist eine Entscheidung aus dem Juni 1341 überliefert, die Graf Bernhard von Ravensberg mit vier Rittern über 79 REK, 5, Nr. 30; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 636; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 396. 80 REK, 5, Nr. 511; UB Niederrhein, 3, Nr. 319; Bock, Der Kampf um die Landfriedens­ hoheit, S. 397 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 93 ff. 81 REK, 5, Nr. 536; Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1349.

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den Landfriedensbruch zwischen dem Bischof von Münster und der Stadt Osnabrück getroffen hat82. Am 2.  Mai 1344 kam wieder ein Landfriede im kölnischen Herzogtum zustande83. Der Friede sollte ein Jahr dauern. Das Friedensorgan wurde diesmal paritätisch von den Städten und Burgleuten besetzt, je zwei Vertreter aus der Stadt Soest und aus den Burgleuten. Am 27. Mai 1344 entstand im nordöstlichen Westfalen ein kleinerer Landfriede, an dem Bischof Gottfried von Osnabrück, die Stadt Osnabrück, Graf Bernhard von Ravensberg und die Stadt Herford teilgenommen haben84. Der Friede sollte drei Jahre gelten. Die Stadt Herford ist dann am 9. August in einen Landfrieden eingetreten, den die Grafen Gerhard und Johann von Hoya, der Dompropst von Minden, die Stadt Minden und Graf Bernhard von Ravens­berg geschlossen hatten85. Im März 1345 schlossen der kölnische Marschall, die Burgen und Städte im Herzogtum Westfalen sowie Bischof Ludwig von Münster ein ­ arlam hat dieBündnis für einen Frieden, und zwar auf fünf Jahre86. Erz­bischof W ses Bündnis im April 1345 bestätigt87. Diese Reihe von Land­frieden und Bünd­ nissen von 1344 bis 1345 ist im Zusammenhang mit der großen Fehde zu sehen, die zwischen dem Erzbischof einerseits und dem Grafen von der Mark und den anderen Grafen in Westfalen andererseits stattfand und unten n­ äher beschrieben werden soll. Im Oktober 1346 errichteten außerdem das Domkapitel von Münster, die Stadt Münster, Ludolf von Steinfurt und andere Ritter einen Landfrieden88. In diesen westfälischen Landfrieden ist die Vormachtstellung des Kölner Erzbischofs in der Region hervorzuheben. Aus ihnen ist aber zugleich herauszulesen, dass seine Stellung keineswegs fraglos akzeptiert wurde. Im Norden war die Position des Bischofs von Münster ebenso etabliert wie die erzbischöfliche. Im Süden versuchte der Graf von der Mark eine eigenständige Herrschaft aufzubauen. Die westfälischen Landfrieden wurden wie viele in anderen Regionen hauptsächlich von den geistlichen Fürsten und den Städten getragen. Es gelang dem Erzbischof von Köln meistens nicht, durch die Landfrieden die weltlichen Adligen wie die Grafen in einer erzbischöflichen Friedensordnung zusammenzuschließen. Die Beziehungen zwischen ihnen und dem Erzbischof blieben immer spannungsreich, wie die Fehden zwischen dem Erzbischof und dem Grafen von der Mark zeigen. Bei den westfälischen Landfrieden der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gilt es darauf hinzuweisen, dass sie durchwegs ohne königliche Mitwirkung entstan 82

UB Osnabrück, Nr. 417. REK, 5, Nr. 1128; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 691; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 398 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 96 f.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 165. 84 Hans. UB, 3, Nr. 28, Anm. 1; Vollmer, Nr. 226; Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1431. 85 Hans. UB, 3, Nr. 28, Anm. 1; Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1436. 86 REK, 5, Nr.  1202, 1203; Berns, Propter communem utilitatem, S.  97 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 166. 87 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 399. 88 Meckstroth, Das Verhältnis der Stadt Münster zu ihrem Landesherrn, S. 91 f. 83

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den. Während es im 13. Jahrhundert Berührungen zwischen den Landfrieden in dieser Region und dem Königtum noch vereinzelt gab, sind sie mit der Wende zum 14. Jahrhundert fast spurlos verschwunden. Anders als im Mittelrhein und im Gebiet Elsass-Oberrhein hatte der Herrscher mit der regionalen Friedensordnung nichts zu tun89. Dieser Befund ist auch symbolhaft für die Beziehung zwischen dem Königtum und dieser Region im allgemeinen. Außer diesen Landfrieden wurden auch in Westfalen wie in den anderen Regionen zahlreiche Bündnisse geschlossen90. Wir sammeln hier die Bündnisse aus den Quellenwerken, vor allem den westfälischen Urkundenbüchern, die bis zum Jahr 1325 reichen. Nicht nur die Bündnisse aus der Regierungszeit Ludwigs des Bayern, also ab 1314, sondern auch bereits die ab 1300 werden dabei berücksichtigt, um die wiederholten Verbindungen deutlicher erkennen zu lassen. Nach 1326 wird unsere Quellenbasis dünner und weniger umfassend. Dennoch lässt sich anhand der­ geschilderten Fälle die allgemeine Entwicklung in Westfalen zeigen. Wir geben zunächst einen Überblick über die Bündnisse, die die Kölner Erzbischöfe als Vormacht in der Region geschlossen haben. Für das Erzstift war es wichtig, mit den Bischöfen von Münster, die im nördlichen Westfalen ihr Territorium kräftig ausgebaut haben, gute Beziehungen zu erhalten91. Tatsächlich entstanden mehrere Bündnisse zwischen beiden. Erzbischof Wikbold von Köln schloss im Jahre 1301 mit dem Elekten Otto von Münster ein Bündnis92. Aber die Beziehung zwischen beiden geistlichen Fürsten scheint sich danach verschlechtert zu haben. Ein Bündnis zwischen Bischof Otto von Münster und dem Grafen Eberhard von der Mark entstand 130293. Die Bischöfe von Münster und Paderborn, die Grafen von der Mark und Tecklenburg, der Herr zur Lippe und andere Adlige griffen 1304 die erzbischöfliche Burg Höchstädt an und zerstörten sie94. Der Erz­ bischof hat daraufhin die beiden Bischöfe von ihren Ämtern suspendiert, den Grafen von der Mark und die anderen exkommuniziert und über das gesamte Heer das Interdikt verhängt. Der Bischof von Münster und der Graf von der Mark waren anders als bei dem Bündnis von 1301 verbündet und sind gemeinsam gegen das 89

Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 151. Zu den großen Unterschieden der Beziehungen zwischen dem Königtum und den Landfrieden in einzelnen Regionen vgl. auch Droege Die Bedeutung des bündischen Elements, S. 189. 90 Zu den Bündnissen der Grafen von Hoya vgl. Erler, Das spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya, S. 287–358. 91 Tewes, Zwischen Köln und Münster, behandelt die Bündnisse zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Bischöfen von Münster unter Berücksichtigung der angespannten Beziehungen zu den Grafen von der Mark. 92 WUB, 8, Nr .17; WUB, 11, Nr. 37. 93 Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 53. 94 WUB, 8, Nr.  192. Vgl. auch WUB, 8, Nr.  193; WUB, 11, Nr.  299, 300. Simon von der Lippe wurde in diesem Streit von dem Bischof von Osnabrück, der den Erzbischof unterstützte, gefangengenommen und gezwungen, die Burg Enger und die Stadt Rheda niederzureißen, s. Kiewning, Lippische Geschichte, S. 50 f.; Kittel, Heimatchronik des Kreises Lippe, S. 72.

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Erzstift vorgegangen. Die Beziehung zwischen dem Bishof von Münster und dem Grafen von der Mark wurde aber danach erneut angespannt. Im Dezember 1304 versöhnten sich Bischof Otto von Münster und Graf Otto von Tecklenburg. Der Graf versprach seine Neutralität bei dem Konflikt des Bischofs mit dem Grafen von der Mark95. Der Bischof hat danach tatsächlich im Jahre 1305 mit dem Grafen von der Mark einen Krieg geführt96. Graf Eberhard von der Mark und Bischof Otto von Münster haben sich um die Burgen Bredevoort und Dülmen befehdet97. Unter Bischof Konrad, dem Nachfolger Bischofs Otto, scheint sich die Beziehung zwischen dem Hochstift und dem Grafen von der Mark wieder entspannt zu haben. Im Oktober 1308 bekämpften sich Bischof Konrad von Münster und Bischof Ludwig von Osnabrück98. Die Grafen von der Mark, Tecklenburg, Jülich, Arnsberg, die Herren zur Lippe, von Lohn, Walbeck, Ahaus und die Städte Münster und Dortmund standen dem Bischof von Münster bei. Dieser Krieg kostete Graf Eberhard von der Mark das Leben. Im April 1311 kam noch ein lebenslängliches Bündnis zwischen Erzbischof Heinrich von Köln und dem Elekten Ludwig von Münster zustande99. Laut der erzbischöflichen Urkunde sollten beide Seiten für zukünftigen Streitigkeiten je vier Schiedsrichter, mediatores et traditores, stellen. Die Parteien unterschieden dabei zwei Gebiete, das Gebiet um Soest und das um Recklinghausen und benannten für jedes Gebiet je zwei Schiedsrichter. Ludwig stellte im Dezember 1312 als Bischof von Münster eine fast gleichlautende Urkunde aus, auch wenn er den Grafen Dietrich von Kleve, seinen Verwandten, von den Feinden des Bundes ausnahm100. Auch im Dezember 1312 schlossen die beiden Fürsten und Hermann der Ältere und Jüngere von Lüdinghausen gegen Hermann Sly, Heidenreich und Bernhard Wolf von Lüdinghausen ein Bündnis101. 95

WUB, 8, Nr. 241, ferner Nr. 242; WUB, 11, Nr. 361, 362. WUB, 8, Nr.  253. Der Graf von der Mark beschwerte sich bei dem Domkapitel von Münster und den anderen Ministerialen und Städten über die Kampfhandlungen des Bischofs. 97 WUB, 11, Nr. 364, 365, 367, 368, 369. 98 WUB, 11, Nr. 629. 99 WUB, 8, Nr. 639; WUB, 11, Nr. 863; REK, 4, Nr. 618; Tewes, Zwischen Köln und Münster, S. 30 ff. 100 WUB, 8, Nr .763; WUB, 11, Nr. 998; Tewes, Zwischen Köln und Münster, S. 32. Vgl. auch WUB, 8, Nr .764; WUB, 11, Nr. 999. Der Erzbischof hat auf die Forderung des Bischofs von Münster hin den Marschall in Westfalen, Johann von Plettenberg, den Bischof entschädigen lassen. 101 WUB, 8, Nr .762; WUB, 11, Nr.  1000. Schon im November 1312 haben sich Bischof­ Ludwig von Münster sowie Hermann der Ältere und der Jüngere von Lüdinghausen gegen Heidenreich von Lüdinghausen und Hermann Sly verbunden, s. WUB, 8, Nr. 753. Auch Erzbischof Heinrich von Köln hat mit den von Lüdinghausen ein Bündnis geschlossen, s. WUB, 8, Nr. 755. Zu dem Konflikt zwischen Hermann dem Älteren von Lüdinghausen und den anderen einerseits und Heidenreich von Lüdinghausen andererseits ist ein Schreiben überliefert, das die Klage der ersteren darstellte, s. WUB, 8, Nr. 690. Die Parteien haben sich im März 1314 versöhnt, s. WUB, 8, Nr. 871, 872, 873. Hermann der Ältere und der Jüngere von­ Lüdinghausen und Bischof Ludwig von Münster haben dabei erneut ein Bündnis geschlossen, s. WUB, 8, Nr. 874. 96

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Im Oktober 1322 schlossen Erzbischof Heinrich, Bischof Ludwig von Münster und der Marschall von Westfalen sich wiederum in einem Bündnis zusammen102. Aus den möglichen Gegnern des Bundes hat der Erzbischof die Grafen von Berg und Arnsberg ausgenommen. Der Bischof hat seinerseits den Landgrafen von Hessen und die Grafen von Waldeck, Sayn und Ziegenhain ausgenommen. Aus dieser Zeit ist auch ein Bündnis zwischen dem Erzbischof und dem Bischof von Münster überliefert103. In diesem Bündnis haben die beiden ausführlichere Bestimmungen festgesetzt und den Papst und das Reich ausgenommen. Die Bundesgenossen sollten zwei Burgen gemeinsam halten. Der Erzbischof übergab dem Bischof von Münster die Hälfte von Hovestadt bei Soest, und eine Burg sollte zudem im Gebiet um Recklinghausen neu errichtet werden. Die zukünftigen Streitigkeiten sollten von sechs Schiedsleuten beigelegt werden, von denen jede Partei drei bestellen sollte. Diese drei sollten wiederum aus den Prälaten bzw. Kanonikern, den Vasallen und den Bürgern von Soest bzw. Münster gewählt werden. Wenn sie sich nicht einigen könnten, sollten sie gemeinsam einen Obmann bestimmen, aber der Name des Obmanns wurde in der Bündnisurkunde nicht erwähnt. Der Nachfolger des verstorbenen Bündnispartners sollte innerhalb eines Monats nach der Forderung der anderen Seite dieses Bündnis erneuern. Diese Bündnisse von 1322 sind zum einen als Reaktion auf die Schlacht von Mühldorf zu sehen. Der Kölner Erzbischof versuchte damit, das habsburgische Lager in Westfalen wieder zu konsolidieren. Territorialpolitisch sind die Bündnisse zum anderen als gemeinsame Frontbildung gegen den Grafen von der Mark zu verstehen. Erzbischof Walram, der Nachfolger von Erzbischof Heinrich, bestätigte im September 1332 in der Tat das zuletzt genannte Bündnis104. Er versprach erneut, sich an das Bündnis zu halten. Kurz zuvor im August 1332 hatte Papst Johannes XXII. dem Erzbischof Walram von Köln erlaubt, von den Kirchen und Geistlichen im Erzbistum Köln eine außerordentliche Steuer zu erheben, um die Fehde gegen einige mächtige Herren zu führen und die verpfändeten erzbischöflichen Güter in Westfalen wiederzugewinnen105. Nach diesem Schreiben scheint der Erzbischof eine militärische Konfrontation mit dem Grafen von der Mark und den anderen Grafen in Westfalen vorbereitet zu haben. In dieser Situation versuchte Erzbischof Walram am Anfang seiner Regierung, die traditionelle Freundschaft mit dem­ Bischof von Münster erneut zu stärken. Wenn man vor allem die Artikel über das Schiedsgericht berücksichtigt, ist beim Verhältnis zwischen dem Kölner Erzbischof und dem Bischof von Münster eine Tendenz zum Gleichgewicht festzustellen. 102 WUB, 8, Nr. 1605; WUB, 11, Nr. 1907; UB Niederrhein, 3, Nr. 194; REK, 4, Nr. 1333; Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg, S. 40; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 253 f.; Tewes, Zwischen Köln und Münster, S. 32 ff. 103 WUB, 8, Nr. 1607; WUB, 11, Nr. 1909; REK, 4, Nr. 1335. 104 REK, 5, Nr. 72. Zu den – durchaus friedlichen – Beziehungen vgl. Heyden, Walram von Jülich. Erzbischof von Köln, S. 127 ff. 105 REK, 5, Nr. 67.

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Wie schon bei den Bündnissen mit den Bischöfen von Münster gezeigt wurde, waren es vor allem die Grafen von der Mark, die die Kölner Territorialpolitik in Westfalen durchkreuzten. Zwischen den beiden Mächten kam es wiederholt zu Kollision und Versöhnung. Levold von Northof schildert in seiner Chronik der Grafen von der Mark die zahlreichen Kriege zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen von der Mark106, aber auch die märkischen Kriege mit dem Bischof von Osnabrück107 und dem Bischof von Münster108. Erzbischof Heinrich von Köln und Graf Engelbert von der Mark verglichen sich um 1314/15 über die lange umstrittene Vogtei über das Kloster Essen109. Im Januar 1325 entstand ein Waffenstillstand zwischen Erzbischof Heinrich von Köln und seinen Helfern einerseits und dem König von Böhmen, den Grafen von Holland, Jülich, Berg und der Mark andererseits110. Erzbischof Walram von Köln und Graf Adolf von der Mark versöhnten sich im Oktober 1335111. Die Kölner Bündnispolitik in Westfalen entfaltete sich im Kontext des Gegensatzes mit den Grafen von der Mark. Die Erzbischöfe von Köln haben auch mit den Grafen und anderen weltlichen Adligen Bündnisse geschlossen. Im August 1324 haben Erzbischof Heinrich und Graf Heinrich von Waldeck versprochen, einander Hilfe zu leisten112. Die zukünftigen Konflikte sollten von vier Schiedsrichtern entschieden werden. Die Parteien sollten je zwei ernennen. Der Erzbischof hat die Bischöfe von Münster und Paderborn, den Grafen von Arnsberg und den Herrn zur Lippe ausgenommen, der Graf seinerseits den Bischof von Münster, den Landgrafen von Hessen und die Grafen von Arnsberg, Sayn und Ziegenhain. Schon im August 1323 trafen der Kölner Erzbischof Heinrich und der Graf Heinrich von Waldeck eine Vereinbarung über die gräflichen Burglehen in Rüden und den erzbischöflichen Anteil in Wetterburg113. Nachdem sie auf diese Weise konkrete Streitpunkte ausgeräumt hatten, traten sie in ein Bündnis. Im März 1343 haben sich Erzbischof Walram von Köln, Graf Dietrich von Looz und Graf Adolf von Berg zu einem Bündnis zusammengeschlossen114. 106 WUB, 11, Nr. 268, 288, 1030, 1623, 2087; REK, 5, Nr. 1146, 1211; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 58, 68, 69, 82, 83. 107 WUB, 11, Nr.  628; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 63. 108 WUB, 11, Nr. 1964; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 69. 109 WUB, 11, Nr. 1097, 1098, 1099. Zu den weitgehenden Klagepunkten des Erzstifts gegen den Grafen von der Mark vgl. auch REK, 4, Nr. 903. 110 WUB, 11, Nr. 2163; UB Niederrhein, 3, Nr. 205. Zu den Streitigkeiten zwischen dem Erzstift Köln und dem Hochstift von Münster einerseits und dem Grafen von der Mark und den anderen andererseits in den 1320er Jahren vgl. Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 56 ff.; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 253 ff. 111 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 652. 112 WUB, 8, Nr. 1775; WUB, 9, Nr. 2491; WUB, 11, Nr. 2112. 113 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 597; WUB, 9, Nr. 2332; WUB, 11, Nr. 1982. 114 REK, 5, Nr. 987.

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Die Verbündeten ernannten je einen Schiedsrichter. Wenn diese Schiedsrichter sich nicht einigen könnten, sollte der Schiedsrichter, den der nicht direkt in den Konflikt verwickelte Verbündete ernannt hatte, seine Entscheidung treffen. Dieses Bündnis steht im Zusammenhang mit der unten zu schildernden Fehde mit den westfälischen Grafen. Die Erzbischöfe versuchten die weltlichen Großen näher an sich zu ziehen, indem sie die Adligen als Burgmannen der erzbischöflichen Burgen in Westfalen einsetzten. Einige Beispiele sind aus Rüthen, Vlotho und den anderen Burgen im Mittelosten von Westfalen überliefert. Im September 1302 hat Erzbischof ­Wikbold den Grafen Otto von Waldeck als Burgmann in Rüthen aufgenommen115. Der Graf hat aber als mögliche Gegner den Grafen von der Mark, die Herren zur Lippe und den Grafen von Arnsberg ausgenommen. Im Februar 1308 bestellte Erz­ bischof Heinrich die Grafen Rudolf und Burkhard von Diepholz zu Burg­mannen in Vlotho116. Ebenfalls im Jahre 1308 ernannte der Erzbischof den Herrn Simon zur Lippe als Burgmann in Rüthen117. Im Juli 1324 hat der Erzbischof den Herrn Simon wieder in Rüthen und diesmal auch in Hovestadt als Burgmann übernommen118. Im Dezember 1338 ernannte Erzbischof Walram den Grafen Otto von­ Rietberg als Burgmann in Hovestadt119. Es kam den Erzbischöfen darauf an, die Stadt Soest als die mächtigste Stadt im Herzogtum Westfalen fest an sich zu ziehen. Im April 1328 versprach die Stadt Soest Erzbischof Heinrich ihre Hilfe120. Dieses Bündnis sollte bis zum September 1330 dauern. Im Jahre 1332 versöhnte die Stadt Soest sich mit dem Erz­bischof Walram und versprach ihm Gehorsam und Unterstützung121. Die Erzbischöfe haben auch die Beziehung mit der Königsstadt Dortmund durch Bündnisse verstärkt. Aus dem August 1336 ist ein zweijähriges Geheimbündnis zwischen dem Erzbischof Walram und der Stadt Dortmund überliefert. Der Erzbischof hat versprochen, die Stadt zu schirmen. Die Stadt hat ihrerseits versprochen, dem Erzbischof und seinem Bruder Graf Wilhelm von Jülich bei der Fehde zu helfen, die die Stadt Soest als rechtmäßig betrachten würde. Dortmund hat aber die Rechte des Reiches und der Städte Soest, Osnabrück und Münster unversehrt bleiben lassen122. Die Stadt hat damit ihrer Stellung als Königsstadt und

115 WUB, 11, Nr. 138. Diese Beziehung wurde dann von den Nachfolgern, dem Erzbischof Heinrich und dem Grafen Heinrich, weitergeführt, s. WUB, 11, Nr. 879. 116 WUB, 10, Nr. 239; UB Diepholz, Nr. 14. 117 WUB, 9, Nr. 640, 641; WUB, 11, Nr. 630, 633. 118 WUB, 11, Nr. 2102. 119 REK, 5, Nr. 626, 627. 120 REK, 4, Nr. 1729; UB Niederrhein, 3, Nr. 231. 121 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 638, 640; UB Niederrhein, 3, Nr. 260, 263; REK, 5, Nr. 74, 75, 91, 92. 122 UB Dortmund, 1, Nr. 523; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 100; Hans. UB, 2, Nr. 588; REK, 5, Nr. 412.

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dem Städtebund mit drei anderen Städten, den wir unten erörtern werden, Rechnung getragen. Das Bündnis wurde im April 1339 auf zehn Jahre verlängert123. Obwohl die Stadt Dortmund an dem oben geschilderten großen Landfrieden von 1338 nicht teilgenommen hat, behielt sie durch diese Bündnisse ihre Beziehung zum Erz­bischof bei. Außer der oben geschilderten Bündnisachse zwischen dem Kölner Erzstift und dem Hochstift Münster entfalteten sich in Westfalen verschiedene weitere Bündnisse. Die Bischöfe von Münster schlossen nicht nur die Bündnisse mit dem Kölner Erzstift sondern auch weitere. Im Juni 1315 versprach Herr Simon zur Lippe, mit 100 Männern dem Bischof Ludwig von Münster Hilfe zu leisten124. Der Bischof machte im März 1316 den Grafen Otto von Hoya zu seinem Burgmann in Vechta125. Aus dem Dezember 1316 ist ein Bündnis zwischen dem Bischof und Rainald, dem Sohn des Grafen Rainald von Geldern, überliefert126. Im März 1319 haben Bischof Ludwig, der Graf Engelbert von der Mark, der erzbischöfliche Marschall in Westfalen, der Graf Ruprecht von Virneburg, der Graf Gottfried von Sayn und der Graf Otto von Tecklenburg ein Bündnis ge­ schlossen127. Die zukünftigen Streitigkeiten sollten von acht Schiedsrichtern beigelegt werden, von denen die vier Verbündeten je zwei bestellen sollten. Wenn diese acht Leute sich nicht einigen konnten, sollten Graf Ruprecht von Virneburg und Graf Gottfried von Sayn als Obmänner sich bemühen, einen Vergleich zu erreichen. Wenn es dennoch nicht zum Vergleich käme, sollten sie eine Entscheidung fällen. Im Juni 1325 hat Herr Simon zur Lippe wieder dem Bischof Ludwig von Münster seine Hilfe versprochen128. Simon hat aber seine Verwandten den Grafen von der Mark, den Grafen von Bentheim und die Herren von Steinfurt ausgenommen. Bischof Ludwig von Münster bestellte 1332 Rudolf von Diepholz als Burgmann von Vechta129. Die Spannungen zwischen dem Bischof und dem Diepholzer wurden hierdurch gemildert. Der Bischof ernannte 1334 auch den Grafen Gerhard von Hoya zum Burgmann von Vechta130. Im Dezember 1342 schlossen Bischof Ludwig von Münster, Graf Adolf von der Mark, Graf Bernhard von Ravensberg, Graf Nikolaus von Tecklenburg, Simon von der Lippe und sein Sohn Otto ein Bündnis, um

123 UB Dortmund, 1, Nr.  538; REK, 5, Nr.  647; Bock, Der Kampf um die Landfriedens­ hoheit, S. 397. 124 WUB, 9, Nr. 1332. 125 WUB, 8, Nr. 1021,1022. Zu der Burgmannschaft von Vechta Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 117 ff. 126 WUB, 8, Nr. 1118. 127 WUB, 8, Nr. 1320; WUB, 11, Nr. 1538; Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 56. 128 WUB, 8, Nr. 1869; WUB, 11, Nr. 2202. 129 UB Diepholz,Nr. 30; Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 66, 70. 130 Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 71.

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die Burg Harkotten zu belagern131. Da Heinrich und Eberhard von Korff, die Herren der Burg Harkotten, bei der vorangehenden Fehde zwischen dem Bischof von Münster und dem Bischof von Osnabrück dem letzteren geholfen hatten, scheint sich die Konfrontation zwischen beiden Bischöfen noch fort­gesetzt zu haben132. Die anderen westfälischen Bischöfe schlossen ebenfalls verschiedene Bündnisse133. Uns sind bekannt ein Bündnis zwischen dem Bischof Ludwig von Osna­ brück und dem Grafen Rudolf von Diepholz gegen das Hochstift Minden im Mai 1305134, ein Bündnis zwischen den Grafen Gerhard und Otto von Hoya einer­seits und dem Bischof Gottfried von Minden andererseits zur Zerstörung der Burg Lasborch im August 1310135, ein Bündnis zwischen dem Bischof von Minden und dem Grafen Adolf von Holstein-Schaumburg zum gleichen Zweck im März 1311136, ein Bündnis zwischen den Bischöfen Engelbert von Osnabrück und Gottfried von Minden im März 1313137, aber auch ein Bündnis zwischen dem Bischof Gottfried von Minden und dem Grafen Otto von Hoya vom November 1314138, ein Bündnis zwischen Bernhard zur Lippe, dem Dompropst zu Paderborn und Minden, und dem Grafen Heinrich von Schwalenberg vom Februar 1317139. Im März 1320 haben Bischof Engel­bert von Osnabrück und der Herr ­Simon zur Lippe ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen. Simon sollte dem Bischof Hilfe leisten, um die Burg und Stadt Wiedenbrück zurückzugewinnen. Wenn der Erzbischof von Köln und der Landfriede gegen Simon vorgehen würden, sollte der Bischof ihm nicht helfen140. Dieses ­Bündnis stellt in dieser Hinsicht eine Auswirkung des 131 Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1409. Dies dürfte mit dem Streit zwischen den Bischöfen von Münster und Osnabrück um die Burg Harkotten und ihre Herren, denen von Korff, zu tun haben. WUB, 8, Nr. 854 datiert die Urkunde auf das Jahr 1313, aber es passt nicht zum Sachverhalt, dass als der betroffene Graf von Ravensberg nicht Otto, sondern Bernhard auftaucht. Über die Burg Harkotten verglichen sich im Dezember 1315 der Graf Otto von Ravensberg und Heinrich Korff sowie die anderen, s. WUB, 10, Nr. 993; WUB, 9, Nr. 1368. Vgl. auch WUB, 8, Nr. 994; WUB, 9, Nr. 1369. 132 Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 52. 133 Zu den Bündnissen der Bischöfe von Osnabrück Schultz, Landfriedensbestrebungen im Stifte Osnabrück, S. 10 ff. 134 WUB, 10, Nr. 136; UB Diepholz, Nr. 12. Zu dem Hintergrund der Konfrontation zwischen den Bischöfen von Osnabrück und Minden s. Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 100 f. 135 WUB, 10, Nr. 327; Hucker, Die Grafen von Hoya, S. 53. Zu dem Mindener Bischof Gottfried von Waldeck (1304–24) s. Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 99 ff. Unter diesem Bischof, der den Herrschaftsausbau des Hochstifts anstrebte, wurden die ersten Lehnregister über die Mindener Vasallen und Lehnsgüter hergestellt vgl. K ­ emkes/ Wolf, Die Lehnregister der Bischöfe von Minden. Zum Grafen Gerhard II. von Hoya s. H ­ ucker, Die Grafen von Hoya, S. 49 ff. 136 WUB, 10, Nr. 339. 137 WUB, 10, Nr. 401. Vgl. auch das ergänzende Abkommen zu der Burg Reineberg: WUB, 10, Nr. 405, 409a, 423. 138 WUB, 10, Nr. 445 (ausführliche Regelungen zur Verpfändung der Burg Steyerberg). 139 WUB, 9, Nr. 1523. 140 WUB, 8, Nr. 1397, 1398; WUB, 9, Nr. 1846 (Text); WUB, 11, Nr. 1643.

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Landfriedens von 1319 dar. Aus dem November 1324 ist noch ein Bündnis zwischen dem Bischof Ludwig von Minden und der Gräfin Ermegard von Hoya überliefert141. Im Februar 1330 schlossen Bischof Gottfried von Osnabrück und ­Rudolf von Diepholz wieder ein Bündnis gegen den Bischof von Minden142. Bischof Ludwig von Minden schloss seinerseits im Juli 1331 ein Bündnis mit den Brüdern Gerhard und Johann, den Grafen von Hoya143. Bischof Gottfried von Osnabrück und Graf Bernhard von Ravensberg, der Dompropst von Osnabrück, verbanden sich im Juli 1331 für zwölf Jahre144. Ein zukünftiger Konflikt war von einem Schiedsgericht aus sieben Männern beizulegen. Der Ritter Heinrich Korff wurde als Obmann bestellt. Von der Bündnishilfe wurden das Reich, der Erzbischof von Köln, die Bischöfe von ­Münster und Paderborn, die Grafen von Arnsberg und Hoya, sowie die Herren zur Lippe ausgenommen. Falls diese aber die Burgen Reckenberg und Wiedenbrück angreifen würden, sollten die Bun­des­genos­sen sie gemeinsam verteidigen. Im November 1334 schlossen Bischof Ludwig von Minden und Graf Bernhard von Ravensberg ein Bündnis gegen Johann von Engelingbostel, den Droste von Minden, und seinen Vater Hardike, die von ihrer Burg Rahden aus viele Schäden verursacht hatten145. Die Bundesgenossen wollten die Burg erobern. Bischof Gottfried von Osnabrück und Graf Bernhard von Ravensberg schlossen im Februar 1340 ein Bündnis gegen den Ritter Dietrich Vincke146. Es galt auf drei Jahre bis Weihnachten. Dietrich war bis dahin ein Vertrauter des Grafen gewesen. Bischof Gottfried von Osnabrück und die Herren Rudolf und Konrad von Diepholz schlossen im März 1341 ein Bündnis für vier Jahre147. Ein Konflikt zwischen den Bundesgenossen war in Zukunft von einem Schiedsgericht mit zwei Schiedsrichtern von jeder Seite beizulegen. Wenn man dennoch keine Lösung finden konnte, sollte ein Obmann die Entscheidung treffen. Bischof Gottfried von Osnabrück, Graf Bernhard von Ravensberg, Herr Rudolf von Diepholz ­ umpeshorst und sein Sohn Rudolf schlossen um 1341 ein Bündnis, um die Burg R zu zerstören, von der aus viele Schäden verursacht worden waren148. Außerdem sind noch ein Bündnis des Bischofs Gottfried von Osnabrück, der Stadt Osna­brück, der Stände und der Burgmannen des Hochstifts im Oktober 1343149 141 WUB, 10, Nr. 938, 939; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 117. Zu dem Mindener Bischof Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1324–46) s. Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 115 ff. 142 UB Diepholz, Nr. 326. 143 UB Braunschweig-Lüneburg, 1, Nr. 513; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 117 f. Zu den Grafen Gerhard III. und Johann von Hoya s. Hucker, Die Grafen von Hoya, S. 54 ff. 144 Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr.  1246; Blotevogel, Studien zur territorialen Entwicklung, S. 55. 145 Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1292. 146 Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1373. 147 UB Diepholz, Nr. 39. 148 Engel, Ravensberger Regesten, 1, Nr. 1384. 149 UB Osnabrück, Nr. 463; König, Das Fürstbischöflich-Osnabrückische Amt Reckenberg, S. 15 f.; Rothert, Geschichte der Stadt Osnabrück, S. 203.

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und ein Bündnis des Bischofs von Osnabrück, der Ministerialen des Hochstifts, der Stadt Osnabrück, des Grafen Bernhard von Ravensberg und der Stadt Herford im Mai 1344150 überliefert. Im Südosten von Westfalen schlossen die Bischöfe von Paderborn mehrere Bündnisse. Im August 1317 schlossen sich der Bischof von Paderborn und das Domkapitel zusammen, um sich Rechtsverletzungen durch die Stadt Paderborn zu widersetzen151. Bernhard zur Lippe, Stiftsdefensor und Dompropst, scheint dabei die Initiative ergriffen zu haben152. Er übernahm den Vorsitz des Ausschusses, der gegen die Stadt Maßnahmen treffen sollte. Nachdem Bernhard den Bischofsstuhl bestiegen hatte, schloss er im August 1321 mit dem Landgrafen Otto von Hessen ein Abkommen über die Herrschaft Schöneberg, die die beiden gemeinsam besaßen153. Streitigkeiten waren in Zukunft von je zwei Schiedsrichtern und einem Obmann beizulegen. Im September 1321 entstand zwischen Bischof Bernhard und Herzog Otto von Braunschweig ein Bündnis154. Konflikte waren in Zukunft von je drei Schiedsrichtern und einem namentlich nicht genannten Obmann beizulegen, weil dieser erst gewählt werden sollte, wenn dies erforderlich wäre. Im Juli 1341 schlossen Bischof Balduin von Paderborn und Graf Otto von Rietberg ein Bündnis155. Die beiden haben dabei den Erzbischof von Köln ausgenommen. Bischof Balduin von Paderborn und Landgraf Heinrich von Hessen schlossen im Juni 1342 ein Bündnis, um die Burg Schöneburg, die sie gemeinsam besaßen, zu verteidigen156. Im Februar 1347 verbanden sich Bischof Balduin von Paderborn, Herr Bernhard zur Lippe und Gerhard, der Sohn des Markgrafen Wilhelm von Jülich gegen den Grafen von Rietberg157. Es handelte sich um einen Erbstreit um die Grafschaft Ravensberg. Kaiser Ludwig hatte im August 1346 Gerhard mit der Grafschaft belehnt158. Es ist aber nicht bekannt, ob der Kaiser darüber hinaus in die Streitsache eingegriffen hat. 150 UB Osnabrück, Nr. 472; Schultz, Landfriedensbestrebungen im Stifte Osnabrück, S. 16, Anm. 77. 151 WUB, 9, Nr. 1596. Der Bischof und das Domkapitel haben je zwei gewählt und damit das Vierer-Vollstreckungsorgan gebildet. Das Paderborner Domkapitel hatte bereits in der ersten Hälfte des 13.  Jahrhunderts mit dem Bischof eine Wahlkapitulation vereinbart und sich als eigenständige Korporation durchgesetzt, vgl. Hoheisel, Die erste Paderborner Wahlkapitulation. Zur Entwicklung der Stadtkommune in Paderborn vgl. Kaeuper, Aufstand und­ Kommunebildung. 152 Schoppmeyer, Die spätmittelalterliche Bürgerstadt, S. 257. 153 WUB, 9, Nr. 2014. Der Landgraf erhielt die Hälfte der Herrschaft Schöneburg von dem Bischof als Lehen, s. Schäffer, Paderborn und Hessen, S.  17 f. Zu Bischof Bernhard und seinem Bemühen um Ausbau des bischöflichen Territoriums vgl. Schoppmeyer, Die Ent­ stehung der Landstände, S. 290 ff. 154 WUB, 9, Nr. 2020. 155 REK, 5, Nr. 808. 156 Schäffer, Paderborn und Hessen, S. 20 f. 157 UB Niederrhein, 3, Nr. 439. 158 UB Niederrhein, 3, Nr. 435. Im Oktober 1346 haben Gerhard und seine Gemahlin Margarete aus dem Grafenhaus von Ravensberg den Ständen von Ravensberg und den beiden Städten von Bielefeld ihre Privilegien und Freiheiten bestätigt, s. UB Bielefeld, Nr. 243.

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Als Bündnisse zwischen den weltlichen Großen sind aus dem Norden von Westfalen die folgenden überliefert: ein Bündnis zwischen dem Grafen Rudolf von Diepholz und dem Grafen Otto von Ravensberg von 1313159, ein Bündnis zwischen den Burgmannen von Nienborg und dem Herrn Ludolf von Steinfurt gegen den Herrn Otto von Ahaus im Jahre 1323160, ein fünfjähriges Bündnis zwischen Christianus, dem Grafen in Oldenburg, und dem Grafen Otto von Tecklenburg im Mai 1323161, ein Bündnis zwischen dem Grafen Gerhard von Hoya und Rudolf von Diepholz im November 1326, in dem der Graf Hilfe versprochen, aber den Grafen von Schauenburg, den Grafen von Ravensberg und den Herrn zur Lippe ausgenommen hat162, sowie ein Bündnis zwischen dem Grafen Nikolaus von Tecklenburg und den Herren von Diepholz im Februar 1335 gegen den Bischof von Osnabrück163. Aus dem Süden von Westfalen finden sich auch einige Beispiele: ein Bündnis zwischen den Grafen von der Mark und den Grafen von Arnsberg im Jahre 1301164, das Versprechen des Grafen Engelbert von der Mark zur Hilfeleistung für den­ Grafen Wilhelm von Arnsberg im März 1316165, ein Bündnis zwischen dem Herrn­ Simon zur Lippe und dem Grafen Wilhelm von Arnsberg im Februar 1318166 sowie ein sechsjähriges Bündnis zwischen dem Grafen Heinrich von Waldeck und dem Grafen Gottfried von Arnsberg im April 1343167. Das letzte Bündnis richtete sich vor allem gegen den Kölner Erzbischof. Man kann es im Zusammenhang mit der großen Fehde zwischen dem Erzbischof und den westfälischen Grafen von 1344 bis 1345 sehen. Als Bündnisse zwischen geistlichen Fürsten und weltlichen Großen einerseits und den Städten andererseits sind die folgenden überliefert: ein Abkommen zwischen den Burgmannen in Recklinghausen und der Stadt Recklinghausen im Februar 1306168, ein Bündnis zwischen der Stadt Münster und dem Herrn Baldewin von Steinfurt sowie anderen Adligen im März 1306169, ein Bündnis zwischen der Stadt Minden und dem Grafen Adolf von Holstein-Schaumburg gegen den Bischof von Minden im Jahre 1309170 sowie ein Bündnis zwischen der Stadt Minden und 159

WUB, 8, Nr. 800; WUB, 9, Nr. 1134; WUB, 10, Nr. 406. WUB, 8, Nr. 1641. 161 WUB, 10, Nr. 864a; WUB, 9, Nr. 2295. 162 UB Diepholz, Nr. 24. 163 Rothert, Geschichte der Stadt Osnabrück, S. 201. 164 WUB, 11, Nr. 43, 44, 45. 165 WUB, 11, Nr. 1274. 166 WUB, 9, Nr.  1663; WUB, 11, Nr.  1449. Zukünftige Streitigkeiten sollten von je zwei Schiedsrichtern und einem Obmann beigelegt werden. 167 REK, 5, Nr. 1003. 168 WUB, 11, Nr. 454, 455. 169 WUB, 8, Nr. 321. 170 WUB, 10, Nr. 268; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 104. Zu den Auseinandersetzungen zwischen den Bischöfen und den Bürgern in Minden vgl. Kruppa, Emanzipation vom Bischof. Der Bischof verließ 1306 die Stadt Minden und hatte in Peters­ hagen seine Residenz. 160

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dem Grafen Gerhard von Hoya zum gleichen Zweck171. Es handelte sich wohl um eine Gegenmaßnahme gegen den Bischof, der in Petershagen eine Burg errichtete und sie zur Residenz ausbauen wollte. Im Mai 1314 versprach die Stadt Wunstorf, Bischof Gottfried von Minden bei seiner Fehde gegen den Grafen von Wunstorf zu helfen172. Der Graf wurde danach gefangengenommen173. Er hat sich dann im­ November 1317 mit dem Bischof versöhnt174. Im Juli 1317 haben sich die Stadt Minden und der Vogt Wedekind vom Berge gegen einen Justacius von Slon verbunden. Als gemeinsame Militäraktion wurde vor allem die Belagerung der Burg Wittgenstein geplant175. Im Januar 1318 haben der Graf Adolf von Berg und die Stadt Köln ein Bündnis geschlossen176. Unter diesen Bündnissen finden wir solche, die offensichtlich für ein bestimmtes, kurzfristiges Ziel geschlossen wurden, z. B. eine Ritterburg einzunehmen. Andere Bündnisse wurden geschlossen, um die Verhältnisse mittelfristig stabil zu halten. Bei solchen Bündnissen wurde oft ein Schiedsgericht vereinbart, das­ zukünftige Konflikte zwischen den Verbündeten lösen sollte. Wir finden dabei verhältmäßig selten einen Obmann. Wenn man die Einsetzung eines Obmanns vorsah, kam es wiederum selten zur Bestimmung, wer denn als Obmann tätig sein sollte. Die vorweg festgesetzten Schiedsgerichte hatten also meistens nur geringe definitive Entscheidungsmöglichkeiten. Dieser Befund ist im Vergleich mit dem Mittelrhein auffallend und entspricht den unten erörterten Charakteristika der konkreten Konfliktbeilegung in Westfalen. In Westfalen haben sich wie im Mittelrhein und im Elsass-Oberrhein vor allem die Städte, Münster, Osnabrück, Soest und Dortmund, immer wieder verbündet177. Diese Städtebünde skizzieren wir hier einschließlich ihrer Anfänge im 13. Jahrhundert. Schon früh, im Mai 1246, schlossen Münster und Osnabrück einen Städtebund, dem die Städte im nordöstlichen Westfalen, etwa Minden, Herford und Coesfeld, beitraten178. Man ging gegen Friedensbrecher mit Vertreibung und Ausschluss aus dem Marktverkehr vor. Dieser Bund war eher defensiv und ohne politische Zielsetzung. Im Juli 1253 schlossen Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt ein Bünd 171

WUB, 10, Nr. 269; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 104. WUB, 10, Nr. 438. 173 Die Urfehde der Grafen Johann und Ludolf von Roden und Wunstorf (März 1315), WUB, 10, Nr. 462. 174 WUB, 10, Nr. 557. 175 Zu dem Abkommen vgl. WUB, 10, Nr. 546, 727, 869. 176 UB Niederrhein, 3, Nr. 167. 177 Zu den Städtebünden in Westfalen Pfeiffer, Bündnis- und Landfriedenspolitik, S. 92 ff.; Hergemöller, Osnabrück im mittelalterlichen Hanseverband, S.  20 ff., 56 ff.; Berns, Propter communem utilitatem; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest; Schilp, Westfälische Städte und Rheinischer Bund. 178 Hans. UB, 1, Nr.  345; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S.  382 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 24 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 35 ff.; Schilp, Westfälische Städte und Rheinischer Bund, S. 46 f. 172

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nis. Osnabrück und andere Städte sind offenbar später eingetreten179. Im Jahre 1255 schlossen Münster, Soest, Dortmund, Lippstadt, Osnabrück und andere westfälische Städte sich dem großen Rheinischen Städtebund an180. Die Gesandten von Soest, Münster, Osnabrück, Paderborn, Dortmund und Minden kamen 1257 in Soest zusammen181. Im Jahre 1268 erweiterten Dortmund, Soest, Osnabrück, Lippstadt und Münster den Städtebund von 1253 inhaltlich182. Vier Städte, außer Lippstadt, haben dann 1277 den Bund auf 12 Jahre verlängert183. Er galt noch 1284 mit einigen Ab­ änderun­gen einzelner Artikel184. Vier Städte haben 1295 erneut einen Teil  des­ Bundesbriefes verändert185. Im Jahre 1296 versammelten sich die Gesandten der vier Städte in Soest, um einen Konflikt zwischen Soest und Lippstadt zu lösen. Sie haben dann mit kleinen Abänderungen den Bund um noch vier Jahre verlängert186. Im Oktober 1303 verbanden sich Dortmund und Soest187. Sie wollten sich gemeinsam der Verletzung der Rechte der Städte widersetzen. Die Bundesakte enthält auch ausführliche Regelungen gegen die Belagerung der verbündeten Städte. Auch Münster und Osnabrück scheinen um die gleiche Zeit ein ähnliches Bündnis geschlossen zu haben188. Münster, Osnabrück Dortmund und Soest gingen gegenüber der Hanse ge­ meinsam vor. Im Oktober 1305 forderte die Stadt Lübeck den Stadtrat von Os­ nabrück auf, seine Gesandten zu der von den wendischen Städten verabredeten 179

Hans. UB, 1, Nr.  460; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S.  383 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 28 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 38 ff.; Schilp, Westfälische Städte und Rheinischer Bund, S. 47 ff. 180 Osnabrücker UB, 3, Nr. 135, 136, 139; Pfeiffer, Bündnis-und Landfriedenspolitik S. 94; Berns, Propter communem utilitatem, S. 34 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 41 ff.; Schilp, Westfälische Städte und Rheinischer Bund, S. 49 ff. 181 Osnabrücker UB, 3, Nr. 178; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 46 ff.; Schilp, Westfälische Städte, S. 54. 182 Osnabrücker UB, 3, Nr. 382; Berns, Propter communem utilitatem, S. 49 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 52 ff.; Schilp, Westfälische Städte und Rheinischer Bund, S. 55. Ein Streit zwischen Münster und Osnabrück wurde im Juli 1274 bei der Versammlung in Soest von anderen Bundesgenossen, Soest, Dortmund und Lippstadt, geschlichtet, s. Osnabrücker UB, 3, Nr. 509; Berns, Propter communem utilitatem, S. 53 f.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 58 f. 183 Osnabrücker UB, 3, Nr. 598; Berns, Propter communem utilitatem, S. 60 f.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 60 ff. 184 Osnabrücker UB, 4, Nr. 126; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 30; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 69 f. 185 Osnabrücker UB, 4, Nr. 421; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 40; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 73 f. 186 Osnabrücker UB, 4, Nr. 462; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 41; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 74. 187 Hans. UB, 2, Nr. 41; WUB, 11, Nr. 273; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 387; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 117 f. 188 Hans. UB, 2, Nr. 3; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 387. Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 118, verneint dies aber.

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Tagung zu senden, um über die Probleme in Flandern, Dänemark und Norwegen zu beraten. Lübeck bat dabei die Stadt Osnabrück darum, dies den anderen drei Städten mitzuteilen189. Soest antwortete daraufhin der Stadt Lübeck, dass die Stadt Soest sich hinsichtlich dieser Tagung den Entscheidungen der anderen drei Städte anschließen wolle190. Um 1310 versprach die Stadt Münster, bei der Aus­ einandersetzung mit dem Grafen von der Mark und anderen Adligen der Stadt­ Osnabrück zu helfen191. Im April 1312 schlossen Münster, Osnabrück, Dortmund und Soest erneut einen Städtebund auf sechs Jahre192. Dieser Bund wurde im April 1318 wieder um sechs Jahre verlängert193. Dortmund verlangte im Januar 1314 vom Bischof von Utrecht, von den Bürgern von Wesel den Zoll nicht einzutreiben194. Dortmund legitimierte diesen Eingriff damit, dass Wesel von Dortmund aus die Rechtsweisungen erhielt. Vier Städte haben noch im Dezember 1324 ihren Städtebund um sechs Jahre erneuert195. Aus der Zeit um 1325 sind einige Briefe überliefert. Die Stadt Dortmund bedankte sich bei der Stadt Osnabrück dafür, dass sie zwischen der Stadt Dortmund und den Bischöfen von Osnabrück und Minden vermittelt hatte, um die von den Mindener und Osnabrücker Untertanen geraubten Dortmunder Güter zurückzuerhalten196. Die Stadt Soest forderte die Stadt Osnabrück auf, Gesandte zum Treffen in Herzfeld zu schicken197. Die Stadt Soest informierte die Stadt Osnabrück über die Tagung in Soest198. Osnabrück sollte weiter der Stadt Münster davon Bescheid geben. Die Nachricht geht hier von Soest über Osnabrück nach Münster. Der Bund von vier Städten wurde wahrscheinlich noch 1330 erneuert und dann 1338 wieder um sechs Jahre verlängert199. Außer diesen Städtebünden schlossen diese vier Städte, wie oben schon erwähnt, jeweils Bündnisse mit dem umliegenden Adel. Als besonders langlebige Allianz nennen wir hier die wiederholten Bündnisse zwischen der Stadt Dortmund und den Grafen von der Mark. Die Stadt Dortmund schloss im April 1316 auf fünf 189

WUB, 11, Nr. 423; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 172 f. WUB, 11, Nr. 424; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 173. 191 WUB, 11, Nr. 746. 192 Hans. UB, 2, Nr. 208; WUB, 8, Nr. 708; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 64; WUB, 11, Nr. 948; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 391 f.; Berns, Propter communem utilitatem, S. 62 ff.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 119 f. 193 WUB, 8, Nr. 1248; WUB, 11, Nr. 1467; UB Osnabrück, Nr. 201. Der Text des Bundesbriefes deckt sich weitgehend mit dem von 1312. 194 WUB, 11, Nr. 1100. 195 WUB, 8, Nr. 1813; WUB, 11, Nr. 2148; UB Osnabrück, Nr. 269; Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 395; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 128. 196 WUB, 11, Nr. 2155; UB Osnabrück, Nr. 274. 197 WUB, 11, Nr. 2156; UB Osnabrück, Nr. 276. 198 Hans. UB, 2, Nr. 732; WUB, 11, Nr. 2157; UB Osnabrück, Nr. 278. Vgl. auch WUB, 11, Nr. 2158, 2159; UB Osnabrück, Nr. 277, 280. 199 Hans. UB, 2, Nr. 629; UB Dortmund, 1, Nr. 537; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 104; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S.  131 f. Siehe auch den Briefwechsel zwischen den­ Städten, Hans. UB, 2, Nr. 730–733. 190

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Jahre ein Schutzbündnis mit dem Grafen Engelbert von der Mark. Der Graf versprach seinerseits, die Stadt zu verteidigen und Leib und Gut der Bürger nicht zu beschlagnahmen. Wenn die Untertanen des Grafen Forderungen gegen Bürger von Dortmund geltend machten, sollte die Klage nicht gegen die gesamte Stadt, sondern gegen die betroffenen Bürger erhoben werden. Die Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Grafen sollten zukünftig durch ein Schiedsgericht beigelegt werden, für das die Stadt und der Graf je zwei Schiedsrichter wählen sollten200. Graf Engelbert von der Mark versprach 1328, für 240 Silber Mark vier Jahre lang der Stadt zu helfen201. Im Jahre 1333 haben die Stadt Dortmund und der Graf Adolf von der Mark, Sohn des Grafen Engelbert, sich erneut auf vier Jahre verbunden202. Die beiden haben im Mai 1343 wieder auf zwei Jahre ein Bündnis geschlossen203. Der Graf hat dabei als möglichen Gegner des Bündnisses das Reich, den Erzbischof von Köln, den Bischof von Münster, den Markgrafen von Jülich, die Grafen von Berg, Kleve, Arnsberg, Tecklenburg, die Herren zur Lippe sowie Konrad von der Mark ausgenommen, während die Stadt Dortmund das Reich, den Erzbischof von Köln und die Städte Münster, Osnabrück sowie Soest ausgenommen hat. Die Stadt Dortmund hatte den König als Stadtherrn, aber die Stadt konnte, wie unten dargelegt, kaum einen wirksamen Schutz durch den Herrscher erwarten. In dieser Situation versuchte die Stadt, sich selbst zu sichern, indem sie sich mit den mächtigen Adligen, den Grafen von der Mark, kontinuierlich verband. Wie wir oben geschildert haben, behauptete sich das Kölner Erzstift als Vormacht in Westfalen. Dies zeigt sich darin, dass die von Erzbischof initiierten re­ gionalen Landfrieden wiederholt entstanden und dass in den Bestimmungen solcher Landfrieden manchmal dem Erzbischof oder seinem Vertreter eine zentrale Rolle zu Vollstreckung und Verwirklichung des Friedens zugeteilt wurde. Die Kölner Vormacht war jedoch nicht unangefochten, sondern wurde vor allem von den Bischöfen von Münster, die im Norden Westfalens ihre Position kräftig ausbauten, und von den Grafen von der Mark und den anderen Grafen herausgefordert. In dieser Situation wurden nicht nur zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Bischöfen von Münster, sondern auch zwischen den anderen Bischöfen und den Adligen zahlreiche Bündnisse geschlossen und die Verhältnisse geregelt. Es ist vor allem auffällig, dass die Städtebünde zwischen den vier Städten Münster, Osnabrück, Soest und Dortmund regelmäßig zustande kamen und dass diese vier Städte also in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fast durchweg verbunden waren. Die Vormacht, die Landfrieden, einzelne Bündnisse und die Städtebünde machten die Strukturen in der Region und damit den Rahmen für das k­ onkrete Verhalten zur Konfliktbeilegung aus. 200 UB Dortmund, 1, Nr. 339; UB Reichsstadt Dortmund, 1, Nr. 69; Hans. UB, 2, Nr. 277; WUB, 11, Nr. 1275. 201 UB Dortmund, 1, Nr. 440. 202 UB Dortmund, 1, Nr. 493; Hans. UB, 2, Nr. 534. 203 REK, 5, Nr. 1009; UB Dortmund, 1, Nr. 577; Hans. UB, 3, Nr. 4. Der Text in UB Reichsstadt Dortmund, 2, Nr. 373 ist nicht ganz korrekt.

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II. Konfliktbeilegungen in der Region Bei den Konflikten in Westfalen hat man die gleichen Mittel angewandt, wie sie im Kapitel über den Mittelrhein vorgestellt wurden. Hier sind ebenfalls die Beispiele ab 1300 zu berücksichtigen. Als ein Mittel zu Austragung von Konflikten wurden auch in Westfalen häufig Fehden und Kriege geführt204. Wir haben hier einige einschlägige Quellen, die Gewalttaten innerhalb einer Fehde bezeugen. Uns ist eine Schadensliste aus der Zeit um 1310 überliefert, in der die Stadt Herford ihre Schäden aus der Fehde mit der ­ olteye, Stadt Osnabrück niedergelegt hat205. Im Juni 1318 bekannte Dietrich von H dass er bei seiner Fehde mit der Abtei Essen ihr durch Raub und Brand große Schäden zugefügt habe206. Im März 1320 beschwerte der Droste von Minden sich bei der Stadt Osnabrück über die Gewalttaten und Vergehen, die die Burgmannen von Iburg und Quakenbrück im Bistum Minden verübt hatten207. Der Droste beschrieb Raub, Brandstiftung und die Tötung des Gefolges des Bischofs von Minden. Diese Urkunde veranschaulicht die ritterlichen Gewalttaten. Auch ist ein Fehde­brief aus der Zeit um 1324 überliefert208. Es geht um eine Fehdeabsage der Ritter von ­Rumeschottel gegen die Stadt Höxter aufgrund ihrer Auseinandersetzung mit der Abtei Corvey. Wie in den anderen Regionen haben die oben geschilderten westfälischen Landfrieden die Fehde nicht völlig ausgeschlossen209. Bischof Ludwig von Münster verlieh im August 1314 der Stadt Coesfeld ein Privileg, mit dem er der Stadt erlaubte, mit Waffengewalt gegen ihre Gegner vorzugehen. Das bedeutete also erkennung der Fehdeführung durch die Stadt. Die Stadt sollte aber eine An­ im Konfliktfall zuerst vor dem bischöflichen Richter in Coesfeld ihre Klage erheben210. Ähnliche Versuche, der Fehdeführung Schranken zu setzen, sind auch anders­ wo zu finden. Im Jahre 1305 trafen die Gesandten der Stadt Soest den Bischof Otto von Münster, um über den Konflikt mit dem Herrn Simon zur Lippe zu beraten211. 204

Zur Fehdeführung im spätmittelalterlichen Westfalen vgl. Klocke, Beiträge zur Geschichte von Faustrecht und Fehdewesen; Winterfeld, ruten und roven; Görner, Raubritter; Terharn, Herforder Fehden. 205 WUB, 9, Nr. 850a; UB Osnabrück, Nr. 99. 206 WUB, 11, Nr. 1477. 207 WUB, 10, Nr. 708; UB Osnabrück, Nr. 221; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 112 f. 208 WUB, 9, Nr. 2380. Vgl. auch UB Osnabrück, Nr. 392 (um 1340, Fehdebrief von Ritter Ludolph von Schonevelde gegen die Stadt Osnabrück), 393 (gleichfalls von Engebert Sobbe und Johann von der Barla), 397 (gleichfalls von Rabodo von Pente dem Älteren, Dietrich von Sutholte und anderen). 209 Schultz, Landfriedensbestrebungen im Stifte Osnabrück, S. 66. 210 WUB, 8, Nr. 893. 211 WUB, 11, Nr. 414.

II. Konfliktbeilegungen in der Region

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Die städtischen Gesandten teilten dem Bischof mit, dass die Stadt den Herrn zur Lippe zur Rückgabe einer Urkunde aufgefordert hatte, in der Simon versprochen hatte, bei der Fehde gegen die Stadt Soest sechs Wochen vorher abzusagen, was er aber verweigert hatte. Um 1319 fand ein Gericht unter dem Vorsitz des Herrn Simon zur Lippe mit den Grafen Waldeck, Sayn, Tecklenburg und anderen statt. Graf Engelbert von der Mark fragte, ob die Rache („vindicta“) gegen denjenigen erlaubt werden sollte, der sich auf der Straße gegen einen Räuber verteidigt und diesen getötet hatte. Das Gericht lehnte dies ab212. Wie solche Versuche schon andeuten, war es natürlich möglich, dass die Kontrahenten miteinander verhandelten und sich versöhnten. Die Verhandlung konnte gegebenenfalls durch einen Dritten vermittelt werden. Auch Schiedsgerichte wurden eingesetzt. Vor allem im kirchlichen Bereich wurde aber auch das eigentliche Gerichtsverfahren praktiziert. Um Fehden und Konflikte zu beenden, wurden viele Vergleiche zwischen den Kontrahenten geschlossen. Bei den Vergleichen wurden oft bestimmte Vermittler erwähnt. Sie wurden unter Umständen als Schiedsrichter gewählt. Wenn es ihnen gelang, den Konflikt nicht nach Recht, also durch Schiedsspruch, sondern nach Minne, d. h. mit der Zustimmung der Parteien, beizulegen, entstand auch ein Vergleich. Im Mai 1304 haben sich die Stadt Dortmund sowie Heinrich und Hermann von Pikenbruk durch die Vermittlung des Grafen von der Mark und anderer versöhnt213. Im Juli 1305 haben Bischof Ludwig von Osnabrück und der Herr Simon zur Lippe eine Sühne geschlossen214. Die Grafen von Tecklenburg, Bentheim und Schwalenberg haben sich dafür verbürgt, dass Simon den Vergleich einhalten werde. Sie sollten ins Einlager gehen, wenn Simon die Sühne brechen würde215. Im September 1315 entstand ein Vergleich zwischen den Grafen Adolf von Berg und Engelbert von der Mark durch die Vermittlung des Bischofs Adolf von Lüttich aus dem märkischen Grafenhaus und des Grafen Gerhard von Jülich216. Diese haben eine Vergleichsurkunde ausgestellt. Im August 1318 entstand eine Sühne zwischen Bischof Ludwig von Münster und dem Grafen Engelbert von der Mark, wahrscheinlich durch ein Schiedsgericht217. Die Parteien bestellten jeweils Bürgen, um die Sühne zu bekräftigen. Im Juni 1333 versöhnte sich die Stadt Winterberg mit der Stadt Medebach und schloss ein ewiges Bündnis218. Im August 1343 versöhnte sich Erzbischof Walram von Köln mit dem Grafen Heinrich von

212

WUB, 8, Nr. 1303; WUB, 9, Nr. 1768; WUB, 11, Nr. 1540. WUB, 11, Nr. 323. 214 WUB, 9, Nr. 392, 393; WUB, 10, Nr. 146; Kiewning, Lippische Geschichte, S. 50 f.; Kittel, Heimatchronik des Kreises Lippe, S. 72. 215 WUB, 8, Nr. 281; WUB, 9, Nr. 391. 216 WUB, 11, Nr. 1223; UB Niederrhein, 3, Nr. 151. 217 WUB, 11, Nr. 1483. 218 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 643; REK, 5, Nr. 148. 213

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D. Westfalen

Waldeck219. Der Vergleich wurde durch die Grafen Adolf von Berg und Dietrich von Looz vermittelt. Im Dezember 1347 versöhnten sich Erzbischof Walram von Köln und Graf Engelbert von der Mark220. Es gab viele Fälle, in denen Schiedsgerichte zur Konfliktbeilegung eingesetzt wurden. In den meisten Fällen war mindestens eine der Parteien ein Geistlicher. Es gab aber auch hier wie im Mittelrhein Fälle, in denen beide Parteien Laien waren221. Die Zahl der Schiedsrichter war in vielen Fällen gerade222. Es gab nicht so viele Fälle, in denen ein Obmann bestimmt wurde, wie im Mittelrhein223. Bei Einsetzung 219

REK, 5, Nr. 1040; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 688. Vgl. die Stellungnahme der Schiedsrichter von der Seite von Waldeck an den Grafen Dietrich von Looz in REK, 5, Nr. 1041. 220 REK, 5, Nr. 1451; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 708. Ferner, ebd., Nr. 714, 715; UB Niederrhein, 3, Nr. 450. Der Vergleich entstand durch die Vermittlung des Markgrafen Wilhelm von Jülich und des Ritters Reinart von Schönau. 221 Z. B. WUB, 8, Nr. 849, 1447; WUB, 9, Nr. 1925; WUB, 10, Nr. 986. 222 WUB, 8, Nr. 562 (einer der Schiedsrichter war doctor decretalium), Nr. 849 (zwei Schiedsrichter, beide Parteien sind Laien), 863, 864, 1110, 1333, 1447 (Streit zwischen dem Grafen von Kleve und seiner Schwester); WUB, 9, Nr. 481, 482, 1198, 1404 (Vier Schiedsrichter entschieden den Streit zwischen Bischof Dietrich von Paderborn und dem Kloster Hardehausen um das Salzhaus in Salzkotten und andere Güter.), 1489, 1668, 1925 (Die Ritter Dietrich von Mederich und Heinrich von Rehen entschieden um 1320 den Streit zwischen den Herren von Waldeck und den Herren von Itter.), 2085 (Im Februar 1322 entschieden zwei Geistliche und zwei Bürger von Paderborn den Konflikt zwischen Bischof Bernhard von Paderborn und der Stadt Paderborn. Der Bischof und das Domkapitel lobten die Einhaltung des Schiedsspruchs, s. Nr. 2088. Die Stadt lobte ebenfalls die Einhaltung, s. Nr. 2095), 2139 (Im Juni 1322 fällten je drei Schiedsleute über den Streit zwischen Bischof Bernhard von Paderborn und der Stadt Warburg ein Urteil. Siehe auch Nr.  2144, 2145), 2385, 2393, 2643; WUB, 10, Nr.  279, 336 (Auseinandersetzung zwischen dem Bischof und der Stadt Minden im Jahre 1311), 427, 673 (amicabilis compositio), 773 (Der Bischof von Minden beurkundete die Entscheidung.), 986 (Aus dem Jahr 1325. Beide Parteien sind Laien. Der Herr Simon zur Lippe und der Graf Otto von Ravensberg beurkundeten den Schiedsspruch.); WUB, 11, Nr. 201 (vom März 1303, ein Streit zwischen dem Kloster Werden und der Stadt Dortmund, je vier Schiedsrichter und je ein „overmanne“), 562, 566 (Im November 1307 übertrugen Erzbischof Heinrich von Köln und Graf Heinrich von Waldeck ihren Streit über den Burgenbau in „Zegenburg“ bei Mede­bach zur Entscheidung auf je einen Schiedsrichter.), 722, 784 (Im Juli 1310 ernannte Erz­bischof Heinrich von Köln acht Geistliche als Schiedsrichter, um die Streitigkeiten zwischen dem Erz­bischof, dem Domkapitel und den Geistlichen in Köln beizulegen. ), 932 (Im Februar 1312 entschieden vier Schiedsrichter die Streitigkeiten zwischen dem Bischof Engelbert von Osnabrück, dem Grafen Otto von Tecklenburg und anderen einerseits und dem Ritter Friedrich gen. Post und anderen andererseits. Einer der Schiedsrichter war Johann von Plettenberg, der Marschall in Westfalen), 940, 1109, 1286 (Je zwei Schiedsrichter wurden benannt, konnten sich aber nicht einigen. Ein Obmann traf deshalb eine Entscheidung, s. Nr. 1299), 1329, 1550, 2042; UB Nieder­rhein, 3, Nr. 210 (vom Februar 1326, die Meinung der erzbischöflichen Schiedsleute bei dem Streit zwischen Erzbischof Heinrich und dem Grafen von Berg = REK, 4, Nr. 1575), 361; REK, 5, Nr. 316 (Im April 1335 entschieden die erwählten Schiedsrichter den Konflikt zwischen Erzbischof Walram von Köln und Bischof Ludwig von Münster.). 223 In folgenden Fällen trat ein Obmann auf: WUB, 8, Nr. 594, 595 (Bischof von Münster als Obmann), 697 (Bezeichnung als „mediator“; Verfahren mit zwei Stufen: von Johann von

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eines Obmanns bestand eher die Möglichkeit, ohne die substantielle Zustimmung der Parteien eine Entscheidung zu treffen. Wenn wir in Westfalen Obmänner weniger häufig finden als im Mittelrhein, bedeutet dies, dass die Konfliktbeilegung in Westfalen mehr auf die materielle Zustimmung der Parteien angewiesen war als im Mittelrhein. Einige Beispiele von Schiedsgerichten, an denen sich geistliche Fürsten und Grafen beteiligten, sind hier kurz zu erwähnen. Bischof Ludwig von Münster und Graf Engelbert von der Mark stritten 1323 miteinander. Graf Ruprecht von Virne­ burg und Graf Gottfried von Sayn wurden als „overman und sonman“ gewählt. Aber der Graf von Sayn erschien zum Termin des Schiedsgerichts nicht. Der Graf von Virneburg fällte daher alleine eine Entscheidung224. Im November 1323 wurde der Konflikt zwischen dem Bischof Ludwig von Münster und dem Grafen Engelbert von der Mark durch die Grafen Adolf von Berg und Heinrich von Waldeck geschlichtet. Die Schiedsleute wurden „soonlude“ genannt. Der Graf von Waldeck wurde wahrscheinlich vom Bischof als Schiedsrichter benannt. Der Bischof selber war bei dem Konflikt zwischen dem Kölner Erzbischof und dem Grafen von Waldeck als Schiedsrichter tätig225. Im Oktober 1324 wurde ein Schiedsspruch über den Streit zwischen dem Bischof Ludwig von Münster und Rainald, dem ältesten Sohn des Grafen Rainald von Geldern, gefällt. Je drei Schiedsrichter und der Bischof Johann von Utrecht als „oversten sonman“ trafen die Entscheidung226, wobei Bischof Johann im nächsten Monat ein weiteres Mal über den Konflikt zwischen den beiden entscheiden musste227. Als Vermittler oder Schiedsrichter sind oft die Großen in der Region in Erscheinung getreten. So waren die Kölner Erzbischöfe als Vormacht in der Region bei vielen Fällen tätig. Es gibt einige Fälle, in denen die Erzbischöfe als Oberhäupter in der kirchlichen Hierarchie als Vermittler oder Schiedsrichter auftraten, wenn beide Parteien dem geistlichen Bereich angehörten. Im März 1303 entschied Erzbischof Wikbold von Köln als Schiedsrichter einen Streit zwischen dem Propst und dem Kapitel zu Ahus als dem ersten Obmann zum Grafen Rainald von Geldern als dem zweiten; zum Schiedsspruch s. Nr. 715. Der Streit wurde nicht völlig gelöst. Im Mai 1315 verschob der Graf von Geldern den Termin für den Schiedsspruch, s. Nr. 936; für weitere Verschiebungen s. Nr. 955, 979.); WUB, 11, Nr. 1711. In folgenden Fällen trat eine ungerade Zahl von Schiedsleuten auf: WUB, 8, Nr. 741, 1142, 1186, 1340, 1364, 1401, 1493; WUB, 9, Nr. 285, 1235, 1316, 1340 (Im Jahre 1315 schlichtete Graf Gerhard von Hallermund den Streit zwischen dem Grafen von Schwalenberg und dem Kloster Amelunxborn.), 1608, 2551 (Im Jahre 1325 entschieden sieben Schiedsleute den Konflikt zwischen dem Stift Herford und der Stadt Herford.); WUB, 10, Nr. 572; WUB, 11, Nr. 806, 2065. 224 WUB, 8, Nr.  1632. Zu diesen Streitigkeiten vgl. Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 56 f.; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 253 ff. 225 WUB, 8, Nr. 1488, 1606, 1679; WUB, 11, Nr. 2007. 226 WUB, 8, Nr. 1789. 227 WUB, 8, Nr. 1791. Im Mai 1325 hat Rainald versprochen, sich der Entscheidung der Stadt Köln zu unterwerfen (WUB, 8, Nr. 1854; s. auch Nr. 1870).

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Soest um eine Pfarrkirche in Brilon228. Erzbischof Heinrich traf im August 1311 über den Konflikt zwischen Heinrich von Virneburg, seinem Neffen und dem Propst des Stifts St. Patrokli in Soest, einerseits und dem Dechant des Stifts sowie dem Kapitel andererseits eine Entscheidung229. Die Streitigkeiten im erzbischöflichen westfälischen Herzogtum wurden natür­ lich von den Erzbischöfen entschieden. Im Dezember 1330 verbot Erzbischof Heinrich den Amtleuten im Erzbistum Köln, die Mönche und die Hörigen des Klosters Ölinghausen vor Gericht zu zitieren und ihre Güter zu beschlagnahmen230. Sein Nachfolger, Erzbischof Walram, wiederholte im Juni 1332 das gleiche Verbot231. Die Stadt Winterberg verglich sich im Juni 1333 mit der Stadt Medebach und schloss ein ewiges Bündnis232. Dieser Vergleich kam mit dem Einverständnis von Erzbischof Walram von Köln und Bertold von Büren, dem Marschall von Westfalen, zustande. Die Kölner Erzbischöfe griffen auch aufgrund ihres Amtsanspruchs als „Herzog in Westfalen“ ein. Erzbischof Heinrich traf in der Zeit zwischen 1320 und 1331 Maßnahmen, um den Burgenbau in Bergheim durch den Grafen Wilhelm von Arnsberg zu verhindern233. Die Befestigung sei ohne erzbischöfliche Erlaubnis durchgeführt worden. Auch in den Konflikten der Großen in Westfalen waren die Erzbischöfe als Vermittler und Schiedsrichter tätig. Im Mai 1303 erklärte sich Graf Eberhard von der Mark bereit, sich hinsichtlich des Streits mit dem Edelherrn Hermann von Lohn der Vermittlung durch den Kölner Erzbischof Wikbold zu unterwerfen234. Erz­bischof Heinrich vermittelte im Juni 1313 einen Vergleich zwischen dem Grafen Adolf von Berg und Hermann von Rennenberg sowie Rotich von Otgenbach235, wobei die beiden Parteien als Verwandte und Lehensleute des Erzbischofs gekennzeichnet werden. Im Juli 1336 entschied Erzbischof Walram über den Streit zwischen der Abtei Essen und Goswin von Uhlenbrock als Schiedsrichter236. Erzbischof Walram traf auch im März 1338 über den Konflikt zwischen der Stadt Dortmund und 228

Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 503. Im August 1311 hat sein Nachfolger Erzbischof Heinrich diese Entscheidung bestätigt, s. Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 544. 229 WUB, 11, Nr. 890. 230 REK, 4, Nr. 1918. 231 REK, 5, Nr. 60. Vgl. auch REK, 5, Nr. 510. Vgl. ferner REK, 5, Nr. 557–559, 564, 571. 232 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 643; REK, 5, Nr. 148. 233 WUB, 11, Nr. 1628, 1629; REK, 4, Nr. 2002. 234 WUB, 11, Nr. 218. Zu dieser Auseinandersetzung s. Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 53; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 239. 235 UB Niederrhein, 3, Nr. 124. 236 REK, 5, Nr. 405; Schilp, Essener UB, 1, Nr. 550. Vgl. auch REK, 5, Nr. 411. Eine Entscheidung der von dem Erzbischof beauftragten Richter über einen anderen Fall findet sich in REK, 5, Nr. 407.

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Dietrich von Flerke als erwählter Schiedsrichter eine Entscheidung. Dietrich gelobte, sich der Entscheidung des Erzbischofs zu unterwerfen237. Die Königsstadt Dortmund erkannte hier ebenfalls den Erzbischof als Schiedsrichter an. Erzbischof Walram fällte im Mai 1341 als Schiedsrichter ein Urteil über den Überfall des Ritters Heinrich von Gemen auf die Güter der Abtei Essen, das für die Abtei günstig war238. Die Bischöfe Ludwig von Münster und Gottfried von Osnabrück einigten sich im August 1341 dahin, sich dem Schiedsspruch des Kölner Erzbischofs zu unterwerfen239. Zunächst sollte die Beilegung mit minne angestrebt werden. Wenn sie aber nicht erreicht würde, sollten die Parteien einen Schiedsspruch durch den Erz­bischof akzeptieren. Vor dem Schiedsauftrag war eine Fehde zwischen den beiden Bischöfen geführt worden240. Es gelang in der Tat nicht, mit minne den Konflikt zu lösen. Im Dezember 1341 fällte der Erzbischof dann ein Schiedsurteil241. Im Februar 1342 griff Erzbischof Walram in den Konflikt zwischen dem Bischof Ludwig von Münster und dem Domkapitel von Münster ein. Er schrieb dem Bischof und empfahl ihm, sich mit dem Domkapitel zu versöhnen242. Der Erzbischof fällte im September 1342 über die Streitigkeiten zwischen dem Grafen Heinrich von Waldeck und dem erzbischöflichen Vasall Ritter Heidenreich von Plettenberg als von den beiden Seiten erwählter Schiedsrichter ein Urteil243. Auch werden die beiden Parteien als Verwandte und Lehnsleute des Erzbischofs bezeichnet. Im November 1345 entschied Erzbischof Walram als Schiedsrichter den Streit zwischen dem Bischof Ludwig von Münster und dem erzbischöflichen Vasall Ritter Gottschalk Moor van der Sulthen244. Bei solchen Fällen scheint auch die Stellung der Erzbischöfe als Lehnsherren eine Rolle gespielt zu haben. Auch die anderen geistlichen Fürsten in Westfalen traten als Vermittler, Schiedsrichter oder Richter auf. Es gibt Beispiele der Konfliktbeilegung durch die­ Bischöfe von Münster. Der Bischof Ludwig hat 1316 einen Streit zwischen dem Domkapitel von Münster und dem Kanoniker Ludolf von Langen einerseits und Wernherus dictus Crevet und seinen Söhnen andererseits geschlichtet245. Ludwig ließ 1320 zusammen mit dem Domkapitel eine Sühne zwischen Ludolf von Langen und Arnold von Dedenheim zustande kommen246. Im Jahre 1321 beschwerten 237

REK, 5, Nr. 534. Schilp, Essener UB, 1, Nr. 598. Ritter Heinrich war zum Termin nicht erschienen. 239 REK, 5, Nr. 818. 240 Schultz, Landfriedensbestrebungen im Stifte Osnabrück, S. 47 f.; Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 51 f.; Rothert, Geschichte der Stadt Osnabrück, S. 202 f. 241 REK, 5, Nr. 828; Engel, Ravensbeerger Regesten, 1, Nr. 1397; vgl. auch Nr. 1396. Vgl. ferner Brand, Geschichte des Fürstbistums Münster, S. 57. 242 REK, 5, Nr. 839. Vgl. einen Brief des Erzbischofs an die Stadt Münster im August 1342 in REK, 5, Nr. 900. 243 REK, 5, Nr. 905. 244 REK, 5, Nr. 1279. 245 WUB, 8, Nr. 1012. 246 WUB, 8, Nr. 1405. 238

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sich der Droste und die Burgmannen von Vechta bei Bischof Ludwig von Münster über Gewalt und Unrecht, die sie durch den Grafen Rudolf von Diepholz erlitten hatten247. Relativ viele Konfliktbeilegungen durch die Bischöfe von Paderborn sind überliefert248. Im Juli 1317 entschied Bischof Dietrich von Paderborn den Streit zwischen den Rittern von Asseburg und dem Kloster Hardehausen249. Bischof Bernhard von Paderborn schlichtete 1324 einen Streit zwischen dem Kloster Helmars­hausen und seinem Abt Reimbold250. Um 1325 entschied er erneut diesen Konflikt als Schiedsrichter251. Im September 1325 traf derselbe Bischof über den Streit zwischen dem Kloster Gehrden und dem Kloster Lemgo um etliche Güter eine Entscheidung252. Im Februar 1334 entschied er mit einigen Rittern einen Konflikt zwischen dem Ritter Givert von Brilon und dem Ritter Konrad von Rehen253. Desgleichen setzten sich auch die Bischöfe von Minden für die Beilegung von Konflikten ein254. Im Dezember 1319 wurden bei dem Abt von Werden aufgrund von Streitigkeiten unter den Hörigen des Klosters deren Pflichten beurkundet255. Im September 1325 entschied der Abt von Corvey, dass die Aufzeichnung in dem Urbar der Abtei Corvey den Zeugen der Abgabenverpflichteten vorgezogen werden sollte256. Bei diesen Konfliktbeilegungen durch andere geistliche Fürsten als die Erz­ bischöfe von Köln handelte es sich meistens um Streitigkeiten, die unter den Geistlichen in der Diözese, dem Niederadel sowie den Städten innerhalb und außerhalb des Territoriums ausgefochten wurden. Grafen und Herren erschienen dagegen selten als die Betroffenen. Das deutet an, dass an Autorität und Einfluss diese geistlichen Fürsten den Erzbischöfen von Köln nicht ebenbürtig waren. 247

WUB, 8, Nr. 1485; Bockhorst, Geschichte des Niederstifts Münster, S. 68. WUB, 9, Nr. 369 (im Jahr 1305, ein Konflikt zwischen Amelung von Asseln und dem Kloster Hardehausen), 1113 (im Jahr 1313, ein Streit um Pfründeneinkommen innerhalb des Stifts Böddeken), 1378, 1720, 2185 (im Jahr 1322, eine Entscheidung über den Streit zwischen dem Stadtrat von Salzkotten und den Bäckern der Stadt), 2317 (im Jahr 1323, eine Entscheidung der Frage, ob der Meier der Kirche die Liten freilassen konnte), 2405 (im Jahr 1324, ein Versprechen, einen Streit zwischen denen von Padberg und der Stadt Salzkotten über die Renten zu entscheiden). Ferner WUB, 9, Nr. 1152 (ein Befehl von dem bischöflichen beauftragten Richter). Ferner Stöwer, Das Archiv des Vereins, Nr. 92 (im Jahr 1336, die Schlichtung des Konflikts zwischen dem Edelherrn Berthold von Büren und den Gebrüdern Menger und Eberhard von Graffen). 249 WUB, 9, Nr. 1579. 250 WUB, 9, Nr. 2483. 251 WUB, 9, Nr. 2684. 252 WUB, 9, Nr. 2648. 253 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 645. 254 WUB, 10, Nr. 97 (Im Jahr 1304 hat der Bischof Ludolf über den Streit zwischen dem Kloster Levern und Richard von Oldendorf einen Schiedsspruch gefällt.), Nr. 949. 255 WUB, 11, Nr. 1617. 256 WUB, 9, Nr. 2644. 248

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Diese Konfliktbeilegungen durch die geistlichen Fürsten vollzogen sich in enger Verflechtung mit der ordentlichen kirchlichen Gerichtsbarkeit, d. h. mit den bischöflichen Offizialen. Die kirchlichen Richter urteilten über die Konflikte unter Geistlichen, aber auch über die Konflikte zwischen Geistlichen und Laien257. Die Exkommunikation wurde über Geistliche verhängt258, aber auch über Laien259. Auch sind mehrere Appellationen an die Kurie überliefert260. Die Päpste delegierten oft Geistliche in Niederrhein und Westfalen, um die Rechtssachen vor Ort zu untersuchen und zu entscheiden261. Der Adel konnte auch allein als Vermittler oder Schiedsrichter auftreten. Bei den meisten dieser Fälle handelte es sich um Streitigkeiten innerhalb des Territoriums oder um solche, bei denen mindestens eine Partei dem Niederadel angehörte. Graf Engelbert von der Mark fällte im April 1315 über einen Streit zwischen dem Stift St. Patrokli in Soest und Druda, der Witwe eines Everhard gen. Haken von Andopen, sowie ihren Söhnen eine Entscheidung262. Der Graf entschied auch im Februar 1317 einen Streit zwischen dem Kloster Welver und dem Knappen­ 257 WUB, 8, Nr. 978 (im Jahr 1315, eine Entscheidung des Offizials des Bischofs von Münster), WUB, 8, Nr.  1026 (im Jahr 1316, eine Entscheidung des Offizials des Bischofs von Münster) sowie ein ähnlicher Fall in WUB, 8, Nr. 1259; WUB, 9, Nr. 1087, 1099 (im Jahr 1313, ein Urteil durch den Offizial des Bischofs von Paderborn), 1723, 1724 (im Jahr 1318, eine Entscheidung durch den Vizepropst der Bischofskirche von Paderborn; eine Partei war Laie), 1753 (im Jahr 1319, ein Urteil durch den Offizial des Bischofs von Paderborn; eine Partei war Laie), 1924 (Verzeichnis der Zeugenverhöre), 2396, 2398 (eine Anfrage seitens der Maria-­K irche in Bielefeld, gerichtet an das Busdorfstift in Paderborn und die Antwort), 2486 (im Jahr 1324, eine Entscheidung der Äbtissin von Herford), 2488 (Im Jahr 1324 hat der Abt von Morimunt dem Abt von Walkenried die Entscheidung über den Streit zwischen dem Kloster Wals­hausen und dem Kloster Hardehausen um die Zehnten übertragen.); WUB, 10, Nr. 671 (Im Jahr 1319 hat der Offizial des Bischofs von Minden bei einer Appellationssache einen Termin fest­gesetzt. = WUB, 9, Nr. 1801), 703 (im Jahr 1320, eine Entscheidung durch das Domkapitel von Minden), 921 (im Jahr 1324, eine Entscheidung durch das Domkapitel von Minden); WUB, 11, Nr. 355, 356 (Im Jahr 1304 hat das Domkapitel von Köln bei dem Streit zwischen dem Herrn Simon zur Lippe und der Stadt Soest befohlen, die An­ordnung des ­Domkapitels durchzuführen und Simon vor das Gericht zu zitieren.), 555, 804, 989, 990, 992, 1023, 1335, 1370, 1407, 1496, 1535, 1547, 1774, 1784, 1792, 1793, 1794, 1826, 1887, 1946; REK, 5, Nr. 1310. 258 WUB, 9, Nr. 2594a; WUB, 11, Nr. 1187, 1189. 259 WUB, 10, Nr. 502a (im Jahr 1316, durch den Offizial des Bischofs von Minden); WUB, 11, Nr. 1479, 1543, 2110. 260 WUB, 11, Nr. 143 (im Jahr 1302, der Vizepropst von Soest gegen den Erzbischof Wikbold von Köln); WUB, 8, Nr. 353 (im Jahr 1306, Bischof Otto von Münster gegen den Kölner Erzbischof), 1338 (im Jahr 1319, das Domkapitel von Münster gegen Bischof Ludwig von Münster); WUB, 9, Nr. 731 (im Jahr 1309, das Stift Schildesche gegen Bischof Günther von Paderborn); WUB, 10, Nr. 554 (Das Kloster Fischbeck hat sich 1317 gegen Bischof Gottfried von Minden die Möglichkeit der Appellation an die Kurie vorbehalten.); Schilp, Essener UB, 1, Nr. 301. 261 WUB, 11, Nr. 686, 949, 953, 954, 1002, 1026, 1646, 1647, 1664, 1666; WUB, 10, Nr. 433, 679; WUB, 9, Nr. 1979, 2041, 2258, 2496; Schilp, Essener UB, 1, Nr. 301, 310, 311, 312, 360, 361, 363, 365, 367, 375, 454, 483, 489, 490, 560, 567, 615. 262 WUB, 11, Nr. 1186.

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D. Westfalen

Lubert von Bönen263. Er legte noch im Februar 1319 einen Konflikt zwischen Johannes gen. Meyering sowie seinem Sohn Engelbert einerseits und dem Deutschen Orden von St. Georg zu Münster andererseits als Schiedsrichter bei264. Graf Wilhelm von Arnsberg traf im Oktober 1321 über einen Konflikt zwischen dem Kloster Ölinghausen und den Herdringer Markgenossen eine Ent­scheidung265. Im Juni 1322 beurkundete Herr Simon zur Lippe einen Vergleich zwischen den Gebrüdern Schorsten einerseits und der Stadt Lemgo und dem Knappen Johann von Milse andererseits266. Wahrscheinlich hatte er die Versöhnung vermittelt. Die Grafen und Herren erschienen gruppenweise als Vermittler oder Schiedsrichter bei Konflikten, in denen ihre Standesgenossen oder die Erzbischöfe von Köln die Parteien waren. Die Erzbischöfe von Köln unterwarfen sich auch einem solchem Schiedsgericht, wenn sie selber als Kontrahenten in Streitigkeiten ver­ wickelt wurden. Im September 1307 wurde ein Streit zwischen dem Kölner Erzbischof Heinrich und dem Grafen Heinrich von Waldeck um die Freigrafschaften in Scherfede und Kanstein der Entscheidung von fünf Schiedsrichtern übertragen. Die Schieds­ richter waren der Domdekan von Köln, der Dekan von St. Gereon in Köln sowie die Grafen von Kleve, Berg und von der Mark267. Im Januar 1308 entschieden vier Schiedsrichter einen Streit zwischen dem Grafen Otto von Kleve einerseits und dem Grafen Eberhard von der Mark sowie seinem Sohn Engelbert andererseits268. Die vier waren Graf Gerhard von Jülich, Graf Wilhelm von Berg, Herr Gottfried von Heinsberg und Herr Johann von Cuyk. In diesem Streit trat noch im April 1308 Erzbischof Heinrich von Köln als Vermittler auf269. Der Erzbischof erklärte, dass er mit den oben genannten vier Schiedsrichtern und auch mit dem Herzog Johann von Brabant und dem Grafen Rainald von Geldern versuchen würde, für die Befolgung des oben genannten Schiedsspruchs zu sorgen. In diesem Konflikt vermittelte Graf Heinrich von Waldeck nochmals im August 1308 ein Abkommen zwischen den Parteien270. Im August 1308 versprachen der Kölner Erzbischof Heinrich, Graf Gerhard von Jülich und Graf Engelbert von der Mark, sich hinsichtlich ihrer Streitigkeiten der Entscheidung von vier Schiedsleuten zu unterwerfen271. Herzog Johann von 263

WUB, 11, Nr. 1359. WUB, 11, Nr. 1529. 265 Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 585; WUB, 11, Nr. 1708. Vgl. auch WUB, 11, Nr. 1571. 266 WUB, p, Nr. 2143. 267 REK, 4, Nr. 266; WUB, 9, Nr. 563; WUB, 11, Nr. 560; Bockshammer, Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, S. 132 f. 268 WUB, 11, Nr. 580 = UB Niederrhein, 3, Nr. 57 (mit nicht korrekter Jahresangabe). 269 WUB, 11, Nr. 590 = UB Niederrhein, 3, Nr. 60. 270 WUB, 11, Nr. 612 = UB Niederrhein, 3, Nr. 66. 271 WUB, 11, Nr. 616 = UB Niederrhein, 3, Nr. 80. 264

II. Konfliktbeilegungen in der Region

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Brabant, Graf Heinrich von Luxemburg, Wedekind, der Schulmeister vom Kölner Dom, und Graf Johann von Sponheim sollten als Schiedsrichter tätig sein. Im Juli 1309 versprachen dann der Erzbischof, Graf Otto von Kleve und die anderen­ Adligen, ihre Streitigkeiten mit den Grafen Gerhard von Jülich, Adolf von Berg und Engelbert von der Mark der Entscheidung von je vier Schiedsrichtern und dem Grafen Adolf von Berg als Obmann zu übertragen272. Es handelt sich wahrscheinlich um denselben Konflikt. Ein Obmann wurde in dieser Phase benannt. Es ist aber bemerkenswert, dass der Graf von Berg einer der Betroffenen und zugleich auch Obmann war. Im März 1311 schlichteten Graf Engelbert von der Mark, Graf Johann von Sponheim, Dietrich von Isenburg und Dietrich von Runkel einen Konflikt zwischen dem Grafen Adolf von Berg und dem Grafen Johann von Sayn273. Graf Gerhard von Jülich und Graf Adolf von Berg entschieden im September 1311 als Schiedsrichter einen Streit zwischen Erzbischof Heinrich von Köln und dem­ Grafen Engelbert von der Mark274. Graf Adolf von Berg und Dietrich von Isenburg ­waren 1317 bei dem Streit zwischen Erzbischof Heinrich von Köln und Graf­ Engelbert von der Mark einerseits und Graf Gerhard von Jülich, Graf Dietrich von Kleve und Gottfried von Heinsberg andererseits als Schiedsrichter tätig. Der Erzbischof ver­längerte im September 1317 die Frist, die er den Schiedsrichtern ein­geräumt hatte275. Der Schiedsspruch wurde im Oktober 1317 gefällt276. Im Juni 1321 entschieden Graf Heinrich von Schwalenberg und Ritter Johann von Brobecke den Streit zwischen dem Kölner Erzbischof Heinrich und Graf Heinrich von Waldeck277. Auch im Juni 1321 schlichteten Graf Heinrich von Schwalenberg und Gottschalk von Padberg den Konflikt zwischen dem Kloster Corvey und Graf Heinrich von Waldeck278. Bischof Bernhard von Paderborn und die beiden Städte von Warburg versöhnten sich im Juni 1322 unter Vermittlung der Grafen Friedrich von Rietberg und Hermann von Everstein, des Herrn Otto von der Lippe und weiterer drei Ritter279. Bischof Adolf von Lüttich und Graf Adolf von Berg entschieden im Oktober 1335 als Schiedsrichter die Streitigkeiten zwischen Erzbischof Walram von Köln und Graf Adolf von der Mark280. Der Erzbischof beschwerte sich über den Grafen in mehreren Punkten, vor allem hinsichtlich des Geleitsrechts des Erzbischofs in Westfalen. Der Bischof von Lüttich 272

WUB, 11, Nr. 699. WUB, 11, Nr. 855 = UB Niederrhein, 3, Nr. 100. 274 WUB, 11, Nr. 897 = UB Niederrhein, 3, Nr. 112. 275 WUB, 11, Nr. 1418. 276 WUB, 11, Nr. 1422 = UB Niederrhein, 3, Nr. 163. 277 WUB, 9, Nr. 1988; WUB, 11, Nr. 1749. Siehe auch den Schiedsspruch des Ritters Hermann von Scharfenberg und des Ritters Gerlach von Viermund in WUB, 9, Nr. 1989; WUB, 11, Nr. 1750. 278 WUB, 9, Nr. 1990. 279 WUB, 9, Nr. 2139; Stöwer, Das Archiv des Vereins, Nr. 65. 280 UB Niederrhein, 3, Nr. 301; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 652; REK, 5, Nr. 362. 273

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D. Westfalen

stammte selber aus dem Grafenhaus von der Mark. Graf Bernhard von Ravensberg schlichtete im März 1336 einen Streit zwischen Bischof Gottfried von Osnabrück und dem Grafen von Tecklenburg281. Die von dem Bischof errichtete Burg Bleiburg sollte abgerissen werden, und die Parteien sollten sechs Jahre Freundschaft halten. Im Juni 1341 trafen Graf Adolf von Berg und Graf Gottfried von Arnsberg als erwählte Schiedsrichter über den Streit zwischen dem Kölner Erzbischof Walram und Albrecht Sobbe eine Entscheidung282. Albrecht sollte sich damit auch mit der Stadt Dortmund, die mit dem Erzbischof verbunden war, versöhnen. Zur Tätigkeit der westfälischen Landfrieden in den konkreten Streitigkeiten ist nur wenig überliefert283. Die Landfrieden in Westfalen scheinen nicht so aktiv wie die im Mittelrhein oder Elsass gewirkt zu haben. Was die Konflikte betrifft, die sich auf Städte beziehen, sind außer den schon oben erwähnten Fällen die Folgenden bekannt: Im April 1304 erkannte die Stadt Dortmund einen Vergleich an, den die Stadt Kampen über einen Konflikt mit den Dortmunder Bürgern getroffen hatte284. Im August 1318 beurkundete Heidenreich Wulf von Lüdinghausen die Beendigung seines Streits mit einigen Dortmunder Bürgern285. Desgleichen erklärten die Brüder Stephan und Gerard von Hörde im Juni 1319 die Beendigung ihres Streits mit der Stadt Dortmund286. Im September 1319 versprach Ritter Bernhard gen. Bitter der Stadt Dortmund, vor allem gegen den Ritter Hermann Sly und den Knappen Hermann von Wederden mit neun Gewappneten und neun Knechten ein Jahr lang Dienst zu leisten287. Im September 1319 erklärte der Knappe Bertold von Freckenhorst die Beendigung seines Streits mit der Stadt Soest288. Im Februar 1324 versöhnten sich Ritter Werner von Brakele und die Brüder Johannes und Werner von Asseburg durch die Vermittlung des Abtes von Hardehausen mit den Bürgern von Soest289. Graf Engelbert von der Mark erklärte sich wohl 1325 bereit, in der Streitsache zwischen den Brüdern Resen und der Stadt Osnabrück zu vermitteln290. Fälle von Schlichtungen zwischen den im Städtebund zusammengeschlossenen Städten sind kaum überliefert. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die vier westfälischen Städte von den mittelrheinischen Bischofsstädten, die regelmäßig Städtebünde geschlossen und­ zugleich gemeinsam zur Konfliktbeilegung beigetragen haben. 281

WUB, 9, S. 121. UB Niederrhein, 3, Nr.  363; REK, 5, Nr.  804. Ferner REK, 5, Nr.  805. Vgl. REK, 5, Nr. 809–813. 283 Siehe oben S. 306 ff. 284 WUB, 11, Nr. 321. 285 WUB, 11, Nr. 1491. 286 WUB, 11, Nr. 1556. 287 WUB, 11, Nr. 1590. Zu weiteren Konfliktbeilegungen um die Stadt Dortmund vgl. UB Dortmund, 1, Nr. 558 (1342), 5598 (1342), 579 (1344), 588 (1345), 596 (1345), 606 (1346), 609 (1346), 612 (1346), 632 (1347). 288 WUB, 11, Nr. 1593. 289 WUB, 11, Nr. 2046. 290 WUB, 11, Nr. 2160. 282

II. Konfliktbeilegungen in der Region

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Schließlich ist der große Konflikt von 1344 bis 1345 zwischen Erzbischof Walram von Köln und den westfälischen Grafen zu erwähnen291. Man verstand es bei diesem Konflikt, verschiedene der oben gezeigten Wege zur Konfliktbeilegung zu kombinieren. Der Konflikt entwickelte sich zu einer großen Fehde. Die 34 Leute, die dem Grafen von der Mark geholfen hatten, sagten dem Erzbischof ab292. Das oben genannte Bündnis, das der Marschall in Westfalen und die erzbischöflichen­ Burgen und Städte im Mai 1344 geschlossen haben, ist im Zusammenhang mit diesem Krieg zu verstehen293. Bischof Ludwig von Münster unterstützte ebenfalls den Erzbischof, indem er mit dem kölnischen Marschall in Westfalen ein B ­ ündnis schloss294. Noch im Jahre 1344 wurde ein Waffenstillstand auf ein Jahr durch die Vermittlung des Bischofs Adolf von Lüttich, des Markgrafen Wilhelm von Jülich und des Grafen Adolf von Berg vereinbart295. Graf Adolf von der Mark brach aber diesen Frieden, indem er im November 1344 die erzbischöfliche Stadt Menden angriff und zerstörte296. Im Dezember 1344 erhob der Erzbischof seinerseits eine Klage gegen die Grafen Adolf von der Mark und Gottfried von Arnsberg wegen der Zerstörung seiner Stadt Menden. Er forderte die Verhängung der Exkommunikation über sie297. Andererseits erlaubte er im Januar 1345 dem Grafen Dietrich von Looz, aufgrund seines Bündnisses den Grafen von der Mark und von Arnsberg beizustehen298. Die Märker haben dann im April 1345 bei Recklinghausen die erzbischöflichen Truppen besiegt und viele gefangen genommen299. Diese Aus­ einandersetzung ist danach durch die Vermittlung der niederrheinischen Fürsten beendet worden300. Nach der Schilderung Levolds von Northof, also aus mär­ kischer Sicht, versuchte Graf Wilhelm von Hennegau und Holland mit dem Grafen

291 Zu diesem Gegensatz Tigges, Die Entwicklung der Landeshoheit der Grafen von Arnsberg, S. 11 f.; Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen, S. 264 ff.; Heyden, Walram von Jülich. Erzbischof von Köln, S. 134 ff.; Janssen, Walram von Jülich, S. 48 ff. 292 REK, 5, Nr. 1127. 293 Siehe oben S. 309. REK, 5, Nr. 1128; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechts­ geschichte des Herzog­tums Westfalen, 2, Nr. 691; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest,S. 165. 294 REK, 5, Nr. 1129; Tewes, Zwischen Köln und Münster, S. 34 f.; Schäfer, Die Politik der Stadt Soest, S. 165 f. Zum weiteren Abkommen zwischen dem Marschall in Westfalen und anderen einerseits und dem Bischof von Münster andererseits, ferner zu seiner Bestätigung durch den Erzbischof und das Kölner Domkapitel vgl. REK, 5, Nr. 1202, 1203. 295 REK, 5, Nr. 1156. 296 REK, 5, Nr. 1166, 1167; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 83. 297 REK, 5, Nr. 1173. 298 REK, 5, Nr. 1188. 299 REK, 5, Nr. 1211; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 83. 300 REK, 5, Nr. 1216; Zschaeck, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northof, S. 83.

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D. Westfalen

von Kleve den Konflikt beizulegen. Wilhelm stand aber dem Erzbischof näher. Herzog Johann von Brabant griff dagegen zugunsten des Grafen von der Mark ein. Ein Vergleich entstand dann eher zu Lasten des Erzbischofs. Aus dieser Schilderung kann man erkennen, dass die Auswahl der Vermittler das Ergebnis nicht­ unerheblich beeinflussen konnte. Im Mai 1345 bemühte sich Graf Wilhelm von Hennegau und Holland in der Tat um Vermittlung301. Im Juni 1345 versprachen die Grafen Adolf von der Mark, Gottfried von Arnsberg und Otto von Waldeck, gegen den Erzbischof weiter zu kämpfen, wenn einer der drei nicht in den Vergleich mit dem Erzbischof ein­ geschlossen würde302. Aber zugleich, mit Datum vom nächsten Tag, dem 30. Juni, erklärten Herzog Johann von Brabant, Markgraf Wilhelm von Jülich, Graf Dietrich von Kleve, Graf Dietrich von Looz und Graf Adolf von Berg einen Waffenstillstand303. Die beiden Seiten versprachen, sich der Entscheidung dieser Fünf zu unter­werfen, die einstimmig oder mit Stimmenmehrheit oder mit minne, also mit der Zustimmung der Parteien, getroffen werden sollte. Die Schiedsrichter und die beiden Seiten sollten sich am 25. Juli in Köln versammeln. Was dort mit minne entschieden werde, sollte man halten. Was mit minne nicht entschieden werden könne, sollte weiter untersucht werden. Die Schiedsrichter und die beiden Seiten sollten sich dann am 1. September in Köln treffen und die übriggebliebenen Probleme mit minne oder recht lösen. Wenn man einige Probleme noch nicht er­ ledigen könnte, sollten die Schiedsrichter eine Frist bis zum 1. Oktober haben. Sie sollten auch unter Berücksichtigung der hulde, die sie dem Erzbischof von Köln geleistet hatten, ihre Entscheidung treffen. Aber nach dem Waffenstillstand fanden weiterhin kleinere Kämpfe statt. Am 19. August fällten die Schiedsrichter in Köln zuerst über diese Taten einen Schiedsspruch304. Sie verlängerten dann am 3. September in Maastricht die Frist des Schiedsspruchs bis zum 1. November305. Am 1. November sprachen dann die drei Grafen von Kleve, Looz und Berg in Köln das Schiedsurteil306. Gemäß dem Urteil hatten die beiden Parteien jeweils auf die­ Klagen der anderen nicht geantwortet. Die Parteien haben sich also auf das Verfahren nur wenig eingelassen. Der Waffenstillstand von 1344 sollte noch gültig bleiben. Sowohl die Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof und dem Grafen von der Mark als auch die zwischen dem Erzbischof und dem Grafen von Waldeck sollten jeweils durch das vereinbarte Schiedsgericht beigelegt werden. Die Kla­ gepunkte der beiden Seiten sollten nach den Landrechten behandelt und die Parteien entsprechend entschädigt werden. Dieser Schiedsspruch scheint aber nicht umgesetzt worden zu sein. Am 25.  November verkündeten die oben genannten fünf Schiedsleute eine Sühne. Nach ihrer Meinung sei es besser, Krieg und 301

REK, 5, Nr. 1230, 1231, 1232. REK, 5, Nr. 1239. Vgl. auch REK, 5, Nr. 1237. 303 REK, 5, Nr. 1240. 304 REK, 5, Nr. 1246. 305 REK, 5, Nr. 1251. 306 REK, 5, Nr. 1269. 302

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit

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Feindschaft mit minne, also mit Zustimmung der Parteien, beizulegen, als durch Rechtsspruch zu entscheiden. Sie hätten deshalb diese Sühne zwischen den beiden Parteien ­vermittelt. Mit diesem Vergleich wurde der Zustand vor dem Krieg weitgehend wiederhergestellt307. Der Verlauf des oben geschilderten Konflikts und des langen komplexen­ Bemühens um eine ­Lösung zeigt deutlich, wie viele Schwierigkeiten man in Kauf nehmen musste, um die größeren Streitigkeiten zu kontrollieren, in die zahlreiche Mächte in der Region verwickelt waren.

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit Bevor wir uns die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit in Westfalen zuwenden, wäre es ratsam, einen Überblick über die Beziehungen der regionalen Kräfte zu Ludwig dem Bayern zu geben308. Es gilt zuerst die Tatsache festzustellen, dass der Hof Ludwigs des Bayern niemals in Westfalen erschien. Es handelt sich um eine völlig andere Situation als im Mittelrhein, wo der Herrscherhof regelmäßig in der Region präsent war. Diese Abwesenheit hat auf das Verhalten der regionalen Kräfte eingewirkt. Wie schon vielfach hervorgehoben, nahm der Erzbischof von Köln in West­ falen eine Vormachtstellung ein. Der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg war aber seit der Doppelwahl von 1314 ein entschiedener Anhänger des Habs­ burgers309. Unter den Bischöfen von Westfalen unterstützte Bischof Dietrich von Paderborn dagegen seit der Königswahl den Wittelsbacher310. In dieser Situation versuchte König Ludwig, die Grafen im Niederrhein und in Westfalen für sich zu gewinnen und sich damit gegen den Kölner Erzbischof 307 REK, 5, Nr. 1278; UB Niederrhein, 3, Nr. 426; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr.  694. Vgl. auch REK, 5, Nr.  1280. Die päpstliche Erlaubnis zur Deckung der Kosten für die Fehdeführung findet sich in REK, 5, Nr. 1306; MGH Const., 8, Nr. 5. 308 Zur Beziehung zwischen dem Königtum und Westfalen von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im allgemeinen s. Freeden, Die Reichsgewalt in Norddeutschland, S. 7–16. 309 Zum Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg (1304–1332) s. Schwamborn, Heinrich II. Erzbischof von Cöln; Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg; Seng, Heinrich II. von Virneburg. Zu seinem Verhalten nach dem Tode des Kaisers Heinrich VII. s. Schwamborn, Heinrich II. Erzbischof von Cöln, S. 19 ff.; Kreutzkampf, Die Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg, S. 21 ff.; Seng, Heinrich II. von Virneburg, S. 25 ff. Vgl. auch Hoffmann, Die Haltung des Erzbistums Köln, S. 1 ff. 310 Ludwig hat die Zahlung von 1000 Mark Silber dafür versprochen, dass der Bischof bei der Königswahl seinen Dienst geleistet und für ein Jahr 30 Gewappnete zur Verfügung gestellt hatte, s. WUB, 9, Nr. 1272.

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D. Westfalen

zu stellen. Schon im Dezember 1314 verlieh der Wittelsbacher dem Grafen von Arnsberg seine Reichslehen311. Ebenfalls in diesem Dezember verpfändete König Ludwig dem Grafen Adolf von Berg die Stadt Duisburg. Ludwig gab ihm dazu noch 11.000 Mark aus den Rheinzöllen312. Der Edelherr Simon von der Lippe dürfte auch zur wittelsbachischen Seite gehört haben313. Unter den westfälischen Grafen fanden sich aber auch Anhänger der Habs­burger, etwa die Grafen von der Mark314. Obwohl diese eigentlich, wie oben geschildert, in der territorialen Politik eindeutige Rivalen der Kölner Erzbischöfe waren, gelang es Ludwig dem Bayern nicht, sie gegen das Kölner Erzstift zu mobilisieren. Ludwig enthob deshalb im Mai 1317 den Grafen Engelbert von der Mark aller Reichslehen und Pfandgüter315 und belehnte damit seinen Anhänger, den Grafen Dietrich von Kleve316. Nach einer anderen Urkunde bestanden die dem Klever verliehenen Güter aus der Vogtei über das Kloster Werden, der Vogtei über die J­ uden in Dortmund und den anderen Königsgütern317. Diese Maßnahme scheint aber in Dortmund keine praktische Wirkung gehabt zu haben318. Auch die Stellung als Hauptmann des Landfriedens wurde dem Grafen von Kleve übertragen. Über die Tätigkeit des Grafen von Kleve für den Landfrieden ist aber nichts überliefert. Dieser Versuch, den Bacharacher Landfrieden nach Westfalen zu erweitern, erzielte keinen großen Erfolg. Allein der Eintritt des Grafen von Arnsberg ist bekannt. Wie oben schon erwähnt, hat Ludwig an dem Zustandekommen der westfälischen Landfrieden nicht mitgewirkt319. Es ist aber bemerkenswert, dass Ludwig wiederholt die Freigrafschaften und die Freigerichte in Westfalen zu Lehen gab320. Das zeigt, dass er auf Lehensverhältnisse mit dieser Region nicht völlig verzichtet hat. 311

Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 564; WUB, 11, Nr. 1164, 1165. 312 UB Niederrhein, 3, Nr. 144, 145. Vgl. auch die viel später ausgestellte kaiserliche Urkunde für den Grafen Adolf von Berg, UB Niederrhein, 3, Nr. 412. 313 WUB, 9, Nr. 1272, Anm. 314 Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 391. 315 UR, 5, Nr. 23; MGH Const., 5, Nr. 407; WUB, 11, Nr. 1374. 316 MGH Const., 5, Nr. 408; WUB, 11, Nr. 1375; UB Niederrhein, 3, Nr. 157. 317 MGH Const., 5, Nr. 409; UB Dortmund, 1, Nr. 360; WUB, 11, Nr. 1377, 1378. Siehe auch UR, 5, Nr. 23, Anm. 318 Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 327. 319 Siehe oben S. 309 f. Angermeier, Königtum und Landfrieden, S. 151. 320 Freeden, Die Reichsgewalt in Norddeutschland, S.  14 ff.; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 669; Tigges, Die Entwicklung der Landeshoheit der Grafen von Arnsberg, S. 25 f., 28. Die Fürsten in Westfalen waren ihrerseits auf die Verleihung der Herrschaftsrechte durch den Herrscher angewiesen. Ein päpstliches Schreiben vom Februar 1338 erklärt, dass die Äbtissin von Essen die Regalienverleihung durch den Herrscher für nötig hielt, um die weltliche Herrschaft auszuüben, s. UB Niederrhein, 3, Nr. 321; Schilp, Essener UB, 1, Nr. 575. Zur Privilegienverleihung und -bestätigung durch Ludwig für die politischen Kräfte in Westfalen vgl. UB Osnabrück, Nr. 373 (24.08.1338, Privilegienbestätigung für die Stadt Osnabrück).

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit

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Bei der Auseinandersetzung zwischen Ludwig dem Bayern und Papst Johannes XXII. blieb Erzbischof Heinrich der Kurie treu321, ebenso wie die anderen Bischöfe in Westfalen. Nur der Bischof von Minden stand auf der Seite Ludwigs. Unter dem neuen Erzbischof Warlam von Jülich verbesserte sich die Beziehung zwischen dem Kölner Erzstift und dem Kaiser. Sie wurde jedoch immer noch nicht so fest322, während Ludwig mit dem Bruder des Erzbischofs, dem Grafen Wilhelm von Jülich, enge Kontakte pflegte. Der Kaiser erhob ihn zum Mark­grafen und damit in den Reichsfürstenstand. Wilhelm von Jülich fungierte daher als bedeutende Stütze der Reichsgewalt im Niederrhein. Diese enge Beziehung mit dem Jülicher scheint aber kaum auf seinen erzbischöflichen Bruder gewirkt zu haben. Des­gleichen distanzierte sich der Bischof von Münster vom Kaiser. Sowohl die anderen Bischöfe als auch die westfälischen Grafen gingen aber langsam zur kaiser­lichen Seite über. Kaiser Ludwig belehnte im Jahre 1338 den nachfolgenden­ Grafen Gottfried von Arnsberg erneut mit seinen Reichslehen323. Die Stadt Dortmund stand seit der Königswahl auf der Seite Ludwigs. Er hat daher schon im Dezember 1314 die Privilegien der Stadt bestätigt324. Ludwig setzte sich danach im März 1324 für Dortmund ein und befahl dem Bischof von Münster sowie den Städten Lübeck und Deventer, die Freiheiten der Dortmunder von den Zöllen nicht zu beeinträchtigen325. Ludwig forderte andererseits im August 1327 neben den Städten Lübeck, Mühlhausen, Nordhausen und Goslar auch die Stadt Dortmund auf, für die Romfahrt Dienst und Geldzahlung zu leisten326. Wenn man nun von den allgemeinen Beziehungen Ludwigs zu den politischen Akteuren in Westfalen zur Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit übergeht, so stellte die Stadt Dortmund den fast einzigen Berührungspunkt mit der Königsgerichtsbarkeit dar327. 321

Hoffmann, Die Haltung des Erzbistums Köln, S. 9 ff. Zu den Beziehungen zwischen dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich (1332–1349) und Kaiser Ludwig s. Hoffmann, Die Haltung des Erzbistums Köln, S. 50 ff.; Heyden, Walram von Jülich. Erzbischof von Köln, S. 48 ff. 323 MGH Const., 7, 1, Nr. 474; Seibertz, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, 2, Nr. 666, 667; RKLB, 8, Nr. 397. 324 UB Dortmund, 1, Nr. 332–334; WUB, 11, Nr. 1167, 1168, 1171; Rübel, Die Dortmunder Reichsleute, S. 57. 325 UB Dortmund, 1, Nr.  413, Erg., 1, Nr.  578; WUB, 8, Nr.  1725; Hans. UB, 2, Nr.  415; WUB, 11, Nr. 2055. 326 UB Dortmund, 1, Nr. 437, Erg., 1, Nr. 601; RKLB, 7, Nr. 256. 327 Zu den Beziehungen zwischen der Königsgerichtsbarkeit und der Stadt Dortmund im Verlauf des Spätmittelalters s. Oestmann, Prozesse aus Hansestädten, S. 136 ff. Zu den Beziehungen zwischen Ludwig dem Bayern und der Stadt Dortmund s. Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. LXX ff. In Bezug auf die Stadt Dortmund sind auch die Aktivitäten der Königsgerichtsbarkeit unter den Vorgängern Ludwigs bekannt. Im Jahre 1301 hat König Albrecht I. aufgrund der Berichte der Schiedsrichter über den Konflikt zwischen dem Kölner Erzbischof Wikbold und dem Grafen Eberhard von der Mark um die Königsgüter um Dortmund eine Entscheidung getroffen, s. WUB, 11, Nr. 14; UR, 4, Nr. 281. Zu den Umständen vor dieser Entscheidung s. UR, 4, Nr. 212, 234, 271, 277, 278. Vgl. Oestmann, Prozesse aus 322

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D. Westfalen

In Dortmund ist seit dem Jahre 1241 der Stadtrat in den Quellen fassbar328. Der Rat existierte aber wahrscheinlich schon vorher. Im Jahre 1288 wird das Amt des Bürgermeisters zum ersten Mal erwähnt. Die Bürgergemeinde etablierte sich als ein selbständiges politisches Gemeinwesen. Andererseits waren die Grafen von Dortmund seit der Stauferzeit als Verwalter der Königsgüter in und um Dortmund tätig329. Das Amt wurde von den Reichsministerialen besetzt. In der Stadt Dortmund übte der Graf von Dortmund statt des Herrschers als Stadtherrn die Rechte aus, wie in anderen Königsstädten ein Schultheiß, Vogt oder Ammann. Er verwaltete dazu noch die Güter um Dortmund. Wie es in den anderen Königsstädten der Fall war, löste aber im Laufe des 13. Jahrhunderts die Bürgergemeinde die Grafen von Dortmund bei der Ausübung der Herrschaftsrechte ab330. Im Jahre 1286 kaufte die Stadt dem Grafen Konrad von Dortmund ein Drittel seiner Gerichts­ gewalt ab. Ein weiteres Sechstel erwarb sie im Jahre 1312 und bekam damit schon die Hälfte in die Hände. Nachdem Graf Konrad von Dortmund im Jahre 1316 gestorben war, entbrannte der Streit um die Erbschaft331. Während König Friedrich am 11. August 1316 den Kölner Erzbischof mit der Grafschaft Dortmund belehnte332, verlieh König Ludwig am 13.  August 1316 die Grafschaft an Konrad von Lindenhorst, einen der drei Erben, die gegeneinander um die Erbschaft gekämpft hatten333. Die Belehnung durch Friedrich hatte keine nennenswerte Bedeutung. Konrad Stecke, ein an­derer Erbe, bestritt den Anspruch Konrads von Lindenhorst. Im Jahre 1319 fand die Ernennung der Schiedsrichter statt. Die Seite Steckes benannte den Grafen Dietrich von Limburg und seinen Vetter Ritter Dietrich von Limburg, die Seite Lindenhorsts den Ritter Heinrich von Rechede, Ordenskomtur zu Horst, und seinen B ­ ruder Knappe Godeke von Rechede334. Die Beilegung durch ein SchiedsHansestädten, S. 138. Im Übrigen erlangte die Stadt Dortmund bereits 1220 von König Friedrich II. ein Gerichtsstandsprivileg, das die Bürger von der Ladung vor Gerichte außerhalb der Stadt befreite. Das Privileg wurde von Kaiser Friedrich (1236) und König Albrecht I. (1300) bestätigt. Dieser verlieh 1302 der Stadt noch ein Gerichtsstandsprivileg. Kaiser Ludwig selber sollte in der unten zu besprechenden Urkunde vom August 1332 diese Privilegien bestätigen, s. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, 1, Nr. 26, 34, 200, 206, 396. Wie in den vorangehenden Kapiteln erörtert, verhinderten diese Privilegien nicht, dass die Stadt Dortmund vor dem Herrscherhof zu Gericht stand. 328 Zur Entwicklung der Autonomie der Bürgergemeinde in Dortmund Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 115 ff.; Schilp, Reichsstadt, S. 96 ff. 329 Schilp, Reichsstadt, S. 92; Meininghaus, Die Grafen von Dortmund; Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 100 ff. 330 Schilp, Reichsstadt, S. 92 ff.; Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S. 69 ff. 331 Zu diesem Erbstreit Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S. 61 ff.; Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S.  413 ff.; Winterfeld, Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, S. 71 ff. 332 UB Niederrhein, 3, Nr. 153; UB Dortmund, 1, Nr. 345; WUB, 11, Nr. 1309. 333 UB Dortmund, 1, Nr. 346; WUB, 11, Nr. 1310; Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S.  61. König Ludwig belehnte übrigens im Dezember 1314 den Grafen Konrad mit seinen Reichslehen, s. UB Dortmund, 1, Nr. 331; WUB, 11, Nr. 1166. 334 Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S. 62 f.

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit

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gericht mit je zwei Schiedsleuten und ohne Obmann wurde also zunächst angestrebt. Während die Schiedsleute Steckes behaupteten, dass Konrad von Lindenhorst enterbt worden sei335, waren die Schiedsleute Lindenhorsts der Meinung, dass Konrad von Lindenhorst als der nächste männliche Verwandte Anspruch auf das Erbe hatte und dass die Mutter Konrad Steckes ihrerseits mit der Mitgift ab­ gefunden war. Der von Lindenhorst sei von Geburt her ein Reichsministeriale, während Konrad Stecke erst durch einen Austausch dem Reich zugehörig geworden sei336. Die Schiedsleute beider Seiten haben sich daher nicht geeinigt, so dass eine ­Lösung durch das Schiedsgericht nicht erreicht wurde. Die Stadt Dortmund nutzte diese Situation aus und versuchte, ihre Rechte zu erweitern. Im September 1319 versprachen die von Lindenhorst der Stadt, ihre Rechte auf die Grafschaft keinem anderen zu übergeben als ihren legitimen Erben oder der Stadt Dortmund337. Das entspreche dem Kaufvertrag, den die Stadt mit dem verstorbenen Grafen Konrad geschlossen habe. Die von Lindenhorst ver­ sprachen auch, den Stecke auf den Erbanspruch verzichten zu lassen. König Ludwig verlieh dann im Februar 1320 der Stadt Dortmund die Grafschaft vorläufig, bis die Kontrahenten sich „iustitia et amore“ versöhnen würden338. Zugleich versprach er, die Grafschaft weder dem Kölner Erzbischof noch anderen Adligen zu verkaufen. König Ludwig hat damit die vorausgehende Verabredung zwischen denen von Lindenhorst und der Stadt anerkannt. Konrad von Lindenhorst verkaufte trotzdem dem Grafen von der Mark seine Rechte, was natürlich seinem Abkommen mit der Stadt zuwiderlief. Die Stadt Dortmund hat dagegen noch im August 1320 den Grafen Engelbert von der Mark feststellen lassen, dass dieser Verkauf ungültig sei339. Der Graf musste mit 400 Mark abgefunden werden340. Konrad Stecke verkaufte im November 1320 mit dem Einverständnis seiner Verwandten der Stadt Dortmund die Hälfte der Grafschaft Dortmund341. Die Urkunde wurde von den Grafen Engelbert von der Mark, Friedrich von Rietberg, Dietrich von Limburg und anderen westfälischen Adligen mitbesiegelt. Sie hatten sich wahrscheinlich an dem Zustandekommen des Verkaufs beteiligt und bürgten nun für dessen Durchführung. Der Graf von Limburg war schon als Schiedsrichter der Seite von Stecke erschienen. Ebenso bemerkenswert ist die Beteiligung des Grafen von der Mark. Die Stadt verhandelte weiter mit Konrad Stecke. Sie versprach ihm im Oktober 1321 die Auszahlung von 100 Mark und befreite ihn von den Schulden, die der verstorbene Graf Konrad zumeist bei Juden aufgenommen hatte342. Mit diesen 335

WUB, 11, Nr. 1565. UB Dortmund, 1, Nr. 372; WUB, 11, Nr. 1570. 337 UB Dortmund, 1, Nr. 376; WUB, 11, Nr. 1591. 338 UB Dortmund, 1, Nr. 379; WUB, 11, Nr. 1639. 339 UB Dortmund, 1, Nr. 383; WUB, 11, Nr. 1682. Vgl. UB Dortmund, 1, Nr. 382. 340 Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S. 64 ff. 341 UB Dortmund, 1, Nr. 385. Die Gültigkeit des Verkaufs wurde 1343 erneut bestätigt, s. UB Dortmund, 1, Nr. 569–575. 342 WUB, 11, Nr. 1780. 336

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D. Westfalen

Maßnahmen scheint die Sache zwischen der Stadt und Konrad Stecke geklärt worden zu sein. Dieser Verkauf konnte aber letztendlich nicht durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist ein Brief der Stadt Osnabrück an die Stadt Dortmund um 1324 interessant343. Die Stadt Osnabrück versprach darin der Stadt Dortmund ihre Hilfe gegen Konrad von Lindenhorst. Die Stadt Osnabrück gab auch davon Bescheid, dass sie der Stadt Münster ein Treffen vorgeschlagen hatte, und schrieb noch, dass die Stadt Dortmund auch die Stadt Soest darum bitten solle, ihre Gesandten zum Treffen zu schicken. Man versuchte also, die Beziehungen unter den vier Städten, die damals ein Städtebündnis geschlossen hatten, zur Konfliktbeilegung zu aktivieren. Über die Ergebnisse dieses Versuchs ist freilich nichts überliefert. König Ludwig beauftragte noch im März 1323 den Grafen Heinrich von Waldeck mit dem Schutz der Stadt Dortmund344. Der König hat der Stadt diese Maßnahme mitgeteilt und Gehorsam gegenüber dem Grafen befohlen. Er hat die Stadt außerdem angewiesen, den Grafen über die Rechte und Einkünfte des Reiches in Dortmund zu informieren und ihm bei der Rückforderung der verlorenen Rechte des Reiches zu helfen. Er befahl der Stadt ebenfalls, die Zugehörigkeit der Juden in Dortmund zur Kammer des Reiches zu beachten. Diese Maßnahme deutet zum einen die Distanz und den Informationsmangel auf der Seite des Königshofs und des Grafen von Waldeck an, auch wenn letzterer am südlichen Rand West­falens seine Herrschaft besaß. Die Hinweise auf das Recht des Reiches an den Juden mag gegen die oben genannte städtische Maßnahme gerichtet gewesen sein, in der die Stadt die Schulden bei den Juden eigenmächtig getilgt hatte. Diese Erwähnung der Juden ist auch bemerkenswert in Hinsicht auf den unten zu schildernden Konflikt um die Juden. Diese königliche Verfügung scheint aber keine praktische Be­ deutung gehabt zu haben345. In Bezug auf den Erbstreit um die Grafschaft Dortmund ist ein Schreiben Ludwigs an den Grafen Adolf von Berg aus dem Februar 1324 überliefert346. Nach diesem Schreiben war nach dem Tod des Grafen Konrad von Dortmund ein Erbstreit entstanden. Konrad gen. Stecke, Konrad gen. Lindenhorst und Wennemar von Dortmund hatten Ansprüche erhoben. Im Verlauf des Streits hatten sie die Stadt Dortmund oftmals bedrängt, und die Stadt hatte sich darüber bei König Ludwig beschwert. Dieser hat daraufhin den Grafen Adolf von Berg beauftragt, die drei zu vernehmen und eine Entscheidung zu treffen. Nach der Sicht Ludwigs war die Grafschaft mit dem Tode des Grafen Konrad dem Reich anheimgefallen. Der­ 343

UB Dortmund, 1, Nr. 414, Erg., 1, Nr. 586; Hans. UB, 2, Nr. 730; WUB, 11, Nr. 2021. Rübel, Die Dortmunder Reichsleute, S. 58; UB Dortmund, 1, Nr. 405, Erg., 1, Nr. 571; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 73; WUB, 11, Nr. 1950. 345 Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 327. 346 UR, 5, Nr. 64; MGH Const., 5, Nr. 860; UB Dortmund, 1, Nr. 412, Erg., 1, Nr. 577; WUB, 11, Nr. 2054; UB Niederrhein, 3, Nr. 200; Meininghaus, Die Grafen von Dortmund, S. 67 ff. Vgl. Oestmann, Prozesse aus Hansestädten, S. 138. 344

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit

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König ernannte den Grafen von Berg zum delegierten Richter und versuchte so, den Konflikt beizulegen. Wie dem Schreiben zu entnehmen ist, wurde das königliche Eingreifen durch die Beschwerde der Stadt Dortmund veranlasst. Die schon mehrmals hervorgetretene Initiative der Stadt wirkte sich auch hier aus347. Bemerkenswert ist, dass Ludwig den Grafen angewiesen hat, nötigenfalls die Hilfe des Grafen von der Mark und anderer einzuholen. Die Beziehung Ludwigs zum Grafen von der Mark hatte sich damals schon verbessert. Angesichts seiner engen Verbindungen mit der Stadt Dortmund galt der Graf von der Mark als eine Schlüsselfigur. Nachdem der König früher vergebens den Grafen von Waldeck beauftragt hatte, die Stadt Dortmund zu schützen, versuchte er nun, die Grafen von Berg und der Mark einzusetzen, die dem Herrscher selbst ferner, aber den Verhältnissen vor Ort näher standen. Es ist vor allem interessant, dass der Graf von Berg aufgefordert wurde, über alle seine Maßnahmen den König schriftlich zu benachrichtigen. Dieses Schreiben Ludwigs sollte auch in das Register des Hofes eingetragen werden. Der Verkehr wurde also schriftlich durchgeführt. Der Graf von Berg war zum Beispiel im Januar 1324 am Herrscherhof anwesend, als er in Hachenberg seinen Aufenthalt nahm. Der Graf hat an einer Urteilsfindung teilgenommen. Er wurde auch damals vom König mit dem Recht belehnt, eine bestimmte Summe aus den Rheinzöllen zu erheben348. Der Graf von Berg war jedoch nicht so oft bei Hof zugegen. Man­ erwartete ebenfalls kaum, dass der Herrscherhof in Westfalen erscheinen würde. Die Beziehungen wurden deshalb nicht „face to face“ geknüpft wie im Mittelrhein, sondern schriftlich. Dies entspricht der Distanz zwischen dem Herrscherhof und der königsfernen Region Westfalen. Die Stadt Dortmund hatte inzwischen, im Februar 1326, ein Bündnis mit dem erzbischöflichen Marschall in Westfalen, dem Grafen Ruprecht von Virneburg, geschlossen349. Der Kölner Erzbischof Heinrich hatte auch in das Bündnis ein­ gewilligt. Ruprecht versprach dabei, der Stadt gegen Wenemar von Dortmund und Hermann von Strünkede Hilfe zu leisten. Die Stadt behielt sich aber das Recht vor, sich ohne die Zustimmung Ruprechts mit ihren Gegnern zu versöhnen. Wir haben oben schon den Versuch erwähnt, den Städtebund zur Hilfe zu bewegen. Die Stadt Dortmund hat sich auch hier bemüht, durch ein Bündnis ihre Position zu stärken. Für die Stadt stellte die Beschwerde bei dem Herrscher nicht das einzige Mittel dar, den Konflikt zu bewältigen. Eine Urkunde vom März 1326 teilt nun die Entscheidung über diesen Konflikt mit350. Graf Adolf von Berg und Graf Engelbert von der Mark haben als Schieds 347 Ludwig verheiratete sich allerdings gerade 1324 mit Margarethe, der Tochter des Grafen Wilhelm von Holland-Hennegau und verstärkte damit die Beziehung zum Nordwesten des Reiches. Vgl. Patze, Die Wittelsbacher in der mittelalterlichen Politik, S. 56 f. 348 UB Niederrhein, 3, Nr. 199. 349 UB Dortmund, 1, Nr. 426; REK, 4, Nr. 1573. 350 UB Dortmund, 1, Nr. 430; UR, 5, Nr. 90.

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D. Westfalen

richter über den Streit zwischen Wennemar von Dortmund und der Stadt Dortmund eine Entscheidung getroffen. Die beiden Seiten sollten die Gefangenen freilassen. Die Stadt solle Wennemar nicht daran hindern, seine Rechte auszuüben. Die Stadt dürfe sich aber ihre Rechte vorbehalten, die sie seit der Zeit des Grafen Konrad innegehabt hatte. In dieser Weise wurde aus der Ernennung eines delegierten Richters durch den König der Schiedsspruch durch zwei Grafen. Die Entscheidungsform hat sich damit mehr der regionalen Beilegung genähert. Ein Bericht zum Herrscherhof ist nicht überliefert. Es könnte als eine Belohnung für den Grafen von Berg verstanden werden, dass König Ludwig ihm im Juli 1328 das Münzrecht in der bergischen Stadt Wipperfürth zuerkannte351. Der Graf von der Mark hatte wie schon erwähnt im Juni 1328 einen Schirmvertrag mit der Stadt Dortmund geschlossen und darin versprochen, sich für die Beendigung des Streits zwischen der Stadt und Konrad von Lindenhorst sowie Konrad Stecke einzusetzen352. Die vorläufige Verleihung der Grafschaft an die Stadt im Jahre 1320 war wahrscheinlich schon früher beendet worden. König Ludwig verlieh im Juni 1326 dem Grafen Gottfried von Sayn die Grafschaft353. Er hat zugleich den Grafen zum­ capitaneus der Stadt Dortmund ernannt und der Stadt Gehorsam gegenüber dem Grafen befohlen. Der Graf von Sayn verheiratete sich mit der Cousine des verstorbenen Grafen Konrad von Dortmund. Es gibt aber keinerlei Hinweise, dass Graf Gottfried wirklich seine Rechte als Graf von Dortmund ausgeübt hat. Die Bedeutung dieser Maßnahme ist daher zweifelhaft. Der Erbstreit scheint erst im Jahre 1330 zugunsten des Lindenhorst ein Ende gefunden zu haben. Schon im Juli 1330 erschien Konrad von Lindenhorst in einer Urkunde als Graf von Dortmund354. Er wurde im November und Dezember 1331 vom Kaiser mit der Grafschaft belehnt355. Obwohl die Stadt danach noch mit Konrad von Lindenhorst gestritten zu haben scheint, akzeptierte sie schließlich die kaiser­ liche Verleihung. Allerdings setzte die Stadt danach ihr Recht an der Grafschaft durch. Nach dem Tod Konrads von Lindenhorst ließ sie 1343 seine Erben den 1320 durch Konrad Stecke ausgeführten Verkauf der Hälfte der Grafschaft bestätigen356. Wir werden nun den Konflikt um die Juden in Dortmund etwas eingehender betrachten357. Die schriftlichen Mitteilungen sollen dabei relativ ausführlich wiedergegeben werden, um die kommunikative Situation zwischen dem Herrscherhof und 351

UB Niederrhein, 3, Nr. 234. UB Dortmund, 1, Nr. 440. 353 UB Dortmund, 1, Nr. 432, Erg., 1, Nr. 596; RKLB, 8, Nr. 115; MGH Const., 6, 1, Nr. 182. 354 UB Dortmund, Erg., 1, Nr. 623. 355 UB Dortmund, 1, Nr. 464, 466; MGH Const., 6, 2, Nr. 176, 184. Vgl. auch UB Dortmund, 1, Nr. 469. 356 UB Dortmund, 1, Nr. 569–575. 357 Zu den Juden in Dortmund Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. CXXXIII ff.; Maser, Die Juden der Frei- und Reichsstadt Dortmund; Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 324 ff.; Schilp, Reichsstadt, S. 144 ff.; Kosche, Studien zur Geschichte der Juden zwischen Rhein und Weser, S. 129 ff.; Aschoff, Geschichte der Juden 352

III. Berührungen mit der Königsgerichtsbarkeit

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Westfalen zu charakterisieren. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts übten die Könige das Recht über die Juden in Dortmund nicht mehr unmittelbar aus. Das Recht wurde meistens verpfändet358. Spätestens seit 1301 wurden der Schutz über die Juden in Dortmund und die Einnahmen daraus an den Grafen von der Mark verpfändet. Kaiser Ludwig hat aber im August 1331 einen Sibodo gen. Pape nach Dortmund gesandt und der Stadt befohlen, die Steuer von den Juden einzutreiben. Er hat hinzugefügt, dass diese Steuererhebung das Pfandrecht des Grafen von der Mark nicht verletzen würde359. Die Verpfändung an den Grafen wurde also berücksichtigt. Es dürfte sich daher um eine außerordentliche Abgabe gehandelt haben. Sibodo begab sich nun mit dieser Urkunde nach Westfalen. Die Steuererhebung ist jedoch offensichtlich auf Widerstand gestoßen. Der Kaiser hat gegen Ende des Jahres 1331 einen Gerwin, Propst von Stift Birnau, also einen Geistlichen aus Bayern, erneut nach Dortmund geschickt und den Bürgern befohlen, die Juden in Dortmund festzunehmen360. Die Bürger haben zuerst den kaiserlichen Befehl befolgt. Der Kaiser bedankte sich am 8. Januar 1332 von Frankfurt aus bei der Stadt Dortmund dafür, dass sie dem Befehl entsprechend die Festnahme der Juden durchgeführt hatte361. Er schrieb an die Stadt, dass er ein kaiserliches ­consilium nach Dortmund schicken würde, um der Stadt die Absicht des Kaisers eingehend mitzuteilen. Die Stadt hatte aber inzwischen mit dem Grafen Adolf von der Mark Schwierigkeiten, der damals zwar Schutzherr Dortmunds, jedoch zugleich Pfandherr der Dortmunder Juden war. Durch einen Spruch der Adligen und der Städte wurde die Festnahme der Juden in Dortmund als Unrecht verurteilt. Die Stadt schrieb daraufhin am 15. Januar 1332 an den Kaiser, dass sie jetzt die Freilassung der Juden nicht ablehnen könne, weil die Stadt wegen der räumlichen Ferne der kaiserlichen Herrschaft (propter vestre dominationis ­remotionem) die Gunst des Grafen von der Mark und seiner Freunde bräuchte. Die Stadt bat den Kaiser darum, dass er der Stadt seine Gnade nicht entziehen möge362. Es ist bemerkenswert, in Westfalen, S. 84 ff. Besonders zu den Auseinandersetzungen am Anfang der 1330er Jahre vgl. Kosche, Studien zur Geschichte der Juden zwischen Rhein und Weser, S. 142 ff. 358 Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. CXXXIII f. 359 MGH Const., 6, 2, Nr. 149; Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. LXXVII f.; UB Dortmund, 1, Nr. 463, Erg., 1, Nr. 632; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 85. 360 Ein kaiserlicher Vollmachtsbrief vom 3. Dezember 1331 für Gerwin, in dem der Kaiser der Stadt Dortmund befahl, Gerwin als kaiserlichem Vertreter gehorsam zu sein, findet sich in UB Dortmund, 1, Nr. 465. Vgl. auch MGH Const., 6, 2, Nr. 183. Der Kaiser hat weiter am 5. Dezember von Frankfurt aus die Stadt vorgeladen und ihr das Geleit gegeben, s. UB Dortmund, 1, Nr. 467; MGH Const., 6, 2, Nr. 187. 361 MGH Const., 6, 2, Nr. 209; Dortmunder UB, 1, Nr. 470, Erg., 1, Nr. 641; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 86. 362 MGH Const., 6, 2, Nr. 214; Dortmunder UB, 1, Nr. 471, Erg., 1, Nr. 642; UR, 5, Nr. 138; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr.  87. Vgl. Oestmann, Prozesse aus Hansestädten, S. 138. Die Stadt Dortmund hat schon im Jahre 1328 mit dem Grafen Engelbert von der Mark, dem Vater des Grafen Adolf, ein Schützbündnis geschlossen, s. Bock, Der Kampf um die Landfriedenshoheit, S. 397.

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D. Westfalen

dass sich die Stadt dabei auf die Distanz zum Kaiser und die Entscheidung der regionalen Kräfte als Grund berufen hat. In Bezug auf dieses Vorgehen Dortmunds schrieb Sibodo Pape am 24. Januar an die Stadt363. Als er und Graf Gerlach von Nassau mit dem kaiserlichen Schreiben auf dem Weg nach Dortmund gewesen waren, hatten sie in Siegburg bei dem Grafen von Berg von der Befreiung der Juden erfahren. Er empfahl nun der Stadt, die vom Kaiser geforderte Steuer einzutreiben und sich mit dem Grafen Konrad von Dortmund (gemeint ist Konrad von Lindenhorst) zu versöhnen. Vom 25. Januar ist ein Brief des Propstes Gerwin an die Stadt Dortmund überliefert364. Nach diesem Brief hatte der Kaiser den Grafen Gerlach von Nassau und Gerwin zum Grafen Adolf von Berg geschickt. Er hatte Adolf, Gerwin und dem Grafen Konrad von Dortmund (d. h. Konrad von Lindenhorst) den Auftrag ge­ geben, mit der Stadt ein Abkommen über den Judenschutz zu schließen365. Auf dem Weg nach Dortmund wurden der Graf von Nassau und Gerwin durch den Grafen von Berg darüber informiert, dass die Stadt Dortmund die Juden bereits freigelassen hatte. Gerwin sei nun darüber erstaunt, dass die Stadt nicht auf seine Rückkehr gewartet, sondern vielmehr einen solchen Schritt gewagt hatte. Er befürchte auch, dass der Kaiser alle Rechte und Freiheiten der Stadt Dortmund widerrufen werde. Die Prozessfähigkeit des Stadtrats und die Stellung der amtierenden Ratsmitglieder würden auch entzogen werden. Er empfahl deshalb dem Bürgermeister und dem Stadtrat, vor dem Kaiser zu erscheinen und seine Gnade zu erbitten, ehe er den entscheidenden Schritt tun würde. Die Sache würde für die Stadt noch schwieriger, wenn der Kaiser über die Stadt die Reichsacht verhängen würde. Graf Wilhelm von Hennegau, Holland und Seeland hat von Frankfurt aus am 29. Januar einen Brief an die Stadt geschickt und darin die gleiche Sorge wie Gerwin geäußert366. Die Juden in Dortmund seien wegen ihres Ver­ gehens („culpis suis exigentibus“) aufgrund kaiserlichen Befehls durch den Grafen Konrad von Dortmund und Gerwin mit Hilfe der Stadt festgenommen worden. Die Stadt habe sie aber eigenmächtig freigelassen. Das sei jedoch nachteilig für das Reich. Nicht nur er, sondern auch alle anderen Fürsten und Adligen des Reiches hätten das Verhalten für unangemessen gehalten. Der Graf empfahl daher ebenfalls der Stadt, vor dem Kaiser zu erscheinen und um seine Gnade zu bitten. Er forderte die Stadt zudem noch auf, dem diesen Brief überbringenden Ge­sandten 363 MGH Const., 6, 2, Nr. 216; Dortmunder UB, Erg., 1, Nr. 649; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 88. 364 MGH Const., 6, 2, Nr. 217; Dortmunder UB, 1, Nr. 473, Erg., 1, Nr. 644; UR, 5, Nr. 139; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 89. 365 Graf Konrad von Dortmund war damals am Kaiserhof anwesend, um dem Kaiser seinen Treueid als Lehensmann zu leisten und von ihm die Belehnung mit den Reichslehen zu erhalten. Die Belehnung fand am 4. Dezember 1331 in Frankfurt statt, s. MGH Const., 6, 2, Nr. 184; Rübel, Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, S. 103. 366 MGH Const., 6, 2, Nr. 222; Dortmunder UB, 1, Nr. 474, Erg., 1, Nr. 645; UR, 5, Nr. 151; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 90.

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eine Nachricht mitzugeben, wenn die Stadt weitere Informationen hätte. Diese Aufforderung deutet auch eine kommunikative Distanz zwischen dem Kaiserhof und der Stadt Dortmund an. Die Stadt Dortmund schickte danach tatsächlich Gesandte zum Kaiserhof. Nach dem Schreiben von Gerwin und Sibodo gen. Pape mit dem Datum vom 18. Februar erreichten sie aber den Kaiserhof in Frankfurt zu spät367. Als die Gesandten am Mittag des 17.  Februar ankamen, hatte der Kaiser schon seine Entscheidung getrof­fen. Gerwin und Sibodo konnten sich daher nur begrenzt für die Stadt eingesetzt haben. Sie rieten nun der Stadt, vier bis sechs Mitglieder des Stadtrats sofort erneut zu schicken und um die Gnade des Kaisers zu bitten. Sie teilten auch mit, dass der Kaiser am 22. Februar Frankfurt verlassen würde. Die räumliche und persönliche Distanz zwischen dem Kaiserhof und Dortmund hat sich für die Stadt nachteilig ausgewirkt. Die Kunde über die Abreise des Kaiserhofs zeigt auch deutlich das Informationsgefälle zwischen dem Hof und der Region. Die Stadt Dortmund versuchte wohl danach, die kaiserliche Gnade wiederzugewinnen und fand Gehör. Kaiser Ludwig schrieb am 27. März von München aus an die Stadt, dass er das Inkrafttreten seines schon gefällten endgültigen Spruchs aus besonderer Gnade bis zu Pfingsten verschoben hatte368. Er genehmigte der Stadt das Geleit zum Kaiserhof. Der Kaiser versprach auch, für die Stadt Dortmund einen neuen Stadtrat nach dem Vorbild der Stadt Lübeck einzuset­zen, weil die Stadt inzwischen durch das Scheitern des Stadtrats viele Nachteile hinnehmen musste369. Die Stellung des Kaisers als Stadtherr tritt hier in den Vordergrund. Der Kaiser schrieb wieder im Juni 1332 von Ingolstadt aus der Stadt Dortmund und befahl, die kurienfreundlichen Dominikaner aus der Stadt zu vertreiben und dem Grafen von der Mark, dem der Kaiser das Reichsgut und die Judensteuer verpfändet hatte, zu gehorchen370. Laut einer anderen Urkunde gleichen Datums sandte der Kaiser Sibodo gen. Pape und den Schreiber Eberlin nach Dortmund und beauftragte sie, mit der Stadt zu verhandeln und den Konflikt zu beenden371. Der Konflikt scheint tatsächlich zum Ende gekommen zu sein. Im August 1332 hat Kaiser Ludwig in Nürnberg der Stadt die bisherigen Privilegien bestätigt und neue Rechte verliehen. Dieser Freiheitsbrief wurde fortan die Basis der rechtlichen Stellung Dortmunds. Die Forschung bezeichnet ihn daher 367

MGH Const., 6, 2, Nr. 232; UB Dortmund, 1, Nr. 478; UR, 5, Nr. 155. MGH Const., 6, 2, Nr. 251; UB Dortmund, 1, Nr. 479; UR, 5, Nr. 160. 369 Frensdorff vermutet, dass die Tatsache, dass hier die Stadt Lübeck als Vorbild diente, auf die Einflussnahme des Grafen Berthold von Henneberg zurückzuführen ist, s. Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. LXXXII ff. 370 MGH Const., 6, 2, Nr.  301; Dortmunder UB, 1, Nr.  483; Brilling-Richtering, Westfalia Judaica, Nr. 93. Der Versuch der Dominikaner, sich in Dortmund niederzulassen, war auf­ Widerstand beim Stadtrat und den Geistlichen gestoßen. Vgl. Kosche, Studien zur Geschichte der Juden zwischen Rhein und Weser, S. 142 f. 371 MGH Const., 6, 2, Nr. 300; UB Dortmund, 1, Nr. 484; UR, 5, Nr. 172. 368

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D. Westfalen

als Magna Charta für Dortmund372. Diese Urkunde regelte die Zusammensetzung des Stadtrats ausführlich. Während die Teilnahme der neu aufgestiegenen Bürger aus der Zunft in die Stadtregierung eher beschränkt wurde, sollten Ratsmitglieder aus den traditionellen Ratsfamilien lebenslang die Sitze im Stadtrat besetzen. Mit­glieder des Stadtrats sollten auch dem Kaiser Treue schwören, bevor sie den Bürgern ihren Amtseid leisten sollten373. Kaiser Ludwig verwirklichte damit seine Absicht, die er im Schreiben vom März geäußert hatte. Der Kaiser übertrug in einem anderen Schreiben vom gleichen Datum dem oben genannten Grafen Wilhelm von Hennegau, Holland und Seeland den Schutz der Stadt Dortmund für zwei Jahre. Wie schon mehrmals gezeigt, verfügte der Kaiser in Westfalen kaum über Adlige, auf die er sich verlassen konnte. Er hat daher hier von außen her den Grafen Wilhelm eingesetzt, der schon früher als Vermittler zwischen dem Kaiser und der Stadt Dortmund aufgetreten und mit dem Kaiser selbst eng verbunden war374. Dass die räumliche Entfernung der Stadt Dortmund auch in diesem Schreiben erwähnt wurde, entspricht der Distanz des Herrscherhofes von der Region375. Ebenfalls im August schrieb der Kaiser dem Grafen Ludwig von Flandern und forderte ihn auf, den deutschen Kaufleuten, aber vor allem den Bürgern von­ Dortmund ihre bisherigen Privilegien zu bestätigen376. Er hat auch einen anderen  Befehl ausgestellt, in dem der Stadt Lübeck, der Stadt Hamburg und dem­ Bischof von Münster verboten wurde, auf die Waren der Bürger von Dortmund Zölle zu erheben377. Im Mai 1333 traf der Kaiser Anordnungen über die Wahl des Stadtrats. Die Stadt hatte davor versucht, den Freiheitsbrief von 1332 mit der kaiserlichen Goldbulle bestätigen zu lassen, aber ohne die Klausel über die Ratswahl. Diese List war aber entdeckt worden. Der Kaiser warf dies der Stadt vor und befahl die Zahlung eines Strafgelds378. Der kaiserliche Versuch, den Stadtrat hauptsächlich mit 372 UB Dortmund, 1, Nr. 489; MGH Const., 6, 2, Nr. 337; RKLB, 8, Nr. 267. Zur ­Bewertung als Magna Charta für Dortmund Winterfeld, Geschichte der freien Reichs-und Hansestadt Dortmund, S. 54 ff.; Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. LXXIX; Schilp, Reichsstadt, S. 73 f. Ders., mit groter broderlicher und truwelicher eindracht, S. 282. kritisiert jedoch die ältere Forschung und betont eine flexible Entwicklung der Stadtverfassung Dortmunds. 373 Schilp, Reichsstadt, S. 100 ff.; ders., mit groter broderlicher und truwelicher eindracht, S. 282 f. 374 Siehe auch oben S. 339. 375 MGH Const., 6, 2, Nr. 338; UB Dortmund, 1, Nr. 487. 376 MGH Const., 6, 2, Nr. 339; UB Dortmund, 1, Nr. 486, Erg., 1, Nr. 656; Hans. UB, 2, Nr. 527. Siehe auch die Urkunde des Königs Johann von Böhmen mit dem gleichen Datum: UB Dortmund, Erg., 1, Nr. 658; Hans. UB, 2, Nr. 528; MGH Const., 6, 2, Nr. 340. 377 MGH Const., 6, 2, Nr. 342, 343, 344; UB Dortmund, 1, Nr. 490, 491, 492, Erg., 1, Nr. 660; Hans. UB, 2, Nr. 529, 530, 531. 378 MGH Const., 6, 2, Nr. 416; UB Dortmund, 1, Nr. 494; Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile, S. LXXXI; Schilp, Reichsstadt, S. 102; ders., mit groter broderlicher und truwelicher eindracht, S. 282 f. Im Übrigen verlieh der Kaiser im September 1340 der Stadt ein neues Privi-

IV. Zusammenfassung

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den Mitgliedern aus den traditionellen Familien zu besetzen, war wahrscheinlich auf den Widerstand der neu emporgekommenen Bürger gestoßen. Das Fälschungsmanöver deutet aber wieder auf die informative Distanz zwischen dem Herrscher und der Stadt Dortmund hin. Die beschriebenen Dortmunder Angelegenheiten machen fast schon die gesamte überlieferte Tätigkeit der Königgerichtsbarkeit in Westfalen aus. Uns ist noch ein kaiserliches Schreiben überliefert, das angeblich am 16. Februar 1332 in Nürnberg ausgestellt wurde. Es geht um ein Schreiben an die Stadt Minden379. Nach diesem Schreiben hatte sich der Bischof Ludwig von Minden bei dem Kaiser beschwert, dass die Stadt Minden die Ausübung der bischöflichen weltlichen Gerichts­barkeit und der althergebrachten Gerichtsgewalt behindert habe. Der Kaiser hat daraufhin der Stadt befohlen, diese Übergriffe einzustellen, es sei denn, dass die Stadt mit echten kaiserlichen oder königlichen Urkunden ihr Recht beweisen könne. Wenn die Stadt sich diesem kaiserlichen Befehl nicht unterwerfen würde und der Bischof erneut eine Beschwerde vorbringen würde, dann würde er angemessene Maß­nahmen treffen. Aber entweder ist das Datum oder der Ausstellungsort der Urkunde nicht richtig. Weil die Originalurkunde nicht überliefert ist, können wir nicht feststellen, ob es sich um eine echte kaiserliche Urkunde handelt. Wie schon oben erwähnt wurde, galt der Bischof von Minden in der Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und der Kurie als einer der wenigen kaiserlichen Parteigänger in Westfalen380. Es ist daher gut vorstellbar, dass der Bischof sich bei dem Konflikt mit der Stadt Minden an den Kaiser gewandt hat. Der Kaiser verlieh am 26. April 1332 dem Bischof das freie Herzogtum, das Freigericht und die dort ausgeübte weltliche Gerichtsbarkeit381. Es ist freilich nicht bekannt, dass der Bischof tatsächlich diese verliehenen Befugnisse ausübte.

IV. Zusammenfassung In Westfalen galten die Erzbischöfe von Köln als regionale Vormacht wie die Erzbischöfe von Mainz im Mittelrhein. Nach der schweren Niederlage bei Worringen im Jahre 1288 wurde die erzbischöfliche Macht deutlich geschwächt. Die Erzleg über den Wegebau, die Weiden und die Gesetzgebung, s. UB Dortmund, 1, Nr. 543. Zu dem Streit zwischen der Stadt Dortmund und den Reichsleuten sowie ihrem Schirmer, dem Grafen Adolf von Berg, um die Weide s. UB Dortmund, 1, Nr. 546. Der Kaiser verbot im Mai 1342 auf eine Beschwerde hin, die Juden in Westfalen vor die Feme zu laden, s. UB Dortmund, 1, Nr. 560. Vgl. auch das entsprechende Gebot des Grafen Adolf von der Mark in UB Dortmund, 1, Nr. 566. 379 UR, 5, Nr. 154; Schröder, Mindener Stadtrecht, S. 198, Nr. 43. Wohl aus etwas früherer Zeit ist eine Liste der bischöflichen Beschwerden gegen die Stadt überliefert, vgl. ebd., S. 195 ff., Nr. 42. Zum Hintergrund Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 120; Kruppa, Emanzipation vom Bischof, S. 83. 380 Siehe oben S. 339. 381 RKLB, 8, Nr. 254; MGH Const., 6, 2, Nr. 241; Scriverius, Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes, S. 120, 204 f.

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D. Westfalen

bischöfe von Köln konnten jetzt nicht nur im Niederrhein, sondern auch in Westfalen nicht mehr die Grafen daran hindern, jeweils eigene selbständige Territorien aufzubauen. Die Beziehungen der Erzbischöfe von Köln zu den westfälischen Bischöfen waren nicht so spannungsreich wie die zu den weltlichen Großen, aber den Bischöfen, vor allem den Bischöfen von Münster gelang es auch, ihre Territorien zu konsolidieren. In dieser Situation versuchten die Erzbischöfe von Köln noch, durch die Errichtung von Landfrieden ihre Initiative zur regionalen Ordnung zu behaupten. Der räumliche und zeitliche Geltungsbereich der westfälischen Landfrieden waren jedoch lückenhaft im Vergleich mit den mittelrheinischen. In der Organisation der Landfrieden mussten die Erzbischöfe besonders den Bischöfen von Münster zeitweise eine fast gleiche zentrale Position wie die eigene einräumen. Und außerdem waren die Grafen meistens an den Landfrieden nicht beteiligt. Im Vergleich zum Mittelrheingebiet sind auch nur wenige konkrete Aktivitäten der Landfrieden überliefert. Für die Erzbischöfe von Köln stellten auch einzelne Bündnisse ein bedeutendes Instrument dar, um sich mit den Kräften in Westfalen zu ko­ordinieren. Die Bündnisse konnten aber auch gegen die Erzbischöfe gerichtet sein. Vier Städte in Westfalen, Münster, Osnabrück, Dortmund und Soest, haben regelmäßig Städtebünde geschlossen. Diese Städtebünde bildeten eine konstante Beziehung in der Region, wie dies im Mittelrhein und Elsass der Fall war. Die Konflikte in Westfalen wurden auch wie in den anderen Regionen auf­ verschiedenen Wegen beigelegt. Die Betroffenen wagten oft die Selbsthilfe. Vor allem zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Grafen von der Mark wurden viele Kriege geführt. Auch vor die kirchliche Gerichtsbarkeit wurden die Konflikte gebracht, gegen deren Urteile man bis zur Kurie appellieren konnte. Viele Konflikte wurden durch Vergleiche beendet. Solche Vergleiche konnten durch Vermittler zustande kommen. Die Vermittler traten unter Umständen als Schiedsrichter auf, die nötigenfalls ohne Zustimmung der Parteien ihr Schiedsurteil­ sprachen. Wenn z. B. die Kölner Erzbischöfe, die anderen geistlichen Fürsten oder die Grafen miteinander gestritten haben, traten oft auch die etwa gleich­rangigen Großen als Schiedsrichter auf. Jedoch wurde bei den westfälischen Schieds­ gerichten viel seltener als im Mittelrhein ein Obmann bestellt. Viele Schieds­ gerichte waren nicht im Stande, eine verbindliche Entscheidung zu treffen, wenn die Kontrahenten über den Inhalt der Lösung geteilter Meinung blieben. Die Konfliktbeilegung in Westfalen war in diesem Sinne abhängiger von dem substantiellen Einverständnis der Parteien als im Mittelrhein. Die Tätigkeit der Königsgerichtsbarkeit hat sich fast ausschließlich auf die Stadt Dortmund, die einzige Königsstadt in der Region, beschränkt. Es ging um die Erbstreitigkeiten um die Grafschaft Dortmund und um die Judenfrage. Solche gerichtlichen Tätigkeiten im Zusammenhang mit den unmittelbaren Herrschaftsbereichen des Reiches waren auch in den anderen Regionen zu konstatieren. Weil die königliche unmittelbare Herrschaft in Westfalen auf die Stadt Dortmund zusam-

IV. Zusammenfassung

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mengeschrumpft war, haben die regionalen Konflikte nur hier die Königsgerichtsbarkeit berührt. Aus dem Verlauf dieser Kontakte können wir auch die Besonderheiten von Westfalen erkennen. Der Schriftverkehr spielte eine bedeutende Rolle in der Kommunikation zwischen dem Herrscherhof und der Region, weil der Hof niemals in die Region kam. Die kommunikative Verbindung zwischen dem Herrscherhof und der Region war offenbar schlechter als in den anderen Regionen. Es gab eindeutige Schwächen und Schwierigkeiten in der Kommunikation. Außer den Fällen von Dortmund ist kaum überliefert, dass die politischen Kräfte in Westfalen sich bei ihren Konflikten an den Herrscher gewandt haben. Hier ist ein großer Unterschied im Vergleich mit dem Mittelrheingebiet fest­ zustellen, wo die weltlichen Großen wie die Grafen ihre Konflikte vor den Herrscherhof gebracht haben. Die Situation in Westfalen ähnelt insofern derjenigen im­ Elsass-Oberrhein, wo die Adligen bei ihren Konflikten ebenso wenig den Weg zum Herrscherhof beschritten haben. Während aber immerhin die Klöster im­ Elsass-Oberrhein ihre Beschwerden vor den Herrscher getragen haben, sind aus der Region Westfalen auch solche Fälle kaum bekannt. Dieser Befund entspricht freilich dem Umstand, dass viele Großen in Westfalen dem habsburgischen oder dem päpstlichen Lager angehört haben. Diese politischen Gründe vermögen aber die Distanz zum Kaiser nicht völlig zu erklären, denn die Situation hat sich auch in der späteren Zeit unter Ludwig dem Bayern kaum verändert, in der mehrere politische Kräfte in Westfalen zu der kaiserlichen Seite gewechselt sind. Es hat zu dieser Distanz wesentlich beigetragen, dass der Herrscherhof niemals in Westfalen erschienen ist und wenig Wahrscheinlichkeit bestand, dass dies geschehen werde. Während die mittelrheinischen Grafen mit einer regelmäßigen Präsenz des Herrscherhofs in Frankfurt rechnen konnten, war die Situation hier völlig anders. Auch die oben erörterte Abhängigkeit von der substantiellen Zustimmung der Parteien dürfte dazu beigetragen haben, dass die Kontrahenten in Westfalen es vorzogen, sich nicht an den Herrscherhof zu wenden382.

382

Nicht nur in Westfalen, sondern auch in anderen Regionen Norddeutschlands gab es deutliche Grenzen für die Regierungstätigkeit Ludwigs, s. Kaufhold, Gladius spiritualis, S. 155 ff. Im Bereich der Bistumspolitik hatte Ludwig in Nord- und Ostdeutschland keinen nennenswerten Erfolg, s. Schmid, Die Bistumspolitik Ludwigs des Bayern, S. 78 ff.

E. Schlussbetrachtung Wir haben in der vorliegenden Studie drei Regionen, Mittelrhein, Elsass-Oberrhein und Westfalen, ausgewählt und die Methoden zur Beilegung von Konflikten unter den politischen Kräften, also Fürsten, Adligen, Kirchen, Klöstern und Städten, in diesen Regionen untersucht. Kam es in diesen Regionen zu einen Konflikt, hat man versucht, ihn mit verschiedenen Mitteln beizulegen. Vor einem ordentlichen Gericht eine Klage zu erheben, war nur eines dieser Mittel, und zwar ein eher wenig benutztes. Ein­ Faktor mag dabei gewesen sein, dass es für die Parteien nicht klar war, welches Gericht für welchen Fall zuständig sein sollte. Besonders bei den Streitigkeiten unter den politischen Kräften gab es aber weiterhin kein regionales Gericht, das von den Beteiligten als zuständig akzeptiert worden wäre. In dieser Situation wurden vor allem unter den Adligen viele Fehden durchgeführt, um sich zu behaupten und durchzusetzen, was sie als ihr Recht betrachteten. Stiftskirchen, Klöster und Geistliche überhaupt waren auf die kirchliche Gerichtsbarkeit angewiesen, obwohl es nicht immer gesichert war, dass der Kontrahent die Zuständigkeit eines kirchlichen Gerichts akzeptieren würde. Da das Einverständnis der Parteien letztendlich ausschlaggebend war, haben viele Konflikte zu Vergleichen geführt. Es war freilich nicht ausgeschlossen, dass die Kontrahenten selbst miteinander verhandelten und einen Kompromiss suchten. Die Versöhnung war aber leichter erreichbar, wenn ein oder mehrere Vermittler mitwirkten. Verhandlungen zwischen den Parteien und Vermittlung durch Dritte haben aber im deutschen 14. Jahrhundert weitgehend die Form eines Schiedsgerichts angenommen. Die Verbreitung des Schiedsgerichtswesens ist charakteristisch für diese Zeit. Das Schiedsgericht hat den institutionellen Rahmen gebildet, in dem Verhandlung und Vermittlung durchgeführt wurden. Neuere historische Unter­ suchungen, vor allem viele Arbeiten von Gerd Althoff und seinen Schülern, haben darauf hingewiesen, dass seit dem 9. und 10. Jahrhundert besonders der Konflikt zwischen dem Herrscher und dem hohen Adel nicht durch Gerichtsurteil, sondern in erster Linie durch Verhandlung und Vermittlung beigelegt und die völlige Wiederherstellung der früheren Verhältnisse in einem öffentlichen Zeremoniell inszeniert wurde. Die Verhandlung, die Vermittlung und die darauf folgende Versöhnung haben zwar auch im 14. Jahrhundert eine bedeutende Rolle gespielt, aber man hat dabei unter anderen Bedingungen agiert als im Frühmittelalter. Das zeigt sich gerade in der Verbreitung des Schiedsgerichtswesens. Das Schiedsgericht hat sich aus dem kirchlichen Bereich heraus entwickelt. Vom Süden und Westen ausgehend, verbreitete es sich auch in den anderen deutschen

E. Schlussbetrachtung

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Regionen. Zunächst haben die Parteien auf ein Schiedsgericht kompro­mittiert, wenn sie beide Geistliche waren. Später wurde auch dann ein Schiedsgericht vereinbart, wenn nur eine Seite zum kirchlichen Bereich gehörte. Im 14.  Jahrhundert schließlich wurde ein Schiedsgericht auch dann eingesetzt, wenn beide Parteien Laien waren. Aus den das Schiedsgerichtswesen betreffenden Urkunden, die aus der hier untersuchten Zeit zahlreich überliefert sind, können wir andere Vor­ gehens­weisen zur Konfliktbeilegung herauslesen als jene, die von der neueren Forschung durch die Analyse der erzählenden Quellen im Früh- und Hochmittelalter festgestellt worden sind. Beim Schiedsgericht versuchte man, zuerst eine Lösung mit minne, also mit der Zustimmung der Parteien zu den Inhalten der Versöhnung, zu erreichen. Erst wenn sich dies als unmöglich erwies, ging man zur Lösung mit recht, also durch Urteilsspruch der Schiedsrichter, über. Dabei fehlte die Einwilligung mindestens einer Partei zum Inhalt des Schiedsspruchs, aber auch diese Partei musste jedenfalls theoretisch die Entscheidung der Schiedsrichter befolgen, weil sie schon vorher auf die Schiedsrichter kompromittiert und Gehorsam versprochen hatte. Die Akzeptanz des Schiedsspruchs beruhte damit auf der prozessualen Zustimmung, die die Parteien früher gegeben hatten. Wenn man zuerst die Lösung mit minne angestrebt hat, zeigt dies eine Kontinuität mit den Methoden der Konfliktbeilegung seit der Ottonenzeit, bei denen Verhandlung, Vermittlung und Versöhnung eine wesentliche Rolle gespielt hatten, wie die neueren Untersuchungen betonen. Wenn man aber die Lösung mit minne nicht erreichen konnte, mussten die Parteien doch einen Schiedsspruch, eine Lösung mit recht, in Kauf nehmen. In dieser Hinsicht unterschied sich das Schiedsgericht von der traditionellen Verhandlung und Vermittlung. Für die Parteien bedeutete es doch zum Teil einen Sprung ins Ungewisse, auf das Schiedsgericht zu kompromittieren. Es war deswegen für die Kontrahenten wichtig, wer die Schiedsrichter sein würden, die gegebenenfalls einen zwingenden Schiedsspruch fällen konnten. In der früheren Form des Schiedsgerichts haben die beiden Seiten je eine gleiche Zahl von Schiedsrichtern bestellt. Die Schiedsrichter, die von einer Partei bestellt wurden, waren freilich einerseits als Vertreter ihrer Partei tätig. Sie haben die Klagen und Behauptungen ihrer Partei in der Aushandlung des Schiedsspruchs geltend­ gemacht. Die Schiedsrichter konnten sich jedoch andererseits mit der Rechtsauffassung ihrer Partei selbst nicht völlig identifizieren. In dieser Hinsicht sind sie sozusagen als Dritte für die Interessen ihrer Partei tätig geworden. Wenn sie sich mit den Schiedsrichtern der anderen Seite einig wurden, musste die Partei die Entscheidung annehmen. Das Schiedsgericht in dieser früheren Form hatte damit schon eine andere Bedeutung als die traditionelle Verhandlung und Vermittlung. Das Schiedsgerichtswesen hat sich aber außerdem zu der Form weiterentwickelt, in der die Parteien sich auf einen Obmann einigten. Bei dieser Form konnte sich die Position einer Seite mit der Zustimmung des Obmanns durchsetzen. Wir haben diesen Typus im Mittelrheingebiet relativ oft gefunden, während er in West­falen eher selten vorkam. Die Parteien gingen bei dieser Form ein besonders hohes Risiko ein, dass sie ­ bmann zu bestellen, eine unbefriedigende Lösung akzeptieren mussten. Einen O

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E. Schlussbetrachtung

setzte deshalb größeres Einverständnis oder eine größere Unterwerfungsbereitschaft der Parteien voraus und war damit natürlich nicht leicht zu erreichen. Mit der Unterscheidung zwischen der Lösung mit minne und der Lösung mit recht, der Unterscheidung zwischen der Partei selber und ihren Schiedsleuten, aber auch mit der Einsetzung eines Obmanns war das Schiedsgericht prozessual differenzierter und institutionalisierter gestaltet als die seit dem Frühmittelalter bekannte Verhandlung und Vermittlung. Die Mittel der Konfliktbeilegung sind komplexer und differenzierter geworden. Es bestand zudem für die Parteien das Risiko, schließlich eine unbefriedigende Entscheidung annehmen zu müssen. Unter diesen anderen Bedingungen als im Frühmittelalter versuchten die Parteien, sich in der Konfliktbeilegung durchzusetzen. Die Verbreitung des Schiedsgerichtswesens entsprach aber auch der Entwicklung der regionalen Ordnung in einzelnen Regionen. Die Dritten, die als Schiedsrichter oder Obmann auftraten, haben meistens mit den Parteien selbst die maßgebende regionale Gesellschaft gebildet. Wenn die Parteien damit einverstanden waren, dass bestimmte Persönlichkeiten nötigenfalls über ihren Konflikt eine zwingende Entscheidung treffen sollten, dann bedeutete dies schon eine Art Reife der regionalen Ordnung. Die Entwicklung der regionalen Ordnung zeigt sich in der Ausgestaltung verschiedener Strukturen in der Region. Bei den Adligen haben die dynastischen und verwandtschaftlichen Verbindungen als eine solche Struktur eine große Rolle gespielt. Aus diesen Verbindungen wurden Schiedsrichter und Obmann rekrutiert. Das Lehnsverhältnis hatte noch zum Teil seine Bedeutung beibehalten. Es war aber charakteristisch im 14. Jahrhundert in Deutschland, dass Bündnisse eine herausragende Rolle für die Gestaltung der regionalen Strukturen gespielt haben. Das 14. Jahrhundert war in Deutschland nicht nur das Jahrhundert des Schiedsgerichts, sondern auch das Jahrhundert des Bündnisses. Das Schiedsgerichtswesen selbst wurde in die Bündnisse eingegliedert, indem man bei vielen Bündnissen ein Schiedsgericht für zukünftige Streitigkeiten zwischen den Bundesgenossen festsetzte. Mit der Hilfe der Ausnahmeklausel konnten mehrere Bündnisse in einer Region gleichzeitig geschlossen werden. Unter den Bündnissen kamen die Städtebünde besonders regelmäßig und konstant zustande. In allen drei untersuchten Regionen haben wir regelmäßige Städtebünde oder ihre Ansätze festgestellt. Als die umfassendsten Bündnisse in der Region entstanden die Landfrieden, die meistens die Vormacht in der Region initiiert hat. Wir haben ebenfalls in allen drei Regionen die Entwicklung der regionalen Landfrieden gesehen. Das Landfriedensgericht hat auch als eine Art Schiedsgericht fungiert, weil die regionalen Landfrieden in der Regel mit Zustimmung der maßgebenden Akteure und späteren Kontrahenten entstanden. Alle hier untersuchten Regionen standen nicht unter der Herrschaft eines Landesherrn. In ihnen gab es Vormächte, deren Hegemonie aber weder unumstritten noch flächendeckend war. Es entstanden daher zahlreiche Territorien in diesen Regionen. Sie haben dennoch ihre Strukturen entwickelt. Viele Fehden und Kriege wurden in diesen Regionen geführt, aber sie hatten doch eine Art Ordnung.

E. Schlussbetrachtung

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Was bedeutete nun für diese regionalen Gesellschaften die Königsgerichtsbarkeit? Es war gerade die Absicht der vorliegenden Untersuchung, die Funktion und Bedeutung der Königsgerichtsbarkeit im Kontext der regionalen Konfliktbeilegung zu untersuchen. Es gab keine wesentlichen strukturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Was die Beziehung zur Königsgerichtsbarkeit betrifft, waren die drei Regionen aber sehr unterschiedlich. Man muss aber zuerst feststellen, dass selbst im Mittelrhein, wo die regionalen Kräfte den engsten Kontakt mit dem Herrscherhof pflegten, nur ein kleiner Teil der Konflikte in der Region vor den Herrscher gebracht worden ist. Die Distanz zum Herrscherhof sowohl in räumlicher als auch in persönlicher Hinsicht führte zu unterschiedlichen Beziehungen einzelner Regionen zu ihm. Ob der Hof in der Region regelmäßig (Mittelrhein) oder gelegentlich (Elsass-Oberrhein) oder niemals (Westfalen) erschien, hat wesentlich beeinflusst, wie viele Konflikte aus den einzelnen Regionen vor den Hof gebracht wurden. Im Mittelrhein haben sich die mittleren weltlichen Adligen wie die Grafen an den Herrscher gewandt, um ihre Konflikte beizulegen. Im Elsass-Oberrhein waren die Adligen bereits nicht mehr, aber die geistlichen Fürsten und Klöster, die seit dem Früh­ mittelalter die königliche Unterstützung genossen hatten, immer noch auf den Herrscher angewiesen. In Westfalen hatten die regionalen Großen bei ihrer Konfliktbeilegung mit dem Herrscherhof nichts zu tun. Diese räumliche Distanz entsprach auch meistens dem Grad der persönlichen Verbindungen mit dem Herrscherhof. Im Mittelrhein haben die regionalen Großen auch dann den Herrscherhof besucht, wenn der Hof außerhalb der Region weilte. Sie waren damit einigermaßen in die Hofgesellschaft eingegliedert. In Westfalen dagegen gab es überhaupt nur wenige persönliche Kontakte zwischen der Region und dem Herrscherhof. Beiden Seiten fehlten Kenntnisse und Informationen. Die Distanz zwischen dem Herrscher und der Region zeigt sich auch in der Beziehung des Herrschers zu den regionalen Landfrieden als den umfassendsten Bündnissen in der Region. Im Mittelrhein hat Ludwig der Bayer besonders seit 1330 an dem Zustandekommen der regionalen Landfrieden wesentlich mitgewirkt und an ihnen selber teilgenommen. Im Elsass-Oberrhein versuchte er ebenfalls ab 1330 gegen die habsburgische Vormacht seinen Einfluss geltend zu machen. In Westfalen hat der Herrscher dagegen mit den regionalen Landfrieden nichts zu tun. Die regionalen Unterschiede in der Beziehung zur Königsgerichtsbarkeit waren auch maßgeblich dadurch geprägt, wie viele Königsgüter und königliche Rechte in der Region noch existierten. Dieser Umstand korrespondierte wiederum meistens mit der Präsenz des Herrscherhofs in der Region, weil die Königsgüter die materielle Basis für den Aufenthalt des Herrscherhofs bildeten. Gerade die un­mittelbare königliche Herrschaft und die vom Herrscher direkt verliehenen Rechte machten den Kern des Tätigkeitsfeldes der Königsgerichtsbarkeit aus. Es war naheliegend,

356

E. Schlussbetrachtung

dass man sich an den Herrscher wandte, wenn ein Streit innerhalb der unmittel­ baren königlichen Herrschaft wie in der Königsstadt oder um ein vom Herrscher verliehenes Recht vorkam. Man kann es mit der Prozessführung vor dem Gericht des Lehnsherrn vergleichen, wenn zwei Lehnsleute um ein Lehen ihres Herrn stritten. Sogar in Westfalen haben Konflikte dieser Art den Herrscherhof erreicht. Es war ungewöhnlich, solche Konflikte ohne den Herrscher beizulegen. Wie reagierte der Herrscher, wenn regionale Konflikte mit diesen Hintergründen vor ihn gekommen sind? Bei Konflikten innerhalb der unmittelbaren Herrschaft hat er oft zunächst gegenüber einer oder beiden Parteien Anordnungen getroffen. Wenn eine Partei den Befehl nicht befolgte, hat Ludwig der Bayer selbst die Position einer Partei übernommen und mit der widersetzlichen Seite prozessiert. Besonders im Elsass-Oberrhein, aber auch in anderen Regionen haben wir mehrere solche Fälle gefunden. Der Herrscher hat auch oft den Weg des Schiedsgerichts gewählt. Er selbst, die Hofrichter oder die anderen Mitglieder des Hofes waren als Schiedsrichter tätig. Ludwig hat aber auch oft verordnet, dass man sich dem Schiedsgericht in der Region unterwerfen solle. Diese Haltung des Herrschers ist insofern verständlich, als die autoritäre Entscheidung am Herrscherhof vor Ort nicht leicht umzusetzen war. Der Herrscher bevorzugte daher oft die regionale Beilegung mit der Zustimmung der Parteien. Er hat eher den Rahmen für die Beilegung gesetzt, der Entscheidung vor Ort die Lösung übertragen und nötigenfalls eine solche regionale Entscheidung bestätigt, als selber endgültig entschieden. Das Gerichtsurteil wurde zwar bei den größeren Streitigkeiten im Kontext der politischen Gegensätze als Waffe eingesetzt, aber solche Fälle fanden sich nicht so viele. Die Beilegung der meisten Konflikte ist über den Herrscherhof wieder in die Region zurückgekehrt. Der Herrscher benutzte dabei die regionalen Strukturen zur Beilegung. Diese Mobilisierung der regionalen Strukturen wirkte wieder je nach Region unterschiedlich. Im Mittelrhein, wo der Herrscherhof mit den regionalen Großen enge Kontakte hielt, versuchte der Herrscher mit Hilfe der regionalen Schlüsselfiguren oder Bündnisse den Streit zu schlichten. Dies ähnelte der Vorgehensweise der kirchlichen delegierten Gerichtsbarkeit. Im Elsass-Oberrhein, wo die Beziehung zwischen Region und Herrscherhof nicht so eng war wie in Mittelrhein, schickte der Herrscher von außen her seine Vertrauten in die Region, um Schlichtungen herbeizuführen. In Westfalen, wo der Herrscherhof nur wenige Kontakte mit der Region pflegte, sandte der Herrscher ebenfalls seine Gesandten von außen, aber mit offensichtlichen kommunikativen Schwierigkeiten. Bei Gerichtsurteilen in politisch bedeutenden Konflikten war die Umsetzung ebenfalls davon abhängig, wie weit die Unterstützung durch die regionalen Strukturen erwartet werden konnte. Aus der Sicht der regionalen Kräfte bedeutete die Fahrt zum Herrscherhof einen Ausweg, wenn man in der Region zunächst kein Abkommen über das Schiedsge­ richt erreichen konnte. Über diesen Umweg konnte man letztlich doch ein Schieds­

E. Schlussbetrachtung

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gericht zustande kommen lassen und dadurch versuchen, den Konflikt zu lösen. Dieser Weg zum Herrscherhof ist freilich nicht als eine Appellation im Sinne des gelehrten Rechts, also im modernen Sinne, aber doch als eine Art Appel­lation im weiteren mittelalterlichen Sinne zu verstehen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hat sich im Reich nördlich der Alpen keine Appellation­spraxis entwickelt wie z. B. im spätmittelalterlichen Frankreich, wo man gegen das Urteil des Gerichts des Bailli, aber auch gegen das Urteil der anderen Gerichte an das höchste königliche Gericht, das Parlement in Paris, appelliert hat. In einer Region wie Mittelrhein haben aber die regionalen Kräfte den Weg zum Herrscherhof als ein Mittel zur Etablierung eines Schiedsgerichts einkalkuliert und in der Tat vielfach genutzt. In dieser Weise wurde die Klage vor dem Herrscherhof als ein Teil des prozessual differenzierten Verlaufs der Konfliktbeilegung i­ ntegriert. Trotz der politischen Unruhe, herrührend aus dem Thronkampf und der Aus­ einandersetzung mit der Kurie, beteiligte sich die Königsgerichtsbarkeit unter Ludwig dem Bayern an verschiedenen Konfliktbeilegungen und entfaltete doch eine gewisse Wirkung, abhängig freilich von den Entwicklungen der regionalen Ordnung und unter Einsatz des im 14. Jahrhundert verbreiteten Schiedsgerichts. Während die ältere Forschung die Königsgerichtsbarkeit im deutschen Spätmittelalter durchaus negativ bewertet hat, haben wir in der vorliegenden Arbeit versucht, verschiedene Wege der damaligen Konfliktbeilegung zu berücksichtigen, die regionalen Strukturen und die unterschiedlichen Beziehungen der ausgewählten Regionen zum Herrscherhof zu untersuchen und dadurch die Königsgerichtsbarkeit differenzierter einzuschätzen. Wenn man diese zeitgenössischen Bedingungen berücksichtigt, sind die Möglichkeit und die Grenzen der Königsgerichts­ barkeit unter Ludwig dem Bayern adäquater in die damalige Reichsverfassung und Konfliktbeilegung einzuordnen. In diesem Sinne haben wir durch diese Studie ein Bild der Gerichtsbarkeit eines Herrschers im deutschen Spätmittelalter vor uns.

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Personen- und Ortsregister Aachen  84, 186 Aargau 220 Achenheim, Reinbold von  245 Adolf von Nassau, König  82, 88, 156 f., 162, 167, 267, 304 Ahaus –– Herren von  299, 311 –– Otto von  319 Ahus, Johann von  327 Albertino Mussato  12 Albertus Magnus  47 Albrecht I., König  156, 159 f., 163, 189, 218, 221, 251, 256, 294, 339 f. Alsfeld 135 Altweilnau  118, 170 Alzey  197, 205 f., 209 –– Emich Truchsess von, Propst zu Werden  35 Amelunxborn 327 Amolter, Ludwig von  242 Amöneburg  88, 90, 98 f., 100, 129, 135 f. Amorbach 203 Andernach  65, 85, 128 Andlau –– Äbtissin von  237 –– Herren von  222 –– Kloster 222 –– Rudolf von  242, 288 Andopen, Everhard von  331 Angers 122 Ansbach 126 Apisheim 150 Apold 121 Appelbüre, Johann von  29 Arenfels 83 Armleder-Verfolgung  167, 284, 288, 293 Arnsberg –– Gottfried von 301, 308, 319, 334  ff., 339 –– Graf von 84 f., 99, 297 f., 301, 311 ff., 317, 319, 323, 338

–– Kloster 53 –– Wilhelm von  308, 319, 328, 332 Arnstein, Burg  129 Arnstein, Kloster –– Wilhelm von, Abt  32 Asch, Konrad von  170 Aschaffenburg  57, 114, 135, 200 f. –– Forstmeister zu  136 –– Stiftskirche von  51, 55, 57 –– Wolfram von  90 Askanier 144 Asseburg 330 Asseln, Amelung von  330 Attendorn –– Heinrich von  53 Aue, Apelin von der  129 Augsburg  254, 279 –– Bistum  12, 15 –– Ulrich der Hofmaier von Augsburg  15 Avignon  13, 15, 94, 193, 249, 290 Awelin, Albert von  237 Bachrach  80, 84 f., 94, 127, 140 f., 219, 338 –– Heinrich von  176 Baden –– Friedrich von  96, 185, 280 –– Hermann von  280 f. –– Markgrafen von  48, 113, 219, 221, 223, 243, 261, 279 f. –– Rudolf, Markgraf von Baden-Pfolzheim  147, 185, 230 ff., 244, 246, 248, 265, 270 f. –– Rudolf gen. Hesse von  147, 185 Baden (Schweiz)  228 f. –– Johann von  228 –– Walter, Vogt von  229, 231 Bamberg –– Heinrich, Bischof  55 Barfuss, Siegfried von  169 Barla, Johann von der  324 Bartenstein 202

412

Personen- und Ortsregister

Basel  216, 243, 261 –– Bischof 151, 218  f., 221, 224  f., 255, 287 f., 294 –– Bischofskirche 231 –– Bürger  238 f. –– Gerhard, Bischof  228, 231 –– Hartung, Bischof  221 –– Johann, Bischof  221 –– Stadt 64, 96, 146, 216 ff., 224 ff., 239, 258, 286, 288, 293 Bassenheim, Hermann  127 Battenberg 99 Bayern  40, 46, 82, 202, 345 Bechtolsheim –– Heinrich Durre von  36 –– Karl von  36 Bedburg 58 Beinheim 43 Belchendal, Heinrich  203 Beldirsheim, Johannes von  131 Belfort 230 Bellersheim –– Gerlach von  54 –– Johan von  135, 137 Benedikt XII., Papst  14, 122 Benninghausen 306 Bensdorf, Johannes von  259 Bensheim  130, 204, 207, 210 Bentheim, Grafen von  299, 301, 315, 325 Berg –– Adolf von  77, 107, 128, 313, 320, 325 ff., 333 ff., 338, 342 f., 349 –– Graf von  85, 101, 103, 300, 312 f., 323, 326, 332, 346 –– Wilhelm von  332 Berge, Wedekind vom  320 Bergheim  203, 328 –– Rudolf von  230 –– Werner von  231, 244 Bergstraße  196, 205, 210 Bern  96, 220 Bernestein 220 Bernstein  242, 246 Berwarstein  240 ff. –– Anselm von  241 –– Eberhard von  240 ff. –– Johann von  241 f. Bicken

–– Eckhard von  73 –– Gottfried von  52 Bickenbach –– Herr von  122 –– Konrad von  40, 125 –– Ulrich von  40, 57, 76, 97, 106, 200 f. Biebenheim –– Wickenant von  36 Bieber 52 Biegen –– Friedrich Stahel von  30 –– Gerhard von  176 –– Gottfried Stahel von  135, 183, 203, 204 Biel 228 Bielefeld  318, 331 Bilstein 308 Bilzingsleben, Hermann von  112, 129 Bingen  62, 94, 119, 148, 151, 173, 176, 179, 203 ff., 208 ff. Birkenfeld 172 Birnau, Gerwin, Propst von  345 ff. Birstein 77 Bissinger, Konrad  195 Bisturre, Gerald von  122 Bitter, Bernhard  334 Blankenberg –– Gottfried von  77 –– Heinrich von  236 Blankenheim 40 –– Gerhard von Blankenheim  106, 115 Blankenstein 98 Bleiburg 334 Blumenau, Johann von  247 Böddeken 330 Bodensee  96, 216 Böhmen 217 –– König von  80, 95, 98, 111 –– Königreich 145 Bolanden –– Otto von  106 –– Philipp von  106 Bologna  116, 208, 247, 249 Bommersheim –– Konrad von  171 –– Konradin von  131 –– Wolfram von  100 Bonagratia von Bergamo  15 Bönen, Lubert von  332

Personen- und Ortsregister Bonifaz VIII., Papst  49 Bonlant 43 Bonn  65, 85, 308 Boppard –– Heinrich Beyer von  98, 106, 113 –– Stadt  98, 141, 186 Boppelmann, Rudolf von  66, 268 f. Borculo, Herren von  299 Borken 89 Boychis, Wygande von dem  131 Brabant, Johann von, Herzog  332 f., 336 Brakele, Werner von  334 Bramburg 130 Brandenburg 217 Brauneck –– Gocze von  178 –– Gottfried von  133 –– Herr von  122 Braunsberg –– Gise von  36, –– Heinrich von  116 –– Johann von  36 –– Wilhelm von  107 Braunschweig –– Ernst von  125 –– Heinrich von  125 –– Herzog von  298 f., 304 –– Otto von  41, 101, 201, 318 –– Stadt 304 Braunshorn, Johann von  106 f., 109, 141 Bredevoort 311 Breisach  218, 220, 224, 226, 228, 230, 261, 265, 274 f., 286, 288, 293 Breisgau  220, 223, 231, 256 Breitenbach, Jungen von  158 Bremen 296 Bremer, Eberhard  106, 115 Breuberg –– Eberhard von  74, 90, 168 –– Herr von  72 –– Mechthild von  74, 168 Brilon 328 –– Givert von  330 Brobecke, Johann von  333 Brühl 86 –– Burggraf von  87 –– Konrad von  174 f. –– Siegfried von  174 f.

413

Brumath  273 f. –– Simon Fürst von  235, 243 Brumezer, Symund  176 Buhlenstruth Büren –– Berthold von  306, 308, 325, 328, 330 –– Walram von  308 Burgheim, Walther der Waser  239 Bürglen 231 Burgund 216 Burkheim, Reinhard von  246 Butenheim 242 Butenhein 235 Buttindal, Heinrich  74 Capellin 137 Cappenburg, Grafen von  299 Castel 182 Cellenberg, Buckern von  236 Cleeberg 32 –– Ludwig von  36, 107 Clemens VI., Papst  14, 136, 193 Coesfeld  320, 324 Colmar 223, 225, 230 f., 233 f., 236, 248, 250, 252, 255, 260 f, 263 ff., 269, 277 f., 283 ff., 288, 290 Colonna, Sciarra  14 Corvey  299, 324, 330, 333 Crevet, Wernheruns  329 Cronberg –– Hartmann von  118, 143, 183 –– Hartmut von  51, 94, 141 f., 145, 148 –– Walter von  35, 76, 176, 178 Cuyk, Johann von  332 Dalwigk, Reinher von  90 Dänemark 322 Daun  175, 177 –– Ägidus, Herr zu  29, 177 –– Kuno von  110, 120, 132, 177 –– Richard von  136 Dauphin 48 Dedenheim, Arnold von  329 Dehlingen, Fritschermann Münch von  240 Demel 299 Dernbach, Volprecht von  136 Deutscher Orden  55, 115, 136, 142, 332 –– Deutschmeister  133, 141, 197, 290

414

Personen- und Ortsregister

–– Hochmeister Karl  86 f. –– Komtur zu Trier  141 –– Landkomtur zu Franken  141 Deventer 339 Dicke, Heinrich von der  242 Diebach 141 Diemar, Kunz  85 Dienetal, Richwin  29 Diepholz –– Burkhard von  314 –– Herren von  299, 301 –– Konrad von  317 –– Rudolf von  314 ff., 330 Dieten, Hermann  112 Diez –– Gerhard von  77, 170 –– Gottfried von  170 –– Grafen von  71, 122 Dill  169 f. Dilsberg  205 f., 209, Dinslaken 301 Dirmstein, Eberhard Kindelmann von 108, 203, 211 Dominikaner  49, 347 Dornach, Volz von  230 Dornberg 73 Dorsweiler 242 –– Perrin von  259 –– Wilhelm von  242, 245 Dortmund 338 –– Grafen von  340 –– Grafschaft  340 f., 344, 350 –– Konrad von  340 ff. –– Stadt  303 f., 306 f., 311, 314 f., 320 ff., 325 f., 328 f., 334, 339 ff., 350 f. –– Wennemar von  342 ff. Doyrfelde, Eppichin von  131 Drachenfels –– Anselm von  240 –– Berthold von  240 –– Rudolf von  240 Dromersheim 150 Dudelndorf, Kuno von  141 Duisburg  85, 301, 303, 338 Dülmen 311 Durlach  95, 98 Dürn 205 –– Amtmann zu  41, 114

–– Vogt zu  114, 126, 130, 137 –– Wiprecht von  57 Eberbach 203 Eberbach, Kloster  32, 34, 49 f. –– Johann von Giesenheim, Mönch von  35 –– Prior von  35 Eberlin, Schreiber  347 Eberstein –– Boppe von  41, 101, 114, 134 –– Grafen von  125, 279 f. –– Hedwig von  134 Ebertz, Jakob  65, 85 Echershausen, Apel von  117 Echzell, Johann Wais von  171 Ecke, Gotschalk Schaf zu der  241 Eckenheim 235 Eckirch, Heinrich Waffeler von  229, 244, 246 Ehnheim, Lutz Schenk von  289 Ehrenfels 135 Eichen, Anselm von  241 Eicholzheim 80 Eichsfeld  121, 134 Eichstätt 38 Eickelborn 306 Eisenach  43, 117, 121 Eisenbach, Heinrich von  135 Elben, Tyle(mann) von  112, 129 Ellenweiler, Heinrich von  236 Ellerbach, Burkhard von  230 Elsass 24, 65, 146, 151, 216 ff., 303, 310, 320, 334, 350 f., 352, 355 f. Eltz, Johann von  107, 175 Emsgau 307 Emsland  296, 299 Endelstorp, Gerhard von  86 Endingen 228 Engelingbostel –– Hardike von  317 –– Johann von  317 Enger 310 Enkirch  43, 132 Epfig –– Dietmar von  242 –– Dietschelin 242 –– Johann von  235, 242 Eppstein –– Gottfried von  30

Personen- und Ortsregister –– Gottfried IV. von  31 f., 34 f., 72 f., 76, 79, 92, 97, 101 f., 103, 106, 109, 117, 149, 160 ff., 178, 185 f., 191, 193, 198 f. –– Gottfried V. von  77 –– Herren von  71, 111, 122, 128, 160, 165, 167 –– Lorette von  31 Erbach  205 f. –– Eberhard Schenk von  79, 170 –– Engelhard Schenk von  133 –– Konrad Schenk von 41, 76, 113, 122, 130, 133, 148, 151, 170, 178, 193, 197 f., 201 ff., 206, 209, 211 f. –– Schenk von  72 Erfenstein, Gerhard Schlüchterer von  170 Erfurt 120 –– Stadt  43, 117, 125 Erligheim –– Albrecht von  197 f. –– Heinrich von  198, 204 –– Hennelin von  203, 211 Erlins, Bertolt  244 Erstein  286 f. Erstheim 242 Escheberg, Ulrich von  90 Eschwege 129 Essen  299 f., 313, 324, 328 f., 338 Esslingen 280 Ettenheim 220 Everstein, Hermann von, Graf  333 Eych, Paul von  107, 115, 132 Falkenberg 98 Falkenstein –– Herren von 72 f., 107, 111 f., 128, 160, 165 –– Herrschaft 34 –– Johann von  34 –– Konrad von  170 –– Kuno von  30 ff., 44, 72, 100 f., 102, 117, 186 –– Kuno von, Domscholaster von Mainz  137 –– Mechtild von  31 –– Philipp der Ältere von  31, 34, 36, 44, 72 f., 89, 92, 100 f., 102, 117, 171, 178, 186 –– Philipp der Jüngere von  32 f., 35, 40, 44, 79, 120, 131 Fidem catholicam, Kaiserliches Gebot  15 f.

415

Finstingen –– Friedrich von  245 f., 258 –– Heinrich von  245 ff., 251 f., 258 –– Hugelmann von  245 ff., 258 Fischbeck 331 Flandern 322 –– Ludwig von  348 Fleckenstein –– Gottfried von  240 –– Heinrich von  240 f. –– Herren von  222, 240, 268 –– Hugelin von  240 f. –– Jakob von  240 –– Johann von  241 Flerke, Dietrich von  329 Florenz 55 Foytsberg –– Herren von  73 –– Holtzappil von  131 Franken  25, 27, 29 f., 134, 167, 217 Frankfurt  103 f., 131, 143, 161, 163, 169 ff., 177 f., 180, 184, 187, 189, 197 f., 200, 211 ff., 252, 268, 271, 273, 277, 289, 291, 295, 345 ff. –– Bartholomäusstift zu  51, 53, 91 –– Bürger 51 –– Kapitel 53 –– Messe 68 –– Recht 175 –– St. Leonhard  53 –– Schultheiss von  171 –– Stadt  25 f., 30, 32, 36, 49, 67 ff., 84, 117, 151, 156 ff., 160 f., 164 f., 167, 186, 194 f. –– Stiftskirche zu  52 –– Volrad, Schultheiß von  90 –– Weissfrauenkloster zu  36 Frankreich  266, 357 Franziskaner  13, 15, 50, 55 Freckenhorst, Berthold von  334 Freiburg –– Allerheiligenkirche 247 –– Bürger 239 –– Egen von  250 f., 256 f. –– Friedrich von  255 f. –– Grafen von 218, 221, 224, 228 f., 231, 233, 256, 283, 286 –– Konrad von  228, 231, 236, 246 f., 250 f., 254 f., 258

416

Personen- und Ortsregister

–– Stadt  64, 96, 146, 216, 219, 224 ff., 228, 239, 246, 251, 254 ff., 293 Freienstein  205 f. Freising, Bistum  12 Friedberg  111, 129, 160, 185 –– Barfüßer 159 –– Burg  157 ff. –– Bürger  155, 158 ff. –– Burggraf zu  39, 136, 157 ff. –– Burgmann  158 ff. –– St. Katharinenkapelle  159, 161 –– Stadt  25, 32, 36, 68 ff., 84, 117, 156 ff., 164 f., 186 Friedrich I, Barbarossa, Kaiser  267 Friedrich II., Kaiser  189, 196, 204, 278, 340 Friedrich III., Kaiser  19 Friedrich der Schöne von Habsburg, König  11, 15, 22, 81, 84 f., 88, 92 f., 95, 140, 196, 218 f., 227 ff., 233, 238, 250, 263, 268, 340 Friedrich, Claus  240 Friesen 307 Friesenheim, Merkelin von  241 Fritzlar  35, 129 –– Burg 98 –– Bürger von  89 –– Burgmann  157 ff. –– Gerhard von Seelheim, Dekan von Fritzlar  35, 88 f., 90 –– Kanoniker von  90 –– Offizial zu  52 –– Stadt  90, 136 –– Stiftskapitel von  135 Frosch, Siegfried  67 Froweler, Johann  239 Fulda 125 –– Abt von  89, 101 –– Heinrich, Abt  29, 35, 40 f., 42, 57, 98 f., 101 f., 112, 125, 135 f. Fürstenau  206, 209 f. Fürstenberg  205 f., 209 –– Grafen von  232 Fürstenstein  197 ff., 202 ff. Fürstenzell 227 Furtbach, Johannes von  259 Fürth  197, 203, 205 f., 208 ff. Gabele, Heinrich  57 Gang, Bertram  172

Gebauer, Walther  246 Gebur, Walter  244 Gehrden 330 Geishorn, Johannes  239 Geispitzheim –– Eberhard Vetzer von  35 f. –– Friedrich von  36 Geispolsheim, Konrad von  248 Geldern –– Graf von  85 –– Herzog von  299 –– Rainald von  145, 315, 327, 332 Gelnhausen 136 –– Burg 157 –– Bürger 158 –– Burggraf zu  157 –– Burgmann 157 –– Stadt  25, 32, 68 ff., 84, 117, 156 ff., 160 f., 164 f., 186 Gemar 230 Gemen –– Heinrich von  329 –– Herr von  299 Gengenbach –– Kloster  222, 261, 269 ff. –– Stadt 223 Gera, Heinrich, Vogt von  116 Gerlachsheim 92 Gernsheim 118 Geroldseck –– Herren von  218, 221, 250, 286 f. –– Hugo von  233 –– Walter von (von Tübingen)  232, 286 –– Walther der Ältere von  234 –– Walther von  235 Gersheim 182 Giebelstadt –– Dietrich Zobel von  57 –– Johann von  57 Giersberg, Walther von  243 Gieselwerder 90 Gießen 102 Ginnheim 51 Girsberg, Otto von  231 Gisenheim, Johann von  35 Goldene Bulle  15 Goldene Pfennig  282 Göns, Bernhard von  39

Personen- und Ortsregister Goslar  304, 339 Gotha  43, 121 Göttingen 30 Graffen –– Eberhard von  330 –– Menger von  330 Greifenklau, Friedrich  176, 188 Greifenstein 85 –– Kraft von  86 –– Wilhelm von  247, 265 Griessenberg, Heinrich von  229 ff. Griffenstein, Eberlin von  245 Gross, Konrad  153 Grostein, Götz von  246 Grumbach 175 Grünberg 129 Grünsfeld, Heinrich Phal von  114 Gundelfingen, Konrad von  169, 275 Güssenberg, Diebold Güsse von  152 f. Gymnich –– Heinrich von  170 –– Nemotz von  170 –– Wilhelm von  170 –– Winnemar von  170 Habsburg –– Johann, Graf von  227, 231 –– Maria von  227 –– Rudolf, Graf von  227 Habsburger 11, 93, 95, 99, 217  ff., 224, 226 ff., 233 ff., 250 f., 253 ff., 260 f., 266, 275, 284, 286, 288, 290, 292 ff., 312, 337 f. Hachberg –– Heinrich von  228 –– Markgrafen von  221 Hachenberg 343 Hachenburg, Wilhelm von  52 Hagen, Niklaus von  269 Hagenau  230, 253, 265, 269, 271, 275 f. –– Bürger  235, 293 –– Stadt 149, 223 ff., 232, 235, 238, 240, 250, 252, 260 ff., 273 ff., 276, 283 Haigerloch, Rudolf von  109 Halberstadt –– Bischof 304 –– Stadt 304 Haldessen 90

417

–– Stefan von  112, 129 Hallermund, Gerhard von  327 Hallwil –– Johann von  283, 288 –– Rudolf von  231 Hals, Albrecht, Graf von  227 Hamburg 348 Hanau –– Herren von  72, 114, 160, 165, 167 –– Reinhard I. von  70 –– Ulrich I. von  70 –– Ulrich von  32, 40, 44, 57, 76, 101, 107, 113, 117, 122, 128, 130 f., 160 f., 171, 185 ff., 200 ff. Handschuhsheim 203 Hanse  302, 321 f. Hardehausen  326, 330 f., 334 Harkotten 316 Hasenburg, Ulrich Diebold von  292 Hattenheim –– Dietrich von  181 –– Ludwig, Schultheiss von  32 –– Schöffen von  32 Hattigny, Mettelo von  240 Hattstatt –– Franz von  231 –– Heinzemann von  236 –– Herren von  221 –– Werner Gutemann von, Ritter  244 –– Wernlin von  236 Hatzfeld, Gottfried von  90 Haus, Johann Ulrich vom  244 Hausbergen  220, 224 Hausen  58, 233 Heidelberg 277 –– Vitztum zu  198, 203 Heiligenstad, 43, 121, 129 f. Heimbach  206 f., 209 f. Heimburg  207, 209 Heimersheim, Heinrich von  174 Heinrich VI., Kaiser  279 Heinrich VII. von Luxemburg, Kaiser 15, 141 f., 189, 205, 251 f., 303 Heinrich (VII.), König  278 Heinsberg, Gottfried von  77, 332 f. Heinzenberg –– Georg von  120, 175 –– Isenbard von  120

418

Personen- und Ortsregister

Helfenstein –– Grafen von  48 –– Ulrich von  230 Hellweg  296 ff., 300 Helmarshausen  125, 330 –– Reimbold, Abt von  330 Helmstadt, Konrad von  41 Henneberg –– Berthold von  100, 102, 117, 126, 141 f., 347 –– Heinrich von  111 Hennegau –– Grafen von  85 –– Wilhelm von  335 f., 346 Heppenheim  207, 210 –– Johann von  50 –– Werner Gauwer von  203 Herdring 332 Herford –– Kloster  299, 327, 331 –– Stadt  309, 318, 320, 324, 327 Herrenalb  222, 279 ff. Hersfeld –– Kloster 50 –– Reynold, Pleban in  50 –– Stadt 50 Hertzog –– Gerhard 253 –– Johann 253 Herzfeld 322 Hessen 24, 26, 31, 40, 90 f., 98 ff., 125, 128 ff., 133 f. –– Heinrich I., Landgraf  88, 100 –– Heinrich der J, Landgraf  88 –– Heinrich, Landgraf 111, 116  f., 128  f., 134, 185 ff., 318 –– Hermann, Landgraf  129 –– Johann, Landgraf  88, 99 –– Landgrafen von  80 f., 87 f., 89, 93, 98 ff., 104, 111 f., 123, 126, 133, 135 f., 138, 140, 194, 211, 299 f., 312 f. –– Ludwig, Landgraf  88, 129 –– Otto I., Landgraf 29, 35, 39, 41 f., 46, 87 f., 89 f., 98 ff., 318 Heusenstamm, Eberhard von  171 Heylman Lynung  36 Hildesheim –– Bischof 304

–– Stadt 304 Hinnenburg 125 Hirschhorn –– Engelhard von  130 –– Johann von  203 Hochheim 31 Hochrhein  216, 220, 231 Höchst 203 Höchstädt 310 Hoch-Weisel 32 –– Anselm von  155 –– Hermann von  155 Hofgeismar  125, 136, 201 Hofwart, Albrecht der  41 Hohenberg –– Albrecht von  197, 256, 266, 284, 288 –– Friedrich von  120 –– Grafen von  261 –– Hugo von  255 –– Konrad von  120 –– Rudolf von  113, 232, 276 –– Ursula von  255 Hohenburg  219, 252 Hohenfels –– Frenkel von  154 –– Heinrich von  109 –– Hermann von  146 f. –– Herren von  122 f. –– Konrad von  120 –– Volpert von  98 –– Werner von  146 f., 152 Hohenlohe –– Elisabeth von  114 –– Gottfried von  114 –– Götz von  186 –– Herren von  114 –– Kraft von  48, 186, 200 ff. –– Lutz von  126, 143 f., 186 Hohensolms 99 Hohenstein, Burchard von  244 Hohnberg 126 Holderbaum 85 Holland –– Grafen von  85, 185, 313 –– Margarethe von, Kaiserin  343 –– Wilhelm von  142, 186, 343, 348 Holstein-Schaumburg, Adolf von  316, 319 Holteye, Dietrich von  324

Personen- und Ortsregister Holthausen 306 Holzappel, Albrecht  176 Holzhausen –– Gipel von  67 –– Hermann von  90 Homberg, 129 –– Symon von  136 –– Werner von, Graf  227 Honstein –– Grafen von  126 –– Heinrich von  116 Horburg –– Burchard von  235 –– Walther von  235 Hörde –– Gerard 334 –– Stephan 334 Horst 340 Hosenbach, Hermann von  108 Hovestadt  312, 314 Höxter 324 Hoya –– Ermegard von  317 –– Gerhard von  309, 315 ff., 319 f. –– Grafen von  298 f., 301, 310, 317 –– Johann von  309, 317 –– Otto von  315 f. Hüffelin, Reinbold  244, 247 Hüftersheim, Werner von  54 Hüneweil, Werner von  234 Hutten, Friedrich von  125 Hyttenheim, Arnold von  242 Iburg 324 Idstein 75 Ingelheim  66, 104 –– Billung von  176, 185, 190 –– Emercho von  46, 51, 103 –– Philipp von  175 Ingolstadt 347 Irlich 34 Isaak, Juden  283 Isenburg –– Burg 107 –– Dietrich von  40, 83, 92, 107 f., 115, 186, 333 –– Gerlach von 34, 75  f., 77, 79, 107  f., 127 f., 164, 167

419

–– –– –– –– ––

Heinrich von  77, 123 Herren von  71 f., 111, 128, 136, 160 Johann von  34, 102 Kraft von  164 Luther von  32, 40, 74, 79, 92, 97, 101 f., 112, 117, 123, 160, 168, 186 –– Philipp von  134 –– Salentin von  34, 79, 186 Italien  13, 38 f., 48, 141, 169, 224, 234, 250, 253, 304 Itter –– Herren von  326 –– Johann von  99 –– Thilmann von  112 –– Thilo von  99

Jemerer, Conrad  126 Jöche, Burcharda  248 Johannes XXII., Papst  55, 93, 105, 182, 192, 231, 247, 312, 339 Johann von Luxemburg, König von Böhmen  40, 76, 82, 84, 101, 103, 106, 111, 140, 142 ff., 183, 185 f., 223, 253 f., 285, 313, 348 Johanniter  55, 231, 252 Juden  61, 153, 166 f., 253, 266, 282 ff., 294, 338, 341 f., 344 ff., 349 f. Jülich –– Gerhard von  86 f., 318, 325, 332 f. –– Grafen (Markgrafen) von  85 f., 87, 103, 144, 301, 303, 311, 313, 323 –– Truchsess von  86 –– Wilhelm von  58, 115, 145, 314, 318, 326, 335 f. Jungfaut, Eberhart  268 Kage, Stehellin  245 Kageneck, Nikolaus von  244, 247, 249 Kaisersberg  223, 225, 253, 282 –– Johannes von  236 Kaiserslautern  119, 123, 127, 146, 167, 174 –– Burg  142, 144 –– Bürger 167 –– Kloster 111 –– Stadt  111, 142, 144, 175, 178 Kaiserswerth 303 Kalden 90 Kalp, Heinrich  98

420

Personen- und Ortsregister

Kampen 334 Kanstein 332 Kappel 229 Karben, Friedrich von  136, 157, 171 Karl IV., König  20, 22, 25, 76, 137, 214 Karp, Heinrich  100 Katzenelnbogen –– Burg 74 –– Dieter von  31, 52, 57, 74, 169 –– Eberhard I. von  70 –– Eberhard IV. von  136 –– Eberhard V. von  33, 73, 101 f., 170 –– Elisabeth von  32 –– Grafen von  48, 56 f., 71, 91, 169 –– Johann II. von 33 f., 40, 42, 57 f., 73, 75 f., 77, 106, 122, 136, 170, 186 –– Johann von, Ritter  35, 98, 176, 183 –– Katharina von  74 –– Wilhelm I. von  29 f., 33 f., 50, 52, 57, 72, 74 f., 79, 83, 92, 103, 107, 109, 168 f. –– Wilhelm II. von  32 f., 42, 57 f., 73, 75 f., 79, 110, 123, 186 f. Kaub  80, 141, 202 f. Keller, Johannes  242 Kempenich, Simon von  107 Kerpen, Konrad von  85 Kessel 118 Kestenholz 234 Keysersberg, Theobald Betschelere von  234 Kienberg, Werner von  231 Kienzheim, Konrad von  236 Kint, Theoderich  176 Kirchberg  43, 132 Kirchheim 261 –– Albrecht von  278 Kirkel –– Johann von  120 –– Konrad von 137, 151, 178, 195, 248, 289 ff. Klarental 132 Kleen, Wenzel von  39 Kleve –– Dietrich IX. von  302, 311, 333, 336, 338 –– Grafen von 299, 301 ff., 323, 326, 332, 335 f. –– Otto von  332 f. Klingenmünster 91 Klopp 104

Knebel –– Gerlach  33, 178, 195 –– Konrad  113, 202 Koblenz  24, 65, 85, 119, 140, 186 –– Offizial von  52, 103 Kochem 24 Köln 336 –– Bürge 86 –– Domdekan 332 –– Domkapitel  86, 326, 331, 335 –– Engelbert von Berg, Erzbischof  297 –– Erzbischof  58, 80 f., 85 ff., 95, 98 f., 101, 103, 107 f., 127, 140, 142, 182 f., 296 ff., 304 ff., 310 ff., 316 ff., 323, 326 ff., 337 ff., 349 f. –– Erzbistum  58, 297, 312, 328 –– Erzstift  24, 27, 90, 103, 198 ff., 300, 315, 323, 338 f. –– Heinrich von Virneburg, Erzbischof 58, 84, 86, 105, 115, 120 f., 233, 250, 297, 305 ff., 311 ff., 326, 328, 332 f., 337 ff., 343 –– Johannes de Augusta von St. Severin  121 –– Konrad von Hochstaden, Erzbischof  297 –– St. Gereon  332 –– St. Severin  121, 250 –– Siegfried von Westerburg, Erzbischof  304 –– Stadt  84 ff., 121, 186, 320, 327 –– Walram von Jülich, Erzbischof 40, 59, 115 f., 127 f., 144, 298, 308, 312, 314, 325 f., 328 f., 333 ff., 339 –– Wedekind, Schulmeister von Dom  333 –– Wikbold, Erzbischof 304  f., 310, 314, 327 f., 331, 339 Königsberg 107 Königsbrück 260 Königsfelden 218 Konstanz 276 –– Bürger  228, 239 –– Generalvikar von Diözese Konstanz  228 –– Rudolf, Bischof  230 –– Stadt  96, 220 Korff –– Eberhard von  316 –– Heinrich von  316 f. Kornelimünster 206 Kraichgau 24 Krautheim 114

Personen- und Ortsregister Krenkingen, Leuthold von  228 f., 231 Kreuznach 178 Krukenberg 125 Kurköln 27 Kurmainz  26 f. Kurpfalz  26 f. Kurtrier 27 Kyburg –– Eberhard von  96, 229 –– Hartmann von  229 Lahnstein 134 –– Eberhard Brenner von  98 –– Schilling von  127 Landau  65, 112, 239 f. Landecke, Ulman von  205 Landir, Wirich  95 Landsberg –– Eberhard von  265 –– Egenolf von  228 Landshut 293 Landskron 107 Landstein, Wilhelm von  144 Langen, Ludolf von  329 Langenau, Hildeger von  29 Langenhain 35 Lantegge 307 Lasborch 316 Laubach 171 Laubgassen  234 f. Lautenbach 238 Lauter  267 f. Leesheim 34 Leiningen –– Friedrich von 35, 63, 66, 83, 110, 120, 122, 146, 178, 186, 241 –– Friedrich von, Dompropst von Worms  178 –– Gottfried der Jüngere von  83, 119, 241 –– Götz von  186 –– Grafen von  71 –– Joffried von  186 Leipa, Heinrich von  144 Lemgo  330, 332 Lengenfeld 270 Leonhard, Schreiber der kaiserlichen Kanzlei 153 Levern 330 Lewenstein, Wolfram von  172

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Lewinstein –– Emerich Lumelzun von  35, 74 –– Johann von  35 Leyen, Egidi von  176 Leyen, Heinrich von der  109 Licet iuris, Kaisergesetz  14, 16 Lichtenberg 43 –– Albrecht Hummel von  252, 260, 269 –– Hanemann von 151, 233, 235, 251 ff., 273 f., 290 f. –– Hermann von  147, 252, 268 f. –– Herren von  217, 222, 250 ff., 260, 273 f. –– Johannes der Alte von  233, 252 –– Johannes der Jüngere von  233 –– Ludman von  114, 283 Liebenstein –– Heinrich Syfrid von  134 –– Johann von  134 –– Syfrid von, 210 Limburg  131, 167 –– Dietrich von  340 f. –– Gerlach von 40, 74 f., 76, 79, 92, 103, 106 f., 123, 128, 167, 178, 186 f. –– Herren von  71, 167 –– Kuno von  253 –– Stadt  106, 238 –– Wernlin von  278 Lindau –– Heinrich von  183 –– Stadt 96 –– Syfrid von  53 Lindenberg, Friedrich von  29 Lindenfels  197, 205 f., 209 f. –– Ulrich von  203 Lindenhorst, Konrad von  340 ff. Lippe  306 f. –– Bernhard zur (von der)  316, 318 –– Herren zur (von der) 299, 301, 306, 310 f., 313 f., 317, 319, 323 –– Otto zur(von der)  315, 333 –– Simon I. Zur (von der) 125, 301, 308, 310, 314 ff., 324 ff., 331 f., 338 Lippolsberg 49 Lippstadt  320 f. Lissberg –– Hermann von  40, 116, 125, 129, 135 –– Herren von  77, 112, 122 f. Lohn

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Personen- und Ortsregister

–– Hermann von  328 –– Herren von  311 Looz, Dietrich von  313, 326, 335 f. Lorch  32, 197 –– Heinrich Schetzel von  98 –– Johann, Marschall von  90 f., 176 Lorsch  196 f., 204 ff., 209 ff. Lössnich, Konrad von  170 Lothringen  216 f. –– Rudolf von  116, 236 f., 256 Löwenberg, Heinrich von  115 Löwenstein 90 –– Wolfram der Ältere  176 –– Wolfram der Jüngere  176 –– Wolfram von Lewensteyn  119 Lübeck  321 f., 339, 347 f. Luczelburg, Hugo von  54 Lüdinghausen –– Bernhard Wolf von  311 –– Heidenreich von  311, 334 –– Hermann der Ältere von  311 –– Hermann der Jüngere von  311 Ludwig IV., der Bayer, Kaiser 11 ff., 25 f., 40, 42, 54, 67 f., 76, 81, 84 f., 88, 92 ff., 99 f., 101, 104, 115 f., 124, 127, 130, 133 ff., 139 ff., 156 ff., 168 ff., 183 ff., 196 ff., 204 f., 207 f., 211 ff., 219, 221, 223 ff., 227, 229, 231 ff., 249 ff., 260 ff., 268 ff., 282 ff., 304, 310, 318, 337 ff., 351, 355 ff. Ludwig (der Brandenburger), Sohn des Kaisers 202 Lurenburg, Haynen von  170 Lüttich –– Adolf, Bischof  77, 121, 325, 333, 335 Lützelstein –– Nikolaus von  240 f. –– Volmar von  246, 258, 292 Luxemburg –– Grafen von  80, 103 –– Heinrich von  333 Luxemburger  76, 127, 286 Luzern –– Bürger 238 Maastricht 336 Magdeburg –– Otto, Erzbischof  111

Mainz  113, 127, 205, 216 –– Adolf von Nassau, Erzbischof  58 –– Bürger  31, 55, 85, 104, 113, 118 f., 182 ff. –– Dom  46, 188 –– Domkapitel 54, 79, 91, 93 f., 98, 104 f., 109, 116, 118, 122, 124, 133, 135 ff., 179, 182, 184 ff., 193 ff., 205 ff. –– Erzbischof  53 ff., 58, 66, 79 ff., 83, 87 ff., 91 f., 95 f., 98, 103 f., 118, 123 f., 134, 142, 148, 167, 174, 196 ff., 285, 299 f., 349 –– Erzstift  26, 29, 40, 55, 79 ff., 83, 88 f., 93, 99, 102 f., 105, 109, 111 f., 114, 122 ff., 128 ff., 134, 137, 202, 204 ff., 215 –– Geistliche von 133, 141, 182  ff., 187, 193 ff. –– Gerlach von Nassau, Erzbischof 39, 136 ff., 193 ff. –– Heinrich von Virneburg, Erzbischof  40 ff., 48 ff., 52, 57, 59, 79, 81, 105 f., 108, 110, 114 f., 120 ff., 124 ff., 145, 150 ff., 173, 175 ff., 182 f., 190 ff., 196 ff., 202 ff., 208 –– Johann, Domdekan 116, 118, 124, 129, 133, 179, 182, 198, 202 ff. –– Kanoniker  137, 150 –– Kuno von St. Peter  53 –– Mariengreden  53, 91, 104 –– Matthias von Bucheck, Erzbischof 29, 31, 35 f., 39, 41 ff., 46, 48 f., 53, 65, 79, 81, 94 ff., 105, 109, 111, 119, 140 f., 182, 205, 207, 257 –– Peter von Aspelt, Erzbischof  31, 34, 41, 48, 51, 53, 79, 81 ff., 87 ff., 93, 98, 101, 140, 196 f., 205 f., 208, –– St. Alban, Kloster  34, 50, 182 ff., 195 –– St. Jakob, Kloster  183 ff. –– St. Johann zu  51 –– St. Peter zu  49, 51, 53, 195 –– St. Stephan  103, 149 f., 152 –– St. Viktor, Chorherrenstift  183 ff. –– Stadt  24 f., 36, 50, 61 ff., 79, 84, 94, 96, 104 ff., 109, 114, 117, 120, 141 f., 145, 148 f., 152 f., 182 ff., 194, 196, 214, 257 –– Stadtrat  63, 66 f. –– Stephanstift  46, 51 –– Stuhlrichter  51, 53, 180, 183 f. Mainzer Reichslandfriede  18, 28, 30

Personen- und Ortsregister Malsch 281 Manderscheid, Wilhelm von 85, 106, 172, 176, 178 f. Mannheim 80 Marbach 284 Marburg 42 –– Deutschordenshaus 103 –– Komtur Kuno des deutschen Ordens zu  44 Margarethe Maultasch  16 f. Marienborn, Kloster  54 Mark –– Adolf von der  308, 313, 315, 323, 333, 335 f., 345 –– Eberhard von der 304, 310 f., 328, 332, 339 –– Engelbert von der 313, 315, 319, 323, 325 ff., 331 ff., 338, 341, 343 ff. –– Grafen von der  299 f., 303, 306, 308 ff., 319, 322 f., 325, 332, 335 f., 338, 341, 343, 345, 347, 350 –– Konrad von der  308, 323 Marsdorf 129 Marsilius von Padua  13 Martinstein  177, 179 f. Marx, Johann  239 Mayen 116 Meckenheim –– Johann von  127 –– Theoderich von, Domdekan von Worms  192 f. Medebach  325 f., 328 Mederich, Dietrich(Dieter) von  90, 326 Meienheim, Werner von  236 Meißen (Siehe auch Thüringen) –– Friedrich von  185 f. –– Markgrafen von  111, 179 Menden 335 Merenberg, Hartrad von  98 f. Mergentheim 115 Merxheim, Syfrid  176 Metz 238 Metzenhausen, Gerhard Reschenkel von  35 Metziger, Jekelin  236 Meyering, Johannes  332 Michelstadt  205 f. Miehlen 75 Milse, Johann von  332 Minden

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–– Bernhard, Dompropst  316 –– Bischof  298, 304, 316 f., 319, 322, 324, 326, 330 f., 339 –– Bistum  297, 324 –– Domkapitel  298, 331 –– Droste von  317, 324 –– Gottfried, Bischof  316, 320, 331 –– Hochstift 316 –– Johann, Dompropst  309 –– Ludolf, Bischof  330 –– Ludwig, Bischof  317, 349 –– Stadt  302, 309, 319 ff., 326, 349 Mittelrhein  24 ff., 55 f., 59 ff., 64 f., 67 f., 70 f., 77 ff., 81 ff., 87, 92 ff., 96, 104 ff., 108, 110, 113, 117, 120, 123 f., 127, 134, 139, 141, 143, 145, 150, 152, 154 ff., 159 f., 162, 166 ff., 171 f., 175, 177, 179, 181, 183, 186 f., 196, 198, 200, 202, 208, 212  ff., 216  f., 224  ff., 254, 257, 261, 268 f., 275, 278, 282, 285 f., 290, 294 ff., 303, 307, 310, 320, 324, 326 f., 334, 337, 343, 349 f., 352 f., 355 ff. Mittenheim 176 Möckmühl 114 Mollesheim 220 Molsberg, Gyso von  106 f. Mömbris, Ulrich von  157 Mombronn –– Johann von  245 f. –– Ottemann von  245 Mömpelgard –– Grafschaft 230 –– Reinald von  230 Montad 125 Montfort –– Friedrich von  178 –– Philipp von  149 f., 152 –– Ulmann von  149 f. Morimunt 331 Mörlenbach  203, 208 Morsbach, Johann von  176 Mosbach 41 Mosel  24, 83 Moyenmoutier –– Bencelin, Abt  236 –– Kloster 236 Mühlberg 117 –– Dietrich Vogt zu  117

424

Personen- und Ortsregister

Mühldorf  93, 140, 142, 218, 227, 229, 233, 250, 252, 312 Mühlhausen (Elsass) 223, 225, 230, 261, 265 ff., 270, 284 Mühlhausen (Thüringen)  130, 339 Mulenheim, Burchard von  238 Mulenhoven, Simon von  239 Müller, Herren von  231 Müllheim, Eberhard von  275 Mülnheim 258 –– Heinrich von  238 Münch –– Götzeman 226 –– Peter  238 f., München  17, 153, 175, 229, 284, 290, 347 Munhart, Diebold  288 Munich –– Berthold 245 –– Friedrich 245 Münster 111 –– Bischof  297, 299 f., 302, 305 ff., 310 ff., 315 f., 323, 329 ff., 339, 348, 350 –– Bistum  297, 299, 307 –– Domkapitel  302, 309, 311, 329, 331 –– Eberhard, Bischof  304 –– Hochstift  313, 315 –– Konrad, Bischof  311 –– Ludwig, Bischof  111, 303, 308 f., 311 f., 315, 324 ff., 329 ff., 335 –– Otto, Bischof  310 f., 324, 331 –– St. Georg  332 –– Stadt  302 f., 305 ff., 311 f., 314, 319 ff., 329, 341, 350 Münster im Gregoriental  223, 225, 261, 290 Münzenberg  112, 129 –– Herren von  72 –– Herrschaft  34, 171 Muntzingen, Heinrich von  229 Murbach  222, 247, 274 –– Abt von  287 f., 292 –– Konrad von, Abt  253 Murnhart –– Andres 243 –– Burckart 243 –– Diebolt 243 –– Hanneman von  243 Nahe 120

Nansheim, Liebhard von  82 Nassau –– Adolf von  33, 73, 101, 122, 138, 178 –– Emicho von 29, 39, 46, 76, 100, 106, 118, 186 –– Emicho I. von Nassau-Hadamar  31, –– Gerlach von 30  ff., 34, 46, 73  ff., 92, 101 ff., 106 f., 111 f., 117, 122 f., 126, 128, 130 f., 134, 138, 150, 162, 168 ff., 178, 186, 191, 193, 201 f., 205, 210 f., 346 –– Grafen von  71 f., 99, 101, 103, 123, 137 –– Heinrich von  76, 123, 186 –– Johann von  65, 73 f., 77, 98, 101 f., 123, 128, 138 –– Johann von Nassau-Hadamar  31 –– Johann von Nassau-Merenberg  164 –– Mechthild von  82, 93 –– Otto von, 122 –– Walram von  34, 92, 102 Nastätten  58, 76 Naumburg  90, 99 Nellenburg –– Eberhard von  256 –– Wolfram von  141, 197, 290 Neuburg, Hans der Schaffer zu  227 Neuburg –– Eberhard, Abt von  276 –– Kloster  222, 261, 276 f. Neuenahr –– Gottfried von  136 –– Heinrich von  136 Neuenburg 218, 220, 224, 230, 261, 286, 288, 293 Neuenburg, Matthias von  12, 247 ff. Neuenburg, Rudolf, Graf von  228 Neuenhain 51 Neuffen, Berthold von  143 f., 171, 197, 256, 264 f., 269, 275, 284 Neuss 128 Neustadt  43, 90, 130 Neustadt (Burg)  138 Niddau, Rudolf, Graf von  229 Niederaltdorf 276 Niederbayern –– Heinrich von  143 –– Herzog von  143 Niederheimbach  196 f., 203 Niederhessen  88, 98

Personen- und Ortsregister Niederrhein  24, 81, 84 f., 87, 296 ff., 300 ff., 331, 335, 337, 339, 350 Niedersachsen 296 Nienborg 319 Nikolaus V., (Gegen)papst  14 Nordhausen 339 Northof, Levold von  313, 335 Norwegen 322 Nürnberg  95, 160, 174, 202, 251, 263 f., 274, 283, 347, 349 –– Johann, Burggraf von  45, 126, 144 Nussbaum, Emmerich von  175 Nussborn, Thilemann  67 Oberbayerisches Landrecht  17 f. Oberbayern 81 Oberehnheim  220, 223, 252, 260 f., 265 f., 289 Oberelsass 223 –– Landgraf im  218 Oberheimbach 196 Oberhessen 88 Oberlahnstein  32, 128, 137 Oberrhein 24, 64, 117, 149, 167, 216 ff., 303, 310, 320, 351 f., 355 f. Oberstein, Nikolaus Stein von  137 Oberstenfeld 49 Oberursel 53 Oberwesel  141, 178, 186 Ochsenstein –– Herren von  218, 222 –– Johann von  113 –– Otto von  65, 113, 219, 228 ff., 232, 235, 241, 246, 268 Odenheim  222, 261, 278 f. Odenwald  24, 72, 197 f., 203, 205, 210 Odernheim –– Konrad Kirschbaumer von  36 Offenbach 175 Offenburg  223, 230, 238, 247, 269 ff. Oldenburg 296 –– Christianus, Graf in  319 Oldendorf, Richard von  330 Ölinghausen  328, 332 Oppenheim  128, 140, 146 f., 150 –– Amtmann  185 f. –– Burg 157 –– Bürger 119 –– Burgmann  49, 185 f.

425

–– Stadt  25, 36, 49, 61 ff., 84, 94 ff., 104, 118, 145, 151, 153, 156, 165, 182, 185 f., 194 Ortenau  222 f., 230 f., 269 ff., 286 Ortenburg  223, 235 Osnabrück 296 –– Bischof  298, 300, 304, 306 f., 310, 313, 316 ff., 322 –– Bistum  297, 307 –– Dompropst 317 –– Engelbert, Bischof  316, 326 –– Gottfried, Bischof  308 f., 317, 329, 334 –– Hochstift  317 f. –– Ludwig, Bischof  311, 316, 325 –– Stadt 302, 306  ff., 314, 317  f., 320  ff., 324, 334, 338, 342, 350 Österreich  217 f. –– Agnes von  218 –– Albrecht II., Herzog von  218, 221, 230, 232, 255, 292 –– Herzog 101, 113, 220, 238, 251, 274 f., 283 f. –– Herzogtum 254 –– Johanna von  255, 285 –– Leopold, Herzog von  95 f., 218 f., 227 ff., 250 –– Otto, Herzog von 230, 243, 250, 253 f., 292 Ostfriesland 296 Osthofen, Wilhelm, Burggraf von  245 Östrich 51 Otgenbach, Rotich von  328 Ottefriedrich, Claus  247 Ottenstein, Herren von  299 Otterberg, Kloster  147 ff. Öttingen –– Friedrich von  291 f. –– Grafen von  126, 292 f. –– Ludwig von  41, 202, 255, 270, 275, 284, 291 f. Padberg 330 –– Gottschalk von  333 Paderborn –– Balduin, Bischof  318 –– Bernhard, Bischof  116, 124 f., 304, 308, 318, 326, 330, 333 –– Bischof  298, 301, 303, 305 f., 310, 313, 317 f., 330 f.

426

Personen- und Ortsregister

–– Bistum 297 –– Busdorfstift 331 –– Dietrich, Bischof  326, 330, 337 –– Domkapitel  318, 326 –– Dompropst  316, 318 –– Günther, Bischof  331 –– Hochstift 299 –– Johannes von  50 –– Liborius, Kantor  124 –– Stadt  302, 318, 321, 326 Pairis  222, 236, 277 f. Pape, Sibodo  345 ff. Papenheim, Herbold von  124 Passau 144 –– Albrecht, Bischof  122, 144 Pavia 26 Pente, Rabodo von  324 Petershagen 320 Pfalz  81 f. Pfalzgraf (bei Rhein)  26, 57, 71, 80, 91, 103, 107, 110, 112 f., 123, 130 ff., 138, 141, 148, 174, 179, 196 ff., 202 ff., 215, 220, 223, 280 –– Adolf 103 –– Rudolf I. 26, 65, 81, 93, 162, 196 f., 204 f., 207 f. –– Rudolf II. 43, 101, 112, 126 ff., 130, 145, 148, 151, 153, 172, 178, 181, 185 f., 200, 202 ff., 273, 290 –– Ruprecht I. der Ältere 26, 33, 35, 41, 43, 46, 48, 66, 101, 112 f., 126, 128, 130, 132, 134, 138, 145, 148, 150 f., 153, 178, 185 f., 202 ff., 281 –– Ruprecht II. der Jüngere 33, 126, 128, 130, 134, 202 ff., 281 Pfalzgrafschaft  26, 82, 93 Pfeddersheim 35 Pferrichbruch 276 Pfiler, Burchard  238 Pfirt –– Grafen von  218, 221 –– Johanna von  218 –– Ulrich von  218, 227 f., 231, 235, 255 Philgerin –– Heinrich 57 –– Hermann 57 Pikenbruk –– Heinrich von  325

–– Hermann von  325 Pipin, König  267 Plage –– Friedrich 175 –– Johann 175 –– Ulrich 175 Planig, Johann von  176 Plettenberg –– Heidenreich von  329 –– Johann von  298, 305 f., 311, 326 Post, Friedrich  326 Prüm –– Diether, Abt von  29, 33, 57 f., 76 Puller –– Eberhard 243 –– Johann 243 Pyrmont, Grafen von  301 Quakenbrück 324 Rade, Hanemann zum  66 Rahden 317 Ramberg, Werner von  247 Ramstein, Burkhard Werner von  231 Randecken –– Gottfried von  35 –– Johann von  35, 127, 137 Randegg, Markwald von  15 Rappoltstein –– Anselm von  233, 284, –– Heinrich von  233 ff., 254, 264, 277 f. –– Heinzelin von, Kirchherr von Gemar  230 –– Herren von 221, 225, 227, 232 ff., 250, 260, 264, 288, 292 –– Johannes der Jüngere von  236, 264 –– Johannes von 231 ff., 254, 278, 284, 288 Rappoltsweiler  231, 236 f., 284 –– Walther Schop von  236 Rasvelde, Johannes de  307 Rathsamshausen, Hartung von  246 Raugraf  71, 74 –– Friedrich 186 –– Georg 32 f., 79, 83, 95, 108, 110, 119, 122, 127, 178, 185 f. –– Heinrich  76, 95, 104, 119 f., 185 –– Konrad 33, 73, 95, 108, 110, 119, 132, 176, 178, 185 –– Kunzelin 103

Personen- und Ortsregister –– Margarethe  32, 110 –– Ruprecht  119, 134, 178 Ravensberg –– Bernhard von  301, 308 f., 315 ff., 334 –– Grafen von  298 f., 301, 318 f. –– Margarete von  318 –– Otto von  316, 319, 326 Rebstock, Kraft zum  66 Rechede –– Godeke von  340 –– Heinrich von  340 Reckenberg 317 Recklinghausen  298, 305, 311 f., 319, 335 Regensburg  144, 183, 263 Regenshein, Ruschin von  235 Regisheim, Peter von  230, 239 Rehen –– Heinrich von  326 –– Konrad von  330 Reichenbach 174 Reichenstein  196 f., 205 f., 209 f. –– Johann von  132 Reiderland 307 Reifenberg –– Emmerich von  155 –– Kuno von  130 Reifferscheid –– Heinrich von  58 –– Johann von  58 Reineberg 316 Reinhardswald 296 Remagen 85 Rennenberg, Hermann von  328 Resen 334 Reutlingen 280 Rheda 310 Rhein 24, 71, 79 f., 83, 94, 96, 103, 128, 133 f., 140, 143, 146, 148, 151, 154, 156, 170, 172, 178, 196, 202 f., 205, 210, 216 f., 220 ff., 254 f., 273, 278, 286 f., 292, 296, 302, 307 Rhein, Fritzemann zu  243 Rheinau  242, 246, 253 Rheinberg  128, 297 Rheinböllen  197, 205, 209 Rheineck, Burggraf von  175 Rheinfelden  219 f., 224, 286, 288 Rheinfranken 61

427

Rheingau  91, 205 –– Vitztum in  35, 137, 183 Rheingraf 71 –– Friedrich 83 –– Hedwig 149 –– Johann  74, 77, 97, 120, 136 Rheingrafenstein 97 Rheinischer Städtebund  25, 62, 97, 321 Rhens  127, 133 Rhenser Weistum  14, 127 Riechenstein, Johann von  135 Riedern, Johann von  39 Riedesel, Johann  39, 89, 112, 129 Rieneck –– Albrecht von  114 –– Elisabeth von  114 –– Gerhard von  114, 136 –– Grafen von  72, 122, 200, 202 –– Heinrich von  114 –– Johann von, Burggraf  164 –– Ludwig von  34, 114, 200 Rietberg –– Friedrich von  333, 341 –– Grafen von  301, 318 –– Konrad von  133, 203 –– Otto von  308, 314, 318 Ring, Heinrich  67 Ring, Herbort  130 Ringen, Kasele  35 Ripelin, Konrad  245 Rippelin, Otten  247 Rode, Heinrich  176 Rödelenheim –– Gerlach von  35, 76 –– Winter von  35, 76 Roden –– Johann von  320 –– Ludolf von  320 Romrod –– Hermann von  90 –– Ludwig von  90 –– Werner von  90 Ronneburg, Burggraf zu  77 Rose, Gerhard  118 Rosenberg –– Eberhard von 41, 114, 126, 130, 137, 178, 204 –– Peter von  144

428

Personen- und Ortsregister

Rosenowe, Burckhart von  239 Rosheim  220, 223, 265 –– Heinrich von  265 Rotenberg 175 Rothaargebirge 296 Rottweil  239, 280 Rudelin, Eberhard  36 Rüden 313 Rüdesheim 203 –– Dietrich Kind von  175 –– Dylmann von  188 –– Friedrich von  176 –– Konrad von, Ritter  34 f., 188, 203 Rüdigheim, Johann von  77 Rudolf von Habsburg, König  22, 156 f., 159 f., 167, 189, 217, 220, 222, 256, 268, 270, 279 f., 294, 303 f. Rüdt, Konrad  39 Rufach 220 Ruhr  297 f. Rulenderlin, Albrecht  240, 244 Rumeschottel 324 Rümlang, Heinrich von  231 Rumpeshorst 317 Runkel –– Dietrich von  73, 92, 333 –– Herren von  170 Rupach –– Gericht zu  36 –– Johann von  36 Ruprecht von der Pfalz, König  20 Rusteberg 129 Rüthen 314 Ruzingen 231 Saale-Mittelelbe-Raum 25 Saar 119 Saarwerden, Friedrich von  245 Sachsen 134 –– Rudolf, Herzog von  144 f., 199 f. Sachsenhausen, Rudolf von  169, 171 Säckingen 229 Salm, Grafen von  108 Salmünster 68 Salomon, Juden  283 Salzgau 42 Salzkotten  326, 330 St. Antonius, Kloster  49

St. Die  236 –– Ulrich, Domherr von  236 St. Gallen –– Kloster 230 –– Stadt  220, 254 St. Goar  75 St. Johannisburg  176, 180 Savoyen, Grafen von  48 Sayn –– Godert von  34 –– Gottfried von  34, 77, 315, 327, 344 –– Gotthard von  77 –– Grafen von  52, 71, 312 f., 325 –– Johann von  34, 77, 79, 106 f., 333 –– Robin von  34 Schaafheim 57 Schaffhausen 95 –– Johann, Abt von  230 –– Konvent 230 Schäffolsheim –– Hänselein von  242 –– Walther von  235, 242 –– Wilhelm von  242 Schamaley, Johann von  226 Scharfenberg, Hermann von  333 Scharfenstein –– Burggraf von  35 –– Nicolaus von  188 Scharpenstein, Clays von  32 Schauenburg, Grafen von  319 Schaumburg, Grafen von  298, 301 Schelm, Wenzel  51 Schelriss, Friedrich  125, 136 Schencke, Dyebolt  243 Scherfede 332 Scheuern, Sywert von  29 Schieles 132 Schildesche 331 Schindilberg 174 Schlettstadt  223, 225, 228 f., 239, 244, 246, 250, 260 f., 265, 284 f. Schlitz, Heinrich  125 Schmidtburg  108, 180 Scholer –– Peter 243 –– Rudolf 243 Schönau, Reinart von  326 Schönberg  205 f.

Personen- und Ortsregister Schöneberg  201, 318 Schöneck, Johann von  246, 258 f. Schönenberg, Lamprecht von  136, 175 f. Schonenburg, Friedrich der Alte von  35 Schonevelde, Ludolph von  324 Schonhalse 131 Schönhalsin, Gyselbrecht  131 Schornsheim, Busch von  36 Schorsten 332 Schoubes, Burkart  244 Schultheiß, Sigfrid  278 Schutzbar, Dietrich  44, 103 Schwaben  25, 27, 134, 256 Schwalenberg –– Grafen von  301, 325, 327 –– Heinrich von  316, 333 Schwanau  286 f. Schwarzburg, Grafen von  126 Schwarzenberg –– Susanna von  236 –– Ulrich von  236 Schwarzenborn 89 Schwarzenburg, Wilhelm von  175 Schweinsberg –– Heinrich von  90 –– Hermann von  90 –– Ruprecht Schenk von  99 –– Werner von  89 Schweiz  38 ff., 216, 220, 224, 229 f., 288 Seckendorf, Burkhard von  126 Selbach, Heinrich von  243 f. Selbod, Friedrich von  157 Selheim, Ludwig von  112, 129 Seligenstadt  43, 131 –– Dielmann, Abt von  118 –– Kloster zu  51 –– Schultheiß, Schöffen, Vogt zu  52 –– Stadt 69 Seligenta 92 Selz  64, 148 Senftleben, Hug  245 Senheim, Otto von  175 Setzepfad, Konrad  171 Siegburg 346 Siegen 53 Sigmund, Kaiser  19 Sinzig, Heinrich (Roman) von  115, 127 Slon, Justacius von  320

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Sly, Hermann  311, 334 Sobbe –– Albrecht 334 –– Engelbert 324 Sobernheim 173 Soest –– Dechant 328 –– Kapitel 327 –– Propst  327 f. –– St. Patrokli  328, 331 –– Stadt 298, 300, 302, 305  ff., 311  f., 314, 320  ff., 324  f., 331, 334, 342, 350 –– Vizepropst 331 Solms –– Bernhard von  76, 178 –– Burg 107 –– Grafen von  71, 99, 118, 165 –– Heinrich von  79, 99 –– Johann von  33, 79, 99, 118, 136, 178 –– Philipp von  107 Solothurn 220 Sötern, Berthold von  132 Spangenberg –– Friedrich von  117 –– Fritzen von  29 –– Hermann von  29 –– Herren von  98 Spessart 24 Speyer  95, 124, 167, 216, 258, 290 f. –– Bischof  80, 91, 241 –– Bistum 112 –– Bürger 119 –– Domkapitel 113 –– Dompropst 137 –– Dreifaltigkeitskirche 133 –– Emich, Bischof  48, 96, 241 –– Gerhard, Bischof 49, 113, 150 f., 153, 172, 208, 290 –– Hochstift  80, 113 –– Hofrichter 241 –– Stadt  25, 30, 36, 61 ff., 84, 94, 96, 104, 117 f., 145 ff., 152 ff., 182, 186 f., 191, 194, 257 –– Stadtrat 67 –– Syboto, Bischof  48 –– Walram, Bischof  113 Speyergau 65

430

Personen- und Ortsregister

Sponheim –– Adolf von  101 –– Elisabeth von  32 –– Emicho von, Kanoniker der Mainzer Kirche 35 –– Grafen von  71 f., 171 –– Heinrich von  83 –– Johann von  32 f., 41, 73, 79, 82 ff., 86 f., 97, 101, 103, 108 f., 122, 126 ff., 130, 132, 169 f., 172, 177, 179, 185 ff., 333 –– Johann III. von  43 –– Loretta von  108 f. –– Philipp von  29, 97, 101, 113, 138, 169, 172 –– Reinhold von  32 –– Simon von 32 f., 41, 101, 103, 108 f., 174, 185 ff. –– Walram von 32 f., 41, 43 f., 108 f., 127, 132, 134 f., 169 f., 172 ff., 178, 180, 203 f., 210 f., 213 –– Wolfram von  186 Starkenberg 210 –– Herren von  103 –– Volker von  172 Starkenburg  82 f., 94, 207 –– Hartmann, Burggraf von  182 f. –– Konrad, Burggraf von  204 Staufen, Götze von  244 Staufenberg 125 Staufer  25, 220, 222 f., 257, 259, 267, 276, 303, 340 Staufer, Ulrich  169 Stauffenberg 243 –– Albrecht Brune von  243 –– Heinrich Brune von  243 Stecke, Konrad  340 ff. Steckelnberg, Konrad von  133 Stein –– Anders vom  110 –– Eberhard vom  110, 175 –– Emmerich von  175 –– Friedrich vom  170 –– Johann vom  110, 176 –– Kunigunde vom  110 –– Kuno vom  120 –– Margarethe vom  110 –– Wetzel von  116 f. –– Wilhelm Bozzel vom  110 Steinbach  206, 210

Steinfurt –– Baldewin von  319 –– Erwin Löw von  39 –– Herren von  299, 315 –– Ludolf von  309, 319 Stephan, Sohn des Kaisers 151, 202, 222, 256, 290 Sternberg, Herren von  301, 308 Steyerberg 316 Stockhausen 130 Stoker, Rudolf  229 Stolle, Berthold  243 Stotternheim, Otto von  117, 125 Straßburg  148, 151, 230, 234, 276 –– Berthold, Bischof  95, 113, 137, 151, 221, 226, 230, 243, 247 f., 253 f., 257, 259, 271 f., 274, 289 ff. –– Bischof 96, 146, 151, 217 ff., 245, 250, 257 f., 261, 286 ff., 292 ff. –– Bischofskirche 248 –– Bürger  238 ff., 257 ff. –– Domkapitel  238, 248, 289 f. –– Hochstift 221 –– Johann, Bischof  219 ff., 227 ff., 232 ff., 238, 240, 242, 244 f., 247 f., 250, 257 –– St. Peter  248 f. –– St. Stephan  248 –– St. Thomas  248 f. –– Spital  246 f. –– Stadt 63  ff., 67, 94, 96, 117  f., 145  f., 148 f., 153 f., 182, 186, 191, 216, 218 ff., 224 ff., 230, 235, 237 ff., 250 ff., 257 ff., 273, 277 f., 285 ff., 291 ff. Strünkede, Hermannvon  343 Stülinger, Rudolf  231 Sturm, Johann  247 Sturmfeder, Burchard  41 Sulthen, Gottschalk Moor van der  329 Sulz (Elsass)  240 Sulz, Eberhard von  236 Sulza 43 Sundgau 220 Süsse, Reimbold  249 Sutholte, Dietrich von  324 Swap, Hugelin  242 Swarber –– Berthold  247, 292 –– Johan 247

Personen- und Ortsregister Sweinhein, Gunther von  245 Swenden, Wiprecht  113 Sweppinhusen 174 Swezin, Johann Groze von  116 Tal 175 Tauberbischofsheim  91 f., 200 Teck –– Ludwig von  175, 232, 256, 271, 283 –– Simon von  230 Tecklenburg –– Grafen von  298 f., 301, 308, 310 f., 323, 325, 334 –– Nikolaus von  315, 319 –– Otto von  311, 315, 319, 326 Thamsbrück 117 Theisberg 174 Thron, Kloster  51 Thüringen  26, 40, 120 f., 125, 133 f. –– Friedrich, Landgraf  43, 116 f., 121, 125 f., 134, 178 –– Landgrafen von  81, 116, 128 Tiefenbach 278 Tieffenowe, Wernhern von  243 Tierstein, Walraf von  288 Tirol 144 Toggenburg, Grafen von  229 Tomberg –– Ruprecht von  121 –– Walrave von  121 –– Werner von  121 Trausnitz 229 Trechtingshausen  132, 196, 203, 206 f., 209 f. –– Emerich von  176 –– Johann von  132 –– Lipmute von  132 Treffese, Burchard von  248 Treffurt –– Hermann von  29 Treysa 42 Trier  127, 179 –– Balduin von Luxemburg, Erzbischof  12, 14 f., 27, 29, 33, 40 ff., 76, 79 ff., 85 ff., 92 ff., 98, 103, 105 ff., 123, 127, 130 ff., 137, 140  ff., 151  f., 154, 173, 177  ff., 182 ff., 192, 199 f., 205, 207, 213 f., 239, 257, 285 –– Domkapitel von  80

431

–– Erzbischof  80, 87, 92, 95, 98, 101, 107, 142, 285 –– Erzstift  24, 80, 83, 112, –– Karl von, Deutschordenshochmeister  86 f. Trimberg, Konrad von  74, 77, 136, 178, 190 Trohe –– Erwin von  36 –– Gottfried von  171 Tübingen, Pfalzgrafen von  280 Türkheim  223, 225, 253, 282 Twinger, Burckart  239 Überlingen  96, 286 Uhlenbrock, Goswin von  328 Uhlweiler 276 Ullemburg-Ortenberg 220 Ulm  229, 277 Ungarn 218 Unterelsass  222 f. –– Landgraf von  218 f., 221, 250, 260, 273, 292 –– Ulrich von  231, 233 f. Untermain 72 Ursel –– Berthold Faut von  35 –– Berthold Vogt von  76, 117 f. Urslingen, Konrad von  254, 265 f. Üsenberg, Herren von  221, 228 f., 231 Utenheim, Berlewein von  242 Utrecht –– Bischof 322 –– Johann, Bischof  327 Vechta  315, 330 Veldenz –– Georg von 66, 72, 83, 98, 103, 106, 109 f., 112, 119, 135, 172 ff., 184 ff., 200, 235, 241 –– Grafen von  71, 103, 113 –– Heinrich von  109, 135, 173 ff. Venningen, Siegfried von  198, 203, 211 Verden 296 Viermund, Gerlach von  333 Villmar 52 Vincke, Dietrich  317 Virneburg –– Adolf von  136 –– Grafen von  71

432

Personen- und Ortsregister

–– Ruprecht von  55, 57 f., 107, 120 f., 124, 136, 150, 191, 203 f., 307, 315, 327, 343 Vlotho 314 Vogelsberg 24 Vogesen 216 Vorderösterreich 217 Voytsberg, Albrecht Holtzappel von  128 Waffeler, Heinrich von  234 Walbeck, Herren von  311 Walde, Symon von dem  178 Waldeck –– Grafen von  90, 99, 300 f., 312, 325 f., 343 –– Heinrich von 79, 90 f., 102, 308, 313 f., 319, 325 ff., 329, 332 f., 342 –– Otto von  135 f., 314, 336 Waldeck, Johann von, Kämmerer von Worms  170 Waldeck, Simon von, Knecht  134 Waldecken –– Johann Marschall von  32, 178, 202 ff. Waldkirch 236 Walken, Johans in der  236 Walkenried 331 Walpode, Ludwig  36 Walshausen 331 Waltbode, Johann  127 Waltdorf, Friedrich Großen  66 Wangenheim, Fritze von  116 Warburg  326, 333 Wartenberg, Johann von  119 Wasser, Johannes an dem  268 Waszelnheim, Cune Vogt von  240 Wederden, Hermann von  334 Wehrheim, Rudolf von  171 Weil 280 Weinheim  196 f., 202, 204 ff. Weinsberg –– Engelhard der Ältere von  48 –– Engelhard der Jüngere von  48 –– Konrad von  48, 101 Weißenburg  216, 272 –– Deutschorden in  261, 268 –– Kloster  222, 241, 260, 267 ff. –– Stadt  223 f., 252, 261, 267 ff. Welfen  81, 296 Weltersburg 107 Welver 331

Werberg, Konrad von  170 Werden –– Emich Truchsess von Alzey, Propst zu  35 –– Kloster  326, 330, 338 Werdenberg –– Albrecht von  256 –– Heinrich von  113 –– Hugo von  231 Werl 306 Wernborn 170 Werra 129 Werth, Herren von  299 Wertheim  126, 133 –– Grafen von  72 –– Rudolf von 77, 79, 101, 126, 133, 198, 201 Wesel  301, 322 Weser  296, 301 Weserbergland 296 Westerburg –– Berthe von  130 –– Herren von  71, 136 –– Reinhard von 33 f., 40, 72 f., 102, 120, 130, 178 –– Reinhard von, Kanoniker von Mainz  132 –– Reinhard von, Kanoniker von Köln  170 –– Werner von  90 Westerstetten, Friedrich von  230 Westerwald  24, 71, 165, 296 Westfalen 47, 81, 134, 139, 296 ff., 337 ff., 352 f., 355 f. –– Herzogtum von  296 ff., 304 f., 307, 314, 328 –– Marschall von  297 f., 305 ff., 311 f., 315, 325 f., 328, 335, 343 Westheim 43 Wetter, Kloster in  52 Wetterau 32, 68, 70 f., 90, 112, 117, 128, 156, 160 ff., 171, 185 f., 190, 201, 211 Wetterburg 313 Wettiner  125, 133 f., 138, 194, 211 Wettingen 228 Wetzlar –– Bürger 118 –– Stadt  25, 30, 32, 34, 68 ff., 84, 102, 117 f., 155 ff., 160 f., 164 f., 186, 189 Wewelsburg, Berthold von  308 Wezzel, Heinrich  244

Personen- und Ortsregister Wicker 53 Wicker, Müller  118 Wickersheim 242 Wickershein 235 Widdern 114 Wied –– Grafen von  71 –– Wilhelm von  34, 36, 77 Wiedenbrück  316 f. Wien 292 Wiesbaden 76 Wildberg 109 Wildesberg, Friedrich von  245 Wildgraf 71 –– Friedrich  51, 79, 185 f. –– Friedrich von Kyrburg 108, 110, 120, 177, 186 –– Gottfried 110 –– Hartrad von Daun  79, 97, 108 –– Johann von Daun  41, 79, 103, 108 f., 120, 132, 146, 152, 173 ff., 185 ff. Wilgotheim, Berthold von  230 Wilhelm von Ockham  13 Wimpfen  41, 265 Windeck –– Brune von  244 –– Burchard von  233 –– Reinbold von  233 Winstein, Steinlin von  245 Winterberg  325, 328 Winther, Thileman  176 Wintzingerode, Johann von  117 Wipperfürth 344 Wirberg, Kloster  54 Wisze, Peter  176 Wittelsbacher  13, 26, 95, 101, 294 f., 337 f. Wittenheim, Johannes von  278 Wittgenstein –– Burg 320 –– Grafen von  99, 112, 122 –– Siegfried von  79, 99, 106, 123 Wizenstein, Johann von  35 Wolfisheim, Heinrich von  275 Wolvelin 108 Wonsheim, Albrecht Wüst von  97 Worms  147, 149, 167, 216 –– Bischof 80 –– Bistum  192 f.

433

–– Bürger  85, 119, 187 –– Domdekan, Theoderich von Meckenheim  192 f. –– Domkapitel  113, 192 –– Gerlach, Bischof  133, 192 –– Hochstift  80, 113, 192 –– Salman, Bischof  58, 113, 133, 192 –– Stadt 24 f., 36, 61 ff., 84, 94, 96 f., 104, 117  f., 145  f., 148  f., 152  f., 167, 182, 186 f., 191 f., 194, 257 Worringen  27, 297, 300, 304, 349 Wunneberg –– Arnold von  35 –– Eberhard von  36 –– Gerhard von  35 –– Johann von  36 –– Ludwig von  36 –– Philipp von  35 –– Werner von  35 Wunstorf –– Grafen von  320 –– Johann von  320 –– Ludolf von  320 –– Stadt 320 Württemberg –– Eberhard von  280, 284 f. –– Grafen von  48, 81, 111, 264, 280, 282 –– Ulrich von 41, 101, 113, 126, 185 ff., 243, 280, 284 f., 291 Würzburg –– Bischof  81, 100 f., 130 –– Gottfried, Bischof  31, 89 –– Otto, Bischof  45, 126 –– Stadt 64 –– Wolframm, Bischof 42, 95 Xanten –– Propst Johann von 40, 120 f., 129, 131, 150, 198 Zabern  220, 240 Zell 223 Zenechen 36 Ziegenhain –– Gottfried von  34, 102, 134, 136 –– Grafen von  88, 99, 312 f. –– Johann von  31, 88 f., 102, 112, 117, 134 Zipplingen, Heinrich von  141, 152

434 Zisterzienser  275 ff., 279, 282 Zorn 258 –– Johann 246 –– Klaus 245 –– Nikolaus  239, 246 Zürich –– Frauenmünster 225

Personen- und Ortsregister –– Stadt  96, 220, 225 Zweibrücken –– Eberhard von  120 –– Grafen von  71, 122, 279 –– Simon von  120 –– Walram von  110 Zwingenberg  130, 197 ff., 202 f.

Sachregister Aberacht 185 Absolution  15, 55 Acht (Reichsacht) 19, 22, 97, 110, 178, 183 ff., 192 ff., 214, 256 f., 271 f., 346 Achtbuch  19 f. Advokat  52, 247 Allod  91, 108, 233 Ammann  157, 265, 340 Ammannmeister 239 Amtmann  31, 66, 88 f., 90, 112, 114, 118 f., 126 f., 129, 135, 146, 161, 180, 185 f., 194, 275, 279 Anleite  19, 22, 175, 184 ff., 195, 254, 276 Anleiter  175, 184 ff., 191, 254 Appellation 12, 15, 19, 21, 54 f., 56, 192, 247 f., 331, 350, 357 Arbiter 45 Artikelprozeß  52 f., 91, 104, 207 Ausbürger  272 f. Austrag 19 Bann  97, 110 Bischofsstadt 61 f., 68, 70, 160, 166, 186, 238, 257 ff., 302 f., 334 Bote  51 f., 54 Brandstiftung 51 Bündnis  26, 33, 40 f., 43, 45, 59, 61 ff., 66, 68, 72 ff., 78, 80, 82, 84, 86 ff., 90, 92 f., 95 f., 98 f., 100 ff., 105 ff., 111, 113 f., 116 f., 121 f., 124 ff., 134 ff., 143, 164, 168, 177 f., 185 ff., 192 ff., 199, 202, 211 f., 216 f., 241, 253, 266, 286, 288, 290, 293 f., 296, 309 ff., 325, 335, 343, 350, 354 ff. Bündnisurkunde  23, 37, 82, 312 Bürge  33, 47, 55, 86, 90, 97, 106, 109, 120 f., 131, 147, 155, 178 f., 234 f., 237, 239 f., 242 ff., 249, 253, 325 Bürgergemeinde  61, 68, 187, 214, 237, 256, 259, 265, 302, 340 Bürgermeister  247, 292, 340, 346 Burgfriede  73 f., 158, 201

Burggraf  32, 157 f., 202, 245 Burglehen  73, 80, 91, 110, 275, 313 Burgmann 32, 63, 78 f., 86, 88, 98 f., 104, 106, 134, 146, 157 ff., 185 f., 198, 214, 297, 314 f., 317, 319, 324, 330 Buße  51, 53 Bußgeld  47, 178 Corpus iuris civilis  111 Dienstvertrag  78 f., 89, 106, 108, 120, 134, 136, 138 Diözesansynode 55 Dispensation 55 Distinktion 50 Droste  307, 330 Ehre  28, 30, 164, 194, 264, 287 Eid  142, 239, 252, 256, 263, 266, 286 f. Eideshelfer 52 Eigen  110, 157, 171, 206 f. Einlager  47, 75 f., 121, 131 f., 144, 147, 242, 325 Erbe  31, 33, 110, 157, 227, 245, 255, 259, 279, 284, 301, 340 f., 344 Erbgut  69 f. Erbteilung  33, 300 f. Evokationsrecht 19 Exkommunikation 53, 55, 107, 120, 122, 183, 192, 247, 310, 331, 335 Fehde  28 ff., 56, 60, 102, 105, 108, 123, 128, 139, 145, 177, 179 f., 236, 243 ff., 249, 301, 309, 311 f., 314, 316, 319 f., 324 f., 329, 335, 337, 352, 354 Fehdebrief  28, 324 Feme, Femegericht  297, 349 Fischerei  175, 267 Freigericht  338, 349 Freigrafschaft 338 Freiheit  36, 66, 68, 104, 268, 277, 279 f., 318

436

Sachregister

Fürst  23, 31, 34 f., 56, 61, 87, 123, 127, 129, 136, 147, 151, 153, 180, 184, 186, 188, 194, 211, 254, 257, 259, 261, 294, 299, 303, 327, 329 ff., 335, 338 f., 346, 355 Fürstentum  205 ff., 209 ff., 254 Ganerben  157, 168 Geistliche 29, 36 f., 47, 49 ff., 53 ff., 86 f., 91 f., 94, 104, 120, 135, 182 ff., 191, 247, 330 f., 345, 347, 352 f. Geleit 95, 109, 128, 136, 140, 146 f., 153, 182, 333, 345, 347 Gericht  90, 100 f., 110, 151, 189 f., 211, 238, 352 –– geistliches  49 ff., 121, 132, 184, 187, 191, 235, 247 ff., 258, 272 –– kirchliches 49 ff., 53, 56, 60, 156, 167, 247, 276 f., 291, 352 –– weltliches  184, 235, 258, 272 Gerichtsbarkeit –– königliche  18 ff., 27, 60, 70, 139 ff., 168 ff., 182 ff., 189, 191 ff., 196 ff., 212 ff., 226, 229, 237, 249 ff., 285 ff., 294 f., 337 ff., 350 f., 355, 357 Gerichtsstandsprivileg  21 f., 156 f., 189, 251, 273, 340 Gesetzgebung  16, 349 Gewohnheit  20, 50, 66, 104, 111, 180 f. Gewohnheitsrecht 47 Gottesfriede 29 Gutachten 50 Hegemonie  78, 196 ff., 215, 217, 219 f., 354 Heimfall 200 Herrscherhof 13, 15 f., 18 f., 22 ff., 27, 60, 70, 74, 78, 157 f., 167, 169, 171 f., 180, 185, 187, 189, 195 f., 198, 214 f., 251 ff., 259 ff., 267, 283 f., 289 f., 294 f., 340 f., 343 ff., 351, 355 ff. Hofgericht  18 ff., 157, 169 f., 172 ff., 180 f., 189  ff., 195, 212, 214  f., 254  ff., 272, 283 f. Hofgerichtskanzlei 20 Hofgerichtsschreiber 20 Hofgerichtssiegel  20, 174 Hofgerichtsurkunde  20, 22, 175 Hofrichter  18, 20, 169 f., 175, 189, 248, 256, 262, 271 f., 275, 356

Hörige  73, 165, 175, 231, 268, 271 f., 274, 279, 328, 330 Immission 51 Immunität 267 Infamia 52 Inquisitio 52 Interdikt  49, 52 f., 183, 310 Interregnum  217, 303 Judenregal  166 f. Judensteuer 347 Kaiser  64, 110, 115, 117, 119, 123, 135 ff., 151 ff., 157 ff., 170 ff., 183 ff., 201, 207 f., 211 ff., 230, 248, 339 Kaiserkrönung  14, 22, 141, 156 Kaiserrecht 111 Kammergericht 268 –– königliches  19 f. Kammerknecht  166, 284 Kanzlei  15 f., 80 f., 85, 108, 145, 153 Kanzler  147, 221, 252, 268 f. Kirchenlehen  200 ff., 209, 231 Kirchenrecht 47 Kirchenstrafe  49 f., 51, 291 Königsgut 68, 142, 144, 214, 222 f., 233, 259, 267, 275, 278, 294 f., 303, 338 ff., 355 Königsstadt 68 ff., 117, 123, 156 ff., 160, 163, 165 f., 186, 190, 211, 214, 216, 219, 223 f., 228, 231, 233, 250, 252 ff., 256, 259 ff., 283, 286, 288, 291 ff., 303, 314, 340, 356 Königtum 61 f., 67, 104, 139 ff., 166, 186, 222 f., 229, 259, 275, 278, 282, 288, 294, 303 f., 310 Küchenmeister 169 Kundschaft 46, 75, 104, 116, 171, 198 f., 201 f., 209, 246, 279 Kurfürst 12, 14 f., 26 f., 79, 84 f., 86 f., 95, 98, 101, 123, 126, 140, 143, 180 f. Kurie 11 ff., 54 f., 82, 93 f., 101, 104, 115, 120, 122, 124  ff., 136  ff., 142, 150, 182, 187, 189, 191 ff., 214, 221, 247 f., 271, 274, 286, 289 ff., 331, 339, 349 f., 357 Kurverein 127

Sachregister Ladungsbrief 52 Landfriede  16, 28 f., 59, 64, 66, 70, 78, 84 f., 87, 94 ff., 104, 106, 112 ff., 117 ff., 123, 128, 139 ff., 145 ff., 155, 164, 177 f., 190, 192, 195, 198, 208, 213 f., 216, 218 ff., 229, 235, 251, 258, 272 f., 285 ff., 295, 304 ff., 315 ff., 323 f., 334, 338, 350, 354 f. Landfriedensbruch  86, 104, 117 Landfriedensgericht  84, 118 Landfriedenspolitik  105, 141, 143, 150 Landfriedenssiegel 149 Landgericht  117 f. Landrecht 336 Landschaft –– königsferne 26 –– königsnahe  25, 27 –– königsoffene 26 Landstände  299, 305 Landvogt  65, 90, 112, 149, 155, 160, 162 f., 185 f., 214, 220, 222 ff., 228 ff., 241, 246, 251, 254 f., 259 f., 265 ff., 269 f., 274, 276 f., 279 ff., 283 ff., 288 ff., 295 Lehen  33, 35, 46, 88, 98 ff., 108, 110 f., 168, 171, 174, 180, 200 ff., 205 ff., 221, 227, 318, 338 Leh(e)nrecht  47, 56, 59 Lehensherr  30, 56, 76, 110, 168, 174, 181, 206, 237, 255, 329, 356 Lehenshof  56, 59 Lehensverhältnis  35, 56, 59, 78 f., 98, 106 ff., 122 f., 234, 303, 338, 354 Lehenswesen  17, 80 Lehngericht 56, 59 f., 76, 100, 176, 200 f., 237 Lehnregister 316 Libri feudorum  111 Litis contestatio  51 Majestätsverbrecher 85 Mannengericht 46 Mannlehen 58 Messe  155 f., 158 Ministerialen  86, 198 f., 222, 311, 318 Minne 44 f., 116, 121, 128, 160, 172, 174, 181, 240, 244, 308, 325, 329, 336 f., 353 f. Mitbesiegelung  31 ff., 97, 106 f., 109 f., 120 f., 163, 174, 179 f., 191, 204, 229, 240 f., 243, 264, 281, 293, 341

437

Mitgift  31 f., 341 Mutschierung 88 Niederadel  25, 33, 35, 79, 97, 100, 125, 130, 177, 188, 198, 222, 330 f. Notar  121, 206 Notariatsurkunde  183, 210 Obmann  39 ff., 62 f., 65 f., 73 ff., 83, 89, 91, 95, 98 ff., 111 f., 114 f., 117, 121, 123, 125 ff., 135 f., 137, 144 ff., 151, 155, 159, 161 f., 166, 168 f., 171 ff., 179, 188, 191, 198 f., 201 ff., 230 f., 233 f., 236, 241, 244 f., 258, 268, 270, 274, 277, 288, 292, 312, 315, 317 f., 320, 326 f., 333, 341, 350, 353 f. Offizial  52, 103, 247, 331 Öffnungsrecht 197 Papst  95, 105, 110, 113, 120, 122 f., 141 f., 150, 183, 187, 192 f., 231, 255, 312, 331 Papsttum  12, 15, 124, 220, 257 Patrizier  67, 258, 262 ff., 303 Patronatsrecht  52, 54, 104 Pfahlbürger  32, 165, 273 f. Pfand, Pfandschaft 98, 142, 197, 207  ff., 233, 281 Postulation 105 Präsentationsrecht  50, 89 Privileg  19, 21 f., 25, 65, 68, 190, 237, 249, 251, 256, 258, 260 f., 270, 272, 276, 278, 302 f., 318, 324, 338 ff., 347 ff. Privilegia de non appellando  19, 21 Privilegia de non evocando  19, 21 Prokurator  54, 247 f. Prokuratorium 14 Protonotar 15 Provision  93, 105, 113, 136, 192 f. Raub 51 Rechnungsbuch 161 Recht –– gelehrtes  15, 17 f., 54, 56, 110, 123, 208, 249, 357 –– geschriebenes  180 f., 207 –– kanonisches  15 f., 50 –– römisches 47 Regalien  290 f., 338

438

Sachregister

Reichsgut  115, 142, 347 Reichskammergericht 19 Reichslandpolitik  25, 68, 70, 222 f. Reichslehen 127, 145, 151, 175, 227, 254, 281, 303, 338 ff., 346 Reichsministerialität  25, 222, 340 f. Reichsritterschaft 222 Reichsstadt  156 f. Reinigungseid  52, 256, 275 Richter, delegierter  56, 247 f. Schadensersatz  46, 49, 52, 152 Schiedsgericht  19, 34 ff., 54, 56 f., 59 f., 62, 65 f., 74 f., 92, 111, 125, 131, 135, 139, 142, 159 ff., 165 ff., 171, 173 f., 176 f., 179, 181, 197 ff., 201 ff., 214 f., 230 ff., 237, 240, 244 ff., 257, 266, 268 ff., 274 f., 277, 281 f., 292, 294 f., 312, 317, 320, 323, 325 ff., 352 ff., 356 f. Schiedsgerichtsurkunde  23, 47 ff., 51, 62  f., 65  ff., Schiedsrichter 30, 36  72 ff., 83, 86 f., 90 ff., 98 ff., 103 f., 108 f., 110 ff., 116 f., 121, 123, 124 ff., 135 ff., 142 ff., 155, 160  ff., 166, 168  ff., 188, 197 ff., 201 ff., 228 ff., 234 ff., 240, 244 ff., 254, 256  ff., 268  ff., 274, 277  f., 281, 287, 291, 311 ff., 318, 323, 325 ff., 350, 353 f. Schiedsspruch 65, 87, 101, 103, 144, 155, 159 ff., 203 f., 226, 228 ff., 236, 240 f., 244 ff., 276 ff., 281, 286 f., 290 f., 325 ff., 350, 353 Schirmer  184 ff., 191, 277 ff. Schöffen  32, 36, 65, 110, 159, 161, 163, 262 Schöffengericht 159 Schultheiss 32, 66, 156 f., 159, 164, 229, 234, 236, 239, 245 f., 248, 256, 263, 266, 273, 276, 340 Siegel  36, 149, 151, 161, 170, 174, 199, 204, 293, 305 ff. Städtebund  61 ff., 77, 94, 97, 104, 138, 146, 160, 163, 214, 223 ff., 239, 292, 315, 320 ff., 334, 342 f., 350, 354 Stadtherr 61, 160, 187, 238, 256 f., 259 ff., 302, 306, 323, 340, 347 Stadtrecht 64 Steuer  50, 65, 104, 166 f., 248 f., 254, 261, 264 f., 270, 282, 312, 345 f.

Strafgeld  47, 89, 161, 191, 348 Sühne  29 f., 33, 35, 41, 44, 46, 65, 67, 75, 77, 97, 99, 102 ff., 107, 109 ff., 115 f., 121, 132, 135, 143, 152, 155, 159 f., 163, 180, 230 f., 236, 239, 241, 243, 249, 264, 287, 325, 329, 336 f. Thronkampf 11, 76, 81, 86, 91, 93 f., 104, 154, 162, 196, 214, 218, 229 ff., 249, 252, 255, 260, 263, 285, 293 f., 357 Totschlag  66, 104 Ungeld  191, 270 Unterlandvogt  223, 254, 256, 265 f. Urbar 330 Urfehde  30, 235, 238 f., 241, 243, 245, 249, 287, 320 Urteilsbuch 19 Urteilsschelte 21 Vasall (Lehnsmann)  56, 58, 79 f., 83 f., 86, 98 f., 101, 106, 113, 122, 126, 128, 172 ff., 176, 179, 198, 204, 209, 237, 256, 297, 299, 312, 316, 328 f., 346 Vergleich  31 ff., 36, 42, 50, 53, 90, 92, 102, 141, 165, 178, 228, 230, 240, 245, 315, 325 f., 328 Verhandlung  31, 56, 139, 182 Vermittler 32 ff., 37, 41, 65, 68, 72, 77 f., 100, 104, 106, 110, 116, 121, 130, 137, 161 f., 166, 170, 229, 232, 235, 237, 285, 295, 325, 327 ff., 336, 348, 350, 352 Vermittlung  31, 36, 47, 50, 56, 60, 74, 89, 99, 102, 123, 139, 141, 160, 163, 168, 187, 237, 253, 264, 272, 274, 281, 325 f., 328, 333 ff., 353 Verpfändung  25, 141 f., 160, 167, 197, 204 ff., 223 f., 233, 254, 271, 274, 278, 282, 298, 303, 316, 345, 347 Verwandte  30 ff., 34, 72, 75 f., 83 f., 86, 90, 121, 200, 234, 242, 308, 311, 315, 328 f., 341 Verwandtschaft  77, 196, 254 Vitztum 35, 90, 94, 114, 121, 234, 245, 288 Vogtei, Vogteirecht  32, 200, 206 f., 209, 267, 269, 271, 277 ff., 299 f., 313, 338 Völkerrecht 37

Sachregister ff., 138  f., 140, 213, 217  ff., Vormacht 78  226 ff., 286, 288, 294, 296 ff., 304, 309 f., 323, 327, 337, 349, 354 Vormund  58, 90, 108 Waffenstillstand 29, 98, 111 f., 134, 159 f., 163, 197, 232 f., 235, 238, 243, 250, 289, 313, 335 f. Wahlkapitulation  105 f., 124, 318

439

Wittum  32, 168 Zehnt  54, 331 Zoll  62, 65, 94 ff., 104, 118, 128, 140, 149, 158, 164, 182, 188, 248, 270, 322, 338 f., 343, 348 Zöllner 238 Zollrichter 238 Zunft  262 f., 270, 303, 348